Zur Fauna Der Hautflügler (Hymenoptera) Des Märchenwaldes Im Stadtforst Einbeck
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Dr. rer. nat. Reiner Theunert Zur Fauna der Hautflügler (Hymenoptera) des Märchenwaldes im Stadtforst Einbeck Titelabb.: Buchen-Keulhornblattwespe (Cimbex fagi); tot auf einem Weg gefunden – erster Fund in Niedersachsen. Bericht erstellt unter finanzieller Förderung durch: • Allianz Versicherung Thomas Schmidt, Generalvertretung, Neuer Markt 8, D-37574 Einbeck • Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), Kreisgruppe Northeim, Zur Höhe 19, D-37181 Hardegsen • Stadt Einbeck, Teichenweg 1, D-37574 Einbeck • Stadtwerke Einbeck GmbH, Grimsehlstraße 17, D-37574 Einbeck • Umweltstiftung Greenpeace, Hongkongstraße 10, D-20457 Hamburg 1 Adresse des Verfassers: Umwelt & Planung Dr. Theunert Fachbüro für Umweltplanung seit 1990 Allensteiner Weg 6, D-31249 Hohenhameln Tel.: 05128/95802; 0177/3118854 E-Mail: [email protected] Internet: www.umweltplaner.de Inhalt Seite 0 Zusammenfassung 2 1 Einleitung 3 2 Untersuchungsgebiet 3 3 Methodik 5 4 Ergebnisse 7 5 Diskussion 9 6 Quellen 15 0 Zusammenfassung Es wurden 95 Hautflüglerarten bestimmt, die im Einbecker Märchenwald in den Jahren 2015 bis 2019 festgestellt worden waren. Darunter befinden sich mindestens zwei für Niedersachsen neue Arten (Cimbex fagi, Ectemnius nigritarsus) und sechs in Deutschland bestandsbedrohte Arten, soweit sog. Rote Listen vorliegen (Cimbex fagi, Ectemnius nigritarsus, Megachile ligniseca, Tenthredo bipunctula, Tenthredopsis tarsata), bzw. die Bestandsbedrohung aus einer artspezifischen Abhängigkeit zu anderen in Deutschland bestandsbedrohten Arten ableitbar ist (Opheltes glaucopterus). Die Untersuchung wird fortgesetzt. 2 1 Einleitung Seit 2015 werden unter Einsatz einer nicht-automatischen Lichtanlage Erhebungen zur Fauna der Nachtschmetterlinge im Märchenwald im Stadtforst Einbeck durchgeführt. Sie sind Teil einer Abfolge von Bestandsaufnahmen zur Tier-, Pflanzen- und Pilzwelt dieses Gebietes. Näheres ist dem Internet unter www.maerchenwald-einbeck.de zu entnehmen. An dieser Anlage erschienen auch gelegentlich nachtaktive Hautflügler, was zu der Überlegung führte, die Bestandsaufnahmen auf die Insektengruppe der Hautflügler insgesamt auszudehnen. In 2019 wurde mit der Erfassung der tagaktiven Arten begonnen. Hautflügler haben, wie es der Name anzeigt, häutige Flügel. Bei etlichen Arten sind sie allerdings zurückgebildet. Die Rückbildung kann lediglich ein Geschlecht betreffen oder eine Kaste von sich (gewöhnlich) nicht fortpflanzenden Tieren, z. B. die Arbeiterinnen der Ameisen. Häutige Flügel sind aber kein besonderes Kennzeichen. Es gibt sie auch bei anderen Insektenordnungen. Charakteristischer ist eher, dass die Weibchen ein Legerohr (Ovipositor) ausgebildet haben. Innerhalb der sich holometabol und damit von einer Larve über eine Puppe hin zum Vollinsekt (Imago) entwickelnden Insekten ist ein Legerohr einzigartig. Es ist aber nicht immer sichtbar. Es kann zu einem Wehrstachel umgebildet sein. Die Ordnung der Hautflügler (Hymenoptera) besteht aus den Unterordnungen der Pflanzen- oder Sägewespen (Symphyta) und der Taillenwespen (Apocrita). Bei letzterer werden die Teilordnungen der Legimmen (Terebrantia), zu der unter anderem die Schlupf-, die Zehr-, die Erz- und die Brackwespen gehören, und die der Wehrimmen unterschieden, auch Stechimmen genannt (Aculeata), zu der unter anderem die Ameisen und die Bienen gehören. 