Greifvögel und Falknerei 2013

Wolfgang Baumgart Der Langschnabelweih Chondrohierax uncinatus als Prototyp eines Ursprünglichen Habichtartigen Greifvogels ()

1. Mein Anliegen Jahren nachweisen. In einem Einzelansatz aus Mit der Erkenntnis, daß die Habichtartigen Greif- einer Art der Ursprünglichen hervorgegangen, vögel Accipitridae sich in zwei phylogenetisch durchliefen sie in vielen Fällen eine diesen ver- deutlich gestaffelte Gruppen, eine ursprüngliche gleichbare Typen-Aufspaltung. Neben morpho- und eine später monophyletisch aus dieser her- logischen und molekularen zeichnen sich zwi- vorgegangene moderne aufspalten (Kocum 2006, schen beiden Gruppen aber auch grundlegende Baumgart 2010), ergibt sich ein solider und lo- leistungsmäßige und funktionelle Unterschiede gisch gut nachvollziehbarer Ansatz für eine sy- ab. Während die vornehmlich waldbewohnen- stematische Revision dieser Ordnung. Das dürfte den Ursprünglichen weniger als aktive Flugjä- auch zu weitreichenden nomenklatorischen Kon- ger, sondern vornehmlich als Sammler, Klein- sequenzen vor allem für die deutschsprachigen tierjäger und Abfallverwerter in Erscheinung Namen der außerpaläarktischen Arten und Gat- traten, drangen die Modernen zunehmend in tungen führen. Denn die derzeitige Namensge- das sich mit der „Grasrevolution“ ausweiten- bung orientiert sich weitgehend an dem Stand de Freiland vor und eine Reihe von ihnen pro- der Systematik um die Mitte der zweiten Hälfte filierte sich zunehmend als aktive Flugjäger. des vorigen Jahrhunderts, ist aus heutiger Sicht Zum Agieren im freien Luftraum reichte aber in vielen Punkten verwirrend und unzutreffend ihr Dauerflugvermögen nicht aus. In diesen stie- (vgl. Wolters 1975–82). Dafür sprechen vor al- ßen später Vertreter der Falconiformes, insbe- lem die in den letzten zwei Jahrzehnten durch sondere die der Gattung Falco vor. molekulare Techniken gewonnenen neuen Vor- Die Ursprünglichen Habichtartigen waren stellungen von verwandtschaftlichen Realitäten gegenüber den Modernen vielfach nicht mehr und evolutiven Abläufen. Danach sollten Namen konkurrenzfähig und wurden zunehmend in wie Aare und Weihe künftig den Ursprünglichen Refugialpositionen tropischer und subtropi- Habichtartigen vorbehalten bleiben, während die scher Regionen zurückgedrängt, wo sie sich Modernen unter Bezug auf ihre Unterfamilien- teilweise auch auf Grund besonderer „intellek- Zugehörigkeit zu benennen wären (Baumgart tueller Befähigungen“ (Werkzeuggebrauch von 2013). Diesen nomenklatorischen Empfehlun- Schmutzgeier und Schwarzbrustbussardweih), gen soll hier versuchsweise entsprochen werden physiologischer Besonderheiten (Knochen-Ver- um aufzuzeigen, inwieweit das praktikabel ist. dauungsvermögen des Bartgeiers), die Spezia- Während die Ursprünglichen Habichtartigen lisierung auf besondere, leicht erlangbare Beu- seit etwa 50 Millionen Jahren existieren, las- tetiere wie Wespenbrut (Wespenbussardweih) sen sich die Modernen seit etwa 20 Millionen oder Schnecken (Langschnabelweih) oder die

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Befähigung zur nächtlichen Flugjagd (Fledermausaar) be- haupten konnten. Ohne beide Gruppen der Ha- bichtartigen extra zu separieren, erfaßt man die Ursprünglichen wie alle anderen Habichtartigen in Unterfamilien, von denen sich fünf definieren lassen: die Aare (Elaninae), die Endemischen Australoasiatischen Kites (Lo- phoictinae), die Höhlenweihen (Polyboridinae), die ursprüngli- chen Altweltgeier (Gypaetinae) und die Wespenbussardweihar- tigen (Perninae). Neben den Aa- ren, denen ich auf allen Konti- Langschnabelweih Chondrohierax uncinatus, aufgenommen am nenten begegnete, galt mein 31.03.2011 während einer Guatemala-Reise nach Tikal am Rande besonderes Interesse noch den eines Feuchtgebietes. Nach der Schilderung von Peter Wächters- Lophoictinae, von denen ich häuser, der die Aufnahme für diesen Beitrag freundlicherweise Schwarzbrustbussardweih und zur Verfügung stellte, bewegte sich der nicht sonderlich scheue Schopfmilanweih (Hamirostra Vogel etwas träge auf dem Waldboden, um auch bald wieder zu melanosternon bzw. Lophoicti- verschwinden. Foto: Peter Wächtershäuser, naturlichter.de na isura) während eines Austr- alienaufenthaltes kennenlernte (Baumgart & Baumgart 1998). Daraus erwuchs an der Kreuzung des Siesta Key Drive mit dem für mich auch die Einsicht, daß Ursprüngliche Highway 41 (27.20 N, 82.30 W) ein von Grö- mit ihren überwiegend großflächigen Flügeln ße und Silhouette her habichtsähnlicher Greif- in ihrem Flugleistungsvermögen gegenüber den vogel auf, der in einiger Entfernung hinter der Modernen nicht mithalten können. Unter diesem Kreuzung mal flügelschlagend, dann wieder kurz Aspekt widmete ich ihnen daraufhin besondere schweimend über die Wipfelhöhe aufstieg. Dann Aufmerksamkeit. Die unerwartete Begegnung flog er relativ langsam dem Straßenverlauf fol- mit einem Langschnabelweih in Florida, dem gend über die Kreuzung in westliche Richtung, als neuweltlichen Vertreter der Perninae auch aus kam geradewegs auf uns zu, um dann in etwa anderer Sicht besonderes Interesse gebührt, run- 20 Metern Höhe über unser Fahrzeug hinweg dete diese Vorstellungen in besonderer Weise ab. zu fliegen. Die Beobachtung währte über eine Ampel-Rotphase von gut 20 Sekunden. 2. Eine Begegnung mit dem Langschnabel- Auffällig war, daß der Vogel seine sich zur weih in Florida Spitze verbreiternden Flügel nahezu voll ent- Die Begegnung mit einem Langschnabelweih faltet auf und ab bewegte, sie beim Aufwärts- gehört zu den herausragenden Ereignissen eines führen kaum anwinkelte und so der Flügelbug auch darüber hinaus ornithologisch beeindruc- wenig hervortrat. Darüber hinaus fielen die kenden „Überwinterungsaufenthaltes“ im Januar transparent durchscheinenden breit gefächerten 2013 in Sarasota/Florida. Auf der Fahrt vom Sie- Handschwingen ins Auge. Bei weiterer Annä- sta Key zum Stadtzentrum fiel mir am 18.1.2013 herung waren noch eine deutlich kontrastierte gegen 10:30 Uhr beim verkehrsbedingten Stopp Unterseitenfleckung, zwei sich von dem ausge-

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dehnten dunklen Ende absetzen- de ebenso breite Schwanzbinden und ein deutlich hervorragender Krummschnabel auszumachen. Insgesamt erinnerte mich der Vo- gel auch an einen Hindu- oder Papuaweih der Gattung Avice- da, die ich aus Südostasien ken- ne. Mir wurde schnell klar, daß ich soeben einem Langschna- bel- oder Hakenschnabelweih, im Englischen Hook-billed begegnet war. Für die Artbestim- mung waren aus meiner Sicht die paddelförmigen und auch pad- Der etwas ungewöhnliche Beobachtungsplatz des Langschnabel- delartig geführten Schwingen mit weihs in der Peripherie von Sarasota, Florida, im Kreuzungsbe- den auffallend durchscheinenden reich von Siesta Key Drive und Higway 41 (27.20 N, 82.30 W). Handschwingen entscheidend. Der Vogel stieg hinter dem Gebäude links im Bild auf, überquerte Nachfolgende Internetrecher- dann in Baumwipfelhöhe nach Westen strebend erst die Kreuzung chen sowie das Nachschlagen und dann unser Fahrzeug, war so für gut 20 sec. gut in allen bei Alderfer (2006) und Dune Flugphasen zu erfassen, für eine meist schwer zu beobachten- & Alderfer (2011) offenbarte de Art ein recht langer Zeitraum. Foto: Wolfgang Baumgart mir, daß der Langschnabelweih eine der seltensten, wenn nicht die seltenste Greifvogelart der USA überhaupt ist. Er brütet be- kanntermaßen jährlich auf USA- Territorium in ein bis zwei, nie aber mehr als drei bis vier Paaren am Rio Negro in einem schmalen Streifen an der Grenze zu Me- xiko. Dieser Brutplatz bildet ei- nen Ableger der im atlantischen Küstenbereich Nordmexikos be- stehenden Vorkommen. Der auf Kuba lebende Kuba-Langschna- belweih (Chondrohierax wilso- nii), gleichfalls ein Schnecken- Das Flugbild des Langschnabelweihs erscheint habichtsähnlich. fresser, gilt inzwischen als eigene Doch der mit entfalteten Flügeln relativ langsame „paddelnde“ Art. Darüber hinaus ist der Lang- Flug und die transparent durchscheinenden, gespreizten Hand- schnabelweih über weite Tei- schwingen weisen die Artzugehörigkeit schnell und sicher aus. le Süd- und Mittelamerikas bis Die Aufnahme zeigt den am 29.10.2011 in SW-Texas (Gulf Coast Nordargentinien verbreitet (Del Observatory in der Galveston Bay) von Josef Kennedy auf- Hoyo et al. 1994, Ferguson- genommenen Vogel, die mir vom Autor freundlicherweise zur Lees & Christie 2009, Howell Verfügung gestellt wurde. Foto: Josef Kennedy. & Webb 2005).

