Aus dem Department für Pathobiologie Institut für Anatomie, Histologie und Embryologie der Veterinärmedizinischen Universität Wien Fach: Geschichte der Veterinärmedizin

Studien zu Geschichte und politischer Orientierung des Lehrkörpers der Tierärztlichen Hochschule Wiens während der Zeit des »Austrofaschismus« (1933-1938)

Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Würde eines DOCTOR MEDICINAE VETERINARIAE der Veterinärmedizinischen Universität Wien

vorgelegt von Mag. Theresa Maria Kuen

Wien, im März 2012 BETREUER:

Ao. Univ.-Prof. Dr. med. vet. Gerhard Forstenpointner Department für Pathobiologie Institut für Anatomie, Histologie und Embryologie Veterinärmedizinische Universität Wien

GUTACHTER:

Ao. Univ.-Prof. Dr. med. vet. Gerald Weissengruber Department für Pathobiologie Institut für Anatomie, Histologie und Embryologie Veterinärmedizinische Universität Wien

FÜR ALEX DANKSAGUNG:

Ao. Univ.-Prof. Dr. med. vet. Gerhard Forstenpointner Ao. Univ.-Prof. Dr. med. vet. Gerald Weissengruber Dr. phil. Christa Mache

Meine Familie: Gerli, meine Löwenmutter Herbert, der für immer in meinem Herzen mit mir reisen wird. Peter, Alban Maria Risa

Sowie: Andreas, Michael, Vanessa, Mia, Winfried, Siegfried und Mag. Ulrike Schuster Inhaltsverzeichnis V

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung 1 1.1. Forschungsstand...... 2

2. Material und Methodik 4 2.1. Datenbasis ...... 4 2.2. Methodik ...... 5 2.2.1. Datenerhebung ...... 5 2.2.2. Datenanalyse...... 8

3. Ergebnisse zur Geschichte 9 3.1. Zeitgeschichtlicher Überblick ...... 9 3.1.1. Der Untergang der Doppelmonarchie (1918 – 1933)...... 9 3.1.2. Der Weg zum austrofaschistischen Ständestaat ...... 10 3.1.3. Der »Anschluss« und der Zweite Weltkrieg (1938 – 1945)...... 12 3.1.4. Der Ausruf der Zweiten Republik und der folgende Entnazifizierungsprozess ...... 13 3.2. Exkurs zur Geschichte der Wiener Tierärztlichen Ausbildungsstätte bis 1931...... 17 3.2.1. Die Gründung ...... 17 3.2.2. Die Tierärztliche Hochschule im 19. Jahrhundert ...... 17 3.2.3. Der Werdegang nach der Jahrhundertwende...... 18 3.3. Die Situation der TiHo und der anderen Hochschulen in Österreich 1920 – 1934 ...... 20 3.3.1. Der Kampf um eine Studentenordnung...... 20 3.3.2. Der akademische Antisemitismus ...... 21 3.3.2.1. Die Gleispach'sche Studentenordnung...... 22 3.3.2.2. Die verlorene »Hochschulautonomie«...... 26 3.4. Einführung einer erziehungsstaatlichen Hochschulpolitik ...... 29 3.4.1. Die beginnende Gleichschaltung der Hochschulen ...... 29 3.4.2. Die politische Repression gegen Hochschulprofessoren...... 32 3.4.2.1. Die Professorenschaft und die Vaterländische Front ...... 36 3.4.3. Die Studenten und die »österreich-vaterländische« Erziehung...... 37 3.4.3.1. Die »österreichische Sachwalterschaft« ...... 39 3.4.3.2. Der Juliputsch ...... 41 3.4.3.3. Die Einführung von Hochschullagern 1936...... 43 3.4.3.4. Die staatlichen Interventionen in die Lehrpläne der TiHo ...... 45 3.5. Auflagen für ausländische Studenten der Hochschulen ...... 49 3.5.1. Studiengebühren der ausländischen Hörer ...... 54 3.6. Das Frauenstudium ...... 56 3.7. Deutsche Hochschulen 1933 – 1938 ...... 59 Inhaltsverzeichnis VI

4. Ergebnisse zu den Biographien des paraklinischen Lehrkörpers 62 4.1. Bachlechner, Karl ...... 63 4.2. Fiebiger, Josef ...... 66 4.3. Greisenegger, Ignaz Karl...... 73 4.4. Günther, Gustav...... 78 4.5. Hauer, Friedrich Wilhelm ...... 82 4.6. Hofbauer, Georg ...... 88 4.7. Jahnel, Johann...... 93 4.8. Janchen-Michel, Erwin Emil Alfred ...... 97 4.9. Jansch, Hermann ...... 104 4.10. Kasper, Karl Josef ...... 110 4.11. Krawarik, Franz...... 115 4.12. Kretschy, Franz ...... 121 4.13. Krölling, Otto ...... 124 4.14. Lercher, Martha ...... 132 4.15. Muck, Oswald ...... 135 4.16. Schiller, Josef ...... 139 4.17. Schober, Herbert ...... 143 4.18. Schramm, Wilhelm...... 147 4.19. Schwarz-Wendl, Carl Leopold Anton ...... 150 4.20. Steinmetzer, Karl ...... 155 4.21. Thoma, Friedrich ...... 164 4.22. Zaribnicky, Franz ...... 166

5. Diskussion 171

6. Zusammenfassung 177

7. Summary 179

8. Literaturverzeichnis 181 8.1. Abkürzungsverzeichnis...... 194 8.2. Abbildungsverzeichnis ...... 195 8.3. Tabellenverzeichnis ...... 195 8.4. Bildnachweis ...... 196 8.5. Quellenverzeichnis ...... 197

9. Anhang 199 9.1. Professorenlisten im Hinblick auf die politische Einstufung ...... 200 9.2. Hochschulermächtigungs- & Hoschschulerziehungsgesetz 1935...... 202 9.3. Nationalsozialistengesetz 1947 ...... 205 Einleitung Seite 1

1. Einleitung

Das bevorstehende 250-jährige Bestandsjubiläum der Wiener Tierärztlichen Ausbildungs- stätte im Jahr 2016 wurde zum Anlass genommen, die Geschichte dieses Hauses durch eine Se- rie von veterinärhistorischen Studien sowohl im Hinblick auf die Entwicklung der Lehr- und Forschungsaktivitäten, als auch auf seine Einbindung in das zeitgenössische wirtschaftliche und politische Umfeld wissenschaftlich zu bearbeiten. Einer der markantesten und folgen- reichsten Abschnitte in der Geschichte Österreichs wurde ohne Zweifel durch die autoritären Regime des Austrofaschismus und des Nationalsozialismus geprägt, deren Auswirkungen auf die damalige Tierärztliche Hochschule bisher nicht näher analysiert wurden. Da eine aus- führliche Untersuchung dieser Fragestellung, die sowohl politisch motivierte Einflussnahmen auf die Hochschuladministration, als auch die privaten und professionellen Biographien des akademischen Lehrkörpers zu beleuchten hatte, den Rahmen einer einzigen Dissertation ge- sprengt hätte, wurden zwei inhaltlich eng verknüpfte Themenstellungen formuliert.

Aufgabe der vorliegenden Arbeit ist es, die Geschichte der Veterinärmedizinischen Universität in der Zeit des Austrofaschismus (1933 – 1938) und die Vitae des damals tätigen paraklinischen Lehrkörpers näher zu beleuchten. Eine zweite Dissertation befasst sich mit der Zeit des Natio- nalsozialismus und den Laufbahnen, der an den Kliniken des Hauses tätigen akademischen Lehrer. 1 Beide Arbeiten verstehen sich als notwendige, geradezu überfällige Explikationen hi- storischer Geschehnisse, die gerade an der TiHo bisher kaum jemals direkt angesprochen wur- den und in ihrer Überlieferung viel eher von Gerüchten und vom Hörensagen geprägt sind, als von seriöser historischer Datenerfassung.

Der Begriffparaklinisch bedeutet hier »nicht dem direkt kurativen und diagnostischen Fächer- spektrum zugehörig« und ist im Grunde genommen ein Attribut für zwei Gruppen von Lehr- und Forschungsfächern. Zum Einen betrifft er die theoretischen Grundlagen des medizinischen Handelns wie Physik, Chemie, makroskopische und mikroskopische Morphologie, Physiologie, aber auch Pharmakologie, andererseits Fächer mit spezifischer, nicht der gängigen kurativen Veterinärmedizin zuordenbarer Ausrichtung wie Botanik, Fisch- und Bienenkunde oder auch Veterinärpolizei. Insgesamt wurden 22 Einzelbiographien genauer untersucht und bearbeitet. Besonderes Interesse bezüglich der Lebensläufe galt der politischen Einstellung und den im Ständestaat sowie unter dem nationalsozialistischen Regime daraus folgenden beruflichen Wer- degängen der einzelnen Professoren.

Die erstellten Kurzbiographien beinhalten alle wichtigen Lebensdaten der jeweiligen Hoch- schullehrer, sodass politische Einstellungen, persönliche Entwicklungen sowie offerier- te und umgesetzte Karrieremöglichkeiten der einzelnen Lehrenden sowohl in der Zeit des Ständestaates als auch während des Nazi-Regimes besprochen werden. Ein vorrangiges Ziel

 Fischer 2011 Einleitung Seite 2

dieser Arbeit bleibt aber jedenfalls, die im Austrofaschismus gegenwärtige, alltägliche Stim- mung an der TiHo nachzuzeichnen.

Um den historischen Kontext besser verstehen zu können, werden neben den Vorgängen an der damaligen Tierärztlichen Hochschule auch das allgemeine politische Umfeld sowie die Ent- wicklung der österreichischen Hochschulpolitik nach dem Ersten Weltkrieg in kurzen Abrissen vorgestellt.

1.1. Forschungsstand

Im Gegensatz zu anderen Universitäten Österreichs steckt die geschichtliche Aufarbeitung von politischen Einflüssen, die sich prägend auf die Entwicklung der TiHo auswirkten, noch in den Kinderschuhen. Arbeiten, die einen näheren Einblick in das politische Leben an der TiHo in der Zeit des Austrofaschismus oder des Nationalsozialismus ermöglichen, liegen bis zum gegenwär- tigen Zeitpunkt nicht vor.

Dieser Umstand mag seltsam erscheinen, wenn man den mittlerweile weit fortgeschrittenen geschichtlichen Forschungsstand an der Hochschule für Bodenkultur oder den Universitäten Wien, Innsbruck oder Graz vergleicht. Aber auch an diesen Lehrstätten begann die Ausein- andersetzung mit ihrer Geschichte vor und während des Zweiten Weltkrieges eher spät, meist erst Anfang der 90er Jahre. Grund dafür war die Einmischung staatlicher Behörden, welche die Recherchen »nicht nur nicht förderten, sondern regelrecht behinderten. Vor allem wenn es sich um die Untersuchung der nationalsozialistischen Vergangenheit handelte.« 2

Die Mehrzahl der zur Verfügung stehenden Publikationen zu dieser Phase der österreichischen Hochschulgeschichte befasst sich mit den Jahren des Nationalsozialismus. Vermutlich, weil die- se Thematik auch in der heutigen Zeit, auf Grund populistischer Aussagen mancher Politiker, Aktualität und Bedeutsamkeit besitzt.

Besonders in Deutschland sind mittlerweile zahlreiche Forschungsarbeiten bezüglich der Fra- gestellung »Veterinärmedizin im Nationalsozialismus« erschienen. Arbeiten von Martin Fritz Brumme 3 oder Jan Loewer 4 waren bereits zu Beginn der 90er wegweisend für eine effektive Aufarbeitung dieser Zeit. Johann Schäffer 5, Vorsitzender der DVG - Fachgruppe »Geschichte der Veterinärmedizin«, initiierte aus diesem Grund 1997 und 1999 Tagungen, die sich mit den

 Ebner 2001, S. 3  Brumme 1981  Loewer 1993  Schäffer 1998, 2000 Einleitung Seite 3

Themen »Veterinärmedizin im Dritten Reich« 6 und »Tiermedizin in der Nachkriegszeit« 7 auseinandersetzten. In den darauffolgenden Jahren entstanden Publikationen über die Tier- ärztliche Hochschule Hannover im Nationalsozialismus 8 und in der Nachkriegszeit 9, über die veterinärmedizinische Fakultät Leipzig in den Jahren 1933 –1945 10 und 1945 –1961 11 sowie über die veterinärmedizinischen Fakultäten München 12 und Gießen 13.

Was jedoch die Bedingungen an den Hochschulen in der Ära des Austrofaschismus betrifft, so ist die Zahl der einschlägigen Studien nach wie vor überschaubar. Forscher wie Willi Wei- nert 14, Brigitte Lichtenberger-Fenz 15, Emmerich Tálos 16 sowie Herbert Posch 17, bei dem ich mich hier für seine Hilfestellungen bedanken möchte, gelten als Vorreiter, was die Aufarbei- tung der ständestaatlichen Zeit an der Universität Wien betrifft.

Ihre Arbeiten sollten als Ansporn dienen, den meiner Meinung nach etwas vergessenen, aber nicht minder wichtigen Zeitabschnitt des Ständestaates im Bezug auf die Hochschulen genauer zu bearbeiten.

 Schäffer 1998 Schäffer 2000 Schimanski 1997 Schweizer 2002  Riedel 2004  Mock 1996  Weidenhofer 2006  Orlob 2003  Weinert 1986  Lichtenberger - Fenz 1990  Tálos et al. 2005 (a)  Posch et al. 2008 Material und Methodik Seite 4

2. Material und Methodik

2.1. Datenbasis

Österreichisches Staatsarchiv: Das Österreichische Staatsarchiv war die erste Anlaufstelle, was die Erhebung von Akten der Hochschulprofessoren betrifft. Zu Beginn wurden alle Faszikel des allgemeinen Verwaltungs- archivs im Bezug auf den »allgemeinen Unterricht« von 1914 –1950 eingesehen. Diese Re- cherche war nicht sehr ergiebig, jedoch konnten zumindest einzelne Daten von bestimmten Professoren gesammelt werden.

Im Archiv der Republik in der Abteilung »Bundesministerium für Unterricht« des ÖSTA stellte sich die Aktenlage als deutlich ergiebiger heraus. Hier wurden diverse Personalakten der Dozenten gefunden, aus denen Individualdaten wie Geburtstag, Zeitpunkt der Heirat, Anzahl der Kinder, Ausbildungsjahre sowie Angaben bezüglich der Mitgliedschaft bei politi- schen Vereinigungen erhoben werden konnten. Meist lag ein zur damaligen Zeit ausgefüllter Fragenkatalog vor.

Derartige Personaldaten waren allerdings nicht für jeden Professor verfügbar. Einige Akten- bestände waren im Laufe des Krieges verloren gegangen, waren vernichtet oder auch in eine andere Stadt, wie z. B. nach Berlin, ausgelagert worden. An dieser Stelle ist zu erwähnen, dass sich die Recherchen auf österreichische Archive beschränkt haben.

Informationen betreffend Auszeichnungen für besondere Verdienste um das Vaterland konn- ten in der »Präsidentschaftskanzlei« des ÖSTA eingeholt werden. Was die Sterbedaten oder auch die späteren Wohndaten betrifft, waren die Schriftstücke des »Bundespensionsamts« im ÖSTA hilfreich.

Weitere Dokumente wurden auch in den Abteilungen »Landesverteidigung« und »Deutsche Wehrmacht« im Archiv der Republik des ÖSTA gefunden.

Archiv der Israelitischen Kultusgemeinde Wien: Hier wurden mögliche jüdische Abstammungen der Professoren und ihrer Ehefrauen recher- chiert.

Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes: In diesem Archiv wurden Daten gesucht, die auf aktiven Widerstand einzelner Professoren gegen das NS-Regime schließen lassen. Außerdem konnten hier Protokolle bezüglich der Rektorensitzungen eingesehen werden. Material und Methodik Seite 5

Historisches Archiv der VUW: Als letzter Schritt der Archivdatenaufnahme folgte das Komplettieren der Biographien durch die Daten aus den Aktenbündeln des Historischen Archivs der VUW. Hier wurden alle Akten des Zeitraumes 1928 –1950 eingesehen.

Dieses Archiv erwies sich nicht nur hinsichtlich der biographischen Recherche als sehr er- giebig. In den Akten des H.A.VUW konnten Schriften, Briefe oder Zeitungsausschnitte ge- funden werden, welche die Situation der Hochschule während der Zeit des Austrofaschismus beschrieben oder zumindest erahnen ließen. Diese Daten waren besonders hilfreich für die Ausarbeitung der Kapitel, welche die Studienbedingungen und Lehrbedingungen an der TiHo im Ständesstaat behandeln.

2.2. Methodik

2.2.1. Datenerhebung

Die methodische Grundlage der Datenerhebung bilden mehrere, von Patzelt formulierte Ar- beitsschritte, von denen hier die wichtigsten erwähnt werden sollen: »Zusammentragen und Sichten des bereits verfügbaren Wissens, v.a. durch Bibliogra- phieren, Lesen und Gespräche.

Klärung bzw. Feststellung der in die ›Untersuchung einzubeziehenden Aspekte bzw. Di- mensionen des Untersuchungsgegenstandes‹.

Präzisierung und Ausarbeitung der Frage- bzw. Problemstellung.

Klärung des tatsächlichen Forschungsbedarfs.

Vorbereitung und Durchführung der Datenerhebung.

Datenerfassung.

Zusammenschau und Interpretation.

Zusammenstellung der erzielten Ergebnisse.« 18

 Patzelt 2003, S. 189 ff. Material und Methodik Seite 6

Zunächst wurden aus der Festschrift zum 200-jährigen Bestandsjubiläum der Tierärztlichen Hochschule in Wien im Jahre 1968 19 die Professoren des im untersuchten Zeitraum amtieren- den Lehrkörpers namhaft gemacht. Allerdings wurden anhand dieses Werkes 20 nicht nur die Namen der Professoren, sondern auch ihre Tätigkeiten und ihre Lehrdauer an den jeweiligen Lehrkanzeln recherchiert. Insgesamt umfasste das Professorenkollegium zur damaligen Zeit 42 Mitglieder. Diese Anzahl hätte jedoch den Umfang einer einzigen Dissertation bei Weitem überstiegen und so entschied man, die Lehrenden in eine klinische 21 und eine paraklinische Gruppe zu klassifizieren.

Im Folgenden wird der Fokus auf die 22 paraklinischen Professoren bzw. lehrenden Hilfskräfte der damaligen TiHo Wiens von 1938 – 1945 gelegt.

Tab. 1.: Übersicht des in dieser Arbeit erfassten paraklinischen Lehrkörpers der TiHo Wien

Paraklinischer Lehrkörper Unterrichtete Fächer Bachlechner, Karl praktische Fleischbeschau, Pharmakologie Fiebiger, Josef Histologie, Embryologie und Fischkunde Greissenegger, Ignaz-Karl Enzyklopädie der Landwirtschaft Günther, Gustav Pharmakologie, Pharmakognosie, Toxikologie u. Rezeptierkunde Hauer, Fritz Physik Hofbauer, Georg Physik Jahnel, Johann Fischkunde Janchen-Michel, Erwin Botanik Jansch, Hermann Medizinische Chemie Kasper, Karl Veterinärpolizei Krawarik, Franz Histologie Kretschy, Franz Bienenwirtschaft u. –pathologie Krölling, Otto Systematische u. Topographische Anatomie Lercher, Martha Deutsche Sprache Muck, Oswald Bienenwirtschaft u. –pathologie Schiller, Josef Bienenwirtschaft u. –pathologie Schober, Herbert Physik Schramm, Wilhelm Veterinärpolizei Schwarz-Wendl, Karl Physiologie Steinmetzer, Karl Pharmakologie, Pharmakognosie, Toxikologie u. Rezeptierkunde Thoma, Friedrich Enzyklopädie der Landwirtschaft Zaribnicky, Franz Milchhygiene, Lebensmittelkunde u. Fütterungslehre

 Schreiber 1968  Ebda.  Fischer 2011 Material und Methodik Seite 7

Tab. 2.: Übersicht des klinischen Lehrkörpers der TiHo Wien 22

Klinischer Lehrkörper Unterrichtete Fächer Baumann, Rudolf Allg. Pathologie u. Path. Anatomie Benesch, Franz Gynäkologie und Geburtshilfe Böhm, Karl Leopold Parasitenkunde und Zoologie Dasch, Alfred Tierschutz und Bekämpfung der Tierquälerei David, Johann Bakteriologie und Tierhygiene Diernhofer, Karl Buiatrik Habacher, Ferdinand Huf-und Klauentierkunde Henneberg, Ottokar Fleischhygiene und tierärztl. Lebensmittelkunde Hnolik, Franz praktische Fleischbeschau Keller, Karl Gynäkologie, Geburtshilfe und Tierzucht Kerschagl, Walter praktische Fleischbeschau Mayer, Georg praktische Fleischbeschau Pommer, Alois Interne Medizin und Veterinärröntgenologie Reisinger, Leopold Buiatrik Schmidt, Theodor Veterinärchirurgie und Augenheilkunde Schnürer, Josef Bakteriologie und Tierhygiene Schotterer, Anton Tierzucht Stampfl, Paul Alpwirtschaft, Viehversicherung und landwirtschaftliches Genossenschaftswesen Überreiter, Otto Veterinärchirurgie und Augenheilkunde Wirth, David Interne Medizin und Seuchenlehre

 Fischer 2011 Material und Methodik Seite 8

2.2.2. Datenanalyse

Für diese archival gestützte, qualitative Forschungsarbeit wurden hauptsächlich zwei analyti- sche Methoden der Datenanalyse angewendet. Einerseits half die »hermeneutische Methode« 23 das umfangreiche Datenmaterial gezielt zu ordnen und zu interpretieren, andererseits ermög- lichte die »historische Methode« 24 eine Auswertung von recherchierten Sachverhalten im ge- schichtlichen Kontext.

Besonders erwähnenswert ist die »Quellenanalyse« der »historischen Methode«. In dieser wur- de festgestellt, »welche Dokumente für die interessierenden Sachverhalte vergangener Wirklich- keit verfügbar und für den Forschungszweck heranzuziehen« 25 waren.

Bezüglich der »Quellenkritik« ist zu sagen, dass diese in der vorliegenden Arbeit zu vernachläs- sigen ist, da alle erhobenen Akten ausschließlich aus staatlichen Institutionen wie dem ÖSTA oder dem H.A.VUW stammten. Daher bieten die Einzeldokumente des ermittelten Datenmate- rials ein sehr hohes Maß an Zuverlässigkeit. 26

Bei der Darstellung gewisser Biographien wurde die Methode der »retro-prospektiven Interpretation« 27 eingesetzt, welche postuliert, dass bereits Erforschtes anhand neuer Erkennt- nisse uminterpretiert werden kann. Gemäß dieses Interpretationszuganges ist davon auszuge- hen, dass es keinen »abgeschlossenen Deutungsprozess gibt« 28, sondern neue Resultate immer wieder neue Erklärungen bzw. andere Blickwinkel zulassen.

 Patzelt 2003, S. 164  Ebda., S. 168  Ebda., S. 168  Hammerschmid 2009, S. 19, vgl. auch Patzelt 2003, S. 168  Patzelt, S. 167  Ebda., S. 167 Ergebnisse zur Geschichte Seite 9

3. Ergebnisse zur Geschichte

3.1. Zeitgeschichtlicher Überblick

3.1.1. Der Untergang der Doppelmonarchie (1918 –1933)

Der Tod Kaiser Franz Josephs im Jahre 1916 war ein wichtiges Vorzeichen für den Fall der Mon- archie. Nach seinem Ableben sollte sein Großneffe als Kaiser Karl I. das Erbe übernehmen und die österreichisch-ungarische Monarchie fortführen. Nach mehr als vier Jahren Krieg und an- gesichts der überaus schlechten wirtschaftlichen Situation Österreichs war dies jedoch nicht möglich. 29 Kaiser Karl I. war gezwungen, die Friedensbedingungen der Entente anzunehmen und so kam es am 4. November 1918 zum Waffenstillstand mit den Siegermächten. 30

Es wurde versucht, die ehemaligen Kronländer wie die Tschechoslowakei, Polen und Un- garn in eine neue Regierung mit einzubinden. Diese hatten sich jedoch bereits von der Mon- archie distanziert und bildeten eigene Staaten. Die Einzigen, die noch an den Gedanken des Zusammenhalts der Donaumonarchie glaubten, waren die deutschsprachigen Abgeordneten des Reichsrates. 31 Von den Nationalräten unter Druck gesetzt musste Kaiser Karl I. ins Exil und ein deutsch-österreichischer Staat wurde nach einer provisorischen Gründungsphase am 12. November 1918 offiziell proklamiert.

Die neu ausgerufene Republik wurde in den 20er Jahren vor allem von den zwei mächtigsten Parteien, der Christlichsozialen Partei und der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei, poli- tisch geprägt. Diese hatten allerdings mit schweren Zeiten zu kämpfen. In der Bevölkerung breitete sich mehr und mehr die Hungersnot aus, die Vorräte an Nahrungsmitteln wurden knapper und der Schrei nach dem Zusammenschluss mit dem großen deutschen Mutterland immer lauter. 32 Allerdings war dies laut dem Friedensvertrag von St. Germain, welcher am 10. September 1919 von Staatssekretär Karl Renner unterzeichnet wurde, nicht mehr mög- lich. Dieser untersagte Österreich, im Artikel 88, den Anschluss an ein anderes Land, wie z. B. Deutschland, anzustreben. 33

Am 16. Dezember 1920 trat Österreich dem Völkerbund bei. Es war ihm jetzt möglich, eine Völkerbundanleihe in der Höhe von 650 Millionen Goldkronen auf 20 Jahre aufzunehmen, welche der Republik aus der wirtschaftlichen Misere helfen sollte.

 Wagner 2007, S. 14  Carsten 1988, S. 11  Jochum 1983, S. 7  Ebda., S. 22  Preglau-Hämmerle 1986, S. 146 Ergebnisse zur Geschichte Seite 10

Ein weiterer Versuch die Wirtschaft anzukurbeln war eine Währungsumstellung. So wurde der Schilling am 12. Dezember 1924 mit einem Ausgangswert von 10.000 Kronen als neue Währung eingeführt.

Trotz dieser Maßnahmen herrschte in der Bevölkerung immer noch Besorgnis, dass die deutsch- österreichische Republik sich wirtschaftlichnicht alleine sanieren könne. So gab es immer wie- der Volksabstimmungen, die den Anschluss an Deutschland verlangten. Die Alliierten drohten bereits ihre finanziellen und wirtschaftlichen Hilfsmittel zurückzuziehen, für den Fall, dass die Anschlussdebatten nicht beendet werden. 34 Österreich fand sich offiziell damit ab, doch für die Bevölkerung war das Thema »Anschluss« noch lange nicht vom Tisch.

1931 wagte Österreich sich an den Gedanken, mit Deutschland eine Zollunion zu gründen, da diese für beide Länder in der Zeit der Wirtschaftskrise ökonomische Vorteile gehabt hätte. So wurde am 19. März 1931 der Zollunionsvertrag unterzeichnet. 35 Gegen dieses Abkommen wurde jedoch vonseiten des Völkerbundes protestiert und Österreich musste sich auf Grund der finanziellen Abhängigkeit fügen und den Vertrag für nichtig erklären. 36 Ein erneuter Versuch, mit Deutschland zusammenzuarbeiten, war gescheitert.

3.1.2. Der Weg zum austrofaschistischen Ständestaat

Die Anfänge der 30er Jahre waren stark von der Weltwirtschaftskrise gekennzeichnet, welche am 24. Oktober 1929, dem Schwarzen Donnerstag, auf Grund eines Millionenverkaufs an Ak- tien ausgelöst wurde und den US-amerikanischen Aktienmarkt zusammenbrechen ließ. Die USA waren somit nicht mehr in der Lage, ihre Gelder in andere Länder und deren Wirtschaft zu investieren. Dies ließ auch die österreichische Markt- bzw. Volkswirtschaft in eine deutliche Krise fallen.

Im Jahre 1933 war die wirtschaftliche Situation in Österreich so prekär wie nie zuvor und es war auch keine Besserung absehbar trotz deutlicher Sparmaßnahmen der damaligen demokra- tischen Regierung. Der amtierende Bundeskanzler Engelbert Dollfuß sah keinen anderen Aus- weg, als auch im Bereich der staatlichen Bundesbahn Einsparungen vorzunehmen. Dies stieß auf heftige Proteste und führte am 1. März 1933 sogar zu einem Eisenbahnerstreik. Der Natio- nalrat berief daraufhin eine Sitzung ein, um dieses Problem zu debattieren. In dieser Sitzung traten auf Grund unüberbrückbarer Differenzen alle drei Parlamentspräsidenten zurück und die Sitzung wurde unterbrochen. Am 15. März 1933 sollte der Nationalrat erneut einberufen

 Die Chronik Österreichs 1994, S. 485  Jochum 1983, S. 106  Die Chronik Österreichs 1994, S. 485 Ergebnisse zur Geschichte Seite 11

werden, um die unterbrochene Parlamentssitzung ordnungsgemäß zu schließen. Dollfuß ließ jedoch die Zugänge des Parlaments durch bewaffnete Kriminalbeamte sperren. 37

Nach der Machtübernahme durch die Ausschaltung des Parlaments gründete der »Bundes- führer« Engelbert Dollfuß am 20. Mai 1933 die Vaterländische Front. Sie sollte die einzige zu- gelassene Partei Österreichs sein, welche die Regierung bildete und den Grundgedanken des Austrofaschismus propagierte. Die Vaterländische Front verstand sich als direkte Nachfolge- organisation der Christlichsozialen Partei, deren offizielles Mitglied Dollfuß bereits in seiner Studentenzeit war. Alle weiteren Parteien wie z. B. die SPÖ, die Kommunistische Partei Öster- reichs oder auch die NSDAP wurden wegen staatsgefährdender und illegaler Betätigungen auf- gelöst bzw. verboten. 38

Ein weiterer Staatsstreich gelang Dollfuß am 23. Mai 1933, indem er den Verfassungsgerichtshof an einer vollständigen Versammlung hinderte. Somit gelang es ihm die Legislative und Judi- kative in Österreich auszuschalten und den austrofaschistischen Ständestaat zu installieren, wel- cher diktatorisch von ihm regiert wurde.

Um seine politisch autoritäre Führung zu festigen, verpflichtete Dollfuß alle öffentlichen Be- amten (auch die Hochschulbediensteten) zur Mitgliedschaft, die mit der Unterzeichnung der Eidesformel beglaubigt wurde. Er wollte damit alle vaterlandstreuen Staatsbürger vereinen. 39

Besonders der NSDAP, die durch Hitlers Machtübernahme in Deutschland immer mehr Zuspruch in der österreichischen Bevölkerung fand, sagte er den Kampf an. Auch wenn die NSDAP als illegal erklärt wurde, arbeitete sie als Untergrundorganisation stetig und effizi- ent weiter. Gerade an den Hochschulen gewann die nationalsozialistische Gesinnung immer mehr an Bedeutung und Anhänger. Um diesem Trend und dem (auch an den Universitäten) bereits vorherrschenden nationalsozialistischen Terror Einhalt zu gebieten, führte er die »gesin- nungsstaatliche Hochschulreform« 40, sowie auch das Standrecht und die Todesstrafe ein. Doll- fuß machte damit deutlich, dass er keinen Anschlussgedanken an das benachbarte Deutsche Reich pflegte, sondern sich vielmehr mit dem damaligen italienischen Regierungsoberhaupt Mussolini verbunden fühlte.

Am 25. Juli 1934 kam es zu einem nationalsozialistischen Putschversuch. 154 verkleidete und bewaffnete SS-Leute überfielen das Bundeskanzleramt. Engelbert Dollfuß verblutete, nachdem er von zwei Kugeln getroffen worden war. 41 Sein Nachfolger, der damalige Unterrichtsminister Kurt Schuschnigg, setzte im Namen von Dollfuß die autoritäre Führung Österreichs fort. Der neue Bundeskanzler versuchte auch die Beziehungen zum faschistischen Italien zu stärken, um in Mussolini einen Verbündeten gegen Hitler zu finden. Eines seiner weiteren Ziele war die

 Wagner 2007, S. 174 –175  Ebda., S. 177  Ebda., S. 184  Preglau-Hämmerle 1986, S. 161  Kindermann 2003, S. 214 Ergebnisse zur Geschichte Seite 12

Unabhängigkeit Österreichs, die er mit Hilfe des Juliabkommens von 1936 und des Berchtesga- dener Abkommens vom 12. Februar 1938 absichern wollte. 42 Jedoch blieb ihm dieser Erfolg ver- wehrt, da eine geplante Volksabstimmung über die Unabhängigkeit Österreichs auf Druck der Nationalsozialisten abgesagt wurde und Hitler am 11. März 1938 in Österreich einmarschierte. 43

3.1.3. Der »Anschluss« und der Zweite Weltkrieg (1938 –1945)

Nachdem Hitler in Deutschland 1933 die Macht ergriffen hatte, wollte er sein Vaterland Öster- reich an das Deutsche Reich anschließen. Allerdings dauerte es fünf Jahre, zur Realisierung. Grund dafür war sein Respekt gegenüber dem faschistischen Führer Italiens, Benito Mussolini, mit dem er ein Bündnis anstrebte. Mussolini galt zu dieser Zeit immer noch als Hüter der öster- reichischen Unabhängigkeit. 44

Hitler gelang es jedoch, die Achse Berlin-Rom zu stärken und Mussolini für seine weiteren politischen Pläne zu gewinnen. Den Rücken gestärkt, zitierte er am 12. Februar 1938 den damaligen österreichischen Bundeskanzler Schuschnigg zu sich. Anlass dafür war das im- mer noch bestehende Verbot der Nationalsozialistischen Partei in Österreich und sein Plan, den Juristen und bekennenden Nationalsozialisten Dr. Arthur Seyß-Inquart in die Regierung Österreichs einzugliedern. Schuschnigg willigte aus Angst vor dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht ein und unterschrieb das Berchtesgadener Abkommen. Am 15. Februar 1938 wurde Seyß-Inquart zum Innenminister ernannt und bereitete insgeheim die Machtübernah- me der Nationalsozialisten in Österreich vor. 45

Schuschnigg erkannte seine Entmachtung und wollte den Anschluss an Deutschland mit ei- ner Volksbefragung verhindern, welche für den 13. März 1938 vorgesehen war. Hitler jedoch vereitelte seinen Plan und ließ bereits in den Morgenstunden des 12. März 1938 die ersten deutschen Truppen in Österreich einrücken. 46

Der 13. März 1938 war einer der denkwürdigsten Tage in der Geschichte Österreichs. An diesem Tag wurde das Gesetz über die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich be- schlossen und der Anschluss an das Deutsche Reich offiziell vollzogen. Bundeskanzler Schusch- nigg wurde zum Rücktritt gezwungen und Seyß-Inquart zu seinem Nachfolger bestellt. Große Teile der Bevölkerung jubelten, denn Hitler sollte endlich den ersehnten Aufschwung bringen,

 Preglau-Hämmerle 1986, S. 153  Wagner 2007, S. 226  Kindermann 2003, S. 206  Die Chronik Österreichs, S. 525  Wagner 2007, S. 225 Ergebnisse zur Geschichte Seite 13

da der Kleinstaat immer noch mit erheblichen wirtschaftlichen Problemen kämpfte und für viele Bürger eigentlich nicht lebensfähig erschien. 47

Der Name Österreich wurde in Ostmark umgewandelt. Das Land wurde geografisch neu struk- turiert und in sieben Reichsgaue unterteilt: Wien, Oberdonau (Oberösterreich), Niederdonau (Niederösterreich), Steiermark, Kärnten, Salzburg und Tirol.

Noch im März begann Hitler mit dem Aufbau der straffen nationalsozialistischen Parteiorga- nisation der Nationalsozialisten. In den Straßen waren vermehrt Sicherheitskräfte zu sehen, die für die »Säuberung« des Landes von bestimmten Bevölkerungsschichten zuständig waren. 48 Diese wurden unterstützt von den exilierten österreichischen Nationalsozialisten, welche in ihr Heimatland zurückgekehrt waren und rachsüchtig gegen alle politischen Gegner vorgingen. 49 Österreich erreichte zu dieser Zeit vermutlich das höchste Maß an Antisemitismus. Doch gab es nicht nur die Judenverfolgungen 50, auch Roma, Intellektuelle, Künstler sowie Priester hatten harte Zeiten vor sich.

Die NSDAP führte am 1. Oktober 1938 in der nunmehrigen Ostmark auch die deutsche Ge- meindeordnung ein. Diese basierte auf dem Führerprinzip, welches besagte, dass Hitler die militärische sowie politische und rechtliche letzte Instanz des Deutschen Reiches war.

Adolf Hitler führte Österreich als Teil des Deutschen Reiches am 1. September 1939 mit in den Zweiten Weltkrieg, indem er ohne Kriegserklärung Polen überfiel. Sechs Jahre Krieg und diktatorisches Regime standen Österreich bevor. Erst der Selbstmord des »Führers« am 30. April 1945 ermöglichte dem Land einen Neustart in die Unabhängigkeit. 51

3.1.4. Der Ausruf der Zweiten Republik und der folgende Entnazifizierungsprozess

Die bei Weitem nicht von allen Bürgern ersehnte Rückkehr Österreichs zur Selbstständigkeit wurde unter der provisorisch gebildeten Staatsregierung am 27. April 1945 proklamiert. Staats- kanzler wurde Dr. Karl Renner, der von den Alliierten auf Grund seiner sozialdemokratischen Einstellung als fähig bekundet wurde, eine sogenannte »Konzentrationsregierung aller anti- faschistischen Kräfte Österreichs zu bilden«. 52

 Die Chronik Österreichs, S. 518  Ebda., S. 518  Der zweite Weltkrieg, S. 48  Mit dem Bau des ersten KZ Österreichs, Mauthausen, begann man bereits am 8. August 1938.  Die Chronik Österreichs, S. 519  Ebda., S. 539 Ergebnisse zur Geschichte Seite 14

Der Erlass des Verbotsgesetzes der NSDAP und des Kriegsverbrechergesetzes am 8. Mai 1945 war einer der ersten Amtshandlungen, die die neue Regierung durchführte. 53

Im Verbotsgesetz wurde die Auflösung der NSDAP sowie aller nationalsozialistischen Organi- sationen und Einrichtungen geregelt. Außerdem beinhaltete es das Verbot einer Neugründung der NSDAP. 54 Das Kriegsverbrechergesetz hingegen war und ist heute noch ein dem Strafrecht angehörendes rückwirkendes Ausnahmegesetz. Es sollte den Personenkreis zur Rechenschaft ziehen, welcher das nationalsozialistische Regime förderte und es zum eigenen Vorteil und zur Ausnützung dienstlicher Gewalt nutzte. 55

So mussten sich alle Personen, welche in dem Zeitraum vom 1. Juli 1933 bis zum 27. April 1945 Mitglied der NSDAP oder eines ihrer Verbände wie SS, SA, NSKK oder NSFK waren, registrieren lassen. Allerdings wollte die Staatsregierung auch verdeutlichen, dass »jene freilich, die nur aus Willensschwäche, infolge ihrer wirtschaftlichen Lage, aus zwingenden öf- fentlichen Rücksichten wider ihre Überzeugung und ohne an den Verbrechen der Faschisten teil- zuhaben, mitgegangen sind, in die Gemeinschaft des Volkes zurückkehren sollen« 56 und somit nichts zu befürchten haben.

Auch auf den Hochschulen begann zu diesem Zeitpunkt der Säuberungsprozess. Er sollte dabei helfen, die intellektuelle Bevölkerung auch geistig in eine demokratische und soziale Zukunft zu führen. 57 Sowohl die Lehrerschaft als auch die Hörer wurden von den Behör- den aufgefordert, ihre politische Vergangenheit in einem speziellen Fragebogen darzulegen. Der Lehrkörper wurde nach den Gesetzesrichtlinien der Beamtenschaft beurteilt, welche im Verbotsgesetz verankert waren. Sie wurden meist einer von drei Kategorien zugeteilt: den Belasteten (Illegale, Aktivisten), den Minderbelasteten und den Entlasteten. 58

Zusätzlich wurden Sonderkommissionen eingerichtet, welche vorwiegend aus den zuvor politisch beurteilten und entlasteten Professoren bestanden. Diese überprüften die politische Gesinnung und Vergangenheit des fragwürdigen Lehrers und bestimmten, ob es zu einer wei- teren Anstellung an den Hochschulen bzw. zu einer Entlassung aus dem öffentlichen Dienst kommen sollte.

 Allerdings galt diese nur für den Besatzungsraum der Sowjeten, da die westlichen Besatzungsmächte der insgesamt vier Besatzungszonen die provisorische Regierung erst am 20. Oktober 1945 anerkannten.  Werner 1947, S. 8  Ebda., S. 7  Regierungserklärung vom 28.04.1945, Österreichisches Jahrbuch 1946/47, Wien 1947, 13/14  Stiefel 1981, S. 175  Gesetzlich gab es eigentlich fünf Kategorien: Hauptschuldige (Kriegsverbrecher), Belastete, Minderbelastete, Mitläufer, Entlastete. Jedoch kamen nur die drei oben erwähnten in den Urteilen des Professorenausschusses in den Akten des H.A. der VUW und des ÖSTA vor. Ergebnisse zur Geschichte Seite 15

Dozenten, die bereits in der Ära des Dollfuß-Regimes der NSDAP angehört hatten »und sich während dieser Zeit (Verbotszeit) oder später für die nationalsozialistische Bewegung betätigt haben« 59, galten als illegal. Laut dem Nationalsozialistengesetz 1947 galt der Illegale schuldig des Verbrechens des Hochverrates, wurde jedoch nur bedingt verurteilt: «Strafverfolgung fin- det erst statt, wenn nach Ansicht der Bundesregierung hochverräterische Umtriebe zunehmen oder wenn sich der Illegale seit dem 8. März 1945 weiter nationalsozialistisch betätigt hat, eine strafbare Handlung gegen die öffentliche Ruhe und Ordnung oder sonst ein Delikt aus habsüch- tigen oder anderen verwerflichen Beweggründen begeht.« 60

Die davon betroffenen Professoren wurden als belastet eingestuft und laut Gesetz pensionslos entlassen und durften auch nicht als Privatdozent an den Hochschulen weiter unterrichten. 61 Außerdem wurden alle verliehenen Titel, wie die des Honorarprofessors oder des Privat- dozenten, welche in der Zeit vom März 1938 bis April 1945 verliehen worden waren, für un- gültig erklärt. 62 Illegalen bzw. Belasteten war es zusätzlich verboten ihren erlernten Beruf, wie z. B. den des Tierarztes, bis zum 30. April 1955 auszuüben. 63 Ferner wurden sie vom aktiven und passiven Wahlrecht ausgeschlossen, um die »nazistische Ideologie« auszumerzen. 64

Die österreichische Regierung bzw. die Alliierten sahen weiters Sühneleistungen für die Bela- steten vor. Diese beinhalteten Einkommenskürzungen wie Steuer- und Vermögensabgabe so- wie im öffentlichen Dienst Gehalts- und Pensionskürzungen für fünf Jahre (Minderbelastete drei Jahre). Diese Sühnefolgen wurden teils verschärft durch eine Vermögenssperre, welche bis zur Bezahlung der Sühneabgabe verhängt wurde. Allerdings hatte die Vermögenssperre einen großen wirtschaftlichen Nachteil für das Land, denn um Bankgeschäfte abwickeln zu können, durfte man nicht registrierungspflichtig sein, 65 was zu diesem Zeitpunkt jedoch ei- nen großen Teil der Bevölkerung betraf.

So ist es verständlich, dass einige illegale bzw. belastete Professoren plötzlich vor dem finan- ziellen Ruin standen. Ein Gnadengesuch bzw. ein Antrag auf Amnestie waren oft letzte Hoff- nungsträger, jedoch wurden diese Ansuchen von der Regierung meist abgelehnt.

Die Universitäten standen nun allerdings vor einem Personalproblem, denn 1945 waren mehr als zwei Drittel aller Hochschullehrer Nationalsozialisten und die andersdenkenden, wissen- schaftlich fähigen Lehrenden wurden bereits 1938 von den Hochschulen verwiesen.

