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Umschlagseiten-521.indd 2 27.04.21 12:36 EDITORIAL Foto: Andreas Prott/AdobeStock; Montage: Kai Herfort Andreas Prott/AdobeStock; Foto:

Für die meisten von uns äußerte sich die Co- PCR-Test machen.“ Allgemeine Zustimmung. Ernährung in den Griff bekommen könnte. rona-Pandemie bisher vor allem in Masken- Unsere Laune war aber schlechter als mies. Nun, das war Ende des 19. Jahrhunderts – und tragen im Supermarkt, Abstand halten und Abends haben dann alle schon mal ih- zumindest das mit dem Sex sieht man heu- Kontakte vermeiden. Dazu jeden Tag die neu- re Familien auf mögliche Folgen vorbereitet, te eher anders. Aber wieso taucht Metschni- en Zahlen. Und abends der Lauterbach bei und am nächsten Tag war Home-Office na- kow überhaupt hier auf? Nun, er hat als Ers- Lanz. Aber je länger sie dauert, die Seuche, türlich the place to be. ter die zelluläre Immunabwehr beobachtet desto häufiger werden wir Handelnde – und Am Nachmittag kam endlich der Rundruf: und beschrieben. Er sah – zunächst in See- die Wahrscheinlichkeit steigt, zu Betroffenen Der PCR-Test war negativ. Aufatmen, weiter- igeln – dass es Zellen gab, die sich aufmach- zu werden. arbeiten. Entwarnung verbreiten. Was bleibt, ten, um eingedrungene Fremdkörper abzu- Wir zum Beispiel hier in der Redaktion: sind Zweifel an der Zuverlässigkeit der Selbst- bauen. Er nannte sie Makrophagen, und so Wir kaufen und verwenden Selbsttests, wir or- tests. Skurril: Der Arzt mit dem PCR-Test mein- heißen sie noch immer. ganisieren uns einen Termin im lokalen Test- te, es käme hin und wieder vor, dass er Patien- Und da haben wir doch jetzt einigerma- zentrum – und wir bemühen uns um einen ten mit positivem Schnelltest habe, die zuvor ßen elegant den Bogen, beginnend bei un- Impftermin mit AstraZeneca. „Du weißt, dass Orangensaft getrunken hätten – der PCR-Test serem Abenteuer im Corona-Land, über un- du alt geworden bist, wenn du einen Impf- sei dann aber negativ. Und tatsächlich hatte sere Esoterik-Nachbarn bis hin zur zellulären termin bekommst.“ Endlich bewegt sich also auch unser Kollege – eigentlich sehr löblich Immunologie gespannt. Letztere wiederum ist etwas. Du kannst selber etwas tun. – eine Orange gefrühstückt. Wahrscheinlich Schwerpunktthema in dem Heft, das Sie ge- Schon Mitte März kamen die ersten Selbst- die letzte dieses Winters. rade in Ihren Händen halten und dessen Lek- tests in unsere Redaktion. Seither popeln wir Aber wie kommt der Orangensaft in die türe Ihnen hiermit sehr ans Herz gelegt sei. uns alle zwei bis drei Tage selbsttätig und völ- Nasenschleimhaut? Die Nase isst mit? Statis- Zum Abschluss aber noch eine Metsch- lig ungehemmt in der Nase. „Ich bin negativ!“, tisch gesichert sind solche Beobachtungen nikow-Anekdote: Er reiste zum Beginn seines ruft‘s dann irgendwann aus einer Ecke des Bü- natürlich nicht. Allgemeines Rätselraten in Zoologie-Studiums aus dem russischen Kai- ros. „Ich auch!“, schallt‘s aus der anderen Ecke der Redaktion. zurück. Solchermaßen kollektiv beruhigt set- Völlig unbehelligt von Fra- zen wir die Masken ab und beginnen – jetzt gen und Zweifeln sind dage- endlich ausreichend mit Sauerstoff versorgt gen unsere neuen Büro-Nach- – zu arbeiten. Die Luftfilter zwischen unseren barn. 25 Osteopathen sind Schreibtischen säuseln leise, die Tastaturen zu einer dreitägigen Fortbil- klappern. Ab und zu reinigt sich die Kaffee- dung zusammengekommen maschine gurgelnd und pumpend selbst, an- und sitzen den lieben langen sonsten herrscht kreatives Schweigen. Tag gemeinsam in nur einem Neulich dann der Schock: „Ich bin posi- 40-Quadratmeter-Raum. Die tiv!“ Verdammt! Schnell setzen alle die Maske meisten ohne Masken. Diese wieder auf. „Warst du auf einer Corona-Party, wären wohl auch eher sinnlos oder was?“ – „Quatsch, ich war die letzten Ta- in dem aerosolgeschwänger- ge nur zuhause. Und natürlich hier. Aber vor ten Seminarraum. Wahrschein- allem bin ich doch geimpft!“ Betretene Ge- lich wischen sie die Viren so- sichter. „Teste dich nochmal!“ Lange zwan- wieso einfach weg. Es heißt ja Foto: Svenni/AdobeStock zig Minuten vergingen beim Warten auf das schließlich Manuelle Therapie. Ergebnis. In dieser Zeit konnte man in den Würde er heute noch leben, wäre Ilja Il- serreich nach Würzburg, um dort festzustel- Reporterköpfen das Entstehen neuer Axon- jitsch Metschnikow für unsere Esoterik-Nach- len, dass er einen ganzen Monat zu früh dran verbindungen beim Ausmalen verschiedener barn wahrscheinlich der Leibhaftige. Er ent- war. Das Semester hatte noch gar nicht be- Szenarien förmlich hören. Ab in die Quarantä- wickelte die sogenannte Optimistische Phi- gonnen. Enttäuscht reiste er wieder ab und ne? Wie kriegen wir dann die aktuelle Ausga- losophie, die der Menschheit eine rosige Zu- schrieb sich stattdessen an der Universität be hin? Was ist mit der Familie, dem Partner, kunft voraussagte – und das allein durch die Charkow ein, wo er zwei Jahre später promo- der Partnerin, deren Kollegen? Wen habe ich Errungenschaften der Naturwissenschaften viert wurde. Regelstudienzeit? Damals kein in den letzten Tagen getroffen? und der Medizin. Altern, Krankheit, Sexuali- Thema. Online-Seminare aber auch nicht. „Der ist auch wieder positiv. Ich gehe jetzt tät und Tod seien „Disharmonien“, die man Zum Forschen kam er dann später doch nach mal wohl besser zum Arzt und lasse einen mit Operationen, Impfungen und besserer Deutschland. 1908 bekam er den Nobelpreis.

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LJ_521_Editorial.indd 3 26.04.21 15:36 INHALT

NACHRICHTEN HINTERGRUND SERIEN JOURNAL CLUB

6 Das besondere Foto: 12 Publikationskonto 21 Erlebnisse einer TA (144): 25 Schöne Biologie: „Maus-Affe“ / aufpoliert? Publikations- Neues vom Thermoblock Flüchtige Dogmen Comic: Forscher Ernst verhalten eines Dort- 22 Wissenschaftsnarr (38): 26 Journal Club kompakt munder Toxikologen 8 Fokussiert: Politikberatung, bis geprüft. 27 Stichwort des Monats: Inkubiert / der Elefant mit dem Synonyme Mutation Instituts-Umbenennung 16 Im Corona-Gespräch: Rüssel wackelt! Sportmediziner Wilhelm 28 Krebsforschung in 10 Frisch gefördert: 47 Wirkstoff des Monats (16): Bloch (Köln) über das Heidelberg: DFG-Forschungsgruppen Avatrombopag Long-COVID-Syndrom Die Telomer-Tricks und -Schwerpunktpro- von Tumorzellen gramme / BMBF-Förderung für 30 Bioinformatik in forschende Ärzte Düsseldorf: Das Giga-Genomprojekt 11 Frisch gepreist: HFSP-Förderpreis / Léopold-Griffuel-Preis / Otto-Warburg-Medaille

Dass man als Chief Editor mit den Mitarbeitern seiner Gruppe auch im „eigenen“ Fachblatt veröffentlicht, Wenn Telomere nach mehreren ist nicht verwerflich. Nimmt dies Zellteilungen zu kurz sind, kann sich die jedoch überhand, kann schnell der Zelle nicht mehr teilen – was Krebszellen Verdacht aufkommen, dass man das überhaupt nicht in den Kram passt. Einige Amt zum Aufpolieren des eigenen Tumorarten verfügen jedoch über Publikationskontos ausnutzt. Methoden, um diesen Kontrollpunkt Ein Fallbeispiel ab Seite 12. geschickt auszuhebeln. Seite 28

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LJ_521_Inhaltsverzeichnis.indd 4 26.04.21 15:34 INHALT

Unser Titelthema: Special – Zelluläre Immunologie

Manchmal schlägt unser Immunsystem über die Stränge. Die meiste Zeit macht es aber einen hervorragen- den Job, was auch bei COVID-19 zu einem milden Verlauf führen kann. Dennoch greifen Wissenschaftler den Immunzellen gerne unter die Arme, wie Evelyn Ullrich vom Universitätsklinikum Frankfurt/Main anhand der CAR-Technologie im Interview verrät. Andere wie die Firma ActiTrexx aus Mainz versuchen, mit regulatori- schen T-Zellen Abstoßungsreaktionen nach Transplantationen zu minimieren. Mehr ab Seite 32.

SPECIAL WIRTSCHAFT METHODEN BUCH ET AL.

Zelluläre Immunologie 46 Wirtschaft-News 62 SARS-CoV-2-Methoden: 66 Mund auf, Varianten-Detektion mit Wissenschaft raus 48 Gemeinsam größer: 32 Mild oder schwer? Was SNuPE Die souveräne Expertin Gegen Preissteigerungen den Verlauf einer von Volker Hahn COVID-19-Erkrankung bei Versorgungseng- 64 Tipps und Tricks: bestimmt pässen von Labor- Der SuperBuffer 67 Nuancen der Urzeit Verbrauchsmaterialien Die Geschichte des Lebens

36 Falscher Alarm: von Neil Shubin Wenn das Immunsystem 52 Produktübersicht: über die Stränge schlägt Verbrauchsmaterial für die PCR 40 Im Gespräch: Evelyn Ullrich 65 Neue Produkte (Frankfurt/Main) über den aktuellen Stand der SONSTIGES SERVICE CAR-Technologie 44 Firmenporträt: 25 Impressum 68 Kongresse ActiTrexx (Mainz) 51 Preisrätsel: 70 Fortbildungen Der Aggressionsdämpfer 72 Stellenmarkt 74 Comic: Die „Lab-Files“ von Chris Schlag

Die Sequenzierung von SARS-CoV-2 ist der sicherste Weg zur Detektion www.facebook.de/ von Varianten leider ist er aber laborjournal nicht der schnellste. Bekannte Mutationen kann man mit der Single-Nucleotide-Primer-Extensi- @Lab_Journal on-Technik wesentlich einfacher und schneller aufspüren. Seite 62 www.laborjournal.de

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LJ_521_Inhaltsverzeichnis.indd 5 26.04.21 15:34 DAS BESONDERE FOTO

Maus-Affe

Ob auch Zellen vom sprichwört- lichen Affen gelaust werden? Alexander Navarrete Santos, Leiter der Core Facility „Flow Cytometry“ am Centre of Basic in Medicine (ZMG) der Martin-Luther-Universität Halle- Wittenberg, mag es durchaus so vorgekommen sein, als er diese seneszente Zelle der Maus-Fibro- blastenlinie NIH/3T3 unter dem Mikroskop ins Visier nahm.

Forscher Ernst von Rafael Florés

... Nachdem die beiden ausgerechnet hatten, wie viel Kohle sie bei den Preisen für einen Corona-PCR-Test inzwischen mit ihren täglichen PCRs im Labor verdient hätten, konnten sie einfach nicht anders als ...

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Fokussiert Flexible Mikroplattenreader Inkubiert für die Virologieforschung Fast jede ehemalige Doktorandin oder Instituts-Umbenennung Doktorand hat sich irgendwann einmal gefragt: „Wenn jedes Experiment gleich Schatten der Vergangenheit genauso geklappt hätte, wie es in meiner Doktorarbeit steht – wie schnell hätte ich Die Aufar beitung der national sozialis tischen Neurologischen Univer sitätsklinik im Eppen- fertig sein können?“ Herrschaft in Deutschland fördert bisweilen dorfer Krankenhaus und als zweiter Vorsit- Omega Serie Sicher, die Art der Arbeit, das experi- heute noch neue Fakten über Forscher zutage, zender der Gesellschaft deutscher Neurolo- · Reportergen-Assays mentelle System oder die Verfügbarkeit der die einen Schatten auf ihr Lebenswerk werfen. gen und Psychiater (GDNP) hohe Ämter in- ® Nano Proben spielen dabei entscheidende Rol- Erfahren musste das gerade das Heinrich-Pet- nehatte, war der Mediziner automatisch Teil · Immunoassays - ELISA SPECTROstar len – aber am Ende sind wohl alle zu dem te-Institut (HPI) in Hamburg, des Systems. Ob und wie sehr · DNA-/RNA-Quantifizierung Schluss gekommen: „Viiiiiel eher als die das sich seit einigen Jahren er tatsächlich in die Machen- · A260 DNA-/RNA-Quantifizierung Jahre, die ich tatsächlich gebraucht habe.“ kritisch mit seinem Instituts- schaften der Nazis verstrickt · -/Cytokin-Quantifizierung So rechnete uns beispielsweise ein gründer und Namensgeber war, blieb aber lange unklar. · MTT, MTS, WST Assays Ex-Doktorand in einer E-Mail detailliert auseinandersetzt. Nach einer ersten Prü- vor, dass er mit „magischen Fingern“ netto Im Jahr 1948 gegründet fung entschied sich das HPI gerade mal drei Monate für sämtliche Er- war der Vorläufer des HPI – daher 2015 zu einer ausführ- gebnisse seiner Doktorarbeit hätte experi- die „Stiftung zur Erforschung lichen Aufarbeitung, die jetzt mentieren müssen – inklusive zweimal re- der spinalen Kinderlähmung“ in ein abschließendes Gut- FLUOstar Omega produzieren. – eine der ersten Forschungs- achten der beiden Historiker Natürlich hatte er aber keine „magi- einrichtungen in Deutsch- Axel Schildt und Malte Thie- schen Finger“, und so brauchte er tatsäch- land, die sich dem damals ßen mündete. Darin kommen lich viereinhalb Jahre. Zieht man noch neuen Fachgebiet der Viro- sie zu dem Schluss, dass Pet- drei Monate fürs Zusammenschreiben ab, logie widmeten. Als Stiftung Heinrich Pette (Foto: DGN) te wohl kein überzeugter Na- kommt er damit bezüglich seiner Zeitinves- bürgerlichen Rechts handelt tionalsozialist, sondern eher tition auf eine „Erfolgsrate“ von gut sechs es sich heute um eine gemein nützige und Mitläufer und Opportunist gewesen sei. So war Prozent. So gesehen hätte er also nur et- selbst ständige Forschungs einrichtung, die der Neurologe als Gutachter an sogenannten wa jede dritte Woche jeweils am richtigen seit 1995 der Leibniz-Gemeinschaft (WGL) Erbgesundheitsverfahren beteiligt, die verhin- Tag ins Labor kommen müssen. Sein Fazit angehört. Unter dem Namen „Heinrich-Pet- dern sollten, dass „erbkranke“ Menschen Nach- daher: „Es sieht so aus, als ob in der expe- te-Institut, Leibniz-Institut für Experi mentelle wuchs bekommen. In fast der Hälfte der von rimentellen Forschung die Dinge gewöhn- Virologie“ fokussiert es sich in Hamburg auf ihm erstellten Gutachten empfahl Pette tat- lich nicht funktionieren. Und es scheint, als die Erforschung humanpathogener Viren wie sächlich die Sterilisierung der betroffenen Per- wäre das ganz normal.“ beispielsweise den Erregern von AIDS, Grip- sonen, die an damals als „erblich“ eingestuf- Dass solche Rechnungen jedoch in pe und Hepatitis. Aber auch neu auftretende ten Erkrankungen wie Epilepsie, Schizophrenie der Realität keineswegs aufgehen, dürf- virale Infektions krankheiten stehen im Fokus oder Alkoholismus litten. An der organisier- te jedem klar sein. Selbst der „Sechs-Pro- – aktuell natürlich SARS-CoV-2. ten Tötung „erbkranker“ Menschen (Euthana- zent-Rechner“ von oben räumte ein, dass Einer der Gründungsdirektoren war der sie) war er laut Gutachten zwar nicht nach- die anderen 94 Prozent für das Gesamter- Neurologe Heinrich Wilhelm Pette (1887-1964), weislich direkt beteiligt, er stand aber in Kon- gebnis sicher auf andere Weise ebenso es- der dort vor allem die Kinderlähmung (Polio- takt mit den Verantwortlichen und gab sei- sentiell sind – auch wenn deren konkre- myelitis) erforschen wollte. Die Infektions- ne Mitwisser schaft nach dem Krieg selbst zu. te Resultate am Ende nicht in Doktorarbeit krankheit wird durch ein unbehülltes RNA-Vi- Diese Ambivalenz in Pettes Leben habe oder Paper stehen. Warum? Weil man die rus aus der Gruppe der Picornaviridae verur- die Auseinander setzung mit seiner Person so experimentellen Techniken erst lernen und sacht, das die Motoneurone infiziert und da- schwer gemacht, zitiert eine Presse mitteilung anpassen muss; weil einem oft genug erst durch schwere Lähmungen der Arme und den Wissen schaftlichen Direktor des HPI, Tho- negative Resultate – manchmal sogar Irr- Beine sowie im schlimmsten Fall auch der mas Dobner: „Der Auseinandersetzung mit die- ® Plus ® wege und Fehler – den richtigen Weg wei- Atem muskulatur verursachen kann. In den ser Ambivalenz – seine Leistungen in der Wis- CLARIOstar PHERAstar FSX sen; weil unzählige Vorversuche notwen- 1950er-Jahren wurde Pette zu einem der zen- senschaft und als Gründungsdirektor des Ins- dig sind, um die optimalen Bedingungen tralen Akteure bei der Einführung einer Po- tituts auf der einen Seite und seine Entschei- · Lebendzellmessungen · Screening antiviraler Wirkstoffe für die experimentellen Systeme zu ermit- lio-Schutzimpfung, die seitdem unzählige Le- dungen in den Erbgesund heitsverfahren auf · Bestimmung von CPE und TCiD50 · Protein-Protein Interaktionsassays teln; und und und… ben gerettet hat. Kurz nach Pettes Tod wurde der anderen Seite – mussten wir uns als Insti- · Virusnachweis mit LAMP-Assay · Bestimmung von Antigenbindung Und so machte denn auch unser „sein“ Institut daher zu seinen Ehren in Hein- tut, das seinen Namen trägt, stellen.“ und -affinität Ex-Doktorand am Ende seinen Frieden mit rich-Pette-Institut umbenannt. In enger Absprache mit Kuratorium und der realen Dauer seiner Dissertation. Und Wie viele Wissenschaftler seiner Zeit trat Kollegium hat das HPI nun die Konsequenz ergänzte noch versöhnlich: „Ein Experte auch Pette 1933 in die NSDAP ein und unter- gezogen und entschieden, den Namen des ist man sowieso erst dann, wenn man je- zeichnete zusammen mit vielen Hochschul- Instituts gründers abzulegen. Jetzt heißt es vor- den Fehler wenigstens einmal selbst ge- angehörigen das „Bekenntnis der deutschen erst einfach „Leibniz-Institut für Experimen- macht hat.“ Professoren an den Universitäten und Hoch- telle Virologie“ – bis Ende 2022 soll ein neuer Ralf Neumann schulen zu Adolf Hitler und dem national- Name gefunden sein. sozialistischen Staat“. Da er als Direktor der Larissa Tetsch www.bmglabtech.com 8 | 5/2021 © 2021 All rights reserved. All logos and trademarks are the property of BMG LABTECH.

LJ_521_Fokussiert.indd 8 26.04.21 15:09 Flexible Mikroplattenreader für die Virologieforschung

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LJ_521_Fokussiert.indd 9 26.04.21 15:09 Nachrichten

Frisch gefördert Förderung kompakt

» Sonia Bejarano vom Leibniz-Zentrum DFG I und II für Marine Tropenforschung in Bremen beschäftigt sich im neuen Projekt EASMO Von Pflanzen-Sex über mikrogliale Vielfalt mit den Auswirkungen des Klimawandels auf die Rifffische im tropischen Ostpazi- fik. Bejarano und ihr Team möchten da- Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) Forschungsgruppen: bei unter anderem folgende Fragen be- richtet 13 neue Schwerpunktprogramme so- » „Integration neuer Methoden zur Ver- antworten: Werden sich Rifffische an den wie neun neue Forschungsgruppen und ei- besserung von translationaler Nierenfor- Klimawandel anpassen oder durch ihn ne neue klinische Forschungsgruppe ein. Die schung“ – Sprecher: Peter Boor, RWTH Aa- verdrängt? Können die Tiere die gleichen Schwerpunktprogramme können mit einer chen; Klinische Leitung: Marcus Möller, Uni- wichtigen Ökosystemfunktionen abseits Förderung in Höhe von insgesamt 82 Millio- versitätsklinikum Aachen ihrer gewohnten Heimat erfüllen? Das nen Euro für die nächsten drei Jahre rechnen, » „ImmunoChick – Analyse der aviären Vorhaben erhält im Rahmen des europä- die Forschungsgruppen erhalten die Hälf- Immunantwort im Kontext von Infektionen“ ischen Forschungsnetzwerks BiodivERsA te: insgesamt 41 Millionen Euro für höchs- – Sprecher: Benedikt Kaufer, FU Berlin für drei Jahre rund 900.000 Euro. Die tens zweimal vier Jahre. Hinzu kommt eine » „Reassemblierung von Interaktionsnetz- Finanzspritze übernehmen die Deutsche 22-prozentige Programmpauschale für indi- werken zwischen Arten – Resistenz, Resilienz Forschungsgemeinschaft gemeinsam mit rekte Kosten aus den Projekten. Einige der und funktionale Regeneration eines Regenwal- schwedischen, norwegischen und portu- geförderten Projekte beschäftigen sich mit des“ – Sprecher: Nico Blüthgen, TU Darmstadt giesischen Förderinstitutionen. Bejarano biologisch-medizinischen Fragestellungen. » „Innovation und Koevolution in der se- arbeitet in dem Projekt mit 13 Partnern xuellen Reproduktion von Pflanzen – ICIPS“ – aus zehn Ländern zusammen. Schwerpunktprogramme: Sprecherin: Annette Becker, Universität Gießen » „Lokale und periphere Faktoren der mi- » „Anhaltende Körperbeschwerden bei » Die Goldgelbe Vergilbung ist eine kroglialen Vielfalt und Funktion“ – Koordina- verschiedenen Erkrankungen: Vom Risiko- Rebkrankheit, die von zellwandlosen torin: Susanne Wolf, Charité, FU Berlin und faktor zur Modifikation“ – Sprecher: Bernd Bakterien (Phytoplasmen) ausgelöst HU Berlin Löwe, Universität Hamburg wird, die wiederum von der Amerikani- » „Emergente Funktionen der bakteriel- schen Rebzikade (Scaphoideus titanus) len Multizellularität“ – Koordinator: Thorsten übertragen werden. Um der Ausbreitung Mascher, TU Dresden in Deutschland entgegenzuwirken, för- » „Die genomischen Grundlagen evolu- dert das Bundesministerium für Ernäh- tionärer Innovationen (GEvol)“ – Koordinator: rung und Landwirtschaft die zwei neuen Erich Bornberg-Bauer, Universität Münster Forschungsprojekte „VectoScreen“ und » „Nutzung und Entwicklung des maschi- „PhytoMo“. In beiden Projekten steht die nellen Lernens für molekulare Anwendungen Entwicklung neuer Techniken an erster – Molekulares maschinelles Lernen“ – Koor- Stelle, die das Monitoring der Krankheit dinator: Frank Glorius, Universität Münster sowie des Überträger-Insektes verbes- sern sollen. Die Koordination überneh- men Christoph Hoffmann (VectoScreen) Frisch gebackener Forschungsgruppen­ sowie Anna Kicherer (PhytoMo) vom sprecher: Bernd Löwe. Julius-Kühn-Institut in Siebeldingen. Foto: UKE Insgesamt stehen den Vorhaben über 1,3 Millionen Euro zur Verfügung. BMBF » Die gerade vom Uniklinikum Erlangen nach Freiburg gezogene Nachwuchs- Bessere Perspektive für forschende Ärzte gruppe Duxdrug von Florian Full möchte neue Medikamente gegen Herpesviren entwickeln. Das Bundesministerium für Um die biomedizinische Grundlagenforschung dividuelle Mentoring- und Schulungsprogram- Bildung und Forschung greift der Gruppe möglichst schnell in die klinische Praxis um- me. Das Ziel ist eine langfristige Karrierepers- für fünf Jahre mit 2,34 Millionen Euro zusetzen, sind Mediziner gefragt, die sich so- pektive in Forschung und Versorgung für for- unter die Arme. Der Fokus von Duxdrug wohl in der Wissenschaft als auch in der Pa- schende Ärzte. liegt auf dem zellulären Protein DUX4, tientenversorgung gut auskennen. Davon Zu diesem Zwecke stellt das Ministerium das bei der menschlichen Embryonalent- ist zumindest das Bundesministerium für Bil- einhundert Millionen Euro bereit, um damit wicklung eine wichtige Rolle spielt. Full dung und Forschung (BMBF) überzeugt, das einhundert sogenannte Advanced-Clinician-­ und Co. konnten zeigen, dass Herpesvi- deshalb die Rahmenbedingungen für medi- Scientists-Stellen zu schaffen. Das Programm ren das entsprechende Gen gezielt an- zinische Forschung an deutschen Unikliniken findet an den Universitätskliniken in Dresden, schalten, da sie es für ihre Vermehrung verbessern will. Dazu gehören zum Beispiel ge- Frankfurt/Main, Essen und Hamburg-Eppendorf benötigen. -JM- schützte Forschungszeiten (damit das Privatle- statt sowie den Universitäten in Frankfurt/Main, ben nicht unter Überstunden erstickt) sowie in- Erlangen-Nürnberg, Bonn und Würzburg. -JM-

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LJ_521_Nachrichten.indd 10 26.04.21 15:27 NACHRICHTEN

Frisch gepreist

HFSP-Förderpreis Léopold-Griffuel-Preis Otto-Warburg-Medaille Bienchen & Blümchen Kindliche Tumore Preisgekrönter Direktor

Benjamin Risse ist Informatiker an der Westfä- Die französische Association pour la Recherche Am Max-Planck-Institut für biophysikalische lischen Wilhelms-Universität Münster und inter- sur le (ARC) vergibt den diesjährigen Chemie in Göttingen erforscht Patrick Cramer essiert sich unter anderem für die Interaktionen Léopold-Griffuel-Preis in der Kategorie Grund- auf molekularer und zellulärer Ebene die Tran- zwischen Pflanzen und ihren Bestäubern. Mit- lagenforschung an ein Forscher-Duo: Stefan skription und Genregulation. Er und sein Team hilfe von KI-Algorithmen und Bildgebungssys- Pfister vom Deutschen Krebsforschungszen- konnten dabei schon Licht in manch dunk- temen erforschen er und Kollegen aus Schwe- trum und Universitätsklinikum Heidelberg so- le Wissenslücke bringen: Sie entschlüsselten den und den USA dieses Zusammenspiel, um wie Michael Taylor vom Hospital for Sick Chil- beispielsweise die dreidimensionale Struktur neue Wege für eine nachhaltige und effizien- dren in Toronto, Kanada. Die mit 150.000 Euro der RNA-Polymerase II, simulierten, wie SARS- te landwirtschaftliche Lebensmittelproduktion dotierte Auszeichnung erhalten die zwei un- CoV-2 sein Erbgut verdoppelt, und fanden he- aufzutun. Das Human Frontier Program ter anderem für zahlreiche gemeinsam pub- raus, warum Remdesivir bei COVID-19 nicht möchte das Projekt unterstützen und verleiht lizierte Forschungsarbeiten zu den Ursachen den erhofften Behandlungserfolg bringt. Für Risse den Forschungsförderpreis Program Grant, sowie neuen Diagnose- und Behandlungs- seine Forschungserfolge überreicht ihm die der für drei Jahre umgerechnet rund 300.000 ansätzen von Hirntumoren im Kindesalter. Gesellschaft für Biochemie und Molekular- Euro bereitstellt. Die Aufgabe von Risse und Pfister und Taylor entdeckten beispielswei- biologie mit ihren Kooperationspartnern El- seiner Arbeitsgruppe ist nun, Erfassungs- und se charakteristische Veränderungen im Erb- sevier und Biochimica et Biophysica Acta die Analysewerkzeuge zu entwickeln, damit Biolo- gut bestimmter Medullo blastome und nied- Otto-Warburg-Medaille. Die Auszeichnung ist gen und Ökologen die Daten rund um das Ver- riggradiger Gliome. Kinder mit diesen Muta- mit einem Preisgeld in Höhe von 25.000 Eu- halten von Insekten bei der Bestäubung aus- tionen erhalten inzwischen eine gezieltere ro ausgestattet. werten und besser verstehen können. Behandlung. Juliet Merz

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LJ_521_Nachrichten.indd 11 26.04.21 15:27 HintergrundHintergrund

Publikationsverhalten Brisante Chefsache

Es ist nicht verwerflich, als Chief Editor mit seiner Gruppe im eigenen Fachblatt zu veröffentlichen. Nimmt dies jedoch überhand, kann der Verdacht aufkom- men, die Arbeitsgruppe poliere das eigene Publikationskonto damit auf. Ein toxikologisches Fallbeispiel.

Illustr.: AdobeStock / Anastasiia

Am 17. Februar 2021 erhielt die LJ-Redaktion um die Bedeutung der Anzahl von Publikatio­ scheint monatlich. Bereits ein Blick in ihre Ok- eine E-Mail, in der folgender Verdacht geäu- nen und Zitierungen für Ruf und Karriere im toberausgabe 2020 erstaunt. Neun der darin ßert wurde: aktuellen Wissenschaftssystem. Auf Nachfrage enthaltenen 27 Publikationen richten sich als „Ich möchte Sie über einen Sachverhalt in- äußerte er sich dann auch erst einmal kritisch Letter to the Editor an Jan Hengstler und wur- formieren, der – wenn er denn so stimmt – bes- über die seiner Ansicht nach allzu einseitige den von Alleinautoren verfasst – allesamt Mit- tenfalls eine unethische aber noch legale Me- Evaluation nach puren Veröffentlichungskenn- arbeiter von ihm am IfADo. In den neun Leser- thode zur Steigerung von Zitationen [...] dar- zahlen. Er schrieb via E-Mail: „Zur Beurteilung briefen verweisen 113 von 177 Referenzen auf stellt, schlimmstenfalls aber [...] wissenschaft- wissenschaftlicher Qualität muss man Publi- Hengstler. Ein detaillierter Blick auf seine Publi- liches Fehlverhalten. kationen durcharbeiten [...] Es ist wichtig, dass kationsdaten scheint demnach gerechtfertigt. Auf einer Konferenz [...] ist mir eine Publi- Logik und Qualität einer Arbeit überzeugen.“ kation eines Doktoranden aufgefallen, die wie Daher hält Hengstler auch reine Publika­ Auffällige Publikationsraten ein Review aussah, bei der er aber alleiniger tions­listen offenbar für kein geeignetes Maß Autor war. [...] Sie hat ganze zwei Absätze, zi- zur Evaluation der Qualität von Projekten Die Datenbank Web of Science von Clari- tiert aber 21 Artikel – 13 davon aus dem La- oder Forschern. Zwar würdigte er noch in ei- vate Analytics führt insgesamt 659 Publikati- bor von Jan Hengstler. [...] Nach einer kurzen ner IFaDo-Pressemeldung­ von 2015 den da- onen mit Jan Hengstler als Erst-, Mittel- oder Suche bin ich auf weitere solche Artikel gesto- maligen Laborjournal-Publikationsvergleich Letztautor (Stichtag: 7. März 2021). Als er An- ßen – ohne dass Herr Hengstler jemals als Au- „Toxi­ko­logie“, bei dem er den ersten Platz be- fang 2008 das Ruder von Arch. Toxicol. als Edi- tor auftritt. [...] Auffällig ist auch, dass diese Arti- legte, als „eine wichtige Auszeichnung für un- tor-in-Chief übernahm, hatte er keine seiner da- kel überwiegend in Archives of Toxicology oder ser Haus, denn damit wird die Leistung vieler maligen 49 Erst- und Letztautor-Paper dort pu- im EXCLI Journal erschienen. Bei beiden Jour- Mitarbeiter am IfADo anerkannt.“ In seiner jet- bliziert. Auch fand sich sein Name bis dahin nalen ist Herr Hengstler der Editor. [...] In einer zigen E-Mail bezeichnet er Publikations-Ran- zwar auf 121 Originalartikeln und 7 Reviews, Zeit, in der Zitate immer wertvoller werden, um kings jedoch als „pseudo­wissenschaftliche Far- aber nur 4 davon waren mit ihm in mittlerer Drittmittel zu bekommen, hat Herr Hengstler ce“ – und ergänzt:­ „Wer aus ihnen Konsequen- Autorenposition in Arch. Toxicol. erschienen. offensichtlich ein System geschaffen, um sich zen über eine wissenschaftliche­ Wertigkeit ab- Hengstlers Amtsantritt änderte das: 62 sei- einen Vorteil zu verschaffen.“ leiten möchte, ist auf dem Holzweg.“ ner nächsten 251 Originalartikel und 7 seiner 22 Warum sollte sich jemand, der die Aus­ Reviews veröffentlichte er in Arch. Toxicol. Ins- Reine Missgunst? sagekraft bibliometrischer Kennzahlen derart gesamt brachte die Fachzeitschrift 18 Prozent abstreitet, ausgerechnet hier „einen Vorteil ver- der Originalartikel (66 von 372) und 24 Prozent Natürlich weiß auch der angesprochene schaffen“ wollen? Entsprang die Vedachtsäu- der Reviews (7 von 29) heraus, die Hengstlers Jan Hengstler, Experte für genotoxische und ßerung gegen Hengstler womöglich eher nie- Namen in der Autorenliste führen. krebsauslösende Mechanismen sowie wissen- deren Motiven? Wie sehen zum Vergleich die Publikations- schaftlicher Direktor am Leibniz-Institut für Ar- Werfen wir zur Klärung zunächst einen Blick raten anderer Chief Editors in ihren „Hausjour- beitsforschung an der TU Dortmund (IfADo), in die Archives of Toxicology. Die Zeitschrift er- nals“ aus? Laut dem SCImago Journal & Coun-

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try Rank Portal (scimagojr.com) rangiert Arch. ist ebenfalls mit 41 von 56 Veröffentlichungen Toxicol. nach bibliometrischen Daten auf Platz in diesen beiden Zeitschriften vertreten. Darauf 9 von weltweit 124 Toxikologie-Journalen. Die angesprochen erklärt er: „A list of publica tions Chief Editors der acht davor platzierten Zeit- is a formality that is not important.” schriften publizierten durchschnittlich 11 Pro- Den in der E-Mail geäußerten Verdacht, zent ihrer Originalarbeiten und 19 Prozent ih- dass mit einem solchen Publikationsverhalten rer Reviews in „ihren“ Journalen. Dieses Ran- womöglich Interessenkonflikte überstrapaziert king führt Hengstler demnach um einige Pro- werden könnten, hält Hengstler selbst für ab- zentpunkte an, die etwa einen Unterschied von wegig. Auf Nachfrage von Laborjournal antwor- insgesamt 25 Veröffentlichungen ausmachen. tet er: „Ist mir entgangen, dass eine Quote ein- Spielt hierbei womöglich eine Art generel- geführt wurde? [...] Ob solcher Zahlenzauber le Publikationsmentalität am IfADo mit hinein? relevant ist, wage ich zu bezweifeln. [...] Beiträ- Zwei der anderen drei wissenschaftlichen Di- ge mit mir als Autor oder Koautor werden ei- rektoren tragen ebenfalls zu Editorial Boards re- nem externen Managing Editor zugeteilt; diese Cellometer and Cellaca nommierter Zeitschriften bei, wenn auch nicht Zuteilung wird nicht von mir vorgenommen.“ gleich als Chief Editors: Carsten Watzl beim Eu- Automated Counting ropean Journal of Immunology und Michael Interessenkonflikt? • precision and speed Nitsche bei Stimulation. 12 beziehungs- weise 10 Prozent ihrer Originalarbeiten sowie Unter der Vermutung, dass sich ein solcher • medium or high throughput 18 beziehungsweise 25 Prozent ihrer Reviews „externer Editor“ aus dem Editorial Board von • primary cells and cell culture platzierten sie in diesen beiden Journalen. Auch Arch. Toxicol. rekrutiert, lohnt sich auch hier • counting and cellular assays hier liegt Hengstler um etwa je zwei Dutzend ein genauer Blick. Mit 7 von 10 Associate Edi- • research grade or CFR/GLP Manuskripte vorn. tors und 15 von 35 Advisory Editors publizier- te Hengstler bereits gemeinsam. Ähnliches gilt Irrelevanter „Zahlenzauber“? für das EXCLI Journal, das Hengstler 2002 mit- gründete, als Chief Editor leitet und seit seinem Oder publiziert schlichtweg die Zunft der Amtsantritt am IfADo im Jahr 2007 von der hau- Toxikologen konzentrierter in einzelnen Zeit- sinternen Bibliothek herausgeben lässt. Mit 12 schriften als andere Disziplinen? Die vordersten von 22 Editoren publizierte Hengstler bereits Plätze in den Laborjournal-Rankings „Toxikolo- gemeinsam. Im Editorial Board, für dessen Be- gie“ der letzten Jahre (LJ 4/2021: 38-41) beleg- setzung im Springer-Verlag der Editor-in-Chief ten neben Hengstler noch Rudolf Krska von der verantwortlich ist, findet sich neben Hengstlers Wiener Universität für Bodenkultur sowie Tho- oben zitiertem Ex-Doktoranden Ahmed Ghallab mas Brüning vom Bochumer Institut für Prä- auch Jörg Reinders, der am IfADo die Service- vention und Arbeitsmedizin. Der Österreicher abteilung für Analytische Chemie leitet. Dazu, publizierte mit 11 Prozent seiner Originalarti- dass diese beiden ein Hengstler-Manuskript für kel und 15 Prozent seiner Reviews am häufig- das Journal prüfen, kommt es laut Hengstler sten in Analytical and Bioanalytical Chemistry. jedoch nicht: „Der Managing Editor darf keine Der Deutsche bevorzugte für 8 Prozent seiner gemeinsamen Publikationen mit Autoren ha- Originalartikel und 10 Prozent seiner Reviews ben. Manuskripte meiner Mitarbeiter bekom- die Arch. Toxicol. Hengstler „gewinnt“ demnach me ich nicht zu sehen.“ auch diesen Vergleich um jeweils etwa drei- Darüber hinaus sieht Hengstler auch ge- ßig Manuskripte. nerell keinen Interessenkonflikt: „Die Zahl an Geschlagen geben muss er sich nur Her- Reviewers ist in der Toxikologie klein. Falls ich mann Bolt, seinem Vorgänger sowohl als IfADo- meine Arbeit an ein anderes toxikologisches Direktor wie auch als Editor-in-Chief von Arch. Journal schicke, habe ich mit deren Editoren Toxicol., der 70 von 210 Originalartikeln und 6 meist auch schon publiziert. Sie würden die Ar- von 23 Reviews in Arch. Toxicol. unterbrachte. beit an denselben kleinen Personenkreis zum Auch nach dessen Emeritierung 2008 berät er Begutachten schicken.“ Trotz weltweit mindes- Hengstler weiterhin als Deputy Editor-in-Chief tens 124 toxikologischen Peer-Review-Journa- FIND OUT der Fachzeitschrift. len (scimagojr.com) scheint es schwer, dem Ge- MORE ON Natürlich fungiert Hengstler nicht nur als flecht früherer Kooperationspartner als Editor looking-at-cells.com! Chefredakteur von Arch. Toxicol. und EXCLI und Gutachter zu entkommen. Journal, sondern schon länger auch als wis- Letztendlich entscheidet über Wissen- senschaftlicher Mentor. Die drei PhD-Studen- schaftskarrieren aber oftmals weniger die ten seiner IfADo-Projektgruppe Systemtoxiko- Anzahl eigener Veröffentlichungen, sondern logie publizierten 15 von 16, 9 von 11 sowie 7 vielmehr, wie häufig diese zitiert werden. Für von 11 Veröffentlichungen in Arch. Toxicol. und Jan Hengstler listet Clarivate Analytics‘ Web of im EXCLI Journal. Ahmed Ghallab, ein ehema- Science insgesamt 12.522 Zitationen, darunter liger Doktorand von Hengstler, der seit 2013 376 Selbstzitationen (Stichtag: 7. März 2021). IfADo-Nachwuchsgruppenleiter ist und inzwi- Nur 97 Selbstreferenzen entstammen seinen schen auch als Editor bei Arch. Toxicol. fungiert, beiden Fachzeitschriften. Das ist vorbildlich.

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Für die Selbstzitationsrate von Arch. ­Toxicol. Ist es Autoren demnach egal, ob sie in ei- Mittelfeld auftaucht, wurden von seinen Mit- galt das nicht immer. Mit Hengstlers Amtsan- nem Journal mit JIF 2 oder 6,6 publizieren? Au- arbeitern dagegen nur zwanzigmal zitiert. Un- tritt 2008 verdreifachte sie sich von 7,4 auf 21,5 toren aus der Toxikologie offenbar nicht. Je- terscheiden sie sich thematisch so sehr von Prozent. Gleichzeitig kam auch Leben in den denfalls verdreifachte sich von 2007 bis heute Hengstlers Erst- und Letztautorschaften, dass Impact-Faktor des Journals (JIF). Lag er im Jahr- die Anzahl der Manuskripte in Arch. Toxicol. auf der IfADo-Forschungsbereich Toxikologie fast zehnt zuvor bei 2, schnellte er bis 2012 auf 6,6 etwa 300 pro Jahr (springer.com/journal/204/). keinen Bezug zu ihnen hat? Gleichzeitig erhiel- hoch und pendelte sich in den Folgejahren bei Dabei ist der JIF eigentlich ein unaufrich- ten dessen Erst- und Letztautorschaften 1.191 6 ein. Die Selbstzitationsrate sank wieder auf tiges Biest. Sein Zähler enthält jegliche Zitie- von 4.578 Zitierungen aus Veröffentlichungen unter zehn Prozent. rung einer Fachzeitschrift der vorhergehenden in Arch. Toxicol. und dem EXCLI Journal. Insge- samt sammelte er 2.381 Zitierungen aus den beiden Fachblättern ein. Diese Zahlenwerte schließen den Kreis zur Arch.-Toxicol.-Ausgabe vom Oktober 2020, de- ren neun Leserbriefe mit 113 ihrer 177 Referen- zen auf Hengstler verweisen. Tatsächlich fin- den sich in Arch. Toxicol. und dem EXCLI Jour- nal seit 2008 mindestens 159 derartige Letters to the Editor, Highlight Reports und Editorials. Im Jahr 2020 erbrachte jedes dieser Elaborate durchschnittlich zwölf Zitierungen für Hengst- ler. In vergleichbaren Editorials anderer Fach- zeitschriften erwähnten ihn seine Mitarbeiter dagegen insgesamt nur zweimal seit 2008. Ihr diesbezüglicher Zitiereifer scheint sich also auf die von Hengstler geführten Journale zu be- schränken. All diese Leserbeiträge wurden von einem, selten zwei oder drei, von insgesamt 25 Auto- ren mit Adresse am IfADo verfasst. Nur IfADo- Projektgruppenleiter Ahmed Ghallab und sei- ne Mitarbeiterin Reham Hassan bilden die Aus- nahme. Für ihre 41 Editorials und Leserbriefe nutzten sie ihre Zweit-Affiliation an der South Valley University in Qena, Ägypten. Auf ihre An- stellung am IfADo deutet nichts hin.

