Julian MITTERHUBER

DIE BESCHRÄNKUNG DER MEINUNGSFREIHEIT

EIN RECHTSVERGLEICH ZWISCHEN ÖSTERREICH UND DEN USA ENTWICKLUNGEN VON 1945 BIS HEUTE

DIPLOMARBEIT

eingereicht an der

RECHTSWISSENSCHAFTLICHEN FAKULTÄT DER

LEOPOLD-FRANZENS-UNIVERSITÄT INNSBRUCK

zur Erlangung des akademischen Grades Magister der Rechtswissenschaften

Betreuer: Univ.-Prof. DDr. Martin P. Schennach MAS

Innsbruck, Oktober 2020

Eidesstattliche Erklärung

Hiermit erkläre ich an Eides statt, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und nur unter Zuhilfenahme der ausgewiesenen Hilfsmittel angefertigt habe.

Sämtliche Stellen der Arbeit, die im Wortlaut oder dem Sinn nach anderen gedruckten oder im Internet verfügbaren Werken entnommen sind, habe ich durch genaue Quellenangaben kenntlich gemacht.

Die vorliegende Arbeit wurde bisher in gleicher oder ähnlicher Form noch nicht als Bachelor-/ Master-/Diplomarbeit oder Dissertation eingereicht.

Datum 06.10.2020 Unterschrift

"But it is elementary that freedom of expression (including academic freedom) is not to be restricted to views of which one approves, and that it is precisely in the case of views that are almost universally despised and condemned that this right must be most vigorously defended."1

NOAM CHOMSKY

1 Chomsky, His Right to Say It, The Nation, (28.02.1981 / 01.10.2020) [https://chomsky.info/19810228/].

INHALTSVERZEICHNIS

INHALTSVERZEICHNIS ...... IV ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS ...... V I. EINLEITUNG ...... 1 II. WIESO EIN RECHT AUF MEINUNGSFREIHEIT? ...... 2 III. ENTWICKLUNGEN BIS 1945 ...... 3 IV. DEFINITION DER MEINUNGSFREIHEIT UND SCHUTZGEGENSTAND ...... 7 V. RECHTSQUELLEN ...... 10 VI. SCHUTZ DER MEINUNGSFREIHEIT DURCH DIE HÖCHSTGERICHTE ...... 15 1. Der Supreme Court of the United States ...... 16 2. Die Rechtsprechung des VfGH und der Einfluss des EGMR ...... 18 VII. BESCHRÄNKUNGEN DER MEINUNGSFREIHEIT ...... 20 1. Ehre, Reputation und Privatleben ...... 20 2. Verbotsgesetz und Kommunismus ...... 26 3. Fighting Words, Hate Speech und Verhetzung...... 32 4. Nationale Sicherheit ...... 37 5. Grenzen der Berichterstattung und Unschuldsvermutung ...... 41 6. Unzüchtiges und Obszönes ...... 49 7. Verletzung des religiösen Empfindens ...... 54 VIII. CONCLUSIO ...... 59 IX. LITERATURVERZEICHNIS ...... 62 X. ENTSCHEIDUNGSVERZEICHNIS...... 75 1. Österreich ...... 75 2. United States ...... 78 3. Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte ...... 81

IV

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

ACLU ...... American Civil Liberties Union AMD-G ...... Audiovisuelle Mediendienste-Gesetz AmJCompLaw ...... The American Journal of Comparative Law AmULRev ...... American University Law Review AöR ...... Archiv des öffentlichen Rechts Bd ...... Band/Volume Beschluss ProvNV ...... Beschluss der Provisorischen Nationalversammlung vom 30. Oktober 1918 BGBl ...... Bundesgesetzblatt BlgNR ...... Beilage zu den Stenographischen Protokollen des Nationalrates BRGÖ ...... Beiträge zur Rechtsgeschichte Österreichs B-VG ...... Bundes-Verfassungsgesetz BVG-Rundfunk ...... Bundesverfassungsgesetz über die Sicherung der Unabhängigkeit des Rundfunks Cir ...... Circuit (Court of Appeals) Cong ...... Congress CPUSA ...... Communist Party of the United States of America DC ...... District of Columbia Diss ...... Dissertation dRGBl ...... deutsches Reichsgesetzblatt EGMR ...... Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte EGVG ...... Einführungsgesetz zu den Verwaltungsverfahrensgesetzen EMRK ...... Europäische Menschenrechtskonvention ErlRV ...... Erläuterungen zur Regierungsvorlage FAZ ...... Frankfurter Allgemeine Zeitung FCC ...... Federal Communications Commission G ...... Gesetz GBlÖ ...... Gesetzblatt für das Land Österreich GerSR ...... German Studies Review GP ...... Gesetzgebungsperiode GRC ...... Charta der Grundrechte der Europäischen Union HarvLRev...... Harvard Law Review hL ...... herrschende Lehre HR ...... House of Representatives Hrsg...... Herausgeber ibid ...... ebenda idR...... in der Regel ieS ...... im engeren Sinn iS ...... im Sinne iVm ...... in Verbindung mit JAP ...... Juristische Ausbildung und Praxisvorbereitung JBl ...... Juristische Blätter JRP ...... Journal für Rechtspolitik k u k ...... kaiserlich und königlich KommAustria ...... Kommunikationsbehörde V

KVG ...... Verfassungsgesetz über Kriegsverbrechen und andere nationalsozialistische Untaten MedienG ...... Bundesgesetz über die Presse und andere publizistische Medien 1981 MichLRev ...... Michigan Law Review MR ...... Medien und Recht – Zeitschrift für Medien- und Kommunikationsrecht ÖBl ...... Österreichische Blätter für gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht OGH ...... Oberster Gerichtshof ÖJZ ...... Österreichische Juristen Zeitung OLG ...... Oberlandesgericht ORF...... Österreichischer Rundfunk PreßG ...... Bundesgesetz über die Presse 1922 PublicOpinQ ...... The Public Opinion Quarterly RGBl ...... Reichsgesetzblatt RL ...... Richtlinie Rsp ...... Rechtsprechung RV ...... Regierungsvorlage Rz ...... Randziffer SA ...... SCUS ...... Court of the United States, Supreme Court of the United States sess ...... Session sog ...... sogenannt SS ...... StA ...... Staatsanwaltschaft StaatsschutzG ...... Bundesgesetz zum Schutz des Staates 1936 Stat ...... United States Statutes at Large StG ...... Strafgesetz über Verbrechen, Vergehen und Uebertretungen 1852 StGB ...... Bundesgesetz über die mit gerichtlicher Strafe bedrohten Handlungen 1974 StGBl ...... Staatsgesetzblatt StGG ...... Staatsgrundgesetz über die allgemeinen Rechte der Staatsbürger 1867 str ...... strittig stRsp ...... ständige Rechtsprechung StV ...... Staatsvertrag ua ...... unter anderem Übers ...... Übersetzer UdSSR ...... Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken UrhG ...... Bundesgesetz über das Urheberrecht an Werken der Literatur und der Kunst und über verwandte Schutzrechte VfGH ...... Verfassungsgerichtshof VfSlg ...... Sammlung der Erkenntnisse und wichtigsten Beschlüsse des Verfassungsgerichtshofes VwGH ...... Verwaltungsgerichtshof WV ...... Wiederverlautbarung ZaöRV ...... Zeitschrift für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht zfhr ...... Zeitschrift für Hochschulrecht, Hochschulmanagement und Hochschulpolitik ZfRV ...... Zeitschrift für Rechtsvergleichung

VI

I. EINLEITUNG

Die Meinungsfreiheit ist als liberales Grundrecht aus einer demokratischen Verfassung nicht wegzudenken. Dennoch hat auch die Meinungsfreiheit ihre Schranken und Grenzen. Die Diskussion über diese Grenzen erlebt in der politischen Landschaft aktuell eine Renaissance. Entitäten und Individuen rund um den Globus agieren unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit, um ihre kontroversen Aussagen zu rechtfertigen, und die "konservativere Seite" des politischen Spektrums moniert die zunehmende Einschränkung der Meinungsfreiheit. Floskeln wie "Das wird man doch noch sagen dürfen!" gehören mittlerweile zum Standardrepertoire. Andererseits finden Termini wie "hatespeech" oder "political correctness" Eingang in unseren Alltag und daraus folgt die Forderung nach einer Kontrolle der freien Meinungsäußerung. Nicht nur in Kontinentaleuropa, sondern auch in den USA wird der Diskurs um die Meinungsfreiheit und deren zulässige Reichweite heftig geführt.2

Die Meinungen gehen diametral auseinander. Für die einen wurde die Meinungsfreiheit in den letzten Dekaden sukzessive ausgehöhlt und beschnitten, für die anderen wurde sie erweitert und droht auszuufern und andere Grundrechte zu verletzen. Wie sieht die Rechtslage tatsächlich aus?

Diese Arbeit behandelt die Entwicklung der Meinungsfreiheit im österreichischen und US-amerikanischen Recht in der Zeit nach 1945. Methodisch wird sich diese Arbeit in jedem Kapitel zuerst mit der österreichischen Rechtslage beschäftigen, wobei Gesetze unabhängig von deren Rang und Entscheidungen der Höchstgerichte ausgewogen dargestellt werden. Anschließend wird das US-Recht beleuchtet. Dabei wird vorrangig auf die Rsp des Supreme Court (SCUS) eingegangen. Das sehr föderal ausgestaltete Rechtssystem der USA erlaubt es, allen Bundesstaaten aufgrund des Tenth Amendment eigenständig Gesetze zu erlassen.3 Anders als in den USA liegt in Österreich die Gesetzgebungskompetenz in den meisten Fällen – vor allem jene, welche die Meinungsfreiheit tangieren – beim Bundesgesetzgeber.4 Eine breite

2 Umfrage über die Perzeption der Meinungsfreiheit in Deutschland: Vgl Köcherin, Grenzen der Freiheit, FAZ (23.03.2019 / 29.08.2020) [https://www.ifd-allensbach.de/fileadmin/user_upload/FAZ_Mai2019_Meinungsfreiheit.pdf]; in den USA: Cato Institute 2017, Free Speech and Tolerance Survey (15.08.2017 / 29.08.2020) [https://www.cato.org/sites/cato.org/files/survey-reports/topline/cato-free-speech-tolerance-toplines.pdf]. 3 Vgl Brugger, Einführung in das öffentliche Recht der USA, 56f; Bond v United States, 564 US 211 (2011); New York v United States, 505 US 144 (1992). 4 Vgl Öhlinger/Eberhard, Verfassungsrecht11, 124f. 1

Darstellung des US-Rechts wäre aber zu umfangreich für diese Arbeit, weshalb die Rsp des SCUS im Mittelpunkt steht.

II. WIESO EIN RECHT AUF MEINUNGSFREIHEIT?

Die Meinungsfreiheit als Konzept geht auf Euripides im antiken Griechenland zurück, der mit parrhēsia5 eine Kultur des offenen Sprechens beschrieb.6 Gleichwohl kann die Aufklärung als okzidentale Geburtsstunde der Meinungsfreiheit gewertet werden. Deren maßgebliche Denker erkannten die Wichtigkeit des Austauschs von Ideen und Gedanken. Regierungen und Systeme müssen kritisierbar sein und hinterfragt werden. Immanuel Kant nannte dies die "Freiheit der Feder"7. Spätere Denker wie John Stuart Mill sahen die freie Gedankenäußerung durch einen repressiven Staat gefährdet und aus diesen Überlegungen resultierte die Forderung nach einem (Grund-)Recht auf freie Meinungsäußerung.8 Der Historiker Timothy Garton Ash hält die Meinungsfreiheit geradezu für "[…] die Freiheit, von der alle anderen Freiheiten abhängen"9. Warum das Recht auf freie Meinungsäußerung essenziell für eine liberale Demokratie ist, kann mittels vier Argumenten erläutert werden:

Erstens dient die Meinungsfreiheit der Selbsterfüllung des Menschen. Das volle Potenzial seines Geistes und seines Charakters kann jemand nur erreichen, der Gedanken frei formen, äußern, diskutieren und eventuell auch ändern kann.10 Dieses Recht schafft für Individuen einen Raum, der freie Entfaltung und Gestaltung erlaubt.

Zweitens ist die freie Meinungsäußerung fundamental für die Wahrheitsfindung. Ohne Meinungspluralismus kann eine "falsche" Meinung nicht als solche erkannt werden. Falsifikation basiert auf der Anfechtung und Infragestellung der herrschenden Meinung.11 Zudem könnten wissenschaftliche Analysen und Erkenntnisse nicht geteilt oder veröffentlicht werden. Investigativer Journalismus wäre undenkbar. Auch kontroverse Erkenntnisse müssen

5 Vgl Foucault, Diskurs und Wahrheit, 9f ["parrhesia" (παρρησία) = free speech/Freimüthigkeit; Verbform "parrhesiazesthai" (παρρησιάζϵσθαι) = alles sagen; von "pan" (πᾶν) = alles, "rhema" (ῥῆμα) = das Gesagte]. 6 Vgl Baldissone, Farwell to Freedom, 22. 7 Kant, Über den Gemeinspruch, 37. 8 Vgl Niesen, Über die Freiheit des Denkens und der Diskussion, 51; Hinghofer-Szalkay, Die Freiheit der politischen Meinungsäußerung, 45f. 9 Ash, Free Speech, 181. 10 Vgl Emerson, System of Freedom of Expression, 6. 11 Vgl Hinghofer-Szalkay, Die Freiheit der politischen Meinungsäußerung, 34. 2

publiziert werden können und dürfen nicht tabuisiert werden.12 Denn ein gesellschaftlicher Diskurs kann nur vollumfänglich geführt werden, wenn den Partizipanten alle Fakten und Ideen zugänglich sind. Nur die Meinungsfreiheit ermöglicht es, "[…] aktiv am öffentlichen Leben und an demokratischen Entscheidungsprozessen teilzunehmen"13.

Drittens ist die Meinungsfreiheit unabdingbar, um eine Gesellschaft oder einen Staat demokratisch zu organisieren. Der Pluralismus der Politik würde untergehen, Individuen könnten ihre gewählten Vertreter nicht mehr zur Verantwortung ziehen und das Narrativ wäre ein monotones (und höchst wahrscheinlich ein vorgegebenes). E contrario tendiert ein undemokratisches Regime dazu, exzessive Gewalt einzusetzen, um die Gedanken und Meinungen des Volkes zu kontrollieren.14 Die Meinungsfreiheit ist eine unabdingbare Voraussetzung für eine vollwertige Demokratie und ist deshalb als essenzielles Grundrecht zu werten.15 Zudem dient die Meinungsfreiheit als ständiges Korrektiv gegen demokratiefeindliche Tendenzen und schützt oppositionelles Denken vor Zensur und Strafe.16

Viertens werden gesellschaftliche Probleme häufig durch Diskussionen gelöst, die zu einem Konsens oder Kompromiss führen. Die Unterdrückung von verschiedenen Ansichten ist weder förderlich für die Problemlösung noch für die "Versöhnung" unterschiedlicher Parteien. In einer auf Gleichheit basierenden Gesellschaft ist auch die Meinung von "Außenseitern, Querdenkern oder sogar Dilettanten zu respektieren"17. Speech ist immer auch ein Schutz vor Gewalt und ein verbindendes Element innerhalb einer Gesellschaft.18

III. ENTWICKLUNGEN BIS 1945

Das Recht auf Meinungsfreiheit ist in Österreich auf die Aufklärung und die Französische Revolution im 18. Jhd zurückzuführen.19 Es manifestierte sich in der Forderung der bürgerlichen Gesellschaft nach einem Recht, seine Gedanken frei artikulieren zu können, ohne

12 Vgl Emerson, System of Freedom of Expression, 6f; Whitney v California, 274 US 357 (1927), 375. 13 Khakzadeh-Leiler, Judikatur OGH, 152. 14 Vgl De Spinoza, Theologisch-politische Abhandlung, 396-401. 15 Vgl Struth, Hassrede und Freiheit der Meinungsäußerung, 39f; Scherak, Meinungsfreiheit und Persönlichkeitsrechte, 17f; EGMR 07.12.1976, 5493/72 (Handyside v United Kingdom). 16 Vgl Botsford, Freedom of Expression, Dissenting Historians, and the Holocaust Revisionists, Historical Notes, 15. 17 OGH 18.05.1995, 6 Ob 20/95. 18 Vgl Emerson, System of Freedom of Expression, 7. 19 Vgl Brauneder, Entwicklung der modernen Grundrechte, 10. 3

Repressalien durch den monarchischen Staat fürchten zu müssen. Des Weiteren sollte auch die Freiheit der Presse als eines der Grundprinzipien des Liberalismus gewährleistet werden.20 Bis Mitte des 19. Jhd wurde die Meinungs- und Pressefreiheit gravierend durch die absolutistische Herrschaft der Habsburger beschränkt. Die Zensur wurde als Werkzeug der staatlichen Kontrolle betrachtet und eingesetzt.21 Die Bestrebungen, verfassungsgesetzlich gewährleistete Rechte einzuführen, und die damit einhergehende Beschränkung der monarchischen Macht, fanden in mehreren Versuchen der Konstitutionalisierung ihren Niederschlag. Sowohl die Pillersdorf'sche Verfassung (1848) als auch der Entwurf von Kremsier (1848) enthielten einen ersten Grundrechtskatalog.22 Doch konnten diese konstitutionellen Errungenschaften nicht aufrechterhalten werden. Die erkämpften Grundrechte wurden bereits 1851 mit dem "Silvesterpatent"23 aufgehoben.24

Erst mit der Dezemberverfassung 1867 gelang die Implementierung von verfassungsrechtlich verankerten Grundrechten, im Staatsgrundgesetz über die allgemeinen Rechte der Staatsbürger (StGG)25.26 Das Staatsgrundgesetz war Teil der Transformation Österreichs von einem neoabsolutistischen hin zu einem konstitutionellen Verfassungsstaat. Dieser Grundrechtskatalog beinhaltet mit Art 13 StGG auch das Recht auf Meinungsfreiheit27 und bietet rechtlichen Schutz von Wort, Schrift, Druck oder bildlicher Darstellung. Zusätzlich darf die Presse keiner Zensur und keinem Konzessionssystem unterworfen werden.28 1869 wurde eine einfachgesetzliche Regelung für den Kriegsfall erlassen,29 die Grundrechte zu suspendieren, wie dies bereits in der Verfassung vorgesehen war.30 Nach Beginn des Ersten Weltkriegs im Juli 1914 wurde von dieser Regelung Gebrauch gemacht. Die Meinungs- und Pressefreiheit wurde suspendiert und durch ein weitreichendes Netz der Kriegszensur ersetzt.31 Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs verhinderte die politische Lage die Erneuerung des

20 Vgl Berka/Binder/Kneihs, Grundrechte, 657. 21 Vgl Holaus, Meinungsfreiheit in Österreich, 12-20. 22 Vgl Lehner, Österreichische Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte4, 186, 191. 23 RGBl Nr 2/1852. 24 Vgl Brauneder, Entwicklung der modernen Grundrechte, 18. 25 RGBl Nr 142/1867. 26 Vgl Hinghofer-Szalkay, Die Freiheit der politischen Meinungsäußerung, 68-71; Lehner, Österreichische Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte4, 228f. 27 Vgl Neschwara, Zur Entstehungsgeschichte der österreichischen Grundrechte, BRGÖ, 143. 28 Vgl Pfanner, Spannungsverhältnis Meinungsfreiheit – Ehrenbeleidungsdelikte, 20. 29 RGBl Nr 66/1869. 30 Vgl Brauneder, Entwicklung der modernen Grundrechte, 21. 31 Vgl Holaus, Meinungsfreiheit in Österreich, 28. 4

Grundrechtskatalogs, weshalb "vorläufig" das StGG übernommen wurde.32 Außerdem erweiterte der Beschluss der Provisorischen Nationalversammlung33 im Oktober 1918 die österreichische Verfassung durch die Abschaffung der Zensur.

Ab 1933 wurden die erstrittenen Grundrechte inklusive der Meinungsfreiheit durch zwei repressive Regime massiv angegriffen. Zuerst wurde im Jahr 1934 unter dem Ständestaat die Maiverfassung34 erlassen, welche die faktische Ausschaltung des VfGH und die Wiedereinführung der Vorzensur bewirkte.35 Nach der Okkupation Österreichs durch Hitlerdeutschland am 11./12. März 1938 wurde Österreich der umfassenden Meinungskontrolle des NS-Regimes unterworfen.36 Ua wurden staatsgefährdende Schriften,37 die Verunglimpfung von Staat oder Reichsregierung38 sowie das Abhören von ausländischen Radiosendern39 verboten.40 Die Presse unterlag der Zensur und wurde als Werkzeug der Propaganda missbraucht. Der Einsatz von Schriftleitern41 garantierte eine allumfassende Informationskontrolle.42 Erst nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs konnte die Meinungsfreiheit restauriert werden, als die Bundesverfassung von 1920 wieder in Kraft trat.43

Die Entwicklung der Grundrechte in den USA ist wie in Österreich auch auf die Aufklärung zurückzuführen, insbesondere auf die Ideen von John Locke.44 Ein Verfechter der Implementierung von Grundrechten in die Verfassung war Thomas Jefferson, der den

32 Vgl Neschwara, Materialien zur Geschichte der österreichischen Grundrechte, 41; Brauneder, Entwicklung der modernen Grundrechte, 23. 33 StGBl Nr 3/1918. 34 BGBl Nr 1/1934. 35 Vgl Lehner, Österreichische Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte4, 319-322; Hinghofer-Szalkay, Die Freiheit der politischen Meinungsäußerung, 91f; Paupié, Handbuch der österreichischen Pressegeschichte 1848-1959, 46-51. 36 Vgl Lehner, Österreichische Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte4, 363f; Öhlinger/Eberhard, Verfassungsrecht11, 46; Holaus, Meinungsfreiheit in Österreich, 32-35. 37 dRGBl Nr I 112/1933, 723. 38 dRGBl Nr I 137/1934, 1269; GBlÖ Nr 550/1939. 39 dRGBl Nr I 169/1939, 1683; GBlÖ Nr 1257/1939. 40 Vgl Gruchmann, Justiz im Dritten Reich 1933-1940, 831-833, 904-906; Buschmann, Nationalsozialistische Weltanschauung und Gesetzgebung, 129, 139f. 41 dRGBl Nr I 111/1933, 713. 42 Vgl Holaus, Meinungsfreiheit in Österreich, 33f; Buschmann, Nationalsozialistische Weltanschauung und Gesetzgebung, 88-91; Paupié, Handbuch der österreichischen Pressegeschichte 1848-1959, 74. 43 Vgl Neschwara, Materialien zur Geschichte der österreichischen Grundrechte, 42. 44 Vgl McLaughlin, A Constitutional History of the United States, 103-105. 5

Machtmissbrauch eines monarchischen Staatsoberhaupts fürchtete.45 Diese Implementierung gelang 1789, dem Geburtsjahr der verfassungsrechtlich geschützten Meinungsfreiheit in den USA. In diesem Jahr wurde die Bill of Rights als Antrag in den Kongress eingebracht und verabschiedet. Die Ratifizierung der Bill of Rights (der ersten Amendments) erfolgte am 15.12.1791 durch elf Bundesstaaten (states).46 Entgegen der Virginia Bill of Rights von 1776, welche die Meinungsfreiheit als absolutes Grundrecht ausformulierte ("[…] can never be restrained […]"47), und den Vorstellungen des Gründervaters James Madison war das First Amendment nicht für die Bundesstaaten bindend.48 Die states ratifizierten die Verfassungsbestimmung, weil dadurch ausschließlich die Macht des Kongresses und der Regierung beschränkt werden sollte ("Congress shall make no law [...]"). Erst im Jahr 1925 sprach der SCUS aus, dass auch die states an die verfassungsgesetzlich gewährleisteten Rechte gebunden seien.49 Dieser Entscheidung liegt das Fourteenth Amendment zu Grunde ("[…] nor shall any state deprive any person of life, liberty, or property, without due process of law […]"), das 1868 ratifiziert wurde.50

Die erste Einschränkung der Meinungsfreiheit erfolgte durch die 1798 erlassenen Alien and Sedition Acts51. Damit wurde jede Kritik oder Beleidigung gegenüber der US-Regierung, dem Kongress oder dem Präsidenten unter Strafe gestellt, um französische Spione und Saboteure strafrechtlich zu verfolgen. Diese Gesetzgebung entfachte eine politische Debatte um die liberalen Rechte der Bürger, die vorerst mit der Präsidentschaft des Sedition-Act-Gegners Thomas Jefferson im Jahre 1801 endete.52 Die Alien and Sedition Acts waren befristet oder wurden, abgesehen vom Alien Enemies Act (1798), der keine meinungseinschränkenden Regelungen enthielt, aufgehoben.53 Aufgrund dessen wurden diese Rechtsnormen nie durch den SCUS auf ihre Verfassungskonformität überprüft.

