Die Pfarrchronik Der Kirchengemeinde Obernjesa-Dramfeld Die Pfarrchronik Der Kirchengemeinde
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
ie Pfarrchronik – das sind Eintragungen von vier Pastoren der Pfarre Obernjesa/ DDramfeld aus den Jahren 1737 bis 1807 in ein altes Rechnungsbuch. Die Pastoren notierten, was ihnen wichtig schien, und von dem sie meinten, es ih- Die Pfarrchronik der ren Nachfolgern mitteilen zu sollen: Alltagserfahrungen wie Grenzstreitigkeiten mit Kirchengemeinde Obernjesa-Dramfeld den Nachbarn, Meliorationsauseinandersetzungen mit der Frau des Vorgängers, die Schwerfälligkeit der kirchlichen Verwaltung. Dazu kamen die Neuigkeiten aus der Uni- Ein Rechnungsbuch mit chronikalischen versitätsstadt Göttingen wie die Nachrichten vom Tode berühmter Professoren oder die Zurschaustellung des Nashorns Clara. Erdbeben, Nordlichter, heftige Unwetter – Notizen 1737 bis 1807 nicht zuletzt die eigenen Erfahrungen des Siebenjährigen Krieges wurden verzeichnet. Reskripte, Dekrete oder Ausschreibungen von Kollekten lassen erkennen, wie weltliche Bearbeitet von Dagmar Kleineke und kirchliche Verwaltungen mit der Armut und dem geringen Alphabetisierungsgrad der Landbevölkerung umgingen. Die Vielzahl der Themen, die die Pastoren berührten, sowie statistische Angaben (Bevölkerungszahlen und Preise) machen die Chronik zu einem zeitgeschichtlichen Dokument. Eine Einführung sowie die umfangreiche Kommentierung erleichtern den Zugang zur Transkription, die buchstaben- und zeichengetreu ausgeführt wurde. Die Pfarrchronik der Kirchengemeinde Obernjesa-Dramfeld Die Pfarrchronik der Kirchengemeinde ISBN: 978-3-86395-278-5 Universitätsverlag Göttingen Universitätsverlag Göttingen Die Pfarrchronik der Kirchengemeinde Obernjesa-Dramfeld Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz. wird vom Verlag gestaltet Blick auf Obernjesa vom Jägerberg, Quelle: Dagmar Kleineke, Januar 2016 Pfarrchronik_Obernjesa_V02.indd 2 26.09.16 16:58 wird vom Verlag gestaltet Pfarrchronik_Obernjesa_V02.indd 3 26.09.16 16:58 Die Pfarrchronik der Kirchengemeinde Obernjesa-Dramfeld Ein Rechnungsbuch mit chronikalischen Notizen 1737 bis 1807 Bearbeitet von Dagmar Kleineke Universitätsverlag Göttingen 2016 Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über <http://dnb.dnb.de> abrufbar. Anschrift der Autorin Dagmar Kleineke E-Mail: [email protected] Dieses Buch ist auch als freie Onlineversion über die Homepage des Verlags sowie über den Göttinger Universitätskatalog (GUK) bei der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen (http://www.sub.uni-goettingen.de) erreichbar. Es gelten die Lizenzbestimmungen der Onlineversion. Satz und Layout: Katja Töpfer, Freie Kunst & Grafik, Göttingen Umschlaggestaltung: Jutta Pabst Titelabbildung: Ausschnitt aus der Kurhannoverschen Landesaufnahme des 18. Jahrhunderts, Blatt 161. © 2016 © 2016 Universitätsverlag Göttingen http://univerlag.uni-goettingen.de ISBN: 978-3-86395-278-5 Inhalt Vorrede – VII Einführung – IX Die Pfarrchronik im Rechnungsbuch – IX Die Pastoren – XIV Kirchliche und weltliche Verwaltung – XIX Die Pastoren – ihre Stellung – XXV Zu den Themen der Einträge: 