Der Dortmunder Toxikologe Jan Hengstler erklärt, dass der Sachverhalt rund um Aus Journal Club wird Letter die Vorwürfe gegen ihn wegen möglichen Fehlverhaltens jetzt extern untersucht wird. Foto: Falk Foundation Die meisten dieser Beiträge sind nach dem gleichen Schema aus zwei Absätzen aufgebaut Generell ist es für Fachzeitschriften riskant, zwei Jahre. In seinem Nenner finden sich dage- und verwenden in 300 bis 500 Worten wieder- ihre Zitationsmetriken durch Selbstzitationen gen nur die Originalartikel und Reviews eines kehrende Formulierungen. Laut zweier IfADo- zu verbessern. Clarivate Analytics straft solch ein Jahres. Redaktionelle Beiträge und Leserbriefe Mitarbeiter des Forschungsbereichs Toxikolo- Vorgehen ab Überschreiten einer bestimmten beispielsweise schlagen sich entsprechend nur gie entspringen sie regelmäßigen Literaturse- Quote mit dem Entzug des Impact-Faktors ab. über dem Bruchstrich nieder. Zitieren diese ein minaren im Institut. In diesen Journal Clubs stel- Im letzten Jahr geschah das etwa bei Selbstzi- Journal, verbessert sich folglich dessen JIF. Zitie- len Doktoranden Fremdpublikationen vor und tationsraten von mehr als 26 Prozent (jcr.help. ren deren Autoren dabei andere Kollegen, hor- werden vom Umfeld am Institut ermutigt, ih- clarivate.com/Content/title-suppressions.htm). chen auch die bibliographischen Experten von re Vorträge dann als Highlight Report oder Let- Clarivate Analytics nicht auf – schließlich sind es ter to the Editor zusammenzufassen. Niemand Biestige Impact-Faktoren keine Selbstzitationen. Ein Editor-in-Chief, des- fordere sie dazu auf oder setze sie gar unter sen Publikationen von anderen Wissenschaft- Druck. Allerdings kennen sie es von früheren Hengstler kommentiert: „Die Selbstzita­ lern in solchen Gastkommentaren zitiert wür- Doktoranden nicht anders. tionsrate des Journals liegt entsprechend dem den, gewänne demnach doppelt, indem der Ihre Vorliebe für Arch. Toxicol. begründen Journal Citation Report von 2019 bei 9,3 Pro- JIF „seiner“ Fachzeitschrift steigt und zugleich sie damit, dass es das Hauptjournal der ange- zent. Dies ist aus Sicht der bibliographischen sein eigenes Zitationskonto wächst. wandten Toxikologie-Forschung mit dem höch- Experten beim Springer-Verlag im grünen Be- Jan Hengstlers insgesamt 109 Originalar- sten Impact-Faktor sei, dass es auch Diskussi- reich. Auch kann eine Selbstzitationsrate von tikel und Reviews als Erst- oder Letztautor er- onsbeiträge von Junior Scientists ermögliche – etwa zehn Prozent den Anstieg des JIF von 2 brachten 4.578 seiner 12.164 Fremdzitierun- und dass sie sich überdies in Publikationsfra- auf 5 nicht erklären. Aus meiner Sicht sind das gen. 704 dieser 4.578 Zitierungen entspringen gen auf die Erfahrung ihrer Seniorautoren ver- aber müßige Betrachtungen. Ob der JIF nun 2 Publikationen seiner wissenschaftlichen Mit- ließen. Wegen Jan Hengstlers Position als Edi- oder 5 ist – das sind beides relativ niedrige bi- arbeiter. Weitere 292 Originalartikel und Re- tor-in-Chief von Arch. Toxicol. sei die Fachzeit- bliographische Indikatoren.“ views, in deren Autorenlisten sein Name im schrift im Haus natürlich auch bekannter. Beide

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Mitarbeiter wünschten, dass das Laborjournal Bewerber selbst ihre bibliometrischen Kenn- ihre Originalzitate nicht verwendet. zahlen wie etwa ihren h-Index entsprechend Wie hoch ist der wissenschaftliche Neuwert nach unten korrigieren? dieser Leserbeiträge? Dreiviertel der 372 Origi- Hengstler hält fest: „Bei weniger als zehn nalartikel, zu denen die Arbeitsgruppe Hengst- Prozent der 350 bis 500 Publikationen am ­IfADo ler beitrug, wurden jeweils mindestens zehnmal pro Jahr bin ich Autor/Koautor. Manuskripte oh- zitiert, nur vier Prozent wurden nirgendwo er- ne mich als Autor/Koautor werden mir häufig wähnt. Im Gegensatz dazu blieb die Hälfte al- freiwillig gegeben. Ich lese sie, um informiert ler Arch.-Toxicol.-Editorials und -Leserbriefe sei- zu sein, bin aber nicht für den Inhalt verant- ner Mitarbeiter komplett unzitiert. Ein weiteres wortlich.“ Zusätzlich erklärt der wissenschaft- Viertel wurde ein- oder zweimal erwähnt. Nur liche Direktor: „Am IfADo fungiere ich als Pro- sieben Prozent – nämlich neun Editorials seit jektgruppenleiter, vertrete das Institut nach au- 2008 – fanden andere Autoren mehr als zehn- ßen, habe aber den anderen Projektgruppen- mal der Erwähnung wert. Letztere stammten leitern nicht zu sagen, was sie zu tun und zu selbst teilweise aus dem IfADo. lassen haben.“ Laut der beiden kontaktierten Welche Funktion haben solche Gastkom- IfADo-Mitarbeiter sieht Hengstler als Leiter des mentare, die demnach fast nicht beachtet wer- Forschungsbereichs Toxikologie jegliches Ma- den, aber überproportional den Editor-in-Chief nuskript vor der Einreichung – sowohl Original- einer Fachzeitschrift zitieren? Hengstler klärt artikel wie auch Editorials und Letters to the Edi- auf: „Ich sehe die Vorteile eines offenen Dis- tor. Beide Mitarbeiter erachten es als schlech- kussionsforums größer, als den Nachteil, dass ten Stil, etwas mit ihrer Affiliation rauszuschic- dadurch etwas Schwaches erscheinen kann. ken, ohne dass Hengstler es gesehen hätte. Es gibt sehr gute und kritische Kommentare, zum Beispiel einen, der auf einen Fehler hin- Wer klärt auf? ICH GLAUB’, weist, der beim Review-Prozess übersehen wur- ICH STEH’ IM de. Kommentierende und diskutierende Beiträ- Aus der Nachfrage von Laborjournal auf- WALD! ge sind willkommen, aber auch eindeutig als grund der erwähnten kompromittierenden E- solche gekennzeichnet; bisher ist keiner die- Mail-Zuschrift zog Jan Hengstler jedenfalls di- ser Beiträge abgelehnt worden.“ rekte Konsequenzen: „Bei einem Vorwurf mög- lichen Fehlverhaltens bin ich einem bestimm- Wer sieht die Manuskripte? ten Prozedere verpflichtet und habe wie vor- gesehen Ihre Nachricht der zuständigen Per- SCIENCE SPECIAL Letzteres überrascht nicht, denn die Richt- son weitergeleitet, sodass der Sachverhalt jetzt JETZT REIN DIGITAL linien von Arch. Toxicol. verraten zweierlei: „Let- extern untersucht wird.“ ters and guest editorials represent personal opi- Wer diese zuständige Person sei und wel- Es gibt einen Grund zu Feiern – denn nion and will therefore not be peer-reviewed.“ Da che Funktion sie in welcher Institution ausübe, unser Life Science Special ist erst- die Kontrollinstanz einer wissenschaftlichen Be- wollte Hengstler allerdings nicht mitteilen. Die mals rein digital und das bedeutet gutachtung entfällt, obliegt es also dem Edito- Leibniz-Leitlinien guter wissenschaftlicher Pra- weniger Papier und CO2-Ausstoß. rial Board, solche Beiträge zu akzeptieren. Wei­ xis schreiben dem IfADo indes vor, bei Vorwür- ter heißt es: „We accept a maximum of three ref- fen möglichen Fehlverhaltens zunächst die de- Das ist für uns aber noch nicht erences.” Diese Regel wiederum hält keiner der zentrale Ombudsperson des Instituts zu invol- genug: Deshalb pflanzen wir Gastkommentare von Hengstlers Mitarbeitern vieren. Weder bei dieser noch bei dessen Stell- zusätzlich im heimischen Wald ein, die Laborjournal untersucht hat. Das Edi- vertreterin waren eine Nachricht oder ein Ver- neue Bäume und sorgen so für torial Board toleriert es. dachtsmoment eingegangen. Auch dem zen- grünere Wälder. Als Motivation hinter den Leserbriefen be- tralen Ombudsgremium der gesamten Leibniz- schreiben die beiden befragten IfADo-Mitar- Gemeinschaft in Berlin lag keine Anfrage vor. beiter des Forschungsbereichs Toxikologie den Bleibt der Springer-Verlag als Herausge- Sie wollen die Baumpflanzaktion Wunsch, wissenschaftliche Diskussion anzure- ber von Arch. Toxicol. Dessen Research Integri- unterstützen und keine Aktions- gen. Im Zuge dessen sei ein wenig Selbstwer- ty Group verriet Laborjournal aus Gründen der angebote verpassen? Melden Sie bung ja durchaus auch üblich, damit sich mehr Vertraulichkeit nur so viel: „We can confirm that sich einfach gleich für unseren Leute die eigenen Originalarbeiten anschauen. concerns have been logged by the journal‘s in- e-Newsletter an. Hengstler stellt dazu klar: „Alle Kommenta- ternal editor. We will review the relevant publica- re sind als Editorial Material ausgewiesen. Ein tion record and check that the submissions were Entdecken Sie Life Science Produkte Bibliograph kann sehr einfach Referenzen aus handled appropriately and independently of the von Top-Marken zu Aktionspreisen Originalarbeiten und Kommentaren auseinan- Editor in Chief.” so nachhaltig und klimaschonend derhalten.“ Prinzipiell ist das natürlich mög- Dass Hengstler die Leserbriefe seiner Mitar- wie noch nie. lich. Bei der Ermittlung der Impact-Faktoren beiter nicht selbst weiter prozessiert, hat dieser von Fachzeitschriften wie Arch. Toxicol. und dem ja bereits erklärt. Ob die vom Springer-Verlag Schauen Sie jetzt gleich vorbei EXCLI Journal geschieht es nachweislich nicht. genannten Kriterien daher geeignet sein wer- unter www.thgeyer.de/LSS Fraglich ist auch: Ob Einstellungskomitees die den, die in der E-Mail geäußerten Verdachts- Zitationen ihrer Bewerber nach diesem Sche- momente tatsächlich aufzuklären? ma nach Artikelarten sortieren? Oder ob die Henrik Müller

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IM CORONA-GESPRÄCH: WILHELM BLOCH, KÖLN

Foto: Deutsche Sporthochschule Köln

„Selbst milde Verläufe von COVID-19 ziehen Langzeitfolgen nach sich“

Wilhelm Bloch leitet die Abteilung „Molekulare und zelluläre Sportmedizin“ an der Deutschen Sporthochschule Köln. In unserem Gespräch gewährt er einen Einblick in das Long-COVID-Syndrom und erklärt, wie unterschiedlich es sich unter Profi-, Hobby- und Nicht-Sportlern manifestiert.

Laborjournal: Was verbirgt sich hinter dem und Kapillar-Endothelzellen aneinander lie- änderungen im Immun-, Blut- und Gefäßsys- Begriff „Long COVID“? gen, wächst bei COVID-19-Patienten Binde- tem einher, die sich erst nach Monaten ausprä- Wilhelm Bloch » Dahinter verbirgt sich ein gewebe und unterbindet den Sauerstoff- gen. Lehrreich ist der Vergleich mit SARS-CoV. Spektrum an Langzeitfolgen, sobald Patienten übergang aus dem Alveolarraum in die Ka- Dessen Ausbruch 2003 machte ehemalige Pa- von der Akuterkrankung COVID-19 genesen pillaren. In schweren Fällen einer solchen Fi- tienten acht bis zehn Jahre später empfängli- sind. Manche Betroffene zeigen noch Wochen brose droht ein akutes Lungenversagen, das cher für neurodegenerative Erkrankungen. Ver- bis Monate nach einer SARS-CoV-2-Infektion nur mit einer Herz-Lungen-Maschine verhin- mutlich wird SARS-CoV-2 ähnliche Langzeit- chronische Ermüdungserscheinungen, Kurz- dert werden kann. schäden zeigen, wie sie uns auch von SARS- atmigkeit oder Leistungsminderungen – und und MERS-CoV bekannt sind. Deren Pathome- zwar selbst nach milden COVID-19-Verläufen. chanismen sind schließlich ähnlich. Swab Saliva Stool Urine Blood Tissue Manchmal treten sogar neue Symptome erst- »Das ist der zweite gefährliche mals nach einem beschwerdefreien Intervall Pathomechanismus, und der be- Nervenschädigungen spielen bei Long auf. Ein einheitliches Krankheitsbild existiert COVID also auch eine Rolle? allerdings noch nicht. Auch wie schwerwie- trifft auch jüngere Menschen.« Bloch » Ja, SARS-CoV-2 greift auch das gend und gefährlich die Spätfolgen sind, kön- Nervensystem an. Wie lange es dort persis- nen wir noch nicht einschätzen. Dafür müssen tiert, ist momentan nicht darstellbar. Die Vi- wir die nächsten zwei bis drei Jahre abwarten. Können Sie unterscheiden, ob Spätfolgen ruslast im Gehirn ist zwar niedrig, Fälle mil- tatsächlich vom Virus ausgelöst werden der Enzephalopathien sind aber bekannt. Bei- Die meisten Long-COVID-Patienten leiden oder vielmehr Folgeerscheinungen die- spielsweise wissen wir, dass SARS-CoV-2 die vermutlich unter einer verminderten ser extrakorporalen Lungenunterstützung Nervenscheiden attackiert, was neurodege- Lungen funktion? sind? nerative Prozesse auslöst. Manche Patienten Bloch » Tatsächlich hängt das von der Bloch » Das ist schwierig. Monatelang in- klagen noch nach Monaten über Gedächtnis- COVID-19-Schwere ab. Elektronenmikrosko pi- tubierte Patienten zeigen natürlich einen Kör- verlust, Schlaf- und Koordinationsstörungen. sche Aufnahmen von Lungengewebe schwerer perabbau gefolgt von Leistungsabnahmen. COVID-19-Fälle sehen zweifelsohne schlimm Trotzdem gehen auch asymptomatische Welchen evolutiven Vorteil erlangt SARS- aus. Dort wo normalerweise Pneumozyten COVID-19-Verläufe mit physiologischen Ver- CoV-2 dadurch?

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Bloch » Ein solcher Vorteil erschließt sich Bloch » Entkommt es denn? Das Virus ist in re Gefäße angreift. Das Virus löst nicht nur ei- mir nicht. Ich glaube, etwas anderes ist aus- den meisten COVID-19-Patienten nach drei bis ne Lungenfibrose aus, sondern eine systemi- schlaggebend. In schweren COVID-19-Fällen vier Wochen nicht mehr nachweisbar. Im Fall sche Endotheliitis, also eine Entzündung aller schießt das unspezifische Immunsystem über von Long COVID finden sich im Körper keine Gefäße in Lunge, Herz, Nieren, Darm und Hirn. und die Akutsymptomatik prägt sich aus. Da viralen Partikel mehr. Eine Ausnahme besteht sich das Immunsystem jüngerer Menschen allerdings: Es ist unbekannt, ob das auch fürs Was passiert dabei auf Zell- und Gewebe- besser selbst bremsen kann, sind die Alters- ebene? klassen unterschiedlich von einer schweren Bloch » Das Virus aktiviert das Endothel Symptomatik betroffen. Diese Zytokinsturm- »Das Virus löst nicht nur eine und induziert eine Angiogenese, lässt al- Geschichte ist aber nur eine Seite der Medail- so Querausläufer in die Gefäße hineinwach- Lungenfibrose aus, sondern le. Die Eintrittspforte von SARS-CoV-2 ist das sen. Das behindert den Blutfluss im gesam- Renin-Angiotensin-System, also das wichtigs- eine systemische Endotheliitis.« ten Körper, was schließlich zu Multiorganver- te blutdruckregulierende System im menschli- sagen und Tod führt. Unsere Publikation, die chen Körper. Das virale Spike-Protein bindet an das im Detail beschreibt, erscheint demnächst. den ACE2-Rezeptor, dessen enzymatische Un- Gehirn gilt. Was das Virus aber auf jeden Fall tereinheit Angiotensin II in Angiotensin (1-7) hinterlässt, sind Spuren. Und damit meine ich Als Todesursache schwerer COVID-19-Fälle konvertiert. Während Angiotensin II Lungenfi- nicht nur erkrankungsbedingte Schäden, son- gelten doch aber akutes Lungenversagen brose, Vasokonstriktion und Inflammationsge- dern auch epigenetische Modifikationen im oder Myokarditis? Wo ist der Zusammen- schehen fördert, wirkt Angiotensin (1-7) vaso- Immunsystem. Mehrere Arbeitsgruppen be- hang zu Gefäßentzündungen? dilatatorisch und gewebeschützend. Im Fall ei- richten mittlerweile bei schweren COVID-19- Bloch » Der existiert zweifach. Zum einen ner SARS-CoV-2-Infektion bleibt die Umwand- Fällen von Hyper- und Hypo-Methylierungen fördert aktiviertes Endothel die Aktivierung lung zu Angiotensin (1-7) aber aus. Das ist folg- in Zytokin- und Inflammationsgenen. von Blutzellen. In der Literatur häufen sich bei- lich der zweite gefährliche Pathomechanismus, spielsweise Beschreibungen von Thrombozy- und der betrifft auch jüngere Menschen. Verbindet irgendetwas dieses Spektrum an ten, die in COVID-19-Patienten thromboem- Modifikationen, Schäden und Symptomen? bolische Ereignisse auslösen. Ob das über ent- Was nicht erklärt, warum SARS-CoV-2 dem Existiert eine gemeinsame Komponente? zündliche Faktoren oder direkte Endothel- Immunsystem bei Long COVID über Mona- Bloch » Ich glaube, ja. Meines Erachtens interaktion läuft, lassen wir mal noch dahin- te entkommt... ist der zentrale Punkt, dass SARS-CoV-2 unse- gestellt sein. Zum anderen zeigen Herz-Au-

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topsien von COVID-19-Patienten disseminier- wenn sie sich infolge ihrer vielen Organschä- Wenn eine in Deutschland führende Ausdau- te Mikrovernarbungen als Folge der Gefäßent- den überhaupt komplett erholen. Aber auch ersportlerin aber keine drei Kilometer mehr zündungen. Zwar können die sich auch rege- symptomlose Patienten können nach Wo- laufen kann, ohne außer Atem zu kommen, nerieren, werden es aber zu viele, leidet die chen feststellen, dass sie weniger leistungs- hat das natürlich eine ganz andere Tragweite. Funktion des betroffenen Organs – mit fata- und konzentrationsfähig sind und schnell len Folgen. ermüden. Zwanzig bis fünfzig Prozent aller Wie schützt das trainierte Immunsystem ei- ­COVID-19-Patienten zeigen nach sechs Mo- nes Sportlers auf Zell- oder Gewebeebene Stellt eine Lungenfibrose auch eine Art Mi- naten noch mindestens ein Symptom. besser vor SARS-CoV-2? krovernarbung dar? Bloch » Für eine konkrete Antwort ha- Bloch » In gewisser Weise ist eine Bindege- Wie viele milde beziehungsweise schwe- ben wir noch zu wenige Proben von Sport- websbildung auch eine Vernarbung. Die Lun- re Verläufe tragen zu diesen Prozentzah- lern auf Gewebeebene untersucht. Meist steht ge ist aber eine Besonderheit, da in schwe- len bei? uns ja nur ihr Blut zur Verfügung. Momentan ren COVID-19-Fällen zwischen Alveolar-Epi­ Bloch » Bei schwerem Verlauf ist jeder zwei- folgen wir Beobachtungsstudien, die andeu- thel und Kapillar-Endothel – also dort, wo ei- te Patient von Long COVID betroffen, bei mil- ten, dass Sportler nach einer COVID-19-Erkran- gentlich nur eine Basalmembran sein sollte dem Verlauf sind wir sicher auch bei einer Grö- kung häufiger an Infekten erkranken. Deshalb – eine Kollagenmatrix plus nicht-fibrillärem ßenordnung von fünfzehn bis zwanzig Prozent. vergleichen wir aktuell ihr immunologisches Extrazellulärmaterial eingebaut wird. Unterm Die Frage ist natürlich, wie viele Menschen ach- Gleichgewicht, also das Verhältnis zwischen Strich erklären die disseminierten Mikrover- ten auf schwache Symptome? Beispielswei- T-regulatorischen Zellen und Gedächtniszel- narbungen in allen Organen aber gut die Ge- se erzählte mir gestern ein Sport-Weltmeister, len, jeweils vor und nach einer Corona-Infek- samtheit an beobachteten Symptomen. Das dass er seine Corona-Erkrankung schnell über- tion. Noch kann ich aber keine Schlussfolge- Gefäßsystem findet sich schließlich überall. wunden hatte, trotzdem aber erst drei bis vier rungen vorweisen. Monate später wieder voll leistungsfähig war. Ich könnte mir gut vorstellen, dass viele Men- »Viele COVID-19-Patienten schen unspezifische Symptome, die Wochen »Es wird Patienten mit später auftreten, nicht sofort auf eine frühere zeigen nach sechs Monaten Corona-Infektion zurückführen. dauerhaften Problemen und noch mindestens ein Symptom.« Leistungseinbußen geben.« Sind Profisportler denn genauso häufig be- troffen wie der Normalbürger? Neben Angiogenese und Mikrovernarbun- Bloch » Nein, sie sind natürlich besser ge- Können Sie Risikofaktoren für Long COVID gen haben Sie virale Effekte auf die Blutei- schützt. Wer fit ist, verfügt über ganz ande- benennen, sowohl für Sportler wie auch für genschaften untersucht. Was haben Sie be- re körperliche Ressourcen. In Zahlen werde die Allgemeinbevölkerung? obachtet? ich das zwar erst in einigen Monaten ausdrü- Bloch » Für alle Menschen greifen die glei- Bloch » SARS-CoV-2 lässt Erythrozyten cken können. Aus unserer Erythrozytenstudie chen Risikofaktoren wie für COVID-19, also Le- schrumpfen und Membranausläufer bilden, weiß ich aber, dass Athleten ebenfalls betrof- bensalter, Übergewicht, Vorerkrankungen der weil das Virus vermutlich die zytoskeletta- fen sind. Und deren Fallzahlen nehmen aktu- Lunge und des Immunsystems. Übergewicht le Struktur der roten Blutkörperchen beein- ell leider wieder zu. Beispielsweise infizierten könnte für Long COVID von besonderer Bedeu- flusst. Diese Formveränderungen verbessern sich bei den Leichtathletik-Halleneuropameis- tung sein, da Adipozyten vermehrt ACE2-Re- die Aggregationseigenschaften der Erythrozy- terschaften Anfang März 2021 im polnischen zeptoren tragen. Fällt durch SARS-­CoV-2-­Befall ten, was zwar nicht in einer klassischen Throm- Toruń auf einen Schlag über fünfzig deutsche die Konvertierung von Angiotensin II zu Angio- bose resultiert, diese aber unterstützt und den Teilnehmer. tensin (1-7) weg, greift dessen Pathomecha- Kreis zu den vorhin erwähnten thromboembo- nismus besonders. Fettgewebe schüttet dann lischen Ereignissen schließt. Noch verfeinern Stechen bei Profisportlern im Vergleich vermehrt entzündungsfördernde Zytokine aus wir aber unser biophysikalisches Modell da- zum Normalbürger bestimmte Long- und verringert die Heilungschancen. zu, sodass ich keine Details nennen kann. Pa- COVID-Symptome hervor? rallel beobachten wir, dass das Hämoglobin Bloch » Sportlern geht es natürlich meist Apropos Heilung, welche Reha-Empfehlun- von Long-COVID-Patienten Sauerstoff um bis um die Leistungsfähigkeit. Wenn sie zu uns gen geben Sie Hobby- und Profisportlern? zu sieben Millimeter Quecksilbersäule stärker kommen, sind sie kurzatmig, aerob kaum be- Bloch » Eine spezifische Reha ist unnötig. bindet, was mit der Formveränderung zusam- lastbar und haben erhöhte Herzfrequenzen. Je nach Krankheitsverlauf können sich Maß- menhängen könnte. Das würde erklären, wa- Zum Beispiel infizierte sich im letzten Okto- nahmen an klassischen Reha-Programmen ori- rum Betroffene noch nach Monaten mit Kurz- ber die deutsche Box-Olympiastaffel – ­und entieren. Wichtig für jeden, selbst nach nur mil- atmigkeit kämpfen. Übrigens beobachten wir 55 Prozent der Nationalmannschaft zeigte drei dem COVID-19-Verlauf, sind erstmal zwei Wo- das alles nicht bei schweren COVID-19-Verläu- Monate später noch eine um fünf bis fünfzehn chen Pause gefolgt von einem medizinischen fen, sondern bei Hochleistungssportlern Mo- Schläge erhöhte Ruheherzfrequenz. Das ist Rundumcheck mit Belastungs-EKG und Spiro- nate nach einer milden Erkrankung. zwar ein unspezifisches Symptom, weist aber metrie, also einer Aufzeichnung des Atemvo- dennoch auf eine unvollständige Erholung hin. lumens. Sehen auch alle Entzündungspara- Gibt es Unterschiede in der Art der meter gut aus, können Sportler dosiert in Long-COVID-Symptome bei milden oder Was beim Hobby-Sportler wohl ebenso zu- die Belastung gehen und kurze Belastungs- schweren COVID-19-Verläufen? trifft, wenn auch auf anderem Niveau... einheiten unter Berücksichtigung der Herz- Bloch » Nur in ihrem Schweregrad. Lang- Bloch » Ja. Allerdings achten Profisport- frequenz langsam steigern. Während am An- zeitfolgen sind bei schweren Verläufen na- ler gerade auch auf kleinste Leistungseinbu- fang zwei bis drei Trainingseinheiten pro Wo- türlich wahrscheinlicher. Intensivpatienten ßen. Geschmacks- und Geruchsstörungen sind che reichen, ist es wichtig, die Plastizität des erholen sich selten in nur ein paar Wochen, für Hochleistungssportler nicht entscheidend. Körpers kontinuierlich zu fordern. Bei Proble-

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men sollten Hobby- als auch Profisportler ei- stab. Für den Wiederaufbau ist dann ein spe- ten in geschlossenen Räumlichkeiten berei- nen Schritt zurücktreten und es ruhig ange- zifisches Atemmuskeltraining nötig. ten mir aber Bauchschmerzen. hen lassen. Grundsätzlich unterscheiden sich beide Gruppen nur durch das Belastungsni- Wie lange dauert es bis zur kompletten Ge- Was würden Sie gesellschaftspolitisch an- veau und die Regenerationszeit. nesung? ders regeln? Bloch » Je nach symptomatischer Ausprä- Bloch » Im Profi- und Wettkampfbetrieb Alle Long-COVID-Symptome, selbst eine gung sollte ein halbes Jahr für die meisten Be- wäre ich vorsichtiger, während ich Sportan- Lungenfibrose, sind also therapierbar? troffenen eine deutliche Besserung bringen. gebote breitflächiger anbieten würde – und Bloch » Ja, auch Lungengewebe hat eine Nach einem ganzen Jahr sollte es kuriert sein. zwar in geschlossenen und konstanten Klein- gewisse Plastizität und kann mit der richtigen Jedoch wird es einen gewissen Prozentsatz gruppen. Denn Sport ist Prävention. Trainier- Reha umgebaut werden. Dafür ist allerdings an Patienten mit dauerhaften Problemen und te Menschen haben weniger Risikofaktoren ein intensives Atemtraining nötig, um die Lun- Leistungseinbußen geben. Für Profisportler und somit auch ein geringeres Risiko für ei- ge voll zu entfalten und auch schlecht belüfte- können schon kleinste Fibrosereste den Un- nen schweren COVID-19-Verlauf sowie Lang- te Bereiche zu erreichen. Einfach ist das nicht. terschied zwischen Sieg und Niederlage be- zeitfolgen. Unter den Pandemiemaßnahmen Patienten werden Monate damit kämpfen und deuten. Long COVID stellt für sie also definitiv vermisse ich Kampagnen, die die Allgemein- unter einer eingeschränkten Leistungsfähig- ein Karriere-sensitives Ereignis dar. heit der Bevölkerung trotz geschlossener Fit- keit leiden. Neben dem Lungenparenchym nessstudios und Sportplätze in Bewegung hal- macht übrigens auch die Atem- und Zwerch- Nach der ersten Pandemiewelle sprachen ten. Entscheidungsträger sollten darauf ach- fellmuskulatur Probleme. Sie sich gegen die Wiederaufnahme der ten, dass nicht nur Profisportler, sondern auch Fußball-Bundesliga wie auch gegen die die Allgemeinbevölkerung in körperlicher Ak- Weil auch sie vom Virus angegriffen wird? Öffnung von Fitnessstudios aus. Aus Be- tivität bleiben kann. Oder als Sekundäreffekt? denken, dass Sportler ihre Belastung zu Bloch » Das ist unbekannt. Zwar existieren schnell steigern? wissenschaftliche Evidenzen, dass SARS-CoV-2 Bloch » Ja, Profisportler werden oft zu »Noch kennen wir Long COVID Zellen der Herzmuskulatur und der glatten Ge- schnell wieder an hohe Leistungen herange- fäßmuskulatur angreift, nicht aber die querge- führt. Darüber hinaus ist der Profi-Spielbe- nicht gut genug für fundierte streifte Skelettmuskulatur von Zwerchfell und trieb eine nicht geschlossene Blase. Einfach Aussagen zur Vorbeugung.« Lunge. Eine starke inflammatorische Reaktion aus dem Infektionsrisiko heraus ist es proble- erzeugt aber auch dort eine katabole Situati- matisch, Bundesligen als Experimentierfeld zu on, also einen Muskelabbau. Bei einigen Sport- nehmen. Im Freien kann und soll freilich jeder Was im Widerspruch zu Kontaktverboten lern liegt der übrigens im Kilogramm-Maß- Sport treiben. Vor allem Mannschaftssportar- und Ausgangssperren steht... Bloch » Nur auf den ersten Blick! Werden Hygienemaßnahmen im Freien eingehalten, ist Sport sicher. Großveranstaltungen in schlecht belüfteten Hallen und Wettkämpfe mit Zu- schauern funktionieren freilich nicht. An einen aktiven Spielbetrieb können wir vielleicht im Sommer denken. Momentan wären Program- me für Hobbysportler wichtig, die auf Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen abgestimmt sind.

Was wirkt außer körperlicher Fitness noch prophylaktisch gegen Long COVID? Bloch » Da sich Risikofaktoren nicht oder Der Schweizer Eishockey- zumindest nicht kurzfristig vermeiden lassen, Profi Jan Neuenschwander ist simpler Infektionsschutz die beste Empfeh- war mit dem Coronavirus infiziert und brauchte drei lung. Noch kennen wir das Long-COVID-Krank- Monate, ehe er wieder heitsbild nicht gut genug für fundierte Aus- leistungsfähig war. sagen zur Vorbeugung.

Foto: Fabien Perissinotto/ Noch eine kurze Frage zum Abschluss: Auf Wikimedia-Commons Twitter kursieren Gerüchte, gegen Long COVID wirke eine Impfung wie ein Medika- ment. Symptome verschwänden schneller. Ist da mehr dran als ein Placebo-Effekt? Bloch » Bisher existieren keine harten Fak- ten zu Impffolgen bei Menschen, die unter Long COVID leiden. Allerdings habe ich tatsäch- lich erst heute Morgen beim Laufen über die- se spannende Hypothese nachgedacht. Aktu- ell muss sie aber erstmal evidenzbasiert über- prüft werden. Gespräch: Henrik Müller (26. März 2021)

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Fernstudium M. Sc. Biotechnologie Ihr Weg zum Master! Erlebnisse einer TA Neues vom Thermoblock

Die Werkstatt hat ein Paket zurückge­ neu ein und macht sich mit seinen Pro­ schickt. Beim ersten Blick hinein weiß ich ben schleunigst in Richtung Sterilbänke Bescheid. davon. Ich könnte den Deckel einfach wieder Kurz darauf betritt der Master wieder In Kooperation mit der Hochschule Esslingen schließen und die Kiste mit dem Ther­ die Szene. Er wirft einen prüfenden Blick bietet Springer Campus ein berufsbegleitendes moblock wieder in den Keller bringen. Da auf das Display und wirft mir ein freudi­ Fernstudium Biotechnologie an. ich darauf aber absolut keine Lust habe, ges „Läuft doch!“ zu. Lächelnd platziert Das Angebot richtet sich an Biotechnologen/- packe ich das Gerät dennoch aus und er seine Proben in den nun beheizten innen und Laborfachkräfte, die sich stelle es an seinen angestammten Platz. Vertiefungen und geht. praxisorientiert weiterbilden wollen. „Funktioniert er wieder?“, erkundigt Was nun? sich mein Kollege erfreut. Einerseits habe ich keine Lust, in den Ein moderner Studiengang, so wie ein Ich halte wortlos das nagelneue kommenden dreißig Minuten ständig von Fernstudium sein sollte: Kabel hoch. Er versteht und verfolgt meiner Tabelle aufzuspringen, um das • Die Hochschuldozenten haben die gespannt mein weiteres Vorgehen. Gerät zur Räson zu bringen. Aber den Vorlesungen zu großen Teilen als Lehrfilm Das laute Piepsen, das gleich da­ Master desillusionieren? Seinen Glauben erstellt, d.h. diese sind flexibel verfügbar. rauf durch das Labor tönt, bringt die an seine technischen Fähigkeiten zer­ • Die Teilnehmer erhalten eine Gewissheit: Auch bei diesem Kabel fehlt stören? Das kann ich nicht mit meinem engmaschige Betreuung durch Experten der entscheidende Mikrometer, dessen Gewissen vereinbaren. Und weil Sitzen auf dem jeweiligen Feld, welche Ihnen alle Fragen zu den Lehrmaterialien in Überbrückung das Gerät von seiner ja des Teufels neuestes Hobby ist, stehe Tutorien beantworten. SEA (Spontane elektronische Amnesie) ich tatsächlich in den nächsten dreißig In drei Präsenzphasen von insgesamt vier kurieren könnte. (Die entsprechende Minuten dreimal auf. Durch wiederhol­ • Wochen Dauer werden an der Hochschule Vorgeschichte steht im letzten Heft auf tes Draufschlagen und Neueinstellen Esslingen wichtige Grundlagen der Seite 25.) gelingt es mir, den Thermoblock auf der Biotechnologie vorwiegend anhand von „Wir schicken ihn besser nicht noch­ eingestellten Temperatur zu halten, bis Laborübungen vermittelt. mal in die Werkstatt, unsere Kabelkiste der Master zurückkehrt. ist voll“, stellt mein Kollege fest und „Na, bitte!“, verkündet er triumphie­ widmet sich wieder seinen Proben. rend nach einem Blick auf das Display. Jetzt Ich stehe zum vierten Mal auf und trete informieren! „Läuft doch!“ hinzu. „Du hast wirklich einen guten Draht zu Thermoblöcken“, bestärke ich seinen Enthusiasmus. Er nimmt seine Ein Masterstudent aus dem Nachbar­ Eppis und geht hochzufrieden nach labor kommt herein. nebenan. „Ist bei euch die nächste halbe Stun­ In mir allerdings regt sich ein Hauch de ein Thermoblock frei?“ Ich blicke von von Zweifel. War es richtig, den Master meinem Monitor auf. so zu täuschen? War mein Handeln nun „Ja, aber der ist ein bisschen zickig.“ unklug, kollegial oder verlogen? Wie oft „Macht nichts, ich kann gut mit Ther­ soll ich so einen heldenhaften Ge­ moblöcken.“ heim-TA-Einsatz in Zukunft abziehen? Er schaltet den problembeladenen Über all diese Fragen werde ich Thermoblock ein, reguliert die Tempera­ Jetzt anmelden! sorgfältig nachdenken, während ich den tur und geht wieder raus. Die Anmeldefrist für das Wintersemester fehlerhaften Thermoblock ins Depot für 2021/2022 endet am 15. Juli 2021. Kaum ist die Tür hinter ihm ins Elektroschrott bringe und einen neuen Schloss gefallen, piepst der Thermo­ bestelle. block. Mein Kollege gibt dem Gerät einen Maike Ruprecht genervten Klaps, stellt die Temperatur

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Einsichten eines Wissenschaftsnarren (38) Politikberatung, bis der Elefant mit dem Rüssel wackelt!

Mathematische Modellierungen sind Häufig mahnen sie und belegen ihre eigenen lichkeit der so allgegenwärtigen Modellierun- in diesen Zeiten der Corona-Pande- Empfehlungen mit konkreten Zahlen. gen in der Pandemie? Leider gibt es mittler- Genauso wünscht man sich doch Hand- weile eine Menge Hinweise darauf, dass es mie sehr gefragt. Allerdings lassen reichungen aus der Wissenschaft. Die Politik damit nicht zum Besten steht. Die Modellie- die Vorhersagen aus den entspre- bekommt Argumente für ihre Entscheidun- rer sind offensichtlich so sehr mit dem Gene- chenden Modellen oftmals sehr zu gen – und Bürger sehen ein, warum die Schu- rieren neuer Modelle beschäftigt, dass sie wünschen übrig, weswegen es nach- le schließen muss oder das Geschäft die Türe kaum dazu kommen, die Güte und das Ein- folgend auch mit deren konkretem wieder öffnen darf. treten ihrer Vorhersagen zu analysieren. Eintreten hapert. Kein Wunder, wenn Modellierer sind auf vielen Feldern schon Dies hat man offensichtlich den Journa- sie derart auf schlechten oder gar länger recht erfolgreich. Ein Paradebeispiel listen überlassen. nicht vorhandenen Daten basieren – hierfür ist der Wetterbericht. Mit im Mittel etwa So analysiert etwa ein Artikel in der Tages- letztlich also auf bloßen Annahmen. siebzig Prozent Treffsicherheit gelingt es den zeitung Die Welt (Literaturzitate wie immer bei Meteorologen, das Wetter der nächsten sie- http://dirnagl.com/lj) die wichtigsten Vorher- ben Tagen vorherzusagen. In die Modelle, die sagen aus dem Umfeld von Deutschlands pro- Das Zeitalter der Universalgelehrten kehrt zu- auf Supercomputern gerechnet werden, ge- minentester Modelliererin, Viola Priesemann rück! Seit etwa einem Jahr eifern Wissen- hen unzählige Messungen ein, die das atmo- schaftler da Vinci, Leibniz sowie von Hum- sphärische Geschehen vom Boden bis viele boldt und Co. nach. Virologen äußern sich öf- Kilometer in die Höhe abbilden. Ihre Rech- fentlich wie auch politischen Entscheidungs- nungen berücksichtigen die ­Temperatur- und trägern gegenüber zur Epidemiologie, Phy- ­Strömungsdynamik der großen Gewässer­ und siker zur Infektionsbiologie, Mathematiker zu sogar die fluktuierenden Bahnen von Mond viralen Oberflächenproteinen und so weiter. und Sonne. All dies mit höchster Messgenau- Dabei war es doch bisher die Domäne der igkeit. Möglich wird eine Wettervorhersage Narren, ungestraft Späße zu beliebigen The- mit solcher Treffsicherheit aber nur, weil die men zu machen! Auch deshalb erlaube ich meteorologischen Zusammenhänge von ver- mir heute, mich ungeniert der mathemati- schiedenen Temperaturen und Drücken so- schen Modellierung in Zeiten der Pandemie wie Wind-, Wasser- und Planetenbewegungen zuzuwenden. durch internationale wissenschaftliche Koope- rationen bereits lange untersucht und mitt- lerweile recht gut verstanden werden. »Wie bei Horoskopen passten Ein anderes schönes Beispiel für erfolg- reiche Modellierungen kommt aus der Geo- die vagen Schlussfolgerungen physik. Ausbrüche von Vulkanen lassen sich damit zu jedem Verlauf.« überraschend gut vorhersagen, wie zuletzt Foto: BIH/Thomas Rafalzyk bewiesen beim Fagradalsfjall-Vulkan in Island. Auch diese Vorhersagen beruhen auf einer Modellierer sind momentan ja sehr ge- Vielzahl von exakten seismologischen bezie- Ulrich Dirnagl fragt. Wir lesen ihre Arbeiten in und hungsweise Satelliten-Messungen, auf zumin- leitet die Experimentelle Neuro­ Science, man lauscht ihnen bei Markus Lanz dest teilweise verstandenen Mechanismen logie an der Berliner Charité und und Konsorten, sie beraten Politiker und rech- vulkanischer Aktivität sowie schließlich auf ist Gründungsdirektor des QUEST nen für nationale Akademien. Ein Wunder ist jahrelanger Optimierung der Modelle. Center for Transforming Biome­ das nicht, schließlich versprechen ihre For- Aber selbst diese Modellierer liegen oft dical Research am Berlin Institute meln und Modelle nicht weniger als die Auf- daneben. Dann ärgern wir uns, vor dem Re- of Health. Für seine Kolumne klärung komplexer Zusammenhänge. Sie sa- gen nicht gewarnt worden zu sein. Und so schlüpft er in die Rolle eines „Wis­ gen uns, was passieren könnte, wenn wir ge- mancher Vulkan will trotz eindringlicher War- senschaftsnarren“ – um mit Lust wisse Dinge tun oder lassen. Auch erklären nungen einfach nicht ausbrechen. und Laune dem Forschungsbe­ sie uns, welche Maßnahmen zur Pandemie- Wie aber steht es angesichts dessen um trieb so manche Nase zu drehen. bekämpfung wirksam sind – und welche nicht. die Vorhersagekraft und somit um die Nütz-

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Sämtliche Folgen der „Einsichten eines Wissenschaftsnarren“ gibt es unter www.laborjournal.de/rubric/narr

(siehe auch LJ 12/2020: 14-17). Dabei zeigt sich Moment, Kontrollen beim Modellieren? zum einen, dass die meisten Schlussfolgerun- Ja, das geht – sogar recht einfach. Das Modell, gen aus den Modellrechnungen sehr vage ver- so eine zentrale Aussage des Artikels, würde fasst waren. Wie bei Horoskopen passten sie die Wirksamkeit und damit Notwendigkeit ei- damit zu jedem Verlauf. Und dort, wo konkre- nes harten in Deutschland bele- te Zahlen vorhergesagt wurden, sind diese gen. Hätten die Autoren ihr Modell aber bei- sehr häufig nicht eingetreten. Es sei denn, es spielsweise auch auf Schweden angesetzt, handelte sich um Triviales, wie die Vorhersa- wäre dort ein ganz ähnlich geartetes Absin- ge eines weiteren Anstieges am Anfang eines ken der Fallzahlen herausgekommen. Nur dass bereits deutlich sichtbaren Verlaufes. es dort keinen gab! Diese Kontroll- rechnung konnte der Neurologe und Physi- ker Christian Meisel durchführen, da Viola Prie- »Es fehlten Kontrollen, wie semanns Gruppe ihr Modell inklusive Daten ins Netz stellte (Kudos dafür!). Meisel entwi- wir sie in jeder biomedizinischen ckelt normalerweise Modelle, mit denen sich Arbeit erwarten würden.« aus Elektroenzephalogramm-Daten epilepti- sche Anfälle vorhersagen lassen und ist des- halb mit der Technik wohlvertraut. Sobald es jedoch darum ging, die Wirk- Ähnliches wie für das Göttinger Modell samkeit von Pandemiemaßnahmen zu prog- gilt indes auch für die Modelle des Imperial nostizieren, wurde es richtig problematisch. College in (ICL). Diese hatten großen Nur ein Beispiel hierfür ist die Vorhersage aus Einfluss auf die Pandemiemaßnahmen der der Leopoldina-Stellungnahme vom 8. De- englischen Regierung. Auch hier lagen die Vor- zember letzten Jahres. Dort wurde Folgendes hersagen häufig extrem daneben. Der austra­ vorausgesagt: „Wenn ab dem 14. Dezember lische Mathematiker Vincent Chin und ande- die Maßnahmen streng verschärft werden, re konnten außerdem zeigen, dass verschie- dann sinken die Fallzahlen in der Modellrech- dene publizierte Modelle des ICL zu ganz un- nung bis Januar auf unter 50 pro 1.000.000 terschiedlichen Resultaten kommen, wenn Einwohner.“ Wie wir alle wissen, ist dies trotz man sie auf die gleichen Länder loslässt. Was erfolgtem hartem Lockdown nicht eingetre- die Londoner selbst bezeichnenderweise nicht ten: Die Inzidenzraten stiegen zwar nicht wei- gemacht hatten. ter, verharrten aber auf hohem Niveau. Die zugehörige Modellierung basierte auf dem im Juli 2020 in Science veröffentlichten »Alles hängt davon ab, wie die Modell aus dem Max-Planck-Institut für Dy- namik und Selbstorganisation in Göttingen – Maßnahmen in der Bevölkerung und auf Daten aus dem Frühjahr 2020. Das tatsächlich umgesetzt werden.« Modell bezog sich damit auf eine völlig an- dere Umsetzung und Akzeptanz von Maßnah- men als im Vorhersagezeitraum. Wie vielen Ist dies alles überraschend? Deutet es solcher Modellierungsstudien fehlten hier aber darauf hin, dass die Pandemie-Modellierer ihr auch Kontrollen, wie wir sie in jeder biomedi- Handwerk nicht recht verstehen? zinischen Arbeit erwarten würden. Zum Bei- Im Gegensatz zu den Meteorologen ba- spiel hätte man die Güte des Modells durch sieren ihre Modellierungen auf schlechten Anwendung auf anderen Datensätze, zum Bei- oder sogar nicht-vorhandenen Daten, also blo- spiel aus einem anderen Land oder über ei- ßen Annahmen. Dies gilt sowohl für die Co- nen anderen – am besten auch längeren – rona-Inzidenzen wie auch viel mehr noch für Zeitraum hinweg, überprüfen können. die Auswirkungen nicht-pharmakologischer

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Interventionen. Außerdem hängt alles ent- de so, als wenn sich das Wetter in Abhängig- lierer natürlich erstmal nichts. Allerdings weh- scheidend davon ab, ob und wie die Maßnah- keit davon ändern würde, ob wir einen Re- ren sie sich auch nicht gegen eine solche In- men in der Bevölkerung dann tatsächlich um- genschirm aufspannen oder nicht. Dann wür- strumentalisierung, sondern genießen die me- gesetzt werden. Bei einer höchst unsicheren de auch der Wetterbericht nicht mehr funkti- diale Aufmerksamkeit. Der Narr hatte sich ja Datenlage, wie sie zum Beispiel allein schon onieren. bereits in Laborjournal 11/2020 (S. 22-24) über durch die sich ständig ändernden Testkapa- Hinzu kommt, dass Modellierungsstudi- das komplette Fehlen einer evidenz­basier­ten, zitäten und -raten, insbesondere am Anfang en in der Regel weder Studienprotokolle vor- inklusiven, gründlichen, transparenten und einer Pandemie, vorkommt, ist es unabding- ab veröffentlichen noch präregistriert werden zugänglichen wissenschaftlichen Beratung bar, diese elementare Fehlerbehaftung kri- – wie dies eigentlich heutzutage für qualita- der Corona-Politik echauffiert. Darin kommt tisch zu berücksichtigen. tiv hochwertige Studien selbstverständlich er zu dem Schluss, dass das post-darwinisti- Datenfehler pflanzen sich fort, das lernt sein sollte. Damit ist einem Herumprobieren, sche Motto „wissenschaftsbasierter“ Pande- man spätestens im Physik-Praktikum. Und sie „bis es passt“, Tür und Tor geöffnet. miepolitik derzeit ein „Survival of the ideas that tun das umso mehr, wenn sie in komplexe, Auch historisch betrachtet haben Model- fit“ ist. multiparametrische Modelle und Wachstums- lierungen von Epidemien keinen guten Track Modellierung funktioniert in der Pande- verläufe eingehen. Dazu kommen jede Men- Record, allerdings erinnert sich heute kaum mie bisher nur dort, wo sie sich auf wenig kom- ge nicht vorhersehbarer Einflussgrößen – wie noch jemand daran. Man denke aber nur mal plexe sowie teilweise gut verstandene Zusam- etwa das Auftreten von Virusmutanten mit zurück an die Schweinegrippe oder an die Bo- menhänge verlässt und zudem die Datenla- veränderter Infektiosität oder Letalität, die Ef- vine Spongiforme Enzephalopathie (BSE). Auch ge einigermaßen robust ist. Das ist leider nicht fektivität von Vakzinierungen oder auch un- damals lagen die prominenten Modellierer, häufig der Fall. Zum Beispiel liefert sie recht vermeidliche Rückkoppelungs- und Selbst­ die heute übrigens immer noch ganz vorne verlässliche und nützliche Vorhersagen, wo regulierungsmechanismen, weil die Vorher­ mit dabei sind, mit ihren Vorhersagen massiv es um den Zusammenhang von Infektions-In- sagen sich ja ihrerseits bereits auf das Verhal- daneben. zidenz, Auslastung von Intensivstationen und ten der Bevölkerung auswirken. Bei der bereits erwähnten Prädiktion von Todesfällen geht. epileptischen Anfällen – auch hier geht es ja um die Vorhersage zukünftiger Ereignisse aus »Historisch betrachtet haben komplexen Datensätzen – hat man übrigens »Da die überkomplexen Modelle aus den initialen Fehlern gelernt. Nach einer Modellierungen von Epidemien anfänglichen Euphorie mit darauffolgender „overfitted“ werden, modellieren keinen guten Track Record.« kritischer Ernüchterung und Fehleranalyse ist sie mehr Rauschen als Signal.« eine etwas demütigere, aber dennoch nicht weniger relevante Wissenschaft entstanden. In Anbetracht all dessen ist die oft propa- Mittlerweile gibt es dort rigorose Methoden, Sobald die Modellierer sich aber auf kom- gierte Pseudogenauigkeit der Modellierungs- mit denen die jeweilige Güte von Vorhersa- plexe, kaum oder gar nicht verstandene und ergebnisse schlichtweg vermessen. Es ist, als gen geprüft werden kann. Die Pandemie-Mo- zudem noch volatile Zusammenhänge stür- würde man mit Kanonen – nämlich komple­ dellierer von heute täten gut daran, mal ei- zen, sobald die zugrundeliegenden Parame- xen, multiparametrischen Modellierungen – nen Blick hierauf zu werfen. ter auf nicht-verlässlichen oder nur geschätz- auf Spatzen – also auf grob fehlerbehaftete Vielleicht besteht aber der eigentliche Nut- ten Daten beruhen, und sobald die Vorhersa- und nicht-valide Datengrundlagen – schießen. zen der Pandemie-Modellierungen darin, ge Einfluss auf ihr eigenes Ergebnis hat – dann Ein schönes Beispiel ist hier auch der Rück- Worst-­Case-Szenarien wissenschaftlicher er- funktioniert es nicht mehr richtig. Die daraus gang des Autoverkehrs in der Pandemie. In scheinen zu lassen – und damit einschneiden- resultierenden überkomplexen Modelle wer- den USA wurden im letzten Jahr rund 13 Pro- de Maßnahmen für die breite Masse ein- den, damit überhaupt etwas Plausibles dabei zent weniger Meilen gefahren. Folglich dürf- leuchtender und akzeptabler zu machen. Die- herauskommt, „overfitted“ – es wird also mehr te auch die Zahl der Verkehrstoten abgenom- se also wissenschaftlich zu bebildern. Das ist Rauschen als Signal modelliert. Eine vertief- men haben, was demnach einer der wenigen aber eine gefährliche Strategie: Zum einen, te Diskussion der Limitationen und Unsicher- positiven Effekte der Pandemie wäre. Falsch! weil Vorhersagen, die danebenliegen, ihre heiten solcher Modelle samt deren Aussagen Die Verkehrstoten haben zugenommen wie Überzeugungskraft verlieren – zum anderen, würde dabei genauso stören wie passende seit 1924 nicht mehr, nämlich um 25 Prozent weil die Modelle ja behaupten, die Nützlich- Kontrollen – und damit in weniger öffentli- pro gefahrener Meile. Retrospektiv sucht man keit oder Schädlichkeit bestimmter Maßnah- cher Aufmerksamkeit resultieren. nun nach Gründen hierfür, wie beispielswei- men und Verhaltensweisen zu „objektivieren“. John von Neumann, Mathematiker, Phy- se vermehrter Alkoholkonsum. Doch was hier Wie zum Beispiel Schulschließungen, Aus- siker und Computer-Pionier, wird mit dem Bon- jetzt viel wichtiger ist: Man hätte diesen über- gangssperren oder Abstandsregeln. Wenn die mot zitiert: „Mit vier Parametern kann ich ei- raschenden Effekt wohl kaum vor dessen Be- offensichtlichen und teils schwerwiegenden nen Elefanten fitten, und mit fünf ihn mit dem kanntwerden in einem Modell der Gesamt- Limitationen der Modelle nicht erkannt oder Rüssel wackeln lassen.“ Wenn mit Rüssel-wa- mortalität während der Pandemie berücksich- berücksichtigt werden, sie aber dennoch die ckelnden Elefanten und dem Gestus mathe- tigen können. Grundlage für unser Handeln in der Pande- matisch-physikalischer Autorität Politikbera- Ein weiterer wichtiger Grund für das Ver- mie liefern – dann läuft etwas schief. tung gemacht wird, ist das nicht ohne Risiko. sagen der Modelle ist, dass deren Annahmen Allerdings: Ob und – wenn ja – welchen ja durch die in der Pandemie angeordneten Einfluss die derzeit sehr medienpräsenten Mo- Maßnahmen modifiziert werden. Dies ist so- dellierer überhaupt auf die Politik haben, oder Der Wissenschaftsnarr dankt Christian Meisel gar ein erwünschter Effekt, schließlich erhe- ob sie von dieser nur benutzt werden, um po- und Gerd Antes für anregende Diskussionen. ben die Modellierer genau deswegen häufig litisch motivierte Entscheidungen zu recht- Weiterführende Literatur und Links finden sich ihren Zeigefinger. Allerdings wäre das gera- fertigen, ist unklar. Dafür können die Model- wie immer unter: http://dirnagl.com/lj.