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Die Langschnabelweihe am Rio Negro stel- zugrundeliegende Nachweis wird aber wohl of- len ein bevorzugtes Ziel der USA-Birder dar und fiziell nicht als gesichert akzeptiert und war an als ich meine Feststellung der Audubon Society anderer Stelle nicht zu finden. von Sarasota mitteilte, war man darüber erstaunt, Da mir Birder-Ambitionen abgehen, ist es denn auch die dortigen Vogelfreunde zieht es we- mir auch gleichgültig, welche Bewertung ein- gen dieser Art – wenngleich meist ohne entspre- schließlich möglicher Prioritätsansprüche meine chenden Erfolg – regelmäßig zum Rio Grande. Beobachtung diesbezüglich erfährt. Ich halte we- Mit dem Auftreten der Art in ihrem heimischen nig davon, einem langwierigen Anerkennungs- „städtischen Vorgarten“ hatte keiner jemals ge- verfahren mit voraussichtlich zweifelhaftem Er- rechnet. Auf der entsprechenden lokalen Check- gebnis unterzogen zu werden, denn ein eigenes, list ist sie jedenfalls nicht verzeichnet letztlich entscheidendes Belegfoto kann ich ja Nun wird die Suche nach dem Weih im Raum nicht vorlegen. Wenn weitere Nachweise dazu Sarasota an der mittleren Westküste und darüber kommen, wird sich ohnehin alles klären und hinaus auch in anderen Teilen Floridas durch be- wenn nicht, ist er als Einzelbeleg faunistisch sondere Umstände erschwert. Die Straßen sind ohnehin ziemlich belanglos. Daß dieser Weih von Privatgrundstücken und Gärten mit über- teilweise weit umherstreift, ist ja ohnehin be- wiegend üppiger Vegetation eingesäumt. Und es kannt (s.u.). war schon ein Glückstreffer, den Weih während Für mich war es wichtig, diesen eigenartigen seiner bekanntermaßen überwiegend vormittäg- Greifvogel aus eigener Anschauung kennenge- lichen Aktivitätsspitze erwischt zu haben. Denn lernt zu haben, da vor allem über seine eigenar- die meiste Zeit des Tages ist er nach Literaturan- tige Flugweise in der Literatur nur unzureichend gaben, wenn überhaupt, nur in eng umgrenzten informiert wird, denn die entsprechenden Auto- Aktionsräumen bei der Schneckensuche aktiv, ren haben ihn ja meist nie selbst gesehen. Hin- fliegt wenig, läuft dabei auch am Boden umher weise auf die wichtige Transparenz der Hand- und ruht viel. Man könnte ihn vielleicht durch schwingen fehlen in der Regel völlig, auch wenn ein gezieltes Monitoring mit über das betreffende sie aus bildlichen Darstellungen ersichtlich wer- Straßennetz verteilten Beobachtern finden. Doch den. Entsprechend wird auch ihre funktionelle das wäre hier unüblich, würde bei den Anwoh- Bedeutung kaum hinterfragt. nern und Grundeigentümern Mißtrauen wecken Es ist daher wenig wahrscheinlich, daß der und vielleicht sogar polizeiliche Ermittlungen Langschnabelweih in Florida brütet. Bei seinen auslösen. bekanntermaßen lokalen eruptiven Wanderun- Möglicherweise handelt es sich bei dieser gen, wie sie aus Südamerika bekannt sind – er ge- Beobachtung um den ersten eindeutigen Nach- langt dabei auch weiter südlich nach Argentinien weis der Art in Florida. Denn auch in der Official oder in die mittleren Hochlagen der Anden – ist Florida State Bird List (http://floridabirdingtrail. auch ein nach Norden gerichtetes Umherstreifen com), der amtlichen Checkliste dieses Bundes- nicht auszuschließen. Möglicherweise erfolgt es staates, die auf der Grundlage von Robertson regelmäßiger als bisher bekannt geworden ist. & Woolfenden (1992) regelmäßig aktualisiert Auf Grund ihrer unauffälligen Lebensweise sind wird und bereits in der Fassung von 2012 vorlag, solche Irrgäste vor allem in den oft dicht bewal- wird der Langschnabelweih nicht erwähnt. Im deten Küstenzonen am Golf von Mexiko wohl Verzeichnis der Florida Fish and Wildlife Con- nur schwer zu erfassen. Nicht allseitig abgesi- servation Commission (http://myfwc.com) findet cherte Beobachtungen werden zudem von Sel- sich ein Hinweis auf Monroe Land 1991, einen tenheitskommissionen meist abgeblockt, gelan- Distrikt im SW der Halbinsel. Danach gilt der gen nicht an die Öffentlichkeit. Es bleibt daher Langschnabelweih hier als „nonnative species“, abzuwarten, wie sich das entwickelt und in jedem also nichtheimische Art. Der dieser Anmerkung Falle sollten solche Beobachtungen, auch wenn

