Mangel an Ärzten Und Pflegekräften
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Das Mitteilungsblatt der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg Ausgabe 02 / 2018 www.kvbawue.de TSS gefragt Deutlich mehr Anrufe bekom- men die Mitarbeiter der Termin- servicestelle (TSS) der KVBW. Laut einer statistischen Auswer- tung ist erkennbar, dass ab dem zweiten Quartal 2017 die Zahl der Anrufer stark gestiegen ist. Insgesamt riefen in diesem Quartal über 3.200 Personen die TSS an, während es im zweiten Quartal des Vorjahres nur gut 1.600 waren. Für das ganze Jahr bedeutet dies, dass knapp 32.500 Menschen den Terminservice in Anspruch nahmen, gegenüber gut 14.300 im Jahr 2016 – ein Plus von 126 Prozent. Hintergrund ist, dass nun auch psychotherapeutische Termine vermittelt werden. Be- trachtet man die tatsächlich ver- mittelten Termine, bedeutet dies: Im Jahr 2016 gab es insgesamt gut Verletzt im Wald und weit und breit kein Arzt zu finden? Die KVBW nimmt die Herausforderung an und tut etwas gegen den drohenden Ärztemangel. 5.300 Vermittlungen, im Jahr 2017 stieg die Zahl auf knapp 11.000. Die Top 10 der nachgefragten Fachgruppen/vermittelten Ter- Mangel an Ärzten und Pflegekräften mine führen die Psychotherapeu- ten an. Über 5.600 Patienten er- BWKG und KVBW fordern Bund und Land dringend zum Handeln auf hielten einen Termin bei dieser Fachgruppe. Damit entfallen ab Der Mangel an Ärzten und blem des ländlichen Raumes. Behandlung und Pflege ist nur mit der Berufe zu steigern. Dies sei April 2017 etwa 60 Prozent der Pflegekräften ist nach Überzeu- Längst schon ist der Ärztemangel einer ausreichenden Zahl an qua- die zentrale Voraussetzung dafür, Anrufe auf die Vermittlung der gung der Baden-Württembergi- auch in den Städten angekom- lifiziertem Personal möglich.“ dass sich junge Menschen für Psychotherapeuten-Sprechstunde schen Krankenhausgesellschaft men.“ Nach einer aktuellen Umfrage diese Berufe entscheiden. beziehungsweise der Psychothera- (BWKG) und der KV Baden- Sein Vorstandskollege Dr. Jo- seien bereits heute rund 400 Stel- Für die Attraktivität der ärztli- peuten-Akutbehandlung. Auf Württemberg (KVBW) alarmie- hannes Fechner erläutert: „Aktu- len bei den Ärzten und 1.200 Stel- chen und pflegerischen Berufe ist Platz 2 und 3 landeten die Neuro- rend. Gemeinsam wandten sich ell sind mehr als 1.360 Hausärzte len bei den Pflegefachkräften un- nach der Überzeugung von KVBW logen (1.099) und die Internisten beide mit der Botschaft an die älter als 65 Jahre. Das ist etwa je- besetzt. Diese Lücke habe nicht und BWKG entscheidend, bei- mit Schwerpunkt Kardiologie Öffentlichkeit, dass dies nicht der Sechste. Zwar steigt das Inte- nur Auswirkungen auf die Ar- spielsweise den dringend notwen- (925). Weniger nachgefragt waren ohne Folgen für die medizinische resse an dem Beruf als Hausarzt, beitsbedingungen der Mitarbeiter, digen Bürokratieabbau endlich zum Beispiel Termine bei Haut- Versorgung im Land bleiben wird, aber das reicht bei Weitem nicht sondern werde auch die Versor- anzugehen. Denn die Ärzte in den ärzten (Platz 6 – 360) und bei wenn nicht schnell gehandelt aus, um die ausscheidenden Haus- gung der Patienten beeinträchti- Praxen und Krankenhäusern und Fachärzten für Psychiatrie und werde. ärzte zu ersetzen. Auch in einer gen. die Pflegekräfte verbringen einen Psychotherapie (Platz 10 – 131). Reihe von Facharztgruppen haben KV Baden-Württemberg und stetig wachsenden Teil ihrer Ar- Durchschnittlich erreichen die Dr. Norbert Metke, Vorstands- wir erhebliche Nachwuchspro- BWKG sind sich einig, dass die beitszeit mit der Dokumentation. Terminservicestelle etwa 2.700 vorsitzender der KVBW: „In den bleme.