STADT

B-Plan Nr. 58, 1. Änderung „Gewerbegebiet Süd“

Zusammenfassung und Abwägung der Stellungnahmen aus der Öffentlichen Auslegung nach § 3 Abs. 2 BauGB sowie der Beteiligung der Be- hörden und sonstigen Träger öffentlicher Belange nach § 4 Abs. 2 BauGB sowie Abstimmung mit Nachbargemeinden nach § 2 Abs. 2 BauGB

Stand: 03.03.2021 (Beteiligungszeitraum 20.11.2020 – 21.12.2020)

Stellungnahmen Seite

1 Kampfmittelräumdienst Schleswig-Holstein ...... 2 2 Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr S-H ...... 2 3 Archäologisches Landesamt SH ...... 2 4 Kreis Segeberg ...... 3 5 Handwerkskammer Lübeck ...... 11 6 Deutsche Telekom Technik GmbH ...... 11 7 Vodafone GmbH/ Vodafone Kabel Deutschland GmbH ...... 11 8 AKN Eisenbahn GmbH ...... 11 9 Schleswig-Holstein Netz AG ...... 12 10 Schleswig-Holstein Netz AG – 110kV Fremdplanung ...... 12 11 Gewässerpflegeverband ...... 13 12 BUND ...... 14 13 Amt Bad Bramstedt-Land ...... 45 14 Private Person A ...... 47 15 Private Person A vertreten durch Rechtsanwälte Günther ...... 47

Verfasser im Auftrag der Stadt Bad Bramstedt:

PLANERGRUPPE

STADTPLANER | ARCHITEKTEN LANDSCHAFTSARCHITEKTEN www.ac-planergruppe.de

Bearbeitung: Dipl.-Ing. Martin Stepany

Stadt Bad Bramstedt – BP 58, 1. Ä. „GE-Süd“ Entwurf (ÖA) Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange und Abwägungsvorschläge 03.03.2021

NR STELLUNGNAHMEN ABWÄGUNGSVORSCHLÄGE

1 Kampfmittelräumdienst Schleswig-Holstein Az.: 2020-B-298 vom 23.11.2020

1.1 (...) hiermit teile ich Ihnen mit, dass für das Gebiet (siehe Betreffzeile) keine Auskunft zur Kampfmittel- belastung gem. § 2 Abs. 3 Kampfmittelverordnung S-H erfolgt. Eine Auskunftseinholung beim Kampf- mittelräumdienst S-H ist nur für Gemeinden vorge- schrieben, die in der benannten Verordnung aufge- führt sind. Die Gemeinde/Stadt Bad Bramstedt liegt in keinem uns bekannten Bombenabwurfgebiet. Für die durchzuführenden Arbeiten bestehen aus Sicht des Kampfmittelräumdienstes keine Beden- Kenntnisnahme ken. Zufallsfunde von Munition sind jedoch nicht Berücksichtigung als Hinweis in Planunterlagen T gänzlich auszuschließen und unverzüglich der Poli- zei zu melden. (siehe Merkblatt)

2 Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr S-H Az.: 26204-Itzehoe-555.811-60.004, vom 03.12.2020

2.1 (...) Das Plangebiet liegt südlich des „Lohstücker Weges" (Bundesstraße 4 -B 4-) und westlich der Ortsumgehung Bundesstraße 206 (B 206). Die Bundesstraßen sind jeweils im betroffenen Bereich freie Strecke. Die 1. Änderung des Bebauungspla- nes dient der Anpassung des Gewerbegebietes Süd an geänderte Anforderung bezüglich der Er- schließung an die B 4 und der Ansiedlungsinteres- sen (Grundstücksgröße und -zuschnitte). 2.2 Gegen die vorgelegte 1. Änderung des Bebau- ungsplanes Nr. 58 habe ich nur dann keine Beden- Kenntnisnahme ken, wenn meine Stellungnahmen zur Aufstellung des Bebauungsplanes Nr. 58 vom 10.04.2018 (Verfahren nach § 4 Absatz 1 BauGB) und vom Die in den betreffenden Stellungnahmen genannten 10.10.2018 (Verfahren nach § 4 Absatz 2 BauGB) Aspekte werden weiterhin berücksichtigt. vollinhaltlich berücksichtigt werden. 2.3 Diese Stellungnahme bezieht sich im straßenbauli- chen und straßenverkehrlichen Bereich nur auf Straßen des überörtlichen Verkehrs mit Ausnahme der Kreisstraßen. Eine zusätzliche Stellungnahme in straßenbaulicher und verkehrlicher Hinsicht durch das Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Ar- beit, Technologie und Tourismus des Landes Kenntnisnahme Schleswig-Holstein erfolgt nicht.

3 Archäologisches Landesamt SH Az.: Az.: bplan58änd1-Bad Bramstedt-SE/, vom 01.12.2020

3.1 (...) wir können zurzeit keine Auswirkungen auf ar- chäologische Kulturdenkmale gern. § 2 (2) DSchG in der Neufassung vom 30.12.2014 durch die Um- setzung der vorliegenden Planung feststellen. Da- her haben wir keine Bedenken und stimmen den Kenntnisnahme vorliegenden Plan unterlagen zu. 3.2 Der überplante Bereich befindet sich jedoch

210303_BP58-1ae_Abwaegung.docx Seite 2

Stadt Bad Bramstedt – BP 58, 1. Ä. „GE-Süd“ Entwurf (ÖA) Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange und Abwägungsvorschläge 03.03.2021

NR STELLUNGNAHMEN ABWÄGUNGSVORSCHLÄGE

großenteils in einem archäologischen Interessen- gebiet, daher ist hier mit archäologischer Substanz d.h. mit archäologischen Denkmalen zu rechnen. Wir verweisen deshalb ausdrücklich auf§ 15 DSchG: Wer Kulturdenkmale entdeckt oder findet, hat dies unverzüglich unmittelbar oder über die Ge- meinde der oberen Denkmalschutzbehörde mitzu- teilen. Die Verpflichtung besteht ferner für die Ei- gentümerin oder den Eigentümer und die Besitzerin oder den Besitzer des Grundstücks oder des Ge- wässers, auf oder in dem der Fundort liegt, und für die Leiterin oder den Leiter der Arbeiten, die zur Entdeckung oder zu dem Fund geführt haben. Die Mitteilung einer oder eines der Verpflichteten befreit die übrigen. Die nach Satz 2 Verpflichteten haben das Kulturdenkmal und die Fundstätte in unverän- dertem Zustand zu erhalten, soweit es ohne erheb- liche. Nachteile oder Aufwendungen von Kosten ge- schehen kann. Diese Verpflichtung erlischt spätes- tens nach Ablauf von vier Wochen seit der Mittei- lung. Archäologische Kulturdenkmale sind nicht nur Funde, sondern auch dingliche Zeugnisse wie Ver- Kenntnisnahme änderungen und Verfärbungen in der natürlichen Hinweis in Planunterlagen ist bereits erfolgt. Bodenbeschaffenheit. Für Fragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung. Anlage: Auszug aus der Archäologischen Landesaufnahme

4 Kreis Segeberg Az.: Az.: 61.00.7, vom 21.12.2020

4.1 (...) Tiefbau Da keine Kreisstraße betroffen ist, ist der Tiefbau nicht betroffen. Untere Bauaufsichtsbehörde Keine Stellungnahme. Vorbeugender Brandschutz Kenntnisnahme Keine Bedenken. Kreisplanung Keine Anregungen. Untere Denkmalschutzbehörde Keine denkmalrechtlichen Bedenken.

4.2 Untere Naturschutzbehörde Durch den Bauleitplan werden die Belange des Na- turschutzes und der Landschaftspflege gem. § 1 Abs. 5 Ziffer 7a, 7b und 7g BauGB in folgender Weise berührt.

4.3 Allgemeine Vorschriften (Kapitel 1 BNatSchG / LNatSchG) „Natur und Landschaft sind […] im besiedelten und unbesiedelten Bereich nach Maßgabe der nachfol- genden Absätze so zu schützen, dass 1. die biologische Vielfalt, 2. die Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Natur- haushalts einschließlich der Regenerationsfähigkeit und nachhaltigen Nutzungsfähigkeit der Naturgüter sowie

210303_BP58-1ae_Abwaegung.docx Seite 3

Stadt Bad Bramstedt – BP 58, 1. Ä. „GE-Süd“ Entwurf (ÖA) Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange und Abwägungsvorschläge 03.03.2021

NR STELLUNGNAHMEN ABWÄGUNGSVORSCHLÄGE

3. die Vielfalt, Eigenart und Schönheit sowie der Er- holungswert von Natur und Landschaft auf Dauer gesichert sind; der Schutz umfasst auch die Pflege, die Entwicklung und, soweit erforderlich, die Wie- derherstellung von Natur und Landschaft“ (§1 Abs. 1 BNatSchG).“

4.4 Dieser allgemeine Grundsatz des Naturschutzes und der Landschaftspflege ist neben den weiteren Zielen insbesondere gem. § 1 Abs. 2 bis 6 BNatSchG sowie § 1 LNatSchG im Rahmen der weiteren Planung so weit wie möglich zu berück- sichtigen. Hierzu gehören – auch vor dem Hinter- grund des Klimawandels - aufgrund der verdichte- ten Bebauung sowie ausgeprägter stadtklimati- scher Effekte im Geltungsbereich bzw. seinem Um- feld insbesondere auch folgende konkretere Zielfor- mulierungen: „Den Erfordernissen des Klimaschutzes soll sowohl durch Maßnahmen, die dem Klimawandel entge- genwirken, als auch durch solche, die der Anpas- sung an den Klimawandel dienen, Rechnung getra- gen werden“ (§1a Abs. 5 BauGB). „Luft und Klima [sind] auch durch Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege zu schützen; dies gilt insbesondere für Flächen mit günstiger lufthygieni- scher oder klimatischer Wirkung […]“ (§ 1 Abs. 3 Satz 1 Nr. 4 BNatSchG). Freiräume im besiedelten und siedlungsnahen Bereich einschließlich ihrer Bestandteile, wie […] Bäume und Gehölzstrukturen, […] sind zu erhalten und dort, wo sie nicht in aus- reichendem Maße vorhanden sind, neu zu schaf- fen“ (§ 1 Abs. 6 BNatSchG)“.

4.5 Da hier ein Gewerbegebiet mit hohem Versiege- Der Stellungnahme wird nicht gefolgt. lungsgrad entstehen soll, sind die bisher im B-Plan Die Festsetzungen entsprechen denen der rechts- Entwurf getroffenen Anpflanzungsfestsetzungen für wirksamen Ursprungsfassung BP 58; die Festset- Bäume entlang der geplanten Straßen nicht ausrei- zungen sorgen für ein verlässliches (weil in städti- chend, um einen Effekt für das o.g. Ziel zu errei- scher Hand befindliches) Grundgerüst an Grün- chen, zumal bei einem Wegfall der geplanten Stra- strukturen im Plangebiet. Darüber hinaus werden ßenbedarfsflächen auch noch die dort vorgesehe- keine weiteren Festsetzungen getroffen. nen Baumanpflanzungen entfallen würden. Für ei- Den Grundstückseigentümern steht es frei, auf ih- nen wirksameren Effekt sind daher auf den entste- ren Grundstücken Anpflanzungen vorzunehmen; henden Gewerbegrundstücken ergänzende An- die Erfahrung zeigt, dass dies in den meisten Fällen pflanzungsfestsetzungen für Bäume zu treffen. auch geschieht – schon um das eigene Betriebsum- feld adäquat zu gestalten.

4.6 Landschaftsplanung (Kapitel 2 BNatSchG / LNatSchG) Die Inhalte der Landschaftsplanung sind gem. § 9 Abs. 5 BNatSchG sowie § 1 Abs. 6 Ziffer 7g BauGB in der Planung sowohl hinsichtlich der Bestands- aufnahme und Bewertung als auch hinsichtlich der Zielsetzung für den betroffenen Vorhabenraum zu berücksichtigen. Abweichungen von der Land- schaftsplanung sind gem. § 9 Abs. 5 Satz 3 BNatSchG zu begründen. 4.7 Die 1. Änderung des Landschaftsplans der Stadt Berücksichtigung durch Ergänzung der Begrün- Bad Bramstedt sieht für die 20 m breite Anbauver- dung. botszone am Westrand der angrenzenden B206,

210303_BP58-1ae_Abwaegung.docx Seite 4

Stadt Bad Bramstedt – BP 58, 1. Ä. „GE-Süd“ Entwurf (ÖA) Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange und Abwägungsvorschläge 03.03.2021

NR STELLUNGNAHMEN ABWÄGUNGSVORSCHLÄGE

die von Bebauung freizuhalten ist, eine Grünverbin- Die im B-Plan Nr. 58 vorgesehene Grünfläche ent- dung mit Fuß- und Radweg vor, die an den Siggen- lang des Ostrands des Geltungsbereichs befindet B weg anschließt und in der noch geltenden Ur- sich in der Anbaufreihaltezone der B 206 und ist mit sprungsfassung des B-Plans Nr. 58 als private diversen Leitungsrechten belegt. Sie sollte als ex- Grünfläche festgesetzt ist. Mit der vorliegenden B- tensive Wiesenfläche entwickelt werden. Auf eine Plan Änderung soll davon abgewichen und dort Wegeführung wurde aufgrund der unattraktiven auch Gewerbegebiet festgesetzt werden, so dass Lage zwischen Gewerbefläche und B 206 verzich- die geplante Wegeführung hier entfällt zusätzliche tet, da zudem auf der östlichen Straßenseite der Versiegelungsmöglichkeiten geschaffen werden. B 206 ein Fuß- und Radweg vorhanden ist. Die Flä- Dies widerspricht den Zielen und Inhalten des Land- che wird im Rahmen der 1. Änderung nun zwar als schaftsplanes, nachvollziehbare Gründe für diese Gewerbefläche festgesetzt, kann selbst jedoch wei- Änderung werden nicht genannt. terhin nicht bebaut werden (Anbaufreihaltezone) und liegt außerhalb der Baugrenzen. Sie kann sich daher weiterhin als extensive Wiesenfläche entwi- ckeln. 4.8 In Anbetracht der vorgenommenen Erhöhung der Kenntnisnahme GRZ für das Gewerbegebiet von bisher 0,6 auf 0,8 Bereits im Rahmen des B-Plans Nr. 58 war bei einer und im Hinblick auf das Ziel eines sparsamen Um- vorgegebenen GRZ von 0,6 eine Überschreitung gangs mit Grund und Boden gemäß § 1a Abs. 2 bis zu einer maximalen GRZ von 0,8 rechtlich mög- Satz 1 BauGB sollte die GE-Festsetzung in der bis- lich, so dass sich dadurch faktisch nichts an der ma- her als Grünverbindung geplanten Anbauverbots- ximal möglichen Versiegelung geändert hat. zone wieder zurückgenommen und der Randstrei- Durch die Umwidmung der schmalen Grünfläche in fen wieder als private Grünfläche festgesetzt wer- der 1. Änd. des B-Plans Nr. 58 wird die bereits mög- den. Auf die Zielsetzung einer möglichst flächen- liche Versiegelung von 10,1 ha lediglich um gering- sparsamen Siedlungsentwicklung gemäß § 1 fügige 0,4 ha erhöht. Zudem ist mit einer erhöhten BNatSchG wird ebenfalls verwiesen. Dichte im bereits gewerblich überplanten Bereich die Möglichkeit gegeben, durch die Verdichtung des Innenbereichs den schutzwürdigeren Außenbe- reich zu schonen.

4.9 Allgemeiner Schutz von Natur und Landschaft / Ein- griffsregelung (Kapitel 3 BNatSchG / LNatSchG) Im Zusammenhang mit der Bauleitplanung sind gem. § 1 Abs. 6 Ziffer 7 BauGB die Belange des Naturschutzes und der Landschaftspflege zu be- rücksichtigen. Hierzu gehört auch die Abarbeitung der Eingriffsregelung gem. § 1a Abs. 3 BauGB. Die inhaltlichen Anforderungen ergeben sich aus dem Runderlass „Verhältnis der naturschutzrechtlichen Eingriffsreglung zum Baurecht“ (MELUR vom 9. De- zember 2013, verlängert bis 2023). Dem ermittelten Kompensationsflächenbedarf in Höhe von insgesamt 2.245 m² und der geplanten Ausgleichsmaßnahme auf dem Flurstück 140 der Flur 5 östlich der B 206 wird zugestimmt. Kenntnisnahme

4.10 Zur Kompensation der verlorengehenden Bäume soll eine Ersatzgeldzahlung erfolgen. Ich weise da- rauf hin, dass dies nicht möglich ist, da die natur- schutzrechtliche Kompensation im Rahmen einer B-Plan Aufstellung gemäß § 1a Abs. 3 Satz BauGB nur durch „Maßnahmen zum Ausgleich, Ersatz oder durch vertragliche Vereinbarungen nach § 11 BauGB oder sonstige geeignete Maßnahmen zum Ausgleich auf von der Gemeinde bereitgestellten Flächen“ getroffen werden können. Anstelle der ge- planten Ersatzgeldzahlung für die Baumverluste Berücksichtigung durch Ergänzung der textlichen wird daher eine Realkompensation erforderlich. Festsetzungen: T Diese sollte möglichst vor Ort erfolgen, kann jedoch „Bei Entfall der geplanten Ersatzpflanzungen an der auch an anderer Stelle im Stadtgebiet oder auch Bedarfsstraße sind diese alternativ als Ergänzung

210303_BP58-1ae_Abwaegung.docx Seite 5

Stadt Bad Bramstedt – BP 58, 1. Ä. „GE-Süd“ Entwurf (ÖA) Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange und Abwägungsvorschläge 03.03.2021

NR STELLUNGNAHMEN ABWÄGUNGSVORSCHLÄGE

durch Inanspruchnahme eines anerkannten Öko- in der südwestlichen Grünfläche zu pflanzen.“ kontos oder -pools im selben Naturraum erfolgen. Durch diese Realisierung an anderer Stelle im Gel- Die konkret vorgesehene Kompensation für die tungsbereich wird sichergestellt, dass die Bäume – Baumverluste ist daher zu ändern und mir noch mit- unabhängig vom Bau der Bedarfsverkehrsfläche – zuteilen. gepflanzt werden.

4.11 Biotopverbund und –vernetzung sowie geschützte Teile von Natur und Landschaft (Kapitel 4 Abschnitt 1 BNatSchG / LNatSchG) Knicks, gesetzlich geschützt gemäß § 30 BNatSchG i.V.m. § 21 LNatSchG Am südlichen Rand des Geltungsbereichs verläuft ein gesetzlich geschützter Redder, dessen nördli- cher Knickwall nachrichtlich in der Planzeichnung dargestellt ist. Die großen Überhälter auf diesem Knick reichen mit ihren Kronen deutlich in den Gel- tungsbereich hinein. Durch die Erweiterung der Ge- werbegebietsteilfläche GE 2c um ca. 5-6 m nach Süden zu Lasten der bisherigen Grünflächenfest- setzung rückt die geplante Bebauung dichter an den Knick heran. Dadurch werden Bodenversiege- lungen im Wurzelraumbereich der großen Knick- überhälter ermöglicht, was zu erheblichen Auswir- kungen auf diese Bäume führen kann. Eine Begrün- dung für diese Änderung ist in den vorgelegten B- Plan Unterlagen nicht enthalten.

Gemäß den Durchführungsbestimmungen zum Knickschutz (Erlass des MELULR-S-H v. Der Stellungnahme wird nicht gefolgt. 20.01.2017, insbesondere Kapitel 4) sollte zwi- Es wurde keine Erweiterung der Gewerbegebiets- schen Bebauung und Knick ein Abstand von i.d.R. teilfläche GE 2c vorgenommen; auch die Baugren- mindestens 1H (= Höhe der baulichen Anlage / Ge- zen im Gebiet und damit auch an dieser Stelle blei- bäude) eingehalten werden, hier mindestens 12 m. ben unverändert bestehen. Auf den schmalen Flä- Um Beeinträchtigungen des angrenzenden Knicks chenbereichen außerhalb der Baugrenzen sind zu vermeiden, sollte die südliche Grenze der Teil- keine Versiegelungen vorgesehen. Der Knickschutz fläche 2c des Gewerbegebiets zur Gewährleistung einschließlich des entsprechenden Abstands bleibt eines ausreichenden Knickschutzes wieder auf den unverändert bestehen. im B-Plan Vorentwurf vorgesehenen Abstand von ca. 10 m zum Knickwall zurückgesetzt werden. Zu- mindest ist aber ein 3 m Abstand zwischen Knick- wall und Baugrenze zu gewährleisten, dieser wird im östlichen Knickabschnitt aber nicht eingehalten.

4.12 Zur dauerhaften Aufrechterhaltung der Schutzfunk- Berücksichtigung tion der geplanten Knickschutzstreifen und zur Ver- Unter Hinweise, Stichpunkt „Knicks“ erfolgt folgen- meidung von Beeinträchtigungen der Knicks durch der Zusatz: häufig anzutreffende sukzessive Einbeziehung des „Die Knickschutzstreifen sind durch Einzäunung, T Knickschutzstreifens in die Baugrundstücksnutzung durch Hochborde oder durch andere geeignete ist zwischen Baugrundstück und Knickschutzstrei- Maßnahmen zu den Gewerbegrundstücken hin ab- fen ein ortsfester Zaun zu errichten. zugrenzen.“ Unter diesen Voraussetzungen können erhebliche Beeinträchtigungen der vorhandenen Knicks am Südrand Geltungsbereichs vermieden werden. Bei Nichtberücksichtigung können erhebliche Beein- trächtigungen des Knicks nicht ausgeschlossen werden. Eine dafür erforderliche Ausnahmegeneh- migung gem. § 30 Abs. 3 BNatSchG i.V.m § 21 LNatSchG bzw. Befreiung gem. § 67 BNatSchG kann hier derzeit nicht in Aussicht gestellt werden,

210303_BP58-1ae_Abwaegung.docx Seite 6

Stadt Bad Bramstedt – BP 58, 1. Ä. „GE-Süd“ Entwurf (ÖA) Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange und Abwägungsvorschläge 03.03.2021

NR STELLUNGNAHMEN ABWÄGUNGSVORSCHLÄGE

da die zu erwartenden Beeinträchtigungen nicht be- gründet und vermeidbar sind (vgl. § 67 Abs.1 BNatSchG bzw. § 30 Abs. 3 BNatSchG i.V.m. § 21 Abs. 3 LNatSchG).

4.13 Hinweis: Die zur baubedingten Erschließung des Berücksichtigung Gebiets vorgenommene Verbreiterung der vorhan- Der genannte Weg wird auf die für Fußgänger und denen Knicklücke im Siggenweg ist auf die für Fuß- Radfahrer notwendige Breite zurückgebaut. Eine gänger und Radfahrer notwendige Breite wiederzu- dauerhafte Erschließung über den Siggenweg für rückzubauen. Eine dauerhafte Erschließung über den motorisierten Verkehr wird ausgeschlossen. den Siggenweg für den motorisierten Verkehr ist Zwischenzeitlich wurden die Knickwälle beidseitig auszuschließen. bis an den wassergebundenen Weg herangeführt und an der Ostseite zusätzlich ein Baum der Größe StU 20-25 gepflanzt. 4.14 ERGÄNZENDER HINWEIS: Es wird vorsorglich da- rauf hingewiesen, dass Entscheidungen hinsichtlich Kenntnisnahme des Biotopschutzes nicht der kommunalen Abwä- gung zugänglich sind bzw. nicht im Ermessen der planende Gemeinde liegen (vgl. Kapitel 5.2.2. der o.g. Durchführungsbestimmungen, Kapitel 2.9 Er- lass ‚Verhältnis der naturschutzrechtlichen Ein- griffsregelung zum Baurecht‘ sowie Kapitel 9.3 des Erlasses ‚Verfahren bei der Aufstellung von Bauleit- plänen und Satzungen des allgemeinen Städtebau- rechts nach dem BauGB).

4.15 Netz „Natura 2000“ (Kapitel 4 Abschnitt 2 BNatSchG / LNatSchG) Nördlich des Lohstücker Wegs befindet sich das FFH-Gebiet DE 2026-303 "Osterautal". Eine direkte Betroffenheit des Gebietes ist nicht gegeben. Die vorliegende FFH-Verträglichkeitsvorprüfung für die B-Plan Änderung kommt zu dem Ergebnis, dass durch die vorgesehenen Änderungen des B-Plans Nr. 58 insgesamt keine Beeinträchtigungen des o.g. Gebiets in seinen für die Erhaltungsziele oder den Schutzzweck maßgeblichen Bestandteilen zu er- Kenntnisnahme warten sind. Diesem Ergebnis kann gefolgt werden.