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3. Zur Beziehung zwischen dem Langschna- das Spindelinnere, zieht oder hebelt die Schnec- belweih und seiner Schneckennahrung ke aus dem Gehäuse, wobei dieses den Ansatz Der Langschnabelweih ernährt sich hauptsäch- für den als Hebel fungierenden Krummschnabel lich von baum- und bodenbewohnenden Land- bietet, und kröpft sie. Kleine Schnecken können schnecken, Insekten, Würmern sowie kleinen, ganz abgeschluckt werden. am Boden lebenden Wirbeltie- ren und Vögel bis hin zur Tu- kan-Größe soll er auch nicht verschmähen. Doch allein die perfektionierte Technik bei der Erschließung der „Schnec- kennahrung“ belegt die den Schnecken in seiner Ernäh- rung zukommende Rolle. Nun ist seit langem be- kannt, daß eine enge Bezie- hung zwischen den jeweili- Je nach Größe der in den jeweiligen Gebieten auftretenden Land- gen Schneckenvorkommen schnecken variieren Länge und Krümmung der Schnäbel des Lang- und dem Bau des Schnabels schnabelweihs beachtlich, was schon zu Erörterungen über eine der Weihe besteht, dessen mögliche artliche Trennung führte. Kommen beide Formen, wie Ausmaße mit der Größe der hier im östlichen Peru, sympatrisch vor, so sind sie meist selten und brüten offenbar auch nicht, was für eine selbstregulierte Trennung Schnecken zunimmt (Smith spricht. Aus: Smith & Temple (1982). & Temple 1982). Hier schei- nen strenge Regulative zu wirken und lokale Populatio- nen stellen sich diesbezüglich einheitlich dar. Doch es gibt beispielsweise in Westmexi- ko und Teilen Perus Gebiete, in denen Vögel unterschiedli- cher Schnabelgröße und -form sympatrisch vorkommen. Dort ist der Langschnabelweih aber selten und brütet offen- bar nicht. Schnecken werden durch den Langschnabelweih von Bäumen oder am Boden auf- gesammelt, dann, wie neben- stehende Abbildungen zeigen, Langschnabelweih beim Verzehr einer Schnecke. Der Weih fixiert mit dem linken Fang fixiert. diese meist mit dem linken Fuß auf einem Ast (1). Dann wird der Der Weih knackt das Gehäuse Schnabel ins Gehäuse eingeführt. Die Gehäuseinnenwand als Ab- am Eingang mit seinem kräfti- stützung und den gekrümmten Schnabel als Hebel nutzend, zer- gen Schnabel an, entfernt eine bricht der Weih mit diesem die Innenwelle des Gehäuses (2). Die möglicherweise vorhandene Schnecke wird herausgezogen und danach verzehrt (3). Schutzmembran, beschädigt Aus: Smith & Temple (1982).

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Der gleichfalls in Florida vorkommende schutzbehörden suchen bisher vergeblich nach Schneckenbussard (Rostrhamus sociabilis) lebt Lösungen zur Eindämmung dieser Plage. Diese hier dagegen vor allem von wasserbewohnenden Riesenschnecke könnte als Neozoon eine ähn- Florida-Apfelschnecken (Pomacea paludosa), liche Bedeutung wie der Tigerpython (Python die er sich auf völlig andere Weise erschließt. molurus) in den Everglades erlangen (s. Google: Seinen sehr langen, dünnen, stark gebogenen Burmese Python in Florida). Diese illegal aus- Schnabel führt er ins Schneckenhaus ein und gebürgerte südasiatische Riesenschlange hat in- durchtrennt mit ihm den Spindelmuskelnerv, so zwischen bereits viele potentielle Beutetiere bis daß sich der verschlossene Schneckenhausdeckel zur mittleren Größenordnung (Waschbären, Beu- öffnet Nun kann sich die Schnecke nicht mehr telratten, Junghirsche, Kleinkatzen, viele Sumpf- in ihr schützendes Gehäuse zurückziehen, wird vogelarten wie den Rallenkranich u.a.) deutlich herausgezogen und gekröpft. dezimiert. Ob aber der Langschnabelweih bei der Im Deutschen figuriert der Schneckenbussard Bekämpfung dieser Riesenschnecke einmal Be- bisher als Schneckenweih oder –milan. Da er deutung erlangen könnte, oder gar von ihr schon aber eindeutig zur Unterfamilie der Buteoninae angezogen wurde, ist äußerst fraglich. gehört und ein Moderner Habichtartiger ist, soll- ten die nomenklatorischen