“ Rahmenbedingungen für die ärzt- Diese Zeit fehlt ihnen für die Be- Anrufe im Monat. nächsten Jahren erwarten wir, Detlef Piepenburg, der Vor- lichen und die pflegerischen Be- handlung und Pflege der Patienten dass über 500 weitere Hausarzt- standsvorsitzende der BWKG, er- rufe von der Politik schnell ver- und führt zu einer sinkenden Ar- praxen nicht nachbesetzt werden läutert die steigenden Probleme in bessert werden müssen. Ziel beitszufriedenheit. Servicetag FR können. Dies ist nicht nur ein Pro- den Krankenhäusern: „Eine gute müsse dabei sein, die Attraktivität (Weiter auf Seite 2) Beim Servicetag der BD Frei- burg werden die Mitglieder tradi- docdirekt Die Neuen Patientendaten tionsgemäß über wichtige politi- sche und strukturelle Änderungen ... ist gestartet ... sind da ... auf der sicheren Seite für den Praxisalltag informiert. Europäische Datenschutzgrund- Im April war es soweit: Das Nach langen Sondierungsge- Computerdaten leben gefähr- verordnung, Telematikinfrastruk- Modellprojekt der KVBW zur sprächen und anschließenden lich. Blitzschlag, Servercrash, Ha- tur, Rechtsvorschriften zur Hygi- Fernbehandlung ist in Tuttlingen Koalitionsverhandlungen wurde ckerangriffe oder Festplattende- ene und die Reform der Ver- und Stuttgart angelaufen. Damit im März der Koalitionsvertrag fekte können wichtige Dokumente ordnungsrichtlinie haben konkrete können sich Patienten telemedizi- unterschrieben und Angela Mer- vernichten. Die größte Bedrohung Auswirkungen auf die Arbeit der nisch in Akutsituationen behan- kel erneut zur Bundeskanzlerin geht aktuell von den gefürchteten Praxen. Hierzu will die KVBW deln lassen, sofern sie ihren Haus- gewählt. Die Neuauflage der Erpressungstrojanern aus, die alle praktische Unterstützung geben: oder Facharzt nicht erreichen. Großen Koalition hat ihre Arbeit erreichbaren Laufwerke verschlüs- Beiräte, Vorstand und Referenten Bemerkenswert war das Echo in aufgenommen. Doch who is who seln. Macht ein Datenverlust die sowie die Mitarbeiter der KVBW den Medien: vom Frühstücksfern- in der Gesundheitspolitik? ergo Quartalsabrechnung unmöglich, ist informieren in Vorträgen und an sehen bis zum heute journal, von stellt Gesundheitsminister Jens dies eine Katstrophe. Wichtig ist Info-Ständen. Also: Bitte Samstag. der regionalen Presse bis in die Spahn und die gesundheitspoliti- daher für die Praxis eine gute Da- den 23. Juni 2018, ab 9.00 Uhr großen überregionalen Zeitungen. schen Sprecher der Fraktionen vor. tensicherung. freihalten. Eine separate Einla- Kassenärztliche Vereinigung BW, Albstadtweg 11, 70567 Stuttgart 70567 AlbstadtwegKassenärztliche 11, BW, Vereinigung Postvertriebsstück Entgelt DPAG, bezahlt (ZKZ 88051) Lesen Sie alles dazu auf Seite 3. (Mehr auf Seite 4) (Mehr auf Seite 13) dung folgt. Seite 