 Das Nationalsozialistengesetz und seine Durchführung, S. 9. Siehe auch Kap. 9: Anhang, S. 199  Ebda., S. 10. Siehe auch Kap. 9: Anhang, S. 199  Bundesgesetz vom 17. 02.1947 Nationalsozialistengesetz; BGBl. 1947/25. Siehe auch Kap. 9: Anhang, S. 199  Hovorak 1946, S. 22  Ebda. Das Selbe galt für Rechtsanwälte, Notare, Ziviltechniker, Ärzte, Pharmazeuten oder Dentisten.  Stiefel 1981, S. 103  Ebda., S. 109 Ergebnisse zur Geschichte Seite 16

Die TiHo musste laut Stiefel 66, nach der ersten Entnazifizierungswelle von insgesamt siebzehn Professoren sechs entlassen. 1947 blieben in ganz Österreich 83 Lehrstühle unbesetzt. Um diesem Personalmangel abzuhelfen und den Betrieb der Hochschulen aufrechtzuerhalten, wurden nun doch geringer belastete Professoren wieder in den Dienst zurückberufen. 67

Zu Beginn 1948 konnte der Entnazifizierungsprozess als größtenteils abgeschlossen angese- hen werden. Die verantwortlichen Funktionäre des Nationalsozialismus und seine Anhänger waren überwiegend erfasst und die nationalsozialistische Gefahr somit eliminiert worden. 68

    Illegal (6)

Minderbelastet (13)   Unbelastet (9)   Nicht bekannt (14)

Abb. 1.: Diagramm zur Einstufung der Professoren an der TiHo auf Grund des Entnazifizier ungsprozesses

 Stiefel 1981, S. 172  Ebda., S. 172, vgl. auch Kap. 5: Diskussion, S. 171  Stiefel 1981, S. 121 Ergebnisse zur Geschichte Seite 17

3.2. Exkurs zur Geschichte der Wiener Tierärztlichen Ausbildungsstätte bis 1931

3.2.1. Die Gründung

Die erste österreichische Hochschule der Veterinärmedizin wurde, nach französischem Vor- bild, in Wien 1765 laut Handschreiben der Kaiserin Maria Theresia beschlossen und im Jän- ner 1767 für den Unterricht eröffnet. Das Lehrziel der damaligen k.u.k. Pferde-Curen- und Operationsschule beschränkte sich vorwiegend auf die Pferdeheilkunde, da diese von gro- ßem militärischen Interesse war, nur nebenher wurden auch Forschungen zur Tierseuchen- bekämpfung betrieben. 69 Allerdings war es auch der Wunsch der Kaiserin, eine Lehranstalt zu gründen, welche auch »wissenschaftlich geschulte, zur Bekämpfung der Seuchen aller Haustierarten verwendbare Tierärzte für das ›Civile‹ ausbildete.« 70 Dieser Absicht wurde 1776 durch die Einrichtung einer neu konzipierten Tierarzneischule unter der Leitung des Arztes und Tierarztes Johann Gottlieb Wollstein Rechnung getragen. 71

In den weiteren Jahren bis zu den Napoleonischen Kriegen erlebte die Tierärztliche Hoch- schule eine erfolgreiche Entwicklung und wurde entsprechend der wachsenden Hörerzahl kontinuierlich ausgebaut.

3.2.2. Die Tierärztliche Hochschule im 19. Jahrhundert

1811 stand die Universität auf Grund des Staatsbankrottes kurz vor der Auflösung. Diese wurde durch den Anschluss an die medizinische Fakultät der Wiener Universität verhindert. »Das Diplom eines Tierarztes und ab 1841 eines Magisters der Tierheilkunde trug das Siegel der Medizinischen Fakultät der Wiener Universität.« 72

Im Jahre 1849 kam es zu einer Erweiterung des aus dem Jahre 1819 stammenden und von den ehemaligen Direktoren Ferdinand Vietz und Johann Emanuel Veith entworfenen Lehrplanes. Es wurden Lehrgegenstände wie die Landwirtschaftslehre, Vergleichende Anatomie, Patholo- gische Anatomie, Gerichtstierärztliche Kasuistik und Anleitung zur Abfassung tierärztlicher Gutachten eingeführt. Außerdem wurde das Studium von vier auf sechs Semester verlängert. 73

1850 war die schwere wirtschaftliche Situation einigermaßen überwunden und das Professo- renkollegium bat auf Grund administrativer Schwierigkeiten um die Ausscheidung aus dem

 Forstenpointner et al. 2003  Schreiber 1968, S. 6  Die k.k Pferde-Curen- und Operationsschule wurde noch im selben Jahr aufgelöst.  Schreiber 1968, S. 14  Ebda., S. 17 Ergebnisse zur Geschichte Seite 18

Universitätsverband. Somit erhielt die Hochschule wieder eine gewisse Eigenständigkeit, je- doch war das Ziel die absolute Selbstständigkeit.

Das Erreichen dieser akademischen Freiheit rückte allerdings in weite Ferne, denn 1852 wur- de die Tierärztliche Hochschule dem k.u.k. Kriegsministerium unterstellt. Der Betrieb der Schule nahm militärische Form an und vermittelte mehr und mehr den Eindruck eines Kaser- nenlebens. 74 Die Hörerschaft stand dieser Entwicklung mit sehr unterschiedlicher Akzeptanz gegenüber, denn sie wurde in zwei Lager geteilt. Einerseits gab es die Militärschüler, die meist nur die Volksschule als Grundbildung hatten und für die akademische Prüfungen kostenlos waren, andererseits die zivile Hörerschaft mit Hochschulreife, welche für die Ablegung von Prüfungen Gebühren entrichten musste. Beide erhielten das gleiche akademische Diplom mit Beendigung des Studiums. Dies führte zu immer wiederkehrenden Protesten und Unruhen unter den Zivilstudenten.

3.2.3. Der Werdegang nach der Jahrhundertwende

1905 kam es schließlich zu einer organisatorischen Trennung von Militärstudenten und Zivilstudenten. Die Militärstudenten, von nun an ebenfalls zum Nachweis voller Hochschul- reife verpflichtet, besuchten eine eigens gegründete k.u.k Militär-Veterinärakademie und die Zivilstudenten inskribierten in der k.u.k Tierärztlichen Hochschule. Beide Hörergruppen nahmen aber natürlich an den selben Lehrveranstaltungen teil. Die Ausbildung der bisheri- gen Militärschüler wurde mit dem Inskriptionsjahrgang 1905 eingestellt, sodass die letzten »Kurschmied-Tierärzte« im Jahr 1908 die Schule verließen. 75

Mit der kaiserlichen Entschließung wurde am 23. August 1909 die erste freie Rektorswahl bewilligt. Weiters wurde der Universität am 5. September 1908 das Promotionsrecht verliehen und so wurden am 6. Februar 1909 die ersten acht Tierärzte zu Dr. med. vet. promoviert. 76

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die k.u.k Militär-Veterinärakademie mit dem Sommer- semester 1919 geschlossen. Insgesamt bestand sie somit nur vierzehn Jahre und bildete in dieser Zeit 164 akademische Militärtierärzte aus. 77

Ein Jahr darauf, nach der Zerstörung der österreichisch-ungarischen Monarchie und der Auf- lösung der k.u.k. Wehrmacht, kam es zur administrativen Trennung vom Kriegsministerium.

 Schreiber 1968, S. 19  Ebda., S. 24  Steden et al. 1948, S. 97 Schreiber 1968, S. 24 Ergebnisse zur Geschichte Seite 19

Die Hochschule war nun der »Hochschulverwaltung« des Staatsamtes für Unterricht zuge- ordnet und erlangte endlich ihre lang ersehnte Selbstständigkeit. 78

Zu dieser Zeit war die Tierärztliche Hochschule auch organisatorisch gefordert, denn durch das Kriegsende strömten nun viele Studenten auf die Hochschule zurück, um das auf Grund des Kriegsdienstes unterbrochene Studium zu beenden. Im Wintersemester 1919 wurden ins- gesamt 1105 Inskribenten gezählt. Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges hatte die Uni- versität einen Jahresdurchschnitt von 300 Studenten. 79

Nach 1920 entwickelte sich die Hochschule trotz der Einbußen des Ersten Weltkrieges stetig weiter, auch wenn sich die Hörerzahlen nach den ersten Nachkriegsjahren stark verringerten. In den Jahren 1921/22 waren trotz drückendster wirtschaftlicher Einschränkungen, die das Professorenkollegium zu einem erfolgreichen Hilferuf an ausländische Mäzene und Veteri- närkollegium nötigten, 697 Hörer, davon 18 weibliche inskribiert, 1930/31 waren es schließ- lich nur noch 297 und davon lediglich drei Hörerinnen. 80 »Die Hauptursache des Rückgangs der Hörerzahlen waren ohne Zweifel die geringen Berufsaussichten der Akademiker« 81 zu der damaligen Zeit.

Wenn gleich auch die Hörerzahlen sanken, wurden doch die Lehrpläne reformiert und die Forschung vorangetrieben. 1928 wurde das Studium von acht auf neun Semester verlängert und »das Missverhältnis zwischen vorklinischen und klinischen Studien beseitigt.« 82

Wirtschaftlich jedoch kam wieder eine schwere Zeit auf die TiHo zu, denn 1929 1931– machte die Weltwirtschaftskrise auch vor Österreich keinen Halt. Die schwierige finanzielle Situati- on löste erneut Debatten über die Schließung der TiHo aus. Kurzzeitig hegte man sogar den Gedanken, sich der Hochschule für Bodenkultur oder der Wiener Universität erneut anzu- schließen. Durch Einsparmaßnahmen und eine drastische Senkung der Dotationen konnte man schließlich doch noch die Selbstständigkeit und den Weiterbestand der Hochschule sichern. 83

Schreiber 1968, S. 26 Ebda., S. 35  Engelbrecht 1988, S. 228  Ebda., S. 229  Ebda., S. 42  Schreiber 1968, S. 42 Ergebnisse zur Geschichte Seite 20

3.3. Die Situation der TiHo und der anderen Hochschulen in Österreich 1920 –1934

3.3.1. Der Kampf um eine Studentenordnung

Die Schaffung einer Studentenordnung war bereits 1896 Thema an den Hochschulen Öster- reichs. 84 In den Jahren 1918/19 kam es zu weiteren verschiedenen parlamentarischen Versu- chen eine Studentenordnung zu erzielen, doch es kam zu keiner Einigung der Interessensver- treter. 85

1919 kam es auf der TiHo, auf Veranlassung des Staatsamtes für Unterricht, zu einem Ent- wurf für eine »akademische Vertretungsordnung« und deren Wahlordnung, welche das Wahlrecht für alle ordentlichen, deutsch-österreichischen Studenten vorsah. Es war geplant, dass der Hochschulausschuss aus neun ordentlichen Studenten besteht. Acht davon sollten deutsch-österreichische Staatsbürger sein und einer deutscher Volkszugehörigkeit, jedoch nicht deutsch-österreichischer Staatsangehörigkeit. Außerdem sollte zusätzlich ein außerordent- liches Mitglied von fremdsprachigen ausländischen Hörern gewählt werden, sofern die Ge- samtzahl dieser Fraktion mindestens 15 % aller Studenten betragen würde, was auf der TiHo nicht der Fall war. 86

Somit schien diese Vertretungsordnung, im Gegensatz zu denen der anderen Universitäten, für die damalige Zeit sehr liberal, jedoch musste sich die TiHo auch nicht mit großen Stu- dentenunruhen auseinandersetzen, »da die Studentenschaft derart homogen war, dass es nicht einmal zu einer Aufstellung von Kandidaten nach verschiedenen Parteirichtungen kam.« 87

Auf den anderen Hochschulen Österreichs standen die Ausschreitungen der Studenten, auf Grund der unterschiedlichen politischen Einstellungen und dem Ringen nach Macht in der Studentenvertretung, an der Tagesordnung.

Vor allem 1924 kam es zu heftigen Protesten. Die Deutsche Studentenschaft wurde nach dem offiziell nie ministeriell genehmigten »Sperlschen Studentenrecht« als alleinige Studenten- vertretung an neun von elf österreichischen Hochschulen, darunter auch an der TiHo Wien, anerkannt. 88

 Lichtenberger-Fenz 1977, S. 9  Balas et al. 1985, S. 7  Lichtenberger-Fenz 1990, S. 19 Ebda., S. 19 Ebda., S. 46 Ergebnisse zur Geschichte Seite 21

Die Deutsche Studentenschaft setzte sich z. B. aus dem »Waffenring« oder dem »Nationalso- zialistischen Studentenbund« zusammen. Sie alle verband eine gewisse nationalsozialistische Ideologie und somit war auch ihre Organisation und Verfassung sehr ähnlich. Mitglied der Deutschen Studentenschaft mit aktivem und passivem Wahlrecht konnte nur ein ›arischer‹ Student der betreffenden Hochschule nach der Würzburger Verfassung von 1922 werden.« 89

Ihre »politischen Aktivitäten waren vom Anschlussgedanken, von Antisemitismus und vom Gegensatz der Demokratie geprägt« 90 und »ihre Position war so mächtig, dass die katholi- schen, deutschfreiheitlichen (Deutscher Studentenbund) und sozialdemokratischen studenti- schen Gruppierungen wenig bis keinen Einfluss auf Hochschulboden hatten.« 91

3.3.2. Der akademische Antisemitismus

Durch das »Sperlsche Studentenrecht« fasste der Antisemitismus noch mehr Fuß an den österreichischen Hochschulen, denn bereits nach 1919 war eine verstärkte rassistische Hal- tung an den Fakultäten spürbar.

Das unmittelbare Kriegsende verschlechterte die soziale Situation der Studenten erheblich. Viele Kriegsheimkehrer hatten weder einen Studienabschluss noch ein Dach über dem Kopf. 92 Wie Michael Grüttner sagte: »Überfüllungskrise und Existenzangst trafen eine Studentengene- ration, die nicht mehr aus gesicherten Verhältnissen stammt.« 93 Es war auch die Furcht vor der sozialen Deklassierung, die die Studenten prägte, denn Antisemitismus und die völkische Ideologie gab es schon vor dieser Zeit. 94

Außerdem waren einige Studierende besorgt über den damalig verstärkten Zustrom von jü- dischen Studenten, welche nach 1918 aus den österreichischen Nachfolgestaaten in die öster- reichischen Hochschulen drängten. 95

Dieser Zustand erleichterte es der Deutschen Studentenschaft noch mehr, Mitglieder und so- mit mehr Einfluss im tertiären Bildungsbereich zu bekommen. Obwohl sich die katholischen Studenten mehr Mitspracherecht sicherten und sich auch 1918/19 die sozialdemokratischen Studierenden bemerkbar machten, konnten sie die Vormachtstellung der nationalsozialisti- schen Hörer nicht brechen. 96

Lichtenberger-Fenz 1990, S. 46, vgl. auch S. 40  Engelbrecht 1988, S. 225  Ebda., S. 226  Ebner 2002, S. 38  Grüttner 1995, S. 24  Ebner 2002, S. 39  Engelbrecht 1988, S. 230  Ebda., S. 229 Ergebnisse zur Geschichte Seite 22

»Sie waren die einzigen Gruppen, die sich unmissverständlich gegen den Antisemitismus aus- sprachen und Partei für die Juden ergriffen, was zur Folge hatte, dass im Hochschulbereich Sozialdemokrat und Jude beinahe gleichgesetzt wurden.« 97

Diese politische Einstellung war für die Deutsche Studentenschaft natürlich Grund genug, die sozialistische Studentenschaft und auch die katholische Studentenschaft, welche durch- aus auch rassistische und antisemitische Standpunkte vertrat, zu zerschlagen. So kam es auf Hochschulboden, darunter auch auf dem tierärztlichen 98, nicht nur zu Judenverfolgungen, sondern auch zu tätlichen Angriffen auf die sozialistischen und katholischen Studierenden. Weiters wurde mittels terroristischer Methoden versucht, jüdische Professoren von den Uni- versitäten zu vertreiben.

Um die jüdische Hörerzahl zu dezimieren, forderte die Deutsche Studentenschaft in den 20er Jahren sogar einen Numerus clausus für jüdische Studenten und Professoren. Allerdings kam es in der Zeit des Austrofaschismus nie dazu, vermutlich auf Grund der Proteste der Israeli- tischen Kultusgemeinde, die sich auf die Verletzung der österreichischen Verfassung berief. 99

3.3.2.1. Die Gleispach'sche Studentenordnung

Das politische Feuer wurde zusätzlich am 8. April 1930 durch die »Gleispach'sche Studenten- ordnung« geschürt. Gleispach, damaliger Rektor der Universität Wien, erließ eine Studenten- ordnung nach dem »Volksbürgerprinzip«, welchem das Rassenprinzip zugrunde lag: 100

I. »Die ordentlichen Hörer der Universität Wien, die gleicher Abstammung und Muttersprache sind und mindestens eins von Hundert aller ordentlichen Hörer zählen, werden als eine Studenten- nation angesehen. Ordentliche Hörer einer Nation, die wegen zu geringer Anzahl keine Studenten- nation darstellen oder eine solche wegen ihrer die Mindestzahl nur wenig überschreitenden Mitglie- derzahl nicht zu bilden wünschen, können mit einer anderen Studentennation vereinbaren, dass diese ihre Vertretung übernimmt.

Die Deutsche Studentennation wird ›Deutsche Studentenschaft‹ genannt, die übrigen Studenten- nationen werden nach ihrer Volkszugehörigkeit bezeichnet.

Die ordentlichen Hörer, die wegen gemischter Abstammung keine Studentennation darstellen, bil- den die gemischte Studentenschaft […]

Engelbrecht 1988, S. 229 Pauley 1993, S. 141 Ebda., S. 139  Lichtenberger-Fenz 2004, S. 60, vgl. auch Studentenordnung vom 8. April 1930, UAW-S.Z. 283 ex 1929/30. Ergebnisse zur Geschichte Seite 23

VI.

Das im amtlichen nationale abgegebene Bekenntnis über Volkszugehörigkeit und Muttersprache bildet die Grundlage für die Zugehörigkeit zu einer Studentennation.

Wenn sich ein Studierender in einer Studentennation betätigt, insbesondere das Wahlrecht oder andere Rechte in Anspruch nimmt, und Zweifel über seine Zugehörigkeit zu dieser Nation beste- hen, kann die Vertretung der Studentennation gegen seine Zugehörigkeit Einspruch erheben. 101«

Theodor Veiter analysierte diese Studentenordnung folgendermaßen: »Praktisch handelt es sich bei den Bestrebungen, den Volksbürgergrundsatz auch in der Rechts- ordnung zu verankern […], und darum, die deutsche Hörerschaft unabhängig von der Staats- bürgerschaft des Einzelnen als geschlossene Volksgruppe innerhalb eines Berufszweiges vor der Überflutung durch die Juden zu schützen. Autonomie erhielt durch das Gleispach'sche Studen- tenrecht primär nicht die Zahlenminderheit (die jüdische Studentenschaft), sondern die zahlen- mäßig zwar stärkere, aber in ihrem geistigen, wirtschaftlichen und völkisch-kulturellen Bestand bedrohte deutsche Studentenschaft.« 102

»Das ›Völkerprinzip‹ wurde mit der ›nationalen Autonomie‹ sowohl der jüdischen Studenten als auch der deutschen Studenten gerechtfertigt.« 103

Diese Verordnung war vor allem für die sozialistischen/kommunistischen und jüdischen Stu- dierenden inakzeptabel, da es ein Versuch war, sie »in der Universitätspolitik zu entrechten« 104. Besonders der Arierparagraph wurde von den sozialistischen, deutsch-demokratischen und national-freiheitlichen Studenten vehement abgewiesen. »Sie lehnten jede Mitarbeit in einer auf dem Arierparagraphen beruhenden Deutschen Studentenschaft ab« 105 und gründeten Ende April 1930 den Verein der »Freien Deutschen Studentenschaft«. 106

Auch die Union der deutschösterreichischen Juden protestierte gegen die »Gleispach'sche Studentenordnung«. Sie forderten direkt den Bundeskanzler auf, die Studentenordnung zu- rückzuziehen, mit der Begründung, dass die Unterscheidung nach »Studentennationen« un- ter Angehörigen gleicher Staatsbürgerschaft gesetzeswidrig sei. 107

 Griesbener 1990, S. 31 ff. Ob diese Studentenordnung auch auf der TiHo übernommen wurde, konnte nicht recherchiert werden, aller- dings behielt die BOKU die Studentenordnung von 1924 und wollte diese aber der »Gleispach'schen« anpassen.  Veiter 1938, S. 124 ff., vgl. auch Lichtenberger-Fenz 2004, S. 69  Lichtenberger-Fenz 2004, S. 60  Pauley 1993, S. 172  Lichtenberger-Fenz 1990, S. 100  Eigentlich sollte die »Freie Deutsche Studentenschaft« eine neugegründete Studentenschaft sein, welche Stu- denten, unabhängig von der Muttersprache oder des Glaubensbekenntnisses, vertreten sollte. Sie wurde aller- dings vom akademischen Senat nicht anerkannt und war somit zur Gründung eines Vereins gezwungen.  Lichtenberger-Fenz 1990, S. 101 Ergebnisse zur Geschichte Seite 24

Nach mehreren Einsprüchen kam es schlussendlich am 18. Juni 1931 zu einer Verhandlung am Verfassungsgerichtshof. Dieser sollte die Studentenordnung auf Gesetzeswidrigkeit prü- fen und kam zu folgendem Urteil: «Die mit der Kundmachung des akademischen Senates der Universität Wien an die Studierenden am 8. April 1930 verlautbarte ›Studentenordnung der Universität Wien‹ wird als gesetzeswidrig aufgehoben.« 108

Dieses Urteil galt als Auslöser der größten Studentenunruhen in der Ersten Republik. Die Deutsche Studentenschaft war völlig ungehalten und begann andersdenkende Hörer zu terrorisieren, zu überfallen und zu verprügeln. Vorwiegend mussten sozialistische und jü- dische Studenten mit derlei Attacken rechnen. Protestversammlungen gegen die Erkenntnis des Verfassungsgerichtshofes wurden organisiert und Plakate mit den Worten »Juden ist der Eintritt verboten« am Eingang der Wiener Universität angebracht. 109

So kam es, dass am 23. Juni 1931 die Wiener Universität, die Technische Hochschule, die TiHo, die BOKU und die Hochschule für Welthandel für den Rest des akademischen Jahres gesperrt werden mussten. 110

Nach den Demonstrationen »drückten die Rektoren der Wiener Hochschulen zwar ihre ›Miss- billigung‹ aus« 111, jedoch bekräftigten sie gleichzeitig die Deutsche Studentenschaft, indem sie ihr die Unterstützung für die kommende Zukunft zusicherten. Auch Rektor David Wirth von der TiHo Wien sympathisierte mit der Deutschen Studentenschaft, in dem er verkündete, dass »die katholische Gruppe die Auflösung der DSt begehrte, dass er aber die Entscheidung hinausgeschoben habe«. 112 Somit wurde dem Antisemitismus auf akademischem Boden kein Einhalt geboten und die nazistische Ideologie blühte und gedieh weiter.

Im Oktober 1932 kam es zu weiteren Kampfhandlungen an den Hochschulen. Die nationalso- zialistischen Studenten drangsalierten erneut die jüdischen und sozialistischen, aber auch die ausländischen Hörer, darunter auch die amerikanischen, mit Stahlruten, Peitschen, Schlag- ringen oder Messern. 113

 Lichtenberger-Fenz 1990, S. 27, vgl. auch BGBl. 1931/232  Vgl. Abb. 2, S. 27  Pauley 1993, S. 173  Ebda., S. 173  Protokoll der vertraulichen Besprechung der Rektoren der österreichischen Hochschulen im Rektorat der Wiener Universität am 20. Dezember 1932. Original: UA-S.Z. 382/III 1932/33; Kopie im DÖW, Kt. E. 18.988.  Pauley 1993, S. 176 Unter den amerikanischen Studenten waren vorwiegend jüdische Medizinstudenten, die aber durch das amerikanische Außenministerium geschützt wurden. Ergebnisse zur Geschichte Seite 25

Abb. 2.: Studentenunruhen auf der Haupteingangstreppe der Wiener Universität 1931 Ergebnisse zur Geschichte Seite 26

3.3.2.2. Die verlorene »Hochschulautonomie«

Im Jahre 1932 wurde Österreich bereits vom christlichsozialen Bundeskanzler Engelbert Doll- fuß regiert 114. Dieser wurde auf Grund der Ausschreitungen und der dabei hervorgerufenen Verletzungen ausländischer Studenten des Öfteren vom amerikanischen Minister Gilchrist Baker Stockton aufgesucht, um über die Sicherheit der US-Studenten zu sprechen. Stockton war mittlerweile der Meinung, dass die Universitäten selbst nicht mehr in der Lage seien, Schutz für ausländische Studenten zu gewähren und dass das Einschreiten der Regierung von Nöten sei. 115

Auf die Gefahr hin die Autonomie der Universitäten zu gefährden, entschuldigte sich der da- malige Rektor der Universität Wien, Othenio Abel, bei Stockton für die Vorfälle und drohte allen Studenten, welche den akademischen Frieden störten, mit dem Verweis von der Univer- sität und im schlimmsten Falle mit einer strafrechtlichen Verfolgung. Dieses Vorhaben wurde auch vom Unterrichtsminister Anton Rintelen unterstützt und die Gewalttätigkeiten an den Hochschulen ließen bis Ende 1932 nach. 116

Um weiteren Ausschreitungen vorzubeugen, beschloss der akademische Senat der Wiener Universität gewisse Maßnahmen zu setzen. Es wurde in einer öffentlichen Kundmachung ein Uniform-, Abzeichen- und Waffenverbot ausgesprochen, sowie das Asylgebot der Universitä- ten in Erinnerung gerufen, welches wie folgt lautete:

»Die Angestellten der Universität und ihrer Institute werden darauf aufmerksam gemacht, dass im Falle von Unruhen bedrohten Personen unbedingt Asylrecht gewährt werden muss. Die Aus- lieferung von Personen aus Instituten darf unter keinen Umständen geduldet werden.« 117

Dollfuß war es ein Anliegen, die ausländische und teils zugleich jüdische Studentenschaft zu unterstützen und zu schützen, obgleich der Antisemitismus ein wesentlicher Grundsatz der christlichsozialen Partei war. Gewissermaßen benötigte der Bundeskanzler die Unterstützung der Israelitischen Kultusgemeinde, um das »Anwachsen der Nazipartei abzublocken« 118 und so den Anschluss an das Hitler-Deutschland zu verhindern. So kam es auch, dass Dollfuß 1934 die ständestaatliche Verfassung einführte, welche den Juden »uneingeschränkte bürger- liche Rechte und Religionsfreiheit garantierte – allerdings nur auf dem Papier.« 119

 Vgl. Kap. 3.1.2: Der Weg zum austrofaschistischen Ständestaat, S. 10  Pauley 1993, S. 176  Ebda., S. 177  H.A. VUW, Rekt. 919/1932  Pauley 1993, S. 318  Königseder 2005, S. 55 Ergebnisse zur Geschichte Seite 27

Die Ablehnung des Antisemitismus war für Dollfuß eine Möglichkeit, sich ideologisch von Hitler zu distanzieren und brachte ihm auch außenpolitische Vorteile. Schließlich war er im- mer noch auf die wirtschaftliche und militärische Unterstützung durch das Ausland angewie- sen. 120

Im Jahre 1933 kam es zu einer bisher nicht gekannten Politisierung der österreichischen Hochschulen. Unruhen an den Universitäten waren abermals keine Seltenheit, jedoch stand diesmal nicht die Problematik der jüdischen Hörer im Vordergrund. Die wiederholten Zu- sammenstöße zwischen Dollfuß-Anhängern und nationalsozialistischen Studiosi trübten den akademischen Frieden empfindlich. »Während sowohl Regierung als auch akademischer Se- nat nie einschritten, als diese beiden Gruppierungen noch gemeinsam sozialistische/kommu- nistische und jüdische Studierende terrorisierten und niederprügelten, griff die Regierung Dollfuß nun zugunsten ihrer Klientel ein.« 121

So wurde im Juni 1933 die österreichische Nationalsozialistische Partei für illegal erklärt und ihre Mitglieder strafrechtlich verfolgt. Dieser Beschluss führte zu heftigen Studentenunruhen und die Regierung gab der Polizei das erste Mal die Befugnis, in Hochschulgebäude einzu- dringen und verletzte somit die bestehende ›Hochschulautonomie‹. 122 Jene wurde am 26. Juli 1933 endgültig aufgehoben, nachdem das Dollfuß-Regime beschloss, eine ständige Hoch- schulwache einzurichten und die Deutsche Studentenschaft aufzulösen, 123 »weil diese Teil ei- ner Organisation war, die von der deutschen Regierung gesteuert wurde.« 124

Ein Veto bezüglich des Eingreifens »der bundesstaatlichen Sicherheitsexekutive« kam vonseiten der Rektoren, welche sich wie folgt äußerten: »Die Rektoren der Wiener Hochschulen haben mit schwerer Besorgnis die Absicht der Regierung zur Kenntnis genommen, von einem Jahrhunderte alten Brauche abzugehen und im Falle von Unruhen auf akademischen Boden die Wiederherstellung der Ordnung unter Umständen den öffentlichen Sicherheitsorganen zu übertragen.« 125 Unter anderem wurde dieses Schreiben auch von dem Rektor der TiHo Wien, Prof. Wirth, unterzeichnet.

Weiters vertraten die Rektoren und die Professorenschaft die Meinung, dass die Polizeibe- amten neben den Eingangstoren der Universitäten auf die Studentenschaft zu provokant wir- ken würden, und sprachen aus diesem Grund bei Unterrichtsminister Schuschnigg vor. Sie wollten ihn dazu bewegen, die Wache in die nächstgelegene Polizeidirektion zu verlegenund

 Königseder 2005, S. 322  Griesebner 1990, S. 42  Lichtenberger-Fenz 1990, S. 163  Griesebner 1990, S. 43  Pauley 1993, S. 319  ÖSTA, AVA, aU, Kt. 370; Zl. 14356/33 Ergebnisse zur Geschichte Seite 28

einen Bereitschaftsdienst einzuführen. Dieser Vorschlag wurde jedoch von Schuschnigg ab- gelehnt. 126

So wurde an der TiHo eine Hochschulwache im ehemaligen Wäschezimmer eingerichtet. Ein Wachkommandant sowie zwei Sicherheitswachbeamte wurden mit der Aufgabe betraut, am Hochschulboden für Ruhe zu sorgen und die Nazigewalttätigkeiten zu verhindern. Im Ge- gensatz zum Universitätshauptgebäude waren hier verhältnismäßig wenig Beamte stationiert, denn dort traf man auf einen Wachkommandanten und 20 Sicherheitsbeamte. 127

 Protokoll der außerordentlichen Rektorenkonferenz der österreichischen Hochschulen vom 06.10.1933; Kopie im DÖW, 20.369/8, Kt. E. 18.988  ÖSTA, AVA, aU, Kt. 370; Zl. 27687/33 Ergebnisse zur Geschichte Seite 29

3.4. Einführung einer erziehungsstaatlichen Hochschulpolitik

3.4.1. Die beginnende Gleichschaltung der Hochschulen

Die Errichtung von Polizeiwachstuben sollte nicht der letzte Eingriff von Dollfuß in die Politik der Hochschulen sein. Um die Ideologie des Austrofaschismus und der Vaterländischen Front ver- stärkt in den Köpfen der Universitätsangestellten und Studenten zu verankern, sowie die Disziplin auf akademischen Boden aufrechtzuerhalten, erließ er am 16. Oktober 1933 ein Bundesgesetz, welches besondere Diziplinarvorschriften beinhaltete: § 1. (1) Mit der Verweisung von allen österreichischen Hochschulen für immer oder für eine bestimm- te Zeit, mindestens aber für das laufende und zwei folgende Semester, wird der Studierende einer Hochschule unbeschadet des § 4 dieser Verordnung bestraft, der auf dem akademischen Boden der eigenen oder einer anderen Hochschule die öffentliche Ruhe und Ordnung geflissentlich stört.

(2) Ebenso wird der Studierende einer Hochschule bestraft, der die öffentliche Ruhe und Ordnung in der Umgebung einer Hochschule entweder im Zusammenhange mit Störungen der öffentlichen Ruhe und Ordnung auf akademischen Boden oder in der Absicht geflissentlich stört, Störungen der öffent- lichen Ruhe und Ordnung auf akademischen Boden hervorzurufen. 128

Am meisten jedoch fühlten sich die Rektoren und Professoren in ihrer Autorität untergraben, als der Bundestag das »Hochschulerziehungsgesetz« beschloss:

§ 1. Den wissenschaftlichen Hochschulen obliegt außer der Pflege der Forschung und Lehre auch die Erziehung der Studierenden zu sittlichen Persönlichkeiten im Geiste vaterländischer Gemeinschaft.

§ 2. Dieser Erziehung zur vaterländischen Gemeinschaft dient insbesondere die Verpflichtung der Studierenden

1. zum regelmäßigen Besuche von Vorlesungen zur weltanschaulichen und staatsbür- gerlichen Erziehung und über die ideellen und geschichtlichen Grundlagen des österreichischen Staates,

2. zur Teilnahme an vormilitärischen Übungen,

3. zur Ableistung einer Schulungszeit im Hochschullager. 129

 Vgl. Bundesgesetz vom 16.10.1933; über die Disziplinarvorschriften für die Studierenden an den Hochschulen; BGBl.1933/474  Vgl. Bundesgesetz vom 01.07.1935; Hochschulerziehungsgesetz, BGBl. 1935/267 Ergebnisse zur Geschichte Seite 30

»Dies bedeutete nicht mehr nur indirekten, sondern nunmehr direkten Eingriff des Staates in die Universität, mit dem Ziel der Einschränkung der Autonomie der Institution.« 130

Ein weiterer schwerwiegender Erlass, den die Regierung einbrachte, betraf die Ausländer- inskription. 131 Sie wollte den Zustrom deutscher Studierender besser unter Kontrolle bringen, um den nationalsozialistischen Einfluss auf den Hochschulen zu verdrängen, 132 denn die Zahl reichsdeutscher Hörer betrug an einzelnen Fakultäten in den Jahren 1930 –1933 bis zu 67%. 133

Die TiHo Wien war von der Eindämmung des Ausländerstudiums nur wenig begeistert, da auf Grund der Wirtschaftskrise immer noch finanzielle Engpässe bestanden und ein hoher Ausländeranteil unter den Studierenden gewisse pekuniäre Vorteile bringen konnte, 134 da die- se, abhängig von ihrer Beitragseinstufung, ein bis zu dreimal so hohes Unterrichtsgeld wie die inländischen Hörer zahlen mussten. 135 Allerdings konnte die TiHo nicht selbstständig planen, für welchen Zweck das Geld verwendet werden sollte, denn das Unterrichtsministerium war die letzte Instanz für solche Entscheidungen. 136

Um den restlichen ausländischen Inskribenten vermehrt die ständestaatliche Ideologie nahe zu bringen und deren Wertigkeiten zu vermitteln, verankerte der 1933 neu ernannte Unter- richtsminister Kurt Schuschnigg eine gewisse »Gleichstellung« von ausländischen und in- ländischen Hochschulbesuchern im »Hochschulermächtigungsgesetz«. Dieses besagte, dass auch die ausländischen Hörer ebenso die oben erwähnten festgelegten Verpflichtungen des »Hochschulerziehungsgesetzes« erfüllen mussten und erst dann zu den Studiengang abschlie- ßenden Prüfungen zugelassen wurden. 137

Diese Einschränkungen der Universitätsautonomie erschienen für den austrofaschistischen Ständestaat notwendig, um das nationalsozialistische, liberale oder gar sozialdemokratische Gedankengut aus der Bevölkerung zu vertreiben. »Die ideologische Einbindung der Pro- fessoren und Studenten in die rechte vaterländische Gesinnung«, sollten dieses Vorhaben vorantreiben. 138

 Posch et al. 2008, S. 94  Vgl. dazu auch Kap. 3.5: Auflagen für ausländische Studenten der Hochschulen, S. 49  Höflechner 1993, S. 119  Höflechner 1989, S. 67  H.A. VUW, Rekt. 610/1933  Vgl. Verordnungsblatt vom 01.10.1933; über Studierende an der TiHo Wien und die zu entrichtenden Unter- richtsgelder , GVBl.1933/57; dazu auch Kap. 3.4.1: Die beginnende Gleichschaltung der Hochschulen, S. 29  Anonym 1934, S. 185 –186  Vgl. Bundesgesetz vom 01.07.1935; Hochschulermächtigungsgesetz, BGBl. 1935/266. Siehe auch Kap. 9: Anhang, S. 199  Fischer-Kowalski 1974, S. 583 Ergebnisse zur Geschichte Seite 31

Obwohl das Regime bereits Anfang der 30er Jahre die »Hochschule und Wissenschaft bewusst und zwangsweise in den Dienst des Staates und seiner Ideologie« 139 gestellt hatte und den »Schutzmantel der Hochschulautonomie« geflissentlich missachtete, »verharrte das Professo- renkollegium passiv« und berief sich nicht auf die ständestaatliche Verfassung von 1934, die immer noch »die Freiheit der Wissenschaft garantierte«. 140

Am 13. Oktober 1933 formulierten die Rektoren bzw. der akademische Senat lediglich »den warmen Appell, an dem Grundsatz der Freiheit der Wissenschaft und ihre Lehre festzuhalten, dessen Wahrung ein besonderes Ruhmesblatt Österreichs seit nahezu einem Jahrhundert bis heute gebildet hat.« 141

Die legale Grundlage für die Aufhebung der Autonomie wurde 1935 von Schuschnigg mit dem angeführten »Hochschulerziehungsgesetz« und dem »Hochschulermächtigungsgesetz« geschaffen und die Professoren mussten die ab diesem Zeitpunkt für sie geltende neue Geset- zeslage akzeptieren. 142

Sogar die Rektorenkonferenz war in Folge »bis 1935 nur mehr Instrument des Krisenma- nagements im nachfolgenden Unterwerfungsprozess. Als man 1935 unter völlig veränderten rechtlichen Bedingungen versuchte, zur Tagesordnung überzugehen, wurde die Institution der Rektorenkonferenz ohne viel Aufhebens ausgeschaltet.« 143

Schelsky erklärte 1971 die dahinterstehende Idee des Staatsoberhauptes Dollfuß wohl am be- sten, als er schrieb: »Bei der ›gesinnungsstaatlichen Hochschulreform‹ ist ein Staat am Werk, der für seine Bürger eine bestimmte Weltanschauung, und d. h. eine pseudowissenschaftliche gestützte Gesinnung, als verbindlich erklärt und daher […] (die) Hochschulen zur Erziehung in dieser Gesinnung einsetzt.« 144

 Lichtenberger-Fenz 2004, S. 71  Preglau-Hämmerle 1986, S. 162  Protokoll der außerordentlichen Rektorenkonferenz der österreichischen Hochschulen vom 13.10.1933; Kopie im DÖW, 20.369/10, Kt. E. 18.988  Lichtenberger-Fenz 2004, S. 72  Höflechner 1993, S. 113  Schelsky 1971, S. 122, vgl. auch Preglau-Hämmerle 1986, S. 161 Ergebnisse zur Geschichte Seite 32

3.4.2. Die politische Repression gegen Hochschulprofessoren

Auch das Professorenkollegium wurde von den Reformen des autoritären Staatssystems nicht verschont. Mit Hilfe des sogenannten »Beamtenabbaugesetzes« wurden »politisch und weltanschaulich unliebsame Persönlichkeiten entlassen oder in den vorzeitigen Ruhestand versetzt.« 145 Dies sollte der ideologischen Einbindung in die »vaterländische Gesinnung« die- nen.

Professoren wurden zur Unterzeichnung einer Eidesformel aufgefordert, welche ihre be- dingungslose Unterordnung gegenüber dem Staat und der Vaterländischen Front bekunden sollte. »Im Unterschied zum ›alten‹ Diensteid« wurde »nun auch die Treue und Gehorsam gegenüber der vom Bundespräsidenten bestellten Regierung verpflichtet.« 146

Dollfuß begründete dieses Vorgehen folgendermaßen: »Die wichtige Entwicklungsphase, in der unser Vaterland gleich dem übrigen Europa steht, stellt auch an die berufsmäßigen Staatsorgane ganz besonders hohe Aufgaben, denen sie nur bei völlig unpolitischem Verhalten gewachsen sind. Neuerlich muß also an die Bundesangestellten appel- liert werden, sich, wie schon so oft, restlos hinter den Staat und seine verantwortlichen Führer zu stellen. Dies sei der Zweck der neuerlichen Beeidigung. Der Bundesangestellte müsse sich klar werden, daß es nur zwei Wege gebe, entweder dem Appell der Regierung, wie bisher zu folgen oder sein Amt niederzulegen.« 147

Professoren, die sich im Stillen für den nationalsozialistischen Gedanken begeisterten, stan- den nun wohl vor einem Gewissenskonflikt, denn das Verweigern der Eides-Unterzeichnung galt als »freiwilliger Dienstaustritt« 148. So rief das Bundeskanzleramt besonders für die po- litischen Gegner die neuen Dienstpflichten fürBundesangestellten noch einmal in Erinne- rung, denn die Mitgliedschaft bei der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei wi- dersprach diesen. 149

 Lichtenberger-Fenz 2004, S. 72  Griesebner 1990, S. 54  Ministerial-Erlaß 13712/1/5 vom 23.05.1933, zitiert nach Griesebner 1990, S. 54  Griesebner 1990, S. 55  H.A. VUW, Rekt. 435/1933 Ergebnisse zur Geschichte Seite 33

Abb. 3.: Zu unterzeichnender Diensteid der Professoren der österreichischen Universitäten Ergebnisse zur Geschichte Seite 34

An der TiHo schwor die ganze Professorenschaft diesen Eid, wenn auch nur auf dem Papier. Prof. Karl Steinmetzer sträubte sich verhältnismäßig lang dagegen. Er trat zwar der Vater- ländischen Front bei, jedoch unterzeichnete er die Loyalitätserklärung an das Land Öster- reich bis 1935 nicht. 150 Schlussendlich hatte er keine andere Wahl mehr, denn die Weigerung den ausgerufenen Ständestaat zu unterstützen hatte die Dienstenthebung zur Folge, gemäß den Bestimmungen des »Beamtenabbaugesetzes«:

»§ 1. (1) Die öffentlich-rechtlichen Bundesangestellten des Dienststandes haben neuerdings den Diensteid […] zu leisten. […]

(2) Bundesangestellte, die die Eides-(Gelöbnis)leistung verweigern, sind Bundesangestellten gleichzuhalten, die ihren Austritt aus dem Dienstverhältnis erklären. […]

(3) Bundesangestellte, deren Dienstverhältnis auf Grund des Absatzes 2 aufgelöst wird, ver- lieren alle aus dem Dienstverhältnis fließenden Befugnisse, Rechte und Ansprüche für sich und ihre Angehörigen. 151

Zusätzlich stellte dieses Gesetz sicher, dass die öffentlichen Beamten, darunter auch die Pro- fessoren, »keine geflissentlich staats- oder regierungsfeindlichen Bestrebungen förderten«, da es sonst zu einer Entlassung gekommen wäre. 152

Um auch die Rektoren und somit die Führung der Universitäten kontrollieren zu können, wurden die Rektorswahlen nicht mehr durch die Professoren und das Professorenkolle- gium mit seinen Ausschüssen getroffen, sondern »gingen in die Kompetenz eines Bundes- kommissärs über«. 153 Der von der Regierung bestellte Bundeskommissär Loebenstein war befugt, nach eigenem Ermessen gewisse Studierende oder Universitätsangestellte am Betreten des Universitätsgeländes zu behindern bzw. dieses zu verbieten, um so Aufstände besser ver- meiden zu können.

So wurde im Juni 1934 von Loebenstein ein Schreiben an alle Rektoren der österreichischen Hochschulen ausgesandt, welches noch einmal zum Ausdruck bringen sollte, dass es die Pflicht eines öffentlichen Bundesangestellten sei,»nicht alleine für die eigentlichen Amtspflich- ten, sondern auch für die Pflicht, in und ausser Dienst eine angemessene Haltung, so auch in politischer Beziehung, zu wahren.« 154

 Vgl. auch Kap. 4.20: Steinmetzer, Karl, S. 155  Vgl. Bundesgesetz vom 15.05.1933; über die besonderen Maßnahmen, betreffend die öffentlich-rechtlichen Bundesangestellten; BGBl.1933/173  Ebda.  Balas et al.1985, S. 14  H.A. VUW, Rekt. 610/1934 Ergebnisse zur Geschichte Seite 35

Weiters forderte der Bundeskommissär auf, ihm alle Informationen bezüglich Disziplinar- anzeigen, die gegen Beamte wegen ihres politischen Verhaltens seitens der Dienstbehörde erstattet wurden, zur Überprüfung zukommen zu lassen. Zusätzlich wurden Disziplinarver- fahren und die dazugehörigen Akten hinsichtlich Überführungen von Bundesangestellten in ein Anhaltelager genauer eingesehen. 155 Diese Daten wurden zur ideologischen Säuberung der Professorenschaft benötigt und auch genützt.

In den Sommerferien 1934, nach der Ermordung von Dollfuß, schuf das »Schuschnigg- Regime« noch eine weitere rechtliche Handhabe gegen politisch andersdenkende Professo- ren. 156 Alle Dozenten und Assistenten wurden auf ihre politische Zuverlässigkeit überprüft. Fiel die Untersuchung des Bundesministeriums zuungunsten des Überprüften aus, kam es zu einer Ordnungs- oder Disziplinarstrafe, abhängig davon, wie schwer das Interesse des Staates gefährdet wurde.

Als Ordnungsstrafe wurde lediglich eine Verwarnung verhängt. Wer jedoch ein Disziplinar- verfahren vor sich hatte, musste mit Schlimmerem wie »dem Verweis, der Ausschließung von der Vorrückung in eine höhere Gehaltsstufe, der Minderung des Diensteinkommens, der Verset- zung in den Ruhestand mit gemindertem Ruhegenuss oder der Entlassung« 157 rechnen.

