Arsenal Berlin

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Arsenal Berlin januar februar märz 20 april mai juni juli august september oktober november dezember arsenal institut für film und videokunst e.V. 2 märz 20 inhalt editorial märz 20 3 Die DEFA-Stiftung präsentiert: Herbert Köfer zum 99. Geburtstag > 27 Das Harun Farocki Institut präsentiert / Forum 50: LEAVE ME ALONE > 30 70 mm: THE WILD BUNCH > 27 FilmDokument: Wasserkraft und Naturschutz > 28 Forum 50 > 4 Großes Kino, arsenal 3 > 30 kleines Kino #35 > 28 Was klingt, kratzt, raschelt da im Film? > 28 Black Light > 17 50 Jahre Forum Kopien aus der Sammlung des Arsenal > 31 KinoPolska > 29 Filmspotting. Erkundungen im Filmarchiv der Deutschen Kinemathek > 29 2 märz 20 inhalt editorial märz 20 3 Unsere Arbeit führt uns manchmal an unerwartete Orte. So beispielsweise in ein Schmalfilm-Geschäft in Paris, wo sich eine 16-mm-Kopie eines Films zum Verkauf fand, den wir eigentlich für verschollen hielten: YAN DIGA aus Niger, der erste in der Sprache Haussa gedrehte Film überhaupt, ist Teil unseres Jubiläumsprogramms Forum 50, das während der Berlinale und in diesem Monat im Arsenal sämtliche (noch auffindbare) Filme des ersten Forumsjahrgangs von 1971 nachspielt. Nach dem erfolgreichen Lokalisieren der Kopien sind noch weitere Arbeitsschritte vonnöten. So wei- sen viele der in unterschiedlichsten Archiven auf der ganzen Welt gefundenen Filme keine Untertitel auf. Ein Fall für un- ser Textlistenarchiv: Hier versammeln sich seit der An- fangszeit des Forums Untertitellisten, die früher live über Kalendarium > 32 Kopfhörer eingesprochen wurden. Die Technik hat sich ver- ändert – heute kommt ein elektronisches Untertitelungs- system zum Einsatz, beim Live-Modus bleibt es jedoch. News > 37 Auch die große, von Greg de Cuir Jr für das letztjährige Fes- tival von Locarno kuratierte Retrospektive Black Light gleicht Die Basis des Make-Up in vielerlei Hinsicht einer Spurensuche; kanonisierte Werke (Nr. 405) > 38 stehen neben noch oder wieder zu entdeckenden. Allen ge- meinsam ist, dass sie eine spezifisch schwarze Erfahrung Impressum > 39 beschreiben, die zu oft und zu lange marginalisiert wurde. Our work sometimes leads us to unexpected places, to a cine film store in Paris, for example, where we found a 16 mm copy of a film that we had assumed lost forever. YAN- DIGA, a Nigerian film, will be shown as part of our Forum 50 anniversary program, which comprises all the films (in- sofar as available) from the first Forum of 1971. Even once films are localized, there is much work to be done. Many found in various archives all over the world do not have subtitles. This is where our text list archive comes in: From the start of the Forum era, we have collected subtitle lists. These used to be read out live to viewers with headsets. Now that technology has changed, digital subtitling programs are used. However, the clicking is still done in real-time. Ihr Arsenal-Team 4 märz 20 forum 50 LE COCHON (Das Schwein, Jean Eustache, Jean-Michel Barjol, F 1971) THE MOON AND THE SLEDGEHAMMER (Philip Trevelyan, GB 1971) Forum 50 Das Berlinale Forum findet dieses Jahr zum 50. filmische Traditionslinien. Zwischen künstle- Mal statt. Wir feiern das Jubiläum im Kino: Wäh- rischer Innovation und politischer Agi tation rend des Festivals und im März wird das gesam- bewegten sich große Teile des ersten Forum- te Programm des ersten Forum-Jahrgangs 1971 Programms. Viele verstanden sich als „Gegen- nachgespielt. Die Wiederaufführung vermittelt information“ zu den vorherrschenden Medien, einen Einblick in eine Zeit, die gesellschaftlich etwa die Filme über die Bürgerrechtsbewegung wie kulturell überaus bewegt war, und bietet die und den Protest gegen den Vietnamkrieg in den Gelegenheit, die Filme heute auf ihre Aktualität USA. In der filmischen Auseinandersetzung mit und Bedeutung zu überprüfen. Als Ulrich und (Neo-)Kolonialismus und Ausbeutungsverhält- Erika Gregor sowie ihre Mitstreiter*innen das In- nissen in südamerikanischen und afrikanischen ternationale Forum des Jungen Films gründeten, Ländern wurde die Kamera zum Mittel des Klas- hatten sie einen klaren Blick für die vielen radi- senkampfes. kalen Neuerungen im Kino, für die bewegte ge- Die gezeigten Filme sind teilweise aus unserer sellschaftspolitische Lage und für die Notwen- eigenen Sammlung, gehörte es doch zur Politik digkeit, Filmgeschichte lebendig zu halten. Fil- des Arsenal, die eigens für das Festival deutsch me, die in Ländern entstanden, die bis dato auf untertitelten Kopien in den Verleih zu überneh- der Weltkarte des Kinos nicht verzeichnet waren, men und sie einem breiten Publikum auch au- erlebten hier ebenso ihre Premiere wie formale ßerhalb des Festivalkontextes zugänglich zu Experimente und nicht-narrative Filme. Von An- machen. Viele andere dieser höchst selten ge- fang an