45 Vgl Fritz, American Sovereigns, 143f. 46 Vgl Brugger, Einführung in das öffentliche Recht der USA, 5f; Abraham, Freedom and the Court, 26. 47 Vgl Fassbender, Quellen zur Geschichte der Menschenrechte, 12 (The Virginia Bill of Rights, 12.06.1776, Sec 12). 48 Vgl Hentoff, The First Freedom, 74f. 49 Vgl Rottschaefer, Constitutional Law, 756; Gitlow v New York, 268 US 652 (1925). 50 Vgl Hentoff, The First Freedom, 131-135; Brugger, Einführung in das öffentliche Recht der USA, 92f. 51 Naturalization Act, 18.06.1798, 1 Stat 566; Alien Act, 25.06.1798, 1 Stat 570; Alien Enemies Act, 06.07.1798, 1 Stat 577; Sedition Act, 14.07.1798, 1 Stat 596. 52 Vgl Voss, Meinungsfreiheit und verfassungsmäßige Ordnung, 77-80. 53 Vgl McLaughlin, A Constitutional History of the United States, 266f; Rohloff, Grundrechtsschranken in Deutschland und den USA, 113. 6

Auch die USA erfuhren im Zuge des Ersten Weltkriegs Einschränkungen der politischen Freiheitsrechte. Vor allem der Espionage Act (1917)54 und der Sedition Act (1918)55 stellten einen schwerwiegenden Eingriff in die Grundrechte dar, der mit dem Kriegszustand begründet wurde. Ua enthält der Espionage Act eine Reihe von Tatbeständen, die das Recht auf freie Meinungsäußerung tangieren.56 Die Freiheit der Presse wurde dahingehend eingeschränkt, dass falsche Berichte über militärische Einsätze oder Berichte, die den Erfolg des Feindes bewerben, strafrechtlich verfolgbar wurden. Überdies wurden Handlungen, welche die Truppenmoral vermindern, verboten (Sec 3"[…] shall willfully cause or attempt to cause insubordination, disloyalty, mutiny, or refusal of duty, in the military or naval forces of the United States […]").57 In dieser Zeit etablierte der SCUS den "clear and present danger test",58 der gesetzliche Einschränkungen der Meinungsfreiheit auf ihre Verfassungskonformität prüft (vgl VII.4.).59 Teile des Espionage Acts sind heute noch in Kraft (18 US Code c 37).

Eine weitere Einschränkung der Meinungsfreiheit wurde 1940 durch den Smith Act60 begründet. Dieses Gesetz richtet sich primär gegen anarchistische Tendenzen und die Kommunistische Partei. Zur Verfolgung von Kommunismus-Sympathisanten kam es jedoch erst nach dem Zweiten Weltkrieg (vgl VII.2.).61 Der Smith Act ist heute noch in abgewandelter Form in Kraft (18 US Code § 2385).

IV. DEFINITION DER MEINUNGSFREIHEIT UND SCHUTZGEGENSTAND

Unter Meinungsfreiheit wird im österreichischen Rechtssystem (und vom EGMR) die als subjektives Recht ausgestaltete "symbiotische" Beziehung von Kommunikations- und Informationsfreiheit verstanden.62 Die Meinungsfreiheit garantiert, dass Äußerungen sowohl mitgeteilt als auch empfangen werden können.63 Die ältere Judikatur des VfGH verstand

54 Espionage Act, 15.06.1917, 40 Stat. 217. 55 Sedition Act, 16.05.1918, 40 Stat 553. 56 Vgl Rohloff, Grundrechtsschranken in Deutschland und den USA, 117-119. 57 Vgl Chafee, in War Time, HarvLRev, 935; Chafee, Free Speech in the United States, 38f. 58 Schenck v United States, 249 US 47 (1919), 48; Abrams v United States, 250 US 616 (1919), 628-631; Schaefer v United States, 251 US 466 (1920). 59 Vgl Chafee, Free Speech in the United States, 81-97. 60 Alien Registration Act, 28.06.1940, 54 Stat 670. 61 Vgl Emerson, System of Freedom of Expression, 467. 62 Vgl Berka, Die Kommunikationsfreiheit, 413. 63 Vgl Parteli, Das Spannungsverhältnis zwischen Pressefreiheit und Persönlichkeitsschutz, 103. 7

darunter Äußerungen, die ein Werturteil enthalten mussten.64 Erst die Eingliederung der EMRK in das österreichische Rechtssystem (vgl VI.2.) führte zu einer Änderung der Rsp, die seit 1985 auch Tatsachenäußerungen umfasst.65 Geschützt sind das freie Kundtun und der interaktive Austausch von Ideen unabhängig von deren Inhalt, Qualität oder Wahrheitsgehalt. Dieser Begriff ist möglichst weit zu verstehen, um einen umfänglichen Grundrechtsschutz zu gewährleisten.66 Der Schutzbereich der Meinungsfreiheit wurde sukzessive von den Höchstgerichten ausgeweitet auf: Werturteile wissenschaftlicher, kultureller, wirtschaftlicher, technischer oder sonstiger Art;67 Tatsachenbehauptungen,68 kommerzielle Werbung,69 Filme,70 Plakate71 und künstlerische Parodien72.73 Selbst das Schweigen wird von der Meinungsfreiheit geschützt.74 Zudem ist auch die "symbolic speech" umfasst, wie zB Bettelei,75 Hungerstreiks76 oder das Einfärben von Denkmäler77.78 Die Meinungsfreiheit in Österreich ist ein Jedermannsrecht und der Schutz beschränkt sich nicht nur auf Staatsbürger.79 Weiters sind seit den 90er Jahren auch juristische Personen durch die Meinungsfreiheit geschützt.80 Die Entwicklung zeigt klar, dass der Schutzbereich der Meinungsfreiheit immer größer geworden ist.

Nach US-amerikanischem Verständnis wird die Meinungsfreiheit als Vorrecht begriffen, das dem einzelnen Bürger die Möglichkeit einräumt, seine Gedanken frei und ohne vorhergehende Beschränkung zu artikulieren. Ob in Schrift oder Sprache ist einerlei.81 Diese Definition wird

64 VfSlg 7498/1975; bereits anders VfGH 08.03.1985, B 642/81. 65 VfGH 08.03.1985, B 642/81; Vgl Berka/Binder/Kneihs, Grundrechte, 661. 66 Vgl Berka, Die Kommunikationsfreiheit, 415f; Grote/Wenzel, Die Meinungsfreiheit, 933f. 67 VfGH 08.03.1985, B 642/81. 68 VfGH 15.06.2009, B 717/08. 69 VfGH 27.06.1986, B 658/85; noch ablehnend VfGH 02.12.1961, B 169/61. 70 EGMR 20.09.1994, 13470/87 (Otto-Preminger-Institut v Austria). 71 EGMR 13.07.2012, 16354/06 (Mouvement Raelien Suisse v Switzerland). 72 VfGH 29.09.2009, B 367/09. 73 Vgl auch die Entscheidungen in Berka/Binder/Kneihs, Grundrechte, 661-667. 74 Vgl ibid, 665. 75 VfGH 30.06.2012, G 155/10. 76 EGMR 11.05.2010, 18139/07 (Atilla v Turkey). 77 EGMR 21.10.2014, 9540/07 (Murat Vural v Turkey). 78 Vgl auch die Entscheidungen in Bezemek, Meinungsäußerung Schutzgegenstand, 26f. 79 EGMR 20.05.2010, 2933/03 (Cox v Turkey). 80 EGMR 22.05.1990, 12726/87 (Autronic AG v Switzerland). 81 Vgl Abraham, Freedom and the Court, 125. 8

in den USA stark durch Entscheidungen des SCUS geprägt. Expressis verbis bezieht sich das First Amendment auf die "freedom of speech", jedoch darf diese Phrase nicht wörtlich interpretiert werden. Vielmehr bedeutet dies "[…] more than simply the right to talk and to write"82. Dabei bezieht sich der Schutz auf Filme,83 Flaggenverbrennungen,84 Tanz,85 das Tragen von Uniformen86 und auf das singen von Lieder87.88 Auch die Vereins-,89 Kunst-90 und Wissenschaftsfreiheit91 werden umfasst.92 Der SCUS ging von der wörtlichen Bedeutung der speech ab und unterstellt auch nonverbale Kommunikation93 dem Schutz des First Amendments.94 Aus diesem Grund wird meist der Überbegriff der Kommunikationsfreiheit verwendet,95 wobei der SCUS dennoch zwischen "pure speech", also verbalen Äußerungen, und "symbolic speech" (oder auch "expressive conduct") unterscheidet96 und dem Gesetzgeber bei der Einschränkung von Zweiterem einen weiteren Spielraum einräumt.97 Der SCUS legte 1968 fest, dass eine Handlung nur als speech zu werten sei, wenn die handelnde Person dadurch eine Idee zum Ausdruck bringen will ("[…] the person engaging in the conduct intends thereby to express an idea"98).99 In der späteren Entscheidung Spence v Washington100 verfeinerte der SCUS diese Tatbestandsmerkmale weiter.101 Trotz des weiten Schutzbereichs werden gewisse

82 City of Dallas v Stanglin, 490 US 19 (1989), 25. 83 Joseph Burstyn, Inc v Wilson, 343 US 495 (1952); Noch ablehnend Mutual Film Corp v Industrial Comm'n of Ohio, 236 US 230 (1915). 84 Texas v Johnson, 491 US 397 (1989). 85 Barnes v Glen Theatre, 501 US 560 (1991). 86 Schacht v United States, 398 US 58 (1970). 87 Cox v Louisiana, 379 US 536 (1965). 88 Vgl auch die Entscheidungen in Schmidt, Meinungsfreiheit und Religion im Spannungsverhältnis, 68f; Bezemek, Meinungsäußerung Schutzgegenstand, 23f. 89 NAACP v Patterson, 357 US 449 (1958), 460. 90 Joseph Burstyn, Inc v Wilson, 343 US 495 (1952), 501. 91 University of Pennsylvania v Equal Employment Opportunity Commission, 493 US 182 (1990), 196. 92 Vgl Rohloff, Grundrechtsschranken in Deutschland und den USA, 108f; Schmidt, Meinungsfreiheit und Religion im Spannungsverhältnis, 69; Brugger, Einführung in das öffentliche Recht der USA, 135. 93 Vgl Schmidt, Meinungsfreiheit und Religion im Spannungsverhältnis, 68; Stromberg v California, 283 US 359 (1931). 94 Vgl Bezemek, Meinungsäußerung Schutzgegenstand, 26f. 95 Vgl Abraham, Freedom and the Court, 125. 96 Vgl Emerson, System of Freedom of Expression, 79-81; Cox v Louisiana, 379 US 536 (1965), 555. 97 Texas v Johnson, 491 US 397 (1989), 416. 98 United States v O’Brien, 391 US 367 (1968), 376. 99 Vgl Rohloff, Grundrechtsschranken in Deutschland und den USA, 108f. 100 Spence v Washington, 418 US 405 (1974). 101 Vgl Bezemek, Meinungsäußerung Schutzgegenstand, 35. 9

Arten von speech laut dem SCUS nicht von der Meinungsfreiheit umfasst. Dies gilt ua für "obscenity",102 "fighting words"103 und "incitement"104.105

V. RECHTSQUELLEN

Die Meinungs- und Kommunikationsfreiheit basiert in Österreich auf mehreren miteinander verwobenen Rechtsnormen, die im Verfassungsrang stehen.106

Zuerst ist das Staatsgrundgesetz (StGG)107 aus dem Jahr 1867 anzuführen, welches die Meinungsfreiheit in Art 13 StGG schützt. Art 13 StGG unterliegt einem formellen Gesetzesvorbehalt ("[…] innerhalb der gesetzlichen Schranken […]"),108 folglich können einfachgesetzliche Normen109 (sowie Landesgesetze und Verordnungen110) die Meinungsfreiheit einschränken, sofern nicht der Wesensgehalt des Grundrechts eingeschränkt wird.111

Zudem sind andere Verfassungsnormen ebenfalls als Teil der Kommunikationsfreiheit zu verstehen: Zum einen die Wissenschaftsfreiheit, die explizit von Art 17 StGG geschützt wird und als vorbehaltloses Grundrecht ausgestaltet ist.112 Zum anderen die Kunstfreiheit, die bereits vor der Erweiterung des StGG 1982 durch die Meinungsfreiheit geschützt wurde, jedoch bis zu diesem Zeitpunkt unter einem formellen Gesetzesvorbehalt stand.113 Erst 1982114 erfuhr die Kunstfreiheit ihre Emanzipierung als eigenständiges Grundrecht. Diese Erweiterung des StGG durch die Kunstfreiheit ist als Erhöhung des Grundrechtsschutzes zu verstehen, weil alle

102 Roth v United States and Alberts v California, 354 US 476 (1957), 466. 103 R A V v St Paul, 505 US 377 (1992), 386. 104 Schenck v United States, 249 US 47 (1919). 105 Vgl Bezemek, Meinungsäußerung Schutzgegenstand, 280. 106 Vgl Fessler, Grundrechtssystem, 143f; Berka, Der Schutz der freien Meinungsäußerung im Verfassungsrecht und im Zivilrecht, ZfRV, 36-39. 107 RGBl Nr 142/1867. 108 Vgl Berka/Binder/Kneihs, Grundrechte, 187-189. 109 VfGH 17.03.1970, B 37/69. 110 VfGH 17.10.1928, V 3/28. 111 Vgl Pfanner, Spannungsverhältnis Meinungsfreiheit – Ehrenbeleidungsdelikte, 20; VfGH 28.11.1985, B 249/84. 112 Vgl Gamper, Wissenschaftsfreiheit: Entwicklung und Herausforderungen in Zeiten des Postfaktizismus, zfhr, 118; Berka/Binder/Kneihs, Grundrechte, 703; VfGH 03.10.1977, G 13/76. 113 Vgl Neisser, Kunstfreiheit, ÖJZ, 1-5. 114 BGBl Nr 262/1982. 10

Kunstformen umfasst sind und die Kunstfreiheit nur noch durch immanente Schranken und nicht mehr durch den Gesetzesvorbehalt eingeschränkt ist.115

Auch die Gedanken- und Gewissensfreiheit kann als Ausfluss der Meinungs- bzw Kommunikationsfreiheit gewertet werden.116 Diese Grundrechte sind in Österreich jeweils eigenständig in der Verfassung (in Art 14 StGG sowie Art 9 EMRK und Art 63 StV von St Germain117) verankert, wobei die Religionsfreiheit immer wieder mit der Meinungsfreiheit in Konflikt steht (vgl VII.7.).

Art 13 StGG: "Jedermann hat das Recht, durch Wort, Schrift, Druck oder durch bildliche Darstellung seine Meinung innerhalb der gesetzlichen Schranken frei zu äußern. Die Presse darf weder unter Zensur gestellt, noch durch das Konzessionssystem beschränkt werden. Administrative Postverbote finden auf inländische Druckschriften keine Anwendung."

Als zweite Rechtsquelle der Meinungsfreiheit in Österreich ist die Europäische Menschenrechtskonvention (EMRK)118 zu nennen, die seit 1964119 im Verfassungsrang steht. Die Grundrechte der EMRK sind unmittelbar anwendbar und können vor dem VfGH geltend gemacht werden.120 Die Kommunikationsfreiheit wird durch Art 10 EMRK geschützt und steht nach Abs 2 unter einem materiellen Gesetzesvorbehalt. Folglich ist die Einschränkung der Meinungsfreiheit nur zum Schutz des öffentlichen Interesses, der Individualrechte und der Unparteilichkeit der Rechtsprechung zulässig.121 Überdies kann das Grundrecht der Meinungsfreiheit im Falle eines öffentlichen Notstandes nach Art 15 EMRK außer Kraft gesetzt werden.122 Obwohl die Kunst-123 und Wissenschaftsfreiheit124 in der EMRK – im Gegensatz zum StGG – nicht explizit erwähnt werden, sind beide laut EGMR als Teil der

115 Vgl Strejcek/Schlintner, Kunstfreiheit im öffentlichen Raum, JRP, 104; Mayerhofer, Die Freiheit der Kunst vor strafrechtlichen Eingriffen, ÖJZ, 197-201. 116 Vgl im US-Recht Rohloff, Grundrechtsschranken in Deutschland und den USA, 110. 117 StGBl Nr 303/1920. 118 BGBl Nr 210/1958. 119 BGBl Nr 59/1964. 120 Vgl Öhlinger/Eberhard, Verfassungsrecht11, 89. 121 Vgl Pfanner, Spannungsverhältnis Meinungsfreiheit – Ehrenbeleidungsdelikte, 25f. 122 Vgl Parteli, Das Spannungsverhältnis zwischen Pressefreiheit und Persönlichkeitsschutz, 105f. 123 EGMR 24.05.1988, 10737/84 (Müller and others v Switzerland). 124 In Bezug auf geschichtliche Erkenntnisse EGMR 29.06.2004, 64915/01 (Chauvy and others v France); EGMR 22.04.2010, 40984/07 (Fatullayev v Azerbaijan). 11

Meinungsfreiheit zu betrachten.125 Die Bestimmungen des StGG und der EMRK sind der Kern des Schutzes der Meinungsfreiheit.

Art 10 EMRK: "(1) Jedermann hat Anspruch auf freie Meinungsäußerung. Dieses Recht schließt die Freiheit der Meinung und die Freiheit zum Empfang und zur Mitteilung von Nachrichten oder Ideen ohne Eingriffe öffentlicher Behörden und ohne Rücksicht auf Landesgrenzen ein. Dieser Artikel schließt nicht aus, daß die Staaten Rundfunk-, Lichtspiel- oder Fernsehunternehmen einem Genehmigungsverfahren unterwerfen.

(2) Da die Ausübung dieser Freiheiten Pflichten und Verantwortung mit sich bringt, kann sie bestimmten, vom Gesetz vorgesehenen Formvorschriften, Bedingungen, Einschränkungen oder Strafdrohungen unterworfen werden, wie sie in einer demokratischen Gesellschaft im Interesse der nationalen Sicherheit, der territorialen Unversehrtheit oder der öffentlichen Sicherheit, der Aufrechterhaltung der Ordnung und der Verbrechensverhütung, des Schutzes der Gesundheit und der Moral, des Schutzes des guten Rufes oder der Rechte anderer unentbehrlich sind, um die Verbreitung von vertraulichen Nachrichten zu verhindern oder das Ansehen und die Unparteilichkeit der Rechtsprechung zu gewährleisten."

Als dritte Rechtsquelle ist der Beschluss der Provisorischen Nationalversammlung vom 30. Oktober 1918 (Beschluss ProvNV)126 zu nennen. Der Beschluss enthält ein absolutes Zensurverbot,127 die Aufhebung von Einschränkungen betreffend Druck- und Postwesen sowie die Etablierung der Pressefreiheit.128

Beschluss der Provisorischen Nationalversammlung: "(1) Jede Zensur ist als dem Grund- recht der Staatsbürger widersprechend als rechtsungültig aufgehoben. (2) Die Einstellung von Druckschriften und die Erlassung eines Postverbotes gegen solche findet nicht mehr statt. Die bisher verfügten Einstellungen und Postverbote sind aufgehoben. Die volle Freiheit der Presse ist hergestellt."

Des Weiteren ist das 1974 in Kraft getretene BVG-Rundfunk129 als Rechtsquelle zu nennen, wobei der Kreis der Grundrechtsträger wesentlich kleiner ist als bei den übrigen Rechtsquellen

125 Vgl Struth, Hassrede und Freiheit der Meinungsäußerung, 17f. 126 StGBl Nr 3/1918. 127 VfGH 16.12.1978, G 3/78. 128 Vgl Berka/Binder/Kneihs, Grundrechte, 677. 129 BGBl Nr 396/1974. 12

der Kommunikationsfreiheit. Nur die öffentlichen und privaten Rundfunkanbieter (zB ORF) sowie deren leitende Mitarbeiter sind vom Schutzbereich miteingeschlossen.130 Dieses Verfassungsgesetz erklärt den Rundfunk zu einer öffentlichen Angelegenheit und gewährleistet seine Unabhängigkeit (vgl VII.5.).131

Überdies schützt die Charta der Grundrechte der Europäischen Union (GRC) die Meinungsfreiheit. Auch die GRC teilt die Kommunikationsfreiheit in verschiedene Grundrechte auf, wobei die zentrale Rechtsnorm Art 11 GRC ist.132

Die Vielzahl und Zersplitterung der Rechtsquellen ist auf die historische Entwicklung und die völkerrechtliche Eingliederung Österreichs zurückzuführen.133 Obwohl sich die einzelnen Rechtsgrundlagen ergänzen und überschneiden, bleiben Unterschiede in Bezug auf den Schutzbereich und die Vorbehaltsart bestehen. Der VfGH hat die Grundrechte systematisch auszulegen und nach dem Günstigkeitsprinzip (Art 53 EMRK) zu harmonisieren, um einen umfangreichen Schutz vor staatlichen Eingriffen zu gewährleisten.134

Anders als in Österreich wird die Meinungsfreiheit in den USA nicht durch unterschiedliche Rechtsnormen geschützt, sondern durch das First Amendment. Bis heute wurde der Erste Zusatzartikel nicht geändert,135 sondern durch die Rsp des SCUS weiterentwickelt. Das First Amendment stellt den konstitutionellen Rahmen für den Gesetzgeber der Vereinigten Staaten dar und ist als Abwehrrecht gegen den Staat zu betrachten.136 Diese Rechtsnorm beinhaltet nicht nur das Recht auf Meinungsfreiheit, sondern auch andere politische Rechte wie die Versammlungs- und Religionsfreiheit und das Petitionsrecht.137 Obwohl das First Amendment textlich nur von freedom of speech spricht (im Gegensatz zur EMRK), ist davon ein weit größerer Schutzbereich umfasst.138 Implizit sind auch die Vereins-, Kunst- und

130 Vgl Berka/Binder/Kneihs, Grundrechte, 694; Öhlinger/Eberhard, Verfassungsrecht11, 437f. 131 Vgl Binder, Die Rundfunkfreiheit, 462f; Holaus, Meinungsfreiheit in Österreich, 39. 132 Vgl Struth, Hassrede und Freiheit der Meinungsäußerung, 18. 133 Vgl Pfanner, Spannungsverhältnis Meinungsfreiheit – Ehrenbeleidungsdelikte, 18. 134 Vgl Berka, Die Kommunikationsfreiheit, 396f. 135 Vgl Fassbender, Quellen zur Geschichte der Menschenrechte, 123. 136 Vgl Chafee, Freedom of Speech in War Time, HarvLRev, 934. 137 Vgl Rohloff, Grundrechtsschranken in Deutschland und den USA, 107. 138 Vgl Bezemek, Meinungsäußerung Schutzgegenstand, 23. 13

Wissenschaftsfreiheit enthalten (vgl IV.).139 Der erste Zusatzartikel der Verfassung beschränkt seinem Wortlaut nach indessen nur den Kongress in seiner gesetzgebenden Tätigkeit, denn die einzelnen Bundesstaaten waren nicht an das First Amendment gebunden. Erst nach der Ratifizierung des Fourteenth Amendments entschied der SCUS im Jahr 1925, dass auch die states an die Grundrechte gebunden seien.140

Des Weiteren ist das Recht auf Meinungsfreiheit im Gegensatz zum österreichischen Rechtssystem ohne Schranken ausgestaltet. Dem First Amendment kann bei wörtlicher Interpretation kein Gesetzesvorbehalt entnommen werden. Dennoch erlaubt der SCUS141 dem Gesetzgeber, die Meinungsfreiheit einzuschränken.142 Deshalb kann keine Rede von einem absoluten und schrankenlosen Grundrecht sein, wie dies von Justice Black und Douglas vertreten wurde.143

United States Constitution, 1st Amendment: "Congress shall make no law respecting an establishment of religion, or prohibiting the free exercise thereof; or abridging the freedom of speech, or of the press; or the right of the people peaceably to assemble, and to petition the Government for a redress of grievances."

United States Constitution, 14th Amendment: "(Sec 1) All persons born or naturalized in the United States, and subject to the jurisdiction thereof, are citizens of the United States and of the state wherein they reside. No state shall make or enforce any law which shall abridge the privileges or immunities of citizens of the United States; nor shall any state deprive any person of life, liberty, or property, without due process of law; nor deny to any person within its jurisdiction the equal protection of the laws."