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IMPRESSUM

Laborjournal Schöne Biologie 27. Jahrgang | Heft 5/2021 gegründet 1994 Flüchtige von Hanspeter Sailer † und Kai Herfort ISSN: 1612-8354 Dogmen Einzelpreis: 3,50 Euro Verlag und Herausgeber: Lj-Verlag GmbH & Co. KG Seitzstraße 8 D-79115 Freiburg Tel. +49-761-28 68 93 Warum werden in der Biologie immer wie­ schritt die Sequenz eines Pro­teins realisiert www.laborjournal.de der Dogmen aufgestellt – und auch wieder – umgekehrt aber fließt die Sequenzinfor­ Druck & Lithos: gebrochen? Schließlich kommt der Begriff mation eines niemals zurück in die westermann DRUCK | pva „Dogma“ historisch aus Theologie und Phi­ Produktion einer Nukleinsäure-Sequenz. Und Georg-Westermann-Allee 66 losophie und bezeichnet vornehmlich eine das kann wohl als „Zentrales Dogma“ auch 38104 Braunschweig – meist „von oben“ – beschlossene oder gar heute noch stehen bleiben. Anzeigen: verordnete grundsätzliche Lehraussage, de­ Andere Dogmen, die in der Biologie for­ top-ad Bernd Beutel ren Wahrheitsanspruch als unumstößlich gilt. muliert wurden, sind da flüchtiger. Und dies Schlossergäßchen 10 Klingt demnach nicht nach etwas, das man nicht nur, weil Forscher die Bedeutung ih­ D-69469 Weinheim im besten wissenschaftlichen Sinne stets rer Resultate gerne mal zum „Dogmabruch“ Tel. +49-6201-290 92-0 neu hinterfragt und auf den experimentel­ aufmotzen (wie übrigens auch zum „Paradig­ Fax. +49-6201-290 92-20 len Prüfstand stellt. menwechsel“). Nein, vielmehr wackeln bio­ E-Mail: [email protected] Vielleicht ist es aber gerade die tiefe Sehn­ logische Dogmen oftmals tatsächlich unter sucht nach universellen Lehrsätzen zur Erklä­ dem Gewicht neuer Resultate. Versand/Abo: Tel. +49-761-28 68 69 rung fundamentaler Lebensprozesse, die Bio­ Nehmen wir etwa Christian Anfinsen. logen dazu treibt, allzu gerne zu dem star­ 1973 publizierte er seine thermodynamische Stellenanzeigen: ken Begriff „Dogma“ zu greifen. Auch wenn Hypothese der Proteinfaltung, nach der Ulrich Sillmann, sie damit nur auf diesen einen Aspekt des jedem Protein unter physiologischen Be­ Tel. +49-761-29 25 885 gesamten Begriffs abzielen. dingungen seine Sekundär- und Tertiär­ E-Mail: [email protected] Paradebeispiel ist wohl das „Zentrale struktur aus energetischen Gründen bereits Kalender: Dogma der Molekularbiologie“, das Francis durch die Aminosäuresequenz vorgegeben Tel. +49-761-29 25 885 Crick 1958 formulierte. Dummerweise ver­ ist – weshalb es sich dann automatisch und E-Mail: [email protected] einfachte dessen Doppelhelix-Mitentdecker alleine immer gleich faltet. Seit man jedoch Graphik/Bilder/Montagen/Layout: James Watson das Dogma in seinem Lehr­ Molecular Crowding, Prionen, metamorphe Kai Herfort, Juliet Merz, Ralf Neumann, buch Molecular Biology of the Gene schlicht­ Proteine oder Chaperone studiert, wackelt Ulrich Sillmann weg zu dem Schema „DNA —> RNA —> Pro­ Anfinsens Dogma beträchtlich. Einige sehen Redaktion: tein“. Und rief damit bis heute jede Menge es gar als geknackt an, nicht zuletzt kursiert Zentrale: Tel. +49-761-28 68 93 besserwisserische Dogma-Umstürzler auf den der Begriff „Quinärstruktur“ bereits seit 1982. Chefredakteur: Ralf Neumann Plan. „DNA wird nicht nur in RNA übersetzt, Oder das Dogma, dass sich im Gehirn von Tel. +49-761-35 73 8 sondern auch wieder in neue DNA“, mäkeln Erwachsenen keine neuen Ner­ venzellen mehr Kai Herfort (-28 68 69) einige. „RNA kann via Reverse Transkripta­ bilden. Dieses wurde tatsächlich geknackt, Harald Zähringer (-29 25 886) se auch zurück in DNA umgeschrieben wer­ als man um die Jahrtausendwende vor al­ Juliet Merz (-29 25 887) den“, heben andere ihre Zeigefinger. Über­ lem im Hippocampus teilungsaktive neuro­ E-Mail: [email protected] sehen haben sie jedoch allesamt, dass Crick nale Stammzellen aufspürte. Womit wir end­ Titelbild: bei seinem Dogma immer nur vom Informa­ lich an dem Punkt angekommen sind, war­ © Feydzhet Shabanov & SciePro (beide tionsfluss sprach. „... once (sequential) ‚infor­ um Dogmen-Knacken eigentlich so schön ist: Adobe) / Zuberka & Ugreen (beide iStock) mation‘ has passed into protein it cannot get Oft entstehen damit völlig neue und frucht­ Montage: Kai Herfort out again“, heißt es in seinem 1958er-Artikel. bare Forschungsgebiete! Bei den neurona­ Ständige MitarbeiterInnen: Und als die Reverse Transkriptase entdeckt len Stammzellen hat man etwa gerade erst Ulrich Dirnagl, Rafael Florés, Kathleen war, präzisierte er 1970 nochmals: „The cen­ gelernt, dass sie zwei verschiedene Popula­ Gransalke, Karin Hollricher, Tobias Ludwig, tral dogma of molecular biology deals with the tionen bilden: Eine, die sich schnell zu reifen Sigrid März, Henrik Müller, Andrea detailed residue-by-residue transfer of sequen­ Neuronen weiterdifferenziert – und eine an­ Pitzschke, Maike Ruprecht, Mario Rembold, tial information. It states that such informati­ dere mit deutlich langsamerer Teilungsaktivi­ Chris Schlag, Larissa Tetsch on cannot be transferred from protein to either tät, die als stetige und undifferenzierte Reser­ Bankverbindung: protein or nucleic acid (Nature 227: 561-63). ve in ihren Stammzellnischen verbleibt (Cell Fidor-Bank Aus der Sequenzinformation eines Gens , doi: 10.1016/j.stem.2021.03.018). IBAN: DE42 7002 2200 0020 1347 47 (DNA) wird also über die RNA als Zwischen­ Ralf Neumann BIC: FDDODEMMXXX

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Erlangen-Nürnberg Corona-Club Kanal als Kaltsensor Warum reagieren empfindliche oder angegrif­ schlüsselten Erstautorin Laura Bernal et al. in » Der Charité-Virologe Christian fene Zähne derart heftig auf Kält­ ereize? Ein Mäusezähnen. Sie erklärt: „Durch eine spezi­ Drosten und seine Frankfurter Kollegin Team um Katharina Zimmermann von der elle Glaselektroden-Technik konnte ich nor­ Sandra Ciesek informieren nicht nur Anästhesiologischen­ Klinik des Universitätskli­ male Mäuse mit Mäusen vergleichen, die kein im NDR-Podcast über neue Ergebnisse nikums Erlangen hat aufgedeckt: Der Ionenka­ TRPC5 produzieren. Es zeigte sich, dass TRPC5 der Corona-Forschung – sie produzieren nal TRPC5 ist schuld (Sci. Adv. 7(13): eabf5567)! für einen Großteil der Kaltantworten im Zahn auch welche zusammen. So sammelten TRPC5 (Transient Receptor Potential Chan­ entscheidend ist – und dass TRPC5-Antago­ ihre Teams Abstrichproben von Per­so- nel 5) sitzt in den Fortsätzen der empfindlichen nisten diese blockieren.“ nen ein, die von Ende Oktober bis Ende Odontoblasten, deren Zellkörper an der Gren­ Bernals Kollegin Christine König beobach­ Dezember in Frankfurt am Main SARS- ze zwischen Zahnbein (Dentin) und Zahnmark tete zudem in Verhaltensexperimenten, dass CoV-2-positiv getestet wurden. Daraus (Pulpa) sitzen. Von dort ragen ihre Fortsätze, die TRPC5-losen Mäuse auch nach induzierten konnten sie 136 Virusgenome sequen- die Tomes‘schen Fasern, in die feinen Kanäl­ Entzündungen keine Zahnschmerzen mehr zieren und miteinander vergleichen. Am chen des Zahnbeins hinein. entwickelten. Gerade in den entzündeten Zäh­ Ende spürten sie 28 verschiedene SARS-­ Dass TRPC5 tatsächlich als Kaltsensor fun­ nen von Kariespatienten hatten Zimmermann CoV-2-Varianten auf – darunter auch giert und Temperaturveränderungen als elek­ und Co. zuvor besonders viele TRCP5-Kanäle die damals noch nicht weit verbreitete trisches Signal an das Gehirn weitergibt, ent­ gefunden. -RN- „britische“ Mutante B.1.1.7, die heute das Infektionsgeschehen hierzulande dominiert. Sechs andere Viruslinien wa- ren bis dahin nirgendwo in Deutschland Leipzig beobachtet worden. Erstautor Marek Widera et al. schließen daher: „Die hohe Ehrliches Trommeln Diversität der Sequenzen, die über zwei In bestimmten Situationen machen Men­ nik namens Fotogrammetrie aus sicherer Ent­ Monate in Frankfurt am Main beobach- schen-Männer manchmal „den Gorilla“: Sie fernung bestimmt hatten, offenbarte sich ih­ tet wurde, unterstreicht die anhaltende strecken die Brust möglichst breit heraus und nen folgender Zusammenhang: Die Frequenz­ Notwendigkeit einer kontinuierlichen trommeln mit beiden Fäusten schnell und kräf­ maxima der Trommelschläge korrelierten zu­ SARS-CoV-2-Überwachung mittels Voll- tig darauf. In vielen Fällen ist die „tierische Ges­ verlässig mit der Körpergröße des jeweiligen genom-Sequenzierung, insbesondere in te“ eine unmittelbare Reaktion auf eine ganz Trommlers – größere Männchen trommelten Städten mit internationalen Flughafen- besondere Leistung – etwa beim Sport. Und demnach „tiefer“ als kleinere (Sci. Rep., doi.: verbindungen.“ ( 9: 748) soll nicht weniger signalisieren als: „Habt ihr 10.1038/s41598-021-86261-8). -RN-

» Anders als SARS-CoV vermehrt sich SARS-CoV-2 bevorzugt in den oberen Atemwegen – und kann dadurch fataler- weise schon vor Symptom-Ausbruch auf andere Personen übertragen werden. Eine Gruppe aus dem Institut für In- fektionskrankheiten (IFIK) der Univer- sität Bern sowie dem eidgenössischen Foto: Dian Fossey Gorilla Fund Institut für Virologie und Immunologie das alle gesehen? Ich bin der Größte!“ Dumm „Gorillas übermitteln auf diese spekta­ (IVI) fand jetzt heraus, dass die 4 Grad nur, dass das Original – der Gorilla – sich mit kuläre Weise Informationen über ihre eigene Temperaturunterschied zwischen unte- dem Brusttrommeln offenbar gar nicht der­ Körpergröße“, erklärt Erstautor Edward Wright. ren und oberen Atemwegen (33 versus art angeberisch aufspielen will. Dies jedoch offenbar grundehrlich – und oh­ 37 Grad Celsius) den Unterschied aus- Den tatsächlichen Sinn des Brusttrom­ ne jeglichen Bluff oder Angeberei. Vielmehr machen. In einem Zellkulturmodell, das melns zu studieren, war für das Team um Ed- könnten andere Männchen anhand der qua­ die Verhältnisse im Atemtrakt simuliert, ward Wright und Martha Robbins vom Leip­ si realistischen Information vorweg entschei­ beobachtete das Team um Letztautor ziger Max-Planck-Institut für evolutionäre An­ den, ob sie tatsächlich einen Rangkampf wa­ Ronald Dijkman, dass SARS-CoV-2 thropologie nicht ganz leicht. „Die Durchfüh­ gen wollen – oder doch lieber nicht. Und die sich in den Zellen bei 33 Grad deutlich rung dieser Studie war eine Herausforderung, Weibchen dürften die unverzerrte Informa­ schneller und üppiger vermehrt als bei da die Dauer des Brusttrommelns relativ kurz tion gleichfalls bei der Partnerwahl nutzen. 37 Grad. Dummerweise wurde gleichzei- ist und wir zur richtigen Zeit am richtigen Ort Interessanterweise fanden die Forscher bei tig unter diesen Bedingungen die ange- sein mussten, um die Tonaufnahmen zu erhal­ den verschiedenen Männchen überdies gro­ borene Immunantwort der Epithelzellen ten“, berichtet Co-Autor Eric Ndayishimiye, ße Unterschiede hinsichtlich der Anzahl der weniger stark stimuliert als bei 37 Grad. Forschungsassistent beim Dian Fossey Gorilla Schläge wie auch der Dauer der Trommelei. Dass sich SARS-CoV-2 bei niedrigerer Fund. „Außerdem mussten wir uns von diesen „Das könnte darauf hindeuten, dass das Brust­ Temperatur besser ausbreiten kann, hat großen, kräftigen Tieren fernhalten.“ trommeln jeweils individuelle Signaturen ha­ also eine doppelte Ursache. (PLoS Biol. Nachdem die Gorilla-Experten genug Ton­ ben kann – doch um diese Annahme zu tes­ 19(3): e3001158) -RN- aufnahmen im Kasten und die Körpergröße ten, sind weitere Studien notwendig“, sagt der jeweiligen Männchen mittels einer Tech­ Wright. -RN-

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Stichwort des Monats Synonyme Mutation

Der Austausch einer einzigen Base kann in ei- Mutation im MDR1-Gen dafür sorgte, dass das der Basen-Austausch hatte in der Nähe der Ak- ner Zelle und sogar im ganzen Organismus or- Glykoprotein anders auf Wirkstoffe und Inhibi- zeptor-Spleißstelle von Exon 11 stattgefunden. dentlich Chaos verursachen – muss es aber toren reagierte. Sie vermuteten, dass das aus- Das Ergebnis: Beim Zusammenfügen der ein- nicht. Denn es gibt auch Genmutationen, die getauschte Codon die co-translationale Fal- zelnen Exons wurde das Exon 11 ausgelassen. überhaupt keinen Einfluss auf den Phänotyp tung des gerade entstehenden Proteins zeit- Das verkürzte Protein beziehungsweise schon haben und als neutrale Mutationen bezeich- lich beeinflusst sowie den korrekten Einbau von die mRNA sind der Zelle ein Dorn im Auge, wo- net werden. MDR1 in die Membran verhindert, was letztlich durch sie schnell deren Abbau einleitet. „Der Sie treten beispielsweise in nicht-codie- auch die Struktur des Proteins verändert so- nahezu vollständige Ausfall von BAP-1 als Kon- renden Sequenzen des Erbguts auf, können wie dessen Interaktionsstelle mit Inhibitoren. sequenz dieser vermeintlich stummen Mutati- aber auch in den nicht-translatierten Regio- on führt zu höherer Aggressivität des Tumors nen oder codierenden Sequenzen der Exons Erstaunlich früh verstorben und dadurch zu einer massiv verkürzten Über- auftauchen. Wenn ein solcher Genabschnitt lebenszeit des Patienten“, fasst Peña-Llopis in mutiert und dieses Ereignis keinen Effekt auf Weil synonyme Mutationen nicht die Ami- der dazugehörigen Pressemitteilung zusam- den Organismus hat, spricht man von einer stil- nosäure-Sequenz eines Proteins ändern, wer- men. Das Forscherteam plädiert dafür, den ver- len beziehungsweise stummen Mutation. Das den sie besonders in der Krebsforschung häu- meintlich stummen Mutationen bei Genoma- kann passieren, wenn sich durch eine Punkt- fig übersehen und im Sinne einer stillen Muta- nalysen mehr Beachtung zu schenken. mutation zwar eine Base eines Codon-Tripletts tion als ungefährlich abgestempelt. Diesem Vorhaben dürften Wissenschaftler verändert, die daraufhin eingebaute Amino- Diesen Fehler machten Samuel Peña- wie Sven Diederichs vom Universitätsklinikum säure aber die gleiche bleibt. Dieses Phäno- Llopis vom Deutschen Konsortium für Trans- Freiburg und Deutschen Krebsforschungszen- men tritt häufig bei Mutationen an der drit- lationale Krebsforschung am Universitätskli- trum in Heidelberg zustimmen. Vor zwei Jah- ten Triplett-Position auf. nikum Essen und Kollegen indessen nicht. Sie ren hatte der studierte Biochemiker mit sei- konnten dieses Jahr zeigen, dass ignorierte nem Team aus weltweiten Krebsgenomstudien Harmlose Mutationen vermeintlich stille Mutationen lebensbedroh- knapp 660.000 synonyme Mutationen zusam- liche Folgen haben können. In ihrer in iScience mengestellt und charakterisiert (Nat. Commun. Es kann aber auch dazu kommen, dass erschienenen Studie berichten sie von einer 10: 2569). Die Ergebnisse speiste die Gruppe ein Ribosom durch eine Mutation tatsäch- Patientin mit klarzelligem Nierenkrebs, auf den in eine extra dafür entwickelte Datenbank na- lich eine andere Aminosäure in das gera- sie in der Tumorgen-Datenbank „The Cancer mens SynMICdb ein. de entstehende Protein einbaut. Hat dieser Atlas“ gestoßen waren (24: 102173). Austausch allerdings keinen Einfluss auf die Ein Mutationsprofil ihres Tumor erbguts hat- Falsch gefaltet Funktion des Proteins – beispielsweise, weil te der Patientin eine eher günstige Progno- bei einem Enzym das aktive Zentrum unbe- se gestellt: Sie sollte noch etwa 117 Monate Die Notwendigkeit ihres Vorhabens un- rührt bleibt – spricht man ebenfalls von ei- weiterleben können. Allerdings verstarb die terstrich die Gruppe mit dem Beispiel des On- ner stummen Mutation. 73-jährige Frau schon 56 Monate nach ihrer kogens KRAS, eines der am häufigsten mu- Mutationen, welche zwar die DNA-Se- Krebsdiagnose. tierten Onkogene und ein Faktor, der beson- quenz verändern, nicht aber die codierte Ami- Verwundert warf die Gruppe um Peña- ders bei Bauchspeicheldrüsen-, Dickdarm- nosäure, werden auch synonyme Mutationen Llopis einen genaueren Blick in die Tumor- und Lungenkrebs eine Rolle spielt. Sie un- genannt. Von Biologen und Medizinern wer- gen-Daten und entdeckte eine Mutation in tersuchten die Auswirkungen einer synony- den diese häufig als still abgetan – ein grober dem Tumor-Suppressor BAP-1. Die Prognose men Punktmutation an Position 30. Es zeig- Irrtum, wie sich in den vergangenen Jahren für Krebspatienten mit Mutationen in BAP-1, te sich, dass sich die Sekundärstruktur der herausgestellt hat. welche die Suppressorfunktion des Proteins mRNA durch die ausgetauschte Base verän- Der US-amerikanische Biochemiker beeinträchtigen, sind äußerst düster. Bei der dert hatte. In einem Interview mit Innovations Michael Gottesman von den National Institutes Patientin hatte sich im BAP-1-Gen zwar auch Report vergleicht Diederichs die mRNA mit ei- of Health hatte 2007 eine Mutation im Multi- eine Mutation eingeschlichen, diese hatte die nem Stadtplan. Je nachdem, wie dieser gefal- drug-Resistance-1(MDR1)-Gen genauer unter Aminosäuren-Abfolge des Proteins aber über- tet sei, könne man ihn besser oder schlechter die Lupe genommen (Science 315: 525). Die haupt nicht verändert: Egal ob mit oder oh- lesen, was letztlich auch darüber entscheide, Sequenz codiert MDR1, ein Glykoprotein und ne Mutation, das Codon-Triplett signalisierte wie schnell man ans Ziel kommt. „Der Plan ist ATP-abhängiger Membrantransporter, der to- den Einbau von Glycin. der gleiche, aber die Faltung hat Folgen“, er- xische Stoffe aus der Zelle pumpt. Gottesman Der Ort der synonymen Mutation stellte klärt Diederichs. und Co. zeigten, dass eine vermeintlich stille schließlich die Ursache des Problems dar. Denn Juliet Merz

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Der Teufel im Detail

HEIDELBERG: Krebsforscher entdecken einen biologisch distinkten Typ des Neuroblastoms, was weitreichende Konsequenzen für dessen Diagnose und Behandlung hat.

Und plötzlich ist es Krebs. Besonders bei Kindern ist dies eine men ist. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Krebsforscher unlängst niederschmetternde Diagnose. In sieben bis acht Prozent der Fälle im Fachjournal (12: 1269). handelt es sich bei Tumoren um Neuroblastome, die dritthäufigste Wenn Zellen wachsen oder sich teilen, wird dies straff reguliert. bösartige Krebserkrankung bei Kindern. Die Wucherungen gehen Neben komplexen Stoffwechselwegen begrenzt auch ein recht aus unreifen Zellen des embryonalen Neuralrohres hervor und treten einfacher Prozess die unendliche Vermehrung von Zellen: Bei jeder daher bevorzugt an den Nebennieren und entlang der Wirbelsäule Teilung verliert die Zelle Stücke ihres Erbguts. An den Enden der auf. Wie die meisten Krebsarten wird auch das Neuroblastom in Chromosomen befinden sich sogenannte Telomere. Diese Schweregrade eingeteilt, die sich hinsichtlich ihrer Therapieoptionen DNA-Stücke fungieren als Schutzkappen und verhindern, dass und Überlebenschancen unterscheiden. Dabei gelten die Tumore als wichtige Inhalte des Erbguts verloren gehen. Sind sie nach besonders aggressiv, die natürliche Mechanismen des Zelltodes mehreren Zellteilungen zu kurz, kann sich die Zelle nicht mehr aushebeln. Frank Westermann und seine Forschungsgruppe teilen. Einige Tumorarten schaffen es jedoch, diesen Kontrollpunkt „Neuroblastom-Genomik“ am Deutschen Krebsforschungszentrum geschickt auszuhebeln: Sie verlängern selbstständig ihre Telomere. (DKFZ) und dem Hopp-Kindertumorzentrum (KITZ) in Heidelberg „Man kennt das für Neuroblastome, aber auch für diverse andere konnten einen aggressiven Typus des Neuroblastoms charakterisie- Tumore. Die Telomere können entweder durch eine Stimulation der ren, dem mit derzeitigen Behandlungsmethoden kaum beizukom- Telomerase wachsen oder sie suchen sich einen alternativen Weg“, sagt Krebsmediziner Westermann. Werden die Chromosomenenden direkt durch die Telomerase verlängert, resultiert dies in einem aggressiven, schnellwachsenden Tumor. In Neuroblastomen ist die Mutation des Transkripti- onsfaktors MYCN oft ursächlich für eine übersteigerte Expression des Telomerase-Gens. „Die gegenwärtige Chemotherapie zielt genau auf solche Tumore ab, die sich schnell und häufig teilen. Für Wucherungen dieser Art ist die Prognose in der Regel trotzdem schlecht“, so Westermann. Im Gegensatz dazu seien Tumore, deren „Unsterblich- keit“ über den alternativen Weg der Telomerverlän- gerung (Alternative Lengthening of Telomeres, ALT) gesichert werde, wenig dynamisch und flögen oft unter dem Radar. Ein Problem, denn das genetische Set-up der Zellen hat gravierende Auswirkungen auf den Therapieerfolg.

Ein wiederkehrendes Übel

Um die Biologie dieser Krebsart besser zu verstehen, untersuchten die Heidelberger Krebsforschenden zunächst, wie oft ALT-positive Neuroblastome auftreten. Sie analysierten Proben von 760 Patienten und suchten nach sogenannten C-Circles, zirkuläre, teilweise einzelsträngige DNA-Moleküle, die nicht auf Chromosomen vorkommen und telomerische Wiederholungsse- quenzen aufweisen. „Dieser Marker deutet auf Tumore hin, die ihre Telomere durch Rekombinati- on unendlich verlängern können. In ihren Zellen ist meist keine Telomerase exprimiert“, erklärt Westermann. Das Forscherteam konnte zeigen, dass etwa zehn Prozent der Patienten ALT-positive Tumore aufwiesen. Neben dieser Primär-Kohorte analysierten die Heidelberger auch Proben einer weiteren, kleineren Patientengruppe. „Wir haben uns zusätzlich vierzig Betroffene mit wiederkehren- den Tumoren angesehen. Dort fanden wir bei fast Illustr.: Juliet Merz jedem zweiten Tumor den ALT-Marker“ – damit

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Frank Westermann (vorne li.) und sein Heidelber- ger Team. Foto: Dr. Larissa Savelyeva (DKFZ)

Westermann. Diese müssten gesondert behandelt werden. Weiterhin sieht er Nachholbedarf bei der Diagnostik: „Wir wissen, dass die alternativen Telomerverlängerungen auch bei anderen neuronalen Tumoren auftreten. Ich halte es daher für wichtig, die Telomerbiologie bei jedem Tumortyp zu bestimmen.“ Dies sei unerlässlich, um die Risikoprognose zu verfeinern, denn oft werden hatten die Heidelberger nicht gerechnet. Allerdings sei dies gut ALT-positive, also Hochrisikotumore, nicht als erklärbar, so Westermann: „Wir haben es bei ALT-positiven Tumoren solche erkannt. Eine weitere Frage, die den Heidelberger umtreibt: mit Wucherungen zu tun, die langsam wachsen und sich kaum Sind Neuroblastome, die keine Veränderungen in den Telomer-War- teilen. Damit greift unsere gegenwärtige Chemotherapie oft ins tungsmechanismen aufweisen, per se gutartig? Bisherige Leere und die Tumorzellen überleben.“ Ergebnisse deuten an, dass es bei solchen Tumoren trotz anderer Nachdem die Gruppe die Tumore identifiziert hatte, untersuchte krebsfördernder Mutationen (wie beispielsweise im TP53-Gen) zu sie die Zellen mit diversen Verfahren, um die Biologie der Spontanheilungen kommt. ALT-positiven Tumore besser zu verstehen, darunter Genom-, In der nächsten Zeit wollen sich die Heidelberger mit der Transkriptom-, Proteom- und Chromatin-Immunpräzipitationsanaly- Entwicklung einer experimentellen Plattform beschäftigen, um sen. Westermann et al. interessierten sich besonders für Mutationen mögliche Schwachstellen der ALT-positiven Tumore zu identifizie- im ATRX-Gen. Veränderungen dieses Gens können zum sehr seltenen ren. Ein schwieriges Unterfangen, denn bisher sind Modellsysteme X-chromosomalen Alpha-Thalassämie-Geistige-Retardierung-Syn- rar. „Die Zellen wachsen sehr langsam in Kultur und viele Forscher drom führen, einer schwerwiegenden Entwicklungsstörung. Der haben bei der Etablierung solcher Modelle schlichtweg die Lust Transkriptionsfaktor ATRX ist jedoch auch ein Suppressor der verloren“, erzählt Westermann. Derzeit gäbe es weltweit nur fünf alternativen Telomerverlängerung. „Wir konnten in über 55 Prozent Zellkultur-Modelle für Neuroblastome, die aufgrund ihres der ALT-positiven Tumore auch tatsächlich Mutationen in diesem langsamen Wachstums kaum Hochdurchsatz-Screenings zuließen. Gen feststellen“, erzählt Westermann. In den anderen Wucherungen Daher tüftele man derzeit an einem solchen Modell, um diesen identifizierten die Heidelberger zwar normale mRNA-Level von ATRX, Tumortyp zukünftig optimal behandeln zu können. Tobias Ludwig konnten jedoch drastisch reduzierte Proteinlevel nachweisen. Westermann: „Unsere Gruppe ist die erste, die ein so umfangreiches Proteom von Neuroblastomen analysiert hat. Wir konnten im Mittel 7.000 Proteine pro Tumor quantifizieren und dabei entdecken, dass bei vielen Wucherungen weniger ATRX vorhanden ist.“ qTOWER 3-Produktfamilie Your way of qPCR Gefährliches Wachstum

Der Transkriptionsfaktor entfaltet seine Funktion in einem Komplex mit dem Protein DAXX. Auch dessen Proteinlevel waren in einigen Tumoren reduziert. Den Zusammenhang zwischen den beiden Proteinen konnten Westermann und Co. in einer ALT-negati- ven Neuroblastom-Zelllinie zeigen. Knipsten sie dort das DAXX-Protein aus, reduzierten sich die ATRX-Level binnen 96 Stunden. „Es gibt definitiv einen Zusammenhang zwischen den niedrigen DAXX- und ATRX-Proteinmengen. Wie es aber dazu kommt, ist noch nicht geklärt“, fasst der Krebsmediziner die Ergebnisse zusammen. Eine weitere Erkenntnis der Heidelberger Studie: Der Telomera- se-abhängige und der -unabhängige Weg schließen sich in der Regel gegenseitig aus. „Es kommt nur in sehr seltenen Fällen vor, dass in einem Tumor Zellen mit Telomerase-abhängiger und -unabhängiger Aktivierung nebeneinander auftauchen“, sagt Westermann. Dies habe Relevanz für die Krebstherapie, da Telomerase-positive, also schnellwachsende Tumore, mit gängigen Chemotherapeutika oft Your Way of qPCR besser zu behandeln sind. Einen ALT-positiven Tumor durch eine Thermocycler der qTOWER³-Serie Aktivierung der Telomerase-Expression in einen ALT-negativen Tumor umzuwandeln, hält der Krebsmediziner jedoch für keine gute Idee: Performance-Champion unter den Real-time PCR-Thermocyclern. „Auch in der Alternsforschung wird diskutiert, ob man nicht einfach die Telomerase einschalten könne, um Gewebe zu verjüngen. Dabei www.analytik-jena.de sträuben sich mir allerdings die Haare, weil man hier Gefahr läuft, auch an anderer Stelle Krebs zu erzeugen.“ Der wichtigste Punkt der Arbeit sei, dass es sich bei ALT-positi- ven Tumoren um biologisch distinkte Wucherungen handelt, betont

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Gen-(iale) Werkzeuge

DÜSSELDORF: Ganze Genome zu sequenzieren, ist inzwischen Standard. Doch das heißt noch lange nicht, dass man alle genetischen Varianten bei der Auswertung auch entdeckt. Neue Analysemethoden kommen aus der Düsseldorfer Universitätsmedizin.

Vor genau zwanzig Jahren stellte das Inter- Methoden nach Mustern, also überhäufigen Se- um bestimmte Genotypen mit Phänotypen nationale Konsortium zur Sequenzierung des quenzen, in Genomen zu suchen.“ Seitdem ist (meistens Krankheiten) in Verbindung zu brin- menschlichen Genoms den ersten Entwurf für er der Bioinformatik treu geblieben, und auch gen. Neben Einzelaustauschen gibt es in Ge- eine Referenzsequenz vor. Zuvor hatten über der Wechsel vom Max-Planck-Institut für Infor- nomen aber auch größere strukturelle Verän- elf Jahre lang mehr als eintausend Forscher matik in Saarbrücken an die Universitätsklinik derungen – und genau dafür interessiert sich aus vierzig Ländern gemeinsam daran gear- in Düsseldorf war dadurch motiviert. „In Saar- Marschall. Unter diese strukturellen Variatio- beitet, das erste menschliche Genom mit sei- brücken war die Bioinformatik ebenfalls stark, nen fällt alles, was mehr als fünfzig Basenpaa- nen 3,1 Milliarden Basenpaaren zu entschlüs- aber hier in Düsseldorf sind wir in der Medizin re umfasst, also Deletionen, Inversionen, Du- seln. Nun kannte man den Inhalt des „Buchs angesiedelt und kommen so direkt in Kontakt plikationen und Translokationen. „Zahlenmä- des Lebens“ – aber was der Text bedeutete, mit vielen möglichen Kooperationspartnern, ßig sind strukturelle Varianten zwar seltener als blieb vorerst unklar. die von der Anwenderseite aus auf unsere Ar- SNPs“, erklärt der Bioinformatiker, „aber wenn Inzwischen hat sich in der Genomforschung beit schauen“, sagt der Bioinformatiker und fügt man die betroffenen Basenpaare betrachtet, viel verändert. Die Sequenzierung ganzer Ge- schmunzelnd hinzu: „Als Informatiker hatte ich machen strukturelle Variationen insgesamt ei- nome wird immer schneller und preiswerter, anfangs Angst, vor einem biologischen Publi- nen größeren Anteil aus. Allerdings sind sie ihre Auswertung ist jedoch noch immer an- kum zu sprechen, inzwischen ist es beinahe im Unterschied zu SNPs mit herkömmlichen spruchsvoll. Hier ist die Expertise von Bioinfor- anders herum.“ Analysemethoden viel schwerer zu finden. Sie matikern wie Tobias Marschall gefragt, der seit sind sozusagen die blinden Flecken der Ge- Januar 2020 eine W3-Professur für Medizini- Blinde Flecken im Genom nomforschung.“ Kein Wunder, dass strukturel- sche Biometrie und Bioinformatik an der Me- le Variationen oft keinen Eingang in Assozia- dizinischen Fakultät der Heinrich-Heine-Uni- Bei der Untersuchung von Genomen tionsstudien finden. versität in Düsseldorf innehat. Am Ende sei- stehen meist die sogenannten Einzelnukleo- Ein Grund, warum sich strukturelle Varian- nes Studiums der Naturwissenschaftlichen In- tid-Polymorphismen (Single Nucleotide Poly- ten so schlecht untersuchen lassen, ist die be- formatik in Bielefeld entschied sich Marschall morphism, SNP) im Vordergrund, also Variati- reits erwähnte Referenzsequenz des mensch- eher zufällig, wie er sagt, für eine Diplomarbeit onen einzelner Basen innerhalb einer Popu- lichen Genoms. Sie dient auch nach zwanzig mit bioinformatischer Fragestellung: „Ziel der lation. So werden SNPs beispielsweise in ge- Jahren immer noch als Vorlage, mit der die Arbeit war es, mit überwiegend statistischen nomweiten Assoziationsstudien verwendet, durch die Sequenzierung erzeugten kleinen

Lange Zeit galt das Genom einer einzigen Person als Referenz für die Genomforschung – die menschliche genetische Vielfalt repräsentiert das nicht. Foto: iStock / Rawpixel

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Fragmente (Reads) verglichen werden, um auf sie einem Ort auf dem Referenzgenom zu- das sequenzierte Genom zurückzuschließen. zuordnen. Allerdings handelt es sich bei der Referenz nur Dass sie jedoch für die De-novo-Assem- um ein einzelnes Genom, das die menschliche blierung nicht geeignet sind, verdeutlicht der genetische Vielfalt nicht repräsentiert. Struk- Bioinformatiker anhand eines Puzzles: „Kleine turelle Variationen, vor allem solche, die nur Puzzleteile kann man ohne Vorlage nur richtig in bestimmten Populationen häufig sind, sind positionieren, wenn sie sehr detailreich sind. darin nicht abgebildet, und aktuelle Daten- Stellen Sie sich das Bild eines Schiffes auf ei- banken mit entsprechenden Varianten sind nem Meer vor. Das Schiff kann man vermutlich sehr unvollständig. aus kleinen Teilen zusammensetzen, aber für Diesen Missstand soll eine aktuelle Pu- die konturlose blaue Fläche des Meers braucht blikation des Human Genome Structural Va- man möglichst große Puzzleteile.“ riation Consortium (HGSVC) beheben, dem Gerade Areale mit vielen repetitiven Se- auch Marschall angehört (Science 372 (6537): quenzen, in denen strukturelle Variationen be- eabf7117). Dafür haben die Düsseldorfer For- vorzugt auftreten, sind wenig detailreich, um scher gemeinsam mit Kollegen vom Europä- beim Puzzle-Beispiel zu bleiben. Hier ist man ischen Laboratorium für Molekularbiologie auf Sequenziertechniken angewiesen, die Long in Heidelberg (EMBL), dem Jackson Labora- Reads in der Größenordnung von zwanzig Ki- tory for Genomic Medicine in Farmington in lobasenpaaren oder mehr erzeugen. Die vom Versucht das Genomdaten-Wirrwarr zu Connecticut und der University of Washing- Konsortium verwendeten Sequenziergeräte le- ordnen: Bioinformatiker Tobias Marschall. ton in Seattle die strukturellen Variationen in sen jeweils ein einzelnes DNA-Molekül ab und Foto: HHU menschlichen Populationen analysiert und können dabei sogar bis zu fünfzig Kilobasen so als Vorlage für weitere Genomanalysen große Fragmente erzeugen. „Allerdings ist die- Jetzt, wo ein umfangreicher Katalog von nutzbar gemacht. Über sechzig Forscher wa- se Methode fehleranfällig“, schränkt Marschall strukturellen Varianten in der Menschheit er- ren an der Arbeit beteiligt. „Am Ende hatte ein. „Während wir die Daten erhoben haben, fasst ist, geht es daran, die biologischen Fra- die Publikation den Umfang eines Buchs“, so hatten wir das Glück, dass eine neue Technik gestellungen in den Vordergrund zu rücken. Marschall. „Allein der Anhang umfasst mehr entwickelt wurde. Dabei können Fehler kor- Dazu gehört insbesondere herauszufinden, als 200 Seiten.“ rigiert werden, indem die DNA zirkularisiert ob man strukturelle Varianten bestimmten wird und so mehrfach abgelesen werden kann.“ Phänotypen zuordnen kann. „Ein wenig ha- Puzzle für Fortgeschrittene ben wir mit dieser Arbeit in unserer Studie Alte Sequenz neu bewertet schon begonnen“, freut sich Marschall, dass Im Rahmen der Studie wurden die Geno- jetzt die Früchte der methodischen Arbeit ge- me von 32 Erwachsenen und zusätzlich von ei- Eine weitere Besonderheit der Studie: Von erntet werden können. „Aber das ist erst die nigen ihrer Kinder sequenziert. Da das Erbgut jedem Erwachsenen konnten beide Haploty- Spitze des Eisbergs. Es gibt im Genom un- der Nachkommen zur Vielfalt der strukturellen pen, also das mütterliche und das väterliche heimlich viele sehr komplexe Regionen, die Varianten nichts mehr beiträgt, wenn man die Genom, getrennt analysiert werden. Norma- sich schlecht analysieren lassen, die aber prä- Genome ihrer Eltern bereits kennt, dienten sie lerweise weiß man zwar nach der Sequenzie- destiniert dafür sind, bei der Entstehung von vor allem der Qualitätskontrolle für die neuen rung, welche Allele im Genom vorkommen, Krankheiten eine Rolle zu spielen. Gemeinsam Technologien. Grundlage für die Sequenzie- aber nicht, welche von ihnen gemeinsam auf mit verschiedenen Kooperationspartnern aus rung waren Zelllinien von Menschen aus 26 einem Chromosom vorliegen. Die dafür ver- dem HGSVC arbeiten wir gerade daran, diese verschiedenen Populationen. „Die HGSVC geht wendete Methode haben Marschall und sein Abschnitte für genomweite Assoziationsstu- ursprünglich aus dem 1.000 Project Team erst 2020 veröffentlicht (Genome Biolo- dien zugänglich zu machen.“ hervor“, erklärt Marschall. „Innerhalb des Kon- gy 21: 252). „Wenn man das Erbgut der Eltern Am Ende sollen die Erkenntnisse den Pa- sortiums gab es eine Gruppe für strukturelle kennt, kann man versuchen, die einzelnen Al- tienten zugutekommen. So können anhand Variationen, die sich dann neu formiert hat. Die lele des Kindes den Elterngenomen zuzuord- von Short Reads nur weniger als die Hälfte der nun verwendeten Zelllinien stammen eben- nen. Wir wollten aber ohne Eltern auskom- strukturellen Variationen in einem Genom ent- falls aus dem 1.000 Genomes Project.“ men“, erklärt der Forscher. „Bei der von uns eta- deckt werden, Sequenziermethoden, die Long Damit neue strukturelle Varianten über- blierten Methode verwenden wir lange Reads Reads generieren, sind aber noch relativ teu- haupt gefunden werden konnten, mussten zusammen mit Daten aus einer Einzelzellme- er. „Bis wir diese Verfahren routinemäßig auf die Wissenschaftler methodisch neue Wege thode namens Strand-seq. Dafür erlaubt man Patientengenome anwenden können, wird es gehen: Sie setzten die Genome aus den se- der Zelle genau eine Teilung und markiert da- wohl noch eine Weile dauern“, vermutet Mar- quenzierten Abschnitten zusammen, ohne bei den neu gebildeten DNA-Strang. Anschlie- schall und fügt hinzu: „Aber jetzt, wo man die dafür auf das Referenzgenom zurückzugrei- ßend sequenziert man nur den nicht-markier- strukturellen Variationen kennt, ist es möglich, fen. Eine solche De-novo-Assemblierung von ten Strang und kann dadurch auf die Sequenz viele von ihnen auch in Genomen wiederzu- Genomen ist erst seit wenigen Jahren zu ver- eines Haplotyps zurückschließen.“ finden, die nur mithilfe von Short Reads se- tretbaren Kosten möglich, wie Marschall er- Mit einer anderen Methode gelingt es den quenziert wurden. Wenn man weiß, wonach klärt: „Eine Voraussetzung dafür ist, dass bei Bioinformatikern sogar, die Haplotypen von man suchen muss, kann man also bestehen- der Sequenzierung lange Sequenzen anfal- polyploiden Nutzpflanzen wie der Kartoffel de Genomdaten noch einmal gezielt auf be- len – die sogenannten Long Reads. Mit dem mit ihren vier Genomen zusammenzusetzen. stimmte strukturelle Variationen hin untersu- Next Generation Sequencing, das seit etwa „Tatsächlich wollen Pflanzenforscher ziemlich chen.“ Und findet mit dem richtigen Werkzeug 2006 möglich ist, erhält man dagegen nur genau das Gleiche über ihre Sorten wissen, dann vielleicht etwas, was der Forschung bis etwa 150 Basenpaar lange Fragmente.“ Die- was wir gerade für den Menschen herausge- dahin verborgen war. se Short Reads reichen in der Regel aus, um funden haben“, resümiert Marschall. Larissa Tetsch

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LJ_521_Journal Club plus Stichwort.indd 31 26.04.21 15:26 Special:Special Zelluläre Immunologie Zelluläre Immunologie

Illustr.: British Society for Immunology Mehr als nur Antikörper

Bei milden COVID-19-Verläufen kommen offenbar zwei Dinge zusammen: Eine gelungene angeborene Immunantwort und T-Zellen, die sich an die verschiedensten Virus-Antigene erinnern.

