Impressum

Herausgeber: Deutsche Dahlien-, Fuch- Die Redaktion des „Jahrbuch“ ist für sien- und Gladiolen-Gesellschaft e. V. Meinungen, Anregungen und Mitarbeit, (DDFGG) oder für Kritik zum Wohle unserer Ge- Geschäftsführerin: sellschaft dankbar. Wir danken allen Au- Bettina Verbeek toren für ihre Manuskripteinsendungen. Maasstr. 153 Sie müssen nicht unbedingt die Meinung 47608 Geldern-Walbeck der DDFGG vertreten. Tel.: 02831 / 993621 Die Redaktion dankt allen, die an der Er- FAX: 02831 / 994396 stellung dieses Jahrbuchs mitgearbeitet E-Mail: [email protected] haben. Besonders zu nennen sind hier Hans Auinger, Winfried Branner, André Redaktion: Manfried Kleinau als ver- Redlich und Annette Kampe. antwortlicher Redakteur und Bettina Verbeek Ein Nachdruck der Texte ist mit Quellen- Layout und Satz: angabe gestattet. Im Rahmen der Euro- Manfried Kleinau -Vereinbarung können Texte Marienburger Str. 94, 53340 Meckenheim und Bilder bei der Redaktion angefor- Tel.: 02225-701834 dert werden. Von im Handel erhältlichen E-Mail: [email protected] Presseorganen wird ein Belegexemplar Druck: DCM, 53340 Meckenheim erbeten.

Umschlagbilder

Das Titelbild zeigt eine neue Fuch- Ebenfalls eine Neuheit ist die Fuch-  siensorte, die der belgische Züchter siensorte ‘Landeshauptstadt St. Pöl- Marcel Michiels zu Ehren unseres ten’ der Österreicherin Burgi Klemm. Vizepräsidenten ‘Manfried Kleinau’ Sie ist eine der vielen beachtens- genannt hat. Da sie sehr blühfreu- werten neuen Fuchsien aus Öster- dig ist, wird sie bald auch den Weg reich. in deutsche Fuchsiengärtnereien fin- den. Die Dahlie auf dem Rückumschlag ist ‘Rapunzel’. Sie ist in diesem Jahr Auf der zweiten Umschlagseite ist die beste Liebhabersorte und stammt die neue Dahlie SP 73 von Heinz - wie übrigens die letztjährige Siege- Panzer zu sehen, sie ist die beste rin ‘Sonnensegel’ auch - von Prof. kleinblumige Dahlienneuheit 2007. Michael Otto. Vorwort des Präsidenten

Sehr geehrte, liebe Mitglieder, das Jahr neigt sich wieder seinem Ende zu, und es hat uns allen Gutes und weniger Gutes gebracht. Schon beim Wetter zeigt sich, dass 2007 teilweise ein schwieriges Jahr mit zwei Gesichtern war und hohe An- forderungen an unsere Pflanzen ge- stellt hat. Auch die Bundesgartenschau hat nicht nur gute Seiten gezeigt. Zwar haben Gera und Ronneburg in die- sem Jahr mit zwei guten Hallen- schauen zu den Themen Fuchsien und Dahlien geglänzt, aber die Dah- lien-Freilandschau war wegen des schlechten Bodens nicht unproble- matisch. Hier gilt Dirk Panzer, der für gestaltet und für die Druckerei vor- die Anlage in der Pflicht stand, ein bereitet, ist an einem Auge erkrankt besonderer Dank. Er hat mit seinem und konnte nicht wie gewohnt am Team trotz aller Widrigkeiten einen Bildschirm arbeiten. Wir hoffen, dies Zuschauermagneten geschaffen! mit einem schönen und interes- Dass die nächsten Bundesgarten- santen Jahrbuch wieder wett zu ma- schauen trotz der erfolgreichen Dah- chen. Dieser Ausfall zeigt uns allen lienschauen in München und Gera aber auch - wieder einmal - wie wich-  derzeit auf die ‘Königin des Herbstes’ tig Gesundheit für den Einzelnen und verzichten wollen, erfüllt uns alle mit auch für eine Gemeinschaft ist. Sorge. Der Vorstand versucht hier Damit ist das wichtigste Thema derzeit, intensiv gegen zu steuern. meines Wunsches für Sie und uns Nach einer Durststrecke ohne den alle angesprochen: ein gesundes gewohnten Rundbrief im September und fröhliches Weihnachtsfest, so- halten Sie endlich wieder eine Bro- wie ein gesundes, erfolg- und blü- schüre Ihrer DDFGG in Händen. Der tenreiches Jahr 2008! Grund für die Pause war recht ein- Mit diesen Wünschen bleibe ich fach, unser Vizepräsident Manfried Kleinau, der unsere Publikationen Inhaltsverzeichnis

Impressum...... 2 Klaus Vieregge, Dahlien im Hof- Umschlagbilder...... 2 wiesenpark...... 66 Vorwort des Präsidenten...... 3 Ehrenpreise des BMELV...... 67 Inhaltsverzeichnis...... 4 Die Publikumslieblinge Die Ansprechpartner in der des Jahres 2007...... 68 DDFGG...... 6 Günther Roth, Dahlienprüfung 2007...... 70 Teil 1 - Allgemeines...... 7 Rolf Hofmann, Der Dahlien- Hans Wilhelm Ricken zum garten Hamburg 2007...... 73 Gedenken...... 8 Bettina Verbeek, Wieder Protokoll der Mitgliederversamm- Dahlien in Oberhausen...... 77 lung vom 25.08.2007 in Bad Wolfgang Prüfer, Köstritz...... 15 Kulinarisches. Eine ganz Friedhelm Ackermann, besondere Speisekarte...... 78 Eine späte Danksagung...... 26 Manfried Kleinau, Alfred Janning, Einladung zur Jah- Dahlientaufe im Rheinpark...... 80 restagung 2008 nach Legden....27 Andreas Wätzrig, Goldner Ginkgo für Präsident Das Dahliensortiment im Werner Koch...... 28 Höhenpark Killesberg...... 82 Manfried Kleinau, Bücherecke.....29 Susann Hauffe, Elke Crocoll, Gartenklassiker Dahlien / Georginen in Südostengland zur Herkunft, Bedeutung und Dahlienblüte...... 33 Verwendung. Ein Beitrag zur Bettina Verbeek, Die Royal Hor- Geschichte der künstlerischen ticultural Society und der Pflanzenverwendung...... 89  Park Wisley in England...... 39 Christian-Deegen-Medaille für 110 Jahre DDFGG - Ein Blick Jens Peter Hjerting und zurück in die Anfangsjahre...... 43 Hans V. Hansen...... 141 Laudatio des Bürgermeisters Teil 2 - Dahlien...... 55 der Stadt Bad Köstritz...... 141 Dahlien auf der BUGA Gera...... 56 Hans V. Hansen, Die Wildformen Preisträger Hallenschau der Dahlien. Festvortrag...... 143 „Schatz der Azteken“...... 56 Hans V. Hansen und Jens Peter Frank Krauße / Bettina Verbeek, Hjerting, Die Wildformen der Schatz der Azteken...... 57 Gattung Dahlia...... 146 Preisträger Freilandwettbewerb Dahlienzentrum Bad Köstritz Dahlien...... 64 am 19. Mai 2007 eröffnet...... 157 Eine Königin ist vorfristig Bettina Verbeek, Fuchsien- erblüht...... 158 ausstellung bei Heinke...... 202 Ansprache Bgm. Dietrich Was uns Entdecker schenkten. Heiland zur Eröffnung...... 161 Fuchsien-Hallenschau auf Markus Brunsing, 40 Jahre der BUGA...... 204 Dahliengarten Baden-Baden...163 Manfried Kleinau, Fuchsienarten. Elke Crocoll, Eine Übersicht...... 207 Aus Fehlern wird man klug...... 168 Fuchsia aquaviridis Holger Jansen, Collerettes...... 171 Eine neue Fuchsienart...... 250 Jack Lamb, Unser Traum Teil 3 - Fuchsien...... 177 Eine Reise nach Ecuador...... 254 Manfried Kleinau, Strümper- Manfried Kleinau, Euro-Fuchsia Ausstellung in Tschechien...... 178 auf neuen Wegen...... 263 Manfried Kleinau, „Dänische“ Fuchsien...... 266 25 Jahre Österreichschiche Jack Lamb, Terry Parkes und Fuchsienfreunde...... 183 Manfried Kleinau, Registrierung Jack Lamb, Unser Fehler?...... 189 von Fuchsiensämlingen und Karl Strümper, neuen Sorten...... 267 Gärtnern aus Leidenschaft...... 192 Manfried Kleinau, Karl-Heinz Saak, Antwort auf Ein unzulässiger Vergleich?....278 Frau Näsers Bericht „Kleine Fallen...“...... 194 DVD erhältlich...... 285 Manfried Kleinau, Fuchsien- Bildnachweis...... 285 schau in Duisburg-Hamborn....198 Empfohlene Gärtnereien...... 286

Peter Haslhofers ‘Black Jack’, beste Auslands- sorte 2007

 Die Ansprechpartner in der DDFGG

Präsident: Gabriele Schunder Dipl.-lng. Werner Koch Erbshauser Str. 58, 97262 Hausen Stadtdirektor Tel.: 09367/7265; E-Mail: gabriele. Maybachstraße 3, 70192 Stuttgart [email protected] Tel.:0711/2163920 Wilhelm Schwieters E-Mail: [email protected] Wehr 280, 48739 Legden Tel.: 02566/1233 Ehrenpräsident: Klaus Vieregge Walter Morio Obergarschagen 19, 42899 Remscheid Oberbürgermeister a.D. Tel.: 02191/68337 Landau/Pfalz Ehrenmitglied: Vizepräsidenten: Bernhardine Maurer Wilfried Bergerhoff Fritz-Zoll-Str. 1, 42499 Hückeswagen Warthstraße 49, 51674 Wiehl Tel.: 02262/93112 Geschäftsführerin und Manfried Kleinau Geschäftsstelle: Marienburger Str. 94, 53340 Meckenheim Bettina Verbeek Tel.: 02225 /701834 Maasstr. 153, 47608 Geldern-Walbeck E-Mail: [email protected] Tel.: 02831 - 993621 FAX: 02831 - 994396 Mitglieder des Erweiterten Vorstands: E-Mail: [email protected] Günter Hilgers Schallmauerweg 85, 50354 Hürth Schatzmeister: Tel.: 02233/32468 Alfred Janning Jürgen Köslich Friedrich-Castelle-Str. 18, 48739 Legden Oberdorfstr. 16, 78465 Konstanz Tel.: 02566/4848 Tel.: 07531/303115 E-Mail:[email protected]  E-Mail: [email protected] Berend Meyer Jahresbeitrag: Melmenkamp 21, 26655 Westerstede Euro 35,00 für alle Mitglieder, Tel.: 04488/3639 Euro 10,00 für Anschlußmitglieder Klaus Pfitzer Täschenstr. 51, 70736 Fellbach Konto: Tel.: 0711/581370 Nr. 38052320 Josef Raff bei Sparkasse Westmünsterland Mainau Str. 198a, 78465 Konstanz (BLZ: 401 545 30) Tel.: 07531/32626 IBAN: DE41 4015 4530 0038 0523 20 Günter Roth BIC: WELADE3WXXX Leipziger Str. 79, 76829 Landau Tel.: 0170/2456770 Internet: www.ddfgg.de 

Teil 1 Allgemeines

Im Egapark in Erfurt 

Hans Wilhelm Ricken - Ehrenmitglied der DDFGG - zum Gedenken Manfried Kleinau Hans Wilhelm Ricken Visionär und Gärtner aus Leidenschaft

„Visionär und Gärtner aus Leiden- Stadt Mühlheim, hatte Hans Wilhelm schaft“, so hat Parklife, die Zeit- schon früh die Sorge für den Garten schriftenbeilage des Grugaparks Es- ihres Hauses in Speldorf, damals sen, den ehemaligen Leiter dieses ein Dorf zwischen Mühlheim und Parks im April 2007 genannt und ih- Duisburg, übertragen. Als der Vater ren Nachruf mit folgenden Zeilen be- 1921 an den Folgen einer Kriegsver- gonnen: „ Kaum ein anderer hat die letzung starb, waren Hans Wilhelms Geschicke und die Gestaltung des Mutter und seine sieben Geschwis- Grugaparks so nachhaltig geprägt ter dringend auf den Gemüseanbau wie Hans Wilhelm Ricken. Seine im eigenen Garten angewiesen. Die Karriere begann 1936, als der Gruga- Arbeit im Garten hat er aber nicht nur park eine Vielzahl neuer Mitarbeiter als seine Pflicht angesehen, sie war suchte, um das Großprojekt „Reichs- ihm immer auch eine Liebhaberei. gartenschau“ realisieren zu können. So hat er dann aus dieser Freude am Hans Wilhelm Ricken wurde als Gar- Gärtnern folgerichtig auch eine Lehre tentechniker eingestellt. Doch schon als Gärtner in der städtischen Gärt- zwei Jahre später wurde Ricken zum nerei in Mühlheim angetreten. Nach neuen Leiter des Parks ernannt und Abschluss der Lehre geht Hans Wil- er sollte diesen Posten bis zu seiner helm Ricken nach Berlin und arbei- Pensionierung im Jahr 1973 beibe- tet dort im Gartenbaubetrieb Köhler. halten - eine berufliche Kontinuität, Aber es treibt ihn wieder zurück nach die schon damals, aber erst Recht Mühlheim, wo er für ein Jahr wieder heute ihresgleichen sucht.“ in der städtischen Gärtnerei arbeitet.  Geboren wurde Hans Wilhelm Ricken Dann geht er nach Geisenheim und am 25.07.1908 in Mühlheim/Ruhr. studiert Gartengestaltung. Nach vier Sein Vater, Stadtsekretär bei der Semestern besteht er die Prüfung zum Staatlich geprüften Gartenbau- techniker mit der Note ‘sehr gut’. Er Auf der Rückseite des auf der Vorseite hängt noch ein Semester Pädagogik abgebildeten Fotos steht folgender Text: „1958 Wanderpokal der Stadt Essen f. an sein Studium an und erhält auch d. D. Dahlien- + Gladiolen-Ges. Überga- die Lehrbefähigung. Und wieder geht be an Präs. H. H. Moes im Amtszimmer er nach Berlin. Aber bereits nach Oberbürgermeister Nieswand/Essen für zwei Monaten ist er wieder im Ruhr- die beste Gruppensorte.“ gebiet. Und das kam so: Die Stadt Essen stand vor der großen Aufga- Forschungsanstalt be der Reichsgartenschau, die 1938 auf dem Gruga-Gelände stattfinden für Garten- und sollte, und suchte dringend quali- fiziertes Personal. Eine Anfrage in Weinbau in Geisen- Geisenheim führte zur Empfehlung von Hans Wilhelm Ricken. heim/Rheingau Geisenheim hatte für Hans Wilhelm Ricken aber noch eine große Bedeu- 1872 wurde dank der Bemühungen tung; Liesel Voß, die einzige weib- Eduard von Lades die Königlich liche Studentin in seinem Jahrgang Preußische Lehranstalt für Obst- wird seine Frau. Drei Jungen, Volker, und Weinbau gegründet. Eduard Gerd und Hasko, entspringen dieser von Lade hatte mit Export-, Bank- Ehe. und auch Waffengeschäften ein Und so tritt Hans Wilhelm Ricken im beträchtliches Vermögen erworben September 1936 als Gartentechniker und setzte sich bereits mit 44 Jah- in Essen unter dem damaligen Leiter ren 1861 in Geisenheim zur Ruhe. des Gartenamtes, Wilhelm Schmidt, Er erbaute sich einen Landsitz im an und wirkt mit an der Vorbereitung klassizistischen Stil mit großem und Durchführung der Reichsgarten- Park nach einem Entwurf von Hein- schau. rich Siesmayer in der Nähe des Zu dieser Ausstellung vermerkt die Rheinufers und widmete sich sei- Gruga auf ihrer Internetseite: „Zu- nen privaten Interessen, zu denen sammen mit dem Reichsnährstand auch der Obstbau gehörte. Berlin führte die Stadt Essen von Von König Wilhelm I. erbat er sich April bis Oktober 1938 die „2. Reichs- die Erlaubnis zur Gründung einer ausstellung des deutschen Garten- „pomologischen Hochschule“, was baus“ durch. Gruga und Botanischer ihm 1872 erlaubt wurde. In unmit- Garten blieben nahezu unverändert telbarer Nähe zu seinem Landsitz erhalten. Neu hinzu kamen der Ke- Monrepos wurde diese dann zum ramikhof und der Große Blumenhof. 10 Teil auch aus Reparationsgeldern Damit hatte sich das Ausstellungsge- aus dem Krieg 1870/71 errichtet. lände mit einer Größe von nunmehr Geisenheim entwickelte sich zu 47 ha fast verdoppelt. Neue Attrak- einem Zentrum für angewandte tionen wie die dampfbetriebene Lili- Forschung im Weinbau, im Obstbau putbahn, ein Kinderzoo, der tägliche und auch der Gartenkunst. Der Bo- Frühsport um 7 Uhr und die stim- taniker und Dozent Hermann Müller mungsvollen Abendveranstaltungen war erster Leiter der pflanzenphysi- ließen den Parkbesuch für fast 3 Mil- ologischen Versuchsstation in Gei- lionen Menschen zu einem Erlebnis senheim. Er züchtete Ende des 19. werden.“ Jahrhunderts auch die neue Wein- In dieser Zeit bewirbt sich Hans rebsorte Müller-Thurgau. Wilhelm Ricken bei verschiedenen Der Westdeutsche Rundfunk war mit seinen Freiluftkonzerten häufig Gast im Sohn Gerd schildert es als kleines Grugapark. Hier wird Hans Wilhelm Ri- und einfaches Fachwerkhaus mit cken von Moderator Rudi Rauer befragt. kleinen Zimmern und viel zu steiler Treppe. Hans Wilhelm Ricken sollte Städten um eine Anstellung nach dieses Haus bis 1978, also weit über dem Ende der Reichsgartenschau. seine Pensionierung hinaus bewoh- Aber er sollte in Essen bleiben, denn nen. die Stadt Essen übernimmt ihn 1939 Im Juni 1941 wird Hans Wilhelm Ri- als Beamter im Rang eines Garten- cken einberufen und nach der Aus- bau-Oberinspektors und überträgt bildung in Russland eingesetzt. Er ihm die Leitung des Grugaparks hat Glück, in Stalingrad wird er ver- einschließlich des Botanischen Gar- wundet und ausgeflogen. So landet 11 tens. In diesem Jahr legt er auch sein er am Ende des Krieges in britischer Zweites Staatsexamen ab; schon Kriegsgefangenschaft, aus der er seine Diplomarbeit hatte sich mit der - wie alle Landwirte und Gärtner - Gruga und ihrer Weiterentwicklung wegen des Hungerwinters bald ent- zum Volkspark befasst. lassen wird. Seine Frau Liesel war Er wohnt mit seiner Familie auf dem wegen der Bombenangriffe auf Es- Gelände des Grugaparks in einem sen mit den Kindern zu ihrer Schwe- Musterhaus mit kleinem Garten, ster nach Hitzacker geflüchtet. Bei das man zur Reichsgartenschau als dem Versuch noch etwas Brauch- „Einheitshaus für den deutschen In- bares aus dem abgebrannten Haus dustriearbeiter“ errichtet hatte. Sein in der Gruga zu retten, zog sie sich eine Lungenentzündung zu, an der sie Ostern 1943 starb. Seine Kinder wurden von der Schwester seiner Chronologie des Frau aufgenommen und kamen in ei- rugaparks nen Kinderhort. Die Kindergärtnerin G Juliane Lorenzen hat Hans Wilhelm 1927 Eröffnung des Bota- Ricken dann 1944 geheiratet. Am 9. nischen Gartens Mai 1945, dem ersten Tag nach dem 1929 „Große Ruhrländische Ende des Krieges, wird seine Toch- Gartenbau-Ausstellung“, ter Frauke geboren. kurz Gruga Zurück in Essen fand er „seinen“ 1930 Wiedereröffnung als Park von Bomben verwüstet, sein Volkspark Haus abgebrannt. Also hat er das 1938 „Reichsgartenschau“, Er- Haus wieder aufgebaut und den Park weiterung des Geländes so weit wie möglich genutzt, um Ge- von 25 auf 47 ha müse für die in der Nähe gelegenen 1940 - 1945 Über 500 Bomben Krankenanstalten anzubauen. Auch verwüsten das Gruga-Ge- Zuckerrüben werden angebaut, die in lände und Teile des Bota- der Gärtnerlehranstalt in Essen ver- nischen Gartens arbeitet werden, wie Rickens Sohn 1952 Wiederaufbau und Er- Gerd berichtet. Der Gemüseanbau öffnung der „2. Großen in der Gruga wird bis zur Währungs- Ruhrländischen Garten- reform 1948 beibehalten. bau-Ausstellung“ Parallel dazu beginnen Planungen 1965 „Bundesgartenschau“, für eine neue Gruga. Im Frühjahr Vergrößerung des Gelän- 1949 wurden der Eingangshof und des auf die heutige Größe der Große Blumenhof eröffnet. Auf von ca. 70 ha Grund des Besucherstroms ent- 1985 Bau der Tropen-Schau- schloss sich die Stadt, die Gruga hauspyramiden neu aufzubauen. Hans Wilhelm Ri- 1987 Bau der gläsernen Oran- cken wechselte den Stil der Gruga gerie-Hallen 12 von der strengen Geometrie der Vor- 1991 Neubau des Musikpavil- kriegszeit weg zu einer gestalteten lons mit 1200 Sitzplätzen Landschaft mit geschwungenen 1995 Eröffnung des Kleintier- Rasenflächen und Sichtachsen. Aus gartens den geometrischen Beeten des Dah- 1996 Einweihung der neuen lienovals wurde die geschwungene Vogelfreifluganlage Dahlienarena, die ihre Bodenform 1997 Eröffnung des Abenteuer- einem früher an dieser Stelle im Bau spielplatzes an der befindlichen Fußballplatz mit umlau- Tummelwiese fenden Tribünen verdankt. Mit der 1998 Der neue Ponyhof wird „2. Großen Ruhrländischen Garten- eröffnet bau-Ausstellung“ von Mai bis Okto- ber 1952 wird der neue Grugapark eröffnet.

Bei diesem Aufbau unter den Nach- kriegsbedingungen konnte Hans Wilhelm Ricken seine Begabungen spielen lassen: Sein Organisations- talent und sein fabelhaftes Gedächt- nis. Schon als junger Mann hatte der begeisterte Ruderer von Mühlheim aus Ruderwanderungen seines Ru- dervereins im Raum Berlin orga- nisiert und die dazu notwendigen Geldmittel bei Industrie- und Han- delsunternehmen erbettelt. Sein Sohn Gerd schildert ihn als einen Mann, der mit der Gruga „verhei- ratet“ war und der sich immer ver- antwortlich gefühlt habe. Dadurch, dass er auf dem Gelände der Gruga wohnte, war er immer vor Ort und im Dienst. Er habe sich sofort um Hans Wilhelm Ricken im Alter von 98 Jahren alles gekümmert und sich für unab- kömmlich gehalten. Das sei so weit Gruga als Volkspark auch weiterhin gegangen, dass seine Frau Juliane bestehen konnte.“ So entstand nach mit den Kindern allein in Urlaub ge- Auswertung eines großen Ideenwett- fahren sei. Sein Gedächtnis war bis bewerbs aus Anlass der Bundesgar- ins hohe Alter hinein exzellent. Er tenschau 1965 die charakteristische blieb bis zu seinem Tod im 99. Le- Verknüpfung von Parklandschaften bensjahr körperlich und geistig fit. mit vielfältigen Spiel- und Sportmög- Und das alles, nachdem ihm 1950 lichkeiten. Die Erweiterung auf 70 wegen seiner Herzprobleme eine ha führte zur Umsiedlung von Klein- 13 Lebenserwartung von nur noch zwei gärten und der Stadtgärtnerei. Bota- Jahren prophezeit worden war und nischer Garten und Gruga wurden er mehrere Herzoperationen über- stärker verschmolzen, Brücken und stehen musste. Wege gebaut, ein Musikpavillon und Im Laufe der Zeit wurde der Gruga- das Alexander von Humboldt-Haus park zu klein, um noch ein echter wurden hochgezogen. Das Ergeb- Volkspark zu sein. „Ricken erkann- nis konnte sich sehen lassen. Trotz te“, so schreibt Astrid Schröer-Mlo- eines verregneten Sommers kamen doch im Nachruf des Grugaparks auf über 5 Millionen Menschen zur Bun- ihn, „dass passive Naturbetrachtung desgartenschau 1965 nach Essen. allein nicht ausreichte, damit die Die für die Bundesgartenschau ent- ‘Hans Ricken’ gesehen im Grugapark

wickelte Form der Anlage wurde im Urteil, seine Organisationsgabe und Wesentlichen bis heute beibehalten. seinen oft aufblitzenden Humor. Be- Das Jahr 1965 brachte ihm nicht nur sonders engagiert hat sich Hans Wil- eine erfolgreiche neue Gestaltung helm Ricken in der Vereinigung der „seines“ Parks, sondern auch die Parkanlagen des Ruhrgebiets, der Heirat seiner dritten Ehefrau Ma- Burschenschaft Rhenania und in un- ria Torse, nachdem er seine zweite serer Gesellschaft. Ehefrau 1960 durch einen Verkehrs- Er hat sich stets für die Gesellschaft, unfall verloren hatte. Mit Ria sollte er der er 1951 beigetreten war, einge- vierzig Jahre zusammen leben. Mit setzt; bei den Bewertungen von Dah- ihr hat er nach seiner Pensionierung lien sowohl auf den Prüffeldern wie als Oberamtsrat im Jahr 1973 viele bei Gartenschauen, als Mitglied des Reisen unternommen, Schiffsreisen Beirats und zuletzt als Vizepräsident. 14 und Reisen zu den Parks der Welt. Aber Priorität hatte für ihn immer die Auch nach seiner Pensionierung Gruga. Und so ist es nur folgerichtig, blieb sein Rat gefragt. Da er die Gru- dass Hans Wilhelm Ricken, der am ga so lange geführt und alles im Kopf 9. Februar 2007 mit fast 99 Jahren hatte, und da er auch im Umfeld der gestorben ist, auf dem Lührmann- Gruga wohnen blieb und den Park Friedhof beigesetzt wurde, der vom häufig besuchte, hat man ihn oft zu Grugapark umschlossen ist. aktuellen Problemen befragt. Aber PS: Mein Dank gilt Hans Wilhelm Ri- nicht nur die Gruga, sondern auch ckens Sohn Gerd, der mir mit seiner die vielen Organisationen, in denen freundlichen Erzählweise seinen Vater er beruflich wie ehrenamtlich aktiv nahe gebracht und Material zur Erstel- war, schätzten sein Wissen, sein lung dieses Berichts überlassen hat. Protokoll der Mitglieder- versammlung vom 25. August 2007 in Bad Köstritz

Ort: Saal des Hotels „Goldener präsidenten Oberbürgermeister a.D. Löwe“ Walter Morio, Landau, von Herrn Ru- Datum: 25. August 2007, 20.00 Uhr dolf Klever, Köln, Ehepaar Kleweken, Legden und Ehepaar Engelhardt, 1. Begrüßung Heidenau, verlesen. 1.1 Präsident Werner Koch begrüßt Das Protokoll der Mitgliederver- alle Erschienenen und eröffnet die sammlung 2006 in Wiehl und die heu- diesjährige Mitgliederversammlung. tige Tagesordnung mit Ergänzungen Ein besonderer Gruß gilt Prof. H. werden einstimmig genehmigt. Hansen und J. P. Hjerting aus Kopen- hagen, Dänemark, die sich beide um 1.2 Präsident Koch nimmt die Tote- die Botanik der Dahlien (Wildformen) nehrung vor. Alle Anwesenden erhe- verdient gemacht haben. Prof. Han- ben sich zu einer Gedenkminute von sen hatte bereits im Sitzungssaal ihren Plätzen. des Rathauses einen Vortrag über seine Arbeit gehalten. Hierüber wird 2. Ehrungen gesondert berichtet. Prof. Hansen 2.1 Präsident Koch verliest die und J. P. Hjerting sollen heute mit der diesjährigen Jubilare. Die entspre- Christian-Deegen-Medaille der Stadt chenden Urkunden sind ausgestellt Köstritz ausgezeichnet werden. und werden überreicht bzw. zuge- Präsident Koch begrüßt Frau Ber- sandt. Eine besondere Ehrung erhält nardine Maurer aus Hückeswagen, Fa. Wagschal, Reinbek, für 75-jäh- langjähriges Mitglied unserer Gesell- rige Mitgliedschaft. Präsident Koch schaft mit besonderen Verdiensten verliest eine Laudatio für die renom- 15 um die Fuchsie und deren Präsenta- mierte Firma aus Hamburg, heutiger tion in vielen Ausstellungen. Inhaber Jürgen Wagschal. Weiterhin können Gäste aus den Niederlanden und aus Österreich 2.2. Dahlienwanderpreise 2006: begrüßt werden, sowie Bürgermei- Präsident-Moes-Gedächtnispreis: ster Dietrich Heiland und Dahlien- Jürgen Wagschal, Reinbek königin Dorit I., beide Bad Köstritz. Wanderpreis der Stadt Essen: Ebenfalls erschienen ist Frau Anne- Wilfried Bergerhoff, Wiehl Cathrin Ritschel vom Kulturamt der Wanderpreis der Stadt Neuenahr: Stadt Bad Köstritz (s. Top 10). Heinz Panzer, Bad Köstritz Es werden Grüße unseres Ehren- Fortsetzung übernächste Seite Jubiläen 25 Jahre: Regine Haist, Metzingen Annelies Walther, Reichelsheim 30 Jahre: Jürgen Dalferth, Esslingen Johanna Geyda, Pfungstadt Paula Hartmann, Kippenheim Richard Heimsch, Ostfildern Hannelore Krüger, Alfeld Hermann Lange, Murg Annemarie Melms, Rieden Sigrun von Quistorp, Bremen Gert Rillmann, Annweiler Gerhard Rummel, Rastatt Günter Wenzel, Bochum 70 Jahre: Palmengarten der Stadt Frankfurt 75 Jahre: Jürgen Wagschal Jürgen Wagschal, Reinbek

Bettina Verbeek

Gärtnerei Wagschal, 75 Jahre Mitgliedschaft in der DDFGG

75 Jahre Mitglied der DDFGG, damals noch „nur“ DDG, das ist neben den 110 Jahren insgesamt eine beachtliche Zeit. Im Jubiläumsbuch unserer Gesellschaft ist nachzulesen, wie bei Wagschals alles begann: Der Groß- vater des heutigen Inhabers, Friedrich Wagschal hatte schon in den 20er Jahren einen Narren an den Dahlien gefressen und diese Leidenschaft in 16 den folgenden Jahren neben der Friedhofsgärtnerei zu einem Haupter- werbszweig seines Gartenbaubetriebs ausgebaut. Rolf Wagschal, Jahr- gang 1920, als Sohn, hatte das Glück, dass er 15 Jahre mit seinem Vater zusammen Dahlien züchten konnte. Aus dieser Zeit stammt noch die be- rühmte Sorte ‘Wagschals Goldkrone‘. Jürgen Wagschal, der Enkel vom Firmengründer hatte leider nicht das Glück, von den Erfahrungen seines Vaters lange profitieren zu können. Rolf Wagschal verstarb plötzlich, als Jürgen noch mitten in der Ausbildung zum Gartenbauingenieur stand. Doch die Liebe zu den Dahlien hat sich auch auf ihn übertragen, seine letzten erfolgreichen Neuzüchtungen von 2002 und 2006 haben die Namen seiner Töchter erhalten: ‘Pauline‘ und ‘Jule‘. Otto-Bergerhoff-Gedächtnispreis: Prof. Michael Otto empfängt aus der Prof. Michael Otto, Lüneburg Hand von Präsident Werner Koch den Otto-Bergerhoff-Gedächtnispreis 2.3 Fuchsienwanderpreise: Der Karl-Nutzinger-Preis wird in die- und sachkundigen Ansprache die sem Jahr verliehen an Klaus Viereg- Auswahl der diesjährigen Preisträ- ge. ger, Prof. Hans Hansen und Jens Peter Hjerting, Kopenhagen, Däne- 2.4 Verdienstmedaillen: mark. Diese haben sich mit der Er- In diesem Jahr werden zwei Medail- forschung der botanischen Dahlien len vergeben: beschäftigt. Nach seinen bisherigen Dorothea Langenberg, Remscheid Ergebnissen stammen sämtliche bei 17 Hans Auinger, Wels/Österreich uns vorhandenen Gartendahlien von Präsident Koch verliest für beide nur zwei Wildformen ab, und zwar Preisträger eine ausführliche Lauda- der Dahlia coccinea und der Dahlia tio. soerensenii. (Anmerk. d. Red.: siehe hierzu Seite 141 ff.). 2.5 Christian-Deegen-Medaille Prof. Hansen bedankt sich in einer Besonderer Höhepunkt des Abends ebenso launigen Erwiderung für die war die Verleihung der Christian- Ehrung. Er sagt zu, weiterhin Kon- Deegen-Medaille durch die Stadt takt zum Dahlien-Informationszen- Bad Köstritz. Bürgermeister Dietrich trum und zur DDFGG zu halten. Heiland erläutert in einer launigen Fortsetzung auf Seite 21 Manfried Kleinau Laudatio auf Klaus Vieregge

Er will ihn nicht, hat er - Klaus Vieregge - zumindest zu unserer Geschäftsfüh- rerin gesagt. Ihn, das ist der Karl-Nutzinger-Pokal für besondere Leistungen um die Fuchsie. Er hat ihn aber verdient, denn er hat Besonderes für die Fuchsie geleistet. Seine Fuchsienzüchtungen wie beispielsweise die im letzten Jahr während der Jahrestagung in Wiehl getaufte ‘Wilfried Bergerhoff’ sind nicht zahlreich, aber von guter Qualität. Er hat sie in dem nicht ganz einfachen Klima des Bergischen Landes, das seine Heimat ist, lange und ausreichend getestet, ehe er ihnen einen Na- men gab. Wichtiger noch als seine Fuchsienzüchtungen ist mir aber sein Engage- ment, schöne Fuchsien zur Schau zu stellen, Beiträge zu Fuchsienausstel- lungen zu leisten. Auch wenn er nach jeder Fuchsienschau, an der er sich beteiligt hat, andeutet, dass es ihm doch langsam zu viel Arbeit werde und er sich wohl an keiner weiteren Ausstellung beteiligen werde, er macht wei- ter… Er karrt in der Nacht durch halb Deutschland, um seine Lieblinge zur Ausstellung zu bringen, schläft eine Stunde um Auto und beginnt dann mit viel Einfallsreichtum und floralem Geschick seinen Ausstellungsbeitrag auf- zubauen. Er bleibt vor Ort und pflegt und hegt seine Fuchsien während der ganzen Ausstellungsdauer. Und meist nicht nur seine eigenen Fuchsien, sondern auch die von Freunden und anderen Ausstellern. Eine ständige 18 Ausstellung, so könnte man es nennen, hat er zu Hause in seinem Garten, wo seine prächtigen, alten Fuchsien-Hochstämme - kaum noch transporta- bel wegen ihrer Größe und der Schwere ihrer Töpfe - neben seinen Dahlien den Garten dominieren. Es ist ein Genuss, durch diesen Garten zu schlen- dern und sich an seinen gesunden Pflanzen zu erfreuen. Es ist nicht nur sein ‘Grüner Daumen’, der hier Früchte trägt, sondern auch sein solides Wissen um Fuchsienpflege, -düngung und die vielen kleinen Tricks, mit de- nen man aus einfachen Fuchsien Ausstellungspflanzen macht. Unser Dank gilt Klaus Vieregge für seine vielfältige Arbeit zugunsten der Fuchsie und unserer Gesellschaft. Unser Wunsch ist, dass er sich bei guter Gesundheit mit viel Freude auch zukünftig an weiteren Ausstellungen be- teiligt. Elke Crocoll Laudatio auf Hans Auinger

„Schöne Dahlien sollten in jedem Garten stehen“ (Zitat von Hans Auinger)

Als ich vor einigen Jahren Mitglied in der DDFGG wurde, las ich gerne in alten Jahrbüchern, die ich von Bet- tina Verbeek geschenkt bekam, um die Gesellschaft und ihre Mitglieder besser kennen zu lernen. Dabei fiel mir immer wieder ein Mit- glied auf, das mich erstaunte. Es war seit rund 25 Jahren vom Dahlienvi- rus befallen, pflanzte Hunderte von Dahlien im eigenen Garten, nahm alle Schwierigkeiten und Kosten auf sich um Dahlien aus den USA zu importieren, verwaltete Listen aller Züchter in einer Datenbank und reiste in vier Tagen 1600 km, um 230000 Dahlien zu sehen und un- zählige Fotos zu machen. Was für ein Dahlienliebhaber - dieser Hans Auinger – ich bekam immer mehr den Wunsch, ihn kennen zu lernen. Dies erfüllt sich kurze Zeit später, als die Idee des Dahlienverzeichnisses immer konkreter wurde und ich den ersten E-Mail Kontakt mit ihm auf- nahm. Unsere Zusammenarbeit klappte dann wunderbar, keine Bitte wurde ausgeschlagen, keine Frage blieb unbeantwortet, jeder Ratschlag 19 war durchdacht. So geschah, zum Nutzen vieler Dahlienfreunde über un- sere Landesgrenzen hinaus, in aller Bescheidenheit sehr viel Arbeit im ‚Verborgenen’. Auf der Jahrestagung 2005 in München lernen wir uns dann endlich per- sönlich kennen und sofort folgte eine Einladung ins österreichische Dah- lienparadies. Überaus gastfreundlich wurden wir empfangen und sowohl mit selbstgebackenem Kuchen als auch mit einer wunderbaren Dahlien- pracht verwöhnt. Der Eindruck aus den Jahrbüchern hat mich nicht getäuscht, ich habe Hans Auinger als begeisterten, kritischen und humorvollen Dahlienlieb- haber und Dahlienkenner erlebt, der trotz reicher Erfahrungen, dennoch interessiert an allem Neuen rund um die Dahlie ist. Er besucht internatio- nale Veranstaltungen, wie das Dahlienseminar in Prag, und verschiedene Ausstellungen. Sein Wissen behält er nicht für sich, sondern gibt es z.B. in Jahrbuch-Berichten und im Internetforum des Dahliengartens Hamburg weiter. Auch seine großartigen Dahlienbilder werden zur Verfügung ge- stellt, so sind schon viele im weiten world-wild-web und den Publikationen der DDFGG zu sehen. Ich wünsche Hans Auinger, der für mich inzwischen zu einem sehr ge- schätzten Freund geworden ist, dass er noch viele weitere Jahre Freude an den Dahlien hat und ihre Schönheit genießen kann.

Manfried Kleinau Laudatio auf Dorothea Langenberg

Sie, die - das sei vielleicht etwas ungalant verraten - im nächsten Jahr die 65 erreicht, will dann kürzer treten und in ihrem Garten nur noch so viel tun, dass sie die Arbeit mit ihren Brugmansien, Fuchsien, Solanum und wie ihre Kübelpflanzen alle hei- ßen nur noch als Hobby betrachten kann. Keinen Tag der offenen Tür mehr, zu dem Liebhaber der Engel- strompeten von nah und fern in gro- ßer Zahl im Langenbuscher Kübel- garten einfielen. Weniger Pflanzen vielleicht und mehr Ruhe. Das jedenfalls sind Dorothea Lan- genbergs Vorstellungen. Ich bin da skeptisch, ob diese engagierte Frau dann im Endeffekt wirklich kürzer 20 tritt. Ich vermute eher, dass der ei- gene Schwung und ihr Ideenreich- tum sie zu neuen Aufgaben reißen werden. Ihr Mann teilt übrigens mei- ne Skepsis. Sie hat aus ihrem Garten am Ran- de von Remscheid ein weithin be- kanntes Zentrum für die Brugmansien gemacht, das mit seinem vielfäl- tigen Angebot an Brugmansiensorten und anderen Kübelpflanzen, sowie ihrem Wissen um diese Gattung ein Anziehungspunkt für Pflanzenliebha- ber aus der ganzen Bundesrepublik ist. Trotz ihrer weit reichenden Beziehungen ist Dorothea Langenberg aber immer eine bodenständige Frau geblieben. Bodenständig nicht im Sinne von provinziell, sondern in dem Sinne, dass sie mit beiden Füßen fest auf der heimatlichen, der bergischen Erde steht. Und diese Bodenständigkeit umfasst bei Dorothea Langenberg auch die typisch bergische Gastfreund- schaft. Die Mitglieder dieser Gesellschaft konnten das ja bei der Jahres- tagung in Wiehl im letzten Jahr sehr deutlich spüren. Mir jedenfalls wird nicht nur die Bergische Kaffeetafel mit der Dröppelminna in Erinnerung bleiben, sondern auch die warme Herzlichkeit der Aufnahme.

Sie hatte die Idee zu dieser Einladung und das Geschick, die Damen und Herren des Freundeskreises Bergisch Land für ihre Idee zu begeistern. Ihr organisatorisches Geschick brachte den Freundeskreis dann auch - und das ist fast noch wichtiger - zum effektiven Mitmachen.

Unser Dank gilt Dorothea Langenberg für ihr Engagement für die Brugmansien, aber auch die Fuchsien und die anderen Kübelpflanzen, für ihren Einsatz zugunsten dieser Gesellschaft. Unser Wunsch ist, dass sie trotz oder wegen des beabsichtigten Kürzertretens gesund bleibt und weiterhin viel Freude in ihrem Langenbuscher Kübelgarten hat.

Peter Ambrosius berichtet über die 3. Geschäftsbericht Kontaktaufnahme zu Prof. Hansen. Bettina Verbeek trägt den Geschäfts- Er ist selbst Spezialist für botanische bericht der DDFGG vor. Sorten und hat auf diese Weise Prof. Präsident Koch verweist in diesem Hansen kennen gelernt. Zusammenhang auf das neu er- Sodann wird die Medaille mit Eh- schienene Dahlienbuch unserer Ge- renurkunde (und einem diskreten schäftsführerin Bettina Verbeek, das Scheck) mit Unterstützung von Dah- großen Anklang gefunden hat. Ein lienkönigin Dorit I. an die Preisträger Exemplar wird der Dahlienkönigin überreicht. Dorit I. überreicht. 21

Bettina Verbeek Geschäftsbericht 2006/2007

Die Geschäftsführung kann für das zurückliegende Geschäftsjahr 2006/2007 wieder berichten, das der Mitgliederstand von derzeit 450 sta- bil zu bezeichnen ist. Gegenüber 10 Kündigungen und drei Verstorbenen gab es bisher 25 neue Mitglieder auf zu nehmen. Wir freuen uns sehr über diese positive Situation, hört man doch von anderen Vereinen, dass über starken Mitgliederschwund geklagt wird. Unsere Publikationen, die nun schon im zweiten Jahr durchgehend farbig gestaltet sind, erfreuen sich großer Beliebtheit. An dieser Stelle sei un- serem Vizepräsidenten Manfried Kleinau herzlich gedankt für diese wert- volle Arbeit. Da er jedoch seit Juni an einer problematischen Augenerkran- kung leidet, entfällt leider in diesem Jahr der Rundbrief 3. Das Jahrbuch wird jedoch wie gewohnt im Dezember erscheinen. Solch eine Erkrankung kann ganz schnell eine erprobte und wichtige Arbeit beenden, daher wol- len wir verstärkt unser Augenmerk darauf richten, geeignete Mitarbeiter für die Erstellung des Jahrbuches und der Rundbriefe zu finden. Die Rundbriefe mit Inhalt zu füllen, dazu darf gerne jeder beitragen. Be- richte aus den Gärten der Dahlien- und Fuchsienfreunde sind bei uns stets sehr willkommen. Seien Sie mutig und greifen Sie zu Stift und Papier, schreiben Sie uns Ihre Erfahrungen im Umgang mit den Pflanzen. Ein Foto dazu würde das Ganze perfekt machen. Sollte sich jemand berufen fühlen, intensiver an der Herausgabe von Jahrbuch und Rundbrief mitarbeiten zu wollen, so möge er sich gerne bei mir oder Manfried Kleinau melden.

Des Weiteren wird nach wie vor unser Auftritt im Internet aktuell und inte- ressant gehalten. Elke Crocoll betreut umsichtig und ehrgeizig die Dahlien- seite und die Seite der Gesellschaft. Die Fuchsienseite wird von Manfried Kleinau und in Zukunft von Karin Zinke aktualisiert.

Auf das Internetforum des Hamburger Dahliengartens sei hier sehr lobend hingewiesen. Durch dieses Forum, welches von Rolf Hofmann, dem Leiter des Dahliengartens Hamburg, betreut wird, sind der DDFGG schon einige Neue Mitglieder zugeführt worden. Zuletzt ein dahlienbegeisterter Zisterzi- enser-Pater, der in Rom im Klostergarten Dahlien pflanzt.

Gute Öffentlichkeitsarbeit leistet nach wie vor Gabriele Schunder, auch in diesem Jahr nahm sie wieder mit einem Fuchsien- und DDFGG-Stand 22 am Offenen Tag der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Garten- bau teil. Neben ihrer Arbeit als Versandchefin der DDFGG arbeitet sie im Vorstand des örtlichen Gartenbauvereins mit und hat immer wieder neue Ideen, die Dahlien und Fuchsien bekannt zu machen.

Das Jahr 2007 ist wieder BUGA-Jahr, weshalb wird die Tagung in Bad Köstritz abhalten. Doch auch das neue Dahlienzentrum in Bad Köstritz will gewürdigt werden, eine gelungene Sache, wie ich meine. Zur feier- lichen Eröffnung mit viel Prominenz war ein großer Teil des Vorstandes der DDFGG anwesend und alle waren begeistert von der gelungenen Prä- sentation, das Wetter spielte eine nicht unerhebliche Rolle, es gab strah- lenden Sonnenschein allerorten! 4. Kassenbericht Legden, den 12. August 2007 Alfred Janning trägt den Kassenbe- richt vor. Der Haushalt ist ausgegli- Kassenprüfung Jahresrechnung chen (Anmerk. d. Red.: siehe rechte 2006 durch die Kassenprüfer Karin Seite). und Friedhelm Kleweken, Legden

5. Kassenprüfung Sehr geehrte Damen und Herren, lie- Präsident Koch verliest den schrift- be Freunde der DDFGG, herzliche Grüße aus dem Dahliendorf lichen Kassenprüfungsbericht der Legden. Leider können wir wegen beiden Kassenprüfer Karin und anderen Terminverpflichtungen nicht Friedhelm Kleweken, Legden. Die an der diesjährigen Jahrestagung teil- Kasse wurde vorbildlich geführt. Es nehmen und den Kassenprüfungsbe- werden keine Beanstandungen er- richt Ihnen persönlich vortragen. Wir hoben (Anmerk. d. Red.: siehe rech- bitten um Verständnis. te Spalte). Am 12. August 2007 haben wir beim Schatzmeister Alfred Janning die Jah- 6. Entlastung resrechnung 2006 geprüft. Die Buch- führung für das Geschäftsjahr 2006 Friedrich Ackermann, Wuppertal, lei- ist uns vom Schatzmeister ordentlich tet kurz und bündig, aber sehr launig und übersichtlich vorgelegt worden. die Abstimmung über die Entlastung Die Kontenstände vom 31.12. 2006 des Vorstandes. Diese wird einstim- haben wir geprüft. Der Nachweis der mig erteilt. Einnahmen und Ausgaben konnte in allen Fällen erbracht werden. Die ge- 7. Wahl der Kassenprüfer wissenhafte Prüfung ergab keine Be- Zu neuen Kassenprüfern für das lau- anstandungen. fende Geschäftsjahr werden erneut Wir haben ein uneingeschränktes Prüfungstestat erteilt und beantragen Eheleute Kleweken, Legden, ge- die Entlastung des Schatzmeisters, wählt. Diese hatten ihre Zustimmung des geschäftsführenden Vorstandes erteilt. und des erweiterten Vorstandes. Dem Vorstand und dem Schatzmei- 8. Haushalt 2008 ster der DDFGG möchten wir für die Alfred Janning trägt den Etatvor- gute und erfolgreiche Arbeit recht- 23 schlag 2008 vor. Dieser war bereits herzlich danken. auf der Sitzung des erweiterten Vor- Ihnen allen wünschen wir eine Infor- standes ausführlich erörtert worden. mative und gesellige Jahrestagung in der Dahlienstadt Bad Köstritz. Wir Zu beachten ist, dass aus steuer- freuen uns auf ein Wiedersehen auf lichen Gründen keine größeren Über- der Jahrestagung 2008 im Dahlien- schüsse gebildet werden dürfen. dorf Legden. Alfred Janning weist auf eine nam- Halten Sie bitte der Gesellschaft der hafte Spende der FIX-Stiftung hin. DDFGG die Treue und bleiben Sie Dies wurde von Walter Morio vermit- gesund. telt, dem entsprechender Dank aus- Mit einem freundlichen Blumengruß gesprochen wird. Karin und Friedhelm Kleweken Bilanz zum 31.12.2006

24 9. Jahrestagung 2008 13. Verschiedenes Die nächste Jahrestagung unserer Auf Anfrage von Prof. Otto berichtet Gesellschaft soll in Legden/Westf. Berend Meyer über ein am Vormittag durchgeführt werden. Alfred Janning erfolgtes Gespräch in den Räumen hat bereits detaillierte Planungen der Buga-Verwaltung zwischen dem durchgeführt und Unterlagen zu- Vorstand und etlichen Ausstellern und sammengestellt. Der Dahlienkorso Vertretern der Buga Schwerin 2009 Legden, der Betrieb Schwieters, ein (Herr Meiberth, Frau Behrmann, Frau Besuch in den Niederlanden u. a. Roth). Das Gespräch verlief teilwei- stehen auf dem Programm. Die Vor- se sehr kontrovers. Es sollte die Pla- schläge finden allgemeine Zustim- nung der Buga zur Aufpflanzung der mung. Freilanddahlien vorgestellt werden. Nach – bisheriger – Planung sollen 10. Frau Anne-Cathrin Ritschel, Bad die Dahlien wieder nur im Rahmen Köstritz, berichtet engagiert über das des Wechselflors, also in „Blumen- neu gegründete Dahlienzentrum. Es bändern“, aufgepflanzt werden. Eine konnten bereits viele Unterlagen ge- eigene geschlossene Aufpflanzung sammelt werden. Ein eigener Garten mit den verschiedenen Sortimenten mit historischen Sorten wurde ange- der Aussteller ist nicht beabsichtigt. legt. Das Zentrum hat viel Zuspruch Auf den massiven Widerspruch der gefunden und soll in das Touristik- Aussteller hin wurden von Herrn Programm der Stadt fest eingebaut Meibert schließlich einige Kompro- werden. missvorschläge unterbreitet, die eine teilweise geschlossene Aufpflanzung 11. 110-jähriges Jubiläum vorsehen (Neuheiten, Klasseneintei- Unsere Gesellschaft besteht seit 110 lung). Außerdem wurde zugesagt, Jahren. Präsident Koch erinnert an alle eingesandten Sorten in irgendei- dieses Datum. Berend Meyer be- ner Form aufzupflanzen. richtet u. a. über die Jubiläumsver- Diese Vorschläge sollen weiter mit anstaltung von 1997 auf der Insel der Buga-Leitung diskutiert werden. Mainau anlässlich des 100-jährigen Bestehens. 14. Schluss 25 Präsident Koch bedankt sich noch 12. Berechnung der Mitgliedschaft einmal bei allen, die zum Gelingen Auf Vorschlag des Vorstandes wird der Tagung beigetragen haben, ins- einstimmig beschlossen, für Betriebe besondere den Vertretern der Stadt aus den neuen Bundesländern die Bad Köstritz. Er schließt die Ver- Zeit nach 1945 bis zur Wende auf die sammlung und wünscht noch einen Gesamtmitgliedschaft anzurechnen. guten Verlauf der restlichen Tagung.

(Werner Koch, Präsident) (Berend Meyer, Protokollführer) Friedhelm Ackermann Eine späte Danksagung

Nun ist es schon wieder einige Wo- Bisher hatte sie in meinem Garten chen her seit der Jahrestagung der nur immer ein Eckchen. Das wird DDFGG in Bad Köstritz, und ich sich ändern. schwelge noch immer in Erinne- rungen. 18 Jahre sind es nun schon Zu erwähnen sei noch, dass ich per- her, dass ich Mitglied in der Gesell- sönlich in diesen vier Tagen viele lie- schaft wurde, und doch bin ich noch be Menschen kennen gelernt habe nie auf einer Jahrestagung dabei ge- und wieder einmal feststellen konnte: wesen. Heute muss ich mich fragen, Wer die Pflanze liebt, sei es Fuchsie, warum eigentlich nicht. Pelargonie, Dahlie, Rose usw., kann nur ein guter Mensch sein. Ich habe Nun hat mich unser Fuchsienfreund mich wohlgefühlt unter den Dahlien- Klaus Vieregge mit nach Thüringen und Fuchsienfreunden. genommen und ich war begeistert. Angefangen mit der guten Unterkunft Nun hatte man mich auch noch dazu im Goldnen Löwen, wo es auch an ausersehen, dafür zu sorgen, dass der Bedienung, an Essen und Trin- der Vorstand entlastet wurde. Natür- ken nichts auszusetzen gab. Dann lich war ich ein wenig aufgeregt und die hervorragende Organisation der habe dabei ganz und gar vergessen, Tagung mit dem umfangreichen Pro- dem Vorstand und dem gesamten gramm, als da seien der Besuch der Beirat unser aller Dank für die uner- Dahlienschau Bad Köstritz, der Be- müdliche Arbeit in und für die Gesell- grüßungsabend, die Besichtigung schaft auszusprechen. Das sei hier- des Egaparks in Erfurt, der Empfang mit nachgeholt. beim Bürgermeister, der Besuch der 26 BUGA und... Und natürlich die dor- Ich freue mich schon auf die näch- tige Hallenschau der Dahlien. Von ste Tagung in Legden, auf das Wie- der ich so sehr begeistert war, dass dersehen mit Gleichgesinnten, mit mir gar nicht groß aufgefallen ist, Freunden und hoffe, dass wir bis dass unsere geliebte Fuchsie etwas dahin gesund bleiben, unseren Hu- in den Hintergrund gedrängt war. mor nicht verlieren und immer Freu- Im Gegenteil, ich war so begeistert de an unseren Pflanzen haben. Auf von der Dahlienvielfalt, dass ich nun ein gutes Wiedersehen im nächsten auch ein Fan von ihr geworden bin. Jahr! Alfred Janning Einladung zur Jahrestagung 2008

Liebe Mitglieder, Besichtigung des Fachbetriebes die Jahrestagung 2008 findet in der Paul Schwieters (Baumschule und Zeit vom 18. - 21. September 2008 Gartengestaltung) im Dahliendorf Legden statt. Höhe- 19:00 Uhr Münsterländer Hochzeits- punkt der Tagung ist der Dahliencor- essen im Tagungshotel so, der nur alle drei Jahre stattfindet. Sonntag, 21. September 2008 Als Tagungshotel haben wir das Ab 10 Uhr Teilnahme am Tages- Landhotel „Hermanns Höhe“ aus- programm des Vereins Blumenkorso gewählt, das am Rande des Dorfes Legden liegt und allen Tagungsteilnehmern 14:00 Uhr Kaffeetrinken beim Schatz- Unterkunftsmöglichkeiten bietet. meister, Großer Korsoumzug

Vom Vorbereitungsteam ist folgendes Einzelheiten zu diesem Programm Programm vorgesehen: folgen im Rundbrief Nr. 1 / 2008. Donnerstag, 18. September 2008 Anreise bis 17 Uhr Ein Wagen aus dem Corso 2005 17:30 Uhr Abfahrt zur Besichtigung der Dahlienfelder von Wilh. Schwie- ters und des Fuchsiengartens von Wilhelm Hausen Freitag, 19. September 2008 08:30 Uhr Fahrt in die Niederlande, Dahlien (in Privatgärten) und Fuch- sien, Schlossgarten und Stauden- gärtnerei; „Stiftsdorf“ Asbeck (Ortsteil der Ge- 27 meinde Legden); Dormitorium (ehem. Schlafsaal eines Klosters), Stiftsmuseum 20:00 Uhr Mitgliederversammlung Samstag, 20. September 2008 08:30 Uhr Entstehung von Blumen- korsowagen Rundgang / Fahrt durch das Dahli- endorf mit Informationen zum Ort Mithilfe bei einem Wagen der DDFGG „Goldener Ginkgo“ für Präsident Werner Koch

Am 2. Oktober 2007 wurde Stadt- Engagement und herausragende direktor Werner Koch der Goldene Leistungen auf dem Gebiet der Ent- Ginkgo der Deutschen Gartenbau- wicklung und Gestaltung des öffent- Gesellschaft 1822 e. V. (DGG), ver- lichen Raumes ausgezeichnet ha- treten durch deren Präsidentin Gräfin ben. Er würdigt Leistungen, die im Sonja Bernadotte und gemeinsam Hinblick auf die Qualifizierung öffent- mit Oberbürgermeister Dr. Wolfgang licher Freiraumsysteme und grünpo- Schuster, in einem feierlichen Fest- litisch herausragender Einzelobjekte akt im Großen Sitzungssaal der Lan- beispielhaft auf die eigene Stadt wir- deshauptstadt Stuttgart überreicht. ken oder eine nachhaltige positive Der Preis wird seit 2001 an Per- Wirkung auf andere Kommunen ha- sönlichkeiten aus der kommunalen ben. Verwaltung oder Institutionen verlie- Karl Zwermann, Ehrenpräsident des hen, die sich durch ihr besonderes Zentralverbandes Gartenbau, be- tonte bei seiner Laudatio, dass sich Gräfin Sonja Bernadotte und Werner Koch das Kuratorium „Goldener Ginkgo“ bei der Pflanzung eines Ginkgo biloba der DGG bei der Wahl des Preis- trägers 2007 einstimmig für Werner Koch entschieden habe. Besonders hob er hervor, dass Werner Koch schon seit über 20 Jahren als Amts- leiter sehr erfolgreich für die Landes- hauptstadt Stuttgart wirkt. Entgegen der Tendenz manch anderer Städte konnte das Garten-, Friedhofs- und 28 Forstamt die Kompetenz für alle „grünen“ Bereiche erhalten und stär- ken. Natürlich blieb es nicht nur bei aner- kennenden Worten. Gemeinsam mit Gräfin Sonja Bernadotte wurde in der Hirschstraße, Ecke Breite Straße ein Ginkgo biloba gepflanzt, der an die- sen denkwürdigen Tag erinnern soll.

Quelle: Pressemitteilung der Stadt Stuttgart Manfried Kleinau Bücherecke

Bettina Verbeek Dahlien. Die schönsten Sorten und ihre Pflege München 2007 96 Seiten, 114 Farbfotos BLV Buchverlag München ISBN 978-3-8354-0219-5 Preis: € 10,95 € (D), 11,30 € (A), 21,50 sFr

Nun ist das Dahlienbuch unserer Geschäftsführerin also auf dem Markt. Der Verlag wirbt für ihr Buch: „Die Vielfalt ist unglaublich: In allen erdenklichen Farben und Formen bezaubern die Blüten, und genau das macht die Dahlie zu einer der beliebtesten Blumen für Garten- freunde. Die 100 schönsten Sorten mir eingetroffen. Und das sind meine hat Bettina Verbeek ... in ihrem Buch ersten Eindrücke: … porträtiert und außerdem alles Ein klarer Gliederungs-Aufbau. Be- Wissenswerte zu Pflege und Ver- geistert bin ich von den Dahlien- wendung zusammengefasst. … 100 Fotos ... Eine außergewöhnliche Sorten sind - in 13 Klassen unterteilt Abbildung, die 'Stefanie Hertel' im - vorgestellt und auf prächtigen Fotos Querschnitt. gezeigt. … Dieser Dahlien-Band ist Sehr gut und praktisch sind die vie- 29 munter geschrieben, wunderschön len erläuternden Fotos zu den Pfle- bebildert und sehr informativ. Wer ge-Arbeiten rund ums Jahr. Das wird noch kein ausgewiesener Dahlien- vielen Dahlien-Freunden eine große freund ist, wird nach dessen Lektüre Hilfe sein und ist sehr anschaulich einer werden.“ dargestellt (allerdings, den Vor- schlag, Knollen vor dem Pflanzen in Rolf Hofmann, Leiter des Dahlien- Wasser zu legen, empfehle ich nicht; gartens in Hamburg-Altona, schreibt sie kommen dann in eine normaler- dazu im Dahlienforum des Internets weise nasse und kalte April-Erde am 17. Juli 2007: „Hallo, heute Vor- und können verfaulen). mittag ist das neue Dahlien-Buch bei Prima (und ich glaube erstmals in einem Dahlien-Buch): Gestaltungs- träts Erwähnung finden, insgesamt Ideen mit Dahlien (auf Balkon und jedoch 116 Sorten die angesprochen Terrasse, Kombis mit anderen Pflan- werden) nicht alle mit Bild vorge- zen, als Grabschmuck etc.). stellt werden. Aber das kann Betti- Gestaunt habe ich, dass wir von na Verbeek ja vielleicht in unseren den 100 schönsten Dahlien-Sorten Rundbriefen nachholen. Natürlich ist (natürlich immer eine Geschmacks- jede Sortenauswahl subjektiv, aber frage) 71 immer Dahliengarten Ham- die Autorin hatte nach meinem Ein- burg stehen haben. Umfang- und druck eine glückliche Hand bei der lehrreich sind diese Sorten-Porträts. Auswahl der vorgestellten Sorten: Sehr ausführlich und keine Wün- Bewährtes mischt sich mit weniger sche offen lassen auch die Kapitel bekannten, aber wertvollen Sorten. „Vermehrung“ und „Schädlinge und Der in der Verlagswerbung ange- Krankheiten“. Auch sonst wird prak- sprochene muntere Schreibstil neigt tisch jedes interessante Dahlien- gelegentlich zu einer gewissen Blu- Thema angesprochen. migkeit, entspricht aber den heu- Vermisst habe ich: Hinweise auf inte- tigen Lesegewohnheiten und lockert ressante Dahlien-Seiten im Internet die eher trockenen Angaben zu Klas- (außer den Zuchtbetrieben). Und bei se, Farbe, Züchter etc. im Kapitel der der Literatur: Dass nur deutschspra- Dahlienvorstellungen auf. chige Dahlien-Bücher aufgeführt Wichtig für viele Leser sind sicher werden (es gibt auch großartige eng- auch die Hinweise zu Bezugsquellen lische und französische Werke). sowie Parks und Gärten mit sehens- Und schön wäre auch ein kleines werten Dahlienanpflanzungen, die Portrait über die Autorin Bettina zu einem Ausflug anregen. Verbeek gewesen. Fazit: Ein rund herum gelungenes Alles in allem ein empfehlenswertes Buch. Mein Kompliment an Frau Buch, das zu einem günstigen Preis Verbeek und die weiteren Macher. erhältlich ist. Eine Bereicherung in der Dahlien- Literatur. Es gehört in den Bücher- PS: Recherchen zur Namensge- 30 schrank eines jeden Dahlien-Fans. bung von Pflanzen sind oft schwie- rig. So wundert es nicht, dass sich Dieser Beitrag löste eine Diskussion auch bei Bettina Verbeek ein solcher aus, in der sehr viel Lob für das Buch kleiner Fehler bei der Dahlie ‘Jennie’ und Zustimmung zu Rolf Hoifmann eingeschlichen hat. Martin Kral hat Bewertung, aber auch kritische An- dazu eine auch sprachlich lesens- merkungen zu finden sind. Die sol- werte Berichtigung gebracht: „Mein len hier, soweit ich sie teile, nicht ver- Freund Phil Traff nannte diese Sorte heimlicht werden. Sehr schade ist, nach seiner geliebten Mutter… Der dass die im Text angepriesenen 100 Schullehrer Phil hatte nämlich keine schönsten Dahlien (tatsächlich sind Frau, war ledig und mit großer Ener- es wohl nur 90 Sorten in eigenen Por- gie auch schwul.“ Andreas Fellner Fuchsien Wien 2007 128 Seiten, 123 Farbfotos Hardcover Österreichischer Agrarverlag Wien ISBN: 978-3-7040-2253-0 Preis: € 24,90

Unter der Überschrift „Das Hand- buch für Fuchsienfreunde“ schreibt der Verlag über das Fuchsienbuch von Andreas Fellner: „Fuchsien sind allseits beliebt und erfreuen in un- glaublich vielen Variationen. Hier werden erstmals neue Forschungs- ergebnisse und zahlreiche Sorten- neuheiten, die speziell für unser Klima geeignet sind, vorgestellt. Las- sen Sie sich von der Schönheit der Fuchsien inspirieren und entdecken vielen bunten Bildern möglichst viele Sie die Freude, die diese besondere Sorten vorstellt, sondern eines, das Pflanze in Ihren Garten bringt!“ über die Fuchsie erzählt und Erfah- Der Autor ist Mitglied der DDFGG rungen weitergibt. und wird vom Verlag wie folgt be- schrieben: „Andreas Fellner arbeitet Andreas Fellner sagt in seinem Vor- an der Höhere Bundeslehranstalt für wort dazu selbst: „Der Schwerpunkt Gartenbau in Wien-Schönbrunn. Als liegt bei Sorten, die an die in Mittel- Spezialist für Zierpflanzenbau gilt ei- europa herrschenden Bedingungen ner seiner Forschungsschwerpunkte angepasst sind und gut gedeihen.“ der Sorten-Sichtung bei Fuchsien. Und folgerichtig stellt er nach einem Von seinem Großvater inspiriert ist Kapitel über die Entdeckung und frü- 31 er seit seiner Kindheit dem Zauber he Züchtungsgeschichte der Fuch- der Fuchsien verfallen und betreut sie als erstes gute historische Sorten nicht nur die Schausammlung, son- vor; ‘Achievement’, ‘Dr. Topinard’, dern kultiviert Fuchsien in seinem ‘Prinz of Orange’ und andere. eigenen Garten.“ Seine Darstellung der Wildformen Meinen erster Eindruck nach einem konzentriert sich auf die Arten, die ersten Durchblättern des Buches direkt im Garten Verwendung finden war, ein solide gemachtes, kom- oder gut für die Züchtung zu nutzen petent geschriebenes und gut zu sind. Und das Buch regt durchaus lesendes Buch. Kein Buch, das mit an, es einmal mit dem Züchten zu versuchen; das notwendige Wissen orientiert ist, bereichtet er sicherlich dazu und eine erfreulich ausgewo- bei den meisten Lesern das Wissen gene Diskussion zu Züchtungszielen um die Fuchsien. liefert es mit. Was mir nicht gefällt an dem Buch, Die Sortenempfehlungen des Autors sei nicht verschwiegen, es ist eine erfolgen geordnet nach hilfreichen teilweise fehlende Klarheit in der Kriterien wie Sonnenverträglichkeit, Gliederung. So findet man z.B. im die Tauglichkeit als Beetpflanze, Kapitel „Vielfalt der Sorten“ Grund- Winterhärte und anderes. Und den sätzliches zu den winterharten Fuch- Sortenempfehlungen für die jewei- sien, die Details kommen dann aber ligen Verwendungsbereiche kann erst etliche Abschnitte weiter im Ka- man nach meiner Beurteilung beden- pitel „Gestalten mit Fuchsien“. Also, kenlos folgen. Ebenso, wie der Autor man muss gelegentlich ein wenig su- sich dem Thema „Neuheiten“ nähert. chen. Über die Verwendung von Far- Er schreibt: „Neuheiten haben ihren ben bei der Gestaltung des Buches ganz eigenen Reiz. Mit diesen Sor- mag man streiten, handelt es sich ten können sie sicher sein, dass der doch um eine Geschmacksfrage. Nachbar sie noch nicht kennt. Sie sind zwar meist schwierig zu bekom- Nicht streiten braucht man über den men, da sie noch nicht im Standard- textlichen Inhalt. Er stellt zusammen sortiment der Gärtnereien erhältlich mit der guten Bebilderung und den sind, aber das kann einen echten vielen an der Praxis orientierten Hin- Fuchsinensammler nicht abschre- weisen das notwendige Grundwis- cken. Etwas Pioniergeist gehört also sen über Fuchsien für Anfänger und dazu, wenn man sich mit Neuheiten Fortgeschrittene zur Verfügung. Zum einlassen will. Allerdings ist auch Schluss noch ein Beispiel: „Das Mär- eine gewisse Portion Risiko dabei, chen vom heißen Topf. Man hört und da von solchen Sorten noch keine liest oft, dass schwarze Plastiktöpfe Erfahrungswerte hinsichtlich Kultur, sich durch die Sonneneinstrahlung Winterhärte, usw. vorliegen.“ Eine der zu stark erhitzen und es zu Wurzel- 32 dann vom Autor vorgestellten Sorten verbrennungen kommt. Messreihen ist die ‘Landeshauptstadt St. Pölten’, in der Forschungsanstalt für Gar- die auf dem Umschlag dieses Jahr- tenbau Schönbrunn haben gezeigt, buchs zu finden ist. dass zwischen unterschiedlich ge- färbten Töpfen keine nennenswerten Was mir gefällt an Andreas Fellners Unterschiede hinsichtlich der Hitze- Fuchsienbuch, sind auch seine Texte entwicklung an der Innenseite der zu Pflege und Kultur. Sie zeigen As- Gefäße zu erkennen sind. Auch ein pekte auf, die üblicherweise in den Holzkübel weist im Inneren ähnlich allgemeinen Pflegehinweisen nicht hohe Temperaturen wie ein dunkler zu finden sind. Und da seine Spra- Plastiktopf auf...“ che gut lesbar und an der Praxis Ein sehr empfehlenswertes Buch! Elke Crocoll Gartenklassiker in Südost- england zur Dahlienblüte

Vom 8. – 12. September 2007 fand Calais nach Dover war schon mal unsere Reise mit dem Unternehmen ein sehr guter Start, denn man konn- „Laade-Gartenreisen“ in den „Gar- te an Deck sein und in Dover die von ten Englands“ statt. Mitglieder der der Sonne angestrahlten weißen DDFGG und andere Gartenfreun- Klippen sehen. den nahmen daran teil, insgesamt Untergebracht waren wir im ****Ho- 29 Personen, plus Reiseleiterin und tel Felbridge, East Grinstead, in der Busfahrer. Nähe von Gartwick, südlich von Lon- Auf der Hinfahrt herrschte eine er- don. Dort waren wir sehr gut unterge- wartungsvolle und freudige Stim- bracht und wurden bestens verpflegt. mung, jeder war gespannt, was uns Die englische Küche war wirklich gut, wohl erwarten würde. Das abwechs- wir hatten keinen Grund zum Kla- lungsreiche Programm versprach gen. Genauso wenig können wir uns eine Kombination von Dahlien- und über das englische Wetter beklagen, anderen interessanten Gärten. Die Überfahrt über den Kanal von Die Reiseteilnehmer

33 im Gegenteil, es konnte nicht besser sein: nicht zu warm, nicht zu kalt, alles glänzte im Sonnenschein. Keine Spur von Nebel oder geschweige denn Regen. Alles war bestens ar- rangiert.

