Praxisgemeinschaft Fridolfing

GWÖ-Bericht 2016

Inhaltsverzeichnis

1. Allgemeine Information 3 2. Unternehmensbeschreibung 4 3. Das Unternehmen & Gemeinwohl 5 4. Ansprechpartner für die GWÖ 6 A1 Menschenwürde in der Zulieferkette 7 B1 Ethische Haltung und Umgang mit Geldmittel 9 C1 Menschenwürde am Arbeitsplatz 10 D1 Ethische Kundenbeziehung 12 E1 Sinn und gesellschaftliche Wirkung der Produkte/Dienstleistungen 13

A2 Solidarität und Gerechtigkeit in der Lieferkette 15 B2 Soziale Haltung im Umgang mit Geldmitteln 16 C2 Ausgestaltung der Arbeitsverträge 17 D2 Kooperation und Solidarität mit Mitunternehmen 18 E2 Beitrag zum Gemeinwesen 19

A3 Ökologische Nachhaltigkeit in der Lieferkette 21 B3 Ökologische Investitionen und Mittelverwendung 23 C3 Ökologisches Verhalten der Mitarbeitenden 24 D3 Ökologische Auswirkung durch Nutzung von Produkten/Dienstleistungen 25 E3 Reduktion ökologischer Auswirkungen 26

A4 Transparenz und Mitentscheidung in der Zulieferkette 27 B4 Eigentum und Mitentscheidung 28 C4 Innerbetriebliche Mitentscheidung und Transparenz 29 D4 Kundenmitwirkung und Produkttransparenz 30 E4 Transparenz und gesellschaftliche Mitentscheidung 31 5. Zusammenfassung Negativaspekte 32 6. Ausblick 33

2 DAS UNTERNEHMEN

ALLGEMEINE INFOS

- Firmenname: Praxisgemeinschaft Fridolfing (Innere Medizin, Allgemeinmedizin, Kinder-

und Jugendmedizin)

- Eigentums- und Rechtsform: Freiberufler, GbR

- Eigentumsanteile: Die Praxisgemeinschaft setzt sich aus zwei Gemeinschaftspraxen

zusammen.

Gemeinschaftspraxis für Innere Medizin und Allgemeinmedizin: zu gleichen

Anteilen

Dr.Michael Hüller (fachärztlicher Internist)

Dr.Andreas Neubauer (hausärztlicher Internist)

Gemeinschaftspraxis für Kinder- und Jugendmedizin: zu gleichen Anteilen

Dr.Katharina Kurz-Hüller

Dr.Angelika Lenz

- Branche: Medizin / Gesundheit

- Anzahl der Mitarbeiter*innen: 25 (Vollzeitäquivalent: 12)

- Umsatz: ca. 1,06 Mio Euro

- Tochtergesellschaften: keine

- Adresse / Kontakt: Hadrianstr.30, 83413 Fridolfing; tel. 08684-9689970

[email protected]

· Homepage: www.praxisgemeinschaft-fridolfing.de

· Berichtszeitraum: 2016 3 UNTERNEHMENSBESCHREIBUNG (Tätigkeitsbereich)

Anteile der Dienstleistungen am Umsatz: Hausarzt- und Facharztpraxis für Innere und Allgemeinmedizin, Kinder- und Jugendmedizin: 100%

Unsere Leistungen:

• Krebs- und Gesundheitsvorsorgen für Erwachsene

• Kinder- und Jugendvorsorgen

• Beratung und psychotherapeutische Betreuung im Kindes- und Jugendalter

• Eltern-Kind-Beratung bei Schwierigkeiten im Säuglings- und Kleinkindalter

• Impf- und Reiseberatung

• Hausbesuche

• Diabetesbehandlung, Diabetes- und Hypertonieschulungen

• Notfallmedizin

• Neuraltherapie, Akupunktur, Schröpfen, Homöopathie

• Ultraschall (der Bauchorgane, Schilddrüse, Blutgefäße, Herz)

• EKG, Langzeit- und Belastungs-EKG, Langzeit-Blutdruckmessung

• Lungenfunktion

• Magenspiegelung

• Blutgasanalyse

• Labordiagnostik, Allergiediagnostik

• Einstellung und Betreuung bei Sauerstofflangzeittherapie

• Hyposensibilisierungsbehandlung

• Krankengymnastik (manuelle Techniken, neurophysiologische Techniken, Shiatsu)

4 DAS UNTERNEHMEN & GEMEINWOHL

1998 wurde unsere Gemeinschaftspraxis von Dr.Michael Hüller und Dr. Andreas Neubauer in Fridolfing in der Nachfolge von Dr.Bernhard Kurz gegründet. Nach den ersten Jahren als internistische Praxis mit hausärztlichem Schwerpunkt hat sich unser Spektrum in den letzten Jahren ständig verbreitert. Die Kinderärztinnen Dr. Angelika Lenz und Dr. Katharina Kurz- Hüller ergänzen unser Angebot seit 2006, sie bilden eine eigene kleine Gemeinschaftspraxis in unserer Praxisgemeinschaft und benützen als Mieterinnen dieselbe Infrastruktur inklusive der medizinischen Fachangestellten.

Seit 2013 sind die Allgemeinärztinnen Dr.Julia Mischung und Dr.Dörte Niebauer Mitglieder in unserem Ärzteteam, ab 2015 der Allgemeinarzt Dr.Eberhard Meier und seit 2017 die Internistin Dr.Dagmar Lingk. Regelmäßig bilden wir angehende Fachärzt*innen für Allgemeinmedizin aus.

Als Landarztpraxis nehmen wir an der medizinischen Grundversorgung teil und haben Verträge mit allen Kassen. Trotz ständiger Änderungen im Gesundheitswesen möchten wir als Praxisteam eine gleichbleibend gute medizinische Betreuung für unsere Patienten sicherstellen. Dies alles wäre ohne die großartige Unterstützung und das enorme Engagement unserer Mitarbeiter nicht zu leisten.

Schon aus unserer Berufung heraus sehen wir eine sehr enge Übereinstimmung mit den Zielsetzungen der Gemeinwohlökonomie und wollen unseren medizinischen, sozialen und wirtschaftlichen Beitrag zum Gemeinwohl leisten. Gesundheitsversorgung wurde in den letzten Jahren zunehmend unter betriebs- und volkswirtschaftlichen Aspekten betrachtet und bewertet, was einer Gemeinwohlorientierung in vielen Fällen entgegensteht.

