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Juli, das gescheiterte Attentat auf Hitler, ist zum Symbol für den Widerstand gegen das verbrecherische Regime der Nationalsozialisten geworden. Über die Hintergründe des Stauffenberg- Attentats auf Hitler spreche ich mit zwei Historikern, die sich intensiv damit beschäftigt haben. Peter Steinbach, Professor für neuere und neueste Geschichte an der Universität Mannheim und langjähriger wissenschaftlicher Leiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand im Bendlerblock in Berlin, und Bernhard Kroener, Professor für Militärgeschichte an der Universität Potsdam. Herr Kroener hat sich eingehend mit der Grauzone des Widerstandes befasst in einer Biographie über den Generaloberst Friedrich Fromm, also den Mann, der die Verschwörer um Graf Stauffenberg im Bendlerblock erschießen ließ - ein irritierend anderer Blick auf das Geschehen, als früher üblich war. Bevor wir ins Gespräch einsteigen, hören wir eine kurze Collage von Originaltönen aus der Nacht vom 20. auf 21. Juli 1944, als das Scheitern des Attentats offenkundig war. Das Oberkommando der Wehrmacht verbreitete diese Meldungen: 07-17 FuG Gespräch Abschrift.doc 1 Originalton Juli 1944: "Zum zweiten Mal in diesem vom Judentum entfesselten Kriege wurde ein ruchloser Mordanschlag auf unseren Führer verübt. Und wiederum, wie damals am 19. November 1939, hat die Vorsehung den Mann beschirmt, der das Schicksal des deutschen Volkes in seinen Händen trägt. Der Führer blieb unverletzt." "Für jeden Deutschen, besonders aber für den Soldaten, ist der misslungene ruchlose Mordanschlag auf den Führer die Verpflichtung zu verstärktem, ja zum hingebungsvollsten Einsatz für unseren Schicksalskampf." Adolf Hitler: "Es ist ein ganz kleiner Klüngel verbrecherischer Elemente, die jetzt unbarmherzig ausgerottet werden." Deutschlandradio Kultur: Meldungen des Oberkommandos der Wehrmacht und die Ankündigung Hitlers nach dem Scheitern des Attentats vom 20. Juli 1944. Mit den Historikern Peter Steinbach und Bernhard Kroener versuche ich nun, die Hintergründe des damaligen Geschehens auszuleuchten und das Drama des 20. Juli im Bendlerblock zu beschreiben. Dabei wird es um die Frage gehen: War Stauffenbergs Attentat der idealistische, aber hilflose Versuch ein Zeichen zu setzen? Gab es dagegen ein realistisches Kalkül, Hitler loszuwerden und die Macht der Nationalsozialisten tatsächlich vorzeitig zu brechen? Herr Kroener, eine entscheidende und sehr undurchsichtige Rolle spielt bei dem Attentat der Generaloberst Friedrich Fromm, der Befehlshaber über das Heimatheer. Fromm ist der Mann, der Graf Stauffenberg, General Olbricht und weitere Verschwörer im Bendlerblock erschießen ließ. In Ihrer Biographie werfen Sie die Frage auf, ob dieser Mann trotzdem Teil des Widerstandes war. Wer war Generaloberst Friedrich Fromm? Bernhard Kroener: Generaloberst Friedrich Fromm war der Chef der Heeresrüstung und Befehlshaber des Ersatzheeres, so sein genauer Titel, der 07-17 FuG Gespräch Abschrift.doc 2 auch seine Diensttätigkeit exakt umschreibt. Fromm war der Befehlshaber aller im Heimatgebiet befindlichen Truppen des Heeres, damit Befehlshaber des Ersatzheeres, und gleichzeitiger Chef der gesamten militärischen Heeresrüstung. Er hatte also eine enorme Machtfülle, wenn man bedenkt, dass das Ersatzheer zu diesem Zeitpunkt etwa 1,2 Millionen Mann im Heimatgebiet und in den besetzten Gebieten umfasste, worunter natürlich eine ganze Anzahl Schulen, Lazarette und Ausbildungseinrichtungen und anderes zu verstehen sind, aber gleichwohl auch eine nicht unbeträchtliche Zahl von einsatzfähigen militärischen Kontingenten umfasste. Deutschlandradio Kultur: Herr Steinbach, schauen wir mal auf zwei zentrale Figuren aus dem Kreis der Verschwörer, den Attentäter Claus Schenk Graf von Stauffenberg und General Friedrich Olbricht, den entscheidenden Mann im Stab von Generaloberst Fromm im Berliner Bendlerblock. Er sollte dafür sorgen, dass dem Attentat der Putsch, das heißt im Grunde, die Machtübernahme folgt. Wie war für Leute wie Stauffenberg und Olbricht die Lage im Juli 1944? Peter Steinbach: Ich glaube, beide verkörperten erst mal völlig unterschiedliche Typen durch ihre Sozialisation. Olbricht war älter, kannte noch die Reichswehr gewissermaßen von Anfang an. Stauffenberg war jünger. Stauffenbergs Familie war durch die