An den folgenden Tagen waren wir in den drei Grafschaften Kent, Sussex und Surrey unter- wegs. Der „Garten Englands“, wie Kent genannt wird, ist be- günstigt vom milden Klima, das verantwortlich ist für die Fülle der Pflanzen, die in den bezaubernden Gärten zu fin- den sind. Eine besondere Be- deutung hat der Hopfenanbau, und immer wieder sahen wir historische Hopfendarren. oben und unten: Im Garten von Sissinghurst Castle Sissinghurst Castle war der erste Garten, den wir anfuhren. Wir hatten

34 den Vormittag über Zeit, uns selbst umzusehen und uns beeindrucken zu lassen von der Schönheit der Anlage und der Vielfalt der Pflanzen. Beson- ders vom Turm oben hatte man einen wunderbaren Überblick über die ver- schiedenen „Gartenräume“, wie den Rosengarten, den Lindengang, den Bauerngarten, den weißen Garten oder den Obstgarten. Begrenzt wur- den die „Gartenzimmer“ durch hohe, akurat geschnittene Hecken und Zie- gelsteinmauern, die die Grundmau- ern der ursprünglichen Burganlage nachbilden. Dahlien fanden wir im- mer wieder eingebunden zwischen den verschiedenen Stauden. Nachmittags fuhren wir nach Great Dix- ter in Northiam, wo uns ein wahres Feuerwerk der Farben erwartete. Das in Fachwerkbauweise errichtete Gutshaus aus dem 15. Jahrhundert konnten wir besichtigen und dann oben und unten: Great Dixter

35 David Kent mit seinen Dahlien nal Dahlia Society (NDS), der extra für uns aus Wales angereist war. Er den Garten bewundern. Gestaltet lud die interessierten Dahlienliebha- wurde er von Christopher Lloyd, ber zum Tee und einem kurzen Vor- dem bekanntesten englischen Gar- trag ein. Mehr dazu in einem extra ten- und Pflanzenspezialisten, der Bericht. Anschließend führte er noch erst im vorigen Jahr verstarb. Er durch die Dahlienaufpflanzung, wo liebte feurige, kräftige Farben und es viele neue Sorten zu sehen gab. kombinierte sie wunderbar miteinan- Nur noch im Schnelldurchgang konn- der. Besonders im „Dschungel“, dem ten wir weitere Teile dieser riesigen ehemaligen Rosengarten, war alles Anlage anschauen, denn als näch- 36 miteinander verwoben, aber immer stes erwartete uns David Kent, der wieder setzten prächtige Dahlien Geschäftsführer der NDS, um uns Akzente. Sehr beeindruckend waren seine Dahlien zu zeigen. auch die 80 m lange Staudenrabatte Er hat in einem „Schrebergarten“ und der Senkgarten, ein wahres drei Parzellen gepachtet, jede etwa Kleinod der Ruhe. 8 mal 15 m groß, von den Seiten und oben durch Planen vor Wind Am nächsten Tag hatten wir gleich und Regen geschützt, inmitten recht mehrere „Verabredungen“. In Wis- hochwüchsiger Wildkräuter. Da es ley, dem Garten der Royal Horti- für David Kent in erster Linie wichtig cultural Society, trafen wir Graham ist, die perfekten Blüten für die Va- Carey, den Präsidenten der Natio- senschauen zu haben, wird radikal ausgebrochen, die Pflanzen haben wir den Küchengarten mit seinen 13 nur sehr wenige Blüten, dafür aber in Gewächshäusern, dann die Obst- einer unheimlichen Größe und Per- gärten mit den interessant geschnit- fektion. tenen Bäumen und Staudenkulturen. Als letzten Garten an diesem Tag be- Es gab außerdem eine 300 m lange sichtigten wir Dunsborough Park, und wunderschön bepflanzte Pergo- wieder ein variationsreicher privater la. Ein szenischer Wandelweg führte Garten, in dem wir auch eine kurze in die Welt des umfangreichen Arbo- Führung hatten. Dort konnte man retum, mit Fluss- und Felspartien, erleben, was alles möglich ist, wenn Palmen, Baumfarnen und exotische man über das nötige Kleingeld ver- Stauden. Es war von so einer fried- fügt. Einen eigenen Gärtner hätte lichen Schönheit, dass man am lieb- auch jeder von uns gerne. Dort wa- sten noch viel länger verweilt hätte. ren sogar drei beschäftigt. Auf dem weiteren Programm stand Strahlend blauer Himmel verwöhnte Denmans, ein etwas kleinerer Gar- uns am letzten „Gartentag“. Unser ten, der von John Brooks; Garten- erstes Ziel war West Dean Gardens buchautor und –designer, geschaffen in Chichester. Die Gärten von West wurde. Hier wurde Kies verwendet Dean sind Teil eines klassischen eng- und man konnte durch die Bepflan- lischen Landschaftsparks aus dem zung laufen, was einen besonderen 19. Jahrhundert. Zuerst besichtigten Reiz hatte. Immer wieder wurden mit Statuen, oder kleinen Bauwerken Im Garten von West Dean Akzente gesetzt und hauptsächlich

37 blaue Bänken luden zu einer Pause die sich durch Sussex zieht, einge- ein. Eine kleine Gärtnerei mit einem bunden, machte dieser Gräser-Stau- Sortiment von 1500 Stauden und den-Garten einen vollkommen har- Gehölzen ist der Anlage angeschlos- monischen Eindruck. sen. Drei wunderschöne interessante Marchants Hardy bildete Tage haben wir in den acht Gärten den Abschluss der Gartenbesichti- Englands verbracht, wir haben erfah- gungen, und der hätte nicht schöner ren, wie verbindend doch die Freude sein können. Etwas verspätet kamen an Pflanzen ist, und viele Ideen und wir an und wurden auch schon von Fotos konnten wir für zu Hause mit- Mr. Graham Gough. erwartet und nehmen. herzlich empfangen. Wir erlebten An dieser Stelle möchte ich Bettina einen begeisterten Gärtner mit einer Verbeek, die diese interessante Rei- sehr netten Frau an seiner Seite. se initiiert hat, herzlich danken für Umgeben von traumhaften Gräsern das abwechslungsreiche Programm, erzählten sie ein wenig von der Ent- den Mitreisenden für das angenehme stehung des Gartens, dann konnten Miteinander, Rose-Marie Gerritsen wir ihn durchstreifen und uns an der für die kompetente Reiseleitung und überwältigenden Schönheit der Grä- dem Busfahrer Uwe Fasbender der ser und Staudenkombinationen im uns sicher durch England und wie- Abendlicht freuen. In die Landschaft der nach Hause gebracht hat. der South Downs, einer Hügelkette, Gräser im Abendlicht

38 Bettina Verbeek Die Royal Horticulture Society und der Park Wisley in England

Die Royal Horticulture Society (RHS) of Garden Merit“ (AGM) zu verlei- (zu deutsch: Königliche Gartenbau hen. Dies ist die englische Variante Gesellschaft) ist eine gemeinnützige eines Wertzeugnisses. Einrichtung, deren Zweck die Förde- rung des Gartenbaus im Allgemei- Wenn eine Sorte solch ein Wert- nen und im Besonderen ist. Dazu zeugniss bekommt, kann man sicher dienen auch die umfangreich ange- sein, dass sie auf Herz und Nieren legten Versuchsfelder, die man u. a. geprüft wurde. Eine Dahliensorte in Wisley bewundern kann. Es gibt wird erst dann in den Versuch auf- Versuchsfelder für Pflanzen aller Art, genommen, wenn sie schon vorher seien es Erbsen, Salat, Rittersporn, vom Züchter oder vom Entdecker im Iris oder eben auch Dahlien. Das eigenen Garten getestet wurde. Eine Ziel dieser Versuchspflanzung ist es, Sorte, die gerade erst zwei oder drei jährlich einen sogenannten „Award Jahre alt ist, hat wenig Chancen, in das Versuchsfeld zu kommen. Wich- Das Entree zum Park Wisley

39 tig, jedoch kein Muß ist auch, dass Beispiel: Für die Teilnahme an der die Sorte schon mit einem eigenen Testpflanzung ist eine Registrierung Namen registriert wurde. Die RHS nicht zwingend notwendig. Sollte hat eine extra Registrierungsstel- eine Sorte jedoch gute Vorausset- le, die weltweite Kontakte unterhält. zungen haben, ein Wertzeugnis zu Dort kann jeder eine Sorte kostenlos bekommen, dann muss vorher eine registrieren lassen. Es braucht nicht Registrierung stattgefunden haben. der Züchter der Sorte sein, es kann auch von einer Firma oder einer Pri- Es gibt Überlegungen, dass die vatperson eine Sorte zur Registrie- DDFGG als Zentrale Registrierungs- rung angemeldet werden. Bei dieser stelle für deutsche Dahlien fungieren Registrierung wird geprüft, ob bei könnte. Daran ist das Büro der RHS der Namensgebung die Richtlinien sehr interessiert. Dort wird inten- der Nomenklatur eingehalten wur- siv an einer länderübergreifenden den und ob dieser Name eventuell Zusammenarbeit gearbeitet. Solch schon einmal vergeben wurde. Des eine Registrierung ist insofern sinn- weiteren werden zur Identifikation voll, weil dann gleich die Sorten im verschiedene Angaben vermerkt, Gespräch sind. Englischsprachige z.B. Blütengröße, Blütenfarbe, unge- Listen werden weltweit beachtet. Die fähre Höhe der Pflanze. Außerdem deutschen Dahliengärtner sollten di- wird ein Photo hinterlegte, so dass damit eine weitere Zuordnung mög- lich ist. Wisley, Dahlienprüffeld; hier die Sorte ‘Magenta Star’

40 links: Die Sorte ‘Magenta Star’ aus der Nähe betrachtet, rechts: Gruppenbild mit Dame im Park Wisley (von links: John Wheatly, Bettina Verbeek, Berend Meyer, der Präsident der National Dahlia Society (NDS) Graham Carey, Wilfried Bergerhoff und Heinz Panzer) ese Chance nutzen, und an dieser genen Gärtnerei herangezogen Registrierung teilnehmen, zumal sie werden. So haben alle Pflanzen die kostenlos ist. Es fallen lediglich die gleichen Voraussetzungen. Pro Sor- Portokosten an. Gut wäre es natür- te werden drei Pflanzen gepflanzt. lich, wenn die Namen der Sorten eini- Das sie gut gepflegt werden, versteht germaßen international verständlich sich von selbst, jedenfalls sahen wir 41 sind. Es können durchaus deutsche überwiegend gesunde, gut gepflegte Namen und Begriffe sein, doch zu Pflanzen. kompliziert und zu speziell deutsch ist nicht gerade förderlich, das In- Ein sogenanntes Prüfungskomi- teresse anderer Dahlienfreunde zu tee der NDS geht in regelmäßigen wecken. Abständen, meistens sechsmal in der Saison, bis Ende September Im Versuchsgarten werden die Dah- durch die Pflanzung, um Bewer- lien eine Saison lang getestet. Es tungen durch zu führen. Ähnlich wie werden jeweils bewurzelte Steck- in Deutschland werden die Dahlien linge gepflanzt, die in der hausei- nach den verschiedensten Kriterien Prüfung niedriger Sorten in Wisley, hier Würdigkeit unter Beweis stellen. ‘Omo’ im Topf In diesem Jahr wurden 144 Sorten gepflanzt, von den niedrigen Sorten geprüft. Sorgfältig wird notiert, wann wurde jeweils eine Pflanze in einen eine Sorte mit der Blüte beginnt, großen Topf gepflanzt, denn es hatte denn die Länge der Blühphase ist sich gezeigt, dass diese Sorten sich ein wichtiges Kriterium. Des weiteren im Topf oftmals besser entwickelten die Qualität der Blüten, Blütenmenge als ausgepflanzt. und Gesundheit der Pflanze. Interes- Aus all den bewerteten Sorten wird santerweise werden nicht nur neue auch immer ein 1. Sieger gekürt. In Sorten getestet, sondern auch schon diesem Jahr wird der Sieger wahr- 42 Sorten, die schon in anderen Jahren scheinlich die Sorte ‘Magenta Star‘ geprüft wurden. Einige sind extra als sein, eine pinkfarbene einfachblü- Vergleichspflanzen mit in die Pflan- hende Dahlie mit dunklem Laub, die zung aufgenommen worden, andere außerdem noch außergewöhnlich wiederum sollen noch mal ihre AGM- blühfreudig ist.

Wer eine Stunde glücklich sein will, der trinke, wer ein Jahr glücklich sein will, der heirate, wer ein Leben glücklich sein will, der schaffe sich einen Garten an! Gärtner-Weisheit 110 Jahre DDFGG Ein Blick zurück in die Anfangsjahre

Die DDFFGG ist 2007 110 Jahre alt geworden. Nach dem großen Ju- biläum vor „nur“ zehn 43 Jahren und seinem in- formativen „Jubiläums- Jahrbuch“ soll hier nicht als Ergänzung ein Rück- blick in die letzten zehn Jahre gegeben werden. Statt dessen ein Blick einhundert Jahre zurück in das „Jubiläums-Jahr- buch 1897 -1907“ einer Edel-Dahlie jungen Gesellschaft. Er zeigt trotz des nationalen Pathos den Stand der damaligen Dahlienzüchtung und relativiert so manche unserer heutigen Sorgen! Die Bilder wurden eben- falls dem Buch, das 1908 erschien, entnommen und lediglich aufgehellt.

Die Tätigkeit der Deutschen Dahlien-Gesellschaft von 1897-1907 Zusammengestellt von Gurt Engelhardt, Geschäftsführer der Deutschen Dahlien-Gesellschaft Leipzig 1908

Am 17. November 1907 konnte unsere „DEUTSCHE DAHLIEN-GESELLSCHAFT“ auf ein 10jähriges Bestehen zurückblicken und dürfte es nicht nur für alle Dahlien-Inte- ressenten und Mitglieder der Gesellschaft, sondern für alle Blumenliebhaber interessant sein zu erfahren, welche Fortschritte die Dahlien-Zucht in dieser kurzen Zeitspanne gemacht hat und welche Erfolge die Dahlien-Gesellschaft zu verzeichnen hat. Dem Auf- rufe zur Gründung einer Vereinigung deutscher Dahlien-Interessenten folgend, waren am 17. November 1897 eine stattliche Anzahl aus vielen Gegenden Deutschlands ge- kommener Herren gelegentlich einer Chrysanthemum-Ausstellung in Steglitz bei Berlin versammelt. Die Anregung zur Gründung einer derartigen Vereinigung kam haupt- sächlich aus Kreisen, welche sich damals wiederholt mit Bewertung deutscher Dahlien- Züchtungen zu befassen hatten. Sowohl die beginnenden Leistungen unserer deutschen Züchter auf dem Gebiete der Edel-Dahlie als auch die großartigen Fortschritte eng- lischer Dahlien-Kultivateure, sowie der seitens der Fachleute immer mehr beachtete Schnittwert der Dahlien und der zunehmende Sinn des Liebhaberpublikums für unsere herrlichste Herbstblume erforderte es, nach Englands Vorbild eine die Interessen dieser zukunftsreichen Blume wahrnehmende Vereinigung ins Leben zu rufen. Auch die Bewertungsfrage, welche durch andere gärtnerische Vereine nicht sach- lich genug behandelt werden konnte, verlangte eine streng systematische, gründliche Durchführung. Kein Gartenbauverein hatte es bis dahin unternommen, eine „Dahlien- Spezial-Ausstellung“ zu veranstalten, obwohl dies zeitgemäß und im Auslande schon 44 jahrzehntelang geübt wurde. Hier war also für eine deutsche Dahlien-Vereinigung ein dankbares Feld, befruchtend auf den Fachmann und anregend auf den Liebhaber einzuwirken und der Dahlie die Stellung zu verschaffen, die ihr in England schon längst gesichert war. Man war sich sofort darüber einig, daß eine solche Vereinigung nicht nur erwünscht, sondern direkt erforderlich sei und so erfolgte unter freudiger Zustimmung aller Anwe- senden die Gründung der den Namen „DEUTSCHE DAHLIEN-GESELLSCHAFT“ führenden Vereinigung, welche sich aus Fachleuten und Liebhabern der schönen Blu- menwelt, im besonderen der Dahlien, zusammensetzen sollte. Unter Vermeidung aller lokalen Differenzen sollten die Mitglieder nur die idealen Ziele der Gesellschaft verfol- gen und die deutsche Dahlien-Zucht nach jeder Richtung hin zu fördern suchen. Dem deutschen Züchter sollte in erster Linie Gelegenheit gegeben werden, seinen Erzeug- nissen Anerkennung zu verschaffen, diese sollten durch Verleihung von Wertzeugnissen ausge- zeichnet und ausländische Einführungen durch die Mitglieder sachlich ge- prüft werden. Um die Interessenten über den gewaltigen Fortschritt auf diesem Gebiete der Blu- menzucht auf dem Lau- fenden zu erhalten, sollten Ausstellungen veranstaltet werden, wobei auch so- weit als möglich die Ver- wendung der Dahlie als Bindeblume vorgeführt und dieser schönen, inte- ressanten Pflanzengattung neue Freunde gewonnen werden sollten. Soweit es sich um die Ausstellung abgeschnittener Blumen handelte, sah man von ei- ner Prämiierung ab. Trotz vielfacher, nament- lich finanzieller Hindernisse entwickelte sich die Gesellschaft in erfreulicher Weise und daß die gesteckten Ziele erreicht worden sind, haben die in vielen Städten veranstalteten Dahlien-Ausstellungen bewiesen, auf denen sich unsere deutschen Züchtungen in jeder Hinsicht mit ihren ausländischen Rivalen messen konnten, diese sogar oft weit übertref- fend. Daß es nur in sehr beschränktem Maße gelungen ist, unsere schönen Züchtungen 45 auch in England einzuführen, kann uns eigentlich nicht besonders wundern, sah man doch dort nur neidisch auf unsere Schlag auf Schlag folgenden Züchtungserfolge, wo- durch den bis dahin als einzig maßgebenden englischen Neuheiten bedenklich der Vor- rang streitig gemacht wurde. In anderen Ländern, besonders in Amerika, wußte man die großen Vorzüge unserer deutschen Züchtungen sehr bald zu schätzen und wir können stolz sein auf diesen Erfolg. Sah man in England das Ideal alles Schönen in einer durch- aus allen Anforderungen entsprechenden Blumenform mit stark gedrehten, nadelspitzen Petalen, so waren sich die deutschen Züchter gar bald darüber einig, daß man die Dahlie nur populär machen könne, wenn man neben guter Blumenform auch die Haltung, den Wuchs, die Reichblütigkeit, mit einem Wort gesagt, den Dekorations- und Schnitt- wert vor allen Dingen mit ins Auge fasse. Neben reichblühenden Gartenschmuck- Dahlien kamen herrliche, zartfarbige, besonders für Bindezwecke geeignete Sorten in den Handel und der Bindekünstler bevor- zugt viele von ihnen, weil sie neben edler Form auch einen festen, langen Stiel aufweisen. Lassen wir nun an un- serem Auge nochmals die verflossenen 10 Jahre vorüberziehen, so sehen wir, daß in fast allen Ge- genden unseres deutschen Vaterlandes Dahlien-Aus- stellungen unserer Gesell- schaft veranstaltet worden sind. DIE ERSTE AUSSTEL- LUNG fand 1898 in MAGDEBURG statt, wo wir im Prunksaale des „Fürstenhof“ ein wenn auch nicht besonders hel- les, so doch recht schönes Lokal fanden. Wennschon das finanzielle Ergebnis hinter den gehegten Erwartungen zurückblieb, war doch der ideale Erfolg ein großer und frohen Herzens sah man in die Zukunft. Der „Palmengarten“ in LEIPZIG bereitete uns 1899 eine gastliche Aufnahme. Die Aus- stellung fand in der festlich geschmückten Orangerie statt und die enorme Zahl der 46 Besucher bewies am besten, daß die Dahlie schon ganz bedeutend in der Gunst des Publikums gestiegen war. Auf Leipzig folgte 1900 FRANKFURT a. M., und auch hier war es der Palmengarten, wo wir in den Blütengalerien des Palmenhauses neben einer stattlichen Reihe deutscher Züchtungen auch das Beste vom Auslande vorführen konnten und schöne Blütenstau- den-Sortimente bildeten einen farbenprächtigen Rahmen für unsere schönste Herbst- blume. Außer den zur Schau gestellten großen Sortimenten abgeschnittener Dahlien waren im Garten selbst viele gute Sorten ausgepflanzt und auf keiner späteren Ausstel- lung, wo ausgepflanzte Dahlien gezeigt wurden, waren sie so schön geraten wie damals im Frankfurter Palmengarten, wo den Pflanzen nicht allein ein zusagender Boden, son- dern auch eine besonders liebevolle Pflege zuteil wurde. Der Herbst des Jahres1901 fand unsere Gesellschaft in HAMBURG. In der für eine Blumenausstellung prächtig geeigneten, mit Oberlicht versehenen „Ernst Merk-Halle“ im Zoologischen Garten fand die 4. Dahlien-Schau statt, welche von Nord und Süd reichlich und mit ausgesuchtem Blumenmaterial beschickt worden war. Die viele auf- gewendete Mühe wurde aber wenig belohnt, denn das sonst so sehr blumenliebende Hamburger Publikum blieb der Ausstellung an beiden Tagen fern, weil der Himmel ununterbrochen seine Schleusen offen hielt. Was uns die Gunst des Himmels leider versagte, machten die Hamburger Gastgeber durch verdoppelte Liebenswürdigkeit wett und die „an der Waterkant“ verlebten schönen Stunden werden sicher allen Teilneh- mern in angenehmer Erinnerung bleiben. In Hamburg war es auch, wo „Kriemhilde“ zum ersten Male hohe Triumphe feierte und Ansorges tadellose Riesenblumen von „Le- onore“ und der sonst sehr geächteten „Green’s White“ angestaunt wurden, ein treffender Beweis dafür, daß eine Dahlien-Sorte an vielen Stellen versagen und an einer anderen wieder zur schönsten Vollendung kommen kann. Einer Einladung des Erfurter Gartenbau-Vereins folgend, schlossen wir unsere folgende Dahlien-Schau der im September 1902 in ERFURT veranstalteten Jubiläums-Garten- bau-Ausstellung an. In einer eigens dafür erbauten geräumigen, aber leider nicht beson- ders hellen Halle fanden unsere Blumen wie früher eine mustergültige Aufstellung. Der gute Ruf der alten Gar- tenstadt am Eingang zum Thüringer Walde lockte trotz des nicht gerade gün- stigen Wetters von nah und fern eine Menge von Besuchern an und dürften Aussteller wie Besucher auf ihre Kosten gekom- men sein. Mehrfach geäußerten Wünschen entsprechend sahen wir da von ab, 1903 mit einer größe- ren Ausstellung an die 47 Öffentlichkeit zu treten. Es wurde nur eine Neu- heiten-Schau im internen Kreise in KÖSTRITZ veranstaltet, jenem Orte, der durch die von dort hervorgegangenen Züch- tungen als Dahlien-Zen- trale früher einen großen Ruf hatte und uns auch heute noch mit den besten Züchtungen versieht. Den geringen Kosten stand ein recht guter geschäftlicher Erfolg gegenüber und auch die Geselligkeit konnte zu ihrem vollen Rechte kommen. Das Jahr 1903 war im allgemeinen für die Dahlien ein sehr gesegnetes und von Alt-Heidel- berg, Mikado, Thuringia, Schneewittchen, Bornemanns Liebling, Victor von Scheffel, Heinrich Heine, Gretchen, Else usw. konnten damals herrliche Blumen in schönster Entwicklung gezeigt werden. Ein ganz besonders farbenprächtiges Bild bot unsere an die Internationale Kunst- und große Gartenbau-Ausstellung in DÜSSELDORF 1904 angegliederte große Dahlien- Schau, für die man uns den „Hörder Pavillon“ überlassen hatte, ein Ausstellungslokal, wie man es geeigneter und schöner selten findet. Fast sämtliche Züchtet waren mit auserlesenem Material erschienen, sollte doch unsere Dahlien-Schau einen Glanzpunkt dieses Unternehmens bilden. Mit berechtigtem Stolz dürfen wir auf diese überaus ge- lungene Sonderausstellung zurückblicken. Die im Freien auf einem großen Terrain ausgepflanzten Dahlien waren leidlich geraten; wie auf den meisten derartigen großen Ausstellungen fehlte es auch in Düsseldorf an einem besser vorbereiteten Boden und die anhaltende Dürre während des ganzen Sommers ließ ein freudiges Wachsen und Blühen nicht aufkommen. Ähnlich war es 1905 in DARMSTADT! Obwohl die Witterung normal zu nennen war, hatte man übereifrig zuviel gedüngt und die an und für sich hübsche Anpflanzung zeigte nur üppige, grüne Büsche, aber leider nur wenig Blumen. Für die abgeschnittenen Dahlienblumen hatte man uns einen großen, durch dicke Zeltbedachung sehr düsteren Raum zur Verfügung gestellt; es stellte sich hier wiederum heraus, daß derartige Räu-

48 me für eine Dahlien-Blu- menausstellung, wo man in erster Linie die Farben der ausgestellten Blumen erkennen will, gänzlich ungeeignet sind. Als Glanzpunkt aller Dah- lien-Ausstellungen darf zweifellos unsere vom 14. - 23. September 1906 in der Westhalle des Landes- Ausstellungsparkes in BERLIN veranstaltete große Dahlien- und Dah- lien-Bindekunst-Ausstel- lung bezeichnet werden. Die hohe, aus luftig ge- gliedertem Eisenwerk gebildete helle Halle war durch Herrn Stadtober- gärtner Weiß in der glück- lichsten und prächtigsten Weise geschmückt und der kahle Eisenbau war in einen wahren Tannenwald umgewandelt worden. In diesem schönen Rahmen, welcher durch große De- korationsgruppen von Blattpflanzen noch vorteil- haft vervollständigt wurde, prangten unsere Dahlien, 49 teils einzeln, teils in großen Sträußen abgeschnitten vorgeführt und auch die in Töpfen ausgestellten, überreich blühenden Kulturpflanzen stellten eine Leistung ersten Ranges dar. Auf alle Schönheiten dieser Ausstellung im besonderen einzugehen, können wir uns hier versagen, da die gesamte Fachpresse seinerzeit darüber treffliche, durch gute Abbildungen illustrierte Artikel brachte. Der moralische Erfolg dieser größten Dahlien-Schau war unstreitig ein großer. Leider stand das finanzielle Ergebnis in keinem Verhältnis zu den aufgewendeten Kosten, weil der Besuch weit hinter den gehegten Erwartungen zurückblieb. Eine am ersten Ausstel- lungstage beginnende und bis zum Schluß anhaltende Regenperiode schlimmster Art ließ einen freudigen Besuch nicht aufkommen und die Folge war schließlich ein gewal- tiges Defizit. Die für eine Weltstadt wie Berlin in besonders großem Maßstab aufzuwen- dende Reklame, die Ausstattung der großen Halle und die Kosten der für die Dahlien- Bindekunst-Ausstellung ausgesetzten Prei- se hatten unser Gesellschaftsvermögen fast gänzlich verschlungen und diesen großen Ausgaben stand eine nur kleine Einnahme gegenüber. Dieser Versuch der Gesellschaft, eine Ausstellung auf eigene Kosten zu veran- stalten, schloß mit einem gleich ungünstigen Resultat ab wie frühere Unternehmen dieser Art, und nur bei ganz besonders günstigen Kassenverhältnissen können wir in Zukunft an eine Wiederholung einer großen Dahlien- Ausstellung auf eigene Kosten denken. Das Jahr 1907 brachte uns zwei Ausstellungen in MANNHEIM und BREMEN, worüber an anderer Stelle eingehend berichtet wird.

ZUCHTERFOLGE Wer jemals eine Aussaat von Dahlien, seien es einfache, alte gefüllte oder Edel-Dahlien, vorgenommen hat, der wird wissen, welche Zeit- und Geldopfer es gekostet hat, um un- ter den vielen Sämlingen etwas Gutes, Besseres herauszufinden, denn es gibt wohl keine zweite Pflanzengattung, die so variabel ist wie die Dahlie und viele Tausende von Knol- len sind wegen nicht brauchbarer Farben oder ungenügender Form der Blumen auf den Kompost gewandert. Betrachten wir uns nun die stattliche Menge der in den letzten 10 Jahren in Deutschland in den Handel gekommenen Dahlien-Züchtungen, so kann man die Schritt für Schritt erfolgenden Verbesserungen und das Bestreben deutscher Züchter verfolgen, nur solche Sorten in Verkehr zu bringen, die namentlich hinsichtlich reichen Flors und guter Haltung über dem Laubwerk allen Anforderungen entsprechen und dem guten Ruf der alten „Georgine“ als Gartenschmuckpflanze zu neuem Ansehen 50 verhelfen. Die Zeiten sind längst vorüber, wo man einer neuen schönen Farbe wegen in Entzücken versetzt wurde; jetzt wird an die Neuheit ein anderer Maßstab gelegt, und eine erbarmungslose, aber segensreiche Kritik in den Fachblättern verhindert oder schränkt es sehr ein, daß notorisch Minderwertiges für teueres Geld verkauft wird. War man in den ersten Jahren nach der Gründung der Dahlien-Gesellschaft um die Züchtung neuer Formen und Farben der EDEL-DAHLIEN bemüht, so wurde doch von den Züchtern sehr bald erkannt, daß es vor allen Dingen nötig sei, auf den Wuchs, die Haltung und Blühwilligkeit den größten Wert zu legen, denn sollte das Interesse bei den Liebhabern für unsere herrlichen Edel-Dahlien nicht erlahmen, so mußten Züch- tungen gebracht werden, welche dem Beschauer ihre Blumen möglichst frei präsentie- ren und nicht, wie es bei einem großen Teil der englischen Einführungen ist, daß man die Blume erst mit der Hand aufrichten muß, um ihre Schönheit bewundern zu kön- nen; die ersten deutschen Züchtungen hatten allerdings vielfach den gleichen Fehler. Den Einwirkungen der Deutschen Dahlien-Gesellschaft, den zielbewußten Befruch- tungen und Zuchtwahl der einzelnen Züchter ist es jedenfalls zuzuschreiben, wenn die deutschen Züchtungen in bezug auf Haltung, Form und Blühwilligkeit so ziemlich auf der höchsten Stufe der Vollendung stehen; es ist daher auch erklärlich, daß viele ältere sonst ganz gute Sorten vollständig aus den Katalogen verschwunden sind, da sie durch Verbesserungen und Neuzüchtungen verdrängt wurden. Trotzdem schon sehr viel in verhältnismäßig kurzer Zeit erreicht wurde, so dürfen die deutschen Züchter in ihren Bemühungen, stets das Beste zu bringen, nicht nachlassen. Als selbstverständlich ist wohl auch anzusehen, daß ein jeder Züchter bei der Durch- sicht seiner blühenden Sämlinge ganz besonders auch noch auf neuere Formen achtete, welche sich durch besonderen Wuchs oder Blütenform auszeichneten und ist es daher allgemein mit großer Freude begrüßt worden, als neben den vielen hohen Varietäten von Edel-Dahlien auch die Zwergsorten in den Handel gebracht wurden. Die Züchtung der ZWERG-EDEL-DAHLIEN ist von immensem Wert für Gartendekoration, beson- ders zur Einfassung höherer Dahlien-Gruppen, doch auch Schnittblumenzüchtern sei diese Klasse empfohlen, da sie leichter gegen Fröste zu schützen ist als die hohen Sorten. Die kaum halbmeterhohen Büsche sind mit einer unvergleichlichen Blumenfülle über- laden und dürfte diese Rasse in Töpfen kultiviert, für die Friedhofsgärtnerei von großer Zukunft sein. Nicht minder wertvoll sind die EDELSCHMUCK- DAHLIEN, eine Gruppe, die in der Blüte bei ge- drungenem Wuchs eine dichte Farbenmasse zei- gen soll und vorzugsweise dazu berufen ist, bei grö- ßeren Anlagen ein weithin wirkendes Farbenbild zu schaffen. Die frei ausste- hende Blütenmenge wirkt 51 überwältigend, nur darf vorerst an die Einzelblüte noch nicht der Maßstab der feinsten Edel-Dahlien gelegt werden. Die Klasse der SEERO- SEN-DAHLIEN, welche einige Jahre hindurch nur einen Vertreter in „Nym- phaea“ aufzuweisen hatte, erhielt in der prächtigen lachsfarbenen „Havel“ eine Bereicherung von allergrößtem Wert. Diese Dahlie ist nicht nur eine ausgezeichnete, überreich blühende Gartenschmuckpflanze von mittelhohem Wuchs und hervorragendem Bindewert, sie muß auch die Grundlage für weitete Züch- tungsversuche in dieser Form bilden, so daß sich unsere Hoffnungen auf die ersehnte weiße Seerosen-Dahlie vielleicht auch bald verwirklichen können. Die nach Einführung der Dahlia Juarezi aus Mexiko entstandenen sogenannten KAK- TUS-HYBRID-DAHLIEN mit breiten, wenig oder gar nicht gedrehten Blumenblät- tern haben eine ins Auge springende Verbesserung in den letzten Jahren nicht erfahren. Wohl sind (namentlich von Frankreich aus) einige sich besonders durch riesenhafte Blumengröße auszeichnende neue Sorten zu uns gekommen, doch kann man nicht behaupten, daß dadurch das Interesse für diese Rasse bedeutend gewachsen sei. Der Schnittblumenzüchter behält sie natürlich noch immer bei, denn es sind Sorten darun- ter vertreten, die namentlich für die Kranzbinderei einen bleibenden Wert behalten. Die EINFACHEN DAHLIEN, welche durch die Bevorzugung der Edel-Dahlien etwas in den Hintergrund gedrängt wurden, bildeten die Basis zu weiteren Kreuzungsversu- chen, und eine Reihe schöner Sorten mit auffallend bandierten, oder an den Petalenspit- zen hellfarbigen Blumen war die erste Folge. Aufsehen erregten die von Frankreich eingeführten HALSKRAUSEN-DAHLIEN, die zugleich mit den anemonenblütigen GLORIA-DAHLIEN zuerst auf der Hamburger Ausstellung 1901 gezeigt wurden. Beide Formen be- sitzen jedoch nur Liebha- berwert und wurde ihnen eine allgemeine Verbrei- tung nicht zuteil. Durch Kreuzung mit Edel- Dahlien versuchte man die plump und unschön wirkende Form zu verbes- sern und erhielt man nach mehrfachem Mißlingen 52 eine Rasse mit zierlicheren Blüten, welche unter dem Namen HALSKRAUSEN- STERN-DAHLIEN 1908 in den Handel kommen und im Jahresbericht von 1907 eingehend beschrie- ben sind. Größere Beachtung fan- den die erstmalig 1902 in Erfurt gezeigten EIN- FACHEN RIESEN- DAHLIEN der Firma W. Pfitzer-Stuttgart. Die Zeit schien aber dafür noch nicht gekommen zu sein! Der Wert dieser Rasse wurde erst 2 Jahre später erkannt, als der holländische Dahlien - Züchter Hornsveld in Düsseldorf seine Züchtungserfolge zur Schau stellte und alle Welt von den „PÄONIENBLÜTIGEN DAHLIEN“ sprach, die tatsächlich viel Ähnlichkeit mit den Blumen der Baum-Päonien hatten. Die in Düssel- dorf ausgestellten, zweifellos für eine Ausstellung dressierten Blumen waren ins Auge stechend, aber es zeigte sich gar bald, daß man in unserem trockenen deutschen Klima derartige Riesenblumen nicht ziehen kann. Hingegen befriedigen weitere riesenblumige Sorten deutscher Zucht mehr, weil sie nicht nur riesenblumig, sondern auch mit festen, langen Stielen ausgestattet sind. Da die Form der Riesen-Dahlien an und für sich ziemlich schwer ist, galt es ein für Bin- dezwecke passenderes Material zu ziehen. Vorgenommene Kreuzungen mit Edel-Dah- lien ergaben riesige einfache und halbgefüllte Blumen mit mehr oder weniger gedrehten Blumenblättern, die RIESEN-EDELSTERN-DAHLIEN, welche, 1908 in den Handel kommend, im letzten Jahresbericht beschrieben sind. Die GEFÜLLTEN GROSSBLUMIGEN DAHLIEN ALTER FORM, unsere alten Georginen, die schon zu Großvaters Zeiten unsere Gärten schmückten, sind seit Ein- führung der Edel-Dahlie in Deutschland fast voll- ständig von der Bildfläche verschwunden. Anders die kleinblumige Form, die POMPON-DAHLIE. Man wendet dieser unge- mein zierlichen, auf straf- fen Stielen reichblühenden Dahlie jetzt wieder mehr Aufmerksamkeit zu, bildet sie doch für die moderne Landschaftsgärtnerei ein nicht minder geeignetes Material wie die reich- 53 blühendsten Edel-Dah- lien und wir können es den Firmen nur danken, welche uns diese reizende Klasse erhalten und durch eine Reihe neuer anmu- tiger Farben verbessert haben. Es gibt eben auch unter den alten Dahlien herrliche Erscheinungen und die Sucht, Neues und Schönes hervorzubringen, soll uns nicht abhalten, auch das gute Alte zu würdigen und zu schätzen. In welche Zuchtrichtung uns die Zukunft treiben wird, vermag heute niemand abzu- sehen, doch ist es sicher, daß bei der ungeheuren Veränderlichkeit der Dahlie uns noch große Überraschungen bevorstehen. Es ist z. B. gar nicht ausgeschlossen, daß man die- ser schönsten aller Herbstblumen den bisher noch fehlenden Wohlgeruch gibt. Die jetzt als Neuheit angepriesene, aus Mexiko gekommene „Dahlia coronata“ mit einfachen, leuchtend scharlachroten Blumen soll einen auffallenden, honigartigen Duft besitzen und sie dürfte hierzu den Ausgang bilden. Also „Glückauf“, deutsche Züchter, für weitere Erfolge!

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Zuerst hatte ich einen Garten - und dann hatte der Garten mich

Walter Bartlomé 55

Teil 2 Dahlien Beste deutsche Dahlie 2007: Nr. 3/04 von Jürgen Wagschal Dahlien auf der Bundesgartenschau Gera

Preisträger Hallenschau „Schatz der Azteken“

Preisträger: Pankraz (Österreich): Große Gold- AFG Dahlien-Zentrum Bad Köstritz & medaille des Zentralverbandes Gar- GB Pa, 07586 Bad Köstritz: 1 Gold- tenbau e.V. für neu gezüchtete Dah- medaille liensorten, die das Sortiment durch Dahlien-Großkulturen W. Schwie- ihre Farben und Formen bereichern ters, 48739 Legden/Westfalen: werden, 12 Gold- und 20 Silberme- Große Goldmedaille des Zen- daillen tralverbandes Gartenbau e.V. für eine Steffen Koschker Gartenbaube- außergewöhnliche ideenreiche Ge- trieb, 03130 Türkendorf: Ehrenpreis staltung eines Ausstellungsstandes der DDFGG für ein Sortiment an mit einem sehr großen Schnittdah- Großblumigen Dekorativen Dahlien liensortiment, Große Goldmedaille in guter Qualität, 6 Gold-, 8 Silber- des Zentralverbandes Gartenbau und 3 Bronzemedaillen e.V. für ein sehr großes Schnittdah- liensortiment unterschiedlicher Klas- Der Stand der Gärtnerei Haslhofer, St. sen in hervorragender Qualität, 13 Pankraz Gold- und 7 Silbermedaillen Dahlien-Zentrum Bad Köstritz, 07586 Bad Köstritz: Große Goldmedaille des Zentralverbandes Gartenbau e.V. für eine sehr umfangreiche Information 56 über die Geschichte, Herkunft und Züchtung der Dahlie, 10 Gold- und 1 Silbermedaille Gartenbau Paul Panzer Inh. Dirk Panzer, 07586 Bad Köstritz: Ehren- preis des Oberbürgermeisters der Otto-Dix-Stadt Gera für ein großes Sortiment von Dahlien sowohl als Schnitt als auch in Großcontainern in sehr guter Qualität, 15 Gold-, 11 Silber- und 1 Bronzemedaille Gärtnerei Peter Haslhofer, 4572 St. Frank Krauße / Bettina Verbeek Schatz der Azteken Die Pracht der Dahlien kombiniert mit exotischen Pflanzen

„Unglaublich, wie begeistert die Be- re als passend für Dahlien gewesen. sucher auf diese Hallenschau rea- Viel zu kalt und nass, wie jeder weiß. gieren, sie brechen beinahe in Trä- Die Dahlien waren kaum gewach- nen aus!“ So war es aus dem Büro sen, geschweige denn zum Blühen des Ausstellungsbevollmächtigten zu bringen. Die Gärtnerei Wagschal zu hören. Dabei war es bis zuletzt hatte sich erst gar nicht angemel- fraglich, ob die Hallenschau möglich det und Siegfried Engelhardt hatte sein würde, denn der Termin war mit abgesagt, weil er zu wenig Blumen dem 25. August sehr früh angesetzt hatte für eine vernünftige Standge- worden. Wir hatten uns mal wieder staltung. überreden lassen. Und nun war das Wetter in diesem Sommer alles ande- So waren wir, das Autorenteam Krau- ße / Verbeek doch beeindruckt, was ‘Hapet Pom’ von Peter Haslhofer sich uns in der Halle bot. Dahlien in

57 Hülle und Fülle und das alles von nur Peter Haslhofer (rechts) freut sich über vier Dahliengärtnern bestückt. seine Goldmedaille; neben ihm Dahli- enkönigin Dorit I. aus Bad Köstritz und Beginnen wir mit dem Stand von Rainer Berger, Ausstellungsbeauftragter der Deutschen Bundesgartenschau Ge- Peter Haslhofer, dem jungen und sellschaft mbH (DBG) überaus engagierten Dahliengärtner aus Österreich. Seit 2003 in Rostock ist er dabei und er steigert seine Prä- Zuchtnummer Hapet 2003/11, sehr sentation stetig. Die Standgestaltung schön in Farbe und Form, doch ob war recht schlicht gehalten, doch sie sich durchsetzen wird, bleibt ab farblich sehr schön abgestimmt, mit zu warten. Leider war die Blumen- 58 weiß beginnend, über gelb, oran- qualität recht uneinheitlich, viele ge, rot, violett zu purpur. Es fielen sehr aufgeblühte Blumen mit noch besonders die eigenen Neuzüch- recht knospigen vermischt. Trotz- tungen ins Auge, die sogenannten dem war die Große Goldmedaille für Hapet-Sorten, die in diesen Formen Neuheiten mehr als gerechtfertigt. und Farbkombinationen so noch nicht vorhanden sind und damit eine Schade, dass noch immer einige Bereicherung des Sortimentes dar- Sortennamen falsch geschrieben stellen. Als Beispiel seien genannt werden, z.B. ‘Cornels Gloriosa’ statt die Sorte ‘Hapet 2005/188‘, die ab richtig ‘Connells Gloriosa’, wo doch September ‘Baden-Baden‘ heißt. inzwischen in unserem Dahlienver- Dann die ‘Linzer Klangwolke’ mit der zeichnis im Internet wirklich alles korrekt zu finden ist. Schieben wir Nach dem Erhalt des Ehrenpreises der es auf die Unwissenheit der BUGA- DDFGG: Steffen Koschker und seine Frau Schreibkräfte, die in diesen Tagen eingerahmt von Rainer Berger, Dahlienkö- einiges leisten müssen. nigin Dorit I. und Präsident Werner Koch

Die Dahliengärtnerei Steffen Kosch- anderen Seite durch deinen Weg ker hatte durch die Absage von En- getrennt, die rustikale Präsentati- gelhardt nun die Gelegenheit, sich on in Gelb-, Orange- und Rottönen. auf einem großen Terrain zu präsen- Auffallend war hier die Sorte ‘Rus- tieren und das war auch gut so. Be- kin Diane’ mit große Blüten, weil die eindruckend war die durchweg gute Seitentriebe ausgebrochen worden Qualität der gesteckten Blumen, vor waren. Dann die Sorte ‘Goldorange’, 59 allem die der riesenblumigen Sorten. noch von Heinz Voits Vater gezüch- Es waren große Gestecke von ‘Ha- tet und eine der meistangebauten mari Gold’, ‘Engelhardts Matador’, Sorten zu Zeiten der ehemaligen ‘Thomas A. Edison’, ‘Edinburgh’ und DDR. Abschließend sei das Steck- ‘Spartacus’ zu bewundern, um nur bild erwähnt, dass bei Koschkers einige zu nennen. Diese wirklich rie- einfach dazu gehört. Diesmal bunte sigen Blüten waren der Publikums- Kissen und der BUGA-Schriftzug, magnet. Die Ausstellungsfläche war einfach mal zeigen, was man noch zweigeteilt, auf einer Seite die küh- so machen kann mit Dahlien. le Elegance mit weiß, rosa, violet- Eine licht- und luftdurchflutete Stand- ten und purpurnen Sorten, auf der präsentation bot sich uns beim Stand von Schwieters, der wie gewohnt alle Blüten gleich groß! Sehr schön perfekt gestaltet war durch das hol- auch der große Blumenstrauß aus ländische Team Gerritsen, te Win- sicher 100 verschiedenen Blüten kel und den jungen Kollegen Hans, gesteckt. Toll die Präsentation von der langsam eingearbeitet wird. Die ‘Nathalie Champion‘, drei Gestecke Mühe dieser drei, mit Willi Schwie- in Höhen gestaffelt, wahrlich eine ters und seinem Fahrer Hans wurde Augenweide. Die Sorte ‘Maxime‘ durch die Große Goldmedaille für thronte über allen, verdientermaßen, Standgestaltung verdientermaßen denn die Blüten in dieser Farbkom- belohnt. Die zweite Große Goldme- bination machen wirklich was her. daille gab es für ein sehr großes Um dem Stand Höhe zu geben, wur- Schnittdahliensortiment. Alle Sorten den matt altrosa gestrichene Röhren waren durch sehr gute Blütenquali- verwendet, eine etwas ungewöhn- tät präsentiert, die meistens beson- liche Farbe, doch hier wirkte sie tat- ders groß waren, weil auch hier die sächlich neutral zwischen den bun- Seitentriebe ausgebrochen wurden. ten Dahlien. Perfekt in Form und Farbe: ‘Keno- ra Challenger’, eine Sorte aus den Der Stand wirkte harmonisch, weil USA, die schon in England große Er- auch hier auf die Farbabstufungen folge erzielte. Wie üblich ‘Checkers‘ geachtet wurde. Wir bewunderten in einem eindrucksvollen Gesteck, vor allem die Wigo-Sorten, die alle super heraus kamen, doch auch die Wilhelm Schwieters kann sich über zwei Champion-Sorten waren eindrucks- Große Goldmedaillen freuen voll. ‘Joost Champion‘, ‘Lisa Cham-

60 pion‘, ‘Patrick Champion‘, um nur tos, Steine und Holz vermittelten den einige zu nennen. Doch nicht nur die Besuchern anschaulich, dass die ei- holländischen Sorten waren schön, gentliche Heimat der Dahlie Mexiko auch die alte ‘Bergers Rekord‘ war ist. Weiter wurde der Weg der Dahlie eine Augenweide. Die zwei Großen nach Bad Köstritz aufgezeigt, mit ei- Goldmedaillen waren wirklich ver- ner großen Christian und Max Dee- dient. gen-Abteilung. Die Präsentation der alten Sorten ‘Kaiser Wilhelm‘ durch Gegenüber dieser Fülle an Formen frühere Ausstellungsstücke von Er- und Farben nahm sich der Stand hard Schulz setzte dem Ganzen die des Dahlienzentrums Bad Köstritz Krone auf, im wahrsten Sinne des fast zurückhaltend aus. Für diesen Wortes. wirklich informativen Stand, der eine Gemeinschaftsarbeit der Gärtnerei Nahtlos angegliedert war der Aus- Panzer und dem DZ war, mußte man stellungsteil der Gärtnerei Panzer. sich viel Zeit nehmen. Die ausführ- Das Dahliensortiment wurde flori- lichen und informativen Texte auf den stisch sehr ansprechend gestaltet, diversen Tafeln zwischen den Dah- man spürte förmlich die begeisterte lien-Naturarten als Containerpflan- Floristin. Uns fiel vor allem die ge- zen, wurden tatsächlich von vielen lungene Kombination der verschie- Besuchern gelesen. Die hübschen denen Sorten auf. ‘Akita’ mit ‘Mo- Accessoires, die Zeichnungen, Fo- zart’, als Vorpflanzung ‘Vanessa’ und ‘Gallery Art Fair’. Die eigentliche Der Stand Panzer Standfläche hätte etwas größer sein

61 dürfen für die Blütenfülle, er wirkte leicht überladen. Doch die Qualität der Blüten war gut und es gab einige Blickfang-Gestecke. Z. B. der Ball, der Kegel und der Kranz, einheitlich in der Farbstellung gesteckt, einfach herrlich! Eine der besten Neuzüch- tungen der letzten Jahre, die Sorte ‘Erna Panzer‘ wurde hervorragend präsentiert. Eine insgesamt gelun- gene Standgestaltung und eine gute Werbung für Bad Köstritz.

Alles in allem, mit den Tomaten, Kübel- pflanzen und Beetpflanzen der ande- ren Aussteller als Rahmengestaltung für die bunten Dahlien, war es wirklich eine tolle und sehenswerte Hallen- schau. Der Besucherstrom riß den ganzen Tag nicht ab, auch die näch- sten Tage nicht, wie später berichtet wurde. Wir hoffen, dass wir demnächst oben: Das Team des Dahlienzentrums aus Schwerin 2009 auch wieder so be- Bad Köstritz beim Aufbau des Standes; geistert berichten können. unten: ‘Erna Panzer’ von Heinz Panzer

62 oben: Vor der Vergabe der Großen Goldmedaillen und der Ehrenpreise wurde in der Otto-Dix-Stadt Gera eine Dahlie von Heinz Panzer auf den Namen des großen Sohnes der Stadt ‘Otto Dix’ getauft; unten: Die Familie Dirk Panzer freut sich über die Ehrenpreise der Stadt Gera und der DDFGG

63 Preisträger Freilandwettbewerb Dahlien

Preisträger: timent für den Gartenbau und den Gartencenter Bergerhoff GmbH, Liebhaber, 2 Goldmedaillen, 17 Sil- 51674 Wiehl-Alperbrück: Ehrenpreis bermedaillen und 7 Bronzemedaillen des Oberbürgermeisters der Otto- Dietrich Gnass Dahlienkulturen, Dix-Stadt-Stadt Gera für eine vielsei- 59821 Arnsberg: 7 Silbermedaillen tige Auswahl neuer und bewährter und 4 Bronzemedaillen Dahliensorten, 2 Goldmedaillen, 19 Gärtnerei Peter Haslhofer, 4572 St. Silbermedaillen und 5 Bronzeme- Pankraz (Österreich): 4 Silberme- daillen daillen Gartenbaubetrieb Engelhardt „Dahli- Steffen Koschker Gartenbaubetrieb, enheim“, 01809 Heidenau: Ehrenpreis 03130 Türkendorf: 7 Silbermedaillen des Landesverbandes Gartenbau und 5 Bronzemedaillen Westfalen-Lippe e.V. für ein fachkun- Prof. Michael Otto, Lüneburg: 1 dig zusammengestelltes Dahliensor- Goldmedaille, 5 Silbermedaillen und 5 Bronzemedaillen Die Preisrichter bei der Arbeit (von rechts): Klaus Pfitzer, Günther Roth, Jür- Gartenbau Paul Panzer Inh. Dirk gen Köslich, Berend Meyer und Matthias Panzer, 07586 Bad Köstritz: Eh- Olinski von der BUGA renpreis des DDFGG für das unge-

64 wöhnliche Engagement bei der Vor- Goldmedaillen und 10 Silbermedail- bereitung, Durchführung und Pflege len für den Ausstellungsbeitrag „Dah- Dahlien-Voit - Gartenbaubetrieb, lien-Arena“, Große Goldmedaille des 08427 Fraureuth: Preismünze der Zentralverbandes Gartenbau e.V. für Landwirtschaftskammer Niedersach- ein breit gefächertes Sortiment ei- sen für ein umfangreiches und viel- gener neuer und bewährter Sorten, seitiges Dahliensortiment, 4 Gold- 6 Goldmedaillen, 18 Silbermedaillen medaillen, 8 Silbermedaillen und 2 und 2 Bronzemedaillen Bronzemedaillen Gartenbau Bergbahnregion R. Phi- Gärtnerei Wagschal, 21465 Rein- lipp, 98744 Lichtenhain/Bergbahn: 1 bek: 2 Goldmedaillen, 11 Silberme- Goldmedaille, 1 Silbermedaille und 4 daillen und 5 Bronzemedaillen Bronzemedaillen Dahlienkulturen Dr. Wirth, 1180 Dahlien-Großkulturen W. Schwie- Wien (Österreich): 5 Silbermedaillen ters, 48739 Legden/Westfalen: 2 und 4 Bronzemedaillen

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Heinz Voit zeigt mit berechtigtem Stolz die ihm verliehene Preismünze der Landwirt- schaftskammer Niedersachsen, neben ihm die Gratulanten Rainer Berger, Dahlien- königin Dorit I. und Präsident Werner Koch

Jeder schimpft übers Wetter - aber keiner tut was dagegen Mark Twain Klaus Vieregge Dahlien im Hofwiesenpark

Der Sommer 2007 war durch ein versorgen hat, diese Arbeiten über- warmes Frühjahr und kühle Tempe- nimmt. raturen mit viel Regen ein nicht so Im Hofwiesenpark wurden 601 x 5 gutes Jahr für unsere Dahlien. Dass Dahlien (pro Sorte je 5 Dahlien) aus- wir auf der Bundesgartenschau die gepflanzt und ausgestellt. Insgesamt Dahlien doch in einem guten Zustand waren 450 verschiedene Sorten zu vorfanden, war allein ein Verdienst sehen. Es waren also relativ weni- der Firma Panzer in Bad Köstritz, ge Sorten mehrfach ausgestellt. 13 die durch viel Pflege und Arbeit den Aussteller realisierten diesen Bei- guten Zustand erreicht und erhal- trag auf der BUGA (die Firmen, bzw. ten hat. Hier muss man Dirk Panzer Herren Bergbahnregion, Bergerhoff, und seinen Leuten ein sehr großes Engelhardt, Gnass, Haslhofer, Inter- Lob aussprechen; denn es ist nicht nationaal Bloembollen Zentrum (NL), selbstverständlich, dass eine Firma, Koschker, Otto, Panzer, Schwieters, die noch eine eigene Gärtnerei zu Voit, Wagschal und Wirth). Der Platz der Dahlienbeete lag an Für die Zuschauer war die Dahlienarena einem Hang, der durch den hohen ein Magnet Grundwasserspiegel der dahinter

66 liegenden Weißen Elster nicht op- Dahlien feststellen. Die Pflanzen wa- timal war. Am tiefsten Punkt des ren zum Teil eingegangen. Dennoch Hanges konnte man eine deutliche hatte sich die Dahlienarena zu einem Verschlechterung der Qualität der Publikumsmagneten entwickelt.

Ehrenpreise des BMELV

Den Abschluss und den Höhepunkt Ausgezeichnet wurden u. a.: der „Gärtnerolympiade“ bildete die Gartenbau Panzer Bad Köstritz, „Große Preisverleihung“ im Kunst- 2 x BMELV-Ehrenpreis in Gold, und Kulturzentrum von Gera. Die BMELV-Ehrenpreis in Bronze. Ehrenpreise des Bundesministers Bergerhoff, Wiehl-Alperbrück, für Ernährung, Landwirtschaft und BMELV-Ehrenpreis in Silber. Verbraucherschutz (BMELV) wurden Michael Otto, Lüneburg, am 14.Oktober 2007 vergeben. BMELV-Ehrenpreis in Bronze. Peter Ambrosius, Marbach, von links: Wilfried Bergerhoff, ZVG-Prä- ZVG-Ehrenpreis für Information in Gold. sident Heinz Herker, Michael Otto und Dahlien-Zentrum Bad Köstritz, das Ehepaar Dirk und Katrin Panzer ZVG-Ehrenpreis für Information in Silber.

67 Die Publikumslieblinge des Jahres 2007

Bei der Dahlienwahl durch die Be- Dahliengarten Hamburg-Altona sucher haben in diesem Jahr jeweils 1. Platz ‘Pooh’ (Bild Nr. 5) die folgende Dahlien die ersten Plät- 2. Platz ‘Black Jack’ (Bild Nr. 2) ze gewonnen: 3. Platz ‘Landjuwel’

Insel Mainau Killesberg Stuttgart 1. Platz ‘Tartan’ (Bild Nr. 1) 1. Platz ‘Franz Kafka’ (Bild Nr. 3) 2. Platz ‘Night Butterfly’ (Bild Nr. 4) 2. Platz ‘Tartan’ (Bild Nr. 1) 3. Platz ‘Saitenspiel’ (Bild Nr. 7) 3. Platz ‘Rancho’ (Bild Nr. 6)

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1 2 5

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4 7 Günther Roth Dahlienprüfung 2007

Zur Neuheitenprüfung waren in diesem 10 Experten aufgefordert, Bewertungs- Jahr 32 Sorten in der 1. Prüfung und 18 bogen auszufüllen. Zu bewerten waren Sorten in der 2. Prüfung gemeldet. Die die Neulinge hinsichtlich Virus, ja oder Jungpflanzen waren während der gesam- nein. Des weiteren sollten die Bewerter ten Anwachsphase und auch später den ein Gesamturteil pro Sorte in Form einer unterschiedlichsten Witterungseinflüssen Punktzahl abliefern. Unter den Bewertern ausgesetzt. Das Hauptwachstum setzte waren Züchter, Jahrbuchautoren, Lieb- erst im August ein, die Hauptblüte be- haber und Dahlienfreunde. Das Ergebnis gann Anfang September. Trotzdem konn- war für mich sehr aufschlußreich. Bei ein ten unsere Züchter mit ihren Neuheiten und der gleichen Sorten gab es Bewer- wieder achtbare Ergebnisse erzielen. tungen zwischen 70 und 95 Punkten. Bei Leider gab es in diesem Jahr wie all die der Entscheidung über Virusverdacht Jahre zuvor einige viruskranke Pflanzen. oder nicht, war man sehr unterschied- Für die Prüfer ist es eine ihrer schwie- licher Meinung. Das Fazit daraus: Die rigsten Aufgaben, auf Virusverdacht zu Entscheidung der letzten Jahre im Prüf- entscheiden. Während der Jahrestagung bereich waren richtig, die Kritiker wurden wurden in Erfurt beim Besuch der EGA etwas ruhiger.