139 Vgl Schmidt, Meinungsfreiheit und Religion im Spannungsverhältnis, 69; Emerson, System of Freedom of Expression, 593-601. 140 Vgl Rottschaefer, Constitutional Law, 756; Gitlow v New York, 268 US 652 (1925). 141 Schenck v United States, 249 US 47 (1919). 142 Vgl Voss, Meinungsfreiheit und verfassungsmäßige Ordnung, 13. 143 Vgl Rohloff, Grundrechtsschranken in Deutschland und den USA, 112-116; Rottschaefer, Constitutional Law, 756f; Smith v California, 361 US 147 (1959), 155-160. 14

VI. SCHUTZ DER MEINUNGSFREIHEIT DURCH DIE HÖCHSTGERICHTE

Bereits die föderalistisch geprägten Gründerväter der USA – vorrangig Alexander Hamilton und Oliver Ellsworth – erkannten, dass eine effektive Gewährleistung der Grundrechte und der Schutz der Verfassung nur durch eine unabhängige Instanz möglich seien.144 Diese Aufgabe des Verfassungsschützers wurde den Gerichten zuteil, an deren Spitze der SCUS bzw in Österreich der VfGH, der VwGH und der OGH stehen. In Österreich ist diese Tripolarität der Höchstgerichte auf die konstitutionelle Entwicklung zurückzuführen. Anders als in den USA wurde das Gerichtssystem sukzessive aufgebaut. Der Oberste Gerichts- und Kassationshof (Vorgänger des OGH) wurde bereits 1849145 eingerichtet und ersetzte die Oberste Justizstelle,146 wohingegen der Reichsgerichtshof (Vorgänger des VfGH) als Gegenpol zu den Administrativbehörden erst mit der Verfassung von 1867147 und der Verwaltungsgerichtshof erst 1876148 etabliert wurden.149

Im Unterschied zum österreichischen Gerichtssystem gilt in den USA die allgemeine Gerichtsbarkeit; das bedeutet, dass jedes Gericht für Zivil- und Strafsachen in gleichem Maße zuständig ist. Auch Entscheidungen über öffentlich-rechtliche Angelegenheiten kommen jenen Gerichten zu.150 Eine weitere Andersartigkeit stellt die Kontrolle der Normen auf ihre Verfassungsmäßigkeit dar. Diese Aufgabe kann im US-Rechtssystem von jedem Gericht wahrgenommen werden (sog judicial review),151 während das Recht auf Normenkontrolle in Österreich ausschließlich dem VfGH zukommt (ausgenommen EU-Rechtsakte).152 Die

144 Vgl Hamburger, Law and Judicial Duty, 552f, 603-605; McLaughlin, A Constitutional History of the United States, 311f. 145 RGBl Nr 278/1849. 146 Vgl Brauneder, Österreichische Verfassungsgeschichte11, 127f; Khakzadeh-Leiler, Judikatur OGH, 5-9. 147 RGBl Nr 44/1869. 148 RGBl Nr 36/1876. 149 Vgl Brauneder, Österreichische Verfassungsgeschichte11, 160f; Lehner, Österreichische Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte4, 236f. 150 Vgl Khakzadeh-Leiler, Judikatur OGH, 411. 151 Vgl Hamburger, Law and Judicial Duty, 2f; Brugger, Einführung in das öffentliche Recht der USA, 7-10; Marbury v Madison, 5 US 137 (1803). 152 Vgl Gamper, Verfassungsgerichtsbarkeit und Gewaltenverbindung, 213-219; Öhlinger/Eberhard, Verfassungsrecht11, 481f. 15

Überprüfung einer Norm durch den SCUS entfaltet dadurch ihre Wirkung, dass die unteren Instanzen an die Präjudizien gebunden sind ("doctrine of stare decisis").153

1. Der Supreme Court of the United States

Einige der Entscheidungen des SCUS waren Wegbereiter für ein liberales Verständnis der Meinungsfreiheit. Das First Amendment und vorrangig die Meinungsfreiheit hatten bereits vor 1945 eine bevorrechtete Stellung in der US-Rechtskultur inne.

"None of the provisions of our Constitution is more venerated by the people or respected by legislatures and the courts than those which proclaim for our country the freedom of religion and expression."154

Wie bereits ausgeführt sind dem Wortlaut des First Amendments formelle sowie materielle Gesetzesvorbehalte fremd. Stattdessen hat sich im US-Rechtssystem die Theorie des "marketplace of ideas" herausgebildet.155 Bereits Justice Holmes führte 1919 aus: "[…] the best test of truth is the power of the thought to get itself accepted in the competition of the market […]"156.

Entgegen dem Wortlaut des First Amendments sind gesetzliche Beschränkungen der Meinungsfreiheit zulässig. Der SCUS hat derartige Beschränkungen mehrfach zugelassen. Entscheidend für die Verfassungsmäßigkeit ist die Art der Beschränkung. Der SCUS unterscheidet grundsätzlich zwischen "content-based restrictions" und "content-neutral restrictions".157 Eine Beschränkung der Meinungsfreiheit ist content-based, wenn diese aufgrund des Inhalts oder der zugrundeliegenden Ansichten erfolgt ("content or viewpoint").158 Content-based restrictions sind grundsätzlich verfassungswidrig, nur in Ausnahmefällen sind derartige Beschränkung zulässig. Der SCUS entwickelte für derartige Ausnahmen den "strict scrutiny test". Grundsätzlich müssen zwei Voraussetzungen gegeben sein, damit eine Restriktion zulässig ist:

153 Vgl Brugger, Einführung in das öffentliche Recht der USA, 23f; Rottschaefer, Constitutional Law, 42f; Industrial Accid Comm'n v James Rolph Co, 264 US 219 (1924), 238. 154 Justice Reed in Murdock v Pennsylvania, 319 US 105 (1943), 121. 155 Vgl Schmidt, Meinungsfreiheit und Religion im Spannungsverhältnis, 66-68. 156 Abrams v United States, 250 US 616 (1919), 630. 157 Vgl Schmidt, Meinungsfreiheit und Religion im Spannungsverhältnis, 70. 158 Vgl Richards, The Politics of Freedom of Expression, 47f; Turner Broadcasting System, Inc v FCC, 512 US 622 (1994). 16

Erstens muss die Regierung vorweisen, dass die Beschränkung notwendig ist, um ein zwingendes staatliches Interesse zu erreichen ("compelling state interest"). Zweitens muss das Gesetz derartig ausgestaltet sein, dass die Meinungsfreiheit möglichst wenig beschnitten wird ("narrowly tailored") und das gelindeste Mittel zur Anwendung kommt.159

Die "content-neutral restrictions" sind nicht per se verfassungswidrig und unterliegen dem "intermediate scrutiny test", dessen Voraussetzungen weniger streng sind:

Erstens muss die Regierung vorweisen, dass die Beschränkung notwendig ist, um ein wesentliches staatliches Interesse zu erreichen ("substantial state interest"). Zweitens muss das Gesetz derartig ausgestaltet sein, dass die Meinungsfreiheit möglichst wenig beschnitten wird ("narrowly tailored"). Jedoch muss die Regierung – im Gegensatz zum "strict scrutiny test" – nicht zwingend das gelindeste zur Verfügung stehende Mittel anwenden.160 Dennoch stellt selbst der "intermediate scrutiny test" eine weitaus höhere "Hürde" für den Gesetzgeber dar als andere verfassungsrechtliche Schranken (bspw "rationality test").161

Im Zuge der McCarthy-Ära (vgl VII.2.) entwickelte Justice Hugo LaFayette Black die sog "absolute Theorie". Diese Rechtsansicht besagt, dass das First Amendment nicht eingeschränkt werden kann.162 Black führte diesbezüglich aus:

"I further believe that the First Amendment grants an absolute right to believe in any governmental system, discuss all governmental affairs, and argue for desired changes in the existing order."163

Black argumentierte mit dem Wortlaut des First Amendments, das keine Einschränkung zulässt. Darüber hinaus wollten die Schöpfer der Bill of Rights – laut Black – eine Bevormundung der

159 Vgl Richards, The Politics of Freedom of Expression, 47; Schmidt, Meinungsfreiheit und Religion im Spannungsverhältnis, 72; Rohloff, Grundrechtsschranken in Deutschland und den USA, 184-188; Boos v Barry, 485 US 312 (1988). 160 Vgl Schmidt, Meinungsfreiheit und Religion im Spannungsverhältnis, 88; Ward v Rock Against Racism, 491 US 781 (1989), 798. 161 Vgl Richards, The Politics of Freedom of Expression, 53. 162 Vgl Brugger, Einführung in das öffentliche Recht der USA, 136. 163 Carlson v Landon, 342 US 524 (1952), 555. 17

politischen oder religiösen Meinung der Bürger verhindern. Diese Rechtsansicht konnte sich jedoch nicht durchsetzen.164

2. Die Rechtsprechung des VfGH und der Einfluss des EGMR

Mit dem Inkrafttreten des StV am 27.07.1955165 verpflichtete sich Österreich, die freie Meinungsäußerung, die Pressefreiheit und die Religionsausübung nach Art 6 zu wahren.166 Um dieser Verpflichtung gerecht zu werden, ratifizierte Österreich die EMRK am 03.10.1958167 und unterwarf sich der übernationalen Kontrolle des EGMR.168 Die EMRK steht seit 1964169 aufgrund von Art 50 B-VG im Verfassungsrang und der VfGH zieht die EMRK seither zur Prüfung von Gesetzen auf ihre Verfassungsmäßigkeit heran.170

Der VfGH war historisch betrachtet – besonders vor dem Beitritt zur EMRK – sehr zurückhaltend bezüglich des Schutzes und der Durchsetzung der Grundrechte.171 Das Verfassungsgericht wandte auf die Meinungsfreiheit die Judikatur des formellen Gesetzesvorbehalts an.172 Diese Art von Vorbehalt räumte dem Gesetzgeber einen weiten Spielraum ein und ermöglichte es, die Grundrechte durch einfache Gesetze einschränken zu können, solange der Wesensgehalt des Grundrechts bestehen bleibt.173 Überdies musste die legislative Maßnahme auf den Eingriff in die Meinungsfreiheit abzielen (Intentionalität).174 Erst in den 80er Jahren änderte der VfGH seine Rsp. Seither ist ein Eingriff in die Meinungsfreiheit auch dann erfüllt, wenn dieser nur eine Begleiterscheinung darstellt.175 Zusätzlich wurde vom VfGH ab den 70er Jahren das absolute Verbot der Vorzensur (Art 13 StGG und

164 Vgl Rohloff, Grundrechtsschranken in Deutschland und den USA, 114-116; Voss, Meinungsfreiheit und verfassungsmäßige Ordnung, 162-171. 165 BGBl Nr 152/1955. 166 Vgl Holaus, Meinungsfreiheit in Österreich, 36. 167 BGBl Nr 210/1958. 168 Vgl Brauneder, Österreichische Verfassungsgeschichte11, 269. 169 BGBl Nr 59/1964. 170 Vgl Öhlinger/Eberhard, Verfassungsrecht11, 89. 171 Vgl Berka, Die Kommunikationsfreiheit, 430. 172 VfGH 17.03.1970, B 37/69. 173 Vgl Holoubek, Die Interpretation der Grundrechte in der jüngeren Judikatur des Verfassungsgerichtshofs, 59. 174 Vgl Pöschl/Kahl, Die Intentionalität, ÖJZ, 42; VfGH 28.11.1986, B 894/85. 175 Vgl Berka/Binder/Kneihs, Grundrechte, 676; Berka, Die Kommunikationsfreiheit, 431. 18

Beschluss ProvNV) zu einer "Schranken-Schranke" (eine Schranke, welche die grundrechtlichen Einschränkungen des Gesetzgebers beschränkt176) ausgebaut.177

Erst durch die Ratifikation der EMRK, der das Konzept des formellen Gesetzesvorbehaltes fremd war, wurde vom EGMR eine "neue Ära" des Grundrechtsschutzes in Österreich eingeleitet.178 Besonders der materielle Gesetzesvorbehalt nach Art 10 Abs 2 EMRK veränderte die österreichische Rsp nachhaltig und setzte dem Gesetzgeber und auch der Vollziehung engere Grenzen hinsichtlich der grundrechtlichen Schranken.179 Art 10 Abs 2 EMRK ist wesentlich restriktiver in Bezug auf das gesetzgeberische Ermessen als dies vom VfGH bis zu diesem Zeitpunkt verlangt wurde. Eine Beschränkung der Meinungsfreiheit ist laut Art 10 Abs 2 EMRK nur zulässig, sofern drei Voraussetzungen erfüllt sind:

Erstens muss die Einschränkung gesetzlich vorgesehen sein. Dies bedeutet, dass der einschränkende Rechtsakt (darunter sind nicht nur Gesetze ieS zu verstehen180) eine gewisse rechtstaatliche Mindestqualität aufweisen muss. Hierzu ist die hinreichende Zugänglichkeit ("adequately accessible") und ausreichende Bestimmtheit ("formulated with sufficient precision") des Rechtsakts erforderlich.181 Zweitens muss diese Einschränkung zur Erfüllung eines der Ziele des Art 10 Abs 2 EMRK dienen, bspw der nationalen Sicherheit,182 dem Schutz des guten Rufes,183 der Gesundheit oder der Moral184. Drittens muss die Maßnahme für eine demokratische Gesellschaft notwendig sein. Für den EGMR ist "notwendig" nicht "[…] synonymous with 'indispensable', neither has it the flexibility of such expressions as 'admissible', 'ordinary', 'useful', 'reasonable' or 'desirable' [but rather] implies the existence of

176 Vgl Berka/Binder/Kneihs, Grundrechte, 190. 177 Vgl Holaus, Meinungsfreiheit in Österreich, 55; Berka, Die Kommunikationsfreiheit, 435; VfGH 16.12.1978, G 3/78. 178 Vgl Berka, Die Kommunikationsfreiheit, 396f; Schambeck, Zur Theorie und Interpretation der Grundrechte in Österreich, 90-92. 179 Vgl Hengstschläger/Leeb, Grundrechte, 10f. 180 EGMR 25.03.1983, 5947/72, 6205/73, 7052/75, 7061/75, 7107/75, 7113/75, 7136/75 (Silver and others v United Kingdom), 29. 181 EGMR 26.04.1979, 6538/74 (The Sunday Times v United Kingdom), 24f. 182 EGMR 25.11.1997, 121/1996/740/939 (Grigoriades v Greece), 12. 183 EGMR 08.07.1986, 9815/82 (Lingens v Austria), 12. 184 EGMR 24.05.1988, 10737/84 (Müller and others v Switzerland), 16. 19

a 'pressing social need' […]"185. Überdies prüft der EGMR die Verhältnismäßigkeit des Eingriffs.186

Der Schutz der Meinungsfreiheit und anderer Grundrechte wurden seit 1958187 im Zuge des EMRK-Beitritts daher deutlich erweitert. Es vergrößerte sich nicht nur ihr Geltungsbereich, sondern mit dem EGMR wurde zudem eine weitere vom Staat losgelöste Instanz zum Schutz dieser Rechte eingeführt.188 Erwähnenswert ist, dass der EGMR Österreich zwischen 1959 und 2019 wegen Verletzungen der Meinungsfreiheit 35 Mal verurteilte. Damit führt Österreich hinter Frankreich das EU-Spitzenfeld der Verurteilten an.189

VII. BESCHRÄNKUNGEN DER MEINUNGSFREIHEIT

1. Ehre, Reputation und Privatleben

Die Meinungsfreiheit kann nicht grenzen- und vorbehaltlos gewährt werden, weil speech auch die (Grund-)Rechte anderer tangieren kann. Zuerst ist der Persönlichkeitsschutz als eine Schranke der Meinungsfreiheit zu nennen, der zum Schutz des Einzelnen vor Angriffen auf dessen Ehre, Reputation und Privatleben dient.190 Diese Rechte werden durch das Recht auf Achtung des Privatlebens nach Art 8 EMRK geschützt,191 das ebenso eine positive Schutzpflicht des Staats impliziert.192 Weiters ist das Grundrecht auf ein Privatleben nach hL jenem der Meinungsfreiheit gleichrangig und beide müssen miteinander in Einklang gebracht werden.193 Infolgedessen ergeben sich Schranken für die Meinungsfreiheit, die durch den Vorbehalt des Art 10 Abs 2 EMRK – der den guten Ruf als valides Ziel einer Beschränkung zulässt (vgl VI.2.) – gedeckt sind.194 Dieser Schutz wird meist durch privatrechtliche

185 EGMR 26.04.1979, 6538/74 (The Sunday Times v United Kingdom), 29. 186 Vgl auch die Entscheidungen in Grote/Wenzel, Die Meinungsfreiheit, 958-968; Parteli, Das Spannungsverhältnis zwischen Pressefreiheit und Persönlichkeitsschutz, 113-120. 187 BGBl Nr 210/1958. 188 Vgl Berka/Binder/Kneihs, Grundrechte, 21. 189 EGMR, Violations by Article and by State 1959-2019 (2019 / 01.08.2020) [https://www.echr.coe.int/Documents/Stats_violation_1959_2019_ENG.pdf]. 190 Vgl Berka, Der Schutz der freien Meinungsäußerung im Verfassungsrecht und im Zivilrecht, ZfRV, 42-49; Berka, Die Kommunikationsfreiheit, 448-453. 191 Vgl Öhlinger/Eberhard, Verfassungsrecht11, 369-372. 192 EGMR 24.06.2004, 59320/00 (Hannover v Germany), 22. 193 Vgl Fessler, Grundrechtssystem, 144; Scherak, Meinungsfreiheit und Persönlichkeitsrechte, 18; Berka, Die Kommunikationsfreiheit, 448. 194 Vgl Grote/Wenzel, Die Meinungsfreiheit, 965f. 20

Schadenersatz- oder Unterlassungsklagen gewährleistet, aber auch durch strafrechtliche Sanktionen.195 Zu bedenken ist, dass weder das Zivil- noch das Strafrecht dem VfGH zur verfassungskonformen Interpretation zugänglich ist.196

In Österreich ist nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs das Strafgesetz wiederverlautbart worden,197 das vor dem Anschluss an Hitler-Deutschland in Geltung stand.198 Das Strafgesetz (StG), das auf das Jahr 1852 zurückzuführen ist, stand von 1945 bis 1975 in Geltung. Dieses Gesetz stammte aus der Zeit Kaiser Franz Josephs I199 und beinhaltete bereits diverse Ehrendelikte: Die Ehrenbeleidigungen ieS nach §§ 487-489 StG (auch die unbegründete Beschuldigung, heute Verleumdung), die öffentliche Schmähung nach § 491 StG oder die öffentliche Beschimpfung oder Misshandlung nach § 496 StG.200 Dieser umfängliche Straftatenkatalog wirkte sich direkt auf die Gestaltung der Ehrendelikte in der Strafrechtsnovelle 1974 aus.201 Ebenfalls wurde der damals bereits implementierte Wahrheitsbeweis als Rechtfertigungsgrund202 für ehrenrührige Aussagen rezipiert sowie auch die Einschränkung des Wahrheitsbeweises in Bezug auf das Privat- und Familienleben.203 Seit der Strafrechtsnovelle 1974204 stützt sich die strafrechtliche Einschränkung der Meinungsfreiheit im Wesentlichen auf zwei Delikte: Auf die Üble Nachrede nach § 111 StGB und die Beleidigung nach § 115 StGB.

Die Üble Nachrede stellt jeden kommunikativen Akt unter Strafe, der einen anderen einer verächtlichen Eigenschaft oder Gesinnung zeiht oder dem Vorwurf eines unehrenhaften oder unsittlichen Verhaltens aussetzt.205 Die tatbildliche Beschuldigung unterstellt Charaktermerkmale oder eine innere Einstellung, die den moralischen Wertvorstellungen widersprechen.206 Die Üble Nachrede als solche wird durch den Wahrheitsbeweis und den Beweis des guten Glaubens nach § 111 Abs 3 StGB relativiert. Ehrenrührige Aussagen können

195 Vgl Holoubek, § 15 Kommunikationsfreiheit, 604-610. 196 Vgl Hinghofer-Szalkay, Die Freiheit der politischen Meinungsäußerung, 123f. 197 RGBl Nr 117/1852 (WV 1945, StGBl Nr 25/1945). 198 Vgl Farthofer, Neuausrichtung des Staatsschutzes nach 1945, 209. 199 Vgl Olechowski, Zur Entstehung des Strafgesetzes 1852, 319-341. 200 Vgl Foregger/Serini, Das österreichische Strafgesetz 19453, 311-326. 201 ErlRV 30 BlgNR 13. GP, 245, 248; Vgl Holaus, Meinungsfreiheit in Österreich, 63. 202 Str ob Rechtfertigungs- oder Strafausschlussgrund vgl Rami, WK2§ 111 StGB, Rz 25. 203 Vgl Holaus, Meinungsfreiheit in Österreich, 62f. 204 BGBl Nr 60/1974. 205 Vgl Rami, WK2§ 111 StGB, Rz 10-12; Pfanner, Spannungsverhältnis Meinungsfreiheit – Ehrenbeleidungsdelikte, 44f. 206 Vgl Birklbauer, § 111 StGB Üble Nachrede, 642f. 21

demnach straffrei sein, sofern sie als wahrheitsgemäß gelten.207 Konsequenterweise werden unwahre Tatsachenbehauptungen laut stRsp des OGH nicht von der Meinungsfreiheit abgedeckt.208 Der Wahrheitsbeweis kann allerdings nicht für Aussagen erbracht werden, welche das Privat- oder Familienleben tangieren (absolutes Beweisthemenverbot).209 Dasselbe gilt für den Gutglaubensbeweis. Des Weiteren ist der Beweis des guten Glaubens als Einrede bei einer Tatbegehung ausgeschlossen, die einer breiten Öffentlichkeit zugänglich wurde.210

Beim Tatbestand der Beleidigung handelt es sich um ein Delikt, das Verspottung und Beschimpfung sanktioniert. Folglich handelt es sich um reine Werturteile, deren Wahrheitsgehalt logischerweise nicht bewiesen werden kann. Der Wahrheitsbeweis und der Beweis des guten Glaubens sind auf § 115 StGB nicht anzuwenden.211 Tatbildlich sind Äußerungen, welche die Missachtung der Person selbst zum Inhalt haben und die das Opfer in seinem gesellschaftlichen Ansehen herabwürdigen.212

Die Rechtsgüter der Ehre und der Reputation werden nicht nur strafrechtlich geschützt, sondern auch durch das Privatrecht. Die Grundlage des zivilrechtlichen Schutzes vor Ehrenbeleidigung bildet § 1330 ABGB, der bereits in der Stammfassung des ABGB von 1811213 (novelliert 1916214) enthalten war.215 Neben ehrenrührigen Aussagen können durch § 1330 ABGB auch kreditschädigende Tatsachen gerichtlich bekämpft werden.216 Der OGH stellt in stRsp auf die bloße Eignung der Behauptung ab, wirtschaftlich bedeutsame Beziehungen und Verhältnisse zu schädigen.217 Überdies schützt § 1330 Abs 2 ABGB vor der Verbreitung von unwahren Tatsachen.218 Der Geschädigte kann Schadenersatz, Unterlassung und Widerruf einer falschen Aussage gerichtlich geltend machen.219

207 Vgl ibid, 646-650; Rami, WK2§ 111 StGB, Rz 24-27, 30-32. 208 RS0107915; RS0032201; RS0075601; OGH 29.06.2011, 15 Os 175/10i; ebenfalls VfGH 08.10.2015, UA 3/2015. 209 Vgl Rami, WK2§ 112 StGB, Rz 11-13. 210 Vgl Rami, WK2§ 111 StGB, Rz 30/6-33. 211 Vgl Rami, WK2§ 115 StGB, Rz 20; OLG Wien 03.12.2001, 18 Bs 276/01 (=MR 2002/16). 212 Vgl ibid, Rz 8f; Birklbauer, § 115 StGB Beleidigung, 653f. 213 JGS Nr 946/1811, 444. 214 RGBl Nr 69/1916, 157. 215 Vgl Von Zeiller, Commentar über das allgemeine bürgerliche Gesetzbuch, 765f. 216 Vgl Khakzadeh-Leiler, Judikatur OGH, 154. 217 OGH 13.11.1957, 4 Ob 23/84 (=ÖBl 1985/6); OGH 26.01.1988, 2 Ob 664/87. 218 Vgl Zeiler, Persönlichkeitsschutz, 14-17; OGH 23.05.1991, 8 Ob 503/91. 219 Vgl Berka, Der Schutz der freien Meinungsäußerung im Verfassungsrecht und im Zivilrecht, ZfRV, 42f. 22

Zusätzlich werden Persönlichkeitsrechte seit 1936 durch das Urheberrechtsgesetz220 geschützt, welches selbst grundrechtlich durch Art 5 StGG geschützt wird.221 Das Urheberrecht schränkt die Meinungsfreiheit dahingehend ein, dass das geschützte Werk nicht für einen Informations- und Ideenaustausch verwendet werden darf. Damit durch das Urheberrecht nicht die Meinungsfreiheit unterwandert wird, beinhaltet das UrhG einen Katalog von Ausnahmen des Vervielfältigungsverbots. Diese Ausnahmen wurden vom OGH rigoros angewandt, zB war ein nicht wissenschaftliches Bildzitat nicht zulässig.222 Erst nach der Jahrtausendwende änderte der OGH seine Judikatur und prüft seither,223 ob eine Einschränkung der Meinungsfreiheit durch den Schutz des Urheberrechts gedeckt sein kann.224 Durch die Novellierung225 des UrhG im Jahr 2015 wurde die Zitatfreiheit durch eine Generalklausel erweitert und infolgedessen die "Barriere" für die Meinungsfreiheit abgebaut.226

Das Konzept der Ehre wird häufig mit hierarchisch und/oder aristokratisch organisierten Gesellschaften assoziiert, in denen die Ehre eine soziale Obligation darstellt. In den USA wird aufgrund des demokratischen Verständnisses der Rechtskultur eine derartige Terminologie abgelehnt. Stattdessen wird vielfach auf die Würde ("dignity") abgestellt.227 Im US-Recht bilden sowohl die "criminal libel" als auch die "civil defamation" eine Schranke der freien Meinungsäußerung.

