Editorial fokussiert

Liebe Leserinnen und Leser,

jede Menge Aktion hatte der Himmel über uns in den letzten Mona- ten zu bieten. Sie haben uns zahlreiche Beobachtungen zukommen lassen, und die Redaktion war damit beschäftigt, Ihre Einsendungen zu sammeln und aufzubereiten, durch Zusatz- und Hintergrundinfor- mationen zu ergänzen und für das Heft übersichtlich zusammenzustel- len. Diese redaktionelle Prüfung und die Aufbereitung für Sie als Leser ist eines der Merkmale, die interstellarum von den meisten anderen Informationsquellen unterscheidet. In diesem Heft berichten wir in Wort und Bild u.a. über die jüngsten Polarlichterscheinungen (Seite 67), das aktuelle Geschehen um den Kometen Garradd (Seite 26), und die jüngste Entwicklung auf unserem Tagesgestirn (Seite 22). Ein Höhe- Ronald Stoyan, Chefredakteur punkt der letzten Monate waren die beiden hellen Supernovae in M 51 und M 101. In diesem Heft können Sie nachlesen, wie deren Dokumen- tation sogar ohne Teleskop gelang (Seite 42). Unter den beeindruckenden Resultaten in unserer Lesergalerie (Seite 74) und bei den Objekten der Saison (Seite 70) finden sich immer mehr Bilder, die aus mehreren Fotos zusammengesetzt wurden. In der Praxis ist eine Kombination von zwei benachbarten Himmelsaufnahmen je- doch nicht einfach: Durch die Verzerrung in den Bildecken, Gradienten aufgrund von Vignettierung oder Himmelshintergrund oder Farbunter- schieden braucht es viel Geduld und Know-how, ansehnliche Mosaike zu erstellen. Der Schweizer Astrofotograf Fabian Neyer zeigt in diesem Heft anschaulich, wie man dabei vorgehen kann (Seite 53). Seit Anfang 2008 haben wir den Verkaufspreis von interstellarum stabil halten können. Deutliche Preissteigerungen v.a beim Papier und dem Versand durch die Deutsche Post zwingen uns zum Jahreswech- sel jedoch zu einer Anhebung des Einzelheftpreises um 40 Cent. Dieser Betrag entspricht seit 2008 gerechnet 10 Cent pro Jahr, was deutlich unter der Inflationsrate in den letzten Jahren liegt. Auch der Betrag für das Abonnement wird entsprechend angepasst – unsere Abonnenten wurden bereits mit dem letzten Heft informiert. Für 2012 gibt es um- fangreiche Mehrleistungen im Abo: Schon mit dieser Ausgabe erhalten Titelbild: Merkur im Visier: Seit März 2011 Sie das Poster »Das Astronomische Jahr 2012« kostenlos, ab Ende Januar befindet sich Messenger als erste Raum- sonde überhaupt in einer Umlaufbahn um gibt es zusätzlich unsere neue iPad-App – Grund genug für alle ande- den innersten Planeten. Bereits jetzt zeich- ren, über ein Abonnement von interstellarum nachzudenken. Die ersten nen sich überraschende Ergebnisse ab (vgl. 100 Neuabonnenten belohnen wir mit einer praktischen, astronomisch Hauptartikel S. 12). Dieses Falschfarben- erprobten Rotlicht-Lampe (Seite 79)! mosaik des Merkur wurde bereits im Januar 2008 nach dem ersten Vorbeiflug der Son- Eine schöne Weihnachtszeit wünscht, de aufgenommen. Es zeigt die östliche Hemisphäre mit dem gut 1500km durch- messenden Calorisbecken, einem Ein- Ihr schlagsbecken, das den nördlichen Teil dominiert. Aufgrund der mit Lava überflu- teten Ebenen erscheint es gelb, während andere Gesteinsarten in anderen Farben dargestellt sind. NASA, Johns Hopkins Uni- versity Applied Physics Laboratory, Carnegie Institution of Washington Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 79 . Dezember/Januar 2012 1 Inhalt

Hintergrund stellarum Sternstunde n Hauptartikel

12 Merkur: Meister »interstellarum Sternstunde« ist die erste der Extreme ­regelmäßige astronomische Fernsehsendung Messenger-Sonde sorgt im Internet. Sie können sie kostenlos auf ­ für Überraschungen ­www.interstellarum.de ansehen. 16 Astro- Wissen: Wie kommt es Ausgabe Nr. 6 (11.11.2011) zu einer Bahnresonanz? n Schlagzeilen Themen 8 Solare Magnetfelder und die zz MESSENGER: Ergebnisse und Erkenntnisse aus Entwicklung von Flares dem Merkur-Orbit, Interview mit Daniel Fischer zz Mond-Impakt: Aufnahmen von Einschlägen auf Protuberanzen Wird die Erde periodisch von auf Papier 34 Asteroiden oder Kometen getroffen? dem Erdbegleiter, Interview mit Bernd Gährken 9 Doppelter Sonnenuntergang außerdem auf Kepler-16b zz Neuigkeiten aus der Forschung in Bild und Ton Trojaner im Erdorbit entdeckt zz Vorschau auf astronomische Ereignisse 10 Raumfahrt aktuell: Zwei neue Orbiter auf dem Weg zum Mond Die interstellarum Einsteigerseiten: Himmel

n Ereignisse 18 Mondfinsternis am Nachmittagshimmel Totale Mondfinsternis am 10. Dezember Merkur am Morgenhimmel Das große Teleskop-Portal Supernovae im 19 Eros in Erdnähe am 31. Januar von interstellarum: 42 Venus trifft Neptun am 13. Januar Teleobjektiv n Sonnensystem 22 Sonne aktuell: Ganz leichter Anstieg 24 Planeten aktuell: Datenbank aus fast 1500 Produkten: Mars im Fokus 513 Komplettgeräte 26 Kometen aktuell: C/2009 P1 329 Tuben mit Optik (Garradd) wird freisichtig 105 Montierungen 591 Okulare n Sternhimmel 29 Astronomie mit bloßem Auge: Collinder 69 40 Praxis-Wissen: Wie kann man Astronomie mit dem das Alter von Mondkratern Fernglas: Cheshire Cat visuell einschätzen? 30 Objekt der Saison: M 45 Technik 100 Quadratgrad 32 Objekt der Saison: NGC 1333 Himmel 46 33 Deep-Sky-Herausforderung: n Astrofotografie Auner 1 53 Puzzle mit Plan Praxis Die Erstellung von großflächigen Mosaiken n Sonne n Selbstbau 34 Protuberanzen auf Papier 58 Mehr kleine Sonnenzeichnungen im Hα-Licht Verbesserungen n Mond Das ETX-70/ETX-80 im 36 Die nördliche Seenplatte parallaktischen Betrieb Ein Spaziergang zu den 60 Technik-Wissen: Welche »Seen« auf dem Mond Objektiveigenschaften sind für Astrofotografen nützlich? n Deep-Sky 42 Supernovae im Beobachtungen Teleobjektiv n Rückblick Mehr kleine ETX- Drei Sternexplosionen im 67 Aufleuchten — nah & fern Bereich des Großen Wagens Verbesserungen 58 n First Light

46 100 Quadratgrad Himmel 68 Der tiefschwarze Nachthimmel Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Orion trifft Zwillinge ist eine Illusion 2 interstellarum 79 . Dezember/Januar 2012 Inhalt Merkur: 12 Meister der

Themen zz Komet Hartley 2: Die Ergebnisse der Extreme ­aktuellen Kometenmission (mit Inteview) zz Jupiter: Der Riesenplanet verändert sein Gesicht Messenger-Sonde sorgt zz Sonnenfinsternis:Leserbilder vom 4. Januar außerdem für Überraschungen zz Neuigkeiten aus der Forschung in Bild und Ton zz Vorschau auf astronomische Ereignisse

n Objekte der Saison 70 NGC 1977 / Sharpless 276 (Barnards Loop) n Galerie Datenbank aus fast 1500 Produkten: 513 Komplettgeräte 74 Astrofotos unserer Leser Puzzle mit Plan: 53 329 Tuben mit Optik 105 Montierungen Service Die Erstellung 591 Okulare n Rezensionen von großflächigen 76 Der Sternenhimmel iPhone-App: Sky Safari 3 Mosaiken 77 Hubble n Astromarkt 77 Kleinanzeigen

Leserhinweise Bildorientierung: Allgemein: Norden oben, Osten links; Planeten: Süden oben, vorangehender Rand links Datenquellen: Sonnensystem: Kosmos Himmelsjahr, Ahnerts Kalender für Sternfreunde, Cartes du Ciel; Deep-Sky: Deep Sky Reiseführer, NGC/IC W. Steini- cke, Deep Sky Field Guide Koordinaten: äquatoriale Koordinatenangaben, Äquinoktium 2000.0 Helligkeiten: sofern nicht anders angegeben V- Helligkeit Deep-Sky-Objekte: DS (Doppelstern), OC (Offener Sternhaufen), PN (Planetarischer Nebel), GN (Galak- tischer Nebel), GC (Kugelsternhaufen), Gx (Galaxie), Qs (Quasar), As (Sternmuster) Kartenverweise: Deep Sky Reiseatlas (DSRA), Ura- nometria 1. Auflage (Uran.) Fotografischer Mond- atlas (FMA)

1 fokussiert

2 Inhaltsverzeichnis, Leserhinweise

80 Vorschau, Impressum Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 79 . Dezember/Januar 2012 3 ')-#)-++.#" *!(,,(%**, (%,,**( **- )-*,

Galaxy Dobson Takahashi TSA-120

Das Traumteleskop

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Abb. 2: Ein Flare vom 5. Mai 2010. In der oberen Reihe sind bei oods verschiedenen Wellenlängen der Flare und die dazugehörigen Mag­netfeldbögen zu sehen. Die untere Reihe zeigt die zeitliche Hintergrund

Entwicklung der Emission im Röntgenbereich (links) und im extre- NASA, SDO, W T. men ultravioletten Spektralbereich (rechts, s. Surftipps). Die späte EUV Flarephase ist nur im EUV-Bereich als zweites Maximum etwa

NASA, SDO 90 Minuten nach dem Hauptausbruch zu sehen.

Abb. 1: Am 7. Juni 2011 ereignete sich zunächst ein M2-Flare (mittlere Stärke), der einen spektakulären koronalen Massenauswurf nach sich zog.

teten Maximum im extremen ultravioletten Spektralbereich verwechselt werden, das zur Solare Magnetfelder und normalen Entwicklung eines Flareausbruchs gehört. Sie tritt deutlich später und erst nach die Entwicklung von Flares der Hauptphase auf. Ergänzt werden diese Messungen durch lares sind Strahlungsausbrüche auf der EVE alle zehn Sekunden in einem Wellenlän- das Advanced Imaging Assembly (AIA) auf FSonne, bei der gewaltige Mengen an Ener­ genbereich von 0,1nm bis 106nm. Die Spek- SDO, das alle 10s in sieben schmalbandigen gie durch die Umorganisation des Magnet- tren zeigen dabei vier Phasen eines Flares. In Wellenlängenbereichen und einer von drei feldes freigesetzt werden. Insbesondere im der ersten Phase, die durch harte Röntgen- verschiedenen Wellenlängen im UV bzw. vi- Licht der Hα-Linie, manchmal auch im Weiß- strahlung dominiert wird, bewegen sich nach suellen Kontinuum beobachten kann. Mit licht, sind sie auch in entsprechend ausgerüs­ einem magnetischen Kurzschluss (Rekonne- AIA sieht man ebenfalls die Hauptphase des teten Amateurteleskopen als hell aufleuch­ xion) hochenergetische Teilchen im freien Flares und bei Auftreten der späten Flarepha- tende Gebiete sichtbar. Die Flares dauern im Fall in Richtung Sonnenoberfläche. Wenn sie se zusätzlich weitere koronale Bögen weit Durchschnitt etwa 20 Minuten an. Mit dem die dichtere untere Atmosphäre der Son- oberhalb der Ausbruchstelle des ursprüng- Extreme ultraviolet Variability Experiment ne erreichen, beginnt die zweite Phase des lichen Flares. Diese Bögen sind länger, leuch- (EVE) auf dem Sonnensatelliten SDO (vgl. in- Flares. Das Sonnenplasma wird aufgeheizt ten später auf und sind auch räumlich ge- terstellarum 75) hat man nun festgestellt, dass und strömt explosionsartig entlang magne- trennt von denen der Hauptphase. Man geht nach der Hauptphase des Ausbruchs weitere tischer Bögen, den sog. Loops, wieder nach deshalb davon aus, dass die späte Flarephase Strahlung emittiert wird, deren Gesamtener- oben. Dabei füllen sich die Bögen mit Plas- durch eine Rekonnexion anderer Magnetfeld- gie die des Hauptausbruchs übertreffen kann. ma, und Strahlung wird freigesetzt. Die dritte bereiche gespeist wird als der Hauptausbruch. So wurde am 3. November 2010 von SDO ein Phase ist durch eine Verringerung der Hellig- Da etwa die Hälfte der Flares mit später Pha- Flare beobachtet, der nach der Hauptphase im keit der Sonnenkorona gekennzeichnet, die se aus nur zwei Aktiven Regionen mit kom- extremen ultravioletten Spektralbereich (EUV) häufig mit einem koronalen Massenauswurf plexen Magnetfeldern stammt, scheint die eine Energiemenge freisetzte, die 70% der ins- (CME) einhergeht. Die vierte, bisher unbe- Magnetfeldkonfiguration wichtig für ihr Auf- gesamt abgestrahlten Energie entsprach. Ins- kannte späte Flarephase, erreicht ihr Maxi- treten zu sein. Die Intensität der späten Flare- gesamt wurden seit Beginn der SDO-Mission mum irgendwann zwischen einigen Minuten phase ist in der Regel geringer als die Rönt- 191 Flares analysiert. Von den 169 C1- bis C9- und Stunden nach dem Hauptausbruch mit genintensität zu Beginn des Flares, sie dauert Flares zeigten 16, von den 21 M1- bis M9-Flares der Emission von Strahlung, die typisch für 3 jedoch manchmal mehrere Stunden an, so 9 diese »späte EUV Flarephase«. Der einzige Mio. Kelvin heißes Koronamaterial ist. Das Ma- dass die Gesamtenergie der des Hauptflares analysierte Flare der X-Klasse zeigte sie nicht. ximum ist jedoch nicht mit einem weiteren gleichkommen kann und deshalb ebenfalls Im Gegensatz zu früheren Instrumenten, Röntgenstrahlungsausbruch assoziiert. Diese zur Ionisation der Erdatmosphäre beitragen die in Abständen von 90 Minuten oder nur vierte Phase darf nicht mit dem Sekunden kann. [NASA 11-291; NASA Feature 9.7.2011, bei einer Wellenlänge beobachteten, misst oder Minuten nach der Hauptphase beobach- Astrophys. J. 739, 59 (2011)]

Wird die Erde periodisch von Asteroiden oder Kometen getroffen?

Fast 200 Krater sind auf der Erdoberflä- ten erhalten geblieben. Einige von ihnen scheinlichkeit solcher Ereignisse und da- che als Zeugen kosmischer Zusammenstö- weisen Durchmesser von Hunderten von rüber, ob sie sich mit der Zeit ändert, ist

ße der Erde mit Asteroiden oder Kome- Kilometern auf. Das Wissen über die Wahr- deshalb nötig, um die derzeitige Gefahr Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

8 interstellarum 79 . Dezember/Januar 2012 Schlagzeilen

Doppelter Sonnenuntergang auf Kepler-16b

Auf dem Planeten Kepler-16b, der vom NASA-Satelliten Kepler aufge- spürt wurde, gehen abends zwei Son- nen unter. Er umkreist in 229 Tagen zwei Sterne, die sich aus Sicht der Erde Peter und Susanne Friedrich gegenseitig verfinstern und bedeckt Der Barringer-Krater in Arizona. Er war dabei ebenfalls die beiden Sterne, wo- der erste Krater, bei dem bewiesen werden durch er sich verriet. Astrophysika- konnte, dass er durch den Einschlag eines lisch gesehen ist dies ein Glücksfall, Meteoriten entstanden ist. denn so lassen sich die Massen und Größen der beteiligten Objekte be- eines Einschlags abschätzen zu können stimmen. Kepler-16b bewegt sich au- (vgl. interstellarum 78). ßerhalb der habitablen Zone, in der Seit Mitte der 1980er Jahre haben eine auf einem Planeten flüssiges Wasser NASA, JPL-Caltech Reihe von Autoren behauptet, die Ein- existieren kann, da seine beiden Zen- Der Saturn-große Planet Kepler-16b um- schlagwahrscheinlichkeit nehme über tralgestirne mit 0,69 bzw. 0,2 Sonnen- kreist zwei Sonnen: einen K- und einen M- Millionen Jahre hinweg periodisch zu massen kühler als die Sonne sind. Er Zwerg. Von der Erde aus bedecken sich die und ab; die Perioden variieren dabei ist etwa so groß wie der Saturn und beiden Sterne und der Planet gegenseitig. zwischen 13 und 50 Millionen Jahren. besteht etwa je zur Hälfte aus Gestein Grundlage dafür sind vor allem die Al- und Gas. Da die meisten Sterne in schlagartig die Möglichkeit, Planeten in tersabschätzungen der Krater. Einer der der Milchstraße in Doppelsternsyste- der habitablen Zone und damit evtl. Le- Mechanismen, die für solch periodische men zu finden sind, erhöht sich damit ben zu finden. [NASA 11-304] Variationen vorgeschlagen wurden, ist die Bewegung unseres Sonnensystems relativ zur Scheibenebene der Milchstra- ße. Bei dieser Bewegung verändert sich Trojaner im Erdorbit entdeckt der sehr geringe Schwerkrafteinfluss, den die umliegenden Sterne auf die Objekte Als Trojaner werden Asteroiden be- in der Oort'schen Wolke ausüben, wel- zeichnet, die im selben Orbit wie ein che das Sonnensystem im Abstand von Planet um die Sonne kreisen. Sie be- rund einem Lichtjahr umhüllt. Aufgrund finden sich jedoch im Mittel 60° vor solcher Veränderungen könnten einmal oder 60° hinter dem Planeten auf der mehr, einmal weniger Objekte die Oort' Bahn. Die Trojaner kreisen in stabilen sche Wolke verlassen und als Kometen in Bahnen um die Lagrangepunkte L4 das innere Sonnensystem gelangen. und L5 und kommen deshalb dem Pla- Eine neue Untersuchung, die eine an- neten nie nahe. Jupiter besitzt eine gepasstere statistische Methode verwen- große Familie von mehreren 1000 Tro- det, kann einfache periodische Variati- janern, auch bei Neptun und Mars so- onen anhand der verfügbaren Daten mit wie bei Monden von Saturn wurden großer Sicherheit ausschließen – eben- sie entdeckt. Trojaner im Erdorbit, die so den hypothetischen Sonnenbegleiter sich durchschnittlich in einem Win- NASA, JPL-Caltech, UCLA »Nemesis«. Stattdessen hat danach die kelabstand von 60° zur Sonne befin- Die ungewöhnliche Bahn des Erdtroja- Einschlagwahrscheinlichkeit seit rund 250 den, sind schwer aufzuspüren, wenn ners 2010 TK7 (grün) relativ zur Erdbahn Millionen Jahren stetig zugenommen, ab- sie relativ klein sind. Dem Wide-field (blaue Punkte). Er bewegt sich spiralförmig geschätzt anhand der zu verschiedenen Infrared Survey Explorer (WISE) der sowohl horizontal in der Bahnebene als Zeiten entstandenen, heute noch nach- NASA, der von Januar 2010 bis Februar auch ober- und unterhalb zu ihr in 395 Jah- weisbaren Krater. Dabei könnte es sich 2011 den ganzen Himmel im infraroten ren um den Lagrangepunkt L4. allerdings um Auswahleffekte handeln, Spektralbereich kartierte, ist eine sol- da kleinere Krater schneller erodieren che Entdeckung gelungen. 2010 TK7, und nach einer gewissen Zeit nicht mehr wie die provisorische Bezeichnung auffindbar sind und ältere Krater längere des Erd-Trojaners lautet, bewegt sich Zeit der Erosion ausgesetzt waren als jün- auf einer ungewöhnlichen Bahn, auf Surftipps gere. Größere, jüngere Krater können des- der er sich weit vom Lagrangepunkt Flare vom 5. Mai 2010 (SDO): halb einfacher nachgewiesen werden als L4 entfernen kann. Dies ermöglich- kleinere, ältere. Andererseits gibt es aber te auch die Entdeckung durch WISE. www.nasa.gov/mission_pages/sdo/ Untersuchungen an Einschlagkratern auf Der 300m durchmessende Asteroid news/late-phase-flares.html Animation der Bahn des Erdtrojaners: dem Mond, die einen ähnlichen Trend wird der Erde jedoch zumindest in www.nasa.gov/multimedia/ zeigen. Dort spielen die auf der Erde vor- den nächsten 100 Jahren nicht näher videogallery/index.html?media_ herrschenden Erosionsmechanismen kei- als 24 Mio. Kilometer kommen. [JPL id=103550791

ne Rolle. [MPG 1.8.2011] 2011-230] Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 79 . Dezember/Januar 2012 9 Raumfahrt aktuell Zwei neue Orbiter auf dem Weg zum Mond

xakt zum Jahres- Ewechsel – am 31. 12. und 1.1. – wird der Mond zwei weitere Orbiter erhalten: Sie bilden zusam- men das »Gravity Recovery and In- terior Laboratory« (GRAIL) der NASA, das am 10.9.2011 in Cape Canaveral auf die Reise ging. Die Mission besteht aus zwei nahezu iden-

tischen Sonden, die ech alt nun getrennt auf C treibstoffsparenden

Wegen in einen ge- NASA, JPL- meinsamen nied- Das Prinzip der GRAIL-Mission: Zwei Satelliten rigen Mondorbit kreisen im Tiefflug um den Mond, wobei ihre Bah- gelangen sollen: nen und insbesondere ihr Abstand voneinander Zuerst geht es zum präzise vermessen werden – woraus sich dann die

Lagrangepunkt L2 Massenverteilung im Mondinneren bestimmen lässt. des Erde-Sonne-Sys- tems, dann weiter zum Mond. Beide werden ihn in einer mittleren Höhe von 55km umkreisen. Der gegenseitige Abstand, der mit enormer Präzision vermes- sen wird, beträgt 60km bis 225km: Je nach der Massenverteilung im Mondin- neren entfernen sie sich voneinander, um sich dann wieder näher zu kommen, denn eine Massenkonzentration im Mond lässt zuerst den führenden Satelliten schneller fliegen, dann holt der andere wieder auf. Dasselbe Prinzip benutzt bereits seit 2002 die GRACE-Mission im Erdorbit und die Schwerekarte des Mondes soll sogar noch genauer als die irdische werden: Weil es keinen Luft- widerstand gibt, können die Satelliten wesentlich dichter über der Oberfläche fliegen. Allerdings müssen subtile Effekte wie der Strahlungsdruck der Sonne auf die Satelliten berücksichtigt werden, und die lange Reise hilft dabei, dass sie ohne ausströmendes Restgas mit der Arbeit beginnen: Dies könnte sonst mit winzigen Düseneffekten die Bahnen spürbar stören. Die Anwendung der GRACE-Erfahrungen und die energiesparende Reise, die wiederum einen Start mit der kleinen Delta II ermöglichte, haben die Gesamtkosten der Mission mit 496 Mio. Dollar recht gering ausfallen las- sen. Es ist auch – neben ein paar Mondkameras auf beiden Satelliten, die US-Schüler steuern werden – nur eine einzige wissenschaftliche Nutzlast an Bord: das Radiosystem, das den Abstand zwischen den beiden Satelliten mit Mikrometern Genauigkeit bestimmt, im Zusammenspiel mit ihrer Bahn- vermessung von der Erde aus. Nach dem Eintreffen am Mond soll die 82-tä- gige Mondvermessung nach der Einrichtung der idealen Orbits am 8. März beginnen und am 29. Mai enden, denn bis zur Mondfinsternis am 4. Juni, die wahrscheinlich zum Ausfall der Batterien führen wird, muss alles erle- digt sein. Noch im selben Monat dürften die Satelliten schon auf den Mond aufschlagen – was zugleich den Anfang vom Ende der aktuellen Mondfor- schung der NASA markiert, denn konkret finanziert sind nur noch der Start des Staubforschers LADEE 2013 und eine Verlängerung für den Lunar Recon- naissance Orbiter. Da auf absehbare Zeit keine bemannten Mondmissionen geplant sind, müssen unbemannte Projekte künftig wieder gegen das ge- samte Sonnensystem antreten. n Daniel Fischer Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

10 interstellarum 79 . Dezember/Januar 2012 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Hauptartikel

s ic s ton g hy n hi P d as ie W ppl of

A y t on i i s t u t i iver n nst U I

Messenger-Sonde sorgt ns ki egie n op r a H

C , ns h

für Über­raschungen ry o ato r o b a L NASA, J Hintergrund

von Lars-C. Depka

Ouvertüre und Premiere zugleich: Zum ersten Mal in der Geschichte der Astronomie umkreist eine Sonde den in- nersten Planeten des Sonnensystems. Nach einer rund 7,9 Milliarden Kilometer langen Reise trat die NASA-Sonde »Messenger« (kurz für Surface, Space Environment, Geochemistry and Ranging) am 18. März 2011 in einen elliptischen Orbit um den Planeten ein. Läuft alles nach Plan, wird sie sich dort für ein Erdjahr bzw. vier Merkurjah- re oder zwei Merkurtage in einer Bahn aufhalten, die die Sonde zwischen 200km und 15000km an den Planeten heranbringt. Schon während der ersten drei im Rahmen der Annäherung durchgeführten Vorbeiflüge gelangen der Sonde bemerkenswerte Aufnahmen der Merkuroberfläche. Es waren die ersten detaillierten Informationen über Merkur, seit die NASA-Sonde Mariner 10 1974 und 1975 den Planeten passiert hatte.

Abb. 1: Auf den ersten Blick sieht Merkur mehr zu einer eigenen Persönlichkeit, die Vergleichbarer Aufbau dem Erdmond zum Verwechseln ähnlich, viel über die Entstehungsgeschichte des doch die beiden Himmelskörper haben Sonnensystems zu vermitteln weiß. Terrestrische Planeten ähneln in ihrem nicht viel gemeinsam. Aufbau der Erde. Sie bestehen vollständig Umlauf und Rotation oder fast vollständig aus festen Bestand- bwohl Merkur auf dem ersten teilen und besitzen zumeist einen Schalen- Blick vertraut und ein bisschen Wieso dauert ein Merkurtag länger als aufbau: Ein dichter Eisenkern ist umgeben Owie der Erdmond aussieht, wird ein Merkurjahr? Da Merkur der Sonne von einem Mantel aus schweren Silikaten durch die Messenger-Mission mehr und sehr viel näher als die Erde ist, benötigt er und Metalloxiden. Die Kruste besteht zu mehr klar: Merkur ist ein ungewöhnliches für einen Umlauf nur etwa 88 Tage. Zu- wesentlichen Teilen aus leichteren Silikaten, Mitglied der Planetenfamilie. Er ist nicht dem besitzt er eine langsame siderische die im Vergleich zu den schweren Silikaten nur der kleinste Planet des Sonnensystems Rotationsperiode, die erst mittels Ein- des Mantels einen herabgesetzten Schmelz- mit nur etwa 40% des Erddurchmessers. satz des Arecibo-Teleskops und Radarmes- punkt aufweisen. Auf der Erde sind dies z.B. Er weist zudem auch nur wenig mehr als sungen zu 59 Tagen festgestellt werden Quarz und Feldspäte. In einigen Fällen, üb- 5% ihrer Masse auf. Auf der anderen Seite konnte. Weil sich Merkur im selben Dreh- rigens auch außerhalb des Sonnensystems, besitzt er die höchste Dichte aller Planeten sinn um die Sonne wie um seine Achse schließt sich über der Krus­te eine Atmo- des Sonnensystems. dreht, ergibt sich aufgrund der Kopplung sphäre an. Desweiteren ähneln Durchmes- Obwohl noch keine zwölf Monate seit an eine 3:2-Resonanz eine Länge des Mer- ser und Masse, aber insbesondere auch Ankunft von Messenger beim Merkur ver- kurtages (also der zeitliche Abstand zwi- die durchschnittliche Dichte der auch gangen sind, hat sich ein überraschend ho- schen zwei Sonnenaufgängen an einem Gesteins­planeten genannten Himmelskör- her neuer Kenntnisstand um den inners­ beliebigen Punkt) von 176 Tagen – somit per denen der Erde. Letztere bewegt sich ten Planeten entwickelt. Soviel steht zum dauert der Tag viel länger als ein Merkur- grob bei 4g/cm3 – 6g/cm3. jetzigen frühen Missionszeitpunkt schon jahr. Die 3:2-Resonanz bedeutet in diesem Historisch betrachtet gehören nur die fest: Sowohl Physik als auch Chemie von Fall, dass drei siderische Merkurtage exakt vier Planeten des inneren Sonnensystems Merkur unterscheiden sich in einigen Be- zwei Umläufen um die Sonne entsprechen. in die Gruppe der terrestrischen Planeten: reichen in ihrer Komplexität fundamental Merkur ist das einzig bekannte Objekt im Merkur, Venus, Erde und Mars. Im weite- von bislang gängigen Annahmen. Wie sich Sonnensystem mit einem entsprechenden ren Sinne zählen mittlerweile allerdings

zeigt, entpuppt sich Merkur mehr und Resonanzverhältnis (s. S. 16). – wenn auch keine Planeten – die ähn- Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

12 interstellarum 79 . Dezember/Januar 2012 Hauptartikel ton g n

lich aufgebauten kleineren Himmelskör- hi as per Erdmond, die Jupitermonde Io und W of

on i t

Europa sowie die größeren Eismonde wie u t i nst I

Ganymed, Kallisto, Titan und Triton und egie n auch wenige der bekannten Zwergpla- r a C , neten dazu. ry ato r o b a L s ic Heiße oder kalte Entstehung? s hy P d ie ppl A

Nach gängiger Lehrmeinung sollte Mer- y t i s

kur im heißesten und dichtesten Teil der iver n U

präsolaren Gas- und Staubscheibe entstan- ns ki op H den sein. Leichtere Elemente wie beispiels- ns h weise Schwefel hätten sich so auf dem o