1. Prüfung Sortenname Kl. Farbe Höhe Verw. Eins. Gwh Erf. Stgt. HH. DN. HAPET 2005/178 SK weiß-pinkfarbene Spitzen 120 S/L Ha 95 93,5 89 92,5 HAPET Spartan RD orangelachs, gelbe Mitte 120 L/S Ha 93 93 91 92,3 6/03 SK hellorange/gelb 120 L Wa 90 90,5 89 89,8 DAGLA 80 GSK kupferlachs-creme 100 L Ha 92 86 90,5 89,5 7/04 SK hellorange-gelb 70 140 S/L Wa 89,5 91 88 89,5 HAPET Wilhelm B hellgelb, leicht rote Spitzen 100 G/L Ha 88,5 90,5 89 89,3 HAPET Fantastic RSK gelb, pinkfarbene Spitzen 130 L Ha 91 89 87 89 6/04 D/K lila 50 G/kl.bl. Wa 92 88 87 89 SP 104 D pink/lila 100 L Pa 89 falsch 89 89 Fraureuth Nr. 238 Hk hellrot, rotgelbe Krause 120 L Voit 93,5 84,5 89 89 F 19 Q E schwarzviolett mit breiter dunkelviolettrosa Außenzone, Mitte halbdunkel 100 L Otto 91 86 89,5 88,8 Paradies E leuchtend signalrot, Mitte halbdunkel 90 L Otto 87 K.W. 87,5 87,2 HAPET Perfekt Hg cremgelb, große pinkfarbene Spitzen 100 G/L Ha 97 74,5 V 89,5 87 E 57 A E glühend rotorange, Mitte halbdunkel 120 L Otto 88 89,5 83,5 87 Fraureuth Nr. 249 D lila cremefarbene Mitte 80 G Voit 87,5 falsch 86 86,7 III 06 D orangerot 120 G Kosch 89 80,5 86 85,16 Fraureuth Nr. 250 D goldorange 120 L Voit 93 bl.n. 69 92 84,6 Z 61 Y E weiß mit breiter dunkelviolettroter Außenzone, Mitte gelb 90 L Otto 86 80 88,5 84,8 HE 2006/2 SK rosa 120 L Hil 90 75 89 84,66 Z 28 V E ziegelrot mit orangebeiger Außenz. u. helloranger schwacher Halskrause, Mitte orangegelb 120 L Otto 90 75 87,5 84,16 D 43 A E bronzehellgelb mit dunkler mItte, halbhoch, Laub dunkelviolettgrün 90 L Otto 85 bl.n. 83 84 I 05 D weinrot 120 S Kosch 87,5 64 86 79,16 F 18 S E dunkelviolett mit violettrosa Außen- u. schwarzvioletter Innenzone, Mitte halbdunkel 100 L Otto 91 V 87 89 V HAPET Brillant D reinrot 100 S/L Ha 89 87 V 88 V H 14 A E rosa, Mitte gelb 80 L Otto 87 V 85,5 86,25 V 10/04 D helllila 120 S/L Wa V V V V E 61 A E weiß, Mitte halbdunkel 120 L Otto V V V V F 18 R E hellviolett mit breiter dunkelviolettroter Innenzone, Mitte halbdunkel 100 L Otto V V V V H 66 F E tiefgelb, Mitte gelb 120 L Otto V V V V Z 64 N E tiefgelb mit breiter roter Innenzone, Mitte gelb 80 L Otto V V V V II 06 SK gelb-rot 110 S Kosch V V V V SP 47 D orangegelb, Mitte reingelb 110 S Pa 86 V V V(86)

2. Prüfung Sortenname Kl. Farbe Höhe Verw. Eins. Gwh. Erf. Stgt. HH. DN. Black Jack GSK schwarzrot, dkl. Laub 110 L/S Ha 89,5 90 bl.n. 92,5 90,66 3/04 D gelb-orange 71 120 S/L Wa 89 90,5 88,5 87,5 89,1 Rapunzel E violettrosa mit dunkelviolett rotem Mosaik, Mitte halbdunkel 120 L/S Otto 89,5 K.W. 90 87 88,8 Fraureuth Nr. 241 K weinrot 70 G Voit 88,5 K.W. 87 K.W. 87,75 SP 73 B/Dec karminrot auf gelblichem Grund 120 S/L Pa 88 K.W. 91,5 83,5 87,5 Hapet 99 Sport rot B/Dec blutrot 100 KS/L Ha 93 80 93 83 87,25 3/03 D rosa/gelb120 S/K Wa 91 81,5 89,5 90 86,75 Mikado E violettrosa mit sehr breiter dunkelviolettrosa Innenzone, Mitte gelb 90 L Otto 87 K.W. falsch 85 86 SP 72 K gelb mit orangerot 110 L Pa 90 76 92 82,5 85,1 Fraureuth Nr. 235 K rot 120 L Voit 88 79,5 89,5 83 85 HAPET Pom MP weiß, pinkfarbene Spitzen 110 K S/L Ha 91 79 88 72,5 82,9 Vielliebchen E dunkelviolettrot mit weißer Außen- und schwarzviolettroter Innenzone, Mitte gelb 90 L Otto 84 76 86 K.W. 82 Fortuna E hellrot mit dunkelroter Innenzone, Mitte dunkel 120 L Otto 87 V 86,5 79 84,16 Li.Sä 333 D cremeweiß, lilarosa Hauch 120 L Li. Pa. V bl.n. 85 bl.n. V M 42 RSK gelbrötlich gestrichelt, Sport aus Akita 100 L Pa 87 V V 84 V? V V Kosmos E goldorange mit breiter dunkelkirschroter Innenzone, Mitte halbdunkel 110 L Otto V K.W. V 89,5 V Burggraf E leuchtend warmrot, Mitte dunkel 110 L Otto V V 86,5 falsch V Harmonie E weiß mit breiter gelber Innenzone, Mitte gelb 80 L Otto V V V V V Abkürzungen: Kl. = Klasse, Verw. = Verwendung, Eins. = Einsender (Ha = Haslhofer, Hil = Hil- scher, Kosch = Koschker, Wa = Wagschal), Gwh. = Geilweilerhof, Erf. = Erfurt, Stgt. = Stuttgart, HH. = Hamburg, DN. = Durchschnittsnote, bl. n. = blüht nicht, V = Virus)

Beste Deutsche Dahlie – Präsident- lie stehen auf kurzen drahtigen Stielen Moes-Gedächtnispreis schön über dem Laub. In ihrer Farbwir- Für das Jahr 2007 geht dieser Preis an kung besticht sie durch die weinroten den Züchter Jürgen Wagschal für seine Blüten. Sorte 3/04 (Bild Seite 55). Die Blüten mit 13 cm Durchmesser sitzen auf au- Kristallpokal der DAGLA ßerordentlich langen und festen Stielen, Beste Ball-Dahlie wurde die Sorte ‘SP dadurch ist diese Semi-Kaktus-Dahlie 73’ (Bild 2. Umschlagseite) von Heinz hervorragend für den Schnitt geeignet. Panzer. Die 12 cm großen ballförmigen Wuchs und Aufbau entsprechen dem ei- Blüten stehen auf festen, zum Schnitt ner guten Neuheit. Nach anfänglich ge- geeigneten Stielen gut über dem Laub. ringer Blühwilligkeit ist ab September ein Gleichmäßiger Wuchs und gute Standfe- wahres Blütenmeer zu erwarten. stigkeit überzeugen. Mit einer Höhe von 120 cm und enormer Blühwilligkeit wird Otto-Bergerhoff-Gedächtnispreis diese Sorte das Schnittblumenangebot Den Preis als beste Liebhabersorte be- bereichern. 72 kommt ‘Rapunzel’ (Bild auf Rückum- schlag) des Züchters Michael Otto. Ihre Ehrenpreis der Stadt Stuttgart 12 cm großen Blüten haben eine gute Beste Auslandssorte ist Peter Haslhofers Haltung auf sehr guten Stielen. Mitte Juli ‘Black Jack’ (Bild S. 5). Mit ihrem dunkel- beginnt die Blüte und steigert sich enorm grünen Laub und harmonisch dazu pas- bis zum Frost. Gute Standfestigkeit und senden schwarzroten Blüten hat diese kompakter Wuchs zeichnen diese bis Sorte auf allen Prüffeldern Höchstnoten 120 cm hoch werdende Sorte aus. erreicht. 21 cm großen Blüten, kräftige Stiele und optimaler Stand der Blüte Wanderpreis der Stadt Essen zeichnen sie sowohl als Schnitt- als auch Beste Gruppensorte wurde ‘Fraureuth als Liebhabersorte aus. Nach all den 241’ des Züchters Heinz Voit. Sie wächst Wetterkapriolen des Jahres 2007 blieb außergewöhnlich kompakt. Die 12 cm diese Sorte außerordentlich gesund bis großen Blüten der Klasse Kaktus-Dah- zum ersten Frost. Rolf Hofmann Der Dahliengarten Hamburg 2007

Viel Regen – Der bringt nicht im- sich sonnen- und trockenmäßig mehr mer Segen als bescheiden. Das „Hamburger Das war alles andere als ein tolles Abendblatt“ titelte: „Der schlechteste Dahlien-Jahr. Das Motto in Ham- Hamburger Sommer seit 1980.“ Die burg: Ein Regenschirm-Sommer Folge: Staunässe (selbst unsere plus ein Regenschirm-Herbst. Gar- Sandböden wurden kaum mehr rich- tenbau-Unternehmer Toralf Ollesch tig trocken) und alle wichtigen Nähr- besuchte uns in der Saison und stoffe und Spuren-Elemente wurden spöttelte: „Rolf, wenn es hier weiter aus der Erde gespült. Unsere 15.000 so regnet, könnt ihr einen Seerosen- Dahlien und 579 Sorten (neuer Re- Garten aufmachen.“ Kein trockener kord!) kamen nur sehr schwer in Tag im Juni, mehrmals stundenlan- Fahrt und zum Blühen. Und die ger Dauerregen. Ich weiß gar nicht mehr, wie oft unsere Anlage regel- Taufpate John Neumeier (links) strahlt recht überflutet war. Auch die Monate mit dem Züchter Jürgen Wagschal im Juli, August und September zeigten Dahliengarten Hamburg um die Wette

73 Das wunderschöne ‘John Neumeier’-Taufge- John Neumeier ist auch Träger des steck (Sämling 3/03; Gestaltung: Claudia) Bundesverdienstkreuzes und hat zahlreiche internationale Auszeich- Feuchtigkeit war auch ein idealer nungen für seine großartigen Bal- Nährboden für Blattflecken-Pilze. lett-Choreografie-Arbeiten erhalten. Trotz mehrmaliger Behandlung blieb Meine persönliche Meinung: „Herr er uns bis zum Saison-Ende „treu“. Neumeier hat in seinem geliebten Besuchermäßig, was die Resonanz Hamburg schon lange ein blumiges in den Medien betraf, und mit den Denkmal verdient.“ Und nun einige vielen tollen Veranstaltungen war Notizen von mir zu dieser perfekt ver- die Saison 2007 dann doch noch laufenen Dahlien-Taufe. Das größte 74 ein sehr erfolgreiches Dahliengarten Lob kam vom obersten Boss persön- Hamburg-Jahr! lich. Werner Preuss, Management des Öffentlichen Raums, der auch die Ein begeisterter Hamburger Ehren- Begrüßungs-Rede hielt, bilanzierte: bürger „Das hast du alles einfach Klasse Das unbestrittene Highlight im Jahre organisiert, Rolf.“ Und Petrus, ich 2007 war bei uns die Taufe der „John küsse dich! Ich werde einmal in die Neumeier-Dahlie“. Seit 1973 ist John Dahliengeschichte, als der „Rolf-im- Neumeier Ballettdirektor und Chef- Wetter-Glück“ eingehen. Bei meinen Choreograf, seit 1996 Intendant des bisherigen 41 Großveranstaltungen Hamburg Ballett. Im Juni 2007 erhielt in 15 Jahren habe ich den Sonnen- er die Hamburger Ehrenbürgerschaft. schein quasi gepachtet. Das ist schon bald das achte Weltwunder… Mein sonst entdeckte ich eine ganze Reihe ganz besonderer Dank gilt meinem von Presse-Leuten. Der Herausgeber einmaligen Gärtner-Team Claudia, der „Luruper Nachrichten“, Frank Ba- Gerd, Arley und Werni. Sie alle haben stian, staunte: „Mensch, Rolf, ist das für dieses Top-Ereignis den Garten voll hier.“ Es war auch sicher der Re- nicht in einen guten, sondern in ei- kord-Besuch in dieser Saison. Auch nen phantastischen Pflege-Zustand im Getümmel entdeckt: Unseren gebracht. Dahliengarten-Dauergast Bauhof-Leiter Christian Retzmann Helmut Brückner aus Bergedorf: „Da und unseren Kiosk-Güldi, über de- kann ich nur den Hut ziehen. Meine ren Besuch ich mich sehr freute. Um Höchstwertung: 5 Sterne für die Gärt- 19 Uhr 07 traf noch ein ganz beson- ner.“ Ab 7 Uhr morgens gestalteten deres E-Mail ein. Der ehemalige Al- Claudia und Arley mit viel Liebe das tonaer Bezirksamts-Leiter und jetzige ‚John Neumeier‘-Taufgesteck und Hamburger FDP-Landes-Vorsitzen- den mit Dahlien designten Ballett- de Hinnerk Fock gratulierte zu John Tänzer (Das wurde dann im Garten Neumeier-Dahlie und schrieb: „Wei- hunderte Male fotografiert). Die Tau- terhin viel Erfolg.“ Um 4 Uhr 30 war fe der Dahlie ‚John Neumeier‘: „Ein ich an diesem Tag aufgestanden und Höhepunkt der Dahliengarten-Ge- bis ich heute wieder daheim in Ham- schichte“, wie der Altonaer Bau-De- zernent Dr. Reinhold Gütter in seiner Das Claudia/Arley-Meisterwerk: Das Laudatio für den Taufpaten bemerkte. Hamburg-Wappen mit Dahlien gestaltet Eine sehr gelungene und auch mit feiner Ironie gestrickte Rede. John Neumeier war richtig begeistert von seiner Tauf-Dahlie: „Eine Farbe, die mich richtig anspricht. Da habt ihr eine Klasse-Wahl getroffen.“ Es ist eine rosafarbene Dekorativ-Dahlie mit 14 cm großen Blüten, 120 Zenti- meter hoch. Gezüchtet wurde sie vom Reinbeker Dahlien-Experten Jürgen 75 Wagschal. Diese Taufe mit einem so berühmten und doch bescheidenen Menschen wie John Neumeier war für mich ein unvergessliches Erlebnis in meiner Gärtner-Karriere. Um Punkt 14 Uhr 29 taufte John Neumeier sei- ne Dahlie mit Original-Elbwasser aus Teufelsbrück. Die Zeitung „Die Welt“ interviewte mich ausführlich, der Fo- tograf des „Hamburger Abendblatt“ knipste im Sekunden-Takt und auch burg-Barmbek bin, wird es 22 Uhr ze Himmel noch grau in grau und es werden. Aber bei einem so perfekt sah gar nicht gut aus. Um 11 Uhr fing verlaufenen Tag verspürt man keiner- es sogar an zu nieseln. Aber dann lei Müdigkeit... wurde es doch noch ein wunder- schöner Sonntag. Ein Extra-Kom- Die Blume aus Mexiko - pliment an meine Gärtner Claudia Machte alle Dahlienfreunde froh und Arley. Arley humpelte böse wie Der Sonntag, der 19. August, stand HSV-van der Vaart. Sie werkelten natürlich ganz im Zeichen unserer schon in aller Herrgottfrühe. Show- „Dahlien-Info-Show“. Ich bin ja Dau- und Demo-Dahliengestecke waren er-Optimist. Durch das Radrennen zu machen. Einhellige Meinung der waren zwar überall Straßen und vielen, vielen Besucher: „Diese Dah- Zufahrten Richtung Dahliengarten lien-Kreationen sehen phantastisch gesperrt. Aber ich wusste, dass uns aus. Beeindruckend.“ Und um 15 die Dahlien-Fans aus dem ganzen Uhr war ich der begehrteste Mann Norden nicht in Stich lassen wür- in der Anlage: Ich verloste 10 Dah- den. Und der HSV spielte an diesem lien-Sträusse an die Blumenfreunde. Nachmittag auch noch. Petrus war Arley machte die Ausgabe: „Immer gut gelaunt. Um 10 Uhr war der gan- mit der Ruhe, meine Herrschaften.“ Fazit: Auch diese Veranstaltung war Gärtnerin Claudia inmitten der Hamburg- wieder eine Riesensache! Sieger-Dahlien 2007 „Pooh“ Zwei Auszeichnungen für Dahlien- Rolf Diese Saison strahlte ich mit “mei- nen“ Dahlien um die Wette. Das war ja ein tolles Jahr für mich. Erst wur- de im Frühjahr mein Buch „Dahlien- Atlas“ (mit Co-Autor Berend Meyer) unter die „Top 5 der Gartenbücher 2007“gewählt und dann erhielt ich 76 am 16. September 2007 vom „Ver- ein zur Förderung der Garten-Kultur“ eine wunderschöne Anerkennungs- Tafel mit dem Titel ‚Dem Altonaer Dahlienmeister Rolf Hofmann’. Be- sonders gefreut habe ich mich, dass diese Tafel mir von unserem Ex-Gar- tenbau-Direktor Karl Manzelmann überreicht wurde.

Freuen wir uns auf die Dahlien-Sai- son 2008... Bettina Verbeek Wieder Dahlien in Oberhausen

Auch in diesem Jahr gab es wieder Oberhausen (NRW). Alle waren sie eine Dahlien-Vasen-Ausstellung in wieder da: Das Ehepaar Brunhilde Oberhausen. Sollte es in naher Zu- und Norbert Bühnen aus Sterkrade kunft möglicherweise einmal keine mit wunderschönen großblumigen eigene Hallenschau „Dahlien“ auf Dahlien. Darius und Eva Palenta aus eine BUGA geben, wäre solch eine Duisburg mit ausgefallenen Sorten, Vasenschau eine geeignete Alterna- vor allem Hirschgeweih-Dahlien. tive. Schnell zu organisieren, wenig Willi Schwieters mit einem Sorti- Material von Nöten, mit einigen flei- mentsquerschnitt, von allem etwas. ßigen Helfern schnell durchgeführt. Wim te Winkel mit seinen wunder- Die Besucher strömen und Werbung schönen perfekten Ball-Dahlien auf für die Dahlie ist es in jedem Fall. starken Sielen. Da reichen drei Blü- Wenn dann eventuell noch ein Vor- ten pro Vase und es sieht super aus! trag über Dahlien stattfindet, routi- Ans Gerritsen unterstützte in diesem niert und mit Witz vorgetragen von Jahr ihren Schwager Wim beim Ste- Berend Meyer, dann ist die Sache perfekt. So war es auch in diesem Dahlien-Vasen-Schau im Haus Ripshort Jahr wieder im Haus Ripshort, in in Oberhausen

77 cken der schönen Mexikanerinnen. zu bewundern. Sie wurden an alte Und die Besucher staunten, wie im- Zeiten erinnert, als sie selbst noch mer, ob der Sortenvielfalt, die die bei den Dahlien-Liebhaber-Wettbe- Dahlie zu bieten hat. Zwei Besucher werben teilnahmen und viele Preise fielen besonders auf: Alfred und Hil- errungen hatten. Noch heute hält sie degard Hoffmann aus Essen waren die Gartenarbeit fit und sie freuen gekommen, die Dahlienausstellung sich an den schönen Dahlien.

Wolfgang Prüfer KULINARISCHES Eine ganz besondere Speisekarte

Besucht man zur Zeit der Dahlienblü- zeitig jedoch immer sehr interes- te die Stadt Bad Sülze und in dieser siert und dann überzeugt, weil die das Salzmuseum, dann kann man in Museumsleiterin vom Salzmuseum mehrfacher Hinsicht Erlebnisse ver- aus eigenem Erleben diese gastro- buchen: nomische Einrichtung und das spe- » man erfährt im Museum und auf zielle Speisenangebot an den „Dah- der Freianlage viele Details über lientagen“ schildert. die ehemalige Saline und den da- Die Leser dieses Beitrages, die mit zusammenhängenden Kurbe- Dahlien im Kochtopf als Barbarei trieb empfinden, mögen gleich den näch- » über das Dahlienfest in Bad Sülze sten Beitrag in diesem Heft lesen. und über die Pflege der Dahlien Andererseits – es passiert ja nichts bekommt der Besucher vielfache Schlimmes und Dahlienlikör aus 78 Informationen und fachmän- Legden ist ja schon lange bekannt nischen Rat sowie auch einen und auch anerkannt. Warum dann großartigen Eindruck von den nicht mal etwas ganz Anderes bei gepflegten Beeten mit fast 400 Vorspeise, Hauptgericht und Des- Sorten Dahlien, die gleich neben sert. Mit oder ohne Dahlienlikör. dem Museum und im weitläufigen Also ab in das „Schlößchen“ – das ist Park zu besichtigen sind die Einrichtung, auf die sich der Ge- » fragt man nach Erlebnisgastrono- heimtipp bezieht. Der erste flüchtige mie bekommt man sogar einen Blick in die Speisekarte lässt Zwei- Geheimtipp: essen mit Dahlien. fel aufkommen, ob es wirklich ein Der Besucher ist in der Regel er- Geheimtipp war, denn die Rubriken staunt über diesen Hinweis, gleich- Salat – Käse – Hechtfilet – Steak – Wild – Sorbet … findet man ja in fast Frage: „Dahlienknollen?“ – Antwort: jedem gut geführten Restaurant auf „Ja, die Knollen!“ der Speisekarte. Also die Karte noch Wild währe ja auch etwas – in Form mal, in aller Ruhe und vollständig ge- von „Hirschrückengeschnetzeltes lesen. Da wird es dann deutlich: mit Dahlienblättern“ oder vielleicht „Dahlienblüten – Raukesalat“ weckt doch Fisch – „Lachsfilet gebraten mit Erwartungen, und die gebratenen Dahliensoufflé“? Lachswürfel … wir befinden uns an Damit nicht genug: „Dahlienblüten- der Küste: Fisch muss sein. sorbet mit Früchten“ steht ebenso „Dahlienziegenkäse“ steht im Ange- wie „Dahlienblattmousse mit Scho- bot – vielleicht für den Gast, der zu- koladensauce“ auch noch zur Aus- nächst auf Fisch verzichten will, oder wahl auf der Speisekarte für die weil doch die Kombination von Zie- Dahlientage. genkäse, Dahlie, Thymiandressing Der Leser wird die Unterstreichungen und Kirschtomatenragout sämtlich im Text bemerkt haben. Blüten, Blät- Geschmacksnerven in eine hohe Er- ter, Knolle. Alle Teile der Dahlie wer- wartungshaltung versetzt. den in der Küche vom Schlösschen Die Auswahl wird wahrlich kompli- zu schmackhaften Speisen verarbei- zierter: „Hechtfilet gedünstet mit tet. Wie auf den Fotos zu sehen ist, Dahlienblättern“ (auf gesonderte werden die Blütenblätter teilweise zur Nachfrage: jawohl die grünen Blät- Dekoration der Speisen verwendet. ter) oder soll es doch kein Fisch sein, Selbstverständlich kann man auch sondern „Weideochsenfilet-steak mit einen Dahlienlikör im Schlößchen Dahlienknollen-Chiligemüse“? … bestellen und bekommt ihn auch.

79 Bei der Betrachtung des Angebots- bei Seeluft, fern von Lärmbelästigung regals mit den vielen Fruchtlikören durch Straßenverkehr ein einzigar- fiel sogar auf, dass bei Dahlienlikör tiges Essen wahrhaftig genießen wohl häufiger zugegriffen wird als kann. Allerdings nur wenige Tage im bei Zwetschkenwasser. Der Behäl- Jahr – wenn im Schlösschen Dahli- ter mit Zwetschkenwasser war noch entage sind. Im September. Zuletzt ziemlich gefüllt. vielleicht noch, wo man das „Schlöss- chen“ findet: bei Zingst, Sundische Also – es ist ein Geheimtipp. Gewe- Wiesen. Außerhalb der Dahlienwo- sen. Denn nun ist es den Lesern des chen sollen alle übrigen Leistungen Jahrbuches bekannt gegeben (auch und Angebote des Hauses in stets eine große norddeutsche Tageszei- hoher Qualität geboten werden – nur tung hat gerade über das Schlöss- eben keine Gerichte mit Dahlien. chen berichtet), wo man von den freundlichen „Schlößchen“-Geistern Fragen Sie einfach im Salzmuseum betreut, in angenehmer Umgebung, nach.

Manfried Kleinau Dahlientaufe im Rheinpark

Der Rheinpark in Köln ist dieses Jahr 50 Jahre alt geworden. Entstanden war er aus einer Trümmerfläche zwi- schen Kölner Messe und Mühlhei- mer Hafen. Als BUGA Köln wurde er am 29. April 1957 vom damaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss gemeinsam mit Bundeskanzler Kon- 80 rad Adenauer eröffnet. Diese erste BUGA war ein großartiger Erfolg. Die zweiten BUGA 1971 im Rhein- park erreichte diesen allerdings nicht wieder. Dann ging es mit dem Park bergab. Erst Oberbürgermeister Fritz Schramma, betrieb die Wiederbe- lebung des Rheinparks und ebnete den Weg dafür, den Rheinpark als Denkmal zu erhalten. Kölns OB Fritz Schramma (rechts) zu- Zum 50-jährigen Jubiläums hat der sammen mit Vizepräsident Wilfried Park den alten Glanz schon fast Bergerhoff bei der Taufe „seiner“ Dahlie wieder erreicht. Immerhin wurde er ster zwei Dahlien gewidmet: eine durch eine Fachjury zum schönsten rose-gelbe Dahlie für den ‘Kölner Park 2007 gewählt. Folgerichtig Rheinpark’ (oben) und eine rote für hat Wilfried Bergerhoff dem Park den „schwarzen“ ‘Oberbürgermeister und dem Kölner Oberbürgermei- Fritz Schramma’ (unten)

81 Andreas Wätzrig Das Dahliensortiment im Höhenpark Killesberg

In Stuttgart ist alljährlich eine der chern im Dahliengarten, vor allem im größten Dahliensammlungen Zusammenhang mit der jährlichen Deutschlands zu bewundern, die Dahlienwahl, ergeben sehr nütz- rund 250 Sorten umfasst. Sie ist liche Hinweise. Die seit vielen Jah- nicht nur ein Besuchermagnet im ren durchgeführte Kür der schönsten Spätsommer und Herbst, sondern Dahlie im Höhenpark Killesberg lässt bietet auch die Möglichkeit, Verglei- zudem erkennen, welche Formen che zwischen den Sorten anzustel- und Farben im Trend liegen. Der len und Erfahrungen zu sammeln. Wahlausgang beeinflusst die Gestal- tung der Pflanzung in der nächsten Die große Dahlienschau auf dem Saison. Wie sich zeigte, werden be- Stuttgarter Killesberg präsentiert sonders zweifarbige Dahliensorten seit 1992 ein stattliches Sortiment. als sehr attraktiv empfunden. Die Beete mit den unterschiedlichen Einfachblühende Dahlien werden Dahlienklassen erstrecken sich ent- dagegen nicht als typische Dahlien lang des Hauptweges zwischen unserer Zeit angesehen. Dabei sind Seenterrassen, Spielplatz und Tier- sie wesentlich pflegeleichter als an- gehege. Vor dem Hintergrund der dere „Klassenkameraden“. Sie se- Strauch- und Baumpflanzungen hen nach längeren Regenperioden kommen die sonnenhungrigen Dah- noch ordentlich aus und müssen lien gut zur Geltung. nicht peinlichst genau ausgeputzt Ein junges Team hatte es sich im werden. Eine interessante Art der Anschluss an die Internationale Verwendung der Einfachblühenden 82 Gartenschau 1993 zur Aufgabe ge- Dahlien ist das Auspflanzen mehre- macht, die langjährige Tradition der rer möglichst gleich hoher und farb- Dahlien im Höhenpark Killesberg lich harmonisch aufeinander abge- fortzuführen. Es betrachtet es als stimmter Sorten auf einem Beet. Die Herausforderung, mit den Dahlien zu verschieden gefärbten Sorten vermi- experimentieren, Farbwirkungen und schen sich dort visuell und vermitteln Höhenabstufungen auszutesten, für den Eindruck einer Blumenwiese. eine ausgewogene Präsentation zu Erwähnenswerte Sorten bei den Ein- sorgen und das Verhalten der Sorten fachblühenden Dahlien sind ‘Emilio bei wechselnden Witterungsbedin- Dahlio‘, Blüte lilarosa, Höhe 40 cm, gungen zu beobachten. die einen sehr intensiven und gleich- Auch die Gespräche mit den Besu- mäßigen Flor hervorbringt. Auffal- lend ist der sehr kompakte Wuchs, dem auch längere Regenperioden nichts anhaben können. Eine der schönsten kleineren einfach- blühenden Sorten ist ‘Roxy‘, helllila, Höhe 40 cm, eine sehr robuste und immer wieder schön anzusehende Dahlie mit dunklem Laub. Auch sie trotzt schlechtem Wetter und beson- ders dem Wind sehr gut. Gerade die einfachblühenden Sorten beginnen schon relativ früh mit der Blüte. Manche haben ihren Blühhö- 1 hepunkt bereits vor der eigentlichen Hauptblütezeit der Dahlien über- schritten. Gute Erfahrungen haben wir damit gemacht, sie vor der Ent- wicklung des Blütenflors noch einmal um ein Drittel zurückzuschneiden. Es hat sich gezeigt, dass sie dann ge- meinsam mit ihren Artgenossen bis zum Spätherbst durchblühen. Wir er- reichen damit einen ausgewogenen Blütenflor aller Klassen. Bei ‘Merveille‘, einer Sorte aus Fran- kreich, rosafarben und etwa 60 cm hoch, stehen die Blüten auffallend 2 über dem Laub und kommen des- halb besonders zur Geltung. Sie hat sehr schöne, gleichmäßig strahlige Blüten, die sich auch gut zum Schnitt eignen. ‘Merveille‘ ist schon etliche 83 Jahre im Killesberg-Sortiment und wird gerne zur Flächenpflanzung an Eingangsbereichen genutzt. Gerne pflanzen wir die Sorte ‘Sweet- heart‘, lilafarben mit weißer Mitte, Höhe 30cm. Eigentlich sieht sie eher wie eine kleine buschige Chrysan-

1 ‘Emilio Dahlio’ 2 ‘Roxy’ 3 3 ‘Sweetheart’ theme aus. Sie blüht bei uns die ganze Saison gleichmäßig hindurch und glänzt mit einem kompakten dichten Flor. Sie ist deshalb auch für Balkonkästen und kleinere Kübel gut geeignet. Als anemonenblütig bezeichnet man Dahlien, bei denen die Röhrenblüten in die Höhe wachsen und die Mitte der Dahlienblüte vollständig ausfül- len. Nach unserer Erfahrung gibt es innerhalb dieser Dahlienklasse nur 4 wenige gute Sorten. Eine davon ist die ‘Polka‘, rosa-gelb, Höhe 80 cm. Der Wuchs ist etwas wirr, sie hält je- doch bis zum ersten Frost durch. Die Halskrausen-Dahlien tragen un- gefüllte Blüten, die in dem Ring aus Zungenblüten einen zusätzlichen kleineren Kreis von Blütenblättchen aufweisen. Aus dieser Gruppe ist die Sorte ‘Ginny Ann‘, schwefelgel- be Farbe, 120 cm hoch, hervorzu- heben. Sie hat einen sehr breiten Habitus und wirkt mit ihrem Flor aus der Ferne betrachtet wie eine Wie- 5 senpflanze. Man kann sie auch gut als Kontrast zu den Großblütigen Dahlien setzen. Dahlien mit außergewöhnlichen Blü- tenformen sorgen für Aufmerksam- 84 keit, beispielsweise die Orchideen- blütigen Dahlien mit ihren strahligen, gedrehten und manchmal nach oben gebogenen Blüten. Sie besitzen eine ganz eigene Note. Zu dieser Gruppe

4 ‘Ginny Ann’ 5 ‘Hy Scent’ 6 ‘Thomas A. Edinson’ 7 ‘Kidd’s Climax’ 6 8 ‘Alexander von Humboldt’ 9 ‘First Lady’ zählen zum Beispiel ‘Hy Lightly‘ und ‘Hy Scent‘. Bei den Dekorativen Dahlien fiel be- sonders die Sorte ‘Sämling Lindhout‘, 120cm hoch und creme-lilafarben, sehr positiv auf. Standvermögen, Gleichmäßigkeit des Habitus und die angenehme Farbe der Blüte haben uns fasziniert. Weitere Sorten, wie ‘Thomas A. Edison‘ und ‘Kidd‘s Cli- max‘, die etwas großblumiger aus- fallen und von dunkellila bis zartrosa blühen, gehören allein wegen ihres 7 Alters zum festen Sortiment unserer historischen Dahlien. Trotz der Groß- blütigkeit halten sie auch bei langen Regenperioden durch. Für einen eher ruhigen Farbton sorgt die Sorte ‘Alexander von Humboldt‘, rosa, 100 cm hoch. Diese Dahlie ist sehr robust, gleichmäßig im Wuchs und innerhalb der Vielfarbigkeit der Sortimentspflanzung geradezu ein visueller Puffer. Wer sehr dunkle Sorten bevorzugt, sei es das dunkle Laub in Kombinati- on mit einer dunklen Blüte, ist mit ‘Fire Mountain‘, rotblütig mit schwarzem 8 Laub, gut bedient. Zuverlässig im Wuchs, sehr buschig wachsend und gut im Stand ist sie eine Sorte, die Beachtung verdient. 85 Von den Ball- und Pompon-Dahlien pflanzen wir seit Jahren die Sorten ‘Bantling‘, rotorange, 100 cm hoch, und ‘First Lady‘, gelb, 100 cm hoch, mit gutem Erfolg. Durch das Verhält- nis von Stiel zur Blüte neigen die ge- nannten Sorten auch bei Wind und Regen nicht so schnell zum Umkni- cken. Nicht nur wegen des historischen 9 Werts ist ‘Gretchen‘, eine Ball-Dah- 10

lie, 100 cm hoch, weiß-lila, gezüch- tet von Wolf 1935 (Anm. d. Red.: 86 oder Bergerhoff 1992?), nicht mehr vom Killesberg wegzudenken. Sie besticht durch ihre dezente Farb- gebung und reiche Blüte. Von den Pompon-Dahlien steht bei uns die altbewährte Sorte ‘Prom‘ hoch im Kurs. Sie wird etwa 80 cm hoch. Die dunkelrote Blütenfarbe ist sehr kräftig und intensiv in der Leucht- kraft. Auch ‘Siekmann‘s Feuerball‘, 11 eine robuste und reichblütige Pom- pon-Dahlie, 1934 von Max Schade gezüchtet, hat sich schon seit vielen Jahren als zuverlässig im Bereich der historischen Sorten erwiesen. Die am meisten ausgepflanzten Dahlienklassen, Semi-Kaktus-Dah- lien und Kaktus-Dahlien, bieten eine große Zahl an Sorten. Beispielhaft seien hier einige Standardsorten erwähnt, wie ‘Vulkan‘, eine Kaktus- Dahlie mit orangeroter Blüte, 120 cm hoch, die sich durch einen sehr kräftigen Wuchs auszeichnet. Diese Dahlie ist auch zum Schnitt gut ge- 12 eignet. Für uns ist die Sorte ‘Alfred Grille‘, rosa-gelb und 100 cm hoch, unter den Kaktus-Dahlien eine der emp- fehlenswertesten Sorten im Hinblick auf Blühwilligkeit, Wuchs, Blütenform und Farbe. Eine sehr eigenwillige Blütenform kennzeichnet die historische Sorte ‘Television‘, rotgelb, 100 cm, auf- grund der leicht gedrehten Blüten- blätter. Sie wurde 1941 von Stred- wick gezüchtet. ‘Television‘ wächst sehr buschig. 13 ‘Victory Day‘ ist ebenfalls eine histo- rische Kaktus-Dahlie, von Maarse 1945 gezüchtet. Mit roten Blüten, die sehr gut am Stiel stehen, und 130 cm hoch hat sie sich als langlebig 87 erwiesen. Unter den Semi-Kaktus-Dahlien zeichnet sich ‘Mick‘s Peppermint‘, weiß-purpur, 120 cm hoch, durch die großen, etwas samtigen Blätter und starkstieligen Pflanzen aus. Sie sind 10 ‘Bantling’ 11 ‘Gretchen’ 12 ‘Siekmanns Feuerball’ 13 ‘Vulkan’ 14 14 ‘Mick’s Peppermint’ sehr standfest. 2001 wurde sie zu Stuttgarts schönster Dahlie gewählt. Unter den weißblütigen Sorten ge- fällt ‘Kenora Challenger‘ am besten. Durch Blühwilligkeit. Blütenform und die leuchtende weiße Blütenfarbe ist sie aus unserem Sortiment nicht wegzudenken. Hirschgeweih-Dahlien gehören zu den Kaktus- und Semi-Kaktus-Dah- lien, von denen sie sich darin unter- scheiden, dass die Blütenblätter am 15 Ende aufgeschlitzt sind. Die Sorte ‘Hale Bopp‘, gelb, 120 cm hoch, hat sich seit Jahren gut bewährt. Wie die Hirschgeweih-Dahlien kön- nen die Duplex-Dahlien nicht in die üblichen Klassen der Dahlien ein- geordnet werden. Als Unterschied zu den Einfachblühenden Sorten besitzen sie einen zweiten Blüten- blattkranz. Herausgreifen möchten wir die Sorte ‘Fascination‘ mit dun- kelrosa Blüte, 80 cm hoch. Die schö- nen doppelkranzigen Blüten harmo- nieren gut mit dem dunklen Laub 16 der Dahlie. Sie zeigt sich auffallend robust und widerstandsfähig gegen Krankheiten. Eine Bank sind bei uns die histo- rischen Duplex-Sorten wie ‘Olympic 88 Fire‘. rot. 120 cm hoch, 1936 ge- züchtet von Maarse, und die inzwi- schen wieder sehr beliebte ‘Bishop of Llandaff’, rot, fast schwarzlaubig, 120 cm hoch, 1928 gezüchtet von Treseder. Letztgenannte lässt in Sa- chen Blühwilligkeit und Farbwirkung kaum Wünsche offen.

15 ‘Hale Bopp’ 17 16 ‘Fascination’ 17 ‘Olympic Fire’ Susann Hauffe Dahlien / Georginen Herkunft, Bedeutung und Verwendung Ein Beitrag zur Geschichte der künstlerischen Pflanzenverwendung

Vorwort Der folgende Text ist eine Semester- arbeit, die im vergangenen Winterse- mester an der Technischen Univer- sität Dresden im 9. Semester, also kurz vor dem Diplom, von Susann Hauffe geschrieben wurde. Das Thema stammt aus dem Gebiet der Geschichte der Landschaftsarchi- tektur und wurde von Prof. Dr. Erika Schmidt und Dr. Inken Formann for- muliert. In der Arbeit sollten die Ein- führungs- und Züchtungsgeschich- te, der Zusammenhang zwischen den Züchter- und Liebhabervereini- gungen mit den Dahlienanlagen, so- wie die Bedeutung der Dahlie durch eine umfassende Literaturrecherche untersucht und dargestellt werden. Die Arbeit sollte darüber hinaus die Verwendung der Dahlie in den Anla- 89 Susann Hauffe vor ihrem Garten, in dem gen in verschiedenen Entwicklungs- auch im nächsten Herbst wieder Dahlien phasen analysieren und bewerten. blühen werden Kein leichtes Thema, aber die Autorin brachte eine seit Kindheit bestehen- und Kübelpflanzen. Dahlien kulti- de Begeisterung für die Dahlie mit vierte bereits ihr Großvater in seinem ein. Die in Baderitz lebende Susann Garten und er bezeichnete sie noch Hauffe studiert Landschaftsarchitek- als Georginen. Auch bei ihrer Mutter tur und ist eine begeisterte Pflan- lernte sie das Ritual der Dahlienkul- zenliebhaberin sowohl von Zimmer-, tur mit der Auspflanzung im Garten wie Kübel- und Gartenpflanzen; ihre und der Überwinterung im Hauskel- besondere Vorliebe gilt den Kräutern ler kennen und schätzen. Die jetzt 25-jährige lebt seit 2005 gin des Herbstes‘, den man für die zusammen mit ihrem Verlobten und Dahlien gern gebraucht, schien für ihren zwei Kindern in einem Dreisei- keine Blume meines Gartens pas- tenhof mit 6.000 m² Garten, mit dem sender zu sein. Neugierig stimmte sich ein Traum für sie erfüllte. Dazu mich das Thema dieser Arbeit. Aus schreibt sie selbst: „Der Erwerb meiner Erfahrung in diesem Gar- eines ehemals bäuerlichen Anwe- tenjahr heraus, wollte ich unbedingt sens im Frühjahr 2005 erfüllte mei- mehr über die Herkunft, Bedeutung nen Traum, einen eigenen Garten und Verwendung der Pflanze erfah- zu besitzen. Zahlreiche Dahlienknol- ren.“ len entdeckte ich in der hintersten Ecke des früheren Stalles. Ende Zur besseren Lesbarkeit sind der Mai pflanzte ich die hinterlassenen wissenschaftliche Apparat (Quellen- Schätze in die Erde. Die Dahlien bo- angaben etc.) weggelassen und die ten mir Ende des Sommers bis An- Arbeit gekürzt worden. Wer Interes- fang November, als die Temperatur se an der vollständigen Arbeit hat, das erste Mal unter 0°C sank, einen wende sich bitte an die Redaktion. reichen Blütenflor. Der Name ‚Köni- (mk)

1. Einleitung Neuzüchtungen und andere Sor- ten zur Schau. Auch im Hausgarten Die Dahlie, Dahlia variabilis, ist eine findet sie Verwendung (Abb. 4). Die bekannte Gartenblume. Im 20. und Dahlie ist in manchen Orten Teil des 21. Jahrhundert verwendet man sie Marketings. Man veranstaltet den weltweit in einem breiten Anlage- ‚Tag der Dahlie‘, Dahlienwahlen und spektrum. Sie blüht in eigens für Dahlienkorsos. sie angelegte Gärten (Abb. 1). Man präsentiert sie in Wechselflorflächen Das natürliche Hauptverbreitungsge- öffentlich zugänglicher und kosten- biet der Dahlie liegt in Mexiko. Dort 90 pflichtiger Anlagen (Abb. 2). Kurstäd- schätzten sie bereits die Azteken als te integrieren sie in ihre Kuranlagen, Zierpflanzen. Ende des 18.Jahrhun- die zum Teil für die Öffentlichkeit derts gelangten die ersten Samen der nicht zugänglich sind. Als Nebenat- Dahlie von Mexiko-City nach Madrid. traktion nutzt man sie in Freizeit- Von Spanien aus nahm die Dahlie parks und Zoologischen Gärten. ihren Weg nach England, Frankreich Auch in Botanischen Gärten möchte und Deutschland, bis sie schließlich man auf die ‚Königin des Herbstes‘ ganz Europa eroberte. In den ersten nicht verzichten. Auf den Bundesgar- Jahren nach der Einführung in Euro- tenschauen ist sie fester Bestandteil pa kultivierte man sie in botanischen der Hallen- und Freilandschau (Abb. Gärten und in den Gärten der Für- 3). Dahlienzuchtbetriebe stellen ihre sten, Herzöge und Könige. Abb. 1: Dahliengarten Fulda. Einfassung ne, Georgina variabilis. Damit wollte der Beete mit Begonia semperflorens ‘Vi- er den deutschen Professur Johann sion rot’ Gottlieb Georgie ehren. Wildenow handelte nicht rechtens. Die Um- Die Dahlie gehört zur Familie der benennung erwies sich als unzuläs- Asteraceae. Innerhalb dieser Fami- sig und nicht erforderlich. Aber der lie bildet sie ihre eigene Gattung, die Name Georgine war bereits weit ver- Gattung Dahlia. In dieser sind die breitet. Das Mißverständnis konnte 34 verschiedenen Arten der Dahlien erst nach und nach aufgeklärt wer- zusammengefasst. In den Gärten den. In Russland und Mexiko ist er kommt bis auf wenige Ausnahmen heute noch gebräuchlich. nur eine Hybride zum Einsatz, das ist D. pinnata Cav.. Diese wird Gegen- Die Dahlie verfügt über besondere 91 stand bei der Analyse der Anlagen genetische Eigenschaften, die im sein. Besondere Kulturansprüche Vergleich zu anderen Zierpflanzen, bedingen Vorgaben für die Integrati- eine schnelle und leichte Züchtungs- on der Dahlie in die Anlagen. arbeit ermöglichen. In den Anfangs- jahren der Dahlienkultur beschäf- 1791 wurde die importierte Zier- tigten sich die Leiter der botanischen pflanze zu Ehren des schwedischen Gärten und die Hofgärtner mit der Botanikers Anders Dahl als Dahlia Züchtung neuer Sorten. Wenige Jah- getauft. Irrtümlicher Weise benannte re später nahmen sich private Be- Professor Karl Ludwig von Wildenow triebe dieser Arbeit an. Es entstan- sie kurz nach ihrer Taufe als Georgi- den zahlreiche neue Sorten, die sich aufgrund der leichten Vermehrung oben Abb. 2: Die Dahlienarena des schnell vervielfältigen und an jeder- Grugaparks Essen im Jahre 1932 in vol- mann verkaufen ließen. Auch heute ler Blüte; liefern professionelle Gartenbaube- unten Abb. 3: Zur BUGA 1999 in Magde- triebe Neuzüchtungen und bedienen burg integrierte Christine Orel die Dah- den Dahlienmarkt. In vielen Ländern lien in die Wechselflorbeete

92 gibt es Liebhaber- und Züchterver- Aufbau des Buches ähnelt dem der einigungen, die sich der Dahlie wid- Vorgänger. Die Themen Geschichte, men. In Deutschland bezeichnet sich Botanik, Klasseneinteilung, Kultur die Interessengruppe als Deutsche sowie Pflanzenschutz und Vermeh- Dahlien-, Fuchsien- und Gladiolen- rung werden angesprochen. gesellschaft (DDFGG). Der Züch- terberuf und die Vereinsarbeit der Die DDFGG veröffentlichte im Jahr Pflanzengesellschaft beeinflussen 1997 ein Buch zum hundertjährigen die Gestaltung einiger Anlagen. Sie Bestehen der Gesellschaft. Unter bemühen sich, das Wissen um die anderem werden in diesem bedeu- kulturelle Bedeutung der Dahlien zu tende Züchter und berühmte Dahli- vermitteln. Die Züchtungsgeschichte engärten und -anlagen vorgestellt. und die Dahlienpreise geben Hinwei- Die DDFGG publiziert jährlich ein se auf die Bedeutung der Dahlie und Buch für ihre Mitglieder. … erklären warum die Dahlie bald in je- dem Garten zu sehen war. Die vorliegende Arbeit musste auf die Verwendung der Dahlie im 20. Auf dem umfangreichen Gartenbü- und 21. Jahrhundert in Deutschland chermarkt scheint die Dahlie gegen- reduziert werden. Es gab und gibt über anderen bekannten Blumen, wie zahlreiche Anlagen, die die Dahlie zum Beispiel der Rose in Vergessen- präsentieren. Gegenstand der For- heit geraten. Bereits der Obergärtner schung soll es sein, möglichst un- des Herzogs von Devonshire, Joseph terschiedliche Anlagetypen und ver- Paxton, beklagt 1839 in seinem Buch schiedene Verwendungsformen der „Paxton´s practical treatrise on the Dahlie heraus zu stellen. Die Ver- cultivation of the Dahlia“ das Fehlen wendung der Dahlie in den Anlagen eines zusammenfassenden Fach- konnte durch den Kontakt zu den buches über die Dahlie. Sein Werk betreuenden Gärtnern und Zucht- sollte Abhilfe verschaffen und gibt betrieben erörtert werden. Es stellte einen Überblick über die Geschichte, sich die Frage, nach welchen Krite- Kultur und Vermehrung der Dahlie rien man Dahlien für das jeweilige oder Georgine. Karl Foerster und Ca- Schaubeet auswählt. Nach welchen 93 millo Schneider verfassen 1927 das gestalterischen Prinzipien die Dahlie erste deutschsprachige Dahlienbuch. in den verschiedenen Entwicklungs- Ergänzend zu Paxton finden sich in phasen der Anlage auf den Beeten diesem Informationen zur Klassen- angeordnet wird, ob man sie mit an- einteilung der Dahlien sowie einige deren Pflanzen kombiniert und wel- Aspekte in Bezug auf die Züchtungs- che Schwierigkeiten bei der Verwen- geschichte. 1991 erschien das Buch dung der Dahlie auftreten, galt es zu „Schöne Dahlien“ von Berend Meyer. beantworten. Es schien interessant, In diesem wird erneut beklagt, dass möglichst verschiedene Formen der ein Fachbuch über die Dahlie auf Beetanordnung, -form und -größe dem Markt nicht zu finden sei. Der herauszustellen. Es galt weiterhin zu klären, wo die Dahlie in der Ge- der Verwendung auf. Die Vor- und samtanlage ausgepflanzt wird. Nach Nachteile der verschiedenen Ver- diesen Gesichtspunkten wurden wendungsprinzipien konnten im Ver- aus den zahlreichen Anlagen sechs gleich heraus gestellt werden. Ein Beispiele ausgewählt. Das sind: die Gespräch mit Michael Schachschal Dahlienarena Grugapark Essen, der erklärte die Verwendung der Dahlie Dahliengarten im Pestalozzipark in auf der ega. Leider befinden sich we- Halle und in Fulda, Schaubeete der der im Stadtarchiv in Erfurt, noch im ega Cyriaksburg und die Dahliengär- Thüringischen Hauptstaatsarchiv in ten in den Kuranlagen Baden-Baden Weimar Pläne oder Fotografien zur und Bad Salzuflen. Dahlienanlage vor 1990. Deshalb stützen sich die Analysen auf eine ei- Die Dahlienarena ist überregional gene Bestandesaufnahme der Dahli- bekannt. Es soll erforscht werden, enbeete 2006. wo der besondere Reiz dieser Beet- form liegt und wie sich die Dahlie in Der Dahliengarten in Halle ist ein eine kostenpflichtige und im Winter Beispiel für die Verwendung der zugängliche Anlage integrieren lässt. Dahlie in einer öffentlich zugäng- Anhand der Arena im Grugapark lichen Parkanlage. Die Form und die kann die Verwendung der Dahlie in Anordnung der Beete unterscheiden der ersten Hälfte des 20. Jahrhun- sich von den anderen betrachteten derts analysiert werden. Die ega Cyriaksburg zeigt in ei- Abb. 4: Verwendung der Dahlie im Haus- ner Anlage verschiedene Formen garten

94 Anlagen. Der erste Entwurf des Gar- das Entstehungsjahr des Baden-Ba- tens wurde bisher in keinem Fach- dener Dahliengartens. … Der Ent- buch genannt. wurf von Markus Brunsing von 2005 zeigt die Beete in einer bisher ein- Die Existenz des Fuldaer Dahliengar- zigartigen Anordnung. Dies war ein tens ist der DDFGG nicht bekannt. weiterer Grund den Dahliengarten Es finden sich keine Hinweise in den näher zu betrachten. Baden-Baden Jahrbüchern der DDFGG. Auch auf ist ein Beispiel, wo in verschiedenen den Internetseiten der DDFGG, wo Entwicklungsphasen des Gartens auf viele andere Gärten aufmerksam drei verschiedene Formen der Prä- gemacht wird, ist der Dahliengarten sentation der Dahlie in den Beeten Fulda nicht erwähnt. Deshalb bot es verwirklicht wurde. Die Schauanla- sich im Rahmen dieser Arbeit an, den gen der Züchter sind einzigartig in Garten vorzustellen. Er grenzt sich ihrer Farbwirkung. Die Anordnung von den anderen gewählten Beispie- der Dahlie und die Größe der Anla- len ab. Nach Pflanzung der Knollen gen sind mit keiner anderen Dahlien- schließt der Garten. Erst ab Beginn auspflanzung vergleichbar. Deshalb der Dahlienblüte wird er wieder ge- werden sie betrachtet. … öffnet. Der Garten ist eigenständig und nicht in eine Gesamtanlage in- Die Verwendung der Dahlie auf den tegriert. … Bundesgartenschauen soll unter der Fragestellung analysiert werden, Die Kurstadt Bad Salzuflen legte be- wie die Dahlie in die Beete integriert reits zwischen 1910 und 1930 einen wurde und wird. Wo man die Frei- Dahliengarten in öffentlich zugäng- landschau in der Gesamtanlage auf lichen Kuranlagen an. Somit ist Bad jeder einzelnen Bundesgartenschau Salzuflen die erste bekannte Kur- platzierte, konnte im Rahmen dieser stadt, die die Dahlie verwendete. Die Arbeit nicht recherchiert werden. … Sortimentszusammenstellung ist un- gewöhnlich, weshalb er im Rahmen 2. Einführungsgeschichte der Arbeit näher betrachtet werden 2. 1. Die Heimat der Dahlien soll. Aus Kostengründen musste der 95 Dahliengarten aufgegeben werden. Das Hauptverbreitungsgebiet der Da man auf die Verwendung der Dahlien ist das südliche Hochland Dahlie aber nicht gänzlich verzich- von Mexiko und Zentralamerika ten wollte, pflanzt man sie seit etwa (Karte 1). Dort kann man sie in einer 1993 im geschlossenen Kurpark. Höhe von 1500 - 4300m über dem Der heutige Dahliengarten ist für die Meeresspiegel antreffen. An ihrem Öffentlichkeit nicht zugänglich. Da- natürlichen Standort erwärmt sich durch unterscheidet er sich von allen der Boden tagsüber sehr stark. In anderen betrachteten Anlagen. den Nächten dagegen sinkt die Tem- In Jahrbüchern der DDFGG fanden peratur oft einige Grad unter den sich widersprüchliche Angaben über Gefrierpunkt, wodurch die Dahlie je- vertikal gestreift: Hauptverbreitungsge- biet der Dahlien horizontal gestreift: Aztekenreich um 1500 in Rot: Route des Hernando Cortez (1518/19

Karte 1

doch keinen Frostschaden erleidet. Die verschieden Wildarten der Dah- 2. 2. Entdeckung im Heimatland lien bevorzugen offene Plätze wie Waldlichtungen, Graslandschaften Die Einführungsgeschichte der Gar- und Böschungen. Sie bilden keinen ten-Zierpflanzen steht im engen Zu- geschlossenen Verbund und wach- sammenhang mit der allgemeinen sen in direkter Nachbarschaft zu an- Geschichte und Kulturgeschichte, deren Pflanzenarten. insbesondere aber mit der Entde- ckungs- und Forschungsgeschichte Die Azteken sind bekannt als Ex- der Erde. Demnach wäre es zu ver- perten im Feld- und Gartenbau. Das muten, dass die Dahlie im Zuge der 96 Reich dieses Kulturvolkes über- Entdeckungsreisen von Columbus schneidet sich um 1500 mit dem im Jahre 1492 die Aufmerksamkeit Hauptverbreitungsgebiet der Dah- der Europäer erregte und dann nach lien. In den aztekischen Gärten ord- Europa gelangte. Sie reiste aber erst nete man Blumen, Sträucher und Jahre später über das große Meer. Heilpflanzen nach wissenschaft- Als eine Ursache dafür könnte man lichen Methoden an. Im täglichen Le- annehmen, dass die Entdecker nicht ben der Azteken nahmen die Dahlien bis in das Hochland von Mexiko ge- als Nahrungsquelle, Heilpflanzen langten, sondern vornehmlich dichter und religiöses Symbol eine bedeu- besiedelte Gebiete wie die Küsten- tende Rolle ein. Sie kultivierten die streifen und Tiefebenen aufsuchten. Dahlie in ihren Gärten. Die zweite Ursache könnte die Un- auffälligkeit der Wilddahlien sein. Den Forschungsreisenden bot sich nach Ankunft in dem neuen Land eine unüberschaubar große An- zahl von neuartigen Gewächsen mit fremdartigen Blüten dar. Vor diesem Hintergrund besteht die Möglichkeit, dass die Wilddahlien mit ihren klei- nen und unscheinbaren Blüten (Abb. 5) nicht auffällig genug waren.

Am Anfang des 16. Jahrhunderts fanden spanische Expeditionen nach Mexiko statt. Erst bei der drit- ten Expedition von 1519 bis 1521 Zeichnung aus dem Badianus-Manuskript gelang es den Spaniern unter Lei- tung von Hernando Cortez bis nach Tenochtitlán, dem heutigen Mexiko- City, vorzudringen. Die Route von Cortez verläuft zum Teil durch das Abb. 5: Dahlien an ihrem Naturstandort Hauptverbreitungsgebiet der Dah- in Mexiko. Die Blüten sind im Verhält- lien (Karte1). Der spanische Konqui- nis zu den Dahlia-Hybriden klein und unscheinbar. Foto aus: Gerhard Wirth, stador verfasste Briefe und Berichte Montezumas Lieblingsblume, in: Garten, über seinen Eroberungszug. In den Heft Sept. 1990, S. 306 Schriftstücken erwähnt er seine Be-

97 suche 1520 im Garten von Sztapala- pa und 1521 im Garten von Huasta- pec. Konkrete Hinweise auf Dahlien finden sich in den Aufzeichnungen von Cortez nicht.

Die erste Illustration einer Dahlie publizierten aztekische Schüler, die vermutlich unter der Anleitung spanischer Lehrer arbeiteten. Eine schwarz-weiße Fassung dieser ko-

lorierten Darstellung wurde 1552 im Dahlie der Hernandez-Darstellung Badianus-Manusskript herausgege- ben. Auf der Zeichnung sind Blüten, Blätter und Knolle der Pflanze zu erkennen. Acht Blütenblätter sind kreisförmig um die Blütenmitte, die Scheibe, angeordnet. Die Blüten sind im Verhältnis zur Pflanze klein. Es handelt sich um eine einfach blü- Titel „Rerum medicarum Novae Hi- hende Dahlie. Das Blatt der Dahlie spaniae thesaurus seu Nova planta- besteht aus drei Fiederblättchen. rum, animalum et mineralium Mexi- Die Wuchsform ist im Vergleich zu canorum Historia“ und 1790 in dem den späteren Abbildungen bogig, Werk „De Historia plantarum Novae überhängend, nicht straff aufrecht. Hispaniae“. In diesen Büchern sind Anhand dieser Zeichnung kann nicht Holzschnittdarstellungen abgebildet. nachvollzogen werden, dass im Az- Die dargestellten Pflanzen tragen tekenreich um 1552 die ersten Züch- den mexikanischen Namen „Acocot- tungen mit halb- oder gefüllten Blü- li“ und „Acocoxo-chitl“. ten der Dahlie wuchsen. Aus den textlichen Bemerkungen 98 Francisco Hernandez reiste in den geht hervor, dass es sich um un- und Jahren 1571-1577 und 1593-1600 halbgefüllte Blumen handelt, die sich im Auftrag des spanischen Königs in Größe und Farbe der Blüten ver- Philipp II. nach Mexiko. Sein Auf- schieden präsentieren. Die Farben enthalt in den Orten Cuernavca und der Blüten reichen von weiß, gelb, Tepoztlán ist nachgewiesen. Beide purpurfarben und rot, manche weiß Orte liegen im Hauptverbreitungs- mit purpurn oder gelb mit rot. Auch gebiet der Dahlien (Karte1). Der die Knollen sind beschrieben. Im spanische Arzt befasste sich aus Vergleich zur vorhergehenden Abbil- medizinischen Gründen mit der Flo- dung ist eine aufrechte Wuchsform ra Mexikos. Seine Aufzeichnungen der Pflanzen deutlich zu erkennen. veröffentlichte man 1651 unter dem Die Blätter haben fünf Fiederblätt- chen. Die Scheibe der Blüten ist Auch die botanischen Gärten waren sichtbar, die Anzahl der Blütenblät- immer an neuen Zierpflanzen aus ter aber ist größer zehn. Hernandez fremden Ländern interessiert. stellte die ersten halbgefüllten Kul- turformen der Dahlien dar. Anhand Die offizielle Übersendung der Dahlie dieser Quellen bleibt kein Zweifel an geschah am Ende des 18. Jahrhun- der gärtnerischen Kultur der Dahlien derts. Der Direktor des botanischen im Aztekenreich. Gartens in Mexiko-City, Vincente Cervantes, schickte Samen an Anto- Den nächsten Bericht über Dahlien nio José Cavanilles, den Leiter des verfasste Nicolas Thierry de Ménon- Botanischen Gartens in Madrid. Ca- ville. Im Auftrag der von Ludwig XVI. vanilles publizierte das Buch „Icones machte er sich auf den Weg nach Descriptiones Plantarum“. In diesem Mexiko. Er trat die Reise mit dem Werk ist die Namensgebung veröf- Ziel an, die Cochenille-Laus und de- fentlicht. 1791 bildet er Dahlia pin- ren Nährpflanze nach Frankreich zu nata ab. 1794 veröffentlichte er je bringen. Seinen Aufzeichnungen aus einen Holzschnitt von Dahlia rosea dem Jahr 1787 ist der Besuch eines und Dahlia coccinea. Auch andere Gartens in Guaxaca zu entnehmen. Pflanzen erreichten zeitgleich mit In diesem sah er Pflanzen mit violet- der Dahlie das europäische Fest- ten, asternartigen Blüten auf manns- land. Sie sind heute ebenso wie die hohen Stielen und Holunder ähn- Dahlie noch in den heimischen Gär- lichen Blättern, Abbildungen sind in ten zu finden. Darunter zählen zum seinem Werk nicht enthalten. Beispiel: Cobaea scandens, Cuphea lanceolata, Zinnia elegans, Sanvitalia procumbens, Cosmos bipinnatus. 2. 3. Einzug in Europa 1798 verlässt eine große, einfach blü- hende Dahlie mit acht Blütenstrahlen Es kann nicht ausgeschlossen wer- erstmalig spanischen Boden und den, dass Knollen oder Samen der gelangt nach England. In den Kew Dahlie schon vor Erwähnung in der Gardens in London kultivierte man botanischen Literatur den europä- sie falsch. Um 1800 gab Cavanilles 99 ischen Kontinent erreichten. Bei- dem französischen Arzt Thibaud spielsweise erreichten Tagetes erecta Knollen mit nach Frankreich. Dieser und Agava america, die ihre Heimat reichte die Knollen an André Thouin, beide in Mexiko haben, bereits in der Inspektor des Jardin des Plantes in Mitte des 16. Jahrhunderts das euro- Paris weiter. Thouin beschreibt 1802 päische Festland. Gärtner, Botaniker die Dahlien mit einfachen, blassroten und Reisende sammelten die bota- oder fleischfarbene Blüten. In Dres- nischen Kostbarkeiten und schickten den soll bereits 1800 bei Hofgärtner sie in ihre Heimatländer. Dort kulti- Johann Heinrich Seidel die erste vierten sie Fürsten, Kaufleute, Ärzte Dahlie unter dem Namen Dahlia lila- und Pfarrer in ihren Privatgärten. cina geblüht haben. Zur weiteren Verbreitung der Dahlie terentwicklung der Dahlien machte leistete auch der Naturforscher und rapide Fortschritte. Humboldt und Weltreisende Alexander von Hum- sein Begleiter gaben der Züchtungs- boldt seinen Beitrag. Er reiste 1803 geschichte der Dahlien den entschei- mit seinem Begleiter Aimé Bonpland denden Impuls. nach Mexiko. Dort sah er „auf einer Art Wiese ... 6000 - 6800 Fuß über 3. Von der Züchterwerkstatt in die der Meeresfläche, östlich vom Vul- Gärten kan Torullo, in der Nähe von Pátz- cuaro, blühende und in Samen ge- Als die Dahlie ihre Reise von Spani- schossene Georginenpflanzen, ihre en durch ganz Europa antrat, hatte Höhe betrug nur fünf bis sechs Zoll.“ sie sich in ihrem äußeren Erschei- Die zwei Reisenden verschickten nungsbild, weder in Farbe noch in 1804 Dahliensamen von rot- und ihren Blättern verändert. Erst Anfang orangefarbenen Dahlien. Die über des 19. Jahrhunderts stellte man fest, Madrid gekommenen Samen besa- dass sie zu Recht den Namen Dah- ßen ausschließlich violettrote Blüten. lia variabilis, die Veränderliche trug. Mehrere Blütenfarben standen ab Durch die Vielzahl der Ausgangs- diesem Zeitpunkt zur Kreuzung zur arten neigt die Dahlie wie kaum eine Verfügung. Die züchterische Wei- andere Zierpflanzenart zum Variie- ren. Auch lässt sich die Dahlie so- Abb. 8: Schaubeet von Chrestensen auf wohl durch das Teilen der Knollen der ega Eyriaksburg. Dahlien mit Verbe- als auch durch das Heranziehen von na rigida ‘Polaris’ im Vordergrund und Verbena bonariensis dahinter Stecklingen leicht vermehren. Die

100 züchterische Weiterentwicklung er- ten feil. 1842 stellte man auf der 3. folgte im Vergleich zur Blumenzucht Georginen-Ausstellung des Anhal- anderer bekannter Gartenblumen tinischen Gartenbauvereins in Des- innerhalb kurzer Zeit. Außerdem ist sau 1596 verschiedene Dahliensor- sie sehr schnelllebig. Man vermehrt ten aus. 1934 konnte man weltweit heute kaum Sorten von vor 25 Jah- bereits 14.000 Dahliensorten auf- ren. Wenige alte und bewährten Va- weisen. Heute zählt man weltweit rietäten erhält man sich, kranke und etwa 45.000 Sorten. Bei der Vielzahl nicht virusresitente Dahlien werden der Sorten erreichten die Züchter ausgemustert und durch neue Sor- nicht allein eine Veränderung in der ten ersetzt. Zunächst beschäftigten Farbgebung, auch die verschie- sich die Hofgärtner und Leiter der densten Blütenformen kommen aus botanischen Gärten mit der Kultur züchterischer Hand. Zur besseren und Züchtung. In den zwanziger und Übersicht im großen Dahliensorti- dreißiger Jahren des 19.Jahrhun- ment teilt man die Dahlie heute nach derts gründete man Spezialbetriebe Blütenform in 10 Klassen ein. Die zur Dahlienkultur und -zucht. Klasseneinteilung ist international anerkannt. Sie ist keine botanische 3. 1. Züchtungsgeschichte, Zucht- Einteilung, sondern eine rein gärtne- ziele und Dahlienpreise rische Unterscheidung. Die erste Dahlie in Deutschland soll im Jahre 1800 unter dem Namen Es gibt drei Richtungen der Dahlien- Dahlia lilacina bei dem Hofgärtner zucht: Schnitt-, Gruppen- oder Lieb- Johann Heinrich Seidel in Dresden habersorten. Neben ganz speziellen geblüht haben. Dort ging sie dann Zuchtzielen der jeweiligen Zuchtrich- aber wieder verloren. 1804 war der tung gibt es auch übergeordnete Leiter des Botanischen Gartens in Zuchtziele. Einige Zuchtziele wie die Berlin, Friedrich Otto, in Besitz von Zucht duftender Dahlien, Dahlien mit den beiden Arten Dahlia pinnata und blauen Blüten, Dahlien mit einer Käl- Dahlia coccinea in drei verschie- tetoleranz gegen Temperaturen um denen Farbformen. Er vermehrte die null Grad Celsius und Halbschatten Dahlien stark und verkaufte sie an oder Schatten ertragende Sorten 101 die Gärten benachbarter Höfe und konnten bis heute nicht erreicht wer- an die Gärten begüterter Pflanzen- den. liebhaber. 1808 gelang es dem Gar- teninspektor Hartwig in Karlsruhe Die Dahlienpreise waren vom Ange- die erste gefüllte Dahlie zu züchten. bot abhängig. Um 1800, kurz nach 1817 preist der Leipziger Hofgärtner der Einführung der Dahlien in Eu- Christian August Breiter in der zwei- ropa, zahlte man zwei Goldstücke ten Auflage seines Kataloges 103 für eine Knolle. 1838 bot Gärtner Sorten an. Bereits im Jahr 1836 bot Hartmann in Dresden Neustadt das man zu einer Blumen- Ausstellung Dutzend für vier Thaler und das hal- in Jena 6000 Dahlien in 200 Sor- be Dutzend für zwei Thaler 12 Gro- schen an. Für einen Groschen konn- Der Abriss der Züchtungsgeschich- te man sich damals ein großes Laib te zeigt, dass wenige Jahre nach Brot kaufen. 1 Thaler war 30 Silber- der Einführung der Dahlie in Euro- groschen wert. Zwölf Dahlienknollen pa die Sortenzahl und damit auch hätten somit 120 große Laibe Brot die Farbauswahl gestiegen waren. gekostet. Erst mit zunehmender Für die Beliebtheit der Blume war es Sortenanzahl sanken die Preise und von Bedeutung, wenn neue Blüten- die begehrten Knollen wurden für formen auf dem Markt erschienen. jedermann erschwinglich. Heute be- Die unkomplizierte Vermehrung der zahlt man durchschnittlich zwischen Dahlie trug darüber hinaus dazu bei, ein Euro siebzig bis vier Euro für dass die Preise sanken und Dahli- eine Knolle. Dem Preisdruck hielten enknollen sowohl für die Armen als nicht alle Zuchtbetriebe stand. Wäh- auch für die Reichen erschwinglich rend es früher fast in jeder Region wurden. Neben den Gärten der Kö- Deutschlands einen Dahlienzüchter nige, Herzöge und Fürsten und der gab, beschränkt sich die Zahl der Botanischen Gärten verwendete heute noch aktiven Züchter auf etwa man sie ab etwa 1820 auch in den elf in Deutschland. Diese sind in al- Gärten der ärmeren Bevölkerung. phabetischer Reihenfolge: Berger- hoff, Engelhardt, Gnass, Panzer, 3. 2. Einfluss der Dahlienzuchtbe- Pfitzer, Schade, Schulz, Schwieters, triebe auf die Bedeutung und die Tönjes, Voit und Wagschal. Als Ursa- Verwendung der Dahlie che hierfür ist der Konkurrenzdruck Spezialbetriebe zur Dahlienkultur der Supermärkte und Gartencenter liefern Neuzüchtungen und bedie- sowie der Versandgärtnereien zu nen den Dahlienmarkt. Ihnen liegt es nennen. Diese beziehen ihr Sorti- nahe für die Dahlien zu werben, sie ment preisgünstig überwiegend aus einem großen Liebhaberkreis nahe Holland. Trotz teilweise falscher Sor- zu bringen und als Vermittler für die tenzuordnung und mangelnder Qua- schönsten Sorten aus der ganzen lität der Knollen werden auf diesem Welt zu wirken. Sie sorgen durch Weg die meisten Knollen verkauft. den Kontakt zu anderen Züchtern im 102 Kleinere Firmen mit einem ausge- In- und Ausland für eine Verbreitung feilten, spezialisierten Sortiment, zu- der Sorten. Zum Teil stellen die Fir- verlässig beschrifteten Sorten halten men Dahlienknollen oder -stecklinge dem Preisdruck kaum mehr stand für die Dahliengärten und -schauan- und die meisten von ihnen haben lagen unentgeltlich zur Verfügung. sich bereits ein zweites Standbein Sie profitieren davon, die Grünflä- geschaffen. Für viele Züchterfirmen che der Stadtverwaltung oder des sind es die lange Familientradition Kurortes für Werbezwecke und zur und die persönliche Leidenschaft Schaustellung der Neuzüchtungen zu den Dahlien, die die Kultur und nutzen zu können. Des Weiteren Zucht der ‚Königin des Herbstes‘ stellen sie auf dem Gelände des aufrechterhält. Zuchtbetriebes Dahlien zur Schau. Durch diese privaten Schauanlagen bessere Voraussetzungen, um am sorgen sie für eine Blütenattraktion Ende ein harmonisches Bild der in regionaler Umgebung und werben Pflanzung in Höhen- und Farbabstu- für die Dahlie. fungen zu erhalten.

