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Prose Nonfiction Nonfiction

1996

Sich einen Namen machen

Susanne Kord

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BYU ScholarsArchive Citation Kord, Susanne, "Sich einen Namen machen" (1996). Prose Nonfiction. 236. https://scholarsarchive.byu.edu/sophnf_nonfict/236

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Sich einen Namen machen Anonymitat und weibliche Autorschaft 1700-.1900 .. Susanne Kord Ergebnisse der Frauenforschung Band 41 d p .. 'd ten der Freien Universitat Berlin Begriindet und im Auftrag es rasl en herausgegeben von SICH EINEN NAMEN

Prof. Anke Bennholdt-Thomsen, Germanistik Elisabeth Bohmer, Soziologie . MACHEN Prof. Marlis Dilrkop, Sozialpadagoglk Prof. Ingeborg Falck, Medizin . . Anonymitat und weibliche Autorschaft 1700-1900 · n T71ewitz Geschichtsdidakuk P.ro. f M ano 1-v ' Prof. Jutta Limbach, Jura Prof. Hans Oswald, Padagogik Prof. Renate Rott, Soziologie . . . /Anglistik Germanistik hopp-Schilling, Amen1 <:amstl 1< ' Dr. Hanna Beate Sc . '1 Prof. Margarete Z.lmmetma . nn ' Romamstl <

Koordination: Anita Runge

Verlag J. B. Metzler Stuttgart · Fur meine Familie: Gedruckt mit Untersti.itzung der Freien Universitat Berlin.

Magdalena Pfannkuchen, 1921-1973 Hedwig Pfannkuchen, * 1914 Julie Pfannkuchen, 1890-1977 Eva Gobiet, *1926 Susan Cocalis, *1947

Ihnen verdanke ich die Liebe zum Lesen die Voraussetzung zum Schreiben den Mut zum Veroffentlichen

Die Deutsche Bibliothek- CIP-Einheitsaufnahme Kord, Susanne: Sich einen Namen machen : Anonymitat und weibliche Autorschaft 1700 - 1900 I Susanne Kord. -

Stuttgart; Weimar: Metzler, 1996 (Ergebnisse der Frauenforschung ; Bd. 41) ISBN 3-476-01438-X NE:GT

Gedruckt auf saure- und chlorfreiem, alterungsbestandigem Papier.

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© 1996 J. B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH in Stuttgart Einbandgestaltung: Willy Uiffelhardt Satz: Wallstein Verlag, Gottingen Drucie Franz Spiegel Buch GmbH, Ulm Printed in

Verlag J. B. Metzler Stuttgart . Weimar

' HAROLD B. LEE UBRAFW BHIGHAM YOUNC UNIVERSIT1 PROVO. UT/\H INHALTSVERZEICHNIS Nomen est omen." " Alte romische Weisheit Vorwort ...... 0 0 0 9 I. Sich einen Namen machen: Zur Anonymitat und Pseudonymitat weiblicher Autoren zwischen 1700 und 1900 ...... 11

0 be some other name! 1. Die Frau, das unbekannte Wesen: ,Jemand" und 'what's in a name?" ,Tantchen Ungenannt" ...... 11 William Shakespeare, Romeo and juliet 2. Die Frau als Opfer und Komplizin: Zum literarischen Ausschlu~ von Frauen ...... 20 3. ,Ain't I a Woman?" oder Kleider machen Frauen: Methodologische Uberlegungen zur Anonymitat und Identitat der Frau ...... 27

Name ist Schall und Rauch." II. Der kurze Weg zur Mannlichkeit: " Johann Wolfgang Goethe, Faust Von Jenny (1753-1807) zu Paul Dido (1826-1891) 0 0 0 0 0 0 0 36 1. Das neue Rollenangebot: Mannliche Madelle zur ,Natur' und ,Bestimmung' der Frau ...... 36 2. Frauenrollen au~er Haus: Weiblichkeit auf dem Theater . 44 · d h [ ] but certainly it never got 3. Und drinnen walter die ziichtige Hausfrau: Genius of a sort must have exlste among t efm ... , d by the devils Frauen spielen ihre ,Weiblichkeit' . . . 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 " h h r one reads o a woman possesse , 46 itself onto paper. W en, oweve , ·1 ble man who had a remarkable 4. Der kurze Weg zur Mannlichkeit: of a wise woman selling herbs, or even a remar

torture her gift had put her to." v· 0 0 'VT lf A Room o~'One's Own ugnua woo , '.! 1. Genre, Genie und Geschlecht . . 56 2. Genre und weibliche Anonymitat: Dramen und Romane von Frauen ...... 67 3. Die Schaubiihne als unmoralische Anstalt betrachtet: Zum Unterschied zwischen Drama und Theater 69 For most of history, Anonymous was a woman." 4. Das ,andere' Genre: Theater als ,weiblich' 70 Virginia Woolf " 5. Dramen und Theaterstiicke von Frauen .... 74

IV. Das Land der Dichterinnen und Denkerinnen: Klassenspezifische Namenlosigkeit ...... 77 1. Das Biirgertum als Kultur und die Ausgrenzung von Frauen 77 2. Zur Rhetorik in Schriften nicht/biirgerlicher Autorinnen: Dilettantismus und Klassenkampf ...... 85 3. Anonymitat und Klasse: Beispiele aus dem 18. Jahrhundert 90

7 6 V. In eigener Sache: Frauen uber ihre Anonymitat und Autorschaft .... 93 Vorwort

1 Zwei Seelen, wohnen, ach, in meiner Brust": . 98 . Schuld und Schizophrenie weiblicher Autorsch~ft 1. D... h. .:. "·· Allen meinen Freunden und Freundinnen, davon vielen ohne akademische .. d' als Frau w1e a s 1c term · 2. ,Gleich groG und vernrungsw~r1 1g ...... 112 Ausbildung, bin ich wie immer dankbar fur ihre Unterstutzung, ihre Geduld Anmerkungen zu einem unerre!Chbaren Zlel ...... und ihr scheinbar unbegrenztes Interesse an meiner Arbeit. Das gilt besonders 3 Die Freiheit, die sie meinten? ...... 122 fur meinen besten Freund, John Landau, der an diesem Projekt intensiv beteiligt . Anonym1tat . .. und die Utopie der Geschlechtsloslgkelt war - von der ersten Idee vor vier Jahren bis zum SchluGpunkt vor wenigen 125 Wochen. AuGerdem danke ich VI. Die pratendierte We1'bl' 1c hl<:elt. .. D e r Autor als Autorin Friederike Eigler, die das dritte Kapitellas und freundlich, aber kritisch be­ urteilte, VII. Selbstgewahlte versus effek~iv~ Anonymi~at: ...... 135 Anita Runge und Helga Brandes fur Literaturhinweise, Zur Rezeptionsgeschichte we!bhcher Autoren . der Georgetown University fur die Stipendien im Sommer und Herbst 1994, die mir die Fertigstellung des Buches frliher ermoglichten als gedacht, 1 Das lntegrationsmodell: . 136 und der University of Nebraska Press fur ihre freundliche Erlaubnis zur . Frauen m . man.. nll'cher Literaturgeschichtsschre!bung. Ubersetzung einiger Passagen und zur Wiederverwendung einiger Ideen und 2 Sie war kein Genie": 140 . 'M' n Wahnsinnige und andere Ausnahmen Zitate aus meinem Aufsatz ,Und drinnen waltet die zlichtige Hausfrau?' use , . ll d' 147 Caroline Pichler's Fictional Auto/Biographies" im flinften und siebten Kapitel. 3. Biographismus in der Kri~i~c Zwel Fa stu len. Der besagte Aufsatz erschien ursprlinglich im Women in German Yearbook 8 4. Das Geschlecht in der Knuk: 156 (1992): 141-58. ,Mannliche' und ,weibliche' ~aturel~ ...... Zitate aus dem Englischen und Franzosischen sind libersetzt, die Original­ Eine Literaturgeschichte fur s!ch allem: Th .. 5 164 zitate finden sich in FuGnoten. Wo nicht anders vermerkt, stammen aile Uber­ · Aufarbeitung, Ghettoislerung,. Ideo 1oglsle · · rung ' eoret1s1erung. setzungen von mir. 174 VIII. SchluGbemerkung und zwei DenkanstoGe Werke von Autorinnen des 18. und 19. Jahrhunderts erscheinen im Lite­ raturverzeichnis unter genauer und ungeklirzter Ubernahme der bibliogra­ 1. Kein Zimmer fur sich allein: .V~raussetzungen und phischen Angaben in der benutzten Ausgabe, mit Ausnahme des Verlagsortes. 0 ••••• 175 Produktionsbedingungen we!bhcher Autorschaft . (Beispiel: Delle Grazie, M[arie] E[ugenie]. Saul. Tragodie in fonf Acten von 2. Anonymitat oder Trivialitat: 178 ME. delle Grazie. Wien 1885.) Der Grund: oft finden sich schon im Titelblatt Zu den Alternativen weiblicher Autorschaft . reichha!tige Aufschllisse tiber die Spielarten der Anonymitat, Teilanonymitat, Geschlechtsanonymitat oder auch betonter Orthonymitat. Einige Autorinnen ...... 181 Anhange .. · · · · · · · · · · · · · unterschlugen ihren Vornamen und damit ihr Geschlecht (,M. GUnther"), 181 viele andere verweigerten ihren ganzen Namen, teilweise unter Vorspiegelung A. Erwahnte Schriftstellerinnen und Pseudonyme 198 eines mannlichen oder weiblichen Geschlechts (die vielen ,Verfasser" oder B. Ermittelte Pseudogynyme · ,Verfasserinnen" eines anderen, im Titel genannten Werkes). Wieder andere 200 entzogen sich - und ich meine, ausdrlicklich - dieser weiblichen Tradition der C. Relevante Termini· Anonymitat, indem sie sich im Titeliiberidentifizierten: z. B. durch zusatzliche 202 Nennung des Geburtsnamens, so als beflirchteten sie, mit einer gleichnamigen Literaturverzeichnis · Autorin verwechselt zu werden (,Caroline Pichler, geborne von Greiner") oder durch die angesichts des Vornamens liberfllissige Hervorhebung des Ge­ schlechts (,Frau Hedwig Henrich-Wilhelmi", eine Angabe, mit der vielleicht

9 8 . 1 Ehefrau betont werden sollte). Angesichts des I. Sich einen Namen machen: auch der Status der Autorm as d' ·T lbl"tter etwaige Wiederholun- Zur Anonymitat und Pseudonymitat Th mas habe ich fur den Aussagewert leser lte. a f e . . ·ocker Uin e ern m Kau genommen. weiblicher Autoren zwischen 1700 und 1900 gen und Titel von wlwelse bar. . g g h . dlich bemuht, dem soge- Ich habe mich beim Schrel~en dle(sdes ~uLc er~' re der Au tor' usw.) endlich . h ' Maskulmum ' er ese ' ' ) nannten ,genensc en d . h n Autorinnen (= nur Frauen ' 1. Dm FRAu, DAS UNBEKANNTE WESEN: . Ab h' d u geben un zwlsc e den vetdlenten sc le z . dAutoren beiderlei Geschlechts zu ,}EMAND" UND ,TANTCHEN UNGENANNT" .. ) und Autorznnen un . Autoren (= nur Manner h d damit angeblich Autorinnen ,mlt- 'd "'r A t enzusprec en un unterschel en. von u or . . . d Thema Anonymitat der Frau In den letzten funfzehn Jahren ist die schriftstellerische Arbeit von Frauen des . ' 1 r wer slch me rnlt em wr zumemen cann nu' f '1' . h Genauigkeit keinen gro!Sen wert 18. und 19. Jahrhunderts zumindest so weit aufgearbeitet worden, daG die alte . h d g rdem au stl 1st1sc e d n beschafugt at un au e . d Leser also davon ausgehen, m~ Beschworungsformel der Traditionalisten, Frauen hatten vor dem 20. Jahr­ legt. Im allgemeinen sollten Lesermnen un .. hlich ausschlie!Slich Manner hundert nicl1ts produziert, an Glaubwurdigkeit verloren hat. (Desgleichen die . . A toren Leser etc. tatsac d' mit Mas 1m 1ma wle u ' . 1' }(, rrekturlesen Fehler in leser neue, die da lautet, Frauen hatten vor dem 20. Jahrhundert nichts Lesenswertes . . d D g · uch nach v1erma 1gem 0 h gememt sm . a fill' .a .. halte ich durchaus fur moglich: jahrze nte- produziert.) Die Anthologien von Cocalis, Brinker-Gabler (Gedichte), Wurst Hinsicht unterlaufen sem konnten, 1 . h . ht in wenigen Monaten ab­ (Dramen) unci Blackwell/Zantop (Gedichte, Prosatexte unci ein Drama) rna­ lange Gewohnheiten, auch falsche, assen slc me chen Werke von Autorinnen aus diesem Zeitraum wieder zuganglich, haufiger legen. . . . funften und siebten Kapitel gingen, meist in englischer Ubersetzung als im deutschen Original' - ein sicheres Zeichen Auszuge aus dem dntten, vlerten, .. . . b . der Modern Language Asso- fur die Tatsache, daiS Frauenstudien in den U.S. A. noch heute anerkannter unci . h' dene Vortrage em. e1 . in anderer Form, m verse ~e b 1993) n der Library of Congress m besser finanziert sind als in dem Heimatland der anthologisierten Autorinnen. • • • 'T' t Ontano (Dezern er ' a . . . D 11 oatlon ll1 loron o, 4 b . d G . an Studies Assooauon m a as, Einige Romane von Autorinnen des 18. Jahrhunderts sind im Olms Verlag C (J 1' 199 ) e1 er erm . Washington, D. . u l . d' M d . L nguage Association in San Diego, neu erschienen oder erscheinen in Kurze. 2 Die kritischen Arbeiten von Hoff 1994) bel er o ern a b Texas (Septemb er ' d d F . Unl'versitat Berlin (Dezern er . b 1994) un an er relen . California (Dezern er ' . h . d Teilnehmern an dlesen . L '1 den Tedne mennnen un d Susan Cocalis, Hg. und Dbers., The Defiant Muse; Gisela Brinker-Gabler, Hg., Deut­ 1994). Mem Dan<. gl t d K .. ·nen Blick fur theoretische un K t re un ntl1 '- mel . sche Dichterinnen; Karin Wurst, Hg., Frauen und Drama; Jeannine Blackwell und Symposien, deren ommen aTh h" -ften und so die vorliegende Verswn Susanne Zantop, Hg., Bitter Healing. Die Gedichte finden sich sowohl bei Cocalis methodologische Aspekte des emas sc ar als auch Blackwell/Zantop im deutschen Original und englischer Ubersetzung; mitermoglichten. Drama und Prosatexte bei Blackwell/Zantop in englischer Ubersetzung. 2 Caroline Auguste Fischer, Gesammelte Werke in 6 Banden (entha!t Die Honig­ monathe, Kleine Erzahlungen und romantische Skizzen, Margarethe, Der Gunstling, Gustavs Verirrungen, Vierzehn Tage in Paris und Mahrchen); Therese Huber, Romane und Erzahlungen in 12 Banden (enthalt Die Familie Seldoif, Luise, Hannah, Ellen Percy, ]ugendmuth, Die Ehelosen, Die Weihe der ]ungfrau bei dem Eintritt in die grii{Jere Welt und Erzahlungen); Maria Anna Sagar, Die verwechselten Tochter und Karolinens Tagebuch; Sophie Tieck-Bernhardi-Knorring, julie Saint-Albain und St. Evremont; Friederike Helene Unger, julchen Grunthal Albert und Albertine und Bekenntnisse einer schonen Seele; Johanna Isabella von Wallenrodt, Das Leben der l

11 10 ....

(Dramen des Weiblichen), Wurst, und Kord (Ein Blick hinter die Kulissen) zum wesenheit der Autorinnen im tradierten Literaturkanon. Aus diesem Grund Drama, von Gallas/Heuser und Gallas/Runge zum Roman, und Brinker­ wird alles, was zu dieser Abwesenheit beitragt (wie z. B. die Verwendung des Gablers Edition kritischer Aufsatze zum Thema Deutsche Literatur von Frauen Geb~rtsnamens als .Autorname, Namensanderungen bei EheschJiegung oder _ sche1dung, oder d1e anhaltende Sitte, Autorinnen mit dem Vornamen zu im allgemeinen, 1 um nur die umfangreichsten zu nennen, bestatigen und fordern den Einzug der Autorinnen zumindest in die feministisch orientierte bezeichnen), als ejfektive, wenn nicht beabsichtigte, Anonymitat oder Pseud­ onymitat behandelt. Germanistik. Dag die Tradierung und Uberlieferung der Werke von Schriftstellerinnen . Zu~ Thema Anonymitat und Pseudonymitat von Frauen gibt es bisher nur vor dem 20. Jahrhundert erst so spat eingesetzt hat (die meisten der genannten ~~n~ emfuhren~e Studi~, Barb~ra Hahns Untersuchung uber das Leben einiger Sekundarwerke und Anthologien erschienen in den spaten 80er und fruhen JUd!scher Schnftstellennnen 111 Deutschland Unter folschem Namen. Hahns Buch, das sich eher auf Fallstudien konzentriert als eine kontinuierliche Litera­ 90er Jahren), ist auf verschiedene Faktoren zuruckzufuhren. Dazu gehoren u. a. turgeschichte erzahlen will, unterscheidet sich von den Allgemeinwerken zum die erheblichen Schwierigkeiten bei der Quellenforschung aufgrund der un­ zuverlassigen und oft widerspruchlichen Angaben in bio-bibliographischen Thema und Pseudonymenlexika in einem wichtigen Punkt, in dem namlich, dag sie - bisher als einzige - das Geschlecht der Autorin als determinierenden Lexika; die Unzuganglichkeit der Werke, von denen viele nur einmal gedruckt wurden und heute, haufig in sehr schlechtem Zustand, nur noch in wenigen ~~ktor fur ihre ~nonymitat voraussetzt (7). Das Geschlecht der Autorin spielt Bibliotheken aufbewahrt werden; und schliemich auch die Tatsache, dag fur Herausgebennnen und Herausgeber von Pseudonymenlexika nur dann eine jede(r) feministisch Forschende zunachst mit dem traditionellen Literat~rtrai­ Rolle, wenn es sich um ein Lexikon weiblicher Autoren handelt (z. B. bei Alice ning und Literaturverstandnis aufgewachsen ist und selbst nach ausfuhrhchem Kahler Marshall); wo das Thema Anonymitat und Pseudonymitat geschlechts­ Kontakt mit Frauenliteratur noch gegen die perfide, weil weitgehend unbe­ ,n~utr~l' abg~handelt1 wird, konzent~ieren sich die Autoren in der Regel auf wugt gewordene, Uberzeugung ankampfen mug: Frauenliteratur ist allenfalls mannhche Llteraten. Geschlecht w1rd dort als moglicher Faktor fur die An­ von historischem Interesse, literarisch minderwertig, unwichtig, nicht ,ewig'; onymitat und Pseudonymitat weiblicher Autoren fast ausnahmslos ignoriert, das Genie ist mannlich. Gleichzeitig Ursache und Resultat aller dieser Faktoren obwohl Anonymitat und Pseudonymitat wohl als die Veri:iffentlichungsmetho­ ist die Namenlosigkeit der Autorinnen. Der Zusammenhang zwischen der de von Frauen gelten kann. Trotz der enormen Schwierigkeiten bei der Er­ Namenlosigkeit der Autorin und ihrem geringen Bekanntheitsgrad bzw. der forschung und Zuordnungvon Pseudonymen sind im 18. und 19. Jahrhundert kontinuierlichen Nichtbeachtung oder Abwertung ihrer literarischen Erzeug­ all.ein im .deutschen Sprachraum 1454 von Frauen benutzte Pseudonyme er­ nisse ist offensichtlich: wer namenlos bleibt, kann nicht namhaft werden, wer m~ttelt, d1e auf ca. 3940 Autorinnen entfallen- was bedeutet: jede zweite bis dntt~ Schriftstellerin in diesem Zeitraum benutzte ein Pseudonym. Die Ano­ nicht namhaft ist, wird nicht tradiert. In dieser Untersuchung soU es daher vor all em um die Grunde fur die verspa- nymlt~t der .Aut~rinnen liegt mit Sicherheit wesentlich hoher, ist jedoch als ,negatives W1ssen schwerer nachzuweisen. 2 tete und mangelhafte Tradierung von Frauenliteratur gehen, um die Ano~ym~­ tat und Pseudonymitat, d. h. die literarisch institutionalisierte Namenlos1gke1t Bei der Umbenennung ihrer selbst entwickelten die Autorinnen erstaunliche deutschsprachiger Autorinnen im 18. und 19. Jahrhundert. Ausgangspunkt Energie u~1d. Kreativitat. Neben weiblichen und manrilichen Pseudonymen ist hierbei weniger die intendierte Anonymitat der Autorinnen (obwohl haufig stehen we1bhche Vornamen, Kryptonyme, Hagionyme und Anagramme fur davon ausgegangen werden kann, dag die eigene Anonymitat von den Autor­ innen selbst beabsichtigt war, siehe unten) als vielmehr die ejfektive, die Ab- Siehe dazu u. a. Barthel, Redlich, Weigand, Holzmann/Bohattas Anonymenlexikon dem Nachdruck des letztgenannten Romans begonnene Reihe ,Historische Frauen­ und Pseudonymenlexikon, Weller, Max Schneider, Ersch, Andreas G. Schmidt, Rass­ romane" des Literaturverlags in MUnster wird !aut Auskunft des Verlages nicht fort­ mann, Dahlmann und Bormanh; im englischen Sprachraum Atkinson, Courtney, gesetzt. Fiir Auskiinfte im Bezug auf Nachdrucke von Frauenromanen danke ich Clarke, Room, Bates, Haynes, Thomas und Russell Marble. 2 Zu soziologischen Ansatzen zur Erforschung von ,lack of knowledge" siehe Shulamit Anita Runge. . Bis heute gibt es meines Wissens keine umfangreiche kritische Studie zu Ged1chten Reinharz' Feminist Methods in Social Research, darin besonders den Abschnitt The Study ofWhat Is Missing". " von Frauen vor dem 20. Jahrhundert.

13 12 den eigenen (oder den ehemaligen) Namen.1 So wird Caroline Similde Gerhard Tanten, die .sich ~it ,:hrem Pse~donym- wie andere Pseudonyme auch, z. B. ,Auguste Kmderlieb - auf Kmder- und Jugendliteratur fest!egten · 'T' t zu Caroline S. ]. Milde, Elisabeth von Rumanien (Geburtsname: Elisabeth von M . " 'T' • , J.an e Wied) zu E. Wedi, Teresa Grohe zu T. Resa, Maria Lorenz zu L. 0. Renz und ane , , J.ante Maria", ,Tante Amanda", ,Tante Christine", ,Tante Hedwig", Therese von Bayern zu Th. v. Bayer.1 Diese Aufzahlung soil nicht n.ur . als ,T~nte Barbara", ,Tante Emmy", ,Tantchen Ungenannt". Wie die !etztere Sammlung literarischer Kuriositaten stehen, sondern Aufschliisse tiber die hte­ weisen andere Autorinnen via Pseudonym auf ihre eigene Pseudonymitat hin rarische Aussagekraft dieser Namen geben. Ein Pseudonym erfiillte a~fSer d.er (,Nemo", ,]. Nemo", ,Jemand", ,M. Titelius", ,Karl Postumus" Philomti- " S h I I '" Verhiillung der Identitat (und haufig auch des Geschlechts) der Autonn ~eist s~s , :' c o asti "). Aus ~er H~ro '. ,Sigismund Mannsperg", ,Schwucht von Zinken") errangen der Frau Verschiedenheit der Zweitgriinde ergibt sich die Flut von Pseudonymen: VIele mannlichen Autorstatus und erfiillten damit vor allem die Funktion sie von Autorinnen hatten mehrere Pseudonyme zur Hand, die sie je nach Belieben dem femininen Verhaltenskodex zu befreien, der fast jeder Frau, die ih;e Werke oder Genre einsetzten (vgl. den Eintrag zu Katharina Zitz im Anhang). unter einem weiblichen Namen in die Welt schickte, endlose Bescheiden­ Besonders auffallend bei der Untersuchung weiblicher Pseudonyme ist die heitsfloskeln in die Feder diktierte: sie entschuldigt ihr Werk bzw. ihre schrift­ Beschrankung der eigenen schriftstellerischen Moglichkeiten, die oft in das stellerische .Tatigke.it im Vorwort, definiert sich selbst als Gelegenheits- oder Pseudonym eingebaut ist. Viele Autorinnen nennen sich im Diminutiv, als Zufallsschnftstellenn, erhalt nach Moglichkeit die Pratension weiblicher ,Nantchen", ,Lottchen", ,Stiefmiitterchen aus Prag" oder gar ,Heimchen". ~escheide~~eit und Inferioritat aufrecht, bittet urn die Nachsicht der (mann­ Solche Pseudonyme versicherten der Leserin (und besonders dem Leser), daiS lichen) Knuker oder betont, sie fiihre die Nadel viel besser als die Feder.! sie/er von der fraglichen Autorin keine intellektuelle Bedrohung zu erwarten . A~gesi~hts de~. :rielz.ahl weiblicher Pseudonyme iiberrascht es wenig, daiS sie habe. (Ein ernstzunehmendes literarisches Werk eines mannlichen Denkers, die liter~nsche Taugke1t von Frauen bis heute recht erfolgreich bemanteln _so veroffentlicht unter dem Pseudonym ,Sohnchen" oder ,Hanschen", ist wahl erfolgreich, daiS noch heute die Frage besteht, ob einige dieser Autorinnen kaum vorstellbar.) Im gleichen Zug finden sich Pseudonyme, die die Privatheit iiberhaupt ~xistiert haben, selbst wenn es sich urn eine Erfolgsautorin handelt.2 oder Gefiihlsbetontheit (,Herzen") oder die Religiositat der Autorin hervor­ ~.b~ohl .. di~se Frage auch bei Shakespeare gestellt wird (Shakespeare wird heben (,Charitas vom Kindlein Jesu", ,Marien Kind", ,Andreas Feierta~"), haufig fur em Pseudonym gehalten, hinter dem sich Francis Bacon verborgen oder andere, in denen die Familienbindung der Autorin zum Pseudonym wud. haben soil, vgl. Bor~ann ~7), ist di~se Frage eine andere als bei Shakespeare. In der Frauenliteratur des 18. und friihen 19. Jahrhunderts wimmelt es von Im Gegensatz zu Wilhelmme Karoline von Wobeser existiert Shakespeare als

1 Eine Erlauterung der Termini findet sich am Ende der Arbeit. Zu Romanvorreden von Autorinnen des 18. Jahrhunderts und dem Bescheidenheits­ 2 Aile in dieser Arbeit erwahnten deutschsprachigen Autorinnen, die zwischen 1700 topos v~l. ~ag~alene Heuser , ,,Ich wollte die!S und das von meinem Buche sagen, und 1900 schrieben, sind mit samtlichen Pseudonymen in dem Pseudonymen­ und geneth m em Verni.infteln.' Poetologische Reflexionen in den Romanvorreden" verzeichnis amEnde der Arbeit angefiihrt. Im Text erwahnte nicht-deutschsprachige in Callas/Heuser, Untersuchungen zum Roman von Frauen 52-65. ' Autorinnen, mannliche·Autoren sowie Autorinnen und Autoren au!Serhalb des ange­ 2 ~ydia Schieth, ,,Elisa'". Die Erfolgsautorin, deren Existenz Schieth hier bezweifelt gebenen Zeitraums sind nicht in dieses Verzeichnis aufgenommen. 1st Wilhelmine Karoline von Wobeser. '

15 14 ler Achtung. Wahrend Manner meist lediglich versuchten, sich per Pseudonym Konzept, seine Werke werden tradiert, gelehrt und gelesen. Die Frage, ob oder Anonymitat vor eventuell negativer Beurteilung eines einzigen Werkes zu Shakespeare als Person existiert habe, behalt ihre Bedeutung in der biographi­ schutzen, ging es fur Frauen um etwas viel Prinzipielleres: um den Schutz vor schen Forschung; im Bezug auf die Behandlung seiner Werke scheint sie ver­ dem Vorwurf weiblicher Schriftstellerei uberhaupt. Vorurteile gegen weibliche gleichsweise unwichtig: deren Existenz, und ihre Tradierung als seine Werke, ist Schriftstellerei sind so alt wie weibliches Schrifttum selbst und spielen bei der unbestreitbar. Beurteilung weiblicher Anonymitat notwendigerweise eine bedeutende Rolle. Damit sind wir bei einer Frage angelangt, die ich ausfuhrlicher in einem Versuche, sich gegen solche Vorurteile zu verteidigen, lassen sich bis ins Mittel­ spateren Kapitel behandeln mochte: dem Unterschied zwischen mannlicher alter zuruckverfolgen: dort beriefen sich die Autorinnen auf Gott, die hochste und weiblicher Anonymitat und Pseudonymitat. Auch Manner, wie allgemein mannliche Au tori tat, die ihnen - so die gangige Argumentation bis zur Refor­ bekannt, veroffentlichten anonym und pseudonym. Lessings Hamburgische mation - ihre Lieder in die Feder diktiert habe. 1 Dramaturgie erschien anonym, Goethe hatte ein Pseudonym, Schiller hatte Ein weiterer wichtiger Unterschied bei der Beurteilung weiblicher vs. mann­ eins, desgleichen Luther, Leibniz, Melanchthon, Ulrich von Hutten, Grim­ licher Anonymitat und Pseudonymitat, derjenige, der dieses Buch auch heute melshausen, Abraham a Santa Clara, Pierre Bayle, Friedrich II, Eichendorff, noch notwendig macht, liegt im unterschiedlichen Effekt des Pseudonyms. Der Matthias Claudius, Voltaire, Moliere, Burger, Vog, Boie, Herder, Novalis, Name einer Frau, die sich - im wortlichen Sinne - einen Namen machte, wird Willibald Alexis, Jean Paul, und der (oder die?) bis heute mysterios gebliebene in der Regel nicht in die Literaturgeschichte aufgenommen- weder der richtige Bonaventura (Bormann 1-3; Sohn 7f., 1lf., 74-78, 85, 115-18). Der Unter­ noch der falsche. 2 Anders mannliche Kunstler und Literaten, die trotz Pseud­ schied zwischen weiblicher und mannlicher Anonymitat und Pseudonymitat, onym eine weit grogere Chance hatten, bekannt zu werden - unter ihrem der andernorts ausfuhrlicher erlautert werden soll (Kap. VI), besteht m. E. in Namen oder unter ihrem Pseudonym. Einige Pseudonyme sind so bekannt drei Faktoren: in der Motivation zur Anonymitat und Gebrauch des Pseud­ geworden, dag der Name nicht mehr ins Gewicht fallt: selbst wenn der richtige onyms seitens der Autorin (im Gegensatz zum Autor), in der unterschiedlichen Name des Autors bekannt ist, und das ist er fast immer, wird er zum unbekann- Literaturgeschichte von Frauen und Mann ern, 1 die eine unterschiedliche Ge­ schichte ihrer Anonymitat und Pseudonymitat bedingt, und schliemich in den unterschiedlichen Auswirkungen weiblicher und mannlicher Pseudonymitat Vgl. dazu u. a. Mechthild von Magdeburgs ,Von diesem Buche" und ,Von gi:ittlicher auf ihre Rezeption. In Einleitungen zu Pseudonymenlexika und wissenschaftli­ Minne Kraft", Argula von Grumbachs ,Ain Antwort in Gedichth" und Anna Owena cher Literatur zum Thema wird immer wieder betont, dag die meisten Autoren Hoyers' ,An den christlichen Leser", in Susan Cocalis, Hg., The Defiant Muse 2-9. (ein Wort, das in der Literatur nur theoretisch beide Geschlechter bezeichnet) Diese Argumentation ist iibrigens weder auf den deutschen Sprachraum noch auf die 2 Zeit vor der Reformation beschrankt. Harriett Beecher Stowe z. B., die ihr gewagtes ihr Pseudonym nur bei Erstveroffentlichungen verwendeten. Das trifft auf Werk Uncle Tom's Cabin unter ihrem eigenen Namen veri:iffentlichte, berief sich auf Autor innen nicht zu. Fur viele mannliche Autoren stellte ein Pseudonym ledig­ dieselbe Autoritat: ,,, the author of Uncle Tom's Cabin? No, indeed! The Lord him­ lich den ersten Schritt in das literarische Neuland dar, einen Schutzmantel vor self wrote it and I was but the humblest instrument in His wise hand ... " Zit. in Kah­ der Kritik, der nach dem ersten Erfolg bald geliiftet wurde (Sohn 116). Anders ler Marshall, ,Preface", unpag. Frauen, die ihr Pseudonym entweder beibehielten oder anderten- es gibt Auto­ 2 Die kleine Schar der Autorinnen, die heute noch allgemein bekannt sind oder gar, rinnen, die bei jeder Publikation den Namen wechselten -, aber wesentlich wenn auch nur mit einer klein en Werkauswahl, tradiert werden, veri:iffentlichten alle seltener als Manner zu ihrem eigenen Namen ubergingen. Die, die es wagten, entweder zumindest einen Teil ihrer Werke unter ihrem eigenen Namen, oder das bezahlten diesen Verstog gegen ihre weibliche ,Natur' mit den oben angefuhr­ Werk wurde bald nach ihrem Tod unter ihrem Namen herausgegeben. Beispiele sind ten Bescheidenheitsformeln, ausfuhrlicher und herbster Selbstkritik oder sozia- Annette von Droste-Hiilshoff, Marie von Ebner-Eschenbach, Bettina von Arnim, Karoline von Giinderrode, Karoline Neuber und Luise Gottsched. Im Faile Gott­ sched, Giinderrode und Droste-Hiilshoff, die vorwiegend anonym, pseudonym oder Ruth Kluger, ,Zum AuGenseitertum der deutschen Dichterinnen", in Gallas/ nur sehr wenig veri:iffentlichten, wurde der Name posthum mit dem Werk in Verbin­ Heuser, Untersuchungen 13-19; Kord, Ein Blick 11 und 20f.. Zur unterschiedlichen dung gebracht (in J. Chr. Gottscheds Ausgabe von Luise Gottscheds Siimmtlichen Rezeption von mannlichen und weiblichen Autoren siehe Jeannine Blackwell, kleineren Gedichten, von Arnims Die Giinderode und Levin Schiickings Ausgabe von ,Anonym, verschollen, trivial". Droste-Hiilshoffs Gesammelten Schriften). 2 Vgl. Dahlmann (unpag.); Rassmann iv f.; Russell Marble 221; Thomas 5-7. 17 16 ten Faktor, das Pseudonym wird zum beruhmten Namen. Beispiele sind Na­ ki:innte, existiert nicht: zur Auswahl stehen in der Regel der Geburtsname, der valis, 0. Henry, Pablo Picasso, George Orwell, Mark Twain, Moliere, Daniel Name des ersten Ehemannes, der Name des letzten Ehemannes, der Name, un­ Defoe, Lewis Carroll, Willibald Alexis, Jean Paul, Voltaire. Frauen, auch zu ter dem die Autorin am haufigsten veri:iffentlichte, der Name, unter dem sie am 1 Lebzeiten beruhmte und gefeierte, existieren in unserem literarischen BewufSt­ bekanntesten war ... Wo ich vor einem derartigen Namensproblem stand, habe sein entweder gar nicht oder nicht als Autorin (s. Kap. VII). Manner dagegen, ich mich oft ziemlich willkurlich fur einen Namen entschieden, habe aber in auch Manner, die unter Umstanden als Person gar nicht existiert haben, der Pseudonymenliste im Anhang samtliche zur Auswahl stehenden Mi:iglich­ ki:innen durchaus als Au tor existieren, sogar- wie im Falle Shakespeare- an der keiten angegeben. Spitze des nationalen Kanons. Vielleicht das sicherste Anzeichen fur den Aus­ Im Gegensatz zum Autor, dessen Autorschaft und Autoritat sich in dem schluiS der Frauen aus der Literatur ist die Tatsache, daiS nur sehr wenige unter Einen Namen ausdrlickt, gelten Einschrankungen in der Namensbezeichnung ihrem Pseudonym beruhmter geworden sind als unter ihrem Namen - und einer Autorin selbst dann, wenn der Name ihr ,richtiger' und bekannt ist. Wir wenn, dann zumindest unter einem miinnlichen Pseudonym, wie Ernst Rosmer, sagen ,Goethe", aber ,die Gi.inderrode"; ,Schiller", aber ,Bettine"; ,Gott­ sched", aber ,die Gottschedin", ,die Neuberin", ,die Karschin"- Gottsched, George Eliot und George Sand. Ein Frauenname, so liefSe sich daraus schliefSen, ist kein Autorname, kann Neuber, Karsch, das ist der Mann mit dem Einen Namen, das Original, das keiner sein. 1 Eine Frau kann kein Dichter sein, hochstens eine Dichterin (der diesen Namen sozusagen besetzt halt und der Frau, zur Ab- und Ausgrenzung, ideologische Unterschied ist erheblich). Ein Dichter identifiziert sich tiber den den Status der Kopie zuweist. Der Artikel vor dem Nachnamen, die Ober­ ,Einen Namen" (B. Hahn 8-10), auch wenn dieser Name ein falscher ist; eine nahme der Namensendung ,-in" aus dem 18. Jahrhundert, die heute noch zur Dichterin dagegen bleibt namenlos oder bezeichnet sich durch eine Vielzahl Bezeichnung von Autorinnen aus diesem Zeitraum verwendet wird (moglicher­ von Namen.2 Der ,Eine' Name, der als ,richtiger' Name tradiert werden weise in Anlehnung an das biblische ,Mannin"), sowie der Vorname allein implizieren geringere Kompetenz bei weiblichen Autoren; die Benutzung von Vornamen zementiert zusatzlich die Unsichtbarkeit der Autorin im litera­ Von dieser Annahme gehen die meisten Literaten, Philosophen und Literaturkritiker rischen Diskurs. Im Folgenden wird daher, obwohl Barbara Hahn diese Vor- aus, angefangen von Aristoteles, der Intellekt und Weiblichkeit fiir unvereinbar hielt (Spender, Women ofIdeas 27), bis zu Norman Mailer, der erklarte, alles, was ein guter zwei Nachnamen, wie sie im biirgerlichen Namenssystem zur Frauenindividualisie­ Schriftsteller brauche, seien ,Eier" (,balls"; zit. in Spender, The Writing or the Sex? rung notwendig sind. [ ... ] Wenn Autorschaft als Auszeichnung des Menschenge­ 29). Die Voraussetzung des unbedingt mannlichen Autors durchzieht auch die Pseudonymenforschung, die es eigentlich besser wissen miiBten. In Redlichs litera­ schlechts gleichwohl nur eins der zwei Geschlechter auszeichnet, bleiben schreibende rischer Welt existiert nur ,der berUhmte Meister" bzw. der ,Jiingling", der den ,Her­ Frauen urn 1800 grundsatzlich anonym oder pseudonym" (132-34). Gemeint ist ausgebern die ersten stammelnden Versuche seiner Muse" anvertraut (3). Weibliche damit nicht eine von der Autorin eingesetzte Anonymitat, sondern eine von der Leserschaft voraus- und von der Nachwelt fortgesetzte, die davon ausgeht, daB Schriftstellerei ist, sogar innerhalb der Forschung, die sich auf anonyme und pseu­ donyme Schriftstellerei spezialisiert, keineswegs eine Selbsrverstandlichkeit; ihre Schriftstellerinnen prinzipiell auf ihren 'Autorenstatus' verzichten- und damit auch Existenz wird mit Verwunderung und Oberraschung registriert. ,Wer hatte [ ... ] un­ auf das Privileg, als Autorin genannt zu werden: ,Frauen greifen zur Feder nur unter ter Franz Berthold ein geistreich schreibendes Fraulein [Adelheid Reinbold, S. K.], der Fiktion, die Zeiten seien noch mittelalterlich-namenlos" (Kittler 133). das sich diesen Namen wie zum Manne erkiesen, verborgen geglaubt!" (Andreas Zu dieser allgemeinen Regel fallen mir nur zwei Ausnahmen ein, die beide belegen, daB Autorschaft nach unserem literarischen Empfinden nur unter Einem Namen Schmidtv). Erste Untersuchungen der vorausgesetzten Mannlichkeit des Autors finden sich an­ tradierbar ist: die heiden Ausnahmefrauen unseres Kanons, Annette von Droste­ satzweise bei Gilbert/Gubar, Madwoman 3-14; ausfiihrlicher und im Zusammen­ Hiilshoff und Marie von Ebner-Eschenbach. In beiden Fallen wurde der kompli­ hang mit dem Namen des Autors/der Autorin bei Barbara Hahn und Friedrich zierte Nachname zu dem Einen Namen verkiirzt, der als Autorname stehen kann: Droste, Ebner (Droste erscheint haufig auch als ,Annette" bzw. ,die Droste"). Er­ Kittler (vgl. besonders S. 132-34). 2 Zu ahnlichen SchluBfolgerungen gelangte schon Friedrich Kittler bei seinem leichtert wurde die Tradierung dieser Namen wohl auch durch die Tatsache, daB weder ,Droste" noch ,Ebner" ihren Namen durch eine EheschlieBung vervielfaltig­ Vergleich weiblicher bzw. mannlicher Autorschaft am Beispiel Therese und Ludwig te: Ebner-Eschenbach heiratete einen Mann gleichen Namens, Droste-Hiilshoff Ferdinand Huber: ,Auf der einen Seite ein schlicht-edler Nachname, wie er im Auto­ rensystem zur Individualisierung hinreichend ist, auf der anderen Seite Vorname und blieb ledig.

19 18 gehensweise, und ich meine zu Recht, als Benutzung von "falschen Namen" heigt allet·dings nicht, dag der Minderwertigkeitsthese nichts zu entgegnen kritisiert (d. h. der Name des Vaters oder Ehemannes wird unkritisch als ,rich­ ware. Wenn Nicht-Minderwertiges jahrhundertelang fast einmUtig als mittel­ tiger' Name der Autorin akzeptiert, 18), den behandelten Autorinnen die fUr maBig verurteilt wird, von Mannern und von Frauen, kann es sich nicht nur mannliche Literaten Ubliche Bezeichnung beigelegt, auch wenn es sich um um eine mannliche Verschworung gegen weibliches Schriftstellertum handeln. Schwestern, Frauen oder MUtter berUhmter mannlicher Literaten handelt Was ich also der Minderwertigkeitsthese entgegensetzen mochte, ist folgendes: (,Goethe" = Cornelia Goethe bzw. Catharina Elisabeth Goethe bzw. Ottilie Mittelmagig ist nicht die Literatur von Frauen, sondern unser Literatur­ von Goethe; ,Gottsched" = Luise Adelgunde Gottsched; ,Schiller" = Charlotte verstandnis, unsere Kenntnisse, unsere Fahigkeit, sie zu lesen. Dag wir nicht von Schiller). Wo Migverstandnisse entstehen konnen, wird entsprechend gelernt haben (und bis heute in traditionellen Kurrikula nicht lernen), die Lite­ 1 differenziert. ratur von Frauen mit Genuj zu lesen, liegt an zwei Tatsachen: erstens unter­ scheidet sich viele (nicht alle) Literatur von Frauen erheblich von mannlicher Literatur, formell und inhaltlich, und zweitens beschrankt sich unser Wissen

2. DIE FRAu ALS OPFER UND KoMPLIZIN: und Training auf mannliche Literatur und deren Formen und Inhalte. Die Lite­ ZuM LITERARISCHEN AusscHLUss voN FRAUEN ratur von Mannern wird heute noch an den meisten Universitaten unter dem Namen ,Weltliteratur' gelehrt; unser literarisches Wissen besteht grogtenteils Zur BegrUndung des literarischen Ausschlusses der Frau sind drei theoretische darin, die Formen und Inhalte mannlicher Literatur zu erkennen, anzuer­ Positionen moglich: kennen, zu analysieren, zu kritisieren, zu reflektieren, BezUge zur mannlichen 1. Der Ausschlug der Autorin aus dem Literaturkanon ist der Frau selbst Literaturgeschichte herzustellen usw. Das bedeutet, dag unsere Erwartungs­ anzulasten, denn ihre Werke (mit einigen wenigen pflichtbewugt tradierten haltung und damit auch der Genug beim Lesen, die Freude an der Unter­ Ausnahmen, s. Droste und Ebner) sind minderwertig, unwichtig, nicht ,ewig'. haltung oder am intellektuellen Erlebnis, bei der LektUre von Frauenliteratur Das Genie ist mannlich (die Minderwertigkeitstheorie). ununterbrochen durchkreuzt wird: wir messen ihre Literatur an mannlichen 2. Der Ausschlug der Autorin aus dem Kanon ist dem Mann anzulasten, Formen und Inhalten und finden sie- im Vergleich- mittelmagig. Wir haben denn Manner bestimmten bisher ausschliemich, was als wertvolle Literatur in mehr Freude an der LektUre von Faust, dessen Form und Inhalt unseren Erwar­ den Kanon Einzug halten durfte. Literatur von Frauen wurde dabei (mit eini­ tungen entsprechen (Entwicldung, Krise, Auflosung, Moral, Formenvielfalt, gen wenigenlistig tradierten Ausnahmen, s. Droste und Ebner) ausgeschlossen; entschlUsselbare philosophische Inhalte etc.) als an den oft zirkularen, scheinbar 2 die Frau ist daher als Opfer zu sehen (die Opfertheorie). unmotivierten, entwicldungs- und regellosen Dramen von Frauen, oder als an 3. Der Ausschlug der Autorin aus dem Kanan ist sowohl Frauen als auch den Frauendramen, die die Formen und Inhalte mannlicher Dramen Uberneh­ Mannern anzulasten, denn Manner bestimmten, was als wertvolle Literatur men und somit als schwache Kopie trivialisiert werden konnen (wie Christiane in den Kanon Einzug halten durfte, und Frauen ermoglichten diese Bestim­ von Bredens weibliches Faust-Drama Faustina). Die Erwartungen, die unsere mungen durch ihre Zustimmung und Mitarbeit. Das gilt auch fUr die Lesehaltung ausmachen, beziehen sich Ubrigens nicht nur auf das Werk selbst, Weiblichkeitstheorien, die seit der Reformation (und wieder seit Ende des 18. sondern auch auf das literarische Umfeld, das den ,Wert' des Werkes betont Jahrhunderts) die Frau von jeder Offentlichen oder kreativen Beschaftigung per bzw. uns hilft, das Werk einzuordnen und so seinen ,Wert' zu bestimmen. Dazu definitionem ausschliegen, und an denen Frauen ebenso wie Manner mitge­ gehoren nach Blackwell die Konzentration der Literaturwissenschaft auf ,groge' arbeitet haben (die Mittaterschaftsthese). Teilweise Uberschneiden sich diese Thesen, so z. B. in Werken, die prinzipiell Zu unserem Leseverhalten im Bezug auf die Literatur von Frauen und den Konse­ die Opferthese vertreten und die die Mittaterschaft der Frau zwar zugeben, aber quenzen fiir ihre literarische Tradierung siehe Miller, Subject to Change 83 und ihren nicht zum Zentrum der Untersuchung machen (z. B. Olsen 9). Jede dieser Aufsatz ,Men's Reading, Women's Writing", bes. 48. Thesen soll im folgenden kurz beleuchtet werden. 2 Regelbriiche sind in Dram en von Frauen relativ haufig. V gl. dazu meine Diskussion 1. Die Minderwertigkeitstheorie ist eigentlich keiner Diskussion mehr wUr­ von z. B. Seylers Familie aufdem Lande (Ein Blick 48-50 und ,Tugend im Rampen­ dig, da als Vorurteil und krude Ausschlugstrategie durchschaubar fUr jede(n), licht") und von Giinderrodes Dramen, die oft als ihre schwachsten Werke empfun­ die/der sich eingehender mit der Literatur von Frauen beschaftigt hat. Das den werden (Ein Blick 109-15).

20 21 Namen, Trends und literarische Periodisierung, der Mythos vom ,gro!5en und auch heute noch weitgehend als normativ gel ten, bedarf wahl keiner Dis­ Ktinstler', und die Hierarchisierung literarischer Genres, nach der z. B. ein kussion. Blackwells Blick auf die Periodisierung der Literatur zeigt ein ahnliches Drama ernstzunehmende Literatur darstellt, Briefe und Tagebticher aber nicht Bild: tradiert wurde, was eine Mfinitat mit den mannlichen, universitatsausge­ (,Anonym" 41-50). Blackwells These la!5t sich an unzahligen Beispielen be­ bildeten, konservativen Literaturwissenschaftlern des 19. Jahrhunderts aufwies, legen, wie z. B. an Goethes und Schillers Aufsatz tiber literarischen Dilletan­ und das war Kunst von politisch, geschlechtlich und bildungsmaiSig Gleichen­ tismus, in dem sich auch ein Abschnitt tiber den ,Dilettantismus der Weiber" Barock, Aufldarung, Sturm und Orang, Romantik, Klassik, Realismus, Natura­ findet. Goethe und Schiller, die ftir Literaturkritiker eineinhalb Jahrhunderte lism us, Expressionismus. Weniger ,wichtig' bzw. ,ewig' erscheint im Literatur­ lang das Bild des literarischen Ktinstlers schlechthin vertraten, unterschieden kanon alles, was von diesen Kriterien abwich bzw. von geschlechtlich, politisch den Ktinstler vom Dilettanten durch folgende Kriterien: 1.: die Austibung der oder bildungsma!5ig Anderen produziert wurde: Junges Deutschland, Emp­ Kunst nach Wissenschaft; 2.: die Annahme einer objektiven Kunst; 3.: schul­ findsamkeit, Nervose Kunst, Proletkult, Frauenliteratur (Blackwell, ,Anonym" gerechte Folge und Steigerung; 4.: Schreiben aus Profession und Beruf; 5.: An­ 46). schlu!5 an die Kunst und Ktinstlerwelt, und 6.: Schule (J. W Goethe/F. Schiller 2. Die oben angeftihrten Argumente, die die Minderwertigkeitsthese wider­ 60). 1 Ftir Frauen waren das in der Regel unerftillbare Kategorien: den meisten legen, sind alle Teil der Opferthese: der Theot·ie der Frau als Opfer mannlicher fehlte sowohl der klassische Bildungshintergrund als auch die Moglichkeit des Ausschlu!5strategien. Ftir die Opfertheorie ist inzwischen in fast jeder akademi­ literarischen Austauschs (Frauen war der Eintritt in Klubs und Kaffeehauser schen Disziplin so viel handfestes Beweismaterial gesammelt worden, meist von untersagt), sowie die Moglichkeit, das literarische Werk zum Lebenswerk zu Feministinnen der 70er und 80er Jahre aus dem englischen Sprachraum, da!5 machen und so die verlangte ,Folge und Steigerung" zu erreichen. Bei J. W sie als historische Gegebenheit vorausgesetzt werden muK In der Psychologic Goethe laEt sich die Steigerung seiner literarischen Errungenschaften sehr gut erforschten Belenky u. a. das andersartige ,weibliche Wissen" und konstatier­ ablesen, sie verlauft in der Literaturkritik oft parallel zur Entwicklung seiner ten seine Unterdrtickung und Vernachlassigung in der dominanten Kultur mannlichen Helden (von Werther zu Wilhelm Meister etwa, oder vom Gotz bis (ix, 23-86). Linguistinnen aus Australien, Deutschland und den U.S.A. haben zum Faust). Bei Sophie von La Roche dagegen verlauft die Entwicldung um­ das Sprachverhalten von Mannern und Frauen erforscht und verglichen und gekehrt, bzw. es gibt gar keine: Die Geschichte des Frauleins von Sternheim, ihr kamen dabei zu gleichlautenden Ergebnissen: trotz des hartnackigen Stereo­ heute bekanntestes Werk (das einzige, das in der Regel als ,lesenswert' empfun­ typs, da!5 Frauen zuviel reden, werden Frauen systematisch und auf verschie­ den wird) ist ihr erstes, alle folgenden verb lassen im Vergleich. 2 DaE Goethes dene Art und Weise von Mannern zum Schweigen gebracht (Lakoff; Hill; und Schillers Forderungen als bindend ftir literarische Kunst tradiert wurden Tannen; Spender, Man Made Language und The Writing or the Sex? 7 -23; Tra­ mel-Plotz). Der Ausschlu!5 der Frau aus dem literarischen Bereich wird vieler­ orts festgestellt (Olsen; Spender, Invisible Women, Women ofIdeas, The Writing Den Hinweis verdanke ich Susan Cocalis. Ftir eine Diskussion der Auswirkungen or the Sex?; Rich; Showalter, Literature); konkreter erforscht wurden mannliche dieser Kriterien auf Weimarer Dramatikerinnen zu Goethes und Schillers Zeiten Ausschluf5strategien und -methoden von Joanna Russ (vgl. dazu Kap. VII). siehe ihren Aufsatz tiber Weimarer Dramatikerinnen in Thalia's Daughters: German 3. Neben der Opferthese, bzw. auf ihr aufbauend, existieren seit Ende der Women Dramatists From the Eighteenth Century to the Present, hg. Susan Cocalis und 70er Jahre verschiedene Theorien, die die Frau als handelndes Subjekt voraus­ Ferrel Rose (erscheint voraussichtlich 1996 beim GUnter Narr Verlag in Ttibingen). setzen und sich zum Ziel machen, nicht ihre Abwesenheit, sondern Spuren 2 Geradc an der Sternheim-Rezeption la!St sich eine der in Kap. VII angeftihrtcn Aus­ ihrer historischen Tatigkeit zu untersuchen. Alle diese Theorien, die in den schlu!Sstrategien ablesen: der Roman wird haufig als ,Erfolgsroman' bzw. ,Bestseller' Einzelheiten erheblich voneinander abweichen, bauen auf der Opfertheorie auf (ab)gewcrtet, was in der Regel impliziert: lesenswert aus rein ku!turhistorischem Interesse, das die heute unverstandlichen GrUnde fUr die enorme Popularitat des bzw. nehmen an, da!5 der kulturelle Diskurs von der Frau als Opfer ihre Tatig­ Romans zu erforschen versucht. Die Abwcrtung des Romans als ,Bestseller' ohne keit als Subjekt entscheidend beeinfluf5t. Elaine Showalters Dreiphasenmodell wirkliche literarische Qualitaten setzt die Beurteilung der Autorin als literarische unterteilt die Literaturgeschichte der Frau in die Phasen ,feminine" (d. h. sich Eintagsfliege, die danach nichts ,Lesenswertes' mehr produzierte, schon fast voraus. dem patriarchalischen System anpassend), ,feminist" (dagegen protestierend) Vgl. Barbara Becker-Cantarinos ,Nachwort" zu La Roches Roman, bes. 392f., und und ,female" (der Status der unabhangigen Weiblichkeit, in dem die Frau ihren Aufsatz ,Freundschaftsutopie", bes. 113. sowohl vom Zwang zur Anpassung als auch von dem zum Widerstand befreit

22 23 ist, Literature 13). Die ,feminine" Phase weiblichen Schreibens ist bei Showal­ besteht in der ,fraglosen Unterstutzung oder arglosen Billigung mannlicher ter gekennzeichnet von einer weiblichen Komplizenschaft, die auch Gilbert/ Taten und Vorentscheidungen [ ... ], in der zuverlassigen Bestatigung und eil­ Gubar als ,duplicity" bzw. ,bad faith" kritisieren (Madwoman 69). Die ,richti­ fertigen Bemantelung, in der Verdeckung und Deckung, schlie!Slich der ge­ ge' weibliche Identitat, zu der die Frau in der letzten Phase von Showalters waltsamen Ignorierung und Ablenkung des eigenen Blicks, der gewaltsamen Dreiphasenmodell findet, kann nur durch Verweigerung dieser Anpassung Verdrangung der eigenen Bewertung" (Thurmer-Rohr 86). Die Mittaterschaft erreicht werden, d. h. die ,feministische" Phase ist Voraussetzung fur den der Frau - als Ehefrau, Geliebte, Muse, Mannertatbejahende, Hausgenossin, schlidslichen Ausdruck der eigenen ,Weiblichkeit'. Zuarbeiterin, Stutze, Dulderin - ermoglicht die Taterschaft des Mannes, fur Anders beurteilen Sigrid Weigel und Gilbert/Gubar die von Showalter den ihre Unterstutzung unentbehrlich ist. Der Mann bleibt damit auch in konstatierte weibliche ,Anpassung': sie steht hier weniger als ideologisch Ver­ Thurmer-Rohrs Modell der Haupttater, die Frau die Geschadigte, aber mit werfliches, sondern vielmehr als literarische Normalitat weiblichen Schreibens, Loyalitat und Zustimmung dem Schadiger gegenuber (Thurmer-Rohr 146). die zudem einen subversiven Subtext ermoglicht (Gilbert/Gubar, Madwoman Im Unterschied zu fruherer Forschung, die die Frau allenfalls im Ausnahmefall 72f., 82f., 87; Weigel, ,Der schielende Blick", bes. 89 und 98-103). Ein wich­ als aktiv handelndes Subjekt sah (ein Beispiel ist Claudia Koonz' Erforschung tiges Merkmal weiblichen Schrifttums sehen beide darin, daiS die Autorin die der Tatigkeiten weiblicher Nazis) und somit die Opferthese nicht oder nur be­ von Mannern geschaffenen Frauenbilder teilweise ubernimmt. Beide belegen grenzt in Frage stellte, betont Thurmer-Rohrs Ansatz vor allem die Normalitat dies an der Entwicldung alternativer oder der positiven Heldin entgegengesetz­ weiblicher Mittaterschaft (Thurmer-Rohr et. al. 14f.). ter Frauenbilder (die Wahnsinnige im Turm), die zum Ausdruck des aukto­ Fur die Behandlung weiblicher Anonymitat und Pseudonymitat ist die Frage rialen Widerstandes wird, wahrend sowohl die Heldin als auch die Autorin der nach dem Status der Frau im patriarchalischen System, genauer die Frage nach Geschichte sich von der Wahnsinnigen und ihrem Protest distanzieren und pa­ ihrem Status als Opfer bzw. Mittaterin, von offensichtlicher Relevanz. Die triarchalische ~ustande als gegeben hinnehmen. Die Wahnsinnige reprasentiert Opferthese wurde die Anonymitat der Autorin als ihr aufgezwungene inter­ einerseits die Ubertritte der Autorin, wird aber andererseits von der Autorin pretieren; die Mittaterschaftsthese dagegen wurde sie als selbstgewahlte ver­ dafur bestraft, ein Schritt, mit dem die Autorin dem Patriarchat ihre Gefolg­ stehen, als eine wahrscheinlich unter enormem Druck getroffene Entscheidung, schaft bestatigt und gleichzeitig versucht, die subversive Botschaft unterschwel­ aber dennoch eine Entscheidung der Autorin selbst, die zudem zur Aufrechter­ lig dennoch an die Frau zu bringen (Gilbert/Gubar, Madwoman 76-78; Weigel, haltung des patriarchalischen Systems beitragt. In diesem Sinne sieht Weigel ,Der schielende Blick" 103). Der ,schielende Blick" der Autorin ist fur Weigel Pseudonyme als ,Scheinlosungen, vergleichbar mit der Funktion des Schleiers Ausdruck ihrer Doppelexistenz im Muster der herrschenden Frauenbilder und vor den Augen der Frau, der sie zwar schutzt, aber gleichzeitig ihren Blick in der Antizipation der befreiten Frau. Er ist erlernbar und reprasentiert das trubt" (,Der schielende Blick" 91). Showalter ordnet implizit ihrem Dreipha­ Vermogen der Autorin, sich in gegenwartigen Zustanden zurechtzufinden, senmodel verschiedene Publikationsmoglichkeiten zu: mannliche Pseudonyme ohne sich damit abzufinden- mit einem Blick schielt sie immer auf die femini­ reprasentieren don die ,feminine" Phase, d. h. die Akzeptanz der Maxime, daiS stische Utopie, entwirft selbst Utopien, Wunsche und Traume (,Der schielende Frauen nicht schreiben sollen oder konnen; weibliche Pseudonyme, da sie die­ Blick" 104, 121, 130). sem Grundsatz offensichtlich widersprechen, die ,feministische" Phase; die Wahrend Showalter, Gilbert/Gubar und Weigel die Anpassung der Autorin ,weibliche" Phase wurde gekennzeichnet durch Publikation unter dem Namen feststellen und unterschiedlich bewerten - bei Showalter ist die Reflexion der Autorin (Literature 13, 29, 58f.). Ahnlich Weigel bei ihrer Beurteilung von patriarchalischer Weiblichkeitsmuster ein Zeichen der Verhaftetseins in der Sophie Mereaus Werken (,Der schielende Blick" 93-96), in der sie wie Showal­ ,femininen" Phase, bei Gilbert/Gubar und Weigel die Moglichkeit zur unter­ ter eine fortschreitende Emanzipation vom mannlichen Pseudonym zur weib­ schwelligen Rollenverweigerung -, betont Christina Thurmer-Rohr die Funk­ lichen Erzahlerin bzw. Verfasserin konstatiert. don der weiblichen Doppelposition. Die Opfertheorie bezeichnet sie als not­ Eine derartige fortschreitende ,Emanzipation' der Frau zur ,Weiblichkeit' wendige feministische Ideologie (51), lehnt sie aber als halbe Wahrheit ab, da bzw. eigenen Identitatsfindung mag auf Mereau oder auf den englischen sie das strukturelle Zusammenwirken der Geschlechter verneint (Thurmer­ Sprachraum, fur den Showalter ihr Modell erstellt, zutreffen. Im Bezug auf die Rohr et. al. 30 und 100). Die weibliche Mittaterschaft (der Begriff stammt von Anonymitat und Pseudonymitat deutschsprachiger Autorinnen im 18. und ihr) wird hergestellt durch die Interessenverquickung der Geschlechter und 19. Jahrhundert la!St sich eine derartige Entwicklung nicht feststellen - im

24 25 und als ich in mlitterlichem Kummer weinte, horte mich niemand als Jesus­ FUr unser Thema ist hier vor allem eine Konsequenz von Interesse: die der und bin ich etwa keine Frau? 1 Variabilitat des Faktors Geschlecht. Schon Virginia Woolf macht die ge­ schlechtliche Identitat von Augerlichkeiten abhangig: sie glaubte ,dag Kleider Die Antwort auf die rhetorische Frage der Abolitionistin und ehemaligen uns tragen und nicht umgekehrt [ ... ]. Wir dri.icken ihnen vielleicht die Form Sldavin Sojourner Truth (ca. 1797-1883) mligte naturlich Iauten: Nein. Denn unseres Armes oder unserer Brust auf, aber [Kleider] formen unsere Herzen, obwohl weiblich, war sie fUr ihre Zeitgenossinnen und Zeitgenossen in erster unsere Hirne, unsere Zungen nach ihrem Belieben" .1 Woolfs These, die als Ide­ Linie nicht eine Frau, sondern Schwarze, eine Sldavin. ,Frau' war ein Begriff, al eine geschlechtsfreie Identitat postuliert (Gilbert 207), deutet wie Truths Bei­ der die weige Hautfarbe implizierte und andere, subtilere UnterdrUckungs­ spiel auf eine austauschbare Identitat hin: Kleider machen Frauen. mechanismen, aber auch Privilegien zur Folge hatte. Deutliches Anzeichen Die vorgegebene Identitat der Autorin - tibrigens auch des Autors, siehe ihrer variabel interpretierbaren Identitat ist ihr Name bzw. ihre Namenslosig­ Barthes' berUhmte These vom Tod des Autors - kam besonders im franzi:i­ keit. Sojourner Truth, nach U. S.-amerikanischen Begriffen ein Nichts und sischen Feminismus unter Attacke: dort bauen die meisten Theorien auf der Niemand, gab sich selbst, einer religiosen Eingebung folgend, einen Namen kulturellen Nichtexistenz der Frau bzw. Weiblichkeit auf. Auf Simone de Beau­ und schuf sich damit die Identitat als religii:is motivierte Abolitionistin, die sich voirs Diktum, Frauen seien eine historische Idee, nicht ein nattirliches Faktum in diesem sprechenden Namen ausdrUckt (Sojourner = Wandererin, Pilgerin; (Butler, ,Performative Acts" 273), bzw. man werde nicht als Frau geboren, son­ Truth = Wahrheit). Uber ihren Namen vor ihrer eigenen Namensgebung exi­ dern zu einer gemacht (Butler, Gender Trouble 1) folgten verwandte Thesen: das 2 stieren unterschiedliche Angaben, wie ubrigens auch fUr ihre Lebensdaten, Subjekt sei immer schon mannlich (was umgekehrt die Nichtexistenz des weib­ eine Situation, die auch fUr bio-bibliographische Angaben zu Autorinnen im lichen Subjekts voraussetzt, das dann als das ,Andere' interpretiert wird (Luce 18. und 19. Jahrhundert typisch ist. Irigaray);2 die Kategorie ,Geschlecht' sei immer weiblich, denn das mannliche Die Identitaten der Sojourner Truth - Niemand, Sldavin, Abolitionistin -, werde als universell vorausgesetzt (Monique Wittig);3 die Kategorie ,Ge­ ausgedrUckt in ihren Namen bzw. der Abwesenheit eines Namens, ist ein Hin­ schlecht' sei immer mannlich, denn Frauen hatten kein Geschlecht (Luce Iri­ weis auf die prinzipielle Variabilidit der Identitat fUr Mitglieder unterdrUckter garay);4 Lesben seien keine Frauen (Monique Wittig);5 ,Frauen' existierten Gruppen. Wahrend die Identitat von Angehorigen der dominanten Kultur im­ nicht (Julia Kristeva).6 Geschlecht wird, auf einigen dieser Theorien auf­ mer gleich bleibt (Goethe ist Goethe) bzw. immer als gleiche interpretiert wird, bauend, auch im jtingsten U. S.-amerikanischen Feminismus als kulturelles hangt die Identitat von Angehorigen unterdrUckter Kulturen oder Gruppen - Konstrukt verstanden, und zwar teilweise nicht nur ,Geschlecht' im Sinne von Frauen, Schwarze, kolonialisierte Volker, Homosexuelle, Angehorige religioser gender, sondern auch im Sinne von sex? FUr Nancy Miller, die sich auf die Kate- Minderheiten etc. -von der Sichtweise bzw. den jeweiligen Zwecken der domi­ nanten Gruppe ab. Je nach Zweckdienlichkeit wird ein Aspekt der jeweiligen Virginia Woolf, Orlando 188, zit. Gilbert 193. Das Originalzitat lautet: ,that it is Identitat hervorgehoben und zur gesamten Identitat erldart (Sojourner Truth clothes that wear us and not we them. [... ]we may make them take the mould of our ist eine Sldavin), wahrend andere Aspekte zugunsten dieser konstruierten arm or breast, but [clothes] mold our hearts, our brains, our tongues to their liking". Gesamtidentitat unterdri.ickt werden (Sojourner Truth ist keine Frau). 2 Butler, ,Contingent Foundations" 9; und ,Gender Trouble" 326. 3 Butler, Gender Trouble 18. Meine Obersetzung. Es wurde nicht versucht, Sojourner Truths Al

28 29 gorie gender konzentriert, geht es dabei vor allem urn die Aufdeckung der Zu­ • Es fungiert als weibliche Bescheidenheitsdemonstration bzw. implizite Ak­ sammenhange zwischen gender als sozialem Konstrukt und dem literarischen zeptanz der Doktrin, dag Frauen nicht schreiben konnen oder sollen. Kanon als kulturellem Konstrukt. 1 Judith Butler geht demgegeniiber einen • Es demonstriert die Tatsache, daj Frauen schreiben konnen oder sollen, Schritt weiter: sie versteht ,Geschlecht' - im Sinne von sowohl gender als auch durch Betonung des weiblichen Geschlechts, bei gleichzeitiger Rilcknahme sex- als kulturelle Vorstellung (performance), in der Frauen und Manner ihr dieser Aussage fur sich selbst. Geschlecht spielen bzw. auffuhren. Zu dieser kulturellen Auffuhrung gehoren • Es ist Ausdruck fur den ,schielenden Blick' der Frau, der ihr die Autor­ Verhaltensweisen, Gewohnheiten, das Selbstverstandnis der Schauspielerinnen schaft ermoglicht, aber nur unter Verbergen der eigenen Identitat. und Schauspieler, sowie - wie in dem angefilhrten Zitat von Virginia Woolf­ • Es bezeichnet die Mittaterschaft der Frau, in der sie ihre Autorschaft durch ihr Kostilm. Die kulturelle Auffilhrung der Weiblichkeit bzw. Mannlichkeit Negieren ihrer Identitat erkauft. konstituiert die Identitiit der jeweils agierenden Person: ohne diese Au.ffiihrung gibt 2. Ein mannliches Pseudonym konnte folgendermagen interpretiert werden: es kein Geschlecht. Das Resultat der Auffuhrung - das Geschlecht - wird • Es ist eine erzwungene Maskerade, bzw. Zeichen des kulturellen Opfer­ gemeinhin als deren Ursache gesehen. Die Auffiihrung ist keine individuelle, status der Frau, die sowohl ihre Identitat als auch ihr Geschlecht verbergen sondern eine kulturelle und soziale; jede Abweichung wird bestraft. FUr Butler muK ergeben sich aus diesen Voraussetzungen zwei wichtige Konsequenzen: 1. wird • Es ist eine freiwillige Maskerade: die Autorin gibt ein falsches Geschlecht eine scheinbar ,natiirliche' Beziehung zwischen anatomischem Geschlecht, kul­ an- im Gegensatz zu ihrem ,tatsachlichen' -, urn sich die Vorteile mann­ turellem Geschlecht und geschlechtlichem Begehren hergestellt, die gar nicht licher Autorschaft zu sichern. existiert. Diese Beziehung sieht ,normaler'weise vor, dag Trager eines XX-Chro­ • Die Autorin ,spielt' als Autorin das mannliche Geschlecht, in ihrem Leben mosoms sich ,weiblich' (d. h. ihrem ,Geschlecht' entsprechend) verhalten und als Nicht-Autorin aber das weibliche, und kreiert durch diese Vorstellungen Trager eines XY-Chromosoms begehren; d. h. Identifikation und Begehren beide Geschlechter. verlaufen einander entgegengesetzt. 2.- und diese These wird fur unser Thema • Die Autorin dokumentiert durch Vorspiegelung der Tatsache, sie sei ein noch wichtig werden -: ein solchermagen konstruiertes Geschlecht kann in Mann, ihren Versuch, ,so gut zu schreiben wie ein Mann'. wiederholten Auffuhrungen unterwandert, negiert, anders definiert werden. 2 • Die Autorin unterschreibt in ihrer Vorspiegelung der Tatsache, sie sei ein Bei der Interpretation weiblicher Anonymitat bzw. Pseudonymitat konnen Mann, das Vorurteil, dag Frauen nicht schreiben konnen oder sollen. diese theoretischen Positionen eine enorme Rolle spielen bzw. zu teilweise ent­ • Das mannliche Pseudonym steht fur den ,schielenden Blick' der Frau, der gegengesetzten lnterpretationen fuhren. Dazu nur einige Beispiele: ihr die Autorschaft ermoglicht, aber nur unter Anpassung an die Vorstellung weiblicher Minderwertigkeit. 1. Ein weibliches Pseudonym konnte, je nach Arbeitsmethode, folgendes be­ • Das mannliche Pseudonym steht fur die Mittaterschaft der Frau, die sich deuten: durch diese Anpassung die Moglichkeit der Autorschaft erkauft. • Es ist Zeichen des kulturellen Opferstatus der Frau, die aus Angst vor lml­ 3. Initialen oder abgekilrzte Vornamen konnten folgendermaGen interpretiert tureller Achtung ihre Identitat verbirgt. werden: • Es bezeichnet eine unterschwellige feministische Haltung der Frau, die • Sie stehen als doppeltes Anzeichen des kulturellen Opferstatus der Frau, die zwar ihre Identitat verbirgt, aber gleichzeitig auf der Darstellung des realen sich hier sowohl auf individueller als auch auf geschlechtlicher Ebene zum Geschlechts besteht. ,Niemand' erklart. • Es ist Ausdruck der kulturelle Auffilhrung eines illusionaren Geschlechts, • Sie symbolisieren den idealen Status der Geschlechtslosigkeit, der der Au­ durch die dieses Geschlecht erst konstruiert wird und durch die die so ge­ torin die Chance gibt, aufgrund ihrer Arbeit statt ihres Geschlechts beurteilt schaffene ,Frau' sich selbst in eine kulturelle Ohnmachtsposition versetzt. zu werden. • Sie ermoglichen der Autorin die heimliche Vorspiegelung der Mann­ Miller, Getting Personal63f.; The Poetics ofGenderxi-xv; und DeJean/Miller xf. lichkeit, ohne direkt !ligen zu milssen, denn die meisten Leserinnen und 2 Judith Butler, Gender Trouble; ,Gender Trouble", ,Imitation", und ,Performative Leser vermuten hinter einem abgekilrzten Vornamen einen mannlichen Acts". Au tor.