Ein Special über zelluläre Immunität im Jahr SARS-CoV-2-Infektion schützen. Vielleicht stün- Bei einer durchschnittlichen und eher mil- 2021 – das geht natürlich nicht ohne einen den wir gar kurz vor der Herdenimmunität! den SARS-CoV-2-Infektion steigen die Zytoki- Blick auf SARS-CoV-2. Vor einem Jahr dreh- Spätestens der Herbst belehrte uns dann ei- ne der angeborenen Immunantwort mit et- ten sich noch viele Diskussionen um Antikör- nes Besseren, auch wenn über Kreuzimmuni- was Verzögerung und weniger stark an als bei per-Tests und deren Validierung: Führt eine tät noch immer diskutiert wird. anderen Infektionen. Anschließend geht die überstandene Infektion tatsächlich auch zu Nach wie vor ist unklar, warum einige Men- Anzahl der spezifischen T-Zellen nach oben, neutralisierenden Antikörpern, die eine Neuin- schen nur mild erkranken und andere schwers- und auch Antikörper werden freigesetzt. Of- fektion verhindern? Und wie lange würden te Verläufe entwickeln, selbst wenn sie keiner fenbar kommt es vor allem auf die T-Helfer- schützende Immunglobuline G (IgG) gegen auf den ersten Blick ersichtlichen „Risikogrup- zellen an, um die Viren zielgerichtet zu be- SARS-CoV-2 erhalten bleiben? pe“ angehören. Und auch hier haben wohl kämpfen. Sie vermitteln auch den B-Lympho- Schnell verlagerte sich der Blick dann auf T-Zellen ihre Finger im Spiel. zyten das Signal, Antikörper zu produzieren. die T-Zellen. Obwohl bei einigen genesenen Niedrige T-Zell-Spiegel sind mit schwereren COVID-19-Patienten kaum IgG messbar wa- Spezieller Trick Verläufen assoziiert. Bei schweren Verläufen ren oder deren Titer schnell wieder zurück- können die frühen Signale des angeborenen gingen, bestätigte sich glücklicherweise, dass In einem im Januar online erschienen Re- Immunsystems zunächst ausbleiben, um sehr die meisten Menschen nach überstandener view bringen die kalifornischen Immunologen viel später dann umso stärker in die Höhe zu Infektion vorerst immun sind oder zumindest Alessandro Sette und Shane Crotty Ordnung schießen. Das Immunsystem antwortet gewis- nicht erneut schwer erkranken. Die Antikörper in die bisherigen Erkenntnisse zur adaptiven sermaßen mit dem Holzhammer, selbst wenn im Blut sind nur die halbe Miete, denn für ei- Immunantwort gegen SARS-CoV-2 (Cell 184(4): nun kaum noch Virus repliziert. Daher auch ne erworbene Immunität braucht es auch ein 861-80). Ein Virus, so schreiben sie, brauche die Mahnung der Experten, sich nicht auf ak- Gedächtnis auf T-Zell-Ebene. Ein Corona-Impf- immer einen speziellen „Trick“, um den Orga- tuell freie Intensivbetten zu verlassen – denn stoff, der damals noch Zukunftsmusik war, soll- nismus zu befallen. Und SARS-CoV-2 sei sehr wer sich heute infiziert und einen schweren te also nicht bloß die Produktion von Anti- erfolgreich darin, die frühe Immunantwort zu Verlauf vor sich hat, landet erst rund zwei Wo- körpern induzieren, sondern auch die T-Zel- umgehen. chen später in der Klinik. len auf eine SARS-CoV-2-Infektion vorberei- Normalerweise reagiert das angebore- Ein Team der Medizinischen Hochschule ten. Das ist dann schneller gelungen, als ur- ne Immunsystem auf virale Angreifer und Hannover unter Leitung von Rainer ­Blasczyk sprünglich selbst Optimisten erwartet hatten. löst durch die Ausschüttung von Interfero- und Britta Eiz-Vesper rekonstruierte den Ver- Andere Hoffnungen, die wir in die T-Zellen nen Alarm aus. Diese frühe Reaktion fällt mit lauf einer SARS-CoV-2-Infektion auf zellulärer gesetzt haben, blieben bislang unerfüllt. So SARS-CoV-2 aber geringer aus. So kommt auch und humoraler Ebene (Immunity 54(2): 340- etwa die Sache mit der Kreuzimmunität: Eine die adaptive Immunantwort erst später zum 354). Als Grundlage dienten 82 gesunde Kon- Infektion mit einem endemischen Coronavi- Zug, und das Virus hat die Chance, ordent- trollpersonen, die sozusagen den Zustand vor rus könnte doch vor einer symptomatischen lich zu replizieren. der Infektion repräsentieren, 92 Teilnehmer mit

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akuter COVID-19-Erkrankung sowie 204 gene- sene Probanden nach überstandener Infekti- on. Aus Blutproben hatten die Forscher Im- munzellen isoliert und diverse Entzündungs- marker im Plasma bestimmt. Dem Anstieg der Viruslast folgte ein deut- licher Anstieg SARS-CoV-2-spezifischer T-Zel- len – die Virusmenge ging danach in der Re- gel wieder zurück. „Bei den meisten Personen haben wir T-Zellen gegen viele verschiedene virale Proteine detektiert“, berichtet Erstauto- rin Agnes Bonifacius. Die Wissenschaftler suchten auch nach T-Zellen gegen gewöhnliche Erkältungs-Co- ronaviren. „Es zeigte sich, dass genesene COVID-19-Patienten nach mildem Verlauf und stärkeren Antworten gegen diese ende- mischen Coronaviren auch tendenziell stärke- re Antworten auf SARS-CoV-2 haben.“ Im Pa- per diskutieren die Autoren, dass vorangegan- gene Infektionen durch andere Coronaviren Britta Eiz-Vesper (l.), Agnes Bonifacius und Rainer Blasczyk von der Medizinischen Hochschule womöglich einen milderen Verlauf begünsti- Hannover isolierten Immunzellen aus COVID-19-Patienen sowie genesenen Rekonvaleszenten gen könnten. Bonifacius betont aber, dass al- und bestimmten verschiedene Entzündungsmarker. lein aus diesen Daten keine Rückschlüsse auf Foto: Karin Kaiser/MHH Kreuzreaktivitäten möglich sind. „Wir wissen ja nicht, in welchem Umfang die T-Zell-Antwor- ten vor der Infektion bereits vorhanden waren.“ de ein. Hofmann leitet eine Forschungsgrup- tiv noch keinen Kontakt zu SARS-CoV-2. Wie pe an der Uniklinik Freiburg, die eigentlich Hofmann war an der erwähnten Studie auch Kreuz mit Kreuzreaktivität T-Zell-Antworten bei Hepatitisvirus-Infek- Christoph Neumann-Haefelin als Senior-Autor tionen auf den Grund geht. Nun setzen die beteiligt. Auch er äußert sich in Sachen Kreuz- Die Sache mit der Kreuzreaktivität bleibt Freiburger ihr methodisches Knowhow ge- reaktivität zurückhaltend. „Als Laborphäno- also umstritten. Fest steht, dass einige T-Zellen gen SARS-CoV-2 ein. men gibt es das, aber ein substanzieller Ef- Antigene binden, die sowohl in SARS-CoV-2 „Bei unserer aktuellen Studie haben auch fekt für den Infektionsverlauf ist damit wohl als auch in endemischen Coronaviren zu fin- wir ein Epitop identifiziert, für das es solche nicht verbunden.“ den sind. „Man weiß, dass diese kreuzreakti- Kreuzreaktionen gibt, wobei wir das Glück Auch Neumann-Haefelin forscht außer- ven Immunantworten vorkommen, aber man hatten, auf historische Proben vom Sommer halb der Pandemie an Hepatitisviren. Er und weiß nicht, ob sie eine klinische Bedeutung 2019 zurückgreifen zu können“, so Hofmann. Hofmann haben mit einer Reihe weiterer Au- haben“, ordnet Maike Hofmann diese Befun- Die Spender dieser Zellen hatten also defini- toren zum Jahreswechsel in Nature Medicine über ihre Ergebnisse berichtet (27(1): 78-85). Das Team hatte nach CD8-T-Zellen gesucht, die auf SARS-CoV-2-Antigene reagieren. „Wenn ei- ne T-Zelle ihr Antigen erkennt, produziert sie beispielsweise Interferon-gamma als Effektor- molekül“, beschreibt Hofmann die Versuche. Im „echten Leben“ würde dieses Signal dann zu einem antiviralen Effekt führen. Über das Interferon-gamma werden dann auch weitere Komponenten des Immunsystems rekrutiert. Am Anfang der Studie stand die Bioinfor- matik. „Zunächst ließen wir vorhersagen, wel- che Proteinteile bei der Verteilung der HLA-Al- lele unserer Bevölkerung die wahrschein- lichsten T-Zell-Epitope sind“, schildert Neu- mann-Haefelin die Vorarbeiten. Über HLA-Mo- leküle präsentieren fast alle Körperzellen Pro- teinfragmente auf ihrer Oberfläche, die dann von Immunzellen überprüft werden. Speziell für die Erkennung durch T-Zellen sitzen po- tenzielle Antigene auf Klasse-I-HLA-Molekü- Bei der Antwort des Immunsystems auf eine Virus-Infektion sind T-Zellen mit an vorderster Front len (auch MHC-Klasse-I genannt). „Diese bin- dabei. Wie sie auf eine Infektion mit SARS-CoV-2 reagieren, interessiert Immunologen derzeit am den Peptide, die im Schnitt acht bis zehn Ami- brennendsten. nosäuren lang sind und je nach HLA-Allel an Illustration: Damien Farrell der zweiten und letzten Position spezifische

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Aminosäuren tragen“, so Neumann - tung von Andreas Bergthaler nachge- Haefelin weiter. gangen. Zunächst hatten sie gezielt Insgesamt 66 Epitope kamen in nach mutierten Protein-codierenden die engere Auswahl. Aus den Epitopen Abschnitten in hunderten SARS-CoV-2- und HLA-Proteinen haben die Freibur- Genomen gesucht, die als Epitope an ger dann tetramere Moleküle gebas- MHC-Klasse-I-Moleküle binden und da- telt, um passende T-Zellen aus dem mit als Antigen in Frage kommen. Auch Blut einzelner Probanden herauszufi- die Österreicher fischten gezielt nach schen und per Durchflusszytometrie T-Zellen genesener COVID-19-Patien- anzureichern. „Das ist eine hochsen- ten, die zu den Antigenen passten. Die sitive Methode, mit der wir auch sehr Autoren berichten von einer schlechte- seltene virusspezifische T-Zellen ana- ren Bindung der veränderten Antigene lysieren können“, freut sich Hofmann. und einer verminderten Proliferation Maike Hofmann und Christoph Neumann-Haefelin vom der CD8-T-Zellen. Auch Signale wie In- Schnelle Antwort Universitätsklinikum Freiburg untersuchten mit ihrem Team terferon-gamma fielen schwächer aus die Antwort von CD8-T-Zellen auf die Infektion mit (Sci. Immunol. 6(57): eabg6461). SARS-CoV-2. „Wir waren überrascht, wie gut das Fotos: Uniklinik Freiburg /Maike Hofmann Klar, in dieser Laborsituation hat geklappt hat“, gibt Neumann-Haefelin man ganz gezielt Peptide mit verän- zu. Zu Hepatitisviren seien diese T-Zel- derter Aminosäurefolge herausge- len nämlich viel schwerer zu fassen. Wie ande- wort eine Rolle spielen könnte für den weite- pickt. Doch gerade auch die T-Zell-Antwort TSA-basierte Multiplex-Tests in Stunden, nicht Tagen re Arbeiten auch legen die Ergebnisse aus Frei- ren Infektionsverlauf. „Die adaptive Immun- müsste SARS-CoV-2 unter einen Selektions- burg nahe, dass SARS-CoV-2 zu einer schnel- antwort kann nur gut sein, wenn auch die druck setzen. Und was ist mit den Menschen len und breiten T-Zell-Antwort führt und et- angeborene Immunantwort funktioniert“, so in Manaus, die sich ein zweites Mal infiziert ha- Das automatisierte TSA-basierte Multiplex-Immunfluoreszenz LabSat Research- liche verschiedene Epitope der unterschiedli- Hofmann, „und bei SARS-CoV-2, aber auch bei ben? Obwohl sie doch zumindest noch eine Instrument hilft, kritische Merkmale in einer Tumor-Mikroumgebung schnell und chen Virusproteine erkannt werden. Unter an- anderen Viren, ist das Typ-1-Interferonsystem zelluläre Immunität haben sollten? „Das sind derem detektierte das Team in acht genese- ein sehr wichtiger Mediator für antivirale Im- Fragen, auf die ich natürlich auch keine Ant- reproduzierbar aufzufinden. nen Patienten, die in AntikörperTests negativ munität“. Neumann-Haefelin fügt hinzu, dass wort habe“, stellt Andreas Bergthaler klar, der blieben, SARS-CoV-2-spezifische CD8-T-Zellen. nach einer natürlichen SARS-CoV-2-Infektion in Wien am Research Center for Molecular Me- TSA (Tyramid-Signal-Amplification)-basiertes Multiplexing ist eine genaue Methode in der Immunfärbung, die Forschern hilft, die Auch wenn die Autoren diese Ergebnisse die Antikörper nicht immer stark ausgeprägt dicine (CeMM) die Arbeitsgruppe für Viruser- Komplexität einer Tumor-Mikroumgebung aufzuklären. Manuelle TSA-basierte Multiplex-Immunfluoreszenz ist jedoch zeitintensiv mit Vorsicht interpretieren, passt es doch zur sind und auch schnell wieder verschwinden. krankungen und Entzündungen leitet. und schwer zu standardisieren. In einer vor kurzem veröffentlichen Applikationsmitteilung zeigt das offene System der LabSat Vermutung, dass die zelluläre Immunantwort „Offensichtlich können angeborene Immun- Research Plattform die Fähigkeit, schnelles, qualitativ hochwertiges und automatisiertes TSA-Multiplexing durchzuführen. Mit das Virus bei einigen Infizierten mehr oder we- antwort und T-Zellen schon den Großteil des Den Ball flach halten der LabSat niger „im Hintergrund“ beseitigen kann, ohne Jobs erledigen.“ die Antikörper-produzierenden B-Zellen ein- Neutralisierende IgG, wie sie auch infolge „Es ist ja noch immer umstritten, wie lan- zubinden. Auch bei geringen Titern neutrali- einer Impfung erwünscht sind, blocken einen ge eine Immunität nach einer natürlichen In- Was die LabSat sierender Antikörper könnte dann sehr wohl Erreger natürlich ab, bevor er sich überhaupt fektion wirklich anhält“, gibt Bergthaler zu be- eine zelluläre Immunität bestehen. replizieren kann. So scheint auch eine „sterile denken. Mit den Ergebnissen, so betont er, Zum Vergleich haben die Wissenschaftler Immunität“ plausibler, bei der ein Geimpfter wolle man auch nicht den Eindruck erwecken, Hochwertige Färbungen auch CD8-T-Zellen angereichert, die spezifisch nicht nur symptomfrei bleibt, sondern auch als stünden T-Zell-Escape-Mutanten bereits in • Mit LabSat für Antigene anderer Erreger sind, etwa Ep- die Ausbreitung des Virus in der Bevölkerung den Startlöchern. „Ob das nun für die Epide- stein-Barr-Virus, Cytomegalovirus und Influ- verhindert. Andererseits sind IgG insofern limi- mie eine Rolle spielt, da würde ich den Ball enzavirus. Diese T-Zellen haben sie dann ak- tiert, als sie nur die Oberfläche des Eindring- eher flach halten; unsere Daten zeigen aber, tiviert und deren Antworten gemessen. „Die- lings erreichen können. So zielen die derzeit dass SARS-CoV-2 prinzipiell zu solchen Muta- se Versuche dienten als Kontrolle, um die Er- zugelassenen Corona-Impfstoffe allesamt auf tionen in der Lage ist.“ gebnisse aus den Experimenten mit den das Spike-Protein an der Virusoberfläche. An- Dass derzeit bei den Impfungen aber allein SARS-CoV-2-Antigenen besser einordnen zu dererseits kontert SARS-CoV-2 genau dort mit das Spike-Protein als Antigen dient, schränkt Unübertroffene Einheitlichkeit können“, so Hofmann. Escape-Mutationen, um neutralisierenden An- auch die Möglichkeiten der T-Zellen ein – be- • Die Mikrofluid-Färbekammer des LabSat tikörpern zu entgehen. sonders, wenn das Spike-Protein einem ho- Effiziente T-Zellen Die mögliche Vielfalt an Antigenen für hen Mutationsdruck unterliegt. „Für zukünftige T-Zellen hingegen ist weit größer, auch wenn Impfstoffe sollte man diskutieren, ob man ne- „Die Frequenzen an SARS-CoV-2-spezifi- die T-Zellen erst aktiv werden, wenn das Vi- ben dem Spike-Protein noch zusätzliche Anti- schen T-Zellen sind eher gering“, stellt Hof- rus schon einige Zellen infiziert hat. Denn zu- gene einbauen kann, um gezielt die T-Zell-Ant- mann fest. Das erinnere an die Antwort auf nächst müssen ja Zellen die Virusproteine in wort zu verstärken“, schlägt Bergthaler vor. Hepatitisviren. Doch, so heißt es in der Publi- Peptide zerlegen und sie auf ihrer Oberflä- Was die Dauer der Immunität betrifft, so kation, die CD8-T-Zellen seien sehr effizient auf che präsentieren. Weil aber auch die T-Zellen scheint eine Impfung aber grundsätzlich nach- die Antigen-Erkennung eingestellt. Hofmann: ein Gedächtnis bilden, stehen sie bei einer er- haltiger zu wirken als die natürliche Infekti- „Die Eigenschaften der Gedächtnis-T-Zellen neuten Infektion schnell wieder auf der Matte on. Hierzu wird es im Laufe des Jahres sicher ähneln denen gegen Influenzaviren, und die und verhindern bei Menschen mit intaktem zahlreiche Publikationen geben, und auch im Influenzaviren-spezifischen T-Zellen werden Immunsystem wohl zumindest einen schwe- Laborjournal werden uns SARS-CoV-2 und die Erleben Sie selbst die Stärke des LabSat bei TSA- oft herangezogen, wenn man von klassischen ren Verlauf. T-Zellen wohl noch künftig begleiten. basiertem Multiplexing im Epredia LiveLab. Finden Sie mehr Gedächtnis-T-Zellen spricht.“ Doch könnte SARS-CoV-2 durch Mutati- Hofmann und Neumann-Haefelin bestäti- onen auch den T-Zellen entkommen? Dieser Informationen und kontaktieren Sie uns für eine unverbindliche gen, dass die initiale angeborene Immunant- Frage ist in Wien ein Forscherteam unter Lei- Mario Rembold Live-Demonstration unter

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LJ_521_Special-1-T-Zellen-COVID.indd 34 27.04.21 10:54 TSA-basierte Multiplex-Tests in Stunden, nicht Tagen Das automatisierte TSA-basierte Multiplex-Immunfluoreszenz LabSat® Research- Instrument hilft, kritische Merkmale in einer Tumor-Mikroumgebung schnell und reproduzierbar aufzufinden.

TSA (Tyramid-Signal-Amplification)-basiertes Multiplexing ist eine genaue Methode in der Immunfärbung, die Forschern hilft, die Komplexität einer Tumor-Mikroumgebung aufzuklären. Manuelle TSA-basierte Multiplex-Immunfluoreszenz ist jedoch zeitintensiv und schwer zu standardisieren. In einer vor kurzem veröffentlichen Applikationsmitteilung zeigt das offene System der LabSat® Research Plattform die Fähigkeit, schnelles, qualitativ hochwertiges und automatisiertes TSA-Multiplexing durchzuführen. Mit der LabSat®-Technologie können gleichzeitig mehrere Zelltypen genau und ultra-schnell untersucht werden.

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Falscher Alarm: Wenn das Immunsystem über die Stränge schlägt

Ein überaktives Immunsystem schadet dem Organismus. Dabei können T-Zellen sowohl Teil des Problems als auch der Lösung sein. Einige vermitteln nämlich auch Toleranz gegenüber ihren Antigenen.

Immer und überall warten Viren, Bakterien und Parasiten auf ihre Gelegenheit, über uns herzufallen. Permanent überwacht unser Im- munsystem daher, ob nicht irgendwo ein kör- perfremdes Molekül, in der Regel ein Protein, einen unbefugten Eindringling verrät. Oder auch, ob körpereigene Zellen die Seiten ge- wechselt haben und einen bösartigen Tumor bilden. Andererseits sollte nicht jeder Gräser- pollen auf der Nasenschleimhaut gleich Groß- alarm auslösen. Dennoch gibt es eine ganze Reihe von Erkrankungen, bei denen das Im- munsystem zu viel des Guten tut. Ein aus immunologischer Sicht besonde- rer Ort ist der Darm: Das Darmepithel samt seinem Schleimfilm trennt ein von Mikroben besiedeltes Milieu vom normalerweise keim- freien Blut- und Gefäßsystem. Ist diese Barriere gestört oder gerät die Immunregulation dort aus dem Gleichgewicht, können chronisch-ent- zündliche Darmerkrankungen die Folge sein. Illustr.: JM Hieran forscht am Universitätsklinikum in Er- langen Raja Atreya. „Die Hauptentitäten dieser litis ulcerosa sehen wir bei einigen Patien- lenwert in der Therapie rheumatischer Erkran- Erkrankungen sind Morbus Crohn sowie die Co- ten, dass nur die linke Dickdarmwindung kungen, jedoch führen sie bei Morbus Crohn litis ulcerosa, deren Ursachen nach heutigem betroffen ist. Die Grenzen zwischen Entzün- zu einer Verschlechterung.“ Verständnis multifaktoriell sind.“ Genetik, Mi- dung und gesunder Darmschleimhaut sind Bewährt haben sich bei Morbus Crohn und krobiom und Umwelteinflüsse – all das dürf- hier wie mit einem Lineal gezogen, und was Colitis ulcerosa Antikörper gegen den Tumor- te das Risiko beeinflussen, eine chronisch-ent- an den Grenzflächen passiert, ist leider noch nekrosefaktor (TNF). Die Wirkstoffe stoppen zündliche Darmerkrankung zu entwickeln. komplett unklar.“ letztendlich die Aktivität CD4-positiver T-Zellen Beim Morbus Crohn kann der gesamte Kommt es zu einer Entzündungsreakti- in der Darmschleimhaut, so die gängige Hy- Verdauungstrakt von Entzündungsherden be- on, greift man medikamentös mit entzün- pothese. Nach diesem Modell halten Makro- troffen sein – begonnen in Mund und Speise­ dungshemmenden Medikamenten ein. „Ei- phagen die Entzündung am Laufen, die mem- röhre. In der Regel aber spielt sich die Erkran- gentlich sind wir immer zu spät dran“, stellt brangebundenes TNF exprimieren, und bin- kung hauptsächlich im Dünn- oder Dickdarm Atreya fest, denn die ist ja bloß den an T-Zellen, die wiederum einen TNF-Re- ab. Die Colitis ulcerosa hingegen tritt nur im die Reaktion auf die erhöhte Durchlässigkeit zeptor-2 auf ihrer eigenen Oberfläche tragen. Dickdarm auf. „Die Entzündung beginnt am der Darmschleimhaut. „Leider haben wir noch Durch die Bindung bekommt die T-Zelle ein Si- Rektum und breitet sich dann weiter aus“, kein Therapeutikum, das spezifisch auf die Bar- gnal, das ihr Apoptose-Programm unterdrückt. berichtet Atreya und fasst zusammen, wie riere wirkt und die Entzündung verhindert“, Blockiert jedoch ein Antikörper den TNF der man sich die Krankheitsentstehung aktu- bedauert der Oberarzt. Andererseits erholt Makrophagen, so können diese nicht mehr ell ungefähr vorstellt: „Die epitheliale Barri- sich die Barriere wieder, nachdem man die an die T-Zellen andocken und sie somit auch ere bekommt eine erhöhte Durchlässigkeit, mukosale Entzündung effektiv behandelt hat. nicht mehr vom programmierten Zelltod ab- wodurch es zu einer verstärkten Transloka- halten. Die Anzahl der T-Zellen im Darm geht tion bakterieller Bestandteile in die darun- Resistent gegen TNF-Antikörper runter und die Entzündung klingt ab. terliegende Darmschleimhaut kommt. Nun Die Sache hat jedoch einen Haken: Nur wird das mukosale Immunsystem überakti- In neuen Therapien, die ganz gezielt einen rund die Hälfte der Morbus-Crohn-Patien- viert, welches die Bestandteile normalerwei- bestimmten Entzündungsmediator blockieren, ten profitiert von der Behandlung durch se toleriert.“ sieht Atreya einen großen Fortschritt in der ­Anti-TNF-Biologika. Könnte man nicht vor Anscheinend gibt es für die Durchlässig- Behandlung; Inflammationsreaktionen seien Therapiebeginn schon herausfinden, bei wem keit der Barriere oder die mukosale Entzün- dadurch häufig effektiv behandelbar. „Entzün- diese Medikamente anschlagen und bei wem dung lokale Trigger, denn der Darm ist nicht dung ist aber nicht gleich Entzündung, man nicht? Atreyas Team entwickelte hierfür eine immer komplett betroffen. „Beim Morbus muss die spezifische Konstellation betrachten“, diagnostische Methode: Patienten mit Mor- Crohn können sich entzündete und nicht-ent- betont Atreya. „Zum Beispiel haben Antikör- bus Crohn bekommen einen fluoreszieren- zündete Areale abwechseln. Auch bei der Co- per gegen Interleukin-17 einen hohen Stel- den Antikörper gegen TNF lokal auf die Darm-

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schleimhaut verabreicht. Mittels konfokaler kommt zu Prozessen, die Sie in den primären ses Bild vermitteln auch martialische Begrif- Laserendomikroskopie kann man über eine Zellen nie sehen würden; wenn wir stattdes- fe wie „zytotoxische T-Zelle“ oder „natürliche Darmspiegelung nun kontrollieren, ob die An- sen Zellen aus Darmbiopsien verwenden, sind Killerzelle“. Dabei gibt es auch die friedferti- zahl TNF-exprimierender Immunzellen in der wir viel näher dran am Patienten.“ gen „Polizisten“ im Team, die deeskalierend Darmschleimhaut hoch oder niedrig ist. Tat- Jene Probanden, die im Lauf der Anti-TNF- einwirken – die regulatorischen T-Zellen. Er- sächlich zeigten die Forscher 2014, dass Pa- Therapie zu Non-Respondern werden, haben kennt eine solche Zelle ihr Antigen, schlägt tienten mit viel TNF auch gut auf therapeu- auf ihren CD4-T-Zellen zusätzlich noch einen sie nicht Alarm, sondern im Gegenteil: Sie gibt tische TNF-Antikörper ansprechen. Dagegen Rezeptor für Interleukin-23. Weiterhin ist In- Entwarnung. Wie auch die T-Helferzellen tra- kam es bei Patienten mit niedrigem TNF zu terleukin-23 erhöht. Offenbar umgehen die gen die regulatorischen T-Zellen unter ande- keiner Verbesserung (Nat. Met. 20(3): 313-8). Makrophagen also den blockierten TNF-Weg, rem den CD4-Rezeptor auf ihrer Oberfläche. Offenbar gibt es also noch andere Wege, indem sie vermehrt Interleukin-23 ausschüt- Ebenso ist jede regulatorische T-Zelle spezi- T-Zellen im Darm zu aktivieren. „Was wir mo- ten. Sind dann vor Ort auch CD4-Zellen er- fisch für ein einziges Antigen und damit Teil mentan als Morbus Crohn bezeichnen, bein- reichbar, die dieses Signal über einen Inter- des adaptiven Immunsystems. Nur dass das haltet wohl viele verschiedene Subgruppen, leukin-Rezeptor empfangen, wird deren Apop- entdeckte Antigen nicht bekämpft, sondern und wir müssen erst noch lernen, diese mole- tose blockiert. Obwohl der Wirkstoff gegen geduldet wird. kular zu klassifizieren“, schlussfolgert Atreya. TNF weiterhin vorhanden ist und sogar noch „Man spricht von einer dominanten Im- Darüber hinaus gibt es aber auch Patienten, an sein Ziel bindet, geht die Entzündung wei- muntoleranz, und Immunologen waren sich bei denen TNF-Antikörper zunächst die Symp- ter – über einen alternativen Signalweg. „Wir schon vor Jahrzehnten sicher, dass es solche tome lindern, zu einem späteren Zeitpunkt konnten erstmals einen molekularen Resis- Zellen geben muss“, weiß Karsten Kretschmer, aber ihre Wirkung verlieren. Ein Grund kön- tenzmechanismus gegenüber einer Thera- der am Center for Regenerative Therapies (CRTD) nen von B-Zellen produzierte Antikörper sein, pie bei Morbus Crohn nachweisen“, freut sich der Technischen Universität Dresden eine Ar- die den therapeutischen Antikörper blocken Atreya (Gut 68(5): 814-28). beitsgruppe leitet, die solche regulatorischen und neutralisieren. T-Zellen erforscht. In den 1990er-Jahren fielen Doch viele dieser „sekundären Non- Deeskalation statt Angriff in Kulturexperimenten CD25-positive Zellen Responder“ haben sehr wohl hohe Level der auf, die offenbar solch eine Immuntoleranz TNF-Antikörper im Serum, die eigentlich the- „Dass sich der molekulare Phänotyp ei- vermitteln. „Erst 2000 und 2001 hat man die- rapeutisch wirksam sein müssten. Offenbar ner Erkrankung als Reaktion auf eine Thera- se regulatorischen T-Zellen dann aber wirk- haben diese Patienten auf andere Weise eine pie ändert, kennen wir auch aus der Onkolo- lich wissenschaftlich festnageln können“, blickt Resistenz gegen den Wirkstoff entwickelt. Vor gie“, erklärt der Oberarzt weiter. „Und gegen Kretschmer zurück, „und als der Schlüsselmar- zwei Jahren untersuchten Atreya und seine Morbus Crohn könnte die Inhibition von In- ker für diese T-Zellen stellte sich der Transkrip- Postdoktorandin Heike Schmitt Patientenpro- terleukin-23 künftig ein geeignetes alterna- tionsfaktor Foxp3 heraus.“ ben, um diesem Resistenzmechanismen auf tives Therapiekonzept bei Anti-TNF-refraktä- Während der Reifung im Thymus beginnen die Spur zu kommen. Zum einen isolierten sie ren Patienten darstellen.“ Für die Zukunft hofft einige wenige CD4-Zellen mit der Expression Immunzellen aus dem Blut, zum anderen kul- Atreya auf ein besseres Verständnis und stärker von Foxp3 und entscheiden sich damit für die tivierten sie isolierte Darmzellen der Patien- personalisierte Therapien bei chronisch-ent- Entwicklung zu regulatorischen T-Zellen. „Die ten, die sie über Biopsien gewonnen hatten. zündlichen Darmerkrankungen – um für je- machen nur einen kleinen Anteil von um die „Mit solchen Zellen können wir etwa drei Ta- den Patienten einen individuellen „molekula- fünf Prozent der gesamten CD4-T-Zellgruppe ge arbeiten“, erklärt Atreya die Methode und ren Fahrplan“ zu entwickeln. aus, was wahrscheinlich einer der Gründe war, nennt die Vorteile gegenüber unsterblichen Das Immunsystem als Polizei, die sich warum sie so spät entdeckt wurden“, vermu- Zelllinien: „In humanen Zelllinien sammeln mal im Hintergrund hält, aber prinzipiell im- tet der Immunologe. Plötzlich hatte man ei- sich ja alle möglichen Mutationen an, und es mer bereitsteht, um hart durchzugreifen: Die- ne Erklärung für eine sehr seltene und schwe-

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HI-Viren – die hier gerade in Ansammlungen aus kultivierten Lymphozyten knospen (grün) gibt Kretschmer einen Ausblick. Ergebnisse ei- – sind Forschungsgegenstand der Gruppe um ner Pilotstudie hatten Bonifacio und weitere die Münchener Infektiologin Julia Roider. Autoren schon 2015 publiziert (JAMA 313(15): Ihr Ziel: infiltrierte T-Zellen aufspüren. 1541-9). Die Idee hinter dieser Präventionsthe- Bild: CDC/C. Goldsmith rapie erinnert an die Hyposensibilisierung bei Allergien: Kinder bekommen regelmäßig ge- und rheumatischer Arthritis sind die Dresd- ringe Insulinmengen auf die Mundschleim- ner vor allem in Sachen Typ-1-Diabetes en- haut verabreicht, um regulatorische T-Zellen gagiert. Beim Typ-1-Diabetes geht das eigene auf den Plan zu rufen, die eine Immuntoleranz Immunsystem gegen die insulinproduzieren- gegenüber Insulin vermitteln sollen. den Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse vor. Kretschmers Arbeitsgruppe hat außer- Klinisch bemerkbar macht sich die Erkrankung dem 2012 einen Weg gefunden, im Maus- häufig erst, wenn schon mehr als achtzig Pro- modell ausgereifte T-Helferzellen nachträg- zent der Beta-Zellen verschwunden sind. Ab lich umzupolen und in regulatorische T-Zel- dann sind die Betroffenen lebenslang auf In- len umzuwandeln (Rev. Diabet. Stud. 9(4): 305- sulinzufuhr angewiesen. Kretschmer würde 18). Über ein rekombinantes Fusionsprotein gern präventiv eingreifen und verhindern, dass schleust man das Autoantigen in dendritische die Beta-Zellen überhaupt erst verschwinden. Zellen. „Der Komplex wird aufgenommen, „Für die klinische Translation bietet an der Oberfläche dieser dendritischen Zel- Typ-1-Diabetes einige Vorteile“, stellt Kretsch- len präsentiert und bindet dann an passen- mer fest. So gibt es zum einen genetische Dis­ de T-Zellen“, so der Dresdener Immunologe. positionen, die ein Auftreten von Typ-1-Diabe- Allerdings habe sein Team lange tüfteln müs- re Immunerkrankung, die als IPEX-Syndrom tes sehr wahrscheinlich machen. Allen ­voran sen, um die richtigen Bedingungen zu finden. bekannt ist. „Die Betroffenen sterben in sehr bestimmte HLA-Allele. HLA-Gene codieren für „Einer der Tricks ist, nur minimale Mengen des jungen Jahren, denn sie prägen nicht nur ei- die Proteine des Haupthistokompatibilitäts- Fusions-Antigens einzusetzen, und wir dürfen ne, sondern gleich eine ganze Reihe von Au- komplexes (MHC). Sie sitzen auf fast allen Kör- auch nur unreife dendritische Zellen anspre- toimmunerkrankungen aus“, erklärt Kretsch- perzellen, um Proteinbruchstücke nach außen chen, die noch nicht in der Lage sind, bestimm- mer. Praktisch jedes Organ sei betroffen. „Ein zu präsentieren und sich dem Immunsystem te stimulatorische Signale zu generieren.“ ähnliches Krankheitsbild fand man zufällig gegenüber als „körpereigen“ zu authentifizie- Zuletzt betont Kretschmer, dass die regula- in einer spontanen Mausmutante, der Foxp3 ren. Sitzen Peptide aus fremden Proteinen in torischen T-Zellen jedoch nicht immer auf der fehlt.“ Und wie sich herausstellen sollte, ist diesen Komplexen, horcht das Immunsystem guten Seite spielen. „Bei Tumorerkrankungen auch beim IPEX-Syndrom Foxp3 fehlerhaft, auf. Und auch Immunzellen präsentieren über sind solche regulatorischen T-Zellen regelmä- sodass die betroffenen Patienten keine oder solche Proteine Antigene nach außen. ßig ein Problem, weil sie eine Immun­antwort zu wenige regulatorische T-Zellen bilden. (Ein Zwar gibt es auch zu Autoimmunerkran- gegen die Krebszellen verhindern; da ist eher Review aus dem Jahr 2005 in einer Nature-Im- kungen wie der Multiplen Sklerose genetische das Ziel, deren Aktivität herunterzuschrauben.“ munology-Sonderausgabe zu regulatorischen Assoziationsstudien, doch seriöse Prognosen T-Zellen fasst den damaligen Kenntnisstand für einzelne Personen sind über diese Gen- Bis zur Erschöpfung zusammen, siehe 6(4): 331-7) loci nicht möglich – im Gegensatz zum Risi- ko für Typ-1-Diabetes. „Auch im Blut können Ebenfalls aus dem Gleichgewicht gerät das Unperfekte Qualitätskontrolle wir zum Typ-1-Diabetes zuverlässige Biomar- Immunsystem infolge einer HIV-Infektion. Das ker messen“, ergänzt Kretschmer, und zu gu- Virus befällt CD4-T-Zellen und integriert sich in T-Zellen reifen im Thymus (daher das ter Letzt: „Wir kennen das wichtigste Autoanti- deren Genom. Wann immer nun eine solche ‚T’). Dort werden sie einer strengen Quali- gen, nämlich das Insulin.“ All diese Dinge sind Immunzelle aktiviert wird, beginnt auch die tätskontrolle unterzogen und mit allen mög- bei Multipler Sklerose und rheumatoider Ar- Virusreplikation und tötet letztlich die T-Zel- lichen körpereigenen Antigenen konfrontiert. thritis nicht gegeben. Typ-1-Diabetes eignet le. Nun vermitteln T-Helferzellen zwischen al- Wer auf solch ein Antigen reagiert, wird in sich daher, um präventive Therapien in klini- len möglichen Schaltstellen des Immunsys- die Apoptose geschickt. Eigentlich sollten schen Studien zu testen. tems, zum Beispiel, indem sie B-Zellen oder Autoimmun­erkrankungen somit ausge- Schon in früher Kindheit findet man bei zytotoxische T-Zellen aktivieren. Über die Jah- schlossen sein. „In einer perfekten Welt gä- Probanden mit entsprechender genetischer re reduziert das HI-Virus den Pool der T-Hel- be es keine selbstreaktiven T-Zellen“, bestä- Prädisposition in Blutproben CD4-T-Zellen, die ferzellen so weit, dass es zur Immunschwä- tigt Kretschmer. „Doch es ist seit Jahrzehn- spezifisch an Insulin binden und somit irgend- che AIDS kommt. ten bekannt, dass ein kleiner Teil der T-Zellen wann einmal zur Autoimmunität führen könn- Am Anfang der HIV-Infektion steht aber dieser Selektion entgeht.“ Und damit kom- ten. Lange vor dem Auftreten des klinischen nicht die Schwächung des Immunsystems. men die regulatorischen T-Zellen ins Spiel. Krankheitsbildes kommt es zu einer Serokon- Stattdessen reagiert das Immunsystem sehr Sie können nämlich ihre wenigen, aber po- version mit Bildung von Antikörpern gegen In- deutlich auf den Erreger, weiß die Infektio- tenziell gefährlichen autoimmunen Kollegen sulin. Zusammen mit Sonja Schallenberg hat login Julia Roider. „Initial kommt es zu einer beruhigen und verhindern, dass das Immun- Kretschmer 2018 einen noch immer recht aktu- sehr hohen Viruslast, die aber innerhalb we- system körpereigene Zellen bekämpft. ellen Stand der Forschung hierzu für ein Editori- niger Wochen wieder absinkt. Der Grund da- „Wir wollen das Konzept der regulatori- al zusammengefasst (Ann. Transl. Med. 6(3): 58). für ist eine starke HIV-spezifische Immunant- schen T-Zellen nutzen, um unerwünschten „Bei uns am CRTD führt Ezio Bonifacio kli- wort.“ CD4-T-Zellen werden befallen, das Vi- Brauchen wir einen Rechtsrahmen, der die Immunreaktionen entgegenzuwirken“, be- nische Präventionsstudien mit Kindern durch, rus repliziert – und jetzt fährt die gesamte Ab- Besonderheiten von Gehirn-Organoiden mit schreibt Kretschmer die Forschung seiner um den Krankheitsausbruch zu verhindern.“ wehr hoch. Der Patient hat in dieser Phase kurz einschließt? Arbeitsgruppe. Neben Multipler Sklerose Die Studien seien bereits weit fortgeschritten, nach der Infektion grippeähnliche Symptome­ . Foto: Stammzellbiol. Abt. Univ. Erlangen

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Inserat_Covid-19_laborjournal_210x148_Mai.indd 1 LJ_521_Special-2-Falscher-Alarm.indd 38 26.04.21 16:39 SPECIAL: ZELLULÄRE IMMUNOLOGIE

„Diese Antwort wird vor allem durch CD8-T- irgendwann zu einer Immunerschöpfung“, be- ren können. Doch Roider widerspricht: „Wenn Zellen vermittelt, die von Viren infizierte kör- schreibt Roider das Fortschreiten der Infek- das Immunsystem reagiert, gibt es ja auch wie- pereigene Zellen erkennen und abtöten kön- tion. Deshalb sei es auch sinnvoll, bei einer der mehr CD4-Zellen, die befallen werden kön- nen“, so Roider. Daher heißen die CD8-T-Zel- HIV-Infektion möglichst rasch mit einer anti- nen – das sind Prozesse, die sich gegenseitig len auch zytotoxische T-Zellen. viralen Therapie zu beginnen. befeuern.“ Dadurch, dass das Immunsystem Zwar schafft es das Immunsystem, die Vi- dieser Kinder das Virus aber toleriert, bleibt rusreplikation einzudämmen, doch in einigen Geduldete Viren die chronische Immunaktivierung aus und T-Helferzellen hat sich die virale RNA inzwi- die Krankheit schreitet viel langsamer voran. schen in DNA umgeschrieben und ins Genom Roider leitet am Universitätsklinikum „Das ähnelt auch der immunologischen Situ- integriert. Von nun an kommt es nur zu gerin- München eine Arbeitsgruppe zur HIV-For- ation im natürlichen Wirt des Virus, dem Afri- gen aber kontinuierlichen Virusreplikationen. schung. Für künftige Therapien sucht sie can Green Monkey“, ergänzt Roider. Durch eine hohe Mutationsrate entzieht sich nach Wegen, auch jene T-Zellen aufzuspü- Auch die Immunschwäche AIDS wird also das Virus den Antikörpern, die von B-Lympho- ren, die schlummernde HI-Viren im Genom durch ein überaktives Immunsystem begüns- zyten nach dem ersten Schub ausgeschüttet tragen. Zwischenzeitlich war Roider aber auch tigt. Hierzulande hat HIV einen großen Teil sei- werden. Über die Jahre bilden sich auch ge- am Africa Health Research Institute in Durban, nes Schreckens verloren. Zwar ist die Infekti- gen die mutierten Virusproteine Antikörper, Südafrika, tätig und hat dort HIV-positive Kin- on nicht heilbar, doch dank antiviraler Thera- doch das Immunsystem hinkt dem Virus da- der untersucht, die sich während der Geburt pien haben die Betroffenen eine normale Le- bei immer einen Schritt hinterher. „Es gibt Pa- oder über die Muttermilch infiziert hatten. benserwartung. Leider sind die Wirkstoffe in tienten mit einem breiten Spektrum neutrali- „Die meisten dieser Kinder versterben ohne weiten Teilen der Welt nicht verfügbar, ganz sierender Antikörper, die auch eine neue In- antivirale Therapie innerhalb der ersten zwei abgesehen von der Chance auf eine lebens- fektion verhindern könnten“, erklärt Roider, Lebensjahre“, erklärt die Infektiologin. „Aber lange Dauermedikation. Ein Grund mehr also, „nur im eigenen Körper bringen sie nichts.“ Ei- einige überleben und sind aus immunologi- weiterhin die Geheimnisse des Immunsystems ne solch breite Antikörperantwort durch eine scher Sicht sehr interessant: Sie haben hohe zu entschlüsseln und auch in der Grundlagen- Impfung auszulösen, ist bisher nicht gelungen. Viruslasten und trotzdem gute und stabile forschung am Ball zu bleiben. Tatsächlich ist das Immunsystem also Helferzellzahlen.“ Und schlussendlich ist das Immunsystem zunächst nicht geschwächt, sondern perma- Es sei, als dulde das Immunsystem das Vi- wohl auch ein Beispiel dafür, dass die Formel nent in Alarmbereitschaft. „Diese chronische rus. Eigentlich, so sollte man meinen, müssten „viel hilft viel“ nicht immer als guter Ratgeber Immunaktivierung ist ein Problem und führt die Viren dadurch doch erst recht gut replizie- taugt. Mario Rembold

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Im Gespräch mit Evelyn Ullrich Zelluläres Aufrüsten Foto: GU Frankfurt Foto: Evelyn Ullrich ist Internistin, Immunologin und seit 2012 Professorin für Zelluläre Immunologie am Universitätsklinikum Frankfurt am Main, wo sie mit ihrem Team vorwiegend Zell- und andere Immuntherapien zur Behandlung von Krebserkrankungen entwickelt. Im Interview verrät sie, wie Genmodifikationen von Immunzellen im Laufe der Zeit konzipiert wurden und warum gerade die CAR-Technologie so vielversprechend ist.