Merkur nicht halten können. Neben dem NASA, J Nachweis leichterer Elemente steht die- ser »heißen« Entstehungstheorie auch das neu nachgewiesene Verhältnis des flüch- tigen Kaliums zum nichtflüchtigen Thori- um entgegen: Es ist größer als bei allen an- Abb. 2: Bildvergleich Mariner 10 (links) und Messenger: Nach einem Impakt verflüssigte deren terrestrischen Planeten, etwa so wie Schmelzen bedecken den Boden des 52km großen Kraters Degas. Nach ihrem Auskühlen beim nach derzeitiger Lehrmeinung durch formten die Schmelzen die gut zu erkennenden unregelmäßigen Risse im Kraterboden. ein Impaktereignis entstandenen Erdmond. Das Kalium-Thorium-Verhältnis, der im ist der Kern vermutlich mit erstaunlichen rend dieser Wachstumsphase erfahren die Vergleich zur Erde etwa zehnfach höhere 60% beteiligt, doppelt so viel wie bei der jungen Himmelskörper häufig beträchtliche Schwefelanteil, sowie die durch Messenger Erde. Erdgebundene Radarmessungen las- Veränderungen in ihren Bahnparametern. nachgewiesenen Natrium-Anteile in der sen zudem vermuten, dass der Kern entkop- Sollte sich die Einschätzung der Messergeb- Atmosphäre sprechen in ihrer Gesamtbe- pelt von der Planetenkruste rotiert. Diese nisse bewahrheiten, hat Merkur während trachtung derzeit klar für eine Welt, die kei- Situation ist nur möglich, wenn wenigstens seiner Wachstumsphasen womöglich Ma- ne heiße Entstehungsgeschichte hinter sich Teile des äußeren Kerns angeschmolzen terial aus den unterschiedlichsten Winkeln hat. So erscheint es also nach Messengers sind und somit wie ein Schmiermittel zwi- der Urwolke und somit aus weit entfernten Messungen derzeit als sehr unwahrschein- schen Kruste und Mantel wirken kön- Regionen des Sonnensystems aufgesammelt. lich, dass Merkur eine Art »Schlackeball« nen. Seinen flüssigen oder angeschmolze- ist, der in der Nähe der Sonne so stark er- nen Zustand kann ein Eisenkern aber nur Ungewöhnlich geologisch aktiv hitzt wurde, dass alle flüchtigen Elemente dann halten, wenn er einen kleinen Anteil verdampften. Die derzeit favorisierte The- an leichteren Elementen, die den Schmelz- Merkur hat eine von starker vulka- orie zur Natur der Oberflächenchemie von punkt substantiell herabsetzen, aufweist. nischer Tätigkeit geprägte Vergangenheit. Merkur geht dagegen davon aus, dass er ei- Anderenfalls hätte sich, wie Simulationen Die wie man jetzt weiß ungewöhnlich stark nen großen Teil seines Gesteinsmantels bei zeigten, der Kern innerhalb der seit der ausgeprägte geologische Aktivitätsphase einem Zusammenstoß mit einem anderen Entstehung des Planetensystems vergan- des Merkur reichte von der Spätphase des Himmelskörper verlor. Auf der anderen genen 4,55 Mrd. Jahre verfestigt, so wie es Late Heavy Bombardment (LHB) bis in die Seite allerdings sind zwei genau passende bei Mars mit allen katastrophalen Folgen zweite Hälfte der Sonnensystemgeschichte. katastrophale Impaktereignisse, wie sie zur geschehen ist. Offenkundig besitzt Merkur In dieser Zeit der Entwicklung des Sonnen- Entstehung des Erdmondes und des Mer- also einen zumindest teilweise flüssigen, systems vor etwa 4,1 bis 3,8 Mrd. Jahren, kur in seiner heutigen Form nötig gewesen überproportional großen Eisenkern. stürzten zahllose große Asteroiden und wären, nicht sehr wahrscheinlich – oder Das führt geradewegs zu einer weite- andere Restkörper der Planetenbildung auf aber die heutigen Vorstellungen zu den Be- ren bedeutenden Frage: Warum haben sich die noch jungen Planeten des inneren Son- dingungen im solaren Urnebel sind nicht bei dem kleinen Merkur die proportiona- nensystems und übten so einen großen Ein- korrekt und die Abläufe der Planetenent- len Anteile seines Kerns und des Mantels fluss auf ihre Oberflächengestaltung und stehung nicht ganz verstanden. Dies hätte so unterschiedlich entwickelt? Nach dem weitere Entwicklung aus. Darüber hinaus weit reichende Konsequenzen auf zentrale gängigen Modell der Planetenentstehung kann man mit einiger Sicherheit sagen, dass Punkte der Merkurevolution. bildeten sich in einer präsolaren Urwolke sich aufgrund des explosiven Vulkanismus aus Gas und Staub innerhalb einiger weni- jener Zeit die innere Zusammensetzung Der Kern ger 10000 Jahre erste solide Planetesimale des Planeten zumindest lokal betrachtet, (Planetenvorläufer) von Kilometergröße. Ist ganz wesentlich von den früheren Vermu- Die auffällig hohe Dichte von Merkur diese Größenordnung erreicht, setzt die tungen unterscheidet. Der Grund hierfür wurde schon lange als Indiz für das Vor- gravitative Akkumulation ein: Die Plane- liegt im zähflüssigen Magma des Planeten­ handensein eines übergroßen Eisenkerns tenvorläufer ziehen sich aufgrund der eige- inneren, von dem man nach Auswertung angesehen. Aktuelle Strukturmodelle ge- nen Schwerkraft an, was zu einer wahren der Messenger Daten annimmt, dass es ei- hen von einem inneren Kern aus, der nicht Wachstumsexplosion führt. Die Plane- nen unvermutet hohen Gasgehalt aufweist. weniger als 75% des planetaren Radius aus- tenembryonen erreichen auf diese Weise in Wenigstens äußere Teile des Kerns müssten

macht. An der Gesamtmasse des Planeten einigen 100000 Jahren Merkurgröße. Wäh- sich demnach auch heute noch in flüssigem Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 79 . Dezember/Januar 2012 13 Hauptartikel

Zustand befinden. Belege für diese Annah- Eisen. Die Ebenen nehmen einen Großteil derzeit favorisierte Vermutung – durch me liefern Aufnahmen der Sonde, die im der Nordpolregion ein und erreichen an die Oberfläche nach außen brechen und Sommer des vergangenen Jahres veröffent- einigen Stellen Mächtigkeiten von meh- dabei die ungewöhnlichen Vertiefungen licht wurden. reren Kilometern. Zur weiteren Analyse hinterlassen. Aktuelle Auswertungen des Deutschen der vulkanischen Ablagerungen werden Besser verstanden sind dank Messenger Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) zukünftig vor allem die Daten des Spek- inzwischen Oberflächenformationen, die im Bereich der Nordpolarregionen konn- trometers MASCS an Bord eine wichtige es so nur auf Merkur zu beobachten gibt: ten weit ausgreifende ebene Flächen nach- Rolle spielen. Zurzeit arbeitet das DLR Mehrere hundert Kilometer lange und weisen. Die hohen nördlichen Breiten des in einem Hochtemperatur-Spektroskopie- bis zu 2km hohe Steilstufen. Sie werden Planeten blieben nach dem Besuch der Labor mit einer Reihe von Basalten, Feld- als Rupes (lat. Böschung, Steilwand) be- Marinersonde (NASA) weitgehend uner- späten und schwefelhaltigen Mineralien, zeichnet und ziehen sich in sanften Win- forscht, da Aufnahmen aus den Vorbei- um deren Spektralwerte mit den Daten der dungen quer durch Ebenen und Krater. flügen jener Zeit diese Gebiete nur aus Messenger-Mission zu vergleichen. Es handelt sich bei ihnen um Überschie- ungünstigen Blickwinkeln zeigen konn- bungen der Kruste. Die dadurch seitlich ten. Die aktuellen Aufnahmen aus der Höhen und Tiefen versetzten Kraterteile zeigen an, dass sie Umlaufbahn des Planeten hingegen be- auch horizontal gegeneinander verscho- stätigen die Annahme, dass Vulkanismus Auf Aufnahmen der Messenger-Sonde ben wurden. Diese Überschiebungen sind bei der Formung der Planetenkruste eine sind wie ausgestanzt wirkende Vertie- durch Schrumpfung des gesamten Pla- wichtige Rolle spielt. Viele dieser Ebenen fungen in vielen Kratern erkennbar. Sie neten entstanden. Zwischenzeitlich wird sind vulkanischen Ursprungs. Ihre Nähe ähneln nichts Bekanntem auf Mond oder der Umfang der Schrumpfung auf etwa zu relativ großen Impaktmerkmalen kann Merkur. Die Vertiefungen sind von meh- 100000km2 abgeschätzt, was den Planeten- als gutes Indiz für die während der ersten reren hundert Metern bis zu einigen Ki- radius um nicht weniger als 2km verrin- Hälfte der Planetengeschichte stark ausge- lometern groß. Häufig sind sie von hellem, gert hat. Als Ursache der Kontraktion wird prägte vulkanische Aktivität von Merkur stark reflektierendem Material umgeben. die Abkühlung des Planeten im Anschluss gedeutet werden. Offensichtlich waren sei- Messenger machte auch deutlich, dass die an seine Entstehungsphase gesehen, in nerzeit sowohl explosive als auch fließende ungleichmäßigen Ablagerungen tatsäch- der Merkur ähnlich wie die Erde durch (effusive) Ereignisse auf dem sonnenna­hen lich Ansammlungen von randlosen, irre- viele große Asteroideneinschlägen bis zur Planeten keine Seltenheit. Als jüngstes gulär geformten Gruben sind. Die Gru- Glutflüssigkeit aufgeheizt wurde. Neueste Beispiel der vulkanischen Aktivität wird ben sind oft von diffusen Höfen (Halos) Veröffentlichungen von Höhenmessungen ein auf Messenger-Bildern erkennbarer, stärker reflektierenden Materials umge- zeigen gar eine Gesamtbandbreite der to- etwa 95km großer Schildvulkan gedeutet. ben und werden mit Zentralbergen, Berg- pografischen Unterschiede von 9km vom Er befindet sich im Caloris-Becken, dem ketten und Kraterrändern in Verbindung tiefsten zum bis jetzt bekannten höchsten jüngsten bekannten Einschlagkrater auf gebracht. Über den genauen Ursprung der Punkt der Planetenoberfläche. dem Merkur und ist mit einer Million Strukturen wird derzeit noch debattiert, Quadratkilometer rund dreimal so groß sie zeichnen sich aber nach allem was Das Magnetfeld wie Deutschland. In dem Becken befinden aktuell fest steht durch ihr relativ junges sich zudem noch weitere kleinere Kra- Alter aus, was darauf hindeutet, dass es Viele der bekannten Planeten sind von ter, die mit dunklem Gestein gefüllt sind. mehr flüchtige Substanzen als vermutet in einem schützenden Magnetfeld umgeben. Auch hierbei wird vulkanischer Ursprung der Kruste des Planeten gibt. Solche auch In unserem Sonnensystem verfügen ledig- vermutet. Anders als indes bei solchem Volatile genannten Substanzen, und hier- lich Mars und Venus nicht über ein solches. Gestein zu erwarten, enthält es sehr wenig bei vor allem Schwefel, könnten – so die Die Magnetfelder unterscheiden sich in der Regel lediglich in ihrer Struktur und

ton Stärke voneinander. Auch Merkur besitzt g n hi

as ein Magnetfeld und eine Magnetosphä- W of re. Die Eigenschaften der verschiedenen on i t u t i planetaren Magnetfelder lassen sich gut nst I mit der Dynamo-Theorie beschreiben: Sie egie n r a

C entstehen durch Strömungen im elektrisch , ry

ato leitenden, flüssigen Kern. Nur Merkur wi- r o b a

L dersetzt sich dieser Theorie. Sein Magnet- s ic s

hy feld ist einhundert Mal schwächer als das P d ie der Erde, obwohl es vor dem Hintergrund ppl A y t i seines überproportional großen Eisenkerns s iver n U

ns

ki Abb. 3: Beagle Rupes, benannt nach dem op H

ns Forschungsschiff Beagle von Charles Dar- h o win und dem lateinischen Wort Rupes für

NASA, J Felswand/Klippe, ist ein markantes Ober- flächenmerkmal. Die Wand ist mehr als 600km lang und durchschneidet auf 120km Länge die Wälle und den Boden des Kraters

Sveinsdòttir (links Detailaufnahme). Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

14 interstellarum 79 . Dezember/Januar 2012 Hauptartikel ton g n Abb. 4: Auch in südlicheren Breiten (hier hi as

W 40° N) sind helle Flächen innerhalb von of on i t Kratern zu finden. Es sind randlose, unre- u t i nst

I gelmäßige Gebiete, die zwischen hunderte egie n

r von Metern und mehreren Kilometern groß a C , ry sein können. ato r o b a L s ic s Volumen, über das sich Merkurs magne- hy P d tisches Schild spannt – die Magnetosphäre ie ppl A

y – ist verhältnismäßig klein. Sie erstreckt sich, t i s

iver wie Messenger nachwies, lediglich über n U

ns 40% des Planetenradius Richtung Sonne. ki op H Das bedeutet, sie endet in Sonnenrichtung ns h o bereits in ca. 1000km Höhe.

NASA, J Aufgrund der großen Hitze und der geringen Anziehungskraft kann Merkur die Gasmoleküle einer Atmosphäre nicht lange halten, sie entweichen stets schnell ins All. Eine ursprüngliche Atmosphäre als Entgasungsprodukt des Planetenin- nern ist dem Merkur daher längst verloren gegangen. Es existieren auch keine Spuren einer früheren Erosion durch Wind und Wasser. Wie schon erwähnt, führt die Nord-Süd-Asymmetrie des äußeren Kern- bereichs des Planeten als ein Resultat zu einer unterschiedlich starken Ausprägung und Verteilung der Magnetfeldlinien – sie sind ein Maß für Stärke und Richtung im Inneren eigentlich über etwa 30% der Wie das Erdmagnetfeld ist auch das von des Feldes – um die Pole des Merkur, so Erdmagnetfeldstärke verfügen müsste. Seit Merkur ständig dem Sonnenwind ausge- dass ein flächenmäßig größeres Angriffs- der Entdeckung seines Magnetfeldes durch setzt. Aufgrund der Asymmetrie des Ma- feld des Sonnenwindes um die Südpo- Mariner 10 sind eine Vielzahl an Überle- gnetfeldes ist Merkurs Südhemisphäre den larregion entsteht. Unterstützt durch die gungen zu dieser Eigenart angestellt wor- Einwirkungen der energetischen Teilchen deformierte Magnetosphäre können sich den. Über Form und Ausrichtung aber des Sonnenwindes sehr viel stärker ausge- die geladenen Teilchen, die ebenfalls ein verrieten die Mariner-Daten nichts, denn setzt, als die Nordhalbkugel, eine im Hin- Magnetfeld mit sich führen, und die Feld- viel zu heftig waren seinerzeit die Turbu- blick auf die Atmosphäre des Merkurs nicht linien des interplanetaren Magnetfeldes lenzen durch starken Sonnenwind, denen ganz unwesentliche Erkenntnis. mit denen des planetaren Magnetfeldes Mariner 10 ausgesetzt war. Messenger in- verbinden: Die Lücke in der magnetischen des profitierte bislang von der Ruhepha- Sonnenwind verursacht Abschirmung ist gerissen und der Einfall- se der solaren Aktivität, die störungsfreie Atmosphäre weg ist frei. Wie Messenger jetzt ebenfalls Messungen ohne Turbulenzen ermöglich- nachweisen konnte, stellt dieses Einfalltor te. Und so überraschte ein weiterer Fund Der Sonnenwind spielt wegen der Nähe für geladene Teilchen auch den Grund Messengers die Fachwelt: Der magnetische von Merkur zur Sonne eine größere Rolle dar, warum der kleine Merkur trotzdem Äquator des Planeten ist gegen den geogra- als bei der Erde. Dementsprechend größer in der Lage ist, dauerhaft eine Atmosphä- phischen beachtlich nach Norden verscho- ist auch der Einfluss, den der Sonnenwind re zu halten: Die energiereichen Teilchen ben. Das Magnetfeld von Merkur, so zeigen auf das Magnetfeld von Merkur ausübt. Auf erreichen hier besonders gut und sehr viel die Messenger-Daten, besitzt grundsätzlich der Erde sind solche Wechselwirkungen in ungehinderter die Planetenoberfläche und zwar die gleiche Form wie das Erdmagnet- den Polargebieten durch die Polarlichter schlagen so einzelne Moleküle wie Sauer- feld. Allerdings ist Merkurs Feld asymme- spektakulär zu beobachten. Aufgrund der stoff, Natrium und Kalium aus dem Ge- trisch: Auf der Nordhalbkugel ist es stärker relativen Stärke des Erdmagnetfeldes bleibt stein, was zur Oberflächenerosion durch ausgeprägt als auf der Südhalbkugel. Das der Einfluss des Sonnenwindes aber in »Weltraumwetter« beiträgt. Die Merkur- am besten zu diesem Befund passende Mo- einem einigermaßen überschaubaren Rah- »Atmosphäre« ist dünner als ein auf der dell sieht die Entstehung des Magnetfeldes men. Anders ist die Situation auf Merkur: Erde auch unter günstigsten Bedingungen nicht wie üblicherweise im Planetenzen- Erstens besitzt Merkur nur ein Magnetfeld, trum vor. Vielmehr befindet sich der das das etwa 1% der Stärke des Erdmagnet- Surftipps Feld erzeugende Dynamo des Merkur 0,2 feldes entspricht. Zweitens befindet er sich Homepage von Messenger: Planetenradien oder etwa 480km nördlich viel näher an der Sonne, so dass der Son- .jhuapl.edu des Planetenkerns, was bedeutet, dass der nenwind dort zehn Mal stärker weht als in Homepage von Messenger (NASA): geschmolzene äußere Kern, in dem das pla- Erdnähe. Dadurch übt der solare Wind ei- www.nasa.gov/mission_pages/ netare Magnetfeld erzeugt wird, eine aus- nen ca. 1000-fach größeren Effekt auf Mer- messenger/main/index.html

geprägte Nord-Süd-Asymmetrie aufweist. kur aus. Mit entsprechenden Folgen: Das Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 79 . Dezember/Januar 2012 15 Hauptartikel/Wissen , ton g

n Abb. 5: Der größte bis dato entdeckte hi as

W Relativ neuer Vulkan auf Merkur. Die unregelmäßigen of 321,69 (2008)321,69

ce on n i

t Einschlagkrater Vertiefungen werden als Austrittskrater der cie u t i ., S

nst Lava interpretiert. al I

t e

egie ad n e r a H C ,

ry um 425°C bis hinunter zu Tiefstwerten ato r o

b von etwa –183°C. Die Entdeckung von ra- a L s

ic darhellen Gebieten nahe der Merkurpole s hy P

d nährte in den 1990er Jahren die Annah- ie ppl

A me, dass sich dort auf der Oberfläche oder y t i s wenigstens oberflächennah in Einschlags- iver n U

ns Eingesunkener Krater kratern stabil Wassereis halten könnte. ki op H

Die Böden der dortigen Impaktkrater ns h o befinden sich aufgrund der nahezu senk- Unregelmäßige rechten Drehachse des Merkur in ewiger NASA, J Vertiefungen Dunkelheit, was die Temperaturen dort trotz der Sonnennähe dauerhaft so tief sinken lässt, dass Eis über Millionen oder gar Milliarden von Jahren stabile Vor- kommen bilden kann. In diesen Gebieten Grenze des ewiger Nacht sind permanente Tempera- Caloris-Beckens Grenze des Schildvulkans turen von −160°C möglich. Computer- modelle lassen vermuten, dass das Wasser wohl durch die Einschläge von Meteo- riten und weniger durch Kometen auf den Merkur gelangt ist. Doch auch hier erreichbares Vakuum und bietet die glei- Eis trotz 430°C? sind alternative Entstehungsgeschichten che freie Sicht in den Weltraum wie die denkbar. Die hohen Radar-Reflexionen Atmosphäre des Mondes. Die Gesamt- Durch das Fehlen einer richtigen Gas- können auch durch Metallsulfide oder masse der kompletten Merkuratmosphäre hülle, die für einen Temperaturausgleich durch die in der Atmosphäre nachgewie- beträgt nur etwa 1000kg. Die restlichen sorgen würde, treten auf Merkur die senen Alkalimetalle oder andere Materi- Bestandteile (Wasserstoff und Helium) der größten Temperaturunterschiede zwi- alien verursacht werden. Besonders die Merkuratmosphäre stammen direkt vom schen der Tag- und Nachtseite im Son- Charakteristik und die Polarisation der Sonnenwind. nensystem auf: von Höchsttemperaturen Radarechos aber zeigt große Ähnlichkeit

Wie kommt es zu einer Bahnresonanz?

n der Astronomie spricht man von 3:2-Resonanz zwi- Bahnresonanz, wenn die Umlaufzeiten Bahnposition nach schen Rotationszeit I 2 Rotationen zweier Himmelskörper gleich sind oder Bahnpositon und Umlaufzeit bei nach halber Rotation in einem Verhältnis kleiner ganzer Zah- Merkur. Wenn der len zueinander stehen. Auch Umlaufzeit Bahngeschwindigkeit Planet einmal die und Rotationszeit eines Himmelskörpers Bahnposition nach Sonne umkreist hat, können in Resonanz zueinander ste- 1,5 Rotationen hat er sich genau an- Sonne hen. Bekanntestes Beispiel für letzteres Startpositon derthalb Mal um sei- ist der Mond. Seine Umlaufzeit um die und Bahnposition ne eigene Achse ge- nach 3 Rotationen Erde ist identisch mit seiner Rotations- dreht. Erst nach drei zeit (auch der Drehsinn ist derselbe), d.h. Rotationen steht für Bahnposition nach sie stehen im Verhältnis 1:1. Dies nennt einen Beobachter auf Bahnpositon 2,5 Rotationen Merkur man gebundene Rotation. Von der Erde nach einer Rotation dem Merkur die Son- erkennt man die gebundene Rotation ne wieder im Zenit. S. Friedrich, interstellarum des Mondes daran, dass er uns immer dieselbe Seite zuwendet. Kleinere Ab- Wenn die Rotationsperioden zweier tig immer dieselbe Seite zu. Im Sonnen- weichungen resultieren daraus, dass die sich umkreisender Himmelskörper iden- system sind Pluto und sein Mond Charon Mondbahn nicht kreisförmig, sondern tisch mit ihrer Bahnperiode sind, spricht ein Beispiel dafür: Charon ist nur von elliptisch ist, und deshalb die Bahnge- man von Korotation. Zwei Himmelskör- einer Seite Plutos zu sehen und umge- schwindigkeit nicht konstant ist. per in Korotation wenden sich gegensei- kehrt Pluto nur von einer Seite Charons. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

16 interstellarum 79 . Dezember/Januar 2012 Hauptartikel/Wissen ton g

Abb. 6: Die hellen n

mit schon bekannten Wassereisvorkom- hi as

men einiger Eissatelliten der Gasriesen Strahlen auf dem Bo- W of

on i

des Sonnensystems oder auch der Süd- den eines verwitterten t u t i nst

Kraters stammen von I

polarkappe des Mars. Eine zweite Alter- egie

einem jüngeren, west- n native sieht den Grund für die hellen Ge- r a C ,

biete auf den Radarbildern nicht in dem lich gelegenem Ein- ry ato r

schlag. Ein Teil sei- o Vorhandensein von Wassereis, sondern b a L s

nes Auswurfmaterials ic

erkennt in den hellen Flecken den Beweis s hy P

für eine ungewöhnlich raue Oberflächen- regnete inmitten des d ie ppl

struktur. Eine endgültige Beweisführung 170km großen Kraters A y t i wird sich nur schwer führen lassen. Die in der Bildmitte zurück s iver n U auf die Oberfläche. Ablagerungen sind in ihrer Größe so ns ki op H

klein, dass sie aus dem Messenger-Orbit ns h heraus nur schlecht aufzulösen sind. Da- Planeten erst den An- o rüber hinaus sind sie vermutlich unter fang. Viele der frühe- NASA, J einer dünnen Schicht von Oberflächen- ren Ideen zu Merkur material verborgen. Dennoch haben die werden, wie sich zeigt, Höhenmessungen, die die Sonde im Mai bereits zum jetzigen mittels des Mercury Laser Altimeter In- frühen Missionszeit- struments für die Nordhemisphäre des punkt ins Abseits ge- Planeten durchführte bewiesen, dass ei- stellt, weil neue Beobachtungen zu neuen [1] Dunne, J. A., Burgess, E.: The Voyage of Mariner nige der Kraterböden um den Nordpol Einsichten führen. Weniger als eine De- 10: Mission to Venus and Mercury, NASA SP-424, tief genug liegen, um in ihnen ewige Dun- kade nach Messenger soll nach den Plä- NASA Scientific andT echnical Information Office, kelheit und klirrende Kälte herrschen zu nen der europäischen und japanischen Washington, DC (1978) lassen. Die Position dieser Krater stimmt Raumfahrtagenturen die Doppelsonde [2] Solomon, S. C. et al.: MESSENGER Mission Overview, gut mit den schon länger bekannten auf- »BepiColombo« die Untersuchung des Space Sci. Rev. 131, 3 (2007) fällig hellen Radarflecken überein, die innersten Planeten fortführen. Bis dahin [3] Benkhoff, J. et al.: BepiColombo—Comprehensive von manchem jetzt noch mehr als zuvor, besteht die Gelegenheit, genaueres über exploration of Mercury: Mission overview and sci- als Eisvorkommen gedeutet werden. die Zusammensetzung der Oberfläche ence goals, Planet. Space Sci. 58, 2 (2010) oder der Geometrie des planetaren Mag­ [4] Boynton, W. V. et al.: MESSENGER and the Chemistry Zukünftige Merkurforschung netfeldes zu erfahren. Und man kann of Mercury's Surface, Space Sci. Rev. 131, 85 (2007) weitere Überraschungen erwarten, wenn [5] Slavin, J. A. et al.: MESSENGER Observations of Ex- Messenger macht bei dem Versuch der der sonnennächste Planet seine lang be- treme Loading and Unloading of Mercury’s Magne- Erlangung eines globalen Blicks auf den hüteten Geheimnisse preisgibt. tic Tail, Science 329, 665 (2010)

von Peter und Susanne Friedrich AstroWissen

Ursache solcher Resonanzen ist die meinsamen Schwerpunkt und dem Eigen- um die Sonne dreht sich Merkur genau gegenseitige Anziehungskraft, die die drehimpuls (Rotation) zusammensetzt, im anderthalb Mal um seine Achse, nach zwei Körper aufeinander ausüben. Die Anzie- System Erde-Mond erhalten. Wenn also Umläufen also genau dreimal. Der Grund hungskraft der Erde ist auf der Vorderseite der Eigendrehimpuls abnimmt, muss im für die 3:2-Resonanz ist, dass im Perihel des Mondes stärker als auf der Rückseite, Gegenzug der Bahndrehimpuls zuneh- die Winkelgeschwindigkeiten der Rotation wodurch die Vorderseite stärker angezo- men: Der Bahnradius nimmt zu, d.h. der und der Bahnbewegung gleich groß sind, gen wird als die Rückseite. Diese Differenz Mond entfernt sich von der Erde. so dass in diesem Bahnbereich eine ge- nennt man Gezeitenkraft. Sie sorgt dafür, Natürlich übt auch der Mond auf die bundene Rotation vorliegt. Da gerade im dass der Mond entlang der Verbindungs- Erde Gezeitenkräfte aus. Aufgrund sei- Perihel die Gezeitenkräfte der Sonne am linie elliptisch verformt wird und sowohl ner wesentlich kleineren Masse sind sie größten sind, wird die Resonanz stabili- auf der Mondvorder- als auch auf der jedoch beträchtlich geringer, so dass die siert. Deutlich exzentrische Umlaufbahnen Mondrückseite ein Gezeitenberg entsteht. Rotation der Erde sich noch nicht an die sind für solche Resonanzen begünstigt, da Rotierte der Mond schneller, würden sich Umlaufzeit angeglichen hat. Könnten Erde sich die Abstände zur Sonne im Perihel und die Gezeitenberge aus der Verbindungsli- und Mond noch einige hundert Milliarden Aphel und damit auch die Gezeitenkräf- nie zwischen Erde und Mond wegdrehen Jahre zusammen bleiben, würde auch die te deutlich unterscheiden. Auch sind die und dabei ein klein wenig von der Anzie- Erde so weit abgebremst, dass sie dem Bahngeschwindigkeiten in Perihel und Ap- hungskraft der Erde zurückgehalten. Über Mond immer dieselbe Seite zuwendet – hel dann so unterschiedlich, dass sich keine Jahrmillionen hinweg wurde auf diese der Zustand der Korotation wäre erreicht. echte gebundene Rotation ausbilden kann. Weise tatsächlich eine schnellere Rotati- Merkur zeigt eine Variation der gebun- on des Mondes abgebremst. Bei diesem denen Rotation. Seine Umlaufperiode [1] Bennet, J., et al.: Astronomie – Die kosmische Prozess bleibt der Gesamtdrehimpuls, der steht zur Rotationsperiode im Verhältnis Perspektive, 5. Auflage, PearsonS tudium, Mün- sich aus dem Bahndrehimpuls um den ge- 3:2! Während seines 88-tägigen Umlaufs chen (2010) Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 79 . Dezember/Januar 2012 17 Ereignisse

Himmelsereignisse im Dezember/Januar 2012

Mondfinsternis am Nachmittagshimmel

Himmel Totale Mondfinsternis am 10. Dezember Totale Mondfinsternis und erstklassige Durchsicht an ihrem am 10.12.2011 Beobachtungsort haben. Bis 17:18 MEZ bleibt dann allerdings noch Zeit, um zu- mindest die partielle Phase zu beobach- ten. Der Mond steigt dann immerhin rund 5° bis 10° über den Osthorizont. Sollte diese Finsternis wegen der feh-

Austritt Halbschatten 18:32 Ende partielle Phase 17:19 Ende totale Phase 15:58 Mitte totale Phase 15:32 lenden Horizontsicht, des falschen Be- Beginn totale Phase 15:05 Beginn partielle Phase 13:45 Eintritt Halbschatten 12:32 Ekliptik obachtungsortes oder des doch unbe- ständigen Wetters zu dieser Jahreszeit

K verfehlt werden, so müssen wir uns ernschatten bis zur nächsten totalen Mondfinsternis noch geraume Zeit gedulden: Erst am Halbschatten 28. September 2015 streift der Erdschat- ten wieder komplett über den Mond

Mario Weigand interstellarum, Gasparini und kann dann auch in Mitteleuropa Wenn der Mond am 10. Dezember auf- osten Deutschlands haben zumindest unter etwas besseren Bedingungen (To- geht, ist meist bereits das Ende der Tota- eine theoretische Chance, den kom- talität vor Monduntergang) beobachtet lität erreicht. plett verfinsterten Mond in einer Höhe werden. von rund 1° über dem Horizont zu se- n André Knöfel Die zweite totale Mondfinsternis des hen, wenn sie eine freie Horizontsicht Jahres 2011 können wir am 10. Dezem- ber erleben – zumindest theoretisch. Daten zur Mondfinsternis vom 10.12.2011 Praktisch beginnt die Totalität zu einem Ort Mondaufgang Ende Totalität 15:58 MEZ: Ende partielle Zeitpunkt, zu dem die Sonne etwa 15° (oberer Mondrand mit Höhe Mond­mitte über Phase 17:19 MEZ: über und der Mond entsprechend noch Refraktion) Horizont Höhe über Horizont 15° unter dem Horizont steht. Der Mond Bonn 16:26 MEZ –4,1° 6,0° geht je nach Beobachtungsort erst ge- Hamburg 15:59 MEZ –0,8° 9,0° gen 16:00 MEZ über dem Nordost-Ho- rizont auf und ist dabei schon wieder Nürnberg 16:16 MEZ –3,0° 7,8° teilweise aus dem Kernschatten heraus- Potsdam 15:53 MEZ –0,2° 10,1° getreten, denn bereits 15:57 MEZ ist das Wien 16:00 MEZ –1,0° 10,5° Ende der Totalität erreicht. Einzig und Zürich 16:36 MEZ –5,6° 5,4° allein Beobachter im äußersten Nord-

Morgensichtbarkeit Merkur am Morgenhimmel von Merkur im Dezember Die dritte Morgensichtbarkeit von Mer- am 23. Dezember zum Beginn der bürger- 20° Merkur kur im Jahr 2011 kann in der zweiten De- lichen Dämmerung (Sonne 6° unter dem zemberhälfte beobachtet werden. Die größ- Horizont) in Norddeutschland etwa 8° und te westliche Elongation mit 21,8° erreicht in der Schweiz und Österreich etwa 10° über Merkur am 23. Dezember. Dabei geht der dem Horizont gesichtet werden. Selbst bei sonnennächste Planet gut zwei Stunden klarem Himmel wird so wahrscheinlich ein 17.12. 10° vor der Sonne auf. Seine Helligkeit erreicht Fernglas nötig sein, um den innersten Pla- 14.12. 23.12. Mitte Dezember 0m,2 und steigert sich auf neten zu erspähen. Knapp 4° unterhalb von i n

ri 29.12. 11.12. –0m,4 zum Zeitpunkt der größten Elongati- Merkur kann man auch versuchen, die ganz aspa G , on. Durch die Neigung der Ekliptik im De- schmale abnehmende Mondsichel zu erspä- rum lla

e zember steigt Merkur allerdings nur wenig hen. Sie ist nur noch zu 3% erleuchtet. st er

nt n Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. i SO über den Südost-Horizont. So kann Merkur André Knöfel Sonne 6° unter Horizont 18 Ereignisse

Eros in Erdnähe am 31. Januar Venus trifft Neptun am 13. Januar Eros im Dezember/January 2012

w l 1.12. Mitte Januar zeigt sich der Planet Neptun m m 5.12. mit einer Helligkeit von nur +8 ,0 im Stern- bild Wassermann in der Nähe des Sternes 10.12. ι Aqr. Ohne optische Hilfsmittel ist der LeoMinor 49000km große Gasplanet nicht sichtbar. b 15.12. Der äußerste Planet unseres Sonnensys­ Ursa Major a tems ist zugleich auch der schwächste. Im n 20.12. Januar bekommt nun dieser einsame Wan- x derer Besuch von dem hellsten Planeten am

25.12. Sternhimmel, der Venus. Der innere Planet bewegt sich in den Abendstunden des 13.1. in rund 1° Abstand südöstlich an dem vier- 30.12. m mal so großen Neptun vorbei, ist aber durch seine Entfernung zur Erde von nur 182 Mio. e m z Kilometern mit –4 ,0 rund 60000-mal heller 5.1. als der Außenposten des Sonnensystems, d der gut 4,6 Mrd. Kilometer von uns entfernt g seine Bahn zieht. Scheinbar ist Venus mit fast 14" jedoch viel größer als Neptun, der 10.1. h es nur auf 2,4" bringt. Eine Herausforderung b q für Fotografen wäre, das ungleiche Paar bei M66 dieser Begegnung trotz des enormen Hel- M 105 15.1. ligkeitsunterschiedes auf eine Aufnahme M65 a M96 zu bannen. ii M95 n André Knöfel x 20.1. n Astronomische Ereignisse im Dezember/Januar 2012 Leo 2.12. 10:52 MEZ Mond Erstes Viertel

25.1. Sextans 4.12. 9:52 MEZ Merkur in Unterer Konjunktion a b i 5.12. 17:00 MEZ Goldener Henkel (Mondjura) sichtbar d

i 30.1. n 10.12. 13:47 MEZ Totale Mondfinsternis ri aspa

G 10.12. 15:36 MEZ Vollmond , rum m lla 14.12. 22:08 MEZ Mond bedeckt α Cnc 4,3 e st m er g fst8,0a nt i 18.12. 1:48 MEZ Mond Letztes Viertel Als Gustav Witt und Felix Linke am 13. Eros' Helligkeit steigt von 10m,1 Anfang 22.12. 6:30 MEZ Winteranfang m August 1898 an der Urania-Sternwarte in Dezember auf 9 ,0 zum Jahreswechsel, 23.12. 4:35 MEZ Merkur in größter west- Berlin den Kleinplaneten (433) Eros ent- um Ende Januar mit 8m,1 seine größte Hel- licher Elongation, 21,8° deckten, war dies der erste bekannte Klein- ligkeit zu erreichen. Zu diesem Zeitpunkt 23.12. 3:18 MEZ Mond bei Merkur, Mond planet, dessen Bahn der Erde nahe kam. kulminiert (433) Eros kurz nach Mitternacht 3° 9' südlich Die Bahn von Eros kreuzt allerdings nicht in einer Höhe zwischen 31° (Norddeutsch- 24.12. 19:06 MEZ Neumond die der Erde, da seine Bahnhalbachse et- land) und 37° (Österreich/Schweiz) was größer als die der Erdbahn ist. Da Eros mit einer unregelmäßigen 1.1. 7:14 MEZ Mond Erstes Viertel Ende Januar 2012 wird Eros wieder in Erd- Form (33km × 13km × 13km) aufwartet 5.1. 1:02 MEZ Erde im Perihel nähe gelangen. Der minimale Abstand von und dabei in 5h 16min einmal um sei- 9.1. 8:30 MEZ Vollmond 0,17867AE (das entspricht einer fast 69-fachen ne Achse rotiert, schwankt auch seine 13.1. 16:54 MEZ Venus bei Neptun, Mondentfernung) zur Erde wird am 31. Januar Helligkeit, so dass es eine lohnende Be­ Venus 65' südlich erreicht. Seit seiner Entdeckung ist dies nach obachtungsaufgabe ist, den Lichtwechsel 1931 und 1975 der naheste Vorbeiflug mit zu dokumentieren. 16.1. 10:08 MEZ Mond Letztes Viertel einem Abstand von kleiner 0,2AE und wieder- In der Nacht vom 15. auf den 16. Januar 23.1. 8:39 MEZ Neumond holt sich erst 2056 bzw. 2093 wieder. Die Op- zieht Eros rund 45' westlich an M 95 vor- 31.1. 5:10 MEZ Mond Erstes Viertel position findet hingegen erst am 1. März statt. bei und ist dann ein lohnendes Objekt für 31.1. 11:58 MEZ Eros in Erdnähe, 0,18AE Seine Entfernung beträgt dann bereits wieder Astrofotografen. Zeiten bezogen auf die Mitte des deutschen Sprachraums (Nürnberg) m n 1,18AE bei einer Helligkeit um 9 . André Knöfel Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 79 . Dezember/Januar 2012 19 20 Himmel interstellarum, Schurig Das Sonnensystem Das Sonnensystem inter Di Mo So Sa Fr Do Mi Di Mo So Sa Fr Do Mi Di Mo So Sa Fr Do Mi Di Mo So Sa Fr Do Mi Di Mo So Sa Fr Do Mi Di Mo So Sa Fr Do Mi Di Mo So Sa Fr Do Mi Di Mo So Sa Fr Do Mi Di Mo So Sa Fr Do Dämmerungsdiagramm imDezember/Januar 2012 31.12. 30.12. 29.12. 28.12. 27.12. 26.12. 25.12. 24.12. 23.12. 22.12. 21.12. 20.12. 19.12. 18.12. 17.12. 16.12. 15.12. 14.12. 13.12. 12.12. 11.12. 10.12. Dämmerungsdiagramm stellarum 79 31.1. 30.1. 29.1. 28.1. 27.1. 26.1. 25.1. 24.1. 23.1. 22.1. 21.1. 20.1. 19.1. 18.1. 17.1. 16.1. 15.1. 14.1. 13.1. 12.1. 11.1. 10.1. 9.12. 8.12. 7.12. 6.12. 5.12. 4.12. 3.12. 2.12. 1.12. 9.1. 8.1. 7.1. 6.1. 5.1. 4.1. 3.1. 2.1. 1.1......

