Erklärung Von Hochschullehrerinnen Und Hochschullehrern Zu Den Standards Akademischer Prüfungen
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Erklärung von Hochschullehrerinnen und Hochschullehrern zu den Standards akademischer Prüfungen Bonn, im März 2011 Vorwort Im Zuge des Umgangs mit den Vorwürfen an den seinerzeitigen Bundesminister der Verteidigung Karl-Theodor zu Guttenberg im Zusammenhang mit dessen Promotion haben einige Professoren den Eindruck gewonnen, dass es an der Zeit sei, eine von vielen Hochschullehrerinnen und Hochschullehrern in Gesprächen geäußerte Besorgnis öffentlich zum Ausdruck zu bringen. So ist die "Erklärung von Hochschullehrerinnen und Hochschullehrern zu den Standards wissenschaftlicher Prüfungen" entstanden. Sie wurde auf dem Internet bekannt gemacht, und Kollegen wurden gebeten, die Erklärung bei Zustimmung zu unterschreiben und weitere Kollegen auf die Initiative aufmerksam zu machen. Innerhalb von gut einer Woche haben sich dann nach den Erstunterzeichnern rund 3300 Kolleginnen und Kollegen dieser Erklärung durch persönliche Mails angeschlossen. Die Namen aller sind im Anschluss an die Erklärung abgedruckt. Für die akademische und weitere interessierte Öffentlichkeit halten wir diese Erklärung auf dem Internet weiterhin zugänglich. Darüber hinaus übermitteln wir Ausdrucke an politische Repräsentanten unserer Republik, an Vertreter von Wissenschaftsorganisationen und den Präsidenten der Universität Bayreuth. Wir verbinden damit das Angebot, zu Gesprächen zur Verfügung zu stehen, auch zu Themen, die über den aktuellen Zusammenhang hinausgehen, mit diesem aber in Verbindung stehen, Gesprächen über: die gesellschaftliche Bedeutung von Wissenschaft, von akademischer Bildung und dem Ethos der Wahrheitssuche, die Folgen des Vordringens von Praktiken der 'Fassadenmalerei' auch in die Sphäre der Wissenschaft usw. In vielen Mails, die uns in der Folge des Aufrufes erreichten, wird eine Diskussion über die oben genannten Themen angemahnt, sowohl innerhalb der Hochschulen wie im Dialog mit Vertretern aus anderen Gesellschaftsbereichen. Wir sehen uns nicht in der Lage, sehen es auch nicht als unsere Aufgabe an, eine solche Diskussion zu organisieren, wir sind aber bereit, uns daran zu beteiligen und - soweit machbar - eventuelle Initiativen etwa in Richtung eines Kongresses zu unterstützen. Wir bedanken uns bei den Kollegen, die unterschrieben haben, bei denen, die nicht unterschrieben haben und konstruktive Kritik geäußert haben, und bei den vielen, die ihre Zustimmung erklärt haben, ohne zum Kreis der Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer zu gehören. Unser besonderer Dank gilt den zahlreichen Helfern, ohne deren Mitarbeit die Verarbeitung der etwa 4000 Mails, die uns erreicht haben und die alle einzeln gelesen wurden, in einem so kurzen Zeitraum nicht möglich gewesen wäre. Prof. Dr. Ingrid Bauer (Mathematisches Institut, Universität Bayreuth) Prof. Dr. Martin Carrier (Abteilung Philosophie, Universität Bielefeld) Prof. Dr. Fabrizio Catanese (Mathematisches Institut, Universität Bayreuth) Prof.