30 31 -'

• Sie stehen fur den ,schielenden Blick' der Frau: das Nicht-Zugeben ihrer lastet zu ftihlen. Die postmoderne Entscheidung, der Autor - und mit ihm Identitat und ihres Geschlechts ermoglicht ihre Wirksamkeit auf dem litera­ das handelnde Subjekt - sei tot, beantwortet bzw. verhindert nicht die Frage rischen Sektor. nach der Urheberschaft der Frau.' • Sie bezeichnen die Mittaterschaft der Frau: ihre literarische Wirksamkeit Ftir die Zwecke meiner Arbeit mochte ich von folgenden Voraussetzungen erkauft sie durch ihre Einverstandniserldarung mit der eigenen Anonymitat ausgehen: sowohl als Individuum als auch als Geschlechtswesen. • Die Autorin lebt, d. h. die Frau wird als aktives historisches Subjekt ver­ • Sie stehen fur die Weigerung der Autorin, in der Vorstellung, die das standen. Geschlecht etabliert, mitzuspielen: die Frau- die dann keine mehr ware­ • Das anatomische Geschlecht sex (XX- bzw. XY-Chromosom) wird als ge­ tritt von der Btihne ab. geben, real existent und unveranderbar vorausgesetzt, zumindest fur den Zeitraum, von dem hier die Rede sein soll (heute ist anatomisches Geschlecht Es geht hier nicht darum, aus der Vielzahl dieser Interpretationen, die sich zum bekanntlich operativ veranderbar). Teil tiberschneiden und sich nicht unbedingt gegenseitig ausschlie!Sen, aber un­ • Das kulturelle Geschlecht gender, d. h. ,mannliche' bzw. ,weibliche' Iden­ terschiedliche Aspekte des Themas betonen, die in jedem Fall gtiltige ,richtige' titat und Verhaltensweisen, wird als soziales Konstrukt angenommen, als kul­ zu finden. Ebensowenig soll unter Berufung auf individuelle Unterschiede be­ turelle Illusion, die durch wiederholte Vorstellungen kreiert wird. Zu dieser hauptet werden, eine allgemein gtiltige Interpretation gabe es nicht- es gibt sie, Aufftihrung gehoren ,feminine' bzw. ,mannliche' Requisiten, Gesten, Ver­ wenn auch mit Lochern, Sprtingen und Widersprtichen (was ich angesichts der haltensweisen, Kosttime, Klischees, und nicht zuletzt die Identifizierung mit Locher, Sprilnge und Widersprtiche in der Literatur von Frauen angemessen der eigenen Rolle. Au!Serhalb dieser Aufftihrungen bzw. Vorstellungen (im finde). Worum es vielmehr geht, ist die Erstellung einer Arbeitsmethode, die es doppelten Sinne des Wortes) existiert dieses Geschlecht nicht. Die kulturellen erlaubt, das Phanomen Anonymitat und Pseudonymitat im Bezug auf Frauen Illusionen der ,Weiblichkeit' bzw. ,Mannlichkeit' sind dem jeweils parallelen zu bearbeiten, dabei aber Spielraum fur individuelle Widersprtiche zu lassen, anatomischen Geschlecht zugeordnet. Kulturelle ,Weiblichkeit' und ,Mann­ statt ,ewige Wahrheiten' tiber ,die Frau' zu sagen. lichkeit' sind relational (d. h. sie konnen nur im Bezug auf das entgegengesetzte Ich mochte daher die oben angeftihrten Thesen, besonders Butlers These Geschlecht definiert werden) und veranderbar bzw. variabel. vom Geschlecht als kulturelle Illusion, fur meine Zwecke etwas modifizieren, • Die kulturelle Einordnung der Illusion ,Weiblichkeit' zwingt Tragerinnen und zwar aus dem Grund, daiS eine Elimination des vorgegebenen Faktors des XX-Chromosoms in eine soziale und kulturelle Mittaterschaft. Diese Mit­ ,Geschlecht' fur meine Arbeit ahnliche Konsequenzen hatte wie Barthes' taterschaft ist allgemein, obligatorisch und aufgrund ihrer langen Geschichte These vom Tod des Autors fur die feministische Aufarbeitung weiblicher weitgehend automatisch und unbewu!St, d. h. zum gro!Sen Teil unabhangig von Kultur. Die Idee, daiS der Autor tot ist (Barthes, Foucault), daiS Frauen nicht den personlichen Ansichten bzw. Absichten der individuellen Frau. Moglich­ existieren (Julia Kristeva) oder daiS Frauen nur in unserer kulturellen Vor­ keiten des Widerstands, der Verweigerung der Mittaterschaft, oder unter­ stellung - die Zweideutigkeit ist beabsichtigt - existieren (Butler), gibt uns schwelliger Entwicldung von Alternativen und Utopien sind innerhalb dieses wichtige theoretische Mittel in die Hand, unterlauft aber teilweise eine femini­ Modells gegeben, aber abhangig von individueller Absicht und individuellem stische Literaturwissenschaft, in deren Mittelpunkt die Suche nach dem weib­ Vermogen (Weigels ,schielender Blick"). Die verschiedenartigen Ausdrucks­ lichen Subjekt steht. Besonders Barthes' These wird denn auch von vielen und Mischformen von Anpassung und Widerstand werden in spateren Kapiteln feministischen Theoretikerinnen als Entmtindigung des neuen weiblichen Sub­ mit dem Terminus ,pseudonymes Verhalten" umschrieben. Mit der Umbenen­ jekts verstanden: wie Nancy Miller hervorhebt, konnte eine derartige These nung soll zweierlei erreicht werden: sie soll einerseits den Bezug zum Thema nur von einem Autor entwickelt werden, der sich - im Widerspruch zur verdeutlichen und andererseits von den jeweiligen Wertungen der Postitionen eigenen These- seiner Identitat als Autor sehr sicher ist: nur die, die sie haben, Abstand nehmen (Thtirmer-Rohr interpretiert weibliche Mittaterschaft als konnen mit der Vorstellung spielen, sie nicht zu haben. Frauen dagegen hatten negatives Verhalten, Weigel den schielenden Blick als positives Vermogen). nicht dieselbe historische Beziehung zu Begriffen wie Identitat, Ursprung, Institution und Produktion wie Manner, und sind weit davon entfernt, sich - Miller, Subject to Change 75, 17f. und 106; Butler/Scott 14; Andreas Huyssen, wie Miller bei Mann ern voraussetzt -von zuviel Selbst, Ego, Cogito etc. tiber- ,Mapping the Postmodern".

32 33 • Im Bezug auf die literarische Anonymitat und Pseudonymitat au!Sert sich Kanon, der dabei der dominante bleibt, oder das triumphale Ausgraben litera­ weibliche Mittaterschaft vor allem innerhalb des von Eve Kosofsky Sedgwick rischer Ausnahmefrauen. Die uneingeschrankte Aufarbeitung der Literatur beschriebenen Modells des ,closet" (siehe bes. Sedgwick 27, 31, 41, 75, 79). von Frauen, d. h. eine Aufarbeitung ihrer Literatur als vom Mannerkanon un­ Zwischen weiblichem Schriftstellertum und Homosexualitat werden folgende abhangige und ihm gleichwertige Tradition, deren Verstandnis und Genu!S die Parallel en gezogen: Anderung unserer literarischen Ma!Sstabe erfordert, aber wert ist, ist die Utopie, 1. Wie homosexuelle Aktivitat wird die schriftstellerische Aktivitat der Au to­ auf die mein Blick schielt. Eine uneingeschrankte Aufarbeitung abet setzt das r in aujgrund ihres anatomischen Geschlechts auf kultureller Ebene als ,unnatlir­ Verstandnis der existierenden Beschrankungen voraus, ein Verstandnis der lich' interpretiert. weiblichen Unsichtbarkeit im literarischen Diskurs und der Mechanismen, die 2. Wie im Falle Homosexualitat gibt es kulturell variable Interpretationen sie verursachten. fUr Weiblichkeit (siehe Sojourner Truth) und damit auch flir weibliche Autor­ Das Folgende ist ein Versuch, GrUnde und Hintergriinde fUr die historische schaft. Homosexualitat wird z. B. einerseits, wie anatomische Weiblichkeit, als Anonymitat und Pseudonymitat der Frau aufzudecken, in der Hoffnung auf krankhaft und unheilbar gesehen (die essentialistische Position, die Homo­ die Wiederentdeckung ihrer Literatur und auf unser Vermi:igen, sie lesen zu sexualitat als sexuelle Identitat, unheilbare Krankheit oder genetischen Defekt lernen. interpretiert); andererseits, wie weibliche Schriftstellerei, als krankhaft und heil­ bar (die konstruktivistische Position, die Homosexualitat als variables Verhalten sieht). Von der Norm abweichendes Verhalten fUhrt zu einer im negativen Sinn revidierten Vorstellung des kulturellen Geschlechts: Homosexuelle Manner sind ,keine richtigen Manner'; schreibende Frauen ,unweiblich'. 3. Die Autorschaft von Frauen kreiert, gerade im 18. und 19. Jahrhundert, eine ahnliche Situation wie die gleichzeitige Anwendung der essentialistischen und konstruktionistischen Position auf Homosexuelle: deren Geschlecht als ,weiblich' oder ,mannlich' wird als vorgegeben und unveranderbar gesehen, nicht abet ihr geschlechtliches Verhalten, das in der Regel als ,krank', und nach der konstruktionistischen Position heilbar, interpretiert wird. Ahnlich bei Frauen: das Geschlecht ist vorgegeben und unveranderbar, nicht aber ihr kul­ turelles Verhalten des Schreibens, von der sie evtl. ,geheilt' werden kann. 4. Wie fUr Homosexuelle gibt es fUr weibliche Autoren die Mi:iglichkeit, ihr von der Norm abweichendes Verhalten zuzugeben (,coming out") oder abzu­ streiten bzw. zu verschweigen (,being in the closet"). FUr Autorinnen besteht dieser ,closet" in ihrer Anonymitat bzw. Pseudonymitat. FUr Autorinnen mit mannlichem Pseudonym ergibt sich ein doppelter ,closet": vor einer Gruppe verbirgt sie ihr Geschlecht, vor der anderen ihre Autorschaft. Generell wird davon ausgegangen, daiS die Unsichtbarkeit der Frau im lite­ rarischen Kanon, ebenso wie die Weiblichkeitsvorstellungen, kulturell kon­ struiert wurden - die erste mit Hilfe der letzteren. Konsequenz dieser Voraus­ setzung ist, daiS diese Konstrukte abbaubar und umkehrbar sind. Der Abbau der Konstruktion der Frau als ,weiblich' und daher unsichtbar bzw. minder­ wertig ist m. E. die einzige Mi:iglichkeit, ihre kulturelle Tatigkeit in uneinge­ schrankter Form aufzuarbeiten - eingeschrankte Formen dieser Aufarbeitung sind z. B. das Verstandnis weiblicher Literatur als ,Zusatz' zum existierenden

34 35 II. Der kurze Weg zur Mannlichkeit: hundert. Im post-revolutionaren Zeitalter zog die Forderung nach Menschen­ Von Jenny (1753-1807) zu Paul Dido (1826-1891) und Burgerrechten unausbleiblich die Frage nach sich, inwieweit diese Rechte auf Frauen auszudehnen seien. DaG ein EinschluG der Frau in die sonst als Zwischen dem Tod der ,Jenny" (d. i. Eleonore Thon) und der Geburt von ,Paul universal proklamierten Menschenrechte keineswegs selbstverstandlich war, Dido" (Pseudonym fur: Auguste Cornelius) liegen weniger als 20 Jahre. Thon erweist sowohl die Exekution der Olympe de Gouges (1748-1793), Verfasserin veroffentlichte Gedichte, Aufsatze, Ubersetzungen, ein Drama, einen Roman der Declaration des droits de fa ftmme et de fa citoyenne, 1791 (Kord, ,The Right und eine Erzahlung entweder anonym oder unter dem Decknamen ,Jenny"; to Mount the Scaffold") als auch die in den 1790er Jahren neu aufflammende Cornelius schrieb Dramen, Jugendschriften und Gedichte, teils unter ihrem Diskussion der Frage, ob die Weiber Menschen seien (Sigrid Lange). Um die eigenen Namen, teils unter ihrem mannlichen Pseudonym.' Beide stehen hier Jahrhundertwende ist diese Frage zugunsten der weiblichen ,Natur' und stellvertretend fur Hunderte ihrer Zeitgenossinnen: wahrend im 18. Jahrhun­ ,Bestimmung' zu ausschlieGlichem Hausfrauentum entschieden. Legale MaG­ dert weibliche Pseudonyme oder schlichte Anonymitat bei weitem uberwiegen, nahmen und philosophische Schriften, die die Frau faktisch und ideologisch steigt im 19. die Anzahl mannlicher Pseudonyme. aus dem Offentlichen Leben ausschlieGen, haufen sich in den 1790er Jahren. Die okonomische Voraussetzung fur den AusschluG der Frau aus dem offent­

1. DAs NEUE RoLLENANGEBOT: lichen Leben bestand in der Ablosung des ,ganzen Hauses' durch die burger­ 1 MXNNLICHE MaDELLE ZUR ,NATUR' UND ,BEsTIMMUNG' DER FRAu liche Kleinfamilie: die von Hausen konstatierte ,Dissoziation von Erwerbs­ und Familienleben" fi.ihrte zur faktischen Festlegung der Frau auf hausliche Grunde fur die ansteigende Tendenz zur Geschfechtsanonymitat statt bloGer Arbeit bei gleichzeitiger. Entwertung der Hausarbeit gegenuber (mannlicher) Identitatsverhullung im 19. Jahrhundert ergeben sich aus einem Blick auf eine Erwerbsarbeit. 2 I folgenreiche rechts- und kulturgeschichtliche Entwicldung: der okonomische, Im Hans, das auf ideologischer Ebene zum ausschlieGlichen Wirkungs­ rechtliche und soziale AusschluG der Frau aus der Offentlichkeit bei gleich­ bereich der Frau erldart wurde, wurde der Frau gesetzlich jegliche Kontrolle zeitiger ideologischer Aufwertung der Hausfrauen- und Mutterrolle. Im Zu­ entzogen. Mit den Kodifikationen des PreuGischen Allgemeinen Landrechts sammenhang mit den in Kapitel I diskutierten Identitatstheorien ergibt sich (1794), das erst 1900 durch das BGB abgelost wurde, und des Allgemeinen folgende These, die an Beispielen zu belegen sein wird: gegen Ende des 18. Burgerlichen Gesetzbuches Osterreichs (1811) wurde die Rechtlosigkeit der Jahrhunderts wird den Frauen, als Reaktion auf die im Zuge der Revolution Frau auf vielen Gebieten vereinheidicht.3 Obwohl die Frau auch vor den gro- proldamierten Menschenrechte, zum erstenmal ihre Geschlechtsidentitat nicht aufgezwungen, sondern zur freiwilligen Identifizierung angeboten. DaiS die groGe Mehrheit der Frauen dieses Angebot wahrnahm, laGt sich an ihren mann charakterisiert besonders die Biedermeierzeit durch ihre emotionelle Aufwer­ Schriften ablesen, aber auch an dem enonnen Erfolg des neuen Geschlechter­ tung der Weiblichkeit bei gleichzeitiger politischer und okonomischer Entmiln­ konzepts, das bis weit ins 20. Jahrhundert hinein bestimmend blieb. digung der Frau (Die deutsche Familie 107) und schlid~t, die Frau habe noch nie eine Der Hohepunkt dieser Entwicldungen fallt in die Restaurationszeit, eine so untergeordnete und unselbstandige Stellung eingenommen wie in der 2. Halfte politische und okonomische Krisenzeit, die Sengle u. a. durch eine wachsende des 19. Jahrhunderts (118). Angst vor dem Zerfall der Familie und die Entstehung eines neuen Mutter­ Zum ,ganzen Haus' und den Dbergang zur Kernfamilie vgl. Tornieporth 14-40, kultes charakterisiert;2 ihr Beginn liegt an der Schwelle vom 18. zum 19. Jahr- Weber-Kellermann, Die deutsche Familie 72-82 und 87-90, und Blochmann 10-13. 2 Tornieporth stellt im 18. Jahrhundert eine ideologische Aufwertung der Frau fest; ihre Unterordnung dem Mann gegenilber werde jetzt durch eine ideologische Ab­ Filr bio-bibliographische Angaben zu heiden Autorinnen siehe Kord, Ein Blick wertung ihrer Arbeit als ,Nur-Hausarbeit" aufrechterhalten (35ff., 83). Ahnlich 254f., 318f., 347-49 und 433. Eine kurze Diskussion von Thons DramaAdelheitvon argumentiert Weber-Kellermann in Die deutsche Familie 118 und 127. Rastenbergfindet sich in demselben Band auf 102-5. 3 Zur rechtlichen Stellung der Frau in diesem Zeitraum siehe besonders M. Weber, 2 Sengle, Biedermeierzeit I 20-23 und 59-61; vgl. auch seinen Abschnitt ,Lob des Hau­ Ehefrau und Mutter, Becker-Canrarino, Der lange Weg 49-61; FloRmann; Vogel; ses", 61-63; Pech, ,Einleitung", Kinder- und]ugendliteratur vom Biedermeier bis zum Thieme; Conrad und Ute Gerhard; zum Eherecht siehe auch Weber-Kellermann, Realismus 5-56, bes. 17f.; Schwagler 20 f. und 34; und Kittler 62f.. Weber-Keller- Die deutsche Familie 98.

36 37 Gen Kodifikationen in legaler Hinsicht benachteiligt war, konnte sie in vielen schaften ,wissenschaftlich' untermauert wird. 1 Solche geschlechtsspezifischen Fallen von der unterschiedlichen Handhabung der Gesetze beglinstigt werden. Charaktereigenschaften und Verhaltensweisen lieferten einerseits die ideologi­ Vor der Einflihrung des Allgemeinen Landrechts gab es z. B. bis zu 100 sche Basis fUr den AusschluG der Frau aus dem offendichen Leben, andererseits verschiedene und gleichzeitig gliltige Giiterrechtssysteme in Deutschland dienten sie zur ldealisierung der Frau und ihrer hauslichen Rolle, die den realen (Becker-Cantarino, Der lange Weg 49); nach dem Allgemeinen Landrecht Verlust an okonomischer und legaler Kontrolle ersetzen sollte. Die Argumen­ wurde die verheiratete Frau Uberall in preuGischen Landen enteignet, es sei tation ist dabei erstaunlich gleichlautend: zunachst erfolgt die Feststellung denn, sie behielt sich das Ihre durch einen Ehevertrag vor. Wichtig in diesem theoretischer Gleichheit zwischen Mann und Frau (Kant, ,Anthropologie in Zusammenhang ist vor allem die Tatsache, daG das Allgemeine Landrecht pragmatischer Hinsicht" und ,Metaphysik der Sitten";2 Fichte), die gegenliber einerseits die Frau vorwiegend als Ehefrau und Mutter behandelte, gleichzeitig dem voraufldarerischen ,rohen N aturzustande", in dem das Weib als ,ein aber samtliche Kompetenzen und Entscheidungen auch im hauslichen Bereich Hausthier" dahinvegetierte (Kant, ,Anthropologie" 627), durchaus als Fort­ dem Ehemann ubertrug. Als ,Haupt der ehelichen Gesellschaft" (Marianne schritt verstanden wird. Die nun folgende Liste weiblicher Geschlechtscharak­ Weber, Ehefrau und Mutter 332) hatte er absolute Kontrolle tiber seine Frau tere wie Passivitat, Hingebung, Entsagung, Liebe, GefUhlsbetontheit usw. und Kinder, nicht nur als deren legaler Vertreter nach auGen, sondern auch (F. Schiller, ,Anmut und Wlirde"; Fichte), abgeleitet entweder aus anato­ intern. Er bestimmte allein Pflege und Erziehung der Kinder; selbst Ent­ mischen (Humboldt, ,Geschlechtsunterschied" 278-83; Fichte) oder aus asthe­ scheidungen, die im Ermessen der Mutter (z. B. wie lange die Mutter das Baby tischen (F. Schiller, ,Anmut und Wlirde") Merkmalen, bietet die Basis flir stillen solle), der Kinder (religioses Bekenntnis, Berufswahl etc.) oder beider die schlieGliche gegensatzliche Definition der Geschlechter: Der Mann ist Eltern (z. B. das eigene Kind zur Adoption freizugeben) liegen sollten, behielt Vernunftwesen, die Frau Geschlechtswesen (Humboldt, ,Mannliche und weib­ das Gesetz ausschliejlich dem Vater vor (M. Weber, Ehefrau und Mutter 339; liche Form" 335£). Zentrales Merkmal des weiblichen Geschlechtscharakters Becker-Cantarino, Der lange Weg 60f.). DaG der Mutter auch intern jegliche und Basis fUr aile anderen ihr als inharent angedichteten Eigenschaften ist ihre Kontrolle entzogen wurde, bedeutete eine erhebliche faktische Beschrankung Passivitat: da die Frau als ,natlirlicherweise' passiv gesehen wird, kann sie weder gerade der Rolle, auf die die zeitgenossische Ideologie die Frau festzulegen ver- handeln (damit wird in der Regel ihr legaler Status als ,Unperson' gerecht­ suchte. fertigt, z. B. bei Fichte und Humboldt) noch es wollen; sie hat keine eigenen Auf philosophischer Ebene fand ungefahr gleichzeitig eine ideologische Ent- Wlinsche und Triebe auGer dem, den Mann zu befriedigen (F. Schiller, ,Anmut wicklung statt, die den Rlickgriff auf derartige legale Zwange entbehrlich zu und Wlirde"; Fichte). Ebenso wie der Mann als Unterdrlicker in diesem Sche­ machen versuchte: die Idealisierung freiwilliger weiblicher Unterwerfung. Die­ ma entfallt, wird die Frau nicht als Opfer gesehen, denn sie ordnet sich dem ses Konzept war folgenreich, da es eine Unterwerfung der Frau durch den Mann freiwillig unter, gibt ebenso freiwillig samtliche legalen und blirgerlichen Mann, die vielen Philosophen des aufgeldarten Zeitalters unangebracht schien, Rechte auf und folgt damit nur ihrer Natur (Fichte, Knigge). Uberfliissig machte und es ermoglichte, das aufldarerische Gleichheitspostulat Wozu die Erfindung der ,Geschlechtscharaktere" bzw. der ,Natur' und ,Be­ zumindest theoretisch auf Frauen auszudehnen, dabei aber bestehende Macht­ stimmung' der Frau letztendlich dienen sollte, erhellt die Tatsache, daG die verhaltnisse beizubehalten. Die freiwillige Unterwerfung der Frau beruht auf meisten der angeflihrten Traktate in einen ideologischen Feldzug gegen Frauen­ den philosophischen Konzepten der theoretischen Gleichheit, aber unter­ bildung und auGerhausliche Arbeit der Frau mUnden. Wahrend ein groGer Teil schiedlicher und sich gegenseitig erganzender Funktionen der Geschlechter, entwickelt in Schriften von u. a. Kant, Schiller, Humboldt, Hegel, Pockels, Die von Hausen anhand von Lexika, medizinischen, padagogischen, psycholo­ Campe und Fichte. 1 In Werken dieser und anderer Philosophen um die gischen und literarischen Schriften herausgearbeiteten Geschlechtscharaktere Jahrhundertwende wird die faktische Ungleichheit der Frau trotz allgemein schliegen u. a. ein: Hausliches Leben, Passivitat, Ergebung, Hingebung, Wankel­ anerkannter theoretischer Gleichwertigkeit gleichlautend mit der weiblichen mut, Bescheidenheit, Abhangigkeit, Selbstverleugnung, Anpassung, Emotionalitat, ,Bestimmung' begriindet, die unter Anfiihrung geschlechtsspezifischer Eigen- Religiositat, Schamhaftigkeit, Liebenswi.irdigkeit und Betriebsamkeit (,Polarisie­ rung" 368). Zur Entwicldung allgemeingi.iltiger Geschlechtscharaktere urn 1800 Einige Texte zur Geschl.echterdebatte urn 1800 wurden 1992 neu herausgegeben von siehe auch Duden, Hoffmann und Wartmann. Sigrid Lange. 2 Zu Kants Geschlechterdualismus vgl. u. a. Tornieporth 49-51.

38 39 der Bildungsdebatte der Friihaufldarung sich noch mit der Frage beschaftigte, Ch~rakter ~1abe" (3?1). ~uf diese Feststellung theoretisch gleichwertiger Ver­ ob ,Gelehrsamkeit' fur Frauen angemessen sei, wurde dieser Begriff gegen Jahr­ schtedenhett folgt dte mmlerweile bekannte Begriindung der weiblichen Fest­ hundertende eindeutig gleichgesetzt mit einem VerstoG gegen die ,Natur' und leg~ng ,~uf das Haus, in dem die Frau allenfalls noch ,Populaire Schriften fiir ,Bestimmung' der Frau. Das ,gelehrte Frauenzimmer', das in der Aufldarung Wetber \352) ve.rfassen ~arf. Weibliche Schriftstellerei lehnt Fichte prinzipiell noch - vielleicht aufgrund progressiverer Tendenzen, vielleicht auch nur auf­ ab, denn thr schnftstellenscher Ehrgeiz, fur Fichte ,Ruhmsucht und Eitelkeit" grund ihres Ausnahmestatus - tiber einigen Respekt verfiigte, wurde jetzt zur ~353), widerspricht der absoluten Unterordnung der Frau unter den Mann und Megare oder zum sitzengelassenen ,arme[n] Geschopf[ ... ]", das bei mann­ t~rer daraus folgenden Selbstbestimmung als ausschlieGliche Ehefrau. So kann lichen Zeitgenossen wechselweise ,eine Art von Fieberfrost" und ,wo nicht Ftchte voraussetzen, Eckel, so doch Mitleiden" hervorrief.l Wogegen in der Friihaufldarung noch verschiedentlich angenommen wird, eine bessere Bildung der Frau konne weib­ class [ ... ] i~re Producte wenig literarischen Werth haben werden, [ ... ] auch lichen Schwachen wie Putzsucht und Faulheit entgegenwirken,2 wird jetzt vor­ dem morahschen Werthe der Verfasserin [wiirde] dadurch grosser Abbruch ausgesetzt, daG die ehelichen, hausfraulichen oder Mutter-'Pflichten' der Frau geschehen. Ihre Schriftstellerei wird dann weiter nichts fur sie seyn, als ein unter ihrer Gelehrsamkeit leiden wiirden. Anders als in der Friihaufldarung, Werkzeug der Coquetterie mehr. Ist sie verehelicht, so erhalt sie durch ihren in der offentlich auftretende Frauen ignoriert, toleriert und teilweise sogar aus­ sc~rift~tellerische~ Ruhm eine von ihrem Gatten unabhangige Selbstandig­ gezeichnet wurden, wie die Falle der beriihmten Luise Gottsched (1713-1762) kett, dte das ehehche Verhaltniss nothwendig entkraftet und zu li.isen droht (353). und der kaiserlich gekri.inten Poetinnen Sidonia Hedwig Zaunemann (1714- 1740) und Christiana Marianne Ziegler (1695-1760) belegen, behauptet die Die ~atiirliche Bestimmung der Frau zur ausschlieGlichen Haus- und Ehefrau Doktrin der natiirlichen Bestimmung der Frau zu ausschlieGlichem Hausfrau­ setzt t.hre ebenso natiirliche MittelmaGigkeit auf allen anderen Gebieten voraus. entum die Unfahigkeit der Frau zu auGerhauslichen Tatigkeiten. prinzipielle . Wt~ enorm ver.breitet und erfolgreich dieses philosophische Modell war, Wahrhaft gelehrte Frauen, in der Friihaufldarung zumindest noch Gegenstand zetgt em kurzer Bhck auf Hegels Zusatz zu seinen Grundlinien der Philosophie einer heftigen Debatte, sind schon fur Kant praktisch unvorstellbar: ,die des. Rechts ~1819), entsta~den ca. 20 Jahre nach den philosophischen Schriften, gelehrten Frauen", behauptet er, ,brauchen [ ... ] ihre Bucher etwa so, wie ihre d~re.n zwetfelhaftes .Verdtenst es war, ,die bis weit in unset Jahrhundert hinein Uhr, namlich sie zu tragen, damit gesehen werde, class sie eine haben" (,An­ gulttgen psychosoztalen Geschlechtscharakteristika [ ... ] ,erfunden"' zu haben thropologie" 631). Ahnlich schlieGt Fichte, Frauen seien ,bestimmt zu lieben" (Hoffmann 80). ~(ant, Sc~iller, Humboldt, Fichte und ihre Kollegen der (349) und daher von jeder offentlichen Tatigkeit und hoherer Ausbildung fern­ 1790er .Jahre entwtckelten em neues Modell, von dem sie ihre Zeitgenossinnen zuhalten (349-53); gelehrte Frauen kanzelt Fichte zu ,Pedantinnen" ab (350f.). und Zettgenossen erst noch iiberzeugen muG ten, eine Haltung, die sich an dem Fichtes Beurteilung weiblicher Errungenschaften hat denselben doppelten wohliiberlegten Aufbau ihrer Traktate, ihrer konzisen Argumentation und ihrer Boden wie Humboldts, Kants oder Schillers Texte: ,Es lasst sich nicht behaup­ ~nfiihr~ng u~zahliger Beispiele leicht belegen laGt. Hegel dagegen kommen­ ten, class das Weib an Geistestalenten dem Manne stehe; aber das lasst unter tte~·te em beretts 20 Jahre spater bekanntes Argument, das er nicht mehr be­ sich behaupten, class der Geist beider von Natur einen ganz verschiedenen wets.en muGte und das er salopp und ohne die geringste Begriindung seiner Anstchten nur noch zusammenfaGt: Knigge, ,Etwas von gelehrten Wei bern", Ueber den Umgang mit Menschen II 119-24, Frauen konnen wohl gebildet sein, aber fur die hoheren Wissenschaften die hier 119 und 121. 2 Laut Leporin tragt die Ausbildung des weiblichen Verstandes zum Verstandnis Got- Philosop~ie u~d f~r gewisse Produktionen der Kunst, die ein Allgem:ines tes bei (94f.) und bewahrt das weibliche Geschlecht vor Verfiihrung durch das Laster ~order~, smd ste mcht gemacht. Frauen konnen Einfalle, Geschmack, Zier­ (119f.). ,Alle Ausschweiffungen des weiblichen Geschlechts [ ... ] sind Folgen eines hchkett haben, aber das !deale haben sie nicht. Der Unterschied zwischen schwachen Verstandes und eines verderbten und unordentlichen Willens; sollen die Mann und Frau ist der des Tieres und der Pflanze; das Tier entspricht mehr Folgen gehoben werden, so muG [ ... ] der Verstand und Wille desselben gebessert dem Cha~akter des Mannes, die Pflanze mehr dem der Frau; denn sie ist werden; wie aber will n:tan solches dadurch bewerckstelligen, wenn man demselben meht: ruhtge~ E~tfalten, das die unbestimmtere Einigkeit der Empfindung das studiren untersaget?" (178) zu semem Pnnztpe erhalt. Stehen Frauen an der Spitze der Regierung, so ist

40 41 der Staat in Gefahr; denn sie handeln nicht nach den Anforderungen der a~ r:z~ine. Toch.ter 17~9 erschien und zehn Mal wiederaufgelegt wurde. Campe Allgemeinheit, sondern nach zufalliger Neigung und Meinung. Die Bildung kntisiert 111 semem Erfolgsbuch Rousseaus Modell Sophie fiir ihre Koketterie, der Frauen geschieht, man weiB nicht wie, gleichsam durch die Atmosphare setzt aber denselben ausschlieB!ichen Bezug auf den Mann voraus wie der Vorstellung, mehr durch das Leben als durch das Erwerben von Kennt­ Rousseau. Rousseaus Sophie wird dazu erzogen, Emile durch weibliche Kunste nissen, wahrend der Mann seine Stellung nur durch die Errungenschaft des an sich zu fesseln; Ziel der Campeschen Madchenbildung, weniger frivol und Gedankens und durch viele technische Bemiihungen erlangt ( Grundlinien starker auf burgerliche Werte ausgerichtet, ist die Erziehung der Madchen zur ihrer :,Bestim~ung zur Gattin, Hausfrau und Mutter" (Tornieporth 57-59, 330f.). das Zitat 59). Ahnliche padagogische Ziele im Bezug auf die Madchenbildung Nach all dem ist es denn auch fiir Hegel selbstverstandlich, daB der Mann ,sein ve~·folgten u. a .. die Padagogen Justus Moser, J. B. Basedow, August Hermann wirklich substantielles Leben im Staate, der Wissenschaft u. dergl., und sonst NI~meyer (Stnc.ker 43£), Christian Daniel VoB, Ernst Brandes, Adolph im Kampfe und der Arbeit mit der AuBenwelt und mit sich selbst" hat, woge­ FreiheiT von Kmgge, C. G. Salzmann, Stuve und Johann Heinrich Pestalozzi gen die Frau in der ,Familie [ ... ] ihre substantielle Bestimmung" findet (144f.). (Blochmann 38-40, 56-60, 62). Niemeyer pladierte im Hinblick auf die kunf­ Das in den Schriften namhafter Philosophen des ausgehenden 18. Jahr­ tige ,Bestimmung' der Madchen fur nach Geschlechtern getrennten Unterricht hunderts solchermaBen etablierte Frauenbild hielt in der Literatur triumphalen (,Grundsatze der Erziehung und des Unterrichts," 1799, zit. Stricker 49). Einzug. Im Drama wurden die Bilder der ,biirgerlichen Unschuld' u.n~ ~er Nicht die generelle Bildung, sondern speziell die Bildung zur ,Bestimmung des ,schonen Seele', beides Euphemismen fiir die von Fichte geforderte frelwllllge Weibes" war das padagogische Prinzip vieler Schulen (Blochmann 100). Auch weibliche Unterwerfung, das bestimmende Frauenideal, haufig kontrastiert mit in Schulen, in denen eine Allgemeinbildung der Madchen angestrebt wurde, dem Gegenbild der ,Rasenden' oder der ,Kurtisane', die eine derartige Unter­ machte Handarbeit zwischen einem Drittel und der Halfte des Gesamtunter­ 1 werfung verweigert (Friess; Huyssen, ,Das leidende Weib"; Staiger, ,Rasende richts aus. Urn 1850 bestanden die Hauptmerkmale der Madchenbildung aus Weiber"). Sagar die Hausfrau, deren eingeschrankter Wirkungskreis kaum der Betonung von Haus- und Handarbeiten, der angstlichen Beschrankung literarischen Stoff bot, wurde poetisch verldart - bekanntestes Beispiel ist die des akademischen Teils der Bildung (Blochmann 101) und der Erziehung der ,ziichtige Hausfrau", die in F. Schillers ,Lied von der Glocke" (1799) waltet, im ~adchen zur systematischen Unterbrechbarkeit. Aus K. v. Raumers padago­ hauslichen Kreise ,herrschet" und dart ,ohn Ende" die fleiBigen Hande regt gischer Anwendung des Goetheworts ,Dienen Ierne beizeite das Weib nach ( Werke II 813) .1 Das Bild der ewig regsamen Hausfrau wurde bestimmend fiir ihrer Bestimmung": ,[Madchen] mussen [ ... ]von Kindheit aufdaran gewohnt 2 die philanthropische Madchenbildung Rousseauscher Pragung. Jean-Jacques werden, in jedem Augenblick, wenn es notig ist, von den Buchern oder von Rousseau (1712-1778) bestimmte als erster kategorisch, daB ,die Frau dazu dem I

43 42 die ,Syllabir- und die Buchstabirmethode", sondern durch die ,Laut-Methode" gleich zu mannlichen Kollegen, mit enormen beruflichen Benachteiligungen das Lesen beibringen sollen (Kittler 31-59, hier 37). Die Entfernung der Frau z~ r~chnen. Ge~alter fUr Schauspielerinnen z. B. lagen traditionell niedriger als von der Schrift, die hier mit der Oralisierung des Lesens beginnt, wird spater im d1e 1hrer mannl!chen Kollegen; oft war ihre niedrigere Bezahlung vertraglich Deutschunterricht fortgesetzt. Dort werden Madchen, anders als Jungen, zu verankert. DaG Frauen in der Regel schlechter bezahlt wurden, ist schon aus der Konsumentinnen, nicht aber Produzentinnen von Literatur ausgebildet. Die verbreiteten Sitte ersichtlich, Ehepaare gemeinsam - und meist niedriger als 1 Erziehung der Frau zur Leserin mannlicher Literatur - ,ein Dichterlesegebot einzelne Schauspieler - zu bezahlen. Auch Theatervertrage waren in der Regel bei gleichzeitigem Schreibverbot" - wird auch und gerade dort aufrecht­ nachteiliger fUr Schauspielerinnen als fUr Schauspieler: bei vielen Theatern erhalten, wo die Lehrerin selbst publizierende Dichter in ist (Kittler 131-54, muGten die Schauspielerinnen sich ihre KostUme selbst anschaffen, wahrend ihre mannlichen Kollegen ihre gesamte Garderobe vom Theater gestellt be­ hier 154). kamen.2 Selbst die Zensur traf unterschiedliche Bestimmungen fUr Manner und Frauen. Die Zensurbestimmungen der 39 Staaten waren so divers wie ihre 2. FRAUENROLLEN AUSSER HAUS: WEIBLICHKEIT AUF DEM THEATER Gesetze, obwohl generell davon ausgegangen werden kann, daG katholische Frauen beider Jahrhunderte, von hoherer Bildung und offentlichen Amtern Staaten (z. B. Osterreich) strenger zensierten als protestantische (z. B. PreuGen, gleichermaGen ausgeschlossen, standen nur wenige Berufszweige offen. Noch vgl. Wei! 125). Dramatikerinnen und Dramatiker unterlagen der Zensur im 19. Jahrhundert bewegte sich die berufliche Arbeit der Frau weitgehend starker als Autorinnen und Autoren in anderen Genres, die sich mit dem An­ in denselben Bahnen wie ihre hausliche: der am haufigsten ausgeUbte Beruf wachsen des freien Schriftsteller- und Verlegermarkts zunehmend der Kontrolle bUrgerlicher Frauen warder der Gouvernante. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts der Obrigkeit entzogen. Anders beim Drama: da Hof- und Stadttheater in der gab es auch Lehrerinnen, die vorwiegend an Madchenschulen unterrichteten. Regel stark subventioniert wurden, muGte jedes aufzufUhrende Drama dem Nach der Industrialisierung fand sich eine wachsende Anzahl von Frauen der Zensor vorgelegt werden, der Uber Annahme oder Ablehnung entschied oder armeren Klassen in Fabriken; vorher waren sie als Dienstboten angestellt oder strich, wo notig; Wandertruppen muGten in jeder Stadt urn Spielerlaubnis ernahrten sich als Schneiderinnen, Wascherinnen o. a .. Alternativen zu diesen nachsuchen und dabei einen Spielplan vorlegen (Kord, Ein Blick 25-27 und ,weiblichen' Berufsarbeiten der Kindererziehung und Hausarbeit waren selten: 36). Zensurbestimmungen wie die 1795 von Karl Hagelin entwickelten promovierte Frauen wie Laura Bassi (1711-1778),1 Dorothea Christiane Lepo­ ,Grundsatze der Censur" schlossen von der Darstellung oder Erwahnung auf rin (1715-1762) und Dorothea Schlozer (1770-1825) waren die Ausnahme; der BUhne ,so ziemlich alles, was wesentlich Stoff zum Drama ist", a us (Marter­ noch seltener waren Frauen wie Leporin, die den studierten Beruf tatsachlich ste.ig _276). Dabei hatte der Zensor oft die korrekte Darstellung der Weiblich­ ausUbten. Die einzigen dem Inhalt nach auGerhauslichen Berufe, die fUr Frauen keJt 1m Auge: es gab z. B. Gesetze, die das KUssen auf der BUhne und die keine Ausnahmeberufe blieben, bot der im 19. Jahrhundert betrachtlich an­ Darstellung unehelicher Liebesbeziehungen verboten. Karl Hagelin, von 1770 I gewachsene literarische Markt. Weibliche Schriftstellerei galt dabei haufig, der bis 1805 Theaterzensor in Wien, empfahl seinen Kollegen in Ungarn, ,darauf Argumentation vieler Frauen zufolge, mehr als Hobby als Beruf, wei! er im zu sehen, daG nie zwey verliebte Personen miteinander allein vom Theater Haus und ,nebenbei' ausgeUbt werden konnte, wobei die Hausarbeit und Er­ abtreten" (zit. Lothar, Burgtheater 40-43; s. a. Martersteig 275), und legte fUr Frauen prinzipiell andere Spielregeln fest als fUr Manner: ,Personen mann­ ziehung der Kinder die eigentliche Berufsarbeit der Frau blieb. Andere Berufe auf dem kulturellen Sektor erlaubten eine solche Rechtfer­ lichen Geschlechtes konnen der Tugend Schlingen legen, Versuche und straf­ liche Antrage machen; allein ein Frauenzimmer kann nie, ware es auch nur I. tigung nicht. Wo immer die Frau in auGerhauslichen Rollen auftrat- besonders I zum Scheine einwilligen" (zit. Lothar, Burgtheater 41). Die Liste der verbotenen I deutlich beim Theater, wo Frauen als Schauspielerinnen, Tanzerinnen, Sange­ rinnen, Dramatikerinnen, oder Direktorinnen tatig waren - hatte sie, im Ver- Zu Theatergagen vgl. Kord, Bin Blick 32f., Laube 60; Satori-Neumann 181; Marter­ Bassis Lebensdaten sind im OCLC, einer U. 5.-amerikanischen Datenbank fUr steig 153f. Geistes-, Sozial- und Naturwissenschaften, falschlich mit 1643-1711 angegeben. Bei 2 V gl. der von Kord zitierte Theatervertrag, § 4 (Bin Blick 28-30); Brachvogel117 -44; Ogilvie (37) steht Bassi mit den oben angefiihrten Lebensdaten. Schwanbeck 74-76.

45 44 der Mutterrolle rechtfertigen. So verlauft die Entwicklung in der Kinderlite-. StUcke war endlos: zwischen 1830 und 1838 waren in Wien 251 Dramen r~tur des 19. Ja.hrhun~erts, im Vergleich zu der des 18., exakt parallel zu der, verboten (Devrient I 18f.), darunter Dramen von Friederike Lohmann (1749- dte oben an phtlosophtschen Texten aufgezeigt wurde: die Kinderliteratur des 1811), Margarethe Bernbrunn (1788-1861) und von so beriihmten und erfolg­ 18._Jahrhunderts. beschaftigt sich mit der Erziehung des Mensch en zu allge­ reichen Autorinnen wie Charlotte Birch-Pfeiffer (1800-1868) und Caroline me~nge~ellschaftltchen Tugenden; in der des 19. werden Jungen und Madchen Pichler (1769-1843; Winlder 88; Mayer 18-29). zu .Je~etls geschlechtsspezifischen Tugenden erzogen. 1 Gerade Kindediteratur Zu den verschiedenartigsten beruflichen Benachteiligungen kam das biirger­ wetbltcher A~tot·en setzte dieselben geschlechtsspezifischen Eigenschaften und liche Urteil Uber berufstatige Frauen. Die biirgerliche Achtung von Frauen, die Ver~altenswetsen .voraus, die das Frauenbild der philosophischen Literatur ihre weibliche ,Bestimmung' verfehlten, findet sich nicht selten explizit aus­ b~sttmmten. In Km~erdramen von Autorinnen wie Luise Holder (1763-1843), gesprochen in zeitgenossischen Rezensionen der Literatur weiblicher Autoren. Kttty Hofmann (keme Lebensdaten), Wilhelmine von Sydow (1789-1867), Auch das zeitgenossische Vorurteil gegen Schauspielerinnen, das sie in der Agnes Franz (1794-1843), Sophie Grafin von Baudissin (1813-1894), und Regel mit Prostituierten gleichsetzte, ist in diesem Kontext zu interpretieren. Isabella Braun (1815-1886), entstanden zwischen 1820 und 1865 werden die Die ublichen Begleiterscheinungen des Standes wie z. B. die NichtsefShaftig­ Knaben spezifisch akademischem Lerneifer und Ausbildung :Uilitarischer keit, das allnachtliche Schminken, KostUmieren, Zur-Schau-Stellen des Kor­ z~ Tug~nden erzogen, dte Madchen zur Giite, Anmut, Schonheit, hauslichen und pers und Vortauschen von Gefuhlen, reicht zur Erldarung des biirgerlichen mustschen Fahigkeiten. Vorbild fiir die Madchen ist selbstverstandlich die Widerstands gegen Schauspielerinnen nicht aus. Derartige Zustande betrafen ~ut~er, die in der Regel als engelhaft liebenswiirdig dargestellt wird und sich _ beide Geschlechter, anders als das zeitgenossische Vorurteil, das mit Schau­ dtes thr hervorsteche~dstes Merkmal- freudig fiir ihre Familie aufopfert (Kord, spielerinnen wesentlich harter verfuhr als mit ihren mannlichen Kollegen. Ein ,Frauennatur und Kmderspiel"). zusatzlicher Grund fUr die feindseligere Haltung des Biirgertums der Schau­ Ahnlich wie die. Autorinnen von Kinderliteratur sangen Padagoginnen des spielerin gegeniiber liegt vielleicht auch in der Tatsache, daiS dieser Stand einer 19. Ja~rhunderts, msbesondere in Texten zum Thema Frauenbildung, das der wenigen war, der Frauen die Ausiibung eines aufSerhauslichen Berufes und _Hohelted der Hausfrau und Mutter, auch hier im auffallenden Gegensatz zu in seltenen Fallen sogar eine Karriere ermoglichte. frakt~t.en des ~. 8. !ahrhunderts. Dorothea Leporin, selbst promovierte und prakttzterende Arztm, forderte noch 17 42 das Universitatsstudium fiir Frauen sowie ihre Zulassung zu offentlichen Am tern und erldarte Frauen zum Studium 3. UND DRINNEN WALTET DIE ZUCHTIGE HAUSFRAU: fiir voll befahigt. Bereits 1802 jedoch sieht Amalie Holst (1758-1829) in 'h FRAUEN SPIELEN IHRE ,WEIBLICHKEIT' B l .. 1 ren ~mer mngen Uber .die Bestimn:ung des Weibes zur hoheren Geistesbildung die Btldung ~.er Frau 111cht al~ Mtttel zur eigenen Weiterentwicldung oder zur Die faktischen juristischen und beruflichen Einschrankungen weiblicher Berufsausubung, sondern vtelmehr zur Erziehung der Frau zur besseren Mutter Moglichkeiten stehen in einem gewissen Gegensatz zu dem in der Philosophie Hans- und Ehefrau. Sie argumentiert, nur das ,gebildete weib" sei zur wahre~ angepriesenen Modell freiwilliger weiblicher Unterwerfung, lassen.. aber deut­ Erfiillung ihrer hauslichen Pflichten imstande, denn sie ,wird es nicht bloss lich die Alternative durchscheinen, die Frauen geboten wurde: die Ubernahme fiihlen, .~ie ':ird es rr:it iiberzeugung einsehen, class nur, indem sie alle ihre pflich­ der ihnen angebotenen Rolle, die ihre ,Weiblichkeit' innerhalb der Hausfrauen­ te~ erfullt, mdem ste den gatten [ ... ] gliicklich macht, sie selbst auf gliickselig­ und Mutterrolle definierte, oder die Riicld

47 46 Mannes sein (77); nur mit einer gebildeten Frau laBt sich eine glucldiche Ehe Wurdigkeit, Selbsrandigkeit, Unabhangigkeit, Gliickseligkeit und Brauchbar­ uberhaupt fuhren, denn ,das schone verhaltnis [ist] gestort, so bald der mann keit also sind auf den Bereich auBerhalb der Ehe begrenzt; in der Ehe schreibt seinem weibe kein volliges vertrauen schenkt; und damit er dies konne, muss sie der Bildung der Frau eine ahnliche Funktion zu wie Holst: ,einzig und sie gebildet, muss sie vernunftig sein, muss mit ihm auf einer gleichen stufe der allein der gebildeten Frau" ist ,es moglich, ihren Mann [ ... ] an sich zu fesseln" kultur stehen" (84). Ebenso ist die gebildete Frau eine bessere Mutter, die ,bei (133); nur sie kann, obwohl sie zum eigentlichen Unterricht der Kinder unfa­ der erziehung ihrer sohne dem spatet·n erzieher vorarbeiten" kann (95). Weit hig ist, ,ihm doch herrlich vorarbeiten" (237); nur sie ist gegen weibliche Laster entfernt, den Haushalt uber ihren Studien zu vernachlassigen, kummert sich wie Eitelkeit und Putzsucht gefeit (33f.). ,das echt gebildete weib [ ... ] um das detail ihrer wirtschaft mit regem eifer" Noch bestimmter halt Caroline de Ia Motte-Fouque (1773-1831) ,jedes (127); ,sie verrichtet die geschafte der wirtschaft Ieicht, geschwind und zur unmittelbare Eingreifen [der Frau] in offentliche, oder politische, Angelegen­ rechten zeit" (128). Und schlieBlich ist die geistige Ausbildung der Frau das heiten [fur] uneigentlich .... [ ... ] Mit den kiinstlerischen und gelehrten Be­ beste Heilmittel gegen alle weiblichen Laster, die aus der mangelnden Beschaf­ strebungen, insofern diese ausschlieBend werden, ist es ohngefahr dasselbe" tigung der Frauen entstehen: Eitelkeit, Prachtliebe, Tragheit, Unverstand (1 09), (248-50). Motte-Fouques Argumentation zufolge konnen Frauen weder kunst­ Modetorheiten und Vergnugungssucht (111). Die verheerenden Folgen dieser lerisch noch wissenschaftlich aktiv werden, da das ein offentliches Auftreten Laster illustriert Holst mit Schauergeschichten von ungebildeten und daher voraussetzt; innerhalb ihrer eigenen vier Wande dagegen durfen sie sich auch verantwortungslosen Muttern, die ,von gesellschaft zu gesellschaft eilen, wah­ mit Kunst beschaftigen. ,Mogen Damen in ihrem Cabinet mahlen und musi­ rend ihre kinder unter dem gesinde schmachten" (1 09). Dagegen ,das weib von ziren, [ ... ] productive Kunstlerinnen durfen sie so wenig werden wollen, als kenntnissen [ ... ] wird nie dem reiz zum luxus, zur eitelkeit und zur modesucht Kunstrichterinnen" (255). Den Umgang der Frauen mit wissenschaftlicher erliegen, oder vielmehr, es bedarf hier gar keines kampfes. ihre edle seele, ihr Bildung sieht sie lediglich als eine neue Spielart weiblicher Eitelkeit und gebildeter geist erhebt sie uber diesen tand" (83f.). Holst betont zwar wieder­ warnt vor der Zerstorung weiblicher Grazie durch das ,Streben, nach mann­ holt, daB sie Frauen nicht nur zu Ehefrauen und Muttern erzogen wissen will, licher Bildung": ,Die zarte Biegsamkeit aller Organe des Empfindens wurde sondern vielmehr zu einer der Aufklarung noch nachempfundenen ,veredlung" unfehlbar durch angestrengte Studien zerstort werden" (256). Noch harter ihrer selbst (63 bzw. 43), schlieBt aber die Ausbildung der Frau zum Broterwerb urteilt sie iiber das ,affectirt Studirte" mancher Frauen, die Halb- und Salonbil­ dung, mit der Frauen sich den Anschein der Gelehrsamkeit zu geben versuchen aus (44). Holst ist m. W. die letzte in der Iangen Reihe der padagogischen Schrift- (256). stellerinnen, die fur ihre Bemuhungen um eine bessere Bildung der Frau andere Karoline von Woltmann (1782-1847) sieht den Tatigkeitsbereich der Frau Grunde anfuhrt als die Erziehung zur besseren Ehefrau: ab spatestens 1820 ebenfalls auf Heim und Herd beschrankt und argumentiert mit Hilfe typisch wird die Frau in padagogischen Traktaten weiblicher Autoren auf ihre hausliche ,weiblicher' bzw. ,mannlicher' Eigenschaften, mit denen sie Frauen die Eignung ,Bestimmung' festgeschrieben und von jeder auBerhauslichen oder kunstle­ zu bestimmten Tatigkeitsbereichen zugesteht oder abspricht. So sind Frauen rischen Betatigung (wenn auch nicht von kunstlerischer Bildung) strikt aus­ beispielsweise von jeder Teilnahme an Staatsgeschaften auszuschlieBen, da geschlossen. Betty Gleim (1781-1827) beispielsweise argumentiert fur die ihnen das dazu notwendige (mannliche) Denkvermogen abgeht (Natur, Be­ ,Wichtigkeit und Nothwendigkeit der Bildung der Frauen (auch der intellek- stimmung, Tugend und Bildung, 1826, S. 162); andererseits sind sie durchaus imstande, selbst zu regieren, da in diesem Fall die Denkfunktion von (mann­ tuellen und asthetischen) "' da lichen) Beratern ubernommen wird (192f.) und bei weiblichen Herrschern nicht nur das Weib, als Mensch, Anspruch auf eine ernste Geistesbildung uberdies typisch weibliche Eigenschaften (Liebe, Mitgefuhl) vorteilhaft zum habe; sondern, wie es auch als Weib achtenswurdiger, zu der Erfullung seiner Tragen kommen (194f.). Ahnliche Schlusse zieht Woltmann im Bezug auf Pflichten als Gattinn, Hausfrau und Mutter fahiger und tuchtiger werde; wissenschaftliche oder auBerhausliche Beschaftigungen. Abstrakte Wissen­ und wie sehr es dadurch, unverheirathet, an Wurdigkeit, an Selbstandigkeit, schaften sind ausschlieBlich mannliches Terrain (200); in der Heilkunde da­ an Unabhangigkeit, an Gluckseligkeit und an Brauchbarkeit fur die Welt gegen kann den Frauen ein ,Hulfsgeschaft", die ,Wartung, die Aufsicht bei Kranken" iibertragen werden, da hier die weibliche ,uberreizte Mitempfindung gewinne (Anmerkung 134f.). und Liebe [ ... ] ganz an ihrer Stelle" waren (202). Aus der strikten Zuordnung

49 48 ,mannlicher' unci ,weiblicher' Fahigkeiten ergibt sich der jeweilige Tatigkeits­ Frauen eine schriftstellerische Tatigkeit zugestand - setzt sich bis Ende des bereich. 19. Jahrhunderts fort. 1 Wie gefahrlich auch nur geringfugige Abweichungen waren - z. B. die Forderung einer begrenzten Berufsausbildung fur unverhei­ Des Mannes einzelne Fahigkeiten sollen zu Fertigkeiten im wissenschaft­ ratete Frauen (bei Tinette Hamberg, 1797-1877, unci Emma Laddey, 1841- lichen Fach, im Fach der burgerlichen Geschafte, der Kunst im hoheren 1892) -, zeigt sich an dem lautstarken Protest dieser Autorinnen ,gegen den Sinne [ ... ] entwickelt werden; die einzelnen Fahigkeiten der Frau zu Fertig­ etwanigen Verdacht, als gehore ich zu den Emancipations-Damen" (Hamberg keiten der hauslichen Thatigkeit, der Kunst im niedrigeren unci niedrigsten 216; fast gleichlautend Laddey 221). Schriften, in denen fur eine weibliche Sinn, in welchem die mechanische, alltagliche Arbeit zu den Kunstwerken Betatigung auger Haus und weibliche Berufsausbildung pladiert wird, gibt es gerechnet werden kann (361). erst ab ca. 1878;2 dort allerdings werden diese neuen Forderungen haufig mit Daraus folgt die notwendigerweise getrennte Erziehung von Jungen unci Mad­ einer neuen Konzession erkauft: ,Was wir nichtwollen unci niemals, auch nicht chen (361). Die wichtigsten Punkte weiblicher Geistesbildung bezeichnet in noch so fernen Jahrhunderten wunschen unci bezwecken, ist die politische Woltmann als die Beschaftigung mit Kunst (385), Religion (403) unci das Emanzipation unci Gleichberechtigung der Frauen. "3 Erlernen hauslicher Fahigkeiten (411-13); Sinn aller Bildung fur die Frau ist, Im Vergleich mit dem in den 1790er Jahren ausgefuhrten Geniestreich ahnlich wie bei Gleim unci Holst, ,die Lehrerin der Jugend, [ ... ] die Verbun­ bleiben derartige Fortschritte, die mit immer neuen Zugestandnissen erkauft dete unci Freundin [ ... ] dem Manne" (413) zu werden. Dag weibliche Bildung werden mussen, relativ bescheiden. Was sich seit ca. 1820 deutlich an Texten sich auf das Haus zu beschranken hat, kann sie nicht genug betonen: ,[ ... ] so deutscher Padagoginnen ablesen lagt, ist die gelungene Verinnerlichung eines wie Frauen ihre Kenntnisse nur fur sich unci ihre Nachstverbundene sammeln mannlichen Frauenbildes. Schon urn diese Zeit war die weibliche Identifi­ unci besitzen sollen, darf auch bei deren Erlernung nichts Oeffentliches statt­ zierung mit der neuen Rolle so perfekt, dag die Rechtfertigung der Geschlech­ finden" (414). Abgesehen von der Erziehung der Frau zur guten Ehefrau unci terrollen unci der durch sie kreierten Zustande beruhigt Frauen ubertragen Mutter gibt ihr das Studium eine sinnvolle Beschaftigung unci bewahrt sie vor werden konnte, aus deren Feder eine derartige Argumentation wesentlich uber­ Langeweile sowie dem aus Langeweile entstehenden weiblichen Lasterkanon zeugender klingen mugte. (Neugierde, Klatscherei, Eitelkeit; 381). Obwohlnaturlich die Moglichkeit besteht, dag einige dieser Autorinnen das Weiblichkeitsideal mannlicher Philosophen unci Literaten nur pro forma uber­ 4. DER KURZE WEG ZUR MANNLICHKEIT: nahmen - viele Schriftstellerinnen erkauften sich ihre literarische Tatigkeit WEIBLICHE UND MANNLICHE PsEUDONYME durch ostentative Konzessionen an das gangige Frauenbild -, mussen diese pad­ agogischen Programme in der Regel ernstgenommen werden. Viele Autorinnen Aus den beschriebenen juristischen unci kulturgeschichtlichen Tendenzen ergibt widmeten der Erziehung der Frau zur Nur-Hausfrau ganze Bucher; andere sich eine erhebliche Anderung der Situation schreibender Frauen vom 18. zum praktizierten sie an ihren eigenen Tochtern, wie aus den von Walter unter­ 19. Jahrhundert. Uber Autorinnen des 18. Jahrhunderts war das ideologische suchten Familienverhaltnissen verschiedener Schriftstellerinnen urn 1800 Urteilnoch nicht gef'allt; in einigen Schriften des fruhen 18. Jahrhunderts (z. B. hervorgeht. Caroline von Humboldt (17 66-1829), Caroline Schlegel-Schelling (1763-1809), Charlotte Schiller (1766-1826), Friederike Brun (1765-1835) Stellvertretend fUr viele andere vgl. die Schriften von Hamberg, Laddey, Caroline unci Therese Huber (1764-1829), selbst hochgebildete Frauen, liegen ihren Gerhard, und Reichardt Stromberg. eigenen Tochtern nicht denselben Grad an Bildung zukommen, den sie selbst 2 Vgl. BUchner, Die Frau und Die Frauen; Troll-Borostyani, Die Gleichstel!ung der Ge­ erfahren hatten, im Gegenteil: ihre Tochter ,wurden dazu angehalten, ver­ schlechter, Im Jreien Reich; Katechismus der Frauenbewegung und Die Mission unseres standnisvolle unci unterhaltsame Partnerinnen ihrer zukunftigen Ehemanner zu jahrhunderts; Henrich-Wilhelmi, Das Verhaltnis des Freidenkertums und Vortrage; sein. Das Wesentliche an der Erziehung der Tochter war ihre Qualifikation als Helene Lange, Higher Education. Ehefrau unci Mutter" (Walter 156). 3 Das Zitat stammt von Pdisidentin Lette, der Pdisidentin des ,Centralvereins in Preu­ Die exakte Ubernahme des philosophischen Frauenmodells in padago­ Een fUr das Wohl der arbeitenden Klassen;" die doppelte Hervorhebung ist die der gischen Traktaten zur F~·auenbildung - das einzige Gebiet, auf dem Fichte Autorinnen. Zit. Lange/Baumer I, 46.

50 51 bei Johann Caspar Eberti, 1677-1760, Georg Christian Lehms, 1684-1717, 1830 veroffentlichten, sind bis heure nur unter ihrem Pseudonym bekannt: die oder Christian Franz Paullini, 1711-1778) wird die Bezeichnung ,gelehrtes Identitaten der Kreopola (ca. 1816), Richa (ca. 1820), Mara L. (ca. 1830) und Frauenzimmer' in durchaus komplimentarem Sinne gebraucht. 1 Autorinnen der Verfasserin des Dramas Ortinde (1792) sind bis heure nicht geklart, ebenso­ des 19. Jahrhunderts dagegen wurden ununterbrochen mit dem Ideal der wenig wie der Vorname der Frau von Mauritius (ca. 1820-30) oder die Frage, Haus- und Ehefrau konfrontiert und mugten sich bei Fortsetzung ihrer schrift­ ob Mauritius ihr Name oder ihr Pseudonym war. Pseudonyme, die, wie im stellerischen Tatigkeit mit dem (Selbst-)Vorwurf auseinandersetzen, ihrer 19. Jahrhundert in der Regel, aus einem Vor- und Zunamen bestehen, sind ,Natur' zuwiderzuhandeln und ihre weibliche ,Bestimmung' verfehlt zu haben. wesentlich einfacher nachweisbar und zuzuordnen als solche, die, wie so oft im Dazu kam wahrscheinlich ein kraftiger Schug Brotneid seitens der mannlichen 18. Jahrhundert, aus vielbenutzten weiblichen Vornamen oder gar Initialen Kollegen: eine Schriftstellerin im 18. Jahrhundert genog noch Ausnahme­ bestehen. lm 18. Jahrhundert sind vonnur 19% der Autorinnen (insgesamt 60) status, der vielleicht ihre kulantere Behandlung durch ihre mannlichen Kolle­ die Pseudonyme ermittelt, im 19. von immerhin 38% (1394 Schriftstellerin­ gen erldart. Autorinnen des 19. Jahrhunderts dagegen waren Legion und somit nen). Ihr Gebrauch von Anonymitat und Pseudonymitat lagt sich tabellarisch ernstzunehmende Konkurrenz fiir ihre mannlichen Kollegen. Zwischen 1700 folgendermagen festhalten: 1 und ca. 1820 sind 323 Autorinnen ermittelt, zwischen 1820 und 1900 insge­ samt 3617, also mehr als zehn Mal so viele.2 Fiir das beachtliche Anwachsen weiblichen Schriftstellertums im 19. Jahrhundert lassen sich verschiedene Ermittelte Initialen Abkiirzung: Abktirzung: Mannliches Weibliches Griinde anfiihren, darunter die generelle Ausdehnung des Buchmarktes und Autorinnen Vorname Nachname Pseudonym Pseudonym der schriftstellerischen Betatigung iiberhaupt sowie die Entstehung spezifisch ,weiblicher' Genres wie z. B. Kinder- oder Madchenliteratur, in denen sich 1700 60 17 5 2 7 91 Autorinnen betatigen konnten, ohne dafiir sozialer Achtung ausgesetzt zu sein.3 -1820 100% 28% 8% 3% 12% 152% Zusatzlich lagt sich mit ziemlicher Sicherheit annehmen, dag mehrere Autorin­ 1820 1394 45 498 14 476 702 nen des 18. Jahrhunderts inzwischen aufgrund ihrer Anonymitat oder ihrer -1900 100% 3% 36% 1% 34% 50% vagen Pseudonyme verschollen sind. Mindestens fiinf Verfasserinnen, die vor

Zu Schriften tiber den Status ,gelehrter' Frauen in der Frtihaufldarung siehe Giiss­ mann, Eva, Gottes Meisterwerk und Das wohlgelahrte Frauenzimmer. Die krasseste Diskrepanz, die aus dieser Dbersicht hervorgeht, ist der unter­ 2 Ausgewertet wurden die folgenden bibliographischen Quellen: Albrecht et. al.; das schiedliche Gebrauch von Initialen und mannlichen bzw. weiblichen Pseudo­ Album des Konig!. Schauspiels, die Allgemeine deutsche Biographie; Alston; Brinker­ nymen. Die Popularitat von lnitialen, die sowohl Identitat als auch Geschlecht Gabler, Hg., Deutsche Dichterinnen; Brinker-Gabler, Ludwig und Woffen; Brummer (Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten des neunzehnten jahrhunderts und Lexi­ verhiillten, sinkt im 19. Jahrhundert (von 28% auf nur 3% nach 1820). Wah­ kon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. jahrhunderts); Frede­ rend der Nachname in beiden Jahrhunderten ca. gleich haufig hinter einem riksen, Hg., Women Writers of Germany; Friedrichs (Die deutschsprachigen Schrift­ Buchstaben verschwindet (3% im 18., 1o/o im 19. Jahrhundert), zeigt sich eine I" ste!lerinnen und Literarische Lokalgroflen); die Gal/erie von Teutschen Schauspielern erstaunliche Divergenz bei der Abkiirzung von Vornamen: bis 1820 kiirzten und Schauspielerinnen; Goedeke; Hamberger und Meuse!; Herlo!Ssohn, Marggraff nur 5 Autorinnen ihren Vornamen ab (8 o/o) gegeniiber 498 (36%) nach 1820. et. al.; Hirschberg; Jordens; Kord, Ein Blick 243-467; Kosch (Deutsches Literatur­ Noch sprechender ist der Kontrast beim Gebrauch von mannlichen versus Lexikon und Deutsches Theater-Lexikon); Meuse!; Pataky; Reden-Esbeck, Deutsches weiblichen Pseudonymen: im 18. Jahrhundert benutzten nur 7 Autorinnen Buhnen-Lexikon; Riche!, The German Stage; Schindel; Philipp Stein; das Verzeichnijl einiger jetztlebenden DeutJchen Schriftstellerinnen; Weller; und Wilpert. Besonders ergiebig fUr die Anzahl der Autorinnen und Pseudonyme waren Brinker-Gabler/ Die Anzahl der ermittelten Schriftstellerinnen und Pseudonyme wurde zahlenma!Sig Ludwig/Woffen, Frederiksen, Women Writers, Friedrichs, Pataky, Schindel und der exakt angegeben. Statistisch gesehen ist diese Auswertung aufgrund der zahlenma!Si­ bibliographische Anhang in Kord 323-467. gen Ungleichheit natiirlich relativ, so daiS diese Ergebnisse nur eine generelle Tendenz 3 Vgl. Kap. III. Zur Mad~henliteratur siehe Dagmar Grenz. beschreiben kiinnen.

52 53 (12%) ein mannliches Pseudonym, gegentiber insgesamt 91 ermittelten weib­ abgektirzten Vornamen oder einem mannlichen Pseudonym. Zwischen 1850 lichen Pseudonymen im selben Zeitraum: auf jede ermittelte Autorin entfallen und 1900 tiberwiegen die mannlichen Pseudonyme die weiblichen bei weitem; also durchschnittlich ein bis zwei weibliche Pseudonyme. Im 19. Jahrhundert besonders popular sind betont mannliche Namen wie Wild, Ernst Ritter, dagegen sinkt die Anzahl weiblicher Pseudonyme auf ca. 50% (700 Pseudo­ R. Edmund Hahn, Max Stein, LorkAlban, Willibert von Herrigau, Julius Will­ nyme); die Anzahl mannlicher Pseudonyme steigt auf 476 bzw. 34%. Prozen­ born, Franz Pels, Max Hero, Alexander Romer, Sigismund Mannsperg, Ernst tual gesprochen sinkt also der Anteil weiblicher Pseudonyme nach 1820 auf ein Dorn, Erwin Steinau, Schwucht von Zinken, Eichen-Low, Werner Kraft, und Drittel des Prozentsatzes vor 1820, wahrend sich der mannlicher Pseudonyme JosefTrieb. Wahrend im 18. Jahrhundert das Pseudonym hauptsachlich dazu im selben Zeitraum verdreifacht. client, die Identitat zu verbergen, liegt im 19. die Betonung auf der Verhtillung An dem unterschiedlichen Gebrauch der Initialen la!st sich die gleiche Ent­ des Geschlechts der Autorin. wicldung zur Mannlichkeit ablesen. DaiS die Popularitat des Initialenpseudo­ In der schizophrenen Spaltung, die diese Autorinnen mit sich selbst vor­ nyms, bei dem sowohl Vor- als auch Nachname abgektirzt wurde, im 19. Jahr­ nahmen, liegt mehr als nur eine bewu!Ste Abwehrreaktion auf die verstarkten hundert so stark absinkt, la!St sich wahrscheinlich auf die Tatsache zurtick­ Sanktionen gegen weibliches Schriftstellertum im 19. Jahrhundert bzw. die fUhren, daiS das Kryptonym im 18. Jahrhundert gerade bei weiblichen Autoren Erkenntnis, daiS unter mannlichem Namen verOffentlichte Werke eine gro!Sere einen der gangigsten Decknamen stellte: mit 28 o/o liegt diese Methode an zwei­ Chance hatten, ernstgenommen zu werden. Vielmehr handelt es sich in vielen ter Stelle. Aufgrund berlihmter Beispiele wie ,L.A. V. G." (= Luise Adelgunde Fallen urn den Ausdruck der an unzahligen Briefen und literarischen Werken Victorie Gottsched) oder ,I. K. M.d. K. a. R." (= ,Ihre Kaiserliche Majestat, weiblicher Autoren belegbaren Uberzeugung, daiS eine Autorin ein Unding sei: die Kaiserin aller Reussen", d. i. Katharina II. von RufSland, 1729-1796) wurde der Autor ist mannlich. Die Selbstspaltung in ,Frau' bzw. ,weiblich' und ,Autor' hinter Initialen zumeist ein weiblicher Autor vermutet. Wahrend im 18. Jahr­ bzw. ,mannlich' bezeugt sowohl die Verinnerlichung des impliziten Gegensatzes hundert das Pseudonym entweder ganz aus diesen Intialen besteht oder der als auch die generelle Akzeptanz der urn die Jahrhundertwende definierten Nachname abgeklirzt wird (Susanne von B., Eleonore F.), steigt im 19. Jahr­ weiblichen ,Natur', die durch wiederholte Aufftihrungen zur zweiten Natur hundert die Tendenz, den Vornamen abzuklirzen: P. v. Husch, F. S. Koch, wird. K. Ph. Zianitzka, C. Wedi, H. Sakkorausch, A. Freese, A. Weimar. Autorinnen, die solche Pseudonyme benutzten, gingen mit ziemlicher Sicherheit davon aus, daiS hinter dem abgeklirzten Vornamen ein mannlicher Autor vermutet werden wlirde. M. E. wurden derartige Pseudonyme gezielt und bewu!St eingesetzt, d. h. ich gehe davon aus, daiS die Benutzerinnen von Initialen oder abgeklirzten Vor­ namen voraussetzten, daiS ihre Leserinnen und Leser weibliche bzw. mannliche Autorschaft annehmen wtirden. Weder Initialen noch abgeklirzte Vornamen bieten Anhaltspunkte in puncto Geschlecht, vielmehr wird in heiden Fallen mit den Vermutungen oder Vorurteilen der Leserschaft gerechnet. Ausgehend von diesen Voraussetzungen mochte ich versuchsweise Initialenpseudonyme zu den weiblichen Pseudonymen zahlen und aile Pseudonyme, bei denen der Vor­ name abgektirzt wird, zu den mannlichen. Das Ergebnis: im 18. Jahrhundert, in dem jede Schriftstellerin im Durchschnitt ein bis zwei weibliche Pseudo­ nyme zur Hand hatte, bestanden 80% aller ermittelten Autorinnen trotz Ano­ nymitat darauf, als weiblich erkannt zu werden - typische Decknamen waren Jerta, Jenny, Glycere, Minna, Nina, Therese. Im Vergleich zum 18. Jahrhundert verringert sich der Gebrauch weiblicher Pseudonyme im 19. prozentual urn zwei Drittel; 70% aller Autorinnen verstecken jetzt ihr Geschlecht hinter einem

54 55 III. Anonymitat und das Genre als Geschlecht Fiir Genres im 18. und 19. Jahrhundert nimmt die Forschung eine be­ stimmte Valorisierung an, die nach den Kategorien mannlich/weiblich be­ schreibbar ist und entsprechende Konsequenzen flir das Schreiben besonders 1. GENRE, GENIE UNO GESCHLECHT von weiblichen Autoren nach sich zog. Zu den ,mannlichen' (d. h. abstrakten, formbetonten, objektiven, universale bzw. allgemein menschliche Werte ver­ Eine Nonne, Hrotsvitha von Gandersheim, sitzt allein in ihrer kalten Kloster­ tretenden) Genres werden hier in der Regel Dramen und Epen gerechnet; zu zelle. Sie schreibt ein Stuck. [. .. } den ,weiblichen' (d. h. formlosen, subjektiven, geflihlsbetonten, blog beschrei­ llils berief diese Nonne in ihrem Kloster zu ihrer Arbeit des Stiickeschreibens? benden, im Spezifischen/Personlichen verhafteten) Genres zahlen Lyrik, Briefe, Welche Stimme horte sie? Woher nahm sie die Kraft, in einer literarischen Form Briefromane, Romane, autobiographische Schriften und Memoiren. Einige zu schreiben, die schon immer die ,mannlichste' war? Genres konnen je nach thematischer oder stilistischer Eigenart als mannlich Karen Malpede 1 oder weiblich gewertet werden (bei Reisebeschreibungen z. B. hinge diese Ein­ teilung von dem jeweiligen Grad der Beschreibung von personlichen Ein­ Literarische Genres sind aus zwei Grunden bedeutsam fur das literarische dri.icken versus politischer Analyse ab). Schaffen, besonders aber fur das von Frauen: sie erleichtern die Einteilung in Aus dieser deutlich geschlechtsbezogenen Wertung der Genres ergibt sich ,hohe' und ,Trivial'- Literatur, die in vielen Fallen nach gattungsspezifischen eine Zuordnung ,mannlicher' Genres zu mannlichen Autoren und ,weiblicher' Kriterien vorgenommen wird, und sie sind mit ahnlichen Eigenschaften be­ Genres zu weiblichen, die in zeitgenossischen philosophischen, padagogischen schreibbar wie die Kategorie ,Geschlecht'. Wie ,Geschlecht' ist ,Genre' eine und asthetischen Schriften haufig mit dem Bildungsstand des Autors bzw. der leere Kategorie, die erst mit Inhalt gefullt werden mug (Autorin/Autor bzw. Autorin begrundet wird. Nur der in abstrakten, formbetonten, objektiven, uni­ Werk), die aber haufig die Rezeption dieses Inhalts bestimmt: ahnlich wie die versalen bzw. allgemein menschlichen Kategorien ausgebildete Autor kann Kategorie ,Geschlecht' ohne Kenntnis der Autorin oder des Autors, fuhrt auch Literatur erzeugen, die diesen Werten entspricht. Die Autorin dagegen, deren die Kategorie ,Genre' ohne Kenntnis der Literatur zu asthetischen Wertur­ Bildung sich auf musische Facher, ,schone' Literatur und andere subjektive teilen. Kategorien beschrankt, kann sich also auch nur in solchen Genres betatigen Genre wird in der Regel verstanden als eine Klassifizierung, die es ermog­ bzw. darin dilettieren. Wie aus Hausens Begriff ,Geschlechtscharaktere" her­ licht, einen Text zu anderen Texten mit vergleichbaren Strukturen, Stilelemen­ vorgeht, handelt es sich hier keineswegs urn Beschreibung eines sozialen ten, Themen und Effekten in Bezug zu setzen. Ohne Kenntnis des Genres Zustandes, sondern urn normativeAussagen tiber das ,Wesen' der Geschlechter. bleibt ein Text oft unverstandlich, d. h. das Genre liefert eine ,Vorinterpreta­ Wilhelm von Humboldt z. B. spricht mit Hilfe des weiblich/mannlich be­ tion' fiir den noch unbekannten Text, kann also auch fUr die Interpretation setzten Gegensatzes ,subjektiv/ objektiv' den Frauen jegliche Eignung zu des Textes selbst konstitutiv sein (Gerhart 13f. und 27; Dubrow 35). Wie Ge­ wissenschaftlicher Arbeit ab, da Frauen schlecht unterliegt auch Genre einer wertenden Rangordnung. Anders als beim sich mehr den Eindrlicken, welche dieselbe [die Wirklichkeit] in ihnen Geschlecht, wo das Verhaltnis von hochwertig (=mannlich) und minderwertig hervorbringt, i.iberlassen, als sie aufzudecken, zu zerlegen, und ihr mit Ver­ (=weiblich) zumindest im Laufe der westlichen Zivilisation relativ gleich geblie­ suchen nachzugehen geneigt sind [ ... ]; meistentheils knlipfen sie vielmehr ben ist, schwankt die Besetzung der Werte ,hochwertiges' vs. ,minderwertiges' ihre subjective Vorstellungsart an diesel be an, und fiihren in ihr [ ... ] nur ihr Genre erheblich (siehe Teil2 dieses Kapitels). eigenes inneres Leben fort (,Vergleichende Anthropologie" 365). Aufgrund ihrer zu lebhaften Phantasie und mangelnden Objektivitat sind ,Ge­ winn an einzelnen Kenntnissen oder Wahrheiten" also von Frauen nicht zu ,A nun, Hrotsvitha of Gandersheim, sits alone in her cold convent cell. She is writing a play. [ ... ] erwarten (366). Mit demselben Argument arbeitet Fichte, wenn er behauptet, What called this nun in her convent to her work of writing plays? what voice did she es gebe keine namhaften Philosophinnen oder Mathematikerinnen, da Frauen hear? Where did she find the strength to write in what has always been the most unfahig seien, in ein wissenschaftliches Gebiet ,tiber die Grenze ihres Gefiihls ,masculine' of literary forms?" (Malpede, ,Introduction" 1) hinaus" einzudringen (352).