Die Hochschulen versuchten jedoch, gewisse Zwangspensionierungen bzw. Entlassungen ein- zelner Professoren zu umgehen. Die betroffenen Lehrkräfte sollten mittels einer juristischen Hintertür, welche ein Gesetz von 1870 (Nr.180) darstellte, zurück an die Universitäten geholt werden. Dieses Gesetz besagte, dass ein Professor, solange er Mitglied der Professorenschaft war, immer noch das Recht hatte, als Honorardozent seine Nominalfächer an der Universität zu unterrichten. Als Reaktion darauf verfasste das Unterrichtsministerium einen Erlass, der es Honorarprofessoren, welche vorzeitig entlassen wurden, untersagte, weiterhin Vorlesun- gen oder Prüfungen abzuhalten. 158

Zur weiteren Unterstützung der staatlichen Personalsäuberung wurden die Professoren der Hochschulen und alle anderen öffentlichen Beamten aufgeklärt, dass es auch ihre Dienst- pflicht sei, politische »Freigeister«, die den Staat bzw. das oberste Staatsoberhaupt abfällig kri- tisieren oder die eine unerlaubte parteipolitische Betätigung ausüben, bei der Dienstbehörde zu melden. 159

 H.A. VUW, Rekt. 610/1934  Ebner 2001, S. 96 vgl. auch Bundesgesetz vom 26.10.1934; über die Handhabung der Disziplinargewalt über die Bundeslehrer an den Hochschulen; BGBl. 1934/334  Vgl. Bundesgesetz vom 26.10.1934; über die Handhabung der Disziplinargewalt über die Bundeslehrer an den Hochschulen; BGBl. 1934/334, § 2 und § 3  Griesebner 1990, S. 57  Mitteilung des Bundesministeriums für Unterricht; S.Z. 5346/738 –1932/33; Kopie im DÖW, Kt. E. 18.988 Ergebnisse zur Geschichte Seite 36

Weiters waren die Beamten verpflichtet, »auch als Familienoberhaupt dafür zu sorgen, dass die von ihnen erhaltenen Familienangehörigen sich nicht staatsfeindlich verhalten oder be- tätigen.« Unterließ »es der Beamte in solchen Fällen gegen seine Angehörigen entsprechend einzuschreiten,« lag »ein hinreichender Grund vor, dass er disziplinär zur Verantwortung gezogen« wurde. 160

Nach der gleichen Vorgehensweise agierte Hitler zur selben Zeit in Deutschland und diese Art von Politik und ideologischer Kontrolle wurde auch nach der Machtübernahme Öster- reichs beibehalten. Daran ist deutlich zu erkennen, dass Dollfuß zwar versuchte den National- sozialismus mit seinen eigenen Waffen zu schlagen, im Grunde genommen jedoch der Weg für das braune Regime geebnet wurde. 161

3.4.2.1. Die Professorenschaft und die Vaterländische Front

Im Mai 1933, zwei Monate nach der Ausschaltung des Nationalrates, wurde die Vaterländi- sche Front vom damaligen Bundeskanzler Engelbert Dollfuß gegründet. Vorerst war sie »ein Sammelbecken für antiparlamentarische und antinationalsozialistische Kräfte ohne konkre- tes politisches Programm« 162 und sollte alle anderen, für illegal erklärte, politische Partei- en ersetzen. Die VF wurde zur »politischen Monopolorganisation des austrofaschistischen Systems« 163 und war demnach der auf autoritärer Grundlage aufgebaute politische Verband öffentlichen Rechtes. Gemäß ihrer programmatischen Ausrichtung war diese Einheitspartei der einzige Träger der politischen Willensbildung im Staat. 164

Dollfuß selbst formulierte die geplante Richtung der zukünftigen österreichischen Politik beim ersten Generalappell der VF am 11. September 1933 folgendermaßen: »Die Zugehörigkeit zur VF ist ein Bekenntnis des Willens zur Mitwirkung am Aufbau unserer Heimat auf christlicher und ständischer Grundlage, ist ein Willensbekenntnis zur Überwindung des Parteienstaates.« 165

Diese Aussage belegte die klare Prämisse des Bundeskanzlers, dass jeder Österreicher der Partei beitrat und es erschien nur konsequent, dass er die »parteienstaatliche Demokratie« 166 aufhob, um das »Beste« für das österreichische Volk zu erzielen. Wer nicht für die VF war, war auch gegen Dollfuß und seine Art und Weise das Land zu regieren.

 H.A. VUW, Rekt. 17/1936  Lichtenberger-Fenz 2004, S. 73  Tálos et al. 1988, S. 104  Tálos et al. 2005, S. 145  Vgl. Bundesgesetz vom 20.05.1936; Bundesgesetz über die Vaterländische Front; BGBl.1936/160  zitiert nach Tálos et al. 2005, S. 145  Ebda., S. 146 Ergebnisse zur Geschichte Seite 37

So war es nicht verwunderlich, dass die »Nicht-Mitgliedschaft« de facto ein Berufsverbot im öffentlichen Dienst bedeutete. 167 Als bekanntes Beispiel für solche fatalen Karrierekonsequen- zen ist Heinrich Gomperz, Professor der Philosophie an der UW, zu nennen. Er weigerte sich, der Vaterländischen Front des Bundeskanzlers beizutreten und wurde »daraufhin im Septem- ber 1934 unter dem Vorwand von Sparmaßnahmen vorzeitig in den Ruhestand versetzt und erhielt eine Pension« 168, von der seine Familie kaum leben konnte.

Die rechtliche Grundlage dafür legte die Regierung bereits im Juli 1934, als das Universitäts- Organisationsgesetz von 1873 neu überarbeitet und erlassen wurde. Dieses beinhaltete, dass es nur Mitgliedern der Vaterländischen Front erlaubt war, ein akademisches Amt innezu- haben, »denn nur so sei ein vertrauensvolles, enges und reibungsloses Zusammenarbeiten der akademischen Behörden mit der politischen Staatsführung möglich.« 169 Laut Höflechner dürfte in der Folge die Zahl der Professuren an den österreichischen Hochschulen um knapp ein Drittel reduziert worden sein. 170

An der TiHo Wien traten alle Professoren gezwungenermaßen der Vaterländischen Front bei und es kam hier zu keiner Entlassung bzw. Zwangspensionierung. Dienststellenleiter der VF an der TiHo war vorerst Prof. Dr. Leopold Reisinger, welcher nach seiner Pensionierung von Prof. Dr. Ferdinand Habacher abgelöst wurde. 171

3.4.3. Die Studenten und die »österreich-vaterländische« Erziehung

Bereits Ende der 20er Jahre bemerkte man mehr und mehr die nationalsozialistische Gesin- nungslenkung an den Hochschulen. Die DSt, welche 1923 offiziell anerkannt wurde 172, ge- wann zunehmend an Stärke und Einfluss und wurde zur stärksten Fraktion in der Studenten- kammer.

Dieser Einfluss wurde zur damaligen Zeit auch von den Professoren gefördert. So äußerte sich im Studienjahr 1932/1933 der damalige Rektor der UW, Othenio Abel, dass er es für eine seiner wichtigsten Aufgaben halte, »vor allem anderen die bodenständigen deutschen Studie- renden der Universität […] auch in ihren völkischen Idealen weitestgehend zu fördern.« 173

 Tálos et al. 2005, S. 147  Fischer 1967, S. 36  Höflechner 1989, S. 72   Ebda., S. 70   Anonym 1938, S. 129   Brünner et al. 1989, S. 66   Lichtenberger-Fenz 1977, S. 315 – 316 Ergebnisse zur Geschichte Seite 38

»Linke, Juden, Außenseiter, Nonkonformisten fanden selbst bei hoher Qualifikation den Weg zur österreichischen Hochschule häufig mit Hindernissen gepflastert« 174, wo hingegen die politisch »richtig« gesinnten, aber weniger qualifizierten Studenten kaum Auflagen erfüllen mussten.

Nachdem die TiHo durchwegs der Einstellung der UW gefolgt war, traf Fischers Situations- beschreibung höchst wahrscheinlich auch auf diese Hochschule zu. Wie bereits erwähnt ver- suchte auch Rektor Wirth 1932 die DSt, welche vom NS-Studentenbund beherrscht wurde, zu schützen. 175

So kam es, dass in der Studentenkammer die Vertreter des NSDStB im Braunhemd saßen 176 und das Ende des Liberalismus an den Hochschulen vorbereiteten. Einer ihrer »Koalitions- partner«, der Cartellverband (CV) katholisch deutscher Studentenvereine, distanzierte sich immer mehr von der nationalsozialistischen Einstellung, obwohl auch der CV rechte Grund- sätze vertrat. Der CV ging mit dem geforderten Führerprinzip, welches der NSDStB für die Deutsche Studentenschaft forderte, nicht konform und trat Ende 1932 aus der DSt aus. 177 Der NSDStB versuchte, trotz zahlreicher Anhängerverluste, die der Ausstieg des CV mit sich brachte, weiter seine Ziele zu verfolgen.

Auch an der TiHo kam es vermehrt zu nationalsozialistischen Bekenntnissen vonseiten der Studenten. Im November 1933 richtete Schuschnigg ein Schreiben an den damaligen Rek- tor Jansch, welches besagte, dass der Unterrichtsminister zur Kenntnis gelangt sei, dass »am Schlusse von Vorlesungen seitens einer Mehrzahl der anwesenden Studenten in offensichtlich demonstrativer Absicht das Deutschlandlied, bzw. nach manchen Aussagen, das Horst-Wessel- Lied gesungen und ›Heil Hitler-Rufe‹ laut wurden.« Jansch sollte Vorsorge treffen, dass solche Ruhestörungen nicht wieder vorkommen, denn ansonsten würden die »Zuwiderhandelnden« gegebenenfalls rechtlich bestraft. 178

Diese Verbreitung des nationalsozialistischen Denkens an den Hochschulen konnte Engelbert Dollfuß nicht billigen und so ließ er nach mehreren Ausschreitungen zwischen den natio- nalsozialistischen und katholischen Studenten, die nationalsozialistisch geführte Deutsche Studentenschaft in Österreich auflösen. 179

Doch auch im Ständestaat wurden die Studierenden mit einer Situation konfrontiert, »die sich nur graduell von der deutschen Variante unterschied« 180, da die Universitäten zu

  Fischer 1967, S. 139   Vgl. Kap. 3.3.2.1: Die Gleispach'sche Studentenordnung, S. 22   Klaus 1971, S. 24  Lichtenberger-Fenz 1977, S. 315 – 316  H.A. VUW. Rekt. 731/1933  Posch et al. 2008, S. 94   Lichtenberger-Fenz 2004, S. 73 –74 Ergebnisse zur Geschichte Seite 39

politischen Erziehungsanstalten umfunktioniert wurden. Mit Hilfe der »von oben eingesetz- ten Studentenorganisationen, den gesäuberten Lehrkörpern und dem mit paramilitärischen und ideologischen Pflichtübungen durchsetzten Studienbetrieb« 181 versuchte die austrofa- schistische Diktatur, ihren politischen Leitgedanken den Jungakademikern zu indoktrinieren.

3.4.3.1. Die »österreichische Sachwalterschaft«

Um das Problem bezüglich der Studentenvertretung ein für alle Mal in den Griff zu bekom- men, wurden am 1. Oktober 1933 »staatlich bestellte, nicht gewählte ›Sachwalter‹ als studen- tische Vertretungsorgane eingesetzt.« 182 Diese Sachwalterschaft wurde in die Vaterländische Front eingegliedert und von der österreichischen Hochschülerschaft, welche als formaler Vor- läufer der heutigen ÖH gilt, organisiert. 183 »Zum Zwecke der Gesinnungssicherung wurde auch die Studentenschaft in die ›Vaterländische Front‹ […] eingegliedert und ›nach dem Führerprin- zip‹ von oben nach unten organisiert.« 184

An der TiHo Wien wurde 1933 der Student K. Schmidt als Vertreter des vom Bundesministe- riums ernannten Sachwalters, Dr. Karl von Stein, ernannt. 185

  Lichtenberger-Fenz 2004, S. 73 –74   Posch et al. 2008, S. 94   Preglau-Hämmerle 1986, S. 162   Ebda., S. 162   Anonym 1933, S. 779 Ergebnisse zur Geschichte Seite 40

Abb. 4.: Organigramm der »Österreichischen Sachwalterschaft« von 1934 – 1938 186

Da alle anderen Studentengruppen wie die sozialistische, kommunistische oder gar die natio- nalsozialistische Fraktion verboten wurden, gingen »alle studentischen Vertretungsansprü- che« an die »ständestaatliche« Sachwalterschaft über. 187

Die Sachwalterschaft wurde nach dem Führerprinzip aufgebaut. An der Spitze stand der vom Bundesministerium beauftragte Sachwalter der Hochschülerschaft Österreich. Diesem waren die Sachwalter der einzelnen Universitäten, darunter auch der der TiHo unterstellt. Die dritte Ebene bildeten die Fachgruppenleiter, die mit Einverständnis der ersten Ebene von den Sach- waltern der Universitäten bestimmt wurden. Bei Fakultäten, welche mehrere Studienrichtun- gen umfassten, wurden zusätzlich noch Fachschaftsleiter eingesetzt. Sie waren wiederum den Fachgruppenleiter untergeordnet. 188

  Anonym 1936, S. 79  Posch et al. 2008, S. 95  Griesebner 1990, S. 46 Ergebnisse zur Geschichte Seite 41

Nachdem sich die Studenten inskribiert hatten, wurden sie automatisch Mitglied der jeweili- gen Fachschaft. 189

Diesem »studentischen Führungsapparat« oblag es, laut einem Erlass des Bundesministeri- ums für Unterricht vom 23.05.1934, § 6, Abs. 1 »die vaterländischen, kulturellen, sozialen, wirtschaftlichen, fachlichen sowie alle sonstigen Belange der Hochschülerschaft und aller ihrer Teile unter besonderer Berücksichtigung des Fürsorgewesens, des Leibesübungswesens und des studentischen Arbeitsdienstes im Namen der Hochschülerschaft wahrzunehmen und zu vertreten.« 190

An der TiHo Wien bestand 1933 noch der »Verein deutscher Veterinärmediziner«, welcher sich aber im Sommersemester 1934 auflöste. Dessen Aufgaben wurden vorerst vom »Verein Mensa Deutscher Veterinärmediziner« übernommen, jedoch wurden die fachlichen Interes- sen, wie es ja der allgemeinen Entwicklung entsprach, nunmehr von der »Veterinärmedizini- schen Fachschaft« vertreten. Die Leitung der Fachschaft übernahm bis 1938 cand. med. vet. Hans Pinggera, der als eines seiner ersten Ziele beabsichtigte, gemeinsam mit der Medizini- schen Fachschaft ein Erholungsheim für kranke Kommilitonen zu errichten. 191

3.4.3.2. Der Juliputsch

Bereits am 13. Juni 1934, nach einer Konferenz in Preßburg, plante die NSDAP-Landesleitung Österreich den Putsch gegen die österreichische Regierung und die Ermordung von Engelbert Dollfuß. Ein Grund dafür war die Not und die Arbeitslosigkeit so vieler Nationalsozialisten, welche nach dieser Tat den Anschluss erhofften. Erwähnenswert ist, dass Adolf Hitler von diesem Putschversuch nichts wusste und die österreichischen Nationalsozialisten auf eigene Faust handelten. 192

Am 25. Juli 1934 stürmten bis zu 154 bewaffnete Putschisten das Kanzleramt und ermordeten den Bundeskanzler mit zwei Schüssen. 193

 Griesebner 1990, S. 47   Anonym 1937, S. 47   Anonym 1934 (a), S. 86   Wagner 2007, S. 208   Ebda., S. 209, vgl. auch H.A. VUW, Rekt. 704/1934 Ergebnisse zur Geschichte Seite 42

Abb. 5.: Juliputsch 1934. Die Exekutive stürmt das von Nationalsozialisten besetzte RAVAG-Gebäude.

Die nachfolgenden Erhebungen zur Aufklärung des Attentates wurden anhand vorbereiteter Listen bekannter Nationalsozialisten eingeleitet. Da die Drähte ja nicht nur von Wien aus gezogen worden waren, sondern auch von Bundesländern wie die Steiermark, Kärnten, Ober- österreich und Salzburg, eben den Ländern, in denen die Nationalsozialisten eine große Ge- folgschaft hatten und in denen es am selben Tag zu Aufstandsbewegungen kam, wurde auch dort nach Putschisten gesucht. 194

Aus dem selben Grund gingen die Ermittlungen auch in Richtung der österreichischen Uni- versitäten, da auf akademischen Boden immer noch Untergrundorganisationen der NSDAP vorzufinden waren.

An der TiHo Wien gab es bereits ein Liste von insgesamt dreizehn verdächtigen Personen, die auf Grund früherer Disziplinarverfahren aktenkundig waren. 195 Neun Studenten, welche jedoch nicht auf dieser Liste standen, wurden in Gewahrsam genommen und ein ordentliches Disziplinarverfahren wurde eingeleitet. Allerdings wurde zuvor für die Beschuldigten eine Inskriptionssperre wegen Beteiligung am Juliputsch verhängt. 196

Alle der aufgegriffenen Studierenden mussten sich vor einer Disziplinarkommission wegen nationalsozialistischer Aktivitäten verantworten. Ihre Strafen fielen sehr unterschiedlich aus.

  Wagner 2007, S. 210   ÖSTA, AVA, aU (1848 –1940), Kt. 371, Zl. 23834/1934   H.A. VUW, Rekt. 159/1935, Rekt. 861/1934, Rekt. 994/1934, Rekt. 862/1934, Rekt. 810/1934 Ergebnisse zur Geschichte Seite 43

Einige erhielten einen Freispruch, andere eine Studiensperre für bis zu vier Semester und wieder andere wurden von allen Hochschulen Österreichs für immer verwiesen. Zusätzlich wurde so mancher der beteiligten Studenten zu Arreststrafen von bis zu sechs Monaten ver- urteilt. 197

Nachdem Schuschnigg als offizieller Nachfolger Dollfuß anerkannt wurde und somit der Plan der Nationalsozialisten, Österreich unter die Herrschaft Hitlers zu führen, gescheitert war, konnten die schuldig gesprochenen Studenten auch nicht auf eine volle Begnadigung hoffen. Sie waren nun gezwungen ins Ausland zu gehen, wie z. B. nach Zagreb, um ihr Studium zu beenden. 198

3.4.3.3. Die Einführung von Hochschullagern 1936

Bereits 1928 kam es zur Abhaltung des ersten Ferienlagers in Lüchentin an der Ostsee, wel- ches dem Zwecke der Gemeinschaftserziehung dienen sollte. Die Teilnehmer sollten ein »ein- faches, naturverbundenes und körperfrohes Leben« vermittelt bekommen und ihren Kame- radschaftssinn stärken. 199

Diese Attribute klangen auch für den Ständestaat sehr löblich und gingen vollkommen mit seiner Ideologie konform. So war es im Grunde genommen verwunderlich, dass das erste Hochschullager in der Zeit des Austrofaschismus erst im Sommer 1936 als Veranstaltung der Hochschülerschaft statt fand. 200

Um einen regen Besuch dieser Einrichtung zu sichern, verankerte Schuschnigg die obliga- torische Teilnahme und den Ablauf unter anderem im Hochschulerziehungsgesetz:

§ 6. (1) In den Hochschullagern erfolgt die Erziehung zur vaterländischen Gemeinschaft: a) durch Pflege von militärischen Übungen der Teilnehmer unter besonderer Betonung der erzieh- lichen Werte des kameradschaftlichen Gemeinschaftslebens; auch die Verrichtung gemeinnütziger Arbeiten kann in den Dienst der Erziehungsaufgabe gestellt werden; b) durch Vorträge und Aussprache über Gegenstände des weltanschaulichen und vaterländischen Gedankengutes und des Wehrwesens. 201

 H.A. VUW, Rekt. 159/1935, Rekt. 861/1934, Rekt. 994/1934, Rekt. 862/1934, Rekt. 810/1934  H.A. VUW, Rekt. 42/1935  Wagner 2010, S. 233  Moser 1937, S. 42  Vgl. Bundesgesetz vom 01.07.1935; Hochschulerziehungsgesetz, BGBl. 1935/267. Siehe auch Kap. 9: Anhang, S. 199 Ergebnisse zur Geschichte Seite 44

Außerdem besagte der § 6 ausdrücklich, dass man den Teilnehmern des Hochschullagers »Gelegenheit zur würdigen Erfüllung ihrer religiösen Pflichten« geben müsse. 202 Dies belegt den beständigen Einfluss der katholischen Kirche auf die Vaterländische Front.

Die Hochschullager umfassten meist je 100 Studenten, fanden in »den Sommermonaten ohne Beeinträchtigung des wissenschaftlichen Hochschulbetriebes« statt und dauerten mindestens vier bis höchstens acht Wochen. 203

In diesen Wochen absolvierten die Studenten »eine harte Schulung körperlich-gymnastischer, militärisch-wehrhafter und geistig-pädagogischer Erziehung.« 204 Der primäre Zweck eines solchen Lagers sollte darin liegen, »Kameradschaft zu pflegen, hingeordnet auf Verantwor- tung vor Österreich.« Außerdem sollte »ein Einbetten der humanitas […] in den Mutterbo- den des Volkstums« stattfinden. 205

Im Sinne dieses Konzepts sollten die einheitlich gekleideten Studenten durch sportliche Höchstleistungen, Aufklärungsarbeit des Lager- und Bildungsführers sowie durch Diskus- sionen über Themen wie »Religion und Wissenschaft«, »Wahrhaftigkeit und Irredenta« oder »Volkstum und Staat« das ständestaatliche Gedankengut verinnerlichen und nach außen an die Studentenschaft weiter geben. 206

In einer kommunistischen Druckschrift berichtete ein Teilnehmer jedoch folgendes: »Das Essen war schlecht und zu wenig, es war den Lagerteilnehmern verboten, ausserhalb einer be- stimmten Einteilung Essen zu fassen. […] Allgemeine Gewichtsabnahme zwischen 1 und 7 ½ Kilo war die Folge. […] Unter ›Kameradschaft‹ verstand die Leitung gemeinsames Kuschen und strammes Exerzieren. […]

Auf die Frage, warum nicht für alle Stände derartige Lager eingerichtet wurden, antwortete der Bildungsführer, dass dies in der besonderen Führerstellung der Studenten läge. Der zufolge solle der Student zu einem körperlich und geistig vollwertigen Menschen erzogen werden, mit einer aristo- kratisch-konservativen Lebensauffassung.

Diskussionen über die Vorträge des ›Herrn Bildungsführers‹ wurden abgewürgt, wenn sie der Lei- tung nicht erwünscht waren.« 207

 Vgl. Bundesgesetz vom 01.07.1935; Hochschulerziehungsgesetz, BGBl. 1935/267, § 6, Abs. 3. Siehe auch Kap. 9: Anhang, S. 199  Ebda.  Moser 1937, S. 42  Ebda., S. 42  Ebda., S. 43  ÖSTA, AVA, aU (1848 –1940), Kt. 373, Sign.2D2, Zl. 44995/1937; »Der Hochschulkampf«-Organ des roten Studentenverbandes. Ergebnisse zur Geschichte Seite 45

An diesem Bericht ist deutlich zu erkennen, dass die Studenten die »Ferien vom Ich und für das Ich« 208 nicht in der Form konsumieren konnten, wie es ihnen versprochen wurde. So kam es mehr und mehr zu einer ablehnenden Haltung der Studentenschaft gegenüber dem »Kameradschafts-Lager« und so mancher versuchte, sich mit Hilfe eines ärztlichen Attestes der auferlegten Verpflichtung zu entziehen. 209

Das Hochschullager kostete im Jahre 1938 ungefähr 161.581 S und war zu dieser Zeit bereits in nationalsozialistischen Händen, jedoch wurde der Finanzierungsplan noch von der Hoch- schülerschaft Österreichs erstellt. 210

3.4.3.4. Die staatlichen Interventionen in die Lehrpläne der TiHo

Vor allem an den Hochschulen fiel es der Regierung sehr schwer, Anhänger für sich und die vaterländische Ideologie zu gewinnen. Die Mehrheit der Studenten waren entweder National- sozialisten oder Sozialisten 211 und so versuchte man, diese durch Eingriffe in den Lehrplan auf den »richtigen« vaterländischen Weg zu bringen.

Es wurden 1933 »Pflichtvorlesungen zur weltanschaulichen Erziehung der Hörer aller Fakul- täten für die Studenten der zwei ersten Semester eingeführt.« 212 Sie mussten insgesamt zwölf Wochenstunden Pflichtlehrveranstaltungen zur »vaterländischen« Erziehung besuchen. In dieser Zeit wurde ihnen das ideologisch zulässige Geschichtsbild nahe gebracht und sie »ge- nossen« eine staatsbürgerliche sowie weltanschauliche Erziehung. 213

Am Ende des jeweiligen Semesters mussten die Studenten Prüfungen über den Stoff der poli- tischen Pflichtlehrveranstaltungen absolvieren und auch bestehen, denn dies war die Voraus- setzung zur Fortführung des Studiums. 214

Für die männlichen Studiosi wurden zusätzlich vormilitärischen Übungen eingeführt, um »die Lust und Liebe zum Soldatenhandwerk zu wecken und um alles für die Heimat, alles für Österreich« 215 zu tun. So wurden die Studenten »im Rahmen der Wehrverbände in eigene Studentenkompagnien und –bataillonen zusammengefasst.« 216 »Die Mitgliedschaft in diesen Studentenkompagnien war für die männlichen Studierenden gleichzeitig auch Voraussetzung

 Moser 1937, S. 44  Wagner 2010, S. 234  Ebda., S. 233  Speiser 1986, S. 146  Ebda., S. 146  Griesebner 1990, S. 51  Ebda., S. 51  Anonym 1934 (b), S. 21  Ebda., S. 22 Ergebnisse zur Geschichte Seite 46

für die Gewährung von Kollegiengeld und Studiengebührenbefreiung, Stipendium oder Ver- gabe eines Heimplatzes.« 217

Eine weitere wichtige verpflichtende Lehrveranstaltung betraf den Luftschutz. An der TiHo wurden die Professoren Dr. Herman Jansch und Dr. Ferdinand Habacher mit den Funktio- nen für alle Luftschutzangelegenheiten betraut. Sie hielten die Vorlesungen über Luftschutz und über die chemischen Kampfstoffe. Weiters wurden auch tierheilkundliche Aspekte der Kampfstofferkrankungen näher beleuchtet. 218 Vorlesungen zu Themen wie »Empfindlichkeit der Tiere gegen chemische Kampfstoffe, Empfindlichkeit der Pflanzen (Bodenvergiftung)« und »spezielle Pathologie und Therapie der Kampfstofferkrankungen bei Tieren, Schutz der Lebens- und Futtermittel im allgemeinen und besonderen, Entgiftung derselben, Einzelschutz der Tiere« wurden gehalten. 219

Diese veterinärspezifischen Luftschutzschulungskurse mussten nicht nur die Studenten der TiHo, sondern auch die praktizierenden Tierärzte besuchen 220 und mit einer Prüfung positiv abschließen, welche »behördlich anerkannt und für das ganze Bundesgebiet gültig war.« 221

 Griesebner 1990, S. 52  H.A. VUW, Rekt. 757/1938  Dauscher 1937, S. 159  Ebda., S. 159  Anonym 1934 (c), S. 33 Ergebnisse zur Geschichte Seite 47

Ergebnisse zur Geschichte Seite 48

Abb. 6.: Empfohlener Stundenplan der TiHo für die Semester 1937/38 Ergebnisse zur Geschichte Seite 49

3.5. Auflagen für ausländische Studenten der Hochschulen

Da es 1933, vermutlich auch als Folge der Wirtschaftskrise, immer noch zu wenig Arbeits- plätze für Akademiker gab und die Arbeitslosenrate von Jahr zu Jahr anstieg, beschloss die Regierung eine Eindämmung des Ausländerstudiums. 222 Sie wollte aus volkswirtschaftlicher Sicht, »zumindest den Inländern die Möglichkeit der ungestörten Teilnahme an einem voll- wertigen Lehr- und Forschungsbetrieb gewährleisten« und »insbesondere dort, wo nur eine beschränkte Zahl von Arbeitsplätzen in Frage« kam. 223

Als ausländische Studierende galten damals jene Studenten, »die nicht die österreichische Staatsbürgerschaft besaßen und die, falls in Österreich geboren, nicht in Österreich »heimat- berechtigt« waren. 224

So kam es, dass auch die TiHo Wien folgende Kundmachung zugesandt bekam: »Studierende ausländischer Staatsbürgerschaft, gleichgültig ob sie bereits in Österreich an Hoch- schulen studiert haben oder nicht, die sich im kommenden Wintersemester 1933/1934 an einer österreichischen Hochschule inskribieren wollen, müssen diese ihre Absicht bis zum 15. September 1934 schriftlich unter Vorlage der entsprechenden Zeugnisse dem Dekanate der betreffenden Uni- versitätsfakultät bzw. dem Rektorate der betreffenden Hochschule mitteilen. Daraufhin wird der Gesuchswerber verständigt werden, ob seine Inskription bewilligt wird oder nicht. Zum Betreten der Hochschule wird die Vorweisung einer derartigen zustimmenden Bewilligung des Dekanates bzw. des Rektorates und eines Reisepasses (bei den im Inlande lebenden Ausländern eventuell ein mit Lichtbild versehenes behördliches Dokument) erforderlich sein.« 225

Doch sah die Regierung nicht nur den volkswirtschaftlichen, sondern auch den politischen Aspekt. Die Reduzierung der ausländischen Studenten brachte auch hinsichtlich des dadurch verminderten nationalsozialistischen Einflusses, welcher vom Deutschen Reich ausging, Vor- teile mit sich. So erklärte Unterrichtsminister Schuschnigg den Rektoren, »dass jene auslän- dischen Aufnahmswerber deutscher Volkszugehörigkeit, welchen eine deutsche Hochschule der

 Laut Walter 1936, S. 41 gab es nach der Volkszählung 1934 eine ca. 10% ige Arbeitslosigkeit unter den Akade- mikern.  H.A. VUW, Rekt. 520/1933. vgl. dazu aber auch Kap. 3.4.1: Die beginnende Gleichschaltung der Hochschu- len, S. 29  Posch et al. 2008, S. 87 Heimatberechtigung erhielt man nur in der Heimatgemeinde. Als Zuwanderer konnte man nach »zehnjähri- gen Aufenthalt in einer Gemeinde einen Anspruch auf Heimatberechtigung erwerben.« Vgl. auch Posch et al. 2008, S. 87, Fußnote 59.  H.A. VUW, Rekt. 520/1933 Ergebnisse zur Geschichte Seite 50

gewählten Studienrichtung in ihrem Heimatlande zur Verfügung steht, nur nach Massgabe des erübrigten Platzes aufgenommen werden können.« 226

Außerdem mussten alle ausländischen Studenten vor Studienbeginn ein Revers unterschrei- ben, welches jegliche Mitgliedschaft in einer verbotenen Partei untersagte. Dieses Revers war Voraussetzung für die Inskription an einer österreichischen Hochschule.

 H.A. VUW, Rekt. 520/1933 Ergebnisse zur Geschichte Seite 51

Abb. 7.: Zu unterzeichnendes Revers, als Bedingung für die Inskription ausländischer Studenten Ergebnisse zur Geschichte Seite 52

Dollfuß wollte damit sichergehen, dass jeder ausländische Student Österreichs voll und ganz hinter dem politischen Willen des Bundeskanzlers stand. Die Gefahr, dass vor allem Studiosi aus dem Deutschen Reich weitere Betätigungen in irgendeine ungewollte politische Richtung aufnahmen, war zweifellos immer gegeben. Schließlich sollten die ausländischen Studenten »die gleiche Affinität zu den Kultur- und Lebensformen der österreichischen Hochschulen (wie die österreichischen Hörer) aufweisen« 227, um sie in den Hochschulbetrieb besser einzuglie- dern und somit den Frieden auf akademischen Boden wahren zu können.

Diese Vorgangsweise war durchaus begründet, da in den Semestern 1931/32 und 1932/33 die Anteile der reichsdeutschen Studenten an der TiHo insgesamt 24 – 56% der ausländischen Studierenden ausmachten. 228

Die folgenden Tabellen sollen den Rückgang der ausländischen Inskriptionen an der TiHo nach den im WS 1933/1934 erlassenen Auflagen verdeutlichen:

450

400

350

300

250 Ausländer 200 Inländer

150

100

Abb. 8.: Ausländeranteil der Gesamtzahl der Studenten an der TiHo (1930 – 1938)

 H.A. VUW, Rekt. 520/1933  H.A. VUW, Rekt. 119/1934, Bericht über die Amtszeit 1931/32 und 1932/33 des Rektors der Tierärztlichen Hochschule in Wien Prof. Dr. D. Wirth. S. 3 Ergebnisse zur Geschichte Seite 53

80

70

60

50

40

30 Ausländer 20 Inländer

10

0

Abb. 9.: Ausländeranteil der Erstsemestrigen an der TiHo von 1930 – 1938 (Keine aussagekräftigen Daten zum WS 32/33, SS 1936, SS 1937 bis SS 1938 vorliegend.) Ergebnisse zur Geschichte Seite 54

3.5.1. Studiengebühren der ausländischen Hörer

Die Höhe des »Unterrichtsgeldes« wich für die ausländischen Studenten von den Beträgen ab, welche die inländischen Hörer zu leisten hatten, denn schließlich sollten die ausländischen Studiosi auch einen gewissen finanziellen Vorteil bringen. Nach der Verordnung des Bundes- ministers für Unterricht vom 5. September 1933 mussten Inländer insgesamt 91 Schilling pro Semester zahlen, wohingegen die Ausländer in vier Gruppen eingeteilt wurden: 229

Tab. 3.: Zusammensetzung des »Unterrichtsgeldes« für Ausländer 1933

Vollzahlende ½ zahlende Gleichstellung 1 Gleichstellung 2 Ausländer Ausländer Matrikelgebühr 18 S 9 S 6 S 6 S Unfallversicherung 1 S 1 S 1 S 1 S Unterrichtsgeld 48 S 24 S 16 S 16 S Aufwandsbeitrag 204 S 204 S 204 S 118 S pro Semester 271 S 238 S 227 S 141 S

Wenn man den inflationsbereinigten Gegenwert eines Schillings von 1933 in heutigen Euros ausdrücken würde, käme man auf 3,13. Euro. 230 Somit musste ein inländischer Hörer anno dazumal ca. 285 Euro pro Semester Studiengebühren bezahlen, ein vollzahlender ausländi- scher Student umgerechnet beinahe das 3-fache, sprich ca. 848 Euro.

Vergleicht man die Studiengebühren vom Jahr 2006, in dem österreichische Studenten pro Semester 363,36 Euro entrichten mussten und ihre ausländischen Kommilitonen genau das Doppelte 726,72 Euro 231, so ist deutlich zu erkennen, dass man 1933 die schlechte wirtschaft- liche Situation der Hochschulen unter anderem durch die Inskription ausländischer Hörer verbessern wollte.

Doch im Gegensatz zu heute war das damalige Professorenkollegium ermächtigt, »einzel- nen Ausländern, soferne sie hinsichtlich des Unterrichtsgeldes den Inländern gleichgestellt« waren,«bei besonderer Bedürftigkeit, den Aufwandsbeitrag auf 118 S herabzusetzen. In diesen Fällen würden die Ausländer um 50 S mehr zu leisten haben (141 S) als die vollzahlenden Inlän- der (91 S).« 232

 H.A. VUW, Rekt. 703/1936  Statistik , Verbraucherpreisindex vom Juni 2010  Bundesgesetz vom 13.03.2006 »Hochschulgesetz 2005«. BGBl. 2006/30, Teil 1  Ebda., vgl. auch Bundesgesetz vom 23.09.1933 Unterrichtsgelder an der tierärztlichen Hochschule in Wien. BGBl.1933/419 Ergebnisse zur Geschichte Seite 55

All diese Auflagen hatten zur Folge, dass sich während des austrofaschistischen Regimes in den Jahren ab 1933/34 ein starker Rückgang der ausländischen Inskriptionen abzeichnete. »Gab es im Sommersemester 1933 an allen österreichischen Hochschulen 6.379 ausländische Studierende (davon 3.082 oder 48.3% aus dem Deutschen Reich) […], waren es im Sommer- semester 1934 nur noch insgesamt 3.235 an allen österreichischen Hochschulen – ein Rück- gang der ausländischen Studierenden um fast 46%, der Studierenden aus Deutschland sogar um fast 80% innerhalb eines Jahres.« 233

 Posch et al. 2008, S. 89 Ergebnisse zur Geschichte Seite 56

3.6. Das Frauenstudium

An den österreichischen Universitäten kam es sehr spät zu einer Einführung des Frauen- studiums. 1897 wurde das Studium an der Philosophischen Fakultät für Frauen zugänglich gemacht, 1900 folgten die Medizinische und 1919 die Juridische Fakultät. 234

Die Tierärztliche Hochschule öffnete ihre Türen für das weibliche Geschlecht erstmals am 21. Jänner 1919. 235 Zu dieser Zeit waren jedoch die Ressentiments gegen Frauen im tierärzt- lichen Berufsstand besonders groß. Man(n) war der Meinung, dass Frauen nicht in der Lage wären, die oft körperlich sehr schwere und zu dem noch wissenschaftliche tierärztliche For- schungsarbeit auszuüben. Der Physiologe Theodor L.W. Bischoff z. B. leitete die »geminderte intellektuelle Leistungsfähigkeit« der Frauen vom geringeren Gewicht des Frauenhirns ab. Diese Tatsache würde den Frauen die Möglichkeit nehmen, abstrakt, logisch und wissen- schaftlich zu denken. 236 Die körperliche Untauglichkeit der Frauen wurde vom Mediziner Max Runge in seiner Schrift »Das Weib in seiner geschlechtlichen Eigenart« 237 dokumentiert. Er war der Meinung, dass Frauen »durch ihre biologische Bestimmung und die dazugehören- den körperlichen Eigenarten derart beeinträchtigt« 238 wären, dass sie einzig und allein für das Kindergebären taugen und keine andere Tätigkeit verrichten sollten. Falls Frauen sich doch für eine akademische Laufbahn entscheiden sollten, müssten sie mit psychischen Leiden, Hy- sterie und anderen Geisteskrankheiten rechnen.

Trotz alledem inskribierte sich am 14. November 1922 die erste weibliche Hörerin der TiHo, Fräulein Marie Chalupinka aus Ostgalizien. Allerdings verließ sie die Schule bereits ein Seme- ster später. Sie erhielt ein Abgangszeugnis, welches alle besuchten Vorlesungen und Übungen bestätigte, jedoch keine Prüfungen vorwies. 239

Als erste Österreicherin wurde Frau Dr. Therese Vallant aus Wien am 16. Oktober 1924 an der Tierärztlichen Hochschule in Wien aufgenommen. Sie hatte bereits das Doktorat der Hu- manmedizin erworben und wollte vermutlich ihre »Kenntnisse in Bezug auf gesundheitspoli- zeiliche Maßnahmen ergänzen.« Dr. Vallant verließ allerdings auch nach einem Semester die TiHo. 240

Seit 1927 gab es kein Jahr, in dem nicht mindestens eine Frau an der TiHo immatrikuliert war. 241 Unter all diesen letztlich erfolglosen Studienanfängerinnen scheinen bis 1934 nur zwei

 Posch et al. 2008, S. 84  Keck 1968, S. 46  Berger 2008, S. 16  Runge 1900  Berger 2008, S. 17  Puttner 1977, S. 18  Ebda., S. 18  Vgl. Anonym 1927, S. 376 Ergebnisse zur Geschichte Seite 57

Österreicherinnen auf, der Rest kam aus dem Ausland. 242 In diesem Jahr inskribierte Hono- rata Knopp, aus der Ostmark stammend, die am 7. Juni 1939 als erste Frau das Studium der Veterinärmedizin beenden sollte. 243 Sie legte auch eine Dissertation zum Thema »Untersu- chungen über einen neuen Anaerobier beim Hund« vor und bekam am 11. April 1940 als erste Frau Österreichs den Doktortitel der Veterinärmedizin verliehen. 244

Wie bereits erwähnt, wurde in den 20er und 30er Jahren über die Einführung eines allgemei- nen Numerus clausus für jüdische Studenten, aber auch für Frauen diskutiert. Jedoch sahen die Austrofaschisten wegen der stark rückläufigen Studentenzahlen in den Jahren 1933/34 davon ab. 245

Zusätzlich kam es zu einer Abnahme der männlichen Studentenzahl im Jahre 1936. Aufgrund der »vorangetriebenen Rüstungsproduktion und Militarisierung«, bevorzugten »viele junge Männer eine Karriere bei der Wehrmacht.« 246 So wurde weder ein geschlechtsspezifischer noch ein allgemeiner Numerus clausus eingeführt. 247

Ein abgeschlossenes Studium war für Frauen trotz allem keineswegs Garant für eine fixe An- stellung und eine finanziell unabhängige Zukunft. Die austrofaschistische Regierung verfasste nämlich 1933 ein »Beamtinnenabbaugesetz« 248, welches besagte, dass nur ledige Frauen als Beamtinnen angestellt sein durften und die Verehelichung als Kündigungsgrund vorsah.

»Für die Studentinnen bedeutete dies, dass sie ihre berufliche Ausbildung und die damit – theoretisch – erlangbaren Positionen und Rechte verlieren, sobald sie heiraten würden«. 249 Außerdem wurde die sogenannte »wilde Ehe« einer offiziellen gleichgestellt und galt somit ebenfalls als Kündigungsgrund. 250

Dieses Gesetz wirkte sich vor allem auf den weiblichen Anteil der juridischen Fakultät aus, da diese eine »Ausbildungsstätte des höheren Beamtentums« war. 251

Für das Frauenstudium an der TiHo ist anzunehmen, dass diese neue gesetzliche Regelung auf das Frauenstudium keinen großen Einfluss hatte, denn schließlich war der Großteil der

 Puttner 1977, S. 19  Anonym 1939, S. 380  Puttner 1977, S. 19  Vgl. dazu Kap. 3.3.2: Der akademische Antisemitismus, S. 21  Griesebner 1990, S. 60  Ebda., S. 60  Bundesgesetz vom 15.12.1933 Abbau weiblich verheirateter Personen im Bundesdienst. BGBl.1933/419  Posch et al. 2008, S. 87  Ebda., S. 87  Ebda., S. 86 Seite 58

Tierärzte freiberuflich bzw. selbstständig tätig. Insgesamt waren zur damaligen Zeit Frauen an der TiHo aber eine Seltenheit, wie folgendes Diagramm belegt:

450

400

350

300

250

200 Frauen

150 Männer

100

50

Abb. 10.: Frauenanteil der Gesamtzahl der Studenten an der TiHo von 1930 – 1938 Seite 59

3.7. Deutsche Hochschulen 1933 –1938

Mit der Ernennung zum Führer und Reichskanzler am 2. August 1934 sicherte Adolf Hitler endgültig die politische Macht im Deutschen Reich für sich selbst und die von ihm geleitete NSDAP.

Einer der ersten Maßnahmen an den deutschen Hochschulen war das Vorgehen gegen kom- munistische, marxistische sowie sozialistische Organisationen »und die Aufhebung von Stra- fen und Dienststrafen, die Nationalsozialisten in der Weimarer Zeit wegen politischer Betäti- gung erhalten hatten.« 252

Vor allem die NS-Studenten, welche bereits vor 1933 für Unruhe an den Universitäten gesorgt hatten, wurden begnadigt und dienten nach der Machtergreifung als »Instrument der Ord- nung im Sinne des Regimes.« 253 Ihre Aufgaben wurden am 22. April 1933 im Reichsgesetz über die Bildung von Studentenschaften an den wissenschaftlichen Hochschulen verdeutlicht und gesetzlich verankert: »§ 3. Die Studentenschaft hat folgende Aufgaben: e) Erziehung der Studenten zur Wehrhaftigkeit und zur Einordnung in die Volksgemeinschaft durch Wehr- und Arbeitsdienst und Leibesübungen; f) Mitwirkung an der Aufrechterhaltung der akademischen Zucht und Ordnung (besondere Maß- nahmen bedürfen der Zustimmung des Rektors); g) maßgebliche Mitarbeit an den sozialen und wirtschaftlichen Einrichtungen zur Förderung eines geistig und menschlich hochstehenden akademischen Nachwuchses.« 254

Bezüglich der studentischen Lebensverhältnisse verhielt sich die nationalsozialistische Re- gierung durchaus restriktiv. Denn auch Deutschland hatte Anfang der 30er Jahre mit der Überfüllung der Hochschulen zu kämpfen. Mit dieser Situation »verband sich nicht nur eine Verschlechterung der Studienbedingungen, sondern auch eine erhebliche Minderung der auf Grund der wirtschaftlichen Situation ohnehin ungünstigen Berufsaussichten für Akademiker.« 255 Die Studenten lebten in ärmlichsten Verhältnissen und waren großteils auf soziale Einrichtungen angewiesen.

 Böhm 1995, S. 63  Ellwein 1985, S. 234  Ebda., S. 282  Böhm 1995, S. 29 Seite 60

Als Reaktion auf diesen Notstand wurde bereits am 25. April 1933 das »Gesetz gegen die Überfüllung deutscher Schulen und Hochschulen« erlassen. Dies führte dazu, dass im WS 1936/37 nur noch ca. 48.500 Studenten an den deutschen Universitäten inskribiert waren. 256 Diese Studenten kamen hauptsächlich aus deutschen Familien, denn in diesen Jahren war die Vertreibung der jüdischen und andersdenkenden Studierenden schon weit fortgeschritten.

