Herausgeber: Programm-Nord-GmbH, Kiel Redaktion: A. y. Reinersdorff Gesamthersteilung: Heinrich Moller Söhne GmbH, Rendsburg Printed in 1979

Bildnachwels: Arohiv Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und For- sten des Landes Schleswig-Holstein (6), Landesbifdstelle Schleswig-Hol- stein (2), Landesbildstelle Rheinland-Pfalz (1), Kreis Dithmarschen (4), Kreis (1), Kreis Rendsburg-Eckernförde (2), Kreis Steinburg (1), Schleswig-Holsteinische Stromversorgungs-AQ (1), Nordflefsch AG (1), Amt für Land- und Wasserwirtschaft (2), Amt für Land- und Wasserwirt- schaft Kiel (1), Amt für Land- und Wasserwirtschaft Lübeck (1), Handwerks- kammer Flensburg (2), Industrie- und Handelskammer zu Flensburg (1), Foto-Kaack, Itzehoe (1), Foto-Nafzger. Kiel (1), H.A. Clasen, Schleswig (1), H. Polster, (2), H. D. Habbe, Kiel (1), A. Gerdes, Schleswig (5), J. P, Jepsen, Hadersleben (1), E. Jessen, Apenrade (1), Koefoed-Fotografi, Tria (1), H.-W. Langholz, Flensburg (1), Lassen und Paulsen, Eckernförde (3), Münchow, Kiel (1), F. Spacek und Co., Husum (1), F. Rickert, Kiel (2), Dr. Lux, Kiel (3), Luftbilder: Landesbildstelle Rheinland-Pfalz LuS 591, Hassenpflug LAHH 1110/69, Gerdes SH 261/55, SH 261/54, Dr. Lux SH 113/280, Satellitenbild Schleswig-Holstein NASA ERTS, E-24S3-09425, K. MeerwincK, Lübeck SH/SP 790/054, Minister für Wirtschaft und Verkehr des Landes Schleswig-Holstein Serien-Nr. 369, Dr. Muus: Mit freundlicher Genehmi- gung des Karl-Wachholtz-Verlages aus Luftbildatlas Schteswig-Holstein, Band 2 (SH 751-151), Die Küsten Schleswig-Holsteins (SH 1329-151) und Landschaftswandet in Schleswig-Holstein (SH 2230-151), Foto Kaack, Itze- hoe, SH 264-1460 Zum Geleit

te Politik auszugleichen. Die Verantwortlichen für die- ses Programm haben erkannt und unbeirrt daran festgehalten, daß auch ein strukturschwacher Raum bei ganz bestimmten Standortfaktoren und für ausge- suchte Wirtschaftsbereiche durchaus attraktiv sein kann. Vor 25 Jahren war es Neuland, gemeinsam zu planen, ein ganzes Bündel notwendiger Maßnahmen zusam- menzufassen, alle Beteiligten zu koordinieren, die Geldmittel langfristig und gesichert zur Verfügung zu stellen und über ein Programm zentral zu steuern. Vor 25 Jahren war es keineswegs selbstverständlich, daß Agrarstrukturpolitik nicht nur von der Flurbereinigung über den Bau von Erschließungsstraßen bis hin zur Abwasserbeseitigung und zur Landschaftspflege reicht, sondern auch in die regionale Wirtschaftspoli- tik eingefügt werden muß. Was als Agrarprogramm begann, ist heute ein umfas- sendes Konzept für den ländlichen Raum geworden. Das verdanken wir denjenigen, die in der Praxis, in den Verbänden, in unseren Landgemeinden und Kreisen dieses Konzept entwickelt, praktiziert und vor allem immer wieder finanziert haben. Programm Nord ist ein überzeugender Beweis für unsere Auffassung von der Agrarpolitik als Politik für den gesamten ländlichen Raum. Ohne Zweifel wird gerade im Raum des Pro- gramm Nord auch künftig eine ausgewogene Wirt- schaftsstruktur maßgeblich von gesicherten landwirt- schaftlichen Arbeitsplätzen bestimmt sein. Dennoch muß Agrarpolitik auch hier darüber hinausgreifen und darum bemüht sein, unser Land entsprechend seinen natürlichen und wirtschaftlichen Gegebenheiten so 'weiter zu entwickeln, daß möglichst gleichwertige Lebensverhältnisse in allen Teilen gesichert sind. Die- ser Forderung ist das Programm Nord in erfreulicher 25 Jahre Programm Nord kennzeichnen einen Ab- Weise gerecht geworden. Nutznießer der hohen Inve- schnitt in der Geschichte der regionalen Wirtschafts- stitionen sind nicht nur Landwirte; von ihnen profitiert förderung, den es festzuhalten lohnt. Die nachfolgen- die gesamte Landbevölkerung, profitieren auch Frem- den Beiträge legen Zeugnis davon ab, wie eine vor denverkehr und gewerbliche Wirtschaft. Der Weg war einem Vierteljahrhundert konzipierte und damals völlig richtig - wir werden ihn auch in Zukunft konsequent neue und außerordentlich vielseitige Erschließungstä- fortsetzen. tigkeit heute in ungeschmälerter Aktivität fortbesteht. Allen, die ihre Kraft dem Programm Nord gewidmet Das Geheimnis des Erfolges liegt sicherlich darin, daß haben, möchte ich für ihre Arbeit herzlich danken. man hier verstanden hat, ein Defizit an natürlichen Voraussetzungen durch eine differenzierte und geziel- Kiel, im März 1979

Dr. Gerhard Stoltenberg Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein Inhalt

Zum Geleit Seite Vorflutregefung im Landesteil Schleswig Dr. Gerhard Stoltenberg, Hans-Jürgen Gabler, Regierungsbaudirektor im Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein . 3 Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und „Programm Nord" im Satellitenbild Forsten des Landes Schleswig-Holstein, Kiel . . . . 30 Erläuterungen von Prof. Dr. Wolfgang Hassenpflug, Die Entwicklung der Ernährungswirtschaft im Lan- Pädagogische Hochschule Kiel 6 desteil Schleswig 25 Jahre „Programm Nord" -ein fester Bestandteil Dr. Heinrich Hausberg, Leitender Ministerialrat im der schleswig-hofsteinischen Agrarpolitik Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Günter Flessner, Minister für Ernährung, Landwirt- Forsten des Landes Schleswig-Holstein, Kiel . . . . 32 schaft und Forsten des Landes Schleswig-Holstein, Landentwicklung und ihre Auswirkungen auf Natur Kiel 8 und Landschaft des Landesteils Schleswig Stabilisierung eines Kreises durch das „Programm Dr. Hans Lux, Ministerialrat im Ministerium für Nord" Ernährung, Landwirtschaft und Forsten des Landes Karl-Heinrich Buhse, Landrat des Kreises Dithmar- Schleswig-Holstein, Kiel 34 schen, Heide 10 25 Jahre Waldbildung im „Programm Nord" 25 Jahre „Programm Nord" zum Nutzen des Frem- Hans-Albrecht Hewicker, Oberforstrat beim denverkehrs Forstamt Rantzau 36 Dr. Klaus Petersen, Landrat des Kreises Nordfries- land, Husum 12 Wie wirksam ist der Windschutz geworden? Prof. Dr. Wolfgang Hassenpflug, Pädagogische Aspekte zur Förderung der Gesamtwirtschaft eines Hochschule Kiel 38 Kreises durch „Programm Nord" Geerd Bellmann, Landrat des Kreises Rendsburg- Koordinierte Gestaltung eines Raumes: Meldorfer Eckernförde, Rendsburg 14 Bucht Dr, Robert Tarnow, Leitender Regierungsdirektor, Förderung der gewerblichen Entwicklung und des Amt für Land-und Wasserwirtschaft Heide 42 Fremdenverkehrs durch „Programm Nord" Dr. Gernot Korthals, Landrat des Kreises Schieswig- 25 Jahre Wasserversorgung im „Programm Nord" Flensburg, Schleswig 16 Werner Klinge, Oberregierungsbaurat im Amt für Land- und Wasserwirtschaft Husum 44 Landwirtschaft und industrielle Entwicklung - ein Gegensatz? Dorferneuerung - neue, alte Aufgabe Dr. Helmut Brummer, Landrat des Kreises Stein- Dr. Sönke Traulsen, Leitender Regierungsdirektor, burg, Itzehoe 18 Amt für Land- und Wasserwirtschaft Kiel, jetzt Geschäftsführer der Schleswig-Holsteinischen 25 Jahre Entwicklung der Landwirtschaft im Lan- desteil Schleswig Landgesellschaft mbH, Kiel 46 Brar Roeloffs, Leitender Ministerialrat im Ministe- Landschaftspflege im Dienste der Landeskultur rium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Arnold Gerdes, Leitender Regierungsbaudirektor, des Landes Schleswig-Holstein, Kiel 20 Amt für Land- und Wasserwirtschaft Flensburg . . 48 25 Jahre Flurbereinigung im „Programm Nord" Flurbereinigung erleichtert den Straßenbau - Erfahrungen und Lehren - Horst Grüttner, Leitender Regierungsbaudirektor, Klaus Schöne-Warnefeld, Ministerialrat im Ministe- Amt für Land-und Wasserwirtschaft Itzehoe . . . . 50 rium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten des Landes Schleswig-Holstein, Kiel 24 „Programm Nord" ~ aus landesplanerischer Sicht Ludwig Thormähten, Regierungslandwirtschafts- Finanzierungshilfen der EG zur Agrarstrukturver- direktor im Innenministerium des Landes Schles- besserung im „Programm Nord" wig-Holstein, Kiel 52 Dr. Günter Lautzas, Regierungslandwirtschafts- direktor im Ministerium für Ernährung, Landwirt- 25 Jahre agrarstrukturelle Vorplanung der Land- schaft und Forsten des Landes Schleswig-Holstein, wirtschaftskammer im „Programm Nord" Kiel 26 Johannes Peters, Leitender Landwirtschaftsdirek- 25 Jahre Regelung der Abwasserbeseitigung im tor in der Landwirtschaftskammer Schleswig-Hol- „Programm Nord" stein, Kiel 54 Dieter Kesting, Ministerialrat im Ministerium für Lebendige Dörfer schaffen - auch im Landesteil Ernährung, Landwirtschaft und Forsten des Landes Schleswig Schleswig-Holstein, Kiel 28 Franz Rickert, Regierungslandwirtschaftsdirektor im Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Kartenverzeichnis Seite Forsten des Landes Schleswig-Holstein, Kiel . , . . 56 1. Flurbereinigung 24/25 2. Förderung aus dem EAGFL 26/27 25 Jahre Arbeit der Landgeseltschaft im „Programm 3. Zentrale Abwasserbeseitigung 28/29 Nord" 4. Zentrale Wasserversorgung 44/45 Gerd Münchow, Geschäftsführer der Schleswig- 5. Landschaftspflegerischer Begleitplan Holsteinischen Landgesellschaft mbH, Kiel, jetzt Westerakeby 48/49 Wohnungsbaugesellschaft Schleswig-Holstein 6. Flurbereinigung Nortorf, Kreis Steinburg 51 GmbH, Kiel 58 7. Zentrale Orte und Förderschwerpunkte 53 Der Friedrich-Wilhelm-Lübke-Koog nach 25 Jahren 8. Bevölkerungsentwicklung in den schleswig- Professor Dr. Karl Weigand und Studienrat Gunt- holsteinischen Gemeinden 1970-1977 53 ram Riecken, Pädagogische Hochschule Flens- 9. Stand der Vorplanung 54/55 burg 60 10. Friedrich-Wilhelm-Lübke-Koog 60/61 11. Förderungsgebiete in S0nderjyllands Auswirkungen des „Programm Nord" auf die Amtskommune 74 Veredlungswirtschaft im Raum Gotteskoog Wolfgang Lehfeldt, Regierungslandwirtschafts- direktor im Landesamt für Tierzucht des Landes Schleswig-Holstein, Kiel . 62 Der Hauke-Haien-Koog entwickelt sich zielstrebig Dr. Hermann Polster, Landwirtschaftsdirektor, Leiter der Landbauaußenstelle Bredstedt 64 Förderung der gewerblichen Wirtschaft im Gebiet des „Programm Nord" Leonore Gießmann, Regierungsvolkswirtschafts- rätin im Ministerium für Wirtschaft und Verkehr des Landes Schleswig-Holstein, Kiel 66 Notwendige Maßnahmen zur weiteren Verbesse- rung der Wirtschaftsstruktur im Landesteil Schleswig Winfried Berweger, Diplomvolkswirt, Geschäfts- führer der Industrie- und Handelskammer zu Flens- burg 68 25 Jahre „Programm Nord" - aus der Sicht des Handwerks Jürgen Schrlewer, Hauptgeschäftsführer der Hand- werkskammer Flensburg 70 Ein Blick zum Nachbarn: Gebietsförderung und Regionalplanung in Nordschleswig Erik Jessen, Amtsborgmesteren, Sonderjyllands Amtsräd, Äbenrä 72 25 Jahre Landentwicklung mit Augenmaß Arnd v. Reinersdorff, Ministerialrat im Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten des Landes Schleswig-Holstein, Kiel, Geschäftsführer der Programm-Nord-GmbH, Kiel 75 Anlage: „Förderung des Landesteils Schleswig" - Antwort der Landesregierung auf eine „Kleine Anfrage" 78 25 Jahre „Programm Nord" in Zahlen Hans-Christian Domeyer, Mitarbeiter in der Pro- gramm-Nord-GmbH, Kiel 83 „Programm Nord" im Satellitenbild

Erläuterungen von Wolfgang Hassenpflug

Die Veränderungen des Landschaftsbiides durch Pro- Wasserwirtschaft im weit nach Osten reichenden Ein- gramm Nord sind selbst aus dem Weltraum zu erken- zugsgebiet (dunkler Fleck: Bottschlotter See), das nen, so wie in dieser Abbildung - aufgenommen vom Eidersperrwerk samt noch unbewachsenem Katinger Satelliten Landsat 2 am 10. 8. 1975 gegen 10 Uhr und Watt, der Speicherkoog in der Meldorfer Bucht, dessen zur Verfügung gestellt von der Zentralstelle für Geo- nördliche Hälfte noch nicht abgeschlossen ist (Strich Photogrammetrie und Fernerkundung, München, Die östlich Büsum: Bildfehler). Informationsfülle dieses Bildes kann nicht mit diesen In der Marsch hellrot der Gotteskoog, der starke Zeilen, eher schon durch die Gesamtheit derfolgenden Ackerbau in den jüngeren Kögen, aber auch auf Beiträge ausgeschöpft werden. Was dort räumlich bisherigen Grünlandstandorten (Eiderstedt), die Lun- oder thematisch begrenzt bearbeitet wird, zeigt das dener Nehrung und die Donns, der Kudensee mit Sateilitenbild im räumlichen Zusammenhang. Dabei Aufspülungen aus dem Nord-Ostsee-Kanal. lassen sich noch Einzelheiten von ca. 60x80 m unter- Auf der Geest vereinzelt die spezifischen Farbtöne des scheiden. Mit dem Sateflitenbild eröffnen sich nach 25 Moores wie im Jardelunder oder im Seeland-Moor, das Jahren nun für den Raum des Programm Nord neue Fehlen größerer Heideflächen mit ihren grau-bräunlt- Möglichkeiten, die aktuellen Erscheinungsformen und chen Farbtönen (beides Hinweise auf das Bestehen fortlaufenden Wandlungen des Landschaftsbildes und einer Vollkulturlandschaft), ältere Nadelholzauffor- seiner Elemente zu dokumentieren und als Indikatoren stungen als bräunliche Flecken, deren zerfranste Rän- der zugrunde liegenden Prozesse in Landesplanung der durch die Erweiterungen der letzten Jahrzehnte und -kontrolle zu verwenden. entstanden sind, die deutsch-dänische Grenze, sicht- Frische Vegetation erscheint in Bildern dieser Art in bar durch Unterschiede in der Bodennutzung (höherer rötlichen Farbtönen, vegetationsfreie Flächen - etwa Acker- und Sommergetreideanteil m Dänemark). abgeerntete Felder oder die Aufspülungsftächen öst- Im östlichen Hügelland höherer Anteil an Getreidefel- lich von Brunsbüttel - in bläulichen Farben. Kleinere dern, größere Parzellen, Laubwälder in kräftigem Rot. Siedlungen sind nur schwer zu erkennen, ganz im Zur Infrastruktur: Autobahn neu bau zwischen Flens- Unterschied zu größeren Städten, die dunkelblau er- burg und Rendsburg sichtbar, Militärflugplätze weisen scheinen {wie Flensburg, Husum, Heide, Itzehoe). auf die Bundeswehr als Wirtschaftsfaktor, aufliegende Die spektakulären Taten des Programm Nord beginnen Tanker in der Geltinger Bucht auf die Probleme der im Norden an der Küste; der Friedrich-Wilhelm-Lübke- Werftindustrie und Schlieren in der Flensburger und Koog ist gut zu erkennen. Weitere Einzelheiten, die für Apenrader Förde (Blaualgen) sowie unterschiedliche das Programm Nord oder die folgenden Beiträge von Wasserfärbung der Binnengewässer (Große Breite der Bedeutung sind, seien stichwortartig genannt: Schlei und Wittensee) auf Probleme der Abwässer und An der Küste der Sedimenttransport im Wattenmeer Wasserqualität hin. und an den Gatts, das Prielsystem und seine Verände- rungen, z. B. an der Norderhever, die hellen Außensän- de, die Halligen und Marscheninseln, die bepflanzten Küstendünen auf Amrum und , die heilen Wander- dünen des Listlandes, das zerfaserte Deichvorland im Bereich der Hamburger Hallig, der Hauke-Haien-Koog mit seinen Speicherbecken und dem Bongsieler Kanal als sichtbarem Ausdruck einer tiefgreifend geänderten

25 Jahre „Programm Nord" - ein fester Bestandteil der schleswig-holsteinischen Agrarpolitik

Günter Flessner

Das stürmische Wachstum der deutschen Industrie in Erkenntnis, daß die Landwirtschaft in den ländlichen den Nachkriegsjahrzehnten brachte für die ländlichen Regionen der dominierende Wirtschaftsfaktor ist und Regionen besondere Probleme mit sich. Dort, wo der bleiben wird, müssen die Förderungsinstrumente Standort vorteil groß genug war, ballten sich Unterneh- schwerpunktmäßig darauf ausgerichtet sein, den land- men und Zuliefererbetriebe. Hier konzentrierten sich wirtschaftlichen Betrieben ein angemessenes Einkom- auch, von günstigen Verdienst- und Bildungsmöglich- men zu ermöglichen. Das heißt, die Erwerbsmöglich- keiten angezogen, die Menschen. Dem ländlichen keiten in der Landwirtschaft müssen denen vergleich- Raum drohte eine passive Sanierung, die Infrastruktur barer Berufe in Industrie, Handel und Gewerbe ange- blieb zurück, die Kulturlandschaft war in Gefahr. Einer paßt werden. solchen Entwicklung entgegenzuwirken, ist die Aufga- Aufgrund der kapitalintensiven Wirtschaftsweise be- be einer modernen Agrarpolitik. Ausgehend von der stehen zwischen der Landwirtschaft einerseits und den vor- und nachgelagerten Wirtschaftsbereichen ande- Schleswig in umfassenderweise und mit anerkanntem rerseits wechselseitige Abhängigkeiten. Jede Mark, die Erfolg zum Schwerpunkt agrar- und infrastruktureller der Landwirt ausgibt, fördert den gesamtwirtschaftli- Maßnahmen zu machen. Diese werden - ausgehend chen Kreislauf in den ländlichen Gebieten. Anders vom früheren Kreis Südtondern -fortgesetzt. Von dem ausgedrückt: Wenn die Landwirtschaft Geld verdient, im Programm Nord von 1953 bis 1978 ausgelösten stärkt das die Wirtschaftskraft eines ganzen Raumes. Investitionsvolumen von rund 1,6 Mrd. DM entfielen Jede Wirtschaftspolitik bedarf deshalb der Ergänzung auf den Landesteil Schleswig 1,07 Mrd. DM, also rund durch die Agrarpolitik, wenn die Entwicklung eines 67 vH. Industriestaates nicht köpf- - sprich stadtlastig - wer- Zentrale Maßnahme war und ist die Flurbereinigung. den soll. Das Programm Nord hat das größte zusammenhän- Parallel zur Erhaltung und Verbesserung der Wirt- gende Flurbereinigungsgebiet in der Bundesrepublik! schaftskraft der ländlichen Gebiete gilt es, die Wohn- Im Landesteil Schleswig wurden von 1953 bis 1978 von und Lebensverhältnisse zu entwickeln. Dazu gehört der Flurbereinigung 410 Mio DM zur Verbesserung der vor allem eine umweitschonende Wasserver- und -ent- Wirtschaftsverhältnisse investiert. Hinzu kommen für sorgung. Aufgrund der geringen Siedlungsdichte wür- den Ausbau von Wirtschaftswegen rund 137 Mio DM. den auf jeden Bewohner sehr hohe Kosten entfallen, Die anstehenden wasserwirtschaftlichen Aufgaben wenn er alles selbst bezahlen müßte. Dies wäre unge- sind durch ein Bauvolumen von rund 260 Mio DM in recht und deshalb muß der Staat hier finanziell aus- den Jahren 1953 bis 1978 weitgehend gelöst. gleichen. Das gleiche gilt für die Verkehrsbedingun- Die Erfolge des Programm Nord werden in der über- gen, für die Lebensadern unseres Gemeinwesens. durchschnittlichen Entwicklung der landwirtschaftli- Damit meine ich aber nicht nur den Fernstraßenaus- chen Betriebe besonders deutlich. So nahm - bei oder -neubau, sondern ebenso das Netz ländlicher einem anfangs merklichen Rückstand - der Anteil der Wege. Betriebe über 30 ha LF und insbesondere der Anteil Bei allem müssen wir jedoch darauf achten, daß die oft der von ihnen genutzten Flächen im Landesteil Schles- über Jahrhunderte gewachsene Substanz unserer Dör- wig überproportional zu. fer nichts von ihrer typischen Eigenart verliert, Moder- Die Maßnahmen des Programm Nord haben aber nicht nisierungen, die das Bitd eines Dorfes verändern, nur die landwirtschaftlichen Arbeitsplätze dieses Rau- müssen deshalb in allen Einzelheiten genau überlegt mes gesichert. Daneben steht gleichzeitig der gezielte sein. Ich meine, wenn wir uns die Probleme der Stadt Ausbau der Infrastruktur, also z. B. Wasserversorgung, aufs Dorf holen, dann ist dies ein zweifelhafter Fort- Abwasserbeseitigung, Wegebau. Damit ist die wichtig- schritt. ste Voraussetzung dafür geschaffen worden, daß die Ein dritter Aufgabenbereich der Agrarpolitik ist auf die vorhandenen gewerblichen Arbeitsplätze gehalten und Erhaltung der Landschaft gerichtet. Dabei sollen zum neue Betriebe angesiedelt werden und das vorhande- einen tandestypische Eigenarten bewahrt werden, da- ne Entwicklungspotential ausgeschöpft werden kann. mit die Artenvielfalt bei Tieren und Pflanzen nicht Darüber hinaus ist seit 1971 auch die direkte Erschlie- bedroht wird; zum anderen müssen die Erholungs- ßung von Gewerbe- und Erholungsflächen zum festen rnöglichkeiten erhalten bleiben. Beide Gesichtspunkte Bestandteil des Programms geworden. gewinnen mehr und mehr an Aktualität. Sie sind der Blicken wir heute auf die Erfolge eines Vierteljahrhun- Grund für viele Menschen, das Land (wieder) zu derts Agrarpolitik für das Land zurück, und werten wir entdecken, und das wiederum ist die vielleicht wesent- dabei besonders die Maßnahmen des Programm Nord, lichste Chance seiner zukünftigen sicheren Entwick- dann ist für die Menschen vieles besser geworden. lung. Derjenige, der in den geförderten Gebieten wohnt, hat Die Instrumente der Agrarpolitik in allen drei Berei- die Entwicklung unmittelbar miterlebt. Wer 1953 gebo- chen sind so vielfältig, wie der ländliche Raum Ansatz- ren wurde, ist heute ein erwachsener Mensch. Für ihn punkte bietet. Es bedarf deshalb in bestimmten, be- ging es immer nur aufwärts; möge es dabei bleiben. sonders benachteiligten Regionen einer gewissen Sich erinnern und für das bisher Geschaffene dankbar „Feineinstellung" der Einzelmaßnahmen. Das geeig- sein, können jedoch nur diejenigen, die den Landesteil nete Instrument dafür ist das Programm Nord. Schleswig auch schon früher kannten. Die Erkenntnis, daß einzelne Landesteile in Schleswig- Ich danke allen, die mit ihrem Mut und mit ihrer Holstein einen überdurchschnittlich hohen, natürli- Tatkraft zum Erfolg des Programm Nord beigetragen chen Standortnachteil haben, veranlagte die schles- haben. Ohne den persönlichen Einsatz jedes einzelnen wig-holsteinische Landesregierung bereits 1953, das hätten wir auch mit noch soviel Geld und einer noch so Programm Nord einzuleiten. Damit wurde ein noch überzeugenden Konzeption nichts bewegen können. heute beispielhafter Weg beschriften, das besonders Das bisher Erreichte ist ein gutes Fundament, auf dem benachteiligte strukturschwache Gebiet im Landesteil wir in bewährter Weise weiterbauen können. Stabilisierung eines Kreises durch das „Programm Nord1

Karl-Heinrich Buhse

Nach dem Gesetz über Grundsätze zur Entwicklung Während für den Landwirt die Flurbereinigung, die des Landes Schleswig-Holstein ist das Land „so wet- Vorflutregelung, die Trinkwasserversorgung und der terzuentwickeln, daß die Lebensbedingungen in ihrer Wirtschaftswegebau im Vordergrund stehen, sind für Gesamtheit in alten Teilen des Landes zumindest den Fremdenverkehr Aufforstung, Abwasserbeseiti- gleichwertig sind". Der Begriff der Stabilisierung ist gung, Parkplatzbau und Infrastrukturförderung beson- von dieser Zielbeschreibung nicht zu trennen. Das ders wichtig. Programm Nord hat hierbei eine hervorragende Rolle Die Zahlen (vgl. den Beitrag ,,25 Jahre Programm Nord gespielt und nimmt sie noch ein. Seine Bedeutung für in Zahlen" in dieser Broschüre) zeigen, in welchem Dithmarschen wird vor allem beim Blick auf folgende Maße sich die staatliche Gemeinschaft einsetzt, um die Tätigkeitsbereiche deutlich, die für die Gleichwertig- Stabilisierung der Entwicklung im ländlichen Raum zu keit der Lebensverhältnisse besonders wichtig sind: fördern. - die Sicherung von Arbeitsplätzen im ländlichen Die für eine wirtschaftliche Betätigung nutzbringenden Raum, Maßnahmen der Infrastrukturverbesserung heben - die Verbesserung der Infrastruktur als Grundlage für auch den Wohnwert des ländlichen Raumes. Bei der das Wohnen auf dem Lande, Trinkwasserversorgung, die heute fast 100 Prozent der - die Erhaltung und Verbesserung der Landschaft und Haushalte erreicht, liegt dies ebenso auf der Hand wie der Küste. bei der Abwasserbeseitigung. Die mittelbaren Wirkun- Die wirtschaftliche Struktur des Kreises ist durch einen gen des Wirtschaftswegebaues für die Wohnfunktion Mangel an Arbeitsplätzen gekennzeichnet. sind kaum abschätzbar: Nur wer weiß, welche Proble- In der Landwirtschaft vollzog sich ein beispielloser me noch vor kurzem auftreten konnten, einen Arzt auf Umstrukturierungsprozeß, der auch heute noch nicht einen Bauernhof der Marsch zu rufen, kann die hier zum Abschluß gekommen ist. erreichten Fortschritte abschätzen. Die Teilnahme der Bewohner des ländlichen Raumes am System der Übersicht: sozialen Versorgung ist weitgehend ein Verdienst des Programm Nord. Anteil der Erwerbspersonen nach Wirtschaftsbereichen (in v.H.) Das ländliche Schulwesen mit überschaubaren Schul- 1961 1970 größen im Grund- und Hauptschulbereich sowie der Dith- Schleswig- Dith- Schleswig- Möglichkeit für jedes „Landkind", eine Realschule marschen Holstein marschen Holstein oder ein Gymnasium zu besuchen, wäre ohne die Land- und Forstwirtschaft 29 14 18 8 Wegebauleistungen im Rahmen des Programm Nord Produzierendes Gewerbe 31 - 34 - nicht zu verwirklichen. Handel und Verkehr 19 _ 20 _ Auch die größte Baumaßnahme im Bereich des Dienstleistung (vor allem Fremdenverkehr Küstenschutzes, die je in Deutschland unternommen i R Dithmarschen) 21 27 28 32 wurde - die Eindeichung der Metdorfer Bucht-, könnte ohne den Beitrag des Programm Nord nicht verantwortet werden. Erst Flurbereinigung, Wirt- Um die vom Programm Nord beeinflußten Vorgänge schaftswegebau, Aufforstung und andere Arbeitsge- deutlicher hervorzuheben, wurden in der Übersicht biete des Programm Nord werden sicherstellen, daß bewußt nur in den Bereichen Land- und Forstwirt- hier nicht zu Lasten einer ökologisch ausgewogenen schaft und Dienstleistungen die Vergleichszahlen zum Küste eine Wüstenei eingedeicht wurde, sondern ein übrigen Land ausgeworfen. Danach ist auch nach dem Stück gestaltete Kulturlandschaft - ein Stück Heimat. Strukturwandel in der Landwirtschaft in Dithmarschen Die Darstellung kann nur beispielhaft sein; auch ist der ein überdurchschnittlich hoher Anteil an Arbeitskräf- Entwicklungsprozeß nicht abgeschlossen. Alte Aufga- ten in der Landwirtschaft verblieben. Die hohe Arbeits- ben müssen weiter bearbeitet werden, neue entstehen losenquote zeigt, wie schwer es fällt, alle freigesetzten täglich. Schon jetzt ist aber ein Urteil über die Leistun- Arbeitskräfte in anderen Bereichen mit Dauerarbeits- gen des Programm Nord möglich, das Bestand haben plätzen zu versorgen. Verbesserung der Agrarstruktur wird: Ein größerer Bettrag, um den Kreis Dithmarschen im Kreisgebiet durch das Programm Nord ist daher im wahrsten Sinne des Wortes bewohnbar zu erhalten, auch unmittelbare Arbeitsplatzsicherung. Daß der die Lebensverhältnisse seiner Bürger zu verbessern, Dienstleistungsbereich überdurchschnittliche Zu- ist in diesem Jahrhundert nicht geleistet worden. wachsraten aufweist, ist auf den rasch aufblühenden Fremdenverkehr zurückzuführen. Sowohl die Verbesserung der Agrarstruktur als auch die Voraussetzung für den Fremdenverkehr wurden durch das Programm Nord maßgeblich beeinflußt.

10 Ob es sich um das Ausbleiben sonst alljährlich wiederkehren- Bei der Landschaftspflege ist neben den bedeutenden Erfol- der Überschwemmungen, die Verbesserung des Wirtschafts- gen bei Aufforstungen, Windschutz und Erholungswäldern wegenetzes oder um die Bereitstellung von Trinkwasser für von Bedeutung, daß Wald und Baum im allgemeinen Bewußt- das Vieh auf der Weide handelt: Allen Dokumenten ist sein einen höheren Stellenwert einnehmen. gemeinsam, daß sie einprägsam zeigen, wie der ländliche Bereich durch Maßnahmen des Programm Nord mit einer heute unentbehrlichen Infrastruktur ausgestattet wurde.

11 25 Jahre „Programm Nord" zum Nutzen des Fremdenverkehrs

Klaus Petersen

Es lag nahe, den Landrat des Fremdenverkehrskreises gannen, wuchs auch die Aufgeschlossenheit für den Nordfriesland über die wirtschaftlichen und gesell- wirtschaftlichen Effekt des Fremdenverkehrs. schaftlichen Vorzüge der Entwicklung im Rahmen des Abgestimmt auf die verbesserten landwirtschaftlichen Programm Nord berichten zu lassen. Nordfriesland ist Wohngebäude und die neugeschaffenen Aussiedler- mit seinen rund zehn Millionen Übernachtungen ein höfe ergab sich dieses zunächst durch ein Programm Fremdenverkehrsschwerpunkt des Landes. Der zweite, „Urlaub auf dem Bauernhof", das schließlich konse- ebenso bedeutsame Wirtschaftszweig im Kreise ist quent auf alle auf dem Lande wohnenden Menschen eine leistungsfähige, durch das Programm Nord ent- ausgeweitet wurde. Es ist eine weitere, wenn auch nur wickelte Landwirtschaft. Wegen seiner extrem peri- bescheidene wirtschaftliche Stütze, die in erster Linie pheren Lage zu den Industrieballungsräumen hat eine in der Verantwortung und auch in der Arbeitslast der größere, ausschlaggebende gewerbliche oder gar in- Frau liegt (Bild 1). dustrielle Entwicklung nicht Fuß fassen können. Das Man zählte 1977 rund 555000 Übernachtungen auf erklärt auch, warum das Programm Nord gerade im den 770 Bauernhöfen des Kreises, die im Durchschnitt Nordteil des Kreises Nordfriesland 1953 seinen Anfang neun Betten bereithalten - also typische bäuerliche nahm. Familienbetriebe geblieben sind. Unser Gast konnte Was haben nun Flurbereinigung, Aussiedtungen, Wirt- sich bald die Übernachtung mit Frühstück, Halbpen- schaftswegebau, Entwässerung und Wasserversor- sion oder Vollpension aussuchen. Preislich ist das für gung sowie Aufforstungen und Windschutzanpflan- Familien mit Kindern besonders interessant. Ich versu- zungen mit der Entwicklung des Fremdenverkehrs zu che, über die Einnahmen aus der Vermietung im tun? Ich behaupte: alles! Nachdem es gelungen war, Bereiche des Urlaubes den Ertrag zu präzisieren: Bei unsere von Natur aus konservativen und im Überliefer- einem groben Durchschnittsumsatz von 30 DM pro ten verwurzelten Bauern von der Landentwicklung Übernachtung gelangt man bei 550 000 Übernachtun- durch das Programm Nord zu überzeugen, und nach- gen im Rahmen der „Urlaub auf dem Bauernhof-An- dem sich die ersten Erfolge dieses Programms - ver- gebote auf 16,5 Mio DM. besserte Infrastruktur, gesicherte tandwirtschaftliche Nicht nur durch die günstigen Preise, sondern auch Betriebe, ansprechende Landschaft - einzustellen be- wegen der andersartigen Form des Urtaubes bemerken wir ein steigendes Interesse. Der Gast muß viel mit Bilö 1 seinem Wagen fahren, wenn er sich den günstigsten Badeplatz an Meer oder Binnensee oder in einem der vielen Freibäder aussuchen will. Es ist ihm zuzumuten, weil die Familie am billigsten und bequemsten mit dem Auto anreist und eben auch über die guten Straßen des Programm Nord jedes Urlaubsziel ansteuern kann, wie die Nolde-Stiftung, die Stormstadt Husum oder die Holländerstadt , die Naturparke und Schutzgebiete und viele andere Plätze an der Nordsee- und Ostseeküste. Aber auch der Reiter entdeckt sehr bald, welche Möglichkeiten er gerade in unseren weitgestreckten, landwirtschaftlich geprägten Gebieten für seine Lieb- haberei finden kann. Auch der Radler hat auf dem gutausgebauten Netz ländlicher Wege Entfaltungs- möglichkeiten gefunden. Schließlich bleibt der Fuß- wanderer: Deiche, Schlick und Watt fordern geradezu heraus zu ermüdenden, aber erquickenden Spazier- gängen. Ob Reiter, Radfahrer oder Fußgänger, sie alle wissen es zu würdigen, daß das Programm Nord ihnen eine einmalige Landschaft erschlossen hat, und daB lebensfähige Bauernhöfe in der Lage sind, diese Land- schaft auch zu erhalten und zu pflegen. Die Nostalgie- welle erweckte indessen auch das wachsende Inter- esse an Geschichte, Volkstum, an Denkmälern, Trach- ten und Tänzen bei unseren Landurlaubsgästen. Es versteht sich, daß unsere Bauern auf den Bäderin- seln sehr schnell auf die Bewirtung von Gästen umsat-

12 Bild 2: Start zur Anlanöung des Seekabels in Cecilienkoog. leiten, manche vollends, viele jedoch, um ihre Existenz Landentwicklung erhoffen wir uns ein Ausstrahlen auf zu verbessern. Für die Insel gilt dieses die bäuerlichen Quartiere. besonders, da dort die Gefahr einer Abwanderung Seit 1971 wird eine im Verhältnis zu den eingangs existenzbedrohend geworden ist. Die Insel Nordstrand genannten klassischen Hauptarbeitsgebieten des Pro- hat es leichter, weil ein Damm vom Festland Vorteile gramm Nord kleine Finanzstütze für Infrastrukturmaß- für die wirtschaftliche Stabilität birgt. nahmen angeboten. Der Kreis Nordfriesland hat seit- Nun zu den Halligen: Nach der großen Sturmflut 1962 dem Zuschüsse für ein Gesamtinvestitionsvolumen wurden sie im Rahmen des Programm Nord ganz von rund 6,2 Mio DM erhalten. Sie dienten insbesonde- erheblich unterstützt durch den Ausbau oder Neubau re dem Fremdenverkehr durch den Bau von Fähranle- threr Häuser, durch den Einbau von Fluchträumen und gern und Parkplätzen, Häusern des Kurgastes und damit der Möglichkeit von guten Übernachtungsange- Freibädern, durch den Erwerb von Grenzertragsböden, boten für Gäste. Weitere wichtige Voraussetzungen dem Ausbau von Erholungsgebieten sowie der Verbes- wurden geschaffen durch Wasserversorgung und elek- serung der Infrastruktur. Wir ermöglichen damit das, trisches Licht (Bild 2), durch Anlegebrücken und einen was die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der tideunabhängigen Hafen auf dem Festland. Bald regionalen Wirtschaftsstruktur", die ja in großen und konnte man über 55 000 Übernachtungen auf den wichtigen Schwerpunkten arbeitet, nicht geben kann. Halligen Hooge, Langeneß und Gröde zählen. Die Arbeitszeit wird kürzer, der zweite Jahresurlaub Die Saisondauer des Urlaubs auf dem Lande ist mit bahnt sich für alle Bundesbürger an. Dafür brauchen durchschnittlich 62 Tagen kürzer als in den Heil- und wir eine zunehmende Vielfalt von Angeboten für Erho- Seebadeorten, die mit einem Zeitraum von 100 Tagen lung und Tourismus. Das 25jährige Jubiläum des rechnen können. Viele Gäste besuchen allerdings Programm Nord steht im Zeichen dieser Aktualität, auch schon außerhalb der Ferienzeit, zu Weihnachten damit Schleswig-Holstein ein Ferienland bleibe und und zu Ostern, die Inselbadeorte. Nach gelungener ganz Nordfriesland ein Erholungsgebiet werde.

