Ruhr - Universität Bochum Fakultät für Sozialwissenschaften

Was macht so erfolgreich? – Faktoren eines gelungenen Strukturwandels

M.A. - Arbeit

Vorgelegt von: Nick Woischneck Matrikel Nr.: 108012268726

Betreut durch: Prof. Dr. Britta Rehder (Erstgutachterin), Prof. Dr. Rolf G. Heinze (Zweitgutachter) Bochum, den 03.11.2015

Ich danke allen, die an der vorliegenden Arbeit mitgewirkt haben. Besonderer Dank gilt meine r Familie und meinen Freunde, die mich w ährend meines Studiums unterstützt haben. Das dieser Arbeit zu Gr unde liegende Forschungsprojekt wurde von der Rosa Luxemburg - Stiftung und dem University Center for Social and Urban Research gefördert.

Nick Woischneck

Inhalt 1 Einleitung ...... 4 2. Begriffskunde Strukturwandel ...... 6 2.1 Region ...... 6 2.2 Regionaler Strukturwandel ...... 7 2.3 Strukturpolitik ...... 9 2.4 Altindustrielle Zentren ...... 10 3 Theorie ...... 12 3.1.1 Okönomische vs. Raumbezogene Theorien ...... 13 3.1.2 Ökonomische Erklärungsansätze ...... 14 3.1.3 Dreisektoren - Hypothese und Entwicklung zur Dienstleistungsgesellschaft ...... 18 3.1.4 Nachfrageseitige Theorie ...... 19 3.1.5 Bedeutung ökonomischer Erklärungsansätze für altindustrielle Regionen 20 3.1.6 Exkurs: Richard Florida: Creative Class ...... 22 3.2 Raumbezogene Erklärungsansätze ...... 25 3.2.1 Polorientierte Erklärungsansätze ...... 25 3.2.2 Standortsorientierte Erklärungsansätze ...... 28 3.2.3 Bedeutung raumbezogener Erklärungsansätze fü r altindustrielle Regionen ...... 29 3.3 Politisch - kulturelle Erklärungsansätze ...... 31 3.4 Erfolgreicher Strukturwandel ...... 32 3.5 Synthese der Theorie ...... 34 4 Ca se - Study „Was macht Pittsburgh so erfolgreich? – Faktoren eines gelungenen Strukturwandels“ ...... 37 4.1 Forschungsdesign ...... 39 4.2 Forschungsaufenthalt / Feldforschung ...... 42 4.3 Planung und Durchführung ...... 43 4.4 Leitfadengestützte Experteninterviews ...... 45 4.5 Kurzprofil der Experten ...... 46 5 Die Region Pittsburgh ...... 56 5.1 Geographie ...... 59

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5.2 Wirtschaftsgeschichte ...... 60 5. 2.1 Wirtschaftsgeschichte bis 1945 ...... 60 5.2.2 Wirtschaftsgeschichte ab 1945 ...... 63 5.2.3 Pittsburgh im Strukturwandel ...... 66 5.2.4 Exkurs: Benjamin Chinitz: Contrasts in Agglomeration: New York and Pittsburgh ...... 67 5.2.5 Entwicklung bis 1986 ...... 71 5.2.6 Zwischenfazit „Pittsburgh Mitte der 1980er Jahre“ ...... 74 5.3 Pittsburgh heute ...... 76 5.3.1 Arbeitsmarkt ...... 77 5.3.2 Bevölkerung ...... 81 5.3. 3 Lebensqualität ...... 83 5.3.4 Zwischenfazit „Pittsburgh heute“ ...... 83 6 Faktoren des gelungenen Strukturwandels ...... 84 6.1 Ökonomische Erfolgsfaktoren ...... 84 6.1.1 Diversifizierung ...... 85 6.1.2 Eds+meds ...... 87 6.1.3 Produzie rendes Gewerbe ...... 92 6.2 Raumbezogene Standortfaktoren ...... 9 5 6.2.1 Stadtgestaltung ...... 96 6.2.2 Standortortfaktoren ...... 98 6.2.3 Umwelt ...... 101 6.2.4 Kultur ...... 103 6.2.5 Sport – “City of Champions” ...... 105 6.2.6 Zwischenfazit raumbezogene Erfolgsfaktoren ...... 107 6.3 Politisch - kulturelle Erfolgsfaktoren ...... 107 6.3.1 Mentalität ...... 108 6.3.2 Akteure ...... 111 7 Fazit ...... 114 Literaturverzeichnis ...... 117

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Vorwort

Die vorliegende Arbeit zum Thema „Was macht Pittsburgh so erfolgreich? – Faktoren ei nes gelungenen Strukturwandels“ möchte den Strukturwandel in der Region Pittsburgh untersuchen und die Faktoren dessen Erfolges herausarbeiten. Hierzu soll einleitend der Begriff des Strukturwandel s operationalisiert werden. Während andere altindustrielle Regionen, wie das Ruhrgebiet , unter dem anhaltenden Strukturwandel und dem damit verbundenen Verlust an Arbeitsplätzen und Bevölkerung leiden, präsentiert sich das heutige Pittsburgh als moderne Metropole mit stabilem wirtschaftlichem Fundament und hoher Lebensqua lität. Wä hrend das fr ühere Pittsburgh seit je her als Inbegriff der amerikanischen Industriestadt gi lt – welche Unternehmer wie Carnegie und Frick hervorbrachte – steht das Pitt s burgh der 1980er Jahre sinnbildlich für den Niedergang der US - Schwerindustrie. Alleine im Jahr 1984 verlor die Region P ittsburgh mehrere Zehntausend Einwohner un d Arbeitsplätze und beinahe ihr gesamtes industrielles Fundament. Welche Faktoren erklären derartige Wandlungsprozesse? Zur Beantwortung dieser Frage soll ein Blick auf verschiedene theoretische Erklärungsansätze geworfen werden . Doch dort , wo früher Schornsteine ihren Rauch in die Luft pusteten und Arbeiter malochten, ragen heute Wolkenkratzer in den Himme l und besuchen zigtausende Studenten Bildungseinrichtungen von teils internationalem Topniveau. Pittsburgh präsentiert sich als junge, moderne und grüne Stadt. Sinnbildlich wurde dieser Wandel in Pittsburghs wiederholte r Auszeichnung als „most - livable city of the USA.“ Der empirische Beleg für den gelungenen Strukturwandel von einem alt - in dustriellen Zentrum zu einer modernen Metropole ist die Performance Pittsburghs in und seit der US - amerikanischen Wirtschaftskrise im Jahr 2008, im Zuge derer Pittsburghs Wir tschaft sich als stabiler erwies , als der US - Durchschnitt. Dies e Erfolgsgeschichte führte auch zur Auswahl Pittsburghs als Ausr ichtungsort des G20 1 Gipfels 2009 . In seiner Eröffnungsrede bezeichnete US - Präsident Barack Obama Pittsburgh als „bold example of how to create new jobs and industries while transi tioning to a 21th century econo my.“ (The White House, 2009) . Doch was ist das Erfolgsrezept Pittsburghs? Ziel dieser Arbeit ist es, die Faktoren herauszuarbeiten, die Pittsburghs gelungenen Strukturwandel ermöglichten.

1 Die Gruppe der Zwanzig (G20) ist seit 2009 das zentrale Forum für die internationale wirtschaftliche Zusammenarbeit. Die bedeutendsten Industrie - und Schwellenländer stimmen sich dort über die notwendigen wirtschafts - und finanzpolitischen Maßnahmen ab. 3

1 Einleitung

Der Autor dieser Arbeit zur Erlangung des akademischen Grades des Master of Arts im Fach Sozi alwissenschaft hat sich im Zuge seines Studiums der Sozial - und Politikwissenschaften, sowie im beruflichen und ehrenamtlichen Engagement vielseitig mit regional - und wirtschaftspolitisch en Fragestellungen beschäftigt. Wohnhaft in Duisburg und studierend in Bochum ist der Strukturwandel einer altindustriellen Region nicht nur Forschungsgegenstand, sondern alltägliche Realität. Bei tieferer Beschäftigung mit diesem Komplex stößt man immer w ieder auf Vergleiche mit anderen altindustriellen Regionen und besonders Pittsburgh wird , einerseits aufgrund seiner ähnlichen Geographie und Geschichte zu etwa Duisburg – gelegen an zwei Flüssen, bekannt als die Stahlküche der Nation – andererseits aufgrund seines heutigen Erfolges, oft a ls Beispiel und Vorbild genannt. Unterdessen werden die Erfolge des Strukturwandels im Ruhrgebiet gemischt beurteilt – oder wie Bogumil, Heinze u.a. in ihrem viel beachteten Buch bilanziere n ist „Viel er reicht, wenig gewonnen“ (Bogumil, et al., 2012) . W irtschaftliche Kennzahlen zeig en bis heute unter d urch sch nittliche Werte auf . Diese Arbeit möchte die Faktoren untersuchen, die den Erfolg Pittsburghs ermöglicht haben.

Diese Arbeit ist das Resultat intensiver Literaturrecherche, Auswertung statistischer Daten und eines mehrmonatigen Forschungsaufenthaltes am University Center for S ocial and Urban Research an der University of P ittsburgh und wurde im Jahr 2015 verfasst.

Im deskriptiven Teil soll einleitend der Begriff „altindustrielle Region“ operationalisiert werden und auf Theorien sektoralen Strukturwandels eingegangen werden. Welche Faktoren nennt die Literatur für Aufstieg und Niede rgang wirtschaftlicher Regionen? Anschließend soll die Untersuchungsregion dargestellt werden. Hierzu soll eine geographische Abgrenzung erfolgen, die Wirtschaftsgeschichte umrissen und demographische, sowie wirtschaftliche Kennzah len dargestellt werden und mit Hilfe der Theorien belegt werden, inwiefern die Region Pittsburgh den Strukturwandel von einer altindustriellen Regionen zu einem neuem Zentrum g emeistert hat.

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Im empirische n Teil der Untersuchung folgt die Betrachtung der eigentlichen Fragestellung „Was macht Pittsburgh so erfolgreich? – Faktoren eines gelungenen Strukturwandels“. Hierzu wird das Forschungsdesign der Studie beschrieben, in deren Z uge u.a. leitfadengestützte Experteninterviews mit Wissenschaftlern verschiedener Disziplinen, Politikern und Vertretern des Zivilgesellschaft geführt wurden , welche sich mit dem Strukturwandel in der Region Pittsburgh beschäftigen. Aus den Interviews soll en Faktoren herausgearbeitet werden, welche den Erfolg Pittsburghs ermöglichen. Diese Faktoren sollen kategorisiert, beschrieben und mit Hilfe vorhandener Literatur und Statistik en belegt werden. Hierbei erfolgt der Rückschluss auf die einschlägigen Theorien. Abschließend soll geprüft werden, inwiefern es sich bei den herausgestellten Faktoren um singuläre Bedingungen der Region Pittsburgh handelt b eziehungsweise welche Ansatzpunkte für die erfolgreiche Bewältigung des Strukturwandels anderer altindustrieller Re gionen geliefert werden.

Wie bereits einleitend erwähnt , ist der str ukturelle Wandel der Wirtschaft wahrscheinlich gena uso alt wie das Wirtschaften selbst. Ursachen, Ausdruck sformen, Folgen und Bewältigungsstrategien dieses Wandels beschäftigen daher auch die Wissenschaft schon lange. Die grundlegenden Arbeiten und Theorien zu diesen Themenkomplexen, wie Schumpeters „Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung“ (Schumpeter, 1987) und andere, auf die später noch genauer eingegangen wird, entstammen meist aus de m wirtschaftswissenschaftlichen Umfeld. Da aber auch S chumpeter, sowie andere Autoren neben re in wirtschaftlichen Erklärungen bereits au ch Gründe in der Gesellschafft - bei Schumpeter beispielsweise Wertschätzung von Unterneh mern und Risikobereitschaft mit Unternehmern als gesellschaftlichen Akteuren - sehen, wird auch hier schon die Brücke zu den Gesellschaftswissenschaften geschlagen . E s handelt sich bei den Arbe iten Schumpeters und Kondratjew um Arbeiten, die nach ökonomischen Erklärung en strukturellen Wandels suchen. D er durch diese Arbeiten entwickelte n Wellentheorie liegt allerdings schon die Beobachtung wirtschaftlicher Entwicklung in unterschiedlichen Regionen zu Grunde. Die Region selbst wi rd hierbei nicht primär als Entwicklungsfaktor sondern a ls räumliche Abgrenzung gesehen. Seit den 1930er Jahren gewinnen, ausgehend vom amerikanischen Kontinent , raumbezogene Erklärungsansätze an Bedeutung. Die Wissenschaft be schäftigt sich zunehmend mit dem un terschiedlichen Anpassungsdruck bzw. den Anpassungs erfolgen einzelner Regionen. Im Fokus der

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Forschung stand hierbe i häufig der Wandel alter Industrie regionen. Eine in Bezug auf ihre Untersu chungsregionen wichtige Forschungsgrundlage zu diesem Thema im Zusammenhang mit der vorliegende Arbeit ist zum Beispiel Benjamin Chinitz „Contrasts of agglomera tion: New York and Pittsburgh“. Die ökomischen Erklärungsansätze, die, wie beschrieben, nie rein ökomische Modelle waren, wurde n fortan um r a umbezogene A spekte ergänzt beziehungsweise zogen diese in ihre Überlegungen ein. Auf die unterschiedlichen Theorien soll später noch genauer eingegangen werden. Zusammenfassend lässt sich aber bereits an dieser Stelle sagen, dass sow ohl ökonomische als auch raumbezogene Erklärungsansätze einen Vorteil in der Beschränkung auf eine bestimmte Untersuchungsregion und ihre Themen sehen, auf Grund der Möglichkeit einer damit verbundene n „größeren Genauigkeit in der Er f assung des Strukturellen“ (Goch, 2002, p. 22) . Ein Problem bereitet hierbei allerdings der Begriff „Region“ selbst. Dieser und andere Begriffe sollen im folgenden Kapitel operationalisiert werden

2. Begriffskunde Strukturwandel

In diesem Kapitel sollen einige Begriffe erfasst, dargestellt und erläutert werden, die für den Strukturwandeldiskurs in dieser Arbeit von besondere r Bedeutung sind. Zunächst wird auf „ reg ionalen Strukturwandel“ eingegangen und anschließend „ Strukturpolitik “ sowie „ altindustrielle Zentren “ als Begriffe eingeführt. Im anschließenden Textabschnitt wird die Theoriegrundlage dieser Arbeit herausgearbeitet.

2.1 Region

Durch die interdisziplinär ausgerichtete Regionalforschung erweist sich eine allgemeingültige Definition von „Raum“ als schwierig, so könnten zum Beispiel geographische, administrative, historische oder psychologische Gegebenheiten zur Abgrenzung herangezogen werden. Ähnlich stellt es sich bei der Untersuchung de r Funktionen von „Raum“ dar. Trotz dieser Schwierigkeiten erlebt die Regionalforschung Konjunktur, vor allem seit in den 1970er Jahren der wirtschaftliche Wandel ganzer Regionen zu beobachten ist und zeitglich die Kritik an zentralistischen

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Problemlösungsa nsätzen, die oft versagt haben, wuchs. Im Zuge dieser Diskussion kam es zu einem Bedeutungszugewinn von Regionen, der sich ebenfalls in politischen Konzepten, wie der regionalisierten Strukturpolitik oder dem „Euro pa der Regionen“ (Goch, 2002, p. 27) widerspiegelt. Entgegen dieser Problematik beziehungsweise auf Grund seiner Interdisziplinarität und Unmöglichkeit einer allgemein gültigen Definition von Regionen und deren Funktionsweisen soll an dieser Stelle eine Operation alisierung unternommen werden. Andere Studien mögen einen anderen Zugang haben. Goch unterstellt Regionen beziehungsweise Raum vier zentrale Funktionen: (1) Reservoir von Ressourcen, (2) institutionelle Arena der kollektiven Problembearbeitung und (3) Bezu gsebene politischer Interaktion, (4) Abgrenzung bei der Konstituierung von Identitäten und als Organisationsgrundlage von Gemeinwes en (Goch, 2002, p. 21) . Bereits diese Unterscheidung nach verschiedenen Funktionen bietet A nsatzpunkte für unterschiedliche räumliche Eingrenzungen von Regionen. Da die Abgrenzung von Regionen, wie beschrieben, je nach Fragestellung, Zeit und Blickwinkel variieren kann, soll diese Arbeit auf eine sehr offene Definition aufbauen. So beschreibt G och eine Region als „eine gewachsene historische Einheit“. Was diese Einheit konstituiert, wird hierbei außer Acht gelassen. So ist ein Wandel oder eine Neubewertung weiterhin möglich. Regionalstudien haben also zum einen den Zweck einer größeren Genauigke it bei der Erfassung von Strukturen, zum anderen versuchen sie durch das Aufdecken von Gemeinsamkeiten und Unterschieden von Untersuchungsregionen Rückschlüsse auf die Übertragbarkeit von Erkenntnissen zu liefern. Genau diese Punkte möchte sich diese Studi e ebenfalls zunutze machen. Und so ist die vorliegende Untersuchung zum Thema „Was macht Pittsburgh so erfolgreich? – Faktoren eines gelungenen Strukturwandels“ ebenfalls als sozialwissenschaftliche Regionalstudie ausgelegt. Auswahl, Abgrenzung und Portrai t der Untersuchungsregion werden später dargestellt. Zunächst soll nun der Begriff des regionalen Strukturw andels näher betrachtet werden.

2.2 Regionaler Strukturwandel

Der Wandel von Wirtschaftsräumen und - strukturen ist wohl ebens o alt wie die Wirtschaft selbst . Meist wird der Begriff Strukturwandel in umfassenden Sinne auf ökomischen Wandel bezogen. Strukturwandel bezeichnet dann das Konglomerat sektoraler, branchenmäßiger sowie technisch - arbeitsorganisatorisc her Veränderungen (Goch, 2002, p. 16) . Frühe Formen regionalen Strukturwandels stellt die Land - Stadt - Bewegung im Mittelalte r, sowie in verstärktem Maße zu Beginn der Industrialisierung (s. altindustrielle Regionen) dar. Seit den 1970er Jahren steh t allerdings der regionale Strukturwandel so genannter altindustrieller Regionen im Fokus der Forschung. Dieser

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erfasste vor allem Schiffbaustandorte, Texti lregionen und Montanreviere (Hamm & Wienert, 1990, p. 19) . Da die tiefgreifenden Umbrüche in diesen Regionen nicht nur auf die Wirtschaft beschränkt blieben, sondern vielmehr das gesamte „Gefüge ökonomischer, sozialer, politischer und kultureller Faktoren, welche die Stru ktur einer Region konstituieren einem „permanenten Wandlungsprozes s unterworfen“ (Goch, 2002, p. 15) ist , fand auch in der Wissenschaft eine Erweiterung des Begriffsverständnisses statt. Strukturwandel wird nicht länger nur als relativ autonomer wirtschaftlicher Wandel, sondern als umfassender sozio - ökonomischer Wandel verstanden. Goch begründet diese Erweite rung damit, dass das komplexe teilräumliche Geschehen nicht nur durch ökonomische Prozesse geprägt wird, sondern zur Erklärung regionaler Entwicklung auch gesellschaftliche, pol i tische , kulturelle und institutionelle Faktoren zu berücksichtigen sind. Es we rden also Veränderungen der Sozialstruktur sowie politisch - institutionelle und politisch - kulturelle Komponenten des Wandels untersucht. Nach Heinze / Schmid werden Entwicklungs - und Anpassungsprobleme von Regionen also nicht nur als Folge einer vom allgeme inen wirtschaftlichen Strukturwandel überholten wirtschaftlichen Regionalstruktur, sondern auch als Produkte endogener Faktoren wie regionaler Identitäten, Verwaltungsstrukturen, Vorstellungswelten, regionalen politischen Verhaltens oder lebensgeschichtlic her Prägu ngen interpretiert (Heinze & Schmid, 1994, p. 6) . Diesem breiten Spektrum von Strukturwandel soll mit der interdisziplinären Ausrichtung dieser Studie Rechnung getragen werden.

Hoppe et al. D efinieren regionalen Strukturwandel folgedermaßen:

„Längerfristige und meist irreversible Veränderung der Struktur im sozioökonomischen Bereich, die von verschiedenen Parametern beeinflusst wird. Durch strukturpolitische Maßnahmen kann ein Strukturwandel gesteuert, das heißt in seiner Entwicklungsrichtung beeinflusst oder zumindest im Ablauf beschleunigt oder verlangsamt werde n.“ (Hoppe, et al., 2010)

Es handelt sich also wie dargestellt um langfristige Veränderungsprozesse, die sich nic ht auf den ökomischen Bereich beschränken, sondern vielmehr alle Lebensbereiche erfassen. Dieser Studie liegt dieses umfassende Verständnis des Begriffes regionaler Strukturwandel zu Grunde. Darüber hinaus schlägt die Definition die Brücke zu strukturpolit ischen Maßnahmen , also der Beeinflussung des Strukturwandels durch

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Akteure. Diese Maßnahmen werden allgemein unter dem Begriff Strukturpolitik zusammengefasst dem das nächste Kapitel gewidmet ist .

2 .3 Strukturpolitik

Die dieser Arbeit zu Grunde liegende Defini tion regionalen Strukturwandels verweist bereits auf die Möglichkeit, durch strukturpolitische Maßn ahmen Strukturwandel zu steuern, ihn also in seiner Entwicklungsrichtung zu beeinflussen oder zumindest im Ablauf beschleunigen oder verlangsamen zu kö nnen. Dieser Komplex externer Eingriffe in den Ablauf des Strukturwandels wird mit dem Begriff Strukturpolitik beschrieben. Schubert und Klein definieren Strukturpolitik folgendermaßen:

„ Strukturpolitik bezeichnet politische Maßnahmen verschiedener staatl icher Ebenen (EU, Bund, Länder, Kommunen), die das Ziel verfolgen, die vorhandene Wirtschaftsstruktur so zu beeinflussen bzw. zu verändern, dass sie die rapiden wirtschaftlichen und technischen Veränderungen bewältigen, heute also insbesondere dem globalen Wettbewerb standhalten kann. Die erforderliche Veränderung, Modernisierung oder Anpassung kann sich auf einzelne Indus trien oder Branchen (sektorale Strukturpolitik ) oder bestimmte Regionen (regionale Strukturpolitik ) beziehen; sie kann auf die Verbesser ung der Infrastruktur (Verkehr, Telekommunikation) zielen oder zukunftsorientiert auf eine Verbesserung der Bildung, der Aus - und Weiterbildung angelegt sein. Di e wichtigsten Instrumente der Strukturpolitik sind Steuererleichterungen und Subventionen, Ge - u nd Verbote sowie die finanzielle Förderung von Forschung, Bildung und Ausbildung. “ (Schubert & Klein, 2011)

Schubert und Klar gehen also vor allem auf die wirtschaftspolitischen Indikatoren von Strukturpolitik ein , wobei sie nach regionaler und sektoraler Strukturpolitik unterscheiden. Diese Unterscheidung findet sich auch in diversen relevanten Theorien wieder. Es ist aber bereits an dieser Stelle zu erwähnen, dass es sich bei diesen Ansätzen, sowie i n den Theorie n zur Erklärung strukturellen Wandel s , als auch bei der Untersuchung politischer Maßnahmen zur Beeinflussung dieses Wandel s, nicht um sich ausschließende , sondern vielmehr um sich ergänzende Ansätze handelt. Wie beschr ieben, erfasst der strukturelle Wandel nie nur das Wirtschaftsleben, sondern hat

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viel mehr Einfluss auf sämtliche Subsysteme. Da diese Arbeit Strukturwandel, wie dargelegt, nicht als rein ökonomisches Phänomen sondern als breiter angelegten Wandel des gesamten sozioökomischen Bereiches versteh t, spiegelt sich dies auch im Verständnis s trukturpolitischer Maßnahmen wi der. So hat Strukturpolitik laut Goch die Aufgabe „wirtschaftsstrukturelle Entwicklungen und den sich daraus ergebenden wirtschaftlichen, gesellschaftlichen, sozialen, kulturellen un d politischen Wandel zu beeinfl ussen (Goch, 2002, p. 17) . Die Definition von Schubert und Klein wird also insofern ergänzt, dass strukturpolitische Maßnahmen nicht nur die Beeinflussung des sektoralen und regionalen Strukturwandels, sondern auch des gesellschaftlichen, sozialen, kulturellen und politischen Wande l s des gesamten sozio - ökomischen Systems zum Ziel haben . Im nächsten Abschnitt soll sich näher mit dem Begriff der altindustriellen Zentren befasst werden.

2 .4 Altindustrielle Zentren

Aufbauend auf die vorhandenen wissenschaftlichen Theorien zur Erklär ung strukturellen Wandels, die wie später genauer ausgeführt wird, teils ökonomische, teils raumbezogene Erklärungsansätze liefern, erf reut sich der Begriff altindustrielle Region steigender Beliebtheit. Dies geschieht vor allem vor dem Hintergrund der wir tschaftlichen Änderungs - beziehungsweise meist Abschwungsprozesse industriell geprägter Regionen seit den 1970er Jahren. An dieser Stelle soll die theoretische Einbettung des Begriffes altindustrielle Region bewusst vernachlässigt werden. Vielmehr soll der Begriff als Beschreibung eines Regionentypus dienen. Dem Begriff altindustrielle Region soll also die im vorherigen Abschnitt erarbei tete Definition von Region, als „eine gewachsene historische Einheit“ zu Grunde liegen. Altindustrielle Regionen sollen a lso Gemeinsamkeiten hinsichtlich ihrer Historie a ufweisen. Seit längerer Zeit geraten industriell geprägte Regionen unter einen verstärkten Wettbewerbs - und Anpassungsdruck, der meist mit Beschäftigungs - und Bevölkerungsverlust verbunden ist. „The Conseque nces of restructering in older industrial regions of t he U.S. have been associated with multiple interrelated phenomena that include spatial, economic, demographic, and behavioral comp onents“ (Singh, 1991) . Während dieser Wandel anfangs vor allem Schiffsbau - und Textilstandorte erfasste, traf er seit den 1970er Jahr en vor allem Montanreviere

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(Hamm & Wienert, 1990, p. 19) . Wie angesprochen , führte dies in der Wissenschaft zu einem Trend zu, oftmals vergleichenden, Regionalstudien. Auch in der Politik wurde dieses Regionalverständnis aufgegriffen, etwa in Form der EU - Strukturpolitik (Ziel 2). Ziel der Förderung strukturschwacher Regionen ist die Anpassung ihrer Wi rtschaftsstruktur . Auch wenn eine allgemeine Definition für altindustrielle Regionen bisher nicht vorhanden ist, liefern Hamm und Wienert in ihrer Studie „Strukturelle Anpassung altindustrieller Regione n im internationalen Vergleich“ des „ Rheinisch West fälischen Wirtschaftsinstitutes “ Anhaltspunkte zur Typisierung derartiger Regionen. So sollen altindustrielle Regionen meist folgende Faktoren aufweisen: E ine überdurchschnittliche Einwohnerverdichtung ; Zentrengröße und Infrastrukturausstat tung; einen überdurc h sch nittlichen Industrieante il; einen im Vergleich zu and e ren Regionen frühen Zeitpunkt der Industrialisierung; ein en dominanten Sektor, der sich am Ende eines Produktionslebenszyklus befinde t; hochspezialisierte Großbetriebe; sowie eine mangelnde Regenerationsfähigkeit aus e igener K raft (Hamm & Wienert, 1990, p. 20) . Als Beispiele solcher Regionen untersuchen Hamm und Wienert Pittsburgh, den Saar - Lor - Loux - Raum, das Ruhrgebiet, die West - Midlands, Lowell, Roubaix - Tourcoing und Mönchengladbach. Bei letzterem handelt es sich um einen ( ehemaligen ) Standort der Textilproduktion, während beispielsweise Pittsburgh und das Ruhrgebiet, die auch in dieser Studie betrachtet werden, (ehemalige) Montanregionen sind. Altindustrielle Regionen müssen also nicht zw angsweise über identische wirtschaftliche Strukturen verfügen, allerdings über ähnliche Indikatoren, Historie und Anpassungshemmnisse aufweisen. Die Typisierung altindustrielle Region ist zeitlich bis zur Auflösung des Anpassungsstaus begrenzt, sie gilt al so bis zur aktive n oder passiven Sanierung (Hamm & Wienert, 1990, p. 21) . Wenn diese Arbeit also den Erfolg des Strukturwandels bewerten will, ist zu bewerten inwiew eit die Untersuchungsregion den Wandel von einer „altindustriellen Region“ vollzogen und die für derartige Regionen typischen Anpassungsprobleme überwunden hat. Durch erfolgreichen Strukturwandel sollten altindustrielle Regionen mehr und mehr Kennzeichen solcher Regionen verlieren, bis der Begriff altindustrielle Region schließlich nicht mehr gilt und die Region in einen neuen Typus übergeht. Zu diesem Zweck werden im nächsten Kapitel einige theoretische Erklärungsansätze solcher Prozesse behandelt.

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3 Theorie

Im folgenden Kapitel soll ein Überblick über bekann te Theorien zum Thema Strukturwandel gegeben werden. Da es sich bei dem Thema Strukturwandel, wie bereits dargelegt , um eine Fragestellung handelt, die an der Schnittstelle zwischen Sozial - , Wirtschafts - und Regionalwissensc haften zu verorten ist, entstammen auch die unterschiedlichen theoretischen Ansätze beziehungsweise deren Autoren u nterschiedlichen Disziplinen. Dieser Arbeit liegt ein weites Verständn is des Begriffes Strukturwandel , nämlich die Beeinflussung des gesamt en sozioökonomischen Bereiches , zu Grunde. Es sollen dementsprechend Veränderungen in verschiedenen Subsystemen untersucht werden, analog werden auch verschiedene theoretische Ansätze herangezogen. Bei der vorliegenden Arbeit handelt es sich aber um eine sozi alwissenschaftliche Arbeit, die mit sozialwissenschaftlichen Methoden arbeitet und auf sozialwissenschaftliche Theorien fokussiert ist . Allerdings erfordern das Thema und das gewählte breite Verständnis von Strukturwandel einen Blick über den Tellerrand de r Sozialwissenschaften hinaus . Die Autoren der bekanntesten Theorien bewegen sich dementsprechend auch im Grenzgebiet zwischen Sozial - , Wirtschafts - und Regionalwissenschaften.

Das Thema ist spätestens seit den 1970er Jahren und den beginnenden Änderungsp rozessen industriell geprägter beziehungsweise altindustrieller Regionen erneut in den Fokus der Wissenschaft gerückt , daher gibt es eine Vielzahl theoretischer Betrachtung en des Phänomens Strukturwandel. Eine tiefergreifende Betrachtung sämtlicher Theorie n erlaubt der Umfan g der vorliegenden Arbeit nicht . Vielmehr kann diese Arbeit auf d ie breite Basis an zusammenfas s ender Literatur zu diesem Thema zurückgreifen . Eine gute Basis hierfür liefern Hamm und Wiener sowie Goch . Statt einer ausführlichen Beschreibung sämtlicher Theorien, oder der Fokussierung auf wenige – was eine wertende Vorauswahl darstellen würde – sollen die bekannten Theorien jeweils ihrem Ansatz nach kategorisiert werden. Es sollen die jeweiligen Grundannahmen der verschiedenen theo retischen Ansätze wiedergegeben und einige bekannte Autoren genannt werden. Ziel ist es , einen groben Überblick über die theoretischen Ansätze zu liefern und abschließend Faktoren herauszuarbeiten, die die jeweiligen Theorien für einen positiven Verlauf st rukturellen Wandels liefern. Lediglich auf di e theoretischen Befunde aus Benjamin Chinitz ‘ Arbeit „Contrasts in

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Agglomer ation: New York and Pittsburgh“ (Chinitz, 1961) soll tiefergehend eingegangen werden, da dieser Text als die Grundlage der wissenschaftlichen Betrachtung des strukturellen Wandels in der Re gion Pittsburgh gilt, aber seit dem auch in der Diskussion über sämtliche Wandlungsprozesse eine Rolle spielt. Weil Chinitz hiermit die Grundlagen auch fü r diese Arbeit gesc haffen hat, verdient sein Ansatz eine tiefergehende Betrachtung. Da Theorien mit unterschiedlicher Herangehensweise unte rschiedliche Aspekte betrachten , werden sie voraussichtlich auch unterschiedlich e Faktoren zur Erklärung des Erfolges struktureller Wand lungsprozesse liefern. Daher schließen sich diese unterschiedlichen Faktoren aber auch nicht gegenseitig aus, so ndern ergänzen sich viel mehr. Dieses Vorgehen soll dem weiten Verständnis von Strukt urwandel gerecht werden, welches dieser Ar beit zu Grunde lie gt.

3.1.1 Ökonomische vs. Raumbezogene Theorien

In der Wissenschaft wird vor allem zwischen ökomischen und raumbezogenen Erklärungsansätzen unterschie den. Während sich ökonomisch - sektorale Erklärungsansätze vor allem auf die Verschiebungen zwischen den unterschied lichen Wirtschaftssektoren, das heißt im Prozess der Industrialisierung zum Beispiel vom primären, also agrarwirtschaftlich geprägten Sektor zum sekundären, also industriell geprägten Sektor konzentr ieren, blicken raumbezogene Erklärungsansätze eher auf den Einfluss der Gegebenheiten der jeweiligen Region auf strukturelle Änderungsprozesse. Diese r Ansatz ist für diese Arbe it besonders interessant, da gerade nach den Faktoren gefragt wird, welche den vergle ichsweise positiven Verlauf des strukture llen Wandels der Untersuchungsregion, auch im Vergleich zu wirtschaftssektoral ähnlich geprägten Regionen , erklären können sollen. Ein weiterer theoretischer Ansatz, auf den eingegangenen werden soll, ist die Erklärung des Verlaufs strukturelle r Wandlungsp rozesse anhand von politisch - kulturellen Faktoren.

Allgemein ist aber zu sagen, dass keine Theorie in der Lage ist einen wenn - dann - Beweis zu liefern. Vielmehr können die Theorien immer nur rückwirkend auf bestimmte Abläufe blicken und diese versuchen syst ematisch zu erklären.

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3.1.2 Ökonomische Erklärungsansätze

Wie bereits ausgeführt , w ird unter dem Begriff S trukturwandel meist eine Verschiebung zwischen den verschiedenen Wirtschafssektoren verstanden. Laut Hamm und Wiene rt wird Strukturwandel „in der Regel als Störung des Wachstumsgleichgewichts , als diskontinuierlicher Prozess von (exogenen) Schocks und (endogenen) Anpassungen beh andelt“ (Hamm & Wienert, 1990) . Es handelt sich also um eine Störung des Wachstumsgleichgewicht der unterschiedlichen Sektoren, welche eine Verschiebung der Bedeutung verschiedener Sektoren zur Folge hat. Der Prozess wird als diskontinuierlich beschrieben, da er dem Einfluss (exogener) Schocks und (endogener) Anpassung unterliegt. Ohne dies an dieser Stelle weiter auszuführen sei die Entwicklung einer neuen Technik oder Produktionsart als Beispiel eines exogenen Schocks zu nennen, die Anpassung von Lohnstrukturen als Reaktion auf Änderun gsdruck als Beispiel einer endogenen Anpassung.

Ein flussreiche Vertreter ökonomischer Erklärungsansätze struktureller Wandlungsprozess sind beispielsweise Schumpeter, Kondratjew, Heuß Fourastié und Passinetti . Auf ihre jeweiligen Ansätze wird im folgenden Abschnitt genauer eingegangen. Es sei aber schon an dieser Stelle gesagt, dass ihre Theorien „ das Bild einer marktstrukturell angelegten Entwicklungsdynamik, die sich durch Vorangehen und Nachziehen, Suchen und Finden je nach konkreten Umständen mehr oder weniger rasch vollzieht“ geben (RWI, S.30). Es wird also von einer zeitlichen Komponente – Vorangehen, Nachziehen – und eine r verhaltensorientierten Komponente – Suchen, Finden – gesprochen. Bei den unterschiedlichen Autoren werden diese Komponenten jeweils unterschiedlich gewichtet.

5.4 Theorie der langen Wellen

Zwei wegweisende Begründer dieser Zyklen - oder Wellentheorien s ind Joseph A. Schumpeter und Nikolai D. Kondratjew (deutsch: Kond ratieff) . D ieser beschreibt seine Theorie in seinem 1926 erschienen Werk „Die langen Welle n der Konjunktur“ (Kondratieff, 1926) . Der wirtschaftliche Entwicklungsprozess ist demnach in mehrere Phasen zu unterteilen, die sich wiederum in well enartiger Abfolge wiederholen. Träger dieser wirtschaftliche n Welle n , in Anlehnung an den Autor heute oft Kondratjew bzw.

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Kond ratieff ge nannt , sind hierbei Basisinno vationen. Beispiel einer derartigen Basisinnovation ist die Dampfmaschine im Übergang von der Agrar - zur Industriegesellschaft. Jede Basisinnovation und somit jede Welle durchläuft verschiedene Entwicklungsstuf en. Auf die Experimentier phase , in der neue potentielle Basisinnovationen gesucht werden, folgt die Expansions - und Ausreifephase der Basisinnovation und somit ein e auf diese ge gründete , wirtschaftliche Aufschwungsphase. In Folge der Basisinnovation Dampfmaschine expandierte zum Beispie l die Textil - und Eisenindustrie. Vom Zentrum dieser Entwicklung, Großbritannien, verbreite ten sich die neuen Technologien. Dies und die immer w eitere Optimierung der Prozesse führt schließlich zur vierten und letzten Ph ase des Entwicklungsprozesses: D er S tagnations - bzw. Niedergangsphase. Diese wird von wirtschaftlichem Abschwung begleitet. Dieser bietet den Wachstumsboden für eine neue Experimentierphase, welche wiederum den Beginn einer neuen Welle bzw. eines neues Kondratjew kennzeichnet. Auf die se auf der Basisinnovation Dampfmaschine gründende Welle folgte beispielsweise eine auf die neuen Basisinnova tionen Eisenbahn, Dampfschiffe und Eisen - und St ahlproduktion gründende Welle. Die Zentren einer derartigen Entwicklung können dabei variieren. Nichtsdest otrotz führt Kondratjew diese Annahme als Nachweis der Krisenfestigkeit kapitalistischer Wirtschaftssysteme an. Krisen – wie die Weltwi rtschaftskrise der 1920er Jahre, vor deren Hintergrund das Werk entstand – sind somit nicht Indiz des Scheiterns des kapitalis tischen Wirtschaftssystems sondern Teil davon . In dieser Betrachtung liegt bereits ein Grundstein zur Erklärung regionalen Strukturwandels. Kondratjew geht also b ereits von einer gewissen natürlichen Alterung von Industrien aus. Durch die Wellentheorie zeigt er aber auch die Möglichkeit zur Erschließung neuer Wachstumsfelder auf. Näher mit diesem Thema beschäftigt hat sich G. Mensch, der Innovationsschübe letztlic h als, „Reaktionen auf Wirtschaftskrisen, die sich als Folge ausgereifter, alt und unflexibel gewordener Produktionsstrukturen erg eben“ (Mensch, 1975) versteht . Durch die zu beobachtende Varianz der geographischen Ausgangspunkt e dieser Wellen, wird die Frage aufgeworfen, welche Bedingungen die Entstehung neuer Basisinnovationen fördern bzw. behindern .

Der österreichisch - amerikanische Ökonom Joseph A. Schumpeter geht dieser Frage in seinem 1939 erschienen Werk Business Cycles (deutsch: Konjunkturzyklen) (Schumpeter, 1939) nach . Nach Schumpeter erfolgen wirtschaftlich e Entwicklungen

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meist ruckartig aus der Wirtschaft selbst, also endogen, nicht exogen. Neue Kombination konkurrieren alte n ieder. Doch wie lässt sich das ruckartige A ufkommen von derartigen In novationen erklären? Eine zentrale Rolle nimmt laut Schumpeter hierbei der Unternehmer ein. Unternehmer sind nach ihm „Durchsetzer des Neuen“. Einen Unternehmer zeichnet laut Schumpeter ein „großer Überschuss von Kraft über das Erforderni s des Alltags“ aus (Hamm & Wienert, 1990, p. 26) . Der Unternehmer ist vom Produktionsleiter zu unterscheiden. Dieser schwimmt mit dem Strom, während der Unternehmer gegen den Strom s chwimmt. Bereits dieser Ansatz bietet Raum für die Annahme, dass von wirtschaftliche n Strukturen, die von gr ößeren Konzernen geprägten sind in denen Produktionsleiter an die Stelle von Unternehmern treten, weniger Innovationen zu erwarten sind. Schumpeter sieht in Untern ehmern eher Künstler als Wissenschaftler. Durch seine Ga be konkurriert der Un ternehmer durch Kredite die Faktoren aus alten Verwendungen , setzt das Neue durch und bringt die neuen Produkte auf den Markt (Hamm & Wienert, 1990, p. 27) . Für diesen Pioniergewinn wird der Unternehmer entlohnt, finanziell durch den Absa tz seiner Innovation und mental durch die Anerkennung seiner Entwicklungsleistung. Der durch die Innovation des Unternehmers ausgelöste Konjunkturz yklus befindet sich auf seinem Höhepunkt. In dieser Phase arbeiten bereits andere Unternehmer an der Optimierung oder Ablösung dieser Innovation. Der Pioniergewinn geht schließlich „im Strudel der nachströmenden Konkurrenz zugrunde“ (Hamm & Wienert, 1990, p. 26) . Schumpeter geht außerdem davon aus, dass der Unternehmer d urch politisch - soziale Einflüsse wie steigende Inflexibilität und Regulierung seinen dynamischen Elan verliert, so dass Wachs tumsmöglichkeiten eingeschränkt werden (Hamm & Wienert, 1990, p. 33) . Grund hierfür sind laut Kneschurek Fehlentwicklungen insbesondere im sozialen Bereich, aber auch im Bereich der Ökologie, welche „allmählich nach einem Korrektiv in Form ver mehrter s taatlicher Eingriffe“ (Hamm & Wienert, 1990, p. 32) rufen. Doch was befördert das Aufkommen neuer Unternehmer und somit neuer Innovationen? D er Frage wer sich als Unternehmer eignet und welche Faktoren Unternehmertum beför dern, nimmt sich Heuß in seiner 1965 erschienenen „Allgemeinen M arkttheorie“ an (Heuß, 1965) . Laut Heuß hat nur eine von zwanzig Personen das Potential zum Unternehmer. Da einige Personen mit diesem Potential aber andere Laufba hn wählen, die ihnen erlauben ihr Talent einzubringen, zum Beispiel als Politiker oder Künstler, ist der Anteil derer , die als wirtschaftliche Unternehmer tätig werden noch geringer. Ob sich ein potentieller

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Unternehmer als Unternehmer betätigt, hängt laut Heuß von externen Umständen, beispielsweise der sozialen Wertschätzung , ab (Heuß, 1965, p. 12) .

Es lässt sich also zusammenfassen, dass sektorale Erklärungsansätze strukturellen Wandels die langfristige, meist irreversible Verschiebung zwischen den Wirtschaftssektoren als Grundannahme haben. (vgl. langfristige Verschiebung der Sektoren / Drei - Sektoren - Hypothes e von Jean Fourastié (Goch, 2002, p. 29) ). Die wirtsc haftliche Entwick lung verläuft w ellenförmig in einem stetigen Wechsel von Aufschwungs - , Abschwungs - , Depressions - und Erholungsphasen . Basisinnovationen bereiten einer neuen Aufschwungsphase und somit einer neuen Welle den Boden. Die zeitliche und räumliche Komponente kann hierbei variieren. Als Grund hierfür wird die sich wandelnde Anpassungs - und Innovationsk raft aufgeführt. (vgl. Abbildung 1) . Auch wenn Kondratjew eben diese in der Wellenbewegung gegründete Regenerationsfähigkeit von Marktwirtschaften als deren Vorteil gegenüber planwirtschaftlichen System en aufführt, stellt Schumpeter fest, dass derartige Verschiebungen stets mit sozialen Auftrieb und Deklassierung verbunden sind. Neue Aufschwungsphasen können nicht nur von anderen Zentren ausgehen, sondern auch ande re Personengruppen betreffen. „E s waren … im allgemeinen nicht die Postmeister, welche die Eisenbahnen gründeten “ (Schumpeter in: (Hamm & Wienert, 1990, p. 26) .

Abbildung 1: Zyklen der Wirtschaftsentwicklung Quelle: (Hoppe, et al., 2010, p. 31)

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3.1.3 Dreisektoren - Hypothese und Entwicklung zur Dienstleistungsgesellschaft

Jean Fourastié entwickelte die Wellentheorien Schumpeters und Kondratjews in den 1940er Jahren weit er in dem er die Abfolge verschiedener Basisinnovationen und somit den durch sie ausgelösten Wellen verschiedenen Wirtschaftssektoren zuordnete. Fourastié beobachtet hierbei eine erneute Verschiebung im Gewicht der Sektoren. Auf die bereits aufgeführte Verschiebung vom primären, agrar - wirtschaftlich geprägten , Sektor zum sekundären, also industriell geprägten , Sektor folgt eine erneute Verschiebung zu Gunsten des tertiären Sektors, also dem Dienstleistungsbereich. Fouras t ié begründet mit dieser Annahme seine Drei - Sektoren - Hypothese. Er (und auch andere Autoren, wie Colin Clark oder Simon Ku znets) prognostizierte eine langfristige Verschiebung zwischen den Sektoren (Goch, 2002, p. 29) . Die Drei - Sektoren - Hypothes e ist somit sowohl als Konkretisierung der Theorien der Langen Wellen als auch von Pasinnet is angebotsorientierter Theorie zu v erstehen, da Fourastié für den sektoralen Wandel ebenfalls den „Wandel von Verbraucherverhalten bei stei gendem Wohlstand“ (Goch, 2002, p. 30) verantwortlich macht. Auch andere Autoren, wie Gartner und Riessmann (Gartner & Riessmann, 1978) , erwarten eine mit dem sektoralen Wandel einhergehende Verbesserung des Lebensstandards. Diese , quasi automatische , Wohlstandsteigerung wird allerdings zunehmend in Zweifel gezogen (Goch, 2002, p. 30) , u nter anderem weil die „Tert iärisierung der Produktion und das w achsende Gewicht der Forschungs - und Entwicklungsarbeiten […] eine neue Basis der Aushandlung von Sozialverträgen (erfordert) , da die Bew ertung der Arbeit, die exakte Kodifizierung von Arbeitsregeln, wie sie im traditionellen Industriebereich üblich war, in den expandierenden Produktionsformen nicht mehr greift bzw. deren E ntwicklung behindert“ (Hamm & Wienert, 1990, p. 36) . Vormals industriell geprägte Strukturen verfügen also über Kennzeichen, die nicht für die Dienstleistungsgesellschaft geeignet sind oder deren Entwicklung sogar behindern. Außerdem stellt die Dienstleitungsgesellschaft neue Ansprüche an die Arbeitnehmer. So gilt zunehmend theoretisches Wissen als Quelle der Innovation, was einen ste igenden Bedarf an qualifiziertem Personal zur Folge hat . Um dieser doppelten Tert iärisierung gerecht zu werden , unterscheidet Goch nach Output - und Input - Ter t iäriserung. Mit Output - Ter t iärisierung ist die fourastiétische Verschiebung der wirtschaftlichen Produktion hin zu mehr Dienstleistungen gemeint, mit der Input -

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Ter t iärisierung die „Veränderung der Produktion, ihrer Strukturen, und die wachsende Bedeutung v on Dienstleistungen im Produkti onsprozess selbst“ (Goch, 2002, p. 31) .