Laborjournal: In den 1960er-Jahren ent- Wie die CAR-Technologie genau funktio- deckten Wissenschaftler den Thymus als niert, haben wir bereits an anderer Stelle Ursprung von T-Zellen, 1975 beschrieben ausgiebig besprochen (siehe Stichwort LJ sie erstmals natürliche Killerzellen (NK-Zel- 3/2018, Seite 36, oder online). Können Sie len). Wann haben Forscher begonnen, Im- unseren Lesern dennoch kurz die wichtigs- munzellen zu Therapiezwecken genetisch ten Infos zusammenfassen? zu modifizieren? Ullrich » Die CAR-Technologie dient letzt- Evelyn Ullrich » Die Anfänge der Zellthe- endlich dazu, T-Zellen oder andere Immun- nen können, beispielsweise Oberflächenpro- rapie liegen in den 1980er-Jahren. 1986 war es zellen so zu aktivieren, dass sie Antigen-spe- teine von Krebszellen. Baseler Immunologen um Michael Steinmetz zifisch fremde oder entartete Zellen erken- gelungen, die murinen Gene für die Alpha- nen und lysieren können. Dafür wird dem Pa- Welche Schwierigkeiten gibt es bei der CAR- und Beta-Ketten von T-Zellrezeptoren von ei- tienten Blut entnommen, um daraus zum Bei- T-Zell-Therapie aktuell noch? ner zytotoxischen T-Zelle in eine andere T-Zel- spiel nur die T-Zellen zu isolieren. Über einen Ullrich » Bei den ersten Therapien mit le zu übertragen [Nature 320(6059): 232-8]. Die viralen Vektor oder andere Verfahren gelangt CAR-T-Zellen, die 2011 bei Patienten mit Expression der transfizierten Alpha- und Beta- genetische Information für einen CAR in die B-Zell-Leukämien durchgeführt wurden, ist Gene verlieh der Empfängerzelle die Spezifi- Immunzelle, die diesen dann auf ihrer Ober- aufgefallen, dass die Patienten sehr starke Im- tät der Spenderzelle. Die Entwicklung des er- fläche exprimiert. Die somit genetisch modi- munreaktionen in Form einer Cytokin-Frei- sten CARs, also eines chimären Antigenrezep- fizierten CAR-T-Zellen werden anschließend setzung hatten – das sogenannte Cytokine tors, erfolgte 1993 durch ein israelisches Team dem Patienten ins Blut zurück infundiert, wo Release Syndrome. Das Immunsystem der Pa- um Zelig Eshhar [J. Immunol. 151: 6577-82]. sie mit ihren CARs spezifische Antigene erken- tienten hatte massiv Cytokine ausgeschüt- tet und damit allgemeine Ent- zündungs-, Fieber- und/oder Sepsis-Symptome verursacht. Schuld daran sind weitestge- hend die beiden Interleukine IL-1 und IL-6. Mittlerweile hat man verstanden, wie man die- sem Syndrom sowohl vorbeugt als auch sehr rasch und gezielt mit therapeutischen Antikör- pern entgegenwirkt, wie zum Beispiel dem IL-6-bindenden Tocilizumab. Deshalb stellt das Cytokine Release Syndro- me keine ganz so große Ge- fahr mehr dar. Je weiter fortgeschrit- ten die Erkrankung ist, desto schwieriger ist es jedoch, dass dieser Patient die Therapie oh- ne Folgeschäden verkraftet. Wir versuchen deshalb, die Immun- zellpräparate dahingehend zu modifizieren, dass das Cyto­kine Release Syndrome gar nicht erst ausgelöst wird.

In einem fortgeschrittenen Illustr.(2): Juliet Merz Stadium einer Krebserkran-

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kung ist es vermutlich auch schwieriger, Oberfläche „selbst“ von „nicht-selbst“ unter- überhaupt an ausreichend Immunzellen scheiden und dabei prinzipiell fremde, malig- heranzukommen, oder? ne entartete oder Virus-befallene Zellen elimi- Ullrich » Richtig. Patienten, die spezifische nieren. Sie verfügen über ein ganz ausgeklü- Zelltherapien erhalten, haben meistens nicht geltes System an aktivierenden und inhibie- gut auf die Standardtherapien angesprochen renden Rezeptoren auf ihrer Oberfläche, wel- Günstige oder einen Rückfall erlitten. Sie haben häufig ches die Immunantwort steuert. schon mehrere Chemotherapie-Behandlungen Vorteil dabei ist, dass NK-Zellen an sich hinter sich, manche hatten sogar eine Stamm- nicht die Gefahr einer GvH-Reaktion bergen. Lösungen zelltransplantation oder eine Immuntherapie Das heißt, auch wenn wir NK-Zellen eines be- mit Antikörpern. Das Immunsystem dieser Per- liebigen Spenders nehmen – wir nennen das sonen ist oftmals so geschwächt, dass sowohl off the shelf – gibt es keine Immunreaktion ge- die Zahl der gewonnenen T-Zellen vermindert gen Organe des Empfängers. Gleichzeitig ver- sein kann als auch ihre Funktionalität. Häufig mehren sich natürlicherweise NK-Zellen im Zu- lassen sich die Patienten-eigenen Zellen nicht ge der Immunantwort sehr früh und haben mehr gut in Kultur vermehren – wir reden von eine intrinsische Zytotoxizität. der verminderten Proliferationskapazität der T-Zellen. All diese Faktoren senken die Wahr- Welche Vorteile bieten die CAR-NK-Zellen scheinlichkeit, ausreichend gentechnisch ver- gegenüber den T-Zellen? änderte Immunzellprodukte, also etwa CAR- Ullrich » Die CAR-Technologie gekoppelt T-Zellen, zu generieren. mit NK-Zellen bringt einen entscheidenden Vorteil: Zum einen erkennen CAR-NK-Zellen über die chimären Antigenrezeptoren spezi- »Die natürlich angelegten fische Tumorantigene auf den Krebszellen, da- Eigenschaften von NK-Zellen rüber hinaus bleibt die natürlicherweise vor- handene Zytotoxizität gegen entartete Zellen sind quasi ein Augenpaar bestehen. Damit haben wir mit CAR-NK-Zellen mehr, das aufpasst.« sogar bei Tumorzellen eine Chance, die, um dem Immunsystem zu entkommen, ein spe- zielles Tumorantigen herunterreguliert haben, Und in einem solchen Fall können Sie nicht gegen das der CAR eigentlich gerichtet ist. Die die Immunzellen eines Spenders verwen- von Natur aus angelegten Eigenschaften der den? NK-Zellen erkennen die Tumorzelle dennoch Ullrich » Bei T-Zellen eines fremden Spen- als gefährlich, und sie wird lysiert. Damit haben Lymphozyten-Trennmedien ders besteht die Gefahr, dass diese auch ge- wir quasi ein Augenpaar mehr, das aufpasst. vom Profi: sundes Gewebe im Empfänger angreifen. Der Grund dafür ist das Humane Leukozyten-An- Durch das Herunterregulieren von Antige- tigen-System (HLA-System), auf das die kör- nen versucht die Tumorzelle dem Immun- Vier Dichten zur Isolierung von pereigenen T-Zellen abgestimmt sind. Bei ei- system zu entkommen. Ihre Aufgabe als For- Lymphozyten, Monozyten und ner Transplantation ist es wichtig, dass sich scher ist es also, dem Immunsystem dabei zu Granulozyten die HLA-Merkmale von Spender und Empfän- helfen, Tumorzellen trotzdem zu entlarven? ger ähneln. Wenn nicht, kann es nicht nur zu Ullrich » Wir versuchen, die Immunzel- Verwendung in der Immunologie, einer Abstoßungsreaktion des Transplantats len aufzurüsten. Bei der NK-Zelle hilft uns, klinischen Forschung und Diagnostikw kommen, sondern auch zu der sogenannten dass die unspezifische Erkennung von ma- Graft-versus-Host(GvH)-Reaktion, bei der allo- lignen Zellen auch noch da ist. Einen weite- Endotoxinwert < 1 EU/ml reaktive Spender-Immunzellen die Organe des ren wichtigen Ansatzpunkt haben Sie bereits Empfängers schädigen. Diese Reaktion kann in einem früheren Interview mit Toni Catho- CE/IVD (98/79/EC) lebensbedrohlich sein, weil prinzipiell jedes men angesprochen [LJ 9/2017, Seite 42]. In Organ durch alloreaktive T-Zellen angegriffen Kooperation mit ihm und anderen Wissen- werden kann. Deshalb können wir nicht ein- schaftlern arbeiten wir derzeit daran, zusätz- fach die T-Zellen eines x-beliebigen Knochen- lich zum Einschleusen der CARs, inhibitori- mark- oder Stammzellspenders verwenden, sche Faktoren in den Immunzellen mithil- um einen Krebspatienten zu behandeln. Man fe von CRISPR/ auszuknocken oder he- kann allerdings statt T-Zellen andere Immun- runterzuregulieren. Denn Tumore versuchen zellen für die CAR-Therapie in Betracht ziehen, nicht nur, dem Immunsystem zu entkommen, bei denen die GvH-Problematik eine unterge- sie sabotieren gleichzeitig die Arbeit der Im- ordnete Rolle spielt. munzellen, indem sie inhibitorische Fakto- HiMedia ist einer der drei größten ren aussenden und damit die Aktivität der ... und da kommen die NK-Zellen ins Spiel. Immunzellen eindämmen. Medienproduzenten weltweit. Ullrich » Im Gegensatz zu T-Zellen, die Tu- morantigene T-Zellrezeptor-MHC-vermittelt er- Gibt es noch weitere Ansätze, wie das Im- Informieren Sie sich jetzt! kennen, können NK-Zellen durch das intrin- munsystem im Kampf gegen Krebszellen Telefon +49 6251 989 24 26 sisch angelegte Rezeptor-Spektrum auf ihrer unterstützt werden kann? [email protected]

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NK-Zellen besitzen auf der langfristige Behandlungserfolg von der ihrer Oberfläche Ein- Aktivität und dem Persistieren der Immun- tritts-Rezeptoren, die zellen, insbesondere von Gedächtniszellen. das Transduzieren über Sobald wieder maligne entartete Zellen mit spezifische pseudotypi- dem CAR-spezifischen Antigen auftauchen, sierte Retroviren ermög- können diese auch noch Jahre später aus- lichen. T-Zellen sind da sortiert werden. unkomplizierter. Was bei beiden Zell- Und wie ist das bei den NK-Zellen? populationen gut funk- Ullrich » Hier arbeiten wir derzeit an an- tioniert und gerade wei- derer Stelle daran, die Immunzell-Persistenz terentwickelt wird, sind zu optimieren. Dank einer Studie aus dem ver- nicht-virale Transdukti- gangenen Jahr sind wir zuversichtlich. Eine onsmöglichkeiten – zum US-amerikanische Gruppe vom MD Anderson Beispiel über Nukleofek- Cancer Center der University of Texas hat erst- tion und Sleeping-Beau- mals CD19-CAR-NK-Zellen zur Behandlung von ty-basierte Transposition. Patienten mit refraktären oder rezidivierten B-Zell-Lymphomen eingesetzt und auch noch Ullrich » Zur Unterstützung können wir Wie funktionieren diese Methoden? einige Monate nach der Verabreichung spezi- auch Gene für die Produktion von Cytokinen Ullrich » Nukleofektion ist ein auf der Elek- fische CAR-NK-Zellen im Blut der Patienten de- in die Immunzellen einbringen, damit sie sich troporation basierendes physikalisches Ver- tektiert (N. Engl. J. Med. 382(6): 545-53). im Körper optimal vermehren können. Die fahren, um genetisches Material in den Zell- Cytokine spielen eine wichtige Rolle für das kern der Immunzelle einzubringen. In Kom- Wie haben die Kollegen aus den USA das Überleben und die Aktivität der Immunzel- bination mit der von Zoltán Ivics entwickel- geschafft? len. Mittlerweile haben Forscher die CAR-Tech- ten Sleeping-Beauty-Transposon-Technolo- Ullrich » Sie haben die NK-Zellen genetisch nologie so weiterentwickelt, dass wir quasi gie ist die Nukleofektion ein Verfahren, mit so modifiziert, dass sie nicht nur den CD19- die vierte Generation von CAR-T-Zellen ha- dem wir nicht nur genetische Information in CAR exprimieren, sondern auch Interleukin-15 ben, die sogenannten TRUCKs. Die Abkürzung Form kleiner Mini-Circle-DNA einschleusen selbst produzieren, das ein Schlüssel-Cytokin steht im Englischen für „T cells Redirected for können, sondern auch ein Enzym, die soge- für das Überleben der NK-Zellen ist. Universal Cytokine-mediated Killing“. Sie pro- nannte Transposase, um das Genom zu schnei- duzieren bei Antigen-Kontakt selbst Cytoki- den, sodass die gewünschte DNA-Sequenz ein- In unserer „Wirkstoff-des-Monats“-Se- ne und steigern dadurch ihre Zytotoxizität gebaut werden kann. rie haben wir in Ausgabe 3/2020 bereits und Proliferation. kommerziell erhältliche CAR-T-Zell-Pro- dukte vorgestellt. Die bekanntesten sind Was Sie gerade über CAR-NK-Zellen berich- »Man muss die T-Zellen in wohl Kymriah und Yescarta zur Behand- tet haben, klingt sehr vielversprechend. lung von Leukämien oder B-Zell-Lym- Schach halten, damit keine über- Wo stößt diese Technologie bislang an ih- phomen. Mittlerweile gibt es vier von der re Grenzen? mäßige Immunreaktion droht.« US-amerikanischen and Drug Ad- Ullrich » Die Entdeckung der NK-Zellen ministration (FDA) zugelassene kommer- liegt gut fünfzehn Jahre hinter den T-Zellen, ziell erhältliche CD19-CAR-T-Zell-Produk- und auch die Entwicklung von Genmodifika- Diese Verfahren zur genetischen Modifi- te. CAR-NK-Zell-Therapien hingegen befin- tionen in NK-Zellen ist noch jüngeren Datums kation von Immunzellen sind im Übrigen äu- den sich aktuell noch in der Warteschlei- als die in T-Zellen. Im Feld der Genmodifika- ßerst sicher. Die von den Patienten stammen- fe, oder? tionen von NK-Zellen besteht deshalb noch den Immunzellen werden in Kultur verändert Ullrich » Richtig, während es derzeit welt- Nachholbedarf. Lange Zeit war eine Hürde und anschließend sämtliche Partikel – egal ob weit über 500 klinische Phase-1- und -2-Stu- problematisch, die wir jetzt mit der Entwick- Plasmide oder Viren – entfernt. Weitere Modi- dien zur Evaluation von CAR-T-Zell-Produk- lung neuer Technologien nehmen konnten. fikationen der Zellen können so nicht mehr ten gibt, sind es gerade mal um die zwan- Ich habe ja vorhin erzählt, dass sich NK-Zel- stattfinden und nur die spezifisch veränder- zig Studien mit CAR-NK-Zell-Produkten. Die len im Rahmen der natürlichen Immunant- ten Immunzellen gelangen in den Körper des meisten davon werden in oder den USA wort früh vermehren und Virus-befallene Zel- Patienten. durchgeführt. len als gefährlich erkennen und eliminieren. In Deutschland gibt es derzeit insgesamt Und genau deshalb besitzen NK-Zellen die Wo geht zukünftig die Reise mit der an die dreißig CAR-Zell-Therapie-Studien zur Eigenschaft, dass sie sich selbst nicht gerne CAR-Technologie hin? Behandlung von B-Zell-Neoplasien, Leukämi- von Viren infizieren lassen. Das heißt, wir müs- Ullrich » Für eine effektive Therapie ist en und dem Multiplen Myelom. sen mit einer gewissen Raffinesse vorgehen, es wichtig, dass die Immunzellen im Patien- [In einem Übersichtsartikel haben Ullrich et um sie genetisch überhaupt modifizieren zu ten persistieren, also längerfristig überleben. al. kürzlich die aktuelle Studienlage zu CAR-T- können. Die Protokolle für die Transduktion T-Zellen bieten den Vorteil von einer klona- und CAR-NK-Zell-Therapien in Deutschland von T-Zellen können nicht einfach für die Ge- len Proliferation: So lange Antigen vorhan- zusammengefasst: Gene Ther., doi: 10.1038/ nerierung von CAR-NK-Zellen übernommen den ist, wird die Vermehrung der Zellen sti- s41434-021-00246-w.] werden. Vergangenes Jahr haben wir heraus- muliert. In der T-Zell-Therapie entsteht hier- gefunden, dass NK-Zellen sich besser durch durch ein Balance akt. Man muss die T-Zellen Gibt es denn noch andere Erkrankungen, Alpha-Retroviren als durch Lentiviren trans- in Schach halten, damit keine übermäßige die sich mit CAR-Zellen behandeln lassen? duzieren lassen [Front. Immunol. 10: 3123]. Immunreaktion droht. Gleichzeitig profitiert Gerade NK-Zellen sind im Körper ja da-

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für zuständig, nicht nur Tumorzellen zu er- Die CAR-Technologie kommt derzeit haupt- T- und NK-Zellen verwandt sind, wie zum Bei- kennen, sondern auch Pathogen-befalle- sächlich bei T- und NK-Zellen zum Einsatz. spiel NK-T-Zellen oder γ/δ-T-Zellen, die inte- ne Zellen. Gibt es noch andere Anwärter? ressante immunologische Eigenschaften ha- Ullrich » Genau diese Idee verfolgen For- Ullrich » T- und NK-Zellen sind quasi die ben und mit CARs aufgerüstet werden können. scher derzeit. Es gibt beispielsweise erste An- zwei Haupt-Immunzell-Gruppen für das di- sätze, mit CAR-T-Zellen HIV-infizierte Zellen zu rekte Erkennen und Eliminieren von Tumor- Wie sieht die Therapie mithilfe genmodifi- behandeln (Rev. Med. Virol. 30(6): 1-14) – das zellen. Es gibt zusätzlich noch Immunzell-Prä- zierter Immunzellen von morgen aus? ist auch für NK-Zellen denkbar. Brandaktuell Ullrich » In Zukunft wird sich wahrschein- werden derzeit auch CAR-Immunzell-Präpara- lich je nach Tumorentität eine Empfehlung er- te entwickelt, um SARS-CoV-2-befallene Zel- »Die genetisch modifizierten Im- geben, welches Zell-Therapie-Protokoll am sinn- len zu eliminieren. munzellen zum Tumor zu manö- vollsten ist. Dabei können je nach Erkrankung Außerdem versuchen wir weitere solide entweder T-Zell- oder NK-Zell-basierte The- Tumore in den Fokus zu nehmen. Ein Hinder- vrieren, ist aktuell ein Hindernis.« rapien erfolgversprechender sein. Außer der nis besteht aktuell darin, die genetisch modi- CAR-Technologie kann ich mir gut vorstellen, fizierten Immunzellen zum Tumor zu manö- dass wir zukünftig auch einset- vrieren. Natürlich ist es viel einfacher, leukä- parate, die man aus peripherem Blutgemisch, zen, um inhibitorische Faktoren durch CRISPR/ mische Zellen im Blut oder Knochenmark zu sogenannten PBMCs, durch die Zugabe von Cas9 zu eliminieren oder zu unterdrücken. Da- behandeln, die man über eine Infusion leicht Cytokinen und Antikörpern in vitro generie- rüber hinaus erweisen sich Kombinationsthe- erreichen kann. ren kann – sie heißen Cytokin-induzierte Kil- rapien mit Checkpoint-Inhibitoren oder ande- lerzellen. Die Protokolle dazu sind schon seit ren immunmodulatorischen Medikamenten in Wie kann diese Hürde genommen werden? 1993 etabliert und werden regelmäßig in un- ersten Studien als vielversprechend. Ich den- Ullrich » Die Immunzellen können gen- terschiedlichen klinischen Studien zur Thera- ke, wir werden im Rahmen der personalisierten technisch so verändert werden, dass sie Che- pie von hämatologischen Erkrankungen ein- Medizin weiterhin einen multimodalen Ansatz mokinrezeptoren exprimieren, die dann die gesetzt. Und auch diese werden jetzt mit CARs brauchen, der aber im Gegensatz zur konven- Migration hin zu den befallenen Organen und modifiziert. tionellen Chemotherapie zukünftig deutlich ne- dem Tumor ermöglichen. Das ist je nach Tu- Außerdem gibt es weitere natürlicherwei- benwirkungsärmer für die Patienten sein kann. morart mal einfacher, mal schwieriger. se vorkommende Subpopulationen, die mit Das Interview führte Juliet Merz.

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Firmenporträt ActiTrexx, Mainz T-Zellen mit Biss

In Mainz forscht das Start-up ActiTrexx an einer Möglichkeit, Abstoßungsreaktionen nach Transplantationen zu minimieren. Als „willige Helfer“ nutzt es aktivierte regulatorische T-Zellen – kurz: Tregs, gesprochen T-regs. Ob sie ähnlich kraftvoll arbeiten wie ihr prähistorischer Namensvetter, sollen klinische Studien zeigen.

Was wäre, wenn Leukämie-Patienten nach duzieren, sondern auch bei der Bildung und gerückt. Aus einer Kooperation mit Boehringer einer Stammzelltransplantation keine Angst Steuerung eines Subtyps regulatorischer T-Zel- Ingelheim entstand die Idee, die Aktivität von mehr vor lebensbedrohlichen Abstoßungsre- len eine entscheidende Rolle spielen“, erin- regulatorischen T-Zellen besser steuerbar zu aktionen haben müssten? Wenn die Krebsthe- nert sich Jonuleit. Die regulatorischen T-Zellen, machen. „Wir sind dann schnell auf das Ober- rapie ohne die Einnahme von immunsuppri- kurz Tregs, hemmten autoreaktive T-Helferzel- flächenmolekül CD4 gekommen“, erzählt Jo- mierenden Medikamenten ablaufen könnte, len, die eigentlich Melanomzellen attackieren nuleit. CD4, Co-Rezeptor des T-Zell-Rezeptors, die ja eine Vielzahl von unerwünschten, teils sollten. Dieses als Selbsttoleranz bezeichnete wird auf T-Helferzellen ebenso exprimiert wie schweren Nebenwirkungen haben? Hört man Prinzip ist an sich durchaus erwünscht, denn auf Monozyten und Makrophagen. Und eben den beiden Gründern von ActiTrexx zu, scheint es verhindert etwa die Entstehung von Au- auf Tregs. Außerdem ist CD4 bekannt als Ein- das nicht mehr bloße Utopie zu sein, sondern toimmunkrankheiten oder Allergien. Bei ei- fallstor für das HI-Virus, welches über das Gly- in greifbare Nähe zu rücken. Wie kam es dazu? ner Krebs­erkrankung jedoch sorgt die Dros- koprotein (gp) 120 an CD4 bindet und somit Helmut Jonuleit ist Biologe, habilitierter selung der T-Helferzellen dafür, dass Tumorzel- CD4-positive Zellen infiziert. Tüttenberg und Immunologe und inzwischen seit 18 Jahren len vom Immunsystem in Ruhe gelassen wer- Jonuleit zeigten, dass sie Tregs mit niedrigen Forschungsleiter der Hautklinik der Universi- den. Tüttenberg und Jonuleit machten sich Mengen von rekombinantem gp120 gezielt tätsmedizin Mainz. Um die Jahrtausendwen- deshalb auf die Suche nach einer Methode, ansprechen konnten. de holte er Andrea Tüttenberg in sein Labor. mit der sich diese Tregs blockieren ließen – Die Humanmedizinerin arbeitet bereits seit und fanden sie in modifizierten dendritischen Schwierige Immun-Balance 1998 als Dermatologin an der Hautklinik, ab- Zellen. In einer Phase-1-Studie an Patienten solvierte dort auch ihren Facharzt und habili- mit einem Melanom war dieser Ansatz erfolg- Angewandt werden soll dieses ATreg ge- tierte sich 2010. Parallel zog es sie aber in die reich. Dann aber fanden sich keine Investoren nannte zelluläre Therapeutikum bei der soge- Wissenschaft, und so initiierte sie gemeinsam für weitere Studien; plötzlich war Schluss mit nannten Graft-versus-Host-Disease (GvHD), al- mit Jonuleit eine erste klinische Zell-Therapie diesem vielversprechenden Projekt. so Transplantat-gegen-Wirt-Erkrankung. Dies bei malignen Melanomen. Doch Aufhören kam nicht in Frage. Ganz ist eine häufige und lebensbedrohliche Kom- „Bereits 2001 zeigten wir, dass dendriti- im Gegenteil, denn inzwischen waren die Tregs plikation bei allogenen Knochenmark- oder sche Zellen nicht nur eine Immunantwort in- endgültig in den Fokus der Forschungsgruppe Stammzelltransplantationen, etwa im Rahmen einer Leukämie-Therapie. Die von einem ge- Werden aktivierte regulatorische T-Zellen (Tregs) sunden Spender mitübertragenen Lymphozy- zum „T. rex“ im Kampf gegen die Graft-versus-Host-Disease?... Foto: Caitlin McManus ten erkennen Gewebemerkmale des Empfän- gers als fremd, auch wenn im Vorfeld auf mög- lichst kompatible Spender-Empfänger-Kom- binationen geachtet wurde. Da allerdings je- der Mensch mit einem individuellen Reper- toire an immunologisch relevanten MHC-Pro- teinkomplexen ausgestattet ist, ist eine exak- te Übereinstimmung zwischen Spender und Empfänger extrem unwahrscheinlich. In der Folge werden T-Helferzellen des Spenders aktiviert und attackieren alle für sie fremden Antigene. Dies kann im Empfänger zu systemischen Entzündungsreaktionen füh- ren – und damit folglich zu schweren Organ- und Gewebeschäden bis zum Tod. Deshalb wird bei Transplantationen in der Regel mit immunsupprimierenden Medikamenten ge- arbeitet. Da hierbei jedoch das gesamte Im- munsystem dauerhaft in einer Art Ruhezustand gehalten wird, leiden Patienten unter Neben- wirkungen wie häufigen Infektionen. Außer- dem haben auch Krebszellen bei einem unter- drückten Immunsystem leichtes Spiel, sodass die eigentlich mit einer solchen Therapie be- kämpfte Leukämie oftmals wieder zurückkehrt.

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Bei Knochenmark- oder Stammzelltrans- gen die in einen Patienten, verstärkt das sogar Mit Volldampf geht es nun weiter. ATreg plantationen wären also immuntolerante die Graft-versus-Host-Reaktion, statt diese zu sei so weit fertig, sagt Jonuleit. Zugute kommt T-Zellen eine gute Sache. Hier kommt ATreg verhindern. Der sicherlich wichtigste Aspekt den Unternehmern, dass ATreg den Orphan- von ActiTrexx ins Spiel. „Dabei handelt es sich ist aber: Patienten mit einer akuten Graft-ver- Drug-Status der EU-Zulassungsbehörde EMA um aktivierte regulatorische T-Zellen zur Thera- sus-Host-Reaktion haben oft keine drei bis vier sowie des US-amerikanischen Pendants FDA pie von überschießenden Immunreaktionen“, Wochen Zeit, um auf eine Therapie zu warten. erhalten hat. Damit werden Therapien oder erklärt Tüttenberg. Einem gesun- Medikamente unterstützt, die bei den Spender werden während ei- seltenen Erkrankungen zum Ein- ner Leukapherese etwa 1010 weiße satz kommen. In der Phase 1 der kli- Blutzellen entnommen und über nischen Studie reicht deshalb eine Antikörper-gekoppelte Magnet- Probandenzahl von gerade einmal beads aufgereinigt. Dabei wer- 12 bis 15 Patienten mit GvHD. „Nach den solche Zellen angereichert, erfolgreichem Abschluss können wir die CD25 auf ihrer Oberfläche direkt in die Phase 3 übergehen, die besonders hoch exprimieren, al- 60 Patienten beinhalten wird“, sagt so regulatorische T-Zellen. Von den Tüttenberg. Vierzig von ihnen wer- 100 Milliarden Blutzellen bleiben den ATreg bekommen, zwanzig ei- so etwa 80 bis 100 Millionen üb- ne vergleichbare Standardtherapie. rig. Die werden mit rekombinan- Dieses komprimierte Studiendesign tem gp120 inkubiert, welches an spart nicht nur eine Menge Zeit. Es CD4 auf der Zelloberfläche bindet. ... Die ActiTrexx-„Masterminds“ Helmut Jonuleit (li.) ermöglicht dem Start-up zudem, Dabei reicht eine geringe Menge und Andrea Tüttenberg arbeiten daran. mit dem bereits vorhandenen Kapi- des Glykoproteins, um die we- Fotos: ActiTrexx tal einen Großteil der Studien zu fi- nigen Tregs – nur etwa drei Pro- nanzieren. zent der CD4-positiven T-Zellen sind tatsäch- Im Mausmodell zeigten sich weitere Vor- In Zukunft soll die Anwendung von ATreg lich Tregs – zu aktivieren. teile der Therapie. „Weder die Infektionsabwehr aber noch ausgeweitet werden. „Wir wissen: „Wir konnten zeigen, dass konventionel- noch gewünschte Immunreaktionen wie die Sobald ein Patient Stammzellen erhält, beginnt le T-Helferzellen von dieser geringen Menge Graft-versus-Leukemia-Reaktion, also die Ant- auch ohne klinische Symptomatik eine Ab- gp120 unbeeinflusst bleiben, während die wort des Immunsystems auf Tumorzellen, wur- stoßungsreaktion“, sagt Tüttenberg. Die Idee Tregs punktuell aktiviert werden konnten“, sagt den negativ beeinflusst“, sagt Jonuleit. der Unternehmer ist es deshalb, die regulato- Jonuleit. Die derart scharf gemachten Tregs Ein Erfolg auf ganzer Linie also. Es folg- rischen T-Zellen quasi prophylaktisch einzu- wiederum inhibieren die T-Helferzellen und te die Patentanmeldung, und damit war der setzen. Damit ließen sich Abstoßungsreaktio- verhindern so, dass sich Spender-T-Zellen ge- Weg frei für eine kommerzielle Nutzung der nen im Keim ersticken. „Denn man weiß auch, gen Empfänger-Antigene wenden. Nicht ein- aktivierten Tregs. „Aus dem Projekt mit den dass Tregs im entzündlichen Milieu wie bei ei- mal 24 Stunden nach der Entnahme aus dem dendritischen Zellen haben wir viel gelernt“, ner akuten GvHD nicht so gut wirksam sind“, Spender können die modulierten Blutzellen betont Jonuleit – unter anderem eben, dass ergänzt Tüttenberg. Je eher man also die Zel- dem Patienten übertragen werden. man sich frühzeitig um den Schutz seiner Tech- len in den Patienten geben könne, umso bes- nologie kümmern müsse. „Denn ohne Patent ser könnten sie arbeiten. Außerdem könnten Keine langwierige Expansion finden Sie keine Investoren“, ist er sicher. Und viele Menschen, die aus verschiedenen Grün- dieses Mal klappte es. den für eine Stammzelltransplantation nicht Dieser Zeitfaktor ist ein großer Vorteil der Über die Gründungsinitiative GO-Bio des infrage kommen, von der Therapie mit ATreg neuen Therapie, sind Jonuleit und Tüttenberg Bundesforschungsministeriums erhielten Tüt- profitieren. Dazu gehören etwa ältere Men- sich einig. Bei bisherigen Behandlungen wer- tenberg und Jonuleit zunächst vier Millionen schen mit diversen Vorerkrankungen. Bei ih- den regulatorische T-Zellen aus dem Spender- Euro. „Damit konnten wir die Präklinik erfolg- nen ist das Risiko von tödlichen Nebenwirkun- blut isoliert und über drei bis vier Wochen ver- reich abschließen und die Firmenausgründung gen bei einer Transplantation bisher zu hoch. mehrt. Expansion nennen die Immunologen vorbereiten“, sagt Tüttenberg. In einer zwei- das. Nur so kann bislang eine ausreichende ten Phase bewarben sie sich um eine weite- Direkt im Transplantat? Menge an aktivierten Tregs hergestellt wer- re Förderung in Höhe von 5,4 Millionen Euro. den. „Statt nun also nach vier Wochen In-vi- Voraussetzung: Sie mussten zeigen, dass sie Aber Tüttenberg denkt noch weiter: „Man tro-Inkubation fünf Prozent antigenspezifi- auch eigenes Kapital einwerben können. Im kann ATreg von der Stammzelltransplantation sche Zellen zwischen vielen inaktiven zu ha- September 2020 war es so weit: Mit insge- auf die Transplantation solider Organe auswei- ben, haben wir zwar insgesamt deutlich we- samt 3,5 Millionen Euro stiegen unter ande- ten“, sagt sie, „oder jegliche Form von Hyper- niger Zellen, durch die Aktivierung mit gp120 rem LBBW Venture Capital, High-Tech Grün- inflammation oder Hyperreaktivität des Im- aber theoretisch hundert Prozent funktionell derfonds und die Investitions- und Struktur- munsystems behandeln.“ Dazu gehören et- aktivierte Tregs“, sagt Jonuleit. bank Rheinland-Pfalz in die frisch als Spin-off wa Autoimmunerkrankungen wie rheumatoi- Das kostet nicht nur deutlich weniger, der Universitätsmedizin Mainz gegründete Fir- de Arthritis oder Typ-1-Diabetes. „Besonders denn therapeutische Zellkultur ist teuer. Die ma ActiTrexx ein. Neben Andrea Tüttenberg smart wäre es natürlich, die regulatorischen kurze Inkubationsdauer außerhalb des Blut- als CEO und CMO sowie Helmut Jonuleit als T-Zellen direkt im Transplantat zu aktivieren. kreislaufs reduziert zudem die Gefahr, dass CSO arbeiten noch vier weitere Personen in Das ist natürlich noch Zukunftsmusik“, sagt Tregs während der Expansion ihre Funktion dem jungen Unternehmen. „Ab Mai werden Tüttenberg – und fügt augenzwinkernd hin- als Regulatorzellen verlieren und sich statt- uns noch zwei weitere Mitarbeiter in der Pro- zu: „Aber wir hören sie schon.“ dessen in Effektorzellen umwandeln. Gelan- duktion unterstützen“, sagt Tüttenberg. Sigrid März

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Mirai , Wädenswil (Schweiz) HyPhoX, Frankfurt/Oder Sauberes Fleisch Gut verpackt scher Konsumenten entge- Noch wurde zwar keine Firma ge- genkommen, die gentech- gründet, aber der Weg dahin ist be- nischen Methoden nach reitet: Die Physiker Patrick Steglich wie vor eher skeptisch ge- und Andreas Mai vom Leibniz-Ins- genüberstehen. titut für innovative Mikroelektronik Das 2019 gegründete (IHP) in Frankfurt/Oder und der Tech- Unternehmen Mirai Foods nischen Hochschule Wildau haben ist nicht das einzige Bio- für die Entwicklung eines Sensorsys- tech-Start-up, das an tems den Leibniz-Gründungspreis Fleischalternativen aus der 2021 erhalten. Das damit verbun- Zellkultur forscht. Allein in dene Preisgeld in Höhe von 25.000 Europa teilen sich etwa Euro dürfte für die Weiterentwick- zwanzig Unternehmen den lung der ausgezeichneten Techno- Markt. Dass der Bedarf an logie zur Marktreife zwar eher sym- Zellkulturfleisch und damit bolischen Charakter haben. Immer- das Marktpotenzial den- hin hat das Gründungsvorhaben mit noch groß genug für viele HyPhoX aber schon einen griffigen Mitbewerber ist, zeigt das Namen. Beispiel von Eat Just aus Mithilfe eines patentierten San Francisco (USA). Just im Verfahrens, dem Sensor-Chips mit ei- Dezember 2020 hat Singa- Foto: Univ. of Melbourne ner Silizium-basierten und industriell pur als erstes Land der Welt nutzbaren Halbleitertechnologie Im Rahmen der aktuellen Seed-Runde hat das das In-vitro-Hühnerfleisch von Eat Just für den zugrunde liegen, will HyPhoX in Schweizer Start-up Mirai Foods weitere 2,2 menschlichen Verzehr zugelassen. Das Unter- diversen Flüssigkeiten wie Wasser, Millionen US-Dollar eingesammelt. Damit nehmen wurde 2011 gegründet und erreich- Blut oder Urin in Echtzeit und vor Ort steigt das Gesamtvolumen auf beeindrucken- te nur fünf Jahre später eine gewisse Berühmt- Partikel detektieren. Dabei kann es de 4,5 Millionen US-Dollar. Mit dieser Finanz- heit, da es sich mit einer Marktbewertung von sich sowohl um Proteine oder spritze sollen weitere Mitarbeiter eingestellt, über einer Milliarde US-Dollar in die Liste der Giftstoffe wie auch Bakterien und das Labor vergrößert und eine Pilotprodukti- sogenannten Unicorn-Start-ups einreihte. Viren handeln. Die Anwendungs- on aufgebaut werden. Vor diesem Hintergrund lässt sich speku- möglichkeiten sind folglich vielfältig Mirai Foods stellt Fleischersatz aus Stamm- lieren, dass die bislang gesammelte Kapital- und reichen von der Umwelt- und zellen her, sogenanntes Clean . Die Grün- summe für Mirai Foods noch nicht das Ende Lebensmittelanalytik bis hin zur de für In-vitro-Fleischalternativen sind nicht der Fahnenstange ist. Zu den aktuellen Inves- klinischen Dia­gnostik. nur tierethischer Natur. Auch der ökologische toren gehören unter anderem das deutsche Bisher war es schwierig, die Sen- Fußabdruck von Fleisch ist schlecht. Family-Office Friba Investment, der Risikoka- soren in einem entsprechenden Aktuell wächst Rindfleisch aus Muskel- pital-Investor Skyviews Life Science, der Tech-­ Modul so zu positionieren, dass sie und Fettzellen in den Zellkultur-Schalen des Investor Ulf Claesson, das Lebensmittelunter- zwar geschützt liegen, aber bei- Start-ups. Geplant sind aber verschiedene nehmen Paulig und der Technologie-Investor spielsweise weiterhin für die Licht- Fleischsorten – und das ganz ohne Gentech- Team Europe. quelle erreichbar sind. Das ist den nik. Das dürfte den Vorstellungen europäi- -SM- Forschern mit ihrem Verfahren ge- lungen. Damit präsentieren sie ein photonisches Sensor-Sytem auf Halbleitertechnologie-Basis, das sich Solgate, Klosterneuburg (Österreich) schnell, kostengünstig und in großen Mengen herstellen lässt. Transportprobleme Überdies kann es gut in bereits bestehende Systeme integriert Das österreichische Start-up Solgate meldet den Abschluss seiner ersten Finanzierungsrun- werden. de. Wie viel IST cube Venture Fonds sowie private Investoren konkret springen ließen, wird Noch räumt Andreas Mai allerdings nicht verraten. allerdings ein: „Die Entwicklung zu Solgate entstand erst 2020 als Ausgründung des CeMM (Center for Molecular Medicine) einem fertigen Produkt ist noch der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und des IST (Institute of Science and nicht komplett abgeschlossen, aber Technology) Austria. der Gründungspreis hilft uns dabei, Die Forscher fokussieren sich auf Solute Carriers (SLC). Diese Membranproteine bringen weitere Schritte zu gehen und so eine Vielzahl an Ionen oder organischen Molekülen von der einen auf die andere Seite der relevante Anwendungen zu identi- Zellmembran. Obgleich sie bei zahlreichen Stoffwechselstörungen, neurologischen und fizieren und den Markteintritt zu Tumor-Erkrankungen eine wichtige Rolle spielen, gibt es bislang kaum Wirkstoffe zur planen.“ Regulation dieser Transporter. Daran arbeitet Solgate und hat dafür eine Methoden-über- -SM- greifende Screening-Plattform entwickelt. -SM-

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Neuron-D, Dresden Nerven in 3D

Das Dresdner Start-up -D bietet dem- keine Mini-Gehirne, aber immerhin homogene nächst Pharmakunden menschliche Hirnmo- dreidimensionale Netzwerke aus funktionalen delle auf Basis von 3D-Zellkulturen in einer ei- Neuronen, die an der Hirn-Realität deutlich gens entwickelten Matrix an. Als gemeinsames näher dran sein dürften als Nervenzellen in Spin-off des Deutschen Zentrums für Neuro- zweidimensionaler Zellkultur. degenerative Erkrankungen (DZNE) sowie des Angewendet werden sollen die 3D-Neu- Leibniz-Instituts für Polymerforschung (IPF) ro-Strukturen beispielsweise im Screening für präsentiert es ein Hochdurchsatz-System für neue Medikamente gegen neurodegenerative das Testen von Wirkstoffkandidaten zur Be- Erkrankungen wie etwa Alzheimer-Demenz handlung neurodegenerativer Erkrankungen. oder Parkinson. Ebenso können potenzielle Für das 2009 gegründete DZNE – de zen- Wirkstoffe auf ihre Neurotoxizität getestet Nervenzell-Netzwerk in 3D-Kultur trales Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft Foto: Neuron-D werden, bevor es in die klinischen Studien mit zehn Standorten in Deutschland – ist Neu- am Menschen geht. ron-D eine Ausgründungs-Premiere. Bisher wunsch – angepasst werden. Außerdem las- Neuron-D wurde 2019 von Forschern des wurden Technologien lediglich auslizenziert. sen sich bestimmte Proteine oder Wachstums- DZNE und IPF gegründet. CEO und Mitgründer Kernstück der Neuron-D-Technologie ist faktoren integrieren. Chemisch definiert kön- ist Caghan Kizil vom DZNE. Bisher wurde eine „starPEG-Heparin Hydrogel“, eine komplexe nen Forscher so relevante Neuronen-Subspe- Million Euro an Privatkapital aufgetrieben. Matrix für das Wachstum von Neuronen in zies aus humanen neuronalen Stammzellen Für die Weiterentwicklung der Technologie drei Dimensionen. Physikochemische Ei- ausdifferenzieren, und zwar sowohl aus ge- dürfte daher die Suche nach weiteren Inves- genschaften wie Steifheit oder Polymerisa- sunden Probanden wie auch aus Patienten. In toren recht weit oben auf der Agenda stehen. tions-Dynamik können – je nach Kunden- weniger als drei Wochen entstehen dann zwar -SM-

Wirkstoff des Monats Avatrombopag

Die jüngst in Verbindung mit Corona-Vektorimpfstoffen beobach- Gegen die durch eine Immunreaktion induzierte Thrombozy- teten sehr seltenen, aber schweren Nebenwirkungen rückten ein topenie (ITP) wirkt auch Fostamatinib, das 2019 für diese Indika- bisher wenig beachtetes Phänomen in den Fokus der Öffentlichkeit: tion zugelassen wurde. Fostamatinib ist ein Inhibitor der Milz-Ty- Thrombozytopenie. Darunter versteht man einen drastischen Ver- rosinkinase (SYK). Dieses Enzym wiederum regelt die Aktivität von lust an Blutplättchen. Mit Avatrombopag wurde in der EU im letz- Makrophagen, die im Falle von ITP die Blutplättchen angreifen. ten Jahr ein neuer Wirkstoff zur Behandlung von Thrombozytope- Nach bisherigen Daten löst Fostamatinib keine Thrombosen aus – nie zugelassen. Er ist für Patienten gedacht, die unter chronischer im Gegensatz zu Avatrombopag, das in seltenen Fällen venöse und Blutplättchenarmut leiden – wie auch für solche mit schweren arterielle Blutgerinnsel verursacht. Leberschäden in der Vorbereitung auf eine Transplantation. Thrombozytopenie ist übrigens gar nicht so selten. Sie kann Das Molekül Avatrombopag ist ein niedermolekularer Agonist ausgelöst werden durch Röteln, von vielen Krebsmedikamenten des Thrombopoetin(TPO)-Rezeptors c-Mpl. Es wurde während wie auch von dem gegen Thrombosen häufig verwendeten Hepa- eines Hochdurchsatz-Screenings nach Molekülen entdeckt, die die rin. Im Fall von Heparin spricht man von HIT, der Heparin-indu- Reifung von Megakaryoblasten zu den großen, polyploiden (64n!) zierten Thrombozytopenie. Auch die oben erwähnte Autoimmuner- Megakaryozyten ankurbeln, aus denen sich dann über mehrere krankung ITP, die bei zwei bis vier pro hunderttausend Personen Schritte Blutplättchen entwickeln. Dieser Reifungsprozess wird auftritt, kann die Ursache für den Schwund an Blutplättchen sein. durch das Hormon TPO gesteuert, das in Leber, Niere und Kno- Für die mit den Corona-Vektorimpfstoffen verbundene Symp- chenmark produziert wird und am TPO-Rezeptor andockt. tomatik schlugen Andreas Greinacher und sein Team von der Wie TPO aktiviert auch Avatrombopag den Rezeptor, und zwar Universitätsklinik Greifswald, die dieses Phänomen in Zusammen- in einer synergistischen Weise: Es blockiert nicht die Hormon-Bin- hang mit den Impfungen dokumentierten, den Begriff „Vaccine destelle, sondern setzt sich auf einen anderen Ort in der Trans- Induced Prothrombotic Immune Thrombocytepenia“ (VIPIT) vor. membrandomäne des Rezeptors. Beide Arten der Bindung aktivie- Ob Vektorimpfstoffe tatsächlich VIPIT verursachen – und, wenn ja, ren einen MAPK-Signalweg, der zur Bildung von Blutplättchen führt wie –, muss noch geklärt werden. (MAPK steht für MAP-Kinase, MAP für Mitogen-Activated Protein). Karin Hollricher

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Foto: Grainger

In der Corona-Pandemie besonders schwer zu bekommen: Nitril-Handschuhe Gemeinsam größer

Die Einkaufsgemeinschaft Laborkampagne vereint Biotech-Unternehmen unter sich, damit diese beim Einkauf von Verbrauchsmaterialien und Geräten preislich nicht das Nachsehen gegenüber Großabnehmern wie Universitäten haben. Die Corona-Pandemie – und die damit einhergehenden Versorgungsengpässe von Labor-Verbrauchsmaterialien – haben dem Projekt noch einmal einen Schub versetzt.