13 Aspekte zur Förderung der Gesamtwirtschaft eines Kreises durch „Programm Nord"

Geerd Bellmann

Erst etwa sechs Jahre nach Gründung der Programm- den engeren Bereich der Landwirtschaft hinaus fest- Nord-GmbH, nämlich am 5. Mai 1960, wurden auch steilen. Teile des heutigen Kreises Rendsburg-Eckernförde in Zunächst wurden durch die dringend erforderliche das Arbeitsgebiet des Programm Nord aufgenommen. Verbesserung der Agrarstruktur beständige Arbeits- Weitere Gemeinden kamen am 25. Oktober 1972 hinzu, plätze in der Landwirtschaft gesichert und eine erheb- so daß gegenwärtig etwa zwei Drittel der Fläche des liche Ertragssteigerung ermöglicht. Als Folge dieser Kreises dem Programm Nord zugeordnet sind. positiven Entwicklung haben zwei Raiffeisenbanken Investitionen für die Lagerhaltung und den allgemei- nen Wirtschaftsbetrieb getätigt, wodurch weitere Ar- beitsplätze gesichert werden konnten. Die wirtschaft- liche Stabilisierung in Landwirtschaft und örtlichem Landhandel hat gleichzeitig dazu beigetragen, daß die ansässigen Geschäfte und Dienstleistungsbetriebe OSTSEE weitgehend bestehengeblieben sind. Als weitere Folge der Flurbereinigungsverfahren konn- ten Flächen für den Bau von Wochenendhäusern oder zur Erweiterung der Kreisforsten bereitgestellt werden. Außerdem ergab sich die Möglichkeit zur Ausweisung weiterer Wanderwege und zur Einbindung alter, nicht ausgebauter Wegstrecken in das Wanderwegenetz. Damit wurden die Voraussetzungen für die Funktion als Naherholungs- und Fremdenverkehrsgebiet ver- bessert und die Grundlage für die Ausweisung als Naturpark „Hüttener Berge" geschaffen. Vor der Förderung des Gebietes durch das Programm Nord waren die Verbindungswege zwischen den Ort- schaften nur unzureichend befestigt. Der ländliche Wegebau im Rahmen der Flurbereinigung kam dabei nicht nur der Landwirtschaft zugute. Die Verbesserung des Verkehrsnetzes erhöhte vielmehr die Attraktivität der Dörfer als Wohngebiete für viele Auspendler. Der damit verbundene Zuzug neuer Bürger stärkte das ortsansässige Gewerbe. Wichtige Auswirkungen der Erschließung des Raumes zeichnen sich im Bereich der Naherholung und des

Von der Gesamtfläche des Kreises werden 82 v.H. landwirtschaftlich genutzt. Bei Berücksichtigung des damit verbundenen verhältnismäßig hohen landwirt- schaftlichen Bevötkerungsanteils wird deutlich, daß die Landwirtschaft einen wesentlichen Faktor im Rah- men der Gesamtwirtschaft des Kreises darstellt. Die Erhaltung bzw. Schaffung eines funktionsfähigen Siedlungsraumes ist deshalb von einer leistungsfähi- ^S^illW gen Landwirtschaft abhängig. Die erhebliche Bedeu- K'S^^^f^s tung der agrarischen Förderungsmaßnahmen des Pro- gramm Nord ist offenkundig; aber das Programm Nord setzt darüber hinaus Impulse für das gesamte Wirt- schaftsleben. Das läßt sich an einem typischen Teilge- biet-dem Bereich der Gemeinden Ahlefeld, Bistensee, Brekendorf und Owschlag im Naturpark „Hüttener Berge" - deutlich machen. Die Flurbereinigungsverfahren brachten zwar vorran- gig für die Landwirtschaft erhebliche Vorteile; es Bild 1: Hochwasser im Sommer 1965; überstaute Flächen lassen sich jedoch positive Auswirkungen auch über zwischen Hummelfeld und Hütten.

14 Bild 2: Auslaufbauwerk an der Schlei in der Gemeinde Fleckeby.

Fremdenverkehrs ab. Die immer noch zunehmende planten Gesamtkosten von etwa fünf Mio DM erfolgt Zahl der Ausflügler und Urlauber hat dazu geführt, daß auch hier eine Förderung aus den Mitteln des Pro- die vorhandenen Gaststätten zur Verbesserung ihres gramm Nord. Ohne diese Regelung der Abwasserbe- Angebots erheblich investierten, daß zwei neue Re- seitigung wäre die geplante Ansiedlung von Gewerbe- staurationsbetriebe entstanden - alles nicht zuletzt betrieben in Owschlag nicht möglich. Auch hier zeigt wiederum zum Vorteil der ansässigen Gewerbe- und sich wiederum der enge Zusammenhang zwischen der Handwerksbetriebe. Die Steigerung der Bettenzahl für Förderung durch das Programm Nord und der Stär- den Fremdenverkehr seit Beginn der sechziger Jahre kung und Weiterentwicklung der Wirtschaft außerhalb von 50 auf nunmehr 270 läßt sich nicht allein auf die des Agrarbereiches. Maßnahmen des Programm Nord zurückführen, beruht Auch die zentrale Wasserversorgung für die Gemeinde jedoch mit Sicherheit in starkem Maße auf dessen Owschlag, mit Kosten von etwa 1,2 Mio DM in den Impulsen, Jahren 1974 bis 1978 durchgeführt und aus Mitteln des Durch ein Auslaufbauwerk konnten die wasserwirt- Programm Nord gefördert, wirkt sich günstig auf die schaftlichen Verhältnisse am Bistensee grundlegend Bautätigkeit in der Gemeinde aus. geregelt werden. Anlaß dafür war der schwankende Eine wasserwirtschaftliche Maßnahme, ähnlich dem Wasserstand mit Überhöhungen bis zu 0,8 m, der eine Bauvorhaben am Bistensee, ist ein Auslaufbauwerk an ständige Hochwassergefahr für die Uferpartien dar- der Schlei in der Gemeinde Fleckeby. Im Zuge der stellte und für die Anliegergemeinden erhebliche Pro- Zusammenfassung der Alten Hüttener Au und der bleme durch den Rückstau mit sich brachte. Jetzt Osterbek werden durch das Auslaufbauwerk Über- können 3000 ha besser genutzt werden. Unter ande- schwemmungen,wie z. B. im Jahre 1965 (Bild 1),verhin- rem wurde die Anlage eines vom Hochwasser unge- dert. Weiterhin trat eine Verbesserung der Vorflut in fährdeten Campingplatzes am Seeufer möglich, der der Gemeinde Fleckeby ein, wodurch die Erschließung eine wesentliche Bereicherung des Fremdenverkehrs- weiterer Bauplätze erleichtert wurde (Bild 2). Der angebotes ist. gleichzeitig mit dem Auslaufbauwerk errichtete Deich Die Kanalisation der Gemeinde Bistensee mit einem an der Schlei und das Vorland wurden so hergerichtet, Kostenvolumen von einer Mio DM wurde in den Jahren daß zum Nutzen aller Einwohner, aber auch der Erho- 1976 und 1977 aus Mitteln des Programm Nord gebaut. lungsuchenden, eine gern aufgesuchte Badestelle an- Die Anlage ist so projektiert, daß neben den 160 gelegt werden konnte. angeschlossenen Einwohnern der Gemeinde während So führen die Maßnahmen des Programm Nord, die der Saison bis zu 1200 Gäste hinzukommen können. zunächst nur den Bereich der Landwirtschaft betref- Die zentrale Abwasserbeseitigung schaffte die Voraus- fen, letztlich zu einer Stabilisierung oder Förderung setzungen für die Weiterentwicklung als Fremdenver- anderer Wirtschaftszweige. Auch wenn für das Ergeb- kehrsgebiet und für eine weitere Bautätigkeit, die die nis eine Vielzahl von Faktoren maßgeblich ist, besteht Leistungsfähigkeit der Gemeinde und damit die Le- zweifellos ein ursächlicher Zusammenhang zwischen bensqualität ihrer Bürger erhöht. der Durchführung einer Maßnahme des Programm In der Gemeinde Owschlag ist mit dem Ausbau der Nord und der wirtschaftlichen Stärkung und Belebung Abwasserbeseitigung 1978 begonnen worden. Bei ge- des betreffenden Siedlungsraumes.

15 Förderung der gewerblichen Entwicklung und des Fremdenverkehrs durch „Programm Nord" Gezeigt am Beispiel des Hafenausbaues Langballigau

Gernot Korthals

Der Hafen Langballigau, gelegen an der Ffensburger Im Hafen gibt es 203 Liegeplätze für Sportboote, davon Außenförde an der Mündung einer Au gleichen Na- 18 Gastliegeplätze. In der letzten Saison sind etwa mens, ist der einzige kommunale Hafen in der Träger- 4000 Gastboote registriert worden, die überwiegend schaft des Kreises Schleswig-Flensburg. Er ist im aus dem benachbarten Dänemark gekommen sind. In Jahre 1925, nachdem durch die Abtretung von Nord- der Hauptsaison laufen fünf bis sechs Fahrgastschiffe schleswig an Dänemark die Fischereihäfen auf der den Hafen zweimal pro Tag an. Im Jahre 1977 betrug Nordseite der Flensburger Förde für die deutschen die Zahl der Fahrgäste über 231 000. Fischer verlorengegangen waren, zum Fischerei- Viele Benutzer der Fährschiffe kommen mit Bussen schutzhafen mit Mitteln des Deutschen Reiches und und Pkw aus allen Teilen Norddeutschlands, In der unter Beteiligung der damaligen Provinz Schleswig- Saison werden durchschnittlich bis zu zehn Omnibus- Holstein, der Stadt Flensburg und des Landkreises se und ca. 150 Pkw täglich auf dem Hafengelände Flensburg ausgebaut worden. Obgleich der Kreishafen gezählt. Diesem Betrieb war der Hafen schon seit Langballigau als Fischereihafen überörtlich keine Jahren in keiner Weise mehr gewachsen. Nicht nur der große wirtschaftliche Bedeutung erlangt hat, war seine Hafen selbst erforderte eine Erweiterung und Sanie- Erhaltung für die örtlichen Fischer von existentieller rung, sondern insbesondere auch die dazugehörigen Bedeutung. Im Jahre 1950 waren außer einem Zollboot Anlagen. Es fehlten vor allem öffentliche Parkplätze und dem Boot des Fischmeisters in Langballigau neun und ein Sanitärgebäude (Bild 1). große Kutter sowie drei kleinere Motorboote behei- Die Selbstverwaltungsgremien des Kreises und die matet. Auch heute gibt es noch 13 Fischereiboote. Die Gemeinde Langballig waren übereinstimmend der Auf- Zahl der Fischer blieb also, von gelegentlichen fassung, daß eine Grundsanierung anzustreben ist. Schwankungen abgesehen, im Laufe der Jahre ziem- Das Programm Nord - über den agrarischen Bereich lich konstant. hinaus stets auch auf die Verbesserung der gewerbli- Die eigentliche Bedeutung liegt jedoch in zunehmen- chen Infrastruktur bedacht - ermöglichte es, langge- dem Maße im Bereich des Fremdenverkehrs. Aus einer hegte Planungen zu realisieren. So konnten in einem ursprünglichen Dampferanlegestelle der Förde-Ree- Zweijahresprogramm folgende Maßnahmen durchge- derei Flensburg hat sich Langballigau zu einem wichti- führt werden: gen Wassersport- und Fährhafen im deutsch-däni- schen Tourismus entwickelt. Einige Zahlen mögen 1976 dies verdeutlichen: Ausbau eines Parkplatzes mit 74 Pkw- und acht Omni- bussteltptätzen auf einer Betonverbundpflasterdecke sowie weitere 54 Pkw-Plätze auf einer Granddecke, Bild 1: Blick von Hohenau auf den Hafen Langballig im Jahre Erneuerung des Geländers an der Westmole, Bau einer 1965. Nicht nur der Hafen bedarf einer Erweiterung, es fehlen die zugehörigen Anlagen.

16 Bild 2: Der Hafen Langballig heute: Beispiel komplexer Landentwicklung zum Nutzen von Landwirtschaft-Fremden- verkehr-Landschaft. Sportboote und Fördeschiffahrt haben hier ihren an- gestammten Platz. Seit einigen Jahren ist die Austern- zucht hinzugekommen, die auf der Grundlage eines Anlegebrücke im inneren Hafenbereich mit ca. 80 m mehrjährigen, erfolgversprechenden Forschungspro- Uferbefestigung, Ausbaggerung des Hafens. gramms der Bundesforschungsanstalt für Fischerei Zu den Gesamtkosten von ca. 338 000 DM wurde aus die Chance für die Schaffung eines neuen Erwerbs- dem Programm Nord ein Zuschuß von 150000 DM zweiges bietet (Bild 2). gewährt. Minister Flessner hat anläßlich der offiziellen Einwei- hung der neuen Hafengebäude daran erinnert, daß die 1977 Entscheidung der Landesregierung für eine aktive Bau eines Gebäudes für die Hafenverwaltung mit Sanierung in einer dünnbesiedelten Region, wie es Warteraum sowie einem Fahrkartenverkaufsschalter, sich am Kreishafen Langballigau zeige, richtig war. Toilettengebäude (fünf Damen- und drei Herrentoilet- Zutreffend wies der Minister auf die Flexibilität des ten sowie je eine Toilette für Behinderte) mit Dusch- Landentwicklungsprogrammes Nord hin, das auf die raum für die Segelsportler, Heizungsraum mit Raum besonderen Gegebenheiten und Verflechtungen eines für Öltanks und Geräte, Gebäude für die Austernzucht Raumes eingeht und einen weiten Spielraum von der mit Geräteräumen für die Berufsfischer, vollbiologi- Flurbereinigung über den Bahnanschluß in Gewerbe- sche Kläranlage. gebieten bis hin zur Ausbaggerung einer Fahrrinne Zu den Gesamtkosten von ca. 676 000 DM wurde aus bietet. dem Programm Nord ein Zuschuß von 300 000 DM Gerade für die Entwicklung des Grenzkreises Schles- gewährt. wig-Flensburg mit seiner geringen Bevölkerungsdich- Außerhalb dieser Förderung wurde gleichzeitig ein te von 86 Einwohnern pro Quadratkilometer (zum neues Gebäude für die Zollverwaltung mit einem Ko- Vergleich: Schleswig-Holstein 165, Bundesrepublik stenaufwand von ca. 134000 DM errichtet. Deutschland 247) ist mit Hilfe des Programm Nord in Der Kreishafen Langballigau ist ein gutes Beispiel für den Jahren nach Kriegsende Außerordentliches gelei- eine vielfältige Nutzung eines Küstenhafens. Fischer-, stet worden.

17 Landwirtschaft und industrielle Entwicklung - ein Gegensatz?

Helmut Brummer

Die wirtschaftliche Entwicklung und die wachsenden Ansprüche der Bevölkerung an die Infrastruktur haben schon immer über den Flächenanspruch zunächst den ländlichen Bereich und damit die Landwirtschaft ge- troffen. Ein eindringliches Beispiel, gerade auch we- gen der Kürze der Entwicklung, gibt hierfür die WiIster- marsch. In Verantwortung für die jüngere Generation ist es das Ziel der Wirtschaftspolitik des Landes, in der Wilster- marsch einen industriellen Schwerpunkt zur Entwick- lung des Unterelberaumes und der Westküste zu schaffen. Der vorgesehene Standort war, abgesehen von Ansät- zen im Bereich der Stadt Brunsbüttel, rein landwirt- schaftlich orientiert. So waren von den Erwerbsperso- nen 1970 z. B. 26 v.H. in der Land- und Forstwirtschaft tätig - ohne Wilster lag der Anteil mit 38 v.H. sogar noch um 12 v.H. höher. Damit nahmen die in der Landwirtschaft tätigen Erwerbspersonen einen über dem Kreisdurchschnitt von 13,3 v.H. liegenden Anteil ein. Insgesamt waren 20 v.H, der im Kreis Steinburg in der Land- und Forstwirtschaft tätigen Erwerbsperso- nen in der Wilstermarsch beschäftigt. beziehen, ist das Programm Nord deswegen ab 1978 Die Wüstermarsch gehört zu den ausgesprochen auf die 19 Gemeinden der Wilstermarsch ausgedehnt schwach entwickelten Gebieten des Kreises Steinburg. worden. Die Neuordnung landwirtschaftlicher Flächen Sie ist mit 63 Einwohnern/qkm - ohne die Stadt Wilster nach den gegebenen Grenzen der industriellen Ent- sogar mit 40 Einwohnern/qkm - äußerst dünn besie- wicklung und nach den Zerschneidungen für die Infra- delt. Die Wilstermarsch besitzt nur relativ eingeengte struktur, die Verbesserung und Neuordnung des Vor- Entwicklungschancen. Diese gilt es zu erhalten und zu flutsystemes, die Ergänzung und der Ausbau des fördern. Wirtschaftswegenetzes sowie die Verbesserung der Durch die Ansäedtung von Großbetrieben - bisher sind Abwasserklärung können nun gezielt und langfristig es die Bayer AG, die Veba Chemie AG und die Scheide gefördert werden. Es ist nicht möglich, einen Landver- Chemie - ergeben sich zweifellos mittelfristig positive lust von über 1000 ha in der Wilstermarsch zu ersetzen, Auswirkungen für die wirtschaftliche Entwicklung und aber die überbetrieblichen Strukturverbesserungen die Beschäftigungslage. Es zeigen sich aber auch durch das Programm Nord und die einzelbetrieblichen mannigfaltige Probleme, die nur mit gegenseitigem Möglichkeiten zur Arrondierung und Modernisierung Verständnis für die unterschiedlichen Nutzungsan- der verbleibenden, existenzfähigen landwirtschaftli- sprüche und bei voller Anerkennung der gegenseitigen chen Betriebe bieten koordiniert einen guten Aus- Existenzberechtigung gelöst werden können (Bild 1). gleich für die Eingriffe und schaffen die Grundlage, Die Begrenzung der industriellen Entwicklung, die im auch den Anforderungen der Zukunft gewachsen zu Regionaiplan für den Planungsraum IV des Landes sein (Bild 2), Gerade weil mit der Herstellung der Schleswig-Holstein festgelegt ist, bildet eine Voraus- Infrastruktur, den Straßen und Wegen, den Wasser-, setzung dafür, daß sowohl Industrie als auch Landwirt- öl- und Hochspannungsleitungen praktisch überall schaft zu einem Neben- und Miteinander finden und und gleichzeitig eingegriffen wird, liegt hier ein zwin- jeder seine speziellen Entwicklungsmögtichkeiten aus- gender Auftrag vor, dem Ausgleich der Interessen schöpfen kann. besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Über eine koordinierte Unterstützung durch landwirt- Neben diesen von außen einwirkenden Problemen schaftliche, landeskulturelle und landschaftspflegeri- kann aber auch Schwierigkeiten entgegengetreten sche Maßnahmen sind die vielfältigen Eingriffe in die werden, die sich aus der inneren Struktur der Land- bestehende Struktur und die strukturellen Schwächen wirtschaft ergeben. Kleine bis mittlere Betriebe über- dieses Raumes voraussichtlich auszugleichen. Eine wiegen in der Wilstermarsch. Nur 2 v.H. der Betriebe hervorragende Aufgabe für das Programm Nord mit bewirtschaften Flächen von über 50 ha. Knapp die seinen komplexen Förderungsmaßnahmen und die Hälfte liegt in der Größenordnung bis zu 20 ha. Die koordinierende Planung! Landwirtschaft ist darüber hinaus - bedingt durch die Um den Gesamtraum in die Entwicklungspolitik einzu- natürlichen Voraussetzungen des Raumes - einseitig

18 ausgerichtet. Neben der naturgegebenen Milch- und Es besteht kein Zweifel, daß ein Ausgleich der Interes- Fleischerzeugung gibt es kaum Produktionsalterna- sen möglich ist und daß Industrie und Landwirtschaft tiven. neben- und miteinander leben und arbeiten können. Um einen Ausgleich der Lebensbedingungen zu ge- Dies ist nicht nur ein erstrebenswertes Ziel, sondern währleisten, ist eine Förderung dieser Region, insbe- auch unabdingbare Notwendigkeit. Die Leistungsfä- sondere aber die Sicherung und Erhaltung der land- higkeit unserer Gesellschaft wird nicht zuletzt daran zu wirtschaftlichen Arbeitsplätze, notwendig. Das Pro- messen sein, welche Anstrengungen sie unternimmt, gramm Nord wird zum Nutzen der gesamten Bevölke- ihre natürlichen Lebensgrundlagen, zu denen auch die rung die Voraussetzungen für eine Anpassung an Landwirtschaft als Stätte der Urproduktion und als künftige Aufgaben und gewandelte Bedingungen Ausgleichsraum zählt, zu erhalten, zu schützen und zu schaffen. fördern.

19 25 Jahre Entwicklung der Landwirtschaft im Landestei! Schleswig

Brar Roeloffs

Von den drei typischen Landschaftsformen Schleswig- Aufgrund dieser naturräumlichen Gegebenheiten ist Holsteins wird auch der Landesteil Schleswig geprägt die Geschichte der Besiedlung dieser Landschaften - den Marschen an der Westküste, sehr unterschiedlich verlaufen. Angeln und Schwan- - der Geest auf dem Mittelrücken, sen mit ihren überwiegend guten Böden ließen schon - dem östlichen Hügelland. frühzeitig eine ertragssichere Landbewirtschaftung und damit eine weitgehend sichere Besiedlung zu. Die Besiedlung der Schleswiger Geest und der Marschen in Nordfriesland dagegen wurde durch natürliche Ge-

Die drei Vertreter des Landes im Aufsichtsrat der Programm- Nord-GmbH. Ministerpräsident Dr. Gerhard Stoltenberg (Vor- sitzender des Aufsichtsrates) erörtert mit Minister Flessner und Minister Dr. Dr. Barschel die Arbeitsschwerpunkte im Landesteil Schleswig.

20 gebenheiten stark erschwert, die erst in jüngerer Zeit, Tabelle 2: Anteil der Betriebe zwischen 30 und 100 ha nicht zuletzt dank des technischen Fortschritts, weit- LF an der Gesamt-LF in v.H. gehend überwunden werden konnten. Die Geschichte der Marschen ist die Geschichte der Landgewinnung Steigerung sowie des Schutzes vor Sturmfluten und vor Über- 1949 1960 1972 1977 1949-1977 schwemmungen. Die Kultivierung der Moor- und Hei- v.H. degebiete der Schleswiger Geest wurde vor erst rund Dithmarschen 41,4 45,8 60,1 66,3 60,1 200 Jahren im Zeichen des Merkantilismus in Angriff Nordfriesland 37,4 37,8 59,2 64,8 73,3 genommen. Die Kolonisierung verlief unter großen Schleswig- Entbehrungen für die Siedler; die geringe Leistungsfä- Flensburg 42,1 43,7 62,4 68,5 62,7 higkeit der ertragsschwachen Böden war bis in die übriges Schles- Gegenwart die Ursache für eine wirtschaftliche Be- wig-Holstein 41,9 44,9 55,0 58,2 38,9 nachteiligung der Geestbetriebe, die diese aus eigener Kraft nicht auszugleichen vermochten. Tabelle 1 zeigt, daß der deutliche Rückstand gegen- über dem übrigen Schleswig-Holstein bis 1977 über- Die natürliche Benachteiligung einerseits und die wirt- wunden wurde. Besonders deutlich war diese Entwick- schaftliche Benachteiligung aufgrund der entfernten lung seit 1960 vor allem in Nordfriesland -zweifellos Lage zu den Absatzmärkten andererseits führten - vor eine Folge der verbesserten infrastrukturellen Grund- allem nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges - zu ausstattung durch Flurbereinigung, Regelung der einem Süd-Nord-Gefälte, das die Gefahr erheblicher Wasserwirtschaft und Verkehrserschließung, komplet- sozialer Spannungen mit sich brachte. Dieses Problem tiert durch umfassende bauliche Sanierungen. Die- wurde dadurch verschärft, als es galt, die in den se Aussage wird durch Tabelle 2 bestätigt. Dies ist Nachkrtegsjahren eingeströmten heimatvertriebenen um so bemerkenswerter, als alle drei Kreise einen Landwirte einzugliedern. überdurchschnittlich hohen Anteil an Grünland- und Weil die Landwirtschaft als der tragende Wirtschafts- Futterbaubetrieben aufweisen. Die Wachstumsproble- zweig im Landesteil Schleswig die natürliche Benach- me gerade dieser Betriebe - weitgehend auf die Rind- teiligung nicht altein bewältigen konnte, wurde von der viehhaltung angewiesen - sind besonders groß. Ver- Landesregierung 1953 das Programm Nord be- besserte Produktionstechniken haben dazu geführt, schlossen, um in umfassender Weise die Grundaus- daß auch auf den schwächeren Grüntandstandorten die stattung zu verbessern. Rindviehhaltung ausgebaut werden konnte. Die Geest- Inzwischen ist ein Vierteljahrhundert vergangen, so betriebe, aber auch die Betriebe in den Grünlandmar- daß es möglich ist, die Auswirkungen dieses großräu- schen, haben diese Chance genutzt. Der Vergleich migen Entwicklungsvorhabens auch auf die Landwirt- mehrerer Jahre zeigt, daß sich in Schleswig-Holstein schaft zu beurteilen. die Rindviehhaltung von den östlichen Landesteilen auf den Geest rücken und an die Westküste verlagert Ein Maßstab hierfür ist die Veränderung der Größen- hat (Tabellen 3 und 4). struktur landwirtschaftlicher Betriebe ab 30 ha land- wirtschaftlich genutzter Fläche (LF). Diese Betriebe Tabelle 3: Entwicklung der Viehbestände nach Natur- werden in der Regel im Haupterwerb bewirtschaftet; räumen (in tausend Stück) sie sind langfristig eine Existenzgrundlage für den Rindvieh Marsch Geest östli ches Hügelland Landwirt und seine Familie. Ø 1957-1962 186 566 444 1963 200 617 456 1972 232 Tabelle 1: Anteil der Betriebe ab 30 ha LF an der 762 428 1976 872 436 Gesamtzahl der Betriebe in v.H. 251 Steigerung: Steigerung Ø 1957-1962/1976 34,9 v.H. 54,1 v.H. -1,8 v.H. 1949 1960 1972 1977 1949-1977 v.M. Schweine Marsch Geest östliches Hügelland Dithmarschen 13,8 17,6 33,5 40,5 193,5 Ø 1957-1962 158 642 635 Nordfriesland 11,6 14,8 32,9 40,3 247,4 1963 201 705 696 Schieswig- 1972 183 630 785 Flensburg 15,,2 17,7 35,3 42,7 180,9 1976 196 596 904 übriges Schles- Steigerung: wig-Holstein 18,8 20,8 34,4 39,4 109,6 Ø 1957-1962/1976 24,1 v.H. -7,2 v.H. 42,4 v.H.

21 Tabelle 4: Entwicklung der Viehbestände in den einzel- Landesteils Schleswig erkennen. Darüber hinaus wird nen Kreisen (1950 = 100) ihre überdurchschnittliche Leistungskraft - vor allem in den Kreisen Nordfriesland und Schleswig-Flensburg Rindvieh 1950 1960 1972 1977 - deutlich. Diese beeindruckende Entwicklung wurde Dithmarschen 100 127 150 169 in den vergangenen Jahren durch eine ausreichende Nordfriesland 100 127 170 188 Bodenmobilität erleichtert. Sie ermöglichte den Betrie- Schleswig-Flensburg 100 122 156 180 ben, die für ihr Wachstum notwendigen Flächen durch übriges Schlesw.-Holst. 100 120 131 1.41 Kauf oder Pacht zu erhalten. Der stagnierende Struk- Schweine 1950 . 1960 1972 1977 turwandel in den letzten Jahren hat aber das Angebot DiShmarschen 100 111 116 101 an freiwerdenden Flächen deutlich verringert. Dies gilt Nordfriesland 100 148 165 214 besonders für den Kreis Nordfrtestand und hat dort zu Schleswig-Flensburg 100 172 189 239 einer überdurchschnittlichen Steigerung der Kauf- übriges Schlesw.-Holst. 100 132 152 165 und Pachtpreise geführt. Die verringerten Möglichkeiten, über eine Flächenver- größerung zu wachsen, haben dazu geführt, daß sich Die Daten lassen die Schlußfolgerung zu, daß die das wirtschaftliche Wachstum der einzelnen Betriebe Betriebe im Landesteil Schleswig aufgrund der starken zunehmend über die innere Aufstockung, d. h. über die Ausweitung der Produktionskapazitäten eine über- Ausdehnung der Veredlungskapazitäten, vollziehen durchschnittliche Produktivitätssteigerung zu ver- wird. Das ist jedoch mit einem Kapitalaufwand verbun- zeichnen haben. Diese Entwicklung ist um so bedeu- den, der vor allem die Leistungsfähigkeit der Betnebe tungsvoller angesichts der gesamtwirtschaftlichen Er- mit knapper Flächenausstattung übersteigt. Dies gilt schwernisse dieses peripheren Raumes, die voll nicht vor allem für Grünland- und Futterbaubetriebe. Aus zu beseitigen sind. diesem Grunde hat die Landesregierung ein Sonder- Das Bruttoinlandsprodukt ist ein Kriterium für die programm für die Förderung bäuerlicher Betriebe mit Produktivität. Dabei wird die Leistungsfähigkeit der weniger als 40000 DM Wirtschaftswert mit Wirkung schleswig-holsteinischen Landwirtschaft im Vergleich vom 1. Januar 1979 eingeleitet. zu den anderen Wirtschaftsbereichen deutlich. Ihr Betriebliche Investitionen tragen dazu bei, landwirt- Anteil von 7,7 v.H. an der realen Bruttowertschöpfung schaftliche Arbeitsplätze zu erhalten und langfristig zu liegt weit über dem Bundesdurchschnitt von 3,1 v.H. sichern - dies kann in Zeiten abgeschwächten wirt- (jeweils in Preisen von 1970). Dieses Ergebnis erreicht schaftlichen Wachstums nicht hoch genug einge- die Landwirtschaft Schleswig-Holsteins mit 9,8 v.H. schätzt werden. Das Land Schleswig-Holstein fördert alter Erwerbstätigen, während es im Bundesgebiet daher seit Jahren unter finanzieller Beteiligung des 7,0 v.H. sind. Bundes gezielt einzelbetriebliche Entwicklungsinvestr- Von 1960 bis 1976 stieg in Schleswig-Holstein die tionen. Während der Anteil des Programm-Nord-Ge- Bruttowertschöpfung je Beschäftigtem in der Land- bietes an den Betrieben ab 30 ha LF bei rund 41 v.H, wirtschaft von 65 v.H. auf knapp 80 v.H. des Durch- liegt (1977), betrug der Anteil der für diese einzelbe- schnittswertes für Schleswig-Holstein. trieblichen Investitionen zur Verfügung gestellten För- derungsmitte! 46 v.H. Aus diesen Zahlen wird deutlich, daß die Landwirtschaft im Gebiet des Programm Nord Tabelle 5: Anteile der Kreise an der Bruttowertschöp- von den angebotenen Hilfen zur Betriebsentwicklung fung in Schleswig-Holstein, an der Bruttowertschöp- überdurchschnittlichen Gebrauch gemacht hat; in er- fung der Landwirtschaft und an der Gesamtzahl der ster Linie eine Folge der in den letzten 25 Jahren Beschäftigten (jeweils in v.H.) verbesserten Grundausstattung in diesem Raum. Anteil an der Das Programm Nord hat zur positiven Entwicklung der Anteil an der Bruttowert- Anteil an der Landwirtschaft im Landesteil Schleswig entscheidend gesamten Brutto- Schöpfung der Gesamtzahl der beigetragen. Es hat in beispielhafter Weise mit langfri- wertschöpfung Landwirtschaft Beschäftigten stig konzipierten und umfassenden Entwicklungsmaß- nahmen die Grundlagen für die Entwicklung der Dithmarschen 5,5 9,2 5,0 Landwirtschaft geschaffen. Die jahrhundertelang Nordfriesland 5,5 11,7 6,2 bestehenden wirtschaftlichen Erschwernisse sind Schleswig-Flensburg 5,8 14,5 6,7 durch das Programm Nord entscheidend verringert übriges Schlesw.-Holst. 83,2 64,6 82,1 worden. Die umfassenden Entwicklungsmaßnahmen zusammen 100,0 100,0 100,0 haben eine Grundausstattung geschaffen, die nicht Die Tabelle 5 läßt die überdurchschnittliche Bedeu- allein der Landwirtschaft zugute kommt, sondern der tung der Landwirtschaft für die Gesamtwirtschaft des gesamten Bevölkerung dieses Raumes.

22 Der Hauke-Haien-Koog aus der Vogelperspektive - ein über- zeugendes Beispiel für Landentwicklung durch das Zusam- menwirken von Küstenschutz, Entwässerung und Flurbereini- gung mit Aussiedlung.

23 25 Jahre Flurbereinigung im „Programm Nord" - Erfahrungen und Lehren -

Klaus Schöne-Warnefeld

Die Erschließung und Entwicklung des zum Programm damit das größte zusammenhängende Flurbereini- Nord gehörenden Gebietes in Schleswig-Holstein ist gungsgebiet in der Bundesrepublik. von Beginn an im Zuge von Flurbereinigungsverfahren Die Investitionen in der Flurbereinigung seit Beginn vorgenommen worden. Zur Beseitigung der strukturel- des Programm Nord machen rund 605 Mio DM aus. len Mängel und wirtschaftlichen Nachteile {Bild 1) Damit wurden - um nur einige Leistungen zu nennen waren eine große Zahl von Einzelmaßnahmen notwen- - 7600 km ländliche Wege und Straßen ausgebaut, dig, die eine entscheidende Verbesserung jedoch nur 2500 km Vorfluter erstellt und 8700 km Windschutz- bringen konnten, wenn sie zeitlich, räumlich und hecken angelegt. Allein diese Zahlen machen deutlich, sachlich aufeinander abgestimmt waren. Eine Flurbe- daß die Flurbereinigung für die Entwicklung der Ge- reinigung ist das geeignete Instrument, um diese plane- meinden eine erhebliche Bedeutung gehabt hat. rische Abstimmung und die Abwicklung der Einzel- Die Ergebnisse der Flurbereinigung zeigen, daß der maßnahmen durchzuführen. Seit 1953 wurden daher seinerzeit eingeschlagene Weg richtig war. Die Flur- im Gebiet des Programm Nord 462 Flurbereinigungen bereinigung hat die Verbesserung der Agrarstruktur mit 475 500 ha Verfahrensfläche eingeleitet und bear- und damit eine Leistungssteigerung der Landwirt- beitet. Das sind 64 v.H. des derzeitigen Programm- schaft als tragendem Wirtschaftsfaktor zum Ziel. Sie ist Nord-Gebietes (Karte). Das Programm Nord umfaßt aber von Beginn an nicht auf die Realisierung von Einzelmaßnahmen, wie etwa die Steigerung der Erzeu- gung, die Förderung einzelner landwirtschaftlicher Betriebe oder den Ausbau von Wegen beschränkt Bild 1: Die Erschließung einer Gemeinde mit einem gut worden. Die Erfahrungen haben vielmehr gezeigt, daß angelegten, jederzeit befahrbaren Wegenetz ist eine der eine Flurbereinigung Stückwerk bleibt, wenn sie nicht wesentlichsten Voraussetzungen für eine rationelle Landbe- wirtschaftung und das weitere Wachstum der Betriebe.