In konsequenter Verfolgung der neuen ideologischen Linie wurden nicht nur die Studen- ten, sondern auch die Professoren der Hochschulen einer politischen Auslese unterzogen. Ein »wesentliches Ziel der nationalsozialistischen Hochschulpolitik war die Schaffung eines neuen Professorentyps.« 257 Dieser sollte die nationalsozialistische Ideologie verkörpern und weitervermitteln. Es wurde von den Lehrenden nicht nur wissenschaftliche und pädagogische Fähigkeiten erwartet, sondern vor allem auch Führereigenschaften, die Instinkt und Tatbe- reitschaft forderten. 258 Die Hochschullehrer, die den Nationalsozialismus ablehnten, wur- den sukzessive »ausgeschaltet« und durch eine »neue, dem Nationalsozialismus verpflichtete Generation« 259 ersetzt.

Um die Säuberung des Lehrkörpers schnellst möglich zu vollziehen, wurde am 7. April 1933 das »Berufsbeamtengesetz« verfasst, welches die Beseitigung der Selbstverwaltung der Hoch- schulen und die Einführung des Führerprinzips sowie die Institutionalisierung politischer Kontrollinstanzen vorsah. 260

Ende 1933 wurde nach dem Führerprinzip eine »Dozentenschaft« bzw. ein »Dozentenbund« aufgebaut, die den Einfluss der NSDAP auf den gesamten Hochschulen verstärken sollten. »Die Dozentenschaft umfasste automatisch alle Assistenten, Privatdozenten und nicht beam- teten Professoren«, wohingegen »der Dozentenbund alle Parteimitglieder an der Hochschule organisierte.« 261 Die unangefochtene führende Person dieser Vereine war der Rektor der je- weiligen Hochschule, der nur dem Reichserziehungsminister unterstand.

Um die Unterstützung jedes einzelnen Hochschulangestellten für das politische Regime Hit- lers und der NSDAP abzusichern, mussten alle akademischen Bediensteten eine Eidesformel, die den absoluten Rückhalt im Bezug auf das deutsche Vaterland und den Führer forderte, unterzeichnen.

Professoren, die sich weigerten der NSDAP beizutreten bzw. die Eidesformel zu unterzeichnen, wurden fristlos entlassen und teils politisch verfolgt. Göring ernannte sogar SA-Studenten

 Ellwein 1985, S. 233  Böhm 1995, S. 355  Spengler 1934, S. 463 – 468  Böhm 1995, S. 355  Ebda., S. 85  König et al. 1997, S. 148 Seite 61

zur Hilfspolizei, die auf Grund des Berufsbeamtengesetzes Hochschullehrer aus politischen und »rassischen« Gründen verhaften durften. 262 Weiters sollten die Studenten zur Säuberung der Hochschulen beitragen, indem sie vor allem jüdische und politisch unerwünschte Profes- soren, Dozenten oder Studierende von den Universitäten fernhielten.

Wie im österreichischen Ständestaat war auch für die NSDAP ein weiterer wichtiger Stand- punkt bezüglich der Hochschulen die Vereinheitlichung der Weltanschauung. Hitler wollte die Rassenpolitik und die NS-Grundgedanken auch auf universitärem Boden durchsetzen. Die »liberalistische« sollte von der »politischen« Wissenschaft abgelöst werden. 263 Grund dafür war vermutlich, dass »das Konglomerat der NS-Weltanschauung wissenschaftlich nicht begründbar ist und nicht einmal als Ausgangsbasis für wissenschaftliches Denken und Arbeiten« 264 dienen kann.

So hatten die Nationalsozialisten keine andere Wahl, als den akademischen Strukturen die NS-Ideologie aufzuzwingen. Die der Wahrheit und der Objektivität verschriebene rationale Wissenschaft wurde als »Feind« ausgeschaltet und durch eine völkisch gebundene Pseudowis- senschaft ersetzt. 265

Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme in Österreich ab dem Jahr 1938 wurden alle politischen Neuordnungen in der Hochschullandschaft Deutschlands auch auf die öster- reichischen Hochschulen übertragen. Für deren Hörer und Dozenten brachte dieser Vorgang aber zweifellos kaum Überraschungen mit sich, da die ständestaatlichen Reformen den aka- demischen Boden für den faschistischen Zugang zu universitärer Lehre und Forschung be- reits perfekt vorbereitet hatten.

 König et al. 1997, S. 149  Böhm 1995, S. 90  Ebda., S. 87  Böhm 1995, S. 93 Seite 62

4. Ergebnisse zu den Biographien des paraklinischen Lehrkörpers

Das folgende Kapitel befasst sich mit den Vitae des aus 22 Mitglieder bestehendem para- klinischen Lehrkörper. Dabei wurde besonders auf das politische Verhalten in den Jahren 1933 –1946 sowie auf die Konsequenzen des Entnazifizierungsprozesses für die einzelnen Professoren eingegangen.

Zu erwähnen ist weiters, dass die folgenden Biographien keine Vollständigkeit aufweisen, da einige Aktenbestände im Laufe des Krieges verloren gegangen waren oder in eine andere Stadt ausgelagert wurden. Was die Auflistung der Publikationen betrifft, ist auch hier fest- zuhalten, dass sie nur einen Teil offenlegt und als Überblick der Tätigkeit der Ordinarien betrachtet werden soll. Bachlechner, Karl Seite 63

4.1. Bachlechner, Karl

Der spätere Veterinär-Kommissär Dr. Bachlechner war Mitglied der VF seit März 1934. Bei der Betriebsmiliz war er »A-Mitglied« bis zum Umbruch. Zu diesem Zeitpunkt war, laut der damaligen politischen Beurteilung, kein feindliches Verhalten gegenüber der NSDAP be- kannt und der Beitritt zur VF vermutlich nur erzwungen. Er leistete bereits in der illega- len Zeit Beiträge für die NSDAP, hatte jedoch keine Strafen auf Grund dessen. Weiters war Dr. Bachlechner Mitglied der NSV, des RDB, des RKB sowie der D.A.F.

07.06.1900 Geburt in Bregenz, Vorarlberg. Glaubensbekenntnis: römisch-katholisch. 266

1919 Erlangen des Reifezeugnisses am Gymnasium Hall in Tirol.

1924 Erlangen des Tierärztlichen Diploms.

1925 Promotion zum Dr. med vet.

1926 –1932 a.o. Assistent der Lehrkanzel für Fleischhygiene (Das Institut steht auch für die Durchführung von bakteriologischen Fleisch- untersuchungen im Dienste der amtlichen Vieh- und Fleischbeschau stets zur Verfügung.) 267

01.08.1932 a.o. Assistent auf der Lehrkanzel für Pharmakologie, weil es aus wirtschaft- lichen Gründen nicht möglich war, Bachlechner am Institut der Fleischhy- giene zu halten. Prof. Günther von der Lehrkanzel der Pharmakologie erklärt sich bereit, ihn für die frei gewordene Assistentenstelle an seinem Institut für weitere zwei Jahre vorzuschlagen. 268

29.01.1934 Weiterbestellung als a.o. Assistent für die Lehrkanzel Pharmakologie auf weitere zwei Jahre bis 31.07.1936.

01.03.1934 Beitritt zur Vaterländischen Front (VF). (zu dieser Zeit wohnhaft in Wien, 3. Bezirk, Eslarngasse 2).

 Falls nicht anders angegeben, Daten aus: ÖSTA, AdR, BMfU, Personalakt, Bachlechner Karl, 02/5020, 25.11.1938  H.A. VUW, Rekt. 340/1932  ÖSTA, AVA aU, Fas.1520, Zl. 13726/1928 – Zl. 18176/1936 Bachlechner, Karl Seite 64

29.05.1934 Bachlechner kündigt an der Lehrkanzel für Pharmakologie und bittet um Nachsehen bezüglich der vorgeschriebenen dreimonatigen Kündigungsfrist.

01.06.1934 Amtstierarzt des Wiener Veterinäramtes an der veterinäramtlichen Untersu- chungsstelle der Stadt Wien am Schlachthof St. Marx. Außerdem Amtswalter dieser Dienststellenorganisation der VF.

1936 Als Amtstierarzt am Schlachthof St. Marx beschäftigt. In dienstfreier Zeit jedoch immer noch an der Lehrkanzel für Fleisch hygiene tätig.

30.11.1936 wird von Prof. Henneberg als Stellvertreter für Veterinärrat Georg Mayer für das Lektorat für praktische Fleischbeschau vorgeschlagen. 269

26.06.1937 »[…] dass gegen die Abhaltung von praktischen Kursen in der Vieh- und Fleisch- beschau (jährlich im Sommersemester) durch den städtischen Veterinärrat Dr. Georg Mayer und den städtischen Veterinär-Kommissär Dr. Karl Bachlechner als Stellvertreter im Bedarfsfalle vom dienstlichen Standpunkte aus keine Einwände erhoben wird.« 270

01.01.1938 wird ab SoSe 1938 bis auf Weiteres als Lektor für die praktische Fleischbeschau zugelassen.

07.10.1938 Politische Beurteilung: Beruf: Veterinär-Kommissär Dienststelle: Vet. Amtliche Untersuchungsstelle Wien Zugehörigkeit zur Gliederung der NSDAP: RDB, RKB Zugehörigkeit der gegnerischen Verbände: VF, tätiges Mitglied der Betriebs- miliz der Gemeinde Wien (geschlossener Beitritt der Belegschaft St. Marx).

25.11.1938 zu dieser Zeit wohnhaft in Wien, 9. Bezirk, Wasagasse 31.

01.08.1940 zur Wehrmacht eingerückt.

07.10.1941 bereits verheiratet (genaues Datum nicht bekannt).

Weitere Daten bezüglich der Entnazifizierung und des späteren Lebens nicht bekannt.

 ÖSTA, AVA, aU, Zl. 998/1937 Prof. Henneberg stellte am 30.10.1936 den Antrag ein Lektorat für praktische Fleischbeschau zu schaffen.   ÖSTA, AVA, aU; Fas.1525, Zl. 21947/1914Zl. 25978/1937 Bachlechner, Karl Seite 65

Wissenschaftliche Arbeiten:

Über die Abtötung der Trichinellen in Salamiwürsten Wien. Tierärztl. Mschr., 20. Jg., 15.05.1933, Heft 10, S. 350 – 369

Beiträge zur Rinderfinnenbekämpfung in der Ostmark Wien. Tierärztl. Mschr., 28. Jg., 01.01.1941, Heft 1, S. 1–7 Fiebiger, Josef Seite 66

4.2. Fiebiger, Josef

O.ö. Professor Dr. med. univ. et Dr. med. vet. h.c. Fiebiger war, laut seinen eigenen Angaben vom 30. Mai 1945, in dem Zeitraum zwi- schen dem 1. Juli 1933 und dem 13. März 1938 weder der NSDAP noch einer ihrer Wehrformationen (SA, SS, NSKK, NSFK) angehörig. Am 17. Mai 1940 beantragte er die Aufnahme in die NSDAP, welche am 1. Juli 1940 bestätigt wurde. Seine damalige NSDAP-Mitglieds- nummer lautete 8.118.388. 271 Jedoch beteuerte Fiebiger 1945 dem Staatsamt für VUEK, dass er in dieser Zeit kein Parteifunktionär war und seine Zugehörigkeit zu dieser Partei niemals zu seinem Vorteil missbraucht habe. Weiters wäre er jederzeit rückhaltslos hinter der unabhängigen Republik Österreich gestanden. 272

Zur Zeit der VF konnten keine Akten bezüglich seines politischen Agierens gefunden werden.

02.02.1870 Geburt in Odrau (Österr. Schlesien). Glaubensbekenntnis: römisch-katholisch. Vater: Josef Fiebiger(1844 –1928), Volksschuldirektor in Wien. Mutter: Klementine (1844). 273

1888 Matura am Franz-Josefs-Gymnasium in Wien.

1888 Studium an der Med. Fakultät in Wien (während der Studienzeit Demonstrator der Anatomie).

01.04.1891 Militärdienstzeit bis 30.09.1891.

1892 –1894 Demonstrator an der 2. Anatomischen Lehrkanzel der medizinischen Fakultät.

01.10.1894 Militärdienstzeit bis 31.03.1895.

16.06.1894 Promotion zum Dr. med. univ.

1897 Studium an der TiHo in Wien.

  Zeitgesch. Institut, UW, Mikrofilm, A3340-MFOK-E0043   H.A.VUW, Rekt. 315/1945   Falls nicht anders angegeben, Daten aus: ÖSTA, AdR, BMfU, Personalakt, Fiebiger Josef, K16/002;03 Fiebiger, Josef Seite 67

01.12.1897 Eintritt in das k. u. k. Militär-Thierarznei-Institut und Thierärztliche Hoch- schule in Wien als Zivilpensionär. 274

1900 Erlangen des Tierärztlichen Diploms.

01.10.1900 Assistent an der Lehrkanzel für Chemie.

1901– 1907 Assistent an der Lehrkanzel für Physiologie und Physik.

1902 zweimonatiger Aufenthalt in München an der königlichen bayrischen Ver- suchsstation für Fischerei (daraus entwickelte sich auch die Habilitationsschrift). 275

19.11.1903 Habilitierung für Biologie und Pathologie der Fische.

01.12.1903 Erteilung der venia legendi als Privatdozent für Biologie und Pathologie der Fische an der TiHo in Wien.

03.06.1905 Bestellung Fiebigers zum Konsulenten für Fischkrankheiten.

18.08.1906 Verleihung des Titels und Charakters zum a.o. Professor.

1906 Zuweisung des Lehrauftrages für Allgemeine Zoologie und Parasitenkunde.

1908 Übernahme der Leitung der Abteilung VII, »Fischereiwesen«, an der Land- wirtschaftlich-chemischen Versuchsstation in Wien. 276

1908 Kandidatur für die Lehrkanzel für Physiologie nach dem Ableben Prof. Lat- schenbergers. Der neu ernannte Ordinarius Dr. von Tschermak übernimmt allerdings diese Aufgabe. 277

01.05.1908 Beförderung zum provisorischen k. u. k. Adjunkten.

  Gratzl 1956, S. 257   ÖSTA, AVA, aU, Fas.1517, Zl. 137-I/27Zl. 11505/1892   Gratzl 1956, S. 257  ÖSTA, AVA, aU, Fas.1525, Zl. 35.287/12 Fiebiger, Josef Seite 68

1911 Entziehung des Lehrauftrages für Zoologie und Parasitenkunde. Begründung: Fiebiger kann auf Grund unzureichender wissenschaftlicher Vorbildung einer tierärztlich-hochschulmäßigen Vertretung des Faches nicht in befriedigender Weise gerecht werden. Weiters wird seine Lehrverpflichtung auf die Vertretung der Biologie und Pathologie der Fische eingeschränkt. 278

1911 definitive Bestätigung als Adjunkt.

Juli 1912 fungiert als Leiter der fischpathologischen Untersuchungsstelle an der TiHo in Wien, welche zu dieser Zeit einzigartig in Österreich ist. 279

1913 Habilitierung für Parasitenkunde.

1914 Habilitierung für Histologie und Embryologie an der Universität Wien.

1914 Einrichtung einer außerordentlichen Lehrkanzel für Biologie und Pathologie der Fische, die von Fiebiger bis zur Umwandlung in ein Ordinariat im Jahr 1920 suppliert wird. 280

1914 zusätzlich auch Privatdozent für Parasitenkunde an der med. Fakultät in Wien.

01.07.1914 Ernennung zum wirklichen a.o. Professor für Biologie und Pathologie der Fische.

1915 stellt sich während der Kriegszeit freiwillig als Hilfsarzt dem k. u. k. Reserve- spital Meidling und später dem k. u. k. Sophien-Spital in Wien zur Verfü- gung. 281

1916 übernimmt den ärztlichen Dienst auf dem Malteser-Spitalszug für die Dauer von vier Wochen.

02.06.1916 Habilitierung für Histologie und Embryologie an der Tierärztlichen Hoch- schule und Erteilung der venia legendi.

1918 Kommandierung als Begleitarzt zur Malariabekämpfung nach San Vito am Tagliamento.

 ÖSTA, AVA, aU, Fas.1525, Zl. 35.287/12  ÖSTA, AVA, aU, Fas.1525, Zl. 21947/1914Zl. 25978/1937   Günther 1929, S. 29   Gratzl 1956, S. 257 Fiebiger, Josef Seite 69

25.01.1919 Verehelichung mit Margarethe Meyerhoff ( 08.08.1890) aus Graz.

28.10.1919 Geburt des Sohnes Wolfgang in Wien.

31.12.1919 Beendigung der aktiven Militärlaufbahn. 282

1920 Ernennung zum Ordinarius der Lehrkanzel für Histologie, Embryologie und Fischkunde, als ordentlicher Professor für Histologie und Embryologie sowie als Professor für Biologie und Pathologie der Fische (damaliges Gehalt: 1800 Kronen brutto/jährlich). 283

08.02.1921 Geburt einer Tochter (Name unbekannt).

1926 Teilnahme an der 89. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte in Düsseldorf.

03.04.1927 Geburt des Sohnes Hans (gestorben am 21.01.1930).

1928 Ernennung zum korrespondierenden Mitglied der Helminthologischen Ge- sellschaft in Washington.

10.05.1933 Fiebiger führt »Biologie und Pathologie der Fische« als neues Prüfungsfach des 9. Semesters in das Studium der Veterinärmedizin ein. 284

01.10.1936 Versetzung des ord. Professors in den dauernden Ruhestand (Behält aber die Leitung des Institutes für Fischkunde).

26.03.1937 Verleihung des Komturkreuzes des Österreichischen Verdienstordens durch den Bundespräsidenten anlässlich des Übertrittes in den dauernden Ruhe- stand. 285

01.04.1938 wird mit der Leitung der Lehrkanzel für Histologie, Embryologie und Fisch- kunde wieder betraut. (Vertritt Prof. Krawarik, welcher zum Heeresdienst einberufen wurde.) 286

  H.A. VUW, Rekt.1002/1940   ÖSTA, AVA, aU, Fas.1517, Zl. 11505/1892Zl. 137-I/27   H.A. VUW, Rekt. 335/1933   H.A. VUW, Rekt. 307/1937   H.A. VUW, Rekt. 457/1941 Fiebiger, Josef Seite 70

23.07.1938 Mitglied des N.S.D.-Dozentenbundes, Mitgliedsnr. 3002. 287

20.11.1940 zu diesem Zeitpunkt wohnhaft in Wien, 12. Bezirk, Ruckergasse 12.

20.11.1940 wird von Prof. Benesch für das Kriegsverdienstkreuz 2. Klasse ohne Schwerter vorgeschlagen. 288

01.10.1942 muss die Leitung der Lehrkanzel für Histologie und Embryologie wieder ab- geben.

02.10.1942 Sohn Wolfgang fällt im Krieg. Kollege Prof. Krölling schreibt in seinem Kondolenzschreiben vom 12.11.1942: »Möge der Gedanke, dass Ihr Sohn sein junges Leben für Führer, Volk und Va- terland hingegeben hat, ein Trost in Ihrem grossen Schmerz sein.« 289

05.07.1945 wird mit der Abhaltung von Vorlesungen und Übungen aus »Histologie und Embryologie« für das SoSe 1945 sowie mit der Leitung der genannten Lehrkanzel betraut.

19.02.1946 Verlängerung des Lehrauftrages für das SoSe 1946.

15.10.1946 wird von der Dienstleistung enthoben.

1955 wird von der Universität Berlin zum Ehrendoktor ernannt.

09.04.1956 stirbt in Wien.

Weitere Daten bezüglich der Entnazifizierung nicht bekannt.

 H.A. VUW, Rekt. 426/1939  H.A. VUW, Rekt. 1146/1940  H.A. VUW, Rekt. 1188/1942 Fiebiger, Josef Seite 71

Auszeichnungen:

Komturkreuz des österreichischen Verdienstordens Kriegsverdienstkreuz 2. Klasse ohne Schwerter Offiziers-Ehrenkreuz 2. Klasse vom Roten Kreuz mit der Kriegsdekoration

Mitgliedschaften:

Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien Mitglied der morphologischen & physiologischen Gesellschaft Mitglied der zoologisch – botanischen Gesellschaft Mitglied der Gesellschaft für Krebsforschung 290

Wissenschaftliche Arbeiten:

Über Hautgeschwülste bei Fischen Zeitschrift für Krebsforschung, 7. Jg., 1908

Die Beurteilung unserer Marktfische Zeitschrift für Thiermedizin, 1909

30 Jahre Institut für Fischkrankheiten an der Wiener Tierärztlichen Hochschule Wien. Tierärztl. Mschr., 22. Jg., 01. Februar 1935, Heft 3, S. 65 75–

Die Tierischen Parasiten der Haus- und Nutztiere sowie des Menschen 3., umgearbeitete Auflage. Verlag Urban & Schwarzenberg, Berlin & Wien,1936 291

mit A. Trautmann Lehrbuch der Histologie und vergleichenden mikroskopischen Anatomie der Haustiere 9. Auflage, Verlag Paul Parey (Berlin)1949 292

Über Fischgeschwülste Wien. Tierärztl. Mschr., 26. Jg., 01. Juni 1939, Heft 11, S. 334

Über die Skelettverbindungen und Gelenke der Fische Wien. Tierärztl. Mschr., 34. Jg., Oktober 1947, Heft 10, S. 556 – 565

  Judith Bauer-Merinsky 1980, S. 51– 52   Wurde auch von C.L.Cuenca und R.Reichert ins Spanische übersetzt.   Das Lehrbuch wurde auch ins Polnische und Englische übersetzt. Fiebiger, Josef Seite 72

Fiebiger veröffentlichte über 50 wissenschaftliche Arbeiten, die sich großteils mit der Biologie und Pathologie der Fische beschäftigen. 293

  Gratzl 1956, S. 257 Greisenegger, Ignaz Karl Seite 73

4.3. Greisenegger, Ignaz Karl

Hofrat Professor Dr. Ing. Greisenegger war Mitglied der VF von Ok- tober 1933 bis März 1938. 294

Zum Zeitpunkt des 12. September 1938 war er weder Mitglied der NS- DAP noch einer sonstigen Gruppierung der nationalsozialistischen Bewegung. Weiters war er nicht gerichtlich bestraft oder aus der NS- DAP ausgeschlossen. Am 17. März 1938 leistete er den Diensteid auf den Führer, der wie folgt lautete: »Ich schwöre: Ich werde dem Führer des Deutschen Reiches und Volkes Adolf Hitler treu und gehorsam sein, die Gesetze beachten und meine Amtspflichten gewissenhaft erfüllen, so wahr mir Gott helfe.« 295 Am 01. Juli 1938 versicherte er, dass trotz sorgfältiger Prüfung, er nach dem § 5 der Ersten Verordnung zum Reichsbürgergesetz kein Jude sei oder als Jude gelte. 296

Zu seinem Ruhestand sprach ihm Hitler, im Namen des Deutschen Volkes, den Dank für seine treuen Dienste aus.

09.03.1874 Geburt in Zettwing, Südböhmen. Glaubensbekenntnis: römisch-katholisch. Vater: Karl Mathias(1854 –1900), Sensenfabrikant. Mutter: Antonie Kemeter (1853 –1917).

Juli 1905 1. Staatsprüfung an der Boku.

Juli 1906 2. Staatsprüfung an der Boku.

Juli 1907 3. Staatsprüfung an der Boku. 297

1907 –1909 Assistent an der Boku.

1909 Promotion an der Boku.

1909 –1912 Assistent an der ldw. chem. Vers. und Lbmu. Anst. des Landes Vorarlberg in Bregenz. 298

  Falls nicht anders angegeben, Daten aus: ÖSTA, AdR, BMfU, Personalakt, Greisenegger Ignaz   ÖSTA. AdR, 04, BMLuFuF, Pr. Kt. 130, Zl. 1335-I/2/39   ÖSTA. AdR, 05, LV, BPA, AE 1056, Zl. 20799/1944  ÖSTA, AdR, 04, BMLuFuF, Pr. Kt. 130  ÖSTA, BMLuFuF 24176 – 6/30 Greisenegger, Ignaz Karl Seite 74

01.02.1910 Verehelichung mit Josefine Staininger (01.12.1887) in Hammern. 299

1912 –1913 Professor an der forstlichen Lehranstalt in Reichstadt.

1914 –1919 Leiter der Vegetationsstation des Zentralvereins für Zuckerindustrie Öster- reich-Ungarns in Wien. 300

Mai 1915 in den Militärdienst eingerückt.

Juni 1915 rückbeurlaubt.

28.04.1917 Militärische Kriegsdienstleistung als Ldst. Lt. Ing. bis 18.11.1918. 301

1919 Professor an der höheren landwirtschaftlichen Landeslehr anstalt Franc. Jose- phinum in Mödling 302 bis 31.12.1926.

06.07.1921 Privatdozent für landwirtschaftlichen Pflanzenbau an der Boku.

1922 Ernennung zum Mitglied der 2. Landw. Staatskommission an der Hochschule für Bodenkultur in Wien.

1925 Mitglied der Prüfungskommission für das Lehramt an landw. Schulen.

28.02.1927 Einberufung zur aushilfsweisen Dienstleistung im Bundesministerium laut Dekret des BMLuF Z.522/Pr. 303

31.01.1928 Ernennung zum Sektionsrat im Personalstande des höheren technischen und höheren Fachdienstes des BMLuF. 304

02.02.1928 Bestellung zum Honorardozenten für Enzyklopädie der Landwirtschaft an der TiHo in Wien. 305

12.02.1928 Ablegung des Diensteides.

 ÖSTA, AdR, 05, LV, ZI. 20799/1946  ÖSTA, BMLuFuF 24176 – 6/30  ÖSTA, AdR, 04, BMLuFuF, Pr. Kt. 130  ÖSTA, BMLuFuF 24176 – 6/30  ÖSTA, AdR, 04, BMLuF, Pr. Kt. 130  Ebda.  ÖSTA, AdR, 04, BMLuF, Pr. Kt. 130, Zl. 275 Greisenegger, Ignaz Karl Seite 75

21.06.1928 Betrauung mit der prov. Leitung der Bundesanstalt für Pflanzenbau und Sa- menprüfung in Wien.

02.10.1928 Ernennung zum Honorardozenten und Lehrkanzelvorstand für Landwirt- schaft an der TiHo in Wien.

24.01.1929 Berufung als Vertreter der Bundesanstalt für Pflanzenbau und Samenprüfung in das Komitee zur staatlichen Förderung der Kultur und Arzneipflanzen in Wien. 306

06.04.1929 Ernennung zum Direktor der Bundesanstalt für Pflanzenbau und Samen- prüfung und Enthebung von der Dienstverwendung im BMLuF.

1929 Mitglied des Maschinenprüfungsausschusses an der Boku.

03.06.1930 Antrag auf den Titel Hofrat, wegen besonderer Qualitäten.

07.11.1930 es wird ihm der Titel eines Hofrates vom Bundespräsidenten verliehen. 307

19.09.1932 Ernennung zum Mitglied in der BMLuF gebildeten Abbaukommission für die Bundeslehrer.

04.01.1933 erleidet schwere Darmvergiftung mit Neben- und Folgeerscheinungen (Leber- schwellung, Gallenblasenentzündung mit hohem Fieber). 308

20.05.1933 legt neuen Diensteid ab.

14.10.1933 Mitglied der VF bis 11.03.1938.

06.11.1936 Verleihung des Titels eines a.o. Professors.

10.06.1937 Greisenegger leidet an einem Atherom des Gesichtes, bei dem eine Operation indiziert ist. Heilungsdauer beträgt ca. zehn bis zwölf Tage laut seinem Facharzt Dr. med. Adolf Wicke. 309

 ÖSTA, AdR, 04, BMLuF, Pr. Kt. 130, Zl. 237  ÖSTA, AdR, 04, BMLuF, Pr. Kt. 130, Zl. 44630 – 6/30  ÖSTA, AdR, BMfU, Zl. 2024/37  Ebda. Greisenegger, Ignaz Karl Seite 76

16.11.1937 Enthebung von der Funktion eines Vorsitzenden der Kommission für die Ab- haltung von Befähigungsprüfungen für das Lehramt an landwirtschaftlichen Haushaltungsschulen zufolge Ablaufs der Funktionsperiode 1933/1937. 310

17.03.1938 Diensteid auf den Führer.

23.04.1938 Bestellung zum vorläufigen Vorsitzenden der Prüfungskommission für das Lehramt an landwirtschaftlichen Haushaltungsschulen.

01.07.1938 Unterzeichnung der Erklärung bezüglich seiner arischen Abstammung.

31.03.1939 Austritt vom aktiven Staatsdienst wegen Erreichung der Altersgrenze (zu dieser Zeit wohnhaft in Wien, Mödling 1, Elisabethstraße 13). 311

30.05 1939 wird mit der Abhaltung von wöchentlich zweistündigen Vorlesungen über En- zyklopädie der Landwirtschaft an der TiHo in jedem Sommersemester be- traut. 312

27.09.1939 Dekret des Führers und Reichskanzlers: Dank für die dem Volke geleisteten Dienste.

31.11.1939 Versetzung in den Ruhestand.

15.12.1939 Bezeichnung als Dr. Ing. Greisenegger.

17.06.1940 wird wieder in den Dienst gestellt. 313

06.08.1943 stirbt in Linz Ober-Donau. 314

09.08.1943 Beerdigung.

 ÖSTA, AdR, 04, BMLuF, Kt. 130, Zl. 10.467/ 6 – 38  H.A. VUW, Rekt. 466/1939  H.A. VUW, Rekt. 556/1939  ÖSTA. AdR, BPA AE 1056, LV 05, Zl. 20799/1946  H.A. VUW, Rekt. 818/1943 Greisenegger, Ignaz Karl Seite 77

Mitgliedschaften:

Mitglied des Pflanzenbauausschusses des Verbandes der Deutschen Versuchsstationen.

Mitglied der 2. Landw. Staatsprüfungskommission an der Boku.

Mitglied der Prüfungskommission für das Lehramt an landwirtschaft lichen Schulen.

Mitglied des Maschinenprüfungsausschusses an der Boku.

Wissenschaftliche Arbeiten:

Besondere landwirtschaftliche Pflanzenbaulehre: Lehrbuch für Landwirtschaftliche Lehranstalten und zum Selbstunterricht Bd. 1 von Ernst Zuhr bearbeitet Nordböhmischer Verlag, 1931. Günther, Gustav Seite 78

4.4. Günther, Gustav

Es ging aus den Recherchen nicht hervor, ob Dr. med. univ., Tierarzt, Mag. pharm. Gustav Günther bis zu seinem Todestag im Jahre 1935 Mitglied der VF, beziehungsweise ein aktives illegales Mitglied der NSDAP war.

27.01.1868 Geburt in Böhmisch-Leipa. Glaubensbekenntnis: römisch-katholisch. Vater: Albert, Apotheker. Mutter: Marie Anna Konrad. 315

1889 Erlangen des Diploms der Pharmazie.

1895 –1898 Demonstrator am Institut für Histologie der Med. Fakultät in Wien.

1898 Aspirant an der chirurgischen Klinik des Rudolfspitales in Wien.

1898 Promotion zum Dr. med.

28.09.1898 Erteilung der provisorischen Dozentur der Allgemeinen Anatomie, Histologie und Embryologie. 316

1899 Bestellung zum Assistenten an der Lehrkanzel für Anatomie der TiHo in Wien unter Johann Struska.

1899 Habilitierung für Histologie und Embryologie an der Med. Fakultät in Wien.

1901 Bestellung zum Assistenten an der Lehrkanzel für Pharmakologie und Botanik an der TiHo.

 Falls nicht anders angegeben, Daten aus: ÖSTA, AdR, BMfU, Personalakt, Günther Gustav  ÖSTA, AVA, aU, Fas.1518, Zl. 1132/1860Zl. 48154/1914 Günther, Gustav Seite 79

1901 Promotion zum Dr. med. vet.

1902 ausgezeichnet mit dem Titel und Charakter eines a.o. Professors.

04.12.1902 Ernennung zum Prov. Adjunkten am k. u. k. Militär-Tierarznei-Institut in Wien. 317

1903 Ernennung zum wirklichen a.o. Professor.

1903 übernimmt die Leitung der Lehrkanzel für Histologie und die der Anstaltsapotheke. 318

17.06.1905 definitive Bestätigung als Adjunkt am k. u. k. Militär-Tierarznei-Institut.

1907 Habilitierung für Pharmakologie.

1908 Ernennung zum ordentlichen Professor für Pharmakologie, Pharmakognosie, Toxikologie und Rezeptierkunde. 319

31.10.1908 wird mit den Vorlesungen, Übungen und Prüfungen aus Pharmakologie be- traut.

1912 nach Pensionierung von Prof. Lechner Übernahme des Lehrauftrages für Pharmakologie, einschließlich der allgemeinen experimentellen Therapie, der Toxikologie und der Pharmakognosie unter gleichzeitiger Zurücklegung seiner Lehrverpflichtung für Histologie und Embryologie. Weiters ist Günther vorrangig beteiligt an der Gründung und Ausgestaltung eines selbstständigen pharmakologischen Instituts an der TiHo Wien. 320

1914 Verehelichung mit Marie Josefine ( 1896), geborene Lorenz, Tochter eines Oberstabstierarztes. 321

1915 Ernennung zum nicht ständigen fachtechnischen Mitglied des Patentamtes. 322

 ÖSTA, AVA, aU, Fas.1524, Zl. 13726/1928Zl. 18176/1936  H.A. VUW, Rekt. 319/1935  Ebda.  Ebda.  Österreichisch. Biogr. Lex. 1815 –1950, 1959  Ebda. Günther, Gustav Seite 80

1915 –1917 Rektor der TiHo Wien. 323

1929 zu dieser Zeit bestand das Lehrkanzelpersonal aus dem Vorstand, einem Assi- stenten und einem Laboranten. 324

05.04.1930 dreiwöchige Kur in Karlsbad.

25.03.1935 stirbt in Wien und hinterlässt seine Frau Marie und seine minderjährige Tochter Grete Günther. 325

28.03.1935 Beerdigung am Friedhof Ober-St. Veit.

 H.A. VUW, Rekt. 319/1935 Amtsperiode mitten in der Kriegszeit.  Günther 1929, S. 38  H.A. VUW, Rekt. 334/1935 Günther, Gustav Seite 81

Auszeichnungen:

Auszeichnungen durch das österreichische und deutsche Rote Kreuz Offizierskreuz des Franz-Josefs-Ordens

Mitgliedschaften:

nicht ständiges fachtechnisches Mitglied des Patentamtes Prüfer bei der Physikatsprüfung der Tierärzte Regierungskommissär bei Staatsprüfungen der TiHo

Wissenschaftliche Arbeiten:

Über Spermiengifte Pflügers Archiv 118, 1907

Zur Behandlung des Schweinerotlaufes beim Menschen Berliner Tierärztliche Wochenschrift 28, 1912

Mitarbeit bei: Grundriß der vergleichenden Histologie der Haussäugetiere W. Ellenberger, A. Trautmann 5. Auflage, Verlag Paul Parey (Berlin), 1921

Die Tierärztliche Hochschule in Wien Lindner-Verlag Fritz Lindner (Düsseldorf), 1929

Die tierärztliche Hausapotheke Wien. Tierärztl. Mschr., 21. Jg., 01. Oktober 1934, Heft 19, S. 577

Die neue Giftordnung Wien. Tierärztl. Mschr., 22. Jg., 01. Jänner 1935, Heft 1, S. 12 15–

Günther veröffentlichte mehr als 30 Publikationen, welche pharmakologische und toxikolo- gische Themen behandeln. Weiters war er einer der ersten Forscher, die sich mit der Sper- mienresistenzprüfung mit Hilfe organischer Substanzen beschäftigten. 326

 Keller 1935, S. 226 Hauer, Friedrich Wilhelm Seite 82

4.5. Hauer, Friedrich Wilhelm

Professor Dr. Friedrich Hauer trat am 01. November 1933 der VF bei. Mit Beginn des nationalsozialistischen Regimes wurde er am 23. Jän- ner 1939 seines Amtes enthoben und das nicht nur an der TiHo, son- dern auch an der UW sowie der TU. Genauere Gründe wurden ihm zur damaligen Zeit nicht genannt, jedoch bezog sich die Entlassung auf die Verordnung zur politischen Neuausrichtung des österreichi- schen Berufsbeamtentums 327 (BGBL. 1938/160, §4), welche wie folgt lautet: »Beamte, die nach ihrem bisherigen politischen Verhalten nicht die Ge- währ dafür bieten, dass sie jederzeit rückhaltslos für den nationalsoziali- stischen Staat eintreten, können in den Ruhestand versetzt werden; dies gilt vor allem für Beamte, die gegen die nationalsozialistische Bewegung und ihre Anhänger gehässig aufgetreten sind oder ihre dienstliche Stellung dazu mißbraucht haben, um völkisch gesinnte Volksgenossen zu verfolgen, zurückzusetzen oder sonst zu schädigen. Auf die Dauer von drei Monaten nach der Versetzung in den Ruhestand werden ihnen ihre bisherigen Dienstbezüge mit Ausschluß der Nebengebühren be- lassen. Nach Ablauf der drei Monate erhalten sie drei Viertel des Ruhegenusses (Abfertigung); §3, Abs.1, Satz 2, gilt auch hier. In schweren Fällen kann der Ruhegenuss (Abfertigung) bis auf die Hälfte herabgesetzt oder statt der Versetzung in den Ruhestand die Entlassung des Beamten verfügt werden […]«

Laut Prof. Dr. Gertrud Keck, welche jahrelang mit Prof. Dr. Hauer am physikalischen Institut der TU Wien zusammengearbeitet hat, war ein ausschlaggebender Punkt seiner Entlassung sein höchst christlicher Glaube, der ihm es nicht ermöglichte, sich dem nationalsozialisti- schen Regime anzupassen.

Im Gegensatz zu vielen anderen seiner Kollegen, wie z. B. Professor Felix Ehrenhaft 328, konnte er seine Arbeit in Österreich als Sachbearbeiter in Patentangelegenheiten bei einer Berliner Firma und später als Sachbearbeiter eines physikalisch-chemischen Laboratoriums bei einer Firma in Wien, beibehalten und musste nicht in die USA emigrieren. 329 Trotz dieser für ihn harten Zeiten war Prof. Hauer niemals Mitglied der NSDAP. 330

 H.A.VUW, Rekt. 918/1939  Felix Ehrenhaft ( 24.04.1879, † 04.03.1952), österreichischer Physiker, welcher auch an den Wiener Universi- täten lehrend tätig war.  ÖSTA, AdR, 03, 10/32, Personalakt Hauer Fritz, 329 Teil III  H.A.VUW, Rekt. 83/1946 Hauer, Friedrich Wilhelm Seite 83

Am 03.05.1945 bat er mit folgenden Worten um Wiedergutmachung: »An das Rektorat der Tierärztlichen Hochschule. Im Sinne der Veröffentlichung des Staatsamtes für Volksaufklärung, Unterricht und Erziehung und für Kultusangelegenheiten vom 03.05. teile ich mit, dass ich durch die Verfügung des seinerzeitigen nat. soz. Statthalters vom 27.03.1939 als Hono- rardozent der Tierärztl. Hochsch. entlassen wurde und zwar ohne Angabe von Gründen und ohne Zulassung von Rechtsmitteln dagegen, lediglich unter Hinweis auf §4 der bekannten Beamtenver- ordnung. Da ich durch 19 Jahre den Lehrauftrag für Physik und Physikalische Chemie an der Hs. ausführte, bitte ich um Wiedergutmachung des mir zugefügten Unrechts und um Wieder(ein)be- setzung in meine Funktionen.« 331

25.12.1889 Geburt in Wien. Glaubensbekenntnis: römisch-katholisch. Vater: Hugo Ritter von Hauer, Ingenieur der österr. Staatsbahnen.

1909 Matura am Staatsgymnasium in Wien, 6. Bezirk (Sprachen: Französisch und Englisch).

1909 Studium der Physik an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien bis 1913.

10.07.1913 Doktorat mit Dissertation aus Physiologischer Optik, Hauptfach Physik; Dis- sertationsthema: »Beitrag zur Theorie der Farbempfindung.«

15.10.1913 Assistent für Physik an der katholischen Universität Freiburg in der Schweiz (bis 31.12.1920).

1915 erste Hochzeit mit Louise Carrel († 27.02.1938).

30.04.1917 Geburt seiner ersten Tochter Amelie in Freiburg (Schweiz) aus erster Ehe.

1917 Militärverhältnis: bis 1917 untauglich, dann tauglich, aber auf Ersuchen der Freiburger Regierung vom österreichischen Kriegsministerium beurlaubt.

1918 Habilitierung für Physik an der Universität Freiburg (Lernte an dieser Universität auch den späteren Nobelpreisträger Victor Franz Hess kennen). 332

 Falls nicht anders angegeben, Daten aus: ÖSTA, AdR, 03, 10/32, Personalakt Hauer Fritz, 329 Teil III  Keck 1961, S. 599 Hauer, Friedrich Wilhelm Seite 84

1920 Ernennung zum Honorardozenten an der TiHo Wien. Leitet als Nachfolger von Hess das Institut für Physik der TiHo Wien. 333

01.10.1920 Hon. Doz. titl. a.o. Prof an der Lehrkanzel für Physik (Gehalt 991.64 RM brutto/jährlich).

1921 wird mit der Abhaltung der Vorlesungen über experimentelle Physik an der TiHo betraut.

18.05.1921 technischer Vertragsbeamter im Patentamt bis 30.06.1922.

25.06.1921 Habilitierung für Physik an der UW. Es kommt zu einer Übertragung der in der Schweiz erworbenen venia legendi für Physik ohne Kolloquium und Probevorlesung.

17.10.1922 Ernennung zum ständigen fachtechnischen Mitglied des Patentamtes.

23.05.1923 Verleihung des Titels eines Kommissärs vom Bundespräsidenten.

22.10.1925 Verleihung des Titels eines a.o. Professors.

18.10.1926 wird zum Oberkommissär des Patentamtes ernannt.

14.01.1932 Ernennung zum Ratssekretär des Patentamtes in Wien.

01.11.1933 Mitglied der VF.

12.07.1935 wird vom Bundespräsidenten zum Rat des Patentamtes ernannt.

16.03.1938 legt den Diensteid ab.

19.04.1938 Hauer möchte gerne für die Lehrkanzel einen Kathodenstrahl-Oszillographen für 466 RM kaufen.

23.01.1939 aus politischen Gründen ohne Pension seines Amtes als Honorardozent für Physik enthoben. 334 (Privatdozent Dr. Herbert Schober von der TU Wien übernimmt vorüber- gehend die Vorlesungen von Hauer).

 Keck 1961, S. 599  H.A. VUW, Rekt. 918/1939 Hauer, Friedrich Wilhelm Seite 85

23.05.1939 zweite Hochzeit mit Dr. med. Magda Spannagl ( 05.05.1913) in Wien.

1939 –1945 Sachbearbeiter in Patentangelegenheiten bei einer Berliner Firma und danach Sachbearbeiter eines physikalisch-chemischen Laboratoriums bei einer Wiener Firma.

17.04.1940 Geburt seiner zweiten Tochter Eva Maria in Berlin.

24.06.1943 Geburt seines Sohnes Wolfgang in Berlin.

23.02.1945 Geburt seiner dritten Tochter Cora in Wien.

30.04.1945 neuerlicher Dienstantritt im österr. Patentamt.

28.07.1945 zu dieser Zeit wohnhaft in Wien, 3. Bezirk, Salesianergasse 31/6.

17.08.1945 im österr. Patentamt in provisorische Verwendung genommen als Rat des Pa- tentamtes.

03.11.1945 Erteilung des Lehrauftrages fürVorlesungen aus Physik und physikalische Übungen im WS 1945/46 an der TiHo.

21.11.1945 aus Anlass der Rehabilitierung wird der Zeitraum seit dem 01.02.1939 für die Bemessung des Ruhegenusses angerechnet.

Mai 1946 erhält vom Unterrichtsministerium den Auftrag, eine Spezialvorlesung aus Physik der Mediziner zu halten. Damit wird an der Medizinischen Fakultät zum ersten Mal eine Vorlesung aus medizinischer Physik angeboten, da es bis dahin üblich war, dass die Studenten der Humanmedizin die Physikvorle- sungen an der Philosophischen Fakultät besuchten. 335

15.10.1946 wird vom Dienst im Patentamt beurlaubt, da an den Hochschulen ein beson- derer Mangel an Professoren der Physik herrscht. Grund dafür ist, dass sehr viele in der Zeit des Nationalsozialismus emigrierten Professoren noch nicht zurückgekehrt sind oder Reichsdeutsche waren und somit die venia legendi verloren haben.

18.02.1947 vom Bundespräsidenten zum Vorsitzenden im Rat des Patentamtes ernannt.

 Keck 1961, S. 599 Hauer, Friedrich Wilhelm Seite 86

11.07.1947 unterzeichnet das Treuegelöbnis: »Ich gelobe, dass ich die Verfassung und die Gesetze der Republik Österreich unverbrüchlich beachten und meine ganze Kraft in den Dienst des österreichischen Volkes und des Wiederaufbaues unserer schwer geprüften Heimat stellen werde.«

1948 hält die Lehrveranstaltungen im Fach Physik an der medizinischen Fakultät der UW ab (3 Vorlesungsstunden und 4 Übungen).

08.01.1948 Verleihung des Titels Hofrat.

1950 hält weiters die Vorlesungen und Übungen aus Physik für Mediziner an der UW ab.

11.02.1950 wird für das Studienjahr 1949/50 zum a.o. Prüfer für Physik für Mediziner bei der Prüfungskommission für das I. Rigorosum bestellt.