Revolution 1918/19 sozial fast abgestürzt. Aus einer ganz machtvollen Position seines Vaters wurde im Zuge der Revolution eigentlich eine bürgerliche Existenz. Und Stauffenberg entschloss sich 1926 der Reichswehr beizutreten, eigentlich ohne große Karriereaussichten. Das hatte Olbricht eigentlich schon hinter sich. Er wusste, wenn er dabei bleibt, macht er seinen Weg, lernt Leute kennen. Das war bei Stauffenberg nicht so. Da finden wir also zwei unterschiedliche Typen, die sich auch ganz unterschiedlich verhalten - der eine besonnen, ganz starr orientiert auf Befehlswege, eigentlich gar nicht bereit eigenverantwortlich zu handeln. Und der andere, der Jüngere, radikalisiert sich im Laufe seiner Auseinandersetzung mit dem Dritten Reich. Er ist aber auch ein ganz eigenartiger Typ. Denn im 07-17 FuG Gespräch Abschrift.doc 3 Unterschied zu vielen Offizieren, die gerne trinken, die wenig denken, die wenig lesen, ist Stauffenberg eigentlich ein Intellektueller. Er spielt Cello. Er besäuft sich nicht. Er zitiert permanent George und dringt gewissermaßen mit dieser Haltung durch, schafft sich eine eigene Autorität, weil er etwas nicht hat, was die alten Militärs häufig produzieren. Er hat überhaupt keinen Ehrgeiz, Distanz zu anderen Menschen aufzubauen. Er kann mit dem Fahrer umgehen und er kann mit dem Schreiber umgehen und er kann mit dem Funker umgehen, während die Generäle gewissermaßen immer Staffage brauchen. Das ist das Faszinierende an dieser unmittelbaren Vorgeschichte des 20. Juli, dass da zwei Stränge - ich kann noch nicht sagen: "Traditionsstränge" - sich plötzlich überlappen, der Ältere, der aus der Reichswehr kommt, und der Neue, der unkonventioneller ist. Oberst ist im Grunde ein niedriger Dienstgrad. Der wird plötzlich zur treibenden Kraft und unterläuft eigentlich diese hierarchische Abhängigkeit, immer nur auf Befehl zu handeln, sondern er sagt, die geben wir selbst. Wie wir das machen, ist schwierig. Dazu brauchen wir vielleicht Ältere. Die müssen wir vielleicht bewegen, dass sie dann wirklich unterzeichnen, aber die Initiative ergreifen wir. Das ist eigentlich ein revolutionärer Vorgang. Den hatten wir vorher so nicht in der Armee. Das Tragische ist, dass man mit dieser Courage, mit diesem Mut, mit diesem Verantwortungsgefühl scheitert, ja eigentlich auch scheitert, weil man nicht durchkommt bei der älteren Generation, die sich gewissermaßen wieder auf Formalien, auf Eid, auf Abhängigkeit von Hitler usw. beruft. Deutschlandradio Kultur: Mitte Juli 1944, im Benlerblock residiert der Chef des Heimatheeres oder des Ersatzheeres Generaloberst Fromm in einer Position, die schon nicht mehr unerschüttert ist. Und man weiß so recht nicht, wofür er steht - Herr Kroener. Bernhard Kroener: Ja, das ist interessant. Die Angehörigen der militärischen Logistik, der Organisation, haben viel früher als die Offiziere an der Front einen weit umfangreicheren und tieferen Einblick in die verfügbaren und materiellen Ressourcen. Sie erkennen viel früher als ein Kommandeur eines Regiments 07-17 FuG Gespräch Abschrift.doc 4 oder einer Division, auch einer Armee an der Front, dass sozusagen auf längere Sicht, auf mittelfristige Sicht im Grunde die Ressourcen des Reiches für eine Weiterführung des Krieges nicht mehr ausreichen. Und es ist interessant zu sehen, dass Fromm bereits im Oktober 1941 nach den ersten großen Verlusten im Osten in einer Denkschrift deutlich erklärt hat, dass dieser Krieg, wenn er so weitergeführt wird, nicht mehr zu gewinnen ist und man möglicherweise aufgrund der territorialen Gewinne, die man gemacht hat, einen Remisfrieden heraushandeln kann. Aber ein Frieden oder Friedensangebote oder -bemühungen sollten zu diesem Zeitpunkt begonnen werden. Er ist damit bei seinem damaligen Oberbefehlshaber des Heeres, dem Generalfeldmarschall von Brauchitsch nicht durchgedrungen. Brauchitsch wird entlassen. Hitler nimmt dessen Posten ein und ein Jahr später, noch vor Stalingrad, geht Fromm mit einer weiteren Denkschrift diesmal direkt zu Hitler und erklärt: Es geht nicht mehr. Wir haben nicht mehr die Ressourcen zur Weiterführung des Krieges. Er kann das sehr gut nachweisen an den Geburtsjahrgängen, die immer jünger werden. Und er sagt, wenn der Raubbau an diesen Generationen so weitergeht, dann führen wir irgendwann mit Kindern Krieg - was sich ja dann tragischerweise auch realisieren