Natur- und Zeitschrift für Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg Landeskunde Nr. 4 –6 · 1 20 . Jahrgang · , April –Juni 2013

Wolfgang Hassenpflug Zu Verbreitung und Erscheinungsformen von Polygonmustern in Schleswig-Holstein – eine luftbild- gestützte Erfassung

Einleitung tern wie eiskeil, polygon und dergleichen im Internet sucht, kann sich ein Bild davon Wenn man heutzutage zu bestimmten Zei - machen, etwa von den forschungsprojekten ten über schleswig-Holstein fliegt, kann des alfred-Wegener-Instituts in Bremerha - man auf den feldern an bestimmten stellen ven. in der Vegetation polygonale Muster mit Im folgenden werden Verbreitung und er - Maschenweiten um die 15 m entdecken. es scheinungsbild der formen bzw. Muster sind dies spuren des eiszeitlichen frostkli - vorgestellt und diskutiert. mas, die bis heute sichtbar geblieben sind. unter solchen Mustern befinden sich im heutigen frostklima der subpolaren gebiete Allgemeines mächtige eiskeile im Dauerfrostboden. Während der Weichsel-Kaltzeit waren sie Polygonmuster und periglaziale Bodenfor - auch bei uns ausgebildet. noch heute, Jahr - mung tausende nach ihrem abschmelzen und ihrer Verfüllung mit eingespülten und ein - polygonmuster treten großräumig in den gewehten sedimenten, prägen diese Dis - periglazialgebieten nordasiens und nord - kontinuitäten im untergrund den standort amerikas im Bereich der sogenannten Dau - und das pflanzenwachstum darauf und bil - erfrostböden auf (abb. 3). Wenn diese Dau - den sich oberflächlich – allerdings nur in erfrostböden im Wechsel der Jahreszeiten Dürrezeiten und aus der luft fassbar – über oberflächlich auftauen und wieder gefrieren, Wuchsunterschiede ab. Das ist schon faszi - wird die auftauschicht in vielfältiger Weise nierend. ge- und zerpresst (Kryoturbation); die Re - Die zunächst sehr akademisch erscheinende sultate dieser prozesse sind in schleswig- Thematik hat durch ihre Verknüpfung mit holsteinischen Kiesgruben immer wieder zu problemen der globalen erwärmung ak - beobachten (s. etwa sTReHl 2010, s. 102). tuelle akzente erhalten. aktuelle Verbrei - Verbunden damit sind Bodenrisse, die – ver - tungsgebiete von polygonmustern etwa im gleichbar heutigen Trockenrissen auf toni - nördlichen sibirien können heute mittels gen oberflächen – etliche Meter in die Tiefe kombinierter satellitenfernerkundung und gewachsen und meist keilförmig mit eis er - Vor-ort-erkundung genauer erfasst und er - füllt sind und die beim nacheiszeitlichen forscht werden. Wer heute mit schlagwör - abtauen in schleswig-Holstein mit einge - 49 Abb. 1: Karte der Polygonmuster-Fundstellen in Schleswig-Holstein. Nachgewiesene Polygonmuster, diffe - renziert nach positiven und negativen Wuchsmerkmalen; Naturräume der Geest, differenziert nach Hoher Geest (beige) und Niederer Geest (braun); Ziffern: Naturraum-Nummern nach Meynen/Schmithüsen; dicke Linien: Küsten und Kreisgrenzen. Der Autor dankt Dipl.-Geogr. Bianca Willie und Christian Knechtel für die digitale Gestaltung der Karte. wehtem und/oder eingespültem sediment Zum Verbreitungsgebiet der Vorkommen verfüllt worden sind und sozusagen die Tie - fenverankerung dieser polygonmuster dar - Da die ausbildung der eiskeile und damit stellen und als eiskeil-pseudomorphosen auch der polygonmusternetze eine anhal - bezeichnet werden (vgl. dazu eHleRs 2011, tende Zeit des frostklimas benötigt (ohne insbesondere die seiten 185ff.). dass sich in der literatur konkretere Zeit - Die Ähnlichkeit der heute noch aktiven for - spannen dazu finden), sind polygonmuster - men (abb. 3) mit den heute fossilen Mus - vorkommen in schleswig-Holstein nur dort tern in schleswig-Holstein (abb. 5 ff.) ist zu finden, wo diese Voraussetzungen gege - verblüffend. Man denke sich dazu nur in ben waren. den luftbildern alle vom Menschen ge - am ende der letzten Kaltzeit, der Weichsel- schaffenen strukturen wie Wege und He - Kaltzeit, erstreckte sich das Inlandeis bis zu cken hinweg! einer linie, die heute durch die grenze zwi - Zwei extreme sind hier miteinander ver - schen den naturräumen des Östlichen Hü - bunden, die oberflächlichsten, meist un - gellandes und der geest nachgezeichnet sichtbaren und nur aus der luft und dann wird. auch nur gelegentlich erkennbaren und In den jungen ablagerungen des abschmel - überschaubaren Muster sowie die am tiefs- zenden eises selbst, der Jungmoräne, konn - ten in den untergrund reichenden struktu - ten sie sich nicht ausbilden, die Zeit dafür ren der eiskeil-pseudomorphosen. war zu kurz und das Klima zu rasch wär - 50 mer werdend. so sind sie im heutigen na - den und die den heutigen naturraum der turraum Östliches Hügelland bzw. für den Vorgeest bilden, auch niedere geest oder landesteil schleswig in dessen Teilnatur - sandergeest genannt, konnten sich die eis - raum angeln nicht zu erwarten. keil-polygone aus gleichen gründen nicht In den schmelzwassersanden, die beim ab - ausbilden. schmelzen des eises westlich dieser linie in nur in den ablagerungen der vorletzten riesigen schwemmfächern abgelagert wur - Kaltzeit, für die der sammelbegriff altmo -