3 .1.4 Nachfrageseitige Theorie

Pasinetti führt die Veränderungen vor allem auf Produktivitäts - und damit verbundene Einkommenssteigerungen zurück. Pasinitti legt hierbei sowohl die Annahme zu Grunde, dass Produktivitätssteigerungen zu Einkommenssteigerungen führen, als auch, dass zwischen dem Realeinkommen und den Güterausgaben der Konsumenten ein Z usammenhang besteht ( Pasinetti, 1988, p. 142) . Pasinetti geht davon aus, dass mit zeitlichem Vorangehen einer bestimmten Produktionsart die Produktivität steigt. Diese Produktivitätssteigerung führt dann zu steigenden Einkommen. Da sich mit diesem Prozess auch die Bedürfn isse verändern, werden diese Einkommen dann für andere Sachen genutzt als vorher. Durch diesen Wandel ergibt sich eine fortlaufende Strukturveränderung über die Einkommensveränderung. Pasinetti fast, die seiner Theorie zu Grunde liegenden, Annahmen folgend ermaßen zusammen: „The pure production model…starts from the assumptions of a very simple technology – practically from the so - called “fixed coefficients” technology - but adds the hypothesis that labour productivities change through time at different rat es, from sector to sector and from country to country. The consequence is that, with increasing per - capita incomes, also demand is changing at different rates for different commodities and for different countries; and, as a further consequence, that employ ment is also continually undergoing structural chang e” (Pasinetti, 1988, p. 144) . Nach Pasinetti können manche Branchen beziehungsweise Unternehmen besser auf diese geänderten Kundenwünsche reagieren als andere. „…the growth of an economic system with technical progress is normally, though not inevitably, bound to take place by an alternating succession of expansion waves a nd pauses“ (Pasinetti, 1988) . Pasinetti sieht also neben den verhalt ensorientierten Aspekten – Veränderungen der Konsumentenwünsche; Suchen und Finden der Firmen nach neuen Möglichkeiten – auch eine zeitliche Komponente, die eher als waves and pauses beschreibt. Auf dieses Konzept eines wellenförmigen Verlaufes strukturell en Wandels wird bei den folgenden Autoren noch weiter eingegangene werden.

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3.1.5 Bedeutung ö konomische r Erklärungsansätze für altindustrielle Regionen

In diesem Abschnitt sollen die vorgestellten Theorien zu Wirtsc haftszyklen bzw. – wellen und der durch Anpassungsvo rteile bzw. – hemmnisse ausgelöste sektorale Wandel hinsichtlich seiner Implikationen auf den Typus altindustrielle Region untersucht werden. Welche Anhaltspunkte für Aufschwung und Niedergang vo n Regionen liefert die Theorie?

Aus d er Si cht sektoraler Theoretiker wird die Industrialisierung als Ablösungsfolge bestimmter Leitsektoren gesehen. Die Entstehung dieser Theorien war vom Zeitalter der sich beschleunigenden Industrialisierung geprägt. Diese empirische Beobachtung der Ablösung von Leitsektoren regte eine Auseinandersetzung um ein quasi - biologisches „Altern“ von Industriezweigen an. Die Diskussion fand v or allem in den 1930er Jahren in den Vereinigten Sta aten von Amerika statt. Autoren wie Kuznets, Burns, Schumpter und Hansen kamen zu dem Schluss, dass im Zuge von Wachstums - beziehungsweise Industrialisierungsprozessen „alte“ von „jungen“ In dustriezweigen v erdrängt werden (Hamm & Wienert, 1990, p. 32 f) .

Hamm und Wienert fassen in ihrer Schrift fürs RWI die zentralen Alterungsmerkmale von Industriezweigen, sowie deren potentiellen Ursachenkomplexe wie folgt zusammen:

- Ein Alte rungsmerkmal eines Leitsektors besteht im Rückg ang des Innovationspotentials und der damit verbundenen Einschränkung von M öglichkeiten zur Kostensenkung und Absatzsteigerung (Kuznet) - Das Hervordringen von „neuen“ Zweigen verursacht das (relative) Zurückfallen von alten Zweigen (Burns) - Hinzu kommen schwindende Investitionsgelegenheiten im Industriesektor (Hansen) - „alte“ Wirtsc haft verliert durch politisch - soziale Einflüsse dynamischen Elan, wird mehr und mehr reguliert und unflexibel, so dass Wachstumsmöglichkeiten eingeschränkt werden (Schumpter) (Hamm & Wienert, 1990, p. 33 f)

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Hamm und W ienert leiten aus den sektoralen Erklärungsansätzen struktureller Wandlungsprozesse folgende potentielle Ursachenkomplexe ab:

- Sektorspezifisches „Altern“ als Folge der Ausschöpfung des (begrenzten) Innovationspotentials - Sekt orspezifisches „Altern“ als Folg e der Verdrängung auf den Faktor - und Absatzmärkten durch „neue“ Industrien - Altern der Industrie in der Summe als Folge der Erschöpfung rentabler Investitionsmöglichkeiten (Hamm & Wienert, 1990, p. 33 f)

Di e genannten Begründer ökonomischer Entwicklungstheorien wenden den Begriff „altindustriell“ also vornehmlich auf bestimmte Industriezweige an. Die regionale Komponente wird wenn dann nur angeschnitten. Die Verschiebung regionaler Wachstumszentren rückt mit dem seit dem zweiten W eltkrieg erneut gestiegenem wirtschaftlichem Anpas sungsdruck in den Fokus . Aut oren wie Vernon (Vernon, 1966) , Olson (Olson, 1982) und Hoover (Hoover, 1948) beschreiben die regionalen Implikationen sektoraler Veränderungen. So ordnet Vernon den verschiedenen Phasen des Lebenszyklus eines Produktes verschiedene internationale Standorte zu. Hoove r wendet diesen Befund in seiner „geography of industry aging“ auf das Beispiel der Vereinigten Staaten von Amerika an. Hierbe i weist Hoover einen Dispersion sprozess von den alten zu den neuen Zentren nach. Olson begründete die Anpassungsprobleme bisher erfolgreicher Regionen damit, dass die zunehmende Tertiärisierung d e r Produktion und das wachsende Gewicht der Forschungs - und Entwicklungsarbeiten zu einer neuen Bewertung von Arbeit, Ar beitsbedingungen u nd so weiter führt, die die eingebrachten Normen unter Druck setzt (Hamm & Wienert, 1990, p. 36) . Des Weiteren erfordert der von Fourastié u nter anderem prophezeite Wandel zur Dienstleistungsgewerkschaft eine größere Verfügbarkeit von Wissen, da dieses zunehmend Rohstoffe und Arbeitskraft als Produktionsfaktoren ablöst. Die ökonomisch en Erklärungsansätze haben also vor allem den Wandel von Wirtschaftssektoren im Blick. Allerdings beinhalten auch diese Theorie n bereits räumliche Komponenten, die aber nicht weiter ausgeführt werden beziehungsweise wenn dann mit der Alterung der jeweiligen L eitindustrie begründet werden.

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3.1.6 Exkurs: Richard Florida: Creative Class

Der Politikwissenschaftler und Stadtplaner Richard Florida hat mit seinem 2002 erschienen Buch „The Rise of the Creative Class. And How It's Transforming Work, Lei sure and Everyday Life“ (Florida, 2002) ein e breite Diskussion angestoßen. Florida beschriebt die Entstehung einer neuen Klasse (und eines von ihnen getragenen neues Wirtschaftssektors), die er Creative Class nennt und der er bestimmte Einstellungsmerkmale zuordnet. Florida sieht die Creative Class selber als Motor der Entwicklung. Bevor Florida seine Stelle als Professor an d er University of Toronto antrat war er von 1987 bis 2005 an der Carnegie Mellon University in Pittsburg h tätig. 2005 konkretisierte Florida seine Theorie im Rahmen seines Werkes „Cities and the Creative Class“ (Florida, 2008) .

Florida bezieht sich bereits in de r Einleitung seines Buches auf die strukturellen Wandlungsprozesse, denen er Auswirkungen auf das gesamte sozio - ökonomische Gefüge attestiert. „There can be little doubt that the age we are living through is one of tremendous economic and social transformation.” (Florida, 2008, p. 3) . Florida schließt an das im vorherigen Anschnitt erarbeitete Verständnis des Wandels von harten Standortfaktoren zu Gunsten von weichen Standortfaktoren an. Innerhalb dieser weichen Standortfaktoren räumt Florida der Kre ativität den zentralen Raum ein: „[…] with the decline of physical constraints on cities and communities in recent decades, creativity has become the principal driving force in the growth and development of cities, regions and nations.” (Florida, 2008, p. 3) . Floridas Annahmen liegt hierbei ein sehr breites Verständnis der Creativ e Class zu Grunde. So können Angehörige der Creative Class in „science and engineering, research and development, and the technology - based industri es, in arts, music, culture and aesthetic and design work, or in the knowledge - based professions of health care, finance and law.” arbeiten (Florida, 2008, p. 3) . Florida gibt an, dass im kreativen Sektor in den USA in den letzten zwei Jahrzehnten c irca 20 Millionen neuer Jobs entstanden sei e n und hält den Sektor mit einem Anteil von 30,1 % an der Gesamtbeschäftigtenzahl für den zweit größten und am schnellst en wachse nden Sektor der US - Wirtschaft (Florida, 2008, p. 4) . Der von Florida errechnete Durchschnittslohn ist mit über 51.000 Dollar fast doppelt so hoch wie der von ihm für das produzierende Gewerbe angegebene (s. Abbildung 2 ).

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Abbildung 2 : Die Kreativwirtschaft

Quelle: (Florida, 2008, p. 4)

Daher ist es laut Florida eine Querschnittsaufgabe , bestehende Arbeits plätze kreativer zu machen (Florida, 2008, p. 5) und ein Umfeld anzubie ten , in dem Kreativität in der B reite gefördert wird. Den zentralen Ansatz hierzu umschreibt Florida mit den „3 - T“, „tech nology, talent, tolerance“ (Florida, 2008, p. 7) . Das B esondere an diesen Faktoren ist, dass sie im Gegensatz zu harten Standortfaktoren nic ht ortsgebunden sind. Im weiteren Verlauf seiner Arbeit untersucht Florida die genaue Ausgestaltung und den Einfluss der einzelnen Faktoren. Er betrachtet den E influss von Bildung (Florida, 2008, p. 124) , Kunst - und Kultu rangeboten (Florida, 2008, p. 70 f) , Coolness - Faktor und Diversität (Florida, 2008, p. 39 f) , teils in dem er vergleichende Indizes wie den Bohemian - und den Gay - Index bildet. Flori da vergleicht mehrere Metropolregionen in den USA. Er kommt zu dem Befund, dass die Ergebnisse zwar teils in den untersc hiedlichen Kategorien variieren , allerdings analog zur Theorie der Wachstumspole die Entstehung von Creative Centers zu beobachten ist, also Zentren die so viele Kreative anziehen, dass ein sich selbst verstärkende r Prozess ausgelöst wird (Florida, 2008, p. 35) . Florida versucht anschließend aus seinen Erkenntnissen Befunde a b zuleiten, die es ermö glichen Kreativität zu fördern. Zwar hält er die Erfolgsgeschichten des MIT in Boston und des Silicon Valle ys für nicht imitierbar (Florida, 2008, p. 142) , Universitäten können aber als Partner für Kreative und als „talen t magnet“ (Florida, 2008, p. 152) dienen. Florida kommt zu dem Befund, dass der wichtigste Faktor bei der Wahl des Standortes des Arbeitsplatzes die „q uality of life“ darstellt (Florida, 2008, p. 77) . Im weiteren Verlauf führt er einige Punkte auf, die die Lebensqualität erhöhen können, zum Beispiel eine sichtbar große Zahl an jungen Leuten, ein einfacher Zugang zu Freizeitaktivitäten, Unterhaltungsmöglichkeiten aus dem kulturellen Bereich , eine saubere Umwelt, die

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zur Erholung einlädt und e ine von Diversität geprägte Stimmung (Florida, 2008, p. 83) .

Welche Bedeutung hat also die Creative Class für altindustrielle Regionen ? Auch wenn Richard Florida sich nicht explizit mit dem Phänomen altindustrieller Regionen beschäftigt, so können einige seiner Befunde doch auf sie angewandt werden. Folgend soll analog zu den vorherigen Abschnitten thesenartig auf die anpassungsfördernden beziehungsweise - hemmenden Faktoren eingegangen werden , die sich aus Floridas Theorie ergeben:

- Creative Class wichtiger als sekundärer Sektor und schließt zunehmend zu m tertiären Sektor auf

- Löhne im Kreativen Sektor weit über dem Durchschnitt

- Technik, Talent und Toleranz als H auptstandortfaktoren für den kreativen Sektor

- Bei diesen „3T“ handelt es sich um weiche und somit mobile Standortfaktoren

- Die Lebensqualität ist der zentrale Standortfaktor

- Lebensqualität setzt sich aus verschiedenen Faktoren, wie Umweltbelastung, F reizeitangebot und Weltoffenheit zusammen

- Universitäten können als „talent magnet“ dienen

- Es ist ein Polarisierungstrend zu „Creativ e Centers“ zu beobachten

- Altindustriell geprägte Gebiete sind häufig von besonderen Erblasten wie Umweltbelastungen be troffen, außerdem haftet ihn en oftmals ein schlechtes Image an

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3.2 Raumbezogene Erklärungsansätze

Da die Empirie zeigt, dass auch sektoral ähnlich geprägte Regionen mit unterschiedlichem Erfolg auf Anpassungsdruck reagieren, entwickelte n sich anschließend an die Arbeiten von Autoren wie Vernon und Hoover raumbezogene Erklärungsätze. Wie bereits im Zusammenhang mit der Theorie der Langen Wellen ausgeführt und in Abbildung 1 dargestellt , hatte die Industrialisierung stets auch eine regionale Dimension. Die Zentren der verschiedenen Wellen var iieren und es lässt sich sowohl das Aufschließen oder gar Überholen e hemals benachteiligter Regionen als auch der Rückfall prosperierender Regionen beobachten. Die im vorherigen Abschnitt vorgest ellten ökonomischen Erklärungsansätze liefer n erste Erklärungsmöglichkeiten wie die Abnahme der Innovationsfähigkeit oder den steigenden Anpassungsdruck auf Firmen und Arbeitnehmer. Dies erklärt aber noch nicht die beobachtbaren Unterschiede in der Perform anz strukturell ähnlich aufgestellter Regionen. An diesem Punkt setzen die verschiedenen raum bezogenen Erklärungsansätze an, die schließlich in der wissenschaftlichen Diskussion um alte und neue Zentren münden .

Wie bei den ökonomischen Erklärungsansätzen, soll nur ein grober Überblick über die theoretischen Ansätze gegeben und ihre Kernaussagen herausgestellt werden, um sie später auf die Fragestellung der Arbeit anzuwenden. Bei den raumbezogenen Erklärungsansätzen kann grob nach polorientierten und stando rtsorientierten Erklärungen unterschieden werden. Beide Erklärungskategorien sollen im Folgenden kurz vorgestellt werden.

3.2 .1 Polorientierte Erklärungsansätze

Mit dem Begriff polorientierte Erklärungsansätze sollen Theorien kategorisiert werden, welche davon ausgehen, dass wirtschaftliche Entwicklung entlang bestimmter Pole verläuft. Nach Hamm und Wienert erhalten „sektoral ausgelöste Schrumpfungsprozesse […] eine räumliche Bedeutung, weil die im Verbund arbeitenden Wirtschaftszw eige räumlich kon zentriert sind“ (Hamm & Wienert, 1990, p. 42) . Anlehnend an Schumpeters Theorien entwickelt Francois Perroux in den 1940er Jahre seine Theori e der Wachstumspole (Goch, 2002, p. 36) . Diese geht davon

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aus, dass jeder Wirtschaftsraum über bestimmte Wachstumspole verf ügt. Solange diese eine positive, also wachstumsfördernde Wirkung haben, strahlt diese positiv auf andere Bereich e aus, da andere Wirtschaftszweige mit dem Wachstumspol in Verbindu ng stehen. Ist der Produktlebenszyklus eines Wachstumspols überstritten, kann von ihm auch eine negative Wirkung ausgehen, die sich auf andere Bereiche übertragen kann. Dieser Punkt wird auch in strukturpolitischen Diskussionen aufgegrif fen, in dem über die Möglichkeit der Förderung bestimmter Wachstumspole, etwa in Form von Großprojekten debattiert wird. Perroux spricht neben der sektoralen Polarisierung, also dem Vorhandensein gesamtwirtschaftlich relevanter Entwicklungspole, auch von einer regionalen Komp onente der Polarisierung. So geht er hier von einem ähnlichen Effekt aus. Das bedeutet, dass Regionen, deren wirtschaftliche Grundausrichtung prosperiert auch in anderen Bereichen Erfolge erzielen können, während Regionen, deren Wachstumspol an Dynamik ver loren oder gar zum Schrumpfungspol geworden ist , einen negativen Effekt auch auf andere Bereiche hat. Dieser sich selbstverstärkende Prozess wird als Polarisationstheorie bezeichnet. Hirschman hält so auch Entwicklungsunterschiede zwischen Regio nen für unv ermeidlich (Hamm & Wienert, 1990, p. 39) . Erst mit der Zeit kann sich das Verhältnis wieder umdrehen und zu „trickling down“ Effekten führen. Oft sind zwar schon Anzeichen zu erkennen, dass ein Wachstumspol seine positive Ausstrahlungskraft einzubüßen droht, der tatsächlich Übergang in Stagnation oder Niedergang vollzieht sich aber unterschiedlich schnell und wird letztlich oft durch exogene Schocks ausgelöst (Hamm & Wienert, 1990, p. 41) .

Da, wie ausgeführt ein e Ausstrahlungskraft eines dominierenden Pols auf andere Bereiche besteht, sind Regionen mit steigender Bedeutung ihres Wachstumspols für die Wirtschaft anfälliger für Krisen. „Die Perspektive von Regionen mit mehreren dominierenden K omplexen in unterschiedlichen Entwicklungsphasen dürften daher positiver zu beurteilen sein als die die von monostru kturellen Gebieten“ (Hamm & Wienert, 1990, p. 42) . Es wird also die Wellentheorie bzw. Theorie des Produkt lebenszyklus mit der Theorie der Wachstumspole kombiniert. Da jedes Produkt irgendwann ausgereift ist und somit als Wachstumspol ausfällt, ist es für die regionalwirtschaftliche Entwicklung sinnvoll, wenn bereits ein neuer Wachstumspol vorhanden ist um an die Stelle des alten zu t reten . Doch wie bereits bei Schumpeter angeschnitten, wirft auch dieser Erklärungsansatz die Frage auf, wie die Entstehung

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von Wachstumspolen erklärt und nach Möglichkeit gefördert werden kann. Hierbei soll knapp auf drei Ansätze e ingegangen werden.

Der erste Ansatz, ist eine frühe Diversifizierung in dem ein regionaler Wirtschaftsraum nach Möglichkeit nicht nur „mehrere dominierende Komplexe in unterschiedlichen Entwicklungsphasen“ aufweist, sondern deren Wirtschaftsstruktur nach M öglichkeit auf mehreren Sektoren beruht, so dass der Rückgang eines Sektor vom anderen aufgefangen werden kann. So zeigt sich im internationalen Vergleich von Wienert und Hamm, dass einige Ballungsräume ihren Stand halten, weil sie die schrumpfende industr ielle Funktion durch die wachsende Dienstleistungsfunktion ersetzen können (RWI, S. 47). Es handelt sich also um die räumliche Reaktion auf Fourastiés Drei - Sektoren - Hypothese. Ein zweiter Ansatz greift auf die Theorien der Langen Wellen von Schumpeter und Kondratjew zurück, die Basisinnovationen als Motor wirtschaftlicher Entwicklung ansehen. Um die Entstehung neuer Wachstumspole zu fördern ist also die Entwicklung neuer Unternehmungen relevant. Booth bezeichnet die Entwicklung von Unternehmungen als stocha stischen Prozess. Nur wenige Neugründunge n sind letztendlich erfolgreich (Booth, 1987) . Es kommt also auf die Gründungquote einzelner Regionen an. Mit steigender Anzahl an Gründungen, steigt auch die Wahrscheinlichkeit von Erfolgen und somit auch der Erschließung neuer Wachstumspole. Eine dritte bereits kurz angeschnittene Strategie ist die künstliche Erzeugung von Wachstumspolen, etwa durch Großprojekte. Vanhoo fe und Klaasen (Vanhofe & Klaassen, 1987) sprechen hierbei von „propulsiv units“. Bei einem solchen Wachstumspol kann es sich neben einem Industriesektor oder einem Unternehmen auch um ein Infrastrukturelement, wie einen Flughafen oder eine Un iversität handeln (Hamm & Wienert, 1990, p. 40 f) . Um als Wachstumsimpuls in Frage zu kommen, sollte ein derartiger Impu lsgeber i m Vergleich zur Region relativ groß sein, relativ schnell wachsen und relativ breite Folgeeffek te auslösen (Vanhofe & Klaassen, 1987, p. 151 f) .

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3 .2.2 Standortsorientierte Erklärung sansätze

Während bei den polorientierten Lösungsansätzen der Bezug auf die Region meist über ihre Wirtschaftsstruktur hergestellt wird, steht bei standortorientierten Lösungsansätzen die Region selbst im Fokus der Betrachtung. Die Theorie der zentralen Orte von Wal ter Christaller (Goch, 2002, p. 47) geht von einer funktionalen Aufteilung innerhalb einer Re gion zwischen Stadt und Land aus . Jede Region verfügt demnach über einen zentralen Ort an dem bestimmte Prozesse wie die öffentliche Verwaltung gebündelt werden. Vorteile solche Agglomerationen kön nen klassische Standortfaktoren wie Lage, Rohstoffe oder Klima sein, aber auch durch die räumliche Nähe erzeugte Ballungsproduktivität. Als Nachteile we rden zum Beispiel s teigende Kosten für Mieten und Boden sowie Wachstumshemmnisse durch steigende Umwelt - und Verkehrsbelastung aufgefü hrt (Hamm & Wienert, 1990, p. 39 f) . Häußermann unterscheidet die Entwicklung verschiedener Standort fak toren (Hamm & Wienert, 1990, p. 46) . So geht er davon aus, dass der sekundäre Sektor als Agglomerationsgrund zunehmend an Bedeutung verliert, ebenso wie die Faktoren Bodenschätze und geographische Lage, die zu Zeiten der I ndustrialisierung die zentralen Agglomerationsargumente waren. Der Faktor geographische Lage wurde durch technische Innovationen (Eisenbahn, PKW, Flugzeug) verschoben. Durch diesen Prozess verloren vor allem Küstenstädte an Bedeutung. Hingegen gewinnt die Agglomerationskraft des tertiären Sektors an Bedeutung. Womit die Brücke zum wohl bekanntesten standortorientierten Erklärungsansatz, der Standorttheorie , geschlagen ist. Nach der Standorttheorie erfolgen Agglomerati onen, sowohl von Menschen als auch von wirtschaftlicher Aktivität , aufgrund von Standortfaktoren. Im industriell gepr ägten Zeitalter waren vor allem so genannte harte Stando rtfaktoren relevant. Hiermit sind beispielsweise die Nähe zu den Rohstoffen, günstige Verkehrsanbindungen, g ünstige klimatische Bedingungen und Nähe zu den Absatzmärkten gemeint. Da es sich hierbei um immobile Standortfaktoren handelt, ist die Spezialisierung von Regionen, die sich früh industrialisiert haben , besonders nachhaltig. Der Prozess der Industrialisie rung ermöglichte ein rasantes Vorpreschen einzelner Regionen auf enger sektoraler Basis. Dieser monosektorale Zustand war lange haltbar, weil es sich besonders bei der Montanindustrie um ortsgebundene Standortfaktoren handelt. Der regionale Wachstumspol wa r lange durchhaltbar, da das nachhaltige Wachstum von Bevölkerung und W ohlstand gegeben war (Hamm &

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Wienert, 1990, p. 38) . Mit dem Rückgang des sekundären Sektors verloren aber auch harte Faktoren als Standortfaktoren an B edeutung. Der wachsende tertiäre Sektor stellt neue Anforderungen. So treten zunehmend so genannte weiche Standortfaktoren in den Fokus. Hiermit ist insbesondere die Verfügbarkeit der neuen Produktionsbasis, Wissen, gemeint. Interessant ist hierbei , da s s der „Rohstoff“ Wissen im Gegensatz zu den Rohstoffen des sekundären Sektors nicht ortsgebunden ist. Weitere weiche Standortfaktoren stellen Umstände dar, die die Lebensqualität einer Region befördern, wie die Umweltbelastung, das Stadtbild, die Existenz von Informationszentren und Forschungskontakten, so wie Freizeitangebote (Hamm & Wienert, 1990, p. 41) . In der aktuellen Diskussion ist auch immer häufiger von steuerungstheoretischen Hypothesen als Standortfaktoren die Red e. Hierbei ist die Rolle von Institutionen und Akteuren gemeint.

3. 2.3 Bedeutung raumbezogener Erklärungsansätze für altindustrielle Regionen

In diesem Abschnitt sollen die vorgestellten Theorien zu raumbezogenen Erklärungsansätzen strukturellen Wandels hinsichtlich ihrer Implikationen auf den Typus altindustrielle Region untersucht werden. Welche Anhaltspunkte für Aufschwung und Niedergang von Regionen bzw. Anpassungsvorteile bzw. Hemmnisse liefern die Theorien?

- Je einseitiger eine Region ausgerichtet i st, desto schwerer sind ihrer Anpassungsprobleme - Regionen , deren Wirtschaftsstruktur auf mehreren Säulen und am besten auf mehreren Sektoren beruhen , haben geringere Anpassungsprobleme - Die Erschließung neuer Wachstumsfelder oder Leitsektoren kann durch versch iedene Ansätze gefördert werden. Beispiele hierfür sind Großprojekte zur Erzeugung neuer Wachstumspole, die gezielte Förderung zukunftsfähiger Sektoren und die Förderung von Unternehmertum - Besonders Regionen, die sich zu einem frühen Zeitpunkt indust rialisiert haben, sind oft in der Nähe immobiler Standortfaktoren, wie zum Beispiel von Rohstoffen entstanden; Mit der Abhängigkeit von Rohstoffen geht auch der Standortvorteil der Regionen zurück

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- Viele Ballungsgebiete , die in der frühen Phase der Industri alisierung entstanden sind, sind an den Bedürfnissen der Industrie geprägte Agglomerationsräume - Viele so entstandene Ballungsgebiete haben daher in Anlage, Bausubstanz und Funktion wenig mit klassischen Städten gemein - Dies und die industrielle Tradition fü hrt zu besonderen lokalen Identitäten und Kulturen - Urbane Ballungsgebiete verfügen auch im Zeitalter des tertiären Sektors über einen Standortvorteil, da sie raschen Wissens - und Informationstransfer ermöglichen und der Kontakt zu Verwaltungen und anderen entwicklungsrelevanten Elemente auf kleinsten Raum gegeben ist - Einigen altindustriellen Regionen geli ngt es ihren Stand zu halten, weil sie die schru mpfenden industriellen Faktoren durch die wachsenden Dienstleistungsfaktoren ersetzen können - Neben den hart en Standortfaktoren gewinnen zu nehmend weiche Standortfaktoren wie Lebensqualität und Image an Bedeutung - Altindustrielle Gebiete sind besonders stark von Umweltbelastung oder stark genutzter Infrastruktur belastet - Nach der Polarisierungstheorie können sich positive oder neg ative Aspekte selbst verstärken; Regionen mit Anpassungsproblemen sind daher in besonderen Maße von Vorurteilen, Fehleinschätzungen und Falschinformationen betroffen - Umwandlungskosten und Imageverlust führen dazu, dass altindustrielle Zen tren in der Konkurrenz mit Zentren eines neuen Typus ganz erheblich vorbelastet sind - Strategien, die Polarisierung vermeiden wollen, müssen daher sowohl an den Faktorenkonstellationen als auch an deren zutreffender Einschätzung ansetzen

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3.3 Politisch - kulturelle Erklärungsansätze

Ähnlich wie der zuletzt erwähnte Einfluss von Institutionen und Akteuren ist auch der Einfluss politisch - kultureller Faktoren schwer empirisch messbar. Dennoch steht es wohl außer Frage, dass regionale Besonderheite n wie die Mentalität einer Region, das regionale Klima oder Regionalkulturen Einfluss auf die Anpassungsfähigkeit v on Regionen ausüben (Goch, 2002, p. 142 f) . Im Allgemeinen wird städtischen Regionen eine größere Anpa ssungsfähigkeit unterstellt als ländlichen. Allerdings sind wie im vorherigen Abschnitt aufgeführt viele Ballungszentren, die sich zu einem frühen Zeitpunkt industrialisiert haben, in der Nähe harter Standortfaktoren, so sind zum Beispiel viele Montanregio nen in der Nähe von Rohstoffvorkommen entstanden. Oftmals waren dies Gebiete, die über keine städtische Entwicklun gstradition verfügten (Hamm & Wienert, 1990, p. 137) . Vielmehr handelt es sich oftmals um „von den Bedürfni ssen der Industrie geprägte A gglomerationsräume“ (Hamm & Wienert, 1990, p. 39) , die weder mit statischen Theorien der Verteilung analysiert werden können, noch über eine urbane politisch - kulturelle Identität verfügen. Viel mehr entwickeln sich spezielle regionale Identitäten und Kulturen. Großen Einfluss auf die Identität einer Region haben die Arbeitsweisen und Erfordernisse des Leitsektors. Beispielsweise spielen Arbeitszeitmodelle eine große Rolle oder auch die Lohnvertei lung und Freizeitanspruch. Ein weiterer schwer messbarer politisch - kultureller Faktor ist das Image einer Region, also die Identität die der Region von außen zugeordnet wird. So haben besonders industrielle Zentren mit Problemen wie Umweltbelastung und sta rk genutzter Infrastruktur zu kämpfen. Oftmals überdauert dieses Image die Realität. Myrdal und Hirs hman (Hamm & Wienert, 1990, p. 40) sehen industriell geprägte Regionen daher zunehmend Vorurteilen, Fehleinschätzungen und Falschinformationen ausgesetzt. Dieser Imageverlust mindert die Standortattraktivität.

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3.4 Erfolgreicher Strukturwandel

Nachdem der Begriff Strukturwandel definiert und auf unterschiedliche Theorien zur Erklärung solcher Prozesse eingegangen wurde, stellt sich die Frage, wann von einem erfolgreichen beziehungsweise vollzogenen Strukturwandel gesprochen werden kann. Hamm und Wienert sprechen von einer zeitlichen Begrenzung des B egriffes altindustrielle Region bis der Anpassung sstau aufgelöst ist (Hamm & Wienert, 1990, p. 21) . Doch wann ist dieser Zeitpunkt gekommen? Hierzu sollen möglichst empirisch überprüfbare Kennzeichen operationalisiert werden.

Je nach theoretischer Herangehensweise ergeben sich auch unterschiedliche Kennzeichen für eine n erfolgreichen Strukturwandel. Ökonomischen Erklärungsansätzen folgend ist der Erfolg des strukturellen Wandels anhand ökonomischer Ken nw erte zu beurteilen. Regionen, die sich zu einem früh en Zeitpunkt i ndustrialisiert haben , zeigen meist einen stark ausgeprägten sekundären Sektor, während der tertiäre Sektor unterdurchschnittlic h ausgeprägt ist. Die Wirtschaftsstruktur ist meist durch einige Großbetriebe gekennzeichnet, die dem gleichen Sektor zuzuordnen sind. Altindustrielle Zentren sind meist stark von Abwanderung und Arbeits losigkeit betroffen (Ham m & Wienert, 1990, p. 47) . Aus ökonomis chem Blickwinkel sind also der Diversifizierungsgrad der Wirtschaft, ein Bedeutungszuwachs des tertiären Sektors, ein Stopp des überdurchschnittlichen Bevölkerungsrückgangs und eine positive Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt Indikatoren für einen erfolgreichen Strukturwandel.

Raumbezogene Erklärungsansätze zielen mehr auf die Standortfaktoren der Region ab. Wie ausgeführt , haben sich altindu s trielle Zentren vor allem in der Nähe harter Standortfaktoren gebildet, d as heißt in der Nähe von Rohstoffen, Absatzmärkte n oder natürlichen Verkehrswegen. Ihre Raum - und Siedlungsstruktur entspricht häufig den Anforderungen der Industrie. Mit dem Rückgang des sekundären Sektors verloren derartige, früher gewichtige, Agglomerationsfaktoren an Bedeutung und werden zunehmend zu r Last. Insbesondere sind Umweltbelastungen zu beobachten. Moderne Agglomerationsfaktoren wie das Verwaltungs - , Dienstleitungs - und Kulturangebot sind hingegen unterentwickelt. Um den Erfolg eines Strukturwandels aus ra umbezogener Sicht zu beurteilen ist es also von Bedeutung , inwiefern eine Region den Wandel von einem alten zu einem neuen Zentrum vollzogen hat (s. Abbildung 3) .

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Sind Erblasten wie Umweltbelastungen abgetragen und e rfüllt die Region die Aufgaben eines neuen Zentrums als Standort von Forschung und Entwicklung und Verwaltungs - und Dienstleistungszentrum? Heute gelten diese, so genannten „ economies of scope “ als zentraler Agglomerationsfaktor. Sie ermöglichen den „raschen Wissens - und Informationstransfer, Kontakt zur Verwaltung – kurz (die) (Rdk.) [ durch ] Konzentration aller entwicklungsrelevanten Elemente auf kleinsten Raum“

Abbildung 3: Schematische Darstellung der Bedeutung verschiedener Agglomerationsfaktoren in „alten“ und „neuen“ Zentren Quelle: (H amm & Wienert, 1990, p. 48)

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Anknüpfend an politisch - kulturelle Erklärungsansätze führt Goch den Begriff Bewältigung von Strukturwandel als weitere Kategorie zur Bewertung des Erfolges struktureller Anpassungen ein. Bewältigung von Strukturwandel definiert Goch als „den individ uellen und kollektiven Umgang im Sinne von kritischer Auseinandersetzung, Verarbeitung, Deutung und Verhalten“ (Goch, 2002, p. 19) . Laut Goch sind verschieden e Formen von Bewältigung möglich, zum Beispiel in Form von Verdrängung oder Leugnung, Anpassung oder Antizipation (Goch, 2002, p. 19) . Ein weiterer Faktor ist das Selbstbild der Region und das Image, das mit ihr verbunden wird. Die Indikatoren zur Bewert ung der Bewältigung von Strukturwandel sind schwer empirisch messbar.

3.5 Synthese der Theorie

An dieser Stelle endet der erste T eil der vorliegenden Arbeit. Einleitend wurde die Arbeit in den Kontext des Forschungsstandes ein geordnet und zentrale Begriffe definiert. Außerdem wurde die Kategorie altindustrielles Zentrum operationalisiert , in dem typische Kennzeichen für derartige Regionen herausgearbeitet wurden. Anschließend erfolgte ein Überblick über verschiedene theoretische Ansätze zur Erklärung struktureller Wandlungsprozesse. Im Anschluss an die jeweiligen theoretischen Erklärungsansätze wurde Rückschluss auf ihre Bedeutung für den Wandel altindustrieller Zentren genommen.

An dieser Stelle sollen die erlangten Erkenntnisse noch einmal zusammenfassend dargestellt werden:

- Strukturwandel ist eine „l ängerfristige und meist irreversible Veränderung der Struktur im sozioökonomischen Bereich, die von verschiedenen Parametern beeinflusst wird. Durch strukturpolitische Maßnahmen kan n ein Strukturwandel gesteuert, das heißt in seiner Entwicklungsrichtung beeinflusst oder zumindest im Ablauf beschleunigt oder verlangsamt , werde n.“ (Hoppe, et al., 2010, p. 28) - Im Kontext der Diskussion über regionalen Strukturwandel ist häufig von altindustriellen Zentren die Rede. Es liegt keine allgemeingültige Definition

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für den Begriff altindustrielles Zentrum vor, al lerdings weisen diese meist folgende Merkmale auf: - Überdurchschnittliche Einwohn erverdichtung, Zentr engröße und I nfrastruktur - ausstattung - Überdurchschnittlicher Industrieanteil - Im Vergleich zu anderen Regionen früher Zeitpunkt der Industrialisierung - Ein dominanter Sektor, der sich am Ende eines Produktlebenszyklus befindet - Hochspezialisierte Großbetriebe - Eine mangelnde Regenerationsfähigkeit aus eigener Kraft (Hamm & Wienert, 1990, p. 21) - Das Phänomen Strukturwandel wird seit vielen Jahrzehnen wissenschaftlich bearbeitet. So näherten sich zahlreiche Autoren aus unterschiedlichen Disziplinen dem Themenkomplex an. Es entstanden verschiedene Theorien zur Erklärung struktureller Wandlungsprozes se. Grob sind diese nach ihren unterschiedlichen Erklärungsa nsätzen in ö kono miebezogene und raumbezogene Erklärungsansätze zu unterscheiden . - Vertreter ökonomischer Erklärungsansätze sind beispielsweise Schumpeter, Kondratjew und Fourastié. Die Grundannahme ökonomischer Erklärungsansätze ist die Annahme eines Produktlebenszyklus, den jedes Produkt durchläuft. Auf dieser Annahme beruhend wird von einer wellenförmigen Entwicklung der Wirtschaft ausgegangen. Auf - und Abschwung phasen sind somit natürlicher Bestandteil der wirtschaftlichen Entwicklung. Motor der wirtschaftlichen Entwicklung sind Basisinnovationen. Fourastié ergänzt diese Theorien der Langen Wellen durch seine Drei - Sektoren - Hypothese. Diese besagt, dass es nach der vollzogene n Verschiebung zwi schen dem primären und sekundären Sektor zu einer zunehmenden Verschiebung vom sekundären zum tertiären Sektor kommt. Hierdurch entwickelt sich eine Die nstleistungsgesellschaft. Richard Florida unterstellt in sein em populären Konzept der Creative Class ein en beginnenden Wandel; von der Dienstleitungsgesellschaft zur Kreativgesellschaft.

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- Wichtige Vertreter raumbezogener Erklärungsansätze sind z um Beispiel Marsh all, Häußermann und Christaller. Grundannahme raumbezogener Erklärungsansätze ist die Tatsache, das s die Industrialisierung von Anfang an eine regionale Dimension hatte. Die Autoren untersuchen Faktoren, die die Agglomeration von Bevölkerung und Wirtschaft befördern. Hierbei gi bt es unterschiedliche Konzepte wie die Theorie der zentralen Orte oder die T heorie der Wachstumspole. Allen gemein ist die Annahme, dass sich Agglomerationen auf G rund von Standortfaktoren gebildet haben. Zu einem frühen Zeitpunkt der Industrialisierung waren dies v or allem harte Faktoren wie die Nähe zu Rohstoffen. Mit fortschrei tender Industrialisierung verlieren harte Standortfaktoren zunehmend an Bedeutung und werden durch weiche ersetzt. - Zunehmend nehmen auch politisch - kulturelle Faktoren, wie regionale Identitäten, das Image einer Region und regionalpolitische Strukturen ein e Rolle in der Diskussion um strukturelle Wandlungsprozesse ein. - Da es sich bei den beschriebenen Wandlungsprozessen um globale Phänomen e handelt, sind alle Regionen einem Anpassungsdruck ausgesetzt. Altindustrielle Regionen stehen aber besonders im Fokus der Betrachtung, weil empirisch zu beobachten ist, dass diese im Verlauf von Wandlungsprozessen häufig zurück fallen. Einige Regionen durchlaufen den Wandel aber er folgreicher als andere . - Die Typisierung altindustrielle Region beziehungsweise Region im Str ukturwandel ist zeitlich bis zum Ende des Anpassungsstaus begrenzt . - Das Ende des Anpassungsstaus kann man anhand ökonomischer Kennwerte, der räumliche n Funktion des Agglomerationsraumes oder dem Grad an Bewältigung des Strukturwandels ablesen .

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4 Case - Study „Was macht Pittsburgh so erfolgreich? – Faktoren eines gelungenen Strukturwandels“

Wie ausgeführt beschäftigt sich die Wissenschaft seit langer Zeit mit dem Phänomen struktureller Wandlungsprozesse. Den wohl bisher tiefgreifendste n Strukturwand el stellte die fast vollständige Ablösung des primären Sektors durch den sekundären Sektor dar . Dieser mit dem Begriff Industrialisierung umschriebene Prozess hatte tiefe Einschnitte in sämtlichen Bereichen des sozio - ökonomischen Komplexes zur Folge. Vor dem Hintergrund dieser sektoralen Verschiebung und der Wel twirtschaftskrise erfuhr die Erforschung sektoraler Wandlungsprozesse in den 1930er Jahren eine erste Konjunkturphase. Erneuten Veränderungen in der globalen Wett bewerbssituation sowie der Rückgang des sekundären zu Gunsten des tertiären Sektors führten dazu, dass das Thema ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erneut in das Blickfeld von Gesellschaft, Politik und Wissenschaft rückte. Spätestens ab den 1970er Jahren zeigten sich die Anpassungspr obleme vieler industriell geprägter Regionen. Vor allem Regionen, welche sich zu einer f rühen Phase industrialisiert hatt en, verloren ihre Rolle als Wirtschaftsmotor und wurden mehr und mehr zu Regionen, die dem Anpassungsdruck nicht mehr stand hielten und deren sozio - ökonomisch e Grundstruktur Krisen ausgesetzt war und ist. Zur Typisierung derartiger Regionen entstand der Begriff altindustrielle Region.

In der Bundesrepublik Deutschland gilt das Ruhrgebiet als Musterbeispiel einer derartigen Region. War es einst mit seinen Kohlegruben und Stahlwerken Motor der wirtschaftlichen Entwicklung und Agglomerationsraum von Millionen von Menschen , geriet das „Revier“ ab den 1970er Jahre in eine ste tige Abwärtsentwicklung. Die Arbeitslosenzahlen liegen über dem Durch schnitt, es ist ein s tarker Bevölkerungsrückgang zu v erzeichnen und die wirts chaftliche Entwicklung ist schwä cher als der bundesweite Durchschnitt. Aus dem ehemaligen Industriegebiet der Republik ist das Sorgenkind im Westen geworden. Da es sich bei den se ktoralen Verschiebungen vom sekundären zum tertiären Sektor und den sich verschärfenden Veränderungen des Wettbewerbs ab den 1970er Jahren um globale Phänomene handelt, wurden weltweit verschiedene altindustrielle Regionen einem gestiegenen Anpassungsdruck ausgesetzt. Dies führte dazu, dass sowohl Akteure , die mit dem Strukturwandel umzugehen hatten, wie Wirtschafseliten und Politiker als auch die

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Wirtschaft , die Entwicklungen in anderen Regionen beobacht eten und versuchten best - practice - Beispiele zu lokali sieren. In der Wissenschaft führte dies zu einer Konjunktur (vergleichender) Regionalstudien.

Neben den genannten Vergleichsregionen in Europa, wurde immer wieder die Region Pittsburgh als Vergleichs größe herangezogen. Die Region in dustrialisierte sich in rasantem Tempo, wurde Heimat von Magnaten wie Carnegie, Flick oder Westinghouse. Ihre Unternehmen, allen voran US - Steel, wurden zum Rückgrat der Region und boten hunderttausenden Menschen Arbeitsplätze. Die Region Pittsburgh wurde zum industriellen Zent rum der USA und die Metropolregion einer der bedeutendsten Agglomerationsräume. Nachdem die Arbeits - und Lebensbedingungen in der Frühphase dieser Industrialisierung von sozialen Kämpfen und Risiken geprägt waren, bereitete die Industrie im 20. Jahrhundert den Boden für ein Anwachsen des allgemeinen Wohlstandes. Pittsburgh wies überdurchschnittliche Beschäftigungszahlen und Löhne auf. Nach einem enormen Boom während der beiden Weltkriege, zeigten sich bereits nach dem zweiten Weltk rieg erste Anzeichen für e inen sich verstärkenden Anpassungsd ruck. Seit Mitte der 1970er Jahren sah sich die US - (Stahl - )Industrie einer existentiellen Krise ausgesetzt. So halbierte sich die US - Stahlproduktion seit ihrem Höhepunkt 1 9 73 mit einem Ausstoß von 137 Millionen metrischen Tonnen bis 1983 auf 67 Millionen metrische Tonnen (Haller, 2005) . Dies führte zum Verlust zigtausender Arbeitsplätze und einem enormen Bevölkeru ngsrückgang. Aus dem manufacteri ng belt wurde der rust belt. Und während in Deutschland der Arbeitskampf der Kruppianer in Duisburg - Rheinhausen zum Sinnbild der Krise wird , spielen sich in Pittsburgh ähnliche Szenen ab (vgl. Text Gresser). Die Industrieregionen im Nordosten der USA , die lange Jahre das industrielle Herz der Vereinigten Staaten bildeten , wurden immer mehr zu r Problemregion. Aus den industriell geprägten Regionen wurden altindustrielle Regionen mit Anpassungsproblemen.

Diese Parallelen zwischen dem Ruhrgebiet und Pittsburgh führten dazu, dass Pittsbu rgh oft als Vergleichsregion herangezogen wurde und wird. Außerdem wurden in Pittsburgh bereits unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg strukturpolitische Maßnahmen eingeleitet, so dass Pittsburgh über frühe Erfahrungen auf diesem Gebiet verfügt. Verschiede n Arbeiten und Konferenzen beschäftigen sich (teils vergleichend) mit dem Strukturwandel in der Region Pittsburgh . Während das Ruhrgebiet weiterhin

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mit dem Strukturwandel zu kämpfen hat, der Prozess des Rückgangs des industriellen Sektors weiter voranschre itet, der tertiäre Sektor weiterhin unterdurchschnittlich ausgeprägt ist, ökonomische Kennzahlen negative Werte aufzeigen und strukturpolitische Maßnahmen nur auf Teilgebieten erfolgreich sind (Bogumil, et al., 2012) , wird die Region Pittsburgh zunehmend als Musterbeispiel eines gelungenen Strukturwandels gesehen. Nach enormen Verlusten an Arbeitsplätzen, Wirtschaftsleistung und Bevölkerung vor allem in den 1980er Jahren, gilt Pittsburgh heute wieder als moderne Metropolregion u nd macht vor allem mit den Bereichen „eds“ und „meds“ Schlagzeilen, also Education (Bildung) und Medicine (Medizin). 2008, inmitten der Finanzkrise trafen sich die Staats - und Regierungschef der G20 in Pittsburgh. In der Eröffnungsrede des Gipfels bezeichn ete US - Präsident Obama Pittsburgh als „bold example of how to create new jobs and industries while transi tioning to a 21th century econo my.“ (The White House, 2009) . Der Erfolg Pittsburghs rückte die Region erneut ins Blickfeld auch deutscher Wissenschaftler, die sich mit dem Thema Strukturwandel beschäftigen. Im Angesicht der zumindest als durchwachsen zu beurteilenden Erfolgsbilanz des Strukturwandels im Ruhrgebiet, ist der Erfolg, der ehemals strukturell vergleichbaren Region Pittsburgh umso interessanter. Diese Tatsache füh rt e dazu, dass der Autor begann , sich verstärkt mit dem Thema Strukturwandel in Pittsburgh zu beschäftigen. Leitfragen dieser Beschäftigung wa ren stets: I st Pittsburgh wirklich erfolgreicher als andere alti ndustrielle Gebiete und wenn ja, auf welchen Faktoren gründet dieser Erfolg?

