EVA LEZZI · DOROTHEA M. SALZER

Einleitung: Disziplinen im Dialog

I. Fragestellungen

Die methodologischen und inhaltlichen Berührungen zwischen den Jüdischen Studien und der Literaturwissenschaft sind vielfältig und treffen den Kern beiderDisziplinen. So stehen in einem Großteil der Bereiche innerhalb der Jüdischen Studien nach wie vor schriftliche Überlieferungen aus verschiedenen Epochen und kulturellen Kontexten im Zentrum, weshalb das Fach als eine ausgesprochene Textwissenschaft zu betrach- ten ist. Wenn wir zudem davon ausgehen, dass Sprache wirklichkeitskonstituierend sein kann, sollten gerade auch kulturelle Selbstverständigungs- und Tradierungs- prozesse, aber auch die sprachliche Verfasstheit von „Judenbildern“1 wissenschaft- lich reflektiert werden. Eine Konzentration auf spezifisch literaturwissenschaftliche Fragestellungen erscheint daher als wichtiges Anliegen der Jüdischen Studien, da die literaturwissenschaftlichen Prämissengeeignet sind, die methodische Vertiefung ent- sprechender Textanalysen anzuregen und in vielen Fällen auch zu gewährleisten. So hat sich zum Beispiel gezeigt, dass die Auseinandersetzung mit Literaturtheorien und -methoden für die Frage nach der Konstituierung von Texten und deren Verständnis einen großen Erkenntnisgewinn darstellen. Dies trifft auf religiöse Texte ebenso zu wie auf säkulare literarische Erzeugnisse.2 Über die Erforschung von spezifischen histo- rischen und literatursoziologischen Bedingungen der Textproduktion und -rezeption hinaus vermag die Literaturtheorie aber auch vergleichend Dispositionen textlicher Überlieferungen zu reflektieren. Jüdische Texte sind – wie Texte allgemein – häufig

1 Stefan Rohrbacher/Michael Schmidt, Judenbilder. Kulturgeschichte antijüdischer Mythen und antisemitischer Vorurteile, Reinbek bei 1991. 2 Siehe hierzu Ludwig Morenz/Stefan Schorch (Hrsg.), Was ist ein Text? Alttestamentliche, ägypto- logische und altorientalische Perspektiven, 2007.

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Ausdruck eines ebenso kreativen wie prekären transkulturellen Austauschs. Wie nun wird kulturelle Differenz in den Texten selbst oder auch im Dialog zwischen Texten performativ hergestellt und erprobt? Und inwiefern werden die Texte zu Medien der Transkulturalität, der Vielsprachigkeit und Vielstimmigkeit? In welcher Weise über- lagern sich in literarischen Zeugnissen kulturelle Differenzen mit religiösen oder geschlechtsspezifischen? Dies alles sind Fragen, die mit Hilfe literaturwissenschaft- licher Theoriekonzepte beleuchtet werden können. Übersetzungstheorien sowie Theorien der Intertextualität und der Interkulturalität sind demnach für die Jüdi- schen Studien unabdingbar; ebenso bedeutsam ist beispielsweise die wechselseitige Befruchtung zwischen den Jüdischen Studien und den gender studies, der Postkolo- nialen Literaturtheorie oder den kulturwissenschaftlichen Ansätzen. Gerade in der Literaturwissenschaft haben sich die theoretischen Zugänge in den letzten Jahrzehnten enorm verändert und die Philologien unter anderem auf kulturwissenschaftliche Fragestellungen hin geöffnet und erweitert.3 Diese theoreti- schen Neuakzentuierungen sind ebenso wie traditionellere hermeneutische Konzepte der Literaturwissenschaft in ihrer heuristischen Qualität für die Jüdischen Studien zu überprüfen. Der vorliegende Band ist daher der Frage gewidmet, inwiefern lite- raturwissenschaftliche Methoden für die Jüdischen Studien fruchtbar gemacht und welche Diskussionen und Perspektiven dadurch provoziert werden können. Umge- kehrt soll überprüft werden, ob und wie weit in den Jüdischen Studien Erkenntnisse gewonnen und vertreten werden, die einen paradigmatischen Charakter für literatur- wissenschaftliche Methoden und Konzepte beanspruchen können.

II. Jüdische Studien und Literaturwissenschaft: Institutionelle Verortungen

Der mit diesem Band beabsichtigte „Dialog der Disziplinen“ richtet sich mithin auf die beiden Fächer Jüdische Studien und Literaturwissenschaft. Während Letztere eine im traditionellen Fächerkanon seit langem etablierte Disziplin ist, handelt es sich bei den Jüdischen Studien um ein Fach, das keineswegs eindeutig zuzuordnen ist und das immer wieder zum Gegenstand von Diskussionen wurde und wird. Dies ist

3 Claudia Benthien/Hans Rudolf Velten (Hrsg.), Germanistik als Kulturwissenschaft. Eine Einfüh- rung in neue Theoriekonzepte, Reinbek bei Hamburg 2002. Für weitere Literaturangaben zu einer methodologischen Verbindung zwischen Literatur- und Kulturwissenschaften siehe Fußnote 20.

12 EINLEITUNG: DISZIPLINEN IM DIALOG zum einen auf die institutionelle Anbindung dieser Disziplin zurückzuführen, die gerade im deutschsprachigen Raum sehr unterschiedliche Ausprägungen erfuhr. So wurde die 1872 in Berlin von jüdischen Wissenschaftlern gegründete „Hochschule für die Wissenschaft des Judentums“, die der breiten Erforschung des Judentums einen akademischen Status verleihen sollte, dabei jedoch nie staatliche Anerkennung und finanzielle Förderung erhielt, 1942 durch die Nationalsozialisten aufgelöst.4 Ein anderer, wenn auch in der westeuropäischen Tradition weniger prominent rezipier- ter Vorläufer der Jüdischen Studien ließe sich an der 1925 erfolgten Gründung des YIVO (Yidisher Visnshaftlekher Institut),das seinen Hauptsitz im damals polnischen Wilno (heute Vilnius in Litauen) hatte. 1940 wurde die Zentrale des YIVO formal- rechtlich nach New York transferiert. Teile der Bibliotheks- und Archivbestände zur Erforschung der jiddischen Sprache und Literatur sowie zur Kultur und Geschichte der osteuropäischen Juden konnten vor der Zerstörung durch die deutschen Besatzer bewahrt werden und wurden nach dem Krieg nach New York überführt. Einige we- nige Mitarbeiter haben die nationalsozialistische Verfolgung überlebt und setzten ihre Tätigkeit im New Yorker YIVO fort.5 Die nationalsozialistische Verfolgung und Ermordung der Juden machte jedoch nicht nur die zeitgenössische judaistische For- schung in Europa zunichte, sondern bedeutete auch, dass alle in den verschiedenen Philologien arbeitenden jüdischen Intellektuellen aus den Universitäten verwiesen wurden, ins Exil mussten oder ermordet wurden.6

4 Marianne Awerbuch, Die Hochschule für die Wissenschaft des Judentums, in: Reimer Hansen/ Wolfgang Ribbe (Hrsg.), Geschichtswissenschaft in Berlin im 19. und 20. Jahrhundert. Persönlichkei- ten und Institutionen, Berlin/New York 1992, S. 518–551; Christoph Schulte, Die Wissenschaft des Judentums, in: Elke-Vera Kotowski/Julius H. Schoeps/Hiltrud Wallenborn (Hrsg.), Handbuch zur Geschichte der Juden in Europa, Bd. 2, Darmstadt 2001, S. 268–284. 5 Joshua Fishman (Hrsg.), Lekoved fuftfik yor YIVO, 1925–1975. Yovel-band XIVI, New York 1980; Lucy Dawidowicz, From That Place and Time, New York/London 1989; Fruma Mohrer/Marek Web, Guide to the YIVO Archives, Armonk/New York 1997; Dan Miron, Between Science and Faith. 60 Years of the YIVO Institut, YIVO Annual 19 (1990), S. 1–19; David Fishman, Dem Feuer entrissen. Die Rettung jüdischer Kulturschätze in Wilna, Hannover 1996; Alice Kessler-Harris, 1048 Fifth Avenue, in: William E. Leuchtenberg (Hrsg.),American Places. Encounters with History, New York/London 2000; Cecile Esther Kuznitz, The Origins of Yiddish Scholarship and the YIVO Institute for Jewish Research, unpublished doctoral dissertation, Stanford University 2000; Itzik Nakhmen Gottesman, Defining the Yiddish Nation. The Jewish Folklorists of Poland, Detroit 2003; Marek Web, Operating on Faith. YIVO’s 80 Years, YIVO News 199 (2005), S. 1, 16 f. 6 Wilfried Barner/Christoph König (Hrsg.), Jüdische Intellektuelle und die Philologien in Deutsch- land 1871–1933, Göttingen 2001. Was die Zäsur durch den Nationalsozialismus gerade auch für

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Die germanistische Literaturwissenschaft hingegen wurde im Nationalsozia- lismus bekanntermaßen ideologisch umstrukturiert7 und musste sich daher nach 1945 auch methodologisch wieder neu orientieren. Anders als im Fach Judaistik, welches im deutschen Sprachraum nach 1945 ohne die Mitwirkung von jüdischen Wissenschaftlern neu etabliert wurde und daher über keinerlei personelle An- knüpfungsmöglichkeiten verfügte, stand in der Germanistik der „überwiegenden politischen, ideologischen ‚Diskontinuität‘ vor und nach 1945 […] eine personelle und institutionelle ‚Kontinuität‘ gegenüber“8 – zumindest jedenfalls hinsichtlich der nichtjüdischen Professoren. Diese Kontinuität hatte zur Folge, dass die NS- Verwicklungen des Fachs erst in den 1990er Jahren auf breiterer Basis, so etwa durch die „Arbeitsstelle für die Erforschung der Geschichte der Germanistik“, aufgearbeitet wurden.9 Im Jahr 1945 begann Kurt Schubert damit, die judaistische Forschung an der Universität in Wien zu etablieren und somit im deutschen Sprachraum erstmalig in den universitären Fächerkanon einzugliedern – vorerst am Insti- tut für Orientalistik, seit 1966 an einem eigenen Institut für Judaistik. An der Freien Universität Berlin wurde Jacob Taubes 1961 als Professor an das neu gegründete erste Institut für Judaistik in Deutschland berufen. Inzwischen ist allein im universitären Rahmen eine Vielzahl von Institutionen entstanden, die sich der wissenschaftlichen Analyse von Religion, Geschichte und Kultur des

die sich in der Geisteswissenschaft eben erst etablierenden jüdischen Frauen bedeutete, ist u. a. in folgenden Studien reflektiert: Hiltrud Häntzschel, Professionell ohne Profession. Arbeitsfel- der von Philologinnen jüdischer Herkunft, in: Barner/König, Jüdische Intellektuelle, S. 65–73; Ulrike Hass-Zumkehr, Agathe Lasch (1879–1942?), in: Barner/König, Jüdische Intellektuelle, S. 203–211; Barbara Hahn, Die Jüdin Pallas Athene. Auch eine Theorie der Moderne, Berlin 2002; Eva Lezzi, Gender Constructions in the Debates on German-Jewish Literature, Journal of Jewish Identities, 1.1, 2008, S. 17–50. 7 Dies betraf in einem besonderen Maße auch die Literaturtheorie. Siehe Sander L. Gilman (Hrsg.), NS-Literaturtheorie. Eine Dokumentation, Frankfurt a. M. 1971. 8 Wilfried Barner/Christoph König, Einführung, in: Dies., Zeitenwechsel. Germanistische Literatur- wissenschaft vor und nach 1945, Frankfurt a. M. 1996, S. 9–16, hier S. 11. 9 Siehe hierzu ebenda; des Weiteren beispielsweise die Diskussionen um den „Fall Schwerte“, der nach 1945 seine NS-Vergangenheit vertuschen und unter neuer Identität anerkannter Profes- sor für Neuere deutsche Literatur werden konnte: Helmut König/Wolfgang Kuhlmann/Klaus Schwabe (Hrsg.), Vertuschte Vergangenheit. Der Fall Schwerte und die NS-Vergangenheit der deut- schen Hochschulen, München 1997; Ludwig Jäger, Seitenwechsel. Der Fall Schneider/Schwerte und die Diskretion der Germanistik, München 1998.