Merkur Untergang Unt • Dezember/Januar• 2012 te ToT Vollmond Merkur inUnte Eros inErdnähe,0,18AE, 11:52MEZ nng g Mond Erstes o t tale Mondfinsternis, 13:47MEZ a ku l e r M

in

17117hh MME EZ on 1717h7h MEM MEZEZ Unte dfin Vier re Venus Untergangtergrgaang re r r Konjunktion,9:52MEZ tel, 10:52ME

Venus beiNeptun, Venus 65'südlich Mond bedecktαCnc 4 Konjunktion Goldener Henk

19h1 h MME EZ 19h9 MMEZ E Z , 9:52 el (Mondjura)sichtbar

MEZ Neumond m ,3 21h2 h MME EZ 21h1 MMEZ E Neptun Untergang errgagang Erde im g Merkur ingr Mond Letztes Vier

23h2 h MME EZ Pe 233h MEZ Mars Aufganguffgaang rihel ößter westlicher Elongation,21,8° te im Dezember/Januar 2012 l Uranus Untergang 1h1 ME MEZMEZE 1hh MEZEZ Mond Erstes 21 ,

Vier 33h ME MEZEZE 8° 33hhhM MEZM Z Saturn Aufgang te Wi l Mond Erstes Mond beiMerkur, Mond3°9'südlich nteranfan Jupiter Untergang Mond Letztes Vier 55hh MEZEZ

g 5hhhM MEZM Z Vier te l Vollmond Neumond tel, 10:08ME Merkur Aufgang 77hh MEZEZ 7hh M MEZEZZ Z 31.12. 30.12. 29.12. 28.12. 27.12. 26.12. 25.12. 24.12. 23.12. 22.12. 21.12. 20.12. 19.12. 18.12. 17.12. 16.12. 15.12. 14.12. 13.12. 12.12. 11.12. 10.12. 31.1. 30.1. 29.1. 28.1. 27.1. 26.1. 25.1. 24.1. 23.1. 22.1. 21.1. 20.1. 19.1. 18.1. 17.1. 16.1. 15.1. 14.1. 13.1. 12.1. 11.1. 10.1. 9.12. 8.12. 7.12. 6.12. 5.12. 4.12. 3.12. 2.12. 1 1 1 1.2. 9.1. 8.1. 7.1. 6.1. 5.1. 4.1. 3.1. 2.1. 1.1.

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Der Lauf der Planeten im Dezember 2011 lla e st

Krebs Zwillinge Widder er nt +25° Löwe i +20° 11. 9. Fische +15° 13. Stier Schlangenträger 7. +10° Mars 15. +5° Jungfrau Jupiter 5. 31. 0° 3. 29. –5° Saturn 17. Uranus –10° 19. 1. –15° Merkur Neptun –20° 27. Merkur 23. 21. Wassermann –25° Venus 25. Sonne Waage Steinbock Scorpion Schütze Sonne morgens sichtbar ganze Nacht sichtbar abends sichtbar rum

Der Lauf der Planeten im Januar 2012 lla e st

Zwillinge Widder er nt

Krebs i +25° Löwe 31. +20° 7. Fische +15° 9. Stier 5. 29. +10° 11. 3. +5° Jupiter Jungfrau Mars 1. 0° Schlangenträger 13. –5° Saturn Uranus 27. Neptun Sonne –10° Sonne 15. 25. 23. –15° Merkur Venus –20° 17. Wassermann –25° 21. 19. Merkur Waage Schütze Scorpion Steinbock morgens sichtbar ganze Nacht sichtbar abends sichtbar i n Die Planeten auf ihren Bahnen im Dezember/Januar 2012 ri aspa G ,

rum M E G lla

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R Jupiter S P Merkur Saturn Venus

Das innere Sonnensystem Das äußere Sonnensystem

L R I Uranus Erde B Q A

Mars SC Neptun P O CA SGR Zeitraum 1.12.–31.1. i n Die Planeten im Fernrohr im Dezember/Januar 2012 ri aspa G ,

Merkur Jupiter rum Io lla Europa e Ganymed st Kallisto er nt i

1.12. 3,m0 4,9% 9,7" 20.12 –0m,3 54,0% 7,1" 10.1. –0m,4 89,4% 5,2" 31.1. –1m,0 98,8% 4,8"

Venus Saturn Titan

1.12. –3m,9 89,3% 11,5" 31.1. –4m,1 74,6% 15,0" 1.1. 0,m7 99,8% 16,7" 1.1. –2m,6 99,1% 43,0" Mars Uranus Neptun

S 1.12. 0,m7 89,9% 7,1" 31.1. –0m,5 95,8% 11,7" 1.1. 5,m9 99,9% 3,5" 1.1. 7,m9 100,0% 2,2" W O 0" 10" N Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 79 • Dezember/Januar 2012 21 Sonnensystem

Sonne aktuell Ganz leichter Anstieg rum

Relativzahlen und Flecken mit bloßem Auge lla Re A e st er

300 2,4 nt i Datenquellen:alle Angabenals Monatsmittel Relativzahlen - sidc.oma.be A-Netz-www.vds-sonne.de 250 Hα Relativzahlen - www.interstellarum.de 2,0

Himmel Aktivität gesamt Aktivität Nordhemisphäre Aktivität Südhemisphäre 200 A-Netz (bloßes Auge) Aktivität H-α 1,6

150 1,2

100 0,8

50 0,4

0 0 864212108642121086421210 200820092010 2011

as Wechselspiel zwischen hoher und hen wurden. Schlechte Beobachtungsbedin- Abb. 1: Aktivitätsgebiete AR11263 und Dniedriger Sonnenaktivität setzte sich gungen taten ein Übriges, um die Sichtbarkeit AR11261 am 3.8.2011. AR11261 lieferte am auch in den Monaten Juli und August fort. kleiner, nur wenige Bogensekunden großer 2. und 3. August drei M- und sechs C-Klasse- Dennoch konnte in beiden Monaten ein leich- Einzelflecken zusätzlich zu erschweren. Flares. Die Aufnahme zeigt einen C1-Flare. ter Anstieg verzeichnet werden, der eher aus Die nächsten wirklich großen Fleckengrup- CCD-Aufnahme, 8:48 MESZ, 4"-Refraktor, einer größeren Anzahl von Fleckengruppen, pen wurde erst gegen Ende des Monats Juli DMK31AF03.AS, Hα-Filter. Ralf Gerstheimer als durch ihre höheren Entwicklungsstufen auf der Nordhalbkugel der Sonne gesichtet, resultierte. als gleich drei Aktivitätsgebiete hintereinan- aber nur ein schwacher koronaler Massen- Durfte man nach dem Aktivitätsanstieg der beachtliche Größen erreichten und auch auswurf (CME) an: Für ein Polarlicht, wie in Ende Juni, der sich nur bis in die ersten Tage mit bloßem Auge (mit geeignetem Filter!) der Nacht vom 5. auf den 6. August (das des Juli hinein fortsetzte, noch auf eine dau- zu sehen waren. Als sie sich dann, nach stür- durch gleich drei heranrasende CMEs verur- erhafte Zunahme der Zahl hoch entwickelter mischer und binnen Stunden sichtbarer Ent- sacht wurde) reichte es dieses Mal nicht. Sonnenfleckengruppen hoffen, so erwies sich wicklung, dem Westrand näherten, kamen Die Prognose zum Sonnenfleckenmaxi- das als trügerisch, denn es blieb beim bishe- wieder nur kleine Gruppen nach und am 14. mum stagniert seit Monaten und auch die letz- rigen Bild: Nach einem Aufschwung folgte bin- August war die Sonne zum ersten Mal in die- te Vorhersage des Marshall Space Flight Center nen kurzem wieder ein fast totaler Absturz. So sem Jahr völlig fleckenfrei. Danach erschien der NASA vom 2.8.2011 sagt den Juni 2013 als nahm Anfang Juli die Zahl der Gruppen weiter noch eine über die nördliche Hemisphäre Höhepunkt voraus, mit einer ebenfalls seit Mo- ab und auch die Entwicklung dieser Gruppen wandernde E-Gruppe, in der am 22. August naten gleichen gemittelten Relativzahl von 69. war rückläufig, bis sie schließlich am Westrand rund 50 Einzelflecken gezählt werden konn- n Manfred Holl der Sonne verschwanden. Nur wenig entwi- ten – zum ersten Mal in diesem 24. Sonnen- ckelte kleinere Aktivitätsgebiete rotierten um fleckenzyklus. den Ostrand oder bildeten sich auf der erdzu- Die drei großen Gruppen im August Surftipps gewandten Seite, die sich oft aber schon ein führten auch zu einer deutlich gestiegenen Der ACE-Satellit: bis zwei Tage später wieder auflösten. Aktivität in der Chromosphäre: Während im www.srl.caltech.edu/ACE Große Fackelfelder am Sonnenrand ließen Vormonat nur ein M-Flare beobachtet wer- Die STEREO-Satelliten: unterdessen immer wieder auf neue, spekta- den konnte, waren es dann fünf sowie ein www.nasa.gov/mission_pages/ kuläre Gruppen hoffen, sind aber ohnehin nur X6/2b-Flare. Beim Sonnensatellit STEREO-A stereo/main/index.html als schwacher Indikator für die Vorhersage (Solar TErrestrial RElations Observatory) kam geeignet, denn sie kündigen manchmal neue Fleckengruppen an, müssen das aber nicht. Mitte Juli waren teilweise sieben Flecken- gruppen gleichzeitig auf der Sonne zu finden, von denen sehr viele den Waldmeierklassen A und B angehörten, die von unerfahrenen oder unkonzentrierten Beobachtern leicht überse-

Abb. 2: Fleckengruppe AR11263 am 2.8.2011. CCD-Aufnahme, 11:33 MESZ, 20"-Newton bei 4800mm, DMK21AU04.AS, Baader Filterfolie ND3 und Astronomik G-

Filter. Thomas Winterer Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

22 interstellarum 79 . Dezember/Januar 2012 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Sonnensystem

Planeten aktuell Mars im Fokus

er Rote Planet bereichert endlich wie- Für Amateurbeobachter maßgeblichste Meteorologischer Marskalender 2012 der unseren Himmel. Jetzt schon in der Folge einer solchen Aphel-Opposition ist D 17.12.2011 Nordpolkappe groß und hell, Rand- zweiten Nachthälfte sichtbar, wird Mars am das kleine Planetenscheibchen: Mit 13,9" dunst 3. März seine Oppositionsstellung erreichen erreicht es 2012 nur sehr bescheidene Aus- und damit nach mehr als zwei Jahren wie- maße – das Marsscheibchen würde selbst 13.1.2012 Nordpolkappe schmilzt, Rima Tenuis erscheint der für Amateurbeobachter im Mittelpunkt bei dieser maximalen Größe bequem zwi- stehen. Jedoch überholt die Erde auf der schen die vier Sterne des Trapezes im Ori- 3.2.2012 Aphelkälte setzt ein, Nordpolkappe Innenbahn den Mars fast genau zu dem onnebel passen, ohne diese zu berühren! schmilzt langsamer Zeitpunkt, an dem er am weitesten von der Die zweite wesentliche Konsequenz ist 14.2.2012 Aphel, Randdunst häufiger Sonne entfernt steht. Es handelt sich daher die uns zugeneigte Nordhemisphäre des 3.3.2012 Nordpolkappe schmilzt schnell, stei- um die fast exakt ungünstigste Variante ei- Mars – während wir die Nordpolregion gende Wolkenaktivität ner Aphel-Opposition. gut im Blick haben, bleibt uns das süd- 30.3.2012 Sommerbeginn, orographische Wol- Die unterschiedliche Charakteristik der liche Polargebiet komplett verwehrt. Der ken wahrscheinlich Marsoppositionen sind der exzentrischen Blickwinkel von der Erde, ausgedrückt als 7.4.2012 W-Wolke möglich, Hellas wolken- Marsbahn zu verdanken. Während zur Jahr- Deklination der Erde am Marshimmel, be- gefüllt tausendopposition 2003 mit 56 Mio. km wegt sich während der gesamten Sichtbar- 30.4.2012 Nordpolkappe schmilzt weiter, Wolken nahezu der geringstmögliche Abstand des keit um 22°. wahrscheinlich Roten zum Blauen Planeten erreicht wurde, Am 17.12. übersteigt die scheinbare Grö- sind die 101 Mio. km im März 2012 fast der ße des Planeten im Fernrohr die 8"-Marke. größtmögliche Abstand, den Mars zur Op- Damit können ab Mitte Dezember auch Die spannendsten mit Amateurtelesko- position von der Erde haben kann. Schuld gute mittelgroße Teleskope schon Details pen zu verfolgenden Details auf dem Mars daran ist das gleichzeitig mit der Opposi- auf Mars zeigen, gutes Seeing vorausge- sind die Veränderungen der Polkappen tion stattfindende Aphel des Planeten, der setzt (vgl. Kasten). Die 10"-Grenze wird Mit- und das Entstehen von Eiswolken auf der sich am 3.3.2012 nur 8° von diesem fernsten te Januar überschritten. Die »heiße Phase« Planetenoberfläche. Meteorologisch steht Bahnpunkt entfernt befindet. beginnt, wenn der Rote Planet ab dem 25.1. das Datum des 30.3. im Zentrum, an die- seine Bewegungsrichtung umkehrt und in sem Tag ist Sonnenwende auf dem Roten seine Oppositionsschleife eintritt. Bis zum Planeten, der Sommer beginnt auf der Fahrplan für die Marsopposition 2012 15.4. wird Mars sie in den Sternbildern Jung- Nordhalbkugel. Die Sonneneinstrahlung Datum scheinbare Größe Ls De frau und Löwe durchlaufen. hat direkte Auswirkungen auf die Nord- 17.12. 8" 44° 24° Am 3.3.2012 ist die Opposition erreicht. polregion: Die Opposition liegt mitten im Mars scheint an diesem Tag mit einer Hel- Zeitraum des maximalen Abschmelzens 13.1. 10" 56° 23° ligkeit von –1m,2 vom Himmel. Die Erdnähe der Nordpolkappe. Dies setzt Feuchtigkeit 3.2. 12" 65° 22° tritt erst zwei Tage später ein. Die Entfer- in die Atmosphäre frei, die sich daraufhin 5.3. 13,9" 79° 22° nung zu Mars beträgt dann 100780000km. in Wolken zeigen kann. 7.4. 12" 94° 22° Das Ende der Beobachtungsperiode wird Im Dezember ist mit einer sehr groß- im April eingeläutet, wenn am 30.4. der en Polkappe zu rechnen, die bis auf 65° 30.4. 10" 104° 23° 10"-Durchmesser unterschritten wird. Nach nördliche Breite reichen kann. Im Fernrohr 29.5. 8" 117° 25° dem 29.5. ist Mars wieder kleiner als 8" am dürfte dieser helle Fleck um den Nordpol Ls: planetozentrische Länge der Sonne, irdischen Himmel. des Planeten das am einfachsten zu beo- De: Deklination der Erde am Marshimmel bachtende Detail sein. Oft ist es von einem Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

24 interstellarum 79 . Dezember/Januar 2012 Sonnensystem

Mars beobachten testen Dunkelstrukturen sichten: Auf die Licht fast aller meteorologischer Erschei- Große Syrte folgt im Rotationssinn Sinus nungen, denn Nebel, Reif, Randdunst und Die visuelle Marsbeobachtung erfor- Meridiani, ein seltsamer länglicher Dun- Eiswolken haben ein grünliches bis vio- dert viel Geduld und gutes Seeing – das kelstreifen. Die beiden nach Norden ge- lettes Spektrum und lassen sich mit ent- gilt 2012 noch viel mehr als sonst. Was richteten Spitzen am östlichen Ende sind sprechenden Filtern unterscheiden. Auf- man sehen kann, hängt mehr von der erst mit 300× und mehr zu sehen. Weiter grund der Kleinheit der Strukturen gelingt erreichbaren Vergrößerung ab als von östlich liegt Mare Erythraeum, im Norden dies aber nur mit Vergrößerungen jenseits der Öffnung. Bei 100× ist die Polkap- gegenüber das markante Mare Acidalium. von 300×. pe zu sehen und, wenn sie sich gerade Dann folgt die »langweilige Seite« des Ein lohnendes Vorhaben ist es, aus auf der der Erde zugewandten Seite Planeten, für mehrere Stunden sind nur Zeichnungen des Planeten eine Gesamt- befindet, die Große Syrte, die markan- verschwommene Strukturen zu sehen, da- karte der Albedostrukturen zu erstellen. teste Dunkelstruktur auf dem Roten runter die »W-Wolke« bei passenden me- Die wichtigsten Strukturen des Planeten Planeten. Diese sog. Albedo-Strukturen teorologischen Bedingungen. Die erste lassen sich schon mit einem Vierzöller gut haben wenig mit dem Relief des Pla- im Osten wieder auftauchende Dunkel- dokumentieren. Meteorologische Erschei- neten zu tun, sondern geben vielmehr struktur ist Mare Sirenum weit im Süden, nungen müssen als vorübergehende Er- nur die Bodenfärbung wieder. Sie sind gefolgt von Mare Tyrrhenum. Schließlich eignisse hier weggelassen werden – dies in gewissen Grenzen veränderlich und ist die Syrte wieder erreicht. macht es auch für Fotografen unmöglich, erscheinen deshalb von Opposition zu Die Sichtbarkeit der Dunkelstrukturen zeitlich zu weit auseinander liegende Pla- Opposition leicht verändert. wird mit einem Orange- oder Rotfilter netenbilder zu einer Gesamtkarte zu ver- Mit 200-facher Vergrößerung lassen verbessert. Außer den seltenen Staubstür- binden. sich rund um den Planeten die markan- men blockiert man damit allerdings das

dunk­len Rand umgeben, dem so genann- ken« genannt. Die Wahrscheinlichkeit am Nordrand des NEB (vgl. interstellarum ten Polsaum. Im Januar schmilzt die Pol- für ihr Auftreten sinkt, sobald durch den 78). Venus zeigt sich ebenfalls am Abend- kappe zusehends ab. Dabei erscheint die wieder anlaufenden Abschmelzprozess himmel, das Venusscheibchen misst aber Rima Tenuis, eine dunkle Teilung der hel- mehr Feuchtigkeit in die Atmosphäre ge- Ende Januar nur knapp 15". Beobachter len Kappe, deren visuelle und fotogra- langt. Im April und Mai sind deshalb sind aufgerufen, aktuelle Ergebnisse aller fische Dokumentation jedoch eine Heraus- die klassischen »weißen Wolken« zu er- Planeten auf planetenaktuell.de zur Verfü- forderung für erfahrene Beobachter ist. warten, die aus Wassereis bestehen und gung zu stellen. Ende Februar ist die so genannte »Aphel- sich vornehmlich beim Aufsteigen an ho- n Ronald Stoyan kälte« zu erwarten: Aufgrund der bevorste- hen Bergen bilden. Aus den miteinander henden Sonnenferne des Planeten kommt verbundenen Wolken der einzelnen Thar- Surftipps das Abschmelzen der Polkappe für einige sis-Vulkane kann so aufgrund der Anord- Wochen zu einem Stillstand, um sich da- nung der Berge die »W-Wolke« entstehen. Aktuelle Planetenfotos: nach im April umso machtvoller durchzu- Auch Randdunst, Morgennebel und Reif www.planetenaktuell.de setzen. Bis Mai dürfte sie auf einen kleinen sind möglich. Marsopposition 2012: Rest verschwunden sein. Jupiter ist noch am Abendhimmel ein www.alpo-astronomy.org/ Der März ist auch die bevorzugte Zeit auffälliges Gestirn. Aufmerksamkeit ver- jbeish/2012_MARS.htm für lokale Staubstürme, aufgrund ihrer dienen der Große Rote Fleck bei 170° Län- spektralen Eigenschaften und des Aus- ge im System II, das Oval BA im STB bei 320° Die scheinbare Größe des Marsscheib- sehens im Fernrohr auch »gelbe Wol- und die dunkelbraunen auffälligen Barren chens 2011/2012.

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interstellarum 79 . Dezember/Januar 2012 25 Sonnensystem

Kometen aktuell C/2009 P1 (Garradd) wird freisichtig

/2009 P1 (Garradd) nähert sich sei- +40° und wird nördlich der Mitte Deutsch- Cnem Perihel, das er am 23. Dezember lands zirkumpolar. Der Höhepunkt einer erreicht. Der Komet bewegt sich direkt in außergewöhnlich langen Kometensichtbar- nördlicher Richtung durch das Sternbild keit steht bevor. Herkules. Trotz einer Elongation von nur 45° Ein weiterer Komet war für den Win- kann er nach Einbruch der Dunkelheit am ter 2011/2012 erwartet worden: P/2006 T1 nordwestlichen Himmel beobachtet wer- (Levy) sollte bei seiner ersten Wiederkehr den. Je nach geographischer Breite wird der eigentlich bestens platziert am Nachthim- ca. 6m,5 helle Schweifstern in der ersten Mo- mel zu finden sein. Leider konnte der Komet natshälfte aber leider schon zwischen 20 bis in den Herbst hinein nicht wiederent- und 21 Uhr unter dem Horizont verschwin- deckt werden und es ist davon auszuge- den. Mondlosen Himmel gibt es dann in hen, dass er sich bei seiner Entdeckung in der zweiten Monatshälfte und unter guten einem Helligkeitsausbruch befand. Um den Bedingungen könnte C/2009 P1 dann auch 20. Januar wird P/2006 T1 in nur 0,19AE mit freiem Auge auffindbar sein. Eine Be­ Entfernung an der Erde vorbeiziehen, die obachtung am Morgenhimmel ist ebenfalls erwartete Helligkeit von ca. 7m,0 dürfte er möglich, der Komet ist dort ab etwa 5 Uhr aber bei weitem nicht erreichen. Sollte er tief am Nordosthimmel zu sehen. Zur Neu- in die Reichweite von Amateuren kommen, mondzeit rund um Weihnachten könnte informieren wir im interstellarum-Newslet- Garradd bereits 6m,0 erreicht haben. Da die ter über die aktuelle Entwicklung dieses Erdnähe aber erst Anfang März in 1,27AE Kometen. Spannend wurde es bei dem in Abstand erfolgt, sollte die Helligkeit auch interstellarum 78 angekündigten C/2010 X1 nach dem Perihel noch etwas ansteigen. (Elenin). Der Komet hatte sich kurz vor Er- Im Januar erreicht der Komet die 5. Grö- reichen des Perihels begonnen aufzulösen. ßenklasse und wandert weiter Richtung Letzte Beobachtungen von der Südhalbku- Norden. Dadurch verlängert sich die Be­ gel zeigten ihn Ende August sehr diffus mit obachtungsmöglichkeit sowohl am Abend- einer Helligkeit schwächer als 9m,0. als auch Morgenhimmel. Zum Monatsende a erreicht C/2009 P1 eine Deklination von n Burkhard Leitner Abb. 1: Anfang August zog C/2009 P1 (Garradd) am Kugelsternhaufen M 15 im Kometen im Dezember/Januar 2012 Pegasus vorbei. (a) CCD-Aufnahme, 3.8.2011, Name Entdeckung Perihel Erdnähe Beobachtungsfenster erwartete Helligkeit 0:01 MESZ, 10"-Newton bei 965mm, FLI C/2009 P1 (Garradd) 13.8.2009 23.12.2011 5.3.2012 April 2011 bis Juni 2012 6m – 5m 8300, 300s (L), 270s (je RG), 2×270s (B). Mi- (1,55AE) (1,27AE) chael Jäger (b): Digitalfoto, 3.8.2011, 0:30 MESZ, 12"-Newton bei 1380mm, Canon i n ri C/2009 P1 (Garradd) im Dezember/Januar 2012 EOS 350 D (modifiziert), ISO 1600, 6×2min. aspa G , q Ulf Manfred Schliemann rum M92 lla e 31.1. st er nt i

o 25.1. n x 19.1. r

p 13.1.

m 7.1. h Hercules 1.1.

26.12.

20.12. M13

14.12. l e 8.12. 2.12.

d z O N a fst8,5m Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

26 interstellarum 79 . Dezember/Januar 2012 Sonnensystem

b

Abb. 2: Der Komet begegnete dem Kugelsternhaufen M 71 am Rückblick in Bildern: 27.8.2011, beide Objekte waren etwa gleich hell. Digitalfoto, 8"-Newton bei 920mm, Canon 40D (modifiziert), ISO 800, 24×180s. Siegfried Kohlert Rendezvous mit Sternhaufen

Im Sommer begegnete Komet Garradd auf seiner Bahn Surftipps am Himmel mehreren Sternhaufen. Wir zeigen hier einige der schönsten Aufnahmen unserer Leser. Aktuelle Kometenfotos: Der Komet besaß eine bis zu 10' messende runde Koma www.kometenaktuell.de mit einer deutlichen zentralen Verdichtung. Der Schweif Komet Garradd auf Cometography: zeigte sich im August breit und aufgefächert, im September www.cometography.com/lcomets/2009p1.html war er zunächst schmäler und stärker ausgeprägt, gegen Aufsuchkarten: Monatsende wurde er wieder unauffälliger. Die Helligkeit www.kometarium.com interstellarum-Newsletter: stieg bis zur Erdnähe Ende August auf etwa 7m,0 und blieb www.oculum.de/interstellarum/newsletter.asp dann konstant.