1. Grenzstreitigkeiten – XXVI 2. Vergütung geistlicher Dienstleistungen – XXIX 3. Meliorationen – XXX 4. Schulunterricht – XXXI 5. Kollekten – XXXV 6. Wetternachrichten – XXXVII 7. Krieg und Frieden – XXXVIII 8. Geld, Preise, Kaufkraft – XLI Zur Transkription – XLV Abkürzungen – XLVII Die Pfarrchronik (Transkription) – 1 Quellen und Literatur – 219 Glossar – 230 Dank – 240 Vorrede In dem relativ umfangreichen Bestand des Pfarrarchivs Obernjesa/Dramfeld fand sich 1957, als ich mit den Vorbereitungen für meine Examensarbeit über Unterrichtsmaterial für den Heimatkundeunterricht befasst war – ver- borgen in einem Rechnungsbuch vom Beginn des 18. Jahrhunderts – eine Chronik aus den Jahrzehnten vor und nach dem 7jährigen Krieg, die von vier Pastoren der Pfarre Obernjesa/Dramfeld geführt worden war. Die Eintragungen vermittelten nicht nur einen lebendigen Eindruck von den Umständen, die den Alltag eines Landpfarrers bestimmten, son- dern ließen erkennen, welche Stellung die Geistlichen – als letztes Glied in der Hierarchie der kirchlichen Verwaltung – in der dörflichen Gesellschaft eingenommen hatten. Aus Zeitgründen konnten damals gerade diese chro- nikalischen Aufzeichnungen nur für die Darstellung der Kirchengeschichte ausgewertet werden. Dr. Dagmar Kleineke hat nun eine zeichen- und buchstabengetreue Transkription angefertigt und damit eine bemerkenswerte Quelle für die Alltagsgeschichte im Bereich des hannoverschen Konsistoriums zur Verfü- gung gestellt: Die Chronik bietet Informationen über das dörfliche Elend während des 7jährigen Krieges, darüber hinaus werden Unwetter und Erdbeben, Un- glücksfälle und Feuersbrünste, Diebereien und Morde verzeichnet; die Ein- tragungen belegen, dass man über die Pfarrgrenzen hinausblickte und über die Lebensumstände im Kollegenkreis informiert war. Da Frau Dr. Kleineke zur Klärung einzelner Sachverhalte sowohl ältere wie auch jüngere Sekundärliteratur verwendet hat, wird die vorliegende Edition von den Regional-Forschern und -Forscherinnen mit Gewinn und mit herzlichem Dank an die Bearbeiterin genutzt werden können. Karl-Heinz Bielefeld Göttingen im Juni 2016 Einführung Ein altes Buch, das nicht mehr gebraucht wird Im Kirchenkreisarchiv Göttingen wird ein altes, in Pergament gebundenes Rechnungsbuch verwahrt, in das im 18. Jahrhundert über einen Zeitraum von 70 Jahren chronikalische Bemerkungen geschrieben wurden. Diese Pfarrchronik hat bereits vor Jahrzehnten Karl-Heinz Bielefeld als Quelle für seine Examensarbeit über das Dorf Obernjesa genutzt.1 Da die Pfarrchronik eine Vielzahl unterschiedlichster Informationen enthält, die sowohl Aspekte der Lokalgeschichte des 18. Jahrhunderts als auch der Landesgeschichte der Zeit aufzeigen, schien es sinnvoll, eine kommen- tierte Transkription anzufertigen und auf diese Weise einem größeren Kreis interessierter Personen einen eigenen Zugang zum Text zu ermöglichen. Die vorliegende Arbeit soll eine Chronik der historischen Verhältnisse des Dorfes Obernjesa im 18. Jahrhundert nicht ersetzen; um aber das Ver- ständnis der Chronikeintragungen zu erleichtern, wird in der Einführung auf einige Themen eingegangen, die den Alltag der