Laborjournal 5-2021

Laborjournal 5-2021

Umschlagseiten-521.indd 1 27.04.21 14:19 MIKROLITER- ZENTRIFUGEN Große Trennkraft für kleine Teilchen Höchste Drehzahl von 31.514 RCF in 26 Sekunden. Höchster Durchsatz von 60 x 2 ml oder 6 x 50 ml. 7 Rotoren und umfangreiches Zubehör für vielfältige Applikationen. www.hettichlab.com Umschlagseiten-521.indd 2 27.04.21 12:36 EDITORIAL Foto: Andreas Prott/AdobeStock; Montage: Kai Herfort Andreas Prott/AdobeStock; Foto: Für die meisten von uns äußerte sich die Co- PCR-Test machen.“ Allgemeine Zustimmung. Ernährung in den Griff bekommen könnte. rona-Pandemie bisher vor allem in Masken- Unsere Laune war aber schlechter als mies. Nun, das war Ende des 19. Jahrhunderts – und tragen im Supermarkt, Abstand halten und Abends haben dann alle schon mal ih- zumindest das mit dem Sex sieht man heu- Kontakte vermeiden. Dazu jeden Tag die neu- re Familien auf mögliche Folgen vorbereitet, te eher anders. Aber wieso taucht Metschni- en Zahlen. Und abends der Lauterbach bei und am nächsten Tag war Home-Office na- kow überhaupt hier auf? Nun, er hat als Ers- Lanz. Aber je länger sie dauert, die Seuche, türlich the place to be. ter die zelluläre Immunabwehr beobachtet desto häufiger werden wir Handelnde – und Am Nachmittag kam endlich der Rundruf: und beschrieben. Er sah – zunächst in See- die Wahrscheinlichkeit steigt, zu Betroffenen Der PCR-Test war negativ. Aufatmen, weiter- igeln – dass es Zellen gab, die sich aufmach- zu werden. arbeiten. Entwarnung verbreiten. Was bleibt, ten, um eingedrungene Fremdkörper abzu- Wir zum Beispiel hier in der Redaktion: sind Zweifel an der Zuverlässigkeit der Selbst- bauen. Er nannte sie Makrophagen, und so Wir kaufen und verwenden Selbsttests, wir or- tests. Skurril: Der Arzt mit dem PCR-Test mein- heißen sie noch immer. ganisieren uns einen Termin im lokalen Test- te, es käme hin und wieder vor, dass er Patien- Und da haben wir doch jetzt einigerma- zentrum – und wir bemühen uns um einen ten mit positivem Schnelltest habe, die zuvor ßen elegant den Bogen, beginnend bei un- Impftermin mit AstraZeneca. „Du weißt, dass Orangensaft getrunken hätten – der PCR-Test serem Abenteuer im Corona-Land, über un- du alt geworden bist, wenn du einen Impf- sei dann aber negativ. Und tatsächlich hatte sere Esoterik-Nachbarn bis hin zur zellulären termin bekommst.“ Endlich bewegt sich also auch unser Kollege – eigentlich sehr löblich Immunologie gespannt. Letztere wiederum ist etwas. Du kannst selber etwas tun. – eine Orange gefrühstückt. Wahrscheinlich Schwerpunktthema in dem Heft, das Sie ge- Schon Mitte März kamen die ersten Selbst- die letzte dieses Winters. rade in Ihren Händen halten und dessen Lek- tests in unsere Redaktion. Seither popeln wir Aber wie kommt der Orangensaft in die türe Ihnen hiermit sehr ans Herz gelegt sei. uns alle zwei bis drei Tage selbsttätig und völ- Nasenschleimhaut? Die Nase isst mit? Statis- Zum Abschluss aber noch eine Metsch- lig ungehemmt in der Nase. „Ich bin negativ!“, tisch gesichert sind solche Beobachtungen nikow-Anekdote: Er reiste zum Beginn seines ruft‘s dann irgendwann aus einer Ecke des Bü- natürlich nicht. Allgemeines Rätselraten in Zoologie-Studiums aus dem russischen Kai- ros. „Ich auch!