Eberhard KLOKE

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Eberhard KLOKE TranskripTion als inTerpreTaTion Konzertwerke und Opern in Bearbeitungen von Eberhard Kloke Durch eine intensive Aus- DER BLICK AUFS WESENTLICHE einandersetzung mit den Ei- genheiten sowie dem Entste- Die Transkriptionen und Bearbeitungen von Eberhard Kloke hungshintergrund der Opern, Lieder und Sonaten von der Wiener Klassik bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts ist eine Vielzahl an Bearbeitungen, Ich werde oft gefragt, wieso ich nicht ureigenste Kompositionen aus mir herausbringe. Transkriptionen und Paraphra- Nun, ich bin im Wesentlichen Interpret, und auch mit den Transkriptionen interpretiere sen entstanden. Dabei ließ sich ich in einem bestimmten Sinne – nach vorne. Eberhard Kloke Kloke je nach Werk von unter- schiedlichen Aufgabenstellun- edeutsamen Kompositionen, darunter dabei stets aus der DNA des musikalischen Ma- gen leiten. So stand bei einigen Klaviersonaten Beethovens, Liederzyklen terials selbst. Arbeiten die Suche nach ei- B der Romantik und wenig bekannten Ar- Eberhard Kloke, 1948 in Hamburg geboren, ner zeitgemäßen, offenen und beiten Mussorgskys, neue Möglichkeiten zu er- stand als Kapellmeister in Mainz, Darmstadt, transparenten Klangästhetik im öffnen – das ist das große Ziel des erfahrenen Düsseldorf und Lübeck, später als General- Vordergrund. Andere Werke be- Dirigenten und Bearbeiters Eberhard Kloke. Eine musikdirektor in Ulm, Freiburg, Bochum und Nürn- durften seit langem einer wohl- umfangreiche Veröffentlichung seiner Transkrip- berg unzählige Male selbst vor dem Orchester. durchdachten Vollendung, so tionen und Paraphrasen ist somit gleichsam ein Als Gastdirigent wurde er an die Deutsche Oper Bergs Lulu und Mussorgskys nur Appell, die oft starren Grenzen des Kulturbetriebs Berlin sowie an die Komische Oper Berlin ein- als Klavierauszug hinterlassene zu durchbrechen und neue Wege bei der Reper- geladen. Seit 2001 widmet er sich vor allem der Oper Chowanschtschina. Büh- Kunst der Interpretation durch Bearbeitung. Die nenwerke von Wagner, Debus- Arbeit des Dirigenten wie des Musikers findet sy und Strauss sollen auch auf laut Kloke seine Begrenzung im unerbittlichen Bühnen mit mittlerer Orchester- Fluss der Zeit. Als gestaltender Interpret ist Kloke besetzung eine neue Ausgewo- den nächsten Schritt gegangen. Er will sich nicht genheit jenseits der gewohnten mit den knappen zeitlichen Ressourcen des Diri- Klanggewalt erreichen. Viele genten zufrieden geben. Die Methode der Tran- Werke werden in den kommen- skription gibt ihm den nötigen Freiraum, neue den Jahren so auf eine gänz- Klangpotentiale und Strukturen in den stets aufs lich neue Art zu hören, neu zu Neue inspirierenden Originalen auszumachen. erleben sein. Grund genug, auf Beethoven / Kloke: Mondscheinsonate die Jahrzehnte der akribischen Ganz in der Tradition von Liszt und Busoni, er- Arbeit des Bearbeiters Eberhard Kloke zurück- Instrumentation schon zum Teil eine Inter- fahren die Werke Erneuerung und weiterführen- zublicken und der Begeisterung für das Neue pretation. Ich habe ja alle diese Werke selbst de Transformation. Kloke geht aber, im Gegen- nachzuspüren. dirigiert und besitze eine Erfahrungs- und