2 Untersuchungsgebiet Es werden die das Untersuchungsgebiet gut kennzeichnenden Ausführungen aus früheren Berichten über den Einbecker Märchenwald übernommen, ergänzt um einige wenige Hinweise zur Vegetation: Einbeck liegt im südlichen Niedersachsen, naturräumlich zum Weser-Leine-Bergland gehörend. Zwischen Göttingen und Einbeck erstreckt sich entlang des Leinegrabens eine landwirtschaftlich intensiv genutzte Ebene, die von mehreren kleineren Mittelgebirgen umgeben ist (Abb. 1). 3 Abb. 1: Lage des Untersuchungsgebietes. Das etwa 24 Hektar große Untersuchungsgebiet ist Teil des Stadtforstes Einbeck, knapp 2 km nordöstlich des Einbecker Marktplatzes auf der Hube (Abb. 2). Die Hube ist ein Höhenzug im niedersächsischen Bergland. Ihre höchste Erhebung ist der Fuchshöhlenberg, der 346,2 m über NN misst. In Ost-West-Richtung erstreckt sich die Hube auf ungefähr 6 km, in Nord-Süd-Richtung auf 5,5 km. Das Untersuchungsgebiet am nördlichen Abhang der höchsten Erhebung wird von den Höhenlinien 315 m und 260 m begrenzt. Die Nordseite der Hube hat deutlichen Mittelgebirgscharakter, während sich am Südende, auf dem Altendorfer Berg, einer der größten Halbtrockenrasen Niedersachsens befindet. Geologisch prägen den Höhenzug Schichten des Muschelkalkes. Einbeck und die Hube liegen im Regenschatten des bis zu 528 m hohen Sollings. Die Bestockung des Märchenwaldes besteht aus unterschiedlichen Baumarten. Vorherrschend sind Eichen und Buchen, aber auch Hainbuchen, Berg- und Feldahorn, Bergulme, Birke und Esche kommen vor. Randbereiche sind mit Fichte aufgeforstet worden. Auffallend sind die beträchtlichen Umfänge vieler Bäume. Im Unterwuchs wachsen an einigen Stellen alte Haselsträucher und Weißdornbüsche. Das Totholzangebot ist sehr reichhaltig. An den Wegrändern sind mitunter dichte Bestände an Brom- und Himbeere vorhanden. Auffallend sind hier bisweilen besonders auch Behaarte Karde (Dipsacus pilosus), Wald-Ziest (Stachys sylvatica), Großblütiges Springkraut (Impatiens noli-tangere) und Lianengeflechte aus Gewöhnlicher Waldrebe (Clematis vitalba). Vor dem Laubaustrieb im Frühjahr sind am Boden in Massen zunächst Busch-Windröschen (Anemone nemorosa) und danach Bär-Lauch (Allium ursinum) zu sehen. 4 Abb. 2: Untersuchungsgebiet (gelbe Markierung) im Stadtforst Einbeck auf der Nordseite des Höhenzuges Hube. 3 Methodik In den Jahren 2015 bis 2018 wurde eine nicht-automatische Lichtanlage eingesetzt, bestückt mit zwei Schwarzlichtröhren zu je 18 Watt Leistung. Die Anlage wurde an einem Stativ in etwa eineinhalb Meter Höhe befestigt und aus einer Autobatterie mit Elektrizität versorgt. Über das Stativ wurde ein Gazezylinder gespannt („Leuchtturm“). Auf ihm landeten die vom Licht angelockten Insekten (Abb. 3). Die Anlage wurde bei weit fortgeschrittener Dämmerung oder erst bei vollständiger Dunkelheit eingeschaltet. Die Abb. 4 zeigt die Stellen, an denen die Anlage aufgebaut war, zum einen an einem Wegrand in einer mulden- bis kerbtalförmigen Vertiefung im nördlichen Teil des