4.1 Forschungsdesign

Während im ersten Teil dieser Arbeit, durch Operationalisierung grundlegender Begriffe, Betrachtung des Forschungsstandes und der wichtigen Theorien zur Erklärung von strukturellen Veränderungen ein Grundverständnis zum Thema Strukturwandel und dessen Abla uf erarbeitet wurde, soll dieses im folgenden Teil auf die Untersuchungsreg ion Pittsburgh angewandt werden um die Forschungsfrage „Was macht Pittsburgh so erfolgreich? – Faktoren eines gelungenen Strukturwandels“ zu beantworten. Hierzu soll die Untersuchu ngsregion einleitend portraitiert werden. Hierbei erfolgt sowohl ein Blick auf das makro - ökomische Umfeld, die Geographie

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Pittsburghs, die (Wirtschafts - )Geschichte als auch die deskriptive Auswertung statistischer Daten zur Wirtschafts - und Bevölkerungsen twicklung. Hierbei soll dargestellt werden, inwiefern die Region Pittsburgh den Wandel von einer altindustriellen Region hin zu einem Zentrum eines neuen Typus gemeistert hat. Ziel dieser Arbeit ist allerdings nicht die deskriptive Beschreibung des Struktu rwandels in der Region Pittsburgh, sondern die Lokalisierung von Erfolgsfaktoren der Region Pittsburgh. Da sich die vorliegende Literatur zum Thema meist auf eine Beschreibung struktureller Anpassung von Regionen, deren Vergleich oder die Ursachen und Folg en des Wandels beschränkt, betritt diese Art der Studie relative s Neuland. Außerdem erfasst das dieser Arbeit zu Grunde liegende Verständnis von Strukturwandel und dessen Bewältigung, wie einleiten d ausgeführt, sämtliche Aspekte des sozio - ökomischen Lebens . Somit sind auch die Faktoren einer erfolgreichen Bewältigung auf verschiedenen Ebenen zu vermute n. Der Anspruch diesen Bedingungen gerecht zu werden, also einen interdisziplinären Blick „über den Tellerrand“ zu erlangen und somit die Verortung unterschie dlicher und wichtiger Erfolgsfaktoren zu ermöglichen soll durch ein breites Spektrum unterschiedlicher Methoden ermöglicht werden. Wie auch bei dieser Verschriftlichung war die systematische Erarbeitung des Komplexes Strukturwandel der erste Schritt der Fo rschung. Grundlage hierfür ist zum einen die Lebensrealität des Autors als engagierter Einwohner einer Ruhrg ebietskommune, zum anderen die Absolvierung verschiedener einschlägiger Le hr - und Fachveranstaltungen, von u.a. Prof. He inze, Prof. Goch, Prof. Axt , Herrn Rasmus Beck, verschiedener Verbände und Ini tiativen . Auch wenn hier meist die Region Ruhrgebiet im Mittelpunkt stand, so gab es auch Anknüpfungspunkte zu Vergleichsregionen. Oft wurde hierbei die Region Pittsburgh als erfolgreiches Vorbild aufgefüh rt. Dies veranlasste den Autor dieser Arbeit nach den Gründen des Erfolges der Region Pittsburgh zu fragen. Da dieser Themenkomplex eine Verknüpfung sozial - und wirtschaftspolitscher Aspekte, sowie Schnittstellen, zu weiteren D isziplinen ermöglicht, sowie auf den persönlichen Kenntnissen und Interessen aufbaut, bot sich das Thema „Was macht Pittsburgh so erfolgreich? – Faktoren eines gelungenen Strukturwandels“ als Thema der Abschlussarbeit zur Erlangung des akademischen Titels des Master of Arts im Fach So zialwissenschaften an. In der vorliegenden Verschriftlichung dieser Arbeit soll nach den Faktoren des Erfolges Pittsburghs gefragt werden. Dies erfolgt auf der dargelegten Basis an Kenntnissen über das Forschungsgebiet Strukturwandel und die Betrachtung st atischer Kennzahlen der

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Region. Da es sich beim Thema Strukturwandel allerdings um ein komplexes Phänomen handelt , dass sämtliche sozio - ökonomische Aspekte erfasst, und dessen Bewältigung auch mit (sozial - )psychologischen Aspekten zusammenhängt, ist für ei nen tieferen Einblick und die Lokalisierung von Faktoren ein Zugang zum Thema erforderlich, der über die deskriptive Auswertung statistischer Daten hinausgeht. Die Möglichkeit hierzu bot eine mehrmonatige Feldforschung in Pittsburgh. Während des drei - monat igen Aufenthaltes in der Region Pittsburgh absolvierte der Autor dieser Studie einen Forschungsaufenthalt als visiting scholar auf Einladung des University Center for Social and Urban Research (UCSUR) an der . Der Autor lebte drei M onate im Pittsburgher Stadtteil , führt e Gespräche mit Einheimischen, besuchte politische und kulturelle Veranstaltungen und Institutionen und versuchte sich so, sowohl durch Forschungen und Gespräche vor Ort, als auch durch alltägliche Gegebenheiten der Frage dieser Studie zu nähern „Was macht Pittsburgh so erfolgreich ? “. Da hierbei erst einmal alle Beobachtungen von Bedeutung sein können, erfordert dieser Ansatz ein induktives Vorgehen. So wurde versucht sämtliche Beobachtungen die de m Autor als potentiell nützlich zur Annäherung an die Forschungsfrage erschienen in einem Forschungstagebuch festzuhalten. Parallel zu dieser Feldforschung wurden durch Museums - und Archivbesuche, sowie die Sichtung weiterer Literatur die Kenntnisse über die Region und ihren Wandel vertieft. Das Ziel war die Durchführung leitfadengestützter Experteninterviews.

Es gibt eine Vielzahl an Quellen welche sich mit dem Strukturwandel in der Region Pittsburgh beschäftigen. Diese reichen von literarischen Beschreibung en (Hoerr: And the wolve finally came), ü ber historisch - orientierte (z.B. Muller ) , planerischen - orientierten (z.B. Deitr ick) bis zu soziologischen (z.B. Singh). Im Rahmen des Forschungsaufenthaltes wurde mehrmals das umfangreiche Archiv des Senator John He inz History Center besucht, in dem z.B. alle relevanten Zeitungsartikel archiviert werden. Darüber hinaus kann auf eine große Menge statistischer Daten zurückgegriffen werden. Gute Datenbanken bietet z.B. die Reg ional Pittsburgh Alliance (Pittsburgh Regional Alliance, 2014) , das Bureau of Laborstatist ics (BureauOfLaborStatistics, 2014) und das UCSUR (UCSUR, 2014) . Die Quellenlange zu dem Thema ist also sehr gut. Schwierigkeiten bereitet wenn dann die Unübersichtlichkeit des Forschungsfeldes.

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4.2 Forschungsaufenthalt / Feldforschung

Auf Basis der so erlangten Eindrücke und den Austausch mit anderen Wissenschaftlern wurden Experten bestimmt, die für Experteninterv iews in Frage kommen. Bei der Auswahl der Experten wurde darauf geachtet, dass diese zum einen Themenfelder repräsentieren, die durch die Literaturrecherche und Feldforschung als relevant erkannt wurden , zum a nderen ein möglichst breites Spektrum an Disziplinen abdecken. Auch sollten bewusst nicht nur Wissenschaftler, sondern auch Personen aus der Zivilgesellschaft und Politiker befragt werden . Auch dort wurden Experteninterviews geführt. Nach Beendigung der Feldfors chung wurden die Experteninterviews transkribiert und ausgewertet. Ziel der Auswertung ist es , Faktoren zu bestimmen, die den Erfolg des Strukturwandels der Region Pittsburgh ermöglicht haben. Diese sollen die aus den Theorien bestimmten Faktoren bestätige n bezie hungsweise ergänzen. Dieser umfassende Zugang zum Thema Strukturwandel durch eine einleitende Operationalisierung relevanter Begriffe, Auseinandersetzung mit Theorien und der anschließenden Anwend ung auf die Untersuchungsregion in Verbindung mit Fel dforschung und Experteninterviews und die bewusst interdisziplinär ausgerichtete Herangehensweise soll der erarbeiten Definition von St rukturwandel gerecht werden, in dem sie auch bei der Bestimmung von Erfolgsfaktoren den gesamten sozioökonomischen Bereich miteinbezieht. Im Umfang dieses Betrachtungsfeldes liegt der größte Nachteil dieses Forschungsdesigns. So würde es auch nach einer theoretischen Kompletterhebung durch Sichtung sämtlicher Literatur und Gesprächen mit jedem Bürger der Untersuchungsregi onen unterschiedliche Meinungen über den Erfolg und seine Faktoren in der Region Pittsburgh geben. Diesem Problem der persönlichen Betroffenheit versucht diese Arbeit durch den Rückgriff auf Theorie und Empirie gerecht zu werden. Allerdings sind vor allem beim Thema Bewältigung v on Strukturwandel auch Faktoren wie Identität oder Mentalität zu vermuten, die nur sehr schwer messbar sind. In der Möglichkeit sowohl diese harten, aus der Empirie ablesbaren, als auch d ie weichen Faktoren zu erfassen liegt der Vortei l des gewählten methodologischen Ansatz es . B ei der Auswahl der Ges prächspartner wurde darauf geachtet , Personen mit unterschiedlichem Bezug zum Thema zu gewinnen un d im Verlauf der Feldforschung eine möglichst große wissenschaftliche Neutralität zu gewährl eisten. Ein Anspruch auf Vollständigkeit kann hierbei nicht bestehen.

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4.3 Planung und Durchführung

Die Planungen für die Feldforschung begannen im Frühjahr 2014, nachdem die Entscheidung auf die Untersuchungsregion Pittsburgh gefallen war. Um einen Ansprechpartner vor Ort zu finden, wurde nach Forschungseinrichtungen und Wissenschaftlern recherchiert, w elche sich in der Region Pittsburgh mit dem Forschungsfeld Strukturwandel beschäftigen. Einige interessante Personen und Institutionen wurden kontaktiert, u.a. Chris Briem, der bereits durch seine zahlreichen Veröffentlichungen zum Thema bekannt war. Chris Briem ist Regionalökomist und ausgewiesener Experte des Strukturwandels in der Region Pittsburgh . In den folgenden Monaten wurde die Idee des Forschungsprojektes erörtert. Schließlich erfolgte die Einladung zu einem Forschungsaufenthalt als visiting schol ar ans University Center for Social and Urban Research (UCSUR). Das UCSUR ist ein der University of Pittsburgh angegliedertes Forschungsinstitut und bezeichnet sich selbst als „hub for interdisciplinary research and collabartion“. Am UCSUR arbeiten etwa 4 0 Wissenschaftler und sonstige Beschäftigte in vier Programmen, Urban and Regional Analysis, Gerentology, Survey Research und Qualitative Data Analysis. Das UCSUR veröffentlich mehrere Publikationen, u.a. das regelmäßig erscheinende Pi ttsburgh Economic Qu arterly. Durch dieses Profil war das UCSUR der ideale Partner für den geplanten Forschungsaufenthalt. In der ersten Hälfte des Jahres 2014 wurden in Zusammenarbeit mit dem UCSUR alle organisatorischen Grundlagen für den Aufenthalt geleistet. Unter anderen erfolgte eine offizielle Einladung durch die University of Pittsburgh, vertreten durch das UCSUR, auf deren Grundlage ein Visum beantragt werden konnte. Durch den positiven Bescheid über die Förderung des Forschungsaufenthaltes von Seiten der Rosa - Luxembur g - Stiftung konnte ab Frühling 2014 mit der konkreten Planung begonnen werden. Als Zeitraum des Forschungsaufenthaltes wurde eine Zeitspanne von Ende September 2014 bis Anfang Januar 2015 ausgewählt und mit dem University Center for Social and Urban Researc h abgestimmt. In den folgenden Monaten wurde die Literaturrecherche intensiviert und mögliche Themenfelder des Forschungsaufenthaltes bestimmt. Außerdem wurden weitere organisatorische Vorbereitungen getroffen, wie die Suche nach einer Unterkunft. Diese wu rde schließlich im Pittsburgher Stadtteil Oakland, nur wenige Gehminuten vom Campus der University of Pittsburgh gefunden. Da bereits die ersten Recherchen aufzeigten, dass auch das makroökomische Umfeld Einfluss auf

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strukturellen Wandel hat, wurde zur Erö rterung der Besonderheiten des US - amerikanischen Systems im Vergleich zu m d eutschen ein Gesprächstermin an der Deutschen Botschaft in den Vereinigten Staaten von Amerika in Washington D.C. vereinbart. Die Forschungsreise begann am 26.09.2014 mit einem me hrtägigen Aufenthalt in New York City, der unter anderem zu einem thematischen Austausch mit Dr. James Hare und Dr. Albert Scharenberg vom örtlichen Büro der Rosa - Luxemburg - Stiftung genutzt wurde. Mit der Ankunft in Pittsburgh am 1.10.2015 begann die eigen tliche Feldstudie. Der Forschungsaufenthalt begann am darauffolgenden Tag mit der Begrüßung am UCSUR. Dem Autor wurde für die Zeit des Forschungsaufenthaltes ein vollausgestatteter Arbeitsplatz zur Verfügung gestellt. Die Unterstützung der Forschungsaktivi täten wurde dem Programm für Urban and Regional Analysis zugeordnet, Chris Briem fungierte als Ansprechpartner. Außerdem wurde dem Au tor Zugang zu den Bibliothek en des UCSURs, der University of Pittsburgh und der Carnegie Mellon University ermöglicht. Die Wissenscha ftler und Mitarbeiter des UCSURs standen für Fragen und Gespräche bereit. Ziel des Aufenthaltes war die Ergänzung der methodologischen Basis des Forschungsprojektes durch einen Forschungsaufenthalt, welcher unter anderem die Sichtung von Primärqu ellen vor Ort und das I dentifizieren möglicher Gesprächspartner für Ex perteninterviews zum Ziel hatte und zum anderen durch eine Art Feldforschung einen vertieften Zugang zum Thema Strukturwandel ermöglichen sollte. Hierzu sollte möglichst tief in Historie und Gegen wart der Untersuchungsregion geblickt werden, ob durch den gezielten Besuch von (Lehr - )Veranstaltungen zum Thema oder alltägliche Gespräche. Ziel war hierbei stets die Fragestellung der Arbeit „Was macht Pittsburgh so erfolgreich?“ im Blick zu h aben. D ie Verortung entsprechender Faktoren sollte allerdings nic ht auf eine bestimmte Ebene begrenzt sein. Dem Ansatz folgend, dass quasi jede Beobachtung für die Annäherung an die Forschungsfrage relevant sein könnte, wurde ein Forschungstagebuch geführt , das sowohl alltägliche Begebenheiten, als auch Notizen zu möglichen wissenschaftlichen Ansatzstellen beinhaltet. In der Regel waren die Wochentage als Tage am Campus reserviert. So wurde weitere Literatur gesichtet, Vorlesungen besucht und es fand ein Au stausch mit anderen Wissenschaftlern und Mitarbeitern des UCSURs statt. Außerhalb des Campus b ot u nter anderem das Senator John mit angegliedertem Archiv eine gute Möglichkeit zur Einarbeitung in die Geschichte der Region Pittsburgh. D ie Nachmittage und Wochenende wurden für weitere Unternehmungen und Recherchen

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genutzt, etwa den Besuch verschiedener Pittsburgher Stadteile, Institutionen oder des Umlandes. Um möglichst tief in das Leben der Stadt einzudringen, wurden neben dem Besuch za hlreicher Veranstaltungen aus den Bereichen, Kultur, Politik, Sport auch unzählige Gespräche mit Einheimischen geführt. Hinzu kamen Reisen in andere altindustriell geprägte Regionen, wie Detroit oder Cleveland. Dieser Methodenansatz sollte zwar bei der Lokalisierung von Erfolgsfaktoren ergebnisoffen sein, dennoch eine Fokussierung auf ausgewählt Faktoren ermöglichen um diese dann empirisch zu belegen . „In einer frühen Phase der (theoretisch) noch wenig vorstrukturierte n und informationell wenig vernetzten Untersuchung ermöglicht das Experteninterview eine konkurrenzlos dichte Datengewinnung gegenüber der in der Organisation von Feldzugang und Durchführung zeitlich und ökonomisch weit aufwendigere teilnehmende B eobachtu ng.“ (Bogner & Menz, 2005, p. 7) . Durch die Möglichkeit der Sichtung weiterer Literatur vor Ort, den Austausch mit anderen Wissenschaftlern und die Durchführung leitfadengestützter Experteninterviews mit dem Erlangen pers önlicher Eindrücke zu kombinieren, bot sich das Format des Forschungsaufenthaltes als ideale Ergänzung des Forschungsprojektes an.

4.4 Leitfadengestützte Experteninterviews

Ergänz t w urde dieser Ansatz durch das Durchf ühren leitfadengestützter Experteninterviews. Die Auswahl der Experten war vor Beginn des Forschungsaufenthaltes nur dahin gehend getroffen, das s diese einen dem vorliegenden breiten Verständnis von Strukturwandel folgenden interdisziplinären Ansatz befolgen, in dem die Gesprächspa rtner einen unterschiedlichen Bezug zum Thema haben. Dies sollte einen Überblick über das Themengebiet ermöglichen. Erste Gespräch spartner waren die Wissenschaftler am UCSUR, andere ergaben sich durch Literaturrecherche, weitere durch persönliche Kontakte oder Schwerpunkte, die sich während des Aufenthaltes ergaben. „In jedem Fall, wird dem Forscher, der mit dem Vertrauensbonus des Experten in der Schlüsselposition ausgestattet ist, der Zugang zu einem erweiterten Expertenkreis erle ichtert.“ (Bogner & Menz, 2005, p. 8) . Auch bei der Erstellung der Leitfäden für die Interviews galt es, die Vorgabe die Fragestellung „Was macht Pittsburgh so erfolgreich?“ im Blick zu h aben. D ie genaue Herangehensweise, Schwerpunktsetzung und so weiter konnte allerdings von

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Gespräch zu Gespräch variieren. Dies ermöglichte zudem bereits erlangte Erkenntnisse oder neue Fragen mit weiter en Gesprächspartner n zu diskutieren . „ […] b ei aller Konkurrenz von Deutungs - und Geltungsansprüchen eines pluralisi erten Expertenwissen : d essen Bedeutung für die Wahrnehmung und Definition von Problemen sowie die maßgebliche Strukturierung von Lösungsansätzen steht auß er Frage.“ (Bogner & Menz, 2005, p. 8) . So eignet sich die gewählte M ethode, leitfadengestützte Experteninterviews , in besonderem M aße für ein derart weites Thema wie die Betrachtung eines regionalen Strukturwandels.

Die Auswahl der Gesprächsorte erfolgte in der Regel auf Vorschlag der Gesprächspartner. Meist fanden die Ges präche unter vier Augen statt (das Interview mit Chris Briem wurde gemeinsam mit einem weiteren Wissens chaftler geführt, s. Kurzprofil Chris Briem). Mit Zu stimmung der Experten wurden digitale Tonaufnahmen der Gespräche angerfertigt (mit der Ausnahme des G espräches in der Deutschen Botschaft, wo Tonbandaufnahmen untersagt sind). Mit Hilfe dieser Tonaufnahmen wurden anschließend Transkripte der Gespräche erstellt. Zur Auswertung der Gespräche wurden in einem ersten Schritt Zitate in Anlehnung an die theoretischen Kategorien sortiert, also nach ökomischen oder raumbezogenen Ansätzen. In einem nächsten Schritt wurden jeweilige Unterkategorien gebildet, wie beispielsweise Akteure, Bewältigung oder Creative Class. So entsteht nach und nach eine thematische Systematisierung der in den Gesprächen angesprochenen Themengebiete . Dieses Vorgehen ermöglicht es , Erfolgsfaktoren zu lo kalisieren und system atisieren. Zitate aus den Experteninterviews sind mit dem Namen des Interviewpartners und der entsprechenden Zeilennummer aufgeführt. Die Transkripte der Interviews befinden sich im Anhang dieser Arbeit.

4.5 Kurzprofil der Experten

Im folgenden Abschnitt sollen die ausgewählten Experten vorgestellt werden. Hierzu erfolgt eine Nennung des Bezugs zum Thema, ein Überblick über wichtige Publikationen und biographische Daten. Es wird kurz beschrieben, was die jeweilige Person zum Experten in Bezug auf die vorliegende Fragestellung macht. Außerdem

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werden d ie in den jeweiligen Gesprächen behandelt en Themen pointiert dargestellt. Insgesamt wurden neun Experteninterviews geführt.

Chris Briem – Regional Economist am University Center for So cial and Urban Research

Chris Briem ist Regionalökonom am University Center for Social and Urban Research an der University of Pittsburgh. Bevor Chris Briem an das UCSUR ging war er mehrere Jahre in der Wirtschaft, unter anderem als Analyst bei Lehman Brothers, tätig.

Als Ökonom beschäftig sich Chris Briem vor allem mit Zahlen. Besondere Schwerpunkte seiner Arbeit sind die Entwicklung der Bevölkerungszahl und – struktur i n der Region Pittsburgh sowie die Entwicklungen auf dem regionalen Arbeitsmarkt. Hie rbei ist sein besonderer Schwerpunkt die Zusammensetzung der Arbeitnehmerschaft. Neben zahlreichen wissen schaftlichen Veröffentlichungen äußert sich Chris Briem auch regelmäßig, teils international, in verschieden Medien zum Thema Strukturwandel in der Reg ion Pittsburgh.

Chris Briem ist also ein ausgewiesener Experte für die Regionalökonomie der Region Pittsburgh und somit ein idealer Gesprächspartner für ein Experteninterview. Das Interview wurde gemeinsam mit Martin Mikeska - Wissenschaftler an der Univer sität in Ziin, Tschechische Republik - geführt, der zur gleichen Zeit einen Forschungsaufenthalt am UCSUR absolvierte und einer ähnlichen Fragestellung nachging.

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Sabina Deitrick – Associate Professor an der Graduate School of Public and International Affairs

Sabina Deitrick studierte an der University of Pennsylvania Ökonomie und Regionalwissenschaften. 1990 dissertierte sie an der University of California in Berkeley. Heute ist sie als Professorin an der Graduate School of Public and International Af fairs an der University of Pittsburgh tätig. Sabina Deitrick ist außerdem Co - Direktor in des Urban and Regional Analysis Programms des University Center for Social and Urban Research und des Community Outreach Partnership Center. Sie ist Mitglied des Editorial Board des Journal of Urban Affairs und Mitherausgeberin des Pittsburgh Economic Quarterly.

Der Forschungsschwerpun kt Sabina Deitricks liegt auf der Verknüpfung (regional - ) wirtschaftlicher Themen mit Fragestellungen der Raumplanung. So beschäftigt sie sich seit vielen Jahren mit den Themen Regionalplanung, Umnutzung von Industriebrachen und den Einfluss von Bildungse inrichtungen und anderen non - profit Organisationen auf die regionale Wirtschaft. Einen besonderen Schwerpunkt stellten hierbei stets alternde Industrieregionen dar. Seit ihrem Ruf an die University of Pittsburgh im Jahr 1990 hat sich Sabina Deitrick in zah lreichen Studien und Publikationen mit wirtschaftlichen und planerischen Fragen der Region Pittsburgh beschäftigt.

Sabina Deitrick eignet sich somit hervorragend als Gesprächspartner i n für ein Experteninterview. Der Leitfaden zum Gespräch sah vor allem d ie Themen Raumplanung und Stadtentwicklung in Zeiten des strukturellen Wandels vor. Einige themenrelevante Publikationen von Sabina Deitrick sind:

 “Pittsburgh Goes High Tech,” in Rebuilding America’s Legacy Cities: New Directions for the Industrial Heart land, Alan Mallach (ed.). New York: The American Assembly, Columbia University, 2012.  “Economic and Community Impacts of Small Colleges and Universities in ”, with William Lafe and Christopher Briem. University

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Center for Social and Urb an Research, University of Pittsburgh, Pittsburgh, April 2011.  "The Impact of Nonprofit, Large Landowners on Public Finance in a Fiscally Distressed Municipality: A Case Study of Pittsburgh, Pennsylvania," co - author with Christopher Briem, Working Paper WP 07SD1, Lincoln Institute of Land Policy, Cambridge, MA, December 2007.

Michael F. Doyle – Kongressabgeordneter für den 14. Distrikt Pennsylvanias

Michael F. Doyle beziehungsweise kurz Mike Doyle ist direkt gewähl ter Abgeordneter im US - Kongress für den 14. Wahlbezirk Pennsylvanias. Der 14. Wahlbezirk erstreckt sich über die City of Pittsburgh, über den Westen, Osten und Südens Allegehney Countys bis in den Nord - Westen von Westmore Land County. Dieser 584.593 Einwohner zählende Bezirk erstreckt s ich also über weite Gebiete des Pittsburgh Metropolitan Statist ical Area (PMSA) und deckt sowohl die Stadt Pittsburgh als auch die alte mill - town entlang der Flüsse ab. Mike Doyle ist A ngehöriger der Demokratischen Partei. Im Januar 1995 trat Mike Doyle ei n Kongressmandat für den 18. Wahlbezirk Pennsylvanias an. Seit 2003 ist Mike Doyle gewählter Abgeordneter für den 14. Wahlbezirk. Mike Doyle wuchs in Pittsburgh auf und studierte Community Development an der Penn State University. Seine Schwerpunkte sind d ie Revitalisierung von Kommunen, unter anderem durch High - Tech Innovationen, regionale Arbeitsmarkt - und Wirtschaftspolitik, Gesundheitsreform, Stärkung der öffentlichen Bildung und nachhaltige Energiestrategien. Mike Doyle sitzt im House Energy and Commer ce Comitee des US - Kongesses.

Mike Doyle sprach am 21.11.2014 auf einer Veranstaltung der Pitt Alumni Association zum Thema „The future of our region“ (das Redemanuskript findet sich im Anhang). Auf G rund seiner persönlichen Biographie, seinem poli tischen S chwerpunkt und seiner j ahrzehntelangen Erfahrung als Politiker in der Region Pittsburgh bot sich Mike Doyle als idealer Gesprächspartner an. Der Leitfaden zum

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Gespräch mit Mike Doyle sah vor allem Themen wie Stadtentwicklung, Sozial - und Bildungspolitik un d deren Auswirkungen auf den Wandel Pittsburghs vor.

Frank Giarratani – Professor für Ökonomie an der University of Pittsburgh und Direktor des Centers for Industry Studies

Frank Giarra tani ist als Professor für Ökonomie an der University of Pittsburgh tätig. Er ist Direktor des Center for Industry Studies. Seine Forschu ngsschwerpunkte sind Industriestudien mit speziellem Fokus auf die Stahlindust rie. So beschäftigt sich Giarra tani seit vielen Jahren mit Wachstum und Niedergang von Industrieregionen, vor allem montanindustriell geprägter Regionen, Anpassungsprozessen in der Stahlindustrie und deren Standortentscheidungen.

Frank Giarra tani studierte an der Northeastern University und promovierte 1975 an der West Virginia Univers ity. Seit 1979 ist Frank Gi arra tani in verschiedene n Positionen an der University of Pittsburgh tätig ; die Region Pittsburgh ist auch ein Schwerpunkt seiner Forschung. Giarra tani absolvierte drei Forschungsaufenthalte an der University of Cambridge (1987, 2001, 2003). Er fungierte als Gründungsdirektor der Industry Studies Association.

Mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt, internationalen Auftritten und Publikationen zählt Giarra tani zu den bekanntesten Wissenschaftler n auf dem Gebiet der Industries tudien . Mit diesem Profil und se iner j ahrze hnte lange n Forschung rund um das Thema Strukturwandel in P ittsburgh bot sich Frank Giarra tani als idealer Gesprächspartner für ein Experteninterview an. Themen des Interviews mit Fr ank Giarra tani waren vor allem die Entwicklung der Stahlindustri e in der Region Pittsburgh und i hre Zukunft.

Frank Giarra tani beschäftigt sich in zahlreichen Publikationen mit den strukturellen Änderungs - und Anpassungsprozessen in der Region Pittsburgh; ein Auszug:

 “Steel Industry Restructuring and Location”, F. Giarratani, R. Madhavan, G. Gruver, 2012.

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 “Intermediate Steel - Industry Suppliers in the Pittsburgh Region: A Cluster - Based Analysis of Regional Economic Resilience”, C. Treado, F. Giarratani, 2008.  “Research in Industry Studies”, F. Giarratani, 2004.

Edwa rd K. Muller – Professor für Geschichte an der University of Pittsburgh

Edward K. Muller beziehungsweise Ted Muller ist als Professor an der historischen Fakultät der University of Pittsburgh tätig. Lehr - und Forschungsschwerpunkte Mullers sind die Geschi chte des städtischen Raumes, historische Geographie und Planungsgeschichte. Einen besonderen Schwerpunkt seiner Arbeiten stellt hierbei die Region Pittsburgh dar.

Ted Muller studierte am Dartmouth College und der University of Wisconsin bevor er dort im Ja hr 1972 promovierte. Seit 1977 ist Muller an der University of Pittsburgh tätig. Unter anderem war er von 1983 bis 1986 Co - Direktor des University Center for Social and Urban Research. Seit 1991 ist er Professor für Geschichte des städtischen Raumes, hist orische Geographie und Planungsgeschichte. Von 1994 bis 2001 war Muller zu dem Direktor des Urban Studies Programm.

Muller beschäftigte sich in zahlreichen und teils international veröffentlichten Publikationen mit der Geschichte der Region Pittsburghs. Ein besonderer Schwerpunkt war hierbei der tiefgreifende Wandel in dem sich Pittsburgh bef indet. Muller betrachtet sowohl die Wirtschaftsgeschichte, als auch Fragen der Planung und der Sozialstruktur. Mit seiner persönlichen Biographie und seiner Jahrzehnt e langen einschlägigen Forschungsarbeit ist Ted Muller der wohl renommierteste Experte für die jüngere Historie der Stadt Pittsburgh. Ted Muller ist also der ideale Ansprechpartner zu Fragen der Stadt - und Planungsgeschichte der Region Pittsburgh.

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Aus gewählte Publikationen:

 Before Renaissance: A History of Planning in Pittsburgh, 1889 - 1943 with John F. Bauman, (Pittsburgh: University of Pittsburgh Press, 2006).  "The Formation of the Pittsburgh Region" in Christopher H. Marston, ed., Guidebook to the Pittsburgh Region, issued for the XXII Annual Conference of the Society for Industry Archeology, (Morgantown, WV: 1993), pp. 3 - 10.  "Preserving Industrial Landscapes and Community," Alloy Pittsburgh 2013 (Indiana, PA: Indiana University of Pennsylvania Prin ters, 2014), 2 - 13

He rmann Nehls – Abteilungsleiter Ressort Arbeit - , Gesundheits - und Sozialpolitik an der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in den Vereinigten Staaten von Amerika, Washington D.C.

Hermann Nehls ist Abteilungsleiter für Arbeits - , Ge sundheits - und Sozialpolitik an der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in den Vereinigten Staaten in Washington D.C. Bevor Hermann Nehls im Juni 2014 in den diplomatischen Dienst wechselte, war er von 2002 bis Mai 2014 Referatsleiter be im Deutschen G ewerkschaftsbund. Hermann Nehls fungiert im Kontext dieser Arbeit als Experte für das US - amerikanische Sozial - und Arbeitsmarkt system . Eine wichtige Rolle spielt dementsprechend vor allem die Frage nach Untersc hieden und Gemeinsamkeiten zum d eutschen System und ihre möglichen Auswirkungen auf die B ewältigung des Strukturwandels. Neben Herrn Nehls, nahm Robert Dehm am Gespräch teil, Mitarbeiter an der Deutschen Botschaft für die Bereiche Industrie und wirtschaftliche Beziehungen.

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David B. Pankratz – Direktor Research & Policy im Greater Pittsburgh Art Council und Dozent für den Bereich Kulturpolitik an der Carnegie Mellon University

David Pankratz ist Direktor Research & Policy beim Greater Pittsburgh Art Council (GPAC). GPAC ist eine Lobbyorganisat ion der Kunst - und Kulturszene der Region Pittsburgh. Das 2005 gegründete Greater Pittsburgh Art Council vertritt über 300 non - profit Organisationen und über 3500 Individualkünstler. Die Organisationen versteht sich zum einen als Plattform um ein Netzwerk zwischen verschiedenen Kunstschaffenden herzustellen, zum anderen werd en den Mitgliedern verschiedene Dienstleistungen angeboten, wie politische oder finanzielle Unterstützung, Beratungen, Durchführung von Workshops und Rechtsberatung. Außerdem wird der Ei nfluss der Kunst - und Kulturwirtschaft auf die Region Pittsburgh untersucht. Dem Motto „Arts loud and clear“ nach, versteht sich der GPAC als Sprachrohr der Pittsburgher Kunstszene.

David Pankratz ist neben seiner Tätigkeit als Direktor Research & Policy beim Greater Pittsburgh Art Council als Dozent für Kulturpolitik an der Carnegie Mellon University tätig. Pankratz studierte an der University of Illinois und promovierte an der Ohio State University. Er arbeitete a ls Director of Programm Develop ment bei Chicago Urban Gateways. In den 1990er Jahren fungierte er als Direktor der vom Kongress und P räsidenten eingesetzten Independ end Commission on the National Endowement for Arts. Einen besonderen Schwerpunkt von Pankratz ‘ Arbeit stellen verschiedene Evaluationsprojekte dar , in denen er vor allem den Einfluss der Kreativwirtschaft unters uchte und verschiedene Regionen verglich. Pankratz war außerdem Mitherausgeber verschiedener Publikationen.

Als Leiter der Forschungsabteilung des Greater Pittsburgh Art Council ist David Pankratz ein absoluter Kenner der Pittsburgher Kunst - und Kulturszene. Wohl kein anderer kann so viel über den Einfluss der Kreativwirtschaft in der Region Pittsburgh aussagen. Mit diesem Profil bot sich David Pankratz als Gesprächspa rtner für das Thema Einfluss von Kunst und Kultur auf den Wandel Pittsburghs an.

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Richey Piiparinen – Senior Research Associate am Center of Population Dynamics der Cleveland State University

Richey Piipar inen ist Senior Research Associate am Center for Population Dynamics an der Cleveland State University. Seine Forschungsschwerpunkte sind Migration, Demographie, Kultur, Wir t schafts - und Stadtentwicklung, Urbanismus und soziale Trends. Piiparinen studierte klinische Psychologie an der Roosevelt University in Chicago und Stadtplanung und Design an der Cleveland State University.

In Cleveland geboren, steht die Region auch in Richey Piiparinens Forschung im Mittelpunkt. In mehreren Publikationen beschäftigte er sich mit dem Strukturwandel Clevelands und den Perspektiven für die Stadt. Hierbei verglich er den Wandel Clevelands auch mit anderen altindustriellen Regionen, vor allem in de n USA. Hierdurch verfügt Richey Piiparinen über ein breites Netzwerk an befre undeten Wissenschaftlern, unter anderem in Pittsburgh, wo Richard Piiparinen als Ansprechpartner empfohl en wurde. Im Gespräch mit Richey Piiparinen ging es vor allem darum , einen externen Blick auf den Wandel Pittsburghs zu erlangen und diesen mit dem Wand el in Cleveland zu vergleichen. Insbesondere war eine Stärken - Schwächen - Analyse Gegenstand der Unterhaltung.

Ausgewählte Publikationen:

 Piiparinen, Richey, Jim Russell, and Charlie Post. "From Metal to Minds: Economic Restructuring in the Rust Belt." (2015).  Piiparinen, Richey. "The Ugly City Beautiful - A Policy Analysis." (2014).  Piiparinen, Richey, and Jim Russell. "From Balkanized Cleveland to Global Cleveland: A Theory of Change for Legacy Cities." (2013).

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Rob Ruck – Professor für Geschichte an der University of Pittsburgh

Rob Ruck ist seit 2013 Professor für Geschichte an der University of Pittsburgh. Von 1991 bis 2011 war Rob Ruck am Institut für Lateinamerikastudien an der University of Pittsburgh tätig. Seine Fachgebiete sind sowohl die US - amerikanische Gesichte und die Geschichte der Stadt Pittsburgh als auch Sportgeschichte. Rucks besonderer Fokus liegt hierbei zum einen auf , welches vor allem durch (lateinamerikanische) Einwanderer popu lär wurde als auch allgemein auf der Sportge schichte Pittsburghs. Pittsburgh ist bis heute international als Sportstadt bekannt und verfügt über drei Profiteams, die in den jeweils höchsten Spielklassen ihrer Disziplin spielen. Ruck betrachtet jedoch nicht nur die Profiteams, sondern auch Amateurlig en und vieles mehr.

Rob Ruck studierte in Yale Politikwissenschaften und an der University of Pittsburgh Geschichte. Ebenfalls dort promovierte er im Jahr 1983. In den folgenden Jahren war Rob Ruck für verschiedene TV - Sender und Hochschulen tätig. Ruck ve röffentlichte zahlreiche Publikationen und arbeitete an verschiedenen TV - Dokumentationen mit. Für seine Arbeiten erhielt Ruck zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem ist er Mitglied im Hall of Fame Negro League Election Comittee und die von ihm miterarbei te Dokumentation „Kings on the Hill: Baseball’s Forgotten Men“ wurde 1994 mit einem Emmy ausgezeichnet.

Ausgewählte Publikationen:

 Raceball: How the Major Leagues Colonized the Black and Latin Game (Beacon Press: 2011).  Rooney: A Sporting Life (with Maggie Jones Patterson and Michael Weber) (University of Nebraska Press: 2010).  Sandlot Seasons: Sport in Black Pittsburgh (University of Illinois Press,1993).

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5 Die Region Pittsburgh

Im Folgenden soll die Untersuchungsregion beschrieben und eingegrenz t werden. Hierbei ist zwischen administrativen, geographischen und statistischen Abgrenzungen zu unterscheiden. Eingangs lässt sich fest halten, dass die Wissenschaft in Bezug auf strukturellen Wandel im Zusammenhang mit dem Begriff Pittsburgh eine Region beschreibt, die über die Stadtgrenzen der eigentlichen Gemeinde City of Pittsburgh hinausgeht. Je nach Thema und Fragestellung wird entweder die Gemeinde City of Pittsburgh, Pittsburghs Bezirk Alleghen y County oder die Metrop olregion Pittsburgh Metropolitan Statistical Area betrachtet. Es ist zu beachten, dass es sich bei der City of P ittsburgh und Alleghen y County um Gebietskö rperschaften mit administrativem und institutionellem Unterbau handelt, während die Metropolitan Stat istical Area ei ne rein statische Einheit darstellt .

Abbildung 4: Dis tanz von Pittsburgh in Meilen

Quelle: (Pittsburgh Regional Alliance, 2014)

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Bei der Betrachtung und Auswertung stat ist ischer Daten ist zuerst auf die jeweilige Region zu achten, die der Untersuchung zu Grunde liegt, d a es durch das streng föderale System eine Vielzahl von Verwaltun gsebenen oder stat ist ischen Regionen gibt. Für diese Arbeit sind besonders sozio - ökonomische Regionaldaten von Interesse. Je nach Aspekt und Fragestellung wird hierbei auf Daten der Gemeindeebene ( municipality ), der Bezirksebene (county) oder Daten der Metropolitan Statistical Area (MSA) 2 zugegriffen. Zum besseren Verständnis dieser Daten werden diese teilweise mit Daten übergeordneter Ebenen (Bundesstaat, Nationalstaat) verglichen.

Der Titel dieser Arbeit lautet „Was macht Pittsburgh so erfolgreich? – Faktoren eines gelungenen Strukturwandels“. Kern der Untersuchung ist also die Gemeinde City of Pittsburgh. Da die City of Pittsburgh mit ihren aktuell 305.704 Ein wohnern (Allegheny County, 2014) aber nur den Kern einer Metropolregion bildet, ist zum Verständnis des Strukturwandels und somit auch zur Verortung möglicher Erfolgsfaktoren die Betrachtung von Regionaldaten notwendig. Zum Verständnis solcher regionaler Trends verwendet die Statistik in den Vereinigten Staaten von Amerika so genannte Metropolitan Statistical Areas. Dies ist sinnvoll, da Suburbanisierung ein bekanntes Phänomen vie ler US - Metropolen ist. Das heißt, dass die Gemeinde die den eigentlichen Kern (und auch oft Namen) der Metropolregion bildet, oftmals vergleichsweise klei ne Bevölkerungszahlen aufweist , während die des Umlands und somit der sozio - ökonomischen Region weit h öher liegen. Die Gemeinde City of Pittsburgh ist Teil des Bezirkes Allegheney County und somit der Pittsburgh Primary Metropolitan Statistical Area (PMSA). Die PMSA besteht aus den Bezirken Allegheny - , Amstrong - , Beaver - , Butler - , Fayette - , Washingt on - und We stmoreland County und weis t im Jahr 2 014 eine Z ahl von 2.355.986 Einwohnern auf (USCensusBureau, 2014) .

2 Die Metropolitan Statistical Areas sind Regionen, die aus einem bevölkerungsreichen Zentrum und denjenigen benachbarten Gemeinden (bzw. Counties) bestehen, die starke ökonomische und soziale Ve rflechtungen mit dem Zentrum aufweisen. Vgl. US Departement of Commerce, Bureau oft he Cencus (Ed.), Statistical Abstract of the United States. Washington, D.C., 1986, S. 867. 57

Abbildung 4: Pittsburgh Metropolititan Statistical Area

Quelle: (Center for Workforce Information & Analysis , 2014)

Über die Zeit kam es sowohl im ökonomischen, als auch im demographischen Bereich zu Veränderungen zwischen dem u rbanen und dem suburbanen Raum. Daher ist insbesondere zum Verständnis wirtschaftlicher und demographischer Entwicklungen die Betrachtung der Daten der Region, also hier der PMSA, neben derer der City of Pittsburgh nötig. Weil es sich bei dieser Metropolitan Statistical Area, wie später ausgeführt werden wird, nicht um ein homogenes Gebilde handelt und die Frage stellung dieser Arbeit auf die Gemeinde City of Pit tsburgh abz ielt, sollen die Daten stets einem besseren Verständnis derer, der City of Pittsburgh b eziehungsweise ihrer Region Allegheny County dienen. Diese Arbeit hat aber nicht zum Ziel Aussagen zu treffen, die für die gesamte PMSA zutreffen. Der Fokus dieser Arbeit

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liegt auf der City of Pittsburgh. Einen sehr guten Überblick über die (Wirtschafts - ) Geographie der Region bi etet der bereits 1963 erschie ne ne Band „Potrait of a Region“ der Pittsburgh Regional Plannin g Association (Lory, 1963) . Auch zahlreiche andere Publikationen beschäftigen sich mit der Geographie der Region.

5.1 Geographie

Die Vereinigten Staaten von Amerika (USA) erstrecken sich vom Pazifik und der Sierra Nevada im Westen, bis zum Atlantik und den Appelachen im Osten und vom Sankt - Lorenz - Strom und den Großen Seen im Norden bis zum von Mexiko und Rio Grande im Süden (Duncan & Goddard, 2003, p. 39) . Insgesamt erstreckt sich das Staatsgebiet der USA auf einer Fläche von 9. 826.675 km². Die USA si nd damit der flächenmäßig dritt größte Staat der Er de . Mit 308.785.105 Millionen Einwohnern sind die Vereinigten Staaten von Amerika ebenfalls der nach der Bevölkerungszahl dritt größte Staat der Erde (USCensusBureau, 2014) . Die USA verfügen über fast alle Rohstof fe , unter anderem über die weltwei t größten Kohleminen in West Virgin ia und Pennsylvania (Duncan & Goddard, 2003, p. 41) .

Der US - Bundesstaat Pennsylvania liegt im Nordosten der USA und grenzt an die Bundestaaten New York, New Jersey, Delaware, Maryland, Virginia und West Virginia. Pennsylv ania zählt 12.702.884 Einwohner. Die Hauptstadt des Bundesstaates ist Harrisburg. Die größte Metropole ist allerdings Philadelphia gefolgt von Pittsburg h. Die Metropolregion Pittsburgh ist eine der zehn größten Metro pol reg ionen der USA (Muller, 1988, p. 25) und liegt in einer der dichtbesiedelsten Regionen Norda merika s . Im Umkre is von 500 km liegen Metropolen wie Washington, New York oder Toronto.

Die Stadt Pittsburgh liegt im Südwesten des US - Staates Pennsylvania. Sie ist sowohl das Zentrum und die größte Gemeinde des Allegheney County als auch der Pittsburgh Metropolitan Statistical Area. Pittsburgh liegt am Zusammenfluss der Flüsse Allegheney un d Monongahela zum Ohio. An dieser strategisch bedeutsamen Stelle, dem so genannten Golden Triangel, errichteten die Engländer 1758 eine große Befestigungsanlage, das Fort Pitt (Hamm & Wienert, 1990, p. 61) . Der Ort erwies sich

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schnell als nicht nur militär - strategisch gut gelegen, sondern auch als idealer Wirtschaftsstandort.

5.2 Wirtschaftsgeschichte

In diesem Kapitel soll auf die Wirtschaftsgeschichte der Region Pittsburgh eingegangen werden . Einen guten Überblick vor Ort liefert die Dauerausstellung des Senator John Heinz History Centers (Senator John Heinz History Center, 2009) . Diese Arbeit will sich auf diejenigen Aspekte der Wirtschaftsgeschichte Pittsburghs beschränken, die für das The ma Strukturwandel relevant sind. Einen guten Überblick bietet hier Edward Mullers Text „Historical Aspects of Regi onal Structural Change“ (Muller, 1988) . Neben der al lgemeinen Wirtschaftsgeschichte soll insbesondere auf die Entwicklung der Montanindustrie in Pittsburgh eingegangen werden . Ziel dieses Kapitel ist es , Pittsburghs Ausgangslage zum Höhepunkt des Strukturwandels in den 1980er Jahren zu beschreiben.