(7) Fotobelege (8) (2) mittl. (4) (5) (6) (JJJJMMTT) Aus- (1) geogr. (3) Natur- NN Wuchs- T = terrestr- dehnung (9) Vorkommen Koordinaten TK25 Raum (m) merkmale = o.B. Kommentare/Infos 54° 11.600'N 2003 08 09 Brammer 9° 45.829'E 1824 693 20 pos 2008 06 05 + 54° 29.083'N Ellingstedt 9° 25.341'E 1522 697 16 neg 2008 06 05 ++ 1992 05 26 54° 08.612'N 2008 06 05 Gnutz Nord 9° 50.101'E 1824 698 30 neg 2008 06 10 T +++ plus TK1825 1992 05 26 54° 07.127'N 2008 06 05 Gnutz Süd 9° 49.583'E 1824 698 23 pos 2008 06 10 T +++ plus TK 1825 1983 08 28 1992 05 26 NR Östl. Hügelland Großsoltbrück 54° 42.594'N 1992 07 11 T (alt: Kleinsoltholz) 9° 29.979'E 1222 700 46 neg 2003 08 09 - ++ plus TK1223 1983 08 28 1992 05 26 1992 07 08 T 2003 08 09 2003 08 18 T 54° 33.788'N 2008 06 05 einziger Ort mit Hoxtrup 1) 9° 7.967'E 1420 691 4 pos 2011 05 09 - +++ Vierecken 54° 32.097'N 1992 05 26 Immenstedt 9° 9.507'E 1420 691 21 neg 2008 06 05 +++ 1992 05 26 2003 08 18 54° 28.374'N 2008 06 05 Ipernstedt 9° 9.334'E 1520 691 13 neg 2011 05 09 - +++ 54°49'30,41"N Altmoräne, 8°58'17,97"E 1119 690 20 neg 1992 05 26 + nahe Kiesgrube 54° 36.766'N 1992 05 26 9° 7.292'E 1320 691 15 pos + 54°45'3.25"N 1992 05 26 Kornkoog Niebüll 8°51'38.80"E 1218 682 0 pos + NR Marsch 1992 05 26 2008 06 05 54° 26.296'N 2008 05 21 T 9° 9.948'E 1521 691 12 neg 2011 05 09 - +++ 1992 05 26 54° 07.635'N 2008 06 05 Timmaspe 9° 51.116'E 1825 698 22 neg 2008 05 21 T +++ 1976 08 08 1983 08 28 1992 05 26 54° 48.623'N 2003 08 09 Tinningstedt-Dorf 8° 55.565'E 1119 690 10 neg 2011 05 09 - +++ 1983 08 28 1987 10 01 T 1992 05 26 2003 08 09 Tinnngstedt 54° 48.264'N 2003 08 18 T Neulandshof 1) 8° 57.523'E 1119 690 10 pos 2011 05 09 - +++ 54° 50.647'N Westrefeld 8° 58.064'E 1119 690 17 neg 1992 + Keine Polygone 2011 05 09 sichtbar Abb. 2 : Tabelle zu den Polygonfundstellen in Schleswig-Holstein. Anmerkung: Die Namen der Vorkommen Tin - ningstedt-Neulandshof und Hoxtrup sind im Artikel Hassenpflug 1988 in den Abb. 1 und 2 vertauscht worden. 

 51            Abb. 3: Polygonale Tundra im Lena-Mündungsbereich, Nordsibirien 2000. Aufnahme: Konstanze Piel, Alfred-Wegener-Institut, Bremerhaven    



    Kurve 1: 

 Wasserkapazität

+

 hoch

 , Kurve 2: Wasserkapazität niedriger  A, B, C: Wuchsdifferenzen bei normaler, fortge - schrittener und extremer Boden- austrocknung