4.16 Schutz der wildlebenden Tiere und Pflanzenarten, ihrer Lebensstätten und Biotope / Artenschutz (Ka- pitel 5 BNatSchG / LNatSchG) Die Ergebnisse des Artenschutzrechtlichen Fach- beitrags gemäß § 44 BNatSchG zur Aufstellung des B-Plans Nr. 58 (Verfasser: B.i.A. - Biologen im Ar- beitsverbund, Stand 25.05.2018) sind auch auf die Kenntnisnahme 1. Änderung des B-Plans Nr. 58 übertragbar. Die nachrichtlich in den Teil B Text der 1. Änderung des B-Plans Nr. 58 übernommen Hinweise zur Einhal- tung bestimmter Zeiträume für eine konfliktfreie Baufeldräumung und den sich ergebenden arten- Die entsprechenden Hinweise werden beachtet. schutzrechtlichem Kompensationsbedarf sind zu beachten. 4.17 Erholung in Natur und Landschaft (Kapitel 7 BNatSchG / LNatSchG) Nicht erkennbar betroffen. Auf den o.g. erforderli- Kenntnisnahme chen Rückbau der zwischenzeitlich erweiterten Knicklücke als Bauzufahrt in das geplante Gewer- s.o. begebiet wird verwiesen.

210303_BP58-1ae_Abwaegung.docx Seite 7

Stadt Bad Bramstedt – BP 58, 1. Ä. „GE-Süd“ Entwurf (ÖA) Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange und Abwägungsvorschläge 03.03.2021

NR STELLUNGNAHMEN ABWÄGUNGSVORSCHLÄGE

4.18 Wasser – Boden – Abfall SG Abwasser Aus Sicht der Schmutzwasserbeseitigung bestehen gegen die Änderungen des Bebauungsplanes Nr. Kenntnisnahme 58 keine Bedenken.

4.19 Aus Sicht der Niederschlagswasserableitung beste- hen weiterhin gegen das Vorhaben Bedenken. Be- gründung: Zusätzlicher Stichweg B2: Durch die zu- sätzliche Anordnung des Stichweges B2 und die Berücksichtigung eventuelle Verkleinerung der Verkehrsfläche B1 ist Auf Basis der genannten wasserrechtlichen Geneh- zu erwarten, dass sich die versiegelte öffentliche migung bzw. diesem zugrundliegenden Entwässe- Verkehrsfläche vergrößert und zusätzliche Nieder- rungsprinzips ist die Entwässerungsplanung er- schlagsmengen abzuleiten sind. Mit Datum vom gänzt und überarbeitet worden. 30.07.2019 wurde durch die untere Wasserbehörde Aufgrund der erfolgten Genehmigung sowie der des Kreises Segeberg bereits auf Grundlage des weitergehenden Abstimmung mit der Wasserbe- aktuellen Bebauungsplanes eine Genehmigung zur hörde geht die Stadt Bad Bramstedt davon aus, Errichtung und zum Betrieb von Abwasseranlagen dass eine Genehmigung vorbehaltlich der Einrei- (Regenrückhaltesysteme mit vorgeschalteten Sedi- chung der kompletten Genehmigungsunterlagen in mentationsanlagen nach Wasserrecht) erteilt. So- Aussicht gestellt werden kann. fern sich das Einzugsgebiet der Abwasseranlage Auf der Ebene der Entwässerungsplanung und -ge- verändert ist die Genehmigung entsprechend anzu- nehmigung werden die entsprechenden Nachweise passen. Hierfür muss der Nachweis geführt werden, geführt und entsprechend eine Änderung der Ge- dass das öffentliche Rückhaltesystem und die Be- nehmigung beantragt. handlungsanlagen ausreichend groß dimensioniert sind. Ich weise ausdrücklich darauf hin, dass dies zur Folge haben kann, dass das bisherige Rückhal- tesystem erweitert werden muss und die Behand- lungsanlagen nicht ausreichend sind. Bis zur Vorlage entsprechender Nachweise ist die Oberflächenentwässerung nicht sichergestellt.

4.20 Hinweis/ Empfehlung : Erhöhung der GRZ von 0,6 auf 0,8: Gemäß aktuellen Bebauungsplan Nr. 58 ist das anfallende Regenwasser aus dem geplanten Gewerbegebiet vor der Einleitung von den Privatflä- chen in die städtischen Entwässerungseinrichtun- gen zu reinigen und auf 1,2 l/(s x ha) (Bezug 10a- Regen) zu drosseln. Das erforderliche Rückhaltevo- lumen auf den Privatflächen ist nach DIN 1986-100 (Entwässerungsanlagen für Gebäude und Grund- stücke) Abschnitt 14.9.4 „Bemes-sung von Rück- halteräumen bei Einleitbeschränkungen“ in Verbin- dung mit DWA A 117 „Bemessung von Regenrück- halteräumen“ nachzuweisen. Demnach sind die Rückhalteräume für ein 10-jährliches Regenereig- nis bei einem statischen Drosselab-fluss von 1,2 l/ (s x ha) zu dimensionieren. Bereits jetzt, bei Aus- schöpfung einer GRZ von 0,60, wird es für die Bau- herren schwierig und kostenintensiv eine regel-kon- forme Grundstücksentwässerungsanlage zu planen und zu errichten. Bei einem Grundstück von 1 ha Größe ist (bei maximal möglicher Versiegelung) ein Rückhaltevolumen von ca. 480m. nachzuweisen. Die Entleerungszeit würde dann jedoch mehr als Der Stellungnahme wird nicht gefolgt. vier Tage betragen. Grundstücke kleiner 8000 m. Bei voller Ausnutzung der vormaligen GRZ zuzüg- haben zusätzlich das Problem eine geeignete stati- lich Überschreitung ist bereits jetzt eine Versiege- sche Drosselarmatur für Drosselabflüsse kleiner lung von 80 % möglich. Daran ändert die Erhöhung 1l/s zu errichten und funktionsfähig zu unterhalten. der GRZ auf 0,8 nichts, da dieser Wert die Kap- Ich empfehle daher eindringlich von einer Erhöhung

210303_BP58-1ae_Abwaegung.docx Seite 8

Stadt Bad Bramstedt – BP 58, 1. Ä. „GE-Süd“ Entwurf (ÖA) Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange und Abwägungsvorschläge 03.03.2021

NR STELLUNGNAHMEN ABWÄGUNGSVORSCHLÄGE

der GRZ abzusehen, da hierdurch das Ableitungs- pungsgrenze darstellt, die nicht weiter für Nebenan- problem noch verstärkt wird. lagen überschritten werden darf.

4.21 SG Gewässerschutz Bedenken. Für die Realisierung der Bauleitplanung wird die - Berücksichtigung wie bereits zum Ursprungsplan festgestellt - u.a. die Auf Basis der genannten wasserrechtlichen Geneh- Beseitigung eines Fließgewässers und die stre- migung bzw. diesem zugrundliegenden Entwässe- ckenweise Verlegung eines Fließgewässers erfor- rungsprinzips ist die Entwässerungsplanung er- derlich. Ich verweise hiermit auf meine Stellung- gänzt und überarbeitet worden. nahme (Kreis Segeberg, Az.: 61.00.8 vom Aufgrund der erfolgten Genehmigung sowie der 10.10.2018, Wasser-Boden-Abfall, SG Gewässer), weitergehenden Abstimmung mit der Wasserbe- die unverändert Bestand hat. Lediglich eine UVP- hörde geht die Stadt Bad Bramstedt davon aus, Vorprüfung wurde meiner Stelle vorgelegt, aufgrund dass eine Genehmigung vorbehaltlich der Einrei- dessen ich am 15.04.2019 eine wasserrechtliche chung der kompletten Genehmigungsunterlagen in Ausbaugenehmigung nach § 68 Abs. 2 in Aussicht Aussicht gestellt werden kann. stellen konnte. Ich gab mit diesem Datum auch Hin- Auf der Ebene der Entwässerungsplanung und -ge- weise zu Inhalten eines entsprechenden Antrages nehmigung werden die entsprechenden Nachweise auf Gewässerausbau. Ein Antrag liegt mir - abwei- geführt und entsprechend eine Änderung der Ge- chend von der Abwägung zum Ursprungsplan mit nehmigung beantragt. Der Antrag auf Gewässer- Stand vom 14.11.2018 - bis heute nicht vor. Die in ausbau zum B-Plan Nr. 58 wurde bisher nicht ge- der Bauleitplanung vorgesehenen Gewässeraus- nehmigt, da sich die Thematik „Ausgleich des Ein- bauten sind damit wasserrechtlich nicht zugelas- griffes in Natur und Landschaft“ noch in Bearbei- sen; eine rechtmäßige Realisierung des Ursprungs- tung befindet. Gemäß Vereinbarung mit der UWB planes und der jetzt vorgelegten 1. Änderung nicht wird der Antrag spätestens am 01.06.2021 einge- möglich. Ich weise hiermit auf § 103 WHG hin. Dem- reicht. nach kann ein Gewässerausbau ohne Zulassung mit einem Bußgeld bis 50.000 € belegt werden.

4.22 SG Bodenschutz Auf die Ausführungen der unteren Bodenschutzbe- hörde im Rahmen der 1. Behördenbeteiligung wird verwiesen.

4.23 Stellungnahme des SG Bodenschutz, Nachsor- gender Bodenschutz vom 06.08.2020: Nördlich des geplanten Gewerbegebietes befindet sich die Altablagerung 0100-002 Lohstücker Weg. Aufgrund der Menge und Zusammensetzung der Altablagerung ist nicht auszuschließen, dass im De- poniekörper relevante Mengen an Deponiegas ge- bildet werden. Der Ablagerungszeitraum endet 1968. Auf einer anderen, Ende der 60er Jahre ge- schlossenen Altablagerung im Kreisgebiet wurden bei kürzlich durchgeführten Messungen Methan- gehalte von bis zu 70 Vol.-% festgestellt. Methan bildet in einem Mischungsverhältnis zwischen 5 und 15 Vol.-% mit Luft ein explosives Gasgemisch. Durch Ausweisung des geplanten Gewerbegebie- tes rückt die potentielle Bebauung bis auf einen Ab- stand von ca. 80 m an die Altablagerung heran. Zum Nachweis gesunder Wohn- und Arbeitsverhält- nisse wurde im Zuge der Aufstellung des Ursprung- planes eine hydrogeologische Stellungnahme erar- beitet. Diese diente der fachgutachterlichen Bewer- tung, ob das B-Plan-Gebiet durch migrierende De- ponie- und / oder deponiespezifische Bodengase aus der Altablagerung beeinträchtigt werden kann und eine Gefährdungsabschätzung mittels Boden- luftuntersuchungen erforderlich ist.

210303_BP58-1ae_Abwaegung.docx Seite 9

Stadt Bad Bramstedt – BP 58, 1. Ä. „GE-Süd“ Entwurf (ÖA) Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange und Abwägungsvorschläge 03.03.2021

NR STELLUNGNAHMEN ABWÄGUNGSVORSCHLÄGE

Die folgenden, bereits in der Stellungnahme zur 3. Beteiligung zum Ursprungsplan wiederholten Emp- fehlungen der unteren Bodenschutzbehörde zu Än- derungen und Ergänzungen des Punktes 11 „Altlas- ten“ sollten im Rahmen des Änderungsverfahrens berücksichtigt werden: Die unter Punkt 4 der hydrogeologischen Stellung- nahme bzw. Punkt 11 „Altlasten“ der Begründung, Unterpunkt 3 getroffene Aussage, dass „Methan nur unter reduzierenden Milieubedingungen stabil ist“, ist so nicht richtig. Bei Methan handelt es sich um eine sehr stabile Verbindung. Im Boden wird der Umbau von CH4 zu CO2 durch Mikroorganismen Der Stellungnahme wird nicht gefolgt. bewirkt. Ein Abbau in einer Transportzone des Bo- Bereits im Verfahren zur Aufstellung des rechtswirk- dens hängt daher vom Mikroorganismenbesatz und samen BP 58 wurde gutachterlich (Hydrogeologi- der Verweilzeit ab. Der vom Gutachter angenom- sche Stellungnahme GeoC GmbH, 12.07.2018) mene Abbau durch Luftsauerstoff findet durch Hyd- nachgewiesen, dass die Anlage eines Drainagegra- roxyradikale in oberen Luftschichten und nicht im bens unnötig ist, da das Vorhandensein von Depo- Boden statt. Dieser Punkt kann daher nicht als Aus- niegasen weder plausibel noch wahrscheinlich ist. schlusskriterium für ein Auftreten deponiebürtigen Methans in der Bodenluft und in der ungesättigten Bodenzone im Bereich der B-Plan-Fläche herange- zogen werden. Im Unterpunkt 4 wird als verdachts- entkräftend angeführt, dass organische Schadgase aus der Altablagerung bisher nicht nachgewiesen wurden. Es wurden hierzu aber auch noch keine Untersuchungen durchgeführt. Im Unterpunkt 5 wird angenommen, dass Deponiegasemissionen aufgrund der Ausdehnung und des Alters der Altab- lagerung ausgeschlossen werden können. Auch diese Aussage ist so nicht richtig. Aufgrund der Art und Menge der abgelagerten Stoffe ist die Bildung von Deponiegasen im Altablagerungkörper nicht auszuschließen. Erfahrungen bei der Bearbeitung deutlich älterer Altablagerungen zeigen, dass auch nach Jahrzehnten mit signifikanter Deponiegasbil- dung gerechnet werden muss. Die o. g. Darstellun- gen wurden auch in den Grünordnerischen Fach- beitrag übernommen und sollten auch dort richtig- gestellt werden. Da aus o.a. Gründen bisher kein Nachweis gesun- der Wohn- und Arbeitsverhältnisse erbracht wurde, wiederholt die untere Bodenschutzbehörde ihre Empfehlung, entlang der nördlichen Grenze des Gewerbegebietes einen mindestens 1 m tiefen und 1 m breiten Drainagegraben anzulegen. Dieser sollte mit grobem Kies gefüllt und dauerhaft offen- gehalten werden, um als Migrationssperre für po- tenziell aus der Alt-ablagerung migrierende Gase zu dienen. In der 1. Änderung zum Bebauungsplan sollten Regelungen zur Lage, Herstellung sowie Monitoringmaßnahmen zum Erhalt der Funktions- tüchtigkeit des Grabens getroffen werden. Da das gesamte Gewerbegebiet um 1 m aufgefüllt werden soll und im fraglichen Bereich Leitungsgräben an- gelegt werden sollen, sollte die Umsetzung der empfohlenen Maßnahme bei rechtzeitiger Planung keinen erheblichen Mehraufwand darstellen.

210303_BP58-1ae_Abwaegung.docx Seite 10

Stadt Bad Bramstedt – BP 58, 1. Ä. „GE-Süd“ Entwurf (ÖA) Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange und Abwägungsvorschläge 03.03.2021

NR STELLUNGNAHMEN ABWÄGUNGSVORSCHLÄGE

4.24 SG Grundwasserschutz Im Gebiet ist mit hohen Grundwasserständen zu rechnen. Sollten bei Baumaßnahmen eine Bauwas- serhaltung nötig sein, so ist eine entsprechende Er- Berücksichtigung laubnis rechtzeitig, mindestens vier Wochen vorher, bei der unteren Wasserbehörde zu beantragen. Schichten- und Stauwasser wird wasserrechtlich als Grundwasser betrachtet.

4.25 GW Geothermie Keine weiteren Hinweise oder Anregungen. Kenntnisnahme

4.26 SG Abfall Umweltbezogener Gesundheitsschutz Sozialplanung Verkehrsbehörde Klimaschutz Keine Stellungnahme. Kenntnisnahme

5 Handwerkskammer Lübeck Az.: vom 04.12.2020

5.1 (...) nach Durchsicht der uns übersandten Unterla- gen teilen wir Ihnen mit, dass in obiger Angelegen- Kenntnisnahme heit aus der Sicht der Handwerkskammer Lübeck keine Bedenken vorgebracht werden. Sollten durch die Flächenfestsetzungen Hand- werksbetriebe beeinträchtigt werden, wird sachge- rechter Wertausgleich und frühzeitige Benachrichti- gung betroffener Betriebe erwartet.

6 Deutsche Telekom Technik GmbH Az.: Az.: 200828 002, vom 23.11.2020

6.1 Zu der o. g. Planung nehmen wir wie folgt Stellung: Gegen die o.a. Planung haben wir keine Beden- Kenntnisnahme ken. Nach derzeitigem Stand werden wir den B- Plan mit FTTH versorgen.

7 Vodafone GmbH/ Vodafone Kabel Deutschland GmbH Az.: vom 10.12.2020

7.1 (...) Im Planbereich befinden sich Telekommunikati- onsanlagen unseres Unternehmens, deren Lage Berücksichtigung auf den beiliegenden Bestandsplänen dargestellt Die Bestandspläne bzw. vorhandenen Leitungen ist. Wir weisen darauf hin, dass unsere Anlagen bei werden bei der Bauausführung beachtet. der Bauausführung zu schützen bzw. zu sichern sind, nicht überbaut und vorhandene Überdeckun- gen nicht verringert werden dürfen. (...)

8 AKN Eisenbahn GmbH Az.: vom 27.11.2020

8.1 (...) gegen die 1. Änderung des B-Planes Nr. 58 der Stadt Bad Bramstedt entsprechend den vorgeleg- ten Unterlagen bestehen von Seiten der AKN keine Bedenken, wenn die nachfolgend aufgeführten Be- merkungen und Hinweise Berücksichtigung finden: Kenntnisnahme

210303_BP58-1ae_Abwaegung.docx Seite 11

Stadt Bad Bramstedt – BP 58, 1. Ä. „GE-Süd“ Entwurf (ÖA) Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange und Abwägungsvorschläge 03.03.2021

NR STELLUNGNAHMEN ABWÄGUNGSVORSCHLÄGE

1. Die AKN haftet für keinerlei Schäden, die sich Die Hinweise wurden bereits in den BP übernom- aus der Eigenart ihres Eisenbahnbetriebes er- men. geben. Hierzu können auch keine Forderungen wegen der vom Schienenverkehr hervorgerufe- nen Immissionen, insbesondere Verkehrsge- räusche und sonstige in den gesetzlichen Vor- schriften behandelte Auswirkungen, geltend gemacht werden.

9 Schleswig-Holstein Netz AG Az.: vom 02.12.2020

9.1 (...) seitens der Schleswig-Holstein Netz AG sehen wir für den Bereich unserer Mittelspannung- und Kenntnisnahme Kommunikationsleitungen keine Bedenken. Gegebenenfalls werden Sie eine separate Stellung- nahme von unserer 110 kV-Fremdplanung erhalten!

10 Schleswig-Holstein Netz AG – 110kV Fremdpla- nung Az.: vom 17.12.2020

10.1 (...) im Bereich der Planauskunft verläuft die oben genannte 110-kV-Freileitung der Schleswig-Hol- stein Netz. Sie erhalten einen Lage-/Profilplan zur Information über den Freileitungsverlauf. Es ist zwingend notwendig, die Angaben in unseren An- hängen zu beachten und einzuhalten! Wir empfehlen, bei der Planung einen seitlichen Ab- stand des Bauvorhabens zur Leitungsachse (Ver- bindungslinie der Mastmitten) von 50 m einzuhal- ten. Damit wird in der Regel ein ausreichender Ab- stand zum Schutzbereich der 110 kV Leitung si- chergestellt für einen uneingeschränkten und ge- fahrlosen Einsatz von Kränen oder Baugerüsten. Vorgesehene Reklameeinrichtungen, Fahnenstan- gen, Beleuchtungseinrichtungen sowie Anpflanzun- gen unterliegen den Angaben der Bauhöhen inner- halb des Leitungsschutzbereiches. Diese sind im Vorwege mit uns abzustimmen. Aufschüttungen oder kurzzeitige Erdablagerungen innerhalb des Leitungsschutzbereiches dürfen nur mit unserer Zustimmung und erst, nachdem die Ein- haltung der Sicherheitsabstände geprüft worden ist, vorgenommen werden. In der Baubeschränkungs- zone dürfen keine hochwüchsigen Bäume ange- pflanzt werden. Empfehlenswert sind standortge- rechte Wildgehölze wie Busche und Sträucher bis zur Kategorie Großsträucher, die mit geringer Berücksichtigung Wuchshöhe einen ausreichenden dauerhaften Ab- stand zu den Leiterseilen einhalten.

10.2 1) Verantwortlichkeiten und Rahmenbedingun- gen bei Baumaßnahmen innerhalb des Lei- tungsschutzbereiches a. Verantwortlichkeiten Berücksichtigung (...) 10.3 b. Rahmenbedingungen Innerhalb des Leitungsschutzbereiches unterliegen

210303_BP58-1ae_Abwaegung.docx Seite 12

Stadt Bad Bramstedt – BP 58, 1. Ä. „GE-Süd“ Entwurf (ÖA) Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange und Abwägungsvorschläge 03.03.2021

NR STELLUNGNAHMEN ABWÄGUNGSVORSCHLÄGE

die maximalen Arbeits- und Bauhöhen einer Be- grenzung. einer Begrenzung. Grundsätzlich müssen jegliche Baumaßnahmen innerhalb des Leitungsschutzbereiches durch die Schleswig-Hol- stein Netz genehmigt werden. Die Breite des Lei- tungsschutzbereiches für die 110 kV Freileitung be- trägt ca.60,00 m, d. h. jeweils ca. 30,00 m von der Leitungsachse nach beiden Seiten. Grundlage für diese Stellungnahme ist aber die individuelle Schutzbereichsbreite des betroffenen Mastfeldes, in dem Ihr Bauvorhaben liegt. Ein Mastfeld umfasst die Fläche zwischen zwei Freileitungsmasten, wel- che von den Seilen überspannt wird im ruhenden Berücksichtigung und ausgeschwungenen Zustand der Seile zuzüg- lich eines seitlichen Schutzabstandes von 3 m bei 110 kV Leitungen. 10.4 2) Arbeiten in der Nähe der 110 kV Freileitung (...) Berücksichtigung 10.5 3) Ergänzende Hinweise (...) Berücksichtigung

11 Gewässerpflegeverband Schmalfelder Au Az.: vom 10.12.2020 11.1 (...)Wir verweisen wiederholt auf unsere Stellung- Berücksichtigung nahmen vom 28.03.2018 und 04.10.2018 und Auf Basis der genannten wasserrechtlichen Geneh- 30.07.2020, die auch weiterhin Bestand haben. migung bzw. diesem zugrundliegenden Entwässe- rungsprinzips ist die Entwässerungsplanung er- Im Planbereich B-Plan 58 befinden sich die Ver- gänzt und überarbeitet worden. bandsgewässer 121, 142 sowie 1421 des GPV Aufgrund der erfolgten Genehmigung sowie der Schmalfelder. Sie wurden in allen Stellungnahmen weitergehenden Abstimmung mit der Wasserbe- darauf hingewiesen, dass ein Gewässerausbau so- hörde geht die Stadt Bad Bramstedt davon aus, wie die Verlegung eines Gewässers, wie von Ihnen dass eine Genehmigung vorbehaltlich der Einrei- beschrieben, einer wasserbehördlichen Genehmi- chung der kompletten Genehmigungsunterlagen in gung bedürfen. Unter Pkt. 2.1.1.2 und 2.2.1.2 wur- Aussicht gestellt werden kann. den die „randlichen Gräben" zwar kurz erwähnt Auf der Ebene der Entwässerungsplanung und -ge- aber nicht berücksichtigt. nehmigung werden die entsprechenden Nachweise Die Stellungnahmen wurden bisher völlig ignoriert geführt und entsprechend eine Änderung der Ge- und es liegt bis heute immer noch kein Antrag vor. nehmigung beantragt. Der Antrag auf Gewässer- Ein Gewässerausbau ist so nicht zulässig. Dem B- ausbau zum B-Plan Nr. 58 wurde bisher nicht ge- Plan Nr. 58, 1. Änderung wird seitens des GPV nehmigt, da sich die Thematik „Ausgleich des Ein- Schmalfelder Au in seiner jetzigen Fassung nicht griffes in Natur und Landschaft“ noch in Bearbei- zugestimmt. tung befindet. Gemäß Vereinbarung mit der UWB wird der Antrag spätestens am 01.06.2021 einge- reicht. 11.2 GPV Schmalfelder Au vom 30.07.2020 11.3 Wir verweisen auf unsere Stellungnahme vom 28.03.2018 und 04.10.2018, die auch weiterhin Be- stand haben. 11.4 In beiden Stellungnahmen wurden Sie darauf hin- gewiesen, dass ein Gewässerausbau sowie die s.o. Verlegung eines Gewässers, wie von Ihnen be- schrieben, einer wasserbehördlichen Genehmi- gung bedürfen. Diese liegt jedoch bis heute nicht vor. Der Ausbau ist somit nicht zulässig. Dem B-Plan Nr. 58, 1. Änderung wird seitens des GPV Schmalfelder Au in seiner jetzigen Fassung nicht zugestimmt. 11.5 GPV Schmalfelder Au vom 08.10.2018 11.6 (...) Des Weiteren weisen wir darauf hin, dass für Berücksichtigung

210303_BP58-1ae_Abwaegung.docx Seite 13

Stadt Bad Bramstedt – BP 58, 1. Ä. „GE-Süd“ Entwurf (ÖA) Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange und Abwägungsvorschläge 03.03.2021

NR STELLUNGNAHMEN ABWÄGUNGSVORSCHLÄGE

eine Gewässerverlegung oder einen Gewässeraus- bau die Genehmigung des Gewässerpflegeverban- des Schmalfelder Au und der UWB des Kreises Se- geberg erforderlich ist. Im grünordnerischen Fachbeitrag zum P-Plan Nr. 58 ist unter Punkt 6.2.1.2 „Eingriffe in Gräben und Kompensationsbedarf" die abschnittsweise Verroh- rung von Gräben geplant. Die Bedingungen und der Ausgleich wurden mit dem Kreis Segeberg bereits erörtert. Bei einer möglichen wasserbehördlichen Bei der Beantragung der erforderlichen wasserbe- Genehmigung ist auch hier die Satzung des Ge- hördlichen Genehmigungen wird die Satzung des wässerpflegeverbandes Schmalfelder Au einzuhal- Gewässerpflegeverbandes Schmalfelder Au be- ten. Hier insbesondere die §§ 5 und 6 der Satzung: rücksichtigt. §5 (zu §§ 6, 33 WVG) Benutzung der Grundstücke dinglicher Verbandsmitglieder (...) §6 (zu § 6 WVG, §§ 47, 75 LWG) Weitere Beschränkungen (...)

