ERHALTUNGSVERORDNUNG Bezirksamt Neukölln von Information zum Erhalt des Gebietes ORTSKERN RUDOW ERHALTUNGSVERORDNUNG ORTSKERN RUDOW

164 10 20 50 m

Lupinenweg

Straße

167 D Baudenkmal

169 79 37B

37A 171 D 35 D 81 37 39 41 43 45 71A 29 31 33 53 57 65 67 69 80 71 75 48 Prierosser 50 D Straße 30 38 40 42 44 46 D 79 32 34 D 36 52 62 28 A-C 83 58 60 70 D 64 72 74 Kappen- D straße 78

84 D 74A 85

180

(P182)

86 175

87

88 Dorfkirche

89 184

91

90 Gemeinde-

186

93 187 D haus

92

189 (P94) Schmiede-

95

Weg

53A D teich 192 43A 96 Dorfkrug 73

97 D straße 27 45 59 29 31 33 35 37 Köpenicker 19 Krokus- 23 25 25A 41 47A 49 53 55 57 63 67/69 43 61 71 Neudecker Alt- 60 62 64 Rudow 26 28 30 32 48 54 56 58 D 68 D 38 40 42/44 70 34 D 50D D 24 36 74 52 Alte D Dorfschule

Hanffgraben

Straße

Am Neuköllner

Geltungsbereich des Erhaltungsgebietes Ortskern Rudow 01 BEZIRK NEUKÖLLN VON BERLIN

Liebe Bürgerinnen und Bürger, Der Bezirk Neukölln hat sich daher intensiv Das vorhandene Ortsbild des Erhaltungs- damit beschäftigt, wie einerseits die Attrakti- gebietes soll mit dieser Verordnung vor be- vität des Gebietes verbessert und daneben einträchtigenden Veränderungen geschützt die Besonderheiten der städtebaulichen werden. Struktur und des Ortsbildes bewahrt werden können. Bitte nutzen Sie die Informationsmöglich- keiten in unserem Bezirksamt, wenn Sie den So hat im Jahr 2005 eine von der Bezirks- Rückbau, eine Änderung, eine Nutzungsän- der Ortskern Rudow ist nicht nur das heu- verordnetenversammlung initiierte Ar- derung oder die Errichtung einer baulichen tige vitale Ortsteilzentrum im Süden von beitsgruppe für das Ortsteilzentrum Rudow Anlage innerhalb des Erhaltungsgebietes Neukölln. Der Name Rudow steht besonders festgestellt, dass der Erhalt des dörflichen planen, denn für jedes Vorhaben innerhalb für den historisch gewachsenen märkischen Charakters als vordringliches Ziel gilt und zu- des Erhaltungsgebietes ist eine separate Dorfkern, dessen Spuren sich bis zum Jahr gleich eine wesentliche Stärke des Gebietes Genehmigung erforderlich. Die Mitarbeite- 1373 zurückverfolgen lassen. darstellt. Empfohlen wurde nachdrücklich, rinnen und Mitarbeiter des Fachbereiches die Aufwertung des Ortskerns Rudow mit Stadtplanung werden Sie in diesen Angele- Davon zeugen u.a. die Dorfkirche, die Alte der Verbesserung der Rahmenbedingungen genheiten gerne beraten. Dorfschule und Gemeindehäuser sowie der ansässigen Gewerbetreibenden zu ver- Wohnhäuser von Bauernhöfen aus der zwei- knüpfen. Ich hoffe, mit diesem Informationsmate- ten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Baudenkmä- rial können wir Sie für die Entwicklung des ler sind weitgehend erhalten geblieben und Um diese wichtigen Vorgaben konsequent Ortskerns Rudow interessieren und zur prägen heute den historischen Ortskern. umzusetzen, hat das Bezirksamt Neukölln am Mitwirkung an der Erhaltung dieses märkisch 16.10.2008 eine Erhaltungsverordnung gem. geprägten Kleinods Neuköllner Stadtge- Viele Eigentümer haben individuelle Gestal- § 172 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 BauGB beschlossen, schichte anregen. tungsmerkmale von Gebäuden erhalten, so die mit Veröffentlichung im Gesetz- und dass der Ortskern Rudow heute trotz viel- Verordnungsblatt für Berlin vom 1.11.2008 Mit freundlichen Grüßen facher Veränderungen im Stadtbild etwas Rechtskraft erlangt hat. Ihr Besonderes geblieben ist und seine Eigen- heiten bewahren konnte. Dennoch ist es Der Bezirk verbindet mit der Erhaltungsver- bei der Umsetzung von Bauvorhaben nicht ordnung für den Ortskern Rudow das Ziel, immer gelungen, die gestalterischen Vor- ein einmaliges Gebiet des Bezirks Neukölln stellungen der Bauherren mit den lokalen zu bewahren und unter Berücksichtigung Besonderheiten des Ortskerns Rudow in Ein- der vorhandenen städtebaulichen und ge- Thomas Blesing klang zu bringen. stalterischen Merkmale zu entwickeln. Baustadtrat ERHALTUNGSVERORDNUNG ORTSKERN RUDOW GESCHICHTE DES DORFES RUDOW 02