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Finanzierungshilfen der EG zur Agrarstrukturverbesserung im „Programm Nord“

Günter Lautzas

Aus dem Europäischen Ausrichtungs- und Garantie- fonds für die Landwirtschaft (EAGFL) werden nach der Verordnung Nr. 17/64/EWG für Einzelvorhaben zur Agrarstrukturverbesserung Kapitalzuschüsse von 25 v.H. - teilweise auch höher - gewährt. Die zu fördernden agrarstrukturverbessernden Vorhaben aol- len in regionalen und sektoralen Schwerpunkten, koordiniert mit anderen öffentlichen Neuordnungs- und Entwtcklungsaufgaben, durchgeführt werden. Das Grundprinzip dieser EAGFL-Förderung ist die Integral- melioration eines Gebietes; es entspricht der Konzep- tion des Programm Nord. Von den insgesamt 174 Mio DM EAGFL-Zuschüssen, die von 1965 bis 1978 für schleswig-holsteinische Vorhaben bewilligt wurden, entfielen 98 Mio DM auf Entwicklungsvorhaben im Programm Nord. Damit er- hielt dieses Gebiet mehr Mittel, als seinem Anteil an der landwirtschaftlich genutzten Fläche Schleswig- Holsteins entspricht. Insgesamt wurde im Programm Nord ein Investitionsvolumen von 382 Mio DM geför- dert. Die nachstehende Zusammenstellung zeigt, wie sich die Mittel auf die Hauptinvestitionsbereiche verteilen. Rund drei Viertel der Mittel entfielen auf Vorhaben zur Produktionsstrukturverbesserung, weil es in von der Natur benachteiligten Regionen vor allem darauf an- kommt, durch gezielte Maßnahmen die Produktions- bedingungen zu verbessern. Dabei nimmt die Flurbe- reinigung als Maßnahme zur Landentwicklung eine Schlüsselstellung ein. Auf sie entfielen 39 v.H. der Zuschüsse für die Produktionsstrukturverbesserung. Fast ein Fünftel der 562 300 ha umfassenden landwirt- schaftlich genutzten Fläche des Programm-Nord-Ge- bietes wurde mit Hilfe der EG-Mittel flurbereinigt. Ein weiterer Schwerpunkt sind die außerhalb der Flur- bereinigung gebauten Wirtschaftswege mit einer Ge- samtlänge von 1177 km. Hierfür wurden 31 v.H. der EG-Mittel eingesetzt. Das Wegenetz konnte durchgrei- fend verbessert werden. Erhebliche Förderungsbeträ- ge wurden weiter für die Verbesserung der wasserwirt- schaftlichen Verhältnisse, insbesondere durch Drä- nung (Büd), sowie für die Verbesserung und Erweite- rung der betrieblichen Produktionskapazitäten durch den Bau von Rinder- und Schweineställen verwendet. Unter den geförderten Vorhaben zur Marktstrukturver- besserung stehen die Meierefprojekte an erster Stelle, gefolgt von den Vermarktungseinrichtungen für Vieh und Fleisch. Die starke Konzentration der Förderung auf Verarbeitungs- und Vermarktungseinrichtungen für tierische Produkte spiegelt die Bedeutung der Veredelung für die Landwirtschaft im Programm-Nord- Gebiet wider. Erhebliche Förderungsbeträge wurden für die Dränung ver- Die Karte gibt einen Überblick über die mit EAGFL-Zu- wendet schüssen geförderten Vorhaben. Nicht enthalten sind

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25 Jahre Regelung der Abwasserbeseitigung im „Programm Nord“

Dieter Kesting

Die erfolgreiche strukturelle Entwicklung des ländli- des Ausbaues naturgemäß in anderen Räumen des chen Raumes, insbesondere die Verbesserung seiner Landes liegen (Karte). Wirtschaftskraft durch Ansiedlung von Gewerbebetrie- Um die Lebensverhältnisse der Bevölkerung im länd- ben oder durch Fremdenverkehr und die Verbesserung lichen Raum an die der Stadtbewohner anzugleichen, des Lebensstandards seiner Bevölkerung, führt wird künftig auch in kleineren ländlichen Gemeinden zwangsläufig dazu, daß auch in diesen Räumen, selbst der Bau von Abwasseranlagen angestrebt. Hierbei wird wenn sie weit davon entfernt bleiben, Ballungsgebiete jedoch auf Grund bisheriger Erfahrungen zu beachten zu werden, der Abwasseranfall ständig steigt. sein, daß in der Mehrzahl der Fälle dezentralen Lösun- Zentrale Ortsentwässerungsanlagen mit mechanisch- gen gegenüber dem bisher verfolgten Ziel - Bau von biologisch wirkenden, leistungsfähigen zentralen Klär- zentralen Lösungen - der Vorzug zu geben sein wird. anlagen sind ein wirksames Mittel, um eine Schädi- Nur durch eine Verkürzung des Kanalisationsnetzes gung der Umwelt durch den steigenden Abwasseran- können die Baukosten für derartige Anlagen soweit fall zu verhindern. Sie sind darüber hinaus geeignet, gesenkt werden, daß die von den Benutzern dieser die hygienischen Verhältnisse in den Gemeinden Anlagen aufzubringende Abwassergebühr in tragbaren nachhaltig zu verbessern und dem einzelnen die Sorge Grenzen gehalten werden kann. um den Verbleib des auf seinem Grundstück anfallen- In neuerer Zeit gewinnt der Bau von Abwasserteichen den Abwassers abzunehmen. Zentrale Ortsentwässe- in dem ländlich geprägten Programm-Nord-Gebiet hö- rungsanlagen sind daher, soweit wirtschaftlich vertret- here Bedeutung. Sie können hier u. U. kostengünstiger bar, integraler Bestandteil der Infrastrukturverbesse- erstellt werden. Die reinen Baukosten liegen niedriger rung des ländlichen Raumes. als bei konventionellen Anlagen und der Nachteil des Die Landesregierung fördert deshalb auch in dem größeren Flächenbedarfs im ländlichen Raum hebt Gebiet des Programm Nord seit dem Jahre 1963 diese Vorteile nicht auf, da es im ländlichen Raum Anlagen, die der Sammlung und zentralen Reinigung noch möglich ist, die erforderlichen Flächen kosten- des anfallenden Abwassers in mechanisch-biologi- günstig bereitzustellen. So werden künftig einfache, schen Kläranlagen dienen. kostengünstige Lösungen die Weiterentwicklung im Dabei wurde im Lande zunächst schwerpunktmäßig Programm-Nord-Gebiet ermöglichen, auch und be- angestrebt, in den Städten und ländlichen Zentralorten sonders unter Berücksichtigung des Fremdenverkehrs sowie den Fremdenverkehrsorten die unzureichenden und ohne die Gewässergüte negativ zu beeinflussen. Abwasserverhältnisse zu sanieren, da hier infolge der dichten Besiedlung einerseits und der erhöhten An- sprüche des Fremdenverkehrs andererseits die Rein- haltung der Gewässer am dringlichsten war. Auch im Gebiet des Programm Nord wurde an den durch die Eutrophierung besonders gefährdeten Gewässern, wie z. B. dem Nord-Ostsee-Kanal und der Schlei, der Bau von mechanisch-biologischen Kläranlagen mit chemi- scher Fällungsstufe (3. Reinigungsstufe) forciert und nachhaltig mit Zuschüssen gefördert. So betreiben heute die Städte Rendsburg und Schleswig sowie die Gemeinden Bistensee, Rieseby, Fleckeby, Gettorf und Bordeshölm Kläranlagen mit einer chemischen Reini- gung. In den Gemeinden Groß Wittensee, Schacht- Zu den Bildern auf Seite 29: Audorf, Kappein und Maasholm ist der Bau solcher Abwasserteiche in Trela-Silberstedt. Abwasserteiche eignen Anlagen geplant. sich auch besonders zur Reinigung von Mischwasser. Überall Das Ziel der Sanierung der Abwasserverhältnisse ist dort, wo bereits funktionsfähige Regenwasserleitungen vor- damit an den Schwerpunkten im Programm-Nord- handen sind und die Geländestruktur kein Anheben des Gebiet im wesentlichen erreicht. In 18 Städten, 87 Ge- Abwassers mit Hilfe von Pumpwerken erfordert, kann der Bau meinden und einem Abwasserzweckverband sind zen- von Mischwassernetzen mit anschließender Reinigung in trale Ortsentwässerungsanlagen für 414332 Einwoh- natürlich oder technisch gelüfteten Abwasserteichen wasser- ner fertiggestellt bzw. befinden sich zur Zeit im Bau. wirtschaftlich sinnvoll und wirtschaftlich günstig sein. Von diesen 106 Maßnahmen wurden 88 mit Zuschüs- Kläranlage der Gemeinde Viöl, Kreis Nordfriesland. Hier sen des Landes gefördert. Wenn damit im Programm- handelt es sich um einen sogenannten Belebungsgraben. Nord-Gebiet rund 65 v.H. der Bevölkerung an eine Dieses System hat sich nach den Erfahrungen im Programm Abwasserbeseitigung angeschlossen sind, so ist das Nord für die ländlichen Gemeinden als durchaus leistungsfä- ein beachtlicher Erfolg, gerade weil die Schwerpunkte hig bewährt.

28 Zentrale Abwasserbeseitigung in Schleswig - Holstein Vorflutregelung im Landesteil Schleswig

Hans-Jürgen Gabler

Die unterschiedlichen Landschaftsformen im Landes- - Die niedrige Lage, bezogen auf das mittlere Tide- teil Schleswig haben auch unterschiedliche Entwässe- Hochwasser der Nordsee, rungsprobleme. Allen gemeinsam ist aber, daß ohne - das geringe Gefalle. eine Regelung der Vorflut und des Bodenwasserhaus- Diese Bedingungen erfordern die Anlage eines dichten haltes eine moderne, erfolgreiche und nachhaltige Vorfluternetzes und den Bau von Schöpfwerken bzw. Landbewirtschaftung nicht möglich ist. Auf diese Was- Speicherbecken. Der säkulare Meeresspiegelanstieg, serregelung ist aber nicht nur die Landwirtschaft die natürliche und zusätzlich durch Entwässerung angewiesen. In Gebieten, die - wie es im Landesteil verstärkte Bodensetzung und der sich verstärkende Schleswig noch in den ersten Nachkriegsjahren regel- Wasserabfluß aus dem Hinterland zwingen zu einer mäßig geschah - großflächig und langanhaltend über- ständigen Anpassung der geschaffenen Anlagen an schwemmt werden, ist jegliches Arbeiten und Wohnen die sich ändernden Verhältnisse. Die hiervon abhängi- und nicht zuletzt auch Erholen unmöglich. Die Verbes- ge Dränung ist Voraussetzung für eine optimale Aus- serung der Vorflutverhältnisse war daher vom Beginn nutzung der vom Boden her in der Marsch vorhande- an einer der wesentlichen Schwerpunkte des Pro- nen guten landwirtschaftlichen Möglichkeiten. gramm Nord. Darüber gibt der Beitrag „25 Jahre 2. Die Niederungsgebiete zwischen Marsch und Geest Programm Nord in Zahlen" Auskunft. an Eider, Treene und Sorge, Miele, Soholmer Au und 1. In den Marschen werden die wasserwirtschaftlichen Arlau sind unter dem Rückstau der Nordsee größten- Verhältnisse durch zwei hydraulische Bedingungen teils vermoort. Der Moorboden reagiert auf eine zu bestimmt:

In den vergangenen Jahren hat der Gesichtspunkt, daß ein Gewässer nicht nur der Vorflut, sondern vielfältigsten ökolo- gischen Zwecken zu dienen hat, erheblich an Gewicht ge- wonnen. Der „Generalplan Binnengewässer, Gestaltung und Pflege" hat hierfür, nachdem vielfältige Erfahrungen gesam- melt werden konnten, die erforderlichen Leitlinien abge- steckt.

30 scharfe Entwässerung mit starken Setzungen. Wenn eine - maßvoll betriebene - landwirtschaftliche Nut- man nicht Gefahr laufen will, den Meliorationsaufwand zung die beste Landschaftspflege. in wenigen Jahren wieder zunichte zu machen, darf 3. Die gleichfalls noch ziemlich ebene Vorgeest ist nach allen bisherigen Erfahrungen nur eine behut- wegen des geringen Gefälles oft anmoorig oder weist same Senkung der Wasserstände erfolgen. Dies gilt Verdichtungshorizonte im Untergrund auf. Da es sich insbesondere in der Nähe von Hochmooren, die aus um Sandböden handelt, genügt eine geringere Gewäs- landschaftspflegerischen Gründen erhalten werden sernetzdichte, ergänzt durch Tiefkulturarbeiten. Weil sollen. Auf der anderen Seite können nicht alle Niede- es hier also wesentlich weniger Gewässer gibt, haben rungsflächen ohne weiteres aus der Kultur genommen diese eine entsprechend höhere ökologische Bedeu- werden. Wenn die Landschaft in der jetzt vorgefunde- tung. Hier lag eine Zeitlang ein landeskultureller nen Form als Kulturlandschaft erhalten werden soll, ist Schwerpunkt der Programm-Nord-Arbeit. 4. Die hohe Geest weist gänzlich andere wasserwirt- schaftlich-hydraulische Bedingungen auf als die bis- her beschriebenen Landschaftsformen. Größere Hö- henunterschiede und dadurch bedingte stärkere Ge- falle führen z. T. zu erheblichen Erosionserscheinun- gen im Oberlauf und Sandablagerungen im Unterlauf, denen mit technischen Maßnahmen, wie Sohlabstür- zen und Sandfängen, begegnet werden muß. Die ge- ringe Dichte des Gewässernetzes erhöht auch hier den ökologischen Wert jedes einzelnen Gewässers, das in seiner vielfältigen Funktion bei der Vorflutregelung erhalten werden muß. 5. Das östliche Hügelland ist gekennzeichnet durch kleinkuppige Geländeformen und zumeist schweren, weniger wasserdurchlässigen Boden. Die unter Abflußschwierigkeiten leidenden Standorte sind klein, aber zahlreich und mit den anderen Flächen so verflochten, daß durch eine eingeschränkte Nut- zung der gesamte Raum leiden kann. Der verbesserte Wasserabfluß hat aus der ehemals oft unzugänglichen Landschaft jetzt eine offene Kulturlandschaft geschaf- fen, die nicht nur für die Landwirtschaft, sondern insbesondere wegen ihrer bewegten, kleinkuppigen Oberfläche für den Fremdenverkehr sehr wertvoll ist. Ein weiterer „maximaler" Gewässerausbau, der auch die letzte feuchte Senke noch anschließt, könnte nun leicht das erträgliche Maß überschreiten. Nicht nur aus Kostengründen, auch zugunsten eines leistungsfähi- gen Naturhaushaltes und eines abwechslungsreichen Landschaftsbildes, müssen die jetzt noch im Rahmen des Programm Nord vorgesehenen Maßnahmen sorg- fältig abgewogen werden. In 25 Jahren Programm Nord sind für die Regelung der Vorflut 354,9 Mio DM investiert worden. Der Schwer- punkt lag - im vollen Einklang mit der Flurbereinigung - zunächst im nördlichen Teil des Gebietes, insbeson- dere in den Marschgebieten an der Westküste. Der Erfolg der investierten Mittel ist offensichtlich, wenn man die heute entstandene Landschaft mit den seiner- zeit vorhandenen wasserwirtschaftlichen Verhältnis- sen vergleicht. In Zukunft wird sich der Schwerpunkt planmäßig in den Raum Dithmarschen verlagern. Im Gewässer - ein gestaltendes Element der schleswig-holstei- Bereich des östlichen Hügellandes sind nur noch nischen Kulturlandschaft. einige Restmaßnahmen erforderlich.

31 Die Entwicklung der Ernährungswirtschaft im Landesteil Schleswig

Heinrich Hausberg

Schleswig-Holstein verfügt über keine nennenswerten nik und die Konzentrationsprozesse im Handel haben Bodenschätze; seine natürlichen Rohstoffe sind naturgemäß auch in der Ernährungsindustrie einen Fleisch, Milch, Getreide und Gemüse. Mehr als die beachtlichen strukturellen Wandel bewirkt. Hälfte dieser Erzeugnisse müssen außerhalb des Lan- Im Landesteii Schleswig befanden sich z. 8. 1954 339 des abgesetzt werden. Die Ernährungsindustrie, die Meiereien; heute existieren noch gut 70 Meierei betrie- diese Produkte vom Erzeuger aufnimmt, be- und verar- be. Der Bund, das Land und zum Teil auch die EG beitet sowie vermarktet, nimmt daher traditionell eine haben die Strukturveränderung erheblich gefördert. Im besonders starke Stellung innerhalb der gesamten Landesteii Schleswig entstanden auf diese Weise neue Industrie des Landes ein. Im Landesteil Schleswig ist Werke, die zu den modernsten Milchverarbeitungsan- das Gewicht der Ernährungswirtschaft besonders aus- lagen im Bundesgebiet zählen. Da aber die Entwick- geprägt. Während im ganzen Lande rund 14 v. H. aller lung in anderen Regionen und Ländern der EG eben- Industriebeschäftigten in der Ernährungsindustrie tä- falls nicht stehengeblieben, vielmehr zum Teil noch tig sind, liegt dieser Anteil im Landesteil Schleswig bei erheblich weiter fortgeschritten ist, genügt auf dem 19 v. H.; im Kreis Schleswig-Flensburg beträgt er sogar Milchverarbeitungssektor das bisher Erreichte nicht, über 54 v. H. Von allen Beschäftigten in der Nahrungs- um dem schärfer werdenden Wettbewerb standhalten und Genußmittelindustrie des Landes hat jeder vierte zu können. seinen Arbeitsplatz im Landesteil Schleswig. Eine wesentliche Voraussetzung für die notwendige Konzentration der Mtlchverarbeitung war die Umstel- (n den 25 Jahren seit Gründung des Programm Nord iung der Milchanlieferung auf die Anfuhr mit großvolu- hat die schleswig-holsteinische Landwirtschaft gewal- migen Tankwagen. Der Einsatz dieser schweren Fahr- tige Produktionsfortschritte erzielen können. Die damit verbundenen strukturellen Veränderungen, die enor- zeuge erforderte wiederum ein gut ausgebautes Stra- ßen- und Wegenetz. Mit dem Ausbau der Wirtschafts- men Fortschritte in der industriellen Produktionstech- wege hat das Programm Nord die infrastrukturellen Voraussetzungen für eine rationelle Milcherfassung geschaffen. ; Mit dem Übergang zum Fleischversand mußten im Landesteil Die Vermarktung des Fleisches erfolgte Anfang der Schleswig neue Versandschlachthäuser in Niebült, Husum fünfziger Jahre noch überwiegend in Form des über- und Schleswig errichtet werden. Durch diese Umstellung sind viele neue Arbeitsplätze geschaffen worden.

32 An die Stelle einer Vielzahl von kleinen, dörflichen Meiereien, die den heutigen hohen Anforderungen in technischer, hygie- nischer und marktmäßiger Beziehung nicht mehr genügten, burger Raum sowie die gemüseverarbeitende und die traten wenige, hochmoderne und leistungsfähige Betriebs- fischverarbeitende Industrie an der Westküste. stätten, wie die Zentralmeierei Nordhackstedt. Insgesamt ist die Zahl der Betriebe - wie in alten anderen Branchen - zurückgegangen. Die Zahl der Beschäftigten weist dagegen eine relativ große Kon- gebietlichen Versandes von Lebendvieh. Mit der Kon- stanz auf und die Umsätze haben sich vervielfacht. Der zentration des Schlachtvorganges auf wenige Kapitaleinsatz pro Arbeitsplatz hat ständig zugenom- Schlachtstätten setzte dann eine weitere Arbeitstei- men, so daß die Ernährungsindustrie heute mit zu den lung und Spezialisierung innerhalb der Branche ein. kapitalintensivsten Branchen zählt. Durch die Ansied- Arbeitsvorgänge, die bis dahin überwiegend in den lung neuer Betriebe, durch skandinavische Firmen, die Verbraucherzentren vorgenommen wurden, konnten in der EWG Fuß fassen wollten, aber auch durch den in unser Land verlagert werden. Der Landesteil Schles- Ausbau bestehender Betriebe, hat die Angebotspalette wig, als ausgeprägter Standort der Viehwirtschaft, eine wesentliche Verbreiterung erfahren. Die letzten hatte am heute erreichten Stand großen Anteil. Maßnahmen im Rahmen der bisherigen Entwicklung Wenn man die Entwicklung über 25 Jahre verfolgt, waren die Neuerrichtung von Muschelreinigungs- und dann kann die Neuerrichtung der Zuckerfabrik in -Verarbeitungsbetrieben in Emmelsbüll - an der sich Schleswig nicht unerwähnt bleiben. Sie gab vielen das Programm Nord finanziell direkt beteiligt hat- und Landwirten für einen Teilbereich ihrer Produktion eine Kappein, die es möglich machen sollen, künftig auch echte Alternative. Von nicht minderer Bedeutung ist dieses Produkt in veredelter Form abzusetzen. auch die in St. Michaelisdonn ansässige Zuckerfabrik. Das Programm Nord hat die positive Entwicklung der Die Kapazität beider Werke wurde mehrfach erweitert Ernährungsindustrie im Landesteil Schleswig nachhal- und die Anlagen in den letzten Jahren durch beacht- tig gefördert, indem es ständig zum Ausbau der Infra- liche Investitionen den modernsten Erfordernissen an- struktur und damit laufend zur Verbesserung der gepaßt. Standortfaktoren beigetragen hat. Besonders be- Schließlich arbeitet in Schleswig, ebenfalls als Nach- grüßenswert ist, daß dieser Ausbau auch in kleinen kriegsgründung, eine der größten Alkoholbrennereien ländlichen Orten, die von den üblichen Regelförde- der Bundesrepublik, Weitere Pfeiler der Ernährungsin- rungsmöglichkeiten nicht erfaßt werden, gezielt geför- dustrie sind die Herstellung von Spirituosen im Flens- dert wird.

33 Landentwicklung und ihre Auswirkungen auf Natur und Landschaft des Landesteils Schleswig

Hans Lux

Der Deutsche Planungs- Die Waldvertuste hatten viele Ursachen. Die Folgen waren verheerend, atlas, Band Schleswig-Hol- die Böden schutzlos dem Wind preisgegeben. So mußten ... stein, zeigt zwei eindrucks- volle Karten: Die leistungs- schwachen Böden sowie die Heckendichte und Windschutzplanung in Schleswig-Holstein. Wenn man sich beim Betrachten dieser im Jahre 1960 er- schienenen Karten den Verlauf der Wasserscheide im Lande vergegenwärtigt, dann kann man die Situa- tion einschätzen, vor der Landentwicklung und Landschaftspflege im Jahre 1953 standen. Wäh- rend die Landentwicklung, vom Sand überwehte Äcker zum zweiten Male gepflügt, von dem Konzept der Inte- angesät und gedüngt werden, waren ... gralmelioration ausge- hend, sich an Ordnungs- räumen orientiert, die durch die Einzugsbereiche der zur Nordsee gerichte- ten Vorflut gekennzeichnet sind, stand die Land- schaftspflege vor neuen, unbekannten Wegen. Wäh- rend die Wasserwirtschaft Schrittmacher für die Flur- bereinigung mit Siedlung, Aussiedlung, Wirtschafts- wegebau und die landwirt- schaftlichen Folgemaßnah- men wurde, kam der Land- Planierraupen damit beschäftigt, die im Sand versunkenen schaftspflege bei ihrer Ein- Verkehrswege freizuschieben, mußten ... ordnung in die Systematik der Landentwicklung eine Aufgabe zu, die mehr war als nur „der Ausgleich von Eingriffen" im Sinne von § 8 Abs. 1 des Schleswig- Holsteinischen Land- schaftspflegegesetzes. Die Geest zwischen der Landesgrenze zu Däne- mark und dem Nord-Ost- see-Kanal litt erkennbaren den Folgen eines über Jahrhunderte gelaufenen Raubbaus. Die Verhüttung von Raseneisenvorkom- men, Schiffbau und Deich- mit Sand randvolle Vorfluter und Wegeseitengräben aufwendig in ihren bau hatten dem Landesteil alten Zustand versetzt werden.

34 Schleswig die Wälder und damit die „allgemeine Wohl- lund und Gudendorf wurden zur Initialzündung für die fahrt" genommen. Da nützte es wenig, wenn 1551 ein Landschaftspflege im Landesteil Schleswig. Gottorper Herzog die Anlage von Windschutzpflanzun- Im Programm Nord konnte - für jedermann sichtbar gen befahl, damit alle „von dem Sande erreddet und und nachprüfbar - der Nachweis gebracht werden, daß tho gudem lande kamen und darb! erholden werden Landentwicklung in keinem Falle um den Preis einer mögen". Erst 398 Jahre später, als Bauern der Gemein- zerstörten, aus dem Gleichgewicht gehobenen Natur de im ehemaligen Kreis Husum und in erkauft werden muß. Im Gegenteil: Das Ziel, eine Gudendorf im ehemaligen Kreis Süderdittimarschen Landschaft zu schaffen, die „von dem Sande erreddet" den Versuch unternahmen, das auszuführen, was jener und Bewohnern, „die tho gudem lande kamen", die Herzog verordnet hatte, wurde deutlich, was es heißt, Existenzsorgen zu nehmen, hat eine zielstrebige Land- Landschaftspflege auf der Geest zu betreiben, Jolde- schaftspflege in der Landentwicklung erreicht.

Junge Wälder, begrünte Ortslagen und das viele tausend Kilometer bemessene Netz neuer Schutzpflanzungen dort, wo vor wenigen Jahren noch Boden und Klima wenig Vorausset- zungen für das Wohlbefinden von Mensch und Tier boten.

35 25 Jahre Waldbildung im „Programm Nord'

Hans-Albrecht Hewicker

Bild 1: Von der klimatischen Unbill im Programm-Nord- Gebiet zeugt dieser windgeschorene Baum.

In der Vorzeit war der Wald das prägende Element des 19. Jahrhunderts zur damaligen Aufforstungswelle unserer Landschaft. Bis zum Ende des 18. Jahrhun- führten. derts ging der Waldanteil auf 3,8 v. H. der Landesflä- Es ist heute kaum noch vorstellbar, daß vor knapp 30 che zurück, und die Waldflächen bestanden aus Kratt- Jahren Sandflug und Sandverwehungen im Nordwe- eichen, verlichteten und verheideten Restbeständen, sten unseres Landes ein fast unlösbar scheinendes die sich kaum noch zu regenerieren vermochten ange- Problem darstellten, die landwirtschaftliche Nutzung sichts Vieheintrieb, Plaggenhieb und Streunutzung. erheblich behinderten, die Wiederaufforstung in Frage Von dieser Zeit an gibt es dann eine in mehreren stellten, die Verkehrsverbindungen immer wieder un- Schüben erfolgte Vergrößerung der Waldfläche bis zu terbrachen und die Funktion der Entwässerungsein- den heute erreichten 9 v. H. der Landesfläche. Das ist richtungen beeinträchtigten (Bild 1). verschwindend gering im Vergleich zum Bundes- Als 1953 die vorbildliche landeskulturelle Initiative des durchschnitt von 29 v. H. oder z. B. Rheinland-Pfalz Programm Nord ins Leben gerufen wurde, war es mit 41 v. H. daher selbstverständlich, daß neben den vielen ande- im Gebiet des Programm Nord setzte erst mit der ren Aufgabenbereichen auch ein Hauptarbeitskreis Gründung des „Haide-Cultur-Verein für Schleswig- „Aufforstung" installiert wurde. Nachdem in dem an- Holstein" im Jahre 1871 eine rege Aufforstungstätig- fänglichen Programmgebiet von rund 85.000 ha ein keit ein, insbesondere durch die Initiative des Provin- Aufforstungssoll von 2.000 ha festgelegt worden war, zial-Forstdirektor Carl Emeis. Der „Haide-Cultur-Ver- wurde 1960 in dem auf rund 542.300 ha erweiterten ein" hat bis zu seiner Auflösung im Jahre 1924 insge- Gebiet aufgrund der geringen Leistungskraft der Bö- samt rund 17.000 ha Wald neu geschaffen, besonders den ein Aufforstungssoil von rund 16.000 ha ange- auch im Bereich des späteren Programm Nord. Die strebt. Außerdem wurden die Förderungsbedingungen Autarkiebestrebungen des „Dritten Reiches", der stark für Aufforstungen im Programmgebiet auch auf die gesteigerte Holzbedarf während des Krieges, die sogenannte Vorwaldzone, die weitere 336.300 ha um- Brennholzversorgung in den Nachkriegsjahren und die faßte, ausgedehnt. Innerhalb dieser Vorwaldzone wa- ungeheuren Reparationshiebe der Besatzungsmacht ren zusätzlich rund 7.000 ha zur Aufforstung vorge- brachten schwerste Beanspruchungen für den Wald sehen. mit sich. Das Ergebnis waren Zustände, wie sie Anfang Die anfänglichen speziellen Förderungsmodalitäten

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für die Aufforstungen im Programm Nord wurden preise und ungünstige forstliche Betriebsergebnisse, später in die allgemeine Förderung nach dem „Grünen zum Ausdruck kommt, spielen die Erfahrungen der Plan" und ab 1973 in die Förderung nach der „Richtli- Eigentümer mit der Bewirtschaftung der 1950 bis 1960 nie für waldbauliche und andere forstliche Maßnah- aufgeforsteten Flächen eine erhebliche Rolle. Zur Er- men" im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe „Verbes- haltung und Pflege der aus dieser Zeit stammenden serung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes" Aufforstungen sind heute arbeits- und kostenintensive überführt. Dieses Vorgehen hatte den Nachteil, daß die Maßnahmen erforderlich, die durch den Ertrag aus im Programmgebiet naturbedingt besonders hohen dem dabei gewonnenen Holz bei weitem nicht gedeckt Kosten für Aufforstung nicht mehr berücksichtigt wer- werden können (Bild 2). den konnten. Sowohl wegen der Versorgung der Volkswirtschaft mit Die wachsende Einsicht in die vielfältigen segensrei- dem Rohstoff Holz (Nutzfunktion des Waldes) als auch chen Wirkungen des Waldes führte dazu, daß im aus Gründen der Landeskultur {Schutzfunktionen des Landesraumordnungsptan von 1968 das Ziel der Wald- Waldes) und der Wohlfahrtswirkungen (Erholungs- flächenvermehrung auf 12 v. H. der Landesfläche fest- funktion des Waldes) ist die Erhaltung und Mehrung geschrieben wurde. der Waldfläche in Schleswig-Holstein und speziell im Zur Erfüllung dieser Aufgabe hat das Programm Nord Gebiet des Programm Nord heute dringendes Gebot! einen entscheidenden Beitrag geleistet, indem von Nach 25 Jahren Erfahrung mit der Waldbildung im 1949 bis 1977 die Anlage von 4,417 ha Erstaufforstun- Programm Nord gehört dazu: gen finanziell gefördert wurde. Ein Investitionsvolu- - Umwandlung der vorhandenen Forstverbände und men von 12.316.000 DM wurde zu rund 80 v. H. aus Waldbauvereine in schlagkräftige Forstbetriebsge- öffentlichen Mitteln bezuschußt. meinschaften nach dem Bundeswaldgesetz, Trotz dieser beachtlichen Leistung ist heute der Haupt- - Verbesserung der steuerlichen Behandlung forst- arbeitskreis „Aufforstung" noch am weitesten von dem wirtschaftlicher Zusammenschlüsse, ursprünglich gesteckten Ziel entfernt. Die höchsten - Umstellung der degressiven Förderung der Verwal- jährlichen Aufforstungsraten im Programm Nord lagen tungskosten der forstwirtschaftlichen Zusammen- in den Jahren 1953 bis 1956. Sie sind seitdem nicht schlüsse auf eine Dauerförderung, wieder erreicht worden. Ganz besonders bedenklich - Anpassung der Förderungssätze für Erstaufforstun- muß es stimmen, daß in den Jahren 1976 und 1977 die gen an die heutigen Kostenverhältnisse, Aufforstung auf 19 bzw. 24 ha zurückgefallen ist. - Aufnahme der Förderung der Bestandsstrukturver- Abgesehen von dem erheblichen „Landhunger" in der besserung in die Richtlinien nach dem Gemein- Landwirtschaft, der auch in deutlich gestiegenen Bo- schaftsaufgabengesetz, den- und Pachtpreisen und den laufend stark steigen- -vermehrte Ausweisung von Aufforstungsbetrieben im den Betriebskosten, bedingt durch stagnierende Holz- Rahmen der Flurbereinigung.

• Bild 2: Auch bei der Aufforstung bedient 1 man sich moderner Pflanzmaschinen.

37 Wie wirksam ist der Windschutz geworden?

Wolfgang Hassenpftug Bild 1: Windschutzanlagen und Bodenverwehungsspuren westlich Nordhackstedt am 7. April 1969. Deutlich zeichnen sich die Sandablagerungen als „weiße Zungen" ab. Ein Bild wie dieses war im Frühjahr 1969 überall auf der Schleswig- sehen Geest zu finden.

38 In Schleswig-Holstein treten größere Windstärken der- nordsüdlich verlaufenden, beiderseits von Knicks be- art anhaltend und häufig auf, daß der Schutz vor gleiteten Straßen ist naturgemäß die Schneeablage- nachteiligen Auswirkungen eine notwendige, beglei- rung besonders mächtig (s. Bild 2); Schneehöhen von tende Maßnahme der landwirtschaftlichen Bodennut- über vier Meter sind hier Anfang 1979 geschätzt wor- zung sein muß1). Für das Gebiet des Programm Nord, den. Sofern in solcher Situation die Rodung eines gilt das in besonderem Maße. Die hauptsächliche Knicks unumgänglich ist, wird man den östlichen Wirkung der Windschutzanlagen ist die Verminderung auswählen, da so die Verwehung der Straße gering, in der bodennahen Windgeschwindigkeit; die Änderun- der übrigen Zeit aber ihr Schutz vor den überwiegend gen im Mikroklima sowie im Wachstum von Pflanzen westlichen Winden erhalten bleibt. Lücken im Knick und Tieren sind hauptsächlich Folgen der herabge- sind Lücken im Windschutz, dort setzt die Schneeabla- setzten Windgeschwindigkeit2}. Im Programm Nord gerung aus (Bild 2 und 3). sind bis Ende 1978 9.000 lfd. Kilometer lineare Wind- An Knicks in Windrichtung (Bild 3, linker Biidrand) schutzanlagen gepflanzt worden. Das ist bald die fehlen Schneeablagerungen. Typisch für Knicks als gesamte Länge aller Bundes-, Landes- und Kreisstra- dichte Wallhecken im Unterschied zu durchblasbaren ßen in Schleswig-Holstein! Windschutzhecken ist, daß die starke Windbremsung Angesichts des Aufwandes an Geld, Fläche und Pflege, auf einen schmalen leeseitigen Streifen beschränkt den diese Anpflanzungen verursachen, stellt sich die bleibt, dies spiegelt sich in einer entsprechend schma- Frage, wie es um ihre Wirksamkeit steht. Einige Aussa- len, aber sehr hohen Schneeablagerung wider, die gen dazu seien im folgenden gemacht; sie stützen sich vielfach leewärts in einer steilen Abbruchkante endet auf die Auswertung von Senkrechtluftbildern aus dem (in Bild 3 von der tiefstehenden Sonne als helle Linie Bereich der Schteswiger Geest, welche die Spuren betont) und kaum mehr an Breite als das Fünffache der eines Sand Sturmes vom 13. bis 20. März 1969 festge- Knickhöhe erreicht. Die geringe Windschutzwirkung halten haben. Trotz der Landschaftsverbauung durch der Knicks wird so in den Schneeablagerungen sicht- Hecken konnte der Sturm doch noch verwehend wir- bar, aber sie ist ja auch nicht ihr hauptsächlicher und ken. Das Luftbild läßt sich als Dokument einer Bela- ursprünglicher Zweck gewesen. stungsprobe lesen, welcher der systematische, d. h. Je dichter die Knicks aufeinander folgen, desto kleiner landschaftsumfassende Windschutz, unterworfen sind die Schneeablagerungen. Deshalb ist in Bild 3 der wurde, um Angaben über seine Wirkungsweise und Graben dort offen geblieben (dunkler Strich am unte- seine Leistungsgrenzen zu gewinnen, die mit den ren Bildrand), wo der luvseitige Knick den größten Teil Planungswerten verglichen werden können. Im engen des treibenden Schnees schon „abgefangen" hat. Rahmen dieser Abhandlung ist dabei erstmalig eine Umgekehrt sind Schneeablagerungen dort besonders Flächen- und Massenbilanz der Bodenverwehungen groß, wo weite luvseitige Liefergebiete vorhanden auf der Schleswigschen Geest dargestellt; die komple- sind. Darauf wird man ebenfalls bei der Auflockerung xen agrar-ökologischen Zusammenhänge müssen um- des Knicknetzes in der Nähe von Verkehrswegen und fangreicheren Darstellungen vorbehalten bleiben3). Ortschaften achten müssen. Die außergewöhnlich starken Schneeverwehungen zur Doch wenden wir uns wieder der Bodenverwehung zu, Jahreswende 1978/79 geben Anlaß zu folgenden knap- die sich durch andere Eigenschaften des Materials und pen Bemerkungen: die Schneeablagerungen an der seiner Nachlieferung von der Schneeverwehung unter- windabgewandten Seite des Knicks {Bild 2 und 3} scheidet, aber wie diese durch östliche Winde bedingt demonstrieren - auf eine freilich unerwünschte Weise ist und wichtige Rückschlüsse auf den Windschutz - deren Windschutzwirkung, Allerdings haben wenige erlaubt. Auffällig ist die - in Windrichtung gesehen Tage Verkehrsbehinderung im Abstand von Jahrzehn- - wesentlich größere Ausdehnung der Sandablagerun- ten wenig Gewicht gegenüber den vorteilhaften Wir- gen hinter Hecken. kungen der Knicks auf Landschaftsbild und -haushält Bild 1 zeigt einen Ausschnitt aus dem südwestlichen in der übrigen, überwiegenden Zeit. Teil der Gemarkung Nordhackstedt. Die hellen Flächen Bild 2 zeigt etwas Bemerkenswertes angesichts der mit nach links gerichteten Spitzen sind Ablagerungen damaligen Meldungen, daß Schleswig-Holstein im fast reinen Sandes (S), die vom Oststurm auf den Schnee „ertrinkt": Flächen ohne Windschutz wie die jeweils rechts, also östlich gelegenen Feldern ausge- Felder im Vordergrund sind auch ohne nennenswerte weht worden sind. Grüniandflächen (G) sind von der Schneedecke - von einigen Senkenlagen abgesehen. Auswehung nicht betroffen, wohl aber von der Über- Jedoch: der hier fehlende Schnee ist vom Oststurm schüttung durch Sand. Die Ackerflächen (A) weisen (nach links) transportiert und auf der Leeseite der quer sehr unterschiedliche Grautöne auf. Am dunkelsten stehenden Knicks abgelagert worden; die Ablagerung sind jene Flächen, die nach dem Oststurm, aber vorder auf der Luvseite ist demgegenüber so gering, daß sie Luftbildaufnahme, noch gepflügt worden sind; helle, im Schatten des Knicks4) nicht erkennbar ist. Auf schlierenhaft unscharfe Muster haben solche Äcker

39 (Aes), auf denen Boden ausgeweht, aber an anderer Schutz entsteht, ist geringer als der Aufwand für einen Stelle des gleichen Feldes wieder abgelagert worden nur selten voll ausgenutzten Windschutz - von dessen ist. möglichen Nachteilen einmal abgesehen. Bis heute hat An Windschutzanlagen sind nur solche im Luftbild zu sich eine Situation wie die von 1969 nicht wiederholt. erkennen, die schon vor Durchführung des Programm 2. Die neuangelegten Windschutzhecken haben noch Nord gestanden haben und entsprechend ausgewach- nicht die Höhe von vier bis sechs Meter und die Dichte sen sind (H); die im Rahmen des Programm Nord erreicht, die Ende 1968 festzustellen war und die zu gepflanzten Hecken sind aufgrund ihres geringen Al- einer entsprechenden Ausweitung ihrer Schutzzone ters noch kaum sichtbar (T), sind aber seither in Höhen geführt hat. Immerhin: wo Hecken fehlten, setzte die bis über sechs Meter herangewachsen (Bild 2). Bis Verwehung schon nach einer „Anlaufstrecke" von ca. zum Abschluß des Verfahrens Nordhackstedt im Jahre 40 bis 60 m ein; hinter Hecken verlängerte sich diese 1968 sind 43,3 km Hecken gepflanzt worden, davon Strecke auf 120 bis 150 m. 33 km zweireihig, der Rest teils einreihig, teils drei- So erscheint es trotz des Luftbildbefundes von 1969 und mehrreihig. Das ergibt eine Heckendichte von heute möglich, daß ein Heckensystem mit 200 m Ab- etwa 60 m/ha. stand in der Hauptwindrichtung West-Ost, das zusam- Die Reaktion dieses Windschutzsystems auf den Ost- men mit querverlaufenden Hecken in 1.000 m Abstand sturm geht aus den Luftbildern hervor. Von 367 ha einer Heckendichte von 60 m/ha entspricht und so den Ackerflächen sind 137 ha von Auswertung {Ae) betrof- Windschutzplanungen des Programm Nord zugrunde fen, weitere 150 ha von Auswehung und Ablagerung liegt, im ausgewachsenen Zustand in der Lage sein (Aes), 80 ha zeigen keine erkennbaren Verwehungsspu- wird, mittlere Extremsituationen zu bewältigen. ren (A0), 51 ha, teils Grünland, teils Ackerland, sind von 3. Das realisierte Windschutzsystem ist an Einver- Sand überschüttet. ständnis und Pflege der Grundstückseigentümer ge- Fast 80 v.H. der ermittelten Ackerfläche bzw. 27 v.H. knüpft und bleibt deshalb eher hinter dem Maß des der Gemeindefläche sind von der Bodenverwehung Notwendigen und Geplanten zurück. Die dadurch be- betroffen. dingten Unzulänglichkeiten treten im Luftbild deutlich Wenn man davon ausgeht, daß Sandablagerungen, wie hervor. Das Luftbild kann dadurch zur Argumenta- die im Luftbild sichtbaren, erfahrungsgemäß minde- tionshilfe bei weiteren Windschutzmaßnahmen stens zwei cm mächtig sind und wenn man nun nur werden. eine durchschnittliche Mächtigkeit von 2,5 cm an- Die abschließende Bewertung nach 25 Jahren Wind- nimmt, dann kommt man auf 12,767 cbm Sand, die von schutzpflanzung im Programm Nord kann letztlich nur Feld zu Feld umgelagert worden sind (mittlere Mäch- diese sein: Es sind beachtliche Leistungen erbracht tigkeit der Abtragung 0,9 cm). Innerhalb der erosions- worden, die zusammen mit den übrigen Maßnahmen betroffenen Felder sind - wenn man nur einen cm das Bild und Gefüge der Landschaft verändert haben. Sandmächtigkeit auf der Hälfte der Fläche ansetzt Aber auch nach 25 Jahren sind sie keinesfalls abge- - 7.492 cbm umgelagert worden. Das sedimentierte schlossen. Windschutz bleibt weiterhin wichtig! Material, das die Feldgrenze überschritten hat, macht, bezogen auf die Ackerfläche, 35 cbm/ha, bezogen auf die Gemeindefläche, 10 cbm/ha aus. Iwersen hatte 1953 zur Begründung des Windschutzes auf der Schleswigschen Geest mitgeteilt, „daß in der Gemar- kung Joldelund auf vielen Äckern jährlich je ha 30 bis 100 (Ø 50) Fuhren zusammengewehten Sandes abge- fahren" werden mußten5). Auf die gesamte Schleswig- sche Geest übertragen, ergibt sich ein umgelagertes Anmerkungen: ') Klimaatlas Schleswig-Holstein Volumen von 2,9 Mio cbm. Das hieße, daß zwei Stürme *) 1. Windbreaks and shelterbelts; 2. WMO technical note no. wie dieser etwa den Speicherraum des Hauke-Haien- 59, Genf 1964 Kooges (sieben Mio cbm) mit Sand verfüllen könnten. 3) W. Hassenpflug, G. Richter: Formen und Wirkungen der Kann man angesichts dieser Zahlen von effektivem Bodenabspüiung und Bodenverwehung im Luftbild, Bonn- Windschutz sprechen? Bevor man diese Frage zu Bad Godesberg, Selbstverlag der Bundesforschungsanstalt rasch beantwortet, sollte man an die folgenden Punkte für Landeskunde und Raumordnung, 1972 4) Aus der Länge des Schattens läßt sich die Höhe der Hecke denken: ableiten und in Beziehung zu den Schneeablagerungen 1. Der Windschutz kann aus ökonomischen Gründen setzen. Vgl. dazu: Hassenpflug, Sandverwehung und Wind- nicht - wie etwa der Deichbau - auf die sehr seltenen schutzwirkung im Luftbild, Jb. Schlesw. Geest 1971, S. 29. extremsten Situationen abgestellt werden. Der Scha- *) J. Iwersen: Windschutz In Schleswig-Holstein - aufgezeigt den, der durch Verzicht auf „hundertprozentigen" am Beispiel der Schleswigschen Geest, Schleswig 1953, S. 12

40 Bild 2: Schneeverwehungen am 3. 1. 1979 zwischen Kappein und Süderbra- rup, Blickrichtung Norden. Deutlich sind die fast freien Feldflächen und die mäch- tigen Schneeablagerungen auf der west- lichen, windabgewandten Seite der Knicks zu sehen. Wege zwischen Knicks sind besonders stark zugeweht (Bild- mitte).