2 TOPTHEMA ergo Ausgabe 2 / Mai 2018 Grußwort Weniger Bürokratie, mehr Studienplätze Liebe Kolleginnen und Kollegen, KV und Krankenhausgesellschaft gemeinsam gegen Ärztemangel ganz unbescheiden blicken wir Die Arbeitsbedingungen zwölf Prozent der Behandlungen, sen, haben nur wenige Euro zum dass sich die Ärzte häufig dort nie- voller Stolz auf das Projekt, mit müssen dringend verbessert wer- ohne dafür eine Vergütung zu er- Gegenstand und verursachen trotz- derlassen, wo sie ihre Weiterbil- dem wir in diesem Jahr wohl Ge- den, um die Attraktivität der halten“, ärgert sich Metke. dem einen enormen Aufwand. Wir dung absolviert haben. Aber klar schichte schreiben: docdirekt. Das ärztlichen und pflegerischen Be- Zudem müsse die Zahl der Stu- fordern, endlich höhere realitätsbe- ist: Wir können das Problem allein telemedizinische Modellprojekt – rufe zu steigern, darin sind sich dienplätze in der Humanmedizin zogene Bagatellgrenzen einzufüh- nicht lösen.“ eines der ersten in der KV-Land- KVBW und BWKG einig. aufgestockt werden, fordern Metke ren. Die Liste ließe sich beliebig schaft – ist im April unter großer und Piepenburg. Hier sei Baden- verlängern.“ Kooperieren Beachtung der Medien an den Um das zu schaffen und Perso- Württemberg im Vergleich zu an- Scharf verwahrt Metke sich Start gegangen. Wie das gelingen nal zu gewinnen, ist die angemes- deren Bundesländern zwar schon gegen den Vorwand, die Ärzte- Piepenburg verweist auf die konnte und wie es damit weiter- sene Finanzierung der Leistungen in Vorleistung gegangen, müsse schaft trage die Verantwortung für Anstrengungen, die Krankenhäu- geht, lesen Sie auf S. 3. in der ambulanten und stationären aber noch nachlegen. zu wenige Termine für die Patien- ser und niedergelassene Ärzte in Wir sind damit Vorreiter und Versorgung von zentraler Bedeu- KVBW-Vize Johannes Fechner ten. „Wir empfinden es als eine Baden-Württemberg gemeinsam Taktgeber in einer aktuellen De- tung. „Seit über 25 Jahren werden unterstreicht: „Wenn wir das heu- absolute Zumutung, wenn die Po- unternehmen, um unter den gege- batte um die grundsätzliche Auf- die Rahmenbedingungen ärztli- tige Versorgungsniveau vor dem litik über Jahre hinweg eine Rege- benen Rahmenbedingungen dem hebung des Fernbehandlungsver- chen Tuns immer enger: eine un- Hintergrund von angestellter Tä- lung nach der anderen erlässt, um Fachkräftemangel zu begegnen. botes. Auch der deutsche Ärztetag überschaubare Zahl komplexer tigkeit und Teilzeit aufrechterhal- die Mittel zur Behandlung von Pa- „Krankenhäuser und niedergelas- in Erfurt hat mit überwältigender Richtlinien – für Krankentrans- ten wollen, brauchen wir mehr tienten zu rationieren, und dann sene Ärzte arbeiten eng zusam- Mehrheit der Fernbehandlungs- porte, Häusliche Krankenpflege, Köpfe. Jetzt endlich haben sich die den Ärzten die Verantwortung für men, beispielsweise in den 120 möglichkeit zugestimmt. Heilmittel –, staatliche Kontrollen Verhandlungspartner in der neuen die Folgen der Rationierung gibt. Notfallpraxen der niedergelasse- Es wird nun Aufgabe sein, die- durch Regierungspräsidien und Großen Koalition bewegt und den Wer so mit den Beteiligten im Ge- nen Ärzte an den Krankenhäusern sen Beschluss bei uns in Baden-