Abb. 3: Anfang September erfolgte das Rendezvous mit dem Offenen Sternhaufen Collinder 399, dem »Kleiderbügelhaufen«. (a) CCD-Aufnahme, 1.9.2011, 23:45 MESZ, 8"-Schmidtkamera bei 400mm, QHY8 Pro, 10×120s. Norbert Mrozek (b) Digitalfoto, 3.9.2011, 22:10 MESZ, 180mm-Teleobjektiv bei f/4, Nikon D700, ISO 1600, 4×1min. Thomas Rattei

b Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 79 . Dezember/Januar 2012 27 FRED

Der Sternhimmel im Dezember/Januar 2012 1. Dezember: 22:00 MEZ NORDEN interstellarum

1. Januar: 20:00 MEZ

Canes Venatici Canes

für 50° nörd. Br., 10° öst. L. 51 M M 13 M

Himmel

M 101 M

Hercules

M 92 M

Ursa Maior Ursa

Draco

Wega

Lyra

Ursa Minor Ursa M 82 M

M 81

M 56 M

Vulpecula

Polaris

Cygnus

Cr 399 Cr

Deneb M 71 M

Cepheus

M 27 M M 67 M

Kastor Pollux Sagitta M 44 M 39 Sommerdreieck 7000 Cancer Ekliptik CassiopeiaM 52 7510 7243

Camelopardalis1502 M 103 7209 Atair Auriga Gemini Lacerta 457 OSTEN Mel 20 884/869

M 37 M 36 M Kapella Delphinus

M 38 M 31 M 34

Prokyon

1499 WESTEN Algol M 35 M 15 M 32 Andromeda Mirach Perseus Triangulum M 33

2264 Taurus1674 Pegasus M 45 Plejaden Herbstviereck M 2 Mel 25 Aries 2310 Orion Aldebaran M 50 Pisces

Uranus Aquarius Neptun Sirius 1981 Jupiter M 42/43 Wintersechseck Venus Rigel Mira

Lepus Cetus

Eridanus

253 –1m m 0 x m Gx 1 o 2m OC g 3m GC 4m SÜDEN n GN 5m p PN

Beobachtungsempfehlungen für Dezember/Januar Name Empfehlung für Typ R. A. Dekl. Helligkeit Größe/Abstand Entfernung DSRA/Uran. Collinder 69 bloßes Auge OC 5h 35,0min +9° 56' 2m,8 64' 1440Lj 17/180 Cheshire Cat Fernglas As 5h 28,0min +35° 0' – 1,5° – –/– M 45 Fernglas/Teleskop OC 3h 47,0 min +24° 7' 1m,5 109' 440–490Lj 9/132 NGC 1333 Teleskop GN 3h 29,3min +31° 25' – 3'×6' 766Lj 9/94 Auner 1 Teleskop OC 7h 4,3min –19° 45' – 2,5' 29000Lj –/154 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

28 interstellarum 79 . Dezember/Januar 2012 Sternhimmel

Rund um das Siebengestirn

Astronomie mit bloßem Auge Collinder 69 Leo Bette as Sternbild Orion gehört ohne Zwei- der umliegenden sehr hellen »Leuchten« Dfel zu den imposantesten des gesam­ gestört werden kann, lohnt es sich, die- ten Sternenhimmels – vor allem wegen der se abzudecken. Dies kann mit der Hand, markanten Figur, die aus vielen hellen Ster- einem Buch oder auch einer Hauskante nen gebildet wird. Die »Schultersterne« Be- geschehen, wenn man sich günstig po- teigeuze und Bellatrix sind ebenso sprich- stiert. Auch sei noch einmal der an dieser wörtlich wie die drei »Gürtelsterne« (auch Stelle in interstellarum 71 vorgestellte Bau als Mitglieder des Offenen Sternhaufens eines »Papprollen-Binokulars« empfohlen, Collinder 70 bekannt) oder die »Fußsterne« um mögliches Streulicht oder die Blendung Rigel und Saiph, allesamt heller als 2m,5. durch andere Himmelskörper zu vermeiden. Selbst das »Schwertgehänge« mit M 42 Erstmalig als Offener Sternhaufen klassifi- und M 43 ist mit bloßem Auge durchaus ziert wurde der Orion-Kopf in dem in dieser auffällig. Ausgerechnet der Kopf des Him- Kolumne schon vorgestellten Katalog von melsjägers, etwa 5,5° nordwestlich von Be- Per Collinder im Jahre 1931 als Nummer 69. teigeuze sowie knapp 4,4° nordöstlich von Nur etwa 7° nördlich befindet sich der aus Bellatrix gelegen, gerät da etwas ins Hin- interstellarum 68 bekannte »Kollege« Cr 65. tertreffen, wird er doch von dem lediglich Bei einem Durchmesser von etwas mehr als 3m,5 hellen Stern λ Orionis gebildet. Doch 1° besitzt Cr 69 etwa 40 Mitglieder und ist beim genaueren Betrachten sieht man frei- knapp 1440Lj von uns entfernt. Der hellste äugig im Umkreis von etwa 1° unter mä- Stern λ Ori, auch als Meissa bzw. Heka be- ßigem Himmel drei weitere 4m,1 bis 5m,6 kannt, regt den schwachen Emissionsnebel helle Sterne, bei exzellentem Himmel ei- Sharpless 264 zum Leuchten an, der jedoch nen weiteren mit 6m,7 sowie vielleicht einen erst in größeren Teleskopen ab etwa 10" etwas nebligen Hintergrund, der von wei- erahnt werden kann. Somit beinhaltet der teren schwächeren Sternen gebildet wird. doch recht unbekannte Sternhaufen He- Das markante Sternbild des Himmelsjä- Diese werden allerdings erst im Fernglas rausforderungen für verschiedene Optiken, gers Orion, dessen Körper von hellen Ster- aufgelöst. Da man bei der Beobachtung der angefangen mit dem bloßen Auge. nen gebildet wird. Sein Kopf hingegen ist schwächeren Sterne durchaus vom Licht n Kay Hempel weniger auffällig. Astronomie mit dem Fernglas Cheshire Cat l ub H n der Regel werden astronomische Ent- d r a h

deckungen vor allem mit immer größer n I er werdenden Teleskopen und automatischen B Himmelsüberwachungen gemacht. Doch auch Hobbyastronomen können heute Fuhrmann noch Neues am Firmament entdecken – selbst mit einem Fernglas unter dem licht- verschmutzten Himmel von New York, so wie der Amateurastronom und Vogelbe­ obachter Ben Cacace, der an einem Novem- berabend 2002 über der Upper East Side θ Manhattans von seiner Wohnung aus mit seinem 8,5×42-Fernglas die Sternhaufen im Fuhrmann beobachtete. Dabei fiel ihm eine Anordnung von sechs Sternen auf, die für ihn wie ein breites Grinsen aussah. Cacace nannte dieses Sternmuster »Cheshire Cat«, nach der Grinsekatze aus »Alice im Wun-

Abb. 1: Das relativ unbekannte Stern- muster Cheshire Cat liegt prominent im ι

Sternbild Fuhrmann. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 79 . Dezember/Januar 2012 29 Sternhimmel

Abb. 2: Am bes­ der südlichere Stern wiederum doppelt ist ten unter licht- und die beiden Komponenten den Dop- N verschmutztem pelstern Struve 698 darstellen. Die Sterne Himmel zu erken- stehen etwa 30" voneinander entfernt und nen: das Sternmus­ lassen sich gut mit einem stativgestützten ter »Cheshire Cat« Fernglas bei 10-facher Vergrößerung tren- im 8×33-Fernglas, nen. Unter einem dunklen Himmel ändert Sehfeld etwa 8°. sich natürlich das Erscheinungsbild und es Σ 698 werden mehr Sterne im Umfeld der Grin­ einem aufgehell- sekatze sichtbar, wie z.B. der Stern BD +34° ten Nachthimmel 1054 (9m,0) nur wenige Bogenminuten süd- leicht zu finden: Es östlich von φ Aur: das hellste Mitglied des φ befindet sich ge- Offenen Sternhaufens Stock 8. Auch M 38 nau in der Mitte auf der Wange der Grinsekatze und der öst- zwischen den Eck- lich stehende M 36 werden bei besseren sternen θ Aur (2m, 6) Beobachtungsbedingungen im gleichen und ι Aur (2m,7) des Sehfeld präsent. Bevor Sie nun aber selber Fuhrmann-Sechs- auf die Suche nach schönen Sternmustern

ix ecks. Direkt südlich gehen, schauen Sie zuerst bei der »Cheshire p S t des Sternhaufens Cat« mit ihrem verschmitzten Grinsen vor­ mber a L M 38 formt eine bei – ein passender Zeitpunkt, da sich im 1,5° lange und ge- Januar der Geburtstag des Schriftstellers Le- derland«. In dem Kinderbuchklassiker von bogene Kette aus sechs Sternen mit φ Aur wis Carroll zum 180. Mal jährt. Und vielleicht Lewis Carroll kann sich die Grinsekatze nach (5m,1) als hellstem Mitglied den Mund der inspiriert die Geschichte von »Alice im Wun- Belieben unsichtbar machen, wobei nur ihr Grinsekatze. Alle anderen sind immerhin derland« für weitere Entdeckungen. Phanta- breites Grinsen zurückbleibt, ganz so wie noch heller als 7m,0. Die Augen bilden ein sievolle Figuren gibt es in der Geschichte ja es das Sternmuster zeigt. Dank seinen hel- 6m,1 und 6m,5 helles und weit auseinander genug dafür. len Sternen ist das Sternmuster auch unter stehendes Sternpaar nördlich davon, wobei n Lambert Spix Objekt der Saison M 45 ie Plejaden sind der bekannteste Stern- in den Sternhaufenkatalogen von Melotte Muster, das jedem Sternfreund geläufig ist. Dhaufen des Himmels. Als Siebengestirn und Collinder werden sie als Mel 22 und Der Sternhaufen umfasst aber bis zu 500 oder Glucke auch dem Volksmund bekannt, Cr 42 geführt. schwächere Sterne auf einem Feld von 2° × nahm sie Charles Messier 1769 als Abschluss Elf Sterne des Offenen Sternhaufens über- 2° und etwa 1000 Mitglieder insgesamt [1]. seiner ersten Liste von Nebelobjekten auf, schreiten eine Helligkeit von 6m. Acht davon M 45 ist einer der Eckpunkte der astrono- um deren Zahl auf 45 abzurunden. Als sind nach der Sage der sieben Schwestern mischen Entfernungsleiter. Die aktuell ak- einziges Messier-Objekt tragen die Pleja- nach Atlas und seinen Töchtern benannt. Sie zeptierten Werte liegen zwischen 440 und den keine NGC- oder IC-Nummer, lediglich stehen in einem Feld von 1° × 1° in einem 490 Lichtjahren. Mit einem Alter von 125 Millionen Jahren sind die Plejaden ein jun- ger Sternhaufen, massereiche und leucht- kräftige blaue Sterne dominieren noch das Bild. Auffällig ist der hohe Anteil von Dop- pelsternen, der bei etwa 68% liegt. In 700 Millionen bis 1 Milliarde Jahren werden Σ 449 die Plejaden jedoch als Haufen nicht mehr nachweisbar sein, da sich die Sterne in den umgebenden Raum zerstreuen. NGC 1432 Die Nebel um die Plejaden sind nicht Überreste des Entstehungsgebietes des vdB 23 Sternhaufens. Anhand der Differenz der Σ 450 Radialgeschwindigkeiten zwischen Nebel und Haufensternen von um die 11km/s ist vdB 20 man sich heute sicher, dass M 45 den Rand des Taurus-Auriga-Dunkelnebelkomplexes durchwandert. In 30000 Jahren bewegen NGC 1435 Die Plejaden sind in eine grandiose Ne- bellandschaft gehüllt, deren äußere Gebie- te von Amateuren bisher kaum beachtet

wurden. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Immo Gerber

30 interstellarum 79 . Dezember/Januar 2012 Sternhimmel i n ri

aspa M 45/ NGC 1333 Tab. 2: Doppelsterne in M 45 G , hmin hmin hmin hmin hmin rum 440 420 400 340 2° 320 Name Helligkeiten Abstand PW lla e o st m m er Auriga z NGC 1333 Burnham 536 AB 8,3/8,4 41" 125° nt Perseus i Barnard1 Barnard 205 m m 30° 30° Burnham 536 BC 8, 4/12,7 18" 8° Σ 450 7m,3/10m,4 6,1" 265° Σ 449 8m, 5/11m,0 6,8" 330° 449 NGC 1432 S OΣ 64 6m, 7/9m,8/9m,0 3,2"/10" 238°/236°

vdB23 IC 353 Pleione 25° vdB20 25° Maia ist schwieriger zu sehen, da er sich nicht Alkyone 2 IC 349 Merope ° so weit entfernt vom Stern erstreckt. S 450 M45 Ein dunkler Landhimmel und Teleskope t NGC 1435 ab 8" bis 12" Öffnung erlauben den Ein- Aries stieg in die faszninierende Welt der schwä- z cheren Pejadennebel. Dabei sind mittlere

20° Taurus IC 341 20° Vergrößerungen am besten einzusetzen, um die feinen Filamente aufzulösen, aber e nicht zu dunkel werden zu lassen. Die fa- 44hm0 in 42hm0 in 40hm0 in 34hm0 in fst9,0m serige Struktur von NGC 1435 lässt sich am einfachsten nordöstlich von Merope aus- xqGx Qsgo GC OC aAs pnPN GN vVr 23456789 machen, wo ein helles Filament mehrere schwächere Sterne passiert. Schwieriger zu sich die Sterne dabei um einen Vollmond- Pleione mit einer Helligkeit zwischen 4m,77 sehen sind die schwachen länglichen Nebel durchmesser scheinbar am Himmel. Die und 5m,50. Sie weist wie andere Plejaden- vdB 20 bei Elektra und der rundliche vdB 23 blaue Farbe der Reflexionsnebel ist auf das sterne eine sehr schnell rotierende Oberflä- westlich von Alkyone [8, 9]. Aber auch in grö- Licht der sie beleuchtenden blauweißen che auf. Dreimal hat Pleione seit 1888 eine ßerem Abstand zu den hellen Sternen gibt hellsten Haufensterne zurückzuführen. Die Phase durchlaufen, bei der sich eine Hülle es schwache Nebel zu entdecken, so etwa lineare Struktur der großen Nebelvorhänge um den Stern bildete, die sich spektrosko- die sehr schwierigen Reflexionsnebel IC 363 wird dagegen mit Magnetfeldern um die pisch nachweisen ließ; 2005 hat bei Pleione nördlich und IC 341 südlich des Sternhaufens. Plejadennebel in Zusammenhang gebracht. eine neue Hüllenphase begonnen, die mit Eine ganz besondere Herausforderung Magnetisierbare Staubteilchen richten sich einem Helligkeitsabfall von 0m,4 verbunden ist schließlich Barnards winziger Merope­ dabei entlang der Feldlinien aus. An einer war [4]. Die Plejaden sind darüber hinaus nebel IC 359. Der nur 26" kleine Nebel steht Stelle im südlichen Bereich findet man auch Heimat zahlreicher schwacher Flare-Sterne, knappe 36" südlich des 4m,2 hellen Sterns – leicht rötliche Färbungen, hier kommt es die ihre Helligkeit innerhalb von Minuten eine echte Herausforderung für Geräte ab ansatzweise auch zu einer Anregung des verändern können. 14" Öffnung, hohe Vergrößerungen, gutes Nebels durch die UV-Strahlung der Plejaden- Ein normal scharfsichtiges Auge kann un- Seeing und geduldige Beobachter [10]. sterne. Ein besonderes Nebelobjekt ist IC 359 ter durchschnittlichen Bedingungen sechs n Ronald Stoyan direkt bei Merope, der sehr kleine Nebel be- Sterne der Plejaden ohne Hilfsmittel erken- findet sich nur 0,06Lj vom Stern entfernt [3]. nen. Unter Hochgebirgshimmel zeigen sich [1] tadross, A. L., Hanna, M. A., Awadalla, N. S.: Taurus Alkyone ist mit 1000-facher Sonnen- bis zu zehn oder elf, wobei die hellen Mit- stars membership in the Pleiades open cluster, arxiv. leuchtkraft der hellste Stern der Plejaden. glieder durch ihre Blendwirkung die Beob­ org/abs/1011.2936 (2010) Sie wird östlich von drei Sternen beglei- achtung erschweren. Einige amerikanische [2] Converse, J. M.; Stahler, S. W.: The dynamical evolu- tet und gilt somit als Mehrfachstern. Der Beobachter wollen noch wesentlich mehr tion of the Pleiades, MNRAS 405, 666 (2010) bekannteste von vielen Veränderlichen ist gesehen haben, so zählte O'Meara 17 und [3] stoyan, R.: Atlas der Messier-Objekte, Oculum-Ver- Houston sogar 18 Sterne [5, 6]. lag, Erlangen (2006) Tab. 1: Die hellsten Plejadensterne Mit dem Fernglas sind be- [4] Hassforther, B.: Veränderlicher aktuell: Pleione, der Stern Name R.A. Dekl. Helligkeit reits einige der Doppelsterne veränderliche Plejadenstern. interstellarum 54, 32 η (25) Tau Alkyone 3h 47min 29s +24° 6' 19" 2m,9 in M 45 zu sehen [7]. Die beiden (2007) engeren Struve-Paare Σ 450 [5] o'Meara, S.: The Messier Objects, Cambridge Univer- 27 Tau Atlas 3h 49min 10s +24° 3' 12" 3m,6 und Σ 449 eignen sich jedoch sity Press, Cambridge (1998) h min s m 17 Tau Elektra 3 44 52 +24° 6' 48" 3,7 erst für kleine Teleskope. Im [6] Hempel, Kay: Astronomie mit bloßem Auge: M 45, 20 Tau Maia 3h 45min 50s +24° 22' 4" 3m,9 Fernglas erscheint unter dunk­ interstellarum 67, 29 (2010) 23 Tau Merope 3h 46min 20s +23° 56' 54" 4m,2 lem Landhimmel auch bereits [7] spix, L.: Astronomie mit dem Fernglas: Doppel- der hellste Plejadennebel um sterne in den Plejaden, interstellarum 67, 29 (2010) 19 Tau Taygeta 3h 45min 13s +24° 28' 2" 4m,3 den Stern Merope, NGC 1435. [8] stoyan, R.: Die Plejadennebel, Eine visuelle Annähe- h min s m 28 Tau Pleione 3 49 11 +24° 8' 12" 5,1 Im kleinen Teleskop lässt er sich rung an M 45, interstellarum 61, 48 (2009) 16 Tau Celaeno 3h 44min 48s +24° 17' 22" 5m,5 besser als dreiecksförmiger Ne- [9] Alzner, A.: Visuelle Beobachtungen der Plejadenne- HD 23753 – 3h 48min 21s +23° 25' 17" 5m,5 bel sehen, wenn Merope mit bel, interstellarum 9, 26 (1996) 18 Tau HD 23324 3h 45min 10s +24° 50' 21" 5m,7 den anderen Sternen des Hau- [10] Glahn, Uwe: Deep-Sky-Herausforderung: IC 349 fens in Ruhe verglichen werden – Barnards Merope-Nebel, interstellarum 73, 30 21 Tau Asterope 3h 45min 55s +24° 33' 16" 5m,8

kann. NGC 1432 um den Stern (2011) Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 79 . Dezember/Januar 2012 31 NGC 1333 kann schon mit kleineren Instru- menten erfolgreich beobachtet werden. Im infraroten Spektralbereich erkennt man die Strahlung von Sternentstehungsgebieten sowie Jets sehr junger Sterne.

es sich um so genannte Herbig-Haro-Ob- jekte. Sie werden erkennbar, wenn die ausge- schleuderte Materie junger Sterne mit inter- stellaren Wolken aus Gas und Staub kollidiert. Oft bilden diese Objekte spektakuläre Jet- ähnliche Strukturen und weisen einen hohen Grad an Dynamik auf. Dabei zeigen sich deut- liche Änderungen schon innerhalb weniger Jahre. Eine spektakuläre Aufnahme, die das Chaos der verschiedenen Sternentstehungs- prozesse in NGC 1333 dokumentiert, gelang 2005 mit dem Spitzer Space Telescope. NGC 1333 findet sich etwas mehr als 3° westlich von ο Persei im Grenzbereich der Sternbilder Perseus, Stier und Widder. Wie die historischen Beobachtungen eindrucks- voll dokumentieren, lohnt die Beobachtung sogar mit kleinen Instrumenten. Wichtigste Voraussetzung hierbei ist ein dunkler und transparenter Nachthimmel. Dann ist der Nebel auch mit 3" bis 4" Öffnung als diffuse Aufhellung um den zentralen Stern erkenn- bar. Auch mit großen Optiken erscheint NGC 1333 nicht sehr hell. Der Kontrast zum umgebenden, fast sternlosen Dunkelne- Spitzer Space Telescope, NASA, JPL-Caltech, R. A. Gutermuth (Harvard-Smithsonian CfA) belfeld ist jedoch auffällig. Südwestlich des zentralen Sterns ist noch ein weiterer Ne- Objekt der Saison NGC 1333 belknoten erkennbar. Feindetails wie die Vielzahl von Herbig-Haro-Objekten bleiben nterstellare Materie findet sich in Form von äußerst schwaches Objekt beschrieben. jedoch Astrofotografen vorbehalten, die IGas- und Staubwolken in vielen Bereichen d'Arrest folgerte daraus, dass sich der Ne- sowohl in Übersichtsaufnahmen als auch unserer Milchstraße. Befindet sie sich im bel abgeschwächt haben muss und mögli- Detailstudien sehr reizvolle Motive finden. direkten Umfeld eines Sterns, kann sie von cherweise variabel ist. Erst Schönfelds Ent- n Matthias Juchert diesem ionisiert und für uns als Emissionsne- deckungspublikation [2] brachte Klarheit, bel erkennbar werden. Reicht die Strahlung denn er erkannte, dass kleine Teleskope mit [1] steinicke, W.: Observing and Cataloguing Nebulae des Sterns nicht aus um die Ionisation aus- ihrem großen Gesichtsfeld und großer Aus- and Star Clusters: From Herschel to Dreyer's New zulösen, so wird das Licht des Sterns an den trittspupille bei der Wahrnehmung großflä- General Catalogue, Cambridge University Press, Partikeln der Materie gestreut und der Nebel chiger Strukturen im Vorteil sind. Cambridge (2010) erscheint für uns als Reflexionsnebel. Zu den Aus astrophysikalischer Sicht handelt es [2] schönfeld, E.: Über den Nebelfleck Zone +30° Nr. hellsten Reflexionsnebeln des nördlichen sich bei NGC 1333 um einen Reflexionsnebel, 548 des Bonner Sternverzeichnisses nebst einigen Himmels gehört auch NGC 1333. der in den westlichen Bereich des Perseus- Bemerkungen über die Nebelbeobachtungen in der Die Entdeckung von NGC 1333 gelang am Molekülwolken-Komplexes eingebettet ist. Bonner Durchmusterung überhaupt, Astron. Nachr. 31.12.1855 im Rahmen der Bonner Durch- Die Entfernung zu NGC 1333 beträgt laut 58, 355 (1862) m musterung durch Eduard Schönfeld. Be- Hirota et al. [3] nur 766Lj. Der 10 ,5 helle [3] Hirota, T. et al.: Astrometry of H2O Masers in Nearby merkenswert ist, dass bei der Beobachtung Stern BD +30°549 (Spektraltyp B8) beleuchtet Star-Forming Regions with VERA. IV. L 1448 C, PASJ ein kleiner Kometensucher mit nur 3" Öff- den ihn umgebenden Nebel. Im gesamten 63, 1 (2011) nung zum Einsatz kam [1]. Da Schönfeld sei- Umfeld des Nebels zeigen sich – teils hin- [4] Walawender, J. et al.: NGC 1333: A Nearby Burst of ne Entdeckung jedoch erst im Oktober 1862 ter den undurchsichtigen Dunkelwolken von Star Formation, Handbook of Star Forming Regions: publizierte, erfolgte am 5.2.1859 die unab- Barnard 205 direkt westlich und Barnard 1 Volume I, The Northern Sky, Astronomical Society of hängige Wiederentdeckung durch Tuttle. wenig östlich verborgen – Anzeichen aktiver the Pacific (2008) Auch diese Entdeckung gelang mit einem Stern­entstehung. So verdeckt der Nebel ei- kleinen 3"-Kometensucher, wobei Tuttle nen sehr jungen Sternhaufen mit etwa 150 Surftipp den Nebel als schwach sichtbar beschrieb. Mitgliedern, der erst vor einer Million Jahren Wenig später wurde der Nebel durch Hein- entstand [4]. Bereits auf vielen Aufnahmen Spitzer-Bild von NGC 1333: rich Louis d'Arrest mit dem 11"-Refraktor der von Amateurastrofotografen finden sich im www.spitzer.caltech.edu/ Sternwarte in Kopenhagen beobachtet und Umfeld des Reflexionsnebels zudem kleine, images/1521-ssc2005-24a-Chaotic- Star-Birth

trotz guter Beobachtungsbedingungen als rötlich leuchtende Nebel. Hierbei handelt Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

32 interstellarum 79 . Dezember/Januar 2012 Sternhimmel Deep-Sky-Herausforderung Auner 1

it der Bereitstellung und Veröffent- blieben auf Grund einer etwas anderen An- nicht selbst dazu gehören. Selbst mit mitt- Mlichung der ersten Fotoplatten des ordnung der Plattenmitte (Sirius nicht mit auf leren bis großen Öffnung bleibt der Hau- Palomar Observatory Sky Surveys (POSS) der Platte) die Geisterbilder von Sirius aus und fen eine schwache Erscheinung. Einzelsterne brach seit den frühen fünfziger Jahren des ließen einen fehlerfreien Blick auf die ca. 140 konnten selbst mit 16" Öffnung nicht iden- letzten Jahrhunderts eine neue Ära der Neu- zu identifizierenden Mitglieder zu. tifiziert werden. Nur wenige Haufensterne entdeckungen von Deep-Sky-Objekten an. Eine exakte Photometrie aus dem Jahr weisen visuelle Helligkeiten von 16m auf, der Die hohe Qualität der 6,5° × 6,5° (5,4° × 5,4° 2007 ist eine der wenigen Untersuchungen Großteil der Sterne befindet sich zwischen nutzbar) messenden Platten ließ eine sofor- über Auner 1 [2]. Danach befindet sich der 17m und 19m. Diese sind daher eher Ziel von tige visuelle Inspektion und Katalogisierung mit 3,25 Mrd. Jahren sehr alt eingestufte sehr großen Teleskopen ab 20" Öffnung. zu. Ergebnis waren tausende neu entdeckte Offene Sternhaufen knapp vor einer jungen Ist man bei der Suche nach Auner 1, em­p- Objekte aller Objektkategorien. Neben den Sternpopulation des Norma-Cygnus-Spira- fiehlt sich ein Blick in die nähere Umge- wenigen, zumeist kleinen Plattenfehlern, die larms. Er gehört nach Annahme der Wis- bung. Mit Ruprecht 10 (0,6° südöstlich) und hauptsächlich von Staubpartikeln und Film- senschaftler zu einer deutlich älteren, in der Ruprecht 11 (1,3° südöstlich), sowie Tom- fehlern stammten und oft genug als Ob- Sichtlinie stehenden Sternpopulation. baugh 1 (1,2° südwestlich) und Tombaugh jekt katalogisiert wurden, wiesen die Plat- Visuell zählt Auner 1 zu den schwierigen 2 (1,1° südlich) stehen gleich vier interes- ten einen weiteren Makel auf. Auf Grund Zielen am Winterhimmel. Da der Haufen sante Offene Sternhaufen in der unmittel- von Reflexionen innerhalb der optischen nicht auffällig hell ist, muss die Position exakt baren Nachbarschaft. Dabei sind gerade der Komponenten des Schmidt-Spiegelsystems aufgesucht werden können. Um damit er- mit mittleren Teleskopen knapp auflösbare, in Verbindung mit den empfindlichen Film­ folgreich zu sein, wird eine genaue Sternkar- aber schwache Tombaugh 1 und der noch emulsionen der Platten entstanden an den te zwingend benötigt. Hier empfiehlt sich ein schwächere, sehr reiche Tombaugh 2 eine Plattenecken allzu oft von hellen Sternen Ausdruck aus einem Sternkartenprogramm visuelle Herausforderung. gebildete Geisterbilder. Diese überblende- (Achtung, Guide 8 zeigt Auner 8' zu weit öst- n Uwe Glahn ten den Hintergrund so intensiv, dass kaum lich an) oder ein Ausdruck aus digitalen Him- eine Chance bestand neue Objekte »dahin- melsatlanten (vgl. Surftipps). Neben der ex- [1] Auner, G. et al.: A ghost image of Sirius as a hiding ter« ausfindig zu machen. akten Suche sind die Himmelsbedingungen place for a new star cluster, PASP 92, 422 (1980) Genau so erging es dem hier vorgestellten ein entscheidender Faktor für eine positive [2] Carraro, G. et al.: Photometry of a Galactic Field at Objekt – dem Offenen Sternhaufen Auner 1. Sichtung. Da sich der Haufen mit knapp –20° l=232°, b= –6°: The Old Open Cluster Auner 1, the Erst 1980 gelang es einem österreichischen Deklination von Mitteldeutschland aus nur Norma-Cygnus Spiral Arm, and the Signature of the Team um den Astronomen Gerhard Auner maximal 20° über den Horizont erhebt, ist ne- Warped Galactic Thick Disk, Astron. J. 133, 1058 (2007) den Haufen zu identifizieren [1]. Die Gruppe ben einem dunklen Beobachtungsplatz vor suchte speziell in problematischen Plattenre- allen Dingen gute Transparenz am Horizont Surftipps gionen. So fiel ihnen auf den fehlerbehafteten entscheidend. Ist diese gegeben, kann Auner The STScI Digitized Sky Survey: POSS1-E-Platten eine Sternansammlung auf, 1 bereits mit 8" Öffnung als kleine, extrem archive.stsci.edu/cgi-bin/dss_form die am Rand eines Geisterbildes vom 5,5° ent- schwache Aufhellung bei Vergrößerungen The Deep Sky Browser, Auner 1: fernten Stern Sirius stand. Erste Ergebnisse von mehr als 100× gesehen werden. Auffällig www.messier45.com/cgi-bin/dsdb/ m der parallel von La Silla gewonnenen ESO-B dabei ist eine Sternkette aus vier 12 -Sternen, dsb.pl?str=auner+1 Platten lieferten dann den Beweis. Diesmal die am Südrand des Haufens stehen, jedoch

Abb. 1: 15'×15' Ausschnitt aus dem Palomar Observatory Sky Abb. 2: 15'×15' Ausschnitt von Auner 1 ohne Geisterbild (Falsch- Survey von Auner 1 mit Geisterbild von Sirius (Falschfarbenbild mit farbenbild mit R = SERC-J, G und B = AAO SES) R = POSS1-E, G und B = POSS1-O). AAO POSS1 SO, E Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 79 . Dezember/Januar 2012 33 34 Praxis inter Sonne stellarum 79 Aufnahmesequenzen zu nutzen. An nutzen. zu Aufnahmesequenzen Veränderungen in Protuberanzen Protuberanzen Veränderungen in Anzahl der für Sonnenbeobachter für der Anzahl zu doku verschiedene Teile einer Protuberanz Protuberanz Teile einer verschiedene um z.B. Filterstellung, die verändert von abspielen, erst wenigen Minuten oder Vergrößerung die man wechselt bean Zeit meiste die werden, was achtet Sonnenbildern digitalen von Warum zeichnen? Man nimmt sich viel mehr Zeit, die die Zeit, mehr viel sich nimmt Man Sonnenfreunde Hα-Teleskope sind verwenden, v Hα-Licht im Sonnenzeichnungen man kaum auf die vielen verschie vielen die auf kaum man fall, kurzfristige Veränderungen auf kurzfristige fall, Sonne zu beobachten, und achtet in achtet und beobachten, zu Sonne nung benötigte Zeit werden Zeit zudem benötigte nung Oft Details. verschiedene auf tensiver der Beobachter durch das Okular und und Okular das durch Beobachter der erlebt direkt das Sonnengeschehen. Sonnengeschehen. das erlebt direkt die für Luftmomente ruhigsten die Man Sonne. der auf Details denen Beobachtungserlebnis. Die Sonnenaktivität steigt und damit auch die oder Flares, die sich auf Zeitskalen Zeitskalen auf sich die Flares, oder tun es dagegen eher ein glücklicher Zu glücklicher ein eher dagegen es der Sonne zu bemerken. zu der Sonne ist die Zeichnung eine Möglichkeit, diese Details im Bild zu betonen. Durch die für eine Zeich eine für die Durch betonen. zu verarbeitet Ergebnis guten einem zu blickt auf den Monitor und versucht Monitor den und auf blickt bemerkt. Bei einem kurzen Blick ist ist Blick kurzen einem Bei bemerkt. sprucht. Bilder unzählige müssen schließend mente und Flares erreichbar. Fotografie der Neben Sonnenfleckenneben auch Protuberanzen, Fila mentierenden Erscheinungen. Seit immer mehr festzuhalten. nur Sie wenig erfordert zusätzliche Ausrüs on Beim Zeichnen der Sonne schaut Sonne der Zeichnen Beim Bei der Prozedur zur Gewinnung Gewinnung zur Prozedur der Bei g und bietet noch dazu einen großen Gewinn für das visuelle

M

. ich Dezember/Januar 2012 a e l W e ndl ------z z z z z z z z z z Materialien: einige man benötigt Hα-Zeichnung dieser festzuhalten: dieser chenbrett fixiert wurde, ist es nützlich es nützlich ist wurde, fixiert chenbrett Fertigung der Zeichnung der Fertigung Benötigte Benötigte zunächst die Beobachtungsdaten auf auf Beobachtungsdaten die zunächst z z z z z z z z z z (z.B. Zeichenbrett) (z.B. (Sonnendurchmesser 14cm) ca. Für die Weißlicht- wie auch für die die Weißlicht- für auch die Für wie Radiergummi Beobachtungsort, Datum, Start Datum, Beobachtungsort, Nachdem die Vorlage die Nachdem Zei dem auf und harter Mine harter und uhr ne mit leicht angegrauter Sonne Sonne leichtne angegrauter mit eine Uhr eine Bastelmesser ein Spitzer einen Filzwischer einen oder Radierstift einen Schablo vorgedruckte eine Unterlage feste eine 0,3mm-Minenschreiber zwei Bleistifte mit weicher Bleistifte zwei auf einem etwas dickeren Papier dickeren etwas einem auf zeit der Zeichnung der zeit - U tensilien - ­ - ­ - z z 44-facher Vergrößerung. 44-facher Sonnenerscheinungen im Hα-Licht Hα-Licht im Sonnenerscheinungen werden mit dem Bleistift oder Minen oder werden demBleistift mit Abb. 1: Protuberanzen, Filamente, Filamente, 1:Abb. Protuberanzen, Filamente, werden mit feinen Linien Linien feinen werden mit Filamente, die auch später wie Protuberanzen, Filzwischer ist sehr hilfreich, um zu zu um hilfreich, sehr ist Filzwischer vom 19.4.2011 mit entstand einem mit dem Bleistift oder Minenschrei oder Bleistift dem mit Coronado (40mm und Öffnung) PST halten. Diese Positiv-Sonnenzeichnung hart gezeichnete Details weicher ab Details gezeichnete hart lässt sich auf einer Zeichnung fest einer sich auf lässt Fackeln, Flecken: keren Kontrast zu erhalten, wie z.B. bei bei z.B. wie erhalten, zu Kontrast keren erst mit dem Sonnenrand beginnen. beginnen. Sonnenrand dem mit erst eruptiven Protuberanzen. eruptiven zubilden und bei Protuberanzen einen einen Protuberanzen bei und zubilden Linien gezogenen Die aufgetragen. ber schreiber nachgezogen um einen stär einen um nachgezogen schreiber schnell ändern können, sollte man zu man sollte können, ändern schnell abgesehen von den Flaregebieten (sehr) von Flaregebieten den abgesehen z z Vergrößerung, Filter Vergrößerung, Verwischen mit dem Finger oder oder demFinger Verwischen mit Daten zu den Beobachtungs den zu Daten Beobachtungsgerät zum Daten Da sich im Hα-Licht Protuberanzen Hα-Licht Protuberanzen im sich Da inklusive Okular, Okular, inklusive bed ingungen wie Luftunruhe wie ingungen Die ganze Die Fülle der ­ ------Michael Wendl

Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Sonne ndl e W l cken, um eventuell vergessene Details Fazit e a ich zu ergänzen – gleichzeitig aber zwi- M schenzeitlich veränderte Details nicht Wichtig ist es, sich Zeit zu nehmen, neu zeichnen. Generell sollte man sich um so in den vollen Genuss der Be­ nicht zu sehr auf winzige Details kon- obachtung zu kommen und um mehr zentrieren, denn auch in kleinen Be- Momente mit sehr gutem Seeing mit- obachtungsgeräten können bei guter zunehmen. Fertigungszeiten von 10 Luftruhe zu viele Details sichtbar sein. bis 20 Minuten, aber auch bis hin zu Zum Schluss wird noch der Endzeit- 90 Minuten sind je nach Detailfülle punkt der Zeichnung in die Vorlage gegeben. Man lernt durch das Zeich- eingetragen. nen intensiv zu beobachten. Es spielt Um die Zeichnung zu digitalisieren, keine Rolle ob man zeichnerisch be- eignet sich ein Flachbettscanner oder gabt ist: Jeder kann sich hinsetzen eine digitale Kamera. Ein digitales Po- und eine Skizze anfertigen. Die Fer- Abb. 2: Eine Protuberanz entsteht am sitiv erzeugt andere Eindrücke als ein tigkeit, das Gesehene auf der Vorlage Zeichenbrett. Bei aktiven Erscheinungen Negativ von der Zeichnung. umzusetzen, wächst von Skizze zu ergeben sich oft während der Beobach- Skizze. Es ist leichter als man denkt tung bereits Veränderungen im Detail. – ein Strich folgt dem anderen und Abb. 4: Durch das Einscannen lassen lässt den subjektiven Eindruck des neblig-diffusen Effekt zu erzeugen. Die sich Sonnenzeichnungen auch als Ne- Okularanblicks auf dem Papier ent- vielseitigen Formen und Größen der gativ darstellen. Sonnenzeichnung vom stehen. Protuberanzen können bei genauen 5.6.2011, Coronado PST, 44×. Zeichnungen eine längere Beobach- ndl e W

tung erfordern. Daher kann es leicht l e a

passieren, dass man nach dem Zeich- ich M nen des gesamten Sonnenrands schon teils erhebliche Veränderungen der anfangs gezeichneten Protuberanzen bemerkt. Dies sollte aber nicht zum Verändern der bestehenden Zeichnung verleiten, sinnvoller ist es, für jede grö- ßere Protuberanz die Zeit der Zeich- nung minutengenau festzuhalten. Die Sonnenoberfläche wartet mit Filamenten, chromosphärischen Fa- ckeln, Flares und Sonnenflecken auf. Die Filamente werden ähnlich wie die Protuberanzen gezeichnet; bei den hellen Fackeln und noch helleren Flares kommt das Bastelmesser zum Einsatz, um die hellen Gebiete mit der Spitze in die Zeichnung zu kratzen. Je nachdem wie fein oder großflächig diese Regionen ausfallen, kann man die verschiedenen Seiten der Messer- spitze nutzen. Die Messerspitze ist ide- al für filigrane Arbeiten. Es ist vorteilhaft, sich vom Son- nenrand zur Sonnenmitte durchzu- ndl

arbeiten, um die Positionierung und e

W Surftipps l e

Größenverhältnisse besser abschätzen a ich

und umsetzen zu können. Nach dem M Homepage des Autors: Erreichen der Sonnenmitte sollte man www.dersonnenzeichner.de nochmals die gesamte Sonne überbli- Observatorium Kanzelhöhe: www.kso.ac.at Abb. 3: Fackeln und Flares werden Homepage von Lambert Spix: auf dem grauen Vordruck hell darge- www.sky-scout.de stellt. Durch Kratzen mit einem Bastel- Sonnen- und Mondzeichnungen von Erika Rix: messer wird die Einfärbung vom Vor- pcwobservatory.com druck entfernt. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 79 . Dezember/Januar 2012 35 Mond Praxis

Mare Frigoris

Aristoteles

Lacus Temporis Hercules Atlas Mercurius Anon. Bürg Lacus Spei Schumacher Eudoxus Messala

Daniell

Posidonius

Mare Serenitatis

Die nördliche Seenplatte

Ein Spaziergang zu den »Seen« auf dem Mond

von Wilfried Tost

Seen auf dem Mond – das klingt wie ein Paradox. Gemeint sind damit kleine Flächen, die nicht groß genug sind, um als »Meer« zu gelten, die aber ebenfalls eine zusammenhängende ebene Oberfläche von dunkler Lava bil- den. Ein See auf dem Mond wird als Lacus bezeichnet (Plural: Lacūs). Nördlich des liegen die vier größten Mondseen unmittelbar nebeneinander – von Westen nach Osten Lacus Mortis, Lacus Somniorum, Lacus

Temporis und Lacus Spei. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

36 interstellarum 79 . Dezember/Januar 2012 Mond

Abb. 1: Der Nordosten des Mondes, nördlich des Mare Serenitatis, ist die Gegend der Mondseen. Vier in unter- schiedlicher Ausprägung sind hier zu finden: Lacus Mortis, Lacus Somniorum, Lacus Temporis und Lacus Spei.