In der älteren Rsp des SCUS war die "libelous speech" vom Schutz des First Amendments exkludiert.228 Im Jahr 1942 wurde in Chaplinsky v New Hampshire229 festgestellt (vgl VII.3.),

220 BGBl Nr 111/1936. 221 VfGH 05.12.1983, B 622/82. 222 OGH 17.12.1996, 4 Ob 2363/96w. 223 OGH 12.06.2001, 4 Ob 127/01g; OGH 24.06.2003, 4 Ob 105/03z; Mitterer/Korn, urheber.recht2 § 42f UrhG, Rz 11. 224 Vgl Khakzadeh-Leiler, Judikatur OGH, 182-189. 225 BGBl I Nr 99/2015. 226 Vgl Mitterer/Korn, urheber.recht2§ 42f UrhG, Rz 10-18. 227 Vgl Nelson, Honor and criminal law in the United States of America, 666f. 228 Vgl Schmidt, Meinungsfreiheit und Religion im Spannungsverhältnis, 84; Roth v United States, 354 US 476 (1957), 483. 229 Chaplinsky v New Hampshire, 315 US 568 (1942). 23

dass eine speech solcher Art kein essenzieller Teil bei der Darstellung von Ideen sei: "[It] tend[s] to incite an immediate breach of the peace"230.231

Die erste Entscheidung des SCUS nach dem Zweiten Weltkrieg, die sich explizit mit der libel beschäftigte, war Beauharnais v Illinois232 im Jahr 1952. Die vom Bundesstaat Illinois erlassenen Gesetze stellten die "group libel" unter Strafe.233 Nachdem der Präsident der White Circle League Flugblätter mit rassistischem Inhalt234 verteilt hatte, wurde er aufgrund der criminal-libel-Gesetze verurteilt.235 Der SCUS urteilte, dass derartige Äußerungen, die sich direkt gegen ein Individuum richten, außerhalb des Schutzes der Meinungsfreiheit stehen unabhängig davon, ob die Aussage gegen eine Gruppe oder ein Individuum gerichtet ist.236 Justice Black wandte ein, dass das First Amendment derartige Gesetze absolut verbiete: "[W]hatever the danger, if any, in such public discussions, it is a danger the Founders deemed outweighed by the danger incident to the stifling of thought and speech"237. Die Rechtsfigur der group libel ist dem österreichischen Recht hingegen fremd, nur § 116 StGB ahndet Kollektivbeleidigungen.238

Im Jahr 1964 entschied der SCUS in New York Times Co v Sullivan239 zum Thema civil libel. Der city commissioner Sullivan klagte die New York Times, weil die Zeitung eine Werbeanzeige mit Angriffen auf die Behörde in Montgomery, Alabama, veröffentlichte. Obwohl der city commissioner nicht namentlich erwähnt wurde, stützte sich die Klage auf eine Reputationsschädigung ("civil defamation") durch die New York Times.240 Die vorinstanzliche Verurteilung wurde 1964 vom SCUS einstimmig aufgehoben. Justice Brennan führte aus, dass eine verleumderische Rede ("libelous speech") sehr wohl verfassungsrechtlich geschützt sein könne. Gleichwohl könne nicht jeder diffamierenden Rede grenzenlose verfassungsrechtliche Immunität ("talismanic immunicty") eingeräumt werden.241 Der SCUS erkannte die Bedeutung

230 Ibid, 572. 231 Vgl Kadish, Encyclopedia of Crime and Justice, 1003. 232 Beauharnais v Illinois, 343 US 250 (1952). 233 Vgl Emerson, System of Freedom of Expression, 393. 234 "[…] halt the further encroachment, harassment and invasion of white people, their property, neighborhoods and persons, by the Negro. […] rapes, robberies, knives, guns and marijuana of the Negro". 235 Vgl Rohloff, Grundrechtsschranken in Deutschland und den USA, 142. 236 Vgl Lutomski, Private Citizens and Public Discourse, GerSR, 578. 237 Beauharnais v Illinois, 343 US 250 (1952), 275. 238 Vgl Pfanner, Spannungsverhältnis Meinungsfreiheit – Ehrenbeleidungsdelikte, 43. 239 New York Times Co v Sullivan, 376 US 254 (1964). 240 Vgl Burnett, New York v Sullivan, 117-119. 241 Vgl ibid, 120; Rohloff, Grundrechtsschranken in Deutschland und den USA, 149. 24

von öffentlichen Diskussionen und erläuterte, dass diese "unihibited, robust and wide-open" sein sollten. Auch unangenehme und scharfe Angriffe gegen den Staat (government) und Amtsträger seien verfassungsgesetzlich geschützt.242 Der SCUS etablierte in New York Times Co v Sullivan eine Differenzierung zwischen Amtsträgern und Privatpersonen im Zusammenhang mit dem Persönlichkeitsschutz. Träger öffentlicher Ämter genießen keinen Schutz vor Ehrenbeleidigungen, abgesehen von vorsätzlichen Falschaussagen ("actual malice").243

Im Jahr 1964 setzte sich der SCUS erneut mit der criminal libel auseinander. In Garrison v Louisiana244 wurde ein Staatsanwalt aufgrund des Criminal Defamation Statute für kritische Bemerkungen an einem Richter in seinem Distrikt verurteilt. Dieses Gesetz wurde vom SCUS aufgehoben, weil keine Rücksicht auf den Wahrheitsgehalt der Aussage gelegt worden sei. Zudem weitete der SCUS seine Rsp aus New York Times Co v Sullivan auf die criminal libel aus.245 Justice Black, Douglas und Goldberg ergänzten, dass alle Gesetze, welche die libel bestrafen, verfassungswidrig seien ("[…] under our Constitution, there is absolutely no place in this country for […] law of seditious criminal libel"246).247

Des Weiteren wurde eine Verurteilung vom SCUS in Ashton v Kentucky248 aufgehoben, nachdem der Beschuldigte einen Sheriff diffamiert hatte. Das Gesetz, auf dem das vorinstanzliche Urteil beruhte, wurde aufgrund seiner Unbestimmtheit ("vagueness") aufgehoben.

Die Differenzierung, die in New York Times Co v Sullivan etabliert wurde, setzt für diffamierende Aussagen über Privatpersonen einen strengeren Maßstab an als bei Amtsträgern oder Personen des öffentlichen Lebens. Bei Falschaussagen über Privatpersonen ist der Nachweis einer actual malice nicht notwendig. Dieser Maßstab wurde 1971 in Rosenbloom v Metromedia249 vom SCUS gelockert. Ehrrührige Aussagen von generellem

242 Vgl Burnett, New York v Sullivan, 121. 243 New York Times Co v Sullivan, 376 US 254 (1964), 298; vgl Bezemek, Meinungsäußerung Schutzgegenstand, 120f; Nelson, Honor and criminal law in the United States of America, 683f. 244 Garrison v Louisiana, 379 US 64 (1964). 245 Vgl Kadish, Encyclopedia of Crime and Justice, 1004. 246 Garrison v Louisiana, 379 US 64 (1964), 80. 247 Vgl Emerson, System of Freedom of Expression, 390. 248 Ashton v Kentucky, 384 US 195 (1966). 249 Rosenbloom v Metromedia, 403 US 29 (1971), 44. 25

öffentlichem Interesse werden vom First Amendment geschützt, selbst wenn diese gegen Privatpersonen gerichtet sind.250

Bis 1974 ließ die bisherige Rsp des SCUS darauf schließen, dass rufschädigende Aussagen vom First Amendment gedeckt seien, sofern dies keine "deliberate or reckless falsehoods"251 sind.252 In der Entscheidung Gertz v Robert Welch, Inc253 entschied der SCUS, die Meinungsfreiheit zu Gunsten des Persönlichkeitsschutzes des Einzelnen einzuschränken. Faktisch falsche Aussagen, die eine Privatperson beleidigen, fallen nicht unter den Schutz des First Amendments und der Betroffene muss der diffamierenden Partei nur Fahrlässigkeit nachweisen. Das Höchstgericht wog zwischen den Interessen zweier Privatpersonen ab und kam zu der Konklusion, dass eine Person, welche die "öffentliche Bühne" nicht freiwillig betrat, schützenswerter sei.254

2. Verbotsgesetz und Kommunismus

Eine der kompromisslosesten Schranken der Meinungsfreiheit in Österreich ist das Verbotsgesetz, das bis heute hohe Strafen für die Verbreitung der NS-Ideologie vorsieht.255 Dieser Grundrechtseingriff wird damit begründet, dass sich das nationalsozialistische Gedankengut "[…] außerhalb des Spektrums [befindet], was die österreichische Demokratie tolerieren kann […]"256. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs im Mai 1945 beschloss die Provisorische Staatsregierung das Verfassungsgesetz über das Verbot der NSDAP (Verbotsgesetz)257.258 Dieses Gesetz wurde bereits 1947259 nach der Zustimmung des Alliierten Rats neu gefasst und der Katalog der Strafdelikte wurde erweitert und präzisiert.260 Nach dem Besatzungsende wurde im März 1957 das Verbotsgesetz261 gelockert (und das

250 Vgl Rohloff, Grundrechtsschranken in Deutschland und den USA, 151. 251 Garrison v Louisiana, 379 US 64 (1964), 75. 252 Vgl Emerson, System of Freedom of Expression, 391. 253 Gertz v Robert Welch, Inc, 418 US 323 (1974). 254 Vgl Rohloff, Grundrechtsschranken in Deutschland und den USA, 151f; Bezemek, Meinungsäußerung Schutzgegenstand, 126. 255 Vgl Holaus, Meinungsfreiheit in Österreich, 70. 256 Berka/Binder/Kneihs, Grundrechte, 662. 257 StGBl Nr 13/1945. 258 Vgl Hinghofer-Szalkay, Die Freiheit der politischen Meinungsäußerung, 220f. 259 BGBl Nr 25/1947. 260 Vgl Heller/Loebenstein/Werner, Das Nationalsozialistengesetz, II/111. 261 BGBl Nr 82/1957. 26

Kriegsverbrechergesetz262 aufgehoben), indem vor allem Strafamnestien erlassen wurden und die Verzeichnispflicht in den Listen entfiel. Doch auch nach der Novellierung 1957 blieben die drakonischen Strafen erhalten.263 Bis zur Abschaffung der Todesstrafe im ordentlichen Verfahren 1950 (und 1968 im standesrechtlichen Verfahren) war im Verbotsgesetz die Todesstrafe vorgesehen.264

Im Jahr 1986 wurden die "Werkzeuge" zur Verfolgung der Verbreitung von nationalsozialistischem Gedankengut durch Art IX Abs 1 Z 7 EGVG265 (heute Art III Abs 1 Z 4 EGVG266) verwaltungsstrafrechtlich ergänzt. Das Verbotsgesetz erwies sich aufgrund seiner hohen Mindeststrafen als "schwer handhabbar"267.268 Die noch bestehende Diskrepanz zwischen dem Strafrahmen des EGVG (Geldstrafe bis zu € 2.180) und dem Verbotsgesetz (Freiheitsstrafe von einem bis zu zehn Jahren, bzw bis zu zwanzig Jahren) sowie die Tragweite einer Verurteilung (Verwaltungsstrafrecht gegen Strafrecht) ist sehr groß. Überdies stellt die Unzugänglichkeit der beweismäßigen Widerlegung, dass die organisierte Massentötung während der NS-Zeit stattgefunden hat, eine stRsp des OGH dar.269

Angesichts eines erneuten medialen und gesellschaftlichen Interesses an der Holocaustaufarbeitung sowie starker Kritik an Holocaustleugnern wurde das Verbotsgesetz 1992270 um den § 3h erweitert. Mit dieser Ergänzung wurden Publikationen unter Strafe gestellt, welche die nationalsozialistischen Verbrechen verharmlosen, gutheißen oder rechtfertigen. Derartige Äußerungen (zB "Auschwitzlüge") waren bereits zuvor von § 3g VerbotsG umfasst,271 aber der Vorsatz des Täters musste sich auch auf die Weise im nationalsozialistischen Sinn erstrecken. Dieses subjektive Tatbestandselement entfiel mit § 3h VerbotsG.272 Des Weiteren wurden die Mindeststrafen reduziert.273 Im Jahr 2006 stellte

262 StGBl Nr 32/1945. 263 Vgl Bailer, Das NS-Verbotsgesetz, Juridikum, 199f. 264 Vgl Lehner, Österreichische Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte4, 381, 401; Bailer, Das NS- Verbotsgesetz, Juridikum, 200. 265 BGBl Nr 50/1991. 266 BGBl Nr 248/1986 (WV 2008, BGBl Nr 87/2008). 267 IA 180/A 16. GP, 3. 268 Vgl kritisch Merli, Das Verbot der Verbreitung nationalsozialistischen Gedankengutes im EGVG, JBl, 767- 771. 269 RS0080038. 270 BGBl Nr 148/1992. 271 OGH 18.10.1990, 12 Os 57/90. 272 Vgl Mayerhofer/Salzmann, Nebenstrafrecht3, 1128. 273 Vgl Bailer, Das NS-Verbotsgesetz, Juridikum, 204. 27

der OGH fest, dass das VerbotsG (in concreto § 3g VerbotsG) im Einklang mit der EMRK stehe.274

Weitere Schranken der Meinungsfreiheit, insbesondere der "symbolic speech",275 bilden das Uniform-Verbotsgesetz 1945276 und das Abzeichengesetz 1960277. Zum einen verbietet das Uniform-VerbotsG das Tragen von Uniformen der deutschen Wehrmacht und zum anderen verbietet das AbzeichenG das öffentliche Tragen oder die Zurschaustellung von Abzeichen oder Uniformen verbotener Organisationen (hierzu zählen bspw die Waffen-SS278 oder die SA279).280

Eine dem Verbotsgesetz ähnliche Beschränkung, die gewisse Ideologien verbietet, existiert in den USA nicht. Stattdessen wurden die USA laut Botsford zum Zentrum für Geschichtsrevisionisten und Holocaustleugnern.281 Gründe dafür dürften die vehemente Verteidigung der First Amendment Rights durch diverse Organisationen (zB ACLU) und der besonders hohe Stellenwert der Meinungsfreiheit sein.282

In den USA wurde nach dem Zweiten Weltkrieg nicht nazistisches, sondern kommunistisches Gedankengut verfolgt. Mehr noch, ehemalige Nationalsozialisten wurden für ebenjene Aufgabe von US-Behörden beschäftigt.283 Seit 1945 war die kommunistische Ideologie ein valider Grund, die Meinungsfreiheit massiv einzuschränken. Die Angst vor dem Kommunismus und der UdSSR war omnipräsent.284 Jeder "Kommunist" wurde als Bedrohung für den US-Staat und

274 OGH 29.08.2006, 14 Os 57/06y; EGMR 09.09.1998, 36773/97 (Nachtmann v Austria), 4f; vgl Hinghofer-Szalkay, Die Freiheit der politischen Meinungsäußerung, 221f. 275 Über das Tragen von Uniformen VfGH 13.05.1929, B 43/28. 276 BGBl Nr 15/1946. 277 BGBl Nr 84/1960. 278 VwGH 04.07.1984, 81/01/0227; OGH 25.11.2014, 11 Os 80/14w. 279 VwGH 20.04.1983, 81/01/0116. 280 Vgl Lichtenwagner, Abzeichengesetz – "Kleines Verbotsgesetz" verschollen im Verwaltungsstrafrecht, Juridikum, 180. 281 Vgl Botsford, Freedom of Expression, Dissenting Historians, and the Holocaust Revisionists, Historical Notes, 16. 282 Vgl Walker, American liberties, 115. 283 Vgl Report by the Comptroller General of the United States, Nazis and Axis Collaborators were used to further US Anti-Communist Objectives in Europe – Some Immigrated to the United States, 18-21. 284 Vgl Smith, The Polls: American Attitudes Toward the Soviet Union and Communism, PublicOpinQ, 277- 280. 28

die Gesellschaft wahrgenommen. Auch Personen, die nur geringfügig mit vermeintlichen Kommunisten verkehrten oder sich in der Vergangenheit in derartigen Kreisen bewegten, wurden als Kommunisten stigmatisiert. Der Verdacht reichte bereits aus.285 Diese Zeit wird häufig als "McCarthyism" – benannt nach Senator Joseph McCarthy – bezeichnet, wobei die Verfolgung von Kommunismus-Sympathisanten bereits vor den 50er Jahren und vor McCarthys Kampagne begann.286

Die Grundlage für die Kommunistenverfolgung in den USA, die nach Ende des Zweiten Weltkriegs begann, bildete der 1940 erlassene Alien Registration Act (sog Smith Act)287. Dieses Gesetz stellte die Befürwortung des Umsturzes der US-Regierung und in Sec 2 auch die Verabredung zu solchen Taten unter Strafe.288 Der SCUS bestätigte 1951 in Dennis v United States289 die Verfassungsmäßigkeit des Smith Acts (sechs zu zwei Stimmen). Der SCUS wandte in diesem Fall die "clear and present danger"-Doktrin an, die bereits 1919 in Schenck v United States290 entwickelt wurde. Konkret besagt diese Doktrin, dass die Meinungsfreiheit den "[…] größtmöglichen Schutz verdiene, aber eingeschränkt werden könne, wenn erhebliche Gefahr für andere Rechtsgüter unzweideutig und unmittelbar bevorstände"291. Im Fall Dennis v United States wurde den Mitgliedern der CPUSA (Communist Party of the United States of America) vorgeworfen, den Umsturz der Regierung zu befürworten. Im Urteil des SCUS führte Justice Vinson aus, dass der kommunistischen Ideologie der gewaltsame Umsturz immanent sei und die Mitglieder der CPUSA jene Ideologie verbreiten. Dies stelle eine Gefahr für die nationale Sicherheit dar (vgl VII.4.).292 Im Zuge einer Verurteilung von Funktionären einer kommunistischen Gruppierung überprüfte der SCUS in Yates v United States293 den Smith Act im Jahr 1957 erneut. Das Höchstgericht bestätigte dessen Verfassungskonformität und präzisierte die Dennis-Kriterien.294 Vier Jahre später judizierte der

285 Vgl Taylor, Grand inquest, 222f; Broadwater, Eisenhower & the Anti-Communist Crusade, 13f; Walker, American liberties, 174. 286 Vgl Walker, American liberties, 174. 287 Alien Registration Act, 28.06.1940, 54 Stat 670. 288 Vgl Voss, Meinungsfreiheit und verfassungsmäßige Ordnung, 17f. 289 Dennis v United States, 341 US 494 (1951). 290 Schenck v United States, 249 US 47 (1919). 291 Voss, Meinungsfreiheit und verfassungsmäßige Ordnung, 19. 292 Dennis v United States, 341 US 494 (1951), 509-511; Vgl Rohloff, Grundrechtsschranken in Deutschland und den USA, 129-133. 293 Yates v United States, 354 US 298 (1957). 294 Vgl Rohloff, Grundrechtsschranken in Deutschland und den USA, 132f; Yates v United States, 354 US 298 (1957). 29

SCUS in Scales v United States295, dass selbst die Mitgliedschaftsklausel des Smith Act im Einklang mit der Verfassung stehe, obwohl erhebliche Bedenken in Bezug auf die Meinungsfreiheit und den "due process" bestanden.296

Ein weiteres Anti-Kommunismus-Gesetz war der Labor Management Relations Act (sog "Taft-Harley Act")297, der 1947 in Kraft trat. Das Gesetz drängte Funktionäre der Gewerkschaften, nach Sec 9 (h) eidesstattlich zu bekräftigen, dass sie selbst keine Mitglieder der CPUSA seien und ferner nicht an die kommunistische Lehre "glauben".298 Die Verfassungskonformität des Gesetzes wurde im Jahr 1950 durch den SCUS im Fall American Communications Assn v Douds299 ausgesprochen.

Im Jahr 1950 wurde der Internal Security Act (sog "McCarran Act")300 – trotz eines präsidentiellen Vetos von Truman – erlassen.301 Kern des Gesetzes war, die Kontrolle über kommunistische Organisationen und deren Funktionäre zu erlangen. Legistisch geschah dies bspw durch eine Verpflichtung zur Kenntlichmachung von versendeter Post (Sec 10) und der Einrichtung einer Behörde (sog "Subversive Activities Control Board"), die eine weitreichende Meldepflicht (Sec 7) für kommunistische Organisationen vorschreiben konnte.302

Im Gegensatz zur nationalsozialistischen Ideologie in Österreich wurde die kommunistische Ideologie als solche in den USA nie verboten.303 Dennoch existierte bereits ein Entwurf304 im Repräsentantenhaus von Congressmen Martin Dies, der die Kommunistische Partei verboten und eine Mitgliedschaft pönalisiert hätte. Aus diesem Entwurf entstand 1954 der Communist Control Act305, der den Internal Security Act ergänzen sollte, jedoch ohne die Mitglieder oder die Partei selbst zu kriminalisieren.306 Infolgedessen wurden die CPUSA und deren

295 Scales v United States, 367 US 203 (1961). 296 Vgl Voss, Meinungsfreiheit und verfassungsmäßige Ordnung, 30-35. 297 Labor Management Relations Act, 23.06.1947, 61 Stat 136. 298 Vgl Emerson, System of Freedom of Expression, 164. 299 American Communications Assn v Douds, 339 US 382 (1950), 415. 300 Internal Security Act/Subversive Activities Control Act, 23.09.1950, 64 Stat 987. 301 Vgl Heale, American Anticommunism,156. 302 Vgl Broadwater, Eisenhower & the Anti-Communist Crusade, 10f; Voss, Meinungsfreiheit und verfassungsmäßige Ordnung, 37f. 303 Vgl Taylor, Grand inquest, 198; Haynes, Red Scare or red Menace, 199f; Scales v United States, 367 US 203 (1961), 207f. 304 HR 7894, 83d Cong, 2d sess (1954). 305 Communist Control Act, 24.08.1954, 68 Stat 775. 306 Vgl Haerle, Constitutional Law, MichLRev, 1154-1157. 30

Suborganisation ex lege meldepflichtig und die vorhergehende behördliche Überprüfung entfiel. Überdies verloren diese Organisationen nach Sec 3 ihre Rechte, Privilegien und Immunitäten, welche ihnen als juristische Personen zustünden (bspw die Führung von Bankkonten, die Parteifähigkeit und der Auftritt als Wahlpartei).307 Diese beiden Gesetzgebungsakte überprüfte der SCUS 1961 im Fall Communist Party v SACB308 auf ihre Verfassungskonformität. Das Höchstgericht nahm eine Interessensabwägung vor und gewichtete die innere und äußere Sicherheit der USA höher als die Meinungsfreiheit Einzelner.309 Diese Rsp steht diametral zu dessen vorhergehender Judikatur in NAACP v Alabama310. In diesem Fall stellte der SCUS fest, dass eine Offenlegungspflicht von Mitgliedschaften das Recht auf Versammlungs- und Meinungsfreiheit in unzulässiger Weise einschränkt.

Die Verfolgung der kommunistischen Ideologie wurde ebenso durch die Congressional Committees vorangetrieben. Allen voran das "House Committee on Un-American Activities" (HUAC), das 1938 von Congressmen Martin Dies ins Leben gerufen wurde, der dem Komitee auch als Chairman vorstand.311 Überdies setzte der Senat das "Senate Internal Security Subcommittee" (SISS) als Instrument des Antikommunismus ein.312 Des Weiteren wurde 1952 das "Committee on Government Operations" von Senator McCarthy etabliert.313 Diese Komitees führten öffentliche Anhörungen durch, in denen Personen zu ihrem Verhältnis zu kommunistischen Lehren und Organisationen befragt wurden. Die Zugehörigkeit zum Kommunismus hatte meist weitreichende gesellschaftliche und wirtschaftliche Folgen.314 Selbst das Fifth Amendment schützte nicht vor Misskredit. Eine Aussageverweigerung galt de facto als Schuldeingeständnis und derartige Personen wurden als "Fifth Amendment Communist" stigmatisiert.315 Auch vom Schweigerecht des First Amendments konnte in den Hearings kein Gebrauch gemacht werden, wie der SCUS 1959 in zwei Fällen ausführte. In

307 Vgl Voss, Meinungsfreiheit und verfassungsmäßige Ordnung, 38f; Haerle, Constitutional Law, MichLRev, 1158f. 308 Communist Party v SACB, 367 US 1 (1961). 309 Vgl Voss, Meinungsfreiheit und verfassungsmäßige Ordnung, 39-43. 310 NAACP v Patterson, 357 US 449 (1958), 460-464; ebenfalls in Thomas v Collins, 323 US 516 (1945), 540. 311 Vgl Haynes, Red Scare or red Menace, 64-68; Heale, American Anticommunism,119; Broadwater, Eisenhower & the Anti-Communist Crusade, 3; Voss, Meinungsfreiheit und verfassungsmäßige Ordnung, 44. 312 Vgl Heale, American Anticommunism,158. 313 Vgl ibid, 179-183. 314 Vgl ibid, 159. 315 Vgl Taylor, Grand inquest, 223-230; Voss, Meinungsfreiheit und verfassungsmäßige Ordnung, 44-46; Patenaude, The McCarran Internal Security Act, 21. 31

Barenblatt v United States316 und Uphau v Wyman317 kam der SCUS zum gleichen Ergebnis: Das staatliche Interesse an Selbsterhaltung – als "the ultimate value of any society"318 – wiegt schwerer als die Freiheitsrechte des Individuums.319

Die Kommunistenverfolgungen endeten Ende der 60er Jahre.320 Eine bedeutende Rolle spielte hiebei die Brandenburg-Entscheidung des SCUS im Jahr 1969 (vgl VII.3.). Des Weiteren wurde das HUAC 1975 aufgelöst321 und auch der Internal Security Act wurde durch den sog "Non-Detention Act"322 aufgehoben.