Untersuchungsgebietes aufgestellt, zum anderen an einem Wegrand nahe einer Informationstafel am südlichen Gebietsrand. In 2019 erfolgten tagsüber mehrere Begehungen, während derer besonders entlang von Säumen nach sich dort aufhaltenden Hautflüglern Ausschau gehalten wurde. Gezielt abgesucht wurden blühende Kräuter und Stauden. Aber auch in dichterem Blattwerk können sich Hautflügler aufhalten, so Ameisen oder Schlupfwespen. Die Tiere wurde gekeschert, in ein Glas gegeben und, immer dann, wenn eine Bestimmung am lebenden Objekt vor Ort nicht möglich war, unter Zugabe von Äther getötet. Diese Tiere wurden anschließend getrocknet. Alle anderen wurden freigelassen. Bereits in den Jahren zuvor waren tagsüber einige Exemplare mitgenommen worden. Auch sie sind nachfolgend berücksichtigt, soweit sie bereits bestimmt wurden. 5 Abb. 3: Im Märchenwald bei Dämmerung eingeschaltete Lichtanlage. Abb. 4: Standorte der Lichtanlage (Markierung: rotes Karo; bzw. roter Punkt „Infostand“). 6 Für die Bestimmung kam ein Binokular zum Einsatz. Ein Großteil des gesammelten Materials muss noch bestimmt werden! Zwei Schlupfwespen bestimmte Herr Niklas Johansson (Habo/Schweden). Vielen Dank! 4 Ergebnisse Bestimmt wurden 95 Arten aus 10 Familien: A. Unterordnung Symphyta 1. Familie: Tenthredinidae (Echte Blattwespen); 14 Arten: • Elinora koehleri (KLUG, 1817) • Macorphya carinthiaca (KLUG, 1817) • Macrophya ribis (SCHRANK, 1781) • Siobla sturmii (KLUG, 1817) • Taxonus agrorum (FALLEN, 1808) • Tenthredo bipunctula KLUG, 1817 • Tenthredo campestris LINNAEUS, 1758 • Tenthredo colon KLUG, 1817 • Tenthredo rubricoxis (ENSLIN, 1912) • Tenthredo scrophulariae LINNAEUS, 1758 • Tenthredo velox FABRICIUS, 1798 • Tenthredo vespa RETZIUS, 1783 • Tenthredopsis ornata (SERVILLE, 1823) • Tenthredopsis tarsata (FABRICIUS, 1804) 2. Familie: Cimbicidae (Keulhornblattwespen); 1 Art: • Cimbex fagi ZADDACH, 1863 3. Familie: Pamphilidae (Gespinstblattwespen); 1 Art: • Pamphilius hortorum (KLUG, 1808) B. Unterordnung Apocrita B.1 Teilordnung Terebrantia 4. Familie: Ichneumonidae (Schlupfwespen); 22 Arten: • Absyrtus vernalis BAUER, 1961 • Absyrtus vicinator (THUNBERG, 1824) • Amblyteles armatorius (FORSTER, 1771) • Cidaphus atricilla (HALIDAY, 1839) • Diphyus palliatorius (GRAVENHORST, 1829) • Eupalamus wesmaeli (THOMSON, 1886) • Goedartia alboguttata (GRAVENHORST, 1829) • Ichneumon gracilentus WESMAEL, 1845 • Ichneumon melanotis HOLMGREN, 1864 • Ichneumon suspiciosus WESMAEL, 1845 • Itoplectis alternana (GRAVENHORST, 1829) • Netelia melanura (THOMSON, 1888) 7 • Netelia pallescens (SCHMIEDEKNECHT, 1910) • Netelia virgata (GEOFFROY, 1785) • Opheltes glaucopterus (LINNAEUS, 1758) 1 • Ophion costatus RATZEBURG, 1848 • Ophion pteridis KRIECHBAUMER, 1879 1 • Ophion tenuicornis JOHANSSON, 2019 • Pimpla rufipes (MILLER, 1759) • Scambus calobatus (GRAVENHORST, 1829) • Stauropoctonus bombycivorus (GRAVENHORST, 1829) • Therion circumflexum (LINNAEUS, 1758) B.2 Teilordnung Aculeata 5. Familie: Chrysididae (Goldwespen); 1 Art: • Omalus auratus (LINNAEUS, 1761) 6. Familie: Formicidae (Ameisen); 4 Arten: • Formica fusca LINNAEUS, 1758 • Lasius brunneus (LATREILLE, 1798) • Lasius platythorax SEIFERT, 1991 • Myrmica ruginodis NYLANDER, 1846 7. Familie: