Gronau Nachrichten.Pdf
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Nachrichten aus der Stadt Gronau Gronau, 16. Januar 1880: Am 5. Januar 1880 sollen vor hiesiger Stadt etwa 100 Stück Eichen, welche zum Theil zu Rademacher- und Tischlerarbeiten verwandt werden können, öffentlich meistbietend verkauft werden. Käufer wollen sich am gedachten Tage Morgens 9 Uhr auf dem Wege neben der Bleiche einfinden. Der Ma- gistrat, F. A. Gericke. Gronau, 19. Januar 1880: Gestern Abend fand im Saale des Rathskellers auf Veranlassung des hiesi- gen Turn-Vereins eine Versammlung behufs Gründung einer freiwilligen Feuerwehr statt. An dieser Versammlung hatten etwa 50 Bürger und Ein- wohner hiesiger Stadt theilgenommen, und Alle waren von dem Wunsche Beseelt, endlich einmal etwas Vernünftiges zu Stande zu bringen nachdem zahlreiche frühere Versuche an der Theilnahmlosigkeit der Einwohner- schaft scheiterten. Die hiesigen seit längeren Jahren bestehenden Turner- Turner-Feuerwehr löste sich, da zwei derartige Institute nebeneinander nicht gut bestehen können, auf und erklärte sich durch Namensunter- schrift zu Mitgliedern der nun zu bildenden freiwilligen Feierwehr. Die ver- sammelten wählten unter sich eine Commission, bestehend aus den Herrn Apotheker Horn, Schornsteinfegermstr. Severin, Kornhändler Bunnenberg, Schuhmachermstr. Wöckener und Cigarrenfabrikant Böker, die die Sache weiterführen und sich gleichzeitig mit dem Magistrate in Verbindung set- zen soll. Im Ganzen hatte die aufgelegte Liste 42 Unterschriften ergeben; jedoch soll dieselbe jedem Bürger und Einwohner der Stadt dieser Tage be- hufs Beitrittserklärung zugehen. Wünschen wir dem segensreichen Unter- nehmen ein baldiges Zustandekommen, damit die Einwohnerschaft bei eintretenden Feuersgefahr dem Schicksale mit etwas mehr Zuversicht ent- gegen sehen kann. Gronau, 22. Januar 1880: Wir glauben nicht fehl zu gehen, wenn wir der Ortspolizeibehörde auf eine Übelstand aufmerksam machen. Der in hiesiger Stadt in Folge der Straßen- anlage sich so recht ausgebreitet hat und dem Seitens der Sicherheitsor- gane zu wenig Beachtung geschenkt wird: wir meinen das Schurren der Kinder auf den Tottoirs und den eisernen Gossenüberdachungen. Wie leicht kann der harmlos auf dem Trottoir Einhergehende auf eine solche glatte Stelle treten und im Augenblick ist ein Unglücksfall da; namentlich sind äl- tere Personen beim Passiren der Straßen hundert Mal der Gefahr ausge- setzt, zu stürzen. Auch den Lehrern und Eltern möchten wir es so recht ans Herz legen, die Kinder auf diesen Unfug aufmerksam zu machen und sich bemühen, denselben nach Kräften steuern zu suchen. - An Stelle des zum Bürgervorsteher gewählten, von seiner vorgestzten Behörde aber nicht bestätigten Postverwalters Greve wurde der Acker- bürger Wilh. Habbeney gewählt. 