satz etwa zu den berühmten Transkriptionen der Aufführungsgeschichte. Beethoven-Symphonien durch Liszt, meist von B&H: Herr Kloke, entsteht die Erweiterung Klavierwerken aus, die er mittels der Klangviel- der Farbpalette bei der Bearbeitung aus dem Ist es also ein interpretierendes Neudenken falt eines modernen Orchesters aus neuen Blick- Werk selbst heraus? Oder ist das Ihr eigener im Akt des Dirigierens? Läuft das Dirigieren winkeln erforscht. Beitrag zum Werk, der „Kloke-Touch“? im Kopf mit? Werke von Bach und Beethoven, Liszt und Eberhard Kloke: Es ist eine interpretierende Nicht unbedingt. In der Aufführung steht die Eberhard Kloke Schubert, Mussorgsky und Tschaikowsky sind auf diese Weise durch Klokes Hände gegangen. Anwendung des Werkes, die Klangfarben- Zeitachse im Vordergrund. Die Tiefenper- Dabei waren neben der Begeisterung für die erweiterung durch neue Instrumente zu spektive geht hier oft verloren. Beim Transkri- toireauswahl zu beschreiten. Der Drang, für die Kompositionen jeweils ein klares, aus der Musik untermauern. Besonders dann, wenn das bieren, Übertragen, beim Neuerfinden nehme Werke neue gedankliche und physische Räume selbst gewonnenes Ziel der Bearbeitung sowie Orchester verkleinert wird. ich mir die Zeit, um in die räumliche Tiefe des zu erschließen, entwickelt sich bei dem Bear- Achtung vor dem Urtext untrennbar miteinander Dann habe ich die Chance, die Klangdifferen- Werkes, an die Gestaltung jeder einzelnen beiter und damit auch dem Interpreten Kloke verknüpft. zierung psychologisch auszudeuten. Da ist die Stimme zu denken. 2 3 MUSIKTHEATER musikalische Dopplungen spielt hier eine ent- kannte Stücke wie Tschaikowskys Pique Dame, scheidende Rolle, der üppige Mischklang weicht wo Kloke die Handlung durch Reduzierung der STRAUSS - KLOKE Der Rosenkavalier einem nuancenreichen Dialog der Instrumente. an die Grand Opéra angelehnten Elemente nä- (1911, orch. 2019) (in Kooperation mit Schott Music) Den Kern von Eberhard Klokes umfangreichem Die Auffrischung – durch das neue Gleichge- her an die dem Libretto zugrundeliegende Er- 190 Minuten Schaffen bildet die Oper. Auch hier stützt er sich wicht sowie die Farben der seltener benutzen, zählung Puschkins rückt. Es ist aber vor allem die 5S.2M.2A.9T.1Bar.8B (Mehrfachbesetzung möglich), Chor ad lib. auf seine jahrzehntelange Erfahrung als Dirigent, meist nach der Tiefe strebenden Mitglieder der aussparende Musiksprache von Mussorgsky, die Bühnenmusik: 7 Spieler/alternativ Einspielung kl. Orch. um die Werke jenseits der zeitlichen Zwänge des Instrumentenfamilien wie die Altflöte, Kontra- Kloke in die russische Kultur zurückführte. Auf die 2(II=picc,afl).2(II=corA).3(III=bcl,Ebcl).2(II=dbn)- Live-Betriebes neu zu denken. Eine Bearbeitung bassklarinette, Wagnertuba, Xylorimba – geht aufwendige Instrumentationsarbeit an der Oper 3.1.1(=cimb).0-timp,perc(2):xyl/glsp-harp- pft(=cel,harm)-6.6.6.4.2 und Neuausrichtung des jeweiligen Werkes fußt trotz kleinerer Besetzung mit einer musikalischen Chowanschtschina – der Komponist hinterließ dabei nicht nur auf einer gründlichen Beschäfti- Verdichtung einher. Die Bearbeitung der Partitur nur einen unvollständigen Klavierauszug – be- STRAUSS - KLOKE Salome (Transkription für 59 