3. Fighting Words, Hate Speech und Verhetzung

Die hate speech ist die Schranke der Redefreiheit, die in der jüngeren Vergangenheit am kontroversesten diskutiert wurde.323 Hate speech ist per definitionem eine Kommunikation, die gekennzeichnet ist durch die intensive Abwertung einer Gruppe oder eines Individuums basierend auf der Zugehörigkeit zu einer Gruppe. Meist beruht das Ressentiment gegen diese Gruppe auf deren Ethnie, Herkunft, Religion, Geschlecht oder sexuellen Orientierung.324 Ein Hassredenverbot hat den Zweck, Konfliktpotenziale innerhalb der Gesellschaft zu minimieren325 und die Würde der marginalisierten Gruppen zu schützen.326 Des Weiteren können derartige Abwertungen von einzelnen Gruppenzugehörigen idR nicht ehrenrechtlich geltend gemacht werden.327 In den USA wird ebenfalls der Begriff "group libel" verwendet, folglich ist die Abgrenzung von hate speech und libel mitunter schwierig (vgl VII.1.). Überdies

316 Barenblatt v United States, 360 US 109 (1959). 317 Uphaus v Wyman, 360 US 72 (1959). 318 Dennis v United States, 341 US 494 (1951), 509. 319 Uphaus v Wyman, 360 US 72 (1959), 80f; Barenblatt v United States, 360 US 109 (1959), 127-134; vgl Voss, Meinungsfreiheit und verfassungsmäßige Ordnung, 67. 320 Vgl Haynes, Red Scare or red Menace, 190-195. 321 Vgl ibid, 194f. 322 An Act to amend title 18, United States Code, to prohibit the establishment of detention camps, and for other purposes, 25.09.1971, 85 Stat 347. 323 Cato Institute 2017, Free Speech and Tolerance Survey, (15.08.2017 / 29.08.2020), 1, 11, 13 [https://www.cato.org/sites/cato.org/files/survey-reports/topline/cato-free-speech-tolerance-toplines.pdf]; vgl Salimi, Die Verhetzung im Internet, JBl, 609f. 324 Vgl Simpson, Dignity, Harm, and Hate Speech, Law and Philosophy, 701; Bezemek, Meinungsäußerung Schutzgegenstand, 206; Schmidt, Meinungsfreiheit und Religion im Spannungsverhältnis, 81. 325 Vgl Grote/Wenzel, Die Meinungsfreiheit, 988; Salimi, Die Verhetzung im Internet, JBl, 612; OGH 28.01.1999, 15 Os 203/98. 326 Vgl Plöchl, WK2§ 283 StGB, Rz 4. 327 ErlRV 30 BlgNR 13. GP, 426f. 32

können nazistische und revisionistische Aussagen ebenso unter hate speech subsumiert werden (vgl VII.2.).328

Innerhalb des österreichischen Rechtssystems werden diskriminierende Äußerungen strafrechtlich durch die Verhetzung nach § 283 StGB pönalisiert. Die historische Grundlage bietet die Aufreizung zu Feindseligkeiten gegen Nationalitäten, Religionsgenossenschaften, Körperschaften und dgl nach § 302 StG, das auf 1852 zurückzuführen ist und das vor der Strafrechtsänderung 1974 noch in Geltung stand.329 Bereits das Reichsgericht der k u k Monarchie setzte sich mit feindseligen Äußerungen auseinander und erachtete die geforderte Exklusion von nicht deutschstämmigen Österreichern als einen Verstoß gegen § 302 StG.330 Die Einschränkung der Meinungsfreiheit war durch § 302 StG wenig ausgeprägt, zumal Beschimpfungen der geschützten Gruppen nicht strafbar waren.331 Die Verhetzung wurde aufgrund des internationalen Einflusses 2011332 und 2015333 novelliert, folglich fand eine sukzessive Erweiterung des Tatbestandes statt.334

Die Verhetzung nach § 283 StGB kriminalisiert Verhaltensweisen, die zu Gewalt oder Hass gegen geschützte Gruppen insurgieren (Abs 1 Z 1). Überdies wird die Beschimpfung oder Herabwürdigung geschützter Gruppen (Abs 1 Z 2) sowie die Befürwortung von Völkermord oder Verbrechen gegen die Menschlichkeit bestraft (Abs 1 Z 3).335

Der EGMR entwickelte zudem eine Rsp zum Thema hate speech. Der Gerichtshof definiert hate speech als "[…] all forms of expression which spread, incite, promote or justify hatred based on intolerance (including religious intolerance) […]"336. Der EGMR hatte im Jahr 1979 in Glimmerveen and Hagenbeek v Netherlands337 die Berufung auf Art 10 EMRK für rassistische und hetzerische Schriften ausgeschlossen.338 Der Gerichtshof hielt diese

328 OGH 19.01.1989, 12 Os 127/88. 329 Vgl Foregger/Serini, Das österreichische Strafgesetz 19453, 229. 330 Vgl Hinghofer-Szalkay, Die Freiheit der politischen Meinungsäußerung, 219f. 331 Vgl Plöchl, WK2§ 283 StGB, Rz 1; ErlRV 30 BlgNR 13. GP, 427. 332 BGBl I Nr 103/2011. 333 BGBl I Nr 112/2015; BGBl I Nr 154/2015. 334 Vgl Plöchl, WK2§ 283 StGB, Rz 2f. 335 Vgl Salimi, Die Verhetzung im Internet, JBl, 612-614; Plöchl, WK2§ 283 StGB, Rz 17-28; Schwaighofer, § 283 StGB Verhetzung, 1467-1472. 336 EGMR 14.06.2004, 35071/97 (Gündüz v Turkey),13. 337 EGMR 11.10.1979, 8348/78, 8406/78 (Glimmerveen and Hagenbeek v Netherlands). 338 Vgl Hinghofer-Szalkay, Extreme Meinungen und Meinungsäußerungsfreiheit, JRP, 109. 33

Auslegungslinie der EMRK im Jersild-Fall339 im Jahr 1994 aufrecht. Gleichwohl nahm der Gerichtshof eine Differenzierung zwischen rein diskriminierenden Aussagen und – wenn auch einseitiger – Berichterstattung über jene sensitiven Themen vor.340

Zudem trennt der Gerichtshof hate speech von speech, die zu Gewalt aufruft oder aufwiegelt ("incitement"), obwohl diese häufig in einem Konnex zueinander stehen.341 Der EGMR führte aus, dass hate speech destruktiv für eine demokratische Gesellschaft sei und als Nährboden für Gewalt dienen könne.342 Überdies zieht der EGMR die Missbrauchsklausel nach Art 17 EMRK zur Begrenzung der Meinungsfreiheit in Fällen der demokratiefeindlichen Rede heran. Das Straßburger Gericht subsumierte bereits im Jahr 1961 darunter Handlungen von Gruppen (oder Individuen), deren Ziele einen totalitären Charakter aufweisen ("[…] to prevent totalitarian groups from exploiting in their own interest the principles enunciated by the Convention […]"343).344 Bspw stellt die Leugnung des Holocaust – dessen Existenz evident ist und keines Beweises bedarf – einen Anwendungsfall des Art 17 EMRK dar.345

Des Weiteren entschied der EGMR im Jahr 2015, dass Reglementierungen der neuen Medien durch die Mitgliedsstaaten zur Eindämmung von Hassreden zulässig seien. In Delfi AS v Estonia346 judizierte das Höchstgericht, dass Gesetze von Art 10 EMRK gedeckt seien, die Betreibern von Onlineplattformen die Moderation ihrer Kommentarsektionen auferlegen.347

Unmittelbar "verwandt" mit der hate speech ist die "fighting words"-Doktrin des SCUS. Diese wurde vom US-Höchstgericht zum ersten Mal 1942 in Chaplinsky v New Hampshire348 angewandt. Chaplinsky, ein Mitglied der Zeugen Jehovas, denunzierte alle Religionen als

339 EGMR 23.09.1994, 15890/89 (Jersild v Denmark). 340 Vgl Grote/Wenzel, Die Meinungsfreiheit, 929f; EGMR 23.09.1998, 55/1997/839/1045 (Lehideux and Isorni v France), 22f. 341 EGMR 09.05.2012, 1813/07 (Vejdeland v Sweden). 342 Vgl Bezemek, Meinungsäußerung Schutzgegenstand, 206-208. 343 EGMR 01.07.1961, 332/57 (Lawless v Ireland), 17f. 344 Vgl Hinghofer-Szalkay, Extreme Meinungen und Meinungsäußerungsfreiheit, JRP, 106f; EGMR 16.11.2004, 23131/03 (Norwood v United Kingdom), 4. 345 Vgl ibid, 110; EGMR 23.09.1998, 55/1997/839/1045 (Lehideux and Isorni v France), 20. 346 EGMR 16.06.2015, 64569/09 (Delfi AS v Estonia). 347 Vgl Berka/Binder/Kneihs, Grundrechte, 672. 348 Chaplinsky v New Hampshire, 315 US 568 (1942). 34

"racket". Anschließend bezeichnete Chaplinsky den amtierenden Marshall als "God damned racketeer" und als "damned fascist". In New Hampshire war zu diesem Zeitpunkt ein Gesetz in Kraft, das "offensive, derisive or annoying word[s]" verbot. Der SCUS bestätigte die vorinstanzliche Verurteilung einstimmig mit der Begründung, dass "fighting words" nicht vom Schutzbereich des First Amendments umfasst seien.349 Zu dieser nicht geschützten Rede zählen: "[…] lewd and obscene, the profane, the libelous, and the insulting or 'fighting' words […]"350. Weiters verurteilte der SCUS die Worte des Rechtsmittelwerbers, weil diese geeignet seien eine Durchschnittsperson zu Gegenmaßnahmen zu provozieren und den sozialen Frieden zu stören.351 Von dieser Doktrin können auch blasphemische Äußerung betroffen sein, die andernfalls von der Meinungsfreiheit gedeckt wären (vgl VII.7.).

In den USA lassen sich hate-speech-Gesetze auf die Versuche zurückführen, Rassismus während des Zweiten Weltkriegs einzudämmen.352 Die erste Entscheidung nach 1945, die zum Thema hate speech ergangen ist, war Beauharnais v Illinois353. Der SCUS legte den Rahmen fest, in dem sich die Zulässigkeit der Meinungsfreiheit abspielen sollte. Das Höchstgericht befand, dass rassistische Äußerungen nicht von der Meinungsfreiheit gedeckt seien.354 Die "fighting words"-Doktrin fand in diesem Urteil keine Anwendung.355 Des Weiteren tangiert diese Rsp ebenso die "Schrankenkategorie" der group libel (vgl VII.1.).

Der SCUS etablierte im Jahr 1969 den Brandenburg-Test im Fall Brandenburg v Ohio356. Anlass für die Entscheidung des Höchstgerichts war die Verurteilung des Ku-Klux-Klan Anführers Clarence Brandenburg aufgrund einer rassistischen und hetzerischen Rede.357 Der in Brandenburg v Ohio entwickelte Maßstab determinierte, ob eine Form der Rede vorliegt, die nicht schützenswert ist und folglich eingeschränkt werden kann. Der SCUS judizierte, dass eine gesetzliche Beschränkung verfassungswidrig sei, die "[…] advocacy of the use of force or of

349 Vgl Harrison/Gilbert, Freedom of Speech Decisions, 9-15; Bezemek, Meinungsäußerung Schutzgegenstand, 225f. 350 Chaplinsky v New Hampshire, 315 US 568 (1942), 574. 351 Ibid, 574; vgl Kübler, Rassenhetze und Meinungsfreiheit, AöR, 116f. 352 Vgl Emerson, System of Freedom of Expression, 391f. 353 Beauharnais v Illinois, 343 US 250 (1952). 354 Vgl Lutomski, Private Citizens and Public Discourse, GerSR, 578; Kübler, Rassenhetze und Meinungsfreiheit, AöR, 117. 355 Vgl Rohloff, Grundrechtsschranken in Deutschland und den USA, 142. 356 Brandenburg v Ohio, 395 US 444 (1969). 357 "[…] our President, our Congress, our Supreme Court, continues to suppress the white, Caucasian race […]" und "Personally, I believe the nigger should be returned to Africa, the Jew returned to Israel"; Brandenburg v Ohio, 395 US 444 (1969), 445-447. 35

law violation […]" verbietet. Eine Reglementierung von speech ist nur zulässig, wenn diese unmittelbar zu rechtswidrigen Handlungen aufruft oder anstiftet und derartige Handlungen wahrscheinlich macht ("[…] directed to inciting or producing imminent lawless action and is likely to incite or produce such action"358).359 Diese Voraussetzungen sind schwer zu erfüllen und zeugen von der besonderen Stellung der Meinungsfreiheit in den USA (vgl VI.1.).360

Die in Chaplinsky v New Hampshire etablierte "fighting words"-Doktrin wurde vom SCUS sukzessive eingeengt und die meisten Gesetze, die der SCUS dieser Prüfung unterzog, wurden als zu unbestimmt oder als zu permissiv und somit für verfassungswidrig erachtet.361 Bereits 1972 erklärt der SCUS in Gooding v Wilson362, dass ein Gesetz des Bundesstaates Georgia gegen das First Amendment verstoße, weil die Beschränkung zu unbestimmt sei und sich nicht nur auf fighting words beziehe.363

Diese Rsp führte der SCUS in den kommenden Jahren nicht mehr fort. Die 1977 gefällte Entscheidung in National Socialist Party of America v Village of Skokie364 verdeutlicht die Kurzlebigkeit der "fighting words"-Doktrin und selbst der Maßstab aus dem Beauharnais-Fall wurde nicht angewandt.365

In den 90er Jahren schränkt der SCUS seine "fighting words"-Doktrin weiter ein. In R A V v St Paul366 wurde eine Gruppe weißer Jugendlicher strafrechtlich belangt, nachdem sie ein Holzkreuz im Garten einer afroamerikanischen Familie verbrannt hatte. Das Höchstgericht hob die Bias-Motivated Crime Ordinance (Minnesota) auf, die als Grundlage für die Verurteilung diente. Die Ordinance pönalisierte hate-speech-Symbolik, "[which] arouses anger, alarm or resentment in others on the basis of race, color, creed, religion or gender"367. Eine derartige Beschränkung müsse fighting words generaliter umfassen – unabhängig ihres zugrundeliegenden Motives – andernfalls stelle dies eine verfassungswidrige "viewpoint

358 Ibid, 447. 359 Vgl Kübler, Rassenhetze und Meinungsfreiheit, AöR, 117; Harrison/Gilbert, Freedom of Speech Decisions, 25-30; Bezemek, Meinungsäußerung Schutzgegenstand, 192-195; Rohloff, Grundrechtsschranken in Deutschland und den USA, 133-135. 360 Vgl Schmidt, Meinungsfreiheit und Religion im Spannungsverhältnis, 75f. 361 Vgl ibid, 79f. 362 Gooding v Wilson, 405 US 518 (1972). 363 Vgl Bezemek, Meinungsäußerung Schutzgegenstand, 230. 364 National Socialist Party of America v Village of Skokie, 432 US 43 (1977). 365 Vgl Rohloff, Grundrechtsschranken in Deutschland und den USA, 142. 366 R A V v St Paul, 505 US 377 (1992). 367 Ibid, 380. 36

discrimination" dar. Ein Verbot von hate speech aus partiellen Gründen wie bspw Hautfarbe oder Religionszugehörigkeit sei nicht vom First Amendment gedeckt.368

Im Jahr 1969 behandelte der SCUS den Fall Watts v United States369 und wandte zum ersten Mal die "true threat"-Doktrin an. Anders als der Brandenburg-Test steht hiebei nicht das potenzielle Ergebnis der Rede im Vordergrund, sondern ob eine Expression als Drohung zu qualifizieren ist. Der Ankläger muss beweisen, dass die Drohung als solche ernst zu nehmen ist ("true threat"). Im Jahr 2003 bestätigte der SCUS die Anwendung der "true threat"-Doktrin in Virginia v Black370 und erklärte ein Gesetz aus Virginia für verfassungskonform, das die Verbrennung von Kreuzen als Drohgebärde verbot.371

4. Nationale Sicherheit

In Österreich ist die Einschränkung der Meinungsfreiheit zum Schutz der nationalen Sicherheit auf das StG 1852 zurückzuführen, das im Jahr 1945 wiederverlautbart wurde.372 Eine Einschränkung der Redefreiheit stellte bspw der Tatbestand des Hochverrats nach § 58 StG dar. Diese Norm kriminalisierte die Verleitung durch Wort, Schrift, Druckwerke oder bildliche Darstellung, die zu einer gewaltsamen Veränderung der Regierungsform (lit b), einer Gefährdung des Staates, einer Herbeiführung eines Bürgerkriegs oder der Spaltung des einheitlichen Staatsverbands (lit c) führt.373 Die Straftatbestände waren derartig weit gefasst, dass auch kritische Äußerung an bzw gegenüber dem Staat ins Kriminal führen konnten.374 Auch die Störung der öffentlichen Ruhe nach § 65 StG, welche die öffentliche Aufforderung zum Ungehorsam gegen Gesetze pönalisierte, blieb erhalten.375 Zudem wurden das KVG376 und

368 Vgl Schmidt, Meinungsfreiheit und Religion im Spannungsverhältnis, 81-83; Rohloff, Grundrechtsschranken in Deutschland und den USA, 143f; Kübler, Rassenhetze und Meinungsfreiheit, AöR, 118; Harrison/Gilbert, Freedom of Speech Decisions, 31-41. 369 Watts v United States, 394 US 705 (1969). 370 Virginia v Black, 538 US 343 (2003). 371 Vgl Schmidt, Meinungsfreiheit und Religion im Spannungsverhältnis, 77-79; Sottiaux, The "Clear and Present Danger" Test in the Case Law of the European Court of Human Rights, ZaöRV, 663. 372 RGBl Nr 117/1852 (WV 1945, StGBl Nr 25/1945). 373 Vgl Foregger/Serini, Das österreichische Strafgesetz 19453, 62f; Rittler, Lehrbuch des österreichischen Strafrechts2, 340-345. 374 Vgl Farthofer, Neuausrichtung des Staatsschutzes nach 1945, 209. 375 Vgl Foregger/Serini, Das österreichische Strafgesetz 19453, 67f; Rittler, Lehrbuch des österreichischen Strafrechts2, 348-351; Farthofer, Neuausrichtung des Staatsschutzes nach 1945, 214. 376 StGBl Nr 32/1945. 37

das VerbotsG377 eingeführt, um die nationalsozialistische Vergangenheit zu bewältigen, weil diese Ideologie eine Bedrohung für den demokratischen Rechtsstaat darstellt (vgl VII.2.).

Mit der Strafrechtsreform im Jahr 1974 wurden einige Delikte zum Schutz der nationalen Sicherheit beseitigt, ua wurde die Herabwürdigung der Verfügung der Behörden und Aufwiegelung gegen Staats- oder Gemeinde-Behörden, gegen einzelne Organe der Regierung, gegen Zeugen oder Sachverständige nach § 300 StG ersatzlos aufgehoben. Andere Tatbestände wurden nur eingeschränkt bspw wurde die Störung der öffentlichen Ruhe nach § 65 StG zu § 248 StGB Herabwürdigung des Staates und seiner Symbole.378 Von § 248 StGB werden Handlungen erfasst, welche die Republik Österreich, deren Hoheitszeichen oder eine aus öffentlichem Anlass gezeigte Fahne der Republik beschimpfen oder verächtlich machen (bspw durch Verbrennen von Fahnen).379 Überdies wurde § 58 StG zu § 242 StGB, der nun den Staatshochverrat nicht mehr beinhaltet und folglich auch nicht die Aufwiegelung zu einem Bürgerkrieg kriminalisiert.380 Des Weiteren wurde das Staatsschutzgesetz von 1936381 aufgehoben.382 Dieses Gesetz setzte die Verbreitung von falschen Gerüchten (sog "Lügenpropaganda" gegen die Regierung) nach § 16 StaatsschutzG iVm § 308 StG unter Strafe.383

Die Majestätsbeleidigung war ebenso Teil des StG 1852. Eine Diffamierung des Kaisers, der als Souverän fungierte, war ein direkter Angriff gegen den Staat selbst. Des Weiteren galten Feindseligkeiten, die das Maß der Beleidigung überschritten, als Hochverrat nach § 58 StG. Zudem wurde nicht nur die Ehrfurcht vor dem Kaiser nach § 63 StG geschützt, sondern auch die Ehre der Mitglieder des kaiserlichen Hauses nach § 64 StG.384 Derartige Bestimmungen wurden nach der Ausrufung der Republik im Jahr 1918 aufgehoben.385 Angriffe auf den Bundespräsident gelten nach StGB nicht als Hochverrat386 und die Ehre des Bundespräsidenten genießt keinen besonderen Schutz bis auf die Erhöhung der Tatbestände zu

377 StGBl Nr 13/1945. 378 Vgl Kucsko-Stadlmayer, Geschworenengerichtsbarkeit und politisches Delikt, ÖJZ, 220-231. 379 Vgl Bachner-Foregger, WK2§ 248 StGB, Rz 2f. 380 Vgl Bachner-Foregger, WK2§ 242 StGB, Rz 1. 381 BGBl Nr 223/1936. 382 Vgl Farthofer, Neuausrichtung des Staatsschutzes nach 1945, 209. 383 Vgl Rittler, Lehrbuch des österreichischen Strafrechts2, 391-393. 384 Vgl Holaus, Meinungsfreiheit in Österreich, 62. 385 StGBl Nr 5/1918. 386 Vgl Farthofer, Neuausrichtung des Staatsschutzes nach 1945, 218. 38

Ermächtigungsdelikten nach § 117 Abs 1 StGB.387 In einer Republik wird der Bundespräsident nicht als Souverän betrachtet, weil dieser ein Staatsdiener und nicht die Grundlage der Verfassung ist.388

Der Art 10 Abs 2 EMRK legitimiert zudem Einschränkungen zu erlassen, die zur Erhaltung der öffentlichen Ordnung und der staatlichen Stabilität dienen.389 Der EGMR gestattet den Mitgliedsstaaten einen weiten Spielraum in Bezug auf die nationale Sicherheit. Dennoch wird selbst subversive Sprache dem Schutz des Art 10 EMRK unterstellt, bspw die Bezeichnung der staatlichen Stellen als "State terrorism".390 Das Straßburger Gericht erlaubt eine Einschränkung der Meinungsfreiheit, solange die Beschränkungen verhältnismäßig sind und "[…] where such remarks incite to violence against an individual or a public official or a sector of the population […]"391.392 Des Weiteren ist der Erhalt von geheimdienstlichen Informationen durch ein Publikationsverbot von Art 10 EMRK gedeckt.393

Die Einschränkung der Meinungsfreiheit aufgrund der nationalen Sicherheit ist in den USA auf den Sedition Act im Jahr 1798 zurückzuführen (vgl III.). Zusätzlich spielte der Espionage Act394 eine große Rolle, der während des Ersten Weltkriegs erlassen wurde. Jegliche Kritik an der Kriegspolitik wurde als Sabotage der US-Streitkräfte betrachtet.395 Die Gerichte wandten bei der Auslegung des Espionage Acts den "bad tendency test" an.396 Hiebei überprüft die Judikative, ob die speech wahrscheinlich und tendenziell zu einer gesetzwidrigen Handlung führt.397 In Schenck v United States398 im Jahr 1919 wurde von Justice Holmes der "clear and present danger test" etabliert. In dieser historischen Entscheidung rechtfertigte der SCUS die weitreichende Einschränkung des Espionage Acts und determinierte die Grenzen der