Anfang des Jahres hatte Laborjournal Labor­ „Zugleich standen viele Zulieferer vor dem schuhen oder Chemikalien. Entweder kam gar ausrüster in Deutschland gefragt: Wie habt ihr Problem, welcher Kunde nun genau wie viel kein Nachschub mehr oder aber erst Wochen das erste „Corona-Jahr“ erlebt (LJ 1-2/2021: 42- von einem Produkt erhält [...]. Beispielsweise – bis Monate! – nach der Bestellung. 45)? Im Großen und Ganzen waren sie zufrie- mussten sie gerade für Vertrags- und Bestands­ Als wir darüber auf laborjournal.de berich­ den, denn eine vermehrte Nachfrage nach al- kunden wie auch für Pandemie- und system- teten, meldete sich Stephan Binder. Er schrieb len möglichen Labormaterialien hatte auch die relevante Kunden gewisse Produkte zurück- von „wahren Wirtschaftskrimis“, von Preisstei- Umsätze in die Höhe getrieben. Gleichzeitig halten, sodass die ‚Laufkundschaft‘ zeitweise gerungen jenseits von Gut und Böse – und wurde aber klar: Es gab Engpässe bei der Be­ leer ausging.“ außerdem: „Um hier gerade kleineren Laboren schaffung von Verbrauchsmaterialien wie et- zu helfen, habe ich nun eine Einkaufsgemein- wa Pipettenspitzen, Handschuhe, Lösungsmit- Nachschubprobleme schaft für Life-Science-Labore gegründet – mit tel oder RNA- und DNA-Aufreinigungskits. Die dem Ziel, die notwendige Materialversorgung Hersteller kamen teilweise mit der Produktion Während der Branchenverband der Bio- sicherzustellen.“ nicht mehr hinterher – denn nicht nur Mitar- technologie-Industrie, BIO Deutschland, ver- Grund genug für Laborjournal, sich das mal beiter fehlten, auch Rohstoffe gingen immer lautbarte, dass es bei den Biotech- und Diag- genauer anzuschauen. Wer also ist Stephan wieder aus. nostikunternehmen 2020 keine Lieferengpässe Binder? Der Biologe hat an der RWTH Aachen Dementsprechend hieß es im Beitrag: „In gab, sah das die „Laufkundschaft“ vermutlich studiert und während seiner Diplomarbeit am der Laborzuliefer-Branche mussten daher ins­ anders. Laborjournal fragte deshalb nach, unter Robert-Koch-Institut mäßig erfolgreich – wie er besondere die Zwischenhändler eng kalku- anderem auf Twitter. Etliche Rückmeldungen sich erinnert – an HIV geforscht. Danach zog es lieren. Nach deren Bekunden wurden einige zeigten: In universitären Laboren und klei­nen ihn wieder Richtung Heimat, also in den Kölner Produkte wie etwa Alkohole oder Nitril-Hand- Biotechs fehlte es an vielem, zum Beispiel Raum. Bei Lothar Eggeling am Forschungszen- schuhe knapp – mit der Folge, dass die Her- Zellkulturflaschen, Zentrifugenröhrchen, Fil- trum Jülich promovierte er – deutlich erfolgre- steller die Preise empfindlich anhoben.“ Und: terpipettenspitzen, Multiwell-Platten, Hand- icher – in industrieller Biotechnologie. „Dort

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habe ich mich mit der Frage beschäftigt, wie Das Konzept ist neu, denn Binder sieht sich Unternehmen benötigt eben nur einen Pott man Aminosäuren-produzierende Bakterien nicht als Zwischenhändler – wenngleich er das Natrium chlorid, nicht zwanzig. Und ob es dau- für den großtechnischen Maßstab schnell her- formal natürlich sei, sagt er. Sein Unterneh- erhaft monatlich ein oder zwei Pötte abneh- stellen und screenen kann“, sagt Binder. Denn men sei eher eine Einkaufsgemeinschaft, er men kann, weiß es nicht. Dafür fehlt vielen es war stets aufwendig, in Milliarden kultivier- selbst wohl so etwas wie ein strategischer Start-ups die Planungssicherheit. Deshalb sind ten Bakterienzellen die besonders guten Pro- Einkaufs-Dienstleister. „Ein Kunde nann te mich sie für die meisten Hersteller und Zwischen- duzenten zu erkennen. Gemeinsam mit sei- mal Sourcer; demnach suche ich also Quel- händler uninteressant; der Betreuungsauf- nem Kollegen und späteren Geschäftspart- len“, sagt Binder. Das Konzept: Bündelung von wand stünde in keinem Verhältnis zum öko- ner Georg Schaumann entwickelte er ein Ver- Bestellungen, um Mengenrabatte ergattern nomischen Nutzen. Laufkundschaft eben. fahren, mit dem er die Zellen leuchten ließ, die zu können; sinnvolle Bevorratung von Hoch- das gewünschte Produkt in besonders großen durchsatzmaterialien; Bedarfsanalysen, um Problem Rabattkonditionen Mengen exprimierten. Wie Leuchtbojen fie- gezielt verhandeln zu können. len diese dann im Meer der weniger produk- Seine Kunden sind Biotechs, Start-ups Bestellvolumen schafft Laborkampagne tiven Bakterien auf und ließen sich einfach und kleine Mittelständler. „Kleine Firmen er- nun dadurch, dass sich eben viele Firmen bei mittels Durchflusszytometrie herausfischen. halten immer schlechtere Konditionen bei den Bestellungen zusammenschließen. Das Nach der Promotion gab es vom Bundes- Herstellern und Lieferanten als Großabneh- ist eine gute Basis für Verhandlungen. Etwa forschungsministerium Geld für die Idee der mer wie Unis oder Forschungszentren“, sagt dreißig Unternehmen in Deutschland, den Biosensoren, mit dem Schaumann und Bin- Binder. Natürlich gibt es auch für Start-ups Niederlanden und Österreich betreut Binder der das Biotech-Start-up Sense Up aufbauten. gestaffelte Preise oder Rabatte, zum Beispiel inzwischen. Das war 2015. Aus dem Institut für Bio- und bei Großgeräten oder Software-Lizenzen. Aber Eines davon ist Aminoverse. Dessen Grün- Geowissenschaften ging es also in die freie bei Verbrauchsmaterialien schauen die großen der, David Schönauer, hat molekulare und Wirtschaft. Und schon war es vorbei mit den Hersteller und Distributoren auf Dinge wie angewandte Biotechnologie an der RWTH guten Einkaufskonditionen für Laborbedarf, Umsatzvolumen oder Beständigkeit. Beides Aachen studiert. Seit März 2020 ist er Ge- die viele Unis und Forschungs zentren nutzen. können vor allem junge Firmen nicht leis- schäftsführer des Enzym-Dienstleisters im nie- ten. Ein frisch gegründetes Drei-Personen- derländischen Nuth, etwa 25 Kilometer von Start mit Pipettenspitzen Aachen entfernt. Kennengelernt haben sich Stephan Binder: Schönauer und Binder in Aachen. Schönauer „Ich dachte: Das kann doch nicht sein! Nur Von der Spitzenkampagne war damals noch Geschäftsführer des Aache - weil jetzt auf dem Briefkopf etwas anderes zur Laborkampagne Foto: FZ Jülich ner Start-ups SeSaM Biotech, Binder bei steht, sollen wir doppelt so viel Geld für die SenseUp. Beide hatten die gleichen Schwie- gleichen Produkte bezahlen“, erzählt Binder. rigkeiten, günstige Konditionen für Labor- Das ärgerte ihn. Also verglich er Angebote, materialien mit den großen Herstellern und kontaktierte Händler, bezirzte Hersteller. Für Distributoren auszuhandeln. „Wir hatten beide sein Start-up kalkuliert er Bedarfe, etwa an Pi- die Idee, uns für Bestellungen zusammenzu- pettenspitzen, und kaufte direkt für ein gan- schließen“, sagt Schönauer. „Letzten Endes war zes Jahr ein. Und auf einmal waren Rabatte es dann Stephan, der die Idee weiter ausgear- kein Problem mehr. Für Produkte, von denen beitet und sich damit selbstständig gemacht SenseUp nicht so große Mengen benötigte, hat.“ Inzwischen hält die Geschäftsbeziehung kontaktierte er andere Firmen und fragte, ob schon ein paar turbulente und zugleich erfolg- sie nicht einfach gemeinsam bestellen soll- reiche Jahre. Durch Laborkampagne hat auch ten. Und das wollten sie. Aminoverse so manchen Euro gespart. Bereits im September 2013 hatte Binder Allerdings hat Schönauer in den Nieder- mit seiner Spitzenkampagne ein ähnliches Ziel landen noch ganz andere Probleme. Viele der verfolgt. Binder hatte einfach „keinen Bock Zwischenhändler, von denen er seine Mate- mehr“ aufs Spitzenstecken, aber vorgesteck- rialien bezieht, bedienen exklusiv bestimm te te Pipettenspitzen waren dem Uni-Einkauf Sparten. Er könne deshalb nicht einfach bekan- zu teuer. Damals schrieb er an Laborjournal: nte Produkte bei Herstellern einkaufen, die „… Und zwar möchte ich einen Großeinkauf er noch aus seiner Zeit als Entrepreneur in von vorgesteckten Pipettenspitzen für viele In- Aachen kennt, denn die seien an die Exklusiv- stitute organisieren. Jeder Teilnehmer erhält verträge mit den Distributoren gebunden. „Wir somit hohe Rabatte, sodass sich im Prinzip müssen dann über den Vertriebspartner in den jede Uni gesteckte Spitzen leisten kann.“ Al- Niederlanden bestellen, auch wenn die Pro- lerdings verlief die Aktion im Sande. Heute dukte letztlich doch aus Deutschland kom- erinnert sich Stephan Binder: „Es gab schon men“, sagt er – und fügt hinzu: „Wir müssen viele Rückmeldungen, aber weder ich noch nur deutlich mehr bezahlen.“ das ganze Drumherum waren weit genug, um Denn: Zu den Kosten für die Produkte das wirklich aufzuziehen.“ selbst – laut Listenpreis – und Versandkos ten 2019 sollte sich das ändern. Binder ließ vom Distributor zur Firma kämen auch noch den operativen Part von SenseUp hinter sich die Versandkosten vom Hersteller zum Dis tri- und gründete sein neues, eigenes Start-up: butor hinzu, die eins zu eins weitergereicht Laborkampagne, das offiziell EG LifeScience würden. Zu Zeiten von SeSaM Biotech mit Her- GmbH heißt und in Eschweiler stationiert ist. stellern ausgehandelte Rabattkonditionen?

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Gelten nicht mehr. Bei Produkten aus Über- Für Produkte, die nicht Exklusivverträgen „Die lagen deutlich unter dem, was online aus- see sei das noch schlimmer. Das wurmt ihn unterliegen, greift Schönauer deshalb nach geschrieben war“, sagt Nonnenmacher. Konk- natürlich schon, denn welchen Sinn oder gar wie vor gerne auf Stephan Binder und die ret? „Bei einigen Geräten haben wir im Endef- Mehrwert hat so ein Zwischenhändler dann Laborkampagne zurück. Das sind beispiels- fekt nur etwa die Hälfte des Listenpreises be- für kleine Firmen? weise Verbrauchsmaterialien wie Plastik­waren zahlt“, sagt er. „Im Schnitt lagen die Einsparun- Bei Laborkampagne läuft das anders. oder Chemikalien. Auch bei den Pipettenspit- gen geschätzt bei zwanzig bis dreißig Prozent.“ Die Kunden zahlen den Einkaufspreis, den zen kann Binder aushelfen. Er hat noch welche Bin­der ausgehandelt hat, ohne Abzüge oder­ auf Lager, die Schönauer sich kurzfristig ab- Auch Hersteller profitieren dergleichen. „Für mich gibt es keine Marge holen kann. über den Verkauf“, sagt Binder. „Ich muss erst Das läppert sich natürlich, gerade in der ­einen Mehr­wert generieren und werde dann Halber Listenpreis Anfangsphase einer Firmengründung. Non- am Erfolg beteiligt. Das mache ich so, dass die nenmacher ist also zufrieden. Die Kostener- Kunden einen monatlichen Mitgliedsbeitrag Damit das auch in Zukunft funktioniert, sparnis sei aber nicht der einzige, vielleicht zahlen.“ Der ist abhängig vom Jahresumsatz. hat Binder inzwischen ein Lager angemietet, noch nicht mal der wichtigste Vorteil, sagt er: Ab 150 Euro pro Monat ist ein Start-up dabei das er mit Verbrauchsmaterialien für mehre- „Das ist – sage ich mal – die Kirsche auf der und erhält dafür das Rundum-Sorglos-Paket re Monate füllen kann. „Sobald ein Kunde et- Sahne.“ Es seien die Benefits drumherum. Weil von Laborkampagne. Das bezahlt aktuell auch was braucht, bestellt er das aus diesem La- er nicht mit jedem einzelnen Hersteller oder Aminoverse. ger – und ich fülle das im Hintergrund wie­ Zwischenhändler verhandeln musste, spare Die Abhängigkeit von einzelnen Händlern der auf“, sagt Binder. So entstehen keine Eng- er eine Menge Zeit. Ein Jungunternehmen ist aber nicht nur finanziell ein Nachteil. „Ich pässe, und auch längere Lieferzeiten können habe gar nicht die personellen Kapazitäten habe vor einigen Wochen bei dem entspre- abgepuffert werden. für solche Aktivitäten, sagt Nonnenmacher. chenden Distributor 150.000 Pipettenspit- Einen weiteren Pluspunkt von Laborkam- Mit Stephan Binder hat er einen einzigen An- zen bestellt“, erzählt Aminoverse-Geschäfts- pagne nennt Schönauer: Stephan Binder ist sprechpartner für alle Belange. immer erreichbar. Jeder seiner „Wenn ich sehe, dass etwas im Labor zur Kunden hat seine private Mo- Neige geht, ordere ich es über einen einzi- bil-Telefonnummer. Auch das gen Webshop bei Laborkampagne nach“, ist bei großen Herstellern eher führt er einen weiteren Vorteil an. Kein ewi­ – nun ja – unüblich. Ganz im ges Suchen nach der Bestellnummer bei dem Gegenteil, Reaktionszeiten von Händler oder nach einem Kontakt bei dem Tagen bis Wochen sind keine Hersteller. ­Dadurch, dass Binder nun schon Seltenheit, zumindest auf schrift- eine ganze Weile in der Szene der Liefe­ranten liche Anfragen. Das hat sich in und Hersteller unterwegs ist, kennt man sich. der Corona-Zeit durch Home­ Es macht also schon einen Unterschied, ob office und Kurzarbeit nicht unbe- er anruft und nach – wie er es nennt – exo- dingt gebessert. Zeit, zu warten, tischen Produkten fragt, oder ob dies die Start- haben Start-ups jedoch selten. ups selbst machten. Letztere fallen in die Kate­ „So ein Vorteil – die kurzfristige gorie „Erstkontakt“, was – wie wir gelernt ha- Erreichbarkeit – ist erst einmal ben – keine gute Basis für attraktive Preise und unsichtbar, weil wir es gewohnt akzeptable Lieferzeiten ist. Laborkampagne sind, jeden jederzeit erreichen hingegen fängt nicht immer wieder bei Null zu können“, sagt Schönauer. Erst an – und somit auch die Verhandlungen nicht wenn es dann eben nicht mal so beim Listenpreis. laufe wie bisher, zeige sich, wie Was aber haben die Hersteller davon? „Ich wichtig zuverlässige Partner sei- möchte den Kuchen für beide Seiten größer en, ist er überzeugt. machen“, sagt Binder. Er ist überzeugt, dass Davon profitierte auch auch die Lieferanten und Hersteller von die­ ­Pa­trick Nonnenmacher, Co- ser Geschäftsidee profitieren. Denn auf diese Gründer und CTO des Rostock- Weise akquirieren sie junge, wachsende Fir- Je größer die Menge, desto niedriger der Preis. er Start-ups Innocent Meat. Erst men, ohne dass sie viel Arbeit mit diesen Foto: Corning im vergangenen Jahr gegründet Einzelkunden haben. Binder spricht deshalb musste das Labor möglichst zü- von einer Win-Win-Situation. Offenbar geht führer Schönauer. Erst hieß es: Vier bis sechs gig mit allem Nötigen ausgestattet werden. das Konzept auf, denn Laborkampagne nen- Wochen Lieferzeit. „Jetzt, acht Wochen später, „Wir haben recht schnell über WhatsApp, Tele- nt auf seiner Webseite Größen wie Carl Roth, kriegen wir gesagt, dass die Spitzen in zwei fon und E-Mails geklärt, wie die Zusammenar- ­Eppendorf oder Thermo Fisher als regelmäßige Wochen kommen.“ Als Gründe nennt der Hän- beit aussehen könnte“, erinnert sich Non- Kontakte. dler Liefer­engpässe. Aber gerade bei Hoch- nenmacher. „Ich habe Stephan Binder dann So hat die Corona-Zeit eine Idee, die schon durchsatzmaterialien wie Pipettenspitzen sind eine Liste mit den Dingen geschickt, die wir seit vielen Jahren mit kleiner Flamme glimmt­ , vier Wochen mehr oder weniger durchaus pro­ brauchen.“ Gemeinsam suchten die beiden ordentlich angeheizt und zum Lodern ge­ blematisch. Zumal viele kleine Labore und Fir- Biologen bei den „Laborkampagne-Lieferant- bracht. Ob Deutschlands Biotech-Markt auch men nicht einfach für Monate Verbrauchsma- en des Vertrauens“ geeignete Komponenten in der Breite reif ist für diese Idee, werden die terialien bevorraten können, weil sie schlicht- aus, bevor Binder für jedes einzelne Großgerät kommenden Jahre zeigen. weg den Platz nicht haben. sowie die anderen Posten Preise verhandelte. Sigrid März

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Kennen Sie ihn? Der Aggressionsdämpfer

Auf manchen Posten braucht man er sich oft mit den Ärzten des benachbarten sonst rangiert er bis heute unter den meist- als Forscher nicht nur wissenschaft- Krebs-Instituts, da viele von deren Patien- zitierten Forschern weltweit. liches Geschick. Unser Gesuchter be- ten sich aufgrund ihres Chemotherapie-ge- Auffälliger waren seitdem aber seine Ar- weist das seit knapp vierzig Jahren. schwächten Immunsystems opportunistische beit und seine Auftritte als Regierungsbera- Infektionen einfingen. Der Gedanke, dass ge- ter. Gerade in der AIDS-Krise galt er schnell als Lemmy Kilmister, der verstorbene Sänger der ringere Dosierungen derselben Chemothera- „Gesicht der Regierung“ und wurde von Tei- Heavy-Metal-Band „Motörhead“, und unser Ge- peutika womöglich die überschießenden Im- len der Öffentlichkeit massiv angefeindet. Auf suchter haben etwas gemeinsam: Beide ka- munreaktionen bei Autoimmunkrankheiten dem Höhepunkt der Auseinandersetzungen men an einem Heiligabend zur Welt – Letz- im Zaum halten könnten, ohne das Immunsys- beschuldigte ihn gar ein landesweit bekann- terer allerdings fünf Jahre vor Kilmister und tem komplett zu unterdrücken, lag im Rück- ter Dramatiker öffentlichkeitswirksam des Mor- nicht in Stoke-on-Trent, sondern in Brooklyn, blick betrachtet eigentlich nicht so fern – un- des, da er der Meinung war, dass die Regierung New York. Als Sohn italienischer Einwande- ser Gesuchter jedoch war es, der die Idee als den Patienten unter dem Vorwand mehrjähri- rer wuchs er zunächst in dem ita- Erster formulierte und in die Praxis ger klinischer Studien vielversprechende Me- loamerikanisch geprägten Viertel umsetzte. Am Ende seiner Studi- dikamente vorenthalten würde. Anstatt sich Bensonhurst auf, bevor sein Vater en stand tatsächlich der erwarte- zu isolieren, suchte „der Direktor“ jedoch den Stephen ein Häuschen im Stadt- te Durchbruch – insbesondere in direkten Dialog mit Patienten, Ärzten und Ak- teil Dyker Heights kaufte. In des- der Behandlung von bis dato un- tivistengruppen und konnte mit seiner ruhi- sen Erdgeschoss betrieb die Fa- heilbaren entzündlich-rheumati- gen und geduldigen Art die Wogen schließ- milie fortan eine Drogerie, in wel- schen Vaskulitiden wie Polyarte- lich Stück für Stück glätten – nicht zuletzt auch, cher der Sohn von klein auf mit- riitis nodosa, Granulomatose mit weil er zudem neue Kanäle für den Zugang arbeitete: Mutter und Schwester Polyangiitis oder Lymphomatoi- zu experimentellen Medikamenten öffnete. kassierten, er selbst packte Medi- de Granulomatose. Unser Gesuchter war also schon gut in po- kamente ein und lieferte sie aus. Dass unser Gesuchter wenige litischen Gesundheitskontroversen geschult, Die Schulbildung des „Junior- Jahre später Direktor seiner Ein- als im letzten Jahr die Corona-Krise die nächs- Apothekers“ war zuerst stark katholisch und richtung wurde, verdankte er wiederum einer ten heftigen Auseinandersetzungen in seinem dann vor allem jesuitisch geprägt. Die Folgen Immunschwäche – allerdings auf völlig andere Land auslöste. Dass er in diesem Zusammen- blieben nicht aus: So räumte er selbst einmal Weise. Die Krise rund um das Erworbene Im- hang von seinem obersten Dienstherrn als ein, dass es wohl insbesondere die jesuitische munschwächesyndrom AIDS hatte ihren Hö- „Idiot“ und „Katastrophe“ beschimpft wurde, Lehre vom Dienst am anderen war, die ihn hepunkt erreicht, und gerade in seinem Hei- hatte allerdings auch für ihn eine neue Qualität. schon früh den Plan fassen ließ, Medizin zu matland wurde der Ton in Gesellschaft und Wie heißt der derart Beschimpfte? studieren und Arzt zu werden. Ersteres tat er Politik daher besonders rau. Die Regierungs- -RN- zunächst an einem jesuitischen College knapp politik inklusive der staatlichen Stellen hatte zweihundert Kilometer nordwestlich seiner nur langsam auf die Krise reagiert, und die Pa- Na, wer ist‘s? Heimat, bevor er wieder zurückkam, um an ei- tientengemeinschaft, zu denen anfangs vor- Mailen Sie den gesuchten Namen sowie ner der sogenannten Ivy-League-Universitäten wiegend homosexuelle Männer und Drogen- Ihre Adresse an: [email protected] seinen medizinischen Abschluss zu machen. konsumenten gehörten, wurde zunehmend Wir verlosen zwei Laborjournal- T-Shirts. Bereits im Alter von 28 wechselte der jun- wütend, da sie sich ob der Gleichgültigkeit der In LJ 3/2021 suchten wir Friedrich Nietzsche. ge Mediziner als klinischer Mitarbeiter an ein Politik stigmatisiert fühlte. Als der bis dahin Gewonnen haben Ralf Kielenbeck (Würz- staatliches Forschungsinstitut, das seitdem um amtierende Institutsdirektor daraufhin seinen burg) und Isabelle Breloy (Neuss). ein Vielfaches angewachsen ist und dem er Platz räumte, folgte ihm unser Gesuchter nach. seit 1984 bis zum heutigen Tage als Direktor Trotz der vielen politischen Pflichten die- vorsteht. Zehn Jahre zuvor war er zum Lei- ses Amtes blieb er auch als Forschungsleiter Auflösung aus LJ 4/2021: ter der Abteilung für klinische Physiologie er- aktiv – und erfolgreich: Viele Einsichten zu den nannt worden, wo er sich insbesondere der molekularen und zellulären Mechanismen der Die „Mehrfachübergangene“ ist Katalin Behandlung von Patienten mit Autoimmun- AIDS-Erkrankung kamen aus seinem Haus – Karikó, die synthetische mRNAs durch das krankheiten widmete. und führten zur Entwicklung von antiviralen Einführen posttranslationaler Modifikatio- Eines Tages hatte er dazu eine entschei- Medikamenten und Therapien, die HIV-posi- nen überhaupt erst so stabilisierte, dass dende Idee – und die kam etwa so zustande: tiven Patienten schließlich ein weithin langes man sie als Medikamente einsetzen kann. Als Spezialist für Infektionskrankheiten beriet und aktives Leben ermöglichten. Nicht um-

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Produktübersicht: Verbrauchsmaterial für die PCR Ex-und-hopp-Plastik

Bei den unzähligen PCRs, die täglich durchgeführt werden, fallen große Mengen Plastikmüll an. Ein Teil davon ließe sich recht einfach einsparen.

Seit Beginn des Plastikzeitalters in den Fünfzi- gerjahren hat die Menschheit etwa acht Mil- liarden Tonnen Plastik produziert – gut die Hälfte davon allein seit Beginn des neuen Jahrtausends. Die Jahresproduktion ist in- zwischen von zwei (1950) auf 350 Millionen Tonnen (2015) gestiegen. Hält dieser Trend ungebrochen an, landen bis 2050 etwa zwölf Milliarden Tonnen Plastikmüll auf Deponien – oder noch schlimmer – direkt in der Umwelt (Sci. Adv. 3: e1700782). Eine nicht unerhebliche Menge dieses rie- sigen Plastikmüllbergs fällt in den circa 20.500 biowissenschaftlichen Laboren an. Genaue Da- tenerhebungen gibt es hierzu zwar nicht. Der Meeresbiologe Mauricio Urbina versuchte je- doch, den weltweiten Verbrauch anhand des Plastikmülls einzuschätzen, den seine 280 Kol- legen an der Universität Exeter in einem Jahr (2014) hinterließen. Das Abfallmanagement der Universität musste in diesem Zeitraum et- wa 267 Tonnen Plastikmüll aus den biowis- senschaftlichen Laboren entsorgen – das ent- spricht fast sechs Millionen leerer Zwei-Liter­ - Plastikflaschen. Hochgerechnet auf 20.500 La- bore wären dies über den Daumen gepeilt 5,5 Millionen Tonnen Plastikmüll, die jährlich in der biowissenschaftlichen Forschung anfallen (Nature 528, 479). Das ist eine ganze Menge. Ein großer Batzen des Plastikmülls aus La- boren macht Verbrauchsmaterial für die PCR, aus – dazu gehören insbesondere Pipetten- Am Lab Waste Day (siehe auch www.laborjournal.de/editorials/1889.php) sammelten viele spitzen, PCR-Tubes und Tube-Streifen, PCR-Plat- Biowissenschaftler den Plastikmüll eines Labortags und rechneten ihn auf das ten sowie Versiegelungsfolien. ganze Jahr hoch. Bei einigen kam ordentlich was zusammen. Eine kleine Vorstellung davon, wie viel Foto: Pawel Grzechnik PCR-Plastikmaterial in Laboren verbraucht wird, vermittelt eine Studie der Biologin Pauli- und berechneten daraus das Gewicht des als 2.000 Tonnen ging auf das Konto von Eu- na Bahamonde, die an der Universidad de Playa pro Einzel-Test verwendeten Plastikmateri- ropa und den USA. Ancha in Valparaíso, Chile, die Auswirkung von als. Heraus kamen 37,27 Gramm Kunststoff, Rechnet man hierzu noch die unzähligen Umweltgiften auf marine Ökosysteme unter- der größte Teil (33,54 Gramm) davon Poly­ PCRs in Forschungslaboren hinzu, kann man sucht. Ihr Team versuchte die Plastikmenge propylen, gefolgt von etwas Polyester (3,06 sich leicht vorstellen, was für ein riesiger Müll- abzuschätzen, die allein für RT-PCR-Tests auf Gramm) und geringen Mengen Polyethylen berg Tag für Tag allein durch PCR-Verbrauchs- SARS-CoV-2 in Diagnostik-Laboren von März (0,66 Gramm). Bei den Abermillionen Coro- materialien entsteht. bis August 2020 anfiel (Sci. Total Environ. 760: na-Tests, die weltweit durchgeführt werden, Aber wie lässt sich der viele Plastikmüll 144167). summierten sich die wenigen Gramm Plastik bei der PCR vermeiden? Da sich mit der PCR Dazu wogen die Chilenen sämtliche Plas- pro Test bis August 2020 auf mehr als 15.000 auch winzigste DNA-Spuren amplifizieren las- tikgefäße, die für die Extraktion der RNA und Tonnen. Den Lö­ wenanteil von fast 10.000 Ton- sen, müssen die verwendeten Spitzen und Re- die anschließende RT-PCR benötigt werden, nen verbrauchte Asien, jeweils deutlich mehr aktionsgefäße absolut frei von Nukleinsäuren

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sein. Hinzu kommt, dass viele Polymerasen ausgesprochene Mimosen sind, die sehr emp- findlich auf Verunreinigungen reagieren, ins- besondere Metallionen. Spitzen und Tubes für die PCR werden deshalb aus besonders reinem Polypropylen gefertigt, das zudem sehr inert ist und auch nicht dazu neigt, einzelne Kom- ponenten des PCR-Ansatzes auf der Oberflä- che zu adsorbieren.

Nur kosmetische Maßnahmen

Bisher hat es kein Hersteller geschafft, die- se für die PCR unverzichtbaren Eigenschaften mit recyceltem Polypropylen oder einem bio- logisch abbaubaren Polymer hinzubekommen. So beschränken sie sich im Wesentlichen auf kosmetische Maßnahmen zur Reduktion des Plastikabfalls – etwa mit der Produktion be- sonders dünnwandiger Spitzen und PCR-Tu- Pipettenspitzen landen meist nach einmaligem Gebrauch im Plastikmüll. Dabei kann man sie bes, Spitzenboxen aus Karton statt Kunststoff nach einer gründlichen Reinigung selbst für die PCR wiederverwenden. sowie recycelbarem Verpackungsmaterial. Foto: Embrapa Aber auch die Biowissenschaftler selbst können einen Beitrag zur Vermeidung von ne Bande noch ein Schmier zu erkennen. Die Innenleben der Spitzenspülmaschinen und der Plastikmaterial bei der PCR leisten. Dazu müss- Ethidiumbromid Färbung war etwas sensitiver. exakten Waschprozedur. Die Spitzen werden ten sie die PCR jedoch etwas entspannter an- Hier traten auch bei den zweifach verdünn- aber offensichtlich während des achtminüti- gehen und die ständige Angst vor Kontamina- ten Proben Banden auf. In den Probentaschen gen Waschzyklus in eine spezielle Waschlö- tionen ablegen. Dass diese zumindest teilwei- mit dem Waschwasser der benutzten Spitzen sung getaucht, mit Hochdruck durchgespült se übertrieben ist, zeigt eine Studie des irani- war aber auch hier nichts zu sehen. und zusätzlich mit Ultraschall behandelt. Um schen Mikrobiologen Pourya Gholizadeh von In ihrem zweiten Experiment untersuch- den Reinigungseffekt zu steigern, bewegen der Tabriz University of Medical (J. Res. te die Gruppe, wie sauber benutzte PCR-Tu- sie sich dabei rasch auf und ab. Die Sterilisati- Med. Dent. Sci. 7 (2): 210-13). Nicht nur im Iran, bes sind, wenn sie mit Wasser oder Natri- on der Spitzen übernehmen UV-Lampen, die sondern auch in vielen anderen Ländern, in umhypochlorit gereinigt werden. Dazu wu- sowohl die Innenwand der Spitzen bestrah- denen das Geld für die Forschung knapp ist, schen sie Tubes, die PCR-Ansätze aus der ers- len als auch die äußere Oberfläche. Anschlie- sind Pipettenspitzen und PCR-Tubes viel zu ten Versuchsreihe enthalten hatten, mit 300 ßend werden die Spitzen getrocknet. Hierzu kostbar, um sie ständig nach nur einmaligem Mikrolitern Wasser oder einer sechsprozen- werden sie zunächst auf und ab bewegt, um Gebrauch wegzuwerfen. tigen Natriumhypochlorit-Lösung. Anschlie- größere Tropfen zu entfernen, und dann mit Gholizadeh fragte sich deshalb, ob man sie ßend füllten sie den gleichen PCR-Ansatz wie einem Warmluftgebläse trockengeföhnt. Wer nicht einfach waschen und mehrfach für die beim ersten Versuch in die Gefäße, der jedoch auf Nummer sicher gehen will, kann sie danach PCR verwenden kann. Dazu machte das Team kein DNA-Template enthielt, und führten ei- nochmals mit einer UV-Lampe sterilisieren. zwei simple Versuche. Zunächst amplifizierten ne PCR durch. In den mit Wasser gereinigten die iranischen Forscher drei Gene von Klebsi- PCR-Tubes traten noch immer PCR-Produkte Gleiche Ergebnisse ella ­pneumoniae mit der PCR. Anschließend auf, in den mit Natriumhypochlorit gewasche- verdünnten sie die drei PCR-Produkte jeweils nen jedoch nicht. Mit verschiedenen Validierungs-Studien einfach, zweifach und zehnfach mit destillier- Die Studie aus dem Iran ist zwar mit eini- – etwa zur Anwendung gewaschener Spit- tem Wasser. Danach trugen sie die Proben auf ger Vorsicht zu genießen – die Gruppe zeigt zen für Corona-Tests, ELISAs, bei der Massen­ Agarose-Gele auf, die entweder einen soge- zum Beispiel keine Bilder der Gel-Banden. spektrometrie, zur Herstellung von siRNA-­ nannten Safe-Stain­ enthielten oder Ethidium- Bei einfachen Routine-PCRs könnte das Wa- Bibliotheken oder für die PCR – versucht der bromid. Für jedes verdünnte PCR-Produkt sah schen von Spitzen aber durchaus einen Ver- Hersteller der Spitzenwascher mögliche Be- die Gruppe zwei Probentaschen vor: In die ers- such wert sein, um den Plastikmüll im Labor denken auszuräumen. Zumindest auf dem te pipettierte sie das jeweilige PCR-Produkt. zu verringern. Papier sieht die Sache ganz gut aus. Die Er- Die benutzte Pipettenspitze wuschen die For- Zumal es inzwischen auch professionel- gebnisse, die in den Experimenten mit ge- scher, indem sie dreimal fünf Mikroliter Wasser le Waschgeräte für Pipettenspitzen gibt. Bei waschenen oder neuen Spitzen erzielt wur- aufzogen. Das Waschwasser pipettierten sie dem derzeitigen durch die Corona-Pandemie den, unterscheiden sich praktisch nicht. Einzi- schließlich in die zweite Probentasche. ausgelösten Lieferengpass bei Pipettenspit- ger Wermutstropfen: Die Spitzenreiniger eig- zen müssten die Dinger eigentlich der abso- nen sich nicht für die besonders raren Filter- Ausreichend sauber lute Renner sein. Mit Spitzenwaschern kann spitzen. Wer diese aber nicht unbedingt be- man sowohl Spitzen für manuelle Pipetten als nötigt, kann mit den Spitzenspülmaschinen Den Angaben der Iraner zufolge waren in auch für Automaten reinigen und sterilisieren, nicht nur den Plastikmüll reduzieren, sondern dem Safe-Stain-Gel nur bei den unverdünn- um sie erneut einzusetzen. Hochdurchsatz-Va- auch die Lieferschwierigkeiten bei Pipetten- ten Proben Banden zu sehen. In der zweiten rianten schaffen bis zu 24 Spitzen-Racks in der spitzen umschiffen. Tasche, die jeweils mit dem Waschwasser der Stunde, kleine Tischgeräte bis zu acht. Der Her- benutzten Spitze befüllt wurde, war weder ei- steller verrät zwar keine genauen Details zum Harald Zähringer

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Verbrauchsmaterial für die PCR Produktübersicht

ANBIETER PRODUKT SONSTIGES, BESONDERHEITEN, PREIS / HERSTELLER NAME ALLGEMEINES EURO

Analytik Jena 96-Well-PCR-Platten Aus Polypropylen (PP) | Weiß und transparent | Modelle: Ohne Rahmen und Halbrahmen, Ab 4,35 (je Platte) Jena Hochprofil oder Vollrahmen, Niederprofil www.analytik-jena.de 48-Well-PCR-Platte Aus PP | Ohne Rahmen | transparent | Hochprofil | Max. 300 µl Volumen 2,72 (je Platte) Kontakt: Tel. +49 3641 77 70 Sealingfolien Aus PP | Optisch und nicht-optisch | Adhäsiv, transparent, Peeling-fähig | 77 x 140 mm Ab 1,51 (optisch) [email protected] Ab 1,34 (nicht-optisch) PCR-Tubes Aus PP | 0,2 ml und 0,5 ml | Flacher Deckel | Extra dünne, gleichmäßige Wandstärke | Transparent Ab 0,05 (je Tube) PCR-8er-Streifen Aus PP | Transparent mit flachem Deckel | Nieder- und Hochprofil | Ab 1,20 (Streifen) Weiß ohne Deckel | Hochprofil | Optische 8-Well-Deckelkette Ab 0,46 (Deckelkette) Bio-Budget Technologies my-Budget PCR-Tubes Aus PP | Farblose, dünnwandige Einzeltubes | 0,2-ml-Tubes, mit gewölbten oder flachen Ab 53,- (1.000 Stück) Krefeld Deckeln, autoklavierbar und metallfrei www.biobudget-shop.de my-Budget PCR 8er-Strips Aus PP | Farblose, dünnwandige 0,2-ml-8er-Strips | Mit flachen (optisch klaren, qPCR geeig- Ab 87,- (125 Stück) Kontakt: net) oder gewölbten Deckelstreifen, mit angehängten Deckeln oder ohne Deckelstreifen Tel. +49 2151-6520830 [email protected] my-Budget Aus PP | Mit Vollrahmen, Halbrahmen oder ohne Rahmen, passend für verschiedene Ab 149,- (50 Stück) 96-Well-PCR-Platten Thermocycler | Standard-Höhe oder Niederprofil, autoklavierbar FrameStar PCR-Platten Verzugsfreier Kunststoffrahmen (Polycarbonat) und dünnwandige 0,2-ml-Tubes (PP) | Ab 176,- (50 Stück) 96-Well- oder 384-Well-Format, verschiedene Farbkombinationen | Standardhöhe oder Niederprofil, mit oder ohne Rahmen my-Budget PCR-Folien Aus PP | Selbstklebende oder verschweißbare Folien, abziehbar oder durchstechbar, Ab 79,- (100 Stück) verschiedene Temperatureigenschaften Bio-Rad Laboratories Hard-Shell High-Profile Aus Polycarbonat (PC)/PP | Stabil und eben | Verschiedene Farben, mit Clear- oder White- 139,- bis 164,- Feldkirchen 96-Well-PCR-Platten Well-Option (25 St./Pack.) www.bio-rad.com Hard-Shell PCR-Platten Aus PC/PP | Zweikomponenten-Design, stabil und eben | Kompatibel mit allen bekannten 134,- bis 175,- (25 St.) / Kontakt: - 96-Well-Low-Profile PCR-Geräten | Verschiedene Farben 270,- (50 St.) Tel. +49 89 3188 4177 - 384-Well-Standard 326,- bis 337,- (50 St.) [email protected] Multiplate 48-Well / Aus PP | Platte im Format 8 x 6, kann auch in kleinere Partitionen zerschnitten werden, 172,- bis 236,- 96-Well-PCR-Platten flaches und hohes Profil, ohne Rahmen | White-Well-Option (50 St./Pack.) Barcode-markierte Aus PC/PP | Stabil und eben | Verschiedene Farben mit Clear- oder White-Well-Option 142,- bis 175,- (25 St.) 96-Well-PCR-Platten 279,- bis 337,- (50 St.) 12er PCR-Streifen Aus PP | 8 x 12, dünnwandig, Hochprofil, 0,2 ml, runde Deckelstreifen, Probenvolumen 5–125 µl 225,- (20 Beutel) 12er PCR-Streifen Aus PP | 0,2 ml, dünnwandig, ohne Deckel, Probenvolumen 5–125 µl | 134,- Verschließbar mit gewölbten oder flachen Deckelstreifen 12er PCR-Deckelstreifen Aus PP | Dünnwandig, gewölbte Deckel 105,- Klebefolie Aus Polyester (PL) | Optische Folie für PCR-Platten | Auch zur Lagerung bis -40°C 200,- Folien Aus Polyester oder beschichtetem Aluminium | Klebende oder zu verschweißende Folien | 116,- / 229,- / 133,- Zum Teil verwendbar in Wasserbädern oder flüssigem Stickstoff bis -200°C, DMSO-resistent Biozol Diagnostica Carboxylated Aus PP | Carboxyliert, kovalente Immobilisierung von Verbindungen mit reaktiven freien 389,- (100 Streifen) Vertrieb PCR-8-Strip-Tubes Aminogruppen | Immobilisierung von Molekülen Eching Maleimide-coated Aus PP | Maleimid-beschichtet, Bindung von Biomolekülen mit freien Sulfhydrylgruppen 515,- (100 Streifen) www.biozol.de PCR-8-Strip-Tubes oder reduzierbaren Disulfidbindungen | Für Assays, die seitengerichtete Orientierung erfordern Kontakt: Tel. +49 89 3799666-6 Protein A-coated Aus PP | Protein-A-beschichtet | Binden von IgG oder Binden als Antigen/Antikörper- 315,- (100 Streifen) [email protected] PCR-8-Strip-Tubes Komplexe aufgetragenes IgG Protein A/G-coated Aus PP | Protein-A/G-beschichtet | Reinigung und Detektion von monoklonalen 410,- (100 Streifen) PCR-8-Strip-Tubes IgG-Antikörpern der Maus Protein G-coated Aus PP | Protein-G-beschichtet | Binden von IgG oder Binden als Antigen/Antikörper- 389,- (100 Streifen) PCR-8-Strip-Tubes Komplexe aufgetragenes IgG Streptavidin-coated Aus PP | Streptavidin-beschichtet | Bindung beliebiger biotinylierter Moleküle 315,- (100 Streifen) PCR-Tubes Streptavidin High Binding Aus PP | Streptavidin-High-Binding-beschichtet | Bindung beliebiger biotinylierter Moleküle 378,- (100 Strips) PCR-8-Strip-Tubes Carboxylated PCR-Platten Aus PP | Ohne Rahmen, mit Halb- oder Vollrahmen | Carboxyliert | 5 x 96-Well Ab 126,- Maleimide-coated PCR-Platt. Aus PP | Ohne Rahmen, mit Halb- oder Vollrahmen | Maleimid-beschichtet | 5 x 96-Well Ab 168,- Protein A-coated PCR-Platten Aus PP | Ohne Rahmen, mit Halb- oder Vollrahmen | Protein-A-beschichtet | 5 x 96-Well Ab 126,-

Abkürzungen: PC (Polycarbonat) | PP (Polypropylen) | PL (Polyester) | PE (Polyethylen)

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Eppendorf®, the Eppendorf Brand Design and Eppendorf Mastercycler® are registered trademarks of Eppendorf AG, Germany. All rights reserved, including graphics and images. Copyright © 2021 by Eppendorf AG.