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Judentums widmen.10 Einige dieser Einrichtungen sind als eigenständige Institute oder Seminare für Judaistik bzw. Jüdische Studien gestaltet (Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Halle, Köln, Potsdam, Wien; Heidelberg besitzt eine eigene

10 Zur Geschichte der Erforschung des Judentums im deutschsprachigen Raum siehe u. a. Johann Maier, Judaic Studies in the Federal Republic of , Jewish Book Annual 44 (1986−87), S. 70–79; Peter Schäfer, Die Entwicklung der Judaistik in der Bundesrepublik Deutschland seit 1945, in: Wolfgang Prinz/Peter Weingart (Hrsg.), Die sogenannten Geisteswissenschaften, Frankfurt a. M. 1990, S. 350−365; ders., Judaistik – Jüdische Wissenschaft in Deutschland heute. Historische Iden- tität und Nationalität, Saeculum 42 (1991), S. 199−216; ders., Jewish Studies in Germany Today, JSQ 3.2 (1996), S. 146−161; Michael Brenner, Jewish Studies in Germany Today. Reflections from the Fulbright German Studies Seminar 1996, Shofar 15.4 (1997), S. 7−15; Tobias Brinkmann, Memory and Modern Jewish History in Contemporary Germany, Shofar 15.4 (1997), S. 16−24; Margarete Schlüter, Judaistik at German Universities Today, Shofar 15.4 (1997), S. 25−31; Andreas Gotzmann, Entwicklungen eines Faches. Die universitäre Lehre der Judaistik, in: Michael Brenner/Stefan Rohrbacher (Hrsg.), Wissenschaft vom Judentum. Annäherungen nach dem Holo- caust, Göttingen 2000, S. 97–110; Ismar Schorsch, Das erste Jahrhundert der Wissenschaft des Judentums (1818−1919), in: Brenner/Rohrbacher, Wissenschaft vom Judentum, S. 11−24; Christ- hard Hoffmann, Wissenschaft des Judentums in der Weimarer Republik und im „Dritten Reich“, in: Brenner/Rohrbacher, Wissenschaft vom Judentum, S. 25−41; Maria Diemling, „Weil es die leuff und zeit erfordern…“. Einige Überlegungen zur Einrichtung des Faches „Jüdische Studien“ an österreichischen Universitäten, Jüdische Studien (2003), S. 37–49. Einen Überblick über die internationale Forschungslandschaft gibt Michael Brenner, Jüdi- sche Studien im internationalen Kontext, in: Brenner/Rohrbacher, Wissenschaft vom Judentum, S. 42−57; Clemens Thoma, Das Fach „Judaistik“/„Jüdische Studien“ in der Schweiz, Bulletin der Schweizerischen Gesellschaft für Judaistische Forschung 10 (2001), S. 6 ff. Einen kurzen Abriss der internationalen Entwicklung gibt auch Martin Goodman, The Nature of Jewish Studies, in: Martin Goodman/Jeremy Cohen/David Sorkin (Hrsg.), The Oxford Handbook for Jewish Studies, Oxford 2002, S. 1–13 sowie ders., The Problems of Jewish Studies, Zutot 2 (2002), S. 182–188. Die osteuropäische Forschungslandschaft behandeln Stefan Schreiner und Rashid Kaplanov, sie- he Stefan Schreiner, Jewish Studies in Central and Eastern Europe Today, Jewish Studies and the European Academic World (2005), S. 107−119; Rashid Kaplanov, Jewish Studies in Eastern and East-Central Europe. A Historical Perspective, Jewish Studies and the European Academic World (2005), S. 121−126. Dieser Sammelband enthält auch weitere Einzelstudien zu verschiede- nen europäischen Ländern. Zur israelischen Situation siehe: Rachel Elior, Jewish Studies in Israel and the Limits of Pluralistic Orientations in Jewish Studies in the Post-Modern Age. Individual Readings and Scholarly Common Denominators, Jewish Studies Quarterly 4.1 (1997), S. 1–11 so- wie Shulamit Valler, Approaches to Jewish Studies in Secular Israeli Society, Study and Knowledge in Jewish Thought (2006), S. 297–308. Das in beiden Beiträgen angesprochene Problem von akade- misch orientierter Forschung im Gegensatz zu religiös intendierter Auseinandersetzung mit dem Judentum behandelt auch Philip S. Alexander, „Neither Sacred nor Secular“. Personal Reflections on the Academic Approach to the Study of Judaism, JSQ 3 (1996), S. 301–312.

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Jüdische Hochschule), andere sind als Lehrstühle oder Teilbereiche im Rahmen der Theologie (Luzern, Mainz, Münster, Tübingen), der Geschichte (München), der Orientalistik (z. B. Freiburg) bzw. der Semitistik (München) oder der Reli- gionswissenschaft (z. B. Erfurt) angesiedelt und wieder andere sind auf der inter- disziplinären Zusammenarbeit von Lehrenden und Forschenden verschiedener Fächer wie der Germanistik, der Theologie, der Geschichte u. ä. aufgebaut (Basel, Graz, Oldenburg, Salzburg).11 Die disziplinäre Zuordnung und Bestimmung der Jüdischen Studien wird da- rüber hinaus durch eine verstärkt seit den 1990er Jahren vor allem in Deutschland geführte Diskussion über das Judentum als Gegenstand wissenschaftlicher Ausein- andersetzung erschwert. Im Verlauf dieser bisweilen ideologisierten Debatte wurden die beiden Begriffe „Judaistik“ und „Jüdische Studien“ als Bezeichnungen für ver- schiedene Disziplinen verstanden und bestimmt, die zuweilen gar als sich wechsel- seitig ausschließend interpretiert wurden. Im Zuge dieser Diskussion wurde die Judaistik als eigenständige Fachrichtung angesehen, der die auf interdisziplinären Grundlagen basierenden Jüdischen Studien gegenüberständen. Während die Judais- tik als ein auf einzelne hochspezialisierte Bereiche – insbesondere der philologischen Erfassung vornehmlich religiöser Texte – limitiertes Fach dargestellt wurde, galten die Jüdischen Studien als diejenige Disziplin, die sich breiteren Aufgaben und ver- stärkt dem interkulturellen Aspekt der jüdischen Kultur und der Erfahrung der

11 Die Nennung einzelner Institutionen ist hier keineswegs als eine vollständige Bestandsaufnah- me aller mit dem Thema Judentum beschäftigten Einrichtungen zu betrachten und dient ledig- lich der beispielhaften Illustration. Einen Überblick über verschiedene Institutionen gibt Joseph Deih, Jüdische Studien in Deutschland. Forschung, Bibliotheken, Universitäten – eine Übersicht, Tribüne 151 (1999), S. 152–172. Geschichte und Programm einiger dieser Institutionen sind in Einzelstudien beschrieben, siehe beispielsweise: Wolfgang Benz, The Center for Research on in Berlin. Purposes and Primary Research Foci, Shofar 15.4 (1997), S. 88−95; Dean Phillip Bell, The College for Jewish Studies in Heidelberg, Shofar 15.4 (1997), S. 96−99; Kerstin Ipta, Jüdische Studien an der Universität Halle-Wittenberg, in: Jutta Dick/Marina Sassenberg (Hrsg.), Wegweiser durch das jüdische Sachsen-Anhalt, Potsdam 1998, S. 372–375; Gerhard Bodendorfer, Ein Forschungsinstitut für „Jüdische Kulturgeschichte“ in Salzburg?!, in: Klaus Hödl (Hrsg.), Jüdische Studien. Reflexionen zu Theorie und Praxis eines wissenschaftlichen Feldes, Innsbruck/Wien/München/Bozen 2003, S. 51−72; Heiko Haumann, Lebensweltlich orientierte Geschichtsschreibung in den Jüdischen Studien. Das Baseler Beispiel, in: Ebenda, S. 105−122; Armin A. Wallas, The Field of „Jewish literature“ at the Institute for German Studies at the Uni- versity of Klagenfurt. Research Activities and Perspectives, Mnemosyne (Klagenfurt) 30 (2006), S. 61–67.

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Moderne im Judentum zuwende.12 Die beiden Begriffe wurden demnach besonders dafür verwendet, um bestimmte inhaltliche Schwerpunkte und konzeptuelle Zu- gänge in der Erforschung des Judentums zu bezeichnen. Diese begriffliche Diffe- renzierung greift aber in vielem zu kurz: Zum einen haben diese Zuschreibungen auf fachliche, thematische und methodische Engführungen nie in dem postulierten Maße zugetroffen und zum anderen wird diese Unterscheidung durch die neueren Entwicklungen zusehends verwischt. So führt beispielsweise das Seminar in Halle sowohl die Bezeichnung „Judaistik“ als auch diejenige der „Jüdischen Studien“ im Titel, und Gerhard Bodendorfer spricht in Bezug auf den in Salzburg angestrebten Forschungsschwerpunkt von „kulturgeschichtlich orientierte[r] Judaistik“13. Diese beiden Beispiele verdeutlichen, dass es unmöglich ist, das Objekt der wissenschaft- lichen Untersuchung, also das Judentum in all seinen Erscheinungsformen, oder auch die methodologische Basis der Analysen mit diesen beiden Termini klar zu umreißen oder auch nur zu differenzieren. Darüber hinaus handelt es sich bei der Debatte um die Begriffe „Judaistik“ und „Jüdische Studien“ um eine Diskussion, die allein aufgrund sprachlicher Gegebenheiten nur in der deutschen Sprache geführt werden kann, da sich ein Ausdruck wie „Judaistik“ in anderen Sprachen nicht bilden lässt und daher

12 Hierzu siehe beispielsweise Nico Oswald, Judentum als Gegenstand von Wissenschaft. Eine Kritik des Faches Judaistik in Deutschland, Babylon. Beiträge zur jüdischen Gegenwart 8 (1991), S. 45–71; Rolf Rendtorff, Warum Jüdische Studien?, in: ders./Aron R. Bodenheimer (Hrsg.): Jüdische Studien an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Oldenburg 1996, S. 15–26; Schäfer, Jewish Studies in Germany Today; Christoph Schulte, „Judaistik“ or Jewish Studies? The New Construction of Jewish Studies at the Universities in the Former German Democratic Republic, Shofar 15.4 (1997), S. 32–40; Michael Brenner, Jüdische Studien im internationalen Kontext, Wissenschaft vom Judentum (2000), S. 42–57; Karl-Erich Grözinger, „Jüdische Studien“ oder „Judaistik“ in Deutschland. Aufgaben und Strukturen eines „Faches“, Wissenschaft vom Judentum (2000), S. 70–84; Margarete Schlüter, Judaistik an deutschen Universitäten heute, Wis- senschaft vom Judentum (2000), S. 85−96; Steven Beller, Knowing Your Elephant. Why Jewish Studies Is Not the Same as Judaistik, and Why That Is a Good Thing, Jüdische Studien (2003), S. 13–23; Klaus Hödl, Zwischen den Welten. Jüdische Studien und kulturelle Selbstreflexion, in: Hödl (Hrsg.): Jüdische Studien; Michael Brocke, „Judaistik“ Between „Wissenschaft“ and „Jüdische Studien“. Jewish Studies in Post-WW II Germany, Jewish Studies and the European Academic World (2005), S. 77–96. Zur Stellungnahme des deutschen Judaistenverbandes zu der Diskussion um die Begriffe „Judaistik“ und „Jüdische Studien“ siehe die Homepage des Ver- bandes: http://jewishstudies.virtualave.net/judaistik. Dort finden sich auch Links zu wichtigen judaistischen Forschungseinrichtungen. 13 Bodendorfer, Ein Forschungsinstitut für „Jüdische Kulturgeschichte“ in Salzburg?!, S. 53.