Bild 3: Schneeverwehungen am 3. 1. 1979 zwischen Kappein und Süderbra- rup. Bildoberkante = Osten = Windrich- tung. Feinstrukturen der Schneeverwe- hung und des Knickbewuchses (Schat- tenwurf!) sind zu erkennen.

41 Koordinierte Gestaltung eines Raumes: Meldorfer Bucht

Robert Tarnow

Die verheerenden Sturmfluten 1953 in Holland und einem nach modernen technischen Erkenntnissen ge- 1962 an der deutschen Nordseeküste haben gezeigt, stalteten Profil, übernimmt seine Funktion, Das Risiko daß die Beanspruchung der Seedeiche durch Wellen- der Sturmfluten für die Menschen hinter den Deichen schlag und Welfenauflauf noch stärker sein kann als wird erheblich vermindert. Von beiden Deichen wer- bisher angenommen. Sie haben dazu geführt, das den die sogenannten Speicherköge Nord und Süd Gesamtsystem der Schutzwerke zu überprüfen. Das umspannt. Sie vergrößern das Areal des Kreises Dith- Ergebnis der Untersuchung war für Schleswig-Hol- marschen um fast 50 qkm. Dieses Gebiet ist nun in die stein der Generalplan „Deichverstärkung, Deichver- Randgemeinden aufzunehmen, in die Landschaft ein- kürzung und Küstenschutz", der 1963 von der Landes- zugliedern und in vielfältiger Form zu entwickeln. regierung verabschiedet und zur Grundlage aller Pla- Natürliche Speicherbecken und größere nutzbare nungen im Küstenschutz gemacht wurde. Landflächen im Bereich der Köge, der neue Hafen und Der Bau des Speicherkooges Dithmarschen durch der veränderte Küstenabschnitt schaffen wichtige Vor- Vordeichung im Innern der Dithmarscher Bucht ist aussetzungen für eine Verbesserung der strukturellen eines der großen Projekte dieses Planes, Im Jahre 1969 Verhältnisse. Maßnahmen der Landschaftspflege und wurde mit dem Bau begonnen. Der alte Landesschutz- des Naturschutzes vor den Deichen, im Koog - aber deich in einer Länge von 31,9 km wird zur zweiten auch im Binnenland - sind zu verwirklichen. Deichlinie. Das neue Schutzwerk, nur 14,9 km lang, mit

Küstenschutz Entwässerung Infrastruktur - Neuer Seedeich anstelle der erforderli- - Eindeichung natürlicher Speicherbek- - Straßen- und Wegenetz zur Erschlie- chen Verstärkung der alten Landes- ken im Watt (ca. 520 ha Wasser- ßung und Anbindung des Kooges, schutzdeiche; flächen), die bei erhöhten Außenwas- - Hafenanlage hinter der neuen Deichli- neu: Kronenhöhe 8,80 m (rund 7,30 m serständen das aus dem Binnenland nie am Südrand des Mielespeicher- über mittlerem Tidehochwasser), abfließende Wasser aufnehmen kön- beckens, Außenböschung 1:12 bis 1:6, nen ... über 9000 ha Niederung hätten - Wirtschaftswegebau im angrenzenden Binnenböschung 1:3, sonst künstlich durch Schöpfwerke Raum durch besondere Wegebaupro- alt: Kronenhöhe 6,30 m bis 6,50 m, entwässert werden müssen, gramme und durch Flurbereinigung, Außenböschung 1:6 bis 1:3,2, - Errichtung von zwei Sielbauwerken im - Förderung des überörtlichen Straßen- Binnenböschung 1:2, Nord- und Südteil des Kooges, baus (A 23 Hamburg-Heide). - zweite Deichlinie im Bereich der Dith- - Verbesserung der Vorftutverhältnisse marscher Bucht, in einem Einzugsgebiet von rund - Verkürzung der Deichlinie von 31,9 km 43 000 ha. auf 14,9 km, - Schutz von 35000 ha Marsch- und Niederungsflächen vor Sturmfluten. Agrarstruktur Grundlegende Verbesserung ' der strukturellen Verhältnisse des angrenzenden Raumes im Rahmen der Flurbereinigung. Durch die landwirtschaftlich nutzbaren Flächen des Kooges von ca. 1300 ha sollen - entwicklungsfähige landwirt- schaftliche Betriebe direkt oder über mehrere Aus- tauschstufen aufgestockt, - Grenzertragsböden aus der landwirtschaftlichen Nutzung herausgenommen (Feuchtge- biete), - die Landfiächen für die Trasse der Autobahn A 23 Hamburg- Heide im Flurbereinigungsge- biet bereitgestellt und - strukturschädigende Auswir- kungen des Straßenbaues ausgeglichen werden.

Landschaftspflege und Naturschutz - Vogelschutzgebiet von rund 500 ha im Bereich des nördli- chen Speicherbeckens, - Stauanlage zur Regelung der Wasserstände während der Brutzeit, - Brutgebiet der Lachsee- schwalben, - erweiterte Anwachsgebiete im Bereich der Hallig Helmsand, - Grenzertragsböden für die Er- haltung und Gestaltung von Feuchtgebieten, - Schutzpflanzungen, Grün- streifen und Gehölzgruppen.

Freizeit und Erholung - Wassersportzentrum im Be- reich des neuen Hafens, - neuer Küstenabschnittfür Ba- debetrieb und andere Freizett- aktivitäten, - weite Wattgebiete (landwirt- schaftlich extensiv genutzte Flächen) für Wandern und Reiten, - Impulse und Anreize für Fremdenverkehr, u. a. „Ferien Siel- und Schleusenanlagen sowie nördlicher Deichabschnitt auf dem Lande", und Kurz- mit Deichschlußöffnungen zeiterholung. 25 Jahre Wasserversorgung im „Programm Nord“

Werner Klinge

Das Ziel des Programm Nord, die Produktivität der Druckerhöhungsanlagen ergänzt werden muß. Die landwirtschaftlichen Betriebe zu heben, die Infrastruk- Versorgungsnetze der festländischen Wasserbeschaf- tur der ländlichen Gemeinden zu verbessern und das fungsverbände sind daher im Gegensatz zu städti- an Gewerbetrieben arme Land durch Förderung des schen Versorgungsnetzen durch große Leitungslän- Fremdenverkehrs wirtschaftlich zu beleben, konnte im gen je angeschlossener Versorgungsetnheit gekenn- nordwestlichen Teil Schleswig-Holsteins ohne gutes zeichnet. Das bedeutet auf der Kostenseite, daß hohen Trinkwasser nicht erreicht werden. Das Programm Investitionen keine entsprechend hohen Einnahmen Nord hat deshalb frühzeitig die Wasserversorgung und durch Wasserverkauf gegenüberstehen. Als krasses - in konsequenter Beachtung des pfleglichen Umgan- Beispiel eines solchen wirtschaftlichen Ungleichge- ges mit der Natur - auch die Abwasserbeseitigung in wichtes sei die Wasserversorgung der Hallig Gröde seinen Förderungskatalog aufgenommen. Der Erfolg - der kleinsten Gemeinde der Bundesrepublik - ge- soll an dem Stand der Wasserversorgung des nord- nannt, die im Jahre 1976 durch eine im Watt verlegte westlichen Teiles Schleswig-Holsteins im Jahre 1978 Wasserleitung an das Festlandnetz des Wasserbe- gezeigt werden. schaffungsverbandes Nord angeschlossen wurde. Hier Vor 1953 versorgte sich die ländliche Bevölkerung aus wurde bisher das Niederschlagswasser in Zisternen Einzelbrunnen oder Regenwassersammelbecken. Das und Fethingen gespeichert bzw. bei nicht ausreichen- Wasser aus den Einzelbrunnen hatte fast immer Bei- den Niederschlägen mußte Trinkwasser in Schuten mengungen wie Eisenoxyde, Schwefelwasserstoff, ag- vom Festland geholt werden. Heute wird das Trinkwas- gressive Kohlensäure oder Humussäuren und ent- ser im Wasserwerk des Verbandes - in der Gemeinde sprach häufig nicht den hygienischen Anforderungen. Oeversee, zehn Kilometer südlich von Flensburg - ge- Besonders kritisch waren die Verhältnisse in den fördert. Das Wasser wird über das mehr als 1000 km Festlandsmarschen und auf den Marschinseln und lange Hauptrohrnetz transportiert, wobei zwei Pump- Halligen, weil wegen des hohen Salzgehaltes des stationen zwischengeschaltet werden müssen. Die Grundwassers nur selten Brunnen betrieben werden kürzeste Rohrleitungsverbindung zwischen dem Was- konnten. Man war überwiegend auf die Versorgung serwerk und der Hallig beträgt 58 km! Baukosten: aus Zisternen und Teichen angewiesen. 410 000 DM. Für die Lieferung von 1 cbm des mittleren Die mangelhafte Trinkwasserquatität und die Abhän- Tagesbedarfs mußten 552 m Rohrleitung gebaut wer- gigkeit der Trinkwasserversorgung vom Wettergesche- den, gegenüber etwa 56 m Rohrleitung im gesamten hen drängten nach zentraler Wasserversorgung. In den Verbandsgebiet im Endausbau und gegenüber etwa Marschen konnten wegen der Versalzung des Grund- 25 m Rohrleitung im Versorgungsgebiet der Stadt wassers und in den an die Marschen angrenzenden Husum (Bild). Geestrandgebieten wegen des Fehlens ausreichender Aus dem Ungleichgewicht von Investitionen und Ein- Grundwasserschichten keine Grundwasservorkom- nahmen folgt, daß eine flächenhafte Wasserversor- men gefunden werden, die für eine zentrale Trinkwas- gung nur mit öffentlicher Förderung zu finanzieren ist. serversorgung größerer Gebiete geeignet gewesen Hier half und hilft das Programm Nord. Bis zum Ende wären. Umfangreiche geologische Erkundungen führ- des Jahres 1978 sind für den Ausbau der Versorgungs- ten zu dem Ergebnis, daß erst an den westlichen anlagen der Wasserversorgungsunternehmen über Ausläufern des Geestrückens einwandfreies Trinkwas- das Programm Nord mehr als 100 Mio DM Zuschüsse ser gefördert werden kann. So wurden schließlich die und daneben Zinszuschüsse für eine Darlehnssumme Grundwasserfördergebiete Tinningstedt/ für von 54 Mio DM zugewiesen worden. Die entwurfsmäßi- den Wasserbeschaffungsverband Drei Harden, Frörup gen Gesamtkosten betragen rund 221 Mio DM. für den Wasserbeschäffungsverband Nord, Der weitere Ausbau der Trinkwasserversorgung wird für den Wasserbeschäffungsverband Eiderstedt und sich im wesentlichen auf die Abrundung des Leitungs- für den Wasserbeschäffungsverband Treene netzes, den weiteren Ausbau der Wasserförderungs- erschlossen. Auf den Geestinseln Sylt, Föhr und Am- und Aufbereitungsanlagen für den Wasserbedarf im rum fand man Grundwasser in genügender Menge und Jahre 2000 und auf den übergebtetlichen Verbund zur guter Qualität unter dem Geestkern der Inseln in Sicherung der Wasserversorgung bei Ausfall des Was- Verbrauchernähe. serwerkes oder wichtiger Transportleitungen zu er- Die Randlage der Wasserfördergebiete zum Versor- strecken haben. Eine Ausnahme bildet der Wasserbe- gungsgebiet, die lockere ländliche Bebauung und die schäffungsverband Treene, der als letzter Verband im langen Transportwege zu den Marschen, Inseln (Pell- Jahre 1968 gegründet worden ist und naturgemäß von worm, Nordstrand) und besonders den Halligen seinem Ausbauziel noch am weitesten entfernt ist. (Hooge, Nordstrandischmoor, Gröde, Langeneß, Die großräumige zentrale Wasserversorgung hat ihre Oland) verlangen ein aufwendiges Rohrieitungsnetz, Leistungsfähigkeit in den trockenen Jahren 1975 und welches in druckschwachen Bereichen noch durch 1976 bewiesen. Im Jahre 1976 lieferten die Wasserver-

44 Zentrale Wasserversorgung in Schleswig - Holstein Stand: 31.12.78 1:400000 Dorferneuerung - neue, alte Aufgabe

Sänke Traufeen

Der Gedanke ist nicht neu: Allein die Neuordnung der wachsenden ländlichen Gemeinde mit zunehmendem Agrarstruktur in der Fetdmark und auf den landwirt- Fremdenverkehr im Südosten des Naturparks der Hüt- schaftlichen Betrieben genügt nicht. Sie fordert in tener Berge deutlich werden. Eine solche langfristige vielen Fällen geradezu die infrastrukturelle Ergänzung Planung ist eine entscheidende Grundlage für die im Kernbereich des Dorfes heraus. Es bedarf des zeitlich und finanziell begrenzten Dorferneuerungs- Zusammenspiels aller Entwicklungsmaßnahmen, um maßnahmen, die sich nur auf eine.n Tei) des langfristi- die Dörfer langfristig als Wohn- und Lebensraum zu gen Entwicklungskonzeptes und hier besonders auf entwickeln. den Kernbereich des alten Dorfes beschränken. Die sachliche Koordinierung der aus verschiedenen 2. Die Neuordnung im Dorf und in der Feldmark sollte „Töpfen" finanzierten Maßnahmen war jedoch leider ebenso Hand in Hand gehen wie Maßnahmen zur nur selten erfolgreich. Es bedurfte neben dem Wollen Verbesserung der Verkehrssituation, der Wasserver- alter Beteiligten vor allem des finanziellen Bandes. Das sorgung und der Gewässerreinhaltung, machte u. a. auch die Stärke des Programm Nord als Die Flurbereinigung ist nach der vorläufigen Einwei- finanziell selbständigem Strukturprogramm aus. Hier sung in die neuen Grundstücke mit der Ausführung brachte die Aufnahme der Dorferneuerung in das des Wege- und Gewässerplanes sowie des land- Sonderprogramm der Gemeinschaftsaufgabe „Ver- schaftspflegerischen Begleitplanes in vollem Gange. besserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes" Änderungen der Eigentumsverhältnisse im Zuge der eine entscheidende Wende. Erstmals stehen seit 1977 Dorferneue rung können über den Flurbereinigungs- für die Dorferneuerung Förderungsmittel bereit. Am plan mit vergleichsweise geringem Verwaltungs- und Beispiel der Gemeinde Groß Wittensee sollen wesent- Kostenaufwand geregelt werden. Der Neubau von Ka- liche Entscheidungselemente dargestellt werden: nalisation und Klärwerk ist 1977 angelaufen, die zen- 1. Die Dorferneuerung ist ein dauernder Prozeß. trale Wasserversorgung in Händen einer Wasserge- Ein Vier-Jahres-Programm kann diesen Prozeß zwar nossenschaft. Nach langfristigen Verhandlungen wird vorübergehend beschleunigen, aber die Einzelmaß- voraussichtlich noch in diesem Jahr mit dem Ausbau nahmen müssen sich in ein langfristiges Entwick- der Ortsdurchfahrt begonnen. In der Flurbereinigung lungskonzept einfügen. Eine solche Planung liegt für ist darüber hinaus bereits die Trasse für eine spätere Groß Wittensee vor, erstellt von einem Planungsbüro Umgehungsstraße ausgewiesen. als „Städtebaulicher Rahmenplan für die nächsten 3. So kann sich die Dorferneuerung auf ihre eigent- vierzig bis fünfzig Jahre". lichen Schwerpunkte konzentrieren: Der Gesamtplan läßt die Entwicklungsschwerpunkte - Entwicklung des Dorfmittelpunktes als Raum der dieser mit z. Z, rund 1000 Einwohnern noch langsam Begegnung. Groß Wittensee liegt zwar an dem landeseigenen See Der alte “Seegarten". gleichen Namens; bisher fehlte jedoch die Öffnung des Dorfzentrums zum See. Öffentliche Badestellen gibt es nur am Dorfrand. Hier bot sich mit dem Erwerb einer alten Gaststätte, des „Seegarten", die Chance, ein Erholungsgelände im Zentrum zu schaffen. Im unmit- telbaren Anschluß an die ebenfalls mit Dorferneue- rungsmitteln zu restaurierende Schule (Strohdach) soll ferner auf dem Freigelände zwischen dem Schulge- bäude und dem Kindergarten, der Amtsverwaltung und dem Feuerwehrgerätehaus ein Spielplatz entstehen. Fußwege zu diesem Dorfzentrum und eine Verbesse- rung der Straßenbeleuchtung sind weitere kleine, aber wichtige Ergänzungen. - Erhaltung und Pflege von Gebäuden mit ortsbildprä- gendem Charakter. Die Reihe reicht von den Dorferneuerungshilfen, die zusammen mit dem Landesamt für Denkmalpflege und privaten Spenden für die Herrichtung der alten Wind- mühle gegeben werden, über die Förderung alter Wohn- und Wirtschaftsgebäude bis zu den finanziellen Anreizen zum Abbruch alter Schuppen u. ä.. Gerade in diesem Bereich, in dem die Hauptlast der Arbeit und der Finanzierung dem jeweiligen Besitzer verbleibt, ist

46 viel Initiative und Überzeugungskraft von allen Seiten erforderlich. - Entwicklung der Erholungsmöglichkeiten des Dorfes. Hierzu werden die neue Badestelle im Seegarten-Be- reich, die Spielplätze, die Erweiterung der Parkplätze und Wandermöglichkeiten am See und ihre Ergänzung durch die Wirtschaftswege der Flurbereinigung we- sentlich beitragen. - Gestaltung und Ergänzung des öffentlichen und privaten Grüns. Der Dorferneuerungsplan sieht neue Flächen- und Wegebepflanzungen im alten Dorfbereich vor und wird ergänzt durch die Wiederherrichtung von Wallhecken und Neuanpflanzungen im Rahmen der Flurbereini- gung. Diese vier Schwerpunkte der Dorferneuerungsmaß- nahmen, verbunden mit der Flurbereinigung, der Ver- besserung der innerörtlichen Verkehrswege und dem Bau der Abwasseranlage lassen die beginnende Dyna- mik der Dorferneuerung in Groß Wittensee erahnen. Eine solche Konzentration von Strukturmaßnahmen erfordert viel Verständnis und tätige Mitarbeit der Bewohner. Eine umfassende Information ist hierfür zwingende Voraussetzung. Nicht Planung von „oben", sondern das Selbstverständnis der Bewohner, ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit und ihr Engagement bestimmen letztlich den Erfolg der Dorferneuerung. Wenn alle Modellgemeinden sich in diesem Sinne entwickeln, wird der Fortführung dieser umfassenden Maßnahme der Agrarstrukturverbesserung sicher nichts im Wege stehen.

Altes Wohn- und Wirtschaftsgebäude.

47 Landschaftspflege im Dienste der Landeskultur

Arnold Gerdes

Die zur Entwicklung des ländlichen Raumes und seiner Die Flurbereinigung hat mehr als Zusammenlegung Agrarstruktur notwendigen Maßnahmen der Wasser- und Wegebau zum Ziel. Moore, Sümpfe und Brüche als wirtschaft und der Flurbereinigung sind vielfach mit Refugien für Flora und Fauna werden von jeder Nut- Landschaftseingriffen verbunden. Deren Ausgleich er- zung ausgenommen, insbesondere sind die Knicks folgt auf der Grundlage eines landschaftspflegeri- schützenswert, weil sie als linear wirksame „zusam- schen Begleitplans (Karte). Er beinhaltet die zur Erhal- mengefügte" Waldränder eine hohe Landschaftsinten- tung einer ökologisch stabilen Kulturlandschaft flan- sttät besitzen. Daher wird bei der Auflockerung ihres kierenden Ausgleichsmaßnahmen. Unter diesem Ge- Netzes zur Beseitigung unwirtschaftlicher Feldetntei- sichtspunkt erfolgt zur Beseitigung naturgegebener lung eine Mindestdichte angestrebt. Bei leichten Bö- Nachteile für Boden und Pflanze sowie zur Verhütung den dienen die Knicks als Windschutz besonders der von Hochwasserschäden der Gewässerausbau. Ent- Bodenfruchtbarkeit. Deshalb wird hier ihr Netz noch sprechendes gilt für die Aufstellung des Wege- und durch ebenerdige Pflanzungen verdichtet. Neuerdings Gewässerplanes der Flurbereinigung. liefert der Bewertungsrahmen für Knicks wichtige öko- Gewässerausbau Ist nicht nur Hydraulik plus Profilaus- logisch orientierte Entscheidungshilfen für ihre Erhal- hub. Vielmehr werden Linienführung, Sohl- und Ufer- tung und Pflege. gestaltung dem ursprünglichen Landschaftsgefüge weitgehend angepaßt. Eigengesetzliche Schwin- gungsrhythmen des Gewässers müssen bei seiner Trassierung durch Krümmung und Gegenkrümmung berücksichtigt werden. Bei seiner Profilierung sorgt die Zugrundelegung der bettbildenden Abflußspende für eine Gerinneform mit einem optimal ausgewoge- nen Fließ- und Geschieberegime. Landschaftsnaher Verbau vom Naturbaustoff im Fließbereich gewährlei- stet über den Rasen bis hin zu den schattenspenden- den Gehölzen auf den Böschungen eine ökologische Wechselwirkung zwischen dem Gewässer als amphibi- schem Lebensraum und der freien Landschaft.

Landschaftserhaltende Grenzregulierungen im Rahmen der Flurbereinigungen werden neuerdings vermehrt durch Um- setzen des wertvollen Knickbestandes erreicht. Im Winter- halbjahr wird nach dem Abholzen das Wallmaterial ein- schließlich der Bodensubstanz mit Raupen auf die neue Grenzlinie transportiert. In der Vegetationsperiode nach den Umsetzungsarbeiten beginnen die verschobenen Knickwälle unter normalen Witterungsbedingungen sich rasch wieder mit ihrem artenreichen Leben zu füllen.

Bild links: Die sogenannte „Tunnelbepflanzung" wirkt durch die starke Beschattung positiv auf die Güte der fließenden Welle und ihre Lebensgemeinschaften. Die bewachsenen Ufer bieten Tieren Schutz und Lebensraum. Andererseits werden abfluß- hemmende Pflanzen zurückgedrängt und eine Lebendbefe- stigung der Böschungen erreicht.

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Schon bald wird nach dem sehr roh wirkenden Ausbau- zustand eines Gewässers er- kennbar, mit welcher Sorgfalt es in die Landschaft eingebun- den wurde. Unter Wahrung der offenen Auenlandschaft ist der alte Baumbestand durch Neu- anpflanzungen ergänzt wor- den. Die profilstabilisierenden Geröllpackungen sind wieder eingegrünt und der Uferbe- wuchs bildet einen ökologisch wirksamen Übergang vom Ge- wässer in die freie Landschaft (Bild links).

Der Bedeutung der Land- schaftspflege wurde im Rah- men der Flurbereinigungsver- fahren stets große Beachtung geschenkt. Insbesondere wurde auch bei Veränderung der Besitzstruktur Wert darauf gelegt, das typische Land- schaftsbild zu erhalten. Die Abbildung zeigt, daß trotz Schaffung großer Wirtschafts- einheiten - hier im Flurbereini- gungsverfahren Bredegatt- Dollerup, Kreis Schleswig- Flensburg - die Charakteristik einer Knicklandschaft im östli- chen Hügelland nicht gelitten hat (Bild unten).

- .

49 Flurbereinigung erleichtert den Straßenbau

Horst GrüUner

Dort, wo städtebauliche oder industrielle Entwicktun- ben wäre aus betriebswirtschaftlichen Gründen und gen auf Belange der Agrarstruktur treffen, entstehen wegen des Verlustes an Flächensubstanz sogar eine zwangsläufig Auseinandersetzungen. Dabei spielen Existenzvernichtung zu befürchten. Verkehrsvorhaben, die stark raumbeanspruchend Die vom Straßenbaulastträger zur Schadensverhütung sind, wie z. B. der Neubau überörtlicher Straßen, eine angebotenen drei Brückenbauwerke mit Zuwegungen besondere Rolle. Es gilt hierbei, den meist erheblichen zu den abgeschnittenen Grünlandflächen können die Landbedarf so zu decken, daß er für die betroffenen Schäden für die landwirtschaftlichen Betriebe nur Grundeigentümer tragbar ist und daß dauerhafte unzureichend vermindern. Schäden für ihre Betriebe vermieden werden. Die Neuordnung (siehe Karte „Neuer Besitzstand") im In solcher Situation kann eine Flurbereinigung hilf- vereinfachten Flurbereinigungsverfahren für die rund reich sein und schon die verfahrensrechtliche Phase 320 ha Verfahrensfläche bezweckt: für den Straßenbau erleichtern. Voraussetzung hierfür - Beseitigung der Betriebszerschneidungen durch ist, daß die Straßenbaubehörde sich rechtzeitig mit Verlegung der durch die Trasse der B 5 abgeschnit- den Behörden der Flurbereinigung abstimmt und ab- tenen Grünlandflächen an die hofseitigen Grund- klärt, ob und in welcher Weise der Straßenbau durch stücke, eine Flurbereinigung erleichtert werden kann. Wenn - Flächenausgleich für den durchschnittlich zehnpro- für den jeweils Betroffenen ersichtlich wird, daß über zentigen Landverlust und Betriebsaufstockung zum eine Flurbereinigung der Eingriff so gering wie mög- betriebswirtschaftlichen Ausgleich der unvermeidli- lich gehalten werden kann, lassen sich möglicherweise chen Restschäden, Widerstände bereits im Planverfahren abbauen. - Umsetzung eines der schwer betroffenen Betriebe Ein Beispiel für die flankierende Flurbereinigung wird auf eine Hofstelle außerhalb des Verfahrensgebietes vom Amt für Land- und Wasserwirtschaft Itzehoe bei sowie zwei Gehöftverlegungen innerhalb des Ge- der Neutrassierung der Bundesstraße 5 praktiziert. bietes, Durch die gezielte industrielle Entwicklung entsteht - Einsparung von zwei der geplanten drei kostenauf- am Ostrand der Stadt Brunsbüttel ein Ballungsraum, wendigen Wirtschaftswegebrücken; mit den hier aus dem die Bundesstraße herausgelöst und neu eingesparten Mitteln wird die gesamte Neuord- trassiert werden muß. . nungsmaßnahme finanziert! In dem inzwischen angeordneten vereinfachten Flur- An dem Neuordnungsmodell läßt sich belegen, daß der bereinigungsverfahren Nortorf, Kreis Steinburg, bean- gesetzliche Ordnungsauftrag der Flurbereinigung bei sprucht die rund fünf km lange Neubaustrecke der öffentlichen Entwicklungsvorhaben wesentlich dazu B 5 etwa 22 ha landwirtschaftliche Nutzflächen. Außer- beitragen kann, Begleitschäden für landwirtschaftliche dem durchschneidet sie in denkbar ungünstiger Weise Betriebe möglichst gering zu halten und damit deren die Wirtschaftsflächen und trennt sie zum großen Teit Sicherung und Erhaltung zu dienen. Auch sind negati- von den Betriebsgebäuden (siehe Karte „Alter Besitz- ve soziale Auswirkungen für die bodenständigen jun- stand"). Flächenentzug und schwere Durchschneidun- gen und aktiven Landwirte mit kinderreichen Familien gen würden bei den meisten der betroffenen 27 Grund- im Hinblick auf die Arbeitsmarktlage in dieser wirt- stückseigentümer, die auf ihren 16 bis 22 ha großen schaftsschwachen Region zu vermeiden. Die Flurbe- Grünlandbetrieben intensive Veredelungswirtschaft reinigung ist somit geeignet und fähig, Ziele und Vorha- betreiben, die Existenz bedrohen. Bei einigen Betrie- ben regionaler Strukturpolitik leichter durchzusetzen.

50 51 „Programm Nord“ - aus landesplanerischer Sicht

Ludwig Thormähten

Das Programm-Nord-Gebiet gehört zu den Teilen des aspekte, überproportional und sprunghaft steigen. Landes, die einer besonderen Förderung bedürfen, Hinzu kommt, daß sich schon heute für die neunziger damit der nach verschiedenen Untersuchungen auf Jahre aufgrund der dann wieder abnehmenden Zahl Bund-Länder-Ebene im Bereich der Erwerbs- und der von Erwerbsfähigen eine nachhaltige Entlastung am Infrastruktur noch bestehende Rückstand gegenüber Arbeitsmarkt abzeichnet. dem Bundesdurchschnitt beseitigt wird. Entsprechend der Ausgangslage ist das Programm- Programm Nord - auf dem richtigen Wege Nord-Gebiet im Entwurf des Landesraumordnungs- plans vom 10. Mai 1978 überwiegend als Entwick- Im Programm-Nord-Gebiet kommt es zunächst ent- iungsraum gekennzeichnet. Das heißt, es handelt sich scheidend auf die Stärkung vorhandener Wirtschafts- um ein Gebiet, in dem die gegenwärtige Raum- und bereiche einschließlich der entsprechenden Infrastruk- Wirtschaftsstruktur geringere Voraussetzungen für tur an. Hier hat das Programm Nord durch die Verbes- eine Entwicklung aus eigener Kraft bietet, in dem also serung der landwirtschaftlichen Produktionsverhält- gezielte entwicklungspolitische Maßnahmen erforder- nisse, durch die wasserwirtschaftlichen und die Wege- lich sind, um die raumordnerisch erwünschte Entwick- baumaßnahmen und eine entsprechende Verbesse- lung zu gewährleisten. rung der kommunalen Grundausrüstung entscheidend Die Realisierung des grundlegenden landesplaneri- zur positiven Entwicklung der Raumstruktur beigetra- schen Ziels, in allen Teilen des Landes gleichwertige gen. Die Maßnahmen des Programm Nord sind eine Lebensverhältnisse zu sichern oder herzustellen, er- Voraussetzung für die Entfaltung des Fremdenver- fordert im Programm-Nord-Gebiet, vor altem im Hin- kehrs auch außerhalb der traditionellen Schwerpunk- blick auf die geringe Bevölkerungsdichte und die te, Für die gewerbliche Entwicklung stellen sie in zunehmende Zahl Jugendlicher, die in den kommen- manchen Gemeinden eine Initialzündung dar. Neue den Jahren Ausbitdungs- und Arbeitsplätze suchen, Vorstellungen im Bereich des Naturschutzes und der besondere Anstrengungen. Landschaftspflege oder auch des industriell-gewerbli- Von den Nahbereichen des Programm Nord haben chen Ausbaues im Programm-Nord-Gebiet werden zwei Drittel eine Bevölkerungsdichte von weniger als zukunftsweisend unterstützt. 80, über ein Viertel sogar eine Dichte von weniger als Die innere Erschließung des Programm-Nord-Gebietes 50 Einwohnern je qkm. Um das angestrebte Ziel zu durch den Bau von Kreis-, Landes- und Bundesstraßen erreichen, bedarf es klarer, langfristiger Zielsetzungen ist weit fortgeschritten. Beispielsweise werden in den für die Sicherung der infrastrukturellen Versorgung Planungsräumen V und IV mit jeweils rund 4000 km der Bevölkerung sowie einer konsequenten Umset- Straße je 1000 Einwohner bzw. zehn km je qkm zung dieser Ziele durch vielfältige, aufeinander abge- innerhalb des Landes die höchsten Werte erreicht. Die stimmte Maßnahmen. Dabei steht der Ausbau des überregionale Verkehrsanbindung des Programm- zentralörtlichen Systems im Vordergrund (Karte 1). Nord-Gebietes wurde vor allem durch die Fertigstel- Bereits heute ist abzusehen, daß die Zunahme der Zahl lung der Nord-Süd-Autobahn und den Ausbau der der Erwerbstätigen und damit der Nachfrage nach wichtigsten Ost-West-Verbindungen als Zubringer er- Arbeitsplätzen im Entwicklungsraum bis 1985 mit etwa heblich verbessert. Der Standortnachteil „Verkehrsfer- 12 v.H. weit über dem Bundesdurchschnitt (4 v.H.) ne" wird durch diese und die inzwischen neu eingelei- liegen wird. Die autonome Entwicklung des Arbeits- teten und geplanten Straßenbaumaßnahmen wesent- platzangebots wird dagegen - auch als Folge des sich lich gemildert. fortsetzenden Strukturwandels in der Landwirtschaft Alle Maßnahmen kommen nicht zuletzt dem Fremden- - vergleichsweise gering sein. Das zentrale Problem verkehr zugute. Die Übernachtungszahlen je Einwoh- des Entwicklungsraums liegt damit in einer Erweite- ner haben zugenommen; die Aufenthaltsdauer der rung der Erwerbsgrundtagen, um drohende Abwande- Gäste hat sich verlängert. Neben den zahlreichen rungen in nicht mehr vertretbarem Umfang zu verhin- Fremdenverkehrsschwerpunkten an der Nord- und dern. Eine solche Abwanderung kann nicht einfach Ostseeküste verzeichnen auch weite Bereiche im Bin- hingenommen werden, weil sie den ländlichen Raum nenland, vor allem an der Eider und an der Schlei, bei in seiner Lebenskraft schwächt. Sie kann auch unter der Fremdenverkehrsentwicklung Zuwächse. Dabei ökonomischen Aspekten nicht hingenommen werden, hat die Aktion „Ferien auf dem Lande/Urlaub auf dem weil die Gefahr besteht, daß die im ländlichen Raum Bauernhof" mittlerweile einen beachtlichen Anteil. vorhandenen Infrastruktureinrichtungen bei abneh- Teilweise hat der Fremdenverkehr die Landwirtschaft mender Benutzerzahl nicht mehr hinreichend ausgela- als tragenden Wirtschaftsfaktor überrundet. Hier muß stet sind und daß die Belastungen in den Zielgebieten, die weitere Entwicklung unter Berücksichtigung der meist Verdichtungsräume, insbesondere unter Be- Erfordernisse von Fremdenverkehr, Landwirtschaft rücksichtigung der Infrastruktur- und Umweltschutz- und Landschaftspflege sorgsam überdacht werden.