5.2.1 Wirtschaft sgeschichte bis 1945

Wie erwähnt führte die günstige Lage am Zusammenfluss des Ohio Rivers dazu, dass sich in der Region früh H andel treibende niederließen. Zwar relativierte die Verbreitung der Eisenbahn den Standortvorteil (Muller, 1988, p. 21) , diesen ersten Anpassungsdruck konnte Pittsburgh aber gut ausgleichen, da der Bau der Eisenbahn gleichzeitig Startschuss für den rasanten Aufstieg der Pittsburgher Stahlindustrie war. Diese rasante Industrialisierung hatte einen Wirtschafts - und Bevölke rungsboom zur Folge. Entlang der Flüsse wuchsen Agglomerationen. Zur Mitte des 19. Jahrhunderts war Pittsburgh mit 82.000 Einwohnern (1850) neunt größte Stadt der USA und verfügte über tausende In dustriearbeitsplätze (Muller, 1 988, p. 22) . Ebenfalls in diese Zeit fällt die Entstehung der ersten Großbetriebe, die die gesamte Wertschöpfungskette abdeckten. Bereits zu dieser Zeit ist Pittsburgh das Zentrum der US - Stahlproduktion . In Pennsylvania wurden außerdem die ersten Ölqu ellen entdeckt und im Umland Pittsburghs entstanden Bohrfelder und Raffinerien. P ittsburgh profitierte im starken Maße vom Bau der Eisenbahn, welche zum einen de n Stahlbedarf in die Höhe

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schnellen ließ, zum anderen bildete sich auch eine Zuliefererindustri e, z.B. die Westinghousebremse (Senator John Heinz History Center, 2009, p. 25) . Viele Stahlfirmen sowie einige Firmen der Erdölindustrie siedelten sich mit ihren Firmensitzen in der City of Pittsburgh an. Um diese mit Kapital z u versorgen gründete die Mellon - Familie das erste Bankhaus. Dies und die Firmensitze bildeten die Grundlage Pittsburghs als Fi nanz - und Ver waltungsstandort (Muller, 1988, p. 24) . Ab 1880 schießen um die 4th Avenue in Pittsburgh die ersten Wolkenkratzer in die Luft. Die neue Mode der Architektur hilft Pittsburgh gleich dreifach. Zum einen symbolis ieren die ersten Wolkenkratzer Pittsburghs die Macht der heimischen Wirtschaft, zum anderen erhöht die Konstruktion der Wolkenkratzer die Nachfrage nach Stahl erneut und weiterhin erfährt die Glasindustrie in der Region einen Boom. Um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert stammt etwa ein Drittel der US - Stahlproduktion und ein Viertel der US - Glasprodukti on aus Pittsburgh (Muller, 1988, p. 25) . Da es sich bei der Stahl - und Glasindustrie um sehr energieintensive In dustrien mit großem Rohstoffbedarf handelt, profierten sie von de r Nähe zu den Rohstoffen und dem Anschluss an Schifffahrtwege. Dies führte zu einem rasanten Einwohneranstieg. Dieser betra f sowohl die City of Pittsburgh als auch das Umland in den rund um Industriebetriebe unzä hlige Agglomerationen , mill towns genannt , entstanden . Die mill towns sind häufig nach den Unternehmen benannt, die sie prägen . D ie meis ten Arbeiter lie fen zur Arbeit, so gelangt en 1934 72 % der Arbeiter in den mill towns fuß läufig zur Arbeit (Muller, 1988, p. 28) . Der Bevölkerungsboom führt e auch in anderen Bereichen zu Nachfragesteigerungen und Wettbewerb. Musterbeispiel für derartige spill - over Effekte ist die Gründung des in Pittsburgh ans ässigen Lebensmittelkonzerns Heinz. Diese Kombination als Industriestandort und Standort zahlreicher Firmenzentralen brachte Pittsburgh den Ruf als eines der „Center of Corp orate Capitalism“ (Muller, 1988, p. 26) ein. Die „Pittsburg h millionaires“ sorgten weltweit für Schlagzeilen. Andrew Carnegie wurde zum reichsten Mann und das von ihm geschaffene Firmenimperium US - Steel mit Sitz in Pittsburgh zum größten Unternehmen der Welt (Hamm & Wienert, 1990, p. 63) . Neben diesen Erfolgsmeldungen verschärften sich aber auch soziale Probleme und die Umweltbelastung. Die blutige Niederschlagung des Homestead - Streiks im Jahr 1892 ist b is heute weltbekannt. Der 1907 veröffentlichte „The Pittsbu rgh Survey“ war eine der ersten soziologischen Untersuchungen von Industriearbeitsplätzen und gilt heute als Startschuss einer Debatte über Arbeitsbedingungen. Pittsburghs rasanter

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Aufschwung ließ Agglomerationsräume ungeplant wachsen und zog Einwanderer a us der ganzen Welt an. Während die ersten Einwanderer vor allem aus Westeuropa kamen, setzte ab der Jahrhundertwende eine Massenimmigration von Osteuropäern ein, welche als angelernte Arbeiter am Aufschwung Pittsburghs teilhaben wollten. Zwar bestehen in d er Stadt mit der Carnegie Mellon University und der University of Pittsburgh zwei Universitäten, i nsgesamt war Bildung aber kein großes Thema in P ittsburgh, da sich in den Fabriken schnell und leicht Geld verdienen ließ (Muller, 1988) . „You had the choice of going to college and making less money or staying and working in the mills and making more money. This pushed down the participation of laborors in education.“ (Interview Briem, Zeile 77 ff) Der Erste Weltkrieg lässt die Nachfrage nach Stahl weiter steigen und 1920 sind über 40% der Pittsburgher in d er Industrie beschäftigt (Muller, 1988, p. 24) . Mit Kriegsende zeigen sich erste Probleme bei der Umstellung der Kriegswirtschaft auf normale Produktion. Die von Spezialisierung und Großbetrieben gekennzeichnete Wirtschaft Pittsburghs hat mit Anpassungsproblemen zu kämpfen, da diese Struktur „diminished the entrepreneurial opportunities of small business, drained surplus capital away to local c orporation´s multi - regional investments and weakened the agglomerations advantages of an associated sector of independent goods and service companies.” (Muller, 1988, p. 26) . Außerdem wurde es immer schwerer , Flächen für weitere wirtschaftliche Entwicklung zu finden. Arbeitslosigkeit wurde erstmals ein Thema in der Region. Parallel entwickelte sich eine lebhafte Kulturszene. Einerseits getragen von den Arbeitern, die sich Abends in Bars trafen und ihre Sportcl ubs verehrten (die gewannen 1909 und 1920 die im Baseball) , anderseits durch die Pittburgh Millionaires, die sich, allen voran Andrew Carnegie, als Philanthropen verstanden und viel Geld in Kultur und Bildungseinrichtungen i nvestierten. Mit seinem Museum of Natural History, dem er den bis dahin größten jemals au sgegrabenen Dinosaurier stiftete , schaffte Carnegie die Grundlage für eine vielseitige Museumslandschaft. Diese Ablenkung, die massiven Investitionen von Roosevelt s Ne w Deal (Muller, 1988, p. 37) und die be ginnende (Vor - )Kriegsproduktion halfen Pittsburgh du rch die 1920er und 1930er Jahre in denen es durch Machtgewinne der Gewerksc haften zu Lohnsteigerungen kam (Muller, 1988, p. 28) . Der zweite Weltkrieg und die Umstellung auf Kriegsproduktion brachten neue Spitzenwerte für Pittsburghs Industrie. Nachdem früher fast nur Männer in der Produktion eing esetzt waren, wird „Rosie the R i veter“ , die Abbildung einer

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Westinghousearbeiterin , zum nationalen Symbol der steigenden Erwerbsbeteiligung von Frauen.

5.2 .2 Wirtschaftsgesch ichte ab 1945

Genauso wie die Erwerbsbeteiligung von Frauen nach Kriegsende wieder auf ein unterdurchsc hnittliches Niveau zurück fiel (Muller, 1988, p. 28) - “You know, the women joined the labor force during World War II, then moved out as soon as the men came back.“ (Interview Briem, Zeile 103 f) - konnte der Rüstungsboom nur vorrübergehend die sich bereits abzeichnenden Signale wirtschaftlich schwieriger Zeiten verdecken. Aus den Erfahrungen der schwierigen Phase der Umstellung von Kriegswirtschaft auf Normalwirtschaft nach dem ersten Weltkrieg lernend, beginnt sich bereit s w ährend des Zweiten Weltkrieges ein Personenkreis mit dem zu erwartenden Anpassungsdruck nach Kriegsende zu beschäftigen. „ Even when most of the country was interested in the war in Europe and Asia these people were still working on this issues, they wer e still writing papers. They were talking about what will happen after the war. I don´t know if their confidence was fully to win the war, but they were doing it. So, when we get out of the war, the feeling was that America’s industrial cities were tired. […] Pittsburgh missed these challenges in the 19 th century and now after 15 years of depression they had something to do.” (Interview Muller, Zeile 85 ff) Hieraus resultiert die vor allem von Richard K. Mellon i nitiierte Allegheney Conference. Bei der Alle gheney Conference handelt es sich um einer frühe Form des Public - Private - Partnership mit dem Ziel der Verbesserung das Stadtbildes und der Umweltbedingungen. Besonders da s Donora Smog Desaster von 1948 mit Dutzenden Toten rückte das Problem der Umweltbelastung ins Blickfeld. Das von der Allegheney Conference gestartete Programm zur Stadterneuerung wurde Renaissance One getauft. Park Martin, der erste Direktor der Allegheny Confence , beschreibt die Situation folgendermaßen „By WW 2 Pittsbur gh … was old and run down in its physical equipment and appearance. But worst of all , its people knew it and were defensive and apolegtic, but no one was doing anything about it. This was the situation when the was bor n.” (Senator John Heinz History Center, 2009, p. 55) . Die Konferenz fokussierte sich besonders auf die Entwicklung Downtown Pittsburghs. Ein wichtiges Ziel war die Auslagerung der Industrie aus dem

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Stadtzentrum und die Gestaltung des Golden Triangel zu einem urbanen Lebensraum mit Aufenthaltsqualität. „And their goal was to do wha t was neccesary for this city, t o maintain the companies and interesting new people in the city and to attrac t new ones. […] and they decided pretty much with the help of “the machine”, David Lawrance, the mayor. They decided that they have to do something for the environment, because it causing people not to come to Pittsburgh.” (Interview Muller, Zeile 94 ff) Seit e an Seit e mit dem Pittsburgher Bürgermeister David. L. Lawrance, genannt „The Machine“ , stritt Bankenmogul Mellon für die Interessen P ittsburghs. Diese beiden Führungspersönlichkeiten b ildeten, so verschieden der Finanzmilliardär und der demokratische Politiker auch waren , eine „tacit working partnership“ (Muller, 1988, p. 38) . “So there was a strong economic and political leadership that made it easy.” (Interview Briem, Zeile 189 f) Mit dieser frühen Form der Zusammenarbeit von Wirtschaft und Polit ik, dem „collaborative model of redevelopment“ (Deitri ck, 1999, p. 4) und den fokussierten Themen wie Stadterneuerung und Umweltschutz war Pittsburgh dem Rest des Landes v oraus (Muller, 1988, p. 39) . Das St adtbild Pittsburghs konnte verbessert werden, die Einwohnerzahl Pittsburghs erreichte 1950 mit 677.000 Einwohnern einen Rekordwert und die Bevölkerung der Metropolregion verdoppelt e sich im Vergleich zum Jahr 1900 (Giarratani & Houston, 1988, p. 69) .

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Abbildung 6: Pittsburghs Stahl Produktion und Marktanteil

Quelle: (Giarratani & Houston, 1988, p. 59)

Au ch wenn der Marktanteil der Pittsburgher Stahli ndustrie seit 1950 kontinuierlich zurückgi ng (Abbildung 6 ) erlebte Pittsburgh einen bisher nicht gekannten Aufschwung. Zwar war ein Großteil der Arbeiter in der Industrie beschäftigt, aber auch auf anderen Gebieten sorgte Pittsburgh für Schlagzeilen, so entwickelte ein Forscherkreis um Jonas Salk 1954 an der Uni versity of Pittsburgh den langersehnten Impfstoff gege n Polio (Senator John Heinz History Center, 2009, p. 59) . Der gestiegene Einfluss der Gewerkschaften führte in den 1960er Jahren zu einem starken Lohnwachstum mit Auswi rkungen auf Lebensstil und Landscha ft (Muller, 1988, p.

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31) . Pittsburgh galt fortan als „high wage labor area“. „Pittsburgh with its high paid manufacturing jobs was an out - performer in the 1970s and maybe from the 1960s.“ (Interview Briem, Zeile, 103 f) Zwischen 1965 und 1975 sank die Arbeitslosenzahl unter den nationalen Durchschnitt .

Mitte der 1970er Jahre waren die Probleme der US - Stahlindustrie nicht länger zu übersehen. „But from the 1960s it was clear that there were failures and the place was not economically diversified.” (Interview Muller, Zeile 108 - 109) „In the 1970s there were many approaches to figure ou t what to do and then there was the crash.” (Interview Muller, Zeile 114 f) Die Arbeitslosenquote Pittsburghs stieg über den US - Durchschnitt . Die geänderten Wettbewerbsbedingungen und die mangelnde Antwort der US - Stahlindustrie führten ab 1982 zu einer Welle von Schließungen kompletter integrierter Stahlwerke. Pittsburgh verlor in kurzer Zeit tausende Arbeitsplätz e und Einwohner.

5.2.3 Pittsbu rgh im Strukturwandel

Im vorherigen Kapitel wurde die Region Pittsburgh hinsichtlich ihrer Geographie dargestellt und ein Überblick über die Wirtschaftsgeschichte der Region gegeben. Die Region Pittsburgh hat sich sehr früh industrialisiert und galt über Jahrzehnte als die Stahlküche der USA und als Teil ihres industriellen Herzens. Nachdem der teils rasante Anstieg an Einwohner n und Industriearbeitsplätzen zu sozialen Verwerfungen und Umweltbelastungen geführt hatte , erlebte Pittsburghs Stahlproduktion zu Zeiten des zweiten Weltkrieges erneute Rekordwerte. Aus den Anpassungsproblemen nach dem zweiten Weltkrieg lernend, startet e ab 1945 ein Stadterneuerungsprogramm namens Renaissance One. Dieses führte auf eine Initiat ive der Allegheny Confrence zurück, einer frühen Form des Public - Private - Partnership, unter den Leitfiguren Richard K. Mellon und David Lawrance. Dieses Programm hatte vor allem die Verbesserung der Lebensqualität in der City of Pittsburgh zum Ziel. Mittel hierzu war ein Stadterneuerungsprogramm in Downtown Pittsburgh und die Verbesserung der Umweltbedingungen. Während der Marktanteil der der Pittsburgher Stahlindustrie kontinuierlich abnahm, entwickelte sich Pittsburgh ab den 1960er Jahren zu einer Hochloh nregion. „During the so called golden age of the American working class, which started with World War Two’s end and extended into the 1970s a steelworkers

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job, an industrial, unionized job was pretty damn good.” (Interview Ruck, Zeile 16 ff) Ab Mitte der 1 970er Jahre zeigten sich Anpassungsproblem e der Pittsburgher Wirtschaft. D ie Beschäftigungszahlen stiegen weiterhin unterdurchschnittlich und die Arbeitslosenquote lag über dem nationalen Mittelwert. Ab den 1980er Jahren wurde Pittsburgh von eine r Reihe vo n Betriebsschließu ngen getroffen, die schließlich zur Abwanderung tausender Personen und zum Verlust tausender Arbeitsplätze geführt haben. „You know that in the 1940s and over the time Pittsburgh was a first tier city, we were in the top rank. Then we realized that we are second tier. From the 1950s on it moved down, but nobody believed it. In the 1970s and 80s it was clear.“ (Interview Mull er, Zeile 202 f)

In den folgenden Abschnitten soll anhand einer Analyse vorliegender Literatur und eines Blick es auf empirische Daten dargestellt werden, dass das Pittsburgh der 1980er ein Musterbeispiel einer altindustriellen Region, mit entsprechenden Anpassungsprobleme n , darstellt . Hierzu erfolgt zuerst ein Bl ick auf Benjamin Chinitz Arbeit „ Contrasts of Agglomer ation: New York and Pittsburgh “ und anschließend auf statistische Daten aus der Zeit.

5.2.4 Exkurs: Benjamin Chinitz: Contrasts in Agglomeration: New York and Pittsburgh

In seinem 1961 in der American Economic Revi ew erschienenen Text geht der Pittsburgher Sozial - und Wirtschaft swissenschaftler der Frage nach , wie anpassungsfähig d ie Pittsburgher Wirtschaft ist. Die Arbeit entstand also zu einem Zeitpunkt , an dem es durch Lohnsteigerungen zu einer deutlichen Wohlstandszunahme in Pittsburgh kam. Nur wenige sahen die ersten Zeichen einer aufkommenden Krise. Um in Schumpeters und Kondra t jew s Bild zu spr echen, befand sich die Welle der Pittsburgher Konjunkturphase auf ihrem Höhepunkt. Da Chin itz dieser Theorie der langen Wellen folgen d mit einem Abflauen der Konjunktur rechnete, beschäftigte er sich im Rahmen seines Textes mit den Voraussetzungen Pittsburghs , sich neuen wirtschaftlichen Anforderungen anzupassen . D iese vergleicht er mit den Bedingungen in New York , das damals noch ein b edeutender Standort der Textilindustrie war . D er folgende Abschnitt soll eine Übersicht über Chinitz ´ Befunde geben.

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Einleitend führt Chinitz aus, dass er die bisherigen Studien zur regionalen Wirtschaft für nicht ausreichend erachtet. Seiner Einschätzung nach vernachlässigen diese die Frage „How does the level of activity in industry A in a given region influence the factor supp l y curves confronting industry B in the same region?“ (Chinitz, 1961, p. 280) . Laut Chinitz unt erscheidet Pittsburgh sich in d reifacher Hinsicht von New York: I n Größe, Wirtschaftsstruktur und dem Wachstum der vergangenen Jahre. Chinitz führt die Notwendigkeit einer diversifizierten Wirtschaft aus „Diversified areas exhibit more stability in their growth because their fortunes are not tied to t he fortunes of a new industry “ , doch “Pittsburgh is much more specialized th an any large SMA (Ho chzahl Erklä rung) with the ex c eption of Detroit […]” (Chinitz, 1961, p. 281) . Pittsburghs Spezialisierung liegt, wie ausgeführt , auf s chwer - indus trielle n Produkte n wie Stahl und Glas. Diese siedelten sich vor allem auf G rund der für die Industrie relevanten Standortbedingungen in Pittsburgh an, also auf G rund der Nähe zu Rohstoffen und der günstige n Verkehrslage. Chinitz geht aber von einem Rückgang der Bedeutung derartiger Standortfaktoren aus „The re is also a fairly gen eral cons ensus the proportion of indus try which is transp ort orie nted is diminishing as time goes on.“ (Chinitz, 1961, p. 283) . Chinitz fordert daher ein “concept of a region´s capacity fo r attracting new industries” (Chinitz, 1961, p. 283) . Im Folgenden spricht Chinitz die Ausgangslage in fünf Bereichen an, die er für die Ansiedlungen neuer Unternehmen für relevant erachtet, Entrepeneurship (Selbstständigkeit), Capital (Kapital), Lab or (Arbeit), Land (Land) und Int ermediate Good s and Services (Zwischenprodukte und Dienstleistungen).

Entgegen der bis dahin weit verbreiteten Meinung, nach der Unternehmergeist quasi ortsungebunden ist, kommt Chinitz vor allem in seinem Vergleich der Differenzen zwischen Pittsburgh und New York zu dem Schluss, dass „the entrepreneurial supp l y curve is also a function of certain traditions and elements of the social structure which are heavily influenced by the charac ter oft he area´s hi storic specialization.“ (Chinitz, 1961, p. 284) . Chinitz geht davon aus, dass Industrien mit mehr Wettbewerb im stärkere n Maße Unternehmergeist fördern als oligopolistisch ausgerichtete Industrien. In der Pittsbu rgher Stahlindustrie sieh t er ein Beispiel einer solchen und geh t daher davon aus, dass es an potentiellen „ risk - takern “ mangelt. Außerdem haftet Neugründer n in einer von Großkapitalisten wie den „ Pittsburgh millionaires“ geprägten Umgebung der Ruf als „se cond - class“ Entrepeneurs an (Chinitz, 1961, p.

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285) . Oftmals bleibt ihnen der Zugang zu Entscheidungszirkeln versperrt. Chinitz sieht also große Defizite in der Ausschöpfung und Förderung des unternehmerischen Potenzials in der Region Pittsburgh. Dies ist eine Folge der durch Großbetriebe geprägten Wirtschaftsstruktur.

Als zweiten Faktor für die wirtschaftliche Entwicklung betrachtet Chinitz den Kapitalmarkt. Neue Firmen benötigen in der Regel Kapital. Dieses können sie entweder bei Banken leihen oder durch Investoren einnehmen. Chinitz sieht den Standort Pittsburgh in b eiden Finanzierungsmöglichkeiten mit Problemen behaftet. Er hält es für unwahrscheinlich, dass Pittsburgher Großunternehmen lokal in andere Industrien investieren und so zu einer Diversifizierung der Wirtschaftsstruktur beitragen. „A large corporation is m ore likely to respond to investment opportunities in its traditional activity at other locations, than to investment opportunities at home in unrelated industries (Chinitz, 1961, p. 283 f) . Außerdem geht er davon aus , dass Banken mit Großkunden weniger risikofreudig agieren. „If you have U.S. Steel and Westinghouse on your rolls, you don´t have to lean money on the insurance principle.” (286). Pittsburgh s oligopolistisch ausg eprägte Wirtschaftsstruk tur stellt also lau t Chinitz auch ein doppeltes Hemmnis für die Finanzierungsmöglichkeiten kleinere r Unternehmen dar.

Arbeit ist der dritte Punkt , auf den Chinitz eingeht. Als erstes betrachtet Chinitz das Lohnniveau . Er schließt sic h den ihm vorliegenden Befunden an, dass das Lohnniveau der Leitindustrie das Lohnniveau in anderen Sektoren beeinflusst. Steigende Lohnkosten in der Stahlindustrie führen somit automatisch auch in anderen Bereichen zu Lohnsteigerungen (Chinitz, 1961, p. 28 5) . Ein zweites Problem auf dem Pittsburgher Arbeitsmarkt sieht Chinitz in der mangelnden Erwerbsbeteiligung von Frauen. „The rate of participation of married women in the labor force in Pittsburgh region is far below the average for metropolitan area s (Chinitz, 1961, p. 286 f) . Einen Grund hierfür sieht Chinitz in den Arbeitszeitmodellen der Industriearbeiter, die m eist vom Drei - Schicht - Modell geprägt sind. Der daraus resultierende Lebensrhythmus und die hohen Löhne machen die Erwerbsbeteiligung von Frauen wenig wahrscheinlich. „It is reasonable to suppose that under these conditions the housewife is somewhat less willing to work than und er ordinary conditions .” (Chinitz, 1961, p. 287) . “ But there were well paid job s, the man had shiftwork, what means you rotated the shifts, that

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makes a really difficult for a second wage earner in a household, especially when you have dependent children.” (Interview Briem, Zeile 94 ff)

Den vierten betrachteten Faktor umschreibt Chinitz mit dem Begriff Land. Die ungleiche Verteilung der Industrie hat eine ungleiche Verteilung der Bevölkerung zur Folge. Dies erschwert die H erausbildung eines einheitlichen urbanen Lebensraumes. Ein großes Problem sind die Umweltbedingungen. So ist Pittsburgh bekannt für seinen Schmutz und Staub. Obwohl Verbesserungen auf diesem Gebiet erzielt wurden, bleibt der Ruf der Stadt. „A white shirt w ill now stay white in Pittsburgh for as long as it will in any city in the country. But it will take time to work off our reputation.” (Chinitz, 1961, p. 288) .

Zwischenprodukte und Dienstleistungen sind die letzten Faktoren, die Chinitz betrachtet. Er geht davon aus, dass Dienstleistu ngsbetriebe sich dort ansiedeln wo bereits andere vorhanden sind. „One industry attracts the service, and a second industry coming in finds that the service is available at costs which a lower than they would be in virgin territory.“ (Chinitz, 1961, p. 288) . Pittsburghs Wirtschaft ist aber von großen, vollintegrierten Industrieunternehmen gekennzeich net, die die gesamte Wertsch öpfungskette abdecken und daher wenig von Zulieferern und Dienstleistern abhängig sind. „Large firms incorporate many of these services within their own operations because they can achieve scale economies within the firm. They a re much more fully integrated and therefore depend less on outside suppliers.” (Chinitz, 1961, p. 288) . Dies führt dazu, dass der Anteil von Beschäftigen im Dienstleistungssektor unter dem n ationalen Durchschnitt lag (Chinitz, 1961, p. 289) .

Chinitz führt in seinem heute als visionär zu bezeichnenden Text fünf Felder auf, die für die Anpassung der Wirtschaftsstruktur an die neuen Anforderungen von Bedeutung sind. Auf allen Gebieten ha t Pittsburgh mit Anpassungshemmnissen bzw. Erblasten zu kämpfen, die sich aus der von industriellen Großbetrieben geprägten Wirtschaftsstruktur ergeben. Diese sind Wettbewerbsnachteil e des Standort Pittsburghs in der Konkurrenz um neue Unternehmen.

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5.2.5 Entwicklung bis 1986

Abbildung 7: Weltweite Roheisenproduktion 1970 – 1994

Quelle: (Haller, 2005)

Während sich der weltweite Wettbewerb in d er Stahlindustrie seit Mitte der 1 970e r dramatisch verstärkte, vor allem durch den technologischen Vorspr ung in Japan und Europa (Haller, 2005) , ging der Marktanteil de r USA am Weltmarkt stark zurück (Abbildung 7) . D ies hatte auch Auswirkungen auf die Zahl der Beschäftigten . „ The closing of the mil ls here is the result of two kinds of competition. First, what you are talking about in Europe is the competition between the USA and other countries. Our steel - industry was less efficient than the industry in Germany or Japan and so we lost. But there was another competition taking place at the same time. And this competition was between US producers. And this competition was between two technologies. Recycling technology and ore based technology. We call the recycling technology mini - mills. And one of the points was, that this mini - mills had really small headquarters.” (Interview Giarra tani, Zeile 107 ff). Der Ausstoß der US - Stahlindustrie halbierte sich von 137 Millionen metrischen Tonnen im Jahr 19 73 auf 67 Millionen

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metrische Tonnen im Jahr 1982 (Haller, 2005) . Dieser Trend blieb nicht ohne Folgen für Pittsburgh als Herz der US - Stahlindustrie.

Während die City of Pittsburgh seit dem Höhenpun kt 1950 (677.000 Einwohner) kon tinuierlich an Einwohner n verlor und 1970 noch 520.000 Einwohner zählte, wurden diese Bevölkerungsverluste bis in die 1970er Jahre durch das Umland aufgefangen. So stieg die Einwohnerzahl der MSA von 1950 2,2 Millionen, bis 1970 auf 2,4 Millionen leicht an. Der Bevölkerungsverlust der Stadt Pittsburgh in diesem Zeitraum ist also au f den nationalweit zu beobachtend en Trend der Sub urbanisierung zurück zu führen. Ab 1970 kam es zu einem Wan del der Bevölkerungsentwicklung mit dramatischen Folgen für die Stadt Pittsburgh. Die Einwohnerzahl der City of Pittsburgh fiel von 520.000 im Jahr 1970 auf 406.000 Einwohner im Jahr 1984 . Diese Verlust e wurden entgegen der Verluste der zurückliegenden Jahrzehnte nicht mehr von der Metropolregion aufgefangen. So fiel die Bevölkerungszahl der Metropolregion von 1970 2,4 Millionen auf 1984 2,2 Millionen. Alleine im Jahr 1984 verließen 50.000 Einwohner die Region (Pittsburgh Today, 2014) . Nicht nur die absolute Zahl an Bevölkerungsverlust ist drama tisch, sondern auch wer die Region verließ. Hierbei handelte es sic h insbesondere um junge Leute.

Abbildung 8: Netto Migration 1980 bis 1990 in Südwestern Pennsylvania, nach Altersgruppen

Quelle: (University Center for Social and Urban Research, 2014, p. 4)

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“[…] the bigger impact was the people leaving. Because who left? It was the young people.“ (Interview Brie m , Zeile 34 f) “[…]the defining thing on Pittsburgh is the number of people leaving in the 1980s. Who left were young and working age folk. The mobile gene ration.” (Interview Briem, Zeile 74 - 75).

Abbildung 9 : Stahlwerksschließungen in der Region Pittsburgh seit 1982

Quelle: (Haller, 2005)

Noch dramatischer waren die Folgen für die Pittsburgher Industrie. In den 1980er Jahren kam es zu einer Reihe von Werkschließungen in der Stahlindustrie. Der Ausstoß der Pittsburgher Stahlindustrie ging von 24. 642 metrischen Tonnen im Jahr 1970 auf 12.422 metrische Tonnen im Jahr 1984 zurück. Dies hatte ebenso dramatische Folgen für den Arbeitsmarkt. Die Region verlor alleine in den Jahren 1980 bis 1986 115.000 Arbeitsplätze in der Industrie . Das entspricht 42,6 Prozent der Stellen

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in diesem Sektor. Der Zuwachs ande rer Sektoren lag in diesem Zeitraum unter dem US - Durchschnitt (USA: +26 %, Pittsburgh +12% (Haller, 2005) . Der Anteil der Industriearbeitsplätze in der Region ging von 1953 44 % auf 19 85 18 % zurück . „It was not only the steel industry, it was the glass indus try and Westinghouse. All the heavy industry just collapsed […].“(Interview Muller, Zeile 18 f . ). Dieser Verlust konnte vom Anstieg in anderen Sektoren nicht aufgefangen werden. So kam es ab 1979 zu tiefgreifenden Umwälzungen auf dem regionalen Arbeitsmarkt. Ab 1979 stieg die Arbeitslosenquote der Region über den US - Durschnitt, von 1970 4,3 Prozent (USA: 4,8 %), 1979 5,9 Prozent (USA: 5,85 % ), auf einen Rekordwert von 14,3 Prozent im Jahr 1983 (USA: 9,5% ) . Auch das Durchschnittseinkommen fiel von 1979 14.100 US - Dollar au f 1983 13.300 US - Dollar (Giarratani & Houston, 1988, p. 77) . Der regionale Gini - Koeffizient stieg von 1974 0.44 (USA: 0 .44) auf 1983 0.55 (USA: 0,45) (Giarratani & Houston, 1988, p. 77) . Dies führte zur Herausbildung einer „urban underclass“ (Haller). „When regional structural change expands the proportion of an urban population in poverty, a structural underclass is produced.“ (Haller, 2005) . W.J. Wilson stellt einen direkten Zusammenhang zwischen den Indikatoren Arbeitslosigkeit und Armut her. „The link from joblessness to poverty is obvious. Poverty, on the other hand, may reinforce joblessness bec ause many employers screen out residents of poor inner - city neigh borhoods” (Wilson, 1996) . “There is this huge disparity in the atmosphere where kids go to school.” (Doyle, Zeile 129 f) Zu den realen Problemen kommt also eine z unehmende Stigmatisierung.

5.2.6 Zwischenfazit „Pittsburgh Mitte der 1980er Jahre“

Die Befassung mit Geographie, Wirtschaftsgeschichte, Verlauf des Strukturwandels und einsc hlägigen Quellen (u.a. Chinitz) hat aufgezeigt, dass es sich beim Pittsburgh der 1980er Jahre zweifelsohne um ein altindustrielles Zentrum handelte. Es wies sämtliche vom RWI aufgestellten und in Kapitel 2.3 aufgestellten Indikatoren eines solchen altindustriellen Zentrums auf:

- Überdur chschnittliche Einwohnerverdichtung, Zentrengröße und Infrastrukturausstattung

- Überdurchschnittlicher Industrieanteil

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- Im Vergleich zu anderen Regionen früher Zeitpunkt der Industrialisierung

- Ein dominanter Sektor, der sich am Ende eines Produktlebens zyklus befindet

- Hochspezialisierte Großbetriebe

- Eine mangelnde Regenerationsfähigkeit aus eigener Kraft

Auch sämtli che Alterungsmerkmale sind nachweisbar . So sind die Anpassungsprobleme der Industrie Pittsburghs auch die Folge des zurückgehenden Innova tionspotentials, welches die Einschränkung von Möglichkeiten zur Kostensenkung und Absatzsteige rung zur Folge hat . Hieraus resultiert schließlich ein Wettbewerbsnachteil. Auch das Zutreffen von Schumpeter s Arbeitshypothese , dass eine „alte“ Indu strie zuneh mend an Elan verliere und reguliert werde , ist im Fall Pittsburgh nicht zu übersehen. Die von Hansen angesprochenen schwindenden Investitionsmöglichkeiten werden von Chinitz bestätigt. „Have you heard of lifecycle theory? From folks like Chinitz and Schumpeter. The idea is that regions have a lifecycle and they have the same lifecycle like their economic base. So if your base is manufacturing, it is an older economy.” (Interview Piipari nen , Zeile 60 ff) Hinzu kommen Erblasten wie Umweltschäden, die zu einem zunehmend schlechten Image des Standortes führen. „Since the progressive era in the 19th century the city faced environmental issues, social issues, labor issues, political corruption and ineffeciency.”(Interview Muller, Zeile 79 f) Die von den Bedü r fnissen der Industrie geprägten Agglomerationen werden zum Hemmnis hinsichtlich der Raumentwicklung. Abwanderung, Arbeitslosigkeit und Armut steigen an, während das Wachstum in anderen Bere ichen unterdurchschnittlich ist. Der ehemalige Wachstumspol ist zu einem Negativpol geworde n. „The conequences of restructu ring in older industrial regions of the U.S. have been associated with multiple interrelated phenomena that include spatial, economic , demographic, and behavioral compone n ts.” (Singh, 1991) . Beim Pittsburgh der 1980er Jahre handelt es sich also zweifellos um eine typische altindustrielle Region, mit den entsprechenden Anpassungsproblemen.

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5.3 Pittsburgh heute

Bis zu diesem Punkt der vorliegenden Arbeit wurde das Gebiet „ regionaler Strukturwandel altindustrieller Zentren “ operationalisiert und theoretisch betrachtet. Im weiteren Verlauf wurde dargestellt, dass es sich bei der Region Pittsb urgh um eine Region exakt dieses Typ s handelte. Die Anpassungsprobleme der Region, die sich zwar schon seit Jahrzehnten abzeichneten, dann aber ab Mitte der 1970er Jahre nicht mehr zu übersehen waren und in den 1980er J ahren mit voller Härte negative Einflüsse auf sämt liche sozioökonomischen Indikatoren der Region hatten, wurden empirisch belegt.

Im Jahr 2015 präsentiert s ich Pittsburgh aber weder als „dirty Rust belt city “ oder „ hell with the lid off“, noch als perspektivlos und rückständig . Vielmehr beherrscht Pittsb urgh die S chlagzeilen als „Comeback City“ oder „most livable city of the USA“ (NEXTPittsburgh, 2014) . Pittsburgh s Wirtschaft zeigt sich krisenfest. Im Folgenden soll der Erfolg Pittsburgh s durch einen kurzen Blic k auf die Empiri e belegt werden, hierbei sollen der regionale Arbeitsmarkt, die demographischen Entwicklungen und die Lebensqualität betrachtet werden. Dies soll die Basis zur Beantwortung der eigentlichen Fragestellung bieten, „Was macht Pittsburgh so erfolgreich? – Faktoren ei nes gelungenen Strukturwandels“.

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5.3.1 Arbeitsmarkt

Abbildung 10: Entwicklung der Beschäftigtenzahlen PMSA 1970 - 2015

Quelle: (Briem, 2014)

Abbildung 11: Entwicklung der Beschäftigtenzahlen der Region Pittsburgh ab 1990

Quelle: (Briem, 2014)

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Die beiden Abbildungen zeigen die Entwicklung der Zahl der Erwerbstätigen in der PMSA in den Jahren 1970 bis 2015 (Abbildung 10 ) und 1990 bis 2015 (Abbildung 11 ) . Trotz der sich abzeichnenden Probleme der Stahlindustrie waren die 1970er Jahre Boom - Jahre für den US - Arbeitsmarkt. Dieser Boom fand Anfang der 1980er Jahre ein abruptes Ende. Die Beschäftigtenzahlen brachen dramatisch ein. Doch bereits Mitte der 1980 Jahre fand eine Tr endumkehr statt und die Beschäftigungszahlen stiegen erneut. Sie erreichten 1992 wieder das Vorkrisenniveau. Anfang des neuen Jahrtausends erreichte die Beschäftigungszahl der PMSA neue Allzeithöchstwerte. Dieser Tren d verstärkt sich weiter und so ist im Z eitraum von 2010 bis 2015 ein noch kontinuierlicher er Anstieg zu verzeichnen. Abbildung 11 stellt noch einmal detailliert die Zeitspanne von 1990 bis 2015 dar . Der nach einzelne n Jahren aufgeschlüsselte Trend zeigt, dass Pittsburghs Arb eitsmarkt in der Lag e ist , Krise n , wie den Rückzug von US - Airways oder die große Wirtschaftskrise ab 2008 , zu absorbieren. Zwar sind Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt zu verzeichnen, diese führen aber nicht zu einer dauerhaften Trendumkehr.

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Abbildung 12 : Anteil Industriearbeitsplätze (PMSA) 1990 – 2014

Quelle: (Briem, 2014)

Abbildung 12 veranschaulicht die Entwicklung der Industriearbeitsplätze in der PMSA. Der Trend des Rückganges in diesem Sektor wurde entgegen dem allgemeinen Besch äftigungstrend nicht gestoppt und so lag der Anteil im März 2015 bei nur noch 7,6 %.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich die Beschäftigungszahlen in der PMSA seit ihrem Tal zur Mitte der 1980er Jahre positiv entwickeln und sich dieser Trend krisenr esistent zeigt. Da der industrielle Sektor weiter an Bedeutung einbüßt, müssen neu e Wachstumsfelder erschlossen wo rden sein . Diese Arbeit möchte Faktoren finden, die diesen Beschäftigungszuwachs erklären.

Firma Industrie Beschäftigte UPMC Health Care Gesundheit 42.900 US Government Öffentlicher Dienst 19.416 Commonwealth of Öffentlicher Dienst 13.610 Pennsylvania University of Pittsburgh Bildung 12.448 Giant Eagle Inc. Einzelhandel 11.119

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West Penn Allegheny Gesundheit 10.117 Health System Wal - Mart Stores Inc. Einzelhandel 10.030 PNC Financial Service Finanzdienstleistungen 10.000 Group BNY Mellon Group Finanzdienstleistungen 7.649 Allegheney County Öffentlicher Dienst 6.817 Abbildung 13: Größte Arbeitsgeber PMSA

Quelle: (Pittsburgh Regional Alliance, 2014)

Ein Blick auf die zehn größten Arbeitgeber der Region zeigt, dass sich in dieser Gruppe kein einziger Industriekonzern mehr befindet. Sämtliche Unternehmen sind dem Dienstleistungssektor zuzuordnen. Mit klarem Abstand dominiert das University of Pittsburgh Medical Center, auf das später noch eingegangen werden wird.

Abbildung 14 : Abbildung: Differenz Arbeitslosenzahlen PMSA – USA

Quelle: (Briem, 2014)

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Der erfolgreiche Strukturwandel P ittsburghs auf dem Arbeitsmarkt lässt sich nur im Vergleich mit den nat ionalen Werten belegen. Während die Arbeitslosenzahlen in der ersten Hälfte der 1980er Jahre weit üb er dem US - Durchschnitt lagen, pendelten sie sich ab den 1990er Jahren um den nationalen Durchschnittswert ein . Seit 2005 unterstreiten sie diesen. Mittlerweile liegt die Arbeitslosenquote der PMSA seit 88 Monaten unter dem US - Durchschnitt. Es kann somit vo n einer erfolgreichen Anpassung des Pittsburgher Arbeitsmarktes gesprochen werden.

5.3.2 Bevölkerung

Abbildung 15 : Netto Wanderungssaldo PMSA 2000 - 2013

Quelle: (Briem, 2014)

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Abbildung 16 : Entwicklung des Anteils der über 65 - jährigen

Quelle: (Briem, 2014)

Auc h demographische Indikatoren lassen eine Trendumkehr erkenne n . So weist der Netto - Saldo der Bevölkerungsentwicklung der PMSA seit 2006/07 einen positiven Wert auf. Es ist also eine Trendumkehr zu verzeichnen. „We stopped bleeding and we start to grow a bit. Not massively, but a bit.” (Interview Muller, Zeile 234 f) Das gleiche gilt für die Altersstruktur der Bevölkerung. Während der Bevölkerungsanteil von über 65 - jäh rigen sowohl der City of Pittsburgh als auch des Allegheny County seit den 1960er Jahren über dem nationalen Durch schnittswerten lag und stetig anstieg, ist auch auf diesem Gebiet seit Beginn der 1990er Jahre eine Trendumkehr zu verzeichnen. Der Altenantei l in der Stadt Pittsburgh sinkt kontinuierlich und erreichte im Jahr 2010 das nationale Durchschnittsniveau. Die Werte des Countys haben sich stabilisiert und gehen seit der Jahrtausendwende leicht zurück. Da der nationale Anteil der über 65 - jährigen leich t steigt, ist davon auszugehen, dass auch die Werte des Countys bald im nationalen Durchschnitt liegen.

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5.3.3 Lebensqualität

TOP 10 U.S. CITIES 2011 The Econimist

1. Pittsburgh 2. Honolulu 3. Washington D.C. 4. Chicago 5. Atlanta

Abbildung 17 : The Economist: Top US Cities

Wie ber eits erwähnt , wurde Pittsburgh im regelmäßig von der der Zeitschrift „ Economist “ veröffentlichten Ranking als US - Großstadt mit der höchsten Lebensqualität ausgezeichnet. Dem Ranking liegen 30 Kategorien zu Grunde, unter anderem Gesundheitsversorgung, Kultur, Umwelt, Bildung und Sicherheit. Pittsburgh erzielt in sämtlichen Kategorien überdurchschnittliche Werte und lässt damit sogar einen Ferienort wie Honolulu, die Hauptstadt Washington D.C . und Weltmetropolen wie C hicago und Atlanta hinter sich. Außerdem begeistert Pittsburgh durch eine lebendige Kultur - und Unterhaltungsszene.

5.3.4 Zwischenfazit „Pittsburgh heute“

Sämtliche betrachtete Bereiche, Arbeitsmarkt, demographische Entwicklung und Lebensqualität zeigen also eine positive Entwicklung auf. Dieser Trend erwies sich auch seit der Wirtschaftskrise im Jahr 2008 als krisenresistent. Da der Anteil an Industriearbeitsplätzen nach wie vor abnimmt, ist der Beschäftigungszuwachs auf andere Sektoren zurück zu führen . Dies zeigt sich auch bei einem Blick auf die zehn größten Arbeitgeber der Region. Diese sind alle dem tertiären Sektor zuzuordnen. Pittsburgh belegt in Ran kings zur Lebensqualität den Spitzenplatz aller US - Metropolen. Der Blick auf die Empirie belegt also, dass Pittsburgh den Anpassungsdruck überstanden und die mit dem Status altindustrielle Region verbundenen Anpassungshemmnisse überwunden hat.

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6 Faktoren des g elungenen Strukturwandel s

Im folgenden Kapitel soll der Frage nachgegangen werden, wel che Faktoren dazu geführt haben, dass aus der „ dirt y Rustbelt city “ die „most livab l e city“ der USA mit einer krisenfesten Ökonomie wurde . Wie ausgeführt dienten die tiefgründige Literaturrecherche, der Forschungsaufenthalt und die Experteninterviews dazu ein möglichst umfangreiches Bild des Strukturwandels in der Region Pittsburgh zu erlangen. Ziel während dieses gesamten Prozesses war immer die Beantwortung der Forschungsfrage „Was macht Pittsburgh so erfolgreich? - Faktoren eines gelungenen Strukturwandels“. Die d urch die Literaturrecherche, persönliche Gespräche oder Exper tengespräche erlangten Eindrücke wurden stets validiert , in dem sie in die Leitfäden d er Experteninterviews einflossen und so mit Experten rückgekoppelt wurden und auf ihre empirische Belegbarkeit überprüft wurden. So entstand nach und nach ein Set an Faktoren, die den erfolgreichen Strukturwandel Pittsburghs erklären. Diese wurden grob nach ökonomischen und raumbezogenen Faktoren aufgeteilt. Später wurden weitere Untergruppen gebildet. Im Folgenden sollen die lokalisierten Erfolgsfaktoren aufgeführt und belegt werden. Welche Faktoren erklären den Erfolg Pittsburghs? Wer ware n die wichtigen Akteure ?

6 .1 Ökonomische Erfolgsfaktoren

Wie im Theorieteil ausgeführt , gibt es verschiedene ökonomisch - orientierte Ansätze zur Erklärung struktureller Wandlungsprozess e . Hier wurde beispielsweise auf die Theorie der l angen Wellen von Vertretern wie Kondra tjew und Schumpeter eingegangen sowie auf F ourastiés Drei - Sektoren - Hypot hese. K ernaussage der Theorie der l angen Wellen ist die Annahme, dass jedes Produkt einen Produktlebenszyklus durchläuft, der anfangs von Innovationen geprägt ist , die einen Aufschwung in Gang setzen. Mit zun ehmender Alterung des Produktes nimmt dessen positiv e Wirkung auf die Konjunktur ab bis sie schließlich in Rezession mündet. Diese Rezession wird durch das Aufkommen einer neuen Basisinnovation , durch eine neue Welle abgelöst. Laut Schumpeter können Unternehmer Motor beziehungsweise Erschaffer derartiger

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Basisinnovationen sein. Ist eine Region sehr monostrukturell geprägt, das heißt basiert die regionale Wirtschaft nur auf einer Basisinnovation, so unterliegt auc h der gesamte regionale Wirtschaftsraum dem Produktlebenszyklus einer einzigen Basisinnovation. Fourastié ergänzt diese Annahmen durch seine Drei - Sektoren - Hypothese. Diese besagt, dass es zu einer grundlegenden Verschiebung zwischen den Leitsektoren kommt. So geht er nach der Verschiebung vom primären zum sekundären Sektor von einer erneuten Verschiebung zu Gunsten des tertiären Sektors aus. Florida schließt hier an, und geht vom Aufkommen eines neuen Sektors aus, getragen von der Creative Class.

Auch wenn die vorliegenden Theorien vor allem die Erklärung konjunktureller Zyklen zum Ziel haben, so geben sie auch Anh altspunkte für Faktoren, die die Anpassungsmöglichkeiten regionaler Wirtschaftsräume begünstigen. Entsprechend soll im folgenden Abschnitt auf einige ökonomische Faktoren eingegangen werden, die d en Erfolg Pittsburghs erklären.

6.1.1 Diversifizierung

„We started to be a city that is much more diversified.“ (Interview, Mike Doyle, Zeile 37 - 40)

Wie im theoretischen Teil ausgeführt , gehen vor allem Autoren, die sich auf die Theorie der L angen Wellen beziehungsweise die Theorie des Produktlebenszyklus berufen, davon aus, dass eine Region die sehr monostrukturell geprägt ist, das heißt deren regionale Wirtschaft nur auf einer Basisinnovation basi ert, auch als Region den Produktlebenszyklus durchläuft. „Die Perspektive von Regionen mit mehreren dominierenden Komplexen in unterschiedlichen Entwicklungsphasen dürften daher positiver zu beurteilen sein, als die die von monostru kturellen Gebieten“ (Hamm & Wienert, 1990, p. 42) . Das alte Pittsburgh war weltweit als die Stahlküche der USA bekannt. Traditionell war ein Großteil der Beschäftigten direkt in dieser Industrie angestellt . Hinzu kamen Arbeitsplätze in den Zulieferindustrien. Auch andere in Pittsburgh stark vertretene Industrien hatten direkt e oder indirekte Verbindungen zur Stahlindustrie, so zum Beispiel die Glasindustrie durch den Glas - und Stahlbedarf bei der Konstruktion von Wolkenkratzern. Der regional e Wirtschaftsraum Pittsburgh war

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also sehr monostrukturell geprägt. So verwundert es auch wenig, dass die Krise der Stahlindustrie, die in den Jahren 1980 bis 1986 z u einem Verlust der Hälfte der Stahlarbeitsplätze in der Region geführt hat , fast unvermind ert auf die übrige Industrie durchgeschlagen ist. So gingen in diesem Sektor im gleichen Zeitraum insgesamt ca. 115.000 Stellen verloren, was 42,6 % aller Industriearbeitsplätze der Region entspricht (Deitrick, 1999, p. 5) . Beim Blick auf die Statistik aus dieser – ohne Zweifel – schwierigen Zeit für Pittsburgh, fällt allerdings auf, das s die Anzahl aller Beschäftigten in der Region nur um siebe n Prozent abnahm (Deitrick, 1999, p. 5) . Abgefed ert wurde der Rückgang im industriellen Sektor von der Entwicklung in anderen Wirtschaftsbereichen. So war im gleichen Zeitraum ein 28 - prozentiger Anstieg der Beschäftigung im Dienstleistungssektor zu verzeic hnen (Deitrick, 1999, p. 5) . Dieser Trend setzte sich auch in den folgenden Jahren fort, so nahm die Beschäftigung im sekundären Sektor im Zeitraum von 1986 bis 1996 um weitere 13,3 Prozent ab, während die im tertiären Sektor um 17,4 Prozent anst ieg . In den zwanzig J ahren von 1976 bis 1996 steht dem Verlust von 52,7 Prozent der Industriearbeitsplätze ein Zugewinn von 31,5 Prozent im tertiären Sektor gegenüber (U.S. Bureau of Economic Analysis, 1997) . Während in den zehn Jahren von 1976 bis 1986 noch eine Abnahme der gesamten Arbeitsplätze um 1,8 Prozent zu verzeichnen war , steht unterm Strich von 1976 bis 1996 ein Zugewinn von 11,2 Prozent. „[…] the effects of deindustrialization on Pittsburgh´s economy […] were buffered, because of its hig h concentration of major banks and corporate headquarters. Thus, whereas Pittsburgh restru cted, Bufallo destructed´“ (Haller, 2005) . Diese spezielle Form des Strukturwandels wurde als „ Pittsburgh Transition“ bekannt (Clark, 1989) . De i trick verweist in ihrem Text darauf, dass, „ the seeds for the transition were sown much earlier in Pittsburgh´s own history and development.“ (Deitrick, 1999, p. 5) . In dem Teil dieser Arbeit , der sich mit der Wirtschaftsgeschichte der Region befasst, wurde bereits auf die frühe Ansiedlung von Firmenzentralen und der Herausbildung Pittsburgh s als eines der Zentren des “corporate capitalism” hingewiesen . Von diesem Erbe profit iert Pittsburgh bis heute . So ist Pitt s burgh Sitz mehre rer multinationaler Unternehmen wie Alcoa, US - Steel oder Heinz sowie mehrerer großer Banken. Außerdem profitiert Pittsburgh von den Universitäten, die eine immer stärker e Rolle als Motoren für die wirtschaftliche Entwicklung in der Region einnehmen. „So many people recognized in the 1970s and 1980s that if we want to survive we would have to diversify. We need to have an economy that is not only based on one thing. This started

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a process, a sometim es painful process for a number of years. But one thing, which we had before, and that helped us enormously, were the universities.”. (Interview Doyle, Zeile 37 - 40). Ein weiterer Aspekt der zur Diversifizierung der Pittsburgher Wirtschaft beigetragen hat, sind Unternehmensgründungen. „Innovation and entrepreneurship are different things, hard to measure. But mostly we are ranked really high. And that is a really historical thing. You know, that this was an area dominated by large companies, not by small bus inesses.” (Interview Briem, Zeile 261 ff). Pittsburgh scheint also die Hemmnisse , die aus der von Großbetrieben geprägten Wirtschaftsstruktur resultieren (vgl. Chinitz) üb erwunden zu haben. Gregory Dell ´Omo, Präsident der , spricht von einem „new entrepreneurial spirit“ der sowohl „local start - ups“, als auch „innovative giants like google and Disney “ erfasst hat (Pittsburgh Today, 2014) . Die Diversifizierung der Pittsburgher Wirtschaft ist also teils auf das Erbe als “Headquarter City” zurückzuführen, teils aber auch auf den steigenden Unternehmergeist.