Die Züchter verfügen über Fachwis- 3. 3. Einfluss der DDFGG auf die sen, dass meist von Generation zu Bedeutung und Verwendung der Generation erhalten geblieben ist. Dahlie Sie sind als kompetente Fachleute Die ansteigende Sortenzahl, der mit jahrelanger Praxiserfahrung un- immer mehr beachtete Schnittwert entbehrlich für die Planung großflä- der Dahlie und die zunehmende chiger Dahlienanpflanzungen. Trotz Beliebtheit der Dahlie bei den Frei- der unzähligen Sorten verlieren sie zeitgärtnern machten es erforderlich, nicht die Übersicht im Dahliensor- eine wahrnehmbare Vereinigung zu timent. Sie können Aussagen zur gründen. Anlässlich einer Garten- Wuchshöhe, Farbgebung der Blüte, bau-Ausstellung in Berlin- Stieglitz Blütezeitpunkt und fachgerechter riefen engagierte Züchter und Dah- Pflege treffen. Keiner verfügt über lienfreunde 1897 die Deutsche Dah- lien Gesellschaft (DDG) ins Leben. 1939 schloss sich die Gladiolenge- Abb. 9: Dahliengarten in den öffentlich zugänglichen Kuranlagen von Baden- sellschaft an, die sich eigenständig Baden. Die Beete sind mit Ageratum nicht finanzieren konnte. Ab 1977 houstonianum und Senecio cineraria vereinte sie auch die Freunde und ‘Silberzwerg’ eingefasst Förderer der Fuchsien und später

103 die der Kübelpflanzen. Heute be- und Wünsche dieser beiden Grup- zeichnet sie sich als Deutsche Dah- pen auszutauschen. Es entsteht für lien- Fuchsien- und Gladiolengesell- die Zucht- und Gartenbaubetriebe schaft (DDFGG). Diese Pflanzen der Vorteil des engen Kontakts zu haben gemein, dass sie nicht winter- den Verbrauchern. hart sind und somit die gleichen Kul- turmaßnahmen erfordern. Auch auf Im Gründungsjahr 1897 standen die den Ausstellungen kämpfen sie oft in Mitglieder vor der Bewältigung fol- den gleichen Schauen um die Gunst gender Aufgaben: des Publikums. • Klärung der Bewertungsfrage Zu den Mitgliedern der Gesellschaft der zahlreichen Neuzüchtungen, zählen Züchter, Vermehrungsbe- • Durchführung von jährlichen triebe, Gärtnereien, Liebhaber und Dahlien- Ausstellungen, wie im Aus- Großabnehmer wie Parkanlagen land bereits üblich, und Stadtgärtner aus der gesamten • Erfahrungs- und Wissensaus- Bundesrepublik und dem benach- tausch in Hinblick auf Kultur und bartem Ausland. Da zu den Mitglie- Pflege sowie um die Geschichte und dern sowohl Pflanzenliebhaber wie kulturelle Bedeutung der Pflanzen, auch Züchter und Gärtner zählen, • Werbung für die Dahlie im In- besteht die Möglichkeit Interessen und Ausland, um die Dahlienzucht zu fördern und für eine vermehrte Abb. 10: Hellgelb blühende Dahlien im Verwendung der Dahlie in den Gar- Schatten der Gehölze auf der ega Cyri- tenanlagen und Privatgärten hervor- aksburg zurufen.

104 Alle Ziele konnten im Laufe der Ver- Anlagen angeschlossen. Die neuen einsgeschichte verwirklicht werden. Dahliensorten werden schon wäh- Um für alle Neuzüchtungen ein ein- rend der Prüfungszeit dem Publi- heitliches Instrument der Bewertung kum präsentiert. Die Neuheiten-Ver- zu finden, führte die DDFGG die suchsfelder verteilen sich über ganz Neuheitenprüfung ein. 1908 pflanzte Deutschland, so dass die Dahlien man diesbezüglich 81 Neuheiten zu unter unterschiedlichen klimatischen je 3 Exemplaren auf das erste Ver- Bedingungen wachsen. Der Dahli- suchsfeld im Frankfurter Palmen- enzüchter muss seine Neuheit dem garten. Ein Jahr später gelang es Sachverwalter für Dahlien melden und ein zweites Neuheitenversuchsfeld anschließend je vier Jungpflanzen in Leipzig zu schaffen. Es folgte die an die Prüffelder verschicken. Auf Anlage drei weiterer Prüfungsfelder: diesen Versuchsflächen wird nach 1911 in Dahlem bei Berlin, 1920 in einer durch die DDFGG aufgestell- Hamburg-Altona und 1925 im Bo- ten Pflanzliste nach fortlaufenden tanischen Garten in München. Im Prüffeldnummern zum Vergleich auf- Laufe der Vereinsgeschichte wech- gepflanzt. Die verschiedenen Dah- selten die Prüfungsfelder mehrmals lien unterliegen einheitlicher Pflege. den Ort. Heute prüfen unabhängige Während einer zweijährigen Prüfung Fachleute die Neuheiten in IRZ Geil- weilerhof in Siebeldingen, Hamburg- Abb. 11: Die Dahlie in der Hallenschau Dahliengarten, Stuttgart-Höhenpark der BUGA 1987 in Düsseldorf. Die Aus- Killesberg und Erfurt - ega Cyriaks- steller präsentieren ihre Dahlien in Form burg. Sie sind größeren öffentlichen von Dahliengestecken.

105 durch die DDFGG nach festgelegten konzentriert sich zum einen auf die Bewertungskriterien entscheidet drei- bis viertägigen Jahrestagungen. sich, ob die gemeldete Neuheit in Zum anderen bringt die Gesellschaft den Handel gelangen darf. Man er- dreimal im Jahr einen Rundbrief hält qualitativ hochwertige Sorten. und zum Jahresende ein Jahrbuch Nur handlungs- und vermehrungs- heraus. Durch diese Publikationen würdige Pflanzen erhalten nach der macht sie Informationen über die Neuheitenprüfung einen Sortenna- Geschichte und kulturelle Bedeutung men. Auf den Prüfungsfeldern der der Pflanzen für jedermann zugäng- DDFGG beurteilt eine neutrale Kom- lich. Für Interessierte bieten insbe- mission des Weiteren ob die Neuheit sondere die Jahrbücher eine Fund- als Schnitt-, Gruppen- oder Liebha- grube für neue Bezugsquellen zum bersorte einzustufen ist. Die Ergeb- Thema. Da die Veröffentlichungen in nisse der Neuheitenprüfungen wer- regelmäßigen Zeitabständen erfol- den in den Jahrbüchern der DDFGG gen, sind die Informationen immer veröffentlicht. auf den neuesten Forschungsstand und von aktueller Präsenz. ... Bereits ein Jahr nach der Gründung der DDFGG fand die erste von der In vielerlei Hinsicht wird für die Dahlie DDFGG veranlasste Dahlienausstel- geworben. Die Dahlienwahl, der ‚Tag lung im Fürstenhof Magdeburg statt. der Dahlie‘ und der Blumenkorsos Ab diesem Zeitpunkt warb man auf sind ebenso wie die Teilnahme an diese Weise mindestens einmal jähr- den verschiedenen Gartenschauen lich für die ‚Königin des Herbstes‘. und -ausstellungen werbewirksam. Die Dahlienausstellungen werden Um Verwendungsbeispiele für die meist in Verbindung mit anderen Dahlie in öffentlichen Anlagen zu Pflanzenausstellungen durchgeführt. schafften, tritt die DDFGG mit Gar- Durch das Wirken der DDFGG ist es tenämtern der Städte in Verbindung. gelungen, den Dahlien einen gesi- cherten Platz bei den Freiland- und Zum Beispiel entstand durch das En- Hallenschauen auf den Bundesgar- gagement von Hans Günther Moes, 106 tenschauen zu reservieren. Präsident der DDFGG von 1934 bis 1966, der Zentrale Deutsche Dahli- Auch die Frage nach Art und Wei- engarten in Düsseldorf. Denselben, se der Anordnung der Blumen bei die Dahlienarena im Grugapark Es- den Ausstellungen kann durch das sen und den Dahliengarten Ham- Wissen und die Erfahrung der Mit- burg-Altona hat er nach dem Zweiten glieder beantwortet werden. Durch Weltkrieg wieder ins Leben gerufen. die regelmäßige Teilnahme an den Sein Verdienst ist die Anlage sie- verschiedenen Ausstellungen stellt ben weiterer Gärten: Insel Mainau, man die Dahlie einer großen Interes- Bad Neuenahr, Landau, Offenburg, sengruppe vor. Der Erfahrungs- und Mannheim, Nürnberg, Baden-Ba- Wissensaustausch der Mitglieder den. Viele Vereinsmitglieder haben Abb. 12: Die Dahlien wachsen in diesem Garten unter einem Baum Dahliengesellschaften gibt es welt- weit. Die Vereinigungen treten in eigene Dahlien im Garten und de- erster Linie durch das Internet mit- monstrieren so die Verwendung im einander in Verbindung. Unter den Privatgarten am Praxisbeispiel. Mitgliedern der Gesellschaften aus Amerika, England, Frankreich, Hol- Die angestrebten Ziele der DDFGG land, Tschechien und Österreich ist konnten durch die unentgeltliche es üblich Publikationen der jewei- Arbeit der zahlreichen Mitglieder ligen Gesellschaft auszutauschen. erreicht werden. Anfallende Kosten, Ein Internationales Treffen aller Ge- wie zum Beispiel für den Druck des sellschaften ist bisher am Organisati- Rundbriefes und das Jahresbuch onsaufwand gescheitert. 2008 ist ein 107 werden durch den Mitgliedsbeitrag solches Treffen erstmalig angedacht. gedeckt. Eine internationale Dahlienschau fin- det nicht statt. Benachbarte Länder Die Finanzmittel der Gesellschaft stehen aber miteinander in engeren wären nicht hoch genug, um im Al- Kontakt und stellen auch ihre Dah- leingang Schauen durchzuführen lien im angrenzenden Land aus. und Gärten anzulegen. Die DDFGG Beispielweise präsentieren deutsche ist bei ihrem Streben, die Dahlie in Züchter ihre Dahlien in Holland, der Öffentlichkeit zu präsentieren, Österreich und Frankreich. Öster- immer auf die Finanzen der jewei- reich stellt Sorten in Tschechien und ligen Stadt angewiesen. Deutschland zur Schau. 4. Allgemeine Hinweise zur Kultur fer. Das Auftreten der Virosen beein- und Verwendung der Dahlie in den trächtigt das gesunde Wachstum der Gärten Dahlien erheblich. Die Blattflecken- 4. 1. Kultur und Fehler in der Ver- krankheit und der echte Mehltau wendung treten bevorzugt bei feuchten Witte- Das Auspflanzen der Dahlienknol- rungsverhältnissen auf und sorgen len empfiehlt sich ab Mitte April. Sie für unansehnliche Blätter. verlangen nach einem sonnigen Platz, der nicht durch Schatten oder Es unterlaufen Fehler in der Verwen- Schlagschatten verdunkelt ist. Die dung der Dahlien. In öffentlichen An- Dahlien gedeihen am besten auf lagen und auf Landes- und Bundes- einem gut gelockerten Gartenboden, gartenschauen unterlaufen sie dort, der einen ph-Wert von etwa 6,5 auf- wo der zuständige Planer und die weist. Staunässe vertragen sie nicht. Mitglieder der DDFGG sich nicht eini- Es ist nicht ratsam sie in zu enger gen konnten. Dahlienknollen müssen Nachbarschaft mit anderen Pflanzen an einem sonnigen Standort ausge- zu kombinieren. Sie möchten frei pflanzt werden, um widerstandsfä- stehen. Bei sachgerechter Boden- hige und gesunde Pflanzen hervor- bearbeitung, regelmäßiger Düngung zubringen. Der Planer dagegen setzt und Humusversorgung treten Pro- insbesondere hellgelbe und weiße bleme bei Bodenmüdigkeit nicht auf. Dahlien gern in schattigen Ecken Die Pflegemaßnahmen im Laufe des ein um diese auf zu hellen. Auf der Gartenjahres umfassen neben dem Bundesgartenschau in Düsseldorf Vorbereiten und Pflanzen der Knol- 1987 platzierte man die Dahlien vor len auch die Schneckenabwehr, das einer Hecke und teilweise unter Bäu- Aufbinden höherer Sorten, das Gie- men. Die Dahlien wuchsen schlecht ßen, die Unkrautbekämpfung und und kamen kaum zur Blüte. Auf der das Ausputzen. ega Cyriaksburg stehen die Dahlien teilweise auch schattig (Abb. 10). Im Nach dem ersten Frost gräbt man Vergleich zu den Auspflanzungen an die Knollen aus und überwintert sie. sonnigen Standorten wuchsen die 108 Das ideale Winterquartier weist eine Pflanzen an diesen Stellen schlech- Temperatur von vier bis zehn Grad ter und bildeten weniger Blüten. Im Celsius auf, ist gut durchlüftet, nicht Großen Garten in Dresden erkrank- zu feucht aber auch nicht zu trocken. ten die Dahlien 2006 am Echten Der ideale Ort ist der traditionelle Mehltau, die auf schattigen Beeten Keller - ohne Heizungsanlage. Wich- unter Bäumen standen. Im Privatgar- tig ist eine regelmäßige Kontrolle der ten sind die sonnigen Plätze manch- Knollen auf Fäulnis. Einige Schäd- mal anderen Pflanzen vorbehalten. linge und Krankheiten können dem Die Dahlien werden dann in die Nähe Gedeihen der Dahlien zu wider kom- von Büschen, Bäumen, Mauern oder men. Das sind Schnecken, Läuse, hohen Hecken gepflanzt, die einen Blattflöhe, Wanzen und Ohrenknei- Schlagschatten auf das Beet werfen. Kombiniert man die Dahlien in zu bis zum ersten Frost. Auch in ausge- enger Nachbarschaft mit hohen oder sprochen regnerischen Sommern ist wuchernden Stauden oder hält zu ge- auf die Dahlien Verlass. Je mehr man ringen Abstand zu Sommerblumen, Blüten als Vasenschmuck genutzt, entspricht dies nicht ihren Standor- desto mehr treibt sie neue Knospen tansprüchen. Auf der IGA 1983 in nach. Besonders in der blütenarmen München pflanzte man die Dahlie in Zeit schätzt man ihre Blüten, die Begleitung von Gräsern und ande- sich in allen Farbschattierungen und ren hochwüchsigen Sommerblumen. Formen in einer Farbintensität und Das nahm den Dahlien das Licht und Prächtigkeit ohne Vergleich präsen- die Nährstoffe, sie blühten sehr spät. tieren. Die Verschiedenheit der Ar- Auf der BUGA Magdeburg 1999 inte- ten, Höhen, Farben, Blüten und der grierte die Planerin Christine Orel die Blätter lässt eine Vielfalt an Kompo- Dahlien gruppenweise in den Som- sitionen zu. Die robusten, wuchsfreu- merflor (siehe Abb. 3). Der Abstand digen und anpassungsfähigen Pflan- zu den anderen Blumen erwies sich zen lassen sich kurzfristig einplanen, als zu gering, den Dahlien fehlte es ohne Farbeffekte einzubüßen. Kri- an Wasser und Dünger, sie entwi- tiker bemängeln ihre duftlosen Blü- ckelten sich sehr spät. ten, das grobe Blattwerk und die schrillen Farben. Auch das Ein- und 4. 2. Positive und negative Eigen- heiten der Dahlien Abb. 13: Das Luftbild von 1938 zeigt die Die Dahlie ist ein Dauerblüher. Sie Dahlienarena im Grugapark Essen in ih- blüht ab Juli ohne Unterbrechung rer ursprünglichen Kreisform

109 Ausgraben der Knollen und das Stä- auf der Pfaueninsel als Vorpflanzung ben der höheren Sorten stößt nicht vor Gehölzgruppen, die Windschutz immer auf gärtnerisches Verständ- lieferten. Man gruppierte sie nicht in nis. Die Vielfalt der Dahlien-Hybriden bunter Mischung, sondern zu meh- stellen den Planer vor das Problem reren Pflanzen gleicher Farbe, ge- eine einheitliche Farbkombination gen andere Sorten harmonisch oder zu erreichen. Die unterschiedlichen kontrastiert. In dem seit 1926 ange- Höhen der Sorten machen die größ- legten Park des Kronprinzen befand te Schwierigkeit. Probleme in der sich ein geschlossener Blumengar- Verwendung treten auf, wenn die in ten, dessen symmetrische Blumen- den Katalogen angegebenen Höhen felder eine reine Dahlienpflanzung nicht erreicht oder überschritten wer- enthielten. Bereits um 1820 gelangt den. Eine falsche Sortenlieferung die Dahlie in die Privatgärten der bie- kann man anhand der Knollen nicht dermeierlichen Gesellschaft. Im 20. erkennen. und 21. Jahrhundert präsentiert und präsentierte man die Dahlie in vielen 5. Präsentation der Dahlie im 20. Orten Deutschlands in einem breiten und 21. Jahrhundert in Deutsch- Anlagespektrum. land Eigens für die Dahlie angelegte Gär- Dahliengärten und -schauanlagen ten findet man zum Beispiel in den gibt es weltweit. Die bekanntesten Städten Hamburg, Fulda und Gera. sind der Wisley-Garten in London, Hamburg und Fulda sind im Winter Parc Floral in Paris und der Stadt- geschlossen, Gera bleibt ganzjährig park Pardubice in Tschechien. Auch offen. Sie sind alle eintrittsfrei. in Belgien, in den Städten Linkebeek und Antwerpen, sind sie zu finden. In Wechselflorflächen öffentlich - zu Seit Beginn des 19. Jahrhunderts gänglicher Anlagen, die auch im Win- werden Dahlien in Deutschland in ter geöffnet bleiben, verwendete und herrschaftlich geförderten und in verwendet man die Dahlie. Zum Bei- botanischen Gärten kultiviert. 1809 spiel im Nordpark Düsseldorf. 1937 110 verfasste der dritte Direktor des Je- legte man dort den Deutschen Zen- naer Botanischen Gartens, Friedrich traldahliengarten an. Dieser bestand Siegmund Voigt, eine Übersicht über bis 1945. 1954 schuf man an ande- die verwendeten Pflanzen im bota- rer Stelle erneut einen Dahliengar- nischen Garten Jena. In diesem Ver- ten. Wie lange dieser erhalten blieb zeichnis sind bereits Dahlien aufge- ist ungewiss, wahrscheinlich nicht führt. Im Groß-Herzoglichen Garten länger als 1958. Gepflanzt wurden zu Belverdere bei Weimar ist die Kul- die Dahlien als Einzelpflanzen -je tur der Dahlien ab 1820 nachgewie- weils eine Sorte pro Beet. Seit 2002 sen. Seit etwa 1813 pflanzte man die werden Dahlien wieder in der Som- Dahlien auf der Pfaueninsel in Pots- merblumenbepflanzung verwendet. dam. Die Dahlien präsentierte man Im Großen Garten in Dresden, im Abb. 14: Nach dem Zweiten Weltkrieg riaksburg, der Britzer Garten in Ber- baute man die Dahlienarena im Grugap- lin und die Insel Mainau nutzen die ark in der heutigen Hufeisenform späte Blüte der Dahlie, um im Herbst die Schaubeete attraktiv gestalten Westfalenpark Dortmund und im Pe- zu können. Diese vier Anlagen blei- stalozzipark Halle sind die Dahlien ben auch im Winter geöffnet. ebenfalls Bestandteil der Wechsel- florbeete. Auch im Bielefelder Nord- Die Dahlie verwendet man auch in park und im Stadtpark Lahr blickt kostenpflichtigen Anlagen, die sai- man auf eine lange Dahlientradition sonbedingt geschlossen bleiben. Als zurück. In Landau, in der Pfalz, prä- Beispiel dafür sind die ‚Gärten des sentierte man die Dahlie ab 1949. Blühenden Barocks‘ in Ludwigsburg Ende des 20. Jahrhunderts musste und der Palmengarten in Frankfurt 111 die Dahlienauspflanzung in Landau zu nennen. aufgegeben werden. Der Höhenpark Killesberg bleibt im Winter geschlos- In die Kuranlagen integriert man die sen. Der Winteraspekt des Dahlien- Dahlie beispielsweise in den Städ- schaubeetes spielt hier keine Rolle. ten Baden-Baden, Bad Bellingen, Die Dahlie verwendet man auf Bad Essen, Bad Krozingen, Bad Schaubeeten kostenpflichtiger Anla- Neu-enahr-Ahrweiler, Bad Salzuflen gen. Diese Anlagen sucht der Besu- und Bad Sülze. Einige der Städte cher gezielt auf und bezahlt Eintritt, sind Mitglied in der DDFGG. Als Ne- um die Schaubeete zu besichtigen. benattraktion nutzen die Dahlie der Der Grugapark Essen, die ega-Cy- Freizeitpark Cham-Loifling und der Zoologische Garten in Rostock. In liegt im Westen der Stadt Essen, im botanischen Gärten blüht sie zum Stadtteil Margarethenhöhe. Im Park Beispiel in Hamburg und in Berlin- bietet man den Besuchern Freizeit- Dahlem. aktivitäten an. Schaubeete zu ver- schiedenen Themen sind über das Seit 1898 fanden, mit Ausnahme ganze Areal verteilt. Die Dahlienare- der Kriegsjahre, jährlich Dahlien- na befindet sich in der Nähe des nörd- ausstellungen statt. Diese konnten lichen Eingangsbereiches. Im Osten eigenständig oder an größere Gar- der Arena grenzt die Kranichwiese, tenschauen gebunden sein. Die im Süden die Grillplätze, im Westen Dahlie ist im 20/21. Jahrhundert eine Rasenfläche an. Im Norden ver- fester Bestandteil der Hallen- und läuft einer der Hauptwege. Freilandschau auf den Bundesgar- tenschauen. In manchen Fällen, Der Plan des gesamten Geländes wie zum Beispiel im Britzer Garten von 1929 stammte aus der Feder in Berlin bleibt die Anlage über das von Rudolf Korte, damaliger Gar- Jahr der Bundesgartenschau hinaus tendirektor der Stadt Essen. 1928 erhalten. erbaute man eine Dahlienarena. Die Arena maß 100 Meter im Durchmes- Viele Zuchtbetriebe haben Schaugär- ser. Die Beete waren kreisförmig auf ten für ihre Kunden eingerichtet. Die 13 Ringen angeordnet (Abb. 13). Dahlienschau des Züchters Wilfried Sechs Treppenanlagen überwanden Bergerhoff in Wiehl und die Dahli- einen Höhenunterschied von zwölf enschau in Heidenau von Siegfried Metern. Eine 2,5 m hohe Carpinus Engelhart sind zwei Beispiele dafür. betulus Hecke umrahmte die Are- Der Zuchtbetrieb Voit in Fraureuth na. Der Hecke war eine 3 m breite präsentierte bis 2004 seine Dahlien Rabatte vorgelagert. 1929 pflanzte in 200 Sorten. man wahllos Sorte an Sorte ohne auf Farben, Wuchshöhe und Dahlien- 5. 1. In kostenpflichtigen Anlagen klasse Rücksicht zu nehmen. In den und besonderer Beetform am Bei- folgenden Jahren wurden die Dah- 112 spiel Grugapark Essen lien nach Farben sortiert ringförmig Die Abkürzung Gruga bezieht sich auf oder keilförmig gepflanzt. Weiße und die 1929 in Essen eröffnete „Große gelbe Sorten standen auf unteren, Ruhrländische Gartenbau-Ausstel- rotstichige blühten auf den oberen lung“. Heute umfasst die Gruga den Rängen. Zur Reichsgartenschau Freizeitbereich zwischen Alfred- Nor- 1938 reihte man ebenfalls die Far- bert- und Lührmannstraße. Es gibt ben hintereinander. Von da an be- das Grugastadion, das Grugabad gann man auch die Wuchshöhe und und die Grugahalle. Die Parkanlage die Reichblütigkeit zu berücksichti- benannte man in Grugapark um. Die gen. Anlässlich dieser Gartenschau Anlage ist kostenpflichtig und auch legte man im Zentrum der Arena ein im Winter geöffnet. Der Grugapark Wasserbecken mit Springstrahl an. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Are- verbinden die Ränge untereinander. na, die umgebenden hohen Hecken Etwa 12.000 Dahlien pflanzte man und Gehölze durch zahlreiche Bom- jährlich. Im selben Jahr legte man ben zerstört. Die Flächen wurden auf Anregung vom ehemaligen Prä- zum Teil eingeebnet und zum Anbau sidenten der DDFGG, Hans Günther für Gemüse für die städtischen Kran- Moes, einen Neuheitengarten zur kenanstalten genutzt. Dahlienprüfung an. Dieser besteht heute nicht mehr. Nach dem Krieg konnte man die Are- na nicht wieder geschlossen herstel- Zur BUGA 1965 pflanzte man zwi- len. Für den „Aufbau der Gruga 1952“ schen die trapezförmigen Dahlien- plante Wilhelm Schmidt, damaliger beete auf separaten Beeten erst- Gartendirektor der Stadt Essen, eine malig Stauden wie Polygonum und Öffnung im Westen. Dadurch ist der Fragaria und kleine Gehölze. Je Tra- Blick frei über das Waldtal auf das pez pflanzte man eine Dahliensorte Alpinum des Botanischen Gartens. bzw. eine Stauden- oder Gehölzart. Man erbaute sie in der heutigen Huf- Etwa 2000 Dahlien in 120 Sorten eisenform (Abb. 14). Vier parallele fanden Platz. Die Art der Anordnung Wege mit Natursteinplatten teilen die und Integration der Dahlie behielt leicht ansteigenden Ränge. Stufen man bis heute bei. 2006 präsentierte man 75 Sorten in 2500 Pflanzen. Abb. 15: Das Prominentenbeet auf der Im Frühjahr pflanzt man traditio- ega Cyriaksburg wird von Ageratum hous- nell Tulpen in die Arena. Nach dem tonianum an der Ostseite eingefasst Verblühen der Geophyten (Frühblü-

113 her; Anm. d. Red.) setzt man die m² große Gelände liegt im Südwe- Dahlien. Die Stauden und kleineren sten von Erfurt. Es ist in den Histo- Gehölze setzen in der blütenlosen rischen Rundgang durch Gärten und Wachstumszeit der Dahlien farbige Parkanlagen Erfurts mit einbezo- Akzente. Zur Zeit der Dahlienblüte gen. Die Anlage umfasst Parkanla- übernehmen sie begleitende Funkti- gen, Themengärten, Schauhäuser, on. Man regt den Besucher zur Ein- Schaubeete und Freizeitangebote. zelbetrachtung der Dahlien an, da Neben dem Schau- und Erlebnischa- jede Dahliensorte ein Beet zugewie- rakter sollen die Pflanzungen auch sen bekommt. Durch die Anordnung Lehrcharakter haben. Alle Pflanzen der Dahlien in einer Arena kann man sind etikettiert. Der Besucher kann die Sorten auch von oben betrach- sich Anregungen für seinen eigenen ten. Man erreicht trotz der Zwischen- Garten holen. Der Besuch der Anla- pflanzung eine Massenfarbwirkung. ge kostet im Frühjahr, Sommer und Besonders effektvoll ist der Blick Herbst Eintritt, seit 2006 ist der Zu- vom untersten Rang nach oben, gang im Winter kostenfrei. Bereits ab rundherum ist man von der Farben- 1920 wurde das Areal als Parkanla- pracht der Dahlien umgeben. ge genutzt. In den Kriegsjahren ver- wilderte das Gelände. Anlässlich der 5. 2. In kostenpflichtigen Anlagen Gartenschau „Erfurt blüht“ 1950 ent- am Beispiel Erfurt, auf der heu- tigen ega Cyriaksburg Abb. 16: Verbena rigidia ‘Polaris’ und Ega, das heißt Erfurter Garten- und Lobularia maritima ‘Snow Crystal’ fassen Ausstellungs-GmbH. Das 360.000 das Beet auf der ega Cyriaksburg ein

114 schloss sich die Stadtverwaltung Er- Abb. 17: Farbspiel von rot blühender furt die 30 Hektar große Anlage nach Dahlie und Verbena rigis ‘Polaris’ auf der Plänen des Gartenarchitekten Wal- ega Cyriaksburg ter Funke wieder instand zu setzen. In den folgenden Jahren führte man aus Erfurt. Auf der Freilandschau weitere Lehr- und Blumenschauen präsentierten sich Dahliensorten aus durch. Das Gelände vergrößerte sich Rumänien, der damaligen Tsche- um weitere zehn Hektar. choslowakei, Sowjetunion und DDR. 1970-75-79 stellte man die Dahlien Seit 1958 fanden auf dem Gelände am heutigen Standort des großen zwei Vergleichsprüfungen für Dahlien Blumenbeetes zur Schau. Vier Hek- statt. 684 Dahliensorten ordnete man tar wies man der Dahlie 1982 zu. nach Farben und Klassen und prä- Über 40.000 Stück in 200 Sorten 115 sentierte sie im östlichen Teil neben präsentierte man den Besuchern. dem heutigen Haupteingang. 1961 Die „Dahlia ‘87“ führte man wie 1982 organisierte man eine Internationale auf den rund 11000 m² umfassendes Gartenschau der sozialistischen Län- Areal im Mittelteil der IGA durch. der in der Hauptstadt Thüringens, die Etwa 20.000 Dahlien in 120 Sorten IGA Erfurt 1961. Reinhold Lingner, aus der damaligen DDR, Tschecho- ein Berliner Landschaftsarchitekt, slowakei und Sowjetunion erblüh- gestaltete das Gelände. Auf der IGA ten. 1660 m² umfasste das Freiland 1961 fand die erste Dahlienschau in für 192 verschiedene Dahlien 1991. Erfurt statt. An der Hallenschau be- Die DDFGG leitete die Organisation teiligten sich ausschließlich Betriebe und Gestaltung weiterer Schauen. Drei Jahre später stellten 18 Firmen Abb. 18: Kontrast zwischen leuchtenden aus sieben Ländern 435 Sorten auf Dahlienblüten und Juniperus spec. auf einer Fläche von 2600 m² aus. Die der ega Cyriaksburg Dahlien wurden nach Höhen und Farben miteinander kombiniert. Die pläne zeichnet die Erfurter Land- weiß blühende Lobularia maritima schaftsarchitektin Ingrid Theurich. ’Snow Crystal‘ verlieh der Pflanzung Insgesamt bestückt man etwa 3500 einen Rahmen. 2002 integrierte man m² Schaufläche mit der ‚Königin des die Dahlie zur 13. Freilandschau in Herbstes‘ und deren Vor- und Zwi- das große, mit dem Thema ‚Pop Art‘ schenpflanzung. Aus dem umfang- bedachte Blumenbeet. Außerdem reichen Sortiment wählt man nach konnte man in 12 Firmengärten 280 Farb- und Höhenabstufung aus. Be- 116 Sorten bewundern. vorzugt werden Neuzüchtungen und Medaillenträger. Die Dahlien werden Neben den Sonderschauen stellt als Knollen oder bewurzelte Steck- man die Dahlie seit 1990 jährlich linge zum Teil kostenlos bezogen. aus. Sieben verschiedene Firmen Nach Rodung der Knollen werden präsentieren 2006 ihre Sorten auf je- diese nicht auf der ega überwintert, weils einem eigenen Schaubeet. Je- sondern für einen Preis von einem der Zuchtbetrieb oder Versandhandel Euro verkauft. Auf der Fläche werden legt seinen Schwerpunkt auf eine be- dann Geophyten für das kommende stimmte Dahlienklasse. Die Schau- Frühjahr gesetzt. Pflegeaufwendiger beete liegen alle im Bereich des als andere Wechselflorflächen ist die „Kleinen Rundganges“. Die Pflanz- der Dahlien nicht. Verschiedene Firmenausstellungen eingefasst. Dem dunkelblau-violett werden im Folgenden in Bezug auf blühenden Salvia farinacea ‚Victoria die Farb- und Höhenabstufung und Silber‘ (Salbei; Anm. d. Red.) wies die Kombination mit anderen Pflan- man eine quadratische Fläche inmit- zen analysiert. ten der Dahlien zu. Ein Schnitt durch einen Teil des Pflanzenbeetes zeigt, Das Schaubeet der Firma Siegfried dass die Dahlien annähernd gleich Engelhardt und das Prominenten- hoch sind. Eine Höhenabstufung beet liegen im Nordosten des ega- wird erst durch die Vor- und Zwi- Geländes. Die rechteckige Pflanzung schenpflanzung erreicht. Hellgelbe, wird durch mehrere schmale Wege rosafarbene und weiße Sorten ver- untergliedert. Zwei Rindenmulch- mitteln zwischen kräftigen Rot- Pur- streifen lockern die Pflanzung auf. pur und Orangetönungen. Zwei Juniperus spec. (Wacholder; Anm. d. Red.) wachsen an der Nord- Ähnlich dem Beet des Dresdner seite des Beetes. An der Ost- und an Züchters Engelhardt ist das des der Westseite des Beetes wird die Zuchtbetriebes Schwieters aufge- Pflanzung von Ageratum houstoni- baut. Es liegt im Nordosten des ega- anum (Leberbalsam; Anm. d. Red.) Geländes zwischen Ausstellungs- halle zwei und drei. Schmale Wege Abb. 19: Schaubeet Paul Panzer auf der und ein Rindenmulchstreifen zertei- ega; die Dahlien werden von Ageratum len das Beet in mehrere Abschnitte. houstonianum und Salvia farinacea ‘Vic- Eingefasst werden die Dahlien von toria Silber’ begleitet Verbena rigidia ‚Polaris‘ (Verbene;

117 Anm. d. Red.) und Lobularia mariti- Das Schaubeet der Firma Paul Pan- ma ‘Snow Crystal‘ (Silberkraut; Anm. zer befindet sich auf der Westsei- d. Red.) (Abb. 16 - 17). te von Voit. …Das Beet ist in drei Stufen aufgebaut. Dahlia-Hybriden Die Firma Voit hat zwei Schaubeete übernehmen Leit-Funktion, Agera- im südöstlichen Teil des ega-Gelän- tum houstonianum, Nicotiana syl- des. Sowohl der ‚Große‘ wie auch vestris (Tabak; Anm. d. Red.), Sene- der ‚Kleine Rundweg‘ führen an ih- cio cineraria ‚Silberzwerg‘ und Salvia nen vorbei. In der Gestaltung der farinacea ‚Victoria Silber‘ (Abb. 19) beiden Flächen gibt es keine Unter- begleitende Funktion. … Einer Dah- schiede, so dass exemplarisch das liensorte weißt man in dem blau- südöstlichste Beet beschrieben wird. lila-grauen Teppich eine 5 oder 1 In diesem präsentieren sich die Dah- m² große quadratische Fläche zu. lien in Begleitung von Impatiens-Hy- Weiße, dunkel-schwarzrote und briden, Verbena rigida und Verbena Pastellfarben überwiegen. Orange, bonariensis. Vereinzelt sind Cosmos leuchtend rote und pink Farben sind sulfereus ‚Diabolo‘, Gaura lindheime- sparsam eingesetzt. … ri und Tithonia speciosa ‚Fiesta del Im Westen der ‚großen Wiese, zwi- Sol‘ gepflanzt. Der Pflanzplan macht schen zwei Pavillons, liegt das deutlich, dass überwiegend lila-rosa und dunkelrote Töne das Farbbild Abb. 20: Höhenstaffelung vom niedrigen bestimmen. Gelbe und orange Sor- Heliotropium arborescens ‘Marine’ über ten mit großer Leuchtkraft sind in der knie-, hüft- und brusthohe Dahlien auf Minderheit. … dem Schaubeet von Christensen, ega

118 Schaubeet des Erfurter Garten- und Nutzpflanzenbeete integriert. versandes Chrestensen. Das Beet Man sieht sie zum Beispiel südlich weißt eine geschwungene Form auf. der ‚großen Wiese‘ in Kombination Auf der Fläche werden die Dahlien mit Cynara scolymus und Physalis wieder in etwa 5 m² große Quadrate alkekengi. Im Burggarten pflanzt man gepflanzt. Zwischen den Dahlien und Dahlia-Hybriden auf 1 - 5 m² großen als Einfassung dienen zum Beispiel Flächen zwischen Salvia farinacea Ipomea batatas ‚Maquerite‘, leuch- ‚Victoria Silber‘, Impatiens-Hybriden tend gelb blühenden Tagetes-Hy- und Tagetes-Hybriden. Helle Sorten briden, Verbena rigida ‚Polaris’ und finden sich hier auch im Schatten der Verbena bonariensis. Die Dahlien Gehölze. sind nach Farben und Höhen sortiert (Abb. 20). … Die Integration der Dahlia-Hybriden geschieht nach einem Grundprinzip. Drei Ausstellungsflächen der Firma Man pflanzt die Dahlien in Gruppen Küpper befinden sich im zentralen auf einer Fläche von meist fünf, sel- Teil der ega, zwischen der ‚Großen ten ein Quadratmeter pro Sorte. Die Wiese‘ und dem ‚Großen Platz‘. … ‚Dahlienquadrate‘ ordnet man dann Das Beet ist mit Lobularia maritima auf unterschiedliche Weise auf den ‚Snow Crystal‘ auf der einen, mit Sal- Beeten an. Zum einen in einer Rei- via farinacea ‚Victoria Silber‘ auf der he hintereinander, zum Anderen di- anderen Seite eingefasst. Zwei 1,50 agonal und versetzt über die Fläche m breite Streifen mit Ageratum hous- verteilt. Immer jedoch lotrecht zum tonianum, Senecio cineraria ‚Silber- Beetrand. zwerg‘ und Salvia farinacea ‚Victoria Silber‘ trennen das Beet in drei un- Sind die Dahlien hintereinander in terschiedlich große Teile. … Reihe angeordnet, lockert man die Beete optisch durch Streifen aus Neben den Firmenausstellungen be- Rindenmulch und/oder Stauden und findet sich das Dahlien-Neuheiten- Anuellen auf. Bei dieser Art der An- prüffeld am Springbrunnen auf der ordnung fasst man die Dahlie mit ‚Großen Wiese‘. Es begrenzt auf der blau oder weiß blühenden, selten mit 119 westlichen Seite einen runden Platz gelben Annuellen (Einjährige; Anm. mit einem Wasserspiel in der Mitte. d. Red.) ein. Die Blütezeit dieser be- Das Beet hat die Form eines Halb- ginnt bereits im Juni. Sie verleihen kreises. Eine bunte Mischung aus der Fläche in der blütenlosen Wachs- Tagtes-Hybriden dient als Vorpflan- tumsphase der Dahlien schon einen zung. Ein Band aus Salvia farinacea Farbakzent. Zur Zeit der Dahlienblü- ‚Victoria Silber‘ durchzieht mittig die te schaffen vor allem die weiß-blau gesamte Dahlienpflanzung. und lila blühenden einen ruhigen Rahmen und/oder Punkt um/in der Die Dahlien werden auf dem Ausstel- Pflanzung. Durch das Nebeneinan- lungsgelände in die Sommerblumen- der der zahlreichen Sorten erschei- nen die Flächen heller, leuchtender Dahlienaufpflanzung in Bezug auf und farbenfroher. Der Farbeffekt der die Farbwirkung geht verloren. Die Pflanzung war mit keinem anderer Konkurrenz zu den anderen Pflan- Herbstbeete zu vergleichen. Man er- zen schlägt sich negativ in der Blü- zielt eine Massenfarbwirkung. Nach tenbildung und dem Wuchs nieder. diesem gestalterischen Prinzip ge- Die Pflanzen blühen weniger und pflanzte Dahlien blühten reicher und wachsen nicht so kräftig. schienen auch kräftiger im Wuchs zu sein. Die Gründe dafür sind im Kapi- Die Ausstellungsfläche von Chre- tel Kultur dargelegt. stensen präsentierte die Dahlie in Kombination mit Annuellen. Im Un- Das andere gestalterische Prinzip ist terschied zu den Flächen von Pan- wie eine Staudenpflanzung aufge- zer und Voit verwendete man hier baut. In großen Stückzahlen und flä- nicht nur form- und farbneutrale chig pflanzt man form- und farbneu- Einjahresblumen. Auch helles Gelb trale Annuellen. In diese streut man und helles Grün wurden zur Beglei- formprägnante und farbauffälligere tung der Dahlie ausgewählt. Diese Pflanzen in kleinen Trupps von drei Farben dämpften nicht die Töne der bis zehn Pflanzen ein. Die Dahlien- Dahlienblüten. Sie standen dazu in quadrate setzt man mit Abstand oder Konkurrenz. Eine harmonische Farb- versetzt in den Teppich aus wei- zusammenstellung erreichte man ßen, blauen und violetten Anuellen. nicht. Die Art der Kombination ist für Sie übernehmen leitende Funktion. die zukünftige Verwendung der Dah- Durch die Teilflächen unterschied- lie nicht zu empfehlen. … licher Größe und Form erreicht man ein spannungsreichere Strukturge- 5. 3. In öffentlich zugänglichen bung und Flächengliederung. Die Anlagen am Beispiel Pestalozzi- Farbintensität der Dahlienblüten wird park in Halle durch benachbarte Pflanzen von wei- Der Pestalozzipark in Halle liegt im ßer, blauer und violetter Blütenfarbe Stadtteil Südvorstadt und ist eine der ausgewogen. Um jede Dahlie erge- südlichsten Grünanlagen in Halle. 120 ben sich eigene Pflanzbilder, die im Die 13,5 Hektar große Parkanlage eigenen Garten nachahmbar sind. plante der Gartenarchitekt Franz Der Unterschied zu einer gewöhn- Mengel. Man erbaute den Park in lichen Staudenpflanzung besteht da- den Jahren 1927 - 1931. Der 850 m rin, dass sich alle Blüten mit leiten- lange Park ist nur 60 m breit. Die An- der Funktion gleichzeitig und spät im lagerung der Haus- und Kleingärten Jahresverlauf öffnen. Ist die Dahlie auf beiden Seiten lassen ihn aber in einem Flächenmosaik integriert, weiträumiger wirken. Straßenque- hebt sich die Art der Darstellung und rungen zerteilen den Park in meh- Wirkung auf den Besucher kaum von rere Abschnitte mit Schaugarten, einer anderen Herbstbepflanzung Eichenwiese, Dahliengarten, Rosen- ab. Die Besonderheit einer reinen garten, Birkenwiese, Spielplätzen und Brunnenanlagen. Der Park ist zum einen eine großzügige Rasen- für jedermann Sommer wie Winter fläche und zum anderen eine befe- frei zugänglich. Traditionell finden im stigte Fläche aus Betonplatten an. Park Pflanzenschauen statt. Gehölze wuchsen bereits im Garten. Die 2,5 x 2,5 m großen Beete für Die Stadt Halle wirbt für den Dahlien- die Dahlien sparte man aus der be- garten. Ein Faltblatt informiert sowohl festigten Fläche aus. In den 35 Ein- über den Garten als auch über die zelbeeten stellte man hauptsächlich Dahlie. Der Verkauf von Schnittdah- Kaktus- und Semikaktusdahlien zur lien vor dem Ausgraben der Knollen Schau. Jeder Dahliensorte wies man lockt jährlich viele Besucher und An- ein Beet zu. Kombiniert mit Som- wohner in den Garten. merblumen wurden sie nicht. Bänke Der Dahliengarten liegt zwischen luden zum Verweilen ein. 1994 ge- Rosengarten und Eichenwiese. 1961 staltete man den Dahliengarten um. legte man den Schaugarten an. Man Teile der befestigten Fläche wurden veränderte die Wegeführung. Der entsiegelt und dadurch die Rasen- geradlinige Weg mit Sitzgelegen- fläche vergrößert. Die Einzelbeete heiten auf beiden Seiten wurde zu- der Dahlien wichen sechs großen rück gebaut. Der neue Weg führte Pflanzflächen für Dahlie und zwei an der östlichen Grenze des Parks Kleineren für eine Dauerbepflanzung entlang. Im westlichen Teil legte man aus Stauden und Gehölzen, die zum Teil immergrün sind. Die Ausstel- Abb. 21: Leuchtende Dahlienblüten vor lungsfläche für die Dahlie erweiterte Hedera helix im Fuldaer Dahliengarten sich. Die neuen Beete hatten keine

121 geometrische Form. Drei von ihnen Pflanzung mit ihrem Blattgrün. Im liegen in der befestigten Fläche, die Winter verleihen sie der Schaufläche anderen sind von Rasen umgeben. einen Rahmen. Die Wegeführung blieb erhalten. Im Jahr der Umgestaltung entschloss Die Vorpflanzung mit Gehölzen und man sich, zwischen die Dahlien Stauden ist der Unterschied zu an- Sommerblumen zu pflanzen. Kosten deren Anlagen. Man spart dadurch sparte man dadurch nicht. In den fol- Kosten. Eine Sommerblumensaat genden Jahren bis heute werden die muss nicht finanziert, ausgebracht Dahlien ohne begleitende Pflanzen und gepflegt werden. Die Pflegeko- präsentiert. 52 verschiedene Sorten sten sinken, da eine Dauerbepflan- aller Klassen erblühten 2006. 20 - 80 zung weniger Pflege beansprucht. Dahlien pro Sorte wurden gepflanzt. Die Einfassung ist ein fester Rah- Überwiegend helle, leuchtende Far- men für die Dahlien. Beeinträchtigt ben wählte man aus dem umfang- im Wachstum sind die Dahlien durch reichen Dahliensortiment aus. Viele diese Art der Gestaltung nicht. Im zweifarbige Sorten fanden Verwen- Gegenteil - sie hält die Schnecken dung. fern.

Gehölze und Stauden fassen die 5. 4. In eigens für sie angelegten Beete in der befestigten Fläche Gärten am Beispiel Fulda ganzjährig ein. Sie blühen vom Früh- Der Dahliengarten (Abb. 21) ent- jahr bis Anfang Sommer. Zur Blüte- zeit der Dahlien schmücken sie die Abb. 22: Dahlien im Fuldaer Garten

122 stand 1994 anlässlich der Landes- kann allerdings nur zu bestimmten gartenschau in Fulda. Er ist Teil Zeiten besichtigt werden. Von März des ersten Deutschen Gartenkultur- bis Mai kann man in dem Garten pfades, zu denen öffentliche Parks Frühjahrsblüher bestaunen. Nach und Grünanlagen, private Gärten Pflanzung der Dahlienknollen im Mai und Klostergärten der Innenstadt bleibt der Garten bis Ende Juni ge- und einiger Stadtteile gehören. schlossen. Der Landschaftsarchitekt Reinhard Behre plante die Anlage mit dem Ab Juli bis zum ersten Frost kann der Ziel, sie gestalterisch in die barocke Garten wieder bis 19:00 Uhr kosten- Innenstadt zu integrieren. Die Unter- frei besichtigt werden. In den Win- haltung und Pflege der Anlage wird termonaten bleibt er geschlossen. durch die Stadt Fulda finanziert. Pfle- Vor allem die Bewohner der Caritas- geaufwendiger als andere Wechsel- Senioren-Einrichtung, die in unmit- florflächen der Stadt ist der Dahlien- telbarer Nähe befindet, nutzen den garten nicht. Die Dahlien werden aus Dahliengarten zur Naherholung. Holland bezogen. Man überwintert sie im Keller eines nahe gelegenen Der Eingang zum Dahliengarten Gebäudes. 60 bis 80 Führungen fin- liegt versteckt in einer Mauer der Jo- den in Fulda im Rahmen des Garten- hannes-Dyba-Allee. Ein Schild weist kulturpfades statt. Der Dahliengarten auf den oberhalb gelegenen Dahli- engarten hin. Ein drei Meter breiter, Abb. 23: Bodendeckende Mignondahlien ansteigender Weg führt vom Eingang im Fuldaer Dahliengarten zum Garten. Im Südosten des Gar-

123 tens grenzt unmittelbar das Stift Wal- cken. Die beiden vordersten Hecken lenstein an. Im Nordosten wachsen sind 1,40 Meter, die hintere ist zwei Acer platanoides (Spitzahorn; Anm. Meter hoch. Sie bilden die vierte Be- d. Red.), Sambucus nigra (Holunder; grenzung. Durch die Raumkanten Anm. d. Red.), Syringa vulgaris (Flie- entsteht ein fester Rahmen für die der; Anm. d. Red.), und Tilia cordata leuchtende Farbvielfalt der Dahlie. (Winterlinde; Anm. d. Red.) hinter Das Laub der Gehölze bildet einen einer weiteren Sandsteinmauer. Vor grünen Hintergrund für die Dahlien- der Mauer begrünen Hedera helix blüten. Der Kontrast der dunkelgrü- (Efeu; Anm. d. Red.) und Spiraea x nen Blätter des Hedera helix zu den vanhouttei (Belgischer Spierstrauch; leuchtend orangen, roten und pink Anm. d. Red.) eine Böschung. Inmit- Blüten erscheint besonders attraktiv. ten der Bodendecker wächst Pyra- Es ist eine ruhige und geborgene At- cantha coccinea (Feuerdorn; Anm. mosphäre an diesem Ort. Die bunten d. Red.). Blüten der ‚Königin des Herbstes‘ lassen aber keine trüben Gedan- Eine Treppe führt nach oben zu ken aufkommen. Sie scheinen dem einem Privatgarten. Im Nordwesten Besucher eine positive Stimmung grenzt eine Mauer, von Hedera helix zu vermitteln. Sie sind die Instru- umrankt, an den Gartenraum. Über mente des Gartens, die an warmen dieselbe kann man hinwegsehen Sommertagen und in trüben Herbst- und die beiden Türme des Domes er- blicken. Im Südwesten plante Behre Abb. 24: Ein Beispiel für eine abrupte Hö- geschnittene Fagus sylvatica-He- henstaffelung im Fuldaer Dahliengarten

124 wochen ein fröhliches Lied spielen. lila-weiße Farben. Rötliche Töne Gartenbänke laden zum Verweilen überwiegen. Dunkle, matte Töne und betrachten ein. sind selten. Dunkellaubige Sorten werden nicht verwendet. Die Dahlien Vor der Umgestaltung zum Dahli- stehen meist in Gruppen. Selten sind engarten nutzte man die Fläche als Sorten auch als Solitär verwendet. Mietergärten. … Von der ursprüng- lichen Nutzung sind keine weiteren Klaus Schmitt, Gärtnermeister der Strukturen erhalten. Acht polygonale Stadt Fulda, erklärte es gäbe keinen Dahlienbeete sind kreisförmig um ein Pflanzplan und kein gestalterisches Rosenrondell angeordnet. Es ist mit Konzept für den Garten. Die Sor- Buxus sempervirens eingefasst. Den ten und Farben werden zufällig aus Abschluss der Dahlienbeete zum Katalogen ausgewählt. Das wird an Rondell hin bilden aus Buxus sem- einigen Stellen sichtbar. Nicht har- pervirens geschnittene Kegel. Diese monisch ist zum Beispiel im Beet weisen einen Durchmesser von 1,30 6 die Höhenstaffelung der Sorten m und eine Höhe von 1,30 m auf. (Abb. 24). Der Übergang von nied- Eingefasst sind die Beete mit der riger zu hoher Pflanze ist zu abrupt. einjährigen Begonia semperflorens ... Die Farbkombination der Begonia ‚Vision Rot‘. Die nicht bepflanzten semperflorens ‚Vision Rot‘ mit ihren Flächen sind mit Rasen eingesät. leuchtenden Blüten zu den farbin- Das Sortiment umfasst etwa 40 tensiven Dahlien ist fraglich. Eine Dahliensorten, die unterschiedliche Einfassung aus weiß oder blau blü- Wuchshöhen, Blütenformen und henden niedrigen Blumen würde der Farben aufweisen. Die kleineren Pflanzung mehr Ruhe verleihen. Im Beete sind 22 m², die großen 37 m² Jahr 2006 schien die Trockenheit groß. Auf den kleineren Pflanzflä- manchen Dahlien das Wachsen ver- chen wachsen drei bis sechs unter- sagt zu haben. In zwei Beeten waren schiedliche Sorten. Vier bis sieben große Lücken zu sehen. verschiedene Dahlien pflanzte man auf die größeren Flächen. In einigen Der Dahliengarten Fulda ist ein Glied Beeten findet man die gleiche Sorte der Kette um einen Anziehungspunkt 125 wie im Nachbarbeet. Die Sorten sind für Touristen zu schaffen. Durch Füh- nicht etikettiert. Die bodendeckenden rungen vermittelt er Interessierten die Mignondahlien (Abb. 23) sind am Kultur der Dahlie. Er ist nicht durch häufigsten verwendet. Sie stehen die DDFGG oder auf züchterische ungestäbt in jedem Beet. Die Hö- Anregung hin entstanden. Das mag hen der Dahlien reichen von 30 cm auch der Grund dafür sein, dass die der Mignondahlien über Knie-, Hüft-, Anordnung der Dahlien noch verbes- Brust- bis Kopfhöhe. Die Farbpalette sert werden könnte. Aber er erreicht der Blüten zeigt vor allem hellgelbe, auch in der jetzigen Gestaltung das gelborange, apricotfarbene, rosa, Ziel, in den Herbstmonaten den Be- pink, leuchtend rote, dunkelrote und suchern Fuldas eine Farbenpracht bieten zu können, die keine andere Beete sind entlang des Weges aus- Blume zu dieser Jahreszeit zeigt. gerichtet. Einige Beete liegen inmit- ten einer befestigten Fläche, andere 5. 5. In Kuranlagen am Beispiel in den großzügigen Rasenflächen. Bad Salzuflen und Baden-Baden Die quadratischen Beete sind 2,5 m „Aufgrund der angespannten Wett- x 2,5 m oder 4 m x 4 m groß. Man bewerbsituation der konkurrierenden pflanzte maximal zwei Sorten je Badstädte in Deutschland und Eur- Beet. Der Plan zeigt des Weiteren opa sind die Kurpark- und Grünan- zwei rechteckige Pflanzflächen. Das lagen als wichtige Standortkriterien Kleinere hat ein Aufmass von 4 m x zu betrachten, besonders auf neue 8 m, das Größere 4 m x 12 m. Ins- Heilverfahren in naturräumlicher Um- gesamt ergibt sich eine Pflanzfläche gebung und dem Wellnesstrend im von 453 m². Man bezog die Sorten Grünen.“ Betrachtet man die Alters- von verschiedenen Züchtern. Sorten struktur der Dahlienfreunde erkennt des gleichen Züchters ordnete man man eine klare Zuweisung zu der Al- nebeneinander an. Von Liebhabern tersgruppe ab 55 Jahre und der über gezüchteten Sorten sprach man ei- 70ig-Jährigen. Diese Altersgruppen nen großen Teil des Gartens zu. In sind die Besucher und Nutzer der wenigen Beeten präsentierte man Kuranlagen. Für viele Kurstädte ist selbst gezüchtete Sorten. Bänke la- Dahlie deshalb ein wichtiger Werbe- den dazu ein, die 76 verschiedenen träger der Stadt. Sorten zu betrachten. Bei einem Gang durch den Garten konnte nach Die Kurstadt Bad Salzuflen legte be- Wunsch an jede Sorte herangetreten reits zwischen 1910 und 1930 einen werden. Das ermöglichte eine Nah- Dahliengarten in öffentlich zugäng- betrachtung. Leider kann über die lichen Kuranlagen an. Er befand sich Farbauswahl keine Aussage getrof- am „Großen See“ im Landschafts- fen werden... Wie lange der Dahlien- garten. Die Skizze des Pflanzplanes garten in den öffentlich zugänglichen zeigt einen lang gestreckten Gar- Anlagen bestand, bleibt offen. Sicher tenraum von etwa 150 m Länge und ist, dass man ihn aus Kostengründen 126 40 m Breite. Zwei Wege verlaufen bis 1993 aufgab. parallel zueinander in Längsrich- tung des Gartens. Sie sind durch Um 1993 legte man einen neuen quer zu dieser Richtung angelegte Garten in den geschlossenen Kur- Wege miteinander verbunden. In der anlagen an. Er befindet sich im Nor- Skizze ist zu erkennen, dass durch den des Kurparks. Im Süden liegt Treppen ein Höhenunterschied im ihm eine große Rasenfläche, im Garten überwunden werden musste. Osten der Kurparksee gegenüber. Man konnte somit von oben auf ei- Im Westen des Gartens verläuft die nige Beete blicken. In welche Rich- Gustav-Horstmann-Allee als Verbin- tung das Gelände abfällt ist unklar. dungsweg zwischen Kurhaus und Die quadratischen oder rechteckigen Eingangsbereich für Kurgäste, die im Landschaftsgarten Erholung suchten. pflanzung forderte man von mehren Die nördliche Grenze des Gartens Züchtern Dahlien für Ausstellungs- bilden Gehölze. Verwinkelte Wege zwecke an. Züchtungen der Dahlien- führen durch die Anlage. Die Beete liebhabern und Sorten aus eigener weisen eine freie polygonale Form Hand wurden gesondert ausgestellt. auf. Etwa 109 Quadratmeter stehen Diese Art der Sortimentszusammen- für die Dahlien zur Verfügung. Das stellung ist ungewöhnlich. In keiner ist etwa ein Viertel der Sommerblu- anderen Anlage konnte sie nachge- menbepflanzung. Man überwintert wiesen werden. In der Regel stellt die Knollen nicht, sondern bezieht die man in öffentlichen Anlagen Sorten Pflanzen als Stecklinge von der- Fir der Zuchtbetriebe aus. Vielleicht ma Wilhelm Schwieters. war die große Pflanzfläche einer der Gründe, warum man sich dazu 1993 pflanzte man 30 neue und alte entschloss. Möglicher Weise stellten Sorten in Kombination mit Sommer- die Liebhaber ihre Knollen kosten- blumen an. Die Pflanzpläne von 2003- los zur Verfügung. Heute wird auf 2005 zeigen 23 - 25 verschiedene Sor- etwa einem Viertel der Fläche nur ten. Wenige Sorten verwendet man noch von einem Zuchtbetrieb ausge- in allen drei Jahren, meist werden sie pflanzt. Die Dahlien wurden nur we- durch Neue ersetzt. Exemplarisch ist nige Jahre mit Sommerblumen kom- der Pflanzplan von 2004 dargestellt. biniert. Sommerblumen und Dahlien Manche Sorten befinden sich inmit- werden heute jeweils auf separaten ten der Pflanzfläche. Man kann nicht Beeten gepflanzt. Das Dahlienbeet an jede einzelne Sorte herantreten, wird in der jetzigen Form als Teil der um diese von Nahen zu betrachten. Sommerbepflanzung erhalten blei- Bevorzugt werden rotstichige Töne ben. Verzichten möchte man trotz verwendet. Gelbe und weiße Sor- der großen Auswahl an Beet- und ten vermitteln dazwischen. Niedrige Staudenpflanzen und im Blumen- Sorten, von 50, 60 cm wachsen am zwiebelbereich auf Dahlien nicht. Beetrand, höhere bis zu einem Meter in der Mitte der Fläche. Der Baden-Badener Dahliengarten ist nicht kostenpflichtig. Er liegt frei 127 Dahlien haben in Bad Salzuflen lan- im Osten der historischen Parkanla- ge Tradition. Der ehemalige Dah- ge der Lichtentaler Allee. Einerteils liengarten in den öffentlich zugäng- grenzt im Nordosten der Oosbach, lichen Kuranlagen wies eine andere andernteils im Südwesten die Lich- Form der Beetanordnung auf. Wäh- tentaler Allee an. Er befindet sich rend maximal zwei Sorten in geome- zwischen der Kettenbrücke und der trisch formalen Beeten verwendet Aubrücke. Die Klosterwiese mit Reit- wurden, zeigen sie sich heute in den platz liegt gegenüber. Er ist für jeder- geschlossenen Kurparkanlagen in mann zugänglich und kann auch im größeren Gruppen bis zu elf Sorten Winter besucht werden. Allerdings in einem Beet. In der ersten Aus- sind die Beete ab Ende Oktober un- bepflanzt. Ab Anfang März schafft den Besucher, die Dahlien genau zu man einen Frühjahrsaspekt mit Tu- betrachten. lipa, Viola, Myosotis und Bellis. Ab Mitte April pflanzt man die Dahlien. Der Nachfolger Riegers, Bernd Wei- Ergänzt wird die Dahlienpflanzung gel, kritisierte die Anordnung der um die Denkmäler für die Kompo- Beete. Seiner Meinung nach fügten nisten Johannes Brahms, Clara sich die Dahlienbeete nach Riegers Schuhmann und Robert Stolz. Als Entwurf nicht harmonisch in die Lich- architektonischer Höhepunkt lädt der tentaler Allee ein. Er gestaltete die Benazet - Pavillon zum Betrachten Dahlienbeete in Form geschwun- der Dahlien ein. gener Bänder. Die Wegeführung bleibt erhalten. Im ersten Jahr nach 300 Jahre nach Bestehen der Lich- der Umgestaltung strebte Weigel tentaler Allee gründete die Bäder- eine regenbogenartige Farbabstu- und Kurverwaltung auf Anregung der fung mit warmen und kalten Farb- DDFGG den Dahliengarten. Bernd tönen an. Er verwendete Dahlien Weigel, ehemaliger Mitarbeiter des verschiedener Größen, Farben und Gartenamtes Baden-Baden, be- Wuchseigenschaften. In den Folge- hauptete 1952 sei der Garten ent- jahren kombinierte er die Dahlien mit standen. Das konnte durch Recher- weiß- und blau blühenden, niedrigen chen im Stadtarchiv Baden-Baden Sommerblumen als Zwischenpflan- und in den Jahrbüchern der DDFGG zung. Damit wollte er den Garten widerlegt werden. Der 13.08.1967 während der blütenlosen Zeit der ist der Einweihungstag der Anlage. Dahlien attraktiver gestalten. Die Der Entwurf von 1967 stammt aus neue Integration der Dahlien in die der Feder von Gartenbaurat Walter Beete hatte eine Reduzierung der Rieger. Ein geschwungener Weg er- Gesamtstückzahlen zur Folge. Kurz schließt die Anlage mittig. Entlang bevor Weigel seine Arbeit im Gar- des Weges sind 87 Beete mit einer tenamt niederlegte, musste er die Größe von 2,5 m x 2,5 m, zwei lang Aufgabe des Dahliengartens aus gestreckte Beete mit 10 m x 2,5 m Kostengründen vorschlagen. 128 und drei Beete mit einer Größe von 2,5 m x 5,00 m angelegt. Alle Bee- In den Jahren 2003 und 2004 konn- te sind von Rasen umgeben. In den ten in dem Garten keine Dahlien kleinen Beeten ist eine Sorte je Beet mehr gepflanzt werden. Auf der ge- gepflanzt. Insgesamt 3500 Sorten samten Fläche wurde Rasen einge- stellten Dahlienzüchter kostenlos sät. Nach dem zweiten dahlienlosen der Kurstadt zur Verfügung. Als Ge- Sommer 2004 gründeten engagierte genleistung konnten die Züchter ihre Dahlienliebhaber den „Verein des Sorten auf der insgesamt etwa 631 Dahliengartens e.V.“. Durch die Ini- m² großen Pflanzfläche zur Schau tiative des Vereins konnten Spenden stellen. Eine Publikumsabstimmung zusammen getragen werden, die die über die schönste Dahlie veranlasste Neuanlage des Gartens 2005 ermög- lichten. Nach Plänen von Markus 5. 6. Auf den Bundesgartenschauen Brunsing, Technischem Leiter des Die Dahlien sind auf den Bundes- Gartenamtes Baden-Baden, werden gartenschauen fester Bestandteil die Dahlien in einem ellipsenförmigen der Hallen- und Freilandschau. Im Beet präsentiert. Die Beete gruppie- Freiland werden die Dahlien auf ren sich um zwei runde Bankplätze. unterschiedliche Weise verwendet. Im Grundriss erscheint diese An- Bis 1965 pflanzte man die ‚Königin ordnung wie eine Blüte. In der „Blü- des Herbstes‘ in eigens für sie vor- te“, die sich im westlichen Teil des gesehene Beete. In manchen Fällen Gartens andeutet, dominieren rote, fasste man sie mit anderen Blumen orange und gelbe Farben. Im Osten ein. Auf der Bundesgartenschau des Gartens weiße, rosafarbene und (BUGA) 1965 im Grugapark Essen violette Töne. Ageratum houstonia- pflanzte man zum ersten Mal Stau- num und Senecio cineraria ‚Silberz- den und kleine Gehölzen zwischen werg‘ fassen die Beete ein. Zu den die Dahlien. 1999 in Magdeburg in- 46 ovalen Beeten kommen noch 18 tegriert man die Dahlien erstmalig runde Beete verschiedener Größe, mit in die Wechselflorbeete. Salvia die im Rasen liegen. Es ergibt sich farinacea, Verbena rigida, Verbena eine Gesamtfläche der Dahlienbeete canadensis sowie kleinblütige Zinnia von 251 m² und 166 m² für die Ein- und Tagetes begleiteten die Dahlia- fassung. Etwa 1800 Dahlienpflanzen in 64 verschiedenen Sorten werden Abb. 25: Die Dahlienschau des Dahlien- gezeigt. … zuchtbetriebes Siegfried Engelhardt in Dresden vor 1990

129 Hybriden. Die Anordnung der Beete weitestgehend durch die Züchter be- ist unterschiedlich. Zum Teil sind es stimmt. Bis 1998 präsentierte sich Einzelbeete, die im Rasen liegen die DDFGG auf den Schauen durch (BUGA Potsdam). In anderen Fällen einen Informationsstand. Auf diese baut man eine Arena für die Dah- Weise konnte sie neue Mitglieder lien (BUGA Berlin 1985 und BUGA für ihren Verein gewinnen. In den Frankfurt 1989). Des Weiteren kön- folgenden Jahren musste wegen nen es streifenförmige Beete sein, des erheblichen Zeit- und Personal- die entlang des Weges liegen (Düs- aufwandes auf einen solchen Stand seldorf). Auch freie Formen der Bee- verzichtet werden. Feierlich eröffnet te ist zu sehen (BUGA Potsdam und wird die Schau mit prominenten Gä- München). sten, allen Ausstellern und Vertretern der DDFGG. Die Züchter nutzen die Oberstes Ordnungskriterium für publikumswirksame Gelegenheit die Anordnung der Dahlien war frü- um Neuzüchtungen vorzustellen her die züchterische Herkunft und und Dahlientaufen mit Prominenten Dahlienklasse. Die Frage nach der durchzuführen. Die Knollen oder Farb- und Höhenabstufung stand an Stecklinge für die Freilandschau zweiter Stelle. Ab etwa 1989, auf der bezieht der Veranstalter ebenfalls BUGA in Frankfurt, sortierte man die Abb. 26: Dahlie im Hausgarten. Um für Dahlien in erster Linie nach Farben die Dahlie Platz zu schaffen, stach man und Höhe. Da man dadurch eine ein Stück Rasen aus harmonischere Gesamtwirkung er- zielte behielt man dieses Ordnungs- kriterium bis heute bei.