   Abb. 4: Wuchsunterschiede zwischen Standorten unterschiedlicher Wasserkapazität bei fortschreitender Bodenaustrocknung – schematisch.       52             räne üblich ist, hatten sie die ganze letzte sein. In der Regel dominiert eine einzige Kaltzeit über Zeit und Klima für ihre aus - ausprägung die ganze Örtlichkeit. bildung; dort also sind sie vorzugsweise zu Trockenzeiten und Dürren, durch die die finden (s. abb. 1). polygonmuster sichtbar wurden, hat es in Hassenpflug hat 1988 erstmalig auf der schleswig-Holstein in den vergangenen grundlage eigener großmaßstäbiger farb- Jahrzehnten etliche gegeben. Hier (vgl. auch schrägluftbilder von 1983 polygonmuster- abb. 2, spalte 7) sind nur diejenigen aufge - Vorkommen auf der schleswiger geest be - führt, deren sichtbarmachende effekte im schrieben, und zwar aufgrund von Wuchs - luftbild dokumentiert werden konnten. merkmalen, nachdem schon svensson 1976 an folgenden Tagen waren polygonmuster und Jacob und lamp 1980 sie auf der grund - aus der luft erkennbar; allerdings wurden lage schwarzweißer senkrecht-luftbilder nicht an allen Tagen alle bekannten positio - des landesvermessungsamtes und darin nen abgeflogen: anhand von Bodenmerkmalen entdeckt hat - 8. August 1976 ten. Die Vorkommen von 1983 konnten dann an diesem Tag wurde das luftbild von Tin - auf weiteren luftbildflügen in den folgenden ningstedt aufgenommen ( HIngsT und Muuss Jahrzehnten bestätigt und durch neu ent - 1978, s. 57, am unterem Bildrand links der deckte ergänzt werden, die insgesamt in Mitte), auf dem polygonmuster deutlich zu Karte (abb. 1) und Tabelle (abb. 2) zu - sehen, aber bisher von keinem erkannt wor - sammengefasst sind. den sind. 28. August 1983 Zur Erkennbarkeit aufgrund von Wuchs - an diesem Tag wurden nicht nur die Vor - merkmalen kommen in Tinningstedt und Hoxtrup er - fasst, sondern auch das aufschlussreiche polygonmuster sind in schleswig-Holstein von großsoltbrück, das hier zum ersten Mal Jahrtausende nach ihrer Bildung naturge - vorgestellt wird. mäß nicht mehr an ihren oberflächenfor - 26. Mai 1992 men zu erkennen – abb. 3 zeigt, wie aktive Dieser aufnahmezeitpunkt liegt inmitten polygone höher liegen als die wasserbe - einer noch weiter anhaltendenTrockenheit, deckten Zwischenräume – , das ist nach der die sich zur schlimmsten Dürre des 20. Jahr - langen nacheiszeitlichen Zeit des aus - hunderts entwickelt haben soll. Viele Ört - gleichs, nicht zuletzt durch die ackernut - lichkeiten konnten neu entdeckt und alte zung, auch nicht zu erwarten. aber durch bestätigt werden (vgl. abb. 2, spalte 6). Wuchsmerkmale, also durch Wuchsunter - 9. August 2003 schiede innerhalb einer Vegetationsdecke polygone an mehreren positionen erkenn - aufgrund unterschiedlicher Bodenbeschaf - bar (vgl. abb. 2, spalte 6). fenheit, konnten viele von ihnen entdeckt 5. Juni 2008 werden, und zwar unter Bedingungen der polygone an mehreren positionen erkenn - Bodenaustrocknung. ein positives Wuchs - bar (vgl. abb. 2, spalte 6). merkmal liegt vor, wenn die Vegetation im 9. Mai 2011 Bereich des Musters besser als in der umge - an den positionen Hoxtrup, Immenstedt, bung gewachsen ist. Im umgekehrten fall Ipernstedt, Kolkerheide und oldersbek spricht man von einem negativen Wuchs - konnten keine markanten Wuchsmerkmale merkmal. entdeckt werden; die Trockenheit der vor - Im luftbild ist das allerdings nicht immer ausgegangenen Wochen war offensichtlich eindeutig zu erkennen, auffallend ist viel - dafür nicht stark genug, auch wenn sie ver - mehr ein abweichender, hellerer oder dunk- breitet auf der geest für Verwehungen aus - lerer farbton. Hinter dem stehen am Boden gereicht hatte ( Hassenpflug 2011). ganz unterschiedliche erscheinungsformen polygone werden als Wuchsmerkmale wie geringeres Wachstum, verwelkte Blätter sichtbar, wenn im Verlaufe einer phase der oder auch anderer schattenwurf. Die aus - Bodenaustrocknung die pflanzen im Be - prägung des Wuchsmerkmals kann von reich des Musters mehr oder weniger gut feld zu feld je nach angebauter feldfrucht mit Wasser versorgt werden als dazwischen und deren Reifezustand unterschiedlich und sich dies immer stärker in unterschied - 53 Abb. 5: Luftbild Polygonmuster Tinningstedt-Neulandshof am 28.8.1983. Das Bild zeigt Felder mit Poly - gonmustern am Ostrand der Gemarkung Tinningstedt mit Blickrichtung Nordost.