17 EVA LEZZI · DOROTHEA M. SALZER die mit verschiedenen Termini verbundene Differenzierung im internationalen Sprachgebrauch nicht möglich ist.14 Eine solche Unterscheidung mittels verschie- dener Bezeichnungen des Fachs erscheint somit gerade im Kontext internationaler Forschungszusammenhänge als heuristisch wenig hilfreich, wenn nicht sogar ver- wirrend und trägt wohl kaum zur Klärung bei. Außerhalb der deutschen Sprache sind die Begriffe Jewish studies, études juives oder madda‘e ha-yahadut in Gebrauch, die allesamt in einem sehr umfassenden Sinne auf die wissenschaftliche Auseinander- setzung mit dem Judentum angewandt werden. Dieses weitgefasste Verständnis wird hier von uns auch für die Begriffe der „Jüdischen Studien“ oder der „judaistischen Forschung“ in Anspruch genommen. Die Bezeichnung „Jüdische Studien“ ist nach unserer Auffassung demnach der Oberbegriff für alle Arten der Erforschung des Judentums in all seinen historischen und kulturellen Ausprägungen ungeachtet der methodischen Zugänge. In diesem Sinne sind die Jüdischen Studien ein sehr breites Fach, dessen Forschungsbereiche sich von der Antike bis zur Gegenwart erstrecken und das sich religionsgeschichtlichen und philosophischen Fragestellungen ebenso widmet wie philologischen, historischen oder literatur- und kulturwissenschaftlichen Untersuchungen. Die Jüdischen Studien vereinen daher verschiedenste Disziplinen und machen damit auch unterschiedlichste heuristische Methoden erforderlich. Ein „Dialog der Disziplinen“ ist für die Jüdischen Studien mithin ein unerlässlicher und nahezu wesensimmanenter Bestandteil. Vor dem Hintergrund der Auseinandersetzung um die begriffliche Bezeichnung des Fachs geriet indes gerade im deutschsprachigen Raum eine wesentlich wichtige- re Fragestellung ins Hintertreffen, nämlich die nach den methodischen Zugängen. Im internationalen Diskurs über die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Judentum wurden seit den 1990er Jahren verstärkt Stimmen laut, die ein intensive- res Nachdenken über die angewandte Methodik oder auch eine verstärkte Re- flexion der neueren geisteswissenschaftlichen Lektüre- und Interpretationsmodelle einforderten.15 Dies ist aber bis heute nur auf einigen wenigen Gebieten erfolgt und

14 Zu dem zuweilen verwendeten Terminus „Judaic Studies“ siehe zum Beispiel: Schäfer, Jewish Studies in Germany Today sowie Schlüter, Judaistik an deutschen Universitäten heute, S. 87 f. 15 So beispielsweise: Schäfer, Jewish Studies in Germany Today, S. 146−161; David Biale, Between Polemics and Apologetics. Jewish Studies in the Age of Multiculturalism, Jewish Studies Quarter- ly 3 (1996), S. 174–184; Elior, Jewish Studies in Israel, S. 1–11, besonders S. 5; Grözinger, „Jüdische Studien“ oder „Judaistik“ in Deutschland, S. 70–84, besonders S. 84; Josef Dan, Jüdische Studien ohne Gewißheiten, in: Brenner/Rohrbacher, Wissenschaft vom Judentum, S. 58–69, hier S. 63 f.;

18 EINLEITUNG: DISZIPLINEN IM DIALOG bleibt daher weiterhin ein Desideratum.16 Zu beachten gilt es bei einer vertiefenden Methodenreflexion innerhalb der Jüdischen Studien allerdings, dass die aktuellen methodischen Zugänge jeweils nicht nur nachvollzogen, sondern auch auf die spe- zifischen Fragestellungen des Fachs hin überprüft werden sollten. Dies wird nicht selten eine Revision der diskutierten Methoden zur Folge haben.

III. Methodendiskussion und Vorstellung der einzelnen Beiträge

Trotz der Fokussierung auf literaturwissenschaftliche Herangehensweisen, die einen bewussten Gegensatz zu explizit literaturhistorischen17 oder editionswissen-

Liliane Weissberg, Reflecting on the Past. Envisioning the Future. Perspectives for German-Jewish Studies, Bulletin of the German Historical Institute 35 (2004), S. 11–32, sowie am gleichen Ort erschienen der Kommentar von Jeffrey Peck, New Perspectives in German-Jewish Studies. Toward a Diasporic and Global Perspective, S. 33–41. 16 Vor allem die Integration der women’s studies, der gender studies und feministischer Frage- stellungen in die Jüdischen Studien war dabei von zentralem Interesse, siehe beispielsweise: Judith Reesa Baskin, Integrating gender studies into Jewish studies, Shofar 9.4 (1991), S. 92–97; Tal Ilan, Women’s Studies and Jewish Studies. When and Where Do They Meet?,JSQ 3 (1996), S. 162−173; Sara R. Horowitz, At the Borders, at the Margins. Feminist Theory, Jewish Studies, and Identity Politics, Freedom and Responsibility (1998), S. 271–286; dies., The Paradox of Jewish Studies in the New Academy, in: David Biale/Michael Galchinsky/Susannah He- schel (Hrsg.), Insider/Outsider, Berkeley/Los Angeles/London 1998, S. 116–130; Tal Ilan, Jewish Women’s Studies, in: Goodman/Cohen/Sorkin (Hrsg.), The Oxford Handbook of Jewish Studies, S. 770–796; der Sammelband Feminist Perspectives on Jewish Studies, hrsg. von Lynn Davidman und Shelly Tenenbaum, New Haven 1994 beleuchtet die Einbindung feministischer Perspektiven in verschiedensten Bereichen der Jüdischen Studien ebenso wie der Band Christiane E. Müller/Andrea Schatz (Hrsg.), Der Differenz auf der Spur. Frauen und Gender in Aschkenas, Berlin 2004. Siehe des Weiteren Kirsten Heinsohn/Stefanie Schüler- Springorum (Hrsg.), Deutsch-jüdische Geschichte als Geschlechtergeschichte. Studien zum 19. und 20. Jahrhundert, Göttingen 2006. Postmoderne Methoden im Rahmen der Jüdischen Studien werden zum Beispiel in fol- genden Arbeiten behandelt: Biale, Between Polemics and Apologetics, S. 174–184; Catherine Heszer, Classical Rabbinic Literature, in: Oxford Handbook of Jewish Studies, S. 115−140, hier S. 133 ff. 17 Im deutschsprachigen Raum haben literaturhistorische Fragestellungen im Hinblick auf die jüdi- sche Literatur eine lange und ausführliche Tradition und führen von entsprechenden Projekten der Wissenschaft des Judentums (siehe beispielsweise Leopold Zunz’ Beiträge Etwas über rabbinische Literatur, Berlin 1818 sowie Juden und jüdische Literatur, Berlin 1845) über Günter Stembergers

19 EVA LEZZI · DOROTHEA M. SALZER schaftlichen18 Fragestellungen bilden, bleibt der vorliegende Band dem „Dialog der Disziplinen“ auf mehreren Ebenen verpflichtet. Zum einen geraten komparatis- tisch unter anderem Themenfelder aus dem Bereich der europäisch-jüdischen Literatur in den Blick wie solche aus der Jiddistik und der Hebraistik. Zum anderen werden in den einzelnen Beiträgen verschiedenste Aspekte des jüdischen Lebens aufgegriffen: Geistesgeschichtliche Fragestellungen stehen ebenso zur Debatte wie religions- und kulturgeschichtliche. Nicht zuletzt wurde bei der Zusammenstel- lung des Bandes großer Wert darauf gelegt, alle Epochen der jüdischen Geschich- te zu repräsentieren. So reichen die Themen von der Antike über das Mittelalter bis zur Gegenwart und umfassen Aspekte der jüdischen Selbstbehauptung wie auch solche der Akkulturation. Die untersuchten Quellen stammen daher aus den unterschiedlichsten Bereichen der jüdischen Geschichte und Kultur: Sie betreffen religiöse wie auch säkulare Texte sowie verschiedene Sprachen und Genres. His- torische ebenso wie philologische Forschungsgrundlagen sind für viele der hier versammelten Beiträge eine selbstverständliche Voraussetzung. Der theoretical turn erlaubt es jedoch, über eine positivistische Quellenforschung hinauszugehen und die Herausforderung von Quellen der Jüdischen Studien gerade auch für die Literaturtheorie anzunehmen. Die Autorinnen und Autoren erläutern in ihren Beiträgen den von ihnen gewählten literaturtheoretischen Zugang oder auch die ihnen ergiebig erscheinende Verbindung verschiedener Herangehensweisen in den jeweiligen Implikationen für die Jüdischen Studien. Es ist dabei die Intention des vorliegenden Bandes, methodologische Fragen mit paradigmatischen Textanalysen oder der Skizzierung von konkreten Forschungsfeldern und -perspektiven zu verbinden. Dies erschien

Epochen der jüdischen Literatur von 1982 (Epochen der jüdischen Literatur. An ausgewählten Beispielen erläutert, München 1982) bis hin zu Literaturgeschichten speziell der deutsch-jüdischen Literatur wie jüngst Willi Jasper eine publiziert hat. Vgl. Willi Jasper, Deutsch-jüdischer Parnass. Literaturgeschichte eines Mythos, Berlin 2004. 18 Im deutschsprachigen Raum ist vor allem Berlin als ein wichtiges Zentrum in Bezug auf die juda- istische Editionswissenschaft anzusehen: In den letzten 25 Jahren sind am Institut für Judaistik der Freien Universität Berlin zahlreiche bedeutende Texte der jüdischen Religionsgeschichte erstmals wissenschaftlich ediert worden. Zu nennen sind hier insbesondere folgende Publi- kationen: Peter Schäfer (Hrsg.), Synopse zur Hekhalot-Literatur, Tübingen 1981; ders. (Hrsg.), Fragmente zur Hekhalot-Literatur, Tübingen 1984; ders. (Hrsg.), Synopse zum Talmud Yerushal- mi, Bd. 1–4, Tübingen 1991–2001; ders./Shaul Shaked (Hrsg.), Magische Texte aus der Kairoer Geniza, Bd. 1–3, Tübingen 1994–1999.