56 57 Derselbe ,natiirliche' Mangel an Objektivitat hindere die Frau an der Aus­ und ,Frauen'-Literatur). So kann z. B. Caroline de la Motte-Fouque behaupten, iibung wahrer Kunst. Humboldt bescheinigt Frauen zwar einen ausgepragten, dag Frauen fur aile Kiinste, die an die Offentlichkeit gelangen konnten, von wenn auch unbestimmten ,Schonheitssinn", von dem sei es allet·dings noch Natur aus kein Talent besitzen. Dagegen ,Poesie, solche, die elegisch oder idyl­ ,ein weiter Weg bis zum eigentlichen Kunstgefiihl, und noch mehr bis zum lisch dem Herzen entstromt, gehort auch dem Herzen," sie ,ist der weichern Kunstgenie" (,Vergleichende Anthropologie" 368). Prinzipiell sei die weibliche ldangreichen Frauennatur innerlich eben so verwandt, als das Epos und das Natur viel poetischer als die mannliche, allerdings fehle es auch hier an der Trauerspiel ihr fremd bleiben" (250 f.). Ebenso spricht Karoline von Woltmann Objektivitat und Individualitat, aus der geniale Werke entstiinden; auch hier den Frauen die Befahigung zu allen Kiinsten ab, die abstrakte Denkfahigkeit wiirden Frauen zu leicht von der eigenen Subjektivitat ,bestochen" (369). Den­ verlangen oder offentlichkeitsorientiert sind, darunter Bildhauerei, Tonkunst, selben Kategorien ,subjektiv" vs. ,objektiv", nach denen Humboldt weibliches epische und dramatische Dichtung und Geschichte (Nt!tUr 203). ,Dagegen Konnen in Kunst und Wissenschaft bewertet, sind auch kiinstlerische Genres gelingt den Frauen, dem Schwunge ihrer von der Gemiithskraft eines einzelnen unterworfen, die Humboldt in ,Form"-Kiinste (Epik, Dramatik, plastische Mfectes in einer einzelnen Situation entflammten Phantasie das Lyrische" Kunst) und ,Stoff'- bzw. ,FleiR"-Kiinste wie Malerei, Musik, Romane und (204). Schindel schlieglich, einer der wenigen Manner im friihen 19. Jahr­ Lyrik unterteilt. Aus ihrer mangelnden Objektivitat und Allgemeinbildung hundert, die sich eingehend mit Frauenliteratur befagten, sah die den Frauen ergibt sich fur Humboldt die Unfahigkeit der Frau in den Formkiinsten; wo­ ,eigenthtimlichen Talente" besonders in den folgenden Genres ausgedriickt: gegen ihre poetische ,Natur' ihr Leistungen in den Stoff- bzw. FleHskiinsten ,Poesie, besonders der leichten erzahlenden Gattung, und solche, in welcher erlaubt (,Vergleichende Anthropologie" 370). sich ein ernsteres oder religiOses Gefiihl ausspricht [ ... ], Romane und Erzahl­ Humboldts Formel wurde fur das Schrifttum des 18. und 19. Jahrhunderts ungen [... und] Reisebeschreibungen (III xx, xxi und xxiii, Hervorhebungen ori­ bestimmend, denn die Kategorie ,Genre' erlaubte den Ausschlug der Frau aus ginal). den angesehensten kiinstlerischen Genres bei gleichzeitiger Wahrung eines Prinzipiell wird in der Literatur nach drei ,Grundformen' unterteilt: lyrisch, Scheins von Objektivitat. Bei einer thematischen Festlegung weiblicher Schrift­ episch und dramatisch (Goethe, ,Naturformen"; August Wilhelm Schlegel, Die stellerei, wie sie Fichte beispielsweise vornimmt, indem er Frauen allenfalls Kunstlehre). Diese Einteilung gilt als ,Anfangspunkt der Dichtkunst" (A. W. ,Populaire Schriften ftir Weiber, Schriften tiber die weibliche Erziehung, Schlegel, Die Kunstlehre 305) iiberhaupt: ,Die Theorie der Dichtungsarten Sittenlehren fur das weibliche Geschlecht" (352), also Schriften fur und tiber wiirde die eigenthiimliche Kunstlehre der Poesie seyn. [ ... ] Die Dichtungsarten Frauen, zugesteht, ginge dieser Schein verloren. Die Valorisierung kiinstle­ sind eigentlich die Poesie selbst" (F. Schlegel, , Gesprach", Athenaum III/ 1 90f.). rischer Genres dagegen als ,mannlich' bzw. ,weiblich', der stete Hinweis auf die Ihre Wertung dagegen erfolgt weniger nach literarischen als nach ,mensch­ ,unweiblichen' Qualitaten verschiedener Genres wie z. B. Abstraktheit, Form­ lichen' Kriterien, meist unter Anfiihrung des schon von Humboldt bemiihten betontheit und Offentlichkeitsbezogenheit, erlaubte den gezielten Ausschlug Gegensatzpaares objektiv/subjektiv. Hegel z. B. definiert in seiner ,Philosophie der Frau aus anerkannten Kunstgattungen unter Verweis auf die natiirliche der schonen Kiinste" das Epische als ,objektiv", das Lyrische als ,subjektiv" Unfahigkeit der Frau zur Ausiibung dieser Kiinste, d. h.: die Einordnung kiinst­ und das Drama als die hochste literarische Form, die als einzige das Objektive lerischer Genres in zeitgenossische Geschlechtskategorien. mit dem Subjektiven vereine (zit. nach Rogers 35). Diese Definition verlauft Aus einer Sichtung der relevanten Texte (z. B. Motte-Fouque; Woltmann, parallel zu Humboldts Abgrenzung der ,objektiven" Formkiinste (Epik, Dra­ Natur; ]. W. Goethe, ,Dichtarten" und ,Naturformen der Dichtung"; J. W. matik, plastische Kunst) von ,subjektiven" Stoff- bzw. Fleigkiinsten (Malerei, Goethe/F. Schiller, ,Epische und dramatische Dichtung"; Hegel, Vorlesungen Musik, Romane, Lyrik). Ahnlich A. W. Schlegel, der den drei Grundgattungen iiber die Asthetik; A. W. Schlegel, Die Kunstlehre und Vorlesungen; F. Schlegel, episch-lyrisch-dramatisch folgende Werte zuordnet: ,Gesprach tiber die Poesie") ergibt sich ungefahr Folgendes: wahrend man­ gelnde Objektivitat die Frau aus bestimmten Genres ausschliegt oder zum Dilettantismus verdammt, pradestinieren sie gerade ihre ,weiblichen' Eigen­ schaften zu anderen Genres. Darunter fallen Eigenschaften wie Emotionalitat (Lyrik), konkrete Beobachtungsgabe (Roman, Erzahlung), Einfiihlungsvermo­ gen (Briefe, Briefromari), und padagogisch/ didaktische Fahigkeiten (Kinder-

58 59 Episch Lyrisch Dramatisch barer Widerspruch, der sich schon in dem Wort einzig/artig ausdruckt: etwas tatsachlich Einzigartiges wurde entweder nicht verstanden, als bedeutungslos These Antithese Synthese abgetan oder gar nicht wahrgenommen (die Rezeption vieler Literatur von Fiille Einzelheit Ganzheit Frauen als trivial basiert gerade auf ihrer Einzigartigkeit, d. h. ihrer haufigen Objektiv Subjektiv Objektiv und subjektiv Abweichung von genrebestimmten Kategorien). ,Einzigartig' beschreibt viel­ Au!Senwelt Gemut Au!Senwelt und Gemut mehr Regelbruche innerhalb des Genres, wobei das Werk jedoch weiterhin als Universalitat Individualitat Idealitat Teil des Genres erkennbar bleibt. Wie ,der Autor' (siehe Kap. I) ist ,das Genie' immer mannlich: (Die Kunstlehre 306f.) As with other products of divine activity, the father of a poem is much more difficult to identifY than the mother. That the mother is always nature [ ... ], Vergleichbare Einteilungen ziehen sich auch durch die Genretheorie des 20. no serious criticism can ever deny (Frye 98). Jahrhunderts. Eine ganz ahnliche Valorisierung der Genres findet sich beispiels­ weise bei Emil Staiger, der die drei literarischen Basisformen lyrisch, episch und Wie bei anderen Produkten gottlicher Aktivitat ist der Vater eines Gedichtes dramatisch mit Entwicldungsstadien der Sprache gleichsetzt (Silbe, Wort, Satz) viel schwerer zu identifizieren als die Mutter. DaiS die Mutter immer die und auf diesem Weg eine steigende Kurve von Objektivitat und Intentionalitat Naturist[ ... ], kann keine ernsthafte Kritikje leugnen. konstatiert (Weissenberger 230f.). In dieser Kurve sieht Staiger gleichzeitig die Die ,gottliche Aktivitat" des Schreibens ist ein Resultat mannlicher Kreativitat, Entwicklungsstadien humaner Existenz ausgedruckt (Kindheit, Jugend, Reife), die weibliche Kategorie findet sich lediglich in Fryes Rekurs auf Rousseaus ein Argumentationsgang, der Staiger schlie!Slich - wie Hegel, Schiller, A. W. ,Mutter Natur" wieder. Der Dichter/Vater kann sich dem Weiblichen hoch­ Schlegel u. v. a. - zu dem Schlu!S verleitete, das Drama sei die hochste litera­ stens annahern: rische Form. Der Status der Autorin in diesem System la!St sich am deutlichsten aus zwei [ ... ] the poet, who writes creatively rather than deliberately, is not the father Faktoren ableiten: 1) an dem Status des mannlichen Autors als sowohl exempla­ of his poem; he is at best a midwife, or, more accurately still, the womb of risch fur sein Genre als auch nicht unbedingtan sein Genre gebunden, und 2) an Mother Nature herself: her privates he, so to speak (Frye 98). der vorausgesetzten Abwesenheit der Frau in literarisch ,hochwertigen' Genres Der Dichter, der kreativ statt bewu!St schreibt, ist nicht der Vater seines Ge­ wie Drama und Epos, die schon im 18. Jahrhundert als ,nati.irlich' angenom­ dichts; er ist bestenfalls eine Hebamme, oder, noch genauer, der Scho!S der men und seitdem in traditioneller, teilweise auch in feministischer Literatur­ Mutter Natur selbst: er wird sozusagen zu ihren Geschlechtsteilen. forschung, fortgeschrieben wird. 1) Zur mannlichen Kreativitat finden sich besonders zwei Aussagen, die DaiS weibliche Kategorien (kreativ statt bewu!St) in mannlicher Dichtung zum beide nicht fur Frauen gelten. Zunachst exemplifiziert der Autor sein Genre: Ausdruck kommen, erlaubt eine Uminterpretation mannlicher Schopfung sein Werk ist beispielhaft. An der Beispielhaftigkeit des Werks fur das Genre (,creation') als Fortpflanzung (,procreation'). Wie bei Humboldt erscheint wird haufig die ,Qualitat' des Werkes gemessen. Der Kunstler, inspiriert von auch hier das Weibliche als definiert durch das Private (,private') und durch die anderen Kunstlern, steht somit in einer bestimmten Tradition (Dubrow 45), Geschlechtsteile (,privates'); wie bei Humboldt ist auch hier das asthetische womit gleichzeitig impliziert wird, daiS Frauen traditionslos sind, da sie sich nur Urteil, bestimmt durch den Status, der dem Weiblichen zugewiesen wird, im­ von den eigenen Emotionen inspirieren lassen. Gleichzeitig kann der Autor (im pliziert. Wie Kamufs Analyse dieser Passage verdeutlicht, prasentiert der Vater Gegensatz zur Autorin) innerhalb dieses Systems einen Sonderstatus beanspru­ des Gedichts sein Kind der Welt mit Distanz und Wurde, die Mutter dagegen chen, insofern als er in Einzelfallen von gattungsspezifischen Regeln entbunden liegt mit gespreizten Beinen, den ,schmutzigen' Entstehungsort des Kindes werden kann. Wie die Genieasthetik behauptet, besteht die Hohe literarischer blo!Sstellend- ihren Scho!S, ,sozusagen". Mit diesem ldeinen Zusatz erinnert Kreativitat gerade in der Abweichung von Traditionen (Fowler 49, Rogers 8). uns Frye, daiS er naturlich hier eine Redewendung benutzt: kein Dichter ist Fur das Genie wird diese Abweichung zur asthetischen Forderung: das Genie ist im wortlichen Sinne die Mutter seines Gedichts (und umgekehrt wird das einzigartig, sui generis =· ein Genre fur sich allein. Darin findet sich ein unlos- Weibliche nicht mehr in der Form von Autorschaft, sondern nur noch als asthe-

60 61 tische Kategorie zugelassen). SchlieGlich und endlich ist auch der ,kreative" Frauen und Drama: rezeptionsgeschichtlich gesehen war fast jede Dramati­ Dichter, wie der ,bewugte" Dichter, der Vater seines Gedichts, aber einer, der kerin, die nicht iibersehen werden konnte, eine Ausnahme bzw. die ,erste'. sich ,sozusagen" zur Imitation einer miitterlichen Haltung herablassen muK 1 ,Unsere zweieinhalbtausendjahrige Theatertradition zeichnet sich durch eine Bei Frye fiihrt die mannliche Genieasthetik schlieGlich zur Identifizierung zweitausendvierhundertjahrige Abwesenheit von Dramatikerinnen aus", be­ von Autor und Genie und folgerichtig zum Aussch[ug der Frau von der Autor­ hauptet Anke Roeder (7) und legt damit den Anfang weiblicher Dramen­ schaft iiberhaupt. produktion an das Ende des 18. Jahrhunderts, ohne ihre Behauptung mit Na­ 2) Was asthetische Schriften im 18. und 19. Jahrhundert lediglich hoff­ men, Daten und Fakten zu untermauern. Die ersten Namen, die als ,bedeu­ nungsvoll propagierten, wird in der Regel von moderner Forschung als Faktum tende Dramatikerinnen" gefi.ihrt werden, erscheinen erst nach dem ersten hingenommen: die Annahme namlich, dag Frauen sich in bestimmten Genres, Weltluieg (7f.); in den 1970er Jahren war Gerlind Reinshagen wieder ,die namlich in als mannlich/objektiv valorisierten Genres wie z. B. Epos und erste" (11). Die Rezeptionsgeschichte der Frau im Theater beschreibt keine Drama, nicht oder nur selten betatigt haben. Die feministische Literaturwissen­ Tradition, sondern einen immer wiederholten ,Eintritt" der Frau ins Theater schaft postuliert dabei einen Zusammenhang zwischen dem Aussch[ug der (Roeder 10; s. a. Geitner, Schauspielerinnen). Frau a us diesen Genres und deren historischer Interpretation als ,mannlich' Erstaunlich gleichlautend mit den dogmatischen Empfehlungen asthetischer bzw. ,hochwertig'. Als ,weibliche' Genres erscheinen hier, wie in den Empfeh­ Schriften des 18. Jahrhunderts sind auch die Begriindungen, die in der For­ lungen aus dem 18. Jahrhundert, der Brief (B. Hahn 9), der Briefroman schung des 20. Jahrhunderts fur die Konzentration weiblicher Autoren auf eini­ (Touaillon 58f.), der Roman (Gallas/Heuser, ,Einleitung" 3), padagogisch aus­ ge Genres (insbesondere Briefe, Briefromane und Romane) und umgekehrt fur gerichtete Literatur wie Kinderliteratur (Kord, Bin Blick 217-25) und Mad­ ihre Abwesenheit a us anderen Genres (insbesondere Drama) angefi.ihrt werden. chenliteratur (Grenz), Ubersetzungen und Lyrik (Touaillon 62), und generell Einige Beispiele: ,marginale" Formen wie ,der Brief, das Tagebuch, das Gedicht, das Marchen • Romane von Frauen befassen sich mit ,weiblichen' Themen, d. h. vor­ und die Erzahlung" (Roeder 7). Theater dagegen erscheint ,als verweigerter nehmlich mit Schilderungen von Familien-, Liebes- und Ehegeschichten Raum" (Giesing). ,Frauen schreiben keine Dramen. Sie neigen hochstens zu (Schieth, Entwicklung5, 161, 163-99, 220; Touaillon 64). dramatischen Empfindungen", so fagt Dagmar von Hoff 1989 den allgemei­ • Schriftstellerei kann beim Roman, nicht aber beim Drama, als Ausiibung nen Topos zusammen, ,der Drama und weibliches Geschlecht als uniiberwind­ der ,Frauenrolle' umdefiniert werden. Diese Neudefinition des Schreibens als bare Gegensatze festlegt" (Dramen des Weiblichen 9). Fiir eine Frau bedeutet Frauen- oder Mutterrolle verschafft der Autorin ein padagogisches Alibi: wie Dramen schreiben ,ein Abirren vom vorgeschriebenen schopferischen Pfad der weiland Sophie von La Roche, die ,erste' deutsche Romanschriftstellerin, deutschen Frau, die sich nur sehr selten fiir diese Gattung erwarmen konnte" erzieht die Autorin ,ein papirnes Madchen" und wird so ihrer Mutterrolle im (Joeres, ,Gisela von Arnim" 234). Frauen, die Dramen verfagten, gal ten schon Schreiben gerecht (Meise 65, 90; Heuser, ,Poetologische Reflexionen" 63; immer als Ausnahme: als Ausnahme in ihrer Zeit (Karl Langosch, ,Nachwort", Grenz 123; Touaillon 184). Hrotsvitha 60f.) oder in dem Genre, in dem sie arbeiteten (siehe Mal pedes ein­ • Das Lesepublikum des Romans bestand hauptsachlich aus Frauen (Heuser, gangs zitierte Bemerkung tiber dieselbe Autorin). Was Barbara Hahn im Bezug ,Poetologische Reflexionen" 58f.; Gallas/Runge, ,Einleitung" 13): Mit dieser aufFrauenliteratur generell festgestellt hat- ,Abgebrochene Linien, ohne Kon­ Feststellung wird sowohl das padagogische Alibi untermauert als auch die 2 tinuitat und Tradierung, mit immer neuen Anfangen" (12) -, gilt verstarkt fiir ,Frauenliteratur" von ,hoher Literatur" abgegrenzt (Mayreder, Kritik 126f. und 133). Kamuf 284. Eine Analyse der Verwendung des Begriffs ,Geburt' als Metapher fiir literarische Kreatividit findet sich bei Friedman. beriihmte Vorganger beziehen kann: der mannliche Denker sieht weiter, denn er 2 Gerda Lerner postuliert dieses Phanomen als eins der Hauptmerkmale weiblicher steht ,auf den Schultern von Giganten" (Bernard von Chartres). In ihrer Analyse von Geschichte iiberhaupt: die Unkenntnis der eigenen Geschichte bzw. die Tatsache, eintausend Jahren feministischer Bibelkritik demonstriert Lerner dieses Phanomen daiS sie ihr vorenthalten wurde, zwingt jede weibliche Denkerin, das Rad sozusagen anhand der steten Wiederholung derselben Argumente, wobei eine Kenntnis friihe­ neu zu erfinden. Lerner postuliert diese stete Wiederholung derselben gedanldichen rer Arbeiten selten oder nie vorausgesetzt werden kann (Feminist Consciousness 138- Prozesse als exakten Gegensatz zur mannlichen Geistesgeschichte, die sich immer auf 66, das Zitat 166).

62 63 • Drama wird in der Regel als ,hochste' !iterarische Gattung interpretiert: gilt das nicht nur fur die deutschsprachige Literaturgeschichtsschreibung, ,Die dramatische Kunst setzt mehr voraus als jede andre von ihren Schwestern. sondern auch fur die englische, obwohl Dramatikerinnen in England viel Das hochste Produkt dieser Gattung ist vielleicht auch das hochste des mensch­ prominenter auftraten und fruher wiederentdeckt wurden als in Deutschland. lichen Geistes" (F. Schiller, ,Schaubuhne" 720, Hervorhebung original). Das Trotzdem gilt auch in England der Roman als ,Frauengenre' im Gegensatz dramatische Genie bzw. der Dramatiker als Genie ist unbedingt mannlich; zum ,Mannergenre' Drama (Mellor 5, 7; Ferris 35; Gerhart 133f.); als ,weib­ er ist, wie in Fryes Modell, der Vater seiner Schopfung. DaiS Frauen sich fur liche' Genres werden au!Serdem Briefe und autobiographische Schriften ge­ imstande gehalten haben konnten, derartige dramatische Geistesfluge zu unter­ nannt (Sniader Lanser 9f., 19). Obwohl englische Dramatikerinnen weit sicht­ nehmen, ist angesichts der weiblichen Sozial- und Literaturgeschichte unwahr­ barer waren als deutsche, trifft man auch hier, wie in der deutschsprachigen scheinlich. Forschung, immer wieder aufhalb erstaunte, halb stolze Mfirmationen, die das • Aus der engen Verbindung des Dramas zum Theater ergibt sich die Offent­ dramatische Schaffen von Frauen deutlich als Ausnahme ldassifizieren: ,Frauen lichkeitsgebundenheit des Genres (Joeres, ,Gisela von Arnim" 234) sowie die in den 1650er Jahren haben einfach alles geschrieben, Prosa, Gedichte und implizite Nahe der Dramatikerin zur Schauspielerin, die auf sozial niedrigster sogar Dramen" (meine Hervorhebung) .1 In der englischen Literaturgeschichts­ Stufe stand und oft als Prostituierte diffamiert wurde (Schwanbeck 12). schreibung besteht zudem genau diesel be Hierarchie der Genres: Romane • Der Brief wird in der Regel als personliches Dokument gelesen (Landau, werden gegenuber dem Drama als minderwertig empfunden (Sherry 48; Ger­ ,Nachwort", Frauenbriefe 311f.) und der Briefroman als ,leichtere literarische hart 29) bzw. als ,am wenigsten konzentrierte Kunstform" (Ellen Moers: ,least Form [ ... ]. Denn Briefschreiben konnten die Verfasserinnen [ ... ] alle" (Hal­ concentrated form of art", zit. Gerhart 134); die vorwiegende Betatigung weib­ perin 38). Halperins ,Das kann ja jede' greift auf asthetische Annahmen zuruck, licher Autoren im Genre Roman wird mit Hilfe dieser Hierarchie erldart: ,die nach denen die Produktion von ,Formkunsten" (s. Humboldt) wie z. B. Drama kreative, literarische Aktivitat der Frauen bewegt sich in Formen, die in der eine ldassische Bildung voraussetzt, wahrend Romanschreiben keiner weiteren Regel als sub-literarisch empfunden werden, oder als au!Ser-literarisch". 2 Vorbildung bedarf (Gerhart 29). Wenn man die angefuhrten Aussagen in asthetischen Schriften des 18. Jahr­ • ,Weibliche' bzw. ,mit der Nadel" geschriebene Literatur (Meise 187) wird hunderts zum Thema Geschlecht und Genre sowie in deutscher und englischer von literarisch ,hochwertigen' Genres abgegrenzt, haufig und vorsichtshalber Literaturkritik auf das Wesentliche reduziert, ergibt sich folgendes Bild: von den Autorinnen selbst. In ihren Vorworten nehmen solche Beteuerungen • Es wird angenommen, Frauen hatten vorwiegend Romane geschrieben. zwei Formen an: einerseits die Versicherung, die Autorin beschreibe eigene Die Definition des Genres Roman als ,Frauengenre' wird im 18. Jahrhundert Erfahrungen bzw. Realitat (meist mit didaktischer Absicht), keineswegs Fiktion mit der ,naturlichen' Affinitat der Frau fur dieses Genre begrundet, d. h. es (was ein gewisses MaG an Kreativitat voraussetzt und gleichzeitig dem Topos wird vorausgesetzt, daiS die der Frau ,inharenten' Eigenschaften (Subjektivitat, weiblicher Schwarmerei und Traumerei gefahrlich nahe kommt), und anderer­ Liebesfahigkeit, Tugend, Beobachtungsgabe etc.) den dem Genre ,inharenten' seits die Beteuerung, die Autorin habe keineswegs versucht, ,Kunst' zu pro­ Eigenschaften (Formlosigkeit, Thematik, padagogisches Potential, Konzentra­ duzieren - das uberla!St sie selbstverstandlich der fahigeren Hand des Meisters tion auf das Spezifische) entsprechen. Im 20. Jahrhundert wird die Festlegung (Heuser, ,Poetologische Reflexionen" 56f.; Touaillon 66). der Frau auf das Genre Roman oft unter Anfuhrung zeitgenossischer asthe­ An den beiden Enden des Spektrums befinden sich Drama und Roman: 1 am tischer Schriften zum Thema als sozial determiniert verstanden. haufigsten erfolgt in der Literatur die Festschreibung der Autorin auf den Ro­ man bzw. Briefroman und ihr Ausschlu!S aus dem Drama. Erstaunlicherweise Werk von Frauen im 18. und 19. Jahrhundert ist in den verschiedensten Zeitschrif­ ten verstreut; die wenigen Anthologien (Brinker-Gabler, Deutsche Dichterinnen; Ich werde mich im Folgenden auf diese beiden Genres konzentrieren, einerseits aus Cocalis, The Defiant Muse) machen keine Angaben tiber die ursprtingliche Art der GrUnden der Einfachheit, andererseits, weil ein Grogteil des Schrifttums im 18. und Veroffentlichung. 19. Jahrhundert sich auf diese beiden Genres beschrankt. Ursprlinglich wollte ich Grundy/Wiseman, ,Introduction" 13: ,women were busy everywhere in the 1650s mich mit den drei ,grogen' Genres Lyrik, Prosa, Drama beschaftigen bzw. mit ihrem writing prose, poetry and even drama". jeweiligen Einflug auf weibliche Anonymitat, stellte aber rasch fest, dag sich zur 2 Sherry 78: ,women's creative, literary activity has gone into forms which have usually Anonymitat der Frau iin Genre Lyrik keine Aussagen machen lassen. Das lyrische been thought of as sub-literary, or extra-literary".

64 65 • Es wird angenommen, Frauen hatten keine Dramen geschrieben (seit den strategien am Werk waren, d. h. daiS der dominante literarische Diskurs in einschlagigen Werken von Hoff, Wurst und Kord zum Drama von Frauen wird beiden Landern dieselben Genres als literarisch hochwertige definierte und dahingehend modifiziert, Frauen hatten selten Dramen geschrieben). Begriin­ infolgedessen auf den Ausschlu!S der Frau gerade aus diesen Genres abzielte. det wird der Ausschlu!S der Frau aus dem Genre Drama im 18. und friihen 3) Der Ausschlu!S der Frau aus einigen Genres und ihre Festlegung auf ande­ 19. Jahrhundert mit der natiirlichen weiblichen ,Unfahigkeit' zu diesem Genre. re, ob ,natiirlich' oder sozial determiniert, ist keine empirische Realitat, sondern Wie beim Roman Genrecharakteristika und Geschlechtscharakteristika ein­ ein rezeptionsgeschichtlicher Fehler, der das asthetische Wunschdenken des ander angeglichen werden, werden sie hier einander entgegengesetzt (das 18. Jahrhunderts als Realitat liest und im folgenden zu berichtigen ware. Gegensatzpaar Frau/Drama entspricht den Gegensatzpaaren Subjektivitat/ Objektivitat; Gefiihl/Form; spezifisch/allgemein; privat/offentlich usw.). Im 20. Jahrhundert wird der Ausschlu!S der Frau aus dem Genre Drama als sozial 2. GENRE UND WEIBLICHE ANONYMITAT: determiniert verstanden. DRAMEN UND RoMANE voN FRAUEN • Formbetonte ,objektive' Genres (Drama, Epos) werden als literarisch hoch­ wertige Genres identifiziert. In den oben angefiihrten Aussagen der zeitgenossischen Asthetik und Rezep­ • Es wird allgemein angenommen, Frauen hatten sich nur in den Genres tionsgeschichte erscheint der Roman (teilweise auch Lyrik) als ,weibliches' und bewegt, die als literarisch minderwertig galten. Diese Aussage wird oft mit der daher empfohlenes, das Drama als ,mannliches' und daher tabuisiertes Genre. traditionellen Vorliebe der Frau fur den Roman und ihrer Abwesenheit im Daraus mii!Ste man unweigerlich folgern, daiS Frauen sich seltener im Drama Drama untermauert, da mit Humboldt, Hegel etc. das Drama als hochste betatigt hatten als in anderen literarischen Genres, oder daiS sie ihre Dramen literarische Gattung postuliert wird, wogegen der Roman zumindest bis Ende zumindest anonym oder pseudonym verOffentlicht hatten. Diese Annahme ist des 18. Jahrhunderts einen denkbar schlechten Ruf hatte. aber besonders nach empirischen Recherchen zum Frauendrama unhaltbar • Aus diesem vermeintlichen Muster mannlich/weiblicher Literaturproduk­ geworden. Stump, Widmer und Wyss registrieren in ihrer Bibliographie zu tion und aus Anwendung von Kriterien asthetischer Schriften des 18. Jahr­ deutschsprachigen Schriftstellerinnen in der Schweiz ,ebenso viele dramatische hunderts zum Thema ergibt sich die Beschreibung der Genres als geschlechts­ Texte wie lyrische" zwischen 1800 und 1945 (,Einleitung" 10). FUr den Zeit­ spezifisch: der Roman = formlos, subjektiv, niedrig in der Genrehierarchie raum zwischen 1771 und 1810 haben Gallas/ Runge 396 von Frauen verfa!Ste einzustufen, vorwiegend von Frauen verfa!St, also weiblich; das Drama= form­ Romane ermittelt, davon erschienen 266, also rund 67% aller Romanver­ betont, objektiv, hoch in der Genrehierarchie einzustufen, vorwiegend von Offentlichungen, anonym, pseudonym oder kryptonym (,Einleitung" 11). In Mannern verfa!St, also mannlich. Kords Anhang B finden sich fiir denselben Zeitraum 280 von Frauen verfa!Ste • Frauen, die in betont ,mannlichen' Genres schrieben, werden iibersehen Dramen, davon nur ca. 100 (=ca. 36%) anonym, pseudonym oder kryptonym 1 (in der traditionellen Literaturforschung) oder als Ausnahme tradiert (in der verOffentlicht (Ein Blick 323-441) . Die zahlenma!Sige Differenz, die sich feministischen). zwischen der Anzahl der Romane und Dramen im selben Zeitraum ergibt, Diese erstaunlich gleichlautenden Aussagen iiber Geschlecht und Genre (aus rechtfertigt keineswegs die Annahme, Frauen hatten vorwiegend Romane drei verschiedenen Jahrhunderten und zwei Landern) lassen drei alternative geschrieben, dagegen nur selten Dramen. Dagegen la!St sich sehr wohl ein Un­ Schlu!Sfolgerungen zu: terschied in der Art der Veroffentlichung feststellen: Romanschriftstellerinnen 2 1) Genre ist unter Anwendung geschlechtsspezifischer Kriterien, also als fliichteten sich fast doppelt so oft in die Anonymitat wie Dramatikerinnen, Geschlecht, beschreibbar, d. h. es gibt ,mannliche' Genres und ,weibliche'. Die Kategorie Genre wird, wie die Kategorie Geschlecht, als natiirliche (vgl. J. W In meiner persi:inlichen Dramensammlung befinden sich 236 Dramen von Frauen, Goethes Begriff ,Naturformen") und damit als universal giiltige verstanden. verfaEt zwischen 1730 und 1900, davon wurden 102 anonym, kryptonym oder Daraus erldart sich sowohl die Vorliebe deutscher und englischer Autorinnen pseudonym veri:iffentlicht. fiir Romane und Briefe als auch die Abwesenheit beider aus dem Drama. 2 266 anonyme Romanveri:iffentlichungen pro 396 ergibt einen Durchschnitt von 672 2) Die Kategorie Genre ist eine soziale, wie die Kategorie Geschlecht. Diese pro tausend; bei 100 anonymen Dramenveri:iffentlichungen pro 280 liegt dieser Theorie setzt voraus, daiS in England und Deutschland ahnliche Ausschlu!S- Durchschnitt bei 357 pro tausend.

66 67 d. h.: obwohl Frauen der Roman ununterbrochen als ,ihr' Genre empfohlen Vielmehr lese ich Genre als ,Geschlecht' in Judith Butlers Sinne, d. h. als vari­ wurde, setzten sie seltener ihren Namen unter ihre Romane als unter ihre Ora­ able Kategorie. Wie die Kategorie Geschlecht wird Genre als natiirlich und men, die der zeitgenossischen Genrediskussion zufolge fiir Frauen tabu waren. unveranderbar beschrieben; realiter handelt es sich bei beiden Kategorien urn Urn diese Diskrepanz zwischen den normativen Empfehlungen in der Genre/ ein soziales Konstrukt (siehe dazu auch Weissenberger 229). Geschlechtsdiskussion des 18. Jahrhunderts und dem tatsachlichen Verhalten der Autorinnen erldaren zu konnen, mug man in genreasthetischen Kategorien 3. DIE SCHAUBUHNE ALS UNMORALISCHE ANSTALT BETRACHTET: umdenken: Theater war eben doch ein ,Frauengenre', in fast demselben Aus­ ZuM UNTERSCHIED zwrscHEN DRAMA UND THEATER mag wie der Roman. Ich mochte im folgenden versuchen, ein neues genretheo­ retisches Modell zu erstellen, das dieses Phanomen angemessener erldart als das Die Aussage, das Drama sei die hochste literarische Gattung, steht in einem alte. Dabei gehe ich von den folgenden Voraussetzungen aus: seltsamen Gegensatz zu den standigen zeitgenossischen Klagen tiber die geringe • Wie die traditionelle Literaturforschung setze ich voraus, dag Frauen sich Qualitat des deutschen Theaters. Lagt man auch nur die bekanntesten der weitgehend aus Genres zuri.ickzogen oder aus ihnen ausgeschlossen waren, die Figuren, die der Diskurs des 18. und friihen 19. Jahrhunderts fUr den be­ jeweils als ,hohe' Literatur ldassifiziert waren. Dabei gehe ich allerdings nicht klagenswerten Zustand des deutschen Theaters verantwortlich machte, Revue von einer Immutabilitat dieser Genres a us (Drama galt schon immer als hochste passieren - vom Harlequin des friihen 18. Jahrhunderts bis zum Hund des literarische Gattung, ergo haben Frauen keine Dramen geschrieben), sondern Aubry, wegen dem J. W. Goethe seine Position als Direktor des Weimarer Thea­ von einem standigen Wechsel in der Genrehierarchie mit entsprechend wech­ ters aufgab - liegt vielmehr der Schlug nahe, das Drama habe zumindest im selnden Einfliissen auf die literarische Aktivitat von Frauen. Der Roman bei­ 18. Jahrhundert einen ebenso schlechten Ruf gehabt wie der beriichtigte Ro­ spielsweise war nur so lange ein literarisch ,minderwertiges', ergo ,weibliches' man. Die steten, meist fehlgeschlagenen Bemiihungen zur literarischen Reform Genre, bis J. W. Goethe das Genre durch seinen Wilhelm Meister literaturfahig und Nationalisierung des deutschen Theaters (J. Chr. Gottscheds Einfiihrung machte (ahnliche Schliisse fiir die englische Literatur zieht Ferris, 5). Welche der Alexandrinertragodie, Lessings Hamburger Unternehmen, J. W. Goethes Konsequenzen sich aus der neuen Valorisierung des Romans als Literatur (vgl. Theaterleitung in Weimar) und die zahllosen Vereine und Organisationen zur dazu Friedrich Schlegels asthetische Schriften) fUr Frauen ergaben, miigte noch Hebung und Versittlichung des Schauspielerstandes (Kord, Bin Blick 34-37) genauer untersucht werden. 1 implizieren deutlich ein Manko, dem abgeholfen werden sollte, nicht aber • Wie die traditionelle Genreasthetik nehme ich an, dag die Kategorie Genre einen bereits erreichten Status des Dramas als ,hochste literarische Gattung'. als Geschlecht lesbar ist. Dieses ,Lesen als Geschlecht' praktiziere ich nicht als Der Schlug ist naheliegend, dag es sich bei so !chen Aussagen lediglich urn theo­ Gleichsetzung eines bestimmten Genres mit einem Geschlecht aufgrund der retisches Wunschdenken handelt, das viele Verfasser asthetischer Schriften in historischen Valorisierung beider (z. B. Drama= mannlich, Roman= weiblich). den Dramen J. W. Goethes und F. Schillers eingelost sahen (z. B. A. W. Schle­ gel, Vorlesungen II 276). Aus dieser offensichtlichen Diskrepanz zwischen der Dazu zunachst nur einige assoziative Spekulationen: Ungefahr gleichzeitig mit dem steten Proklamation des Dramas als theoretisch hochste literarische Gattung und Erscheinen von}. W. Goethes Meister-Werk, also um dieJahrhundertwende, konsta­ den ebenso steten Klagen tiber die Zustande des deutschen Theaters ergibt sich tiert Meise eine Abnahme der entschuldigenden Vorworte in Romanen von Frauen eine Trennung zwischen Drama und Theater. Drama bedeutet dabei lediglich (174). Die relativierenden Vorreden in Romanen von Frauen bringt Heuser mit der Dramentheorie, exemplifiziert an sehr wenigen, meist ldassischen Dramen. Anonymitat der Autorin in Zusammenhang. Der Fall Therese Huber z. B., die erst ,Theater' dagegen beschreibt die an den meisten Theatern vorherrschende nach dem Verlust ihrer Anonymitat geschlechtsspezifische Reflexionen in Vorworten Auffiihrungspraxis, den generellen ,Zustand' der Biihne (z. B. ihre finanzielle verfagte, lagt die Verbindung zwischen Vorwort und Anonymitat als Alternative erscheinen: der Verlust der Anonymitat, d. h. die Entlarvung des Au tors als Autorin, Situation und die soziale Einschatzung der an ihr beschaftigten Schauspielerin­ 1 macht eine Rechtfertigung notwendig (Heuser, ,Poetologische Reflexionen" 61). nen und Schauspieler) sowie die an ihr aufgefiihrten Stiicke. Umgekehrt konnte also die Abnahme der relativierenden Vorworte ein Ansteigen der anonymen oder pseudonymen Veroffentlichungen bedeuten, was widerum eine Die Annahme liegt nahe, dag diese beiden Diskurse sich wechselseitig beeinflussen: Reaktion der Romanautorinnen auf die neue Definition des Romans als ,literatur­ Das Theater wird in zeitgenossischen Schriften vor allem fUr seine Unfahigkeit diffa­ fahig' darstellen konnte." miert, die asthetischen Anspriiche, die sie an das Drama stellen, einzulosen.

68 69 Bis auf seltene Ausnahmen - August Wilhelm Schlegel, der ]. W. Goethe daruber empfinden, such en sie sich durch allet·lei Spiele zu retten [ ... ] . gro!Ses dramatisches Talent bescheinigt, aber kein theatralisches ( Vorlesungen Unter allen Spielen ist aber das Schauspiel unstreitig das unterhaltendste. II 279) - werden die Termini ,Drama' und ,Theater' in zeitgenossischen Wir sehen handeln, wenn wir nicht selbst bedeutend handeln konnen (A. W. Schriften als austauschbar verwendet; der Unterschied ist also nur selten ex­ Schlegel, Vorlesungen I 29). plizit. Implizit wird dieser Unterschied jedoch zur Hierarchisierung des Genres ,Drama' benutzt, ein Begriff, der dann sowohl gegenuber dem ,Theater' als Schlegels Analyse des impotenten Burgers trifft in noch starkerem Ma!Se auf die auch dem ,Roman' abgegrenzt werden kann. ,Theater' kann unter Anwendung rechtlich entmundigte Burger in zu, die in weit konsequenterem Ausma!S als der zeitgenossischer Geschlechtscharakteristika ausgezeichnet als ,weibliches' Genre Mann ,in einen engen Kreis unbedeutender Tatigkeiten festgebannt" war. Die interpretiert werden, eine Ubung, die es uns vielleicht ermoglicht, die enorme Konsequenz ihrer ,Flucht' in die Schriftstellerei oder in den Konsum von Ge­ dramatische Produktion von Frauen als etwas anderes als mehrere hundert schriebenem (,Wir sehen handeln, wenn wir nicht selbst bedeutend handeln ,Ausnahmen' zu lesen. konnen") wird in der zeitgenossischen Literatur nur im Bezug auf den Roman gezogen (keineswegs aber fur das Theaterstuck): dahin gehoren beispielsweise die abfallige Einschatzung des Romans als Genre und die steten Warnungen vor 4. DAs ,ANDERE' GENRE: THEATER ALS ,WEIBLicH' der ,Lesewuth" der Frau (Martens, Die Botschaft 533 und 537; Touaillon 50; Meise 68-72), die sich ebenfalls nur auf den Roman beziehen. Nach dem oben Theater als ,anderes' Genre ist eine Moglichkeit, die implizit und unbeabsich­ Zitierten jedoch drangt sich dieselbe Konsequenz im Bezug auf das Theater ge­ tigt in vielen der oben angefuhrten asthetischen Texte, aber auch in moderner radezu auf. Genretheorie und Dramenforschung erscheint. Zu diesem Ergebnis, das den Mannlich/weiblich besetzt konnte auch der oft angefuhrte Gegensatz zwi­ Schlu!Sfolgerungen der Autorinnen und Autoren selbst radikal zuwiderlauft, schen theoretisch und praktisch gelesen werden, den August Wilhelm Schlegel gelangt man selbst dann, wenn man sowohl ihre Weiblichkeitsvorstellungen als im Zusammenhang mit dem Drama behandelt: auch ihre Verfahrensweise probehalber1 ubernimmt: ,weiblich' ware also auch Wenn der deutsche Geist im dramatischen Fache sich nicht mit der gleichen hier gleichzusetzen mit privat, subjektiv etc.; dem Geschlecht ,inharente' Eigen­ Fulle und Leichtigkeit entwickelt hat, wie in andern Teilen der Literatur, so schaften wurden auch hier mit inharenten Genrecharakteristika verglichen und ruhrt dieser Mangel vielleicht von einer wahren Eigenschaft her. Die Deut­ kontrastiert. Nach diesem Muster konnte schon die Motivation fur die aktive schen sind ein spekulatives Yolk, d. h. sie wollen dem Wesen von allem, und passive Beschaftigung mit dem Theater als spezifisch weiblich gelesen wer­ womit sie sich beschaftigen, durch Nachdenken auf den Grund kommen. den: Eben deswegen sind sie nicht praktisch genug [ ... ]. In der Einrichtung und Die meisten Menschen sind nun durch ihre Lage, oder auch, wei! sie unge­ Fuhrung eines Schauspiels sol! aber der praktische Geist herrschen ( Vorlesun­ meiner Anstrengungen nicht fahig sind, in einen engen Kreis unbedeutender gen I 33f.). Tatigkeiten festgebannt. Ihre Tage wiederholen sich nach dem einschlafern­ den Gesetz der Gewohnheit, ihr Leben ruckt nur unmerldich fort und wird Die Theorie/"der Geist", traditionell Domane des Mannes, ist also zur Schaf­ aus einem rei!Senden Strome, den die ersten Leidenschaften der Jugend fung eines Schauspiels denkbar ungeeignet: dazu gehoren eher weiblich besetz­ gebildet hatten, zu einem stehenden Sumpf. Aus dem Mi!Sbehagen, das sie te Eigenschaften wie Spiel, Korperlichkeit, ,ein entschiedener Rhythmus, der den Pulsschlag beschleunigt und das sinnliche Leben in rascheren Schwung setzt" (A. W. Schlegel, Vorlesungen I 35). Drama, fahrt Schlegel fort, ist ,die Ich rnochte an dieser Stelle ausdriicldich betonen, daiS ich diese Dbernahrne keines­ weltlichste von allen Gattungen", der ,dramatische Dichter mu!S mehr als wegs fur die einzig rnogliche oder auch nur fur die beste Arbeitsrnethode halte. Es irgendein andrer urn au!Sere Gunst, urn Iauten Beifall buhlen" ( Vorlesungen I handelt sich hier vielrnehr urn ein experirnentelles Gegen-den-Strich-Lesen zeitge­ 36). Wie das Geschlecht ,weiblich' erscheint das Drama als potentiell hochste ni:issischer Genreasthetik bzw. urn einen Akt des ,overreading', der dazu dienen soli, Gattung (vgl. die Idealisierung der Frau z. B. im ldassischen Diskurs), die aber neue Interpretationskategorien und Genres aufZudecken, die den Fakten eher ent­ gleichzeitig die gro!Ste Gefahr lauft, zur Hure abzusinken (Schlegel, Vorlesungen sprechen als die alten. · I 39).

70 71 Die praktische bzw. korperlich/weibliche Seite (Theater) im Gegensatz zur von den Grundhaltungen ,episch' und ,lyrisch' (womit nicht unbedingt immer theoretischen, geistig/mannlichen (Drama) beschrankt sich jedoch keineswegs empirische Epen, Dram en und Gedichte gemeint sind) gerade durch die ,drama­ nur auf das ,Theater' im Sinne von Bi.ihne und Auffi.ihrungspraxis, sondem tische" Abwesenheit des Autors bzw. der Autorin (Rogers 58f.). Die drama­ zieht sich in Schlegels Argumentation in die Genrediskussion selbst. Von den tische Welt hat weder ein lyrisches Ich noch eine/n allwissende/n Erzahler/in, drei dramatischen Genres, die er als die beliebtesten anfi.ihrt (Ritterdramen, die/der die Geschichte erzahlt und kontrolliert. Eine Interpretation, die den Familiengemalde und ri.ihrende Dramen, Vorlesungen II 284) wiederholen zwei Autor/die Autorin betont, kann als ,episch', eine Lesart, die das Werk selbst in die thematische Ausrichtung des Frauenromans, d. h. sie schildem traditionell den Vordergrund riickt, als ,dramatisch' bezeichnet werden (Rogers 65): Im weibliche Themen, fur die, wie Schlegel feststellt (selbstverstandlich unter Gegensatz zu Epos oder Lyrik prasentiert sich die Welt des Dramas als etwas Annahme eines mannlichen Publikums), sich kein Mensch bzw. Mann interes­ Unabhangiges, das auch ohne Autor(in) oder Zuschauer(in) weitergehen wi.irde sieren kann. (Rogers 68). Wenn man in der in diesen asthetischen und theoretischen Schriften ein­ Die Okonomie poetisch zu machen, ist unmoglich [ ... ]. Er [der Dramatiker, geschlagenen Richtung konsequent weiterdenkt, ergeben sich tiber das Genre S. K.] wird uns also durch die mit peinlicher Treue geschilderte Plage und ,Theater' (im Gegensatz zum ,Drama', das von denselben Asthetiken als die Engigkeit des hauslichen Lebens interessieren mi.issen: Verdru!S [ ... ] bei der theoretisch hochste literarische Gattung postuliert wird) folgende Aussagen und Erziehung der Kinder, Zwistigkeiten zwischen Mann und Frau, an denen Schlu!Sfolgerungen: kein Ende abzusehen, schlechte Auffi.ihrung des Gesindes, vor allen Dingen • Die Motivation, Theatersti.icke zu schreiben und zu sehen, entsteht haufig aber Nahrungssorgen ( Vorlesungen II 285). aus einem Gefiihl sozialer und politischer Hilflosigkeit, dem Frauen besonders Ahnlich wie Schlegellesen auch andere zeitgenossische Autoren das Drama als ausgesetzt sind. gefi.ihlsbetontes, praktisch orientiertes Genre, ein Genre, das sich an das Herz • Theater ist ein praktisches, sinnliches Genre; ein Genre, mit dem mann­ wendet (F. Schiller, ,Schaubi.ihne" 722-24) bzw. den ,nach innen gefohrten liche Autoren in Deutschland (von denen Schlegel ja schlie!Slich spricht) sich Menschen" darstelle (J. W. Goethe/F. Schiller, ,Epische und dramatische selten anfreunden konnten. Dichtung" 250, Hervorhebung original), ohne jedoch daraus die beim Roman • Theater wird in der Regelnicht mit mannlicher Schopfungskraft, sondem i.ibliche Schlu!Sfolgerung zu ziehen, daiS gerade diese ,Innerlichkeit' Frauen fur eher mit kindlicher Nachahmung assoziiert, z. B. von A. W. Schlegel, der die dieses Genre pradestinieren mi.isse. Denselben Schlu!S konnte man aus der oft ,gro!Se Anlage zur Mimik" besonders in Kindem exemplifiziert sieht ( Vorlesun­ zitierten weiblichen Beobachtungsgabe ziehen, die einer Autorin bei der Dar­ gen I 30). Ich argumentiere hier mit Joeres: ,da Frauen im 19. Jahrhundert mit stellung einer Figur im Drama noch mehr zur Hand gehen mi.i!Ste als bei Kindem in einen Topf geworfen wurden (vgl. etwa die stehende Redewendung ihrer blo!Sen Beschreibung im Roman, obwohl auch diese Konsequenz erst bei ,Frauen und Jugendliche' in vielen Gesetzestexten), ist es wahrscheinlich, daiS Flei!Ser impliziert wird (409). nicht nur Kinder mit Marchen assoziiert wurden, sondern auch Frauen" (,Gi­ Das Theater, d. h., der Punkt, an dem Drama zum Theater wird, beinhaltet sela von Amim" 225). Die Gleichsetzung von Frauen und Kindem war im 18. au!Serdem einen Modus der Veroffentlichung, den Frauen in weitaus starkerem und 19. Jahrhundert eine legale Realitat und findet sich in vielen literarischen, Ma!Se in Anspruch nahmen als Manner: Anonymitat. ,Im Drama konfrontie­ wissenschaftlichen und legalen Texten ausgedri.ickt (Hausen, ,Polarisierung" ren die hypothetischen oder inneren Charaktere der Geschichte das Publikum 386; Cocalis, ,Vormund" 48-55), so z. B. im Goethewort von dem ,Femini­ direkt, also zeichnet sich das Drama dadurch aus, daiS sich der Autor vor seinem sieren und Infantisieren so mancher hoheren und profunderen Materie" (Far­ Publikum verbirgt. In einem sehr spektakularen Drama[ ... ] ist der Au tor relativ benlehre, zit. Schieth, Entwicklung 94). Was Joeres fur das March en annimmt, unwichtig" .1 Die Genretheorie unterscheidet die Grundhaltung ,dramatisch' konnte ebenso fur das Theater gelten, d. h. es handelt sich beim Theater um eine ,Feminisierung und Infantisierung" des Dramas. Frye 249: ,In drama, the hypothetical or internal characters of the story confi·ont the • Theatersti.icke konzentrieren sich vorwiegend auf weibliche Themen, d. h. audience directly, hence the drama is marked by the concealment of the author from sie stellen die weibliche Welt in Form von Familien-, Ehe- und Liebesgeschichten his audience. In a very spectacular drama [ ... ], the author is of relatively little im­ dar. Sie behandeln nicht die au!Sere Welt, sondern den ,inneren' Menschen, wo­ portance". bei die bekannte ,weibliche' Beobachtungsgabe besonders zum Tragen kommt.

72 73 • Theaterstiicke wenden sich nicht an den Verstand, sondern an das Herz der terstiicke sind keineswegs mit Dramen zu verwechseln: ein Theaterstiick, das Zuschauerinnen unci Zuschauer. per definitionem keine literarischen Anspriiche stellen will, sondern lediglich • Im Gegensatz zu Epen, die per definitionem in der Vergangenheit sprechen, zum Erwerb client, wird auch meist nur unter Vorbeha!t gedruckt - sehr spat, sprechen Theaterstiicke immer im Prasens (J. W. Goethe/F. Schiller, ,Epische nachdem es auf dem Theater seine Popularitat eingebii!St hat, unci auch dann unci dramatische Dichtung" 249). Selbst bei thematischer Gleichheit (z. B. bei nur ,als Manuskript" (Kord, Ein Blick 40). mythologischen oder historischen Themen) besteht der Unterschied zwischen Im Gegensatz zu Theaterstiicken von Frauen sind Dramen von Frauen so Epos unci Theaterstiick im Medium: das Epos berichtet die Geschichte (story) selten, daiS sich nur wenige allgemeingiiltige Aussagen machen lassen. Diese als Geschichte (history) unci damit als vergangen unci unveranderbar, das Thea­ Aussagen jedoch stellen erneut von Frauen verfa!Ste Dramen in einen betonten terstiick stellt beides als gegenwartig unci somit veranderbar dar. Gegensatz zu ihren Theaterstiicken: Dramen weiblicher Autoren blieben ent­ • Im Gegensatz zum Epos, in dem die Autorin/ der Au tor die letzte Kontroll­ weder unveroffentlicht (unci selbstverstandlich unaufgefiihrt) oder die Verof­ instanz der eigenen Geschichte ist, unci zur Lyrik, die das lyrische Ich einsetzt, fentlichung erfolgte anonym, pseudonym, oder posthum; unci sie bezahlen den hiillt sich beim Theater (nicht aber beim Drama, siehe unten) die Autorin/der asthetischen Kunstanspruch mit der ostentativen Abwendung vom Theater. In Autor in vollige Anonymitat. Die theatralische Welt wendet sich entweder die Kategorie ,Drama' fallen beispielsweise das anonym veroffentlichte, philo­ direkt, d. h. ohne auktoriales Eingreifen, an das Publikum, oder sie kann als sophisch-historische Trauerspiel Charlotte Corday (1804) der Engel Christine selbstgeniigsame unabhangige Welt gelesen werden (in welchem Fall sie auch Westphalen (1758-1840), das sich schon durch seinen Riickgriff auf den Chor ohne Publikum auskame). In jedem Fall ist die Autorin/der Autor sowohl vom als antiquiert definiert unci abgesehen von einer Leseauffuhrung ungespielt Werk distanziert als auch vor dem Publikum verborgen. blieb (von Hoff, Dramen 164, Anm. 105); die Dramen der Karoline von Gtin­ derrode (1780-1806), veroffentlicht unter einem mannlichen Pseudonym unci oft als unauffiihrbar bezeichnet; Annette von Droste-Hiilshoffs (1797 -1848) 5. DRAMEN UND THEATERSTUCI(E VON FRAUEN Bertha oder die Alpen (1814), zu Lebzeiten der Autorin unveroffentlicht geblie­ ben unci bewu!St als Lesedrama konzipiert; Gisela Grimms (1827 -1889) Drama Im Bezug auf die dramatische Produktion von Frauen im 18. unci 19. Jahr­ TI7ie es unterdessen daheim war (1875), schon aufgrund seiner epischen Lange hundert sind besonders drei Aspekte des Begriffes ,Theater' als vom Drama unaufflihrbar; unci die ebenso theaterfernen Mischformen: Westphalens pseud­ differenziertes Genre anwendbar: Theater als praktisches Genre (das aufge­ onym erschienenes ,dramatisches Gedicht" Petrarca (1806); Amalie von Hel­ fiihrte Theaterstiick im Gegensatz zum gedruckten Drama), Theater als in der vigs (1776-1831) ,dramatische Idylle" Die Schwestern aufCorcyra (1812); Ma­ Genrehierarchie niedriger eingestuftes Genre (im Gegensatz zum Drama als rie von Ebner-Eschenbachs (1830-1916) ,dialogisierte Novellen" unci ,drama­ theoretisch hohe Literatur), unci Theater als Korpus von Stiicken, die die weib­ tische Sprichworter" (Kord, Ein Blick 354f.). liche Erfahrungswe!t schildern. Wei taus die Mehrzahl der mir bekannten Thea­ Weitaus die Mehrzahl der mir bekannten Stiicke von Frauen fallen in die terstiicke von Frauen fallen unter die von A. W. Schlegel angefiihrten Subgenres Kategorie ,Theater'. DaiS die Anonymitat von Frauen im Theater vergleichs­ ,Familiendrama" unci ,riihrende Dramen" (Kord, Ein Blick 42) - ein Uber­ weise gering ist, la!St sich mit den drei Eigenschaften erldaren, die das Genre gewicht, das auch die enorme Anzahl von Komodien unci die relativ geringe Theater vom Drama abgrenzen: mit der ,weiblichen' Thematik des Theater­ Anzahl von Tragodien erklart (ca. 1000 Komodien unci Schauspiele gegeniiber stiicks, die ja auch zur Legitimation von Romanautorinnen diente; mit der vor­ nur 86 Tragodien in beiden Jahrhunderten; Kord, Ein Blick 93). ausgesetzten Minderwertigkeit des Genres (sie schrieben ja keine Dramen, d. h. Bis zur Einfiihrung des Copyrights ca. 1870 schrieben die meisten Autorin­ keine Literatur, sondern sie machten Unterhaltungstheater); unci schlidmch nen (unci wahl auch viele Autoren) direkt fur die Auffuhrung: ein Theater­ mit der Anonymitat, die das Theater automatisch mit sich bringt bzw. der Au­ stuck, einmal gedruckt, ging vor der Einfiihrung der Druckrechte in ,nationa­ torin bietet. Wahrend das Drama, wie der Roman oder Lyrik, Literatur dar­ len Besitz' tiber; es ging somit jedes Anrecht auf das Werk verloren. Folgerichtig stel!t, also immer eine implizite Auseinandersetzung mit dem Autor oder der versuchten die meisten Autorinnen unci Autoren, ihre Theaterstiicke so oft wie Autorin, hat die Autorin eines Theaterstiicks immer die Moglichkeit, hinter das moglich auffuhren zu lassen; der schlie!Sliche Druck des Stiickes stellte fur sie Geschehen im Stude zuriickzutreten. Der Name der Autorin auf der Titelseite die letzte Erwerbsmoglichiceit dar (Kord, Ein Blick 38f.). Auch gedruckte Thea- eines Dramas bedeutet eine unwiderrufliche Verpflichtung unci Entblo!Sung;

74 75 der Name der Autorin auf dem Theaterzettel kann zumindest potentiell bei IV. Das Land der Dichterinnen und Denkerinnen: jeder Auffuhrung zuruckgenommen werden. Auf dem Theaterzettel ist ein Klassenspezifische Namenlosigkeit Name Schall und Rauch, eine Abstraktion, die schnell hinter dem sinnlichen Trubel des lebendigen Theaterstuckes verschwindet. lm 18. und 19. Jahrhundert, so steht in jeder Literaturgeschichte zu lesen, kamen die meisten, wenn nicht alle, namhaften mannlichen Schriftsteller aus dem protestantischen Burgertum. Die analoge Uberzeugung, dasselbe musse auch fur Schriftstellerinnen gelten, ist erst kurzlich von Ruth Kluger bezweifelt worden. Zweifel an dieser so selbstverstandlich anmutenden Annahme erweckt nicht nur die Vielzahl katholischer und/oder nichtburgerlicher Autorinnen, sondern auch die Untersuchung der unterschiedlichen Voraussetzungen, die dasselbe Elternhaus den Tochtern bzw. Sohnen entgegenbrachte (Kluger 17). Fallstudien zu diesem Thema (Pusch, Schwestern) fuhren zu der SchluGfolge­ rung, daG ,das kulturelle Erbe fur Frauen und Manner verschieden gewesen [ist], gerade dort, wo es das gleiche zu sein scheint" (Kluger 19; s. a. Lerner, Majority 175). Fur unser Thema wirft diese Annahme folgende Fragen auf: worin bestand der Status der Burgerin in jenem Burgertum des 18. und 19. Jahrhunderts, das Deutschlands ,Dichter und Denker' hervorbrachte? Welche Klassenzugehorigkeit erwies sich als fordernd, welche als hindernd fur Deutsch­ lands Dichterinnen und Denkerinnen?

1. DAs BuRGERTUM ALS KuLTUR UND DIE AusGRENZUNG voN FRAUEN

Die Schwierigkeiten bei der Bestimmung des weiblichen Status im deutschen Burgertum des 18. und 19. Jahrhunderts beginnen schon mit der Definition des Begriffs: ,Burgertum' ist ein amorpher Begriff, der adaquat weder durch ,Klasse' noch ,Stand' zu beschreiben ist. Wahrend ,Stand' einen gesellschaft­ lichen Status bezeichnet, der sich aus so unterschiedlichen Faktoren wie Besitz, Privilegien, Habitus, Bildung, Ehre, Pflichten, Wohnort und Beruf zusammen­ setzt, gilt ,Klasse' in der Regel als okonomische Unterscheidung (Wallech 269). Beides greift hier zu kurz: anders als ein Stand nahm das Burgertum keine spezifische legale oder politische Reprasentation in Anspruch und verstand sich gerade als Gegensatz zur alten Standegesellschaft; anders als Angehorige einer okonomischen Klasse kamen ,Burger' aus den verschiedensten Vermogens­ verhaltnissen (Kocka, ,Burgertum" 42). Die Merkmale, die zur Bezeichnung des Burgertums im 18. und 19. Jahr­ hundert angefuhrt werden, sind in der Regel weder sozial noch okonomisch, sondern vielmehr kulturell und moralisch orientiert. Zu diesen Merkmalen ge­ horen vor allem der neue Anspruch des Burgertums als ku!ture!! dominierende Klasse einerseits und die kritische Distanz des Burgertums zum Adel aufgrund

76 77 Zunachst ergibt sich hierbei das Paradox, das schon in Kants und Fichtes des bi.irgerlichen Anspruchs auf moralische Oberlegenheit andererseits. Als Schriften zum Thema erscheint: die Frau hat keinen Status innerhalb der bi.ir­ biirgerliche Kultur gilt die Betonung von Bildung und Asthetik (Kocka, ,Bi.ir­ gerlichen Kultur. Ihre ,natiirliche' Bestimmung zur Haus- und Ehefrau (siehe gertum" 43); die Summe ki.instlerischer Veranstaltungen, Angebote und Kap. II) fiihrt zu ihrer Abhangigkeit von ihrem Mann; daraus folgt ihr Status Errungenschaften; ein Ensemble von Werten und Verhaltensnormen (wie z. B. als legale Unperson ohne Bi.irgerrechte: sie existiert nur als Biirgersfrau, nicht Ordnung, Fleig, Pi.inktlichkeit, Sparsamkeit; Bausinger 121f.) und vor allem aber als Biirgerin. Die historische und sozialwissenschaftliche Forschung zum das spezifische Verstandnis der Familie (Kocka, ,Bi.irgertum" 43; Kaplan 9), Bi.irgertum geht dementsprechend zu Recht von der Abwesenheit der Frau aus inldusive Weiblichkeitsvorstellungen. Die Distanz zum Adel und die spezi­ der bi.irgerlichen Kultur aus (Frevert, ,Bi.irgerliche Meisterdenker" 22; Kocka, fische Beschaffenheit des deutschen Biirgertums als oppositionelle Kraft erldart ,European Pattern" 10). Tatsachlich ist der Status der Frau ausschlaggebend fur sich z. T. aus der Tatsache, dag Deutschland als einziges europaisches Land im die Etablierung der neuen bi.irgerlichen Kultur: ein majgeblicher Teil dieser Kul­ 19. Jahrhundert noch einen intakten und dominierenden Adel aufzuweisen tur basiert gerade aufdem Ausschluj der Frau. Ohne die normative Etablierung hatte (Mosse 74): wo die Aristokratie nicht dominierte (zum Beispiel in Nord­ der ,natiirlichen' Bestimmung der Frau aufgrund ihrer Geschlechtscharaktere, amerika), formierte sich das Bi.irgertum nicht in derselben Weise (Kocka, eine Argumentation, mit der die Frau gleichzeitig aus der Kultur aus- und im ,European Pattern" 6). Dag die Distanz zum Adel fi.ir das Biirgertum absolut Haus eingeschlossen wird, gabe es keine biirgerliche Kultur. So erldart sich die unerlamich und identitatsformend war, wird aus dem Mangel an sozialer Mobi­ seltsame Stilisierung von Frauen zu ,hauptsachlichen Tragerinnen der Kultur litat abgeleitet: wie oft angefi.ihrt wird, habe zwischen dem Biirgertum und oder besser der geistigen und moralischen ,hoheren' Werte des Lebens" (Hobs­ dem Adel praktisch kein Austausch geherrscht (s. z. B. Mosse 70, 81, 90; Haupt bawm 182) trotz ihres Ausschlusses aus eben dieser Kultur: denn gerade ihre 310). Obwohl dieser Austausch zogernder einsetzte als beispielsweise in Eng­ Einschrankung auf familiale und hausliche Belange ermoglichte die Etablie­ land, mug diese Behauptung modifiziert bzw. auf den Hochadel beschrankt rung dieser Kultur als moralisch iiberlegene im Vergleich zur korrupten Kultur werden. Das Bi.irgertum versuchte durchaus, seine Kultur (d. h. gerade seine des Adels. Vorstellungen von bi.irgerlicher ,Tugend', inklusive die dahinter stehende Folglich sind die in Kapitel II diskutierten Geschlechtscharaktere und die Weiblichkeits- und Familienauffassung) in den Kleinadel zu exportieren und daraus abgeleitete ,natiirliche' Bestimmung des Weibes als Haus- und Ehefrau, hatte auch Erfolg damit (Bausinger 129 und 131f.). Ein Grogteil der burger­ allen Anspriichen auf Allgemeingi.iltigkeit zum Trotz, biirgerliche lichen Tugendlehre bestand ja gerade in ihrem didaktischen Aspekt - ich ausschliejlich Werte, basierend auf der Trennung zwischen Hausarbeit und Erwerbsarbeit, die erinnere nur an die urspiinglich bi.irgerliche Sophie von La Roche, deren sich zuerst und am intensivsten im Bi.irgertum entwickelte (Hausen, ,Polarisie­ Tugenddidaxe eindeutig bi.irgerlich, ebenso eindeutig aber auch auf den Klein­ rung" 383£). Die Geschlechtscharaktere, die die Frau auf ihre hausliche Rolle add gemi.inzt war (im Gegensatz zum als unbelehr- und unbekehrbar dar­ beschranken, werden nur in bi.irgerlicher Literatur diskutiert und nur auf biir­ gestellten Hochadel). Die Grenze zwischen Kleinadel und Biirgertum lockerte gerliche Frauen angewandt bzw. sind nur auf sie anwendbar (Hausen, ,Pola­ sich im 19. Jahrhundert erheblich; die Abgrenzung des Bi.irgertums zum Hoch­ risierung" 382f. und 393 und ,Ulme" 90 und 97; Stubbs ix-50; Frevert, adel hingegen erwies sich als wesentlich solider. ,Einleitung" zu 13; Greven-Aschoff22f£ und 62; Levy ,Biirgertum' definiert sich also starker tiber moralische und kulturelle Fak­ Burgerinnen und Burger 20-47, bes. 34; Lipp 181). Die idealisierte Mutter, die hingebungsvoll ihre toren als i.iber soziale und okonomische, trotz der eindeutigen Abgrenzung Kinder pflegt und erzieht, ist allemal eine Bi.irgersfrau. Weder adlige noch gegen den Adel und die sogenannte ,Unterldasse'. Das erldart vielleicht die Unterschichtsfrauen verbrachten auch nur einen Bruchteil der Zeit, die Biir­ Vielfalt der Umschreibungen in Texten zum Thema: ,Biirgertum' wird z. B. gersfrauen in ihre Mutterpflichten investieren sollten, mit ihren Kindem: ad­ negativ definiert (als Abgrenzung gegen Nichtbi.irger, Nipperdey 145) oder lige Frauen i.ibergaben ihre Kinder Gouvernanten und Erzieherinnen bzw. vage als ,Eigenschaft' im Gegensatz zu Klasse oder Stand (Lammert 196). Am Erziehern, und Arbeiterinnen mug ten den Kontakt mit ihren Kindem auf ihre konkretesten und folgenreichsten fur Frauen erscheint mir Kockas Definition knapp bemessene Freizeit beschranken (Frevert, Women 28-30 und 89). Auch des Biirgertums als Kultur (Kocka, ,Bi.irgertum" 43; Bausinger 121): nur die die Hausfrau ist eine Bi.irgersfrau: adlige Frauen liegen Hausarbeit von Bedien­ Verbindung von sowohl asthetischen als auch ethischen Anspriichen, wie sie steten erledigen; weibliche Angehorige der sogenannten ,Unterklasse' (Bauers­ dieser Begriffbeinhaltet, l~ann den Status der Frau innerhalb des neuen Burger­ frauen, Arbeiterinnen etc.) arbeiteten notwendigerweise auger Haus, da von turns ldaren.