Abb. 5a : Auswertungsskizze zum Luftbild Tinningstedt-Neulandshof vom 28.8.1983. 54 licher Wüchsigkeit widerspiegelt. abb. 4 gelände sind sie nur bei nachfolgender ge - versucht dies schematisch zu veranschau - zielter suche erkennbar und das auch nur, lichen. wenn das Wuchsmerkmal auf dem Kontrast Von zwei normalerweise gleich wüchsigen von wüchsig zu verdorrt beruht (abb. 5, standorten (Zeitschnitt a) lässt bei einset - Tinningstedt-neulandshof oder abb. 9, zen von Bodenaustrocknung auf dem Hoxtrup); Muster im hohen getreide, die schlechter mit Wasser versorgten standort auf unterschiedlichem längenwachstum be - (Kurve 2) die Wüchsigkeit schneller nach als ruhen, verschwimmen aus Bodensicht weit - daneben; ein Kontrast, ein Wuchsmerkmal, gehend (abb. 17 und 18, gnutz süd). bildet sich aus. Wenn schließlich auch auf dem besser wasserversorgten standort die Beschreibung und Ausmessung der For - Wüchsigkeit zurückgegangen ist, ver - men schwindet das Wuchsmerkmal wieder in einem allgemein verdorrten pflanzenbe - Der relativ große Maßstab der luftbilder er - stand; dieser extremzustand wird aller - laubt eine differenzierte formenbeschrei - dings nur selten erreicht, etwa am 28.8.1983 bung, eine genaue ausmessung dagegen beim Vorkommen großsoltbrück im unter - erst nach vorheriger aufwendiger entzer - schied zum 26.5.1992, als es wohl erkennbar rung. war (abb. 20). Die polygonform ist keineswegs einheitlich Im einzelnen ist der Zusammenhang zwi - und variiert vielfältig um die ideale bienen - schen den Wuchsmerkmalen und den Tie - wabenförmige sechseckform. fünfecke fenstrukturen der ehemaligen eiskeile gar überwiegen. Vierecke sind nur einmal vor - nicht so einfach herzustellen, liegt doch der herrschend – beim Vorkommen Hoxtrup Hauptwurzelbereich der Kulturpflanzen in (abb. 9). den oberen Bodenhorizonten bzw. erd - Die Breite der polygonstreifen liegt um die schichten, die ihrerseits allein schon durch 2 m und erscheint in hohem getreide (abb. die Bodenbearbeitung in vielfältiger Weise 18) diffuser und breiter als in niedrigem durchmischt und homogenisiert worden grünland (abb. 11). sind, während die in den oberflächlichen Die formen sind überwiegend rundlich- polygonmustern abgebildeten Tiefenstruk - kompakt. Bei einigen Vorkommen sind turen nur noch von wenigen Wurzeln er - auch längliche polygone zu beobachten, reicht werden, sofern sie nicht etwa wegen etwa in Ipernstedt (abb. 13) oder Immen - einer ortsteinschicht wie im falle Tinning - stedt (abb. 14), und zwar bei beiden mit stedt-neulandshof von diesen gar nicht einer leichten Hangneigung von 1 %. Die oder sehr schwer erreicht werden können. naheliegende annahme eines Bodenfließens Wuchsmerkmale sind an allen beobachteten (solifluktion), das für die oberflächliche Örtlichkeiten allerdings selten großflächig auftauzone des eiszeitlichen Dauerfrostbo - flächendeckend ausgebildet (grobe abschät - dens am Hang typisch war, kann nicht gel - zung in abb. 2, spalte 8). ten, weil ja die polygonmuster genetisch an schon geringe Variationen von gelände oder die viel tiefer reichenden eiskeile gebunden Boden reichen aus, um die polygonmuster sind. eine erklärung sei dahingestellt. in allgemein wüchsigen oder auch verdorr - für die aus der luft entdeckten polygon- ten pflanzenbeständen verschwinden zu las - Örtlichkeiten konnten die Muster vereinzelt sen. so zeigen die luftbilder ein breites auch unter google Maps und google earth spektrum von gerade mal einem einzigen wiedergefunden werden, sofern der auf - kaum erkennbaren polygon (Vorkommen nahmezeitpunkt der jeweiligen luft- bzw. Brammer), über einzelne, inselhaft ver - satellitenbilder dafür geeignet ist. Der Vor - streute polygone (abb. 19, niebüll) bis zu teil daran ist, dass diese als senkrechtauf - flächenhaft ausgebildeten netzen, etwa abb. nahmen im unterschied zu den erst zu 17, gnutz, abb. 9, Hoxtrup, abb. 13, Ipern - entzerrenden luftbildern direkt ausgemes - stedt, oder abb. 14, Immenstedt). sen werden können. Der nachteil daran ist, generell sind die polygonmuster nur aus dass die nutzungsbestimmungen von der Distanz des luftblicks bzw. -bilds er - google für die Bildverwendung und selbst kennbar und dann auch nur kurzzeitig. Im die auswertung sehr restriktiv sind, wes - 55 Abb. 6: Luftbild Polygonmuster Tinningstedt-Neulandshof am 9.8.2003. Auf dem linken Feld sind mit 1983 identische Muster (Abb. 5), die im rechten Feld unter Getreide unkenntlich sind. halb hier auf Beigabe und auswertung Tinningstedt-Neulandshof eines Beispiels verzichtet wird. Das Vorkommen liegt am ostrand der ge - markung Tinningstedt, westlich des dorti - Zu einzelnen Polygonmuster-Vorkom - gen staatsforstes flensburg, verteilt auf 2 men felder. 1983 waren auf beiden polygonmus - ter zu erkennen gewesen (Hassenpflug Die Verbreitungskarte (abb. 1) zeigt, dass 1988, abb. 2). 2003 war dies nur auf dem lin - die Vorkommen sich auf den naturraum ken feld der fall (abb. 7), während auf dem der geest – als gesamtheit der naturräume rechten feld unter abgeerntetem getreide der Vorgeest und der Hohen geest – kon - keine spuren sichtbar waren. zentrieren, wobei in der schleswiger geest eine auswertung von 58 gut erkennbaren die naturräume der Hohen geest den polygonen (anhand der entzerrten auf - schwerpunkt bilden. In der Holsteinischen nahme von 1983) ergab überwiegend fünf- geest ist es die Vorgeest; allerdings wohl ecke mit flächen von 20 bis 21 5m2 nur, weil hier die Heide-Itzehoer geest nicht (durchschnittlich 140 m 2 entsprechend 13 m beflogen wurde. Durchmesser). Besonderheiten der einzelnen Vorkommen Die im luftbild (abb. 6) am 9.8.2003 erfasste werden im folgenden beschrieben. Weitere situation wurde am 18.8.2003 vor ort über - einzelheiten sind der abb. 2 zu entnehmen. prüft. Dabei zeigte sich ein sehr deutlicher Wuchskontrast der Rüben zwischen poly - Die Vorkommen auf der Geest gonstreifen und -flächen; mit scharfen gren - Die beiden Örtlichkeiten Tinningstedt sowie zen waren gut wachsende pflanzen in den Hoxtrup sind die ersten, schon 1983 ent - streifen von verdorrten auf den flächen da - deckten Vorkommen (Hassenpflug 1988), zwischen getrennt (abb. 7). deren sichtbarkeit danach immer wieder eine bodenkundliche abschätzung ergab in belegt werden konnte (vgl. abb. 1, spalte 7), den sandigen oberböden der auf dem feld was eigentlich angesichts der dahinterste - verbreiteten podsole keine erkennbaren henden jahrtausendealten strukturen nicht Körnungs- und feuchtigkeitsunterschiede verwunderlich ist. (abb. 7a, Tabelle oder grafik). In etwa 50 cm 56 