11.7 GPV Schmalfelder Au vom 28.03.2018 11.8 (...) Ich weise darauf hin, dass an der frühzeitigen Beteiligung der Träger öffentlicher Belange lediglich der Gewässerpflegeverband Osterau beteiligt wurde. Im B-Plan-Gebiet sind jedoch diverse Ver- bandsgewässer des GPV Schmalfelder Au betrof- fen, der nicht in Ihrem Verteiler aufgenommen wurde. 11.9 Der GPV Schmalfelder Au weist darauf hin, dass im Planbereich B-Plan 58 die Verbandsgewässer 121, 140, 142 sowie 1421 des GPV Schmalfelder verlau- Veränderungen an den Verbandsgewässern wer- fen, die auf Abb. 2 „Vorläufige Biotop- und Nut- den mit dem GPV abgestimmt und in der Begrün- zungstypen ... . " zwar ersichtlich sind, aber in der dung entsprechend beschrieben. Planung keine Berücksichtigung fanden. Wir bitten Für die Gewässerumbauten sind Anträge beim hier um genauere Angaben der Planung. Wir ver- Kreis zu stellen – diese Anträge erfolgen unabhän- weisen auf die Satzung des GPV Schmalfelder Au, gig vom B-Plan. Dazu werden auch die Verbände die einzuhalten ist. Die vollständige Verbandssat- beteiligt. zung ist einzusehen unter www.gpv-schmalfelder- au.de. Insbesondere wird hingewiesen auf §§ 5 und 6 der Satzung: ... (Zitate zu §§ 5 und 6 der genannten Satzung) Berücksichtigung

12 BUND Az.: SE-2020-704 BPlan 58-1 vom 21.12.2020 12.1 (...) Schutzgut Pflanzen: Kenntnisnahme Zu Teil A Planzeichnung BPlan 58-1 (22.09.2020): Der am Westrand vorhandene Gehölzsaum an Ge- Wie bereits in der Frühzeitigen Beteiligung der Öf- wässern (HRe) mit Großbaumbestand wird bereits fentlichkeit ausgeführt, verlangen wir den Erhalt im B-Plan Nr. 58 als zu erhalten festgesetzt und des gesetzlich geschützten Knicks entlang der durch angrenzende Grünflächen geschützt. Diese Westseite der Teilfläche 3 mit Graben (Verbandge- Festsetzung bleibt unverändert bestehen. wässer 142, wird zukünftig als Vorflutergraben für das anfallende Oberflächenwasser geführt). Im Der Gehölzsaum wird durch eine öffentliche Grün- BPlan 58/61-Grenzbereich erstreckt er sich über fläche, die gleichzeitig eine durch T-Linie gekenn- 187 m (Streckenmessumg mit „Digitaler Atlas zeichnete Maßnahmenfläche darstellt, umgeben. Nord“) an der östlichen Grenze des Entwurfs des Diese wird zusätzlich von einer privaten Grünfläche BPlans 61. Aus der Planzeichnung zum BPlan 58 zur geplanten Gewerbebebauung hin abgegrenzt. ist nicht ersichtlich ob der Knick im Bereich der öf- fentlichen oder privaten Grünfläche liegt. 12.2 Im Vorschlag zur Behandlung wurde dazu vom be- Kenntnisnahme auftragten Stadtplaner eingewandt: „Hier befindet Die Gehölzstruktur am Südwestrand des Geltungs- sich kein gesetzlich geschützter Knick.“ Bei dieser bereichs wurde im Landschaftsplan von 1998 noch Feststellung wurde auch im Rahmen der Sitzung

210303_BP58-1ae_Abwaegung.docx Seite 14

Stadt Bad Bramstedt – BP 58, 1. Ä. „GE-Süd“ Entwurf (ÖA) Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange und Abwägungsvorschläge 03.03.2021

NR STELLUNGNAHMEN ABWÄGUNGSVORSCHLÄGE

des Planungs- und Umweltausschusses am als Knick geführt. In der 1. Änderung des Land- 28.09.2020 geblieben, obwohl ich die entspre- schaftsplans von 2013 wurde sie als Gehölzsaum chende gesetzliche Lage dazu in der Einwohnerfra- an dem vorhandenen Graben kartiert. Im Rahmen gestunde erläutert habe. Es kann durchaus sein, der aktuellen Kartierung wurde diese Zuweisung dass der begutachtende Landschaftsplaner über beibehalten und sie zutreffend als Gehölzsaum an seine Systematik der Biotoptypen- und Nutzungsty- Gewässern (HRe) entsprechend der Kartieranlei- penkartierung Bescheid weiß. Jedoch ist darauf hin- tung des Landes angesprochen. Der fehlerhaften zuweisen, dass für die Frage ob es sich um einen Einschätzung des Einwenders, dass es sich bei der Knick handelt oder nicht, der Gesetzgeber eindeu- Struktur um ein gesetzlich geschütztes Biotop ge- tige Aussagen unter Verweis auf den §30 mäß § 30 BNatSchG i.Vm. § 21 LNatSchG handelt, BNatSchG und § 21 des LNatSchG und dem dazu kann nicht beigetreten werden. gehörenden Knickerlass des MELUR vom 20. Ja- Hierbei handelt es sich um eine gutachterliche Ein- nuar 2017 vorgegeben hat. Hier gilt zum ersten §21 stufung. Die Gehölzstruktur wird als zu erhaltend Abs. 2 Nr. 1 LNatSchG: „Weitere gesetzlich ge- festgesetzt. schützte Biotope im Sinne des § 30 Absatz 2 Satz Die Darstellung ist bereits im rechtsgültigen B-Plan 2 BNatSchG sind: 4. Knicks“. Zudem ist auf Seite Nr. 58 enthalten. Durch die 1. Änderung des B- 124 der „Erläuterungen zur Kartierung von gesetz- Plans ergeben sich diesbezüglich keine veränder- lich geschützten Biotopen in SH“ die Definition ge- ten Regelungsinhalte. geben, was als Knick zu bezeichnen ist, wozu auch Gehölzreihen auf ebenem Boden gehören. 12.3 Diese notwendige Zuordnung hätte den Gutachtern Kenntnisnahme bekannt sein müssen. Die „Rote Liste der gefährde- s.o. ten Biotoptypen Deutschlands“ von 2017 (BfN Na- turschutz und Biologische Vielfalt 156, S. 481) weist ausdrücklich auf die besondere gesetzliche Lage in Schleswig-Holstein hin. Für ganz Deutschland gilt dieser Biotoptyp als besonders gefährdet! Im Merk- blatt BF4 vom 18.12.2008 des Kreises Segeberg „Biotopförderung Knicks“ steht ensprechend auf Seite 2 „Neuanlage“, dass Knicks auf einem Wall o- der zu ebener Erde angelegt werden. Die Gehölz- liste zeigt aus dem vorstehenden Knick entspre- chend die Arten Esche, Feldahorn, Bergahorn, Stieleiche, Weiden (besonders die Silberweide), Haselnuß, Schwarzerle, Eingriffliger Weißdorn, Ge- meine Heckenkirsche, Gemeiner Schneeball, Hart- riegel, Holunder, Pfaffenhütchen, Schlehe, Brom- beer-Wildarten, Hundsrose, Holzbirne (dominante Arten unterstrichen). Er kann damit als Knick feuch- ter Standorte mit vorherrschenden Weichhölzern beschrieben werden.

12.4 In der folgenden Tabelle sind die Bäume in diesem Knick mit Umfang und Besonderheiten aufgeführt (bei mehreren Teilstämmen Summe U), und ob eine Festsetzung vorliegt, nichtkartierte rot:

12.5 Kenntnisnahme

210303_BP58-1ae_Abwaegung.docx Seite 15

Stadt Bad Bramstedt – BP 58, 1. Ä. „GE-Süd“ Entwurf (ÖA) Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange und Abwägungsvorschläge 03.03.2021

NR STELLUNGNAHMEN ABWÄGUNGSVORSCHLÄGE

Direkt anschließend befinden sich im Süden außer- In der 1. Änderung des B-Plans Nr. 58 wird lediglich halb der BPlan-Gebiete zwei weitere landschaftsbe- der Gehölzbestand im Geltungsbereich dargestellt. stimmende Kopfweiden mit Umfängen von 240 und 290 cm. 12.6 Es ist in diesem Zusammenhang hervorzuheben, Kenntnisnahme dass der vorliegende Knick im BP/58+61-Gebiet im In der Bestandsbeschreibung des Grünordneri- Süden und dem Nordende an der nördlichen schen Fachbeitrages (GOF) wird aufgeführt, dass in Grenze von GE 3 vor der Gabelung der Hauptzu- dem Gehölzsaum Kopf-Weiden vorhanden sind. fahrt in das Gewerbegebiet Süd 7 Kopfweiden mit mehr als 200 cm Umfang in 1 m Höhe aufweist und eine mit 120 cm am Nordende. Vorhanden sind eine Vielzahl an Höhlungen, grober Borke und Totholz- bereichen, die wertvolle Lebensräume für seltene Epiphyten, Pilze, Farne, Moose, Höhlenbrütervögel, Fledermäuse, Käfer und Schmetterlingen bieten („Rote Liste der gefährdeten Biotoptypen Deutsch- lands“ von 2017, BfN Naturschutz und Biologische Vielfalt 156, Kennziffer 41.05.02). Kopfweiden stel- len einen eigenen Biotoptyp (41.05.02) dar, der im Gebiet stark gefährdet ist (Stufe 2). 12.7 Zusätzlich gilt in diesem Zusammenhang auch der Kenntnisnahme besondere Schutz von Landschaftsbestimmenden Der am Westrand vorhandene Gehölzsaum an Ge- Großbäumen. Im besprochenen Knick liegen 14 wässern (HRe) mit Großbaumbestand wird bereits entsprechende Großbäume vor, darunter die Kopf- im B-Plan Nr. 58 als zu erhalten festgesetzt und weiden, eine mehrstämmige Kopfweide (durch Kni- durch angrenzende Grünflächen geschützt. Diese cken entstanden, 5 Mehrstammerlen (durch kni- Festsetzung bleibt unverändert bestehen. cken vor längerer Zeit entstanden) und eine Stielei- Die Einwendung bezieht sich nicht auf Regelungs- che. Im Erlass „Durchführungsbestimmungen zum inhalte der 1. Änderung des B-Plans 58. Knickschutz“ des MELUR-SH heißt es dazu auf Seite 9 unter 3.4. Überhältermanagement; Schutz der land- schaftsbestimmenden oder ortsbildprägenden Bio- topbäume: Definitionen: Überhälter gemäß § 1 Nummer 10 Satz 3 Biotopverordnung sind im Knick stehende Bäume mit einem Stammumfang von mindestens einem Meter gemessen in einem Meter Höhe über dem Erdboden. Landschaftsbestimmende oder ortsbildprägende Bäume oder Baumgruppen ge- mäß § 8 Absatz 1 Nummer 9 und § 21 Absatz 4 Nummer 3 LNatSchG Bäume oder Baumgruppen sind dann landschaftsbestimmend oder ortsbildprä- gend, wenn sie die Eigenart des Landschaftsbildes bzw. des Ortsbildes wesentlich mitgestalten. In der Regel erfüllen Bäume mit einem Stammumfang von zwei Metern gemessen in einem Meter Höhe oder Baumgruppen mit entsprechendem Erscheinungs- bild diese Merkmale. Die tabellarisch genannten Großbäume erfüllen diese Definitionen, sie sind Überhälter und Land- schaftsbestimmende Bäume oder Baumgruppen (im vorliegenden Knick in drei Gruppen angeord- net). Die drei fehlenden mehrstämmigen Erlen und die Kopfweide am Südende müssen als land- schaftsbestimmende Großbäume ergänzt werden. Alle in der obigen Tabelle mit „Festsetzung fehlt“ sind entsprechend festzusetzen. Ich weise ausdrücklich darauf hin dass damit auch Verbote gelten (weiter auf S. 9):

210303_BP58-1ae_Abwaegung.docx Seite 16

Stadt Bad Bramstedt – BP 58, 1. Ä. „GE-Süd“ Entwurf (ÖA) Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange und Abwägungsvorschläge 03.03.2021

NR STELLUNGNAHMEN ABWÄGUNGSVORSCHLÄGE

„Folgende Maßnahmen sind als erhebliche Beein- trächtigung des Knicks nicht zulässig: · das Fällen von Überhältern außerhalb des regelmäßigen Tur- nus des „Auf–den- Stock-Setzens“, die Reduzie- rung des Kronenvolumens der zu erhaltenden Überhälter um mehr als 1/5 (20%), · das Fällen von Überhältern ab einem Stammumfang von 2 m ge- messen in 1 m Höhe.

12.8 Gegen diese Verbote wurde im Zusammenhang mit Kenntnisnahme dem nordseitigen Knick am Siggenweg am Die Fällung von 16 landschaftsbestimmenden Südende des BPlan-58 wissentlich von der Stadt Großbäumen ist kein Regelungsinhalt der 1. Ände- Bad Bramstedt verstoßen. Eine gesetzeswidrige rung des B-Plans und damit außerhalb des B-Plan- Fällung von 16 landschaftsbestimmenden Groß- verfahrens zu klären. bäumen (Fotos der Bäume mit Größenmessung Die Eingriffs- und Kompensationsermittlung bezüg- und Fällung liegen vor) wurde trotz meiner Be- lich Knicks und Alleebäume wurde im Rahmen des schwerde noch nicht mit einer erhöhten Ersatz- Bauleitplanverfahren zum B-Plan Nr. 58 korrekt ab- pflanzung ausgeglichen. Nimmt man die Baum- gearbeitet und erforderliche Ausnahme- bzw. Be- schutzsatzung als Grundlage für Ersatzpflanzun- freiungsanträge bei der UNB des Kreises einge- gen, so hat die Stadt zu beachten: reicht und von dieser genehmigt. „§8 Ersatzpflanzungen: Für 3 Großbäume liegt eine entsprechende Beneh- (1) Ersatzpflanzungen im Geltungsbereich der Sat- menserteilung und Einvernehmensherstellung des zung hat vorzunehmen oder eine Ausgleichszah- Kreises SE vor. Zwei der Bäume waren abgestor- lung hat zu leisten, wer: ben und brauchen nicht ausgeglichen zu werden, 1. auf der Grundlage einer Befreiung nach § 4 Abs. für den Überhälter sind zwei Bäume der Größe 2 oder einer Ausnahme nach § 5 Abs. 1 oder Abs. 12/14 als Ersatz zu pflanzen. Insgesamt wurden 2 einen Baum beseitigt; drei Stieleichen der Größe 20/25 gesetzt und damit 2. geschützte Bäume beseitigt, zerstört, oder solche auch die Lücken der durch Sturmschaden bzw. Handlungen durch Dritte wissentlich duldet, ohne krankheitsbedingt abgängigen Bäume zu schließen dass eine Ausnahme oder Befreiung vorliegt. (2) Die Anzahl der vorzunehmenden Ersatzpflanzun- gen nach Abs. 1 Nr. 1 richtet sich nach dem Stammumfang (gemessen in 1,30 m Höhe) des je- weils gefällten Baumes in folgenden Verhältnissen: - bis 95 cm Stammumfang (Stammdurchmesser bis 30,0 cm) = 2 Ersatzpflanzungen - > 95 - 157 cm Stammumfang (Stammdurchmesser > 30,0 - 50,0 cm) = 3 Ersatzpflanzungen - > 157 cm Stammum- fang (Stammdurchmesser > 50,0 cm) = mindestens 5 Ersatzpflanzungen. In den Fällen des Absatzes 1 Nr. 2 ist die sich ergebende Anzahl von Bäumen zu verdreifachen. Der letzte Satz trifft zu, damit ergeben sich wegen Stammumfängen von > 157 cm (D > 50 cm) 5 x 16 = 80 Ersatzbäume 3 x 80 = 240 Ersatzbäume (von D je 14-16 cm in 1,30 m Höhe). die innerhalb eines Jahres zu pflanzen sind (bzw. Ersatz durch Bäume mit größerem Durchmesser in geringerer Zahl.

12.9 Vorsorglich ist auch auf den Punkt 4 Seite 10 des Kenntnisnahme der Zitate aus dem Erlass zu vorstehend genannten Erlasses hinzuweisen: "Durchführungsbestimmungen zum Knickschutz" „4. Knicks im Innenbereich: (MELUR 2017). Die Vorgaben des Erlasses wurden Knicks sind unabhängig von ihrem Standort, also im Rahmen dieses Verfahrens korrekt umgesetzt. auch im Siedlungsraum, geschützt. Um den Erhalt der Knicks mit ihren ökologischen Funktionen zu gewährleisten, werden folgende Empfehlungen für den Knickschutz in der Bauleitplanung gegeben: · Erhalt und Pflege der Knicks kann optimal gewähr- leistet werden, wenn diese im öffentlichen Eigentum stehen bzw. verbleiben.

210303_BP58-1ae_Abwaegung.docx Seite 17

Stadt Bad Bramstedt – BP 58, 1. Ä. „GE-Süd“ Entwurf (ÖA) Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange und Abwägungsvorschläge 03.03.2021

NR STELLUNGNAHMEN ABWÄGUNGSVORSCHLÄGE

· Dem Knickschutz kann besonders Rechnung ge- tragen werden, wenn ein Verbund zum Außenbe- reich aufrechterhalten oder durch Neuanlage ge- schaffen wird. Die Isolierung von Teilabschnitten von Knicks beispielsweise durch Rodung und An- lage von Zufahrten führt zu Funktionseinbußen beim Knickschutz, die zusätzlichen Ausgleich auch für die verbleibenden, isolierten Restbestände rechtfertigen können. · Der Knick innerhalb und angrenzend an einen Be- bauungsplan kann nur dann als unbeeinträchtigt im Sinne des Gesetzes beurteilt werden, wenn die Be- bauung einen ausreichenden Abstand einhält. Die- ses ist im Einzelfall zu entscheiden. Es wird emp- fohlen, für bauliche Anlagen 1H Abstand, mindes- tens aber drei Meter ab Knickwallfuß einzuhalten. · Sofern eine Beeinträchtigung der Knickfunktionen nicht ausgeschlossen werden kann, ist im Rahmen der Bauleitplanung über einen angemessenen Aus- gleich zu entscheiden (siehe Ziffer 5.2). 12.10 Weiterhin findet sich der Knick mit 2 Abschnitten im Landschaftsplan der Stadt Bad Bramstedt vom 01.10.1998, verfasst von „Bendfeldt + Partner, Kiel“. Auch in der Umweltprüfung zur 2. Änderung des Flächennutzungsplans der Stadt Bad Bramstedt sind die entsprechenden Abschnitte als gesetzlich geschützt aufgeführt, erstellt von der Firma Bend- feldt, Herrmann und Franke 2012. Dies ist die glei- che Firma, die auch die späteren Grünordnungs- pläne im Gewerbegebiet Süd erstellt hat. 12.11 Es ist als nicht sachgerechte Einordnung zu be- Kenntnisnahme zeichnen, dass nicht auf die früheren Bestandsauf- Die Gehölzstruktur wurde im Landschaftsplan von nahmen zurückgegriffen wurde. Dort ist der Knick 1998 als Knick geführt, in der 1. Änd. des Land- mit den Bezeichnungen K511im Süden (81 von 187 schaftsplans von 2013 wurde sie als Gehölzsaum m) und K540 im Norden (106 von 187 m) und der an einem Graben kartiert. Im Rahmen der aktuellen Kennzeichnung „§ 15b LNatSchg“ aufgeführt. Auch Kartierung wurde sie als Gehölzsaum an Gewäs- auf Luftbildern ist klar ersichtlich, dass er als typi- sern (HRe) entsprechend der aktuellen Kartieranlei- scher Knick landwirtschaftlicher Nutzflächen zu be- tung des Landes SH angesprochen. Grundsätzlich zeichnen ist. Er trennt im BPlan-Gebiet innerhalb ist davon auszugehen, dass vorhandene Kartierun- der Flur 8 die Flurstücke 426 (westliche Hälfte von gen, die älter als 5 Jahre sind, durch eine Kontrolle GE3/BP 58) und 449 (östlicher Teil von BP61). und Neukartierung vor Ort zu aktualisieren und an Auch diese Quelle für sachgerechte Auswertung die aktuelle Sach- und Rechtslage anzupassen von Quellen fehlt. sind.

12.12 Grünordnerischer Fachbeitrag BPlan 58-1: Kenntnisnahme Die Planzeichnung beruht auf dem Umweltbericht, Die im Geltungsbereich vorhandenen rechtlichen dieser auf dem Grünordnerischen Fachbeitrag und Bindungen bzgl. des Biotopschutzes gemäß dieser auf dem Artenschutzrechtlichen Fachbeitrag. BNatSchG i.V.m. LNatSchG wurden gutachterlich Entsprechend wirken sich Fehler auf einer Ebene korrekt aufgeführt und dargestellt. konsequent auf die nächste Ebene aus. Im GOF Es ergibt sich keine veränderte Betroffenheit durch wird der vorstehend beschriebene Knick nicht unter die Reglungsinhalte der 1. Änderung. den rechtlichen Bindungen genannt (Ges. gesch. Biotope gemäß § 30 BNatSchG i. V. m. § 21 LNatSchG“).