20 EINLEITUNG: DISZIPLINEN IM DIALOG uns insofern notwendig, weil nur so das innovative und gleichsam widerständige Potential von Themen der Jüdischen Studien für die Literaturtheorie deutlich ge- macht werden kann. Mit anderen Worten: Die Konzeption des Bandes ist durchaus angeregt von den zahlreichen seit den 1980er Jahren erscheinenden Abhandlungen und Sammelbänden zu literaturwissenschaftlichen Methoden19 und zwar insbeson- dere in ihrer seit den 1990er Jahren zunehmend erfolgten kulturwissenschaftlichen Öffnung,20 hält jedoch die Adaption der Methodendiskussion auf konkrete Textana- lysen für unverzichtbar. Dabei wollten wir die Wahl der paradigmatischen Texte oder Textsorten den jeweiligen Autorinnen und Autoren überlassen und nicht im Vorfeld festlegen, wie dies beispielsweise in den ungemein anregenden Modellanalysen etwa

19 Siehe exemplarisch Miltos Pechlivanos/Stefan Rieger/Wolfgang Struck/Michael Weitz (Hrsg.), Einführung in die Literaturwissenschaft, Stuttgart/Weimar 1995; Terry Eagleton, Einführung in die Literaturtheorie, Stuttgart/Weimar 41997 [Literary Theory. An Introduc- tion, Oxford 1983 u. 1996]; Heinz Ludwig Arnold/Heinrich Detering (Hrsg.), Grundzüge der Literaturwissenschaft, München 42001 [1996]; Jonathan Culler, Literaturtheorie. Eine kurze Einführung, Stuttgart 2002 [Literary Theory. A Very Short Introduction, Oxford/ New York 1997]; Achim Geisenhanslüke, Einführung in die Literaturtheorie. Von der Her- meneutik zur Medienwissenschaft, Darmstadt 2003; Oliver Jahraus, Literaturtheorie, Tü- bingen/Basel 2004; Martin Sexl (Hrsg.), Einführung in die Literaturtheorie, Wien 2004; Ansgar Nünning (Hrsg., unter Mitwirkung von Sabine Buchholz und Manfred Jahn), Lite- raturwissenschaftliche Theorien, Modelle und Methoden. Eine Einführung, Trier 2004. Siehe auch die folgende Edition von literaturtheoretischen Standardtexten: Texte zur Literatur- theorie der Gegenwart [11996], herausgegeben und kommentiert von Dorothee Kimmich, Rolf Günter Renner und Bernd Stiegler, durchgesehene und aktualisierte Ausgabe, Stutt- gart 2003. 20 Siehe u. a. Ansgar Nünning/Vera Nünning (Hrsg.), Konzepte der Kulturwissenschaften. Theo- retische Grundlagen – Ansätze – Perspektiven, Stuttgart/Weimar 2003, sowie Sabina Becker, Literatur- und Kulturwissenschaften. Ihre Methoden und Theorien, Reinbek bei Hamburg 2007. Diese beiden Bände zeigen exemplarisch, dass sich literatur- und kulturwissenschaft- liche Ansätze heute kaum noch eindeutig voneinander unterscheiden lassen – trotz immer wieder versuchter Eingrenzungen wie etwa in dem Kapitel „Literaturwissenschaft als Kultur- wissenschaft“ (in: Nünning/Nünning, Konzepte der Kulturwissenschaften, S. 73–85). Siehe des Weiteren Doris Bachmann-Medick (Hrsg.), Kultur als Text. Die anthropologische Wende in der Literaturwissenschaft, Stuttgart 2004 [11996]. Zu disziplinengeschichtlichen Ausein- andersetzungen zwischen „traditionellen“ literaturwissenschaftlichen Analyseverfahren und einer stärker kulturwissenschaftlichen Orientierung siehe Claudia Benthien/Hans Rudolf Velten, Einleitung, in: Dies., Germanistik als Kulturwissenschaft, S. 7–34, insbeson- dere S. 22 ff.

21 EVA LEZZI · DOROTHEA M. SALZER zu KafkasErzählungen 21 oder in dem von Claudia Benthien und Hans Rudolf Velten herausgegebenen sehr inspirierenden Band Germanistik als Kulturwissenschaft. Eine Einführung in neue Theoriekonzepte geschieht, der in seinen konkreten Lektüren das Thema „Brief“ und „Botschaft“ ins Zentrum rückt.22 Das in sich interdisziplinäre Feld der Jüdischen Studien umfasst eine Kulturgeschichte von mehreren Jahrtausenden und in seinen schriftlichen Überlieferungen nicht nur verschiedene Gattungen und Textsorten wie Bibel, Talmud, rabbinische Kommentare, Kabbala, Gebet- und Moral- bücher, Legendensammlungen, wissenschaftliche Studien, Belletristik und vieles mehr,23 sondern auch verschiedene Auslegungstraditionen, die mit einem je anderen Verständnis von Texten einhergehen. Es ist ein Anliegen dieses Bandes, die Wahl und Anwendung von literaturwissenschaftlichen Methoden mit den unterschiedlichen medialen Überlieferungsformen und den kulturhistorisch unterschiedlichen Charak- teristika von Texten abzustimmen und solche methodisch-medialen Zusammenhänge zu reflektieren.24 Der von uns intendierte „Dialog der Disziplinen“ wird von zwei Seiten geführt: Es geht bei den Beiträgen einerseits um literaturwissenschaftliche Ansätze in den Jüdischen Studien (Grossman, Martyn, Salzer, Schatz, Schorch, Schulte, Wandrey), andererseits um eine Auseinandersetzung mit Themen der Jüdischen Studien in der Literaturwissenschaft (Bischoff, Braese, Breysach, Kilcher, Lezzi, von Glasenapp,

21 Manfred Voigts (Hrsg.), Franz Kafka „Vor dem Gesetz“. Aufsätze und Materialien, Würzburg 1994; Oliver Jahraus/Stefan Neuhaus (Hrsg.), Kafkas „Urteil“ und die Literaturtheorie. Zehn Modell- analysen, Stuttgart 2002. Nach dem gleichen Prinzip verfährt auch der bekannte Band zu Kleists Erzählung „Das Erdbeben von Chili“: David E. Wellbery (Hrsg.), Positionen der Literaturwissen- schaft. Acht Modellanalysen am Beispiel von Kleists „Das Erdbeben in Chili“, München 1985. 22 Benthien/Velten, Germanistik als Kulturwissenschaft, S. 29: „Gemeinsam ist den Aufsätzen […], dass sie als Veranschaulichung der theoretischen Ansätze mit dem Beispiel ‚Brief‘ oder ‚Botschaft‘ arbeiten.“ Diese durchaus sinnvolle und methodenkomparatistisch überzeugende Einschränkung hat jedoch zur Folge, dass beispielsweise auch in den Beiträgen zu „Alterität und Interkulturalität“ primär die über das Medium Brief kulturell zu überwindende bzw. zu vermittelnde räumliche Distanz als Kennzeichen von Fremdheit in den Wahrnehmungsfokus rückt und weniger die im ge- meinsam geteilten Raum wirksamen kulturellen Differenzkategorien. Siehe die folgenden beiden Beiträge in diesem Band: Marina Münkler, Alterität und Interkulturalität. Ältere deutsche Litera- tur, S. 323–344, sowie Ortrud Gutjahr, Alterität und Interkulturalität. Neuere deutsche Literatur, S. 345–369. 23 Siehe hierzu: Stemberger, Epochen der jüdischen Literatur; Günter Stemberger, Geschichte der jüdischen Literatur. Eine Einführung, München 1977. 24 Siehe hierzu insbesondere den Beitrag von Christoph Schulte in diesem Band.

22 EINLEITUNG: DISZIPLINEN IM DIALOG

Weissberg). Eine solch stringente Zuordnung der einzelne Beiträge zu einer der beiden Disziplinen bzw. Forschungsbereiche ist allerdings nur unter Vorbehalt möglich. Ansätze der Literaturwissenschaft und der Jüdischen Studien sind bei den von den Autorinnen und Autoren gewählten Themen – beispielsweise der jiddischen Literaturtheorie in der Sowjetunion (Martyn), den jüdischen Bibel- übersetzungen von der Septuaginta bis zu Buber und Rosenzweigs Übersetzungs- projekt (Schorch) oder der zionistischen Literatur und ihrer postkolonialen Kritik (Lezzi) – nämlich meist so verzahnt, dass eine Differenzierung in unterschiedliche Disziplinen unmöglich erscheint. Was bis heute aber gefehlt hat, ist eine metho- dische Reflexion dieser Überschneidungen und ihrer Implikationen. Der vorlie- gende Band ist daher auch als ein Versuch zu betrachten, eben diese Problematik theoretisch aufzuarbeiten. Wenn die Philologie und die Literaturwissenschaft, wie oben erwähnt, Kerndiszi- plinen der Jüdischen Studien sind, so lässt sich umgekehrt die Frage stellen, ob und inwiefern methodische und inhaltliche Zugänge der Jüdischen Studien paradigmati- sche Felder der literaturwissenschaftlichen Forschung darstellen. Dabei möchte der Band Dialog der Disziplinen Fragestellungen und Anregungen in zwei Richtungen anstoßen: Inwiefern können, ja, müssen die in diesem Band verhandelten Themen aus der jüdischen Literatur und Tradition sowie zu den kulturellen Interaktionen zwischen Juden und Nichtjuden einerseits als zentrale Aspekte der jeweiligen literaturwissenschaftlichen (Teil-)Disziplinen gelesen werden und inwiefern bieten die Jüdischen Studien andererseits notwendigerweise eine Perspektive der Differenz, die scheinbar selbstverständliche literatur- und kulturwissenschaftliche Positionen sowie literaturhistorische Kategorisierungen nicht nur ergänzt, sondern revidiert und subvertiert? Die Frage nach einer möglichen Perspektive der Differenz stellt sich dabei nicht nur hinsichtlich der Literaturen und ästhetischen Theorien der je- weiligen Majoritätskulturen, die bis ins 19. Jahrhundert hinein das für gültig erklärte Literaturverständnis über Regelpoetiken normieren und bis heute den literarischen Kanon weitgehend bestimmen,25 sondern auch hinsichtlich von Deutungsparadigmen

25 Auch wenn zahlreiche der hier versammelten Beiträge verdeutlichen, wie normative Literatur- vorstellungen auch von jüdischen Autoren immer wieder adaptiert und spätestens seit dem 19. Jahrhundert auch mitgeprägt werden, kommt eine literaturwissenschaftliche Auseinander- setzung in den Jüdischen Studien nicht umhin, Positionen der Differenz jeweils in unterschied- licher Weise zu berücksichtigen. So wäre ein kontinuierliches Nachzeichnen der historischen Entwicklung von Ästhetik- und Poetiktheorien, aber auch von literaturwissenschaftlichen