“, schallt‘s aus der anderen Ecke der Redaktion. zurück. Solchermaßen kollektiv beruhigt set- Völlig unbehelligt von Fra- zen wir die Masken ab und beginnen – jetzt gen und Zweifeln sind dage- endlich ausreichend mit Sauerstoff versorgt gen unsere neuen Büro-Nach- – zu arbeiten. Die Luftfilter zwischen unseren barn. 25 Osteopathen sind Schreibtischen säuseln leise, die Tastaturen zu einer dreitägigen Fortbil- klappern. Ab und zu reinigt sich die Kaffee- dung zusammengekommen maschine gurgelnd und pumpend selbst, an- und sitzen den lieben langen sonsten herrscht kreatives Schweigen. Tag gemeinsam in nur einem Neulich dann der Schock: „Ich bin posi- 40-Quadratmeter-Raum. Die tiv!“ Verdammt! Schnell setzen alle die Maske meisten ohne Masken. Diese wieder auf. „Warst du auf einer Corona-Party, wären wohl auch eher sinnlos oder was?“ – „Quatsch, ich war die letzten Ta- in dem aerosolgeschwänger- ge nur zuhause. Und natürlich hier. Aber vor ten Seminarraum. Wahrschein- allem bin ich doch geimpft!“ Betretene Ge- lich wischen sie die Viren so- sichter. „Teste dich nochmal!“ Lange zwan- wieso einfach weg. Es heißt ja Foto: Svenni/AdobeStock zig Minuten vergingen beim Warten auf das schließlich Manuelle Therapie. Ergebnis. In dieser Zeit konnte man in den Würde er heute noch leben, wäre Ilja Il- serreich nach Würzburg, um dort festzustel- Reporterköpfen das Entstehen neuer Axon- jitsch Metschnikow für unsere Esoterik-Nach- len, dass er einen ganzen Monat zu früh dran verbindungen beim Ausmalen verschiedener barn wahrscheinlich der Leibhaftige. Er ent- war. Das Semester hatte noch gar nicht be- Szenarien förmlich hören. Ab in die Quarantä- wickelte die sogenannte Optimistische Phi- gonnen. Enttäuscht reiste er wieder ab und ne? Wie kriegen wir dann die aktuelle Ausga- losophie, die der Menschheit eine rosige Zu- schrieb sich stattdessen an der Universität be hin? Was ist mit der Familie, dem Partner, kunft voraussagte – und das allein durch die Charkow ein, wo er zwei Jahre später promo- der Partnerin, deren Kollegen? Wen habe ich Errungenschaften der Naturwissenschaften viert wurde. Regelstudienzeit? Damals kein in den letzten Tagen getroffen? und der Medizin. Altern, Krankheit, Sexuali- Thema. Online-Seminare aber auch nicht. „Der ist auch wieder positiv. Ich gehe jetzt tät und Tod seien „Disharmonien“, die man Zum Forschen kam er dann später doch nach mal wohl besser zum Arzt und lasse einen mit Operationen, Impfungen und besserer Deutschland. 1908 bekam er den Nobelpreis. 5/2021 | 3 LJ_521_Editorial.indd 3 26.04.21 15:36 INHALT NACHRICHTEN HINTERGRUND SERIEN JOURNAL CLUB 6 Das besondere Foto: 12 Publikationskonto 21 Erlebnisse einer TA (144): 25 Schöne Biologie: „Maus-Affe“ / aufpoliert? Publikations- Neues vom Thermoblock Flüchtige Dogmen Comic: Forscher Ernst verhalten eines Dort- 22 Wissenschaftsnarr (38): 26 Journal Club kompakt munder Toxikologen 8 Fokussiert: Politikberatung, bis geprüft. 