Einfluss auf die Gestaltung der Freiland- und Hallenschau hat die DDFGG. Sie ist maßgeblich an den Bundesgartenschauen beteiligt. Mit- glieder dieser Gesellschaft planen 130 zusammen mit den Veranstaltern der jeweiligen Schau die Anordnung und Darstellung der Dahlien. An- lässlich einer Hallenschauen wer- den die Räumlichkeiten, meist unter einem bestimmten Motto, durch die zuständigen Mitarbeiter der jewei- ligen Schau vorbereitet. Die Züch- ter stellen ihre Ausstellungsbeiträge fertig und stellen diese am eigenen Verkaufsstand aus. Die Anordnung und Darstellung der Dahlien werden vom Züchter. Im Freiland ist die Pla- Mit der Zahl der Züchter nahm auch nung der Dahlien-Aufpflanzung Auf- die Anzahl der züchterischen Schau- gabe des zuständigen Planers der anlagen ab. Einer der Zuchtbetriebe, Landes- oder Bundesgartenschau. die heute noch eine Schau durch- Die DDFGG übernimmt beratende führen, ist Siegfried Engelhardt in Funktion. In dem die DDFGG dem Dresden-Heidenau. Der Betrieb Planer zur Seite steht, kann sie ihre wurde 1914 in Dresden-Leuben ge- Anforderungen an die Aufpflanzung gründet. An diesem Standort führte verdeutlichen. man ebenfalls eine Schau durch. Die Dahlien fasste man mit Anuellen ein. Auf den Schauen findet eine Bewer- Infolge Wohnungsbauvorhaben der tung der ausgestellten Sorten statt. Stadt Dresden verlagerte der Betrieb Die Prüfungskommission setzt sich seinen Standort 1969/70 nach Hei- aus Mitgliedern der DDFGG zu- denau. Auf fast 3 ha pflanzte man sammen, welche aber selbst nicht Dahlien aus. 1991 verkleinert sich Züchter sein dürfen. Die qualitativ die Fläche auf etwa 1,5 ha. Ungefähr hochwertigsten Sorten bringen dem 200 Sorten präsentiert der Zuchtbe- Züchter einen Wanderehrenpreis trieb. Die Dahlien sind in Gruppen ein. Das erhöht auch den Anreiz zum von mehreren Stück je Sorte in einer Wettbewerb unter den einzelnen Reihe gepflanzt. Sie werden nach Züchtern. … Farbe, Wuchshöhe und Klasse ge- ordnet. Eine Zwischenpflanzung mit 5. 7. In Schauanlagen der Dahlien- anderen Pflanzen findet nicht statt. zuchtbetriebe Zur Hauptblütezeit der Dahlie öff- Der Farbeffekt der Anzuchtfelder nen Zuchtbetriebe ihre Pforten für ist unvergleichlich. Man erzielt eine Besucher. Sie präsentieren auf 1 - 3 Massenfarbwirkung. Die Größe der ha großen Anzuchtfeldern selbst ge- Pflanzflächen und die Art der Anord- züchtete Dahlia-Hybriden und in- und nung gibt es nur in den Schauanla- ausländische Neuzüchtungen. Der gen der Züchter. Die Dahlienaus- Besucher kann eine Vorauswahl für pflanzung ist repräsentativer als die seinen Garten treffen. Neben dem Ziel Darstellung im Katalog. Der Besu- 131 die Dahlien zu vermehren und neue cher kann seine Auswahl am Natur- Sorten zu züchten, wirbt der Zucht- beispiel treffen. betrieb für seine Dahlienkulturen. Die Schauanlagen sind ein beliebtes Aus- 5. 8. Im Hausgarten des 21.Jahr- flugsziel für Besucher aus der Region. hunderts Manche von ihnen haben überregio- Auf die Präsentation der Dahlie nale Bedeutung für den Fremdenver- möchte man auch in vielen Hausgär- kehr erlangt. Die lokale Presse be- ten nicht verzichten. Man setzt sie richtet über die Blütenattraktion. Auf auf unterschiedliche Weise in Szene. Postkarten und im Internet werden die Sie stehen am Zaun entlang oder vor „Dahlienfelder“ abgebildet. einer Hecke. Man pflanzt sie im Stau- den- oder im Gemüsebeet. Niedrige Im Unterschied zu den öffentlichen Dahlien zieren Beetränder, Töpfe Anlagen pflanzt man sie in der Regel und Balkonkästen. Manche Hobby- nicht zu mehreren Stück je Sorte in gärtner weisen ihnen eine eigene einer Gruppe. Oft setzt man nur eine Rabatte zu oder kombinieren sie mit Knolle je Dahliensorte in die Erde. Sommerblumen. Andere stechen ein Häufig setzt man die verschiedenen Stück Rasen aus um Platz für eine Sorten in Reihe hintereinander. Die Dahlie zu schaffen (Abb. 26). Farbwirkung der Pflanzung kann nicht mit der in den öffentlichen An- Im eigenen Garten sind Beete, in lagen verglichen werden. … denen man gezielt Wechselflorpflan- zungen anlegt, in der Regel nicht vorhanden. Das erklärt die unter- 5. 12. Anordnung der Dahlien auf schiedlichen Gartenplätze, die man den Beeten ihr zuweist. Dort wo noch ein Stück Dahlia-Hybriden pflanzt man immer unbepflanzte Fläche vorhanden ist, in Gruppen zu mehreren Stück je kommen die Dahlien zur Geltung. Sorte. Die Anordnung der Gruppen Das erklärt auch, warum man die ist verschieden. Sie können in Rei- Dahlie häufig im Nutzgarten verwen- he hintereinander, trapezförmig, det. Die Erde liegt dort im Winter geschwungen oder ohne gestalte- brach, die Knollen können problem- los gepflanzt und im Herbst wieder Abb. 27: Insel Mainau um 1998. Vor- gerodet werden. pflanzung auf den Schaubeeten.Davor steht die „Dahlienkönigin“

132 rischen Anhaltspunkt frei im Beet der Zoo Rostock legen für historische angeordnet sein. Sie ist von der In- Dahliensorten ein gesondertes Beet tegration der Dahlie in die Beete und an. Zu den alten, bewährten gehören von der Form, Größe und Anordnung beispielsweise ‚White Aster‘ aus dem der Beete abhängig. Ein einheitliches Jahre 1879, ‚Kaiser Wilhelm I.‘ (1881) Prinzip kann man nicht ableiten. Die und ‚Bishop of Llandaff‘ (1928). Dahlien werden bei der Planung eines Beetes nach Farbe, Dahlien- Auch der Sortenname der Dahlie klasse, Wuchsform und -höhe auf- kann oberstes Ordnungskriterium einander abgestimmt. Es gibt aber sein. Manche Dahliensorten tragen auch noch andere „Ordnungswei- den Namen berühmter Persönlich- ser“, die bestimmen, welche Dah- keiten. In Hamburg-Altona findet lie auf welchem Beet platziert wird. jährlich eine Taufe statt, die eine in Oberstes Ordnungskriterium für die der Öffentlichkeit stehende Person Auswahl einer Dahliensorte aus dem mit der Namensvergebung ehren umfangreichen Sortiment kann die möchte. Zum Beispiel in Hamburg züchterische Herkunft sein. In die- und auf der ega weist man diesen sem Fall stellt man auf einem Beet Dahlien ein gesondertes Beet zu. nur diejenigen Züchtungen aus, die vom gewünschten Zuchtbetrieb be- Im Rostocker Zoo pflanzt man Wild- zogen wurden. Zum Beispiel auf der dahlien seit 2004 in einem geson- ega geht man nach diesem Prinzip derten Quartier. In Hamburg-Altona vor. Jedem Züchter weist man ein präsentiert man sie auf einem eige- Beet zu. Erst im Zweiten Gang ord- nen Beet. Man möchte dem Besu- net man die Pflanzen nach Höhe, cher vermitteln, wie die Ursprungs- Farbe, Blütenform und Wuchsform. form der heutigen Dahlia-Hybriden Für den Besucher ist es von Vorteil, aussieht. da er dann gleich weiß von wem er die Sorte beziehen kann. 5. 13. Vier Prinzipien der Dahlien- präsentation Neuheiten und Medaillenträger wer- 5. 13. 1 Einfassung der Dahlien- den bei der Auswahl aus dem Sorti- beete 133 ment begünstigt. Sie gehören zu den Eine häufige Art der Präsentation ist Sorten, die man dem Besucher in die Einfassung der Dahlienbeete. jedem Fall präsentieren möchte. Sie Man pflanzt niedrige Sommerblu- ersetzen alte Sorten. Im Hamburger men, Stauden und/oder Gehölze Dahliengarten gibt es ein Beet der am Rand des Beetes in einer Breite Publikumssieger. Dort stehen die von 20 - 30 cm. Die Blütezeit dieser Dahlienköniginnen der vergangenen Pflanzen beginnt Ende Mai / Anfang Jahre. Juni. Die Blüten sind meist weiß oder blau. Man bevorzugt Anuelle, Hamburg-Altona, die Dahlienschau die sich schnell entwickeln und früh des Züchters Wilfried Bergerhoff und zur Blüte kommen. Bei den Stauden und Gehölzen wählt man häufig früh- mon scutellarioides ‚Texas Parking lings- und sommerblühende Arten. Lot‘ (ziegelrosa), Salvia coccinea Die Blätter sind meist form- und farb- ‚Coral Nymph‘ (lachsrosa), Helio- neutral und zum Teil immergrün. tropium arborescens ‚Mini Marine‘ (tiefblau). Weitere Anuellen blühten Bei den vorgestellten Anlagen wen- in den Farben kupferrot, tiefgelb und det man dieses Prinzip auf der ega fliederblau. Cyriaksburg 2006 auf einer der Aus- stellungsflächen von Küpper, im Pe- Im Höhenpark Killesberg, Stuttgart, stalozzipark in Halle ab 1995, in Ful- stellte man anlässlich der Reichs- da und in Baden-Baden nach dem gartenschau 1939 Dahlien in der Entwurf von Brunsing an. Es gibt Nähe des Haupteinganges aus. Man weitere Anlagen, die ihre Beete auf fasste die Beete mit weiß und blau diese Weise gestalten. blühenden Lobularia maritima ein Auf der Insel Mainau legte man 1952 (Abb. 67). Nach dem Zweiten Welt- einen Dahliengarten an. 1972 verla- krieg wechselte man den Standort gerte man den Standort des Gartens. der Dahlienbeete. Man pflanzte kei- Auf den neu angelegten Beeten des ne Sommerblumen davor. Erst am Dahlienhügels kombinierte man die dritten Standort ab 1993 umpflanzte Dahlien erstmalig mit einer Vorpflan- man die Beete mit Lobularia mariti- zung (Abb. 27). 2006 pflanzte man ma ‚Snow Crystal‘ und ’Easter Bon- beispielsweise Zinnia angustifolia ‚Profusion Cherry‘ (warmes rot) und Abb. 28: Einzelbeete im Dahliengarten ‚Profusion White‘ (weiß), Solenoste- Bad Neuenahr-Ahrweiler um 1975

134 net Violett‘. Bis heute präsentiert hervorbringen, wird die Einfassung man die Dahlien mit diesen Anuel- ihrer begleitenden Funktion nicht len als Einfassung. Im international gerecht. Die Blüte der Vorpflanzung bekannten Dahliengarten Hamburg- steht mit denen der Dahlien in Kon- Volkspark fasst man alle Beete ein- kurrenz. Man erzielt eine schrille heitlich mit Sommerblumen ein. Das Farbkombination. Rondell im Zentrum der Anlage um- grenzt eine andere Art. Ob man be- Die Pflanzfläche für die Dahlien ver- reits in der 1920 gegründeten Anlage ringert sich nur um wenige Quadrat- dieses Prinzip verfolgte ist ungewiss. meter - es bleibt viel Schaufläche für Auch auf dem Plan von 1932 sind die Dahlien zur Verfügung. Dadurch keine Notizen dazu enthalten. Wei- kann eine Massenfarbwirkung der tere Forschungen im Stadtarchiv Beete erreicht werden. Das Problem Hamburg wären zur Klärung der Fra- der blütenlosen Zeit der Dahlien ist ge notwendig. gelöst.

Durch die Einfassung der Dahlien- 5. 13. 2. Zwischenpflanzung auf den beete wird die blütenlose Wachs- Dahlienbeeten tumsphase der Dahlien überbrückt. Bei diesem Prinzip pflanzt man Ge- Zur Zeit der Dahlienblüte verleiht ophyten, Annuelle, Stauden, Grä- eine Einfassung aus farb- und form- ser und/oder Gehölze in die Dah- neutralen Pflanzen dem Beet einen lienbeete. Die Dahlien werden in ruhigen Rahmen. Durch die Vor- Gruppen dazwischen platziert. Die pflanzung wird auch ein weicherer Wuchshöhe der begleitenden Pflan- Übergang der Höhenabstufung von zen kann die der Dahlien überstei- der Dahlie zum Beetrand erreicht. gen. Die Blütenfarben der Begleiten- Bei einer einheitlichen Einfassung den sind oft blau, violett, rosa und aller Beeten der Anlage entsteht ein weiß. Selten verwendet man kräftige gemeinsamer Rahmen für die Ge- rot, orange und gelbe Tönungen. Die samtstruktur der Anlage. Auswahl der Stauden konzentriert sich auf Pflanzen, die keine Ausläu- Die Dahlien können sich ohne Kon- fer bilden. Man bevorzugt Stauden 135 kurrenz zu anderen Pflanzen entwi- mit richtungsloser Wuchsrichtung, ckeln. Sie werden in ihrem Wachstum die bizarr oder indifferent ist. Unter und ihrer Blütenbildung nicht durch den Anuellen wählt man sich schnell andere Pflanzen beeinträchtigt. Die Entwickelnde und Frühblühende Flächen lassen sich leicht pflegen, aus. Aus der Kategorie der Einjah- da in der Wachstumsphase ohne resgräser kommen häufig Agrostis Probleme zwischen den Dahlien das nebulosa, Aira elegantissima, Briza Unkraut bekämpft werden kann. maxima und Zea mays auf den Dah- lienbeeten zum Einsatz. Sie weisen Fasst man die Beete mit Pflanzen sowohl grobe wie auch fein geglie- ein, die kräftige, leuchtende Blüten derte Texturen auf. Kleine, sommer- winter- oder immergrüne Gehölze in lien zu richtungsloser Wuchsrichtung den Beeten verwendet man selten. der Stauden ist reizvoll. Nach dem Der Entwurf von Bernd Weigel, Ba- Ausgraben der Knollen verleiht eine den-Baden, und die Schaubeete von mehrjährige Zwischenpflanzung der Voit, Panzer, Chrestensen und das Fläche auch im Winter Struktur. Dahlienprüffeld auf der ega Cyriaks- burg sind nach diesem Prinzip auf- Wählt man als Begleiter farbintensive gebaut. Auf der BUGA Magdeburg Blüher aus, geht die neutralisierende plante die Landschaftsarchitektin Wirkung verloren. Die Pflanzkompo- Christine Orel die Dahlien nach die- sition ist nicht harmonisch. ser Gestaltungsweise. Auch in Pri- vatgärten integriert man die Dahlien Die Pflanzfläche verkleinert sich er- ins Staudenbeet. heblich, da die begleitenden Pflan- zen viel Platz beanspruchen. Da- In Bad Neuenahr-Ahrweiler ist der durch können nicht so viele Sorten Dahliengarten seit 1956 fester Be- dem Besucher präsentiert werden. standteil der öffentlich zugänglichen Die Dahlie wirkt als Einzelpflanze. Kuranlagen. 2007 soll der Dahlien- Die Massenfarbwirkung geht verlo- garten neu gestaltet werden. Bisher ren. konzentrierte man sich ausschließ- lich auf Dahlien in den Beeten. Die Die Farb- und Höhenabstimmung neue Planung sieht eine Integration der Dahlien zu den begleitenden der Dahlien in ein Pflanzband aus Pflanzen erfordert Fachkenntnisse. Geophyten, frühlings- und sommer- Man muss die Eigenschaften jeder blühenden Stauden und immergrü- Sorte, vor allem die des Wuchses nen Gehölzen vor. kennen. Die Pflanzabstände müssen den Wuchseigenschaften der Dah- Das Schaubeet kann durch eine ... lien angepasst sein, um ein harmo- Zwischenpflanzung ganzjährig at- nisches Gesamtbild zu erhalten. traktiv gestaltet werden. Erste farbi- ge Akzente im Jahresverlauf werden Die begleitenden Pflanzen beein- 136 durch Geophyten gesetzt. Ende Mai trächtigen die Dahlien im Wachs- / Anfang Juni gesellen sich die Blü- tum und in der Blütenbildung. Des- ten der ersten Stauden hinzu. Zur halb befürworten die Mitglieder der Hauptblütezeit der Dahlien neutra- DDFGG diese Präsentation der Dah- lisieren die farb- und formneutralen lie nicht. Aus Sicht des Planers ist es Begleitpflanzen die hellen, leucht- insbesondere bei ganzjährig zugäng- enden Farben der Dahlien. Sie lichen Anlagen nachvollziehbar, die verleihen der Pflanzenkomposition Flächen im gesamten Jahresverlauf Ruhe. Die Farbwirkung ist mit ande- attraktiv gestalten zu wollen. ren Pflanzflächen vergleichbar. Der Kontrast von ausstrahlender oder 5. 13. 3. Reine Dahlienpflanzung vertikaler Wuchsrichtung der Dah- Bei einer reinen Dahlienpflanzung werden ausschließlich Dahlia-Hybri- der zahlreichen Sorten gelingt eine den auf den Beeten gepflanzt. Es fin- Massenfarbwirkung zur Hauptblüte- det weder eine Zwischen- noch eine zeit der Dahlien. Vorpflanzung mit anderen Blumen statt. Weiße und hellgelbe Sorten Das Laub der Dahlien ist mit Ausnah- vermitteln zwischen farbintensiven me des der dunkellaubigen Sorten Rot- und Purpurtönen. Blau blü- nicht von gestalterischem Wert. Kri- hende Dahliensorten gibt es nicht. tiker bemängeln das Erscheinungs- Deshalb kann diese Farbe bei der bild der reinen Dahlienpflanzung in Gestaltungsart keine beruhigende der Wachstumszeit der Dahlien. Sie Wirkung auf die Pflanzung ausü- behaupten, einen Kartoffelacker, ben. Die Höhenabstufung erfolgt von aber kein Dahlienbeet zu sehen. Für niedrigen Dahlien am Beetrand zu die züchterischen Schauanlagen ist höheren Sorten in der Beetmitte. dieses Argument nicht ausschlagge- bend. Sie gewähren erst zur Haupt- Das prägnanteste Beispiel für diese blütezeit Zutritt. Im Rostocker Zoo Art der Aufpflanzung sind die Schau- und in Cham-Loifling besucht man anlagen der Dahlienzuchtbetriebe. den Garten vorrangig aus anderen Der Entwurf des Baden-Badener Gründen und ist deshalb über diese Dahliengartens von Walter Rieger Art der Anordnung nicht erbost. In (1967) verwirklicht dieses Prinzip. öffentlich zugänglichen Grünanlagen Die Kurstadt Bad Salzuflen hielt, und umso mehr in Anlagen, in denen mit Ausnahme weniger Jahre, bis man Eintritt bezahlt, um Schaubeete heute an dieser Gestaltungsart fest. zu besichtigen, verhält es sich an- Bis 1965 integrierte man auf diese ders. Dort möchte man dem Gast Weise die Dahlie in die Arena des zu jeder Zeit blühende Pflanzen prä- Grugaparks. sentieren.

Viele Anlagen präsentierten und prä- 5. 13. 4. Reine Dahlienpflanzung, sentieren reine Dahlienschaubeete. Beete anderer Pflanzen angrenzend Dazu gehören in Berlin der Britzer Die vierte Form, die Dahlie in die Garten, in Cham-Loifling der Churp- Beete zu integrieren, ist im Prinzip 137 falzpark, in Gera der Dahliengarten, wie eine reine Dahlienpflanzung in Ludwigsburg die Gärten Blühendes aufgebaut. Durch unmittelbar an- Barock, in Rostock der Zoologische grenzende Beete und/oder Rinden- Garten, der Düsseldorfer Nordpark mulchstreifen ist sie aber anders zu und in Dresden der Große Garten. bewerten. Die Auswahl der auf den angrenzenden Beeten wachsenden Die Dahlien werden nicht in ihrem Pflanzen erfolgt nach den gleichen Wachstum und ihrer Blütenbildung Kriterien wie für eine Zwischenpflan- beeinträchtigt. Sie können sich ohne zung. Beispiel sind die Schaubeete Konkurrenz zu anderen Blumen voll von Engelhardt, Schwieters und eine entfalten. Durch das Nebeneinander der Ausstellungsflächen von Küpper auf der ega Cyriaksburg. Im Gruga- rauf zurück, dass ursprünglich ein park bedient man sich auch dieser Sichtungsgarten angelegt wurde. Methode. Das ist zum Beispiel in Baden-Ba- den und in Bad Neuenahr-Ahrweiler Durch die Pflanzen auf den angren- der Fall gewesen. In Einzelbeeten zenden Beeten und/oder die Rin- ordnet man die Dahlie heute noch denmulchstreifen schafft man einen zum Teil im Rostocker Zoo an. Dort Kontrast zu den leuchtenden Farben beträgt das Maß der Beete 3 m x der Dahlienblüten. Diese Bereiche 3 m. Im Großen Garten in Dresden sind der ruhige Punkt der Pflanzung. ist der größte Teil der Beete 2,5 m x Die Schaufläche der Dahlien erhält 2,5 m groß. Die Einzelbeete können eine Struktur. Erfolgt eine Pflanzung auch eine andere Form aufweisen. von Geophyten, Anuellen, Stauden In Baden-Baden sind sie oval, im und/oder Gehölzen, setzt man da- Bielefelder Nordpark rund. durch farbige Akzente im ganzen Jahresverlauf. Da die Pflanzen auf Die Einzelbeete sind von Rasen einem gesonderten Beet liegen, umgeben oder liegen in einer befe- können sich die Dahlien ungestört stigten Fläche. Pro Beet pflanzt man entwickeln. Trotz der angrenzenden in der Regel jeweils eine Sorte. In Beete wird eine Massenfarbwirkung manchen Anlagen wendet man das durch die Dahlie erzielt. Prinzip der Einfassung an, das Prin- zip der Zwischenpflanzung findet 5. 15. Form, Größe und Anordnung keine Verwendung. Die Höhe und der Beete die Wuchseigenschaften der Dahlie Die Dahlie kommt in den verschie- und die Farbe der Blüten müssen bei densten Beetformen, -größen und der Pflanzplanung nicht genau aufei- Beetanordnungen zur Geltung. Es nander abgestimmt werden, da jedes gibt formale, rechteckige Pflanzflä- Beet für sich steht. Je nach Abstand chen und Beete freier Formen. Diese der Beete zueinander erreicht man können streng symmetrisch ange- eine Massenfarbwirkung oder nicht. ordnet sein oder ohne gestalterische Ein rationeller Maschineneinsatz war 138 Anhaltspunkte im Raum liegen. Zwei zwischen den Einzelbeeten nicht Beetformen kristallisieren sich bei möglich. Dadurch erwies sich die Ge- der Betrachtung der Dahliengärten staltung als finanziell nicht tragbar. In heraus: Einzelbeete, die meist qua- vielen der Anlagen schloss man die dratisch im Maß von 2,5 m x 2,5 m Beete zu großen Pflanzflächen freier sind und die Dahlienarena. Den Ein- Form zusammen. satz der Dahlie in Einzelbeeten ent- warf man meist in der ersten Entwick- Die Arena baut man anlässlich einer lungsphase des jeweiligen Gartens. Gartenschau. Nach der Schau kann Einen direkten Zeitabschnitt generell sie bestehender Bestandteil der An- kann man aber nicht festlegen. In lage bleiben. Zum Beispiel im Brit- manchen Fällen geht die Form da- zer Garten, Berlin, und Grugapark, Essen. Sie stellt für die Präsentati- oder Wechselflorpflanzungen besteht on der Dahlien eine reizvolle Form aus der Massenfarbwirkung. Diese dar. Zahlreiche Sorten können dem wird vor allem durch das Prinzip der Besucher präsentiert werden. Die Einfassung und der zwei Formen der Massenfarbwirkung erhält durch die reinen Dahlienpflanzung deutlich. Beete auf den Rängen einen drei- Die einzelnen Farben kommen erst dimensionalen Effekt. Auf höhere richtig zur Geltung, wenn mehrere Dahliensorten kann man von oben Dahlien einer Sorte gruppiert werden. blicken. … Als vermittelnde Farben zwischen leuchtenden Rot- und Purpurtönen 6. Zusammenfassung können weiße und hellgelbe Sorten verwendet werden. Auch blasse und Insbesondere von September bis mittlere Rosatöne können zwischen zum ersten Frost ist die Farb- und schrillen Tönen stehen. Wichtig für Formenvielfalt der Dahlien für die eine gelungene Dahlienpflanzung ist Gestaltung in den Gärten von Bedeu- die Abstufung der unterschiedlichen tung. Dahliengärten oder -schauanla- Wuchshöhen. gen entstehen dort, wo bürgerliches Engagement oder kommerzielles Um das Besondere der Dahlienaus- Interesse der Zuchtbetriebe oder der pflanzungen zu stärken, ohne dabei Städte dahinter stehen. auf farbige Akzente in der blüten-

Der Unterschied von Dahlien- Großer Brunnen mit Dahlien im egapark schaubeeten zu anderen Stauden- Erfurt im Sommer 2007

139 losen Wachstumszeit zu verzichten, Als Randbepflanzung und Pflanzung ist für die zukünftige Verwendung auf unmittelbar angrenzenden Bee- das Prinzip der Einfassung und der ten eigenen sich Anuelle, Stauden reine Dahlienpflanzung mit angren- und/oder Gehölze. Unter den Annu- zenden Beeten zu empfehlen. Wird ellen sollte man Niedrigwachsende das Prinzip der Zwischenpflanzung wählen, die sich schnell entwickeln angewendet, geht der Reiz des Blü- und früh zur Blüte kommen. … Ideal tenfeuerwerkes verloren. Außerdem sind form- und farbneutrale Blätter. wird die Dahlie in ihrem Wachstum Sie können auch immergrün sein. und in der Blütenbildung beeinträch- Dann verleiht man den Beeten im tigt. Winter Struktur. …

Literaturverzeichnis (Auszug)

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Jens Peter Hjerting (links) und Hans Vilhelm Hansen (rechts); im Hintergrund Dietrich Heiland, Bürgermeister der Stadt Bad Köstritz

Laudatio des Bürgermeisters der Stadt Bad Köstritz, Dietrich Heiland, 141 zur Verleihung der Christian-Deegen-Medaille 2007

In diesem Jahr wird die Christian- Und zwar geht es um die Dahlie im Deegen-Medaille der Stadt Bad Köst Besonderen, nämlich um die Ur- ritz auf Grund der besonderen Um- sprungsformen und Eltern unserer stände an zwei Personen verliehen. heutigen bunten Gartendahlien. Zwei Personen deshalb, weil sie fast alles gemeinsam gemacht ha- Nachdem Jens Peter 1987 in Pen- ben, wenn es um die Dahlie geht. sion gegangen war, widmete er sich vornehmlich den Dahlien. Er hatte zu kehren. Damit Verständnis und sich schon früher damit befasst, doch Toleranz herrschen können, muss nun war es intensiver möglich. Nun man die Zusammenhänge und die war mehr Zeit für intensive Sammel- Geschichte kennen, dies gilt im all- reisen und den Aufbau der Naturar- gemeinen und hier im Besonderen ten-Sammlung im Botanischen Gar- für die Dahlie. Bei dem gestrigen ten von Kopenhagen. Vortrag konnten wir uns von den von Jetzt kommt auch Hans ins Spiel, der Ihnen erforschten Zusammenhän- seid 1988 im Botanischen Garten die gen überzeugen. verschiedensten Projekte betreut. Sie beide zusammen haben auf Mit Bewunderung und Staunen Grund von intensiven Forschungen sollten wir uns immer wieder bewußt über die Abstammung unserer Dah- machen, aus welch schlichten Blü- lien die Entwicklung der heutigen tenformen unsere bunten Dahliensor- Gartendahlien herausgebracht. Auf ten entstanden sind. Unser Wissen Grund dieser Tatsache freuen wir um diese Tatsache verdanken wir in uns, Ihnen heute die Christian-Dee- großem Maße diesen beiden For- gen-Medaille der Stadt Bad Köstritz schern, und freuen uns, ihnen heu- überreichen zu dürfen. Damit soll te mit der Verleihung der Christian- zum Ausdruck gebracht werden, wie Deegen-Medaille Anerkennung für wichtig es ist, zu den Wurzeln zurück Ihre Arbeit übermitteln zu können.

Bei der Verleihung (von links): Bürgermeister Dietrich Heiland, Hans Vilhelm Hansen, Jens Peter Hjerting und Dahlienkönigin Dorit I.

142 Hans V. Hansen Die Wildformen der Dahlie Festvortrag während der Jahrestagung

Sehr geehrte Damen und Herren, und 1993 führten ihn weitere Reisen nach Mexiko und er sammelte viele es ist uns eine große Ehre, hier vor Dahliensamen. 1987 ging er in Pen- Ihnen von unseren Forschungen sion und 1988 kam Hans V. Hansen zu sprechen, denn es scheint eine zum Botanischen Garten von Ko- große Kluft zu geben zwischen un- penhagen. Wir verständigten uns seren Studien an den Dahlien-Na- darauf, eine Sammlung aller Dah- turarten aus Mexiko und Ihrem Inte- lienarten an zu legen, die Jens-Peter resse an besonderen Gartendahlien. gesammelt hatte. Schließlich, 1995, Wie auch immer, wir haben versucht, Hjerting, Paul Sorensen (der Autor der Herkunft der Gartendahlie und der Monographie „Dahlien-Naturar- deren früher Züchtungsgeschich- ten“, 1969) und die junge Studentin te durch unsere Arbeit auf die Spur Dayle Saar machten eine letzte Rei- zu kommen. Zur Zeit gibt es erneut se nach Mexiko, wo sie es schafften, großes Interesse, aus botanischer, beinahe alle Dahlienarten zu sam- geschichtlicher Sicht und aus züch- meln, was bedeutete, dass unsere terischem Interesse. Forschungen, die 1989 begonnen waren, in den Jahren 1996 bis 2002 Schon 1958, während Jens Peter sehr intensiviert werden konnten. Hjerting durch Mexiko reiste, war er Während ihrer Reise 1995 fanden die beeindruckt von dem Vorkommen der Sammler 6 bisher unbekannte Arten vielen verschiedenen Dahlienarten. (alle sind inzwischen beschrieben); Er fragte sich: „Was sind die Zusam- Jens-Peter hatte schon während sei- menhänge, was ist geschehen, das ner früheren Reisen zwei von ihnen 143 zu der Entwicklung all dieser phan- beobachten können. tastischen, modernen Dahliensorten geführt hat?“ So sammelte er seine Die besondere Stärke unseres Pro- ersten Dahliensamen und brachte sie jektes ist, dass wir so viele Dahlien- mit nach Kopenhagen. Obwohl er ein arten in Kultur haben. Dies befähigt Experte für wildwachsende Kartoffel- uns, die Grundlagenforschungen von arten ist, war es ihm ein Anliegen, die W. J. C. Lawrence um 1930 im gene- Dahlien im Botanischen Garten zu tischen Bereich und die ersten Hybri- kultivieren, auch in Erwartung wei- disations-Berichte von Sorensen um terer Zusammenarbeit mit anderen 1970 auszudehnen. Wir haben in- Forschern. 1983, 1984, 1988, 1991 zwischen verschiedene neue Chro- mosomenzahlen herausgefunden zen in Madrid, in der Zeit um 1790 und waren in der Lage, verschiedene und einige Bilder aus dem Madrider Arten untereinander zu kreuzen. Mit Herbarium und danach einige Infor- Ausnahme der Arten, die während mationen über Lady Holland in Eng- der in Nordeuropa vorherrschenden land (mit freundlicher Genehmigung Langtagperiode nicht rechtzeitig zu von Richard Cook). Blüte kommen. Wie auch immer, ei- nige der Arten wurden durch die For- Nun wollen wir die Gattung an sich schungsgruppe von Keith Hammett betrachten und einige Bilder der Na- in Neuseeland genutzt und führten turarten anschauen. Sie werden be- zu experimentellen Daten, die zu un- obachten können, dass bei der Far- seren hinzu gezogen wurden. be der Blütenblätter violett (manch- mal auch weißlich) dominiert, nur D. Um die Geschichte der Gartendah- coccinea weicht davon ab mit ihren lie nach zu vollziehen, ist es ange- gelben, orangefarbenen und roten messen, mit den bekannten histo- Blütenblättern. rischen Informationen zu beginnen. Diese sind nicht sehr umfangreich, Unsere Kreuzungsexperimente ha- regen aber zum Nachdenken an. ben gezeigt, dass alle Dahlienarten Wir zeigen Ihnen einige Dias, die mit der Chromosomenzahl 2n = 32 das wiedergeben, was durch die untereinander ohne Probleme kreu- Nachforschungen von Sorensen zen, jedenfalls meistens, und dass und anderen bekannt ist. So werden alle Arten mit 2n = 64 sich absolut Sie mit der Materie vertraut werden. ohne Probleme untereinander kreu- Richard Cook aus Bristol hat einen zen . Chromosomenverdopplung bei „neue“ Illustration aus dem 15. Jahr- Hybriden von 2n = 64 ist sehr häu- hundert gefunden, die eine Azteken- fig. 2n = 64 ist daher die ‚optimale‘ frau zeigt, die eine Dahlienblüte in genetische Struktur im Hinblick auf ihrem Hut als Verzierung trägt. Es Kreuzungsmöglichkeiten. Aus Sicht gibt kaum Zweifel, dass diese frühe der Biosystematik verhalten sich Abbildung Dahlien zeigt, denn kei- alle 2n = 32 Arten wie eine spezielle 144 ne andere Gattung der Familie der Art und alle 2n = 64 Arten verhalten „Sonnenblumen“ (Korbblütler) konn- sich alle gleich. Es gibt keine Kreu- te vor mehr als 400 Jahren schon zungsschranken zwischen ihnen. mehr oder weniger gefüllte Blüten Weshalb ist dies so? Wir wollen dies haben. Das Geheimnis muss in der erklären durch den Gebrauch von genetischen Zusammensetzung der vier gelben und vier roten Karten, Dahlie liegen, denn eine planmäßige die die Chromosomenpaare in den Züchtung kann es nicht vor so lan- Dahlien darstellen. Es gibt also 4 (in ger Zeit gegeben haben. Wir werden 2n= 32), bzw. 8 (in 2n = 64) Anteile dies jetzt erklären. Dahlien kamen in jedem Chromosom. Die Meiose nach Europa erstaunlich spät, dies (Reifeteilung der Zelle zu einer Ei- sind die Bilder von Cavanilles Pflan- zelle mit einfachem Chromosomen- satz, die befruchtet werden kann) ist Hans V. Hansen bei seinem Vortrag nie ein Problem, weil Chromosomen eines Elternteiles sogar in den Ge- Arten, zog den Schluss, dass die schlechtszellen Partner haben und Herkunft der Gartendahlie D. cocci- auch noch Chromosomen für das nea x D. sorensenii ist. Wir stimmen andere Elternteil. absolut damit überein. Nur diese Ar- ten sind morphologisch wie die Gar- Hier nun einige Beispiele von beson- tendahlien und nebenbei bemerkt, deren Hybriden, angeführt von gel- ist D. sorensenii beheimatet in der ben D. coccinea ( eine Blütenfarbe, Gegend, wo die alten Aztekengär- die in vielen Hybriden vorherrschend ten waren; D. coccinea ist sehr weit ist) und schließlich ein Beispiel einer verbreitet. Die Gartendahlie wird kor- 145 Hybride mit der Blütenblattfarbe Vio- rekt genannt D. pinnata Cav., denn lett gekreuzt mit Rot. Rot ist stärker Cavanilles beschrieb als erster eine als Violett und daher ist das Blüten- primitive Gartendahlie unter diesem blatt rötlich, nur wenig beeinflusst Namen. von Violett. Es tritt jedoch ein Sport auf, der nur das Vorhandensein der Wir möchten Ihnen allen danken; ‚violetten‘ Eltern zeigt (Rot ist hier genau so den vielen Menschen, die ganz verschwunden). uns durch die Jahre begleitet haben, die nach Kopenhagen kamen, um Schon Sorensen, durch seinen Kon- unsere Sammlung zu sehen und mit takt mit vielen in Kultur befindlichen uns zu sprechen. 146

Dahlia hjertingii Hans Vilhelm Hansen und Jens Peter Hjerting Die Wildformen der Gattung Dahlia

Vorbemerkung des Übersetzers: Bei to Four Sections with 34 Species in den folgenden Texten handelt es sich the Genus Dahlia, in Nordic Journal um auszugsweise Übersetzungen of Botany, Vol. 24 (5), S. 549 ff. aus drei Schriften: c: Hans V. Hansen & J. P. Hjerting, Hybridization Within Dahlia: A Sy- a: Hans V. Hansen & J. P. Hjerting, nopsis Based on Data From 20 Spe- The Early History of the Domestica- cies, Kopenhagen 2003 tion of Dahlia With Emphasis on the Period 1791 - 1836, Kopenhagen 2000, Summery of the historical part, Zunächst zur frühen Geschichte der S. 58 f. Dahlie (aus Schrift a): b: Hans V. Hansen, Simplified Keys 1. D. pinnata Cav. (1791) war ein Dahlia pinnata ‚halbgefüllter‘, tetraploider (2n = 64), domestizierter Bastard, und stammte im altem Mexiko aus langwährender Züchtung (und möglichen Rück- züchtungen) zwischen dern einhei- mischen Arten D. sorensenii und D. coccinea (der tetraploide Teil). D. rosea Cav. (1796) war eine ‚einfach blühende‘ Art von der gleichen Natur, aber ihr Ursprung könnte weniger kompliziert gewesen sein, da weni- 147 ger Züchtungs-Generationen vorla- gen.

2. Die Tatsache, dass D. pinnata ein ‚halbgefüllter‘ Bastard war, führte zu viel Verwirrung, denn ihre Sämlinge zeigten eine große Vielfalt vor allem einfach blühender Pflanzen. Außer- dem hatten die Sämlinge eine unge- wöhnliche reiche Palette an Blüten- blattfarben. 3. Rein zufällig erreichte keine dass Cavanilles nicht lange genug ‚gelbe‘ Hybride im Jahr 1789 Madrid, lebte, um auf die Kritik zu reagieren. obwohl solche Pflanzen natürlich Als nächstes verwarf Willdenow die schon Ende des 18. Jahrhunderts in Priorität der Gattungsnamen Dahlia Mexiko existierten. Cav. und Dahlia Thunb., ein Fehler, der in einigen europäischen Län- 4. Willdenow (1809a,b) und de Can- dern weiter besteht, wo ‚Georgine‘ dolle (1810) begriffen schon, dass weiter als der Volksname für Dahlia D. rosea einfach eine Form von D. genutzt wird. pinnata war, und genau so wurde D. pinnata (einschließlich D. rosea) von 6. Die Madrider Hybriden erzeugten allen früheren Autoren deutlich von bald einige ‚dunkle rötliche‘ Blüten, D. coccinea unterschieden. während die Frage offen bleibt, ob ‚gelbe‘ Blüten jemals erschienen. 5. Die meisten der frühen Forscher In welchem Umfang das Madrider misstrauten dem, was Cavanilles ur- Material Einfluss hatte, als die Dah- sprünglich unter der Gattung Dahlia lien sich in Europa um den Wechsel beschrieben hatte. Seine Diagnosen 18./19. Jahrhundert ausbreiteten, ist passten nur schlecht zu den Proben, zu diskutieren. Wir müssen anneh- die sie selber angepflanzt hatten. Es men, dass Humboldts Einführung war kein Wunder, dass jeder irrege- viel Bedeutung hatte, auch wenn es führt wurde, aber es war eine Ironie, tatsächlich nur indirekte Beweise da- für gibt. Unser bestes Argument ist, Dahlia coccinea in Mexiko dass das Madrider Material, wegen

148 seiner spärlichen Zahl von Proben und des vermutlichen Fehlens von ‚gelben‘ Blütem, nicht alleine für die große Menge der Gartenformen verantwortlich sein kann, die von ca.1806 an und später gezüchtet wurden.

7. Lawrence behauptete, dass sich die Madrider Hybriden wegen der Wirkungen der Inzucht nur langsam weiter entwickelten, aber wir haben keinen Beweis dafür gefunden. Im Gegenteil, diese Hybriden hatten bedeutend mehr Einfluss als Law- rence dachte. Dies bezieht sich auf die britischen Dahlien, von denen die meisten oder alle bis etwa 1814 aus Madrid kamen, während der gleiche Bestand auch eine größere Bedeu- tung für de Candolle und andere kontinentale Forscher gehabt haben Dahlia coccinea könnte.

8. Es ist nicht belegt, dass Humboldt durch Züchtung aus dem originalen Samen der einheimischen Art D. Madrider Hybridenvorrat erzielt wur- sorensenii nach Europa einführte, den, aber so wie es aussieht, muss aber es besteht kein Zweifel, dass der Einführung durch Humboldt der er Samen der sehr variablen Hy- Vorzug gegeben werden. Andere Im- bride D. pinnata mitbrachte. Einige porte trugen wahrscheinlich auch zur dieser Samen müssen die Quelle europäischen Zuchtentwicklung bei, für Pflanzen mit ‚gelb(lich)er‘ - Far aber sie sind nicht in die Literatur 149 be, oder wenigstens Pflanzen erge- aufgenommen oder nur vage ange- ben haben, von denen sich diese deutet. Farbe leicht entwickeln konnte. De Candolle (1810) hatte schon eine 9. Die hybride Natur von D. pinnata ‚gelbliche‘ Varietät, aber Willdenow (und D. rosea) wurde vielleicht er- (1809a,b) hatte keine. Ihr Erschei- ahnt, aber nicht verstanden, bevor nen in England war ein Ergebnis der Lawrence sie 1929 ableitete. Tatsache, dass 1814 Material vom Kontinent importiert wurde (Sabine 10. Cavanilles D. coccinea war eine 1818). Wir können nicht ausschlie- einheimische Pflanze. Mit aller Wahr- ßen, dass ‚gelbe‘ Formen in England scheinlichkeit war es eine ‚schar- lachrote‘ diploide Form, welche nicht Frage ist, in welchem Umfang tetra- mit einer anderen Art gekreuzt wer- ploide Kulturen von D. coccinea die den konnte (obwohl wir nicht aus- europäische Geschichte der Dahli- schließen können, das eine zufäl- enzucht beeinflusst haben. Bis we- lige Kreuzung (und Verdoppelung) nigstens 1840 waren praktisch alle D. aufgetreten sein könnte). Bis 1802 coccineas wahrscheinlich diploid. Die scheint Madrid nur diese Art von D. meisten späteren Verweise deuteten coccinea besessen zu haben. Einige auf scharlachrote (aber nicht dunkel- Unsicherheiten sind mit Salisburys rote), orange und gelbe Formen hin, und Buonaiutis Beschreibungen von obwohl wir vermuten, dass nur weni- einer ‚gelben‘ D. coccinea in Eng- ge Forscher persönlich irgendetwas land um 1806 verbunden, aber es anderes beobachtet hatten als den gibt Beweis für eine gesonderte Ein- scharlachroten (diploiden) Typ. So- führung diesee Art, die Madrid erst gar Lawrence kannte das Gelb nur relativ spät erreicht zu haben scheint aus der Literatur (Lawrence 1929: (nach 1802?). ... 127) und war sich nicht bewusst, dass einige einheimische Arten te- 11. Willdenow (1809a,b) und de Can- traploid sein können. Dies stützt die dolle (1810) waren die ersten Auto- Annahme, dass tetraploide Stränge ren auf dem Kontinent, die ‚gelbe‘ von D. coccinea in der europäischen und ‚orange‘ Exemplare von D. coc- cinea beschrieben. Humboldt sorgte Dahlia rosea vermutlich für diese neuen Varian- ten, obwohl nicht auszuschließen ist, dass Madrid den Beitrag leistete. Wie auch immer, D. coccinea ließ sich in den nachfolgenden Jahren nur schwer kreuzen (Sabine 1818). Somit waren alle frühen Pflanzen di- ploid. Dies würde eine Kreuzung mit D. pinnata verhindert haben, aber 150 natürlich fand keine ‚infraspezifische Kreuzung‘ statt, und dennoch wur- den zusätzliche Farbtöne innerhalb D. coccinea erreicht. Sabine deutete eine getrennte Einführung von (einer tetraploiden ?) D. coccinea aus Mexi- ko kurz vor 1818 an, während Smith (1826) angibt, dass D. pinnata mit (tetraploiden ?) Formen von D. coc- cinea kurz vor 1826 hätte gekreuzt werden können. Was anschließend geschah, wird nicht berichtet. Die Kultur selten gewesen sind. anerkannte, die sich auf vier Sekti- onen verteilten: Sektion Pseudo- 12. Es muss viele Importe von D. pin- dendron Sherff (die Baumdahlien, 3 nata seit den Tagen von Sabine und Arten), die Sektion Epiphytum Sherff Smith gegeben haben. Sie haben (mit der kletternden D. macdougallii), alle ein starkes Potential besessen die Sektion Entemophyllon Sorensen für die Entwicklung neuer Farben (5 Arten) und die Sektion Dahlia (18 und morphologisch abweichender Arten). Später (1980, bzw. 1987) be- Formen. Die grundsätzlichen Kreu- schrieb Sorensen D. tubulata in der zungen (tetraploide D. coccineas be- Sektion Dahlia und D. congestifolia treffend) haben mit anderen Worten in der Sektion Entemophyllon. üblicherweise bereits vor ihrer An- kunft in Europa stattgefunden. Während einer Expedition nach Me- xiko 1995 sammelten Paul Sorensen, Nun der heutige Stand der Gattung Dayle Saar und Jens Peter Hjerting Dahlia (aus Schrift b): sechs weitere Dahlia-Arten (drei da- von waren von Hjerting bereits 1984, Die Gattung Dahlia Cav. … wurde bzw. 1991 entdeckt worden). Diese wissenschaftlich von Sorensen 1969 Arten sind vor kurzem wie folgt be- beschrieben, der damals 27 Arten schrieben worden: D. campanula-  P. D. Sorensen, Revision of the genus ta (Saar et al. 2003), D. cuspidata Dahlia, 1969, Rhodora 71, S. 309 ff. (Saar et al. 2003), D. hjertingii (Han- sen & Sorensen 2003), D. neglecta Dahlia imperialis

151 (Saar 2002), D. parvibracteata (Saar Botanischen Garten der Universität & Sorensen 2000) und D. specta- Kopenhagen aufgebaut. bilis (Saar et al. 2002). Diese nach Fünf der Arten, die zwischen 2000 1969 beschriebenen Arten sind in und 2003 eingeführt wurden, fallen sieben verschiedenen Papieren ver- in die Sektion Dahlia sensu Soren- öffentlicht worden, alle mit Bezug auf sen, während D. campanulata in die Sorensens originalen Bestimmungs- Sektion Pseudodendron gehört. Die schlüssel (1969, S. 322 ff.), aber ein Studie von Saar et al. (2003) … er- Gesamtschlüssel für alle Arten der kennt die Sektion Entemophyllon als Dahlia fehlt bisher. ... monophyletisch, als Schwester ei- ner Gruppe mit allen anderen Arten. Praktisch alle Publikationen über Die Eigenständigkeit der Sektionen natürliche Dahlien (einschließlich Pseudodendron und Dahlia (beide Systematik, Zellbiologie, historische sensu Sorensen (1969) mit Ergän- Betrachtung, Biochemie und Mole- zungen) wurde hinterfragt, aber das kulardaten), die während der letzten könnte leicht verbessert werden, in vierzig Jahre veröffentlicht wurden, dem man die Sektionen Pseudoden- basierten auf dem Material, das von dron und Epiphytum einfach in die Hjerting, Sorensen und (1995) Saar Sektion Dahlia einbringt. gesammelt wurde. Große Samm-  = im Sinne lungen der Arten (und von Hybriden)  = einer Stammform entsprossen oder wurden in DeKalb, Illinois, bzw. im einem einzigen Stamm zugehörig

Dahlia atropurpurea

152 153

Dahlia parvibracteata Aus morphologischer Sicht ist es je- In der Gattung Dahlia ist die vorherr- doch dienlich, die von Sorensen vor- schende Farbe violett. Nur zwei Ar- geschlagenen Sektionen beizube- ten weichen davon ab, beide aus der halten, da alle Arten problemlos den Sektion Dahlia, D. tenuis (gelb) und Sektionen zugeschrieben werden D. coccinea (gelb, orange und rote können. Die Identität von D. excel- Nuancen). Nuancen von Violett wer- sa Benth. ist nach wie vor unsicher, den von allen anderen Taxa berich- dieses Taxon wird nur beiläufig er- tet, ausgenommen die endemische wähnt werden. Als D. excelsa iden- D. macdougallii mit ihren weißlichen tifiziertes Pflanzenmaterial ist hier („elfenbein“) Blütenblättern. Die- in Kultur, blüht aber nie. Bentham se Farbe ist wenigstens auch bei (1838) beschreibt diese Art mit einer Populationen von D. imperialis, D. seltsamen Art von „Doppelkopf“, ein dissecta und D. merckii bekannt. D. hybrider Ursprung für D. excelsa ist campanulata wurde beschrieben mit deshalb recht wahrscheinlich. Ich leicht rosa bis rosaroten Blütenblät- habe selber nie lebende Exemplare tern (Saar et al. 2003), aber in Kultur von D. congestifolia und D. rupi- sind sie weißlich, trotz eines Hauchs cola (Sektion Entemophyllon) und von Violett kurz vor dem Aufblühen; aus der Sektion Dahlia D. hintonii, die Basis der Blütenblätter hat eine D. moorei und D. purpusii gesehen. markante rötliche Zone. Die Röhren- Angaben zu diesen beruhen deshalb blüten der Dahlia sind gelb mit Aus- auf Sorensen (1969, 1987). nahme der meisten Populationen Alle Arten von Dahlia sind verschie- von D. australis und D. merckii… den, mit der Einschränkung dass D. pteropoda morphologisch eng zu D. Zum Schluss die Arten der Gattung sorensii gehört und D. neglecta als Dahlia mit den Angaben der Chro- kleinere Ausgabe von D. spectabilis mosomenzahl (in Klammern) und angesehen werden könnte. Es ist be- den Bezirken in Mexiko, in denen sie achtenswert, dass einige Synonyme vorkommen (in Winkeln) (nach den innerhalb der Gattung bestehen, un- Schriften b und c): geachtet der Taxa, die für kultivierte 154 Formen vergeben wurden und mög- Sektion Pseudodendrom Sherff licherweise alle auf der Gartendahlie 3 Arten D. pinnata Cav. (= D. coccinea x D. D. campanulata Saar, Sorensen & sorensenii Hansen & Hjerting 1996, Hjerting (2n = 32) 2000, 2002) basieren … D. imperialis Roezl & Ortgies (2n =  Morphologie ist die Lehre von der 32) net man in der Biologie eine als syste- D. tenuicaulis Sorensen (2n = 32) matische Einheit erkannte Gruppe von  = Gleichheit verschiedener Bezeich- nungen von unbekannter Identität (vielleicht ein Bastard?) und Erscheinungswei- D. scapigeroides Sherff (2n = 34) se einer Baumdahlie: D. excelsa Bentham (2n = 32) Sektion Dahlia Sektion Epiphytum Sherff 24 Arten 1 Art D. apiculata (Sherff) Sorensen (2n = D. macdougallii Sherff (2n = 32) 32) D. atropurpurea Sorensen (2n = 64) Section Entemophyllon Sorensen D. australis (Sherff) Sorensen (2n = 6 Arten 32 oder 64) < Chiapas, Hidalgo (?) D. congestifolia Sorensen (2n = 34) und Oaxaca, in Guatemala in den Bezirken Huehuetenango und Toto- D. dissecta Watson (2n = 34), var. nicapan> dissecta , var. sublignosa 64) D. foeniculifolia Sherff (2n = 34) xico> D. linearis Sherff (2n = 34) rango> D. cordifolia (Sessé & Moc.) Mc- Vaugh (2n = 32) Dahlia sherffii

155 D. cuspidata Saar, Sorensen & Hjer- ting D. hintonii Sherff D. hjertingii (Hansen & Sorensen (2n = 32) D. merckii Lehm. (2n = 36) D. mollis Sorensen (2n = 32) D. moorei Sherff D. neglecta Saar (2n = 64) D. parvibracteata Saar & Sorensen (2n = 32) D. pteropoda Sherff (2n = 64) D. purpusii Brandegee D. rudis Sorensen (2n = 32) D. scapigera Knowles & Westc. (2n Dahlia merckii = 32) ting (2n = 64) D. sherffii Sorensen (2n = 32 oder D. tenuis Rob. & Greenm. (2n = 32) 64) D. sorensii Hansen & Hjerting (2n = D. tubulata Sorensen (2n = 32) co, San Luis Potosi> D. spectabilis Saar, Sorensen & Hjer- Übersetzung: Manfried Kleinau 156

Wer das Neue im Garten nicht mitmacht, kann seinen alten Lieblingsblumen nicht gerade in die Augen sehen.

Karl Foerster Dahlien-Zentrum Bad Köstritz am 19. Mai 2007 eröffnet

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‘Sonnenrose’ aus dem Katalog des Nachlasses von Sieckmann, Besitzer Wolfgang Schade; reproduziert 1999/2000 von der Firma Restaurierungswerkstatt Müller, Plau- en, als Farb-DIA-Positiv und heute im Bestand des Deutschen Dahlien-Archivs. Die Eröffnung des Dahlien-Zentrums im Spiegel der OTZ Eine Königin ist vor- fristig „erblüht“ Dahlienzentrum als Buga-Begleitprojekt in Bad Köstritz eröffnet

So titelte die in Gera erscheinende wenige Gewächshaus-Exemplare Ostthüringer Zeitung am 21. Mai ließen zur ausgesprochen gut be- 2007 über ihrem ausführlichen Be- suchten Einweihung des Buga-Be- richt von der Eröffnung des Dahlien- gleitprojektes etwas von der Vielfalt Zentrums in Bad Köstritz. Die kurz an Formen und Farben erahnen, die OTZ genannte Zeitung berichtet: die Königin des Spätsommers her- „Die eigentlichen Stars des Tages, vorzubringen vermag. nämlich die Dahlien selbst, hielten sich am Sonnabend naturgemäß Vizepräsident Wilfried Bergerhoff und freilich „noch mit Erde bedeckt“ zur Geschäftsführerin Bettina Verbeek auf Eröffnung des Dahlieninformations- dem Weg zur Eröffnung des Dahlienzen- zentrums in Bad Köstritz. Nur einige trums

158 Dennoch kommt das Thema Dahlie in seiner ganzen Komplexität keines- wegs zu kurz: Weder in der informa- tiven Ausstellung, die im neuen An- bau am Haus des Gastes zu sehen ist, noch im kleinen aber feinen Dah- liensortengarten mit seinen Schau- tafeln oder im Deutschen Dahlien- archiv, das jetzt seinen Platz in Bad Köstritz gefunden hat. Als Gäste konnte Bürgermister Diet- rich Heiland (CDU) u. a. Landrätin und Buga-Aufsichtsratsvorsitzende Martina Schweinsburg (CDU), Geras OB Dr. Norbert Vornehm (SPD) und den Vizepräsidenten der Deutschen Dahlien-, Fuchsien- und Gladiolen- gesellschaft (DDFGG), Manfried Kleinau begrüßen (Anmerk. d. Red.: auch der anwesende Vizepräsident Wilfried Bergerhoff wurde begrüßt). Und er erinnerte daran, dass es von oben: Landrätin Martina Schweinsburg unten: Josef Raff mit Bibliothekarin Clau- den ersten Plänen, die vor zwei, dia Friedrich im Archiv drei Jahren zu diesem Projekt ge- schmiedet wurden, bis zur Vollen- dung ein mühsamer Weg gewesen sei. Auch was die Beschaffung der finanziellen Mittel betraf. Nun sei das Projekt mit seinen baulichen Verän- derungen wie Dahliensortengarten, Anbau, Dahlienarchiv und Perso- nenaufzug fertiggestellt. Richtig mit 159 Leben aber werde es erst durch Besucher erfüllt. Und die erfuhren am Sonnabend auch, wie groß das Engagement für das Dahlieninfor- mationszentrum von vielen Seiten war. Da ist einmal die DDFGG, die mit einer nicht unbeträchtlichen Summe und auch einer Reihe von Exponaten dazu beigetragen hat. Da sind andererseits aber auch viele Einzelne, die sich auf unterschied- Peter Ambrosius überreicht Bürgermei- lichste Weise um das Gelingen ver- ster Dietrich Heiland eine handgemalte dient gemacht haben. So wie der Schale aus Mexiko für das Dahlienzen- Marbacher Dahlienzüchter Peter trum; unten: Dahlienkönigin Dorit I. Ambrosius, Dirk Panzer, der Chef des traditionsreichen Köstritzer Gar- tenbaubetriebes Paul Panzer, Bibli- othekarin Claudia Friedrich, Bernd Böhme vom Heimatverein, Gärtner- meisterin Doris Lachheim, die die Beete angelegt hat, oder Anne-Ca- thrin und Wolfgang Ritschel. Einen 160 Beitrag besonderer Art haben auch die Greifswalderin Susanne Subklev und Stefan Kaltenbach aus dem ba- denwürttembergischen Freiburg ge- leistet. Betreut von Prof. Dr. Dr. Walz entwarfen die beiden Museologie- studenten aus Leipzig einen Teil des Konzeptes und machten Vorschlä- ge für die Umsetzung. In dem Pro- jekt, das sich über zwei Semester erstreckte, haben sie verschiedene Themen dokumentiert, die auf den ersten Blick nicht unbedingt mit der und dessen Söhnen ab 1844, Me- Dahlie in Zusammenhang zu bringen daillen, Gemälde oder Originalzeich- sind. Die Dahlie in der Poesie zum nungen aus dem Farbkatalog von Beispiel oder in der Küche oder die Max Deegen, dem Sohn Christian Mystik der Schwarzen Dahlie. Auf ei- Deegens.“ ner der Tafeln erfährt man auch von In einem Kommentar unter dem Ti- der Tradition der Stadt Legden nahe tel „Dahlien und Geschenke“ spielt der holländischen Grenze, wo seit Sigrun Broschardt von der OTZ auf 1926 jährlich ein Blütenkorso statt- das nicht immer reibungsfreie Ver- findet mit Millionen von Dahlienblü- hältnis zwischen dem Landkreis und ten… der Stadt Bad Köstritz an und betont das gute Verhältnis zwischen Gera Als aufschlussreich erwies sich auch und Bad Köstritz. ein Blick ins Deutsche Dahlienarchiv, für das die DDFGG u. a. ihren eige- Ein paar Tage später, am 25. Mai, nen Fundus zur Verfügung stellte. empfiehlt die OTZ unter einem Bild Aufbewahrt werden hier auch kleine von Dahlienkönigin Dorit und ihrer Kostbarkeiten wie Handschriften des Vorgängerin Mandy unter der Über- Altmeisters der deutschen Dahlien- schrift „Wissenswertes rund um die zucht Christian Deegen um 1880, Dahlie erfahren“ einen Besuch des Originalverzeichnisse von Deegen Dahlien-Zentrums.