Diese erste Bilanz soll über die sonst übliche betriebswirtschaftliche Analyse hinaus unseren aktuellen Stand beschreiben und Grundlage für weitere Fortschritte sein.

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Ansprechpartner für die GWÖ:

Dr.Andreas Neubauer

Hadrianstr.30

83413 Fridolfing

Tel. 08684-9689970 gwö@neubauer.ph

Mitglied in der GWÖ-Regionalgruppe Südostbayern

6 TESTAT: KOMPAKT Gemeinwohl-Bilanz PEER-EVALUIERUNG für: xisgemeinschaft Fridolfing

WERT SOLIDARITÄT UND ÖKOLOGISCHE TRANSPARENZ UND MENSCHENWÜRDE GERECHTIGKEIT NACHHALTIGKEIT MITENTSCHEIDUNG BERÜHRUNGSGRUPPE

A: A1 Menschenwürde A2 Solidarität und A3 Ökologische A4 Transparenz und LIEFERANT*INNEN in der Zulieferkette Gerechtigkeit in der Nachhaltigkeit in der Mitentscheidung in der % Zulieferkette % Zulieferkette % Zulieferkette %

B: B1 Ethische Haltung im B2 Soziale Haltung B3 Sozial-ökologische B4 Eigentum und EIGENTÜMER*INNEN Umgang mit Geldmitteln im Umgang mit Investitionen und Mitentscheidung & FINANZ- Geldmitteln Mittelverwendung PARTNER*INNEN % % % %

C: C1 Menschenwürde C2 Ausgestaltung C3 Förderung des C4 Innerbetriebliche MITARBEITENDE am Arbeitsplatz der Arbeitsverträge ökologischen Verhaltens Mitentscheidung und % % der Mitarbeitenden % Transparenz %

D: D1 Ethische D2 Kooperation D3 Ökologische Auswirkung D4 Kund*innen mitwirkung KUND*INNEN & Kund*innen beziehungen und Solidarität mit durch Nutzung und Entsorgung und Produkttransparenz MITUNTERNEHMEN Mitunternehmen von Produkten und % % Dienstleistungen % %

E: E1 Sinn und gesellschaftliche E2 Beitrag zum E3 Reduktion E4 Transparenz GESELLSCHAFT- Wirkung der Produkte Gemeinwesen ökologischer und gesellschaftliche LICHES UMFELD und Dienstleistungen % % Auswirkungen % Mitentscheidung %

Testat gültig bis: BILANZSUMME

Mit diesem Testat wird die Peer-Evaluierung des Gemeinwohl-Berichtes bestätigt. Das Testat bezieht sich auf die Gemeinwohl-Bilanz 5.0. www.ecogood.org

7 A1: Menschenwürde in der Zuliefererkette

Wir pflegen langfristige und kooperative Beziehungen zu unseren Lieferanten. Falls Verletzungen der Menschenwürde bekannt würden, wäre das für uns ein Grund den Lieferanten zu wechseln. Bislang erfolgt keine systematische Evaluation, eine Fragebogenaktion ist geplant. Die örtlichen Zulieferer, die alle persönlich bekannt sind, werden direkt angesprochen. Regionale und örtliche Zulieferer werden nach Möglichkeit bevorzugt.

Apotheke Fridolfing: Die örtliche Apotheke, mit der wir von Anfang an sehr eng zusammenarbeiten. Die Geschäftsführerin und gleichzeitige Inhaberin ist uns persönlich gut bekannt, die Geschäfts- und Arbeitsbedingungen erscheinen sehr positiv. Die Haltung zur GWÖ ist positiv, aus Altersgründen ist eine Bilanzierung nicht zu erwarten.

CKW Bürodienstleistungen (): Seit 1998 Lieferant, über die Geschäftsphilosophie ist uns wenig bekannt, wird im persönlichen Gespräch in Kombination mit dem Fragebogen evaluiert werden.

Telekom Deutschland: Börsennotiertes Unternehmen. Keine Angaben.

Compugroup: Produziert und vertreibt unser Praxis-EDV-Programm; aufgrund von zentralen Vorgaben (zertifizierte Praxissoftware) besteht wenig Auswahlmöglichkeit, zumal die Dienstleister einem Konzentrationsprozess unterliegen. Es handelt sich um eine Aktiengesellschaft, deren primäre Interessen gewinnorientiert sind. Aktuell gibt es keine praktikablen wirklichen Alternativen.

Stadtwerke Rosenheim: Kommunaler Energieversorger der Stadt Rosenheim (Unternehmen des Öffentlichen Dienstes); bezeichnen sich als „innovativ-regional-nachhaltig“.

Memo Versand: Wir beziehen den größten Teil unserer Büroprodukte von dort. Memo handelt ausdrücklich nach sozialen und ökologisch nachhaltigen Kriterien (siehe Internetseite; Nachhaltigkeitsbericht)

Synlab Labordienstleister: Unser Labor beliefert uns seit vielen Jahren, wobei es in diesem Sektor einen extremen Konzentrationsprozess gab mit vielen (auch feindlichen) Übernahmen. Code of conduct nicht eruierbar. Eine Anfrage blieb bislang unbeantwortet, ein Fragebogen

8 ist geplant.

Medita: Lieferant für Medizinbedarf (Nußdorf, Chiemgau), keine Angaben.

Hackschnitzelheizung Fridolfing: Fernwärmeheizung; regionale Versorgung mit Brennstoff.

Achengruppe: ( Kirchanschöring) Zweckverband der örtlichen Gemeinden

Lesering: Unsere Wartezimmer-Zeitschriften werden wiederverwendet (Hol- und Bringdienst)

Örtliche Lieferanten : EDV-Jacob, Elektro-Büchele, Elektro-Schupfner, Bäckerei Joas, EDEKA Bräumann, Michis-Bioladen (alle persönlich bekannt)

9 B1: Ethische Haltung im Umgang mit Geldmitteln.

Es bestehen zwei Leasingverträge mit einer Restsumme von ca. 5000 Euro, die Laufzeit des Vertrages für das Praxisfahrzeug (VERAH, LKK-Bayern) geht bis Ende 2017, der zweite für den Praxisserver endet im Juni 2017. Ansonsten bestehen keine Verbindlichkeiten.

