Herbst | Winter 2021/22
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Der Verlag für jüdische Kultur und Zeitgeschichte Herbst | Winter 2021/22 Liebe Leser, liebe Autoren und Herausgeber, liebe Buchhändler und Partner, wenn ich in Interviews nach Vorbildern gefragt wurde, habe ich stets ausweichend geantwortet, weil ich mich nie auf einen Menschen festlegen, gar mit ihm verglichen werden oder ihn posthum in die Verlegenheit bringen wollte, mit mir verglichen zu werden. Ich breche mit diesem Tabu und verleihe meiner Bewunderung für Friedel Stern (1917–2006) Ausdruck. Sie musste als Teenager unsere gemeinsame Heimatstadt Leipzig unfreiwillig verlassen, um ihr Leben vor der Verfolgung durch die nationalsozialistischen Deutschen zu retten. Sie sollte erst fast 70 Jahre später zurückkehren – als Israels bekannteste Karikaturistin und Illustratorin. Friedel Stern war eine selbstbewusste Jüdin und Israelin. Ihre Leipziger Herkunft konnte sie dabei nie ablegen, so gern sie sicherlich die schmerzlichen Erinne- rungen an die Flucht und den Verlust der Mutter ausgelöscht hätte. Sogar ihre fast 7 000 Arbeiten, die sie dem Israeli Cartoon Museum hinterlassen hat, weisen „Leipzig“ in ihrer Signatur aus. Ob Friedel Stern als Freiwillige bei den britischen Truppen im Zweiten Weltkrieg diente oder anschließend als Karikaturistin die Männerdomäne der Zeitungswelt eroberte – sie hat stets ihre Unab- hängigkeit verteidigt. Sie wollte nicht nur als Künstlerin selbstständig arbeiten, sondern auch als Frau frei und ungebunden leben. Gundlach © Christiane Foto 2 Ihre Bilder, die von den Konflikten und Missverständnissen im Zusammenleben der Kulturen und Religionen im Nahen Osten ebenso erzählen wie von denen zwischen Mann und Frau, fanden eine eigene Sprache für politische, gesellschaftliche und menschliche Situatio- nen, in denen Worte nur hätten verletzen oder versagen können. Sich selbst nicht so ernst nehmen, auch mal den ersten Schritt wagen, dem Anderen mit geistreicher Ironie und einem charmanten Augen- EDITORIAL zwinkern begegnen: Friedel Sterns Zeichnungen spielten, ja flirteten regelrecht mit der Welt und entschärften mit ihrem Stil so manche spannungsreich aufgeladene Konfrontation. Friedel Stern sagte einmal, sie habe „vielen Leuten geholfen, ihre schlechte Laune zu überwinden“. Auch wenn unsere Bücher diesen Anspruch leider viel zu selten mit Humor einzulösen vermögen, möchten wir mit unserem Verlagsprogramm doch ein wenig dazu beitragen, zumindest das Gefühl von Ausweglosigkeit und Ohnmacht zu überwinden, das uns angesichts des historischen wie auch des gegenwärtigen Antisemitismus erfasst. Friedel Sterns Biographie und ihre Zeichnungen sind – neben den vielen anderen Neuerscheinungen unseres Herbstprogramms – ein Hoffnungszeichen, dass es immer weiter geht. Wir dürfen nur den Mut nicht verlieren. Ihre Dr. Nora Pester und das Hentrich & Hentrich-Team 3 Der Hentrich & Hentrich Wandkalender von September 2021 bis Dezember 2022 mit allen gesetzlichen Feiertagen in Deutschland, jüdischen Feiertagen und Halbfeiertagen 4 Hentrich & Hentrich Kalender 2021/2022 | 5782/5783 mit jüdischen und gesetzlichen Feiertagen 16 Blatt, Spiralbindung und Aufhängeloch, mit Notizfeldern Format 21 cm x 42 cm (offen), 21 x 21 cm (geschlossen) € 15,00, ISBN 978-3-95565-478-8 Juni 2021 KALENDER Unser Kalender zeigt 16 Zeichnun- gen der aus Leipzig stammenden israelischen Karikaturistin Friedel Stern, die von September 2021 bis Dezember 2022 durchs gregoriani- sche und jüdische Jahr begleiten, das im September mit Rosch Ha- schana, dem jüdischen Neujahr, beginnt. Das Kalendarium enthält alle gesetzlichen Feiertage in Deutschland, die jüdischen Feier- tage und Halbfeiertage und bie- tet Platz für Notizen und Termine. Als Werbekalender mit Ihrem eigenen Logo auf der Titelseite, praktisch und kostengünstig als Großbrief zu versenden. Rabattstaffelung: ab 20 Expl.: 20 % | ab 30 Expl.: 25 % | ab 40 Expl.: 30 % Eigener Werbeeindruck: einmalig pro Auftrag € 65,00 Bestellung unter [email protected] 5 Thomas Mayer wurde 1949 in Freital bei Dresden geboren. Er stu- dierte von 1974 bis 1978 Journalistik an der Karl-Marx-Universität Leipzig. Von 1972 bis 1991 arbeitete er beim Sächsischen Tageblatt in Karl-Marx-Stadt, Dresden und Leipzig als leitender Redakteur und Reporter. 1991 bis 2012 wirkte er als Chefreporter der Leipziger Volkszeitung. Seit 2013 ist er freiberuflich als Journalist und Autor tätig, Buchpublikationen unter anderem zur Friedlichen Revolution. 6 Thomas Mayer Friedel Stern Israels bekannteste Karikaturistin aus Leipzig ca. 120 Seiten, 35 Farb-Abb., Broschur, 21 x 17 cm ca. € 17,90, ISBN 978-3-95565-479-5 Juni 2021 FRIEDEL STERN Friedel Stern wird 1917 in Leipzig geboren. Hier studiert sie auch an der Kunstgewerbeschule. 1936 gelingt ihr dank des Engage- ments ihrer Mutter die Ausreise aus Nazi-Deutschland nach Erez Israel, wo sie an der Bezalel Academy of Arts studiert. Mit Eintritt des Vereinigten Königreichs in den Zweiten Weltkrieg meldet sie sich als Freiwillige bei den britischen Truppen. Nach Kriegsende kehrt sie nach Israel zurück und avanciert zur ersten und bekanntesten Illustratorin und Karikaturistin des Landes. Ihre Arbeiten werden international gezeigt und sie veröffentlicht zahlreiche eigene Bücher. Den Eichmann-Prozess 1961 begleitet sie als Pressezeichnerin. Anlässlich einer Sonderausstellung ihrer Arbeiten im Rahmen der 5. „Karicartoon“-Biennale 2005 in Leipzig kehrt sie erstmals nach fast 70 Jahren in ihre Heimatstadt zurück. Friedel Stern stirbt am 29. Oktober 2006 in Tel Aviv. 7 8 Stella Leder (Hg.) Über jeden Verdacht erhaben? Antisemitismus in Kunst und Kultur Herausgegeben vom Institut für Neue Soziale Plastik e.V. ca. 200 Seiten, Klappenbroschur, 14,5 x 20 cm ca. € 19,90, ISBN 978-3-95565-464-1 September 2021 Die nationalsozialistische Vergangenheit vieler Kulturinstitutio- nen blieb nach 1945 weitgehend verdrängt, dasselbe gilt für per- ANTISEMITISMUS sonelle und ideologische Kontinuitäten in der Kunst. In der DDR legitimierte die Selbstsicht als antifaschistischer Staat aggressi- ven Antizionismus. Trotzdem scheint Antisemitismus in Kunst und Kultur kein Thema zu sein – außer, wenn es um die Zurück- weisung sogenannter „Antisemitismusvorwürfe“ geht. Wie aber steht es um Antisemitismus in heutigen künstlerischen und kultu- rellen Kontexten? In wissenschaftlichen, journalistischen und persönlichen Texten widmen sich die Autor*innen des