52 53 25 Jahre agrarstrukturelle Vorplanung der Landwirtschaftskammer im „Programm Nord“

Johannes Peters

Die Raumordnungspläne geben einen Anhalt für die Seit dem Inkrafttreten des Flurbereinigungsgesetzes entsprechenden unterschiedlichen Entwicklungsstra- (FlurbG) im Jahre 1953 - also seit nunmehr 25 Jahren tegien in den verschiedenen Gebieten. Sie knüpfen an - bearbeitet die Landwirtschaftskammer mit den Land- an die im Programm-Nord-Gebiet weit fortgeschritte- bauaußenstelten in Bredstedt und Bad Segeberg für nen Maßnahmen des Natur- und Landschaftsschutzes, alle anstehenden Flurneuordnungs- und Entwick- an die intakte Landschaft mit ihrem gesundheitsför- lungsvorhaben im ländlichen Raum des Landes land- dernden Klima - ein Strukturelement, das die Entwick- wirtschaftliche Fachpläne bzw. agrarstrukturelle Vor- lung des Fremdenverkehrs und der Kurzzeiterholung pläne. in diesem Raum nachhaltig begünstigt. Gesetzliche Grundlage hierfür bildete zunächst allein der § 38 FlurbG, in dem festgelegt ist, daß bei der Langfristig angelegte Vorleistungen der öffentlichen Neugestaltung von Flurbereinigungsgebieten Vorpla- Hand waren erforderlich, um die raumstrukturelle nungen der landwirtschaftlichen Berufsvertretung zu Schwäche auszugleichen und die vorhandenen wirt- berücksichtigen sind. Landwirtschaftliche Berufsver- schaftlichen Ansatzpunkte am seeschifftiefen Wasser tretung im Sinne des Gesetzes ist die Landwirtschafts- und am Nord-Ostsee-Kanal zu nutzen. Durch den Aus- kammer. Hieraus entwickelte sich bereits sehr früh die bau des Elbehafens und die Erschließung eines neuen für jedes Furbereinigungsverfahren obligatorische Industrieareals im Raum Brunsbüttel ist die Ansied- lungsbereitschaft großer Betriebe der Grundstoffindu- Vorplanung. Seit dem 1. Januar 1970 ist die agrarstruk- strie geweckt worden, die sich im Bereich der südli- turelte Vorplanung Bestandteil der Gemeinschaftsauf- gabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Kü- chen Westküste in den letzten Monaten bereits positiv auf die Entwicklung am Arbeitsmarkt auswirkte. stenschutzes". Inhalt und Aussagen der agrarstrukturellen Vorpla- Bei der Entwicklung des Programm-Nord-Gebietes gilt nung konzentrieren sich auf die gesetzlichen Ziele der es jedoch, nicht nur Neues zu schaffen, sondern auch Flurneuordnung. Es sind dies die Verbesserung der Vorhandenes zu erhalten und auszubauen. Neben den Produktions- und Arbeitsbedingungen in der Land- Bemühungen, das industriell-gewerbliche Potential in und Forstwirtschaft sowie die Förderung der allgemei- diesem Raum durch die Ansäedlung neuer Betriebe zu nen Landeskultur und Landentwicklung. Bei diesem erhöhen, wird gleichzeitig das Ziel einer Stärkung der anspruchsvollen Ziel - das fast wörtlich mit dem vorhandenen, weitgehend mittelständischen Betriebe, Gestaltungsauftrag des Programm Nord überein- die die Struktur des Gesamtraumes maßgeblich be- stimmt - entwickelte sich die agrarstrukturelle Vorpla- stimmen, konsequent weiten/erfolgt. Insbesondere die nung der Landwirtschaftskammer im Laufe der Jahre Sicherung der Entwicklungschancen dieser Betriebe zu einer aussagekräftigen und zugleich einschlägigen wird wegen ihrer starken Verflechtung mit Zuliefer- Entwicklungsplanung für den ländlichen Raum und und Weiterverarbeitungsbetrieben innerhalb des Rau- seine Grundausstattung, mes von besonderer Bedeutung sein. Nach den schon sehr frühen Erfahrungen in Schles- Trotz der in den letzten Jahren erheblich verbesserten wig-Holstein haben sich zwei Planungsstufen heraus- Ausgangslage wird es unter Berücksichtigung der gebildet, die den örtlichen und überörtlichen Bedürf- bundesweit veränderten Rahmenbedingungen äußerst nissen Rechnung zu tragen haben. Es wird schwierig, ja kaum zu erreichen sein, für die über- nach Einzelvorplanung und durchschnittlich zunehmende Nachfrage nach Arbeits- großräumiger Vorplanung plätzen im Programm-Nord-Gebiet selbst ein ent- unterschieden. sprechend hohes Arbeitsplatzangebot zur Verfügung Die erstere ist in der Regel auf einzelne Gemeinden zu stellen. Es kann daher nicht ausgeschlossen wer- und Nahbereiche mit ihren landwirtschaftlichen Be- den, daß in gewissem Umfange eine arbeitsplatz- und trieben abgestellt. Sie gibt konkreten Aufschluß über ausbildungsplatzbedingte Abwanderung stattfindet die Notwendigkeit eines Flurbereinigungsverfahrens (Karte 2). Diese, vor allem auch das sich künftig fort- und über Art, Umfang und Priorität der notwendigen setzende Geburtendefizit, dürfte bis 1995 zu einer Neuordnungsmaßnahmen und die zu erwartenden Bevölkerungsabnahme im Programm-Nord-Gebiet in Kosten und Belastungen. der Größenordnung von zehn v.H. des heutigen Bevöl- Die großräumige Vorplanung ist hingegen mehr auf kerungsbestandes führen. Die Maßnahmen des Pro- besondere Struktur- und Entwicklungsprobleme über- gramm Nord müssen zusammen mit den Maßnahmen gebietlicher Art in größeren Naturräumen oder Verwal- der Wirtschafts-, Finanz- und Kommunalpolitik auch tungsgebieten ausgerichtet. Sie liefert mit der Ermitt- künftig dazu beitragen, die Voraussetzungen für die lung und Darstellung von räumlichen Bedarfsschwer- Arbeitsplatz- und Bevölkerungsentwicklung weiter zu punkten der Flurneuordnung, Wasserwirtschaft, Ge- verbessern und die Attraktivität dieses Raumes ent- bäudesanierung, Verkehrsentwicklung und sonstigen sprechend zu erhöhen. Grundausstattung hauptsächlich Beurteilungsgrund-

54 GEMEINDEGRENZEN VON SCHLESWIG-HOLSTEIN 1:600000 Lebendige Dörfer schaffen - auch im Landesteil Schleswig

Franz Ricken

Fragte man in unserem Lande vor 20 oder 30 Jahren ten, die schon vor Beginn der bundesweiten Aktion nach „schönen Dörfern“, dann wurde man auf jene Wettbewerbe dieser Art veranstaltet hatten, haben wir Orte hingewiesen, deren ortsbildprägende Bausub- uns in Schleswig-Holstein hiermit doch schwerer ge- stanz sich seit Generationen gut erhalten hatte: tan als andere Bundesländer. Nach anfänglich guter Dörfer wie Keitum, Silzen, , Bergenhusen Beteiligung nahm diese seit 1969 wieder ab - dies, oder Pronstorf; Orte, in denen sich Größe und Form übrigens im Gegensatz zu anderen Bundesländern,mit der Häuser, Fenster und Türen, ihr Abstand voneinan- stetig wachsender Beteiligung. der und ihre Vorplätze, Bäume und Sträucher an Sicher hat dieses vielfältige Ursachen. Die Bezeich- Straßen und Plätzen mit den hohen schützenden Dä- nung des Wettbewerbs führte vielfach zu dem Mißver- chern zu einem geschlossenen, ansprechenden Ge- ständnis, es ginge um das optisch „schöne" Dorf, um samtbild zusammenfügten. Nicht nur durch die umge- gepflegte Gärten also, Blumen, Friedhöfe, saubere bende Landschaft, sondern auch durch die Anordnung Wege und Straßen. Natürlich prägen diese Motive das zum Haufen- oder Straßendorf, durch die Größe der Bild eines Dorfes, aber entscheidend ist vor allem, das Höfe und durch die Lebensgewohnheiten der Einwoh- Mitdenken und Mithandeln der Bürger über den Rah- ner wurde die „Persönlichkeit" des Dorfes geprägt. men ihres persönlichen Lebensbereiches sichtbar zu Schönheit und Individualität waren vor allem auf die machen. Der vor einigen Jahren in einem Dorf gewähl- Vergangenheit bezogen, auf das Alte, auf das Idyll, auf te Titel für ein Seminar „Schafft lebendige Dörfer" ein Lebensgefühl, das außerhalb des Dorfes schon dürfte die Absichten besser treffen, als die nun seit verloren schien. sechzehn Jahren geltende Bezeichnung des Wettbe- Sicher hängen Struktur und Bild unserer Dörfer und werbs. ihrer Umwelt von Faktoren ab, die von außen auf sie Damit wird zugleich deutlich, daß sich der Aufruf vor wirken: von Gesetzen zur Landes-, Regional- und allem an die Bürger unserer Dörfer wendet. Es geht in Bauplanung, zum Straßen- oder Schulbau, Abfallbe- diesem Wettbewerb darum, ihre Leistungen auszu- seitigung und Landespflege einerseits und von ihrer zeichnen und andere zu ähnlichem Tun anzuregen. Förderung andererseits. Dazwischen jedoch bleibt ein Zwar bedarf es dazu meist der auslösenden Initiative weiter Raum für Initiativen und Aktionen des einzelnen einzelner, aber der Erfolg kann nur durch breite Mit- und der gesellschaftlichen Gruppen zur Gestaltung der und Zusammenarbeit erreicht werden. Bisweilen wird Umwelt im weitesten Sinne. diese Absicht noch nicht recht verstanden, so z. B. von Diesen Raum auszufüllen, ist Sinn und Zweck des jenen Bürgermeistern, die - sicher mit berechtigtem Wettbewerbs „Unser Dorf soll schöner werden“. Stolz - ihr Dorf vorstellen, als sei alles Geschaffene auf Obgleich wir uns auf lange Erfahrungen in den Kreisen ihre oder die Initiative des Gemeinderats entstanden. Eckernförde und Herzogtum Lauenburg stützen konn- Der Wettbewerb versucht jedoch, jene Leistungen zu

Süderlügum: Die Wandlungen unserer Welt in den letzten Jahren haben auch unsere Dörfer auf mannigfache Weise berührt. Ihre wirtschaft- liche Struktur hat sich ebenso ver- ändert wie ihre gesellschaftliche; das äußere Erscheinungsbild ist durch den Bau neuer Wohn-, Wirtschafts- und Gemeinschafts- gebäude, durch die Wandlung der Bauformen und den Straßen- und Wegebau stärker geprägt worden als durch die Bewahrung über- kommener Einrichtungen. Die vielfältigen Maßnahmen des Pro- gramm Nord haben - gewollt, aber auch ungewollt - einen er- heblichen Anteil an dieser Wandlung.

56 erfassen und zu bewerten, die Ergebnisse bürger- wicklungsprogrammes mit seinem hohen Mittelein- schaftlicher Aktivität, also Ausdruck des im Ort vorhan- satz. denen Gemeinsinns, sind. Mit der Pflege und Gestal- Sicher gibt es kein Patentrezept für „schöne Dörfer". tung des eigenen Hauses und Grundstücks allein ist es Noch haben unsere Dörfer ihr eigenes Gesicht. Es zu nicht getan, so wichtig der private Lebensbereich auch bewahren, setzt eine behutsame und zugleich kriti- für die „Lebensqualität" des Ortes sein mag. Erst in sche, auf das Dorf bezogene Beratung voraus. Auch der Mitarbeit am Dorf über den eigenen Gartenzaun dafür gibt es Anregungen - bei uns, mehr noch aber in hinaus wird Mitverantwortung des einzelnen deutlich. anderen Bundesländern. Städtebauliche Erfahrungen Der Wettbewerb hat - lange vor seiner allgemeinen der Altstadtsanierung können in einem Fall ebenso Verwendung - den Begriff der ,,Bürgerinitiative" vor- hilfreich sein wie in einem anderen die Empfehlungen weggenommen und auf beispielhafte Ergebnisse sol- eines Garten- oder Landschaftsarchitekten. Der Ge- cher Aktivitäten aufmerksam gemacht. winn, den Dorf und Bürger aus solchen Bemühungen Zu den Erfahrungen des Wettbewerbs gehört aber um die gemeinsame Umwelt ziehen, sollte schwerer auch, daß der Erfolg solcher Aktivitäten um so nach- wiegen als alle sonstige Anerkennung. haltiger ist, je sorgfältiger sie vorbereitet werden. Daß in den Dörfern unseres Landes über eine bessere Hierzu gehören die kritische Bestandsaufnahme „Lebensqualität" nicht nur geredet, sondern zu ihrer ebenso wie die Prüfung der Gestaltungsmöglichkeiten. Verwirklichung seit vielen Jahren mit Phantasie, Ge- Diese bürgerschaftliche Mitverantwortung gilt in ganz meinsinn und uneigennützigem Einsatz auf vielfache besonderem Maße im Gebiet eines regionalen Ent- Weise gehandelt wird, haben die Ergebnisse des Wett- bewerbs immer wieder eindrucksvoll bewiesen. Der Zwar haben die Wettbewerbe auch in unserem Lande eine Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden" kann große Zahl von Lösungen sichtbar gemacht, wie z. B. die und soll hierzu anregen; er kann die Initiative der Dorfstraße in Nordhackstedt, doch ihre beispielhafte Wirkung Bürger jedoch nicht ersetzen. blieb geringer als erwartet

57 25 Jahre Arbeit der Landgesellschaft im „Programm Nord'

Gerd Münchow

Die Schleswig-Holsteinische Landgesellschaft mbH in Kiel ist in unserem Lande zu einem Begriff für die Entwicklung des ländlichen Raumes geworden, ihre Geschichte war seit ihrer Gründung als gemeinnützi- ges ländliches Siedlungsunternehmen im Jahre 1913 wechselhaft und stark von den wirtschaftlichen und sozialen Problemen der jeweiligen Epoche geprägt. Dabei stand der Gedanke der Besitzfestigung im nörd- lichen Grenzraum Pate. Diese erste Periode der ländli- chen Siedlung wurde sehr schnell von der zweiten Periode in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg abge- löst, als es galt, für die Flüchtlinge aus den verlorenen Gebieten des Deutschen Reiches eine neue Existenz in der Landwirtschaft zu schaffen. Die größte Aufgabe ergab sich in der dritten Periode der Siedlung, nach dem Zweiten Wettkrieg, mit der Eingliederung der vertriebenen Landwirte aus den deutschen Ostgebie- ten. Diese Aufgabe konnte im wesentlichen Anfang der sechziger Jahre abgeschlossen werden. Seitdem ver- lor die klassische ländliche Siedlung zunehmend an Bedeutung. Die Maßnahmen zur Verbesserung der Agrarstruktur im überbetrieblichen und einzelbetriebli- chen Bereich traten in den Vordergrund und bestimm- Bild 1: Nebenerwerbssiedlung in Schülp. ten die Aufgabenstellung der Landgesellschaft. verstärkt Aufgaben der Gemeindeentwicklung gerade Die Einleitung des Programm Nord vor 25 Jahren im Gebiet des Programm Nord hinzugekommen. symbolisiert die Aufgabenentwicklung der Landgesell- Die größte Bedeutung für die Durchführung des Pro- schaft von der klassischen Siedlung zur Agrarstruktur- gramm Nord hatte und hat die Einschaltung der Land- verbesserung. Ziel war nicht mehr nur die Eingliede- gesellschaft beim Bodenzwischenerwerb für die Flur- rung vertriebener Landwirte, sondern die Entwicklung bereinigung. Sichtbares Ergebnis ist der agrarstruktu- einer Region in wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht relle Erfolg der inzwischen abgeschlossenen Verfah- durch Koordinierung verschiedener Maßnahmen zur ren, der ohne die Einschaltung der Landgesellschaft Verbesserung der Agrarstruktur, nicht zuletzt auch der nicht denkbar gewesen wäre. Allein von 1968 bis 1976 Siedlung im überbetrieblichen und einzelbetrieblichen hat die Landgesellschaft im Bereich des Programm Bereich. Wenn auch am Anfang die agrarstrukturelle Nord 8,330 ha angekauft. Ziel dieses Grunderwerbs ist Entwicklung im Vordergrund stand und die Entwick- es, der Flurbereinigungsbehörde zur großzügigeren lung der übrigen Wirtschaftsstruktur sich im Gefolge und schnelleren Durchführung des Verfahrens eine der Verbesserung der Infrastruktur erst allmählich „Planungsmasse" zur Verfügung zu stellen, wobei im nachvollzog, hat das Programm Nord doch von Anfang Programm Nord von Anfang an ein Mindestflächen be- an Bedeutung über den agrarstrukturelle n Rahmen stand der Landgesellschaft zu Beginn des jeweiligen hinaus gehabt. Es kann damit als das erste Landent- Flurbereinigungsverfahrens von 5 v. H. der landwirt- wicktungsvorhaben im Lande Schleswig-Holstein be- schaftlich genutzten Fläche angestrebt wurde. Auf zeichnet werden. Unter den Begriff Landentwicklung diese Weise war es der Flurbereinigungsbehörde mög- fallen danach alle Maßnahmen im öffentlichen Inter- lich, durch Flächenzulagen und durch Übertragung esse, die wegen des sich vollziehenden Strukturwan- von Verfahrenswerten der Landgesellschaft in benach- dels zur Unterstützung und Ergänzung der Siedlung barte Flurbereinigungsverfahren den größtmöglichen und Agrarstrukturverbesserung im ländlichen Raum agrarstrukturellen Effekt zu erzielen. Eine Landbe- erforderlich sind. Sie haben vornehmlich die Planung schaffungsmaßnahme in diesem Umfang und dieser und Durchführung von Maßnahmen der Ortssanie- Art wurde von der Landgesellschaft erstmalig prakti- rung, Ortsentwicklung, Bodenordnung und der Agrar- ziert. Die Erfahrungen, die hierbei gewonnen wurden, strukturverbesserung zum Gegenstand. Die Landge- sind in ein neues,selbständiges Aufgabengebiet einge- sellschaft hat ihre vielfältige Einschaltung bei der flossen: die Land beschaff u ng für öffentliche Vorha- Durchführung des Programm Nord stets als eine ben. Diese Aufgabe ist heute nicht mehr nur auf solche Landentwicklungsaufgabe verstanden. Zu den Maßnahmen zur Verbesserung der Agrarstruktur be- Maßnahmen der Agrarstrukturverbesserung sind heute schränkt, sondern umfaßt den Bodenerwerb für alle

58 öffentlichen Zwecke. Hierher gehört auch der im Land- stärkt in dieser Region tätig werden konnte. Das schaftspflegegesetz verankerte Auftrag der Stiftung besondere Schwergewicht liegt hier auf der Entwick- „Naturschutz Schleswig-Holstein" an die Landgesell- lung ländlicher Gemeinden und der Mitwirkung am schaft zum Grunderwerb für den Stiftungszweck. Ausbau von Erholungsorten und Infrastruktureinrich- tungen durch die öffentliche Hand. Beispiele hierfür Im einzelbetrieblichen Bereich lag in den ersten Jahren sind die Gemeinden Viöl, Sylt-Ost, auf Föhr, besonderes Gewicht auf der Errichtung von Neusied- Wittdün auf Amrum, St. Michaelisdonn und Albersdorf. lerstellen und Nebenerwerbssiedlungen für vertriebe- Diese Tätigkeit der Landgesellschaft zeigt die Bedeu- ne Landwirte (Bild 1). Im Fortgang des Programms tung des Programm Nord als Initialzündung für die gewannen die Flächenaufstockung, die Aussiedlungen Entwicklung der Region und zugleich auch für die und die baulichen Maßnahmen in Altgehöften zuneh- Aufgabenentwicklung der Landgesellschaft. Ohne die mend an Bedeutung. Sie stellen heute eine der wich- komplexen Maßnahmen des Programm Nord würde tigsten Aufgaben der Landgesellschaft dar. Die Erfah- die heutige Entwicklung der Gemeinden nicht denkbar rungen, die die Landgesellschaft dabei gesammelt hat, sein. Die Entwicklung des Programm Nord in den 25 sind in neue Stallentwicklungen eingeflossen und für Jahren zeigt aber auch, wie sich das Verständnis der die weitere Entwicklung von großem Wert (Bild 2). Agrarstrukturverbesserung gewandelt hat. Dieser Ent- Das umfangreiche Betätigungsfeld und die guten Er- wicklungsprozeß ist ablesbar am heutigen Aufgaben- folge der Landgesellschaft im Programm Nord haben bereich der Landgesellschaft, der alle Maßnahmen der dazu geführt, daß die Gesellschaft auch in ihrem Siedlung, der Agrarstrukturverbesserung und der neuesten Aufgabengebiet, der Landentwicklung, ver- Landentwicklung umfaßt.

Bild 2: Aussiedlung in Nordfriestand.

59 Der Friedrich-Wilhelm-Lübke-Koog nach 25 Jahren

Karl Weigand und Guntram Riecken

Mit dem Deichschluß am 21. Oktober 1954 war der Die Luftaufnahme läßt deutlich werden, daß die Ge- Friedrich-Wlihe!m-Lübke-Koog als erstes spektakulä- meinde mit Beharrlichkeit an dem ursprünglichen res Vorhaben des Programm Nord sowie als letzte Siedlungskonzept festgehalten und jeder weiteren stö- „reine Landgewinnungsmaßnahme" in Schleswig-Hol- renden Bautätigkeit einen Riegel vorgeschoben hat. stein dem Meer abgerungen. Ein Blick auf die Karte zeigt, daß die Landwirte des Einige Fakten zu diesem eindrucksvollen Eändei- Kooges in ihrer Betriebsführung hingegen wesentlich chungswerk und zur Besiedlung des Kooges seien ins flexibler waren. So ist es sicherlich kein Zufall und als Gedächtnis zurückgerufen: Im Frühjahr 1954 wurde Erfolg zu werten, daß von den seinerzeit errichteten 41 mit der Eindeichung des deichreifen Vorlandes südlich Höfen noch 37 als Vollerwerbsstellen existieren! Im des Hindenburgdammes begonnen. Bereits im Herbst gleichen Zeitraum sind in Schleswig-Holstein knapp 40 des gleichen Jahres war die 8,7 km lange neue See- v.H. aller bäuerlichen Betriebe aufgegeben worden. deichlinie geschlossen. Während des Baues waren in Bei den zweifellos anders gelagerten Grundvorausset- Spitzenzeiten bis zu 1.200 Arbeitskräfte beschäftigt zungen der Lübke-Koog-Bauern stellte sich jedoch - eine Zahl, die allein die arbeitsmarktpolitische Be- auch für säe, infolge des tiefgreifenden Strukturwan- deutung dieses Projektes für das wirtschaftlich schwa- dels in der Landwirtschaft, mehr oder weniger kraß die che periphere Grenzland veranschaulicht. Nach der für Überlebensfrage, die von den einzelnen Betrieben auf den Arbeitsmarkt ebenso wichtigen Binnenerschtie- unterschiedliche Weise gelöst wurde. ßung konnte die Schleswig-Holsteinische Landgesell- Einen für die Koogbauern recht gängigen Weg - näm- schaft schon im Herbst 1955 mit den Pflugarbeiten und lich die enorme Ausweitung der landwirtschaftlich im darauffolgenden Frühjahr mit einer probeweisen genutzten Fläche - zeigt die Kartierung von 1978 in Bestellung beginnen. Die Bewirtschaftung der Koog- eindrucksvoller Weise. Durch Zupacht und Zukauf flächen durch die Landgesellschaft reichte bis in das außerhalb des Kooges - vornehmlich in den Gemein- Wirtschaftsjahr 1957/58. den Klanxbüll und Horsbüll - und durch Übernahme Es folgte die Besiedlung: Von der neugewonnenen einiger Flächen innerhalb des Kooges selbst hat sich Fläche (1.172 ha) wurden 39 ha für aufstockungsbe- die ursprüngliche Landnutzungsfläche um 69 v.H. auf dürftige Betriebe im Wiedingharder Neuen Koog abge- 1.645 ha LF vergrößert: zweigt; 131 ha wurden in die Flurbereinigungsverfah- ren benachbarter Gemeinden eingebracht. Nach Ab- Bewirtschaftete Flächen zug der für Wegebau, Entwässerungsgräben und La- 1959: 41 Höfe bewirtschaften 973 ha LN innerhalb des gerplätze benötigten Flächen verblieben 973 ha Neu- Kooges. land, auf dem 41 Vollbauernstellen mit einer durch- 1978: 37 Höfe bewirtschaften 1.124 ha LF innerhalb schnittlichen Größe von 23,7 ha errichtet wurden. Dazu des Kooges kamen 14 Deicharbeitersiedlungen, die zusammen mit sowie 521 ha LF außerhalb des Kooges. der Schule, der Schmiede, einem Lebensmitteliaden und einer Gaststätte den „Dorfkern" bildeten. Um zu den Landstücken außerhalb des Kooges zu Unter den zahlreichen Bewerbern wählte die Landge- gelangen, müssen die betreffenden Landwirte eine sellschaft 21 heimatvertriebene und 20 hiesige nach- durchschnittliche Hof-Feld-Entfernung von 7,5 km in geborene Bauernsöhne aus, denen damit eine neue Kauf nehmen (Grünlandflächen in Eiderstedt sind da- Lebensgrundlage gegeben wurde. Mit Ablauf des Jah- bei nicht berücksichtigt). Ein zehn km langer Weg zu res war die Besiedlung des Kooges weitgehend abge- einzelnen Parzellen ist keine Seltenheit, eine Aussage, schlossen; ab 1. Januar 1959 waren die Landwirte die an Bedeutung gewinnt, wenn man sich vergegen- wirtschaftliche Eigentümer ihrer Höfe. wärtigt, daß 73 v.H. der außerhalb liegenden Länderei- Wie sieht der Friedrich-Wilhelm-Lübke-Koog nach 25 en als Ackerland genutzt werden. Jahren aus? Wie haben sich seine Höfe weiterentwik- kelt? Welche Strukturänderungen sind eingetreten? Betriebsgrößen 1978 (in ha LF) Die geringste Veränderung ist bei der Bausubstanz zu verzeichnen. Außer einigen landwirtschaftlichen An- bis 24.9 25-34,9 35-44,9 45-54,9 55-64,9 65-74,9 75 u. mehr" bzw. Umbauten sind neu hinzugekommen: die Lager- Anzahl hallen der Raiffeisenbank, ein landtechnisches Lohn- derHöfe 2 10 9 8 4 1 3 unternehmen sowie fünf Altenteile in unmittelbarer Nachbarschaft der Höfe. Die Schule ist im Jahre 1967 Die durchschnittliche Größe der landwirtschaftlichen der Zentralisierung zum Opfer gefallen; sie beherbergt Betriebe im Lübke-Koog beträgt heute 45 ha LF (in jetzt einen Kindergarten, Der Lebensmittelladen exi- Schleswig-Holstein sind es 35 ha LF); davon bewirt- stiert nicht mehr; der freigewordene Raum ist der schaftet der „kleinste" 22 ha und der „größte" 78 ha. Gastwirtschaft zugute gekommen. Bei steigenden Pachtpreisen ist es verständlich, daß

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Ais sich im Wattenmeer wieder einmal ein Priel verlagerte und Seedeiche konnte eine Landwirtschaft wie auf dem Reißbrett von den in der zweiten „Manndränke" 1634 untergegangenen aufgebaut werden. Zugleich gestaltete diese Landwirtschaft - Dorf Gaickebüll millimeterweise den Schlick abtrug, da wur- das Land durch Flureinteilung, Wirtschaftswegenetz und den sogar noch die Getreidestoppeln sichtbar. Verlorenge- Hofanlage. Im oberen Bildteil wird der Koog durch den gangenes Land wurde allmählich wiedergewonnen und als Hindenburgdamm begrenzt, auf dem eine Bahnlinie nach Koog eingedeicht. Im Schutz der sieben bis acht Meter hohen Westerland führt.

etwa 25 v.H. der Betriebe das notwendige Wachstum Der Expansionsdrang bzw. der Zwang dazu besteht nicht nur auf dem Wege der Ftächenausweitung su- weiterhin; jedoch scheint der Flächenausweitung ein- chen, sondern durch eine flächenunabhängige Ver- mal durch die geographische Lage des Kooges, zum edelung verstärkt auf eine innerbetriebliche Aufstok- anderen durch unrentabel werdende Pachtpreise ein kung hingearbeitet haben. So gibt es fünf Bauern, die Riegel vorgeschoben zu sein, so daß für einige Land- jeweils mehr als 600 Mastschweine halten; vier Land- wirte der einzige zukunftsträchtige Weg eine noch wirte betreiben Zuchtsauenhaltung in einer Größen- weiterreichende innerbetriebliche Aufstockung sein ordnung von über 50 Stück. dürfte.

61 Auswirkungen des „Programm Nord" auf die Veredlungswirtschaft im Raum Gotteskoog

Wolfgang Lehfeldt

Durch das Programm Nord wurden auch im früher ständig überschwemmten Gotteskoog-Gebiet die Vor- aussetzungen für eine intensive Veredlungswirtschaft geschaffen. Die Regulierung der Wasserverhältnisse durch Ausbau des Vorflutersystems und durch Anlage der Dränagen schaltete die Gefahr von Überschwem- mungen aus und erhöhte die Ertragsfähigkeit der an sich nicht ungünstigen Bodenarten. Das Acker-Grün- land-Verhältnis konnte zugunsten des Ackertandes verbessert werden. Die Verbesserung der Bodenpro- duktivität ermöglichte die Erhöhung der Nutztierbe- stände. Allerdings bereiteten die zum Teil jahrhunder- tealten Wirtschaftsgebäude erhebliche Schwierigkei- ten. Die im Vollzug des Programm Nord im Wege der Aussiedlung oder im Wege der Althofsanierung errich- teten neuen Betriebsgebäude gaben erst den Anstoß für den Aufbau einer intensiven Veredlungswirtschaft.

1. Rinderzucht und -haltung Tabelle 1 Für die Veredlungswirtschaft des ehemaligen Kreises Rinderbestand im Gotteskoog, Kreis Nordfriesland, Südtondern und auch des Gotteskooges war die Rin- und im Lande Schleswig-Holstein in den Jahren 1952, derhaltung seit vielen Jahrzehnten der bestimmende 1962,1972 und 1977 (Dezemberzählungen des Statisti- Faktor. Der hohe Anteil natürlichen Grünlandes gab schen Landesamtes) die Grundtage. Die ursprüngliche Landrasse - ein Gesamtzahl der Rinder einfarbig roter Viehschlag - wurde ab 1850 durch die Jahr Gotteskoog Nordfriesland Schleswig-Holstein Einfuhr des Shorthornrindes aus England völlig ver- drängt. Dadurch erfolgte eine Umstellung auf die 1952 12548 144178 1044957 Produktion von Rindfleisch, das in erster Linie nach 1962 18350 192557 1306412 England exportiert wurde. Auch nachdem England die 1972 20802 231 953 1 421 061 Einfuhrmöglichkeiten beschränkte, blieb die Rentabili- 1977 22423 257683 1564754 tät zunächst erhalten, da in den inzwischen entwickel- ten deutschen Industriegebieten neue Absatzmärkte sich besonders gut erkennen an der Vergrößerung des entstanden. durchschnittlichen Milchkuhbestandes. Dieser betrug Nach 1950 bedingte die Wandlung der Verbraucher- im Gotteskoog im Jahre 1952 4,5 Kühe und wuchs bis wünsche eine erneute Umstellung der Rinderrassen 1977 auf 16,9 Kühe an. Die Bestandsgröße hat sich also auch in diesem Raum, Das Shorthornrmd wurde durch vervierfacht. das schwarzbunte und zum gewissen Teil durch das Die Vergrößerung der Nutzviehbestände war zudem rotbunte Rind, also ein reines Fleischrind durch das mit einer starken Verbesserung der Individuatteistung Zweinutzungsrind, abgelöst. Eine derartige Umstel- verbunden, wie aus Tabelle 2 ersichtlich ist: lung der Produktionsrichtung wäre ohne die durch das Programm Nord erreichten Verbesserungen der land- Tabelle 2 wirtschaftlich genutzten Flächen, insbesondere durch Ergebnisse der Mi Ichleistungsprüfungen in den Kon- die Regulierung derWasserverhältnisse, und ohne den trolljahren 1952, 1962, 1972 und 1977 Bau neuer Wirtschaftsgebäude nicht möglich gewesen. Gotteskoog Nordfriesland Schleswig-Holstein Tabelle 1 zeigt, daß der Rinderbestand im Gotteskoog Milch Fett Feit Milch Fett Fett Milch Fett Fett von 1952 bis 1977 um 79 v.H. zugenommen hat. Für Jahr kg v.H. kg kg v.H. kg kg v.H. kg den Kreis Nordfriesland ergibt sich für den gesamten 1952 3702 3,43 127 3806 3,47 132 3975 3,63 144 Zeitraum die gleiche Steigerungsrate, dagegen ist der 1962 4138 3,66 152 4423 3,85 170 4354 4,01 175 Rinderbestand in Schleswig-Holstein nur um 50 v.H, 1972 4748 3,83 182 4933 3,84 190 4917 4,01 197 angestiegen. Diese Feststellung gilt im wesentlichen 1977 4971 3,90 194 5111 3,90 199 5140 3,93 202 auch für den Milchkuhbestand. Vergleich Mit der Durchführung der Erschließungsmaßnahmen 1977: ist gleichzeitig das für die Rentabilität der Betriebe 1952 + 1269+ 0,47 + 67 + 1305+ 0,43 + 67 + 1165+ 0,30 + 58 unentbehrliche Wachstum einhergegangen. Das läßt

62 Kreis-Schwarzbunt-Schau 1967in Wanderup. im Hintergrund der Bullenhof der Rinderbesamung Nord. Neben den Ergebnissen der Milchteistungsprüfungen zeigt auch die Entwicklung der angelieferten Milch- mengen sowie die Steigerung des prozentischen Fett- Aus Tabelle 3 ist zu ersehen, daß sich in dem angege- gehalts, wie die Auswirkungen des Programm Nord zu benen Zeitraum der Schweinebestand im Gotteskoog beurteilen sind. um 372 v.H. vermehrt hat. Dagegen beträgt die Steige- Zusammenfassend kann festgestellt werden, daß eine rung im Kreis Nordfriesland 116 v.H, und im Lande überdurchschnittliche Vermehrung des Rinderbestan- Schleswig-Holstein 60 v.H. des im Gotteskoog während der letzten fünfundzwan- Während der Anteil des Schweinebestandes des Got- zig Jahre offenkundig ist. Die Erschließungsmaßnah- teskooges am Gesamtbestand des Landes im Jahre men des Programm Nord haben daran einen gewichti- 1952 nur 0,7 v.H. betrug, erhöhte er sich bis 1977 auf gen Anteil, der sich in erster Linie aus der Verbesse- 2,1 v.H., also auf das Dreifache. rung der Futterflächenleistung ergibt. Fünfundzwanzig Jahre nach Einleitung der Erschlie- Daraus resultiert die Bestandsvermehrung. Zusammen ßungsmaßnahmen im Programm Nord ist am Beispiel mit der Rassenumschichtung und der Verwendung des Gotteskooges ersichtlich, daß diese ihre nachhalti- hochwertiger Vatertiere, insbesondere der in diesem gen Auswirkungen gehabt haben. Nach Verbesserung Gebiet arbeitenden Rinderbesamungsstationen, haben der Grundvoraussetzungen konnten die Landwirte die Erschließungsmaßnahmen ebenso Anteil an der größere Investitionen in der Veredlungswirtschaft vor- Leistungssteigerung der Milchkühe. nehmen und diese Betriebszweige mit großem Erfolg 2. Schweinezucht und -Haltung weiter ausbauen. Zusammen mit den tierzüchterischen Maßnahmen haben die Erschließungsarbeäten die Vor- Die Schweinehaltung im Gotteskoog hatte im Jahre aussetzungen für den erheblich gesteigerten Lei- 1952 (m Vergleich zum Kreis Nordfriesland und zum stungsstand der Tierhaltung dieses Raumes ge- Land Schleswig-Holstein eine geringe Bedeutung. schaffen.