Obernjesaer (und Dram- felder) Einwohner und seiner Pastoren bestimmten, uns heutigen Lesern aber nicht mehr geläufig sind. Ein geringer Teil der Ausführungen basiert auf meinem Aufsatz Ein altes Rechnungsbuch, das nicht mehr gebraucht wird im Göttinger Jahrbuch 2013, in dem ich Einzelheiten des Alltags der Geistlichen beschrieb; Textpassagen daraus wurden ohne besondere Kenn- zeichnung wörtlich übernommen. Die Pfarrchronik im Rechnungsbuch Die Chronik entstand in den Jahren 1737 bis 1807: Magister Johann Paulus Stollberg begann die Aufzeichnungen, nachdem er bei seinem Amtsantritt angeblich fast keinerlei Unterlagen über Geschichte und Vermögenslage der Obernjesaer Pfarrstelle und Kirche vorgefunden hatte. Er erkundigte sich bei den Lehrern Schlote in Obernjesa und Curtius in Dramfeld und trug das nöthige was ich erfahren können und was sich zu meiner Zeit zugetragen, in dieses Buch, weil es nicht mehr gebrauchet wird, meinen Herrn Successo- 1 BIELEFELD, K.-H.: Obernjesa, eine ortsgeschichtliche Studie. Göttingen 1957. X Einführung ribus zur Nachricht ein (…). Ein Inventar der Bücher und anderer Sachen, welche bey die Pfarr und Kirche gehören, soll sich hinten in diesem Buche finden.2 Auf 72 Seiten notierte er Ereignisse aus zwanzig Jahren seiner Amts- zeit (1737–1761). Sein Sohn und Nachfolger im Amt, Pastor Heinrich Phi lipp Stolberg (1761–1783), verzeichnete – mit Unterbrechungen – Ereignisse aus neun Jahren auf 43 Seiten; Pastor Johann Christian Bornträger, der nur sechs Jahre in Obernjesa amtierte (1792–1798), begann die Eintragungen erst zwei Jahre nach Amtsantritt und benutzte das Buch überwiegend als Eingangsbuch der bei ihm eingegangenen Konsistorialrundschreiben und -erlasse aus knapp vier Amtsjahren und vermerkte deren Inhalt auf 20 Sei- ten3; dessen Nachfolger Johannes Friedrich Proffen (1798–1819) notierte Ereignisse und den Inhalt von Erlassen und Dekreten aus einem Zeitraum von neun Jahren (1798–1806) auf 45 Seiten des alten Rechnungsbuches. Der in den acht Jahren zwischen 1784 bis 1792 amtierende D. Magister Johann Friedrich Christoph Gräffe hat die Chronik zwar gekannt4, jedoch keine chronikalischen Notizen hinterlassen; seine Spuren finden sich in den Pfarrakten: U. a. hat er die Pfarrregistratur, die zu seiner Zeit relativ umfang- reich – aber vermutlich unübersichtlich war, gesichtet, geordnet und ein Inventar zusammengestellt.5 Er begründete diese zeitraubende Arbeit, die viel Papier- und Einbindekosten erforderte, in der Kirchenrechnung von 1787 mit der Bemerkung: Zum Nutzen, und zu desto sicherern Aufbewah- rung der zu hiesiger Pfarr-Registratur gehörigen Schriften, und Documente, habe ich ein doppeltes Verzeichnis der Pfarr-Registratur verfertiget, ein Ex- emplar für die Superintendentur, und eines für die Pfarre. Selbige einzubin- den, jedes Exemplar 2mg….6 Da Magister Gräffe keine Eintragungen vorgenommen hat, ergibt sich in der Chronik eine Lücke für die Jahre zwischen 1775 und 1794, d. h. für die Zeit vor, während und nach der französischen Revolution. Die Lücke 2 KiKrAGött, P. A. Obernjesa, K. R. I. a.(Pfarrchronik) [108]. Dazu gehört wohl auch das ein- geheftete Blatt [144a]