Es existierten zwei Girokonten und ein Festgeldkonto (Rücklagen) bei der Sparkasse Traunstein-, bei der Raiffeisenbank Oberbayern-Südost und bei der Raiffeisenbank . Kritische Diskussionen mit einigen Vertretern der genannten Banken bezüglich des Geschäftsverhaltens (Zinspolitik, Behandlung von Unternehmen nach sozialen Kriterien) sind bereits erfolgt, ein Bankkonto wurde gekündigt. Ein teilweiser Wechsel zur GLS-Bank wird erwogen. Wir haben keine Fonds oder Beteiligungen.

Der Anteil an Privatpatienten in unserer Praxis, die eine Rechnung bekommen, liegt unter 10%. Nur in Ausnahmefällen (Zahlungsverzug über mehr als ein Jahr trotz mehrerer schriftlicher Mahnungen und, wenn möglich, mündlicher Klärungsversuche) wird eine Rechtsanwaltskanzlei eingeschaltet.

10 C1: Menschenwürde am Arbeitsplatz

Es besteht eine geringe Fluktuation, die durchschnittliche Betriebszugehörigkeit (ohne Azubis) beträgt ca. 9 Jahre. Jährlich erhalten wir 2-4 Initiativbewerbungen. Die Krankheitsquote ist gering, Vergleichszahlen liegen uns nicht vor. Kranke Mitarbeiter arbeiten nicht bzw. werden zur Rekonvaleszenz heimgeschickt. 2016 befindet sich eine Mitarbeiterin in Elternzeit. Die meisten Mitarbeiterinnen arbeiten nach einer gewissen Elternpause Teilzeit in der Praxis weiter. 2016 wurde eine Auszubildene als Vollkraft übernommen, ein Arzt wurde neu eingestellt (20 h/Woche) und eine Ärztin kam aus der Elternzeit zurück (4 h/Woche). Zwei Auszubildende wurden eingestellt.

Die Mitarbeiter*innen sollen sich im Unternehmen wohl fühlen und sich mit der Philosophie identifizieren können. Wir versuchen das Arbeitsklima und die Arbeitsbedingungen möglichst positiv zu gestalten. Aufgrund des stark schwankenden Patientenaufkommens (z.B. starke ansteigende Zahl an Akutpatienten in Zeiten der Grippe) bedeutet das oft eine große Anstrengung.

Regelmäßig werden medizinische Fachangestellte ausgebildet (bislang 11 erfolgreiche Lehr- abschlüsse). Nach Wunsch und Möglichkeit werden die Auszubildenden nach der Lehrzeit übernommen.

Der Dienstplan wird nach Möglichkeit entsprechend der Bedürfnisse der Mitarbeitenden erstellt. Regelmäßig erfolgen Teambesprechungen. Darüber hinaus Praxisfeiern und Betriebsausflüge.

Die Mitarbeitenden werden zu eigenverantwortlichem Handeln und Selbstorganisation ermuntert. Fehlermeldungen (von intern und extern) werden gesammelt und in der Regel im Plenum besprochen. Es gibt Kompetenzbereiche, jedoch keine formale Hierarchie unter den medizinischen Fachangestellten. Die Mitarbeiter*innen werden nach Möglichkeit entsprechend ihrer Talente und Stärken eingesetzt.

Im Rahmen des strukturierten Qualitätsmanagements wurden detaillierte Arbeitsplatzbeschreibungen erstellt. Es gibt QM-, Geräte-, Hygiene – und

11 Sicherheitsbeauftragte. Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen werden gefördert

Diversität der Mitarbeitenden: (einschließlich Geschäftsinhaber)

- Raumpflege: 2 Frauen, 1 Mann (alle über 50 J) - Medizinische Fachangestellte inklusive Azubis: (15 Frauen), Alter 16-53 Jahre - Ärztliche Mitarbeitende: 5 Frauen (36-54 Jahre), 3 Männer (53-70 Jahre)

Es gibt keine Mitarbeiter mit schwerer körperlicher oder seelischer Behinderung.

Gesundheitsvorsorge:

Regelmäßig werden externe arbeitsmedizinische Untersuchungen durchgeführt und im Rahmen des Qualitätsmanagements auf mögliche Gesundheitsgefährdung hingewiesen. Die Mitarbeitenden werden zu gesundheitsförderndem Verhalten ermuntert (zu Fuß oder mit dem Fahrrad zur Praxis) und ungleiche Belastungen der einzelnen Mitarbeiter*innen versuchen wir zu vermeiden. Getränke, Brotzeit, Obst und Gemüse (zum größten Teil Bioqualität oder regional) werden kostenfrei zur Verfügung gestellt. Es gibt keine Kantine.

12 D1: Ethische Kundenbeziehungen.

Als Arztpraxis sind wir zuerst dem Wohl unserer Patient*innen und unserer Mitarbeiter*innen verpflichtet. Patient*innen sind für uns keine Kunden, die nur eine bezahlte Dienstleitung in Anspruch nehmen, sondern es muss ein Vertrauensverhältnis als Grundlage für eine medizinische Behandlung bestehen.

Dieser ethischen Beziehung steht ein Behandlungsvertrag gegenüber, der durch den gesetzlichen und sozialrechtlichen Rahmen definiert wird. Unsere Vergütung erfolgt für die Patient*innen, die in der gesetzlichen Krankenkasse versichert sind, sehr intransparent, da eine Budgetierung besteht und die meisten Leistungen pauschal über die Kassenärztliche Vereinigung mit den Kassen abgerechnet werden. Auch für uns ist diese Abrechnung sehr komplex und oft kaum nachvollziehbar, zudem sind mehrere Positionen volatil im Rahmen des Gesamtbudgets. Nur Privatpatienten bekommen eine Auflistung der erbrachten Leistungen, die sie dann bei ihrer Krankenkasse selbst zur Erstattung einreichen können.

Ein kranker Mensch muss sich sicher sein können, dass die Behandlung nach seinen Bedürfnissen und nicht aus ökonomischem Interesse erfolgt. Ökonomischen und organisatorischen Einschränkungen unterliegen jedoch auch wir. Privat- und Kassenpatienten werden nicht unterschiedlich behandelt, z.B. bei der Terminvergabe.

Öffentlichkeitswirksame Publikationen erfolgen nur in lokalen Medien (z.B. Zeitung des Krankenhauses Fridolfing) und bei Ankündigung von neuen Mitarbeiter*innen, Urlaubszeiten u.ä. Eine Marketing-Strategie existiert nicht, es gibt keine variablen Lohnbestandteile. Ein Großteil unserer Patient*innen ist benachteiligt und wird individuell betreut.