79 78 ihrer Arbeit nicht selten das okonomische Uberleben der Familie abhing (Fre­ Das deutsche Biirgertum im 18. und 19. Jahrhundert definiert sich nicht vert, Women 23). nur durch eine bewu!Ste Abgrenzung zum Adel und den ,Unterldassen', son­ Wie ma!Sgeblich der AusschluE der Frau aus der biirgerlichen Kultur fur die dern - zentraler noch - durch die bewu!Ste Abgrenzung von den Frauen der Etablierung dieser Kultur war, zeigt sich gerade an der Beschrankung der Biir­ eigenen I

80 81 40% wesentlich hoher als beispielsweise in Deutschland (Klaus 10). Fast ebenso In Deutschland lafSt sich genau dieselbe Rezeption an der bisher einzigen erstaunlich wie die Existenz dieser Dichtung uberhaupt erschien der hohe bekannten Bauerndichterin des 18. Jahrhunderts beobachten: Anna Louisa Anteil weiblicher Poeten wie z. B. Mary Collier (1690-176?), Mary Leapor Karsch (1722-1791). Karsch wurde wie Stephen Duck als ,Naturwunder' (1724-1748) undAnn Yearsley (1752-1806). 1 entdeckt, gefeiert und an den Hof gebracht (das Haus und das jahrliche Gehalt, Paradigmatisch fur die Rezeption der peasant poetry ist die des ersten Dich­ um das sie bei ihrem Gonner, Friedrich II., nachsuchte, erhielt sie erst von ters aus diesem Stand, Stephen Duck (1705-1756). Duck wurde in den drei­ seinem Nachfolger). Wie bei ihren englischen Kolleginnen und Kollegen fSiger Jahren entdeckt, als Naturgenie gefeiert und an den englischen Hof begeisterte auch bei ihr vor allem ihr enormes Unwissen (Bovenschen 150; gebracht, wo er als Protege der Konigin Caroline ein Hiuschen und ein jahr­ H. Scholz 135), das fur die ,Natlirlichkeit' und Unverbildetheit ihres poeti­ liches Gehalt zugeteilt bekam. Bei Hof erhielt er endlich auch die formelle Aus­ schen Genies bi.irgte. Entsprechend durchziehen Naturmetaphern ihre gesamte bildung, nach der er sich ein Leben lang gesehnt hatte. So bald diese Ausbildung Rezeption, beginnend mit den Biographien ihrerTochter Karoline von Klencke sich jedoch in seiner poetischen Produktion niederschlug, war es mit seiner (1754-1802) und ihrer Enkelin Helmina von Chezy (1783-1856): bar aller Popularitat vorbei: zeitgenossischen Rezensenten zufolge produzierte er nach Kenntnis grammatischer und poetischer Regeln ,bluhte [Karsch] wie eine seiner Wandlung vom plebeischen zum gelehrten Poeten nur noch ,langwei­ Rose, und sang wie ein Vogel auf grunem Zweige" (Chezy I 33). Erst ihre for­ lige, stilisierte Verse" (Klaus 3f.: ,dull, stylised verse"). melle Ausbildung durch Ramler ,lahmte ihre Schwungkraft und machte sie auf Duck war, aufgrund seiner Position als Liebling der Konigin, der einzige Stelzen einherschreiten" (Chezy I 49). Ihre Zeitgenossen urteilten ahnlich: Bauernpoet, der von seinen Gedichten tatsachlich uberleben konnte. Alle an­ Sulzer bezeichnete die Gedichte, die sie sich ,selbst unbewufSt" verfafSt habe, als deren wurden zunachst, wie er, als ,Naturgenie' bzw. ,Naturkinder' entdeckt ihre gelungensten und empfand ihre Verstandesdichtung als Fehlschlag (zit. und gefeiert, jedoch nicht ermutigt, aus ihrem ,Naturtalent' eine Profession zu Barndt 168). machen- eher das Gegenteil: keine/r verOffentlichte mehr als einen oder zwei OafS das Naturgenie Karsch weder in ihrer Zeit noch der Nachwelt als ernst­ Gedichtbande (Klaus 6). Das Ideal war keineswegs die regelmafSig verOffent­ zunehmende Schriftstellerin galt, lafSt sich an verschiedenen Faktoren ablesen, lichende dichtende Person aus dem unteren Stand, sondern naive Dichterinnen von denen viele auch in den Karrieren englischer peasant poets auftauchen. und Dichter, die gelegentlich zur Unterhaltung ihrer adligen oder burgerlichen Dazu gehoren u. a. ihre Ausnutzung als dichtende Hofnarrin, die ihr zugeru­ Gonner bzw. Gonnerinnen von der Muse inspiriert wurden - eine Mischung fene Reimworte auf Kommando in Gedichten verarbeitete (Schlaffer, ,Natur­ aus idiot savantund poetischem Hofnarr. So bald die Bauerndichter- gleichgul­ poesie" 314; Bovenschen 152) und die haufige Betonung der Leichtigkeit, tig ob mannlichen oder weiblichen Geschlechts - aus ihrem sozialen Kontext Schnelligkeit und Spontaneitat, mit der sie Verse verfafSte - Eigenschaften, die herausgelost wurden bzw. Miene machten, in den burgerlichen Schriftsteller­ immer wieder sowohl als Beweis ihrer Naturbegabung als auch ihres Dilettan­ beruf aufzusteigen, waren sie nicht mehr von Interesse. Das Interesse galt aus­ tismus angefuhrt werden (Schlaffer, ,Naturpoesie" 322). Zu der Legende von schliefSlich dem ,ungelehrten Genie" (Shiach 46: ,untaught genius", meine Karsch als Naturkind gehorte auch die Vorstellung, dafS sie, wie Chezy wieder­ Hervorhebung). Vorausgesetzt wurde, dafS jede Ausbildung dem ,Naturgenie' holt anfuhrt, ,aus innerer Nothwendigkeit, nicht aus Noth" schrieb (I 101): des Dichters/der Dichterin Abbruch tun wlirde. Umgekehrt besteht das hoch­ trotz ihrer materiellen Notlage sollte ihr an der VerOffentlichung ihrer Werke ste Lob, das zeitgenossische Rezensionen und Lebensbeschreibungen diesen nichts gelegen sein; sie sollte, wie noch die jungste Forschung zum Teil behaup­ Dichterinnen und Dichtern zollen, in Stilisierungen wie ,Naturkind", ,ganz tet, ihrer ,dichterischen Naturbegabung [ ... ] unpratentios und unbekummert Einfachheit" (Shiach 62 bzw. 47: ,Nature's child"; ,all simplicity"), ,ungebil­ - ohne den Hintergedanken an eine alsbaldige VerOffentlichung" fronen (Nik­ deter Poet" oder ,ungelehrter Geist" (Klaus 17: ,unlettered Poet"). kisch 77). Jeglicher (Hinter-)Gedanke an eine Veroffentlichung- die Wortwahl spricht fur sich - galt, und gilt teilweise noch, als Versuch, in die burgerliche Kultur einzusteigen und damit als Verleugnung ihrer ,Natur' (Nickisch 78). In der zeitgenossischen und spateren Rezeption setzt demgemafS Karschs schliefS­ Zur Verbindung zwischen Geschlecht, Klasse und Nationalismus in der Dichtung licher Abstieg vom Naturgenie zur mittelmafSigen Gelegenheitsdichterin englischer weiblicher peasant poetsvgl. Ferguson, die in ihrer Studie u. a. Collier und gleichzeitig mit ihren Versuchen ein, sich per Veroffentlichung als ernsthafte Yearsley behandelt. · Dichterin zu etablieren (Schlaffer, ,Naturpoesie" 321f.; Becker-Cantarino,

82 83 ,Die ,deutsche Sappho'" 131). Diese Versuche blieben ebenso erfolglos wie die (Becker-Cantarino, ,Nachwort" 398); von spateren Versuchen, ihre Werke zu ihrer englischen Kolleginnen und Kollegen: zu Lebzeiten veroffentlichte Karsch veroffentlichen, distanzierte er sich ebenso nachdri.icklich wie andere Zeitge­ nur einen einzigen Gedichtband. nossen, die die Sternheim begeistert aufgenommen hatten (Becker-Cantarino, In bi.irgerlicher Rhetorik, ob begeistert oder kritisch, kommt immer wieder ,Nachwort" 388-92). eins zum Ausdruck: was Anna Louisa Karsch dichtete, war keine Kunst. Diese Die Ausgrenzung der Frau aus der bi.irgerlichen Kultur fungiert also nach Aussage ist am deutlichsten in Rezensionen, die ihre Naturpoesie mit ,echter', folgenden Kriterien: Literarische Erzeugnisse der Frau werden nach denselben d. h. bi.irgerlicher Kunst, vergleichen: dort erscheint Karsch als Besitzerin einer Merkmalen beurteilt wie ihr Geschlechtscharakter. Anerkennung wird nur ,wilden Imagination" und lebhafter ,Einbildungskraft", aber keineswegs als ,nati.irlichen', ,unbewugt geschriebenen' Werken gezollt; ,ki.instliche', d. h. ,Genie"- ein Name, den die Rezensenten fi.ir ,wahre' Grogen wie Rousseau ki.instlerische Produktion ist fur Frauen ,unnati.irlich', denn die dazu notige und Voltaire oder auch Ramler und Gleim" reservieren (zit. Barndt 162 bzw. Bildung, Wahrzeichen des mannlichen Burgers, gilt als illegitim fur Frauen. 165; vgl. auch Munckers ,Einleitung" zu ihren Gedichten, 287-89). Mendels­ Daraus folgt die Einteilung weiblicher Dichtung in zwei Kategorien: schlechte sohn zog die Trennungslinie am deutlichsten in seiner indirekten Empfehlung Imitationen mannlicher Kunst und staunens- und lobenswerte Augerungen an Karsch, ,sich den Rath ihrer Freunde zu Nutze [zu] machen, die nicht unter­ weiblicher ,Natur'. Diese weiblichen ,Naturwunder' sind, ohne Ausnahme, lassen werden ihren Geschmack zu lantern, ihre Einsichten zu verbessern, und literarische Eintagsfliegen. Anerkennung wird nur Erstlingswerken gezollt; ihre Talente auszubilden" (zit. H. Scholz 138). Gerade das, so mug man daraus jeder Versuch der Mehrveraffentlichung gilt als illegitimer Einstieg in die schliegen, ist das Attraktive am Naturgenie: dag es der ,Cultivierung" (ibid.) mannliche Sphare der Kunst. durch gelehrte Freunde bedarf und durch dieses Bedi.irfnis die eigene Distanz zu den Hohen bi.irgerlich-gelehrter Kultur demonstriert. 2. ZuR RHETORIK IN ScHRIFTEN NICHT/BURGERLICHER AuTORINNEN: Die Rezeption der peasant poets und der Anna Louisa Karsch definiert pro­ DILLETANTISMUS UND KiASSENKAMPF fessionelles Schriftstellertum eindeutig als biirgerliche Kunst. Ebenso deutlich ist die analoge Definition professionellen Schriftstellertums als mannlich, Die Vermutung, dag regulare weibliche Kunstausi.ibung zum Erwerb oder als namlich in dem haufigen Versuch, auch bi.irgerliche Schriftstellerinnen auf Karriere prinzipiell den Ausschlug aus der bi.irgerlichen Gesellschaft nach sich denselben Status festzuschreiben, der Karsch zugestanden wurde - auf den als zog, lagt sich an vielen bekannten Beispielen aus heiden Jahrhunderten nach­ ,Naturkind' im betonten Gegensatz zum mannlichen ,Genie'. Der beri.ihm­ weisen. Die Prinzipalinnen und Schauspielerinnen Catharina Elisabeth Velten teste dieser Versuche ist wohl Wielands Einleitung zu Sophie von La Roches (ca. 1650-1715) und Karoline Neuber (1697-1760) z. B. schieden aufgrund Erstlingswerk Die Geschichte des Frauleins von Sternheim: wie Karschs Gedichte ihres in bi.irgerlichen Augen verwerflichen Berufs aus der burgerlichen Gesell­ ist der Roman eine ,freiwillig hervorgekommene[ ... ] Frucht der blogen schaft aus (Becker-Cantarino, Der lange "Weg 306). Dag damit seitens dieser Natur"; wie Sulzer es mit Karsch tut, spricht Wieland La Roche von allen Gesellschaft ein Ausschlug aus der menschlichen Gemeinschaft i.iberhaupt ,Autors-Kiinste[n]' frei (La Roche, Geschichte 14, Hervorhebung des Autors). intendiert war, lagt sich an der Verweigerung religioser Trostung ablesen: der Die nati.irliche Begabung der Autorin augert sich laut Wieland besonders in todkranken Prinzipalin Velten wurde ,wegen ihrer sundlichen Profession" das einer ,gliickliche[n]" (d. h. zufalligen) Richtigkeit des Ausdrucks ,oft gerade in Abendmahl verweigert (zit. Becker-Cantarino, Der lange "Weg 308), Neuber Stellen, mit denen der Sprachlehrer vielleicht am wenigsten zufrieden ist" (La einer nicht nachweisbaren Anekdote zufolge ein christliches Begrabnis (Reden­ Roche, Geschichte 14)- gerade da also, wo die mangelhafte Bildung der Autorin Esbeck, Caroline Neuber 343). Sowohl Velten als auch Neuber versuchten ihr am deutlichsten an ihren Sprachschnitzern abzulesen ist. Wie Karsch verfagte Leben lang, die bi.irgerliche Gesellschaft von der Ehrbarkeit ihres Berufes zu auch La Roche, so Wieland, ihr Werk ohne jeglichen ,Hintergedanken" an eine uberzeugen: Velten durch ihre beredte Verteidigung der Frauen am Theater in mogliche Veroffentlichung (die der Herausgeber nach eigener Aussage ohne ihr ihrer Schrift Zeugnis der Wahrheit vor die Schauspiele, oder Comodien (1701), Wissen betreibt) und ohne jeglichen Anspruch an Kunstproduktion (La Roche, Neuber durch ihre betont tugendhafte Auffuhrung und die Beaufsichtigung Geschichte 13). Wie in Karschs Fall tabuisierte die biirgerliche Gesellschaft auch ihrer Truppe in Sachen Sittenstrenge. Andere Schauspielerinnen versuchten hier den Versuch des Naturkindes, Berufsschriftstellerin zu werden: schon bei ebenso erfolglos, die Wiederaufnahme in die burgerliche Gesellschaft durch der Bearbeitung des zwelten Teils der Sternheim erlahmte Wielands Interesse Aufgabe ihres Berufes zu erreichen: Beispiele sind Karoline Schulze-Kummer-

84 85 feld (1745-1815; Schulze-Kummerfeld, Buck, Wetzels) und Karoline }age­ Arbeiterinnen oder revolutionar gesinnte Burgerliche wie Lily Braun (1865- mann (1777-1848), die auch nach ihrer Adelung durch Karl August von der 1916) wurden durch die gegensatzlichen Haltungen beider Bewegungen zum feinen Weimarer Gesellschaft gemieden wurde (Becker-Cantarino, Der lange Thema Frau vor die paradoxe Wahl gestellt, sich entweder tiber ihr Geschlecht TI!eg338). Zugehorigkeit zu bestimmten Berufen, besonders in Verbindung mit zu definieren, dann aber als burgerliche Weiblichkeit, oder ihr Geschlecht zu­ dem Theater, hatte einen weit eindeutigeren Verweis aus dem biirgerlichen gunsten ihrer Klassenzugehorigkeit vollig zu negieren (Adams 44-48; Quataert Paradies zur Folge als bloge Schriftstellerei: die Beispiele Karsch und La Roche 11-13). Dag die meisten Arbeiterinnen sich zu ihrer Klasse bekannten, konnte beweisen, dag weibliche Schriftstellerei, solange sie nicht zur Karriere wurde, man mit zwei Faktoren begrunden. Einer ist die wei taus grogere und sichtbare­ durchaus akzeptabel war und sogar gefeiert wurde. Fur biirgerliche Schrift­ re Solidaritat unter Arbeitern bzw. ihr Selbstverstandnis als im Kampf urn ihre stellerinnen lag also der Versuch, sich ihre Zugehorigkeit zum Biirgertum zu Emanzipation befindliche Klasse, zumindest in der Rhetorik kampferischer erhalten, weit naher als fur Schauspielerinnen oder Prinzipalinnen, deren Status Schriften der Arbeiterbewegung - ein Bewugtsein, das in der biirgerlichen als ,Gesunkene' ihnen eine gewisse Narrinnenfreiheit verschaffte. Daraus er­ Frauenbewegung nur schwer aufzubauen war und z. T. noch ist. Ein zweiter ist ldart sich der unterwiirfige Ton vieler Werke biirgerlicher Schriftstellerinnen die Tatsache, dag die Arbeiterldasse auch Frauen die Moglichkeit bot, als selbst­ und ihr steter Versuch der Anpassung an die biirgerliche Weiblichkeitsmoral, bewugte Autorinnen und Rednerinnen aufzutreten - eine Moglichkeit, die der z. B. in den Schriften der Velten und Neuber vollig fehlt. auch biirgerliche Feministinnen fur sich in Anspruch nahmen, die aber fur sie Im 19. Jahrhundert miindet die Unvereinbarkeit von biirgerlicher Klassen­ aufgrund ihrer Ubernahme burgerlicher Weiblichkeitsvorstellungen immer zugehorigkeit und weiblicher Kunstausiibung in einen zweiten Gegensatz, der widerspriichlich blieb. Wahrend das Bekenntnis zur Geschlechtszugehorigkeit den ersten sozusagen auf Klassenebene zementiert: die Gegensatzlichkeit von unter diesen Voraussetzungen jede offentliche Tatigkeit der Frau zum Paradox Klassen- und Geschlechtszugehorigkeit. Bestimmend fur diese Entwicldung machte, das immer wieder muhsam gerechtfertigt werden mugte, wurden der­ war die Etablierung der biirgerlichen Frauenbewegung seit Jahrhundertmitte artige Ausfliichte offentlich auftretenden Arbeiterinnen durch ihre Klassen­ und die der Arbeiterbewegung gegen Ende des Jahrhunderts. Die biirgerliche zugehorigkeit erspart. Das enorme Selbstbewugtsein in Schriften von Arbeite­ Frauenbewegung verstand sich qua Anspruch auf die Emanzipation aller rinnen basiert gerade auf ihrer ausschlieglichen Selbstdefinition als Angehorige Frauen, egal welchen Standes, als ldasseniibergreifende Bewegung, strebte aber der Arbeiterklasse und ihrer daraus folgenden Negierung ihrer Existenz als in vieler Hinsicht - z. B. im Bezug auf Bildung - die Verbiirgerlichung Frau: sie sprechen, schreiben, werden offentlich wirksam ,wie ein Mann" von Frauen anderer Stande an und distanzierte sich von den biirgerlichen Weib­ (Popp, jugend75). Durch die Verneinung ihrer Geschichte als Frau verweigern lichkeitsvorstellungen, inldusive Geschlechtscharaktere, nicht oder nur sehr sie gleichzeitig die Ubernahme der Geschichte weiblichen Schrifttums - die I bedingt (Adams 4; vgl. auch die Beitrage in Lange/Baumer). Die Arbeiterbewe­ Geschichte der ewigen Anpassung, Taktiken und Ausfliichte, die Geschichte gung dagegen sah die Arbeiterin nicht als Geschlechtswesen, sondern lediglich des ununterbrochenen ,Schielens' auf die mannliche Perspektive. Wo die De­ als Angehorige der Arbeiterklasse, die mit der Befreiung des Arbeiters sozusagen finition uber das Geschlecht offentliche Tatigkeit und Wirksamkeit der Frau mitemanzipiert wiirde (Marx/Engels, ,Die historische Mission" 15; Zetkin, negiert oder nur bedingt zulagt, fordertdie Definition tiber die Klasse eben diese ,Fur die Befreiung der Frau!" 32; ,Die moderne Frauenfrage" [SPD-Resolution Tatigkeit und Wirksamkeit von ihr. Fur Autorinnen und andere offentlich 1896] 37). Gemeinsam war beiden, der biirgerlichen Frauenbewegung sowie wirksame Frauen bedeutete ,Klasse' Ruckenwind, ,Geschlecht' eine Hiirde. der Arbeiterbewegung, dag sie die Emanzipation der Frau nur sehr bedingt Fur biirgerliche Frauen implizierte Schreiben, egal aus welchen Grunden, anstrebten. Wahrend die biirgerliche Frauenbewegung die Weiblichkeitsvor­ einen Bruch des Tabus, mit dem ihre Klasse die kiinstlerische und Offentliche stellungen ihrer Klasse weitgehend aufrechterhielt, konzentrierte die Arbeiter­ Tatigkeit der Frau belegte; fUr Arbeiterinnen dagegen konnte Schreiben eine bewegung sich auf die Emanzipation des mannlichen Arbeiters, die teilweise kampferische Aktion im Dienst ihrer Klasse bedeuten. Diese Haltung lagt sich durch Ausschlug der Arbeiterin von der Erwerbsarbeit angestrebt wurde. an Schriften burgerlicher und nichtburgerlicher Frauen zum Thema weibliches Durch den Verweis der Arbeiterin an den hauslichen Herd, an dem sie ganz Schreiben bzw. Schriftstellertum leicht nachweisen. Hierher gehoren z. B. nach biirgerlichem Muster walten sollte (Quataert 92 und 158), erhoffte man Schriften biirgerlicher Frauen wie Amalie Baischs (1859- nach 1900) Aufsatz sich eine Ausschaltung 'Yeiblicher Konkurrenz und die Hebung mannlicher ,Die Schriftstellerin" (1889), der die Mittelmagigkeit weiblicher Schriftstellerei Lohne. und ihre geringe Aussicht auf Erfolg anprangert und Frauen auf weniger an-

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spruchsvolle Genres wie die ,Kindergeschichte" und ,hubsche, Ieicht auffuhr­ Haltung mundet, wie in der Vielzahl entschuldigender Vorworte zu lesen steht, bare Theaterstuckchen fur die Kinderwelt" festzulegen versucht (297). Baischs betonen Autobiographinnen der Arbeiterldasse im Gegenteil den Mut, der zur Empfehlung an die angehende Schriftstellerin mundet in das Loblied weib­ Abfassung eines derartigen Dokuments gehort (Maynes 233). Anders als Auto­ licher Hauslichkeit: biographien bUrgerlicher Frauen wurden die wenigsten dieser Dokumente Solltest du am Ende gar in die Lage kommen, daiS du zu wahlen hattest zwi­ anonym veroffentlicht (Maynes 237). Wahrend burgerliche Autobiographien schen deinen schongeistigen Liebhabereien und der Hand eines wackeren haufig, zumindest der Rechtfertigung der Autorin zufolge, ihre Entstehung Mannes, der dich Iieber am hauslichen Herde beschaftigt sehen will, opfere dem Herausgeber (und nicht der Autorin) verdankten, ging der Impuls zum getrost die uberschwenglichen Traume, denen doch in den meisten Fallen Schreiben und zur Veroffentlichung der Autobiographie einer Arbeiterin in der nur eine trostlose Ernuchterung zu folgen pflegt. Schlage freudig ein in die Regel von ihr selbst aus (Maynes 237). BUrgerliche Lebensgeschichtenlegen die dargebotene Hand [ ... ] und uberla!S die berufsma!Sige Beschaftigung mit Betonung unweigerlich auf das personliche Erlebnis oder kulturelle Zusam­ Tinte und Feder denen, deren geniale Begabung uber jeden Zweifel erhaben menhange; Autobiographinnen der Arbeiterldasse sprechen oft von sich selbst ist (298). in der dritten Person und distanzieren dadurch die Person der Autorin von der Erzahlung ihres Lebens (Jacobi-Dittrich 324). Tatsachlich gilt die Lebens­ Die Arbeiten burgerlicher und ldeinadliger Autorinnen zur Berufsausubung geschichte der Arbeiterin haufig als paradigmatisch und reprasentativ fUr die oder kunstlerischen/schriftstellerischen Beschaftigung der Frau propagieren fast Situation der Arbeiterklasse, wodurch sie eine ubergreifende Bedeutung erha!t, ausnahmslos die Verhinderungder Frau an einer solchen Laufbahn. Am haufig­ die dem privaten Dokument der burgerlichen Autobiographin fehlt. sten sind Warnungen vor weiblicher Lesesucht, die als Keimzelle solcher ,uber­ schwenglichen Traume" gefurchtet wird. Elise von Hohenhausens (1812-1899) Ich schrieb die Jugendgeschichte nicht, wei! ich sie als etwas individuell Be­ allgemeine Anleitung zum weiblichen Lesen- ,so wenig wie moglich" (380)­ deutsames einschatzte, im Gegenteil, wei! ich in meinem Schicksal das von steht stellvertretend fur viele (z. B. Wilhelmine von Oeynhausen [keine Lebens­ hunderttausenden Frauen und Madchen des Proletariats erkannte, wei! ich daten], ,Lecttire", 1864; Marie von Lindemann [1818-1930], ,Lekttire", in dem, was mich umgab, was mich in schwere Lagen brachte, gro!Se gesell­ 1907). Aufsatze, die dem Titel zufolge weibliche Kunst und Literatur zum In­ schaftliche Erscheinungen wirken sah (Popp, ,Vorwort" zu jugend einer j, Arbeiterin 20). i I halt haben, beschaftigen sich ausnahmslos mit dem ,Dilettantism us der Weiber' i I (Marie Calm [1832-1887], ,Die Kunste", 1879; Baischs ,Die Schriftstellerin"). Im Vorwort zu ihren Erinnerungen betont Popp dieselben Zusammenhange: 1:: Obwohl Werke weiblicher Autoren in Frauenzimmerbibliotheken und Lese­ berichtenswert ist ihr Leben nur insofern, als es die Geschichte des Proletariats empfehlungen fur junge Madchen (z. B. Polko 435-46) zuhauf erscheinen, feh­ I erzah!t (Jugend 109). Burgerlichen Lebensberichten feh!t ein solcher Anspruch len sie in Literaturgeschichten vollig (Biedermann) - ein deutliches Anzeichen aufUniversalitat vollig. Der doppelte Versto!S gegen die bUrgerlichen Weiblich­ fur den Status, der ihren Schriften zugestanden wird. Selbst so fortschrittliche keitsvorstellungen - die Aktivitat des Schreibens und der Akt der Selbstdar­ Denkerinnen wie Louise Otto (1819-1895) sprechen haufig von der ,Kunst I ~ I stellung, der die Wichtigkeit personlicher Erlebnisse affirmiert - war durch ,fUr's Haus"' (,Dilettantismus und Kunstbegeisterung", 1869, 342), d. h. weib­ I nichts auszugleichen. Die Lebensgeschichte einer burgerlichen Autorin konnte liche Kunst im Haus zu dessen Verschonerung (344f.), die abgesehen von den unmoglich als reprasentativ fUr das Leben burgerlicher Frauen geschrieben asthetischen Annehmlichkeiten den zusatzlichen Vorteil hat, die Frau durch werden: dazu fehlte es sowohl an dem notigen Zusammengehorigkeitsgefuhl diese angenehme Beschaftigung ans Haus zu fesseln (352). als auch an dem politischen Kontext, der es schreibenden Arbeiterinnen er­ In Schriften von Arbeiterinnen, die zumeist im Dienst ihrer Klasse geschrie­ moglichte, bescheiden von ihrer eigenen Geschichte abzusehen und diese ben wurden und dadurch dem Stigma der Frivolitat entkamen, das belletri­ Geschichte gleichzeitig stolz der Qffentlichkeit vorzulegen. stischer und autobiographischer Literatur burgerlicher Autorinnen anhing, herrscht ein vollig anderer Ton. Viele Autorinnen, durch ihre Klassenzugeho­ rigkeit gesttitzt, wagten sogar den Schritt in die ultimative Selbstbespiegelung: die Veroffentlichung ihrer Lebensgeschichte. Wahrend dieser Schritt bei burger­ lichen Autobiographinnen unweigerlich in eine unterwurfige und abmildernde

88 89 3. ANONYMITAT UND KLASSE: Drama Dido (1794) zu veroffentlichen, aus Angst, sich damit ,Feinde [zu] 1 BEISPIELE AUS DEM 18. }AHRHUNDERT machen". Wie der Vergleich zwischen Katharina II. und Charlotte von Stein illustriert, Dag die spezielle Benachteiligung biirgerlicher Autorinnen Konsequenzen lassen sich aus diesen Beispielennur bedingte Schlugfolgerungen tiber die Ver­ fUr ihr Veroffentlichungsverhalten nach sich zog, lagt sich an dem vergleichs­ offentlichungsweise adliger Autorinnen ziehen, denn anonyme/pseudonyme weise hoheren Anteil anonymer und pseudonymer Veroffentlichungen biirger­ oder orthonyme Veroffentlichung bezeichnet pseudonymes Verhalten nur licher Autorinnen belegen. Urn zeitliche Einfltisse (siehe Kap. II) und Genre­ unzureichend. In eine Analyse diesen Verhaltens miigte z. B. auch die Existenz fragen (Kap. III) aus der Analyse klassenspezifischen Veroffentlichungsver­ oder Abwesenheit apologetischer Vor- oder Nachworte miteinbezogen werden haltens von Frauen ausschliegen zu konnen, mochte ich mich auf das spate (siehe Kap. V): Berlepsch z. B. rechtfertigt ihre orthonyme Autorschaft durch 18. Jahrhundert konzentrieren - auf die Zeit also, in der die Festschreibung ein 28-seitiges ,Gesprach als Vorrede", das ihre Orthonymitat in eben der­ der Frau auf btirgerliche Weiblichkeitsideale in belletristischen und popular­ selben Weise zuriicknimmt, wie es Katharina mit ihrer Pseudonymitat durch philosophischen Schriften verstarkt einsetzte- und auf ein Genre (das in zeit­ die Durchschaubarkeit ihres Pseudonyms tut. Pseudonymes Verhalten - in genossischen Schriften flir Frauen am starksten tabuisierte ,mannliche' Genre Vorworten, apologetischen Einschtiben etc. - kann Autorschaft dergestalt Drama). relativieren und unterminieren, dag ein direkter Widerspruch zur Veroffent­ Die einzige Klasse, die im 18. Jahrhundert noch keine ldare Tendenz zur lichungsweise entsteht: letztendlich besteht Katharina trotz ihrer Pseudo­ anonymen oder orthonymen Veroffentlichung aufweist, ist der Adel - eine nymitat viel starker auf ihrer Autorschaft als die unter ihrem eigenen Namen Situation, die sich im 19. Jahrhundert anderte: ab ca. 1820 veroffentlichten veroffentlichende Berlepsch. auch hochadlige Autorinnen (,Amalie Heiter", ,Carmen Sylva"/"Dito") in Im Btirgertum zeichnet sich bereits im 18. Jahrhundert eine deutliche Ten­ der Regel pseudonym. Im 18. Jahrhundert dagegen sind die Zugestandnisse denz zur Anonymitat und Pseudonymitat ab. Die namhaftesten und erfolg­ adliger Dramatikerinnen an das Bescheidenheitsgebot eher sporadisch. Katha­ reichsten Dramatikerinnen des Jahrhunderts veroffentlichten fast ausnahmslos rina II., Kaiserin von Rumand (1729-1796), veroffentlichte ihre auf Russisch, anonym oder pseudonym, darunter Luise Adelgunde Gottsched (1713-1762), Franzosisch und Deutsch verfagten Komodien und dramatischen Sprichworter Therese Huber (1764-1829), Victoria von Rupp (ca. 1755 - ca. 1824), Frie­ unter einem recht offensichtlichen Pseudonym: ,I. K. M.d. K. a. R." (=Ihre derike Helene Unger (1741-1813), Eleonore Thon (1753-1807), Christiane Kaiserliche Majestat die Kaiserinn aller Reussen"). Anders Maria Antonia Karoline Schlegel (1739-1833), Catharina Helena Dorrien (1717-1795), Walpurgis, Kurftirstin von Sachsen (1724-1780), deren Schauspiele und Friederike Lohmann (1749-1811) und Marianne Ehrmann (1755-1795). Ver­ Singspiele pseudonym erschienen. Luise Hedwig von Pernet (1742-1801), schiedentlich wurde das Wagnis der Veroffentlichung noch zusatzlich durch Susanne von Bandemer (1751-1828) und Emilie von Berlepsch (1755-1830) falsche Klassifizierung des Werks als Herausgabe oder Ubersetzung (bei Rupp) schrieben unter ihrem eigenen Namen; Bandemer und Berlepsch ,iiberiden­ oder apologetische Vorworte bzw. Widmungen an hochgestellte Personlich­ tifizierten' sich durch zusatzliche Nennung ihrer Geburtsnamen. Sophie keiten (bei Gottsched und Unger) gemildert. Orthonym veroffentlichende Eleonore von Titzenhofer (1749-1823) und Charlotte von Stein (1742-1827) Dramatikerinnen aus dem Biirgertum wie Sophie Marianne Weikard (1770- dagegen schrieben anonym; die meisten Dramen der letztgenannten Autorin 1823) sind dagegen vergleichsweise selten. blieben zu ihren Lebzeiten unveroffentlicht. Die unterschiedliche Veroffent­ In der sozialen Unterschicht, und dazu zahle ich aufgrund biirgerlicher Vor­ lichungsweise reflektiert zum Teil die unterschiedliche Situation der Verfas­ urteile auch die hauptberuflichen Schauspielerinnen Elise MUller (1782-?), serinnen, deren soziale und finanzielle Lage trotz einheitlicher Standesbe­ Friederike Sophie Hensel-Seyler (1738-1789), Christiane Friederike Huber zeichnung erheblich divergierte. Katharina II. und Maria Antonia Walpurgis (?-1799), Maria Antonia Teutscher (1752-1784), Sophie Albrecht (1757 -1840) hatten sowohl die Muge zum Schreiben als auch den notigen finanziellen und Karoline Neuber, zeichnet sich genau die umgekehrte Tendenz ab: nicht Rtickhalt und brauchten augerdem keine Achtung wegen ihrer Schriftstellerei nur veroffentlichten alle diese Autorinnen, mit einziger Ausnahme von C. F. zu fiirchten. Dasselbe galt nicht unbedingt fUr ldeinadlige Autorinnen. Char­ lotte von Stein z. B. begann erst nach dem Tod ihres Mannes zu schreiben Brief an Charlotte Schiller, 26. 5. 1798, zit. Heinrich Diintzers ,Einleitung" zu von und weigerte sich trotz. Friedrich Schillers leidenschaftlicher Fiirsprache, ihr Steins Dido, liv.

90 91 Huber, orthonym, sie nahmen sich oft auch die Freiheit, ihre Situation zu V In eigener Sache: kommentieren - teilweise in recht herausforderndem Ton (z. B. K. Neuber, Frauen tiber ihre Anonymitat und Autorschaft siehe Kap. V). Die Annahme liegt nahe, dag die soziale Achtung, der sie als An­ gehorige des Theaters ausgesetzt waren, ihnen eine gewisse Narrinnenfreiheit verschaffte: eine Schauspielerin galt im 18. Jahrhundert prinzipiell als ,Weib Der folgende Abschnitt beschaftigt sich mit Augerungen der Schriftstellerinnen [ ... ]von wohlfeiler Geschlechtsehre" (Martersteig 124) und hatte keinen guten selbst zu ihrer Identitat als Frau und Autorin, eine Identitat, die sie, die sich Ruf zu verlieren. Teilberufliche Schauspielerinnen wie z. B. Marianne Ehrmann haufig zwischen die Wahl Frau oder Autorin gestellt sahen, nicht selten als nahmen sich nicht dieselben Freiheiten heraus: Ehrmann verbrachte nur vier widerspruchlich empfanden. Die Analyse, oder auch nur die Feststellung dieses Jahre bei der Buhne und versuchte danach den Einstieg in den burgerlichen Widerspruchs fuhrt durch eine methodologische Scylla und Charybdis: einer­ Schriftstellerberuf. Ihre vorwiegend anonyme bzw. pseudonyme Veroffentli­ seits die Versuchung, ein harmonisches, ungeteiltes Selbst als Prinzip zugrunde­ chungsweise, die Genres, in denen sie schrieb (didaktische und/oder auf Frauen zulegen, und sei es auch nur als anzustrebendes Ziel; 1 andererseits die Ver­ zentrierte Literatur, die von Zeitgenossen als ,sittlich bildend", d. h. ,moralisch suchung, die schreibende bzw. nicht-konforme Identitat der Autorin als die bildende Unterhaltung" fur Frauen abgetan wurde; Wurst, Frauen und Drama ,wahre' zu lesen. Beides halte ich fur unakzeptabel, das erste aus methodolo­ 80), sowie ihre zusatzliche Tatigkeit als Erzieherin und Herausgeberin eines gischen, das zweite aus historischen Grunden. Eine Interpretation des schrei­ Journals mussen als Anzeichen dafur gelesen werden, dag Ehrmann sich eher benden Selbst als die ,richtige' unterlage zu deutlich historischen und ideolo­ als Angehorige des Burgertums denn als Theatermitglied verstand, 1 wahrend gischen Gegebenheiten- Interpretinnen und Interpreten des 19. und friihen das Theater fur Schauspielerinnen wie Neuber und Hensel-Seyler die gesamte 20. Jahrhunderts z. B. lasen das ,weibliche' Selbst als das ,echte' - und wiirde Existenz ausmachte. der Selbstdarstellung vieler Autorinnen direkt widersprechen. Die Suche nach I I Die zahlreichen Falle anonymer und pseudonymer Veroffentlichung gerade einer harmonischen Identitat ware dagegen durchaus in ihrem Sinne: die Span­ unter burgerlichen Schriftstellerinnen (im Gegensatz zu gemischten Veroffent­ nung in vielen ihrer Texte wird durch die Sehnsucht nach derartiger Harmonie lichungsformen im Adel und der umgekehrten Tendenz in der Unterschicht) erzeugt, nach einer Ungeteiltheit des Selbst, die sie bei mannlichen Autoren belegen Klugers eingangs angefuhrte These, dag die Entwicldung burgerlicher wahrzunehmen glaubten. Das ungeteilte Selbst des mannlichen Autors steht als Kultur im 18. und 19. Jahrhundert ,die Burgersohne trug und aufnahm, die das anzustrebende und gleichzeitig unerreichbare Ziel; die eigene geteilte Exi­ Tochter hingegen fast ertrankte" (15). Gerade der Stand, der mannliche Auto­ stenz wird demgegeniiber als Krise gesehen. Gerade diese Spannung und Spal­ ren am meisten forderte, legte Autorinnen die grog ten Hindernisse in den Weg. tung aber sehe ich als das Spezifische und Unnachahmliche an ihren Texten: Die paradoxe Bezeichnung von Frauen als ,hauptsachliche Tragerinnen" einer dieser Spannung durch die Suche nach einem harmonischen Autorinnen-Ego burgerlichen Kultur im 18. und 19. Jahrhundert, die sich dann als an mann­ entgegenzuarbeiten hiege die mannliche Brille der Literaturkritik aufzusetzen, lichen Schopfungen orientierte erweist, verliert erst dann ihren inharenten das Schrifttum von Frauen an kanonischen Magstaben zu messen. Widerspruch, wenn man die ,tragende' Rolle der Frau nicht als wesentliche Die Spaltung der Identitat der Schriftstellerin in die widerspriichlichen )II oder maggebliche betrachtet, sondern wortlich- als blog unterstutzende, wenn Komponenten ,Frau' und ,Autorin' war bereits in der Aufldarung ein Thema. auch unentbehrliche. ,Tragend' war die Rolle der Frau vor allem in der Hinsicht, Auch dort galt die gelehrte Frau als Ausnahme, die keineswegs unbedingt zur dag die Widerspruche mannlicher vs. ,menschlicher' Emanzipationsforderungen Nachahmung empfohlen wurde- ich erinnere hier nur an die Kontroverse urn qua Weiblichkeitsvorstellungen auf ihrem Rucken abgeladen wurden; unent­ die ,gelehrten Fraulein Doktor" Laura Bassi, Dorothea Leporin und Dorothea behrlich war sie insofern, als dag ein groger Teil der burger lichen Mannerkultur Schlozer. 2 Mit der Etablierung der Geschlechtscharaktere, die die Rollen ,Frau' im 18. Jahrhundert, durch die Deutschland auf die intellektuelle Landkarte Europas kam, auf dem kunstlerischen Nichtvorhandensein der Frau basierte. Zur methodologischen Diskussion vgl. Goodman, Dis/Closures i-xvii. Eine Ausnahme ist vielleicht ihr Theatersti.ick Leichtsinn und gutes Herz oder die 2 Zur Kontroverse um weibliche Gelehrsamkeit s. ,Die Gelehrsamkeit der Frau", Dill­ Folgen der Erziehung ( 1786), das sie bezeichnenderweise unter ihrem Bi.ihnennamen men 241-57; zu Laura Bassi vgl. Gottsched, Briefe I 22 und 24, II 225; zu Schli:izer Maria Anna Antonia Sternheim veroffentlichte. vgl. ,Das gelehrte Fraulein Doktor", Di.ilmen 253, und Kern/Kern.

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und ,Autor" als unvereinbar interpretierte, wird die Krise akut. Im 19. Jahr­ Wir haben es also mit zwei einander scheinbar entgegengesetzten Entwick­ hundert wird dem Dasein der literarischen Ausnahmefrau der Aufklarung ein lungen zu tun: im 18. Jahrhundert ist die Form indirekter, der Inhalt radikaler abruptes Ende gesetzt: jetzt ist es nicht mehr eine relativ vage umrissene ,Frau', - dort ist eine Verweigerung der kulturellen Weiblichkeitsvorstellung noch im deren Identitat mit der Autorinnenrolle zu vereinbaren ist, sondern die vie! Ansatz moglich. Im 19. Jahrhundert wird der Ton forscher und der Bezug auf konkreter definierte Mutter, Haus- und Ehefrau. Die Kategorie ,Geschlecht' das Thema direkter, aber die Betonung liegt nicht mehr auf einer Ablehnung manifestiert sich jetzt in einer sozial kontrollierbaren und andere Betatigungs­ der Rolle als ,Frau', sondern vielmehr auf dem Versuch, die Autorinnenrolle felder ausschlieGenden Tatigkeit. Der Gegensatz ,Frau' und ,Autorin' im auflegitime Weise in diese zu integrieren. Der Versuch dieser Integration mani­ 18. Jahrhundert ist eine Gratwanderung, die zeitgenossischer Literatur zufolge festiert sich in einer Schreibweise, die zwar nicht neu, aber im 19. Jahrhundert von einigen Auserwahlten mit vie! Feingefuhl bewaltigt werden konnte; der wesentlich ausgepragter ist als im 18.: die Kunst des Zwischen-den-Zeilen­ Gegensatz ,Hausfrau' und ,Autorin' im 19. reprasentiert einen unUberbrUck­ Schreibens - eine wortlich zu nehmende Version von Showalters ,zweistimmi­ baren Abgrund- zwei einander diametral entgegengesetzte Identitaten. gem Diskurs". Zwischen den Zeilen Schreiben ermoglicht der Autorin die In zeitgenossischen AuGerungen der Autorinnen selbst zu diesem Dilemma Rechtfertigung ihrer Existenz als Autorin und die gleichzeitige Wieder­ sind deutliche Unterschiede zwischen Texten aus dem 18. bzw. aus dem spiegelung des Selbstportrats als brave Hausfrau. Ein solcher zweistimmiger 19. Jahrhundert wahrnehmbar, die die Konflikte ,Frau/Autorin' und ,Haus­ Diskurs ist immer fUr zwei unterschiedliche Leserschaften geschrieben und frau/Autorin' wiederspiegeln. Eine vorlaufige Sichtung von zeitgenossischen muG jedem Publikum die Moglichkeit bieten, aus dem Text das genaue Gegen­ Briefen, Autobiographien, Vor- und Nachworten und literarischen Texten laGt teil dessen herauszulesen, was das andere Publikum liest. Ein wortliches Beispiel folgende Verallgemeinerungen zu: bietet der Brief einer frisch verheirateten Englanderin, zuerst veroffentlicht • Im 18. Jahrhundert wird in der Regel der Gegensatz zwischen beiden Iden­ 1823, gerichtet an eine Freundin und (indirekt) an den ihre Briefe zensierenden titaten kommentiert. Hierbei handelt es sich meist urn vereinzelte, zusammen­ Ehemann: hanglose Bemerkungen; selten wird auf das Dilemma direkt Bezug genommen. Hinter den zogernden, sogar unbewuGt scheinenden Andeutungen verbirgt I cannot be satisfied, my Dearest Friend! sich oft eine ungeahnte Radikalitat: die Verweigerung der Frauenidentitat, wo blest as I am in the matrimonial state, sie im Gegensatz zu der als Autorin steht. unless I pour into your friendly bosom, • Im 19. Jahrhundert zielen Schriftstellerinnen vie! after auf eine Verbindung which has ever been in unison with mine, beider Rollen: Losungsversuche, die verstarkt nach der Etablierung der Ge­ the various deep sensations which swell schlechtscharaktere einsetzen, die den Konflikt als unlosbar definieren. Anders with the liveliest emotions of pleasure als im 18. Jahrhundert wird das Problem direkt benannt: wie ist eine Vor­ my almost bursting heart. I tell you my dear stellung sowohl der Hausfrau als auch der Schriftstellerin moglich in einer husband is one of the most amiable of men, Gesellschaft, die beide als miteinander unvereinbar definiert? Die BewuGtheit I have been married seven weeks, and dieser Versuche fUhrt zu dem literarischen Phanomen der Geteiltheit, die in have never found the least reason to vieler Frauenliteratur zum Ausdruck kommt und die die feministische Litera­ repent the day that joined us, my husband is turwissenschaft so beredt umschrieben hat (die Frau ist ,eins und doppelt" bzw. in person and manners far from resembling ,verdoppelt" oder ,spiegelt sich"; ihr Blick ,schielt" bzw. ,blinzelt" auf die ugly, crass, old, disagreeable, and jealous eigene und die sozial vorgeschriebene Realitat; ihr Diskurs ist ,zweistimmig", monsters, who think by confining to secure; ihr Selbst ,fragmentiert"; siehe Kap. I). Obwohl diese Theorien nicht aus­ a wife, it is his maxim to treat as a schlieGlich auf das 19. Jahrhundert anwendbar sind, sind sie dort vielleicht am bosom-friend and confidant, and not as a eindeutigsten erkennbar, wei! sich im 19. Jahrhundert der soziale Druck zur play thing or menial slave, the woman Konformitat ungeheuer verstarkte. Dasselbe gilt fUr Butlers Theorie der gender chosen to be his companion. Neither party performativity, der ,Vorstellung" eines Geschlechts: im 19. Jahrhundert sind he says ought to obey implicitly; - diese Vorstellungen oft bewuft und intendiert und daher Ieichter lesbar. but each yield to the other in turns -

94 95 An ancient maiden aunt, near seventy sagt er, soll blind gehorchen- a cheerful, venerable, and pleasant old lady, ein jedes soll dem andern abwechselnd nachgeben - lives in the house with us - she is the de­ Eine alte jungfrauliche Tante, nahe den Siebzigern, light of both young and old- she is ci- eine freundliche, ehrwUrdige, umgangliche alte Dame, vil to all the neighborhood round, lebt bei uns - sie ist der Sa- generous and charitable to the poor - men aller GUte fUr jung und alt- zuge­ I know my husband loves nothing more tan der ganzen Nachbarschaft- than he does me; he flatters me more gro!SmUtig und mildtatig den Annen gegenUber - than the glass, and his intoxication Ich wei!S, mein Mann liebt nichts mehr als (for so I must call the excess of his love,) mich; oft schmeichelt er mir und erhebt auf mich often makes me blush for the unworthiness das Glas, 1 und seine Trunkenheit of its object, and I wish I could be more deserving (denn so mu!S ich das Uberma!S seiner Liebe nennen,) of the man whose name I bear. To macht mich oft erroten, denk ich der UnwUrdigkeit say all in one word, my dear, -, and to des Gegenstands seiner Liebe. Ich wUnschte nur, ich ware wUrdiger crown the whole, my former gallant lover des Mannes, dessen Namen ich trage. Urn is now my indulgent husband, my fondness alles mit einem Wort zu sagen, Liebe - und urn is returned, and I might have had dem Ganzen die Krone aufzusetzen: mein ehemaliger edler Geliebter a Prince, without the felicity I find with ist nun mein nachsichtiger Gatte, meine Liebe him. Adieu! May you be as blest as I am un­ ist zurUckgekehrt2 und ich hatte mich verheiraten konnen mit able to wish that I could be more einem Prinzen, ohne dasselbe GlUck zu finden wie mit happy. (Zit. Sniader Lanser 9-11). ihm. Adieu! Mogest du so gesegnet sein, wie ich un- fahig bin mehr GlUck zu wUnschen, da ich in vollem Ma!Se Ich kann nicht glUcklich sein, geliebte Freundin! glUcklich bin. so wahl es mir im Eh'stand auch ergeht, bis ich nicht in dein liebend Herz ausgeschUttet Der Brief an die Freundin, im wortlichen Sinn zwischen den Zeilen (auf jeder (das stets im Einklang mit dem meinen schlug) zweiten Zeile, beginnend mit der ersten) geschrieben, ist nicht nur eine simple die vielen tiefen GefUhle, die mein Herz und geniale Veranschaulichung des Konzepts, sondern auch eine besonders mit den Empfindungen des lebendigsten VergnUgens fUr das 19. Jahrhundert reprasentative literarische Form. Der Versuchung, die anschwellen. Ich sage Dir, mein Lieb - versteckte, hier an die Freundin adressierte Nachricht als die ,wahre' oder gar ster Mann ist der liebenswUrdigsten Menschen einer, emanzipatorische zu interpretieren, sollte man allerdings widerstehen - hier seit sieben Wochen bin ich nun verheiratet, und und bei anderen Texten. In diesem Fall z. B. ist der Text: zwischen den Zeilen habe nie nur den geringsten Grund gehabt, zu sagen: keineswegs einer emanzipatorischen Aussage gleichzusetzen: der an den Ehe- ich bereue den Tag meiner Hochzeit. Mein Mann ist in Person und Benehmen weit entfernt von jenen Monstern, die Die Doppelbedeutung von ,Spiegel" und ,Glas" im Deutschen wiederzugeben, ist haislich, derb, alt, unleidlich, und eifersUchtig, Ieider unmoglich. Korrekt iibersetzt wiirde der an den Ehemann gerichtete Satz durch Haft sich Sicherheit verschaffen mUssen; Iauten: ,er schmeichelt mir mehr als der Spiegel"; der an die Freundin: ,er liebt eine Frau, so ist sein Grundsatz, wird behandelt nichts mehr als das Glas". als Busenfreundin und Vertraute, nicht jedoch 2 Ebenfalls ein uniibersetzbares Wortspiel im Original. Im Brief an den Ehemann lau­ als Spielzeug oder niedrige Sklavin, die Frau tet der Satz: ,meine Liebe wird erwidert"; im Brief an die Freundin: ,mein Geliebter die er sich zur Gefahrtin erwahlt. Weder Mann noch Frau ist zuriickgekehrt".

97 Gi.inderrodes Anmerkungen konnen als Beispiele fi.ir zwei wichtige Stro­ mann gerichtete Text besingt das neue Ehegli.ick der Schreiberin, eine Aussage, mungen im Schrifttum weiblicher Autoren zum Thema stehen. Beiden sind die der an die Freundin gerichtete Text negiert. In beiden Fallen ist dies der zwei Charakteristika gemeinsam: die Erfahrung der Gespaltenheit (die Kom­ offensichtliche Zweck der Epistel. Andererseits findet sich in dem Text an den ponenten des lchs oder die ,beiden" Ichs sind mit sich uneins, zerfallen, Ehemann eine deutlich implizierte Kritik an der Ehe iiberhaupt, impliziert vor ze:strit~en, _einander unvertraut bis zum Befremden); und die Erfahrung der allem in dem vorteilhaften Vergleich des Ehemannes mit den unleidlichen und Hrlflosrgkert: das betroffene Selbst reagiert mit Verwunderung und sieht keinen eifersi.ichtigen Monstern, in deren Hande sie hatte fallen konnen. Verstarkt Ausw~g aus ~em Dilem~a, obwohl der Konflikt als potentiell todlich empfun­ wird diese Kritik dari.iber hinaus noch durch die andeutungsweise Darstellung den wrrd. Dre Unterschrede zwischen beiden Stromungen lassen sich an einem des eigenen Ehemannes als Ausnahme und die der Monster als Regel. Diese Vergleich von Gi.inderrodes Texten aufzeigen: sehr im Gegensatz zu dem ersten Kritik wird in dem Brief an die Freundin zuri.ickgenommen, in der Aussage Text, in dem die beiden Ichs als absolut gleichrangig beschrieben werden, wird namlich, daG die Schreiberin in der Ehe mit einem anderen Mann gli.icldicher der Konflikt im zweiten Text als geschlechtsspezifischer beschrieben. Hier wird geworden ware. In dieser Epistel ergibt sich also eine genaue Umkehrung der die Basis- oder ,urspri.ingliche' Identitat mit einer angenommenen kontrastiert Akzente: hier werden die Gli.ickserwartungen an die Ehe generell akzentuiert, 1 (sie ist ein Weib; sie mochte ein Mann werden). Der Unterschied ist entschei­ wobei der eigene Fall als ungli.icldiche Ausnahme gesehen wird. dend: wahrend im ersten Text die Abwesenheit einer obligatorischen harmoni­ Das folgende ist ein Versuch, Aussagen von Schriftstellerinnen beider Jahr­ schen Identitat die Wahl zwischen beiden, d. h. eine alternative Vorstellung des hunderte zur eigenen Autorschaft und dem daraus erwachsenden Dilemma auf Geschlechts, ermoglicht, interpretiert der zweite Fall das kulturelle Geschlecht diesen verschiedenen Ebenen zu lesen, ohne die widerspri.ichlichen Botschaften als ,nati.irliche' Folge des anatomischen und posiert dieses gleichzeitig als das an die verschiedenen Leserschaften zu valorisieren: eine Erwartungshaltung an ,wa~r.e' Selbst, ein coup d'etat, der aile abweichenden Tatigkeiten als illegitim die Autorinnen und Texte konnte den Blick auf ihr oft kompliziertes und sub­ defmrert. Im ersten Fall ware eine Selbstdefinition als weiblich eine rein anato­ tiles Selbstverstandnis verstellen. Ziel ist nicht zu werten, sondern auszuwerten: mische, die schriftstellerische Aktivitaten zulaGt, im zweiten eine anatomische eine Aufwertung der emanzipatorischen oder unterschwelligen Aussagen bzw. undkulturelle, die sie ausschlieGt. eine Abwertung der offensichtlichen oder konformen wi.irde ein Identitats­ Wie die eno~me P~pularitat mannlicher Pseudonyme ab ca. 1820 belegt, bewuGtsein voraussetzen, das m. E. keineswegs immer gegeben ist. Gerade die beantworten wertaus dre Mehrzahl der Autorinnen des 19. Jahrhunderts ihr Di­ haufige Gleichwertigkeit dieser Aussagen, besonders im 19. J ahrhundert, ist der beste MaGstab fi.ir das Identitatsdilemma zeitgenossischer Autorinnen. lemma ~i.t ein~m ~ugest_andnis an ihr kulturelles Geschlecht: die Vorstellung der Werblrchkert wrrd pnvat aufrechterhalten, die schriftstellerische Tatigkeit ~~a ~seudonym als mannliche Aktivitat ausgewiesen. Im 18. sind zwei gegen­ satzhche Tendenzen auszumachen: Schriftstellerinnen, die als Mann posierten, 1. ,ZWEI SEELEN, WOHNEN, ACH, IN MEINER BRUST": und Autorinnen, die wie ein Mann auftraten - d. h. die mannliche Privilegien ScHULD UND ScHIZOPHRENIE WEIBLICHER AuTORSCHAFT kurzerhand usurpierten, ohne das Versteckspiel, das im 19. Jahrhundert i.iber­ Deswegen kommt es mir aber vor, als sahe ich mich im Sarg, und meine beiden handnimmt, mitzuspielen. Dazu gehoren u. a. Charlotte von Stein, 1 Charlotte Ichs starren sich ganz verwundert an. (Karoline von Giinderrode, zit. Serke 39) Charlotte von Stein beschrieb die Usurpation mannlicher Privilegien oft in ihren Dramen, z. B. in Dido und Ein neues Freiheitssystem (1798). Dido wird im Drama Warum ward ich kein Mann! Ich habe keinen Sinn for weibliche Tugenden, for nur in ihrer offentlichen Rolle beschrieben und auch nur so bezeichnet: in den Weibergliickseligkeit. Nur das Wilde, GrojJe, Glanzende gefiillt mir. Es ist ein Bi.ihnenanweisungen erscheint sie nur als ,Konigin", nie unter Verwendung ihres unseliges, aber unverbesserliches Mifverhaltnis in meiner Seele; und es wird und Namens. In Ein neues Freiheitssystem verkleidet sich das Kammennadchen Susette als mujJ so bleiben, denn ich bin ein Weib und habe Begierden wie ein Mann, ohne Soldat, spielt ihre Rolle perfekt und gibt sie nur auEerst ungern wieder auf; die Mannerkraft. Darum bin ich so wechselnd und so uneins mit mir. Schauspielerinnen Luitgarde und Florine dagegen ,spielen' ihre Weiblichkeit, die in (Karoline von Giinderrode, zit. Schatten 5) ihrem Rollenspiel auf die Verldeidung und feminines Getue reduziert wird, auf auEerst durchschaubare Weise. Zu von Steins Didos. Bohm, ,Charlotte von Stein's Dido" und Goodman, ,The Sign Speaks". Vgl. dazu auch die Analyse des Briefes bei Sniader Lanser 10-13.

99 ;, 98 Ackermann (1757-1775), Sidonia Hedwig Zaunemann und die sparer promo­ Hier hast du was zu lesen. Nicht etwan von einem grossen gelehrten Mann; vierte Dorothea Schlozer, die ihre Zeitgenossinnen und Zeitgenossen mit ihrer Nein! nur von einer Frau, deren Namen du aussen wirst gefunden haben, Passion fiir die ,mannliche' Aktivitat des Reitens schockierten; Zaunemann war und deren Stand du unter den geringsten Lenten suchen mu!St: Denn sie ist dariiber hinaus beriichtigt fiir ihre Weigerung zu heiraten, ihr gewohnliches nichts, als eine Comodiantin [ ... ]. Fragst du: Warum sie auch schreibt? So Auftreten in Mannerldeidung, und andere Abweichungen vom Pfad weiblicher antwortet sie dir das, dem Frauenzimmer gewohnliche, Darum! Fragt dich Tugend wie ihre Einfahrt in ein Bergwerk im Jahre 1737 - ein Wagnis, das jemand: Wer ihr geholfen hat? So sprich: [ ... ] Es konnte doch wahl seyn, Dorothea Schlozer genau 50 Jahre nach ihr ebenfalls unternahm. 1 Andere daiS sie es selbst gemacht hatte (Neuber 2, Hervorhebungen der Autorin). Autorinnen fanden andere Wege, ihre ,Weiblichkeit' zum Zweck des Schreibens oder Lesens zu sublimieren: Anna Louisa Karsch ,verga!S' nach eigener Aussage Das oft humorvolle Posieren als Mann und die gleichzeitige Usurpation mann­ bei literarischen Beschaftigungen regelmaaig, daiS sie ein Madchen war ( Ge­ licher Privilegien bedeutete fur einige Autorinnen des 18. Jahrhunderts eine dichte und Lebenszeugnisse 9); Karoline Neuber spielte mit Vorliebe Mannerrol­ Absage an ihre ku!turelle Geschlechtsrolle, wobei ihr Selbstverstandnis als ana­ len auf der Biihne und war fiir ihre Hosenrollen beriihmt (Becker-Cantarino, tomische Frau unangetastet blieb. Fiir die Mehrzahl ihrer Kolleginnen dagegen Der lange Weg 312; Kindermann IV/1 487). Was an allen diesen Fallen bemer­ bedingte das anatomische Geschlecht das kulturelle; eine Verweigerung der kenswert ist, ist die ldare Erkenntnis der Widerspriichlichkeit der verschiede­ kulturellen Weiblichkeitsvorstellung sahen sie als unvereinbar mit ihrer Iden­ nen Rollen- der ,weiblichen' und der ,mannlichen' bzw. kreativen- und die titat als Frau. Autorinnen, die das patriarchalische Diktum der Unvereinbarkeit bewujteund spielerische Ubernahme der Mannerrolle. Fiir diese friihen Schrift­ ihrer kulturellen Weiblichkeit mit ihrer Autorschaft akzeptierten, sahen sich so stellerinnen bedeutete die Vorstellung der Mannlichkeit keine Identitatskrise, in eine schizophrene Situation gedrangt, die sie zwang, das eigene Schreiben wie sie Giinderrode und nach ihr viele andere erfuhren, sondern im Gegenteil zu legitimieren oder umzudefinieren. Derartige Legitimationsversuche sind oft eine Mfirmation des eigenen Ich als schreibend undweiblich. Obwohl einige nicht zu verwechseln mit dem literarischen Bescheidenheitstopos in Schriften von ihnen anonym veroffentlichten (Charlotte von Stein), kamen sie alle ohne mannlicher Autoren: der Bescheidenheitstopos war eine begrenzte Erschei­ die sonst so iiblichen Entschuldigungen, Bescheidenheitsformeln, Ausfliichte nung, sowohl zeitlich (vereinzelt im Mittelalter, vorwiegend von Renaissance oder Anerkennung mannlicher Uberlegenheit und vor allem ohne mannliches bis Barock) als teilweise auch gattungsgeschichtlich (oft handelt es sich urn Pseudonym aus: die Hosenrolle enthob sie der Notwendigkeit, die eigene religiose Schriften, besonders Schriften von Mystikerinnen und Mystikern). Bei Autorschaft im Ernst als mannliche zu kaschieren. Wo die eigene Autorschaft Frauen dagegen ziehen sich Legitimationsversuche fur die eigene Autorschaft oder andere Ubertretungen des Weiblichkeitsdogmas kommentiert werden, ge­ durch alle Zeitalter und Genres. Der Bescheidenheitstopos in Schriften mann­ schieht es im Gegenteil immer unter Hervorhebung des eigenen anatomischen licher Autoren ist zudem thematisch in einer Weise begrenzt, die ihn deutlich Geschlechts bei gleichzeitiger Ablehnung des kulturellen, bzw.: Verweigerung als poetologisches Manover ausweist: oft geht es z. B. urn die Feststellung der der kulturellen Vorstellung der ,Weiblichkeit'. So z. B. bei Karsch, die ihre eige­ ,Ungelahrtheit' des Autors, die das eigene schriftstellerische Genie noch beto­ nen Versto!Se ,wider's Weiber-Etikett" und andere Spriinge ,tiber's Ceremo­ nen soll. Und schliefSlich wird in Bescheidenheitsfloskeln mannlicher Autoren niell" eher stolz aufzeigt ( Gedichte 327); so in Zaunemanns selbstbewu!Sten zwar haufig die Ungewohnlichkeit, nie aber die Berechtigung des Autors zum Anmerkungen zur eigenen Lebensweise und Schriftstellerei, oder in Neubers Schreiben diskutiert; was gerade das Anliegen weiblicher Autoren ist. 1 herausforderndem Vorwort zu ihrem Deutschen Vorspiel: Der Ort, an dem weibliches Schreiben am haufigsten legitimiert wird, ist das Vorwort, und auch hier ist eine historische Entwicldung ablesbar: die Mehrzahl Zu Ackermann vgl. Becker-Cantarino, Der lange Weg 321f.; zu Zaunemann s. Trag­ der Vorworte mit geschlechtsspezifischen Reflexionen stammen aus dem 18. nitz, Brinker-Gabler, ,Das weibliche Ich", und Heuser, ,Das Musenchor" 307-13; oder friihen 19. Jahrhundert. Griinde dafiir konnten in dem Ansteigen der Ge­ zu Schlozers Bergwerkseinfahrt und ihrer Passion fiir das Reiten vgl. Kern/Kern 64f. Bezeichnend sind die zeitgenossischen Kommentare zum friihen Tod Ackermanns schlechtsanonymitat, besonders mannlicher Pseudonyme im 19. Jahrhundert und Zaunemanns: in heiden Fallen wurde unrichtigerweise behauptet, sie hatten zu suchen sein, die derartige Reflexionen iiberfliissig machten. Bei einzelnen sich bei einem wilden Ritt den Hals gebrochen bzw. -so die deudiche lmplikation­ fiir ihr unweibliches Verhalten den verdienten Lohn gefunden. Vgl. Becker-Canta­ Zu Rechtfertigungsversuchen von Frauen im Gegensatz zum ,Bescheidenheitstopos' rino, Der lange Weg 322 und Tragnitz 132. vgl. die Ausfiihrungen von Lerner, Feminist Consciousness 51.

100 101 1 Schriftstellerinnen tigt sich eine solche Tendenz durchaus belegen: in vielen lieg das Werk drucken, oft ohne Wissen und gegen den Willen der Autorin. Fallen setzen die Legitimationsversuche im Vorwort erst nach der Luftung der Wohl das extremste Manover dieser Art ist die Vorgabe, am Werk selbst un­ Anonymitat oder des Pseudonyms, also nach Aufdeckung des Geschlechts, schuldig bzw. unbeteiligt gewesen zu sein: die Autorin entpuppt sich als ein.1 ,unschuldige" Obersetzerin bzw. Herausgeberin (Gottsched, ,Vorrede" zu Die In Vorworten aus dem Zeitraum 1740-1820 treten die folgenden Merkmale Pietisterey, Die Lustspiele I 447; C. F. Huber, Cleveland), oder das Werk hat sich mit bemerkenswerter Regelmagigkeit auf:2 ,selbst geschrieben', es ist ein Werk des Zufalls (Pichler, ,Vorwort", Zeitbilder 1) Die Autorin beschreibt sich selbst als Angeklagte. Eine ungeheure Anzahl der I vf.), der Natur oder weiblicher Empfindungen. ,Keines dieser Gedichte habe Autorinnen bezeichnet weibliche Autorschaft generell als Vergehen, dessen ich machen wollen; Wehmut oder Scherz, GefUhl oder Laune, haben sie er­ Ernsthaftigkeit unterschiedlich eingeschatzt wird (die Palette reicht in etwa von zeugt, und es ist ihnen daher auch nie erlaubt, AnsprUche, welchen gelehrten grobem Unfug bis zum Schwerverbrechen). Schreiben wird u. a. bezeichnet als Mannern misfallen mUgten, zu machen" (BUrger, ,Vorrede" xvif., Hervor­ ,Dreistigkeit" (Fabricius, Vorwort iii), als ,Vermessenheit" (Artner, ,Vorrede" hebung der Autorin). x), ,Verirrung" (Weigenthurn, ,Vorrede" I iii), ,Verbrechen" (Artner xi) ode.r, 2) Die Autorin fiihrt mildernde Umstande an in Fallen, in denen sie sich der humorvoller, als Verstog ,wider die Kleiderordnung" (Weigenthurn I v). D1e vorsatzlichen Schriftstellerei schuldig bekennen muK Dahin gehoren u. a. die Schuld der Autorschaft (Gottsched, s. u.) fUhrt in verschiedene AusflUchte: Feststellung, das Werk sei nicht zum Zweck der VerOffentlichung geschrieben die Autorin nahert sich nicht ,ohne Zittern" dem ,Richterstuhle" mannlicher worden, sondern lediglich zur eigenen ,Erheiterung" (Recke, Familien-Scenen Kritik (Titzenhofer, Lausus und Lydie, ,Nacherinnerung an die Kunstrichter" 7f.) oder zum ,VergnUgen weniger Freunde" (Titzenhofer, Lausus und Lydie 91), wo sie demUtig um ,Nachsicht" fleht3 oder auch ihre Unschuld beteuert­ 94);2 die Beteuerung, es handele sich urn das erste Vergehen dieser Art,3 oder ein mannlicher Herausgeber verleitete die Autorin zur Veroffentlichung oder die Darstellung des vorliegenden Werks als Ausnahme bei gleichzeitiger Ver­ dammung weiblicher Schriftstellerei allgemein. 3) Die Autorin rechtjertigt vorsatzliche und wiederholte Veroffintlichungen, oft durch eine inhaltliche, genrespezifische oder methodologische Umdefinition. Zu Romanvorreden von Frauen Ende des 18. Jahrhunderts vgl. Schieth, Entwicklung FUr Frauen tabuisierte Genres wie z. B. Drama werden anders ldassifiziert (als 28-69; Heuser, ,Poetologische Reflexionen"; zur Beziehung zwischen anonyme1-/ dialogisierte Novellen, didaktische Literatur, Kinderliteratur, Romane, Opern, pseudonymer Veri:iffentlichung und Demutsfloskeln im Vorwort ~gl: Schieth, Ent­ private bzw. Bekenntnisliteratur,4 oder auch als Obersetzungen oder Herausga­ wicklung57 und Heuser 60ff.lch habe hier nur Vorworte zu belletnstlschen Werken diskutiert und Werke von Autorinnen, die ihr Schreiben tiber eine Bewegung oder ben, selbst wenn es sich urn Originalwerke handelt, s. o.). Wohl das popularste politische bzw. soziale ,Sache' rechtfertigten, aufSer Acht gelassen. Dazu gehi:iren Rechtfertigungsmanover ist der ostentative Verzicht auf den Anspruch, ,hohe' z. B. die vaterlandischen Dramen von Caroline Pichler, Gisela Grimm oder Gertrud Prellwitz, sowie viele Werke der Arbeiterinnenliteratur (siehe Kap. IV). In diesen Berlepsch, ,Ein Gesprach als Vorrede" iii-xxviii; C. K. Schlegel 4, Recke, Familien­ Werken finden sich sachliche, textbezogene Vorworte ohne geschlechtsspezifische Scenen 7; Arndts, unpag.; Gottsched, Die Lustspiele I 442-49; Henle, ,Vorwort" 3. Reflexionen oder eine wie immer geartete Rechtfertigung der eigenen Autorschaft. 2 Ahnlich Gottsched, Die Lustspiele I 446; Berlepsch xf.; BUrger xvii; C. K. Schlegel 3; 2 Meine Verallgemeinerungen tiber Vorworte von Frauen basieren auf einer Material­ WeifSenthurn, ,Vorwort", Die Drusen II 207 und ,Vorrede", Das Waisenhaus VI 203. auswertung von Vorworten zu ca. 90 in diesem Zeitraum veri:iffentlichten Dramen, 3 Z. B. Bandemer, Widmung an Luise von PreufSen, unpag.; Titzenhofer, Lausus und 67 Romanen, 12 Gedichtsammlungen, 75 didaktischen und 15 auto/biographischen Lydie 92 und 96; Artner, ,Vorrede" x. DafS es sich hier teilweise um unrichtige An­ Werken. Es ist durchaus mi:iglich, dafS die relativ starke Betonung des dramatischen gaben handelte, die zur blofSen Legitimation der Veri:iffentlichung dienen sollten, Genres einen EinflufS auf meine Forschungsergebnisse hatte, obwohl die Vorreden in erweist z. B. Hensels ,Vorbericht" zu ihrem zweiten Drama Die Entfiihrung. dort anderen Genres diese Ergebnisse weitgehend bestatigen. Besonders in Romanvor­ spricht sie von ihrer ,noch schtichternen Muse [ ... ], die es itzt nur versucht hat, worten finden sich teilweise subtile Hinweise auf die Tatsache, dafS die Genrewahl einen FufS in die Welt zu setzen" (unpag.). den Veri:iffentlichungsmodus beeinflufSte. Vgl. dazu die Arbeiten von Schieth und 4 Vgl. z. B. WeifSenthurns Umbenennung ihres Dramas Die Drusen in einen ,mora­ Heuser zu Romanvorreden von Frauen. lischen Roman" oder eine ,Oper" im Vorwort, II 207f.; und Ebner-Eschenbachs 3 Di:irrien, ,Vorbericht" 5; Fabricius iv; Titzenhofer, Lausus und Lydie 92; Arndts, Reklassifizierung vieler ihrer Dramen als ,dialogisierte Novell en". S. Kord, Bin Blick ,Vorwort", unpag.; BUrger, ,Vorrede" xviif. 354f.