Konsequenzen end- 4. Die Flugbefähigung des Langschnabelweihs lich gezogen werden. Ihn als Milan zu bezeich- im Vergleich zu anderen Ursprünglichen Ha- nen ist ebenso unzutreffend, denn in Amerika bichtartigen gibt es keine Milane. Die entsprechende öko- Der Langschnabelweih nimmt auch unter den funktionelle Position als mittelgroße Abfall- Ursprünglichen Habichtartigen eine Sonderstel- sammler wird hier von den kleinen Cathartes- lung ein, indem er in seinem Flugvermögen keine Geiern eingenommen. jagdgemäße Spezialisierung und Typisierung im Bei den unterschiedlichen Vegetationsstruk- Sinne eines Jagdflugprofils aufzuweisen scheint. turen zwischen dem Gebiet am Rio Grande und Fliegen bedeutet für diesen „Schneckensamm- in Florida suchte ich orientierend nach Über- ler“ offenbar nur effektive Fortbewegung zum einstimmungen und Abweichungen in ihren Auffinden ergiebiger Schneckenvorkommen. Schneckenfaunen, gelangte aber als Laie zu Habitus und Flugbild erinnern zwar an das eines keinen überzeugenden Schlüssen. Von den als Habichts, doch er agiert nicht entsprechend. Ha- Beute des Weihs aus anderen Gebieten bekann- bichtsähnliche Jagdflugbefähigung geht ihm of- ten Arten wurden nur Dryameus dominicus sowie fenbar völlig ab. Der lange Schwanz dient wohl einige andere Arten der Gattungen Bulimus und vor allem zum Balancieren bei der Suche nach Orthalicus für Florida genannt. Zudem wird die Baumschnecken. Dabei kann der Weih oft wie derzeitige Berichterstattung über die Schnecken ein Papagei kopfunter im Geäst hängen. Floridas von regelrechten Horrormeldungen zu Andere Ursprüngliche sind ihm gegenüber in der in den letzten Jahren erfolgten Ansiedlung ihren Flugbefähigungen deutlich differenzierter, der Großen Achat- oder Ostafrikanischen Rie- wobei vor allem an die Vertreter der Endemischen senschnecke Achalina fulica, in diesem durch Australoasiatischen Kites wie Schwarzbrustbus- Neozoen besonders bedrohten Bundesstaat be- sardweih, Schopfmilanweih und Australhabichts- stimmt (s. Google: Giant African Land Snail in weih (Erythrotriorchis radiatus) zu denken ist. Florida). Sie entwickelten als Ausdruck einer effektivitäts- Von dieser geht eine echte Bedrohung für orientierten Leistungsoptimierung den Bussard-, viele Kultur- und Wildpflanzen aus. Rund 500 Milan- und Habichtstyp, wenn auch teilweise Pflanzenarten wurden bisher als Nahrung die- mit abweichend modifiziertem Funktionalprofil. ser bis über 30 cm großen Schnecke nachgewie- Doch auch unser Wespenbussard, eigentlich ein sen, die sogar Autoreifen anfrißt. Die Pflanzen- Wespenbussardweih, präsentiert den Bussardtyp,

139 Greifvögel und Falknerei 2013 und mit dem madagassischen Schlangenhabichts- 1990). Offensichtlich senken so die „untermo- weih (Eutriorchis astur) haben auch die Pernin- torisierten“ Ursprünglichen mit diesen un- oder ae den Habichtstyp entwickelt. Im Flugbild sind geringpigmentierten Flügelfeldern, auch „Flü- zudem die südostasiatischen, gleichfalls zu den gelfenster“ genannt, zusätzlich den Aufwand Perninae gehörigen und vor allem im Baumwip- beim Aufwärtsführen der Schwingen im Aktiv- felbereich agierenden Aviceda-Weihe dem Lang- flug. Und es leuchtet auch ein, daß vor allem schnabelweih recht ähnlich. Ursprüngliche, weniger Moderne Habichtartige Wenn die Ursprünglichen bei Typenanalo- so einen Weg fanden, ihre geringe Aktivflugbe- gie in direkter Konkurrenz mit den Modernen fähigung zu steigern. Sekundär könnte diesen Habichtartigen nicht bestehen können, beruht Flügelfenstern aber auch eine Signalfunktion das wohl offenbar vor allem auf ihrem geringen zur innerspezifischen Kommunikation, vor al- Flugleistungsvermögen. Besonders deutlich wird lem aber Artanzeige, zukommen. das beim Austral- oder Rothabichtsweih, der eher wie ein Milan oder eine Weihe fliegt und bei dem es oftmals schwer erklärlich ist, wie er schnell und wendig fliegende Vögel, darunter Lories (Papageien) oder Jägerlieste (Dacelo novaegui- neae), überhaupt zu erbeuten vermag (Hollands 2003). Denn bei ihm kann durchaus von einer „Untermotorisierung“ gesprochen werden. Aus- druck dessen ist offenbar, daß auch andere Ur- sprüngliche Habichtsartige in ihren gegenüber Modernen großflächigen Flügeln meist im Hand- wurzelbereich helle Partien bzw. Fenster auf- weisen, was Olsen (1995) als Charakteristikum für entsprechende australische Arten hervorhebt. Hier bieten sich mit Blick auf Bau und Funktion des Vogelflügels Erklärungsmöglichkeiten. Die Federn sind am Flügel untereinander dachziegelartig angeordnet und begrenzt dreh- bar. Vor allem die großen Flügelfedern, Hand- und Armschwingen, weisen eine solche Beweg- lichkeit auf. Wird der Flügel nach oben bewegt, drehen sie sich, da ihre Fahnen ungleich breit sind so, daß die Luft leicht durch die Schwung- federn streifen kann. Bei der Abwärtsbewegung Der gleichfalls zu den Perninae gehörige Pa- drehen sich die Federn zurück und bilden dann puaweih Aviceda subcristata ähnelt zwar im eine geschlossene tragfähige Fläche. Zur Fah- Flugbild dem Langschnabelweih und auch die nenstabilisierung trägt auch die Pigmentierung Handschwingen erscheinen etwas aufgehellt. bei. Stark pigmentierte Federfahnen stabilisieren Sein Flug ist aber keineswegs so „paddelnd“ und setzen der Luft Widerstand entgegen. Unpig- wie der des Langschnabelweihs, was eine ge- mentierte sind oft flauschig und nachgiebiger, wisse Funktionaldifferenzierung nahelegt, denn setzen der durchströmenden Luft nur geringen dieser Weih ist ein in höherem Grade von Baum- Widerstand entgegen, was die Aufwärtsführung schrecken und -fröschen lebender Aktivjäger. der Flügel zusätzlich erleichtert (vergl. Stephan Foto: Lip Kee, Creative Commons 1970, Bergmann 1987, Bezzel & Prinzinger Attribution-Share Alike 2.0 Generic license.

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Zurückkommend auf den Langschnabelweih ist bei ihm vor allem auf die gering pig- mentierten, transparent durch- scheinenden Handschwingen zu verweisen. Für sie trifft damit wohl das gleiche zu wie für die bei anderen Ursprünglichen im Bereich der Handwurzelschwin- gen lokalisierten Flügelfenster. Bei ihm erleichtern sie offen- bar – distal am Flügel positio- niert – den „paddelnden“ Flug mit den von vielen Autoren her- vorgehobenen zugleich paddel- förmigen Flügeln. Bei dem ihm näher verwandten Cayenneweih (Leptodon cayanensis) ist die- ses Merkmal weit weniger aus- gebildet. In der differenzierten Nutzung dieser Flügelelemente wäre bei analogem Funktions- bezug zugleich eine Bestätigung des Prinzips, daß helle Flügel- fenster primär zur Senkung des Aufwandes im Aktivflug beitra- gen, zu sehen. Hervorzuheben ist in die- sem Kontext auch noch, daß beispielsweise der Papuaweih (Aviceda subcristata) zwar im Flugbild dem Langschnabel- Zur Typenanalogie zwischen Ursprünglichen und Modernen Ha- weih ähnelt und auch seine bichtartigen: Diese läßt sich sehr anschaulich am Beispiel von Handschwingen etwas aufge- Schopfmilanweih Lophoictinia isura (a) als Vertreter der Old En- hellt erscheinen. Der Flug ist demic Australasian Kites und unserem Rotmilan Milvus milvus aber keineswegs so „paddelnd“ (b) aufzeigen. Beide weisen in vergleichbarer Größe nicht nur wie der des Langschnabelweihs, sehr ähnliche Flugbilder, sondern auch, ohne in einem näheren was eine gewisse Funktionaldif- Verwandtschaftsverhältnis zu stehen, Übereinstimmungen in der ferenzierung nahelegt. Flugweise und ähnlich positionierte helle „Flügelfenster“ auf. Unter den Modernen Ha- Konvergent entstanden, ist die Konfunktionalität zwischen beiden bichtartigen weisen vor allem modifiziert, denn der deutlich kurzschwänzigere Schopfmilanweih Milane solche Flügelfenster ist ein Baumwipfeljäger und Nesträuber urwüchsiger Wälder, der auf, wobei sie beim Rotmi- Rotmilan ein „Abfallsammler“ offener Landschaften mit einem lan (Milvus milvus) besonders erstaunlichen Lastentransport-Vermögen. Fotos: Aviceda, Crea- deutlich, beim großen zen- tive Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unportet. bzw. Noel tralasiatischen Schwarzmilan Reynolds, C. C.-Lizenz 2.0 US-amerikanisch (nicht portiert).