13 E1: Sinn und gesellschaftliche Wirkung der Produkte/Dienstleistungen

Unsere Tätigkeit soll unserem Auftrag und Bestreben entsprechend dem Patienten- und dem Gemeinwohl dienen, unnötige Ausgaben und Materialaufwand für Patienten und Krankenkassen sollen vermieden werden. Als große Landarztpraxis leisten wir zusammen mit den anderen medizinischen Berufen einen wichtigen Anteil an der medizinischen Grundversorgung unserer örtlichen Bevölkerung, zusätzlich werden auch spezialisierte fachärztliche Leistungen angeboten, was den Patient*innen oft weite Wege erspart und eine umfassende Betreuung ermöglicht. Dr.Hüller und Dr.Neubauer sind von Montag bis Freitag rund um die Uhr telefonisch erreichbar, am Wochenende existiert ein Ärztlicher Notdienst, an dem auch wir teilnehmen.

Wir sind sozialrechtlich an eine leitlinienkonforme Ausübung unserer medizinischen Leistungen gebunden. Darüber hinaus bemühen wir uns immer jeden einzelnen Menschen individuell entsprechend seiner Bedürfnisse zu behandeln. Wir kennen meist die ganze Familie und ihre sozialen Verhältnisse. Neben der sogenannten Schulmedizin werden auch eine psychosomatische Grundversorgung, Naturheilverfahren, Homöopathie und Neuraltherapie angeboten. Wir besprechen verschiedene Behandlungsmethoden und respektieren die Entscheidung jedes einzelnen Patienten, wie er behandelt werden möchte, soweit sich dies im rechtlichen Rahmen befindet. Wenn sich die Patientin oder der Patient trotz unserer Bemühungen bei uns nicht wohlfühlt, so respektieren wir selbstverständlich ihren bzw. seinen Wunsch nach Wechsel des Therapeuten oder der Praxis.

Pharmaindustrie und Medizintechnik sind wichtige und notwendige Bestandteile der modernen Medizin, sie sollen jedoch einen keinen direkten Einfluss auf eine therapeutische Entscheidung haben. Die wachstumsgetriebene wirtschaftliche Steigerungslogik darf in der Medizin keinen Platz haben.

Neben der „heilenden Medizin“ werden auch berufsgenossenschaftliche Vorsorgeuntersuchungen, Infektionsschutzbelehrungen, Führerschein- und Taucheruntersuchungen durchgeführt. Individuelle Gesundheitsleistungen (IGEL), das heißt Leistungen, deren Kosten von den Krankenkassen nicht übernommen werden und somit von den Patient*innen getragen werden müssen, führen wir nur auf Wunsch der Patient*innen durch. Eine aktive Bewerbung erfolgt nicht.

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Sozialmedizinische Aspekte spielen bei Gesundheit eine große Rolle, was wir bei der Betreuung der Patienten berücksichtigen. Wir möchten den Patient*innen dabei helfen sich zu einer gesunden und achtsamen Lebensführung zu motivieren. Die Eigenverantwortlichkeit für die Gestaltung des Lebens soll gestärkt werden, ohne eine möglicherweise notwendige Hilfestellung zu vernachlässigen.

Gesundheit lässt sich mit allen von M.Max-Neef und M.Rosenberg festgestellten Grundbedürfnissen mehr oder weniger eng in Verbindung bringen. Die Art der Nutzenstiftung muss jedoch auch in der Medizin kritisch hinterfragt werden.

Damit erfüllt unsere Arbeit formal zu 100% Grundbedürfnisse des Menschen und sie kann der Entwicklung der Menschen und der Gemeinschaft nutzen (einfacher und mehrfacher Nutzen).

Aufgrund der aktuellen Gegebenheiten muss jedoch davon ausgegangen werden, dass durch Produktion und Anwendung von vielen Medikamenten und Medizintechnik die Biosphäre negativ beeinflusst wird (hemmender Nutzen, Pseudonutzen, negativer Nutzen). Dies stellt unserer Ansicht nach in unserem Kontext nur nur einen sehr geringen Anteil dar, der von uns kaum beeinflusst werden kann.

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15 A2: Solidarität und Gerechtigkeit in der Lieferkette

Unsere Leistungen gegenüber Patient*innen und Vertragspartner bemühen wir stets termingerecht und vollständig zu erfüllen. Zahlungsverpflichtungen werden immer eingehalten. Der gesetzliche Rahmen zur Durchführung ärztlicher Leistungen wie auch die Bezahlung ist sehr streng reguliert. Um den Bedürfnissen unseren Patient*innen gerecht zu werden geht unser Engagement häufig über die gesetzlich geforderten Leistungen hinaus.

Eine systematische Evaluierung der Zulieferer bzgl. Solidarität und Gerechtigkeit erfolgt bislang nicht, sie werden jedoch kritisch hinterfragt. Konsequenzen für die Lieferantenauswahl bei Nichtachtung werden gezogen, sofern dies berufsrechtlich und organisatorisch möglich ist. Ein Lieferantenfragebogen ist geplant.

16 B2: Soziale Haltung im Umgang mit Geldmitteln

Aufgrund der relativ sicheren Einnahmen durch die gesetzlichen Krankenkassen besteht eine stabile finanzielle Situation. Rücklagen für größere Anschaffungen sind vorhanden und werden weiter ausgebaut. Eine Neuverschuldung ist nicht geplant.

Gesamteinnahmen: 1 060 000 (100%) Mittelüberschuss aus laufender Geschäftstätigkeit: 65 000 Euro (6,1%) Strategischer Aufwand: unbestimmt Anlagenzugänge: Ultraschallgerät 36 000 Euro (3,4%) Möbel 7000 Euro (0,75%) Zuführung zur Rücklage 30 000 Euro (2,8%) Rücklage gesamt 100 000 Euro Gewinnausschüttung 35 000 Euro (3,3%)

17 C2: Ausgestaltung der Arbeitsverträge

Die Anzahl der angestellten Mitarbeiter*innen betrug 2016 22 (Vollzeitäquivalent: 11). Der niedrigste Bruttostundenlohn betrug 11 Euro/Stunde, der höchste 43 Euro/Stunde (ausgenommen Auszubildende). Der Netto-Medianverdienst betrug 1870 Euro. Die Verdienst-Spreizung zwischen niedrigstem und höchstem monatlichen Nettoverdienst (1420 Euro - 5700 Euro) beträgt ca. 4. Der „lebenswürdige Verdienst“ (living wage family) für Deutschland liegt bei 1428 Euro.