(i.R.) Dr. Eckhard Freise (Historisches Seminar, Universität Wuppertal) Prof. Dr. Gerhard Huisken (Direktor am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik, Golm) Prof. Dr. Dr.h.c. Matthias Kreck (Direktor, Hausdorff-Research-Inst. for Mathematics, Universität Bonn) Prof. Dr. Werner Nahm (Director, School of Theoretical Physics, DIAS, Dublin) Prof. Dr. Ulrich Nortmann (Lehrstuhl für theoretische Philosophie, Universität Saarbrücken) Kontakt: Prof. Dr. Matthias Kreck, Hausdorff-Institute for Mathematics, Universität Bonn, Poppelsdorfer Allee 45, 53115 Bonn Erklärung von Hochschullehrerinnen und Hochschullehrern zu den Standards akademischer Prüfungen Die unterzeichnenden Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer haben mit Sorge zur Kenntnis genommen, dass die Universität Bayreuth die Aberkennung des Doktorgrades von Herrn zu Guttenberg nicht mit vorsätzlicher Täuschung begründet hat. Dabei sieht die Promotionsordnung der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bayreuth (*) als einzige Möglichkeit für die Aberkennung einer Promotion nach deren Bestehen den Nachweis einer Täuschungsabsicht vor (§ 16, Abs. (1) und (2)) und unterstreicht dies, indem in Absatz (3) explizit gesagt wird, dass ein späterer Nachweis von nicht erbrachter Leistung, bei der keine Täuschungsabsicht erkennbar ist, nicht zur Aberkennung des Titels führen kann. Die Promotionsordnungen anderer Fächer und an anderen Universitäten lauten ähnlich. Die Universität Bayreuth begründet ihr Vorgehen (für das sie sich statt auf die Promotionsordnung auf Artikel 48 des Verwaltungs- verfahrensgesetzes beruft) mit dem Verstoß gegen wissenschaftliche Pflichten in erheblichem Umfang durch Herrn zu Guttenberg. Sie lässt die Frage eines möglichen Täuschungsvorsatzes dahingestellt. Inzwischen soll die Frage im Rahmen einer Kommission "Selbstkontrolle der Wissenschaft" in größerem Rahmen weiter geprüft werden, die Universität weist aber darauf hin, dass dies lange dauern kann. Wir sind überrascht, dass die Klärung der Täuschungsfrage im vorliegenden Fall nicht innerhalb weniger Tage erfolgen kann. Es ist klar, dass an sehr vielen Stellen seitenlang geistiges Eigentum anderer verwendet wird, ohne dass ordnungsgemäß zitiert wird, und dass dies teilweise (und ebenfalls in vielen Fällen) mit dem Austausch einiger Worte kombiniert wird. Es fällt bei dieser Sachlage, die nicht in Einklang mit der auch von zu Guttenberg gegebenen Eigenständigkeitserklärung steht, keine als die angegebenen Quellen benutzt zu haben, schwer, nicht an eine umfängliche vorsätzliche Täuschung zu glauben. Wir melden uns zu Wort, weil wir großen Wert darauf legen, dass unsere Studierenden sowie Doktorandinnen und Doktoranden den Rahmen, in welchem wissenschaftlich gearbeitet wird, kennen. Wenn Mängel wie die der zu Guttenbergschen Arbeit lediglich handwerkliche Fehler darstellen sollen, sehen wir die Gefahr, dass die bewährten Standards wissenschaftlicher Arbeit verkommen. Deshalb ist es wichtig, dass mit dem Fall zu Guttenberg kein negativer Präzedenzfall geschaffen wird. Darüber hinaus bringen wir unser Befremden darüber zum Ausdruck, dass führende Politiker - an der Spitze die Bundeskanzlerin - Wissenschaft und wissenschaftlicher Redlichkeit insgesamt den Stellenwert von Nebensächlichkeiten geben. Die Aufspaltung einer Persönlichkeit in einen gesellschaftlich irrelevanten wissenschaftlichen Teil und einen relevanten