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(Milvus lineatus) reduzierter und bei unserem in Erörterungen zu Evolutionsabläufen kaum Schwarzmilan (Milvus migrans) mit der gering- beachteten Optimierungsprozesse angemessen sten Flügelflächenausdehnung nur andeutungs- berücksichtigt. weise erkennbar sind. Bei „Milanen“ läßt sich Funktionell ausgerichtete Untersuchungen auch, vergleicht man beispielsweise Schopfmil- zur Bedeutung aufgehellter Flügelpartien sind anweih und Rotmilan, die zwischen Ursprüngli- aber nicht nur bei Ursprünglichen Habichtarti- chen und Modernen Habichtartigen bestehende gen und Vergleichen zwischen diesen und Mo- Typenanalogie besonders eindrucksvoll aufzei- dernen von Interesse. Auch zwischen letzteren gen (s. Baumgart 2004, 2010). Sie weisen nicht bestehen bemerkenswerte Funktionalbeziehun- nur sehr ähnliche Flugbilder, sondern auch – gen. Das zeigt ein Vergleich zwischen jugendli- ohne als Ursprüngliche und Moderne in einem chen Stein- und Seeadlern. Jugendliche Steinad- näheren Verwandtschaftsverhältnis unterein- ler weisen im Flügel ausgedehnte helle Partien ander zu stehen – vergleichbar positionierte an der Grenze von Hand- und Armschwingen- helle Flügelfenster auf. Wenn der Name Kites wurzel-Bereich auf, die mit zunehmendem Alter im Englischen nicht nur für viele Ursprüngli- und wachsender Flugleistungsbefähigung eben- che Habichtartige sondern auch für die Mila- so wie die helle Schwanzwurzel verschwinden. ne benutzt wird, hängt das vielleicht damit zu- Jugendlichen Seeadlern mit völlig anderem Lei- sammen, daß man sie auf Grund gemeinsamer stungsprofil und Sozialverhalten gehen solche äußerer Merkmale und ähnlicher Flugweisen Markierungen ab. Eine weitergehende Interpre- dereinst für verwandt hielt. tation dieser Sachverhalte wird mit den entspre- Nun lehnt es die moderne Evolutionsbio- chenden Abbildungen 10 (a) & (b) angeboten. logie generell ab, den Typenbegriff zu akzep- Dabei zeigt sich auch, daß diese, wie auch eine tieren. Doch bei eingehender funktioneller Be- Vielzahl ähnlicher Merkmale, nicht, wie derzeit trachtung erweisen sich Typen als Ausdruck noch vielfach praktiziert, evolutionshistorisch eines effektivitätsbezogen und komplex op- interpretierbar sind, sondern primär einer funk- timierten lokomotorischen Grundleistungs- tionellen Erklärung bedürfen. potentials von Modul-Charakter (Baumgart 1998, 2000,) und damit als Realität. Das er- Danksagung klärt auch, warum immer wieder vergleichbare Für die uneigennützige Bereitstellung von Fo- charakteristische Formen und Körperbaupläne tos des Langschnabelweihs habe ich den Her- bei systematisch kaum in Verbindung stehen- ren Josef Kennedy (United States) und Peter den Taxa, konfunktionell motiviert, auftreten. Wächtershäuser, naturlichter.de verbindlichst Sie können folglich nicht als „Schreckgespen- zu danken. ster“ einer überwundenen idealistischen Mor- phologie – wie etwa von Mayr (1998) bewer- Zusammenfassung tet – einfach abgetan werden. Auch ist es ein Inspiriert von der Beobachtung eines Langschna- schwerwiegender Trugschluß anzunehmen, mit belweihs Chondrohierax uncinatus in Sarasota einer Ausbildung von Typen wäre die Evolu- (Florida) vom 18.01.2013 werden die Grundzüge tion am Ende. So wie sie entstehen, können der Lebens- und Ernährungsweise sowie der Sta- sie sich auch bei veränderten Optimierungs- tus dieses primär von Landschnecken lebenden anforderungen auflösen. Die Typen-Aversion Ursprünglichen Habichtsartigen Greifvogels im führte zu einer jahrzehntelangen Stagnation im Süden der USA dargelegt. derzeit vornehmlich als „Abstammungskun- Wie andere Ursprüngliche weist auch dieser de“ betriebenen Evolutionsdiskurs. Ein Neuan- Weih gegenüber den Modernen Habichtartigen satz ist hier geboten, der vor allem die bisher ein limitiertes Flugvermögen auf. Die Muskula-

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Jugendliche Steinadler Aquila chrysaetos (a), die sich schon, nachdem sie selbständig geworden sind, eher einzelgängerisch lebend als effektive Jäger profilieren, weisen auffällig helle Flügelmarkierun- gen auf, denen sowohl eine flugtechnische Optimierung als auch eine distanzierende Signalwirkung zukommen dürfte. Das Gefieder der einen großen Teil ihrer „Jugend“ in Geier-Manier, weniger als Aktivjäger und oft gesellig überbrückenden Seeadler Haliaeetus albicilla (b) ist weitgehend frei von solchen wohl flugtechnisch bedeutsamen und zugleich signalwirksamen Merkmalen. Beide Groß- adler signalisieren so mit ihren Gefiedermarkierungen tiefgreifende Funktionaldifferenzierungen. Fotos: Donna Dewhurst, U.S. Fish and Wildlife Service, Public Domain bzw. Litteisland lighthouse; Creative Commons-Lizenz 2.0 US-amerikanisch (nicht portiert). tur erscheint für die relativ großflächigen Flügel Summary zu schwach. Seine hellen Handschwingen (bei The Hook-billed Kite Chondrohierax uncina- anderen Ursprünglichen sind es helle Flügelpar- tus as a prototype of the ancient Hawks (Ac- tien) vermitteln offenbar durch Aufwandslimitie- cipitridae) rung einen Ausgleich für die so bedingte „Un- Inspired by the observation of a Hook-billed termotorisierung“. Kite Chondrohierax uncinatus at 18.01.2013 in Zur klaren nomenklatorischen Trennung der Sarasota (Florida) the basics of living and feed- beiden Gruppen der Habichtartigen wird eine ing behaviour as well as the status of this almost systematik-konforme deutschsprachige Namens- exclusively land snails eating ancient Hawk in gebung praktiziert, die die Begriffsbilder „Aare“ the southern United States are presented. und „Weihe“ nur für Ursprüngliche Habichtar- Like other ancient Kites it has compared with tige gebraucht. the modern Accipitridae a limited ability to fly.