1950 wird für das Studienjahr 1950/51 zum a.o. Prüfer für Physik für Mediziner bei der Prüfungskommission für das I. Rigorosum bestellt.

1952 erhält den Auftrag, als a.o. Professor der Medizinischen Fakultät ein Institut für Medizinische Physik einzurichten und Lehrveranstaltungen abzuhalten. 336

30.09.1960 wird emeritiert.

05.05.1961 Todestag.

 Keck 1961, S. 599 Hauer, Friedrich Wilhelm Seite 87

Mitgliedschaften:

Mitglied der Prüfungskommission für das I. Rigorosum für Physik für Mediziner ständiges fachtechnisches Mitglied des Patentamtes

Wissenschaftliche Arbeiten:

Das Verhältnis der Physik und Medizin Wien. Tierärztl. Mschr., 34 Jg., November 1947, Heft 11, S. 614 – 618

Physik für Mediziner Wien: Urban & Schwarzenberg, 1949, Erstauflage, EA, VIII, 397 Seiten, gr. 8° EA Hlw.

mit Gertrud Keck Neue Methoden zur Sichtbarmachung von Ultraschall Naturwissenschaften, Vol. 42, Januar 1955, Nr. 22, S. 601 –602 Hofbauer, Georg Seite 88

4.6. Hofbauer, Georg

Professor Dr. Georg Hofbauer war Mitglied der VF seit Februar 1934. Er trat bereits am 28. Mai 1932 dem nationalsozialistischen Lehrer- bund (Mitgliedsnummer 6.005) bei und war somit bereits in dieser Zeit für die Bewegung tätig.

Am 01. Mai 1938 trat er als aktives Mitglied (Mitgliedsnummer: 6.331.055) der NSDAP bei und legte den erforderlichen Nachweis sei- ner arischen Abstammung vor. Weiters erklärte er, dass er nie einer Freimaurerloge angehört hat.

20.01.1883 Geburt in Wien. Glaubensbekenntnis: römisch-katholisch. 337

1894 –1902 Schottengymnasium in Wien.

1902 –1906 Studium an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien.

23.11.1906 Promotion. Dissertationsthema: »Über das Vorkommen der seltenen Erden auf der Sonne«.

20.06.1907 Lehramtsprüfung aus Mathematik und Physik.

1907 Assistent an der Universitätssternwarte Wien.

1907 –1908 Eleve an der Universitätssternwarte Wien.

1908 –1910 Supplent an der Staatsrealschule Linz.

1910 –1912 wirklicher Lehrer und Professor an der Staatsrealschule in Eger. Mitglied der Prüfungskommission für Volks- und Bürgerschulen in Eger.

1912 –1915 Professor am Technologischen Gewerbemuseum (T.G.M.) in Wien. Experimentelle Forschungstätigkeit am Radiuminstitut in Wien.

1915 –1918 Frontdienst.

 Falls nicht anders angegeben, Daten aus: H.A.VUW; Rekt. 725/1940 Hofbauer, Georg Seite 89

10.06.1916 Verehelichung mit Olivia Kubelka ( 06.02.1888) aus Botinec (im heutigen Kroatien)

1918 –1919 italienischer Kriegsgefangener.

1919 Übernahme des Physikunterrichts und der Physiksammlung an der elektro- technischen Abteilung des T.G.M.

1920 Beginn der versuchsamtlichen Tätigkeit. (Nicht näher definiert, wohl mit der Tätigkeit am T.G.M. verbunden.)

1920 Studienreise nach München und Berlin.

1924 Schaffung einer physikalisch-technischen Versuchsanstalt für Wärmeschutz am T.G.M.

1925 Ernennung zum Leiter dieser Versuchsanstalt und Berufung in das Kura- torium des T.G.M.

1930 Ernennung zum Honorardozenten an der Boku.

1932 Privat-Dozent an der TU Wien.

1932 Verleihung des Titels Studienrat

28.05.1932 Beitritt zum nationalsozialistischen Lehrerbund Mitgliedsnummer 6.005.

1932 Habilitation an der TU Wien für das Fach Wärme- und Kältephysiktechnik.

Feber 1934 Mitglied der VF bis März 1938.

1934 Erweiterung der Versuchsanstalt: Physikalisch-technische Versuchsanstalt für Wärme und Schalltechnik.

1934 Ernennung zum Obmann der Ortsgruppe T.G.M. des Schulvereines Südmark.

1936 arbeitet als gerichtlich beeideter Sachverständiger.

1936 zu dieser Zeit arbeitet er am raumakustischen Entwurf des Auditorium maximum der Wiener Universität. Hofbauer, Georg Seite 90

1937 Studienreise nach Berlin, Stuttgart, München.

01.05.1938 Mitglied der NSDAP Mitgliedsnummer: 6.331.055.

27.07.1940 hat bereits ein Kind.

12.08.1940 erklärt, dass er und seine Gattin arischer Abstammung sind.

31.08.1940 zu diesem Zeitpunkt wohnhaft in Wien, 18. Bezirk, Edmund-Weissgasse 19.

27.08.1941 Ernennung zum außerplanmäßigen Professor.

19.12.1941 da an der TiHo Wien ein dringendes Unterrichtsbedürfnis für das Fach Physik besteht, und außer Hofbauer keine anderen Dozenten an der Hochschule vor- handen sind, wird er mit der Abhaltung von Vorlesungen, Übungen und Prü- fungen an der TiHo betraut. 338

03.08.1942 ist auf Urlaub wegen seiner perniziösen Anämie, an der er seit acht Jahren leidet. Auf Grund dessen plant er einen längeren Aufenthalt in der Höhenluft bis 23.08.1942. 339

26.09.1960 stirbt in Penzing. 340

Weitere Daten bezüglich der Entnazifizierung und des späteren Lebens nicht bekannt.

 H.A.VUW, Rekt. 1111/1941  H.A.VUW, Rekt. 757/1942  Ma. d. Stadt Wien, MaAb. 35/A, Sterbenr.: 6830/60 Hofbauer, Georg Seite 91

Auszeichnungen:

Karl-Truppenkreuz zweimalige A.H. belobende Anerkennung mit Schwertern Militärverdienstkreuz III. Klasse mit Schwertern

Mitgliedschaften:

Mitglied der Prüfungskommission für Volks- und Bürgerschulen in Eger

Wissenschaftliche Arbeiten: 341

Der Schallschutz von Wänden Zeitschrift des österr. Ing.-u. Arch. Vereines, Heft 9/10, 1934

Diapositive mit der Schreibmaschine Zeitschrift f. d. physikalischen und chemischen Unterricht 47/4, 1934

Der Schallschutz von Decken Gesundheitsingenieur 57, Heft 42, 1934, Umschau 39/19,1935

Ein Trittschallmaßstab Gesundheitsingenieur 58/8,1935

Hochbau, Schutz gegen Schall und Erschütterungen Monatsnachricht des österreichischen Betonvereines, November 1935

Der Schallschutz von Wänden Decken usw. Schweizer Radiozeitung 12/48, 1935; Funk. Berlin Heft 21,1935

Die Körperschalldämmung von Novadommauerwerk Akustische Zeitschrift, Berlin 2/5, 1937

 Für die im Lebenslauf Hofbauers angeführten Arbeiten sind keine Seitenzahlen bekannt. Hofbauer, Georg Seite 92

Patente:

Verfahren zur Herstellung von Wärme- und Kälteschutzeinrichtungen österr. Pat. 123285, ung. Pat. H 8680, engl. Pat. 372.745

Verfahren zur Herstellung von hochporösen, wasserabweisenden Baustoffen österr. Pat. 131.110

Verfahren zum Messen der Schallisolation von Wänden, Türen, Fenstern, Decken und dergleichen österr. Pat. 139.067, deutsches Reichspatent 625,530

Einrichtung zur Wirkungssteigerung der kurzwelligen Sonnenstrahlungen österr. Pat. 140755, CSR Pat. 55634, Schweizer Pat. 178355, ung. Pat. angem.

Schall- bzw. wärmeisolierende Bauweise österr. Pat. 151.166, franz. Pat.812841, ungar. Pat. H.9979, deutsches Reichspatent und CSR angem.

Verfahren zur Feststellung der Güte (Luftleere von Thermosgefässen und Vorrichten zu dieser Feststellung sowie zur Mes- sung der Innenwandtemperatur von Hohlgefässen) Deutsches Reichspatent angemeldet. Jahnel, Johann Seite 93

4.7. Jahnel, Johann

Dr. Johann Jahnel trat der VF im März 1934 bei. Zu diesem Zeitpunkt war er bereits illegales eingetragenes Mitglied der NSDAP, welcher er sich am 01. Mai 1933 anschloss, mit der Mit- gliedsnummer 1.613.301. Später wurde er politischer Leiter der NSDAP, Ortsgruppe Stam- mersdorf, Kreis X, Gau Wien. 342

Im April 1946 wurde er gemäß §11 der NS.-Registr.-Vdg. und dem §14 des Verbotsge- setzes ohne weitere Vergütungen aus dem Staatsdienst entlassen. 343 Grund dafür war unter anderem, dass er bis dahin immer noch nicht die verpflichtende Meldung im Sinne der NS.-Registr.-Vdg erstattet hatte. Somit konnte er auch vorübergehend nicht in die Liste der Nationalsozialisten (Registrierungsliste) aufgenommen werden. Gründe für die Nichtmeldung waren unbekannt. 344

Am 31. März 1948 entschied der Senat für das Bundesland Oberösterreich in der Sache des gemäß §17, Abs. (3), Verbotsgesetz 1947, dass Dr. Jahnel als minderbelastete Person anzuse- hen sei.

Weiters durfte er nach dieser öffentlichen Verhandlung trotz seiner Verzeichnung in den be- sonderen Listen der Nationalsozialisten zur Ausübung der Tätigkeit im Berufe eines Tierarz- tes herangezogen werden. 345

21.03.1910 geboren in Neu-Titschein, Mähren, C.S.R. Vater: Postamtsdirektor und Regierungsrat.

1929 Studiumsbeginn.

01.05.1933 Mitglied der NSDAP Mitgliedsnummer 1.613.301.

01.10.1933 Demonstrator an der TiHo Wien bis 30.12.1936.

13.03.1934 Mitglied der VF, Mitgliedsnummer: 245.970.

29.05.1936 Erlangen des Tierärztlichen Diploms.

 Falls nicht anders angegeben, Daten aus: H.A. VUW, Rekt. 405/1941  Staatsges. f. d. Republik Öster., Jg.1945, 12.06.1945, Stück 6, Nr.18  H.A. VUW, Rekt. 434/1946  ÖSTA, BMLuF., Vet.verw. 1945 – 50, Tierärztl. Entnazifizierung 1948 Teil IV, Kt. 788 Jahnel, Johann Seite 94

11.07.1936 Weiterbestellung als Demonstrator vom 01.10.1936 bis Ende September 1937.

11.07.1936 zu diesem Zeitpunkt wohnhaft in Wien, 21. Bezirk, Stammersdorf, Hochfeld- straße 32.

01.12.1936 Hochschulassistent 3. Klasse an der Lehrkanzel für Histologie, Embryo- logie und Fischkunde (Gehalt: 1892,67 RM brutto/jährlich) bis 1940 (wird dem Arbeitsgebiet der Fischabteilung und nach deren Abtrennung als Honorardozentur für Biologie und Pathologie der Fische dieser Lehrkanzel zugewiesen).

12.07.1937 Teilnahme an einem hydrobiologischen Kurs an der biologischen Station in Lunz. 346

18.12.1937 Promotion an der TiHo Wien. Dissertationsthema: »Beiträge zur Kenntnis der Schwimmblasenentzündung der Fische«.

04.07.1938 Beurteilung für den N.S.D. Dozentenbund: »Tzt. Dr. Johann Jahnel ist Nationalsozialist, charakterlich einwandfrei und fachlich sehr tüchtig. Er hat die Absicht, sich zu habilitieren. Aus den genannten Umständen heraus ist seine Weiterbestellung in jeder Weise wärmstens zu befür- worten.« Unterzeichnet: Doz. Dr. A. Schotterer. 347

05.07.1938 Weiterbestellung bis 30.11.1940.

21.09.1938 auf Grund der gesetzlichen Bestimmungen in Angelegenheiten der Ausbildung von politischen Leitern zu Offizieren des Beurlaubtenstandes meldet er sich freiwillig. Gewünschte Waffengattung: Artillerie. 348

30.03.1939 Verehelichung mit Rudolfine Hickel ( 19.01.1917) in Prossmeritz in Mähren. 349

15.09.1939 rückt ein. 350

 H.A. VUW, Rekt. 476/1937  H.A. VUW, Rekt. 636/1938  H.A. VUW, Rekt. 792/1938  H.A. VUW, Rekt. 461/1939  H.A. VUW, Rekt. 832/1942 Jahnel, Johann Seite 95

19.01.1940 Geburt seines Sohnes Hans Rudolf.

20.09.1940 stellt sich in den Dienst der Wehrmacht.

22.11.1940 Habilitierung, Dozentur für Fischkunde.

20.05.1941 Antrag auf Ernennung zum Oberassistenten.

1945 zu dieser Zeit wohnhaft in Wien, 21. Bezirk, Stammersdorf, Karl-Lothringer Straße 20.

1941– 1946 Wehrdienstleistung und Kriegsgefangenschaft.

06.04.1946 aus dem Staatsdienst wegen Illegalität entlassen. 351

1947 zu dieser Zeit wohnhaft in Oberösterreich, Wels, Dragonerstraße 44.

31.03.1948 nach der öffentlichen Verhandlung gilt Jahnel als minderbelastet und darf somit der tierärztlichen Tätigkeit weiter nachgehen. 352

1947 –1950 Mitarbeiter der Bundesanstalt für künstliche Befruchtung in Wels.

1950 –1975 Leiter der Anstalt für künstliche Besamung der Landeskammer für Land- und Forstwirtschaft in Steiermark in Gleisdorf (nach Einführung des Tiefkühlverfahrens mit flüssigem Stickstoff bei der Rin- derbesamung im Jahre 1966 wurde sie die größte Besamungsanstalt Österreichs). 353

14.06.1976 Antrag auf Auszeichnung durch Verleihung des Berufstitels Veterinärrat.

Weitere Daten bezüglich des späteren Lebens nicht bekannt.

 H.A. VUW, Rekt. 434/1946  ÖSTA, BMLuF., Vet.verw. 1945 – 50, Tierärztl. Entnazifizierung 1948 Teil IV, Kt. 788  ÖSTA, Präsidentschaftskanzlei, AdR/01, Akt: 67850 Jahnel, Johann Seite 96

Wissenschaftliche Arbeiten:

Bakterieninfektion bei Daphnia longispina im Lunzersee S.A. Int. Revue d. ges. Hydrobiologie u. Hydrographie 37; 1938, S. 288 – 295. m. 4 Abb. Beiträge zur Kenntnis der Schwimmblasenentzündung der Fische Wien. Tierärztl. Mschr., 25. Jg., 15. August 1938, Heft 16, S. 516

Über einige Geschwülste bei Fischen Ein Beitrag zur Erblichkeitsfrage von Tumoren Wien. Tierärztl. Mschr., 26. Jg., 1. Juni 1939, Heft 11, S. 325 – 333

Einfache elektrische Heizvorrichtung für die mikroskopische Untersuchung von Samen- proben Wien. Tierärztl. Mschr., 35. Jg., Juni 1948, Heft 6, S. 301 – 303

Vereinfachung des Samentiefkühlverfahrens mit mittleren Pailletten Wien. Tierärztl. Mschr., 55. Jg., Juni 1968, Heft 5, S. 280 Janchen-Michel, Erwin Emil Alfred Seite 97

4.8. Janchen-Michel, Erwin Emil Alfred

Professor Dr. Erwin Janchen-Michel trat in den Jahren 1918/19 einer neu gegründeten na- tional-demokratischen Partei bei, welche demokratische Auffassungen mit nationaler Gesin- nung vereinte. Laut seinen eigenen Angaben kam es zu späteren Zeiten zu einer Verschmel- zung mehrerer Parteien und es entstand die Großdeutsche Volkspartei, der Janchen-Michel von ihrer Gründung bis zu ihrer Auflösung angehörte. Janchen-Michel betätigte sich in der Großdeutschen Volkspartei als Fürsorgerat wie in der Jugendfürsorge, welche wegen N.S. Be- tätigung aufgelöst wurde. Auch war er Mitglied in anderen Vereinen, wie dem Deutschen Beamtenverband oder dem Deutschen Klub. Die meisten dieser Vereine hatten zur damaligen Zeit bereits den Arierparagraphen in ihren Statuten.

Am 15. März 1933 kam es zu einem Abkommen der NSDAP und der Großdeutschen Volkspartei. Als 1938 die NSDAP legal geworden war, wurde die Großdeutsche Partei aufgelöst und Janchen- Michel meldete sich am 01. Juli 1938 als Anwärter der NSDAP und trat der NSV sowie dem NS- Reichskriegerbund und dem RDB bei. Er wurde am 01. Juli 1940 als Mitglied der NSDAP mit der Mitgliedsnummer 8.451.352 anerkannt.

Trotz der Angaben in seinem Personenstandesblatt vom 25. Oktober 1945, in denen er angibt, dass er keine Funktion in der Partei innehatte und von der Partei weder beruflich noch mate- riell einen Nutzen hatte, wurde er am 07. Mai 1946 wie folgt eingestuft: »Die Sonderkommission I. Instanz beim BMfU Senat Nr.2, hat am 07.05.1946 unter Vorsitz des Ministerialrates Dr. Hans Kenda im Beisein von Professor Dr. Havers und Professor Dr. Rohrba- cher als Beisitzer, gemäß §10 der 3. Durchführungsverordnung zum Verbotsgesetz vom 25.08.1945, ST.G.Bl.Nr.131 zu Recht anerkannt: Der Professor Dr. Janchen-Michel bietet nach seinem bisheri- gen Verhalten keine Gewähr dafür, dass er jederzeit rückhaltslos für die unabhängige Republik Österreich eintreten werde. Er wird daher gemäß §21 des Verbotsgesetzes St.G.Bl.Nr. 13/45, in der Fassung des §4 der Verbotsgesetznovelle vom 15.08.1945, St.G.Bl.Nr. 127/45, bzw. §19 der 3. Durch- führungsverordnung zum Verbotsgesetz, St.G.Bl.Nr. 131/45 in den dauernden Ruhestand versetzt und die Kürzung seiner Pension um 20 % verfügt.« 354

Folgende Gründe waren für diese Entscheidung ausschlaggebend: Die Sonderkommission war der Meinung, dass Janchen-Michel während der Zeit von 1938 –1945 seine nationalso- zialistische Einstellung nicht geändert habe und er nichts getan habe, was auf eine pro-öster- reichische Tätigkeit schließen lassen könnte. Dazu kommt, dass er sich innerhalb der NSDAP nicht wie früher in der Großdeutschen Partei in den Fürsorgeeinrichtungen betätigt hatte. Er hätte auf diese Weise leicht die Möglichkeit gehabt, sich der vom national sozialistischen Regime Geschädigten in irgendeiner Form anzunehmen.

 Falls nicht anders angegeben, Daten aus: ÖSTA, AdR, BMfU, Personalakt, Janchen Erwin, K16/4 – 03 Janchen-Michel, Erwin Emil Alfred Seite 98

Außerdem hat sein Verlassen Wiens in den kritischen Apriltagen des Jahres 1945, laut der Kommission, den Beweis geliefert, dass er immer noch vom nationalsozialistischen Gedan- kengut befangen sei.

Bei der Bemessung des Pensionsbezuges wurde ein weiterer belastender Aspekt mit einbe- zogen. Janchen-Michel hat sich sein ganzes Leben lang immer mit Politik beschäftigt, so- dass man deshalb gerade bei ihm eine tiefere Einsicht in das tatsächliche Wesen der NSDAP hätte annehmen können. Am 10. September 1945 wurde er des Dienstes enthoben und am 31. Oktober 1946 unter den eben erwähnten Bezugskürzungen in den dauernden Ruhestand versetzt. 355

15.05.1882 Geburt in Vöcklabruck, Oberösterreich. Glaubensbekenntnis: römisch-katholisch. Vater: Emil Eduard Franz Michel Ritter von Westland (1853 – 1882), Beamter der Kaiserin-Elisabeth-Westbahn. Mutter: Hildegard Marie Schreyer (1860 –1882).

1882 nach dem Tod seines Vaters wird er von seinem kinderlosen Onkel mütterli- cherseits, dem Militärarzt Dr. Emil Janchen, adoptiert. In der Adoptionsur- kunde wird sein Familienname festgesetzt als: Janchen-Michel Ritter von Westland.

1888 –1892 vier Klassen Volksschule in Wien.

1892 –1896 Untergymnasium in Wien.

1896 –1900 k. u. k. Staatsgymnasium Graz (sein Adoptivvater wurde nach Graz versetzt).

1900 Reifeprüfung mit Auszeichnung.

01.10.1900 Militärdienst: einjähriges Freiwilligenjahr bis Ende September 1901 in Josefstadt, Böhmen bei der Feld-Artillerie.

1901 studiert zwei Semester an der medizinischen Fakultät Wien.

1902 –1905 Studium an der Philosophischen Fakultät Wien.

 Falls nicht anders angegeben, Daten aus: ÖSTA, AdR, BMfU, Personalakt, Janchen Erwin, K16/4 – 03 Janchen-Michel, Erwin Emil Alfred Seite 99

1902, 1904 Militärdienst: 28-tägige Waffenübungen der Gebirgs-Artillerie in Herzegovina.

25.08.1905 Demonstrator an der Lehrkanzel für system. Botanik der UW bis 30.11.1911.

08.02.1907 Promotion zum Dr. phil. an der UW. Dissertationsthema: »Helianthemum canum (L.) Baumg. und seine nächsten Verwandten«.

16.10.1910 Habilitierung und Erlangen der venia docendi für »systematische Botanik«, die später auf »systematische Botanik mit Einschluß der angewandten Bo- tanik« erweitert wurde. 356

01.01.1912 Bestellung zum Assistenten an der Lehrkanzel für systematische Botanik der UW. (Dienstort: Botanischer Garten und Botanisches Institut).

15.06.1912 Verehelichung mit Hildegard Baumeister (29.07.1889) aus Scheibbs, Niederö- sterreich in Kirnberg, Mank.

01.08.1914 Kriegsdienst bis 15.09.1918 bei der Gebirgs-Artillerie, bis 27.05.1917 auf dem südöstlichen und südwestlichen Kriegsschauplatz, infolge Verwundung (Ober- schenkel-Schussfraktur) im Hinterland. Zuletzt Landsturm Hauptmann. 357

1914 –1918 dient in der Kriegszeit an der Front, zuletzt als Hauptmann.

10.12.1918 Geburt seines Sohnes Richard Vinzenz Emil in Wien.

01.07.1920 Ernennung zum Inspektor an der staatl. Pflanzenschutzstation (Dienstort: Bundesanstalt für Pflanzenschutz, Wien, 2. Bezirk).

24.03.1921 Verleihung des Titels eines Oberinspektors mit Entschließung des Bundesprä- sidenten. 358

26.05.1922 Zuerkennung der Begünstigungen für Kriegsinvaliden.

31.08.1922 Ernennung zum a.o. Universitätsprofessor.

 ÖSTA, AVA, aU, Fas. 1515,  ÖSTA, AVA, aU, Fas. 1525, Zl. 21947/1914Zl. 25978/1937  ÖSTA, AdR, 04, BMLuF, Pr. Kt.138 Janchen-Michel, Erwin Emil Alfred Seite 100

1920 –1923 arbeitet als Inspektor und Oberinspektor an der Bundesanstalt für Pflanzen- schutz in Wien.

1922 erhält den Lehrauftrag für ein botanisches Praktikum für Anfänger.

27.07.1922 Geburt seiner Tochter Gertraud Erna Johanna in Wien.

10.03.1923 Änderung des Habilitationstitels in: »Systematische Botanik mit Einschluss der angewandten Botanik«.

14.05.1923 Verleihung des Titels Regierungsrat durch den Bundespräsidenten. 359

01.09.1923 Ernennung zum Vizedirektor des Botanischen Gartens der UW.

08.08.1923 Dienstenthebung. 360

1932 Verleihung des Titels eines a.o. Universitätsprofessors.

01.04.1933 Lehrbeauftragter an der TiHo Wien.

01.04.1933 Hon. Doz. a.o. Prof. der UW. Spezialgebiet Botanik. (Gehalt: 1.322.33 RM brutto/jährlich.)

1934 zu dieser Zeit bereits als Vizerektor des Wiener botanischen Gartens erwähnt.

16.10.1934 Mitglied der VF (ohne Funktion).

04.10.1937 wird zum Vertreter der Honorardozenten im Professorenkollegium für die Funktionsperiode 1937/39 gewählt. 361

22.03.1938 legt den Eid auf den Führer und Reichskanzler Adolf Hitler ab.

01.07.1938 Anwärter der NSDAP-Mitgliedsnummer: 8.451.352 Gau Wien, III, Ortsgruppe Rennweg.

01.07.1938 Mitglied der NSV.

 ÖSTA, AdR, 04, BMLuF, Pr. Kt.138  Ebda.  ÖSTA, AVA, aU, Fas. 1533, Zl. 34082/1937 Janchen-Michel, Erwin Emil Alfred Seite 101

28.02.1940 Ernennung zum außerplanmäßigen Professor durch den Führer.

01.07.1940 Mitglied der NSDAP, Mitgliedsnummer: 8.451.352.

1944 suppliert im SoSe den Botanikunterricht für Landwirte an der Boku.

06.04.1945 verlässt Wien (wohin ist aus den Akten nicht ersichtlich).

10.09.1945 wird des Dienstes enthoben.

25.10.1945 zu dieser Zeit wohnhaft in Wien, 3. Bezirk, Ungargasse 71/7/2.

31.10.1946 wird unter Kürzung des zustehenden Ruhegenusses um 20 % in den dau- ernden Ruhestand versetzt.

12.04.1964 seine Frau Hildegard stirbt.

10.07.1970 Todestag, stirbt um 17 Uhr 25 in Klosterneuburg, Martinstraße 28 an Alters- schwäche. 362

 ÖSTA, AdR, BPA, 64 –1082 Janchen-Michel, Erwin Emil Alfred Seite 102

Auszeichnungen:

Bronzenes Signum laudis mit der Kriegsdekoration und Schwertern Silbernes Signum laudis mit der Kriegsdekoration und Schwertern Militär-Verdienstkreuz III. Klasse mit Kriegsdekoration und Schwertern Karl-Truppen Kreuz Goldenes Treuedienstehrenzeichen (für 40-jährige treue Staatsdienste)

Mitgliedschaften:

Großdeutsche Volkspartei als Leitungsmitglied (v. d. Gründung bis zur Auflösung) Deutscher Beamtenverband (bis zu seiner Auflösung wegen NS-Betätigung) Deutsche Jugendfürsorge (bis zu seiner Auflösung wegen NS-Betätigung) Deutscher Klub (bis zur Auflösung) Reichskriegerbund (Oktober 1938) Reichsluftschutzbund 363

Wissenschaftliche Arbeiten:

mit G. Wendelberger

Kleine Flora von Wien und Burgenland Wien: Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien (Hrsg). 1953

Ein Beitrag zur Kenntnis der Flora der Herzegowina Mitt. Naturwiss. Verein an der UW N.F. 4 (1906), S. 23 – 25

Zwei für Österreich neue Pflanzen Mitt. Naturwiss. Verein an der UW N.F. 5 (1907), S. 59 – 63

 Alle Mitgliedschaften sowie Auszeichnungen: ÖSTA, AdR, BMfU, Personalakt, Janchen Erwin, K16/4 – 03 Janchen-Michel, Erwin Emil Alfred Seite 103

Einige durch die internationalen Nomenklaturregeln bedingte Änderungen in der Benennung Mitt. Naturwiss. Verein an der UW N.F. 5 (1907), S. 105 –107

Die Methoden der biologischen Eiweißdifferenzierung in ihrer Anwendung auf die Pflanzensystematik Mitt. Naturwiss. Verein an der UW N.F. 11 (1913) S. 1– 21

Die Anwendung der Komplementbindungsmethode zur Ermittlung natürlicher Ver- wandtschaft von Tieren und Pflanzen Mitt. Naturwiss. Verein an der UW N.F.10 (1912), S. 74 –76

Die Cistaceen Österreichs-Ungarns Mitt. Naturwiss. Verein an der UW N.F.7 (1909), S. 1– 124

Richard Wettstein : sein Leben und Wirken Wien: Springer,1933

Obst, Südfrüchte (einschliesslich Agrumen ) und Mohn Wien: Julius Springer, 1935

Beiträge zur Benennung, Bewertung und Verbreitung der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands Österr. Botanische Zeitschrift, 91. Band, 1942, Heft 4, S. 209 – 298

Zur Nomenklatur der Gattungsnamen II S. A. Feddes Repert. Bd. 52, H. 2; 1943. S. 144 –161. Sonderabdruck Jansch, Hermann Seite 104

4.9. Jansch, Hermann

Professor Dr. Herman Jansch war seit März 1934 Mitglied der VF. In dieser Partei übte er keine Funktion aus. 364

Am 18. März 1938 legte er den Eid auf den Führer des Deutschen Rei- ches, Adolf Hitler, ab. Im Juli 1938 bewarb er sich bei der NSDAP um Aufnahme und erhielt im Herbst 1938 eine Bestätigungskarte, leistete aber bereits seit Juli oder August 1938 Mitgliedsbeiträge. Die Ausweiskarte der NSV bekam er schon am 05. August 1938, in der er zunächst als Blockwart und später als Zellwart fungierte. Ende 1941 bzw. Anfang 1942 wurde ihm die rosa Parteimitgliedskarte mit der Mitgliedsnummer 8.116.408 zugesandt. Jansch selbst sagte 1945, dass er zu dieser Zeit weder Parteifunktionär noch Angehöriger eines Wehrverbandes gewesen sei. Außerdem hätte er aus der Zugehörigkeit der NSDAP weder Vorteile noch Nutzen gezogen, denn sein Lohn verringerte sich seit 1939, insbesondere als Gerichtschemiker, wesentlich.

Der Tag seiner Dienstenthebung war der 27. September 1945. Grund dafür war seine Partei- mitgliedschaft der ehemaligen NSDAP.

Das BMfU berief am 05. Jänner 1946 die Sonderkommission I. Instanz ein, um wie folgt über Jansch zu urteilen: »Die Sonderkommission I. Instanz beim BMfU Senat Nr.2, hat am 05.01.1946 unter Vorsitz des Ministerialrates Dr. Hans Kenda im Beisein von Professor Dr. Ferdinand Habacher und Professor Dr. Franz Zaribnicky als Beisitzer, gemäß §19 der 3. Durchführungsverordnung zum Verbotsgesetz vom 25.08.1945, ST.G.Bl.Nr.131 zu Recht erkannt:

Der ordentliche Professor Dr. Hermann Jansch bietet nach seinem bisherigen Verhalten keine Ge- währ dafür, dass er sich jederzeit rückhaltlos für die unabhängige Republik Österreich einsetzen werde.

Er wird daher gemäß §21 des Verbotsgesetzes St.G.Bl.Nr. 13/45, in der Fassung des §4 der Verbots- gesetznovelle vom 15.08.1945, St.G.Bl.Nr. 127/45, bzw. §19 der 3. Durchführungsverordnung zum Verbotsgesetz, St.G.Bl.Nr. 131/45, unter Kürzung des Ruhestandsbezuges um 10 von Hundert in den Ruhestand versetzt.«

Folgende Gründe waren für diese Entscheidung ausschlaggebend: Die Sonderkommission war der Meinung, dass Jansch zwar nicht bei der Partei selbst, jedoch bei der NSV natio-

 Falls nicht anders angegeben, Daten aus: ÖSTA, AdR, BMfU, Personalakt, Jansch Hermann Jansch, Hermann Seite 105

nalsozialistische Dienste als Block- und später als Zellenleiter leistete. Seine Rechtfertigung, dass er nur aus Angst um seine Arbeit der NSDAP beigetreten sei, wurde nicht akzeptiert, da kein begründeter Anlass für Befürchtungen bestanden hatte und auf Grund seiner sofortigen und angeblich kritiklosen Anmeldung bei der NSDAP gerade für ihn als Hochschulprofessor keine Gewähr für ein allzeitiges, rückhaltsloses Eintreten für Österreich gegeben sei. Somit wurde ihm die Lehrtätigkeit nicht weiter bewilligt, da sein Verhalten während der deutschen Okkupation nicht als angemessen erachtet werden konnte.

23.11.1884 Geburt in Wien. Glaubensbekenntnis: römisch-katholisch. Vater: Karl Wilhelm (1851– 1910), praktischer Arzt. Mutter: Anna Octaviana Gabriela Heidelmayer (1849 –1906) aus Wien. 365

1890 –1895 Volksschule in Hietzing.

1895 –1903 Gymnasium in Wien, 12. Bezirk.

1903 Reifeprüfung.

1903 –1909 medizinische Studien an der UW.

1906 Ablegung des Militärhalbjahres als einjähriger freiwilliger Mediziner beim k. u. k. Inf. Reg. Nr.4.

10.05.1909 Promotion zum Doktor med. univ. an der UW.

1909 –1923 Assistent am Institut für angewandte med. Chemie an der UW.

1910 Bestellung zum beeidigten Gerichtschemiker beim Landesgericht Wien bis 1945.

1910 Ablegung des zweiten Halbjahres der Militärdienstzeit als Assistent Arztstell- vertreter.

21.08.1911 Verehelichung mit Else Marie Margarethe Helene Kautsky (21.12.1890) aus Wien.

 Falls nicht anders angegeben, Daten aus: ÖSTA, AdR, BMfU, Personalakt, Jansch Herman Jansch, Hermann Seite 106

1914 –1918 Militärdienst I. Weltkrieg. Eingerückt als Oberarzt i.d. Res. zum Feldj. Baon Nr.21 zur Front an den süd- lichen Kriegsschauplatz Serbien. Frontdienst bis Mai 1915 in den Karpaten, Juli 1915 Dienst in Wien, im Gasschutz tätig beim techn. Militärkomitee.

1918 provisorische Leitung des Institutes für ang. med. Chemie und Abhaltung der med. Übungen.

13.09.1918 Geburt seiner Tochter Ingeborg in Hollabrunn, Niederösterreich.

1921 Habilitation zum Privatdozenten für ang. med. Chemie der UW.

SoSe 1921 supplierender Leiter des Institutes für ang. med. Chemie.

1923 Ernennung zum a.o. Professor für med. Chemie an der TiHo Wien.

1923 Ernennung zum Vorstand des med. chem. Institutes der TiHo.

01.04.1927 Ernennung zum ordentlichen Professor an der TiHo Wien.

1929 beeideter Sachverständiger für gerichtliche Chemie und Prüfer bei der Physi- katsprüfung für Ärzte. 366

04.07.1933 Rektorswahl trifft auf Jansch (insgesamt 15 Stimmzettel, 13 davon für Jansch). 367

1933 –1935 Rektor der TiHo.

März 1934 Mitglied der VF (zwanghaft, keine Funktion).

29.03.1935 wird nach dem Ableben von Prof. Gustav Günther mit der Weiterführung der Lehrkanzel für Pharmakologie betraut. 368

1935 –1937 Prorektor der TiHo.

18.03.1938 schwört auf den Führer des Deutschen Reiches.

 Günther 1929, S. 64  H.A. VUW, Rekt. 459/1933  H.A. VUW, Rekt. 340/1935 Jansch, Hermann Seite 107

Juli 1938 Anwärter der NSDAP Gau Wien, Ortsgruppe St. Veit.

13.09.1938 ihm und Dr. Habacher werden die Funktionen für alle Luftschutzangelegen- heiten im Bereich der TiHo und zwar für die Tierrettungsstation und für alle Einrichtungen zum Schutze gegen Luftangriffe übertragen. 369

15.09.1938 Jansch wird zum Betriebsschutzleiter für die TiHo bestimmt. 370

29.09.1938 erbringt den Ariernachweis

01.10.1938 Mitarbeiter (Zellenwalter) der NSV bei den Betreuungsaktionen.

WiSe 1938 wird mit den verpflichtenden Vorlesungen über Luftschutz und über die che- mischen Kampfstoffe sowie die Behandlung von Kampfstofferkrankungen, vornehmlich der Tiere, betraut. 371

1939 Betriebsluftschutzleiter der TiHo.

25.08.1939 rückt zur Deutschen Wehrmacht als Chefarzt eines Res. Lazarets in Wien bis 15.11.1939 ein.

07.11.1940 Antrag als Honorarprofessor abgelehnt.

1941 Ernennung zum ordentlichen Professor für angewandte med. Chemie an der UW.

22.01.1942 Bestellung zum Direktor des med. chem. Institutes an der UW.

1942 erhält eine rosa Parteimitgliedskarte mit der Mitgliedsnummer 8.116.4008, jedoch kein Mitgliedsbuch.

23.12.1942 stellt Antrag auf Untersuchungen über die Einwirkung von Kampfstoffen auf Ölgemälde. 372

30.07.1945 zu dieser Zeit wohnhaft in Wien, 13. Bezirk, Bossigasse 24. (wohnt seit 31 Jahren dort).

 H.A. VUW, Rekt. 757/1938   H.A. VUW, Rekt. 828/1938   H.A. VUW, Rekt. 1612/1939   H.A. VUW, Rekt. 1317/1942 Jansch, Hermann Seite 108

27.09.1945 wird vom Dienst an der TiHo enthoben.

01.08.1960 seine Frau Else stirbt.

03.10.1967 Todestag, stirbt um 13 Uhr 45 in Wien, 16. Bezirk, in der Montleartstraße 37, im Wilhelminenspital. Todesursache: Pneumonie.

09.10.1967 Beisetzung am Ober-St. Veiter Friedhof. 373

  Anonym 1967, S. 859 Jansch, Hermann Seite 109

Auszeichnungen:

Ritterkreuz des Franz Josef-Ordens mit Kriegsdekoration Bronzene Militärische Verdienstmedaille Karl Truppenkreuz österr. Kriegserinnerungsmedaille mit den Schwertern Kriegserinnerungsmedaille mit den Schwertern und Helm Ehrenkreuz für Frontkämpfer Silbernes Treuedienstzeichen für 25-jährige treue Dienste

Mitgliedschaften:

Mitglied der ärztlichen Prüfungskommission aus dem Fach Chemie (1920 –1939) Mitglied der Prüfungskommission für Lebensmittelexperten für die praktische Prüfung aus gerichtl. chem. Analyse (1921) Mitglied des Vereines Deutscher Chemiker im NSBDT Mitglied der Altherrenschaft-Landsee (1941) Mitglied der Reichsfachschaft für das Sachverständigenwesen in der Deutschen Rechts- front (1944)

Wissenschaftliche Arbeiten:

mit J. Brachetka Zur Frage der Todesfälle bei mit Atoxyl behandelten Hühnern Wien. Tierärztl. Mschr., 26. Jg., 15. Mai 1939, Heft 10, S. 289 193–

mit H. Langmantel Schwefelwerte des Harnes gesunder und hufkrebskranker Pferde (Ein Beitrag zur Frage des Schwefelstoffwechsels der Pferde) Wien. Tierärztl. Mschr., 30. Jg., 15. Feber 1943, Heft 4, S. 81 –88 Kasper, Karl Josef Seite 110

4.10. Kasper, Karl Josef

Ministerialrat Tzt. Kasper war seit Juni 1934 Mitglied der VF. 374

Die Sonderkommission des BmfLuF erkannte in einer nicht öffentli- chen Sitzung am 03. Dezember 1946, dass Kasper nach seiner bishe- rigen Betätigung die Gewähr dafür bot, jederzeit rückhaltlos für die unabhängige Republik Österreich einzutreten. 375

Die Kommission gab folgende Entscheidungsgründe an, aus denen auch das Verhalten von Kasper im Nationalsozialismus ersichtlich ist: »Ministerialrat i.R. Tzt. Karl Kasper, der am 13. März 1938 beim Bundes- ministerium für Land- und Forstwirtschaft in Verwendung stand, hat nach seiner Angabe um die Mitte des Jahres 1938 einen Antrag auf Erfassung als Mitglied der NSDAP gestellt und im Jahre 1939 eine Bestätigungskarte über die Antragstellung erhalten. Eine Entscheidung über den Erfas- sungsantrag ist nicht erfolgt. Die Bestätigungskarte mit den Bestätigungsmarken über einen mo- natlichen Beitrag bis Ende 1944 liegt vor. Ministerialrat i.R. Tzt. Karl Kasper gibt an, er habe den Antrag auf Erfassung als Mitglied der NSDAP gestellt, weil dies einem Wunsche seines Vorgesetz- ten, des damaligen Ministers für Landwirtschaft, Ing. Reinthaller, entsprach, obwohl er sich nie- mals als Nationalsozialist gefühlt und betrachtet habe. Er habe sich aus einer stets wachsenden Abneigung gegenüber dem Nationalsozialismus heraus trotz wiederholter Aufforderungen weder in der Partei betätigt noch auch Pflichtversammlungen, Zellenabende oder sonstige Parteiveran- staltungen jemals besucht, weshalb ihm auch am 30. Juni 1942 die Ausschließung wegen Interesse- losigkeit angedroht worden sei. Das bezügliche Schreiben der Kreisleitung des Kreises III vom 30. Juni 1942 an Ministerialrat i.R. Tzt. Karl Kasper liegt vor. Auf diese seine Interesselosigkeit gegen- über der NSDAP sei es auch zurückzuführen, dass nie über seinen Antrag auf Erfassung als Mit- glied zur NSDAP entschieden wurde und er somit trotz seines Antrages vom Sommer 1938 immer Anwärter geblieben ist.«

»Die Sonderkommission hat die Ausführungen des Ministerialrates i.R. Tzt. Karl Kasper, insbeson- dere im Hinblick auf die Wahrnehmungen der oben angeführten Zeugen über dessen Verhalten und Betätigung, als glaubhaft erachtet.

Das in der inneren Ablehnung des Nationalsozialismus begründete Verhalten und die diesem Ver- halten entsprechende Handlungsweise des Genannten hat die Sonderkommission bestimmt, Mini- sterialrat i.R. Tzt. Karl Kasper wie im Spruche ausgeführt zu beurteilen.«

  H.A. VUW, Rekt. 971/1938   Falls nicht anders angegeben, Daten aus: ÖSTA, AdR, BPA, 63 – 6401, Zl. 41/2Sk/46 Kasper, Karl Josef Seite 111

27.08.1877 Geburt in Seestadl/Böhmen. Glaubensbekenntnis: römisch-katholisch. Vater: Karl Kasper, (†1912), k. u. k. Bezirksobertierarzt. Mutter: Klara Scharm. 376

1896 Reifeprüfung im Staatsobergymnasium in Brüx/Böhmen.

1896 Studiumbeginn an der TiHo.

1900 Erlangen des Tierärztlichen Diploms.

1900 –1901 Militärdienst: Einjährig-freiwilliger Veterinär beim Corpsartillerie-Regimente Nr. 8 in Prag.

1901– 1907 arbeitet als Stadttierarzt in Brüx/Böhmen.

1906 legt die tierärztliche Physikatsprüfung ab.

1907 tritt als Veterinärassistent bei der k. u. k. Statthalterei in Prag in den Staats- dienst.

1907 wird zum k. u. k. Bezirkstierarzt im Bezirk Luditz/Böhmen ernannt.

1909 wird als k. u. k. Bezirkstierarzt in den Bezirk Falkenau a.d. Eger versetzt.

17.05.1911 Einberufung zur Dienstleistung im Veterinärdepartement des k. u. k. Acker- bauministeriums in Wien.

1911 Ernennung zum k. u. k. Bezirksobertierarzt.

1914 Ernennung zum k. u. k. Staatsveterinärinspektor.

1918 Ernennung zum k. u. k. Staatsveterinäroberinspektor.

1920 Verleihung des Titels Regierungsrat.

1921 Regierungskommissär bei den tierärztlichen Staatsprüfungen.

1922 Verleihung des Titels Ministerialrat.

  Falls nicht anders angegeben, Daten aus: H.A. VUW, Rekt. 787/1938 Kasper, Karl Josef Seite 112

1922 Regierungskommissär für die an der TiHo in Wien abzuhaltenden Staatsprü- fungen.

April 1924 hält die Vorlesungen aus Veterinärpolizei sowie die Prüfungen aus diesem Fach. 377

1925 Ernennung zum Ministerialveterinärreferenten und zum Ministerialrat.

1925 Vorsitzender der Prüfungskommission für die Physikatsprüfungen der Tierärzte.

05.02.1926 Bestellung zum Leiter der h.o. Veterinärverwaltung.

1927 Honorardozent für Veterinärpolizei an der TiHo Wien.

1928 wird zum Vertreter Österreichs für den ständigen Ausschuss der internatio- nalen tierärztlichen Kongresse.

17.12.1928 ist Honorardozent und Ministerialrat im BmfL bei der Veterinärpolizei (Honorardozent allerdings nur nebenberuflich). 378

April 1934 ihm wird das Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik vom Bundespräsi- denten verliehen.