Es handelte sich sämtlich um Pauschalverträge, zwei Verträge waren zeitlich befristet (einer davon als Schwangerschaftsvertretung), beide werden unbefristet verlängert. Es gibt keine Zeitarbeitenden. Die definierte Wochenarbeitszeit beträgt 40 Stunden. Lediglich 5 angestellte Mitarbeiterinnen (ohne Auszubildende) arbeiten in Vollzeit, die übrigen in individuellen Arbeitszeitmodellen (von Minijob bis 30 h/Woche). Unter den Ärzten arbeiten nur Dr.Hüller und Dr.Neubauer vollschichtig (40-60 h/Woche).

Die Arbeitsverträge für die Medizinischen Fachangestellten werden entsprechend der geltenden Tarifverträge abgeschlossen, die Bezahlung erfolgt meist übertariflich. Die Ausgestaltung der Arbeitsbedingungen und Arbeitsplatzbeschreibungen darüber hinaus wird nicht explizit im Arbeitsvertrag festgelegt sondern mit den Arbeitnehmer*innen flexibel ausgestaltet. Die Arbeitsverträge mit den ärztlichen Mitarbeiter*innen werden individuell gestaltet, das Gehalt errechnet sich in Anlehnung an den Tarifvertrag des Öffentlichen Dienstes für Ärzt*innen in kommunalen Krankenhäusern.

Die Arbeitszeit wird in Dienstplänen geregelt, die regelmäßig von den Geschäftsführern erstellt werden und sich möglichst nach den Wünschen der Mitarbeiter*innen und den betrieblichen Anforderungen richten. Die Arbeitszeit muss dokumentiert werden. Überstunden fallen in der Regel nicht an und werden gegebenenfalls in Freizeit ausgeglichen.

Es gibt keine Unterschiede bei Geschlecht, sexueller Orientierung. Entsprechend den Vorgaben der Tarifverträge unterscheidet sich das Gehalt bzgl. der Berufserfahrung.

18 D2: Kooperation und Solidarität mit Mitunternehmen

Als Teils des öffentlichen Gesundheitswesens kooperieren wir zu jeder Zeit mit anderen Arztpraxen und Krankenhäusern in Form von gemeinsam organisierten Notdiensten, Vertretungen, Zuweisungen, Beratungen, Fortbildungen und gemeinsamen Patientenbehandlungen. Auf örtlicher Ebene (Fridolfing, Kirchanschöring, Laufen, Waging, ) gibt es eine sehr gute Kooperation und respektvollen Wettbewerb um eine gute Patientenversorgung zu gewährleisten.

Arbeitskräfte werden zum Teil gemeinsam angestellt (eine Medizinische Fachangestellte ständig zu 25% bei der zweiten Praxisgemeinschaft am Ort angestellt) und bei Bedarf auch zeitweise ausgeliehen (z.B. bei Krankheitsfällen). Technische Untersuchungen werden bedarfsweise weitervergeben (z.B. Endoskopien, Ultraschalluntersuchungen). Regelmäßig werden Urlaubs- und Krankheitsvertretungen für andere Praxen geleistet, Patienten werden nicht abgeworben.

Finanzielle Unterstützung für Mitunternehmen wurde bislang nicht gewünscht oder gewährt.

19 E2: Beitrag zum Gemeinwesen

Unsere Arbeit wird zu mehr als 85 Prozent durch die Solidargemeinschaft der gesetzlichen Krankenkassen vergütet, wir sind uns unser Verantwortung für einen sorgsamen Umgang mit den Geldern bewusst. Wir empfangen keine Subventionen und keine Zahlungen durch Lobbys. Die Fortbildungsverpflichtungen werden regelmäßig erfüllt.

Steuern werden regelmäßig vollständig bezahlt, eine routinemäßige Steuerprüfung durch die Finanzbehörden (2014) ergab keinerlei Nachforderung. Die regelmäßige Überprüfung der Sozialleistungen ergab ebenfalls keine Außenstände.

Die Brutto-Lohnkosten für 2016 betrugen ca. 780 000 Euro, davon wurden ca. 180 000 Euro für Lohnsteuer, freiwillige soziale Leistungen, Arbeitslosen-, Kranken-und Pflegeversicherung gezahlt, ca. 145 000 Euro Einkommenssteuer. Die Nettoabgabenquote betrug damit ca. 30,7% vom Umsatz (1 060 000 Euro). Es liegen keine Kapitalerträge vor.

Für weiter freiwillige Leistungen (Betriebsausflüge, Betriebsfeiern, Geschenke) wurden ca. 8500 Euro aufgewendet.

Wir halten engen Kontakt mit dem Helferkreis für Flüchtlinge in Fridolfing und Kirchanschöring (medizinische Beratung, Koordination und Versorgung) und unterstützen die ehrenamtlichen Aktivitäten des Eine-Welt-Ladens Fridolfing, die Aktivitäten der Fair-Trade-Gemeinde und der Kirchen vor Ort. Aufwand ca. 12 h/Woche.

Im Rahmen der Ärztlichen Selbstverwaltung engagieren wir uns im ärztlichen Qualitätszirkel Salzachtal (Gründung und Leitung durch Dr.Hüller) und bei der Organisation wichtiger Versorgungsstrukturen (Mitbegründung und Mitarbeit in der Ärztlichen Bereitschaftspraxis Fridolfing). Der Aufwand betrug ca. 1 h/Woche. Auf politischer Ebene sind wir als Gemeinderäte (Dr.Neubauer in Fridolfing und Dr.Hüller in Kirchanschöring) und als Kreisrat (Dr.Hüller, Landkreis Traunstein) gewählt. Der Aufwand betrug ca. 2-3 h/Woche.

In diesem Rahmen und außerhalb der Gremien setzen wir uns regelmäßig mit sozial-, umwelt- und gesundheitspolitischen Themen auseinander und veranstalten und beteiligen uns

20 aktiv an demokratisch wichtigen Aktionen (Podiumsdiskussionen, Informationsveranstaltungen). Regelmäßige Spenden gehen an Ärzte ohne Grenzen (ca. 2000 Euro), Plan (ca. 500 Euro), Diakonie (ca. 1000 Euro), Kulturverein Magazin4 Bad Reichenhall (ca. 1000 Euro), Arbeiterwohlfahrt (ca. 200 Euro) u.a. Mitglied im VCD (alternativer Verkehrsclub Deutschlands).