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WIRTSCHAFT

Verbrauchsmaterial für die PCR ANBIETER PRODUKT SONSTIGES, BESONDERHEITEN, PREIS / HERSTELLER NAME ALLGEMEINES EURO

Biozol Diagnostica Protein A/G-coat. PCR-Platt. Aus PP | Ohne Rahmen, mit Halb- oder Vollrahmen | Protein-A/G-beschichtet | 5 x 96-Well Ab 168,- Kontakt siehe Seite 54 Protein G-coat. PCR-Platten Aus PP | Ohne Rahmen, mit Halb- oder Vollrahmen | Protein-G-beschichtet | 5 x 96-Well Ab 168,- Streptavidin-coated Aus PP | Ohne Rahmen, mit Halb- oder Vollrahmen | Streptavidin-beschichtet | Bindung Ab 126,- PCR-Platten beliebiger biotinylierter Moleküle | 5 x 96-Well Streptavidin High Binding Aus PP | Ohne Rahmen, mit Halb- oder Vollrahmen | Streptavidin-High-Binding-beschichtet | Ab 168,- PCR-Platten 5 x 96-Well Caps for PCR-Strip-Tubes Aus PP | Flache Deckel für PCR-Streifen | Leicht zu öffnen und zu schließen | Durch kleine 63,- (100 Streifen) – 8 Caps Lippe an der Seite kontaminationsfrei zu öffnen Biozym Scientific Adhäsive Filme/Folien Aus PP, Polyolefin, Aluminium | Peel- oder piercebar, qPCR-tauglich | Blattweise oder auf Rolle Ab 80 Cent/Blatt Hessisch Oldendorf Heat Seal-Filme/Folien Aus Polyester, Aluminium, PP | Peel- oder piercebar, qPCR-tauglich | Blattweise oder auf Ab 54 Cent/Blatt www.biozym.com Rolle | Benötigt Heat-Seal-Gerät Kontakt: Tel. +49 5152 9020 4er-Tube, 4er-Cap Strips Aus PP | 0,1 ml, geeignet für div. Qiagen-/Corbett-Geräte | Gefäß mit Deckel Ab 7,7 Cent/Gefäß [email protected] Disc à 72 Tubes Aus PP | 0,1 ml, geeignet für div. Qiagen-/Corbett-Geräte Ab 6,3 Cent/Gefäß Thin Wall Tube Aus PP | qPCR-tauglich, Flachdeckel, Niederprofil Ab 6,2 Cent/Gefäß SoftTube Aus PP | 0,2 ml, flacher oder gewölbter Deckel, Hochprofil, verschiedene Farben | Ab 2,9 Cent/Gefäß Ultradünn, Flachdeckel-Gefäße, qPCR-tauglich SoftTube Aus PP | 0,5 ml, ultradünn, div. Verschlussstärken | Flacher/gewölbter Deckel, verschied. Farben Ab 2,4 Cent/Gefäß 8er SoftStrips Aus PP | 0,2 ml, ultradünn, Flachdeckel oder gewölbte Deckelstreifen, Flachdeckelstreifen, Ab 5,1 Cent/Gefäß qPCR-tauglich | Hochprofil, verschiedene Farben 8er SoftStrips Aus PP | 0,1 ml, ultradünn, Flachdeckel oder gewölbte Deckelstreifen, Flachdeckelstreifen, Ab 5,8 Cent/Gefäß qPCR-tauglich | Niederprofil, farblos oder weiß 8er SoftStrips Aus PP | 0,2 ml, Hochprofil, ultradünn, qPCR-tauglich | Anhängender flacher oder gewölbter Ab 5,8 Cent/m. Deckel Deckelstreifen, farblos oder verschiedene Farben SingleCap 8er SoftStrips Aus PP | 0,2 ml, Hochprofil, ultradünn, qPCR-tauglich | Anhängender einzelner Flachdeckel Ab 5,8 Cent/m. Deckel oder gewölbter Deckel, farblos oder verschiedene Farben Aus PP | 0,1 ml, Niederprofil, ultradünn, anhängende einzelne Flachdeckel | Farblos oder weiß 12er SoftStrips Aus PP | 0,2 ml, Hochprofil, verschiedene Farben, ultradünn, Flachdeckel oder gewölbte Ab 5,0 Cent/Gefäß Deckelstreifen separat erhältlich | Flachdeckelstreifen, qPCR-tauglich 96-Well-Platten Aus PP | Hoch- oder Niederprofil | Ultradünn, alphanumer. Codierung, qPCR-tauglich, Barcode Ab 3,1 Cent/Well optional | Rahmenlos, Halb-, Vollrahmen etc., farblos oder weiß, tw. schneid- oder reißbar Aus PP | Ultradünn, alphanumerische Codierung, qPCR-tauglich | 384-Well-Platten - Barcode optional, farblos, schwarz oder weiß Ab 1,1 Cent/Well 48-Well-Platte - Niederprofil, Halbrahmen, farblos oder weiß Ab 3,1 Cent/Well Adhäsive Filme/Folien Aus Polyester oder Aluminium/Acryl-Polymere | Peel- oder piercebar, qPCR-tauglich | Ab 35 Cent/Blatt Blattweise oder auf Rolle Heat Seal-Filme/Folien s.o. | Benötigt Heat-Seal-Gerät Ab 54 Cent/Blatt SafeSeal-Filterspitzen Aus PP | Von 0,1 µl bis 10 ml, diverse Linien, im Rack und Reload | u.a. Low-Binding-Spitzen, Ab 5,3 Cent/Spitze auch Spezialspitzen wie „Gelloader“, „CellSaver“ oder „extra lang“ erhältlich im Rack Hersteller: Biomolecular Systems Mic-Tubes und Caps Aus PP | 4-Well-Streifen mit Deckel für Mic-Magnetic-Induction-qPCR Cycler | Ultradünn 139,- (960 Tubes) Brand PCR-Einzelgefäße Aus PP | 0,2 ml | Minimale Verdunstungsverluste | Fünf verschiedene Farben, 45,70 (1.000 St., flach) Wertheim mit anhängenden flachen oder gewölbten Deckeln 55,55 (1.000 St., gewöl.) www.brand.de s.o. | 0,5 ml | Flacher Deckel 41,95 (1.000 St.) Kontakt: 8er-Strips PCR-Gefäße Aus PP | 0,2 ml | Haltelasche erleichtert kontaminationsfreies Öffnen | Sechs verschiedene 76,15 (125 Stück) Tel. +49 9342 8080 Farben mit separaten Deckelstreifen (qPCR: transparente und weiße Strips) [email protected] 8er-Strips PCR-Deckel Aus PP | Gewölbt oder flach, für 8er-Strips 0,2-ml-PCR-Gefäße oder PCR-Platten ohne oder 25,50 (125 St., gewölbt) mit halbem Rahmen, fünf verschiedene Farben (qPCR: transparente, flache Deckel) | 32,05 (125 St., flach) Seitlicher Ansatz erleichtert kontaminationsfreies Öffnen Kombipacks Aus PP | 8er-Strips 0,2-ml-PCR-Gefäße mit PCR-Deckel flach (qPCR) oder gewölbt | 182,35 (250 St., gewölb.) Haltelasche und seitlicher Ansatz erleichtern kontaminationsfreies Öffnen 194,20 (250 St., flach) 8er-Strips PCR-Gefäße Aus PP | 0,15 oder 0,2 ml, transparent oder weiß mit anhängenden flachen Einzeldeckeln 124,90 (120 St., transp.) (qPCR) | Schutz vor Kontaminationen, transparente Deckel für die Real-Time-PCR 126,60 (120 St., weiß) 8er-Strips PCR-Gefäße Aus PP | 0,2 ml, mit anhängenden gewölbten Deckelstreifen | Öffnen, Schließen mit einer Hand 113,20 (125 Stück) 12er-Strips PCR-Gefäße Aus PP | 0,2 ml, transparent mit separaten Deckelstreifen | Verschließbar mit Deckelstreifen 121,20 (80 Stück) 12er-Strips PCR-Deckel Aus PP | Gewölbt für 0,2 ml, transparent | Sicherer Verschluss der Gefäßstreifen 41,05 (80 Stück) Abkürzungen: PC (Polycarbonat) | PP (Polypropylen) | PL (Polyester) | PE (Polyethylen)

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Produktübersicht ANBIETER PRODUKT SONSTIGES, BESONDERHEITEN, PREIS / HERSTELLER NAME ALLGEMEINES EURO

Brand 24-Well-PCR-Platten Aus PP | Standardprofil ohne Rahmen, 0,2 ml transparent oder weiß | Gesenkte Kosten auch 56,35 (40 St., transp.) Kontakt siehe Seite 56 bei kleinerem Probendurchsatz | Weiße PCR-Platten maximieren das Fluoreszenzsignal bei 64,80 (40 St., weiß) 48-Well-PCR-Platten der Real-Time-PCR 54,95 (20 St., transp.) 63,15 (20 St., weiß) 96-Well-PCR-Platten Aus PP | Niederprofil (0,15-ml-Wells) oder Standardprofil (0,2-ml-Wells), ohne Rahmen, 145,20 (50 St., transpar.) transparent oder weiß | Blaue alphanumerische Codierung und Cut-Corner-Markierung, 165,25 (50 St., weiß) schneidbar | Verschließbar mit 8er-Deckelstrips, Verschlussmatten oder -folien 96-Well-PCR-Platten Aus PP | Standardprofil, ohne Rahmen, 0,2-ml-Wells, erhöhter Rand, transparent oder weiß | 154,15 (50 St., transpar.) Verschließbar mit 8er-Deckelstrips, Verschlussmatten oder -folien 176,60 (50 St., weiß) 96-Well-PCR-Platten Aus PP | Standardprofil, Halbrahmen, 0,2-ml-Wells oder Niederprofil, Halbrahmen (erhöhte 145,20 (50 St., transpar.) Version erhältl.), 0,15-ml-Wells, transparent oder weiß | Blaue alphanumerische Codierung 165,25 (50 St., weiß) und Cut-Corner-Markierung | Verschließbar mit 8er-Deckelstrips, Verschlussmatten oder -folien 96-Well-PCR-Platten Aus PP | Niederprofil, Halbrahmen, geeignet für Roche LightCycler 480 und andere Ther- 204,25 /272,60 (50 St., mocycler, 0,15-ml-Wells, weiß, mit oder ohne transparente Verschlussfolie | Schwarze alpha- ohne/mit 50 Folien) numerische Codierung, Rahmen kann beschriftet oder mit Barcode versehen werden 96-Well-PCR-Platten Aus PP | Niederprofil, Vollrahmen, 0,2-ml-Wells, transparent oder weiß | Schwarze alphanu- 245,95 (50 St., transpar.) merische Codierung, starrer Rahmen | Verschließbar mit 8er-Deckelstrips oder Verschlussfolien 251,05 (50 St., weiß) Cap Tool Aus PP | Polyamid-Werkzeug zum sicheren, einfachen und spritzerfreien Anbringen bzw. Ablö- 37,55 (Stück) sen v. Deckelstreifen | Ergonomisch geformt, gute Chemikalienbeständigkeit, leicht zu reinigen 384-Well-PCR-Platten Aus PP | Niederprofil, Vollrahmen, 2–30 µl Wells, transparent | Für Mehrkanalpipetten oder 280,80 (50 Stück) Robotersysteme | Cut-Corner: A24/P24 | Platte mit Verschlussfolien verschließbar 384-Well-PCR-Platten s.o. | Cut Corner A24 232,85 (50 Stück) 384-Well-PCR-Platten Aus PP | Niederprofil, Vollrahmen, 2–30 µl Wells, weiß | Für Roche LightCycler 480 und andere 295,65 (50 Stück) Geräte | Für Mehrkanalpipetten oder Robotersysteme | Platte mit Verschlussfolien verschließbar PCR-Box/-Rack Aus PP | Zur Probenvorbereitung, zum Aufbewahren und Lagern von 0,2-ml-Einzelgefäßen, 38,15 (5 Stück) 8er- und 12er-Strips sowie 96-Well-PCR-Platten | Fünf verschiedene Farben, mit und ohne Deckel, stapelbar | Temperaturbeständig von -80 bis +121 °C Spatel Aus Polyethylen (PE) | Erleichtert das gleichmäßige Anbringen selbstklebender Folien 5,05 (2 Stück) Verschlussfolien Aus PL | Selbstklebend, für Real-Time-PCR und ELISA | Verschluss von PCR-Platten ohne Werk- 104,30 (100 Folien) zeug | Ermöglicht Sichtkontrollen, für Temperaturen zwischen -40 °C bis +125 °C geeignet Verschlussfolien Aus PL | Druckabhängig, für PCR und ELISA | Einfaches Aufbringen | Entfaltet Klebekraft erst 151,05 (100 Folien) nach Druckausübung | Transparent, für Temperaturen zwischen -40 °C bis +120 °C geeignet Verschlussfolien Aus PP | Selbstklebend, für Lagerung, ELISA und PCR | Verschluss von PCR-Platten ohne Werk- 83,67 (100 Folien) zeug | Ermöglicht Sichtkontrollen, DMSO-resistent, Temperaturbereich: -80 °C bis +120 °C Carl Roth PCR-Platten Rotilabo Aus PP | Passend zu den meisten Thermocyclern | Dünnwandig für optimalen 141,- (50 Stück) Karlsruhe 96-Well Temperaturtransfer www.carlroth.de PCR-Platten Rotilabo Aus PP | Mit Perforierung, abtrennbar in einzelne PCR-Streifen oder kleinere Platten | 155,- (50 Stück) Kontakt: Nadine Baumann 96-Well unterteilbar Passend zu den meisten Thermocyclern Tel. +49 721 5606-182 96-Well mit Rahmen Aus PP | Standard- oder Niederprofil, mit halbem oder ganzem Rahmen 141,- (50 Stück) [email protected] PCR-Streifen Rotilabo 8er Aus PP | Flache oder gewölbte Deckelstreifen | Gefäße mit flachen Deckelstreifen 98,15 (125 Stück) mit Einzeldeckeln Aus PP | Dünnwandig für optimalen Temperaturtransfer | Für Real-Time-PCR geeignet 96,10 (120 Stück) PCR-Einzelgefäße Rotilabo Aus PP | Flache oder gewölbte Deckel | Gefäße mit flachen Deckeln, für Real-Time-PCR geeignet 56,- (1.000 Stück) Verschlussfolie Rotilabo Für PCR-Platten, PP | Perforierte Enden zum einfachen Aufkleben | Optional steril Ab 74,10 (100 Stück) Für PCR-Platten, PL | Perforierte Enden zum einfachen Aufkleben | Starke Klebewirkung 54,30 (100 Stück) Für PCR-Platten, Aluminium | Extra stark | Ideal für lichtempfindliche Proben | Rückstandsfrei 71,30 (100 Stück) Verschlussfolie mit Aus Polyolefin | Optisch transparent, mit inertem, eingekapseltem Silikonklebstoff | 181,- (100 Stück) Spezialklebstoff Geringe Autofluoreszenz | Beständig gegen DMSO Verschlussfolie für die Aus PL | Optisch transparent, starker, nicht absorbierender und nicht fluoreszierender Klebstoff | 121,- (100 Stück) RT-PCR Für ELISA, Real-Time-qPCR, Proteinkristallisierung | Auf Kunststoff-Trägerfolie, leicht entfernbar Corning Corning Axygen 96-Well- Aus PP | Ohne Rahmen, Halb- oder Vollrahmen, stabil | Für Automatisierung geeignet | Ab 183,83 Amsterdam PCR-Mikrotiterplatten Kompatibel mit Thermocyclern, Liquid-Handlern und Sequenzier-Automaten www.corning.com Corning Axygen 384-Well- Aus PP | Mit Vollrahmen, stabil | Mit und ohne Versiegelungsfolie oder -Matte | Ab 291,- Kontakt: Peter Weiser PCR-Mikrotiterplatten Kompatibel mit Roche LightCycler Tel. +49 172 748 6009 [email protected] Corning Axygen 24-, 32- Aus PP | Arbeitsvolumen: 300 µl, mit Versiegelungsmatte AxyMat: 240 µl Ab 81,49 und 48-Well-PCR-Platten

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WIRTSCHAFT

Verbrauchsmaterial für die PCR ANBIETER PRODUKT SONSTIGES, BESONDERHEITEN, PREIS / HERSTELLER NAME ALLGEMEINES EURO

Corning Corning Axygen PCR-Tubes Aus PP | 0,2 und 0,5 ml, verschiedene Farben | Tube Storage Rack Ab 469,91 Kontakt siehe Seite 57 Corning Axygen PCR-Strip- Aus PP | 8er- und 12er-Streifen | Flache und gewölbte Kappen | Ab 49,10 Tubes und Kappen Einzeln oder Streifen und Kappen zusammen Corning Axygen PCR-Strip- Aus PP | Für Real-Time-PCR-Anwendungen 1.182,44 Tubes, anhängende Kappe (1.260 Stück/Karton) Corning Axygen Verschiedene Versiegelungsmatten, Klebefolien, Heißklebe-Filme | Materialien: Silikon, Ab 271,85 Sealing-Solutions Rayon, Polyolefin, Polyester, Aluminium | Durchstechbar, luftdurchlässig, abziehbar Eppendorf Vertrieb Eppendorf Twin.Tec-PCR- Aus PC (Rahmen)/PP (Wells) | Für Barcodes und automatisierte Arbeitsabläufe | Optimale Auf Anfrage Wesseling-Berzdorf Platte 96 Wärmeleitung, steifer und verwindungssicherer Rahmen | Ganzer, halber oder ohne www. eppendorf.de Rahmen, verschiedene Reinheitsgrade, Well-Profile, Farben und Verpackungsgrößen Kontakt: Eppendorf Twin.Tec-PCR- Aus PC/PP | Optimale Wärmeleitung, steifer und verwindungssicherer Rahmen | Optimierter Auf Anfrage Tel. +49 2232 4180 Platte 384 Rahmen für Barcodes und automatisierte Arbeitsabläufe | Verschied. Reinheitsgrade und Farben [email protected] Eppendorf Twin.Tec-PCR- Aus PC/PP | Teilbar in 4 Segmente à 24 Wells | Optimale Wärmeleitung, steifer und verwindungs- Auf Anfrage Platte 96, teilbar sicherer Rahmen | Verschiedene Reinheitsgrade, Well-Profile, Farben und Verpackungsgrößen Eppendorf Twin.Tec Micro- Aus PC/PP | Frei von bakterieller DNA, einzeln geblistert | Optimale Wärmeleitung, steifer Auf Anfrage biology PCR-Platte 96 und verwindungssicherer Rahmen | Verschiedene Rahmenformate, Well-Profile und Farben Eppendorf Twin.Tec Micro- Aus PC/PP | Frei von bakterieller DNA, einzeln geblistert | Optimale Wärmeleitung, Auf Anfrage biology PCR-Platte 384 steifer und verwindungssicherer Rahmen | Verschiedene Farben Eppendorf Twin.Tec-PCR- Aus PC/PP | Erfüllt die Reinheitsanforderungen für forensische Workflows | Optimale Auf Anfrage Platte 96, forensic DNA Wärmeleitung, extrem steifer und verwindungssicherer Rahmen | Verschiedene Grade Rahmenformate und Verpackungsgrößen Eppendorf Twin.Tec-PCR- Aus PC/PP | Maximale Probenrückgewinnungsraten | Optimale Wärmeleitung, steifer und Auf Anfrage Platte 96/384 LoBind verwindungssicherer Rahmen | Verschied. Rahmenformate, Farben und Verpackungsgrößen Eppendorf Twin-Tec 96 Aus PC/PP | Weiße Wells für bessere Reflexion | Optimale Wärmeleitung, steifer, verwindungssi- Auf Anfrage Real-time-PCR-Platte cherer Rahmen | Verschied. Formate, Reinheitsgrade, Well-Profile, Farben & Verpackungsgrößen Eppendorf Twin-Tec 96 Aus PC/PP | Erfüllt die Reinheitsanforderungen für forensische Workflows | Weiße Wells für Auf Anfrage Real-time-PCR-Platte, bessere Reflexion | Verschiedene Rahmenformate (skirted, semi-skirted) forensic DNA-Grade PCR-Gefäße Aus PP | 0,2 ml, dünnwandig mit Klappdeckel, Chargen-geprüft (PCR clean) | Auf Anfrage Kontaminationsschutz am Deckel, hohe Transparenz selbst am Gefäßboden PCR-Gefäße, forensic Aus PP | 0,2 ml, dünnwandig, mit Klappdeckel | Erfüllt die Reinheitsanforderungen forensischer Auf Anfrage DNA-Grade Workflows | Kontaminationsschutz am Deckel, hohe Transparenz selbst am Gefäßboden PCR-Gefäße Aus PP | 0,5 ml, dünnwandig, mit Klappdeckel, Chargen-geprüft (PCR clean) | Auf Anfrage Angerauter Deckel | Hohe Dichtigkeit Eppendorf PCR-Tube-Strips Aus PP | 0,1 ml, 8er-Streifen | Verschließbar mit flachen oder gewölbten Deckelstreifen | Auf Anfrage Chargen-geprüft (PCR clean) Eppendorf PCR-Tube-Strips Aus PP | 0,2 ml, 8er-Streifen | Definierte Deckelstellung | Chargen-geprüft (PCR clean) Auf Anfrage Real-time PCR- Aus PP | 0,1 ml, weiße Wells für bessere Reflexion | 8er-Streifen, ohne Deckelstreifen oder Auf Anfrage Gefäßstreifen mit Masterclear Cap Strips erhältlich Eppendorf Fast-PCR- Aus PP | Ideal zur Verwendung mit Fast-Cyclern | 0,1 ml, 8er-Streifen | Verschließbar mit Auf Anfrage Tube-Strips flachen oder gewölbten Deckelstreifen Eppendorf Hermetischer Verschluss von Platten | Bester Schutz vor Verdunstung und Auf Anfrage Heat-Sealing-Foil maximale Klebekraft bei hohen Temperaturen Eppendorf Heat-Sealing-Film Transparent | Bester Schutz vor Verdunstung | Maximale Klebekraft bei hohen Temperaturen Auf Anfrage Eppendorf PCR-Foil, Effektiver Klebeverschluss verhindert Verdunstungsverluste | Rückstandsfreies Abziehen | Auf Anfrage selbstklebend Leicht durchstechbar, kein Verkleben der Pipettenspitze Eppendorf PCR-Film, selbst- Effektiver Klebeverschluss verhindert Verdunstungsverluste | Rückstandsfreies Abziehen | Auf Anfrage klebend Probe kann durch den transparenten Film optisch überprüft werden Masterclear Real-Time Selbstklebend | Optimiert für maximale Lichttransmission | Maximale Dichtigkeit | Auf Anfrage PCR-Film Optimierte Verpackung Cap-Strips Streifen mit acht Mikroverschlüssen für 0,1- und 0,2-ml-Wells | Zum Verschließen von Eppen- Auf Anfrage dorf twin.tec-PCR-Platten, PCR-Streifen und anderen Multiwell-Platten | Flach oder gewölbt Masterclear Cap-Strips Streifen mit acht Mikroverschlüssen für 0,1- und 0,2-ml-Wells | Inverted Dome verhindert Auf Anfrage Zerkratzen der optischen Oberfläche und reduziert Volumen | Maximale Lichttransmission Abkürzungen: PC (Polycarbonat) | PP (Polypropylen) | PL (Polyester) | PE (Polyethylen)

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WIRTSCHAFT

Produktübersicht ANBIETER PRODUKT SONSTIGES, BESONDERHEITEN, PREIS / HERSTELLER NAME ALLGEMEINES EURO

Eurogentec Optical wide 8-Cap-Strip, Aus PP | Sehr gute Transmission der Fluoreszenz | Weniger Verdunstung 35,- (120 Stück) Seraing, Belgien with wide indented flat cap www.eurogentec.com qPCR optical flat 8-Cap- Aus PP | Sehr gute Transmission der Fluoreszenz | Weniger Verdunstung 81,- (300 Stück) Kontakt: Strip, natural Tel. +49 221 258 94 55 [email protected] qPCR optical semi-domed Aus PP | Sehr gute Transmission der Fluoreszenz | Weniger Verdunstung 64,- (300 Stück) 8-Cap-Strip, natural qPCR Optical Seals Aus PP | Hervorragende optische Qualität 234,- (100 Blätter) qPCR-384-Well-Platte Aus PP | Vollrahmen, flach, weiß | Perfekte Anpassung an ABI-, BioRad-, Eppendorf-Systeme 255,- (8 x 5 Platten) und an das Roche-System LC480 | Roboterfreundlich, automatisierbar qPCR-96-Well-Platte Aus PP | Halbrahmen, hoch, mattierte oder weiße Wells | Keine Hintergrundfluoreszenz, 122,- (5 x 5 Platten) für ABI-Systeme optimale Wärmeübertragung, perfekte Signalgleichmäßigkeit für ABI-FAST-System s.o. | Halbrahmen, flach qPCR-96-Well-Platte Aus PP | Halbrahmen, flach, weiße Wells | Keine Hintergrundfluoreszenz 122,- (5 x 5) LC480-Adapter Aus PP | Adapter für LC480 96-Well-Platten 159,- qPCR-96-Well-Platte Aus PP | Ohne Rahmen, hoch, transparente oder weiße Wells 122,- qPCR-96-Well-Platte Aus PP | Flach, mattierte oder weiße Wells 122,- qPCR-8-Tube-Strip Aus PP | 0,1 ml (flach) oder 0,2 ml, mattiert oder weiß 84,- (120 Stück) Greiner Bio-One Reaktionsgefäße Aus PP | 0,2 und 0,5 ml | Erhältlich mit gefrostetem (mattiertem) Deckel | Verschiedene Farben Auf Anfrage Frickenhausen 8er-Streifen ohne Deckel Aus PP | Verschiedene Farben | 0,2 ml Auf Anfrage www.gbo.com Kontakt: Deckelketten Aus PP | Gewölbt oder flach | Verschiedene Farben | Variante für RT-PCR Auf Anfrage Tel. +49 7022 9480 8er-Streifen mit Deckel Aus PP | Variante für RT-PCR | Flache und gewölbte Deckel | 0,1 und 0,2 ml Auf Anfrage [email protected] Mikroplatte 96-Well Aus PP | Weiß & natur | Verschiedene Ausführungen (Rahmen, Passform, RT-PCR) | 0,1 & 0,2 ml Auf Anfrage Mikroplatte 384-Well Aus PP | Weiß und natur | Verschiedene Ausführungen (Rahmen, Passform, RT-PCR) Auf Anfrage Abdeckfolien Verschiedene Materialien und Klebstoffe | Transparente Variante für optische Messungen Auf Anfrage Gennaxon Bioscience PCR/qPCR-Platten Aus PP | 96-Well, Niederprofil, Halbrahmen, weiß, für Roche LC480 165,-/ 539,- (50/200 St.) Ulm PCR/qPCR-Platten Aus PC/PP | FrameStar 480/96, Halbrahmen und Niederprofil, für Roche LC480 210,- / 755,- (50/200 St.) www.genaxxon.com Kontakt: PCR/qPCR-Platten Aus PP | 96-Well, Niederprofil und Vollrahmen, H1-edged, in klar oder weiß 138,- / 479,- (50/200 St.) Tel. +49 731 3608 123 PCR/qPCR-Platten Aus PP | 96-Well, Hochprofil, Halbrahmen, weiß, passend für gängige 0,2 ml-96-Well-Blöcke 165,- / 539,- (50/200 St.) [email protected] PCR/qPCR-Platten Aus PP | 96-Well, Hochprofil, Halbrahmen, A12-edged, in klar, passt für 0,2-ml-96-Well-Blöcke 131,- / 458,-(50/200 St.) PCR/qPCR-Platten Aus PP | 96-Well, Hochprofil, ohne Rahmen, klar, Platten lassen sich leicht zuschneiden 136,- / 475,-(50/200 St.) 8er PCR-Tube-Strips Aus PP | Klar, dünnwandig, 100 oder 200 µl Volumen mit anhängenden Deckeln, qPCR-geeignet 135,- (120 Streifen) 8er PCR-Tube-Strips Aus PP | Klar, dünnwandig, 100 µl Volumen, inkl. transparenter 8er-Deckelstreifen (flach) 83.- (120 Streifen) Adhäsive Folien für qPCR Aus PE | Optisch klare Klebefolie mit Druck-aktivierbarem Kleber, lichtdurchlässig, 235,- (100 Stück) keine Auto-Fluoreszenz Sealing-Folien Aus PL | Klare, stark haftende adhäsive Versiegelungsfolie, rückstandsfrei abziehbar, 108,- (100 Stück) PCR-/qPCR-geeignet 8-Caps-Strips Aus PP | 8er-Deckelstreifen, flach oder gewölbt, PCR-/qPCR-geeignet 112,- (300 Streifen) PCR-Gefäße (einzeln) Aus PP | Dünnwandig, 0,2 ml oder 0,5 ml, flacher oder gewölbter Deckel 78,- (1.000 Stück) PCR-Box / Rack mit Ko- Aus PP | Zur Probenvorbereitung oder zum Lagern von 144 x 0,2-ml-Einzelgefäßen oder Ab 8,82 (Stück) dierung 8er-Streifen, fünf verschiedene Farben PCR-Box / Rack Aus PP | Zur Probenvorbereitung oder zum Lagern von 100 x 0,5-ml-Einzelgefäßen, 4,64 (Stück) sechs verschiedene Farben Schraubdeckelgefäße Aus PP | Zur sicheren Lagerung von PCR-Produkten, DNAse-, RNAse- und pyrogenfrei 45,- (500 Stück) Schraubdeckel mit O-Ring Aus PP | Deckel schließen besonders dicht ab | In 7 Farben oder in Mischfarben erhältlich 81,- (500 Stück) Hirschmann Laborgeräte Hirschmann-Plates 96 Aus PP | 96 fest fixierte oder lose Glaskavitäten, einzeln entnehmbare Glaseinsätze, 81,- / 83,70 (lose/fest) Eberstadt hochrein, chemisch inert www.hirschmannlab.de Hirschmann-Plates 384 Aus PP | 384 fest fixierte oder lose Glaskavitäten, einzeln entnehmbare Glaseinsätze, 193,- /187,-(lose/fest) Kontakt: hochrein, chemisch inert Tel. +49 7134 5110 [email protected] Hirschmann-Plates 1536 Aus PP | 1.536 fest fixierte Glaseinsätze, hochrein, chemisch inert, in Kunststoffplatte 411,-

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WIRTSCHAFT

Verbrauchsmaterial für die PCR ANBIETER PRODUKT SONSTIGES, BESONDERHEITEN, PREIS / HERSTELLER NAME ALLGEMEINES EURO

Hirschmann Laborgeräte Hirschmann-Alu-Plates Aus Aluminium | Für lose Glaskavitäten, einzeln entnehmbare Glaseinsätze, 182,- (96) Kontakt siehe Seite 59 (96 und 384) hochrein chemisch inert, mit Aluminiumplatte (ohne Einsätze) 191,- (384) Glaseinsätze 1.200 µl für 96er-Platten 19,30 Glaseinsätze 250 µl für 384er-Platten 84,20 Noppendeckel Aus Silikon 43,05 LVL 225.PCR.96.fsk Aus PP | 96-Well-PCR-Platte, 150 µl | Klare Wells, Vollrahmen, blauer Rahmen | Selbstkleben- Auf Anfrage Crailsheim F100PCR-L de, optisch klare Abdeckfolie | DMSO-resistent | Einsatz bei Photometer-MTPs bis 276 nm www. lvl-technologies.com F100PCR Aus PP | Selbstklebende, optisch klare Abdeckfolie für alle Plattentypen; PS, PP, PC, PE, Auf Anfrage Kontakt: Raoul von Lueder DMSO-resistent | Einsatz bei Photometer-MTPs bis 276 nm Tel. +49 7951 95613 43 [email protected] 100.HS.ALU20 Durchstechbare Aluminium-Heat-Seal-Folie | Temp.: von -20°C bis +120°C | DMSO-resistent Auf Anfrage 100.HS.ALU50 Aluminium-Heat-Seal-Folie | Für Temperaturen von -20°C bis +120°C | DMSO-resistent Auf Anfrage 100.HS.PES Aus PE | Optisch klar, abziehbar | Für Temperaturen von -80°C bis +120°C Auf Anfrage Nippon Genetics Europe PCR-Tubes Aus PP (virgin) | 0,1 ml oder 0,2 ml, flacher Deckel, transparent 33,- (1.000 St.) Düren Aus PP | 0,2 ml, gewölbter Deckel, transparent www.nippongenetics.de 8-Well-PCR-Strips Aus PP | 0,1 ml oder 0,2 ml, inklusive flacher oder gewölbter Deckelstreifen, transparent 59,- (120 Streifen) Kontakt: Oliver Schwarz Aus PP | 0,1 ml oder 0,2 ml, anhängende flache oder gewölbte Deckel, transparent 55,- (120 Streifen) Tel. +49 2421 554960 Aus PP | 0,1 ml, inklusive Deckelstreifen, weiß 99,- (125 Streifen) [email protected] 96-Well-PCR-Platte Aus PP | 0,2 ml, ohne Rahmen, transparent 66,- (25 Stück) Aus PP | 0,3 ml, Halbrahmen, transparent 128,- (50 Stück) Aus PP | 0,2 ml, Vollrahmen, transparent 126,- (50 Stück) Aus PP | 0,1 ml, Halbrahmen, weiß 160,- (50 Stück) 96-Well-Fast-PCR-Platte Aus PP | 0,1 ml, für ABI-Cycler 168,- (50 Stück) 96-Well-ABI-Platte Aus PP | 0,2 ml, für ABI-Cycler 136,- (50 Stück) 384-Well-PCR-Platte Aus PP | 0,05 ml, transparent 199,- (50 Stück) Flat-Cap-Strips Aus PP | Deckelstreifen mit flachen Deckeln für 0,1-ml-Wells oder 0,2-ml-Wells 21,- (120 Streifen) Domed-Cap-Strips Aus PP | Deckelstreifen mit gewölbten Deckeln für 0,2-ml-Wells 21,- (120 Streifen) Adhesive PCR-Foil Aus PP | Klebefolie zum Verschließen von PCR-Platten | 120 x 80 mm 106,- (100 Blätter) 384-Well-Matte, weich Aus PP | Autoklavierbare Matte zum Verschließen von 384-Well-PCR-Platten 49,- (10 Stück) Promega PCR-Tubes 0,5 ml, dünnwandig und transparent | Auch geeignet zur Konzentrationsmessung Ab 20,- Walldorf mit Quantus www.promega.com Promega Barrier-Tips Sterile Filterspitzen | Passen auf alle gängigen Pipetten, vermeiden Kontaminationen Ab 195,- Kontakt: Michelle Erwig (10, 20, 100, 200 und durch Aerosole Tel. +49 6227 6906 185 1.000 µl) [email protected]

Ratiolab Durchstechfolie mit Aus PP | Vorperforierung je Kavität erleichtert Durchstechen | Folie schließt sich nach 105,10 (100 Stück) Dreieich Kavitätsring 96-Well Durchstechen | Temperaturbeständig von -80 °C bis +30 °C und DMSO-resistent www.ratiolab.com Peeling-Abdeckfolie Aus PP | Geeignet für Real-Time-PCR, rückstandsfrei abziehbar und wieder aufklebbar | 33,60 (100 Stück) Kontakt: DMSO-resistent | Temperaturbeständig von -80 °C bis +120 °C Tel. +49 6103 300250 [email protected] PCR-Einzelröhrchen Aus PP | 0,2 ml, flacher oder domförmiger Deckel anhängend | Homogener und schneller 38,80 (1.000 Stück) Wärmetransfer | Auch für Real-Time-PCR s.o. | 0,5 ml, flacher Deckel 27,70 (1.000 Stück) PCR-8-fach- Aus PP | 0,2 ml, dicht, einfach zu öffnen und zu schließen: Röhrchenstreifen - Mit flachen oder domförmigen einzeln anhängenden Deckeln 122,- (126 Stück) - Für separate Deckelstreifen, ohne Deckel 81,40 (126 Stück) 8-fach-Deckelstreifen Aus PP | Flach, dicht, einfach zu öffnen und zu schließen 23,70 (126 Stück) Aus PP | Domförmig, dicht, einfach zu öffnen und zu schließen 21,40 (126 Stück) 96-Well-PCR-Platten Aus PP | 0,2 ml, ohne Rahmen, Niederprofil | Für verschiedene PCR-Systeme lieferbar, 289,10 (100 Stück) geeignet für Real-Time-PCR | Alphanumerische Codierung s.o. | 0,2 ml, Vollrahmen, Hochprofil | Bis 4.000 x g zentrifugierbar 348,20 (100 Stück) 96-Well-PCR-Racks Aus PP | Arbeits- u. Aufbewahrungsstation für 0,2-/0,5-ml-PCR-Einzelgefäße, PCR-Streifen und 13,- (10 Stück) Mix-Pack -Segmente | 8 x 12 Stellplätze im Mikrotestplattenformat in verschied. Farben | Autoklavierbar Deckel für PCR-Rack Aus PP | 14 mm hoher, transparenter Deckel 16,- (10 Stück) Deckel für PCR-Rack Aus Styrol-Acrylnitril | 28 mm hoher, transparenter Deckel 17,90 (10 Stück) Abkürzungen: PC (Polycarbonat) | PP (Polypropylen) | PL (Polyester) | PE (Polyethylen)

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WIRTSCHAFT

Produktübersicht ANBIETER PRODUKT SONSTIGES, BESONDERHEITEN, PREIS / HERSTELLER NAME ALLGEMEINES EURO

Ratiolab Kryo-Schwimm-Racks Für 10 PCR-Einzelröhrchen | Zum Auftauen oder Kühlen von Proben in PCR-Röhrchen | 10,70 (10 Stück) Kontakt siehe Seite 60 Gefüllte Racks bleiben schwimmfähig Für 4 PCR-8-fach-Streifen | Zum Auftauen oder Kühlen von Proben in PCR-Röhrchen | 19,40 (10 S Stück t.) Gefüllte Racks bleiben schwimmfähig Sarstedt 96-Well-PCR-Platte Aus PP | Ohne Rahmen oder Halbrahmen, Hochprofil, transparent oder weiß | 2,95 (St./transparent) Nümbrecht Dünne Well-Wände 3,24 (St./weiß) www.sarstedt.com 96-Well-PCR-Platte Aus PP | Halbrahmen & Barcode, Hochprofil, transparent | Dünne Well-Wände 3,44 Kontakt: Tel. +49 2293 3050 96-Well-PCR-Platte Aus PP | Vollrahmen oder Halbrahmen | Dünne Well-Wände | Niederprofil, transparent/weiß 2,95 (St./transparent) [email protected] 3,24 (St./weiß) Hochprofil, DNA-Low-Binding, transparent 3,30 PCR-8er-Kette Aus PP | Mit flachem Deckel, 0,2 ml, transparent | Dünne Well-Wände | 350,- (480 Stück) Verstärkte Verbindungsstege verhindern Verbiegen oder Bruch qPCR-8er-Kette Aus PP | Ohne anhängende Deckel, 0,2 ml, transparent oder weiß | Dünne Well-Wände | 265,87 (480 St./transp.) Verstärkte Verbindungsstege 280,- (480 St./weiß) PCR-Deckelkette für Aus PP | Flach, transparent, geeignet für Real-Time-PCR | Effiziente Fluoreszenzdetektion 89,99 (480 Stück) qPCR-8er-Ketten PCR-Einzelgefäß Aus PP | Flacher Deckel, 0,2 ml, transparent | Dünne Well-Wände | 53,17 (1.000 Stück) Integrierter Anti-Kontaminationsschutz PCR-Folie Aus PE | Multiwellplatten-Format, transparent | Für Temperaturen von -40° bis +120°C geeignet 89,- (100 Stück) Starlab PCR-Gefäße (einzeln) Aus PP | 0,2 ml und 0,5 ml, mit flachem oder gewölbtem Deckel | Deckel rasten beim Ab 33,81 (1.000 Stück) Hamburg Schließen ein | Optional: 0,5 ml mit durchstechbarem Deckel www.starlab.de PCR-Gefäße für qPCR Aus PP | 0,2 ml, flacher Deckel (Xtra Clear) | Besonders lichtdurchlässig 52,08 (1.000 Stück) Kontakt: Tel. +49 40 6759 939 0 PCR-Gefäßstreifen Aus PP | 0,2 ml, mit separatem Deckelstreifen, als 8er- und 12er-Streifen erhältlich | Ab 71,09 (80 Stück) [email protected] Dünnwandig | „Perfect-Seal“-Deckelstreifen Streif. ab 18,17 (125 St.) Deckelstreifen für qPCR Aus PP | Weiße 8er-Gefäßstreifen und XtraClear-Flachdeckelstreifen | Besonders planar 25,52 ( 8er, 125 Stück) für geringe Streuung | Besonders lichtdurchlässig 22,64 (12er, 80 Stück) 8er-PCR-Gefäßstreifen Aus PP | 0,2 ml, angehängte Deckel | Teilung der Gefäßstreifen in kleinere Segmente Ab 77,81 (120 Stück) möglich | Transparent oder gemischte Farben Anhängende gewölbte Deckel | Integrierter Schutzschild | Transparent 137,09 (120 Stück) 0,2 ml, anhängende gewölbte Deckel | Leicht und schnell zu verschließen | Transparent 111,72 (125 Stück) 8er-Gefäßstreifen für qPCR Aus PP | Anhängende, flache XtraClear-Deckel | 0,1 ml oder 0,2 ml | Transparent Ab 73,61 (120 Stück) Aus PP | Anhängende flache Xtra Clear Deckel | 0,2 ml | Transparent oder weiß 88,73 (125 Stück) 8er-Gefäßstreifen Aus PP | 0,1 ml oder 0,2 ml, anhängende flache XtraClear-Deckel | Einfache Handhabung | Ab 73,61 (120 Stück) „Non-Flex“ für qPCR Transparent/transparent oder weiß/transparent PCR-Gefäßstreifen Aus PP | 4er-Gefäßstreifen für Rotor-Gene-Q-Real-Time-PCR-Cycler | 142,59 (250 Stück) „Rotor-Gene-Style“ Mit Deckelstreifen, transparent PCR-Platten Aus PP | Ohne Rahmen, Standardhöhe (350 µl) oder Niederprofil (200 µl) | Auch in schwarz Ab 37,80 (10 Stück) oder weiß | Diverse Spezialplatten für FAST-Systeme und qPCR PCR-Platten Aus PP | Ohne Rahmen, schneidbar, biegsam | Geringere Kosten und weniger Abfall 31,50 (10 Stück) PCR-Platten Aus PP | Ohne Rahmen, 24-, 48- oder 96-Well | Mit erhöhten Wells, 96-Well-„Robbins-Typ“, Ab 31,50 (10 Stück) um 3 mm erhöhte Wells ebenfalls verfügbar | Geringe Gefahr der Kreuzkontamination PCR-Platten Aus PP | Halbrahmen, Standardhöhe (350 µl) oder Niederprofil (200 µl) | Auch in Schwarz Ab 31,50 (10 Stück) oder Weiß | Diverse Spezialplatten für FAST-Systeme und qPCR PCR-Platten Aus PP | Halbrahmen, erhöhter Rand, TaqMan- oder FAST-Typ | Gedruckte alphanumerische Ab 44,- (10 Stück) Matrix | Erhöhte Plattenstabilität PCR-Platten Aus PP | Halbrahmen, erhöhter Rand, Hochprofil, Perkin-Elmer- oder Corning-Typ | 44,- (10 Stück) Geprägte alphanumerische Matrix | Geringe Gefahr der Kreuzkontamination PCR-Platten Aus PP | Vollrahmen, erhöhter Rand, 96- oder 384-Well, optionale Barcodierung | Ab 44,- (10 Stück) Erhöhte Plattenstabilität Selbstklebende Sieben verschiedene Typen, einschließlich einer Folie für qPCR | Leicht zu kleben und zu ent- Ab 57,86 (100 Stück) Plattenverschlussfolien fernen | Aus Polyester, Polypropylen/Polyester oder Aluminium Heat-Sealing Vier verschiedene Typen, einschließlich einer Folie für qPCR | Geeignet für viele Heat- Ab 165,17 (100 Stück) Plattenverschlussfolien Sealing-Geräte | Polypropylen, Polyethylen oder Polystyrol Plattenverschlussmatten Aus Silikon | Autoklavierbar, wiederverwendbar | Leicht zu reinigen | Für 96- oder 384-Well Ab 40,43 (5 Stück)

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SARS-CoV-2-Methoden: Varianten-Detektion mit SNuPE Geht das nicht schneller?

Sascha Tierling ist Postdoc am Institut für Genetik/Epigenetik der Universität des Saarlandes. Zwischen Uni-Lock- down, KiTa-Notbetreuung und zeitweiliger Quarantäne modelte er mit seinen Kollegen eine ursprünglich für DNA-Methylierungsanalysen entwickelte Technik für die schnelle Detektion von SARS-CoV-2-Varianten um.