12.13 GOF Karten: In der Karte GOF Biotoptypen 1.Änd. B-Plan Nr. 58 Der Gehölzsaum wird als flächige Gehölzstruktur sind nur 12 Bäume („HEy Laubbaum“) im Plange- dargestellt, die Darstellung einzelner Bäume er- biet dargestellt: folgte lediglich zusätzlich ohne konkrete Einmes-

210303_BP58-1ae_Abwaegung.docx Seite 18

Stadt Bad Bramstedt – BP 58, 1. Ä. „GE-Süd“ Entwurf (ÖA) Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange und Abwägungsvorschläge 03.03.2021

NR STELLUNGNAHMEN ABWÄGUNGSVORSCHLÄGE

* 4 im nördlichen Großbaumabschnitt K540 - 2 feh- sung der vorhandenen Bäume. Da die Gehölzstruk- len tur insgesamt erhalten werden soll, ist eine punkt- * 5 im mittleren Großbaumabschnitt K540 - 1 fehlt genaue Darstellung des Baumbestandes in diesem * 3 im südlichen Großbaumabschnitt K511 - 1 fehlt Zusammenhang nicht relevant. Diese Karte ist unvollständig und muß entspre- chend ergänzt werden. Dabei fehlt jeder Hinweis auf den gesetzlichen Schutzstatus, was ebenfalls ergänzt werden muß. Entsprechend fehlt in der Karte GOF Biotoptypen und Planung die korrekte Zahl der landschaftsbestimmenden Großbäume. Siehe oben Zusätzlich ist der Knick K511+K540 nicht als „ge- setzlich geschütztes Biotop (gemäß § 30 BNatSchG iVm § 21 LNatSchG)“ verzeichnet. Der Baum steht am alten Graben und ist nicht Be- Die 5stämmige Erle mit summarisch 497 cm Um- standteil eines Knicks. Es handelt sich um eine Pi- fang im alten Graben (4. Baum von unten) ist durch onierbaumart. Im Rahmen des Gesamtbestandes eine extra Festsetzung in der privaten Grünfläche des B-Plans Nr. 58 war der Baum nicht ortsbildbe- zu sichern (Knickharfencharakter, gesetzlich ge- stimmend, da die angrenzenden Bäume des Ge- schützt). Eine Ausweitung der öffentlichen Grünflä- hölzsaums und die gerodete Kopf-Weide deutlich che in diesem Bereich auf Kosten der privaten prägender sind bzw. waren. Grünfläche ist zum Schutz dieses landschaftsbe- Der Baum unterliegt dem Schutz der Baumschutz- stimmenden Baumes nötig (s. Knickerlass). satzung der Stadt und muss bei Abgang entspre- chend ersetzt werden. 12.14 Auffällig ist die gezeigte Zahl von im BPlan 58 fest- Kenntnisnahme gesetzten Baumpflanzungen. An der Erschlie- An den Erschließungsstraßen sind 28 Baumpflan- ßungsstraße sind 38 Bäume eingezeichnet, davon zungen vorgesehen, in der nordwestlichen Grünflä- wurden aber nur 32 gepflanzt. Eine Nachpflanzung che 15 und in der südlichen 8 Ersatzbäume. Diese ist dringend erforderlich. Zusätzlich ist nachzuwei- Anzahl ist in den Plänen korrekt dargestellt. sen wo die vorgesehenen 5 Bäume an der nunmehr Die Umsetzung und Kontrolle der Pflanzungen un- obsoleten Verkehrsfläche bes. Zw.best. im Norden terliegt der Aufsicht der Stadt und ist nicht Rege- und Osten der Fläche GE1 gepflanzt werden. lungsinhalt der 1. Änderung. Die 8 Bäume, die laut Plan gleichmäßig an der Südgrenze der Teilfläche GE3 im Bereich zwischen Kenntnisnahme Siggenweg und Knick K511 gepflanzt werden soll- Die Umsetzung und Kontrolle der Pflanzungen un- ten, wurden mittig mit breiten Lücken links und terliegt der Aufsicht der Stadt und ist nicht Rege- rechs gesetzt. Diese Anordnung sorgt für keine lungsinhalt der 1. Änderung. Durchgrünung. Eine Nachpflanzung in den Lücken wird gefordert.

12.15 In der 3. GOF-Karte „Biotoptypen, Eingriffe und Kenntnisnahme Maßnahmen“ sind Der Gehölzsaum wird als flächige Gehölzstruktur * die fehlenden landschaftsbestimmenden Groß- dargestellt, die Darstellung einzelner Bäume er- bäume zu ergänzen folgte lediglich zusätzlich ohne konkrete Einmes- * diese Bäume als zu erhalten zu kennzeichnen sung der vorhandenen Bäume. Da die Gehölzstruk- * der Knick K511/K540 an der Westgrenze der Teil- tur insgesamt erhalten werden soll, ist eine punkt- fläche GE3 als solcher zu benennen und sein ge- genaue Darstellung des Baumbestandes in diesem setzlicher Schutz anzuzeigen (s.o.). Zusammenhang nicht relevant. Sie sind in ihrer Ge- Da es sich hierbei um Ausgleichsmaßnahmen han- samtheit zu erhalten (siehe textliche Festsetzung delt sind die GOF-Karten entsprechend zu aktuali- 10.3). sieren. Sie stellen nicht den für die Beteiligung der Öffentlichkeit maßgeblichen Zustand dar und eine erneute Auslegung wird erforderlich.

12.16 In den GOF-Karten ist eine Lücke im Knick 512 Berücksichtigung (nördlich des Siggenwegs) unterhalb des Wende- Der genannte Weg wird auf die für Fußgänger und hammers der Erschließungsstraße in einer Breite Radfahrer notwendige Breite zurückgebaut. Eine von 3 m eingezeichnet. Tatsächlich liegt eine Lücke dauerhafte Erschließung über den Siggenweg für von 11,8 m Breite vor, hervorgerufen durch die Er- den motorisierten Verkehr wird ausgeschlossen. schließungsmaßnahmen am BPlan 58 die gegen die Festlegungen in Satzung B. Text auch vom Sig- genweg aus erfolgten. Es wurde rechtswidrig eine

210303_BP58-1ae_Abwaegung.docx Seite 19

Stadt Bad Bramstedt – BP 58, 1. Ä. „GE-Süd“ Entwurf (ÖA) Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange und Abwägungsvorschläge 03.03.2021

NR STELLUNGNAHMEN ABWÄGUNGSVORSCHLÄGE

stabile Verbindung zwischen dem Siggenweg und dem Wendehammer von 4 m Breite erstellt mit einer ebenen befestigten Anbindung an die Erschlie- ßungsstraße. An dieser Stelle wurden entgegen den GOF-Karten die Randsteine bis auf 2 cm in den Boden abgesenkt, im Gegensatz zu 12 cm Höhe im weiteren Straßenverlauf in der Kehre. Sie wurde auch aktuell zum Zwecke der Baumpflanzungen von Gartenbaufahrzeugen genutzt. Zusätzlich fehlt der Grünstreifen an dieser Anbindungsstelle, der ansonsten den Geh- und Radweg von der Straße trennt und in den GOF-Karten als „SVo Straßenbe- gleitgrün“ bezeichnet wird. Letztere Aussage ist ir- reführend, da Gehölz in Form der Baumpflanzun- gen vorhanden ist.

12.17 Planzeichnung BPlan 58-1 Satzung Teil A: Stra- ßenbegleitgrün In der Planzeichnung ist der Randstreifen „Straßen- Der Stellungnahme wird nicht gefolgt. begleitgrün ohne Gehölze“ am Wendehammer zu Die Differenzierung der festgesetzten Straßenver- ergänzen und im gesamten Bereich der Erschlie- kehrsfläche erfolgt im Rahmen der Erschließungs- ßungsstraße entsprechend zu differenzieren von planung. Dort wird auch geprüft, ob weitere Stra- der fälschlicherweise einheitlichen Kennzeichnung ßenbäume vorgesehen werden können. als Straßenverkehrsfläche. Zur Anlage und Pflege Eine Berücksichtigung des neuen Handlungsleitfa- sollte der „Handlungsleitfaden Straßenbegleitgrün“ dens Straßenbegleitgrün wird im Rahmen der Er- des MELUND vom 1.12.2020 konsultiert werden, schließungsplanung geprüft. um das Potenzial der Flächen für den Naturschutz in der Stadt auszuschöpfen. Zum Vergleich kann auch die praxisnahe Handlungsempfehlung „Stra- ßenbegleitgrün - Hinweise zur ökologisch orientier- ten Pflege von Gras- und Gehölzflächen an Stra- ßen“ des Verkehrsminsteriums Baden-Württem- berg herangezogen werden.

12.18 Für die Festlegungen zu erhaltender Bäume im Teil Kenntnisnahme B Text der Satzung BPlan 58-1 ist die Gesamtzahl Laut Festsetzung werden die öffentlichen Grünflä- der vorhandenen Bäume in den Knicks 512 und chen im Bereich vorhandener erhaltenswerter Ge- 511/540 entsprechend konkret anzusetzen und in hölzstrukturen und Bäume als Flächen zum Schutz, Teil A Planzeichnung sind alle Bäume korrekt zu zur Pflege und zur Entwicklung von Boden, Natur verzeichnen. und Landschaft ausgewiesen. Hier sind alle vorhan- denen Gehölzstrukturen (Einzelbäume, Baumgrup- pen, flächige Gehölzbestände u. ä.) dauerhaft zu erhalten und zu schützen. Es ergibt sich keine veränderte Betroffenheit durch die Reglungsinhalte der 1. Änderung des B-Plans.

12.19 Zu Teil A Planzeichnung BPlan 61 (22.09.2020) und GOF: Im Grünordnerischen Fachbeitrag (GOF) der Firma Siehe Erwiderungen zu entsprechenden Aussagen zur 1. Bendfeldt, Hermann, Franke aus Kiel wird unter 3.2.1.1 Änderung B-Plan Nr. 58 / BP 61 Biotoptypen - Bestand zum Knick an der östlichen Grenze zum BPlan 58 GE 3 ausgesagt: Seite 7 oben: „Zudem sind in Nordsüd-Richtung gliedernde Gehölzstrukturen vorhanden.“ Und weiter unter „Gehölzstrukturen: Entlang der Flurgrenzen, die überwiegend in Nordsüd-Richtung verlaufen, sind ein typischer Knicks (HWy) sowie eine ebenerdige typische Feldhecke (HFy) ausgebildet. Der Knick weist einen niedrigen Wall auf, der Gehölzbewuchs ist überwiegend strauchig (u. a. mit Holunder, Weißdorn, Eberesche, Hainbuche, Birke, Rose). Erwähnenswert

210303_BP58-1ae_Abwaegung.docx Seite 20

Stadt Bad Bramstedt – BP 58, 1. Ä. „GE-Süd“ Entwurf (ÖA) Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange und Abwägungsvorschläge 03.03.2021

NR STELLUNGNAHMEN ABWÄGUNGSVORSCHLÄGE

sind zwei große Überhälter, bei denen es sich um mäch- tige Stiel-Eichen mit gut ausgebildeten Kronen handelt. Der Gehölzbewuchs der östlich gelegenen Feldhecke weist die gleichen Arten auf, hier sind jedoch neben Stiel- Eichen insbesondere große Kopf-Weiden vorhanden. Am Ostrand des Geltungsbereichs ist ein Gehölzsaum an Ge- wässern (HRe) an einem Graben vorhanden. Dieser weist zahlreiche Bäume (u. a. Kopf-Weiden, Schwarz- Erle, Stiel-Eiche und Weiden) mit strauchigem Unter- wuchs auf. Er befindet sich teilweise im Geltungsbereich des angrenzenden B-Plangebiet Nr. 58 und wird hier durch die Ausweisung einer Grünfläche geschützt. Der Knick, die Feldhecke und der Gehölzsaum am Graben besitzen als artenreiche und strukturierende Landschaft- selemente für den Naturhaushalt eine besondere Bedeu- tung. Knicks und Feldhecken sind zudem nach § 30 BNatSchG i.V.m. § 21 LNatSchG geschützt. 12.20 Auch hier wird der „Gehölzsaum am Graben“ nicht als ge- setzlich geschütztes Biotop behandelt (letzter Satz im Zi- tat), und damit sind auch hier die Vorschriften zur entspre- chenden Pflege (Pflichten und Empfehlungen zur guten fachlichen Praxis, zulässige und unzulässige Maßnah- men) und Verbote, wie oben zum entsprechenden Knick aufgeführt, festzusetzen. Da laut vorstehenden Aussage beide B-Plangebiete den Knick beinhalten, muß auch für beide B-Pläne der entsprechende Schutz für diesen Grenzknick gelten. 12.21 Was in dem vorstehenden Zitat als Knick und Feldhecke aufgeführt wird sind zusammen mit der Baumreihe an der Westgrenze laut Landschaftsplan 2003 die Knicks 532, 531 und 535. Die Knicks 532 und 531sind aktuell teil- weise stark durch Pferde gestört, die rechtswidrig nicht an der Beschädigung und Zerstörung von Bäumen und Büschen gehindert wurden und werden. Da die Stadt seit Monaten im Besitz der Flächen ist, ist sie verantwortlich für die Knickschädigung und verstößt wissentlich gegen den Knickschutz. Der Schutzstatus für die Knicks 531 und 532 wird als typische Feldhecke in der GOF-Karte 6 kar- tiert, der gesetzliche Schutz gilt auch hier wie für einen Knick. Ein Schutzstreifen von 50 cm Breite vom Rand des Knicks ist abzugrenzen und eine Durchweidung des Knicks sowie die Beschädigung des Knicks durch Vieh- tritt, bzw. Pferde (s. Durchführungsbestimmungen zum Knickschutz, MELUR 20.1.2017). Der Knick 535 ist besei- tigt und durch eine Baumreihe ersetzt. Damit ist zu prüfen, ob dabei die Rechtmäßigkeit gewahrt blieb.

12.22 Im Umweltbericht zum BPlan58-1 vom Sept. 2020 heißt es unter 1.4.2 Schutzgebiete und -ob- jekte: „Im Geltungsbereich sind die vorhandenen Knicks und Feldhecken sowie die Allee aus jungen Linden am Lohstücker Weg als gesetzlich geschützte Bio- tope gemäß § 30 BNatSchG i.V.m. § 21 LNatSchG anzusprechen. Und weiter steht unter 1.4.4. Kenntnisnahme „Berücksichtigung der Ziele des Umweltschutzes Die Gehölzstruktur am Südwestrand des Geltungs- bei der Aufstellung der 1. Änderung des B-Plans Nr. bereichs wurde im Rahmen der aktuellen Kartie- 58: rung als Gehölzsaum an Gewässern (HRe) ent- ...Auf gemeindlicher Ebene ist bisher keine bauliche sprechend der Kartieranleitung des Landes ange- Entwicklung der Fläche geplant. Als naturschutz- sprochen und unterliegt dementsprechend keinem rechtlich geschützte Objekte sind die gemäß § 30 entsprechenden gesetzlichen Schutz. Die Gehölz- BNatSchG i.V.m. § 21 LNatSchG gesetzlich ge- struktur wird als zu erhalten festgesetzt. schützten Biotope zu berücksichtigen. Allgemein sind die geltenden Vorschriften zum besonderen

210303_BP58-1ae_Abwaegung.docx Seite 21

Stadt Bad Bramstedt – BP 58, 1. Ä. „GE-Süd“ Entwurf (ÖA) Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange und Abwägungsvorschläge 03.03.2021

NR STELLUNGNAHMEN ABWÄGUNGSVORSCHLÄGE

Artenschutz gemäß BNatSchG einzuhalten. Unter 2.2.5 Schutzgut Pflanzen wird dennoch widerrecht- lich versäumt, den im GOF falsch als einfachen „Gehölzsaum am Graben“ entsprechend als ges. Kenntnisnahme gesch. Biotop mit einzubeziehen. Es liegt eine er- Der rechtsgültige B-Plan Nr. 58 befindet sich zurzeit hebliche Beeinträchtigung des Schutzguts Pflanzen noch in Umsetzung und die festgesetzte Anzahl von vor, die besondere Bedeutung des Gehölzsaums Baumpflanzungen wird spätestens nach Fertigstel- am Graben, der rechtlich betrachtet ein Knick ist, lung erfolgen. wird nicht in den textlichen Festsetzungen genannt. Die auf S. 12 GOF genannte Pflanzung von Laub- bäumen ist nur mit 3 Bäumen durchgeführt worden. 12.23 Auf S. 16 werden am Südrand des Gebiets BP61 Kenntnisnahme nur 12 Laubbäume festgesetzt. Die wegen der vor- Die Zahl und Dichte der vorgesehenen Baumpflan- stehend genannten Erfassungsmängel weiteren nö- zungen in der südlichen Grünfläche des B-Plans tigen Ersatzpflanzungen müssen z.T. hier getätigt Nr. 61 sind nicht Inhalt der 1. Änderung des B-Plans werden. 12 Bäume auf 225 m stellen keine Durch- Nr. 58. grünung dar, die Bäume stehen 20 m voneinander entfernt, 15 m sind genug.

12.24 Fazit Knicks: Kenntnisnahme Im Gebiet der BPläne 58 und 61 gingen insgesamt Die Längen der durch die B-Pläne Nr. 58 (inkl. 1. 1039 m Knick verloren (s. Tabelle Knickbilanz un- Änd.) sowie Nr. 61 betroffenen Knickabschnitte ten). wurden im Rahmen der Eingriffsregelungen korrekt Es ist zu prüfen, ob die Knickdichte im Raum unter erfasst, der Kompensationsbedarf ermittelt und die Grenze von 80 m/ha durch die geplanten durch entsprechende Neuanlagen bzw. Abbuchun- BPläne sinkt und damit eine weitere Verringerung gen von Knick-Ökokonten vollständig kompensiert. durch weitgehenden Verlust der Knicks im BPlan 61 Für die Überplanung der Knicks bzw. Feldhecken ausnahmslos verboten ist. Dabei müßte auch die wurden und werden entsprechende Anträge auf Knickbeseitigung im nördlich der Osterau gelege- Ausnahme von dem Verbot der Knickbeseitigung nen Niederungstal (an, in und um die BPläne 47, (mit Berücksichtigung der verbleibenden Knick- 49, 55, 57) bis zur Ortsumgehung mit eingerechnet dichte) bei der UNB des Kreises Segeberg gestellt. werden. Bevor diese Prüfung nicht durchgeführt Durch die 1. Änd. Des B-Plans Nr. 58 werden keine weiteren Knickabschnitte überplant. wurde, kann über den Entwurf der BPläne 58/1. Än- Aussagen zu Inhalten des B-Plans Nr. 61 sind hier derung und 61 nicht entschieden werden. nicht zu betrachten. 12.25

210303_BP58-1ae_Abwaegung.docx Seite 22

Stadt Bad Bramstedt – BP 58, 1. Ä. „GE-Süd“ Entwurf (ÖA) Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange und Abwägungsvorschläge 03.03.2021

NR STELLUNGNAHMEN ABWÄGUNGSVORSCHLÄGE

12.26 Schutzgut Tiere: Die besondere Bedeutung der Fledermausquartiere in den Knicks 511/540, 532 und 531 in den Entwürfen der BPläne 58-1 bzw. 61 12.27 BPlan 61: Kenntnisnahme In Abb. 7 des Grünordnerischen Fachbeitrags zum Für den rechtsgültigen B-Plan Nr. 58 wurde ein Ar- BPlan 61 wird die besondere Bedeutung der tenschutzrechtlicher Fachbeitrag (BiA 2018) er- Knickstrukturen im Gebiet ersichtlich: stellt. Die angesprochene Gehölzstruktur (Knick Knick 511: Hier wird nur Tagesquartiereignung aus- 511 gemäß LP 1998) mit diversen Quartierspotenti- gewiesen. Jedoch bieten die vorhandenen Groß- alen liegt außerhalb des Geltungsbereichs, der bäume zusammen mit den beiden großen Kopfwei- nördlich anschließende gewässerbegleitende Ge- den in der direkten Fortsetzung im Süden des Pla- hölzsaum wurde als zu erhalten festgesetzt. Durch nungsgebiets auf Grund der vorhandenen tiefen die 1. Änd. des B-Plans Nr. 58 ergeben sich dies- Risse und Höhlungen Potenzial für Winterquartiere bezüglich keine Änderungen. und Wochenstuben. Dieses Potenzial wird vermut- (Zur Info: Für die B-Pläne Nr. 58 und Nr. 61 wurden Arten- schutzrechtliche Fachbeiträge (BiA 2018 bzw. 2020) erstellt. Für lich auch genützt, da Flüge von mittelgroßen Fle- den Geltungsbereich des B-Plans Nr. 58 wurde im April 2017 dermäusen schon im späten Winter (März) und im eine Höhlenbaumkartierung durchgeführt, für den Geltungsbe- Herbst (Oktober und November, auch am Tag!) im reich des B-Plans Nr. 61 im März 2020. Die als zu erhalten mar- Gebiet auf baumbewohnende Fledermäuse hinwei- kierten Gehölzbereiche am Süd und Südwestrand wurden 2017 nicht vertiefend betrachtet, es wurde Tagesquartierseignung und sen. Potential für Wochenstuben festgestellt. 2020 wurden für den B- Plan Nr. 61 die Gehölzbestände nochmals näher bezüglich ihrer Quartierseignung betrachtet. In diesem Rahmen wurde für den Gehölzsaum am Ostrand neben Tagesquartierseignung im Sü- den auch zwei Bäume mit Eignung als Wochenstuben- bzw. Win- terquartier gefunden.)

12.28 Knick 540: Dem Großbaumbestand im mittleren Be- Kenntnisnahme reich des Knicks wird kein Fledermauspotenzial zu- Für den rechtsgültigen B-Plan Nr. 58 wurde ein Ar- geordnet. Jedoch liegen 2 Kopfweiden von 220 und tenschutzrechtlicher Fachbeitrag (BiA 2018) er- 300 cm Umfang vor, die geeignete Strukturen für stellt. Beide Bäume mit Quartierstrukturen im rand- Tagesquartier, Winterquartier und Wochenstuben lichen Gehölzsaum bleiben erhalten, sodass hin- aufweisen. Zusätzlich liegen zwei vielstämmige Er- sichtlich des Quartierverlustes keine Beeinträchti- len mit einer Anzahl von Tagesquartierhabitaten gungen abzuleiten waren. Durch die 1. Änd. des B- vor. Plans Nr. 58 ergeben sich diesbezüglich keine Än- Knick 532: Hier wurde der südliche Großbaumbe- derungen. stand nicht beachtet. Auch dort liegen Strukturen Gehölzstrukturen außerhalb des Geltungsbereichs vor, die für Fledermausruhehabitate geeignet sind. werden von den Planungen nicht in Anspruch ge- Knick 531: Auch hier wurde der südliche Großbaum nommen. nicht beachtet. Zum Artenspektrum der Fledermäuse im arten- Kenntnisnahme. schutzrechtlichen Fachbeitrag BPlan 61 Auf Seite Die Anmerkung bezieht sich nicht auf Regelungsin- 14 werden die folgenden Arten genannt: Breitflügel- halte der 1. Änderung des B-Plans Nr. 58. fledermaus, Zwergfledermaus, Mückenfledermaus, Rauhautfledermaus (Anhang IV FFHRL), Großer Abendsegler, Wasserfledermaus und Braunes Langohr. Im Managemantplan des FFH-Gebiets 2026-303 Osterau werden zusätzlich Teichfleder- maus (Myotis dasycneme) und Fransenfledermaus (Myotis nattereri) genannt. Diese Arten wurden auch beim Planfeststellungsverfahren der Umge- hungsstraße für den Bereich der Osterauquerung aufgeführt.