    

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 Probe Grobsand Mittelsand Reinsand Schluff/Ton unte r welk en Rüben 2    45 ,2 5    4 4 ,2 5  7,65  unte r wü ch sigen Rüben 3 $ 48,2&'$' 4&&$'3,3  6)(',4       % &*$ &%% (&  Abb 7a : Körnungsunterschiede Tinningstedt-Neulandshof im Bereich der gut sichtbaren Polygone von Abb. 6 rechts oben, Mischproben aus dem Pflughorizont.

Abb. 7: Wuchsmerkmale Tinningstedt-Neulandshof in den Rüben 18.8.2003. Aufnahmestandort in Abb. 6 im Bereich der gut sichtbaren Polygone rechts oben, Blickrichtung West. Die grünen Streifen der Abb. 6 sind Streifen guten Rübenwachstums; in den Polygonflächen dazwischen sind die Rüben verdorrt.

57 Abb. 8: Luftbild Polygonmuster Tinningstedt-Dorf am 28.8.1983, Blickrichtung West. Der Hof rechts unten liegt bei HINGST & M uuSS 1978 links unten. Das grüne Maisfeld mit den negativen Wuchsmerkmalen ent - spricht bei HINGST & M uuSS dem in der linken unteren Ecke angeschnittenen gelben Feld.

Tiefe befand sich ein fester ortsteinhorizont, Hoxtrup in dem ein pürckhauer-Bohrer steckenzu - Das Vorkommen Hoxtrup zählt wie Tin - bleiben drohte. es stellt sich also die frage, ningstedt zu den am längsten beobachteten woher die krassen Wuchsunterschiede Örtlichkeiten. Die flächen sind zumeist als kommen, ob sie etwa durch einzelne Wur - Weideland genutzt und weisen positive zeln bedingt sind, die im Bereich der poly - Wuchsmerkmale auf, die nicht nur im luft - gonstreifen trotz des sperrenden ortsteins bild, sondern immer wieder auch vor ort weiter in die Tiefe dringen und dort noch gut erkennbar gewesen sind (abb. 9 und 11). Wasser erreichen können? nur beim Vorkommen Hoxtrup konnte das Vorherrschen viereckiger polygone beob - Tinningstedt Dorf achtet werden.Von 95 ausgezählten polygo - am Dorf Tinningstedt sind polygonmuster nen waren 55 viereckig, mit durchschnittlich weit verbreitet, was sich durch Zusammen - 200 m 2 entsprechend 14 m seitenlänge. nur stellen von Bildern verschiedener Jahre mit bei Vierecken ist es möglich und war zu be - jeweils unterschiedlichen flächen der er - obachten, dass sich über 100 m lange gerade kennbarkeit belegen lässt. es handelt sich linien durch das gelände zogen. 21 der 95 hier, 1,5 km nordwestlich von Tinningstedt- polygone waren fünfecke mit durchschnitt - neulandshof, nur um negative Wuchsmerk - lich 288 m 2 entsprechend Kreisen mit 16 m male im grünland und im Mais. Tinning - Durchmesser (abb. 10). stedt Dorf ist die einzige Örtlichkeit, für die In der benachbarten Kiesgrube, unmittelbar es einen polygon-Beleg aus dem Jahre 1976 hinter der Talaue, sind immer wieder die gibt (8.8.1976). Dieser befand sich seit lan - kryoturbat durchmischten oberflächenna - gem auf dem Bild bei HIngsT unD Muuss hen schichten des einstigen auftaubodens (1978, s. 57), nur hat ihn bisher keiner dort zu beobachten gewesen. Mit Querschnitten wahrgenommen. um einen Meter sind sie aber – wie beim Vorkommen Kolkerheide – um eine grö - 58 Abb. 9: Luftbild Polygonmuster Hoxtrup am 28.8.1983. Die Felder werden als Weide genutzt. Die überwie - gend viereckigen Polygonmuster mit entsprechend vielen durchgehenden Linien liegen auf einer Ebenheit, die zur Talaue oben an einer etwa 1 m hohen Kante abbricht, während sie zum Vordergrund hin mit zerlappter Begrenzung an Höhe verliert, wobei die positiven Wuchsmerkmale in allgemein guter Wüchsigkeit unterge - hen. Die Luftbilder vom 28.8.1983 und 26.5.1992 zeigen das gleiche Verteilungsmuster. Vom roten Punkt aus nach rechts ist Abb. 11 aufgenommen.