102 103 Literatur bzw. Kunst in irgendeiner Form produziert zu haben. Fiktion wird 5) Die Autorin verweigert die Anerkennung des Urteils zeitgeni:issischer Kritik durch die Tarnung als ,wahre Begebenheit" zur Nacherzahlung deklassiert und der Nachwelt durch die Widmung an meist weibliche und sozial hi:iher­ (C. K. Schlegel, ,Vorbericht des Herausgebers" zu Duval und Charmille 3; gestellte Gi:inner, denen - und das wird in der Regel besonders betont - Thon, ,Vorbericht", unpag.); Kunst zur ,Natur" (Titzenhofer, Lausus und ausschliejtlich das Urteil uber den Wert des Werkes iibertragen wird- wodurch 1 Lydie, 96) und Intellekt zur ,lebhafte[n] Einbildung" oder ,Phantasie" (WeifS­ die Autorin das Werk geschickt jedem anderen Urteil entzieht. enthurn, ,Vorrede" I iv; Burger xviii); oder die Autorin rechtfertigt das Werk Voraussetzung und Inspiration fur alle diese Taktiken ist das Verstandnis unter Hinweis auf seine didaktische Funktion. Solange es Ziel der Literatur ist, legitimer Autorschaft als grundsatzlich mannlich. Die einzig mi:igliche Antwort Tugend und Laster zu lehren1 oder junge Madchen zur Anpassung an ihre auf diese Voraussetzung bei gleichzeitiger Fortsetzung der eigenen Schriftstelle­ Geschlechtsrolle zu erziehen, so argumentieren viele, bewegt sich auch die rei ist die Vorspiegelung des mannlichen Geschlechts. Die Konsequenz dieser Autorin innerhalb der ,Grenzen ihres Geschlechts': hier handelt es sich nicht Maskerade ist der Hosenrolle so entgegengesetzt wie ihre Voraussetzungen: die urn Schriftstellerei, sondern lediglich urn die literarische Erfiillung der ,Mutter­ Hosenrolle ist ein oppositioneller und usurpatorischer Akt, der sich eindeutig nur auf der kulturellen Ebene bewegt und iiber das eigene Selbstverstandnis als roUe' .2 4) Die Autorin spricht sich das eigene Urteilbzw. nimmt das Urteil zeitgeni:issi­ ,weiblich', ,mannlich' oder geschlechtslos keinerlei Aussagen macht. Dem­ scher Kritiker und der Nachwelt tiber das eigene Werk vorweg. Dazu gehi:irt die gegeniiber basiert das Rollenspiel, das hier initiiert wird, auf einer anderen oft herbe Selbstkritik, die anderen Kritikern das Wort entzieht (Titzenhofer be­ ,Vorstellung': der unbewufSten und unfreiwilligen kulturellen Vorstellung der zeichnet ihr Drama Lausus und Lydie als die ,MifSgeburt meines Witzes", 92)3 Weiblichkeit, einem konformen Akt also, der dariiber hinaus nicht als Akt, son­ und die demonstrative Anerkennung mannlicher Oberlegenheit: ,Batte ein dern als Gegebenheit bzw. ,Natur' verstanden wird. Anders als die Hosenrolle Mann diese Blatter geschrieben, sie wiirden vorziiglicher seyn" (Woltmann, reprasentiert eine Usurpation mannlicher Privilegien auf dieser Basis, so not­ ,Vorrede", Natur, Bestimmung, Tugend und Bildungv). 4 Ebenso kann auch ein wendig sie fiir die Aufrechterhaltung der eigenen Existenz als ,Autor' ist, eine Lob der eigenen schriftstellerischen Tatigkeit oder des Werkes nur aus mannli­ Attacke auf die eigene Identitat; sie fiihrt unweigerlich zu der BewufStseins­ chem Munde kommen, wozu die Autorinnen haufig mannliche Gi:inner oder spaltung und zu den Schuldgefiihlen, die sich in den oben angefiihrten Texten Herausgeber erfinden.5 Ein subtileres Merkmal dieses Phanomens ist die oft ablesen lafSt. ausfuhrliche Erldarung der auktorialen Intention im Vorwort - hier wird im­ Zwei Beispiele fiir diese gleichzeitige Vorstellung zweier Geschlechter, des pliziert, daiS die Nachwelt sich die Miihe einer Analyse allenfalls bei Werken zum Schreiben autorisierten Mannes und der Frau, die sich nicht des Schrei­ mannlicher Autoren machen wird (z. B. Recke, Familien-Scenen 9f.). bens schuldig gemacht hat, mi:igen hier reprasentativ fiir viele stehen: Gott­ scheds Vorwort zu ihrem ersten Drama, Die Pietisterey im Fischbein-Rocke, 1736 anonym veroffentlicht, und Berlepschs ,Ein Gesprach als Vorrede" zu ihrer Z. B. Hensel, Widmung an die Konigin von Grogbritannien, Die Familie auf dem orthonym veri:iffentlichten Sammlung kleiner Schriften (1787). Gottsched Lande, unpag.; Titzenhofer, Lausus und Lydie 93f.. stellt ihrem Drama, einer Adaptation von Guillaume-Hyacinthe Bougeants La 2 Dorrien, ,An den Leser" 4 und ,Vorbericht" Sf.; Hofmann, ,Vorerinnerung" 7-9; Femme Docteur (1730), einen fiktiven Briefwechsel zwischen dem Herausgeber Holder, ,Vorrede", I, unpag.; Sydow, ,Vorwort", iii-v; Woltmann, ,Vorrede", Natur, und dem Autor des Dramas voran, beide mannlich und anonym. Der Heraus- Bestimmung, Tugend und Bildung v. Zur literarischen Mutterrolle vgl. den 2. Ab­ schnitt dieses Kapitels. 3 Ahnlich auch Dorrien, ,Vorbericht" 7; Fabricius vi; Harboe, ,Vorrede", viif.; Burger Widmungen dieser Art finden sich z. B. bei Bandemer, Sidney und Eduard (an Luise xvii; Hensel, ,Vorbericht", Die Entfiihrung 3. von Preugen, unpag.); Hensel, Die Familie auf dem Lande (an die Konigin von 4 Vgl. auch Fabricius ivf.; Titzenhofer, Lausus und Lydie 95; Armer x; Holder I, Grogbritannien, unpag.); Titzenhofer, Wilhelm und Hannchen (an Maria Eleonora Freifrau von Prittwitz, unpag.); Artner, Die That (an Marie Freiin von Zay, unpag.); unpag .. 5 Vgl. die Anmerkungen teils real existierender, teils erfundener mannlicher Heraus­ Wickenburg, Radegundis (an Grafin Louise Schonfeld-Neumann, unpag.); Helvig, geber oder Conner in Krickeberg, ,Vorwort" zu Die Ehrenrettung 9; Ehrmann, Die Schwestern aufCorcyra (an Louise von Sachsen-Weimar, 287-89); Recke, Fami­ ,Vorerinnerung", unpag.;_Wielands Einleitung zu La Roches Sternheim; Gottsched, lien-Scenen (an die Herzogin von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg, Die Lustspiele I 442f.; und Berlepsch. unpag.).

105 104 geber, der den Autor als ,Hoch-EhrwUrdiger, Hochgelahrter Herr!" tituliert spateren Vorworten werden derartige Manover verstarkt dann eingesetzt, wenn (Die Lustspiele I 442), entschuldigt sich bei ihm unterwUrfig fUr den unvermu­ die Identitat oder zumindest das Geschlecht der Autorin als bekannt voraus­ teten Druck des Lustspiels, der eher zufallig zustandekam: der Herausgeber gesetzt werden muK Gottsched dagegen verwendet diese pseudonymen Ver­ nahm sich ohne Wissen des Autors die Freiheit, die Komodie bei einer ,grossen haltensweisen zusatzlich zu ihrer vollstandigen Trennung von Autorin und Text und aufgeweckten Gesellschaft" von vorn bis hinten vorzulesen (I 442). Das durch fUnf verschiedene Ablenkungsmanover: die Wahrung der personlichen Stuck war ein voller Erfolg, und die begeisterte Gesellschaft beschlog so fort, das Anonymitat der Autorin, die geradezu aufdringliche Wahrung ihrer Ge­ Drama auf eigene Kosten zu veroffentlichen, den verzweifelten Einwendungen schlechtsanonymitat, die Obersetzerfiktion, die falschen Angaben von Verlag des Herausgebers zum Trotz: ,Man hatte sich einmal Dero Manuscript be­ und Veroffentlichungsort1 und die Voraussetzung, dag auch ein mannlicher machtiget, und es war mir nicht moglich, dassel be wiederum in meine Hand zu Autor die Veroffentlichung des Dramas nicht billigen wUrde. Mit dieser letzten bekommen" (I 444). Der Druck ging so schnell vor sich, dag der Herausgeber Aussage lenkt sie geschickt vom Thema selbst ab: namlich von der Tatsache, die Abzugbogen in den Handen hielt, bevor er auch nur Gelegenheit hatte, den dag es hier um geschlechtsbedingte Anonymitat geht.2 Die Wah rung der eigenen Autor von dieser Ungeheuerlichkeit zu unterrichten, und so bleibt ihm nur, Identitats- und Geschlechtsanonymitat, die 1--Iaufung von pseudonymen Tak­ demAutor ,aufs theuerste [zu] versichern, dag ich alles gethan habe, was nur in tiken, die spater zu Standardmanovern in Texten von Frauen werden, und die meinen Kraften gestanden, den Abdruck dieser Schrifft zu verhindern" (I 444). gleichzeitige Verneinung ihres Anliegens machen Gottscheds Vorrede zu einem Gefolgt ist diese Entschuldigung von einer Lobrede des Herausgebers auf das Drama. Der Autor reagiert auf diese Epistel mit ,Bestiirtzung" und versichert, dag ernie die Absicht gehabt habe, das Drama drucken zu lassen- im Gegen­ Gottscheds Selbstbezeichnung als ,Dbersetzer" ist nicht nur im Bezug auf das Ge­ teil habe er es ,blog zu meiner eigenen VergnUgung, und hochstens zur Lust schlecht unrichtig: obwohl sie nach Vorlage arbeitete, nahm sie verschiedene wichti­ einiger vertrauter Freunde bey mUssigen Stunden aufgesetzet" (I 446). Der ge Anderungen an Bougeants Drama vor, erfand und strich verschiedene Figuren und schrieb den gesamten vierten Akt urn (vgl. Martens, ,Nachwort" 157f.). Das Angst vor dem offentlichen Urteil (,was wird die Welt von mir gedencken?"), Drama erschien nicht, wie das Titelblatt behauptet, in Rostad< auf Kosten guter vor ,Verdrug und Streitigkeiten" (I 447), setzt der Autor nun seine beste Ver­ Freunde, sondern in Leipzig bei Breitkop£ Die Haufung der Anonymitatsstrategien teidigung entgegen: ,schuldig' der Urheberschaft an seinem Drama ist nicht er, war in diesem Fall recht erfolgreich: Die Pietistereywurde als einzige von Gottscheds sondern ,Ein gewisser ungenannter Frantzose [ ... ] . Und ich bin eher vor einen dramatischen Arbeiten nicht in die Deutsche Schaubiihne aufgenommen; Gottscheds unschuldigen Uebersetzer, als fUr den Urheber dieses Lust-Spiels anzusehen" Verfasserschaft wurde erst nach ihrem Tod bekannt. (I 447). Der Autor spielt kurz mit dem Gedanken, samtliche Exemplare auf 2 Dies lagt sich nachweisen, obwohl Bougeants Original, wie Gottscheds Adaptation, eigene Kosten aufkaufen und vernichten zu lassen, sieht aber schlieg\ich doch anonym und unter Angabe eines falschen Verlagsortes erschien und einen vergleich­ ein, ,dag es nicht mehr bey mir stehet, den Druck derselben zu hindern" baren, ebenfalls fiktiven Briefwechsel zwischen Aurar und Herausgeber enthalt. (I 448), und ergibt sich seufzend in sein Schicksal. Der Brief schliegt mit meh­ Meine Annahme, dag die in beiden Fallen angewandte Anonymitat und pseudo­ reren Bedingungen an den Herausgeber: der Herausgeber mug ihm verspre­ nymen Taktiken in Bougeants Fall politisch und sozial, in Gottscheds Fall mit Blick chen, das Drama nicht allzu oft abzudrucken, kein Exemplar an den Wohnort auf ihr Geschlecht motiviert waren, stlitzt sich vor allem auf die erheblichen Unter­ des Autors zu schicken, die Anonymitat des Autors strengstens zu wahren, und schiede zwischen der Au tor-Herausgeber-Auseinandersetzung bei Bougeant und Gottsched bzw. auf Gottscheds Anderungen des Originals. Obwohl auch Bougeants ,in der Vorrede die Welt zu Uberzeugen wissen, dag ich an dem Drucke dieser ,Aurar' gegen die Veroffentlichung des Dramas protestiert und vorgibt, er habe es Schrifft keinen Theil gehabt, auch meinen Beyfall darzu nicht gegeben habe" zur Unterhaltung einiger vertrauter Freunde geschrieben, besteht er weder auf Wah­ (I 449). rung seiner Anonymitat, noch sorgt er sich urn die moglichen Konsequenzen der Viele Merkmale in Gottscheds Text werden in spateren Vorworten von Veroffentlichung fUr ihn als Autor in vergleichbarem Mag wie Gottscheds Autor­ Frauen zur Tradition: die Angst vor dem Urteil der Welt, dem durch Beschei­ figur. Seine Hauptsorge ist vielmehr die Rezeption des Dramas: er hat Angst vor denheitsfloskeln vorgebeugt werden mug; das Obertragen jeglichen Stolzes auf negativen Rezensionen, dag das Publikum sich langweilen konnte, und dag das die eigene Errungenschaft auf mannliche Vermittler (hier den Herausgeber und Lustspiel als Attacke auf die Jesuiten (anstelle der Jansenisten) migverstanden wer­ die begeisterte Gesellschaft), und die Privatisierung der eigenen Literatur, die den konnte (vgl. die GegenUberstellung von Bougeants Original und Gottscheds nicht zur Veroffentlichung, sondern nur zum Hausgebrauch verf£t wurde. In Adaptation bei Vulliod, hier S. 92-94).

106 107 der reprasentativsten Texte von Frauen zur eigenen Anonymitat und Autor­ PHILOTAS. Sie werden doch wohl nicht Ihrem eignen Grundsatze zuwider handeln wollen, dag man zu jeder Handlung, die man freiwillig und mit schaft. Anders als Gottsched veraffentlichte Emilie von Berlepsch ihre Sammlung Ueberlegung thut, sich bekennen mug? (xix) kleiner Schriften orthonym. In dem 28-seitigen ,Gesprach als Vorrede" weigert sich Eugenie, die fiktive weibliche Autorfigur, standhaft, ,die kleinen, einzel­ In diesem Abschnitt findet sich plotzlich eine Bewertung des Unternehmens, nen Schopfungen meiner Phantasie" zu veroffentlichen (v) und mug von Philo­ die allem bisher Gesagten vollig widerspricht: Eugenie reiht sich jetzt in die tas mUhsam dazu Uberredet werden. Eugenies begrUndete Furcht vor den ,groge Zahl" der Autorinnen und Autoren im Ruhmestempel ein, sie sieht sich ,Vorurtheile[n] gegen weibliche Schriftstellerey" (ix) beantwortet Philotas mit selbst also als Teil einer literarischen Tradition. Im Gegensatz zu allen Beschei­ dem Hinweis auf einen mittlerweile bekannten Topos: nach eigener Aussage denheitsfloskeln ist hier die Rede von schriftstellerischem Ehrgeiz: Autorschaft schrieb die Autorin ,fUr mich selbst, fUr die wenigen Freunde, denen sich ist eine Sache des Ruhms, Veroffentlichung nicht mehr, wie bei Gottsched, ein meine Seele mittheilen kann und mag" (x), und nur fUr diese sol! die Veroffent­ ,seltsames Schicksal", das vom Verfasser nicht kontrollierbar ist (I 446), son­ lichung auch erfolgen. Schreiben und Veraffentlichen wird so zur privaten dern ,eine Handlung, die man freiwillig und mit Ueberlegung thut". Die Tren­ Mitteilung an einige wenige Freunde (xviii) - bekannte und unbekannte -; nung der Autorfigur in eine mannliche und weibliche Komponente fUhrt bei der Lohn der Schriftstellerin besteht in dem Beifall, den ihr ,einige gute Men­ Berlepsch zu einer Losung, die man nicht anders als genial bezeichnen kann: scherr" spenden (xvii). Dieser selektive Kreis wird deutlich unterschieden von wahrend Eugenie die Rolle der ,Frau' perfekt zu Ende spielt, indem sie Philotas dem ,grogen Haufen" (xii), der immer noch ,ungegrUndeten Vorurtheile[n]" in allem nachgibt, gelingt ihr am Ende die Ubernahme mannlicher Selbst­ anhangt (x). Die Botschaft an die Leserschaft ist deutlich: wer in den selektiven autorisation: sie augert Stolz auf die eigenen schriftstellerischen Leistungen, sie Kreis ,guter Menschen", die Eugenies Botschaft verstehen, aufgenommen wer­ erwartet oder erhofft zumindest die gebUhrende Anerkennung, und sie stellt den will, mug die ungegrUndeten Vorurteile gegen weibliche Schriftstellerei sich der Kritik- eine Selbstautorisation, die sich nur in orthonymer Veroffent­ fahren lassen. Das unvoreingenommene Lesen ihrer Literatur wird so zum lichung ausdrUcken kann. Berlepschs Sammlung ist eines der wenigen Werke in moralischen PrUfstein: die Annahme ist, ,dag alles, was mit reinem, warmen beiden Jahrhunderten, in denen die Autorin, nicht zufrieden mit b[oger Herzen geschrieben wird, auch immer Herzen findet, worauf es wohlthatig Orthonymitat, sich durch Nennung ihres Geburtsnamens ,Uberidentifiziert': ,Emilie von Berlepsch geb. von Oppel" (Titelblatt). wirkt" (xxvi). In Berlepschs Text sind die Geschlechterrollen so verteilt, dag sowohl fUr als Eine verwandte Moglichkeit der Selbstautorisation, die von einigen zeit­ auch gegen eine Veroffentlichung argumentiert werden kann, wobei Eugenie genossischen Schriftstellerinnen verwandt wird, ist die Annahme einer Rolle immer die streng konservative Haltung in den Mund gelegt wird. So argumen­ ,zwischen Mann und Frau' oder ein Oszillieren zwischen beiden. Wie die Usur­ tiert Eugenie gegen, Philotas fUr die Veroffentlichung; Eugenie betont die pri­ pation der Mannerrolle oder die Spaltung der Autorin in ein mannliches und vaten Aspekte ihrer Literatur; Philotas dagegen spricht das Verdammungsurteil ein weibliches Ich basiert auch diese Methode auf einem zeitgenossischen Vor­ gegen den grogen, von Vorurteilen geplagten Haufen aus (was sich Eugenie nie urteil, das, in sein Gegenteil verkehrt, Autorschaft ermoglicht statt unterdrUckt. erlauben konnte). Und schliemich ist es Philotas, der zu Eugenies grog tern Emma Laddeys beredte Zusammenfassung dieses Vorurteils: Schrecken sogar mehrere Bande im Sinn hat - ein Schritt in die professionelle Schriftstellerei, den Eugenie zu Recht als ,gefahrliche Laufbahn" empfindet Man vergibt einer Frau Alles Ieichter, als dag sie versucht, die Feder zu fuh­ (xxvi): wie wir gesehen haben, unterschied die zeitgenossische Rezeption sehr ren. FUr die gro!Ste Halfte der Menschheit (nicht nur der Manner) ist eine wohl zwischen literarischen Eintagsfliegen und professionellen Schriftstellerin­ schreibende Frau ein unbeschreiblich grauenvolles Etwas, ein Wesen, daiS nen. Auch die Entscheidung zur orthonymen Veroffentlichung ist Philotas' zwischen Mann und Frau stehend betrachtet wird, von dem man von vorne­ Idee, der Eugenie jedoch erstaunlich milden Widerstand entgegensetzt: herein annimmt, daiS es widerwartig, arrogant, unliebenswUrdig sein mUsse. [ ... ] Dieses Vorurtheil veranla!St denn Ieider viele tUchtige Schriftstellerin­ EUGENIE. So sey es denn, Iieber Freund! Mein Name mag sich wagen unter nen sich einen Mannernamen beizulegen, unter dessen Schutz sie ihr Werk die groge Zahl, welche .sich urn ein Plazchen im Tempel des Ruhms bewirbt dann ganz getrost und weit weniger angstlich in die Welt hinaus senden - denn mich zu nennen riethen Sie mir ja ausdrUcldich. konnen.

109 108 beschrankt: auf die sozial akzeptierten Tatigkeiten der Frau - Stricken im Solches Verbergen aber, das Verleugnen des Frauennamens wird gerade bei Gegensatz zum Schreiben - und auf das Kostiim bzw. die ,Kleiderordnung". diesen Talentvollen zum Unrecht an ihrem Geschlechte: wie soll man diesem Dieser Geschlechterrolle kann getrost der Krieg erldart werden, was WeifS­ je etwas zutrauen, wenn seine besten Leistungen den Mannern zugeschrie­ enthurn auch tut: wie ihr wiederholter Riickgriff auf kriegerisches Vokabular ben werden? (270f.) belegt, versteht sie sich selbst als (Vor)Kampferin im Feldzug gegen das zeitge­ Ein Oszillieren ,zwischen Mann und Frau' praktiziert z. B. Johanna Franul nossische Vorurteil und im Kampf um weibliche Autorschaft und Autorisation. von WeH~enthurn. ,Oeffentlich als Verfasserinn aufzutreten - der Schritt ist Der EntschlufS zur VerOffentlichung ,fiihrt auf eine Bahn, die die sanfte Weib­ gewagt" (I iii), so kommentiert sie 1810 die orthonyme Veroffentlichung lichkeit scheuen sollte - er fiihrt zum Krieg" (I iii). Weit entfernt aber, den ihrer sechsbandigen Schauspiele, die, wie Berlepschs Sammlung, unter zusatz­ Riickzug anzutreten, geht sie zum Angriff tiber. Die Tatsache ihrer orthonymen licher Angabe ihres Geburtsnamens erschienen. Dieses Wagnis rechtfertigt VerOffentlichung erldart sie wie folgt: sie durch eine !dare Unterscheidung zwischen der ,Gelehrten" und der Schrift­ Der [kritischen Welt] geb' ich nun freilich ein Messer in die Hand, indem stellerin: wahrend die Schriftstellerin sehr wohl ihren Beruf unter Wahrung ich meine Stucke mit meinem Nahmen in die Welt schicke; denn sie weifS ihrer Weiblichkeit ausiiben kann, wird der Gelehrten diese Moglichkeit ab­ nun, an wen sie sich halten soll, und ich sehe schon im Geiste hundert gesprochen. ,Tiefe, wissenschaftliche Gelehrsamkeit vereinigt sich allerdings Federn spitzen, die meine neue Schriftstellerschaft gleich giftigen Pfeilen nicht mit unserer Bestimmung [ ... ]; ein solches Weib steht dann allein zwi­ verwunden. Die Dinte hat oft bey dergleichen Gelegenheiten die Stelle des schen beyden Geschlechtern" (iii£). Wie in Laddeys Zitat bezeichnet diese starksten Gifts vertreten, und ich weifS wirldich Leute, die an solchen Position ,zwischen den Geschlechtern" ein Abweichen vom Pfad der reinen Wunden gestorben sind (I vf.) Weiblichkeit, gegen die die eigene Position sofort abgegrenzt werden muK Im Kontrast zur zwitterhaften Gelehrsamkeit bezeichnet WeifSenthurn die eigene Anstatt wie i.iblich der Kritik von aufSen durch harte Selbstkritik vorzubeugen, literarische Aktivitat als das Resultat rein ,weiblicher' Eigenschaften (sie nennt bricht WeifSenthurn diesen Attacken die Spitze ab: sie selbst stellt sich zum ehr­ Einbildung, Phantasie und Menschenkenntnis). Die Verankerung ihrer Arbeit lichen Kampf, die Kritik dagegen antwortet mit einem Mordversuch an ihrer in ,weiblichen' Fahigkeiten setzt verschiedenes voraus: die Akzeptanz ihrer Muse, der mit Hilfe des assoziativ emotionsgeladenen Vokabulars (DolchstofS, eigenen Identitat undAutorschaft als ,weiblich' und die Annahme, dafS ihr ana­ Gift, hundert gegen eine) als Meuchelmord hinterhaltigster Art charakterisiert tomisches Geschlecht inharente Eigenschaften beinhalte, die sich unweigerlich wird. in ihrer Arbeit aufSern miifSten. Kurz darauf jedoch unterscheidet WeifSenthurn WeifSenthurns Oszillieren ,zwischen beyden Geschlechtern" zeigt sich zum - und darin gleicht sie den Usurpatorinnen mannlicher Autoritat im 18. Jahr­ einen in ihrer nominalen Akzeptanz der kulturellen Geschlechtsrolle (durch hundert - deutlich zwischen anatomischem Geschlecht und kultureller Ge­ ihre Ablehnung weiblicher Gelehrsamkeit) und in ihrer gleichzeitigen Ableh­ schlechtsrolle. Obwohl sie bis zu einem gewissen Grad bereit ist, diese Rolle zu nung dieser Rolle als aufSerlich und arbitrar, aber auch in ihrem impliziten spielen, kritisiert sie sie als oppressiv und ausschliefSlich von Mannern definiert, Wechsel zwischen der ,mannlichen' und der ,weiblichen' Rolle im Kampf um eine kritische Haltung, die in Berlepschs Text der mannlichen Figur vorbe­ ihre Autorisation. Dieser Ubergang ist fast nahtlos: in einer Passage stellt sie halten bleibt: sich tapfer zum ungleichen Kampf gegen Hunderte ihrer Kritiker, in der nach­ sten bittet sie, ganz im Ton weiblicher Unterwiirfigkeit, um Schonung. Ich habe allet·dings wider die Kleiderordnung gefehlt und- statt Striimpfe zu stricken, ein paar Federn stumpf geschrieben. Die Manner sehen nun ein Darum hab ich zugegeben, dafS mein Bild dem Werkchen vorgebunden Mahl die Federn Iieber auf unsern Kopfen, und wollen nicht dulden, dafS wir wird, damit die Herren sich meines Geschlechtes erinnern, und darum arti­ sie in die Dinte tauchen; aber ich bekenne hier offentlich: - ich kann das ger mit mir verfahren mogen. Was wiirde es ihnen auch niitzen, gegen eine Stricken nicht leiden; das mufS mich auch fur die Zukunft entschuldigen, ganz Wehrlose zu Felde zu ziehen, da ich alles mit demiithigem Stillschwei­ wenn diefS nicht meine letzte Arbeit ist (I v). gen zu erdulden entschlossen bin? und hab' ich mich mit meinem Schreiben ein wenig in die Sphare der Manner verstiegen, so verspreche ich dagegen Die kulturelle Weiblichke.itsrolle wird hier keineswegs als unausweichliches mit Geduld in den Schranken des Weibes zu bleiben, wenn sie mich defShalb Ergebnis des anatomischen Geschlechts gesehen, sondern auf AufSerlichkeiten 111 110 unsanft behandeln. - Vielleicht schiitzt das Unbedeutende meiner Schriften Caroline Pichler und Therese Huber, Frauen, deren Namen traditionell auch sie vor allzustrengem Tadel (I vi). auf die Nachwelt gekommen, deren Schriften aber nur einem geringen Theil der Epigonen bekannt sind [ ... ]. Das Gluck der Kinder stand ihnen hoher DaiS es sich hier nicht urn eine ernstgemeinte Kapitulation handelt, erweist der als eider Ruhm und bei aller Liebe zu den Musen hatten sie doch niemals sarkastische Ton einerseits, andererseits die offensichtliche Verzerrung vieler vergessen, auch den Hausgottern zu opfern (Glossy in Pichler, Briefi 271f.) ihrer Angaben: in demselben Text etabliert die Autorin sich selbst als keines­ wegs ,wehrlos" oder ,demiithig", so wenig wie man eine sechsbandige Dra­ Wenn die erfolgreiche Selbstdarstellung als ,wahre Frau", wie Glossys Resume mensammlung als ,Werkchen" bezeichnen kann. Wei£Senthurn handelt hier bereits andeutet, die eigene Unbekanntheit als Autorin bedeutet, ware vielleicht vielmehr einen KompromiiS aus, der es ihr, bei ostentativer Anpassung an die eine Re-Vision des Phanomens Anonymitat zu erwagen: die der Anonymitat als kulturelle Weiblichkeitsvorstellung, ermoglicht, sowohl ihre Gleichgiiltigkeit emanzipatorischer Akt, der die Selbstautorisation als ernstzunehmender bzw. gegeniiber der Kritik zu erklaren als auch ein weiteres Merkmal zu rechtferti­ ,mannlicher' Schriftsteller ermoglicht. Ein bekanntes Beispiel ware Benedikte gen, das sie als weibliche Autorin sichtbar macht: die Voranstellung ihres Bildes. Naubert (1756-1819), die mit Pichler und Huber vor allem ihre ungeheure Produktivitat gemeinsam hat und mit Huber eine fast lebenslange Anonymitat. Naubert veroffentlichte tiber 50 Romane und eine Vielzahl von Novellen und 2. ,GLEICH GROSS UND VEREHRUNGSWURDIG ALS FRAU WIE ALS DrcHTERIN": Marchensammlungen anonym und beharrte Zeit ihres Lebens aufihrer Anony­ ANMERKUNGEN ZU EINEM UNERREICHBAREN ZIEL mitat.1 Ihre orthonyme Erstveroffentlichung erfolgte erst ein Jahr vor ihrem Tad und erst nachdem die Zeitung for die elegante Welt ihr Pseudonym gegen Weit popularer als die oben beschriebenen Taktiken war, besonders im 19. Jahr­ ihren Willen geliiftet hatte. Naubert nahm die Wahrung ihrer Anonymitat ern­ hundert, der Versuch einer gleichzeitigen Vorstellung der kulturellen Weiblich­ ster als die meisten Autorinnen ihrer Zeit - sie bezeichnete die Zeitung for die keitsrolle und der Rolle als Autorin. Ich mochte mich im folgenden auf die zwei elegante Welt mehrfach als ,Verrater" (136) und beldagte sich bitter dariiber, Autorinnen konzentrieren, die der zeitgenossischen und posthumen Kritik daiS sie ,mir das Weyhrauchfa£S so unbarmherzig an den Kopf geworfen" (99). zufolge Erfolg mit dieser Taktik hatten: Therese Huber (1764-1829) und Caro­ Wie Shawn Jarvis festgestellt hat, beruhte ihr zeitgenossischer Erfolg gerade auf line Pichler (1769-1843). Beide werden in der Kritik des 19. Jahrhunderts als ihrer Anonymitat bzw. auf ihrem ,mannlichen' Autorenimage, das nur durch Paradefrauen gefiihrt. Pichlers Grabinschrift formuliert das Ziel, das diese und Aufrechterhaltung ihrer Geschlechtsanonymitat erhalten werden konnte. unzahlige andere Schriftstellerinnen anstrebten: ,Gleich groiS und verehrungs­ Gleichzeitig mit ihrer Identifizierung als Autorin setzt die zweite Phase ihrer wiirdig als Frau wie als Dichterin" rezipiert zu werden (zit. in den Anmerkun­ Rezeption ein, die Naubert lediglich als Imitatorin friiherer und EinfluiS auf gen zu ihren Denkwiirdigkeiten, II 613), d. h. fiir schriftstellerischen Ehrgeiz spatere Schriftsteller beschreibt (Jarvis 191f.). und Erfolg nicht mit der Aufgabe ihrer ,Weiblichkeit' oder einer schizophrenen Obwohl Anonymitat sicher als die akzeptablere Veroffentlichungsform galt, und schuldbeladenen Existenz als kulturelles Zwitterwesen zahlen zu miissen. war sie kein Garant fiir schriftstellerischen Erfolg oder zeitgenossische Tolet·anz, Obwohl die Inschrift Pichler bescheinigt, dieses Ziel erreicht zu haben, wurde ebensowenig wie eine orthonyme Veroffentlichung unbedingt die Kritik der ihr letztendlich doch eine wichtige Komponente ihres Erfolgs vorenthalten: in Zeitgenossinnen und Zeitgenossen provozierte. Die gleichlautende Rezeption der Kritik wurde ihr Image als Idealfrau gepflegt, ihre Leistungen als Schriftstel­ der Paradefrauen Huber und Pichler als ,vorziigliche Hausfrau" oder ,durch lerin jedoch bagatellisiert. Karl Glossy berichtet in seiner Einleitung zu Pichlers und durch deutsche[ ... ] Frau" (Glossy in Pichler, Briefi 273f.) kontrastiert Briefen an Huber tiber die Kontroverse zur weiblichen Schriftstellerei in zeit­ scharf mit der Gegensatzlichkeit ihrer Veroffentlichungsformen. Huber ver­ genossischen Zeitschriften der 1820er Jahre: offentlichte bis zum Tad ihres Vaters 1812 anonym oder unter dem Namen

ein [Blatt] klagt, daiS manche von den deutschen Schriftstellerinnen ihr Geschlecht mit einer gewissen Absicht verleugnen, weshalb man zwischen Dazu viele Stellen in ihren Briefen, z. B. 22, 47, 99, 103 und 136. Verschiedendich ,wahren Frauen" und ,weiblichen Naturen" unterscheiden miisse. Als Mu­ benutzt sie ihre Pseudonyme auch in Briefen an Freunde, denen ihre schriftstelle­ ster der ersten Gattung wurden damals zwei Schriftstellerinnen genannt: rische Tatigkeit bekannt war, z. B. 22 und 103.

112 113 ihres Mannes; wie in Nauberts Fall wurde ihr Pseudonym gegen ihren Willen lich ,weibliche' Tatigkeiten, so z. B. ,wenn wir [ ... ] im grogen Gesellschafts­ gelliftet (Brief an Karoline Woltmann, in Woltmann, Deutsch~ Brieft 115!.). zimmer um die Frau vom Hause mit unsern Handarbeiten versammelt sagen, Pichlers einzige anonyme Veroffentlichung ist ihre Erstveroffentltchung Glezch­ und bald die Eine, bald die Andere von uns [ ... ] eine eigene Schopfung vor­ nisse (1800), der Rest ihres umfangreichen Werks erschien unter ihrem Namen trug" (,Therese von Artner" 205). Pichlers Behauptung zufolge war es ihr und unter Angabe ihres Geburtsnamens, mit dem sie sich, wie Weigenthurn, Mann, der sie zur Veroffentlichung ihres ersten Werkes ermutigte und sie zum ,Uberidentifizierte'. Der Grund fUr die Tatsache, dag gerade diese beiden Frau­ Verfassen aller folgenden regelrecht uberreden mugte (Schindel II 112). Da­ en vor dem Richterstuhl der Kritik unschuldig gesprochen wurden, kann nicht gegen vergigt sie zu erwahnen, dag viele ihrer Werke an, fur oder tiber ihre oder nicht ausschlieGlich in ihrer Veroffentlichungsmethode zu suchen sein, Freundinnen in ihrem sommerlichen Autorinnenzirkel geschrieben wurden, sondern mug woanders liegen. und dag das Manuskript ihr Erstlingswerks Gleichnisse ihrer Freundin Josephe Was sowohl an Hubers als auch an Pichlers Schriften besonders auffallt, ist von Ravenet gewidmet war (Kord, ,Caroline Pichler" 15lf.). Pichler veroffent­ ihre ,Feminisierung' der eigenen Autorschaft und weiblicher Schriftstellerei all­ lichte insgesamt zehn Dramen, von denen die meisten die kriegerischsten gemein.l Dieser Ansatz, der Versuch, eine ,wahre Frau" un~ eine ernst~uneh­ Zeitabschnitte der osterreichischen Geschichte behandeln; andererseits findet mende Schriftstellerin vorzustellen, dient zwar zur Rechtferugung der e1genen sie ein Interesse an Kriegen ,unweiblich" und bezweifelt die Befahigung weibli­ Autorschaft und der Autorschaft anderer Frauen, zwingt aber die Autorinnen cher Autoren zur dramatischen Schriftstellerei (Denkwiirdigkeiten I 427£). In zu endlosen Wiederholungen des Stereotyps, das ihre Existenz als Autorinnen autobiographischen und didaktischen Schriften betont sie oft die Notwendig­ bedroht. Wie in dem Brief der anonymen Ehefrau aus England erldaren sich die keit, Madchen, besonders die von literarischen Ambitionen befallenen, zu zahllosen Widersprliche in ihren Texten durch deren gezielte Ausrichtung auf ,Gattinnen, Hausfrauen, Mlitter[n] im edelsten Sinne" zu erziehen (,Kinder­ zwei verschiedene Leserschaften. Um nur einige wenige dieser WidersprUche erziehung" 62£ und 66). Sie selbst dagegen veroffentlichte ihr Gesamtwerk anzufUhren: sowohl Huber als auch Pichler begannen ihre literarische bzw. orthonym und in 53 (!) Banden und identifizierte sich sehr stark mit anderen offentliche Karriere erst nach der Erledigung ihrer ,Hausarbeit'. Huber hatte bei Schriftstellerinnen, wie ihr Briefwechsel mit Therese Huber, ihrer Freundin der Entdeckung ihres Pseudonyms ihre Weiblichkeit durch vier Kinder bereits und ,Schwester in Apollo", belegt (Brieft an Therese Huber 327). In einigen die­ bewiesen, sie ,verlor also keinen Vorzug als Weib durch mein offentliches Auf­ ser Briefe, die, im Gegensatz zu ihren Memoiren und didaktischen Schriften, treten, da meine Rechte als Hausfrau und Mutter mir durch vier ausgebildete nicht zur Veroffentlichung bestimmt waren, findet sie hochst emotionelle Kinder und ein geordnetes Hausleben gesichert waren" (Brief an Karoline Worte fUr ihre literarische Tatigkeit: dort ist Schreiben ihr ,sugeste[s] Ge­ Woltmann, in Woltmann, Deutsche Brieft 116). Auch Pichler hebt gern und oft schaft" (zit. Sauer II 255ff.), ,die bessere Zeit", ,der Augenblick der Weihe", hervor, dag ihre Eheschliegung und Mutterschaft vor dem Beginn ihrer litera­ dort gibt sie zu, dag ,dichten [ ... ] eins der hochsten GenUsse" ist (zit. Jansen rischen Karriere liegen. Doch sie, die perfekte ,Gattinn, Mutter und Haus­ 37) und dag ihre ,seligsten Stunden immer die am Schreibtisch waren und wirthinn" (,Kindererziehung" 66), verlieg ihren Mann jedes Jahr fUr mehrere sind" (Denkwiirdigkeiten I 594, Anm. 551). Alle diese Widersprliche konnen Wochen, um den Sommer in einem Kreis von schriftstellernden Freundinnen fUr den Widerspruch stehen, dem die Autorinnen sich ausgesetzt sahen: die zu verbringen und Zeit zum Schreiben zu haben (Kord, ,Caroline Pichler"). simultane Vorstellung der eigenen ,Weiblichkeit' und Autorschaft - der Vet­ Die Beschreibungen ihrer schriftstellerischen Tatigkeit in diesem Kreis mildert such, bekannt zu werden und gleichzeitig unbekannt zu bleiben. sie nach Moglichkeit durch Hinweise aufHandarbeiten und andere offensicht- Die Feminisierung der eigenen Autorschaft zeigt sich besonders deutlich in Pichlers Versuch der Literaturgeschichtsschreibung, die oft in direktem Gegen­ satz zur mannlichen Rezeption weiblicher Autorschaft steht. Nach dem Tod ihrer Freundin Therese von Artner (1772-1829) schrieb Pichler einen biogra­ Der folgende Abschnitt basiert auf meinem Artikel tiber die Weiblichkeitsfiktionen phischen Aufsatz tiber sie, den sie selbst als Korrektur der kurz zuvor erschiene­ in Pichlers auto/biographischen Schriften, ,Caroline Pichler's Fictional Auto/Bio­ nen Artner-Biographie in Schindels Die deutschen Schriftstellerinnen verstand. graphies", folgt weitgehend dem Argumentationsgang dieses Aufsatz~s und fiil~rt Laut Pichler war Schindels Aufsatz ursprUnglich von Artner selbst verfagt, diesel ben Zitate an. Fiir die Erlaubnis zum Wiederabdruck von Abschmtten aus dre­ ,doch ist er nicht ganz so, wie sie ihn schrieb, eingerlickt worden" (,Therese sem Aufsatz in deutscher Obersetzung danke ich der University of Nebraska Press. von Artner" 191). Artner war fest entschlossen, ihr von Schindel verzerrtes Bild

114 115 zu korrigieren, und diese Korrektur unternimmt Pichler nun fur ihre Freundin. identifiziert wird: Pichlers Artner schloiS sich im Haus ein und erschien nur Schindels Artner-Bild ist das einer besessenen Kunstlerin und Schriftstellerin, selten in der Offentlichkeit - sie war, mit einem Wort, eine Hausfrau ohne die von Kindheit auf durch Hausarbeit und Eltern am Schreiben gehindert Ehemann. Angesichts dieser hauslichen Idylle muiS Pichler Artners freiwillige wurde; die ihre Mutter um Wachsreste anbettelte, um nachts schreiben zu kon­ Ehelosigkeit unerklart lassen. Ihrer Beschreibung zufolge besaiS Artner nen; die ihre Eltern durch haufige Krankheiten und standige Uberarbeitung jenen Sinn fur hausliche Beschaftigung, jene vorsorgende Liebe fur Andere, angstigte und sie durch ihre Weigerung zu heiraten enttauschte. Ihre Erstver­ die sich selbst vergi!St und nie das Ihrige sucht, [ ... ] und doppelt ist es bey offentlichung erfolgte fast sofort nach dem Tod ihres Vaters, was deutlich den diesen liebevollen Anlagen zu verwundern und zu bedauern, daiS Therese elterlichen Widerstand gegen ihre Schriftstellerei impliziert. Nach ihrer Be­ sich spater nie entschlossen, einen Mann mit ihrer Hand zu beglucken freiung von kindlichen Rucksichten fuhrte Artner ein frauenzentriertes Leben; (,Therese von Artner" 194). samtliche Lebensgefahrten und Freunde, die Schindel erwahnt, sind Frauen, meist Schriftstellerinnen. Ahnliche Diskrepanzen lassen sich bei einem Vergleich von Pichlers und Schin­ Schindel mag durchaus Artners schriftstellerischen Ambitionen wohlwollend dels Lebensbeschreibungen anderer Autorinnen beobachten: sowohl Marianne gegenubergestanden haben, es ist sogar moglich, daiS er sich nicht bewu!St war, von Neumann-Meissenthal (1768-1837) als auch Maria von Zay (1779-1842) welchen Schaden seine gutgemeinte Lebensbeschreibung der Autorin ihrem werden bei Schindel als gierige Leserinnen beschrieben, vor denen man die Renomme als Frau zufugen konnte. Allen guten Absichten zum Trotz jedoch Bucher verstecken mu!Ste und die besonders vor Romanen geschutzt werden stellt sein Artner-Bild eine genaue Umkehrung der traditionellen Weiblichkeits­ mu!Sten (II 52 und 471). Angesichts der vielen zeitgenossischen Beschrei­ vorstellung dar, die sich in den folgenden Grenzuberschreitungen summiert: bungen weiblicher Lesegewohnheiten als kranld1aft (Lesewut, Lesewahn, Lese­ Artners kindlicher Ungehorsam, ihr schriftstellerischer Ehrgeiz, ihre krankhafte kranlmeit) war eine derartige Beschreibung alles andere als harmlos. Pichler und schlieiSlich zur Krankheit fuhrende Besessenheit im Bezug auf ihr Schrei­ dagegen, stets auf der Hut vor dem gefahrlichen Image der Vielleserin und ben, und ihre Weigerung zu heiraten. Pichler korrigierte dieses Bild durch eine Vielschreiberin, widerspricht sol chen Vorwurfen in ihrer Verteidigung von Zay, gezielte Feminisierung ihrer Freundin, die sich vor allem an der Betonung ihrer Neumann, Artner und Wei!Senthurn, die schon aufgrund ihrer enormen hausfraulichen Tugenden ablesen la!St: Produktivitat verdachtig war: lhr reichgeschmuckter Geist, ihre mannigfachen Talente, besonders ihre aus­ In allen diesen Frauen lebte jene Achtung fur echte Weiblichkeit, Hauslich­ gezeichnete Dichtergabe entfremdeten sie auf keine Weise ihren weiblichen keit und Ordnung, welche allein, nach meinem Gefuhl, weiblicher Schrift­ Beschaftigungen. Mit Besonnenheit und Einsicht waltete sie im Hauswesen, stellerei ihren wahren Wert und Freibrief gibt, unter welchem sie sich, ohne an welchem sie thatigen Antheil nahm, am Nahtische, am Stickrahmen. Sie gerechten Tadel zu furchten, der Welt zeigen darf (Denkwiirdigkeiten II 409). verfertigte sich ihre Kleider selbst mit Nettigkeit und Geschmack, sie ord­ Die Verweiblichung eigener Autorschaft au!Sert sich nicht nur in der Anpassung nete ihr Haar selbst hochst sorgfaltig, von aller Ubertreibung fern (,Therese der Biographie an traditionelle Weiblichkeitsvorstellungen, sondern auch in von Artner" 202). wiederholten Versuchen, den ProzeiS des Schreibens oder das resultierende Im genauen Gegensatz zu Schindels Beschreibung der ehrgeizigen Schriftstelle­ Werk selbst zu ,feminisieren' bzw. ihm traditionelle Weiblichkeitsattribute rin beschreibt Pichler ihre Freundin als unterzuschieben. So bezeichnet Neumann Artners Gedichte als ihre ,Geistes­ kinder" (zit. Schindel I 21); Therese Huber beschreibt Pichlers Autorschaft als Frau im wahren hoheren Sinne, und darum war ihr Leben und Wirken im ,Mutterpflicht" bzw. Mittel zur Erziehung junger Madchen (Briefi 276) und Kreise der Ihrigen, in den Mauern ihres Hauses verborgen, und nur zuweilen Schreiben generell als ,Schwatzen" (Brieft 220), ,Plaudereien uber das Famili­ tonten liebliche Saitenklange aus diesen stillen Umschrankungen hervor, er­ enleben" (Brieft 277) oder ZuschuiS zum Haushaltsbudget (Brieft 193); Nau­ freuten die horchende Welt und mach ten sie mit dem Daseyn der Sangerinn bert bezeichnete ihre Werke als ,liebenswurdige[ ... ] Kind[er]" (58) oder ,eine bekannt (,Therese von Artner" 192f.). leichte Stickerei von Arabesken, welche eine einzige Rose umgeben, so treu ,Frau im wahren hoheren Sinne" zu sein, setzt ein hausliches Dasein ebenso gestickt, als die Nadel vermag, welche freilich nicht die Hand des Kunstlers ist" voraus wie Artners Anonymitat als Schriftstellerin, wobei beides miteinander (112). Im Gegensatz zu Schindel, der Artner jahrelange historische Forschung

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als Hintergrund fUr ihr Epos Conradin von Schwaben unterstellt (I 18f.), be­ bedeutete letztendlich eine Anerkennung ihrer Leistungen als Schriftstellerin. schreibt Pichler Artners Schreibweise als inspiratorisch und subjektiv (,Therese Das Ziel, die harmonische Verbindung von Weiblichkeit und Autorschaft, von Artner" 302f.). bleibt unerreichbar und wird bis zum Ende des Jahrhunderts hochstens auf fik­ Dag auch Caroline Pichler sich und ihren Freundinnen keine Anerkennung tionaler Ebene verwirklicht. als Autorin sichern konnte, beweist die stete Trivialisierung ihrer Schriften in Einen Versuch in diese Richtung unternahm Maria GUnther (1854-1916?) der Rezeption. Die Vorstellung ihrer Weiblichkeit dagegen war enorm erfolg­ in ihrem Drama Sammelfieber (1887). In der Nebenhandlung dieses Dramas reich: bis Mitte des 20. Jahrhunderts erhielt die Rezeption das Bild der ,wahren treten zwei Schriftstellerinnen auf, eine potentielle und eine praktizierende. Die Frau" Caroline Pichler aufrecht, und das mit Hilfe einer geradezu unglaub­ potentielle ist Leonore, die sich in einen Schriftsteller verliebt hat und mit ihm lichen Blindheit gegenUber WidersprUchen und trotz einer FUlle von Beweis­ einen literarischen Briefwechsel anfangen will, zum Entsetzen ihres Verlobten materials fUr das Gegenteil. Im Gegensatz zu ihrer Freundin Therese von Artner Otto, der sie als ,Blaustrumpf" abkanzelt (12) und ihr folgende Strafpredigt traf Pichler, geschUtzt durch ihre erfolgreiche Vorstellung der Weiblichkeits­ halt: trinitat ,Gattinn, Mutter und Hauswirthinn", nie der Vorwurf ausgearteter li­ Vermehren Sie nicht die Zahl der Uberspannten Frauenzimmer, die - aus terarischer Aktivitat, obwohl sie vie! mehr schrieb und publizierte als Artner. schlecht angebrachter Begeisterung fUr einen Talmidichter - schlieglich Wogegen der Selbstmord ihrer Freundin Louise Brachmann (1777-1822) von selbst- o Graus! - anfangen zu schreiben! Auf solche Art entstehen die Blau­ Schindel und anderen mit Brachmanns krankhafter Leidenschaft und ihrem strlimpfe, die die Welt mit schlechter Prosa und noch schlechteren Versen schlieGlichen Wahnsinn erldart wurde, ein Vorwurf, gegen den Pichler auch Uberschwemmen, anstatt als treue Gattinnen und MUtter die Fersen der 1 Brachmann in einer korrektiven Biographie in Schutz nahm, wurde Pichlers StrUmpfe ihrer Manner und Kinder zu stopfen! 0 Leonore! Stopfen Sie! 2 Selbstmord im Sinne der Weiblichkeitsfiktion umgeschrieben. BlUmml, der Stricken Sie! (32f.) Herausgeber ihrer Denkwiirdigkeiten, erwahnt diskret eine ,schwere, wenn auch nicht unvermutet eingetretene Krankheit, von der sie nicht mehr genesen Dieser Abschnitt demonstriert deutlich die Gespaltenheit, die noch Ende des sollte. [ ... ] der Korper versagte seine Dienste und am 9. Juli 1843, einem Sonn­ Jahrhunderts bei der Behandlung des Themas vorherrscht. Ottos Haltung wird tag, verlieg ihre Seele die gebrechliche HUlle" (xxivf.). Wolf, der Verfasser des einerseits auf verschiedene Weise lacherlich gemacht (durch die platte Gleich­ Nachworts zum selben Werk, bezeichnet ihren Tod als Folge einer ,ganzliche[n] setzung von Schriftstellerin und ,Blaustrumpf", die Voraussetzung der Trivia­ Erschopfung, welche die Arzte Altersschwache nannten", und schliegt einen litat ihrer Werke, und die Reduktion des gepriesenen hauslichen Lebens der Nachruf an, der jede andere Moglichkeit ausschliegt: Gattin und Mutter auf die banalsten Hantierungen), andererseits aber amEnde des StUckes aufrechterhalten: Leonore wird amEnde des Dramas sein ,liebes, Sie war im vollsten Sinne des Wortes ein deutsches Weib; einfach-natUrlich, liebes Brautchen", das alles unterlagt, ,was Dir migfallt" (86). Dazu wird sie tiefgemUtlich, !dar und wahr und stets eingedenk, dag, wie die Bestimmung u. a. durch die Entdeckung ermutigt, dag der Schriftsteller, in den sie sich ver­ des Mannes in der Bildung und Entwicldung der gesellschaftlich-staatlichen liebt hat, eine Frau ist, namlich die ehemalige Verlobte von Ottos Bruder Karl, Verhaltnisse, die Lebensaufgabe des Weibes in der Erhaltung und Veredlung der die Verlobung loste, wei! seine Braut sich weigerte, ihren Beruf bei der der Familienbande und der hauslich-geselligen Zustande besteht (390f.). Heirat aufzugeben. Die Rezeption der Caroline Pichler, die sie als die bei weitem erfolgreichste In der Diskussion um die alte Frage, ob eine Schriftstellerin trotz ihres Beru­ Darstellerin der Rolle der ,wahren Frau" in beiden Jahrhunderten ausweist, fes imstande sei, als treue Gattin und Mutter StrUmpfe zu stopfen, werden die zeigt das Fehlschlagen des Integrationsmodells auf. Weder die wohlwollenden alten Vorurteile vor allem zu zwei Zwecken reiteriert: wie in Ottos Ausbruch Kritiken zu ihren Lebzeiten noch ihre positive Rezeption als ,deutsches Weib" Leonore gegenUber sollen sie lacherlich gemacht werden; andererseits dienen sie zur lebendigen Illustration des Berufsrisikos einer Schriftstellerin noch um 1890. Ein ,Blaustrumpf' ist in dieser Diskussion bar aller ,Schonheit wie Lie­ Vgl. Schindel III 22-53 vs. Pichler, ,Louise Brachmann", und die Diskussion in Kord, ,Caroline Pichler", sowie Kap. VII in diesem Band. benswiirdigkeit [ ... ],von erschreckender Magerkeit, mit kurz abgeschnittenen 2 Zu Pichlers Selbstmord siehe u. a. Brinker-Gabler et. al., Lexikon 238, Friedrichs, Haaren und einer Brille auf der, aus Wissensstolz moglichst hochgetragenen Die deutschsprachigen Schriftstellerinnen 234 und GrofS, Deutsch lands Dichterinen 33. Nase"- eine Mischung aus mittelalterlicher Hexe und Weigenthurns Schreck-

118 119 bild der zwitterhaften Gelehrten. Auf den schi.ichternen Einwurf einer weib­ MARIANNE (zerstreut aufblickend). Sengt?- Schnell, das Eisen-!­ lichen Figur, ,dag sich echte Weiblichkeit mit dem Berufe der Schriftstellerin OTTO (am Plattbrett, hilflos). Was denn? sehr wohl vereinigen liigt", erfolgt das mannliche Urteil: ,die Hand, die MARIANNE. Bewegen! lmmer hin und her! gewohnt ist, die Feder zu fi.ihren, wird schwerlich mit der Nadel und dem OTTO (thut es). Ah! Das ist nicht schlecht! Kochloffel umzugehen verstehen". Das Fazit dieser Diskussion - ,entweder MARIANNE (schon wieder in die Korrektur vertieft). Haben Sie die Gi.i-!­ Schriftstellerin oder Hausfrau!" (alle Zitate S. 40) - zu widerlegen, bleibt der Hm!-- Die Menge Fehler! Start: ,Wiesen"- ,Riesen"! Start: ,Er lachelte"­ echten Schriftstellerin im Drama i.iberlassen. Karls ehemalige Verlobte Mari­ ,er rachelte"- (schaudernd). Hu!- Und hier gar- ist's denn zu glauben?­ anne erscheint denn auch als Bilderbuchbeispiel der ,wahren Frau": jung, start ,Die frechen Damonen"- ,die fetten Domanen"! schon, liebenswi.irdig, anmutig und bescheiden, eine gute Hausfrau und auf­ OTTO (lachend). Wahrhaftig? Zeigen Sie! (Eilt zu ihr, das Eisen auf dem Zeug opfernde Christin, kurz, ,der lebende Beweis fiir [die] Behauptung, dag eine stehenlassend). Schriftstellerin kein Blaustrumpfzu sein braucht" (43). Ihre Weiblichkeit stellt MARIANNE. Uberzeugen Sie sich! Herr Gott! Riechen Sie nichts?- Das Eisen! sie vor allem durch ihre Ti.ichtigkeit am Bi.igelbrett und durch ihre Ausfalle ge­ OTTO (ist hingelaufen und bi.igelt). Platte schon! gen die wahren ,Blaustri.impfe", die Emanzen namlich, unter Beweis. Uber die MARIANNE (aufstehend). Ich will doch lieber den Untersatz- wo mag er nur ,falsche Emancipation, die es dem Manne gleichthun will", augert sie sich mit geblieben sein? (Sucht). hagerfiillten Worten, ,und [ich] habe die Hauslichkeit nie vernachlassigt, ob­ OTTO (lachend fUr sich). Nette Situation! Ein Bankbeamter am Plattbrett! wohl ich fUr mehrere groge Zeitungen schreibe. Ich scheue mich vor keiner Uebrigens scheine ich nicht ohne Talent! Sollte die Bank verkrachen, konnte weiblichen Arbeit" (43). Am Ende des Dramas wird das ,Vorurtheil [ ... ], das ich mich amEnde als BUgler niederlassen?!- (51, Hervorhebungen original). einer schriftstellernden Frau die Befahigung abspricht, einen Gatten gli.icklich zu machen" (43), gli.icldich aus dem Wege geraumt: Karl heiratet Marianne Die Idee, dag der Mann eventuell bei der Hausarbeit einspringt, um der Frau und erlaubt ihr, weiter zu schreiben. die Ausi.ibung ihres Berufs zu ermoglichen, ist um 1887 noch einigermagen Sammelfiebervertritt ein ahnliches Programm wie der Nachruf auf Caroline revolutionar. Gleichzeitig spielt diese Szene auf zwei weitere Moglichkeiten an, Pichler: nicht nur die Feminisierung der Autorin wird angestrebt, sondern die die fiir schreibende Frauen dieser Zeit nichts weniger als utopisch gewesen sein gleichmajJige Anerkennung der Frau und Autorin vom Publikum. Marianne mi.issen: die Moglichkeit eines Austauschs mit dem Mann tiber die eigene Ar­ weist im Drama nicht nur auf ihre hausfraulichen Tugenden hin (und stellt sie beit, und die Umdefinition der Hausarbeit als Fertigkeit, als etwas, das gelernt am Plattbrett unter Beweis), sondern auch auf ihren schriftstellerischen Erfolg sein will und dem, zumindest in Ottos letzten selbstironischen Worten, eine und ihr Renomme. Wie sie stolz bekennt, finden ,nicht nur die Feuilletons, die gewisse Gleichwertigkeit mit augerhauslicher Arbeit zugestanden wird. Und unter meinem Namen erscheinen, [ ... ] Beifall, auch die Novellen und Romane, schliemich ist bemerkenswert die absolute Abwesenheit eines Urteils tiber die die ich unter dem Pseudonym ,Basil Ossof' herausgebe, erfreuen sich wahrhaft Frau, die das Bi.igelbrett verlagt und die Wasche verbrennt, um einer intellektu­ glanzender Erfolge!" (48f.) Dag Mariannes Autorschaft ebenso ernstzunehmen ellen Tatigkeit nachzugehen. Diese wertfreie Hal tung steht in direktem Wider­ ist wie ihr Hausfrauentum, belegt eine Szene, die ich fiir eine der revolutionar­ spruch zu der in friiheren Schriften ununterbrochen beschworenen Ideologie sten im deutschen Drama halte. Mitten im besten Bi.igeln erscheint der Druk­ der vorrangigen Hausarbeit, derzufolge Frauen, wenn i.iberhaupt, hochstens in kerjunge und liefert die Korrekturen ab: ,Mugestunden' oder erst im spaten Alter schreiben di.irfen, d. h. erst dann, wenn sie ihre Primarfunktion als Gartin und Mutter bereits erfi.illt haben (siehe OTTO. Hier ist auch 'was angekommen- vom Drucker! Therese Huber und Caroline Pichler). MARIANNE (schnell). Die Korrektur? Gi.inthers Drama ist das einzige mir bekannte Beispiel, in dem die gleich­ OTTO. Herr Fritz will sie in einer Viertelstunde wieder abholen! wertige Anerkennung der Frau und Autorin vorgenommen wird, wenn auch MARIANNE (eifrig). Ah, sie scheinen sich dazuzuhalten! Da mug ich mich nur auf fiktionaler Ebene. Den Unterschied zwischen Utopie und Reali tat de­ ebenfalls beeilen! (Nimmt ihm die Korrektur aus der Hand, stellt das Eisen monstriert ein kurzer Blick auf die Veroffentlichungsmethoden der Autorfigur in Gedanken auf das Zeug, eilt zum Tische rechts und beginnt zu lesen.) Marianne und der Autorin selbst. Marianne, die ,wahre Frau" im Privatleben, OTTO. Fraulein! Um Gotteswillen- es sengt! schreibt Feuilletons unter ihrem Namen und Novellen und Romane unter

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einem mannlichen Pseudonym, d. h. sie spaltet sich in eine weibliche und eine Dilemma ist ein geschlechtsspezifisches - die eigene ,Weiblichkeit' steht im mannliche Autorfigur, die in verschiedenen Genres schreiben. Die nach Genre Widerspruch zur ,mannlichen' Al

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lich'). In diesem Sinne bot Anonymidit den Autorinnen ungeheure Freiheiten: VI. Die pratendierte Weiblichkeit: kommentarlos zu veroffentlichen bzw. dem Geschlechterdilemma einfach aus­ Der Autor als Autorin zuweichen (Engel Christine Westphalen); eine weibliche Selbstautorisierung durch Hinweis auf den Topos weiblicher Bescheidenheit (Christiane Karoline Schlegel, Sophie von La Roche), oder eine mannliche Selbstautorisierung, die Anonymitat und Pseudonymitat betrifft zugegebenermafSen beide Geschlech­ implizit (Benedikte Naubert) oder explizit (Luise Gottsched) vorgenommen ter, wenn auch das weibliche in weitaus umfassenderem und konsequenterem werden konnte. Angesichts der Vielfalt der Moglichkeiten zur Selbstautorisa­ MafSe. OafS Manner Pseudonyme benutzten, ist bekannter als die Tatsache, dafS tion und -emanzipation mi.ifSten m. E. undifferenzierte Interpretationen der einige wenige sich sogar weibliche Pseudonyme zulegten. Als Antwort auf den Anonymitat als konforme Veri:iffentlichungsmethode revidiert werden. haufig vorgebrachten Einwand, auch Manner hatten schliefSlich anonym und Wie Anonymitat selbst ist die Vorstellung, d. h. die kulturelle Auffi.ihrung pseudonym veri:iffentlicht (dahinter steckt die Implikation, das Phanomen und die Imagination der Geschlechtsneutralitat in der anonymen Veri:iffent­ Anonymitat/Pseudonymitat habe nichts mit dem Faktor Geschlecht zu tun), lichung negatives Wissen, d. h. sie setzt ein volliges Schweigen der Autorinnen soll hier kurz auf die Unterschiede im Gebrauch von Pseudonymen bei beiden voraus und kann nur theoretisch postuliert werden. Umgekehrt jedoch findet Geschlechtern und besonders auf den Gebrauch von Pseudogynymen einge­ sich i.iberwaltigendes Beweismaterial fur die zwanghafte Selbstdefinition als gangen werden. Geschlechtswesen. Die Anzahl der Autorinnen, die es vorzogen, ,geschlechts­ Ein GrofSteil der Forschung zum Thema Anonymitat und Pseudonymitat ist neutral' zu bleiben, ist i.iberraschend ldein: weitaus die Mehrzahl der hier unter­ implizit davon gepragt, dafS die Beurteilung und Rezeption von Literatur nicht suchten Schriftstellerinnen konstatierten die Zugehorigkeit zu einem Ge­ vorwiegend aufgrund ihrer wie immer gearteten ,Qualitat' erfolgt, sondern auf­

grund des Namens der Aurorin bzw. des Autors. Von besonderem Gewicht ist I schlecht auch bei, oder trotz, anonymer Veri:iffentlichung durch Zusatze wie I ,von einem Adlichen Frauenzimmer in Schlesien" oder ,vom Verfasser des dabei das Geschlecht, das dieser Name anzeigt. Der mannliche bzw. weibliche 'II Walter von Montbarry". Solche Zusatze sind zum Teil als Hinweise auf fri.ihere Autorname, ob Orthonym oder Pseudonym, ist in diesem Kontext keineswegs "I erfolgreiche Veroffentlichungen zu verstehen, die dem neuen Werk grofSere Schall und Rauch, sondern ein wichtiger, wahrscheinlich der wichtigste, An­ ,~!1 zeiger fi.ir den Status der Aurorschaft. 1 Indirekt, d. h. beeinflufSt von sozialen Absatzchancen bieten sollten, demonstrieren jedoch einmal mehr die Undenk­ I'II barkeit der Geschlechtslosigkeit und der darin enthaltenen Freiheiten. Gegebenheiten, Moglichkeiten und Verhinderungen, ist dieser Status durchaus vom anatomischen Geschlecht des Autors/der Autorin abhangig. Manner be­ nutzten Pseudonyme prinzipiell anders als Frauen - das lafSt sich aufgrund solider Grundlagenforschung iiber Pseudonyme, fiir die ,der Dichter' grund­ satzlich mannlich war und die sich daher (seltsamerweise) auch bei diesem Thema vorwiegend auf mannliche Autoren konzentrierte, mit einiger Autoritat behaupten (vgl. Kap. 1). Wie die weibliche Literaturgeschichte sich prinzipiell von der mannlichen unterscheidet, so auch die jeweilige Geschichte ihrer

In den USA wurde eine Studie in Schulen und Colleges vorgenommen, in der Stu­ dierende mit Texten ohne Angabe des Autorinnen- bzw. Autorennamens konfron­ 'i'I. tiert wurden. Den Studierenden wurde lediglich das Geschlecht des Autors/der Autorin ,verraten' (in der Regel das falsche); sie wurden dann urn eine qualitative Einschatzung des Werkes gebeten. AlleTexte, inldusive etablierte Texte wie Werther oder Faust, erhielten schlechtere Noten, wenn die Studierenden davon ausgingen, der Text stamme von einer Frau. Dasselbe gilt ftir akademische Arbeiten; vgl. u. a. Stacey et. al.; Spender, Man Made Language und Brock-Utne/Kaukaa. Zur Rezep­ tion der Literatur von Frauen vgl. das folgende Kapitel.