23 EVA LEZZI · DOROTHEA M. SALZER und literarischen Traditionen, die sich aus dem Studium jüdischer Überlieferungen ergeben haben. Die Jüdischen Studien, welche u. a. die Nachfolge der im 19. Jahrhundert ent- stehenden Wissenschaft des Judentums angetreten haben, blicken ihrerseits bereits auf mehrere Generationen von Wissenschaftlern zurück, die jeweils aktualisierte methodologische Zugänge in das gemeinsame Feld einbrachten und einbringen. Dies erlaubt es heutigen Forschern, unterschiedliche Reflexionstraditionen aufzu- greifen und zu aktuellen Forschungstrends in Bezug zu setzen. So verbindet Andrea Schatz mit ihrem Beitrag Geteilte Territorien: Topografie, Genealogie und jüdische deutsche Literatur literaturwissenschaftliche Überlegungen der Begründer der Wissenschaft des Judentums mit neuesten Erkenntnissen der topografischen und postkolonialen Forschungen etwa von Mary Louise Pratt, Arjun Appadurai, Galit Hasan-Rokem und Paul Gilroy. Dabei gelingt ihr die Hinterfragung von literatur- historischen Perspektiven, die sich am Paradigma des Nationalen (der National- sprache, des Nationalstaates) orientieren. Sie vertritt die These, dass die „Anfänge modernen jüdischen Schreibens zwischen Hamburg, Berlin und Königsberg“ in einem vielsprachigen Raum stattfanden und sich in Hebräisch, Jiddisch und Deutsch entfalteten. Dies hat nicht nur für den Begriff und die Geschichte der deutsch-jüdi- schen Literatur26 weitreichende Konsequenzen, sondern auch für das literaturtheo- retische Konzept der nationalen ebenso wie der interkulturellen Literatur. Letztere müsste nun laut Schatz eher in Begriffen wie Nachbarschaft oder geteiltes Territo- rium gefasst werden, denn in solchen wie beispielsweise dem des postkolonialen

Modellen, wie es beispielsweise Geisenhanslüke bietet, in unserem Kontext wenig aussagekräftig. Siehe insbesondere die Kapitel „Ästhetik“ und „Hermeneutik“ in: Geisenhanslüke, Einführung in die Literaturtheorie, S. 17–68. 26 Zu literaturhistorischen bzw. lexikalischen Studien, die sich an der Deutschsprachigkeit der jüdischen Autoren orientieren siehe u. a. Jasper, Deutsch-jüdischer Parnass, sowie Sander L. Gilman/Jack Zipes, Yale Companion to Jewish Writing and Thought in German Culture, 1096–1996, New Haven/London 1997; Andreas B. Kilcher (Hrsg.), Metzler Lexikon der deutsch- jüdischen Literatur. Jüdische Autorinnen und Autoren deutscher Sprache von der Aufklärung bis zur Gegenwart, Stuttgart/Weimar 2000; Hans J. Schütz, Eure Sprache ist auch meine. Eine deutsch-jüdische Literaturgeschichte, Zürich 2000 [Überarbeitung und Erweiterung von Juden in der deutschen Literatur. Eine deutsch-jüdische Literaturgeschichte im Überblick, München/Zürich 1992]; siehe des Weiteren Hans Otto Horch, „Was heißt und zu welchem Ende studiert man deutsch-jüdische Literaturgeschichte?“ Prolegomena zu einem Forschungsprojekt, German Life and Letters 49.2 (1996), S. 124–135.

24 EINLEITUNG: DISZIPLINEN IM DIALOG

Terminus „Zwischenraum“. Jedoch bleibt der Begriff des „Zwischenraums“ für andere Beiträge dieses Bandes von zentraler Bedeutung.27 Bereits aufgrund einer solchen Differenz in der Nutzung von kulturwissenschaftlichen Termini zeigt sich mithin die Mehrperspektivität des vorliegenden Bandes. Mit der Schwierigkeit, jüdische Literaturgeschichte zu (be)schreiben, beschäftigt sich auch Andreas Kilcher in seinem Beitrag Deutsch-jüdische Literaturgeschichte schreiben? Perspektiven historischer Diskursanalyse. Er wendet sich nicht etwa mög- lichen Epochen- oder Gattungseinteilungen zu, sondern entwickelt diskursanalyti- sche Paradigmen, über die die spezifischen Anforderungen an eine deutsch-jüdische Literaturgeschichtsschreibung reflektiert werden können. Seine methodologischen Überlegungen sind dabei insbesondere von Foucaults Diskursanalyse, jedoch auch dem New Historicism sowie der Postkolonialen Theorie inspiriert. Sie gehen von der These aus, dass sowohl in der Produktion als auch in der Rezeption deutsch-jüdi- scher Literatur seit Anbeginn, d. h. laut Kilcher seit Falkensohn Behrs 1772 publi- ziertem Bändchen Gedichte eines pohlnischen Juden, ihr spezifischer Charakter, ihre Möglichkeiten und Grenzen sowie die an sie gerichteten Erwartungen implizit und explizit verhandelt werden. Auch in Gabriele von Glasenapps Artikel Von der eigenen Geschichte erzählen. Strategien jüdischen Schreibens im historischen Roman wird die für die Themen unse- res Bandes genuine Spannung zwischen einem sich universalistisch gebenden, dabei jedoch häufig an Normen der Majoritätskultur orientierten Literatur- und Wissen- schaftsverständnis und einer partikularen jüdischen Perspektive deutlich.28 Dabei

27 Siehe beispielsweise Stephan Braeses Beitrag in diesem Band. 28 Zum schwierigen Ausgleich etwa zwischen den Konzepten „Weltliteratur“ und „minoritäre Literaturen“ siehe Doris Bachmann-Medick, Multikultur oder kulturelle Differenzen? Neue Konzepte von Weltliteratur und Übersetzung in postkolonialer Perspektive, in: dies., Kul- tur als Text, S. 262–296. Zur in langer Tradition gestellten Frage, ob und inwiefern sich das Konzept von Weltliteratur spezifisch mit jüdischer Literatur vereinbaren lässt, siehe u. a.: Leopold Zunz, Die jüdische Literatur (1845), in: ders., Gesammelte Schriften, herausgegeben vom Curatorium der „Zunzstiftung“, erster Band, Berlin 1875, S. 41–59 (Nachdruck: 3 Bän- de in einem Band, Hildesheim/New York 1976); Gustav Karpeles, Allgemeine Einleitung, in: ders., Geschichte der jüdischen Literatur, Berlin 1886, S. 1–14; Hans Otto Horch, Deutsche Literatur – jüdische Literatur – Weltliteratur. Ludwig Strauß als Literaturwissenschaftler, in: Barner/König, Jüdische Intellektuelle, S. 285–297; Andreas B. Kilcher, „Jüdische Litera- tur“ und „Weltliteratur“. Zum Literaturbegriff der Wissenschaft des Judentums, in: Michael Brocke/Thomas Kollatz/Gregor Pelger (Hrsg.),ZwischenSprachen. Strategien jüdischer Selbst- behauptung, Berlin 2009 (im Druck).

25 EVA LEZZI · DOROTHEA M. SALZER werden aus von Glasenapps Beitrag – neben den jüdischen und nichtjüdischen Traditionen von Literatur und Geschichtsschreibung sowie den je spezifischen Rezeptionskontexten – auch innerjüdische Differenzen deutlich: Salomon Kohns historische Erzählung Gawriel (1853), die von Glasenapp einer exemplarischen Lektüre unterzieht, ist aus einer sich Mitte des 19. Jahrhunderts erst etablierenden neo-orthodoxen Perspektive erzählt. Darüber hinaus evoziert sie auf inhaltlicher Ebene die verbindende Geschichte des aschkenasischen wie des sephardischen Judentums und zugleich das individuelle Schicksal eines Mamsers als Außenseiter der jüdischen Gesellschaft. Der Konflikt zwischen Universalismus und Partikularismus wird in Barbara Breysachs Beitrag bereits aus dem Titel Kleine Literatur und literarische Anthro- pologie. Europäisch-jüdische Literaturkomparatistik am Beispiel von Franz Kafka und Bruno Schulz deutlich. Die von Breysach analysierten, im vielsprachigen post-habsburgischen Raum zu situierenden avantgardistischen Erzählverfahren von Kafka und Schulz entziehen sich kulturellen Verortungen oder nationalen Zu- schreibungen zugunsten von anthropologisch zu deutenden Motiven wie beispiels- weise den, gerade auch bei Schulz, exzessiven Verwandlungen und Angleichungen zwischen Mensch und Tier oder zwischen Mensch und Materie. Dennoch sind das Aufrufen jüdischer Traditionen durch die Texte ebenso wie entsprechende Tage- buchnotate der Autoren in die Interpretation mit einzubeziehen. Hieraus ergibt sich beispielsweise Kafkas „doppelte kulturelle Differenz“ einerseits zur westjüdischen Literaturtradition entwurzelten Schreibens, andererseits zur neu sich verortenden zionistischen Literatur.29 Die erwähnten Beiträge verdeutlichen das vielschichtige Verständnis von Lite- ratur, das für die Jüdischen Studien gilt und die Forschung vor kaum lösbare De- finitionsprobleme stellt. So wirft beispielsweise Hana Wirth-Nesher mit dem Titel ihrer Anthologie What is Jewish Literature? eine Frage auf, die selbst für die vielspra- chige jüdische Literatur der Gegenwart nicht eindeutig zu beantworten ist.30 Auch mit Hilfe der von Andreas Kilcher angewandten historischen Diskursanalyse lassen sich widersprüchliche Definitionen allein schon der deutsch-jüdischen Literatur

29 Hierbei führt Breysach u. a. eine Auseinandersetzung mit folgender Studie: Philipp Theisohn, Die Urbarkeit der Zeichen. Zionismus und Literatur – eine andere Poetik der Moderne, Stuttgart/ Weimar 2005. 30 Siehe insbesondere die Einleitung „Defining the Indefinable. What Is Jewish Literature?“, in: Hana Wirth-Nesher (Hrsg.), What is Jewish Literature?, Philadelphia/Jerusalem 1994, S. 3–12.

26 EINLEITUNG: DISZIPLINEN IM DIALOG aufzeigen,31 während Studien von Horch, Shedletzky, Hess u. a. verdeutlichen, wie virulent diese konträren Bestimmungsdebatten bereits im 19. Jahrhundert in den liberalen wie orthodoxen deutschsprachigen jüdischen Zeitschriften geführt wur- den.32 Wenn wir nun unseren Untersuchungsraum historisch ins Mittelalter33 und bis in die Antike zurückverlagern, sind wir in den Jüdischen Studien u. a. mit textlichen Überlieferungen konfrontiert, die – wie beispielsweise die biblischen, talmudischen oder rabbinischen – dem in der Moderne sich herauskristallisierenden Verständnis von Literatur als ästhetischem Phänomen nicht entsprechen, da sie als offenbarte oder halachisch normative Texte galten. Erst seit der Haskala und insbesondere seit den Bemühungen der Wissenschaft des Judentums, alle textlichen Überlieferun- gen jüdischer Autoren zu erfassen, werden neben religiösen Schriften auch andere schriftliche Erzeugnisse dem Kanon der jüdischen Literatur zugeordnet.34 Der in den Jüdischen Studien aus vielerlei Gründen erforderliche erweiterte Literaturbegriff entspricht den neueren literatur- und kulturwissenschaftlichen Theorien etwa diskursanalytischer oder gender-theoretischer Provenienz, die über

31 Andreas B. Kilcher, Was ist „deutsch-jüdische Literatur“? Eine historische Diskursanalyse, Wei- marer Beiträge. Zeitschrift für Literaturwissenschaft, Ästhetik und Kulturwissenschaften 4 (1999), S. 485–517. 32 Hans Otto Horch, Auf der Suche nach der jüdischen Erzählliteratur. Die Literaturkritik der „All- gemeinen Zeitung des Judentums“ (1837–1922), Frankfurt a. M. 1985; Itta Shedletzky, Literatur- diskussion und Belletristik in den jüdischen Zeitschriften in Deutschland, 1837–1914, Ph.D. diss., The Hebrew University of Jerusalem 1986; Jonathan M. Hess, Fictions of Modern Orthodoxy, 1857–1890. Orthodoxy and the Quest for the German-Jewish Novel, Leo Baeck Institute Year Book 52 (2007), S. 49–86. 33 Hinsichtlich des deutschsprachigen Raums leistet dies folgender Band: Gilman/Zipes, Yale Companion. 34 Siehe hierzu folgende Definition von Gustav Karpeles: „Die Geschichte der jüdischen Literatur umfaßt das gesamte Schrifttum der Juden von den ältesten Zeiten ihrer Geschichte bis auf die Gegenwart, ohne Rücksicht auf Form und Sprache, sowie auch auf den Inhalt dieses Schrifttums […]. Die jüdische Literaturgeschichte hat sich somit, will sie systematisch und nach wissenschaft- lichen Prinzipien verfahren, mit all den Geisteserzeugnissen der Juden zu beschäftigen, in welchen deren Welt- und Lebensanschauung, Kultur und Art, Denken und Fühlen sich ausprägt.“ Karpeles, Geschichte der jüdischen Literatur, Bd. 2, S. 1 f. Siehe des Weiteren Jakob Winter/August Wün- sche, Die jüdische Literatur nach Abschluß des Kanons. Eine prosaische und poetische Anthologie mit biographischen und literaturgeschichtlichen Einleitungen, Trier 1894–1896 (Bd. 1: Geschichte der jüdisch-hellenistischen und talmudischen Literatur; Bd. 2: Geschichte der rabbinischen Literatur während des Mittelalters und ihre Nachblüte in neuerer Zeit; Bd. 3: Geschichte der poetischen, kabba- listischen, historischen und neuzeitlichen Literatur der Juden).

