SWR2 Musikstunde „Himmelstürmer Herzensbrecher – Eugen D´Albert Zum 150Sten Geburtstag“

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SWR2 Musikstunde „Himmelstürmer Herzensbrecher – Eugen D´Albert Zum 150Sten Geburtstag“ SWR2 MANUSKRIPT ESSAYS FEATURES KOMMENTARE VORTRÄGE SWR2 Musikstunde „Himmelstürmer Herzensbrecher – Eugen d´Albert zum 150sten Geburtstag“ „Über Tiefland zum Olymp“ (4) Von Jörg Lengersdorf Sendung: Donnerstag, 10. April 2014 9.05 – 10.00 Uhr Redaktion: Ulla Zierau Bitte beachten Sie: Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR. Mitschnitte auf CD von allen Sendungen der Redaktion SWR2 Musik sind beim SWR Mitschnittdienst in Baden-Baden für € 12,50 erhältlich. Bestellungen über Telefon: 07221/929-26030 Kennen Sie schon das Serviceangebot des Kulturradios SWR2? Mit der kostenlosen SWR2 Kulturkarte können Sie zu ermäßigten Eintrittspreisen Veranstaltungen des SWR2 und seiner vielen Kulturpartner im Sendegebiet besuchen. Mit dem Infoheft SWR2 Kulturservice sind Sie stets über SWR2 und die zahlreichen Veranstaltungen im SWR2-Kulturpartner-Netz informiert. Jetzt anmelden unter 07221/300 200 oder swr2.de 2 Dass der gerade 31jährige Eugen d´Albert im Jahre 1895 bereits zum dritten Mal heiratet, stößt nicht überall im Bekanntenkreis auf ungetrübte Freude. Selbst enge Freunde erscheinen trotz persönlicher Einladung nicht zur Zeremonie. Als der alte und immer häufiger grantelnde Johannes Brahms gebeten wird, nach einem Umtrunk noch die neue Frau d´Albert in der Wiener Musikszene zu begrüßen, bemerkt er lakonisch: „Ach, d´Albert heiratet ja noch einige Male, die dritte Frau überschlage ich.“ Eugen indes erklärt sich das Scheitern seiner ersten beiden Ehen auf seine Weise. In einem Brief an einen Freund schreibt er: er sei jeweils zu unreif gewesen, er sei mehr geheiratet worden, als dass er geheiratet habe, mit Hermine, der Erwählten, werde es nun zum ersten Mal eine Ehe auf echt sittlicher Basis. D´Albert Biografin Charlotte Pangels erklärt die Zufriedenheit Eugens auf bestechend einleuchtende Weise: Hermine Finck habe in der Zweisamkeit die Kunst der Anpassung in vollendetem Maße beherrscht, Zitat: „Hermine zeigte sich in keiner Weise mit dem Willen, sich unbedingt zu produzieren, wie es bei Teresa Carreno so unabwendbar der Fall so gewesen war. Hermine fühlte sich auch ohne Beifall der Öffentlichkeit auf ihre Weise glücklich“ In der Tat wird die Ehe mit Hermine Finck länger halten, als jede andere Beziehung d´Alberts. 1897 blafft der gallige Brahms den Kollegen d´Albert bei einem Essen an: „Sie sind langweilig, sie haben immer noch dieselbe Frau…“ Musik 1, 2.33 d'Albert, Eugen Tonträgertitel: WDR 4 Kompilation Werktitel: aus: Der Improvisator {Oper} Einzeltitel: Ballettmusik Entstehungsdatum: 00.00.1902 Orchester: Studio-Orchester Berlin Dirigent: Falk, Peter Labelcode: Z2325 Das Studio Orchester Berlin mit der Ballettmusik aus Eugen d´Alberts Oper „Der Improvisator“, deren erste Skizzen im Jahr 1897 entstehen. Am dritten April dieses Jahres stirbt Johannes Brahms, und mit ihm eine Ära. Nach Wagner ist nun auch das zweite große Vorbild d´Alberts tot. Eine junge Komponistengeneration trägt nun die Fackel der deutschen Romantik ins kommende Jahrhundert. 