Rimae Bürg

Bürg

Wes Higgins

Lacus Mortis Abb. 2: Lacus Mortis mit dem Krater Bürg ist vielleicht der eindruckvollste Mondsee, Zum Auffinden des Lacus Mortis sind hier bei Sonnenuntergang vor dem Letzten die vier großen Krater nützlich, die diesen Viertel fotografiert. Bereich dominieren: Aristoteles (87,6km) liegt am östlichen Ausläufer des Mare Der Durchmesser des Lacus Mortis Frigoris. Genau im Süden von ihm liegt wird von der IAU mit 158,8km angegeben, der etwas kleinere Eudoxus mit 70,2km was aber nicht mit der Flächenangabe von Durchmesser. Auf halbem Wege zwi- 34000km2 zusammenpasst. Hier macht schen ihnen und dem Pärchen Hercules sich die fehlende Konturbeschreibung der (70,5km) und Atlas (87,2km) im Osten ausgedehnten Objekte auf dem Mond un- liegt der Lacus Mortis, in dessen Mitte angenehm bemerkbar. Während in diesem sich zusätzlich als Blickfang der auffällige Falle der Westrand eindeutig definiert ist, Krater Bürg mit einem Durchmesser von sind für die östliche Begrenzung wohl ei- 40,7km befindet. Es ist ein junger Krater nige Freiheiten erlaubt gewesen. mit einem ausgeprägten Rand, mehreren Lacus Mortis fällt im Teleskop sofort als Terrassen und einem gut erhaltenen dop- eine etwa kreisförmige Senke auf. Diese pelten Zentralberg. erinnert an eine ehemalige Wallebene, die

Mario Weigand Grundlagen Was ist ein Lacus?

Die IAU-Namensregeln für den Mond besagen u.a.: »Große Mit der Erstellung globaler hoch aufgelöster digitaler Oberflä- dunkle Gebiete erhalten einen lateinischen Namen, der einen chenmodelle des Mondes ist es heute möglich, manchem Lacus Geisteszustand beschreibt. Objekte: Oceanus, Mare, Lacus, Pa- ein flaches Becken zuzuordnen. Der Nachweis ist jedoch durch- lus oder Sinus.« Lacus wird neben dem Mond auch verwendet aus schwierig und häufig umstritten. für Flächen auf dem Mars und auf Titan. Übersetzt wird Lacus Die 20 von der IAU benannten Lacūs sind nicht gleichmäßig (Plural: Lacūs) mit »See«. über den Mond verteilt. Vier befinden sich im Norden und sechs Der Bedeutung nach ist es eine »kleine Ebene« oder ein im Westen des Mare Serenitatis. Weitere fünf liegen am west- »kleines Mare«. Geologisch handelt es sich um lokal auftretende lichen Mondrand in der Nähe von Grimaldi und dem Mare Humo- (auch großräumige) Flecken von Mare-Lava, die nicht innerhalb rum, zwei liegen beim und lediglich drei befinden eines (erkennbaren) Beckens liegen. sich auf der Rückseite. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 79 . Dezember/Januar 2012 37 Bürg

Rimae Bürg

Lacus Somniorum

Rimae Daniell

Daniell

Hall Rimae G. Bond G. Rimae

Posidonius

NASA/GSFC/Arizona State University Abb. 3: Lacus Somniorum wird von den Rimae Daniell und den Rimae G. Bond durchzogen.

Abb. 4: Lacus Termporis wird eine dunkle Region östlich des Kraterpaars Atlas und Hercules ge-

nannt. Auffällig ist der unbenannte helle Strahlenkrater östlich von Atlas. NASA

Hercules Atlas

Anon. Mercurius

Lacus Temporis

Carrington Shuckburgh A Lacus Spei

Prä-Nektarisches Becken Schumacher

Messala Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

38 interstellarum 79 . Dezember/Januar 2012 Mond y t i s

iver Abb. 5: Lacus Spei auf einer Aufnahme n U e der Mondsonde Clementine. Dieser gut tat S

ona begrenzte See steht relativ nahe am Mond- riz

/A rand und ist nur bei günstiger Libration gut C SF G zu beobachten. NASA/ alten Mond liegt dieser abgesenkte Teil vollständig im Schatten und die geradli- nige westliche Grenze erscheint ähnlich eindrucksvoll wie der »Goldene Henkel« im : ein lohnender Anblick.

Lacus Somniorum

Im Süden des Lacus Mortis beginnt jen- seits einer kleinen Gebirgskette mit den Kratern Plana (43km) und Mason (33,3km) der Lacus Somniorum. Mit einer Fläche von 47300km² ist er der größte »See« auf dem Mond. Er reicht von hier bis zum Nord­rand des Mare Serenitatis mit dem im- posanten 100km großen Posidonius. Von dort erstreckt sich der Lacus Somniorum in nordöstlicher Richtung bis zu Hercules und Atlas. Erwähnenswerte Krater im La- cus sind Hall und Daniell. Der 28,2km große Daniell besitzt im Süden umfang- praktisch vollständig durch Schutt und/oder Bürgs jugendliches Alter zeigt sich im reiche Hangrutschungen, wodurch der Kra- Lava aufgefüllt wurde. Man erkennt jedoch, Vergleich zu einigen recht leicht beobacht- ter länglich erscheint. Sein Boden besteht dass ein typischer Kraterwall fehlt. Stattdes- baren Rillen im westlichen Teil des Lacus aus dunkler Mare-Lava, deren Herkunft sen fällt die Ebene ohne Übergang direkt in Mortis. Einige schmale Rillen deuten auf nicht eindeutig geklärt ist. Von ihm aus zie- die Tiefe ab. So sehen sonst nur ehemalige Lavaförderung hin, aber ein sehr auffäl- hen sich die 172km langen Rimae Daniell Vulkankegel oder eingestürzte Magmakam- liger tektonischer Bruch zieht sich aus dem nach Westen in Richtung . mern aus, wie z.B. Hyginus (8,7km). Eine im Südwesten gelegenen hügeligen Gebiet Krater Hall (31,8km), benannt nach dem 160km durchmessende Caldera oder Mag- über die Ebene nach Norden. Dies sind die Entdecker der Marsmonde, ist ungewöhn- makammer ist jedoch nicht vorstellbar und 98km langen Rimae Bürg, die in ihrem lich, weil er überwiegend zerstört ist und so ist die Herkunft des Lacus Mortis immer mittleren Teilstück von Auswurfmaterial nur noch wenige Überreste seines ehema- noch ungeklärt. Der Einschlag von Bürg im des Kraters Bürg bedeckt wird. Der Krater ligen Randes vorhanden sind. An seinem Zentrum des Lacus war offensichtlich tief ist also jünger als die Rille. Eine umfang- westlichen Rand entlang verläuft die Rima genug, um Teile von Urgestein an die Ober- reiche Auswurfdecke erstreckt sich zudem G. Bond, die eine Länge von fast 170km fläche zu befördern, welches sich im Spek- nach Norden und ist auch im Teleskop besitzt und ein recht breiter tektonischer trum des Auswurfgesteins nachweisen lässt. zu erkennen. In speziellen Höhenkarten Bruch ist, der nach Süden bis in das hüge- Die Mächtigkeit der Lava im Lacus Mortis ist zusätzlich zu sehen, dass dieses Gebiet lige Gelände reicht. dürfte nur um die 4000m betragen, denn höher liegt als alle anderen Bereiche des der relativ junge kopernikanische Krater Lacus Mortis mit Ausnahme des Krater- Ein unbenannter Strahlenkrater Bürg besitzt eine Tiefe von 3760m, wobei randes von Bürg. Die westliche Hälfte des sich der Rand zwischen 700m – 900m über Lacus liegt deutlich tiefer als der östliche Auf dem Wege zum Lacus Temporis, der das Niveau des Lacus erhebt. Teil. Besonders bei einem etwa 4,5 Tage sich östlich von Atlas befindet, sollte unbe- dingt ein vernachlässigtes Kleinod in dieser Gegend beobachtet werden. Weniger als Boulders eine Kraterbreite östlich von Atlas (87,2km) und eine Kraterbreite nördlich von Atlas Auch auf dem Mond findet natürliche Erosion statt. Durch ferne Einschläge oder A (22,7km) ist ein besonders heller Strah- durch Mondbeben können an steilen Abhängen Hangrutschungen entstehen oder lenkrater von nur 2,8km Durchmesser bei einzelne Steine hinunterrollen. Auf hoch aufgelösten Bildern des Lunar Reconnais- jeder Mondphase zu sehen. Obwohl er im sance Orbiters sind viele große Gesteinsbrocken, sog. Boulder und ihre Rollspuren Teleskop der hellste und auffälligste Krater zu finden. Dazu sollte man gezielt bei steilen Abhängen danach suchen, z.B. bei Ril- der gesamten Region ist, ist er unbenannt len oder kleineren Kratern. Anhand der Größe der Brocken und der Weite der Spur und hat nicht einmal eine Buchstabenzu- kann man auf die Eigenschaften des Mondbodens schließen: Wie tief ist der Stein ordnung zum benachbarten Atlas erhalten. eingesunken? Wie fest ist demnach der Boden? Ist der Stein zerbrochen? Welche Durch Zufall hat sich der namenlose Krater Größe haben die Steine? Wie stark ist oder war die lokale Neigung der Abhänge? auf einem letzten Überrest der ursprüng-

lichen Mondkruste gebildet, die hier als Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 79 . Dezember/Januar 2012 39 Mond/Wissen

kleiner Berg stehen geblieben ist. Durch nordöstlichen Mondrand auszumachen. Surftipps den Impakt ist deren helles Urgestein pul- Spekulativ könnte man vermuten, dass verisiert und im Umkreis von bis zu 50km der Lacus Temporis die nördliche Hälf- Lunar Reconnaissance Orbiter- verteilt worden. Das Auswurfmuster lässt te eines noch älteren und vergangenen Quickmap: target.lroc.asu.edu/da/qmap.html darauf schließen, dass das Projektil aus süd- Prä-Nektarischen Beckens ist, das sein Verschiedenste sehr gute östlicher Richtung eingeschlagen ist. Zentrum auf dem Hochland eine Krater- Mondkarten: breite neben Shuckburgh A hatte und ca. www.lpi.usra.edu/resources/ Lacus Temporis 420km Durchmesser besaß. Nach dessen mapcatalog/ Zerstörung durch die Bildung des Hum- Das dunkle Gebiet östlich des ano­ boldtianum-Beckens wurden Teile des nymen Strahlenkraters ist der Lacus bei diesem Ereignis entstandenen Ringes Lacus Spei Temporis, dessen Durchmesser die IAU durch den nachfolgenden Einschlag des mit 205km angibt. Die Fläche reicht dem- Kraters Messala (122,4km) ebenfalls aus- Zum Abschluss noch ein Blick auf den nach bis an den Krater Mercurius heran. gelöscht. Reste davon sind jedoch immer Lacus Spei. Er schließt sich östlich an Durch Kraterzählungen ist das Alter der noch zu erkennen. Auch der Berg mit den Lacus Temporis an und ist von ihm Lavaflächen im Lacus auf 3,62 bis 3,74 dem weiter oben beschriebenen ano- durch die Krater Carrington (27,8km) und Milliarden Jahre bestimmt worden, was nymen Strahlenkrater könnte ein Über- Schumacher (61,3km) getrennt. Auf seiner ihn in die späte Imbrische Periode da- bleibsel des Ringes sein. Innerhalb des Oberfläche befindet sich eine besonders tiert. Nach dieser Zeit ist diese Regi- untergegangenen Beckens gibt es heute dunkle Lava, was bei der Identifizierung on nicht mehr grundlegend umgeformt eine Vielzahl von mittelgroßen Kratern, hilft, denn durch seine Randnähe ist er worden. Bei genauer Betrachtung wird die einen guten Kontrast zu den dunklen nicht leicht zu beobachten. Bis in die Mit- ersichtlich, dass der Lacus genau zwi- Ebenen des Lacus Temporis bilden. Alte te des 20. Jahrhunderts galt Lacus Spei schen zwei Ringen des Humboldtianum- Krater sind hier verfüllt und überflutet noch als Krater mit dem Namen (Wil- Beckens liegt. Das und es haben sich etliche irreguläre Ab- helm) Struve. Philipp Fauth forderte noch im Beckenzentrum ist gerade noch am lagerungen gebildet. 1936 im Buch zu seiner Mondkarte »Unser

von Uwe Pilz Wie kann man das Alter von Mondkratern visuell einschätzen?

rater stellen die dominierende Ober- Quelle der Umgestaltung sind spätere Ein- rung von 100× – 150× zulässt. Schon auf den Kflächenformation des Mondes dar, ent- schläge von großen und kleinen Körpern. ersten Blick ist der unterschiedliche Erhal- standen durch Meteoriteneinschläge. Diese Das Fehlen einer Atmosphäre führt dazu, tungsgrad der Formationen zu sehen. Für Einschläge hinterließen überall auf unserem dass jeder auch noch so winzige Körper mit die ersten Betrachtungen eignen sich die for- Trabanten ihre Spuren – nahezu alle Ober- der vollen Geschwindigkeit von 20km/s – menreichen Ringgebirge mit Durchmessern flächenformationen sind meteoritischen Ur- 70km/s auf dem Mond einschlägt und dort zwischen 20km und 100km am besten: Es sprungs: Mondmeere sind mit Ergussgestein auch eine Wirkung hinterlässt. Auf der Erde gibt eine Vielzahl an morphologischen Ein- gefüllte, gewaltige Krater, und die Mondge- verglühen kleinere Meteoriden in der Luft- zelheiten, deren Unterschiede bei verschie- birge sind die Reste der zugehörigen ehema- hülle und hinterlassen keine Spuren in der den alten Kratern untersucht werden können. ligen Kraterwälle. Da der Mond keine Atmo- Erdkruste. Kleine Einschläge sind wahrschein- Der Einschlag eines größeren Meteoriten sphäre hat, bleiben Krater über viel längere licher als große, deshalb wird ein Krater ty- erzeugt im Grundgestein eine Stoßwelle, die Zeit erhalten als auf der Erde. Eine Verwitte- pischerweise nicht mit einem Schlag ausge- das Gestein zerstört: Es wird zerkleinert, zum rung im irdischen Sinne, also eine Zerstörung löscht, sondern allmählich zerstört: Kleine Teil geschmolzen und zum Teil verdampft der Gesteinsstrukturen durch Wasser, Frost und über lange Zeit auch mittlere Einschlä- und schließlich zum Teil ausgeworfen. Es und Pflanzen findet auf dem Mond nicht ge verändern die Oberfläche und führen entstehen der Kraterwall und das ihn au- statt. Dennoch ändert sich die Struktur der zu einer Erosion. Diese Veränderungen ge- ßen umgebende Auswurfmaterial. Das lose Mondoberfläche mit der Zeit. Die wichtigste hen anfangs rasch vonstatten. Später steigt Material der inneren Wälle rutscht zum Teil die Wahrscheinlichkeit, dass ein in den Krater zurück und bildet die so ge- Einschlag ein bereits zerstörtes nannten Terrassen. Außerdem findet man Skala der Kraterdegradation nach D. W. G. Arthur [1] Gebiet trifft, und die Erosionsge- oft einen Zentralberg. Ein junger Krater zeigt Klasse Beschreibung Alter schwindigkeit sinkt. Der allerletzte diese Formationen in großer Klarheit: Der Kra- 1 Völlig unberührte Kraterränder, 0–2,9 Mrd. Jahre Rest – ein Geisterkrater oder ein terrand ist sehr scharf, das Auswurfmaterial Strahlensysteme Fragment – bleibt sehr lange er- zeigt radiale Strukturen, die vom Auswurf- 2 Frische Krater, entstanden nach 3,0–3,4 Mrd. Jahre halten. Dieser Vorgang wird auch vorgang herrühren. Im Laufe der Zeit rundet Überflutung der Mondmeere als Superposition bezeichnet. sich der Wall, das Zentralgebirge stürzt ein 3 Leicht verwaschene Kraterränder 3,5–3,7 Mrd. Jahre Die Wirkung der Kratererosion und die filigranen Einzelheiten der Terrassen kann visuell leicht nachvollzogen und des Auswurfmaterials verschwimmen 4 Stark zerfallen 3,8–4,0 Mrd. Jahre werden. Dazu benötigt man ein und werden von radialen Strukturen durch- 5 Nur noch ein schwacher Umriss 4,1–4,5 Mrd. Jahre Teleskop, welches eine Vergröße- zogen. Später bricht der Wall teilweise ein, Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

40 interstellarum 79 . Dezember/Januar 2012 Mond/Wissen

Seen und Krater im Nordosten des Mondes Objekt Typ Breite Länge Colongitude Größe/Fläche Rükl/FMA1 Lacus Mortis See +45,1° +27,3° 329° – 336° 158,8km/34000km2 14/22 Lacus Somniorum See +37,6° +30,8° 320°– 336° 424,8km/47300km2 14,15/6,22 Lacus Temporis See +46,7° +56,0° 299° – 308° 205,3km 15/4 Lacus Spei See +43,5° +65,2° 294° – 296° 76,7km 16/3 Rimae Bürg Rillensystem +44,5° +25,2° 333° – 330° 98km 14/22 Rimae Daniell Rillensystem +37,3° +24,7° 332° – 340° 172km 14/22 Rima G. Bond Rille +32,9° +35,3° 323° – 325° 166,9km 15/21 Bürg Krater +45,0° +28,2° 331° – 333° 40,7km 14/22 Daniell Krater +35,4° +31,1° 329° 28,2km 14/21 Hall Krater +33,8° +36,7° 323° 31,8km 15/21 Anon. bei Atlas Krater +46,5° +49,5° 311° 2,8km 15/5,4 1 Fotografischer Mondatlas

Mond« die Beobachter auf: »Seine Begren- »Lacus Spei« (1976). Dem ursprünglichen [1] Hiesinger, H. et.al.: Ages and stratigraphy of lunar zung durch Kratergruppen und Bergaus- Namensgeber Wilhelm Struve, seinem mare basalts in and other nearside läufer wäre noch genauer zu erforschen, Sohn und seinem Ur-Enkel wurde 1964 ge- maria based on crater size-frequency distribution was bei seiner Randnähe doppelt nötig ist.« meinsam der Krater Struve am Westrand measurements, Journal of Geophysical Research 115, Später wurde der »dreizipfelige Dunkel- des Mondes gewidmet. Sie alle waren zu E03003 (2010) fleck« umbenannt in »Mare Struve«, dann ihrer Zeit die Direktoren der Sternwarten »Lacus Struve« (1964) und schließlich in in Pulkovo bzw. Yerkes.

von Uwe Pilz PraxisWissen Wie kann man das Alter von Mondkratern visuell einschätzen?

bis schließlich nur noch Fragmente oder ein Geis­terkrater übrig bleiben. Parallel zur Form- veränderung wechselt die Albedo: Frisches Material ist deutlich heller, wie man an den großen Strahlensystemen sehen kann. Durch den Einfluss der kosmischen Strahlung dun- kelt das Material im Laufe der Jahrmillionen. Man kann diese Gesetzmäßigkeit der Theophilus Kraterentwicklung leichter verfolgen, wenn man auf charakteristische Zeichen achtet: zz Bei sich überdeckenden Kratern ist der »aufliegende« auf jeden Fall jünger. Dassel- be gilt für kleinere Krater, die einen Defekt Cyrillus in den Wall eines größeren gerissen haben. zz Wenn Rillen durch einen Krater hindurch laufen und sich im umliegenden Gebiet fortsetzen, dann ist der Krater offensicht- lich älter als die Rille. Im Gegenzug ist die Rille älter, wenn sie vom Krater unterbro- chen wird. Paolo Lazzarotti zz Von Lava überschwemmte Kraterreste am Rande der Mondmeere müssen älter Der Krater Theophilus ist relativ jung: Der Kraterrand ist scharf, das Zentralgebirge sein als das Meer selbst und alle es bede- ist gut erhalten, im Inneren sind Reste zu erkennen, die bei der Entstehung zurückfie- ckenden Krater. len. Der Kraterboden wird nur von wenigen Kleinkratern bedeckt. Cyrillus gehört zur zz Helles Material im Umfeld des Kraters selben Kategorie, ist aber wesentlich älter: Der Kraterrand ist gerundet und von zahl- oder gar helle Strahlensysteme weisen reichen Einschlägen gezeichnet, das Zentralgebirge ist verschliffen. Der Kraterboden auf junge Krater hin. ist von losem Material bedeckt und zeigt die Wirkung späterer Einschläge in Form von [1] Baldwin, R. B.: The Measure of the , Universe Kraterketten und Rillen. of Chicago Press, Chicago (1963) Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 79 . Dezember/Januar 2012 41 Deep-Sky Supernovae

Praxis im Teleobjektiv

Drei Sternexplosionen im Bereich des Großen Wagens

von Thomas Hebbeker

Im Frühjahr und Sommer 2011 gab es drei -Ausbrüche im oder in der Nähe des Großen Wagens, die schon mit kleinen Teleskopen gut beobachtet werden konn- ten. Die Messung der Lichtkurve einer der drei Sternexplosionen, der SN 2011by in der Galaxie NGC 3972, gelang sogar mit einem mittleren Teleobjektiv an einer Spiegelre- flexkamera.

Achim Schaller, Ulrich Schüly, Stephan Studer

Abb.1: Die Supernova SN 2011dh in M 51 war die zweithellste Supernova in diesem Der Große Wagen und Jahr. Übertroffen wurde sie nur noch von SN 2011fe in M 101. Beide waren bereits in klei- die Jagdhunde neren Teleskopen sichtbar. her t

i Der Große Wagen ist der bekannteste o

M 101 err n Teil des Sternbilds Großer Bär (Abb. 2). Alle ie W

er zugehörigen sichtbaren Sterne befinden t e P sich in unserer Milchstraße, insbesondere die sieben hellen Sterne, die den Kasten und die Deichsel bilden, in Distanzen von typisch 100 Lichtjahren. Natürlich gibt es in dieser Himmelsregion auch weiter ent- fernte Lichtquellen wie Galaxien, darun- M 51 ter die bekannten Messier-Objekte M 101, M 108 und M 109. Ganz in der Nähe, im NGC 3972 Sternbild Jagdhunde, befindet sich auch M 51, die Strudelgalaxie. Dazu kommen viele scheinbar weniger helle und kleinere Gala- xien in noch größeren Abständen.

Abb. 2: Der Große Wagen. In M 101, NGC 3972 und M 51 in den Jagdhunden fanden

dieses Jahr drei helle Supernovae statt. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

42 interstellarum 79 . Dezember/Januar 2012 ebbeker

Supernova-Ausbrüche 2011 H

as m o h Von den im Amateurteleskop eher T unscheinbar auftretenden Galaxien des Großen Wagens interessiert besonders NGC 3972, denn in dieser gab es Ende April einen Supernova-Ausbruch, gefolgt von einer Sternexplosion in M 51 Anfang Juni 2011 (Abb. 1) und einer Ende August entdeckten Supernova in M 101. Genauer sollte man formulieren, dass zu diesen Zeitpunkten die Supernovae auf der Erde entdeckt wurden, denn die zugehörigen Galaxien sind etwa 23 (M 51), 27 (M 101) und 40 Millionen (NGC 3972) Lichtjahre entfernt, entsprechend lang war das Licht unterwegs. In Abb. 2 sind die Positionen von M 51, M 101 und NGC 3972 angedeu- tet. Supernovae werden in der Reihenfol- ge ihrer Entdeckung eines Jahres mit Hilfe von Buchstaben durchnummeriert und ergänzt durch das Kürzel »SN« für Super- nova und die Jahreszahl. Der berühmte Ausbruch in der Großen Magellanschen Abb. 3: M 51 (rechts unterhalb der Mitte). Digitalfoto, 25.4.2011, 200mm-Teleobjektiv, zuge- Wolke trägt die Bezeichnung SN 1987A, schnittenes Gesichtsfeld von etwa 1,4° × 1°. war also die erste entdeckte Supernova im Jahr 1987. Die hier beschriebenen Su- Ende April gab es in der Nähe von duzierung der Hintergrundhelligkeit wurde pernovae heißen SN 2011by (NGC 3972), Aachen einige klare Nächte und der Große ein Clip-Filter IDAS LPS P2 in das Kamera- SN 2011dh (M 51) und SN 2011fe (M 101). Wagen stand in den Abendstunden in Ze- gehäuse eingesetzt. Bei Blende 4 und ISO Man benö­tigt inzwischen zwei Buchsta- nit-Nähe – ideal für Aufnahmen im licht- 400 wurde 4min pro Aufnahme belichtet. ben, weil jedes Jahr viele hundert Explo- verschmutzten Mitteleuropa. Für die Auf- Der Bildwinkel beträgt etwa 4°, somit de- sionen entdeckt werden. Man beginnt nahmen wurde die Kamera huckepack auf cken die Fotos ungefähr das gleiche Sicht- bei der Nummerierung mit einem einzel- ein 6"-Newton-Teleskop auf einer Meade feld wie ein Fernglas ab. Ich habe am 25. nen Großbuchstaben und fährt dann mit LXD-75-Montierung gesetzt. Das Teleskop April von jedem der sieben hellen Sterne Paaren von Kleinbuchstaben fort, also SN diente zur manuellen Nachführung. Zur Re- und von den wichtigsten Messier-Objekten 2011A bis SN 2011Z, SN 2011aa, SN 2011ab … SN 2011az, SN 2011ba… Die drei Super- Abb. 4: NGC 3972 mit Nachbargalaxien im 200mm-Teleobjektiv: links 25.4.2011, rechts novae erreichten eine maximale visuelle 30.4.2011 mit SN 2011by. Die Farbwerte im Foto wurden in Graustufen umgewandelt, Helligkeit zwischen 10m,0 und 12m,5, waren um die schwachen Galaxien besser herauszustellen. Größe des Bildausschnitts etwa also gut mit einem kleinen Instrument 0,7° × 1°. beobachtbar. Die Supernova SN 2011by Thomas Hebbeker wurde am 26.4. von Zhangwei Jin und Xing Gao entdeckt, die in M 51 wurde fast gleichzeitig von mehreren Amateurastro- nomen gesehen, darunter Thomas Griga aus Deutschland. Die SN 2011fe in der Feuerrad-Galaxie M 101 wurde am 24.8. bei einer automatischen Himmelsüber- wachung der Palomar Transient Factory gefunden.