27 EVA LEZZI · DOROTHEA M. SALZER kulturell normierte Textsorten- und Genregrenzen hinausdenken.35 Ein Beispiel für die aufschlussreiche Adaption literaturwissenschaftlicher Paradigmen auf eine literaturtheoretisch noch nicht diskutierte Textsorte bietet Dorothea Salzers Bei- trag „Schreib auf Pergament und hänge es ihr um“: Intertextualität und jüdische Ma- gie, in dem sie magische Texte des Mittelalters analysiert. Durch ihre Ausführungen wird offenbar, dass intertextuelle Überlegungen das Verständnis der untersuchten Texte maßgeblich zu vertiefen vermögen. Salzers Analyse führt vor Augen, dass die entsprechenden Texte durch die Verwendung von biblischen Anspielungen sowohl in ihrem manifesten Sinnzusammenhang als auch in ihrer magischen Wirkung konstituiert werden. Auch Stefan Schorchs Beitrag Sakralität und Öffentlichkeit: Bibelübersetzungen als Paradigmen jüdischen Übersetzens macht deutlich, dass wir in der Auseinandersetzung mit religiösen Texten nicht umhin kommen, deren spezifischen transzendenten – oder in literaturwissenschaftlichen Kategorien aus- gedrückt: performativen – Anspruch zu thematisieren. Schorch gibt nicht nur eine Einführung und Reflexion unterschiedlicher Übersetzungsmodelle von jüdischen und christlichen Theoretikern (von Ben Sira, Luther und Schleiermacher bis zu Benjamin, Rosenzweig und Buber), sondern zugleich eine Reflexion der traditions- bildenden und transkulturellen Implikationen von Bibelübersetzungen sowie ihrer Aufgabe, die Sakralität der Texte im Prozess des Übersetzens zu bewahren. Christoph Schultes Artikel Die Erfindung der hebräischen Fußnote in Preußen. Über die kulturelle und politische Bedeutung von typografischen Veränderungen widmet sich der säkularen hebräischen Literatur der Aufklärungszeit. Er erschließt die Einführung von hebräischen Fußnoten nicht nur als auffallenden „Ausdruck von Modernisierung, Säkularisierung und Verwissenschaftlichung“, sondern auch als Traditionsbruch gegenüber jüdischen Normen, Selbstbildern, Geschlechter- rollen, kulturellen Codes etc. Schultes insbesondere von Friedrich Kittlers Studie Aufschreibesysteme inspirierte Medienanalyse bietet darüber hinaus eine Einfüh- rung in die traditionellen jüdischen Aufschreibe- und Speichersysteme und eine Reflektion ihrer kulturhistorischen Bedeutung – von den Schriftrollen, die für die Tora das bis heute verbindliche Medium geblieben sind, über die für den Talmud gebräuchlichen Codices des rabbinischen Judentums bis zu den Auswirkungen des modernen Buchdrucks.

35 Zur generellen Frage nach dem (nicht normativ bestimmbaren) Charakter von Literatur siehe u. a. das Kapitel „Was ist Literatur und ist sie wichtig?“, in: Culler, Literaturtheorie, S. 31–63.

28 EINLEITUNG: DISZIPLINEN IM DIALOG

Neben der kulturhistorischen Tiefenschärfe, die bei der Konzeption des Bandes ein wichtiges Anliegen war, beschäftigt sich ein großer Teil der Beiträge mit dem modernen europäischen und insbesondere deutschsprachigen Raum36 und schließt somit ganz unmittelbar an die in der Germanistik und anderen europäischen Philo- logien geführten methodologischen Debatten an. Seit den 1990er Jahren ist in den Literaturwissenschaften eine „kulturalistische Wende“37 auszumachen, die dabei je- doch auch Aspekte und Ideen aus früheren Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts wieder aufgreift und aktualisiert. Diesemcultural turn38 trägt der vorliegende Band insofern Rechnung, als die meisten der von den Autorinnen und Autoren gewählten theore- tischen Zugänge sich nicht nur dem einzelnen Text, sondern auch dem jeweiligen gesellschaftlichen Kontext und den hier stattfindenden sozialen und kulturellen Inter- aktionen widmen und darüber hinaus Texte als genuine Teile sowohl der jüdischen wie der nichtjüdischen Kulturen verstehen. Dennoch haben wir darauf verzichtet, neben den Literatur- auch die Kulturwissenschaften in den Titel des Bandes aufzu- nehmen, obwohl dies in heutigen Methodendiskussionen der Literaturwissenschaft häufig Usus ist.39 Mittlerweile sind die Jüdischen Studien als interdisziplinäres Fach zum Teil stark kulturwissenschaftlich ausgerichtet, so dass eine explizite Nennung dieser Komponente im Titel die methodische Konzentration auf literaturwissen- schaftliche Fragestellungen und textuelle Überlieferungen abgeschwächt hätte. Da- rüber hinaus erschien es uns für einen Dialog zwischen den Jüdischen Studien und der Literaturwissenschaft methodisch unscharf, den Textbegriff allzu sehr auszuwei- ten und in einem umfassenden Sinne von „Kultur als Text“40 zu sprechen. Es bleibt

36 Es finden sich bereits zahlreiche, häufig auch methodologisch sehr anregende Abhandlungen zur deutsch-jüdischen Literatur, zu Imaginationen jüdischer Figuren in der deutschsprachigen Litera- tur und zum literarischen Antisemitismus, die hier im einzelnen nicht aufgeführt werden können. Was bis dato jedoch auch hinsichtlich der eigentlich breit erforschten und erschlossenen deutsch- jüdischen Literatur fehlt, ist eine vergleichende literaturwissenschaftliche Methodendiskussion. 37 Wilhelm Voßkamp, Literaturwissenschaft als Kulturwissenschaft, in: Nünning/Nünning, Konzep- te der Kulturwissenschaften, S. 73–85, hier S. 75. 38 Eine kritische Reflexion des cultural turn als „Meistererzählung“ und eine Unterhöhlung dieses Terminus aufgrund von „Differenzierungsimpulsen“ bietet Doris Bachmann-Medick, Cultural Turns. Neuorientierungen in den Kulturwissenschaften, Reinbek bei Hamburg 2006, S. 8. 39 Literaturangaben hierzu finden sich in Fußnote 20. 40 Bachmann-Medick, Kultur als Text. Siehe hingegen den gerade auch in unserem Kontext anregen- den Ansatz von Greiner und Schmidt, unterschiedliche Kulturbegriffe im deutsch-jüdischen Dis- kurs zu eruieren: Bernhard Greiner/Christoph Schmidt (Hrsg.), Arche Noah. Die Idee der „Kultur“ im deutsch-jüdischen Diskurs, Freiburg i. Br. 2002.

29 EVA LEZZI · DOROTHEA M. SALZER uns an dieser Stelle daher nur, auf die zahlreichen explizit kulturwissenschaftlichen Studien zu verweisen, die etwa – wie im Umfeld des Potsdamer Graduiertenkollegs Makom. Ort und Orte im Judentum. Zur Bedeutung und Konstruktion von Ortsbezü- gen im europäischen Judentum – Raumkonzepte ins Zentrum ihrer Überlegungen41 stellen, oder ihre Themenfelder und methodischen Begrifflichkeiten entlang der kul- turwissenschaftlichen Leitvorstellungen von Ritual,42 Inszenierung,43 Performanz44 oder von Erinnerungs- und Gedächtnistheorien45 finden.

41 Michal Kümper/Barbara Rösch/Ulrike Schneider/Helen Thein (Hrsg.), Makom. Orte und Räume im Judentum. Real. Abstract. Imaginär. Essays, Hildesheim u. a. 2007; Julia Brauch/Anna Lipphardt/Alexandra Nocke (Hrsg.), Jewish Topographies. Visions of Space, Traditions of Place, Hampshire 2008. 42 Ritualtheorien genauso wie Überlegungen zur Sprechakttheorie finden v. a. in der Forschung zur jüdischen Magie ihren Niederschlag, siehe beispielsweise Naomi Janowitz, The Poetics of Ascent. Theories of Language in a Rabbinic Ascent Text, Albany 1989; Rebecca M. Lesses, The Adjuration of the Prince of the Presence. Performative Utterance in a Jewish Ritual, in: Marvin Meyer/Paul Mirecki (Hrsg.), Ancient Magic and Ritual Power, Leiden/New York/Köln 1995, S. 185–205; dies., Ritual Practices to Gain Power. Angels, Incantations, and Revelation in Early Jewish Mysticism, Harrisburg/Pennsylvania 1998; Naomi Janowitz, Icons of Power. Ritual Practices in Late Antiquity, Pennsylvania 2002; Michael D. Swartz, Ritual Procedures in Magical Texts from the Cairo Genizah, JSQ 13 (2006), S. 305–318. 43 Mit anregenden Publikationen im Rahmen von „jüdischen“ Themen innerhalb einer „Litera- turwissenschaft als Kulturwissenschaft“ ist beispielsweise Cathy Gelbin hervorgetreten. Siehe u. a.: Cathy Gelbin, Plath, Hitchcock und die Metaphorik der Shoah. Zur Mediation von Ge- schichte und Identität in der Kunst Tanya Urys, Zeitschrift für deutsche Philologie 11 (2002), special issue Deutsch-jüdische Literatur der neunziger Jahre. Die Generation nach der Shoah, ed. by Sander L. Gilman und Hartmut Steinecke, S. 118–130; dies., Metaphors of Genocide. The Staging of Jewish History and Identity in the Art of Tanya Ury, in: Carolin Duttlinger (Hrsg.), Performance and Performativity in German Cultural Studies, Oxford 2003, S. 221–240; dies., Double Visions. Queer Femininity and Holocaust Film from „Ostatni Etap“ to „Aimée & Jaguar“, Women in German Yearbook. Feminist Studies in German Literature & Culture 23 (2007), S. 179–204. 44 So aktualisiert beispielsweise Klaus Hödl in einer kürzlich erschienenen Studie einen kultur- wissenschaftlich geprägten, der konkreten Theaterpraxis entlehnten Performanz-Begriff für die jüdische Historiografie. Siehe Klaus Hödl, Looking Beyond Borders. Performative Approaches to Jewish Historiography, Journal of Jewish Identities 1.1 (2008), S. 51–66. 45 Yosef Hayim Yerushalmi, Zachor: Erinnere Dich! Jüdische Geschichte und jüdisches Gedächtnis, aus dem Amerikan. von Wolfgang Heuss, Berlin 1988 (Originalausgabe 1982); Jan Assmann, Die Katastrophe des Vergessens. Das Deuteronomium als Paradigma kultureller Mnemotechnik, in: Aleida Assmann/Dietrich Harth (Hrsg.), Mnemosyne. Formen und Funktionen der kulturellen Erinnerung, Frankfurt a. M. 1991, S. 337–355; Jan Assmann, Israel und die Erfindung der Reli-