Tabelle 3 Schweinebestand im Gotteskoog, Kreis Nordfriesland, und im Lande Schleswig-Holstein in den Jahren 1952, 1962, 1972 und 1977 (Dezemberzählung des Statisti- schen Landesamtes)

Gesamtzahl der Schweine Jahr Gotteskoog Nordfriesland Schleswig-Holstein 1952 7913 86170 1 121 800 1962 18086 167388 1 654862 1972 25320 143 269 1598057 1977 37358 186487 1 795 824

63 Der Hauke-Haien-Koog entwickelt sich zielstrebig

Hermann Fölster

1. Entstehung und Besiedlung des Hauke-Haien-Koo- Die vergrößerte Flächenausstattung hat die Anschaf- ges 1958 bis 1964 fung eines schlagkräftigen Maschinenparks, der für Mit Beginn des Programm Nord wurden Pläne zur eine erfolgreiche Bewirtschaftung der Koogsböden dringend notwendigen Entwässerung des 72.000 ha erforderlich ist, wesentlich erleichtert. großen Niederschlagsgebietes Bongsiel aufgegriffen. Nach Überwindung der Anfangsschwierigkeiten in den Geprüft wurden drei Lösungen: sechziger Jahren (ungünstige Bodenstruktur, man- gelnde Regenverdaulichkeit, Verschlammung der - Bau eines großen Schöpfwerkes, Dräns) konnten die Landwirte die Erträge steigern: - Schaffung von Speicherraum auf besiedelter Fläche hinter dem zu verstärkenden Deich, 1965 1977 - Bau eines neuen Seedeiches vor dem bestehenden Deich bei gleichzeitiger Schaffung von zwei Spei- Weizen 38 dt/ha 70 dt/ha cherbecken im ehemaligen Wattgebiet. Wintergerste 43 dt/ha 65 dt/ha Die Entscheidung fiel zugunsten der dritten Lösung. Raps 22 dt/ha 30 dt/ha 1958 und 1959 wurde der neue Deich gebaut. Dabei 47 v.H. der LF werden mit Weizen, 14 v.H. mit Winter- wurde die Schleuse mit einer Anlegestelle verbunden, gerste, 14 v.H. mit Raps und je ein v.H. mit Hafer und die sich als außerordentlich erfolgreich für die Versor- Rüben bestellt. Nur 23 v.H. werden als Grünland gung und insbesondere den gerade anlaufenden genutzt. Fremdenverkehr auf den Halligen erwies. Von den eingedeichten rund 1.200 ha wurden 615 ha für die Speicherbecken, 480 ha für neue Siedlerstellen, 45 ha für eine sonstige landwirtschaftliche Nutzung und 60 ha für vier Deicharbeiterstellen, für Gräben, Wege und die Verlängerung des Bongsieler Kanals zum neuen Deichsiel vorgesehen. Nördlich des Kanals wurden 14, südlich davon sieben landwirtschaftliche Betriebe in einer Größe zwischen 20 und 26 ha (Bild 1) errichtet. Zehn meist junge Landwirte wurden aus sieben Ge- meinden des Treeneraumes, fünf aus den Nachbardör- fern Fahretoft und umgesiedelt, so daß rund 270 ha für die dringend notwendige Verbesserung der strukturellen Verhältnisse in den Heimatgemeinden freigemacht werden konnten. Gerade dieser überregionale Effekt hat sich außeror- dentlich segensreich ausgewirkt. Sechs Neusiedler- stellen wurden an Heimatvertriebene vergeben. 2. Entwicklung der landwirtschaftlichen Betriebe bis Bild 1 1978 Nach Bezug ihrer Stellen haben 17 von 21 Landwirten durch Kauf oder Zupacht ihren Betrieb vergrößert:

bewirtschaftete davon Betriebsgrößen- Zahl der Betriebe ha/LF Zupacht gruppe ha/LF 1964 1978 1964 1978 Betriebe ha/LF 20-30 21 7 480 163 2 5 30-40 - 6 - 198 4 34 40-50 _ 3 - 134 3 32 50-70 _ 2 - 118 2 32 über 70 - 3 - 224 3 123 insgesamt: 21 21 480 837 14 226

64 Bild 2 Nachdem die Phase der äußeren Aufstockung wegen 3. Entwicklung der Infrastruktur, der kommunalen hoher Kauf- und Pachtpreise zunehmend schwieriger Gliederung und der Landschaft wurde, setzte in den letzten Jahren eine Phase der Der Hauke-Haien-Koog ist durch ausgebaute Gemein- inneren Aufstockung mit weiterer Spezialisierung ein. destraßen und die Landstraße 191 Ockholm-Dagebüll Bei rückläufiger Rindviehzahl nahm die Sauen- und an den überörtlichen Verkehr angebunden. Die Was- Mastschweinehaltung zu. Fast alle Betriebe haben serversorgung wird durch die Wasserbeschaffungsver- deshalb Um- und Anbauten durchgeführt und neue bände „Dreiharden" und .„Nord" geregelt, die Strom- Stallungen bzw. Maschinenschuppen errichtet (Bild 2). versorgung über ein verkabeltes Stromnetz der Insgesamt sind hierfür in 15 Jahren über 3,1 Mio DM, Schleswag. Bei Schlüttsiel befindet sich in hervorra- das sind im Mittel rund 150.000 DM pro Betrieb, gender Lage ein Hotel mit Gaststättenbetrieb. verbaut worden. Die Einrichtung der Maschinenparks Der Bongsieler Kanal trennt den Koog in zwei Teile. und die Baumaßnahmen haben sich positiv auf das Der nördliche Teil des Kooges gehört zur neuen Gewerbe im Nahbereich ausgewirkt. Gemeinde Dagebüll. Die Einwohner sind orientiert Auf vier Betrieben werden zur Beweidung der Deiche nach Fahretoft (Kirche, Grundschule, Feuerwehr, 325 Schafe gehalten. Drei Betriebsleiter haben einen Sportverein) und nach Niebüll (Haupt-, Realschule, außerlandwirtschaftlichen Zuerwerb. Auf sieben Höfen Gymnasium, Einkaufsort). werden „Ferien auf dem Bauernhof" angeboten. Auf Der südliche Teil gehört zur Gemeinde Ockholm (Kir- sechs Höfen hat inzwischen ein Generationswechsel che, Feuerwehr) und zum Amt Stollberg in Langen- stattgefunden. Alle Hoferben hatten eine landwirt- horn, wo sich auch die Grund- und Hauptschule, schaftliche Ausbildung. Sportverein usw. befinden. Gymnasium und Realschu- Die Landwirte im Hauke-Haien-Koog haben seit der le werden in Niebüll und Bredstedt besucht. Bredstedt Ansetzung ihre Betriebe durch Vergrößerung ihrer ist auch Haupteinkaufsort. Produktionskapazitäten, durch Modernisierung und Spezialisierung weiter entwickelt. Sie haben damit Die Speicherbecken und Randgebiete werden durch gute Voraussetzungen für eine nachhaltige Einkom- den Deich- und Hauptsielverband Südwesthörn, die mensverbesserung und -Sicherung ihrer Familien ge- staatliche Vogelwarte, den Landesjagdverband und schaffen. den Verein Jordsand gemeinsam in vorbildlicher Weise betreut, so daß eine naturschutzähnliche Sicherung vorhanden ist. Mit der Veränderung der Vegetation im Speicherbecken und in den Randgebieten sind die Seevögel in ihrer Zahl zurückgedrängt worden, ande- re, zum Teil seltene Vogelarten, kamen hinzu. Zur Zeit werden Untersuchungen von Ornithologen und Land- wirten mit der Absicht durchgeführt, durch eine geziel- Den Stand der Spezialisierung und der Viehhaltung te Bewirtschaftung die Lebensmöglichkeiten für die zeigt folgende Aufstellung: Vogelwelt zu verbessern.

viehlos Kühe, Rindvieh, Kühe, Rindvieh, Sauen bzw, Schweine Rindvieh Schweine Mastschweine insgesamt Anzahl der Betriebe 1 3 6 3 8 21 Kühe 84 134 218 sonstige Rinder 218 230 156 604 Sauen - 80 180 510 770 Mastschweine/Jahr 2.600 1.300 5.150 9.050

65 Förderung der gewerblichen Wirtschaft im Gebiet des „Programm Nord“

Leonore Gießmann

Das Programm Nord, das nunmehr 25 Jahre besteht, Schwerpunkten des Landesteils Schleswig können ist auch aus der Sicht der regionalen Wirtschaftspolitik industriell-gewerbliche Ansiedlungs- und Erweite- ein wesentlicher Bestandteil des gesamten Förde- rungsinvestitionen mit Zuschüssen bis zu 15 v.H. ge- rungsinstrumentariums der Landesregierung zugun- fördert werden. Ebenfalls im Zuge der Neuordnung der sten des nördlichen Landesteils Schleswig-Holsteins, Regionalpotitik konnten die Förderpräferenzen der der immer noch von wirtschaftlichen Strukturschwä- Schwerpunktorte Husum und Schleswig von 15 v.H. chen gekennzeichnet ist. Die meisten Gebiete des auf 20 v.H. bzw. 15 v.H. auf 25 v.H. aufgestockt werden. Programm Nord gehören zum strukturschwachen Lan- Das regionalpolitische Grundgerüst für eine weitere desteil Schleswig, der nach einem einstimmig gefaßten gedeihliche Entwicklung der gewerblichen Wirtschaft Beschluß des Schleswig-Holsteinischen Landtages im Aktronsraum des Programm Nord wurde damit aus dem Jahre 1973 von der Landesregierung bevor- erheblich verstärkt. Immerhin konnten seit 1974 aus zugt gefördert wird, um seine Wirtschaftsstruktur for- Mitteln der Gemeinschaftsaufgabe für betriebliche In- ciert auf festere Grundlagen zu stellen. Das Programm vestitionen in der gewerblichen Wirtschaft annähernd Nord trägt direkt mit der Erschließung von Industrie- 13 Mio DM Zuschüsse gewährt werden. Hinzu kamen und Gewerbegelände zur Verbesserung der gewerbli- Fördermittel für Industriegeländeerschließung in Höhe chen Grundlagen und damit zur Anhebung der Wirt- von sieben Mio DM. Über 1000 Arbeitsplätze konnten schaftskraft des Landesteils Schleswig bei. Es flankiert dadurch zusätzlich geschaffen werden! die anderen Programme des Landes, die unmittelbar Diese gezielten Förderungsmaßnahmen in der gewerb- zur Förderung der gewerblichen Wirtschaft im Landes- lichen Wirtschaft oder zugunsten der wirtschaftsnahen teii Schleswig eingesetzt werden. Infrastruktur müssen, ebenso wie die Bemühungen im In den ländlich orientierten Gebieten des Landesteils Rahmen des Programm Nord, im Zusammenhang Schleswig spielt das Mittelstandsstrukturprogramm mit einer Gesamtpalette von Entwicklungsaktivitäten eine erhebliche Rolle. In Verfolg des einstimmig gefaß- zur Verbesserung der Lebensbedingungen und Er- ten Beschlusses des Schleswig-Holsteinischen Land- werbsgrundlagen in den nördlichen Landesteilen tages, dem Landesteil Schleswig in der Förderung eine Schleswig-Holsteins gesehen werden. Zu den flankie- Priorität einzuräumen, stehen diesem Landesteil aus renden Maßnahmen der Wirtschaftsförderung gehört dem Mittelstandsstrukturprogramm seit 1975 jährlich nicht zuletzt die Verbesserung der beruflichen Bildung bestimmte Vorabbeträge entsprechend dem jeweiligen im Rahmen des nunmehr voll anlaufenden 850-Plätze- Bedarf zur Verfügung. Eine ähnliche Priorität nimmt Programms. Auch dabei ist der Landesteil Schleswig der Landesteil Schleswig im Rahmen der Industrieför- ein besonderer Schwerpunkt. derung ein. Zu nennen ist hier das Landesprogramm Zu erwähnen ist auch die forcierte Erschließung des Industrieförderung, das besonders auf die industriell- Landesteils Schleswig durch ein gutausgebautes Netz gewerblichen Entwicklungserfordernisse des ländli- von Bundes-, Landes-, Kreis- und Gemeindestraßen. chen Raumes abgestellt ist und dort zum Einsatz Dieses infrastrukturpolitische Engagement der öffent- gelangt, wo die wenig flexiblen Richtlinien-Vorausset- lichen Hand kommt gleichermaßen der gewerblichen zungen der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Wirtschaft, der Landwirtschaft sowie der Gesamtbevöl- regionalen Wirtschaftsstruktur" nicht vorliegen. Von kerung zugute. 1974 bis 1977 flössen aus diesem Programm knapp vier Mio DM in den Landesteil Schleswig. Aber auch Die Bemühungen der Landesregierung um den Abbau im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der immer noch vorhandenen Strukturschwächen in der regionalen Wirtschaftsstruktur" unternimmt die den Räumen nördlich des Nord-Ostsee-Kanals werden Landesregierung alle Anstrengungen, um im Gebiet unvermindert fortgesetzt. Eine Beseitigung des Struk- des Programm Nord regionalwirtschaftliche Entwick- turgefälles ist nicht von heute auf morgen zu erwarten. lungschancen zu eröffnen oder zu verbessern. Von Das intensive und koordinierte Zusammenwirken von den 12 Förderungsschwerpunkten im regionalen Ak- wirtschafts-, Verkehrs- und agrarpolitischen Aktivitä- tionsprogramm „Schleswig-Unterelbe" entfallen allein ten läßt aber erwarten, daß in überschaubarer Zukunft sieben auf den Landesteil Schleswig. Drei davon, das Ziel gleichwertiger Lebens Verhältnisse erreicht Bredstedt, Tönning und Kappein, konnten 1975 im werden kann. Dafür bleibt die enge Verzahnung des Zuge der Neuordnung der Regionalpolitik von der Programm Nord mit den regionalpolitischen Entwick- Landesregierung durchgesetzt werden. !n den lungsanstrengungen auch in Zukunft unabdingbar.

66 Friedrichstadt als Beispiet für einen länd- Dienstleistungen: Amtsverwaltung, Ne- lichen Zentralort, an dessen Förderung benstelle Wasser- und Schiffahrtsamt, das Programm Nord beteiligt war Treenehauptverband, Bundesbahn, Bun- despost, Polizeistation, Arbeitsamt-Ne- Einwohner im Ort: 3.000 benstelle, Groß- und Einzelhandel Einwohner im Nahbereich (5 km): rd, 3.500 Verkehrsverbindung: Bundesbahn, B 5, Erwerbstätige: 1.326 B 202, Hafen für Schiffe bis 350 t, Omni- buslinien Gewerbegebiet: 11 ha zwischen Bahnhof an der Strecke Hamburg - Westerland Freizeitangebot: Turn- und Sporthalle, und Bundesstraße 5/202 Freibad, Sportanlage, Tennis, Spielplatz, Minigolfanlage, Schießstand, Kegelbahn, Schulen: Grund-, Haupt-, Real-, Sonder- Segelanlage, Angeln, Theatergastspiele, schule, Dänische Schule Sportboothafen, Rudern Kranken Versorgung: Ärzte, Zahnärzte, Fachärzte, Apotheke

67 Notwendige Maßnahmen zur weiteren Verbesserung der Wirtschaftsstruktur im Landesteil Schleswig

Winfried Berweger

Die Aktivitäten der Industrie- und Handelskammer zu Flensburg sind in besonderer Weise darauf gerichtet, die wirtschaftsstrukturellen Nachteile des IHK-Bezirks zu beheben oder doch zumindest zu mindern. Die gewerblichen Unternehmen an Schleswig-Holsteins Westküste und nördlicher Ostküste liegen peripher zu den zentralen Absatzzentren und Beschaffungsmärk- ten in Westeuropa und Skandinavien. Die sich hieraus ergebende Standortungunst ist maßgeblich mitverant- wortlich für die verhältnismäßig schwache Industrie- ausstattung dieses Raumes. Dagegen sind der Handel und das Verkehrsgewerbe auf allen Stufen ausrei- chend besetzt. Eine Verbesserung der Wirtschaftsstruktur ist in den letzten Jahren, bereits durch eine zielgerichtete und planvolle Förderung und Intensivierung der Fremden- verkehrswirtschaft (Bild 1) wie durch den Ausbau des Wirtschaftsschwerpunktes Brunsbüttel erreicht wor- den. Aber auch die wirtschaftsnahen Maßnahmen des Programm Nord haben hieran einen wichtigen Anteil. Diese Erkenntnis und die Besorgnis eines sich in Zukunft noch verstärkenden Süd-Nord-Gefäiles veran- lassen die Industrie- und Handelskammer zu Flens- burg, sich stets aufs neue mit Nachdruck für eine besondere Berücksichtigung ihres Betreuungsgebie- tes einzusetzen. Als Global- und Einzelmaßnahmen sind aus Sicht der Kammer notwendig: 1. Die Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur, vor allem die Anbindung an die Wirtschaftszentren im Süden und Norden. Dabei stehen an bevorzugter Stelle: - Der Bau einer Küstenautobahn über die Unterelbe mit schnellem Anschluß an das Autobahnnetz im Westen der Bundesrepublik. Da der Elbtunnet aller Voraussicht nach das ständig steigende Verkehrs- aufkommen in den nächsten 20 Jahren nicht mehr bewältigen kann, ist eine zweite Elbquerung west- lich von Hamburg und möglichst dicht zum Indu- striezentrum Brunsbüttel und zur Westküste erfor- derlich. - Der zügige Weiterbau der Nord-Süd-Autobahn auf dänischem Boden mit der festen Querung des Gro- ßen Belts, Erst durch diesen Brückenschlag werden nicht nur die Wirtschaft in Jütland und auf Fünen, sondern auch die Wirtschaft im Landesteil Schles- wig, im Kieler Raum und in anderen Gebieten des Landes wieder einen schnellen Anschluß an die nordischen Wirtschaftszentren Kopenhagen und Malmö erhalten, - Die feste Kanalquerung bei Brunsbüttel als Voraus- setzung zur Entwicklung der Westküste, insbeson- dere des Dithmarscher Raumes. - Die Schaffung leistungsfähiger Querverbindungen von der Autobahn Hamburg-Flensburg an die West- Bild 1: Der Leuchtturm Westerheversand ist ein markanter küste. Fremdenverkehrspunkt im Bezirk der IHK Flensburg.

68 Bild 2: Stapellauf bei der Husumer Werft, Im Hinblick auf ihre regionalstrukturelle Bedeutung bedarf die gefährdete Schiff- bauindustrie besonderer Stützung. Einrichtung bzw. Ausbau qualifizierter Bildungsstät- ten. Dies gilt insbesondere für die vom Gesetz gefor- derte Technische Hochschule in Flensburg, für eine Erweiterung der Fachhochschule Flensburg durch - Die Umgehung der Stadt Husum, die Osttangente Aufnahme weiterer zukunftsorientierter Studiengänge der Stadt Flensburg und die neue Schleibrücke bei und für den Umbau der Pädagogischen Hochschule. Kappein. 6. Die verstärkte Erschließung des skandinavischen - Der Ausbau der Häfen Flensburg und Husum, um Marktes und der Märkte im Osten und Westen als eine der hier ansässigen Wirtschaft die notwendigen Gemeinschaftsaufgabe aller schleswig-holsteinischen Einrichtungen zu bieten und darüber hinaus die mit Wirtschaftskammern und der Landesregierung. dem Hafenstandortvorteil gegebenen Chancen Diese von der Industrie- und Handelskammer zu Flens- wahrzunehmen. burg vorgeschlagenen Maßnahmen sollten zu einem 2. Die Erhaltung und Verstärkung der Gemeinschafts- neuen Programm zusammengefaßt werden, um die aufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschafts- Strukturschwäche und Verkehrsferne der nördlichen struktur" sowie die Anwendung auch regionaler För- und westlichen Landesteile Schleswig-Holsteins zu derungsmittel zur Stützung der besonders gefährdeten überwinden und zugleich der drohenden Abwande- Schiff bau Industrie im Hinblick auf ihre regionalstruk- rung einer großen Zahl von Jugendlichen in den turelle Bedeutung (Bild 2). nächsten zehn Jahren zu begegnen. Zur Erarbeitung dieses Programms sind alle für die nördlichen und 3. Die nachhaltige Förderung der schleswig-holsteini- westlichen Landesteile Verantwortlichen aufgerufen, schen Westküste. Aus der Verantwortung für die be- sich - ähnlich wie das vor 25 Jahren im gleichen Raum sonders strukturschwachen Gebiete ist eine gleich bei der Planung des Programm Nord geschah - in starke Förderung der Westküste geboten, wie sie dem gemeinsamer, einvernehmlicher Arbeit zusammenzu- Zonenrandgebiet aufgrund der politischen Teilung be- finden mit dem Ziel, diesen Raum an der Grenze zu reits zukommt. unseren skandinavischen Nachbarn, diesen Kultur- und Wirtschaftsräum mit seinen vielfältigen Aufgaben 4. Die verstärkte Förderung der deutsch-dänischen und Chancen, diese europäische Grenzregion zu stär- Grenzregion und die Erarbeitung eines grenzüber- schreitenden Programms als Grundlage für eine ken und zu beleben. Die Kammer erkennt dankbar die wirtschaftliche und solche Förderung. Es ist notwendig, die mit den konzeptionelle Leistung des Programm Nord an, die in verschiedenen EG-Fondsg egebenen Chancen für die- vielfältiger Weise zur Stärkung dieses Raumes beige- sen Raum wahrzunehmen. tragen und der in ihm ansässigen gewerblichen Wirt- 5. Die Verbesserung der Bildungsinfrastruktur durch schaft nachhaltige Impulse gegeben hat. 25 Jahre „Programm Nord“ - aus der Sicht des Handwerks

Jürgen Schriewer

Als im Geschäftsbericht der Handwerkskammer für die daß aus methodischen Gründen keine eindeutige Kau- Jahre 1952 bis 1954 zum erstenmal das Programm salität nachgewiesen werden kann. Nord im Zusammenhang mit dem Rückgang der Ar- Dennoch ist es möglich, anhand einiger wichtiger beitslosigkeit erwähnt wurde, ahnten wohl nur wenige, Fakten und Entwicklungen darzustellen, daß Wirkun- eine wie starke Wirkung dieses Programm im Laufe der gen und Wechselwirkungen nicht unerheblich gewe- Jahre auch auf das Handwerk haben würde. Es ist aus sen sind. der Sicht des Handwerks ein Verdienst, daß die Väter Zunächst haben sich durch die erheblichen, sich über des Programm Nord dieses nicht als ein rein landwirt- viele Jahre in verhältnismäßig großer Konstanz hinzie- schaftliches Programm gesehen haben, sondern daß henden investiven Aufwendungen in den betroffenen sie die wirtschaftliche Förderung der gesamten Region Räumen multiplikative Einkommenswirkungen erge- im Auge hatten. Diese Zielsetzung war für das Hand- ben. Die dadurch bewirkte Belebung der Nachfrage werk, das in vielfältiger Weise mit der Gesamtwirt- auch nach handwerklichen Gütern hat sich eindeutig schaft verbunden ist, von hoher Bedeutung. Konnte sie positiv auf die Handwerksbetriebe ausgewirkt. verwirklicht werden? Rückschauend wird man diese Darüber hinaus ist die durch das Programm bewirkte Frage bejahen können. Nachfrage nach Investitionsgütern für das Wachstum Anfang der fünfziger Jahre gehörten die Westküsten- bestimmter Handwerkszweige von größter Bedeutung. kreise zu den schwierigen Problemgebieten. Die Lage Nach den Ergebnissen der Handwerkszählungen wur- des Handwerks war außerordentlich angespannt. Die den im Bau- und Ausbaugewerbe 1956 im Kreis Süd- Arbeitslosigkeit lag höher als 30 v.H. tondern, der sich mit dem Erschließungsraum A des Anfang der siebziger Jahre sah das Bild anders aus. Programm Nord weitgehend deckt, in den 237 Hand- Das Handwerk erwirtschaftet im Bundesdurchschnitt werksbetrieben mit 2.046 Beschäftigten Jahresumsät- rund 11 v.H. des Sozialproduktes und ist damit ein ze von gut 19 Mio DM erzielt, im metallverarbeitenden wesentlicher Wirtschaftsfaktor. In den industriearmen Handwerk, das ebenfalls stark vom Bauwesen befruch- und vorwiegend agrarisch strukturierten Gebieten des tet wird, waren es in 206 Betrieben mit 981 Beschäftig- Programm Nord liegt der Anteil noch höher. In einer ten insgesamt rund 17,5 Mio DM. Bei diesen Urnsatz- Untersuchung über die regionale Verteilung der hand- größen bedeuten die Ist-Aufwendungen im Programm werklichen Leistungskraft im Handwerkskammerbe- Nord allein für den Bereich des Siedlungswesens zirk Flensburg konnte festgestellt werden, daß Lei- 1956 4 551 Mio DM stung und Ertragskraft der Handwerksbetriebe in den 1957 9 372 Mio DM stark agrarisch bestimmten Westküstenkreisen nicht 1958 17 624 Mio DM hinter den östlichen Kreisen des Kammerbezirkes zu- 1959 15 636 Mio DM rückstehen. Diese Beurteilung gilt nach wie vor. außerordentlich viel! Der Vergleich macht überdeut- Wenn der Frage nachgegangen werden soll, welche lich, wie erheblich die direkten Auswirkungen auf das Wirkungen das Programm Nord auf die Handwerks- Bau- und Ausbaugewerbe in jenen Jahren gewesen wirtschaft hat, dann muß vorweg festgestellt werden, sind. Noch wichtiger, weil von dauerhafter Wirkung,

Das Landhandwerk hat die notwendige Umstellung nicht nur passiv erlitten ...

70 .,. sondern aktiv aufgenommen.

sind die strukturellen Veränderungen, die das Pro- verzeichnen. Das gleiche gilt für das Schlosser- und gramm Nord im Sinne einer höheren Produktivität, Maschinenbauerhandwerk, wie auch für das Kraftfahr- sowohl der Landwirtschaft als auch der Handwerks- zeughandwerk. Die Umstellung dieser großen land- wirtschaft, bewirkt hat. Das gilt sowohl direkt im Blick handwerklichen Berufszweige wurde nicht nur passiv auf die betrieblichen Leistungsstrukturen als auch für erlitten, sondern aktiv aufgenommen. Um bei diesen die Verbesserung der Infrastrukturen mit ihren produk- Aufgaben eine Hilfestellung zu geben, wurde am 1. tivitätsfördernden Wirkungen. Das Handwerk hat die September 1956 eine landhandwerkliche Beratungs- Anstöße des Programm Nord aufgegriffen, seine Pro- stelle für das Land Schleswig-Holstein bei der Hand- duktivität erhöht und in seinem Bereich zu einer werkskammer Flensburg auf Anregung der Bundesre- weiteren Belebung der Nachfrage nach Investitionsgü- gierung eingerichtet. Die Umstellung war Anfang der tern und Dienstleistungen beigetragen. So hat sich sechziger Jahre weitgehend vollzogen. In den Gebie- eine Ketten- und Wechselwirkung ergeben, die der ten des Programm Nord ging die Anpassung am Wirtschaft des Gesamtraumes in nachhaltiger Weise frühesten und zügigsten vonstatten. förderlich wurde. Im ländlichen Baugewerbe war es Die Kritik, das Programm Nord habe sich zu einseitig möglich, durch verbesserte Verfahren, durch höheren auf eine Förderung der landwirtschaftlichen Betriebe Einsatz von Maschinen und Geräten, durch Anwen- gerichtet, ist aus der Sicht des Handwerks unbegrün- dung neuer Materialien den Anforderungen an ein det. Gerade in der Konzentration der Mittel zur Verbes- rationelles und damit kostengünstiges landwirtschaft- serung der landwirtschaftlichen Produktionsstruktu- liches Bauen zu genügen. Die Bemühungen, landwirt- ren und zur Verbesserung der ländlichen Infrastruktur schaftliche Betriebsgebäude zu typisieren und damit lag der Erfolg. Durch die Stabilisierung der Landwirt- einer industriellen Fertigung und Montage im Bauka- schaft haben sich dauerhafte, fördernde Wirkungen für stensystem zugänglich zu machen, haben sich nicht das ansässige Gewerbe und die Handwerkswirtschaft durchsetzen können. Im Blick auf die Gesamtwirt- ergeben. schaft dieses ländlichen Raumes muß das als äußerst Mit der weiteren Entwicklung des ansässigen Gewer- positiv bewertet werden, ist doch auf diese Weise bes stellt sich natürlich die Frage, wie solche Entwick- Wirtschaftskraft erhalten geblieben, die bei einer indu- lungen lokalisiert werden sollen. Eine vernünftige Zen- striellen, räumlich konzentrierten Produktion mit Si- trierung in den ländlichen Zentralorten ist dabei unbe- cherheit verlorengegangen wäre. stritten. Andererseits muß aber gerade bei der Neuer- Auch in anderen Handwerksgruppen, die mit den richtung landhandwerklicher Betriebe, die bei ihrer ländlichen Betrieben und der Landbevölkerung in geringen Größe keine Umweltprobleme nach sich zie- direkter Beziehung standen, haben sich ähnliche Ent- hen, darauf geachtet werden, daß ihre Ausweitung wicklungen vollzogen, wobei die inneren strukturellen oder Ansiedlung auf dem Lande nicht verzögert oder Veränderungen teilweise gravierend waren. So haben gar verhindert wird. Mangelhafte Ausweisungen von die Stellmacher andere Berufsinhalte suchen oder Gewerbegebieten würden zur unnötigen Schwächung ihren Betrieb einstellen müssen. Die Sattler haben mit örtlicher Wirtschaftskraft führen. In den vielfältigen dem Rückgang des Pferdebestandes ihre Lebens- Verhandlungen bei der Aufstellung von Flächennut- grundlage verloren. Die Müller haben die Mehlerzeu- zungs- und Bebauungsplänen sollte auf diesen Punkt gung fast völlig aufgegeben. Das Schmiedehandwerk hingewiesen werden, um die fruchtbaren Wirkungen, hat sich vollkommen umstellen müssen. Die Landma- die das Programm Nord in unserer Landschaft gezei- schinenmechaniker hatten ein lebhaftes Wachstum zu tigt hat, noch weiter zu verstärken.

71 Ein Blick zum Nachbarn: Gebietsförderung und Regionalplanung in Nordschleswig

Erik Jessen

1. Gebietsförderung penhagener Raum und um die größeren Städte zur Folge hätte. Einer solchen Entwicklung wollte man Eine bewußte Gebietsförderungspoltik mit u. a. finan- entgegentreten. zieller Unterstützung an private Unternehmen wurde in Die jetzt schon erreichten Ergebnisse sind zufrieden- Dänemark 1958 durch das Gesetz für Gebietsförde- stellend. Über die gesetzliche Gebietsförderung hinaus rung verwirklicht. Zu diesem Zeitpunkt erkannte man ist es auch von erheblicher Bedeutung gewesen, daß in steigendem Maße, daß die Entwicklung in gewissen die Landwirtschaft in den sechziger Jahren viele Ar- Gebieten des Landes stagnierte oder sogar zurückging beitskräfte freigab, was bei der damaligen Hochkon- und daß ein Andauern dieser Tendenz die „Schiefheit" junktur bewirkte, daß viele Industriebetriebe bei ihrer des Landes verstärken würde, was wiederum eine Suche nach Arbeitskräften in die ursprünglichen Land- weitere Ballung von Menschen und Industrie im Ko- wirtschaftsgebiete übersiedelten.

SØnderjyllands amtskommune (Nordschleswig) Finanzielle Unterstützung im Rahmen der Gebietsför- derung - dabei handelt es sich um Staatsgarantien und insbesondere Staatsdarlehen - ist nur in Nord-, West- und Südjütland sowie auf Langeland und Lolland-Fal- ster und einzelnen anderen Bezirken zu erreichen. In Sonderjyllands amtskommune (Großkreis Nordschles- wig) ist die Förderung möglich mit Ausnahme der Gemeinden Haderslev, Vojens und Christiansfeld und dem Gebiet der Insel Alsen und der Gemeinden Sunde- ved und Broager. Die höchstmögliche Unterstützung durch staatliche Zuschüsse bis zu 25 v.H. der Investi- tionsausgaben ist in den westlichen und den grenzna- hen Bezirken des Landesteils zu erreichen, d. h. in den Gemeinden Skærbæk, Bredebro, Hojer, Tonder, Logumkloster, Tinglev und Bov (Karte; Bild 1). Die staatliche Gebietsförderung ist von nicht zu unter- schätzender Bedeutung für diese Bezirke Nordschles- wigs. Als Beispiel ist erwähnenswert, daß in den Jahren 1958 bis 1975 insgesamt 111 Unternehmen geholfen worden ist mit einem Gesamtbetrag von 103 Mio Kronen. Man kann schwerlich ganz genau sagen, welche Bedeutung die Gebietsförderung bis heute gehabt hat, aber in den 25 Jahren von 1950 bis 1975 sind in Nordschleswig 195 neue Unternehmen gegrün- det worden, davon 48 Übersiedler aus anderen Teilen des Landes. Die Anzahl der Beschäftigten dieser neu- gegründeten Unternehmen beträgt 6.500, der Anteil der Übersiedler macht 2.200 aus. In denselben 25 Jahren ist die Anzahl der selbständi- gen Landwirtschaftsbetriebe von gut 14.000 auf knapp 10.000 und die Anzahl der Hilfskräfte in der Landwirt- schaft auf etwa 2.000 zurückgegangen. Die Anzahl der Industrieunternehmen ist von 187 auf 300 gestiegen. Hier ist die Anzahl der Beschäftigten von 5.500 auf nicht weniger als 22.000 hinaufgeklettert. Insgesamt erscheint diese Entwicklung zufriedenstellend, wenn Bild 1: Die alte Gemeinde Tonder (Tondern) im westlichen man dabei die gesamte wirtschaftliche Strukturände- Landesteil gehört zu den Gebieten mit der höchsten För- rung berücksichtigt, die sich in diesem Zeitraum in derpräferenz. Dänemark ergeben hat.

72 Bild 2; Auch die kleineren Ge- meinden - hier Augustenborg auf Alsen - sollen angemesse- ne Entwicklungschancen er- halten.

2. Regionalplanung diese Entwürfe wird mit den Gemeinden verhandelt; säe werden sechs Monate lang zur öffentlichen Diskus- In Dänemark gibt es keine lange Tradition für eine sion gestellt. Nachdem die Entwürfe öffentlich debat- öffentliche Lenkung und Koordination der Landespla- tiert worden sind, erarbeitet dann der Kreistag den nung. Bis zum heutigen Tag sind hauptsächlich die Vorschlag zum endgültigen Regionalplan. verschiedenen Aufgabenbereiche des Staates auf län- gere Sicht geplant worden. Darüber hinaus haben aber auch die meisten Gemeinden für die Planung der SØnderjyllands amtskommune künftigen Städteentwicklung ein nicht geringes Inter- (Nordschleswig) esse gezeigt. Die Kommunalreform 1970 hat die verwaltungsmäßige In Sonderjyllands amtskommune (Nordschleswig) sind Einteilung Dänemarks geändert. Kleinere Gemeinden wir in einer der letzten Phasen, da der Kreistag im wurden zu größeren Einheiten zusammengelegt, um Augenblick im Begriff ist, den Vorschlag zum endgülti- den im Laufe der sechziger Jahre erfolgten Zuwachs gen Regionalplan auszuarbeiten. Aus der bisherigen an öffentlichen Aufgaben finanziell und administrativ Debatte - an der sich etwa 10.000 Menschen oder etwa zu bewältigen. vier v.H, der Bevölkerung beteiligt haben - ist hervor- Im Kielwasser der Kommunalreform wurden umfang- gegangen, daß dieser Regionalplan eine abgewogene reiche Reformen durchgeführt, die eine geänderte Entwicklung des Landesteils anstreben soll, da das Verteilung der Aufgaben und finanziellen Lasten zwi- bisherige Wachstum in ziemlich großem Umfang im schen Staat, Kreis und Gemeinden mit sich gebracht östlichen Teil des Großkreises stattgefunden hat, wäh- haben. So hat man eine Plangesetzreform mit dem Ziel rend die Entwicklung im mittleren und westlichen Teil durchgeführt, die übergeordnete Planungsarbeit zu Nordschleswigs bescheidener gewesen ist. stärken. Das Hauptziel dieser Plangesetzreform ist Ein zweites Problem ist das Verhältnis zwischen den - die Gesetzgebung zu vereinfachen, jeweiligen Städten. Die Auffassung geht heute dahin, - die Zuständigkeiten zu dezentralisieren und auch den kleineren Ortschaften angemessene Ent- - den Bürgern Miteinfluß zu geben. wicklungsmöglichkeiten zu gewährleisten (Bild 2). Die Planungsgesetzgebung verpflichtet den einzelnen Der Nordschleswigsche Regionalplan sollte grund- Kreis, einen Regionalplan auszuarbeiten, der solche sätzlich versuchen, alle oben erwähnten „Schiefhei- Belange berücksichtigen soll wie Lenkung des Städte- ten" zu beseitigen. Vor allen Dingen könnte eine und Ortschaftenwachstums, Einteilung der Region in verbesserte Infrastruktur dazu beitragen, daß allen Landwirtschafts-, Gewerbe- und Erholungsgebiete, Mitbürgern des Landesteils zumutbare Berufs- und Unterbringung von besonders umweltverschmutzen- Dienstleistungsmöglichkeiten gesichert werden. Man den Industrien und viel anderes dieser Art. Dieser muß sich deswegen bemühen, öffentliche Einrichtun- Planungsvorgang ist eingeleitet. Dabei ist als Prinzip gen und Institutionen auch in kleineren Orten unterzu- festgelegt, daß die Ausarbeitung eines Regionalplans bringen, so daß man die Zielsetzung der gleichen „von unten" her beginnen soll. Es wird demzufolge Chance und der abgewogenen Entwicklung zugunsten den Gemeinden auferlegt, Ideen und Vorschläge zur der strukturschwächeren Gebiete fördert. Entwicklung der Region auszuarbeiten, die dann dem In Nordschleswig sind wir der Hoffnung, daß der Kreis zu übergeben sind. Danach vergleicht der Kreis- Regionalplan zugleich ein Entwicklungsplan sein wird, tag diese Vorschläge und erarbeitet auf dieser Grund- der in den künftigen Jahrzehnten die weitere harmoni- lage mehrere Entwürfe zu einem Regionalplan. Über sche Entwicklung des Landesteils sichern kann.

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25 Jahre Landentwicklung mit Augenmaß

Arnd v. Reinersdorff

„Es wurde tatsächlich bis in den Grund und Boden das 25 Jahre konzentrierter Mitteleinsatz im Programm Land verändert", lesen wir in der Chronik von Nord haben zu deutlich erkennbaren Erfolgen geführt. aus dem Jahre 1977. Verwandelt aber wurden nicht nur Auch davon zeugen im einzelnen die Beiträge und die dieses Dorf und diese Landschaft, deren urwüchsige Tabellen im Anhang, Die entscheidende „Erfolgszahl" Schönheit Emil Nolde so liebte und der er in seinen ist das Verhalten der Bevölkerung, deren Abwande- Lebenserinnerungen den wehmütig zornigen Nachruf rung in Grenzen gehalten werden konnte. Die Raum- gewidmet hat: „Doch der Zukunft bleiben wohl nur ordnungsberichte der Landesregierung von 1974 und noch kleine, dunkle Wasserlöcher, gleich Gottesträ- 1978 liefern hierfür stichhaltige Beweise. nen, geweint um eine in Alltäglichkeit verwandelte Für den jedoch, der das Bild dieser Landschaft noch Urschönheit". Ob die Bauern, z. B. im benachbarten aus der Vergangenheit erinnern kann (z. B. etwa Bild 2), Neukirchen (Bild 1) die Wandlungen durch ein umfas- bezeugt das Luftbild die Auswirkungen des Pro- sendes Landeskulturwerk ebenso negativ beurteilen? gramm Nord in vorzüglicher Weise.

