Christliche Politik - Ein Klassisches Konzept Muss Neu Definiert Werden …………….… Seite 16
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Internet-Blog kreuz-und-quer.de Diskussionsforum zum politischen Handeln aus christlicher Verantwortung herausgegeben von Prof. Dr. Thomas Sternberg, MdL (Sprecher), Dieter Althaus, Alois Glück, Dr. Friedrich Kronenberg, Dr. Hermann Kues MdB, Prof. Dr. Norbert Lammert MdB, Dr. Hans-Gert Pöttering MdEP, Thomas Rachel MdB, Prof. Dr. Annette Schavan MdB, Christian Schmidt MdB, Dr. Erwin Teufel, Prof. Dr. Bernhard Vogel Die Artikel im 4. Quartal 2012 4/2012 Die Autoren: Peter Altmaier, Stephan Eisel, Roland Freudenstein, Tanja Gönner, Dieter Hackler, Volker Kauder, Christian Koecke, Günter Krings, Fritz Kronenberg, Hermann Kues, Norbert Lammert, Klaus Mertes, Stefan Riepe, Thomas Sternberg, Peter Weiß 1 Das Selbstverständnis Christen, engagiert in Kirche, Staat und Gesellschaft, denen die politische Gestaltung unserer Welt aus christlicher Verantwortung und Überzeugung ein besonderes Anlie- gen ist, haben sich im September 2012 zu der Internet-Initiative www.kreuz-und- quer.de zusammengefunden. Der Kreis fühlt sich dem Ziel verpflichtet, lokal und glo- bal, im Staat und in der Staatengemeinschaft, für eine politische Ordnung einzutreten, in der Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität verwirklicht werden können. Die Initiative will in Staat und Gesellschaft das politische Engagement der Christen stärken und unsere Welt aus christlicher Verantwortung und Überzeugung – orientiert am christlichen Menschenbild – politisch mitgestalten. Die Initiative will beim Dialog zwischen Kirche und Welt mitwirken, damit die Kirche als „Sauerteig“ (Mt 13,33), als „Salz der Erde“ (Mt 5,13), als „Samenkorn“ (Mt 13,24), als „Licht der Welt“ (Mt 5,14) in der Mitte der Welt gegenwärtig ist. Die Initiative will einen Beitrag dazu leisten, dass zu wichtigen politischen Fragen christlicher Weltverantwortung öffentliche Meinung gebildet wird. Diese öffentliche Meinungsbildung soll die erforderliche Willensbildung in Staat, Gesellschaft und Kir- che unterstützen. In dieser Dokumentation sind die Artikel zusammengefasst, die 2012 auf dem Internet-Blog kreuz-und-quer.de veröffentlicht wurden. Dieses Internet- Diskussionsforum zum politischen Handeln aus christlicher Verantwortung wurde am 5. September 2012 freigeschaltet. Einmal wöchentlich wird dort ein neuer Artikel zur Diskussion gestellt. Die Kommentare der Leser zu den Artikeln und die Antworten der Autoren finden Sie auf www.kreuz-und.-quer.de Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion. Redaktion: Stephan Eisel (Sprecher), Karlies Abmeier, Gerald Hagemann, Klaus Mertes [email protected] 2 Inhaltsverzeichnis Fritz Kronenberg Ökumene jetzt! - Christlicher Weltdienst jetzt ! Für Europa! Für die Welt! ………………. Seite 4 Klaus Mertes Ökumene der Märtyrer ………………………………………………………………….…. Seite 8 Stephan Eisel Familien zwischen Wahlfreiheit und staatlicher Lenkung …………………………….…. Seite 11 Stefan Riepe Acht Baustellen einer globalen Wirtschafts- und Finanzpolitik ……………………….… Seite 14 Hermann Kues Christliche Politik - Ein klassisches Konzept muss neu definiert werden …………….… Seite 16 Christian Koecke Kulturchristen statt Kirchenchristen ? ………………………………………………….… Seite 18 Tanja Gönner Grundwerte in der Entwicklungszusammenarbeit …………… ……………………….… Seite 20 Norbert Lammert Ökumene Jetzt: wer wir sind und was wir wollen ………………………………………… Seite 22 Peter Weiß Das Spezifikum einer Sozialpolitik, die aus christlichem Impetus rührt ……………….… Seite 24 Thomas Sternberg Begründet statt „alternativlos“ - Zum christlichen Kompass der CDU und seiner Justierung ………………………………. Seite 26 Volker Kauder Über Christenverfolgung nicht schweigen ………………………………………………… Seite 28 Roland Freudenstein Was wollen die Christdemokraten in Europa ……………………………………………… Seite 30 Dieter Hackler Eine neue Kultur des Alters ……………………………………………………………...… Seite 32 Günter Krings Geistiges Eigentum als Menschenrecht ………………………………………………….… Seite 34 Peter Altmaier Energiewende aus christlicher Verantwortung …………………………….…………….… Seite 37 Klaus Mertes Gedanken zu Weihnachten ……………………………………………………………….… Seite 39 3 5. September 2012 Friedrich Kronenberg Ökumene jetzt! – Christlicher Weltdienst jetzt! In Europa! – Für die Welt! Unsere kirchliche Trennung vor fünf Jahrhunderten hatte auch politische Gründe. Heute haben unsere ökumenischen Bemühungen um kirchliche Einheit ebenso auch politische Gründe. Dies ist eine Chance, sie gilt es zu nutzen. Wenn es morgen noch eine handlungsfähige Christenheit geben soll, die den vielfältigen Aufgaben des christlichen Weltdienstes gewachsen ist, müssen wir heute ökumenisch vorangehen. Der ökumenische „status quo“ ist für die zukünftigen Herausforderungen, denen der Dienst der Christen in der Welt begegnet, unzureichend. Christlicher Weltauftrag verlangt stärkere ökumenische Zusammenarbeit „Martin Luther wollte die Kirche erneuern, nicht spalten… Dennoch kam es zur Kirchentrennung. Es gab gravierende Differenzen und Missverständnisse, aber die Spaltung hatte nicht nur theologische, sondern auch handfeste politische Gründe… Für die dauerhafte Trennung der Kirchen wurden Machtfragen wichtiger als Glaubensfragen… Heute ist die Kirchenspaltung politisch weder gewollt noch begründet.