Juni 1934 Mitglied der VF. 379

13.03.1937 Auszug aus Antrag von Kasper bezüglich der Fleischbeschau für Studenten:

»[…] den vorliegenden Antrag auf Errichtung obligatorischer praktischer Fleisch- beschaukurse im Schlachthof St. Marx in ernste Erwägung zu ziehen, um den Hörern der tierärztlichen Hochschule das dort reichlich verbundene Studienma- terial zugänglich zu machen und ihnen hiedurch Gelegenheit zu bieten, in der Fleischbeschau die nötigen praktischen Kenntnisse zu erwerben.« 380

01.06.1938 Kasper erklärt, rein arischer Abstammung zu sein und dass er keiner Loge an- gehört hat. Weiters sei er für den Nationalsozialismus positiv eingestellt. 381

 H.A. VUW, Rekt. 987/1940  ÖSTA, AVA, aU, Fas. 1522, Zl. 28886/1927 – Zl. 323051/1939  H.A. VUW, Rekt. 967/1937   ÖSTA, AVA, aU, Fas. 1525, Zl. 21947/1914 – Zl. 25978/1937   H.A. VUW, Rekt. 967/1937 Kasper, Karl Josef Seite 113

08.06.1938 Zeugnis des Beauftragten des N.S.D.-Dozentenbundes Dr. Schotterer: »Ministerialrat Tzt. Karl Kasper galt immer schon als nationaler Beamter lau- tersten Charakters. Er besitzt international anerkannte hervorragende Fach- kenntnisse.«

14.11.1938 wird zum Regierungskommissär für die an der TiHo im Studienjahr 1938/1939 abzuhaltenden Rigorosen und Staatsprüfungen ernannt. 382

04.09.1939 wird zum Honorarprofessor ernannt. 383

01.01.1940 tritt in den Ruhestand, nebenbeamtlich immer noch Honorarprofessor an der TiHo. 384

25.07.1940 tritt aus notwendiger Rücksicht auf seine angegriffene Gesundheit von der Ho- norardozentur für Veterinärpolizei zurück. 385

03.06.1966 zu dieser Zeit wohnhaft in Wien, 3. Bezirk, Oberzellergasse 10/1/10.

03.06.1966 Todestag, stirbt um 06 Uhr 15 in Feldbach, Ottokar-Kernstock-Straße 18. 386

  H.A. VUW, Rekt. 971/1938   H.A. VUW, Rekt. 1128/1939   ÖSTA, AdR, BPA, 63 – 6401, Zl. 67.212 – 23/1946   H.A. VUW, Rekt. 940/1940   ÖSTA, AdR, BPA, 63 – 6401 Kasper, Karl Josef Seite 114

Auszeichnungen:

Kriegskreuz für Zivilverdienste II. Klasse (1917) Jugoslawischer Sankt Savaorden II. Klasse (1927) großes silbernes Ehrenzeichen (1929) Komturkreuz des österreichischen Verdienstordens (1934)

Mitgliedschaften:

Mitglied des veterinärpolizeilichen Expertenkomitees beim Völkerbund in Genf Delegierter beim Internationalen Tierseuchenamt in Paris Mitglied des ständigen Ausschusses der internationalen tierärztlichen Kongresse Krawarik, Franz Seite 115

4.11. Krawarik, Franz

Professor Dr. Krawarik erlangte die Mitgliedschaft der VF am 12. März 1934 mit der Mit- gliedsnummer: 245.980. 387

Er war bereits 1933 illegales Mitglied der NSDAP, jedoch musste er auf Grund des Zugehörig- keitsverbots für Bundesangestellte die Mitgliedschaft unterbrechen. Am 01. Juli 1937 war er Scharführer der SA, Hauptsturm 6 und Sturm 14/99 bis Ende Mai 1938. 388 Im selben Monat wurde er zum Ortsbeauftragten der D.A.F. in der Ortsgruppe »Ungargasse« der NSDAP er- nannt. Diese Funktion hatte er bis Ende August 1938 inne. 389 Im Juli 1938 wurde er Mitglied des N.S.D. Dozentenbundes mit der Mitgliedsnummer 3001. 390

Im Jahr 1939 übernahm Krawarik den Lehrstuhl für Histologie anstelle des ausgeschiedenen Professors Fiebiger. Eine der Begründungen für die Übernahme war, dass Krawarik seinem Verhalten nach die Gewähr bot, dass er jederzeit rückhaltslos für den NS-Staat eintreten wür- de. 391

Vom 05. Mai 1945 bis 01. Juni 1945 war er amerikanischer Kriegsgefangener im Lager Lam- bach bei Oberösterreich. 392 Fünf Tage später wurde er aus dem öffentlichen Dienst wegen Illegalität entlassen. 393

Am 26. März 1946 schrieb Krawarik an das Bundesministerium für Unterricht und bat um Vorschuss:

»Ich bitte in aller Ergebenheit um Flüssigmachung der mir noch zugesprochenen, aber nicht ausbezahlten Bezüge für Juni 1945, sowie um Gewähr eines Vorschusses auf den allfälligen Un- terhaltszuschuss und begründe meine Bitte mit der Tatsache, dass ich gänzlich vermögenslos und gegenwärtig ohne jegliche Einkünfte bin, dabei für meine Familie mit 3 Kleinkindern und ausserdem noch für meine Mutter zu sorgen habe. Meine Bemühungen, als praktischer Tierarzt den notwendigen Unterhalt zu verdienen, sind bisher mangels jeglichen Instrumentariums und entsprechender Patienten erfolglos geblieben.

Gemäß Verfügung des Staatsamtes für Volksaufklärung, Unterricht usw. vom 16.08.1945 wurde ich mit 06.06.1945 aus dem öffentlichen Dienst entlassen, meine Bezüge mit Ende Juni 1945

 H.A. VUW, Rekt. 393/1936  ÖSTA, AVA, aU, Fas.1525, Zl. 21947/1914 – Zl. 25978/1937  Ebda.   H.A. VUW, Rekt. 426/1939   ÖSTA, AVA, aU, Fas.1525, Zl. 21947/1914 – Zl. 25978/1937   H.A. VUW, Rekt. 632/1945   ÖSTA, AdR, BMfU, Personalakt, Krawarik Franz, Zl. 4855-Ia-1946 Krawarik, Franz Seite 116

eingestellt. Da diese Massregelung auf Grund falscher Voraussetzungen erfolgt ist, erbat ich die Ermöglichung meiner Rehabilitierung […]« 394

Im September 1948 wird die Entlassung auf Grund der Bestimmungen des Nationalsoziali- stengesetzes, II. Hauptstück, Abschnitt II, rückwirkend mit 06. Juli 1945 aufgehoben. 395

11.07.1903 Geburt in Wien. Glaubensbekenntnis: römisch-katholisch. Vater: Anton (1877 –1933), Privatbeamter in Wien Mutter: Elisabeth Kaniowsky (1876) aus Wien. 396

1909 –1913 Volksschule in Wien, 7. Bezirk.

1914 –1917 Privatbürgerschule des Pädagogiums in Wien, 1. Bezirk, Hegelgasse.

1917 –1921 Staatsrealschule in Wien, 7. Bezirk.

1921 Reifeprüfung.

1921– 1922 zwei Semester an der Philosophischen Fakultät der UW.

19.10.1922 Tag des Eintritts in den Reichs- oder Landesdienst als Beamter des Landes Niederösterreich.

1922 –1923 Sonderbeamter der Landwirtschaftskrankenkasse von Niederösterreich.

01.04.1924 Freiwilliger im österreichischen Bundesheer (Brigade-Artillerie-Abteilung 2) bis 31.03.1930.

1925 Offiziersanwärter im 2. Jahrgang der Heeresschule Enns.

1926 –1930 Studium an der TiHo in Wien. (Die letzten vier Semester studierte er im Rahmen der Zivilberufsausbildung des Bundsheeres unter Militäraufsicht.)

01.03.1928 Wehrbund bis 31.03.1930.

  H.A. VUW, Rekt. 391/1946   ÖSTA, AdR, BMfU, Personalakt, Krawarik Franz, Zl. 370-Li/48   Falls nicht anders angegeben, Daten aus: ÖSTA, AdR, BMfU, Personalakt, Krawarik Franz, Zl. 43887/1937 Krawarik, Franz Seite 117

01.06.1929 Demonstrator an der Lehrkanzel für Histologie, Embryologie und Fischkunde bis 31.10.1930.

01.11.1930 wissenschaftliche Hilfskraft an der Lehrkanzel für Histologie, Embryologie und Fischkunde bis 31.12.1931.

1931 Erlangen des Tierärztlichen Diploms.

1932 Ergänzungsmatura für Realgymnasien an der Philosophischen Fakultät der UW.

01.01.1932 Ernennung zum a.o Assistenten an der Lehrkanzel für Histologie, Embryo- logie und Fischkunde bis 31.12.1934.

1932 –1934 Humanmedizinische Studien an der UW.

1933 Mitglied der NSDAP, jedoch mit Unterbrechung wegen des Zugehörigkeits- verbotes für Bundesangestellte. 397

25.03.1933 Promotion.

17.04.1933 Verehelichung mit Olga Auguste Adolfine Winkler ( 10.11.1906) aus Lemberg.

15.12.1933 zu dieser Zeit wohnhaft in Wien, 7. Bezirk, Bandgasse. 398

12.03.1934 Mitglied der VF, Mitgliedsnummer: 245.980 399

04.09.1935 Weiterbestellung als Hochschulassistent 2. Klasse für weitere zwei Jahre an der Lehrkanzel für Histologie, Embryologie und Fischkunde.

30.04.1937 zu dieser Zeit wohnhaft in Wien, 13. Bezirk, Dostojewskigasse 31. 400

01.07.1937 SA. Hauptsturm 6 und Sturm 14/99 als Scharführer bis Ende Mai 1938.

 ÖSTA, AVA, aU, Fas. 1525, Zl. 21947/1914Zl. 25978/1937  ÖSTA, AVA, aU, Fas. 1520, Zl. 13726/1928 – Zl. 18176/1936  H.A. VUW, Rekt. 393/1936  ÖSTA, AVA, aU, Fas. 1520, Zl. 13726/1928 – Zl. 18176/1936 Krawarik, Franz Seite 118

14.12.1937 Habilitation in Histologie. (Probevortrag: »Zur Histogenese der peripheren Nervenfasern und über die Bedeutung der Schwannschen Zellen und Nervenscheide«.) 401

17.02.1938 weiterhin Hochschulassistent 2. Klasse an der Lehrkanzel für Histologie, Em- bryologie und Fischkunde. (Gehalt: 2.497,68 RM brutto/jährlich).

Mai 1938 Ortsbeauftragter der D.A.F in der Ortsgruppe »Ungargasse« der NSDAP bis August 1938. 402

23.07.1938 Mitglied des N.S.D. Dozentenbundes, Mitgliedsnummer 3001.

26.08.1938 rückt als Unterveterinär ein bis 31.10.1938.

17.02.1938 wird Privatdozent für Histologie an der TiHo in Wien.

13.03.1939 Geburt seines Sohnes Peter Heinz.

08.05.1939 Vom Reichsminister in Berlin: »Der Assistent Priv. Doz. Dr. med. vet. Franz Krawarik hat sich bereit erklärt, den durch das Ausscheiden des Prof. Fiebiger an der TiHo freigewordenen Lehr- stuhl für Histologie sofort zu übernehmen. […] Priv. Doz. Dr. Krawarik bietet nach seinem Verhalten die Gewähr, dass er je- derzeit rückhaltslos für den NS. Staat eintritt. Seine und seiner Ehefrau deutsch- blütige Abstammung sind nachgewiesen.« Unterzeichnet: Plattner 403

30.05.1939 wird zur Ableistung einer aktiven Wehrdienstübung (Veterinärübung) in Znaim, Art. Rgt. 96 bis 06.06.1939 einberufen. 404

01.12.1939 »Der Führer hat den Assistenten und Dozenten Dr. Franz Krawarik unter der Berufung in das Beamtenverhältnis auf Lebenszeit zum außerordentlichen Pro- fessor ernannt.« (Professur für Histologie und Embryologie). 405

1940 wird zum Heeresdienst einberufen.

 ÖSTA, AVA, aU, Fas. 1525, Zl. 21947/1914 – Zl. 25978/1937  Ebda.  Ebda.  H.A. VUW, Rekt. 701/1939  ÖSTA, AVA, aU, Fas. 1525, Zl. 21947/1914 – Zl. 25978/1937 Krawarik, Franz Seite 119

24.08.1940 Geburt seines zweiten Sohnes Gerd Helmut.

01.10.1942 Ernennung zum Direktor des Institutes für Histologie und Embryologie.

09.09.1944 Geburt seines dritten Sohnes Hans Georg. 406

04.04.1945 wird wieder zum Militärdienst einberufen.

05.05.1945 amerikanischer Kriegsgefangener bis 01.06.1945 im Lager Lambach/ Oberö- sterreich.

06.06.1945 wird aus dem öffentlichen Dienst entlassen. 407

07.09.1945 zu dieser Zeit wohnhaft in Wien, 14. Bezirk, Hadikgasse 174/6.

30.09.1948 »[…] die Entlassung als ausserordentlicher Professor für Histologie an der TiHo in Wien aus dem öffentlichen Dienste wird auf Grund der Bestimmungen des Nationalsozialistengesetzes, II. Hauptstück, Abschnitt II, rückwirkend mit 6. Juni 1945 aufgehoben.«

Jänner 1954 verfasst in der Wien. Tierärztl. Mschr. einen Artikel, welcher in der Besa- mungsanstalt Strettweg der Landeskammer für Land- und Forstwirtschaft Steiermark verfasst wurde. Lässt daher dort eine Anstellung vermuten, da bis mindestens 1965 noch Artikel, ausgehend von dieser Anstalt, von ihm veröf- fentlicht werden. 408

23.10.1982 stirbt in Ottakring. 409

 H.A. VUW, Rekt. 955/1944 Univ. Doz. Dr. Hans Krawarik lehrt zu dieser Zeit an der UW und der Universität Salzburg Geschichte.  ÖSTA, AdR, BMfU, Personalakt, Krawarik Franz  Krawarik 1954, S. 10  MA d. Stadt Wien, MaAb 35/A, SterbeNr.: 2424/82 Krawarik, Franz Seite 120

Wissenschaftliche Arbeiten: 410

Über die Entwicklung des Verdauungstraktes beim Hecht in den ersten sechs Wochen

Das Karpalorgan des Schweines Ein Beitrag zur Kenntnis seines Baues, seiner Entwicklung und Funktion

Das Mentalorgan des Schweines Ein Beitrag zur Kenntnis seines Baues, seiner Entwicklung und Funktion

Nerven und Nervenendigungen in der Schleimhaut des Karpfenrüssels (Gemeinschaftsarbeit mit Karl Süss)

Über eine bisher unbekannte Drüse ohne Ausführungsgang bei den heimischen Knochenfischen

Über Nerven in der Klauen- und Huflederhaut unserer Haussäugetiere 411

Samenalter und Besamungserfolg Wien. Tierärztl. Mschr., 41. Jg., Jänner 1954, Heft 1, S. 10 18–

Eidotterzitrat-, Spermasol- und Trockenmilchverdünner Wien. Tierärztl. Mschr., 44. Jg., Dez.1957, Heft 12, S. 719 725–

Über den Umgang mit Besamungstieren Wien. Tierärztl. Mschr., 46. Jg., April 1959, Heft 4, S. 322 – 336

Emotionelle Tränensekretion bei Rindern Wien. Tierärztl. Mschr., 47. Jg., Mai 1960, Heft 5, S. 318 – 322

Erfahrungen bei der Samengewinnung Wien. Tierärztl. Mschr., 47. Jg., Sept. 1960, Heft 9, S. 553 – 563

 Für die im Lebenslauf Krawariks angeführten Arbeiten, sind keine Seitenzahlen bekannt.  ÖSTA, AdR, BMfU, Personalakt, Krawarik Franz Kretschy, Franz Seite 121

4.12. Kretschy, Franz

Es war aus den Recherchen nicht ersichtlich, ob Dr. Franz Kretschy Mitglied der VF bezie- hungsweise ein Mitglied der NSDAP war.

26.06.1899 Geburt in Wien. Glaubensbekenntnis: römisch-katholisch. 412

Unbekannt Besuch der Volksschule, Mittelschule und Universität in Wien. Seine universitäre Laufbahn waraus den Akten nicht ersichtlich.

Unbekannt stand 20 Monate im Kriegsdienst der alten österreichisch-ungarischen Armee und wurde schwer krank aus dem Militärdienst entlassen. Ursache seiner Ent- lassung war eine eitrige Angina und chron. deformierender Gelenksrheuma- tismus. (Diese Krankheit prägte später seine Lebensarbeit.)

1924 die Direktion des allg. Krankenhauses in Wien gibt ihm die Erlaubnis, eine Bienenanlage im größeren Stile auf eigene Kosten im Garten des Kranken- hauses zu errichten.

1928 er übergibt anlässlich des 43. Balneologenkongresses in Baden bei Wien sein erstes injizierbares Bienengift der klinischen Öffentlichkeit zur Überprüfung.

1929 11. Internationaler Bienenforscher Kongress in Berlin. Er hält hier das Haupt- referat über Bienengift.

02.10.1929 wurde vom Landesgericht Wien I i.Str. wegen §486/1,2 Stg. zu zwei Monaten strengen Arrest bedingt verurteilt. Die Strafe wurde nachgelassen. (Verur- teilung wegen Privatkonkurs).

1930 Gründung seines IMMENIN-Institutes in Berlin, zur Erforschung und Ver- wertung des Bienengiftes, wie der tierischen Gifte überhaupt.

1931 Vertragsverhandlungen mit Wien. Das von ihm entwickelte Immenin wird nach Wien geliefert und von hier aus weiter versandt.

 Falls nicht anders angegeben, Daten aus: ÖSTA, AVA, aU, Fas. 1525, Zl. 21947/1914 – Zl. 25978/1937 Kretschy, Franz Seite 122

1931 Er erbaut auf dem Territorium des staatlichen Serotherapeutischen Institutes, Wien, 10. Bezirk, Triesterstraße 50 auf eigene Kosten seine neue Bienenanlage. (Neben Gewinnung des Bienengiftes, auch Erforschung des Bienenvolkes mit 100 Völkern.)

03.12.1934 bis 12.12.1934 Absolvierung des Lehrkurses über Bienenkrankheiten bei dem Berliner Prof. Dr. Borchert in Wien.

06.01.1935 bereits verheiratet.

21.01.1935 Betrauung mit der Abhaltung von Vorlesungen über Bienenwirtschaft und Bienenpathologie und Erteilung des Lehrauftrages an der TiHo.

17.06.1935 wird von Prof. Koll als Nachfolger für den Honorardozenten Oswald Muck vorgeschlagen.

06.03.1936 Es wird ihm die Leitung der Honorardozentur für Bienenkunde an der TiHo Wien übertragen. 413

Mai 1936 zusätzlich auch Leiter der Bundesuntersuchungsstelle für ansteckende Krank- heiten der Bienen.

07.03.1937 hält an der Landesimkertagung in Wien einen Vortrag über die Notwendigkeit der Denaturierung von Honig.

12.05.1937 wird vom Dienste an der TiHo enthoben, weil er zu Unrecht den Doktortitel führt. 414

1941 befindet sich in einem Anstellungsverhältnis eines hauptamtlichen Fürsorge- arztes im Dienste der Stadt Wien. 415

01.07.1941 zu dieser Zeit wohnhaft in Wien, 8. Bezirk, Daungasse 3. 416

Weitere Daten bezüglich der Entnazifizierung und des späteren Lebens nicht bekannt.

 H.A. VUW, Rekt. 730/1941  H.A. VUW, Rekt. 359/1937  H.A. VUW, Rekt. 730/1941  Ebda. Kretschy, Franz Seite 123

Wissenschaftliche Arbeiten:

Kretschy hat sich die meiste Zeit seines Lebens mit dem sogenannten IMMENIN beschäftigt. Immenin ist ein injizierbares Bienengiftpräparat, mit dem man Krankheiten wie Rheuma, Polyarthritis, Morbus Bechterew, Ischias oder Neuralgien heilen bzw. heilend unterstützen kann. Die moderne Bienengifttherapie Veröffentlichungen der Balneologischen Gesellschaft in Berlin über den 43. Balneologischen Kongress in Baden bei Wien. 1928

Die Bedeutung der tierischen Gifte in der Medizin Wien. Tierärztl. Mschr., 23 Jg., 1. November 1936, Heft 21, S. 684 Krölling, Otto Seite 124

4.13. Krölling, Otto

Professor Dr. Otto Krölling trat am 08. März 1934 der VF mit der Mit- gliedsnummer 245.981 bei, unterzeichnete aber schon am 10. Juni 1933 deren Eidesformel.

Am 01. Mai 1938 wurde er mit der Mitgliedsnummer 6.304.957 von der NSDAP als Parteimitglied aufgenommen. Weiters schloss er sich dem NSKK-M-St.M 94, Sd. 6, Sturm 57 mit der Ausweisnummer K-47 an. 417

Laut Kröllings eigenen Angaben waren berufliche Gründe maßge- bend für seinen Eintritt in die NSDAP. Außerdem wurde ihm eine Ehe, die den Nürnberger Gesetzen nicht entsprach, vorgeworfen. (Vermutlich die Ehe mit Ernestine Ehrlich, da davon auszugehen ist, dass diese Jüdin war.) 418 Er suchte zuerst in Hietzing um Aufnahme an, wurde dort jedoch abgewiesen. Schließlich kam er zur provisorischen Mitgliedskarte über den An- trag im 3. Bezirk. Die niedere Mitgliedsnummer konnte er sich selbst nicht erklären. 419

Der Tag seiner Dienstenthebung war der 27. September 1945. Grund dafür war seine Partei- mitgliedschaft der ehemaligen NSDAP. Ende 1945 wurde er im Lager Glasenbach »Marcus W. Orr« in Salzburg interniert. Glasenbach wurde von den Amerikanern genutzt, um Be- fragungen im Rahmen der Entnazifizierung in Österreich durchzuführen. Es war das größte österreichische Internierungslager für Nationalsozialisten und Kriegsverbrecher. Nach der Überprüfung seiner Personalakten wurde Krölling Anfang 1946 wieder entlassen. 420

Das BMfU rief am 08. Jänner 1947 die Sonderkommission I. Instanz ein, um wie folgt über Professor Dr. Otto Krölling zu urteilen: »Die Sonderkommission I. Instanz beim BMfU Senat Nr.2, hat am 08.01.1947 unter Vorsitz des Ministerialrates Dr. Kenda im Beisein von Professor Dr. Böhm und Professor Dr. Zaribnicky als Beisitzer, gemäß §10 der 3. Durchführungsverordnung zum Verbotsgesetz vom 25.08.1945, ST.G.Bl.Nr.131 zu Recht erkannt: Professor Dr. Otto Krölling bietet nach seinem bisherigen Verhalten keine Gewähr dafür, dass er jederzeit rückhaltlos für die unabhängige Republik Österreich eintreten werde. Er wird daher gemäß §21 des Verbotsgesetzes St.G.Bl.Nr. 13/45, in der Fassung des §4 der Verbots- gesetznovelle vom 15.08.1945, St.G.Bl.Nr. 127/45, bzw. §19 der 3. Durchführungsverordnung zum

 H.A. VUW, Rekt. 1511/1946  Über die Person Ernestine Ehrlich sind auch im Archiv der israelitischen Kultusgemeinde keine genaueren Daten vorhanden, da kein Geburtsdatum bekannt ist.  ÖSTA, AdR, BmfLuF, Kt. 797, Veterinärverwaltung, Tierärzte NS-Gesetz, NÖ, 1– 64, 18. Oktober 1947, Zl. N.Ö. 39 – 47/36508  ÖSTA, AdR, BmfLuF, Kt. 797, Veterinärverwaltung, Tierärzte NS-Gesetz, NÖ, 1– 64, Brief vom 16.01.1946 an Krölling Krölling, Otto Seite 125

Verbotsgesetz, St.G.Bl.Nr. 131/45, unter Kürzung des Ruhestandsbezuges um 15% in den dauern- den Ruhestand versetzt. 421

Folgende Gründe waren für diese Entscheidung ausschlaggebend: Zumal war er Mitglied der NSDAP und der NSKK. Die Mitgliedschaft der NSKK rechtfertigte Krölling durch die Erklärung, »dass diese Zugehörigkeit nur als bloße sogenannte Korpsangehö- rigkeit zum Zwecke des vereinsmäßigen Aufsuchens von Jagdangelegenheiten mittels Autobussen ohne jegliche weitere Betätigung bestanden hat.« 422

Außerdem konnte die Sonderkommission für Krölling auf Grund der Tatsache, dass er im »Bildungsleben« des Dritten Reiches als Hochschulprofessor und Rektor der TiHo großes Ansehen genoss, keine Gewähr erkennen, dass er trotz seiner Zugehörigkeit zu NSDAP in Zukunft hinter der Unabhängigkeit Österreichs stehen würde. 423

Am 18. Oktober 1947 kommt es zu einem zusätzlichen Beschluss: »Die auf Grund des §19, Abs. (2), Verbotsgesetz 1947, beim BmfLuF gebildete Kom- mission, Senat für das Bundesland Niederösterreich in Wien hat am 29. Septem- ber 1947 in der Sache des Tierarztes Dr. Otto Krölling folgenden Beschluß gefasst: Da der der Kommission vorliegende Sachverhalt nicht mit Sicherheit ergibt, dass der Ge- nannte rechtskräftig registriert ist, die Entscheidung der Kommission aber hievon abhän- gig ist, somit von der Feststellung eines Umstandes der in den Registrierungslisten zu ver- zeichnen oder zu vermerken ist, wird das Verfahren gemäß §7, Abs. (3), Verbotsgesetz 1947 bis zur rechtskräftigen Beendigung des Registrierungsverfahrens unterbrochen. Der tierärztliche Beruf darf bis zur Fällung des Erkenntnisses nach §5, Abs. (3) des Bundesver- fassungsgesetzes, B.G.Bl.Nr. 113/47 nicht ausgeübt werden.« 424 »Nach Umfrage ergeht der Beschluß auf Vertagung der Verhandlung zwecks Ergänzung des Be- weisverfahrens durch Einholung eines Gutachtens über die politische Tätigkeit des zu Beurteilen- den vom derzeitigen Rektor der TiHo Prof. Dr. Ferdinand Habacher.

Dr. Krölling wird aufgefordert, die wichtigsten Punkte seiner Entlastungsschrift durch schriftliche Zeugenaussagen durch Personen, die hierüber einwandfrei aussagen können, zu ergänzen oder Zeugen in der Höchstzahl von 5 bis 6 Personen zur nächsten Verhandlung mitzubringen.« 425

 ÖSTA, AdR, BMfU, Personalakt, Jansch Hermann  H.A. VUW, Rekt. 1511/1946, Senat Nr. 2, Zl. 2/SK/47  Ebda.  ÖSTA, AdR, BmfLuF, Kt. 797, Veterinärverwaltung, Tierärzte NS-Gesetz,NÖ, 1– 64, 18. Oktober 1947, Zl. N.Ö. 39 – 47/36508  Ebda. Krölling, Otto Seite 126

Prof. Dr. Karl Schwarz-Wendl und Rektor Prof. Dr. Ferdinand Habacher machten eine Zeu- genaussage. Habacher bestätigte, dass Krölling als Rektor und als Vorstand des Anatomischen Institutes in keiner Weise für die nationalsozialistischen Ideen propagandistisch gewirkt hat.

Am 19. Mai 1948 kommt es beim Senat für das Bundesland Niederösterreich zu folgender Erkenntnis: »Die auf Grund des §19, Abs. (2), Verbotsgesetz 1947 beim BmfLuF gebildete Kommission, Senat für das Bundesland Wien, hat am 19.05.1948 in der Sache des gemäß §17, Abs. (3), Verbotsgesetz 1947 als minderblelastete Person anzusehenden Tierarzt Dr. Otto Krölling, Wieselburg nach der in seiner Anwesenheit durchgeführten öffentlichen Verhandlung gemäss§5, Abs. (3), des Bundesver- fassungsgesetzes vom 21.05.1947, B.G.Bl.Nr.113, erkannt: Tierarzt Dr. Otto Krölling, darf trotz seiner Verzeichnung in den besonderen Listen der National- sozialisten (Registrierungslisten) zur Ausübung der Tätigkeit im Berufe eines Tierarztes herangezo- gen werden.« 426

28.01.1891 Geburt in Weinzierl, Bezirk Scheibbs, Niederösterreich. Glaubensbekenntnis: römisch-katholisch. Vater: August Ernst Krölling (25.09.1855), Obergärtner. Mutter: Anne Bienenstein (07.05.1865) aus Wieselburg, Niederösterreich. 427

1902 –1911 Gymnasium in Marburg an der Drau.

1911– 1914 Studium der ersten sechs Semester an der TiHo im Wien.

01.01.1914 Bestellung zum Demonstrator an der Lehrkanzel für Histologie und Embryo- logie.

25.08.1914 zum Militärdienst einberufen.

1917 –1919 Beendigung des tierärztlichen Studiums.

01.07.1917 Kriegstrauung mit Susanne Radocha aus Oberkärnten.

01.11.1918 Bestellung zum Ersatzassistenten an der Lehrkanzel für Histologie und Embryologie.

 ÖSTA, AdR, BmfLuF, Kt. 788, Veterinärverwaltung 1945 –1950, Tierärzte Entnazifizierung 1948, Teil IV, Zl. 27927  Falls nicht anders angegeben, Daten aus: ÖSTA, AdR/05/DWM, Personalakt, Dr. Krölling Otto, Standesblatt vom 30.09.1938 Krölling, Otto Seite 127

10.11.1918 vom Militärdienst entlassen. (Schloss den Militärdienst als mehrfach dekorierter k. u. k. Artillerie-Ober- leutnant der Reserve ab.)

1918 –1930 Assistent am Institut für Histologie und Embryologie.

09 –11.1919 Erlangen des Tierärztlichen Diploms.

01.12.1919 Ernennung zum Assistenten am Institut für Histologie und Embryologie.

1921 Promotion. Dissertationsthema: »Über die akzessorischen Geschlechtsdrüsen und männlichen Kopulationsorgane von Sciurus vulgaris«.

09.08.1921 gerichtliche Scheidung. 428

01.11.1921 Ernennung zum a.o. Assistenten.

24.08.1922 Dispensehe mit Ernestine Ehrlich. (Wurde 1927 als ungültig erklärt, da die erste Ehe noch nicht offiziell ge- schieden war.)

22.11.1923 Habilitierung und somit Privatdozent an der Lehrkanzel für Histologie und Embryologie. Habilitationsschrift: »Über die Form- und Organentwicklung des Hausrindes (Bos taurus L.) im ersten Embryonalmonat«.

01.01.1924 Ernennung zum ordentlichen Assistenten.

1927 Verleihung des Titels eines a.o. Professors.

12.05.1927 wird zum Vertreter der Privatdozenten im Prof. Kollegium für die Jahre 1929 –1931 gewählt.

1928 ändert sein Glaubensbekenntnis in evangel. A.B.

06.10.1930 wird mit der Lehrkanzel für systematische und topographische Anatomie und mit der Abhaltung der Vorlesungen, Übungen und Prüfungen aus systemati- scher Anatomie betraut bis 1931.

 ÖSTA, AdR/05/DWM, Personalakt, Dr. Krölling Otto Die Ehe wurde am 09.08.1921 erstmalig geschieden und am 07.12.1938 endgültig getrennt. Krölling, Otto Seite 128

30.09.1931 Ernennung zum a.o. Professor für systematische und topographische Ana- tomie und zum Vorstand selbigen Instituts.

10.06 1933 unterzeichnet die Eidesformel auf das Dollfuß-Regime. 429

08.03.1934 Mitglied der VF, Mitgliedsnummer 245.981. bis 1938. 430

03.09.1936 Teilnahme an dem in Mailand stattfindenden IV. Internationalen Anatomen- kongress. (Bleibt bis 15.09.1936 zu Erholungszwecken in Italien.) 431

04.11.1936 wird mit der Leitung und Führung der Lehrkanzel für Histologie, Embryo- logie und Fischkunde sowie den Vorlesungen, Übungen und Prüfungen aus Histologie und Embryologie im SoSe betraut.

März 1938: Musterausgabe: Größe: 172 cm, Gewicht: 78 kg. Mitglied beim Deutschen Alpenverein. Dienstgrad beim Ausscheiden des Militärdienstes: Oberleutnant.

01.05.1938 Mitgliedschaft bei der NSDAP, Mitgliedsnummer: 6.304.957. bis 27.04.1945. 432

30.09.1938 zu dieser Zeit wohnhaft in Wien, 3. Bezirk, Linke Bahngasse 11.

30.09.1938 hat zu diesem Zeitpunkt bereits die Mitgliedschaft zur NSDAP eingereicht und gehört bereits dem NSKK bis 1943 an. (Ausweis Nr. K-47). 433

16.03.1939 erbringt Ariernachweis für seine Familie.

01.11.1939 Ernennung zum ordentlichen Professor für systematische und topographische Anatomie.

22.01.1942 Bestellung zum Direktor des Anatomischen Instituts der TiHo Wien.

31.01.1942 Verehelichung mit Maria Junyk (deutschblütige Abstammung).

 H.A. VUW, Rekt. 386/1933  H.A. VUW, Rekt. 742/1936  H.A. VUW, Rekt. 664/1936  ÖSTA, AdR, BmfLuF, Kt. 797, Veterinärverwaltung, Tierärzte NS-Gesetz, NÖ, 1– 64, Zl. 109.481– 2/47  Ebda. Krölling, Otto Seite 129

14.02.1942 zu dieser Zeit wohnhaft in Wien, 3. Bezirk, Hietzinger Hauptstraße 104/2.

06.08.1942 wird zum Rektor der TiHo Wien ernannt (bis April 1945).

11.08.1945 wird von seinem öffentlichen Dienst enthoben.

Ende 1945 ist im Lager Glasenbach bei Salzburg interniert. 434

1946 Leiter der »Station für künstliche Befruchtung der Rinder« in Wieselburg a.d. Erlauf, Niederösterreich.

28.05.1947 zu dieser Zeit wohnhaft in Niederösterreich, Wieselburg, E. Grestnergasse 1

17.02.1948 verfasst einen Einspruch gegen die Enthebung vom Dienste und gegen das Verbot, als Tierarzt außerhalb der Universität praktizieren zu dürfen. 435

19.05.1948 wird als minderbelastete Person eingestuft. 436

22.01.1960 wird vom Bundespräsidenten zum titular ordentlichen Hochschulprofessor er- nannt. 437

30.08.1965 stirbt in Niederösterreich.

04.09.1965 Beerdigung auf dem Friedhof Wieselburg an der Erlauf.

 H.A. VUW, Rekt. 435/1946  ÖSTA, AdR, BmfLuF, Kt. 797, Veterinärverwaltung, Tierärzte NS-Gesetz,NÖ, 1– 64, Zl. NÖ-39/9/47, Betreff: Kommissionsbeschluß  ÖSTA, AdR, BmfLuF, Kt. 797, Veterinärverwaltung, Tierärzte NS-Gesetz,NÖ, 1– 64, Zl. NÖ-29/47/17  Anonym 1960, S. 278 Krölling, Otto Seite 130

Auszeichnungen:

Allerhöchste belobende Anerkennung bei gleichzeitiger Verleihung der Schwerter für tapferes Verhalten vor dem Feinde. Bronzenes Signum laudis mit Kriegsdekoration und Schwertern Karl Truppenkreuz Ehrenkreuz für Frontkämpfer Silberne Treuedienstehrenzeichen

Mitgliedschaften:

Mitglied des Deutschen Alpenvereins Mitglied des Arbeitskreises für Wildtierforschung

Wissenschaftliche Arbeiten:

mit O. Zietzschmann Lehrbuch der Entwicklungsgeschichte der Haustiere 2. Auflage, Verlag Paul Parey in Berlin und Hamburg, 1955

mit H. Grau Lehrbuch der Histologie und vergleichenden mikroskopischen Anatomie der Haustiere 10. Auflage, Verlag Paul Parey in Berlin und Hamburg, 1960

Über die Venenversorgung der Schilddrüse bei den Raubtieren (Feliden und Ursiden) Acta Anatomica 11, 1950/1951, 478 – 489.

Die Form- und Organentwicklung des Hausrindes (Bos taurus L.) im ersten Embryonalmonat Zeitschrift für Anatomie und Entwicklungsgeschichte 72, 1924, 1 – 54.

Zur Frühentwicklung der Milchdrüse beim Pferd Deutsche tierärztliche Wochenschrift, 47, 1939, S. 566.

Zur Anatomie des Mittelfuß-Skelettes bei Equiden Wien. Tierärztl. Mschr., 34, 1947, Heft 11, S. 655 –665.

Die Frühentwicklung der Extremitäten beim Pferd Zeitschrift für Anatomie und Entwicklungsgeschichte, 111. Band, 1942, S. 490 – 507 Krölling, Otto Seite 131

Anatomie und Entwicklungsgeschichte der Metapodien bei den Equiden im Lichte des Biogenetischen Grundgesetzes Verhandl. Der Zoolog. Botan. Gesellschaft in Wien, 84. Band, 1934, S. 38 – 41 Lercher, Martha Seite 132

4.14. Lercher, Martha

Am 11. Feber 1942 schrieb der Kurator der wissenschaftlichen Hochschulen in Wien an den Rektor der TiHo mit folgendem Betreff: »Der Herr Reichsminister hat mit Erlass vom 04.01.1942, WA 2879/41, folgendes eröffnet: Bereits in den letzten Jahren hat es sich immer wieder als ein Mangel erwiesen, dass an vielen wis- senschaftlichen Hochschulen für den Unterricht in der deutschen Sprache für die bei diesen Hoch- schulen häufig sehr zahlreichen Ausländer nichtgenügend gesorgt ist. Die Notwendigkeit dieses Sprachunterrichts, besonders in der Zukunft, bedarf keiner näheren Begründung, da dann mit ei- nem vermehrten Ausländerstudium zu rechnen ist. […] Um diesem Mangel abzuhelfen, genehmige ich, dass dringend erforderliche Kurse für Ausländer eingerichtet und die Vergütungen für die Lehrkräfte aus dem bei Tit. 4b zur Verfügung gestellten Betrag bezahlt werden. Ich bitte um Stellungnahme.« 438

Rektor Benesch schlug am 23. März 1942 Martha Lercher als Lektorin zur Abhaltung von deutschen Sprachkursen slawischer Studenten an der TiHo vor. Sie wurde vorläufig für das Ausmaß von zwei Wochenstunden bestellt. 439

Allerdings gab es auch für ausländische Studenten, die diesen Kurs besuchten, gewisse Aufla- gen, die zu erfüllen waren: »Abkommen, betreffend die Übernahme des Deutschunterrichtes für fremdsprachige Ausländer an den wissenschaftlichen Hochschulen Wiens durch die Deutsche Akademie.

Auf Grund der Vereinbarung zwischen dem Reichserziehungsministerium und der deutschen Aka- demie München über die Abhaltung von Deutsch-Sprachkursen an den Hochschulen des Reiches (E III b 1900) wurde von den Rektoren der Wiener wissenschaftlichen Hochschulen und der Deut- schen Akademie, vertreten durch den derzeitigen geschäftsführenden Präsidenten, Rektor Dr. Wal- ter Wüst, folgendes festgelegt:

1.) Der Deutschunterricht für fremdsprachige Ausländer an den Wiener Hochschulen wird mit dem Beginn des Wintersemesters 1943/44 von der Deutschen Akademie durchgeführt.

2.) Die Deutsche Akademie ist berechtigt Lehrer für Sprachkurse zu bestellen, verpflichtet sich aber die Zustimmung der Hochschulen für diese Lehrpersonen einzuholen.

3.) Die Besoldung der Lehrpersonen erfolgt durch die Deutsche Akademie. Soweit Lehrperso- nen übernommen werden, die bisher von der Hochschule beauftragt waren Deutschkurse für

 H.A. VUW, Rekt. 174/1942, Zl. Ia-1150/7.2.42  H.A. VUW, Rekt. 299/1942 Lercher, Martha Seite 133

Ausländer durchzuführen, ist das bisherige Vertragsverhältnis aufzulösen und ein neuer Vertrag durch die Deutsche Akademie abzuschließen.

4.) Die Deutsche Akademie wird sich bei Einsetzung der Lehrkräfte in erster Linie der vorhan- denen Lehrpersonen bedienen, das heißt also jener, die bislang an den einzelnen Hochschulen die Deutschkurse für Ausländer geführt haben.

5.) Zu Beginn des Semesters haben sich die neu inskribierenden fremdsprachigen Ausländer einer Prüfung in der deutschen Sprache zu unterziehen. Auf Grund dieser Prüfung wird entschie- den, ob der Prüfling einen Deutsch-Sprachkurs an seiner Hochschule zu besuchen hat oder ob seine Deutschsprachkenntnisse derart sind, dass ihm der Besuch eines Deutschkurses erlassen wird. Das Ergebnis der Prüfung entscheidet auch darüber, in welche Fortschrittsstufe des Deutsch-Sprachkur- ses der Hörer eingeteilt wird.

6.) Die fremdsprachigen Hörer, die die Deutschkurse besuchen, haben sich am Ende des 2. Semesters einer Prüfung zu unterziehen, deren Ergebnis darüber entscheidet, ob die beiden Seme- ster ihnen als gültig angerechnet werden. 440

7.) Den Prüfungen wird die Prüfungsordnung der Deutschen Akademie zugrunde gelegt. Die Prüfungskommission besteht aus einem Vertreter der Deutschen Akademie als Vorsitzendem, fer- ner einem Vertreter der Hochschule und einer Lehrperson. Die von der Deutschen Akademie er- stellten Prüfungszeugnisse werden von den Mitgliedern der Prüfungskommission unterzeichnet.

8.) Die Organisation der Deutsch-Sprachkurse und die anzuwendenden Methoden bestimmt die Deutsche Akademie. Die Deutsche Akademie wird im Unterricht für Fortgeschrittene den Wortschatz des jeweiligen Fachstudiums der Kursbesucher maßgebend berücksichtigen.

9.) Da die Sprachkurse für die Hörer der einzelnen Hochschulen an jener Hochschule abzuhal- ten sind, an der sie inskribiert sind, ist das Einvernehmen mit dem Rektor der betreffenden Hoch- schule hinsichtlich der Stundeneinteilung zu treffen.

10.) Sollten die bisher für den gleichen Zweck zur Verfügung gestellten Räume an den einzelnen Hochschulen nicht ausreichen, so wird die Deutsche Akademie bemüht sein, möglichst in der Nähe der betreffenden Hochschule zusätzliche Unterrichtsräume zu verschaffen.«

Unterzeichnet von allen Rektoren der Wiener Hochschulen, darunter der Rektor der TiHo Prof. Krölling. 441

 Falls nicht anders angegeben, Daten aus: H.A. VUW, Rekt. 56/1944  H.A. VUW, Rekt. 56/1944 Lercher, Martha Seite 134

13.01.1904 Geburt in Stanislaus/Polen. 442

10.11.1940 Lektorin und Assistentenverwalterin am Seminar für slawische Philologie an der UW.

10.06.1941 hält Lektorenstunden in Polnisch und Ukrainisch an der UW ab.

21.03.1942 zu dieser Zeit wohnhaft in Wien, 9. Bezirk, Servitengasse 3/23.

05.06.1942 beginnt mit der Abhaltung der Deutschen Sprachkurse für Ausländer an der TiHo.

22.06.1942 ist seit 01.04.1942 bis 30.09.1942 an der TiHo angestellt. 443

09.12.1942 ist seit 01.10.1942 bis 31.03.1943 an der TiHo angestellt.

1943/1944 bereits als Dr. phil Lercher Martha erwähnt. 444

Weitere Daten bezüglich der Entnazifizierung und des späteren Lebens nicht bekannt.

 Falls nicht anders angegeben, Daten aus: H.A. VUW, Rekt. 299/1942  H.A. VUW, Rekt. 571/1943  Personal- und Vorlesungsverzeichnis der TiHo Wien, Studienjahr 1943 –1944 Muck, Oswald Seite 135

4.15. Muck, Oswald

Es war trotz Recherchen nicht ersichtlich, ob Prof. Oswald Muck Mit- glied der VF war, beziehungsweise welche politische Gesinnung er im Bezug auf das nationalsozialistische Regime hatte.

01.08.1861 Geburt in Regelsbrunn, Niederösterreich Glaubensbekenntnis: römisch-katholisch Vater: Georg Muck, k. u. k. Stromaufseher Mutter: Aloisia Capistori. 445

1873 ist bereits Vollwaise.

1875 –1880 fünf Klassen Lehrerbildungsanstalt in St. Pölten.

1880 Reifeprüfung.

1880 –1885 Lehrer in Wien.

1883 –1884 Zweijähriger Chemiekurs bei Prof. Dr. Knauer.

1885 Erlangen des Lehrbefähigungszeugnisses als Fachlehrer für Bürgerschulen in Wien (Mathematik, Geometrie, Zeichnen, Physik und Chemie).

1885 –1912 Fachlehrer an der Knabenbürgerschule in Wien, 19. Bezirk, Pyrkergasse 16. 446

1891– 1895 Ernennung zum Ausschussrat im österreichischen Reichsverein für Bienen- zucht.

1893 Erlangen des Lehrbefähigungszeugnisses für Zeichenunterricht an gewerb- lichen Schulen in Wien.

 Falls nicht anders angegeben, Daten aus: H.A. VUW, Rekt. 626/1931  ÖSTA, AVA, aU, Fas. 1525, Zl. 21947/1914 – Zl. 25978/1937 Muck, Oswald Seite 136

1893 einjähriger Fortbildungskurs an der Staatsgewerbeschule Wien I, darstellende Geometrie, Zeichnen, Bau- und Maschinenzeichen.