Ansprache Bgm. Dietrich Heiland zur Eröffnung des Dahlien-Zentrums

Sehr geehrte Damen und Herren, scheut, um den Menschen einen un- gewöhnlichen Streifzug durch diese ich freue mich, dass so viele der Ein- Kulturgeschichte zu bieten. Danken ladung der Stadt Bad Köstritz gefolgt möchte ich auch der Deutschen Dah- 161 sind. Beweist dies doch einmal mehr lien-, Fuchsien- und Gladiolengesell- das rege Interesse, dass bei uns am schaft, die eine nicht unbeträchtliche aktuellen und am kulturhistorischen Summe für das Dahlienarchiv be- Thema “Der Dahlie” besteht. Des- reitgestellt hat. Die Mitglieder haben halb möchte ich auch all´ denen dan- auch mit ihren Exponaten dieses ken, die - manchmal schon vor vielen Vorhaben mit Leben erfüllt. Jahren die Ideen und die Konzepte Meine Damen und Herren, Dahlien- für dieses Projekt entwickelten und museum, Dahlienarchiv, Dahlien- die jetzt hier versammelten Objekte zentrum - gleich wie Sie es nennen und Dokumente zusammengetragen wollen - , von vielen Köstritzerinnen haben. Sie haben keine Mühen ge- und Köstritzern seit Jahren gewollt, gewünscht, zum Teil auch gefordert, gestellt, dann bezog sich das wohl diese Einrichtung, die einen Teil der im Wesentlichen auf die baulichen Geschichte unserer Heimatstadt Bad Veränderungen, auf den vorberei- Köstritz beinhaltet, ist fertiggestellt teten Dahlien-Sortengarten mit dem und wird heute eröffnet. Pünktlich, Durchgangsweg auf das sanierte wie von Anfang an geplant! bzw. neue Gebäude im Hinterhof, Als Begleitprojekt der Bundesgarten- bis hin zum Einbau eines Personen- ausstellung Gera-Ronneburg erfährt aufzuges und des offenen Dahlien- es durch dieses einzigartige Ereignis archivs im Haupthaus des Haus des seine besondere Würdigung. Das Gastes. Das ist die bauliche Seite mit viel Liebe und Sachverstand re- des Gesamtprojektes und die ist fer- staurierte Gebäude, das wir heute tiggestellt. einweihen, stellt ein gelungenes Sa- nierungsobjekt unserer Stadt dar... Mit Leben wird das aber alles erst Es fügt sich ein in das Ensemble durch den Inhalt, durch die interes- “Denkmalgeschützter Elemente” und sierten Besucher, durch die interes- bietet in Verbindung mit dem ange- sierten Dahlienzüchter, die etwas legten Dahlien-Sortengarten eine hinzu lernen wollen oder sich mit reizvolle Kombination für die Besu- der Geschichte der Dahlienzucht im cher und die Spaziergänger. allgemeinen und der Köstritzer Dah- liengeschichte im speziellen, von Und deshalb möchte ich auch den Christian Deegen bis zum heutigen Ausführenden, d.h. den Handwer- Gartenbaubetrieb Panzer befassen kern ... meinen Dank und den Dank wollen. Nun kann man natürlich fra- der ganzen Stadt aussprechen. Sie gen, was wir mit dem ganzen Wissen haben Engagement und Ausdauer über die Vergangenheit sollen. Hilft bewiesen, Sie haben viel Zeit, viel es uns weiter, hat es einen Bezug Ideen und viel Elan in dieses Projekt zur Gegenwart oder sollten wir die gesteckt. Es war ein mühsamer Weg Geschichte nicht einfach Geschich- bis zur heutigen Einweihung. te sein lassen. In unserer schnellle- bigen Zeit, in der vielfach nur das gilt, 162 Es war nicht leicht, die finanziellen was jung und modern ist, mag die Mittel zu beschaffen, leider gab es Beschäftigung mit dem, was bereits wie wir alle wissen, keine BUGA- ein paar Jahrzehnte oder Jahrhun- Fördermittel für diese Investition und derte zurückliegt, auf manche wie es war auch nicht immer leicht einen ein Anachronismus wirken. Doch die Ausgleich zu finden, zwischen dem Vergangenheit ist ein Teil von uns, Wunsch möglichst viel zu erhalten die Gegenwart wird von dem, was und dem Erfordernis, für die jetzige früher geschehen ist, geprägt. Nutzung als modernes Ausstellungs- Um sie zu verstehen und die Zukunft gebäude Veränderungen vorzuneh- bewältigen zu können, müssen wir men. Wenn ich Ihnen vorhin sagte, deshalb etwas von der Vergangen- das Vorhaben, das Projekt sei fertig- heit wissen. Denn die Vergangenheit ragt in die Dahlienzucht in Bad Köstritz gerade Gegenwart hinein und prägt sie auch zu an. Sie zeigt uns die kulturellen dann, wenn wir das früher Gesche- Güter der Vergangenheit und lässt hene vergessen oder verdrängt ha- uns so die städtische Tradition be- ben oder wenn wir uns nicht mehr wahren. Und so schließt sich auch dafür interessieren. Die Beschäf- der Kreis zur Gegenwart, wenn heu- tigung mit der Vergangenheit ge- te diese Gebäude, zum Zwecke der schieht also, um der Gegenwart- und Bewahrung und Pflege unserer Ge- der Zukunft willen. Wir wollen etwas schichte, ihrer Bestimmung überge- erfahren über eine Zeit, die unsere ben werden. Einer Bestimmung, die Zeit geprägt hat und wir wollen da- sich von der ursprünglichen stark un- raus Nutzen ziehen für das Heute terscheidet und doch zum Gebäude und das Morgen. Wir wollen erken- passt, das wir heute mit dieser klei- nen, wie sich unsere heutige Identität nen Feier einweihen dürfen. herausgebildet hat. Wir wollen uns unserer Tradition bewusst werden Ich hoffe, dass das Dahlienzentrum und uns mit ihr auseinander setzen. Bad Köstritz viele Besucher anzie- Dazu bietet sich die Geschichte der hen wird.

40 Jahre Dahliengarten Baden-Baden (siehe folgende Seite)

163 Markus Brunsing 40 Jahre Dahliengarten Baden-Baden

Grund zum Feiern hatten in diesem Rasenfläche des Landschaftsparks Jahr die Baden-Badener Dahlien- verteilt waren. Die Einweihung des freunde, galt es doch, das 40-jährige Dahliengartens nahm am 13. August Jubiläum des Dahliengartens in der 1967 der Präsident der Deutschen Kurstadt zu begehen. Dahlien- und Gladiolengesellschaft Walter Morio gemeinsam mit dem Im Jahr 1967 hatte der damalige Ba- Baden-Badener Bürgermeister Fritz den-Badener Gartendirektor Walter Wurz vor. Rieger in den historischen Kuran- lagen der Lichtentaler Allee einen Nur wenige Wochen nach der Eröff- neuen Dahliengarten erschaffen. Er nung erlebte der neue Dahliengarten bestand aus 92 meist quadratischen einen besonderen Höhepunkt, als Dahlienbeeten, die in der weiten die Mitglieder der Deutschen Dah- lien- und Gladiolengesellschaft im Im Baden-Badener Dahliengarten September 1967 aus Anlass ihrer

164 165

‘Baden-Baden’ Jahrestagung auf der Bundesgar- Im Dahliengarten Baden-Baden tenschau im benachbarten Karlsru- he die Parkanlagen in Baden-Baden Den Höhepunkt der Feierlichkeiten besuchten. bildete die Taufe einer Dahlienneu- züchtung von Peter Haslhofer durch 40 Jahre nach der Neuanlage fan- die Taufpatin und Schirmherrin des den sich nun am 26. September Fests Catherina Ruffing-Bernadot- 2007 über 400 Baden-Badener Dah- te Gräfin af Wisborg von der Insel lienfreunde in der Lichtentaler Allee Mainau. Bislang unter der Züchter- zum Geburtstagsfest, um bei Musik, nummer HAPET 2005/188 geführt, 166 festlichen Reden, Gedichten rund wird diese hellrote, innen gelbe um den Herbst, kurzen Führungen Dekorative Dahlie nun den Namen und der Wahl der schönsten Dahlie „Baden-Baden“ tragen. Sie zeichnet sowie Speis und Trank den Blüten- sich durch eine besonders frühe und höhepunkt der Dahlien zu genießen. üppige Blüte in den Farben der Stadt Sie feierten zusammen mit zahl- aus und wird hoffentlich Einzug in die reichen Ehrengästen, darunter Ober- Gärten vieler Dahlienfreunde halten. bürgermeister Wolfgang Gerstner, der Präsident der DDFGG, Werner Ermöglicht wird der Baden-Badener Koch, und die Dahlienexperten Elke Dahliengarten seit drei Jahren durch Crocoll, Peter Haslhofer und Günter den Verein der Freunde des Dah- Roth. liengartens. Das engagierte Team um die rührige Vorsitzende Edelgard Späth sammelt unermüdlich Spen- den, organisiert Veranstaltungen und übernimmt einen bemerkenswerten Teil der Dahlienpflege durch - ge meinsame Arbeitseinsätze. Mit Un- terstützung des Verbands Badischer Gartenbaubetriebe und des Baden- Badener Gartenamts lassen die Ba- den-Badener Dahlienfreunde 1800 Dahlien in 66 verschiedene Sorten in der Lichtentaler Allee erblühen.

Und so verbindet sich mit dem Jubi- läum die Hoffnung, dass auch in den kommenden vier Jahrzehnten die „Königin des Herbstes“ einen leucht- enden Blütenabschluss der Baden- Badener Gartensaison bilden wird. oben: Peter Haslhofer, Dahlienzüchter aus St. Pankraz in Österreich, mit seiner Sorte ‘Hapet 2005-188’, jetzt ‘Baden-Baden’ unten: Pavillon und Dahlienbeete unter alten Bäumen an der Lichtentaler Allee

167 Elke Crocoll Aus Fehlern wird man klug

Wie wahr diese Redensart ist, wurde wurde am 18. Juni 1812 in Karlsruhe mir deutlich durch einen Fehler auf geboren und starb am 3. Feb. 1871 meiner Homepage, www.crocoll.net/ in Schwetzingen. Er war ebenfalls Dahlien. Ich schrieb im Menüpunkt Garten-Inspektor in Karlsruhe, aber über die Geschichte der Dahlien: auch Pflanzensammler für die RHS, 1808 erste gefüllte Dahlie durch Royal Horticultural Society in Lon- Karl Theodor Hartweg in Karlsruhe don, worüber Herr Hartweg noch Gleich zwei Fehler haben sich da Unterlagen besitzt. eingeschlichen: Karl wird richtig mit Während der Amtszeit von Andreas C, also Carl, geschrieben, und au- Johann Hartweg entstand der Neue ßerdem ist es in diesem Zusammen- Botanische Garten nach Plänen des hang der falsche Herr Hartweg. Architekten Friedrich Weinbrenner Als ich über die Geschichte der Dahlie mit Orangerie, Warm-, Kalt- und An- für meine Homepage recherchierte, zucht-Häusern und einem entspre- stieß ich immer nur auf den Namen chenden Freiland. Hartweg oder Hartwig, und weil es 1825 gab Andreas Johann Hartweg nur über den Garten-Inspektor Karl ein Buch heraus: „Hortus Carlsruha- Theodor Hartweg nähere Informati- nus oder Verzeichniss sämmtlicher onen gab, schrieb ich die erste ge- Gewächse welche in dem gross- füllte Dahlie diesem zu, auch wenn herzoglichen botanischen Garten die Jahreszahlen nicht stimmten, ich zu Carlsruhe cultivirt werden: nebst vermutete fälschlicherweise, dass dem Geschichtlichen der bota- der Vater genauso hieß. nischen und Lustgärten von 1530 - 1825 und einem Situationsplan von Diese Fehler fielen Herrn Theodor sämmtlichen Gewächshäusern.“ 168 Hartweg auf, dem Ur-Ur-Enkel des- Dies konnte ich in der Landesbiblio- selben, und in einem sehr interes- thek in Karlsruhe ausleihen, und es santen Telefongespräch wurde alles war ein wunderbares Gefühl, es in richtig gestellt und ich erfuhr mehr Händen zu halten und faszinierend, über die beiden interessanten Gar- darin zu lesen, die Geschichte wurde ten-Inspektoren Hartweg meiner lebendig. Heimatstadt. Er setzte diesem Verzeichnis einen 1806 wurde Andreas Johann Hart- Sinnspruch voraus: weg, geb. 1777, Garten-Inspektor in Nahe und fern entspriesst auf Hö- Karlsruhe und züchtete dort 1808 die hen und unten im Thale. erste gefüllte Dahlie. Dort an wärmendem Licht, und Carl Theodor Hartweg, sein Sohn, hier im kühlenden Schatten. Mutter Natur, die blühende Schaar ter den Pfleglingen weilen. von fröhlichen Kindern. Möge der Freund der Natur un- Aber sie sammelt und pflegt in serer Blühten sich freun! wohl verwahreten Räumen Emsig des Gärtners Hand, und Besonders gespannt war ich, ob ich reiht sie kunstreich nach Classen. wohl im Verzeichnis die Dahlie finden Auch was die Sonne des Süds, würde, und tatsächlich, es wurde auf was unter des Nordens Eisrinde Georgine verwiesen und da war zu Da so üppig erblüht, und dort so lesen: kümmerlich weilet. Georgine Jemand ward, wie sich gebühret, 1. coccinea, scharlachrothe W4 CH hier seine gedeihliche Stelle. Dahlia coccinea Cav. Möge des Forschers Aug gern un- 2. – b.crocea, safrangelbe W4 CH

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‘Josef Worell’ ebenfalls aus dem Katalog von Sieckmann, Deutsches Dahlien-Ar- chiv 3. – c. flava gelbe W4 CH Wie man sieht, passierten schon 4. variabilis veränderliche W4 CH damals Fehler, denn die richtige Plures varietates simplicis et plenis Schreibweise ist Hartweg und nicht mit vielen einfachen und gefüllten Hartwig. Spielarten W4 = ausdauernd Von Berlin ging der Weg der gefüllten CH = Cap Haus - welche im Win- Georgine weiter nach Erfurt und von ter 5-6°C Wärme erfordern da nach Bad Köstritz zu Christian Deegen. Wie ging es aber weiter mit dieser gefüllten Dahlie aus Karlsruhe? Am Ich freue mich, auf diese Weise Herrn Telefon erfuhr ich von Herr Hartweg, Theodor Hartweg kennen gelernt zu dass sie zuerst nach Berlin gelangte. haben und danke ihm für seine In- Also lieh ich mir über Fernleihe ein formationen und Berichtigungen. Für Buch aus Berlin aus, und zwar die mich war es eine spannende Ge- „Allgemeine Gartenzeitung . Eine schichte und interessant zu sehen, Zeitschrift für Gärtnerei und alle da- wie viel man doch durch Fehler ler- mit in Beziehung stehende Wissen- nen kann. schaften“. Herausgegeben wurde sie 1833 von Christoph Friedrich Otto, Königl. Preuß. Garten-Direktor und Inspector des botanischen Gar- tens zu Berlin, und Albert Dietrich, Dr. der Philosophie und Lehrer an der Gärtner-Lehranstalt zu Berlin. Darin gab es einen Artikel von Fried- rich Otto mit dem Titel: „Beitrag zur Kultur und Eintheilung der Georgi- nen, nebst einem Verzeichnis ihrer vorzüglichsten Abarten“:

170 Im Kew-Garten zu London wurde diese Pflanze bereits 1789 einge- führt. In den Jahren 1803 und 1804 kam sie nach dem hiesigen bota- nischen Garten. Willdenow erhielt Knollen aus dem botanischen Gar- ten zu Madrid, und Samen von Me- xico durch Alexander v. Humboldt. Im Jahre 1808 theilte mir der Gar- Fuchsia hartwegii, benannt nach Hart- ten-Inspector Hartwig zu Karslruhe weg jr., der auch in der Fuchsienliteratur die erste gefüllte Georgine mit, die stets als Karl Theodor, statt Carl Theodor hier großes Aufsehen machte. bezeichnet wird Collerettes Halskrausendahlien

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‘Claire de Lune’ Holger Jansen Collerettes

Eine Dahlienklasse, der meiner schau nach Wiehl. Dort sah ich dann Meinung nach viel zu wenig Auf- zu meiner Freude, das es ja noch merksamkeit geschenkt wird ist die weitere Dahlien dieser Art gibt. Klasse der Halskrausendahlien. Als So schlug ich sofort zu und kaufte ich vor ca. 20 Jahren meine Dah- mir die Sorten ‘Libretto‘ und ‘Ron- lienleidenschaft entdeckte, war es do‘ dazu. Als ich dann später das eine Dahliensorte, die mich zwi- Dahlienbuch „Schöne Dahlien“ von schen den ganzen Dekorativen - und Berend Meyer mein Eigen nennen Kaktus-Dahlien immer besonders konnte, entdeckte ich dort eine mei- faszinierte, weil sie so ganz anders ner heutigen Lieblingsdahlien ‘Claire als die anderen war: die Halskrause- De Lune‘. Kurzerhand habe ich dann Dahlie ‘La Gioconda‘. Eine Sorte, die Herrn Meyer damals angeschrieben, heutzutage eigentlich überholt ist, da wo ich denn diese Dahlie bekommen es mittlerweile qualitativ viel besse- könnte. Eine Woche später kam re gibt. Einige Jahre später fuhr ich dann vollkommen unerwartet ein dann mit meinen Eltern zur Dahlien- Paket mit der Post mit zwei Knollen dieser Sorte. Nochmals vielen Dank Der Autor im „Kreise“ seiner Dahlien hierfür Herr Meyer.

172 Vor drei Jahren hatte ich dann plötz- lich die Gelegenheit meine Dahlien- liebhaberei voll auszuleben, da in der Verwandtschaft ein größerer Garten aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr genutzt wurde. Und durch das Internet wurde dann meine Sammel- leidenschaft so richtig geweckt, als ich dann die ganzen Farbkombina- tionen und Sorten von Halskrausen- dahlien bei den internationalen Züch- tern entdeckte. Der aktuelle Stand meiner Halskrausen-Sammlung ist 1 momentan bei 102 verschiedenen Sorten. Besonders zuvorkommend hat sich die Firma Alpen Gardens aus den USA erwiesen. So hat Frau Carla Stables mir verschiedenste Sorten bei den unterschiedlichsten Züchtern in Amerika besorgt und mit ihren eigenen Knollen zusammen verschickt. Aus Kanada habe ich auch so manches Kleinod bei Ferncliff Gar- dens erworben. Aber auch aus Eng- land und den Niederlanden kommen wunderbare Sorten. Besonders die 2 Firma Geerlings hat in den letzten Jahren sehr gute Halskrausendah- lien auf den Markt gebracht. Hier sollten besonders erwähnt werden: ‘Ann Breckenfelder‘, ‘Aranka‘, ‘Rai- 173 sa‘, ‘Collerette Princess‘, ‘Nienke‘ und ‘Night Butterfly‘ - um nur eini- ge zu nennen. Aber auch bewährte Klassiker hat der holländische Züch- ter weiterhin im Sortiment: ‘Claire De Lune‘, ‘Brides Bouquet‘, ‘Mariposa‘ und ‘Grand Duc‘.

1 ‘Libretto’ 2 ‘Rondo’ 3 3 ‘Ann Breckenfelder’ Nach all diesen internationalen Dahlien sollten natürlich auch die sehr guten Sorten aus Deutschland nicht unerwähnt bleiben wie ‘Natha- lie‘ (mein Favorit aus Deutschland), ‘Flamenco‘, ‘E 175‘ und ‘Stefanie Hertel‘. Auch nicht unerwähnt sollte eine Neuheit von Dr. Wirth aus Ös- terreich bleiben: ‘Wirth C 11‘ - creme- weiß mit sternförmiger Blüte. Diese Sorte wirkt unglaublich edel und ist ein toller Blickfang. 4 Wer hierzulande an Halskrausen- dahlien denkt, hat meistens die Farbkombination „rot mit gelber Halskrause“ im Kopf. Dabei gibt es viele weitere zweifarbige Kombina- tionen, aber auch sehr schöne ein- farbige. Interessant sind: orange mit rosa Krause, gelb mit weißer Krause, hellrot oder auch schwarzrot mit wei- ßer Krause, lila mit weißer Krause, apricot mit gelber Krause und viele mehr. Meine Favoriten sind: ‘April Heather‘ (apricot mit gelber Krause - mein ab- 5 soluter Liebling), ‘Ginny Ann‘ (gelb mit weißer Krause), ‘Fairfield Frost‘ (weiß), ‘Buffy‘ (bronze), ‘Pooh‘ (rot mit gelben Spitzen und gelber Krau- se), ‘Hy Winefrost‘ (dunkellila mit 174 helleren Spitzen und Krause - ganz neue Sorte aus Kanada), ‘Teesbroo- ke Audrey‘ (zartlila mit weißer Krau- se), ‘Ann Breckenfelder‘ (klassische rote mit gelber Krause), ‘Nathalie‘ (dunkelweinrot mit weißer Krause), ‘Mingus Loren‘ (weiß mit lilarosa Sprenkeln), ‘My Joy‘ (kräftig pink mit gelber Krause) und so weiter. Ich kann also dem Vorurteil, das es nur 6 einige wenige gute Halskrausendah- liensorten gibt, nur widersprechen. 7 9

8 10

175

4 ‘Raisa’ 5 ‘Nienke’ 6 ‘Bride’s Bouquet’ 7 ‘Mariposa’ 8 ‘Grand Duc’ 9 Wirth C11 10 ‘Mingus Loren’ 11 11 ‘Hy Winefrost’ 176

‘April Heather’ Lieblingssorte des Autors 177

Teil 3 Fuchsien ‘Abbé Farges’ eine Züchtung Viktor Lemoines aus dem Jahr 1901 gesehen in der Gärtnerei des Schlosses Buchlovice, CZ 178

Im Sommer in Buchlovice getauft: Karl Strümpers neue Züchtung ‘Josefka’ Manfried Kleinau Strümper-Ausstellung in Tschechien

Die Schlossgärtnerei in Buchlovice im Süden der Tschechischen Repu- blik ehrte in diesem Sommer den Fuchsienzüchter Karl Strümper mit einer großen Ausstellung seiner Sor- ten. Fast einhundert Strümper-Sor- ten hatte Ing. Pavel Vlasek, der Leiter der Gärtnerei, aus seinen Beständen zusammengetragen und im Park an besonderer Stelle ausgestellt und mit großen Plakaten erläutert. Das Herz der tschechischen Fuchsi- enfreunde schlägt besonders herz- lich für Strümper-Sorten, seit Karl Strümper dem großen tschechischen Fuchsiensammler mit seiner Fuch- sie ‘Vikar Mraz’ ein Denkmal gesetzt hat. So ist es folgerichtig, dass in der Schlossgärtnerei in Buchlovice, der einzigen Fuchsiengärtnerei in ganz Tschechien, Sorten von Karl Strümper mit besonderer Aufmerk- Karl Strümper in Buchlovice samkeit gesammelt werden. Und dass irgendwann einmal aus dieser 179 Sammlung eine Ausstellung konzi- Umfang noch nicht gesehen habe. piert wurde. Neben einer ebenfalls großen Zahl Am 1. Juni dieses Jahres war es so amerikanischer Züchtungen aus weit. Traditionell beginnt an diesem den 1940 bis 70-er Jahren sind aber Tag jeweils der Fuchsienverkauf der auch viele neuere Züchtungen aus Gärtnerei, die mit 1.250 Sorten ein Deutschland und den Niederlanden umfangreiches und sehenswertes zu finden. Die große Zahl der Züch- Sortiment besitzt. Es fallen beson- tungen von Karl Nutzinger hat mich ders die vielen alten Züchtungen besonders gefreut. aus der Zeit vor und um 1900 auf, Interessant auch die Präsentation die ich hier in Deutschland in diesem der Sorten in der Gärtnerei: unter einem Blumenkasten mit einer der Mutterpflanzen sind die dazugehö- rigen Stecklinge und Jungpflanzen zu finden. So hat man die erwach- sene Pflanze in ihrer Form und eventuell auch ihrer Blüte direkt vor Augen. Denn leider war dieses Jahr die Blüte am 1. Juni noch nicht ganz so weit wie sonst in Buchlovice üb- lich; der Mai hatte noch einige Tage Kälte gebracht und die Blüte hinaus- geschoben. Neben Fuchsien bietet die Schlossgärtnerei noch andere Gattungen, wie Buntnesseln, Hibis- kus und andere Kübelpflanzen. Ein besonderes Hobby von Gärtner Pa- vel Vlasek sind neben den Fuchsien einige recht alte Kamelien, die er lie- bevoll pflegt. Aber zurück zur Ausstellungseröff- nung. Da war zunächst einmal eine oben: Ing. Pavel Vlásek, Leiter der Gärt- große Herzlichkeit der tschechischen nerei Fuchsienfreunde. Man spürte deut- unten: Im Park des Schlosses Buchlovice lich, dass sie sich sehr über Besuch

180 aus dem Ausland freuen und beson- ders den von Karl Strümper und sei- ner Frau. Buchlovices Bürgermeister Ing. Jiri Cerny begrüßte die Gäste und verwies in seiner Rede auf die besondere Bedeutung der Fuchsie für seine Stadt und das Denkmal, das die Stadt dieser Gattung ge- setzt habe. Er berichtete aber auch mit schalkhaftem Lächeln, dass man das Fuchsiendenkmal in China habe herstellen lassen - aus Kostengrün- den. Wie konnten die deutschen Gäste der Rede folgen? Nun, Dipl.- Ing. Vladivoj Tomek, dieser freund- liche Fuchsienliebhaber aus Brünn, übersetzte den ganzen Tag sehr gut ins Deutsche und zurück ins Tsche- chische. Pavel Talich, der ein Buch über die Fuchsien in Tschechien oben: ‘Bella Forbes’ Forbes 1890 GB; unten links: das Fuchsiendenkmal in Buchlo- vice; unten rechts: ‘Napoléon’ Miellez 1846 F

181 verfasst und hier im Rundbrief be- reits einmal über die Geschichte der Fuchsien in Tschechien berichtet hatte, hielt eine Laudatio auf Karl Strümper und seine Züchtungen. Der Rundgang durch die Ausstel- lung von Strümper’schen Fuchsien wurde ergänzt durch eine Führung durch die benachbarte Ausstellung von Porzellan aus dem Raum Buch- lovice. Nach einem Imbiss, bei dem auch Wein aus dem eigenen Anbau des Bürgermeisters Jiri Cerny ver- kostet wurde, dann der Höhepunkt der Eröffnung: eine Fuchsientaufe. Patin und Namensgeberin der neu- en Fuchsie - natürlich eine Züchtung Karl Strümpers - ist eine Mitarbeite- rin der Gärtnerei, die sympathische und lebenslustige ‘Josefka’.

oben: ‘Erika Köth’ 1976, unten links: ‘Paula Grogger’ 1965 und unten rechts: ‘Präsi- dent Walter Morio’ 1976, alle drei Züchtungen von Karl Nutzinger

182 Eine Empfehlung kann ich nach Schloss Buchlovice in seinem Park diesem Besuch geben: Eine Reise einen sehenswerten Baumbestand, nach Buchlovice lohnt sich vor allem und hinter Buchlovice beginnt eine für Fuchsienliebhaber, aber auch für wunderbare, hügelige Waldland- die Freunde alter Bäume und großer schaft. Mit einem Satz: Buchlovice Wälder. Neben der Gärtnerei bietet ist eine Reise wert.

Manfried Kleinau 25 Jahre Österreichische Fuchsienfreunde Fuchsienschau in Reichenau an der Rax

Reichenau an der Rax liegt rund 95 Einstimmung auf das WALZ-Orchester km südwestlich von Wien in einem auf der Fuchsienschau in Reichenau engen Tal zwischen den Wiener Hausbergen Schneeberg und Rax. Beide Bergmassive sind für die Er- holung der Wiener Bürger und die Wasserversorgung der Stadt Wien von großer Bedeutung. So nimmt es nicht wunder, dass sich das kleine Reichenau mit seinen heute knapp 3.000 Einwohnern in der kaiser- und königlichen Zeit zu einem Nobelkur- 183 ort entwickelte. Davon ist nicht all zu viel geblieben, wenn man von einem wunderschönen Kurpark mit einem herrlichen, alten Baumbestand ab- sieht. Diesen Kurpark hatten sich die ös- terreichischen Fuchsienfreunde als stilvolles und Schatten spendendes Ambiente für ihre Jubiläumsfeier An- fang Juni 2007 ausgesucht. Denn es war zum Jubiläum - dem Anlass ent- sprechend - recht warm und sonnig. Einige Gärtnereien hatten jeweils ne- ben ihrem Verkaufsstand eine Flä- che mit ihren Schaufuchsien gestal- tet. Da konnte man zum Beispiel ein gut besetztes „WALZ-Orchester“ „hö- ren“, in dem nicht nur die berühmte ‘WALZ Mandoline’ spielte, sondern auch einige der weniger bekannten Instrumente wie ‘WALZ Sitar’ oder ‘WALZ Kalebas’ oder ‘WALZ Tam- tam’. Eine andere Gärtnerei zeigte eine schöne Sammlung winterhar- ter Fuchsien. In dieser Zusammen- stellung fielen einige Sorten auf, die vom ersten Eindruck her nicht so ohne weiteres auf Winterhärte hätten schließen lassen. So beispielsweise ‘Chillerton Beauty’, ‘Dirk van Deelen’ oder ‘Mephisto’.

Mit dabei im Reichenauer WALZ-Orchester von Burgi und Rainer Klemm: ‘WALZ Kalebas’ Waldenmaier 1989 (oben), ‘WALZ Sitar’ 2001 (unten links) und ‘WALZ Tamtam’ 1989

184 185

Eine wunderschöne alte ‘Checkerboard’ (Walker & Jones, 1948 USA) zeigte die Höhere Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Gartenbau Schönbrunn in Reichenau Jenny Pippal, die beliebte österreichische Fernsehmoderatorin, führte durch die Fuchsientaufe; rechts die nach ihr benannte Fuchsie (Josef Gindl, 1997 A)

Die Höhere Bundeslehr- und For- zwei Höhepunkte: eine Fuchsientau- schungsanstalt für Gartenbau Schön- fe und eine schön gestaltete Ehrung brunn zeigte einige wunderbare alte der noch lebenden Gründungsmit- Fuchsien mit ihren knorrigen Stäm- glieder der österreichischen Fuch- men. Liebhaber und Vereinigungen sienfreunde, die im Beisein des innerhalb der österreichischen Fuch- Präsidenten der Österreichischen sienfreunde zeigten, was sie können. Gartenbau-Gesellschaft, Dr. Peter 186 So beispielsweise die Landesgruppe Fischer-Colbrie stattfand. Auch un- Steiermark um das uns bekannte ser Mitglied Elisabeth Schnedl wur- Ehepaar Schnedl herum eine schö- de hier geehrt. ne Sammlung groß gewachsener Mit einer großen Fuchsientaufe fei- und alter Fuchsienarten. erte Österreich sich selbst und seine Trotz der vier Euro für den Eintritt Fuchsien. Die Taufe wurde moderiert herrschte im gesamten Kurpark fast von der bekannten Fernsehjourna- ein dichtes Gedränge, so zahlreich listin Jenny Pippal und fand im Bei- waren die Schaulustigen und Fuch- sein von Dr. Otto von Habsburg, dem sienenthusiasten zu dieser vier Tage 1912 geborenen Sohn Kaiser Karls dauernden Ausstellung gekommen. I. von Österreich und damit Chef Das eigentliche Jubiläum zeigte des Hauses Habsburg statt. Und vor allem: zwei österreichische Fuchsi- enenthusiasten, Burgi Klemm und Josef Gindl, hatten Fuchsien für jedes der österreichischen Bundesländer in den jeweiligen Landesfarben ge- züchtet. So finden wir zukünftig nicht nur im Autoatlas ‘Kärnten’, das ‘Land Oberösterreich’, das ‘Land Salzburg’ oder ‘Niederösterreich’. Zu Ehren von Otto von Habsburgs Ehefrau Regi- na wurde auch eine von Josef Gindl gezüchtete Fuchsie auf den Namen ‘Regina von Habsburg’ getauft. Fazit: Der Weg zu unseren Nach- barn hat sich gelohnt. Und ich denke, dass einige der Neuzüchtungen von so guter Qualität sind, dass sie bald auch außerhalb Österreichs erhält- lich sein werden.

Die neuen „Österreicher“: oben ‘Kärnten’ von Burgi Klemm, unten ‘Land Oberösterreich’ von Josef Gindl; daneben der Präsident der Österreichischen Gartenbau-Gesellschaft (ÖGG) Dipl.-Ing. Dr. Peter Fischer-Colbrie

187 Drei weitere neue „Österreicher“, die in Reichenau an der Rax getauft wurden und alle aus der Hand von Burgi Klemm stammen: oben links ‘Land Salzburg’, oben rechts ‘Niederösterreich’ und unten ‘Land Steiermark’

188 Jack Lamb Unser Fehler?

Anmerk. d. Red.: Der folgende kurze meinen wird stets der gleiche alte Bericht des Engländers Jack Lamb Genpool benutzt. ist weniger ein Bericht als vielmehr eine Frage. Sie erscheint der Redak- Man kann sagen, Inzucht in großem tion aber so wichtig, dass sie hier im Maßstab, und wir müssen nicht daran Jahrbuch gestellt werden soll. Wenn erinnern, was Inzucht für die DNA be- man die zu erwartenden Klimaverän- derungen berücksichtigt, erhält Jack ‘Lyes Unique’ von James Lye aus dem Lambs Frage eine besondere Bri- Jahr 1886 sanz. Die Redaktion hofft, damit eine Diskussion an- zuregen.

Das Kreuzen von Fuch- sien geschieht nun seit 200 und mehr Jahren, aber verstärkt seit 1945 und jetzt weiter anwachsend in einem großen Maße, nach der Anzahl von Hy- briden, die wir sehen. Wir haben über 100 Arten in- nerhalb der Gattung Fuch- sie, aber nur wenig über 5 % steuern ihre Gene zu unseren heutigen Sorten 189 bei. Grund dafür war die frühere Auswahl von den Arten, die nach der dama- ligen Meinung würdig für die Züchtung waren, die uns das Erbe der heutigen Fuchsien hinterlassen ha- ben. Es gibt ein paar weni- ge Züchter, die neue Arten in ihre Züchtungsprojekte einführen, aber im Allge- Dieses Problem geht mir seit langem im Kopf herum. Ich versuchte einen Partner zu finden, war aber erfolg- los, und entschied mich deshalb der Frage allein nach zu gehen. Ich habe eine Fuchsia regia ??? (welche, ist egal) ausgewählt und begann plan- mässig mit der Züchtung. Meine erste Kreuzung erbrachte 150 Säm- linge, ich machte es also richtig mit meiner Wahl der Elternpflanzen.

Diese werde ich in Gruppen teilen. 1. Eine Rückkreuzung. 2. Eine Kreuzung mit einer anderen Art. 3. Eine Kreuzung mit einer alten Sorte mit der Möglichkeit eine Le- moine-Sorte zu nutzten, da ich eine zuverlässige Quelle von nur 6 Meilen entfernt habe. ‘Amy Lye’ von James Lye aus dem Jahr 1885 Ich habe eine Menge anderer Ideen deutet. Haben wir also ohne wirklich und ich muss lernen wie man Pollen viel nachzudenken, schwache Sor- lagern kann, aber am Ende, wenn ten eingeführt, die in der einen oder die Dinge nicht funktionieren, habe anderen Richtung mangelhaft sind? ich zehn Kompostkästen auf meinem Haben wir die Widerstandsfähigkeit Kleingarten mit einem einmaligen gegen Schädlinge und Krankheiten Abfallsystem mit gerade einem aus den modernen Sorten heraus Buchstaben „A“ für Abfalleimer. gezüchtet? Haben wir die Vitalität, 190 die in den Pflanzen von James Lye Übersetzung: Manfried Kleinau oder anderen zu sehen ist, heraus Quelle: Fuchsia Flash, Vol 26, No. 3, gezüchtet? June 2007

In einem Garten ging das Paradies verloren. In einem Garten wird es wiedergefunden

Sprichwort 191

‘Iosta’ eine Neuheit von Karl Strümper Karl Strümper Gärtnern aus Leidenschaft Gedanken eines Hobbygärtners

Haben auch Sie in Ihrer Kindheit Neigung zum Gärtnern von Kindheit im elterlichen Garten ein Fleckchen an erhalten. Uns, und dazu gehören Erde herrichten dürfen, um darauf zu auch die Fuchsienfreunde, ließ das säen und zu pflanzen, ohne dass die Kindheitserlebnis mit dem ersten „Großen“ Sie dazu anhielten? Leider Gartenbeet und die Konfrontation verkümmert dieser natürliche Trieb mit dem Säen und die Faszination mit den Jahren bei vielen wieder, weil des Wachsens und Blühens nicht sich durch das Erwachsenwerden mehr los. Heute gärtnern wir aus der die Interessen in andere Richtungen Neigung heraus, weil wir „müssen“, entwickeln. Doch bei einer großen von Berufswegen oder zum Zeit- Anzahl von Mitmenschen bleibt die vertreib. Viele Gärtner lieben ihren Beruf und wirken tagtäglich als sei ‘Bürgermeisterin Christa Lechner’ es ihr Hobby. Die innere Beziehung (Strümper 1996) eines jeden zu den Pflanzen und dem Garten im Allgemeinen ist das Fundament für den Erfolg des Wach- sens und Gedeihens. Diesen inneren Drang kann man nicht erlernen, er ist uns von Gott mit in die Wiege gelegt - mehr oder weniger. Über viele Gar- tenfreunde sagt man: „Er ist mit dem Spaten auf die Welt gekommen.“ Oder: „Er/sie hat einen grünen Dau- 192 men“ und ehrt ihn/sie somit für sei- ne/ihre Geschicklichkeit und Erfolge im Beruf als Gärtner oder als Laie. Möglicherweise kommt jeder Sterb- liche mit einem Hang zum Gärtnern auf die Welt, viele mit der Neigung zur Natur und zum Schönen. Zu ih- nen zählt, wer Blumen schätzt und gern mit ihnen hantiert, wer Wasser schleppt - und seien es nur einige Kaffeetassen voll für die Topfblumen auf der Fensterbank. Unter den Fachleuten wie unter den Hobbygärtnern gibt es gute und we- niger gute Gärtner, einschließlich die dazu „Geborenen“. Jeder wird sich dort einordnen, wo er sich dazu ge- hörig fühlt. Die Neigung zur Natur und zum Schönen, die sich in der Vielfältig- keit der Liebe zu den Blumen zeigt, wird vielleicht zur Leidenschaft. Viele Blumenfreunde in der Stadt oder auf dem Lande gärtnern um der Ge- sundheit willen, als Ausgleich zum Berufsleben. Ihr Wirken im Garten oder sei es nur auf dem Balkon, wird zu einem Hobby, das sie auch zu Gleichgesinnten führt. So bilden sich Interessengemeinschaften, Liebhabergesellschaften und Spe- zialvereinigungen für verschiedene Pflanzengruppen. Ihr Schaffen be- schränkt sich nicht nur auf das Mitei- ‘Marianne Strauß’ (Strümper 1994) nander nach innen, durch Vermitteln und Austausch von Erfahrungen, sondern bei ihrem Auftreten in der anderen Schönheiten) ist wie eine Öffentlichkeit, anlässlich Blumen- Geliebte, die nie versagt, niemals ausstellungen, Gartenbautagen oder verblüht. Eigentlich sagt dieser Ver- Kongressen zeigen sie ihr Können gleich noch nicht genug aus, denn die und motivieren durch Ihre Begeiste- Schönheit des Gartens nimmt durch rung zur Blume und zur allgemeinen Neuheiten und Neugestaltungen von Freude am üppigen Blühen und Ge- Jahr zu Jahr zu, zu unserer inneren deihen. Freude, die wir gern mit anderen 193 Wir Fuchsienfreunde haben die Blumenfreunden teilen. Konnten wir Schönheit der Fuchsie als Wildart als Kind ein kleines Fleckchen Erde und als Hybride erkannt und schät- herrichten und unser eigen nennen, zen gelernt. Immer wieder erfreuen so ist dieses kleine Beet doch als wir uns an der großen Palette des Grundstein für unser heutiges Hobby Farbenspiels, an den vielfältigen anzusehen. Für viele ein prägendes Blütenformen und den Möglichkeiten und glückliches Erlebnis. ihrer Verwendung. Ein Garten voller Fuchsien (neben Quelle: Fuchsienkurier 3/2007 der DFG Karl-Heinz Saak Antwort auf Frau Näsers Bericht ‘Kleine Fallen…’

Liebe Frau Näser, 1946, und in Deutschland war eine durch die Lektüre Ihres Beitrages Hungersnot, die sich die junge Ge- im Kurier Nr. 2-2007 (Anmerk. d. neration von heute nicht vorstellen Red.: gemeint ist der Fuchsienkurier kann. der DFG, wurde auch im Rundbrief Im Frühjahr war die Gärtnerei eine 2/2007 veröffentlicht) wurden bei mir wichtige Institution, denn dort gab es Erinnerungen wach, die sich mit dem die damals begehrten Gemüsejung- stetigen Kampf von Gärtnern und pflanzen. Sie wurden nicht stückwei- Pflanzenliebhabern bei der Aufzucht se verkauft, sondern im Dutzend (12 ihrer Pflanzen beschäftigen. In der Stück) oder Selleriepflanzen auch im kleinen Gärtnerei meines Großva- Schock (60 Stück). Das begehrteste ters sind wir 5 Enkel zwischen vie- Objekt aber waren Tabakpflanzen. len Pflanzen und noch mehr - Früh Sie wurden den Kunden zugeteilt, beetfenstern aufgewachsen. Es war weil nie genug davon vorhanden wa- ren. Schon damals war die von Ihnen ‘Cissi’ (Strümper 1999)

194 ‘Cliantha’ (Strümper 1985) gen das aus. Versuchsweise wurden beschriebene Erkrankung eine große Sämlinge mit einer Chinosollösung Gefahr für Aussaaten. Schwarzbei- überbraust, dadurch verbrannten sie. nigkeit oder Umfallkrankheit wurde Das lag aber wohl eher an der zu ho- sie genannt. hen Dosierung. Chinosol, ein Mittel Vorbeugend wurde das Saatgut mit zur Hautdesinfektion und zum Gur- einem hochgiftigen, quecksilberhal- geln, ist auch heute noch erhältlich tigen Mittel mit Namen „Ceresan“ und wird von Pflanzenfreunden zur gebeizt. Pflanzenschutzmittel waren Bekämpfung von Pilzkrankheiten be- in der Zeit kaum zu haben. Schon nutzt, so „gegoogelt“ im Internet mit damals war der von Ihnen beschrie- dem Suchwort Chinosol. In meinen bene Schaden bekannt. Rhizoctonia alten Berufsschulbüchern wird all- 195 solani zerstört das Pflanzengewebe gemein von Vermehrungspilzen ge- in der Grenzzone zwischen Erde und sprochen. Dahinter verstecken sich Luft. Um diese Zone für den Pilz un- nach heutigem Wissen eine Vielzahl freundlich zu gestalten, wurde das ganz unterschiedlicher Pilze. Die vier Saatgut mit gewaschenem Sand wichtigsten für uns Fuchsienliebha- oder auch mit Holzkohlengrus abge- ber sind: deckt. Das funktioniert auch heute 1. Rhizoctonia solani: Das Schad- noch. Während meiner Lehrzeit von bild wie oben beschrieben, be- 1951 - 1954 wurde anfangs noch fällt überwiegend Stecklinge und mit denselben Methoden gearbeitet. Jungpflanzen. Verholzte Pflanzen Meine Berichtshefte aus der Zeit sa- sind wenig gefährdet. fahlgrüne Farbe der Blätter sind Zei- chen dieser Erkrankung. Bei dick- fleischigen Wurzeln, z.B. bei Orchi- deen, Anthurien oder Clivien lässt sich das Kranheitsbild gut erkennen. Die befallenen Wurzeln sind braun bis schwarz und verfault, nur der Zentralzylinder der Wurzel ist wie ein Faden erhalten. Bei dünnen Wurzeln ist die eindeutige Diagnose schwie- riger. Ursache sind zu hohe Boden- feuchtigkeit, hohe Temperaturen im Erdreich und zu hohe Salzkonzen- trationen durch fehlerhafte Düngung. Auf unserer Internetseite hat Frau Friedl diese Symptome unter dem Titel „Sommerprobleme“ sehr gut beschrieben. Gegenmaßnahmen: Pflanzen tro- ckener halten, auf gute Drainage der Erde achten, Töpfe vor direkter ‘Lore Ritschka’ (Strümper 2004) Sonneneinstrahlung schützen. Vor- sicht bei chloridhaltigen Düngern Gegenmaßnahmen: Peinliche Sau- (Blaukorn). Als Pflanzenschutzmittel berkeit, sterile Erde und Gefäße, für den Hobbygärtner steht nur das Pflanzen und Stecklinge nicht zu Mittel „Switch“ zur Verfügung. Den nass halten. Die Luftfeuchtigkeit bei Erwerbsgärtnern stehen die sehr Stecklingen nach der Bewurzelung wirkungsvollen Mittel „Previcur N“ so früh wie möglich reduzieren. Tem- und „Fonganil Gold“ zur Verfügung. peraturen nicht über 20 °C, da der 3. Phythophtora: Als Krautfäule bei Pilz sich mit steigenden Tempera- Kartoffeln und Tomaten ist der Pilz 196 turen stark ausbreitet. Vorbeugend sehr verbreitet und richtet große besprühe ich die Stecklinge einige Schäden an. Als Wurzelbräune bleibt Tage nach dem Stecken mit einem er meist unerkannt, da sein Schad- metiramhaltigen Mittel z.B. Poly- bild häufig mit Pythium verwechselt ram WG mit 50% der angegebenen wird. Dieser Pilz dringt aber auch Konzentration. Wichtig ist die aus- in die oberirdischen Teile der Fuch- reichende Benetzung des Stengel- sien ein und verstopft die Leitungs- grundes, da dort die Angriffsfläche bahnen. Bei hohen Temperaturen des Pilzes ist. bekommen die Pflanzen nicht ge- 2. Pythiumarten: Der Pilz zer- nug Wasser, welken und sterben ab. stört das Wurzelwerk nicht nur bei Auch hier führen zu hohe Wasserga- Jungpflanzen. Plötzliches Welken, ben, hohe Bodentemperaturen und Gegenmaßnahmen: Die Pflanzen trockener halten, nicht über das Laub gießen. Wunder bewirkt Luft- bewegung. Ein kleiner Ventilator im Pflanzenbestand bewirkt mehr als alle Pflanzenschutzmittel. Zugelas- sene Pflanzenschutzmittel: „Teldor“ und „Switch“. Für das bekannte und wirksame „Euparen M WG“ wurde die Zulassung vor wenigen Wochen zurückgezogen, obwohl es für die Verwendung im Gewächshaus für den Erwerbgartenbau weiterhin zu- gelassen ist. Ob Restbestände beim Hobbygärtner noch aufgebraucht werden dürfen, habe ich noch nicht klären können. Liebe Frau Näser, ich hoffe, Ihnen und Ihrem Mann mit diesen Zeilen ein wenig die Hilflosigkeit gegenü- ber den Vermehrungskrankheiten ‘California Saga’ (Strümper 1986) genommen zu haben. Für weitere Fragen stehe ich Ihnen natürlich je- hohe Salzkonzentrationen zu einer derzeit zur Verfügung. starken Ausbreitung des Pilzes. Herzliche Grüße Karl-Heinz Saak Gegenmaßnahmen wie bei Pythi- umerkrankungen. Als Pflanzen- P.S. Gestern waren Fuchsienfreunde schutzmittel für den Haus- und Klein- aus Hamburg bei uns zu Besuch. Herr gartenbereich sind fosetylhaltige Paechnatz teilte mir dabei seine Er- Mittel z.B. „ Alliette WG“ und „Bayer fahrungen mit dem oben erwähnten Garten Spezial-Pilzfrei“ zugelassen. „Chinosol“ (Wirkstoff: Chinolinol-Kali- Für den Erwerbsgartenbau stehen umsulfat) mit. Er löst eine Tablette (1 197 außerdem die Mittel „Fonganil Gold“ g) in 1 Liter Wasser und taucht seine und „ Previcur N“ zur Verfügung. Stecklinge vor dem Stecken 30 Minu- 4. Botrytis: Als Grauschimmel all- ten in diese Lösung. Nach seiner Aus- gemein bekannt und verbreitet. Bei sage hat er damit einen guten Erfolg. hoher Luftfeuchtigkeit insbesonde- Vielleicht haben andere Fuchsien- re bei engem Pflanzenbestand, fast freunde auch Erfahrungen mit Chinosol Normalzustand bei Fuchsienfreun- und könnten darüber im Fuchsienku- den. Besonders in der Winter- und rier berichten? Es gibt ein „Neo-Chino- Frühjahrszeit, fühlt er sich wohl und sol“, das ist nicht geeignet. bildet seinen grauen Sporenrasen aus. Quelle: Fuchsienkurier 3/2007 der DFG Manfried Kleinau Fuchsienschau in Duisburg-Hamborn

Schon traditionell öffnet sich der Bo- tanische Garten Duisburg-Hamborn im Juli jeden Jahres für neun Tage zu einer großen Fuchsienschau. Der Fuchsienbestand des botanischen Gartens allein ist bereits sehens- wert. Nun aber kommen die Fuch- sienliebhaber des Freundeskreises Rhein-Ruhr der Deutschen Fuch- sien-Gesellschaft mit ihren privaten Fuchsienschätzen dazu. Und dann summiert sich das Angebot zum Schauen auf über 1.000 verschie- dene Arten und Sorten.

An den beiden Wochenenden der Ausstellung komplettieren ein Fuch- sien-Verkaufstand, Informationsstän- de und die Möglichkeit zum Imbiss oder zu Kaffee und Kuchen das An- gebot an den Fuchsien-Gernseher. In diesem Jahr gab es auch noch eine Canna ‘President’ Ecke mit Dahlien und einen Informa- 198 tionsstand unserer Gesellschaft. Wil- buntblättrige Fuchsien ausgestellt und helm Schwieters war so nett gewe- den Informationsstand der DDFGG sen und hatte rechtzeitig zur Schau besetzt hatte, wurde häufig mit Fragen eine Auswahl an blühenden Dahlien aller Art über Dahlien und ihre Pflege und Canna in Töpfen von Legden bombardiert. Da er sich nicht nur mit aus nach Duisburg gebracht. Fuchsien, sondern auch gut mit Dah- lien auskennt, konnte er die meisten Das Ergebnis dieser Bemühungen der Fragen beantworten. Die Rund- kann man nur als gut bezeichnen. Die briefe und Jahrbücher der DDFGG, Auflockerung des Blütenbildes durch die zur Information und zum Kennen die Dahlien wurde gerne angenom- lernen auslagen, waren heiß begehrt men und Günter Hilgers, der einige und wurden mit viel Lob bedacht. oben: Dahlien und Fuchsien - einträchtig beieinander unten links: ‘Caroline’ (Miller, 1967, GB) und unten rechts; ein wunderschönes Gesteck mit Fuchsien

199 oben: ‘Bountiful’ (Munkner 1963 USA), unten links: ‘Willi Pütz’ (Strümper 1997) unten rechts: Horst Fohrmann (rechts) zusammen mit Günter Hilgers vor seinen Fuchsiensäulen

200 Neben der Sortenvielfalt und der zu können. Und schließlich ist ein großen Zahl von hängenden Fuch- entsprechendes Gestell erforderlich, sien ist eine Besonderheit der Duis- um die Säulen auch bei Wind in der burger Fuchsienschau hervorzuhe- Vertikale zu halten. Aber dann ste- ben, die es nur selten zu sehen gibt. hen sie als Blickfang im Botanischen Das sind die Fuchsiensäulen des Garten und reichen bereits alleine als Horst Fohrmann aus Oberhausen. Grund für einen Besuch der Fuchsi- Das Ziel dieses erblindeten Fuchsie- enschau. nliebhabers ist es nicht, einen beson- ders hohen Hochstamm zu ziehen, Nebenbei: Die Mitglieder des Freun- sondern eine von oben bis unten deskreises zeigten sich als exzellente gleichmäßig blühende Säule, die bis Gastgeber, wie offene und freund- zu 2,5 m Höhe erreicht. Eine beson- liche Fuchsienliebhaber, denen das dere Schnitttechnik, die die Kronen- gemeinsame Hobby wichtiger ist als bildung verhindert, und viel Gefühl Vereinspolitik. Am Ende der Veran- bei der Düngung sind notwendig, staltung jedenfalls saßen Mitglieder um solche Ergebnisse zu erreichen, der DFG und der DDFGG zusam- eine besondere Transporttechnik ist men und freuten sich bei Würstchen erforderlich, um das Ergebnis die- und Bier über eine gelungene Veran- ser Arbeit dann auch präsentieren staltung.

Im nächsten Jahr wird sie wiederholt Ein Teil der Fuchsiensäulen von Horst werden - lieber Herr Schwieters, wir Fohrmann zählen wieder auf Sie!

201 Bettina Verbeek Fuchsienausstellung bei Heinke

Nachdem ich mich in den letzten aber nicht weiter störten. Zwar konn- Jahren recht intensiv mit Dahlien ten wir erst am Sonntag nachmittags beschäftigt hatte, war es nun an der losfahren, doch die Fahrt ging zügig Zeit, auch mal wieder an die Fuch- über die A 40 und so kamen wir noch sien zu denken. Es sollte mit un- vor Ladenschluß in der Gärtnerei serem neuen „alten“ Auto ein Aus- Heinke an. flug gemacht werden und da bot sich eine Fahrt nach Dortmund zur Er- Ich staunte nicht schlecht, so zum öffnung der Fuchsienausstellung in Vorteil verändert hatte sich die Gärt- der Gärtnerei Heinke geradezu an. nerei. Sie ist inzwischen im Besitz Das Wetter war ideal, nicht zu warm, von Thomas Heinke, der jedoch nicht zu kalt, ab und zu fielen hier sein Tagwerk im Bereich der Gar- und da ein paar Regentropfen, die tenanlage und Pflege verrichtet. Die Fuchsiengärtnerei liegt jetzt ganz in den Händen seiner Nichte Jennifer, Im Schaugarten der Fuchsiengärtnerei Heinke die noch zu Lebzeiten von Reinhard Heinke immer tatkräftig in der Gärt- nerei half. Nun ist sie nach erfolg- reich abgeschlossener Gärtnerlehre Chefin über 1600 Fuchsiensorten. Zusammen mit ihrer Mutter und ihrer Tante Birgit betreut sie die gesamte Fuchsiengärtnerei. Sehr schön or- dentlich nach Alphabet sortiert stan- den die bewurzelten Stecklinge zum 202 Kauf bereit. Daneben gab es ein großes Sortiment an schon größeren Pflanzen und inzwischen sehr ausge- dehnt, die winterharten Fuchsien. Da konnte der Fuchsienfreund schwel- gen und seine Lieblingsfuchsie he- raussuchen, nachdem er in der Aus- stellung seine Wahl getroffen hatte. Jedes Jahr arrangiert die Gärtnerei Heinke die Ausstellung neu. Dieses Jahr war ein besonderes Highlight die „Waldis-Wand“. Sehr viele Wal- dissorten waren dort vertreten, die Pflanzen zu sehen und zu spüren, sich ja seid langem wachsender Be- mit welcher Begeisterung die Enke- liebtheit erfreuen. lin von Reinhard und Margot Heinke am Werke ist. Dann beeindruckten die hohen Stel- Natürlich mußten auch Fuchsien mit lagen für Fuchsienampeln, die sich an den Niederrhein genommen wer- fast fünf Meter in die Höhe türmten. den. Fünf winterharte Fuchsien sol- Wer die wohl dort hinauf gehievt hat- len den Grundstock für eine Fuchsi- te? Rund ums Haus waren die Fuch- enrabatte bei uns im Garten bilden, siensorten alphabetisch sortiert zu mal schauen, ob sie in ein paar Jah- besichtigen. Böschungssteine wa- ren ähnlich prächtig sind, wie bei ren zu Pflanzkübeln umfunktioniert Heinkes im Vorgarten. und mit fast allen Sorten bepflanzt, angefangen bei ‘Abbé Farges‘ bis Auf dem Rückweg wurde die Gele- zu ‘Zulu Queen’. Dazwischen Beete genheit genutzt, dem Westfalenpark mit großen Schaupflanzen, die jedes in Dortmund einen Besuch abzustat- Jahr über den Winter gebracht wer- ten. Schon einige Jahre öffentlicher den müssen und sozusagen schon Park mit Eintritt, bekam er seinen alte Bekannte sind. Es war wirklich letzten Schliff im Zuge der BUGA ein Reise wert, diese prächtigen 1991, nachdem er zuvor schon 1959 ‘WALZ Toeter’ (Waldenmaier, 1987 NL) Im „Vorgarten“ der Gärtnerei Heinke in der Gärtnerei Heinke

203 BUGA-Gelände war. Ich war ange- Sommerblumen umgeben. Dort fin- nehm überrascht von der Vielfalt der den sich auch die Dahlienbeete, die Anlagenbereiche, in der zwar die sehr ordentlich gepflegt dastanden. Rosen dominieren sollten, es aber In der Sammlung botanischer Dah- leider vorher stark geregnet hatte lien blühte die Dahlia merckii schon und die Spuren nicht zu übersehen recht ordentlich, dazwischen war im- waren. Doch auch die Staudenbeete mer wieder Dahlia excelsa und im- waren interessant angelegt und perialis als höhengebende Elemente viele schöne Gehölze geben dem gepflanzt. Park seinen besonderen Charakter. Der Zentralplatz ist mit den Wasser- Alles in allem eine lohnende Sache becken sehr abwechslungsreich ge- war dieser Ausflug nach Dortmund staltet und von hübsch kombinierten und Umgebung.

Was uns Entdecker schenkten Fuchsien-Hallenschau auf der BUGA vom 14. - 22.07.2007

Die große Fuchsienschau fand zur zeigte neben den aus Südamerika Halbzeit der Bundesgartenschau stammenden Fuchsien auch andere 2007 unter dem Titel „Was uns die eingeführte Pflanzen. Entdecker schenkten“ statt. Wohin das Auge reicht, vom Boden bis un- Die Preisträger: ter die Hallendecke Fuchsien über AFG Fuchsiengesellschaft der DFG 204 Fuchsien. Manche dieser Fuchsien e. V.: Große Goldmedaille des Zen- sind bis zu 50 Jahre alt, aber es wer- tralverbandes Gartenbau e.V. für den auch viele Neuheiten präsen- die Gestaltung der Blumenhalle mit tiert. Es gibt großblütige, kleinblütige, einem riesigen Sortiment von Fuch- kleinwüchsige, hängende, stehende, sienarten und Sorten in unterschied- rosafarbene, dunkelrote, creme- lichen Größen und 1 Goldmedaille. farbene, usw., usw., die Anzahl der AFG Karl Strümper und UPD GmbH Zuchtsorten scheint unermesslich. & Co KG Gartenbau, 37085 Göttin- Parallel dazu wurden auch die Wild- gen: 3 Goldmedaillen und 1 Bronze- formen der Fuchsien bewertet, die im medaille. Gelände des Hofwiesenparks aus- Alfred Fuhrmann, 86179 Augsburg: gepflanzt waren. Die Hallenschau 4 Goldmedaillen, 5 Silbermedaillen Gärtnerei Schlestein / Hartwig GbR, 16348 Wandlitz OT Basdorf: 3 Silber- medaillen und 5 Bronzemedaillen Karl Strümper, 37085 Göttingen: Ehrenpreis des DDFGG für die be- ste Präsentation von Wildfuchsien, 2 Goldmedaillen, 1 Silbermedaille und 5 Bronzemedaillen Ra-Ro Floristenteam, 44287 Dort- mund: 1 Silbermedaille für ihr „Bea- con - Familientreffen“ Rhododendronpark GmbH und Bo- tanischer Garten Garten Bremen, 28359 Bremen: 6 Goldmedaillen

Über die Eröffnung der Fuch- sien-Hallenschau schreibt Bettina Verbeek, unsere Geschäftsführerin:

Fuchsienhochstamm ‘Celia Smedley’ der Die ‘Flamme von Gera’, eine Züchtung Gärtnerei Peter Unflath in Wemding von Wade Burkhart und 2 Bronzemedaillen Blumen Bechtel, 38444 Wolfsburg: 4 Goldmedaillen Freundeskreis Thüringen der Deut- schen Fuchsiengesellschaft e. V. / Helga Kranewitz, 07546 Gera: 5 Goldmedaillen, 5 Silbermedaillen und 1 Bronzemedaille 205 Gärtnerei Götz, 89542 Herbrechtin- gen: 1 Goldmedaille und 2 Silberme- daillen Gärtnerei Peter Unflath, 86650 Wemding: Große Goldmedaille des Zentralverbandes Gartenbau e.V. für ein ungewöhnlich großes Sortiment von Fuchsien-Schaupflanzen in sehr guter Qualität, 6 Goldmedaillen, 8 Silbermedaillen und 5 Bronzeme- daillen Es war wirklich eindrucksvoll zu se- für seine gelungene Präsentation hen, was die verschiedenen Ausstel- von Wildfuchsien. Über die Felco- ler an besonderen Fuchsien zusam- Schere, die wir als Preis ausgewählt men getragen hatten. Besonders ins hatten, hat er sich wirklich gefreut. Auge fielen die großen Fuchsien- Endlich mal was Praktisches! stämmchen des Rhododendronparks Bremen, der Gärtnerei Unflath und des privaten Sammlers Alfred Fuhr- ‘Greenpeace’ (de Graaff, 1981, NL) mann. Sehr gut gepflegte Exemplare waren zu bewundern. Die Fuchsien- freunde kamen voll auf ihre Kosten und gerieten ins Schwärmern ob der vielen schönen besonderen Sorten. Ein Höhepunkt der Eröffnungsveran- staltung, der ich beiwohnen durfte, war die Taufe einer neuen Fuchsien- sorte, nach der feierlichen Enthül- lung der restaurierten Holzskulptur „Geraer Fettgusche“. Getauft wurde eine Fuchsie aus der Züchtung von Wade Burkhardt, einem Züchter, den wir schon in einem der letzten Rund- briefe vorgestellt haben. Seine Züch- tung trägt jetzt den Namen „Flamme von Gera“ und leuchtet prächtig rot mit gut gefüllten, großen Blüten. Sichtlich überrascht war Karl Strüm- per, als er hörte, dass er den Ehren- preis der DDFGG gewonnen hatte

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Die Pracht der Gärten aber hat stets die Liebe zur Natur zur Voraussetzung

Anne Louise Germaine de Staël, (1766 - 1817), genannt Madame de Staël, französisch-schweizerische Autorin 207

Manfried Kleinau Fuchsienarten Eine Übersicht Als ich im Sommer das Jubiläums- 2007 (Sonderheft 25 Jahre Österrei- heft der österreichischen Fuchsi- chische Fuchsienfreunde) enfreunde zu deren 25-jährigen Arthur J. Tickner, The Genus Fuch- Jubiläum erhielt und darin eine Be- sia, CD, herausgegeben von Fuch- schreibung der Wildarten von Eli- sia Research International 2004 sabeth Schnedl fand, kam mir die Idee, die Grundinformationen über Begriffe die Fuchsienarten auf dem derzei- Lassen Sie mich zunächst einmal ei- tigen Stand der Fuchsienforschung nige Begriffe klären, die für den Bota- zusammengefasst darzustellen. Das niker klar und selbstverständlich sein Ergebnis dieser Arbeit findet der Le- sollten, es aber nicht sind und selbst ser nun auf den folgenden Seiten. bei botanisch bestens vorgebildeten Es soll nicht verheimlicht werden, Gärtnern gelegentlich zu Verwirrung aus welchen Quellen die zusammen- führen. Gemeint sind Begriffe wie getragenen Informationen stammen; Wildfuchsie, Fuchsienart, Sorte, Hy- es sind: bride etc. Paul E. Berry, Sections and Species Als Art (lateinisch: species) bezeich- of Fuchsia. October 2005, in: Journal net man im allgemeinen Lebewe- of Fuchsia Research, Vol. 4, No. 1, sen, die sich deutlich äußerlich von May 2006, Hrsg.: Fuchsia Research anderen Lebewesen unterscheiden International, S. 34 ff. (typologisches Artkonzept), oder Ge- Paul E. Berry u. a., Phylogenetic meinschaften von Individuen, die po- Relationships And Biogeography tenziell fortpflanzungsfähige Nach- of Fuchsia () Based on kommen miteinander zeigen können Noncoding Nuclear And Chloroplast (biologisches Artkonzept). Wie auch DNA Data, American Journal of Bot- immer der Begriff „Art“ definiert wird, any, April 2004, S. 601 ff. er bezieht sich immer auf etwas Na- Mia Goedman-Frankema, Bota- türliches, ohne eine Einwirkung des nische Fuchsia’s, Zutphen 1992 Menschen Vorkommendes. Der Be- (Terra Verlag) griff „Wildart“ erscheint mir deshalb Helmut Regnat, Die Gattung Fuch- doppelt gemoppelt. 208 sia, CD, Ottobrunn 2000 (im Eigen- Im Gegensatz dazu bezeichnet der verlag hergestellt) Begriff Sorte stets eine Kulturpflan- Siegmund Seybold, Die wissen- ze, also eine Kreuzung oder Hybride schaftlichen Namen der Pflanzen, 2. aus unterschiedlichen Arten und/ Aufl., Stuttgart 2005 oder Sorten. Elisabeth und Hans Schnedl, Wild- Sehr ähnliche Arten mit naher Ver- formen der Fuchsie, Graz 1997 (im wandtschaft werden innerhalb einer Eigenverlag) Sektion (lat.: sectio) zusammenge- Elisabeth Schnedl, Woher kommt fasst. diese Pracht? Die Wildarten der Innerhalb einer Art können sich auf Fuchsien-Species, in: Fuchsien- Grund geografischer Trennung Un- post, Folge 94, 24. Jahrgang, Mai terarten (lat.: subspecies) heraus- bilden, die deutlich erkennbare Un- Art setzt sich aus dem Gattungsna- terschiede aufweisen müssen. Diese men und dem spezifischen Epithe- Unterschiede dürfen aber nicht zu ton zusammen. Der Gattungsname groß werden, sonst wäre eine Aner- kann ggf. abgekürzt werden. Der kennung als eigene Art denkbar. Die Begriff Epitheton bezeichnet den Grenzen sind hier fließend und gele- zweiten Teil des Wissenschaftlichen gentlich willkürlich. Namens. Gibt es innerhalb einer Art „Unterar- Der Name der wird im Text gewöhn- ten“, die nicht geografisch sondern lich kursiv gesetzt. Völlig korrekt im eher durch Veränderungen der Gene wissenschaftlichen Sinne wird der begründet sind, so spricht man in al- Artname erst dann, wenn noch die ler Regel von Varietäten (lat.: vari- Autoren beigefügt werden, die die etas). Art als erstes beschrieben haben. Kreuzungen zwischen verschie- Beispiel: F. campii (Berry) - Paul E. denen Arten und/oder Sorten wurden Berry hat die Art zuerst beschrieben. früher häufig auch Bastarde genannt, Sortennamen werden im Allge- gelegentlich wird auch der Begriff meinen zwischen einfache Anfüh- oder Kultivar genutzt; letz- rungszeichen (oben) gesetzt, bspw. tere allerdings nur für Kreuzungen Fuchsia hybrida ‘Swingtime‘ oder zwischen Sorten. Kreuzungen kom- abgekürzt nur ‘Swingtime‘. men gelegentlich auch in der Na- tur zwischen verschiedenen Arten Die botanische Einteilung der vor, erkennbar sind sie im Namen Fuchsie an den Kreuzungszeichen vor dem Fuchsien ordnen sich in der syste- Epitheton (siehe unten) wie bspw. matischen Ordnung der Farn- und bei Fuchsia x colensoi. Die weitaus Blütenpflanzen wie folgt ein: überwiegende Mehrheit unserer Divisio (Abteilung): Spermatophyta Fuchsiensorten entsteht aber aus (Samenpflanzen) Kreuzungen zwischen Sorten und Subdivisio (Unterabteilung): Magno- von Sorten mit Arten. liophytina (Bedecktsamer) Classis (Klasse): Magnoliopsida Benennung (Zweikeimblättrige Pflanzen) 209 Für die Bezeichnung von Arten gibt Subclassis (Unterklasse): Rosidae es verschiedene verbindliche Codes, (Rosenähnliche Pflanzen) wie bspw. für Tiere die Internationa- Ordo (Ordnung): (Myrten- len Regeln für die Zoologische No- blütige Pflanzen) menklatur und für unsere Pflanzen Familia (Familie): Onagraceae den Internationalen Code der Bo- (Nachtkerzengewächse) tanischen Nomenklatur (ICBN) und Genius (Gattung): Fuchsia (Fuchsie) für Kulturpflanzen den International Sectio (Sektion): z. B. Sektion Que- Code of Nomenclatur for Cultivated lusia Plants (ICNCP). Species (Art): z. B. Fuchsia alpestris Der wissenschaftliche Name einer Subspecies (Unterart): z. B. Fuchsia regia ssp. reitzii im September wieder sehr gut und Varietas (Varietät): z. B. Fuchsia bo- blühen bis zum Frost. Ausgepflanzte liviana var. luxurians Pflanzen frieren ab, treiben aber ge- Die Fuchsie ist eng verwandt mit gen Ende April aus ihrem Wurzel- dem Weidenröschen (Epilobium), bereich wieder reichlich aus. Wenig dem Schinkenkraut (Oenothera bi- Wachstumsdünger, Blühdünger tut ennis), der Atlasblume (Godetia) und ihnen besser. der Clarkia; nicht verwandt ist sie mit der ihr ähnlich sehenden Kapfuchsie F. alpestris (Phygelius aequalis).