3 Im selben Jahr geboren wie Eugen d´Albert, 1864, ist auch der Komponist Richard Strauss, der über Jahre ein Freund und mächtiger Unterstützer von d´Alberts Musik ist. Umgekehrt hat auch Richard Strauss Eugen d´Albert einiges zu verdanken. Als 21jähriger schon hat Strauss eine teuflisch schweres Scherzo für Klavier und Orchester verfasst, und es dem großen Hans von Bülow gewidmet. Von Bülow ist allerdings von Klavierpart und Komplexität des Werks offenbar überfordert und lehnt eine Uraufführung ab. Strauss versucht sich nun selbst als Klaviersolist seines Werks, war aber schon nach der ersten Probe völlig entmutigt. Erst in Eugen d´Albert findet Richard Strauss den Virtuosen, der in der Lage ist, das Werk aus der Taufe zu heben. Das Scherzo in d moll wird umbenannt und d´Albert gewidmet, der es schließlich als erster spielt. Immerhin erklärt sich Erstwidmungsträger Hans von Bülow bereit, eine Aufführung mit Zweitwidmungsträger Eugen als Solist zu dirigieren. Und so wird Eugen d´Alberts Name untrennbar verknüpft mit der „Burleske in d moll“ von Richard Strauss. Musik 2, 4.42min Richard Strauss, Burleske in d moll Byron Janis, Klavier Chicago Symphony Orch. Fritz Reiner RCA Victor LSC 2127 LC 00316 Byron Janis und das Chicago Symphony Orchestra unter Fritz Reiner mit dem Schluss von Richard Strauss Burleske, letztlich Eugen d´Albert gewidmet, weil jener im Gegensatz zum ursprünglichen Widmungsträger Hans von Bülow den Klavierpart bewältigen kann. Bis Ende des 19. Jhds hat der Mittdreißiger Eugen d´Albert bereits vier Opern geschrieben, er sieht sich längst selbst als Mann des Musiktheaters. Fast ist ihm sein legendärer Ruf als Pianist lästig, Eugen ist kein Mann, der sich gern und ausgiebig auf Virtuosenabende vorbereitet. Ganz im Gegenteil, statt sich in pianistischen Details zu verbeißen, lässt Eugen als Klavierspieler auch einmal Fünfe gerade sein. Der Kollege Percy Grainger, ein hochvirtuoser Pianist aus Australien, 4 wird später einmal über d´Albert sinngemäß zu Protokoll geben: Er war mein Vorbild. So schlampig hätte ich auch gern gespielt… Trotzdem oder gerade deswegen gilt Eugen d´Albert zur Jahrhundertwende vor allem als Olympier des Klaviers, auf einsamen Höhen musizierend, ein Mann, der sich um pianistische Spitzfindigkeiten und falsche Töne nicht mehr scheren muss. Eugens Haupteinnahmen erzielt er als Virtuose. In Petersburg rast die Zuschauermenge vor Begeisterung, in Moskau küsst man ihm wörtlich die Hände. Konzertreisen unternimmt Eugen jetzt gerne mit Frau Hermine an seiner Seite. Durch liebevolle Fürsorge verschafft sie ihm die Ruhepausen, die er bei den Frauen eins und zwei so sehr vermisst hatte. Eugen bedankt sich auf seine Weise. Insgesamt schreibt er fast 60 Lieder, die meisten für Sängerin Hermine. Musik 3, 1.00min d'Albert, Eugen (10.04.1864-03.03.1932) Sehnsucht aus: Lieder op. 17 Produktionstitel: Beethovenfest Bonn 2011 Solist: Barainsky, Claudia (30.09.1965) Deutschland {Sopran} Schneider, Eric (1963) Deutschland {Klavier} WDR Eigenproduktion Sehnsucht, aus den Liedern op. 17 von Eugen d´Albert, Claudia Barainsky und Eric Schneider. Die hochbegabte Sängerin Hermine Finck, inzwischen Hermine d´Albert, war sicherlich Inspirationsquelle vieler Vokalwerke ihres Mannes, und wenn man