6.1.2 Eds+meds

Wird über die Pittsburgh Transition geredet, so kommt man nicht an dem Bereich der „eds“ & „meds“ (Education & Medicine) vorbei. Es sind nicht nur wie in Abbildung 13 zu erkennen , drei der fünf größten Arbeitgeber der Region diesen beiden Branchen z uzurech nen , auch das Stadtbild Pittsburghs wird durch Unter nehmen dieser Branchen geprägt . Sinnbildliches Zeichen des Strukturwandels von der Stahlstadt Pittsburgh zum modernen eds & meds Standort ist der UPMC Schriftzug auf dem mit 256 m höchstens Gebäude der St adt, dem US - Steel Tower. Einst als stolzer Firmensitz von US - Steel erbaut, ist heute der Medizin - und Krankenhauskonzern University of Pittsburgh Medical Center (UPMS) Hauptmieter des Gebäudes. „UPM C spent $ 750.000 to airlift it´s name in 20 foot letters and affix them to three sides of the US - Steel Tower. The symbolism could not have been clearer: UPMC, as the domina n t employer and driving force in the „eds and meds“ economy, had replaced Big Steel.” (Pittsburgh United, 2014) . In der Nachbarschaft finden s ich die Hochhauskomplex e anderer Fi rmen aus der Gesundheitsbranche wie die Unternehmenszentrale de s Krankenhaus - und Krankenversicherungskonzerns Highmark. In der Region Pittsburgh gab es 2010 185.010 Arbeitsplätze in der Ge sundheitsbranche und bis 2020

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wird ein weiterer Anstieg von c irca 13 Prozent auf über 210.000 Arbeitsplät ze erwartet (Pennsylvania Dapardement of Labor & Industry, 2014) . Die genaue Ausgestaltung der Arbeitsplätze variiert und unterschiedliche Qualifizierungen sind gefragt „You´ll find a wide range of jobs. From doctors, to researchers, you need nurses, you need people for the technology. But you need the service - workers, t oo. The cafeteria worker. These are all important. Because you need different levels. You need different types of people.“ (Interview Piiparine, Zeile 103 ff). Die Krankenhäuser der UPMC - Gruppe und anderer Träger prägen das Ortsbild vieler Pittsburgher Sta dtteile und die in den USA traditionell rosa tragenden „pink coll ar worker“ sind an die Stelle der „blue collar worker“ getreten. Alleine in Allegheny County gibt es dreißig Krankenhäuser mit mehr als 5000 Betten, im der ganzen PMSA sind es 49 mi t insgesam t über 9000 Betten (Pittsburgh Regional Alliance, 2014) . Die Region Pittsburgh ist somit ein bedeutender Standort der Gesundheitsbranche. Motor dieser Entwicklung war wie bereits erwähnt die Forschung an der University of Pittsb urgh, wo in den 1950er Jahren die erste Polioimpfung entwickelt wurde. Aus diesem Forschungsprofil entstand das University of Pittsburgh Medical Center. Das UPMC macht seit Jahrzehnten vor allem durch seine Erfolge im Bereich der Organtransplantationen und Herzoperationen Schlagzeilen. Insgesamt finden sich 12 der 49 Krankenhäuser der Region auf nationalen Listen für Spitzenkrankenhäuser wieder (Pittsburgh Regional Alliance, 2014) . Die Grundlagen für die Entstehung des Medizinstandortes Pittsburgh wurden also früh gelegt, ein besonderer Standortfaktor bestand in der Kooperation mit den örtlichen Universitäten. „The industrialists early seeded the universities and hospitals“ (Intervie w Piiparinen, Zeile 13), “both, healthcare and education, are creating growth and jobs.” (Interview Piiparine, Zeile 18). Hinzu kam e in Marktumfeld, dass das Wachsen der Gesundheitsbranche weiter beförderte. „ Additionally there were changes in the federal policies that made it possible for the UPMC to grow like crazy and helped the research sector, too. (Interview Miller, Zeile 36 f). Der Gesundheitsbereich war einer der Wachstumspole der US - Wirtschaft in den zurückliegenden Jahrzehnten. „Der Bereich „meds“ ist gigantisch, unvorstellbar, riesig und groß. Der Anteil der Branche am gesamten BIP beträgt 17 - 18 Prozent.“ (Interview Nehls, Ze ile 97 f). Chr is Briem warnt daher auch davor den Erfolg des meds - Bereich a ls Pittsburgher Story zu sehen. Außerdem ist es fraglich, ob sich die rasante Entwick lung der Gesundheitsbranche so fortsetzen wird. „Das US - amerika nische Gesundheitssystem ist ex or bitant teuer, und – ich würde mal sagen – der output angesichts der Kosten

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nicht so toll. Es gibt sicher eine gewisse Ineffizienz. Handelt es sich bei den “meds” um eine zukunf t sfähige Branche? Die Hälfte aller weltweiten Ausgaben im Gesundheitsbereich fal len in den USA an. Durch „Obamacare“ erfolgt eine Kostendämpfung. Die Zukunft der Branche ist unsicher, bzw. stößt das System an seine Grenzen. Außerdem konzentrieren sich die Mittel sehr.” (Interview Nehls, Zeile 99 ff). Briem fasst dies folgendermaßen zu sammen: „There will maybe not be the gro wths like in the last decades but that is a different story than a total collapse.” (Interview Briem, Zeile 57 f). A nders verhält es sich mit der Rolle der Universitäten: „You need to separate it a little bit. The e ducation here where we are, and the big medical center here. The medical center has grown everywhere in the US. I mean we are very inefficient and inefficiency produces jobs. That output isn’t great and we’re spending a lot of money on it. But on top of it , we’ve created new things. I mean the universities are here. Education means a lot. It was the economic generator in the last one or two decades. People don’t like this, but I mean, we’re producing college education. The state of Pennsylvania is the large st net - attractor for college students in the United States. Students coming from everywhere and leaving to everywhere. We benefit from the concentration of educational institutions here. Embedded in this Eds and Meds story is the research establishment he re.“ (Interview Briem, Zeile 43 ff). Auch Rich ard Piiparinen geht davon aus , dass die Rolle der Universitäten zur Herausbildung des Medizinstandortes Pittsburgh und der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung beitrug . „First you have to build or rebuild a knowledge network. This is a task for the universities . Universities should ask how we ca use our knowledge to help the region.” (Interview Piiparinen, Zeile 82 f). Die Region profitiert von den Universitäten also nicht nur durch den Zuzug tausender gut g ebildeter junger Leute, sondern auch durch die Bereitstellung von Wissensnetzwerken. „All these things, the brownfield, the robotics, the Eds and Meds, the industria l parks, needed the universities.” (Interview Muller, Zeile 41 f). Dies hat auch positiven Einfluss auf den Arbeitsmarkt. „[...] from the moment on the universities were on the table they started to create jobs.“ (Interview Muller, Zeile 38). Von Vorteil war die Spezialisierung der beid en größten Ho ch sch ulen, der University of Pittsburgh im Bereich Medizin und der Carnegie Mellon University im Bereich IT und Robotik. „Both universities have their own structure. You can´t compare Carnegie Mellon (private) and the University of Pittsburgh (public). But both , in their own way, were important contributors to the transformation. For the University of Pittsburgh, medical research greatly expended

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after 1980. This is now a world center of biomedical research. These activities alone bring millions and millions of dollars into the region. That alone helps the region. But it goes further. Because it means that there is a base of scientific talent here. And, of course Carnegie Mellon has the same advantage, but in different areas. Not in medical, but in IT. Their impa ct is really big. One example is their impact to attract Google and other software companies. These universities were always part of the region, but their combination of expertise for IT - biomedical federal research grants was right on track for the nation al trends. So it was really, really helpful.“ (Interview, Giarrantani, Zeile 25 ff). Die Universitäten wurden so nicht nur zum Anzugspunkt für Forschungsgelder und junge, talentierte Einwohner, sondern stimulierten auch in anderen Bereichen die Schaffung v on neuen Arbeitsplätzen. „Pittsburgh has become a learning society, and with this a lot of money, private and federal money is coming to the research sector. We see some really good paying jobs for researchers. Even more important, one study is saying that one high paid job is creating five jobs additional for the regional economy. Pittsburgh is becoming a global brand in education.” (Interview Piiparinen, Zeile 48 ff) Besonders interessant ist , dass die Universitäten auf mehreren Ebenen Einfluss auf die re gionale Wirtschaft haben. Zum einen als Arbeitgeber - „Laufbahnen im eds - Bereich sind flexibler als in Deutschland. In Deutschland heißt es bei Unikarrieren „alles oder nichts“, in den USA gibt es mehr Zwischenkarrieren.“ (Interview Nehls, Zeile 107 f) – z um anderen durch Wissenstransfer etwa über das UPMC (University of Pittsburgh Medical Center) . Hinzu komm t, dass die Universitäten selbst zu wirtschaftlichen Akteuren werden. „People don´t like this, but I mean, we´re producing college education.“ (Intervi ew Briem, Zeile 47 f). Piiparinen beschreibt diesen Wandel der Hochschulen folgendermaßen: “This is how it normally works – use knowledge to create a new product. Pittsburgh did it. But what happened is, over the years the education for itself became expor table. […] In former times you exported products, in this time you export knowledge. And what is interesting is, that knowledge is unlimited. Coal is limited. If you have an unlimited resource, it is a powerful engine.” (Interview Piiparinen, Zeile 86 ff).

Auch wenn der wi rtschaftliche Einfluss des meds - Sektors gemessen am Umsatz (2012 knapp 10 Milliarden US - Dollar, dies entspräche Rang 284 in der Fortune 500 Liste der größten Unternehmen in den USA, wenn das UPMC als no n - profit organization mitge zählt werden würde (Pittsburgh United, 2014, p. 11) und an sichtbaren Zeichen

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wie dem allg egenwärtigen UPMC Schriftzug sowie der An zahl an Arbeitsplätzen weit höher ist , ist der Einfluss der Uni versitäten auf den regionalen Wirtschaftsraum nicht zu unterschätzen. Durch die Bereitstellung von Wissensnetzwerken sind sie nicht zuletzt auch Grundlage des rasanten Aufstiegs des med - Bereiches. Darüber hinaus ziehen sie zehntausende junge, talentierte P ersonen nach Pittsburgh. Die Universitäten halfen Pittsburgh zu einem globalen Wissensstandort zu machen. Richey Piiparinen bringt es auf den Punkt, wenn er davon spricht, dass das Wissen selber zum E xportprodukt wurde. Mit der University of Pittsburgh und der Carnegie Mellon University verfügt Pittsburgh über zwei Hochschulen de r internationalen Spitzenklasse . Hinzu kommen zahlreiche weitere Hochschulen. Mit dieser Infrastruktur ist Pittsburgh ideal aufgestellt für das Zeitalter der Wissensgesellschaft. Weltweit steig t die Nachfrage an Wissen. Pittsburgh profitiert hiervon in besonderem Maße. Mit dem Produ kt Wissen verfügt Pittsburgh sozu sagen über die Basisinnovation der aktuellen Zeit. Wie Piiparinen anspricht, ist der Vorteil des Produktes Wissen im Ve rgleich mit anderen Produkten, das das Produkt Wissen quasi unendlich ist. Wissen als Produkt stellt also die Theorie des Produktlebenszyklus in Frage, vor allem, da durch die Erschließung neuer Bevölkerungsschichten, Weltregionen und dem Bevölkerungswachs tums stetig neue Konsumenten hinzukommen. Eine glückliche Fügung war die Schwerpunkts e tzung der beiden großen Pittsburgher Universitäten auf die Boombranchen der vergangenen Jahrzehnte , IT und Robotik (Carnegie Mellon University) sowie Medizin und Gesundhe it (University of Pittsburgh). Dies ermöglichte einen schnellen Transfer der akademischen Bildung in ökonomischen Gewinn und lässt sich am Wachstum des UPMC und der Ansiedlung von G oogle ablesen. Doch auch wenn die Produkte IT und Medizin einmal ihren Prod uktlebenszyklus überstreiten sollten oder vielleicht auch schon überschritten haben bleiben die Universitäten. Einerseits als Arbeitgeber und Magnet für Talente, andererseits und mindestens genauso wichtig, ermöglichen sie die Bereitstellung von Wissensnet zwerken, die als Basis für neue Innovationen dienen.

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6.1. 3 Produzierendes Gewerbe

Im folgenden Abschnitt wird behandelt , welche Rolle das produzierende Gewerbe im heutigen Pittsburgh einnimmt. „ If you make a survey on the street and ask, “How many steel - mills do we have in Pittsburgh region?” And you give them a multiple - choice “None – one – five – fifteen”, no one would pick fifteen, no one. Those mills are here for good reason. “ (Interview Giar rantani, Zeile 48 ff). Frank Giarrantini geht auf den häufig unterschätzten Einfluss der Industrie auf die Wirtschaft Pittsburghs ein. Trotz des Einbruches ab den 1980er Jahren waren 2010 149.870 Personen im sekundären Sektor beschäftigt. Bis ins Jahr 2020 wird mit einem fünfprozentigen Anstieg auf dann 157.570 Arbei tsplätze gerechnet (Pennsylvania Dapardement of Labor & Industry, 2014) . Pittsburghs heutige Industrie ist diversifizierter aufgestellt als in den 1980er Jahren und neben die klassischen großen Player n sind zahlreiche Zulieferbetriebe getreten. „I think the most employees we won´t see in the steel industry, but in the supply i ndustries. You have to see it all together. This supply industry is an important basis for our regional economy.” (Interview Giarra tani, Zeile 126 ff) Gefördert wurde diese Entwicklung dadurch, dass viele integrierte Unternehmen Dienstleistungen ausgelager t haben. Diese Verschlankung führte zuerst zum Verlust tausender Arbeitsplätze, bot aber auch die Grundlage zur Entstehung neuer Unternehmen. „When the big steel companies did all their services for their own, they are all counted as manufacturing jobs. Th is is an important point to understand. The decline of manufacturing jobs is not necessarily corresponded to a decline of manufacturing activity. Manufacturing activity is often only outsourced to se rvice firms.“ (Interview Giarra tani, Zeile 162 ff) Mittle rweile sind aus vielen Zulieferbetrieben multinationale Konzerne geworden. „We have some supply firms that started their business here and now they have their headquarters here in the city and doing business all over the world.” (Interview Giarrantani, Zei le 135 f) Währen d zahlreiche Indus trietätigkeiten dem Dienstleistungssektor zugerechnet we rden, da sie von beauftragten Dienstleistern ausgeführt werden, handelt es sich bei zahlreichen Arbeitsplätzen , die dem produzierenden Gewerbe zugeordnet werden in der Realität um Dienstleitungen. So ist und bleibt Pittsburgh ein wichtiger Standort für Unternehmenszentralen. Dies wurde durch die Ents cheidung US - Steels verdeutlicht in Pittsburgh eine neue Fi rmenzent rale zu err ichten. „These are high paid jobs. But they are small at number.“

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(Intevi ew Giarrantani, Zeile 124) Auch wenn sie in de r Liste der zehn größten Arbeit geber nicht vorkommen (Abbildung 13 ), so stehen zwei Unternehmen des produzierenden Gewe rbes an der Spitze Pittsb urghs umsatzstärkster Unternehmen , ALCOA und US - Steel. Giarra tani umschreibt den heutigen Einfluss der Stahlindustrie folgendermaßen: „It is still significant. But the significance is not measured in tonnage.“ (In terview Giarra tani, Zeile 46). Der Einfluss geht aber über den finanziellen Ertrag und die Bereitstellung von Arbeitsplätzen hinaus. Positiv wirkt sich auch die Internationalisierung der Branche aus. „These jobs allow Pittsburgh´s workers to learn about the world and th e rest of the world to learn about this region. So it builds up this international connection.” (Interview Giarra tani, Zeile 138 ff) “The steel industry helped the region to become less US - orientated. A good example is what happened to the steel - supply - cha in. Pittsburgh was and is still today a center of the steel - supply - industry. These firms supply the steel industry with equipment, materials, and engineering services, many other things. Pittsburgh is ranked number one in the states in terms of this suppli ers. And these suppliers have become international, too. That helped to make the region more international. So, steel is still an important contributor in many ways. ” (Interview Giarra tani, Zeile 60 ff)

Pittsburghs regionale Wirtschaft ist also nach wie v or auch durch einen starken industriellen Sektor geprägt. Zwar erreicht etwa die Zahl der Arbeitsplätze nicht das Vorkrisenniveau, entsprechend der gesamte n Branche hat sich aber auch die Pittsburgher Stahlindustrie gewandelt. Der Trend geht zu kleineren, spezialisierten, internationalen Unternehmen, „smarter and smaller“ (Interview Giarrantani, Zeile 99). „Pittsburgh has always been a national center for this kind of steel - production. This goes back to the 19th century. And it remains this center of specia l steel - production in the United States, today.” (Interview Giarrantani, Zeile 52 ff). Briem ergänzt: “But steel had to become really productive to be compatible. So the employment counts of all this mills together was not was it was. It´s important. And c ertainly it is a cluster.” (Interview Briem, Zeile 62 ff). Pittsburgh profitiert also von seiner industriellen Tradition. Durch hochspezialisierte Industriearbeitsplätze, durch moderne Arbeitsplätze in den Verwaltungen und durch die Entstehung zahlreicher Zulieferbetriebe. „Steel will stay an important part of t he regional economy but it will not be the steel city anymore.“ (Interview Giarrantani, Zeile 179f)

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Durch diese industrielle Tradition und die Nähe zu den Vorkommen, erhofft sich Pittsburgh auch einen weiteren Aufschwung durch das fracking. Pittsburgh profitiert hier auch von den gesetzlichen Bestimmungen Pennsylvanias: „Gerade in Pennsylvania ist die Regulierung von fracking recht lax.“ (Interview Nehls, Zeile 114). „Die These „Fracking als Rena issancefaktor für die Industrie“ steht schon lange im Raum“ (Interview Nehls, Zeile 114 f) „Ich denke, dass das auch auf die Region Pittsburgh zutrifft, die Hoffnung auf eine Reindustrialisierung, mit Hilfe niedriger Energiepreise und somit auch auf Jobs.“ (Interview Nehls, Zeile 117 ff) Das Pennsylvania Department of Labor & Industry erwartet in diesem Bereich im Zeitraum von 2010 bis 2020 einen Anstieg der Beschäftigung szahlen um 53,6 Prozent. Zwar sind diese mit einer Zahl von dann knapp 10.000 Beschäfti gten immer noch relativ wenige, sie stärken aber Pittsburghs Profil als Industriestandort und verursache n wieder um spill - over Effekte auf Zulieferbetriebe. „ Shale gas has an impact on the steel industry of the region, e.g. through pipe - production.” (Interv iew Giarra tani, Zeile 88 f)

6.1.4 Zwischenfazit „Bewertung ökonomischer Faktoren“

Pittsburghs Wirtschaft zeichnet sich heute durch e in hohes Maß an Diversität aus. Pittsburgh hat seine monostrukturelle Ausprägung überwunden und ist jetzt Standort verschiedener Wirtschaftszweige. Dieser, mit dem Label „ Pittsburgh Transition “ umschriebene Wandel wird oft auf den Rückgang des sekundären S ektors, zugunsten des tertiären Sektors zurückgeführt. Triebfeder des Anstiegs im tertiären Sektor sind hierbei eds & meds, also Bildung und Gesundheit. Beide Bereiche haben ihren Einfluss auf die Pittsburgher Wirtschaft deutlich ausgebaut. Ihr Einfluss ge ht aber über die rein en Zah l en hinaus. So bilden beide Branchen gemeinsam ein Wissensnetzwerk. Dieses ist Basis für die Anziehung von Talenten, Geldern und Unternehmensgründungen. Der Bereich eds & meds profitiert hierbei von Voraussetzungen, die weit vor den Krisenjahren ab Mitte der 1980er Jahre geschaffen wurden. Genauso gestaltet es sich mit dem Finanz - und Verwaltungsstandort Pittsburgh. Wie im wirtschaftsgeschichtlichen Teil au sgeführt, war Pittsburgh von je her eines der Zentren des amerikanischen Kap italismus und als solches auch von je her Standort zahlreicher Firmenzentralen. Diese Rolle konnte Pittsburgh auch nach der

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Krise behaupten. Die beiden umsatzstärksten Unternehmen, die in Pittsburgh ansässig sind, sind ALCOA und US - Steel. Neben den beiden Branchenriesen gibt es noch fünfzehn stahlproduzierende Unternehmen in der Region. Hinzu kommt eine weit größere Zahl an teils hochspezialisierten und international agierenden Zulieferbetrieben. Die Industrie in der Region erhofft sich einen weiteren Schub durch das fracking. Pittsburghs heutige Wirtschaftsstruktur ist also vom sekundären und tertiären Sektor getragen und somit weniger krisenanfällig. Besonders hervorzuheben ist der Bildungssektor. Durch die Bereitstellung dauerhafter Wissensnetzwerke und d ie mengenmäßig nicht begrenzte Ressource Wissen, bereiten die Hochschulen einen Boden für Innovationen, der nicht an die Dauer eines Produktlebenszyklus gebunden zu sein scheint.

Die heutige Struktur Pittsburgh regionaler Wirtschaft ist also eine Mischung aus alten Stärken, angepasst an die neue Zeit und der Erschließung ganz neuer Felder.

6.2 Raumbezogene Standortfaktoren

„I think the people will live and work in an area where there is a good quality of life and good education.“ (Interview Doyle, Zeile 153 f)

Im f olgenden Abschnitt soll es um raumbezogene Faktoren zur Erklärung des Erfolges von Pittsburgh gehen. Im Theorieteil wurde auf verschiedene raumbezogene Erklärungsansätze eingegangen, zum Beispiel auf die Theorie der Stando rtfaktoren und die Theorie der zentralen Orte. Wie erwähnt präsentiert sich Pittsburgh heute als moderne Großstadt mit hoher Lebensqualität. Aus der Analyse der Interviews haben sich verschiedene Faktoren ergeben, die diesen Wandel ermöglicht haben. Diese sollen nachfolgend dargestellt werden.

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6.2.1 Stadtgestaltung

Wie bereits im wirtschaftsgeschichtlichen Teil ausgeführt , bildete sich Pittsburgh früh als eines der Zentren des US - amerikanischen Kapitalismus heraus. So wurde Pittsburgh nicht nur zur Stahlküche der Nation, sondern war seit je her auch Unternehmenssitz zahlreicher Großkonzerne und Heimat von deren Eigentümer n wie Andres Carnegie, Frick oder Heinz. Die prosperierende Wirtschaft und der Reichtum der Firmeneigentümer spiegelten sich schnell in gewaltigen Baup rojekten w ieder. So war das 1894 erbaute Carnegie Building nur der Startschuss für einen Bauboom i n Downtown Pittsburgh (Senator John Heinz History Center, 2009, p. 22) . Durch die Ansiedlung der ersten Indus triebetrieb e entlang der zwei Flüsse , rund ums G olden Triangle und gefördert durch die Tallage der Stadt , verschärfte sich aber auch die Umweltproblematik und m achte die Innenstadt zunehmend lebens - und a rbeitsfeindlich. Bereits während des zweiten Weltkrieges beschäftigte sich ein e Gruppe Personen mit dem Thema. A us dieser Gruppe entstand später die Alleghe ny Conference. Die Dringlichkeit der Umweltproblematik wurde im Jahr 1948 auf tragische Weise verdeutlicht als u nweit von Pittsburgh, in der Kleinstadt Donor a , in Folge hoher Smogbelastung 20 Menschen erstickten und über 7.000 Personen behandelt werden mussten. Auf Initiative der Allegheny Confer e n ce hin wurde im Zeitraum von 1945 bis 1970 das Programm Renaissance One ins Leben gerufen, welches die Verbesserun g der Umwe ltbedingungen und Maßnahmen zur E mmissions - und Flutkontrolle zum Ziel hatte. Ein anderer Bestandteil von Renaissance One war ein umfangreiches Programm zur Stadterneuerung. Es wurden mehrere Gebäude abgerissen und neue errichtet. Außerdem war die Neugestaltung des G olden Triang l e s ein zentrales Entwicklungsziel. Sämtliche Maßnahmen zielten darauf ab, die Aufenthaltsqualität in Downtown Pittsburgh zu steigern und die Stadt somit attraktiver für Büros zu machen. „The Allegheny Conference was formed in 1943 under Mellon and Lawrance. The reason was, that the city was so polluted and the y wanted to make the city more attractive for offices.” (Interview Deitrick, Zeile 15 ff). Umweltschutz und Stadtentwicklung wurden von Anfang an auch als Teil der wirtschaftlichen Entwicklung gesehen. „They decided that they have to do something with the environment, because it causing people not to come to Pittsburgh. They had to do something with the infrastructure. Environment, infrastructure and redevelopment especially of Downtown, and in particular diversification, all this was part of the

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puzzle, which was economic development.” (Interview Muller, Zeile 98 ff). Ein Problem zahlreicher nordamerikanischer Metropolen ist es, dass ihre Innenstadt vor allem als Büro - und Arbeitsstandort dient, während sie außerhalb der Arbeitszeiten nur wenig genutzt werden und oft verlassen wirken. Ein Faktor v on dem Pittsburgh profitierte waren abermals die Universitäten. „Pittsburgh has two major research universities, both are located in the city.” (Inteview Giarrantani, Zeile 22 f . ) . Die Studenten trugen zu einer Vitalisierung vieler Stadtteile bei. Downtown Pittsburgh blieb aber vor allem ein Arbeitsort, auch wenn die Fabriken durch die Maßnahmen des Renaissance One Programmes aus der Stadt verdrängt wurden. Die blue - collar worker der Industrie wurden durch die white - collar worker in den Firmenzentralen ersetzt. Zu einer wirklichen Belebung, insbesondere Downtown Pittsburghs , kam es dann in Folge des Renaissance Two Programms von 1977 bis 1987. Neben dem Bau weiterer Wolkenkratzer, beinhaltete das Programm die Förderung kultureller Institutionen in der I nnenstadt sowie eine Verbesserung de r Infrastruktur (Deitrick, 1999, p. 6) . In Downtown Pittsburgh entstand mit dem Theater Distrikt ein modernes Amüsiervie rtel. Andere, frühere Bemühungen wie die Verbesserung der Wasserqua lität begannen sich auszuzahlen. Hierdurch zog Downtown Pittsburgh auch außerhalb der Arbeitszeiten Besuch er an . „Parts of Downtown got already developed in the 1940s and 1950s – the cleaning of t he rivers, the modern architecture, the design of the Point. Then came the post - modernism - era with PPG - Place. And then they developed the Cultural District, which is now a big part of Downtown.“ (Interview De i trick, Zeile 112 f). Die erreichten Verbesserun gen führ t en dazu , dass Pittsburgh zunehmend auch als Wohnquartier attraktiv wurde. „When we cleaned the rivers up, it attracted people, people wanted to live here again.“ (Interview Doyle, Zeile 69 f). Doch mit der bloßen Reinigung der Flüsse war es nicht getan, das nächste Ziel war es, die Flüsse erlebbarer zu machen, zum Beispiel durch den Riverfront Entwicklungsplan, der die Aufwertung der Ufer durch Unterhaltungseinrichtungen und Wege zum Ziel hatte. Nicht alle waren vorm wirtschaftlichen Nutzen derart iger Investitionen überzeugt. „Murphy took the risk of going along with this small group of riverfront advocates. Which I was a part of, but I wasn´t the leader. And when he became the major, he said, we going to build it. Is this a risk? I don´t know. I know it angered some people and the government, who thought, my god, what is this mayor doing that for? But it tur ned out to be brilliant.“ (Interview Muller, Zeile 145 ff). Ende der 1990er Jahre begannen die Planungen des Baus neuer Sportstadien, zentral am Nordufer der Flüsse gelegen. „So

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I think to make the river corridor and the sport and entertainment corridor ab uting the river, was a very smart decision.” (Interview Ruck, Zeile 68 f) Durch diese verschiedenen Ansätze wurde die Aufenthaltsqualität in Pittsburgh gesteigert. Downtown Pittsburgh ist zunehmend nicht mehr nur als Bürostandort, sondern auch als Ort für Freizeitaktivitäten und letztendlich auch als Wohnort attraktiv. „When we cleaned the rivers up, it attracted people, people wanted to live here again.“ (Interview Doyle, Zeile 69 f). Dies führte wie ausgeführt zu einer Trendumkehr in der Bevölkerungsentwi cklung. „300.000 people living in the city, more than a million outside. But we started to change this trend and to attract people to move back to the city and especially young people are moving back to the city. And that is positive.“ (Interview Doyle, Ze ile 47 f).

Bild Downtown vorher nachher

6.2.2 Standortortfaktoren

Die Literaturrecherche und die Experteninterviews haben die Annahme bestätigt, dass die Bedeutung harter Standortfaktoren zurückgeht. An die Stelle ehe maliger harter Standortfaktoren sind weiche Standortfaktoren getreten. Neben den teilweise bereits ausgeführten Bemühungen zur Ver besserung der Lebensqualität durch Umweltschutz, progressive Stadtplanung und die Schaffung von Unterhaltungsmöglichkeiten erklären vor allem zwei Faktoren d en Standortvo rteil des heutigen Pittsburghs. Zum einen die Immobilien - und Lebenshaltungskosten, zum anderen das Bildungsniveau der Bevölkerung. Beide Faktoren stehen in einem gewissen Zusammenhang zueinander. „ Another point is that it´s getting too expens ive to live in coastal cities. So we have something like a geographical advantage. High paid, well educated people are moving in to cheaper regions.” (Interview Piiparinen, Zeile 110 ff) Den gesamten Forschungsprozess begl e i tet e die Frage “Folgen Menschen den Arbeitsplätzen oder Arbeitsplätze den Menschen?“. In Pittsburgh sind beide Trends nachzuweisen . “UPMC has a demand for workers, and the workers are coming. But you can see the different way in Pittsburgh, too. Google is a great example. They build thei r Pittsburgh office because other places are too expensive the employees. So you have the IT sector moving into the Rustbelt, for the same reason the manufacturing sector moved away, because of the costs. This is a different dynamic than you see with the r esearch and

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development, but both are important aspects.” (Interview Piiparin en, Zeile 121 ff) Während also e inheimische Unternehmen wie das UPMC Pittsburgh aufgrund des Arbeitsplatzangebotes für Zuzügler attraktiv macht, ist auch der Trend zu erkennen, da ss Pittsburgh auf Grund seiner relativ nied rigen Lebenshaltungskosten attraktiv wird. In den 1990er Jahren sahen viele Pittsburghs günstigen Immobilienmarkt mit Sorge und viele blickten neidisch Richtung Silicon Valley, „Pittsburgh is always asking, why di dn´t we get Facebook?“ (Intervi ew Piiparinen, Zeile 47f). Doch da es keinen Immobilienboom gab, gab es auch keinen Immobilie ncrash und da es keinen Dot.com - Boom gab, blieb Pittsburgh auch das Platzen dieser Blase erspart.

Abbildung 18: Lebenshaltungskosten 2014 im Vergleich

Quelle: (Pittsburgh Regional Alliance, 2014)

Wie Abbildung 18 zu entnehmen ist, liegen die Lebenshaltungskosten in Pittsburgh , in allen Kategorien außer Verkehr, unter dem Du r ch schnitt de r Vergleichsregionen und weit unter den Werten der Küstenstädte. Wie ausgeführt liegt Pittsburgh dennoch in einer der dichtbesiedelsten Regionen Nordamerika s und im Um kreis zahlreicher Me tropolen. Während selbst G oogle - Mitarbeiter nur noch schwer mit der Preisentwicklung in Kalifornien mithalten können, haben sie in Pittsburgh die Möglichkeit zum Immobilienerwerb. Hinsichtlich Lebensqualität, Arbeitsmarkt und Unterhaltungsmöglichkeiten bietet Pittsbu rgh aber ähnlich viele Angebote wie die großen Metropolen an den Küsten. „People didn´t want to live in Pittsburgh. They want to live near Silicon Valley. But then they realized that they could buy a house here, which has more than four times the size of their last one for the same price. And

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all the other thing s were here, too. And at this point the transition started to become easy.“ (Interview Doyle, Zeile 33 f).

Ein zweiter wichtiger Standortfaktor ist die Bildung. Wie ausgeführt verlangt die moderne Wirtschaft höhere Bildung. „You know, the jobs of the futu re, a lot of things don´t need a lot of people to do it. When my father was here we needed a lot more people to accomplish things than we need today. That really stresses the need of education because some of the jobs of the future need some specialized tr aining […]” (Interview Doyle, Zeile 78 ff). Höhere Qualifikatione n sind sowohl in der Industrie als auch im eds - und meds - Sektor gefragt. Über die Bedeutung von Bildung sind sich alle Wissenschaftler einig. Allerding s belegt Pittsburgh bei vielen Bildungsr ankings eher hintere Plätze (Florida, 2008, p. 49 ff) . Diese Rankings sind allerdings nicht in der Lage , den rasanten Wandel darzustellen, der sich in Sachen Bildung in Pittsburgh vollzogen hat. „You have to think on this. If you are just looking on the working age cohort we are ranking really high. You lose this impression when you are looking at the younger and older age cohort together.” (Interview Briem, Zeile 83 ff . ) Betrachtet man nur die Ko horte der 25 bis 34 - jährigen liegt das Bildungsniveau Pittsburghs weit über dem nationalen Durchschnitt und vor Metropolen wie Washington, New York oder Los Angeles. „If we’re looking to higher education we are gone from relatively low to relatively high. And this in a remarkable short time.“ (Interview Briem, Zeile 79 f) Pittsburgh profitiert hier auch von den Universitäten. Die Kombination aus niedrigen Lebenshaltungskosten und hohem Bildungsniveau sind entscheidende Standortfaktoren Pittsburghs im 21. Ja hrhundert. Ebenso die Wissensnetzwerke in Zusammenarbeit mit den Universitäten, auf die schon im Teil der ökonomischen Faktoren genauer eingegangen wurde. Unter Beweis gestellt wurde die s nich t zuletzt durch die Ansiedlung G oogles. Generell sind Standortfa ktoren heute ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren aus unterschiedlichen Bereichen.

Wie Abbildung 18 zu entnehmen liegen die Lebenshaltungskosten in Pittsburgh , in allen Kategorien außer Verkehr, unter dem Durschnitt der Vergleichsregionen, und weit u nter den Werten der Küstenstädte. Wie ausgeführt liegt Pittsburgh dennoch in einer der dichtbesiedelsten Regionen Nordamerikas und im Umkreis zahlreicher Metropolen. Während selbst google - Mitarbeiter nur noch schwer mit der Preisentwicklung in Kalifornien mithalten können, haben sie in Pittsburgh die Möglichkeit zum Immobilienerwerb. Hinsichtlich Lebensqualität, Arbeitsmarkt und

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Unterhaltungsmöglichkeiten bietet Pittsburgh aber ähnlich viele Angebote, wie die großen Metropolen an den Küsten. „People didn´t want to live in Pittsburgh. They want to live near Silicon Valley. But then they realized that they could buy a house here, which has more than four times the size of their last one for the same price. And all the other things were here, too. And at this p oint the transition started to become easy.“ (Interview Doyle, Zeile 33 f).

Ein zweiter wichtiger Standortfaktor ist die Bildung. Wie ausgeführt verlangt die moderne Wirtschaft höhere Bildung. „You know, the jobs of the future, a lot of things don´t need a lot of people to do it. When my father was here we needed a lot more people to accomplish things than we need today. That really stresses the need of education because some of the jobs of the future need some specialized training […]” (Interview Doyle, Zeile 78 ff). Höhere Qualifikationen sind sowohl in der Industrie, als auch im eds und meds Sektor gefragt. Über die Bedeutung von Bildung sind sich Wissenschaftler und Experten einig. Bildung is t der Schlüssel zur Anpassung an neue Strukturen. „And this creats a cycle of poverty, because people don´t get the skills they need to get a job today. And as I said in the 21th century we need less people. You know the technology is shrinking the workfor ce. So you either have the skills to compete in this 21th century economy or you will find yourself in a situation where the society has to come to grips with how to deal with these disparities that taking place.” (Interview Doyle, Zeile 105 ff)

6.2.3 Um welt

Wie im Theorieteil ausgeführt , leiden viele altindus trielle Regionen unter Erblasten in Form von Umweltbelastungen, wie Boden - und Wasserverschmutzung. Pittsburgh bildete hier keine Ausnahme. Luft, Wasser und Böden waren teils stark belastet. Wie bereits belegt, war die Umweltproblematik bereits zu Zeiten d es zweiten Weltkrieges ein Thema und wurde so auch einer der Kernpunkte des Renaissance One Programmes. Erstes Ziel war die Verbesserung der Luft und Wasserqualität. Die Flüsse spielten hierbei eine zentrale Rolle. Verantwortlich für Pittsburghs Aufstieg z ur Metropole, dann als Industriegewässer genutzt, sollten sie wieder Visitenkarte der Stadt werden. Ziel war nicht nur eine Anhebung der Wasserqualität, sondern die Flüsse

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von ihrem Zustand als Industriegewässer zu befreien und für die Bevölkerung erlebbar zu machen. . „Another point is that we recognized that we had to clean up the city. When I was a kid, you couldn´t go to the river, it was wasted. So we started a process to clean up the rivers and started development along the riverfronts. We started to build trails there where people could bike. We started to think of the rivers in a really different way than we once did. That brought people back to the Downtown region.“ (Interview Doyle, Zeile 40 ff). Die Bekämpfung von Umweltbelastungen ist ein langwie riges Ziel, aber gleichermaßen sind die erzielten Erfolge nachhaltig.“ some of them were benefiting later – you know, cleaning the rivers and the air, helped people in the 1980s and 90s as well.” (Interview Muller, Zeile 106 f). Die erzielten Erfolge halfe n, Pittsburgh wieder als Arbeits - und Lebensort attraktiv zu Machen. „When we cleaned the rivers up, it attracted people, people wanted to live here again.“ (Interview Doyle, Zeile 69 f) Parallel zur Verbesserung der Umweltbedingungen, wurden Gesetze erlas sen, welche die Entwicklung alter Industrieflächen erleichterten. „[..] the state passed a lot of laws to change it. In the United States we have something that goes back to 1979, and it is called “list of super - fund sides” and these were super polluted si des put under the control of the federal environmental protection agency. Most states adopted their standards. So, most of these super - funded sides were under the requirement to be cleaned up. Then the states, Ohio, Indiana, Wisconsin, Illinois, New York, Pennsylvania, all this states had all industrial sides, called brownfields, passed laws to encourage their redevelopment. And the other part of super - fund was that negotiations were extensive. That means if you have any part of ownership of a site, actuall y or historically you are completely liable for any pollution that happens. So if I´m a bank and I give you money, I´m responsible for any kind of pollution of that site. What happened? Banks didn´t lend any money. Nobody would go near to these sites, beca use of the extensive liability under federal law. And states passed laws to end this. And this is how 2nd avenue, or the Homestead Works, got redeveloped.” (Interview Deitrick, Zeile 91 ff) Da Pittsburgh wie erwähnt nach wie vor eine industrielle Basis und eine sehr industriefreundliche Tradition besitzt, müssen Maßnahmen zur Verbesserung der Umweltbedingungen stets den Spagat schaffen, die Bedürfnisse der Einwohner und der Industrie abzuwägen und beide zu befriedigen. „. I think the biggest difference is, that we cleaned our city up, environmentally, that was big. It wasn´t easy to do. The industry was our lifeline. So on the one hand you need to build a situation where the industry can do well and on the other hand we are facing the

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environmental issues.” (Interview Doyle, Zeile 173 ff) Auf dieser Basis, einem klaren Bekenntnis zum Ziel der Verbesserung der Umweltbedingungen bei gleichzeitiger Zusicherung die Belange der Indust rie zu hören, konnte ein breiter Konsens erzielt werden, der seit Jahrzehnten Bes tand hat. „. But I think here in Pittsburgh we all agree that it is a long - term aim to clean the city up environmentally, the rivers, the air, and our buildings.“ (Interview Doyle, Zeile 183 f). Heute sind Pittsburghs Flüsse wieder Lebensader für die Bevöl kerung der Stadt und die Ufer erlebbar. Wo einst Fabriken standen, verlaufen heuten Fuß - und Radwege durch grüne Parklandschaften. Ein neues Ziel ist es, die Verbesserungen der Umweltbedingungen noch nachhaltiger zu gestalten, in dem auch bei Gebäuden auf Energiestandards beachtet werden. „When we build stuff now, we always want it to be the best. The Phipps Conservatory Building is platinum certified. Pittsburgh has more green certified buildings than any other city in the US.” (Interview Doyle, Zeile 184 f) Ein herausragendes Beispiel für diese Bemühungen ist auch das Convention Center, das in Niedrigenergiebauweise konstruiert wurde und als Austragungsort des G20 - Gipfels von 2009 als Sinnbild für das moderne, umweltfreundliche Pittsburgh gilt. Alle diese Maßnahmen halfen nicht nur die Lebensqualität in Pittsburgh zu verbessern, sondern auch das Image der Stadt. „So we turned the image of the city from the dirty, smoky city to a city that is clean and green.” (Interview Doyle, 186 f) .