12.29 Zu 8. Konfliktanalyse 8.2 Fledermäuse: Licht ist ein erheblicher Störfaktor für viele Fleder- Kenntnisnahme mausarten (s.u. Dietz, Helversen, Nill: Handbuch

210303_BP58-1ae_Abwaegung.docx Seite 23

Stadt Bad Bramstedt – BP 58, 1. Ä. „GE-Süd“ Entwurf (ÖA) Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange und Abwägungsvorschläge 03.03.2021

NR STELLUNGNAHMEN ABWÄGUNGSVORSCHLÄGE

der Fledermäuse Europas und Nordwestafrikas, Die Anmerkung bezieht sich nicht auf Regelungsin- Kosmos 2007). Deshalb sind die angeführten arten- halte der 1. Änderung des B-Plans Nr. 58. schutzrechtlichen Vermeidungs- und Ausgleichs- maßnahmen ungenügend und müssen korrigiert werden. Die Bauzeitenregelung hilft nicht, da in un- mittelbarer Nähe lärm- und lichtintensive Arbeiten durchgeführt werden (Erschließungsstraße für BP61, Erschließung und Bebauung der Gewerbe- flächen). Damit bestehen Zugriffsverbote nach § 44 Abs. 1 BNatSchG. Diese Aussage gilt auch für die Zeit nach Bebauung der Flächen. Laut BImSchG § 22 Abs. 1 S. 1 gelten die sogenannten Betreiber- pflichten. Hier sind im Gebiet insbesondere die Ver- meidungspflicht und die Minimierungspflicht zu nen- nen, um schädliche Umwelteinwirkungen, hier die erhebliche Beeinträchtigung der lokalen Fleder- mauspopulationen, zu verhindern (s.a. Schutz von Arten vor Glas und Licht, 2019, BfN). 12.30 Im „Leitfaden zur Neugestaltung und Umrüstung von Außenbeleuchtungsanlagen, BfN Skript 543, heißt es dazu auf S.51: „Nach der Abwehrpflicht (§ 5 Abs. 1 Nr. 1 BImSchG) sind Lichtanlagen so zu errichten und zu betreiben, dass von diesen keine schädlichen Umwelteinwir- kungen ausgehen. Dies schließt technische (z.B. UV-Filter) als auch nicht technische Maßnahmen (z. B. Beschränkung der Betriebszeiten) mit ein. Die Vorsorgepflicht (siehe Kasten 6) (§ 5 Abs. 1 Nr. 2 BImSchG) verlangt auch dann die Vornahme von Vermeidungsmaßnahmen nach dem Stand der Technik, wenn Unsicherheiten verbleiben, ob die von der Anlage hervorgerufenen Lichtimmissionen schädliche Umwelteinwirkungen verursachen. Da Lichtimmissionen bekanntermaßen mit Ausnahme bei einigen Arten von Fledermäusen die lokalen Po- pulation erheblich schädigen können und in der nä- heren Umgebung nach Süden bis zur Schmalfelder Au und nach Norden an die Osterau entsprechende empfindliche Vorkommen vorhanden sind, müssen die Vorsorge- und die Abwehrpflicht exakt ausgear- beitet werden und konkrete Maßnahmen festge- setzt werden. Dies wird in der vorliegenden arten- schutzrechtlichen Prüfung negiert, spielt in der Um- weltprüfung entsprechend keine Rolle und fehlt da- mit auch in der Satzung. Diese Unterlagen sind nachzubessern und erneut in einer Öffentlichkeits- beteiligung auszulegen. 12.31 Unter 8.2 Fledermäuse auf S. 20 des ASchrFB heißt es: Kenntnisnahme „Abweichend von der grundsätzlich anzuwenden- Die Anmerkung bezieht sich nicht auf Regelungsin- den Einzelfallprüfung für Arten des Anhang IV der halte der 1. Änderung des B-Plans Nr. 58. FFH-Richtlinie werden die im Plangebiet nachge- wiesenen und vorhabensbedingt betroffenen Fle- dermausarten im Folgenden als Gruppe behandelt. Dies erscheint insofern zulässig, als dass die mög- lichen artspezifischen Wirkungen nicht nur für die jeweilige Art angenommen und ggf. wirkungsmin- dernde artbezogene Maßnahmen genannt werden, sondern für alle Arten angenommen werden. Es ist

210303_BP58-1ae_Abwaegung.docx Seite 24

Stadt Bad Bramstedt – BP 58, 1. Ä. „GE-Süd“ Entwurf (ÖA) Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange und Abwägungsvorschläge 03.03.2021

NR STELLUNGNAHMEN ABWÄGUNGSVORSCHLÄGE

also ausgeschlossen, dass artspezifische Wirkun- gen unbeachtet bleiben.“ Offensichtlich ist es hier nicht bekannt, dass es durchaus artspezifische Un- terschiede bei den Fledermäusen zu Lichtemissio- nen gibt, sodass artspezifsche Maßnahmen geplant werden müssen. 12.32 Auf Seite 20 heißt es: „Tagesverstecke und Balzquartiere sind gemäß Kenntnisnahme LBVSH & AfPE (2016) nicht als essenzielle Lebens- Die Anmerkung bezieht sich nicht auf Regelungsin- stätten für Fledermäuse anzusehen. Da im Umfeld halte der 1. Änderung des B-Plans Nr. 58. des Plangebietes ausreichend Habitatstrukturen mit einer Eignung für Tagesverstecke und Balzquar- tiere vorhanden sind bzw. erhalten bleiben, in wel- che die Fledermäuse wechseln können, wird trotz des Verlusts von Tagesverstecken im Eingriffsbe- reich die Funktionalität der Fortpflanzungs- und Ru- hestätten im räumlichen Zusammenhang vollstän- dig erhalten bleiben.“ Es fehlt die Verortung der Ha- bitatstrukturen mit einer Eignung für Tagesverste- cke und Balzquartiere. Ein Nachweis einer ausrei- chenden Zahl dieser Habitate erfolgt hier nicht. Eine erhebliche Schädigung der lokalen Populationen kann mangels dieser Daten nicht ausgeschlossen werden. Die vollständige Erhaltung der ökologi- schen Funktionalität der Fortpflanzungsstätte im räumlichen Zusammenhang kann nicht angenom- men werden. Durch das Maß der baulichen Nut- zung mit der GRZ 0,8 bleiben nur 20% freie Fläche auf den Gewerbegrundstücken erhalten und der Anteil an öffentlichen und privaten Grundflächen ist demgegenüber sehr gering. Damit kann nicht wie auf Seite 20 behauptet, werden, dass noch eine Eignung als Jagdhabitat gegeben ist. Das Zugriffs- verbot wird verletzt. 12.33 In ca. 100 m Entfernung von der Erschließungs- straße an südlich der B4 befinden sich Wochenstu- Kenntnisnahme benquartiere von Bechsteinfledermäusen (Myotis Die Anmerkung bezieht sich nicht auf Regelungsin- bechsteinii), eine weitere in ca. 400 m Entfernung halte der 1. Änderung des B-Plans Nr. 58. im FFH-Gebiet, sonographisch nachgewiesen. Es besteht auch der Verdacht auf Winterquartiere in diesem Gebiet. Diese Art ist besonders licht- und geräuschempfindlich und damit durch die Erschlie- ßung und den Betrieb des Gewerbegebiets Süd stark gefährdet. Die Art findet sich in den Roten Lis- ten von Schleswig-Holstein und Deutschland als stark gefährdet. 12.34 Bernotat und Dierschke (Übergeordnete Kriterien Kenntnisnahme. zur Bewertung der Mortalität wildlebender Tiere im Die zitierte Veröffentlichung ist bekannt. Die Er- Rahmen von Projekten und Eingriffen, 3. Fassung kenntnisse sind seit Längerem bekannt und sind 2016) listen die Fledermausarten in Abb. 3 auf Seite auch der Arbeitshilfe „Fledermäuse und Straßen- 33 im Hinblick auf die populationsbiologische Sen- bau“ (LBV SH 2011) zu entnehmen, die die landes- sitivität gegenüber anthropogener Mortalität in den spezifische Grundlage zur Beurteilung von Beein- Stufen 4 - eher hoch bis 2 - sehr hoch auf der 9- trächtigungen von Fledermäusen bei verschiede- stufigen Skala. Für den Mortalitäts-Gefährdungsin- nen Planungen darstellt. Die Fassung von 2011 dex liegen Breitflügelfledermaus (II.5), Teichfleder- liegt den Artenschutzberichten für die B-Pläne Nr. 58 und Nr. 61 zugrunde. Kürzlich ist eine überarbei- maus (II.4) und Bechsteinfledermaus (II.4) im roten tete Fassung erschienen. Bereich, Großer Abendsegler(III.6), Braunes Lang- ohr (III.6), Fransenfledermaus (III.6) und Rauhaut- fledermaus (III.7) im orangenen Bereich und die

210303_BP58-1ae_Abwaegung.docx Seite 25

Stadt Bad Bramstedt – BP 58, 1. Ä. „GE-Süd“ Entwurf (ÖA) Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange und Abwägungsvorschläge 03.03.2021

NR STELLUNGNAHMEN ABWÄGUNGSVORSCHLÄGE

Zwergfledermaus im gelben Bereich (IV.8). Als Ag- gregation von Populationsbiologischem Sensitivi- tätsindex und Naturschutzfachlichem Wert- Index hat diese Zuordnung eine artspezifische Bedeutung mit Konsequenzen für die Behandlung in planeri- scher Hinsicht um die eingriffsbedingte Mortalität zu ermitteln. Im vorliegenden artenschutzrechtlichen Fachbeitrag werden nur pauschalisierte Aussagen zu der ganzen Artengruppe gemacht. Da Fleder- mäuse populationsbiologisch betrachtet generell zu den K-Strategen gehören müssen hier besonders hohe Ansprüche an die Bewertung anthropogener Störungen gestellt werden. Diesem Anspruch wird der ASchrFB nicht gerecht. 12.35 Fledermäuse haben eine Strukturbindung beim Kenntnisnahme Flug, fliegen also entlang von Landschaftselemen- Die Anmerkung bezieht sich nicht auf Regelungsin- ten wie oberhalb von Wäldern, aber auch Gebäu- halte der 1. Änderung des B-Plans Nr. 58. den (Großer Abendsegler), oder linearen Strukturen wie Knicks, Fließgewässern und Straßen (z.B. Breitflügelfledermaus). Damit sind anthropogen be- dingte Verluste durch Maßnahmen zur Errichtung eines Bauvorhabens und seinen Betrieb abzuschät- zen. Nur so kann sichergestellt werden, dass die so-

genannte Bagatellgrenze nicht überschritten wird

und ein signifikant erhöhtes Tötungsrisiko eintritt.

Beispielsweise liegen mindestens zwei Quartiere Kenntnisnahme von Breitflügelfledermäusen unmittelbar im Süden Die Anmerkung bezieht sich nicht auf Regelungsin- des BPlan 61-Gebiets. Die Ausflüge sind mit Photos halte der 1. Änderung des B-Plans Nr. 58. und Filmen belegt, vom Leiter des Noctalis in Bad Segeberg bestätigt und bei der Fledermausstelle des NABU nach Lokaltermin mit Herrn Lensinger sind die Quartiere gemeldet. 12.36 Die Wochenstuben umfassen jeweils mindestens Kenntnisnahme 10 adulte Individuen, die über den Flächen des Die Anmerkung bezieht sich nicht auf Regelungsin- GGSüd bevorzugt jagen. Sie werden gefährdet halte der 1. Änderung des B-Plans Nr. 58. durch Licht, da sie Lichtquellen anfliegen und dadurch leicht zu Verkehrsopfern werden können (Handbuch der Fledermäuse Europas und Nord- westafrikas, Dietz, Helversen, Nill, Kosmos 2017 und Bernotat-Dierschke, s.o. S. 130). Der prognos- tizierte Verkehr von ca. 12000 Kfz/Tag auf der Er- schließungsstraße von der B4, bzw. auf der B4 selbst, die GGSüd-bedingt höhere Frequenzen auf- weisen wird, dürfte gerade in den Frühjahres- und Herbstmonaten zu einer signifikanten Erhöhung des Tötungsrisikos führen. Die weitreichende Ver- siegelung im gesamten BPlan-Gebiet wird auch zum Aufsuchen weiter entfernter Nahrungsreviere führen und damit durch den Überflug der B206 (Sig- genweg-Redder unterbrochen, Überflug auf Stras- senhöhe wegen Dammlage) zu einem erhöhten Tö- tungsrisiko beitragen. Bernotat und Dierschke (Lit. s.o.) belegen das signifikant erhöhte Kollisionsrisiko von Fledermäusen an Straßen. Bechsteinfleder- maus, Wasserfledermaus und Teichfledermaus zei- gen ein sehr hohes Kollisionsrisiko. Ein hohes Kol- lisionsrisiko weisen Fransenfledermaus und Zwerg- fledermaus (europaweit höchste Totfundzahlen)

210303_BP58-1ae_Abwaegung.docx Seite 26

Stadt Bad Bramstedt – BP 58, 1. Ä. „GE-Süd“ Entwurf (ÖA) Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange und Abwägungsvorschläge 03.03.2021

NR STELLUNGNAHMEN ABWÄGUNGSVORSCHLÄGE

auf. Mindestens zwei Zwergfledermauskolonien be- finden sich in Gebäuden ndl des Siggen- wegs/südlich des BPlan-61-Gebiets (Filmnachweis und Sonographie, bestätigt vom Leiter des Nocta- lis/Bad Segeberg, gemeldet bei der NABU-Fleder- mausstelle nach Lokaltermin mit Herrn Lensinger). Aber selbst bei einem niedrigen allgemeinen Kolli- sionsrisiko kann situationsspezifisch eine signifikant erhöhte Mortalität auslösen (s. vorstehend für Breit- flügelfledermaus).

12.37 Insekten und Licht Kenntnisnahme Entsprechende Aussagen zu Lichtimmissionen gel- Der BP Nr. 58 ist rechtswirksam. Die Anmerkung ten auch für den Schutz von Insekten. Die Auswir- bezieht sich nicht auf Regelungsinhalte der 1. Än- kungen falsch konzipierter Lichtanlagen (Beleuch- derung des B-Plans Nr. 58. tungsstärke, Lichtfarbe, Dauer der Lichtemission) führen zu erheblichen Nachteilen durch die Tötung von Insekten. Zu beachten ist die gebietstypische Unzumutbarkeit, da durch die noch vorhandene re- lative Reichhaltigkeit der Biozönose eine zu große Zahl von Insekten getötet wird und damit das Insek- tensterben verschärft wird. Die Lebensgemein- schaft in den nahen FFH- und Naturschutz-Gebie- ten lebt von den Insekten als einer biomassedomi- nierenden Komponente zur Aufrechterhaltung des ökologischen Gleichgewichts. Die Vorbelastung durch Lichtemissionen in den neuen BPlangebieten nördlich der Osterau, südlich der Bimöhler Straße ist bereits erheblich. Die Umgehungsstraße trägt ih- ren Teil zur weiteren Verringerung der Insektenzah- len in der Osterauniederung bei.

12.38 BPlan 58-1: Die Aussagen zum Schutzgut Tiere/Fledermäuse und Insekten wie vorstehend zum BPlan 61 gelten vollinhaltlich auch für den BPlan 58-1! Zusätzlich ist anzumerken: An dem zu den beiden festgesetzten Bäumen direkt benachbarten Wendekreisel der Erschließungs- Kenntnisnahme straße steht eine neu errichtete Straßenlampe, die Die Straßenbeleuchtung ist kein Regelungsinhalt grellweißes Licht in großer Höhe weit in die Umge- der 1. Änderung des B-Plans und damit außerhalb bung abstrahlt. Sowohl die direkt benachbarten des B-Planverfahrens zu klären. „Fledermausbäume“, als auch die nahebei ange- brachten Fledermauskästen („Ersatzquartiere“) Grundsätzlich ist es aktuell u. a. aus Gründen des werden rechtlich unzulässig angestrahlt (s.u. zu Insektenschutzes sinnvoll, insekten- und fleder- Fledermäuse und Licht). Damit wird gegen den Ver- mausfreundliche Beleuchtungsmittel (z. B. LED) mit botstatbestand Abs. 1 Nr. 2 des BNatSchG versto- warmweißem Licht zu verwenden, die zudem nach T ßen: unten abstrahlend ausgerichtet sind. Ein entspre- Es ist verboten chender Hinweis wird in die Planunterlagen aufge- 2. Tiere der streng geschützten Arten und der euro- nommen. päischen Vogelarten während der Fortpflanzungs-, Aufzucht-, Mauser-, Überwinterungs- und Wander- zeiten erheblich zu stören; eine erhebliche Störung liegt vor, wenn sich durch die Störung der Erhal- tungszustand der lokalen Population einer Art ver- schlechtert. Die Straßenlampe ist an dieser Stelle abzuschalten.

12.39 Hinzuzufügen ist, dass von uns bereits gerügt

210303_BP58-1ae_Abwaegung.docx Seite 27

Stadt Bad Bramstedt – BP 58, 1. Ä. „GE-Süd“ Entwurf (ÖA) Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange und Abwägungsvorschläge 03.03.2021

NR STELLUNGNAHMEN ABWÄGUNGSVORSCHLÄGE

(28.03.2019) und Beschwerde darüber vorgetragen wurde, dass die vorhandenen Ersatzquartiere im- Kenntnisnahme mer noch nicht erstellt sind. Damit wird auch gegen Die Umsetzung der Maßnahme gehört nicht zu den die Satzung zum BP58 verstoßen: Regelungsinhalten der 1. Änderung des B-Plan BP58-1.6.8.5 Zu Teil B -Text IV. NACHRICHTLI- Nr. 58. CHE Ü̈ BERNAHMEN / HINWEISE – Artenschutz „Für den Verlust von zwei Bäumen mit potentiellen Zur Info: Die 4 künstlichen Ersatzkastenquartiere (Kombi- Wochenstubenquartieren für Fledermäuse sind vor- nation aus wartungsfreien Spaltenkästen und wartungs- gezogen und ortsnah 4 Ersatzquartiere aufzuhän- freien und nicht in Brutvogel-Konkurrenz stehenden Fle- gen (CEF- Maßnahme). Es wird jeweils eine Kom- dermausgroßraumhöhlen) sollten gemäß Aussagen des GOF vorgezogen und ortsnah in dem Gehölzsaum am bination aus wartungsfreien Spaltenkästen sowie Südwestrand aufgehängt werden. wartungsfreien und nicht in Brutvogelkonkurrenz stehenden Fledermausgroßraumhöhlen der Firma Hasselfeldt empfohlen, die in Clustern von je einem Spalten- und einem Höhlenkasten ortsnah aufge- hängt werden sollten.“ Diese CEF-Maßnahme wurde widerrechtlich bis heute nicht durchgeführt. Erst nach Aufforderung wurde der vierte Kasten Kenntnisnahme aufgehängt. Alle 4 Kästen sind vom gleichen einfa- Die Einhaltung der artenschutzrechtlichen Vorga- chen Typus. Weder die vorgeschriebenen Spalten- ben u. a. aus dem rechtsgültigen B-Plan Nr. 58 ob- kästen, noch die vorgeschriebenen Fledermaus- liegt der Überwachung durch die Stadt Bad Großraumhöhlen sind angebracht. Sie entsprechen Bramstedt. damit nicht den Anforderungen an den Ausgleich. Die vorhandenen falschen, einfachen Fledermaus- höhlen sind frei aufgehängt (schwingen schon bei geringem Wind) und werden teilweise von Meisen als Nisthöhlen bezogen, da sie nicht spezifisch ge- nug fü r die ausschließende Nutzung durch Fleder- mäuse konstruiert sind. Am 10.03.2020 wurden die Fledermaushöhlen von Beschäftigten des Garten- amts „gereinigt“. Dabei wurden Nester entfernt und evtl. auch Fledermäuse gestört. Damit wird gegen § 44 Absw. 1 BNatuSchG verstoßen.

12.40 Es handelt sich, wie bereits ausgeführt, um deutlich Kenntnisnahme mehr Bäume mit Fledermaus-Ruhehabitaten. Der B-Plan Nr. 58 ist rechtsgültig. Die Anmerkung Zum Einen wurden die Großbäume am Siggenweg bezieht sich nicht auf Regelungsinhalte der 1. Än- nicht auf Fledermäuse untersucht mit der Be- derung des B-Plans Nr. 58. gründung, dass sie erhalten bleiben (was zum Teil Die Gehölze am Siggenweg wurden seinerzeit im wie beschrieben nicht eingehalten wurde). Zum An- Rahmen des rechtsgültigen B-Plans Nr. 58 nicht mit deren sind am Knick K511+540 an der Südwest- in die Untersuchung einbezogen, da sie nicht von grenze des BP58-Gebiets erhebliche Fledermaus- dem Vorhaben beansprucht werden. Die vorge- Ruhestätten vorhanden, die hier nicht berücksich- nommene Fällung von Großbäumen ist kein Rege- tigt wurden. Dies hat zur Folge, dass Schädigungs- lungsinhalt der 1. Änderung des B-Plans und damit tatbestände nach § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG ein- außerhalb des B-Planverfahrens zu klären. treten werden. Gerade die Maßnahme Bauzeitenre- Die weiteren angesprochenen Gehölze liegen au- gelung zur Gehölzbeseitigung verhindert nicht die ßerhalb des Geltungsbereichs oder werden von den Tötung von Individuen, da mehr Winterquartiere Planungen nicht berührt. auch in diesen Flächen wie beschrieben zu erwar- ten sind und auch auf die nicht zu beseitigenden Winterquartierbäume entsprechende erheblich schädliche Umwelteinwirkungen auftreten werden.

12.41 Im GOF BPlan 58-1 heißt es unter 3.2.2 Tiere/3.2.2.1 Tiere - Bestand Säugetiere: Kenntnisnahme Im Süden und Südwesten sind randlich am Plange- biet weiterhin alte Weiden, Schwarz-Erlen und Stiel- Eichen vorhanden, die größere Spalten, Stamm- o- der Astabrisse, Totholz und/ oder Ausfaulungshöh- len aufweisen (siehe Höhlenbaumkartierung, B.I.A.

210303_BP58-1ae_Abwaegung.docx Seite 28

Stadt Bad Bramstedt – BP 58, 1. Ä. „GE-Süd“ Entwurf (ÖA) Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange und Abwägungsvorschläge 03.03.2021

NR STELLUNGNAHMEN ABWÄGUNGSVORSCHLÄGE

2018). Für die randlichen bestehen somit Tages- quartiereignungen für Fledermäuse. Im südlichen Geltungsbereich weisen wenige Bäume eine Eig- nung als Wochenstubenquartier auf. Ein Potenzial als Winterquartier für Fledermäuse zeigte bereits 2018 kein Gehölz im überplanten Gebiet.

12.42 Mit dieser Aussage wird die Aussage im Gutachten Kenntnisnahme desselben Gutachters im BPlan 61-Entwurf- GOF Eine Struktur im benannten Gehölzbestand wurde widersprochen. Das „Gehölz“ an der südwestlichen im Rahmen des B-Plans Nr. 61 im Jahr 2020 vor- Grenze weist Tagesquartier-, Wochenstubenquar- sorglich als Winterquartier kartiert. Dies hat jedoch tier- und Winterquartierpotential auf (und wird auf keine Auswirkungen auf die ehemaligen Bewertun- Grund eigener Messungen mit zwei verschiedenen gen, da die Quartierstruktur erhalten bleibt, weil die professionellen Ultraschallmessgeräten auch ent- Bäume im rechtsgültigen B-Plan Nr. 58 bereits als sprechend faktisch genützt). Damit stimmen auch "zu erhaltend" festgesetzt werden. die Bewertungen unter 3.2.2.2 nicht und auch nicht die Festsetzungen im Entwurf der Satzung. Ein Schutz der Fledermäuse im besonders genutzten Grenzbereich zum BPlan 61 ist durch geeignete Festsetzungen im Randbereich („öffentliche Grünfläche“) zu gewährleisten. Entsprechende Aussagen gelten zu den veranschlagten Restknick- flächen im BP 61 Gebiet, K532(Osten) und K531(Westen).

12.43 Nichtbeachtung des Hinweises auf das Vorkom- men von besonders geschützten Wirbellosenar- ten im Knick 511/540 des geplanten Gewerbege- biets Süd und benachbarten Arealen: Kenntnisnahme Schutzgut Tiere - Wirbellose: Grundsätzlich war davon auszugehen, dass im Gel- 1. Moschusbock - Aromia moschata: tungsbereich des rechtsgültigen B-Plans Nr. 58 ver- Ich hatte in meiner Stellungnahme zum BPlan 58 schiedene national besonders geschützte Arten auf das Vorkommen des Moschusbocks in den weit verbreitet waren, wie z. B. der Moschusbock, Kopfweiden hingewiesen. Auf Seite 10 stand dazu: verschiedene Laufkäfer-Arten oder die Weinberg- „Ergänzungen zu 6 Bestand: schnecke. Es wurde daher im Rahmen der Ermitt- Moschusbock (Aromia moschata): lung der Kompensationsmaßnahmen ein funktiona- Die genannten Kopfweiden sind typischer Lebens- ler Kompensationsansatz gewählt. Damit konnte im raum des mehrfach beobachteten Moschusbocks. Rahmen der erforderlichen naturschutzrechtlichen Die Art ist gemäß BNatSchG und BArtSchV "beson- Kompensation gewährleistet werden, dass die Le- ders geschützt". Wegen der nicht artangepassten bensstätten der nur national besonders geschütz- Begehungszeiten zur Entdeckung der Adulten ten Arten hinreichend berücksichtigt wurden. konnte diese wichtige Kopfweidenart nicht entdeckt Durch die 1. Änderung des B-Plans Nr. 58 ergeben werden. Entsprechende Aussagen können auch zu sich diesbezüglich keine zu betrachtenden Ände- anderen besonders und streng geschützten Arten rungen. aus den im Gebiet artenreich vorkommenden Grup- pen der Laufkäfer und der Wildbienen gemacht wer- den.Bild vom 27.5.2018, Siggenweg 5b, männlicher Moschusbock, zu Gast im Garten: ... Seite 11: Dazu heißt es vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit:" Welche Schutzmaßnahmen für besonders geschützte und streng geschützte Arten gelten, ist in den Paragra- fen 44 ff des BNatSchG festgelegt. In Paragraf 44 finden sich die geltenden Vorschriften zu Zugriffs- verboten, Besitzverboten und Vermarktungsverbo- ten. Die Zugriffsverbote – wie zum Beispiel Tö- tungsverbote, Entnahmeverbote, Verletzungsver- bote – gelten sowohl für besonders geschützte wie

210303_BP58-1ae_Abwaegung.docx Seite 29

Stadt Bad Bramstedt – BP 58, 1. Ä. „GE-Süd“ Entwurf (ÖA) Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange und Abwägungsvorschläge 03.03.2021

NR STELLUNGNAHMEN ABWÄGUNGSVORSCHLÄGE

auch für streng geschützte Arten. Erhebliche Stö- rungen sind während der Fortpflanzungs-, Auf- zucht-, Mauser-, Überwinterungs- und Wanderzei- ten zu unterlassen. Erhebliche Störungen liegen vor, wenn sich durch die Störung der Erhaltungszu- stand der lokalen Population verschlechtert." Da im weiteren Umkreis keine größeren Weichholzauen oder Kopfweidenreihen mit Altbäumen vorhanden sind, ist hier von einer lokalen Population dieser ge- schützten Art auszugehen. Bei allen Eingriffen an mit Bockkäfern besetzten Bäume ist eine natur- schutzrechtliche Genehmigung erforderlich. Der Moschusbock legt seine Eier in vorgeschädigtes Frischholz. Die Larven fressen das Weidenholz. Be- sonnte Stämme und Starkäste werden bevorzugt. Nach drei Jahren folgt die Verpuppung. Von Ende Mai bis September sind die tagaktiven Käfer in der Umgebung bei der Nahrungsaufnahme (Zucker- säfte) unterwegs. Bei genehmigten Entlastungs- schnitten zur Verringerung der Windlast müssen deshalb einzelne Starkäste stehen bleiben. Bei ge- nehmigten Fällungen müssen entsprechende Neu- anpflanzungen an sonnigen, windgeschützten Stel- len in direkter Nähe durchgeführt werden.“ 12.44 Und in der Stellungnahme zum Artenschutzbeitrag schrieb ich: „Moschusbock (Aromia moschata): gemäß BNatSchG und BArtSchV der Schutzstatus „besonders geschützt“ Trotz ihrer gut erhaltenen Population im Plangebiet wurde die Art nicht berücksichtigt. Sie muß entsprechend abgehandelt werden, um Störungs- und Tötungsverbot nicht wirksam werden zu lassen.“ Der Artenschutzrecht- liche Fachbeitrag wurde nicht entsprechend aktua- lisiert. 12.45 Und zum Schutzgut Tiere hatte ich entsprechend vermerkt: „• erheblich erhöhte Gefährdung der lokalen Mo- schusbockpopulation durch falsche Baumpflege und Baumfällung, besonders von Weiden“ In den Abwägungsvorschlägen zu meiner Stellungnahme zum ursprünglichen BPlan 58 wurde das genannte und dokumentierte Moschusbockvorkommen nicht erwähnt. Dies ist ein eindeutiger Verstoß gegen den Artenschutz und stellt ein Abwägungsdefizit dar. In den Erläuterungen zur Kartierung von gesetzlich geschützten Biotopen in SH, 2015 steht dazu: „Neben der Beachtung der Fristen gemäß LNatSchG sind auch weitere Belange des Arten- schutzes bei Knick- und Heckenpflege zu beachten (z. B. Larvenhabitate des Moschusbockes in Wei- denstämmen...“. Aus diesem Grund weise ich mit allem Nachdruck noch einmal auf dieses Vorkommen der besonders geschützten Art (BNatSchG § 7 Abs. 2 Nr.13 und Nr.14, inkl. EG-VO Nr. 338/97) in den Kopfweiden im Grenzgebiet von BPlan-58(1. Änderung) und 61 hin. Auch verweise ich auf die verpflichtenden Pfle- gemaßnahmen. Im weiten Umkreis sind keine wei-

210303_BP58-1ae_Abwaegung.docx Seite 30

Stadt Bad Bramstedt – BP 58, 1. Ä. „GE-Süd“ Entwurf (ÖA) Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange und Abwägungsvorschläge 03.03.2021

NR STELLUNGNAHMEN ABWÄGUNGSVORSCHLÄGE

teren Vorkommen und auch keine weiteren Kopf- weidenbestände mit entsprechendem Alter be- kannt, weshalb die lokale Population mit besonde- rer Umsicht zu beachten ist.