387 Vgl Rami, WK2§ 117 StGB, Rz 3f. 388 Vgl Rittler, Lehrbuch des österreichischen Strafrechts2, 339. 389 Vgl Berka, Die Kommunikationsfreiheit, 442; Grote/Wenzel, Die Meinungsfreiheit, 963f. 390 EGMR 08.06.1999, 23556/94 (Ceylan v Turkey), 12; vgl Sottiaux, The "Clear and Present Danger" Test in the Case Law of the European Court of Human Rights, ZaöRV, 672. 391 EGMR 08.07.1999, 23927/94, 24277/94 (Sürek and Özdemir v Turkey), 30. 392 Vgl Bezemek, Meinungsäußerung Schutzgegenstand, 198-200. 393 Vgl Grote/Wenzel, Die Meinungsfreiheit, 963; nicht anzuwenden auf öffentlich zugängliche Informationen EGMR 09.02.1995, 16616/90 (Vereniging Weekblad Bluf! v the Netherlands). 394 Espionage Act, 15.06.1917, 40 Stat 217. 395 Vgl Chafee, Free Speech in the United States, 38-41. 396 Vgl Rohloff, Grundrechtsschranken in Deutschland und den USA, 118f. 397 Vgl Brugger, Einführung in das öffentliche Recht der USA, 139. 398 Schenck v United States, 249 US 47 (1919). 39

Redefreiheit.399 Zum damaligen Zeitpunkt stellten Proteste oder Subversionen die vermeintlich größte Bedrohung für die damaligen Kriegsbemühungen und folglich auch für den Staat als Ganzes dar.400 Der SCUS gewichtete das Recht des Staates zur Selbsterhaltung schwerer als das Recht auf Meinungsfreiheit.401

Überdies wurde der "clear and present danger test" zur Verfolgung von vermeintlich subversiven Kommunisten in den 50er und 60er Jahren verwendet (vgl VII.2.), zumal der Kommunismus in den USA als Bedrohung der nationalen Sicherheit betrachtet wurde. Justice Vinson erweiterte den Test um zwei Faktoren, die in die Entscheidungen einflossen. Zum einen "[…] the gravity of 'evil' […]"402, das durch die Sprache ausgelöst werden könnte, zum anderen die Wahrscheinlichkeit, mit der besagtes "evil" eintritt.403 Überdies beinhaltet der Espionage Act Tatbestände zur Bekämpfung von Spionage. Während des Kalten Kriegs wurden bspw Julius und Ethel Rosenberg aufgrund der Weitergabe von Informationen an die UdSSR im Jahr 1953 zum Tode verurteilt.404

Heute wird als Maßstab der Zulässigkeit von Beschränkungen der Brandenburg-Test angewandt (vgl VII.3.). Diese Entscheidung beendete die Rsp des "bad tendency test".405 Der Brandenburg-Test erlaubt speech (auch subversiver Natur) nur vom Schutzbereich des First Amendments auszunehmen, sofern diese unmittelbar zu rechtswidrigen Handlungen aufruft oder anstiftet und derartige Handlungen wahrscheinlich macht.406

Ein weiterer Fall, den der SCUS zum Thema nationale Sicherheit behandelte, war New York Times Co v United States407. Die New York Times wollte geheime Dokumente (sog "Pentagon Papers") zum Vietnamkrieg publizieren, jedoch wurde von der Nixon-Administration ein

399 Vgl Kübler, Rassenhetze und Meinungsfreiheit, AöR, 116; Botsford, Freedom of Expression, Dissenting Historians, and the Holocaust Revisionists, Historical Notes, 15. 400 Vgl ibid, 15. 401 Vgl Voss, Meinungsfreiheit und verfassungsmäßige Ordnung, 67; Dennis v United States, 341 US 494 (1951), 509. 402 Ibid, 510. 403 Vgl Sottiaux, The "Clear and Present Danger" Test in the Case Law of the European Court of Human Rights, ZaöRV, 662. 404 Vgl DeWitt, "Clear and Present Danger", Historical Reflections, 124f; Rosenberg v United States, 346 US 273 (1953). 405 Vgl Rohloff, Grundrechtsschranken in Deutschland und den USA, 134. 406 Brandenburg v Ohio, 395 US 444 (1969); vgl Kübler, Rassenhetze und Meinungsfreiheit, AöR, 117; Harrison/Gilbert, Freedom of Speech Decisions, 25-30; Bezemek, Meinungsäußerung Schutzgegenstand, 192-195; Rohloff, Grundrechtsschranken in Deutschland und den USA, 133-135. 407 New York Times Co v United States, 403 US 713 (1971). 40

Veröffentlichungsverbot veranlasst. Die Regierung stützte sich auf den Espionage Act und wandte ein, dass die Veröffentlichung von derartigen Dokumenten die Kriegsbemühungen unterminieren.408 Der SCUS hob den "prior restraint" der Administration mit der Begründung auf: "[…] to halt the publication of news by resort to the courts would wipe out the First Amendment and destroy the fundamental liberty and security of the very people the Government hopes to make 'secure' […]"409.

Der Espionage Act ist noch heute teilweise in Geltung und dient als Mittel, um gegen Whistleblower vorzugehen (bspw Julian Assange oder Edward Snowden).410 Zusätzlich stellt der SCUS im Jahr 2005 fest, dass öffentliche Bedienstete nicht als geschützte Whistleblower gelten und folglich strafrechtlich sanktioniert werden können. Die Verschwiegenheit zählt zu ihren beruflichen Pflichten und die Veröffentlichung von geheimen Informationen darf nicht einmal als ultima ratio angewandt werden.411

Zusätzlich ist anzumerken, dass das Verbrennen von Flaggen im Gegensatz zu Österreich in den USA verfassungsrechtlich geschützt ist, weil "[this] is a reaffirmation of the principles of freedom and inclusiveness that the flag best reflects, and of the conviction that our toleration of criticism such as Johnson's [who burned the flag] is a sign and source of our strength"412.413

5. Grenzen der Berichterstattung und Unschuldsvermutung

Die Medienfreiheit ist als erweiterte Form der Meinungsfreiheit zu interpretieren, deren institutioneller Schutz als Rückgrat der individuellen Meinungsfreiheit dient.414 In Österreich war die Medienlandschaft nach dem Zweiten Weltkrieg von den alliierten Besatzungsmächten geprägt.415 Die Medien wurden nach dem Zweiten Weltkrieg durch das Preßgesetz416 reguliert, dessen Stammfassung auf das Jahr 1922 zurückgeht. Überdies erließ der Alliierte Rat eine Presseverordnung, die bis 1955 in Kraft blieb.417 Die Einschränkungen, die der Alliierte Rat

408 Vgl DeWitt, "Clear and Present Danger", Historical Reflections, 125f. 409 New York Times Co v United States, 403 US 713 (1971), 719. 410 Vgl DeWitt, "Clear and Present Danger", Historical Reflections, 127. 411 Vgl Vladeck, The Espionage Act and National Security Whistleblowing After Garcetti, AmULRev, 1533f. 412 Texas v Johnson, 491 US 397 (1989), 419. 413 Vgl Bezemek, Meinungsäußerung Schutzgegenstand, 36-38. 414 Vgl Berka, Die Kommunikationsfreiheit, 424. 415 Vgl Roček, Die Funktionen von Rundfunk und Fernsehen für die Meinungsbildung in Österreich, 118f. 416 BGBl Nr 218/1922. 417 Vgl Paupié, Handbuch der österreichischen Pressegeschichte 1848-1959, 78f. 41

vorgab, bezogen sich vor allem auf demokratiefeindliche Schriften und NS-Propaganda. Erst durch die Wiedererlangung der Unabhängigkeit – mit Inkrafttreten des StV von 1955 (vgl VI.2.) – konnte Österreich seine Medienlandschaft wieder selbständig gestalten.418

Die erste Reform nach 1945 geschah durch die Pressenovelle419 aus dem Jahr 1952, die den medienrechtlichen Zustand von 1922 wiederherstellte.420 Das Preßgesetz proklamierte in § 1 die "Freiheit der Presse". Dennoch beinhaltete das Gesetz beschränkende Maßnahmen für dieselbige. Bspw verpflichtete § 20 PreßG zur Vorlage aller periodischen Druckschriften und Druckschriften von geringem Umfang an die Behörden.421 Zudem existierte ein Entgegnungsrecht. Dieses Rechtsinstitut zwang den Herausgeber der Druckschrift bei Tatsachenmitteilungen zu einer Veröffentlichung der Berichtigung auf Verlangen des Beteiligten, unabhängig von dem Wahrheitsgehalt der ursprünglichen Meldung oder der Entgegnung (zu unwahren Entgegnungen expressis verbis § 24 Abs 7 PreßG).422 Zusätzlich waren die verantwortlichen Redakteure (Schriftleiter) strafrechtlich für jeden abgedruckten Text verantwortlich.423

Die starke parteipolitische Einflussnahme auf die Presse löste das Rundfunkvolksbegehren im Jahr 1964 aus. Diese Initiative hatte die Unabhängigkeit der Presse zum Ziel. Das Volksbegehren resultierte 1966 im Rundfunkgesetz424, welches die objektive Berichterstattung der österreichischen Rundfunkgesellschaft und deren Bildungsauftrag zum Inhalt hatte.425

Trotz des nach EMRK-Standards unzureichenden Schutzes der Presse gelang eine Reform des Medienrechts über 25 Jahre lang nicht (abgesehen von kleineren Änderungen). Erst im Jahr 1981 wurde das heute noch in Geltung stehende Mediengesetz 1981426 beschlossen. Darin wurden ua das Verbot über Kriminalverfahren zu berichten (sog "Lasser'schen Artikel") und die Verantwortung von Schriftleitern aufgehoben.427 Zudem wurde ein Anspruch auf

418 Vgl Holaus, Meinungsfreiheit in Österreich, 35-37. 419 BGBl Nr 118/1952. 420 Vgl Paupié, Handbuch der österreichischen Pressegeschichte 1848-1959, 789f. 421 Vgl Swoboda/Hartmann, Kommentar zum Preßgesetz, 46-49. 422 Vgl ibid, 52-68, 78f; Korn, Vom Pressegesetz zum Mediengesetz, 144f. 423 Vgl Swoboda/Hartmann, Kommentar zum Preßgesetz, 97f. 424 BGBl Nr 195/1966. 425 Vgl Roček, Die Funktionen von Rundfunk und Fernsehen für die Meinungsbildung in Österreich, 120-123; Binder, Die Rundfunkfreiheit, 465. 426 BGBl Nr 314/1981. 427 Vgl Holaus, Meinungsfreiheit in Österreich, 36. 42

immaterielle Schäden eingeführt, der aus Ehrenkränkungen herrührt.428 Überdies unterliegen die Medieninhaber und -mitarbeiter dem journalistischen Sorgfaltsgebot nach § 29 MedienG,429 das bei verantwortungsvoller Verdachts- und Beweismittelprüfung einen strafrechtlichen Entschuldigungsgrund darstellt.430

Die Mediengesetzesnovelle431 von 1992 änderte das Mediengesetz 1981 ab. Das Telos der Gesetzesänderung war die Harmonisierung zwischen Medienfreiheit, Persönlichkeitsschutz und Unabhängigkeit der Justiz herzustellen. Ua wurde auf den Schutz der Unschuldsvermutung, den Identitätsschutz sowie eine Anpassung des Entschädigungsanspruch nach § 6 MedienG Augenmerk gelegt.432

Der EGMR sprach der Presse und den Massenmedien von Anfang an eine besondere Rolle als Wächter ("public watchdog") innerhalb einer demokratischen Gesellschaft zu. Der Gerichtshof gewährleistet dies bspw durch den journalistischen Quellenschutz.433

Zudem garantiert das BVG-Rundfunk434 seit 1974 dem öffentlichen Rundfunk eine freie und unabhängige Gestaltung seiner Inhalte. Diese Unabhängigkeitsgarantie vor politischen und wirtschaftlichen Einflüssen ist auch nach Art 10 EMRK zu gewährleisten.435 Gleichwohl kann die KommAustria einschränkende Bescheide erlassen. Der VfGH judizierte, dass die Verfassung die öffentlichen Rundfunkanstalten vor inhaltlichen Direktiven schütze,436 wobei das Höchstgericht auch deren Verantwortlichkeit iS des Objektivitätsgrundsatzes hervorhob.437 "[S]charf ausgeprägte Standpunkte und provokant-kritische Stellungnahmen"438 sind zulässig, solange die Berichterstattung (oder in diesem konkreten Fall das Interview) nicht auf "rechtsmissbräuchlich-willkürliche" Weise erfolgt.439

428 Vgl Korn, Vom Pressegesetz zum Mediengesetz, 146f. 429 Vgl Berka, Die Kommunikationsfreiheit, 449; ErlRV 2 BlgNR 15. GP, 42f. 430 Vgl Rami, WK2§ 29 MedienG, Rz 4/2. 431 BGBl Nr 20/1993. 432 Vgl Zöchbauer, Das neue Medienrecht, 15-17. 433 Vgl Grote/Wenzel, Die Meinungsfreiheit, 912; Öhlinger/Eberhard, Verfassungsrecht11, 436f; EGMR 27.03.1996, 17488/90 (Goodwin v United Kingdom),15-18. 434 BGBl Nr 396/1974. 435 EGMR 17.09.2009, 13936/02 (Manole and others v Moldova). 436 VfGH 26.09.1994, B 1705/93; VfGH 21.06.1989, B 1701/88, B 1847/88. 437 Vgl Berka, Die Kommunikationsfreiheit, 425. 438 VfGH 21.06.1989, B 1701/88, B 1847/88. 439 Ibid; vgl Berka/Binder/Kneihs, Grundrechte, 699. 43

Das BVG-Rundfunk diente nicht nur zur Wahrung der Meinungsfreiheit innerhalb der Medienwelt. Durch die Implikationen des "Rundfunkvorbehalts" war der Rundfunk nur auf Grundlage einer gesetzlichen Ermächtigung erlaubt; folglich hatte der ORF ein staatliches Monopol inne.440 Dies bestätigte der VfGH im Jahr 1983.441 Erst durch den Fall Informationsverein Lentia and others v Austria442 durchbrach der EGMR das Rundfunk- monopol, weil ein solches für eine demokratische Gesellschaft nicht notwendig sei und gegen Art 10 EMRK verstoße ("[…] a public monopoly is the one which imposes the greatest restrictions on the freedom of expression […]"443).444 Anschließend kam es zu einer sukzessiven Liberalisierung des "Rundfunkmarktes". Umgesetzt wurde dies mit dem noch 1993 beschlossenen RegionalradioG445 und dem Kabel- und Satelliten- RundfunkG 1997446. Um den Anforderungen des Art 11 Abs 2 GRC gerecht zu werden und die Pluralität der Medien zu gewährleisten, wurde 2010 die EU-Medien-RL447 geschaffen. Diese RL bildete die Grundlage, um das Privatfernsehgesetz 2001448 zu reformieren, welches dem Kabel- und Satelliten- RundfunkG 1997 derogierte und in das AMD-G449 umbenannt wurde.450

Zu beachten ist, dass selbst die EMRK die Errichtung von Schranken für die Rundfunkfreiheit explizit gestattet.451 Nach Art 10 Abs 1 EMRK ist den Vertragsstaaten die Einrichtung eines Konzessionssystem erlaubt, solange die Konzessionsvergabe nicht willkürlich oder diskriminierend erfolgt.452

Eine weitere Beschränkung der Meinungsfreiheit oder expliziter der Pressefreiheit ist die Unschuldsvermutung. Der Grundsatz in dubio pro reo, der Ausfluss des Rechts auf ein faires Verfahren nach Art 6 EMRK ist, stellt die Grenze der Presse in Bezug auf den Strafprozess

440 Vgl Binder, Die Rundfunkfreiheit, 463, 476f. 441 VfGH 16.12.1983, B 7/80. 442 EGMR 24.11.1993, 13914/88, 15041/89, 15717/89, 15779/89, 17207/90 (Informationsverein Lentia and others v Austria). 443 Ibid, 11. 444 Vgl Öhlinger/Eberhard, Verfassungsrecht11, 437. 445 BGBl Nr 506/1993. 446 BGBl I Nr 42/1997. 447 Richtlinie über audiovisuelle Mediendienste, RL2010/13/EU. 448 BGBl Nr 84/2001. 449 BGBl I Nr 50/2010. 450 Vgl Berka/Binder/Kneihs, Grundrechte, 694-699. 451 Vgl Öhlinger/Eberhard, Verfassungsrecht11, 437. 452 Vgl Binder, Die Rundfunkfreiheit, 474; ablehnend gegenüber einem Konzessionssystem VfGH 02.12.1961, B 169/61; EGMR 28.06.2001, 24699/94 (VgT Verein gegen Tierfabriken v Switzerland). 44

dar.453 Eine undifferenzierte oder tendenziöse Berichterstattung soll unterbunden werden, um ein faires und unvoreingenommenes Strafverfahren zu garantieren. In Österreich nahm sich der Gesetzgeber 1992 dieser Problematik mit der Novellierung des Mediengesetzes an, bzw mit der Einführung von § 7b MedienG. Dieser Tatbestand schützt vor medialer Vorverurteilung vor und während eines Strafprozesses.454

Diese Gesetzesnovelle wurde durch diverse Medieninhaber mittels Individualantrag vor den VfGH gebracht, weil dies einen unzulässige Verstoß gegen Art 10 EMRK darstelle. Der VfGH wies die Anträge als unbegründet ab. Die Norm des MedienG soll verhindern, dass die gesetzlich gewährleistete Garantie auf die Unschuldsvermutung durch eine "[…] mediale Vorverurteilung […] wirkungs- und gegenstandslos wird […]"455. Überdies kann nicht von einem demokratischen Interesse gesprochen werden, beschuldigte Personen vorzuverurteilen und öffentlich zu diskreditieren. Die wahrheitsgemäße Berichterstattung kann weiterhin erfolgen. Jeder Bericht muss so verfasst werden, dass aus einem Verdacht keine Vorverurteilung oder geradezu ein Schuldspruch wird. Zudem stellte der OGH fest, dass die Höhe der Entschädigung zur Wahrung der Unschuldsvermutung nicht unverhältnismäßig sein dürfe.456

Der öffentliche Rundfunk ist durch das Objektivitätsgebot indirekt an die Unschuldsvermutung gebunden. Bereits 1986 judizierte der VfGH aus, dass die Unschuldsvermutung ein Grundsatz sei, der die gesamte österreichische Rechtsordnung durchzieht und eine Verflechtung mit dem Objektivitätsgrundsatz gegeben ist.457 Auch die Tatsache, dass die Berichterstattung sorgfältig recherchiert wurde und als "wahr" angesehen werden kann, rechtfertigt einen "medialen Schuldspruch" nicht.458

Über die Unschuldsvermutung hinaus, die den grundrechtlichen Schutz vor einer rechtskräftigen Entscheidung darstellt, kennt das österreichische Strafgesetzbuch auch Einschränkungen, um die Rehabilitation des Verurteilten zu gewährleisten.459 Der mit dem StGB 1974 eingeführte Vorwurf einer schon abgetanen gerichtlich strafbaren Handlung nach

453 Vgl Berka, Die Kommunikationsfreiheit, 452f. 454 Vgl Khakzadeh-Leiler, Judikatur OGH, 269; Zöchbauer, Das neue Medienrecht, 30-33. 455 VfGH 28.09.1995, G 249/94, G 250/94, G 251/94, G 252/94, G 253/94, G 254/94. 456 OGH 05.06.2008, 15 Os 22/08m (=MR 2008/7-8, 340); vgl Khakzadeh-Leiler, Judikatur OGH, 270. 457 VfGH 11.10.1986, B 193/86. 458 Vgl Berka, Unschuldsvermutung und Recht auf Anonymität, MR, 6-8. 459 ErlRV 30 BlgNR 13. GP, 247. 45

§ 113 StGB schützt rechtskräftig verurteilte Straftäter, die ihre Strafe bereits verbüßt haben, vor Diskreditierung. Dieser Tatbestand basiert auf § 497 StG,460 der zusätzlich zum "Vorwurf" auch die Absicht verlangte, das Opfer zu schmähen.461 Die Verurteilung nach § 113 StGB wurde indessen im Jahr 1992 vom EGMR462 in Bezug auf kritische Äußerungen zu vergangenen Straftaten von Politikern als Verstoß gegen Art 10 EMRK gewertet und folglich die Anwendbarkeit des Delikts reduziert.463

Die Beschränkung der Meinungsfreiheit in den "Massenmedien" basiert in den USA auf dem 1927 erlassenen Radio Act464, der durch den Communications Act465 im Jahr 1934 ergänzt wurde. Durch diesen Gesetzesakt wurde die FCC (Federal Communications Commission) als unabhängige Bundesbehörde zur Regulierung der elektronischen Medienlandschaft eingerichtet.466 Überdies wird der Rundfunk als öffentliches Gut verstanden, das keiner privaten Monopolbildung ausgesetzt werden darf. Deshalb wurde die Frequenzvergabe quantitativ beschränkt.467 Des Weiteren wurde die Übertragung vulgärer Sprache und obszöner Inhalte verboten. Diese Einschränkungen wurden in den 70er Jahren von der FCC auf Inhalte, die sich auf Drogen bezogen, ausgeweitet.468 Diese Restriktionen wurden im Fall Yale Broadcasting Company v FCC469 vom Court of Appeal of DC als verfassungskonform eingestuft.

Ein weiterer prominenter Fall von medialer Zensur war die Übertragung von George Carlins "Filthy Words", die von der FCC aufgrund der "indecent language" verboten wurde. In FCC v Pacifica Foundation470 überprüfte der SCUS im Jahr 1978 die behördliche

460 Vgl Foregger/Serini, Das österreichische Strafgesetz 19453, 324. 461 Vgl Rami, WK2§ 113 StGB, Rz 4; Rittler, Lehrbuch des österreichischen Strafrechts2, 124. 462 EGMR 28.08.1992, 13704/88 (Schwabe v Austria), 12f. 463 Vgl Pfanner, Spannungsverhältnis Meinungsfreiheit – Ehrenbeleidungsdelikte, 59. 464 Radio Act, 23.02.1927, 44 Stat 1162. 465 Communications Act, 19.06.1934, 48 Stat 1064. 466 Vgl Eifert, Medienrecht in den USA, 2778. 467 Vgl Holsinger, Media Law2, 421; Rohloff, Grundrechtsschranken in Deutschland und den USA, 175; National Broadcasting Co, Inc v United States, 319 US 190 (1943). 468 Vgl Rubenstein, Legal Restraints and the TV Channeling Controversy, 5. 469 Yale Broadcasting Company v FCC, 478 F2d 594 (DC Cir 1973). 470 FCC v Pacifica Foundation, 438 US 726 (1978). 46

Einschränkung auf ihre Verfassungsmäßigkeit.471 Das Höchstgericht stellte fest: "[…] these words ordinarily lack literary, political, or scientific value, [however] they are not entirely outside the protection of the First Amendment"472. Dennoch erlaubte der SCUS die Einschränkung, weil eine Rundfunkübertragung auch Kindern leicht zugänglich sei. Das elterliche Erziehungsrecht und das staatliche Interesse am Wohlbefinden des Kindes rechtfertigen eine Regulierung des Rundfunks.473

Zudem etablierte sich die fairness-Doktrin, welche die Rundfunkanbieter zu einer ausgewogenen Berichterstattung verpflichtete (ähnlich dem Objektivitätsgebot).474 Dieser Ansatz ist auf die Novellierung des Communications Act475 im Jahr 1959 zurückzuführen, der § 315 um die "obligation […] to afford reasonable opportunity for the discussion of conflicting views on issues of public importance" erweiterte. Der SCUS bestätigte 1969 die Verfassungskonformität der fairness-Doktrin aufgrund des öffentlichen Interesses und des verhältnismäßigen Eingriffs in die Meinungsfreiheit.476

Weitere Reglementierungen ermöglichten der FCC ein absolutes Verbot von Programmen mit anstößigen Inhalten zu verhängen.477 Die Behörde wandte ihre prohibitive Kompetenz im Jahr 1990 an. Dies wurde vom Court of Appeal of DC als verfassungswidrig aufgehoben.478 Im Jahre 1996 wurde der Telecommunications Act479 beschlossen. Dieser beinhaltet einen "safe harbor" für anstößige Programme. Diese durften nur zu vorgegebenen Zeiten ausgestrahlt werden, um den Jugendschutz zu gewährleisten.480

Im Gegensatz zum Rundfunk genießt die Presse einen sehr viel weitläufigeren Schutz durch das First Amendment.481 Der SCUS wies bereits auf die besondere Stellung der Presse hin und auf die Unerlässlichkeit "to preserve […] the constitutional rights of [the] free press […] in

471 Vgl Harrison/Gilbert, Freedom of Speech Decisions, 45-64; Rubenstein, Legal Restraints and the TV Channeling Controversy, 6f. 472 FCC v Pacifica Foundation, 438 US 726 (1978), 746. 473 Ibid, 749; vgl Rohloff, Grundrechtsschranken in Deutschland und den USA, 179f. 474 Vgl Eifert, Medienrecht in den USA, 2778; Rohloff, Grundrechtsschranken in Deutschland und den USA, 175; Holsinger, Media Law2, 423. 475 Communications Act Amendment, 14.09.1959, 73 Stat 557. 476 Red Lion Broadcasting Co, Inc v FCC, 395 US 367 (1969), 385f. 477 Vgl Rubenstein, Legal Restraints and the TV Channeling Controversy, 7f. 478 Action for Children's Television v FCC, 932 F2d 1504 (DC Cir 1991). 479 Telecommunications Act, 08.02.1996, 110 Stat 56. 480 Vgl Rubenstein, Legal Restraints and the TV Channeling Controversy, 8. 481 Vgl Rohloff, Grundrechtsschranken in Deutschland und den USA, 174f. 47

order to maintain the opportunity for free political discussion, to the end that government may be responsive to the will of the people […]. Therein lies the security of the Republic, the very foundation of constitutional government"482.