1 von 317 Gronau, 23. Januar 1880: Im Gesemann'schen Lokale fand am gestrigen Abende unter zahlreicher Betheiligung hiesiger Bürgerfamilien ein Masken-Ball statt, der gewiß zu den schönsten der hier gegebenen gerechnet werden darf. Das Comitee, bestehend aus hiesigen Bürgersöhnen, hat gewiß die nicht leichte Aufgabe auf das Gländzendste zu lösen gewußt, und den Beiweis geliefert, daß bei energischem Willen auch an einem Orte wie Gronau etwas geleistet wer- den kann, worüber sich manche größere Provinzialstadt nicht zu schämen braucht. Die von demselben getroffenen Arrangements sowie die vorge- führten närrischen Schaustücke ernteten allgemeinen Beifall, und hielten namentlich letztere die Lachmuskeln des Publikums in steter Bewegung. Die Kostümirung war glänzend zu nennen und zeigte von einem guten und feinen Geschmack. Das Fest war nach dem Zusammenwirken so vieler äu- ßerer Umstände selbstredend als ein in jeder Beziehung gelungenes zu be- trachten, wovon auch die bis zum Morgen des heutigen Tages herrschende gemäthliche Stimmung Zeugniß ablegte, und Mancher wird das Bewußt- sein mit nach Hause genommen haben, eines der schönsten und gelun- gensten Feste am hiesigen Platze mit erlebt zu haben. - Zum Schluß wollen wir dem Wirthe für gute Bedienung und civile Preise (der Schoppen Bier kostete nur 10 Pf.) und die Tasse Kaffee mit Kuchen 30 Pf. Lobende Aner- kennung zollen. Gronau, 29. Januar 1880: In der heutigen Vorstandssitzung des landw. Vereins Gronau wurde ein- stimmig der Wunsch ausgesprochen, die Landdrostei Hildesheim als selbstständigen Regierungsbezirk erhalten zu sehen und beschlossen, hiervon dem Hauptverein Hildesheim unverzüglich Kenntniß zu geben, in der Voraussetzung, daß derselbe sich der Sache in der morgenden Vor- standssitzung annehmen werde. - Ein von der Deutschen landw. Presse veranstaltetes Preisausschreiben für die beste Methode: Lupinenkörner zu einem unschädlichen, gern genom- menen Schrotfutter zu machen, fand den Beifall der anwesenden Herren und bewilligten dieselbe einen Betrag von 30 Mark aus der Vereinskasse für den Fall, daß die Concurrenz wirklich zu Stande kommt. Als Termin zur nächsten Generalversammlung wurde der 28. Februar bestimmt und 2 Vor- träge – über Ackergahre sowie über Kataster und Grundbuch – in Aussicht genommen. Vor der Versammlung soll auf der Zuckerfabrik eine neue con- struirte Düngerstreumaschine probirt werden. Ein Schreiben des Königl. Amts hierselbst mit Drucksachen betr. Die Kaiser-Wilhelm-Spende fand da- mit seine Erledigung, daß das Königl. Amt ersucht werden solle, dem Ver- ein eine grpßere Anzahl von Exemplaren des Prospects behufs Vertheilung in der nächsten Versammlung zu überweisen. Auf Antrag des Vorsitzenden gab der Vorstand seine Zustimmung: auf einige gute landw. Blätter für den Verein zu abonniren und zwar zunächst auf die landw. Zeitung von Frühling und die in Bremen erscheinende Milchzeitung. Gronau, 30. Januar 1880: 2 von 317 Der augenblicklich hier und in Elze abwechselnd gastirende Theatergesell- schaft Herrmann, bestehend aus cira 12 activen Mitglieder, geht aus ver- schiedenen größeren Städten der Provinz ein sehr guter Ruf voraus, wel- cher für Gronau und Umgegend noch durch die erzielten Erfolge in Elze be- sonders bestätigt wird. Die Gesellschaft spielt dort bereits seit den Weih- nachtstagen, bei meistens gut besetztem Hause, und hat ein den Verhält- nissen entsprechendes Repertoir aufzuweisen. Bereits am Dienstag und Donnerstag dieser Woche hatten wir Gelegenheit, die wirklich guten Leis- tungen dieser Gesellschaft in den beiden Lustspielen: „Die Tochter Belials oder Candidat und Opernsängerin“ von Kneisel und „Sebastian, der Vieh- händler aus Oberösterreich oder Stadt und Land“ von Friedrich, zu bewun- dern; das Ensemble des Spiels war als wohlgelungen zu bezeichnen, und wurden die Darsteller der Hauptrollen zu mehreren Malen von dem Audito- rium applaudirt und hervorgerufen. Der Besuch der Vorstellungen am Dienstag und Donnerstag ließ zu wünschen übrig, muß jedoch mit dem Un- bekanntsein der Gesellschaft und auch dadurch entschuldigt sein, daß vie- le Hiesige und Auswärtige nicht wußten, daß überhaupt gespielt wurde. Am Sonnabend, den 31. d. M. Wird „der Muttersegen,“ ein wahres und treues Bild aus dem Volksleben, zur Aufführung gelange; auf dieses Stück wird besonders aufmerksam gemacht, und wird es an einem vollen Hause auch nicht fehlen. Wie wir hören, wird am nächsten Sonntag Nachmittag eine Kindervorstellung veranstaltet werden, wo dann unsere Kleinen ihre Schaulust für ein Geringes befriedigen könnten; ob an diesem Abende ge- spielt wird, ist noch unbestimmt. Schließlich wollen wir hoffen, daß die Ge- sellschaft durch genügend gezeigtes Interesse veranlaßt wird, uns noch längere Zeit mit ihren Vorstelllungen zu unterhalten. Gronau, 30. Januar 1880: Wie uns mitgetheilt wird, beabsichtigt Herr Rouff, Balletmeister vom Stadt- Theater in Hannover, am hiesigen Platze Tanzunterricht zu ertheilen, und zwar einen Cursus für Erwachsene und einen für Kinder. Herr Rouff erfreut sich eines guten Namens und können wir denselben deshalb Jedermann aufs Wärmste empfehlen. Gronau, 3. Februar 1880: Am Sonntag Nachmittag stürzte der etwa 5 Jahre alte Sohn des Arbeiters Köllemann von hier am Leinethore in der Nähe der provisorischen Brücke in die Leine und ertrank. Bis jetzt hat man die Leiche des Knabe trotz sorg- fältigen Suchens zut aufgefunden. Gronau, 3. Februar 1880: Zu unserer Freude können wir constatiren, daß die Sonntags-Vorstellung „Anne Liese“ sich eines lebhafteren Besuchs erfreute, als die beiden vor- hergehenden. Donnerstag wird „Muttersegen“ gegeben. Gronau, 3. Februar 1880: 3 von 317 Der Hectograph oder Vervielfältigungs-Apparat ist ein eigenthümliches In- strument, mit dem man drucken kann ohne zu setzten, nur scheinen die Erzeugnisse desselben etwas problematischer Natur zu sein, den sie kön- nen das Sonnenlicht nicht recht vertragen. Wer sich heirvon überzeugen will, der möge einmal die Aushängekasten am Rathskeller einer näheren Betrachtung unterziehen; dort hängt nämlich ein Blatt Papeir, auf dem nur der wohlbekannte Name unseres Herrn Bürgermeister – anscheinend als Unterschrift – prangt, alles Übrige ist von dem Sonnenlicht oder der Luft aufgezehrt. Wir glauben mit Recht darauf aufmerksam machen zu müssen, bei der Anfertigung oder Vervielfältigung von Documenten oder anderen Beweismitteln sich dieses Apparats nicht zu bedienen, da auf diese Manier angefertigte Schriftstücke sich höchstens 4 bis 6 Wochen halten. Gronau, 9. Februar 1880: (Erwiderung auf den Artikel in Nr. 10. d. Bl., betreffend den Hectographen.) Alle auf mechanischem Wege hergestellten Schriftstücke, sowohl der Me- tallographie als Hectorgraphie, erleiden, wenn sie der Luft ausgesetzt wer- den, stets der Abschwächung in der Farbe, - sind aber auch weder für Aus- hänge an Gerichts-