6.2.4 Kultur

Pittsbu rgh verfügt über eine vitale und vielseitige Kunst - und Kulturszene, wie sie ansonsten nur Weltmetropolen zu bieten haben. „And then we have the cultural ammonites of a big city like New York or Chicago, Pittsburgh is just a smaller version.” (Interview Do yle, Zeile 26 f) Pittsburgh verfügt über mehr als 50 Museen für Kunst und Geschichte(www.visitpittsburgh.com). Von internationaler Bedeutung sind hierbei u.a. die Carnegie Museen, das Carnegie Museum of Arts mit einer bedeutenden Kunstsammlung, das Carnegi e Museum of Natural History (welches einige der größten jemals ausgegrabenen Dinosaurierskelette im Fundus hat) und das Andy Wahrhol Museum (www.carnegiemuseums.org). Das dem in Pittsburgh aufgewachsenen Künstler gewidmete Museum beherbergt die weltweite größte

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permanente Werkssammlung eines Einzel künstlers. Wem Andy Warhol schon zu klassisch ist, der ist in der Matress Factory an der richtigen Adresse, einem Ausstellungsort für moderne zeitgenössische Kunst. Neben den Museen sind zahlreiche weitere Kultur - und Unterhaltungseinrichtungen in Pittsbur gh beheimatet. Pittsburgh verfügt über 24 Bühnen für Theater und Konzerte. Vom alternativen Kelly - Strayhorn - Theater, über Grammy - prämierte Jazzbühnen bis hin zur atemberaubenden Carnegie Music Hall. Auch, wenn viele dieser Einrichtungen bereits lange exist ieren und auf ihre oftmals namensgebenden Stifter zurückgehen, wie die Carnegie - Museen oder Heinz Hall, war die Fortentwicklung der Kunst - und Kulturszene auch ein Mittel der Strukturpolitik. So trug insbesondere die Schaffung des Cultural Districts zur Be lebung der Innenstadt bei. „[…]the idea was to bring the theaters here, like Heinz Hall and the Benedum together to revitalize this area here in Downtown.” (Interview Pankratz, Zeile 71 f) Der Cultural District wurde in Zusammenarbeit zwischen privaten Akt euren und Politik geschaffen. „The cultural district needed help from the city - to expend money, to develop the streets and sidewalks for example.” (Interview Muller 174 f). Zur Finanzierung des städtischen Beitrages wurde der Allegheny Regional Asset Dis trict ins Leben gerufen. Ein steuerlicher Automatismus, der ein Prozent der Umsatzsteuer für die Kultur garantiert (vgl. Interview Pankratz, Zeile 87 ff). Eine Studie des Greater Pitt sburgh Arts Counci l, auf den später noch genauer eingegangen wird, beziff ert den wirtschaftlichen Ertrag der Kunst - und Kulturszene Pittsburghs auf 1,17 Milliarden jährlich. Demnach ist die Branche für insgesamt 20.550 Vollzeitarbeitsplätze ve rantwortlich (Greater Pittsburg Art Counsil, 2013) . Hervo rzuheben sind hierbei vor allem die spill - over Effekte durch Konsumausgeben der Besucher. So ergeben sich die 20.550 Arbeitsplätze aus 3.064 Arbeitsplätzen im Kunst - und Kulturbereich, die in anderen Branchen, wie Hotels und Gastronomie weitere 17.484 Arbe itsplätze schaffen. Während der Wahrheitsgehalt derartiger Rechnungen un d damit die Fähigkeit von Kunst und Kultur , Jobs zu schaffen umstritten ist, ist der Beitrag zur Lebensqualität eindeutig. „If you have new jobs for educated people you need things to entertain them. It is important. But I would question if it is possible to create jobs with things like that. The jobs have to be there first. I don´t agree with Richard Florida. I say, don´t waste your money with the creative class.” (Interview Piiparinen , Zeile 128 f). Richard Floridas Grundannahme das Kultur - und Freizeiteinrichtungen ein wichtiger Standortfaktor im Wettbewerb um junge Talente ist, wird hingegen geteilt. „Places like Carnegie Mellon and Pitt were

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joined by many intelligent people, but th ey wouldn´t stay here, because there was nothing to do.” (Interview Doyle, Zeile 21 f) “I think transforming Pittsburgh from an industrial economy where steel was produced to a new economy based on high education, high tech, medical research. I think arts were a part of this transformation. […]One example of this transformation is the Cultural District. I think it is not only Eds and Meds what this transformation is based on, but arts and culture, too.” (Interview Pankratz, Zeile 136 ff) Auch, wenn nicht zu letzt Richard Floridas Konzept der Creative Class die Bedeutung von Kunst und Kultur für die Strukturpolitik zum Thema gemacht hat, wird ihr Einfluss noch häufig unterschätzt. „I think that is an ongoing challenge for the arts and cult ure scene to show wha t their public value is. I think arts and culture are a valuable part of what makes live in Pittsburgh good.” (Interview Pankratz, Zeile 191 ff)

6.2.5 Sport – “City of Champions”

Mit den (Footbal l ), (Eishockey) und den Pittsburgh Pirates (Baseball) verfügt Pittsburgh über drei Sportteams die in den jeweils höchsten nationalen Profiligen spiel en. Neben dem Profisportbereich sind vor allem die College Teams der University of Pittsburgh, die von Bedeutung. Den Leser mag es verwundern, in einer wissenschaftlichen Arbeit zum Thema Strukturwandel von Sport zu lesen. Allerdings wäre eine Arbeit über Pittsburgh nicht komplett, würde man dieses Thema auslassen. Rob Ruck zur Bedeutung des Sports in Pitts burgh: „I would say that sport is the most talked about aspect in daily live in this area.” (Interview Ruck, Zeile 91 f) Die Sportbegeisterung hat in Pittsburgh eine lange Tradition. Die Sporthistorie Pittsburghs füllt ganze Bücher und mit dem in Pittsburg h ansässigen Western Pennsylvania Sports Museum auch ein ganzes Museum. Diese Arbeit möchte sich aber darauf beschränken, danach zu fragen, welche Rolle der Sport beim erfolgreichen Strukturwandel Pittsburghs gespielt hat. Wie ausgeführt, ist das Thema Spo rt in Pittsburgh allgegenwärtig. Durch die enge Spielplantaktung der nordamerikanischen Sportligen ist es beinahe jeden Tag möglich , eine Pittsbu rgher Mannschaft im TV zu sehen. D ie Heimspiele ziehen Woche für Woche zehntausende Besucher in die Stadien bzw . Hallen und zumindest die

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Pittsburgh Steelers und die Pittsburgh Penguins zählen zu den populärsten und erfolgreichsten Teams ihres Sports, „This is partly because of all the people who left Pittsburgh and moved to other cities, and partly because people love the style. It is the blue - collar working - class style. The Steelers are homegrown.“ (Interview Ruck, Zeile 33 f) und sind damit internationale Botschafter der Stadt. „I think that some groups of people use sports collectively to tell their story to the world. We see that with Brazilians in soccer, Dominicans in baseball, and Samoans in rugby and football. I think the city of Pittsburgh uses sports to tell their story to the world, particularly from the 70s on.” (Interview Ruck, Zeile 22 ff) . Doch welch e Botschaft verkünden sie? Pittsburghs Sportteams brachten der Stadt den Beinamen „City of Champions“ ein (vgl. Interview Ruck, Zeile 103 ff). Der Slogan entstand Ende der 1970er Jahre, nach einem beispiellos erfolgreichen Jahrzehnt für den Pittsburgher Sp ort. So gewannen die Steelers viermal den Superbowl (1974, 1975, 1978, 1979) und gelten bis heute als das beste Footballteam aller Zeiten. Hinzu kam der Gewinn der Baseball World Series 1971 und 1979 durch die Pittsburgh Pira tes (Wes tern Pennsylvania Sports Museum, 2004) . Parallel zu diesem Höh epunkt des sportlichen Erfolges mit dem Gewinn von sechs nationalen Titeln in zehn Jahren, zeigten sich, wie ausgeführt, ab d en 1970er Jahren immer stärkere Anpassungsprobleme der Pittsburgher Industrie. Viele sehen die Erfolge als direkte Reaktion auf die wirtschaftlichen Probleme. „I don´t think that there is a question that there is a psychological, social and mental effect that sports have had here. I thi nk the peak of success of the Pittsburgh sport teams, in the 1970s under the label “City of Champions” was against the backdrop of the industries.” (Interview Ruck, Zeile 11 f) Die Bedeutung der Erfolge ging dabei weit über den Sport hinaus: „I think the s uccess of the teams in the 1970s gave the people of Pittsburgh the chance to think about themselves. It became something like a living symbol of the city. The phrase “City of Champions” that emerged at this moment, you know the city felt good about itself in this moment. You know, it is always important how to tell the story about yourself. And sport was a way to do it. Especially in this city, which was always a sports - orientated city.” (Interview Muller, Zeile 195 f) Als die Industrie als Bindeglied der P ittsburgher Bevölkerung zurückging, und die St adt hierdurch nicht nur in eine Wirtscha fts - , sondern auch in eine Identitätskrise schlitterte, kam dem Sport große Bedeutung zu. „“We lost tens of thousands of jobs. Many people left, and I think at this time sports helped the people to form an identity.” (Interview Ruck, Zeile 18 ff). Politik und Wirtschaft tragen dieser Bedeutung Rechnung, indem sie finanzielle

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Anstrengungen unternehmen, den Vereinen ein gutes Umfeld zu bieten. So haben alle drei Teams ab den 1990er Jahren neue Sportstät ten bekommen, die teils mit öffentlichen Geldern finanziert wurden (vgl. Interview Ruck, Zeile 78 f). Das Besondere ist, dass sämtliche Sportstätten innenstadtnah gelegen sind. Sie tragen somit zur Entwicklung Pittsburghs als m odernes Zentrum mit Unterhaltungsmöglichkeiten bei. Verschiedene Studien sehen keinen direkten Effekt auf die wirtschaftliche Entwicklung durch den Bau von Stadien, ein psychologischer Effekt liegt aber auf der Hand und kann wiederum zu wirtschaftlicher St imulanz führen. „We do not deny the possibility of „intangibies“ or external benefits from „civic pride“ or psychological identification with big - time sport, […]“ (Baade & Dye, 2001) .

6.2.6 Zwischenfazit raumbezogene Erfolgsfaktoren

An dieser Stelle sollen die Kenntnisse über raumbezogene Erfolgs faktoren kurz zusammengefasst werden. Die r äumliche Entwicklung wurde auf verschiedenen Ebenen angegangen. Hierbei wurden sowohl hemme nde Faktoren, wie die Umweltbela stung ang egangen, als auch neue Standortfaktoren geschaffen. Da es sich hierbei oft um weiche Standortfaktoren handelt, ist ihr Erfol g oftmals schwer messbar bzw. e mpirisch auf einzelne Maßnahmen zurück zu führen. Alle zusammen führen aber dazu, Pittsburgh zu der l ebenswerten Stadt zu machen, als die sie sich heut präsentiert. “So, you got the brownfields, the industrial parks, you got the eds and meds, you got the cultural district and then we had the building of the skyscrapers what was an evidence for the city mo ving forward. Six to eight skyscrapers were built in the 1980s. We built the subway downtown, which was symbolic. This was of course government money. We rebuilt the convention center. Then we had projects like the Riverfr ont.” (Interview Muller, Zeile 46f ) .

6.3 Politisch - kulturelle Erfolgsfaktoren

Im folgenden Teil soll auf die Erfolgsfaktoren Pittsburghs eingegangen werden, die im politisch kulturellen Bereich zu verorten sind. Hierbei soll einerseits auf Mentalitäten und Einstellungen eingegangen werden, andererseits soll danach gefragt werden,

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we lche Akteure maßgeblich waren. Wie im Theorieteil ausgeführt, bezieht vor allem die sozialwissenschaftlich geprägte Regionalforschung politische - kulturelle Begebenheiten als mögliche Faktoren zur Beeinflussung regionaler Wandlungsprozesse ein. Da Pittsburg hs Performanz im Wandel von einem altindustriellen Zentrum zu einem modernen Zentrum mit diversifizierter Wirtschafts struktur erfolgreicher verlief als in anderen Vergleichsregionen, die über ähnliche ökonomische oder raumbezogene Bedingungen verfügen, kom mt der Frage besondere Bedeutung nach, ob der Erfolg auch durch Faktoren zu erklären ist, die im politisch - kulturellen Bereich zu verorten sind.

6 .3.1 Mentalität

“Don´t look back to yesterday. Look for tomorrow and plan for tomorrow’s economy.” In America we say “Kicking the can down the road”. Pittsburgh´s decline was so fast, so Pittsburgh was forced to kick the can.” (Interview Piiparinen, Zeile 38 ff) .

Besonde rheiten der US - amerikanischen Mentalität waren u .a. Thema beim Gespräch an der d eutschen Botschaft mit Her mann Nehls und Robert Dehm. Es stellte sich heraus, dass mehrere Faktoren der US - amerikanischen Mentalität zur Erklärung des strukturellen Wandels bz w. seiner Bewältigung herangezogen werden können. Wie im theoretischen Teil ausgeführt, gehen Autoren wie Schumpeter und Heuß davon aus, dass die Bereitschaft , ein Unternehmen zu gründen mit der Wertschätzung des Unternehmertums zu tun hat. Diese ist in de n USA viel ausgeprägter als in Europa. „Das Ziel vieler erfolgreicher Studenten ist nicht die klassische „Mc - Kinsey - Karriere“, sondern die erfolgreiche Gründung eines start - ups oder gleich mehrerer als „serial Interpeneuer.“ (Interview Dehm, Zeile 69 ff) D ie höhere Gründungsrate - „Die Gründungsrate von Frauen ist in den USA höher, als die von Männern in der Bundesrepublik“ (Interview Dehm Zeile 48 f) – ist aber nicht nur auf die höhere Wertschätzung von Unternehmertum zurück zu führen, sondern auf die „nic htvorhandene Stigmatisierung des Scheiterns“ (Interview Nehls, Zeile 53 f) Dies führt zu einer höheren Risikobereitschaft, die wiederum Einfluss auf die Erwerbsbiographien hat. „Während die Erwerbsbiographien in Deutschland noch relativ stetig sind, sind s ie in den USA flexibler. Ein Wechsel von Starbucks zum

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Akademikerjob und zurück kommt vor. So etwas wirkt weniger stigmatisierend in den USA, weder bei Bewerbungen noch in der Gesellschaft.“ (Interview Nehls, Zeile 39 ff) Diese Flexibil i tät wird allerdings auch vorausgesetzt und durch den vergleichsweis e schwach ausgebauten Sozialsta at befördert. „Es ist ganz üblich, dass Leute an verschiedenen Orten leben und arbeiten. Die Bereitschaft umzuziehen ist einfach größer. Die Erwartung „Man zieht den Job hinter her“ besteht schon.“ (Interview Nehls, 32 ff) Diese Mentalitäten sind besonders im Strukturwandel von Bedeutung. S o halfen die Risikobereitschaft und Wertschätzung von Unternehmertum bei der Diversifizierung der Wirtschaft. Die hohe Mobilitätsbereitschaft erklärt den rasanten Bevölkerungsverlust in den 1980er Jahren, ist aber auch Grundlage für die schnelle Anpassung des Arbeitsmarktes an die neuen Anforderungen. Besonders bei der Bereitschaft zu Unternehmungsgründungen, sind aber auch finanzielle Aspekte nicht außer Acht zu lassen. So ist etwa in den USA weit mehr Risikokapital verfügbar als etwa in Deutschland. „I mean this is America, we find money for everything […]” (Interview Briem, 244 f). Die Bereitschaft , dieses anzunehmen ist wiederum auch eine Me ntalitätsfrage. “Start - ups werden m eist mit Eigenkapital / privatem Kapital gegründet. Dennoch ist der Entrepeneur in den USA eher bereit loszulassen und Anteile am Unternehmen abzugeben. In Deutschland erfolgen v.a. Ausgründungen auch oft mit öffentliche n Mitteln oder Projektmitteln. Den Leuten fällt es deutlich schwerer Anteile „vom eigenen“ Unternehmen abzugeben.“ (I nterview Nehls, Zeile 76 ff).

Die Mentalität des kollektiven Nach - V o rne - Blickens lässt sich auch auf die Region Pittsburghs übertragen. Im wirtschaftsgeschichtlichen Teil wurde beschrieben, dass Pittsburgh bereits mehrere Phasen der Anpassung durchschritten hat, z.B. in Folge der beiden Weltkriege. Die Anlehnung an diese Bemühungen lässt sich auch an der Namensanalogie der Programme Renaissan ce One (nach dem zweiten Weltkrieg) und Renaissance Two (in den 1970er / 1980er Jahren) ablesen. „Renaissance 1, which was a mixed result, as I laid out, none or less, in the cities view of themselves, was an unblemished success, unless you are black. You know, it is a myth. But in the 1980s this myth is important, symbolically, to the leadership. It can´t be underestimated to hear mayor Caliguiri say “We did it once, we will do it again. We know what to do. We are strong.” (Interview Muller, Zeile 125 f) D ieser Blick nach vorne steigerte auch die Bereitschaft zu Investitionen, die sich erst weit später auszahlen. „And we want to

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have our children and grandchildren live here, and I think this is what keeps us focused.” (Interview Doyle, Zeile 194 f) Wie erwä hnt gründete sich d ie Identität Pittsburghs von je her auf die industrielle Tradition. Durch die Probleme der Industrie rutsch te Pittsburgh ebenfalls in eine Identitätskrise. Auf diese wurde ambivalent reagiert. „You know, we are a labor town. We have a proletarian tradition, because most of our parents and grandparents worked in the mills and mines and there is a positive view of unions. Most of the people are in labor unions. But it is a cooperative thing.” (Interview Doyle, Zeile 49 ff) Zur Bewältigung der Krise und zur Ermahnung zu gemeinsamen Anstrengungen, diese zu bewältigen, wurde an die Arbeitertradition appelliert. Dennoch gab man sich keiner Illusion hin, dass die alte Wirtscha fts - und Sozialstruktur jemals wiederkommen würde. „There was no illusion in Pittsburgh. Reality couldn´t change the situation.“ (Interview Giarrantani, Zeile 14 f) „It was simply not possible to stick on the old. The change was enormous.“ (Giarra tani, Ze ile 203). Dieser dramatische Wandel erforderte einen Blick nach vorne. “Don´t look back to yesterday. Look for tomorrow and plan for tomorrow’s economy.” In America we say “Kicking the can down the road”. Pittsburgh´s decline was so fast, so Pittsburgh wa s forced to kick the can.“ (Interview Pi iparinen, Zeile 38 ff) „Erfolge wie im Sport und die V erbesserung der Lebensqualität halfen Pittsburgh , diese Identitätskrise zu überwinden. „The most - livable stuff was a way to treat this complex. If you look to the 1980s and 90s and the naming of things, everything was trying to move away from its industrial past. Like “This didn´t happen. It´s not us. We are something different.” You know that all of these things - City of Champions, most - livable city - - play a rol e.” (Interview Muller, Zeile 205 ff) Während die Arbeiter tradition zu Gunsten eines neuen Selbstverständnis zurück gedrängt wurde – „We started to see ourselves more as a high - tech region, a region where a lot of research is done.“ (Interview Doyle, Zeile 2 7 f) – wurde die Trad ition im privaten Bereich, etwa im Sport , weiter getragen. „We project on the sport what we want to see. So, tough, hard - nosed teams are popular here. You know this is not Los Angeles. We have a different culture. It is a proletarian c ulture, historical. It changed. We don´t have as many blue - collar workers, we don´t have as many immigrant - born people, as we once did. But past is identity, especially for families who are living here for a long time.” (Interview Ruck, Zeile 112 ff) So bi ldete Pittsburgh eine eigene Identität aus, die an der alten Tradition festhält, ohne diese zu glorifizieren oder den Blick in die Zukunft zu versperren. „Don´t continue chasing on yesterday´s economy, you´re going to waste your money.” (Interview Piiparin en, Zei le

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76 f) Vielmehr wird versucht, alther gebrachte Eigenschaften an die neuen Anforderungen anzupassen und somit vom Hemmnis in einen Standortvorteil zu verwandeln. „But we still have this heritage. We are not afraid of shale gas.“ (Interview Doyle, Z eile 186 ff).

Ein weiterer Erfolgsfaktor Pittsburgh s ist der ständige Vergleich mit anderen Städten und Regionen. „We benchmark ourselve a lot. (Interview Doyle, Zeile 156). Pittsburgh versteht sich hierbei stets als Metropole und stellt daher auch ähnlich e Anforderungen. „I think it is the same like in sports or restaurants. People don´t want middle class teams and they don´t want a middle class arts scene.” (Interview Pankratz, Zeile 197 f) Dieser Anspruch macht Pittsburgh erfolgreich, und das Selbstverst ändnis als Metropole hilft , Probleme zu verdecken. „We are critical about ourselves but we allow nobody from outside to criticize us. I think we are really proud of this - that we survived a very tough situation and are doing pretty well again now.” (Int er view Doyle, Zeile 57 f) . Nach a ußen verteidigen Pittsburghe r mit Stolz die Leistungen, sind sich aber b ewusst, dass der Wandel noch nicht vollzogen ist „I think nobody is sitting here, clapping their hands and saying, - „Okay, everything is done“ (Interview Doyle, Zeile 74 f) . Der Strukturwandel ist also eine andauernde Aufgabe. „ But the other thing is we are trying to improve ourselves constantly, by visiting other places, seeing what other cities are doing, and trying to implement best practices. If you want to create a long - term thinking and long - term investments you need to have people who believe in the idea, you need to have stakeholders. I think one of the things we learned here is, if you want to create big things and you need a lot of money, you need people who share t his vision.“ (Interview Doyle, Zeile 159 ff).

6 .3.2 Akteure

Nachdem in den zurückliegenden Abschnitten auf verschiedene Maßnahmen und Bedingungen eingegangen wurde, welche zum Erfolg Pittsburghs beitragen, soll an dieser Stelle nach den Akteuren gefragt werden, welche diese Anstrengungen vorangetrieben haben. Die Strukturpolitik Pittsburghs wird vor allem von drei Akteursgruppen betrieben. Politik, Wirtschaft und Stiftungen, bzw. in Form deren Zusammenwirkens als Public - Private - Partnership (PPP) bzw. Publ ic - Private - Non - Profit - Partnership.

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Abbildung 19: Public - Private - Partnership in Pittsburgh

Quelle: (Deitrick, 1999, p. 6)

Die politische Kultur Pittsburghs zeichnete sich von je her durch starke Akteure und eine Zusammenarbeit von Politik und Wirtschaft aus. Mit der auf Initiative von David Lawrance und Richard K. Mellon gegründeten Allegheny Conference gilt Pittsburgh weithin als Vorreiter dieser Art der Zusammenarbeit von öffentlichen und privaten Partnern. Dies e bildeten die Grundlage für Pittsburghs „collaborative model of redev el opment“ (Deitrick, 1999, p. 4) . Durch die Umwälzungen in der Wirtschaft ab den 1970er Jahren wurde auch diese Zusammenarbeit auf die Probe gestellt. „T he CEOs of the big companies where in big trouble. Gulf Oil, one of the most powerful corporations where taken away from the city. On the other hand, important corporations like US Steel where fighting for their life. At this time, the CEOs weren´t from Pi ttsburgh anymore. So they didn´t have the same loyalty. So the partnership was in a weak position.” (Interview Muller, Zeile 19 ff) Als Reaktion hierauf wurde der

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Kreis der beteiligten Gruppen um die Universitäten und Stiftungen erweitert, was ihrer gestie genen Bedeutung Rechnung trug. Besonders die philant h ropischen Institutionen, in Form verschiedener großer Stiftungen, übernahmen eine aktive Rolle.

Abbildung 20: Stiftungen in Pittsburgh

Quelle: (Pittsburgh Regional Alliance, 2014)

Ihr Hauptanliegen liegt auf der Förderung von Bildung, etwa durch die Carnegie Mellon University , und Kultur (vgl. Interview Pankratz, Zeile 27 f) . Doch erweitern sie ihr Aufgabenspektrum kontinuierlich. Ab 1997 wurden währen d des Programms Regi onal Renaissanc e Partnership zusätzlich die Besitzer der großen Sportteams beteiligt. Pittsburghs „collobarative model of partership“ überdauert also den Zeitenwandel, in dem es sich in Zielsetzung und Zusammensetzung neuen Anforderungen anpasste. „The cha ncellors of the universities, CMU and Pitt, became partners of the organization. The foundations where moving from the background and put much money on the table. They began to set the agenda. Another component of this is that the kind of politicians we ha d in the past, were not sitting around the table all the time, to use this metaphor.” (Interview Muller, Zeile 27 ff) Traditionell ist das politische System Pittsburghs von starken Akteuren geprägt. „[…] leadership was important. Murphy for the city, Fores ter for the county, especially for the airport, and Senator John Heinz for the state. Whenever they were involved it was an important piece.“(Interview Muller, Zeile 167 ff) Während der Einfluss der Pittsburgher Lokalpolitik zurückging, stieg der, der Bund espolitiker. „State Senator and

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Congressman, too, became very important, for example Senator John Heinz.“ (Interview Muller, Zeile 30 f) . Die Zusammenarbeit zwischen den verschiedene Ebenen und Akteursgruppen verlief dabei parteiübergreifend. „They were ta lking across ideoligical fences.“ (Interview Muller, Zeile 65) „Even when federal and state governments were controlled by different parties, they were still part of the partnership - not in a formal sense, but nothing could be done without them. Because l ocally there wasn´t enough money here to do it.” (Interview Muller, Zeile, 181 ff) “Horse trading” (Interview Muller, Zeile 64) un d persönliche Verbundenheit (vgl. Interview Ruck, Zeile 57 f) spielten eine Rolle. In der Literatur und in den Expertenintervi ews wird immer wieder auf die Rolle dieser starken Macher verwiesen. Muller merkt an „There are a lot of names that people never even recognized were involved. We often forget that we had to have these partners.” (Interview Muller, Zeile 66 f) Die Kombinat ion der verschiedenen Akteure aus Wirtschaft, Politik und Non - Profit - Organisationen und ihre Zusammenarbeit in Form der Public - Private - bzw. Public - Private - Non - Profit Partnership ist charakteristisch für Pittsburgh. „There were some visionary mayors, and a gain there was the private sector, too, especially the Foundations. That´s what I think makes Pittsburgh unique […]“ (Interview Pankratz, Zeile 131).

7 Fazit In der vorliegenden Arbeit wurde systematisch der Frage nachgegangen welche Faktoren den erfolgreichen Strukturwandel Pittsburghs erklären. Präsident Obama bezeichnete Pittsburgh in seiner Eröffnungsrede 2008 als “bold example of how to create new jobs and industries while transitioning to a 21th century economy.” (The White House, 2009) Doch Pittsburghs Erfolg ist nicht rein ökonomischer Natur. Pittsburgh gilt auch als moderne und umweltfreundliche Stadt mit hoher Lebensqualität.

Dieser Erfolg ist besonders herausragend, weil er sich von der Performanz strukturell ähnlich aufgestellter Regione n unterscheidet. Pittsburgh hat den Status altindustrielles Zentrum überwunden und stellt heute ein modernes Zentrum dar. Faktoren hierfür sind eine diversifizierte Wirtschaftsstruktur und eine hohe Lebensqualität.

Es wurde aufgezeigt, dass die Faktoren a uf unterschiedlichen Ebenen zu verorten sind. Es wurden sowohl im ökonomischen als auch im raumbezogenen und politisch -

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kulturellen Bereich Erfolgsfaktoren identifiziert. Der Erfolg Pittsburghs ist hierbei eine Mischung aus historischen Bedingungen und inte lligenter Strukturpolitik.

Historisch profitiert Pittsburgh von seiner ungebrochenen Stellung als Metropolregion und vom Erbe der Industrie. So war Pittsburgh von jeher eines der Zentren des US - Kapitalismus und nie nur Industrie - , sondern auch Verwaltungss tandort. So beheimatete Pittsburgh neben den Industriebetrieben stets auch deren Firmensitze und mehrere Großbanken. Dies stellte die Basis dar für Pittsburghs wirtschaftlichen Wandel. Mit dem Wandel von white - collar worker zu blue - collar workern waren abe r auch neue Anforderungen verknüpft. Pittsburgh verstand es, früh auf diese Aufgabe zu reagieren. So war die Steigerung der Aufenthaltsqualität in Downtown Pittsburgh zentrales Ziel des Renaissance One Programms. Beides, sowohl die Verknüpfung der Themen d er Wirtschaftsförderung mit Fragen der Verbesserung der Lebensqualität, als auch die Zusammenarbeit in Form des Public - Private - Partnership sind typische Kennzeichen für Pittsburghs erfolgreiche Strukturpolitik. Die Zusammensetzung der Runde und die genauen thematischen Schwerpunkte variierten je nach Jahrzehnt. So gewannen vor allem die Stiftungen und Universitäten an Bedeutung. Besonders die Universitäten gelten als Talentmagnet und tragen im besonderen Maße zu der positiven demographischen Entwicklung der Region hinsichtlich Altersstruktur und Bildungsniveau bei. Sie stellen aber auch die Basis für Wissensnetzwerke, von denen die regionale Wirtschaft profitiert. Bekanntestes Beispiel dieses Zusammenspiels und Sinnbild des erfolgreichen Strukturwandels Pitt sburgh ist das University of Pittsburgh Medical Center. Viele der Grundlagen des heutigen Erfolges Pittsburgh liegen also in der Geschichte. In der Funktion als eines der Zentren des US - Kapitalismus. So half der Anstieg des tertiären Sektors, den Rückgang des sekundären abfedern. Neben den negativen Erblasten altindustrieller Regionen verfügt Pittsburgh auch über ein positives Erbe, welches die Anpassung erleichterte. So war die Basis einer diversifizierten Wirtschaft bereits in den 1950er Jahren gelegt. Eb enfalls seit dieser Zeit wird an der Verbesserung der Lebensqualität gearbeitet. Nach dem früh die Flüsse gereinigt und die Industrie aus dem Stadtzentrum verlagert wurde, wird die Umwelt jetzt auch erlebbarer gemacht, etwa durch Radwege und Entwicklung en tlang der Flüsse. Auch kulturell zeigt sich Pittsburgh auf hohem Niveau. Hiermit verfügt Pittsburgh über Standortfaktoren, die in der aktuellen Zeit von Bedeutung sind. Verstärkt wird dieser Vorteil durch die vergleichsweise niedrigen

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Lebenshaltungskosten. Pittsburgh zieht also sowohl Jobs als auch Einwohner an. Firmen schätzen den Standort auf Grund des vorhandenen Bildungsniveaus, der Wissensnetzwerke und der niedrigen Lebenshaltungskosten bei zugleich zentraler Lage. Die Auswertung der Interviews hat abe r auch den Einfluss weiterer weicher Standortfaktoren, wie dem vielseitigen Kultur - und Freizeitangebot gezeigt. Auch hier profitiert Pittsburgh vom Engagement aus dem privaten und non - profit Bereich.

Die frühzeitige Fokussierung auf die Themen Umwelt und Lebensqualität, die Funktion als modernes Zentrum, die Verfügbarkeit von Stiftungskapital und Wissensnetzwerken macht Pittsburghs Wandel besonders. Weitere Aspekte sind in der regionalen Mentalität zu verorten.

Dies ist alles nicht eins zu eins zu kopiere n. „You need the traditions of these networks. You can´t create it, snap your fingers, and say “hey, here is the university driven research medical - center” (Interview Piiparinen, Zeile 53 f). Doch was bedeuten die Erkenntnisse für andere altindustrielle Re gionen wie das Ruhrgebiet dann? Pittsburgh begann zu einer viel früheren Phase mit Strukturpolitik und das Tempo des Wandels war rasant. Dadurch ist sowohl der strukturelle Wandel als auch die Anpassung auf die neuen Gegebenheiten in einer anderen Phase. B esonders im Bereich der Akteure haben sich so ortspezifische Netzwerke herausgebildet. Die Idee des Public - Private - Partnership ist aber auch in anderen Regionen bekannt. Pittsburghs Stärke in diesem Bereich ist aber die lange Tradition der Partnerschaft un d deren Bereitschaft, sich parteiübergreifend an neue Situationen anzupassen sowie der Konsens des gemeinsamen Ziels: Wirtschaftliche Entwicklung mit und durch die Steigerung der Lebensqualität. Ein solch offener und breiter Konsens ermöglicht die Bereitsc haft zu Investitionen in langfristige Ziele. Da Strukturwandel eine langfristige Querschnittsaufgabe ist, erfordert seine Bewältigung auch langfristige und breit angelegte Ziele. Genau dieser Mut, die Situation klar zu analysieren und offen nach vorne zu b licken, zeichnet Pittsburgh aus. So gibt es keine streng gefasste Strukturpolitik sondern ein breites Set an verschiedenen Ansätzen, deren Erfolg und Misserfolg sich teils erst Jahrzehnte später beurteilen lässt. Wie im Interview mit Muller erarbeitet, (In terview Muller, Zeile 50 ff) ist es wahrscheinlich gerade dieser offene Ansatz, der Pittsburghs Strukturpolitik auszeichnet. Was schon 1963 für Pittsburgh galt, gilt auch noch heute und auch für das Ruhrgebiet: „the Pittsburgh region´s future depends to su ch a mjor extent upon retaining and attracting highly qualified and professional and technical people and business enterprisers, who are in demand everywhere and who command a high standarf of residential amenity and cutural and professional opportunities. “ (Lory, 1963)

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Abbildungsverzeichnis: Abbildung 1: Zyklen der Wirtschaftsentwicklung Abbildung 2: Die Kreativwirtschaft Abbildung 3: Schematische Darstellung der Bedeutung verschiedener Agglomerationsfaktoren in „alten“ und „neuen“ Zentren Abbildung 4: Distanz von Pittsburgh in Meilen Abbildung 5: Pittsburgh Metropolititan Statistical Area Abbildung 6: Pittsburghs Stahl Produktion und Marktanteil Abbildung 7: Weltweite Roheisenproduktion 1970 – 1994 Abbildung 8: Netto Migration 1980 bis 1990 in Südwestern Pennsylvan ia, nach Altersgruppen Abbildung 9: Stahlwerksschließungen in der Region Pittsburgh seit 1982 Abbildung 10 : Entwicklung der Beschäftigtenzahlen PMSA 1970 - 2015 Abbildung 11: Entwicklung der Beschäftigtenzahlen der Region Pittsburgh ab 1990 Abbildung 12: Anteil Industriearbeitsplätze (PMSA) 1990 – 2014 Abbildung 13: Größte Arbeitsgeber PMSA Abbildung 14 : Differenz Arbeitslosenzahlen PMSA – USA Abbildung 15 : Netto Wanderungssaldo PMSA 2000 - 2013 Abbildung 16 : Entwicklung des Anteils der über 65 - jährigen Abbi ldung 17 : The Economist: Top US Cities Abbildung 18: Lebenshaltungskosten 2014 im Vergleich Abbildung 19: Public - Private - Partnership in Pittsburgh Abbildung 20: Stiftungen in Pittsburgh

Eigenständigkeitserklärung

Hiermit versichere ich an Eides statt, dass ich die vorliegende Arbeit selbständig angefertigt habe. Ich habe außer den im Literaturverzeichnis und im Text genannten Hilfsmitteln keine weiteren verwendet und alle Stellen der Arb eit, die anderen Werken dem Wortlaut oder dem Sinn nach entnommen sind, unter Angabe der Quellen als Entlehnung kenntlich gemacht.

(Vorname, Name) (Datum)