21 A3 Ökologische Nachhaltigkeit in der Lieferkette

Wir achten auf ökologisch hergestellte Produkte bei unseren Lieferanten, wobei diese Kategorie bei den medizinischen Lieferanten kaum evaluierbar ist. Sollte ein medizinischer Lieferant diese Kriterien erfüllen, so würde er bei vergleichbarer Qualität bevorzugt.

Apotheke Fridolfing: Unseres Wissens werden alle gesetzlichen Vorgaben eingehalten.

CKW Bürodienstleistungen (Traunstein): Versorgung mit dringend notwendigen energiesparenden Geräten, Rücknahme von Druckermaterial. Reparatur und Instandhaltung von Geräten.

Telekom Deutschland: Börsennotiertes Unternehmen. Keine Angaben.

Compugroup: keine Angaben

Stadtwerke Rosenheim: Kommunaler Energieversorger der Stadt Rosenheim (Unternehmen des Öffentlichen Dienstes); bezeichnen sich als „innovativ-regional-nachhaltig“. Nach eigenen Angabe Ziele der CO2-Neutralität bis 2025 avisiert. Evtl. Wechsel zu Greenpeace-Strom geplant.

Memo Versand: Wir beziehen den größten Teil unserer Büroprodukte von dort. Memo handelt ausdrücklich nach sozialen und ökologisch nachhaltigen Kriterien (siehe Internetseite; Nachhaltigkeitsbericht) Seit Jahren lassen wir uns beliefern, die Entscheidung für den Lieferanten erfolgte wegen seiner Firmenphilosophie.

Synlab Labordienstleister: Wir gehen davon aus, dass die gesetzlichen Vorgaben eingehalten werden (strenge Regulierung durch die Behörden). Anfrage bzgl. ökologischer Nachhaltigkeit wurde bislang nicht beantwortet. Unser örtliches Labor befindet sich in fußläufiger Nähe zur Praxis.

Medita: Lieferant für Medizinbedarf (Nußdorf, Chiemgau), keine Angaben. Ca. 25 km entfernt.

Hackschnitzelheizung Fridolfing: Fernwärmeheizung; regionale Versorgung mit Brennstoff.

Achengruppe: ( Kirchanschöring) Zweckverband der örtlichen Gemeinden; sorgen für reines Trinkwasser von bester Qualität.

22 Lesering: Unsere Wartezimmer-Zeitschriften werden wiederverwendet (Hol- und Bringdienst)

Örtliche Lieferanten : EDV-Jacob, Elektro-Büchele, Elektro-Schupfner, Bäckerei Joas, EDEKA Bräumann Michis Gemüseladen (Kirchanschöring): Bioladen, 4 km entfernt; beliefert uns mit Obst, Gemüse, steht der GWÖ sehr positiv gegenüber. Eine-Welt-Laden Fridolfing: wird nur von Freiwilligen betrieben, Gewinne werde gespendet. Beliefert uns seit Jahren mit Kaffee, Zucker, fairen Süßigkeiten Getränke Stadler, Fridolfing: Getränke aus regionaler Produktion (Adelholzner, Petrusquelle) Brotzeit: lokaler Einzelhandel, fußläufig erreichbar

23 B3 Ökologische Investitionen und Mittelverwendung

Ökologischer Sanierungsbedarf: - kontinuierlicher Ersatz der Halogenstrahler durch LEDs incl Elektronik. - Hybrid-Fahrzeug Toyota Prius: Dr.Neubauer, Dienstwagen (wird ersetzt durch Elektro- Fahrzeug) Keine direkte Finanzierung ökologischer Projekte. Keine Fonds.

Zurückhaltende und schonende Verwendung von EDV-Hardware (ökologische und soziale Bilanz in der Herstellung der meisten Geräte), Bevorzugung von Herstellern, die z.B. Kinderarbeit bei der Gewinnung von seltenen Erden ausschließen.

Negativaspekte: keine bekannt

24 C3 Ökologisches Verhalten der Mitarbeitenden

Wir motivieren regelmäßig zur Benutzung des Fahrrades. 15 Mitarbeiter*innen mit dem Auto (2-25 km; Summe ca. 35 000 km pro Jahr/4,9t C02). 10 Mitarbeiterinnen kommen zu Fuß oder mit dem Fahrrad in die Praxis, es gibt überdachte Fahrradparkplätze. Damit werden ca. 5,6 g C02 pro Personenkilometer produziert.

Ein ÖPNV existiert fast nur in Form von Schulbussen, die zu unpassenden Zeiten und sehr selten (2-3 x täglich) fahren. Mehrere Mitarbeiter (v.a. Ärzte) kommen aus der weiteren Umgebung (Salzburg, Traunstein). Aufgrund der sehr ländlichen Struktur ist eine signifikante Änderung der ökologischen Auswirkung der Fahrten zur Arbeit nicht zu erwarten. Ein Dienstfahrrad steht für die Fortbewegung im Ort bereit.

Regelmäßig weisen wir auf die Notwendigkeit ökologischen Handelns hin, der Einkauf sollte nach ökologischen und biologischen Kriterien bei örtlichen Firmen stattfinden (möglichst verpackungsfrei oder Mehrwegverpackung).

25 D3 Ökologische Auswirkungen durch Nutzung (und Entsorgung) von Produkten/Dienstleistungen

Wir versuchen die Zahl der Einbestellungen von Patienten soweit medizinisch vertretbar durch Telefonkontakte und andere elektronische Hilfsmittel zu reduzieren, wobei der direkte und persönliche Kontakt eine weitaus höhere Qualität darstellt.

Wir verwenden Akkus (V.a. Langzeit-Blutdruck-Gerät; Untersuchungsleuchten) statt Einmalbatterien. Die Entsorgung von möglicherweise kontaminierten Produkten erfolgt durch spezialisierte und zertifizierte Unternehmen.

Die Entsorgung von abgelaufenen oder nicht gebrauchten Medikamenten erfolgt über den Hausmüll, die Patienten werden darauf hingewiesen die Medikamente nicht über das Abwasser zu entsorgen. Lediglich Sondermüll wird getrennt entsorgt.