Supernova-Forschung mit Digitalkamera und Teleobjektiv

Man kann mit einer normalen Spie- gelreflexkamera (hier Canon 500D mit APS-C-Sensorgröße) und einem mittleren Teleobjektiv (Canon EF 200mm/2,8 L II) die Supernovae fotografieren und den Helligkeitsverlauf aufzeichnen. Eine Nach- führung ist allerdings unerlässlich, da man

mehrere Minuten belichten muss. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 79 . Dezember/Januar 2012 43 Deep-Sky ebbeker ebbeker H H

as as m m o o h h T T

Abb. 5: Strudelgalaxie M 51 im 200mm-Teleobjektiv: links 25.4.2011 (Ausschnitt von Bild Abb. 6: Feuerrad-Galaxie M 101 im 3), rechts 28.6.2011 mit SN 2011dh. Größe des Bildausschnitts etwa 0,7° × 0,8°. 200mm-Teleobjektiv: links 25.4.2011, rechts 28.8.2011 mit SN 2011fe. Größe des Bildaus- schnitts etwa 0,5° × 0,5°.

im Großen Wagen und in dessen Nähe je als »Pre-Discovery« und ist auf den entspre- Die blauen Punkte in Abb. 8 zeigen die ein Bild gemacht und sofort in der Kame- chenden Webseiten als solche aufgeführt mit IRIS bestimmten Helligkeiten. Offene ra einen Dunkelbildabzug vorgenommen. (vgl. Surftipps). Im Prinzip hätte man also blaue Kreise geben Punkte an, die bei nicht Die Qualität des Objektivs ist so gut, dass die SN 2011by mit diesem Foto entdecken idealen Witterungsbedingungen oder bei Flatfieldaufnahmen nicht erforderlich sind. können… noch nicht ganz dunklem Himmel ge- Abbildung 3 zeigt ein Foto mit M 51 im macht wurden – im Sommer sind die Näch- Zentrum. Die Grenzhelligkeit dieser Auf- Messung der Lichtkurve te kurz! Die quadratischen gelben Punkte nahmen liegt bei etwa 14m – 15m. Zu diesem entstanden durch Vergleich einiger sehr Zeitpunkt ahnte niemand etwas von den Es wäre naheliegend, das Newton-Te- lichtschwacher Supernova-Messpunkte drei Supernovae. leskop oder ein größeres Instrument für mit den Referenzsternen per Auge – weil Als dann die Supernova-Entdeckungen die Beobachtung und die Aufnahmen ein- das Programm IRIS hier nicht mehr gut gemacht wurden, habe ich die entspre- zusetzen, aber mein Ziel war, die Mög- zwischen Supernova und umgebender Ga- chenden Himmelsregionen wieder fotogra- lichkeiten des Teleobjektivs auszureizen. laxie trennen konnte. Die vertikalen gel­ fiert. Die Abb. 4 bis 6 zeigen die entspre- Daher wurden in den Nächten nach der ben Linien geben obere Grenzen an – hier chenden Vergleichsbilder. Diese sind nicht Entdeckung – sofern das Wetter mitspielte war auf der Aufnahme die SN 2011by nicht von überragender Qualität, denn man muss – weitere Aufnahmen unter genau den mehr erkennbar. Die von Hand durchge- die Teleobjektiv-Aufnahmen stark vergrö- gleichen Bedingungen wie am 25. April zogene Linie glättet den Helligkeitsverlauf. ßern, aber die Supernovae sind klar zu se- gemacht. Anschließend wurde die Hel- Man erkennt recht gut den ca. zwei Wo- hen. NGC 3972 kann man nur als schwaches ligkeit der Supernova auf folgende Weise chen dauernden Anstieg bis auf ungefähr Fleckchen wahrnehmen – man versteht, gemessen: Die Aufnahmen wurden im 12m,6 und den nachfolgenden mehrwö- warum früher alle solche Objekte als »Ne- RAW-Modus gemacht und später mit dem chigen Abfall der Helligkeit um etwa zwei bel« bezeichnet wurden. Beeindruckend kostenlosen Programm IRIS (vgl. Surftipps) Magnituden. ist die Helligkeit der Supernova: Der explo- ausgewertet. Dazu selektiert man die Op- dierende Stern in NGC 3972 ist etwa so hell tion »Aperture Photometry« und bestimmt Supernova ist nicht wie die gesamte »Muttergalaxie«, die aus die Helligkeit des neuen Sternes und die gleich Supernova vielen Milliarden Sternen besteht. Ein so ex- einiger (nicht variabler) Nachbarsterne plodierender und sterbender Stern erhöht von etwa gleicher und bekannter Hel- Auch wenn SN 2011by, SN 2011dh und für einige Tage seine Helligkeit um etwa 10 ligkeit. Die Himmelshelligkeit wird dabei SN 2011fe viele Gemeinsamkeiten auf- Zehnerpotenzen. automatisch vom Programm abgezogen. weisen (Zeit, Ort, Helligkeit), sind sie phy- Durch Differenzbildung und Mittelung er- sikalisch sehr verschieden, dies können Pre-Discovery gibt sich dann die Supernova-Helligkeit professionelle Astronomen aus Spektral­ [1], die in Abb. 8 für SN 2011by als Funkti- analysen und genauer Messung des Hel- Bei einer sehr starken Kontrastanhebung on der Zeit aufgetragen wurde. Am Ende ligkeitsverlaufs schließen. Bei den SN der Teleobjektiv-Aufnahme von NGC 3792 der mehrwöchigen Beobachtungsphase 2011by und SN 2011fe handelt es sich um vom 25. April, die einen Tag vor der offizi- wurde das Wetter schlecht und die Hel- Supernovae vom Typ Ia: Ein weißer Zwerg ellen Entdeckung am 26. April aufgenom- ligkeit fiel so weit ab, dass die Messungen akkretiert Gas von seinem Begleitstern men wurde, erkennt man schon andeu- beendet werden mussten. Ähnliche Mess- bis die Chandrasekhar-Massengrenze er- tungsweise den Supernova-Ausbruch (Abb. reihen für die späteren beiden Supernovae reicht ist. Dann kommt es zur thermonu- 7). Die visuelle Helligkeit kann man zu etwa kamen leider nicht zustande –viele Wolken klearen Explosion, die Energie wird im m

14 ,5 abschätzen. Diese Beobachtung gilt vereitelten dies. Wesentlichen durch Kernumwandlungen Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

44 interstellarum 79 . Dezember/Januar 2012 Deep-Sky ebbeker H

as m o h T

Abb. 7: »Pre-Discovery«-Aufnahme von SN 2011by. Der Bildausschnitt ist knapp 0,1° × 0,1° groß.

geliefert. Es bleibt kein Reststern. Super- beobachten kann. Damit konnte man von der Abklingzeit einer thermonuklearen novae des Typs Ia spielen eine wichtige April bis September 2011 also Vertreter Supernova spielt das radioaktive Kobalt-

Rolle in der Kosmologie: Da sie alle in der beiden wichtigsten Supernova-Klas- Isotop 56Co, dessen Zerfall die Hauptener- etwa die gleiche absolute Maximalhellig- sen am Nordhimmel beobachten. giequelle des sterbenden Sterns darstellt. keit besitzen, kann man ihre Entfernung Damit ist die Geschwindigkeit des Hellig- einfach aus der sichtbaren Helligkeit be- Das Element Kobalt und keitsabfalls also durch die Halbwertzeit rechnen. Vom Typ II ist die SN 2011dh: Supernova-Explosionen von 56Co gegeben. Aus Abb. 8 liest man Hier kollabiert ein massereicher Riesen- für den letzten Beobachtungsmonat etwa stern, wenn alle exothermen Fusionspro- Die Supernova-Helligkeiten klingen 1m Helligkeitsverlust ab. Das ist ein Faktor zesse ausgeschöpft worden sind. Es wird mit einer Zeitkonstante von einigen Wo- 2,5 in der Intensität (also ungefähr 2). Da- vor allem Gravitationsenergie freigesetzt. chen ab, und die in Abb. 8 gezeigten mit ergibt sich für die Größenordnung der Meist bleibt ein Neutronenstern übrig, Messungen an der Supernova Typ Ia be- Halbwertszeit ein Monat. Die Schätzung den man evtl. als Pulsar von der Erde aus stätigen dies. Eine wesentliche Rolle bei ist gar nicht so schlecht, der Literaturwert für die Halbwertzeit beträgt 77 Tage. So kann man also mit einem auf den Himmel Abb. 8: Gemessene Helligkeitskurve von SN 2011by. Hellblau: Auswertung mit Programm gerichteten Teleobjektiv auch Kernphysik IRIS. Gelb: Helligkeitsschätzung. Der Eintrag ganz links ist der »Pre-Discovery«-Punkt. Die durchge- betreiben. zogene rote Linie versucht die Einzelmessungen zu einer glatten Lichtkurve zusammenzufassen. [1] Hebbeker, T.: Delta Cephei – ein Veränderlicher für 12m rum Anfänger, interstellarum 71, 40 (2010) lla e st er

m nt i

12, 5 , ebbeker m H 13 T. Surftipps

SN 2011dh von A. Schaller: 13,m5 www.startrails.de/files/ m51KellerNewton.jpg m 14 Supernova SN 2011by: www.rochesterastronomy.org/ 14,m5 sn2011/sn2011by.html Scheinbare Helligkeit Supernova SN 2011dh: 15m www.rochesterastronomy.org/ sn2011/sn2011dh.html 15,m5 Supernova SN 2011fe: www.rochesterastronomy.org/ 16m sn2011/sn2011fe.html 22.4. 29.4. 6.5. 13.5. 20.5. 27.5. 3.6. 10.6. 17.6. 24.6. Bildverarbeitungssoftware IRIS: astrosurf.com/buil/us/iris/iris.htm

2011 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 79 . Dezember/Januar 2012 45 100 Quadratgrad Himmel Praxis Orion trifft Zwillinge M 35

von Reiner Vogel

NGC 2158 IC 2156

IC 2157

Die Tour führt in das Gebiet zwischen Orion und Zwillinge, mitten in die Wintermilchstraße. Diese Himmels- gegend ist voll von Sternhaufen und Nebeln. Nur wenige davon, wie der Messier-Sternhaufen M 35, der auch Ausgangspunkt dieser Tour ist, gehören zu den bekannteren Deep-Sky-Objekten. Die meisten stellen eher un- bekannte, aber trotzdem sehr lohnende Beobachtungsziele dar, einschließlich eines erst vor fünf Jahren von Amateurastronomen entdeckten Planetarischen Nebels.

Walter Koprolin

100 Quadratgrad zwischen Orion und Zwillingen

62hm4 in 61hm6 in 60hm8 in 60hm0 in 55hm2 in Abb. 1: M 35 ist ein schon mit bloßem Auge sichtbarer Fixpunkt in der Grenz- 25° 25° region von Orion und Zwillingen. Unbe- M35 kannter sind die benachbarten Sternhaufen IC 2156 NGC 2158, IC 2156 und IC 2157.

NGC 2158 IC 2157 Sternhaufen-Eldorado HoCr1 23° 23° M 35 am nordwestlichen Ende der Zwillinge ist einer der Winterklassiker h m für das Fernglas. Mit einer Helligkeit IC 443 von 5m,3 und einer Ausdehnung von fast 30' ist er unter guten Bedingungen schon 21° 21° mit bloßem Auge zu erkennen und je- des kleinere Fernglas ist in der Lage, Gemini c1 c2 die hellsten Einzelsterne aufzulösen. NGC 2174 Mit einem 15×70-Fernglas erscheint er als markanter Offener Sternhaufen mit grob dreieckiger Gesamtform. Ein auf- 19° 19° NGC 2163 fälliger Sternbogen mit einem helleren Stern sowohl am Anfang als auch am S 254 S 255 Orion Ende zieht vom nordöstlichen Rand des Haufens ins Zentrum hinein, das eine S 258 S 256 merklich geringere Sterndichte als die S 257 17° 17° direkt angrenzenden Bereiche aufweist.

i Im 8"-Dobson mit 50-facher Vergröße- n ri rung erscheint der Sternhaufen komplett

aspa hmin hmin hmin hmin hmin

G 624 616 608 600 552 , fst9,0m aufgelöst. rum lla e Im selben Gesichtsfeld, knapp jenseits st xqGx Qsgo GC OC aAs pnPN GN vVr

er 23456789 nt Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. i des südwestlichen Rands von M 35, ist

46 interstellarum 79 . Dezember/Januar 2012 Deep-Sky l ub H

d r a h n er B

IC 443 η Gem

µ Gem

Abb. 2: IC 443 ist ein beeindruckender, aber schwacher Supernovaüberrest, bei dem ein [OIII]-Filter die visuelle Beobachtung erleichtert.. ein weiterer Offener Haufen, NGC 2158, unterscheidet noch viel mehr: Während Fernglases. Selbst unter Stadtrandbedin- zu erkennen. Mehr als fünf Mal weiter M 35 ein eher lockerer Sternhaufen ist, gungen ist er in einem 15×70-Glas nicht entfernt als M 35 erscheint er mit 8m,6 ähnelt NGC 2158 mehr einem Kugel- sofort auffällig, kann aber bei unge- und lediglich 5' Durchmesser sehr viel sternhaufen mit einer erheblich höheren fährer Kenntnis der Position eindeutig kleiner und schwächer als sein uns nä- Sterndichte als M 35. NGC 2158 ist identifiziert werden. Aber erst im Tele- her gelegener Bruder. Doch die beiden durchaus in Reichweite eines größeren skop wird er zu einem eindrücklichen

Deep-Sky-Objekte zwischen Orion und Zwillingen Name Typ R. A. Dekl. Hellig- Größe Bemerkung DSRA/Uran. keit M 35 OC 6h 9,0min +24° 21' 5m,1 28' mit NGC 2158 und IC 2156/7 im selben 10 (9)/ 137 Gesichtsfeld NGC 2158 OC 6h 7,4 min +24° 6' 8m,6 5' – 10 (9)/136 IC 2156 OC 6h 4,8min +24° 10' – 3,5' – –/– IC 2157 OC 6h 4,8min +24° 3' 8m,4 5' – –/136 IC 443 GN 6h 16,6min +22° 31' – 40'×50' [OIII]-Filter –/137 NGC 2174/5 GN 6h 9,4min +20° 40' – 40'×30' [OIII]- oder UHC-Filter 10 (9)/137 IC 2162 (Sharpless 255) GN 6h 13,1min +17° 59' – 3' »Drei Schneebällchen« –/137 Sharpless 254 GN 6h 12,3min +18° 3' – 7'×9' –/– Sharpless 257 GN 6h 12,8min +17° 58' – 1'×3' –/– Sharpless 256 GN 6h 13,0min +17° 57' – 1' – –/– Sharpless 258 GN 6h 14,0min +17° 55' – 1' von Sterngruppe überlagert –/– NGC 2163 (Cederblad 62) GN 6h 7,8 min +18° 40' – 2'×3' Reflexionsnebel, Vor-Hauptreihen-Stern –/137 (136) Howell-Crisp 1 PN 6h 22,0min +23° 35' – 1' Amateur-Entdeckung von 2006, [OIII]- oder –/– UHC-Filter Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 79 . Dezember/Januar 2012 47 Deep-Sky che as M

as re nd A

Abb. 3: NGC 2174 ist ein größerer Emissionsnebel im äußersten nördlichen Bereich des Orion.

Beobachtungsobjekt. Im Übersichtsoku- Anspruchsvoller Supernovarest dieser Bogen aus verwobenen Einzelfila- lar eines 8"-Dobsons mit 35-facher Ver- menten. Während hierbei die Nordost- größerung erscheint er als ein unaufge- Das nächste Objekt ist nur einen kurzen kante des Bogens relativ scharf begrenzt löster diffuser runder Fleck mit einem Schwenk von 2° nach Südosten entfernt. ist, ist die Innenseite undefiniert und die helleren Stern am Südost-Rand überla- Ziemlich genau auf der Verbindungsli- [OIII]-Emission setzt sich diffus auslau- gert. Mit 100-facher und noch viel mehr nie zwischen den beiden Sternen dritter fend Richtung Zentrum des Superno- mit 200-facher Vergrößerung wird er Größenklasse η und μ Gem liegt IC 443, vaüberrests fort. Der hier beschriebene bereits teilweise aufgelöst und erscheint der auf Bildern an eine riesige Qualle er- Bogen ist der auf Fotografien am hell­ schließlich komplett aufgelöst mit einem innernde Überrest einer Supernova. Wie sten erscheinende Nordwest-Teil von IC 22"-Dobson. Durch seine geringe Grö- viele Supernovaüberreste emittiert auch 443. Der in Richtung η Gem liegende ße und die große Sterndichte verliert er IC 443 stark in der [OIII]-Linie des zwei- Südwest-Teil ist erheblich schwächer und nicht an Attraktivität in größeren Te- fach ionisierten Sauerstoffs bei 500,7nm. auf jeden Fall eine Herausforderung. Ein leskopen und erinnert auch hier wieder Der [OIII]-Filter bewirkt daher eine enor­ isoliertes Filament dieses gegenüberlie- eher an einen lockeren Kugelsternhaufen me Kontraststeigerung und bringt die- genden Abschnitts konnte ich schon mit als an einen Offenen Sternhaufen. ses hochinteressante Objekt sogar in die großen Dobsons und einem UHC Filter Doch damit ist die Reihe an Stern- Reichweite eines 8-Zöllers. Mit einem sicher sehen, die Beobachtung erfordert haufen noch nicht erschöpft. Noch et- 8"-Dobson und 50-facher Vergrößerung aber exzellente Bedingungen und viel was weiter westlich von M 35, aber noch konnte ich einen Teil des Nordwest-Bo- Geduld. im selben Gesichtsfeld des Übersichtso- gens bei genauer Kenntnis der Lage selbst kulars findet sich eine weitere Stern- unter Vorstadthimmel sicher als schwa- Affenkopf-Nebel ansammlung. Diese ist etwas weniger ches, kurzes Filament identifizieren. Unter markant als die beiden eben beschrie- dunklem Himmel dürfte dieser Abschnitt Nur knapp über 1° nach Südwesten, hi- benen Sternhaufen und bildet einen noch auffälliger sein. nein ins Sternbild Orion, liegt mit dem an mehreren Stellen unterbrochenen Mit einem 14"-Dobson ist dieses bo- Emissionsnebel NGC 2174 das nächste Ring von vielleicht 15' Durchmesser mit genförmige Filament schon auf einer grö- Objekt. Dieses kann es zwar an Bekannt- im Vergleich zur Umgebung erhöhter ßeren Länge zu verfolgen und erscheint heit nicht mit IC 433 aufnehmen, übertrifft Sterndichte. Zwei Verdichtungen im ähnlich den schwächeren Filamenten des ihn jedoch an Helligkeit bei Weitem. NGC südwestlichen und nordwestlichen Teil Cirrusnebels, dem weitaus bekannteren 2174 (= NGC 2175) ist auch bekannt unter dieses Rings treten etwas hervor und Supernovaüberrest im Schwan. Mit 22" der Nummer 252 im Sharpless-Katalog tragen die Bezeichnungen IC 2157 und Öffnung schließlich und unter transpa- oder als »Monkey Head (Affenkopf)-Ne-

IC 2156. rentem und dunklem Himmel besteht bel«. Mit 8" ist dieser Nebel schon ohne Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

48 interstellarum 79 . Dezember/Januar 2012 Deep-Sky n rbe fa ch als , F II POSS

Sharpless 254 Sharpless 257

IC 2162 (Sharpless 255)

Sharpless 256 Sharpless 258

Abb. 4: IC 2162 und Umgebung – eine interessante Nebellandschaft für größere Teleskope. n h

Filter als deutliche runde Aufhellung um la G

e w einen helleren Stern zu sehen. Der Nebel U reagiert sehr stark auf den [OIII]-Filter, etwas weniger stark auch auf UHC. Mit Filter wird er zu einem sehr auffälligen Objekt, das von mehreren Sternen überla- gert ist. Ein eingelagerter zentraler Stern- haufen, der in Beschreibungen oft erwähnt wird, ist nicht wirklich auszumachen, die Sterndichte innerhalb des Nebels ent- spricht in etwa der in der Umgebung. Le- diglich der schon oben genannte zentrale Stern 7. Größenklasse hebt sich deutlich ab. Selbst mit einem kleinen 80mm-Refrak- tor und einem UHC-Filter ist die runde Aufhellung des Nebels um diesen zentra- len Stern klar zu erkennen. Mit großen Teleskopen schließlich erscheint NGC 2174 reich strukturiert mit unregelmäßiger Flä- chenhelligkeit und Kontur. Mit 22" und 100-facher Vergrößerung konnte ich mit [OIII]-Filter ein markantes und recht gut definiertes Dunkelband beobachten, welches vom nordwestlichen Rand her ins Zentrum des Nebels zieht. Diesem Dun- kelband recht genau überlagert ist eine Kette schwächerer Sterne. Ein weiterer, etwas diffuserer Dunkelkeil befindet sich auf der gegenüberliegenden Ostseite des Nebels und zeigt ebenfalls ins Zentrum Abb. 5: Der bipolare und veränderliche Nebel NGC 2163 (Cederblad 62). Zeichnung,

des Nebels. 16"-Newton, [OIII], 225×. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 79 . Dezember/Januar 2012 49 Deep-Sky

gut in das 40' große Gesichtsfeld des Über- nerhalb von Wochen) verändern, wie zum sichtsokulars. Insbesondere der Kontrast Beispiel in Hubbles Variablem Nebel (NGC zwischen dem diffusen Sharpless 254 und 2261). Wieder andere werden durch die- den kompakteren Sharpless 255 und 257 ist se Veränderungen ganz zum Verschwin- faszinierend. Die ganze Gruppe reagiert am den und Wiedererscheinen gebracht, wie stärksten auf den Hβ-Filter, ist aber auch zum Beispiel der erst 2004 entdeckte, dann mit UHC-Filter noch zu erkennen. Mit wieder verschwundene und vor drei Jah- [OIII]-Filter hingegen fällt der Kontrast auf- ren wieder aufgetauchte Nebel von McNeil grund des nur geringen Anregungsgrads (vgl. interstellarum-Thema 1/2011 »Astro- der Molekülwolke stark ab. nomische Entdeckungen«) innerhalb der Mit Sharpless 256 steht eine weitere Nebellandschaft von M 78 im Orion. Die Komponente dicht an der südwestlichen Beobachtung solcher Nebel ist daher immer Seite von Sharpless 257. Auch sie ist mit der spannend und kann jedes Mal ein bisschen großen Öffnung relativ gut als eigener klei- anders ausfallen. ner Nebelfleck zu sehen. Ein weiterer Nebel weiter östlich, Sharpless 258, ist jedoch auf- Visuelle Neuentdeckung grund einer überlagerten Sterngruppe nicht sicher auszumachen. Es gibt zuverlässige Das letzte Objekt der Tour durch das Beobachtungen mit 10" Öffnung, die zeigen, Grenzgebiet zwischen Orion und Zwil- POSS II, Falschfarben dass dieser Komplex durchaus in Reichwei- lingen führt wieder zurück in die Zwil- Abb. 6: Der 2006 entdeckte Planeta- te mittlerer Teleskope ist, zumindest unter linge, an IC 443 vorbei zu dem Planeta- rische Nebel Howell-Crisp 1 ist ein noch Verwendung eines Hβ-Filters. rischen Nebel Howell-Crisp 1. Der Name relativ unbekanntes Deep-Sky-Objekt. steht für die beiden Amateur-Astronomen Ein bipolarer Nebel Michael Howell und Richard Crisp, die Drei Strömgren-Sphären diesen Planetarischen Nebel im November NGC 2163 (Cederblad 62) liegt als wei- 2006 auf ihren Linienfilter-Aufnahmen Eine weitere interessante, aber sehr viel terer interessanter Nebel nur etwas mehr nahe bei IC 443 entdeckten. Howell und schwächere Nebelgruppe ist nur einen als 1° nach Nordwesten von der Sharpless- Crisp gehören zu den Deep-Sky-Hunters, kurzen Schwenk von 2,5° nach Südsüdost Gruppe, erzählt jedoch eine völlig andere die Linienfilteraufnahmen und die digita- entfernt. Dort trifft man auf eine Gruppe Geschichte. Während die Sharpless-Nebel lisierten Platten der Palomar Sky Surveys von Emissionsnebeln, die perfekte Beispiele von heißen, entwickelten OB-Sternen io- nach noch unbekannten Objekten durch- so genannter Strömgren-Sphären sind. Eine nisiert werden, rührt NGC 2163 von einem forsten. Die erste visuelle Beobachtung Strömgren-Sphäre ist ein kugelförmiger Be- sehr jungen Stern, einem so genannten von HoCr 1 konnte Uwe Glahn nur weni- reich innerhalb einer Wasserstoffwolke, der Herbig-Be-Stern. Dieser junge Stern befin- ge Tage nach der Entdeckung mit seinem von einem zentral gelegenen Stern zum det sich noch nicht in der Phase des sta- 16"-Dobson vermelden [3]. Angeregt durch Leuchten angeregt wird, während die äuße- bilen Wasserstoffbrennens, sondern noch seinen Bericht versuchte ich eine Beobach- ren Bereiche der Molekülwolke unsichtbar in der Kontraktion vom Protostern zum tung des Nebels ein paar Wochen später bleiben. Der Rand der Strömgren-Sphäre Hauptreihenstern. NGC 2163 ist das Licht mit meinem 22"-Dobson. Bei 300× und definiert somit den weitesten Abstand, bis des Sterns, das von der ihn einbettenden mit UHC-Filter zeigt sich der Nebel als ein zu dem die UV-Strahlung des anregenden Molekülwolke, aus der er sich gebildet hat, etwa 1' großes, rundes Scheibchen, das in- Sterns das Wasserstoffgas gerade noch io- reflektiert wird. NGC 2163 reagiert von da- direkt dauerhaft zu halten ist. Das Scheib- nisieren kann. Die helleren Hauptbereiche her kaum auf Nebelfilter, ist jedoch trotz- chen zeigt keine interne Struktur, ist aber dieser Nebelgruppe sind IC 2162 (Sharpless dem schon mit 8" bei 200× als diffuser elon- relativ scharf begrenzt. Mit [OIII]-Filter 255) und Sharpless 257. gierter Nebel um den jungen Stern herum ist der Planetarische Nebel immer noch Mit 22" Öffnung und 100-facher Ver- zu erkennen. Mit einem 22"-Dobson wird zu sehen, wenn auch schwächer als mit größerung sind diese beiden mit Hβ-Filter die Struktur klarer definiert und der Ne- UHC, während er ohne Filter verschwin- sofort als milchige, relativ gut begrenzte bel erscheint bipolar mit fächerförmigen det. Obwohl die Entdeckung mittlerweile runde Bereiche mit etwa 3' und 4' Durch- Komponenten zu beiden Seiten des Sterns. fünf Jahre zurück liegt, sind Beobach- messer zu sehen. Auch der bei beiden Die nach Norden weisende Komponen- tungsberichte von Howell-Crisp 1 immer ziemlich genau mittig liegende und für die te erscheint hierbei um einiges heller und noch spärlich. Dies macht aber auch das Anregung verantwortliche Stern ist leicht größer. Solche Reflexionsnebel sind relativ Besondere an der Beobachtung dieses Pla- auszumachen. Direkt westlich davon steht häufig um junge Vor-Hauptreihen-Sterne netarischen Nebels aus: Einer der ganz mit Sharpless 254 eine weitere Strömgren- anzutreffen. Da die jungen Sterne meist wenigen zu sein, die diesen fernen Stern- Sphäre. Diese ist mehr als doppelt so groß von einer sehr dichten Staubscheibe um- überrest schon einmal mit eigenen Augen wie die beiden anderen, aber um einiges geben sind, kann das Licht nur in Polrich- gesehen haben. schwächer und diffuser. Auch diese dritte tung entweichen, was zu der beobachteten Sphäre ist unter guten Bedingungen ohne bipolaren Form des Nebels führt. Kleinräu- [1] stoyan, R.: Bipolare Nebel visuell, interstellarum 6, größere Probleme zu erkennen. Diese ganze mige Veränderungen dieser Staubansamm- 18 (1996) Gruppe, die aufgrund ihres milchigen Ein- lung um den Stern können weiterhin über [2] Domenico, A.: Sharpless-Nebel visuell beobachtet, drucks und der perfekten Kugelgestalt der Schattenwurf die großräumige scheinbare interstellarum 9, 15 (1996) Einzelnebel spontan auf die »drei Schnee- Gestalt des Reflexionsnebel innerhalb ex- [3] Glahn, U.: Howell-Crisp 1, www.deepsky-visuell.de/

bällchen« getauft wurde, passt als Ganzes trem kurzer Zeitspannen (manchmal in- Berichte/2006/Sudelfeld15.-16.Nov.htm Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

50 interstellarum 79 . Dezember/Januar 2012 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Astrofotografie Technik

mit Plan Die Erstellung von großflächigen Mosaiken

von abian eyer eyer

F N N an bi a F

Abb. 1: Es gibt Objekte, die man nur in einem Mosaik in ihrer vollen Ausdehnung und Schönheit zeigen kann, so wie dieses Panorama des Milchstraßenzentrums, ein 16-teiliges Mosaik aus insgesamt 211 Einzelaufnahmen, welche zu je 5min belichtet wurden. Aufgenommen mit einer Canon EOS 40D (modifiziert), Canon EF 50mm f/1,8 und AstroTrac-Montierung.

Deep-Sky-Objekte, die größer als das Bildfeld des Teleskops sind, dennoch auf einem Bild festzuhalten: Mosaik- Bilder geben Fotografen die Möglichkeit, dies zu erreichen. Um ein schönes Endresultat zu erhalten, spielen Pla- nung und Prä-Prozessierung jedoch eine entscheidende Rolle. Dabei kommt man auch mit relativ preiswerten Methoden zum Erfolg.

iele Astrofotografen haben schon ein- nen Bilder mittels Software auf Referenz- erfolgreich zusammengefügt und großräu- mal mit dem Gedanken gespielt, ein katalogen ausgerichtet und entzerrt. Die mige Verformungen entfernt werden. Vgrößeres Projekt in Angriff zu neh- hier beschriebene Methode basiert jedoch men und ein Mosaik zu erstellen. Eines der nicht auf der Kenntnis solcher Programme Wieso ein Mosaik? größten Probleme beim Zusammenfügen oder deren Erwerb. Mit Hilfe von »Regi- der einzelnen Bildbereiche ist die mögliche star«, einem preiswerten Registrierungs- Es gibt mehrere Gründe, wieso ein Mo- Bildverzerrung. Im Bereich der professio- programm (149$), und Adobe Photoshop saik-Bild gegenüber einer »normalen« Auf-

nellen Astrofotografie werden die einzel- können auch relativ stark verzerrte Bilder nahme bevorzugt wird. Einerseits gibt es Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 79 . Dezember/Januar 2012 53 Astrofotografie

für jede Kamera-Teleskop-Kombination Mosaike bieten sich aber auch noch aus Richtige Planung zahlreiche Objekte, welche nicht ins Blick- einem anderen Grund an: Gerade bei preis- feld passen. Natürlich mag es interessant günstigen Objektiven oder einer fehler- Wer sich entschließt, ein Mosaik-Bild sein, dann nur einen ausgewählten Bereich haften Nachführung der Montierung leidet in Angriff zu nehmen, kommt nicht um dieser Region aufzunehmen, doch gewin- die Bildqualität. Obwohl die Einzelbilder die Planung herum. Obwohl dies jeder auf nen Bilder oft bedeutend an Ästhetik, wenn eine geringe Qualität aufweisen, können sie seine Art erledigen mag, gibt es doch ei- nicht nur das Objekt selbst, sondern auch durch entsprechende Bearbeitung und Zu- nige grundsätzliche Ankerpunkte, welche die Umgebung mit einbezogen wird. Au- sammenfügen zu einem Mosaik mit ausge- beachtet werden sollten. ßerdem kann die Ästhetik zusätzlich er- zeichneter Qualität führen. Hier heißt das Die erste Frage bei der Planung kommt höht werden, indem ein Motiv in einer ein- Stichwort »Downsampling«, also die Redu- mit dem Gedanken an Orientierung und zigartiger Aneinanderreihung von Bildern zierung der eigentlichen Auflösung des fer- Positionierung der Kamera, respektive gezeigt wird, d.h. die Seitenverhältnisse tig zusammengesetzten Mosaik-Bildes. Der des Teleskops. Dies setzt einerseits voraus, können nach Belieben angesetzt werden. Vorteil liegt auf der Hand: Nachführfehler dass die nähere Umgebung des Primär- Außerdem gestatten Mosaik-Bilder ein- oder andere optische Unkorrektheiten wer- objekts bekannt ist. Andererseits müssen drückliche und hoch aufgelöste Poster zu den schnell verschwindend klein. Zudem ver- speziell bei Brennweiten ab 1000mm oder drucken. Hier fehlt es nicht an Auflösung! größert sich das Signal-zu-Rausch-Verhältnis. bei der Verwendung von Schmalbandfil-

Abb. 2: Zusammenfügen von (verzerrten) Einzelaufnahmen mit den Programmen Registar und Adobe Photoshop. Die Bilder werden nachei- nander zusammen gefügt, wobei es wichtig ist, dass für jedes neu hinzuzufügende Bild die aktuelle Kombination zur Ausrichtung genommen wird. eyer N an bi a F Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

54 interstellarum 79 . Dezember/Januar 2012 Astrofotografie eyer N an bi a F

Abb. 3: Bildentzerrung in Adobe Photoshop. Gegebenenfalls vorhandene Verzerrungen, welche durch das Kombinieren der Ein- zelbilder noch verstärkt wurden, werden mit Photoshops »Freien Transformieren«-Werkzeug korrigiert. Dazu wird das kombinierte Re- ferenzbild (aus Abb. 2) als Ebene in Photoshop geöffnet. Die Stärke der Verzerrung lässt sich am besten abschätzen, wenn die nicht registrierten Eckbilder (eines davon ist im linken Bild rot markiert) mit 50% Deckkraft darüber gelegt werden. Das rechte Bild zeigt die Bildkorrektur durch das »Freie Transformieren«. tern passende Leitsterne gefunden werden. lassen sich bequem duplizieren und zu- und diesen zu befolgen. Die größte Un- Wenn also mit internem Nachführchip einander verschieben oder rotieren. Wer sicherheit hierbei bilden sicherlich die oder einem Off-Axis-Guider nachgeführt eine noch komfortablere Variante sucht Witterungsverhältnisse, welche aber oft wird, sollten auch diese Sensorpositionen und vielleicht schon eine Übersichtsauf- als Erfahrungswert mit einbezogen wer- mitberücksichtigt werden. Ebenfalls wich- nahme von der gewünschten Region hat, den können. tig bei der Planung ist, dass eine ausrei- kann dies mit etwas mehr Aufwand auch chend große Überlappung der einzelnen in Adobe Photoshop machen. Eine eng- Verarbeitung der Einzelbilder Bildausschnitte mit einkalkuliert wird, lische Anleitung dazu findet sich auf der d.h. 10% Überlappung sollten im Mini- Website von Robert Gendler (vgl. Surf- Viele Bearbeitungsschritte im Prä-Pro- mum vorhanden sein. tipps). zessieren von Mosaiken sind gleich wie jene Diese beiden Bedingungen können die Als letzter Planungsschritt ist der zeit- bei einer herkömmlichen Astro-Aufnahme Planung einiger Mosaik-Bilder bereits re- liche Ablauf zu erwähnen. Viele Objekte (z.B. Kalibrierung und Stapelung). Im Fall lativ anspruchsvoll werden lassen. Für befinden sich nur in einer bestimm- von Mosaiken gibt es einige zusätzliche eine einfache und anschauliche Planung ten Zeitperiode in einem optimalen Be- Punkte, welchen besondere Beachtung ge- bedient man sich am besten einer Soft- lichtungsfenster. Bäume, Gebäude oder schenkt werden sollte. Nachfolgend, und ware wie »TheSky« von Software Bis- Lichtverschmutzungsglocken können der Vollständigkeit halber, wird der kom- que. Mit wenigen Mausklicks erhält man dieses Fenster weiter einschränken. Ge- plette Bearbeitungsablauf beschrieben, der das eigene Kamerafeld projiziert auf den rade bei größeren Projekten ist es daher für das erfolgreiche Zusammenfügen aller Himmelsausschnitt. Die Kamerafelder unerlässlich, einen Zeitplan aufzustellen Einzelaufnahmen zu beachten ist.