30 EINLEITUNG: DISZIPLINEN IM DIALOG

Im vorliegenden Band setzt sich Doerte Bischoff mit dem Konzept der Perfor- manz auseinander. In ihrem Beitrag Handelnde Juden, Verhandlungen des Jüdischen: zur Performativität eines Stereotyps geht es primär um die Adaption eines sprach- theoretischen Modells der Performanz und der Performativität, das sie für literatur- wissenschaftliche Fragestellungen im Bereich der Antisemitismusforschung fruchtbar macht. Hierfür verschränkt sie die Analyse von ökonomischen Theorien insbesonde- re des frühen 20. Jahrhunderts (u. a. von Werner Sombart und Max Weber), in denen jüdischen Akteuren jeweils eine hervorgehobene Rolle zugesprochen wird, mit einer Lektüre von Shakespeares The Merchant of Venice als Theatertext. Dabei gelingt es ihr, antisemitische Handlungen und Sprechakte in ihren materialisierenden, das heißt realitätserzeugenden Effekten vorzuführen und zu reflektieren. Insgesamt folgt ein Großteil der von den Autorinnen und Autoren erörterten Ansätze – wie Performativität, gender studies, Medientheorie, Diskursanalyse, Post- koloniale Literaturtheorie – den kulturwissenschaftlichen und interdisziplinären Tendenzen in der heutigen Theoriebildung, während beispielsweise gattungspoetolo- gische und literaturhistorische Erörterungen46 zwar in allen Beiträgen implizit eine Rolle spielen, jedoch kaum ins Zentrum der Überlegungen gestellt werden. Dieser kulturwissenschaftlichen Öffnung entspricht auch die Tatsache, dass sich zahlreiche Beiträge in der einen oder anderen Weise der interkulturellen Literaturwissenschaft

gion, in: ders., Das kulturelle Gedächtnis. Schrift, Erinnerung und politische Identität in frühen Hochkulturen, München 1997, S. 196–228; Dan Ben-Amos/Liliane Weissberg (Hrsg.), Cultural Memory and the Construction of Identity, Detroit 1999. Eine Verbindung von Raum- und Ge- dächtnistheorien leistet Young: James E. Young, Mahnmale des Holocaust. Motive, Rituale und Stätten des Gedenkens, München 1994; ders., Formen des Erinnerns. Gedenkstätten des Holocaust, Wien 1997 [The Texture of Memory. Holocaust Memorials and Meanings, New Haven/London 1993]. Gerade im Zusammenhang mit Forschungen zum erinnernden Umgang mit dem Holo- caust sind zahlreiche interdisziplinär und kulturwissenschaftlich ausgerichtete Sammelbände erschienen, wobei hier nur eine der jüngsten im deutschen Sprachraum erschienen Publika- tionen exemplarisch genannt werden soll: Inge Stephan/Alexandra Tacke (Hrsg.), NachBilder des Holocaust, Köln u. a. 2007. 46 Eine stark gattungspoetologisch und narratologisch ausgerichtete Einführung in literaturwissen- schaftliche Ansätze bietet beispielsweise das folgende Handbuch: Nünning, Literaturwissenschaft- liche Theorien. Von den mittlerweile zahlreichen, alle Genres umfassenden gattungspoetologischen Studien innerhalb der Jüdischen Studien soll hier wiederum nur eine der jüngeren, im deutschen Sprachraum erschienenen exemplarisch genannt werden: Gabriele von Glasenapp/Hans Otto Horch, Ghettoliteratur. Eine Dokumentation zur deutsch-jüdischen Literaturgeschichte des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, Bde. I–III, Tübingen 2005.

31 EVA LEZZI · DOROTHEA M. SALZER zuordnen ließen. Auch wenn Methodik und Geschichte der letzteren47 sowie ihre Wirkung auf Themenfelder der Jüdischen Studien nicht in einem gesonderten Bei- trag nachvollzogen werden, lassen sich aus den einzelnen Artikeln doch die entspre- chenden methodologischen Fragestellungen herleiten. Explizit thematisiert wird die interkulturelle Literaturwissenschaft etwa in den erwähnten Überlegungen von Doerte Bischoff zum antisemitischen Sprachgebrauch, in den Beiträgen, die sich wie diejenigen von Andrea Schatz, Stephan Braese und Eva Lezzi mit Postkolonialer Literaturtheorie beschäftigen oder aber im Rahmen einer in Barbara Breysachs Bei- trag exemplifizierten Literaturkomparatistik. Bei der Adaption von Erkenntnissen aus der Interkulturellen Literaturwissen- schaft kommt den Jüdischen Studien zu Gute, dass die heutigen literatur- und kul- turwissenschaftlichen Analysen weniger von der Dichotomie zwischen „Fremdem und Eigenem“48 ausgehen, sondern mehr und mehr „intrakulturelle Differenzen und Alteritäten“49 in den Blick nehmen. Eine solche Perspektive wird den vielschichtigen

47 Zur interkulturellen Literaturwissenschaft siehe: Alois Wierlacher/Andrea Bogner (Hrsg.),Hand - buch interkulturelle Germanistik, Stuttgart 2003; Michael Hofmann, Interkulturelle Literaturwis- senschaft. Eine Einführung, Paderborn 2006. Diese beiden Publikationen seien hier exemplarisch auch als Vertreter zweier konzeptioneller Tendenzen der interkulturellen Literaturwissenschaft genannt, die jedoch immer stärker ineinander übergehen. Während im Handbuch interkulturelle Germanistik (in der Gesamttendenz, jedoch nicht in allen Beiträgen) von zwar veränderlichen und verhandelbaren, aber doch manifesten „Kulturunterschieden“ ausgegangen wird, steht in Interkulturelle Literaturwissenschaft der Begriff der „kulturellen Differenz“ im Vordergrund und damit die Prozesse der Erzeugung von Differenz etwa durch Zuschreibungen, Grenzziehungen und Machtverhältnisse. Siehe auch das von Carmine Chiellino herausgegebene Handbuch In- terkulturelle Literatur in Deutschland, Stuttgart 2000, in dem die einzelnen Beiträge jedoch stark an festgelegte nationale, geografische und sprachliche Zugehörigkeiten und kaum an transkultu- relle Konzepte gebunden sind. Für neuere Publikationen zur interkulturellen Literatur und Lite- raturtheorie siehe B. Venkat Mani, The Self and the Other. Contemporary German Scholarship on Trans-, Inter-, and Multiculturalism, Monatshefte für deutschsprachige Literatur und Kultur 97.4 (2005), S. 679–696. 48 Alois Wierlacher (Hrsg.), Das Fremde und das Eigene. Prolegomena zu einer interkulturellen Germanistik, München 42001 [1985]. Dieser Band versammelt die Beiträge, die beim Gründungs- kolloquium der „Gesellschaft für interkulturelle Germanistik“ 1984 vorgetragen wurden. Siehe u. a. auch Anette C. Hammerschmidt, Fremdverstehen. Interkulturelle Hermeneutik zwischen Eigenem und Fremdem, München 1997. 49 Hofmann, Interkulturelle Literaturwissenschaft, S. 10. Siehe hierzu auch: Ortrud Gutjahr, Alterität und Interkulturalität. Neuere deutsche Literatur, in: Benthien/Velten, Germanistik als Kulturwis- senschaft, S. 345–369, insbesondere S. 352; Elisabeth Bronfen/Benjamin Marius, Hybride Kulturen.

32 EINLEITUNG: DISZIPLINEN IM DIALOG wechselseitigen Einflüssen zwischen jüdischen und nichtjüdischen Kulturen inner- halb eines zwar hierarchisch strukturierten, aber nichtsdestoweniger gemeinsamen Raumes eher gerecht. Auf einer methodologischen Ebene ergeben sich Befruchtungen zwischen Interkultureller Literaturwissenschaft, postcolonial studies und Jüdischen Studien beispielsweise aus der gemeinsamen Frage nach Alterität und Hybridität,50 aus der Analyse des Status von Minoritätenliteratur, über Konzepte des Exils, der Di- aspora51 und der transnationalen bzw. transarealen Literatur(wissenschaft).52 Auch die Diskussionen darüber, ob die historische Situation der (ehemals) ghettoisierten jüdischen Minorität mit derjenigen von (ehemals) kolonisierten Bevölkerungsgrup- pen vergleichbar sei und ob beide daher ähnliche Schreibstrategien entwickelten, ver- deutlicht die gegenseitige Inspiration der oben erwähnten methodischen Ansätze.53 Mit der letztgenannten Frage setzt sich Stephan Braese in seinem Beitrag Schreiben ans Stiefvaterland. Zum Anregungsgehalt postkolonialistischer Begriffsarbeit für die Lektüre deutsch-jüdischer Literatur auseinander. Dabei überträgt der Autor

Einleitung zur anglo-amerikanischen Multikulturalismusdebatte, in: Elisabeth Bronfen/Benjamin Marius/Therese Steffen (Hrsg.), Hybride Kulturen. Einleitung zur anglo-amerikanischen Multikul- turalismusdebatte, Tübingen 1997, S. 1–29, insbesondere S. 9. 50 Laurence Silberstein/Robert L. Cohn (Hrsg.), The Other in Jewish Thought and History. Construc- tions of Jewish Culture and Identity, New York 1994; Jonathan Boyarin/Daniel Boyarin (Hrsg.), Jews and other Differences. The New Jewish Cultural Studies, London 1997. 51 Daniel Boyarin/Jonathan Boyarin, Diaspora. Generation and the Ground of Jewish Identity, Criti- cal Inquiry 19.4 (1993), S. 693–723; Michael Galchinsky, Scattered Seeds. A Dialogue of Diasporas, in: Biale/Galchinsky/Heschel, Insider/Outsider, S. 185–221; Howard Wettstein (Hrsg.), Diasporas and Exiles. Varieties of Jewish Identity, Berkeley 2002; Anna Lipphardt, Diaspora/s. Sammelrezen- sion, H-Soz-u.Kult: http://hsozukult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2005-3-022, 09.07.2005; Aamir R. Mufti, Enlightenment in the Colony. The Jewish Question and the Crisis of Postcolonial Culture, Princeton 2007. 52 Galit Hasan-Rokem, Tales of the Neighborhood. Jewish Narrative Dialogues in Late Antiquity, Berkeley 2003; Stephan Braese, Im Konflikt der Topographien. Deutsche Sprachkultur von Juden in Europa, in: Hartmut Böhme (Hrsg.), Topographien der Literatur. Deutsche Literatur im trans- nationalen Kontext, Stuttgart/Weimar 2005, S. 328–354; Ottmar Ette, ZwischenWeltenSchreiben. Literaturen ohne festen Wohnsitz, Berlin 2005. 53 Florian Krobb, Reclaiming the Location. Leopold Kompert’s Ghetto Fiction in Post-Colonial Perspective, in: Anne Fuchs/ders. (Hrsg.), Ghetto Writing. Traditional and Eastern Jewry in Ger- man-Jewish Literature from Heine to Hilsenrath, Columbia 1999, S. 41–53; Anne Fuchs, Mimicry und Assimilation. Leopold Komperts Ghettogeschichten in postkolonialer Perspektive, in: Jürgen Barkhoff u. a. (Hrsg.), Das schwierige neunzehnte Jahrhundert. Germanistische Tagung zum 65. Ge- burtstag von Eda Sagarra im August 1988, Tübingen 2000, S. 497–508.