26 E3 Reduktion ökologischer Auswirkungen

Bedeutendster Faktor ist die Fahrt der Patient*innen zur Praxis. Es resultiert ein hoher CO2- Ausstoss, der für uns nicht kalkulierbar ist. Wir behandeln im Quartal ca. 3500 Patienten, die bis zu 20 x die Praxis aufsuchen. Die meisten kommen aus einem Radius von ca. 10 km um die Praxis, die weiteste Entfernung beträgt ca. 430 km. Ein Rufbussystem (Variobus) kann angefordert werden, funktioniert jedoch leider öfter nicht und wird nur von Patienten ohne eigenes Fahrzeug benutzt. Die Benutzung erhöht jedoch aufgrund des erhöhten Spritverbrauches den CO2-Ausstoß, falls die Fahrt nur wegen einer Person durchgeführt wird. Wir motivieren die Patienten im persönlichen Gespräch zu ökologischer und gesundheitsfördernder Fortbewegung und versuchen die Anzahl der Praxisbesuche so gering wie möglich zu halten. Medikamente und Hilfsmittel sollten nur eingelöst werden, wenn sie auch eingenommen bzw. benutzt werden, dafür ist eine intensive Beratung notwendig.

Alle Mitarbeiter sind dazu angehalten Energie und Verbrauchsmaterial möglichst wenig zu verbrauchen (Heizung, Licht, Papier, Wasser, Chemikalien). Im Laufe des Jahres 2017 werden einige Drucker durch einen Zentraldrucker mit weniger Verbrauchsmaterial ersetzt. Die Halogenstrahler werden nach und nach durch LED-Leuchten ersetzt. Der Papierverbrauch soll durch Optimierung der elektronischen Datenspeicherung reduziert werden.

Materialeinsatz: keine Produktion, lediglich Verbrauchsmaterialien Papierverbrauch: 321 kg Recyclingpapier Benzinverbrauch: ca. 240 l

Trinkwasser: 129 m³ Stromverbrauch: 19606 kWh Heizenergie: Hackschnitzelheizung vor Ort (ca. 43000 kWh), Durchschnittstemperatur ca. 22°C. Chemikalienverbrauch : ca. 44 kg medizinische Desinfektionsmittel Giftige Chemikalien: Chemotherapeutika werden durch die onkologische Praxis am Ort entsorgt (entstehen nur in deren Vertretung). Regenwasser: keine Regenwasser-Anlage Transporte: (siehe Benzinverbrauch, entsteht durch Hausbesuche) Schadstoffemissionen: keine

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A4 : Transparenz und Mitentscheidung in der Zulieferkette

Die Zulieferkette beschränkt sich auf Verbrauchmaterial Büro, Kommunikation, Labor, Reinigung, Heizung, Strom, Berufskleidung, Verpflegung der Angestellten, Versicherungen. Eine Produktion im handwerklichen oder industriellen Sinn findet bei uns nicht statt. In der Summe handelt es ich um geringe Summen und Posten, den gegenseitigen Einfluss auf unternehmerische Tätigkeit, auf Eigentumsverhältnisse und Entscheidungsprozesse schätzen wir als sehr gering ein.

Unsere Unternehmensphilosophie wird im persönlichen Rahmen und auch im öffentlichen und politischen Raum offen dargestellt (Gemeinderat, Kreistag).

Eine Evaluierung bestehender Zulieferer geschieht bislang nicht systematisch. Im engeren Umfeld (dörfliche Struktur, kleine Geschäfte) sind die Strukturen, das Geschäftsgebaren und die Unternehmensziele teilweise bekannt, die bestehenden und zukünftigen Geschäftsbeziehungen werden dadurch kritisch bestimmt und auch kommuniziert.

Die entfernten Zulieferer werden Schritt für Schritt evaluiert (persönliche Kontaktaufnahme, öffentlicher Auftritt) und gegebenenfalls nach Alternativen gesucht (Stromanbieter, Versicherungen, Berufsbekleidung, Labor, Kommunikation).

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B4: Eigentum und Mitentscheidung

Wir sind eine Berufsausübungsgemeinschaft im Rahmen der Sozialgesetzgebung und damit Vertragspartner zum einen der Patient*innen (ein Behandlungsvertrag kommt mit dem Beginn einer Behandlung zustande) und zum anderen der gesetzlichen Krankenkassen.

Die beiden persönlich haftenden Gesellschafter Dr.Hüller und Dr.Neubauer sind alleinige Besitzer der Gemeinschaftspraxis Hüller/Neubauer (vier in Teilzeit angestellte Ärzte) mit einem Anteil von je 50 Prozent, die Gewinnverteilung erfolgt ebenfalls zu gleichen Anteilen. Die Kinderarztpraxis ist eine eigenständige Gemeinschaftspraxis mit den Gesellschafterinnen Dr.Angelika Lenz und Dr.Katharina Kurz-Hüller. Die Unternehmensform ist jeweils eine GbR, alternativ wäre aktuell nur eine GmbH möglich. In Abhängigkeit von der weiteren personellen Entwicklung wäre die Umwandlung in eine andere Unternehmensform mittelfristig denkbar (z.B. Genossenschaft).

29 C4: Innerbetriebliche Mitentscheidung und Transparenz

Ein geregelter und gelingender Praxisbetrieb ist nur durch die engagierte Mitarbeit der Angestellten möglich. Die medizinische Entscheidungskompetenz obliegt den Ärzten und die rechtliche Verantwortung den Praxisinhabern. Neueinstellungen von medizinischen Fachangestellten werden mit den Mitarbeiter*innen abgestimmt, Kündigungen von Seiten der Praxisinhaber sind seit Praxisgründung bislang nicht erfolgt. Neueinstellungen und Entlassungen von Ärzten werden durch die Praxisinhaber vorgenommen.

Unter den medizinischen Fachangestellt*innen gibt es keine formale Hierarchie, in den verschiedenen Kompetenzbereichen erfolgt die Arbeit eigenverantwortlich, sie organisieren auch im Wesentlichen den Praxisablauf. In regelmäßigen Plenumssitzungen werden Praxisorganisation und Probleme diskutiert, eine zeitnahe Problembesprechung/-lösung ist jederzeit möglich.

Qualifikations- und Weiterbildungsmaßnahmen werden gefördert und bezahlt. Besonders qualifizierte medizinische Fachangestellte (VERAH, NÄPA) führen selbständig Hausbesuche durch. Die in der Ausbildung befindlichen Medizinischen Fachangestellt*innen und die Assistenzärzt*innen sollen eine möglichst gute Ausbildung erhalten

Im Rahmen des strukturierten Qualitätsmanagements wird versucht alle organisatorischen Strukturen darzustellen und allen Mitarbeitern transparent zu machen. Alle Mitarbeiter haben uneingeschränkten Zugang zum Praxisdokumentationssystem, in dem alle Patienten- und Abrechnungsdaten hinterlegt sind. Die betriebswirtschaftliche Analyse ist nur den Praxisinhabern zugänglich, die Gehälter sind für die Angestellten gegenseitig nicht einsehbar, es besteht keine gegenseitige Verschwiegenheitspflicht.