Bandes dem Themenfeld Antisemitismus in Kunst und Kultur sowie den Leerstellen in der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialis- mus in diesem Feld. Literarische Texte geben einen Einblick in die Alltäglichkeit von Antisemitismus, hinterfragen die Erinne- rungskultur und verdeutlichen das große Potenzial künstlerischer Zugänge zu diesen Themen. Mit Beiträgen von Ronen Steinke | Dmitrij Kapitelman | Mirna Funk | Ben Salomo | Lena Gorelik | Samuel Salzborn | Max Czollek | Aram Lintzel | Sharon Adler | Debora Antmann | Leo Fischer | Julia Weinreich | Lars Fischer | Benno Plassmann | Katharina Stengel | Jyl Brandler | Bettina Leder | Ramona Ambs | Matthias Naumann | Rebecca Ajnwojner | Martín Valdés-Stauber | Türkân Kanbiçak, Manfred Levy, Mirjam Wenzel | Janna Petersen | Tahera Ameer | Julya Rabinowich | Tania Martini 9 10 Anetta Kahane, Martin Jander (Hg.) Juden in der DDR. Anpassung, Dissidenz, Illusionen, Repression Portraits ca. 180 Seiten, 18 Abb., Klappenbroschur, 16 x 23,3 cm ca. € 19,90, ISBN 978-3-95565-465-8 Dezember 2021 Worin besteht die Besonderheit der deutsch-jüdischen Nach- kriegsgeschichte in der DDR? Nach Shoah, Verfolgung, Lager und Widerstandskampf kehrten etliche deutsche Juden in die DDR JUDEN IN DER DDR zurück, um den Sozialismus aufzubauen. Trotz massiver antise- mitischer Verfolgungen im Winter 1952 blieben viele. Sie waren davon überzeugt, in der DDR besseren Schutz vor alten Nazis zu finden als im Westen. Ihre Jugend in zionistischen und sozialisti- schen Gruppen verband sie mit einer Ideologie, die allein im Kapitalismus die Ursache allen Übels, also auch des Antisemitis- mus, sah. Doch der Antisemitismus verschwand nicht mit dem Kapitalismus und auch nicht durch Schweigen. Wie gingen Juden in der DDR mit ihrer jüdischen Identität um? In welchem Span- nungsfeld zwischen Anpassung und Dissidenz bewegten sie sich? Inhalt Victor Klemperer (Anetta Kahane) | Arnold Zweig (Saskia Thieme) | Paul Merker (Jeffrey Herf) | Hertha Gordon Walcher (Regina Scheer) | Lothar Kreyssig (Martin Jander), Rudolf Schottlaender (Irene Selle) | Leo und Rudolf Zuckermann (Judith Kessler) | Joachim Chaim Schwarz (Karin Hartewig) | Julius Meyer (Andreas Weigelt) | Leo Bauer (Bernd Rainer Barth) | Stefan Heym (Jürgen Nitsche) | Helmut Eschwege (Martin Jander) | Eugen Gollomb (Steffen Held) | Fred Wander (Anja Thiele) | Reimar Gilsenbach (Tobias von Brocke) | Wolf Biermann (Hannes Stein) | Jurek Becker (Patrice Poutrus) | Barbara Honigmann (Agnes Mueller) 11 Sandra Anusiewicz-Baer studierte Erziehungswissenschaften, Juda- istik und Islamwissenschaften in Berlin und Haifa sowie Kultur- management in Hamburg. Seit 2013 arbeitet sie als Koordinatorin des Zacharias Frankel College, eine Ausbildungsstätte für konserva- tive / Masorti Rabbinerinnen und Rabbiner in Berlin. Ihre Disserta- tion mit dem Titel „Die Jüdische Oberschule in Berlin. Identität und Jüdische Schulbildung seit 1993“ erschien 2017. Sie ist in der Dresdner jüdischen Gemeinde aufgewachsen. 12 Sandra-Anusiewicz-Baer, Lara Dämmig Jung und jüdisch in der DDR ca. 144 Seiten, 40 Farb- und S/W-Abb., Broschur, 21 x 21,5 cm ca. € 17,90, ISBN 978-3-95565-466-5 November 2021 Wie fühlten sich junge Jüdinnen