1 Interview Chris Briem 2 Regional Economist 3 20.10.2014 , Pittsburgh 4 ______5 6 Interviewer: Before 1980 there was a problem because Pittsburgh was mainly concentrated on 7 one industry. The job market situation in 1983 was critic al – unemployment there was about 18 8 percent. T his was because the steel industry crashed. We had a similar situation , n ot only in 9 Pittsburgh but also in the complete Rustbelt. The question is, what do you t hink, why did Pittsburgh 10 handle this crisis better than the other regions? 11 12 C.B.: The pre mise here is maybe the question. Did we handle it better than other regions? There 13 are certainly many positives since the G20 met here . The story is why did we reach this point? 14 Why was it so bad here? That’s the real fundamental question we are focusing o n: w hat happens 15 after 1982? But the question is, why was there nothing else here. It was a really bad time because 16 of that and the lack of change that ha d happened up to th at point. I’m not so convinced much 17 change happened after that point . I t was really a manufacturing town. There are people who think 18 it started in the seventies, but some industrial change had occurred already in the 1950s and 60s. 19 However, Pittsburgh remained longer as the Steel City than you would imagine from the changes 20 in the America n economy. You know, we’re a not a planned economy. Nobody tells us what to 21 do. And when you are looking to all th is great th e great books on economy from the 1960s, they 22 all say, steel will go away - you need to move beyond it. But there was no way to implement that. 23 There is no five year plan that says “Move away from steel”. This privat e e sector ha d the most 24 stationarily invested capital you can ever think of. I think a decade after that , to this day , you will 25 stil l find folks who are looking for the replacement of steel. W ha t t does this mean? There is no 26 right answer. There is no replacement for steel. Steel existed as an industry concentrated in 27 Pittsburgh longer than any other in dustry in any other region . I mean just for comp arison, Detroit 28 and automobiles: the Ford production line wasn’t really an economic fact before 1910. Andrew 29 Carnegie came here in 1873, and was a latecomer to steel in this region. So the steel industry had 30 a century long impact. I mean we’r e looking at revisionism back to 1983 , and to say that all th ese 31 great things happened. Bu t there was no button pushed in 1983. Mo st on what we look back on 32 we’re reaping the seeds sown in the past. You r following questions are on the workforce , and that 33 i s really the point. That was a male workforce. You know people are talking about the industry 34 change. People left. That’s the story. I mean industry change was inescapabl e, should have 35 happen ed sooner. Bu t for the region , the bigger impact was the people leaving. Because who left? 36 It w as the young people. However, you need people of all ages to build a different type of region. 37 It takes about 30 years to build a workforce that is competitive in a mean ingful s ens e . So I 38 ans wered you r question in that way, that I’m not sure if we have done such a great job , or if we 39 have just survived. 40 41 Interviewer: Do you think there is now a new important sector h ere? People are talking about 42 “Eds and M eds”. 43 44 C.B.: You need to separate it a little bit. The education here where we are, and the big medical 45 center here . The medical center has grown everywhere in the US. I mean we are very inefficient 46 and inefficiency produces jobs. That output isn’t great and we’ re spending a lot of mone y on it. 47 But on top of it, we’ve created new things. I mean the universities are here. Education means a lot. 48 It was the economic generator in the last one or two decades. People don’t like this, but I mean, 49 we’re producing college education. The state of Penns ylvania is the largest net - attractor for college 50 students in the United States. Students coming from everywhere and leaving to every where. We 51 benefit from the concentration of educational institutions here. Embedded in this Eds and M eds 52 story is the resea rch establishment here. Both major universities located here have been relatively 53 successful in the last thirty years by attracting research money. So I wouldn’t say, they did the 54 transformation. But in the system of education and research in the US, money is mostly outside 55 funded; it is a net - win for the region, together with federal money. I think last year the combined 56 net - research money coming to the Pittsburgh region was more than one billion dollar s . So I think 57 it is a stability more than the only rea son for growth. I think either Eds or M eds will run away like 58 steel did, but this is a real fear here. There will maybe not be the growths like in the last decades 59 but that is a different story than a total collapse. 60 61 Interviewer : I was really surprised t hat there are still fifteen mills existing. 62 63 C.B.: I don’t want to go deep into this. But steel had to become really productive to be compatible. 64 So the employment counts of all this mills together was not what it was. It’s important. And 65 certainly it is a cluster. It is really real. But you know there wa s a national steel strike in 1959 in 66 the US. Pittsburgh had 100.000 strikers going out of work. 100.000 st eelworkers alone, we had 67 350.000 industrial workers. You know a ll manufacturing jobs have gone away in the 1980s and 68 that’s far more than steel. 69 70 Int erviewer : In former times we were talking about the blue - collar workers. Today we are often 71 talking about the low skilled or no skilled workers. The question is, how do es the job market 72 influence people from each generation? 1983 was a really big impact to three generations, children, 73 people in the procreative age and people that become retired. 74 75 C.B.: Once again, the defining thing on Pittsburgh is the number of people leaving in the 1980s. 76 Who left were young and working age folk . The mobile generation. So we’re getting older 77 probably sooner than elsewhere. But I will summarize how really educated we bec ome. You know 78 in Pittsburgh everything was backwards. You ha d the choice of going to college and making less 79 money or staying and working in the mills and making more money. The y pushed down the 80 participation of laborors in education. If we’re looking to higher education we are gone from 81 relatively low to relatively high. And this in a remarkable short time. People usually measure 82 education on the number of bachelor or master degrees. We are looking at the people older than 83 25. The older generation was probably as smart as the generation is now but did not have the same 84 educational attainment. You have to thin k o n this. If you are just looking on the working age cohort 85 we are ranking really high. You lo s e this impression when you are looking at the younger and 86 older age cohort together. You have to keep this in mind. You know people are thinking, 87 Pittsburgh, Cleveland, Detroit are all similar ca ses but in num bers of job - loss a nd moving people 88 we are far worse than Detroit an d far worse than Cleveland. They a re maybe sim ilar stories, but 89 only similar - not really close. You have to look at the impact of woman joining the labor force, 90 too. 91 92 Interviewer: Yes I was surprise d when I read that the woman didn’t have to work because their 93 husbands earned en ough money. 94 95 C.B.: I’m not a sociologist to point this deeper. But there were well paid shops, the man had 96 shiftwork, what means you rotated the shifts, that make s a really difficult for a second wage earner 97 in a household, especially when you have dependent children. In th at time there w as no organized 98 childcare or any thing like that. For all of these reasons and more , the number of woman joining 99 the labor force w as lower than the US average till this time in th e 1980s. And again, it’s taking 100 about 20 years to build a woman labor force that catch es up to the national level. So we are kind 101 of ignoring this big change in the labor force what enabled th at shift and the mov e to other 102 industries. We have much research on this. I mean we had an economic study in 1947 here in 103 P ittsburgh and they pointed out that this wa s a problem. In 1947 the US we s not a place that was 104 famous for gender equality. You know, the wom e n jo ined the labor force during World War II , 105 then m oved out as soon as the me n came back. The people that noticed that this w ould become a 106 problem were just extremely outlier. I would point that out as the second big transformation in this 107 region. When the wo man are not educated or the well - educated moving elsewhere this is 108 something like a bottom - line. You can’t succeed when the folks who are going to be mo re 109 successful going elsewhere. 110 111 Interviewer : You said that jobs in Pittsburgh were well paid. How is the situation today? Is 112 economy in Pittsburgh supporting good jobs? 113 114 C.B.: That is the big discussion on equality. I think if you are looking at the wages , they are as 115 high as they were when steel run away. Part of the steel decline story is that in the decades before 116 1980 manufacturing wages had been risen repeatedly. There was collective bargaining, the so - 117 called Experimental Negotiating Group, the Idea that the Unions make one agreement and transfer 118 it to other companies. Pittsburgh with its high paid manufacturing jobs was an out - performer in 119 the 1970s and maybe from the 1960s. There were some really well paid steelworkers here. So there 120 are definitely families and households that never reached this income again. But a ll - in - al l, the job 121 growth was in jobs with wages quite competitive to the wages before. That is a bit philosophical, 122 but if you are looking to the US economy, we have this concept of a middle class. Pittsburgh and 123 to a far lesse r agree Detroit, in the 1970s had a bizarre bi - modal income d istribution. And this is 124 really different from anywhere else in the US. Of course when the well paid job s mov ed away they 125 were leaving this lower bubble. I’m not a political scientist but I think one of our problems of 126 moving forward is the reflection of w hat was the case here before 1980 and that we had this bi - 127 modal distribut ion. But I mean it’s gone away as we moved forward. But there was no middle. I 128 mean we missed the middle. Pittsburgh was really strange in this way. And if you are talking to 129 folks in Pittsburgh that are thinking that there are no good wages, they were part of t his bubble of 130 the blue - collared. T he y probably never re - entered the labor force completely. There is no 131 replacement for th ese manufacturing, blue - collared well - paid jobs. But ma ny people have retired. 132 The labor force is less and less influenced by this survivors of the steel collapse. 133 134 Interviewer: Do you think the u nions are still so powerful today? 135 136 C.B.: I don’t have a deep answer for that. The numbers a re pushed a lot by public sector 137 unionization, what is a quite different factor. But in total the numbers in Pittsburgh are nine p ercent 138 or less. People would be surprised, I mean the number of households feeling connected with a 139 union is much higher. Many o f them are retired. But the numbers of recent workers covered by 140 collective bargaining are maybe u nder nine percent. I mean that’s it - interpret this number as you 141 see fit . 142 143 144 Interviewer : Let’s talk about the educational gap. There are many people comin g for education 145 and afterwards going back. In the United States and the same situation is maybe in Germany and 146 the Czech Republic, there are people who are educated but not able to find a job. Do you have a 147 problem with over education or an educational gap here in Pittsburgh? 148 149 C.B.: It’s a big question. I think we don’t have the time to answer this question. But I me an, that 150 question for me is, this probably come s up more in Pittsburgh then elsewhere. Because again if 151 you are looking at the number of bachelor degrees in the workforce , we are highly ranked. There 152 are not many opportunities for people with out education beyo nd high school. The question is are 153 to o many people going to college vs. professional education. The Germans have this model, maybe 154 also the Swiss , of this occupational training. My take is – you should probably know what the 155 usual take is – lot of folks who are thinking that there is to o much education in terms of college, 156 or people going to high school, you can easily f ill this gap with people. It’s not a problem of to o 157 much education. You k now we make a horrible job here. Most young college students can choose 158 whatever they want to do and major in in college , but may not have great potential in the future. 159 So the occupa tional opportunities for a young college graduated with an engineering degree to one 160 with an English degree is a mess. So this is fine, people make their own choices, b ut m aybe they 161 won’t if you had explained it earlier. It’s not a question of education br oadly; it is a question of 162 what kind of education. 163 164 Interviewer : Lifelong learning, probably related to educational training. 165 166 C.B.: You will see that many companies are looking for master degrees. So, it’s not over education, 167 it’s the supply - side. Many schools have a demographic problem, so they offer a graduate program 168 that they’ve never given thoug ht to , even 20 years ago. 169 170 171 Interviewer : Public Private Partnership is considered to be the main point to help the economy 172 and develop growth. People are talking about innovative public private partnership in Pittsburgh. 173 In which way it is innovative? 174 175 C.B.: It’s a large topic. I mean if you look on Pittsburgh from the outsi de at least keep in mind the 176 long history here. After World War II , I’m sure you have heard of this, the Allegheny Conference 177 was formed. It was founded 1943 and was present directly after WW2. The original name was 178 The Allegheny Conference to prepare for the war ’ s end or something like this. They knew that the 179 econom ic change after the war w ould have a big impact here. And for fifty years this program was 180 how public private partnership work ed , especially in development. Sabina is maybe the expert in 181 plan ning ; I’m a regional economist. The success of the Allegheny Conference was especially the 182 urban development of Downtown and a few environm ental things. Transforming the e conomy is 183 another question. But to understand what is happening now, you have to look to the last thirty 184 years. I don’t think that the organization foun ded fifty years ago is reflective of what has happened 185 in the last thirty years. The World has changed s o much. The conce ntration of companies made 186 the private sector in Pittsburgh more homogenous. I don’t have a complete answer what they have 187 d one to become innovative in a s en se … Okay, point this out, the story of the Allegheny Conference 188 fifty years ago was Richard Mellon, a banker , on e of the richest man in the world individually and 189 together with his family, I mean the 1950 ’s list of the riches t people in the world were all up with 190 members of the . They were richer than Bill Gates and Warren Buffet together. So 191 there was a strong economic and political leadership th at ma de it easy. In 1983 the top folks in 192 town led the Allegheny Conference , and the top leadership in 1983 was the chairman of the Gulf 193 Oil Company. It’s formed by the Mellons by the way, 100 years earlier. Gulf Oil was formed 1905. 194 So 1983 we were dealing with all this change, the leader of the Allegheny Conference was the 195 chairman of Gulf Oil Company. In 1983 he was the chairman and made the agenda, what all makes 196 s ense . Gulf was a really big lead er in cooperate - civil involvement. In a few years Gulf Oil was 197 merged into Chevron and moved out im mediately. The entire company, s hut down. Maybe you 198 have seen the Gulf Building , Downtown , which had been their headquarter s, emptied out. Here, 199 Pitt lo st one of its most important research partner s . You know the Mellons were involved for 200 decades, when Gulf was in charge . T hey disappeared immediately during one year. This is really 201 a totally different environment in these two generations. The Conference sti ll exists. I think there 202 were talks a few years ago on mining it down. That has changed, they are not talking on that now. 203 But the question is, is this a model that fit s anymore? 204 205 Interviewer : Pittsburgh was many times awarded as the most livable place in the United States. 206 What, from your , make a region livable? 207 208 C.B.: Th ose are all huge questions. So, I mean look, livability is maybe an important factor in 209 times of competiveness, it depends on labor force – the big question in all this is – d o jobs follow 210 people or do people follow jobs – that is the unanswered debate and clearly is everywhere till this 211 day people went where the job opportunities were. I won’t say that it is not true, it getting more 212 and more important, but jobs are the most important thing. You know, once this was a horrible 213 place and the economy was booming. You know 1985 we were first ranked the most livable place 214 and that’s really much different to how bad the economy was at that time. Certainly in the last 215 thirty years th ere was a lot of improvement in the quality of life. I don’t know if it’s drive growth, 216 but certainly today, if your city is not a nice place to live , you will have problems. I mean this was 217 a natural resources based economy here. All this drove the coal i ndustry and drove the steel 218 industry. You know we were running for hundred years on resource - based competitiveness, that 219 just run away. I mean the rivers, the a ir, the hills, we didn’t create this, they were all here for 220 millions of years, but what we maybe did, w as to stop suppressing them. 221 222 Interviewer : Did anti - crisis measures like tax cuts and tax exemptions help create new job? Do 223 you think it supported the economy? 224 C.B.: What is difficu lt is, that it’s totally different than in the European context. We have Chines e 225 colleagues coming, asking the same question. Our regional government system is so complex. So 226 tax cutting for local development is a very local thing . Maybe you have been to the Homestead 227 Waterfront? People say “look, that was a steel mill , see what a great example of rede velopment it 228 is”. I would agree that it is a great example for redevelopment, but not because of the scale of 229 physical reconstructio n that have happened on this sit e, but, you know, the biggest barrier is t o 230 making this happen, is that this sit e is on the area of three different municipalities . T o get them 231 organize to try and offer tax exemptions, require d just a level of cooperation o f th ese municipalities 232 that ha d n’t exis ed . And not only that, the county government was heavily involved, the state 233 government was heavily involved. This is the biggest problem in many cases of redevelopment. 234 You know, the city of Pittsburgh is a small mu nicipality. This is possibly the most fragmented 235 government structure of the US. The municipalities are really small. They have no capacity, often 236 they have no stuff. So trying to do big, complex things are a big challenge. So this example where 237 planning a nd tax exemptions were involved was a real big organization al challenge. In addition to 238 the problem s that usually exist, like environmental questions, financing and all the other stuff. I 239 did not exactly answer your question, but I wanted to point out, wha t’s unique in this region. That’s 240 a Pennsylvanian thing; Pennsylvania is different from other states. So you can’t compare it to other 241 states in the US, because their government structure is so different. And then there are our friends 242 from China, that can ’t understand this. The y think, if politics want that something to happen, that 243 is not an issue. But it is an issue here. I mean, this is America, we find the money for many things, 244 but the political issue is much bigger. 245 246 Interviewer : Talking about money. I think you are still profiting of the old money. And it is still 247 helping the region. On the one hand there is this cooperation of the old money, foundations and 248 the private sector on the other hand, I think Pittsburgh has big traditi on of innovation. And it is as 249 I think based on the cooperation of government, universities and the private sector. And, what is 250 really interesting and what we don’t have in the Czechs Republic is that they want to cooperate. 251 252 C.B.: Okay, yes they do, bu t I think it is not all so positive as they maybe tell to outsiders. You 253 know the interests of government, universities and the private sector are not always the same. That 254 is part of the change. I mean what had to change here, again, till the 1980s we had more government 255 money than from the private sector. Then companies get involved and the universities, because 256 they were getting bigger. Since the 1980s and Pitt and CMU going forward, they worked together 257 in the Allegheny Conference. I would say you would imagine Richard K. Mellon big, government 258 less , and universities les s, I don’t know how this would shape out today. Innovation is another 259 topic. Mike Madison would be the right expert for this. Innovation and Entrepreneurship are 260 different things, hard to measure. But mostly we are ranked really high. And that is a really 261 historical thing. You know, that this was an area dominated by large companies, not by small 262 businesses. 263 264 Interviewer : Now I will talk about intellectual capital. I think Pittsburgh have a huge amount of 265 intellectual capital. Maybe this helped to manage the change, because people were able to work in 266 other sectors. 267 268 C.B. : I think we already talked about this without being to o specific. I mean the change of human 269 capital and education has been as dramatic as nowhere else in the US. Based of all these things 270 coming together - the industry change , the educational change and so on. I mean we were going 271 from one extreme to the othe r. In terms of the younger labor force again, we are probably one of 272 the most educated cites in the country. And that is a dramatic change in comparison to where we 273 were twenty years ago. Than additional the woman labor force mixed into that. 274 275 Interviewer : For example the nurses or the health care sector in total employ many females. 276 277 C.B.: Yes. A few years ago not all nurses had a bachelor s degree s . T hat is now much more 278 common. But that is a type of macro change, you have to see it in the national cont ext. Or police 279 officers here, are now applying with a certain amount of college education or a bachelor s degree. 280 That was not the case in the past. But that is separate from our regional story. There are more 281 opportunities in the US to get a bachelor degre e then you might expect. But that is a US - wide 282 topic, not a Pittsburgh thing. 283 1 Interview Sabina Deitrick 2 3 Co - Director, Urban and Regional Analysis Program 4 University Center for Social and Urban research 5 6 12.12.14, Pittsburgh 7 8 9 Interviewer: I got the impression that Pittsburgh started really early to think on topic s like 10 urban - plan n i ng and how to protect the environment. There were some long - sighted 11 projects, like the integration of the rivers. We saw all this in Renaissance 1 during the 1950s. 12 At this time nearly nobody in Germany was thinking on this. What was the reason that 13 people start to think on topics like this and who were the main players? 14 15 S.D.: The Allegheny Conference was formed in 1943 under Mellon and Lawrence. The 16 reason was, that the city was so polluted and they wanted to improve the situation to make 17 the city attract ive for offices. 18 19 Interviewer: So do you think it w as some broad - thinking people who started this 20 discussion , or was it a common sense that something had to be done because the situation 21 was so bad? 22 23 S.D.: There are so many books written on this. I think I ´m not able to add something. You 24 will find them. It´s a good story. 25 26 Interviewer: There are many big projects, like the airport, the convention center, and the 27 stadium. Who started projects like this? Politicians? The private sector? 28 29 S.D.: Many things started under Tom For e ster, who was the commissioner of the county, 30 for example, the airport, the convention center – not the one you look on today, but an 31 older one – I wrote some articles on that. 32 33 Interviewer: What is the role of politics in urban - plan ning? Do they play an active role in 34 pla n ning or even financing? Or do they step back to give other groups the chance to do it? 35 My impression is, that in the US not so much is top - down planned. Is there something like a 36 master plan to develop Pittsburgh? 37 38 S.D.: Ea ch era is different. The 1950s; the 1960s; the 1970s; the1980s; the 1990; the 2000s. 39 40 Interviewer: Okay, you say each era is different. But, do you see a trend? Gets politics 41 more or less involved? 42 43 S.D.: Okay, back to your question. In the 1940 s Pittsburgh invented the public - private - 44 partnership and they did it well. So they continued to do it. And then in the 1980s when the 45 industry collapsed , it became the public - private - non - profit - partnership. The universities and 46 the healthcare sector join ed the partnership of the industry and the government. 47 48 Interviewer: I already asked for something like a master plan ? So is there any planning on a 49 higher level, like an integrated plan for the city or even the w hole county? Or is every 50 district planning their own programs ? 51 52 S.D.: Planning in the United States is municipality for municipality. County planning was the 53 airport, the community college, and the convention center. So the county can plan but they 54 can´t overstep the municipalities. 55 56 Interviewer: In my city Duisburg for example, there is a master plan of the architect , Lord 57 Norman Foster. He created something like a long - term plan for urban development. Is there 58 something similar in Pittsburgh? 59 60 S.D.: Yes, I´ ve been to one of the buildings he bui lt. They hired him at a good stage, 61 because he was still on the rise and not as famous as he became later. There is nothing 62 comparable here. 63 64 Interviewer: But now people in Duisburg are arguing that the city plans are often no longer 65 based on this plan. T hey look for investors. If they find them quicker without the Foster 66 plan they don´t care . 67 68 S.D.: Interesting. But, see, the plan is 16 years old. Such a plan ha s to be checked every few 69 years. We have smaller plans, like the riverfront - plan, brownfield - plans and so on, but 70 nothing on the same level. 71 72 Interviewer: There is no plan on how Pittsburgh should be in maybe fifty years? 73 74 S.D.: No. 75 76 Interviewer: I got a question on my mind. It is not written in my guideline. In Germany we 77 have special areas f or industry, special areas for living and special areas for environment and 78 so on. And it is not easy to change the status of an area. Do you have a similar system in the 79 US? 80 81 S.D.: But you do it in the Ruhr region too. That was one of the big topics of th e IBA. But it 82 is maybe easier to do it in the USA. 83 84 Interviewer: Is pollution a problem by developing old industrial sides? 85 86 S.D.: You have proba bly been to the . T hose were all steel - mills. 87 88 Interviewer: So, it is no problem? 89 90 S.D.: Forty years ago it was a huge problem. Then the state passed a lot of laws to change 91 it. In the United States we have something that goes back to 1979, and it is called “list of 92 super - fund sides” and th ese were super polluted sides put under the control of the federal 93 environmental protection agency. Most states adopted their standards. So, most of th ese 94 super - funded sides were under the requirement to be cleaned up. Then the states, Ohio, 95 Indiana, Wisconsin, Illinois, New York, Pennsylvania, all this states had all industrial si des, 96 called brownfields, passed laws to encourage the ir redevelopment . And the other part of 97 super - fund was that negotiation s were extensive. That means if you hav e any part of 98 ownership of a sit e, actually or historically you are complet ely liable for any pollution that 99 happens. So if I´m a bank and I give you money, I´m responsible for any kind of pollution of 100 th at sit e. What happened? Banks did n´t lend any money. Nobody would go near to these 101 sit es, because of the extensive liability un der federal law. And states passed laws to end this. 102 And this is how 2 nd avenue, or the Homestead Works , got redeveloped. 103 104 Interviewer: I wanted to talk about Downtown. I was directly impressed of Downtown. 105 How it looks like and how many things you can do there. I got the impression, that the 106 developing was mainly concentrated on the Downtown area. When I drove around the 107 county I got a different view than I got when I saw Downtown. Do you think the 108 development of Downtown deviate d from the development of the county? 109 110 S.D.: It is not the same planning - department. Monroeville and so on have their own 111 planning department. That´s what I said. Planning at the municipality level. Parts of 112 Downtown got already dev eloped in the 1940s and 1950s - t he cleaning of t he rivers, the 113 modern architecture, the design of the Point. Then came the post - modernism - era with PPG - 114 Place. And then they developed the Cultural District, which is now a big part of Downtown. 115 So, if you go to where the theaters are, you go to , that´s the Cultural District. 116 117 Interviewer: If you have vacant brownfields or vacant houses , what is the normal thing you 118 do? In Germany we see vacant buildings or fields often as a problem and pull them down. I 119 got the impression that you are more use d to leaving things abandoned till someone comes 120 and develop it. 121 122 S.D.: The municipalities have no money. It costs a lot of money to tear something down. 123 They don´t have the money to do it. 124 125 Interviewer: Were there controversial projects? 126 127 S.D.: Yes, a Downtown project under major Tom Murphy which was very controversial 128 was called “Fifth and Forbes”. He planned to tear down the Downtown and build an urban 129 entertainment district called “Fifth and Forbes”. There was a huge amount of resistance. 130 Finally th e economy collapsed , and he couldn´t do it. 131 132 Interviewer: To come back to my topic. What do you think was the influence of urban 133 developing on the transition of Pittsburgh? 134 135 S.D.: Obviously important. We talk about Renaissance II in the 1980s. That was t he post - 136 modernism - era, where PPG - Place was built. 137 138 Interviewer: So, if we talk about urban planning. What do you think did Pittsburgh really 139 good in this aspect and what can other regions learn from Pittsburgh? 140 141 S.D.: You know people are coming to this area for decades. So there is a lot to talk about. 142 But Pittsburgh is learning from other regions, too. I just looked at my notes from the 143 conference I had in Duisburg and Oberhausen about fifteen years ag o. It is a big general 144 question you ’re asking. A lot of people only come to learn for example of the Cultural 145 District. The w hole Mon - valley is really distressed. It is not nice and you won´t like visiting 146 it. It is not pretty; there is no idea of urban plan n ing at all. A few years ago, we had a visitor 147 fro m Korea and I started to dr ive her around. And we´ve been to Hazelwood, and we´ve 148 been to Homestead, and we were coming to Duquesne and I thought she were tired or 149 couldn´t understand my language, but finally, w hen we came to the bridge of McKeesp ort 150 she m oved her head and said “I get it. I finally get it. There is just no planning here.” And 151 that is it. So all the questions we were talking about are just on a small section, the city. But 152 there are many others areas were we didn´t talk about. And, if you go there, it doesn’t look 153 like the city. And nobody is coming and say ing “What didn´t you do here?”. Even here in 154 this region, we didn´t compare the situation of the city with these other places. 155 156 Interviewer: If I understood you correctly , the municipaliti es have to plan of their own. So 157 is it their fault if they didn´t do that? 158 159 S.D.: It is not just their fault. The county can do things. It is not their fault. These are poor 160 communities, they don´t have resources. 161 162 Interviewer: I had the chance to drive around the county. And I got the same impression. It 163 is so different, if you look on Downtown and if you look on other places. 164 165 S.D.: Yes, you get definitely different views. 166 167 Interviewer: I got the same impression. That you have many things on the pos itive side, 168 like the developing of Downtown but there are still problems, too. But I think, most of the 169 people only look at the positive aspects; the universities, the livability, downtown and won´t 170 see the problems. I think in the Ruhr valley we see the o pposite situation. People have see n 171 it declining since maybe forty or t hirty years, and the people only see the negative aspects. 172 But maybe, the difference between the performances of both regions is not so different. 173 174 S.D.: I think you got the point. You did a lot of great things at the Ruhr, when I think for 175 example at the Landscape Park. 1 Interview Michael F. Doyle 2 3 Kongressabgeordneter für den 14. Distrikt Pennsylvanias 4 5 29.12.14 , Pittsburgh 6 7 8 Interviewer: During the G20 summit in Pittsburgh , Obama said Pittsburgh is a bold 9 example for a city in transition. Would you agree? And, if yes, what makes Pittsburgh 10 successful? 11 12 M.D.: I live d in Pittsburgh my whole life, so I´m here since 61 years. My father and 13 grandfather both worked in the steel industry. So, when I gre w up we were a city that was 14 really depending on one industry. Steel was bo oming, and Pittsburgh was a blue - collar 15 working city. So my parents and grandparents, they had a good time, till this started to 16 change in the 1970s. The competition got harder and harder and US Steel started to decline. 17 Then there was a dramatic unemploym ent rate and displacement. So many people 18 recognized in the 1970s and 1980s that if we want to survive we would have to diversify. 19 We need to have an economy that is not only based on one thing. This started a process, a 20 sometimes - painful process for a num ber of years. But one thing, which we had before , and 21 that helped us enormously , were the universities. Places like Carnegie Mellon and Pit t were 22 joined by many intelligent people, but they wouldn´t stay here, because there was nothing to 23 do. So we wanted to build and to attrac t other industries that encourage young people to 24 stay here in Pittsburgh. Another thing t hat I think helped us as a city, was that our housing - 25 stock is really affordable. Young people realized that if they want to live here, the can 26 maybe buy a house that is really affordable. And then we have the cultural ammonites of a 27 bi g city like New York or Chicago, Pittsburgh is just a smaller version. So we sta rted to see 28 ourselves more as a high - tech region, a region w h ere a lot of research is done. Federal 29 money is coming to these institutions . We have an academic medical center, the University 30 of Pittsburgh Medical Center. It has started to become well - known and recognized all over 31 the world. And we started to attract those kinds of busine sses into the city. Google moved 32 here. And when they were here they realized that it was hard for them to hire people. People 33 didn´t want to live in Pittsburgh. They want to live near Silicon Valley. But then they 34 realized that they could buy a house here, which has more than four times the size of their 35 last one for the same pric e. And all the other things were here, too. And at this point the 36 transition started to become easy. Areas like is East Liberty which had been war zones 37 started to develop. And yo ung people started to be attracted into the city. The n the energy 38 boom came, natural gas happened, which was the next piec e of it. So, I think, the energy 39 sector, the high - tech sector, the medical sector, and the banking sector, all this started to 40 grow. S o we started to be a city that is much more diversified. Another point is that we 41 recognized that we ha d to clean up the city. When I was a kid , you couldn´t go to the river, 42 it was wasted. So we started a process to clean up the rivers and started develop ment along 43 the riverfronts. We started to build trails there where people could bike. We started to think 44 of the rivers i n a really different way than we once did. That brought people back to the 45 Downtown region. We once had about 700.000 people and anothe r 700.000 people lived 46 outside the city. We still have the same amount of pe ople, 1.4 million in Allegheny C ounty, 47 but it shifted. 300.000 people living in the city, more than a million outside. But we started 48 to change this trend and to attract people to move back to the city and especially young 49 people are moving back to the city. And that is posi tive. You know, we are a labor t own. We 50 have a proletarian tradition, because most of our parents and grandparents worked in the 51 mills and mines and there is a p ositive view o f unions. Most of the people are in labor 52 unions. But it i s a cooperative thing. Every maj or project in this city, the new hockey 53 stadium, the new football stadium, the new baseball stadium, the convention center – I mean 54 we are talking about millions and billions of d ollar s – were all built und er agreements with 55 the unions - a ll under budget, no strikes. So we learned to work together. The governments 56 of the different levels learned to work together. The Pittsburgh people are really proud of 57 this region. We are critical about ourselves but we allow nobody from outside to criticize us. 58 I thin k we are really proud of this - t hat we survived a very tough situation and are doing 59 pretty well again now. I think to bring people to the point to work t ogether has become 60 much easier . The collaboration is much easier, because people see the process. And you 61 know, I know this, because I´m traveling around the world and I meet the other 62 congressman from all over America, and they weren´t here for a long tim e or even never, 63 they are wondering that the city is so clea n. For decades we were the smok y, dark, polluted 64 city. But a lot of this is in the past. I mean US Steel is still here. The steel mill were my 65 father was working is still operating - Edgar Thomson mill in Braddock. We still have 66 operating mills in the region. We still have this industry. But we now have other industries, 67 too. Smaller high - tech manufacturing came to replace the old heavy manufacturing. So I 68 think it is just a combination of a lot o f things. And you cannot play down the role of places 69 like Carnegie Mellon. Education is so important. When we cleaned the rivers up, it attracted 70 people, people wanted to live here again. And I think this all made us successful. If you look 71 at the unemplo yment - rate, we are doing much better than other cities that had heavy 72 industries. I mean most of the people are talking about Detroit, but is not just Detroit. It is a 73 bunch of other cities that didn´t have this research base that Pittsburgh ha s . But we st ill have 74 a lot of problems. I think nobody is sitting here, clapping their hands and saying, “Okay, 75 everything is done”. Public schools in Pittsburgh are still a challenge. To make sure that all 76 young people are going to school. You know, there are a high percentage of kids that don´t 77 show up at school. We need to strengthen the public school system and that is a challenge 78 here in the city. You know, the jobs of the future, a lot of things don´t need a lot of peop le 79 to do it. When my father was here we ne eded a lot more people to accomplish things than 80 we need today. That really s tresses the need of education b ecause some of the jobs of the 81 future need some specialized training, not necessarily college degrees, we need th at too, but 82 people with some specia lized skills, whe ther it is in energy or a nother sector . When I was a 83 kid, the people came out of high school and ran straight to the mills. Their dad s worked in 84 the mills and they w ould work in the mills. And they w ere able to raise a family. Th o se days 85 don´t exist anymore , n ot in this city and no r anywhere else. That´s the challenge, to give 86 young people this sort of education and more specialized skills that match what employers 87 are looking for. We need to organize places where people get this kind of e ducation and this 88 is a big challenge still in Pittsburgh and we are working on this. 89 90 Interviewer: When I compare Pittsburgh and the Ruhr valley, Pittsburgh ha s a much better 91 unemployment - rate, but the poverty rate is nearly the same. We have special grou ps like 92 blacks who are suff ering even more. And we see these numbers thirty years after the 93 declining of steel. So, do you think it is a matter of time till the situation will improve s or do 94 you think th ese problems are a part of a 21 th century economy? 95 96 M .D.: This is income disparity that we are seeing. Not only here, but across the country. 97 You know, people at the top are doing very well. Markets are doing well. People who have 98 money to invest are doing very well. But the middle - class and the working - cl ass they have 99 not seen their wages going up. If you look at the stock - markets you´ll think our economy is 100 booming, but it is not trickling down to our folks. And I think a lot of this is going back to 101 education, too. There is not enough mentoring going on. We have a mento ring - program 102 here in Pittsburgh: p eople volunteering to mentor young person s , to give them some advice . 103 Because unfortunately some of this kids are growing - up in families where the parents didn´t 104 go to school. And this creat s a cycle of pov erty, because people don´t get the skills they 105 need to get a job today. And as I said in the 21 th century we need less people. You know the 106 technology is shrinking the workforce. So you either have the skills to compete in this 21 th 107 century economy or you will find yourself in a situation where the society ha s to come to 108 grip s with how to deal with the se disparities that taking place. And you just can´t say, okay, 109 survival of the fittest, you guys didn´t go to school, so good luck. People d on´t go away. So 110 we have to grapple with these kinds of thin gs. I think a lot of this is roo ted in the idea that 111 we get people some special kinds of traini ng. My parents thought that it was important that 112 their kids went to college. My parents didn´t go to coll ege, so thei r goal was that their kids 113 went to college. So I went to college, my brother went to college; my two sisters went to 114 college. We got married and we sent our kids to college. But not every kid ha s to go to 115 college. But every kid ha s to get a skill. And I th ink we lost this focus a bit with the rush to 116 send all people to college. We have a lot of peop le leaving college with a lot of debt, a nd 117 not many specific skills. They have a bachelor s degree in psychology. A bachelor degree in 118 psychology will not give yo u a job in this economy. I think, if the idea is education, what I 119 think is really important, I think in these days the focus ha s more and more to be on 120 specialized education. This is a challenge. Not just in the black community, but in many 121 poor areas wh ere the schools didn’t get enough resources. You know how we fund 122 education? We fund it with property taxes . The problem of this system is, in the wealthy 123 communities there are a lot of value in the properties, and the tax is coming easily. In the 124 poor ar eas there is not much value in the properties. They are older and the districts do not 125 have the same amount of money. Here in my district , the Mount Lebanon district , they are 126 building up swimming - pools and new football - fields, a TV studio, ten miles away in the 127 Duque s ne school district they have a building that ha s no heat ing. They have no computers. 128 There is this huge disparity in the atmosphere where kids go to school. So it is sometimes 129 like a self - fulfilling prophecy . And then you have people who will see public education fail 130 because they will privatize everything. That is the battle we have here between my party and 131 the Republican Party . I think people who want to see a successful public education have to 132 fight for a diff erent kind of funding of publi c education. If people need a fancy football - field 133 they can pay for it locally. They can do it by local taxation. My aim is to see every school in 134 Pennsylvania on equal footings in terms of what teachers get paid, basic buildings , basic 135 equipment and we s till have a long way to go to correct this disparities. You know many 136 people who have the resources don´t send their kids to a public school; they send their kids 137 to a private school. And they do it because they want a good education for them. So if we 138 wan t to change this, we have to turn it around. 139 140 Interviewer: We were talking about the improvements of the environment. I had the 141 opportunity to join many cultural activities here in the city. I visited the aters. Yesterday I 142 went to the S teelers game. I thi nk all this makes Pittsburgh livable. All th ese are long - term 143 investments. They are not short - term investments where you can measure the success like 144 you can do it with other thing s. So my question is, how c an you create investment in these 145 areas in terms of discussion of short - term saving of money. How do you convince people of 146 long - term thinking? 147 148 M.D.: That is one of the biggest problems I´m facing in Washington all the time is that we 149 do not want to think 20 years down the road. Pittsburgh fortunately did a lot of these 150 investments before the last recession. I think in the climate we have today it would b e much 151 harder. It wasn´t easy, y ou know when the major of Pittsburgh proposed the idea of a new 152 football stadium the people laughed at her. I think p eople will live and work in an area 153 where there is a good quality of live and a good education. I think that is where most people 154 are looking for. And if you are trying to attract the best and bri ng people to your region you 155 need to have these things. Anot her point is that we benchmark ourselves a lot. We visit 156 other cities. An area I want to see improve is our transportation system. Public 157 transportation could get better. We have a lot of hills and bridges. This is our topography. 158 We struggle with financin g this. But the other thing is we are try ing to improve ourselves 159 constantly, by visiting other places, seein g what other cities are doing, a nd trying to 160 implement best practices . If you want to create a long - term thinking and long - term 161 investments you nee d to have people who believe in the idea, you need to have 162 stakeholders. I think one of the things we learned here is, if you want to create big things 163 and you need a lot of money, you need people who share this vision. And this takes time and 164 this is a p rocess. But if you get it done this way the chance of success is so much better. In 165 former times we had thirty people doing the same but in different directions and we said, we 166 couldn´t do that anymore. We have to put all the people in a room and find a co nsensus. 167 And we are not afraid to go to other cities and look what they are doing better. I was in 168 Denver and I saw one thing I really like and this is that they have one street in the center 169 where they don’t allow car traffic - r estaurants have their tabl es on the streets. And some of 170 us thought, okay, there are maybe some parts of Downtown where that will make sense. I 171 think as long as we are not afraid that someone have an idea where we didn´t think of , we 172 can see what other cities are doing and other c ities are coming here and do the same. I think 173 the biggest difference is, that we cleaned our city up, environmentally, that was big. It 174 wasn´t easy to do. The industry was our lifeline. So on the one hand you need to build a 175 situation where the industry c an do well and on t he other hand we are facing the 176 environmental issues. These are technological questions. What to do with nuclear waste? 177 This is a technological question. We have to start to invest money in this kind of research, 178 because the private sect or won´t come up with a method if it doesn´t have to be used. We 179 have always this battle with the environmental issues. If there is a technology to put the 180 carbon out of the air and we will wait till there is one to use it, there never will be a 181 technology developed. We have this chicken and egg discussion in Washington how to 182 manage these things. But I think here in Pittsburgh we all agree that it is a long - term aim to 183 clean the city up environmen tally, the rivers, the air, and our buildings. When we build stuff 184 now, we always want it to be the best. The Phip p s Conservatory Building is pla tinum 185 certified. Pittsburgh has more green certified buildings than any other city in the US. So we 186 turned the image of the city from the dirty, smoky city to a city that is clean and green. But 187 we still have this heritage. We are not afraid of technology. We are not afraid of shale gas. A 188 lot of people think, with good technology, good controls, good regulations we can coexist. 189 We want to use energy and we want to do it sa fely. And every energy type has its risks. We 190 recognized that we could do all this at one time - t hat we can have multiple industries and 191 we can coexist. A lot of us are really commit ted to this region. It is the region where our 192 parents and grandparents c ame to from Europe. My grandparents came here in 1907 from 193 Ireland and Italy and we have been here ever since. And we want to have ou r children and 194 grandchildren live here , and I think this is what keeps us focused. 195 1 u Interview Frank Giarra tani 2 Direktor Center for Industry Studies University of Pittsburgh 3 02.12.2014 , Pittsburgh 4 5 6 F.G.: If we talk about the impact of the transformation and compare it to other regions, you 7 should not only compare it with the Ruhr, but with other steel producing regions in the 8 United States, too. Steel production in the USA was highly concentrated on a bel t, which 9 goes from Pittsburgh, to Youngstown, to Cleveland and to Chicago. If you compare 10 Pittsburgh to Cleveland – there was some capacity reduction in Cleveland – but not nearly 11 the amount of capacity reduction as it was in Pittsburgh. And Cleveland did not do as well 12 as Pittsburgh did. I don´t h ave a real proof for it. But this thing is clear, that Pittsburgh ’ s 13 transformation is much more successful. I think Cleveland might have hang on to the old i n 14 the hope that reality will change. There was no illusi on in Pittsburgh. Reality couldn´t 15 change the situation. 16 17 Interviewer: I think one point is that Pitt sburgh ’ s service sector had already ri se n , when 18 steel decl ined. We see this when we look at the number of jobs in the different sectors. At 19 the beginning o f the 1980s the service sector and the healthcare sector were already rising. 20 Maybe this is a difference from Pittsburgh to other regions, too? 21 22 F.G.: Yes, there are some differences. Pittsburgh ha s two major research universities, both 23 located in the city . There are not many other manufactur ing areas in the United States that 24 could claim that. 25 Both universities have there own structure. You can´t compare Carnegie Mellon (private) 26 and the University of Pittsburgh (public) . But both, in there own way, were i mportant 27 contributors to the transformation. For the University of Pittsburgh, medical research greatly 28 expended after 1980. This is n ow a world center of biomedical research. Th ese activities 29 alone bring millions and millions of dollar s into the region. T hat alone helps the region . But 30 it goes further. Because it means that there is a base of scientific talent here. And , of course 31 Carnegie Mellon has the same advantage, but in different areas. Not in medical, but in IT. 32 There impact is really big. One exam ple is their impact to attract Google and other softw are 33 companies. These universities were always part of the reg ion, b ut the ir combination of 34 expertise for IT - biomedical federal research grants was right on track for the national trends. 35 So it was reall y, really helpful. 36 37 Interviewer: So you would say that the reasons for this de velopment were founded earlier, 38 than in the 1980s? 39 40 F.G.: Oh, yes. It was the result of different events. But there was no policy decision made, 41 n either on the political, nor on the university level. 42 43 Interviewer: I read about your new project “ Steel in the city ”, where you are talking about 44 today´s Pittsburgh as a steel - city. So, what is the importance of steel for Pittsburgh today? 45 46 F.G.: It is still significant. But the signifi cance is not measured in tonnage. The steel industry 47 in Pittsburgh is just a small shadow of this industry before the big plants closed. But there 48 are still fifteen steel - mills in this region. Even people in this region don´t know this. If you 49 make a surve y on the street and ask, “ How many steel - mills do we have in Pittsburgh region? ” 50 And you give them a multiple - choice “ None – one – five – fifteen ”, no one would pick 51 fifteen, no one . Those mills are here for good reason. Some of them, not all, but some are 52 producing special steels or special metals. Pittsburgh has always been a national center for 53 this kind of steel - production. This goes back to the 19 th century. And it remains this center 54 of special steel - production in the United States, today. Many people from other countries 55 still regard it as one of the world´s centers of special steel - production. This base is smaller 56 that it used to be, but it is an important activity. People are making a lot of money. And this 57 change demands higher educated people, too . We have maybe five or six million tons of 58 carbon - steel - production in this region, maximum. But it is an important base, too. These two 59 things, special - steels and carbon - steel are so important, because they helped the region to 60 integrate in to the world´s economy. The steel industry helped the region to become less US - 61 orientated. A good example is what happened to the steel - supply - chain. Pittsburgh was and 62 is still today a center of the steel - supply - industry. These firms supply the steel industry with 63 equip ment, materials, and engineering services, many other things. Pittsburgh is ranked 64 number one in the states in t erms of this suppliers. And these suppliers have become 65 international, too. That helped to make the region more international. So, steel is stil l an 66 important contributor in many ways. 67 68 Interviewer: We were talking about the importance of the research sector and now we talked 69 about the importance of these specialized steel - companies. So, are they profiting from each 70 other? Is there an exchange? 71 72 F .G.: No, I don´t see this. The research activities of the steel companies are not based at the 73 universities, w ith one exception. There is one steel - research - facility at Carnegie Mellon 74 University. The research activities of the steel - indust ry are much more demand - driven. 75 76 Interviewer: You were talking about the connection of Pittsburgh ’ s economy to the world´s 77 economy. During the crisis in 2008 Pittsbur gh was doing better than the US average for the 78 first time. Steel is known as a market based economy. How was the performance of the steel - 79 sector in the 2008 crisis? 80 81 F.G.: Oh, it was a disaster. The regions stability during this period had not contributed to the 82 stability of steel. But we had no closure of m ills in this time, but we lost jobs. 83 84 Interviewer: If we look at the costs of energy, they are much lower in the US than in many 85 industrialized countries, like Germany, or Japan, the restrictions are lo wer and we see the 86 boom of shale gas. So, do you think, Pittsburgh is facing a time of industrial reviva l? 87 88 F.G.: Industrial revival? I´m not sure of that. Sh ale gas ha s an impact on the steel - industry 89 of the region, e.g. thr ough pipe - productio n. But can we translate that into an industrial 90 revival? I don´t see that. 91 92 Interviewer: Since the declining in the 1980s was there or is there any kind of financial 93 help or tax - cuts, to help the steel - industry? 94 95 F.G.: No. The steel - industry has not been subsidized by the state in a significant way. There 96 was some help by the state with the recovery of old facilities, called brownfields. But there 97 was no program to help the industry to become more competitive. 98 99 Interviewer: I am thinking on the actual d ecision of US Steel to build a new headquarter s 100 here in the city. It is of course an important fact. But can it be seen as an example of the 101 future of Pittsburgh ’ s steel industry, like smaller and smarter? Or do you think there can even 102 be growth in terms of employment? 103 104 F.G.: I don´t see a possibility for growth. But, what you said “ smaller and smarter ” is 105 possibly right. The contrast of the US - Steel - Tower and what we are talking about now is 106 really dramatic. The shrink ing of the white - collar worker t hat y ou are seeing now is just a 107 reflection of wha t have happened in the US steel industry. The closing of the mills here is 108 the result of two kinds of competition. First, what you are talking about in Europe is the 109 competition between the USA and other countries. Our steel - industry was less efficient than 110 the industry in Germany or Japan and so we lost. But there was another competition taking 111 place at the same time. And this competition was between US producers. And this 112 competition was between two technologies. Recycling technology and ore based technolog y. 113 We call the recycling technolo gy mini - mills. And one of the points was, that this mini - mills 114 had really small headquarters. So you had this contrast between the new competitors with 115 small headquarters and the hu ge integrated companies like US Steel with their enormous 116 headquarters. And they had to react and their headquarters got smaller and smaller and they 117 tried to decentralize decisions, too. This was a reaction because of the new competitors as 118 well as a response of foreign competition. So, yes, smal ler and smarter is right. 119 120 Interviewer: So, how does future of steel industry look in Pittsburgh? Are they blue - collar 121 worker or white - collar employees in Downtown´s headquarters? Are the low paid or high 122 paid jobs? 123 124 F.G.: These are high paid jobs. But th ey are small at number. You do not need the number 125 of people to produce a huge amount of steel that you needed decades ago. But all workers 126 have to be well educated. You need skills. I think the most employees we won´t see in the 127 steel industry, but in the supply industries. You have to see it all together. This supply 128 industry is an important basis for our regional economy. 129 130 Interviewer: What kinds of jobs do w e find in this supply industry - m anufacturing jobs or 131 white - collar workers? 132 133 F.G.: It is both m anufacturing jobs and engineering devices. Some of them are directly 134 connected to the steel industry, some are more service workers for the mills, and they check 135 the equipment for example. We have some supply firms that started their business here and 136 now they have their headquarters here in the city and doing business all over the world. Some 137 firms send people here to Pittsburgh to train their personal. So, there are a huge number of 138 jobs connected to thes industries. Some of them require significant knowl edge. And these 139 jobs allow Pittsburgh´s workers to learn about the rest of the world and the rest of the world 140 to learn about this region. So it builds up this international connection. 141 142 Interviewer: So, do you think, that Pittsburgh´s steel industry still is and will stay an 143 important part of Pittsburgh´s diverse economy in the 21th century? 144 145 F.G.: Yes, I do. And I think this importance is going beyond the numbers you can count as 146 employees. If you only look at the number of employees it will underes timate the importance 147 of the steel industry for this region. 148 149 Interviewer: Pittsburgh is always pointed out as a birthplace of public - private - partnership. 150 It includes the universities and the non - profits, too. Do we see thinks like that in the steel 151 indus try, too? 152 153 F.G.: Public - private - partnership have a big impact on the region, but I don´t see an impact 154 on the industry. 155 156 Interviewer: Do you see a future for well - paid jobs for normal educated people? We only 157 talk about high paid jobs for excellent educated people. But I think it is important to have 158 good paid jobs for less educated people, too. 159 160 F.G.: There are good paid jobs for middle class people, but these jobs are not manufacturing 161 jobs. Some of them are related to business s ervices, often this means mill services. You know, 162 years ago, all this jobs would be counted as manufacturing jobs. When the big steel 163 companies did all their services for their own, they are all counted as manufacturing jobs. 164 This is an important point to understand. The decline of manufacturing jobs is not necessarily 165 corresponded to a decline of manufacturing activity. Manufacturing activity is often only 166 outsourced to service firms. 167 168 Interviewer: We have a similar discussi on in the Ruhr valley at the moment. Thyssen Krupp 169 is in trouble. They made a new agreement with the unions to cut the w orking hours. But we 170 see a loss of jobs both in the manufacturing base but also at the headquarters. And last week 171 the CEO was talking a bout the idea of selling the European steel unit. Even if it is only an 172 idea, it is revolutionary, because this unit is the heart of the company. At the same time, we 173 see articles about a new elevator, invented by Thyssen Krupp. An elevator, which can move 174 vertically and can change the whole architecture of skyscrapers for example. So, we are 175 talking about the same slogan “ smaller and smarter ”. But we don´t see an increase of the 176 impact on the regional economy. So maybe the future, is something like a steel city without 177 steel? 178 179 F.G.: Yes, you are right. Steel will still stay an important part of the regional economy but it 180 will not be the steel city anymore. 181 182 Interviewer: If you are look at Pittsburgh´s advertisements and the picture Pittsburgh will 183 show to the world, steel is no longer exists . 184 185 F.G. : This is right. But steel is still a part of the region. It brought us two things, first, stability 186 to the manufacturing industry of this region and the supply network connected to it and 187 second, it helped the r egion to become more integrated to the world´s economy. And these 188 two things are really important. But, what it ha s not done is to make this the manufacturing 189 centre of the United States. 190 191 Interviewer: So you see steel in the future as one part of the reg ional economy, but no more 192 as the main - part? 193 194 F.G.: This is absolutely correct. It will never get the same place again. But it is not going 195 away. It ha s not gone away and it won´t go away in the future. 196 197 Interviewer: I often have to think about the differences between the Ruhr and Pittsburgh in 198 a psychological way, too. I visited some events of politicians and they nearly never talked 199 about steel. In the Ruhr they play with this tradition. They are pointing out the tr adition of 200 hard - working people or even using their language and so on. Here it is totally different. 201 202 F.G.: I think the answer is corresponding to the topic we were talking about at the beginning, 203 the speed and force of the declining. It was simply not pos sible to stick on the old. The 204 change was enormous. In the Ruhr it is a slow process and no politician will be the first to 205 abandon it. 206 207 1 Interview Ted Muller 2 3 Professor für Geschichte, University of Pittsburgh 4 5 2.12.2014 , Pittsburgh 6 7 8 Interviewer: First I asked myself, what makes Pittsburgh different from other regions in 9 transformation? I think there a re two aspects which are making Pittsb urgh unique from 10 other regions. This is on the one hand the speed and the force Pittsburgh was hid by the 11 declining of steel. It happened fast and hard in the 1980s. On the other hand Pittsburgh had 12 already the next big things, when steel collapsed, especi a lly in the Eds and M eds sector. 13 When we are looking at the number of labor force, there was already a rising in the service 14 sector. So, Pittsburgh wasn´t in a nirvana. 15 16 T.M.: Yes, the roots were there. The steel industry faced troubles at least a couple of 17 d ecades and maybe more. The foundations where wea k in the late 1970s. It just imploded 18 very quickly. The reality is, in the 1980s nobody really knew what to do. It was not just the 19 steel industry; it was th e glass industry, and Westinghouse. A ll the hea vy industries just 20 collapsed and nobody knew exactly what to do. There were a lot of ideas, but it was 21 desperation. Shooting in the dark. At the same time, the traditional leadership of post - war 22 Pittsburgh was changing rapidly. The CEOs of the big compan ie s where in big trouble. Gulf 23 O il, one of the most powerful corporations where taken away from the city. On the other 24 hand, important corporations like US Steel where fighting for their life. At this time, the 25 CEOs weren´t from Pittsburgh anymore. So they d idn´t ha ve the same loyalty. So the 26 partnership was in a weak position. The table of the main players was changing rapidly. The 27 chancellors of the universities, CMU and Pitt, became partners of the organization. The 28 foundations where moving from the backgr ound and put much money on the table. The y 29 began to se t the agenda. An other component of this is that the kind of polit icians we had in 30 the past, were not sitting around the table all the time, to use this metaphor. State Senators 31 and Congressman, too, bec ame very important, for example Senator John Heinz. This new 32 leadership had the disadvantage of fragmentation in comparison to the institutions founded 33 after World War II, but the advantage was we moved ahead on different front lines. There 34 was not one d ir ection. In this time it looked like chaos. Who is guiding the ship? But when I 35 look back, I think it may have sewn the seeds, which are now, collectively making a scene. 36 Additiona lly there were changes in the federal policies that made it possible for the UPMC 37 to grow like crazy and helped the research sector, too. But from the moment on the 38 universities were on the table they started to help to create jobs. The St rategy 21 is an 39 example for these t hings. Then we have people who d o brownfield development. Others a re 40 searching for new growth path s, like the airport or the growth of these big industrial parks. 41 All this things, the brownfield, the robotics, the Eds and M eds, the industrial parks, needed 42 the universities. I mean it is huge. But they weren´t coo rdinated. Everybody was doing what 43 he or she could . I t helped to create the national heritage. And by the way, I visited the Ruhr 44 to see what they do and I was fascinated, how they developed historical stuff to create an 45 investment environment. So, you got the brownfield s , the industrial parks, you got the eds 46 and meds, you got the cultural district and then we had the building of the skyscrapers what 47 was an evidence for the city moving forward. Six to eight skyscrapers were built in the 48 1980s. We built the subway downtown, which was symbolic. This was of course 49 government money. We rebuilt the convention center. Then we had projects like the 50 Riverfront. When I started talking about that, people were looking at me, like I was from 51 M ars. What are you talking about? We need jobs. You ’re right. But for this you need the 52 environment. And under major Murphy this takes hold. We created bike trails. You know 53 that is the point. There were many people who pushed many things in different directions. 54 Then in the 90s we had the creation of the new sport s stadiums. We founded the regional 55 tax for the Art District. All this things were moving in different directions. And then in the 56 middle of the 90s we saw “Oh my god, we have a lot of stuff”. For years I was lecturing on 57 t his topic and I was never thinking of this diffusion of planning as a positive aspect. The re 58 were missteps made and there were pl enty of missteps not made. You know, they were 59 talking about building the on the riverfront. 60 The other thing that must be emphasized and often gets lost is that the federal government 61 for all of their fragmentation of programs and so on were very crucial. That why I pointed 62 out the role of regional politicians in the state and in D.C., because their work wa s really 63 crucial to get money from federal programs. It is clear that there was a lot of horse - trading . 64 They were talking across ideological fences. Like it is in democracies, nothing came out 65 ideal, all are compromises, but there were things coming out. There are a lot of names that 66 people never even recognized were involved. We often forget that we had to have these 67 partners. You know this working on really different things on really different levels paid o ff . 68 You know my project was the River of Steel. When I went to the Ruhr and saw all this 69 centralized money, I was jealous as hell, cause we were fighting every year. Things like that 70 are not front line stuff in this country, as it was there. Now, when I look back, I think this 71 confused approach worked out. 72 73 Interviewer: We already talked about Renaissance 1, the construction of the skyscrapers, 74 the improving of the environment. So, it looks like many things Pittsburgh is profiting today 75 are founded even earlier than the decline of steel. What motivated the people in the 1950s 76 or 60s to think about city planning or environment? 77 78 T.M.: Since the progressive era in the 19 th century the city faced environmental issues, 79 social issues, labor issues, political corruption and inefficiency. I think in this era they laid 80 the foundations of these networks . And it keeps bubbling all over the county and especially 81 here during the 1920s, till the great depression puts an end to this stuff. But the 82 conversation started. Experts, I mean people who were interested in t hings like plan n ing, 83 housing, transformation, started talking. Interestingly they kept their conversation going 84 over World War II. Even when most of the country was interested in the war in Europe and 85 Asia these people were still working on this issues, th ey were still writing p apers. They were 86 talking about what will happen after the war. I don´t know if their confidence was fully to 87 win the war, but they were doing it. So, when we g et out of the war, the feeling was that 88 America ’ s industrial cities were t ired. The y were fighting for nearly fifteen years, depression 89 and war. And this conversation was going on till it reached the national consensus in the 90 1950s. Pitts burgh knew that they missed these challenges in the 19 th century and now after 91 15 years of w ar and depression they had something to do. The Wall S treet Journal did a 92 survey laid out Pittsburgh economic future was viewed quite badly. So, 1943 this private 93 group came together, the Allegheny Conference. And their goal was to do what was 94 necessary fo r this city, to maintain the companies and interesting people in the city and to 95 attract new ones. There were rumors that ALCOA and Westinghouse were looking to 96 moving to NY. So, this was an economic program and they decided pretty much with the 97 help of “ the machine”, David Lawrence, the may or. They decided that they have to do 98 something with the environment, because it causing people not to come to Pittsburgh. They 99 had to do something with the infrastructure. Environment, infrastructure and redevelopment 100 especially of Downtown , and in particular, diversification, a ll this was part of the big puzzle, 101 which was economic dev elopment.. So, the vision was se t around a couple of well - known 102 problems. It was part of the national consensus of industrial cities. Eac h city had its own 103 variation of that, but they were all afraid of the future. So, what was the ir vision? Their 104 vision was to address th e economic issues through this set of programs. As you said, some 105 of them were benefiting later – you know, cleaning the rivers and the air, helped people in 106 the 1980s and 90s as well. You know the y were lucky in a way. But from the 1960s it was 107 clear that there were failures and the place was not economically diversified. Smoke hat 108 been cleared up, but s mog was not. And a n ew group of companies started putt ing 109 something in the atmosphere that you couldn´t see. Infrastructure was improved, but there 110 were still more things to do. They helped to push the Eds and M eds. But the idea of a big 111 research base in cooperation of CMU an d Pitt fe ll apart in the 1960s. The n we had all this 112 racial issues, which blew up in the 1968 riots. And the y realized that they didn´t d o a lot for 113 the communities and the neighborhoods. In the 1970s there were many approaches to 114 figure out what to do an d then there was the crash. 115 116 Interviewer: Do you think that this realistic view and the availability of risk capital and the 117 favor to brave investments helped Pittsburgh and the region? We talked about Renaissance 118 1and 2, we talked about the development of the sport stadiums. So we saw people investing 119 money during times of trouble. Do you think it was important for Pittsburgh to invest 120 money during times of declining? 121 122 T.M.: Interesting question. Let me make another point quickly, course it is not unrelate d. 123 Renaissance 1, which was a mixed result, as I laid out, none or less, in the cities view of 124 themselves, was an unblemished success, unless you are black. You know, it is a myth. But 125 in the 1980s this myth is important, symbolically, to the leadership. I t can´t be 126 underestimated to hear may or Caliguiri say “We did it once, we will do it again. We know 127 what to do. We are strong.” They did not know how to do, but they knew that they had to 128 come together. I think this is important to answering your question here. Again, maybe this 129 have to do with your starting point, the suddenness of the collapse, e ven when people saw it 130 coming. There was a research in 1963 that we were in the wrong place. It wasn´t right 131 because it happened twenty years later, in 1 983. Thin g s were so desperate; there was no 132 roadmap how to get to the next transformational level. You had to take risks because things 133 were as bad as they were. Yes there was some risk. In the late 80s under Sophie Masloff as 134 major, she proposed to build a stadium or two stadiums on the Northshore. People just 135 laughed at that. “You got to be crazy. ” We ’ve got to w ork on the economy, not on things 136 like new stadiums. Murph y came in to office a few year s later and decided, I don´t know 137 how, but he decided, that we do need new stadiums, in the middle of the city and not in the 138 suburbs. He had to use a lot of political capita l, and he put it in the line. People who know 139 how it was, know that Murphey did some underhanded things to get the stadiums where 140 they are. My point is – yes, you are rig ht – but I would also argue that, when the situation 141 wouldn´t be so desperate and leadership wouldn´t have so many directions , some of those 142 risks wouldn´t been taken. What c ould be lost? The airport is an other example of that. A 143 huge amoun t was spent for the a irport to have US - Air as a hub. So it looked as though you 144 pay big amounts , at that time. That was risk, really. Murph y took the risk of going along 145 with this small group of riverfront advocates. Which I was a part of, but I wasn ´t the leader. 146 And when he bec ame the major, he said, we going to build it. Is this a risk? I don´t know. I 147 know it angered some people and the government, who t hought, my god, what is this 148 may or doing that for? But it turned out to be brilliant. He made other mistakes, I think , 149 about the casino. I asked him at one time, and he said it was for taxation. The walking 150 tracks along the riverfront. Is this a risk? I have never thought on this point. But it is 151 important. That´s why it’ s always import ant to talk to people to get an other point of view. 152 153 Interviewer: Who took the risk? Was is the public sector or was it the availability of risk 154 capital ? And what was the role of endowments? 155 156 T.M.: It´s all three. The government took risks, because they increased t heir debts a nd had 157 the possibility of losing poli tically. They were risks. Murph y ’ s plan to redevelop the Market 158 Square in Downtown, including the demolition of 60 to 64 buildings and the inviting of 159 outside planers was stupid. But it was his plan to make that part of the City move forward. 160 All the business people from Downtown said, that ’s what we have to do, a nd he did it. Is 161 this a risk? I don´t think so. In this case, the private sector, yes, I think people put money on 162 the line. I don´t know enough to say, if a project like this or for example the Waterfront was 163 a risk. The Southside Works, was that a risk? Any development has a certain kind of risk. 164 The endowments, the foundations were taking risks. Not that there money wasn´t wisely 165 spent, but that th ey were going out of business. T hey were building up a big debt, b ut 166 leadership was important. Murph y for the city, For e ster for the county, especially for the 167 airport, and Senator John Heinz for the state. Whenever they were involved it was an 168 important p ie ce. 169 170 Interviewer: What was the main - role for politic? Was it financial help or things like 171 plan n ing or coordinating? 172 173 T.M.: I think it was both. There is no question. The cultural distr ict needed help from the 174 city - to expe n d money, to develop the s treets and sidewalks for example. To make it look 175 pretty and to make it to a place where you want to be. In former times there were things 176 like prostitution, so they needed the city to improve the district. That was probably one of 177 the heritages of Renais sance 1, the ability of partnership. They didn´t have to invent the 178 id ea, the idea was already proven , that partnership between government, non - profit and 179 private sector is a good thing , and the y have to have each other. T hey knew it. Even when 180 federal and st ate governments were controll ed by different parties , they were still part of the 181 par tnership - not in a formal sense , but nothing could be done without them. Because locally 182 there wasn´t enough money here to do it. You know there were many approaches to work 183 on the relationship but there were the charitable foundations behind it as well. 184 185 Interviewer: You talked about the skyscrapers as a symbol. Today we are often talking 186 about Pittsburgh as the most livable city in the USA. We are talking about the “ City of 187 Champions” with three profession al sport - teams. Is it true? Has Pittsburgh succeeded the 188 transformation from the dirty Rustbelt City to the most - livable city in the USA? Or is it just 189 another slogan? 190 191 T.M.: Those are nice questions. The city of cha mpions came out in the 1970s, when the 192 Pirates won the World Series, and the Steelers won the , the hockey team was 193 bad and plan n ed to leave the city for several t imes. My colleague Rob Rock has written 194 about that. You should talk with him. I thi nk the success of the teams in the 1970s gave the 195 people of Pittsburgh the chance to think about themselves. It became something like a living 196 symbol of the city. The phrase “City of Champions” that emerged at this moment, you know 197 the city felt good about itself in this moment. You know, it is always important how to tell 198 the story about yourself. And sport was a way to do it. Especially in th is city, which was 199 always a sports orientated city. The award as the most - livable city, I don´t know which 200 magazine did it, it was in the middle of the 19 80s, was important at this time b ecause 201 Pittsburgh wasn´t feeling ver y good about itself. You know that in the 1940s and over the 202 time Pit tsburgh was a first tier city, we were in the top rank. T hen we realized that w e are 203 second tier. From the 1950s on it moved down, but nobody believed it. In the 1970s and 204 80s it was clear. The most - livable stuff was a way to treat this complex. If you look to the 205 1980s and 90s and the naming of things , everything was trying to move away from its 206 industrial past. Like “This didn´t happen. It´s not us. We are something different.” You 207 know that all of these things - City of Champions, most - livable city - - play a role. 208 Economist s will tell you that to put governmental money in the buil ding of stadiums and 209 arenas for sport - teams is like losing the money in the end. I´m not an economist but the y 210 made a lot to lay it out, and I believe it is correct. On the other hand, why is it that other 211 cities are beating on your door to steal your team s? You know that these are unmeasurable 212 things. But I believe in it. I think it is important. This investmen t, which cost money for the 213 tax payers, they will never get back, and it paid off at the end for the good of the city . 214 215 Interviewer: So would you agree that the force of the transformation in the 1970s and 80s 216 was an advantage and a disadvantage fo r Pittsburgh at the same time, b ecause Pittsburgh 217 had to move away from steel and try something new, since they simply had no other choice? 218 219 T.M.: Tha t´s true. They had no other choice, a nd it wasn´t just steel. It was all the heavy 220 industry , the aluminum factories, the Westinghouse facilities - all have gone. Of course steel 221 was the headline but it was massive all over. As the city made the transformation, there are 222 two sub - cities: Downtown area , and the old industr ial suburb mill towns . They already were 223 in trouble. In other US cities this is normal, but for the Rustbelt it was new. 224 225 Interviewer: So you think Pittsburgh now exists as “two cities in one”, as you said, like 226 other US cities? 227 228 T.M.: I think it was this way for a long time. You know, if you look back to 1910 there 229 were already the outlines of this metropolitan area. It is easy to talk about Pittsburgh, the 230 Homestead works, the Southside, the S trip District and all this stuff, but we often forget 231 these other areas. Sometimes we remember here and there , but not often. I don´t know 232 what wil l happen in twenty years, I´m a historian, I look back not forward. But what I see 233 is, we stopped bleeding an d we start to grow a bit. Not massively, but a bit. If you look at 234 crime - rate or the number of arsons, they’re highest in these old industrial areas. If you 235 watch the local news and they are talking about drugs or murders , they’re mostly in these 236 poor area s and I don´t see it changing for a while. What we are mos tly talking about is the 237 city, a nd this is a much better place to live than it was before. But there are two sub - cities 238 and two societies. 239 240 Interviewer: So you think that there will be no point whe re you can say, “Now we reached 241 the po int. The transformation is over?” Is it more of an ongoing process, which will change 242 the city forever? 243 244 T.M.: Yes, it is an ongoing process and some areas will benefit or they already have , but 245 many not. I don´t see it happening fully. Con nel l sville for example, an old industrial city on 246 the , now the Great Allegheny Bike Trail going directly through the city 247 and there are some new business. But it will not spread out to some major economic 248 developme nt. That will not happen there, and Connellsville i s a place where we see these 249 high numbers of drugs and other crimes. 250 251 Interviewer: So thank you really much. 252 253 T.M.: Thank you! You gave me good points to think about. 254 1 Interview ( Erinnerungsprotokoll ) Hermann Nehls (und Robert Dehm)

2 Abteilungsleiter Arbeit - , Gesundheits - und Sozialpolitik

3 06.11.2014 , Washington D.C.