30 D4: Kundenmitwirkung und Produkttransparenz

Die Bedürfnisse und das Wohl der Patient*innen zu erfüllen ist unser Auftrag und unser höchstes Ziel. Im Rahmen der extrem regulierten Kassenärztlichen Medizin und darüber hinaus versuchen wir eine medizinische Behandlung auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft anzubieten und dabei den individuellen Wünschen der Patient*innen und Angehörigen zu entsprechen. Regelmäßig werden Patient*innen-Befragungen durchgeführt, deren Ergebnisse und individuelle Anregungen und Kritik werden diskutiert und wenn möglich und sinnvoll umgesetzt.

Die Patienten*innen sehen wir nicht als Kunden, sie sollen sich sicher sein können, dass ihr Wohl und nicht unser finanzieller Vorteil die Behandlung bestimmt. Diagnostik und Therapie werden mit den Patient*innen individuell abgestimmt.

Die Vergütung durch die Krankenkassen erfolgt für die gesetzlich versicherten Patient*innen über die Kassenärztliche Vereinigung bzw. über den Hausarztverband. Die Patient*innen bekommen keine Quittung, eine Zuzahlung ist nur bei Medikamenten in der Apotheke zu leisten. Die meisten Leistungen werden im Rahmen der Sozialgesetze pauschaliert vergütet, die Abrechnung durch die Kassenärztliche Vereinigung erfolgt ca. 4 Monate nach der elektronischen Einreichung der Abrechnungsunterlagen durch uns. Die Abrechnungsmodalitäten sind sämtlich öffentlich zugänglich, jedoch aufgrund der Komplexität im Detail schwer nachvollziehbar. Patient*innen, die privat versichert sind, erhalten eine Rechnung. Die Rechnungsstellung erfolgt streng nach der Gebührenordnung für Ärzte.

31 E4: Transparenz und gesellschaftliche Mitentscheidung

Als Landarztpraxis sind wir mitten im gesellschaftlichen Leben und auch im Fokus des Dorfes. Durch unser Handeln, Veröffentlichung auf unserer Internetseite und unsere sozialen und politischen Aktivitäten wird unsere Haltung dargestellt. Das Verhältnis zum Patienten ist durch die ärztliche Schweigepflicht geschützt. Es werden regelmäßig Patient*innen-Umfragen durchgeführt und die Anregungen werden möglichst umgesetzt (z.B. telefonische Erreichbarkeit der Praxis, Hilfe bei Vermittlung von Terminen in Krankenhäusern oder Facharztpraxen, Besuche von immobilen Patient*innen).

Wir pflegen einen offenen und konstruktiven Umgang mit Altenheimen, Pflege- und Sozialdiensten, um für unsere Patienten das beste Ergebnis zu erreichen und bemühen uns Probleme zu erkennen, anzusprechen und selbstkritisch damit umzugehen.

Unsere Rechnungen bei Privatpatienten richten sich genau nach der Gebührenordnung für Ärzte, die Abrechnung für gesetzlich versicherte Patienten erfolgt mehrheitlich pauschal, die Kosten für die medizinische Behandlung sind (bis auf Zuzahlungen für Medikamente und physikalische Leistungen) durch den Krankenkassenbeitrag abgedeckt. Inhaltstoffen von Medikamenten sind völlig transparent in der beiliegenden Fachinformation nachzulesen.

32 Zusammenfassung Negativaspekte

Wir haben keinen Anhalt für ein Vorliegen von Negativaspekten im Bereich von Menschenwürde, Solidarität/Gerechtigkeit, ökologischen Nachhaltigkeit und Transparenz/Mitentscheidung festgestellt. Es gibt keine unethischen Werbemaßnahmen. Eine Marktmacht gegenüber Lieferant*innen besteht nicht. Ein Arbeitsplatzabbau hat nicht stattgefunden. Wir bestätigen, dass wir keinerlei Praktiken der illegitimen Steuervermeidung, die den erwirtschafteten Unternehmensgewinn bewusst einer korrekten Besteuerung und damit dem Gemeinwohl entziehen, betreiben. Wir bestätigen, dass wir sämtliche Lobby-Aktivitäten offengelegt haben.

33 Ausblick

Wir versuchen die Idee der Gemeinwohlökonomie für unsere Praxis weiterzuentwickeln und unsere Mitarbeiter*innen dabei mitzunehmen. Ein wichtiger Aspekt ist dabei die Verbesserung der innerbetrieblichen Kommunikation, die im normalen Praxisalltag oft zu kurz kommt. Der im Grund gut geregelte Ablauf wird sehr häufig durch unvorhergesehene Ereignisse strapaziert und dadurch auch die Energie der Mitarbeiter*innen.

Die zunehmende Regulationswut und Kontrolle im Namen der Qualitätssicherung vor allem durch die Kassen und die Kassenärztliche Vereinigung macht es uns oft sehr schwer die Anliegen der Patienten im Mittelpunkt zu behalten. Diese stehen der Gesundheitsmaschinerie oft hilflos gegenüber, wir versuchen Lotsen für unsere Patienten zu sein. Dafür steht die weitere Qualifizierung von Praxisassistentinnen, um selbständiger arbeiten zu können (VERAH: Versorgungsassistentin in der Hausarztpraxis, NäPa: Nicht-ärztliche Praxisassistentin).

Die Achtsamkeit für ökologische Mittelverwendung wollen wie ebenfalls verbessern und vermehrt darauf achten, z.B. durch Umstellung auf Ökostrom und Anschaffung eines weiteren Elektroautos. Die verwendeten medizinischen Produkte (z.B. Liegeauflagen, Papierhandtücher) werden vollständig auf Recyclingqualität umgestellt. Berufskleidung wird möglichst bei Anbietern mit Fair-Wear-Siegel bestellt.

Die Homepage soll barrierefrei werden.

34 Der Bericht wurde von Dr. Andreas Neubauer erstellt (unterstützt durch Johanna Kraller). Aufwand: ca. 80 Stunden.

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