Abb. 4: Erstellen einer Maske des Überlappungsbereichs. Mit dem Zauberstab wird der Außenbereich des unteren Bildes markiert (a). Die Auswahl wird als Maske auf das obere Bild angewandt (b). Im nächsten Schritt wird wiederum eine Auswahl der Umgebung gemacht, diesmal jedoch in der oberen Ebene (c). Wichtig hierbei ist, dass die obere Ebene nur die eigentliche Aufnahme enthält und eventuelle Ränder ent- fernt wurden. Mit der neuen Auswahl wird die Maske nun mit weiß gefüllt (d), z.B. indem die Gradiationskurve entsprechend angepasst wird. eyer N an bi a F Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 79 . Dezember/Januar 2012 55 Astrofotografie

a) Abb. 5: Gradueller Übergang zwischen zwei Bildern. Diese Bearbeitungsschritte werden vollständig in der in Abb. 4 erzeugten Maske gemacht, genauer gesagt im schwarzen Bereich dieser Maske. Um einen ersten Gradienten in der Überlappungszone zu zeichnen, wird diese b) mit dem Zauberstab ausgewählt (a). Mit dem Gradienten-Werkzeug (linearer Modus) wird nun ein gradueller Übergang innerhalb der Auswahl gezeichnet (b). Damit die Enden der c) Überlappungszone jeweils komplett weiß (ganz durchlässig) respektive schwarz (ganz un- durchlässig) sind, können diese Zonen mit einer weichen Auswahl (durch Polygonlasso und

eyer anschließend weicher Auswahlkante) markiert und weiß (c), bzw. schwarz gezeichnet werden. d) N an bi

a Die letzten Schliffe werden der Maske mit dem Pinsel-Werkzeug verliehen (d). F

Schritt 1: Kalibrierung zufriedenstellend. Grobe Verzerrungen, rende Bild gelegt werden (Abb. 3). Nach Wie üblich werden alle Einzelbilder zu- die durch die Linsengeometrie handelsüb- dem Entzerren werden letztere wieder ge- erst mit den korrekten Kalibrierungsauf- licher Objektive verursacht werden, kön- löscht und das Bild kann als Referenz-Bild nahmen prozessiert. Konkret heißt dies, nen vor der Registrierung durch Pro- gespeichert werden. dass ein entsprechender Dunkelstromab- gramme wie z.B. PTLens (vgl. Surftipps) zug unter Einbezug von Bias-Aufnahmen reduziert oder beseitigt werden. Jedoch Schritt 3: Registrieren und Stapeln gemacht wird. Fast noch wichtiger ist auch entstehen in den meisten Teleskopsyste- Im nächsten Schritt werden nun alle Bil- eine optimale Korrektur mittels Hellbildern men kleine Bildverzerrungen, die durch der, d.h. der komplette Datensatz für das (Flatfield-Aufnahmen). Speziell bei Mosa- Programme wie PTLense nicht automa- Mosaik, auf das oben erstellte Referenz- iken sollten die einzelnen Bildausschnitte tisch korrigiert werden können. Wenn nun Bild ausgerichtet. Dies gilt auch für die möglichst frei sein von Gradienten oder die Himmelskarte (nicht verzerrt) für den verwendeten Aufnahmen zur Erstellung sonstigen Ausleuchtungsfehlern, welche von 3. Schritt im Arbeitsablauf skaliert und des Referenz-Bildes. Nachdem alle Auf- der optischen Ausrüstung stammen. rotiert werden muss, als Grundlage dazu nahmen ausgerichtet worden sind, werden jedoch nur verzerrte Aufnahmen vorhan- die einzelnen Bildausschnitte wie üblich Schritt 2: Referenz-Bild den sind, erhält ein solches Referenz-Bild gestapelt und vereint. Im zweiten Schritt wird mit Registar automatisch auch eine Verzerrung. Bei und Adobe Photoshop eine Referenz für großen Mosaiken kommt zudem noch ein Schritt 4: Zusammenfügen die nachfolgende Registrierung aller Ein- Genauigkeitsfaktor beim Registrierungs- Das Zusammenfügen der einzelnen zelaufnahmen des Mosaiks geschaffen. prozess hinzu. Dies bedeutet, dass unter Bildausschnitte geschieht in Adobe Pho- Hintergedanke in diesem Prozess ist eine Umständen die Himmelskarte nicht ex- toshop. Nachdem zwei benachbarte Aus- möglichst geringe Anzahl von Registrie- akt auf die verzerrte Aufnahme registriert schnitte in der überlappenden Region rungen, die auf die gewonnenen Bilder werden kann und daher als Grundlage exakt positioniert sind, werden Hinter- angewandt werden. Es ist bekannt, dass gänzlich ungeeignet ist. grund-Offsets und Gradienten vorsich- durch jede Registrierung, d.h. Transfor- Als ähnlich ungeeignet gestalten sich tig entfernt und angepasst. Dies ist einer mation von Pixelwerten in ein neues Pi- auch Großfeldaufnahmen, die mit einer der schwierigsten, jedoch auch wichtigsten xelnetz, die Daten- respektive Bildqualität anderen Ausrüstung gemacht oder von Schritte zu einem schönen Mosaik-Bild: verringert wird. Je nach Art des Mosaiks jemand anderem zur Verfügung gestellt Einzelbilder sind oft überflutet von den und der Qualität der RAW-Aufnahmen werden. Denn sollte diese Großfeldauf- unterschiedlichsten Gradienten. Auch gibt es nun verschiedene Wege, um zu nahme eine Verzerrung aufweisen, was unter einem perfekten Himmel können einem solchen Referenz-Bild zu gelangen. unter Umständen gar nicht bekannt ist, Lichtgradienten in Bildern vorhanden sein Im Idealfall, d.h. falls keine Bildverzer- werden die eigenen Aufnahmen ebenfalls (Transparenz-Unterschiede bei verschie- rung im Strahlenweg zwischen Teleskop verzerrt. denen Zenitwinkeln und zwischen ver- und Kamera auftritt, hervorgerufen z.B. Verzerrte Bilder können aber dennoch schiedenen Beobachtungsnächten), die es durch eine Verkippung der optischen Ach- erfolgreich zu einem Mosaik verknüpft vor der Verschmelzung zu entfernen gilt. se, eine Dejustierung von Spiegel- oder werden. Hierzu werden die einzelnen Aus- Vor dem Post-Prozessieren sind astro- Linsenkomponenten oder auch eine Ver- schnitte des Mosaiks zuerst mit Registar nomische Aufnahmen meist sehr dun- zerrung durch das Fehlen einer Bildeb- schrittweise aufeinander ausgerichtet und kel, weshalb bei normaler Betrachtung nung mittels zusätzlicher Linsen, kann zusammengefügt (Abb. 2). Hier genügt in einem Bildbearbeitungsprogramm ge- ein Bild einer Himmelskarte der entspre- eine einzelne Aufnahme pro Feld, da in ringe Helligkeitsunterschiede nicht sicht- chenden Region (erstellt von einem Pro- diesem Bearbeitungsschritt nur die Stern- gramm wie TheSky) als Grundlage genom- Positionen von Interesse sind. Das resul- Surftipps men werden. Diese Himmelskarte wird tierende Bild ist typischerweise stark ver- dann mittels Registar auf ein einzelnes zerrt. Ein Großteil dieser Verzerrung kann Homepage des Autors: Bild des Mosaiks registriert. Rotation und in Adobe Photoshop korrigiert werden. www.starpointing.com Skalierung werden hierbei entsprechend Dazu werden die verzerrten äußeren An- Planung von Mosaik-Bildern: angepasst, so dass die registrierte Him- kerpunkte mit Hilfe des »freien Transfor- www.robgendlerastropics.com/ melskarte als Referenz-Bild gespeichert mierens« entsprechend angepasst. Diese Compositions.html Effiziente Registrierungs- werden kann. Korrektur muss behutsam und gegebenen- software Registar: Im Falle, dass nun die einzelnen Auf- falls auch in mehreren Schritten gemacht www.aurigaimaging.com nahmen eine – wenn auch nur leichte werden. Als Orientierungshilfe können die Korrektur von Linsenverzerrungen: – Bildverzerrung aufweisen, funktioniert einzelnen nicht-registrierten Bilder mit epaperpress.com/ptlens

der oben beschriebene Schritt nicht mehr geringer Deckkraft über das zu korrigie- Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

56 interstellarum 79 . Dezember/Januar 2012 Astrofotografie eyer N an bi a F

Abb. 6: Überblick zum Werdegang eines Mosaik-Bildes. Vor der Mosaikverschmelzung werden die monochromen Filteraufnahmen auf das Referenzbild registriert, gestapelt und zu den einzelnen RGB-Farbbildern kombiniert (links oben). Für zusätzliche Schmalbandauf- nahmen (hier die Hα-Linie) wird zuerst ein separates Mosaik erstellt (links unten), bei dem aber das gleiche Referenzbild zur Registrierung zu Grunde liegt. Im Post-Prozessieren werden die beiden Mosaikbilder, Hα-Mosaik und RGB-Mosaik, miteinander zum (HαRGB)-(HαR)GB Mosaik verarbeitet, d.h. der Helligkeitskanal ist eine Kombination aus den Aufnahmen aller Filter (Hα, R, G und B) und die darüber gela- gerte Farbaufnahme besteht aus Rot = Hα+R, Grün = G und Blau = B. bar sind. Adobe Photoshop bietet die Mög- kleine Unterschiede), wird im Übergangs- Sensoren die Frage nach dem Ablauf der lichkeit, über den gesamten Bildstapel eine bereich ein Gradient in die Maske der Kombination einzelner Farb- oder Hel- »Anpassungs-Ebene« zu legen, mit welcher oberen Ebene eingefügt. Da der Gradient ligkeitskanäle. Entweder werden zuerst der Kontrast für die optimale Erkennung nur in der Überlappungsregion gezeich- die einzelnen Filterkomponenten zu se- feinster Helligkeitsunterschiede angepasst net werden soll, muss diese Region zuerst paraten Mosaik-Bildern kombiniert und werden kann. Diese Ebene wird nach der definiert werden. Abbildung 4 illustriert anschließend zu einem RGB-Bild zusam- Verschmelzung wieder gelöscht und hat diesen Prozess. Der graduelle Helligkeits- mengefügt. Als Alternative dazu kön- somit keinen Einfluss auf das eigentliche verlauf in dieser Auswahl wird mit dem nen auch die einzelnen Bildbereiche als Endergebnis. Sie dient also nur der bes- Gradienten-Werkzeug in Photoshop ge- Kombination der verschiedenen Filter- seren Visualisierung, nicht der Datenmo- zeichnet. Wichtig hierbei ist, dass die Mas- aufnahmen erstellt werden, bevor die difikation. ke an der Außenkante des Bildes, auf das Verschmelzung zum Mosaik stattfindet. Am effektivsten werden Bildgradienten sie wirkt, schwarz ist und auf der anderen Grundsätzlich obliegt es den persön- (in jedem einzelnen Bild im Stapel sepa- Seite weiß. Im dargestellten Beispiel ist lichen Vorstellungen und der Art und rat, d.h. vor dem Zusammenfügen) mit der Überlappungsbereich nicht symme- Weise des Post-Prozessierens, welche Vor- dem Lasso-Werkzeug oder auch direkt trisch, wodurch der gezeichnete Gradient gehensweise zu bevorzugen ist. Beispiels- mit dem Gradienten-Werkzeug in Photo- (Abb. 5b) nur für einen kleinen Bereich weise lohnt sich oft die Kombination der shop entfernt. Dies wird umso einfacher, optimal ist. Dies kann korrigiert werden, RGB-Filter vor dem Zusammenfügen der je besser die Flatfield-Korrektur bei der indem eine Selektion um den weißen Aus- einzelnen Bildausschnitte zum Mosaik, Bildkalibrierung ist. Speziell lokale Ka- trittsbereich gezeichnet wird. Nachdem da in diesem Fall weniger Übergangs- librierungsfehler, wie Abdunklungsringe diese Selektion mit einer weichen Kante masken erstellt werden müssen. Voraus- durch Staubkörner im Lichtweg, sind modifiziert wurde (10 bis 20 Pixel ist ein setzung dafür ist aber eine genaue Über- ohne eine gute Flatfield-Kalibrierung nur guter Startwert), wird der Bereich mit lappung der RGB-Aufnahmen in jedem sehr schwer und unter viel Aufwand weiß gefüllt (Abb. 5c). Analoges Verfahren Bildbereich. Wenn nun auch Schmal- zu entfernen. Bei der Reduzierung al- gilt für die schwarze Austrittskante. Mit bandaufnahmen mit ins Bild integriert ler großflächigen Gradienten muss da- dem Pinsel-Werkzeug werden die übrigen werden sollen (z.B. durch ein iteratives rauf geachtet werden, dass jede Aus- Kanten und die letzten Details der Maske Verfahren in der Post-Prozessierung), wahl für die Helligkeitsanpassung immer angepasst (Abb. 5d). Jetzt können die bei- dann sollte ein separates Schmalband- stark weichgezeichnet wird. Damit ver- den Bildebenen auf eine einzelne reduziert Mosaik erstellt werden (Abb. 6). In Pho- hindert man, dass eventuell vorhandene werden und der nächste Ausschnitt des toshop können diese anschließend pro- Hintergrundstrukturen ungewollt elimi- Mosaiks wird darüber gelegt. Durch die blemlos miteinander verknüpft werden, niert werden. Die Anpassung der zu ver- Wiederholung der beschriebenen Punkte da die Grundlage der Registrierung auf schmelzenden Bilder sollte für Gradien- wird auch das nächste Mosaikstück mit dem gleichen Referenzbild beruht. ten und Helligkeits-Offsets schrittweise dem darunter liegenden Bild vereint. So Beim Post-Prozessieren, d.h. nach dem und behutsam gemacht werden. Durch fügen sich die einzelnen Puzzles bis auf Verschmelzungsprozess, wird wie üblich die verbesserte Visualisierung mittels den letzten Baustein übergangslos zusam- ein nicht-linearer Helligkeitsverlauf an- Anpassungs-Ebene lassen sich auch die men. gewandt und feinste Strukturen werden kleinsten Nuancen im Übergangsbereich herausgearbeitet. Programme wie Adobe schnell entfernen. Das Finish Photoshop oder PixInsight eignen sich Damit ein Bildübergang gänzlich ver- dafür besonders gut. So entsteht aus den schwindet (oft gibt es trotz Anpassung mit Anders als bei DSLR- oder Farb-CCD vielen Einzelbildern ein Mosaik, an dem

der vorher beschriebenen Methode noch Kameras stellt sich bei monochromen man noch lange Freude haben wird. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 79 . Dezember/Januar 2012 57 Selbstbau

Mehr kleine Verbesserungen

Technik Das ETX-70/ETX-80 im parallaktischen Betrieb von Carsten Debbe

Eines der preiswertesten Mitglieder der Meade-Teleskop-Flotte ist ein be- liebtes Einsteigergerät. In interstellarum 75 wurden eine Reihe von selbst- gebauten Verbesserungen vorgestellt, die die Praxis mit dem kleinen Refraktor erleichtern. Angeregt durch einen Leserbrief soll hier die parallaktische Nutzung der ETX-Montierung für die Astrofotografie erläutert werden. ebbe D n e st r a C

Abb. 1: Mit einer selbstgebauten, paral­ Die Polhöhenwiege – einstellen kann. Nach dem Einstellen laktischen Polhöhenwiege ist die Beob­ der Polhöhe, was auf der Nordhalbku- achtung mit dem ETX noch komfortabler. Eine solche Polhöhenwiege gibt es gel der Erde mit Hilfe des Polarsterns von Meade als Zubehör komplett mit Sta- erfolgen kann, wird diese Einstellung m das ETX-70/80 parallaktisch tiv. Aber auch der Selbstbau kann leicht mit Schrauben festgeklemmt. Als Mate- verwenden zu können, wird eine bewerkstelligt werden. rial beim Selbstbau ist schichtverleimtes Uso genannte Polhöhenwiege be- Das Grundprinzip besteht aus zwei Sperrholz gut geeignet. Es ist leicht zu be- nötigt. Auf dieser wird das Teleskop so Platten (beim Selbstbau am einfachsten arbeiten und auch Gewinde können darin befes­tigt, dass die Rektaszensions- oder aus Holz), von der die eine (untere) auf geschnitten werden. Stundenachse zum Himmelspol zeigt. Das einem Stativ (oder auch einer Säule) be- Maße und eine knappe Anleitung für ist die Achse, um die sich der obere Teil festigt wird. Die andere, obere Platte, auf eine mögliche Variante einer solchen Pol- des ETX mit Tubus und Gabelarmen dreht, der das Teleskop befestigt wird, ist beweg- höhenwiege sind in [1] gegeben. Sie ist in und diejenige, die mit dem silbernen Hebel lich, so dass man den Winkel der Polhöhe Abb. 2 dargestellt und als Anregung für unterhalb des Tubus geklemmt wird. – er entspricht der geographischen Breite eigene Ideen gedacht. Die Befestigung des

Abb. 2: Die parallaktische Polhöhenwiege aus schichtver- Abb. 3: Die Aluminiumplatte mit der zentralen Bohrung, mit leimten Holz auf einer Selbstbau-Säule aus PVC-Rohr. der das ETX auf der Polhöhenwiege befestigt wird. Zu erkennen sind ebenfalls die zwei Schrauben zur Befestigung an der ETX- Basis (Fotogewinde!). Daneben ein M 10-Schraubgriff mit dem das Teleskop auf der Polhöhenwiege befestigt wird. ebbe D n e st r a C Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

58 Selbstbau

ETX auf der Polhöhenwiege wurde in die- Norden zeigt und ein eingesetztes Okular sem Fall mit einer Platte aus Aluminium (bereits scharfgestellt!) nach oben (Abb. Umstellung verwirklicht, die unter der Basis des ETX 5). Verwendet man ein Fadenkreuzoku- des ETX auf angeschraubt wird (Abb. 3). Dort befin- lar, erleichtert dies das Ausrichten auf den den sich zwei Gewindelöcher mit Foto- Polarstern sehr! Jetzt wird die Polhöhen- parallaktische gewinde, mit denen das Teleskop auf der wiege so eingestellt, dass der Polarstern in Nachführung Original-Polhöhenwiege von Meade befe- der Mitte des (Fadenkreuz-)Okulars steht. stigt wird. Mit einem zentralen M10-Ge- Dann alle Klemmungen der Polhöhen- Im Auslieferungszustand befindet windeloch in der Aluminiumplatte kann wiege festziehen. Damit ist die Grund- sich die Montierung des ETX in der Ein- das ETX mit einer Schraube auf der Pol- einstellung des ETX abgeschlossen. Wird stellung »AltAz« (AltAzimutal). Um das höhenwiege befestigt werden. das Teleskop nun eingeschaltet, läuft die ETX, wie in diesem Beitrag beschrie- Initialisierung genauso ab, wie bei einem ben, parallaktisch zu betreiben, bedarf Aufstellen und Ausrichtung azimutal aufgestellten ETX, also mit Ein- es einer Änderung der Auswahl im Au- gabe der Daten (Datum, Uhrzeit,…) so- tostar-Menü »Teleskop/Montierung«. Vor dem Befestigen des ETX auf der wie Anfahren und Bestätigung der Refe- Dazu werden folgende Schritte Polhöhenwiege muss der Tubus senkrecht renzsterne. (hier am Beispiel des ETX-70) vorge- zur Montierungsbasis ausgerichtet werden. nommen: Das geschieht folgendermaßen: Die Vorteile zz Teleskop auf eine waagerechte Fläche 1. ETX-70 einschalten stellen Der Vorteil eines solchermaßen auf- 2. Taste »Speed/?« 1× drücken zz Tubus senkrecht stellen und eine kleine gestellten ETX liegt z.B. darin, dass mit 3. Taste »Enter« 4× drücken Wasserwaage auf das obere Ende (Ob- einer aufgesattelten (piggyback) Kamera 4. Taste »Mode« 2× drücken jektivseite) legen. Zum Schutz des Ob- Fotos ohne Bildfelddrehung, wie sie bei 5. Taste »Enter« 1× drücken jektivs den Objektivdeckel aufschrau- einem azimutal aufgestellten Teleskop 6. Taste »Pfeil unten« (neben ben (Abb. 4). auftritt, aufgenommen werden können. »Speed/?« !) drücken bis »Te- zz Tubus mit der Wasserwaage senkrecht Ebenso wird nur ein Motor statt zwei leskop« dann »Enter« ausrichten und festklemmen. Wenn der für die Nachführung benötigt. Auch hat 7. Taste »Pfeil unten« (neben Deklinationsteilkreis am linken Mon- man bei Zenitbeobachtungen mehr Platz »Speed/?« !) drücken bis tierungsarm danach auf 90° eingestellt am Okular und die Scharfstellung ist be- »Montierung« dann »Enter« wird, braucht man diese Justierung nur quemer, da die Montierungsbasis nicht 8. Taste »Pfeil unten« (neben einmal vorzunehmen. stört. Außerdem hat auch eine am hin- »Speed/?« !) drücken bis »Par- So vorbereitet kann mit der Aufstel- teren Anschluss angebrachte DSLR mehr allaktisch« dann »Enter« lung begonnen werden. Zuerst wird ein Platz und stößt bei Zenitobjekten nicht an 9. ETX-70 ausschalten Stativ (oder eine Säule) aufgestellt und die Montierung. mit einer Wasserwaage waagerecht aus- gerichtet. Danach wird die Polhöhenwie- [1] Debbe, C.: Kleine Verbesserungen, große Wirkung. Der Autor dankt Herrn J. Schlüper, ge aufgesetzt und festgeschraubt. Nun Selbstbau-Zubehör für das ETX-70/ETX-80, interstel- Würselen, für dessen Nachfrage, die als befestigt man das ETX so auf der Pol- larum 75, 56 (2011) Anregung zu diesem Bericht diente. höhenwiege, dass der Tubus in Richtung

Abb. 4: Die waagerechte Ausrichtung des ETX und der Säule Abb. 5: Ausrichtung des ETX nach Norden, um mit Hilfe des mit Hilfe von zwei Wasserwaagen. Polarsterns die Polhöhenwiege auf die geographische Breite ein- zurichten. Zur Erhöhung der Genauigkeit ist ein Fadenkreuzokular eingesteckt. ebbe D n e st r a C Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

59 Wissen

von Stefan Seip Welche Objektiveigenschaften sind für Astrofotografen nützlich?

iele Weitfeldaufnahmen des Stern- auch bei Offenblende »farbrein« abbildet. ben wurde, demnach also die Distanz zwi- Vhimmels entstehen mit gewöhnlichen Unter »anormaler Teildispersion« versteht schen Objektiv und Film variierte, erfolgt Fotoobjektiven. Innovationen im Objek- man die Eigenschaft meist kostspieliger Glas- die Fokussierung heute meist durch die Be- Technik tivbau führen zu immer besseren Abbil- sorten, deren Brechungsverhalten gegen- wegung einzelner Linsen oder Linsengrup- dungseigenschaften der Objektive bei Of- über anderen Gläsern ins Gegenteil verkehrt pen innerhalb des Objektivs, so dass von fenblende, was für den Astrofotografen ist. Ein apochromatisch korrigiertes Objektiv außen betrachtet das Objektiv unverändert höchst willkommen ist. ist für den Astrofotografen ein Segen, weil er bleibt. Im Zeitalter des Autofokus hat das ei- mit Offenblende Fotos ohne störende Farb- nerseits einen pragmatischen Hintergrund, säume aufnehmen kann. Je länger die Brenn- nämlich dass die vom Autofokus-Motor zu weite und je größer das Öffnungsverhältnis, bewegende Masse reduziert wird. Anderer- desto wichtiger wird eine apochromatische seits wird die Innenfokussierung auch dafür Korrektur. Unglücklicherweise unterliegt der eingesetzt, um die Abbildungsleistung im Begriff »Apochromat« keiner Industrienorm, Nahbereich zu verbessern, weil die optische so dass es dem Gutdünken der Hersteller Konfiguration verändert wird. Für den Astro- überlassen bleibt, welches Objektiv mit dem fotografen bedeutet beides keinen Gewinn, Zusatz »Apo« oder »ED« (für »extra-low dis- weil er meist ohne Autofokus fokussiert und persion«) geadelt wird. ohnehin nur im »Unendlichen« arbeitet. Wird ein solches Objektiv allerdings an einer sys- S. Seip Abb. 1: Bei den vielen im Handel ver- Asphärisch temfremden Kamera verwendet (etwa einer wendeten Objektivbezeichnungen ist »Normale«, relativ preiswert zu fertigende CCD-Kamera), ist darauf zu achten, dass es es nicht immer leicht, alle Kürzel richtig Linsen weisen Oberflächen auf, die als Aus- auf »unendlich« eingestellt ist. In manchen zu deuten. schnitt einer Kugeloberfläche zu verstehen Fällen ist es auch wichtig zu wissen, dass sind, d.h. sie sind sphärisch. Linsen mit asphä- Objektive mit Innenfokussierung ihre Brenn- Apochromatische Korrektur rischen Oberflächen weichen davon ab und weite leicht verändern, wenn fokussiert wird. Fotoobjektive sind ebenso wie Refrakto- sind schwieriger herzustellen, erlauben dem ren von der chromatischen Längsaberrati- Optikdesigner aber einen zusätzlichen Frei- Floating Elements on betroffen, einer unterschiedlichen Brenn- heitsgrad zur Korrektur von Abbildungsfeh- Damit gemeint ist eine Linsengruppe, punktlage für verschiedene Wellenlängen lern. Je nach Objektiv weisen eine, manch- die sich beim Fokussieren gegen den Rest des Lichts. Der exakte Fokus kann nur auf mal auch zwei oder mehrere der enthaltenen des optischen Systems verschiebt und die eine Wellenlänge erfolgen, während die an- Linsen asphärische Oberflächen auf, was der Konfiguration des Objektivs ändert. Anders deren Farben des Spektrums unscharf wie- Abbildungsqualität bei Offenblende zugute wie bei der Innenfokussierung wird damit dergegeben werden, was sich anhand von kommen sollte. Daher ist das Attribut »asphä- ausschließlich das Ziel einer verbesserten Farbsäumen um helle Sterne herum bemerk- risch« für den Astrofotografen von Interesse, Abbildungsleistung im Nahbereich verfolgt, bar macht. Dieser Abbildungsfehler kann auch wenn es Einzelfälle geben mag, in de- so dass der Astrofotograf darauf verzich- zwar durch Abblendung minimiert werden, nen ein Hersteller diese Technik nur nutzt, ten kann. Ein Objektiv mit »Floating Ele- was aber nicht im Sinne des Astrofotografen um Objektive herkömmlicher Abbildungs- ments« muss auf unendlich eingestellt wer- ist, der die kurzen Belichtungszeiten bei of- leistung mit weniger Aufwand fertigen zu den, wenn es an eine CCD-Kamera adaptiert fener Blende wertschätzt. Durch den Einsatz können, indem gleichzeitig die Gesamtzahl wird. Fokussieren geht auch hier mit einer von einzelnen Linsen aus speziellen Glassor- der Linsen pro Objektiv stark reduziert wird. geringen Brennweitenänderung einher. ten mit anormaler Teildispersion kann ein apochromatisches Linsensystem entstehen, Innenfokussierung Bildstabilisator welches alle Wellenlängen des sichtbaren Während früher bei der Scharfeinstellung Oft abgekürzt mit IS (»Image Stabilizer«), Lichts in einem Brennpunkt vereinigt und das gesamte Linsensystem axial verscho- VR (»Vibration Reduction«) oder OS (»Optical

Abb. 2: Das Objektiv links trägt die Bezeichnung »APO« als Hinweis für eine (angebliche) apochromatische Korrektur. Das Kürzel »ASPH.« auf dem Objektiv besagt, dass mindestens eine Linsenoberfläche asphärisch geformt ist (Mitte) Das rote »L« steht bei Canon für die Objektive der Profi-Serie (rechts). p ei S. S Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

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von Stefan Seip TechnikWissen p ei

Welche Objektiveigenschaften sind für Astrofotografen nützlich? S. S a b mit dem Zusatz »L«, bei Sony mit »G« und bei Sigma mit »EX« versehen sind. Von ei- ner eventuell optimierten Abbildungsqua- lität solcher Produktlinien profitiert freilich auch der Astrofotograf. Ebenso von einem vielleicht vorhandenen Schutz gegenüber Wassereintritt – man denke an den nächt- c d lichen Tau. Bezahlt werden muss allerdings auch eine mechanisch stabilere Konstruk- tion, um den teils hohen Anforderungen des Profialltags gerecht zu werden. Darauf könnte der Astrofotograf ohne weiteres verzichten.

Abb. 3: Stark vergrößerte Sternabbil- AF/USM dung von zwei Objektiven mit 50mm »AF« steht für Autofokus, »USM« für die Brennweite bei Offenblende 1:1,4: Die obere Verwendung eines Ultraschallmotors als Reihe (A und B) zeigt den gleichen Stern in Antrieb dafür. Generell ist ein Autofokus der Bildmitte, die untere Reihe (C und D) ei- im Astrobereich kaum einsetzbar und da- nen Stern im Eck des 24mm × 36mm großen her ohne Belang. Bildsensors. Die Bilder A und C wurden mit einem klassischen Objektiv aufgenommen, EF-S/DX/DC das auf eine Optikrechnung von 1969 zu- Solche Bezeichnungen weisen auf den rückgeht, die Bilder B und D mit einem mo- Bildkreis hin, den ein Objektiv maximal dernen Design von 2004, das eine Linse mit ausleuchten kann. Grundsätzlich sind asphärischer Oberfläche enthält. Während in für Kameras mit kleinerem Sensor auch der Bildmitte (A und B) die Sternabbildung kleinere und leichtere, eventuell auch praktisch identisch ist und lediglich eine preiswertere Objektive realisierbar, de- Restchromasie zu unterschiedlich farbigen ren Bildkreis gerade für die Sensorfläche Rändern führt, konnte der Einsatz der Asphä- ausreichend ist. Ein »Geheimtipp« jedoch re die Abbildungsgüte am Rand des Bildfelds ist der Einsatz von Objektiven, die für (D im Vergleich zu C) deutlich steigern. weitaus größere Bildkreise vorgesehen sind, als ihn die verwendete Kamera be- Stabilizer«), sorgen hochfrequent bewegliche nötigt. Dann nämlich nutzt die Kamera Linsengruppen dafür, dass selbst bei längeren nur den zentralen Teil der Bildebene, Belichtungszeiten noch scharfe, nicht verwa- während sich die Abbildungsfehler im ckelte Aufnahmen ohne Stativ möglich sind. ohnehin ungenutzten Randbereich ab- Astrofotografen arbeiten mit Stativ und so spielen. Selbst die Anpassung von guten langen Belichtungszeiten, das auch ein Bild- Mittelformat-Objektiven an digitale Spie- stabilisator nicht hilfreich ist und bei Astroauf- gelreflexkameras ist aus diesem Grund nahmen sogar ausgeschaltet werden sollte. keine schlechte Idee. Daher sind Objektive mit Bildstabilisator in der Astrofotografie ohne speziellen Nutzen. Digital optimiert Sofern nicht als Marketinginstrument Zoom missbraucht, kann die Klassifizierung »für Als Zoomobjektive werden solche mit die Digitalfotografie optimiert« auf zwei- variabler Brennweite, also variablem Bild- erlei Dinge hinweisen: Erstens den relativ winkel bezeichnet. Erkauft wird diese Fle- senkrechten Lichteinfall auf den Sensor xibilität mit einer gegenüber festbrenn- bis in die Bildecken und zweitens einen weitigen Objektiven stark erhöhten Zahl besonderen Krümmungsradius der hin- an Linsen sowie einer deutlich geringeren tersten Linse. Ersteres ist von Vorteil, weil Lichtstärke. Astrofotografen profitieren digitale Bildsensoren – im Gegensatz zum nicht von den Vorteilen eines Zooms, lei- Film – schräg einfallendes Licht nicht mö- den aber unter ihren Nachteilen. gen und zweitens, um Lichtreflexionen vom Sensor nicht zurückzuwerfen, was Profiobjektive Geisterbilder hervorrufen würde. Der digi- Viele Hersteller bieten eine »Profi-Rei- tal arbeitende Astrofotograf profitiert von he« in ihrem Portfolio an, die bei Canon beiden Maßnahmen. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 79 . Dezember/Januar 2012 61 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. .26026BLQWHUVWHOODUXPBLQGG  Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Rückblick Beobachtungen

Abb. 1: Digitalfoto, 2.9.2011, 23:32 MESZ, 24mm-Objektiv bei f/2, 5DMk2, ISO 640, 6s. Franz-Peter Pau- zenberger

Die Aktivität der Sonne nimmt im laufenden Sonnenfleckenzyklus ste- tig zu (s. S. 22), was auch Polarlich- tern zugute kommt. Nach der Ti- telgeschichte der letzten Ausgabe erreichte uns ein schönes Bild des Po- larlichtbogens aus Norwegen (Abb. 1). Am 26.9. waren sogar Polarlichter von Süddeutschland aus sichtbar, Abb. 2a: Digitalfoto, 26.9.2011, 22:20 MESZ, 24mm- Abb. 2b: Digitalfoto, 26.9.2011, 23:17 MESZ, was eindrucksvoll zwei schöne Auf- Teleobjektiv bei f/2, 5DMk2, ISO 800, 13s. Franz-Peter 16mm-Teleobjektiv bei f/4, Canon EOS 350D, nahmen belegen (Abb. 2). Pauzenberger ISO 1250, 30s. Christian Bartzsch

Die hellste Supernova der letzten 20 Jahre (SN 2011fe, s. auch S. 42) ereignete sich im August in M 101 (interstellarum berichtete). Bei einer Maximalhelligkeit von ca. 10m war sie bereits im Fernglas zu sehen.