Abb. 10: Auswertungsskizze zu Abb. 9 59 Abb. 11 : Polygonstreifen in Hoxtrup am 8.7.1992 vom roten Punkt in Abb. 9 nach rechts. Das Muster von 1992 entspricht dem von 1983. Die rote Schaufel markiert die Polygonecke, der Zollstock den Verlauf der Streifen.

ßenordnung kleiner als die hier angespro - zu beobachten, und zwar an einem 200 m chenen polygonmuster. langen Hang mit einem gefälle von 1% (abb. 13). Wie beim Vorkommen Immen - Kolkerheide stadt kann dies schwerlich als effekt der so - Im luftbild Kolkerheide scheinen polygon- lifluktion in der sommerlichen auftauzone Vorkommen nur klein und vereinzelt zu des Dauerfrostbodens erklärt werden, da sein und sich auf einige gelbgrüne flächen die polygone ja in tieferen, nicht fließenden verdorrten grünlandes zu beschränken strukturen verankert gewesen sind. Hier (abb. 12). Doch bei genauer Bildbetrach - steht eine erklärung noch aus. tung zeigt sich, dass auch innerhalb des grü - nen Bewuches rechts oben ganz schwach Weitere Vorkommen etwas hellergrüne polygonale Muster vor - einige weitere polygonmuster-Vorkommen handen sind, die nur durch digitale Bildbe - (abb. 1) werden nur noch anhand der ab - arbeitung noch deutlicher gemacht werden bildungen vorgestellt, Immenstedt (abb. könnten. In jedem fall sind die polygon - 14), ellingstedt (abb. 15), Timmaspe (abb. muster wesentlich größer als die Kryoturba - 16) und gnutz-süd (abb. 17). tionen und die Relikte eines eiskeils, die strehl 2010 aus einem Kiesgrubenaufschluss Das Vorkommen im Naturraum Marsch in dieser gegend beschrieben hat. Im naturraum Marsch (682) sind aufgrund von dessen nacheiszeitlicher Bildung keine Ipernstedt eiszeitspuren zu erwarten. Wenn sie hier Das Vorkommen Ipernstedt erstreckt sich dennoch beobachtet wurden (abb. 19), so ist über viele felder vor allem südlich des das ein Hinweis auf eine sondersituation. gleichnamigen Dorfes. auf einem der fel - Bei niebüll stehen kleinräumig innerhalb der ist ein Wechsel von den vorherrschend der Marsch altmoränen-ablagerungen im rundlichen polygonen zu mehr länglichen Meeresniveau an, die wegen ihrer zufälligen 60 lage im Meeresniveau eine nacheiszeitliche heren Vergletscherung stammen, also zur Bildung vermuten lassen, was zusätzlich altersgruppe der altmoränen im Westen noch durch die ortsübliche Bezeichnung als der geest gehören. Die kleine anhöhe mit Kornkoog, also als eingedeichtes gebiet mit dem Vorkommen wäre dann eine altmorä - ackerbau, nahegelegt wird. Die polygon - neninsel so wie die größere 4 km weiter muster im luftbild sprechen dagegen. südlich liegende nordhöhe östlich von Tarp. Das Vorkommen im Naturraum Östliches auf dem luftbild (abb. 20) ist zu erkennen, Hügelland wie heterogen die Bodenverhältnisse sind: Das Vorkommen großsoltbrück (abb. 20) schon die große Weidefläche in der Bildmitte liegt etwa 4 km östlich des weichselzeit - lässt die polygone nur im linken, westlichen lichen eisrandes zwischen flensburg und Teil erkennen, im Rest ist wegen zu starker schleswig, also schon inmitten des natur - austrocknung keine Differenzierung mehr raumes 700 (Östliches Hügelland, angeln) zu erkennen. und auch im rechts – östlich und ist mit einer Höhe von 46 m das höchst - -– angrenzenden Haferfeld gibt es eine schar - gelegene aller Vorkommen. Die polygone fe abgrenzung zwischen dem hellen Keil sind hier in größe und ausdehnung (bis verdorrenden Hafers und den polygonstrei - über 20 m Durchmesser) denen auf der fen einerseits und den übrigen feldteilen geest ohne Weiteres vergleichbar. mit normal wachsendem Hafer. Wenn die prämissen stimmen, dass sich eis - Die geologischen Kartenblätter 1:25 000, keil-polygone auf den relativ jungen weich - Blatt 1222 und Blatt 1223 bestätigen diesen selzeitlichen Moränenablagerungen bei eindruck: für den westlichen Teil der an - gleichzeitig ansteigenden Temperaturen höhe heißt es darin „Weichselzeitliche Mo - nicht mehr hätten bilden können, dann räne aus sand, kiesig“ (Blatt 1222) und für müssen diese ablagerungen aus einer frü - den östlichen Teil „Moräne der Weichsel-

Abb 12: Luftbild Polygonmuster Kolkerheide, 26.5.1992, Blickrichtung West. Im verdorrten Bewuchs der Feldmitte sind die Polygone kaum noch zu erkennen. Auch im grünen Feld rechts oben sind sie vorhanden und im Originalbild schwach erkennbar und wären durch digitale Bildverarbeitung noch besser sichtbar zu machen.