gab es keine Unterscheidung zwischen zeigten Filme konnten wir in verschiedenen Ar- Dokumentar- und Spielfilmen, standen ältere chiven auf der ganzen Welt lokalisieren, wobei und wiederentdeckte Werke neben politisch en- die Problematik der Überlieferung von Filmen gagierten Filmen. Bereits bekannte Klassiker jenseits des Mainstreams deutlich wird: Nicht verwiesen auf gesellschaftliche Uto pien und wenige sind leider nur in schlechten Kopien ver- forum 50 märz 20 5 fügbar. Vier Filme können mangels auffindbarer Versuch – ausgehend von der Idee: „Man soll in Kopien oder aus rechtlichen Gründen zum jetzi- ein Ereignis nicht etwas anderes hineinlegen, gen Zeitpunkt leider nicht aufgeführt werden: No einzig das, was es selbst sagt“ (Jean Eustache) pincha (Tobias Engel, René Lefort, Gilbert Igel, – einen Dokumentarfilm zu drehen, der keine Frankreich 1970), Argentina, mayo 1969 (Regiekol- vordergründig moralische, soziologische oder lektiv Realizadores del Mayo, Argentinien 1969), politische Interpretationen provoziert. Purple Pütt (Claudio Hofmann, BRD 1971) und THE MOON AND THE SLEDGEHAMMER (Philip Tre- Olimpia agli amici (Adriano Aprà, Italien 1970). velyan, GB 1971 | 4.3., Einführung: James Latti- LEAVE ME ALONE von Gerhard Theuring wird mer & 12.3.) Im Wald hinter der Hauptstraße liegt vom Harun Farocki Institut präsentiert (Seite 30). eine andere Welt. Hier wohnt die Familie Page, LE COCHON (Das Schwein, Jean Eustache, Jean- deren verschmitzter Vater das Publikum gleich Michel Barjol, F 1971 | 4. & 12.3., Einführung: zu Beginn des Films begrüßt. Man schaut ihm Peter Nau) wurde an einem Tag gefilmt und zeigt und seinen erwachsenen Kindern im Alltag zu, die traditionelle Schlachtung und Verarbeitung es spielt sich alles im dunklen Haus inmitten der eines Schweins auf einem Bauernhof in den Ce- Bäume und in den umliegenden Lichtungen ab. vennen. Der Film beginnt mit der Tötung des Der Vater schießt gerne und weiß über alles Be- Tiers in der Morgendämmerung und endet mit scheid, der eine Sohn interessiert sich für bei Rotwein und Gesang feiernden Bauern bei Dampfloks, der andere für Mechanik, die Töchter Einbruch der Nacht. Dazwischen liegt die minu- kümmern sich um Garten und Haushalt. Bei Ge- tiös festgehaltene und mit kindlicher Neugierde legenheit sprechen alle mit der Kamera, es geht aufgenommene Verwandlung eines Schweins in um die Zukunft des Benzins, familiäre Frustrati- Wurst. Der unkommentierte Schwarzweißfilm onen, die Probleme Englands, darum, wie der ohne Dialog ist keine Anprangerung menschli- Mond durch ein Teleskop aussieht. Oft schweift cher Brutalität gegenüber Tieren, sondern der die Kamera auch ab, zeigt Werkzeuge, Blumen, 6 märz 20 forum 50 Tiere, das Licht durch die Blätter, Öl- und Blut- of Congress wiederendeckt und restauriert wur- tropfen, während das Klavier vor dem Haus und de. In dokumentarischem Stil wird der ent- die Orgel darin für Musik sorgen. Seit seiner Ur- schlossene Kampf gegen die Franco-Truppen aufführung beim ersten Forum erlangte dieses anhand einer einzelnen Episode geschildert: sanft-eigenwillige Familienporträt Kultstatus. Um die Übermacht aufzuhalten, soll ein Kom- Heute wirkt es wie eine Zeitkapsel, die die auch mando eine Brücke sprengen und verbündet damals bereits bedrohte Mundart, Lebensweise sich dabei mit dem Volk.“ (Christoph Huber) und Natur Südenglands archiviert. (jl) LA VIE EST À NOUS (Das Leben gehört uns, Jean SIERRA DE TERUEL / ESPOIR (André Malraux, Renoir, Frankreich 1936 | 6.3.) Ein Titel zu Be- Spanien/F 1939/45 | 5. & 8.3.) „Ein lange nur in ginn vermerkt: „Ein Film, gemeinschaftlich von der ‚Zweitfassung‘ zugängliches Hauptwerk des einer Gruppe von Technikern, Künstlern und spanischen wie des antifaschistischen Kinos: Arbeitern gedreht“. Bei diesem kollektiven Un- SIERRA DE TERUEL, Malraux’ einzige Regiear- terfangen übernahm Jean Renoir die Oberauf- beit, wurde großteils von der republikanischen sicht, ein Ausdruck seines Engagements für die Regierung finanziert und hatte eine abenteuer- Volksfront. Der Film, eine Auftragsarbeit für die liche Entstehungsgeschichte: Die Urfassung Kommunistische Partei aus Anlass des Wahl- wurde erst nach der Niederlage gegen die Fran- kampfs, zeigt die politischen Spannungen ange- quisten 1939 fertiggestellt und auch noch privat sichts des Erstarkens des Faschismus in Europa vorgeführt, dann galt sie jahrzehntelang als sowie den großen Optimismus, der Frankreich verschollen – überlebt hatte nur eine Kopie in 1936 erfasste. „Das rare Beispiel eines ehrlichen Frankreich, die (in bearbeiteter Version) als Propagandafilms. Er lebt vom betonten Unter- ESPOIR das Licht der Öffentlichkeit erblickte. schied zwischen fiktiven und dokumentarischen Für Dekaden war Malraux’ Film nur in dieser Bildern. Mehr als das ganze politische Fernse- Form
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