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„postkolonialistische“ Theoreme wie Mimikry, Zwischenraum und Hybridität auf seine Lektüre von Heines Reisebild Die Bäder von Lucca und weist die Realisation dieser Konzepte im Sprachlichen nach. So lenken beispielsweise Heines kreative Wortschöpfungen die Aufmerksamkeit der Leser auf den Zwischenraum jenseits binärer Ordnungen und sind als „Gegen-Diskursivität vom minoritären Standort aus“ zu betrachten. Zugleich jedoch stellt Braese die kritische Frage nach den Gren- zen der Übersetzbarkeit von (Kultur-)Theorien aus einem kulturellen Kontext in den anderen: Die Schwierigkeit besteht nämlich nicht nur darin, postkoloniale Theoreme für eine Neuinterpretation jüdischer Geschichte und Kultur zu aktualisieren, sondern auch, sie sinnvoll auf den deutschen Diskurs- und Erinnerungsraum anzuwenden. Eva Lezzi widmet sich in ihrem Beitrag Kolonialfantasien in der deutsch-jüdischen Literatur um 1900 gleichsam der komplementären Seite Postkolonialer Literatur- theorie, nämlich der Frage nach der Teilhabe der europäischen – und somit auch der jüdischen – Literatur am zeitgenössischen kolonialen Diskurs. Veranschaulicht werden ihre Fragen an der Lektüre und Rezeption von Mauthners Roman Der neue Ahasver sowie Theodor HerzlsAltneuland . Dabei verbindet die Autorin eine postko- loniale mit einer gender-theoretischen Perspektive und rückt – inspiriert etwa durch Gayatri Spivaks subaltern studies – marginalisierte Figuren ins Zentrum ihrer Unter- suchung, von denen aus sich die Erzählintention der Romane dekonstruieren lässt. Auch die Analysekategorie gender erhält in Beiträgen, die sich ansonsten ganz unterschiedlichen Methoden widmen, eine zentrale Bedeutung. Dennoch erschien es uns unverzichtbar, den gender studies eine eigene Sektion zu gewähren. Denn un- geachtet innovativer, durch die Geschlechterforschung angestoßener Perspektiven sowohl in der Literaturwissenschaft als auch in den Jüdischen Studien54 finden sich in beiden Disziplinen noch immer zahlreiche Publikationen, die gleichsam „gender-blind“ bleiben. In den Jüdischen Studien mag dies auch daran liegen, dass sich Ansätze weiblicher jüdischer Autorschaft erst seit dem Mittelalter und der Frühen Neuzeit finden – erst jetzt werden vereinzelte Frauen als Briefautorinnen und Tagebuchschreiberinnen tätig55 – und somit in einer Zeit, in der die nor- mativ gültigen jüdischen Schriften wie der Talmud längst abgeschlossen sind. Als belletristische Autorinnen treten jüdische Frauen erst seit 1800 in die Öffentlich-

54 Siehe hierzu u. a. die Literaturhinweise in Fußnote 16. 55 Als eine Ausnahme ist Rivka bat Meir zu nennen, die im 16. Jahrhundert eine ethische Abhandlung verfasst hat. Hierzu siehe Frauke von Rohden (Hrsg.), Meneket Rivkah. A Manual of Wisdom and Piety by Rivkah bat Meir. Edited with an Introduction and Commentary, Philadelphia 2009.

34 EINLEITUNG: DISZIPLINEN IM DIALOG keit, während sie von wissenschaftlichen Diskursen bis gegen Ende des 19. Jahr- hunderts ausgeschlossen bleiben und somit auch nicht zu den Produktionen der Maskilim und der Vertreter der Wissenschaft des Judentums beitragen.56 Die Suche nach frühen Spuren weiblicher Lebenswelten und Ausdrucksformen ist daher bei- nahe zwangsläufig projektiv und sollte dennoch nicht einfach ausbleiben, da sich ansonsten die über Jahrhunderte tradierten hierarchischen Geschlechterrollen unreflektiert perpetuieren. Bezogen auf die mittelalterliche jüdische Lebenswelt des mediterranen Raumes leistet Irina Wandreys Beitrag „Du weißt, dass ich niemanden habe außer Gott und Dir.“ Die Kategorie gender in Briefen und Dokumenten aus der Kairoer Geniza eine beeindruckende Entzifferungsarbeit hinsichtlich der Frage nach impliziten und expliziten gender-Konstruktionen. Die Autorin verdeutlicht hier, wie historische Quellenerhebung und -forschung ihrerseits ohnehin immer mit Akten der Interpretation verbunden sind. So gilt es die wissenschaftlichen Publi- kationen zur mittelalterlichen Kairoer Geniza genauso wie die Quellen selbst gen- dertheoretischen Relektüren zu unterziehen und auf diese Weise blinde Flecken in der Forschung auszuleuchten. Liliane Weissbergs Artikel Auf der Suche nach der Muttersprache: Hannah Arendts Entwurf einer deutsch-jüdischen Literatur wendet sich hingegen den Bedingungen jüdischen weiblichen Schreibens und Nachdenkens im 20. Jahrhundert sowie den nun wirksamen Geschlechterrollen und -imagina- tionen und deren – etwa durch Sander Gilman, Daniel Boyarin oder Barbara Hahn angestoßenen – kulturwissenschaftlichen Analysen zu. Dabei bleibt der Ort des Nachdenkens als jüdische Frau für Hannah Arendt, die im Zentrum von Weissbergs Beitrag steht, prekär und kaum bestimmbar. Er lässt sich wiederum nur über Spuren und Umwege aufsuchen: Über Briefe der Mutter etwa, die Arendt erwähnt, oder im Nachdenken über die Rolle Rahel Varnhagens als Paria. Eine solche Komplementarität von Beiträgen wie der beiden eben genannten mag verdeutlichen, inwiefern je nach historischem und kulturellen Kontext sehr unterschiedliche Fragestellungen an die zu analysierenden Quellen herangetragen werden – trotz vergleichbarer methodischer Ansätze. Über die vorgeschlagene Bün- delung einzelner Beiträge unter einer gemeinsamen methodologischen Überschrift

56 Zur Problematik des Ausschlusses von Frauen aus der Bewegung der jüdischen Aufklärung siehe Louise Hecht, „Die Söhne sollt ihr unterrichten und nicht die Töchter“. Zur Ambivalenz des Frauenbildes in der jüdischen Presse der Aufklärung, in: Eleonore Lappin/Michael Nagel (Hrsg.), Frauen und Frauenbilder in der europäisch-jüdischen Presse von der Aufklärung bis 1945, Bremen 2007, S. 17–34.

35 EVA LEZZI · DOROTHEA M. SALZER wie beispielsweise „Übersetzungstheorie“, „gender studies“ oder „Kleine Literatur und Marginalisierte Literaturtheorie“ hinaus werden die Leserinnen und Leser die- ses Bandes sicherlich eigene Querverbindungen zwischen den einzelnen Beiträgen herstellen. So ließe sich Jeffrey Grossmans Beitrag Das Fortleben des Jiddischen vor und nach 1945: Übersetzungen und Transformationen nicht nur unter übersetzungs- theoretischer Perspektive komplementär zu Stefan Schorchs Artikel lesen, sondern aus sprachhistorischer Sicht mit ähnlichem Recht auch zu Cornelia Martyns Beitrag. Auch wenn sich Martyn und Grossman mit jeweils anderen zeitlichen und geogra- fischen Kontexten beschäftigen und von unterschiedlichen literaturtheoretischen Fragestellungen ausgehen, sehen sich die beiden Autoren in ihren Überlegungen gleichermaßen mit der Tatsache konfrontiert, dass das Jiddische nicht nur eine wie- derholt kulturell verdrängte, sondern auch eine zerstörte, „ermordete“ Sprache ist. Dabei arbeitet Cornelia Martyn mit ihrem Beitrag Jiddischer Formalismus die unter jiddischsprachigen Schriftstellern der Sowjetunion in den 1920er und 1930er Jahren geführten literarischen und poetologischen Debatten um die Form-Inhalt-Dichoto- mie auf. In einer sensiblen Nachzeichnung erhellt sie die unterschiedlichen jüdischen Positionen zwischen politischer Anpassung an den Sozialismus mit seinem revolu- tionären, zugleich universalistischen Anspruch und ästhetischer Subversion durch Wahrung einer eigenen kulturellen Stimme, als die sich allein schon das Festhalten am Jiddischen sowie an tradierten Formen und Überlieferungen interpretieren lässt. Mit dem Hinweis auf die Ermordung von Bergelson, Hofshteyn und anderen jiddi- schen Dichtern 1952 verdeutlicht Martyns Artikel den unter Umständen so schmerz- haft prekären Ort gerade auch einer von literaturtheoretischen Debatten bewusst geprägten Literatur. Grossman widmet sich insbesondere der heutigen Situation des Jiddischen als einer „postvernakularen“ Sprache und analysiert verschiedene Formen der institutionellen, didaktischen und literarischen Vermittlung in ihren populären wie wissenschaftlichen Konfigurationen. Dabei kommt gerade auch den Überset- zungen aus dem Jiddischen eine prominente Funktion der Kulturvermittlung und -bewahrung zu. Grossman situiert seine Überlegungen im methodologischen Feld der translation studies, wie es von Walter Benjamins Aufsatz „Die Aufgabe des Über- setzers“ bis zu heutigen postkolonialen und feministischen Forschungen geprägt wurde. Darüber hinaus bietet Grossman einen aufschlussreichen Vergleich von fünf deutschen Übersetzungen des einleitenden Satzes von Perets’ Erzählung Mekubolim (Kabbalisten), der zeigt, wie über Übersetzungsvarianten auch unterschiedliche Konzeptionen des Judentums evoziert werden.

36 EINLEITUNG: DISZIPLINEN IM DIALOG

Mit der Publikation dieses Bandes verknüpfen wir die Hoffnung, dass solche unterschiedlichen Konzeptionen von Judentum, jüdischer Literatur und jüdischen Sprachen, von literaturwissenschaftlicher Methodik und judaistischen Theoremen offenbar und transparent werden und sich dabei in mitunter überraschender Weise wechselseitig inspirieren. Insgesamt versteht sich dieser Band nicht nur als Einfüh- rung und vertiefende Reflexion unterschiedlicher Methoden und Zugänge, sondern auch als Anstoß und Anregung für weitere Forschungen, aus denen – so unser wissenschaftspolitisches Anliegen– die paradigmatische Rolle der Jüdischen Studien für die Literaturwissenschaft ebenso wie umgekehrt der Literaturtheorie für die Jüdischen Studien immer deutlicher wird.

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