61 Abb. 13 : Luftbild Polygonmuster Ipernstedt 26.5.1992, südlich des Ortes, Blickrichtung West. Vom Betonmast in Bildmitte bis zum unteren Bildrand besteht auf 200 m ein Gefälle von 1 %.

Abb. 14: Luftbild Polygonmuster Immenstedt 5.6.2008, südlich des Ortes, Blickrichtung Nord 62 Kaltzeit, stellenweise von gletschereis ge - fensichtlich nicht wesentlich beeinträchtigt. staucht, schluff, z . T. tonig (Blatt 1223). In - Das Vorkommen Hoxtrup wäre hier wegen mitten solcher Heterogenität einer eis- seines singulären formeninventars (Vier - randlage und inmitten eines reliefierten ge - ecke) und der möglichen gefährdung durch ländes ist diese anhöhe nicht einfach als ausdehnung des benachbarten Kiesabbaus altmoräneninsel zu erkennen; die polygon - an erster stelle zu nennen. muster sind aber ein starkes Indiz dafür.

Literaturverzeichnis Ausblick

eHleRs , J üRgen (2011): Das eiszeitalter. Heidelberg. Die hier vorgelegte ausweitung der an - (probeseiten unter www.springer.com/springer+ schauungs- und erfahrungsbasis zu poly - spektrum/sachbuch/book/978-3-8274-2326-9) gonmustern in schleswig-Holstein lässt fRÄnZle , o TTo (1985): erläuterungen zur geomor - durchaus noch fragen offen bzw. wirft wei - phologischen Karte 1:100 000 der Bundesrepublik tere auf: Deutschland gMK100, Blatt 7, C1518 Husum. Ber - Kann der Zusammenhang zwischen dem lin gRuBe , a lf (2010): sülfelder Tannen – eine einma - grad der Bodenaustrocknung und der sicht - lige niedertau- und Kames-landschaft der Weich - barkeit des phänomens durch weitergehende sel-Kaltzeit (Kreise stormarn und segeberg). kombinierte meteorologisch-hydrologisch- natur- und landeskunde, 117. Jg., nr. 7 –9, s. pedologische untersuchungen genauer er - 93 –101 fasst werden? Hassenpflug , W olfgang (1988): polygonmuster Kann durch gezielte aufgrabungen und Be - auf der schleswiger geest. standörtlich-periglazi - ale ausdeutung zweier luftbilder. geogr. Rund - probungenvon Transsekten der Zusammen - schau 40, s. 27 –32 hang von Tiefenstrukturen und Wuchsmerk - Hassenpflug , W olfgang (2011): Maisanbau und malen genauer erfasst werden? Bodenverwehung in schleswig-Holstein im früh - Was sicher möglich, wenn auch aufwendig jahr 2011. In: natur- und landeskunde, H.10 –12, ist, ist die entzerrung der schrägluftbilder s. 137 –148 zwecks genauerer ausmessung der formen HIngsT , K laus unD u.M uuss (1978): landschafts - sowie eine geocodierung, mittels derer ge - wandel in schleswig-Holstein. neumünster JaKoB , J. a unD J. l aMp (1980): fossile frostpoly - ländearbeit bis zu einem gewissen grad gonmuster auf luftbildern Mittelholsteins und auch ohne Bodensichtbarkeit der Muster ihre bodenkundliche Bedeutung. Meyniana 32, machbar wäre. s.129 –134 auch ein besseres Herausarbeiten der for - RoTH , R eInHolD (2009): fossile Riesen-eiskeil - men durch digitale Bildverarbeitung ist netze und Würgeböden als schutzwürdige geo - machbar. tope in der niederrheinischen Bucht. natur am Die systematischere Durchmusterung von niederrhein (n.f.) 21 (1), s. 62 –67, Krefeld. sTReHl , e BeRHaRD (2010): Taschenboden und eis - google-earth- und google-Maps-Bildern keil – fossile Zeugen eiszeitlichen Klimas im War - kann ebenfalls zu weiteren entdeckungen the-sander bei Kolkerheide (schleswig-Holstein), führen, ist aber durch die nutzungsbedin - natur- und landeskunde, H. 7 –9, s.101 –103 gungen eingeschränkt. sVensson , H aRalD (1976): RelICT ICe-WeDge schließlich wäre zu prüfen, inwieweit einige polYgons revealed on aerial photographs from der Vorkommen unter den geotopschutz Kaltenkirchen, northern . In: geografisk Tidsskrift, 75, s. 8 –12 und unter: http://tidsskrift. gestellt werden sollten, der inzwischen in dk/index.php/geografisktidsskrift/article/view schleswig-Holstein ja schon auf ein breites /6949/13251 spektrum von geo-objekten zielt (a. gRuBe sVensson , H aRalD (1984): The periglacial form 2010). auch am niederrhein ist dies für dor - group of southwestern Denmark. In: geografisk tige polygone vorgeschlagen worden ( RoTH Tidsskrift 84, s. 25 –84 und unter http://www.tids 2009). Insbesondere sollten wortwörtlich skrift.dk/index.php/geografisktidsskrift/arti - tiefgreifende Maßnahmen wie Tiefpflügen cle/view/4475/8379 KaRTen : oder Kiesabbau untersagt werden; eine geologische Karte von schleswig-Holstein oberflächennahe landwirtschaftliche nut - 1:25 000, Blatt 1222 flensburg-süd, Kiel 1995 zung, die es über diesen polygonmustern geologische Karte von schleswig-Holstein für Jahrhunderte gegeben hat, hat sie ja of - 1:25 000, Blatt 1223 Husby, Kiel 1995 63 Abb. 15: Luftbild Polygonmuster Ellingstedt 5.6.2008, Blickrichtung Südwest. Dieses Vorkommen in der Schleswiger Vorgeest lässt sich dadurch erklären, dass hier vor-weichselzeitliche Ablagerungen den Sander durchragen, wie es entlang der Sander-Grenze zum Östlichen Hügelland immer wieder der Fall ist. Das wäre näher zu untersuchen.