124 125 Anonymitat: anders als bei Autorinnen beschrankt sich die Anonymitat oder naue Gegenteil gilt: sowohl anonyme und pseudonyme als auch pseudandrony­ Pseudonymitat mannlicher Schriftsteller haufig auf die Erstveroffentlichung, me Veroffentlichungen steigen im 19. Jahrhundert betrachtlich an (vgl. Kap. II) was die spatere Aufdeckung der Identitat des Au tors natiirlich erheblich erleich­ - das letzte wahrscheinlich ein Versuch, sich etwas von dem Ansehen, das ,be­ tert. Obwohl die ,Qualitat' des Werkes allemal den Vorwand fiir die unerbitt­ gabten" mannlichen Autoren nun entgegengebracht wurde, zu sichern. liche Jagd nach der Autorenidentitat liefert- stets wird behauptet, daB die De­ lm Bezug auf die Geschichte weiblicher und mannlicher Pseudonymitat sind tektivarbeit im Bezug auf das Orthonym nur bei Autoren ,von Rang" lohne -, Vergleiche zwischen Autorinnen und Autoren, die im Pseudonym das Ge­ gibt die Pseudonymenforschung im gleichen Atemzug oft unverbliimt zu, daB schlecht wechselten, besonders aufschluBreich: Pseudandronyme sind in das Werk im Vergleich mit dieser Identitat vollig unwichtig ist: erst die ldentitat beiden Jahrhunderten vergleichsweise popular und werden im 19. Jahrhundert des Autors entscheidet, welches Werk ,von Rang", d. h. kanonisierbar ist, und zur Regel; Pseudogynyme sind in beiden Jahrhunderten geradezu eine Raritat. welches nicht. Ein Beispiel fur diese erstaunliche Zirkularlogik: Elisabeth Friedrichs zahlt in ihrem Anhang 464 Pseudandronyme zwischen es [gibt] doch mit Sicherheit keine einzige Pseudonymitat und Anonymitat, 1700 und 1900 (Die deutschsprachigen Schriftstellerinnen 381-84); meine eige­ hinter der sich ein Autor von Rang verbirgt, die nicht tiber Jahrhunderte, ja nen Nachforschungen ergaben insgesamt 482 (vgl. Kap. II). lm selben Zeit­ Jahrtausende hinweg die Literaturbeflissenen in Atem hielt, solange die raum sind mir, abgesehen von Pseudonymen in Moralischen Wochenschriften Identitat nicht geldart war. Uber Autoren wie Homer und Shakespeare wird (siehe unten), nur 12 Pseudogynyme bekannt, die auf insgesamt 9 Autoren man sich immer wieder ereifern, scheint UngewiBheit tiber einen Autoren entfallen (und auf internationaler Ebene nur 6 weitere Autoren mit insgesamt doch unertraglich zu sein. Die naheliegende Meinung, ein Werk von Rang 8 Pseudogynymen; vgl. Teil B des Anhangs). konne aus sich heraus wirken, wird stets von neuem Liigen gestraft. Sobald Der zahlenmaBige Unterschied erldart sich zunachst aus der Motivation des sich hinter einer Maskierung eine tiber den Durchschnitt hinausragende Autors bzw. der Autorin. Fiir Frauen bestand offensichtlich ein starker Anreiz, schopferische Begabung erkennen laBt, fordert diese zur Auseinandersetzung sich per Pseudandronym an die mannliche Machtgruppe anzuschlieBen und heraus und reizt zur naheren Beschaftigung mit dem Au tor (Sohn 8). sich so eine ,neutrale' bzw. positivere Rezeption ihrer Werke zu sichern. Fiir Manner dagegen hatte ein Geschlechtswechsel im Pseudonym offensichtliche Mit dem Autor, nicht mit dem Werle denn das Werk allein, auch das von Nachteile. Die Motivation zur Benutzung eines Pseudogynyms ist in der Regel ,Rang", ist wirkungslos und nebensachlich ohne Untermauerung durch die recht eindeutig und gleichbleibend auch im internationalen Kontext. Das erste Identitat ,des Autors"- Grund genug also fur Autorinnen, sich eine derartige mir bekannte Pseudogynym wurde kurz vor Beginn der Zeitperiode, die uns ldentitat zuzulegen. (Worauf sich Aussagen tiber die Qualitat eines Werkes bier interessiert, eingesetzt, in der Antwort des Bischofs von Puebla, Fernandez griinden angesichts seiner Unfahigkeit, ,aus sich heraus" zu wirken, bleibt un­ de Santa Cruz (keine Lebensdaten), auf die schriftstellerische Tatigkeit der me­ ldar.) xikanischen Nonne Schwester Juana lnes de la Cruz (1648-1695). Fernandez Sohns Formulierung ,der Autor" ist wortlich zu lesen, nicht als generisches de Santa Cruz hielt sie schriftlich an, aile Lesetatigkeit auBer der strikt religio­ Maskulinum, das Frauen theoretisch einschlieBen will: bei mannlichen anony­ sen einzustellen, und zeichnete seinen Brief ,Schwester Philotea" (Lerner, Femi­ men oder pseudonymen Autoren ,von Rang" wird und wurde allerdings eifrigst nist Consciousness 33-36, hier 35; Nina Scott). Der Bischof mag davon ausge­ nach der Identitat gefahndet; bei weiblichen dagegen wird nicht die Identitat gangen sein, daB Schwester Juana den Mahnungen einer Gleichgestellten und der Autorin, sondern vielmehr das Phanomen ihrer Anonymitat und Pseudo­ Geschlechtsgenossin Ieichter zuganglich sei als dem Befehl eines mannlichen nymitat zum Gegenstand des lnteresses. Der Unterschied zwischen weiblicher Vorgesetzten. Vergleichbare Motivationen fur das Pseudogynym - die Palette und mannlicher Pseudonymitat ist ein historischer, wie ein kurzer Blick ins reicht von der moralischen Belehrung der Frau bis zur Einschrankung und 18. und 19. Jahrhundert erweist: im 18. Jahrhundert konstatiert Sohn einen Verhinderung ihrer Autorschaft - wiederholen sich in spateren Jahrhunderten hoheren Prozentsatz anonymer und pseudonymer Veroffentlichungen als im sowohl in Deutschland als auch anderswo. William Kenrick (1725?-1779) 19 .. Erst die Aufwertung der literarisch-schopferischen Personlichkeit nach der veroffentlichte 1753 unter dem Pseudonym: ,A Lady" eine moralische Schrift Franzosischen Revolution ,schaffte einen grundlegenden Wandel. Der begabte fur Frauen unter dem bezeichnenden Titel The Whole Duty ofWoman, die bis Au tor genieBt hinfort hohes Ansehen" (80). DaB es sich hier nur urn mannliche 1831 vielfach wieder aufgelegt wurde. Ahnlich wie der Brief des Bischofs von Begabungen handeln kann, erweist die Tatsache, daB fur Autorinnen das ge- Puebla an Schwester Juana hangt die Wirksamkeit dieses Textes, eine erbauliche

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i;:- Sammlung von moralischen Anleitungen und Warnungen vor ,weiblichen' bliebene Autor, der eigene Werke unter dem Allonym ,Amalie Prinzessin von Lastern wie Neugierde, Klatsch etc., von der weiblichen Autorfiktion ab: die Sachsen" veroffendichte (Waldmuller xx-xxii), wahrscheinlich um von dem fiktive Autorin nimmt, was ein Autor selbstverstandlich nicht konnte, eine Ruhm und der Popularitat dieser Autorin zu profitieren. Vergleichbare Motive ,perfect knowledge of the subject" (,perfekte Kenntnis des Themas", d. h. sind hinter dem Pseudogynym des Au tors Wolfgang Adolf Gerle (1783-1846) weiblicher Pflichten) fur sich in Anspruch, und erweist sich so als ,the most zu vermuten, der seine empfindsamen Liebesromane Korally, oder die Liebe in proper person of my whole sex, to write the Duty ofa Woman" (,die geeignetste heijfern Zonen (1802) und Alexis und Nadine (1803) als ,Marie Charlotte Alex­ Person meines ganzen Geschlechts, Die Pjlicht einer Frau zu schreiben"; 1815, andrine von Sassen" herausbrachte. Ahnlich wie ,Prinzessin Amalie" die lden­ 7f.). Okonomischer ging Benjamin Franldin (1706-1790) vor, bei dem die titat einer bestimmten Autorin fur das eigene Werk in Anspruch nahm, fin­ Moral schon an den Decknamen abzulesen ist: ,Alice Addertongue" (,Alice gierte Gerle weibliche Autorschaft zur effektiveren Veri:iffendichung in einem Natterzunge"), ,Celia Single" (,Celia Sitzengeblieben") und ,Busybody" (,die als ,typisch weiblich' rezipierten Genre. Neugierige") 1 sind Namen, die eher das Bedurfnis dokumentieren, weibliche Die lnanspruchnahme des ,weiblichen' Genres- Liebesgeschichten, Roma­ Schriftstellerei lacherlich zu machen,2 als das ernsthafte Vorstellen cines an­ ne, Briefromane - spielte bei der Verwendung des Pseudogynyms haufig eine deren Geschlechts, wie sie so viele Frauen im Pseudonym vornahmen (vgl. Rolle, wobei in vielen Fallen die Form der Didaxe diente: wie Kenrick, der Marshall 3). seine Belehrungen an Frauen in puncto weiblicher Pflicht unter fingierter Auch in Deutschland war das fur Pseudogynyme fruchtbarste Feld das der weiblicher Verfasserschaft veroffendichte, schrieben auch deutsche Autoren weiblichen Belehrung und Konditionierung: Pseudogynyme erscheinen fast ihre exemplarischen oder abschreckenden weiblichen Lebensgeschichten gele­ ausschlieGlich in den moralischen Wochenschriften des 18. Jahrhunderts und gendich unter Pseudogynym. Fur beides gibt es ein Beispiel: Friedrich Rochlitz' in anderen speziell auf Frauen ausgerichteten didaktischen Schriften (in Form (1769-1842) Meine Freuden und Leiden als ]ungfrau und Gattin (1797 erschie­ von Brief- und Tagebuchromanen oder weiblichen Lebensgeschichten in ande­ nen unter dem Pseudonym ,Amalie Will"), und das Leben der Madame rer Form). AuGer zum Zweck der weiblichen Belehrung wurden Pseudogynyme Schuwitz, von ihr selbst aufgesezt (1792). Rochlitz' Buch bekennt sich schon im nur selten benutzt. Mir sind funf Faile bekannt: die bekanntesten sind Leopold Untertitel zu seiner didaktischen Absicht: ,Amalies" Freuden und Leiden ist von Sacher-Masoch (1836-1895; Pseudonyme: ,Charlotte Arand" und ,Zoe Ein Geschenk an aile meine Schwestern, die die ersten mit mir theilen, die zweyten van Rodenbach"; vgl. Sohn 164) und Clemens Brentano (1778-1842), der vermeiden wollen. Gegen das Leben der Madame Schuwitz, die fingierte Lebens­ seine Satiren und poetische Spiele (1800) und denim gleichen Jahr erschienenen beschreibung einer Frau, die Hayn/Gotendorf als ,beruchtigte Berliner Buhle­ Roman Godwi unter seinem mittleren Namen Maria veri:iffendichte (Allge­ rin, Inhaberin der vornehmsten der dortigen Bordelle" charakterisieren (I 315), meine Deutsche Biographie III 311). Nach den Erstveroffendichungen benutzte erschien kurz nach seiner Veroffendichung ein Dementi: die Apologie Der er dieses Pseudonym nicht wieder. Ein weiteres Beispiel ist der unbekannt ge- Madame ** (Schuwitz), ein Sendschreiben im Namen derselben an den Verfasser ihrer Lebensbeschreibung ( 1792), verfaGt- ob im Auftrag von Elise Schuwitz, ist unldar- von Josef Aloys Mercy.' ,Busybody" macht auf der Oberflache keine Angaben tiber das Geschlecht, wird aber dem Sprachgebrauch nach als weiblich verstanden und wurde von Franklins Zeitgenossinnen und Zeitgenossen hochstwahrscheinlich als weiblich gelesen. Vergleichbare Beispiele finden sich m. W. erst wieder im friihen 20. Jahrhundert: im 2 Ein ahnliches Beispiel ist der englische Satiriker John Taylor (keine Lebensdaten), Zuge der erneuten Diskussion urn weibliche Sexualitat wurden fingierte autobio­ der 1639 ein satirisches Pamphlet auf weibliches Norgeln verfafSte und kurz darauf graphische Schriften von Prostituierten wieder popular. Sowohl diese ,Tagebiicher' eine Antwort unter den Pseudonymen ,Mary Tatdewell and Joan Hit-him-home, und ,Memoiren' angeblicher Prostituierten als auch positive Gegenbilder stammten spinsters" (Mary Tratschgern und Joan Priigel-Ihn-Nachhaus, Alte Jungfern). Der­ haufig von mannlichen Verfassern. Beispiele sind Rudolf Felsecks (keine Lebens­ selbe Autor war wahrscheinlich der Verfasser des Pamphlets The Womens Sharp daten) Tagebuch einer andern Verlorenen ( 1906), Hans Reinhards (keine Lebensdaten, Revenge (Die scharfe Rache der Frauen), eine At1twort auf die beriihmte antifeministi­ Pseudonym: Hedwig Hard) Beichte einer Gefallenen (1906) und sein Gegenbuch sche Schrift Araignment (Anklage, 1615) von Joseph Swetnam (Pseud.). The Sharp Tagebuch einer anstitndigen Frau (1909), sowie Felix Saltens (1869-1945) josefine Revenge erschien unter dem Pseudonym Ester Sowernam. V gl. Lerner, Feminist Mutzenbacher, oder, Die Geschichte einer wienerischen Dirne, von ihr selbst erzithlt Consciousness 151-5 3 und 311. (1906). Felsecks Tagebuch und Reinhards Beichte beziehen sich eindeutig auf Mar-

128 129 Die Moralischen Wochenschriften waren die einzige literarische Form, in fur weibliche Belange und Erziehung speziell zustandig sind oder die fiktive der Pseudogynyme zur Tradition wurden (vgl. Nortemann). Wolfgang Martens Verfasser(in)figur zeitweise vertreten diirfen (Martens, Die Botschaft 43-52). bezeichnet die fiktive Verfasserschaft als ein entscheidendes Kriterium zur Als Motivation fur das Pseudogynym mug wieder die Belehrung des weib­ Zugehorigkeit zum Genre (Die Botschaft 30) und unterscheidet moralische lichen Geschlechts angenommen werden: die moralischen Wochenschriften Wochenschriften vor allem durch dieses Merlcmal von anderen Zeitschriften, propagierten das empfindsame Madchenbild und das Frauenideal der Gattin, deren anonyme, pseudonyme oder orthonyme Verfasserinnen und Verfasser Hausfrau und Mutter, warnten vor iibermamgem Lesen und beteiligten ohne jede Charakterisierung auskamen. In den moralischen Wochenschriften sich maggeblich an der Diskussion um Frauenbildung. Das in den meisten dagegen wurde die Charakterisierung der fiktiven Verfasserfigur (mannlichen Wochenschriften vertretene Ideal in puncto weiblicher Gelehrsamkeit [agt oder weiblichen Geschlechts) zum Teil des pseudonymen Spiels und auch zum sich auf die kurze Forme! bringen: Gelehrsamkeit zum Hausgebrauch - also Teil der Belehrung: die erdichtete Personlichkeit schuf die personliche Ver­ nur zur besseren Erfiillung der vorgeschriebenen Frauenrolle am Herd, bindung zur Leserin- an die die meisten Wochenschriften sich richteten- und keineswegs aber zur intellektuellen Fortbildung um ihrer selbst willen oder bot dieser Personlichkeit gleichzeitig die Moglichkeit, sich zur Richterin gar zur Ausiibung eines Berufs (Martens, Die Botschaft 525-29). Gerade bei weiblicher Sitten aufzuwerfen. Hinter der Vielzahl der fiktiven Verfasserinnen der Verteilung neuer Freiheiten fur die Frau- sie sollte ja lesen und sich fort­ - Die Frau (1756-57), Die Braut (1742), Die Matrone (1728), Die Patriotinn bilden - und bei der gleichzeitigen Beschrankung dieser Freiheiten - die Ein­ (1725?), Die Neugierige (1770), Die Deutsche Zuschauerinn (1748), Die ver­ grenzung der Gelehrsamkeit auf ihre Anwendbarkeit im Haus - erwies sich nunftigen Tadlerinnen (1725-26), Die muhsame Bemerckerinn (1737), Theresie die weibliche Verfasserfiktion als besonders niitzlich. Selbst die gelehrte Tad­ und Eleonore (1767), Die Zuschauerin an der Spree (1770-71), Die Sichtbare lerin Phyllis, die Latein beherrscht und sich Anna Maria Schiirmann zum (1770-71), Die Unsichtbare (1771), Die Zigeunerin (1765), und einige andere Vorbild nimmt, bildet sich nur zum Zweck der Selbstbesserung (Martens, 2 mehr1 - verbargen sich in der Regel redigierende Manner , die in vielen Fallen Die Botschaft 529). die Zeitschrift auch selbst verfagten (Martens, Die Botschaft 42). Dazu kom­ Wichtig im Vergleich mit spateren Zeitschriften und besonders im Vergleich men vide weibliche Nebenfiguren, wie z. B. ,Aemilia" im Westphalischen Be­ mit der Verwendung von Pseudandronymen seitens weiblicher Autoren ist die obachter, ,Euphrosyne" in Johann Christoph Gottscheds Biedermann, ,Laura" Tatsache, dag es sich bei den Pseudogynymen der moralischen Wochen­ im Freund und die Jungfer Schildin in den Discoursen der Mahler, die entweder schriften zugegebenermajJen um eine Fiktion handelte, trotz aller Versuche, diese Fiktion so glaubwiirdig wie moglich zu machen. Viele Verfasser moralischer Wochenschriften statteten ihre Autor- bzw. Autorinnenfiguren mit einem garethe Bohmes (1869-1939) Erfolgsbuch Tagebuch einer Verlorenen, das im Jahr zu­ kompletten Charakter und fingierter Lebensgeschichte aus - ein Beispiel ist vor erschien. Fiir den Hinweis auf diese fingierten weiblichen Autobiographien dan­ Johann Georg Hamanns Matrone (1728) - und bemiihten sich um ,Einfiih­ ke ich Linda Kraus Worley. lung' in die weibliche Erfahrungswelt. So zieht Daphne, hinter der sich Johann Weitere Zeitschriften nennt Helga Brandes in ihrem ,Nachwort" zur Neuausgabe GotthelfLindner (1729-1776) verbirgt, zu diesem Zweck sogar- pikanterweise von J. Chr. Gottscheds Vernunftigen Tadlerinnen, S. 27, Fu!Snote 37. - die Benutzung eines mannlichen Pseudonyms in Betracht. Bei diesem 2 Martens fiihrt nur zwei Herausgeberinnen moralischer Wochenschriften im 18. Geschlechtertausch in zweiter Potenz erwagt ein pseudogynym schreibender Jahrhundert an - Luise Gottsched und Meta Klopstock (1728-1758) - gegeniiber Mann spielerisch die Riickkehr ins eigene Geschlecht, ist aber dennoch an die 42 mannlichen Verfassern und Redakteuren (Die Botschaft 124f.). Seiner Liste un­ Weiblichkeitsfiktion gebunden, denn nur ,Daphne" kann ihrer ,natiirlichen' abhangiger Herausgeberinnen zeitgenossischer Zeitschriften (hier handelt es sich Neigung zufolge tiber Magde, Markt und Moden plaudern (Martens, Die Bot­ teilweise um moralische Wochenschriften) waren die folgenden Namen hinzuzu­ schaft 69). Inwiefern dieses pseudonyme Spiel bei der Leserin Erfolg hatte, ist fiigen: Charlotte von Hezel (keine Lebensdaten; Wochenblatt for's schone Geschlecht), bislang noch unerforscht: in den meisten Fallen mugte sie sich dariiber im Ernestine Hofmann (1752-1789; Fur Hamburgs Tochter), Sophie von La Roche ldaren sein, dag die weibliche Verfasserfigur eine fiktive war. Da die meisten (1731-1807; Pomona. Fur Teutschlands Tochter), Caroline Friederica von Kamienski (1755-1813; Luna), Dorothea Lilien (keine Lebensdaten; Papiere einiger Freunde) Wochenschriftenautoren jedoch tatsachlich anonym blieben, blieb es der Lese­ und Marianne Ehrmann (1755-1795; Amaliens Erholungsstunden; Die Einsiedlerinn rin freigestellt, hinter der fingierten Verfasserin einen Autor oder eine Autorin in denA/pen). Vgl. dazu.Brandes. zu vermuten.

130 131 Auch wenn die Weiblichkeitsfiktion vielleicht erfolgreicher war als die Vor­ land, Schiller, Rochlitz und Seume, finden sich eine Unzahl anonymer und stellung spezifischer Identitaten, blieben beide Fiktionen - im Unterschied zu kryptonymer Beitrage sowie Beitrage unter weiblichem Pseudonym, neben or­ pseudandronym veroffentlichenden Frauen - fi.ir Wochenschriftautoren ein thonym veroffentlichenden Autorinnen und Autoren wie Louise Brachmann offenes Spiel, das verschiedentlich erortert und diskutiert wurde, wie z. B. von (1777-1822), Karoline von Woltmann (1782-1847), Ferdinand Hand (1786- Bodmer, der Gottscheds ,Tadlerinnen' mangelhaft charakterisiert fand und 1851) und Friedrich Kind (1768-1843). Auffallend ist, daiS die meisten Bei­ besonders die Weiblichkeitsfiktion als nicht i.iberzeugend kritisierte (Martens, trage, die auf Erziehung und Belehrung der Frau abzielen, mit weiblichen Die Botschaft 36). Die Vorstellung der Weiblichkeit unterschied sich insofern Pseudonymen unterzeichnet sind: in Heft 6 (Juni 1805, 47-57) wird ,Weib­ von der Pseudandronymitat vieler Autorinnen, als sie auf der Ebene des Spiels licher Genius" ,von Minna -r" erortert; ,Adele" au/Sert sich in Heft 8 (August verhaftet blieb: sie blieb ein ,Trick" (so bezeichnet Pehnt Gottscheds Tadler­ 1805, 97-110) tiber ,Die Gesprachigkeit der Frau"; im 2. Jahrgang schreibt innen-Fiktion; Haberlandt/Pehnt 10) und von einer echten Imagination des ,Helena G" tiber ,Weiblichkeit" (Heft 5, Mai 1806, 15-34), und ,Selma" rat in anderen Geschlechts weit entfernt. Kein mannlicher Verfasser einer Wochen­ ihrem Aufsatz ,Ueber weiblichen Kunstsinn und weibliche Bildung zur Kunst" schrift gab sich jemals ernsthaft als Frau aus. Ein weiterer Unterschied zwischen ihren Leserinnen zum Verharren in konventionellen Weiblichkeitsschranken: pseudogynym schreibenden Wochenschriftautoren und Benutzerinnen von Kunst solle im Haus ausgeiibt werden, und keineswegs diirfe eine Frau es sich Pseudandronymen ist der, daiS die gro/Se Mehrzahl der pseudandronym ver­ anma/Sen, sich zur professionellen Kiinstlerin oder Kunstrichterin aufschwin­ offentlichenden Schriftstellerinnen ihr mannliches Pseudonym tiber Jahre hin­ gen zu wollen (II, 3. Heft, 1808, 85-96). Wieviele dieser Aufsatze von Frauen weg einsetzten oder auch oft zu einem anderen Pseudandronym iibergingen. und wieviele von pseudogynym schreibenden Mannern stammen, mu/5 dahin­ Fur sie war der Geschlechtswechsel im Pseudonym ein anhaltender, nicht gestellt bleiben; fest steht, daiS tatsachlich einige Manner sich Pseudogynyme hinwegzudenkender Teil ihres schriftstellerischen Daseins. Fur die meisten zum Zweck der weiblichen Belehrung zulegten. Ein Beispiel ist der Architekt Wochenschriftautoren dagegen war die Zeitschrift die Erstveroffentlichung: und Schriftsteller Adolph von Vagedes (1777 -1842), der 1810 und 1811 ver­ wie Martens festgestellt hat, stand ihre pseudogynyme Redaktionstatigkeit in schiedene Beitrage fur Rassmanns Zeitschrift Mimigardia unter dem Pseudo­ I der Regel am Anfang ihrer schriftstellerischen und publizistischen Karriere (Die nym ,Maria ***" verfa/Ste (Kordt 30f.; Rassmann, Pantheon 342 und Lexicon Botschaft 127f.). Die Benutzung von Pseudogynymen folgt also dem Muster, 245.) das Sohn generell fur die Pseudonymitat mannlicher Autoren festgestellt hat: Obwohl bei diesem bisher vollig unerforschten Gebiet viel Raum fur Spe­ Pseudonymitat ist kein anhaltendes Phanomen wie bei Autorinnen, sondern kulation und Unsicherheit bleibt, lassen sich folgende wichtige Unterschiede meist auf die Erstveroffentlichung beschrankt (Sohn 74; 86). zwischen Pseudandronymen und Pseudogynymen feststellen: wahrend Pseu­ Die Moralischen Wochenschriften wurden in vieler Hinsicht, so auch in dandronyme oft ernsthaft versuchen, das andere Geschlecht vorzustellen, d. h. Sachen Pseudogynym, das Vorbild anderer literarischer Zeitschriften: auch hier es sowohl zu spielen als auch zu imaginieren, geht es bei Pseudogynymen fast stammen die Belehrungen an das weibliche Geschlecht in der Regel aus ,weib­ ausnahmslos urn leicht entschliisselbare Motive, die nichts mit der eigenen licher' Feder. Wie in den Wochenschriften schrieben auch hier die Redakteu­ Autorschaft und alles mit der der Frau zu tun haben. In der Tatsache, daiS das rinnen und Redakteure einen Gro/Steil der Beitrage; im Unterschied zu den Pseudogynym, im Gegensatz zum Pseudandronym, auf andere Autorschaft Wochenschriften wurde die Verfasserfiktion hier fallengelassen, womit die bezogen ist, liegt eine Erklarung sowohl fur seine Seltenheit als auch fur die Tat­ Autorschaft der Beitrage undurchsichtiger wurde. Hinter einem weiblichen sache, daiS einzelne Autoren das Pseudogynym nur selten einsetzen - bei der ,, Pseudonym konnte sich sowohl eine Autorin als auch ein Au tor verbergen; die ErstverOffentlichung, bei VerOffentlichung in typisch ,weiblichen' Genres wie 'I immer noch vorwiegend mannliche Redaktion dieser Blatter legt die Vermu­ z. B. in moralischen Schriften fur Frauen und Briefromanen, bei Schriften, tung zumindest nahe, daiS es sich in vielen Fallen urn Pseudogynyme gehandelt haben mag. Im journal for die deutsche Frau, 1 redigiert 1805 - 1808 von Wie- beabsichtigten Vorspiegelung einer vorwiegend weiblichen Verfasserschaft genau entspricht. Ob es sich dabei um einen Irrtum oder um eine andere Ausgabe handelt, Bei Blochmann steht diese Zeitschrift verzeichnet als journal fiir deutsche Frauen von konnte ich nicht ermitteln; die von mir eingesehene Ausgabe trug den im Text ange­ deutschen Frauen geschrieben (45), ein Titel, der der von den Herausgebern eindeutig gebenen Titel.

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die versuchten, die Autorschaft von Frauen zu usurpieren oder davon zu pro­ VII. Selbstgewahlte versus effektive Anonymitat: fitieren, und bei Schriften, die versuchten, sie zu unterbinden. Im deutschen Zur Rezeptionsgeschichte weiblicher Autoren Sprachraum fallen alle mir bekannten Beispiele fur Pseudogynyme so eindeutig in diese Kategorien, daiS ich eine Suche nach Anzeichen fur eine echte Vor­ Im Folgenden geht es weniger urn selbstgewahlte als um effektive Anonymitat: stellung des anderen Geschlechts (wie z. B. die Suche nach Anzeichen fur An­ die Abwesenheit der Frau in der Literaturgeschichte. Obwohl die Anonymitat drogynitat, wie sie die Forschung im Bezug auf die Friihromantik vorgenom­ und Pseudonymitat der VerOffentlichungsmethode sicher erheblich zu dieser men hat, oder eine versuchsweise Annaherung an Geschlechtsneutralitat, wie Abwesenheit beitrug, ist die selbstgewahlte Anonymitat der Autorin nicht der ich sie in Kapitel V beschrieben habe) fur wenig ertragreich halte. einzige, vielleicht nicht einmal der schwerwiegendste Grund fur ihre effektive. Die Falle, in denen anhaltende Anonymitat nachweislich eine Kanonisierung verhinderte (d. h., in denen die Identitat der Autorin auch nach ihrem Tod nicht aufgedeckt wurde), sind meines Wissens relativ selten - von mehreren tausend anonym und pseudonym verOffentlichenden Autorinnen sind nur fiinf solcher Falle ermittelt (siehe Kap. II). Uber die tatsachliche Haufigkeit dieses Phanomens la!St sich nur spekulieren. Fiir die These, da£S die freiwillige Ano­ nymitat der Autorin ihren Eintritt in die Literaturgeschichte erschwerte, lassen sich viele Beispiele anfiihren. Umgekehrt sind jedoch auch Falle nachweis bar, in denen Anonymitat und Pseudonyme als Schutz vor geschlechtsspezifischen Rezensionen fungierten (siehe Abschnitt 4 dieses Kapitels) und den Autorinnen die einzige Moglichkeit boten, kritische Anerkennung zu ernten - in vielen Fallen die Voraussetzung fur eine spatere Kanonisierung in der Literaturge­ schichte. Obwohl Autorinnen und Autoren nur mit Hilfe eines (echten oder erfundenen) Namens tradiert werden konnen (siehe Kap. I), biirgt der Name allein nicht fur einen Einschlu!S in die Literaturgeschichte: bis zum Einsetzen der feministischen Literaturkritik nach ca. 1975 und mit Ausnahme einiger frauenzentrierter Literaturgeschichten (siehe Abschnitt 5 dieses Kapitels) ist das Erscheinen der Frau in der Literaturgeschichte sporadisch; Informationen tiber sie sind minimal und haufig auf die Erwahnung ihres Namens beschrankt. In solchen Fallen ersetzt die Uberlieferung des Namens die der Autorin: der Name, der letzte erhaltliche lnformationsschnipsel, wird pro forma tradiert und steht in Abwesenheit eines wie immer gearteten Kontexts (Biographie, Werk­ diskussion, bibliographische Angaben) fur nichts. Folgenreicher als die Anonymitat der Autorinnen fur ihre Rolle in der Lite­ raturgeschichtsschreibung erwies sich die in Kap. I diskutierte methodische, philosophische und ideologische Ausrichtung der Literaturkritik. Solange kiinstlerische ,Qualitat' ihre Kriterien von den Erzeugnissen mannlicher Auto­ i i ren bezieht; solange unsere Lese- und Erwartungshaltung sich an ihren Werken 1: 1 schult, ist eine Rezeption der Frauenliteratur nicht in einem Kontext, sondern I

nur im Vergleich moglich. 1'.1f,

Obwohl ich den Begriff ,Frauenliteratur' ftir irreflihrend halte, werde ich ihn im fol- I'

134 135 1. 0AS INTEGRATIONSMODELL: men 27 ganz ohne Frauen aus; sechzehn weitere erwahnen eine einzige Frau FRAUEN IN MANNLICHER LITERATURGESCHICHTSSCHREIBUNG (in acht Fallen Droste-Hiilshoff, in einem Fall Ebner-Eschenbach); sechs zwei Frauen (in vier Fallen das Dioskurinnengespann Droste und Ebner); 24 In nicht-frauenzentrierten Literaturgeschichten, Anthologien und kritischen zwischen drei und zehn Schriftstellerinnen; 11 zwischen zehn und zwanzig, Werken (darunter verstehe ich Werke, die vorgeben, ,geschlechtsneutral' zu und nur drei iiber zwanzig. (Eine davon ist Frels' Bibliographie von Handschrif­ arbeiten bzw. Frauen in die allgemeine Literaturgeschichte ,einzuschliei~en') er­ ten zwischen 1400 und 1900, die insgesamt 140 Schriftstellerinnen zwischen scheinen Frauen nur im, bzw. als, Ausnahmefall- eine Tatsache, die inzwischen 1700 und 1900 anfilhrt.) Noch einseitiger sieht es in Anthologien aus: von 40 zur feministischen Binsenwahrheit geworden ist, die aber auch empirisch Ieicht Anthologien aus demselben Zeitraum1 erscheint in vierzehn keine einzige Frau, belegbar ist. Von 87 nicht-frauenzentrierten Literaturgeschichten, bibliographi­ in elf nur eine einzige, in acht weiteren zwei, und in sieben zwischen drei und schen und kritischen Werken, veroffentlicht zwischen 1836 und 1983, 1 kom- zehn Autorinnen. Auch fUr die wenigen Schriftstellerinnen, die in der nicht-frauenzentrierten Rezeption auftreten, war die Chance eines echten ,Einschlusses' in die Litera­ genden der Einfachheit halber verwenden. ,Frauenliteratur' bedeutet dabei lediglich turgeschichte, d. h. der Kanonisierung, relativ gering: in den 127 untersuchten von Frauen verfagte Literatur; Implikationen iiber die Thematik, Intention oder Le­ sepublikum dieser Literatur sind bei der Verwendung des Begriffs nicht intendiert. literarhistorischen Werken und Anthologien, verOffentlicht iiber einen Zeit­ ,Mannerliteratur' steht umgekehrt fiir von Mannern verfagte Literatur, ebenfalls raum von fast 150 Jahren, wird nur 23 Autorinnen mehr als eine Seite zuge­ ohne Aussagewert iiber ihre Thematik, Intention oder ihr Publikum. Ich halte diese standen. Und das alles sagt noch nichts iiber die qualitative Rezeption der Auto­ Gegeniiberstellung zugegebenermagen verwirrender Begriffe fiir angebracht, um rinnen (dazu weiter unten), d. h. die impliziten und expliziten Werturteile iiber einem griigeren Migversdindnis vorzubeugen: der Identifizierungvon Mannerlitera­ die Literatur oder die Autorin, die einer eventuellen Kanonisierung meist so fort tur als ,Literatur' oder gar ,Weltliteratur' und der daraus folgenden Interpretation der den Riegel vorschoben. Literatur von Frauen als ,minderwertig'. Trotz der nachweisbaren quantitativen Unterreprasentation der Frauenlitera­ Meine Auswahl ist relativ zufallig; ich habe allerdings, um der Rezeptionsgeschichte tur behauptete die nicht-frauenzentrierte Rezeption unbekilmmert ihre eigene als fortlaufendem Prozeg gerecht zu werden und zu verhindern, dag Modestriimun­ Objektivitat und Allgemeingiiltigkeit, und tut es - mit wenigen Ausnahmen - gen die Ergebnisse beeinflussen, versucht, ungefahr gleich viele Werke aus jedem bis heute. Sie tut es in der Regel durch impliziten Rekurs auf die vorausgesetz­ Jahrzehnt einzubeziehen. Bei Literaturgeschichten und Bibliographien habe ich nur ten Kriterien literarischer ,Qualitat', wie z. B. in J. Kippenbergs frauenfreiem Werke beachtet, die den Anspruch einer Gesamt- oder zumindest einer reprasenta­ Kanon deutscher Gedichte, oder in Schillemeits Deutsche Romane (1976), in dem tiven Darstellung deutscher Literatur stellen. Aile angefiihrten Literaturgeschichten und Bibliographien behandeln mehr als 50 Schriftstellerinnen und Schriftsteller; aile i ·I Anthologien und Sammlungen kritischer Essays mehr als fiini:Zehn. Die Zahlung bezieht sich auf Schriftstellerinnen, deren Erstveriiffentlichung zwischen 1700 und Deutsche Dichter der Romantik (1971, 1983), Deutsche Dichter des 18. jahrhunderts, i I 1900 erfolgte. Erfagt wurden folgende Werke: Deutsche Dichter des 19. ]ahrhunderts (1969, 1979) und Der deutsche Roman; Folter; l Sauer; Deutsche Bucher, Deutsche Dichtung, Deutsche Dichtung, deutsches Erziihlgut; Vogelpohl (1940, 1952); Ermatinger; Frels; Miiller!Valentin; Goetz; und Heine­ Harberts/Meyer; Urbanek (1969, 1971, 1978); Glaser, Bd. 3-8; Killy/de Boor, mann. Bd. 4-7; Baer; Deutsche Literatur, Clauss (1944, 1950); Schulze/Henning; Menzel Verschiedene Auflagen desselben Werkes wiesen z. T. derartige Unterschiede in der (1836, 1858-59); Lothar, Das deutsche Drama; Soergel (1916, 1925, 1927, 1928); Behandlung der Frauenliteratur auf, dag es zweckmagig erschien, jede Auflage als Linden; Hamann/Hermand; Enders; Bartels (1901, 1904, 1910, 1921, 1943); separates Werk zu zahlen. Jenssen; Naumann (1923, 1930, 1933); Fechter; Mahrholz (1926, 1930); Ferdinand Erfagt wurden: Konrad/Vivian; Galaboff; Kirsch; Lorenz; Michalski; Gerstner; Schneider, Die deutsche Dichtung der Geniezeit und Die deutsche Dichtung vom Schenckel; Raclcy; Deutsche Dichtung im Unterricht; Polensky; Siemonsen; Eischen­ Ausgang des Barocks; Biihnke; Liibbe/Lohrmann; Langenbucher; Leroy/Pastor; Beer; broich; Ernst Rose; von Scholz, Das deutsche Gedicht; Mueller; Echtermeyerlvon von der Leyen; Mulot; Walzel; Roch; Kuhnlenz; Wiegner; Heise; Boeckh; Busch; Wiese (1966, 1971); Sailer; Deutsche Gedichte; Schlenker/JUrgensen; Steinhauer; Tronskaia; Rehorn; Mielke (1890, 1898, 1912); Schian; Eva Becker; Singer; Schu­ Staiger/Hurlimann; I

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ebenfalls keine einzige Frau vertreten ist: ,Die behandelten Texte bilden in ihrer (Foulkes), ,von Gottsched bis zur Gegenwart" (Walzel), ,von Goethe bis zur Gesamtheit eine repdisentative Auswahl aus den grofSen Werken der deutschen Gegenwart" (Heise). In dem Sinne, daiS das Fehlen der Frauenliteratur in alte­ Dichtung vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart" (Umschlagblatt). Popularer ren Literaturgeschichten in den spateren unweigerlich die Feststellung nach als die schweigende Unterschlagung der gesamten Frauenliteratur bei der Dar­ sich zieht, Frauen hatten nichts oder zumindest nichts Tradierbares geschrie­ stellung dessen, was als reprasentativ, ,grofS' oder als IGnon tradiert wird, ist der ben, wird die Rezeptionsgeschichte zur Prophezeiung, die sich selbst bewahr­ EinschlufS von Frauen pro forma, wobei die Autorinnen im gilnstigsten Fall in heitet. Die selbstverstandliche Voraussetzung, daiS mit dem ,Einen' Namen zwei bis drei Satzen mit minimalem Informationsgehalt abgehandelt werden. (Gottsched, Herder, Goethe etc.) nur er gemeint sein konne, obwohl es auch Meistens jedoch werden Frauen als ,Berufsgruppe' gefi.ihrt, so daiS lediglich gleichnamige Autorinnen gab, demonstriert einmal mehr sowohl die Nicht­ Namen erwahnt werden. Ein typisches Beispiel ist Schulze/Hennings Die deut­ existenz der Autorin in der Literaturgeschichte als auch die Bedeutung des sche Literatur-Geschichte (1940), die nach einer ahnlichen Aufzahlung schrift­ Namens bzw. der Namenlosigkeit, die ihre Nichtexistenz gleichzeitig erzeugt stellernder Musiker, Maler, Schauspieler, Arzte und Beamten (484f.) auch Frau­ und beschreibt. en als lnteressengemeinschaft anfi.ihrt und so die gesamte Literatur von Frauen Obwohl es schwierig und zugegebenermafSen problematisch ist, im Bezug auf den folgenden Absatz reduzieren kann: auf die Motivation fur den AusschlufS der Frau Spekulationen anzustellen, ist die Vorgehensweise in der traditionellen Literaturforschung, soweit fur mich Manner und Frauen (E. v. d. Recke, Johanna Schopenhauer, G. von Billow, feststellbar, ehrlich, aber reichlich unwissenschaftlich - sie basiert auf einem Grafin von Salburg, M. von Bunsen, Freifrau von Heldburg, M. von Mey­ Phanomen, das Susan Koppelman als epistemologischen Solipsismus bezeich­ senbug, C. von Gli.imer, I. Kurz (,Pilgerfahrt nach dem Unerreichlichen"), net hat: ,Mir sind gute Schriftstellerinnen nicht bekannt, also existieren sie Prinzessin Salm-Salm, G. Baumer, Margarete von Wrangell, Math. Grafin nicht". 1 Ein vorslitzlicher AusschlufS der Frau aus der Literaturgeschichte la!St Keller, Stephanie Prinzessin von Belgien, H. Voigt-Diederichs, L. von StraufS sich nur im Nationalsozialismus nachweisen. In Literaturgeschichten und und Torney, M. Hunnius, Anna Schieber (,Wachstum und Wandlung"), Ina Anthologien aus dieser Zeit erscheinen Frauen i.iberhaupt nicht (Goetz) oder Seidel, Charlotte von Hadeln, Maria Waser u. v. a.) haben zur Feder gegrif­ nur vereinzelt (Jenssen); und wenn, dann sind es meist zeitgenossische, also fen und Bucher geschaffen (485). noch nicht tradierte Autorinnen. In Gerstners Deutsche Dichter unserer Zeit Der Telegrammstil bei der Behandlung von Frauenliteratur ist relativ verbreitet, (1939) z. B., einer Anthologie von tiber 50 Dichtern, erscheint nur eine einzige was bedeutet, daiS auch viele Werke, die numerisch die meisten Frauen be­ Frau, obwohl das Vorwort stolz von dichtenden ,Mannern und Frauen" be­ handeln, meist nichts zur Verbreitung, Aufarbeitung und Kanonisierung der richter. DaiS der AusschlufS der Frau aus der Dichtung zwischen 1933 und Frauenliteratur beitrugen (Schulze/Henning war in der oben vorgenommenen 1945 ein beabsichtigter war- was vielleicht mit der demonstrativen Maskulini­ Zahlung eins von den drei Werken, die mehr als zwanzig Autorinnen be­ tat zusammenhangt, auf der ein guter Teil der Nazikultur beruhte - lafSt sich handeln). Die Kanonisierung der Frauenliteratur wurde auch dadurch unter­ verschiedentlich in Vor- und Nachwortennachlesen: ,Wir stehen im Zeitalter bunden, daiS weitaus die Mehrzahl der Literaturgeschichten und -kritiken sich einer volksverwurzelten, mannlichen und heroischen Dichtung!" (Gerstner, auf zeitgenossische, d. h. noch nicht kanonfahige, Autorinnen konzentrieren ,Vorwort" 7). Dort sti.inden wir vielleicht noch heute, wenn uns nicht die frau­ und altere bzw. kanonisierbare Schriftstellerinnen ignorieren - mit dem Re­ enzentrierte Literaturwissenschaft davor bewahrt hatte (vgl. den 5. Abschnitt sultat, daiS zwischen ca. 1920 und 1985 nur wenige Autorinnen des 18. und dieses Kapitels). 19. Jahrhunderts in diesen Werken erscheinen. Der AusschlufS der Frau aus der Literaturgeschichte ist in der Regel unbe­ absichtigt und unbewufSt; er basiert auf vage definierten, als universal verstan­ denen und fraglos i.ibernommenen ,Qualitats'-Kriterien. Was bzw. wer tradiert wird, lafSt sich schon an vielen Titeln ablesen, die literarische Epochen haufig an Mannernamen festmachen - ,von Luther bis zu Lessing" (Busch), ,von Grimmelshausen bis Musil" (Schillemeit), ,von Mosheim bis Jacobi" (Schwab Zit. nach Spender, The Writing or the Sex?, 51: ,I have never encountered these good I), ,von Herder bis W. v. Humboldt" (Schwab II), ,von Tiede bis Hauptmann" women writers, therefore they do not exist".

138 139 2. ,SIE WAR KEIN GENIE": c. Generellliegt die Betonung der Rezeption nicht auf dem Werk der Auto­ MusEN, WAHNSINNIGE UND ANDERE AusNAHMEN rin, sondern auf biographischen Einzelheiten, die als ,weiblich' stereotypi­ siert werden konnen. Dieses Stereotyp wird dann zur Autorinnenfigur aus­ In den folgenden drei Abschnitten mochte ich kurz die haufigsten Ausschlu£S­ gebaut, die dazu diem, ihr gesamtes Werk zu entwerten: Aphra Behn war strategien bei der Behandlung von Frauenliteratur aufzeigen (Abschnitt 2) und eine Hure, Anne Finch eine zerbrechliche Porzellanpuppe, Emily Dickinson auf zwei dieser Strategien, Biographismus und geschlechtsspezifische Kritik, eine alte Jungfer, Sidonia Hedwig Zaunemann ein Mannweib, Karoline von naher eingehen (Abschnitte 3 und 4). Diese Strategien sind sowohl in ge­ Giinderrode eine tragische Selbstmorderin. schlechts'neutralen' Werken als auch in frauenspezifischen nachweisbar und 4) Die Tradierung der Autorin als anomal, Einzelfall oder Ausnahme (Russ beziehen sich in der Regel auf vorfeministische Kritik. Aufgrund ihrer Iangen 76-86). Beispiele sind Ebner-Eschenbach und Droste-Hiilshoff in Deutsch­ Geschichte sind viele Merkmale der Rezeption von Frauenliteratur !angst selbst land, Sand und Colette in Frankreich, Dickinson und Alcott in den U. S. A., ,kanonisiert' - Strategien und Charakteristika, die durch Wiederholung und die Brontes, Jane Austen und George Eliot in England. DaiS weibliche Autoren Gewohnung zur Tradition erhoben wurden. Zu ihnen gehoren: 1 heute noch als Ausnahme, also keineswegs als Selbstverstandlichkeit empfun­ 1) Die Negierung weiblicher Autorschaft (Russ 20-23): das Buch stammt in den werden, lafSt sich schon allein an der haufigen Falschschreibung ihrer Wirldichkeit von einem mannlichen Autor, oder ein mannlicher Autor hat der Namen oder Werktitel erkennen, zum Teil auch in feministischer Literatur: da Autorin beim Schreiben geholfen, oder das Buch hat ,sich selbst' geschrieben erscheint Friederike Helene Unger als ,Unge", Wilhelmine Karoline von (Charlotte Birch-Pfeiffer, Friederike Sophie Hensel-Seyler). Wobeser als ,Wober" (Meise 9, 51); Carmen Sylva (Pseudonym fiir Elisabeth, 2) Der Verruf weiblicher Autorschaft oder der Autorin (Russ 25-38): die Konigin von Rumanien) als ,Sylvia Carmen" (Polko 436); Jane Austen als ,Jane Autorin war wahnsinnig, unweiblich, unbescheiden, obszon, annormal, gene­ Austin" (auf einer Anzeigetafel in einer U. S.-amerikanischen Buchhandlung); rell minderwertig (Louise Brachmann). Mary Wollstonecraft als ,Mary Wolstone-Kraft" und ihre beriihmte Schrift A 3) Die falsche Einordnung der Autorin (Russ 49-61). Dazu gibt es verschie- Vindication of the Rights of Woman als Vindication of the Rights of Women dene Methoden: (Tornieporth 83). 1 Bis 1983 machten Autorinnen in Universitatskurrikula der a. Statt als eigenstandige Schriftstellerin (oder Kiinstlerin, Wissenschaftlerin, U. S. A. nur 5-8% aus (Russ 78f.); Olsen stellte 1976 eine Statistik ftir die usw.) wird sie als Frau, Geliebte, Muse, Mutter oder Inspiration eines mann­ Reprasentation englischer und amerikanischer Autorinnen und Autoren des lichen Freundes oder Partners tradiert: Charlotte von Stein war Goethes 20. Jahrhunderts auf und gelangte dabei zu folgenden Ergebnissen: in Lite­ Muse, Elsa Bernstein war Humperdincks Librettistin, Marie Curie war raturkursen standen einer behandelten Autorin 17 Autoren gegeniiber, in kriti­ Pierres Laborassistentin. schen Aufsatzen 30, in Nachschlagewerken 11, in Anthologien und Text­ b. Autorinnen, deren Werk sich haufig mit einer bestimmten geographi­ biichern 11, in Filmen tiber Schriftstellerinnen und Schriftsteller 14 (187-90)­ schen Region beschaftigt, werden als ,regional' tradiert (Anna Croissant­ und das in den U. S. A., wo die Akademie Frauenstudien wesentlich auf­ Rust, 1860-1943; Carson McCullers, Flannery O'Connor), nicht aber geschlossener gegeniibersteht als in Deutschland. Obwohl diese Zahlen inzwi­ mannliche Autoren, die diesel ben Them en behandeln (Ludwig Thoma, Jere­ schen veraltet sind und sich in der feministischen Literaturwissenschaft seitdem

'i mias Gotthelf, William Faulkner, Tennessee Williams). einiges getan hat, ist anzunehmen, daiS Autorinnen, die vor dem 20. Jahrhun­ dert lebten und schrieben, in Kurrikula und Kritik noch sparlicher vertreten sind - auch heute noch. 5) Die Tradierung der Autorinnen als Masse (meist in Literaturgeschichten Wo angegeben, habe ich die von Joanna Russ fiir eine ahnliche Rezeptionsgeschichte des 19. und frtihen 20. Jahrhunderts) und ihrer Literatur als ,Frauenliteratur', englischsprachiger Literatur entwickelten Kategorien iibernommen. U. a. Joanna f: Russ und Gerda Lerner haben mich davon iiberzeugt, daE es sich hier um ein gene­ !' relies Phanomen handelt, das weder auf den deutschen Sprachraum noch auf die In Tornieporths Buch gibt es keinerlei Hinweise auf die Moglichkeit einer absicht­ Literaturgeschichte beschrankt ist. Meine Kategorien beziehen sich ausschlieE!ich lichen Falschschreibung von Wollstonecrafts Namen, als feministischen Witz etwa, auf deutsche Literaturgeschichten, auch wenn ich teilweise zur Illustration und zum so daE angenommen werden muE, daE es sich um einen unbeabsichtigten Fehler leichteren Verstandnis Beispiele aus anderen Landern und Disziplinen anfiihre. handelt.

140 141 die es ermoglicht, jede Autorin auf zwei oder drei Satze mit minimalem In­ Geschmack der Zeitschrift trifft, und wo ihr Talent hierzu nicht ausreicht, ist formationsgehalt einzuschranken (Lebensdaten, Hauptwerk, Gesamturteil) - sie immer noch in der Lage, bei der Zeitung den mannlichen Konkurrenten, bei gleichzeitiger Diskussion vergleichbarer mannlicher Autoren auf mehreren der von dem Ertrage seiner Feder leben will, zu unterbieten (Mielke 1898, Seiten. Gerade die Vielfalt weiblichen Schrifttums fiihrt nicht etwa zu einer 318, Hervorhebung original). differenzierteren Bearbeitung, sondern im Gegenteil zu dem oben beschriebe­ nen ,Telegrammstil' oder zur ldischeehaften Einordnung der Autorin mit Hilfe Derartige Wertungen der Frauenliteratur als Massenprodukt macht es unmog­ eines einzigen, meist nichtssagenden Adjektivs. Mielke z. B. behilft sich 1898 lich, sie ganz zu iibersehen, entwertet sie aber qualitativ gegeniiber mannlichen Produkten. Obwohl kein ersichtlicher Grund dafiir vorliegt, wird (implizit oder wie folgt: explizit) zwischen dem quantitativen Ansteigen der weiblichen Buchproduk­ Es ist unmoglich, alle diese neuen weiblichen Autoren zu charakterisieren; tion und ihrer qualitativen Minderwertigkeit meist ein kausaler Zusammen­ nur mit ein paar Stichworten mag das bei dieser Uebersicht geschehen. hang vorausgesetzt (z. B. Robinson 70 und Sengle I 102£). Phantastisch mutet eine Dichterin wie Marie ]anitschek (,Aus der Schmiede 6) Die Einverleibung weiblicher Errungenschaften in das Werk eines Mannes des Lebens", ,Lufthungrige Leute") an, phantasie- und gehaltvoll ist Isolde (Russ 50£) oder die posthume Zuordnung ihrer Leistungen zu seinem Werk Kurz (,Florentiner Novellen"), starkgeistig E. Marriot, L. Bobertag, D. Dun­ (Therese Hubers Werke erschienen unter dem Namen ihres Mannes, Ludwig cker und H Bohlau, philosophisch angehaucht K. Schirrmacher (448, Her­ Ferdinand Huber, auch noch nach seinem Tod; Mileva Maric-Einsteins Beitrag vorhebungen original) zur Relativitatstheorie wird bis heute Albert Einstein zugeschrieben; Bertolt Brecht gilt heute noch als Autor der Dreigroschenoper, verfafSt oder mitverfafSt ... und so weiter bis zur phantasievollen und fleifSigen A. v. d. Decken eine 1 von Elisabeth Hauptmann ; und Goethe als ausschlie!Slicher Autor der Iphige- Seite spater. Verfasser und Verfasserinnen solcher Literaturgeschichten erhalten sich den Vgl. John Fuegi, Bertolt Brecht 50, 52, 56, 58, 60, 66, 71, 191, 193f., 199 und 204; Ruf der Griindlichkeit, Objektivitat und Vollsrandigkeit (aufgrund der blofSen Brecht and Company; und ,Whodunit". Fuegi, der personlich mit Hauptmann in Tatsache, daiS Frauen in ihrer Diskussion iiberhaupt erscheinen), tragen aber Kontakt stand und sie mehrfach interviewte, schreibt ihr die Mitverfasserschaft von mafSgeblich zur Etablierung unterschiedlicher Bewertungskriterien fur mann­ den meisten von ,Brechts' zwischen 1924 und 1933 verfa.Gten Dramen zu. Auch liche und weibliche Schriftsteller bei. Als das hervorstechendste Merkmal der spatere Werke Brechts stammen !aut Fuegi von einem Autorinnenkollektiv, das fUr Frauenliteratur erscheint vielen Literaturkritiken ihr ungeheures Anwachsen, ihn schrieb und dem u. a. Margarete Steffin und Ruth Berlau angehorten (Bertolt ein Phanomen, das in allen Epochen konstatiert wird - iibrigens auch zu den Brecht 50). Fuegis letztes Buch, Brecht and Company, ist sowohl in der traditionellen als auch in Zeiten, in denen empirisch gesehen die Veroffentlichungen von Frauen nur der feministischen Presse stark unter Beschu!S geraten (dem Autor werden u. a. einen Bruchteil des Buchmarktes ausmachten. Beispiele sind Versuche im mangelhafte Belege seiner Behauptungen vorgeworfen; s. z. B. Munks Besprechung 18. Jahrhundert, weibliche ,Lesewuth" im Zaum zu halten (Meise 57-70, bes. seines Buches sowie Karasek und Voelker. John Willet, James K. Lyon und Siegfried 68) unci J. W. Goethes spottischer Kommentar an F. Schiller, Die Horen hatten Mews stellen eine Liste von Fuegis Nachlassigkeiten zusammen, die im Brecht Year­ ,ihr weibliches Zeitalter" (zit. Pehnt) - weil namlich ,die Beitrage der Mereau, book XX [FrUhjahr 1995] erschienen ist. Das Dreigroschenheft in Augsburg hat ver­ der Wolzogen, der von der Recke und der Imhoff einen gar zu grofSen Anteil schiedene Entgegnungen auf Fuegis Buch veroffentlicht). Die Reaktionen auf das einnahmen" (beide Zitate in Haberlandt/Pehnt 11). Um diese Zeit hatten Die Buch sind gemischt: wissenschaftliche Bedenken mUssen m. E. ernstgenommen Horen nur sechs weibliche Mitarbeiter von insgesamt 50 (Schieth, Entwicklung werden. Andererseits belegt die gelegentlich durchscheinende Hysterie in Bespre­ 75). Mielkes Resume Ende des 19. Jahrhunderts driickt ahnliche Angste vor chungen des Buches (Karasek bezeichnet es als ,denkmalschanderisch") das Ausma!S, weiblicher Konkurrenz a us: in dem Brecht auch heute noch als Autor und ,Denkmal" kanonisiert, d. h. fUr viele Rezensentinnen und Rezensenten unangreifbar, bleibt. Die Tatsache, daiS bei vielen Diese Schreiblust ist am meisten ausgebildet bei dem weiblichen Geschlech­ von Brechts Werken eine Gemeinschaftsarbeit stattfand, an der Frauen (bes. Ruth te; die Frau ist in der Tat eine litterarische Macht unserer Gegenwart gewor­ Berlau, Margarete Steffin, und Elisabeth Hauptmann) ma.Ggeblich beteiligt waren, den. Sie schlagt in uns~ren Zeitschriften selbst den begabteren Schriftsteller so da.G viele seiner Werke nicht Brecht allein zugeschrieben werden konnen, bleibt aus dem Felde, weil sie dank ihres regeren Formtalentes leichter Ton und auch in den entrUstetsten Rezensionen unbestritten.

142 143 1 nie aufTauris, mitverfaBt oder mitbearbeitet von Corona Schroter ). Die Kritik Balanceakt die BefUrchtung, ein echter VerriB konnte dem Werk zusatzliche entschuldigt diesen geistigen Diebstahl haufig mit fehlenden Druckrechtsge­ Publicity und Verbreitung einbringen). setzen, privaten Beziehungen zwischen dem Tater und der Geschadigten oder 9) Die Anwendung eines inhaltlichen Doppelstandards (Russ 39-48): die derTatsache, daB das Konzept ,geistiges Eigentum' im 18. und 19. Jahrhundert Themen von Frauenliteratur sind konfessionell, hauslich, nicht universell, un­ noch relativ unbekannt war (was Ubrigens angesichts der I

144 145 13) Die Voraussetzung der Minderwertigkeit der Frauenliteratur gegeni.iber bert (Jarvis); Luise Adelgunde Gottsched (Ploetz); Caroline Pichler (Bli.imml Erzeugnissen mannlicher Literaten allgemein und die konsequente Annahrne, xxv); Elsa Bernstein (Pierce 202 und 209; Zophoniasson-Baierl 24f. und dag einzelne Werke von Frauen eher mit Werken anderer Frauen vergleichbar 60-64); Elisa von der Recke (Conrad); Amalie von Sachsen (Waldmi.iller lff. seien als mit Werken mannlicher Zeitgenossen. Diese Vorgehensweise fi.ihrt zu und Kallin 10-24), Marie Eugenie delle Grazie und Charlotte Birch-Pfeiffer der Ghettoisierung der Frauenliteratur allgemein und zur doppelten Ghetto­ wird so der Platz in der Literaturgeschichte, der nur i.iber posthume Aner­ isierung der literarischen ,Ausnahmefrauen', den en sowohl der Kontext der kennung erhaltlich ist, verweigert. In der posthumen Kritik lagt sich kein Literaturgeschichte allgemein als auch der der Frauenliteraturgeschichte entzo­ Fortschritt, sondern im Gegensatz eine fortschreitende Regression bei der Auf­ gen wird: Ebner-Eschenbach z. B. wird in verschiedenen Literaturgeschichten arbeitung der Frauenliteratur feststellen: je spater das Veroffentlichungsdatum als himmelhoch tiber anderen Schriftstellerinnen stehend und insofern nicht der Literaturgeschichte, desto weniger Autorinnen erscheinen in ihr. 1 Wolfgang mit ihnen vergleichbar gesehen (z. B. Mielke 1898, S. 447; Bartels 1904, Menzel behandelt in seiner Literaturgeschichte, erschienen 1858- 1859, im­ S. 172), reicht aber auch nicht an die Leistungen mannlicher Autoren heran. merhin 28 Autorinnen des 18. und fri.ihen 19. Jahrhunderts; in Elschenbroichs 14) Die geschlechtsspezifische Stereotypisierung des Werkes aufgrund des Anthologie Deutsche Dichtung im 18. ]ahrhundert, veroffentlicht hundert Jahre realen oder angenommenen Geschlechts der Autorin bzw. die Voraussetzung spater, erscheinen (auf insgesamt 742 Seiten) nur noch drei Autorinnen (Frie­ einer ,mannlichen' oder ,weiblichen' Natur, die der Werkanalyse zugrunde­ derike Brun, Anna Louisa Karsch, und Dorothea Charlotte Elisabeth Wehrs, gelegt wird. Schlugfolgerungen in Bezug auf das Werk unter Voraussetzung 1755-1808), alle mit einem einzigen Gedicht. einer geschlechtlichen ,Natur' sind bei mannlichen Autoren und Ki.instlern 18) Die ausschliemiche Konzentration auf feministische Texte und Autorin­ augerst selten (Chopin, Rilke, Weber), bei Frauen dagegen gang und gabe. nen und Abwertung nicht progressiver Texte und Autorinnen in der femini­ 15) Der akademische Doppelstandard bei der Behandlung literarischer For­ stischen Literaturwissenschaft (Agnes Franz, Caroline Pichler). schung, nach dem die Erforschung von Mannerliteratur als ,objektiv' oder ,neutral' erscheint, die von Frauenliteratur als ,politisch' (Spender, Invisible Women4). 3. BIOGRAPHISMus IN DER KmTrK: ZwEI FALLSTUDIEN 16) Die anhaltende Weigerung der Akademie, sich mit Frauenliteratur aus­ einanderzusetzen, wobei unrichtigerweise impliziert wird, Frauenliteratur sei Zu den einflugreichsten der obengenannten Ausschlugstrategien gehort die gelesen und als rninderwertig befunden worden (Spender, The Writing or the falsche Einordnung der Autorin (d. h. ihre Tradierung nicht als Schriftstellerin, Sex? 30). Fi.ir moderne Autorinnen und Literaturforscherinnen ergibt sich dar­ sondern in einer anderen Rolle). Aus leicht ersichtlichen GrUnden waren es aus ein erhebliches Dilemma - einerseits war keine Frau jemals eine ,groge' gerade die Autorinnen, die in Kontakt mit einem beri.ihmten Mann standen Schriftstellerin, andererseits wurde auch keine Frau jemals ausgeschlossen - und deren falsche Einordnung sich aus diesem Grund an bot, die zuerst wieder­ und die Konfrontation mit der rhetorischen Frage: Wenn Frauen literarisch entdeckt wurden und tiber die infolgedessen heute die meiste Literatur zur Ver­ Wertvolles produzieren konnen (konnten), warum tun (taten) sie es dann fligung steht. Im Vergleich zu den normalerweise dUnn gesaten Informationen nicht? (Russ 87-96). Die Implikation ist nati.irlich, dag Frauen eben nicht tiber Autorinnen des 18. Jahrhunderts ist Charlotte von Stein2 ungewohnlich konnen, wornit die Minderwertigkeitsthese (siehe Kap. I) wieder an Gehalt gut reprasentiert - in insgesamt zehn Biographien und mehreren Aufsatzen, gewinnt. 17) Der fortschreitende Ausschlug der Autorin a us der Rezeptionsgeschichte. Es gibt unzahlige Beispiele fur Autorinnen, die zu Lebzeiten beri.ihmt, gefeiert Das gilt fur nicht frauenzentrierte Werke und bis zum Einsetzen der feministischen und literarisch anerkannt waren, aber von der posthumen Kritik ignoriert Literaturkritik, die sich die gezielte Aufarbeitung der Frauenliteratur zum Ziel setzte. 2 Der Abschnitt zu Charlotte von Stein ist eine Zusammenfassung der Einleitung mei­ wurden; dieses Ubersehen der ehemaligen Beri.ihmtheit tritt meist im Todesjahr nes Aufsatzes ,Not in Goethe's Image: The Playwright Charlotte von Stein", einer der Autorin ein. Zeitgenossischen Grogen wie Roswitha von Gandersheim kurzen Rezeptionsgeschichte und ersten Analyse ihrer Dramen Neues Freiheitssystem (vgl. Robinson 30f.); Christiane Marianne von Ziegler (Robinson 110); Anna und Die zwey Emilien. Der Aufsatz erscheint voraussichtlich 1996 in Thalia's Daugh­ Louisa Karsch (Anger, ,Nachwort" zu A. L. Karsch, Gedichte und Lebenszeug­ ters: German Women Dramatists From the Eighteenth Century to the Present, hg. Susan nisse 186; Beuys, ,Einleftung" zu Karsch, Herzgedanken Sf.); Benedikte Nau- Cocalis und Ferrel Rose (Tubingen, Gunter Narr Verlag).

146 147 auEerdem nehmen viele Lexika, Werke tiber die Klassik und feministische Wer­ oder die Verschworungen gegen die Liebe, 1798; Die zwey Bmilien, 1800; eine ke haufig auf sie Bezug. Trotz dieser ungewohnlichen Situation wissen wir fast weitere Komodie, entstanden ca. 1800, und - moglicherweise - Die Probe, ebensowenig tiber sie als Autorin wie tiber ihre verschollenen Kolleginnen, da 1809). Abgesehen von einigen wenigen kurzen Inhaltsangaben von Neues Frei­ von Stein bis heute fast ausschlieE!ich im Bezug auf J. W. Goethe rezipiert heitssystem und Die zwey Bmilien in Biographien 1 gibt es bisher nur eine einzige wurde - je nach Vorurteil des Biographen oder der Biographin, als Goethes Diskussion dieser Werke (siehe in diesem Bd. S. 147, Anm. 2). Die femini­ Muse, Freundin, Geliebte, Seelenfreundin, Mutterfigur oder Nemesis. Selbst stische Kritik konzentrierte sich bisher ebenfalls auf die Dramen, in denen die jilngste Forschung besteht noch darauf, ,[daG] Charlotte von Stein nicht Goethe als Figur erscheint (Bohm, ,Charlotte von Stein's Dido"; Goodman, von Goethe losgelost betrachtet werden kann" (Maurer, Charlotte von Stein ,The Sign Speaks"; Kord, Bin Blick 180-84).2 Obwohl einige dieser neueren 232); die meisten Werke tiber sie beschreiben nicht ihr Leben und schon gar Essays wichtige AnstoEe zur Neuwertung ihres Werkes bieten, ist die aus­ nicht ihr Werk, sondern lediglich ihre Beziehung zu Goethe. Einmal als Goethes schlieEliche Tradierung der ,Goethe-Dramen' in der Kritik der Goethe­ Freundin definiert (Dilntzer) erscheint von Stein selbst meist auf dem zweiten zentriertheit in Biographien nahe verwandt: die Bedeutung Goethes fur das 1 Platz (Goethe und Charlotte von Stein ) oder in Klammern, sozusagen als nach­ Leben und Werk der Autorin wird nach wie vor enorm i.iberschatzt. traglicher Einfall: Goethes unsterbliche Freundin (Charlotte von Stein) (VoE). Von Wenn die Haufigkeit, mit der von Stein in der Literaturgeschichte behandelt Steins Biographen waren eindeutig weniger an von Stein selbst interessiert als wird, angesichts der mangelhaften Tradierung ihrer Kolleginnen als hochst an ihren diversen Rollen als Goethes Freundin, Muse, Beeinflusserin (Seilliere), ungewohnlich gelten muE, ist die Beurteilung und die Publikationsgeschichte und Konkurrentin mit Christiane Vulpius im Kampf um Goethes Liebe (Kahn­ ihrer Werke eher typisch. Insgesamt schrieb von Stein einige wenige Gedichte, Wallerstein, ,Charlotte von Stein und Christiane von Goethe"; Boy-Ed). Die mindestens eine Kurzgeschichte (eine Adaptation einer franzosischen Novelle), seltenen Biographien, die ihr den ersten und einzigen Platz im Titel zugestehen und filnf (oder sechs) Dramen, von denen nur eins (oder zwei) zu ihren -Bodes ausfi.ihrliches Werk Charlotte von Stein und Maurers Charlotte von Stein Lebzeiten veroffentlicht wurden. Ihre ersten beiden Dramen, die ,Goethe­ (in dem der allgegenwartige Goethe als einschrankender Faktor im Untertitel, Dramen' Rino und Dido, wurden in Anhangen von Goethes Briefen an sie neu Bin Frauenleben der Goethezeit, erscheint) legen dieselbe Betonung auf ihre veroffentlicht (z. B. in den Ausgaben von Scholl und Frankel); Dido erschien Beziehung mit Goethe. Die am haufigsten zitierte Quelle fur die oft wider­ auEerdem in zwei verschiedenen Editionen (hg. Dilntzer; hg. Gleichen-RuE­ spriichlichen Darstellungen der Autorin als Goethes Freundin, Muse, sexuelle wurm). Ihre Komodie Neues Freiheitssystem oder die Verschworungen gegen die oder platonische Geliebte, miltterliche Ratgeberin, oder Paradebeispiel fur das Liebe wurde erst 1867 gedruckt und 1948 neu aufgelegt; beide Herausgeber Ewig-Weibliche, ist selbstverstandlich Goethe selbst: viele dieser Bilder basieren erlaubten sich erhebliche Freiheiten mit dem Drama, schnitten weg, fi.igten auf Abschnitten in Goethes Briefen und dem Frauenbild in seinen Dramen. In hinzu und anderten ihren Tire! (hg. Fritz von Stein; hg. Ulbrich). Ihr Original der Literaturkritik wurde von Stein, deren Briefe nicht nach abweichenden ging verloren, ebenso wie eine weitere Komodie, entstanden um 1800, und ihre Perspektiven befragt werden konnten, nach Goethes Bild wiedererschaffen. Adaptation der franzosischen Kurzgeschichte. 1803 wurde ihr Drama Die zwey Die Betonung auf von Steins Rolle als ,Goethes Freundin" hatte wichtige Bmilien, eine Bearbeitung eines englischen Romans, anonym und mit Schillers Konsequenzen fur ihre Rezeption als Autorin. Ihre Werke werden in den mei­ Unterstiltzung veroffentlicht (er erschien auf der Titelseite und wurde fur den sten Studien nicht einmal erwahnt; i.iblicherweise beschrankt sich die Diskus­ Autor gehalten); das Stuck wurde 1805 unter Schillers Namen neu gedruckt sion ihrer Literatur auf gnadenlose Verdammungen ihrer sarkastischen Goethe­ und erst 1923 unter dem der Autorin. Die Probe, gedruckt 1809, wird ihr Darstellung in Rino (1776) und Dido (1794). Die Dramen, in denen Goethe von einer QueUe zugeschrieben; andernorts erscheint Carl oder Karl Stein als keine offensichtliche Rolle spielt, wurden nicht tradiert (Neues Freiheitssystem

Diintzer, Charlotte von Stein II 91, 94, 96, 108-10 (Neues Freiheitssystem) und 132, Vgl. Hofer, Goethe und Charlotte von Stein; J. Petersen, ,Goethe und Charlotte 188 f. (Die zwey Emilien); Bode 459 (Neues Freiheitssystem) und 460 (Die zwey Emi­ v. Stein"; Martin, Goethe und Charlotte von Stein: Gnade und Tragik in ihrer Freund­ lien); Hof (1979) 180 (Die zwey Emilien). schafi; Susmann, Deutung einer groj?en Liebe: Goethe und Charlotte von Stein; und 2 Doris Maurer, von Steins jiingste Biographin, brachte es fertig, auf 240 Seiten kein Hof, Goethe und Charlotte von Stein, ein Nachdruck seines friiheren Werkes Wo sich einziges Werk von Steins zu erwahnen, mit Ausnahme eines kurzen Abschnitts iiber der Weg im Kreise schliej?t: Goethe und Charlotte von Stein. Dido (164-67).

148 149 II'

Autor. 1 Weil auch dieses Stuck verlorengegangen ist,2 kann die Frage der Autor­ Dichtungen (1824), und eine von ihrer Freundin Caroline Pichler (,Louise schaft nicht entschieden werden. Alles, was uns heute in unveranderter Form Brachmann"). Schindels erster Aufsatz, der einzige, der zu Brachmanns Leb­ von ihrem Werk bleibt, sind die beiden Dramen, die ein Goethe-Pow·at ent­ zeiten erschien, enthalt fast kein biographisches Material und konzentriert halten, und Die zwey Emilien, ein Drama, das vielleicht nur deshalb der Ver­ sich stattdessen auf Brachmanns Errungenschaften als Autorin. Das einzige, gessenheit entging, wei! es ursprlinglich unter Schillers Namen erschien. Es ist was er uns tiber ihr Familienleben berichtet, ist die Tatsache, daG ihre Schwester schwer, sich des Verdachts zu erwehren, den Arnd Bohm ausspricht, wenn er ebenso begabt war und sich ihrer Kunst (der Malerei) ebenso hingebungsvoll von einer ,Geschichte der Unterdriickung" ihrer Werke ausgeht (,Charlotte widmete wie Brachmann selbst sich der Schriftstellerei. Die Beschreibung von Stein's Dido" 39): die Ausli:ischung ihres Gesamtwerks mit Ausnahme der Brachmanns ist die einer Autorin, die zuerst von Navalis beeinfluGt und belehrt ,Goethe-Dramen' und einer Adaptation ist heute eine wichtige Voraussetzung und zuerst von F. Schiller veri:iffentlicht wurde, und die jetzt in Abgeschieden­ fur die Goethezentriertheit ihrer Rezeption. heit ihrer Dichtung lebt. Schindel zeichnet Brachmann in diesem Aufsatz Die ausschlie{~liche Betonung der Biographie und der vi:illige AusschluG des nicht nur als ernstzunehmende Schriftstellerin (durch ihre Verbindung mit den Werks der Autorin betrifft nicht nur Autorinnen wie Charlotte von Stein, die illustren Namen Navalis und Schiller), sondern erwahnt auGerdem mehrere via ihren Kontakt mit dem berlihmteren Mann in die Literaturgeschichte ein­ Gedichte mit Titel und Veri:iffentlichungsort. Im Gegensatz zu den meisten zogen - also streng genommen als Teil seiner Rezeption. Derselbe Biographis­ anderen von Schindels biographischen Aufsatzen werden samtliche biographi­ mus laGt sich bei Autorinnen nachweisen, die nicht als Muse, Geliebte, Ehe­ schen Daten, mit der einzigen Ausnahme von Brachmanns Geburtsdatum frau, Schwester oder Mutterfigur eines berlihmten Mannes ldassifiziert werden und -ort, sorgfaltig ausgelassen: es gibt keine Erwahnung der Namen ihrer konnten. Beispielhaft daflir ist die Rezeption der Autorin Louise Brachmann.3 Eltern, keine Kindheitsanekdoten, keine Liebesgeschichten. Wahrend Schin­ Insgesamt gibt es vier zeitgeni:issische Studien tiber ihr Leben, von denen dels biographischer AbriG wenig mehr als zwei Seiten umfaGt, umfaGt seine drei nach ihrem Tod veroffentlicht wurden: zwei von Schindel (I 49-57 und Liste von Brachmanns veri:iffentlichten Werken, in ldeinerem Druck, stolze III 22-53); eine von Professor Schlitz, dem Herausgeber ihrer Auserlesenen sechs Seiten. Schindels ursprlingliche Betonung von Brachmanns Werk anstelle ihres Lebens ist bemerkenswert angesichts der Tatsache, daG sein kurzer Aufsatz auf einem autobiographischen Essay der Autorin selbst beruht: ein Anzeichen also, Der National Union Catalog (Pre-1956 Imprints, Bd. 566, S. 476) fiihrt das Stiick daG Brachmann selbst sich so rezipiert wissen wollte. Ebenso bemerkenswert ist unter ihrem Namen mit dem Zusatz: ,224-480 p."; die Seitenzahlen konnten einen Schindels Korrektur dieser Sicht in Band III seiner Sammlung, verfaGt nach Nachdruck in einer Zeitschrift bedeuten. 1807 bestatigte Goethe den Empfang einer Komodie in einer Notiz an von Stein; im Februar 1808 erwahnte von Stein in einem Brachmanns Tod und basierend auf Professor Schlitz' posthumer Biographie. Brief an ihren Sohn Fritz, dafS sie wieder an einer Komodie arbeite (Diintzer, Char­ Dieser zweite Schindelsche Aufsatz, den der Autor damit beginnt, daiS er sich lotte von Stein II 265 and 281). Ob diese Briefe sich auf Die Probe (gedruckt 1809) fur den ersten entschuldigt, verkehrt die ursprlingliche Betonung ihres Werks beziehen, ist unldar, da der Titel des betreffenden Dramas unerwahnt bleibt. Holz­ undAuslassung ihrer Biographie in ihr Gegenteil: Brachmanns Leben wird aus­ mann/Bohatta fiihren Carl Stein als Au tor der Probe; Hamberger/Meuse! Karl Stein, fuhrlich auf 28 Seiten erzahlt, ihr Werk wird in drei Seiten gezwangt. Wogegen geboren 1773 (nicht identisch mit Charlotte von Steins altestem Sohn Karl, geboren der erste Essay Brachmanns Leben vi:illig beiseitelieG, wimmelt es in dem zwei­ 1765). Ich gehe davon aus, dafS das Drama urspriinglich entweder anonym oder ten von Namen, Daten, Charakterisierungen, Kindheitsanekdoten und minu­ unter dem Namen ,C. von Stein" veroffentlicht wurde und dafS spatere Biographen zii:isen Nacherzahlungen relativ unwichtiger Ereignisse in ihrem Leben. Diese enrweder Carl oder Charlotte von Stein als Autorin annahmen. Siehe Holzmann/ Vorliebe furs Detail, die beim Lesepublikum den Eindruck einer exakten Bohatta, Deutsches Anonymen-Lexikon III (1905) 302 und Hamberger/Meuse! XX Kenntnis des Gegenstands und einer VerlaGlichkeit der Darstellung erwecken (1825) 597. sollte, stellt Brachmann auGerdem in den familialen Kontext, den sie selbst zu 2 Die University of Utah, die einzige Bibliothek in den U. S. A., die das Drama besafS, meldet es verloren. Mir ist es trotz ausfiihrlicher Recherchen nicht gelungen, das vermeiden versuchte. Sie wird nicht mehr als Autorin behandelt, sondern als Stiick in Deutschland ausfindig zu machen. Privatperson; ihr Leben wird nicht erzahlt, urn Einsichten in ihr Werk zu 3 Der Abschnitt zu Louise Brachmann ist eine Erweiterung meiner Bemerkungen zu gewinnen, sondern lediglich, urn omini:ise Vorwarnungen und Hinweise auf Brachmann in ,Caroline Pichler". ihren tragischen Tod aufzuspliren.