Hermine häufig als treusorgende Ehefrau des Meisters beschrieben findet, dann verkennt man die Rolle, die sie auch im musikalischen Leben der Zeit spielte. Hermine Finck d´Albert hatte bei der Uraufführung von Hänsel und Gretel des Freundes und Kollegen Engelbert Humperdinck mitgewirkt, und natürlich sang sie auch Partien in Opern ihres Mannes. Nachdem d´Alberts zweite Oper Ghismonda 1895 nur mäßige Aufnahme gefunden hat, dirigiert Eugen 1897 sein drittes Stück selbst: „Gernot“ löst in Heidelberg einen minutenlang anhaltenden Jubelsturm aus, auch wegen der Besetzung der weiblichen Hauptpartie mit Hermine. Ein Kritiker schreibt: “Frau d´Albert ist eine dramatische Sängerin und Darstellerin echten Geblüts, die machtvolle Tongebung mit großem Vortragsstil verbindet… so wollen die erhabenen Frauengestalten des musikalischen Dramas gesungen und gespielt sein!“ 5 In „Gernot“ und „Ghismonda“ hatte nun Eugen d´Albert wieder Inspiration beim verehrten Richard Wagner gefunden. Spätestens mit seiner Vierten wechselt d´Albert aber einmal mehr den Ton. „Die Abreise“ heißt der Einakter, in dem d´Albert wieder ganz Kind seines Vaters ist, des Glasgower Königs der Tanzmusik. „Noch kein Werk ist mir so schnell von der Hand gegangen“ – bekennt d´Albert in seinem Tagebuch, nachdem er in einem knappen halben Jahr die gesamte „Abreise“ zu Papier gebracht hat. Musik 4, 7.01min d'Albert, Eugen Werktitel: aus: Die Abreise {Musikalisches Lustspiel} Einzeltitel: Vorspiel Orchester: Orchester Hermann Hagestedt Dirigent: Hagestedt, Hermann (1903-1976) Labelcode: Z2323 Labelname: WDR Eigenproduktion Unterhaltungsmusik im besten Sinne: Das Orchester Hermann Hagestedt mit dem Vorspiel zu Eugen d´Alberts Einakter „Die Abreise“. Mit seinen insgesamt 21 Opern deckt Eugen d´Albert eine riesige stilistische Palette ab zwischen deutscher Romantik, Unterhaltungsmusik und der neuen Tonsprache des 20. Jhds. Den unbedingten Wiedererkennungswert darf man bei Eugen d´Albert vermissen. Auf der Suche nach einem eigenen Stil befindet sich Eugen d´Albert dabei zur Jahrhundertwende in bester Gesellschaft. Nach dem Tode Richard Wagners schnappt die deutschsprachige Oper im entstandenen Vakuum buchstäblich nach Luft. D´Alberts 10 Jahre älterer Kollege und Freund Engelbert Humperdinck gilt als Wagner Epigone, Richard Strauss ist in seiner bislang erstenund einzigen Oper auch noch ganz dem Geiste des Bayreuthers verpflichtet, die ebenfalls bekennenden Wagnerianer Alexander Ritter oder Max von Schillings, heute noch vergessener als d´Albert, versäumen es mit ihren mythen- und märchenbeladenen Stoffen ebenfalls, neue Impulse fürs deutsche Musiktheater zu setzen. Die italienische Oper findet längst in zeitgenössischer, kritischer Literatur Stoffe für die Bühne, in Deutschland ist man auf der Suche. Warum dann nicht Operette? Einen Versuch scheint es Eugen d´Albert zur Jahrhundertwende wert… 6 Musik 5, 1.46min d'Albert, Eugen Textdichter/Übersetzer: Sporck, Ferdinand von Urheber (l.V.): Steigentesch, August von Das Herz errät so leicht auf Kosten seiner Pflicht, aus: Die Abreise Solist: Prey, Hermann {Bariton} Moser, Edda <Luise, seine Frau> {Sopran} Schreier, Peter <Trott> {Tenor} Orchester:
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