Abb.16 : Luftbild Polygonmuster Timmaspe 26.5.1992. Im Bereich Timmaspe – Gnutz treten großflächig und feldübergreifend Polygonnetze auf.

64 Abb. 17: Luftbild Polygonmuster Gnutz-Süd 5.6.2008. Die im hohen Getreide deutlich erkennbaren Poly - gonnetze sind terrestrisch praktisch nicht zu erkennen. Das zeigt der Vergleich dieses Luftbildes mit Abb. 18.

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Abb. 18 : Polygonmuster Gnutz-Süd 10.6.2008, vom roten Punkt in Abb. 17 aus zu den Bäumen 1 und 2. Der im Luftbild sichtbare Polygonstreifen ist hier nur zu erahnen, wenn man es vorher weiß und ihn in der etwas dunkleren Tönung wiedererkennt, die im Bild von rechts unten sich verjüngend nach links oben ins Feld zieht. Der Schattenwurf der Büsche ist demgegenüber schon massiv dunkler.

65 Abb. 19: Luftbild Polygonmuster bei Niebüll 26.5.1992, Blickrichtung West auf die B5 (hell, im Hinter - grund, mit Kreuzung der K115 links) und davor die parallele Bahnlinie Niebüll –Husum, 1 km südöstlich Niebülls. Die Polygonmuster im Vordergrund sind nur inselartig auf den trockeneren Arealen des Korn - kooges zu erkennen. In den weiten Arealen dazwischen ist der Bewuchs offensichtlich flächig so gut mit Wasser versorgt, dass sich keine Wuchsmerkmale ausgebildet haben.

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Abb. 20: Luftbild Polygonmuster Großsoltbrück 26.5.1992, Blickrichtung Nord. Das Vorkommen liegt nörd - lich des kleinen Nadelwäldchens im Vordergrund auf einer Anhöhe 46 m über NN und erstreckt sich über die große braungrüne Weidefläche in der Bildmitte bis in die Randbereiche des westlich und östlich gelegenen Feldes. Darüber im Bild fließt in einer grünen Talung die Kielstau mit Fortsetzung links unten unter der Straße hindurch. Die Polygone haben Durchmesser von gut 20 m. Im östlichen Teil der Weide sind sie wegen flächenhafter Verdorrung des Grases unkenntlich geworden. 1 = Aufnahmepunkt von Abb. 21, 2 = Auf - nahmepunkt von Abb. 22. 66 Abb. 21: Polygonmuster Großsoltbrück 11.7.1992. Die Aufnahme zeigt die Polygone vom Standpunkt 1 der Abb. 20 aus mit Blickrichtung Süd auf das Wäldchen, das in Abb. 20 am unteren Bildrand liegt. Das schwarzbunte Rind kommt gerade entlang eines Polygonstreifens (negatives Wuchsmerkmal) auf den Foto - grafen zu. Zum Aufnahmezeitpunkt dauerte die Dürre schon 46 Tage über den Termin der Luftbildaufnahme hinaus.

Abb. 22: Polygonmuster Großsoltbrück 11.7.1992. Das Bild zeigt vom Standpunkt 2 der Abb. 20 – auf dem Knick zwischen Weide und Haferfeld – mit Blickrichtung Nordost den Schnittpunkt dreier Polygone im Ha - ferfeld, der im Luftbild Abb. 20 am rechten Bildrand zu erkennen ist. Das Wuchsmerkmal, mit dem sich der Polygonstreifen hier zeigt, ist minderwüchsiger verdorrter Hafer, der im Streifen etwa 30 bis 50 cm niedriger als im grünen Feldteil ist. Der Streifen ist 1 bis 2 Meter breit (Maßstab = 1 m). Im Hintergrund ist der Hafer flächenhaft verdorrt; diese Fläche ist in Abb. 20 keilförmig zu erkennen. 67