12.46 2. Laufkäfer - Carabidae Nicht beachtet wurden die Laufkäfer, von denen ei- nige Arten im Gebiet vorkommen, darunter auch Calosoma auropunctatum. Dies mag an Begehun- gen zu klimatisch ungeeigneten Zeitpunkten liegen. Obwohl im GOF BPlan58-1 auf Seite 6 unter „Be- sonders und streng geschützte Arten gemäß § 7 Abs. 2 BNatSchG“ steht, dass mit dem Vorkommen von Laufkäferarten zu rechnen ist, wurden zu den Insekten keine entsprechenden Untersuchungen durchgeführt. Es heißt auf Seite 9 nur: „Im Rahmen des B-Plans Nr. 58 erfolgte eine Erfassung relevan- ter Tierarten (Brutvögel, Fledermäuse mit Höhlen- baumkartierung, Amphibien) sowohl durch gezielte Geländeerhebungen innerhalb des überplanten Raumes und im nahen Umfeld (Sommer 2017) als auch durch eine Abfrage und Auswertung vorhan- dener Daten durch das Büro BIOLOGEN IM AR- BEITSVERBUND (B.I.A.). Für alle weiteren Tier- gruppen wurde eine reine Potenzialanalyse auf Grundlage der Geländebegehungen und der Daten- abfrage erarbeitet. Hier liegt ein Vergehen gegen die Naturschutzbe- stimmungen vor. Trotz meiner Stellungnahme der Öffentlichkeitsbeteiligung zum BPlan 58 mit der Nennung der Laufkäfer wurde die besonders schützenswerte Carabidaefauna nicht gezielt unter- sucht. Der § 44 BNatSchG wird widerrechtlich nicht beachtet. 12.47 Im folgenden Umweltbericht zum BPlan58-1 wird auf Seite 7 wiederholt, dass mit dem Vorkommen von besonders und streng geschützten Laufkäferar- ten zu rechnen ist. Auf Seite 13 findet sich in der Folge unter „2.1.1.6 Schutzgut Tiere“ die fol- gende Aussage: „Im Rahmen des B-Plans Nr. 58 erfolgte zur Erfas- sung relevanter Tierarten sowohl gezielte Gelände- erhebungen im überplanten Raum und nahen Um- feld als auch eine Abfrage und Auswertung vorhan- dener Daten (B.I.A. 2018)). Dabei beschränkten sich die Geländekartierungen auf die planungsrele- vanten Artengruppen der Brutvögel, Fledermäuse (Höhlenbaumkartierung) und Amphibien. Für alle weiteren Tiergruppen wurde eine reine Potenzial- analyse auf Grundlage der Geländebegehungen und der Datenabfrage erarbeitet.“ Die Aussage zeigt, dass eine Berücksichtigung von bekannten Vorkommen ignoriert wird. Den Vorgaben des BNatSchG wird nicht Folge geleistet. In „Verhältnis der naturschutzrechtlichen Eingriffsregelung zum Baurecht - Anlage: Hinweise zur Anwendung der naturschutzrechtlichen Eingriffsregelung in der ver- bindlichen Bauleitplanung“ heißt es dazu : „3.4 Be- einträchtigung gefährdeter Arten und angrenzender

210303_BP58-1ae_Abwaegung.docx Seite 31

Stadt Bad Bramstedt – BP 58, 1. Ä. „GE-Süd“ Entwurf (ÖA) Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange und Abwägungsvorschläge 03.03.2021

NR STELLUNGNAHMEN ABWÄGUNGSVORSCHLÄGE

Lebensräume werden, unabhängig von gegebe- nenfalls nach § 44 Abs. 4 BNatSchG erforderlichen Maßnahmen, in den Fällen der Nummer 3.1 und 3.2 von dem Eingriff gefährdete Pflanzen- und Tierarten (Rote Listen- Arten) betroffen, so sind – gegebe- nenfalls über die in den o.g. Nummern genannten Ausgleichsmaßnahmen hinaus – Ausgleichsmaß- nahmen erforderlich, durch die die gestörten Stand- ort- und Habitatbedingungen wiederhergestellt wer- den. Der Umweltbericht erfüllt nicht diese an ihn ge- stellten Anforderungen und wird als unvollständig zurückgewiesen. Im Umweltbericht zum BPlan 61 werden die entsprechenden unvollständigen Aus- sagen gemacht und deshalb gilt die vorstehende Stellungnahme entsprechend.

12.48 2. Weinbergschnecke - Helix pomatia Das gesagte gilt auch für die lokale Population der Kenntnisnahme Weinbergschnecke. Auch die lokale Population an Die Weinbergschnecke stellt eine besonders ge- und im Knickstreifen 511/540 hatte ich in der Stel- schützte Art, jedoch keine Anhang IV-Art dar. lungnahme zum BPlan 58 genannt und sie wurde in den Abwägungsvorschlägen mit keinem Wort er- Im Hinblick auf den besonderen Artenschutz nach wähnt. § 44 Abs. 1 BNatSchG sind zwingend alle europa- Damit liegt auch hier ein Abwägungsdefizit vor. rechtlich geschützten Arten zu berücksichtigen (alle Deshalb weise ich im Zusammenhang mit dieser europäischen Vogelarten und alle in Anhang IV der Stellungnahme zu den B-Plänen 58-1 und 61 noch FFH-Richtlinie aufgeführte Arten). Die lediglich einmal auf das Vorkommen hin. Alleine in 2020 nach nationalem Recht besonders geschützten und hatte ich 9 Individuen markiert und immer wieder streng geschützten Arten können dann von der ar- auf meinem Grundstück gefunden (jeweils wieder tenschutzrechtlichen Prüfung ausgenommen wer- freigesetzt an der BPlan-Grenze im Knick). Auch den, wenn es sich bei dem zu prüfenden Projekt um die Weinbergschnecken sind nach Bundesarten- ein nach § 15 BNatSchG zulässiges Vorhaben oder schutzverordnung und FFH-Richtline (Anhang 5) ein Vorhaben im Sinne des § 18 Abs. 2 Satz 1 besonders geschützt und damit ist § 44 Abs. 1 Nr. BNatSchG handelt, das nach den Vorschriften des 1 und Abs. 2 BNatSchG zu beachten. Im Arten- Baugesetzbuches zulässig ist (Privilegierung ge- schutzrechtlichen Fachbeitrag findet sich dazu mäß § 44 Abs. 5 BNatSchG). keine Erwähnung. Im Umweltbericht zum BPlan 61 werden die entsprechenden unvollständigen Aus- sagen gemacht und deshalb gilt die vorstehende Stellungnahme entsprechend.

12.49 Fazit: Berücksichtigung von Tierarten in den Kenntnisnahme Gutachten und Fachbeiträgen der BP58-1 und In den Artenschutzrechtlichen Fachbeiträgen sind 61 zwingend alle europarechtlich geschützten Arten Der Artenschutzrechtliche Fachbeitrag und die da- (europäische Vogelarten, Arten des Anhang IV der rauf aufbauenden Gutachten (GOF und Umweltbe- FFH-Richtlinie) zu berücksichtigen. Die lediglich richt) müssen aktualisiert werden, da die Grundla- nach nationalem Recht besonders geschützten und gen für ihre Erstellung unvollständig sind. Im GOF streng geschützten Arten können von der arten- BP58-1 fehlen unter „Besonders und streng ge- schutzrechtlichen Prüfung ausgenommen werden, schützte Arten gemäß § 7 Abs. 2 BNatSchG“ Arten, da es sich bei den zu prüfenden Projekten um Vor- andere werden absolut unzureichend „abgearbei- haben im Sinne des § 18 Abs. 2 Satz 1 BNatSchG tet“. handelt, die nach den Vorschriften des BauGB zu- lässig ist (Privilegierung gemäß § 44 Abs. 5 BNatSchG). Grundsätzlich war davon auszugehen, dass in den Geltungsbereichen der B-Pläne verschiedene nati- onal besonders geschützte Arten weit verbreitet wa- ren, wie z. B. der Moschusbock, verschiedene Lauf- käfer-Arten oder die Weinbergschnecke. Es wurde

210303_BP58-1ae_Abwaegung.docx Seite 32

Stadt Bad Bramstedt – BP 58, 1. Ä. „GE-Süd“ Entwurf (ÖA) Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange und Abwägungsvorschläge 03.03.2021

NR STELLUNGNAHMEN ABWÄGUNGSVORSCHLÄGE

daher im Rahmen der Ermittlung der Kompensati- onsmaßnahmen ein funktionaler Kompensations- ansatz gewählt. Damit konnte im Rahmen der erfor- derlichen naturschutzrechtlichen Kompensation ge- währleistet werden, dass die Lebensstätten der nur national besonders geschützten Arten hinreichend berücksichtigt wurden.

12.50 Stattdessen heißt es z.B. im Artenschutzrechtlichen Fachbeitrag des BP58-1: Kenntnisnahme „Im Plangeltungsbereich ist nach der Umsetzung Die 1. Änd. des B-Plans Nr. 58 bezieht sich auf den des B-Plans Nr. 58 aufgrund des hohen Versiege- durch den rechtsgültigen B-Plan Nr. 58 umsetzba- lungsgrades nur noch mit dem Vorkommen weniger ren Zustand (Gewerbegebiet mit randlichen Grün- besonders geschützter (sämtliche vorkommende flächen). europäische Vogelarten, alle Amphibien-, Wildbie- nen- und Laufkäferarten, einzelne Säugetierarten) bzw. streng geschützter Arten (u. a. Fledermäuse) gemäß § 7 Abs. 2 Nr. 13 bzw. Nr. 14 BNatSchG zu rechnen. Diese Aussage ist wertlos, da sie nicht auf die aktu- ell vorkommenden Arten konkret eingeht (s.o.). Die vorliegende 1. Änderung des BPlans 58 hat die ak- tuelle Lage vor Ort zu berücksichtigen, von hoher Versiegelung kann noch lange nicht gesprochen werden.

12.51 Schutzgut Biologische Vielfalt Umweltprüfung B-Plan 61: „Umweltbericht“ Die Umweltprüfung bewertet das Schutzgut wie folgt: „Potentiell im Baumbestand vorhandene Fleder- mausquartiere würden aufgrund möglicher Vorkom- men seltener Arten aus dem Anhang IV der FFH- Richtlinie besondere Bedeutung besitzen. Dem übrigen Pflanzen- und Tierbestand wird bezüglich der biologischen Vielfalt eine allgemeine Bedeutung Kenntnisnahme zugeordnet.“ Die getroffenen Aussagen sind korrekt. Hier wird verkannt, dass in Nähe zum Gewerbege- biet Süd und damit auch zum Gebiet des BPlans 61 das FFH-Gebiet Osterautal liegt mit Immissionsge- fährdung durch Bau und Betrieb des Gewerbege- Hier sind die Auswirkungen durch die 1. Änderung biets und das FFH-Gebiet Mittlere Stör, , des B-Plans zu beurteilen. Aus dieser resultieren Bünzau entsprechender Gefährdung. Damit kommt keine weitergehenden Beeinträchtigungen; auch es zu einer potenziellen Gefährdung der dort vor- kumulative Schädigungen sind ausgeschlossen. handenen gefährdeten und besonders gefährdeten Arten. Dazu zählen nicht nur alle vorkommenden Fledermausarten, sondern auch die Neunaugenar- ten. 12.52 Auf Seite 18 unter 2.2.1.7 werden die Auswirkungen wie folgt prognostiziert: „Es sind keine erheblichen Auswirkungen auf die bi- ologische Vielfalt zu erwarten. Überörtlich bedeut- same Schutzgebiete oder überörtlich bedeutsame Lebensräume besonders gefährdeter Arten sind nicht betroffen. Kenntnisnahme Diese Prognose entbehrt jeglicher Grundlage. Die Die UNB hat in ihrer Stellungnahme das Ergebnis Verfasser des Umweltberichts haben sich nicht ein- der FFH-Verträglichkeitsvorprüfung zur 1. Änd. B58 mal die Mühe gemacht ihre per Copy and Paste- als korrekt akzeptiert. Methode verfasste Zusammenstellung auf den B- Die gutachterliche Bewertung der Wirkungen ist Plan 61 zu spezifizieren, wie sich beispielsweise auf hinreichend belegt. Der unbegründeten Vermutung

210303_BP58-1ae_Abwaegung.docx Seite 33

Stadt Bad Bramstedt – BP 58, 1. Ä. „GE-Süd“ Entwurf (ÖA) Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange und Abwägungsvorschläge 03.03.2021

NR STELLUNGNAHMEN ABWÄGUNGSVORSCHLÄGE

Seite 21 offenbart: einer fehlerhaften Bewertung kann nicht beigetreten „Im Folgenden werden einige für den B-Plan Nr. 58 werden. möglichen Wirkungsfolgen dargestellt, die durch die Wechselwirkungen ausgelöst werden.“ Allerdings werden im Folgenden dann einige der relevanten Wirkungsfolgen angerissen, wie im Zusammen- Aussagen zum B-Plan Nr. 61 sind in diesem Ver- hang mit Bodenversiegelung, Gehölzverlust, Luft- fahren nicht relevant. schadstoff- und Lärm-Immissionen. Wie weiter vor- stehend ausgeführt fehlt der Einfluss von Licht. Unter „2.2.3.1 Auswirkungen auf Natura 2000-Ge- biete“ wird behauptet: “...Die Möglichkeit von Beeinträchtigungen von Ziel- arten des FFH-Gebiets (Arten des Anhang II FFH- RL sowie charakteristische Arten der Lebensraum- typen) kann aufgrund der fehlenden Auswirkun gen des Projekts ebenfalls ausgeschlossen werden. Das Projekt wird damit insgesamt zu keinen Beein- trächtigungen des Gebiets in seinen für die Erhal- tungsziele oder den Schutzzweck maßgeblichen Bestandteilen führen.“

12.53 Zur FFH-Verträglichkeitsvorprüfung des BPlans 61 Die FFH-Verträglichkeitsvorprüfung der selben Firma BHF wie der Umweltbericht wird als Grund für diese Behauptungen genannt und deshalb im Fol- genden dazu Stellung genommen: Kenntnisnahme B-Plan Nr. 61 "Gewerbegebiet Süd II" der Stadt Bad Keine Stellungnahme zu 1. Änderung 58; Aussagen Bramstedt, Kreis Segeberg FFH-Verträglichkeits- zum B-Plan Nr. 61 sind hier nicht relevant. vorprüfung gemäß § 34 BNatSchG für das FFH-Ge- biet DE-2026-303 "Osterautal" Die Beschränkung Die UNB hat in ihrer Stellungnahme dem Ergebnis der Verträglichkeitsvorprüfung auf das FFH-Gebiet der FFH-Verträglichkeitsvorprüfung zur 1. Änd. B- Osterautal ist unzulässig, da durch den möglichen Plan Nr. 58 zugestimmt. Eintrag von Schadstoffen aus dem Bau und Betrieb auf dem Gelände des BPlans 61 auch Auswirkun- gen auf das FFH-Gebiet Mittlere Stör, Bramau, Bünzau möglich sind. Signifikante Wirkungen erge- ben sich unter Berücksichtigung des Umfelds im FFH-Gebiet Osterautal. Unter „Erläuterung zu den Monitoring-Ergebnissen aus der FFH-Gebiets- und Vogelschutzgebiets- Suche“ (schleswig-hol- stein.de/DE/Fachinhalte) sind Übergangs- und Kon- taktbiotope bei FFH-Gebieten zu berücksichtigen: „Übergangsbiotope sind Biotope, die auf Grund ih- rer individuellen Ausprägung gemäß den fachlichen Vorgaben (u. a. Schleswig-Holstein spezifische LRT-Steckbriefe) nicht eindeutig einem Lebens- raumtyp (LRT) gemäß Anhang I FFH-Fauna-Flora- Habitat Richtlinie zugeordnet werden können. Über- gangsbiotope werden einem - in der Regel dem räumlich direkt angrenzenden - Bezugs-LRT zuge- ordnet, da für den jeweiligen LRT bestimmende Ar- ten an der Vegetation signifikant beteiligt sind oder besondere LRT-spezifische Strukturen/Funktionen vorhanden sind. Bei Planungen sind die Ausprä- gungen der Übergangsbiotope, hinsichtlich einer eindeutigen Zuordnung zu einem LRT, zu prüfen. 12.54 Diese Definition trifft auf das Landschaftsschutzge- Kenntnisnahme biet im Anschluß an den westlichen Endabschnitt Es gibt eine FFH-Verträglichkeitsvorprüfung, die die des FFH-Gebiets Osterautal (westlich der B206) zu.

210303_BP58-1ae_Abwaegung.docx Seite 34

Stadt Bad Bramstedt – BP 58, 1. Ä. „GE-Süd“ Entwurf (ÖA) Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange und Abwägungsvorschläge 03.03.2021

NR STELLUNGNAHMEN ABWÄGUNGSVORSCHLÄGE

Das Gebiet (im wesentlichen die Flächen zwischen Wirkungen der 1. Änderung des B-Plan Nr. 58, wel- Osterau und Lohstücker Weg) wird im Manage- che für das Schutzgebiet keine maßgebliche Rele- mentplan zu keinem der dort genannten LRT zuge- vanz haben, angemessen und korrekt bewertet. ordnet. Besondere LRT-typische Arten kommen je- Die Einwendung verkennt den Regelungsinhalt der doch in der terrestrischen Vegetaton dieser Über- 1. Änderung. gansbiotope vor (z.B. Arten von besonderer Beu- tung der LRT 6430 Feuchte Hochstaudenfluren der planaren und montanen bis alpinen Stufe und LRT 9190 Alte bodensaure Eichenwälder auf Sandebe- nen mit Quercus robur, LRT nährstoffarmer Teich auf Moorboden und prioritäre LRT 91DO Moorwäl- der und 91EO Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno-Padion, Alnion incanae, Salicion albae). Eines der Schutzziele ist die Wie- derherstellung des LRT Moorwald. 12.55 Die genannten LRT sind als besonders empfindlich gegenüber Schadstoffeinträgen aus dem Verkehr bekannt. Hier sind insbesondere primäre Emissi- onsprodukte (Stickoxide und Kohlenstoffdioxid) zu nennen, sekundäre Emissionsprodukte (Salpeter- säure, Nitrat, Feinstaub, Ozon) aber auch Straßen- , Karosserie- und Reifenabrieb (u.a. Feinstaub, viele Metalle und organische Schadstoffe). Das Verkehrsgutachten vom 13.7. 2018 prognosti- ziert nach einer arithmetischen Mittelwertbildung auf dem Gelände des BP58 2988 Kfz/24h davon 674 Lkw genannt. Unter 3.4 Verkehrsaufkommen potentieller Entwicklungsflächen werden 4 ha Net- tobaulandfläche für potentielle Gewerbefläche an- geführt und darauf ein Verkehrsaufkommen von 1406 Kfz/24h bei 318 Lkw berücksichtig. Für 4 ha Nettobaulandfläche des Sondergebiets werden 7698 Kfz/24 h bei 68 Lkw berücksichtigt. Dabei wer- den für die B4 als durchschnittliche Tagesverkehrs- stärke beim Prognosenullfall 2030 auf dem Ab- schnitt westlich der Erschließungsstraße 7900 Kfz/24h, davon 360 Lkw-Anteil und für den Ab- schnitt östlich 7800 Kfz/24 h genannt. Der Prog- nose-Planfall zeigt danach 15100 Kfz/24h bei 740 Lkw-Anteil westlich und 12700 Kfz/24h bei 1040 Lkw östlich. Das bedeutet, dass die Belastung der umliegenden Gebiete durch die Zunahme von 7900 Kfz-360 Lkw/24h auf 13900 Kfz-890 Lkw/24 h im Bereich der Abzweigung der Erschließungsstraße steigen wird. Das bedeutet eine Steigerung um den Faktor 1,76 bei Kfz und bei Lkw um den Faktor 2,47. Entspre- chend ist mit einer ungefähren Verdoppelung der Schadstoffemissionen zu rechnen und damit von ei- ner deutlichen Verschlechterung des Erhaltungszu- stands der LRT im FFH-Gebiet Osterautal. Für Menschen und allgemein tierische Organismen ist der typische Reifenzusatzstoff 6PPD hochgiftig (https://online- library.wiley.com/doi/10.1002/3527600418.mb79324d0055). 6PPD reagiert als Antioxidationsmittel mit sauer- stoffhaltigen Verbindungen, z.B. Ozon zu 6PPD- Chinon. Dieser Stoff ist an allen verkehrsreichen Orten der Welt zu finden und ein starkes Fischgift (tötet z.B. Lachs bei Konzentrationen in Wasser von

210303_BP58-1ae_Abwaegung.docx Seite 35

Stadt Bad Bramstedt – BP 58, 1. Ä. „GE-Süd“ Entwurf (ÖA) Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange und Abwägungsvorschläge 03.03.2021