1. Sektion Quelusia Heimat dieser Sektion sind Chile und Westargentinien, sowie der Süd- osten Brasiliens. Der Wuchs zeigt dichte Büsche mit vielen Zweigen, manche Arten klettern oder wachsen lianenähnlich. Die Blätter sitzen ge- genständig oder quirlförmig. Häufig sind drei Blätter aus einem Knoten. Meist sind die Blätter papierartig, aber auch lederartig. Die Blüten sind perfekt, das heißt, sie haben einen Stempel und 8 Staubgefäße, sie pendeln an einem kurzen Stängel und kommen aus den Blattachseln nahe am Ende der Zweige. Quelusia ist die einzige Sektion, in der die Se- F. alpestris palen länger als die Röhre (Tubus) sind. 210 Pflegehinweise von Elisabeth Erstbeschreibung: George Gardner Schnedl: F. magellanica, die von Veröffentlichung in: Curtis‘s Bota- der Südspitze Südamerikas stammt, nical Magazine, London 1843 (bei wo es sehr kalt ist, hat Winterhärte Regnat 1842) entwickelt. Auch einige andere Ar- Heimat: Provinz Rio de Janeiro in ten der Sektion Quelusia sind win- 1.400 bis 1.600 m Höhe terhart. Manche Arten sind resistent Wuchs: Büsche bis 5 m hoch gegen die Fuchsiengallmilbe (Acu- Ungültige Bezeichnungen: F. mollis lops fuchsiae). Der Erde sollte man Krause (1906) und F. regia var. al- feinkörnigen Kies beimischen. In Mit- pestris (Gardner) Munz 1943 teleuropa leiden alle Quelusias unter Epitheton: alpestris = alpin, bzw. im der Sommerhitze, erholen sich aber Hochgebirge wachsend F. bracelinae F. campos-portoi Erstbeschreibung: Philip Munz Erstbeschreibung: R. Pilger und G. Veröffentlichung in: Proceedings K. Schulze of the Californian Academy of Sci- Veröffentlichung in: Notizblatt des ences, San Francisco 1943 Botanischen Gartens Berlin-Dahlem, Heimat: Ostküste Brasiliens in 2.200 Berlin 1935 und Rodriguesia, 1935 bis 2.800 m Höhe Heimat: Provinz Rio de Janeiro in baum- Wuchs: Busch bis 60 cm hoch losen Höhen von 2.100 – 2.500 m Epitheton: benannt nach der ameri- Wuchs: Strauch mit bis zu 2 m lan- kanischen Pflanzensammlerin Floyd gen Zweigen Bracelin Epitheton: Campos-portoi ist der Name der Landschaft, in der die Art F. brevilobis vorkommt Erstbeschreibung: Paul E. Berry Veröffentlichung in: Annals of the F. coccinea Missouri Botanical Garden, Fulton Erstbeschreibung: Jonas Carlsson 1989 Dryander Heimat: im Umfeld von São Paulo Veröffentlichung in: Hortus Kewen- Wuchs: überhängender, lianenför- sis, London 1789 miger Busch mit Ästen von bis zu 8 Heimat: im Norden der Provinz Rio m Länge de Janeiro in 1.400 bis 2.000 m Epitheton: brevilobis = kurzlappig Höhe Wuchs: aufrechter Strauch bis 1,50 m Höhe Ungültige Bezeichnungen: F. ele- gans Salisbury (1791), F. montana Cambessedes (1830), F. pendula Salisbury (1796) und Nahusia cocci- nea (Dryander) Schneevoogt (1792) Epitheton: coccinea = scharlachrot

F. glazioviana 211 Erstbeschreibung: Taubert Veröffentlichung in: Engler, Hrsg., Botanische Jahrbücher für Systema- tik, Pflanzengeschichte und Pflan- zengeographie, Leipzig 1892 Heimat: Hochland Ostbrasiliens in 1.500 bis 2.000 m Höhe Wuchs: Busch bis 4 m hoch, bei Auf- lagemöglichkeit auch höher Ungültige Bezeichnung: Fuchsia F. campos-portoi santos-limae Brade (1957) nach dem (brasilianischen?) Bota- niker und Pflanzensammler Gerdt Hatschbach (geb. 1923)

F. magellanica Erstbeschreibung: Jean Babtiste Pi- erre Antoine de Monet der Lamarck Veröffentlichung in Encyclopedie Methodique, 1788 Heimat: Zentral- und Südanden Chi- les und Argentiniens bis in den Sü- den Patagoniens in Höhen von 0 bis 1.750 m Höhe Wuchs: meist aufrechter Busch bis 3 m hoch Ungültige Bezeichnungen: F. arau- cana F. Philippi (1876), F. chonoti- ca R. A. Philippi (1856), F. coccinea var. chonotica (R. A. Philippi) Reiche F. glaziovana (1897), F. coccinea var. macrostema (Ruiz Pavon) Hooker (1847), F. coc- cinea var. robustior Hooker (1847), Epitheton: benannt nach dem Pflan- zensammler Auguste François Marie Glaziou (1828-1906) F. magellanica

F. hatschbachii Erstbeschreibung: Paul E. Berry Veröffentlichung in: Annals of the Missouri Botanical Garden, Fulton 1989 212 Heimat: in Wäldern Ost- brasiliens in 900 – 1.200 m Höhe W u c h s : aufrechter Busch, auch kletternd, bis 5 m hoch Epitheton: b e n a n n t F. conica Lindley (1827), F. discolor Lindley (1835), F. gracilis Lindley F. regia ssp. regia (1824), F. gracilis var. macrostema (Ruiz & Pavon) Lindley (1827), F. gracilis var. multifloraLindley (1827), F. macrostema Ruiz & Pavon (1802), F. macrostema var. conica (Lindley) Sweet (1833), F. macrostema var. grandiflora Hooker (1833), F. ma- gellanica var. conica (Lindley) Bailey (1900), F. magellanica var. discolor (Lindley) Bailey (1900), F. magella- nica var. eburnea Pisano (1979), F. magellanica var. gracilis (Lindley) Bailey (1900), F. magellanica var. macrostema (Ruiz & Pavon) Munz (1943), F. magellanica var. molinae Espinosa (1929), F. magellanica var. typica Munz (1943) und Tilcum tinc- torium Molina (1810) Anmerkungen: Viele Varietäten sind winterhart. Bei den vielen im Han- del vorhandenen F. mag.-Varietäten handelt es sich nicht um Unterarten, sondern Hybriden. Epitheton: Magellanica = Patago- nien, die Heimat der Art

F. regia (Vellozo) Munz (1943) Ungültige Bezeichnung: Quelusia re- gia Vellozo (1829) Epitheton: regius = königlich 213

F. regia (Vellozo) Munz ssp. regia (1989) Veröffentlichung durch Paul E. Berry in: Annals of the Missouri Botanical Garden, Fulton 1989 Heimat: in feuchten Wäldern Ostbra- siliens, in 1.000 bis 2.400 m Höhe Wuchs: aufrechter Busch, teils lia- nenförmig, bis 15 m hoch F. regia ssp.reitzii Ungültige Bezeichnungen: F. integri- folia Cambessedes (1830), F. pyrifo- Heimat: Provinz Rio de Janeiro in lia K. Presl (1834) und F. regia var. 500 – 1.500 m Höhe typica Munz (1943) Wuchs: überhängender oder klet- ternder Strauch bis 4 m hoch, als Li- F. regia ssp. reitzii ane bis zu 15 m lang Erstbeschreibung: Paul E. Berry Ungültige Bezeichnungen: F. affinis Veröffentlichung in: Annals of the Cambessedes (1830), F. radicans Missouri Botanical Garden, Fulton Miers (1841), F. regia var. affinis 1989 (Cambessedes) Munz (1943) und Heimat: Provinz Parana, in 800 – F. regia var. radicans (Miers) Munz 1.750 m Höhe (1943) Wuchs: Busch bis zu 4 m hoch Namensbedeutung: serrae = von ei- Ungültige Bezeichnung: F. pube- ner Serra (= Bergland) in Brasilien scens Cambessedes (1839) stammend Epitheton: benannt nach Pater Rau- lino Reitz (geb. 1919) Wahrscheinlich wird noch eine var. oder ssp. radicans anerkannt wer- F. regia ssp. serrae den Erstbeschreibung: Paul E. Berry Veröffentlichung in: Annals of the Missouri Botanical Garden, Fulton 2. Sektion Kierschlegeria 1989 Die eine Art dieser Sektion, F. lycio- ides, bildet einen aufrechten Busch mit dornenähnlichen Knoten an den Ästen. Ihre Blätter sind lichtgrün, nach dem Blattfall bleiben die oben erwähnten dornigen Knoten. Die Blüten sind rot. Es gibt Pflanzen mit perfekten und solche mit nur weib- lichen Blüten. Die perfekten Blüten sind größer und hängend, die weib- 214 lichen kleiner und rechtwinkelig ab- stehend. Der Tubus ist zylindrisch und weiß bis rosa. Die Art kommt nur in einem schmalen Küstenstreifen in Zentralchile vor, der sich etwa 500 km zwischen dem Pazifik und dem Westabhang der Anden hinzieht. Pflegehinweise von Elisabeth Schnedl: F. lycioides bevorzugt lan- ge trockene Sommer und nur mäßig F. regia ssp. serrae feuchte Winter. Sandige, besonders gut durchlässige Erde, ein vollson- niger Gartenplatz, aber den Topf in Pavon (1802), F. rosea Ruiz & Pavon der Erde versenkt, damit der Wurzel- var. spinosa (Presl) Reiche (1898) bereich kühl bleibt, selten mit einer und F. spinosa Presl (1835) leichten Düngergabe gießen, dann Epitheton: Lycium-ähnlich; Lycium = macht sie keine Probleme. Sie rea- Bocksdorn, Teufelszwirn giert empfindlich auf zuviel Gießwas- ser, wenn sie zu lange feucht bleibt, ist sie sehr rostanfällig. Es ist auch 3. Sektion Hemsleyella eine „falsche Lycioides“ im Umlauf, Diese Sektion ist in den Nord- und die außergewöhnlich reich blüht und Zentralanden beheimatet. Sie bildet möglicherweise eine Kreuzung mit F. aufrechte bis überhängende Büsche, magellanica mit dem Namen ‘Rosea‘ auch Lianen oder Epiphyten (Aufsit- ist. zerpflanzen, also Pflanzen, die auf anderen Pflanzen wachsen). Sie ha- F. lycioides ben oft zylindrische bis kegelförmige Erstbeschreibung: Henry C. An- Knollen oder verdickte Stämme und drews Wurzeln. Die Blätter stehen gegen- ständig, dreiblättrig oder wechselnd, gewöhnlich abfallend. Die Blüten sind perfekt, hell gefärbt und pen- delnd an dünnen Stängeln. Die Pe- talen und damit auch die Korolle feh- len. Die Farbe der Blüten reicht von gelborange über rot bis zu violett. Pflegehinweise von Elisabeth Schnedl: Die Arten dieser Sektion sind auffallend schön, dafür aber sehr schwierig und vor allem fast nicht zu bekommen. Sie blühen im blattlosen Zustand, haben Knollen, die für die Trockenzeit Reserven la- gern, die sie für die Blüte brauchen. 215 Wer so glücklich ist, eine solche Art zu besitzen, soll sich wirklich mit ih- ren Lebensbedingungen befassen.

F. lycioides F. apetala Erstbeschreibung: Hipolito Ruiz & Veröffentlichung in: Botanists Repo- Jose Pavon sitory, 1800, und Curtis´s Botanical Veröffentlichung in: Flora Peruviana Magazine, London 1807 et Chilensis, 1802 Ungültige Bezeichnungen: F. parvi- Heimat: Anden in Bolivien und Peru flora Lindley (1827), F. rosea Ruiz & in über 3.200 m Höhe Wuchs: kriechender oder überhän- gender Busch, auch epiphytisch Ungültige Bezeichnungen: F. hirsuta (1876), F. macrantha (1846) und F. unduavensis (1943) Epitheton: apetalus = ohne Kronblät- ter

F. cestroides Erstbeschreibung: G. K. Schulze- Menz Veröffentlichung in: Notizblatt des Botanischen Gartens und Museum zu Berlin-Dahlem, Berlin 1940 Heimat: Nordwestliches Peru Wuchs: aufrecht bis max. 3 m hoch Epitheton: Cestrum-ähnlich (Cestrum = Hammerstrauch)

oben: Deckblatt zu den Erstbeschrei- F. chloroloba bungen von Ruiz & Pavon; unten: Zeich- Erstbeschreibung: John M. Johns- nungen aus diesem Werk zu F. simplici- ton caulis (links) und F. apetala (rechts) Veröffentlichung in: Journal of the Ar- nold Arboretum, Harvard University, Jamaica Plain, Mass. 1939 Heimat: Südliches Peru in 2.200 – 2.800 m Höhe Wuchs: Busch bis 2 m hoch oder epiphytisch Ungültige Bezeichnung: Fuchsia tu- berosa (?) 216 Epitheton: chlorolobus = grün ge- lappt

F. garleppiana Erstbeschreibung: Otto Kuntze & L. Wittmack Veröffentlichung in: Gartenflora, Zeit- schrift für Garten- und Blumenkunde, Berlin 1893 Heimat: Bolivien in 2.500 bis 3.000 m Höhe Wuchs: meist epiphytischer Busch, bis 4 m hoch Wuchs: Busch, bis 3 m Höhe Epitheton: benannt nach Otto (?) Ungültige Bezeichnung: Fuchsia tu- Garlep berosa Krause var. inflata (Schulze- Menz) Munz (1943) F. huanucoensis Epitheton: inflatus = aufgeblasen Erstbeschreibung: Paul E. Berry Veröffentlichung in: Annals of the F. insignis Missouri Botanical Garden, St. Louis Erstbeschreibung: William B. Hems- 1985 ley Heimat: Feuchte Wälder in Mittelpe- Veröffentlichung in: The Journal of ru in etwa 2.800 m Höhe Botany, London 1876 Wuchs: Busch Heimat: Südliches Ecuador Epitheton: aus Huanuco, Peru Wuchs: überhängender Busch, meist epiphytisch F. inflata Epitheton: insignis = ausgezeichnet Erstbeschreibung: G. K. Schulze- Menz F. juntasensis Veröffentlichung in: Notizblatt des Erstbeschreibung: Otto Kuntze Botanischen Gartens und Museum Veröffentlichung in: Revisio Gene- zu Berlin-Dahlem, Berlin 1940 rum Plantarum, Leipzig 1898 Heimat: Peruanische Anden in 2.800 Heimat: Bolivien, in 1.900 – 2.800 m bis 3.600 m Höhe Höhe Wuchs: Busch bis 3 m Höhe Ungültige Bezeichnung: Fuchsia steinbachii I. M. Johnst. (1925)

F. membranacea Erstbeschreibung: William B. Hems- ley Veröffentlichung in: Journal of Bota- ny, London 1876 Heimat: Venezuela, in 2.750 – 3.400 217 m Höhe Wuchs: 2 bis 6 m hoch Epitheton: membranacea = dünn- häutig

F. mezae Erstbeschreibung: Paul E. Berry & Elizabeth Hermsen Veröffentlichung in: Novon, Vol. 9, No. 4, 1999 F. inflata Heimat: Nord- und Zentralperu F. nana Veröffentlichung in: Journal of Bota- Erstbeschreibung: Paul E. Berry ny, London 1876 Veröffentlichung in: Annals of the Heimat: südliches Peru, in 2.500 bis Missouri Botanical Garden, Fulton, 2.900 m Höhe Miss. 1985 Wuchs: epiphytische Büsche Heimat: Bolivien, in 3.000 bis 3.700 Ungültige Bezeichnungen: Fuchsia m Höhe tuberosa Krause (1905) und Fuchsia Wuchs: kleinwüchsig tuberosa Krause var. typica Munz Epitheton: nanus = zwergig (1943) Epitheton: salicifolius = weidenblätt- F. pilaloensis rig Erstbeschreibung: Paul E. Berry Veröffentlichung in: Annals of the F. tillettiana Missouri Botanical Garden, Fulton, Erstbeschreibung: Philip Munz Miss. 1985 Veröffentlichung in: Aliso. Journal of Heimat: Ecuador, in 2.400 bis 3.150 the Rancho Santa Ana Botanic Gar- m Höhe den, Claremont, Cal. 1972 Wuchs: Busch, bis 1 m hoch Heimat: Venezuela, in 1.600 bis 2.700 m Höhe F. salicifolia Wuchs: Busch Erstbeschreibung: William B. Hems- ley F. tunariensis Erstbeschreibung: Otto Kuntze Philip Munz Veröffentlichung in: Revisio Gene- rum Plantarum, Leipzig 1898 Heimat: südliches Peru und Bolivien, in 2.400 bis 3.400 m Höhe Wuchs: Busch, bis 1,5 m hoch Ungültige Bezeichnung: Fuchsia mattoana Krause (1906) Epitheton: tunariensis = vom Berg 218 Tunari

4. Sektion Fuchsia Die Arten der Sektion Fuchsia wach- sen in den Nord- und Zentralanden, sowie auf der Insel Hispaniola. Sie bilden Sträucher oder Lianen. Ihre Blätter stehen einfach, gegenständig oder quirlförmig oder drei und mehr Blätter kreisförmig aus einem Kno- ten. Meistens sind sie hautartig und hängen an Stängeln. Die Blattränder umfasst die Arten F. decussata, F. sind oft gezähnt. Die Blüten kommen ferryerae, F. fontinalis und F. sanc- aus den Blattknoten, stehen oder tae-rosae hängen senkrecht, erscheinen an Mit kurzen Röhren, meistens mit Blü- blattlosen Trieben, aber auch in Bü- ten, die aus den Blattachseln kom- scheln. Sie sind perfekt (mit Stempel men und schmale Petalen haben. Die und Staubgefäßen), die Röhre ist län- ersten drei sind nahe verwandt und ger als die Sepalen. Die Petalen sind haben verzweigte oder überwiegend meistens kürzer als die Sepalen. Die waagrechte Äste und gezähnte Blät- Blütenfarbe ist hauptsächlich orange ter, aber F. fontinalis hat hängende bis rot, manchmal aber auch violett. Rispenblüten. F. sanctae-rosae hat Der Lebensraum vieler Arten dieser dickere, wenig eingeengte Röhren, Sektion ist der Regenwald in hö- fast glatte Blätter, mehr aufrechte heren, kühlen und feuchten Lagen, Äste und ist mit den ersten drei Spe- oder auch der Rand von Wäldern zies entfernter verwandt. Heimat in und Straßen, neben Flüssen, Was- Peru und Bolivien. serfällen und auf steilen Hängen. Das wechselnde Jahresklima und F. decussata auch stark wechselndes Tagesklima Erstbeschreibung: Hipolito Ruiz & bestimmen ihren Lebensrhythmus. Jose Pavon Mit 65 Arten ist die Sektion Fuchsia Veröffentlichung in: Flora Peruviana die umfangreichste Sektion der Gat- et Chilensis, 1802 tung Fuchsia. Sie wird deshalb der besseren Übersichtlichkeit wegen - so auch bei Berry, Breedlove und Raven - gerne in Gruppen unterteilt. Maßgebend für diese Gruppen sind die gleichen Merkmale der jewei- ligen Arten.

Pflegehinweise von Elisabeth Schnedl: Es gibt 65 Arten, die in den 219 verschiedensten Klimaten, Höhen- lagen und Umweltbedingungen vor- kommen. Deshalb ist eine Richtlinie für die Pflege nicht möglich. Man kann nur lesen, wo die Art ihre Hei- mat hat und diese so gut wie möglich bieten. Arten aus dem Nebelwald oft besprühen, aus trockenen oder sehr hochgelegenen Gegenden trockener halten. F. decussata Die 1. Gruppe (decussata-Gruppe) Heimat: Peru in 2.900 – 3.400 m ohne das Grün in den Spitzen der Höhe Sepalen Wuchs: aufrecht, kletternd, bis 3 m Epitheton: benannt nach dem Pflan- hoch zensammler Ramon Ferreyra (1910 Ungültige Bezeichnungen: Fuchsia – 2005) fusca Krause (1906) und Fuchsia scandens Krause (1905) F. fontinalis Anmerkungen: Größe der Blätter und Erstbeschreibung: J. F. Macbride Blüten sehr unterschiedlich Veröffentlichung in: Candollea. Or- Epitheton: decussatus = kreuzweise gane du Conservatoire et du Jardin gegenständig botaniques de la Ville de Genève, Genf 1940 F. ferreyrae Heimat: Nord-Peru in 2.900 bis 3.400 Erstbeschreibung: Paul E. Berry m Höhe Veröffentlichung in: Annals of the Wuchs: Strauch, aufrecht bis klet- Missouri Botan.Garden, Fulton 1982 ternd, bis 4 m hoch Heimat: Zentral-Peru, in 2.600 – Epitheton: fontinalis (fons = Quelle) 3.150 m Höhe weißt auf den Standort der Pflanze Wuchs: aufrechter Busch, kletternd, an Ufern hin bis 3 m hoch Anmerkungen: eng verwand und F. sanctae-rosae sehr ähnlich mit F. decussata, aber Erstbeschreibung: Otto Kuntze Veröffentlichung in: Revisio Gene- rum Plantarum, III,II,98, 1898 F. sanctae-rosae Heimat: Süd-Peru und Bolivien, in 1.400 – 3.000 m Höhe Wuchs: aufrecht, kletternd, bis 3 m hoch Ungültige Bezeichnungen: Fuchsia boliviana Britton (1890), Fuchsia brittonii J. M. Johnst. (1925), Fuch- 220 sia filipes Rusby (1927) und Fuchsia weberbaueri Krause (1905) Epitheton: benannt nach dem ersten Fundort, der Stadt Santa Rosa in Bo- livien

In der 2. Gruppe (loxensis-Gruppe) sind F. loxensis, F. hypoleuca, F. sca- briuscula, F. steyermarkii, F. summa und seit neuestem auch F. aquaviri- dis zu finden Dies ist eine sehr locker zusammen- hängende Gruppe mit ausschließlich Blüten aus den Blattachseln, kurzer bis mittlerer Röhre und eher breiten Petalen. F. loxensis wird als eine vielgestaltige Art betrachtet, die noch nicht vollständig bekannt ist. Ihre runden Petalen und großen Blätter deuten an, dass sie der petiolaris- Gruppe nahe steht. F. scabriuscula hat keine deutlichen Verwandten, hat sehr wenige Blüten und gegen- ständige Blätter, ganz anders als die übrigen Mitglieder dieser Grup- pe. Die geradlinigen Blätter von F. steyermarkii sind in dieser Sektion einmalig, aber ihre Blüten gleichen denen von F. loxensis mehr als jeder anderen. Beheimatet ist die Gruppe in Kolumbien und Ecuador. F. loxensis

F. aquaviridis Erstbeschreibung: Paul E. Berry F. loxensis Veröffentlichung in: Contributions of Erstbeschreibung: Humboldt, Bonp- the University of Michigan Herbari- land & Kunth um, Vol. 25, 2007 Veröffentlichung in: Nova genera et Heimat: Süd-Ecuador, in 2.800 - species plantarum, Paris 1823 3.100 m Höhe Heimat: Ecuadorianische Anden, in Wuchs: gut verzweigter Busch bis zu 3.500 – 3.800 m Höhe 1,2 m Höhe, Blätter gegenständisch Wuchs: Strauch oder Baum bis 6 m und elliptisch, Blüten einheitlich rot hoch Epitheton: aquaviridis (= grünes Ungültige Bezeichnungen: Fuchsia Wasser) ehrt Dave Green (= grün) apiculata J. M. Johnst. (1925), Fuch- 221 und Eileen Waters (= Wasser) sia hypoleuca J. M. Johnst. (1925) und Fuchsia umbrosa Bentham F. hypoleuca (1845) Erstbeschreibung; J. M. Johnston Epitheton: benannt nach dem ersten Veröffentlichung in: Contributions Fundort Loxy = Loja in Ecuador from the Gray Herbarium of Harvard University, Cambridge, Mass. 1925 F. scabriuscula Ungültige Bezeichnung: Fuchsia lo- Erstbeschreibung: George Bentham xensis Berry (1982) Veröffentlichung in: Plantas Hartwe- Epitheton: hypoleucus = unterseits gianas, London 1845 weiß Heimat: Ecuador und Süd-Kolum- bien in 1.400 – 2.750 m Höhe die fast immer kurzröhrigen, aus den Wuchs: niederliegender Busch bis Achseln kommenden Traubenblüten 2,5 m hoch mit schmalen Petalen, kurzen Blatt- Epitheton: scabrus = rau, scharf; stielen und zylindrischen Fruchtkno- bezieht sich auf das Aussehen der ten und Beeren. Die ersten drei Ar- Blätter ten sind nahe verwandt und jede hat Petalen, die auffallend dunkler sind F. steyermarkii als die Sepalen. Die letzten zwei Ar- Erstbeschreibung: Paul E. Berry ten sind nahe verwandt und haben Veröffentlichung in: Annals of the Mis- deutliche Trauben mit lang haltenden souri Botan. Garden, Fulton 1982 Deckblättern, aber die Blüten und Heimat: in Südost-Ecuador an nur Blätter von F. orientalis verbinden die einem Ort zwei Gruppen miteinander. Wuchs: dicht behaarter Busch bis 2 m hoch F. glaberrima Epitheton: benannt nach dem Pflan- Erstbeschreibung: John M. Johns- zensammler Julian Alfred Steyer- ton mark (1909 – 1988) Veröffentlichung in: Contributions from the Gray Herbarium of Harvard F. summa University, Cambridge, Mass. 1925 E r s t b e - Heimat: Ecuador und Peru in 1.600 schreibung: – 1.900 m Höhe Paul E. Ber- Wuchs: wenig verzweigter Busch bis ry 3 m hoch Veröffent- Epitheton: glaberrimus = völlig kahl; lichung in: die Pflanze ist sehr glatt NOVON 5 (4), 1995 F. nigricans H e i m a t : Erstbeschreibung: Linden (ex Plan- Ecuador, in chon) 3.100 – 3.450 Veröffentlichung in: Flore des Serres 222 m Höhe et des Jardins de l‘Europe, 1849 Wuchs: auf- Heimat: Venezuela und Kolumbien, rechter Busch, bis 1 m hoch in 1.700 – 2.700 m Höhe Epitheton: summa = höchste Stelle, Wuchs: aufrechter Strauch, klet- Gipfel ternd, bis 3 m hoch Ungültige Bezeichnungen: Fuch- sia adpressibilis Steyermark (1952) Die 3. Gruppe (nigricans-Gruppe) und Fuchsia atrorubra J. M. Johnst. umfasst die Arten F. nigricans, F. (1925) sylvatica, F. pallescens, F. orientalis Epitheton: nigricans = schwarz wer- und F. glaberrima. dend, schwärzlich, wegen der sehr Die Merkmale dieser Gruppen sind dunklen Blätter F. nigricans

F. orientalis F. sylvatica Erstbeschreibung: Paul E. Berry Erstbeschreibung: George Bentham Veröffentlichung in: Annals of the Mis- Veröffentlichung in: Plantas Hartwe- souri Botan. Garden, Fulton 1982 gianas, London 1845 Heimat: Ecuador, an den östlichen Heimat: Ecuador, in 2.600 – 3.100 m Hängen der Anden in 1.200 – 2.600 Höhe m Höhe Wuchs: Busch bis 2,5 m hoch Wuchs: Busch bis 2 m hoch Epitheton: sylvaticus = aus dem Epitheton: orientalis = östlich, bezieht Wald stammend sich auf das Vorkommen der Art Die 4. Gruppe (macrophylla-Gruppe) F. pallescens umfasst F. macrophylla, F. macrope- 223 Erstbeschreibung: Friedrich Ludwig tala, F. ovalis und F. pilosa Emil Diels (1874 – 1945) Die ersten zwei Arten sind nahe ver- Veröffentlichung in: Notizblatt des wandt, und mit F. ovalis haben sie Botanischen Gartens und Museums den seitlichen oder aus den Achseln zu Berlin-Dahlem, Berlin 1938 kommenden Blütenflor gemeinsam. Heimat: Ecuador und Süd-Kolum- Obwohl F. pilosa einen endständigen bien, in 2.500 – 2.900 m Höhe Blütenflor hat, ist sie doch hier plat- Wuchs: niedriger Busch bis 1,8 m ziert, weil eine große Ähnlichkeit der hoch Blätter, Blüten und der Behaarung Epitheton: pallescens = bleich werdend, mit F. ovalis besteht. Außer F. ma- bezieht sich auf die blassen Sepalen cropetala sind sie kurzröhrig. F. macropetala Heimat: Nord-Peru, in 1.600 – 2.400 Erstbeschreibung: Carolus Bor. m Höhe Presl Wuchs: Busch bis 2 m hoch, jung Veröffentlichung in: Reliquiae Haen- dicht behaart keanae, Prag 1831 Ungültige Bezeichnung: Fuchsia as- Heimat: Zentral-Peru in 1.600 - 1.800 perifolia Krause (1905) m Höhe Epitheton: pilosus = stark behaart Wuchs: aufrechter Strauch, klet- ternd, bis 3 m hoch Zur 5. Gruppe (putumayensis-Grup- Epitheton: macropetalus = mit groß- pe) gehören F. putumayensis, F. en Kronblättern lehmannii, F. andrei, F. cuatrecasasii und F. abrupta F. macrophylla Kurze bis lange Röhren mit rötlich- Erstbeschreibung: J. M. Johnston orange Blüten und zarten, gewöhn- Veröffentlichung in: Contributions lich aufgebogenen Petalen. Die from the Gray Herbarium of Harvard Blüten sind meistens eingehüllt von University, Cambridge, Mass. 1925 kurzen, endständigen Trauben lan- Heimat: Zentral- und Süd-Peru, im zenförmiger, aufgebogener Deck- Dickicht des Regenwaldes, in 1.200 blätter, die auch abfallen. F. abrupta – 2.000 m Höhe ist langröhrig und blüht länger, ihre Wuchs: aufrechter, kletternder nähere Verwandtschaft ist unklar, Busch, bis 3 m hoch aber sie ist hier eingereiht wegen Epitheton: macrophyllus = großblätt- ihrer starken, abstehenden Blüten- rig stiele, der zarten, zurück gebogenen Petalen und der meist gegenstän- F. ovalis digen Blätter, die bei den Arten die- Erstbeschreibung: Ruiz & Pavon ser Gruppe vorherrschen. Veröffentlichung in: Flora Peruviana et Chilensis, 1802 F. abrupta Heimat: Zentral-Peru in 2.000 – Erstbeschreibung: Iwan M. Johnston 2.800 m Höhe Veröffentlichung in: Contributions 224 Wuchs: aufrechter oder kletternder from the Gray Herbarium, Cam- Strauch, bis 3 m hoch bridge, Mass. 1925 Ungültige Bezeichnung: Fuchsia po- Heimat: Zentral-Peru, in 1.500 – lyanthella J. M. Johnst. (1925) 2.700 m Höhe Epitheton: ovalis = eiförmig, gemeint Wuchs: aufrechter Busch mit über- sind die Blätter hängenden Ästen, bis 1,3 m hoch Ungültige Bezeichnung: Fuchsia as- F. pilosa piazui J. F. Macbride (1941) Erstbeschreibung: H. B. Fielding & Epitheton: abruptus = schroff George Gardner Veröffentlichung in: Sertum Planta- F. andrei rum, London 1844 Erstbeschreibung: Iwan M. Johnston m Höhe F. andrei Wuchs: Busch, bis 1,5 m hoch Epitheton: benannt nach dem Bo- taniker und Entdecker der Art, Jose Cuatrecasas (1903 – 1996)

F. lehmannii Erstbeschreibung: Philip Munz Veröffentlichung in: Proceedings of the California Academy of Science, San Francisco1943 Heimat: Süd-Ecuador, in 1.600 – 2.250 m Höhe

Veröffentlichung in: Contributions from the Gray Herbarium, Cam- bridge, Mass. 1925 Heimat: Süd-Ecuador und Nord- Peru, in 1.800 – 3.000 m Höhe Wuchs: Busch bis 4 m hoch Ungültige Bezeichnungen: Fuchsia osgoodii J. F. Macbride (1941) und Fuchsia ovalis var. aberans J. F. Macbride (1941) 225 Epitheton: benannt nach dem fran- F. lehmannii zösischen Gärtner, Gartengestalter und Botaniker Edouard Francois An- Wuchs: kletternder Strauch, bis 3 m dré (1840 - 1911) hoch Epitheton: benannt nach dem Pflan- F. cuatrecasasii zensammler und Entdecker dieser Erstbeschreibung: Philip Munz Art Konsul Friedrich Carl Lehmann Veröffentlichung in: Proceedings of (gestorben 1903) the California Academy of Science, San Francisco 1943 F. putumayensis Heimat: Kolumbien, in 1.400 – 2.200 Erstbeschreibung: Philip Munz F. ampliata Erstbeschreibung: George Bentham Veröffentlichung in: Plantas Hartwe- gianas, London 1845 Heimat: Ecuador, in 3.000 – 3.500 m Höhe Wuchs: aufrechter Busch mit über- hängenden Zweigen, bis 3 m hoch Epitheton: ampliatus = erweitert; we- gen der Blütenröhre, die sich an ih- rem Mund stark erweitert

F. ayavacensis Erstbeschreibung: Humboldt, Bonp- land & Kunth Veröffentlichung in: Nova genera et species plantarum VI: 107, 1823 Heimat: Süd-Ecuador und Nord- Peru, in 1.900 – 3.200 m Höhe F. putumayensis Wuchs: fast aufrechter Strauch, bis 4 m hoch Veröffentlichung in: Proceedings of Ungültige Bezeichnung(en): Fuchsia the California Academy of Science, asplundii J. F. Macbride (1941) und San Francisco1943 Fuchsia townsendii I. M. Johnston Heimat: Kolumbien und Ecuador, in (1925) 1.400 – 2.100 m Höhe Epitheton: benannt nach der Provinz Wuchs: Busch bis 3 m hoch Ayabaca (= Ayavaca) in Peru Epitheton: benannt nach der Provinz Comissaria del Putumayo F. caucana Erstbeschreibung: Paul E. Berry Zur 6. Gruppe (petiolaris-Gruppe) Veröffentlichung in: Annals of the 226 gehören F. petiolaris, F. corollata, F. Missouri Bot. Garden, Fulton 1982 caucana, F. ayavacensis, F. vulcani- Heimat: Süd-Kolumbien, in 2.700 ca und F. ampliata – 3.600 m Höhe Langröhrige, aus den Blattachseln Wuchs: Busch, bis 2 m hoch kommende Blüten mit verschieden Epitheton: benannt nach dem kolum- geformten, oft behaarten Petalen. bianischen Departement Cauca Sie bewohnen hohe, oft windige Re- gionen. F. corollata Sie sind eine deutlich abgegrenzte Erstbeschreibung: George Bentham Gruppe, ihre einzelnen Arten sind Veröffentlichung in: Plantas Hartwe- sich sehr ähnlich, aber noch wenig gianas, London 1845 erforscht. Heimat: Süd-Kolumbien und Nord- Ecuador, in 2.800 – 3.800 m Höhe B. K. var. typica Munz (1943); Fuch- Wuchs: kletternder Busch, bis 5 m sia quindunensis H. B. K. (1823); Höhe Fuchsia smithii Munz (1943) Ungültige Bezeichnung: F. colombia- Anmerkung: weit verbreitet mit vielen na Munz (1946) regionalen Formen Namensbedeutung: corollatus = blu- Epitheton: petiolaris = mit gestielten menkronartig; wegen der langen Pe- Blättern; wegen des relativ langen talen der Korolle Blattstiels

F. petiolaris F. vulcanica Erstbeschreibung: Humboldt, Bonp- Erstbeschreibung: Edouard Andrè land & Kunth Veröffentlichung in: Revue Hortico- Veröffentlichung in: Nova genera et le, Paris 1888 species plantarum, 1823 Heimat: Süd-Kolumbien und Ecua- Heimat: Kolumbien und Venezuela, dor, in 3.400 – 4.000 m Höhe in 2.900 – 3.900 m Höhe Wuchs: kletternder Strauch, bis 3,5 Wuchs: Busch, bis 2 m hoch, oder m hoch kletternd, bis 5 m hoch Ungültige Bezeichnung: Fuchsia Ungültige Bezeichnungen: Fuchsia hitchcockii J. M. Johnst. (1925) curviflora Bentham (1845); Fuchsia Epitheton: vulcanica = vulkanisch, petiolaris H. B. K. var. bolivarensis da an den Hängen eines Vulkans Munz (1943); Fuchsia petiolaris H. gefunden

Zur 7. Gruppe (venusta-Gruppe) ge- F. petiolaris hören F. venusta, F. rivularis, F. geh- rigeri, F. llewelynii, F. scherffiana und F. confertifolia Mittel- bis langröhrige Blüten mit schmalen Petalen, aus den oberen Blattachseln oder in beginnenden Trauben mit meist langen Blütenstie- len. Die ersten zwei Arten sind nahe 227 verwandt und haben einen klet- ternden Wuchs, gedrehte Petalen, fast lederartige, elliptische Blätter und leicht haarige Petalen. Sie sind durch F. gehrigeri möglicherweise mit der Gruppe F. petiolaris verkettet. Weil die letzten drei Arten nur von wenigen bruchstückhaften Samm- lungen bekannt sind, sind ihre Ver- wandtschaften unklar. F. confertifolia hat sehr bezeichnende reduzierte Blätter, aber sie sind fast lederartig Heimat: Nord-Peru, in 2.600 – 3.200 wie bei den ersten zwei Arten. Die m Höhe mehr oder weniger gedrehten Peta- Wuchs: Busch, bis 2,5 m hoch len und der achselblütige bis trau- Ungültige Bezeichnung: Fuchsia do- benartige Blütenflor geben ihnen lichantha Krause (1905) den Platz in dieser Gruppe. F. lle- Anmerkung: auffallend kleines Laub welynii und F. scherffiana sind mög- und rostfarbige Äste licherweise nahe verwandt und sind Epitheton: confertifolius = mit dicht hier auf Grund ihrer fast lederartigen gedrängten Blättern Blätter, der langen Blütenstiele und der mittellangen Blüten eingereiht. F. gehrigeri Erstbeschreibung: Philip Munz F. confertifolia Veröffentlichung in: Proceedings of Erstbeschreibung: H. B. Fielding & the California Academy of Science, George Gardner San Francisco 1943 Veröffentlichung in: Sertum Planta- Heimat: Venezuela rum, London 1844 Wuchs: kletternder Busch, bis 5 m Fielding und Gardners Sertum plantarum hoch aus dem Jahr 1844 Ungültige Bezeichnung: Fuchsia jahnii Munz (1943) Epitheton: benannt nach dem Pflan- zensammler Wilhelm Gehringer

F. llewelynii Erstbeschreibung: J. F. Macbride Veröffentlichung in: Publications of Field Museum of Natural History, Bo- tanical Series, Chicago 1941 Heimat: Nord-Peru, in 2.600 – 3.300 m Höhe Wuchs: niedriger Busch 228 Epitheton: benannt nach dem ame- rikanischen Botaniker Llewelyn Wil- liams, der die Art sammelte

F. rivularis Epitheton: rivularis = an kleinen Bä- chen

F. rivularis ssp. rivularis Erstbeschreibung: J. F. Macbride Veröffentlichung in: Candollea. Or- gane de Conservatoire et du Jardin botanique de la ville de Genève, Genf 1940 Heimat: Nord-Peru, in 2.100 – 2.600 m Höhe Wuchs: Strauch mit Lianen bis zu 10 m Länge Ungültige Bezeichnung: Fuchsia woytkowskii J. F. Macbride (1941)

F. rivularis ssp. pubescens Erstbeschreibung: Paul E. Berry & Elizabeth Hermsen Veröffentlichung in: NOVON 9, 1999 Heimat: Nord-Peru, im Nebelwald in 2.000 - 2.500 m Höhe Wuchs: Busch oder Liane bis 10 m über Grund Epitheton: pubescens = behaart, flaumhaarig

F. scherffiana Erstbeschreibung: Edouard André oben: Linnes Grundlagenwerk über die Veröffentlichung in: Revue Harticole, Benennung der Natur Paris 1888 Heimat: Süd-Ecuador, in ca. 2.800 m F. venusta Höhe Wuchs: Busch, bis 3 m hoch Epitheton: vermutlich nach einem Bekannten des Sammler Edouard André benannt

F. venusta 229 Erstbeschreibung: Humboldt, Bonp- land & Kunth Veröffentlichung in: Nova genera et species plantarum, 1823 Heimat: Kolumbien und Venezuela, in 1.800 – 2.700 m Höhe Wuchs: kletternder Strauch, bis 3 m, Lianen bis 10 m lang Ungültige Bezeichnung(en): Fuchsia killipii J. M. Johnst. (1928), Fuch- sia meridensis Steyermark (1952), Fuchsia venusta H. B. K. var. huilen- Arnold Arboretum, Jamaica Plain, sis Munz (1943) und Fuchsia venu- Mass. 1939 sta H. B. K. var. typica Munz (1943) Heimat: Süd-Peru, in 2.600 – 3.500 Epitheton: venustus = anmutig m Höhe Wuchs: kletternder Busch, bis 4 m In der 8. Gruppe (denticulata-Grup- hoch pe) finden sich F. denticulata, F. Anmerkungen: sehr ähnlich zu F. austromontana, F. harlingii, F. denticulata, aber größere Blüten cochabambana, F. macrostigma und Epitheton: austro montana = süd- F. magdalenae liche Berge (gemeint von Peru) Langröhrige, aus den Achseln kom- mende Blüten mit dicken, starken, F. cochabambana meist zylindrischen Röhren. Der Blü- Erstbeschreibung: Paul E. Berry tenstiel ist kräftig, die Petalen sind Veröffentlichung in: Annals of the unterschiedlich, aber oft purpurn Missouri Botan. Garden, Fulton beim Trocknen, die Staubbeutel sind 1982 groß, 3 - 6 mm lang. Sie sind eine be- Heimat: Bolivien, in 2.500 – 3.100 m sondere Gruppe mit ihren einzelnen, Höhe starken Blüten. Die ersten drei Arten Wuchs: Busch, bis 1,5 m hoch sind nahe verwandt. F. cochabam- Epitheton: benannt nach dem bolivia- bana hat trichterförmige Blüten, die nischen Departement Cochabamba- an den Spitzen der Zweige gruppiert na, in dem die Art gefunden wurde sind, aber sie sind mehr oder weni- ger dickröhrig und haben purpurn F. denticulata trocknende Petalen wie die ersten Arten. F. macrostigma hat dicke, aus den Achseln kommende Blüten, aber lange gebogene, schmal trichterför- mige Röhren mit großen, ausgebrei- teten Petalen und einer großen, vier- eckigen Narbe. Obwohl es scheint, 230 dass F. magdalenae wegen ihrer großen Ähnlichkeit mit F. denticulata ganz einwandfrei zu dieser Gruppe gehört, hat sie eine völlig andere Art des Nektars als der Rest der Arten in der Sektion Fuchsia. Sie ist auch te- traploid und wächst isoliert in einem Gebiet der Sierra Nevada.

F. austromontana Erstbeschreibung: Iwan M. Johnston Veröffentlichung in: Journal of the F. denticulata Erstbeschreibung: Hipolito Ruiz & F. macrostigma Jose Pavon Veröffentlichung in: Flora Peruviana et Chilensis, 1802 Heimat: Peru und Bolivien, in 2.800 – 3.500 m Höhe Wuchs: Strauch, klettern bis 4 m hoch Ungültige Bezeichnungen: Fuchsia leptopoda Krause (1905), Fuchsia serratifolia Ruiz & Pavon (1802), Fuchsia siphonatha Krause (1905) und Fuchsia tacsoniiflora Krause (1905) Anmerkungen: weit verbreitet Epitheton: denticulatus = fein ge- zähnt

F. harlingii Erstbeschreibung: Philip Munz Veröffentlichung in: ALISO, Journal longiflora Bentham (1845), Fuchsia of the Rancho Santa Ana Botanic macrostigma var. longiflora (Ben- Garden, Claremont, Calif. 1972 tham) Munz (1943), Fuchsia ma- Heimat: Süd-Ecuador, in 2.600 – crostigma var. macrostigma (1974), 3.300 m Höhe Fuchsia macrostigma var. typica Wuchs: kletternder Strauch, bis 3 m Munz (1943), Fuchsia spectabilis hoch Hooker (1848) und Fuchsia spectabi- Ungültige Bezeichnung: Fuchsia fos- lis Hooker var. pubens J. M. Johnst. bergii Munz (1972) (1925) Epitheton: benannt nach dem schwe- Epitheton: macrostigma = große dischen Botaniker Gunnar Harling, Stempelspitze 231 Professor an der Universität Göte- borg F. magdalenae Erstbeschreibung: Philip Munz F. macrostigma Veröffentlichung in: Proceedings of Erstbeschreibung: George Bentham the California Academy of Sciences, Veröffentlichung in: Plantae Hartwe- San Francisco 1943 gianae, London 1844 Heimat: Nordost-Kolumbien Heimat: Kolumbien und Ecuador, in Wuchs: Busch, bis 5 m hoch 1.000 – 2.500 m Höhe Ungültige Bezeichnung: Fuchsia Wuchs: Strauch, bis 1,5 m hoch lampadaria J. O. Wright (1979) Ungültige Bezeichnungen: Fuchsia Epitheton: benannt nach dem De- ten kommen in Quirlen, die oberen F. magdalenae kommen abwechselnd. Die Blüten von F. sanmartina erscheinen fast immer abwechselnd, und die Deck- blätter sind lanzenförmig, mit kurzen Petalen und Laub abwerfend.

F. ceracea Erstbeschreibung: Paul Berry Veröffentlichung in: Annals of the Mis- souri Botan. Garden, Fulton 1982 Heimat: Peru, in 2.500 – 2.800 m Höhe Wuchs: kletternder Busch oder Lia- ne, bis 6 m hoch Epitheton: ceraceus = wachsartig, gemeint sind die wachsartigen Blät- ter

F. coriacifolia Erstbeschreibung: Paul E. Berry partment Magdalena, dem Fundort Veröffentlichung in: Annals of the Mis- der Art souri Botan. Garden, Fulton 1982 Heimat: Zentral-Peru Zur 9. Gruppe (simplicicaulis-Gruppe) Wuchs: Busch, bis 2 m hoch gehören F. simplicicaulis, F. ceracea, Anmerkung: nur ein Vorkommensort F. coriacifolia und F. sanmartina Epitheton: coriacifolius = lederartige Sehr seltene Büsche mit langen bis Blätter sehr langen Röhren und allgemein viel kürzeren Petalen als die Sepa- F. sanmartina len. Die ersten zwei Arten sind bei Erstbeschreibung: Paul E. Berry 232 den Fuchsien ungewöhnlich mit ihren Veröffentlichung in: Annals of the Mis- Blüten mit den kurzen Petalen und souri Botan. Garden, Fulton 1982 den dünnen hautartigen, schalenför- Heimat: Peru migen, stengellosen Deckblättern. Wuchs: kletternder Busch, bis 3 m Die nächsten zwei Arten blühen eher hoch, Lianen bis 10 m Länge traubenartig, aber es scheint, dass Anmerkung: nur ein Vorkommensort sie von den ersten zwei abstammen Epitheton: benannt nach dem De- oder mit ihnen nahe verwandt sind. partement San Martin, dem Fundort Die Deckblätter von F. coriacifolia der Art sind kleiner als die der ersten zwei Arten, sie sind auch stengellos und F. simplicicaulis leicht schalenartig. Die unteren Blü- Erstbeschreibung: Hipolito Ruiz & F. polyantha Erstbeschreibung: Ellsworth Paine Killip Veröffentlichung in: Proceedings of the California Academy of Science, San Francisco 1943 Heimat: Kolumbien, Westhänge der Kordilliere, in 2.200 – 3.300 m Höhe Wuchs: Busch, bis 2 m hoch Ungültige Bezeichnung: Fuchsia as- perifolia Krause (1905) Epitheton: polyanthos = vielblütig

F. sessilifolia Erstbeschreibung: George Bentham Veröffentlichung in: Plantas Hartwe- gianas, London 1845 Heimat: Ecuador und Kolumbien, in 2.300 – 3.200 m Höhe F. simplicicaulis Wuchs: aufrechter Strauch, klet- ternd, bis 3 m hoch José Pavon Epitheton: sessilifolius = mit sitzen- Veröffentlichung in: Flora Peruviana den Blättern; die Blattstiele sind nur et Chilensis, 1802 wenige Millimeter lang Heimat: Zentral-Peru, in 2.200 – 2.500 m Höhe In der 11. Gruppe (tincta-Gruppe) Wuchs: kletternder Busch, bis 5 m hoch finden sich drei Arten:F. tincta, F. fur- Epitheton: simplicicaulis = mit ein- furacea und F. vargasiana fachem Stiel Es ist eine nahe verwandte Gruppe mit gegenständigen, ovalen Blättern Die 10. Gruppe (sessilifolia-Gruppe) und weichen, aufstehenden Haaren. umfasst nur zwei Arten, F. sessilifolia Kurze, wenig blühende, endständige 233 und F. polyantha Blütendolden mit langen Blütenstän- Zwei nahe verwandte Arten, eine mit geln. kurzen, zweifarbigen Blüten, und die andere mit langen, gleichmäßigen, F. furfuracea roten Blüten. Die Blätter kommen Erstbeschreibung: J. M. Johnston dreifach, sind lanzenförmig, fast Veröffentlichung in: Contributions stengellos, glänzend dunkelgrün. from the Gray Herbarium of Harvard Die Blüten sind gut verzweigt in end- University, Cambridge, Mass. 1925 ständigen Trauben. F. sessilifolia teilt Heimat: Bolivien, in feuchten Nebel- mehrere wichtige Merkmale mit der wäldern in 2.800 – 3.050 m Höhe nigricans-Gruppe. Wuchs: kletternder Strauch, bis 2,5 m Epitheton: furfuraceus = kleieartig Epitheton: benannt nach dem Bota- niker Cesar Vargas F. tincta Erstbeschreibung: J. M. Johnston Die 12. Gruppe (boliviana-Gruppe) Veröffentlichung in: Journal of the umfasst F. boliviana, F. corymbiflora, Arnold Arboretum of Harvard Univer- F. wurdackii, F. mathewsii sity, Cambridge, Mass. 1939 Eine locker vereinigte Gruppe mit Heimat: Peru, in 1.800 – 2.400 m großen, behaarten Blättern und Wuchs: Busch, bis 1,5 m hoch endständigen, langen Trauben Epitheton: tinctus = gefärbt, bezieht oder wenig verzweigten Dolden mit sich auf die leicht purpurfarbene langröhrigen Blüten. F. boliviana ist Blattunterseite gekennzeichnet durch ihren bau- martigen Wuchs, ihre geringen Um- F. vargasiana weltansprüche und die zurück gebo- Erstbeschreibung: Philip A. Munz (ex genen Sepalen. Die Blätter dieser Cesar Vargas) Arten sind meist gegenständig oder Veröffentlichung in: Diez Años al ser- dreifach, was sie von der folgenden vicio de la Botánica en la Universi- Gruppe unterscheidet. dad Cuzco, 1946 Heimat: Peru, in 1.700 – 2.300 m F. boliviana Höhe Heimat: Nord-Argentinien bis Süd- Wuchs: aufrechter Busch, bis 2 m Peru, in Kolumbien und Venezuela in 1.000 – 3.000 m Höhe F. boliviana var. boliviana Wuchs: aufrechte Büsche bis kleine Bäume, bis 5 m hoch, Zweige über- hängend Epitheton: bolivianus = Bolivien

F. boliviana var. boliviana Erstbeschreibung: Elie Abel Carriere Veröffentlichung in: Revue Horticole, 234 Paris 1876 Ungültige Bezeichnungen: boliviana forma puberulenta Munz (1943) und Fuchsia boliviana var. typica Munz (1943)

F. boliviana var. luxurians Erstbeschreibung: Iwan Murrey Johnston Veröffentlichung in: Contributions from the Gray Herbarium, Cam- bridge, Mass. 1925 Ungültige Bezeichnung(en): F. co- Veröffentlichung in: Brittonia. Pub- rymbiflora alba Harrison (1849) und lication of the American Society of Fuchsia cuspidata Fawcett & Rendle Taxonomists, 1964 (1926) Heimat: Nord-Peru, in 2.100 – 2.400 Epitheton: luxurians = üppig m Höhe Wuchs: aufrechter Busch, bis 1,5 m F. corymbiflora hoch Erstbeschreibung: Ruiz & Pavon Epitheton: benannt nach dem ame- Veröffentlichung in: Flora Peruviana rikanischen Botaniker John J. Wur- et Chilensis, 1802 dack, der die Art 1962 entdeckte Heimat: Zentral-Peru, an den Ost- hängen der Anden in 2.250 – 2850 In der 13. Gruppe (dependens- m Höhe Gruppe) finden sichF. dependens, F. Wuchs: aufrechter Busch, bis 4 m hirtella, F. hartwegii, F. crassistipula, hoch F. canescens, F. cinerea. Ungültige Bezeichnungen: Fuch- Behaarte, meistens vierfach ange- sia munzii J. F. Macbride (1941) ordnete Blätter, schmale Petalen, und Fuchsia velutina I. M. Johnston die Blüten sind fast immer in Rispen (1925) und haben lange Röhren. Die ersten Anmerkung: F. corymbiflora var. alba drei Arten sind nahe verwandt, sie ist eine Kulturform unterscheiden sich hauptsächlich Epitheton: corymbiflorus = mit Blüten in der Länge der Röhren und der in Doldentrauben Blattstiele. F. crassistipula steht auch diesen Arten nahe, hat aber unge- F. mathewsii wöhnlich dicke, festsitzende Aus- Erstbeschreibung: J. F. Macbride wüchse neben den Blattstielen und Veröffentlichung in: Candollea, Or- gewöhnlich mehr als vier Blätter pro gane du Conservatoir et du Jardin Quirl. F. canescens hat dicke Blü- botanique de la Ville de Genève, tenröhren, Blüten aus den Achseln Genf 1940 und Blütenrispen. Obwohl die Blüten Heimat: Nord-Peru, in 2.700 – 3.350 von F. cinerea aus den Blattachseln m Höhe kommen, sind die Blätter und Blüten 235 Wuchs: aufrechter Strauch, bis 3 m F. dependens sehr ähnlich, weshalb hoch sie in keiner anderen Gruppe einge- Ungültige Bezeichnungen: Fuchsia reiht werden kann. fischeri J. F. Macbride (1941) und Fuchsia storkii Munz (1943) F. canescens Epitheton: benannt nach dem bri- Erstbeschreibung: George Bentham tischen Gärtner Andrew Mathews, Veröffentlichung in: Plantas Hartwe- der die Art um 1840 fand gianas, London 1845 Heimat: Süd-Kolumbien, in 2.800 F. wurdackii – 3.350 m Höhe Erstbeschreibung: Philip Munz Wuchs: Busch, bis 4 m hoch Epitheton: canescens = grau wer- dend, gemeint ist die Behaarung

F. cinerea Erstbeschreibung: Paul E. Berry Veröffentlichung in: Annals of the Missouri Botan. Garden, Fulton 1982 Heimat: an der Grenze zwischen Kolumbien und Ecuador, in 3.100 – 3.250 m Höhe Wuchs: Busch, kletternd, bis 5 m Höhe Anmerkungen: nur eine Fundstelle Epitheton: cinereus = aschgrau, ge- meint ist die Behaarung

F. crassistipula Erstbeschreibung: Paul E. Berry Veröffentlichung in: Annals of the F. dependens Missouri Botanic Garden, Fulton 1982 Heimat: Kolumbien, in 2.600 – 3.000 m Höhe Wuchs: kletternder Strauch, bis 3 m hoch Epitheton: crassistipulus = mit dicken Nebenblättern

F. dependens Erstbeschreibung: William J. Hooker 236 sen. Veröffentlichung in: Icones Planta- rum, 1837 Heimat: Süd-Kolumbien bis Zentral- Ekuador, in 2.400 – 3.300 m Höhe Wuchs: aufrechter, kletternder Strauch, bis 10 m hoch Epitheton: dependens = herabhän- gend (gemeint sind die Blüten)

F. hartwegii F. hartwegiii Erstbeschreibung: George Bentham Veröffentlichung in: Plantas Hartwe- den Westindischen Inseln heimisch. gianas, London 1845 Sie hat sehr kleine Blätter, breite ko- Heimat: Kolumbien, in 2.350 – 2.750 nische Röhren und große gekerbte m Höhe Petalen wie keine andere Art in der Wuchs: Busch oder kleiner Baum, Sektion Fuchsia. bis 4 m hoch Epitheton: benannt nach dem Pflan- F. campii zensammler Karl Theodor Hart- Erstbeschreibung: Paul E. Berry weg (* 1812 in Karlsruhe; † 1871 in Veröffentlichung in: NOVON 5, 1995 Schwetzingen; deutscher Botaniker; Heimat: Ekuador, in 2.300 – 2.700 m Pflanzensammler für die Royal Hor- Höhe ticultural Society London; sammelte Wuchs: Busch, bis 4 m hoch von 1836 bis 1847 auf dem ameri- Epitheton: benannt nach dem ame- kanischen Kontinents Pflanzen, die rikanischen Botaniker Wendell H. überwiegend von George Bentham Camp (1904 – 1963) beschrieben wurden; die Pflanzen- gattungen Hartwegia und Hartwe- F. pringsheimii giella sind nach ihm benannt) Erstbeschreibung: Ignatius Urban Veröffentlichung in: Symbolae Antil- F. hirtella lanae, 1899 Erstbeschreibung: Humboldt, Bonp- Heimat: Haiti und Dominikanische land & Kunth Republik, in 1.300 – 2.600 m Höhe Veröffentlichung in: Nova genera et Wuchs: aufrechter oder kletternder species plantarum, 1823 Busch, bis 2 m hoch Heimat: Kolumbien, in 2.500 – 3.300 Epitheton: benannt nach Nathaniel m Höhe Pringsheim, der die Reisen des Ent- Wuchs: kletternder Strauch, bis 5 m deckers der Art, des Dänen Henrik F. hoch A. Eggers, finanzierte Epitheton: hirtellus = kurzborstig (ge- meint ist die Behaarung) F. triphylla Erstbeschreibung: Charles Plumier / Die 14. Gruppe nimmt den Rest der Carl v. Linné 237 Sektion Fuchsia auf, der sich nicht Veröffentlichung in: Nova Plantarum in andere Gruppen einordnen lässt, Americanum Genera, 1703, und und umfasst F. triphylla, F. pringshei- Species Plantarum, 1753 mii und F. campii Heimat: Haiti und Dominikanische Abgesehen von ihrer abgetrennten Republik, in 1.100 – 2.000 m Höhe Heimat, ihrer langsam wachsenden Wuchs: Busch, mit überhängenden Gestalt und den fast aufrechten Blü- Ästen, bis 2 m hoch ten hat F. triphylla nichts, worin sie Ungültige Bezeichnung: Fuchsia ra- sich wesentlich von den Arten der cemosa Lamarck (1788) Anden unterscheidet. F. pringshei- Anmerkungen: F. triphylla war die mii ist ebenso wie F. triphylla auf erste Fuchsienart, die beschrieben wurde. Charles Plumier nannte sie der langen Trockenzeit ist sie eher Fuchsia triphylla flore coccinea unansehnlich. Namensbedeutung: triphyllos = Sie wächst aufrecht oder klettert mit dreiblättrig, kommt bei dieser Art vor, langen, bogenförmigen Ästen. Sie meistens sind die Blätter jedoch ge- besitzt unterirdische Knollen. Ihre genständig Blätter sind dunkelgrün und ellip- Eine Unterart (Subspecies) aus der tisch. Nach dem Blattfall hinterlas- südlichen Dominikanischen Republik sen sie einen dornenähnlichen Rest wird demnächst durch Paul E. Berry am Zweig. Die Blüten sind orangerot beschrieben werden und sehr klein. Blütezeit im Früh- ling und frühen Sommer. Sie besitzt Merkmale, die auch bei anderen Ar- ten vorkommen, in der Kombination aber nur bei ihr zu finden sind, so die dornigen Reste nach dem Blattfall wie bei F. lycioides oder die Knollen- wurzeln der Sektionen Ellobium und Hemsleyella. Im Winter überleben nur die Knollen. Pflegehinweis von Elisabeth Schnedl: Sie hat Knollen, die sehr leicht ver- faulen, und sie ist auch schwer zu vermehren. Eine gekaufte Pflanze ist wertvoll wie ein Lottotreffer.