1895 –1899 Vizepräsident des österreichischen Reichsvereins für Bienenzucht.

1898 –1900 Beteiligung an der Errichtung der österreichischen Imkerschule.

1899 –1922 Ernennung zum Präsidenten des österreichischen Reichsvereins für Bienen- zucht.

1900 –1922 Leiter der österreichischen Imkerschule, unentgeltlich.

1901 veranlasste die Herausgabe der großen anatomischen Bienentafeln (früher Lachnersche Tafeln). 447

1902 schuf eine österreichische Honigvertretungsgenossenschaft sowie eine kumu- lative Versicherung und einen Unterstützungsfonds zum Schutze der Imker gegen Schäden an Bienenständen. 448

1903 organisiert die Internationale Bienenzuchtausstellung in Wien.

1906 dreimonatiger Kurs über Motorenkunde und Technologie der metallverarbei- tenden Gewerbe am k. u. k. Technologischen Gewerbemuseum.

Mai 1909 Ernennung zum Honorardozenten für Bienenzucht an der Boku.

Mai 1912 Ernennung zum Honorardozenten für Bienenwirtschaft und Bienenpathologie an der TiHo.

1912 zweiwöchiger Kurs über Bakteriologie für Bienenseuchen an der biologischen Reichsanstalt für Land- und Forstwirtschaft in Berlin.

1913 zweiwöchiger Kurs über Bienenanatomie, mikroskopische Präparierungen und Bienenkrankheiten in Erlangen.

1914 war maßgebend an der Ministerialverordnung vom 04.07.1914 zur Bekämpfung der Brutseuche beteiligt. 449

 H.A. VUW, Rekt. 1201/1949  Ebda.  Ebda. Muck, Oswald Seite 137

1918 –1921 Leiter der Bürgerschule in Wien, 19. Bezirk.

1922 Schaffung des großen Bienenzuchtmuseums in Wien.

23.05.1934 legt die Honorardozentur auf Grund seines Alters (73 Jahre) zurück.

08.02.1937 Es wird ihm der Titel Professor vom Bundespräsidenten verliehen. 450

1949 zu dieser Zeit wohnhaft in Wien, 19. Bezirk, Hofzeile 6/6.

14.10.1949 stirbt in Wien. Hinterbliebener ist Sohn Dipl. Ing. Walter Muck. (Seine Frau Emanuela Muck, geb. Neuwirth verschied schon vor ihm.) 451

Weitere Daten bezüglich der Entnazifizierung nicht bekannt.

 H.A. VUW, Rekt. 142/1937, Zl. 4251-I/2  ÖSTA, AdR, BPA, Personalakt Oswald Muck, Zl. 201148/1949/P Muck, Oswald Seite 138

Auszeichnungen:

Goldenes Verdienstkreuz mit der Krone (1905) Ökonomierats-Titel (1926)

Mitgliedschaften:

Ehrenmitglied des österreichischen Reichsvereines (1903) Ehrenpräsident des österreichischen Imkerbundes (1927)

Wissenschaftliche Arbeiten:

Bericht der amtlichen Untersuchungsstelle für Bienenkrankheiten über die Jahre 1931– 1932 Wien. Tierärztl. Mschr., 20 Jg., 01. Juli 1935, Heft 13, S. 489 – 494

Zur bevorstehenden Bekämpfung der Bienen-Milbenseuche in Österreich Wien. Tierärztl. Mschr., 21 Jg., 15. Oktober 1934, Heft 20, S. 614

Tierärzte und Bienenzucht in Österreich Wien. Tierärztl. Mschr., 21 Jg., 15. November 1934, Heft 22, S. 692 Schiller, Josef Seite 139

4.16. Schiller, Josef

Prof. Dr. Josef Schiller war Mitglied bei der VF seit 03. Feber 1934 mit der Mitgliedsnummer 222.451. 452

Laut eigenen Angaben war er Parteianwärter der NSDAP seit dem Jahre 1941. 453 Näheres zu seinem politischen Verhalten ist aus den Recherchen nicht ersichtlich, außer dass er am 16. August 1945 aus dem öffentlichen Dienst entlassen wurde. 454 Im Jahr 1946 verblieb er je- doch an der TiHo als Lehrender. 455

16.06.1877 Geburt in Ringelshain/Böhmen. Glaubensbekenntnis: römisch-katholisch. Mutter: Theresia Gürlich.

1904 Promotion an der UW zum Doktor der Philosophie, nachdem er Naturwis- senschaften studierte.

01.10.1905 Assistent an der k. u. k. zoologischen Station in Triest bis September 1909.

1908 Professor an der k. u. k. Staatsrealschule.

04.01.1909 Verehelichung mit Gabrielle Hille (22.08.1888) aus Hainspach, Tschechien. 456

1910 erhält Lehrstelle am Gymnasium in Wien, 12. Bezirk.

1910 –1914 Mitglied der österreichischen Forschungskommission zur Erforschung der Adria, wo er Leiter der Fahrten zur Erforschung der Adria auf marinbotani- schem Gebiet war.

1912 Gymnasialprofessor in Wien.

1916 Beginn mit der Bienenzucht mit 5 –14 Völkern pro Jahr.

1917 Habilitation für Hydrobiologie an der UW.

 Falls nicht anders angegeben, Daten aus: H.A. VUW, Rekt. 544/1937  ÖSTA, AdR, BMfU, Personalakt Schiller Josef, Rekt. der TiHo Zl. 667/1945  H.A. VUW, Rekt. 581/1945  H.A. VUW, Rekt. 138/1946  ÖSTA, AdR/LV, BPA – 2PA, 21092/ 81– 5817/ 16.06.1877/ 1A 458/60 Schiller, Josef Seite 140

04.03.1918 Geburt seines Sohnes Otto.

1928 Ernennung zum tit. a.o. Professor.

03.02.1934 Mitglied der VF, Mitgliedsnummer 222.451.

1935 erster Vorsitzender des Apisklubs.

1937 wird in den vorzeitigen Ruhestand als Mittelschulprofessor versetzt.

Juni 1937 zu dieser Zeit wohnhaft in Wien, 12. Bezirk, Tivoligasse 55.

1938 Honorardozentur für Bienenwirtschaft und Bienenpathologie an der TiHo.

19.07.1938 gibt an, arischer Abstammung zu sein und bezeugt charakterlich und politisch einwandfrei zu sein. 457

02.09.1939 wird zum außerplanmäßigen Professor ernannt und wird der Philosophischen Fakultät der UW zugewiesen. 458

1941 ist laut eigenen Angaben seit diesem Jahr Parteianwärter der NSDAP 459

16.08.1945 er wird vom öffentlichen Dienst enthoben, allerdings behält er eine Aufgabe an der TiHo: »Prof. Dr. Schiller wurde im Hinblick darauf, dass die wertvollen Bienenvölker, die Eigentum der Hochschule sind und sich zur Zeit auf Sommerständen in der Umgebung Wiens befinden und betreut werden müssen, mit der Wahrnehmung dieser Agenden betraut.« 460

1946 Schiller gilt zwar nicht als politisch unbelastet, wird aber im Dienst weiterbe- lassen. 461

09.03.1946 von der Betrauung mit der Lehrveranstaltung Bienenkunde wird im Hinblick auf das Alter Schillers und auf die erloschene Lehrbefugnis laut der Habilitati- onsnorm nach §21, Abs. (1), Pkt. 4 Abstand genommen. 462

 H.A. VUW, Rekt. 582/1938  H.A. VUW, Rekt. 1120/1939  ÖSTA, AdR, BMfU, Personalakt Schiller Josef, Rekt. der TiHo Zl. 667/1945  H.A. VUW, Rekt. 581/1945  H.A. VUW, Rekt. 138/1946  H.A. VUW, Rekt. 142/1946 Schiller, Josef Seite 141

SoSe 1946 hält trotzdem noch wöchentlich dreistündige Vorlesungen über Bienenkunde ab, da für Schillers Honorardozentur kein Ersatz gefunden wird und die TiHo auf ihn angewiesen ist.

10.07.1960 stirbt in Wien. 463

 ÖSTA, AdR, BMfU, Personalakt Schiller Josef, Rekt. der TiHo Zl. 667/1945 Schiller, Josef Seite 142

Mitgliedschaften:

Mitglied als Vorsitzender des Apis-Klubs Mitglied der österreichischen Forschungskommission zur Erforschung der Adria

Wissenschaftliche Arbeiten:

Über Eiweißfütterung an Bienen Bienenvater, 1933, S. 55

Der Mikroskopiker des Bienenzuchtvereines »Wien Stadtrand« Bienenvater, 1935, S. 86

Über das Blut, den Blutzuckergehalt und die Flugleistung der Biene Bienenvater, 1935, S. 37

Kann die erwachsene Arbeiterin der Honigbiene Eiweiß verwerten? Bienenvater, 1936, S. 344

Die Lebensgemeinschaft Biene und Blume Bienenvater, 1936, S. 307

Die Sojamehlfütterungsmethode in der Wabe Bienenvater, 1937, S. 13

Über zwei tödliche Fälle von reiner Amöbeninfektion Bienenvater 1937, S. 382

Bildet Nosema apis physiologisch verschiedene Rassen? Wien. Tierärztl. Mschr., 25 Jg., 15. Dezember 1938, Heft 24, S. 754 756– Schober, Herbert Seite 143

4.17. Schober, Herbert

Nach Prof. DDr. Dr. h.c. Herbert Schober wurde der bekannte »Herbert-Schober-Förderpreis« benannt. Dieser Preis ist die rang- höchste Auszeichnung für fotografische Arbeiten im Bereich der Me- dizin- und Wissenschaftsphotographie.

Es war aus den Recherchen nicht ersichtlich, ob Prof. DDr. Dr. h.c. Schober Mitglied der VF beziehungsweise ein Mitglied der NSDAP war. Jedoch dürfte er kein offizieller Gegner des NS-Regimes gewesen sein, da er Ende 1938 den aus politischen Gründen entlassenen Prof. Dr. Hauer an der TiHo vertrat.

14.03.1905 Geburt in Innsbruck. Vater: Karl Schober, Oberfinanzrat. Mutter: Emmy, aus Münster in Deutschland. 464

1923 Reifeprüfung. Besuchte drei Gymnasien in Bruneck, Meran und Innsbruck. Der mehrfache Schulwechsel erfolgte wegen der mehrmaligen beruflichen Versetzung seines Vaters.

1923 Beginn des Studiums der Physik und Medizin an der Universität Innsbruck. (Setzte später das Studium auch in Prag und Wien fort.)

1928 Promotion zum Dr. phil. in Physik bei Prof. Haschek an der UW. Dissertationsthema: »Die Spektren des Wehnelt-Unterbrechers«.

1928 –1934 Assistent am Institut für Angewandte Physik an der TU Wien.

1934 Habilitation in Physik. Habilitationsschrift: »Die Spektren des Rheniums«.

1934 –1935 Dozent an der TU Wien. 465

 Falls nicht anders angegeben, Daten aus: Daxecker et al. 2005, S. 133 –135  Pulvermacher 2001, S. 22 – 23 Schober, Herbert Seite 144

1935 –1937 kommt als wissenschaftlicher Gastdozent an das Ozeanographische Institut in Göteborg/Schweden. Ist während dieser Zeit auch im Spektroskopischen Labor der Physikalisch- Technischen Reichsanstalt in Berlin tätig und arbeitet an der »Untersuchung über das Sehvermögen des menschlichen Auges bei künstlicher Beleuchtung« (gilt heute noch).

1937 Rückkehr nach Wien.

1937 Habilitation an der UW.

1937 –1938 lehrt als a.o. Professor das Fach Beleuchtungstechnik an der TU Wien.

1938 –1940 übernimmt die Leitung der Lehrkanzel für medizinische Physik an der TiHo.

1940 übernimmt im Studienjahr 1990/41 die Honorardozentur für Physik an der TiHo Wien. 466

1940 übernimmt den Lehrstuhl für Angewandte Physik an der TU Wien.

Juli 1940 Militärdienst: wird dem technischen Stab der deutschen Seewarte in Hamburg (Deutsches Hydrographisches Institut) zugeteilt und dient als Marineoffizier der deut- schen Wehrmacht bis zum Kriegsende (erreicht den Rang eines Korvettenka- pitäns). Außerdem ein Jahr Kriegsgefangenschaft in England.

1946 geht nach Hamburg, um Medizin zu studieren und absolviert dort auch die Ausbildung zum Facharzt für Augenheilkunde.

1949 –1954 Leiter der physikalischen Abteilung im Tuberkulose Forschungsinstitut in Borstel in Holstein. 467

1950 Promotion zum Dr. med. Dissertationsthema: »Physiologisch-optische Betrachtungen über die Mög- lichkeit einer stereoskopischen Röntgendurchleuchtung«.

1955 –1956 außerplanmäßiger Professor für medizinische Physik an der Universität Hamburg.

 HA VUW, Personal- und Vorlesungsverzeichnis der TiHo Wien für das WS 1939/40 und das SoSe 1940, S. 11.  Daxecker 2000, S. 163 –165 Schober, Herbert Seite 145

1957 –1974 besetzt den neu geschaffenen Lehrstuhl für Medizinische Optik in München.

1969/1970 er bekleidet das Amt des Dekans der Naturwissenschaftlichen Fakultät. 468

15.06.1975 stirbt während eines stationären Aufenthaltes im Rot-Kreuz-Krankenhaus in München an Sekundenherztod. (Liegt am Friedhof von Heiligkreuz bei Hall begraben.)

Weitere Daten bezüglich der Entnazifizierung nicht bekannt.

 Pulvermacher 2001, S. 24 – 25 Schober, Herbert Seite 146

Auszeichnungen:

Ehrendoktor der Technischen Universität München (1971)

Wissenschaftliche Arbeiten:

Photographie und Kinematographie. Grundlagen und Anwendung in der Wissenschaft. Verlag: Wesemeyer/Hamburg 1957

Das Sehen 1 2. Auflage, Fachbuchverlag Leipzig 1957

Das Sehen 2 2. Auflage, Fachbuchverlag Leipzig 1957 Schramm, Wilhelm Seite 147

4.18. Schramm, Wilhelm

Prof. Dr. Wilhelm Schramm war laut eigenen Angaben vom 17. September 1940 nur Mitglied der VF, weil er als Staatsbeamter dazu gezwungen wurde.

Bereits am 01. Juni 1932 war er illegales Mitglied der NSDAP mit der Mitgliedsnummer 1.082.313. Am 01. März 1933 trat er der SS bei. 469

Allerdings hatte die illegale NSDAP-Mitgliedschaft auch Folgen für Schramm. Im Jahre 1933 wurde er strafweise zur Landeshauptmannschaft Niederösterreich versetzt und ein Diszipli- narverfahren gegen ihn eingeleitet. Dieses hatte zur Folge, dass eine Gehaltskürzung und eine berufliche Vorrücksperre verhängt wurde. 470 1939 wurde er zum SS-Untersturmführer mit der Nr. 303.795 ernannt.

09.05.1892 Geburt in Wien. Glaubensbekenntnis: gottgläubig glaubenslos. Vater: Johann Schramm (1857 –1935), Schlossverwalter. Mutter: Ernestine Machnig (1856) aus Lemberg.

01.08.1914 Militärdienst: Dragonerregiment Nr. 3 bis 16.11.1918 Frontdienst in Russland und Italien.

22.11.1914 Erlangen des Tierärztlichen Diploms. 471

18.03.1919 tritt in den Veterinärdienst bei der n.ö. Landesregierung ein. 472

12.07.1919 Promotion an der TiHo. Dissertationsthema: »Untersuchungen über lokale Hautreaktionen während der Trächtigkeit«. 473

29.11.1919 Anstellung als Staatstierarzt bei der Bezirkshauptmannschaft Amstetten.

01.06.1932 Mitglied der NSDAP, Mitgliedsnummer 1.082.313, Hauptvertrauensmann im RDB.

 Falls nicht anders angegeben, Daten aus: H.A. VUW, 986/1940   ÖSTA, AdR, AZ: 1941– 1944, 6120C, Rekt.der TiHo 986/1940   Ebda.   Ebda.   Ebda. Schramm, Wilhelm Seite 148

01.03.1933 Mitglied bei der SS.

1933 Mitglied der VF (gezwungenermaßen).

1933 wegen illegaler Betätigung für die NSDAP kommt es zur strafweisen Ver- setzung zur Landeshauptmannschaft Niederösterreich und zu einem Diszipli- narverfahren. 474

13.03.1938 wird zum Landesveterinärdirektor ernannt. 475

1939 wird zum Vereinsführer der Wiener Tierärztlichen Gesellschaft ernannt. 476

10.09.1939 Ernennung zum SS-Untersturmführer, Nr. 303.795

11.12.1939 Ernennung zum Oberregierungs- u. Veterinärrat

23.10.1940 wird beauftragt, für das Fach Veterinärpolizei die Vorlesungen und Übungen für Prof. Kasper zu übernehmen.

17.09.1945 zu dieser Zeit wohnhaft in Wien, 7. Bezirk, Neustiftgasse 26.

Weitere Daten bezüglich der Entnazifizierung und des späteren Lebens nicht bekannt.

  ÖSTA, AdR, AZ: 1941– 1944, 6120C, Rekt. der TiHo 986/1940   Ebda.   Ebda. Schramm, Wilhelm Seite 149

Mitgliedschaften:

Mitglied der Prüfungskommission für die tierärztliche Physikatsprüfung für das Fach der Veterinärgesetzgebung Vorstandsmitglied der Vereinsführer der Wiener Tierärztlichen Gesellschaft

Wissenschaftliche Arbeiten:

Untersuchung über Links- und Rechtsträchtigkeit beim Rinde Wien. Tierärztl. Mschr., 24 Jg., 15. August 1937, Heft 16, S. 387 – 390

Die Trächtigkeitsfeststellung bei der Stute durch eine biologische und chemische Me- thode Wien. Tierärztl. Mschr., 26 Jg., 15. September 1939, Heft 18, S. 552 Schwarz-Wendl, Carl Leopold Anton Seite 150

4.19. Schwarz-Wendl, Carl Leopold Anton

Prof. Dr. Schwarz-Wendl war Mitglied der VF, allerdings laut eigenen Angaben nur über amtliche Aufforderung. 477 Ein genaues Eintrittsda- tum ist nicht bekannt.

Prof. Dr. Schwarz-Wendl war trotz seiner dreimaligen Amtsperiode als Rektor der TiHo bis 13. Juni 1945 kein Mitglied der NSDAP. 478 Er unterzeichnete zwar am 18. März 1938 die Erklärung bezüglich des Landesverrates und die Eidesformel des NS-Regimes, trat aber der Partei nicht bei. 479 Mehrere Aufforderungen, wie vom seinerzeitigen Blockwart oder von Prof. Dr. Steinmetzer, dem Dozentenbund beizu- treten, lehnte er ab. 480

Er wurde auch von der Sonderkommission des BmfLuF als politisch unbelastet eingestuft und wurde nie vom öffentlichen Dienst enthoben. 481

06.08.1876 Geburt in Wien. Glaubensbekenntnis: römisch-katholisch. Vater: Carl Guido Leopold Schwarz (1847 –1929), Apotheker. Mutter: Katherina Theresia Wendl (1848 1918).–

Juli 1895 Reifeprüfung am Landes Real- und Obergymnasium in Baden.

1895 –1896 Praktikant in der väterlichen Apotheke.

1896 Beginn des Medizinstudiums an der UW.

01.10.1899 Demonstrator am physiolog. Institut der UW bis 30.09.1900.

01.10.1900 Assistent am Institut für allg. und experimentelle Pathologie in Innsbruck bis zum 30.09.1904.

17.02.1902 Promotion zum Dr. med. in Innsbruck.

 Falls nicht anders angegeben, Daten aus: ÖSTA, AdR, BMfU, Personalakt, Schwarz-Wendl Carl  H.A. VUW, Rekt. 435/1945  ÖSTA, AdR, BMfU, Personalakt, Schwarz-Wendl Carl, Rekt. 230/1936   H.A. VUW, Rekt. 461/1945   H.A. VUW, Rekt. 138/1946 Schwarz-Wendl, Carl Leopold Anton Seite 151

01.10.1904 Assistent am physiolog. Institut der UW.

1905 arbeitet am physikalisch-chemischen Institut unter Professor Ostwald in Leipzig.

08.04.1909 Habilitierung für Physiologie an der UW.

1910 arbeitet am Institut für experimentelle Medizin in Petersburg.

1913 –1920 aktiver Militärbeamter.

07.09.1913 Ernennung zum ord. Professor der Physiologie an der k. u. k. TiHo in Wien.

01.10.1913 wird Vorstand der Lehrkanzel für Physiologie an der TiHo Wien.

1915 wird im Jänner als Bakteriologe der Salubritätskommission dem 10. Armee- kommando zugeteilt.

18.02.1915 Verleihung des Titels zum a.o. Professor.

03.04.1917 Geburt seines Sohnes Kurt aus erster Ehe.

07.07.1921 Verehelichung mit Christiana Ludowika Barbara Hanel (20.05.1885) in Schloss Wottin, CSR.

1921– 1923 wird Rektor der TiHo Wien.

05.10.1922 Geburt seiner Tochter Christiana.

10.01.1930 erneute Wahl zum Rektor der TiHo Wien für die Jahre 1929 –1931.

14.05.1934 nimmt an der ersten Internationalen Tagung der ärztlichen Kraftfahrerver- bände in Utrecht bis 28.05.1934 teil (Steinmetzer vertritt ihn). 482

23.10.1936 es wird die Änderung seines Nachnamens in »Schwarz-Wendl« vom Wiener Magistrat bewilligt. Als Grund gibt Schwarz-Wendl an, dass er den Familien- namen seiner Mutter angenommen habe, da dieser ausgestorben sei, für Wien aber eine lokalhistorische Bedeutung habe. 483

  H.A. VUW, Rekt. 391/1934   H.A. VUW, Rekt. 621/1936 Schwarz-Wendl, Carl Leopold Anton Seite 152

02.08.1936 wird vom Rektorat der Landwirtschaftlichen Hochschule in Ankara aufge- fordert, sich um das Ordinariat für Physiologie und physiologische Chemie zu bewerben. Schwarz-Wendl lehnt ab.

18.03.1938 unterzeichnet die Erklärung bezüglich des Landesverrates und die Eidesformel des NS-Regimes.

24.09.1938 zu dieser Zeit wohnhaft in Wien, 3. Bezirk, Lagergasse 6.

26.11.1940 wird zum außerplanmäßigen Professor an der UW ernannt.

05.06.1941 die Ernennung zum außerplanmäßigen Professor wird wieder zurückgezogen mit der Begründung, dass Schwarz-Wendl bereits ordentlicher Professor an einer anderen Hochschule sei.

26.03.1942 besucht im zoologischen Institut der Universität in Jena einen Ferienkurs in Spektroskopie, absoluter Kolorimetrie, Refraktometrie und Interferometrie.

13.06.1945 Es wird berichtet, dass der Lehrkanzelvorstand der Physiologie Prof. Dr. Carl Schwarz-Wendel von der Zeit vom 13.03.1938 bis zum 13.06.1945 seine Lehrtä- tigkeit ausübte, ohne Mitglied der NSDAP geworden zu sein. 484

1945 dritte Amtsperiode als Rektor.

18.02.1946 der Bundespräsident ernennt Schwarz-Wendl auch noch zum ordentlichen Professor der UW.

08.03.1946 durch seine Ernennung zum ord. Prof. der UW tritt er als Rektor der TiHo ab. (Nächste Rektorswahl findet am 11.03.1946 statt. Sein Nachfolger wird Prof. Dr. Habacher.) 485

27.09.1946 Es wird ihm vom Professorenkollegium das Ehrendoktorat zuerkannt.

30.07.1947 wird in den dauernden Ruhestand versetzt.

01.08.1947 wird zum Honorarprofessor an der TiHo bestellt.

1948 wird als Honorarprofessor und als Vorstand der Lehrkanzel für Physiologie bis längstens 30.09.1950 wiederbestellt.

  H.A. VUW, Rekt. 435/1945   H.A. VUW, Rekt. 266/1946 Schwarz-Wendl, Carl Leopold Anton Seite 153

13.04.1950 gibt die Leitung der Lehrkanzel für Physiologie endgültig ab.

08.01.1953 Stirbt um 8 Uhr 30 in Wien, 14. Bezirk, Cumberlandstraße 53. Schwarz-Wendl, Carl Leopold Anton Seite 154

Auszeichnungen:

Ritterkreuz des Franz-Josefs Ordens mit Kriegsdekoration Offiziers-Ehrenzeichen vom Roten Kreuz mit Kriegsdekoration

Mitgliedschaften:

Mitglied der k. u. k. Gesellschaft der Ärzte in Wien Mitglied der physiolog. morphologischen Gesellschaft und physikal. chem. Gesellschaft in Wien Mitglied der deutschen physiolog. Gesellschaft Mitglied als ordentlicher Professor der medizinischen Fakultät der UW Mitglied der Disziplinarkommission für die Studierenden an der Hochschule

Wissenschaftliche Arbeiten:

Grundzüge der Physiologie des Menschen und der Tiere (Ein kurzgefaßtes Lehrbuch für Studierende der Medizin und Veterinärmedizin) Verlag Urban & Schwarzenberg, Berlin & Wien, 1934

Grundzüge der Physiologie 2. umgearbeitete Auflage Verlag Urban & Schwarzenberg, Wien, 1946

Kurze Anleitung für die Physiologischen Übungen 2. Auflage, Verlag Urban & Schwarzenberg, Wien, 1948 Steinmetzer, Karl Seite 155

4.20. Steinmetzer, Karl

Prof. Dr. Steinmetzer unterzeichnete am 10. Juni 1933 laut eigenen Angaben die Pflichtangelobung auf die VF. 486 Mitglied der VF wurde er am 12. März 1934 mit der Kartennummer 246.937. 487 Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er allerdings noch nicht die Loyalitätserklärung an das Land Österreich unterzeichnet. Dies musste er am 05. März 1935 jedoch nachholen, da es für ihn sonst nicht möglich gewesen wäre, als Privatdozent an der TiHo weiterbestellt zu werden: »Ich erkläre hiemit, meiner Angelobung gemäss dem Bundesstaat Öster- reich und seiner Regierung treu dienen zu wollen, keiner verbotenen Par- tei anzugehören und jede direkte oder indirekte Förderung einer solchen Partei zu unterlassen.«

Prof. Dr. Steinmetzer trat am 05. August 1932 als illegales Mitglied der NSDAP bei und hatte die Mitgliedsnummer 1536. 488 Somit war er bereits zum Zeitpunkt der Loyalitätserklärungs- unterzeichnung Angehöriger der nationalsozialistischen Arbeiterpartei. 489

Nach dem Umbruch bzw. der Machtübernahme Hitlers stellte er am 18. Juni 1938 im Sinne der Verordnung »zur Durchführung des Erlasses des Führers und Reichskanzlers über die Wiedergutmachung der im Kampfe für die nationalsozialistischen Erhebung Österreichs er- littenen Dienststrafen und sonstigen Massregelungen« einen Antrag auf Wiedergutmachung.

Diesen Antrag stellte er mit folgender Begründung: »[…] Mit 9. Mai 1934 wurde ich vom Professorenkollegium / Rekt. Zl. 415/1934/ zum Titular- Professor eingegeben. Im Gegensatz zu anderen, deren Eingabe gleichzeitig oder später erfolgte und die nach wenigen Monaten schon ernannt wurden, wurde ich selbst überhaupt niemals Titular- Professor. Dagegen erhielt ich überraschender Weise am 1. März 1935, dem Fälligkeitstage für die 2-jährige Weiterbestellung als Assistent, keine Gage ausbezahlt und es wurde von mir die Unter- schrift einer mir vorgelegten Loyalitätserklärung abgefordert, obwohl ich wie jeder Angestellte den Eid schon abgelegt hatte. […] Das Abfordern dieser Zwangserklärung gilt als Beweis dafür, dass im damaligen Ministerium für Unterricht meine nationalsozialistische Einstellung / ich bin Pennalburschenschafter, Turnerbünd- ler – Deutscher Turnverein Sievering – und Parteimitglied seit 08.05.1932, illegale Nummer 1536, bekannt geworden war, wofür ich auch weiterhin benachteiligt wurde. […]

  ÖSTA, AdR, BMfU, Personalakt, Steinmetzer Karl, Standesausweis  H.A. VUW, Rekt. 772/1936  H.A. VUW, Rekt. 694/1938  H.A. VUW, Rekt. 227/1935 Steinmetzer, Karl Seite 156

Der Vertreter der VF , Dienststellenleiter der Hochschule, Prof. Dr. L. Reisinger bekannte mir ganz offen nach der Ernennung, dass ihm meine Parteizugehörigkeit, die Mitgliedsnummer und die Einzahlungen bekannt waren und dass man aus diesem Grunde mich überall am Vorwärtskom- men niedergehalten habe, obwohl mir früher immer das Gegenteil versichert wurde.« 490

Es wurde ihm keine Wiedergutmachung zugestanden, da keine Anhaltspunkte vorlagen, welche beweisen konnten, dass er Nachteile auf Grund seiner nationalsozialistischen Gesin- nung hatte. 491

Seit dem Jahr 1938 gehörte er dem NSD Dozentenbund an und führte zu dieser Zeit die offi- zielle Parteimitgliedsnummer 1.526.963. 492 Weiters trat er dem NSKK bei und bekleidete dort den Dienstrang eines Sturmführers. 493

Am 07. August 1939 wurde er in einem Schreiben der NSDAP, infolge eines am 27. März 1939 herausgegebenen Rundschreibens der Kanzlei des Gauleiters und der Weisung im 2. Aprilheft des Gaumitteilungsblattes, als »Alter Kämpfer« bezeichnet. 494

Prof. Dr. Steinmetzer wurde am 06. Juni 1945 im Zuge des Verbotsgesetzes wegen Illegalität als ordentlicher Professor aus dem öffentlichen Dienst entlassen. 495

Steinmetzer versuchte am 22. Juni 1947 die Entlassungsgründe vom Bescheid des Staatsamtes für VUEK Zl. 3328/III/5/45 vom 16. August 1945 zu korrigieren: »Es ist nicht wahr, dass ich Mitglied der NSDAP seit 26.03.1933 war. Wahr ist vielmehr, dass ich erst am 26.03.1938 beitrat und ohne Wissen oder Zutun nachträglich zu einem Altmitglied ge- macht wurde. […] Ich hielt mich auch den mit Nationalsozialismus sympathisierenden Vereinen fern und trat aus dem Turnverein aus, umsomehr, als ich durch eine unbedachte Äusserung einmal auf der Hoch- schule mir Schwierigkeiten zuzog. […] Es ist nicht richtig, dass ich während der Verbotszeit dem Dozentenbund angehörte. Wahr ist, dass ich von der Existenz eines Dozentenbundes überhaupt erstmalig hörte, als mich Herr Dozent Schotterer etwa im April 1938 zum Beitritt aufforderte. […] Diese meine Erklärung verfolgt nur den Zweck, Unrichtigkeiten grundsätzlich richtigzustellen. Übrigens bin ich nach den derzeit geltenden Bestimmungen aus einem anderen Grunde belastet:

  H.A. VUW, Rekt. 694/1938   H.A. VUW, Rekt. 1404/1939   H.A. VUW, Rekt. 426/1939   H.A. VUW, Rekt. 735/1947   H.A. VUW, Rekt. 426/1939   ÖSTA, AdR, BMfU, Personalakt, Steinmetzer Karl Steinmetzer, Karl Seite 157

Ich war Sturmführer beim NSKK, führte wohl niemals einen Sturm, wurde ehrenhalber dazu er- nannt und trat im Sommer 1944 aus.« 496

Trotz dieses Schreibens wurde die Entlassung mit folgender Begründung aufrechterhalten: »Da Sturmführer im NSKK, bzw. auch Personen, die im NSKK den Rang von einem Untersturm- führer aufwärts ›ehrenhalber‹ verliehen erhalten haben, zu den in §17, Abs. (2) lit.c. des National- sozialistengesetzes vom 06.02.1947, B.G.Bl. Nr.25, genannten ›belasteten Personen‹ zu rechnen sind und deren Entlassung aus dem öffentlichen Dienste gemäß §18. lit.b. des genannten Verfassungsge- setzes zu erfolgen hat, bleibt die szt. ausgesprochene Entlassung aus dem öffentlichen Dienste auf- recht.«

1948 kam es doch noch zu einer Wende bezüglich seiner politischen Einstufung. Die Regi- strierungsbehörde Braunau am Inn erklärte seine Ernennung zum NSKK-Sturmführer für unwesentlich und stufte ihn als »minderbelastete Person« ein.

Am 23. Juni 1948 stellte Prof. Dr. Karl Steinmetzer ein Ansuchen an die TiHo Wien, seine Entlassung von 1945 zurückzuziehen.

Die Wirksamkeit der Eintragung in den NS-Listen, als minderbelastete Person, war ab 28. Ok- tober 1948 rechtskräftig und seine Entlassung wurde an diesem Tag zurückgezogen und seine Ruhestandsversetzung verfügt. Steinmetzer wurde am 19. Jänner 1949 in den dauernden Ru- hestand als a.o. Professor versetzt, allerdings wurde ihm die nach dem 13. März 1938 zurück- gelegte Dienstzeit nicht angerechnet.

Der letzte aus den Akten ersichtliche Antrag vonseiten Steinmetzers erfolgte am 15. Au- gust 1954. In diesem, an das BMfU gerichtete Schreiben bat er um Anrechnung der Dienstzeit von April 1938 bis April 1945. Er gab als Grund seine materielle Notlage an, da er wegen der Geschehnisse im April 1945 sein gesamtes Hab und Gut verloren hätte und zu jetziger Zeit in einem Raum bei einem Bauern in primitivsten Verhältnissen wohnen müsste. Weiters hätte er kaum Verdienstmöglichkeiten, da er ja zu 50% wegen seines Herzens erwerbsunfähig sei und es schwierig wäre, mit über 60 Jahren eine tierärztliche Landpraxis auszuüben.

Laut dem Bescheid des BMfU vom 29. Dezember 1954 erschien eine Anrechnung der zurück- gelegten Dienstzeit zwischen 1938 bis 1945, auf Grund der geminderten Erwerbsfähigkeit sowie der finanziellen Notlage Steinmetzers, für vertretbar.

  Falls nicht anders angegeben, Daten aus: ÖSTA, AdR, BMfU, Personalakt, Steinmetzer Karl Steinmetzer, Karl Seite 158

26.03.1894 Geburt in Laube an der Elbe/Böhmen. Glaubensbekenntnis: römisch-katholisch. 497

1911 übersiedelt nach Wien.

1913 Reifeprüfung in der Staatsrealschule in Wien, 9. Bezirk.

1913 Beginn des veterinärmedizinischen Studiums an der TiHo Wien.

1914 –1918 Militärdienst an der Front. (Wird verwundet und bis zum Oberleutnant befördert.) 498

1919 seit diesem Jahr österreichischer Staatsbürger.

15.12.1920 Erlangen des Tierärztlichen Diploms.

16.12.1920 Verehelichung mit Pauline Rieder (02.10.1895) aus Wien.

01.02.1921 Volontär an der TiHo Wien.

März 1921 Dissertant an der Lehrkanzel für Physiologie.

01.11.1921 a.o. Assistent am physiologischen Institut.

04.04.1922 Promotion an der TiHo.

13.03.1925 Geburt seiner Tochter Ingeborg.

1926/1927 in diesem SoSe wissenschaftliche Arbeit am pharmakognostischen Institut der UW (Vorstand Prof. Dr. R. Wasicky).

28.11.1927 Geburt seines Sohnes Irmfried.

01.03.1929 Bestellung zum ordentlichen Assistenten an der Lehrkanzel für Physiologie an der TiHo.

05.03.1929 Habilitation und Zulassung als Privatdozent für Physiologie bestätigt.

 Falls nicht anders angegeben, Daten aus: ÖSTA, AdR, BMfU, Personalakt, Steinmetzer Karl  H.A. VUW, Rekt. 20/1936 Steinmetzer, Karl Seite 159

15.05.1931 liegt im Kaiserin-Elisabeth-Spital mit einem Darmleiden bis 07.06.1931.

16.07.1931 Erweiterung der venia legendi für Pharmakologie.

05.08.1932 illegales Parteimitglied der NSDAP, Mitgliedsnummer 1536. 499

10.06.1933 Pflichtangelobung auf das Dollfuß-Regime.

12.03.1934 Mitglied der VF, mit der Kartennummer 246.937. 500

09.05.1934 wird vom Professorenkollegium zum Titular-Professor eingegeben. 501 (Gibt 1938 an, dass er es schlussendlich nie wurde.)

05.03.1935 er muss folgende Loyalitätserklärung unterschreiben, da er ansonsten nicht als Hochschulassistent weiterbestellt wird: »Ich erkläre hiemit, meiner Angelobung gemäss dem Bundesstaat Österreich und seiner Regierung treu dienen zu wollen, keiner verbotenen Partei anzuge- hören und jede direkte oder indirekte Förderung einer solchen Partei zu unterlassen.« 502

30.03.1935 wird mit der Abhaltung der Staatsprüfung und den Doktoratsrigorosen aus Pharmakologie betraut.

20.08.1935 Betrauung mit den Vorlesungen und Übungen aus Pharmakologie.

1935 bestellt als Prüfer für die Physikatsprüfung der Tierärzte bis 1937.

18.12.1935 übernimmt die provisorische Leitung der Lehrkanzel für Pharmakologie nach dem Tod Prof. Günthers.

09.10.1936 zu dieser Zeit wohnhaft in Wien, 19. Bezirk, Sieveringer Hauptstraße 79.

01.04.1937 Ernennung zum a.o. Professor für Pharmakologie und Toxikologie.

 H.A. VUW, Rekt. 694/1938  H.A. VUW, Rekt. 772/1936  H.A. VUW, Rekt. 694/1938  H.A. VUW, Rekt. 227/1935 Steinmetzer, Karl Seite 160

13.07.1937 Einladung zur Bewerbung für das Ordinariat für Physiologie und physiolo- gische Chemie an der veterinärmedizinischen Fakultät der Landwirtschaft- lichen Hochschule Ankara. 503

13.03.1938 Ernennung zum ordentlichen Professor.

05.05.1938 wird als Prüfer für die Physikatsprüfung für Tierärzte bestellt. (Funktionsperiode 1938 –1940).

07.08.1939 Er wird im Sinne des am 27.03.1939 herausgegebenen Rundschreibens der Kanzlei des Gauleiters und der Weisung im 2. Aprilheft des Gaumitteilungs- blattes als »Alter Kämpfer« bezeichnet. Die Parteimitgliedsnummer zu diesem Zeitpunkt ist 1.526.963. 504

1939 ist Dozentenbundsführerstellvertreter (Personal und Organisation) bis 1944. 505

01.06.1941 Ernennung zum ord. Professor für Pharmakologie und Toxikologie.

27.10.1941 Ernennung zum Mitglied des Ausschusses über die Entziehung akademischer Grade.

22.10.1942 ist im Krankenstand bis 07.12.1942 auf Grund eines höchstgradigen Myokard- schadens.

25.04.1943 wird krankheitshalber endgültig aus dem Wehrdienst entlassen.

06.06.1945 Entlassung auf Grund des Verbotsgesetzes aus dem öffentlichen Dienst.

15.04.1946 hält sich nicht in Wien auf.

1947 zu dieser Zeit wohnhaft in Aspach im Innkreis, Bezirk Braunau am Inn, Oberösterreich.

28.10.1948 Aufhebung der Entlassung.

 H.A. VUW, Rekt. 642/1937  H.A. VUW, Rekt. 426/1939  H.A. VUW, Rekt. 628/1947 Steinmetzer, Karl Seite 161

21.12.1948 Seine Ärztin Dr. Edeltraude Loebel bestätigt, dass Steinmetzer unter immer wieder auftretender Polyarthritis und schwerer Herzschädigung (Sinusbrady- cardie, Wilson-Block und Coronar- und Aortensklerose mit Angina-Pectoris- anfällen) leidet und somit zu 75% erwerbsvermindert ist.

19.01.1949 Versetzung in den dauernden Ruhestand als a.o. Professor.

27.03.1969 Verleihung des Titels Veterinärrat.

Weitere Daten bezüglich des späteren Lebens nicht bekannt. Steinmetzer, Karl Seite 162

Auszeichnungen:

Karl-Truppenkreuz Signum laudis mit den Schwertern (2 mal) Kriegsverdienstkreuz 2. Klasse

Mitgliedschaften:

Mitglied der Gesellschaft der Tierärzte Mitglied des Ausschusses über die Entziehung akademischer Grade Mitglied des wissenschaftlichen Beirates der Reichsarbeitsgemeinschaft für das Arzneimittelwesen Mitglied der Prüfungskommission für die tierärztlichen Physikatsprüfungen für die Funktionsperiode 1935 bis einschließlich 1937 Mitglied der Arzneibuchkommission Mitglied des Überprüfungsbeirates der Spezialitätenordnung

Wissenschaftliche Arbeiten:

Die diastatische Kraft des gemischten Mundspeichels von Mensch, Pferd, Rind, Schwein und Hund nebst Bemerkungen über die komplexe Natur der Speicheldiastase Fermentforschung, Band 7, 1923 S. 229

Die Opiumwirkung auf den Magendarmkanal des Huhnes Archiv für experimentelle Pathologie und Pharmakologie, Band 103, 1924, S. 380

Tierexperimentelle Untersuchungen über Stuttgarter Hundeseuche Wien. Tierärztl. Mschr., 13 Jg., 1926, S. 481

Experimentelle Untersuchungen über den Einfluss von Narkotica auf die Blutzucker- konzentration (Zusammenarbeit mit Swoboda) Biochemische Zeitschrift, Band 198, S. 259

Versuch mit Schlafmittelkombinationen Archiv für experimentelle Pathologie und Pharmakologie, Band 132, 1928, S. 172

Erleidet die Wehentätigkeit beim Rind eine Beeinträchtigung durch die epidurale Anästhesie? Wien. Tierärztl. Mschr., 18 Jg., 1931, Heft 3, S. 65 Steinmetzer, Karl Seite 163

Untersuchungen über die zentralen Wirkungen in Veronal-Coffeingemischen Archiv für experimentelle Pathologie und Pharmakologie, Band 173, 1933, S. 580

Über den Kropfmechanismus beim Huhn (Zusammenarbeit mit A. Knechtel) Wien. Tierärztl. Mschr., 22 Jg., 1935, S. 45

Über die Beziehung der Stellreflexe zu Schlaf und Narkose nach Versuchen an Hühnern Archiv für experimentelle Pathologie und Pharmakologie, Band 180, 1935, S. 37

Die Nierenschwelle für Zucker beim Hund Wien. Tierärztl. Mschr., 22 Jg., 1935, S. 299

Pharmakologie für Tierärzte einschließlich Verordnungslehre. Verlag Urban & Schwarzenberg, Wien, 01. Januar 1951 Thoma, Friedrich Seite 164

4.21. Thoma, Friedrich

Über Dr. Thoma sind bezüglich seines politischen Verhaltens keine Daten bekannt.

Er wurde als Stellvertreter nach dem Tod Prof. Greiseneggers empfohlen bzw. vorgeschlagen und sollte die Aufgabe übernehmen, Studenten an der TiHo über die Grundlagen der Land- wirtschaftlichen Praxis zu unterrichten.

Seine arische Abstammung hat er an der Boku nachgewiesen, sowie den Beweis seiner Über- nahme als Offizier in das deutsche Heer.

07.02.1896 Geburt. 506

1918 Reifeprüfung mit Auszeichnung im Realgymnasium, Wien, 17. Bezirk.

1918 –1921 Studium an der Boku, erwirbt hier das landwirtschaftliche Doktorat.

1924 a.o. Assistent an der Lehrkanzel für Pflanzenbau an der Boku bis 1926.

1925 legt die Lehramtsprüfung für landwirtschaftliche Mittelschulen (für Pflan- zenbau) ab.

1926 wird mit der Verwaltung der Versuchswirtschaft der Boku in Groß-Enzersdorf betraut.

1939 wird mit der Abhaltung der Vorlesungen »Einführung in die Landwirtschaft« für den ersten Jahrgang der Diplom-Landwirte an der Boku betraut.

1940 rückt bei der Wehrmacht ein.

1943 wird nach dem Tod Prof. Greiseneggers als dessen Stellvertreter vorgeschlagen.

1945 zu diesem Zeitpunkt Leiter der Versuchsstation in Groß-Enzersdorf. 507

 Falls nicht anders angegeben, Daten aus: H.A. VUW, Rekt. 1018/1943  Ebner 2001, S. 187 Thoma, Friedrich Seite 165

April 1945 setzt sich ohne Befehl ab, weswegen ihn das Staatsamt sogar zur Verhaftung ausschreiben wollte. Außerdem teilte das Professorenkollegium dem Bundes- ministerium mit, dass es an einer weiteren Dienstleistung Thomas nicht mehr interessiert sei. 508

1946 übernimmt die Verwaltung des Bundesgutes in Rottenhaus . 509

Weitere Daten bezüglich der Entnazifizierung und des späteren Lebens nicht bekannt.