Dezember 2019. Neuartiges Virus in China auf- oder für 16S-RNA-Analysen bei Mikrobiom- getaucht, Mysteriöse Lungenkrankheit – na ja, studien schon seit Jahren machen. ist weit weg, betrifft uns also nicht wirklich. Mein Chef ist euphorisch, also gleich or- Ähnelt dem SARS-Virus aus 2002/2003, das dern und die Technik etablieren. Vorher aber war ja schneller wieder weg, als es gekom- erst die Notbetreuung in der KiTa für meinen men war. Unwichtig, Randnotiz. Sohn organisieren und dazu noch die Sonder- Januar 2020. Erster Todesfall in China und genehmigung der Universität zur physischen erster Krankheitsfall in Europa – der muss ja Präsenz auf dem Campusgelände einholen. schon vor der Infektion krank gewesen sein, Die bereits vorhandenen Kontakte zur und Erkältungsviren verbreiten sich nun mal, Virologie am Universitätsklinikum Homburg besonders im Winter. sorgen dafür, dass wir in wenigen Tagen die Februar/März 2020. Was ist denn da in ersten von positiv getesteten Saarlän- Italien los? Rasanter Anstieg von Infizierten, dern auf der Laborbank haben – wow, mutet schwerste Krankheitsverläufe, volle Inten- noch etwas exotisch an. Und sie haben nied- sivstationen, Triage. Erste Fälle in Deutschland, rige Ct-Werte. Ct-Wert? Am Schwellenwert- ein größerer Ausbruch in Heinsberg, meine Uni zyklus (Ct-Wert) der qPCR kann man die un- geht in den Lockdown und die Bundesliga ist gefähre Viruslast ablesen. Reverse Transkrip- ausgesetzt – also jetzt ist es wirklich ernst! tion, dann die ersten PCR-Versuche. Klappt Danach Home Office zusammen mit mei- recht gut, fette Bande auf erwarteter Höhe, nem vierjährigen Sohn, die ersten Videoschal- aber auch viele Primer-Dimere. ten und virtuellen Meetings. Unser Gruppen- leiter Jörn Walter begann darüber nachzuden- Positive Ergebnisse ken, wie man an Proben kommen könnte, um sie zu sequenzieren. Da Viren mutieren, wä- Die langen Oligos inklusive der Adapto- re es epidemiologisch hochinteressant, den ren sind doch nicht so unproblematisch. Kann regionalen Verlauf innerhalb des Saarlandes man die mit magnetischen Beads überhaupt (geographisch und kulinarisch im absoluten ausreichend reinigen? Ja, das bekommen wir Zen­trum Europas) sowie den potenziellen Ein- nach ein paar Anläufen hin. Und die ersten trag aus Frankreich, Rheinland-Pfalz und/oder Sequenzierungen sehen auch gut aus. Drei Luxemburg zu untersuchen. bis vier Regionen des Genoms sind nicht so Im April 2020 bringt ein amerikanisches gut abgedeckt, aber sonst kann man nicht Unternehmen das erste kommerzielle Kit auf meckern. Zu diesen positiven Ergebnissen den Markt. Ich kontaktiere die Firma und lerne: kommt noch die Wiederaufnahme des Bun- Es wird teuer und die Lieferzeiten können lang desliga-Spielbetriebs hinzu. Zwar ohne Fans in sein. Ob sich das rentiert? den Stadien, meine Stimmung hellt sich aber dennoch merklich auf. Mitangehängte Adaptoren Wir optimieren noch ein wenig die Kom- bination der Primer-Sequenzen in den Mul- Die Charité arbeitet indes an einer Mul- tiplex-PCRs und voilà: sehr passable Ergeb- tiplex-PCR, die Amplikons des gesamten Vi- Sascha Tierling sucht mit der Single nisse, auch im Vergleich zu anderen Laboren, rusgenoms liefert, die sich überlagern. Nach Nucleotide Primer Extension (SNuPE) norma- die sich nun deutschlandweit zur Deutschen der Ligation von Illumina-Adaptoren werden lerweise nach seltenen DNA-Methylierungen. ­COVID-19 OMICS Initiative (DeCOI) zusammen- diese auf dem MiSeq-Gerät sequenziert. Es Mit der Technik kann man aber auch schnell geschlossen haben. gibt wohl auch Labore, die das Genom mit und zuverlässig SARS-CoV-2-Varianten Es kommen jetzt mehr Proben aus der Viro- aufspüren. der Nanoporen-Technik sequenzieren wollen. logie. Inzwischen sind wir in der zweiten Welle Hm, vielleicht kann man an die Sequen- Foto: AG Jörn Walter angekommen und gegen deren Ende setzen zen der Oligos kommen und die Adaptoren die Homburger Virologen nicht nur qPCRs­ ein, bei der Bestellung gleich anbauen – so wie wir sondern auch Schmelzkurvenanalysen, mit de- es für die lokale Tiefensequenzierung von Bi- nen man schnell und zuverlässig auf verschie- sulfit-Amplikons bei Methylierungsanalysen dene Virusvarianten testen kann. Ach ja, da

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war was in der Presse. In England wurde eine Variante unterscheiden – super! Also etablie- Variante gefunden, die sich dort sehr schnell ren wir für V1176F eine Multiplex-PCR zusam- verbreitet. Na, dann wird es nicht lange dau- men mit P681H sowie T716I und analysieren ern, bis wir die auch hier sehen werden. Und in diese Stelle in der Routine mit. Südafrika und Brasilien haben sich auch schon Varianten entwickelt. Bislang weiß noch nie- Schnell und kostengünstig mand zuverlässig, ob diese ansteckender sind Kleine Preise, und/oder einen schwereren Krankheitsverlauf Die Etablierung der PCRs und SNuPE-Re- verursachen. aktionen sowie der Acetonitril-Gradienten für perfekter Service, Plötzlich haben Bundes- und Landesre- die HPLC-Trennung schließen wir in kurzer Zeit gierung ein großes Interesse an der Sequen- ab. Erste Tests deuten darauf hin, dass diese nachhaltiges Handeln. zierung von SARS-CoV-2. Dafür soll es sogar Methode nicht nur schnell und kostengünstig Geld geben. Aber: Können wir die Varianten ist, sondern auch Mutationen in Proben mit schnell, zuverlässig und vor allem flächende- niedriger Viruslast zuverlässig bestimmen kann ckend aufspüren, wenn wir fünf bis zehn Pro- und damit sensitiver ist als die in der Hombur- zent aller positiv getesteten Proben sequen- ger Virologie durchgeführte Schmelzkurven- zieren? analyse. So gelang es uns, durch Optimierung der PCRs, Proben mit Ct-Werten bis zu 35 noch Wiederbelebte Methode zuverlässig zu genotypisieren. Die Homburger Kollegen meldeten unse- Nach einer erwartbaren zweiwöchigen re Ergebnisse, bei denen lokal sehr begrenzt Quarantänephase in der KiTa (mein Sohn wur- englische oder südafrikanische Virusvarianten de glücklicherweise negativ getestet) saß ich detektiert wurden, sofort an die Gesundheits- mit meinem Chef zusammen. Wir diskutierten, ämter weiter. Die Träger der Varianten wurden ob es nicht Sinn machen würde, eine alte in von diesen dann unter besonderer Beobach- unserem Labor gut etablierte und leicht auf- tung in Quarantäne geschickt, der Anteil an zusetzende Technik zur Detektion von SNPs Infektionen mit der südafrikanischen Variante in größerem Maßstab wiederzubeleben. Aus so um Zweidrittel reduziert – mit der Sequen- den ersten Publikationen zu den Virusvarian- zierung wäre dies nicht so schnell möglich ge- ten konnte man entnehmen, dass einige we- wesen. Selbstverständlich haben wir die Pro- nige Mutationen im Spike-Protein charakteris- ben stets auch zur Validierung sequenziert. tisch für die jeweilige Variante sind. Da es sich Die hundertprozentige Übereinstimmung meist um SNPs handelt, wäre dies ein gangba- zwischen SNuPE- und Sequenzier-Ergebnis- rer Weg. Die Methode ist schnell sowie kosten- sen, die wir dabei fanden, hat uns dazu mo- effizient, und das zu testende Portfolio lässt tiviert, die Technik als Schnelltest weiterzu- sich flexibel mit neu auftretenden Varianten verwenden und die Ergebnisse in einer wis- erweitern. senschaftlichen Publikation zusammenzufas- Die in Frage kommende Technik ist eine sen. Das Paper befindet sich zur Zeit im Re- Modifikation der guten alten Single Nukleo- view-Prozess und wurde von uns zusätzlich „Gerade wenn hohe Flexibilität und tide Primer Extension (SNuPE), bei der die Va- in medRxiv hochgeladen (doi.org/10.1101/2 schnelles Handeln gefordert sind, rianten-spezifisch verlängerten Oligos mit ei- 021.03.15.21253586). wissen unsere Kunden, dass auf uns ner HPLC getrennt werden. SNuPE wurde be- Mittlerweile sehen wir mit der dritten Wel- zu 100% Verlass ist! reits 1999 von Hoogendoorn et al. beschrie- le weitere Varianten, wie zum Beispiel B.1.1.318 Aber es geht natürlich immer noch ben (Hum. Genet. 104(1): 89-93). In den vergan- und können nur hoffen, dass die Impfkampa- genen 15 Jahren haben wir die Methode im- gne nicht durch Impfstoff-kompromittierende etwas besser - daran arbeiten wir.“ mer wieder für Bisulfit-basierte Methylierungs- Mutationen erschwert wird. Auch wenn unse- analysen spezifischer CpG-Stellen oder zur ra- re Anstrengungen einen kleinen Beitrag zum Dr. Julia Bauer, schen Detektion von Krebs-relevanten Muta- besseren Verständnis der Epidemiologie leis- Produktmanagerin bei neoFroxx tionen eingesetzt (J. Med. Genet. 47(6):371-6; ten, so hoffe ich doch, dass wir sie im Laufe gibt sich nie zufrieden Int. J. Cancer. 130(3): 567-74). des Jahres reduzieren können, wenn die zu- nehmende Zahl geimpfter Personen die Ver- Analyse mit Multiplex-Ansatz breitung von SARS-CoV-2 zurückdrängt. Viele Kollaborationspartner, deren Labore an Uni- Das sah vielversprechend aus: Charakte- versitätskliniken angeschlossen sind, wurden ristische Varianten wie N501Y und E484K lie- bereits geimpft. Wenn genügend Impfstoff da gen recht dicht beieinander und könnten mit ist und das Impfangebot auf alle Bürger aus- einem PCR-Primerpaar und zwei SNuPE-Pri- geweitet wird, werde ich mich sofort um ei- mern in einem Multiplex-Ansatz analysiert nen Impftermin bemühen. Die Stimmen aus werden. Für A570D und D614G (diese Vari- dem Familien- und Freundeskreis hierzu sind ante hatte sich zu diesem Zeitpunkt bereits einmütig. Und ich habe meinem Sohn ein Ver- weltweit durchgesetzt) sowie P681H und T716I sprechen gegeben: nach der Pandemie wer- gilt dies analog. Und mit V1176F kann man de ich mit ihm zu einem Bundesligaspiel ins zwischen südafrikanischer und brasilianischer Stadion gehen. Sascha Tierling www.neofroxx.com 5/2021 | 63

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Ich kenne da einen Trick... Der SuperBuffer

Die Gruppe „Biomedizinische Analytik” der FH Salzburg suchte nach einem Elektrophorese-Puffer für Agarose-Gele, der schärfere Banden liefert als die üblichen Puffer. Dabei stieß sie auf den SuperBuffer. Hält der Name tatsächlich was er verspricht? Die Salzburger testeten es.

DNA-Agarose-Gele gehören in Molekularbio- logie-Laboren zur täglichen Routine. Ist der für die Herstellung der Gele verwendete Puf- fer einmal etabliert, bleibt man meist dabei. Frei nach dem Motto: „Never change a winning team!“ Hinzu kommt, dass man am liebsten ei- nen Puffer verwendet, den viele andere Grup- pen auch benutzen. Wenn ihn fast alle einset- zen, müsste er doch gut sein. Leider gilt die- se Annahme nicht immer. Wir waren schon längere Zeit unzufrieden mit den unscharfen DNA-Banden auf unseren Agarose-Gelen, die wir mit dem altbekannten TRIS-Acetat-EDTA (TAE)-Puffer erhielten. Des Vergleich der zweiprozentigen DNA-Agarose-Gele: (a) SuperBuffer und (b) TAE-Puffer. Öfteren zweifelten wir an unserer Sehstärke, In die Probentasche am linken Rand des Gels füllten die Salzburger den Marker (M), wenn die Banden wieder einmal sehr diffus in die Taschen 1 bis 4 die PCR-Produkte. Bahn 5 diente als Negativkontrolle. Foto: Tanja Karl waren. Vor allem für das Publizieren von Ergeb- nissen sind aussagekräftige Bilder nötig, die scharfe, klar definierte Banden von DNA-Frag- te in gleichen Mengen und in die letzte eine fast identisch. Die Ausgangstemperatur betrug menten zeigen. Kontrolle. Danach schlossen wir die Elektro- bei beiden Puffern 23 °C, die Endtemperatur Auf der Suche nach einer Alternative stie- phorese-Kammer an das Netzteil an und star- im SuperBuffer 29 °C und im TAE-Puffer 28 °C. ßen wir auf den sogenannten SuperBuffer, den teten die Hochstrom-Elektrophorese (120 V, Wir verwenden inzwischen nur noch den eine chinesische Gruppe 2011 entwickelt hat- 45 Minuten). Die Temperatur in der Laufkam- SuperBuffer. Überzeugt hat uns unter ande- te (Gene 487(1): 72-4). Die Bezeichnung mach- mer überwachten wir vor und nach dem Lauf rem die einfache Herstellung. Von Vorteil ist te uns neugierig – und so überprüften wir, ob mit einem Thermometer. auch, dass sich die elektrophoretische Wirk- der SuperBuffer seinem Namen gerecht wird samkeit nicht verändert, wenn man den glei- und so super ist wie beschrieben. Schärfere Banden chen Laufpuffer mehrfach verwendet. Auch Mit dem ausgedruckten Paper in der Hand bei den Kosten schneidet er besser ab. Der ging es ins Labor, um TAE- und SuperBuffer Anschließend fotografierten wir die Umstieg lohnt sich also auch finanziell, ins- bei der Agarose-Gel-Elektrophorese zu ver- PCR-Banden mit einem Gel-Dokumen­tations- besondere wenn man viele Agarose-Gel-Elek­ gleichen. System. Zu unserer großen Freude und auch trophoresen durchführt. Zur Herstellung von 400 Milliliter 50-fach Überraschung waren deutliche Unterschiede Aber natürlich sind die Ergebnisse am al- SuperBuffer (pH 8,8) benötigt man acht in der Bandenschärfe zu erkennen (siehe Abb. lerwichtigsten, und die waren mit dem Super- Gramm NaOH, 45 Gramm Borsäure und Aqua oben). Der SuperBuffer liefert gut definierte Buffer einfach super. Dest. Für den 50-fach TAE-Puffer (pH 8,6) lös- und kompakte DNA-Banden, wohingegen die ten wir 242 Gramm TRIS-Base in 57,1 Millili- Banden auf dem Agarose-Gel mit TAE-Puffer Tanja Karl und Gertie Janneke Oostingh ter Essigsäure sowie 100 Milliliter 0,5 M ­EDTA wesentlich unschärfer sind. und füllten die Mischung mit Aqua Dest. auf Die DNA-Banden wandern im SuperBuf- 1 Liter auf. fer etwas langsamer als im TAE-Puffer. Dies Sie kennen auch einen guten Labortrick? Für den Vergleich stellten wir jeweils zwei- war auch schon den Chinesen aufgefallen: Je Für jeden abgedruckten Trick prozentige Agarose-Gele her: eines mit 1-fach hochprozentiger das Gel, desto langsamer die gibt‘s ein Laborjournal-T-Shirt. SuperBuffer und eines mit 1-fach TAE-Puffer. Laufgeschwindigkeit der DNA-Fragmente. Bitte mailen Sie an: [email protected] In die erste Probentasche trugen wir einen Der Temperaturanstieg in der Laufkam- (Fotos von Trick & Tricklieferant erwünscht!) DNA-Marker auf, in vier weitere PCR-Produk- mer während des Runs war in beiden Puffern

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ZENTRIFUGATION LIQUID HANDLING PIPETTIEREN 3D ZELLKULTUR

Tischzentrifuge Elektronische Pipette Filterspitzen Matrix

Name und Hersteller: Name und Hersteller: Name und Hersteller: Name und Hersteller: Centrifuge 5910 Ri von Eppendorf Mini 96 von Integra Rotilabo von Carl Roth Cultrex UltiMatrix Reduced Growth Factor Basement Membrane Extract Technik: Eine große Auswahl an Technik: Die 96-Kanal-Pipette ist Technik: Die Filterspitzen in den von Bio-Techne Rotoren und Adaptern bietet ein so einfach zu bedienen wie eine Volumen 10 µl, 10/20 µl, 20 µl, 100 µl, breites Anwendungsspektrum. Der Einkanalpipette. Mit einer großen 200 µl und 1.000 µl sind aus Technik: Die Matrix ist für die Kultur Universalrotor spart Zeit, etwa bei der Touchscreen-Benutzeroberfläche und nicht-cytotoxischem, biologisch von Organoiden, pluripotenten Zentrifugation konischer 50 ml-Gefäße, einfachen On-Screen-Tutorials führt inertem und hochtransparentem Stammzellen oder andere 2D- sowie bei Platten und 250 ml- Flaschen, die das System neue Benutzer intuitiv Polypropylen hergestellt. Sie sind frei 3D-Zellkulturen geeignet. Sie besteht ohne ein Auswechseln von Rotor, durch verschiedene Pipettieraufgaben. von chemischen Zusätzen und besitzen aus einem flüssigen Basalmem- Rotorbechern oder Adaptern möglich Eine Reihe von Modi, einschließlich eine extraglatte Innenoberfläche. bran-Extrakt, der sehr dehnbar ist, ist. Die Touchscreen-Benutzeroberflä- Misch- und Mehrfachabgabefunktio- Das Design verhindert eine DNA- erhöhte Level des Glykoproteins che ermöglicht das schnelle Eingeben nen, verbessern die Reproduzierbar- Denaturierung. Der hydrophobe Filter Entactin aufweist sowie die maximale der gewünschten Parameter. keit von Pipettierschritten und besteht aus reinem Polyethylen. Die Menge löslicher extrazellulärer entlasten die Hand. Filterporengröße von 10 bis 40 μm Matrixproteine enthält. Die Matrix sorgt für eine hohe Filterdichte. ist bei 2 bis 8 °C zähflüssig und Vorteile: Die extrem leichte und Die Spitzen sind RNase-/DNase-frei, geliert bei 37 °C. effiziente Pipette ist so konzipiert, dass frei von humaner DNA, Pyrogen- und sie gleichzeitig die Vielseitigkeit einer PCR-Inhibitor-frei und metallfrei. Vorteile: Die Zusammensetzung Handpipette und einen hohen Sie passen zu den gängigen der Proteine sowie die Dehnbarkeit Durchsatz bietet. Mit einem Gewicht Pipettenmarken ROTH, Brand, sind für die 3D-Zellkultur optimiert. von unter zehn Kilogramm und Eppendorf, Finnpipette, Gilson, Rainin Die Matrix ist auch für die Kultur integrierten Tragegriffen kann das und Sartorius. Dom-förmiger Organoide geeignet. System leicht transportiert werden. Mehr Informationen: Mehr Informationen: Tel. +49 6122 90980 Tel. +49 6409 81999 15 www.bio-techne.com Vorteile: Der optionale Anschluss an www.integra-biosciences.com Vorteile: Die Filterspitzen eliminieren die neue VisioNize Digital Lab Suite schädlichen Aerosoltransfer während erlaubt die Fernüberwachung des des Pipettierens und schützen Gerätes und sendet im Alarmfall oder Pipettenschäfte vor Verunreinigungen bei besonderen Vorkommnissen und Kreuzkontamination. Die effiziente Benachrichtigungen an den Nutzer. Barriere gegen Aerosole und Dämpfe schützt zudem vor dem Eindringen von Mehr Informationen: radioaktiven, umweltschädlichen oder Tel. +49 2232 4180 ätzenden Substanzen in den www. eppendorf.com/ Pipettenkörper. Centrifuge-5910Ri Mehr Informationen: Tel. +49 721 56060 www.carlroth.de

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Mund auf, Wissenschaft raus

Wissenschaft ist faszinierend – zumindest für den beteiligten Wissenschaftler. Wer aber der großen Masse die eigene Forschung verständlich erklären und sie mitreißen möchte, sollte sich in guter Wissenschaftskommunikation üben. Das Buch von Volker Hahn gibt Tipps, wie das funktionieren kann.

In einer Zeit, in der Fakten ignoriert oder in- tes Interview einfach zu „absolvieren“. Wissen- man mit ebendieser Kehrseite am besten um- teressengeleitet umgedeutet werden, ist Wis- schaftler müssen laut Hahn den Journalisten geht. Wie verhalte ich mich als Wissenschaft- senschaftskommunikation ein Hoffnungsträ- für sich gewinnen und überzeugen. Ein in- ler, wenn ich aufgrund einer Berichterstattung ger, dieser Strömung entgegenzuwirken. Wis- haltlicher Austausch und respektvoller Um- oder eines Posts in den sozialen Netzwerken senschaftler stehen deshalb immer häufiger in gang sei dafür entscheidend. Kritik oder Anfeindungen erhalte? Wie führe der Pflicht. Sie sollen der Öffentlichkeit bereit- Gerade für Wissenschaftler, die noch we- ich Diskussionen auf Twitter und anderen Platt- willig Einblicke in ihren Forschungsalltag ge- nig Erfahrung mit Interviews oder Vorträgen formen, und sollte ich das überhaupt tun? Wie währen. Damit auch fachfremde Mitmenschen haben, sind die Tipps des Autors wertvoll und verarbeite ich psychischen Stress und wann nicht nur Bahnhof verstehen oder vor Lange- geben einen Einblick, was die Kommunizie- werden Anfeindungen strafrechtlich relevant? weile jegliches Interesse für wissenschaftliche renden bei ihrer Öffentlichkeitsarbeit erwar- Hier wären Interviews mit einem Psychothera- Themen verlieren, will gute Wissenschaftskom- ten können. Etwa dass Radio- oder Fernseh- peuten und Anwalt sicher wertvoll gewesen. munikation gelernt sein. Wie man das am bes- journalisten auch gerne mal eine Frage, die ten anstellt, thematisiert Volker Hahn in sei- man gerade beantwortet hat, erneut stellen Guter Anfang, aber ausbaufähig nem Buch „Die souveräne Expertin“. Darin gibt (Tipp 42) oder wie lange ein Drehtag mit ei- der studierte Biogeochemiker 77 Tipps für die nem TV-Team wirklich dauert. Ein weiterer Kritikpunkt richtet sich an die verbale Wissenschaftskommunikation, die er Dabei beleuchtet Hahn auch die Schat- teils unnötig langen Quellenangaben. Hahn un- über die Jahre als Wissenschaftler, Journalist, tenseiten der Wissenschaftskommunikati- terlegt seine Tipps mit Zitaten von bekannten Medientrainer und Pressestellenleiter, aktuell on, etwa am Beispiel des Charité-Virologen Wissenschaftskommunikatoren, wie etwa Mai am Deutschen Zentrum für integrative Biodi- Christian Drosten (Seite 4), der nicht nur in der Thi Nguyen-Kim. Die Auszüge an sich sind sehr versitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig, Berichterstattung der Presse teils scharf kriti- gelungen, nur verweist Hahn immer wieder in gesammelt hat. siert wurde, sondern dessen E-Mail-Postfach ähnlichem Wortlaut: „Das Zitat stammt aus dem Obwohl der Titel anderes erwarten lässt, in Beschimpfungen und Morddrohungen er- Hörbuch Komisch, alles chemisch!“, „Die Chemi- richtet sich das Buch aber nicht ausschließlich trank. Was an dieser Stelle fehlt, sind Tipps, wie kerin Mai Thi Nguyen-Kim sagt im Vorwort ihres an Wissenschaftlerinnen, sondern ebenso an Hörbuches Komisch, alles chemisch! […]“ oder die männliche Kollegenschaft. Ziel ist es, auf „Die Chemikerin Mai Thi Nguyen-Kim verbindet Fragen rund um die eigene Forschung souve- in ihrem Hörbuch Komisch, alles chemisch! oft rän sowie verständlich antworten zu können […]“. Diese ständigen Wiederholungen (auch und den Zuhörer zu begeistern, egal ob beim von anderen Quellen) stören besonders beim Zaungespräch mit dem Nachbarn, einem Vor- Lesen in einem Rutsch. Das hätte der Autor trag auf einem wissenschaftlichen Symposi- (oder Lektor) mit einem Verweis in der Fuß- um oder einem TV-Interview. oder Endnote kürzen können. Am Ende von „Die souveräne Expertin“ fin- Kurz, knackig, hilfreich det der Leser Interviews mit Wissenschaftlern sowie Pressesprechern, die einen noch tiefe- Das gerade mal 190 Seiten dicke Büchlein ren Einblick erlauben und die Tipp-Samm- ist kompakt und verzichtet auf ausschweifen- lung gelungen abrunden. Das Buch ist dabei de Erklärungen. Kurz und knapp gibt der Autor nicht nur für Wissenschaftler geeignet, son- Tipps für unterschiedliche Themen rund um dern gibt gewiss auch jungen Journalisten ei- die Kommunikation von Wissenschaft. Dabei nen Einblick, wie gute Wissenschaftskommu- erfährt der Leser beispielsweise, wie wichtig nikation funktionieren kann. Zum Beispiel die eine gute Vorbereitung ist, wie man seinen bei Tipp 37 angeführten Fragen dürften auch Erzählstil verbessern kann oder was die eige- dem einen oder anderen Nachwuchsjourna- ne Körpersprache über einen verrät. Für alle, listen eine hervorragende Inspiration für zu- die nur wenig Zeit haben, verweist Hahn di- künftige Interviews bieten. Durch Hahns Er- rekt zu Beginn auf die aus seiner Sicht wich- fahrungen als Journalist erlangt der Leser ei- tigsten fünf Tipps. Darunter Tipp 12: Den Jour- nen interessanten Einblick darüber, wie Jour- nalisten überzeugen. nalisten arbeiten, was sie wollen, dürfen und Hahn verdeutlicht anhand eines Beispiels gerne vermeiden, und was einen guten von (ein Tagesschau-Bericht über Erdbebenfor- Volker Hahn: einem schlechten Journalisten unterscheidet. schung), welche Macht Journalisten durch die Die souveräne Expertin – 77 Tipps für die Fazit: Hahn bietet mit seinem Buch „Die Auswahl von Interview-Ausschnitten und das verbale Wissenschafts kommunikation. souveräne Expertin“ einen guten Einstieg in Formulieren des Textes haben und Ergebnis- Springer-Verlag (2020) die verbale Wissenschaftskommunikation, den se oder Aussagen auf ganz unterschiedliche Sprache: Deutsch, 190 Seiten er mit vielen Beispielen und Zitaten lebhaft Art und Weise interpretieren sowie formulie- Preis: 16,99 Euro (E-Book), 22,99 Euro vermittelt. ren können. Deshalb reiche es nicht, ein gu- (Softcover) Juliet Merz

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Nuancen der Urzeit

Der Paläontologe Neil Shubin nimmt den Leser mit auf eine Reise durch vier Milliarden Jahre – von faszinierenden Fossilien, spannenden Anekdoten und komplexer Wissenschaft.

Vor 375 Millionen Jahren lebte Tiktaalik roseae, Eher weniger bekannt ist beispielswei- dergemacht mit der Folge, dass sie keine feste 2004 betrat der urzeitliche Fleischflosser die se die Anekdote über Susumu Ohno aus den Stelle als Wissenschaftlerin fand. Später wur- Bühne der Paläontologie. Das Fossil faszinier- 60er-Jahren. Der japanisch-US-amerikanische de sie zur Bürgermeisterin von Pacific Grove te die Fachwelt, denn sein Körperbau befähig- Genetiker schnitt sehr sorgfältig die Chromo- in Kalifornien gewählt. te das Tier, sowohl im Wasser zu schwimmen somen verschiedener Tierarten aus Fotos aus Schön ist auch der Bericht von den wö- als auch an Land zu kriechen (Nature 440: 764- und legte sie auf die Waage. Dabei stellte er chentlichen Treffen Shubins mit Ernst Mayr im 71). Beispielsweise hatte es – im Gegensatz zu fest, dass sie ähnlich viel wogen, trotz deutli- Lager des Museums für Vergleichende Zoolo- Fischen – robuste hintere Gliedmaßen, Ellen- cher Unterschiede in der Anzahl der Chromo- gie an der Harvard-Universität. Der Altmeis- bogen, Teile eines Handgelenks und sogar ei- somen. Ohno schloss daraus, dass die Kom- ter der Evolutionsbiologie teilte sich mit dem ne primitive Lunge. plexität des Körperbaus und die Unterschie- Novizen eine Kanne Tee und dozierte über die Wie konnte diese Mischung aus Fisch und de zwischen Tieren in keinem Zusammenhang Geschichte des Fachgebiets, geistreiche Ide- Amphibie an Land gehen, wenn die Vorausset- mit der Menge genetischen Materials stehen – en und Persönlichkeiten. zung dafür sehr viele Neuerungen erforderte, was sich ein halbes Jahrhundert später durch Oder die Erzählung zu Jason Shepherd, die es in seinem damaligen Lebensraum gar Genomprojekte bestätigen sollte. der jüngst versuchte, das Protein Arc zu iso- nicht benötigte? Dies ist eine zentrale Frage, Oder die Geschichte der US-Amerikane- lieren, es aber in der Chromatografiesäule im- über die sich Evolutionsbiologen seit Charles rin Julia Platt, die während ihrer Doktorarbeit mer verlor. Er entdeckte, dass Arc einfach hän- Darwin den Kopf zerbrechen. in Freiburg sehr frühe Stadien der embryo- gen blieb, weil es Aggregate bildete, die große nalen Entwicklung analysierte. Sie erkannte, Ähnlichkeit mit der Hülle eines HI-Virus hatten. Völlig absurde Konzepte dass manche Kopfknochen eines Salamanders Tatsächlich ähnelt Arc strukturell und funktio- nicht (wie es damals im Lehrbuch stand) aus nell dem Virusprotein Gag, wie Shepherd 2018 Die Antwort darauf fand Neil Shubin, der dem embryonalen Mesoderm, sondern dem publizierte. Anscheinend infizierte vor Millio- Autor des Buches „Die Geschichte des Lebens“, Ektoderm hervorgehen. Für diesen vermeint- nen Jahren ein Virus einen unserer fischartigen an ungewöhnlicher Stelle – nämlich in einem lichen Unsinn wurde sie wissenschaftlich nie- Vorfahren. Das Virus wurde domestiziert, ver- Werk der Schriftstellerin Lillian Helman. „No- ändert und übernahm eine Funktion im Ge- thing, of course, begins at the time you think it hirn – es ist für das Gedächtnis nötig. did“, notierte sie in ihrer Autobiografie. Diese Erkenntnis lässt sich umstandslos auf die Ent- Von der Oberfläche in die Tiefe wicklungsgeschichte der Lebewesen auf die- sem Planeten anwenden. Wie das gelingt, ist Diese und viele andere Erzählungen füh- der rote Faden, mit dem Shubin durch sein ren angenehm locker durch die überhaupt Buch führt: beginnend im viktorianischen nicht leichte Thematik. Eine zweite Stärke des England über die Garstang-Hypothese aus Buches liegt in dem umfangreichen letzten dem frühen 20. Jahrhundert zur Entstehung Teil mit weiterführenden Büchern und wis- der Wirbeltiere, die Entdeckung von Tiktaalik senschaftlichen Artikeln. Hier wird jeder fün- 2004 bis zu den Erkenntnissen, die die Evo- dig, der es wirklich wissen will. Viele spannen- lutions- und Entwicklungsbiologie (EvoDe- de Lesestunden sind garantiert. vo) mithilfe von Gentechnik, konfokaler Mik- Um zur Eingangsfrage zurückzukommen: roskopie, CRISPR-Editierung und Genomfor- Wie war das mit der Entwicklung ganz neuer schung gewann. Eigenschaften? „Wer glaubt, die Federn sei- Shubin ist ein anerkannter Paläontologe en entstanden, um den Tieren beim Fliegen mit fundiertem Wissen über die molekularbio- zu helfen, oder die Lungen und Beine haben logischen Vorgänge, welche der embryonalen von Anfang an den Zweck gehabt, Tieren das Entwicklung und Evolution zugrunde liegen. Gehen an Land zu erleichtern, der ist in gu- Und er ist ein eloquenter Erzähler. Mühelos ter Gesellschaft. Und trotzdem liegt er völlig plaudert und schreibt er über Fossilien und falsch“, schreibt Shubin im Prolog. Die korrek- Hox-Gene, über Laienforscher und studierte te Antwort ist: „Vorläufer tauchen früher und Experten, über Konzepte, die sich später als an anderen Orten auf, als wir es uns vorstel- unsinnig herausstellten, sowie über solche, len. Und was schon Darwin wusste, als er vor die die Wissenschaftswelt zunächst als völlig über 150 Jahren auf St. George Jackson Mil- absurd verpönte und die sie später als korrekt Neil Shubin: vart antwortete: Anders hätte die Geschichte anerkennen musste. Dabei verknüpft Shubin Die Geschichte des Lebens – Vier des Lebens sich nicht entfalten können.“ Den die Darstellung alter und neuer wissenschaft- Milliarden Jahre Evolution entschlüsselt. wundersamen Weg dieser Entfaltung kann der licher Erkenntnisse sehr geschickt mit kleinen S. Fischer (2021) Leser auf über dreihundert, niemals langwei- Erzählungen über deren Entdecker. Viele sind Sprache: Deutsch, 352 Seiten ligen Seiten nachvollziehen. schon oft erzählt worden, andere seltener. Preis: 19,99 Euro (E-Book), 24 Euro (gebunden) Karin Hollricher

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Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Weiterhin finden die meisten Kongresse und Workshops wegen Corona im virtuellen Raum statt. Gleiches gilt für Vorträge, Fortbildungen und Kurse. Auch wenn einige Anbieter wieder den regulären Kursbetrieb in ihren Räumen aufgenommen haben – bei allen Veranstaltungen bleibt ein großes Fragezeichen. Schauen Sie deshalb bitte sicherheitshalber auf der Webseite der Organisatoren oder auf unserer Webseite (www.laborjournal.de, Rubrik „Termine“) nach, ob die Veranstaltungen auch tatsächlich stattfinden – dort versuchen wir, möglichst aktuell zu sein. Ihre eigenen Veranstaltungshinweise dürfen Sie weiterhin gerne an die Mail-Adresse „[email protected]“ schicken.

Kongresse, Tagungen, Symposia

2021 26.5.–28.5. Online 16.6.–19.6. Online 1.7.–3.7. Online Novel Concepts of Innate 15. Kongress für Infektionskrank- 13th Seeon Conference: Microbiota, 17.5.–19.5. Online Immunity (NCII 2021) | Info: heiten und Tropenmedizin mit 28. Probiotics and Host | Info: Wellcome Genome Campus Scientific www.innate-immunity-conference.de Jahrestagung der Deutschen Gesell- www.dghm.org/fachgruppentagungen Conference: Vesicle Trafficking & schaft für Pädiatrische Infektiologie Pathways to Neurodegeneration | 31.5. Berlin (DGPI) & Jahrestagung der Deutschen 3.7.–8.7. Online Info: https://coursesandconferences. MDC Symposium: 16th Current Gesellschaft für Tropenmedizin, 45th Congress of the Federation of wellcomeconnectingscience.org/ Topics in Bioinformatics – (Deep) Reisemedizin & Globale Gesundheit European Biochemical Societies | news/conferences from -OMICS Data? | Info: (DTG) | Info: www.kit-kongresse.de Info: https://2021.febscongress.org www.healthcapital.de/veranstaltungen 17.5.–20.5. Online 17.6. Online 7.7.–9.7. Online EMBL Conference: Chromatin and 1.6.–2.6. Online Web-Seminar: Hilfe, ich habe ein EMBO | EMBL Symposium: New Epigenetics | Info: www.embl.de/ Virtual Young Physiologists Medizinprodukt! Zulassung für Approaches & Concepts in Microbiolo- training/events/2021/CHR21-01 Symposium 2021 | Info: Newbies und Start-ups | Info: gy | Info: www.embl.de/training/events www.physiologische-gesellschaft.de/ www.healthcapital.de/veranstaltungen 20.5. Online junge-physiologen/veranstaltungen 6.7.–15.7. Online Symposium 2021 des Helmholtz- 17.6.–18.6. Tübingen Virtual Continuing Education Sympo- Instituts für Pharmazeutische 7.6.–9.6. Online Tübingen Systems Neuroscience Sym- sium 4 of the British Society of Toxi- Forschung Saarland (HIPS) on Wellcome Genome Campus Scientific posium 2021 | Info: https://nwg-info. cological Pathology | Info: www.bstp. „Pharmaceutical Sciences Devoted Conference: Genomic Epidemiology de/aktivitaeten/kurse_workshops/2021 org.uk/events/ces-4-respiratory-system to Infection Research“ | of Malaria | Info: https://coursesand Info: www.hips.saarland/symposium conferences.wellcomeconnectingscience. 20.6.–24.6. Online 7.7.–9.7. Online org/our-events/conferences Microbial Science Knows no Wellcome Genome Campus Scientific 20.5.–22.5. Berlin/Online Borders – World Microbe Forum | Conference: Nursing, Genomics and The International Hepatitis E Sympo- 9.6.–12.6. Online Info: www.worldmicrobeforum.org Healthcare | Info: https://coursesand sium | Info: www.g-f-v.org/node/1221 27th Congress of the European conferences.wellcomeconnectingscience. Association for Cancer Research 21.6.–26.6. Online org/news/conferences 24.5.–28.5. Online (EACR 2021): Innovative Cancer The Future Starts Here – Annual 17th International Conference Science – Better Outcomes Through Meeting of the International Society 12.7.–14.7. Online of Young Scientists on Energy Research | Info: www.eacr2021.org for Stem Cell Research (ISSCR) | Info: 9th Congress of European and Natural Sciences Issues www.isscr.org/meetings-events/annual- Microbiologists (FEMS2021) | (CYSENI 2021) | Info: https:// 10.6.–11.6. Berlin meetings/isscr-annual-meeting-2021 Info: https://fems2021.org epsoweb.org/all-events/cyseni-2021 Mineral Oil Contaminants in Food – Seminar by the German Society for 23.6. Online 24.7.–28.7. Wien (AT) 25.5.–27.5. Online Fat Science | Info: www.dgfett.de/ Web-Seminar: RNA-basierte Techno- 13th European Biophysics Confe- EMBL Conference: BioMalPar XVII – meetings/aktuell/berlin2021/index.php logien für Vakzine und Therapien – rence of the European Biophysical Biology and Pathology of the Malaria Kolloquium der Fakultät für Gesund- Societies Association (EBSA) | Parasite | Info: www.embl.de/training/ 14.6.–16.6. Online heitswissenschaften (FGW) | Info: Info: www.ebsa2021.org events/2021/BMP21-01 Natural Killer Cell Symposium 2021 | www.healthcapital.de/veranstaltungen/ Info: http://nk-symposium.org termin/fgw-colloquium 25.7.–30.7. Ascona (CH) 26.5.–28.5. Magdeburg 29th Conference on Intelligent 5th Functional Architecture of Me- 15.6.–16.6. Online 27.6.–2.7. Online/Lindau Systems for Molecular Biology mory (FAM) Conference | Info: www. Achema Pulse – Digitaler Live-Event 70th Interdisciplinary Lindau and 20th European Conference lin-magdeburg.de/forschung/konferen- für die internationale Achema- Nobel Laureate Meeting | on Computational Biology | zen/functional-architecture-of-memory Community | Info: www.achema.de Info: www.lindau-nobel.org Info: www.iscb.org/ismbeccb2021

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26.7.–30.7. Ascona (CH) 23.8.–27.8. Online ISOTT 2021 – International Society ICY15 Meets ICYGMB30 – 15th Inter- on Transport to Tissue national Congress on Yeasts and 30th Meeting | Info: https://isott2021.com International Conference on Yeast Genetics and Molecular Biology | 26.7.–30.7. Online Info: https://icy15.boku.ac.at 4th Modelling Symposium: Introducing Deep Neural 24.8.–26.8. Online Networks | Info: https:// 2nd Frankfurt Cancer Conference: felix-ball.jimdofree.com/workshops From Molecular Research to Mecha- nism-based Cancer Therapy | Info: virtual 6.8.–9.8. Konstanz www.frankfurtcancerconference.org meeting Genomics of : Frankfurt Cancer Discussing the Patterns and 27.8.–28.8. Hannover Processes of Repeated Speciation 17. HepNet Symposium – Die Conference and Parallel | Info: Deutsche Lebertagung 2021 | From Molecular Research to www.convergencesymposium.com Info: www.g-f-v.org/node/1305 Mechanism-based Cancer Therapy 22.8.–26.8. Online 27.8.–31.8. Magdeburg Microscopy Conference 2021 – Joint 7th International Conference Meeting of Dreiländertagung & Mul- on Auditory Cortex (ICAC2021) | August 24-26, 2021 tinational Congress on Microscopy | Info: http://icac2020.de Info: www.microscopy-conference.de 29.8.–2.9. Online Confi rmed Speakers 22.8.–27.8. Online 26th EFMC International Symposium Scott Armstrong Ari M. Melnick Dana-Farber Cancer Institute, Weill Cornell Medicine, New York, US 32nd European Congress of Arachno- on Medicinal Chemistry (EFMC-ISMC Boston, US Markus Müschen logy | Info: https://eca2020.de 2021) | Info: www.efmc-ismc.org Mariano Barbacid Yale University, New Haven, US Centro Nacional de Investigaciones Oncológicas, Madrid, ES Thomas Oellerich Goethe University Frankfurt, DE Florian Bassermann Technical University of Munich, DE Jürgen Ruland Technical University of Munich, DE Workshops Cédric Blanpain Université Libre de Bruxelles, Uğur Şahin Brussels, BE Johannes Gutenberg University Mainz, DE 2021 14.6.–16.6. Online Craig Crews Yale University, New Haven, US Ruth Scherz-Shouval EMBO Workshop: Predicting Evo- Weizmann Institute of Science, Ivan Đikić Rehovot, IL 21.5.–25.5. Online lution | Info: www.embl.de/training/ Goethe University Frankfurt, DE Louis M. Staudt EMBO Workshop: Molecular Neuro- events/2021/PEV21-01 Benjamin L. Ebert National Cancer Institute, Dana-Farber Cancer Institute, Bethesda, US biology | Info: https://meetings.embo. Boston, US Kimberly Stegmaier org/event/20-molneuro 24.6.–26.6. Potsdam Neta Erez Dana-Farber Cancer Institute, Translational Immunology School Tel Aviv University, IL Boston, US Tony Green Jacco van Rheenen 30.5.–2.6. Online (TIS) | Info: https://dgfi .org/akademie- University of Cambridge, UK Netherlands Cancer Institute, Amsterdam, NL EMBO Workshop: Cardiomyocyte Bio- fuer-immunologie/translational-school Florian Greten logy | Info: http://www.cardioascona.ch Georg-Speyer-Haus Institute for Robert A. Weinberg Tumor Biology and Experimental Whitehead Institute for Biomedical 28.6.–2.7. Online Therapy, Frankfurt, DE Research, Cambridge, US 7.6.–8.6. Online EMBL and Wellcome Genome Stefan Knapp Eileen White Goethe University Frankfurt, DE Rutgers Cancer Institute of New Protecting Your Innovation – Work- Campus Joint Course: Summer Jersey, New Brunswick, US Claudia Lengerke shop on Intellectual Property and School in Bioinformatics | Info: University Hospital Tübingen, DE Regulatory Exclusivity in Biotech and www.embl.de/external/events Joan Massagué Sloan Kettering Institute, Pharma | Info: www.healthcapital.de/ New York, US veranstaltungen 23.8.–27.8. Arolla (CH) EMBO Workshop: Cell and Develop- 7.6.–11.6. Berlin mental Systems | Info: https:// 5th EcSeq Berlin Summer School meetings.embo.org/event/18-dev-sys 2021: Introduction to NGS & RNA-Seq , DNA Variant Calling 29.8.–1.9. Heidelberg | Info: www.ecseq.com/workshops/ EMBO Workshop: The Mobile Geno- workshop_2021-01-5th-Berlin- me – Genetic and Physiological Im- Summer-School-NGS-Data-Analysis pacts of Transposable Elements | Info: https://coming-soon.embo.org/w21-61 Registration 7.6.–11.6. Online Registration Deadline July 10, 2021 EMBO Workshop: Physics of Living 1.9.–4.9. Berlin Systems – From Molecules to Tissues From Target to Market: The GLA Bio- www.frankfurtcancerconference.org | Info: https://meetings.embo.org/ tech & Pharma Summer School | Info: event/20-physics-of-living-systems www.glaesernes-labor-akademie.de

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Fortbildungen, Kurse

BIOCHEMIE IMMUNOLOGIE Karriere Labor-Management

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Die Göttinger Max-Planck-Institute für biophysikalische Chemie und Experimentelle Medizin sind international führende Forschungsinstitute von außer gewöhnlicher wissenschaftlicher Breite, die 2022 zum größten Institut der Max-Planck-Gesellschaft fusionieren werden. Das neue Institut wird über 40 Forschungsgruppen umfassen und rund 1.000 Mitarbeiter aus über 50 Nationen beschäftigen.

Wir suchen zum nächstmöglichen Zeitpunkt und in Vollzeit eine herausragende Persönlichkeit als Forschungskoordinator*in / Chief Scientific Officer

Diese neu geschaffene Position ist von zentraler Bedeutung für die weitere Entwicklung unserer Forschungseinrichtung. Sie arbeiten eng mit dem Geschäftsführenden Direktor zusammen und sind verantwortlich für ein Spektrum an Aufgaben zur Koordination des Instituts. Die Position ist zunächst auf zwei Jahre befristet. Bei entsprechender Bewährung ist eine Übernahme in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis vorgesehen.

Ihre Aufgaben Zu Ihrem Tätigkeitsfeld gehören insbesondere die folgenden Aufgabenbereiche: • Unterstützung des Geschäftsführenden Direktors bei seinen Leitungs aufgaben inklusive Beratung bei strategischen und operativen Aufgaben, wissenschaftliche Konzeptentwicklung und Zukunftsplanung, Optimierung von organisatorischen Abläufen, Entwicklung und Umsetzung von Konzepten zur langfristigen Ziel planung, Unterstützung bei der Einrichtung und Abwicklung von Abteilungen und Forschungsgruppen, Unterstützung im Risiko- und Compliance Management sowie in der Krisenprävention • Leitung der Core Facilities und der wissenschaftlichen Infrastruktur inklusive Budgetplanung und Qualitätssicherung • Monitoring und Koordination von Stabsstellen und Funktionsträgern • Zusammenstellung von forschungsrelevanten Daten, Analysen und Metriken für die Geschäftsführung • Wissenschaftliche Begleitung von Baumaßnahmen • Mitglied im Stab für besondere Aufgaben

Ihr Profil Wir erwarten von Ihnen • ein erfolgreich abgeschlossenes naturwissenschaftliches Studium mit Promotion • mehrjährige Berufserfahrung im Wissenschaftsmanagement, in der Projektkoordination oder Gremienarbeit im wissenschaftlichen Umfeld (Forschungsinstitut, Universität, Industrie) • ausgezeichnete Deutsch- und Englischkenntnisse in Wort und Schrift • überdurchschnittliches Organisationstalent und Flexibilität • Führungserfahrung • sichere EDV-Kenntnisse (MS Office, Grafiksoftware, CMS, Organisationssoftware) • hohe Motivation für die Arbeit in einem internationalen Umfeld • sehr große Kommunikationskompetenz und Teamfähigkeit • Einsatzbereitschaft auch außerhalb üblicher Arbeitszeiten

Unser Angebot Wir bieten Ihnen • ein spannendes multidisziplinäres und internationales Arbeitsumfeld • flexible und bedarfsgerechte Arbeitszeiten • eine Vergütung entsprechend Ihrer Qualifikation und Berufserfahrung nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD Bund) • Sozialleistungen in Anlehnung an die Regelungen des öffentlichen Dienstes einschließlich einer zusätzlichen Altersversorgung • Angebote zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie (institutseigene Kita mit Betreuungsmöglichkeiten für Kinder von 3 Monaten bis 6 Jahren) • ein mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbares Institut

Die Max-Planck-Gesellschaft hat sich zum Ziel gesetzt, mehr schwerbehinderte Menschen zu beschäftigen. Bewerbungen schwerbehinderter Menschen sind aus- drücklich erwünscht.

Darüber hinaus strebt die Max-Planck-Gesellschaft nach Geschlechtergerechtigkeit und Vielfalt. Ferner will die Max-Planck-Gesellschaft den Anteil an Frauen in den Bereichen erhöhen, in denen sie unterrepräsentiert sind. Frauen werden deshalb ausdrücklich aufgefordert, sich zu bewerben.

Ihre Bewerbung Bitte senden Sie Ihre aussagekräftige Bewerbung bevorzugt per E-Mail (als zusammenhängende PDF-Datei) bis zum 31.05.2021 an [email protected].

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*NEB’s products are sold as RUO – research use only! One or more of these products are covered by one or more patents, trademarks and/or copyrights owned or controlled by New England Biolabs, Inc. For more information, please email us at [email protected]. The use of certain products may require you to obtain additional third party intellectual property rights for certain applications.

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