Zudem führt auch die Unschuldsvermutung in den USA zu einer Beschränkung der Meinungsfreiheit, insbesondere der Berichterstattung während eines Strafprozesses. Die erste Entscheidung, die zur Einschränkung der Presse nach dem Zweiten Weltkrieg erging, war Pennekamp v Florida483. Der Miami Herald veröffentlichte einen Cartoon, in dem die Justiz Floridas als parteiisch gegenüber einer bestimmten Personengruppe skizziert wurde. Der Editor wurde in Florida verurteilt, weil seine Handlungen die Integrität des Prozesses untergraben und die Öffentlichkeit ihr Vertrauen in die staatliche Institution verlieren würde. Diese vorinstanzliche Entscheidung wurde vom SCUS einstimmig aufgehoben. Die Publikation habe nicht "[…] the clearness and immediacy necessary to close the door of permissible public comment […]"484, obwohl die Darstellungen teilweise falsch seien. Der SCUS wog das Verhältnis zwischen der Pressefreiheit und der möglichen Beeinflussung von anhängigen Verfahren ab und kam zu dem Schluss, dass die Freiheit zu publizieren überwiege. Dabei räumte das Höchstgericht ein, dass einer freien Debatte der größtmögliche Spielraum zu gewähren sei, sofern dies mit einer "fair and orderly administration of justice" vereinbar ist.485

Im Fall Estes v Texas486 musste der SCUS entscheiden, ob im vorhergegangenen Verfahren durch die intensive Berichterstattung des Prozesses (via Bild- und Tonübertragung) die Grundprinzipien des "due process" (Fourteenth Amendment) beeinträchtigt wurden. Der SCUS entschied mit vier zu fünf Stimmen für eine Einschränkung der Presseberichterstattung in Gerichtsverhandlungen.487 Der SCUS behielt diese Judikatur in Sheppard v Maxwell488 bei. Im vorinstanzlichen Verfahren wurde der Presse ein großer Spielraum eingeräumt, über die Geschehnisse zu berichten. Ua war es dem Beschuldigten nicht möglich, seinen Anwalt während des Prozesses zu konsultieren, ohne von der Presse belauscht zu werden. Überdies fotografierte und interviewte die Presse die Geschworenen, deren Namen und Adressen

482 DeJonge v Oregon, 299 US 353 (1937), 365. 483 Pennekamp v Florida, 328 US 331 (1946). 484 Ibid, 349f. 485 Vgl Abraham, Freedom and the Court, 127f. 486 Estes v Texas, 381 US 532 (1965). 487 Vgl Holsinger, Media Law2, 256f; Abraham, Freedom and the Court, 130; Emerson, System of Freedom of Expression, 465. 488 Sheppard v Maxwell, 384 US 333 (1966). 48

während des Prozesses veröffentlicht wurden.489 Der SCUS bestätigte seine Leitjudikatur von Estes v Texas mit acht zu einer Stimme. Justice Clark führte aus, dass eine großangelegte und unkontrollierte Berichterstattung das Recht des Beschuldigten auf ein faires Verfahren beeinträchtige, selbst wenn keine Beweise für die Voreingenommenheit ("prejudice") der Geschworenen durch die Berichterstattung vorliegen. Des Weiteren wurde Richtern das Recht eingeräumt, gegen renitente Pressemitglieder direkte Maßnahmen zu setzten, um die Rechte des Beschuldigten zu wahren.490

Im Jahr 1981 hatte der SCUS in Chandler v Florida491 zu entscheiden, ob die Presse – trotz des Einspruchs des Beschuldigten – einen Strafprozess (mit Bild und Ton) übertragen dürfe. In Florida wurden bereits 1937 Beschränkungen bei strafprozessualen Berichterstattungen eingeführt. Dennoch vertrat das vorinstanzliche Gericht die Meinung, dass eine Übertragung von Prozessen für den Rückhalt und das Vertrauen der Bevölkerung in die Justiz essenziell sei. Der SCUS entschied, dass eine eingeschränkte und gesetzlich geregelte Berichterstattung zulässig sei, wie dies im vorliegenden Fall gegeben war. Justice Harlan führte aus, dass ein absolutes Berichterstattungsverbot während eines Prozesses nicht durch die Gefahr der Beeinflussung und der Vorverurteilung gerechtfertigt werden könne.492 Die Abweichung von Estes v Texas wurde mit einer Veränderung der Fernsehtechnologie und der kontrollierten Berichterstattung im Gericht begründet.493

6. Unzüchtiges und Obszönes

Die Einschränkung der sexuellen Freiheit und auch die Kommunikation sexueller Inhalte hat tiefe Wurzeln sowohl in der europäischen494 als auch in der amerikanischen495 Rechtskultur. Infolgedessen entstanden Schranken der Meinungsfreiheit durch gesetzliche Regulatorien für Obszönes und Unzüchtiges.

489 Vgl Holsinger, Media Law2, 256f; Abraham, Freedom and the Court, 130. 490 Vgl Abraham, Freedom and the Court, 131. 491 Chandler v Florida, 449 US 560 (1981). 492 Ibid, 575. 493 Vgl Rotunda, Modern Constitutional Law,851f; Holsinger, Media Law2, 290f. 494 Vgl Härter, Die unwiderstehliche Allmacht des Geschlechtstriebes, BRGÖ, 16-27; Wimmer, Pornographie in Österreich, 8f. 495 Vgl Kadish, Encyclopedia of Crime and Justice, 1087f. 49

Österreich hatte aufgrund seiner langen katholischen und sittenpolizeilichen Tradition496 strenge Strafbestimmungen im Hinblick auf Sexualität und auch "Unzucht".497 Das StG 1852498 pönalisierte bspw mit § 129 StG bis 1971 jeden homosexuellen Akt.499 Des Weiteren sanktionierte das dreizehnte Hauptstück des StG die Vergehen und Übertretungen gegen die öffentliche Sittlichkeit.500 Nach § 500 StG waren darunter Handlungen zu subsumieren, welche die "Sittenverderbnis" vorantreiben.501 Auch waren bildliche Darstellungen, mündliche Äußerungen und unzüchtige Schriften, welche die Sittlichkeit oder Schamhaftigkeit gröblich verletzen, nach § 516 StG strafbar.502 Dieser strafrechtliche Tatbestand reglementierte anfänglich auch pornographische Inhalte (damals Druckschriften).503 In der Strafrechtsnovelle 1971504 wurde mit § 517 StG das Verbot von Werbung für Unzucht mit Personen des gleichen Geschlechts oder mit Tieren eingeführt.505

Das österreichische Strafrecht wurde durch das Strafrechtsänderungsgesetz 1974506 (welches zur Einführung des StGB führte) novelliert. Jedoch wurde die Einschränkung der Meinungsfreiheit in Bezug auf die Sexualdelikte nicht gelockert. Die Novelle übernahm mit § 220 StGB das Verbot von Werbung für Unzucht mit Personen des gleichen Geschlechts oder mit Tieren. Auch der Straftatbestand der Öffentlichen unzüchtigen Handlung nach § 218 StGB kann als eingeschränkter Nachfolger des § 516 StG betrachtet werden.507 Selbst die Ankündigung zur Herbeiführung unzüchtigen Verkehrs nach § 219 StGB (diese Bestimmung wurde bereits mit der Strafrechtsnovelle von 1929 eingeführt508) blieb weiterhin strafbar, wobei diese heute allerdings obsolet erscheint.509

496 Vgl Benke/Holzleithner, Zucht durch Recht, L’homme, 75; Blaschitz, Der "Kampf gegen Schmutz und Schund", 206f. 497 Vgl Graupner, Unzucht und Anstößigkeit, 10f. 498 RGBl Nr 117/1852 (WV 1945, StGBl Nr 25/1945). 499 Vgl Kraml, Aufstieg und Fall des § 209, Juridikum, 19. 500 Heute: Zehnter Abschnitt - Strafbare Handlungen gegen die sexuelle Integrität und Selbstbestimmung. 501 Vgl Foregger/Serini, Das österreichische Strafgesetz 19453, 326f. 502 Vgl ibid, 334f; Rittler, Lehrbuch des österreichischen Strafrechts2, 319-327. 503 Vgl Benke/Holzleithner, Zucht durch Recht, L’homme, 76; Graupner, Unzucht und Anstößigkeit, 11f. 504 BGBl Nr 274/1971. 505 Vgl Gössl, Von der Unzucht zum Menschenrecht, 88-90. 506 BGBl Nr 60/1974. 507 ErlRV 30 BlgNR 13. GP, 366f (in der RV noch § 225 StGB). 508 BGBl Nr 440/1929. 509 ErlRV 30 BlgNR 13. GP, 367 (in der RV noch § 226 StGB); Vgl Benke/Holzleithner, Zucht durch Recht, L’homme, 70. 50

Der Straftatbestand nach § 220 StGB wurde erst 1996 aufgehoben.510 Hingegen ist § 218 StGB noch in Kraft und wurde inzwischen mehrfach novelliert.511 Als Schutzzweck dieser Norm wird nicht mehr "das Scham- und Sittlichkeitsgefühl der Allgemeinheit" betrachtet, sondern der Schutz der sexuellen Selbstbestimmtheit des Einzelnen.512 Hingegen ist die Ankündigung zur Herbeiführung unzüchtigen Verkehrs nach § 219 StGB noch heute kriminalisiert.513

Des Weiteren werden pornographische Werke in Österreich durch das PornG 1950514 (auch "Schmutz- und Schundgesetz") reguliert. Das PornG derogierte der Verordnung zum Schutze der Sittlichkeit und der Volksgesundheit515 von 1934.516 Dieses Gesetz stellt die Herstellung, Verbreitung, Einführung, öffentliche Ausstellung, usw von unzüchtigen Schriften, Abbildungen, Laufbildern oder anderer unzüchtiger Gegenstände in gewinnsüchtiger Absicht unter Strafe.517

Der Begriff des "Unzüchtigen" war laut Rsp bis 1973 vom allgemeinen Scham- oder Sittlichkeitsgefühl geprägt,518 demgemäß von der Sichtweise eines aufgeschlossenen, normalempfindenden Durchschnittsmenschen.519 Spätere Entscheidungen stellten auf eine künstlerische oder wissenschaftliche Intention des Täters ab;520 derartige Werke sind nicht als unzüchtig zu qualifizieren.521 Der OGH wertete die Darstellung gleichgeschlechtlichen Verkehrs als absolut unzüchtig, folglich verstoßen Werke dieser Art stets gegen § 1 PornG.522 Erst im Jahr 2000 entschied das OLG Graz, dass aufgrund der Gesetzesänderungen und des gesellschaftlichen Wandels an einer derartigen Judikatur nicht mehr festgehalten werden könne (bereits 1989 hatte das OLG Innsbruck ähnlich entschieden, jedoch wurde diese Rsp vom OGH nicht übernommen523).524 Laut Mayerhofer/Salzmann sind die Bestimmungen des PornG nicht

510 BGBl Nr 762/1996. 511 BGBl I Nr 15/2004; BGBl I Nr 112/2015; BGBl I Nr 117/2017. 512 Vgl Philipp, WK2§ 218 StGB, Rz 1. 513 Vgl Graupner, Unzucht und Anstößigkeit, 13, 36; Philipp, WK2§ 219 StGB, Rz 1. 514 BGBl Nr 97/1950. 515 BGBl Nr 171/1934. 516 Vgl Wimmer, Pornographie in Österreich, 12f; Graupner, Unzucht und Anstößigkeit, 13f. 517 Vgl Rittler, Lehrbuch des österreichischen Strafrechts2, 327-330. 518 RS0087747; OGH 03.12.1968, 10 Os 243/67. 519 RS0088170. 520 RS0087444; OGH 11.04.1984, 11 Os 205/83. 521 Vgl Mayerhofer, Die Freiheit der Kunst vor strafrechtlichen Eingriffen, ÖJZ, 197-201; Wimmer, Pornographie in Österreich, 15; zum künstlerischen Wert ErlRV 105 BlgNR 6. GP, 6. 522 RS0087387; OGH 24.11.1980, 12 Os 111/80. 523 Vgl Graupner, Unzucht und Anstößigkeit, 27f. 524 OLG Graz 24.11.2000, 9 Bs 304/00. 51

als Vorzensur und somit auch nicht als verfassungswidrig zu werten, weil für eine Beschlagnahmung entsprechender "Schundliteratur" ein gerichtlicher Beschluss vorliegen muss.525 Im Jahre 1994 war eine Reform des PornG in Planung, um das Gesetz à jour zu bringen und um Kinderpornographie effektiver verfolgen zu können.526 Diese Reform wurde nicht umgesetzt, stattdessen wurde das StGB um die Pornographische Darstellungen mit Unmündigen (§ 207a)527 erweitert.528

Der EGMR hat bereits früh festgelegt, dass die Meinungsfreiheit auch Äußerungen umfasse, "[…] that offend, shock or disturb the State or any sector of the population"529. Auch unzüchtige Darstellungen und Pornographie seien davon umfasst, dennoch räumt der Gerichtshof den Staaten einen weiten Spielraum für die Beschränkung von Obszönem ein.530

In den USA ist die Obszönität eine Schranke des First Amendments bzw befinden sich obszöne Äußerungen außerhalb des Schutzes des ersten Verfassungszusatzes ("obscenity is outside the protection of the First Amendment"531). Obszönität bezieht sich in der Rsp des SCUS hauptsächlich auf sexuelle Aspekte. Gewalt ohne sexuellen Zusammenhang532 oder Blasphemie533 werden von der Obszönität nicht umfasst.534 Was exakt unter obscenity zu verstehen ist, wurde vom SCUS auch in den landmark decisions nicht abschließend geklärt.535 Das Problem einer Definition des Begriffes der "Obszönität" führte Justice Steward in Jacobellis v Ohio aus: "[…] the court […] was faced with the task of trying to define what may

525 Vgl Mayerhofer/Salzmann, Nebenstrafrecht3, 319f; auch bezüglich der Unbestimmtheit des § 1 PornG OGH 15.02.1984, 11 Os 199/83; anders bei einer Vorlagepflicht gegenüber einer Behörde VfGH 16.12.1978, G 3/78. 526 348/ME 18. GP. 527 BGBl Nr 622/1994. 528 Vgl Benke/Holzleithner, Zucht durch Recht, L’homme, 80f. 529 EGMR 07.12.1976, 5493/72 (Handyside v United Kingdom), 18. 530 Vgl Grote/Wenzel, Die Meinungsfreiheit, 928f; EGMR 24.05.1988, 10737/84 (Müller and others v Switzerland), 16-18. 531 Vgl Emerson, System of Freedom of Expression, 467. 532 Winter v New York, 333 US 507 (1948). 533 Joseph Burstyn, Inc v Wilson, 343 US 495 (1952), 505f. 534 Vgl Emerson, System of Freedom of Expression, 467. 535 Vgl Obscenity under Miller v California, HarvLRev, 1839. 52

be indefinable". Steward kam schließlich zur instinktiven Konklusion: "I know it when I see it […]"536.

Die US-amerikanische Rsp war bis Mitte des 20. Jhd vom "Hicklin test" geprägt, der 1868 im viktorianischen England etabliert worden war.537 Den ersten Obszönitäts-Fall behandelte der SCUS im Jahr 1957 aufgrund eines 4-4 Patts im Jahr 1948 in Doubleday and co v New York. In Butler v Michigan538 hob der SCUS ein Gesetz auf, das amoralische Publikationen verbot, die geeignet sind, Jugendliche zu korrumpieren. Die Begründung des SCUS war, dass Erwachsene in Michigan andernfalls nur noch Lektüre für Kinder lesen dürften.539

Im selben Jahr fällte der SCUS in Roth v United States und Alberts v California540 erneut eine Entscheidung, wie obszöne Inhalte mit dem ersten Zusatzartikel vereinbar seien. In den beiden zusammen entschiedenen Fällen kristallisierte die Mehrheitsmeinung des SCUS zwei Prinzipien heraus:541

Erstens werden obszöne Inhalte nicht vom First Amendment geschützt, weil diese gänzlich ohne sozialen Wert seien ("[…] utterly without redeeming social importance"). Zweitens legte der SCUS fest, was unter Obszönität subsumiert werden kann. Justice Brennan definierte: "[…] whether, to the average person, applying contemporary community standards, the dominant theme of the material, taken as a whole, appeals to prurient interest"542 (sog Roth-Standards). Die Dissidenten wandten ua ein, dass Äußerungen, die "lustvolle Gedanken" hervorrufen, alltäglich mehrmals auftreten und dies als Vorwand für staatliche Zensur verwendet werden könnte.543

536 Jacobellis v Ohio, 378 US 184 (1964), 197. 537 Vgl Kadish, Encyclopedia of Crime and Justice, 1087 [Die ursprüngliche Entscheidung: Regina V Hicklin, LR 2 QB 360 (1868)]. 538 Butler v Michigan, 352 US 380 (1957), 383. 539 Vgl Abraham, Freedom and the Court, 151; Emerson, System of Freedom of Expression, 471. 540 Roth v United States and Alberts v California, 354 US 476 (1957). 541 Vgl Bezemek, Meinungsäußerung Schutzgegenstand, 249-253; Rohloff, Grundrechtsschranken in Deutschland und den USA, 154f. 542 Roth v United States, 354 US 476 (1957), 489. 543 Vgl Chin, Constitution and Obscenity: Japan and the USA, AmJCompLaw, 270-277; Abraham, Freedom and the Court, 152f; Emerson, System of Freedom of Expression, 472f; Brugger, Einführung in das öffentliche Recht der USA, 142f. 53

Die Roth-Standards wurden 1966 in Memoirs v Massachusetts544 verfeinert. Der SCUS stellte obszöne Werke, die einen "redeeming social value" aufweisen, unter den Schutz des First Amendments.545

Im Jahr 1973 wurden neue Kriterien im Fall Miller v California546 etabliert. Diese werden bis heute vom SCUS als Maßstab für die Prüfung von obszönen Inhalten angewandt.547 Der SCUS judizierte, dass speech drei Voraussetzungen erfüllen müsse, um als obszön oder pornographisch zu gelten und folglich nicht den Schutz des First Amendment genieße:

Erstens muss die speech bzw das Werk aus der Sicht einer durchschnittlichen Person lüsterne Interessen hervorrufen. Zweitens ist erforderlich, dass das Werk in offenkundig beleidigender Weise ein sexuelles Verhalten darstellt oder beschreibt, das durch das geltende staatliche Recht spezifisch definiert ist. Drittens darf die Rede keinen ernsthaften literarischen, künstlerischen, politischen oder wissenschaftlichen Wert haben.548

Des Weiteren entwickelte das Höchstgericht 1991 eine Abstufung des Obszönen, nämlich die Rechtsfigur der "indecent speech" (bspw nacktes Tanzen), die vom First Amendment geschützt wird.549 Überdies legte der SCUS fest, dass der Miller-Test für die Gesetzesprüfung von Kinderpornographie ungeeignet sei.550 Die states haben bei der Beschränkung von Kinderpornographie einen größeren Spielraum.551

7. Verletzung des religiösen Empfindens

Der Schutz der Religion stellt in Österreich eine historisch gewachsene Schranke der Meinungs- und der Kunstfreiheit (Art 17a StGG) dar, welche auf eine lange Tradition und Verstrickung der Habsburger mit der katholischen Kirche zurückzuführen ist.552 Die vom Mittelalter bis in das 20. Jhd reichende Historie der Verfolgung von religionsfeindlichen und blasphemischen

544 Memoirs v Massachusetts, 383 US 413 (1966), 418. 545 Vgl Rohloff, Grundrechtsschranken in Deutschland und den USA, 155; Emerson, System of Freedom of Expression, 477. 546 Miller v California, 413 US 15 (1973). 547 Vgl Schmidt, Meinungsfreiheit und Religion im Spannungsverhältnis, 83f. 548 Miller v California, 413 US 15 (1973), 24; vgl Brugger, Einführung in das öffentliche Recht der USA, 143f. 549 Barnes v Glen Theatre, Inc, 501 US 560 (1991), 565f. 550 New York v Ferber, 458 US 747 (1982). 551 Vgl Rohloff, Grundrechtsschranken in Deutschland und den USA, 157. 552 Vgl Holaus, Meinungsfreiheit in Österreich, 58, 60-63; Lehner, Österreichische Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte4, 128f, 198f. 54

Äußerungen bildet das Fundament für die strafrechtliche Gesetzeslage in Österreich (bspw war die Gotteslästerung bis 1968 strafbar553).554 Die Säkularisierung des Staates führte zu einer Zurückdrängung der grundrechtlichen Einschränkungen.555 Zudem werden nicht mehr Gott oder die Religion selbst als schützenswertes Gut wahrgenommen, sondern das religiöse Empfinden der gläubigen Bevölkerung.556

Die Grundrechte der Religions- und Meinungsfreiheit stehen in einem kontinuierlichen Spannungsverhältnis.557 Der Schutz des religiösen Empfindens ist direkter Ausfluss der Religionsfreiheit nach Art 9 EMRK und Art 14 StGG.558 Die Schutzpflicht des Staates, das religiöse Empfinden von Personen zu schützen, stellt e contrario eine Einschränkung der Meinungsfreiheit dar.559 Gerechtfertigt werden diese Beschränkungen der Redefreiheit mit der Gewährleistung eines friedlichen Zusammenlebens theistischer und nichtgläubiger Bürger.