 Ebner 2001, S. 188  Steineck 1972, S. 338. Zaribnicky, Franz Seite 166

4.22. Zaribnicky, Franz

Prof. DDr. Zaribnicky war seit dem 08. März 1934 Mitglied der VF mit der Kartennummer: 246.951. 510

Laut eigenen Angaben war er nie Mitglied der NSDAP. Er wurde so- gar zwischen den Jahren 1938 –1945 beruflich außer Dienst gestellt. Außerdem wurde er in der NS-Zeit aus der Liste der gerichtlich-beei- deten Sachverständigen gestrichen und seiner Lehrtätigkeit bei Fort- bildungskursen für Tierärzte enthoben. 511

Im Jahre 1945 wurde er zum Mitglied der Untersuchungskommission bzw. als Vertreter der Dienstbehörde vom Staatsamt für VUEK ernannt. 512 In einigen ande- ren Biographien scheint er auch als Beisitzender der Sonderkommission der I. Instanz beim BMfU in der Zeit der Entnazifizierung auf. 513

28.11.1883 Geburt in Wien. Glaubensbekenntnis: römisch-katholisch. Vater: Franz (1852). Mutter: Pauline Gareiss (1860) aus Antau, Burgenland. 514

1901/1902 besucht die Abteilung für Chemie am Technicum in Altenburg. Ablegung der Befähigungsprüfung. 515

30.10.1903 Militärdienst: einjähriges Freiwilligenjahr bis 01.10.1904.

03.07.1905 Militärdienst: als Feldwebel, 1. Waffenübung, Inf. Rg. 4, bis 30.07.1905.

1906 Reifeprüfung am Staatsgymnasium zu Billitz.

1906 Beginn des Veterinärstudiums.

 H.A. VUW, Rekt. 635/1935  ÖSTA, AdR / 01, Präsidentschaftskanzlei, Zl. 30417/54  H.A. VUW, Rekt. 601/1945  Vgl. Kap. 4.13: Krölling, Otto, S. 124  Falls nicht anders angegeben, Daten aus: ÖSTA, AdR, BMfU, Personalakt, Zaribnicky Franz  ÖSTA, AVA, aU, Fas.1517, Zl. 11505/1892 – Zl. 137-I/27 Zaribnicky, Franz Seite 167

04.08.1907 Militärdienst: Leutnant i. Res., 2. Waffenübung, Inf. Rg. 49, bis 31.08.1907.

01.02.1908 Demonstrator bei der Lehrkanzel für med. Chemie.

01.01.1909 Assistent an der Lehrkanzel für med. Chemie.

17.01.1911 Erlangen des Tierärztlichen Diploms.

01.02.1911 tritt in den städtischen Veterinärdienst der Gemeinde Wien ein.

17.05.1911 Militärdienst: Leutnant i. Res., 3. Waffenübung, Inf. Rg. 49, bis 13.06.1911.

12.07.1912 Promotion an der TiHo Wien.

12.11.1912 Verehelichung mit Hermine Löw (30.08.1884) aus Wien.

01.04.1913 wird zum Honorardozenten für Milchhygiene an der TiHo.

31.05.1913 quittiert den städtischen Veterinärdienst.

10.09.1913 Habilitierung für Milchhygiene.

1914 Militärdienst: rückt mit dem Trainbataillon Nr. 2 ins Feld. wird im Herbst des selben Jahres Militär-Untertierarzt.

26.05.1915 Erweiterung der venia docendi auf das Fach Lebensmittelkunde.

10.06.1915 Erlangen des Diploms eines Lebensmittelexperten. Er wird der Ersatzfuttermittelabteilung des Amtes für Volksernährung zuge- teilt.

1916 wirkt nebenberuflich als Vortragender für Lebensmittelkunde an der Reichs- anstalt für Mutter- und Säuglingsfürsorge in Wien, 18. Bezirk, Glanzinggasse 37.

1917 absolviert einen Kurs über quantitative organische Mikroanalyse am Institut für med. Chemie in Graz unter Leitung des Nobelpreisträgers Hofrat Univ. Prof. Dr. Fritz Pregl. Zaribnicky, Franz Seite 168

01.07.1920 Ernennung zum a.o. Professor an der TiHo.

27.05.1924 wird als beeideter Gerichts-Chemiker bei den Straflandesgerichten I und II in Wien bestellt.

05.04.1927 Promotion an der UW zum Dr. med. univ.

24.02.1927 Verleihung des Titels eines ordentlichen Professors. 516

01.08.1928 Ernennung zum o.ö. Professor an der TiHo.

23.05.1928 wird Vorsitzender der Kommission zur Herausgabe des österreichischen Le- bensmittelbuches im Bundesministerium für soziale Verwaltung (Volksge- sundheitsamt).

31.08.1928 wird zum ordentlichen Professor für Milchhygiene und Lebensmittelkunde an der TiHo ernannt. 517

08.03.1934 Mitglied der VF mit der Kartennummer: 246.951. 518

1935 –1937 Rektor der TiHo in Wien.

25.03.1938 legt seine Stelle als Prorektor nieder. 519

1938 –1945 aus politischen Gründen in der NS-Zeit beruflich zurückgesetzt: Enthebung von Lehraufträgen und Ausschaltung von der Lehrtätigkeit bei Fortbildungskursen für Tierärzte. 520

11.06.1941 wird zum Direktor des Institutes für Milchhygiene und Futtermittelkunde der TiHo Wien bestellt.

30.07.1945 zu dieser Zeit wohnhaft in Wien, 11. Bezirk, Hauptstraße 107/1/8.

01.09.1945 zum Mitglied der Untersuchungskommission bzw. als Vertreter der Dienstbe- hörde vom Staatsamt für VUEK ernannt. 521

 ÖSTA, AdR / 01, Präsidentschaftskanzlei, Zl. 30417/54  Ebda.  H.A. VUW, Rekt. 635/1935  H.A. VUW, Rekt. 257/1938  ÖSTA, AdR / 01, Präsidentschaftskanzlei, Zl. 30417/54  H.A. VUW, Rekt. 601/1945 Zaribnicky, Franz Seite 169

18.08.1947 es wird ihm gemäß §7 des Beamtenüberleitungsgesetzes ein Dienstposten eines ordentlichen Hochschulprofessors an der TiHo verliehen. 522

1948 er gelobt, dass er die Verfassung und die Gesetze der Republik Österreich un- verbrüchlich beachten und seine ganze Kraft in den Dienst des österreichi- schen Volkes und des Wiederaufbaues der schwer geprüften Heimat stellen werde. 523

16.08.1948 Urlaub in St. Gallen, Obersteiermark, bis 22.09.1948. 524

06.06.1967 stirbt in Wien.

 ÖSTA, AdR / 01, Präsidentschaftskanzlei, Zl. 30417/54  H.A. VUW, Rekt. 786/1948  H.A. VUW, Rekt. 938/1948 Ergebnisse zu den Biographien des paraklinischen Lehrkörpers Seite 170

Auszeichnungen:

Goldenes Verdienstkreuz mit Krone am Bande der Tapferkeitsmedaille Großes silbernes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich

Mitgliedschaften:

Mitglied der tierärztlichen Physikatsprüfung seit 28.02.1929 Ordentliches Mitglied des Obersten Sanitätsrates seit 21.02.1931 Mitglied der III. Staatsprüfungskommission für das landwirtschaftliche Studium an der Boku in Wien seit 17.10.1931 Vorsitzender der Kommission zur Herausgabe des österreichischen Lebensmittelbuches seit 08.02.1932 Mitglied des tierärztlichen Prüfungsausschusses seit 1938

Wissenschaftliche Arbeiten:

Die Bedeutung von Lebertran und Lebertran-Emulsionen für die Tierfütterung Wien. Tierärztl. Mschr., 20 Jg., 1.Juli 1933, Heft 13, S. 494 –498

Über eine einfache, lichtechte Färbung des Zellbildes der Milch Berliner Tierärztliche Wochenschrift, 50 Jg. 1934, S. 224

Über die Ursachen von Futterschädlichkeiten und deren Nachweis Wien. Tierärztl. Mschr., 26 Jg., 1. Oktober 1939, Heft 19, S. 575 – 580

Biologische Eiweiß- und Fettsynthese zur Gewinnung von Ersatzlebensmitteln Wien. Tierärztl. Mschr., 33 Jg., Juni 1946, Heft 6, S. 277 – 280

Penicillinwirkung in Milch Wien. Tierärztl. Mschr., 34 Jg., Dezember 1947, Heft 12, S. 775 778–

Einige Beobachtungen über den Brotkäfer Wien. Tierärztl. Mschr., 34 Jg., Dezember 1947, Heft 12, S. 778 784–

Untersuchung eines peritonealen Exsudates eines Karpfen Hoppe-Seyler´s Zeitschrift für physiologische Chemie. 1909 Band 60, Heft 5, Seiten 408 –410 Diskussion Seite 171

5. Diskussion

Die Biographien von 22 der insgesamt 42 Professoren und Dozenten, die während des aus- trofaschistischen Regimes an Instituten der paraklinischen Lehrfächer der damaligen Tier- ärztlichen Hochschule Wien bedienstet waren, stellen eine wesentliche Datenbasis für histo- rische Untersuchungen zu Personalpolitik, Administration und politischer Einbindung dieser akademischen Ausbildungsstätte am Vorabend des Zweiten Weltkrieges dar. Ähnlich wie die in einer Parallelstudie erfassten Lebensläufe der 20 im klinischen Ausbildungsgang tätigen Hochschullehrer beschränken sich die hier präsentierten Kurzbiographien nicht auf die kurze, aber wichtige politische Phase des österreichischen Ständestaates, sondern umfassen, wenn möglich, den gesamten beruflichen und privaten Werdegang der jeweiligen Persönlichkeit.

Nicht alle Vitae der untersuchten Dozentengruppe konnten im selben Ausmaß erarbeitet werden, da weder im Österreichischen Staatsarchiv noch im historischen Archiv der TiHo ein ausführliches Professorenregister bzw. eine Aktensammlung, welche alle Personalunter- lagen beinhaltet hätten, auffindbar war. Hauptursache dafür sei, laut Angaben von Mitarbei- tern des ÖSTA, dass Aktenbündel zum Teil noch während des Krieges, aber auch danach in unterschiedlichen Archiven archiviert wurden. Außerdem wurden bestimmte Akten schon unmittelbar nach dem Anschluss nach Deutschland überstellt, andere fielen Bombardierun- gen zum Opfer. Inwiefern absichtliches Entfernen von möglicherweise kompromittierenden Akten nach Beendigung der Entnazifizierungsverfahren in Erwägung gezogen werden kann, muss natürlich dahin gestellt bleiben, ist aber nicht gänzlich auszuschließen.

Dieses bekannte archivgeschichtliche Problem, mit dem alle diesen Zeitraum betreffenden hi- storischen Fragestellungen zu kämpfen haben, erschwerte vor allem die Nachforschungen in Bezug auf politische Gesinnungen und die jeweiligen, aus den beiden Machtwechseln im un- tersuchten Zeitraum resultierenden Konsequenzen für die Karrieren der einzelnen Dozenten.

Als besonders schwierig erwies sich, den weiteren Lebenslauf von Professoren, die im Zuge der Entnazifizierung den Dienst an der TiHo quittieren mussten bzw. in Frühpension ge- schickt wurden, zu verfolgen. Einige von ihnen wechselten in die Privatwirtschaft, andere blieben vermutlich in der Pension. Dies konnte allerdings nicht bei allen Professoren genauer erforscht werden, da gerade über die Ergebnisse der Entnazifizierungsverfahren häufig kei- ne Unterlagen vorhanden waren. So konnten nur anhand von insgesamt 28 Biographien, in diesem Fall paraklinische und klinische Professoren zusammengefasst 525, genauere Analysen bezüglich der von politischer Einstellung ebenso wie von historischen Ereignissen geprägten Karrieregängen akademischer Lehrer an der Tierärztlichen Hochschule Wien erstellt werden.

 Vgl. auch Fischer 2011 Diskussion Seite 172

Die Lehrerschaft an der Tierärztlichen Hochschule Wien lässt keine einheitliche Verhaltens- weise im Bezug auf ihre Akzeptanz des NS-Regimes erkennen. Insgesamt sechs von den 28 genau recherchierten Professoren beider Ausbildungsabschnitte traten der NSDAP nicht bei. Einige von ihnen wurden entlassen, da ihr politisches Verhalten keine Gewähr für korrekte Amtsführung bot. Andere schafften es in der ganzen Zeit des Nationalsozialismus nur Anwär- ter zu bleiben bzw. gar kein Antragsformular zu beantragen. 526

Die für 14 paraklinische Professoren bekannten biographischen Parameter Geburtsdatum, Geburtsort und Konfession wurden mit dem jeweiligen NSDAP-Mitgliedsstatus in Zusam- menhang gebracht. Gut erkennbare Trends lassen sich nicht feststellen, immerhin fällt aber auf, dass alle nach 1889 geborenen Dozenten (n=6) Parteimitglieder waren, von den acht älte- ren Professoren strebten immerhin vier, also die Hälfte und alle aus Wien stammend, diesen Status nicht an.

Tab. 4.: Vergleichender Zusammenhang von Geburtsjahr, -ort und der Konfession bezüg- lich der NSDAP-Mitgliedschaft

Name  Geburtsort Konfession Mitglied Anwärter Weder noch Fiebiger 1870 Öst. Schlesien röm. kath. ✓ Schwarz-Wendl 1876 Wien röm. kath. ✓ Kasper 1877 Böhmen röm. kath. ✓ Janchen-Michel 1882 Vöcklabruck/ röm. kath. ✓ Oö. Hofbauer 1883 Wien röm. kath. ✓ Zaribnicky 1883 Wien röm. kath. ✓ Jansch 1884 Wien röm. kath. ✓ Hauer 1889 Wien röm. kath. ✓ Krölling 1891 Scheibbs/ Nö. röm. kath. ✓ Schramm 1892 Wien gottgläubig ✓ glaubenslos Steinmetzer 1894 Böhmen röm. kath. ✓ Bachlechner 1900 Bregenz/ Vlbg. röm. kath. ✓ Krawarik 1903 Wien röm. kath. ✓ Jahnel 1910 Neu-Titschein/ unbekannt ✓ C.S.R.

 Vgl. Fischer 2011, und Kap. 4.5: Hauer, Friedrich Wilhelm, S. 82, Kap. 4.10: Kasper, Karl Josef, S. 110, Kap. 4.19: Schwarz-Wendl, Carl Leopold Anton, S. 150 Diskussion Seite 173

Unterschiede im politischen Agieren der paraklinischen und der klinischen Dozenten- gruppe konnten nicht nachgewiesen werden. In beiden Kollektiven gibt es prozentu- al annähernd gleich viele belastete Parteimitglieder ebenso wie Personen, die sich im NS-Regime nichts zuschulden kommen haben lassen, für jeweils ein Drittel der Leh- renden waren keine Daten zum Ausgang des Entnazifizierungsverfahrens erfassbar.

Klinische Professoren

    Illegal (2)   Minderbelastet (6)

Unbelastet (5)   Nicht bekannt (7)

Abb. 11.: Einstufung der klinischen Professoren auf Grund des Entnazifizierungsprozesses

Paraklinische Professoren

    Illegal (4)

Minderbelastet (7)     Unbelastet (4)

Nicht bekannt (7)

Abb. 12.: Einstufung der paraklinischen Professoren auf Grund des Entnazifizierungs- prozesses Diskussion Seite 174

In der Zeit von 1933 –1945, also weder in der Zeit des Ständestaates noch während des na- tionalsozialistischen Regimes lehrten jüdische Professoren an der TiHo und es kam daher in dieser Zeit auch zu keinen personalpolitischen Fluktuationen. Nur Otto Krölling, einem Professor der paraklinischen Gruppe wurde eine Ehe, die den Nürnberger Gesetzen wider- sprach, vorgeworfen. Leider konnte dieser Vorwurf durch den Mangel an Daten nicht genauer verfolgt werden, da die Lebensdaten seiner Gattin Ernestine Ehrlich nicht erfassbar waren. Persönliche Nachteile scheinen Krölling aus dieser Ehe aber nicht erwachsen zu sein, da er von 1942 -45 das Rektoramt der TiHo bekleidete. 527

Nach 1945 gab es jedoch sehr wohl personelle Veränderungen im bis dahin bestehenden Lehr- körper. Dieter Stiefel gibt in seiner Studie zur Entnazifizierung in Österreich an, dass nach der ersten Prozesswelle sechs von insgesamt siebzehn Professoren an der TiHo ihre venia legendi zurücklegen mussten, 528 was in dieser Arbeit nicht bestätigt werden konnte.

Leider konnte nicht festgestellt werden, welches Datenmaterial ihn zu diesem Schluss führte, zur damaligen Zeit waren aber jedenfalls mehr als 17 Professoren an der TiHo tätig. Mögli- cherweise waren Stiefel zum Zeitpunkt seiner Recherchen nur Daten von 17 Lehrenden zu- gänglich.

Im Gegensatz zu dem von Stiefel angenommenen Anteil entlassener Lehrkräfte (35%), ist auf der Basis der neu recherchierten Datensätze von einem geringeren Prozent- satz auszugehen, der zwischen 11,9% (6 von 42) und 33,3% (14 von 42) anzusiedeln ist.

Übernommen (8)

Nach Ableistung der Sühnefolgen     übernommen (4) Nicht Übernommen (5)     Davor ausgeschieden (5)     Davor verstorben (6)   Berufung an andere Hochschule (5)

Nicht bekannt (9)

Abb. 13.: Übernahme in den neuen Personalstand nach Abschluss des Entnazifizierungs- prozesses

 Vgl. Kap. 4.13: Krölling, Otto, S. 124  Stiefel 1981, S. 172 Diskussion Seite 175

Die Hochschulautonomie als wesentliches administratives Instrument, an der TiHo ebenso wie an allen anderen österreichischen Universitäten, war im Grunde genommen seit 1933 nicht mehr existent, wurde von der Regierung zuerst nicht mehr beachtet und dann durch das 1935 erlassene »Hochschulermächtigungsgesetz« effektiv ausgeschaltet. 529

Ein Signal für diese neue Entwicklung war die Einrichtung von Polizeiwachen an den höheren Bildungsstätten, wie auch der TiHo. Auf Grund der extremen Politisierung der österreichi- schen Hochschullandschaft waren studentische Unruhen und in der Folge die Sorge für Ruhe und Ordnung natürlich nicht vermeidbar, vermutlich gab es hier aber auch einen gewissen Hintergedanken. Die Anwesenheit der bundesstaatlichen Sicherheitsexekutive diente zusätz- lich auch zur Kontrolle der politischen Gesinnung der Studenten. Vor allem die subversive Tätigkeit deutscher Studierender mit nationalsozialistischer Gesinnung sollte eingedämmt werden, da sie einen bedeutenden Vektor zur Verbreitung des ideologischen Gedankengutes der NSDAP an den österreichischen Hochschulen darstellten. Wahrscheinlich war dies ein wesentlicher Grund, warum sich Dollfuß so massiv für eine Eindämmung des Ausländer- studiums einsetzte. Er sah dadurch eine Möglichkeit, die nationalsozialistischen Studenten zu reduzieren und die damit verbundene Propaganda für den Anschluss an Deutschland zu minimieren. 530 Die Einrichtung der Polizeiwachen kann meiner Meinung nach in gewisser Weise mit der Ernennung von SA-Studenten zu Hilfspolizisten in Deutschland verglichen werden. Auch diese hochgradig indoktrinierten Studierenden hatten die Aufgabe, die Hoch- schulen von Freigeistern und Andersdenkenden zu befreien. Nur waren in Deutschland vor allem die jüdischen Studenten ein Dorn im Auge der Regierung.

Die Hochschulautonomie wurde im austrofaschistischen System auch auf der Verwaltungs- ebene untergraben, indem neben einer gewissen Gleichschaltung auch eine verschärfte exter- ne Kontrolle der Universitäten eingeführt wurde. Zwar wurden im Gegensatz zu den deut- schen Hochschulen keine Neuwahlen von Rektoren gefordert, Kontrollorgane wurden jedoch auch hier eingesetzt. Neben einem Bundeskommissär, welcher unter anderem die Zustim- mung zum Ergebnis der Rektorswahl geben musste, wurden auch staatliche Sachwalter für die Studentenschaft beauftragt. Insgesamt lassen diese autokratisch organisierten Verwaltungs- strukturen das zugrunde liegende Führerprinzip deutlich erkennen und die Ähnlichkeit zur nationalsozialistischen Hochschulverwaltung ist unverkennbar.

Die Ausbildungsebene, wieder in paralleler Entwicklung zum NS-Regime, wurde zur geziel- ten Kontrolle der ideologischen Gesinnung des austrofaschistischen Regimes genutzt. Das 1935 erlassene »Hochschulerziehungsgesetz« instruiert die Hochschulen in klarer Weise, welchen politischen Standpunkt sie zu vertreten haben und welche Weltanschauung sie den österreichischen Studenten vermitteln sollen. 531

 Vgl. auch Kap. 9: Anhang, S. 199, BGBL. 1935/266  Vgl. Kap. 3.5: Auflagen für ausländische Studenten der Hochschulen, S. 49  Vgl. auch Kap. 9: Anhang, S. 199, BGBL. 1935/267 Diskussion Seite 176

Diese »weltanschauliche und staatsbürgerliche Erziehung« sollte jedoch nicht nur innerhalb der vier Wände der Universität stattfinden. Um einen Zusammenhalt in der Studentenschaft und gleichzeitig auch die politisch »richtige« Einstellung zu erzielen, wurden paramilitärisch organisierte Hochschullager eingerichtet. Die verpflichtende Teilnahme an den wehrsportar- tigen Übungen, welche dort unter anderem praktiziert wurden, sollte den Kampfgeist für das Vaterland wecken bzw. verstärken. Nach dem Anschluss wurden die österreichischen Hoch- schullager ohne wesentliche Umstrukturierung vom nationalsozialistischen Erziehungswesen übernommen. Dies erscheint nicht verwunderlich, da sie bereits nach dem Führerprinzip organisiert waren. 532

Ein wesentlicher Unterschied zwischen der ständestaatlichen und der nationalsozialistischen Hochschulpolitik betrifft die innere Organisation der akademischen Lehrer. Während es im austrofaschistischen Regime keinen Verband politisch gleich gesinnter Hochschullehrer gab, war der von der NSDAP 1927 gegründete Nationalsozialistische Lehrerbund bereits Anfang der 30er Jahre grenzüberschreitend bekannt. Auch österreichische Professoren schlossen sich, wenn auch illegal, dieser Vereinigung an. Dieses Faktum ist durchaus als Indiz für die insge- samt weniger »professionell« angelegte politische Kontroll- und Propagandaarbeit des öster- reichischen Ständestaates gegenüber »Hitler-Deutschland« aufzufassen.

Die Österreichische Hochschulpolitik der Jahre 1933 –1938 ist von zwei seltsam widersprüch- lichen Leitmotiven geprägt. Einerseits lassen alle beschriebenen Maßnahmen erkennen, dass das ständestaatliche Regime mit allen Kräften darauf erpicht war, den Nationalsozialismus von Österreich abzuwehren. Die streng hierarchisch strukturierten staatlichen Verwaltungs- ebenen, ebenso wie die überaus dirigistische Gesetzgebung, sollten die Stabilisierung des Staatsgefüges fördern, lösten aber oft gegenteilige Wirkungen aus. Ein wichtiges Beispiel da- für stellt die obligat zu unterzeichnende Eidesformel für österreichische Hochschullehrer dar, die wohl einen schnellen und hohen Anstieg an Parteimitgliedern der Vaterländischen Front auslöste, keineswegs aber im selben Ausmaß treue Gesinnungsgenossen schaffen konnte.

Andererseits organisierten Dollfuß und Schuschnigg die Regierung Österreichs und somit auch die Hochschulpolitik in ähnlichem Stil wie Hitler. Das Wort »Führerprinzip« war für sie kein Fremdwort und so versuchten sie buchstäblich den Teufel mit Beelzebub auszutreiben. Die damalige, sehr prekäre, wirtschaftliche Situation Österreichs arbeitete aber direkt gegen ihre Bestrebungen, da ein Großteil der Österreicher immer noch der Meinung war, ohne den Anschluss an Deutschland sei keine Staatssanierung möglich. Diese Grundhaltung, eine ge- wisse Sympathie des österreichischen Volkes für den Nationalsozialismus bzw. das »Deutsche Mutterland« sowie die bereits erfolgte Konditionierung für faschistische Herrschaftsstruk- turen wirkten zweifellos auch in der Universitätslandschaft als Wegbereiter für die meist nur wenig beklagte Eingliederung austrofaschistischer Staatselemente in das nicht weniger faschi- stische Deutsche Reich.

 Vgl. Kap. 3.4.3.3: Die Einführung von Hochschullagern 1936, S. 43 Zusammenfassung Seite 177

6. Zusammenfassung

Die vorliegende Studie untersucht die politisch motivierten Entwicklungen an der Tierärztli- chen Hochschule Wien während des austrofaschistischen Regimes der Jahre 1933 –1938. An- hand der Biographien aller Dozenten des paraklinischen Studienabschnittes wird versucht, die politische Haltung des Lehrkörpers gegenüber dem Nationalsozialismus aufzuzeigen.

Im Jahr 1933 musste die TiHo auf Grund gewaltsamer Zusammenstöße zwischen katholischen und nationalsozialistischen Studierenden mehrmals geschlossen werden. Diese auch an ande- ren österreichischen Hochschulen immer wiederkehrenden Unruhen nahm die ständestaat- liche Regierung zum Anlass, um in die Hochschulautonomie einzugreifen. Die Einrichtung von Polizeiwachen an der TiHo und die gesetzliche Einführung einer »erziehungsstaatlichen« Hochschulpolitik sollten die austrofaschistische Indoktrinierung der Studenten fördern.

Die von den Lehrern der TiHo nicht gewollte Eindämmung des Ausländerstudiums bedeutete einen weiteren Eingriff des Regimes in die Hochschulautonomie. Diese Maßnahme war nicht unbedingt antisemitisch begründet, sondern lieferte viel mehr die Möglichkeit, die national- sozialistischen deutschen Studenten von den österreichischen Hochschulen fernzuhalten. So kam es, dass im SoSe 1933 der Prozentsatz an ausländischen Studenten bei 53 % lag, wohin- gegen der Ausländeranteil des SoSe 1937 nur noch 8 % betrug.

Reformen zur Förderung der »völkischen« Gesinnung der Professorenschaft wurden durch- geführt und sollten der politischen Säuberung der Hochschulen dienen. Trotz der illegalen nationalsozialistischen Betätigung mancher Dozenten kam es an der TiHo von 1933 –1938 zu keiner Entlassung. Die Eidesformel, welche die bedingungslose Unterordnung gegenüber dem Staat und der Vaterländischen Front bekundete, wurde von der gesamten paraklinischen Belegschaft unterzeichnet.

22 Kurzbiographien der paraklinischen Professoren des von 1930 –1945 unterrichtenden Lehr- körpers beinhalten Informationen über die allgemeinen Lebensdaten, den Ausbildungsgang und die berufliche Karriere dieser Persönlichkeiten. Darüber hinaus werden Mitgliedschaften in verschiedenen Vereinen, Auszeichnungen sowie ihre wissenschaftliche Bibliographie, so weit fassbar, angeführt.

Die einzelnen Vitae erfassen die gesamte Biographie der dargestellten Hochschullehrer, sind aber auf die Zeit des Ständestaates, des Nationalsozialismus sowie die Ära der Entnazifizie- rung fokussiert. Insbesondere wird durch den Einbau von relevanten Protokollauszügen ver- sucht, die jeweilige politische Gesinnung der Dozenten und die vielleicht dadurch erworbe- nen Vor- bzw. Nachteile herauszuarbeiten. Zusammenfassung Seite 178

Gemeinsam mit den in einer Parallelstudie erfassten Vitae des klinischen Lehrkörpers stellen diese Kurzbiographien die Datenbasis für eine Analyse rassischer oder politischer Einflüsse auf die Personalstandsentwicklung an der damaligen Tierärztlichen Hochschule dar. Sie sind darüber hinaus aber auch geeignet, im Hinblick auf Gemeinsamkeiten oder Gegensätzlichkei- ten der beiden verschiedenen faschistischen Regime untersucht zu werden. Summary Seite 179

7. Summary

Studies to history and political orientation of the teaching staff of the University for Veterinary Medicine Vienna during the period of »Austrofascism« (1933 –1938)

The present survey analyses the politically motivated developments at the University for Vete- rinary Medicine in Vienna during the Austro-Fascist regime between 1933 and 1938. The aim of this survey is to illustrate the political attitude of the non-clinical academic staff towards National Socialism based on an examination of their biographies.

In 1933 the University for Veterinary Medicine in Vienna had to be closed several times due to violent clashes between Catholic and National Socialist students. The government of the Corporate State of these days seized the constant riots at many universities in Austria as an opportunity to interfere with the universities` self-government. To promote the indoctrinati- on of the students with Austrofascism a mandatory national educational policy for universi- ties was introduced. Besides, police patrols were introduced at the University for Veterinary Medicine in Vienna.

Another means of state intervention were severe restrictions for foreign students at the Uni- versity of Veterinary Medicine in Vienna which were unwanted by the lecturers. This sanc- tion was not necessarily anti-Semitically motivated but enabled the regime to banish German National Socialist students from Austrian universities. As a result, the percentage of foreign students declined from 53% in summer term 1933 to only 8% in summer term 1937.

Reforms to facilitate the völkisch movement among the academics were also implemented. Their aim was the political cleansing of the universities. Despite the illegal National Socialist activities of some lecturers, at the University of Veterinary Medicine in Vienna no docent was dismissed between 1933 and 1938. All members of the non-clinical staff swore an oath com- manding unconditional obedience to the state and the "Vaterländische Front".

22 short biographies of non-clinical professors teaching between 1930 and 1945 supply in- formation about their biographical data, their training and career. Besides, we learn about the lecturers` memberships in several clubs, honours and as far as possible, their scientific bibliography.

Even though the complete biographies of the portrayed academics are covered, they are fo- cused on the historical period of the Corporate State, National Socialism and . Special emphasis is laid on illustrating the political views of the various lecturers and the possible resulting advantages or disadvantages by evaluating extracts from relevant records. Summary Seite 180

These short biographies combined with biographies of the clinical academic staff covered in a parallel survey provide the data base for an analysis of racial and political influences on per- sonnel staff developments at the University for Veterinary Medicine in Vienna in those days. In addition the biographies may also be object of further analysis regarding similarities and differences between the two fascist regimes. Literaturverzeichnis Seite 181

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8.1. Abkürzungsverzeichnis

AdR Archiv der Republik NSDStB Nationalsozialistische Deutscher Studen- tenbunds a.o. außerordentlich NSFK Nationalsozialistische Fliegerkorps aU Allgemeiner Unterricht NSKK Nationalsozialistische Kraftfahrkorps AVA Allgemeines Verwaltungsarchiv NSV Nationalsozialistische Volkswohlfahrt Bd. Band o.ö. ordentlicher österreichischer BMfU Bundesministerium für Unterricht ord. ordentlich BMLuF Bundesministerium für Land- und Forst- wirtschaft ÖSTA Österreichisches Staatsarchiv

Boku Hochschule für Bodenkultur RDB Reichsbund der Deutschen Beamten

D.A.F. Deutsche Arbeiterfront Rekt. Rektoratsakte

DSt Deutsche Studentenschaft RKB Reichskolonialbund

Fas. Faszikel SA

H.A. Historisches Archiv SS h.c. honoris causa SoSe Sommersemester

Jg. Jahrgang TiHo Tierärztliche Hochschule k. u. k. kaiserlich und königlich TU Technische Universität

Kt. Karton Univ. Universität

Lbmu Lebensmitteluntersuchung UW Universität Wien

Ldst. Landsturm Vdg. Verordnung ldw. Landwirtschaftlich Vers.Anst. Versuchsanstalt

Lt. Leutnant Vet. Veterinär

Med. Medizinisch Vet.verw. Veterinärverwaltung nat.soz. nationalsozialistischen VF Vaterländische Front

NSBDT Nationalsozialistischer Bund Deutscher VUEK Staatsamt für Volksaufklärung, für Unter- Techniker richt und Erziehung und für Kultusangele- genheiten NSDAP Nationalsozialistische Deutsche Arbeiter- partei Wien. Tierärztl. Mschr. Wiener Tierärztliche Monatsschrift NSDSt Nationalsozialistische Deutsche Studenten- schaft Zeitgesch. Inst. Zeitgeschichtliches Institut

Zl. Geschäftszahl Literaturverzeichnis Seite 195

8.2. Abbildungsverzeichnis

Abb. 1.: Diagramm zur Einstufung der Professoren an der TiHo auf Grund des Entnazi fizier- ungsprozesses ...... 16 Abb. 3.: Zu unterzeichnender Diensteid der Professoren der österreichischen Universitäten (H.A. VUW) ...... 33 Abb. 4.: Organigramm der »Österreichischen Sachwalterschaft« von 1934 – 1938 (Anonym 1936, S. 79) ...... 40 Abb. 6.: Empfohlener Stundenplan der TiHo für die Semester 1937/38 (Jahrbuch der Hochschülerschaft Österreichs 1937/38, Tierärztliche Hochschule Wien, ÖNB) . 46 Abb. 7.: Zu unterzeichnendes Revers, als Bedingung für die Inskription ausländischer Studenten (H.A. VUW)...... 51 Abb. 8.: Ausländeranteil der Gesamtzahl der Studenten an der TiHo in den Jahren 1930 – 1938 (Wien. Tierärztl. Mschr. 1930 – 1938, Hochschulnachrichten) ...... 52 Abb. 9.: Ausländeranteil der Erstsemestrigen an der TiHo von 1930 – 1938 (Wien. Tierärztl. Mschr. 1930 – 1938, Hochschulnachrichten) ...... 53 Abb. 10.: Frauenanteil der Gesamtzahl der Studenten an der TiHo von 1930 – 1938 (Wien. Tierärztl. Mschr. 1930 – 1938, Hochschulnachrichten) ...... 58 Abb. 11.: Einstufung der klinischen Professoren auf Grund des Entnazifizierungsprozesses...... 173 Abb. 12.: Einstufung der paraklinischen Professoren auf Grund des Entnazifizierungsprozesses . . . . . 173 Abb. 13.: Übernahme in den neuen Personalstand nach Abschluss des Entnazifizierungsprozesses. . . . 174

8.3. Tabellenverzeichnis

Tab. 1.: Übersicht des in dieser Arbeit erfassten paraklinischen Lehrkörpers der TiHo Wien ...... 6 Tab. 2.: Übersicht des klinischen Lehrkörpers der TiHo Wien...... 7 Tab. 3.: Zusammensetzung des »Unterrichtsgeldes« für Ausländer 1933 (H.A. VUW)...... 54 Tab. 4.: Vergleichender Zusammenhang von Geburtsjahr, -ort und der Konfession bezüglich der NSDAP-Mitgliedschaft...... 172 Tab. 5.: Zusammenfassung der politischen Einstufung des klinischen Lehrkörpers (Fischer 2011, S. 201) ...... 200 Tab. 6.: Zusammenfassung der politischen Einstufung des paraklinischen Lehrkörpers ...... 201 Literaturverzeichnis Seite 196

8.4. Bildnachweis

Abb. 2.: Studentenunruhen auf der Haupteingangstreppe der Wiener Universität 1931 (Foto: Ernst & Hilscher; © ÖNB) ...... 25 Abb. 5.: Juliputsch 1943. Die Exekutive stürmt das von Nationalsozialisten besetzte RAVAG-Gebäude (Foto: Ernst & Hilscher; © ÖNB) ...... 42 Abb. 9.2. Fiebiger, Josef (H.A. VUW)...... 66 Abb. 9.3. Greisenegger, Ignaz Karl (H.A. VUW)...... 73 Abb. 9.4. Günther, Gustav (H.A. VUW) ...... 78 Abb. 9.5. Hauer, Friedrich Wilhelm (H.A. VUW)...... 82 Abb. 9.6. Hofbauer, Georg (© ÖNB)...... 88 Abb. 9.9. Jansch, Hermann (H.A. VUW)...... 104 Abb. 9.10. Kasper, Karl Josef (H.A. VUW)...... 110 Abb. 9.13. Krölling, Otto (H.A. VUW)...... 124 Abb. 9.15. Muck, Oswald (H.A. VUW)...... 135 Abb. 9.17. Schober, Herbert (Pulvermacher 2001, S. 25)...... 143 Abb. 9.19. Schwarz-Wendl, Carl Leopold Anton (H.A. VUW) ...... 150 Abb. 9.20. Steinmetzer, Karl (H.A. VUW)...... 155 Abb. 9.22. Zaribnicky, Franz (H.A. VUW)...... 166 Literaturverzeichnis Seite 197

8.5. Quellenverzeichnis

Österreichisches Staatsarchiv, Wien (OeSTA):

Archiv der Republik (AdR): Einzelakten aus den Beständen: Unterricht Bundespensionsamt (BPA) Deutsche Wehrmacht (DWM) Landesverteidigung (LV) Präsidentschaftskanzlei (PK)

Allgemeines Verwaltungsarchiv (AVA): Einzelakten aus dem Bestand Unterricht und Kultus

Historisches Archiv der VUW: Faszikel 1914 –1950 Indices 1933 –1938

Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes: DÖW Nr. 20.369/8, Karton E. 18.988

Gesetzesblätter:

BGBl. 1931/232 Kundmachung des Bundesministers für Unterricht vom 17. Juli 1931, betreffend die Auf- hebung der vom Verfassungsgerichtshof als gesetzwidrig erkannten Studentenordnung der Universität Wien.

BGBl. 1933/173 Verordnung der Bundesregierung vom 10. Mai 1933 über besondere Maßnahmen, be- treffend die öffentlich-rechtlichen Bundesangestellten.

BGBl. 1933/419 Verordnung des Bundesministers für Unterricht im Einvernehmen mit dem Bundesmi- nister für Land- und Forstwirtschaft vom 05. September 1933, betreffend die von den Studierenden an der Tierärztlichen Hochschule in Wien zu entrichtenden Unterrichts- gelder und sonstigen Zahlungen. Literaturverzeichnis Seite 198

BGBl. 1933/474 Verordnung des Bundesministers für Unterricht und des Bundesministers für Handel und Verkehr vom 16. Oktober 1933 über vorübergehende besondere Disziplinarvor- schriften für die Studierenden an den Hochschulen.

BGBl. 1934/334 Bundesgesetz vom 26. Oktober 1934, betreffend die Handhabung der Disziplinargewalt über die Bundeslehrer an den Hochschulen.

BGBl. 1935/266 Bundesgesetz über die Ermächtigung der zuständigen Bundesminister zur Regelung ei- niger Angelegenheiten der Hochschulen durch Verordnung (Hochschulermächtigungs- gesetz) vom 01.07.1935.

BGBl. 1935/267 Bundesgesetz, betreffend die Erziehungsaufgaben der Hochschulen (Hochschulerzie- hungsgesetz) vom 01.07.1935.

BGBl. 1947/25 Bundesverfassungsgesetz: Nationalsozialistengesetz vom 17.02.1947.

Zeitschriften: Wien. Tierärztl. Mschr. 1930 –1965 Anhang Seite 199

9. Anhang Anhang Seite 200

9.1. Professorenlisten im Hinblick auf die politische Einstufung

Tab. 5.: Zusammenfassung der politischen Einstufung des klinischen Lehrkörpers 533

Name Fachrichtung Mitgliedschaft polit. Einstufung Übernahme BAUMANN, Rudolf o. Prof. Allg. Pathologie u. path. Anatomieab 1938 minderbelastet nach Sühnefolgen BENESCH, Franz o. Prof. Gynäkologie u. Geburtshilfe; ab 1938 minderbelastet nach Sühnefolgen Beschirrungs- u. Sattlungslehre BÖHM, Karl-Leopold o. Prof. Zoologie u. Parasitenkunde nie unbelastet übernommen DASCH, Alfred Lektor Tierschutz u. Bekämpfung der Tier- unbekannt unbekannt unbekannt quälerei DAVID, Johann o. Prof. Bakteriologie u. Tierhygiene, Mykolo- vor 1933 illegal nicht übernommen gie der Futter- u. Nahrungsmittel DIERNHOFER, Karl ao. Prof. Buiatrik nie unbelastet übernommen Ludwig HABACHER, Ferdinand o. Prof. Huf- u. Klauenkunde; Beschirrungs- nie unbelastet übernommen u. Sattlungslehre HENNEBERG, Ottokar ao. Prof. Fleischhygiene u. tierärztl. Lebens- nie unbelastet übernommen mittelkunde HNOLIK, Franz Lektor praktische Fleischbeschau unbekannt unbekannt davor ausgeschieden KELLER, Karl o. Prof. Gynäkologie u. Tierzucht nie unbelastet davor verstorben KERSCHAGL, Walter Lektor praktische Fleischbeschau ab 1938 minderbelastet nicht übernommen MAYER, Georg Lektor praktische Fleischbeschau unbekannt unbekannt unbekannt POMMER, Alois ao. Prof. Interne Medizin u. Veterinärrönt- ab 1938 minderbelastet nach Sühnefolgen genologie REISINGER, Leopold o. Prof. Buiatrik unbekannt unbekannt davor verstorben SCHMIDT, Theodor o. Prof. Veterinärchirurgie u. Augenheil unbekannt unbekannt davor verstorben -kunde SCHNÜRER, Josef o. Prof. Bakteriologie u. Tierhygiene unbekannt unbekannt davor verstorben SCHOTTERER, Anton apl. Prof. Tierzucht vor 1933 illegal nicht übernommen STAMPFL, Paul Hon. Prof. Alpwirtschaft, Viehversicherung u. unbekannt unbekannt davor ausgeschieden landw. Genossenschaftswesen ÜBERREITER, Otto o. Prof. Veterinärchirurgie u. Augenheil- vor 1933 minderbelastet nach Sühnefolgen kunde WIRTH, David o. Prof. Interne Medizin u. Seuchenlehre ab 1938 minderbelastet anderweitige Berufung

 Vgl. Fischer 2011, S. 201 Anhang Seite 201

Tab. 6.: Zusammenfassung der politischen Einstufung des paraklinischen Lehrkörpers

Name Fachrichtung Mitgliedschaft polit. Einstufung Übernahme BACHLECHNER, Karl Lektor praktische Fleischbeschau; Pharma- vor 1933 illegal unbekannt kologie FIEBIGER, Josef o. Prof. Histologie u. Embryologie; Fisch- ab 1938 minderbelastet unbekannt kunde GREISENEGGER, Ignaz Hon. Enzyklopädie der Landwirtschaft unbekannt unbekannt davor verstorben Karl Prof. GÜNTHER, Gustav o. Prof. Pharmakologie, Pharmakognosie, unbekannt unbekannt davor verstorben Toxikologie u. Rezeptierkunde HAUER, Friedrich Hon. Physik nie unbelastet übernommen Wilhelm Prof. HOFBAUER, Georg apl. Prof. Physik vor 1933 illegal unbekannt JAHNEL, Johann Privat- Fischkunde vor 1933 minderbelastet anderweitige Beru- dozent fung JANCHEN-MICHEL, Hon. Botanik vor 1933 illegal nicht übernommen Erwin Emil Alfred Prof. JANSCH, Hermann o. Prof. Medizinische Chemie ab 1938 minderbelastet unbekannt KASPER, Karl Josef Hon. Veterinärpolizei ab 1938 unbelastet davor ausgeschieden Prof. KRAWARIK, Franz Privatdo- Histologie vor 1933 minderbelastet unbekannt zent KRETSCHY, Franz Hon. Bienenwirtschaft u. –pathologie unbekannt unbekannt davor ausgeschieden Prof. KRÖLLING, Otto o. Prof. Systematische u. Topographische ab 1938 minderbelastet anderweitige Beru- Anatomie fung LERCHER, Martha Lektorin Deutsche Sprache unbekannt unbekannt unbekannt MUCK, Oswald Hon. Bienenwirtschaft u. –pathologie unbekannt unbekannt davor ausgeschieden Prof. SCHILLER, Josef Hon. Bienenwirtschaft u. –pathologie ab 1938 minderbelastet übernommen Prof. SCHOBER, Herbert Hon. Physik unbekannt unbekannt anderweitige Beru- Prof. fung SCHRAMM, Wilhelm Hon. Veterinärpolizei vor 1933 illegal unbekannt Prof. SCHWARZ-WENDL, o. Prof. Physiologie nie unbelastet übernommen Carl Leopold STEINMETZER, Karl o. Prof. Pharmakologie, Pharmakognosie, vor 1933 minderbelastet nicht übernommen Toxikologie u. Rezeptierkunde THOMA, Friedrich Hon. Enzyklopädie der Landwirtschaft unbekannt unbekannt anderweitige Beru- Prof. fung ZARIBNICKY, Franz o. Prof. Milchhygiene, Lebensmittelkunde u. nie unbelastet übernommen Fütterungslehre Anhang Seite 202

9.2. Hochschulermächtigungs- & Hoschschulerziehungsgesetz 1935   Anhang Seite 203   Anhang Seite 204  Anhang Seite 205

9.3. Nationalsozialistengesetz 1947 Anhang Seite 206 Anhang Seite 207 Anhang Seite 208 Anhang Seite 209 Anhang Seite 210 Anhang Seite 211 Anhang Seite 212 Anhang Seite 213 Anhang Seite 214 Anhang Seite 215 Anhang Seite 216 Anhang Seite 217 Anhang Seite 218