150 151 IfI '

In diesem zweiten Aufsatz inspirieren Brachmanns lebendige Einbildungs­ manns Wahnsinn dagegen rechtfertigt eine Rezeption ihres Werks in diesem kraft unci ihr Enthusiasmus fur Kriegsgeschichten sie fri.ih zum Schreiben; viele pathologischen Kontext, woraus sich sein trivialer Status (als rein konfessional ihrer Schriften bringen die Vorstellung des roman tisch en Selbstopfers zum Aus­ unci subjektiv, ein Hohenflug ihrer i.iberanstrengten Phantasie; Schindel III 27, druck. 1800 fi.ihrte eine ungli.icldiche Liebeaffare zu ihrem ersten Selbstmord­ 32f.) zwangsweise ergibt. Augerhalb dieses pathologischen Kontexts wird ihr versuch. Als ihre Eltern sterben unci kein Mann fUr sie gefunden werden kann, Werk nur ein einziges Mal erwahnt, in Schindels lassig hingeworfenem Lob: mug sie zum Schreiben als einzig moglichem Lebensunterhalt ihre Zuflucht ,Ihr Werth als Dichterin ist gewig allgemein anerkannt" (III 49). Auf 28 Seiten nehmen. Der Rest des Aufsatzes ist eine Wiederholung vertrauter Themen: wird nicht ein einziges ihrer Werke beim Titel genannt, in auffallendem Gegen­ stete, aber vergebliche Versuche, sich vom Schreiben zu ernahren - was sich satz zu Schindels erstem Aufsatz, in dem ihr Werk relativ prominent auftritt. schliemich negativ auf die ,Qualitat' ihrer Werke auswirkt - unci sich endlos Schliemich unci endlich verdeutlicht Schindel seine Oberzeugung, Brachmann wiederholende ungli.icldiche Liebesgeschichten mit Armeeoffizieren, von denen sei kein Genie gewesen, durch eine Verdrehung der Gri.inde fUr ihre Autor­ einige verheiratet sind, einige von der franzosischen Armee, alle ji.inger als sie schaft. Er erwahnt ihr literarisches Talent wiederholt, impliziert aber deutlich, selbst. In all diesen Mfaren bleibt sie taub fur die Warnungen ihres verni.inftige­ dag sie nicht etwa schrieb, weil sie ein inneres Bedi.irfnis dazu verspiirte oder ren Bruders; in allen Fallen wird sie von ihrem Liebhaber verlassen; jede dieser weil sie dazu begabt oder inspiriert war, sondern zunachst, um sich finanziell Affaren bringt sie dem Wahnsinn naher. Die letzte von Brachmanns Amouren, durchzubringen (nachdem es ihr nicht gelungen war, sich einen Mann zu die ausfi.ihrlich beschrieben wird, betrifft einen preuGischen Offizier, der 20 sichern) unci spater, weil sie ihren Liebhaber mit Dramen fur seine Schau­ Jahre ji.inger ist als sie unci Schauspieler werden will. Um seinetwillen schlagt spielerkarriere versorgen wollte. Schindel war vielleicht der fairste unci sympa­ Brachmann einen alteren wohlhabenden Bewerber aus unci i.iberlagt sich Illu­ thischste mannliche Biograph weiblicher Autoren seiner Zeit. Trotzdem liegt sionen von einer zuki.inftigen Karriere als dramatische Schriftstellerin. Nach der Verdacht nahe, dag vor allem die Schlugfolgerung, Brachmann sei kein einem Jahr vergeblicher Versuche, ihren Liebhaber beim Theater unterzu­ Genie (gepaart mit der verfi.ihrerischen Detailprazision, die fur biographische bringen, in dem Brachmann ,vollliebender Schwarmerei" (III 37) seine Reise­ Wahrheit zu bi.irgen scheint), ihn veranlagte, Schlitz' Darstellung Brachmanns kosten i.ibernimmt, verlagt er sie. Brachmann ertrankt sich im folgenden Jahr. eigener vorzuziehen unci seinen zweiten Aufsatz als die ,korrekte' Version von Die impliziten unci expliziten Behauptungen, die Schindel in seiner Brach­ Brachmanns Leben unci Werk der Nachwelt zu i.iberliefern. mann-Biographie aufstellt, lassen sich ungefahr wie folgt zusammenfassen: Pichlers Biographie schlieGlich setzt sich zum Ziel, den Mythos von Brach­ 1) Sie war kein Genie, denn sie war emotionallabil: eine Frau, die vergeblich mann der Wahnsinnigen, kreiert von Schlitz unci Schindel, zu zerstoren, aber nach der Liebe suchte, die ihrem Leben einen Halt gegeben hatte. 2) Sie war sie ersetzt ihn nicht durch einen Ri.ickgriff aufBrachmanns Selbstdarstellung als kein Genie, weil sie keine genialen Werke verfagte: stattdessen schrieb sie sub­ ernstzunehmendeAutorin. Stattdessen erfindet Pichler einen neuen Mythos: den jektive unci konfessionale Literatur, oder sie schrieb, um finanziell zu i.iber­ von Brachmann als Modell zeitgenossischer Femininitat, einer Frau, die sterben leben, oder sie schrieb aus privaten Grunden. Unci schliemich: sie war kein Ge­ mugte, weil sie-aufgrund ihres ,sanfte[n], fromme[n] Gemi.ith[s]"- den Wech­ nie, sie war eine Wahnsinnige. Die Ausdri.icke, die Schindel am haufigsten zur selfallen des Lebens nicht gewachsen war (,Louise Brachmann" 188). Pichler Charakterisierung der Autorin verwendet, sind ,schwannerisch", ,leidenschaft­ widerspricht Schindels Darstellung von Brachmanns unweiblicher Leiden­ lich", ,romantisch", ,begeistert", ,schwermi.ithig", ,ungli.icldich", wechselweise schaft wiederholt unci behauptet im Gegenteil, dag ,keine heftigen Empfin­ das Opfer ihrer ,wieder tragisch exaltirten Einbildungskraft" oder ihrer ,weib­ dungen verderblich auf dieg sanfte Gemi.ith wirkten" (187). Besonders zwin­ lichen Eitelkeit", unci schliemich, wie zu erwarten war, ,wahnsinnig" (III 43). gend wird die Notwendigkeit dieses Beweises in Verbindung mit dem Tod der Schindels Brachmann-Portrat ist dem zeitgenossischen Diskurs, der weibliches Autorin: anstelle der unbarmherzigen Leidenschaft, die Brachmann laut Schlitz Schreiben unci Lesen generell als als Wahnsinn, Besessenheit, Leidenschaft unci unci Schindel in den Wahnsinn unci schlieGlich in den Tod trieb, betont Pichler, Annormalitat rezipiert (,Lesewuth', ,Lesekrankheit'), nahe verwandt. Die pathologische Beschreibung des Lesens unci Schreibens von Frauen ist dag keine augenblicldiche leidenschaftliche Spannung, welche sie zur Ver­ bedeutsam, weil fUr Schriftstellerinnen Wahnsinn nicht mit Genie vereinbar ist zweiflung trieb, sondern langsam, aber lange wirkende, dri.ickende, entmu­ (vgl. Duda/Pusch), im Gegensatz zu mannlichen Autoren, bei denen Wahnsinn thigende Verhaltnisse unci vielleicht korperliches Obelbefinden die nachste oft als Zeichen des Genies gewertet wird- siehe Lenz unci Holderlin. Brach- Ursache ihres Todes waren. '\1 152 153 II i Louise schien mir i.iberhaupt keiner heftigen Leidenschaft fahig zu seyn als legitime thematische und poetische Basis fi.ir ihr Werk. SchliefSlich (und (185). vielleicht fiir ihre Zeitgenossinnen und Zeitgenossen am emporendsten): sie schreibt die Tatsache, daiS Frauen an ihrer literarischen SelbsterfUllung ge­ Pichlers Brachmann, jeglicher unweiblichen Leidenschaft unfahig, ist im Ge­ hindert werden, nicht ihrem Mangel an Talent zu, sondern ihrem eintanigen genteil mit ,ruhige[r] Neigung", ,stille[r] Geni.igsamkeit", ,Ergebung" und Leben und der sich daraus ergebenden Diskrepanz zwischen ihrer prosaischen ,Schi.ichternheit" ausgestattet (186f.) - alles ausgesprochen feminine Eigen­ Existenz und ihren ,Idealen, denen nie eine Wirldichkeit entsprechen kann". schaften, die beim zeitgenossischen Publikum urn Verstandnis fiir Brachmanns Die mysteriosen, da unerldart gebliebenen ,langsam, aber lange wirkende[n], Verhalten werben. Brachmanns Tod, bei Schindel der schlagendste Beweis ihrer drUckende[n], entmuthigende[n] Verhaltnisse", denen Pichler Brachmanns leidenschaftlichen Natur, wird bei Pichler zum Garant ihrer weiblichen Natur: Tod zur Last legt, finden hier vielleicht ihre Erldarung- in der unbefriedigen­ das peinliche Bild der von ihren Leidenschaften beherrschten Frau wird ersetzt den Existenz, die Pichler als allgemeines Schicksal weiblicher Autoren versteht. durch das Poru·at einer hilflosen Kreatur, die von einer grausamen Vorsehung Der Hauptunterschied zwischen Schindels und Pichlers Brachmann-Bio­ ,schutzlos der rauhen Wirldichkeit ausgesetzt" wurde (189f.). graphien ist der, daiS Pichler, obwohl auch sie die Autorin vorwiegend als ,Frau' Obwohl Pichler so die biographische Tradition fortsetzt, die die Frau prasen­ prasentiert, sich der Existenz und Bedeutung Brachmanns als Autorin bewu~St tiert und die Schriftstellerin ignoriert, unterscheidet sich ihr Aufsatz von denen bleibt. Indem sie dieses Bewu~Stsein ausspricht und es den Leserinnen und von Schlitz und Schindel durch mehrere Merkmale. Pichler verzichtet auf jeden Lesern ins Gedachtnis ruft, verweist sie gleichzeitig auf die Tatsache, daiS der Anspruch der Vollstandigkeit, Exaktheit und Objektivitat (181) - ein Ein­ anekdotische Biographismus zeitgenossischer Kritiker zu einem guten Teil fiir druck, den sowohl Schlitz als auch Schindel durch ihre minuziose Betonung die Verwischung weiblicher Errungenschaften auf schriftstellerischem Gebiet von Anekdoten und Detail hervorzurufen versuchen. Stattdessen gibt Pichler verantwortlich gemacht werden muK Wogegen Schindel sich in seinem zwei­ subjektive Gri.inde fi.ir ihren Aufsatz an, namlich ihre Liebe zu Brachmann, ten Brachmann-Aufsatz dafi.ir entschuldigt, daiS er in dem ersten nicht genug ihre Freundschaft, und ihre Trauer urn die Freundin (180f.). Das Element der biographisches Material bot, entschuldigt sich Pichler dafi.ir, daiS sie i.iberhaupt Trauer, das die eigene Arbeit inspirierte, nennt sie spater als hervorstechendes auf Brachmanns Leben eingeht: ,die Offentlichkeit, welche die unselige Cata­ Merkmal sowohl in Brachmanns Werk als auch in dem weiblicher Autoren strophe ihrem Schicksale gegeben hat, hebt mich tiber die bescheidene ZurUck­ i.iberhaupt: haltung hinaus, welche sonst, meinem GefUhle nach, tiber den Character und die Personlichkeit der Schriftsteller in der literarischen Welt beobachtet werden Spaterhin erschienen immer mehrere und immer bedeutendere Leistungen sollte, wohin nur die Geistesproducte derselben gehoren" (180, meine Hervorhe­ von ihr. Aus allen sprach ein Ton stiller Wehmuth und jene Geistes­ bung). Pichlers Forderung, Autorinnen ein Recht zuzugestehen, das Autoren stimmung, welche in der wirklichen Welt und dem alltaglichen Leben nicht seit Jahrhunderten als selbstverstandlich in Anspruch nahmen - ihre Beurtei­ allein keine Befriedigung, sondern steten Stoff zu Klagen findet. Es war der­ lung nicht nach Biographie oder Geschlecht, sondern aufgrund ihrer Werke - selbe Ton, der aus den meisten weiblichen Dichtungen, selbst die gro~Sten ist heute noch nicht eingelost; im Gegenteil ist heute die blo~Se Moglichkeit und genialischesten nicht ausgenommen, hallt, und der in einer hochst reiz­ einer solchen Vorgehensweise in zunehmendem Ma~Se suspekt geworden (siehe baren Subjectivitat, in der Beschaftigung mit Idealen, denen nie eine Wirk­ unten). lichkeit entsprechen kann, und in einem Ekel an der alltaglichen Prosa des Lebens seinen Grund hat (181f.)

In diesem erstaunlichen Kommentar gelingen Pichler mehrere revolutionare Wi.irfe: sie erkennt Brachmann als ernstzunehmende Schriftstellerin an, eine Dichterin, deren Lebenswerk (wie das Goethes oder Schillers) als aufsteigende Kurve beschreibbar ist (,immer mehrere und immer bedeutendere Leistun­ gen"). Sie stellt Brachmann au~Serdem in den Kontext einer Tradition weib­ lichen Schreibens, und sie erkennt ,Subjectivitat", ein Merkmal, das i.iblicher­ weise die Erzeugnisse d.er Frauenliteratur als literarisch wertlos disqualifiziert,

154 155 4. DAs GESCHLECHT IN DER KRITIK: Ebner-Eschenbachs Drama Dr. Ritterwurde enthusiastisch rezipiert, solange es ,MANNLICI-IE' UND ,WEIBLICHE' NATUREN anonym im Umlauf war, so bald die Identitat der Autorin bekannt war, bekam es vernichtende Kritiken (vgl. Goodman, Dis/Closures 166). Bei Autorinnen, die nicht auf rein biographischer Basis rezipiert wurden- d. h., 2) Yom Werk wird oft auf das anatomische (sex) oder das kulturelle (gender) bei deren Rezeption ihr Werk eine Rolle spielte- fallt vor allem ein sich stetig in Geschlecht der Autorin geschlossen. Die Einordnung der Autorin als ,weib­ der Rezeptionsgeschichte wiederholendes Merkmal ins Auge: die Beurteilung liche' oder ,mannliche' Natur, je nach Einschatzung ihrer Dichtung, ist sowohl des Werks aufgrund des vermeintlichen oder tatsachlichen Geschlechts der in zeitgenossischer als auch in posthumer Kritik iiblich. Bei ,weiblichen' Natu­ Autorin. Autorinnen, bei denen ein mannliches Geschlecht vorausgesetzt ren wird haufig nach geschlechtsspezifischen Merkmalen in ihrer Literatur wurde, d. h. anonym oder pseudandronym veroffentlichende Schriftstellerin­ gesucht (Paradebeispiele sind Marie von Ebner-Eschenbach und Caroline Pich­ nen, kamen dabei in der Kritik prinzipiell besser weg. Mit der Orthonymitat, d. ler1), oder es werden nur Werke in als ,weiblich' iiberlieferten Genres tradiert 2 h. bei Entdeckung des wahren Geschlechts der Autorin endet haufig ihre Kar­ (Elisa von der Recke ). Die Feststellung einer ,mannlichen' Natur ist meist riere: Beispiele sind Benedikte Naubert (Jarvis 191f.) und Margarethe Lang­ (nicht immer) eine Anerkennung der schriftstellerischen Leistungen der Auto­ kammer (1866-1922, Pseudonym: Richard Nordmann; Giesing 251); ebenso rin und fiihrt haufig zu dem extravagantesten Kompliment: der Bezeichnung abrupt endete auch Eduard Devrients Interesse an Marie von Ebner-Eschen­ der Autorin als ,Dichter'. In posthumer Literaturkritik sind ,Dichter' in der bachs ,augerordentlichem Talent", sobald er erfuhr, dag es sich urn eine Frau Regel identisch mit Autorinnen, die zu Lebzeiten anonym oder pseudonym handelte (Giesing 244). Der Besprechung des Geschlechts der Autorin (anstelle ihres Werks) in vielen Rezensionen liegt die Annahme zugrunde, dag das Dbersetzung von Amalies Dramen (1840) hervor (Amalie von Sachsen, Social Lift I Schrifttum der Frau aufgrund ihres Geschlechts in Themenwahl, Form und Stil xxf. Jameson tibersetzte acht Jahre spater einen weiteren Band ihrer Dramen, hielt beschrankt ist - ,wie viele dichterische Erfolge giebt es, die nur dem Dichter ihre Ubersetzung und Herausgeberschaft jedoch anonym, vgl. Amalie, Six Dramas). erlaubt sind, wahrend sich die Dichterin ihrer kaum zu erfreuen vermochte" Aus Kallins Rezeptionsgeschichte der Autorin in ihrer unveri:iffendichten Magister­ (Waldmiiller xxv). ,Der Dichter' impliziert asthetische Kompetenzen, die der arbeit (1 0-24) lagt sich ein stetes Absinken ihrer Einschatzung nach Bekanntwerden ,Dichterin' allemal versagt bleiben (Soergel kann noch 1928 behaupten, kiinst­ des Geschlechts der Autorin und verstarkt in der posthumen Rezeption ablesen. Marie von Ebner-Eschenbach wird in der tiberwaltigenden Mehrzahl der Literatur­ lerische Yeranlagung sei allen Ausnahmen zum Trotz eine mannliche Bega­ geschichten als gtitige, mit!eidige Mutterfigur tradiert. Vgl. dazu Soergel1916, 449; bung, 301). Lothar, Das deutsche Drama 264; Mielke 1898, 327f.; Mielke 1912, 282; Heinz Rie­ Zwei Merkmale zeitgenossischer Rezensionen und spaterer Kritik reflektie­ II der, ,Nachwort" in Ebner-Eschenbach, Bei meinen Landsleuten 239f.; Franz Dubsky, I! ren diesen Unterschied zwischen ,Dichter' und ,Dichterin' besonders deutlich: ,Erinnerungen an Marie von Ebner-Eschenbach", Ebner-Eschenbach, Letzte Worte, 1!.11 :! 1) Yom anatomischen Geschlecht der Autorin (sex) wird auf das Werk 11, 17f., 27f.; Brausewetter I 11 Of.. Die Kritiken von Caroline Pichlers Werken sind geschlossen. Zeitgenossische Rezensionen legen oft eine enorme Unsicherheit tiberwiegend positiv, aber vall von angenommenen ,weiblichen' Qualitaten und bei der Besprechung anonymer und pseudonymer YerOffentlichungen an den Schwachen, die den Schlug nahelegen, nicht das Werk selbst, sondern das Ge­ Tag, ob das Werk als kiinstlerisches Erzeugnis oder als weibliches Pfuschwerk schlecht der Verfasserin sei Gegenstand der Kritik. Vgl. die im Anhang ihrer Denk­ einzuordnen sei. Anonym veroffentlichte Werke werden oft positiver beurteilt wurdigkeiten zitierten Kritiken: I 525f., 526-29, 571-74, 591-93, 614 und 633f.; II als solche, bei den en das Geschlecht der Autorin bekannt war. So lange ,der Yer­ 262, 415-17, 430, 446f., 473-75, 500, 516f., 539, 544, 564, 566-68, 578, 588f., fasser" von Amalie von Sachsens Dramen als mannlich postuliert wurde, war 592f., 602-05, und 621-34. Zu Ebners Rezeption vgl. z. B. Pfeiffer, der die tibliche Verldarung der Autorin zum ,guten Menschen aus Zdimawitz" mit der Tatsache .I' die Kritik ihrer Stucke entweder ehrlich anerkennend oder kritisch; sobald kontrastiert, dag die Kritik ihr immer da ,vie! Mannliches und Verstandesbetontes" jedoch die Yerfasserschaft ,eine[r] durchlauchtigste[n] Dame" feststand, ver­ zusprach, wo es urn die Feststellung ihrer Fahigkeiten in ,mannlichen' Genres ging fliichtigt sich die Kritik in allgemein gehaltene und nichtssagende Kommentare 1 (68). Zu Pichlers geschlechtsspezifischer Rezeption vgl. Becker-Cantarino, ,Caro­ tiber ihr Talent und ihren ,Geist" (zitiert nach Waldmiiller, Anhang C, l-lii). line Pichler" 2-5 und 18. 2 Vgl. dazu die Vor- und Nachworte zu Neuausgaben von Reckes autobiographischen Dag Amalies von Sachsen Dramen vor der Enthtillung ihres Namens Anerkennung Werken von Rachel (Aufoeichnungen und Briefe), Werner (Mein ]ourna~ und Conrad und Anldang fanden, i1ob schon Anna Jameson in ihrer Einleitung zu der ersten (Herzensgeschichten), und die Diskussion in Wurst, ,Begreifst du aber ... ".

156 157 veroffentlichten, d. h. tatsachlich fUr Manner gehalten werden konnten (The­ und der Thematik einen mannlichen Verfasser voraus. Diese zweite Gruppe rese Huber, Benedikte Naubert, Annette von Droste-HUlshoff, Elsa Bernstein). bescheinigt dem ,Sanger dieses von echter deutscher Gesinnung beseelten Touaillon z. B. fUhrt Therese Huber, eine der wenigen Autorinnen, denen sie Heldengedichts" Eigenschaften wie ,natiirliche Energie, die Welt- und Men­ einiges Talent bescheinigt, als ,ldugen und gebildeten Schriftsteller" (324); bei schenerfassung im grojen Stil, die angeborene Anlage for epische Dichtung [... ]. Benedikte Naubert spricht sie anerkennend von den ,mannlichen Keime[n] Wer solche Zeiten besingen will, mug markigen Geistes sein und eine Feder im Wesen Benedictens, welche in ihrer Schriftstellerei auffallen" (342). Bei aus Stahl besitzen, die das Heldische in kraftigen Gedanken niederschreibt"1 Touaillon, die mit Anerkennung weiblichen Schrifttums ungeheuer geizt, fallen (Hamburger Nachrichten Nr. 126, 30. 5. 1883; alle Hervorhebungen original). ,I ,;I solche Passagen besonders stark auf. Das bekannteste Beispiel dieser Art ist An­ Insgesamt sei das Epos ,saftig und markig gerathen", das Produkt eines Patrio­ I nette von Droste-HUlshoff, deren frUhe, wenn auch posthume Anerkennung tism us, der ,vom grimmigsten Hasse erfUllt ist gegen alle feindseligen An­ sich in der Wertung ihres Werks als ,mannlich' augert- eine Einschatzung, die greifer. Diese lauteren Gesinnungen ziehen zumeist an den Dichter heran, doch sich von zeitgenossischen Werken bis ca. 1969 stetig wiederholt (Bauer Pickar, auch das Technische seiner Kunst fJogt Achtung ein" (Hervorhebungen original). ,Covert Call" 48). Bei der Besprechung einer Autorin ware dieses Vokabular ebenso undenkbar Als weiblich erkannt zu werden, stellte also fUr die Autorinnen ein erheb­ wie der Vergleich mit Homer in derselben Rezension. Andere Besprechungen liches Berufsrisiko dar. Die Motivation zur anonymen oder pseudonymen des Epos lassen sich ahnlich vernehmen: Delle Grazie, ,der jugendfrische Dich­ Veroffentlichung, die sich daraus ergab, wurde wahrscheinlich mehr von zeit­ ter mit dem trotz welschen Namens gut deutschen Herzen" (Staatsanzeiger for genossischen Kritiken als von dem Gedanken an posthume Anerkennu.ng Wiirttemberg Nr. 167, 22. 7. 1883), ist in der Behandlung des Verses ,ein Mei­ gespeist. In zeitgenossischen Rezensionen besonders des 19. Jahrhunderts wtrd ster, er beherrscht die Technik vollkommen, ohne dabei seiner kraftigen, herrlichen die Beurteilung der ,Qualitat' eines Werkes nach Geschlecht des Autors/der Sprache irgendwie Fesseln anzulegen" (Literarischer Merkur Nr. 5, 1. 12. 1883, Autorin zur Tradition. Demonstrieren lagt sich das an einem ktu·zen Vergleich Hervorhebungen original). Gerade das formelle Konnen wird zum Beweis, der Rezeption der Schriftstellerinnen Marie Eugenie delle Grazie (1864-1931) ,wie sehr der Verfasser Meister seines Stoffes war": ,Mit seinem ,Hermann' hat und Elsa Bernstein (1866-1949). Der Vergleich zwischen gerade diesen beiden uns der Dichter ein schones Werk geboten", das vor allem ,durch die un­ Autorinnen bietet sich aus mehreren GrUnden an: beide lebten und schrieben gewohnliche Formschonheit seiner Verse hinreigt" (Brehmer's von Pol zu Pol zur selben Zeit; beide schrieben in traditionell als ,mannlich' rezipierten Genres Neue Folge, 1. Heft 1884). (delle Grazie Epen und Dramen, Bernstein Dramen); beide hatten einen Ruf Die Eigenschaften, die hier am Werk abgelesen werden- formelles Geschick, der Unweiblichkeit bzw. des Extremismus, der zum Teil mit der Genrewahl, technisches Konnen, Welt- und Menschenkenntnis, Talent fUr ,mannliche' zum Teil mit dem freimUtigen Vokabular und der Behandlung tabuisierter Genres wie Epen, Interesse an ,maskulinen' Themen, patriotische HaggefUhle, i! Themen in ihrem Werk zu tun hat. Beide stUrzten zeitgenossische Rezensenten und das Genie, das in dem Vergleich mit Homer implizit konstatiert wird - in eine enorme Unsicherheit, indem sie ihr Geschlecht zunachst verbargen und sind ausnahmslos Qualitaten, die Frauen in Rezensionen traditionell abge­ ihnen dadurch die Basis fUr die Beurteilung des Werks entzogen: delle Grazie sprochen werden. Rezensenten desselben Werks, die delle Grazie als Frau benutzte ein Vornamenkryptonym (,M. E. delle Grazie"), das viele Rezen­ erkannten, unterstellten ihr dementsprechend auch andere Eigenschaften - senten zur Annahme mannlicher Autorschaft verleitete, Elsa Bernstein ein ,weiblichere' Merkmale wie ,Anschaulichkeit" und ,Gestaltungskraft" (Sacher­ mannliches Pseudonym (,Ernst Rosmer"). Beide wurden zunachst gefeiert und Masoch's ,Auf der Hohe'; Juliheft 1883, Hervorhebungen original). Wahrend geehrt und spater stillschweigend Ubergangen. Trotz aller Gemeinsamkeiten ,der Dichter" delle Grazie sich auf das ,Heldische" konzentriert, werden an war die geschlechtsspezifische Rezeption beider einander vollig entgegen­ demselben Werk der Dichterin delle Grazie die ,glanzendsten Naturschilder­ gesetzt: delle Grazie wurde vorwiegend als ,mannlicher Autor', Bernstein als ungen" gelobt (Deutsche Zeitung Nr. 4270, 21. 11. 1883, Hervorhebungen weiblich rezipiert. original); wahrend ,der Dichter" die Stahlfeder schwingt, schwelgt die Dichte- Zeitgenossische Rezensionen von delle Grazies Heldenepos Hermann (1883) teilen sich in zwei Lager: ein Teil der Kritiker kennt das wahre Geschlecht der Alle Rezensionen des Epos sind im Anhang zu delle Crazies Saul nachgedruckt; der Verfasserin und diagnostiziert entsprechend ,weibliche' Eigenschaften im Werk, Anhang ist unpaginiert. Zitiert wird nach dieser Ausgabe. Im Text wird jeweils der andere setzt aufgrund der kryptonymen Veroffentlichungsweise, des Genres Erscheinungsort und Datum der Rezension angegeben.

158 159 rin in einem ,Marchentraum" (Neue Illustrierte Wiener Zeitung Nr. 1, 1. 10. oben fUr Rezensionen festgestellt wurde: die Behandlung der Autorin delle 1883, Hervorhebung original). Im Cegensatz zu dem ha~erfUllten Patriotismus Crazie ist durchweg kritischer als die des ,Au tors'. der mannlichen delle-Crazie-Fiktion zeichnet sich ,Unsere Dichterin" vor allem Der Rest ihrer Rezeptionsgeschichte ist rasch erzahlt: zu Lebzeiten der Auto­ durch ,jungfrauliche[ ... ] Anmuth und Naivetat" aus (Gottschall's Blatter for rin erschienen drei Werke Uber sie (MUnz und Widmann 1902, Milleker literarische Unterhaltung Nr. 35, 30. 8. 1883). Mit der Erkenntnis, es handele 1921), eins unter dem schmeichelhaften Titel Marie Eugenie delle Grazie als sich urn eine weibliche Autorin, verschiebt sich der Akzent vom Werk auf die Dichterin und Denkerin (MUnz). Im Jahr nach ihrem Tod folgten ein weiteres Autorin, bzw. auf die Ungewohnlichkeit ihres Talents im allgemeinen und ihres Buch (Wengraf) und eine Dissertation (Zenner); das nachste und bisher letzte epischen Talents im besonderen angesichts ihres Ceschlechts ( Wiesbadener Zei­ ausfUhrliche Werk Uber sie erschien erst 1984 (Mayer-Flaschberger; als Disser­ tung Nr. 136, 13. 6. 1883); und ihres Alters (im Erscheinungsjahr des Epos war tation 1979). Die Rezeption der ursprUnglich gefeierten und gelobten Autorin, delle Crazie erst 19 Jahre alt; vgl. die Rezensionen in Sacher Masoch's ,Aufder fur die Vergleiche mit Homer und Shakespeare nicht zu hoch gegriffen schie­ Hohe'; Juliheft 1883; Deutsche Kunst- und Musikzeitung Nr. 25, 12. 7. 1883, nen, setzt ein Jahr nach ihrem Tod aus und danach, von einer Ausnahme ab­ und Bodenstedt's Tagliche Rundschau Nr. 101, 30. 4. 1883). Ihr Ceschlecht gesehen, nicht wieder ein. Cemessen an den begeisterten zeitgenossischen ermoglicht jetzt lobende Vergleiche mit dem Standard, d. h. von Mannern Kritiken ist das vollige Fehlen einer posthumen Rezeption nicht mit der ,Quali­ verfa~ter Literatur: ,Der [ ... ] Schilderung der Schlacht im Teutoburger Walde tat' des Werkes erklarbar, auch eine plotzliche kollektive Ceschmacksanderung wird Niemand den weiblichen Autor anmerken" (Sacher-Masoch's ,Auf der scheint reichlich unwahrscheinlich. Eine naherliegende BegrUndung fUr das Hohe'; Juliheft 1883). Einige Besprechungen identifizieren die Verfasserin (nie Fehlen der Autorin in der Literaturgeschichte nach ihrem Tod scheint mir das den ,Dichter") absolut mit ihrem Werk bzw. stilisieren sie zur Figur im eigenen Merkmal, das schon in zeitgenossischen Kritiken zum Wertma~stab fur ihre Werk (Gottschall's Blatter, 30. 8. 1883); andere lassen sich zu ldeinlichen RUgen Literatur wurde: ihr Ceschlecht. Die muhsame Fiktion von der ,mannlichen herbei, die ebenfalls ausschlie~lich die Autorin betreffen (ein Rezensent merkt Natur' als Daseinsberechtigung fur Autorin und Werk wurde nach ihrem Tod als einzige Kritik an, die Frauenfiguren in ihrem Epos redeten zuviel; Deutsche erleichtert fallengelassen, und die Autorin wurde als ,weiblich' tradiert- was in Kunst- und Musikzeitung Nr. 25, 12. 7. 1883). Und schliemich wird jetzt das diesem und in vielen anderen Fallen bedeutet: Uberhaupt nicht. ,Saftige" und ,Markige", das beim mannlichen Dichter lobend hervorgehoben Im Fall Elsa Bernstein la~t sich der fortschreitende Ausschlu~ der Autorin wird, als unweiblich getadelt, wie in der Uberheblichen Mahnung vor ,kraftigen aus der Literaturgeschichte nach geschlechtsspezifischen Kriterien noch deutli­ AusdrUcken, in deren Cebrauch wir der Verfasserin etwas mehr Mamgung cher belegen. Wie bei Marie Eugenie delle Crazie waren die Rezensionen ihres anrathendUrfen" (DieHeimatNr.1, 1.10.1883). Erstlingswerks Dammerunguberwaltigend positiv (vgl. die Besprechungen von Erstaunlich an delle Crazies Behandlung in der Literaturgeschichte ist das Schlenther und Harden und die im Anhang ihres Dramas Achill zitierten oft starre Festhalten der Kritik an ihrer ,Mannlichkeit'. Lange nach der Be­ Rezensionen fruherer Werke; au~erdem die von Zophoniasson-Baierl zitierten richtigung des ursprUnglichen Fehlers wird delle Crazies ,mannliche Natur' in Besprechungen, 60f.). Bei Bernstein war diese Begeisterung allerdings kurz­ der Kritik zum Charakteristikum von Autorin und Werk ausgebaut. Die Be­ lebiger, was vielleicht dadurch erklart werden kann, da~ ihr Pseudonym gleich handlung der Autorin als ,mannlich' ist zum Teil als Qualitatszeichen fUr ihre in einer der ersten Rezensionen geluftet wurde: Literatur zu verstehen: so meint Lothar, der wu~te, da~ es sich urn eine Frau Die Dame nennt sich noch Ernst Rosmet. Ihr wahrer Name wird aber nicht handelte, noch 1905 ,vor einem grossen Dichter" zu stehen (Das deutsche Dra­ lange unbekannt bleiben, und so weit er in die Welt dringt, so weit wird man ma 260). Hinter der Formulierung vom ,gro~en Dichter" steht das kollektive nach einem zweiten weiblichen Dramatiker von dieser Kraft und Innigkeit Verstandnis wahrer KUnstlerschaft als unbedingt mannlich. Bei gleichzeitiger vergeblich suchen. [ ... ] Ernst Rosmer oder (fort mit der Maskerade) Frau Kenntnis des Ceschlechts der Autorin fUhrt dieses Verstandnis zu seltsamen Elsa Bernstein ist unter den Berufensten eine Auserwahlte (Paul Schlenther Oxymoren, wie in Soergels Bezeichung der Autorin als ,mannliche Dichte­ in Magazinfiir Litteratur 1893, 223). rin[ ... ]" (1916, S. 44) oder in Lothars Kritik: ,,Schlagende Wetter', das StUck, mit dem Fraulein delle Crazie auf der BUhne debUtierte, ist kein gutes Drama, Lob erhielt Bernsteins fruhes dramatisches Werk auch von dem gefurchteten ,, trotzdem ein ernster, grosses wollender KUnstler es geschrieben hat" (Das deut­ Theaterkritiker Alfred Kerr (zit. Zophoniasson-Baierl24). Bereits urn die Jahr­ ,I, sche Drama 261). FUr Literaturgeschichten gilt im allgemeinen dasselbe, was hundertwende jedoch flaut die Kritik ab: bei Bartels (1904) findet sich noch

160 161 Geschlechtsanonymitat erkauften, bleibt ihr - zumindest in Lothars perfider ein kurzer lobender Absatz (299); Lothar widmet der Autorin 1905 insgesamt Kritik- weiter vorenthalten. vier Seiten, auf denen er es unternimmt, die Autorin in die Schranken der Weiblichkeit zu verweisen. Im Theater kommt der Frau dabei bestenfalls eine In spateren Literaturgeschichten wird Bernstein in der Regel als urspriinglich iiberschatzte Autorin gesehen, der - ahnlich wie friiher delle Grazie - Ge­ Ausnahmestellung zu: schmacklosigkeiten" vorgeworfen werden (Soergel 1916, 359) und d~ren Frau Rosmer [sic] kann mit Stolz von sich sagen, daG sie das erste Weib ist, ~edeutung als Dramatikerin kategorisch abgetan wird: ,Sie ist keine groGe ziel­ dessen dramatisches Wirken ernst genommen wird. [ ... ] Es ist eine merk­ slchere Dramatikerin - wahrscheinlich werden denn doch die recht behalten wiirdige Tatsache, dass die dichtende Frau so schwer zur Biihne sich [sic] die meinen, es kann groGe Dichterinnen, aber keine groGen dramatische~ durchdringt. Aber auch aus den Werken der Rosmer lasst sich diese Tatsache geben" (Soergel 1916, 359). Wie Lothar argumentiert Soergel hier mit dem erklaren. Der Frau fehlt, weil ihr immer die okonomische Selbstandigkeit Geschlecht der Autorin, das eine bedeutende dramatische Tatigkeit von vorn­ unterbunden war, der Sinn, das Verstandnis fiirs Aktive. Sie kann zwischen herein ausschlieGe. Wahrend Bernstein in dieser Ausgabe immerhin noch Tun und Handeln nicht unterscheiden (Das deutsche Drama 164f.). einiges Interesse entgegengebracht wird (,sie ist ein groGes Experimentier­ talent", 359), wird sie in der 19. Auflage desselben Werks als Dutzendware ab­ Aus der weiblichen Unfahigkeit zu handeln und Handlung darzustellen getan (,Erscheinungen wie Ernst Rosmer gibt es zu allen Zeiten, sie waren nie schlieGt Lothar die weibliche Neigung zur Lyrik und Unbegabung fiir das Dra­ haufiger als in unseren Tagen", 1928, 405). In der Ausgabe aus demJahre 1961 ma und kehrt dann zum Gegenstand seiner Kritik zuriick: fehlt das Kapitel tiber sie vollig; das Urteil tiber die Autorin, dem in friiheren Auch Frau Rosmer geht- freilich unbewusst- von der Lyrik aus. Denn was Ausgaben noch eine Darstellung vorausging, beschrankt sich jetzt auf einen Alction heisst, weiss sie nicht, trotz ihrer Dramen. Ihre Belden sind alle kurzen Absatz: passiv im dramatischen Sinne, wenn sie auch alles Mogliche unternehmen. In 1_'fiinchen lebte der Dramatiker Max Bernstein; seine Frau Elsa Porges Immer ist es das Weib oder besser gesagt, die im Weib verkorperte Lyrik, die schneb unter dem Pseudonym Ernst Rosmer. Man staunt, dass eine Frau so das Bestimmende ist (165). drastische Stiicke schreiben mochte [ ... ] . Alfred Kerr hat sich fiir Ernst Im Werk der Autorin ist laut Lothar iiberall ihr Geschlecht ablesbar (dort Rosmer begeistert, aber er hat sich geirrt (Soergel!Hohoff 1961-63, I 223). glaubt Lothar z. B. ,neb en einer biegsamen Anmut auch ein[ en] Teil weiblicher An Werken anderer Literaturkritiker laGt sich ein ahnlicher Umschwung fest­ List" zu erkennen, 167). Entsprechend Lothars Resume: ,Die Weibnatur der stellen: Robert Arnold z. B. halt Bernstein noch 1912 fur ,eine der wenigen Frau Rosmer ist ihre Kraft und ihre Schwache, sie gibt ihren Dramen den Reiz hervorragenden Dramatikerinnen der deutschen wie der Weltliteratur" (304). und versagt ihnen das Dramatische, sie gibt ihnen die Bewegung und lasst uns In einer spateren Ausgabe desselben Werks werden Bernsteins Dramen ab­ vergebens auf die Handlung warren, sie will uns Passivitat fiir Aktion vor­ gewertet, und zwar erneut aufgrund ihres Geschlechts: tauschen" (167). Lothars Gesamturteil beruht auf einer auch in der Rezeption weiblicher Auroren seltenen Doppelziingigkeit, fiir die seine Bezeichung Bern­ Dieser reich begabten Dichterin fehlt (und das ist wohl eine charakteristisch steins als ,Frau Rosmer" als Abkiirzung stehen kann. Weiler das Geschlecht der weibliche. Schwache) iiberhaupt jene konzentrierende Geistigkeit, jenes Autorin als Beweis fiir die Minderwertigkeit ihrer Literatur anfiihrt, muG er der scharflnemander- und Gegeneinanderarbeiten der stark empfundenen Teile, Autorin ihre Geschlechtsanonymitat nehmen. Auf der Identitl:itsebene jedoch ohne die eine eigentliche dramatische Wirkung nicht sein kann, ohne die die il bleibt die Autorin in seiner Behandlung weiterhin anonym: obwohl sowohl Gesamtwirkung sich immer in dem Effekt einzelner lyrischer Szenen auf­ ihm als auch seinem Lesepublikum hinreichend bekannt war, wer sich hinter losen wird (1925, 691). li dem Pseudonym verbarg, setzt Lothar das Pseudonym als Autorname bzw. er !. i· Weder Arnold noch Soergel begriinden ihren plotzlichen Sinneswandel, so daG i'' weigert sich, die Autorin als Schopferin ihrer Werke anzuerkennen, und sei es man ihre implizite Begriindung, die Bernstein allein aufgrund ihres Ge­ auch nur auf nominaler Ebene. Bernsteins Geschlecht.wird als Handikap fiir 1i schlechts abwertet, beim Wort nehmen muG. Wie in delle Crazies Fall ist auch ! ihre Literatur verstanden - was bei anderen orthonym veroffentlichenden Bernsteins posthume Rezeption gleich Null: zu ihren Lebzeiten erschien eine Autorinnen ebenfalls der Fall war -; die ihr gebiihrende Anerkennung ihrer Dissertation tiber sie (Wiener, 1923) und kurz nach ihrem Tod eine weitere schriftstellerischen Leistung, die andere Autorinnen durch Aufgabe ihrer

163 162 (Kriwanek, 1952). Eine Aufarbeitung ihres Werks setzte erst mit der feministi­ ,Frauenstudien' dem Unternehmen gab: wie die Literatur, die ihr Thema war, schen Kritik ein (Scholtz Novak, 1971; Zophoniasson-Baierl 1985; Pierce verstanden sich diese Werke oft als Ausnahme, die gerechtfertigt werden mugte. 1988), die auch ihre Rezeptionsgeschichte untersucht (Pierce 209-13, 226, Zu rechtfertigen galt es besonders die ideologische Abgrenzung gegenuber 229, 258f.; Zophonaisson-Baierl24f., 60-65). traditionellen Literaturgeschichten und Lexika: die Annahme namlich, dag Wahrend die ausschliefWche Rezeption der Biographie der Autorin ihr Werk Frauen in unfairer Weise aus der Literaturgeschichte ausgeschlossen seien und schlicht unterschlagt, fuhrt die Rezeption ihres Geschlechts zu einer Werk­ dag insofern ein geschlechtsspezifischer Nachholbedarf bestunde. Vor 1975 auswahl und zur ausschlieglichen Betonung bestimmter Werkaspekte. Wie der setzten frauenspezifische Literaturgeschichten, ebenso wie mannerzentrierte, Biographismus hat die geschlechtsspezifische Rezeption eine Verdunnung lite­ einen mehr impliziten als definierbaren Qualitatsbegriff voraus, der aufgrund raturkritischer Methodik zur Folge: wo das Geschlecht bzw. die Biographie der bestimmter Kriterien (Inhalt, Form, Stil, Genre, philosophische Inhalte, Ge­ Autorin zum ausschliemichen Kriterium bei der Behandlung von Frauenlite­ schlecht der Verfasserin/des Verfassers) nach ,hoher' und minderwertiger Lite­ ratur wird, kommen wissenschaftlichere Methoden der Literaturanalyse meist ratur unterschied, ,Qualitat' als konstanten, von sozialen Schwankungen und gar nicht zur Anwendung (Stil, Aufbau, Form, philosophischer oder konkreter Geschmack unabhangigen Wert verstand und davon ausging, die neutrale Inhalt, historische Relevanz des Textes usw. werden in der Regel nicht unter­ Beurteilung eines Werkes aufgrund seiner ,Qualitat' sei moglich, notwendig sucht, was bei einer Arbeitsmethode, bei der der Text selbst kaum eine Rolle und wunschenswert. spielt, nicht weiter verwundert). Daraus ergibt sich ein methodologischer Die Einbettung der Rezeption von Frauenliteratur in den politischen Kon­ Kreislauf: die vorausgesetzte Minderwertigkeit des Werks fuhrt zur Unter­ text der Frauenbewegung nach 1975 ermoglichte nicht nur die ersten Frauen­ suchung der Biographie der Autorin oder geschlechtsspezifischer Merkmale in Literaturgeschichten, die den Ausschlug der Frau aus der Literaturgeschichts­ ihrem Werk; die Betonung dieser Kriterien beinhaltet den Ausschlug wissen­ schreibung als selbstverstandlich voraussetzten (womit die Notwendigkeit zur

schaftlicher und anerkannterer Methoden der Analyse; dieser Ausschlug fuhrt Rechtfertigung des Unternehmens entfiel), sondern auch die ersten Literatur­ 1,

zur methodologischen Ubersimplifizierung von Autorin und Werk, die, in per­ geschichten aus feministischer Sicht. Der etablierte Literaturkanon, der in der I' fekter Zirkularlogik, ihrerseits als Beweis fur die Minderwertigkeit der Frauen­ Frauenliteraturgeschichtsschreibung vor 1975 (wie in Mannerliteraturgeschich­ literatur gefuhrt wird. Mit anderen Worten, Frauenliteratur wird innerhalb ten auch) den Mags tab fur die Literatur von Frauen stellte, wurde damit erstmals des Integrationsmodells sowohl als ,minderwertig' verstanden als auch durch zum Gegenstand der Untersuchung und Kritik. Die feministische Literatur­ inadaquate und unwissenschaftliche Behandlung dazu gemacht: die flache kritik setzt sich ein dreifaches Ziel: die Wiederentdeckung und Vorstellung der und ldischeehafte Darstellung der Frauenliteratur in ,allgemeinen' Literatur­ Frauenliteratur (die auch Ziel der alteren frauenzentrierten Literaturgeschichts­ geschichten, die mit den ausfuhrlichen und ausgewogeneren Analysen von schreibung war); die kritische Aufarbeitung dieser Literatur, und schlieB!ich die Mannerliteratur kaum vergleichbar ist, und zahl- und konsequenzlose Disser­ Theoretisierung der Literaturgeschichte, Rezeption und Kritik aufgrund dieser

! tationen (typischer Titel: Die Frau in ... ) dokumentieren durch die eigene Literatur, d. h. die Erkenntnis, Erforschung und Re-Vision der Mechanismen, ,I methodologische Begrenztheit unzahlige Male die ,Mittelmagigkeit' der Frau- die bei der Kanonisierung von Literatur am Werk waren und sind. I enliteratur. Das erstgenannte Ziel der feministischen Literaturwissenschaft, die Wieder­ entdeckung der Frauenliteratur, ist heute in akademischen Kreisen in Deutsch­ land in Verruf geraten (als ,positivistisch', untheoretisch, unkritisch und reine 5. EINE LITERATURGESCHICHTE FUR SICH ALLEIN: :i Fleigarbeit). Ohne diese archaologische Vorarbeit ware jedoch weder eine .I II AuFARBEITUNG, GHETTOISIERUNG, IDEOLOGISIERUNG, THEORETISIERUNG I! kritische Aufarbeitung dieser Literatur noch eine kritische Re-Vision der Litera­ II l:i 'I Bis ca. 1975 wurde die umfangreiche Literatur von Frauen in wenigen verein­ turgeschichte uberhaupt denkbar. Aus diesem Grund konzentrieren sich viele j:. !1 I' zelten Werken diskutiert; eine systematische Aufarbeitung der Frauenliteratur­ jungere Projekte auf die bibliographische Vorarbeit (vgl. z. B. Friedrichs, Die :1 1 ein direktes Produkt der Frauenbewegung der 60er Jahre - gibt es erst seit deutschsprachigen Schriftstellerinnen; Gallas/Runge; Kord, Bin Blick; Stump/ 1: il 'II knapp 20 Jahren. Frauenspezifische Anthologien, Lexika und Sekundarwerke Widmer!Wyss); sie versuchen, zuverlassige empirische Angaben zu Namen, 'I II vor 1975 unterscheiden sich von nach 1975 veroffentlichter Literatur zum Pseudonymen, Lebens-, Werkdaten und Standorten zu liefern oder auch die il I! Thema vor allem durch das Fehlen des Kontexts, den erst die Institution der Angaben in alteren bibliographischen Werken zu uberpriifen und zu korri- li I II I 164 165 i II

'iI gieren. Werke dieser Art stehen in einer Iangen Tradition, unterscheiden sich Werken der Frauenliteratur auf. Die implizite Weigerung, die Autorinnen als jedoch von alteren bio-bibliographischen Werken durch ihr Progra~m, das Autorinnen anzuerkennen (sowohl seitens der Autorinnen selbst als auch weniger auf den ,Einschlug' der Frau in die mannliche Literaturgesch!Chte als seitens ihrer Biographinnen und Biographen), macht vielen dieser Werke einen auf eine theoretische und philosophische Revision der Literaturgeschichte Strich durch die eigene Rechnung: Sophie Pataky z. B. anderte ihren Titel zu uberhaupt abzielt. In der vor-feministischen frauenzentrierten Literatur­ Lexikon deutscher Frauen der Feder (ursprunglich geplant war: Lexikon deutscher geschichte war die Ausgrabung der Frauenliteratur eher von dem Bedurfnis Schriftstellerinnen), wei! viele Autorinnen, die ,nur' Beitrage fur Zeitschriften motiviert, ihr einen Platz in der ,allgemeinen', d. h. der mannlichen Literatur­ lieferten und noch kein Buch verOffentlicht hatten, sich nicht als Schriftstelle­ geschichte zu sichern, ohne dabei jedoch die philosophischen und theore­ rinnen verstanden und sich aus diesem Grund weigerten, in Patakys Projekt tischen Voraussetzungen (z. B. literarische ,Qualitat' als Eintrittskarte) in Frage aufgenommen zu werden (,Vorwort" I x). Die verweigerte oder bestenfalls zu stellen; das Bedurfnis war vielmehr, die Frauenliteratur diesen Kriterien zogernde Anerkennung des Werks der Autorin verlegte die Betonung vieler anzugleichen. Zu den umfassendsten und erfolgreichsten dieser Werke gehoren Sekundarwerke auf die Methoden der Erfassung ihrer b[ogen Existenz, d. h. auf u. a. Grog, Deutschlands Dichterinen und sein dreibandiges Werk Deutsche bibliographische Angaben und die Biographie der Autorin. Paullini (1705), Dichterinen, Lehms, Paullini, Brausewetter, Robinson, Hanstein, Pataky, Lehms (1715), Heinrich Grog' Deutschlands Dichterinen (3. Auf!. 1882) und Schindel und Touaillon; augerdem gab es Studien zu einzelnen Autorinnen wie Patakys Lexikon (1898) sind Fundgruben fur Namen und Daten; bei Grog und Charlotte von Stein (Bode, Boy-Ed, Duntzer, Hofer, Hof, Martin, Maurers Pataky finden sich augerdem mehr oder weniger ausfuhrliche Werkangaben. Charlotte von Stein, Seilliere, Susmanns Goethe und Charlotte von Stein, Vog), Da aile diese Werke sich urn Vollstandigkeit bemuhen, widmen sie jeder Auto­ Luise Gottsched (Richels Luise Gottsched, Schlenthers Frau Gottsched), Karoline tin nur wenige Satze. Schindel (1823) und Robinson (1861) bieten biographi­ Neuber (Sasse, Reden-Esbecks Caroline Neuber), Marie von Ebner-Eschenbach sche Angaben und eine ansatzweise Diskussion der Werke; Schindel, der in (Alkemade, Bettelheim, Bramkamp, Lloyd, Necker, Slama, Felbinger), Char­ bibliographischer Hinsicht vollstandiger ist, beschrankt sich in der Regel auf lotte Birch-Pfeiffer (Hes), Caroline Pichler (Jansen, Pupini, Waldhausl, Neun­ die Erwahnung der Werktitel. Robinson, eine der ersten Literaturhistorikerin­ teufel-Metzler, Prohaszka) und Mathilde Franziska Anneke (Wagner, Ruben, nen uberhaupt, ist meines Wissens ebenfalls die erste, die eine kritische Auf­ Gebhardt) sowie Neuauflagen meist auto/biographischer Schriften und Briefe arbeitung der Frauenliteratur versucht. Obwohl auch ihre Analyse eher deskrip­ (von Berlepsch, von der Recke, Chezy, Pichler, Varnhagen und Gottsched). tiv bleibt und weitgehend auf biographischer Basis stattfindet, und obwohl sie Auffallend und vielleicht ein Anzeichen fur den Augenseiterstatus der frauen­ sich im 18. Jahrhundert auf vier Autorinnen beschrankt (Gottsched, Unzer, spezifischen Literaturforschung ist der unverhaltnismamg groge Anteil von Ziegler und Zaunemann), bemuht sie sich, Leserinnen und Lesern das Werk Dissertationen (Wiener, Mayer-Flaschberger, Zenner, Felbinger, Halperin, der Autorinnen wieder prasent zu machen und zitiert ausfuhrlich. Hanstein Krull, Lloyd, Neunteufel-Metzler, Pupini, Kriwanek, Scholtz Novak, Ferrel (1899) versucht in seinem monumentalen zweibandigen Werk eine Symbiose Rose, Kords Bin Blick, von Hoffs Dramen, Prohaszka, Waldhausl, Pierce, Sasse, aus Schindels bio-bibliographischer Grundlichkeit und Robinsons ausfuhrli­ I' II Schiefer, Slama, Richels Luise Gottsched, Sanders' The Virtuous Woman), von cherem Eingehen auf einzelne Werke: anders als Robinson behandelt Hanstein denen nur wenige sparer in Buchform erschienen (Mayer-Flaschberger, von eine ungeheure Anzahl von Schriftstellerinnen; anders als die meisten anderen ,,jl:. I, Hoff, Kord, Ferrel Rose). 1 Frauen-Literaturgeschichten versucht er, Biographie und Werk mit gleicher Die alteren frauenspezifischen Werke bieten heute, zusammen mit den jun- Ausfuhrlichkeit zu behandeln. Konsequent werden viele Autorinnen- in Grog­ geren bio-bibliographischen Werken, die Basis fur kritische Analysen und sind schem Stil- in wenigen Satzen abgehandelt, wahrend andere, die ausfuhrlicher schon aus diesem Grunde unersetzlich. Literaturgeschichten in dem Sinne aber diskutiert werden, storenden Hierarchisierungen und Wertungen unterliegen. sind sie nicht: bei vielen Arbeiten fallt eine erstaunliche Distanz gegenuber den Der (angenommene) Charakter der Autorin wird dabei oft zum impliziten Magstab fur ihre Literatur, wie in seinem Vergleich ,zwischen den beruhmten Anders als in Deutschland ist bei U. S.-amerikanischen Dissertationen die Veroffent­ Schauspielen der fleimgen Gottschedin und dem schwachen dramatischen Ver­ lichung in Buchform keine Auflage, so daiS viele dieser Arbeiten unveroffentlicht such der sanften Meta [Klopstock]" (I 199). blieben. Unveroffentlichte Dissertationen sind iiber die Library of Congress oder Uber die zentrale Ver(iffentlichungsstelle flir nordamerikanische Dissertationen, Wie selten der Al~:zent auf dem Werk der Literatinnen- anstelle ihrer Biogra­ UMI in Ann Arbor, Michigan, zu beziehen. phie -lag, belegt die Seltenheit der Neudrucke und Anthologien. Bis En de des

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19. Jahrhunderts gibt es nur zwei Anthologien der Werke von Frauen, GroG' spruchslose Frau geschildert; liebenswtirdig und anspruchslos sind auch ihre dreibandige Ausgabe Deutsche Dichterinen und Schriftstellerinen (1885) und Romane, die nur der Vollstandigkeit halber hier erwahnt seien", 501), von Brausewetters zweibandiges Werk Meisternovellen deutscher Frauen ( 1897 -98). Sophie Mereau (,die zwar nichts Bedeutendes, aber auch nicl1ts MifSlungenes Beide gleichen sich im Aufbau: dem Bild der Autorin und einem kurzen ein­ liefert", 537) bis zu Dorothea Schlegel (,ihrer geringen Ktinstlerschaft [fehlt] leitenden Aufsatz zu Biographie und Werk folgt bei Brausewetter eine Novelle, die lebendige dichterische Anschauung", 565). Touaillons Buch will allenfalls bei GroG einige Gedichte oder Auszuge aus einem Drama oder Prosawerk. ein literarisches Kuriositatenkabinett, aber keine Anregung zum Weiterlesen Werkanalysen im heutigen akademischen Sinne finden sich in der fruhen und -forschen darstellen. Frauenliteraturgeschichte noch seltener; die beruhmteste darunter ist vielleicht Am frappierendsten an Touaillons Vorgehensweise ist, daiS sie, die bibliogra­ Christine Touaillons Der deutsche Frauenroman (1919). Touaillons Buch ist phisch so genau arbeitet, es nicht fUr notig halt, ihre Werturteile in irgendeiner vielleicht eins der einflu/Sreichsten Sekundarwerke zur Frauenliteratur uber­ Weise zu begrtinden: die Mittelma!Sigkeit des Werks wird meist mit dem ange­ haupt, zum einen wegen ihrer bibliographischen Genauigkeit und Ausfuhrlich­ nommenen Charakter der Autorin in Verbindung gebracht; mehr als einmal keit, zum anderen, weil sie fur viele spatere Sekundarwerke tonangebend stelltTouaillon fest, sie habe die Werke, die sie in Bausch und Bogen verdammt, wurde. In der ersten Literaturgeschichte zum Roman von Frauen des 18. Jahr­ Uberhaupt nicht gelesen. So ist z. B. Elise Hahns (d. i. Elise BUrgers) Roman hunderts stellt sie unzahlige Autorinnen mit Biographie und Werk vor, wobei lrrgiinge des weiblichen Herzens ,nicht auffindbar. Die Personlichkeit seiner Ver­ die Betonung ausnahmsweise auf dem Werk anstelle auf der Biographie liegt. fasserin la!St kein Bedauern tiber diesen Verlust auflmmmen" (228). Im Faile Leider nimmt Touaillon sich dabei die mannliche Literaturgeschichte zum Friederike Lohmann erfolgt folgende Wertung in einer Fu/Snote: Ma!Sstab, so daiS sie meist, noch bevor sie auf das Werk der jeweiligen Autorin Ein naheres Eingehen auf ihre sonstige literarische Tatigkeit erweist sich eingeht, ldarmacht, was von ihrer Literatur zu halten sei. Von den vielen Auto­ aufgrund ihrer geringen Bedeutung als UberflUssig. Ihr Schauspiel ,Der rinnen, die Touaillon vorstellt, kommt keine einzige ohne herbes Verdam­ blinde Harfner", Wittenberg 1791, berUhrt sich deutlich mit romantischen mungsurteil davon. Wie andere Kritikerinnen und Kritiker auch ziehtTouaillon Tendenzen; ,Der Steinbruch", Neu-Ruppin 1797, und,Weihestunden der dabei haufig unzulassige Parallelen zwischen der ,Personlichkeit" der Autorin MuiSe oder die Irrgange des hauslichen Lebens", Neu-Ruppin 1798, wieder­ und der Qualitat ihres Werkes: Eleonore Thons ,kunstlerische und mensch­ holt 1799 unter dem Titel ,Das Wiedersehen im Kriege", sind unauffind­ liche Personlichkeit ist unbedeutend" (210); Friederike Lohmann dagegen bar; ,Maria oder das Geheimnis des Weinbergshtittchen", Herbst 1806, war bescheinigt sie zumindest ein gutes Auffuhrungszeugnis: ,Die Personlichkeit mir gleichfalls nicht zuganglich (222f.). Friederike Lohmanns ist sympathisch, ihre kunstlerische Bedeutung gering" (223). Wie immer die Autorinnen in dem Personlichkeitswettbewerb abschnei­ Das einleitende pauschale Verdammungsurteil erfolgt also auf einer reichlich den mogen, auf kunstlerischer Ebene versagen laut Touaillon alle. Bei ihr jagt dtinnen Materialbasis: von fUnf genannten Werken waren Touaillon vier nicht eine mittelma!Sige Autorin die andere - von Susanne von Bandemers Roman zuganglich. Touaillons bibliographisch au!Serst gewissenhafte Forschung, (,ein unbedeutendes, unwahres Machwerk", 227f.) bis zu dem Marianne Ehr­ gepaart mit pauschalen Werturteilen, die scheinbar keine wissenschaftliche Be­ manns (,Seine literarische Bedeutung ist [ ... ] gleich Null", 228), von Susanna grtindung (oder auch nur die Kenntnis des Werks) benotigen, ist keineswegs Barbara Knabes Buch (das man ,ohne Verlust ungelesen lassen" kann, 244) bis ungewohnlich. Der Glaube, daiS man ,Frauenliteratur nicht lesen mu/S, urn zur ,unbegabten" Friederike Helene Unger (252), von Johanna Isabella von zu wissen, daiS sie nichts taugt" (Spender) ist im Gegenteil so verbreitet, daiS die Wallenrodt (deren ,schriftstellerische Bedeutung" sie als ,au!Serst gering" ein­ U. S.-amerikanische feministische Literaturkritik dem Phanomen ganze BU­ schatzt, 313) bis zu Therese Huber (,Von einer hervorragenden kunstlerischen cher widmet (Spenders The Writing or the Sex? or Why You Don't Have to Read Bedeutsamkeit ist ebensowenig die Rede als von einer bezwingenden Person­ Womens Writing to Know Its No Good und Russ' How to Suppress Womens lichkeit", 324), von Benedikte Naubert (,keiner ihrer Romane [ist] zum Kunst­ Writing). werk gediehen", 434) bis zu Friederike Kuhn (,deklassiert und [ ... ] an die Ich habe Touaillons bahnbrechendes Werk so ausftihrlich behandelt und schlechteste geistige Kost gewohnt", 445), von Caroline von Wolzogens Werk zitiert, weil ich glaube, daiS es auch in dieser Hinsicht bestimmend fUr viele (,Die Erfindung ist schvyach geblieben, zahllose Zufalle bestimmen die Hand­ seiner Nachfolgewerke ist. Wie wir gesehen haben, war die Aufarbeitung der lung", 500) bis zu Charlotte von Ahlefeld (,Sie wird als liebenswurdige, an- Frauenliteratur eine separatistische, d. h. sie fand vorwiegend in Werken statt,

168 169 die sich ausschliejlich mit der Literatur von Frauen beschaftigte. Ohne eine ,der Euphorie der Wiederentdeckung [von Frauendramen] der Lektureein­ Neuwertung des gesamten literarischen Kontexts bzw. des ,Kanons' ergab sich druck die Waage halt. Ein schaler Geschmack bleibt zuruck, hervorgerufen daraus zwangslaufig eine Ghettoisierung der Frauenliteratur- d. h. ihre Ab­ durch den Eindruck ubergroger Zaghaftigkeit vieler Frauendramen" (241); grenzung zur Mannerliteratur - sowie eine Wertung der Frauenlitera~ur als d~r und bei Bovenschen (1979), die die drei renommiertesten Schriftstellerinnen Mannerliteratur gegenuber minderwertig. Diese Wertung unterbmdet d1e des 18. Jahrhunderts - Ziegler, Zaunemann und Gottsched - auf wenigen Kanonisierung der Frauenliteratur bzw. die Moglichkeit, sie als asthetische Er­ Seiten als literarisch minderwertig, ambitionslos, steif und ,holzern" disquali­ zeugnisse ernstzunehmen. Bis zum heutigen Tag wird Frauenliteratur entweder fiziert (132 und 135-37). Geschult an derartigen Beispielen und an Touaillons im Kontext der Mannerliteratur gelesen, die als ,die Literatur' oder gar ,Welt­ Galet·ie weiblicher MittelmaRigkeit, die nicht nur die behandelte Literatur, son­ literatur' migverstanden wird, oder im Kontext der neuen feministischen For­ dern auch das eigene Unternehmen in unfairer Weise entwertet und relativiert, schung, die die Asthetik, die dieser Annahme zugrundeli?.gt, ablehnt und daher habe ich andernorts jede explizite Wertung des Gelesenen verweigert (Ein Blick, vorwiegend Werke diskutiert und tradiert, die diese Asthetik ebenfalls ab­ ,Vorwort" und Kap. 1). Wie allet·dings mehrere Rezensentinnen und Rezensen­ lehnen. Im Kontext der Mannerliteratur wird Frauenliteratur, in vielen Fallen ten des Buches seitdem zu Recht betont haben, ist auch eine Darstellungsweise, unbesehen und ungelesen, nach unldaren asthetischen Kategorien be- bzw. ver­ die betont versucht, der Leserin nicht vorzugreifen, nicht wertfrei - eine Wet­ urteilt; im feministischen Kontext wird nach Beweisen gesucht, dag und wie tung liegt schon in der Textauswahl und in der ideologischen Uberzeugung der/ die Frauenliteratur diese Kategorien unterwandert. Autorinnen, die weder den des Schreibenden (in meinem Fall eine feministische, die progressive und asthetisch/ideologischen Kriterien der Mannerliteratur noch den ideologischen emanzipatorische Texte hoher bewertet und eher ins eigene Werk einschliegt als der feministischen Literaturwissenschaft entsprechen, werden weder hier noch traditionelle). dort tradiert. Caroline Pichler z. B. pagt weder in die Zwangsjacke der kano­ Seit etwa 1975 ist die Aufarbeitung der Frauenliteratur ungeheuer ange­ nischen ,guten' Literatur, noch finden sich in ihrem Werk emanzipatorische wachsen: zu Sammlungen kritischer Essays zur Frauenliteratur allgemein Ansatze, die es uns ermoglichen konnten, sie als feministische Autorin zu (Cocalis/ Goodman, Goodman/Waldstein, Paulsen, Brinker-Gabler, Deutsche tradieren. Pichlers Versuch, sich zeitgenossischen Weiblichkeitsvorstellungen Literatur von Frauen); bio-bibliographischen Werken (Brinker-Gabler/Ludwig/ anzugleichen, zog keine anhaltende Kanonisierung im 19. Jahrhundert nach Woffen; Friedrichs, Die deutschsprachigen Schriftstellerinnen; Frederiksen, sich (vgl. Kap. V) und ist heute das Haupthindernis einer moglichen Neu­ Women Writers; 1 Gallas/Runge) kommen wissenschaftliche Werke zum Drama entdeckung der Autorin: trotz aller ihrer Anpassungsversuche war sie fur das von Frauen (von Hoff, Kord, Ein Blick) und zum Frauenroman (Meise; 19. Jahrhundert nicht ,feminin' genug; aufirund dieser Versuche ist sie nicht Schieth, Entwicklung, Gallas/Heuser) sowie Anthologien (Brinker-Gabler, feministisch genug fur das 20. (Kord, ,Caroline Pichler" 153). Deutsche Dichterinnen; Wurst, Frauen und Drama); augerdem Werkubersetzun­ In Abwesenheit eines theoretischen oder methodologischen Modells, das uns gen, vor allem .~ns Englische (Cocalis, The Defiant Muse; Blackwell!Zantop; die ,faire' Beurteilung der Frauenliteratur ermoglicht (was immer das sein mag), Kerth/ Russells Ubersetzung von Luise Gottscheds Komodien, die Ubersetzun­ ist es ungeheuer schwierig, sich dem Zwang zur Beurteilung nach traditionellen gen von Baguss Britt und Collyer/Lynn von La Roches Sternheim, und Lawler/ oder feministischen Kriterien zu entziehen. Einer unvoreingenommenen Richardsons Ubersetzung von Dorothea Schlegels Florentin) und unzahlige Rezeption der Frauenliteratur - die m. E. keineswegs gleichzusetzen ware mit Aufsatze und Werke zu einzelnen Autorinnen.2 Die Aufarbeitung der Frauen- einer rein positivistischen bzw. affirmativen - wirken dabei vor allem die pau­ schalen Werturteile ala Touaillon entgegen: Urteile, die der Leserin schon bei Ein wei teres enzyldopadisches Werk zu Autorinnen und Werken erscheint unter dem Titel Women Writers in German Speaking Countries, hg. Elisabeth Ametsbichler und der ersten Vorstellung des Werkes zu verstehen geben, es sei nicht lesenswert, Elke Frederiksen, voraussicht!ich 1996 bei der Greenwood Press. und die auch die jungere feministische Literaturkritik durchziehen. So z. B. bei 2 V gl. bes. die von Ute Daniel zusammengestellte ,Bibliographie zur Sozialgeschichte Jarvis (1992), die die Autorin Agnes Franz als ,fast ekelhaft konservativ" von Frauen 1800-1914" in W'llter 247-78. Eine umfassende Darstellung und Kritik bezeichnet (202); bei von Hoff (1989), die- unrichtigerweise, siehe die ent­ der Literatur zum Thema bis 1980 findet sich in Becker-Cantarinos Forschungs­

sprechenden Beitrage von Bohm und Goodman - behauptet, Charlotte von bericht ,(Sozial)Geschichte der Frau in Deutschland, 1500-1800"; zu neuerer femi­ II Steins Drama Dido erschopfe ,sich in Anspielungen auf die Weimarer Gesell­ II nistischer Literaturkritik vgl. ihren Aufsatz ,Feministische Germanistik in Deutsch­ I schaft" (Dramen des Weiblichen 142); bei Giesing (1985), die feststellt, dag land". II,,

II 171 I' 170 li !, 'II' !' I I literatur ist damit umfassender denn je, aber aus zwei Grunden noch immer Rang zukommen [agt und sie adaquat ihrer asthetischen Qualitat beurteilt, eine weit entfernt, auch nur einen Bruchteil des vorhandenen Materials zu erfassen. gesond.erte Frau~nliteraturgeschichte uberflussig werden [agt" (xiv). Solange Erstens sind die groge Mehrzahl der Werke, die sich mit Frauenliteratur befas­ aber d1eses Urte1l auf asthetischen Kriterien basiert, die aufgrund der aus­ sen, feministische, woraus sich in der Regel, ahnlich wie in meinem eigenen schliemichen Lekture von Mannerwerken formuliert wurden, ist eine faire Fall, eine Vorliebe fur progressive/emanzipatorische Texte von Frauen und eine Beurteilung der Frauenliteratur unmoglich, ihre ,asthetische Qualitat" nicht Vernachlassigung anderer ergibt. (Aufgrund meiner Recherchen zum Drama bestimmbar. Andererseits ist es ebenso unmoglich, nicht auf den traditionellen von Frauen wurde ich davon ausgehen, dag die emanzipatorischen Texte von Literaturkanon Bezug zu nehmen. Eines der grogten methodologischen Pro­ Frauen eine kleine Minderheit darstellen.) Und zweitens konzentriert sich die bleme der feministischen Kritik ist m. E. die Tatsache, dag sie den traditio­ Frauenliteraturgeschichtsschreibung in der Regel auf selbstandige Veroffent­ nellen Literaturkanon als Ausgangs- und Vergleichspunkt benutzt, ihn aber lichungen, d. h. Dramen und Romane, die nur einen Bruchteil der Literatur gleichzeitig nicht als maggeblich anerkennt. Ahnliche Probleme sehe ich bei von Frauen ausmachten: ein Grogteil der Publikationen von Frauen im 18. und alternativen Periodisierungen fur Frauenliteratur (wie z. B. Jeannine Blackwells 19. Jahrhundert bestand aus in Zeitschriften veroffentlichten Essays, Gedich­ Terminus ,Salonismus" fur Frauenliteratur zur Zeit der mannlichen ,Klassik"; ten, Novellen, padagogischer Literatur und in Fortsetzungen gedruckten vgl. ,Anonym"). Obwohl solche alternativen Bezeichnungen nutzlich sind, wei! Romanen und Theaterstucken. sie uns zu dem !angst uberfalligen Prozeg des Umdenkens zwingen, laden sie Eine der grogen Errungenschaften der feministischen Literaturwissenschaft immer noch zu Vergleichen aufgrund des alten Wertesystems ein, das die Lite­ ist die Tatsache, dag sie asthetische Kriterien, die jahrhundertelang unbesehen ratur weiblicher Autoren als ,Trivialliteratur' versteht. Solange die Literatur von die Mannerliteratur zum Standard machte, hinterfragt und versucht, neue Frauen nur dem bestehenden Literaturkanon hinzugefugt bzw. in ihn ,ein­ geschlossen' wird, wird sie in unangebrachten Kontexten und nach falschen theoretische und methodologische Modelle zu erstellen, nach denen die Lite­ .i ratur von Frauen neu beurteilt und erforscht werden kann. Dabei steht die Kategorien analysiert. Voraussetzung einer inharenten ,Qualitat' des Werkes nicht zur Debatte: was Letztendlich wird jeder Versuch, die Literatur von Frauen adaquat zu beur­ II1.111 Mannerliteratur jahrhundertelang zugestanden wurde, die selbstverstandliche teilen - was immer das bedeutet - von der Entwicklung alternativer Traditio­ 1,, Anerkennung als rein asthetisches Erzeugnis, kommt fur Frauenliteratur nicht in nell und eines alternativen Leseverhaltens abhangen. Ein Schritt dazu ist die Frage, wei! sie gerade diese Kriterien hinterfragen mug, urn uberhaupt in der Relativierung der traditionellen Literaturgeschichte durch das Studium nicht Literaturgeschichte zu erscheinen. Feministische Kritik beurteilt Frauenlite­ ihres Inhalts, sondern ihrer philosophischen und ideologischen Basis und ihrer ratur vielmehr aufgrund sozialer, politischer, ideologischer oder stilistischer Entstehung. Wie die ,Geschlechtscharaktere", die jahrhundertelang das Bild Kriterien oder nach verschiedenen theoretischen Modellen, die die Systeme der Frau im sozialen Leben mitbestimmten, [agt sich die Erfindung litera­ mannlicher Literaturkritik erweitern oder ersetzen. Obwohl damit die wissen­ rischer Werte und Kriterien, die ihre kollektive Anonymitat in der Literatur­ schaftliche und intellektuelle Behandlung der Frauenliteratur zum ersten Mal geschichte nach sich zogen, gegen Ende des 18. Jahrhunderts nachweisen (siehe fester Bestandteil der Akademie geworden ist, fehlt der Frauenliteratur in der Kap. I, besonders J. W Goethes/F. Schillers eingangs zitierten Aufsatz ,Uber feministischen Kritik wie in der traditionellen Literaturkritik der Status, der mit den Dilettantismus"). Kriterien, die uns als allgemeingiiltig erschienen (Qua­ der simplistischen Rezeption eines asthetischen Objekts einhergeht: die Ideo­ litat, Talent, Meisterschaft, Genie usw.), werden so quantifizierbar und studier­ logie des !'art pour !'art, die mit grogter Selbstverstandlichkeit proklamiert, das bar. Die Neubeurteilung der Literatur von Frauen und die entsprechende Revi­ Werk sei urn seiner selbst lesenswert (und nicht wegen seines wie immer gearte­ sion des ,allgemeinen' Literaturkanons wird von unserem Talent abhangen, uns ten Umfelds). von Klischees der Universalitat zu emanzipieren, von der Fahigkeit, statt der Caroline Pichler ging davon aus, dag Frauen urn die wohlverdiente Aner­ ,Mittelmagigkeit' der Frauenliteratur die MittelmaRigkeit des eigenen Trainings kennung ihrer Werke betrogen werden, solange sie aufgrund ihrer Biographie und Leseverhaltens vorauszusetzen, und von dem Vermogen, die Literatur von stereotypisiert werden, und forderte die ausschliegliche Beurteilung der Auto­ Frauen neu und mit Genug lesen zu lernen. rin nach ihren Werken. Gnug und Mohrmann formulieren dasselbe Ziel fast 150 Jahre spater, und immer noch als Utopie: es sei ,wunschenswert, wenn eine zukunftige Literaturgeschichte, die den Autorinnen den ihnen gebuhrenden

172 173 r

VIII. SchluEbemerkung und zwei DenkanstOEe das Thema erschopft. Weibliche Anonymitat und Autorschaft wurde hier von ,auiSen' erforscht, mit Blick auf ihre historischen, literarhistorischen und sozia­ Anonymitat ist negatives Wissen - ein fehlender Autorinnenname - und als len Determinanten. Ebenso wichtig aber ware der Blick nach innen: der Blick solches schwer erforschbar. Darin durfte einer der Grunde fur die mangelhafte a~f ~ie Entstehu~lgsbedingungen weiblicher Autorschaft im Haus, das zeitge­ Forschungslage im Bezug auf weibliche Anonymitat zu suchen sein: Anonymi­ nossJscher Doktrm zufolge der ausschlieiSliche Wirkungsbereich der Frau war. tat wurde bisher entweder als geschlechtsneutrales Phanomen gesehen, als von Mannern und Frauen gleichermaiSen angewandte Veroffentlichungsmethode -

womit stillschweigend eine Gleichheit der Motivation zur Anonymitat voraus­ 1. KErN ZIMMER FUR srcH ALLEIN: gesetzt wird. Oder es blieb bei der zweifellos richtigen, aber unbegrundeten VORAUSSETZUNGEN UND PRODUKTIONSBEDINGUNGEN Feststellung, daiS weibliche Autoren diese Methode weit haufiger verwendeten WEIBLICHER AUTORSCHAFT als mannliche. Gegen die erste Position spricht die Interpretation von Anony­ mitat und Pseudonymen als Vorstellung eines Geschlechts, wie sie in Kap. V Das Schreiben vergeht einem hier, wo den ganzen Tag, das ganze ]ahr, das ganze und VI vorgenommen wurde: Pseudandronyme als Spielen und Imaginieren lt'ebe lange Leben nichts vorflillt, weswegen man ein Bein oder einen Arm auf des mannlichen Geschlechts, Anonymitat als geschlechtlicher U-Topos. Die he ben mikhte. Ich kenne kein Geschaft, was den Kopf mehr angreift als gar nichts Imagination des Geschlechtertauschs (oder der Geschlechtslosigkeit) ist eine tun und nichts erfahren { . .}. Ach, wie sind meine Anspriiche an das Leben Eigenschaft weiblicher, nicht aber mannlicher Anonymitat und Pseudony­ gesunken ... mitat: Pseudogynyme sind unter von Mannern benutzten Pseudonymen eine (Bettina vonArnim, zit. Goodman, Dis/Closures 1J5) verschwindend ldeine Minderheit, die das weibliche Geschlecht spielen, ohne es zu imaginieren. Fast alle Historiker und Historikerinnen, die sich mit der Geschichte von 1 Im Bezug auf Anonymitat und Pseudonymitat als konkrete weibliche Ver­ Frauen im allgemeinen und der Geschichte der Autorinnen im besonderen2 Offentlichungsmethode lassen sich Tendenzen aufzeigen: die zunehmende beschaftigt haben, gelangen zu dem gleichen Ergebnis: ein GroiSteil, vielleicht Anonymitat der Frau im 19. Jahrhundert im Vergleich zum 18. (bei einem der groiSte Teil, der intellektuellen Arbeit der Frau wurde von unverheiratet gleichzeitigen Absinken mannlicher Anonymitat und Pseudonymitat in dem­ gebliebenen oder verwitweten Frauen geleistet (Lerner, Feminist Consciousness selben Zeitraum); die haufigere Anonymitat burgerlicher Autorinnen gegen­ 15£, 30-32, 223£, 227). Die Ehe, auch die mit einem wohlwollenden unci tole­ uber Kolleginnen aus anderen Klassen, und die verstarkte Anonymitat von ranten Mann, bedeutete haufig das Ende der schriftstellerischen Produktivitat Autorinnen in bestimmten Genres (im Roman, nicht, wie haufig angenommen de~ F~au. Damit soli nicht ausschlieiSlich den Ehemannern die Verhinderung wird, im Drama). Dabei handelt es sich um ubergreifende, aber nicht aus­ we1bhcher Autorschaft zur Last gelegt werden (obwohl auch das in vielen Fallen schliefS!ich gultige Entwicklungen - Gegenbeispiele lieiSen sich zweifellos ein nicht zu unterschatzender Faktor gewesen sein mag; vgl. die Ehegeschichten finden. Wichtig schien mir die Hervorhebung dieser Tendenzen aus zwei der Elisa von der Recke, Elise Burger u. v. a.). Vorwiegend handelt es sich urn Grunden: zur Schaffung einer empirischen Grundlage, auf der sich weitere For­ Hindernisse, die eine Ehe zwangslaufig mit sich brachte: die Hintanstellung schung zum Thema weibliche Anonymitat und Pseudonymitat aufbauen lieiSe, der schriftstellerischen Tatigkeit der Autorin zur Ausubung ihres ,Hauptberufs' und zur Widerlegung vieler in der Rezeptionsgeschichte kanonisierten, aber als Mutter (der in verschiedenen Fallen bis zu 40 Lebens- und Arbeitsjahren unrichtigen Voraussetzungen, mit denen wir heute noch an die Literatur von verschlang), und das psychische und physische Fehlen eines Ones, an dem sie Frauen herangehen. Dazu gehort die !angst uberholte Annahme, Frauen hatten arbeiten konnte: die ungeheure Beschrankung der geistigen Moglichkeiten der keine Dramen geschrieben, die sich trotz einschlagiger Sekundarwerke und der Existenz fast ebensovieler Dramen wie Romane von Frauen hartnackig gehalten hat und noch halt, und die in Kap. VII angefuhrten Klischees zum Thema Vgl. Beuys und die Bucher von Weber-Kellermann zur Sozialgeschichte der Frau; auEerdem Hausen, ,Ulme", Hobsbawm, Kaplan, Frevert, Frauen-Geschichte, und Frauenliteratur. Lerner, Feminist Consciousness. So wenig wie die im Bezug auf Geschichte, Genre und Klasse analysierten 2 Vgl. Herminghouse; Gni.ig/Miihrmann, ,Vorwort", Walter, und Heuser, ,Das Tendenzen ausschlieiSliche Entwicldungen darstellen sollten, so wenig ist damit Musenchor", bes. 298.