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The muscles seem weak for the relatively large formes und Falconiformes). Greifvögel und wings. Bright primaries (in other species “win- Falknerei 2009/2010: 150–199. dows” in their wings) seem to be a compensa- Baumgart, W. (2013): Einige nomenklatorische tion for expenses related to the „underpowering“. Konsequenzen der molekularen Neuordnung For unique nomenclatural separation of the in der Greifvogelsystematik. Greifvögel und two groups of Accipitridae a systematics-com- Falknerei 2013: 145–186. pliant naming in German language is practiced, Bergmann, H.-H. (1987): Die Biologie des Vo- which uses the terms “Aare” and “Weihe” only gels. Aula, Wiesbaden. for ancient Hawks (“kites” except Milvus). Bezzel, E. & R. Prinzinger (1990): Ornithologie. 2. Auflage. Ulmer, Stuttgart 1990. Del Hoyo, J., A. Elliot & J. Sargatal, eds. (1994): Literatur: Handbook of the of the World, Vol. 2. Alderfer, J. ed. (2006): Complete Birds of North New World Vultures to Guineafowl. Barce- America. National Geographic Society. Was- lona. hington, D. C. Dunn, J. L. & J. Alderfer (2011): Field Guide Anonym (2011): Mystery bird: Hook-billed to the Birds of North America. National Geo- kite Chondrohierax uncinatus. GrrlScientist graphic Society, Washington, D. C. 02.11.2011 17:30. Ferguson-Lees, J. & D. Christie (2009): Die Baumgart, W. (1998b): Leistungsdifferenzierun- Greifvögel der Welt. Kosmos Stuttgart. gen bei Greifvögeln und ihre Bedeutung für Hollands , D. (2003): Eagles, Hawks and Fal- artliche Existenz und Artbildung. Zool. Abh. cons of Australia, 2. Edition. Melbourne. Mus. Tierkd. Dresden 50. Suppl. 11 (100 Jah- Howell, S. N. G. & S. Webb (2005): A guide re Art-Konzepte in der Zoologie). 125–137. to the birds of Mexico and northern Central Baumgart, W. & P. Baumgart (1998): Greifvo- America. Oxford University Press, reprint. gelkundliche Eindrücke und Ergebnisse ei- Mayr, E. (1998a): Das ist Biologie. Heidelberg, ner Australien-Studienreise. Greifvögel und Berlin. Falknerei 1996: 96–105. Olsen, P. (1995): Australian birds of prey. Syd- Baumgart, W. (2000): Zur Realität des Typs, ney. Otto Kleinschmidt und konzeptionelle Trug- Smith, T. B. & S.A. Temple (1982): Feedings schlüsse im arttheoretischen Denken des 20. Habits and bill Polymorphism in Hook-billed Jahrhunderts aus greifvogelkundlicher Sicht. kites.-The Auk 99: 197–207. Greifvögel und Falknerei 1999: 143–170. Stephan, B. (1970): Eutaxie, Diastataxie und an- Baumgart,W. (2004): Zum Funktionsbezug von dere Probleme der Befiederung des Vogel- Merkmalsdifferenzen zwischen Schwarz- flügels. – Mitt. Zool. Mus. Berlin, Bd. 46, und Rotmilan (Milvus m. migrans bzw. M. H. 2. 339–437. m. milvus) – Wie sich das sympatrische Vor- Robertson, W. B. & G. E. Woolfenden (1992): kommen beider Schwesterarten in der West- Florida bird species: an annotated list. Flori- paläarktis erklären läßt. Greifvögel und Falk- da Ornithological Society, Gainesville, Flo- nerei 2003: 148–169. rida, USA. Baumgart, W. (2010b): Grundzüge einer Funk- Wolters, H. E. (1975–82): Die Vogelarten der tional-Evolution der Greifvögel (Accipitri- Erde. Hamburg & Berlin.

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