NR STELLUNGNAHMEN ABWÄGUNGSVORSCHLÄGE

1 Mikrogramm/Liter, „Z Tian et al, Science, 2020, DOI: 10.1126/science. abd6951“ und „C J Walsh et al, J. N. Am. Benthol. Soc., 2005, 24, 706 (DOI: 10.1899/04-028.1)). Durch den relativ ähnlichen Stoffwechsel von Fi- schen und Rundmäulern ist anzunehmen, dass auch die vorkommenden Neunaugenarten (Arten von besonderer Bedeutung Anhang II FFH-RL) be- sonders empfindlich sind. Da der Wirkungsmecha- nismus noch nicht genau bekannt ist muß als worst case-Annahme von einer vergleichbaren Toxizität ausgegangen werden. Allgemein ist aus Untersu- chungen an Ratten bekannt, dass Leber, Nieren und blutbildendes System angegriffen werden. Neunaugen können dabei als Adulte auf dem Weg zu ihren mehr oder weniger weit auenaufwärts ge- legenenen Laichgebieten betroffen sein und viel in- tensiver ihre Larvenstadien (Querder), die mehr (Meerund Flußneunauge) oder weniger (Bachneun- auge) weit im Verlauf von bis zu 18 Jahren auenab- wärts über viele Stationen wandern. Dabei sind letz- tere im Sediment eingegraben und filtern zur Ernäh- rung Mikroalgen aus dem Wasser. Da nur unbelas- tete bis mäßig belastete Fließgewässer angenom- men werden, stellen Einträge von Nitrat (überwie- gend aus dem motorisierten Verkehr) eine wesent- liche Gefährdung dar. Die starke Nitratbelastung der Ohlau und die mangels Beschattung hohen Wassertemperaturen sind mit hoher Wahrschein- lichkeit ein Grund für das dort fast vollständige Er- löschen der Vorkommen dieser proritären Arten. Als Gefährdungsursachen werden organische bzw. hydrochemische Belastungen im Gewässer ge- nannt. 12.56 Die Neunaugenarten im Gebiet sind: 1096 Bachneunauge (Lampetra planeri), RL SH 2002 3, BRD 2, besonders geschützt nach BNatSchG 1099 Flussneunauge (Lampetra fluviatilis), RL SH 2002 3, BRD 2 1095 Meerneunauge (Petromyzon marinus), RL SH 2002 2, BRD 2 Hinweis: Seit der Erstellung der Roten Liste SH Neunaugen und Fische haben sich die Bestände im Gebiet negativ entwickelt, sodaß eher von einer Er- höhung der Gefährdung um je eine Stufe auszuge- hen ist. 12.57 Im Berichtszeitraum 2013-2018 zum Erhaltungszu- stand der Lebensraumtypen gemäß der FFH-Richt- linie für die Arten des Anhangs II in Schleswig-Hol- stein wurde für die atlantische biogeografische Re- gion (Bad Bramstedter Auen gehören dazu) fol- gende Ergebnisse für die Neunaugen veröffentlicht: Bachneunauge: Verbreitung günstig (d.h. weit verteilt, hauptsächlich in der Geest, Stör nur bis IZ); Population ungünstig - unzureichend Habitat ungünstig - unzureichend Zukunftsaussichten ungünstig - unzureichend Gesamtbewertung ungünstig - unzureichend

210303_BP58-1ae_Abwaegung.docx Seite 36

Stadt Bad Bramstedt – BP 58, 1. Ä. „GE-Süd“ Entwurf (ÖA) Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange und Abwägungsvorschläge 03.03.2021

NR STELLUNGNAHMEN ABWÄGUNGSVORSCHLÄGE

Flussneunauge: Verbreitung ungünstig - unzureichend Population ungünstig - unzureichend Habitat ungünstig - unzureichend Zukunftsaussichten ungünstig - unzureichend Gesamtbewertung ungünstig - unzureichend Meerneunauge: Verbreitung ungünstig - unzureichend Population unbekannt (zu geringe Funde, oft nur von einer Laichgrube oder 1 - 2 Adulten) Habitat ungünstig - unzureichend Zukunftsaussichten unbekannt (hoffnungslos?) Gesamtbewertung ungünstig – unzureichend

12.58 Das Bachneunauge ist eine Art von Bedeutung, Flussneunauge und Meerneunauge sind Arten von Besonderer Bedeutung. Für alle Neunaugenarten hat Schleswig-Holstein eine nationale Verantwor- tung. Es ist anzunehmen, dass durch die räumliche Nähe und die Hauptwindrichtung von Südwesten ein signifikant erhöhter Schadstoffeintrag in die nahe Osterau erfolgt und damit eine Verschlechte- rung des Erhaltungszustands der sehr kleinen loka- len Populationen im Osterautal stattfindet. Seit Jah- ren gibt es keine gesicherten Nachweise von Meer- neunaugen, nur noch sehr wenige Flussneunaugen und wenige Bachneuneugenfunde. stattfindet. Eine entsprechend sorgfältige FFH-Prüfung muß erfol- gen. Eine nur geringfügig weitere Verschlechterung des Erhaltungszustandes könnte im FFH-Gebiet zum Erlöschen der Neunaugen führen, derentwe- gen hauptsächlich das FFH-Gebiet deklariert wurde. Zu berücksichtigen ist auch, dass die Schadstofflast durch den kaum geschützten Was- serlauf der Osterau durch Bad Bramstedt getragen wird, auf dem Weg mit weiteren Schadstoffen ange- reichert wird und sich schließlich mit der Hudau zur Bramau vereinigt, Teil des FFH-Gebiets Mittlere Stör, Bünzau. 12.59 Konsequenzen für das FFH-Gebiet Mittlere Stör, Bramau, Bünzau: Aussagen zu der Situation der Neunaugenarten im FFH-Gebiet Osterau gelten entsprechend für das FFH-Gebiet Mittlere Stör, Bramau und Bünzau. Hier spielen jedoch Emissionen auf dem Luft- und dem Wasserweg eine Rolle und führen zu einer höheren Belastung des FFH-Gebiets Mittlere Stör, Bramau, Bünnzau. Dieses Gebiet ist für die Erhaltung der Meerneunaugen und Flußneunaugen von besonde- rer Bedeutung und von Bedeutung für die Bach- neunaugen und die Rapfen. Als übergreifendes Ziel ist die Erhaltung von Kontaktlebensräumen wie of- fenen Seitengewässern, Quellen, Bruch und Auwäl- dern, Röhrichten, Seggenriedern, Hochstaudenflu- ren, Streu- und Nasswiesen und der funktionalen Zusammenhänge. Als Ziele für die Arten Meerneun- auge und Flußneunauge (von besonderer Bedeu- tung) gelten die Erhaltung - sauberer Fließgewäs- ser mit kiesig-steinigem Substrat, - rmöglichst ge- ringer anthropogene Feinsedimenteinträge in die

210303_BP58-1ae_Abwaegung.docx Seite 37

Stadt Bad Bramstedt – BP 58, 1. Ä. „GE-Süd“ Entwurf (ÖA) Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange und Abwägungsvorschläge 03.03.2021

NR STELLUNGNAHMEN ABWÄGUNGSVORSCHLÄGE

Laichgebiete, - eines der Größe und Beschaffenheit des Gewässers entsprechenden artenreichen, hei- mischen und gesunden Fischbestandes in den Neunaugengewässern insbesondere ohne dem Gewässer nicht angepassten Besatz mit Forellen sowie Aalen und - bestehender Populationen. 12.60 Von Bedeutung ist hier der Begriff des Kontaktbio- tops (Erläuterung zu den Monitoring-Ergebnissen aus der FFH-Gebiets- und Vogelschutzgebiets-Su- che“ (schleswig-holstein.de/DE/Fachinhalte): „Kon- taktbiotope sind eindeutig keine LRT, sondern gren- zen an LRT oder Übergangsbiotope an und dienen der Sicherung und Stabilisierung der lebensraumty- pischen Funktionen. Kontaktbiotope sind naturnahe Biotope als Teil einer standortgemäßen natürlichen Biotopabfolge, wie z. B. ein Bruchwald als äußerer, nicht mehr zum LRT gerechneter Teil des Verlan- dungsbereich eines Sees oder auch halbnatürliche Biotope, die einer landwirtschaftlichen Nutzung un- terliegen, wie z. B. Nass-/Feuchtgrünländereien im Umfeld von Mooren oder naturnahen Gewässern. Kontaktbiotope finden in der Flächenstatistik der LRT keine Berücksichtigung, sind jedoch bei Ent- wicklungsüberlegungen beispielsweise im Rahmen der Managementplanung besonders zu würdigen. 12.61 Die Verknüpfung auf dem Wasserweg läuft über Kontakt- und Übergangsbiotope wie folgt: 1. Nass-/Feuchtgrünländereien auf dem Gebiet des GGSüd mit hohem Grundwasserstand, d.h. die südliche Hälfte des Gebiets im Bereich BPlan 58 und BPlan 61 2. Schmalfelder Au-Verbandsgewässer Graben VG 142 BPlan 61/ BPlan 58/58_1 O->S->SO 500m, 3. Mündung VG 142 über Rohrverbindung unter dem Siggenweg in Schmalfelder Au-Verbandsge- wässer VG 140, fließt 268 m nach Süden, Mündung VG 141, nach 172 m Querung der Straße Hamwin- sel, 200m in einem 2020 renaturierten Bachbett mit kiesig-steinigem Substrat, 4. Mündung VG 140 in die Schmalfelder Au mit 2020 renaturiertem Bachbett mit kiesig-steinigem Substrat, 400m; faktisches FFH-Gebiet; 19 5. Zusammenfluß mit der Ohlau zur Hudau, 2019 renaturiert mit vielen Mäandern und Bachbett mit kiesig-steinigem Substrat, FFH 6. Zusammenfluß mit der Osterau zur Bramau, FFH Die Schmalfelder Au hat die letzten aktiven Laich- plätze der Flussneunaugen im Gebiet, auch des- halb wurde sie mit bislang mehreren Millionen DM, später Euro seit den Achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts an mehreren Stellen renaturiert. Die folgende Karte zeigt die Renaturierungsabschnitte 2020 (Kosten knapp 1 Million Euro). Damit soll diese Au zwischen A7 und Bad Bramstedt wieder auch für die Meerneunaugen ertüchtigt werden. Die folgende Hudau (Name für das Gewässer nach Zu- sammenfluss von Ohlau und Schmalfelder Au) wurde 2019 für ca. 400000 € renaturiert. Am folgen- den Beginn der Bramau liegt der letzte aktive Nach- weis der Meerneunaugen. Bachneunaugen finden

210303_BP58-1ae_Abwaegung.docx Seite 38

Stadt Bad Bramstedt – BP 58, 1. Ä. „GE-Süd“ Entwurf (ÖA) Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange und Abwägungsvorschläge 03.03.2021

NR STELLUNGNAHMEN ABWÄGUNGSVORSCHLÄGE

sich noch an mehreren Stellen. 12.62 Das VG 140 wurde renaturiert um das benötigte kie- sig-steinige Substrat für den Bau der Eiablage- mulde der Bachneunaugen und der Flussneunau- gen zu schaffen. Bachneunaugen finden auch noch oberhalb des renaturierten Bereichs entlang dem Siggenweg geeignete Strukturen. Wichtig für den funktionellen Zusammenhang ist der ungestörte Wasserzufluss aus dem Gebiet östlich der B206. Die im Artenschutzrechtlichen Fachbeitrag genann- ten „Fische“ im VG 142 sind mit Sicherheit zumeist Dreistachlige Stichlinge. Sie kommen auch als Fressfeinde für die Eier und das erste Querdersta- dium der Neunaugen in Frage. 12.63

12.64 Im Mai 2020 wurde dem Graben VG142 am Knick K540 (Grenze BP61-BP58 durch einen weiter öst- lich im BP 58 angelegten neuen Graben das Was- ser entzogen. Als Verstoß gegen das Tötungsver- bot muß gewertet werden, dass sich zu diesem Zeit- punkt noch Jungstadien von Erdkröten und Grasfrö- schen und evtl. Moorfröschen im VG 142 aufhielten (ASRFB BPlan 58), die beim Zuschütten des südli- chen Grabenverlaufs zum Siggenweg lebendig „be- erdigt“ wurden. Dass noch Amphibien und evtl. auch Fische vorhanden waren zeigte sich am Be- such durch jagende Grau- und einen Silberreiher kurze Zeit vor der illegalen Aktion. Zu meiner Be- schwerde bei der Unteren Naturschutzbehörde und schließlich der Kreisaufsicht hat das Bauamt der Stadt Bad Bramstedt bis dato keine diesbezügliche Antwort gegeben. 12.65 Der neue Graben wird nicht mehr als Verbandgra- ben vom Typ Kleines Fließgewässer geführt, son- dern ist nur noch eine offene Entwässerungsan- lage. Sie soll das gedrosselte und vorgereinigte Wasser in das VG 140 als Vorfluter übergeben. Da- mit wird jedoch in keiner Weise ausgesagt, was un- ter vorgereinigtem Wasser zu verstehen ist, nach welchen Verfahren und Vorschriften die Vorreini- gung zu geschehen hat. Es ist auch nicht denkbar, dass die weiter oben genannten Schadstoffe durch eine „Vorreinigung“ sicher entfernt werden können. Der Begriff „Vorreinigung“ impliziert, dass eine ei- gentliche Reinigung noch erfolgt. Wie und wo das

210303_BP58-1ae_Abwaegung.docx Seite 39

Stadt Bad Bramstedt – BP 58, 1. Ä. „GE-Süd“ Entwurf (ÖA) Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange und Abwägungsvorschläge 03.03.2021

NR STELLUNGNAHMEN ABWÄGUNGSVORSCHLÄGE

zu geschehen hat bleibt offen. Diese Art von Pla- nung ist fahrlässig und als unzulässig zu bezeich- nen. Es wird gefordert, dass entsprechende Fest- setzungen schon im BPlan-Verfahren erfolgen. 12.66 Hinzu kommt, dass für die Dimensionierung der Rückhaltungsbecken nur ein 30-jährliches Regen- ereignis nach veralteten Durchschnittswerten (15 Minuten) angesetzt wird (gemäß Abwägungsvor- schlag zur Öffentlichkeitsbeteiligung BPlan 58). Bei jedem stärkeren Regenereignis, wie es in den letz- ten Jahren regelmäßig auftrat, fließt Oberflächen- wasser ungereinigt in die Vorfluter, auch das Was- ser von Straßenoberflächen kann dann nicht mehr gesichert in Kläranlagen überführt werden. Zwi- schen 2002 und 2017 wurden 3654 Starkregenfälle in Schleswig-Holstein registriert. Der Kreis Sege- berg lag in den am zweitstärktsten betroffenen Ge- bieten von Starkregen und Dauerregen.

12.67 Leicht lösliche Stoffe aus den Emissionen und Ab- rieben von Kfz und Gewerbebetrieben gelangen über den Luftweg auch auf kurze Distanz direkt auf die unbebauten Oberflächen und in die Gräben und werden durch eine Vorreinigung nicht entfernt. Die zweite Hauptwindrichtung ist Nordost. Damit wer- den emittierte Schadstoffe bzw. ihre Transmissions- produkte auch bis in die aufwändig renaturierte Nie- derung der Schmalfelder Au und die Au selbst ge- langen und die begleitende Vegetation verändern. Entgegen den Erhaltungszielen droht damit eine Eutrophierung mit einer erheblichen Verschlechte- rung der Situation. Wie im Fall des FFH-Gebiets würde sich dies in einer signifikanten Verschlechte- rung der lokalen Populationen der Neunaugen aus- wirken, was bei den geringen lokalen Populations- größen leicht zu einem Erlöschen führen kann.

12.68 Fazit FFH-Vorprüfung BPlan 61: Die vorstehend ausgeführten Daten und Zusam- menhänge widerlegen die argumentativ leere Be- hauptung, dass eine FFH-Prüfung nicht nötig ist. Kenntnisnahme (BP 61) Die Beschreibung der Schutzgebiete und ihrer Er- Zu betrachten ist hier die FFH-Verträglichkeitsvor- haltungsziele ist unvollständig. Die relevanten Wirk- prüfung zur 1. Änderung des B-Plan Nr. 58. Der B- faktoren des Vorhabens werden ungenügend be- Plan Nr. 58 ist rechtskräftig und wurde abschlie- schrieben. Das Vorhaben löst mit großer Sicherheit ßend beurteilt. eine Beeinträchtigung der Erhaltungsziele aus. Eine Aussagen zum B-Plan Nr. 61 sind hier nicht rele- Kumulierung mit Auswirkungen von benachbarten vant. Vorhaben (BP 58-1, BP 66, SO Fachmarktzentrum, SO nördlich der Segeberger Straße, SO Kurpark

210303_BP58-1ae_Abwaegung.docx Seite 40

Stadt Bad Bramstedt – BP 58, 1. Ä. „GE-Süd“ Entwurf (ÖA) Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange und Abwägungsvorschläge 03.03.2021

NR STELLUNGNAHMEN ABWÄGUNGSVORSCHLÄGE

südlich der Segeberger Straße (s. vorletzte Abbil- dung) wird mit an Sicherheit grenzender Wahr- scheinlichkeit zur Vernichtung von proritären Le- bensraumtypen und Erlöschen der Populationen der Geschützten und Besonders Geschützten Neunaugenarten und der Rapfen führen. Die ge- nannte kumulative Auswirkung wird auch im Um- Eine Vergleichbarkeit der Wirkungen der 1. Ände- weltbericht BPlan 61 zu „2.2.6 Kumulierung mit rung des B-Plans Nr. 58 mit den Wirkungen des B- Auswirkungen von benachbarten Vorhaben“ fälsch- Plans Nr. 61 kann in Art, Umfang sowie der Pau- licherweise verneint. Die Durchführung einer FFH- schalität der Annahme nicht nachvollzogen werden. Verträglichkeitsprüfung ist aus diesen Gründen Die vorgelegte FFH-Verträglichkeitsvorprüfung zur zwingend erforderlich. konkreten Planung wird weiterhin als zutreffend an- Zur FFH-Verträglichkeitsvorprüfung des BPlans gesehen. 58-1 Für die FFH-Verträglichkeitsvorprüfung zur 1. Änd. Da sich diese FFH-Verträglichkeitsvorprüfung mit B-Plan Nr. 58 gelten die oben aufgeführten Erwide- der zum BPlan 61 inhaltlich weitestgehend deckt, rungen inhaltlich entsprechend. gelten die dazu gemachten Ausführungen vollin- haltlich wie vorstehend beschrieben auch für den BPlan 58-1.

12.69 Schutzgut Boden Umweltbericht zum BPlan 61: S. 10 Beschreibung: „Sie (die Böden) sind bzgl. der bodenkundlichen Feuchtestufe überwiegend als schwach trocken einzustufen, im Nordosten hingegen ist ein Bereich Kenntnisnahme als mittel bzw. schwach feucht anzusprechen. Keine Stellungnahme zu 1. Änderung 58; Aussagen GOF BPlan 61 S. 5: identische Aussage zur Feuch- zum B-Plan Nr. 61 sind hier nicht relevant. testufe. Diese Aussage basiert auf einer Moment- Die Aussagen zum Schutzgut Boden beruhen auf aufnahme: Tatsächlich liegt großflächiger als in der der Auswertung vorhandener Daten und Gutachten Karte GOF-Biotoptypen angegeben grund- und und sind korrekt wiedergegeben. staufeuchter kurzzeitig überfluteter Boden vor mit mesophilem Grünland. Dies wird auch aus der Hyd- rogeologischen STN vom 12.07.2018 ersichtlich, in der Werte von 0,1≤1 m in der Fläche und der Um- gebung festgestellt wurden. Es handelt sich um Re- likte des noch bis ca. 1980 vorhandenen Nieder- moors in der Gegend. Auf Seite 5 Mitte wird der oberflächennahe Grundwasserleiter entsprechend bestätigt.

12.70 GOF S. 17 Auswirkungen auf das Schutzgut Bo- den: „Dauerhafter Verlust von Bodenfunktionen (Spei- Kenntnisnahme cherfunktion, Reglerfunktion, Lebensraum) durch- Die Aussagen in den Grünordnerischen Fachbeiträ- Überbauung und Neuversiegelung (Gebäude, Stell- gen zu den B-Planen Nr. 58 bzw. der 1. Änd. wur- plätze, Verkehrsflächen) von Böden.“ Der dauer- den auf der Grundlage der Ergebnisse durchgeführ- hafte Verlust der Speicher- und Reglerfunktion stellt ter Untersuchungen und Berechnungen getroffen. für die anliegende Wohnbebauung eine wesentliche Die nur geringfüge Verdichtung der Bebauung Bedrohung durch den möglichen Elementarscha- durch die 1. Änderung wird in den vorliegen Unter- denfall Hochwasser dar. Da eine Aufschüttung der lagen angemessen bewertet. Gewerbeflächen auf ca. 12 m entgegen den eigent- lich in der Planzeichnung vorgesehenen 11,5 m er- folgen soll, analog zur vorliegenden Bauhöhe von 12 m NHN der Erschließungsstraße Grünholm im südlichen Bereich des BPlan 58, die ebenfalls ei- gentlich auf 11,5 m NHN festgesetzt war. Durch un- sere Lage auf 10 m NHN sind wir damit bei beson- ders ergiebigen Regenfällen direkt betroffen. Eine Ableitung überschießender Wassermengen muß

210303_BP58-1ae_Abwaegung.docx Seite 41

Stadt Bad Bramstedt – BP 58, 1. Ä. „GE-Süd“ Entwurf (ÖA) Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange und Abwägungsvorschläge 03.03.2021

NR STELLUNGNAHMEN ABWÄGUNGSVORSCHLÄGE

durch einen Graben in der südlich abgrenzenden „Öffentlichen Grünfläche, Zweckbestimmung Schutzgrün“ erfolgen. Er kann am Ostende des BPlan 61-Gebiets direkt in den Ersatzgraben für das VG 142 einleiten. Aufstauungsbuckel könnten zusätzlich dazu beitragen, eine Versickerung zu er- reichen (Schutzgut Grundwasser)

12.71 GOF S. 21 6.2.21 Eingriffe in Boden und Kom- pensationsbedarf „Im Plangeltungsbereich werden flächig Gewerbe- gebiete mit einer GRZ von 0,8 vorgesehen. Eine weitere Überschreitung durch Stellplätze und Ne- benanlagen ist nicht vorgesehen.“ Diese Aussage Kenntnisnahme steht im Widerspruch zur Aussage auf Seite 3 des Diese Aussage entspricht dem Wortlaut des § 19 Umweltberichts: BauNVO. Sie bedeutet nicht, dass solche grund- „Jedoch können weitere Überschreitungen in ge- sätzlich vorgesehen sind oder zugelassen werden. ringfügigem Ausmaß zugelassen werden.“ Damit Der Berechnung der erforderlichen Kompensation würde das Minimierungsgebot verletzt und eine für die Versiegelung von Boden liegt eine maximal weitergehende Versiegelung leicht gemacht. mögliche GRZ von 0,8 zugrunde. Die Verdichtung Die Grenze von 0,8 muß durch Festsetzung die ma- der zulässigen Bebauung im Plangebiet schont da- ximale Überbauung und Versiegelung darstellen, bei Flächen im Außenbereich. ansonsten drohen Konflikte mit der Erfüllung des Kompensationsbedarfs.

12.72 Schutzgut Wasser: Umweltbericht zum BPlan 61: S. 11 Beschreibung: „Das Gebiet wird zudem über mehrere Gräben ent- Kenntnisnahme (nur BP 61) wässert.“ Diese Aussage ist falsch. Es gibt nur den Keine Stellungnahme zu 1. Änderung 58; Aussagen Graben 142. GOF S. 17 Auswirkungen auf das zum B-Plan Nr. 61 sind hier nicht relevant. Schutzgut „Verringerung der Grundwasserneubil- Gemeint sind mehrere Grabenabschnitte des Ver- dungsrate durch Ableitung des Oberflächenwas- bandsgrabens Nr. 142. sers von befestigten Oberflächen. Beschleunigung des Zuflusses von Oberflächenwasser in die Vorflu- Die Anlage eines neuen Grabens im Geltungsbe- ter.“ Siehe oben GOF S. 17 Auswirkungen auf das reich ist nicht vorgesehen. Die Kompensation wird Schutzgut Boden GOF S.22 6.2.1.2 Eingriff in Gra- an anderer Stelle im Stadtgebiet geleistet. ben und Kompensationsbedarf Wie oben beschrie- ben ist es erforderlich an der Südgrenze einen ent- sprechenden Graben neu anzulegen. GOF S 29 und S. 30: Wie oben beschrieben kann der Ausgleich für die Verrohrung und darüber hinaus direkt im BPlan 61- Gebiet erfolgen. Dies ist auch die Prämisse für der- artige Maßnahmen.

12.73 Schutzgut Klima: Umweltbericht zum BPlan 61: Kenntnisnahme (nur BP 61) S. 11 2.1.1.3 Schutzgut Klima Die kleinräumige Die Wirkungen auf das Schutzgut Klima sind im Stückelung des Gewerbegebiets Süd erlaubt keine GOF und Umweltbericht abschließend bewertet Aussagen, wie sie im GOF und UB gemacht wer- worden. Aufgrund der nur allgemeinen Bedeutung den. Da es sich im Ganzen um ein großräumiges des Gebiets für den Luft- und Klimahaushalt und der Verfahren auf unbelastetem Gebiet im Aussenbe- Tatsache, dass östlich der geplanten Gewerbege- reich handelt ist entsprechend nur eine Gesamtbe- biete umfangreiche Grün- und Freiflächen verblei- trachtung des Gewerbegebiets sinnvoll und fachlich ben, sind die Wirkungen auf das Schutzgut als un- und gesetzlich nach den Vorgaben für Planungsvor- erheblich zu bewerten, zumal sich die Verhältnisse haben vorgeschrieben. Mit der vorliegenden Pla- für das Schutzgut durch die geringfügige Verdich- nung wird der Klimawandel geleugnet und werden tung nicht maßgeblich verändern. umgekehrt Anstrengungen unternommen das Stadtklima nachhaltig zu verschlechtern.