politischen Teil ist nicht akzeptabel. Ein solches Schubladendenken ist einer modernen Gesellschaft, deren Reichtum, sowohl kultureller wie materieller, in hohem Maße auf Wissenschaft beruht, unwürdig und könnte gefährlichen Entwicklungen den Weg bereiten. *)http://www.uni-bayreuth.de/universitaet/leitung_und_organe/Universitaetsverwaltung/abt1/amtliche-bekanntmachungen/konsolidierteFassungen/2010/2010-058-kF.pdf Erstunterzeichner: Prof. Dr. Ingrid Bauer (Mathematisches Institut, Universität Bayreuth) Prof. Dr. Martin Carrier (Abteilung Philosophie, Universität Bielefeld) Prof. Dr. Fabrizio Catanese (Mathematisches Institut, Universität Bayreuth) Prof.(i.R.) Dr. Eckhard Freise (Historisches Seminar, Universität Wuppertal) Prof. Dr. Gerhard Huisken (Direktor am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik, Golm) Prof. Dr. Dr.h.c. Matthias Kreck (Direktor, Hausdorff-Research-Inst. for Mathematics, Universität Bonn) Prof. Dr. Werner Nahm (Director, School of Theoretical Physics, DIAS, Dublin) Prof. Dr. Ulrich Nortmann (Lehrstuhl für theoretische Philosophie, Universität Saarbrücken) Weitere Unterzeichner: Prof. Dr. Dr.hc. Bodo Abel (Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Universität Hamburg) Prof. Dr. Andrea Abele-Brehm (Lehrstuhl Sozialpsychologie, Universität Erlangen-Nürnberg) Klaus Abels, PhD (Lecturer in Linguistics, University College London) PD. Dr. Marcel von Ackeren (Philosophisches Seminar, Universität Köln) Prof. Dr. Patricia Adam (Fak. IV Abteilung BWL, FH Hannover) Prof. Dr. Wolfgang Adam (Fachbereich Sprache-und Literaturwissenschaft, Universität Osnabrück) Prof. Dr. Jiri Adamek (Institut für Theoretische Informatik, Universität Braunschweig) Prof. Dr. Jürgen Adamy (Institut für Automatiserungstechnik, TU Darmstadt) Prof. Dr. Frank Adloff (Institut für Soziologie, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg) Prof. Dr. Klaus Ahlheim (Politische Erwachsenenbildung, Universität Essen) Prof. Dr. Heinz Ahn (Institut für Controlling und Unternehmensrechnung, TU Braunschweig) Prof. Dr. Thomas Aigner (Fachbereich Geowissenschaften, Universität Tübingen) Prof. Dr. Erdmute Alber (Lehrstuhl für Sozialanthropologie, Vice-Dean International Graduate School of African Studies, Universität Bayreuth) Prof. em. Dr. Klaus Alber, Informatik, TU Braunschweig Prof. a.D. Dr. Rainer Albertz (Evangelische Theologie, Westfälische Wilhelms-Universität Münster) Prof. Dr. Clemens Albrecht (Institut für Soziologie, Universität Koblenz-Landau) Prof. Dr. Dorothee Alfermann (Sportpsychologie, Universität Leipzig) Prof. Dr. habil. Cristina Allemann-Chionda (Humanwissenschaftliche Fakultät, Universität zu Köln) Prof. Dr. Bruce Allen (Direktor MPI für Gravitationsphysik, Hon.Prof. Universität Hannover, Adj.Prof. University of Wisconsin-Milwaukee, USA) Prof. Eric Alliez (Centre for Research in Modern European Philosophy, Universität Paris 8) Prof. Dr. Stefan Alkier, Fachbereich Evangelische Theologie, Goethe-Universität Frankfurt am Main, wissenschaftlicher Ombudsmann der Goethe- Universität, Mitglied des Nationalen Aids-Beirates des Bundesgesundheitsministeriums Prof. Dr. Carlos Alos-Ferrer (Fachbereich Wirtschaftswissenschaften, Universität Konstanz) Prof. Dr. Klaus Alpers (Institut für Griechische