Abb. 3a: Diese Aufnahme vom 3. September zeigt Abb. 3b: M 101 vor und nach der Supernovaexplosion. Digitalfoto, SN 2011fe als hellsten »Stern« innerhalb der Spiralarme 3.9.2011, 22:30 MESZ, 3"-Refraktor bei 840mm, Canon EOS 450D (A), ISO 800, von M 101. CCD-Aufnahme, 22:00 MESZ, 10"-Newton bei 6×10min. Ernst-Jürgen Stracke, Jürgen Ruddek

900mm, FLI 8300, 7×240s (L), 240min (je RGB). Michael Jäger Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 79 . Dezember/Januar 2012 67 Beobachtungen als der dunkler ist Hand 2: Die Abb. Abb. 1: von Originalaufnahme M 11. v Illusion eine ist Nachthimmel tiefschwarze Der LightFirst am rechten Bildrand leicht elongiert sind, möglicherweise verursacht durch eine Dejustage Dejustage durch eine verursacht möglicherweise sind, elongiert leicht rechtenam Bildrand Nachthimmel, an Stand den selbst besten orten auf der Erde.orten der Aufnahmeoptik. der H on S t e M 11, »Wildentenhaufen« dem im Bild vom offenen Sternhaufen vomBild offenen Sternhaufen err Tobias Hoffmann hat mir sein sein mir hat Tobiaserr Hoffmann fan S ei p Bei kritischer Betrachtung kritischer Bei zeigt sich, dass die Sterne -

S. Seip S. Seip Abb. 3: Viele Sterne werden sichtbar, werden auch Sterne aber Bildrauschen 3:Abb. Viele und ein Gradient. Kugelsternhaufen zum Verwechseln ähn Verwechseln zum Kugelsternhaufen Lieblingsobjekte. Bei geringer Vergröße geringer Bei Lieblingsobjekte. rung mit kleinster Optik sieht er einem sieht einem er Optik kleinster mit rung Sternbild Schild, zugesandt, einem meiner meiner einem zugesandt, Schild, Sternbild lich, entpuppt sich aber bei steigender Auf steigender bei aber entpupptsich lich, - - -

T. Hoffmann Angefertigt wurden acht Aufnahmen, von achtAufnahmen, wurden Angefertigt wurde das Teleskop das EQ-6-Mon von einer wurde werfe ich zunächst einen Blick auf das His das auf Blick einen zunächst ich werfe Kompliment aussprechen, denn nach Aus nach denn aussprechen, Kompliment Einführung der digitalen Aufnahmetech digitalen der Einführung der neben wobei beachtliches, ein Ergebnis Fortschritte erinnert werden muss, die die die die werden muss, erinnert Fortschritte Brennweite, an das seine digitale Spiegelre digitale seine das an Brennweite, Leistung des Fotografen auch einmal an die die an auch einmal Fotografen des Leistung flexkamera vom D3100 Nikon ange Typ flexkamera und das »First Light« seines Newton-Te »First Light« seines das und mann verwendete für seine Aufnahme Aufnahme seine für verwendete mann hoher ISO-Wert eingestellt, nämlich 3200. 3200. nämlich hoher ISO-Wert eingestellt, hat, weiß genau, dass sein »First Light« be sein dass genau, weiß hat, Deep-Sky-Aufnahme erste seine um hier Sein Resultat ist in Abb. 1 zu sehen. Abb. 1zu in ist Resultat Sein tierung. An der Kamera wurde ein sehr sehr ein wurde Kamera der An tierung. tog nik mit sich brachte. Wer brachte. sich astrofoto mit sein nik lösung als Offener Sternhaufen. Herr Hoff Herr Sternhaufen. Offener als lösung leskops. Vor diesem Hintergrund ist das das ist Vorleskops. Hintergrund diesem denen jede 8s lang belichtet worden ist. worden ist. belichtet lang 8s jede denen deutend ausgesehen hat… anders ein 6"-Newton-Spiegelteleskop mit 750mm 750mm 6"-Newton-Spiegelteleskopmit ein sage von Herrn Hoffmann handelt es sich es sich handelt Hoffmann von Herrn sage ein zunächst ich möchte ge unterbreite, schlossen war. Getragen und nachgeführt nachgeführt und Getragen war. schlossen grafisches Handwerk mit Filmen begonnen begonnen mit Filmen Handwerk grafisches Wie immer bei Deep-Sky-Aufnahmen Deep-Sky-Aufnahmen bei Wie immer Bevor ich meine Verbesserungsvorschlä meine ich Bevor ramm. Dieses offenbart, was auch beim beim auch was offenbart, Dieses ramm. ------­ - - - -

Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. First Light p p ei ei S. S S. S

Abb. 4: Das Photoshop-Plug-In »RC- Astro-GradientXTerminator« stellt eine gleichmäßige Helligkeit und Farbe des Him- melshintergrundes her.

Abb. 5: Dialogfeld von Photoshop zur Verringerung des Bildrauschens mit geeig- neten Parametern.

Betrachten des Bildes schon auffällt, näm- lich einen tiefschwarzen Himmel. Ich kann sehr gut nachvollziehen, warum die Bild- verarbeitung so durchgeführt wurde, damit beweist ein einfacher Test die Resthellig- lichtschwache Sterne sind plötzlich zu er- der Himmel diese Dunkelheit annimmt: keit des Nachthimmels: Man hält die Hand kennen, aber auch ein Gradient sowie ein Dadurch lässt sich das Bildrauschen und hoch und sieht, dass diese sich deutlich dun- nicht unerhebliches Farbrauschen. ein eventuell vorhandener Helligkeitsgradi- kel vor dem helleren Himmel abhebt (Abb. Um dieses Rauschen zu unterdrücken ent hervorragend »kaschieren«, denn beide 2). Ursache dafür ist das Licht der Sterne wäre es sinnvoll gewesen, mehr Belich- Phänomene spielen sich am linken Rand des und das so genannte Nachthimmelsleuch- tungszeit zu investieren. Insgesamt 64s er- Histogramms ab, das die niedrigen Hellig- ten (»Airglow«), das durch Rekombinations- scheinen mir zu kurz. Außerdem dürfte keitswerte repräsentiert. Wird es am linken prozesse ionisierter Teilchen innerhalb der das Rauschniveau der Kamera bei ISO Rand beschnitten, fallen Rauschen und Gra- Erdatmosphäre in einer Höhe von etwa 100 3200 schon relativ hoch sein. Daher würde dienten »unter den Tisch« und der Himmel bis 500 Kilometer über der Erd­oberfläche ich empfehlen, mit niedrigerem ISO-Wert nimmt eine einheitlich tiefe Schwärze an. zustande kommt. Die Darstellung eines ra- (1600 oder noch besser 800) zu arbeiten und Doch diese Darstellung entspricht erstens benschwarzen Nachthimmels ist demnach die Einzelbilder länger zu belichten. 15 bis nicht der Wirklichkeit und geht zweitens nicht realistisch, weder für lichtverschmutz- 20 Sekunden sollte die Montierung auch auf Kosten der lichtschwachen Sterne, die te Gegenden noch für Regionen mit besten ohne Nachführkontrolle (Guiding) schaf- ebenfalls der Bearbeitung zum Opfer fallen. Beobachtungsbedingungen. fen. Investiert man so viele Einzelbilder, bis In der Realität nämlich weist selbst der Die Daten, die durch einen Histogramm- man auf eine Gesamtbelichtungszeit von mondlose Nachthimmel bei maxima- Beschnitt auf der linken Seite verloren ge- etwa 10 bis 15 Minuten kommt, dürfte das ler Dunkelheit eine Resthelligkeit auf. In gangen sind, kann ich freilich nicht mehr Rauschen erheblich niedriger ausfallen. dicht besiedelten Gebieten hat daran die rekonstruieren. Stattdessen versuchte ich Dem Gradienten bin ich behelfsmä- künstliche Lichtemission einen erheblichen herauszufinden, welche Daten die Bearbei- ßig mit einem kostenpflichtigen Plug-In Anteil, den man durch die beschriebene tung überstanden haben und noch existie- für Photoshop zu Leibe gerückt (Abb. 4), Bearbeitungsweise vielleicht auch elimi- ren. Dazu rufe ich in Photoshop den Befehl dem Rauschen durch Bordmittel von Pho- nieren möchte. Doch selbst an den besten »Bild/Korrekturen/Gradationskurven…« toshop (Befehl »Filter/Rauschfilter/Rau- astronomischen Standorten auf der Erde, (Tastenschlüssel Strg-M) auf und verbiege schen reduzieren…«, Abb. 5). Abbildung 6 wo keinerlei künstliche Lichtquellen stören, die Kurve. Das Ergebnis zeigt Abb. 3: Viele zeigt die Früchte dieser Arbeit, Abb. 7 das

an daraus abgeleitete Histogramm. m off H , T. , T. p

ei Abb. 6: Fertig bearbeitetes Foto. S. S Abb. 7: Das Histogramm zu Abb. 5 zeigt im Gegensatz zum ursprünglichen einen deutlich nach rechts gerückten Datenberg, der den helleren Himmelshintergrund re- präsentiert. p Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. ei S. S interstellarum 79 . Dezember/Januar 2012 69 70 Beobachtungen N beobachtenLeser Saison der Objekte z z z Deep- Zeich Beschreibungen, es, ist Projekts Leser Leser Saison: der Objekte Die nungen, Fotos und CCD-Bilder von von CCD-Bilder Fotos und nungen, ­be GC 1977 GC z z z Alle Ergebnisse: www.interstellarum.de/ods.asp www.interstellarum.de/ods-galerie.asp www.interstellarum.de/ods. Beobachtungen einsenden: asp?Anzahl=alle&Maske=1 Objekte: behandelter Liste o ­ba ­S chten. Ziel dieses interaktiven interaktiven dieses Ziel chten. yOjke zusammenzuführen. ky-Objekten neu - Ergebnisse: Nr.Ergebnisse: 85 Vorstellung: Nr.Ergebnisse: 84 Nr.Vorstellung: 78 Nr.Ergebnisse: 83 Nr.Vorstellung: 77 Nr. 82 Ergebnisse: Nr.Vorstellung: 76 Nr.Ergebnisse: 81 Nr.Vorstellung: 75 Nr.Ergebnisse: 80 ugb Name Nr.Vorstellung: 74 Ausgabe 6Ausgaben nächsten der Saison der Objekte Die S . 3 0 M 45 M NGC 1333 NGC 1805 IC 663 NGC 6791 NGC 6819 NGC 62 M M 80 4725 NGC NGC 4485/4490 41 M IC 2177IC

Bernd Koch ACF III-Filter. Bernd ISO 1000, 7×30s, 4×120s, 9×60s, 5×180s, 3×360s, Baader Komposit, NGC 1977 und der große Orionnebel. Digitalfoto- 1977NGC Orionnebel. große der und Sternbild Per T Cas Cas Lyr Cyg O S Com CVn CMa Mon a co ph NGC 1977 1975 sichtbar. gut Blick 1977 und ersten den auf sind 102/1100-Cassegrain 120/600-Refraktor : fst 6 : fst 254/1270-Newton 25×100-Fernglas (ähnlich einem Dreieck mit sehr stumpfem Winkel) Winkel) stumpfem sehr mit Dreieck (ähnlich einem 317/1560-Newton Seite nach Süden. NGC 1973 NGC 6' Süden. ein nach ×4'großer, ist Seite Sichtbedingungen. Daher ließ sich unter diesen diesen unter sich ließ Daher Sichtbedingungen. sichtbar, und zieht sich länglich dahin. Am besten besten Am dahin. länglich sich zieht sichtbar, und schwacher Strukturen. 98×. Christian 98×. von Rüsten Strukturen. schwacher geöffnete Norden nach als dann sich dieser dass so schwierigsten, da ein heller 5 UHC-Filter kommt der Emissions-Anteil besser heraus, heraus, besser Emissions-Anteil der kommt UHC-Filter Umständen nur mit einem 32mm Plössl-Okular und und 32mm Plössl-Okular einem mit nur Umständen M 42 zu sehen – ein schöner Anblick. 18×. Pilz Uwe Anblick. schöner –ein M 42 sehen zu ter zeichnet er sich als flache Ellipse mit jeweils zwei zwei jeweils mit Ellipse flache als sich er zeichnet ter Nebel ist groß, C-förmig gekrümmt, mit der offenen offenen der mit gekrümmt, C-förmig groß, ist Nebel Nebel sind drei hellere Sterne eingebettet. Ohne Fil Filters wird er zwar schwächer, zeigt aber Ansätze Ansätze aber schwächer,zeigt zwar er wird Filters Hβ- eines Verwendung Unter aufwölbt. Halbkugel Der größte Nebel – NGC 1977 – ist dabei noch am 1977 am –NGC noch dabei Nebel – ist größte Der vom 30° ca. Straßenlaterne nahe eine und Himmel ehesten rund. Das Nebelgebiet ist gemeinsam mit Höfen um die beiden hellsten Sterne ab. Mit dem Himmelshintergrund überging. 34×. Stefan überging. Himmelshintergrund Deichsel u erkennen. Dieses Feld schien unterhalb aber direkt Sterne drei die um Feld helles ein UHC-Filter einem der drei besagten Sterne ein wenig heller zu sein, sein, zu heller wenig ein Sterne besagten drei der ausgemacht werden. 79×.Hans-Georg Purucker werden. ausgemacht auffallender Nebelfleck. NGC 1975 ist kleiner und am NGC und kleiner 1975ist Nebelfleck. auffallender anvisierten zu entfernt führten schwierigen Objekt aber dennoch direkt sichtbar und das bei Stadt bei das und sichtbar direkt dennoch aber als darüber, wo es recht schnell in den dunklen dunklen den in schnell recht wo es darüber, als randbedingungen. randbedingungen. lich konnten auch noch NGC 1973 NGC noch 1975 auch NGC konnten lich und ist er um 42 Ori und 45 Ori zu erkennen. Nordwest erkennen. zu 45 42 Ori um und er ist Ori leichtes Objekt, natürlich schwieriger als M42/M als 43, schwieriger natürlich Objekt, leichtes R.A. 3 17 16 7 2 1 19 19 12 12 6 7 2,95"-Refraktor EOS Canon 5D, 500mm, bei h h h h h h 47,0 33,4 4,3 5,5 46,0 46,0 h h h h h h 50,4 30,5 1,2 20,9 41,3 17,0 min min min min min min min min min min min min : fst 5 : fst : fst 6 : fst : Bortle 3; die drei Nebel NGC 1973, NGC Nebel 3; drei die : Bortle Jörg Meyer Dekl. –19° 45' –19° +24° 7' 26' +61° 15' +61° 46' +37° 11' +40° –30° 7' –22° 59' +25° 30' 39' 42'/+41° +41° 45' –20° 0' –11° : fst 4 : fst m ,5; im Fernglas war es ein ein es war Fernglas im ,5; m ,2; in diesem ca. 5' großen 5' großen ca. diesem in ,2; m ,1; der Nebel ist sehr gut gut sehr ist Nebel der ,1; m ,0; ein aufgehellter ,0; m -Stern Dieser stört. Einsendeschluss 20.9.2012 20.7.2012 20.5.2012 20.3.2012 20.1.2012 20.11.2011 -

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Digitalfoto, 8"-Newton bei 920mm, Canon EOS 40D (modifiziert), ISO 800, 29×10min, IDAS LPS-Filter. Siegfried Kohlert

CCD-Aufnahme, 3,2"-Refraktor bei 600mm, Atik 16HR, 11×5min (L), CCD-Aufnahme, 8"-Refraktor bei 1640mm, QSI 583wsg, 20×600s (L), 3×5min (R), 4×5min (G), 5×5min (B), Astronomik-Filter. Carsten Reese 8×600s (je RGB), Astronomik LRGB-Filter. Immo Gerber Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Sharpless 276 (Barnards Loop)

Digitalfoto, 50mm-Objektiv bei f/1,8, Canon EOS 350Da, ISO 400, 35×10min. Bernhard Gotthardt

Sharpless 276 (Barnards Loop)

bloßes Auge: fst 7m,5; unter Alpenhimmel mit zwei 2"-Hβ-Filtern als 120/600-Refraktor: fst 5m,5; die Schlüssel für die Sichtung von geisterhafter Bogen deutlich zu sehen. Ronald Stoyan Barnards Loop sind ein dunkler Himmel, ein großes Gesichtsfeld 15×45-Fernglas: fst 6m,2; Barnards Loop ist als Bogen, nordöstlich und die Benutzung eines UHC- oder Hβ-Filters. Unter einem guten von M 78 beginnend, in südlicher Richtung als leichte Aufhellung Landhimmel war die Sichtung einfacher als gedacht. Es war nicht zu erkennen. Auch der südliche Teil konnte noch ansatzweise aus- schwierig, den nördlichen Teil auszumachen. Das Nebelgebiet ist gemacht werden. Hans-Georg Purucker frei von helleren Sternen, so dass Filtereffekte ausgeschlossen wa- ren. Die Wahrnehmung der helleren Struktur im Inneren erforderte 114/900-Newton: fst 5m,5; Barnards Loop war nur mit Hilfe von indirektes Sehen. Weiter südlich konnte ein kleiner Nebelfetzen Field Sweeping und des UHC-Filters als riesige schwache Aufhel- erkannt werden. Hβ; 15×. Uwe Pilz lung zu erahnen. Der hellste Teil von Sharpless 276 befindet sich m ganz in der Nähe von M 78. 28×. Frank Lange 254/1270-Newton: fst 6 ,1; nordöstlich von M 78 erscheint Sharp- less 276 als leichte, aber deutliche Aufhellung beim Field Sweeping. 49×. Hans-Georg Purucker Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

72 interstellarum 79 . Dezember/Januar 2012 Objekte der Saison

Zeichnung, 2,76"-Newton: fst 7m,1; UHC; 14×. Martin Schoenball

CCD-Aufnahme, 200mm-Teleobjektiv bei f/2,8, SBIG STL-11000M C2, je 9×8min (Hα), Baader Hα-Filter, Panorama aus zwei Auf- nahmen. Thomas Jäger

Digitalfoto, 18mm-Objektiv bei f/5,6, Canon EOS 30D (modifiziert), ISO 1600,

9×2min. Dieter Willasch Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. 74 Beobachtungen (L), 180min (Hα), (G), 90min (B), 200min Baader-Filter. Gerald Rhemann inter Leser unserer Astrofotos Galerie IC 5963,IC Emissions- und Cassiopeiae.nahe γ und Reflexionsnebel CCD-Aufnahme, bei 12"-Astrograph 1136mm, FLI ML8300, 310min stellarum 79

. Dezember/Januar 2012

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Andromedagalaxie M 31 mit ihren Begleitern M 32 und M 110. IC 1396. Digitalfoto, 100mm-Teleobjektiv bei f/4, Canon EOS CCD-Aufnahme, 4"-Refraktor bei 365mm, QSI583wsgI, 24×300s (L), 350Da, ISO 400, 23×10min. Bernhard Gotthardt 10×1200s (L), 13×300s (R), 12×300s (je GB), 15×1200s (Hα), Astrono- mik 2C-Filter. Immo Gerber Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 79 . Dezember/Januar 2012 75 Rezensionen

Der Sternenhimmel Monumental ist das zutreffende Wort ren Natur, griechischen für dieses Werk – raumgreifende 50cm × Sagen, und persönlichen 40cm misst der 3,5kg schwere Bildband Erlebnissen des Autors

Service »Der Sternenhimmel« des bekannten – eine private Sternfüh- Astrofotografen Eckhard Slawik. Leinen- rung ohne Hast. Ein Rou- einband und Hochglanzpapier vervoll- tenplaner kann und will ständigen den Eindruck der Großzügig- das Buch jedoch schon keit, den dieses außergewöhnliche Buch aufgrund des Formats ei- ausstrahlt. gentlich nicht sein, es ist Das riesige Format dient als Staffe- eher ein Erzählband über lei für die Kunstwerke des vom Verlag den Himmel in Wort und als »Picasso der Astrofotografen« apo- Bild, durchaus verständ- strophierten Autors. Spektakulär sind lich für Menschen ohne die über eine Doppelseite reichenden jedes Vorwissen. Ein Wer- Tagesreihen der Sonnenscheibe oder mutstropfen für Astrofoto- einzelner Sonnenflecken, nicht minder grafen sind die fehlenden beeindruckend die ununterbrochene, Informationen zu den meis­ auf Einzelseiten präsentierte Reihe von ten Fotos, in vielen Fällen ist Mondporträts einer vollen Lunation. Sla- gar nichts zur Aufnahme- wiks berühmtes Milchstraßenmosaik ist technik oder -optik zu er- auf 1,5m Breite zum Ausklappen zu be- fahren, ein Bildnachweis fehlt. Lediglich Eckhard Slawik: Der Sternenhim- staunen. Bislang unveröffentlichte Bil- zu einigen ausgewählten Aufnahmen mel, Ein Routenplaner zu Sonne, der zeigen den jahreszeitlichen Stern- berichtet Slawik deren Entstehungsge- Mond und den Sternen, Spektrum himmel unter Großstadt-, Land- und schichte im Anhang. Akademischer Verlag, Heidelberg 2011, Gebirgshimmelbedingungen. Auch eini- Dies ist ein ideales Geschenk für bi- ISBN 978-3827428608, 104S., 129,95€ ge Deep-Sky-Objekte und Planetenkon- bliophile Sternhimmel-Neugierige, die stellationen sind abgebildet. sich von diesem beeindruckenden Buch Die zugehörigen Texte berichten im zum eigenen Betrachten und Nachden- Plauderton von den abgebildeten Ob- ken über die Sterne anregen lassen. jekten, erzählen anekdotenhaft von de- n Ronald Stoyan

iPhone-App: Sky Safari 3

Um es gleich vor- log ermöglicht die gezielte Suche nach be- weg zu sagen: Die stimmten Himmelsobjekten, deren Position aktuelle dritte Ver- in der Planetariumssoftware angezeigt und sion von Sky Safari (meist) mit einem Foto dargestellt wird. Eine kann (nahezu rest- Besonderheit der Sky Safari-Apps (es gibt los) überzeugen! Für auch eine »Plus«- und ein »Pro«-Version) be- weniger als 2,50€ steht darin, dass zur App optional ein Kabel erhält man mit der erhältlich ist, dass das iPhone um eine RS232- App von Southern Stars eine leistungsfä- Schnittstelle erweitert, so dass die App zur hige interaktive Sternkarte, die eine recht Steuerung eines Teleskops verwendet wer- umfangreiche, aber auch grafisch recht an- den kann. Schade ist, dass (noch?) nicht für sprechende Präsentation des nächtlichen alle im Katalog auswählbaren Deep-Sky-Ob- Sternhimmels auf dem Smartphone bietet. jekte ein Foto hinterlegt ist; und auch Pluto ist Umfangreiche Einstellmöglichkeiten erlau- noch in der Liste der Planeten zu finden – wie ben es, die Ansicht des Nachthimmels den in mehreren US-amerikanischen Produkten. eigenen Erwartungen und Vorlieben anzu- passen. Ein sehr umfangreicher Objektkata- n Ullrich Dittler

Sky Safari 3, 52MB, 3.0.2, iOS4 oder höher, für

iPhone/iPad/iPad Touch, 2,39€ Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

76 interstellarum 79 . Dezember/Januar 2012 Rezensionen/Astromarkt

Hubble

In den 20 Jahren seit seiner Inbetrieb- Leider hat man sich nicht ganz der nahme hat das Hubble-Teleskop unzähli- Versuchung entziehen können, Lücken, ge faszinierende Bilder gesendet. Manche die das Hubble-Teleskops gelassen hat, sind zu Ikonen der Astronomie geworden, durch Raumsondenaufnahmen zu schlie- wie die »Säulen der Schöpfung« in M 16. ßen: So ist z.B. Merkur enthalten, obwohl Andere, nicht minder faszinierende, sind ihn das Weltraumteleskop wegen sei- jedoch kaum beachtet worden. ner Sonnennähe gar nicht fotografieren Dieser gewichtige Bildband zeigt im kann. Auch darf man keinen Vollständig- Großformat 36cm × 34cm die 400 schöns- keitsanspruch stellen – die vielen weite- ten vom Weltraumteleskop aufgenom- ren Aufnahmen des HST, die nicht vom men Himmelsfotos. Von erdnahen Klein- Hubble Heritage Team mit ausführlicher planeten bis hin zu Gravitationslinsen Bildbearbeitung bedacht wurden, son- reicht die Spannweite. Jedes Motiv ist dern nur als Rohaufnahmen existieren, ausführlich erläutert und hervorragend sind hier nicht zu finden. Dies tut diesem reproduziert. Der englische Autor Giles großartigen Bildband jedoch keinen Ab- Sparrow hat hier ganze Arbeit geleistet – bruch. Giles Sparrow: Hubble – Die schönsten das ursprüngliche Buch erschien bereits Bilder aus dem All, Kosmos-Verlag, Stutt- vergangenes Jahr unter demselben Ti- n Ronald Stoyan gart 2011, ISBN 978-3-440-12643-1, 224 S., tel bei Quercus Publishing in englischer

49,95€ Sprache. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 79 . Dezember/Januar 2012 77 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Vorschau

Impressum Demnächst in interstellarum www.interstellarum.de | ISSN: 0946-9915

Verlag: Oculum-Verlag GmbH, Spardorfer Straße 67, D-91054 Erlangen interstellarum 80 WWW: www.oculum.de E-Mail: [email protected] Dunkler Himmel Tel.: 09131/970694 im Vormarsch Fax: 09131/978596

Der Lichtverschmutzung et- Abo-Service: Oculum-Verlag GmbH, Spardorfer Straße 67, l e n was entgegen setzen – das ist ä D-91054 Erlangen H

das Konzept der Deep-Sky- as re E-Mail: [email protected] nd

Parks. Regionen, die dunk- A Tel.: 09131/970694 (Mo–Do 10:00–15:00) len Himmel garantieren, lassen sich entsprechend zertifizieren und Fax: 09131/978596 locken damit Sternfreunde und Touristen an, die einen natürlichen Bezug: Jahresbezugspreise 2012 inkl. Zustellung frei Haus: 59,90 € (D, A), Himmel suchen. Zwei Experten berichten über solche Parks weltweit 64,90 € (CH, sonstige), erscheint zweimonatlich ­Anfang Jan., Mär., Mai, und stellen den ersten deutschen Deep-Sky-Park Westhavelland vor. Juli., Sept., Nov., zusätzlich 2 Hefte interstellarum »Thema«

Doppelter Marathon interstellarum erhalten Sie im Presse-Fachhan- del mit dem »blauen Globus«. Dort können Sie Der Messier-Marathon gilt als auch Hefte nachbestellen, wenn sie nicht im besonderes Rennen für Deep- Regal stehen. Sky-Beobachter. Je nachdem, ob er im März oder April durchgeführt wird, ändern äger J as

sich jedoch Charakter und m

o Vertrieb: für Deutschland, Österreich, Schweiz h T Herausfor­derungen grundle- Verlagsunion KG, Am Klingenweg 10, D-65396 Walluf gend. 2010 bot sich die Gelegenheit, bei zwei Mara­thonläufen inner- halb eines Monats einen direkten Vergleich zu ziehen. Grafik und Layout: Frank Haller, Christian Protzel

Redaktion: [email protected] Unterwegs mit Mini-Dobson Ronald Stoyan (Chefredaktion), Daniel Fischer, Susanne Friedrich, Kleine Refraktoren sind beliebt als Reiseteleskope – doch es geht Frank Gasparini, Hans-Georg Purucker auch anders. Modifikationen an einem handelsüblichen Billig-Dob- Mitarbeit: Peter Friedrich (Schlagzeilen), Kay Hempel (Astronomie mit son erhöhen die Reisetauglichkeit, und lassen Beobachtungen auch bloßem Auge), Manfred Holl (Sonne aktuell), Matthias Juchert (Objekte an so exotischen Orten wie dem Himalaya zu. der Saison), André Knöfel (Himmelsereignisse), Matthias Kronberger (Objekte der Saison), Burkhard Leitner (Kometen aktuell), Uwe Pilz (Pra- xis-Wissen), Uwe Glahn (Deep-Sky-Herausfor­derung), Stefan Seip (First Heft 80 ist ab 20.1.2012 im Zeitschriftenhandel erhältlich! Light, Technik-Wissen), Lambert Spix (Astronomie mit dem Fernglas), Wolfgang Vollmann (Veränderlicher aktuell)

aktuell auf www.interstellarum.de Astrofotografie: Siegfried Bergthal, Stefan Binnewies, Michael Deger, Ullrich Dittler, Torsten Edelmann, Bernd Flach-Wilken, Ralf ­Gerstheimer, Aktuelle Aufnahmen unserer Leser NEU: Online-OdS Michael Hoppe, Bernhard Hubl, Michael Jäger, Wolfgang Kloehr, Bernd zz www.sonneaktuell.de zz www.interstellarum.de/ Koch, Siegfried Kohlert, Erich Kopowski, Walter Koprolin, Bernd Lieb- scher, Norbert Mrozek, Gerald Rhemann, Johannes Schedler, Rainer Spa- zz www.planetenaktuell.de ods-galerie.asp renberg, Sebastian Voltmer, Manfred Wasshuber, Mario Weigand, Volker zz www.kometenaktuell.de Wendel, Dieter Willasch, Peter Wiener­roither, Thomas Winterer

Manuskriptannahme: Bitte beachten Sie unsere Hinweise unter www.interstellarum.de/artikel.asp

Copyright/Einsendungen: Für eingesandte Beiträge, insbesondere Fo- tos, überlassen Sie uns das Recht für einen einmaligen Abdruck im Heft Der größte Online- zz Aktuelles am Himmel und auf der Archiv-CD. Weitere Nutzungen in Büchern sind nicht gleich- Nachrichtendienst für Hobby- zz Neuigkeiten aus der Forschung zeitig gegeben und bedürfen der Genehmigung durch den Autor. Aus- Astronomen in deutscher Sprache zz Nachrichten aus der Astroszene genommen davon ist der Abdruck ausgewählter Bilder in der Vorschau erscheint freitags alle 14 Tage. für die nächste Ausgabe und unter www.interstellarum.de. zz Informationen für interstellarum-Leser Prinzipiell drucken wir nur unveröffentlichte Fotos und Texte. Parallelver- öffentlichungen bereits eingesandter Materialien sind gesetzlich für den Zeitraum eines Jahres nach Abdruck untersagt (§ 2-1 Verlagsgesetz) – wir bitten um Beachtung. Inserenten dieser Ausgabe Bitte informieren Sie uns, ob Ihre Beiträge schon an anderer Stelle veröffent- Alpine Astrovillage 78 Beleuchtungssysteme 78 Zentrum 65 licht worden sind. APM Telescopes 62 Gerd Neumann jr. 77 Teleskop-Service Ransburg 66 Wir behalten uns vor, bei der Bearbeitung Randpartien einer Aufnahme Artemis CCD Ltd/ Intercon Spacetec 5 teleskop-shop-ost 78 abzuschneiden und diese zu verkleinern/vergrößern, sowie orthogra- ATIK Cameras 52 Kiripotib Astrofarm 78 Wissenschaft Online 11 fische und sprachliche Korrekturen vorzunehmen. Eingesandte Beiträge Astro!nfo 63 Kosmos-Verlag 64 Wolfgang Lille 78 werden nicht sinnentstellend verändert bzw. gekürzt ohne Einverständ- Astrocom 63 Meade Instruments 6/62/78/U4 Optical Vision 33/67 nis des Autors. Der Verlag übernimmt keine Haftung für unverlangt Astroleuchten.de 77 nimax GmbH 65 Sahara Sky 81 Astronomie.de 10 Oculum-Verlag 23/61/64/79 Sattleggers Alpenhof 81 eingesandtes Material. Astro-Shop U2 Optical Vision 7/51 Teleskop-Service 4 Astrotreff 62 Sahara Sky 78 Teleskop & Sternwarten Private Kleinanzeigen: können kostenlos unter www.interstellarum.de/ Berlebach Stativtechnik 63 Sattleggers Alpenhof 77 Zentrum 68 kleinanzeigen.asp aufgegeben werden Beyersdörfer GmbH 4 Springer-Verlag/Spektrum Vixen Europe 84 Farm Tivoli 78 Akademischer Verlag U3 Wissenschaft Online 11 Geschäftliche Anzeigen: es gilt Preisliste Nr. 13 vom 1.11.2011 Friedrich Moess Teleskop & Sternwarte Wolfgang Lille 81 Britta Gehle, Anzeigenleitung, Fax: 09131/978596,

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