27 Stichwort des Monats: Inkubiert / der Elefant mit dem Synonyme Mutation Instituts-Umbenennung 16 Im Corona-Gespräch: Rüssel wackelt! Sportmediziner Wilhelm 28 Krebsforschung in 10 Frisch gefördert: 47 Wirkstoff des Monats (16): Bloch (Köln) über das Heidelberg: DFG-Forschungsgruppen Avatrombopag Long-COVID-Syndrom Die Telomer-Tricks und -Schwerpunktpro- von Tumorzellen gramme / BMBF-Förderung für 30 Bioinformatik in forschende Ärzte Düsseldorf: Das Giga-Genomprojekt 11 Frisch gepreist: HFSP-Förderpreis / Léopold-Griffuel-Preis / Otto-Warburg-Medaille Dass man als Chief Editor mit den Mitarbeitern seiner Gruppe auch im „eigenen“ Fachblatt veröffentlicht, Wenn Telomere nach mehreren ist nicht verwerflich. Nimmt dies Zellteilungen zu kurz sind, kann sich die jedoch überhand, kann schnell der Zelle nicht mehr teilen – was Krebszellen Verdacht aufkommen, dass man das überhaupt nicht in den Kram passt. Einige Amt zum Aufpolieren des eigenen Tumorarten verfügen jedoch über Publikationskontos ausnutzt. Methoden, um diesen Kontrollpunkt Ein Fallbeispiel ab Seite 12. geschickt auszuhebeln. Seite 28 4 | 5/2021 LJ_521_Inhaltsverzeichnis.indd 4 26.04.21 15:34 INHALT Unser Titelthema: Special – Zelluläre Immunologie Manchmal schlägt unser Immunsystem über die Stränge. Die meiste Zeit macht es aber einen hervorragen- den Job, was auch bei COVID-19 zu einem milden Verlauf führen kann. Dennoch greifen Wissenschaftler den Immunzellen gerne unter die Arme, wie Evelyn Ullrich vom Universitätsklinikum Frankfurt/Main anhand der CAR-Technologie im Interview verrät. Andere wie die Firma ActiTrexx aus Mainz versuchen, mit regulatori- schen T-Zellen Abstoßungsreaktionen nach Transplantationen zu minimieren. Mehr ab Seite 32. SPECIAL WIRTSCHAFT METHODEN BUCH ET AL. Zelluläre Immunologie 46 Wirtschaft-News 62 SARS-CoV-2-Methoden: 66 Mund auf, Varianten-Detektion mit Wissenschaft raus 48 Gemeinsam größer: 32 Mild oder schwer? Was SNuPE Die souveräne Expertin Gegen Preissteigerungen den Verlauf einer von Volker Hahn COVID-19-Erkrankung bei Versorgungseng- 64 Tipps und Tricks: bestimmt pässen von Labor- Der SuperBuffer 67 Nuancen der Urzeit Verbrauchsmaterialien Die Geschichte des Lebens 36 Falscher Alarm: von Neil Shubin Wenn das Immunsystem 52 Produktübersicht: über die Stränge schlägt Verbrauchsmaterial für die PCR 40 Im Gespräch: Evelyn Ullrich 65 Neue Produkte (Frankfurt/Main) über den aktuellen Stand der SONSTIGES SERVICE CAR-Technologie 44 Firmenporträt: 25 Impressum 68 Kongresse ActiTrexx (Mainz) 51 Preisrätsel: 70 Fortbildungen Der Aggressionsdämpfer 72 Stellenmarkt 74 Comic: Die „Lab-Files“ von Chris Schlag Die Sequenzierung von SARS-CoV-2 ist der sicherste Weg zur Detektion www.facebook.de/ von Varianten leider ist er aber laborjournal nicht der schnellste. Bekannte Mutationen kann man mit der Single-Nucleotide-Primer-Extensi- @Lab_Journal on-Technik wesentlich einfacher und schneller aufspüren. Seite 62 www.laborjournal.de 5/2021 | 5 LJ_521_Inhaltsverzeichnis.indd 5 26.04.21 15:34 DAS BESONDERE FOTO Maus-Affe Ob auch Zellen vom sprichwört- lichen Affen gelaust werden? Alexander Navarrete Santos, Leiter der Core Facility „Flow Cytometry“ am Centre of Basic Research in Medicine (ZMG) der Martin-Luther-Universität Halle- Wittenberg, mag es durchaus so vorgekommen sein, als er diese seneszente Zelle der Maus-Fibro- blastenlinie NIH/3T3 unter dem Mikroskop ins Visier nahm. Forscher Ernst von Rafael Florés ... Nachdem die beiden

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