“ (Ökumene jetzt. Aufruf engagierter Christen zur Überwindung der Kirchentrennung. www.oekumene-jetzt.de) Heute verlangt das politische Engagement der Christen, dass sie gemeinsam handeln. Eine der Lehren des 20. Jahrhunderts in Deutschland lautet: Christen können ihren Dienst in Gesellschaft und Staat nur gemeinsam leisten. Wenn ihr Dienst in der Menschheitsfamilie und in der Welt glaubwürdig und beständig sein soll, dann müssen sie stärker ökumenisch zusammenarbeiten, dann müssen überzeugende Schritte der Kirchen zur kirchlichen Einheit Wirklichkeit werden. Der christliche Weltauftrag ist nur gemeinsam zu leisten: vor Ort, im eigenen Land, in Europa und in der Welt. Zwar ist es ein wirklicher Fortschritt, dass heute fast alle Kirchen zu ihrer ökumenischen Verantwortung stehen. Für die evangelischen Kirchen mit der EKD als Hauptansprechpartner in Deutschland ist das selbstverständlich, für die Katholische Kirche heute ebenso. Das II. Vatikanische Konzil, das vor fünf Jahrzehnten in Rom stattfand, hat sich eindrucksvoll zur Ökumene bekannt. Aber dieser Fortschritt hat auch eine Vorgeschichte: die ökumenische Bewegung, eine freie Initiative von Priestern, Ordensleuten und Laien, theologisch fundiert, unterstützt auch von Bischöfen. Die ökumenische Bewegung hat wesentlichen Anteil daran, dass die katholische Kirche ihr Selbstverständnis heute nur unter Einbeziehung ihrer ökumenischen Verpflichtung formulieren kann. Die Einheit der Christen realisiert sich aber nicht, weil es die Verpflichtung hierzu gibt. Wie schon in der Vergangenheit sind in den Kirchen freie Initiativen, die ökumenisch vorangehen, erforderlich, damit das Wirklichkeit wird, was Jesus im Gebet, das er in der Stunde des Abschieds an seinen Vater richtete, erbeten hat: „Lass alle eins sein wie du, Vater, in mir und ich in dir, damit die Welt glaube“ (vgl. Joh 17,21). Die Einheit der Christen ist zwar letztlich ein göttliches Geschenk, doch erspart diese Tatsache den Christen nicht die Anstrengung, an sich selbst zu arbeiten, damit sie dieses Geschenk entgegennehmen können. Christ sein ist nicht möglich, ohne es für andere zu sein. Nicht eine „Wohlfühl-Kirche“, eine auf das Spirituelle reduzierte und in diesem Sinne „entweltlichte“ Kirche ist das Ziel christlichen Engagements, sondern eine der Welt zugewandte Kirche, die ihren Dienst mitten in unserer Welt an allen Menschen wahrnimmt. Wenn Christen „das Salz der Erde“ (vgl. Mt 4 5,13) sind, dann sind sie das immer und sofort, nicht erst, nachdem kirchliche Einheit verwirklicht wurde. Und wenn Christen sich gemeinsam als „Salz der Erde“ einbringen, dann vollenden sie dadurch zwar nicht ihre kirchliche Einheit, sie leben aber Ökumene. In einem gemeinsamen Dienst in der Welt, in einem ökumenischen Projekt ergreifen sie eine Initiative, die die Kirchen ihrem Ziel der kirchlichen Einheit der Christen näher bringt. Ökumene jetzt verlangt daher auch gemeinsamen christlichen Weltdienst jetzt! Gemeinsames politisches Handeln der Christen verlangt eine „politische Ökumene“ Der christliche Weltdienst ist auch ein politischer Dienst. Wenn politisch engagierte Christen aus christlicher Verantwortung gemeinsam politisch handeln, dann hat ihr Dienst eine kirchliche und damit eine ökumenische Qualität. Christen, die konfessionsübergreifend ihren politischen Dienst leisten, sind beheimatet in einer „politischen Ökumene“, die einen festen Platz in der Ökumene der Kirchen beansprucht und die nicht in das Niemandsland zwischen den Konfessionen gehört. So legitim es in der Vergangenheit war, von einem politischen Katholizismus zu sprechen, so selbstverständlich muss es zukünftig sein, von einer politischen Ökumene zu sprechen. So neu ist das nicht: Die Gründung der Unionsparteien nach 1945 war für die, die aus christlicher Verantwortung einen politischen Neuanfang versuchten, ein ernsthaftes ökumenisches Projekt. Die ökumenischen Kirchentage seit dem Jahr 2000 mit ihrer Orientierung auf Weltgestaltung und Solidarität mit allen Menschen sind ebenfalls ein solches ökumenisches Projekt. Weitere solche Projekte gibt es und weitere sind denkbar, auch innerhalb politischer Parteien und parteiübergreifend. Natürlich erschöpft sich die Politik nicht in der Realisierung des Christlichen und „erschöpft sich das Christliche nicht in dem, was Politik für den Menschen erreichen kann und versuchen darf. Politisches und Christliches können nur dann füreinander fruchtbar werden,