Historischer Siedlungsgrundriss des Dorfes Rudow von 1842 Ehemalige Bebauung des Grundstückes Alt-Rudow 74 (um 1960), Ehemalige Gaststätte „Lindenpark“ mit dem Kino RuToLi nach Abriss in den 1970er Jahren Bebauung mit Supermarkthalle (Rudower Ton-Lichtspiele), Prierosser Straße 32

Die dörfliche Siedlungsanlage von Rudow Mit dem Ausbau der Infrastruktur ab ca. 1972 - erstmals 1373 urkundlich erwähnt - ist in erfolgte eine verbesserte Anbindung von Ru- der Karte von 1842 mit ihren Parzellen und dow an das Stadtzentrum , z. B. durch den zum damaligen Zeitpunkt bestehenden die Fertigstellung der U-Bahn-Linie Rudow - Gebäuden sehr gut zu erkennen. Neben den Rathaus , was u.a. dazu führte, dass Straßen sind es vor allem die 3- und 4-Seit- Rudow als Wohnort deutlich an Attraktivität Höfe, die die Siedlungsstruktur prägen. gewann. Mit der Bildung von Groß-Berlin 1920 gehört Rudow mit Neukölln, und zum Damit veränderte sich Rudow zunehmend Bezirk Neukölln. Bis in die 1950er Jahre war zum heutigen von Handel, Dienstleistungen Rudow im Grunde ein Vorort Berlins, ein Dorf und Wohnen geprägten Ortsteilzentrum. vor den Türen der Großstadt. Dies bezeugen Trotz der damit verbundenen Bautätigkeit die noch weit in die 1970er Jahre hinein er- blieb der Stadtgrundriss in wesentlichen haltenen landwirtschaftlichen Hofanlagen Merkmalen unverändert. Ehemals bäuerliche sowie die bis dahin noch erhaltenen Teile der Wohnhäuser sind erhalten, die zur heutigen Heutige gewerbliche Nutzung des Saalgebäudes des ehemaligen Rudower Feldmark. Prägung des Ortsbildes beitragen. Kinos RuToLi (siehe oben) in der Prierosser Straße 32 03 GRÜNDE FÜR BEZIRK NEUKÖLLN VON BERLIN DIE ERHALTUNGSVERORDNUNG Ziel der Erhaltungsverordnung ist es, zum Heute besitzt das Gebiet die Funktion eines Erhalt der städtebaulichen Eigenart des Ge- Ortsteilzentrums mit einer ausgeprägten bietes „Ortskern Rudow“ auf Grund seiner Nutzungsmischung. Neben dem Wohnen städtebaulichen Gestalt beizutragen und sind hierfür vor allem die zahlreichen Han- mögliche Beeinträchtigungen der Stadtge- dels- und Dienstleistungsangebote kenn- stalt und des Ortsbildes zu vermeiden. zeichnend. Damit ist der Ortskern Rudow in besonderem Maße ein sehr eigenständiger Der Ortskern Rudow besitzt noch heute die und gegenüber dem Umfeld klar abgrenz- Merkmale einer märkisch dörflichen Sied- barer Bereich. lungsanlage. Stadtgestalt und Ortsbild besitzen die Merk- Zahlreiche ehemals bäuerliche Wohnhäuser male ehemals ländlicher Baukultur und bie- mit dazugehörigen Nebengebäuden sowie ten zudem modernen und zeitgemäßen Nut- die öffentlichen Gebäude spiegeln die Ge- zungen Raum. Um die Unverwechselbarkeit

Die Alte Dorfschule in Alt-Rudow wird heute für kulturelle Zwecke schichte Rudows als ehemals ländliche Ge- des Gebietes erhalten und die Attraktivität genutzt. meinde wider. als Ortsteilzentrum steigern zu können, wen- det der Bezirk Neukölln das Instrument der Erhaltungsverordnung an.

Dies bedeutet, dass für alle Baumaßnahmen im Gebiet eine separate Genehmigung einzuholen ist und die Vorhaben mit den Zielen der Erhaltungsverordnung überein- stimmen müssen.

Der damit verbundene Dialog zwischen den beteiligten Eigentümern bzw. den Antrag- stellern und dem Bezirksamt Neukölln - Fach- bereich Stadtplanung - soll dazu dienen, die Sensibilität für die städtebaulichen und ge- stalterischen Merkmale zu wecken und somit

Das evangelische Gemeindehaus, Der Dorfkrug spiegelt die ländliche Baukultur wider, die städtebauliche Eigenart dieses beson- Prierosser Straße 70 Alt-Rudow 59 deren Gebietes zu erhalten. ERHALTUNGSVERORDNUNG ORTSKERN RUDOW BESCHREIBUNG DES GEBIETES 04 Stadtgestalt Die Stadtgestalt beschreibt alle die städ- Für die Bebauung im Gebiet sind folgende Die Hauptgebäude stehen auf den Grund- tebauliche Struktur und Funktion des Merkmale prägend: stücken bis auf wenige Ausnahmen traufstän- Gebietes bestimmenden Merkmale wie dig zur Straße und besitzen zumeist ein bis Siedlungsgrundriss mit Straßennetz und Die Gebäude sind überwiegend in offener zwei Vollgeschosse; dreigeschossige Gebäu- Plätzen, Topografie, Parzellen- und Bebau- Bauweise - mit seitlichen Abständen zwi- de sind nur vereinzelt vorzufinden. ungsstruktur, Nutzung baulicher Anlagen schen den Gebäuden - errichtet, auch bei und Freiflächen. Doppelhäusern oder Hausgruppen sind seit- Die kleinteilige Bebauungsstruktur spiegelt liche Grenzabstände vorhanden. sich auch in der heute vorhandenen Nut- Den Siedlungsgrundriss des Gebietes kenn- zungsvielfalt wider. zeichnen folgende Merkmale: Aufgrund der somit möglichen Durchblicke Dabei überwiegt die Wohnnutzung, ergänzt in die Gartenbereiche entsteht eine Transpa- durch die für ein Ortsteilzentrum typischen Die Struktur der ursprünglich dörflichen renz im Gebiet, die unbedingt erhalten wer- Einrichtungen wie Handel, Dienstleistungen, Ansiedlung Rudow mit dem H-förmigen den soll. Eine Ausnahme bilden Grundstücke Gastronomie und andere gewerbliche Nut- Siedlungsgrundriss, der von den Straßen in der Straße Alt-Rudow, die mit ihrer teilwei- zungen. Diese Angebote konzentrieren sich Alt-Rudow, Prierosser Straße und Köpenicker se geschlossenen Bauweise einen kleinstäd- vorwiegend in den Straßen Alt-Rudow und Straße gebildet wird, ist vollständig erhalten tischen Charakter vermitteln. Krokusstraße. geblieben. Die Teilung der angrenzenden Parzellen im Gebiet folgt überwiegend den historischen Grenzen.

Folgende Merkmale sind für die Grundstücks- gliederung kennzeichnend:

Die Grundstücke besitzen zumeist einen Vorgarten; die Hauptgebäude sind in einem Abstand von ca. drei bis fünf Metern entfernt von der vorderen Parzellengrenze errichtet. In den rückwärtigen Bereichen sind häufig Nebengebäude angeordnet.

Die Überbauung der Grundstücke ist relativ gering; im Erhaltungsgebiet sind die meisten Blick in die Krokusstraße, geprägt durch Wohnnutzung und Grundstücke weniger als 40% überbaut. ergänzende Handels- und Dienstleistungseinrichtungen 05 BEZIRK NEUKÖLLN VON BERLIN Ortsbild Das Ortsbild eines Gebietes ist die über- wiegend durch bauliche Anlagen geprägte Ansicht eines Ortsteiles und schließt alle optisch wahrnehmbaren Merkmale von Straßen, Plätzen und von privaten Freiräu- men sowie der Bebauung ein.

Das Ortsbild im Ortskern Rudow ist vor allem durch seine kleinteilige und vielfältige Be- bauung geprägt und durch folgende Merk- male gekennzeichnet:

Ein großer Anteil der Gebäude ist vor 1915 errichtet und noch in seiner Ursprünglichkeit Kleinteilige Bebauung innerhalb privater Freiräume prägt das Typisch im Gebiet: Vorgarten und durchgehende Einfriedung mit erkennbar erhalten geblieben. Ortsbild im Erhaltungsgebiet einfachem senkrecht gestäbten Holzzaun

Diese ehemals bäuerlichen Wohnhäuser Die Grundstücke im Gebiet sind zumeist wurden ergänzt durch gründerzeitliche durch eine durchgehende Einfriedung, be- Mietshäuser sowie Gebäude, die zwischen stehend aus Zaunfeldern aus Holz oder Me- 1920 und ca. 1938 errichtet wurden. Trotz ei- tall, bspw. Schmiedeeisen und teilweise auf niger Bauten aus der Zeit nach 1950 ist der einem Sockel aufgesetzt, vom Straßenraum Gesamteindruck des Gebietes erhalten ge- abgegrenzt. blieben. Die privaten Freiräume sind vielfältig und Die historisch bedeutsamen Gebäude sind mit unterschiedlichen Gehölzbeständen ge- gleichmäßig im Gebiet verteilt und besitzen staltet. Die Vorgärten besitzen häufig einen wiederkehrende Gestaltungsmerkmale, vor- repräsentativen Charakter; die Grenzen zwi- wiegend in der Formensprache des Spätklas- schen den Grundstücken sind blickdurchläs- sizismus des ausgehenden 19. Jahrhunderts. sig angelegt. Sie prägen das Erhaltungsgebiet außeror- Vereinzelt sind noch die mit Natursteinpfla- dentlich und bestimmen auch gegenwärtig Typische spätklassizistische Fassadenelemente, ster befestigten Hofflächen ehemals bäuer- das Ortsbild des Ortskerns Rudow. Alt-Rudow 47a licher Hofanlagen erhalten. ERHALTUNGSVERORDNUNG ORTSKERN RUDOW ZIELE - ERHALTUNG UND GESTALTUNG 06

Welche Bedeutung hat die Erhaltungsver- Errichtung (Neubau) ordnung für Bauvorhaben im Gebiet? Bei der Errichtung neuer Gebäude sollen Mit der Erhaltungsverordnung sollen die sich diese in Bauweise, Geschossigkeit und Merkmale der Stadtgestalt und des Orts- Stellung auf dem Grundstück an der umge- bildes geschützt werden. benden Bebauung orientieren.

Alle Maßnahmen an baulichen Anlagen sol- Eine auffällige Fassadengestaltung soll un- len zum Erhalt des Ortskernes Rudow in sei- terbleiben; Neubauten sollen sich gegen- ner überlieferten Form beitragen. über der vorhandenen Bebauung eher zurückhalten.

Rückbau (Abriss) Nebengebäude dürfen nur im rückwärtigen Der Rückbau von prägenden und damit be- Grundstücksbereich errichtet werden und sonders schützenswerten Haupt- und Ne- sollen in ihrer Gestaltung auf das Hauptge-

Beispiel für ein prägendes Gebäude im Gebiet: bengebäuden ist nicht zulässig. bäude abgestimmt sein. Kleines bäuerliches Wohnhaus, erbaut um 1820, Alt-Rudow 32 Rückbaumaßnahmen, die der Wiederherstel- lung des ursprünglichen Erscheinungsbildes eines Gebäudes dienen, sind möglich.

Änderung und Nutzungsänderung Die offene Bauweise sowie die vorhandenen Gebäudeproportionen sollen erhalten blei- ben. Die Gebäude im Gebiet besitzen eine kompakte und abgeschlossene Form, die erhalten und nicht durch Aufstockung oder Anbauten im Vorgartenbereich wie z. B. Win- tergärten verändert werden darf.

Die Gebäude sollen weiterhin zum Wohnen sowie zu solchen gewerblichen Zwecken

Beispiel für ein prägendes Gebäude im Gebiet: genutzt werden, die dem Charakter des Ge- Neubebauung (2008) des Grundstückes in Anlehnung an die histo- Repräsentatives, gründerzeitliches Mietshaus, Prierosser Straße 53 bietes entsprechen. rische Kubatur der ursprünglichen Bebauung, Alt-Rudow 23 07 BEZIRK NEUKÖLLN VON BERLIN Fassade Mit der Fassade zeigt sich ein Gebäude Üblicherweise besitzen die Fassaden einen dem öffentlichen Raum. Ihre Gestaltung ist hellen Glattputz, der um weitere Gestal- daher für das Erhaltungsgebiet Ortskern Ru- tungselemente wie Gesimse, Friese und dow von großer Bedeutung und soll nach Bänder ergänzt ist. Diese Elemente sind als folgenden Merkmalen erfolgen: Stuckverzierung bzw. mit wechselndem Bau- material wie zum Beispiel Klinker hergestellt Die Gebäude verfügen über eine Einteilung und müssen erhalten bleiben. in Sockel, Wandfläche mit Öffnungen, Trauf- gesims und Dach, an der sich auch Neu- und An Gebäuden, deren ursprünglicher Fassa- Umbauvorhaben orientieren sollen. denschmuck nicht mehr vorhanden ist, sollte die Fassadengestaltung nach historischem Vorbild sichtbar gemacht werden.

Satteldach Die Auswahl der Farbgestaltung bei den

Gebäuden im Gebiet soll entsprechend der Im Original erhaltene Fassadengestaltung, Kranzgesims bauzeitlichen Farbpalette oder gegebenen- Prierosser Straße 69 falls anhand eines Farbbefundes erfolgen.

Fries Bei Doppelhäusern soll eine einheit- liche, aufeinander abgestimmte Gestal- Fensterrahmung tung beider Haushälften erreicht werden.

Stehendes Recht- Bei verputzten Gebäuden soll an den eckfenster sichtbaren Fassadenseiten das nach- trägliche Aufbringen von Außenwand- Gurtgesims Verkleidungen oder Vorhangfassaden wie zum Beispiel aus Metall oder Kunststoff Fensterspiegel unterbleiben.

Sockel Das Anbringen einer äußeren Fassaden- Wärmedämmung ist nur zulässig, sofern der

Beispiel für eine spätklassizistische Fassadengliederung, typisch für gegenwärtige Charakter der Fassade er- Schlichte Fassadengestaltung eines Mietshauses, um 1930, Gebäude des ausgehenden 19. Jahrhunderts halten bleibt. Krokusstraße 92 ERHALTUNGSVERORDNUNG ORTSKERN RUDOW 08 Fenster und Türen Die Fenster und Türen in ihren rechteckigen, Die für die Entstehungszeit des Gebäudes Bei gründerzeitlichen Gebäuden ist eine Ge- stehenden Formaten sind typisch und müs- entsprechende Gliederung der Fenster, staltung der Türen mit Oberlicht und Türblät- sen bei Sanierungen und Umgestaltungen beispielsweise durch Kreuzteilung bzw. tern aus Holz typisch. erhalten bzw. wiederhergestellt werden. Sprossung soll erhalten bleiben. Grundsätzlich sollen Türen und Fenster in Das Zusammenfassen mehrerer Fenster zu Alle Fenster eines Gebäudes sollen in Rah- ihrer Gestaltung innerhalb der Fassade sowie Fensterbändern muss unterbleiben. mendimensionierung, Material und Farbe aufeinander abgestimmt sein. einheitlich gestaltet werden. Empfohlen wird die Verwendung von Holz als typisches Ma- terial für Fenster. Der Einbau von Rollläden soll nur mit innen- liegenden Kästen erfolgen; Fensterläden sind Rollläden vorzuziehen.

Sehr gute Farbabstimmung von Fenster, Tür und Putzfläche, Original erhaltene Fenster mit hölzernen Fensterläden, Repräsentative Tür mit Oberlicht, Prierosser Straße 34 Krokusstraße 80 Köpenicker Straße 169 09 BEZIRK NEUKÖLLN VON BERLIN Dach Typisch für die Gebäude im Erhaltungsge- biet sind Satteldächer mit einer Neigung zwischen 25° und 45° und ruhigen, überwie- gend geschlossenen Dachflächen.

Seltener sind auch flacher geneigte Satteldä- cher und Pultdächer vorzufinden, die ebenso erhalten bleiben sollen.

Bei Sanierungen, Umgestaltungen oder Neu- bauten müssen die Dachflächen zum sicht- baren Straßenraum weiterhin möglichst ru- hig gehalten werden.

Möglich sind symmetrisch angelegte Ruhige, ziegelgedeckte Dachflächen sind typisch im Gebiet, Krüppelwalmdach mit zurückhaltender Dachgaube, Zwerchgiebel und kleine Gauben. Dachflä- Prierosser Straße 75 Krokusstraße 80 chenfenster oder Gauben dürfen höchstens 30% der Dachfläche einnehmen, um die zu- sammenhängend gestalteten Dachflächen zu bewahren.

Zur Dacheindeckung soll ein naturroter Ton- ziegel als historisch üblicherweise verwen- detes Material eingesetzt werden. Empfoh- len wird hier der Biberschwanzziegel. Alter- nativ kann auch Schiefer verwendet werden, sofern dieses Material nachweislich zum Ge- bäude passt.

Solarenergieanlagen, Parabolantennen etc. können grundsätzlich nur zugelassen wer- den, sofern diese Anlagen vom öffentlichen Flach geneigtes Satteldach mit Schieferdeckung, Sehr gute Dachgestaltung mit einzeln stehenden Gauben eines Straßenraum nicht einsehbar sind. Alt-Rudow 42-44 sanierten Gebäudes, Prierosser Straße 50 ERHALTUNGSVERORDNUNG ORTSKERN RUDOW 10 Einfriedungen Vorgärten Hofbefestigungen Einfriedungen, die aus kunstschmiede- Vorgärten müssen insbesondere vor Wohn- Die ursprünglich mit Natursteinpflaster be- eisernen Zäunen sowie aus Staketenzäunen gebäuden als Gartenflächen erhalten festigten oder unbefestigten Hofanlagen bestehen, sind prägend für das Erhaltungs- werden und weiterhin die Funktion von sollen erhalten bleiben. gebiet und sollen erhalten werden. Dazu Ziergärten erfüllen. Im Falle einer Umnut- gehören auch die typischen Zaunsockel aus zung zugunsten einer gewerblichen Nut- Erforderliche Kfz-Stellplätze, Zufahrten und Klinkermauerwerk oder Beton sowie Zaun- zung sind typische Gestaltungselemente ähnliche Befestigungen sollen nur in un- pfeiler aus Klinker oder verputztem Mauer- des Vorgartenbereichs zu erhalten. Bei der mittelbar benötigter Dimensionierung ange- werk. Gestaltung der Vorgärten sollte auf die legt werden. Verwendung von kleinkronigen Laubbäu- Einfriedungen müssen passend zum Gebäu- men, Rasenflächen, kleinen Sträuchern, Als Materialien zur Befestigung der Flächen de entweder aus senkrecht angeordneten Stauden und Blumen zurückgegriffen passen Pflastersteine oder eine wasserge- Holzlatten oder aus Metallstäben bestehen werden. bundene Decke zum dörflichen Charakter und dürfen maximal eine Höhe von 1,60 m Kfz-Stellplätze, Nebengebäude oder groß- des Erhaltungsgebietes. besitzen. flächige Werbeanlagen gehören nicht in die Die Höhe des Sockels soll maximal 0,40 m ursprünglich bepflanzten und repräsentativ Vollversiegelungen sollen vermieden bzw. betragen. gestalteten Vorgartenbereiche. wieder zurückgebaut werden.

Gut erhalten: gepflasterte Einfahrt und Einfriedung mit schmiede- Abwechslungsreich gestalteter Vorgarten - der Maschendrahtzaun Sehr gut erhaltene Hofbefestigung einer ursprünglich bäuerlichen eisernem Zaun auf Sockel, Prierosser Straße 69 sollte jedoch durch einen Holzzaun ersetzt werden, Alt-Rudow 32 Hofanlage, Prierosser Straße 50 11 BEZIRK NEUKÖLLN VON BERLIN Werbeanlagen Werbeanlagen besitzen als Bestandteil der Fassaden- und Grundstücksgestaltung eine wichtige Bedeutung für das Ortsbild des Erhaltungsgebietes.

Damit sich Werbeanlagen in das Ortsbild ein- fügen, müssen folgende Anforderungen an die Gestaltung von Werbeanlagen beachtet werden:

Werbeanlagen dürfen nur am Ort ihrer Leistung und vorrangig an der Fassade des Erdgeschosses angebracht werden. Werbe- anlagen am Gebäude sind weder oberhalb des ersten Obergeschosses, noch an Bal- Gut gestaltete Werbeanlage an einem neu errichteten Gebäude, konen zu befestigen. Alt-Rudow 23

Werbeanlagen müssen sich in Maßstab, Ma- terial, Farbe und Größe der Fassadengestal- tung unterordnen.

Die Gestaltung der Werbeanlage muss zu- rückhaltend sein. Einzelne auf der Fassade befestigte oder gemalte Buchstaben sind Die Werbeanlage fügt sich gut in die Fassadengestaltung des flächigen Beschilderungen vorzuziehen. Gebäudes ein, Alt-Rudow 54 Auch Werbe-Ausstecker sind möglich. Wer- bung für Büro- und Praxisräume soll sich auf Fenster, Türen und weitere Fassadengliede- Türschilder beschränken. rungen (Gesimse, Stuck u. ä.) dürfen nicht durch Werbeanlagen verdeckt oder „zuge- Die Dimensionierung der Beschriftung soll klebt“ werden. sich an der Größe und Gestaltung des Ge- Eigenständige Objekte wie Werbepylone bäudes und seiner Fassade sowie an der Be- oder Fahnenmaste sollen nicht verwendet Beispiel für einen Werbe-Ausstecker, deutung des Gewerbebetriebes orientieren. werden. Alt-Rudow 49 ERHALTUNGSVERORDNUNG ORTSKERN RUDOW ANTRAGSVERFAHREN 12

Für die Umsetzung von baulichen und son- • Bei verfahrens- oder genehmigungsfreien Befindet sich Ihr Grundstück innerhalb stigen Vorhaben auf den Grundstücken im Bauvorhaben nach BauO Bln ist im Gel- des Erhaltungsgebietes und planen Sie Geltungsbereich der Erhaltungsverordnung tungsbereich der Erhaltungsverordnung eine Veränderung an Ihrem Gebäude oder Ortskern Rudow gelten folgende Verfahren: die Genehmigung nach § 173 BauGB sepa- auf Ihrem Grundstück, wenden Sie sich rat einzuholen. bitte vor Beginn der Maßnahme an das • Zur Erhaltung der städtebaulichen Eigen- Bezirksamt Neukölln, Fachbereich Stadtpla- art des Ortskerns Rudow bedürfen gemäß • Für ein Genehmigungsverfahren gemäß nung. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter § 172 Abs. 1 Nr. 1 BauGB den Rückbau, die § 173 BauGB sind ein formloser Antrag und beraten Sie gern: Änderung, die Nutzungsänderung oder die Unterlagen einzureichen, die die geplanten Errichtung baulicher Anlagen der Geneh- Baumaßnahmen umfassend in Wort und Telefon: 6809 3512 migung nach § 173 BauGB. Bild darstellen. ab 1. Februar 2010: 90239 3512

• Wird ein Genehmigungsverfahren nach der • Wer genehmigungspflichtige Maßnahmen Sprechzeiten: Bauordnung für Berlin (BauO Bln) durchge- ohne Genehmigung durchführt, handelt Dienstag, Donnerstag: 9.00 bis 14.00 Uhr führt, so wird die Genehmigung nach § 173 ordnungswidrig. Dies kann mit einer Geld- und nach telefonischer Vereinbarung BauGB mit der Baugenehmigung erteilt. buße geahndet werden. E-Mail: [email protected]

Homepage zum Erhaltungsgebiet: www.berlin.de/ba-neukoelln/verwaltung/ erhaltungsgebiete.html

Bezirksamt Neukölln von Berlin Abt. Bauwesen, Amt für Planen, Bauordnung und Vermessung, Fachbereich Stadtplanung

Karl-Marx-Straße 83 12040 Berlin VERORDNUNGSTEXT BEZIRK NEUKÖLLN VON BERLIN Veröffentlicht im Gesetz- und Verordnungsblatt für Berlin, 64. Jahrgang, Nr. 27 am 1. November 2008, S. 302/303

Erhaltungsverordnung gem. § 172 Abs. 1 Nr. 1 BauGB § 2 Gegenstand der Verordnung - Genehmigungspflicht zung von Verfahrens- und Formvorschriften sowie die be- für das Gebiet Ortskern Rudow Zur Erhaltung der städtebaulichen Eigenart des Gebietes achtlichen Mängel des Abwägungsvorgangs gemäß § 215 im Bezirk Neukölln von Berlin, Ortsteil Rudow aufgrund seiner städtebaulichen Gestalt bedürfen in dem Abs. 1 des Baugesetzbuchs und § 32 Abs. 2 des Gesetzes zur Vom 16. Oktober 2008 in § 1 bezeichneten Gebiet der Rückbau, die Änderung, die Ausführung des Baugesetzbuchs unbeachtlich. Nutzungsänderung oder die Errichtung baulicher Anla- (2) Die Beschränkung des Absatzes 1 gilt nicht, wenn die für Auf Grund des § 172 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 des Baugesetzbuchs gen der Genehmigung. Die Genehmigung zum Rückbau, die Verkündung dieser Verordnung geltenden Vorschriften (BauGB) in der Fassung vom 23. September 2004 (BGBl. I, zur Änderung oder Nutzungsänderung darf nur versagt verletzt worden sind. S. 2414), zuletzt geändert durch Artikel 1 des Gesetzes werden, wenn die bauliche Anlage allein oder im Zusam- § 5 Ordnungswidrigkeiten vom 21. Dezember 2006 (BGBl. I, S. 3316), in Verbindung menhang mit anderen baulichen Anlagen das Ortsbild, Wer eine bauliche Anlage innerhalb des Geltungsbereichs mit § 30 des Gesetzes zur Ausführung des Baugesetzbuchs die Stadtgestalt oder das Landschaftsbild prägt oder dieser Verordnung ohne die dafür nach § 2 erforderliche (AGBauGB) in der Fassung vom 7. November 1999 (GVBl. sonst von städtebaulicher, insbesondere geschichtlicher Genehmigung rückbaut oder ändert, handelt gemäß § 213 S. 578), zuletzt geändert durch Artikel 3 des Gesetzes vom oder künstlerischer Bedeutung ist. Die Genehmigung Abs. 1 Nr. 4 des Baugesetzbuchs ordnungswidrig und kann 3. November 2005 (GVBl. S. 692), wird verordnet: zur Errichtung der baulichen Anlage darf nur versagt gemäß § 213 Abs. 2 des Baugesetzbuchs mit einer Geldbu- § 1 Geltungsbereich werden, wenn die städtebauliche Gestalt des gemäß ße bis zu fünfundzwanzigtausend Euro belegt werden. Die Verordnung gilt für das in der anliegenden Karte im Maß- § 1 geschützten Gebietes durch die beabsichtigte bauliche § 6 Ausnahmen stab 1:5.000 mit einer durchgehenden Linie eingegrenzte, Anlage beeinträchtigt wird. § 2 ist nicht auf Grundstücke anzuwenden, die den in § 26 schraffiert dargestellte Gebiet. Der Geltungsbereich um- § 3 Zuständigkeit Nr. 2 des Baugesetzbuchs bezeichneten Zwecken dienen fasst nachfolgend aufgeführte Grundstücke/Bereiche im Die Genehmigung wird durch das Bezirksamt Neukölln von und nicht auf die in § 26 Nr. 3 BauGB bezeichneten Grund- Erhaltungsgebiet Ortskern Rudow, Ortsteil Rudow: Berlin erteilt. stücke. Das Bezirksamt Neukölln von Berlin unterrichtet die Alt-Rudow 19, 23-26, 27-27A (teilw.), 28-29, 30-34, 35 § 4 Verletzung von Vorschriften Bedarfsträger dieser Grundstücke von dieser Verordnung. (teilw.), 36, 36A (teilw.), 37-39, 40-41, 42-45, 46 (teilw.), 47A, (1) Wer die Rechtswirksamkeit dieser Verordnung überprü- Beabsichtigt ein Bedarfsträger dieser Grundstücke ein Vor- 48 (teilw.), 49-50, 52-64 und 67-74, fen lassen will, muss haben im Sinne von § 2, hat er dies dem Bezirksamt mit- Prierosser Straße 28-38, 39-40, 41 (teilw.), 42-46, 47/51A 1. eine Verletzung der im Gesetz zur Ausführung zuteilen. (teilw.), 48, 50 (teilw.), 52 (teilw.), 53, 54-56A (teilw.), 57, des Baugesetzbuchs enthaltenen Verfahrens- und § 7 Inkrafttreten 58-58G (teilw.), 60/64, 65-72 und 74-79, Formvorschriften innerhalb von zwei Jahren, Diese Verordnung tritt am Tag nach der Verkündung im Ge- Krokusstraße 79 (teilw.), 80, 81 (teilw.), 83-97, Köpenicker 2. beachtliche Mängel des Abwägungsvorgangs setz- und Verordnungsblatt für Berlin in Kraft. Straße 164,165-165B (teilw.) und 167-192, nach § 214 Abs. 3 Satz 2 des Baugesetzbuchs Neudecker Weg 144 sowie Abschnitte der Straßen Alt- innerhalb von einem Jahr Berlin, den 16. Oktober 2008 Rudow, Prierosser Straße, Krokusstraße, Köpenicker Straße, seit der Verkündung dieser Verordnung schriftlich gegen- Am Hanffgraben und Lupinenweg. über dem Bezirksamt Neukölln von Berlin, Abteilung Bau- Bezirksamt Neukölln von Berlin Die Innenkante der Geltungsbereichsgrenze bildet die Ge- wesen geltend machen. Der Sachverhalt, der die Verletzung bietsgrenze. Die Karte im Maßstab 1:5.000 ist Bestandteil oder den Mangel begründen soll, ist darzulegen. Nach B u s c h k o w s k y B l e s i n g dieser Verordnung. Ablauf der in Satz 1 genannten Fristen werden die Verlet- Bezirksbürgermeister Baustadtrat Erhaltungsverordnung Information zum Erhalt des Ortskerns Rudow

Herausgeber: Bezirksamt Neukölln von Berlin, Abteilung Bauwesen Amt für Planen, Bauordnung und Vermessung Fachbereich Stadtplanung

Konzept: StadtLandProjekte, Berlin Georg Balzer, Cordula Reichelt

Fotos: FB Stadtplanung Neukölln Georg Balzer Blom, Borchert GeoInfo GmbH

Historische Fotos und Karten: 625 Jahre Rudow, Rudower Panorama Verlag Berlin Neukölln - seine Geschichte und Denkmale

Druck: Fatamorgana, Berlin

November 2009