Bevor das StGB im Jahr 1975 in Kraft trat, war das bereits 1852 entstandene StG in Geltung (vgl VII.1.).560 Das StG enthielt ua die Tatbestände der Religionsstörung nach § 122 StG oder der Beleidigung einer gesetzlich anerkannten Kirche oder Religionsgemeinschaft nach § 303 StG.561

Das Strafgesetz wird immer wieder als "Waffe" gegen Karikaturen von katholischen Glaubensbildern und Wertvorstellungen sowie zur Verfolgung kritischer Künstler verwendet. Bspw wurde Hermann Nitsch 1966 für "1. Heilige Kommunion" nach § 303 StG gerichtlich verurteilt.562 Das LG Wien führte aus, dass eine künstlerische Errichtungsweise des inkriminierten Werks für die Tatbestandsmäßigkeit unbedeutend sei.563 Gegen Nitsch wurde

553 Selbst in der RV für die Strafrechtsreform noch enthalten ErlRV 706 BlgNR 11. GP, 341f. 554 Vgl Petzer, § 188 Strafgesetzbuch, 9-11; Holaus, Meinungsfreiheit in Österreich, 63. 555 Vgl Hinghofer-Szalkay, Die Freiheit der politischen Meinungsäußerung, 230. 556 Vgl Bachner-Foregger, WK2§§ 188-191 StGB Vorbemerkungen, Rz 2; Petzer, § 188 Strafgesetzbuch, 13. 557 Vgl Berka/Binder/Kneihs, Grundrechte, 422. 558 Vgl Schmoll/Vašek, Rechtlicher Schutz religiöser Empfindungen, JAP, 222; Vgl Sadoghi, WK2§ 188 StGB, Rz 15; Petzer, § 188 Strafgesetzbuch, 12. 559 Vgl Berka/Binder/Kneihs, Grundrechte, 691; Bachner-Foregger, WK2§§ 188-191 StGB Vorbemerkungen, Rz 5. 560 RGBl Nr 117/1852 (WV 1945, StGBl Nr 25/1945). 561 Vgl Foregger/Serini, Das österreichische Strafgesetz 19453, 109f, 230f; Rittler, Lehrbuch des österreichischen Strafrechts2, 289-296. 562 Vgl Leiss, Kunst im Konflikt, 460f. 563 Vgl Holaus, Meinungsfreiheit in Österreich, 122. 55

1981 aufgrund einer Ausstellung erneut Anzeige wegen der Herabwürdigung religiöser Lehren erstattet, jedoch stellte die StA Graz die Ermittlungen ein.564

Mit der Reform des Strafgesetzbuches im Jahre 1974565 blieb die Herabwürdigung religiöser Lehren nach § 188 StGB als historischer Nachfolger des § 303 StG bis heute erhalten. Durch § 188 StGB werden Glaubenslehren, Gegenstände der Verehrung und religiöse Leitfiguren vor Herabwürdigung oder Verspottung geschützt.566 Dieser Tatbestand erfuhr mit der Reformierung des StGB eine Erweiterung, weil über die gesetzlich anerkannten Kirchen hinaus nun alle inländischen Kirchen und Religionsgemeinschaften durch den Tatbestand geschützt sind.567

Ein prominentes Beispiel für eine künstlerische Einschränkung nach der Einführung des StGB ist "Das Gespenst" von Herbert Achternbusch. In diesem Film wird Christus in herabwürdigender Art porträtiert. Bspw pflegt er eine sexuelle Beziehung zu einer Klosternonne. Im Jahr 1983 wurde der Film von der StA beschlagnahmt, nachdem das LG Graz einen entsprechenden Beschluss gefasst hatte. Begründet wurde dieser Grundrechtseingriff mit der Verletzung des § 188 StGB iVm § 38 MedienG.568 Die daraufhin erhobene Beschwerde wurde vom OLG Graz verworfen.569 Im Urteil wurde auf die "verfassungsimmanenten" Schranken der Kunstfreiheit hingewiesen. Die Tatbestandsmerkmale des § 188 StGB seien durch die Herabwürdigung und Verspottung Jesu Christi erfüllt, die geeignet war, ein berechtigtes Ärgernis zu erregen (insbesonders die erniedrigende Darstellung mit Fäkalien).570 Ein Verhalten kann nach hL als berechtigtes Ärgernis gewertet werden, insofern es die religiösen Wertgefühle eines religiös normal empfindenden Durchschnittsmenschen verletzt.571 Zudem wurde ein selbständiges Einziehungsverfahren geführt, das ebenfalls zu Ungunsten der Kunstfreiheit ausging.572 Gegen die Begründung – nicht gegen das Ergebnis – des besagten

564 Vgl Mayerhofer, Die Freiheit der Kunst vor strafrechtlichen Eingriffen, ÖJZ, 197-201; Petzer, § 188 Strafgesetzbuch, 26. 565 BGBl Nr 60/1974. 566 Vgl Schwaighofer, § 188 StGB Herabwürdigung religiöser Lehren, 1168-1171; Sadoghi, WK2§ 188 StGB, Rz 2, 9-13. 567 ErlRV 30 BlgNR 13. GP, 328f. 568 Vgl Holaus, Meinungsfreiheit in Österreich, 122. 569 OLG Graz 12.12.1983, 8 Bs 377/83 (=MR 1985/2, kritisch Walter). 570 Vgl Petzer, § 188 Strafgesetzbuch, 19f. 571 Vgl Grabenwarter, Filmkunst im Spannungsfeld zwischen Freiheit der Meinungsäußerung und Religionsfreiheit, ZaöRV, 135f; Mayerhofer, Die Freiheit der Kunst und die Schranken des Strafrechts, ÖJZ, 577f; Holaus, Meinungsfreiheit in Österreich, 122-124; Sadoghi, WK2§ 188 StGB, Rz 13. 572 OLG Graz 24.04.1985, 8 Bs 350/84 (=MR 1985/4). 56

Urteils wurde von der Generalprokuratur Nichtigkeitsbeschwerde zur Wahrung des Gesetzes nach § 33 Abs 2 StPO eingebracht. Der OGH verwarf die Beschwerde aus formalen Gründen, weil die Generalprokuratur eine Verletzung oder unrichtige Anwendung eines Gesetzes nicht behauptet hatte.573

Eine weitere Verletzung des religiösen Empfindens stellte die Verfilmung des "Liebeskonzils" von Werner Schroeter dar (nach der Buchvorlage von Oskar Panizza). Darin wurde ein Verhältnis zwischen Gott und dem Teufel behauptet sowie Jesus als geistig beschränkt dargestellt. Aufgrund der Urgenz der Diözese Innsbruck wurde der Film 1985 vor der geplanten Aufführung von der StA Innsbruck nach § 36 MedienG beschlagnahmt. Zeitgleich leitete die Behörde ein Einziehungsverfahren nach § 33 MedienG ein.574 Das OLG Innsbruck stellte als Beschwerdeinstanz fest, dass die Beurteilung eines Werkes auf seinen künstlerischen Wert hin außerhalb der Kompetenz des Gerichts liege. Gleichwohl wies das OLG auf die Schranken der Kunstfreiheit hin und rechtfertigte die Beschlagnahmung sowie die Einziehung des Films mit dem Erhalt des friedlichen Zusammenlebens. Das religiöse Empfinden sei angesichts der intensiven Diffamierung der religiösen Leitfiguren derartig verletzt, dass die kunstfreiheitlichen Interessen in den Hintergrund rücken müssten.575

Gegen die letztinstanzliche Entscheidung wurde Beschwerde beim EGMR erhoben.576 Der Gerichtshof stellte in seinem Urteil fest, dass die Gewährleistung der Glaubens- und Gewissensfreiheit ein legitimes Ziel zur Einschränkung der Meinungsfreiheit darstelle und verwies weiters auf die Schutzpflicht des Staates.577 Religiöse Bürger können nicht auf eine vollkommene Abschirmung von Kritik hoffen, jedoch könne der Staat Verhaltensformen untersagen, um die friedliche Ausübung der Religionsfreiheit zu gewährleisten.578

573 OGH 19.12.1985, 11 Os 165/85, 11 Os 166/85; vgl Mayerhofer, Die Freiheit der Kunst und die Schranken des Strafrechts, ÖJZ, 577f; Grabenwarter, Filmkunst im Spannungsfeld zwischen Freiheit der Meinungsäußerung und Religionsfreiheit, ZaöRV, 136f. 574 Vgl Schmoll/Vašek, Rechtlicher Schutz religiöser Empfindungen, JAP, 221; Holaus, Meinungsfreiheit in Österreich, 124f; Petzer, § 188 Strafgesetzbuch, 21. 575 Vgl Grabenwarter, Filmkunst im Spannungsfeld zwischen Freiheit der Meinungsäußerung und Religionsfreiheit, ZaöRV, 137f; Mayerhofer, Die Freiheit der Kunst und die Schranken des Strafrechts, ÖJZ, 578; Holaus, Meinungsfreiheit in Österreich, 124f. 576 EGMR 20.09.1994, 13470/87 (Otto-Preminger-Institut v Austria). 577 Vgl Grabenwarter, Filmkunst im Spannungsfeld zwischen Freiheit der Meinungsäußerung und Religionsfreiheit, ZaöRV, 139. 578 EGMR 20.09.1994, 13470/87 (Otto-Preminger-Institut v Austria), 13; vgl Holaus, Meinungsfreiheit in Österreich, 126f. 57

Schlussendlich gewährte der EGMR den Mitgliedsstaaten einen Ermessenspielraum, die religiösen Gefühle seiner Bürger zu schützen.579

Strafbare Handlungen gegen den religiösen Frieden verloren seit 1945 immer mehr an Bedeutung und sind im zeitgenössischen Strafrecht von geringer praktischer Relevanz.580 Zudem weist Hinghofer-Szalkay darauf hin, dass Religionskritik nicht mehr zum Schutz des Staatswesens verfolgt wird, aufgrund der "kirchenfreundlichen Trennung von Staat und Kirche"581.

Im Gegensatz zur früheren österreichischen Rechtskultur spielen Blasphemie oder das religiöse Empfinden als Einschränkungen der Meinungsfreiheit in den USA nur eine untergeordnete Rolle.582 Während das österreichische Rechtssystem historisch betrachtet stark von der katholischen Tradition geprägt war, wurden in die US-Verfassung weder religiöse Tendenzen noch Gott implementiert.583 Der SCUS musste sich nur selten mit dem Grundrechtskonflikt zwischen Religions- und Meinungsfreiheit beschäftigen.584 Dies ist auf die Struktur des First Amendments zurückzuführen, das den Schutz der Religionsfreiheit positiviert ("Congress shall make no law respecting an establishment of religion, or prohibiting the free exercise thereof […]").

Die Religionsfreiheit besteht in den USA aus zwei Elementen: Sie schützt die freie Ausübung der Religion ("free exercise clause") und gebietet den Laizismus und die staatliche Religionsneutralität ("establishment clause").585 Die Religionsfreiheit wird sehr weit ausgelegt und beschränkt den Staat darin in die "religiöse Sphäre" einzugreifen.586 Die free exercise

579 EGMR 20.09.1994, 13470/87 (Otto-Preminger-Institut v Austria), 15; vgl Grabenwarter, Filmkunst im Spannungsfeld zwischen Freiheit der Meinungsäußerung und Religionsfreiheit, ZaöRV, 160-163. 580 Vgl Bachner-Foregger, WK2§§ 188-191 StGB Vorbemerkungen, Rz 9; Petzer, § 188 Strafgesetzbuch, 16; Schwaighofer, § 188 StGB Herabwürdigung religiöser Lehren, 1168. 581 Hinghofer-Szalkay, Die Freiheit der politischen Meinungsäußerung, 224f, 230. 582 Vgl Rottschaefer, Constitutional Law, 757. 583 Vgl West, Religion and the Constitution, 41-43. 584 Vgl Keller/Cirigliano, Die Krux mit der Blasphemie, ZaöRV, 413. 585 Vgl ibid, 411f; Rohloff, Grundrechtsschranken in Deutschland und den USA, 109f; Schmidt, Meinungsfreiheit und Religion im Spannungsverhältnis, 95f; Lepsius, Die Religionsfreiheit als Minderheitenrecht in Deutschland, Frankreich und den USA, Leviathan, 334; Brugger, Einführung in das öffentliche Recht der USA, 149. 586 Vgl Rohloff, Grundrechtsschranken in Deutschland und den USA, 194f. 58

clause besagt, dass die Religionsausübung nicht von staatlicher Seite aus beeinträchtig werden darf. Im US-amerikanischen Rechtssystem gilt daher das Neutralitätsgebot bezüglich der Religionsausübung.

Die wohl bedeutendste Entscheidung des SCUS zum Thema Blasphemie ist Cantwell v Connecticut587. Das Höchstgericht hob im Jahr 1940 eine gemeinderechtliche Beschränkung auf, die Mitgliedern der Zeugen Jehovas das Verteilen von Flugblättern untersagte. Diese Einschränkung basierte auf den beleidigenden Inhalten der Pamphlete gegenüber dem Katholizismus. Der SCUS gewichtete die Meinungsfreiheit höher als das religiöse Empfinden und betonte die Wichtigkeit der Freiheitsrechte, insbesondere in religiösen und politischen Sphären.588

Im Jahr 1952 wurde in Joseph Burstyn, Inc v Wilson589 die Verweigerung einer Filmlizensierung (für "The Miracle") aufgrund von blasphemischen Inhalten ("sacrilegious") vom SCUS für nichtig erklärt. Der Gerichtshof bejahte den Schutz filmischer Medien durch die Meinungsfreiheit und erläuterte, dass der Staat nicht legitimiert sei "[to protect] any or all religions from views distasteful to them which is sufficient to justify prior restraints upon the expression of those views"590. Dennoch schloss der SCUS die Möglichkeit einer Zensur nicht aus, sofern der Film obszöne Inhalte aufweist (vgl VII.6.).591

Aus der Rsp des SCUS lässt sich ableiten, dass die strafrechtliche Verfolgung blasphemischer speech gegen das First Amendment verstößt. Dennoch könnten derartige Aussagen als libel (vgl VII.1.) oder fighting words (vgl VII.3.) gewertet werden, die nicht zwangsläufig vom First Amendment geschützt werden.

VIII. CONCLUSIO

In Österreich kann die Rechtsentwicklung der letzten 75 Jahre als Sieg für die Meinungsfreiheit postuliert werden. Die Erweiterung des StGG, der Beitritt zur EMRK und die damit verbundene Verschärfung der Grundrechtsprüfung erhöhten den Schutz der Redefreiheit immens. Die

587 Cantwell v Connecticut, 310 US 296 (1940). 588 Ibid, 310f; vgl Keller/Cirigliano, Die Krux mit der Blasphemie, ZaöRV, 412-415. 589 Joseph Burstyn, Inc v Wilson, 343 US 495 (1952). 590 Ibid, 505. 591 Vgl Fraenkel, The Supreme Court and civil liberties, 32f. 59

Meinungsfreiheit ist heute deutlich bessergestellt als unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg. Dennoch ist Reformpotenzial gegeben. Insbesondere historisch tradierte Rechtsstrukturen müssen überdacht werden. Benötigt eine Religionsgemeinschaft tatsächlich den staatlichen Schutz vor grenzwertiger Kunst? Aus laizistischer Perspektive ist dies zu verneinen. Auch die Unzugänglichkeit des Wahrheitsbeweises für Aussagen, die das Privat- und Familienleben betreffen, ist in einer aufgeklärten Gesellschaft fraglich. Zudem ist das Überbleibsel der katholischen und sittenpolizeilich motivierten Verfolgung von obszönem Material abzulehnen. Pornografie stellt weder eine Gefahr für die Demokratie dar noch führt ihre Verbreitung zu einer Kollision mit anderen Grundrechten.

In den USA kann ebenfalls eine positive Entwicklung in Bezug auf die Meinungsfreiheit konstatiert werden. Der SCUS entwickelte das First Amendment kontinuierlich weiter. Die Exklusion einiger Arten von speech führte zu einer erheblichen Einschränkung der Redefreiheit, unbeschadet des hohen Stellenwerts der Meinungsfreiheit. Der SCUS verfeinerte seine Grundrechtsprüfung und erweiterte somit den Schutzbereich der Meinungsfreiheit. Obwohl bspw die obscenity oder die libel ursprünglich gänzlich von der Protektion des First Amendments ausgenommen waren, erkannte das Höchstgericht, dass eine solche Pauschalierung nicht zweckmäßig ist. Auch die Verfolgung von Kommunisten aus rein ideologischen Gründen konnte schließlich überwunden werden. Dennoch sind auch in den USA Verbesserungsmöglichkeiten vorhanden, insbesondere die radikale Verfolgung von Whistleblowern ist in einer demokratisch organisierten Gesellschaft untragbar.

Die unterschiedlichen Entwicklungen in den beiden Ländern sind stark von ihrer Historie geprägt. Die US-Verfassung ist auf demokratischen und antimonarchistischen Werten aufgebaut, wohingegen die österreichische Rechtstradition erst in jüngerer Vergangenheit von diesen Werten bestimmt wird. Der katholisch-monarchische Einfluss auf die Rechtsordnung ist nicht zu leugnen. Obgleich dieser grundsätzlichen geschichtlichen Divergenzen kann eine Ähnlichkeit der Schranken der Meinungsfreiheit festgestellt werden. Sowohl das Obszöne als auch radikale Ideologien wurden in beiden Ländern stark eingeschränkt, zusätzlich werden den Medien zur Wahrung der Unschuldsvermutung Grenzen auferlegt. Überdies ist in beiden Ländern eine Lockerung der Beschränkungen von unzüchtigen Inhalten zu verzeichnen. Andere Schranken wie das religiöse Empfinden und die nationale Sicherheit haben sich jedoch gänzlich anders entwickelt. Bedingt durch die unterschiedlichen Rollen der beiden Länder im 20. Jhd, sieht auch die Bewältigung des Zweiten Weltkriegs und der Verbrechen des Dritten Reichs völlig anders aus. Zudem wird hate speech in den USA weitaus großzügiger toleriert als in

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Österreich. Insgesamt ist den USA – wie auch Österreich – ein positiver Aufwärtstrend zu attestieren.

Abschließend ist auf die in der Einleitung gestellte Frage zu rekurrieren, ob die Meinungsfreiheit geschmälert oder deren Wirkungsbereich vergrößert worden ist. De jure kann klar von einer Erweiterung der Redefreiheit in beiden Rechtskreisen gesprochen werden. Zu dieser positiven Entwicklung haben die Höchstgerichte einen erheblichen Teil beigetragen. Ihre Bedeutung als Hüter der Grundrechte ist aus demokratischen Gesellschaften nicht wegzudenken. Trotz all dieser positiven Entwicklungen stellen neue Technologien (bspw das Internet oder social media) weitere Herausforderungen dar, die einer Lösung bedürfen. Zudem ist auch das Verhältnis von Grundrechten und internationalen Konzernen bzw Unternehmen, die einen erheblichen Einfluss auf die Meinungsfreiheit ausüben, zu erörtern.

Die aktuellen Entwicklungen eröffnen neue Fragen über die Grenzen der Meinungsfreiheit, die eine nuancierte Betrachtung erfordern. Doch letztlich muss die Meinungsfreiheit ihren Wert sowie Präsenz auf dem politischen und gesellschaftlichen Parkett beibehalten. Benjamin Franklin schrieb vor fast 300 Jahren: "[…] there can be […] no such thing as publick [sic] liberty, without freedom of speech"592.

592 Franklin, Silence Dogood essay 8, The New-England Courant. 61

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73

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Zöchbauer Peter, Das neue Medienrecht, Innsbruck, 1993. [Zöchbauer, Das neue Medienrecht]

74

X. ENTSCHEIDUNGSVERZEICHNIS

1. Österreich

Oberster Gerichtshof

Datum Geschäftszahl Fundstelle

13.11.1957 4 Ob 23/84 ÖBl 1985/6

13.11.1957 4 Ob 23/84

03.12.1968 10 Os 243/67

24.11.1980 12 Os 111/80

15.02.1984 11 Os 199/83

11.04.1984 11 Os 205/83

19.12.1985 11 Os 165/85, 11 Os 166/85

26.01.1988 2 Ob 664/87

19.01.1989 12 Os 127/88

18.10.1990 12 Os 57/90

23.05.1991 8 Ob 503/91

18.05.1995 6 Ob 20/95

17.12.1996 4 Ob 2363/96w

28.01.1999 15 Os 203/98

12.06.2001 4 Ob 127/01g

24.06.2003 4 Ob 105/03z

29.08.2006 14 Os 57/06y

75

05.06.2008 15 Os 22/08m MR 2008/7-8, 340

29.06.2011 15 Os 175/10i

22.11.2011 4 Ob 150/11d

25.11.2014 11 Os 80/14w

Verfassungsgerichtshof

Datum Geschäftszahl

17.10.1928 V 3/28

13.05.1929 B 43/28

02.12.1961 B 169/61

17.03.1970 B 37/69

03.10.1977 G 13/76

16.12.1978 G 3/78

05.12.1983 B 622/82

16.12.1983 B 7/80

08.03.1985 B 642/81

28.11.1985 B 249/84

27.06.1986 B 658/85

11.10.1986 B 193/86

28.11.1986 B 894/85

21.06.1989 B 1701/88, B 1847/88

26.09.1994 B 1705/93

76

28.09.1995 G 249/94, G 250/94, G 251/94, G 252/94, G 253/94, G 254/94

15.06.2009 B 717/08

29.09.2009 B 367/09

30.06.2012 G 155/10

08.10.2015 UA 3/2015

Verwaltungsgerichtshof

Datum Geschäftszahl

20.04.1983 81/01/0116

04.07.1984 81/01/0227

Oberlandesgerichte

Datum Geschäftszahl Gericht Fundstelle

12.12.1983 8 Bs 377/83 OLG Graz MR 1985/2

24.04.1985 8 Bs 350/84 OLG Graz MR 1985/4

24.11.2000 9 Bs 304/00 OLG Graz

03.12.2001 18 Bs 276/01 OLG Wien MR 2002/16

77

2. United States

Supreme Court of the United States

Datum Geschäftszahl Fallbezeichnung

24.02.1803 5 US 137 Marbury v Madison

23.02.1915 236 US 230 Mutual Film Corp v Industrial Comm'n of Ohio

02.03.1919 249 US 47 Schenck v United States

09.11.1919 250 US 616 Abrams v United States

01.03.1920 251 US 466 Schaefer v United States

25.02.1924 264 US 219 Industrial Accid Comm'n v James Rolph Co

07.06.1925 268 US 652 Gitlow v New York

15.05.1927 274 US 357 Whitney v California

17.05.1931 283 US 359 Stromberg v California

03.01.1937 299 US 353 DeJonge v Oregon

20.05.1940 310 US 296 Cantwell v Connecticut

08.03.1942 315 US 568 Chaplinsky v New Hampshire

02.05.1943 319 US 105 Murdock v Pennsylvania

10.05.1943 319 US 190 National Broadcasting Co, Inc v United States

08.01.1945 323 US 516 Thomas v Collins

03.06.1946 328 US 331 Pennekamp v Florida

29.03.1948 333 US 507 Winter v New York

08.05.1950 339 US 382 American Communications Assn v Douds

04.06.1951 341 US 494 Dennis v United States

78

10.03.1952 342 US 524 Carlson v Landon

27.04.1952 343 US 250 Beauharnais v Illinois

26.05.1952 343 US 495 Joseph Burstyn, Inc v Wilson

19.06.1953 346 US 273 Rosenberg v United States

25.02.1957 352 US 380 Butler v Michigan

17.06.1957 354 US 298 Yates v United States

24.06.1957 354 US 476 Roth v United States and Alberts v California

30.06.1958 357 US 449 NAACP v Patterson

08.06.1959 360 US 109 Barenblatt v United States

08.06.1959 360 US 72 Uphaus v Wyman

14.12.1959 361 US 147 Smith v California

05.06.1961 367 US 1 Communist Party v SACB

05.06.1961 367 US 203 Scales v United States

09.03.1964 376 US 254 New York Times Co v Sullivan

22.06.1964 378 US 184 Jacobellis v Ohio

23.11.1964 379 US 64 Garrison v Louisiana

18.01.1965 379 US 536 Cox v Louisiana

07.06.1965 381 US 532 Estes v Texas

21.03.1966 383 US 413 Memoirs v Massachusetts

21.03.1966 383 US 463 Ginzburg v United States

16.05.1966 384 US 195 Ashton v Kentucky

06.06.1966 384 US 333 Sheppard v Maxwell

79

27.05.1968 391 US 367 United States v O’Brien

21.04.1969 394 US 705 Watts v United States

09.06.1969 395 US 444 Brandenburg v Ohio

09.06.1969 395 US 367 Red Lion Broadcasting Co, Inc v FCC

25.05.1970 398 US 58 Schacht v United States

07.06.1971 403 US 29 Rosenbloom v Metromedia

30.06.1971 403 US 713 New York Times Co v United States

23.03.1972 405 US 518 Gooding v Wilson

21.06.1973 413 US 15 Miller v California

25.06.1974 418 US 405 Spence v Washington

25.06.1974 418 US 323 Gertz v Robert Welch, Inc

14.06.1977 432 US 43 National Socialist Party of America v Village of Skokie

03.07.1978 438 US 726 FCC v Pacifica Foundation

26.01.1981 449 US 560 Chandler v Florida

02.07.1982 458 US 747 New York v Ferber

22.03.1988 485 US 312 Boos v Barry

03.04.1989 490 US 19 City of Dallas v Stanglin

21.06.1989 491 US 397 Texas v Johnson

22.06.1989 491 US 781 Ward v Rock Against Racism

21.06.1991 501 US 560 Barnes v Glen Theatre, Inc

19.06.1992 505 US 144 New York v United States

22.06.1992 505 US 377 R A V v St Paul

80

27.06.1994 512 US 622 Turner Broadcasting System, Inc v FCC

07.04.2003 538 US 343 Virginia v Black

16.06.2011 564 US 211 Bond v United States

United States Court of Appeals

Datum Geschäftszahl Fallbezeichnung Gericht

05.01.1973 478 F2d 594 Yale Broadcasting Company v Court of Appeals FCC District of Columbia Circuit

17.05.1991 932 F2d 1504 Action for Children's Television v Court of Appeals FCC District of Columbia Circuit

3. Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte

Datum Geschäftszahl Fallbezeichnung

01.07.1961 332/57 Lawless v Ireland

07.12.1976 5493/72 Handyside v United Kingdom

26.04.1979 6538/74 The Sunday Times v United Kingdom

11.10.1979 8348/78, 8406/78 Glimmerveen and Hagenbeek v Netherlands

25.03.1983 5947/72, 6205/73, Silver and others v United Kingdom 7052/75, 7061/75, 7107/75, 7113/75, 7136/75

08.07.1986 9815/82 Lingens v Austria

24.05.1988 10737/84 Müller and others v Switzerland

81

22.05.1990 12726/87 Autronic AG v Switzerland

28.08.1992 13704/88 Schwabe v Austria

24.11.1993 13914/88, Informationsverein Lentia and others v Austria 15041/89, 15717/89, 15779/89, 17207/90

20.09.1994 13470/87 Otto-Preminger-Institut v Austria

23.09.1994 15890/89 Jersild v Denmark

09.02.1995 16616/90 Vereniging Weekblad Bluf! v the Netherlands

27.03.1996 17488/90 Goodwin v United Kingdom

25.11.1997 121/1996/740/939 Grigoriades v Greece

09.09.1998 36773/97 Nachtmann v Austria

23.09.1998 55/1997/839/1045 Lehideux and Isorni v France

08.06.1999 23556/94 Ceylan v Turkey

08.07.1999 23927/94, Sürek and Özdemir v Turkey 24277/94

28.06.2001 24699/94 VgT Verein gegen Tierfabriken v Switzerland

14.06.2004 35071/97 Gündüz v Turkey

24.06.2004 59320/00 Hannover v Germany

29.06.2004 64915/01 Chauvy and others v France

16.11.2004 23131/03 Norwood v United Kingdom

17.09.2009 13936/02 Manole and others v Moldova

22.04.2010 40984/07 Fatullayev v Azerbaijan

82

11.05.2010 18139/07 Atilla v Turkey

20.05.2010 2933/03 Cox v Turkey

09.05.2012 1813/07 Vejdeland v Sweden

13.07.2012 16354/06 Mouvement Raelien Suisse v Switzerland

21.10.2014 9540/07 Murat Vural v Turkey

16.06.2015 64569/09 Delfi AS v Estonia

83