Musiker) gung mit der Partitur. Die Entstehungsgeschichte wirkt nicht nur im „Abgrund“ des Orchestergra- reitete sich Kloke durch Bearbeitungen mehre- (1904-5, orch.2011/17) des jeweiligen Werkes – durch Aufarbeitung der bens, sie ermutigt auch zur Suche nach neuen rer Liederzyklen des von seinen Zeitgenossen so (in Kooperation mit Schott Music) 100 Minuten verstreuten, in Archi- Ausdrucksmöglich- widersprüchlich aufgenommenen Künstlers vor. 1S.1M.1A.7T.1Bar.2B ven schlummernden keiten auf der Bühne. Die politische Aktualität von russischen Stoffen, 2(I=picc, Quellen – bestimmt Eine Besetzung der darunter Boris Godunow und Tschaikowskys II=picc,afl).2(II=corA).corA(=ob,heck).2(I=Ebcl, II=Ebcl,bcl).bcl(=cl,dbcl).2(II=dbn)-4.3.3.1-timp.perc(2)- ebenso seine Arbeit. Rollen mit schlan- Mazeppa, ist bei der Aufmerksamkeit für die harp-pft(=cel)-strings (8.8.8.6.4) Nur auf diesem soli- keren Stimmen er- musikalischen und inhaltlichen Besonderheiten STRAUSS - KLOKE den Fundament ist öffnet den nötigen stets mitgedacht. Elektra (1909, orch. 2012/2013) Kloke in der Lage, Freiraum, um psy- (in Kooperation mit Schott Music) für szenisch-akusti- chologische Akzen- Herr Kloke, wie entsteht eine Bearbeitung? 105 Minuten 5S.3M.2T.1Bar.2B sche Probleme der te neu zu setzen. Oft sind es aufführungspraktische Details, 2(I=picc,II=picc,afl).3(II=corA,III=corA,heck).3(I=Ebcl, Bühnenwerke über- Die Bündelung II=Ebcl,bstcl,III=bcl,dbcl).2(II=dbn)-6(III/IV/V/ die mich zu einer Grundidee führen. Für mich VI=Wagner tuba).3.3(=cbtbn).1(=cimb)-timp,perc(2): zeugende wie klang- auf der akustischen ist ‹Pelléas› trotz der großen Besetzung ein xyl/glsp-harp-pft(=cel)-10.8.9.6.4 lich reizvolle Lösun- Ebene geht für Kammermusikstück. In der Bearbeitung DEBUSSY - KLOKE gen zu finden. Kloke mit Konse- bekommt das Stück also eine völlig neue Pelléas et Mélisande (für kleines Orchester) Eine Stoßrich- (1887-89, orch. 2017) quenzen für die in- klangliche Richtung. tung bildet die Bear- haltliche Gestaltung 140 Minuten Das eröffnet ja auch ganz praktisch neue Per- 2S.1A.1T.1Bar.2B, Chor ad lib. beitung von Reper- der Szenen einher. 2(II=picc,afl).2(II=corA).2(II=bcl).1(=dbn)-3(II=Wagner toirewerken mit gro- So wird die Poli- spektiven für das Stück. Ist es Ihre Intention, tuba).1.1.0-timp-perc(2):vib/xylorimba/tibet.cym/crot/ ßer Orchesterstärke zeikommisar-Sze- dass es in anderen Räumen aufgeführt wird? tam-t/BD/SD/tgl-harp-3.3.3.3.2 wie Strauss‘ Salome ne von Strauss‘ Ro- Klar. Die Szenen können woanders stattfinden. TSCHAIKOWSKY - KLOKE oder Debussys Pel- senkavalier zuguns- Pique Dame (1890, orch. 2016) Ich finde es spannend, das Stück zu lösen von 120 Minuten léas et Mélisande für ten einer dramatur- den üblichen Theaterbühnen. Man kann das 2S.3M.3T.2Bar.2B, Chor eine mittlere oder gischen Konzentra- in andere Räumlichkeiten setzen. Das ist ein 1(=picc,afl).1(=corA).2(II=bcl).2 (II=dbn)-2.1.1.0- timp.perc(3):xyl/vib/bells/cym/BD/SD/tam-t-pft- fast kammermusi- tion subtil gestrafft. ganz wesentlicher Punkt: dass die Stücke im strings(4.4.3.3.2/8.6.5.4.3) kalische Besetzung. Strauss selbst be- wahrsten Sinne des Wortes auf Reisen gehen. WAGNER - KLOKE Historisches Vorbild Debussy
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