Erfahrungen Die Zukunft 25 Jahre langfristig geplante Landentwicklung im Pro- 25 Jahre Erfahrung mit der Landentwicklung im Pro- gramm Nord beweisen, daß man auf der Ebene eines gramm Nord lassen auch einen Blick in die Zukunft zu. Landes Problemgebiete erkennen und gemeinde- Wenn etwas den Erfolg verbürgte, so war es die Abkehr scharf abgrenzen kann. Pragmatisch aufgefaßt, gibt es von Einzelmaßnahmen. Diese Erkenntnis hat sich ausreichende und überzeugende Kriterien, die Be- heute allgemein durchgesetzt. Darüber hinaus hebt die nachteiligung eines Raumes zu erfassen. Die Tabellen Tendenz, benachteiligte Gebiete künftig europaweit zu im Anhang werden auch den Skeptiker davon überzeu- fördern, die Bedeutung des Programm Nord. Der gen, daß hier ein Gebiet gezielt gefördert wurde, das „Europäische Fonds für regionale Entwicklung" z. B. eine zurückliegende Agrar- und Wirtschaftsstruktur will Förderungsmaßnahmen nur noch im Rahmen von aufwies. Regionalentwicklungsprogrammen durchführen, in 25 Jahre umfassende Landentwicklung im Programm denen unter Abstimmung mit der Regionalpoiitik die Nord zeigen weiter, daß man ein ganz spezifisches Ziele der Entwicklung sowie die sachlichen und räum- Instrumentarium für die Entwicklung eines Problemge- lichen Prioritäten des Mitteleinsatzes festgelegt wer- bietes auswählen und mit Erfolg über lange Zeiträume den. Derartige Programme sind keine Utopie. 25 Jahre auf dieses Gebiet konzentrieren kann. Die Fülle der Landentwicklung im Programm Nord beweisen die vorstehenden Beiträge belegt, wie vielseitig und flexi- Realisierbarkeit. Es liegt daher im Landesinteresse, ein bel, wie zugleich auf Wesentliches klug beschränkt bestehendes, bewährtes Regionalprogramm auch in- dieses Instrumentarium ist. Sie belegt zugleich den stitutionell unverändert weiterzuführen. durch Erfahrungen ständig ausgelösten Wandel im einzelnen. Programm Nord als eindrucksvoller sachli- Bild 1: Alter Hof in Neukirchen. cher, räumlicher und insbesondere finanzieller Schwerpunkt der Strukturpolitik des Landes beinhaltet das politische Bekenntnis zu einem strukturschwa- chen Gebiet. 25 Jahre konsequent durchgehaltene Landentwick- lung im Programm Nord belegen aber auch, daß man in einem Regionalprogramm die verschiedensten Auf- gaben und Dienststellen koordinieren kann. Der Pla- nungsvorgang ist deswegen so effektiv und zeitspa- rend, weil er im „Gegenstromprinzip" erfolgt: Aus den Fachministerien werden die voraussichtlich verfügba- ren Mittel eingegeben - von den Kreisen und Ämtern die für erforderlich gehaltenen Projekte. Geld und Projekte werden von der Geschäftsführung zu Arbeits- programmen zusammengestellt und von der Gesell- schafterversammlung unter Vorsitz des Ministerpräsi- denten und unter Beteiligung der Minister für Ernäh- rung, Landwirtschaft und Forsten und der Finanzen verbindlich beschlossen. Als besonders wirksam hat sich dabei erwiesen, daß die Landkreise als Gesell- schafter in die Verantwortung eingebunden sind.

75 Bild 2: Fast baum- und strauchlos, ohne menschliche Besied- lung - ein Bild der Landschaft vor Beginn des Programm Künftig gilt es, diesen Stand zu sichern. Vordringlich ist der Ausbau zentraler Wasserversorgungsanlagen noch im Treene-Gebiet und in Nord- und Südangeln. Ziel des Programms Nord bleibt weiterhin Künftig wird eine großräumige, zentrale Regelung der - die Produktivität der landwirtschaftlichen Betriebe Abwasserprobleme im ländlichen Raum weder finanzi- zu verbessern, ell möglich noch sachlich unbedingt notwendig sein. - die infrastrukturelle Ausstattung der Gemeinden zu Einfachere und kostengünstigere Lösungen werden ergänzen, die Weiterentwicklung des ländlichen Raumes ermög- - eine gesunde Landschaft zu erhalten bzw. zu ge- lichen, ohne die Gewässergüte negativ zu beein- stalten, flussen. damit die Bevölkerung auch künftig in ihrem Lebens- Allgemein hat eine stabile und gepflegte Landschaft bereich Wohnung und Arbeit findet. heute einen hohen Stellenwert für das ,,Ferienland Rahmen und Angelpunkt der Entwicklungsmaßnah- zwischen den Meeren". Das Programm Nord hat dazu men ist unverändert die Flurbereinigung, wobei aller- von Anfang an durch Waldbildung und Windschutz dings -entsprechend gewandelten Erkenntnissen und beigetragen. Noch weit entfernt von dem angestrebten Notwendigkeiten - nicht mehr in allen Gemeinden eine Bewaldungsanteil von 12 bis 14 v.H. wird diese Arbeit umfassende Bereinigung notwendig ist. Insgesamt be- verstärkt fortgesetzt werden müssen, gerade weil dürfen noch gut 90 000 ha, d. s. rund 12 v.H. der Fläche Waldbildung und Bestandspflege von Natur aus hier des Programm Nord, einer Flurbereinigung. schwierig sind und wenngleich die Herausnahme von Vier gezielte Wegebauprogramme laufen mit beträcht- Flächen aus der landwirtschaftlichen Nutzung noch licher Unterstützung aus Brüssel. Nach erfolgreicher keine entscheidende Rolle spielt. Beendigung werden die meisten Gemeinden über eine In einer Zeit schwächeren Wirtschaftswachstums sind solide Grundausstattung verfügen. alle Planungen für diesen strukturschwachen ländli- Auch künftig müssen durch die Regelung der wasser- chen Raum darauf bedacht, in Übereinstimmung mit wirtschaftlichen Verhältnisse die Voraussetzungen für den Zielen der Landesplanung und in engster Zusam- die Erschließung geschaffen werden. Nur wenn die menarbeit mit der regionalen Wtrtschaftsförderung, Einzelmaßnahmen weiter so erfolgreich wie bisher das vorhandene Entwicklungspotential auszuschöpfen aufeinander abgestimmt werden, sind optimale Ergeb- und die vorhandenen landwirtschaftlichen und ge- nisse möglich. Künftige Schwerpunkte liegen in der werblichen Arbeitsplätze zu halten. Die Förderung der Eiderniederung, in Angeln, aber auch in Süderdithmar- Infrastruktur zum Nutzen des gesamten Raumes steht schen, wo die Eindeichung der Meldorfer Bucht jetzt gleichberechtigt neben der Förderung entwicklungs- die Möglichkeit einer durchgreifenden Verbesserung fähiger landwirtschaftlicher Betriebe. Das Programm bietet. Besondere Sorgfalt erfordert die wasserwirt- Nord allein kann die Zukunft des Planungsgebietes schaftliche Regelung in der 1978 in das Programm nicht sichern. Es trägt aber - wie sehr eindringlich aus einbezogenen WiIstermarsch. der nachstehend wiedergegebenen Antwort der Lan- In den ehemaligen Wassermangelgebieten im Norden desregierung auf eine „Kleine Anfrage" hervorgeht und Westen ist der Ausbau zentraler Wasserversor- - entscheidend dazu bei, daß dieser ländliche Raum gungsanlagen so weit abgeschlossen, daß von einem auch künftig von einer lebendigen Wirtschaft getragen Wassernotstand nicht mehr gesprochen werden kann. wird.

76 Äcker und Weiden umgeben heute das ehemalige Heidedorf aufgeforstete Waldflächen - rechts oben ist einer der weni- Tinningstedt. Aufgelockert, durchgrünt und gepflegt liegt es gen alten Wälder erkennbar, der zum „Eckpfeiler" des Wind- inmitten großzügig gegliederter Felder, wasserwirtschaftlich schutzsystems wurde - in einer Landschaft, die durch Wind- gesunder Acker- und Grünlandflächen. Entwicklungsfähige schutzanlagen bei den Höfen und an den Wegen klar geglie- landwirtschaftliche Betriebe, ein leistungsfähiges Wegenetz dert ist und von Naherholung und Fremdenverkehr längst - links unten im Bild ein neu ausgelegter Weg - neu entdeckt wurde, das ist das Ergebnis des Programm Nord.

77 SCHLESWIG-HOLSTEINISCHER LANDTAG Drucksache 8/1611 8. Wahlperiode 16. 11. 78

Im Juni 1973 forderte der Landtag die Landesregierung einstimmig auf, sich „verstärkt für eine wettere beson- dere Förderung des Landesteils Schleswig einzuset- zen, um entsprechend dem Auftrag des Grundgesetzes gleiche Lebensbedingungen herzustellen".

Die Landesregierung hat ihre regionale Wirtschaftspo- litik nach dem Grundsatz konzipiert, daß die Intensität der Förderung nach den jeweiligen räumlichen Struk- turerfordernissen und Entwicklungsmögtichkeiten ausgerichtet sein muß. Da der Landesteil Schleswig (Planungsraum V = kreisfreie Stadt Fiensburg sowie die Kreise Nordfriesland und Schleswig-Flensburg) wegen seiner peripheren Lage zu den strukturell schwächsten Gebieten des Landes Schleswig-Holstein gehört, hat die Landesregierung diesem Teil des Lan- des schon immer eine besondere Förderung zuteil werden lassen. Der Landtagsbeschluß vom 19. Juni 1973 bedeutet für die Landesregierung vor allem eine breite parlamentarische Unterstützung ihrer schon in der Vergangenheit verfolgten Politik. Die Landesregierung hat ihre Bemühungen seitdem welter intensiviert, was unter den gegebenen gesamt- wirtschaftlichen Bedingungen der damals schon auf- keimenden und dann lang anhaltenden Rezession mit hoher Dauerarbeitslosigkeit nicht ohne erhebliche Schwierigkeiten zu bewerkstelligen war. Kleine Anfrage des Abg. Meyer (SSW) 1. Welche Maßnahmen hat die Landesregierung in und Verfolgung dieses Beschlusses seitdem zur beson- deren - d. h. über das durchschnittliche im Land Antwort Schleswig-Holstein praktizierte Maß hinausgehen- den - Förderung des Landesteils Schleswig durch- der Landesregierung - Minister für Wirtschaft und geführt? Verkehr - Im Vordergrund der Bemühungen der Landesregie- rung um eine weitere verstärkte Förderung des Lan- desteils Schleswig standen seit 1973 bis heute Maß- nahmen, die der Schaffung neuer und der Erhaltung bestehender Dauerarbeitsplätze dienen. Zur Palette der Maßnahmenaktivitäten im Landesteil Schleswig Förderung des gehörten vor allem die Förderung der gewerblichen Wirtschaft einschließlich der wirtschaftsnahen Infra- Landesteils Schleswig struktur, der Ausbau der beruflichen Bildung, die Verbesserung der Agrarstruktur, die Weiterentwick- lung der Verkehrsinfrastruktur sowie der Ausbau von Einrichtungen des Bildungs- und Sozialwesens.

l. Gewerbliche Wirtschaft Der Landesregierung standen folgende Förderungsin- strumente zur Errichtung neuer und Erweiterung be- stehender Betriebe zur Verfügung: a) Der Rahmenplan der Gemeinschaftsaufgabe „Ver-

78 besserung der regionalen Wirtschaftsstruktur" zur Verfügung gestellt Das sind etwa 20 Prozent aller (GA), Mitte), die für diese Maßnahmengruppe im Bereich der Gemeinschaftsaufgabe bereitstehen. b) das Landesprogramm Industrieförderung unter be- sonderer Berücksichtigung strukturschwacher Ge- Eine weitere besondere, deutlich über den Landes- biete (LPI), durchschnitt hinausgehende Förderung erfuhr das Fremdenverkehrsgewerbe im Landesteil Schleswig, c) das landeseigene Mittelstandsstrukturprogramm (MSP) sowie das in dieser Region eine strukturbestimmende Rolle spielt. 1974 bis 1977 flössen rd. 2 Mio DM, das sind d) Konjunktur- und mehrjährige Investitionspro- 32 Prozent der für das Fremdenverkehrsgewerbe in gramme. Schleswig-Holstein Insgesamt vorgesehenen GA-Mit- tel, in den Landesteil Schleswig. Zu a) Gemeinschaftsaufgabe Auch die öffentlichen Fremdenverkehrseinrichtun- „regionale Wirtschaftsstruktur" gen im Landesteil Schleswig wurden aus Gemein- Die Förderung im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe schaftsaufgabermitteln überdurchschnittlich gefördert. im Landesteil Schleswig hat in den vergangenen 3 Jah- Im Zeitraum 1974 bis 1977 wurden für öffentliche ren an Effizienz gewonnen. Im Zuge der Neuordnung Fremdenverkehrseinrichtungen Zuschüsse in Höhe der Regionalpolitik im Rahmen der Gemeinschaftsauf- von 15,1 Mio DM eingesetzt; das sind 43 Prozent der gabe im Jahre 1975 konnte die Landesregierung die gesamten schleswig-holsteinischen GA-MIttel für die- Anerkennung von Bredstedt, Tönning und Kappein als sen Maßnahmenbereich. neue Schwerpunktorte mit Förderpräferenzen von Das Ergebnis der intensiven und überdurchschnittli- 15 Prozent durchsetzen. Zugteich wurden Husum und chen Fremdenverkehrsförderung im Landesteil Schleswig sogenannte übergeordnete Schwerpunkt- Schleswig ist ein Investitionsvolumen von rd. 72 Mio orte mit Förderpräferenzen von 20 Prozent bzw. 25 DM (gewerbliche und Infrastrukturinvestitionen), an Prozent. deren Förderung allerdings auch Mittel anderer Pro- Von 12 Schwerpunktorten des regionalen Aktionspro- grammbereiche des Landes, wie z. B. solche aus dem gramms „Schleswtg-Unterelbe" entfallen damit sie- kommunalen Investitionsfonds, aus ERP-Programmen ben auf den Landesteil Schleswig. Von vier übergeord- und aus Sonderprogrammen, in Höhe von rd. 10 Mio neten Schwerpunktorten des regionalen Aktionspro- DM beteiligt waren. gramms „Schleswig-Unterelbe" entfallen allein drei auf den Landesteil Schleswig. Die Schwerpunktdichte Zu b) Landesprogramm Industrieförderung in diesem Raum liegt damit deutlich über dem Durch- schnitt des Landes. Die Förderung nach dem Rahmenplan der Gemein- schaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirt- Diese Verstärkung des regionalpolitischen Grundgerü- schaftsstruktur" wird nach bundeseinheitlichen Re- stes irrt Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe hat Förde- geln durchgeführt, die unterschiedlichen Strukturan- rungsergebnisse gezeigt, die in Sonderheit wegen der forderungen in einzelnen Teilräumen nicht immer aus- langjährigen Rezession zwar nicht überdurchschnitt- reichend angepaßt sind. Das Landesprogramm Indu- lich gewesen sind, jedoch angesichts der Strukturge- strieförderung ist dagegen auf einen räumlich und gebenheiten im Landesteil Schleswig durchaus eine sachlich flexibleren Einsatz von Förderungsmitteln positive Beurteilung verdienen. Im Zeitraum von 1974 ausgerichtet und konzentriert sich vor allem auf den bis 1977 wurden für die Errichtung und Erweiterung Landesteil Schleswig sowie andere besonders struk- von gewerblichen Produktionsbetrieben sowie für turschwache Gebiete Schleswig-Holsteins. Aus dem Maßnahmen der grundlegenden Rationalisierung Landesprograrnm Industrieförderung flössen von 1974 über 13 Mio DM Zuschüsse aus Gemeinschaftsaufga- bis 1977 knapp 4 Mio DM für betriebliche Investitionen bemitteln gewährt und damit ein Investitionsvolumen in der gewerblichen Wirtschaft des Landesteils Schles- von nahezu 200 Mio DM induziert. Über 1000 Arbeits- wig. Dieser Betrag macht rd. 16 Prozent der gesamten plätze sind dadurch neu entstanden. in Schleswig-Holstein aus diesem Landesprogramm geflossenen Mittel aus. Die Förderung der Erschließung von Industrie- und Gewerbeflächen war eine wichtige Voraussetzung für Zu c) Mittelstandsstrukturprogramm die bisher erzielten Förderergebnisse. Im Zeitraum 1974 bis 1977 wurden dafür 7 Mio DM aus GA-Mitteln Das Mittelstandsstrukturprogramm gehört zu jenen bereitgestellt. Im bisherigen Verlauf des Jahres 1978 Förderungsinstrumenten, die auf die mittelständische wurden für die Maßnahmengruppe Erschließung von Betriebsstruktur ländlicher Räume zugeschnitten sind. Industriegetände im Landesteil Schleswig 2,3 Mio DM Die Mittel dieses landeseigenen Förderungspro-

79 gramms werden daher bevorzugt im Landestei! II. Berufliche Bildung Schleswig eingesetzt. Jährlich werden Vorabquoten in Maßnahmen zum Ausbau der beruflichen Bildung kon- unterschiedlicher Höhe je nach voraussichtlichem zentriert die Landesregierung in zunehmendem Maße Bedarf festgelegt. auf den Landesteil Schleswig, weil dies nicht nur die Von 1974 bis 1977 wurden aus dem Mittelstandsstruk- bekannten strukturellen Entwicklungserfordernisse turprogramm Darlehen in Höhe von 37 Mio DM verbil- dieses Raumes verlangen, sondern auch wegen der ligt, wodurch ein Investitionsvolumen im Betrage von besonderen demographischen Entwicklung dieses rd. 90 Mio DM ausgelöst werden konnte. Landesteils. Schon in den Jahren seit 1973 sind für Maßnahmen zur Allen im Rahmen der vorerwähnten Programme a) bis Ergänzung, Vervollständigung oder Modernisierung c) gestellten Anträgen aus dem Landesteil Schleswig von überbetrieblichen Ausbildungsstätten, Landesbe- ist entsprochen worden, wenn die jeweiligen Richt- rufsschulen und Fachschulen erhebliche Investitionen linienvoraussetzungen erfüllt waren. In anderen Fällen im Landesteil Schleswig durchgeführt worden. Für wurde auch von richtliniengemäßen Ausnahmemög- Einrichtungen dieser Art wurden seit 1973 rd. 5 Mio lichkeiten weitgehend Gebrauch gemacht. DM im Landesteil Schleswig investiert. Den Anforde- rungen der Wirtschaft nach entsprechenden Ausbil- Zu d) Konjunktur- und mehrjährige dungsplätzen wurde damit in qualitativer und auch in lnvestitionsprogramme quantitativer Hinsicht voll entsprochen. Die Landesregierung war besonders bemüht, bei der Im Hinblick auf einen vergleichsweise hohen Ausbil- Maßnahmenauswahl und der Mittelverteilung im Rah- dungsanteil des Handwerksbereiches im Landesteil men der seit 1974 in Schleswig-Holstein unter Beteili- Schleswig und im Hinblick auf die bevorstehende gung des Bundes zum Tragen gekommenen Konjunk- Phase einer überdurchschnittlichen Nachfrage nach tur- und Investitionsprogramme den Struktur- und Ausbildungsplätzen hat die Landesregierung im Rah- Beschäftigungserfordernissen des Landesteils Schles- men ihres sog. 850-Plätze-Programms für eine weitere wig und anderer strukturschwacher Gebiete des Lan- Stärkung und Sicherung der überbetrieblichen Ausbil- des vorrangig Rechnung zu tragen. dungsplatzkapazitäten vor allem im Landesteil Schles- Die Mittel dieser Konjunktur- und mehrjährigen inve- wig Sorge getragen. Für den Neubau der zusätzlichen stittonsprogramme sind zu einem erheblichen Teil zur 850 überbetrieblichen Ausbildungsplätze in Schles- Verbesserung der wirtschaftlichen und kulturellen In- wig-Holstein werden Investitionen von etwa 50 Mio frastruktur in den Gemeinden, für Fremdenverkehrs- DM mit weitgehender Förderung aus Bundes- und einrichtungen, für Maßnahmen des Umweltschutzes, Landesmitteln zum Zuge kommen. 18 Mio DM entfal- zur Energieversorgung und zur Verbesserung der Le- len davon allein auf den Landesteil Schleswig. Das bensbedingungen in Städten und Gemeinden einge- sind rd. 36 Prozent des gesamten Investitionsvolumens setzt worden. des 850-Plätze-Programms. Insgesamt standen aus den vier Konjunktur- und Inve- Schließlich werden für die Einrichtung der Stufenaus- stitionsprogrammen in Schleswig-Holstein 878 Mio biidung in der Sauwirtschaft nach der Ausbildungs- DM zur Verfügung, von denen über 124 Mio DM, also ordnung des Bundes neue überbetriebliche Ausbtl- ein Anteil von annähernd 15 Prozent, im Landesteil dungsstätten für das Baugewerbe errichtet. Im Lan- Schleswig zum Einsatz gelangten. desteil Schleswig entstehen die erforderlichen überbe- trieblichen Ausbildungsplätze in Flensburg, Husum, Bei der Entscheidung über die Vergabe der Fördermit- Schleswig und Niebüll; die von Bund und Land geför- tel des jetzt vor dem Abschluß stehenden mehrjährigen derten Investitionen in diesem Landesteil belaufen sich Investitionsprogramms des Bundes und der Länder ist auf 11,5 Mio DM; das sind rd. 25 Prozent des gesamten den Bedürfnissen des Landesteils Schleswig abermals in Schleswig-Holstein zum Zuge kommenden Investi- in besonderem Maße Rechnung getragen worden. Von tionsvolumens dieses Ausbauprogramms. den für Schleswig-Holstein aus diesem Programm verfügbaren 430 Mio DM für den Zeitraum 1977 bis '1980 kommen dem Landesteil Schleswig fast 81 Mio DM oder knapp 20 Prozent zugute. Im Vorder- III. Agrarstruktur grund stehen Maßnahmen zur Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes einschließlich Wegen des besonders hohen Strukturgewichtes der Dorferneuerungsvorhaben sowie der Ausbau der Fern- Landwirtschaft im Landesteil Schleswig spielt die För- wärmeversorgung sowie eine Reihe von Projekten im derung dieses Bereiches in diesem Raum eine nach Rahmen der Stadtsanierung. wie vor erhebliche Rolle.

80 Die weit überdurchschnittliche Förderung des Landes- Stelle. Seit 1973 bis heute wurden vor allem die teiis Schleswig im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe Maßnahmen im Bereich des Straßenbaus verstärkt. „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küsten- Die verstärkten Bemühungen lassen sich auch an dem schutzes" in Verbindung mit dem Programm Nord finanziellen Engagement des Landes ablesen. Insge- findet in entsprechenden Daten sämtlicher agrarstruk- samt 157 Mio DM Landesmittel wurden seit 1973 für turverbessernder Maßnahmengruppen einen Nieder- den Ausbau des Landes-, Kreis- und Gemeindestra- schlag. ßennetzes eingesetzt. Der Landesteil Schleswig ist Für folgende Maßnahmen ist seit 1973 ein überdurch- damit an den Gesamtausgaben von Landesmitteln für scnittlich hoher Anteil der insgesamt dem Land zur diesen Bereich mit 20 Prozent beteiligt. Von 1973 bis Verfügung stehenden Förderungsmittel in den 1978 haben sich diese für den Landesteil Schleswig Landesteil Schleswig geflossen: eingesetzten Landesmittel von 19,5 Mio DM im Jahre 1973 auf 31,0 Mio DM im Jahre 1978, d. h. um rd. 50 Flurbereinigung Prozent erhöht. Auch für den Bundesfernstraßenbau 41.1 Mio DM = rd. 40 Prozent der Gesamtfördermittel wurden mit 255 Mio DM im Zeitraum 1973 bis 1978 Regelung der Vorflut erhebliche Aufwendungen für den Landesteil Schles- 47,6 Mio DM = rd. 45 Prozent der Gesamtfördermitte! wig geleistet. Der Anteil dieser Region an den Gesamt- aufwendungen für den Bundesfernstraßenbau in Wasserversorgung 38.2 Mio DM = rd. 37 Prozent der Gesamtfördermittei Schleswig-Holstein beträgt für den gleichen Zeitraum rd. 23 Prozent. Das herausragende Vorhaben war der Abwasserbeseitigung Bau und die Fertigstellung der Bundesautobahn Ham- 18,6 Mio DM = rd. 16 Prozent der Gesamtfördermittel burg-Flensburg. Damit erhielt der Landesteil Schles- Ländlicher Wegebau wig einen leistungsfähigen Anschluß an das große 17.6 Mio DM = rd. 23 Prozent der Gesamtfördermitte! überregionale Straßenverkehrsnetz der Bundesrepu- lnfrastrukturverbesserung blik. 2,0 Mio DM = rd. 68 Prozent der (nur) im Programm Nord eingesetzten Landesmittel Einzelbetriebliche Förderung V. Bildungs- und Sozialwesen 51.7 Mio DM = rd. 36 Prozent der Gesamtfördermittel Das besondere Engagement des Landes in die Ent- wicklungserfordernisse des Landesteils Schleswig fin- Auch bei anderen auf den ländlichen Raum und die det schließlich Ausdruck in wichtigen Bereichen des Verbesserung der Agrarstruktur ausgerichteten Pro- Bildungssektors und des Sozialwesens. grammaktivitäten schneidet der Landesteit Schleswig mit seinen beiden Kreisen Nordfriesland und Schles- Für ganz Schleswig-Holstein galt es, durch außeror- wig-Flensburg deutlich überdurchschnittlich ab. Dies dentliche finanzielle Anstrengungen der Kommunen, gilt z. B. für die Förderungsaktion „Ferien auf dem der Kreise und des Landes den durch die stark gestie- Lande/Urlaub auf dem Bauernhof", an der der Landes- genen Schülerzahlen außerordentlich hohen Schul- teil Schleswig mit über 60 Prozent der Zuschüsse des raumbedarf zu decken. Im Landesteil Schleswig ge- Landes und der Kreise beteiligt war. lang es, durch entsprechende Bereitstellung von Lan- desmittein - auch im Rahmen des Schulbausonder- Das gleiche gilt für ein 1974 eingeführtes Sonderpro- programms - den dringenden Bedarf zeitgerecht zu gramm zur Förderung von benachteiligten Gebieten, decken. Die Landesregierung wird auch bei künftigen aus dem das Land zusammen mit dem Bund in diesen Bedarfsanmeldungen der kommunalen Schulträger Gebieten höhere Zinsverbilligungen für Kapitalmarkt- durch entsprechende Bereitstellung von Landesmrt- darlehen sowie Ausgleichszulagen als direkte Einkom- teln dafür sorgen, daß der Schulbau im Landesteil mensübertragungen gewährt. Die beiden Landkreise Schleswig zeitgerecht fortgeführt werden kann. des Landesteils Schleswig partizipieren an dieser För- derung mit zwischen 50 und 60 Prozent liegenden Der Hochschulstandort Flensburg wird im Bereich der Anteilen. Fachhochschule weiter ausgebaut, um das regionale Angebot an Studienplätzen zu erweitern. Außerdem sollen für die Pädagogische Hochschule neue Gebäu- IV. Verkehrsinfrastruktur de auf dem Hochschulgelände Sandberg errichtet werden. Die Einrichtung von ingenieurwissenschaftli- Als flankierende Förderungsaktivität bei der Weiterent- chen Studiengängen wird eingehend geprüft. wicklung des gewerblichen Sektors und der Verbesse- rung der Agrarstruktur im Landesteil Schleswig steht Hierüber finden insbesondere Gespräche mit dem der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur mit an erster Wissenschaftsrat statt.

81 Auch im Bereich des Sozialwesens hält die nördliche raum wurde für das ganze Land Schleswig-Holstein Region unseres Landes eine gute Position. So liegt ein Förderbetrag aus Bundes- und Landesmitteln in z. B. im Gesundheitswesen die Zahl der planmäßigen Höhe von Krankenhausbetten je 10000 Einwohner mit 153 weit 5 851,0 Mio DM über dem Landesdurchschnitt (105). Auch im Kinder- bereitgestellt. gartenbereich hat das Land trotz der bereits 1974 Der Landesteil Schleswig ist damit im Zeitraum 1974 insgesamt erreichten überdurchschnittlichen Versor- bis 1977/78 an der Gesamtförderung für das Land gung mit Kindergartenplätzen in jenen Einzelberei- (Industrie- und Fremdenverkehrsförderung, Mittel- chen, in denen noch Engpässe vorhanden waren, den standsförderung, Infrastrukturförderung, bei Konjunk- Ausbau nach Kräften gefördert. So wurde erreicht, daß turprogrammen, Agrarförderung, Biidungs- und So- die Versorgung mit Kindergärten im Landesteil Schles- zialwesen) mit 23 Prozent und damit überdurchschnitt- wig erheblich über dem Landesdurchschnitt liegt. lich beteiligt gewesen. Legt man als Anhaltspunkt für Nach dem Stand vom 31. 12. 77 beträgt im Landesteil die Intensität der Förderung den Bevölkerungsanteil Schleswig das Verhältnis von Kinder : Kindergarten- des Landesteils Schleswig an der Gesamtbevölkerung plätze 1,5 : 1 (Schleswig-Holstein 2,3 : 1). Schleswig-Holsteins zugrunde (17 Prozent), so läßt sich die überdurchschnittliche Förderung zugunsten des Landesteils Schleswig auf einen Betrag von 2. Welche Mittel sind für diese besonderen und ver- stärkten Förderungsmaßnahmen seitdem zusätzlich 351,3 Mio DM aufgewendet worden beziffern. a) vom Land, b) vom Bund? Wegen der gemeinschaftlichen Finanzierung der mei- sten hier in die Betrachtung einbezogenen Maßnah- Insgesamt sind im Zeitraum 1974 bis 1977/78 aus menprogramme (z. B. die Gemeinschaftsaufgaben Bundes- und Landesmitteln ebenso wie die Konjunktur- und mehrjährigen Investi- tionsprogramme) mit jeweils unterschiedlichen Bun- 1 346,0 Mio DM des- und Landesbeteiligungen ist eine gesonderte dem Landesteil Schleswig (Planungsraum V = kreis- Ausweisung der im Landesteil Schleswig eingesetzten freie Stadt Flensburg und Landkreise Nordfriesland Förderungsmittel nach Herkunft aus dem Bundes- und und Schleswig-Flensburg) zugeflossen. Im selben Zeit- Landeshaushalt nicht möglich.

82 25 Jahre „Programm Nord“ in Zahlen

Hans-Christian Domeyer

Die Leistung gramm-Nord-Gebiet erst ab 1963 gefördert worden. Das Gewicht der Maßnahmen innerhalb des Programm Immerhin konnten auch in diesem dünn besiedelten Nord hat sich laufend gewandelt. Von 1953 bis 1972 lag ländlichen Raum bis Ende 1978 bereits rund 365.000 der Schwerpunkt des Investitionsvolumens von rund Menschen - das sind 56 v.H. der Bevölkerung - über 82 1 Mrd DM mit 43 v.H. bei der Flurbereinigung, gefolgt Klärwerke an eine Abwasserbeseitigung angeschlos- von der Regelung der Wasserwirtschaft mit rund 23 sen werden. Das ist ein beachtliches Ergebnis, gerade v.H. Der Wirtschaftswegebau außerhalb der Flurberei- wenn man bedenkt, daß sich der Schwerpunkt des nigung, die Wasserversorgung und die Abwasserbe- Ausbaus mehr im östlichen Landesteil und insbeson- seitigung lagen mit bescheidenen Anteilen von 14,4 dere im Ballungsgebiet des Hamburger Umlandes und v.H., 14,0 v.H. und 2,6 v.H. noch weit zurück. Die in den Mittelstädten befand. Halligsanierung und der Dünenschutz auf Sylt und Die Förderung von tnfrastrukturmaßnahmen zur Er- Amrum wurden in jener Zeit verstärkt und bereits 1967 schließung von Gewerbe- und Erholungsflächen bzw. 1968 abgeschlossen (Tabelle 1). wurde erst 1971 zum festen Bestandteil des Programm 1973 wurde das Programm Nord in die Gemeinschafts- Nord. Damit leistete das Programm Nord in 36 Ge- aufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des meinden seinen finanziell zwar bescheidenen, aber Küstenschutzes" einbezogen. Das Land muß seither sehr gezielten Beitrag, um in diesem strukturschwa- die Förderung zu 40 v.H. mitfinanzieren. Bei einem chen Raum alle Entwicklungsmöglichkeiten auszu- Gesamtinvestitionsvotumen von rund 500 Mio DM in schöpfen. den sechs Jahren von 1973 bis 1978 ging der Anteil der Das Programm-Nord-Gebiet als Schwerpunkt der Flurbereinigung einschneidend auf 27,7 v.H. zurück. Agrarstrukturverbesserung in Schleswig-Holstein ist Die Ursache dafür ist darin zu sehen, daß dieser gekennzeichnet durch eine von 9.133 km Windschutz- Hauptarbeitskreis im Kreis Nordfriesland und im größ- hecken und 4.500 ha Aufforstungen neu gegliederte ten Teil des Kreises Schleswig-Flensburg weitgehend Landschaft und durch ein innerhalb und außerhalb der abgeschlossen ist. Insgesamt sind von 1953 bis Ende Flurbereinigung geschaffenes, leistungsfähiges Wege- 1978 462 Flurbereinigungsverfahren mit einer Beteiti- netz in einer Länge von nunmehr etwa 9.400 Kilome- gungsfläche von 475.213 Hektar = 64,5 v.H. der Pro- tern. Ein Beleg für konzentriertes, planmäßiges Vorge- gramm-Nord-Fläche eingeleitet worden und davon hen: mit 700.000 DM entfallen 45 v.H. des Gesamtbau- bereits 416 Verfahren mit 419.700 Hektar = 57,0 v.H. volumens auf den Kreis Nordfriesland (Tabelle 3). des Gebietes bis zur Besitzeinweisung gediehen (Ta- Heute liegen die Schwerpunkte aber schon in Schles- belle 2). wig-Flensburg und in Dithmarschen. Die Regelung der Wasserwirtschaft hält ihren Anteil an Der Erfolg den Mitteln auch nach 1973. Die zuerst anstehenden Das anfangs angestrebte Ziel des Programm Nord war räumlichen Schwerpunkte in den niedrig gelegenen, eine Verbesserung der landwirtschaftlichen Produk- durch Sturmfluten und Hochwasser besonders be- tionsbedingungen im Nordwesten Schleswig-Hol- drohten Marschen, vornehmlich in Nordfriesland und steins. Dazu Ministerpräsident Lübke am 2. Februar Eiderstedt, sind weitgehend bereinigt. Schwerpunkte 1953: lagen nun in Norderdithmarschen und in den Niede- ,,Bei Durchführung der für die Entwicklung dieses rungen der Lecker Geest sowie im Eider-Treene- Raumes erkannten Aufgaben ist ein von Sachverstän- Raum. Insgesamt sind rund 412.000 Hektar (150.000 digen des Landwirtschaftsministeriums errechneter Hektar Vorteilsflächen) oder 56 v.H. des Programm- Mehrertrag zu erwarten, der einer Steigerung der Nord-Gebietes wasserwirtschaftlich geordnet. Dage- derzeitigen Erträge in Schleswig-Holstein um 4,3 Pro- gen verschieben sich die Gewichte laufend zugunsten zent entspricht. der Wasserversorgung mit 21,4 v.H. und insbesondere Der Kapitalwert dieses Mehrertrages ergäbe bei einem der Abwasserbeseitigung mit bereits 14,4 v.H. des Zinsfuß von 8 Prozent 629 Mio DM, so daß das Projekt lnvestltionsvolumens. absolut als rentierlich anzusehen und mit voller Ver- Seit 1953 wurden im Programm-Nord-Gebiet 18 Was- antwortung vertretbar ist. serbeschaffungsverbände gegründet, die vorwiegend Die Verwirklichung des Projektes würde ... auf die im ländlichen Raum über weit verzweigte Rohrnetze Beseitigung der Arbeitslosigkeit und Verbesserung der bis heute rund 550.000 Menschen in 476 Gemeinden sozialen, wirtschaftlichen und kultureilen Verhältnisse - das sind rund 85 v.H. der Bevölkerung - überregional im Landesteil Schleswig ganz erhebliche Auswirkun- mit Wasser versorgen. Dabei konnten sogar die Halli- gen haben." gen berücksichtigt werden. So sind heute in Nordfries- Und wie stellt sich das Programm Nord heute dar: land 88 v.H, und in Dithmarschen sogar 90 v.H. aller In Anbetracht der außerordentlich schwierigen Ver- Gemeinden zentral mit Wasser versorgt. hältnisse, insbesondere an der Westküste unseres Der Bau von zentralen Abwasse ran tagen ist im Pro- Landes, muß man es als einen beachtlichen Erfolg

83 auch der Infrastrukturverbesserung durch das Pro- Programm Nord begann - von 1961 bis 1974 um rund gramm Nord verbuchen, wenn die Zahl der Industrie- 210 v.H. beschäftigten {Tabelle 4) von 1959 bis 1977 immerhin Beim Vergleich der Anteile der vier Wirtschaftsberei- um 2,2 v.H. gestiegen ist (im Land - 2,7 v.H.). Dieser che an der Bruttowertschöpfung im Zeitraum von 1961 sehr günstige Wert wird noch dadurch bestätigt, daß bis 1974 ist die Entwicklung in den Bereichen Land- die Wohnbevölkerung (Tabelle 5) in den Programm- und Forstwirtschaft sowie Dienstleistungen von be- Nord-Kreisen von 1961 bis 1978 sogar um 9,1 v.H. sonderem Interesse (Tabelle 8): Im Programm Nord zugenommen hat (im ganzen Land +11,8 v.H.). Dabei ging der Anteil des Agrarbereiches um 9,3 Prozent- muß man allerdings auch sehen, daß die Zahl der punkte auf 13,3 v.H., dagegen in Schleswig-Holstein Industriebeschäftigten je 1000 Einwohner in den Pro- nur um 5,1 Prozentpunkte, allerdings auf 7,1 v.H. gramm-Nord-Kreisen 1977 nur bei 46, im ganzen Land zurück; d. h., der Anteil der Landwirtschaft an der dagegen bei 73 lag und daß auch die Wohnbevölke- Bruttowertschöpfung ist im Arbeitsgebiet der GmbH rung Je km! von 1961 bis 1978 zwar erfolgreich von 89 auch 1974 noch nahezu doppelt so hoch wie im auf 96 gestiegen, aber trotzdem nicht weit von der gesamten Lande. Dagegen verdoppelte sich in den Untergrenze der zu fordernden Mindestbevölkerungs- fünf Programm-Nord-Kreisen der Anteil des Dienstlei- dichte entfernt ist. stungsbereiches in diesem Zeitraum und übertraf so- Daß es noch erheblicher Anstrengungen der Pro- gar den Anteil auf Landesebene. gramm-Nord-GmbH bedarf, um der Gesamtbevölke- Zur Tabelle 9 ist zu bemerken, daß aktuellere Zahlen rung wirklich dauerhaft Arbeit und damit Wohnung zu leider noch nicht vorliegen; immerhin ist zu erkennen, sichern, zeigt auch die Entwicklung der Erwerbstäti- daß das Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigen im genzahlen in den vier Hauptwirtschaftsbereichen (Ta- Programm Nord bereits 1970 mit 22.193 DM 93,6 v.H. belle 6): Die im Wirtschaftsbereich Land- und Forst- des entsprechenden Landeswertes (23.720 DM) er- wirtschaft tätigen Erwerbspersonen nahmen im Pro- reichte. gramm Nord zwischen 1961 und 1970 um 37,9 v.H. ab. Zusammengefaßt lassen die bisherigen Tabellen zwei- Während 1961 noch 27 v.H. aller Erwerbstätigen in erlei erkennen: diesem Bereich arbeiteten, waren es 1970 noch 17v.H. - Die Programm-Nord-Kreise haben, bezogen auf die In Schleswig-Holstein betrug der Rückgang im selben schlechte Ausgangslage, in fast allen Bereichen Zeitraum 38,5 v.H. und der Anteil verminderte sich auf stärkere Wachstumsraten zu verzeichnen; die ent- 9 v.H, Es ist also -trotz der aufgezeigten rückläufigen sprechenden Kennzahlen auf Landesebene konn- Entwicklung - festzustellen, daß der Landwirtschaft im ten jedoch noch nicht überall erreicht werden. Programm Nord - verglichen mit dem gesamten Land - Die Landwirtschaft ist weiterhin tragender Wirt- - eine hohe beschäftigungspolitische Bedeutung schaftsfaktor im Landesteil Schleswig. zukommt. Insbesondere muß sich der Erfolg des Programm Nord Von 1961 bis 1970 gingen die Beschäftigtenzahlen aber daran messen lassen, ob es gelungen ist, exi- beim produzierenden Gewerbe im Gebiet des Pro- stenzfähige landwirtschaftliche Betriebe zu schaffen gramm Nord nur um 0,3 v.H., im Lande jedoch um bzw. zu erhalten. Dafür sprechen eindeutige Zahlen 1,1 v.H. zurück. Damit wurde allerdings der Beschäftig- (Tabelle 10): tenanteil auf Landesebene noch nicht erreicht, son- Der Anteil der Betriebe, die mehr als 30 ha bewirtschaf- dern lediglich der Abstand verringert. ten, lag 1949 in den Programm-Nord-Kreisen nur bei Im Sektor Handel und Verkehr nahmen die Erwerbstä- 15 v.H., in den übrigen Landkreisen waren es fast 20 tigen zwischen 1961 und 1970 sowohl im Programm v.H. Bis 1978 wurden die übrigen Landkreise - in Nord als auch im ganzen Lande gleichermaßen zu denen der Anteil dieser Betriebe inzwischen auf 39,8 (+ rund 8 v.H.). v.H. gestiegen war - nicht nur eingeholt, sondern mit Der Dienstleistungsbereich hatte im Programm Nord 41,9 v.H. sogar überholt. Wichtiger noch ist, daß im mit 45,6 v.H. eine über dem Landesdurchschnitt von Programm-Nord-Gebiet diese Betriebe 1949 erst 46,1 39,4 v.H. liegende Steigerung zu verzeichnen; mit dem v.H. aller landwirtschaftlich genutzten Flächen bewirt- Stand auf Landesebene konnte nahezu gleichgezogen schafteten, 1978 aber bereits 76,4 v.H. Im ganzen Land werden. stieg dieser Anteil im gleichen Zeitraum von 53 v.H. auf Das Bruttoinlandsprodukt je Einwohner (Tabelle 7) 78,1 v.H. - eine „Schlüsselzahl" für die reale Wirtschaftskraft Beim Vergleich der Viehbestände (Tabelle 11) von 1960 - erreichte in den Kreisen des Programm Nord bis 1974 mit denen von 1977 fallen zwei Tatbestände besonders 91,3 v.H. des Landeswertes und liegt damit höher als in auf: den übrigen Kreisen {84,7 v.H.) sowie des Durch- Die Zahl der Milchkühe nahm in diesem Zeitraum in schnitts aller Kreise (87,6 v.H.). Das Bruttoinlandspro- Schleswig-Holstein lediglich um 13,3 v.H. zu, in den dukt insgesamt stieg z. B. in Nordfriesland - wo das Kreisen außerhalb des Programm Nord sogar um