F. pachyrrhiza Erstbeschreibung: Paul E. Berry & Bruce A. Stein Veröffentlichung in: Systematic Bota- F. triphylla ny, Band 13 - 1988 Epitheton: pachyrrhizus = mit dicker 238 Wurzel, gemeint sind die Knollen

5. Sektion Pachyrrhiza 6. Sektion Verrucosa Die einzige Art dieser Sektion kommt Die einzige Art dieser Sektion bil- in zwei kleinen Gebieten im Norden det einen aufrechten, kletternden von Peru an den Westhängen der Strauch, bis 2 m hoch. Die Zweige Anden in 2450 - 2900 m Höhe in sind fast rund, warzig, grün bis pur- einer sehr trockenen Gegend vor. purn, ältere Äste sind rund mit licht- Während der kurzen Regenzeit von grau-brauner rissiger Rinde. Die Dezember bis April wächst und blüht Blätter stehen gegenständig, sind diese Art sehr schnell und reich, in hautartig, oben matt dunkelgrün, un- ten mit purpurnem Hauch, oft an den 7. Sektion Jimenezia Adern borstig. Die Sepalen sie wie Die Sektion Jimenezia mit ihrer ei- der Tubus leuchtend orange oder nen Art ist in Panama und Costa scharlachrot, die Petalen rotorange Rica in feuchten Regenwäldern in und überlappen die Blütenspitze. Die Höhen von 1500 bis 1900 m zu fin- Sektion wurde erst 2004 nach DNA- den. F. jimemezii ist die einzige Art Untersuchungen durch Paul E. Berry außerhalb der Sektion Encliandra, eingeführt. deren Petalenstaubfäden in die Röh- re zurück gebogen sind, unterschei- F. verrucosa det sich aber in vielen Punkten von Erstbeschreibung: Theodor Hartweg dieser Sektion: sie ist hermaphrodit Veröffentlichung in: Plantas Hartwe- (zweigeschlechtig), blüht in endstän- gianas, London 1845 digen Dolden und hat Früchte mit Heimat: Venezuela und Kolumbien, sehr vielen Samen. in 1.800 – 3.050 m Höhe Pflegehinweise von Elisabeth Wuchs: aufrechter und kletternder Schnedl: In ihrer Heimat, den Re- Strauch, bis 2 m hoch genwäldern von Panama und Costa Ungültige Bezeichnungen: F. perbrevis Rica, ist es stets feucht, deshalb ist J. M. Johnst. (1925) und F. verrucosa dem Erdsubstrat etwas Kies beizu- var. tamaensis Steyermark (1952) mischen. Wenn sie bei + 10 0C Epitheton: verrucosus = warzig, weist überwintert werden kann, blüht sie auf die warzigen Äste hin das ganze Jahr hindurch. Mit regel- mäßiger schwacher Düngung kann sie ein hoher Strauch werden. Steck- linge wurzeln leicht.

F. jimenesii Erstbeschreibung: Breedlove, Berry und Raven Veröffentlichung in: Annals of the Missouri Botanic Garden, Fulton 1982 239 Wuchs: Kletternder Strauch bis 150 cm hoch Epitheton: Benannt nach Alfonzo Ji- menez Munoz, der die Pflanze 1967 fand

8. Sektion Schufia Die Arten dieser Sektion wachsen aufrecht und bilden holzige Büsche F. jimenesii oder kleine Bäume. Die Blätter ste- hen gegenständig oder quirlförmig Kuhmist und vertragen auch einen und sind haut- bis lederartig. Die starken Rückschnitt, wenn sie zu Pflanzen werfen jedes Jahr das groß werden. Ein Hochstamm dieser Laub ab. F. arborescens hat stets Arten ist eine besondere Augenwei- perfekte Blüten (mit Stempel und de. Staubgefäßen), während F. panicula- ta Pflanzen mit perfekten Blüten und F. arborescens Pflanzen mit stempellosen, also nur Erstbeschreibung: John Sims männlichen Blüten bildet. Die Blüten Veröffentlichung in: Curtis‘s Botani- sind klein und sehr zahlreich, stehen cal Magazine, London 1825 aufrecht in Büscheln am Ende der Heimat: Mexiko, in Pinien- und Ei- Zweige. Die Farbe der Tuben und chenwäldern in 1.700 – 2.500 m Sepalen ist rotviolett, die Petalen Höhe sind violett. Die Samenkörner sind Wuchs: aufrecht, bis 8 m hoch fast rund und haben einen wachsar- Ungültige Bezeichnungen: F. arbo- tigen Flaum. rea Sesse & Mociño (1888), F. arbo- Pflegehinweise von Elisabeth rescens var. typica Munz (1943) und Schnedl: Die drei Arten werden „Flie- Schufia arborescens (Sims) Spach derfuchsien“ genannt. Sie wachsen (1835) sehr rasch, in zwei Jahren hat man Anmerkungen: Die Form F. arbore- große Pflanzen, die wegen ihrer flie- scens forma zampoalt wird häufig derartigen Blütenbüschel sehr auf- fälschlicherweise als Unterart ge- fallend sind. Sie mögen besonders führt einen Dünger vom Bauernhof, z. B. Epith.: arborescens = baumartig werdend

F. arborescens

240 F. paniculata (Lindley (1856) Nordhang des Cerro Zampoaltepetl Epitheton: paniculatus = rispig Wuchs: aufrecht, bis 4 m hoch Epitheton: benannt nach der Provinz, F. paniculata ssp. paniculata in der die Unterart wächst Erstbeschreibung: John Lindley Veröffentlichung in: Gardeners Chro- nicle, 1856 9. Sektion Encliandra Heimat: Mexiko bis Panama Die Pflanzen der Sektion Encliandra Wuchs: aufrecht, bis 8 m hoch wachsen gewöhnlich in den gemä- Ungültige Bezeichnungen: F. arbo- ßigten und kühlgemäßigten Wäldern rescens var. syringaeflora Lemaire aller Gebirgsketten Mexikos und (1848), F. arborescens forma parva Zentralamerikas südlich des Wen- Munz (1943), F. arborescens forma dekreises des Krebses bis in die tenuis Munz (1943), F. arborescens Höhe von 1500 m bis 2000 m. In den var. megalantha Donnell Smith kalten, spärlichen Wäldern auf dem (1893), F. liebmannii H. Leveille Hochland des mexikanischen vulka- (1912) und F. syringaeflora (Lemaire) nischen Gürtels findet man sie noch Carriere (1873) bis in Höhen von 3400 m. Sie bilden Büsche, die bis 4 m hoch werden. F. paniculata ssp. mixensis Die Blätter stehen gegenständig Erstbeschreibung: Paul E. Berry und oder fast gegenständig und sind pa- Dennis E. Breedlove pierähnlich bis lederartig. Die Blüten Veröffentlichung in: NOVON, 1996 sind klein und kommen aus den Ach- Heimat: Mexiko, Distrikt Mixe, am seln. Einige Arten haben Pflanzen mit

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F. cylindracea nur weiblichen und nur männlichen Blüten, andere Arten haben Pflanzen mit perfekten und weiblichen Blüten. Die Farbe der Blüten reicht von weiß über rot bis rotpurpur. Pflegehinweise von Elisabeth Schnedl: Diese Arten haben sehr kleine Blüten, die zu tausenden die gut wachsenden Büsche schmücken. Sie verzweigen sich sehr dicht und sind ausgesprochen pflegeleicht. Sie sollen sogar winterhart sein, was ei- nen Versuch wert wäre. Weil sie sehr leicht wurzeln, hat man bald genü- gend Pflanzen. Sie wachsen in jeder Erde und sollen regelmäßig gedüngt werden.

F. cylindracea Erstbeschreibung: John Lindley F. encliandra ssp. encliandra Veröffentlichung in: Edward‘s Bota- nical Register, London 1838 tisch bis breit oval, Sepalen rosa bis Heimat: Mexiko, Sierra Madre Occi- rot, Korolle weiß, wechselnd zu rot- dental und Sierra Madre de Guerre- purpurn ro Ungültige Bezeichnungen: Encli- Wuchs: zweihäusig, männliche und andra parviflora Zuccarini (1837) weibliche Blüten auf verschiedenen und F. parviflora(Zuccarini) Hemsley Pflanzen, Zweige aufwärts wach- (1878) send, Blätter gegenständisch, lan- Epitheton: encliandrus = mit einge- zettförmig bis oval, Sepalen und Ko- schlossenen Staubblättern rolle rot oder weiß 242 Ungültige Bezeichnungen: F. biflora F. encliandra ssp. encliandra Sesse & Mociño (1894), F. mexiae Erstbeschreibung: Ernst T. Steudel Munz (1943) und F. michiocanensis Veröffentlichung in: Nomenclator Sesse & Mociño (1888) Botanicus, Stuttgart und Tübingen Epitheton: cylindraceus = walzenför- 1840 mig Heimat: Mexiko Ungültige Bezeichnung: F. acynifolia F. encliandra Steudel (1840) Scheidweiler (1847) Wuchs: zweihäusig, männliche und weibliche Blüten auf verschiedenen F. encliandra ssp. microphyllo- Pflanzen, Zweige aufwärts wach- ides send, Blätter gegenständisch, ellip- Erstbeschreibung: Paul E. Berry und Dennis E. Breedlove Wuchs: zweihäusig, zwittrige und Veröffentlichung in: NOVON, 1996 weibliche Blüten auf verschiedenen Heimat: Mexiko Pflanzen, Zweige im rechten Winkel Epitheton: microphylloides = micro- zum Stamm wachsend, Blätter ge- phylla-artig genständisch, lanzenförmig, Sepa- len und Korolle weiß bis rot-purpurn F. encliandra ssp. tetradactyla Epitheton: microphyllus = kleinblätt- Erstbeschreibung: Dennis E. Breed- rig love Veröffentlichung in: University of Ca- F. microphylla ssp. aprica lifornia Publications in Botany, Ber- Erstbeschreibung: Dennis E. Breed- keley 1969 love Heimat: Mexiko, Guatemala, El Sal- Veröffentlichung in: University of Cal- vador und Honduras ifornia Publications in Botany, Berke- Ungültige Bezeichnungen: F. seleria- ley 1969 na Loesener (1913), F. striolata Lun- Heimat: Mexiko, Chiapas dell (1940) und Fuchsia tetradactyla Ungültige Bezeichnungen: F. aprica Lindley (1846) Lundell (1940) und F. microphylla Epitheton: tetradactylus = mit vier var. aprica (Lundell) Munz (1943) Fingern Epitheton: apricus = Sonne liebend

F. microphylla H. B. K. (1823) < F. microphylla ssp. chiapensis H. B. K. = Humboldt, Bonpland und Erstbeschreibung: Paul E. Berry und Kunth> Dennis E. Breedlove

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F. microphylla ssp. aprica Veröffentlichung in: NOVON, 1996 Heimat: Mexiko, Chiapas Ungültige Bezeichnungen: F. chia- pensis Brandegee (1914) und F. he- terotricha Lundell (1940) Epitheton: benannt nach der Her- kunft, der Provinz Chiapas

F. microphylla ssp. hemsleyana Erstbeschreibung: Dennis E. Breed- love Veröffentlichung in: University of Cal- ifornia Publications in Botany, Berke- ley 1969 Heimat: Costa Rica und Panama Ungültige Bezeichnungen: F. hems- leyana Woodson & Seibert (1937) und F. pulchella Woodson & Seibert (1937) Epitheton: benannt nach dem bri- F. microphylla ssp. microphylla tischen Botaniker William Botting Hemsley (1843 - 1924), der in den Veröffentlichung in: Nova genera et Royal Botanic Gardens in Kew tätig species plantarum, Paris 1823 war. Heimat: Nördliche mexikanische Ge- birge in 2.100 bis 3.200 m Höhe F. microphylla ssp. hidalgensis Ungültige Bezeichnungen: Brebis- Erstbeschreibung: Dennis E. Breed- sonia microphylla (H. B. K.) Spach love (1835), F. microphylla var. typica Veröffentlichung in: University of Cal- Munz (1943), F. minutiflora Hemsley ifornia Publications in Botany, Berke- (1878), F. minutifloravar. typica Munz ley 1969 (1943), F. mixta Hemsley (1878), F. 244 Heimat: Nördliches Mexiko in Hö- notarsii Lehmann (1852), F. uniflora henlagen von 1.600 bis 2.200 m Sesse & Mociño (1888) und Myrinia Ungültige Bezeichnung: F. minutiflo- microphylla (H. B. K.) Lilja (1840) ra Hemsley var. hildalgensis Munz (1943) F. microphylla ssp. quercetorum Epitheton: benannt nach dem Fund- Erstbeschreibung: Dennis E. Breed- ort, der Provinz Hidalgo in Mexiko love Veröffentlichung in: University of Cal- F. microphylla ssp. microphylla ifornia Publications in Botany, Berke- (1969) ley 1969 Erstbeschreibung: Humboldt, Bonp- Heimat: Mexiko, Chiapas land und Kunth Epith.: quercetorum = der Eichenwälder F. obconica Pflanzen, Zweige aufwärts wach- Erstbeschreibung: Dennis E. Breed- send, Blätter gegenständisch, ellip- love tisch bis oval, Sepalen und Korolle Veröffentlichung in: University of Ca- grünlich weiß bis rosa lifornia Publications in Botany, Ber- Epitheton: thymifolia = thymianblätt- keley 1969 rig Heimat: Mexiko, Jalisco und More- los F. thymifolia ssp. minimiflora Wuchs: Wuchs: zweihäusig, männ- Erstbeschreibung: als Art William liche und weibliche Blüten auf B. Hemsley, als Unterart Dennis E. verschiedenen Pflanzen, Zweige Breedlove aufwärts wachsend, Blätter gegen- Veröffentlichung in: University of Cal- ständisch, lanzenförmig bis breit el- ifornia Publications in Botany, Berke- liptisch, Sepalen grünlich weiß bis ley 1969 weiß, Korolle weiß Heimat: südliches Mexiko Epitheton: obconicus = verkehrt ke- Ungültige Bezeichnungen: F. minimi- gelförmig flora Hemsley (1878), F. skutchiana Munz (1943) und F. tacanensis Lun- F. ravenii dell (1940) Erstbeschreibung: Dennis E. Breed- Epitheton: minimiflorus = mit win- love zigen Blüten Veröffentlichung in: University of Cal- ifornia Publications in Botany, Berke- F. thymifolia ssp. thymifolia ley 1969 (1969) Heimat: Mexiko, Oaxaca Heimat: nördliches Mexiko in 2.000 Wuchs: zweihäusig, zwittrige und bis 3.200 m Höhe weibliche Blüten auf verschiedenen Ungültige Bezeichnungen: Brebis- Pflanzen, Zweige aufwärts wach- sonia thymifolia (H. B. K.) Spach send, Blätter gegenständisch, lan- (1835), F. colimae Munz (1943), F. zenförmig bis breit oval, Sepalen pringlei Robinson & Seaton (1893) und Korolle rot und Lyciopsis thymifolia (H. B. K.) Epitheton: benannt nach dem ame- Spach (1835) 245 rikanischen Botaniker Peter Raven, der am Missouri Botanical Garden F. x bacillaris arbeitet Erstbeschreibung: John Lindley Veröffentlichung in: Edward‘s Bota- F. thymifolia nical Register, London 1832 Erstbeschreibung: Humboldt, Bonp- Heimat: nördliches Mexiko land und Kunth Wuchs: zweihäusig, zwittrige und Veröffentlichung in: Nova genera et weibliche Blüten auf verschiedenen species plantarum, Paris 1823 Pflanzen, Zweige aufwärts wach- Wuchs: zweihäusig, zwittrige und send, Blätter gegenständisch, lan- weibliche Blüten auf verschiedenen zenförmig bis oval, Sepalen und Ko- Trieben oder büschelartig; der Tubus ist länger als die Sepalen. Die Far- be der Blüten ist rot, gelegentlich mit grünen oder gelbgrünen Spitzen. Pflegehinweise von Eilsabeth Schnedl: Die drei Arten dieser Sek- tion brauchen etwas feinen Kies im Erdsubstrat. Sie blühen sehr früh und lang, besonders wenn sie gut gedüngt werden.

F. decidua Erstbeschreibung: Standley Veröffentlichung in: Field Museum of Natural History, Botanical Series, IV:248, Chicago 1929 Heimat: Mexiko Wuchs: Busch bis 2 m Höhe Anmerkungen: Galt lange als ver- F. x bacellaris schollen und wurde erst 2001 durch Jürgen Lautner wieder gefunden. Si- rolle rosa bis rot ehe Jahrbuch DDFGG 2005, Seite Ungültige Bezeichnungen: Brebis- 212 ff. sonia bacillaire Spach (1835) und F. Epitheton: deciduus = hinfällig, früh cinnabarina McClintock (1950) abfallend Anmerkungen: Nach Dennis E. Breedlove eine Naturhybride zwi- F. fulgens schen F. microphylla ssp. microphyl- Erstbeschreibung: DeCandolle la und F. thymifolia ssp. thymifolia Veröffentlichung in: Prodromus Sy- Epitheton: bacillaris = stäbchenför- stematis Naturalis, III:39, Argentorati mig und London 1828 246 Heimat: Westseite Mexikos, an feuchten Plätzen und neben flie- 10. Sektion Ellobium ßendem Wasser, in 1.450 – 2.300 m Die Heimat dieser Sektion ist Me- Höhe xiko und Mittelamerika. Sie bilden Wuchs: Busch bis 3 m hoch Büsche mit sehr weichen Ästen und Ungültige Bezeichnungen: Ellobium wachsen in der Erde, aber auch fulgens (DC.) Lilja (1841), F. fulgens epiphytisch. Zwei Arten haben Knol- pumila Carriere (1881), F. racemosa len. Die Blätter sitzen gegenständig Sesse & Mociño (1888) und Spachia oder endständig und sind hautartig. fulgens (DC.) Lilja (1840) Die Blüten sind perfekt und kommen Anmerkung: In der Literatur und in aus den Blattknoten, an blattlosen den Katalogen der Gärtnereien tau- F. fulgens

F. splendens chen eine Reihe von Varietäten auf: Wuchs: weichholziger Strauch bis F. fulgens var. fulgens, F. fulgens var. 2,50 m hoch rubra grandiflora, F. fulgens var. ges- Ungültige Bezeichnungen: F. cordifo- neriana, F. fulgens var. goselli, F. ful- lia Bentham (1841) und F. intermedia gens var. michoacan, F. fulgens var. Hemsley (1878) jalisco und F. intermedia. Da für die- Anmerkung: Paul E. Berry plant, se Varietäten jedoch keine gültigen zwei Unterarten anzuerkennen: F. Erstbeschreibungen vorliegen, muss splendens var. splendens und var. davon ausgegangen werden, dass cordifolia es sich um Kultivare aus Europa Epitheton: splendens = glänzend oder Mexiko handelt. 247 Epitheton: fulgens = leuchtend F. x cordifolia Erstbeschreibung: George Bentham F. splendens Veröffentlichung in: Plantas Hartwe- Erstbeschreibung: Joseph Gerhard gianas, pg. 74, London 1839 Zuccarini Heimat: Guatemala Veröffentlichung in: Flora oder All- Wuchs: wie F. splendens gemeine Botanische Zeitung, XV:ii, Epitheton: cordifolius = herzblättrig Beiblatt 102, Regensburg 1832 Heimat: Mexiko und Costa Rica, gewöhnlich in feuchten Wäldern in 11. Sektion Procumbentes 2.400 bis 3.400 m Höhe Die eine Art der Sektion stammt aus dem nördlichen Teil der Nordinsel sie an der Gezeitenlinie in sandiger von Neuseeland, wo sie in kleinen Erde und kommt nur mehr selten Gruppen entlang der Küste bis in vor, in Gärtnereien gibt es sie aber in 150 m Seehöhe wächst. F. procum- Massen. Sie ist die einzige Fuchsie bens lässt sich leicht vermehren und mit gelber Röhre, wurzelt sehr leicht verträgt leichten Frost. Sie bildet und braucht keinen Dünger. Mit ge- dicht verzweigte, am Boden liegende nügend Schutz ist sie auch winter- Büsche und wurzelt sehr leicht, wenn hart. Ihre Wuchsart ist kriechend. sie am Boden aufliegt. Ihre Blätter Die Früchte sehen aus wie kleine sind lichtgrün, fast rund und fest, der Zwetschken, die Samenkörner sind Blattrand ist gebuchtet bis gezähnt. leicht herauszulösen und gesät hat Die kleinen Blüten wachsen aufrecht man bald reichlich Nachwuchs. aus den Blattachseln. Die Pflanzen tragen entweder nur männliche oder F. procumbens nur weibliche oder männliche und Erstbeschreibung: Richard Cunning- perfekte Blüten, die aufrecht stehend ham als einzige in der gesamten Gattung Veröffentlichung in: Annals of Natu- die Farbe Gelb zeigen. Die roten bis ral History, London 1839 blauroten Beeren sind fast rund und Ungültige Bezeichnung: F. kirkii Hoo- seitlich flachgedrückt. ker (1871) Pflegehinweise von Elisabeth Anmerkung: 1867 fand Thomas Schnedl: In ihrer Heimat wächst Kirk auf einer Insel vor Neuseeland eine „Art“ mit größeren Blüten als F. procumbens; F. kirkii ist aber nur eine nur männliche Blüten tragende Pflanze von F. procumbens Epitheton: procumbens = niederlie- gend

12. Sektion Skinnera 248 Die Arten dieser Sektion bilden Bäu- me, Büsche oder Lianen. Ihre Blätter stehen abwechselnd bis gegenstän- dig, selten dreizählig und sind leder- artig bis pergamentartig. Sie sind oben dunkel- bis hellgrün, unten hell- grün bis silberweiß und manchmal rot angehaucht. Blüten: F. excortica- ta, F. perscandens und die natürliche Hybride F. x colensoi haben perfekte zwittrige Blüten und weibliche Blüten F. procumbens (nur mit Stempel, die Staubgefäße sind verkümmert). F. cyrtandroides Museum of Polynesian Ethnology hat nur perfekten Blüten. Die Blüten and Natural History, Honolulu 1940 sind klein, hängen an Stängeln und Heimat: Tahiti, in 1.150 – 2.000 m kommen aus dem Hauptstamm und Höhe den Ästen. Tubus und Sepalen sind Wuchs: kleine Bäume, bis 7 m hoch zuerst leuchtend grün, nach der hal- Epitheton: cyrtandroides = Cyr- ben Blütezeit dunkelrot bis purpurn. tandra-ähnlich, Cyrtandra ist eine Die Petalen sind klein, und hell- bis Pflanze aus der Familie der Gesne- dunkelpurpur. riaceae Pflegehinweise von Elisabeth Schnedl: Sie sind pflegeleicht, wol- F. excorticata len aber immer gleichmäßig feucht Erstbeschreibung: J. R. & G. Forster sein. F. excorticata kann groß wie Veröffentlichung: 1781 ein Obstbaum werden und blüht Heimat: Neuseeland, beide Inseln, auch reich. Die Blüten kommen aus bis in 1.000 m Höhe dem harten Holz. Leichte Düngung Wuchs: Bäume bis 13 m Höhe ist notwendig. Ungültige Bezeichnung: Skinnera excorticata J. R. & G. Forster (1776) F. cyrtandroides Epitheton: excorticatus = rindenlos Erstbeschreibung: J. W. Moore Veröffentlichung in: Occasional Pa- F. perscandens pers of the Bernice Pauahi Bishop Erstbeschreibung: Cockayne & Allan Veröffentlichung in: Transactions and F. excorticata Proceedings of the New Zealand In- stitute, 1927 Heimat: Neuseeland, beide Inseln, bis in 550 m Höhe Wuchs: Büsche bis 2 m hoch oder lianenartig, dann bis 8 m hoch Epitheton: perscandens = stark klet- ternd 249 F. x colensoi Erstbeschreibung: Joseph Dalton Hooker jr. Veröffentlichung in: Handbook of the New Zealand Flora, London 1867 Heimat: Neuseeland, beide Inseln, bis in 300 m Höhe Wuchs: Büsche oder kleine Bäume Ungültige Bezeichnung: F. x exper- scandens Allan (1927) Epitheton: benannt nach dem Pflan- zensammler John William Colenso F. x colensoi (1811 – 1899)

13. Unsichere Namen und Hybriden

F. caracasensis Fielding & Gardner (1844) = Hybride F. nigricans x F. ge- hrigeri F. miniata Planchon & Linden (1852) ist unsicher F. platypetala J. M. Johnst. (1939) ist unsicher

Manfried Kleinau Fuchsia aquaviridis Eine neue Fuchsienart » 250 Unter der Überschrift „Das südliche Podocarpus Nationalpark und an Ecuador als Brutstätte der Entwick- den Hängen des Cerro Toledo in der lung von Arten der Gattung Fuchsia“ Provinz Loja im Nebelwald in etwa beschreibt Paul E. Berry in den Ver- 3.000 m Höhe. öffentlichungen der Universität von Michigan (Contributions University of Vier weitere Arten der Gattung Fuch- Michigan Herbarium, Vol. 25, 2007, sia wüchsen endemisch in dieser S. 167 ff.) Fuchsia aquaviridis als Gegend des südlichen Ecuador, F. neue Art innerhalb der Sektion Fuch- campii, F. scherffiana, F. steyermarkii sia. Gefunden wurde die Art mehr- und F. summa, schreibt Paul E. Berry fach bereits ab 1988 im Dickicht des in seiner Erstbeschreibung der Art. 251 Sie gehören alle zur größten Sektion sind elliptisch (3 - 6 cm lang und 2 - dieser Gattung, der Sektion Fuchsia 2,5 cm breit), seine Blüten einheitlich mit ihren 65 Arten. Diese Fundstel- rot; die Sepalen sind bedeutend län- len zeigen auf, dass die Nebelwälder ger als die Petalen, die Gesamtlänge der Provinz Loja eine Brutstätte für der Blüte beträgt um die 3 cm. die Entwicklung der Fuchsien und die Gegend mit der größten Vielfalt Die neu beschriebene Art findet der Gattung sind. sich eng begrenzt in den höheren F. aquaviridis ist ein gut verzweigter Nebelwäldern auf feuchtem Grund. Busch von 80 bis 120 cm Höhe, seine Charakteristika, die sie von den an- Blätter stehen gegenständisch und deren Arten der Loxensis-Gruppe (F. 252

loxensis, F. hypoleuca, F. scabrius- Der Name ‚aquaviridis‘ leitet sich cula, F. steyermarkii und F. summa) übrigens nicht direkt von seiner latei- unterscheiden, sind die typischen nischen Bedeutung ‚grünes Wasser‘ elliptischen spitzen Blätter, die ge- ab, sondern ehrt die beiden Fuchsi- genüber den Petalen beträchtlich enenthusiasten, die diese Art auch längeren Sepalen und die aufrechte gefunden haben, Dave Green (= Anordnung der jungen Blätter und grün) und Eileen Waters (= Wasser) Knospen. aus London. Fuchsia aquaviridis fotografiert von Jack Lamb bei seiner Tour durch Ecuador (siehe folgende Seiten)

253 Paramo am Vulkan Cotopaxi in Ecuador

Jack Lamb Unser Traum Eine Reise nach Ecuador

Außer ein paar Höhen und Tiefen war henlagen der Gebirge, vor allem in 2006 ein gutes Jahr. Ich hatte meine den Anden. Er kommt oberhalb der Untersuchungen überstanden, hat- Baumgrenze zwischen ca. 3100 und 254 te eine gute Euro-Fuchsia-Tagung, 5000 m über NN in feuchtem Klima genoss die Reisen, derer wir fähig vor. Die meisten Paramo-Gebiete waren, und traf viele nette Leute. liegen in Kolumbien und Ecuador.“ Aber es fehlte noch etwas, das be- ). Du kannst überall reits seit ein paar Jahren, die Anden. botanisieren, aber der Ort deines Ich studiere und studiere, aber im- größten botanischen Interesses bie- mer spielte in meinem Kopf herum, tet eine große Hilfe beim Verstehen. dass ich noch nicht im Wolkenwald, im Regenwald oder im Paramo ge- Es war früh im Jahr, kalt und nass wesen bin oder studiert hatte. (Anm. draußen und der Fernseher spielte d. Red.: „Der Páramo ist eine Vege- vor sich hin. Meine Frau Joan las tationsform der Tropen in den Hö- eine ihrer Zeitschriften und ich las die R.H.S.-Zeitschrift „Der Garten“. te sich hauptsächlich auf Orchideen Zufällig las Joan über ein Ehepaar, und alpine Pflanzen, aber Neblina das nach Ecuador ausgewandert bestätigte, dass wir Fuchsien sehen war, und machte zu mir die Bemer- würden. Das war gut genug für Joan kung dass, „ Ecuador ein schönes und mich und wir buchten, über das Land war mit sehr freundlichen Reisedatum wurden wir von Nature- Menschen“. Ich antwortete, dass es trek die ganze Zeit informiert gehal- gut klang, aber als ich meine Zeit- ten. Der Zeitplan änderte sich einige schrift schloss, fiel mir eine Anzei- Male, erst weil der Vulkan Tungura- ge eines Reisen-Unternehmens auf hua ausbrach, dann weil der Flugha- dem hinteren Umschlag ins Auge, fen von Lojo wegen Rollbahnrepara- die für Trekkingtouren warb, „Flora turen nicht benutzt werden konnte. der Anden, Ecuador“. Ich schickte Aber Neblina Forest hielt uns immer bald eine E-Mail an die Firma und auf dem Laufenden. las Berichte über Vorjahrestrecks. Die Firma Naturetrek war sehr gut Wir waren zu viert in unserer Gruppe in ihren prompten Antworten; sie be- und wurden am Flughafen von Qui- stätigte mir bald dass „der Treck“ ein to von einem lächelnden Gustavo Rad an jeder Ecke und einem Fah- Jack Lamb, Mitglied im Vorstand der Bri- rer hatte. Die ecuadorianische Seite tischen Fuchsiengesellschaft und aus- des Trecks wurde von einem Nebli- gewiesener Kenner der Fuchsienarten, na Forest genannten Unternehmen sieht zum erstem Mal eine „Wildfuchsie“ betreut, das sich auch sehr hilfreich an ihrem natürlichen Standort - eine F. lo- zeigte. Der botanische Aspekt richte- xensis; dahinter eine Passiflora mixta

255 Canas Valle empfangen, der unser war, aber ich im Himmel war, da jede Reiseführer sein sollte. Wir wurden Pflanze, die ich anschaute, neu für schnell in einen Mercedes-Minibus mich war; bald war ich mit dem Ge- „geladen“, zum Hotel Sebastion ge- sicht unten auf dem Boden und fo- fahren und unserem anderen bota- tografierte Alpine, Flechten, Gräser nischen Führer Hugolino Onate vor- etc. Wir verbrachten fast den ganzen gestellt. Dann eine leichte Mahlzeit Tag im Park bevor wir beim Abstei- und dringend benötigten Betten. gen weiter botanisierten und Vögel beobachteten. Wir blieben stehen, Früh am nächsten Morgen sah ich damit ich eine Passiflora mixta fo- meine erste Fuchsie in Ecuador: tografieren konnte, aber als ich zum ‚Gartenmeister Bonstedt‘ in einem „Schuss“ ansetzte, sah ich im Sucher kleinen Garten dem Hotel gegenü- meine erste wilde Fuchsie, F. loxen- ber. Nach einem frühen Frühstück sis. Ich war ein glücklicher Mann. Ich machen wir uns zum Cotopaxi-Na- hatte meine Fuchsie in der Wildnis tionalpark auf, wobei wir bald he- gesehen. rausfanden, dass die Fahrbahnen in Ecuador nicht wirklich von dem Wir verbrachten die nächsten paar Standard sind, den wir haben. Nach Tage von unserer Basis in Ambato Ankunft im Park bestiegen / fuhren aus, besichtigten ein Orchideen- wir knapp über 4000 Metern hinaus, Schutzgebiet bei Puyo und genos- wo das Atmen ein kleines Problem sen ganz allgemein Ecuador. Wir Eine Orchidee aus der Gattung Epiden- fuhren nach Quito zurück, um nach drum Cuenca zu fliegen, wo wir die Nacht

256 blieben bevor wir unseren neuen Fahrer Joffrey für eine Fahrt nach Lojo trafen. Wir suchten auf der Stre- cke nach Pflanzen am Straßenrand und schauten nach Vögeln, als wir dachten, was für eine eigenartige Fuchsie dort stand. Ich hätte mich treten können, als ich zu Haus war und mir klar wurde, dass sie eine F. harlingii hätten sein können. Von Loja gingen wir nach Vilcabamba, wo wir zwei Nächte blieben. Die be- sten zwei Tage der Reise. Der erste ging zum Cerro Toledo; Fuchsien, Fuchsien und mehr Fuchsien, bevor wir hinauf auf den hohen Paramo gelangten. Ich habe nicht die erste Fuchsie gesehen, für die wir stehen blieben, aber Hugolinos Adleraugen entdeckten sie in einem Dickicht von üppigen Pflanzen. Sie stellte sich als oben: Kolibri in Ambato F. andrei heraus, ein bisschen wei- unten: F. andrei in der Gegend von Vil- ter und es gab F. campii und dann cabamba Fuchsien, die ich nicht erkannte, bis

257 wir die reichten, von der ich denke, dass sie eine F. summa gewesen ist. Als sich die Vegetation änderte, deu- tete Hugolino auf eine Fuchsie hoch über einem Miniwasserfall. Meine Augen waren nicht so gut wie seine, aber die Ferngläser halfen. Er sagte, dass er mich hinauf führen würde, wenn ich gehen wollte. Verrückt wie ich bin, könnte ich nicht widerstehen zu gehen. Er sagte, er wolle meine Kamera tragen falls ich falle. Ich hät- te mir keinen besseren Führer wün- schen können, er zeigte mir jeden Tritt und Griff während des Aufstiegs. Wir machten unsere Bilder und sa- hen uns gerade um, als jemand von unten rief, dass wir besser herun- tersteigen sollten. Das Gefühl von Leistung war phantastisch als wir unten waren. Alles, was ich sagen könnte, war Hugolino zu danken und oben: Fuchsia summa zu den anderen Mitgliedern: „Es war unten: Jack Lamb bei seiner Klettertour es wert“.

258 Erhaltungssammlung von Orchideen gab. Meine Kamera hätte mit einem Kühlsystem ausgestattet sein sol- len, so verrückt fotografierte ich. Wir ließen Tulio zurück und steuerten in Richtung auf Cuenca zu, um zurück nach Quito zu fliegen, wieder bota- nisierend während wir fuhren und suchten noch einmal richtig nach F. hariingii. Wir blieben die Nacht in Cuenca vor einem frühen Flug nach Quito und wurden dort von unserem dritten Fahrer Edwin empfangen. Wir verlie- ßen bald Quito, fuhren hinauf nach Antisana und zu unserem Quartier für die nächsten paar Tage an den Termas de Papallacta. Wir botani- sierten auf einem alten Lavafluss, ich sah etwas, was wie eine Hecke aus- sah, und machte mich auf den Weg Fuchsia campii dorthin. Bald sah ich Rot und - als ich näher kam - wurde mir klar, dass Der folgende Tag war ein weiterer es eine Fuchsie war. Aber sie war Traum. Wir trafen früh den Orchideen- hoch und wieder kam mir Hugolino Fachmann Tulio Bustos Cordero und zu Hilfe, er hielt mich während ich fo- wurden von ihm zu einem seiner tografierte. Es kam mir in den Sinn, bevorzugten Orchideen-Standorte dass es auch auf der anderen Seite in der Nähe von Loja gebracht. Zu Blumen geben könnte, aber ich fand sagen, es sei überwältigend gewe- bald heraus, dass es tiefer Abhang sen, wäre eine Untertreibung; es war und so wurde diese Idee aufge- gab dort Epidendrum-Orchideen und geben. In diesem Gebiet sahen wir 259 viele weitere, deren Namen ich nicht eine Menge Fuchsie, aber beinahe kannte, direkt unten neben dem alle waren F. vulcanica in Formen, Weg. Straße kann man nicht sagen die ich noch nie gesehen hatte. Von weil es keine gab. Es gab auch viele Papallacta aus setzten wir unsere verschiedene Gattungen dort, an botanische Exkursion fort bis in die denen ich interessiert bin einschließ- Gegend südlich Baeza und kehrten lich Amaryllis. Wir sahen auch eine dann zu unserem bevorzugten Quar- Fuchsie, aber es war F. magellanica tier in der San Isidro Lodge zurück. in einem Garten, so dass ich nicht Nachdem wir die Hauptstraße verlas- sehr Acht gab. Von dort brachte uns sen und durch den Wald fuhren, hielt Tulio zum Zoo von Loja, wo es eine Gustavo plötzlich an und rief: „Jack, jede Menge Fuchsien“. Es handelte sich um F. orientalis und F. scabrius- cula und eine, die ich nicht kannte. Ich fotografierte, maß und tat all die üblichen Dinge, die Botaniker tun, aber uns folgte die Fahrbahn entlang eine Mannschaft von mit Macheten bewaffneten Straßenarbeitern, die die Fahrbahnränder von aller Vege- tation räumten. Es war am nächsten Tag betrüblich zu sehen, dass alles entfernt war. Von San Isidro aus botanisierten wir uns bis zur Guan- go Lodge für unsere letzte Nacht in Ecuador. Das Guango-Haus ist be- rühmt für seine Kolibris und wird mir in Erinnerung bleiben, da - als ich auf einen Vogel an einer Fütterungsstel- le zeigte - ein anderer sich auf mei- nen Finger setzte.

Wir lernten in solch einer kurzen Zeit oben: Fuchsia orientalis viel nicht nur über Fuchsien, son- unten: Fuchsia vulcanica dern auch die Anden-Flora und das

260 Wetter. Und ich denke, wir spürten die wahre Wärme und Freundlichkeit der ecuadorianischen Menschen.

Wir müssen Dank sagen an Gustavo Canas Valle, Hugolino Onate und alle drei Fahrer David, Joffrey und Edwin von Neblina Forest Tours. Nichts war zu viel Mühe für sie. Sie brachten uns zu Orten, die der durchschnitt- liche Tourist nicht sehen würde, wir aßen in Restaurants, die wir nicht im Traum gefunden hätten. Sie hat- ten immer ein freundliches Lachen wohin wir auch gingen. Unsere Zeit in Ecuador war viel zu kurz und wir hatten zu wenig Vorbereitungszeit; aber wir können es nicht erwarten, bis wir wieder hinfahren können und werden. Ich hatte Sorge, dass uns unsere Gesundheit im Stich lassen oben: Fuchsia scabriuscula würde, aber wir wurden umsorgt, es unten: der Kolibri überlebt dank Gustavo gab keine langen Wanderungen oder und seines Sportdrinks Anstrengung, wir konnten stehen

261 bleibend wo immer wir wollten. Ja, wir aßen auch Meerschweinchen.

Unser Dank geht auch an Andy Tu- cker von Naturetrek, der die Reise für uns organisierte. Ich kann Na- turetrek und Neblina Forest nur je- dem empfehlen. Was würden wir auf unserer künf- tigen Reise verändern wollen? Kein Flug über Madrid oder mit einer ibe- rischen Fluggesellschaft. Und vor- zugsweise Mitreisende haben, die wir kennen. Obwohl sehr nette Leu- te, unsere Begleiter hatten andere Ideen, Gedanken und Haltungen wie wir, was es manchmal für Gustavo schwierig gemacht haben dürfte.

Quelle: Fuchsia Flash, Vol. 26, No. 3, June 2007, die Zeitschrift der Northwest Fuchsia Society, USA oben: Kolibri Übersetzung: Manfried Kleinau unten: Regenwald am Cerro Toledo

262 263

‘Eurofuchsia 2007 Denmark’ - eine Züchtung des Belgiers Marcel Michiels zu Ehren der Euro-Fuchsia- Tagung 2007 in Dänemark Manfried Kleinau Euro-Fuchsia auf neuen Wegen

In diesem Jahr kamen die Dele- Hindsgavl am Nordrand der Insel Fü- gierten der Euro-Fuchsia in Däne- nen und absolvierten neben der ei- mark zusammen. Eigentlich hätte es gentlichen Sitzung Besuche in einer Ende Juli Sommer sein sollen, aber Staudengärtnerei und in einem pri- nicht nur in Dänemark zeigte sich vaten Fuchsiengarten. Dieser Fuch- das Wetter von einer nass-kalten, siengarten wird an anderer Stelle in unfreundlichen Seite. Ganz anders diesem Jahrbuch beschrieben. Hier als die Vertreter der Dansk Fuchsia sollen die Ergebisse der Sitzung dar- Selskab, die sich als freundliche und gestellt werden, die die Euro-Fuch- stilvolle Gastgeber zeigten. Die Dä- sia neue Wege beschreiten lassen. nische Fuchsien-Gesellschaft ist ein In diesem Jahr nahmen Delegierte Dachverband von vielen regionalen aus Belgien, Dänemark, Deutsch- Fuchsienclubs, die es zusammen auf land, Frankreich, Großbritannien, Ir- rund 1.400 Mitglieder bringen. Die land, Norwegen Österreich und der Delegierten trafen sich im Schloss Schweiz teil. Mein Bericht als Sekre- tär befasste sich hauptsächlich mit Das Tagungshotel Schloss Hindsgavl auf der Situation der Fuchsienfreunde in der Insel Fünen den mittelosteuropäischen Ländern;

264 die extrem teure Farbkarte der Royal Horticultural Society verzichtet. Zu- künftig werden die bei Euro-Fuchsia registrierten Sorten direkt im Internet sichtbar sein. Details zur Registrie- rung sind in einem gesonderten Be- richt in diesem Jahrbuch zu finden. Das zweite Hauptthema war die Be- urteilung der durch die weitere Ver- breitung der Fuchsiengallmilbe ent- standenen Situation. Die Delegierten waren sich darin einig, dass alles unternommen wird, um eine rasche weitere Verbreitung des Aculops fuchsiae zu verhindern. Im Sommer stellte sich die Lage so dar, dass der Befall in Frankreich weiterhin auf den Bereich Bretagne begrenzt war und daneben Schadenfälle auf der Insel Jersey und in Wolfhagen in Deutschland aufgetreten waren. In- Der derzeitige Euro-Fuchsia-Präsident, zwischen scheint der Befall in Wolf- der Däne Gunnar Hagedorn hagen bereinigt, dafür ist Befall im Süden Englands aufgetreten. Aktu- im kommenden Jahr sollen diese zur elle Einzelheiten sind im Internet auf Teilnahme an der Tagung in Linz in der Seite der Euro-Fuchsia (www. Österreich eingeladen werden. eurofuchsia.org) und der DDFGG Eines der drei Hauptthemen war die (www.ddfgg.de) zu finden. Fuchsienregistrierung. Nach jahre- Drittes Hauptthema war das Jubi- langen Diskussionen und Wünschen läum von Euro-Fuchsia, die inzwi- konnten die Delegierten diesmal ei- schen auf 25 Jahre Zusammenar- nen wichtigen Entschluss fassen: beit zurück blicken kann. Besonders 265 Euro-Fuchsia bietet ab sofort die Re- gewürdigt wurden die langjährigen gistrierung von Fuchsien an. Möglich Delegierten Elisabeth und Hans geworden ist dies, weil die Britische Schnedl aus Österreich, sowie Os- Fuchsien-Gesellschaft die von ihr car Defeu und seine Frau Vicky de entwickelte Registrierung unter das Dijker aus Belgien. Dach von Euro-Fuchsia gestellt hat. Nach 25 Jahren wagt sich Euro- Diese Registrierung zeichnet sich Fuchsia nunmehr auf Neuland und im Vergleich zu der bei der ameri- hofft, dass die Fuchsienregistrierung kanischen Fuchsiengesellschaft da- erfolgreich anlaufen wird und sich im durch aus, dass sie digitale Bilder nächsten Jahr eine weitere Öffnung und das Internet nutzt und damit auf nach Osten ergeben wird. „Dänische“ Fuchsien

Dänische Fuchsienzüch- tungen sind selten, aber es gibt sie, und sie sind immer mit dem Namen Tommy Struck verbunden. Es sind dies: ‘Michelle C. Struck’ (2001) ‘Leesa C. Struck’ (2002) ‘Gitte Struck’ (2003) ‘Ejner Andersen’ (2004)

links: ‘Leesa C. Struck’, links unten: ‘Gitte Struck’ rechts unten: ‘Remember Tom- my Struck’, eine Züchtung des Belgiers Marcel Michiels zur Er- innerung an Tommy Struck aus dem Jahr 2006

266 Jack Lamb, Terry Parkes und Manfried Kleinau Registrierung von Fuchsien- sämlingen und neuen Sorten

Euro-Fuchsia bietet ab sofort die » einem Foto, das einen Zweig mit Möglichkeit an, neue Fuchsiensorten Blüte, Knospe und Blättern zeigt, anzumelden. Ziel ist, alle Informati- sowie onen über Fuchsiensorten zu sam- » einem Foto der ganzen Pflanze. meln und für alle die verfügbar zu Ein Gebrauch der R.H.S.-Farbkarte machen, die sie nutzen wollen, und ist nicht erforderlich und das Form- vielleicht die große Zahl der „Unbe- blatt für die Registrierung ist relativ kannten“ unter den europäischen schnell ausgefüllt. Sorten zu verringern. Euro-Fuchsia dankt der Britischen Registrator ist Fuchsien-Gesellschaft (BFS), die Terry Parkes das System entwickelt hat und unter 6 Scott Crescent dem Dach von Euro-Fuchsia für alle Stonebroom, Derbyshire DE55 6JB betreibt, die es nutzen wollen. United Kingdom Das Ziel dieser Art der Registrierung Telephone (0044) 1773 875 488 ist es, den europäischen Züchtern E-Mail: [email protected] ein einfaches und benutzerfreund- liches System anzubieten, um neue Das Verfahren der Registrierung Sämlinge und Sorten anzumelden, Jeder Sämling und jede neue Sor- die sie gezüchtet und erprobt haben. te, die zur Anmeldung kommt, sollte Die Registrierung durch Euro-Fuch- mindestens drei Jahre geprüft wor- sia wird bewusst neben der internati- den sein. 267 onalen Registrierung durch die Ame- Die Anmeldung kann jeweils von Ja- rikanische Fuchsien-Gesellschaft nuar bis Oktober eines Jahres beim angeboten und soll diese nicht erset- Registrator erfolgen. zen; aber es ist wesentlich einfacher Das spezielle Kästchenpapier und und durch die Integration von Bildern die Formblätter für die Registrierung aussagekräftiger. werden vom Registrator auf Anforde- Die Euro-Fuchsia-Registrierung ba- rung zugesandt. Auch wenn es sich siert im Wesentlichen auf bei dem Kästchenpapier um norma- » einem Bild der Blüte, einer Knos- le 5-mm-Kästchen handelt, sollten pe und zweier Blätter auf einem wegen der gleich bleibenden Farb- speziellen Kästchenpapier, gebung der Karte nur die offizielle 268

Das Schema für die standardisierte Fotografie von Blüte, Knospe. Blattoberseite und Blattunterseite auf der „Kästchenkarte“, die vom Registrator bereitgestellt wird Ein Beispiel für eine gelungene Aufnahme von Blüte, Knospe, Blattoberseite und Blattunterseite. Man beachte die zentrale Anordnung der Blüte und die symetrische Anordnung der Blattseiten

269 und vom Registrator verteilte Karte sandt. Zusätzliche Informationen, genutzt werden. die helfen könnten, die neue Sorte Zur Registrierung werden das aus- von anderen zu unterscheiden, mö- gefüllte Formblatt und die erforder- gen beigefügt werden. Zukünftig lichen Fotos an den Registrator ge- wird auch ein Hochladen der Fotos

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Beispiel für ein Foto der ganzen Pflanze, durch das die Wuchsform, die Blattdichte und die Blütenstellung deutlich werden im Internet möglich sein. trierung als Erlaubnis für eine nicht Da Euro-Fuchsia die Ergebnisse der kommerzielle Veröffentlichung gese- Registrierung einschließlich der Fo- hen. tos von Zeit zu Zeit veröffentlichen Es wird keine Gebühr für die Re- wird, wird die Anmeldung zur Regis- gistrierung erhoben; Euro-Fuchsia

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Beispiel für eine Fotografie eines Zweiges mit Blüte, Knospen und Blättern behält sich jedoch das Recht vor, ihres besten Zustands fotografie- diese Regelung bei Bedarf zu über- rt werden. Die Fotografie sollte im denken. Freien aufgenommen werden mög- Solange das Verfahren neu ist, wer- lichst bei bedecktem Himmel, um den Vorschläge zu seiner Verbesse- Schattenwurf zu vermeiden, der die rung sehr gerne aufgenommen. Ver- Qualität des Bildes beeinträchtigen änderungen des Verfahrens werden könnte. Bitte keinen Blitz benutzen, jedoch nur nach sorgfältiger Prüfung dies könnte die Farben von Blüten und höchstens einmal im Jahr vorge- und Blättern verfälschen! nommen. Da Fotografien je nach Lichtverhält- Der Anmeldende erhält nach er- nissen und verwendetem Filmmate- folgter Registrierung ein Zertifikat. rial in den Farben variieren können, muss das Foto auf dem Kästchen- Fotografien papier unter Nutzung der vom Re- Alle Fotos müssen im Hochformat gistrator übermittelten hellblauen gemacht werden. Fotos im Querfor- Karte erfolgen. Beim Auflegen der mat sind für die Registrierung nicht Blüte, Knospe und Blätter sollte die brauchbar. Blüte in der Mitte liegen; Knospe und Die erforderlichen Fotos müssen Blätter sollten gleichmäßig aufgelegt als Farbfotos im Format 10 x 15 cm werden, um ein Maßnehmen zu er- oder als digitale Bilder auf entspre- möglichen. Bitte das Beispielbild als chenden Datenträgern (CD oder Anhalt nutzen! Und: bei digitalen Bil- DVD) vorgelegt oder per E-Mail an dern bitte keinerlei Manipulationen den Registrator übermittelt werden. an den Daten! Im Einzelnen Werden die Fotografien wie be- » Das Bild der Blüte, Knospe und schrieben übermittelt, kann auf die zweier Blätter (eines die Ober- Nutzung der R.H.S.-Farbkarte ver- seite, das andere die Unterseite zichtet werden. zeigend) ist das einzige, das auf dem Kästchenpapier gemacht Namen werden muss. Die Namen für Sämlinge / neue Sor- 272 » Ein Bild eines Zweiges mit voll ten werden durch den Anmeldenden geöffneter Blüte, Knospe und ausgewählt. Euro-Fuchsia hofft, dass Blättern sollte möglichst vor diese Auswahl mit Geschmack er- einem schwarzen oder gleichmä- folgt und dass nach bestem Wissen ßig dunklen Hintergrund gemacht keine bereits in Gebrauch befind- werden. lichen Sortennamen gewählt wer- » Das Bild der gesamten Pflan- den. Euro-Fuchsia bietet hierzu im ze, das ihren Wuchs zeigt, sollte Internet entweder auf der Seite www. ebenfalls vor einem schwarzen eurofuchsia.org oder der Seite www. oder gleichmäßig dunklen Hinter- fuchsia-home.info eine Suchfunkti- grund gemacht werden. on an zu allen Sortennamen, die in Die Blüte sollten zu dem Zeitpunkt Gebauch sind oder waren. Eine Voll- Beispiel für eine vollständige Registrierung

273 ständigkeit dieser Datenbank kann sonennamen das Einverständnis der allerdings aus verständlichen Grün- betreffenden Person vorliegt. den nicht garantiert werden. Wenn notwendig wird der Namens- Zusätzliche Informationen zum gebung der Gebrauch von Präfixen, Formblatt wie z. B. „Frau“, oder von Vornamen Da das Formblatt zur Anmeldung in empfohlen. So könnte beispielswei- englischer Sprache gehalten ist, hier se aus ‚Johanna Weiss‘ auch werden einige Anmerkungen: ‚Frau Johanna Weiss‘, ‚J. Weiss‘, Parentage = Eltern: bei unbekannten ‚Frau J. Weiss‘ oder ‚Johanna Eleo- Eltern bitte „found seedling“ = gefun- nore Weiss‘. Wenn dies nicht mög- dener Sämling eintragen, bei einer lich ist, könnte als letzter Ausweg ein Mutation bitte „Sport“ eintragen und numerischer Suffix hinzugefügt wer- die Elternsorte angeben; wenn der den, um eine mehrfache Verwendung Vater unbekannt ist, bitte „unknown“ eines Namens zu vermeiden, bspw. eintragen ‚Johanna Weiss (2)‘. Euro-Fuchsia Years Tested = Jahre, in denen die behält sich zudem das Recht vor, ei- neue Sorten geprüft wurde nen Namen dann zurück zu weisen, Area/s of Country where Tested = wenn dieser offensichtlich einen be- Gegend in der geprüft wurde, bspw. kannten Sortennamen doppelt, wie „Westdeutschland“ oder „Schwarz- bspw. ‚Swingtime‘. Euro-Fuchsia wald“ geht zudem davon aus, dass bei Cultivar Availability: Ist beabsichtigt, der Nutzung von individuellen Per- die neue Sorte nur im privaten Be-

274 r e

u s t M

n u r Zweites Beispiel für eine vollständige Registrierung

275 reich freizugeben, kommerziell zu der Euro-Fuchsia ein entsprechendes nutzen oder nicht freizugeben? Wörterbuch („www.eurofuchsia.org/ Bei Bedarf kann auf der Internetseite dictionary“) eingesehen werden.

Mit den obigen Zeichnungen erklären 276 sich einige englische Begriffe des rechts abgebildeten Formblattes von selbst

Die DDFGG empfiehlt ihren Mitgliedern die Registrierung ihrer Fuchsien-Züchtungen bei Euro-Fuchsia! 277 278

‘Aldenhof’ (van de Sande, 1999, B) im Garten von Birthe und Hans Nielsen Manfried Kleinau Ein unzulässiger Vergleich?

1. Der Garten von Birthe und Hans gesammelt hat, zeigt viele Sorten, Nielsen die in vielen Fuchsiengarten zu se- hen sind, wie beispielsweise ‚Annie Die Tagung der Euro-Fuchsia fand M. G. Schmidt‘ (Krom 1996 NL), in diesem Jahr in der Nähe von ‚Curly Q‘ (Kennett 1961 USA), ‚Die Middelfart am Nordende der Insel Schöne Wilhelmine‘ (Springer 1987 Fünen in Dänemark statt. Einer der D), ‚Evensong‘ (Colville 1967 USA) Programmpunkte war ein Besuch im oder ‚Rough Silk‘ (Baker 1970 GB). Garten von Birthe und Hans Nielsen Daneben besitzen die Nielsens aber in Visserbjerg. In diesem etwa 700 auch einige Besonderheiten, wie die m2 großen Privatgarten rund um ein wunderbar leicht wirkende ‚Mathil- hübsches Einfamilienhaus aus gel- de Leys‘ (Busscholdts 1994 B) oder ben Klinkersteinen stehen und hän- einen knorrigen Stamm von ‚King gen etwa siebenhundert Fuchsien George‘ (Howlett 1911 GB). Ein paar und viele andere Pflanzen. Trotz des windigen und kühlen Wetters mit ei- ‘Annie M. G. Schmidt (Krom, 1996, NL) nigen Regentropfen war dieser Be- such ein Erlebnis und - wie bei sol- chen Tagungen fast üblich - von viel zu kurzer Dauer.

Was machte den besonderen Reiz dieses Fuchsiengartens aus? Die Fuchsien natürlich, aber auch das Arrangement. Zunächst einmal zu den Fuchsien: 700 Pflanzen heißt 279 bei den Nielsens nicht siebenhundert Sorten. Viele Sorten sind mehrfach vertreten, nicht nur um große Hän- gekörbe zu füllen, sondern auch um das Auge auf einer Gruppe gleicher Blüten ruhen zu lassen. Die Fuch- sien waren durchgehend in einem hervorragenden Zustand, man merk- te ihnen eine gute und gefühlvolle Pflege an. Das Sortiment, das sich das Ehepaar Nielsen zusammen weiße Fuchsien strahlten gegen den dunklen und regnerischen Himmel an: ‚Mancunian‘ (Goulding 1985 GB), ‚White King‘ (Pennisi 1968 USA), ‚Icicle‘ (Paskesen 1968 USA) und die selten zu findende ‚Torville and Dean‘ (Pacey 1985 GB). ‚Rohees New Millenium‘ und ‚Rohees Queen‘ (beide Roes-Heesakkers, 1999, NL) stellten den dunklen Kontrapunkt zu den Weißen dar.

Das Besondere an dem Garten der Nielsens aber war das gärtnerische Arrangement der Pflanzen. Von einer zentralen Rasenfläche - nicht allzu groß und durch kleinere Beete unter- brochen - gingen Wege aus - gewun- den und schmal zwischen Fuchsien und anderen Pflanzen hindurch. Die

oben: ‘Bland’s New Strpied’ (Bland, 1872, GB), unten links: ‘Lady in Grey’ (Lockerbie, 1960, AUS), unten rechts: ‘Werner van Dessel’ (Geerts, 2001, B) im Garten Nielsen

280 Hänger unter den Schattierungsmat- 2. Die Fuchsiensammlung des ten hingen so, dass man die Blüten Egaparks in Erfurt in unmittelbarer Augenhöhe hatte. Eine Unterpflanzung mit Grün und Während der Jahrestagung unserer wenigen gelben Kontrapunkten lo- Gesellschaft verbrachten wir einen ckerte das Bild auf. knappen Tag im Egapark in Erfurt. Er verfügt über eine recht große Fuch- Insgesamt ein bemerkenswerter siensammlung, die von ‚Ännchen‘ Garten, der den Besuch zu einem (Rapp, 1982, D) bis ‚Zyzy‘ (de Graaff, Erlebnis macht. Er ist für Birthe Ni- 1992, NL) reicht. Von ihrem Umfang elsen ein Ort des Urlaubs, denn - her mit schätzungsweise etwa 500 so berichtete sie meiner Frau - die Sorten ist diese Sammlung in jedem tägliche Arbeit im Garten sei für sie Falle sehenswert. Da ist einmal in so entspannend, dass sie gar nicht der Nähe des Deutschen Garten- wegfahren wolle. Und diesen Ein- baumuseum eine umfangreiche satz sieht man dem Garten an, der Anpflanzung winterharter Fuchsien. einen Besuch lohnt. Wer als Fuchsi- Nicht nur die üblichen Fuchsia ma- enfreund seinen Urlaub auf den dä- gellanica, sondern neben ‚Beacon‘ nischen Inseln verbringt, sollte den (Bull 1872 GB), ‚Beacon rosa‘ (Bürgi- Weg nach Visserbjerg, zwischen Ott 1972 CH) und ‚Cambridge Louie‘ Odense und Middelfart gelegen, su- (Napthen, 1977, GB) sind auch die chen und zumindest einmal bei den Nielsens über die Hecke in den Gar- Ein Teil des Gartens von Birthe und Hans ten schauen. Nielsen

281 selteneren ‚Copycat‘ (Stubbs 1981 USA), ‚Leipziger Kindl‘ (?) und ‚Re- verend Elliot‘ (Thorne, 1962, GB) zu finden. Aber diese Auspflanzung ist ein wenig langweilig; die Pflanzen sitzen in Reih und Glied als sollten sie eine Kaserne „schmücken“.

Die eigentliche Fuchsiensammlung befindet sich etwas versteckt und viel zu dunkel zwischen zwei Ausstel- lungshäusern und im Schatten hoher Tannen: ein langer, schattierter Gang, in dem die Ampeln für das Auge eines normal Gewachsenen viel zu hoch hängen, und ein Verschlag, in dem aufrecht Wachsendes zusam- men gequetscht zwar in Augenhöhe gebracht wird, aber auf Grund der viel zu dichten Unterbringung auch keine rechte Freude macht. Wenn oben: ‘Torch’ (Munkner, 1963, USA), Fuchsien so dicht zusammenstehen, unten: ‘Andreas Schwab’ (Schwab, 1995, dass man nicht mehr erkennen kann, NL), beide im Egapark gesehen welche Blüte zu welchem Stamm ge-

282 hört, wenn man die Sortenschilder weder recht sehen noch lesen kann, wenn die „Zusammenstellung“ we- der den Gesetzen einer Systematik noch der Ästhetik folgt, sondern nur noch lieblos erscheint, dann ist der Gesamteindruck eher negativ und keine Werbung für die Fuchsie.

Und das ist für den Egapark eigent- lich ungewöhnlich. Sieht man das Große Beet, den Rosengarten oder im Frühjahr den faszinierenden Iris- garten, dann weiß man, dass im Park durchaus Gärtner mit ästhetischem Empfinden arbeiten, und das Bild der Fuchsien wird erst recht unver- ständlich.

Trotzdem hat sich der Besuch ge- lohnt, denn schöne Fuchsienblü- oben: ‘Die schöne Mühlviertlerin’ (Strüm- ten sind in großer Zahl zu finden; per, 1996, D), unten: ‘George Barr’ (Ha- beispielsweise ‚Andreas Schwab‘ zard & Hazard, 1930, USA), beide im (Schwab 1995 NL), ‚Ann Howard Egapark gesehen

283 Tripp‘ (Clarke 1982 GB), ‚Champa- gner Celebration‘ (Jones 1989 GB) oder die luftig und leicht wirkende ‘George Barr’ (Hazard & Hazard, 1930, USA). Dazu ‚Peter Crooks‘ (Goulding 1985 GB), ‚Rafzerfeld‘ (Angst 1980 CH) und viele, viele an- dere Schönheiten.

3. Der Vergleich

Natürlich ist ein Vergleich zwischen einem Privatgarten und einer letzt- lich gewinn-orientierten Parkanlage nicht zulässig. Die Fuchsie hat im öffentlichen Grün zwangsläufig be- dingt durch ihren hohen Pflegebe- darf und die fehlende Fernwirkung einen schweren Stand. Da tut sich unsere Dahlie leichter - der Egapark beweist dies augenfällig. Aber wenn ein Park schon über eine so große und durchaus sehenswerte Fuchsie- nsammlung verfügt, dann sollte ihr auch ein ansprechender Platz gege- ben werden und keine dunkle Ecke, in der auf Grund des schwächeren Wachstums die Lieblosigkeit in der Behandlung der Gattung umso deut- licher wird. Die Thüringer Freizeit 284 und Bäder GmbH, zu der der Ega- park gehört, wird sich etwas einfal- len lassen müssen, wenn sie weiter mit ihrer Fuchsiensammlung werben will.

oben: Reverend Elliot’ (Thorne, 1962, GB), unten: ‘Karin Siegers’ (Stoel, 1990, NL), beide aus dem Egapark DVD erhältlich

Unser Mitglied Elisabeth Schnedl hat der DDFGG eine Videokopie von Karl Nutzingers Film „Aus der Werkstatt eines Fuchsien- züchters“ zur Verfügung gestellt. Daraus wurde eine DVD gefertigt, auf der sich Karl Nutzingers Film aus den 1970-er Jah- ren und ein Film der Ge- sellschaft österreichischer Fuchsienfreunde über die Sorten Karl Nutzingers aus den 1980-er Jahren befinden. Interessenten kön- nen die DVD bei Manfried Kleinau gegen € 10,00 (Kostenerstattung plus Spende an die DDFGG) erhalten.

Bildnachweis

Bobby Angell, Zeichnungen: Seite 251 263 - 266, 278 - 284 - 252 Rainer Klemm: 3. Umschlagseite Hans Auinger: Seite 16 - 20, 56 - 61, 62 Dagmar Koch: Seite 85 m, 173 o u, 63 u, 65 - 66, 69 ol, or, ml und ul, Jack Lamb: Seite 253 - 262 83 o und m, 84 o, 85 o, 86 o, 87, 88 Kirsten L. Madsen, Zeichnungen: Seite m, 141 - 145, 156, 165, 173 u, 174 o 146 und 153 Christine Bergerhoff: Seite 67, 88 u, 150 Darius Palenta: Seite 68, 83 u, 84 u, Nathalie Dautel: Seite 163 - 164, 166 - 167 88 o, 147, 149, 152 Bernhard Dick: Seite 86 u, 173 m Terry Parkes: Seite 268 - 277 285 Hans V. Hansen: Seite 148, 151, 155 Klaus Pfitzer: Seite 69 ur Peter Haslhofer: Seite 69 mr Wolfgang Prüfer: Seite 79 Susann Hauffe: Seite 89 - 134 (z. T. André Redlich: 2. und 4. Umschlagseite, andere Bildautoren, s. Arbeit) Seite 55 Rolf Hofmann: Seite 73 - 76 Gerd Ricken: Seite 13 Alfred Janning: Seite 27 Günter Schlickowey: Seite 217 - 219 Holger Jansen: Seite 171 - 172, 174 m Stadt Buchlovice: Seite 181 ul und u, 175 - 176 Vladivoj Tomek: Seite 179 Annette Kampe: Seite 14 Bettina Verbeek: Seite 33 - 42, 62 o, 63 Manfried Kleinau: Titelbild, Seite 1, 7, or, 64, 77, 84 m, 202 - 206, 238 63 ol, 80 - 81, 85 u, 139, 158 - 160, Abkürzungen: 170, 177 - 178, 180, 181 o und ur, 182 o = oben, m = Mitte, u = unten - 201, 207 - 215, 220 - 236, 239 - 250, l = links, r = rechts Die DDFGG empfiehlt folgende Gärtnereien

286 Die DDFGG empfiehlt folgende Gärtnereien

287 Die DDFGG empfiehlt folgende Gärtnereien

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