174 175 Frau, die Bettina von Arnim in dem oben angefuhrten Zitat beschreibt, und das die Ehe mit dem Verlobten Karl die Autorschaft der Heldin beendet. In einigen Fehlen des inzwischen symbolisch gewordenen ,Zimmers fur sich allein". Fallen druckt die Ausloschung des Namens das Ende der Autorschaft und den Die Grundrisse von burgerlichen Wohnungen im 18. und 19. Jahrhundert damit einhergehenden Identitatsverlust aus, wie fur Sagars Karoline, die kurz demonstrieren diesen Mangel: im 18. Jahrhundert teilte sich die Frau ihren Ar­ vor der Ehe die Arbeit an ihrem Tagebuch aufgeben muG und daran ,stirbt [ ... ] . beits- und Schlafbereich mit ihren Kindem, wahrend ihrem schriftstellernden Ihr Name schrumpft zu dem ihres Mannes zusammen" (Jirku 269). Namens­ Ehemann oft ein ganzes Stockwerk zur Verfugung stand. Separate Kinder­ verlust als Todeserfahrung ist in Werken und Briefen weiblicher Autoren eine zimmer burgerten sich erst um 1820 ein (Walter 61). Um die Mitte des haufig umschriebene Erfahrung des Phanomens Anonymitat- Anonymitat als 19. Jahrhunderts zeigen die meisten Wohnungsgrundrisse zwar ein separates Ausloschung der eigenen Autorschaft. Zimmer fur die Kinder, aber keines fur die Frau: ,Der Raum, den die Schrift­ Was hier in fiktiven Werken und Briefen postuliert wird, bestatigte sich in stellerinnen mit ihren Kindem teilten, in dem sie arbeiteten und schliefen und der Eheerfahrung unzahliger Schriftstellerinnen, denen wie Bettina von Arnim der traditionellerweise vom mannlichen Arbeitsbereich innerhalb der Woh­ in der Ehe das Schreiben verging. Bettina von Arnim, Sophie von La Roche, nung abgetrennt war, fiel im 19. Jahrhundert weg" (Walter 212). Das Schlaf­ Sophie Mereau, Benedikte Naubert, Elisa von der Recke, Anna Louisa Karsch, zimmer teilte sich die Frau von nun an mit ihrem Ehemann; ihr Arbeitszimmer Christiane Marianne von Ziegler, Charlotte von Stein, Helmina von Chezy und entfiel. Schon allein aufgrund dieser raumlichen Voraussetzungen - ohne die viele andere schrieben entweder ausschlieGlich oder den groGten Teil ihrer psychischen Arbeitsbedingungen der Frau miteinzubeziehen - postuliert Werke auGerhalb, d. h. vor oder nach der Ehe, oder, wie Mereau, in kurzen Walter schwerwiegende Konsequenzen fur die weibliche Autorschaft, die sich­ Atempausen, wahrend der Ehemann auf Reisen war (Frevert, Frauen-Geschichte so Walter - vor allem in der groGeren Unterbrechbarkeit der Autorin, ihrer 55). 1 Viele der produktivsten und erfolgreichsten Autorinnen beider Jahrhun­ geringeren Identifikation mit dem Geschriebenen, und der geringeren Qualitat derte blieben zeitlebens unverheiratet: Sidonia Hedwig Zaunemann, Karoline ihrer Literatur auGern (61). von Gi.inderrode, Annette von Droste-Hulshoff, Amalie von Sachsen, Therese Der prinzipielle Gegensatz zwischen dem Beruf der Schriftstellerin und dem von Artner, Isabella Braun, Auguste Cornelius, Marie Eugenie delle Grazie, Beruf der Frau als Hausfrau und Mutter, auf raumlicher wie auf geistiger Ebene Agnes Franz, Luise Holder, Therese Krones, Gertrud Prellwitz, und Elise zementiert, ist ein stetes Thema im Schrifttum von Frauen und einer der Fakto­ Schmidt sind nur einige Beispiele. Selbstverstandlich lassen sich auch Autorin- ren, der ihre Literatur so deutlich von der Mannerliteratur abhebt. Schreiben ist in auto/biographischen, epistolaren und fiktiven Werken von Frauen ein oppo­ schest und an den Du nur denkst [ ... ]. Es ist Vorsorge, geliebter Clemens, aber sitioneller Akt, der immervor dem Hintergrund der ,Bestimmung' der Frau zur glaube, da.!S ich keiner Sttitze im Leben bedarf, und da.!S ich nicht das Opfer werden Ehe stattfindet - ob die Autorin nun die Ehe ablehnt (Zaunemann, Gi.inder­ mag von sol chen narrischen Vorurteilen. Ich wei.!S, was ich bedarf! - Ich bedarf, da.!S rode, urspri.inglich auch Mereau und von Arnim) oder sie als wahre Bestim­ ich meine Freiheit behalte. Zu was?- Dazu, da.!S ich das ausrichte und vollende, mung der Frau verteidigt (Pichler, Huber, Woltmann u. v. a.), ob sie den Beruf was eine innere Stimme mir aufgibt zu tun. - Die Liebe, mein Clemente, die werde der Schriftstellerin mit dem der Hausfrau als vereinbar sieht oder nicht. Die ich einfangen wie den Duft einer Blume, alles wird dem Geist zustromen" (253). Vorteile der Ehelosigkeit wurden von vielen Autorinnen ldar erkannt: Beispiele V gl. Mere aus Brief an Brentano, 17. 11. 1804: ,Von meinem Leben kann ich Dir sind Zaunemanns trotziges Gedicht ,Jungfern-Gluck" (Brinker-Gabler, Deut­ nichts schreiben, es ist einfach und arbeitsam; es war unmoglich, da.!S ich so vie! ar­ sche Dichterinnen 127), Karschs Gedicht ,Verwunschte Heiligkeit der Ehe!", in beiten konnte, wenn Du hier warest" (zit. Gersdorff, Lebe der Liebe 324). Kurz zuvor, dem sie ihre Ehe als ,Sklavenstand" bezeichnet ( Gedichte und Lebenszeugnisse am 12. 11., berichtet Mereau Brentano stolz von der Fertigstellung einer Erzahlung 148); Nauberts Bezeichnung der Ehe als den ,hochste[n] Opferaltar des Wei­ und ftigt hinzu: ,ich arbeite fast immer mit vieler Lust" (zit. Gersdorff, Lebe der Liebe 322). FUr Clemens Brentano war die Sachlage genau umgekehrt- wahrend seine bes" (195), Bettina Brentanos Brief an ihren Bruder Clemens, in dem sie sich Abwesenheit ihre schriftstellerische Tatigkeit offensichtlich befltigelte, konnte er weigert, ihre ,Freiheit" und Wirksamkeit der Ehe und ,narrischen Vorurteilen" ohne sie nicht schreiben. Von derselben Reise, die Mereau die Fertigstellung ihrer 1 aufzuopfern, Maria Anna Sagars Roman Karolinens Tagebuch (1774), in dem Erzahlung ermoglichte, schrieb er ihr: ,Da.!S ich zu Hause werde arbeiten konnen, daran zweifle ich nicht, aber da.!S ich hier nach allen Umstanden keine Zeile her­ Die valle Briefstelle, zit. nach Landau, lautet: ,Ich bitte Dich um Gottes willen, gebe vorbringen werde, wei.!S ich gewi.!S" (Clemens Brentano an Sophie Mereau, doch auch Deine Sto.!Ss~ufzer auf um einen lieben Mann, den Du mir herbeiwlin- 26. 10. 1804; zit. Gersdorff, Dich zu lieben 31 O).

176 177 nen anfUhren, die in bzw. trotz ihrer Ehe produktiv waren (z. B. Marie von Blaustriimpfe (1840), in dem sie mehrere Schriftstellerinnen auf die BUhne Ebner-Eschenbach), aber in vielen Fallen sind das Schriftstellerinnen, deren stellt: die ,BlaustrUmpfe" (so bezeichnet im Personenverzeichnis) Frau von schriftstellerische Tatigkeit sich in die des Ehemannes einspannen lief~ (Therese Thielen, Claudine Briesen und Johanna von Austen. Briesen und Austen sind Huber, Dorothea Schlegel, Luise Gottsched): Frauen, die ihre eigene Autor­ Schablonen des gangigen Vorurteils, das Schriftstellerinnen jegliches Talent schaft in den Dienst des schriftstellernden Mannes stellten, und deren Werke abspricht und sie als sitzengelassene alte Jungfern abkanzelt: sie schreiben unter seinem Namen erschienen. schlechte Gedichte, profilieren sich schamlos, belmieen die Verleger auf ernied­ Diese ehebedingte Anonymitat, in der der Ehemann, der rechtlich ja Gewalt rigendste Weise und lassen sich ihre Werke erbarmungslos zusammenstreichen, Uber das Eigentum der Frau hatte, auch ihr geistiges Eigentum beschlag­ um eine gute Rezension zu erschmeicheln. Ganz anders Frau von Thielen, die nahmte, ist ein weiterer Ausdruck fUr die spezifischen Bedingungen weiblicher sowohl von ihrem Mittelsmann Seybold als auch von Verleger Speth als begabte Autorschaft: der ,Zweitberuf der Frau, ihr Schriftstellertum, geht in ihrem ,Be­ Lyrikerin anerkannt wird. Aber zur Veroffentlichung ihrer Gedichte kommt es ruf als Ehefrau auf. Wie Anonymitat generell steht die Anonymitat innerhalb letztendlich nicht: als Speth finanzielle Skrupel augert, zieht von Thielen ihr der Ehe, das Ersetzen des eigenen Autornamens durch den des Ehemannes, fUr Manuskript zurUck, obwohl sich Seybold et-bietet, die Drucldmsten zu Uber­ den Nicht-Ort weiblicher Autorschaft. Diese Zusammenhange fordern die nehmen. Neuinterpretation des Phanomens weibliche Anonymitat und Pseudonymitat, FRAU VON THIELEN. Sie fUrchten Schaden bei dem Unternehmen? nicht nur als konkrete Veroffentlichungsmethode, sondern auch als rezeptions­ SPETH (ganz verwirrt). 0 der konnte doch nur gering sein! es ist ja nur ein geschichtliches Phanomen. Anonymitat bedeutet nicht, da£ Frauen nicht ldeines Bandchen, - gleichsam eine BAGATELLE - schrieben und veroffentlichten: Anonymitat bedeutet die Verweigerung ihrer FRAU VON THIELEN (feuerroth). Darauf darf ich es doch nicht ankommen Tradierung als Autorin- die Verweigerung ihrer Berechtigung zum Schreiben. lassen. - Herr Seybold, wollen Sie die GUte haben sich das MANUSCRIPT wieder auszubitten? (58, Grogschreibungen original) 2. ANONYMITAT ODER TRIVIALITAT: Frau von Thielens Angst ist nicht die vor einem etwaigen Verlustgeschaft des Zu DEN ALTERNATIVEN WEIBLICHER AuTORSCHAFT Verlegers, sondern die vor der Einschatzung ihres Werkes als ,Bagatelle", die durch die Veroffentlichung zur allgemeinen wUrde. Dieser Schande entgeht sie, Aber Schreiben [. .. } kann ich doch nichts, was sie zum Druck gebrauchen konn­ indem sie ihr Werk zurUckzieht, indem sie sich weigert, sich wie ihre schrift­ ten. [. .. } Ich bin doch ein Rebell ... stellernden (und publizierenden) Kolleginnen im Drama der Lacherlichkeit (Rahel Varnhagen, zit. Weigel, ,Der schielende Blick" 91) preiszugeben. Droste-HUlshoffs Drama lagt der Schriftstellerin nur die Wahl Die Frage, wie sich das Phanomen Anonymitat zur Autorschaft der Frau vet­ zwischen Anonymitat und Trivialitat: entweder sie schreibt unveroffentlichte halt, ist komplex und letztendlich nur vorlaufig zu beantworten. Die (Selbst) Gedichte oder veroffentlichte Bagatellen. Verhinderung weiblicher Autorschaft (durch anonyme Veroffentlichung der Dag viele empirische Schriftstellerinnen sich mit einem ahnlichen Dilemma Autorin selbst und spater durch Verweigerung der Anerkennung ihrer Autor­ konfrontiert sahen, lagt sich u. a. an der genrespezifischen Produktion vieler schaft in der Rezeption) ist nur ein Teil der Antwort. Ein weiterer ware der in Autorinnen ablesen, z. B. an ihrer Konzentration auf bagatellisierte Genres wie Kap. V angesprochene Zusammenhang zwischen Anonymitat und utopischer Roman oder Theater und ihre relative Vernachlassigung anerkannterer Genres Geschlechtslosigkeit, der Autorinnen einen Ausweg aus der Alternative wie Drama (siehe Kap. IV). Aus der Alternative Anonymitat oder Trivialitat zo­ (Ehe)Frau oder Schriftstellerin bot. In diesem Kontext ware Anonymitat nicht gen einige Autorinnen, wie Frau von Thielen in Droste-HUlshoffs Drama, die als Verhinderung, sondern im Gegenteil als Ermoglichung weiblicher Autor­ letzte Konsequenz: schreiben statt veroffentlichen. Zu den Schriftstellerinnen, schaft lesbar, wenn auch auf Kosten der offentlichen Anerkennung dieser Au­ die zeitlebens auf schriftstellerischem Gebiet augerst produktiv waren, aber torschaft. Die letzte Konsequenz der Anonymitat ware die Verweigerung der bewugt die Veroffentlichung ihrer Schriften ablehnten, gehoren z. B. Rahel Veroffentlichung: schreiben auf Kosten der Veroffentlichung. Varnhagen im deutschen und Emily Dickinson im englischen Sprachraum. Zu der Alternative Schreiben oder Veroffentlichen augerte sich Annette von Ihre Verweigerung der Veroffentlichung lagt sich ahnlich lesen wie weibliche Droste-HUlshoff (1797 ~ 1848) in ihrem Drama Perdu! oder Dichter, Verleger und Anonymitat: als Ermoglichung ihrer Autorschaft - eine These, die auf viele

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weitere Autorinnen anwendbar sein konnte, von denen wir (noch) nichts Anhange wissen, weil ihre Schriften auch nach ihrem Tod bisher nicht wiederentdeckt wurden. Schreiben, ohne zu veroffentlichen, ist die konsequenteste und folgen­ reichste Art der Anonymitat. Wie die Anonymidit der veroffentlichten Autorin A. ERWAHNTE ScHRIFTSTELLERINNEN UND PsEUDONYME auf dem Titelblatt ist solches Schrifttum auf zwei Arten lesbar: als die ultima­ rive Unterdriickung und Ausloschung weiblicher Autorschaft einerseits und In dieser Liste sind nur die Schriftstellerinnen verzeichnet, die in diesem Werk behan­ delt oder erwahnt wurden. Schriftstellerinnen, deren Pseudonyme nicht ermittelt wer­ andererseits als der Faktor, der weibliche Autorschaft erst ermoglicht und der den konnten, sind hier nicht aufgefiihrt, es sei denn, es konnten sich aufgrund verschie­ Autorin, die anonym oder fUr die Schublade schreibt, die gro!Sten Freiheiten dener Namen (durch EheschlieEungen oder -scheidungen) Schwierigkeiten bei der For­ bietet. schung iiber diese Autorin ergeben (z. B. Friederike Sophie Hensel, geb. Sparmann, 2. Ehename Seyler). Wo mehrere Namen zur Auswahl standen (aufgrund von EheschlieEungen, Schei­ dungen, Namensanderungen etc.), habe ich mich oft recht willkiirlich filr eine Version entschieden, habe aber samdiche zur Auswahl stehenden Moglichkeiten angegeben. Der solchermaEen bestimmte ,richtige' Name der Autorin ist fettgedruckt. Geburts-, Ehe-, Kiinsdernamen u. a. wurden entsprechend bezeichnet; wo nichts vermerkt ist, handelt es sich um ein Pseudonym. DaE hier nur wenige anonyme Autorinnen verzeichnet sind, liegt an der Tatsache, daE anonyme Veroffent!ichungen schwer nachweis bar sind. Es ist anzunehmen, daE die Zahl der Autorinnen, die anonym veroffent!ichten, wesentlich hoher ist, als aus dieser Liste oder anderen Lexika hervorgeht. Wo m. E. die Unsichtbarkeit der Autorin in der Literaturgeschichte durch die oft iibliche Bezeichnung der Autorin mit dem Vornamen zementiert wird, oder wo durch Namenszusatze wie Artikel oder die Endung ,-in" eine geringere Kompetenz der Auto­ rin impliziert wird, habe ich solche Faile als in der Literaturkritik erfundene und tra­ dierte Pseudonyme unter dem Kiirzel ,krit." angegeben (Beispiel: ,Bettine" = Bettina von Arnim; ,die Gottschedin" = Luise Adelgunde Gottsched). Diese Pseudonyme sind ·' rein ejfektive, d. h. sie wurden von der Autorin selbst nicht zur Veroffendichung ihrer li 1: Werke verwendet. li

Adelheid I Charlotte Gri.indler Adliches Frauenzimmer in Schlesien Sophie Eleonore von Titzenhofer .I,.l Aemilia Dorothea Wehrs l Aeskulap Luise Peterson :

1ii Aja, Frau Catharina Elisabeth Goethe II Alban, Lark Maria Anna Lohn-Siegel I~ 1 Albrecht, Sophie (1757-1840) Anonyma Allerleih Rauh Gisela Grimm I' Amalie Amalie von Sachsen t•: Amalie Marie Friederike Auguste, li Prinzessin von Sachsen (1794-1870) Amalie, Amalie Heiter, A. Serena, Ver­ fasserin von ,Luge und Wahrheit"

180 181 Anhalt-Zerbst, Sophie Auguste Axen, Engel Christine von Prinzessin von (Geb. Name) Katharina II. von Rumand (Geb. Name) Engel Christine Westphalen Angelika Engel Christine Westphalen B., Louise Louise Brachmann Annette Elisabeth Annette von Droste-HUlshoff B., S. v. Susanne von Bandemer Anonyma Sophie Albrecht B., Susanne von Susanne von Bandemer Anonyma Elise BUrger Baisch, Amalie (1859- nach 1900) Ernesta Anonyma Catharina Helena Di:irrien Bandemer, Susanne von Anonyma Agnes Franz (1751-1828) S. v. B., Susanne v. B. Anonyma Henriette Fri:ilich Baudissin, Sophie Grafin von Anonyma Luise Gottsched (1813-1894) Aurelie, Gowenz, Tante Aurelie Anonyma Christine von Harboe Baumer, Sophie (Geb. Name) Sophie Albrecht Anonyma Christiane Friederike Huber Bayer, Th. v. Therese von Bayern Anonyma Sophie von La Roche Berg, Luise Karoline von Woltmann Anonyma Friederike Lohmann Bergen, Alexander Marie Gordon Anonyma Sophie Mereau Bergen, Leo Irma von Troll-Borostyani Anonyma Christiane Benedikte Naubert Berlepsch, Emilie von Anonyma Marianne Neumann von MeiJSenthal (1755 oder 1757-1830) Kein Pseudonym ermittelt Anonyma Karoline Paulus Bernbrunn, Margarethe Anonyma Caroline Pichler (1788-1861) Margarethe Carl, Adalbert Prix Anonyma Christiane Karoline Schlegel Bernhardi, Sophie (Gesch. Name) Sophie von Knorring Anonyma Dorothea Schlegel Bemstein, Elsa (1866-1949) Ernst Rosmer; Frau Rosmer (krit.) Anonyma Charlotte von Stein Berthold, Franz Adelheid Reinbold Anonyma Rahel Varnhagen von Ense Bettina (krit.) Bettina von Arnim Anonyma Engel Christine Westphalen Bettine (krit.) Bettina von Arnim Arndts, Maria (1823-1882) Carl Pauss Binzer, Emilie Henriette Adelheid Arnim, Bettina Katharina Freifrau von (1801-1891) Ernst Rl tter Elisabetha Ludovica Magdalena Birch-Pfeiffer, Charlotte von (1785-1859) St. Albin; krit.: Bettina, Bettine (1800-1868) Ch. Birchpfeiffer, Franz Fels, Waldherr Arnim, Gisela von (Geb. Name) Gisela Grimm Birchpfeiffer, Ch. Charlotte Birch-Pfeiffer Arnold, S. Hermance Metzger Bi:ihme, Margarethe Minna Arthalis Laura Steinlein (1869-1939) Orman6s Sandor Artner, Marie Therese von Bohmer, Caroline (Ehename) Caroline Schlegel-Schelling (1772-1829) Theone Boie, Mathilde (Geb. Name) Mathilde von Kameke Aschenbrenner, Emmy von Boyen, Marc Mathilde von Kameke (Geb. Name) EmmyGiehrl Boyen, Marcus Mathilde von Kameke Appel, Emilie von Brachmann, Louise Caroline (falschl. fUr: Oppeln) Emilie von Berlepsch Marie (1777 -1822) Louise B., Klarfeld, Sternheim Asplind, Emy Emy du Feaux Brauer, Maria (Ehename) Maria GUnther Auguste Caroline Auguste Fischer Breden, Christiane von (1839-1901) Ada Christen Auguste Caroline Pichler Bred ow, Christine von (1844-190 1) falschlich fUr: Christiane von Breden Auguste Katharina Zitz Brentano, Bettina (Geb. Name) Bettina von Arnim Auguste Pauline Katharina Zitz Brentano, Sophie (2. Ehename) Sophie Mereau Aurelie Sophie von Baudissin Briest, Caroline von (Geb. Name) Caroline de Ia Motte-Fouque

182 183 Brunn, Adalbert Helene von Druskowitz Dietz, E. H. Hedwig Dietz BUrger, Elise (Marie Christiane Dietz, Hedwig (1855-?) Germanicus, Nemo, Teutonicus, E. H. Dietz Elisabeth) (1769-1833) Anonyma, Pilgerin nach dem Heimatlande, Diner, Helen Bertha Helene Eckstein Theodora Dito Elisabeth von Rumanien Calafati, Marie (Geb. Name) Marie Gordon Dorrien, Catharina Helena Calisch, Maria Freiin von (Geb. Name) Maria Zay von Csomor (1717-1795) Anonyma Calm, Marie (1832-1887) Marie Ruhland Donatus, Frank Luise Peterson Carl, Margarethe Margarethe Bernbrunn Dorn, Ernst Emy du Feaux Caroline Auguste Caroline Auguste Fischer Droste (krit.) Annette von Droste-Hiilshoff Caspar, Maria (Geb. Name) Maria Lorenz Droste-Hiilshoff, Annette von Celius, U. B. (ca. 1882) Tantchen Ungenannt (1797-1848) v. D ... H ... ,AnnetteElisabeth, Droste (krit.) Ceres Wilhelmine von Gersdorf Druskowitz, Helene von Charitas vom Kindlein Jesu Maria MUnster (1858-1918) Adalbert Brunn, Erna, H. Foreign, E. Rene, Chezy, Helmina (Wilhelmine) von Sacrosanct, H. Saldwrausch (1783-1856) Helmina, Helmine, Sylvander, Sylvan­ Dubsky, Marie von Marie von Ebner-Eschenbach dra, Enkelin der Karschin Diirbach, Anna Louisa (Geb. Name) Anna Louisa Karsch Christen, Ada Christiane von Breden Diiringsfeld, Ida von (1815-1876) Thekla, Eine Dame von Stande, Verfasserin Christiani, Caroline Auguste von ,SchlofS Goczyn" (1. Ehename) Caroline Auguste Fischer E. T. P. A. Maria Antonia Walpurgis Christlieb, Theophyle Katharina Zitz Ebner (krit.) Marie von Ebner-Eschenbach Clarissa Hermance Metzger Ebner-Eschenbach, Marie von Claudius, Cl. Wilhelmine Petzel (1830-1916) Ebner (krit.), Meier Claudius, Martin Maria Luise Petzel Eckstein, Bertha Helene Claudius, Martin Minna Caroline Petzel (187 4-1948) Galahad, Sir Galahad, Helen Diner Claudius, Martin Rosa Petzel Egervary, Marianne (Ehename) Marianne Neumann von MeifSenthal Claudius, Martin Wilhelmine Petzel Ehrmann, Marianne (1755-1795) Verfasserin der Amalia, Verfasserin der Phi­ Colbert Margarethe Langkammer losophie eines Weibes, [Maria Anna Antonia] Connemann, Johanna Theodora Sternheim [Biihnenname] (1845- nach 1898) J. Nemo Eichen-Low Henriette Low Comelius, Auguste (1821-1891) Paul Dido Eichhoff, Henriette (Geb. Name) Henriette Low Cranz, Marie Antonie Magdalene Elisa Elisa von der Recke ( 1828-1906) M. Titelius Elisabeth Pauline Ottilie Luise, Criegern, Wilhelmine von (Geb. Name) Wilhelmine von Sydow Konigin von Rumanien (1843-1916) Dito, Carmen Sylva, E. Wedi Cronsbruch, Henriette von Elise Elisa von der Recke (Ehename) Henriette von Montenglaut Emilie Katharina Zitz Cronstain, Henriette von (Geb. Name) Henriette von Montenglaut Emmeline Katharina Zitz v. D ... H ... Annette von Droste-Hiilshoff Enders, August Katharina Zitz Dame von Stande, eine Ida von Di.iringsfeld Enkelin der Karschin Helmina von Chezy Delle Grazie, M. E. Marie Eugenie delle Grazie Ern a Helene von Druskowitz Delle Grazie, Marie Eugenie Ernesta Amalie Baisch (1864-1931) M. E. delle Grazie Euphrosyne Sophie Krickeberg Diner, Bertha Helene (Geb. Name) Bertha Helene Eckstein F., Eleonore Wilhelmine von Gersdorf Dido, Paul Auguste Cornelius F., L. v. Luise von Frant;:ois

184 185

,, i ii;'I ::,1 Gersdorf, Wilhelmine Charlotte Fal(l)sen, Christine de Christine von Harboe Eleonore von (1768-1847) Ceres, Eleonore F., W. v. G., Glycere, J. van Fasser, Camline (1855-1939) Erwin Steinau der Hall, Minna, W. v. Morgenstern, F. P. E. Feaux, Emy du (1837-nach 1908) Emy Asplind, Ernst Dorn Richter, Verfasserin der Familie Stolberg Feddersen, Margarethe (Geb. Name) Margarethe Bohme Gerschau, Emilie (Geb. Name) Emilie Binzer Feiertag, Andreas Maria von Plazer Giehrl, Emmy (1837-1915) TanteEmmy Fels, Franz Charlotte Birch-Pfeiffer Gloriosa, Schwester Irene Schoepfer Fischer, Caroline Auguste (1764-1834) Auguste, Caroline Auguste, Verfasserin von ,Gustavs Verirrungen" Glycere Wilhelmine von Gersdorf Gockingk, Sophie Ferdinande Maria Fittchersvogel Gisela Grimm Philippine (1743-1781) Nantchen Fittchersvogel, Marilla Gisela Grimm Gorres, Maria (Ehename) Maria Arndts Foreign, H. Helene von Druskowitz Goethe, Catharina Elisabeth Forster, Klara Marie Gerbrandt (1731-1808) Frau Rat (krit.), Frau Aja (krit.) Forster, Therese (1. Ehename) Therese Huber Gotze, Auguste (1840-1908) A. Weimar Fran~ois, Luisevon (1817-1893) L. v. F., F. v. L. Golder, Johann Katharina Zitz Franklin, Susanne von Goldmar, Jon. von Theodora von Rommel (Mogl. geb. Name) Susanne von Bandemer Gordon, Marie (1812-1863) Alexander Bergen, Marie Saphir, Max Stein Franz, Agnes Louise Antoinette Gottsched, Luise Adelgunde Victorie Eleonore Constanze (1713-1762) Anonyma; L.A. V. G., die Gottschedin (krit.) (1794-1843) Anonyma Gottschedin, die (krit.) Luise Adelgunde Gottsched Franzky, Agnes (Eigentl. Name) Agnes Franz Gowenz Sophie von Baudissin Franul von Weigenthurn, Johanna siehe Weigenthurn, Johanna Franul von Grab, Isabella Edle von (Geb. Name) Isabella Nowotny Ein Frauenzimmer Christiane Karoline Schlegel Grazie, Marie Eugenie delle Delle Grazie, Marie Eugenie Freese, A. Laura Steinlein Greiner, Caroline von (Geb. Name) Camline Pichler !.. Freese, Arthur Laura Steinlein ! Grimm, Gisela (1827-1889) Allerleih Rauh, Fittchersvogel, Marilla Fitt­ j. Freese, Laura (Geb. Name) Laura Steinlein I! chersvogel Frencldin, Susanne von i\ Grohe, Theresa (1853-1929) T. Resa II (Mogl. geb. Name) Susanne von Bandemer Gronau, Isidore Wilhelmine von Sydow 1.: Freundin Goethes und Schillers I Grunberg, Johanna (Geb. Name) Johanna Franul von Weigenthurn 1 aus Heidelberg Karoline Paulus Griindel, Anna Charlotte Emilie Friederik, Christiane (Geb. Name) Christiane von Breden (Geb. Name) Anna Charlotte Emilie Weilshauser I, Friedlander, Rebeldm (1783-1850?) Regina Frohberg Griindler, Charlotte (1771-1843) Adelheid, Lottchen Frohlich, Henriette s. Henriette Frolich Giinderrode, Karoline von (1780-1806) Tian, Ion, die GUnderrode (krit.) Frolich, Henriette (1768-1819) Anonyma; Jerta Giinderrode, die (krit.) Karoline von Giinderrode Frohberg, Regina Rebekka Friedlander GUnther, M. Maria GUnther G., L.A. V. Luise Gottsched Gunther, Maria (1854-1916[?]) M. GUnther G.,W.v. Wilhelmine von Gersdorf Gutermann von Gutershofen, Gabriele Gabriele von Lieres und Wilkau Sophie von (Geb. Name) Sophie von La Roche Galahad Bertha Helene Eckstein H., E. Karoline Paulus Galahad, Sir Bertha Helene Eckstein H.,E.v. Elise von Hohenhausen Gassmann, Josephine (Geb. Name) Josephine MUllenbach H., Freiin v. Elise von Hohenhausen Gerbrandt, Marie (1861-1939) I

186 187 Habler, Friederike Johanna (Ehename) Friederike Lohmann Husch, P. von Henriette von Montenglaut Hahn, Elise (Geb. Name) Elise BUrger Husch, Paul von Henriette von Montenglaut Hahn, R. Edmund Caroline Pierson I. K. M. d. K. a. R. Katharina II. von Rumand Halein, Katharina (Geb. Name) Katharina Zitz Ion Karoline von Giinderrode Hall, J. van der Wilhelmine von Gersdorf Irene Hertha Irene Schoepfer Handel-Mazzetti, Enrica Ludovica Jemand Bertha von Suttner Freiin von (1871-1955) Marien Kind Jenny Eleonore Thon Harboe, Christine Johanne von (176?-?) Anonyma, Verfasser des heimlichen Gerichts Jerta Henriette Frolich Harms (oder Harmes), Emilie von Kameke, Mathilde von (1835-·1910) Marc Boyen, Marcus Boyen, Tante Christine (2. Ehename) Emilie von Berlepsch Karsch, Anna Louisa (1722-1791) Die Karschin (krit.) Hastfer, Helmina von (Ehename) Helmina von Chezy Karsch, Karoline Luise (Geb. Name) Karoline Luise von Klencke Hebenstreit, Christiane Benedikte Karschin, die (krit.) Anna Louisa Karsch (Geb. Name) Christiane Benedikte Naubert Kaskel, Sophie (Geb. Name) Sophie von Baudissin Heimchen Maria Louise von Mlinchhausen Katharina II. von RuB!and ( 1729-1796) I. K. M. d. K. a. R. Heisterbergk, Constanze Marie Constanze Malapert Katz, Hermance (Geb. Name) Hermance Metzger Heiter, Amalie Amalie von Sachsen Kinderlieb, Auguste Caroline Friederike Strecker Helmina Helmina von Chezy Kinsky, Grafin Bertha (Geb. Name) Bertha von Suttner Helmine Helmina von Chezy Kirsch, Theodora (Geb. Name) Theodora von Rommel Hensel, Friederike Sophie (1738-1789) Kein Pseudonym ermittelt Klarfeld Louise Brachmann Hermine EmmaLaddey Klein, Ida Isabella Nowotny Hero, Max Eva Peter Klen(c)ke, Helmina von (Geb. Name) Helmina von Chezy Herrentreu, Gertrud Emmy Miisken Klen(c)ke, Karoline Luise von Herrigau, Willibert von Maria Anna Lohn-Siegel (1754-1802) Tochter der Karschin Herzen Isabella Nowotny Klopstock, Margaretha (Meta) Heyne, Therese (Geb. Name) Therese Huber (1728-1758) Margaretha Hoch, Marie Constanze (Geb. Name) Marie Constanze Malapert Knorring, Sophie von (1775-1833) Kein Pseudonym ermittelt Holder, Luise (1763-1843) Luise Hold Koppy, Johanna Isabella von (Geb. Name) Johanna Isabella von Wallenrodt Hohenhausen, F. v. Elise von Hohenhausen Koch, F. S. Sophie Krickeberg Hohenhausen, Elise Friederike von Koch, Sophie (Geb. Name) Sophie Krickeberg (1812-1889) F. v. Hohenhausen, Freiin v. H., E. v. H. Kolberg, Margarethe (Geb. Name) Margarethe Langkammer Hohoff, Maria (1855-1913) Tante Maria Kortzfleisch, Sophie Eleonore von Holberg, Eleutheria Karoline Paulus (Geb. Name) Sophie Eleonore von Titzenhofer Hold, Luise Luise Holder Kraft, Anna Friederike (Frieda) Holderieder, Christiane Benedikte Dorothea Erika (1863-nach 1913) Werner Kraft (Ehename) Christiane Benedikte Naubert Kraft, Werner Anna Friederike Kraft Hoppe-Seyler, Amanda (1819-?) Tante Amanda Kraug, Marie Antonie (Geb. Name) Marie Antonie Cranz Hruschka, Emanuele (Ella) ( 18 51-1912) Wild Kreopola (ca. 1816) Nicht ermittelt Hruska, Emanuele s. Emanuele Hruschka Krickeberg, Sophie Friederike Huber, Christiane Friederike (1770-1842) Euphrosyne, F. S. Koch, Karl von Krickeberg (? [1721, 1729 oder 1730]- 1799) Anonyma Krickeberg, Karl von Sophie Krickeberg Huber, Therese (1764-1829) Ludwig Ferdinand Huber, Therese Kulmus, Luise (Geb. Name) Luise Gottsched Huber, Ludwig Ferdinand Therese Huber L., F. v. Luise von Franyois Huhn, Luise (Geb. Name) Luise Peterson L., Mara (ca. 1830) Nicht ermittelt

188 189 L. R., S. Sophie von La Roche Marien Kind Enrica von Handel-Mazzetti La Grande, Natalie Irene Schoepfer Marggraff, Amalie (Geb. Name) Amalie Baisch La Roche, Sophie von (1731-1807) Anonyma; S. L. R. Mauritius, Frau von (ca. 1820-30) Nicht ermittelt (Name? Pseudonym?) Laddey, Emma (1841-1892) Hermine Medem, Elisa Reichsgrafin von Lange, Margarethe (Geb. Name) Margarethe Bernbrunn (Geb. Name) Elisa von der Recke Langkammer, Marianne Margarethe Meier Marie von Ebner-Eschenbach (1866-1922) Colbert, R.N., Richard Nordmann Mendelssohn, Brendel (Geb. Name) Dorothea Schlegel Leesen, Postuma Wilhelmine von Mereau, Sophie (1770-1806) Anonyma (1847-1906) Karl Postumus Metzger, Hermance (1864-?) S. Arnold, Clarissa, H. Walther, Tante Barbara Lenisch, Johanna (1839-?) Stiefmtitterchen aus Prag Michaelis, Caroline (Geb. Name) Caroline Schlegel-Schelling Lenke, Charlotte (Geb. Name) Charlotte Grtindler Milde, Caroline S. J. Caroline Similde Gerhard Lentze, Wilhelmine (Geb. Name) Wilhelmine Petzel Minna Wilhelmine von Gersdorf Leonhardt, Caroline (Geb. Name) Caroline Pierson Minna von Madler Leonhardt-Lyser, Caroline Caroline Pierson Maria Zay von Csomor Levin (eigentl. Marcus), Rahel MilS Jennys Dbersetzerinn Victoria von Rupp (Geb. Name) Rahel Varnhagen von Ense Moller, Meta (Geb. Name) Meta Klopstock Lieres und Wilkau, Gabriele von Montenglaut, Henriette Artemisia (1864-1935) Gabriele, Rabanus, G. v. Wilkau, Schwucht Marianne von (1767-1838) P. von Husch, Paul von Husch; Schauspie­ von Zinken ernamen: Emilie Villiers, Emilie Willer Lindenheim, Clarimene von Christiane Marianne von Ziegler Morgenstern, W. von Wilhelmine von Gersdorf Lohn, Maria Anna (Geb. Name) Maria Anna Lohn-Siegel Motte-Fouque, Caroline Auguste Lohn-Siegel, Maria Anna (1830-1902) Lork Alban, Willi bert von Herrigau de la (1773-1831) Serena; Verfasserin des Roderich Low, Henriette Katharina (1872-?) Hadwiga, Eichen-Low Mi.ichler, Karoline (Ehename) Karoline von Woltmann Lohmann, Friederike Johanna Mtillenbach, Josephine (1861-1928) Scholastika Schnurcks (1749-1811) Anonyma MUller, Henriette (Ehename) Henriette von Montenglaut Lorenz, Maria (1856-?) L. 0. Renz Mi.inchhausen, Maria Louise Eleonore Lorenz, Christiane Friederike von ( 1779-1828) Heimchen (Geb. Name) Christiane Friederike Huber Munster, Maria (1865-1952) Charitas vom Kindlein Jesu; Paula (geistl. Lottchen Charlotte Gri.indler Name) Lucius, Christiane Karoline (Geb. Name) Christiane Karoline Schlegel Miisken, Emmy (1867-1899) Gertrud Herrentreu Lyser, Caroline (Ehename) Caroline Pierson N., R. Margarethe Langkammer M.A.S. Maria Anna Sagar Nantchen Sophie Ferdinande Gockingk M.R.S. Mathilde Reichardt-Stromberg Naubert, Christiane Benedikte Madler, Minna von (1807-1891) Minna, Minna Witte (1756-1819) Anonyma; Verfasser des Walter von Mont­ Malapert, Marie Constanze barry; Verfasserinn des Walther von Mont­ (1840-1914) Constanze Heisterbergk, Philomusos barry; Verfasserinn der Thekla von Thurn; Manas Theodora von Rommel Verfasserinn des Hermann von Unna; Ver­ Mannsperg, Sigismund Irene Schoepfer fasserin der Laren; Verfasserinn der Con­ Marcus, Rahel (eigentl. Geb. Name) Rahel Varnhagen von Ense stanze Cedeli; Verfasserin der Rosalba Margaretha Meta Klopstock Nemo Hedwig Dietz Maria Antonia Walpurgis Nemo,J. Johanna Theodora Connemann Kurfi.irstin von Sachsen (1724-1780) E. T. P. A., Ermelinda Talea Neuber, Friederike Karoline Maria v. Maria Zay von Csomor (1697-1760) die Neuberin (krit.)

190 191

' '~ Neuberin, die (krit.) Friederike Karoline Neuber R.,Vv. Victoria von Rupp Neufville, Marie von (Gen. Name) Marie Constanze Malapert Rabanus Gabriele von Lieres und Wilkau Neumann von Meigenthal, Marianne Radoschy, Maria Anna (Geb. Name) Maria Anna Sagar (1768-1837) Anonyma; Nina Radtke, Emma (Geb. Name) EmmaLaddey Neupauer, Christiane von (Ehename) Christiane von Breden Rat, Frau Catharina Elisabeth Goethe Nina Marianne Neumann von Meigenthal Ratzbar, Sophie Eleonore (Gen. Name) Sophie Eleonore von Titzenhofer Nordmann, Richard Margarethe Langkammer Raudnitzky, Victoria (Geb. Name) Victoria von Rupp Nowotny, Isabella (1828-1899) Herzen, Ida Klein Rebeur, Wilhelmine Karoline von Oppeln (oder Oppel), Emilie von (Geb. Name) Wilhelmine Karoline von Wobeser (Geb. Name) Emilie von Berlepsch Recke, Elisabeth Charlotte Konstantia Otto, Luise (Geb. Name) Luise Otto-Peters von der (1751-1833) Elisa, Elise Otto-Peters, Luise (1819-1895) Otto Stern Redeatis, M. Maria Luise Petzel Oulot, B. Bertha von Suttner Regenstein, Charlotte (1835-1904) Alexander Romer Paar, Mathilde Lisette Marie Reichardt, Mathilde (Geb. Name) Mathilde Reichardt-Stromberg (1849-1899) JosefTrieb Reichardt-Stromberg, Mathilde Anna de Reyher Paris is (I 823-1898) M.R.S. Paula (Geist!. Name) Maria MUnster Reinbold, Adelheid (1802-1839) Franz Berthold Pauli, Theresa (Geb. Name) Grohe, Theresa Reinsberg, Ida von (Ehename) Ida von DUringsfeld Pauline Katharina Zitz Reitzenstein, Sophie Mariane von Paulus, Karoline Elisabeth Friederike (Ehename) Sophie Mariane Weikard (1767-1844) Anonyma, E. H., Eleutheria Holberg, Rene, E. Helene von Druskowitz Freundin Goethes und Schillers aus Heidel­ Renz, L. 0. Maria Lorenz berg Resa, T. Theresa Grohe Pauss, Carl Maria Arndts Rese, de Christiane Marianne von Ziegler Peter, Eva Hermine (1863-1945) Max Hero Reyher, Anna de (1860-?) Parisis, Wolfgang Selbst Peterson, Luise (1828-1902) Aeskulap, Frank Donatus, Egon Velten, Rlcha (ca. 1820) Nicht ermittelt Erna Velten Richter, F. P. E. Wilhelmine von Gersdorf Petzel, Maria Luise (1835-1917) Martin Claudius, M. Redeatis Rl tter, Ernst Emilie Binzer Petzel, Minna Caroline Wilhelmine Ritter, Friederike Johanna (Geb. Name) Friederike Lohmann (1827-?) Martin Claudius Rivulat, Herbert und Herbert Rivulet Gabriele von Schlippenbach Petzel, Rosa (Rosalia) Henriette Roche, Sophie von La siehe La Roche, Sophie von (1831-?) Martin Claudius, Gotthelf Rosen Rochow, Caroline von (Gesch. Name) Caroline de Ia Motte-Fouque Cl. Claudius, Martin Claudius Petzel, Wilhelmine (1802-1885) Roder, Eleonore (Geb. Name) Eleonore Thon Philomusos Marie Constanze Malapert Romer, Alexander Charlotte Regenstein Pichler, Caroline (1769-1843) Anonyma, Auguste Rom, The von Theodora von Rommel Pierson, Caroline Wilhelmine Romanus, Christiane Marianne (1811-1899) R. Edmund Hahn, Caroline Leonhardt-Lyser (Geb. Name) Christiane Marianne von Ziegler Pilgerin nach dem Heimatlande Elise BUrger Rommel, Theodora von (1870-1950) The von Rom, Romulus, Manas, Jon. von Andreas Feiertag Plazer, Maria Edle von (1842-1938) Goldmar Porges, Elsa (Geb. Name) Elsa Bernstein Romulus Theodora von Rommel Postumus, Karl Postuma von Leesen Ropp, Gabriele von der (Geb. Name) Gabriele von Schlippenbach Margarethe Bernbrunn Prix, Adalbert . Rosalba Katharina Zitz Johanna Lenisch PUrner, Johanna (Geb. Name) Rosen, Gotthelf Rosa Petzel

192 193 rr

Scholastika Schnurcks Rosenhain, Francisca Irene Schoepfer Josephine Mullenbach Schubart, Sophie (Geb. Name) Roskoschny, Maria Anna falschlich fur: Radoschy (Maria Anna Sagar) Sophie Mereau Schutz, Karoline (Geb. Name) Rosmer, Ernst Elsa Bernstein Karoline Stricker Schulze, Charlotte (Geb. Name) Rosmer, Frau (krit.) Elsa Bernstein Charlotte Regenstein Schwester Gloriosa Rothenburg, Friederike Helene von Irene Schoepfer Selbst, Wolfgang (Geb. Name) Friederike Helene Unger Anna de Reyher Serena Rudiger, Elise Friederike (Ehename) Elise von Hohenhausen Caroline de Ia Motte-Fouque Serena, A. Ruhland, Marie Marie Calm Amalie von Sachsen Seyler, Friederike Sophie (2. Ehename) Rupp, Victoria von (Ca. 1755- ca. 1824)V. v. R., Mig Jennys Dbersetzerinn Friederike Sophie Hensel Silere S., M.A. Maria Anna Sagar Christiane Marianne von Ziegler Sir Galahad S., M. R. Mathilde Reichardt-Stromberg Bertha Helene Eckstein Spangenberg, Dorothea (Ehename) S. L. R. Sophie von La Roche Dorothea Wehrs Sparmann, Friederike Sophie Sacrosanct Helene von Druskowitz (Geb. Name) Sagar, Maria Anna (1727-1805) M.A. S. Friederike Sophie Hensel St. Albin Saldwrausch, H. Helene von Druskowitz Bettina von Arnim St. Nelly Saling, Regina (Ang. Name) Rebekka Friedlander Karoline Stricker Stein, Charlotte Albertine Ernestine Saloma, Rebekka (Geb. Name) Rebekka Friedlander Freifrau von (17 42-1827) Sandor, Orman6s Margarethe Bohme Anonyma Stein, Max Saphir, Marie Marie Gordon Marie Gordon Steinlein, Lama (1826-190 1) Schardt, Charlotte von (Geb. Name) Charlotte von Stein Arthalis, A. Freese, Arthur Freese, Laura Schelling, Caroline (Ehename) Caroline Schlegel-Schelling Freese Steinau, Erwin Schenk, Caroline Friederike Caroline Fasser Stenzel, Hedwig (Geb. Name) (Geb. Name) Caroline Friederike Strecker Hedwig Haberkern 'II Stiefmutterchen aus Prag ,fl' Schenk zu Schweinsberg, Maria Louise Johanna Lenisch Stephanie von (Geb. Name) Maria Louise von Munchhausen Katharina Zitz Stern, Otto Schlegel, Caroline (Ehename) Caroline Schlegel-Schelling Luise Otto-Peters Sternheim Schlegel, Christiane Karoline Louise Brachmann Sternheim, [Maria Anna Antonia; (1739-1833) Anonyma, Ein Frauenzimmer Buhnenname] Schlegel, Dorothea Friederike Marianne Ehrmann Stosch, Karoline (Geb. Name) (17 63-1839) Anonyma, Friedrich Schlegel Karoline von Woltmann Strantz, Minna von (1808-1885) Schlegel, Friedrich Dorothea Schlegel Winkelmann junior Strecker, Caroline Friederike Charlotte Schlegel-Schelling, Dorothea Caroline (1825-1895) Albertine (1763-1809) Kein Pseudonym ermittelt Auguste Kinderlieb Stricker, Karoline ( 1790-1846) Schlippenbach, Gabriele Eleonore St. Nelly Suttner, Bertha von (1843-1914) Elise Adelheid Emma Freifrau von Jemand, B. Oulot Sydow, Wilhelmine von (1789-1867) (1846-1937) Herbert Rivulat und Herbert Rivulet (beides) Isidore Gronau Sylva, Carmen Schmid, Dr. Katharina Zitz Elisabeth von Rumanien Sylvander Schmid, Caroline (Geb. Name) Caroline Fasser Helmina von Chezy Sylvandra Schnurcks, Scholastika Josephine Mullenbach Helmina von Chezy Talea, Ermelinda Schoepfer, Irene Friederike Maria Antonia Walpurgis Tantchen Ungenannt (Lebensdaten nicht ermittelt) Irene Hertha, Natalie La Grande, Sigismund U. B. Celius Mannsperg, Francisca Rosenhain, Schwester Tante Amanda Amanda Hoppe-Seyler Tante Aurelie Gloriosa Sophie von Baudissin

194 195 Tante Barbara Hermance Metzger Verfasserin der Ortinde (1792) Nicht ermittelt Tante Christine Mathilde von Kameke Verfasserin der Philosophie eines Weibes Marianne Ehrmann Tante Emmy EmmyGiehrl Verfasserin der Rosalba Benedikte Naubert Tante Hedwig Hedwig Haberkern Verfasserin der Thelda von Thurn Benedikte Naubert Tante Maria Maria Hohoff Verfasserin des Hermann von Unna Benedikte Naubert Tante Marie Marie Gerbrandt Verfasserin des J ulchen GrUn thai Friederike Helene Unger Teutonicus Hedwig Dietz Verfasserin des Roderich Caroline de !a Motte-Fouque Textor, Catharina Elisabeth (Geb. Name) Catharina Elisabeth Goethe Verfasserin des Walther von Montbarry Benedikte Naubert Thelda Ida von DUringsfeld Verfasserin von ,Gustavs Verirrungen" Caroline Auguste Fischer Theodora Elise BUrger Verfasserin von ,LUge und Wahrheit" Amalie von Sachse11 Theone Marie Therese von Armer Verfasserin von ,SchlofS Goczyn" Ida von DUringsfeld Therese Therese Huber Veritas Irma von Troll-Borostyani Therese Charlotte Marianne Auguste, Vespermann, Maria (Geb. Name) Maria Arndts Prinzessin von Bayern (1850-1925) Th. v. Bayer Villiers, Emilie von (Schauspielername) Henriette von Montenglaut Thon, Eleonore (1753-1807) Jenny Viola Katharina Zitz Tian Karoline von GUnderrode Vopel, Sophie Ferdinande (Geb. Name) Sophie Ferdinande Gockingk Tiede, Sophie (Geb. Name) Sophie von Knorring Waldherr Charlotte Birch-Pfeiffer Tiel!, Marianne von (Geb. Name) Marianne Neumann von MeifSenthal Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonora ,i' 1 Tina Katharina Zitz von (1740-1819) rji Kein Pseudonym ermittelt II, Titelius, M. Marie Antonie Cranz Walther, H. ''I' Hermance Metzger il!i Titzenhofer, Sophie Eleonore von Wedi,E. Elisabeth von Rumanien I, Adliches Frauenzimmer in Schlesien (1749-1823) Wehrs, Dorothea Charlotte Elisabeth I,1.1'' I Tochter der Karschin Karoline Luise von Klencke (1755-1808) Aemilia ilj!j Trieb, Josef Mathilde Paar Weikard, Sophie Mariane li'' Troll, Irma von (Geb. Name) Irma von Troll-Borostyani (1770-1823) Kein Pseudonym ermittelt Troll-Borostyani, Irma Maria von Weilshauser, Anna Charlotte Emilie (1847-1912) Leo Bergen; Veritas (1832-?) ]. Willnicht Unger, Friederike Helene (1741-1813) Verfasserin des Julchen GrUnthal Weimar, A. Auguste Gotze v., Maria Maria Zay von Csomor WeifSenthurn, Johanna Johanna Franul von WeifSenthurn Varnhagen von Ense, Rahel WeiGenthurn, Johanna Rahel Theresia Antonie Friederike. (1771-1833) Anonyma Veronika Franul von ( 1772-1847) Johanna WeifSenthurn Veit, Dorothea (Ehename) Dorothea Schlegel Westphalen, Engel Christine Luise Peterson Velten, Egon (1758-1840) Anonyma, Angelika, Verfasserin der Char­ Velten, Erna Luise Peterson lotte Corday Venturini, Caroline Auguste Wied, Elisabeth von (Geb. Name) Elisabeth von Rumanien (Geb. Name) Caroline Auguste Fischer Wild Ella Hruschka Verfasser des heimlichen Gerichts Christine von Harboe Wilkau, G. v. Gabriele von Lieres und Wilkau Verfasser des Walt(h)er von Montbany Benedikte Naubert Willborn, Johanna (1838-1908) Julius Willborn Verfasserin der Amalia Marianne Ehrmann Willborn, Julius Johanna Willborn Verfasserin der Charlotte Corday Engel Christine Westphalen Willer, Emilie von (Schauspielername) Henriette von Montenglaut Verfasserinn der Constanze Cedeli Benedikte Naubert Willnicht, ]. Anna Charlotte Emilie Weilshauser Verfasserin der Familie Stolberg Wilhelmine von Gersdorf Winkelmann junior Minna von Strantz Verfasserin der Laren Benedikte Naubert Witte, Minna (Geb. Name) Minna von Madler

196 197 Wobeser, Wilhelmine Karoline von (urspriinglich: Johann Georg Hamann) (1769-1807?) Kein Pseudonym ermittelt (Nachweis: Martens, Die Botschaft29) Woltmann, Karoline von (1782-1847) Luise Berg Gazul, Clara Prosper Merimee (1803-1870) Wundsch, Sophie Eleonore von (Nachweis: Barthel10) (Geb. Name} .. -. ... Sophie Eleonore von Titzenhofer H., Pauline Rudolf Felseck (keine Lebensdaten) Zay von Csomor, Maria· Eii'llaJ?~th (Nachweis: Library of Congress) Helene Freiin von (1779-1842)· · Maria v., Minna Hard, Hedwig Hans Reinhard (keine Lebensdaten) Zenker, Minna (Geb. Name) Minna von Strantz (Nachweis: Library of Congress) Zianitzka, K. Ph. Katharina Zitz A Lady William Kenrick (1725?-1779) Ziegler, Chistiane Marianne von de Rese, Silere, Clarimene von Lindenheim (Nachweis: Kenrick 1810, 1812, 1815) (1695-1760) Maria Clemens Brentano (1778-1842) Zieglerin, die (krit.) Christiane Marianne von Ziegler (Nachweis: Allgemeine Deutsche Zinken, Schwucht von Gabriele von Lieres und Wilkau Biographie III 311) Zitz, Katharina (Kathinka) Rosa Maria*** Adolph von Vagedes (1777-1842) Therese Pauline Modesta ( 180 1-1877) Auguste, Auguste Pauline, Theophyle (Nachweis: Kordt 30f.; Rassmann, Christlieb, Emilie, Emmeline, August Pantheon 342 und Lexicon 245) Enders, Johann Golder, Pauline, Rosalba, Die Marrone Johann Georg Hamann (1697-1733) Dr. Schmid, Stephanie, Tina, Viola, (Nachweis: Martens, Die Botschaft40) K. Ph. Zianitzka Mynona Salomo Friedlander (1871-1946) Mutzenbacher, Josefine Felix Salten (1869-1945) (Nachweis: Library of Congress) Philotea, Sor Fernandez de Santa Cruz (keine Lebensdaten) B. ERMITTELTE PsEUDOGYNYME (Nachweis: Lerner, Feminist Consciousness 35) Addertongue, Alice Benjamin Franldin (1706-1790) Phyllis Johann Christoph Gottsched (Nachweis: Marshall 3) (Nachweis: Martens, Die Botschaft29) Amalie, Prinzessin von Sachsen Nicht ermittelt Rodenbach, Zoe van Leopold von Sacher-Masoch (Nachweis: Waldmiiller xx-xxii) (Nachweis: Si:ihn 164) Arand, Charlotte Leopold von Sacher-Masoch (1836-1895) Sassen, Marie Charlotte (Nachweis: Si:ihn 164) Alexandrine von Wolfgang Adolph Gerle (1783-1846) Booth, Mrs. Letitia William Clark Russell ( 1844-1911) (Nachweis: Gallas/Runge 178) (Nachweis: Russell Marble 199) Schuwitz, Madame Nicht ermittelt Busybody Benjamin Franklin (Nachweis: Gallas/Runge 178) (Nachweis: Marshall 3) Single, Celia Benjamin Franldin Calliste Johann Christoph Gottsched (1700-1766) (Nachweis: Marshall3) (urspriinglich: Johann Friedrich May) Sowernam, Ester John Taylor(?, keine Lebensdaten) (Nachweis: Martens, Die Botschaft 29) (Nachweis: Lerner, Feminist Daphne Johann GotthelfLindner (1729-1776) Consciousness 311) (Nachweis: Martens, Die Botschaft69) Tatt!ewell, Mary John Taylor (keine Lebensdaten) Hit-him-home, Joan John Taylor (keine Lebensdaten) (Nachweis: Lerner, Feminist (Nachweis: Lerner, Consciousness 311) Feminist Consciousness 311) Will, Amalie Friedrich Rochlitz (1769-1842) Iris Johann Christoph Gottsched (Nachweis: Gallas/Runge 179)

198 199 Kryptogramm Verschleierung des Namens in Satzen, entschli.isselbar durch c. RELEVANTE TERMINI Aneinanderreihung hervorgehobener Buchstaben Kryptonym Benutzung von Initialen als Pseudonym (,L.A. V G."= Akrostichon Die Anfangsbuchstaben der Zeilen eines Verses ergeben das Luise Adelgunde Victorie Gottsched) Pseudonym Litterarismus Di~ Anderung eines einzigen Buchstabens des Orthonyms Akroteleuton Die Anfangs- und Endbuchstaben der Zeilen eines Verses ergeben das Pseudonym(, Wie heigt dies Vater land'= Wie­ ergrbt das Pseudonym (,Frank Glaser" = Franz Glaser) Orthonym Eigenname land) Palindrom Name, der vorwarts und ri.ickwarts gelesen werden kann Allonym Veroffentlichung unter einem bereits bekannten Verfasserin­ nen- oder Verfassernamen (,Amalie, Prinzessin von Sachsen" (,Anna Retter"), auch wenn sich die Bedeutung andert =Anonym; ,Heinrich Heine" =Wolfgang MUller von Ko­ (,Gras/Sarg", ,Regen/Neger") Paraphrasierung nigswinter) oder Subsumieren mehrerer Autorinnen bzw. Paraphrasierung des eigenen Namens (,Robert Landmann" Autoren unter einem Namen (,Martin Claudius" = die = Werner Ackermann) Parodismus Parodistisches Pseudonym (,Isaak Asimuff' = Uwe Anton Schwestern Petzel) und Ronald M. Hahn) Anagramm Umstellung der Buchstaben eines Namens (,L. 0. Renz" = Phonologismus Lautliche Angleichung an andere Sprachen (,Charles M. Maria Lorenz) Preece" = Karl-Heinz Prieg) Anonym Veroffentlichung ohne Angabe des Namens Phraseonym Umschreibendes Wort oder Redensart als Pseudonym (,Die Assimilation Eindeutschung auslandischer oder ji.idischer Namen (,Regi­ na Frohberg" =Rebekka Friedlander; ,Ludwig Borne"= Tapfere" = Catharina Regina von Greiffenberg) Prenonym Verwendung des Vornamens oder der Vornamen als Auto­ Loeb Baruch) rinnen bzw. Autorenname (,Jean Paul" =Jean Paul Richter; Asteronym Ersatz des Namens oder eines Teils des Namens durch Stern­ chen (,V**** v* R***" =Victoria von Rupp) ,Agatha Christie" =Agatha Christie Miller) Pseudandronym Mannliches Pseudonym fi.ir eine weibliche Autorin (,Franz Bipseudonym Verwendung eines Pseudonyms fiir zwei Autorinnen/Auto­ Berthold"= Adelheid Reinbold) ren (,Anne Day"= Anne und Fred Lothringer) Pseudogynym Weibliches Pseudonym fUr einen mannlichen Au tor (,Alice Boustrophedon Ri.ickwartsschreibung des Namens oder Pseudonyms (,Mynona" [Boustrophedon fiir ,Anonym"] = Salomo Addertongue" = Benjamin Franldin; ,MariaN**" =Adolph von Vagedes) Friedlander) Pseudonym Beibehaltung des eigenen Vornamens bei Anderung des Falscher Autorinnen- bzw. Autorenname Cognonym Silbenanagramm Nachnamens (,Peter Dorner" = Peter Dubina) Silbenumstellung des eigenen Namens (,Georg Auberger" = Conrad Bergauer) Diminutiv Verwendung eines Diminutivs als Pseudonym (,Lottchen" = Synonymisierung Synonymisierung des eigenen Namens (,Hasso Hecht" = Charlotte Gri.indler) Hasso Plotze) Verwendung zweier Pseudonyme fi.ir eine Autorin/einen Doppelpseudonym Teilorthonym Autor (,Herbert Rivulat und Herbert Rivulet" = Gabriele Verwendung von Teilen des eigenen Namens (,Caroline S. J. Milde" = Caroline Similde Gerhard) von Schlippenbach) Telestichon Die Endbuchstaben der Zeilen eines Verses ergeben das Geographismus Bildung des Pseudonyms nach Wohn- oder Geburtsort (,Wilhelm Schmidtbonn" = Wilhelm Schmidt; ,Walter Pseudonym Titlonym Benutzung eines Titels als Pseudonym (,Dr. Schmid" = Freiburger" =Walter Jens) Katharina Zitz) Hagionym Verwendung eines Heiligennamens als Pseudonym (,St. Translatismus Dbersetzung des eigenen Namens in eine andere Sprache Nelly" = Karoline Stricker) (,Jakob Corvinus" =Wilhelm Raabe) Initialenprenonym Verwendung der Initialen des Eigennamens als Vornamen­ ki.irzel fiir das Pseudonym (,H. B. Corell" = Hubertus von Blucher) Initialismus Beibehaltung der Initialen des eigenen Namens beiAnderung des Namens (,Heinz Brandtner" =Helmut Bohn-Raffay)

201 200 Literaturverzeichnis Atkinson, Frank. Dictionary of Literary Pseudonyms: A Selection of Popular Modern Writers in English. London & Chicago 41987. Baer, Joseph. Deutsche Literatur. /M. 1909. Abel, Elizabeth, Hg. Writing and Sexual Difference. Chicago & London 1982. Baisch, Amalie. ,Die Schriftstellerin". Bildung und Kultur burgerlicher Frauen 1850- Adams, Caroline Elizabeth. Women Clerks in Wilhelmine Germany: Issues of Class and 1918. Eine Quellendokumentation aus Anstandsbuchern und Lebenshilfin for Madchen Gender. Cambridge & New York 1988. und Frauen als Beitrag zur weiblichen literarischen Sozialisation. Hg. GUnter Hantz­ Albrecht, GUnther, Kurt Bottcher, Herbert Grainer-Mai und Paul GUnther Krohn. schel. TUbingen 1986. 295-98. Lexikon deutschsprachiger Schriftsteller. Von den Anj'dngen bis zur Gegenwart. 2 Bde. Bandemer, Susanne von. Sidney und hauard, oder Was vermag die Liebe? Ein Schauspiel Kronberg/Ts. 1974. in drey Aufougen. 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AufVeranlassung Seiner Majesta: des Ko~igs von Bayern -.Die deutsche Dichtung der Gegenwart. Leipzig 41901. hg. durch die Historische Commission bei der Konig!. Akademze der Wzssenschaften. 56 Die deutsche Dichtung der Gegenwart. Leipzig 81910. 'I I' Bde. Leipzig 1875-1912. . . Die deutsche Dichtung der Gegenwart: Die ]ungsten. Leipzig 1921. !I Amalie, Prinzessin von Sachsen. Six Dramas Illustrative ofGerma~ Life. From the Orzgz­ - Die deutsche Dichtung der Gegenwart: Die Alten und die ]ungen. Leipzig 61904. 'I nal ofthe Princess Amalie ofSaxony. London 1848. [Anon~me Uberse.tzung von Anna Bart.~lel, Manfred, in Zusammenarbeit mit Ulrich Dopatka. Lexikon der Pseudonyme: II: Jameson. Enthalt folgende Dramen: The Uninformed Gzrl. The Hezr ofScharfeneck. Uber 1000 Kunstler-, Tarn- und Decknamen. DUsseldorf & Wien 1986. The Irresolute Man. Captain Firnewald. The Son's Return. The Young Lady from the Bates, Susannah. The Pendex. An Index of Pen Names and House Names in Fantastic, Country.] _ . Thriller, and Series Literature. New York & London 1981. _ Social Life in Germany, Illustrated in.. the Acted Dramas of Her Royal Hzghness -~he Batsleer, Janet, Tony Davies, Rebecca O'Rourke und Chris Weedon, Hg. Rewriting Princess Amelia [sic] ofSaxony. 2 Bde. Ubers. Anna Jameson. London 1840. [Enrhalt: English: Cultural Politics ofGender and Class. London & New York 1985. Bd. 1: Falsehood and Truth. The Uncle. Bd. 2: The Young Ward. The Princely Bride. The [Baudissin, Sophie von]. Die Geburtstagsfeier. Festspiel in einemAkt (1849). Kinder- und Country Cousin.] ]ugendliteratur vom Biedermeier bis zum Realismus. Eine Textsammlung. Hg. Klaus­ Alston, Roy C.. A Checklist ofWomen Writers 1801-1900. Fiction, Verse, Drama. London Ulrich Pech. Stuttgart 1985. 398-413. 1990/91. Bauer, Karoline. Am Tage Ruhm, am Abend Tranen. Lebenserinnerungen der Schauspiele­ Anna Amalia von Sachsen und Konrad Ekhof. ,Konrad Ekhof und die Herzogin Anna rin Karoline Bauer. In Auswahl neu hg. Susanne Forster. Zeulenroda o. ]. Amalia von Weimar. Ungedruckte Briefe". Buhne und Welt 15 ( 1913). Die Berliner Hojbuhne vor einem halben ]ahrhundert. Erinnerungen. 0. 0., o. J. 1-18,50-61. ... Caroline Bauer and the Co burgs. Aus ihren Nachgelassenen Memoiren hg. und Ubers. Arbeiterbewegung und Frauenemanzipation 1889 bis 1933. Neudru~k~ zur soztal:stzschen Charles Nisbet. London 2 1887. Theorie und Gewerkschaftspraxis Bd. 3. Hg. Institut fUr Marx1st1sche Stud1en und Karoline Bauer in ihren Briefen. Hg. Arnold Wellmer. Berlin 1878. Forschungen. Frankfurt/M. 1973. Komodianten-Fahrten. Erinnerungen und Studien. Hg. Arnold Wellmer. Berlin 1875. Arndts, Maria. Mozart als Ehestifter. Lustspiel in drei Acten. Wien & Gran 1869 · - Verschollene Herzensgeschichten. Nachgelassene Memoiren. Bearb. Arnold Wellmer. Arnim, Bettina von. 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