84 11,1 v.H, ab, stieg aber im Arbeitsgebiet der GmbH um +46,1 v.H.), Hafer +21,4 v.H. (Land +19,6 v.H.), Zuk- 30,8 v.H. an. In Nordfriesiand betrug die Zunahme kerrüben +14,7 v.H. (Land +13,7 v.H.) und Winterraps sogar 50 v.H. Diese Entwicklung läßt nur den Schluß +32,0 v.H. (Land +26,1 v.H.). Damit wurden die durch- zu, daß die Milchproduktion an die für sie günstigsten schnittlichen Hektarerträge für das gesamte Land und durch die Maßnahmen des Programm Nord ent- nicht in jedem Fall ganz erreicht, sondern die Unter- sprechend gestalteten Standorte gewandert ist. Die schiede weiter verringert. Dabei ist allerdings darauf Veränderung der Schweinebestände dagegen läßt auf hinzuweisen - und das gilt für fast alle Zahlenangaben einen Trend in geographisch umgekehrter Richtung -, daß sich bisher eigentlich nur im Kreis Nordf riesland schließen, ist allerdings nicht so eindeutig und kreis- die Ergebnisse des Programm Nord voll auswirken weise augenfällig unterschiedlich. konnten; hier zeigen sich deswegen auch meistens Mit der Veränderung der Viehbestände geht auch ein weit über dem Programm-Nord-Durchschnitt liegende Wandel in der Flächennutzung einher (Tabelle 12): Werte. Die bei der Gründung des Programm Nord konkret Während von 1960 bis 1977 im Programm Nord die angestrebten Mehrerträge sind bis heute um ein Viel- Grünlandnutzung um 18,1 v.H. zunahm, war in den faches überschritten worden. Dazu abschließend ein übrigen Kreisen ein Rückgang um 12,2 v.H. zu regi- Zitat aus der „Gründungsphase": „Eingehende Unter- strieren. Bei der Nutzung als Ackerland ist eine entge- suchungen über die zu erwartende Ertragssteigerung gengesetzte Tendenz feststellbar. auf den landwirtschaftlichen Nutzflächen dieses Ge- Obwohl der Umfang des Ackerlandes in den fünf bietes haben unter Berücksichtigung wesentlicher Programm-Nord-Kreisen zusammen abgenommen Verschiebungen des Kulturarten- und Anbauverhält- hat, sind die Anbauflächen (Tabetle 13) der marktgän- nisses sowie zusätzlicher Erträge auf Neuland (Eindei- gigen und mähdruschfähigen Getreidesorten zwi- chung und Kultivierung) ergeben, daß diese Mehrer- schen 1960 und 1977 stark ausgeweitet worden. Beim zeugung je ha landwirtschaftlicher Nutzfläche auf min- Winterweizen liegt die Veränderung mit + 78,1 v.H. destens acht Doppelzentner Getreidewert zu veran- sogar deutlich über der im gesamten Land von +57,8 schlagen ist. Das entspricht einem Mehrerlös von rund v.H. Erheblich zugenommen hat außerdem der Anbau 300 DM je ha, was gegenüber den derzeitigen Erträgen von Zuckerrüben mit +55,8 v.H. und Winterraps mit und Umsätzen eine Leistungssteigerung von minde- + 170,9 v.H. Wiederum sind die beträchtlichen Unter- stens 30 Prozent ergeben würde. Die Mehrzeugung im schiede in den Programm-Nord-Kreisen besonders gesamten Programm-Nord-Gebiet über eine Fläche instruktiv! von mindestens 70.000 ha wird rund 600.000 dz Getrei- Die Steigerung der Ernteerträge zwischen 1960 und dewert ergeben, die einem Geldbetrag von 22 Mio bis 1977 (Tabelle 14) liegt mit wenigen Ausnahmen über 25 Mio DM entsprechen." (Dr. Bielfeldt: „Aufgabe und dem Landesdurchschnitt: Winterweizen +56,5 v.H. Zielsetzung des Programm Nord", Informationsdienst (Land +52,4 v.H.), Winterroggen +50,4 v.H. (Land der Landesregierung Nr. 2/1953)

85 Tabelle 1: Gesamtbauvolumen im Programm Nord 1953 bis 1978 (Mio DM)

Hauptarbeitskreis 1953 1954 1955 1956 1957 1958 1959 1960 1961 1962 1963

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12

1. Flurbereinigung einschl. Landbautech n. Maßnahmen 0,807 7,188 8,245 10,992 11,863 10,786 14,766 15,180 22,763 32,634 25,038 2. Aufforstung - 0,484 0,492 0,354 0,488 0,580 1,165 1,195 1,229 1,233 0,969 3. Wasserwirtschaft!. Maßnahmen 5,945 15,713 11,457 10,839 10,048 11,715 9,328 9,065 11,002 10,686 14,395 4. Wasserversorgung „ - 1,222 2,105 1,565 2,025 2,709 7,579 13,295 19,067 17,480 5. Abwasserbeseitigung ------_ - 1,835 6. Landstraßenbau/ Hauptwirtschaftswege 1,340 1,695 4,531 7,284 6,022 6,730 6,143 5,187 6,671 7,820 11,638 7. Dünenbefestigung - - „ - - - 0,207 0,324 0,188 0,247 0,379 8. Schutzmaßnahmen für Halligbewohner ------0,779 2,574 2,794 9. Infrastrukturmaönahmen - _ - - _ - - - - _ - 10. Verwaltungskosten - - - - - 0,006 0,040 0,066 0,160 0,221 0,182

Gesamtvolumen 8,092 25,080 25,947 31,574 29,986 31,842 34,358 38,596 56,087 74,482 74,710

Spalten in v.H. Hauptarbeilskreis 1964 1965 1966 1967 1968 1969 1970 1971 1972 2-21 (zu Sp. 22)

13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23

1. Flurbereinigung einschl. Landbautechn. Maßnahmen 41,608 36,648 35,599 36,119 34,832 33,972 32,865 26,117 26,586 464,608 43,0 2. Aufforstung 0,752 0,439 0,250 0,195 0,216 0,197 0,249 0,149 0,225 10,861 1,0 3. Wasserwirtschaftl. Maßnahmen 13,165 13,589 11,793 15,843 17,171 16,874 13,416 12,785 12,285 247,114 22,9 4. Wasserversorgung 13,931 11,958 8,254 10,417 5,517 4,927 10,023 8,427 11,130 151,631 14,0 5. Abwasserbeseittgung 2,930 3,343 2,242 2,256 3,263 2,035 2,734 3,355 3,849 27,842 ' 2,6 6. Landstraßenbau/ Hauptwirtschaftswege 11,232 10,856 9,973 11,027 10,501 9,866 8,974 9,112 8,884 155,486 14,4 ' 7. Dünenbefestigung 0,116 0,293 0,267 0,277 0,156 - - - 2,454 0,2 8, Schutzmaßnahmen für Halligbewohner 2,475 1,775 1,282 0,991 - - - - _ 12,670 1,2 9. Infrastrukturmaßnahmen - - - „ - - - 0,810 4,294 5,104 0,5 10. Verwaltungskosten 0,181 0,104 0,109 0,102 0,102 0,118 0,120 0,137 0,135 1,783 0,2

Gesamtvolumen 86,390 79,005 69,769 77,227 71,758 67,989 68,381 60,892 67,388 1079,553 = 100,0

Spalten in v.H. Spalten Spalten in v.H. Hauptarbeitskreis 1973 1974 1975 1976 1977 1978 24-29 (zu Sp. 30) 2-21 24-29 insgesamt (zu Sp. 34)

24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35

1. Flurbereinigung einschl. Landbautechn. Maßnahmen 29,594 29,206 23,040 20,991 19,306 17,529 139,666 27,7 464,608 139,666 604,274 38,2 2. Aufforstung 0,268 0,359 0,340 0,176 0,312 0,338 1,793 0,4 10,861 1,793 12,654 0,8 3. Vorflutausbau 19,996 25,122 21,454 15,575 14,612 11,022 107,781 21,4 247,114 107,781 354,895 22,4 4. Zentrale Wasserversorgung 19,091 22,521 16,930 12,498 18,854 17,690 107,584 21,4 151,631 107,584 259,215 16,4 5. Zentrale Abwasserbeseitigung 7,404 17,253 14,151 12,687 10,469 10,786 72,750 14,4 27,842 72,750 100,592 6,3 6. Wirtschaftswegebau 9,929 14,490 6,339 7,670 13,483 15,077 66,988 13,3 155,486 66,988 222,474 14,0 7. Dünenbefestigung - „ ------2,454 2,454 0,2 8. Schutzmaßnahmen für Halligbewohner ------_ - 12,670 - 12,670 03 9. Infrastrukturmaßnahmen 0,691 1,022 1,602 1,046 1,301 0,667 6,329 1,3 5,104 6,329 11,433 0,7 10. Verwaltungskosten 0,140 0,153 0,153 0,153 0,090 0,094 0,783 0,1 1,783 0,783 2,566 0,2

Gesamtvolumen 87,113 110,126 84,009 70,796 78,427 73,203 503,674 = 100,0 1079,553 503,674 1583,227 = 100,0

86 Tabelle 2: Programm-Nord-Leistungen 1953 bis 1978

1. Gesamtaufwendungen 1953 bis 1978 c) dränierte Flächen 31 113 ha 1 583,227 Mio DM d) Bodenverbesserungen 10245 ha davon Zuschüsse e) Windschutzhecken (ohne EAGFL-Rückflüsse und sonstige und Baumreihen 9133 km Zuschüsse Dritter, z. B, Kreise und Gemeinden pp.) f) Aussiedlungen 750 Betriebe 939,207 Mio DM g) Neuaufforstungen 4 447 ha 59,3 vH h) Umwandlungen von Nieder- in Hochwald 84 ha 2. Stand der Flurbereinigung Verfahren ha i) Regelung der Wasserwirtschaft auf 150000 ha (Vorteilsflächen) a) Einleitung 462 475213 j) Wasserversorgung b) Besitzeinweisung 416 419700 durch 29 Wasserwerke für 550000 Einwohner c) Planvorlage 390 390 197 und 453 500 Großvieheinheiten d) Schlußfeststellung k) Abwasserbeseitigung für 365000 Einwohner (ohne Wiederholer) 106 11 2 039 1} Erschließungsstraßen/ Hauptwirtschaftswege/ 3. Bauleistungen Wirtschaftswegebau a) ausgebaute Wirtschaftswege außerhalb der Flurbereinigung 1 629 km in der Flurbereinigung 7773 km m) Infrastrukturmaßnahmen in 36 Gemeinden b) ausgebaute Gräben n) !nse!schutz 225 ha Dünen befestigt offen/verrohrt 2580 km o) Halligsanierung 74 Schutzräume

Tabelle 3: Gesamtbauvolumen in den Kreisen des Programm Nord 1953 bis 1978 (in TDM)

Hauptarbeitskreis Dithmarschen Nordfriesland Rendsburg- Schleswig- Steinburg Eckernförde Flensburg zusammen

Flurbereinigung einschl. Landbautechn, Maßnahmen 98 555,7 244 203,9 85 672,6 166174,6 9 667,2 604 274,0 Aufforstung 689,5 7 227,7 1 057,6 3642,7 36,5 12654,0 Vorflutausbau 63 357,2 196472,3 30 579,1 62177,8 2 308,6 354 895,0 Zentrale Wasserversorgung 64 020,5 124616,2 18463,7 50616,5 1 498,1 259215,0 Zentrale Abwasserbeseitigung 22 185,5 27891,5 22 686,2 25 879,3 1 949,5 100592,0 Wirtschaftswegebau 48 943,4 79 405,3 31 537,2 57 606,5 4981,6 222 474,0 Schutzmaßnahmen für Halligbewohner — 12670,0 - - - 12670,0 Dünenbefestigung - 2 454,0 - - - 2 454,0 Infrastrukturmaßnahmen 3 087,5 6187,5 — 1 401,0 757,0 11433,0

insgesamt 300 839,3 701 128,4 189 996,4 367 498,4 21 198,5 1 580661,0

Tabelle 4: Beschäftigte in der Industrie je 1000 Einwohner

Veränderung Kreis am 30. 9. 1959 am 30. 9. 1977 1959-1977 in v. H.

Dithrnarschen 46 49 + 6,5 Nordfriesland 20 22 + 10,0 Rendsburg-Eckernförde 53 51 - 3,8 Schleswig-Flensburg 31 32 + 3,2 Steinburg 76 86 + 13,2

Programm-Nord-Kreise insgesamt bezw. Ø 45 46 + 2,2

Übrige Kreise insgesamt bzw. Ø 56 68 + 21,4

Alle Kreise insgesamt bezw. Ø 51 59 + 15,7

Schleswig-Holstein insgesamt bzw. Ø 75 73 - 2,7

87 Tabelle 5: Bevölkerungsentwicklung

Kreis Wohnbevölkerung am Zunahme der Wohnbevölkerung in v.H. von 6. 6. 1961 30.9. 1978 1961-1978 insgesamt je km2 insgesamt jg.km2 insgesamt je kms

Dithmarschen 128 979 93 130551 95 1,2 2,2 Nordfriesland 143715 72 160493 79 11,7 9,7 Rendsburg-Eckernförde 210 563 96 241 044 110 14,5 14,6 Schleswig-Flensburg 159259 77 179428 87 12,7 13,0 Steinburg 128508 122 129372 123 0,7 0,8

Programm-Nord-Kreise insgesamt bzw. Ø 771 024 89 840 888 96 9,1 7,9 Übrige Kreise insgesamt bzw. Ø 847 124 130 1 099 393 169 29,8 30,0 Alle Kreise insgesamt bzw. Ø 1 618 148 106 1 940 281 127 19,9 19,8

Schleswig-Holstein insgesamt bzw. Ø 2 317 441 148 2 591 541 165 11,8 11,5

Tabelle 6: Erwerbsstruktur (Erwerbspersonen in den Wirtschaftsbereichen)

Von allen Erwerbspersonen gehörten zum Wirtschaftsbereich

Handel, Verkehr, Sonstige Bereiche Kreis Land- u. Fo rstwirtschaft ProduzierendeJess Gewerbe Nachrichter lübermittlg. (Dienstle stungen) am 6. 6. 61 am 27. 5. 70 am 6. 6.61 am 27. 5. 70 am 6. 6. 61 am 27. 5.70 am 6. 6. 61 am 27. 5.70 Anzahl v.H. Anzahl v.H. Anzahl v.H. Anzahl v.H. Anzahl v.H. Anzahl v.H. Anzahl v.H. Anzahl v.H.

Dithmarschen 15783 29 9195 18 16898 31 17413 34 10 030 19 10 376 20 11 201 21 14383 28 Nordfriesland 18237 29 11 253 18 15498 25 15322 24 10530 17 12016 19 17889 29 24 984 39 RD-Eckernförde 20836 24 12979 15 33 033 38 31 685 35 15272 17 16648 19 18812 21 28195 31 Schleswig- Flensburg 22204 34 13872 20 18733 30 19 978 29 9932 15 11549 17 13897 21 23435 34 Steinburg 10620 20 7075 13 22 020 41 21 438 40 10 807 20 10532 20 10425 19 14150 27

Programm- Nord-Kreise insgesamt bzw. Ø 87680 27 54374 17 106182 33 105836 32 56571 18 61 121 19 72 224 22 105147 32

Übrige Kreise insgesamt bzw.Ø 65447 18 39926 10 151317 41 165991 40 70703 19 87760 21 82 462 22 122539 29

Alle Kreise insgesamt bzw. Ø 153127 22 94300 13 257499 37 271 827 36 127274 18 148881 20 154686 23 227 686 31

Schl.-Holst. insgesamt bzw. Ø 157909 16 97 061 9 386268 39 382047 37 201 162 20 217870 21 240 800 25 335582 33

88 Tabelle 7: Bruttoinlandsprodukt insgesamt

Kreis 1961 1974 1961 1974 Mio Mio DM je Landes- DM je Landes- DM DM Einwohner wert Einwohner wert = 100 = 100 Dithmarschen 663 1 867 5140 109,3 14090 106,5 Nordfriesland 604 1868 4210 89,4 11530 87,1 Rendsbu rg-Eckernf örde 829 2683 3 950 84,0 11420 86,3 Schieswig-Flensburg 584 1968 3 660 77,8 11 190 84,6 Steinburg 597 1728 4 650 98,8 13100 99,0 Programm-Nord-Kreise insgesamt bzw. Ø 3277 10114 4 254 90,5 12080 91,3 Übrige Kreise insgesamt bzw. Ø 3772 11 926 4 456 94,8 1 1 203 84,7 Alle Kreise insgesamt bzw. Ø 7049 22040 4 360 92,8 1 1 589 87,6 Schleswig-Holstein insgesamt bzw. Ø 10898 34163 4 700 100,0 13230 100,0

Tabelle 8: Anteile der Wirtschaftsbereiche am Bruttoinlandsprodukt (1961) bzw. der Bruttowertschöpfung (1974) insgesamt in v.H.

Kreis Land- und Übriges waren- Handel und Übrige Dienst- Forstw irisch. produzierendes Verkehr leistungen Gewerbe 1961 1974 1961 1974 1961 1974 1961 1974 Dithmarschen 20,5 12,0 42,7 46,3 18,2 12,5 18,6 29,2 Nordfriesland 25,3 15,0 24,5 23,0 23,0 13,7 27,2 48,3 Rendsburg-Eckernförde 20,7 1 1 ,9 37,3 42,0 20,3 10,7 21,7 35,4 Schieswig-Flensburg 31,8 17,7 26,2 27,7 17,4 10,6 24,6 43,9 Steinburg 15,8 10,1 46,2 31,6 18,4 12,1 19,6 46,2 Programm-Nord-Kreise insgesamt bzw, Ø 22,6 13,3 . 35,7 34,7 19,5 11,8 22,2 40,2 Übrige Kreise insgesamt bzw.Ø 14,3 8,4 49,3 43,8 16,2 12,3 20,2 35,5 Alle Kreise insgesamt bzw. Ø 18,1 10,7 43,0 39,6 17,7 12,0 21,2 37,7 Schleswig-Holstein insgesamt bzw. Ø 12,2 7,1 42,3 38,9 21,4 14,0 24,0 40,0

Tabelle 9: Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigen in DM

Kreis Bruttoinlands- Land- und Warenproduzie- Handel und Übrige Dienst- produkt insgesamt Forstwirtschaft rendes Gewerbe Verkehr leistungsbereiche 1961 1970 1961 1970 - 1961 1970 1961 1970 1961 1970 Dithmarschen 12480 25420 8610 19180 18420 55520 11190 22290 9310 20310 Nordfriesland 9 760 20 820 8390 19870 10300 24970 1 1 460 22 250 8270 17490 Rendsbu rg-Eckernförde 10850 21710 8280 15820 11650 27700 1 1 780 23 530 10140 19580 Schieswig-Flensburg 10060 21330 8370 15770 10380 23310 10590 23800 10740 20070 Steinburg 1 1 780 22 570 8900 17270 13890 26620 10300 25780 10 400 21 070 Programm-Nord-Kreise insgesamt bzw. Ø 10526 22193 8460 17404 12865 31057 11 128 23439 9649 19456 Übrige Kreise insgesamt bzw. Ø 12336 25554 8254 15601 17098 31333 11178 25624 9 888 21 460 Alle Kreise insgesamt bzw. Ø 11423 23915 8372 16641 15172 31219 11153 24577 9 768 20 492 Schleswig-Holstein insgesamt bzw. Ø 11910 23720 8470 16800 13 400 27 870 11830 24690 10430 21250

89 CD O

Tabelle 10: Größenstruktur der landwirtschaftlichen Betriebe

Kreis landw. LN/LF Landwirtschaftliche Betriebe mit einer LN/LF- von his unter .... Betriebe Betriebe in v. H. LN/LF in v.H. insgesamt insgesamt Anzahl ha 0,5- 5- 10- 20- 30- 50- über 0,5- 5- 10- 20- 30- 50- über ab 0,5 ha ata 0,5 ha 5 ha 10 ha 20ha 30 ha 50ha 100 ha 100 ha 5 ha 10 ha 20 ha 30ha 50 ha 100 ha 100 ha

Dithmarschen 1949 7374 110 164 33,5 16,8 23,6 11,9 10,2 3,7 0,3 5,2 8,2 22,9 19,5 25,7 15,7 2,8 1960 6275 112078 27,7 12,7 25,3 15,8 13,3 4,8 0,4 3,3 5,3 21,3 21,6 28,4 17,4 2,7 1970 5031 1 1 1 854 26,3 8,8 17,5 19,5 19,5 7,6 0,8 2,3 2,9 12,1 21,8 33,3 21,9 5,7 1978 3980 1 1 1 649 25,1 6,8 11,5 15,3 26,0 13,2 2,1 1,5 1,8 6,3 13,7 35,7 31,1 9,9 Nordfriesland 1949 10851 156 237 34,2 15,9 23,6 14,6 8,8 2,7 0,2 5,9 8,0 24,3 24,7 22,9 12,1 2,1 1960 9464 158641 28,9 13,5 23,1 19,4 11,7 3,1 0,3 4,2 5,9 21,0 28,1 25,7 11,8 3,3 1970 7226 155949 23,9 10,6 18,4 20,4 20,2 5,8 0,7 2,5 3,5 13,0 23,6 35,2 17,1 5,1 1978 5503 157401 21,4 8,1 12,3 16,8 26,0 13,4 2,0 1,4 2,1 6,5 14,8 35,2 30,3 9,7 Rendsburg-Eckernförde 1949 8238 167748 28,8 14,3 24,0 14,6 11,6 5,0 1,7 3,3 5,2 17,4 17,6 21,9 15,8 18,8 1960 7482 167318 23,5 11,1 25,5 18,3 13,7 6,2 1.7 2,3 3,7 17,3 20,0 23,3 17,8 15,6 1970 5857 162950 20,6 7,7 18,3 21,6 20,5 9,2 '2,1 1,5 2,0 10,1 19,0 28,1 21,1 18,2 1978 4913 156531 22,2 6,4 12,6 16,9 24,2 14,7 3,0 1,2 1,5 6,1 13,3 29,4 30,4 18,1 Schleswig-Flensburg 1949 9888 157617 31,7 16,4 22,4 14,0 11,6 3,6 0,3 4,7 7,6 20,5 21,6 27,6 14,5 3,5 ' 1960 8696 157943 25,4 13,9 24,6 17,7 13,9 4,2 0,3 3,2 5,7 20,1 24,0 29,2 14,6 3,2 1970 7003 160864 21,2 9,3 19,0 21,2 21,4 7,3 0,6 2,0 3,0 12,6 23,0 35,2 20,0 4,2 1978 5473 159671 21,1 7,7 12,5 15,0 26,8 15,3 1,6 1.3 1,9 6,5 13,0 35,7 33,5 8,1 Steinburg 1949 4012 68341 30,6 12,5 21,7 17,7 13,8 3,4 0,3 3,8 5,4 19,2 25,6 30,3 12,5 3,2 1960 3595 68925 26,5 10,3 20,9 20,3 17,4 4,2 0,4 2,9 4,0 16,3 25,7 33,9 13,4 3,8 1970 3455 76436 23,3 7,7 18,4 22,0 22,3 5,8 0,5 2,0 2,5 12,8 24,8 37,8 16,6 3,5 1978 2864 75446 24,9 5,9 12,2 16,5 28,7 10,6 1,2 1,6 1,6 7,1 15,8 42,0 25,6 6,3

Programm-Nord-Kreise 1949 40363 660 107 32,0 15,5 23,2 -14,3 10,8 3,7 0,5 4,6 7,0 20,9 21,4 25,0 14,2 6,9 insgesamt bzw. Ø 1 960 35512 864 905 26,5 12,6 24,2 18,2 13,5 4,4 0,6 3,2 5,0 19,4 23,8 27,2 15,1 6,3 1970 28572 668 053 22,9 9,0 18,4 20,9 20,7 7,2 0,9 2,0 2,8 12,0 22,2 33,5 19,5 8,0 1978 22733 660 698 22,6 7,1 12,3 16,1 26,2 13,7 2,0 1.4 1,8 6,5 13,9 34,8 30,7 10,9 Übrige Kreise 1949 23758 466 090 38,1 11,3 18,2 12,6 12,6 5,7 1,5 4,0 4,2 13,7 15,8 24,7 18,6 19,0 insgesamt bzw. Ø 1960 21 977 464811 32,9 9,6 20,4 14,9 14,1 6,6 1,5 3,1 3,4 14,6 17,3 25,6 20,3 15,7 1970 17079 439 260 28,9 7,5 15,4 18,0 18,8 9,1 2,3 2,1 2,1 9,2 17,4 28,1 23,0 18,1 1978 13871 431 008 29,0 6,3 11,1 13,8 22,0 13,9 3,9 1,7 1,5 5,4 11,1 27,5 29,4 23,4

Alle Kreise 1949 64121 1 126197 34,3 13,9 21,4 13,6 11,5 4,4 0,9 4,4 5,8 17,9 19,1 24,9 16,0 11,9 insgesamt bzw. Ø 1960 57489 1 129716 28,9 11,5 22,7 16,9 13,7 5,3 1,0 3,1 4,3 17,4 21,1 26,6 17,3 10,2 1970 45651 1 107313 25,2 8,4 17,3 19,8 20,0 7,9 1,4 2,1 2,5 10,9 20,3 31,3 20,9 12,0 1978 36604 1 091 706 25,0 6,8 11,9 15,2 24,6 13,8 2,7 1,5 1,7 6,0 12,8 31,9 30,2 15,9

Schleswig-Holstein 1949 65323 1 139610 34,8 13,9 21,2 13,5 11,3 4,4 0,9 4,4 5,9 17,8 18,9 24,8 16,2 12,0 insgesamt bzw. Ø I960 58451 1 143062 29,3 11,5 22,6 16,7 13,6 5,3 1,0 3,2 4,3 17,4 21,0 26,5 17,3 10,3 1970 46431 1 122274 25,6 8,5 17,1 19,6 19,8 7,9 1,5 2,1 2,5 10,9 20,2 31,2 21,0 12,1 1978 37185 1 106 280 25,3 6,9 11,8 15,1 24,4 13,8 2,7 1,5 1,7 6,0 12,7 31,8 30,3 16,0 Tabelle 11: Viehbestand

Kreis Rindvieh Schweine insgesamt Pferde insgesamt (ohne Ferkel) insgesamt Veränderg. Milchkühe Veränderg. Veränderg. Veränderg. 1960-1977 1960-1977 1960-1977 1960-1977 1960 1977 in Y.H. 1960 1977 inv.H, 1960 1977 in v.M. 1960 1977 in v.H.

Dithmarschen 162576 193125 + 18,8 36241 46676 + 28,8 59872 70537 + 17,8 7473 2586 -65,4 Nordfriesland 206173 257 683 + 25,0 52632 78812 4- 49,7 69150 126840 + 83,4 6973 3653 -47,6 Rendsburg-Eckernförde 178703 232702 + 30,2 66239 84035 + 26,9 112591 142790 + 26,8 7076 4409 - 37,7 Schleswig-Rensburg 205536 272847 + 32,7 77487 89826 -1- 15,9 169519 296 290 + 74,8 6E46 2783 -58,1 Stein bürg 116094 152136 + 31,0 34722 50298 + 44,9 71990 97765 + 35,8 3914 2150 -45,1 Programm-Nord-Kreise insgesamt bzw. Ø 869082 1108493 + 27,5 267 321 349 647 + 30,8 483122 734 222 + 52,0 32082 15581 -51,4 Übrige Kreise insgesamt bzw. Ø 435 742 443012 + 1,7 180495 160474 -11,1 300 302 538 120 + 79,2 19044 1 6 963 - 10,9 Alte Kreise insgesamt bzw. Ø t 304 824 1 55t 505 + 18,9 447816 510121 + 13,9 783 424 1 272 342 + 62,4 51126 32544 -36,3 Schleswig-Holstein insgesamt bzw. Ø 1 321 297 1564754 + 18,4 454 464 514 822 + 13,3 793621 1 284 275 + 61,8 51927 33465 -35,6

Tabelle 12: Flächennutzung in den landwirtschaftlichen Betrieben

Kreis Dauergrünland Ackerland davon in v, H. ha ha Getreide Hackfrüchte Futterpflanzen 1960 1977 1960 1977 1960 1977 1960 1977 1960 1977

Difhmarschen 56469 66040 54513 45680 62 70 26 15 9 6 Nordfries!and 78994 98778 72711 59039 57 78 12 6 26 12 Rendsburg-Eckernförde 62493 68042 96625 88602 62 66 19 11 16 15 Schleswig-Flensburg 44982 57868 117111 101919 54 59 15 8 30 29 Steinburg 43919 48075 32357 27196 62 65 23 14 10 16 Programm-Nord-Kreise insgesamt bzw. Ø 286 857 338803 373317 322436 59 67 18 10 21 18 Übrige Kreise insgesamt bzw. Ø 151 498 133046 292347 293 698 61 66 19 7 14 9 Alle Kreise insgesamt bzw. Ø 438355 471 849 665 664 616134 60 67 18 9 18 14 Schleswig-Holstein insgesamt bzw. Ø 444596 476715 667591 625 760 60 67 18 9 18 14

91 CD ro

Tabelle 13: Anbauflächen landwirtschaftlicher Hauptfrüchte

Kreis a) Getreide b) Hackfrüchte c) Ölfrüchte Winterroggen Winterweizen Wintergerste Sommergerste Hafer Spätkartoffeln Zuckerrüben Winterraps

I960 1977 60-77 1960 1977 60-77 1960 1977 60-77 1960 1977 60-77 1960 1977 60-77 1960 1977 60-77 1960 1977 60-77 1960 1977 60-77 ha ha v.H. ha ha v, H. ha ha v.H, ha ha v.H. ha ha v.H. ha ha v.H. ha ha v.H, ha ha v.H.

Dithmarschen 5964 5103 - 14,7 5421 10964 + 102,3 4346 6850 + 57,6 2006 1186 -40,9 6732 6289 - 6,4 2104 819 -61,1 2384 3354 + 40,7 450 764 + 69,8 Nordfrissland 9629 8659 - 10,1 6684 16677 + 171,3 3799 7478 + 96,8 4586 4425 - 3,5 9676 5178 - 47,6 2608 300 -88,5 525 495 - 5,7 1588 2334 + 47,0 Rendsbu rg-Eckernförde 19066 16143 - 15,4 8349 11800 + 41,3 2915 11086 + 280,3 7559 5130 -32,1 8298 12191 + 46,9 7262 1373 -81,1 2439 4291 + 75,9 1413 5451 + 285,6 Schleswig-Flensburg 17274 14674 - 15,1 8627 11422 + 32,4 3325 14875 + 347,4 9537 6893 - 27,7 8427 11079 + 31,5 4702 1025 -78,2 1790 2475 + 33,3 323 2447 + 657,6 Steinburg 5148 4999 - 2,9 2529 3776 + 49.3 808 2376 + 194,1 1469 2880 - 96,1 2142 2698 + 26,0 2208 814 -63,1 430 1174 + 173,0 593 635 + 40,8 Programm-Nord-Kreis8 insgesamt bzw. Ø 57121 49578 - 13,2 31810 56639 + 78,1 15193 42665 + 180,8 25157 20514 - 18,5 35465 37435 + 5,6 18884 4331 - 77,1 7568 11789 + 55,8 4367 11831 t 170,9 Übrige Kreise insgesamt bzw. Ø 53619 38042 - 29,1 41767 59141 + 41,6 16143 52447 + 224,9 17714 10264 - 42,1 25381 30807 + 21,4 19286 2908 - 84,9 5946 9309 + 56,6 9642 44455 + 361,1 Alle Kreise insgesamt bzw. Ø 110740 87620 - 20,9 73577 115780 + 57,4 31336 95112 + 203,5 42871 30778 - 28,2 60846 68242 + 12,2 38172 7239 - 81,0 13514 21098 + 56,1 14009 56286 + 301,8 Schleswig-Holstein insgesamt bzw. Ø 112542 89498 - 20,5 74380 117395 + 57,6 31732 96694 + 204,7 43332 31180 - 28,0 61358 68998 + 12,5 38937 7452 -80,9 13706 21422 + 56,3 14196 57292 + 303,6

Tabelle 14: Ernteerträge landwirtschaftlicher Hauptfrüchte Kreis a) Getreide b) Hackfrüchte cj Ölfrüchte Winterroggen W nterweizen Wintergerste Sommergerste Hafer Spätkartoffeln Zuckerrüben Winterraps

dt/ha ' dt/ha 60-77 dt/ha dt/ha 60-77 dl/ha dt/ha 60-77 dt/ha. dt/ha 60-77 dt/ha dt/ha 60-77 dt/ha dt/ha 60-77 dt/ha dt/ha 60-77 d!/ha dt/ha 60-77 1960 1977 v.H, 1960 1977 v.H, 1960 1977 v.H, 1960 1977 v.H. 1960 1977 v.H. 1960 1977 v.H, 1960 1977 vK, 1960 1977 v.H.

Dithmarschen 26,3 37,0 + 40,7 41,0 63,4 + 54,6 39,9 54,3 + 36,1 33,5 35,7 + 6,6 33,2 40,2 + 21,1 244 287 +- 17,6 383 429 + 12,0 26,4 30,0 + 13,6 Nordfriesland 24,5 40,2 + 64,1 36,8 64,1 + 65,2 38,6 55,3 + 43,3 31,3 34,4 + 9,9 29,3 35,3 + 20,5 245 260 + 6,1 334 378 + 13,2 25,4 30,6 + 20,5 Rendsburg-Eckemförde 26,1 40,0 + 53,3 37,1 57,2 + 54.2 34,2 57,9 + 69,3 31,5 35,0 + 11,1 30,1 38,1 + 26,6 245 273 + 11,4 345 399 + 15,7 22,0 31,1 + 41,4 Schleswig-Flensburg 25,9 37,8 + 45,9 37,2 54,0 + 45,2 35,0 54,2 - 54,9 31,2 32,4 + 3,8 29,5 35,2 + 19,3 244 276 + 13,1 326 397 + 21,6 20,5 30,3 + 47,8 Steinburg 26,3 36,9 + 40,3 40,3 58,6 + 45,4 38,8 57,9 + 49,2 33,8 35,1 + 3,8 31,5 34,4 +- 9,2 251 290 + 15,5 378 400 +- 5,8 18,2 27,8 +52,7 Programm-Nord-Kreise insgesamt bzw. Ø ' 25,8 38,8 + 50,4 38.4 60,1 + 56,5 37,4 65,6 + 43,7 31,6 34,0 + 7,6 30,4 36.9 - 21.4 245 279 + 13,9 354 406 + 14,7 23,1 30,5 + 32,0 Übrige Kreise insgesamt bzw. Ø 27,7 39,2 - 41,5 38,0 56,6 + 48,9 35,2 57,9 + 64,5 32,5 34,9 + 7,4 32,3 37,9 + 17,3 243 276 + 13,6 362 406 + 12,2 24,6 30,4 + 23,6 Alle Kreise insgesamt biw. Ø 26,7 38,9 + 45,7 38,2 58,3 + 52,6 36,2 56,9 + 57,2 32,0 34,3 + 7,2 31,2 37,3 + 19,6 244 278 + 13,9 357 406 + 137 24,1 30,4 + 26,1 Schleswig-Holstein insgesamt bzw. Ø 26,7 39,0 + 46,1 38,2 58,2 + 52,4 36,2 56,8 + 56,9 32,0 34,3 - 7,2 31,2 37,3 + 19.6 244 276 + 13,9 357 406 + 13.7 24,1 30,4 + 26,1