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5 Interviewer: Können Sie kurz umreißen, wie das Qualifizierungssystem in den USA 6 aufgebaut ist? [Es wurde angeboten die Frage aus Zeitgründen zu überspringen, daher sehr 7 knappe Antwort]

8 H.N. Es gibt kein strukturiertes Qualifizierungssystem. Qualifizierung variiert un d ist 9 dezentral organisiert.

10 Interviewer: Ist dieser Aufbau im Strukturwandel vom Vorteil, da Arbeitnehmerinnen 11 flexibler einset z bar sind?

12 H.N.: Nein. Strukturwandel fordert Flexibilität auf hohem Niveau. Hire and fire ersetzt nicht 13 langfristige Qualifika tion. Es wird in den USA daher sehr stark normiert gearbeitet, z.B. im 14 Servicesektor (Bspl. Servicetel efon). Der Mangel eines strukturierten 15 Qualifizierungs s ystems ist ein Problem für die US - amerikanische Wirtschaft.

16 Interviewer: Was sagt die hohe Akademik errate? Wie kam es zur Bildungsexpansion in den 17 USA?

18 H.N.: Der hohe Akad emi keranteil ist mit Vor sicht zu betrachten. Alles heiß t schnell colleg e, 19 wobei einiges, wenn ü berhaupt nur Fachhochschulniveau hat. Insgesamt ist ein academic 20 drift zu beobachten, in dessen Folge Fortschritt an Absolventenzahlen bemessen wird. 21 Hierbei wird das mittlere Facharbeitersegment oft vergessen. Für die meisten ist ein 22 Abschluss keine Garantie fü r ein hohes Lohnniveau, wä hrend ein Abschluss in z.B. Harvard, 23 der sichere Zugang zu den upper 3% bedeutet.

24 Interviewer: Gibt es in den USA Modelle des lebenslangen Lern ens / Fortbildung / 25 Umschulung?

26 H.N.: Ist sehr stark betrie bsabhä ngig. Staatlich organisierte Programme gab es b isher nicht. 27 Jetzt gerade wird ein neues Projekt gestartet. „Workforce... “ ist mit 3,6 Milliarden Dollar 28 ausgestattet. Dies ist ein neuer Ansatz in der US - Politik.

29 Interviewer: Der US - Arbeitsmarkt ist in hohem Masse von Mobilität und Flexibilität 30 gekennzei chnet . Resultiert diese aus dem Selbstverständnis der Amerikaner oder haben sie 31 schlicht keine andere Wahl? 32 H.N.: Beides ist wahr. Es ist ganz ü blich, dass Leute an verschiedenen Orten leben und 33 a rbeiten. Die Bereitschaft umzuziehen ist einfach größ er. Di e Erwartung „Man zieht den 34 Job hinterher“ b esteht schon. Es gibt keine Flächentarifverträ ge, aber tausende 35 Firmentarifverträge. Das Lohngefä lle und der Unte r schied der Arbeits bedingungen ist 36 unheimlich groß . Hier her r scht das Prinzip „diverse“. Krankenver s icherungen hängen auch 37 von der Betriebskultur ab. Das Sys tem wurde von staatlicher Seite durch medicare und 38 mediaid ergä nzt.

39 R.D.: Wä hrend die Erwerbsbiographien in Deutschland noch relativ stetig sind, sind sie in 40 den USA flexibler. Ein Wechsel von Starb ucks zum Akademikerjob und zurü ck kommt vor. 41 So etwas wirkt weniger stigmatisierend in USA, weder bei Bewerbungen noch in der 42 Gesellschaft.

43 Interviewer: Die USA weisen im interna tionalen Vergleich hohe Selbständigkeits - / 44 Grü ndungsquoten auf. Um welc he Art von Unternehmensgrü ndungen handelt es sich? 45 Werden diese staa tlich gefördert?

46 R.D.: Es werden alle möglichen Unternehmen gegrü ndet. Die Bereitschaft ein Unte rnehmen 47 zu gründen und auch die Grü ndun g srate selber, ist hö her. Dies zieht sich durch al le 48 Schichten und Statistiken. So ist die Grü ndun gsrate von Frauen in den USA höher, als die 49 von Mä nnern in der Bundesrepublik. Die meisten machen es aber nicht, weil sie getrieben 50 sind, son d ern auf der Suche nach der „Opportunity“. Dies bestä tigen verschi edene Studien, 51 wie der Global En trepeneurship Monitor. Es gibt hoh e Zustimmungsraten auf die Frage, ob 52 man sich zutrauen wü rde ein Unte r nehmen erfolgreich zu gr ünden. Ein Zustimmungswert 53 von über 50% ist schon erwähnenswert. Dies z eigt sich auch an der nic htvorhandenen 54 Stigmatisierung des Scheiterns.

55 H.N.: Die Risikobereitschaft zeigt sich auch am Kapitalmarkt . Die ersten Schritte sind auch 56 in Deutschland leicht, es gibt z.B. verschiedene Programme zur Gründungsfö rderung. In der 57 Wachstumsphase ist es schwerer. In den USA gibt es deutlich mehr Risikokapital, v.a. in 58 den Zentren Sillicon Valley, New York, Boston, aber a uch Washington D.C.. Hier ist au ch 59 die R olle der Universitä ten wie Stanford oder MIT als echte Grü n derschmieden 60 hervorzuheben. Das Ziel vieler erfolgreicher Studenten ist nicht die klassi s che „Mc - Kinsey - 61 Karriere “, sondern die erfolgreiche Grü ndung eines start - ups oder gleich mehrerer als „serial 62 Interpeneuer“. 63 R.D.: Man kann keine generellen Aussagen ü ber die Qualität der Gründungen treffen, da 64 kommt alles zusammen, low - quality, aber auch der high - end Bereich ist deutlich 65 ausgeb reitet. Es gibt regelrechte Grü nderzentren, wo Geldgeber, Mentoren und 66 Wissenschaft zusammen kommen und sich gegenseitig verstä rken. Fö rderprogramme v.a. 67 von Bundesstaaten und Kommunen, z.B. in D.C. oder ein milliardenschweres Programm in 68 Massachusetts.

69 H.N.: Um diese Mentalitä t zu verstehen lohnt sich ein Blick in die Texte der 70 Gründungsvä ter, wie von Thomas Jeffer son. Man guckt nicht nach hinte n, sondern nach 71 vorne, problemsolving orientiert. Die Kreditvergabe erfolgt im ersten Jahr fast zinslos. 72 Wen n man den Kredit allerdings spä ter nicht bedienen kann, wird e s bö se. Hierbei sollte 73 man immer die Krise im Jahr 2008/09 betrachten , wenn es einen Knacks an diesem american 74 dream gab, dann da. [E s folgte ein kurzer Austausch ü ber die Krisenauswirkungen in 75 Pittsburgh – Pittsbu rgh hat diese erstmals besser ü berstand en, als der n ationale Durschnitt.]

76 H.N: Start - ups werden meist mit Eigen k apital / privaten Kapital gegründet. Dennoch ist der 77 Entrepeneu r in den USA eher bereit loszulassen und Anteile am Unternehmen abzug eb en. 78 In De utschland erfolgen v.a. Ausgrü ndungen auc h oft mit ö ffentlichen Mitteln ode r 79 Projektmitteln. Den Leuten fä llt es deutlich schwerer Anteile „vom eigenen“ Unternehmen 80 abzugeben.

81 Interviewer: Gab oder gibt es spezielle Programme zur Steigerung der Erwerbsbeteiligung 82 bestimmter Gruppen, wie Frauen, Zuwande rer usw.?

83 H.N.: Ja. Hier findet sich einiges auf der Homep age des Department of Labor. Hier sei das 84 Progra mm „Workforce Enforcement“ (o.ä .) zu nennen. Dies ist wohl eher ein neuer Ansatz 85 in der US - Politik. Auch die OSZE kriti si ert die USA kontinuierlich zu wenig für Fö rderung, 86 Weiterbild ung usw. z u tun.

87 Intervie wer: Welche Rolle kommt de n Sozialpartnern in der Arbeits markt - und 88 Qualifizierungspolitik zu?

89 H.N.: Ich bin ja bereits auf die Rollte der Unternehmen eingegangen. Es hän gt wirklich stark 90 von den einzelnen Betrieben ab. Qualifizierungspolitik spie lt insges amt nicht so eine groß e 91 Rolle. Es gibt Firmentarifverträge, die große fi nanzielle Mittel fü r gewer kschaftliche 92 Qualifizierungsmaß nahmen vorsehen. Aber die sind stark regi onen - , branchen - und 93 firmenabhängig. Besonders ausgeprägt sind solche Modelle in der Auto - und 94 Luftfahrtindustri e. 95 Interviewer: E s ist häu fig von „eds und meds“ die Rede. Wie sehen hier die 96 Arbeitsbedingungen aus?

97 H.N. : Die Bandbreite ist riesengroß . Der Bereich „meds“ ist gigantisch, unvorstellbar, riesig 98 und gross. Der Anteil d er Branche am gesamten BIP beträ gt 17 - 18 Prozent. Es gibt sicher 99 tolle Möglichkeiten fü r einzelne Berufsgruppe n, aber die Bandbreite ist riesig. Das US - 100 amerikanische Gesundheitsystem ist ex - orbitant teuer, und – ich wü rde mal sagen – der 101 uotput angesichts der Kosten nicht so toll. Es gibt sicher eine gewisse Ineffizienz . Handelt 102 es sich be i den „meds“ um eine zukunfstfähige Branche? Die Hä lfte aller weltweiten 103 Ausgaben im Gesundheitsbereich fallen in den USA an. Durch „O bamacare“ erfolgt eine 104 K ostendä mpfung. Die Zukunft der Branche ist unsicher, bz w. s tößt das System an seine 105 natü rlichen Grenzen. Es gibt kaum einen Markt wo so viel verdient wird, aber er stöß t an 106 seine Grenzen. Außerdem konzentrieren sich die Mittel sehr.

107 R.D.: Laufbahnen im ed s Bereich sind flexibler als in Deutschland. In Deuts chland heiß t es 108 bei Unikarrieren „alles oder nichts“, in den USA gibt es mehr Zwischenkarrieren. Es gibt 109 sicherlich auch hier schwieri ge Beschäftigungsverhältnisse, a ber in Deutschland ist diese 110 Entwick lung ja nicht anders.

111 Interviewer: Es ist oft von einer notwendigen Reindustrialisierung die Rede (vgl. Fracking). 112 Ist hiermit auch die Wiederkehr gu t bezahlter Industriearbeitsplä tze gemeint?

113 R.D.: Natü rlich, es geht auf jeden Fall auch um gut bezahlte Jobs. Gerade in Pen nsylvania 114 ist die Regulierung von fracking recht lax. Pennsylvania hat hier eine Art Vorreiterrolle. Die 115 These „Fra cking als Renaissance Faktor fü r die Industrie“ steht schon lange im Raum. Es 116 gibt Studien die z.B. zu dem Ergeb nis komme n, dass die Nä he zu einem Frackingfeld 117 positive Auswirkungen auf die Industrie hat (z . B . Fetzer 2014). Ich denke aber, dass sich 118 dies vor allem auf bestimmte, energieintensive Branchen und Branchen, die Erdgas als 119 Ausgangsstoff für die Produktion benötige n, konzentriert. Hier haben die USA einen klaren 120 Preisvorte il gegenüber anderen Industriestaaten . Der spread zwischen Europa und den USA 121 ist hier recht hoch. Ich denke, dass das auch auf die Region Pittsburgh zutrifft, die Hoffnung 122 auf eine Reindustrialisi erung, mit Hilfe niedriger Energiepreise und somit auch auf Jobs.

123 H.N.: Bisher kann man aber nicht von einer breitangelegten Reindustrialisierung sprechen. 124 Die Industrie hat sich bei weitem nicht von der Krise 2008 / 09 erholt. Den damals verloren 125 gegang enen ca. sechs Millionen Jobs, stehen vielleicht 600.000 bis 700.000 neue gegenü ber. 126 Interviewer: In den USA wird immer wieder die Rolle einer starken Mittelschicht betont. 127 Nimmt dieser Ansatz die stetige Existenz einer working - poor class und einer kleine n 128 Oberschicht in Kauf? Ist diese Mittelschichtkonzentration Wunsch oder Wirklichkeit?

129 H.N.: Früher hieß es „alle sollen mitgenommen werden“, dann kam es zu einer Wende in 130 dessen Zuge vor allem von der „middle class“ gesprochen wird. Es ist sozusagen eine 131 F o kussierung auf die Leistungsträ ger und eine Akzeptanz dessen , dass welche hinten runter 132 fallen. Zum Stichwort „Inequality“ hat erst neulich die Federal Reserve Bank eine neue 133 Studie zur Einkommensentwicklung verö ffentlicht. Das Ergebnis der Studie ist, dass der 134 Aufschwung nicht bei der middle class ankommt. Derzeit gewinnen bei diesem „recovery“ 135 die oberen drei Proze nt - Die FED redet von drei - wä hrend Stiglitz von dem einen Prozent 136 redet – aber bei der middle cl ass ist „recovert“ nicht angekommen. Die FED warnt, dass 137 diese Inequality zum Wirtschaftshe m mniss wird. Wenn die Konsumenten nicht mehr 138 profitiere n und somit mehr konsumieren kö nnen, gibt es auch kein Wirtschaf tswachstum. 139 Diese Studie ist fü r dieses Thema wirklich sehr interessant.

140 H.N.: Abschließend wü rde i ch gerne noch drei Punkte auffü hren auf die es sich lohnt 141 nochmal einen Blick zu werfe n: erstens, die ungleiche Vermö gensverteilung, zweitens, das 142 Thema Mindestlohn und drittens das Thema Wagetheft, als o Lohnrau b. Es gibt Firmen die 143 zahlen Lö hne einfach nicht aus. Ich denke das ist ein interessante s Phänomen. Die Zahlen 144 für Ihre Untersuchunsregion wä ren m it Sicherheit interessant. Außerdem wä re die 145 Entwicklung der Zahlen der nichtkrankenver s i cherten int eressant. Auch die 146 Arbe itslosenzahlen bestimmter Bevöl kerungsgruppen , wie Jugendlichen, Hispanics, 147 S chwarzen usw. sol lten sie genau betrachten. Des W eiteren die Daten zur 148 Langzeitarbeitslosigkeit. 1 Interview David Pankratz 2 3 Direktor Research & Policy, Greater Pittsburgh Art Council 4 5 1 8.11.2014 , Pittsburgh 6 7 8 Interviewer: First I want to talk about your organization. I a lready read the introduction in 9 the Internet. I know about the aims. But I would li ke to know for who m and how you 10 support exactly. Are they artist or theaters? 11 12 D.P.: We are a me mbership organization. So both cultural institutions and individuals pay a 13 fee to be a member of the Greater Pittsburgh Arts Council. I don´t know the exact n umbers, 14 but the larger you are, the more you pay. I don´t know the numbers now but you ’ll find it on 15 th e website. GPAC represents a wide range of organizations and artists of all kinds of 16 disciplines, different sizes. It is our aim to provide different ser vices to these different types 17 of organizations and individuals. We created this membership for individual artist s to 18 represent their importance for the , and the number is still going up. 19 This is how the organization works. The income of the membership is important but most of 20 our budget we get from foundations, like the , the Pittsburgh 21 Foundation, the Benedum Foundation. There are others. You find them on the website as 22 well. The Heinz Endowment is really helpful for us. There are other organizations or Arts 23 Councils like us around the country, like in P hiladelphia. We maybe have slight ly different 24 aims or structure, but in one or an other way it is the same , to train or to sometimes fund , 25 and to provide information to help the art sector of the area. We are a kind of network. In 26 Pittsburgh, with all these foundations, we are a kind of unique to other cities. The 27 Pennsylvanian Art Council finances us for example, too. So it is like mostly the balance of 28 private money, pu blic money and money from foundations. 29 30 Interviewer: How do you support arts exactly? Are you something like a lobby 31 organization? 32 33 D.P.: We do different things. We provide w orkshops, we do business advising , we help with 34 legal issues. We provide a wee kly newsletter, so people know what is going on. I do a lot of 35 advocacy work , often in Harrisburg, the capital of Pennsylvania or with the National 36 Endowment of the Arts in D.C. I do a lot of research that help s to support the arts. The n we 37 have a spe cial proj ect on accessibility t o make art events more accessible, and t o help 38 people with physical or psychological problems to take part at th ese events. We focus on 39 other equality problems, like race or sexuali ty, too. We do a lot of stuff, t rying to make 40 things better and to develop new areas. We have our workshops, our research , and so on. 41 Maybe it will shift a bit, but it is all supporting arts and culture. 42 43 Interviewer: At the beginning you said, you represent institutions, like theaters and the 44 opera and ind ividual artist. How is it possible to bring this wide range of interests and needs 45 together in one organization? 46 47 D.P.: You said represent. I don´t think it is the r ight word. We don’t represent, we serve. 48 We provide things that help more the big theaters , things that help more the individual artist 49 and we provide stuff that help s both. So I don´t see a conflict in trying to serve the whole 50 arts community, b ut we are looking to other areas related to arts, too. In America we are 51 talki ng about the creative economy, a nd we are trying to explore it a bit more. Like how can 52 artis s t cooperate more with technology or entertainment companies. We will show 53 opportunities to ou r members to cooperate with these kind s of sectors. 54 55 Interviewer: I read your study on the economic impact of arts in Pittsburgh. Can you tell 56 me something about this impact? 57 58 D.P.: The study is on the impact of non - profits. But as I told you, there is the creative 59 business as well. I can send you a report on the creative industry. 60 61 Interview er: Now I would like to bring together the idea of your organization and the 62 structural transformation, my topic. I´ve got a few questions. Pittsburgh has an impressive 63 cultural scene, for example at the Theater District. When and how was it founded? Did i t 64 already exists in the 1960s or 70s or even before or was it a reaction of the loosing of jobs 65 to entertain the people? 66 67 D.P.: I think the industrial moguls that were here had an interest in having cultural 68 opportunities like other major cities in the US. We have the museum s , but also the 69 entertainment opportunities . Here you see the theaters. A few years ago this area was not 70 as beautiful as it is now. I´m not sure if I am the right person to talk about the Cultural 71 District, b ut basically the idea was t o bring the theaters here, like Heinz Hall and the 72 Benedum together to revitalize this area here in Downtown. We have the symphony at 73 Heinz Hall, the opera at Benedum - a wide range of organizations that use this area and the 74 theaters. The development of t he Cultural District is of course related to real estate issues. 75 Organizations like the Pittsburgh Downtown Partnership helping to promote downtown ; o r 76 Visit Pittsburgh, which is a kind of tourist bureau. The Pittsburgh Cultural Trust now 77 coordinates the C ultural District . 78 79 Interviewer: My next question is on the finance of culture and art. Who are the major 80 donors? What ’ s the role of public money and how important are sponsors like companies? 81 What kind of support is it? Is it mainly ideal support or direc t money transfers? What is 82 more important? 83 84 D.P.: Again, the major donors here are the endowments, especially Heinz and the Pittsburgh 85 Foundation. T here is this interesting mechanism, that for a long time we had arts 86 organization s that were financed by th e city, which in turn was financed by some kind of 87 property tax, but there was a movement against it. Since the 1990s we have a county - wide 88 system, the Allegheny Regional Asset District, I think one percent of the sale s taxes is going 89 to that pool and polit icians decide what they will do with the money to improve the culture. 90 But there are open panels and so on. It is a considerable amount of money. For Pittsburgh 91 we are talking about 8 to 9 million a year and it is a pretty reliable sort of fund. But there 92 are some discussions on it, because the money is going to parks, libraries and sport - 93 stadiums as well. Again, this is an important point, but with the combination of the 94 fou ndations. In individual giving, Pittsburgh is low in comparison to other cities. We are 95 organizing a Day of Giving, together with the Pittsburgh Foundation, which should 96 stimulate individuals to help arts and culture. The last time , the Heinz Fou ndation doubled 97 the amount, so we know that we should get better in terms of individual mo ney, but the 98 main donors are still the Allegheny Regional Asset and the Foundations. The institution of 99 the Allegheny Regional Asset is really interesting, because it nearly works automatic ally . 100 One percent of all sales taxes go directly into the pool. T h e decis ion on how big the pool is 101 is not political , it´s done by the economy and how much people are buying. There were a 102 f ew down years but I think we have stabilized . So this is a really reliable sort of fund. Of 103 course there are complain ts about it, bu t I think it is a good system. It´s a kind of political 104 partnership . Additional ly, there is an office of public arts, which is linked to the office of 105 public planning. We, the greater Pittsburgh Arts Council, are a private organization, we are 106 not pu blic, which may be kind of curious to you. 107 108 Interviewer: What is the main kind of public support? Is it money or ideal support? Do 109 they help , e.g. by planning to create things like the Arts District? Do you think the public 110 recognizes the importance of arts? 111 112 D.P.: There are some city agencies, like one which is handling vacant buildings, w ith whom 113 we are working . But there is not one have - to - go - p erson in the city on this topic. I read that 114 Boston now has a thing like that, b ut I´m not sure if something like that would work in 115 Pittsburgh, because we have an other tradition with the important foundations and so on. 116 There are some projects that should help some groups like blacks or poor people to get in 117 touch with culture. One of these proje cts is here in Libert y Avenue . There was the i dea to 118 do a project like this, b ut than there was an investor from New York who planned to build a 119 hotel there. And the may or said “No, I prefer the c ultural use.” You know, he had no real 120 power to stop the hotel project, but he us ed his voice and influence. I think this is a good 121 example on how politics get involved. They don´t have a huge amount of money to finance 122 things, but they can use there offices and there voices to support that. There is a number of 123 city councilme n who are working on this topic, too. 124 125 Interviewer: Now, let´s come to my main topic, the structural transformation of Pittsburgh. 126 What do yo u think was the impact of the loss of ten thousand jobs and population? 127 128 D.P.: I think transforming Pittsburgh from an ind ustrial economy where steel was produced 129 to a new economy based on high education, high tech, medical research. I think arts were a 130 part of this transformation. The re were some visionary mayors, and again there was the 131 priva te sector, too, e specially the F oundations. That´s what I think makes Pittsburgh unique 132 and impossible to transfer our situation to your area. Of course there was a lot of trouble, 133 with the environment, with the labor unions and so on, but there was a lot of wealth created 134 in those time s , and that money he lped Pittsburgh to get from that economy to a kind of high 135 tech and cleaner economy. One example of this transformation is the Cultural Di strict. I 136 think it is not only Eds and M eds what this transformation is based on, but arts and cul ture, 137 too. And more and more politicians point this out. So, it is a model, but it is a model that 138 not many cities could simulate. 139 140 Interviewer: Are there examples w h ere artist s are using things related to the 141 transformation, like vacant buildings? 142 143 D.P. : Yes. One I have in mind is the Pen n Avenue arts district. You know it was a shabby 144 area with many vacant houses. Now you have galleries there and so on. It is still shabby in 145 some areas but you see a development. The y try to conserve it for the people w ho are living 146 there for a long time and attract new people and investors at the same time. 147 For a long time since the recession arts and culture was concentrated here in the Theater 148 District and along the Carnegie Museums, including the Warhol Museum. Thi s changed 149 maybe in the last decade, and other areas came in the focus. A good example for this is the 150 Kelly Strayhorn Theater - were we will have our annual meeting – it is located in East 151 Liberty. I think that is the task now, to export this improvement to other districts. I think at 152 the moment, we see something like a second wave of this development. 153 154 Interviewer: How is it working? Are there politicians coming to your organization and 155 saying “We have to improve this area. Can you help us with arts and culture?” 156 157 D.P.: It is not political ly driven. Of course you have to work together with CDCs, 158 community development centers, a nd again I think a good example for things like this is the 159 Penn Avenue Arts District. You should come to our annual meeting – yo u have to sig n up 160 now. There will be some people who actually founded Penn Avenue Arts district on the 161 panel there. You should join the dine - around with Jef frey Dorsey. However, to make it clear , 162 the drivers of cultural development are not politicians here . 163 164 Interviewer: You already talked a bit of my next topic. It´s on special groups like 165 minorities, disadvantaged or poor people. Do you do something to bring culture to groups 166 like this or do you help to improve grassroots activities of such groups? 167 168 D.P. : There are definitively many, mostly small, organizations that are working on these 169 topics , especially with the Afro - American community. There is a special fund of the Heinz 170 Endowments and I think of the Pittsburgh Foundation, too. So, yes there are peopl e and 171 organizations working with these groups and helping initiatives out of these groups. I think 172 it is more important to help these groups to improve their projects by financial help for 173 example than try to bring something totally new from the outside. 174 175 Interviewer: Most of your theaters are private ly funded. Are there special tickets or days to 176 make it affordable for poor people to join these activities? 177 178 D.P.: We have dozens of educational activities for young people for free or low cost. 179 Beyond this I ´m not quit sure. 180 181 Interviewer: My next question is nearly philosophic. Can arts only accompany 182 transformation or can arts make transfor mation. Is there an active or a passive role for arts? 183 184 D.P.: I think both. We see the transformation of Pittsburgh fr om its old economy to a post - 185 industrial econo my. With the attraction of the Eds and Meds, people are loo ki ng for cultural 186 opportunities, s o we are profiting from that. I think this development goes hand in hand. 187 I think culture and arts are a bit under th e radar and we work on this, to make the 188 importance of culture and art m ore visible. You know, people love their sport teams, they 189 love their museums and they love there theaters and so on. I think that is an ongoing 190 challenge for the arts and culture sce ne to show what there public value is. I think arts and 191 culture are a valuable part of what makes live in Pittsburgh good. 192 193 Interviewer: So you mean there is more than the economic impact? 194 195 D.P.: Yes, I think it is the same like in sports or restaurants. People don´t want middle class 196 tea ms and they don´t want a middle class arts scene. All this makes Pittsburgh the lively 197 place it is today. 1 Richey Piiparinen 2 3 Senior Research Associate, Center for Population Dynamics

4 15.12.2014, Cleveland

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6 Eingangs geht R.P. auf die Bedeutung von Research and Development für die Region 7 Pittsburgh ein. Während in früheren Zeiten die Forschung und Entwicklung vor allem in den 8 Unternehmenszentralen der großen Industriebetriebe stattfand, ist diese nach deren 9 Zusammenbruch, vor allen an den Universitäten und ihnen angegliederten Institutionen, wie 10 z.B. dem University of Pittsburgh Medical Center zu finden.

11 Interviewer: You mean Pittsburgh’s success in research and development was founded even 12 before the declining?

13 R.P . : Yes, the industrialist s early seeded the universities and hospitals. One example for this 14 is Boston. We are talking about the universities as an engine for economic growth. Boston 15 really did it. They became tradable and exportable in terms of education. Pittsburgh is doing 16 it, t oo. And Cleveland is doing it, too, but in the healthcare sector, a nd I think Cleveland is 17 doing it bigger b ecause I think global healthcare is a bigger market than global education. 18 But both, healthcare and education , are creating gro wth and jobs. And bot h were seeded by 19 the industrialists.

20 Interviewer: I think this is one of the big differences between the Rustbelt and the Ruhr, the 21 thinking of the industrialists. In Germany the early industrialist thought that it is a danger if 22 the people in the Ruhr ar e too educated. They sh ould work instead of starting a revolution. 23 So, the first university in the region – the Ruhr University Bochum were I study – was 24 founded in, I think, 1962.

25 R.P.: That´s late! How is it now?

26 Interviewer: It ’s changed. Now we have five or six big universities that attract young people, 27 but the big problem is jobs.

28 R.P.: Is there p ublic support?

29 Interviewer: There was a big amount of public money to help the old industries. Especially 30 for coal and steel. The cit y where I live, Duisburg, is known as the steel city. You know, this 31 cities were really rich cities with very well paid jobs. Especially in the 1950s and 1960s. In 32 the times of the Wirtschaftswunder after world war two. Some people say that there were 33 the first warning signals for the industry in this time, but they didn´t see it because the 34 economy was doing so well. The cities had good cultural and social institutions. Now, since 35 the declini ng of the industry and the loss of tax - revenues it is getting har der and harder for 36 them to afford this.

37 R.P.: I just come from the mayor ’s office; I do a lot of work for the government. And this is 38 what I always say : “ Don´t look back to yesterday. Look for tomorrow and plan for 39 tomorrow ’s economy . ” In America we say “Kicking the can down th e road”. Pittsburgh´s 40 decline was so fast, so Pittsburg h was forced to kick the can. Cleveland´s economy was more 41 diversified.

42 Interviewer: What do you think, how much of the success was planned and how much ju st 43 happened because it happened?

44 R.P.: In Pittsburgh some of the things were pla nned. For example if you look at Carnegie 45 Mellon in the 1980s.

46 Interviewer: My question is if Pittsburgh can be seen as a blueprint for other regions?

47 R.P.: Pittsburgh is stil l trying to be Silicon Valley. Pittsburgh is always asking, why didn´t 48 we get F acebook? But this is not how it works. Pittsburgh has become a l earning society, 49 a nd with this a lot of money, private and federal money is coming to the research sector. We 50 see some really good paying jobs for researchers. E ven more important, one study is saying 51 that o ne high paid job is creating five jobs additional for the regional economy. Pittsburg h 52 is becoming a global brand in education and Cleveland is becoming a global brand in 53 healthcare. These are networks of knowledge. You need the traditions of these netwo rks. 54 You can´t create it, snap your finger s, and say “hey, here is the university driven research 55 medical - center”.

56 Interviewer: Bochum, one of the cities in the Ruhr was glad in the 1960s, because it 57 attracted a big car factory built by GM. It was something new, no longer coal and steel. Just 58 last week, after a decade of discussions , t he factory closed. There are 16, 000 employees at 59 the factory and economist say, there will for times more jobs lost totally.

60 R.P.: Have you heard of lifecycle theory? From folks like Chinitz and Schumpeter. The idea 61 is that regions have a lifecycle and they have the s ame lifecycle like their economic base. 62 So i f your base is manufacturing, it is an older economy. It was the same with agriculture. 63 There were times, when most of the Americans worked in agriculture. Now, maybe one 64 percent is working in ag riculture b ecause it was better for the society t o work somewhere 65 else instead of growing foo d. So, technology happened and with it the manufacturing jobs 66 left, a nd with manufacturing it is th e same. Pittsburgh had about 46 % i n the 60s, now it is 67 maybe 6%. I think it´s 7.7 % . Cleveland´s number is going down, too. You need this 68 economic restru cture. There is no choice. W ith it come pain, high unemployment rates, and 69 high rat es of poverty. It is not nice, b ut if you are not going through this restructure you 70 won´t have a rebirth. Boston was a shrinking city, now Boston is a global leader in terms of 71 knowledge - production. Boston is the epicenter of education. It´s one of the biggest 72 university cities of the world. And Boston used to be a Rustbelt city, with manufa cturing 73 plants and warehouses, n ot long ag o. Then they invested in M IT and the other universities, 74 a nd then they were in the information age. That was what helped Boston to cross the times 75 of restructure. It happens first. Now this is happening in Pittsburgh and Cleveland and is 76 maybe five to ten years behind. That´s what I am telling politicians. “ Use your public 77 i nvestments smart, don´t waste them . Don´t continue chasing yesterday’s economy, y ou ’re 78 going to ´ waste your money. ”

79 Interviewer: In your text you are talking about a critical mass you n eed for a successful 80 transformation. My question is, how can you create this critical mass?

81 R.P.: I said information is what´s driving this time. Information shouldn´t be locked up. So, 82 first you have to build or rebuild a knowledge network. This is a task for the univers ities. 83 Universities should ask how we can use our knowledge to help the region.

84 Intervi ewer: How can you create real growth built on education? To have an educated work 85 force is on e thing , but you still need the jobs.

86 R.P.: This is how it normally works - use knowledge to create a new product. Pittsburgh did 87 it, Boston did it. But what happe ned is, over the years the education for itself became 88 exportable. The tradable economy is what you can export. So, the tradable economy of your 89 area is steel. Pittsburgh’s tradable economy is education. It is outsourcing the education to 90 the world. Look a t the numbers. In Pitts burgh UPMC and Pitt employs ten thousand . The 91 universities in Boston employ nearly 60.000 people , it´s an enormous amount. T here are 92 some rea lly good jobs. I think UPMC has nearly 5.000 researchers. In former times you 93 exported produ cts, in this time you export knowledge. You understand what I mean? And 94 what is interesting is, that knowledge is unlimited. Coal is limited. If you have an unlimited 95 resource, it is a powerful engine .

96 R.P: How is the situation in other cities in Germany? For example in Stuttgart? 97 Interviewer: In total you can say that the economy in south Germany, Stuttgart Region and 98 Bavaria are doing better than the rest of th e country. One important aspect is the car - 99 pro duction. But I heard some of my Professors who a warning that this can become the next 100 problem.

101 Interviewer: What kind s of jobs are created in the Eds and M eds? Not everybody can be a 102 doctor.

103 R.P.: Oh, you´ll find a wide range of jobs. From doctors, to r esearchers, you need nurses, 104 you need people for the technology. But you need the service - workers, too. The cafeteria 105 worker. These are all important. Because you need different levels. You need different types 106 of work, for different types of people. The c ompanies should create programs, to make it 107 possible to rise fro m low skilled to semi skilled.

108 Interviewer: What helped Cleveland to attract new people? Was it only the jobs ?

109 R.P.: It´s both. We have business es that really simp ly need workers. The healthcare sector 110 need s employees. Another point is that it´ s getting to o expensive to live in coastal cities. So 111 we have something like a geographical advantage. High paid, well educated people are 112 moving in to cheaper regions.

113 Inter viewer: It is interesting because in our region we don´t see this trend at the moment. 114 Dusseldorf is directly next to Duisburg and is one of Germanys most expensive cities. But 115 you can´t see a trend of people moving from Dusseldorf to Duisburg. The latest news even 116 was, that Alltours a big travel organization is moving from Duisburg to Dusseldorf, beca use 117 they say that they need the address Dusseldorf to attract employees.

118 R.P.: This is yesterday´s thinking. It will change in the future. It is the big quest ion. Do jobs 119 follow people or do people follow jobs? And the answer is both. As I said there is the 120 direction you se e in the healthcare - sector. UPMC has a demand for workers, and the workers 121 are coming. But you can see the different way in Pittsburgh, too. Google is a great example. 122 They build their Pittsburgh office because other places are to o expensive the employees. So 123 you have the IT sector moving into the Rustbelt, for the same reason the manufacturing 124 sector moved away, because of the costs. This is a different dynamic than you see with the 125 research and development, but both are important aspects.

126 Interviewer: My last question is, how important to you think are things like cultural 127 entertainment or sport - teams to attract people to the city? 128 R.P.: If you have new jobs for educated people you need things to entertain t hem. It is 129 important. But I would question if it is possible to create jobs with things like that. The jobs 130 have to be there first. I don´t agree with Richard Florida. I say, don´t was te your money with 131 the creative class.

132

133 1 Interview Rob Ruck 2 3 Professor für Sportgeschichte 4 5 12.12.2014 , Pittsburgh 6 7 8 Interviewer: Do you think the success of the sport teams was something that helped the 9 people to survive the times of transformation and to give a more positive vibe? 10 11 R.R.: I don´ t think that there is a question that there is a psychological, social and mental 12 effect that sports have had here. I think the peak of success of the Pittsburgh sport teams, in 13 the 1970s under the label “City of Champions” was against the backdrop of the industries. 14 We star ed to see the steel industry going down in the 70s. Steel was such an important part 15 of the identity of the region a nd you have to imagine that the famili es were going to the 16 mills for over three generations. During the so called golden age of the American wor king 17 class, which started with World War T wo ’s end and extended into the 1970s a steelworkers 18 job, an industrial, unionized job was pretty damn good. That was all taken away. We lost 19 tens of thousa nds of jobs. Many people left, a nd I think at this time sports helped the people 20 to form an identity. I think you see it in most of the western countries that sport is a path for 21 young b oys – and since the last decade, for girls too – to feel good about themselves , to 22 compete and to have s uc cess. I think that some gr oups of people use sports collectively to 23 tell their story to the world. We see that with Brazilians in soccer, Dominicans in baseball, 24 and Samoans in rugby and football. I think the city of Pittsburgh uses sports to tell their 25 st ory to the world, p articularly from the 70s on. The re are two factors. First, besides cities 26 like New York, there is no city that had such achievements in sports like Pittsburgh. Either it 27 was the Pirates or the Negro teams in baseball, boxing, Pitt footba ll, the Penguins, and the 28 Steelers, of course. So we have this national and international excellence with a relatively 29 small population. I think what make s this story really special is how much of this story is 30 homegrown. The Steelers began as a community football team at the Northside here in 31 Pittsburgh. In the 1920s Rooney started to organize the team and made it professional an d it 32 is still in family hands, a nd it is still on e of the most popular franchises in the USA. This is 33 p artly because of all the p eople who left Pittsburgh and moved to other cities, and partly 34 because people love the style. It is the blue - collar working - class style. The Steelers are 35 homegrown. Than we had some really successful teams in the negro - leagues, formed by 36 steelworkers. Whe n you look at the guys who won boxing - championships, they grew up 37 here; they were fighting in neighborhood gy ms. Till the rise of television, these community 38 teams were more important for the people than the Steelers and the Pira tes. There were 39 hundreds of these teams, s o the people pla yed here, they were seen playing in their own 40 neighborhood s . They gave a chance to their father, their uncle, to themselves. So they are 41 building this s ense of identity. So we had these grassroots - sport - teams than there were the 42 achievements , and then we lost our livelihood at the same time. 43 44 Interviewer: Was there anything like a plan or financial help in the 1970s or how was the 45 success created? 46 47 R.R.: What really helped, especially the Steelers, was that they build Three River Stadium 48 on the No r thside. The Steelers had been tenants, either rent ing here from the 49 Pirates, or here from the Panthers. When they moved to , 50 a couple of ot her things happened in the nati onal football l eague that helped them to get a 51 better financial basi s and to be more competitive . So, Three Rivers Stadium was the home 52 of the 1971 and Championship of the Pirates and for four Super bow ls i n 53 six years. It got to a point w h ere people had confidence in their sport teams. You know, the 54 Steelers in the 1970s are still considered as the best team ever, because to win four Super 55 bowls in six years is not easy. So again, I think Three River s Stadium is important. You 56 should read the biography o f . He was a friend of Mayor Lawrence, but it was 57 an achievement of the Allegheny Conference, too. That was maybe the biggest public 58 inves tment in sport infrastructure, b ut you see again over ten years ago, they built two new 59 facilities. It came to the point where professional franchises really can stick up municipalities 60 and force them to build things that they can´t afford. Three River s Stadium was a 61 remarkable investment in many ways and I think the new stadiums will be as well. Three 62 River s St adium was more impactful in a psychological way than the new ones, because I 63 think, they stimulate economic development in a way Three River Stadium never did; i n part 64 because they are making Pittsbur gh more to an destination center. Also around Three Rive rs 65 Stadium there were parking lots and there was no p lace for economic development. Now , 66 go to PNC Park and and you see a lot of development and a lot more is 67 planned. So I thin k to make the river corridor and the sport and entertainmen t corrid or 68 abuting the river, was a very smart decision. 69 70 Interviewer: So, there is both, financial and ideal backing by politics to hold the franchises 71 here in the city? 72 73 R.R.: The Pirates, compared to other professional baseball teams are a small - market team. 74 Pittsburgh is not as big as most of the professional baseball markets, especially for the 75 television revenues. They had a shift in ownership and they would have maybe moved away, 76 if the new facilities had not been built. 77 78 Interviewer: So, who paid for the new stadiums? 79 80 R.R.: T he two new stadiums ’ financing was a mix. The state put in one - third, the teams - 81 the Pirates and the Steelers – put in a third , and the Stadium Authority, which floated bonds 82 put in the other third . I think each of this ballparks th at cost about half a billion dollars 83 together, were much cheaper than most other ballparks. 84 85 Interviewer: How is it with three professional teams and the college teams in one city. Do 86 they have to com pete for money and audience or d o they profit from each other? 87 88 R.R.: They do, differently. It is not the case that people have unlimited money for consumer 89 expendi tures. Most people participate as fans by watching television, by talking about it, 90 and by reading about it. I would sa y that sport is the most tal ked about aspect in daily live in 91 this area. I think that the degree to which leagues now shar e revenues and cut salaries has 92 been critical to the financial success of the teams in Pittsburgh. And I think gene rally they 93 are doing pretty well . The Penguins are really smart in mark eting, sell out constantly, and 94 the ir deal to pull down the old ar ena and to develop the area has made them really strong 95 and there is a salary cap in the NHL and the NFL. I think the rev en ues are growing. The 96 NFL is a cash cow, sh ares its rev enues nearly equally. Baseball doesn´t share its revenue and 97 do es n´t have a salary cap, which is a problem. 98 99 Interviewer: Back to the “City of Champions”. Who created this slogan? Was it a 100 newspaper? Or was it something like marketing? 101 102 R.R.: I wrote about it in the Rooney book. A fellow named Howard Cosell who was a very 103 famous television sport commentator used that term about Pittsburgh during a discussion, I 104 think during the 1979 Super bowl playoffs. You can find it exactly in the Rooney bo ok. 105 106 Interviewer: I got the impression that especially the Steelers are playing with this old 107 industrial tradition. We find it directly in the name “Steelers”. On the other hand I got the 108 impression that Pittsburgh is n’t doing anything to forget this trad ition. So do you think 109 sport is something where people can hide this old tradition? 110 111 R.R.: We project on the sport what we want to see. So, tough, hard - nosed teams are 112 popular here. You know this is not Los Angeles. We have a different culture. It is a 113 pro letarian culture, historical. It changed. We don´t have as many blue - collar workers, we 114 don´t have as many immigrant - born people, as we once did. But past is identity, especially 115 for families who are living here for a long time. You know my wife is in the fifth generation 116 in west ern Pennsylvania. You know once they were working in the mills and mines, now her 117 brother is a college professor and another is living in another city and is making a lot of 118 money. But they have the ir historic identites here. 119 120 Inte rviewer: I´m interested in what kind of people or which class is joining which sport and 121 which team? Is there one sport more for the rich and one sport more for the poor people? 122 123 R.R.: First, you know, the costs to go to a game changed rapidly. First they all had a 124 working - class fan base. Then they started to attract a middle - class fan base. Then with the 125 transfer of the former Pitt coach to the Steelers the protestant upper - middle - class came on 126 board. People who have Steelers ’ season tickets, these are han ded down in the family. So, 127 back in the 70s, there were all this different groups that worked in the mills and mines and 128 they all came together in the stadiums. If they are stil l alive, they are still going, a nd if they 129 are not alive, their sons and grands ons are go ing. People don´t give up these tickets easily. 130 The Pirates are a cheaper seat than football and hockey, so it is a wider crow d. You have 131 more black fans in football than in other sports. But I couldn´t give you precise 132 demographics on who is goi ng to what today . 133 You know it is similar to soccer in Europe; they put out the terraces and put in the business - 134 seats and luxury boxes. 135 136 Interviewer: One last, more personal question. There is one question on US - sports I got in 137 mind all the time when I´m talking about this salary caps and revenue sharing. I´m interested 138 in sports and I´m interested i n politics. And I´m wondering why w e don´t have a comparable 139 system in Europe. I don´t understand, why while we are talking in Europe more about 140 solidarity an d social safe ty, having capitalistic organized sports while you in the US have a 141 liberal economy and a socialist - like sport system. 142 143 R.R.: One former owner in the NFL, once said, “We are 42 fat capitalist s , but when we get 144 together we can adopt socialist practices and sharing revenues”. The success of the NFL is 145 bases on all this different franchises. They are competitive. And this drives television 146 revenues and it drives audience and it drives profits. The salary cap controls costs for the 147 owners. You kn ow some players and player unions, especially in baseball fight it because 148 they are thinking that they could even get more money without it. I think the NHL, the 149 NFL, the NBA have more a win - win relationship with their unions, with players. It is 150 because t he baseball players union historically was much stronger and won those battles.