210303_BP58-1ae_Abwaegung.docx Seite 42

Stadt Bad Bramstedt – BP 58, 1. Ä. „GE-Süd“ Entwurf (ÖA) Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange und Abwägungsvorschläge 03.03.2021

NR STELLUNGNAHMEN ABWÄGUNGSVORSCHLÄGE

12.74 In unserer Stellungnahme zur Frühzeitigen Beteili- gung BPlan 61 hatten wir zum Schutzgut Klima ge- schrieben: „Zu berücksichtigen sind der Bericht Integriertes Kli- maschutzkonzept für den Kreis Segeberg, März 2012 und die Veröffentlichung Klimaschutz und Klimaanpassung in der Bauleitplanung, Handrei- chung Kreis Segeberg 2019. Es wird bewusst in Kauf genommen, dass die wesentliche Verkleine- rung der Frischluftschneisen in Bad Bramstedt für das lokale Klima und auch die Lärm- und Schad- stoffbelastung signifikante Auswirkungen hat. Der unbebaute Grünraumkeil von Osten wird durch die Planung des Gewerbegebiets Süd bis hin zur Um- gehungsstraße zunehmend ersatzlos vernichtet. Bei sonnigen Wetterlagen im Sommerhalbjahr wer- den dadurch bei den dafür typischen ONO-Wind- verhältnissen die Emissionen aus Verkehr und Ge- werbe in Richtung Innenstadt getragen. Dort liegt die Grundbelastung 2020 bei geschätzten 20600 Kfz/h (Prognose der Erhebung von Masuch und Ol- brisch, 2012). Die letzten bekannten Verkehrszäh- lungen stammen von 2012 mit 16660 Kfz/h. Damals war die Verkehrszunahme durch die Entwicklung der Wohngebiete Bissenmoor und Südlich der Bim- öhler Straße und der Gewerbegebiete noch nicht entsprechend berücksichtigt. Als Reinluftgebiet darf Bad Bramstedt schon einige Zeit nicht mehr be- zeichnet werden. Die Schäden an der Gesundheit der Bevölkerung, insbesondere Atemwegs-, Herz- und Kreislaufkrankheiten werden signifikant zuneh- men (Schutzgut Mensch betroffen).“ Zu diesem Ab- schnitt wurde kein „Behandlungsvorschlag“ gege- ben. Eine Abwägung fehlt.

12.75 In unserer Stellungnahme zur Frühzeitigen Beteili- gung BPlan 58-1 hatten wir zum Schutzgut Klima geschrieben: „Schutzgüter Klima und Luft: Kenntnisnahme Auf Seite 6 werden im 1. Absatz die Schutzgüter Für die getroffenen Aussagen wurden aktuelle Un- Klima und Luft angesprochen. Auch hier muß eine tersuchungen und Gutachten als Grundlage ge- Betrachtung des gesamten Gewerbegebiets Süd nommen. und auch des Sondergebiets südlich der B206 alt durchgeführt werden, um die Einflüsse darzustel- len. Die Abbildung im Anhang 2 zeigt die vorhande- nen Frischluftschneisen, die Klima und Luftqualität Das Plangebiet befindet sich in einem bereits durch beeinflussen. Es wird deutlich, dass die aktuelle Ortsumgehung B 206, Lohstücker Weg und AKN- Lage geprägt ist von einer sehr eingeengten Frisch- Trasse verkehrlich vorbelasteten Bereich. Östlich luftschneise im Westen und einer ausgeprägten im angrenzend bleiben weiträumige, unzerschnittene Osten. Die schlechte Luftqualität im Stadtzentrum Grünlandbereiche und nördlich die Osterau mit an- wird noch relativ gemildert durch die vorhandenen grenzenden Talraum als klimawirksame Räume er- Frischluftschneisen. Die ostseitige Frischluft- halten. Die 1. Änderung des B-Plans Nr. 58 wird schneise wird durch die gesamten geplanten Ge- keine maßgebliche Veränderung der Verkehrsbe- werbegebiete um ca. 50 % verkleinert. Eine signifi- lastung bedingen. kante Verschlechterung der Luftqualität und des Kli- mas ist zu prognostizieren. Dies wird sich auf uns als Anwohner und insbesondere für die Mehrheit der Bevölkerung im Stadtzentrum erheblich auswir- ken. Als Beispiel sei nur die sowieso bereits

210303_BP58-1ae_Abwaegung.docx Seite 43

Stadt Bad Bramstedt – BP 58, 1. Ä. „GE-Süd“ Entwurf (ÖA) Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange und Abwägungsvorschläge 03.03.2021

NR STELLUNGNAHMEN ABWÄGUNGSVORSCHLÄGE

schlechte Schadstoffsituation hervorgerufen durch die aktuelle Verkehrsbelastung genannt, die zu ei- ner Lösung von Bad Bramstedt als Luftkurort führte. Hierzu hieß es im „Behandlungsvorschlag“: „Die Frischluftschneise entlang der Osterau bleibt unverändert bestehen und funktioniert weiterhin.“ Diese Aussage ist nicht korrekt in Bezug auf unsere Stellungnahme. Durch das Gewerbegebiet Süd wird 50 % der Frischluftschneise vernichtet. Rech- net man die geplanten Sondergebiete nördlich und südlich der aufgelassenen Segeberger Straße hinzu, so sind es 70 % Verlust. Die Schutzgüter Klima und Luft sind mit der vorliegenden Planung nicht angemessen behandelt.

12.76 Schutzgut Mensch: Umweltbericht zum BPlan 58-1: S. 11 2.1.1.3 Schutzgut Mensch Beschreibung: „Der Plangeltungsbereich wird heute größtenteils als Gewerbegebiet genutzt.“ Diese Aussage ent- Kenntnisnahme spricht nicht der Realität. Eine gewerbliche Nutzung Die Aussagen in den Gutachten zur 1. Änd. des B- ist nicht erkennbar. Dagegen wird der Bereich von Plans Nr. 58 beziehen sich auf den Zustand nach vielen Menschen als Spielplatz (zB. Modellautoren- Umsetzung des rechtsgültigen B-Plans Nr. 58. nen), Sportplatz (z.B. Skaten), zum Spazierenge- hen, Radfahren und Hundeausführen und Training genutzt. Bewertung: „Bewertungskriterien: Wohnfunktion sowie Erho- lungswirksamkeit der Landschaft, Gesundheit. Der Geltungsbereich weist bisher keine Wohnfunktion Kenntnisnahme auf. Ihm wird bezüglich der Erholungsfunktion auf- Bei dem westlich vom Siggenweg befindlichen grund der mangelnden Erschließung eine allge- Siedlungsraum an der Segeberger Straße handelt meine Bedeutung zugeordnet. Dem südlich befind- es sich gemäß Flächennutzungsplan bzw. der 2. lichen Siggenweg hingegen lokal eine besondere Änderung des F-Plans (2012) um ein Gebiet mit Ge- Bedeutung.“ Diese Aussage deckt sich mit unseren mischten Bauflächen (Mischgebiet). Aussagen zur Wohnfunktion. Am südlich befindli- chen Siggenweg befindet sich ein Reines Wohnge- biet.

12.77 Zu 2.2.1.9 Auswirkungen auf das Schutzgut Mensch „Mit der Umsetzung des B-Planes werden in der Nähe zum westlich der AKN- Trasse gelegenen Verbrauchermarkt weitere großflächige wohnort- nahe und insbesondere verkehrlich gut angebun- Berücksichtigung. dene Einkaufsmöglichkeiten angeboten.“ Diese Die Aussage wird angepasst. Aussage ist unsinnig. Unsere diesbezügliche früh- zeitige Stellungnahme wurde wie folgt behandelt: „Im Gewerbegebiet ist Einzelhandel verboten.“

12.78 Zu 2.2.2 Wechselwirkungen zwischen den ein- zelnen Belangen des Umweltschutzes Auf Seite 22 werden mögliche Wirkungsfolgen dar- gestellt, die durch die Wechselwirkungen ausgelöst werden, darunter heißt es auch: „Luftschadstoff-Immissionen (Verkehr) - Eintrag der Feststoffe in die Luft - Beeinträchtigung von Men- schen und Tieren durch Luftschadstoffe sowie

210303_BP58-1ae_Abwaegung.docx Seite 44

Stadt Bad Bramstedt – BP 58, 1. Ä. „GE-Süd“ Entwurf (ÖA) Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange und Abwägungsvorschläge 03.03.2021

NR STELLUNGNAHMEN ABWÄGUNGSVORSCHLÄGE

durch den Eintrag von Schadstoffen in die Nah- rungskette. Lärmimmissionen (Verkehr) - Verbreitung der verkehrsbedingten Lärmemissio- Kenntnisnahme nen über die Luft (Schallwellen) – Beeinträchtigung Die 1. Änderung des B-Plans Nr. 58 wird keine von Tieren sowie Beeinträchtigung des menschli- maßgebliche Veränderung für das Schutzgut chen Wohlbefindens durch hohe Lärmpegel (Ge- Mensch bedingen. sundheitsstörungen) - Beeinträchtigung der Erho- lungsfunktion für den Menschen.“ Diese Wirkungs- folgen sind den Auswirkungen auf das Schutzgut Mensch zuzufügen.

13 Amt Bad Bramstedt-Land Az.: vom 09.12.2020 13.1 (...) die amtsangehörigen Gemeinden Bimöhlen, Föhrden-Barl, Hitzhusen, Fuhlendorf und Weddel- brook werden regelmäßig angeschrieben als Nach- bargemeinden der Stadt Bad Bramstedt.

13.2 Die Bramau entsteht in Bad Bramstedt beim Zu- sammenfluss der Osterau und der Hudau. Die Os- terau führt ihr Wasser bereits aus Bimöhlen, erhält durch die Holmau in Bad Bramstedt noch mehr Wasser. Die Hudau entsteht durch den Zusammen- fluss der Schmalfelder Au mit der Ohlau im Bereich des Verlobungsweges in Bad Bramstedt (Köhler- hofpark, Drei-Auen-Brücke, Haus an den Auen). Nach relativ kurzer Strecke im Stadtgebiet Bad Bramstedt fließt hinter der Schlosswiese die Hudau noch kurz vorbei, bevor die Vereinigung der Hudau mit der Osterau auf Höhe der Brücke Glückstädter Straße zur Namensgebung Bramau führt. Die Bra- mau führt nun weiter durch Hitzhusen, Föhrden-Barl und Wrist. Dort fließt die Bramau in die Stör, bis zur Nordsee. Ein System, welches Ihnen be- kannt sein wird. Unsere Gemeinden Föhrden-Barl und Hitzhusen liegen - wie auch die Gemeinde Wrist an dem Ge- wässer Bramau. Alle Anlieger - auch die an weiter oben liegenden Fließgewässern - gehen davon aus, dass zusätzliche versiegelte Flächen in stets erwei- terten und neu entwickelten Baugebieten/Gewerbe- /Mischgebieten in Bad Bramstedt immer mehr hyd- Der Stellungnahme wird teilweise gefolgt. raulischen Stress in der Bramau - und damit auch Um die Situation an den Fließgewässern nicht zu bei den anliegenden Kommunen - verursachen. verschlechtern werden die Einleitmengen aus dem Um die Problematik zu lösen und sich der Zusam- B-Plan auf ein Minimum reduziert, in der Größen- menhänge klar zu werden, bitten wir, ein wasser- ordnung des landwirtschaftlichen Abflusses. Auf wirtschaftliches Konzept zu erarbeiten. Zielsetzung Maßnahmen, die außerhalb des B-Planeinflusses wäre, innerhalb von Bad Bramstedt entsprechende stehen kann in diesem Verfahren kein Einfluss ge- Polderflächen für die Zwischenspeicherung von nommen werden. großen Wassermengen (auch durch Oberflächen- Die Erarbeitung eines wasserwirtschaftlichen Kon- wasser) auszuweisen. Hierdurch könnten zumin- zeptes ist von daher entbehrlich. dest 10jährige Ereignisse ab gepuffert werden. Die immer dichter an die Gewässer heranrückende Bei der Planung der in Rede stehenden Baugebiete Bebauung muss verhindert werden, um so den wird der Schutz des Gewässers durch geeignete Schutz des Gewässers weiterhin zu wahren. Maßnahmen (s.o.) gewahrt. Ggfls. relevante Vor- Ebenso muss die immense bauliche Verdichtung an schriften und Regelungen zu Niederungsflächen ursprünglichen Niederungsflächen und in Gewäs- und in Gewässerschutzbereichen werden berück- serschutzbereichen verhindert werden. Dies ist sichtigt. auch schon beim B-Plan Nr. 58, hier 1. Änderung und dem B-Plan Nr. 61 zu berücksichtigen.

210303_BP58-1ae_Abwaegung.docx Seite 45

Stadt Bad Bramstedt – BP 58, 1. Ä. „GE-Süd“ Entwurf (ÖA) Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange und Abwägungsvorschläge 03.03.2021

NR STELLUNGNAHMEN ABWÄGUNGSVORSCHLÄGE

Von folgend aufgeführten Behörden und sonstigen Träger öffentlicher Belange wurden keine Beden- ken oder Anregungen geäußert (mit Schreiben vom): 1. Bundespolizeidirektion Bad Bramstedt (20.11.2020) 2. Nachbargemeinden Schmalfeld, Hasenmoor, Lentföhrden (14.12.2020) 3. IHK Lübeck (21.12.2020)

210303_BP58-1ae_Abwaegung.docx Seite 46

Stadt Bad Bramstedt – BP 58, 1. Ä. „GE-Süd“ Entwurf (ÖA) Stellungnahmen Privater und Abwägungsvorschläge 03.03.2021

NR STELLUNGNAHMEN ABWÄGUNGSVORSCHLÄGE

Öffentlichkeitsbeteiligung in Form einer öffentlichen Auslegung gemäß § 3 Abs. 2 BauGB

Bei der Öffentlichkeitsbeteiligung wurden privaterseits folgende Bedenken oder Anregungen vorgebracht.

14 Private Person A Az.: vom 21.12.2020 14.1 Stellungnahme weitestgehend identisch mit Stel- lungnahme BUND (lfd. Nr. 6); ergänzend lediglich zwei Absätze:

14.2 Die Aussage des Bauamtes, es handle sich um ei- Berücksichtigung. nen Geh- und Radweg kann so nicht akzeptiert wer- Der Weg wird auf die für einen Geh- und Radweg den. Dafür sind 4 m und der ebene direkte Anschluß erforderliche Breite zurückgebaut. Die Breite von an die Fahrbahn nicht nötig. Ein Rückbau muß ent- 4 m ergibt sich aus den gesetzlichen/ technischen sprechend auf 1,5 m Breite erfolgen. Dabei sind die Vorgaben. Außerdem dient der Weg zu Wartungs- Randsteine zur sicheren Abtrennung von Geh- und zwecken am Drosselbauwerk bzw. dem Regenklär- Radweg auf die Höhe von 12 cm hochzusetzen und schacht. der Grünstreifen dort herzustellen.

14.3 Zu diesen und ähnlichen Auswirkungen haben wir s. dort eine rechtsanwaltliche Stellungnahme durch die Kanzlei Rechtsanwälte Günther und Partnerschaft Hamburg fertigen lassen, deren Inhalte wir vollum- fänglich vertreten.

15 Private Person A vertreten durch Rechtsan- wälte Günther Az.: 00604/18 /R ISP vom 21.12.2020 15.1 (...) wir legitimieren uns erneut für die Eheleute Schäffler, wohnhaft im Siggenweg Sb, 24576 Bad Bramstedt. Eine anwaltliche Vollmacht liegt Ihnen bereits vor. Zu der 1. Änderung des Bebauungs- plans Nr. 58 und der gleichlaufenden Aufstellung des Bebauungsplans Nr. 61 nehmen wir Namens und im Auftrage unserer Mandanten nach § 3 Abs. 2 BauGB, insb. zur Immissionsbelastung, Stellung (II.) Zunächst erlauben wir uns eine grundsätzliche Anmerkung zur Konzeption des Gewerbegebiets Süd und dem bisherigen Verfahren (1). Die folgen- den Ausführungen werden als jeweilige Stellung- nahme in beide Beteiligungsverfahren nach § 3 Abs. 2 BauGB eingebracht. Unsere Mandanten werden zusätzlich eine weitere Stellungnahme selbstständig einreichen. 15.2 1. Im Zusammenhang mit der Aufstellung des Bebau- ungsplans Nr. 58 kamen wir Ende 2019 in Ihrem Hause zusammen (Ihr Zeichen III Do-Js), um die Ihnen bekannte Belastung der Eheleute Schäffler durch das heranrückende Gewerbegebiet Süd zu besprechen. Nach dem sehr konstruktiven Ge- Der Behauptung zu dem Gesprächsergebnis wird spräch wurde deutlich, dass eine Überarbeitung widersprochen. des Bebauungsplans Nr. 58 erforderlich werden würde. Zudem gab es sehr konkrete Überlegungen, die schutzbedürftige Wohnbebauung bei der Auf- stellung des Bebauungsplans Nr. 61 mehr zu be- rücksichtigen. Nunmehr, ein Jahr später, muss fest-

210303_BP58-1ae_Abwaegung.docx Seite 47

Stadt Bad Bramstedt – BP 58, 1. Ä. „GE-Süd“ Entwurf (ÖA) Stellungnahmen Privater und Abwägungsvorschläge 03.03.2021

NR STELLUNGNAHMEN ABWÄGUNGSVORSCHLÄGE

gestellt werden, dass die Planung weitgehend un- verändert geblieben ist und die Belastung der Wohnbebauung noch zunehmen wird. Daher ist von der derzeitigen Planung Abstand zu nehmen und die Gemeinde dazu aufgerufen, eine echte planeri- sche Konfliktbewältigung zu finden. Hierzu im Einzelnen:

15.3 1. Die unumstrittene Belastung unserer Mandanten Die Behauptung, es bestehe eine unumstrittene Be- resultiert aus der bewusst gewählten kleinräumigen lastung wird zurückgewiesen. Distanz zwischen dem geplanten Gewerbegebiet Süd, bestehend aus mehreren Bebauungsplänen, Die Stadt Bad Bramstedt schafft hier keine neue und der älteren schutzbedürftigen Wohnbebauung Gemengelage, sondern ein deutlich von der beste- am Siggenweg / Segeberger Straße. Durch die henden Wohnnutzung im Süden abgesetztes neues kleinräumige Distanz - den geringen Abstand - wird Gewerbegebiet, welches die gesetzlichen Vor- ein Nutzungskonflikt geschaffen, der zuvor über- schriften, insbesondere in Bezug auf den Immissi- haupt nicht bestand. Diese sogenannte Gemenge- onsschutz – gestützt auf entsprechende Fachgut- lage zwischen schutzbedürftiger Wohnbebauung achten – einhält. und Gewerbegebieten (oder Industriegebieten) ist nicht unüblich, erwächst aber normalerweise über Kenntnisnahme Jahrzehnte durch eine parallele und unkoordinierte Die angemessenen Schutzvorkehrungen vor Ge- Gebietserweiterung und löst gegenseitige Rück- werbelärm werden auf Ebene der Bauleitplanung sichtnahmepflichten aus. Hier wird aber - ohne durch die Festsetzung von Emissionskontingenten zwingendes Erfordernis - eine vollkommen neue gewährleistet. Auf die seitens der Einwender ange- Gemengelage zulasten der Wohnbebauung ge- spielten aktiven Lärmschutzmaßnahmen wie z.B. schaffen, indem das Gewerbegebiet Süd unmittel- ein Lärmschutzwall wird bewusst verzichtet, da auf- bar an die Wohnbebauung heranrückt, ohne dass grund der weiträumigen Ausdehnung eines Gewer- eine geeignete Trennung mit Schutzvorkehrungen begebietes dieser eine unverhältnismäßige Höhe erwogen wird. Diese Gemengelage führt zwar nicht erreichen müsste. Gegebenenfalls erforderliche ak- ausschließlich, aber vor allem zu einer erheblichen tive Lärmschutzmaßnahmen sind durch die Einzel- Zunahme von Lärm-, Schadstoff- und Lichtimmissi- vorhaben zu errichten, um die aus den Emissions- onen im Wohngebiet, insb. am Wohnhaus unserer kontingenten je Grundstück herrührenden zulässi- Mandanten, das nur 38 Meter vom Plangebiet ent- gen Immissionsanteile an der nachbarschaftlichen fernt liegt. Bebauung einzuhalten.

15.4 Dieser unstreitige· Umstand ist deswegen bemer- Kenntnisnahme; wie vor kenswert, weil in der Praxis i.d.R. der gegenteilige Richtig ist, dass die heranrückende Bebauung den Fall vorzufinden ist, also Wohnbebauung an ein be- hervorgerufenen Konflikt lösen muss. Falsch ist, stehendes Gewerbegebiet heranrückt und daher dass passive Lärmschutzmaßnahmen bei Gewer- bereits in der Bauleitplanung für die Wohnbebau- belärm zum Zuge kommen können. Diese wirken ung der Schutz derselben durch geeignete Festset- durch Bauteilverbesserungen beim Übergang des zungen Berücksichtigung finden muss (z.B. durch Schalls von außen nach innen. Sie schützen dabei die Festsetzung von passivem Schallschutz). An- aber nicht den maßgebenden Immissionsort außen dernfalls drohen aufgrund unzulässigen Gewerbe- vor dem zu öffnenden Fenster. lärms Einschränkungen für die Gewerbebetriebe, sodass die Gewerbetreibenden häufig gegen die Gerade mit den hier festgesetzten Emissionskontin- Bauleitplanung vorgehen. Hier ist es aber umge- genten reagiert die Bauleitplanung auf die erforder- kehrt. Der zukünftige Nutzungskonflikt geht von der liche Konfliktlösung, in dem sie über diese jedem heranrückenden Gewerbenutzung aus, sodass in Gewerbegrundstück nur einen fest definierten An- dieser Bauleitplanung eine Konfliktlösung zu finden teil an zulässigen Immissionen an den Immission- ist. sorten der schutzbedürftigen Nachbarschaft zu- spricht. Damit wird sichergestellt, dass die Summe aller Gewerbebetriebe den zulässigen Immissions- richtwert der TA Lärm an der schutzbedürftigen Be- bauung nicht überschreitet. Die Bauleitplanung rea- giert damit darauf, dass zum Zeitpunkt der Planauf- stellung ja gar nicht bekannt ist, welche Arten von Betrieben mit unterschiedlichsten Emissionsverhal- ten sich ansiedeln. Sie kommt damit sowohl dem

210303_BP58-1ae_Abwaegung.docx Seite 48

Stadt Bad Bramstedt – BP 58, 1. Ä. „GE-Süd“ Entwurf (ÖA) Stellungnahmen Privater und Abwägungsvorschläge 03.03.2021

NR STELLUNGNAHMEN ABWÄGUNGSVORSCHLÄGE

„Windhundprinzip“ als auch einer Richtwertüber- schreitung infolge mehrerer für sich genommen ir- relevant beitragender Gewerbebetriebe zuvor. 15.5 Zur Bewältigung zumindest des Gewerbelärms wird in der Planung, bzw. durch die beauftragten Planer, die sogenannte Emissionskontingentierung ge- wählt. Hierdurch soll das Emissionsverhalten inner- halb des Planungsgebiets gesteuert werden, um somit die Immissionsgrenzwerte an der Wohnbe- bauung außerhalb des Planungsgebiets einhalten zu können. Hierfür werden flächenbezogene Schall- leistungspegel im Plangebiet je m2 festgelegt. Aus- gehend von den Immissionsgrenzwerten an einem schutzbedürftigen Immissionsort außerhalb des Plangebiets (IO) kann anhand der zu berechnenden Schallausbreitung (anhand der DIN 45691) das ma- ximal zulässige Emissionsverhalten im Plangebiet (bzw. eines Teils davon) errechnet werden. Dieses Instrumentarium ist, anders als bloße Zaunwerte, grundsätzlich zulässig, da hierdurch die zulässige Nutzung innerhalb des Plangebiets bauplanungs- rechtlich geregelt wird (nach den besonderen Ei- genschaften der Betriebe und Anlagen, § 1 Abs. 4 Kenntnisnahme BauNVO). Letztlich liegt darin im Ergebnis aber Richtig, ein größerer Abstand oder eine weniger eine Abstandsberechnung. Denn je größer der schutzbedürftige Bebauung lassen höhere Emissi- Schallausbreitungsweg (also die Distanz von IO onen zu. Daher stellt sich die nach §1 Abs. 4 Satz 1 und Emittenten), desto größer ist das zulässige Nr. 2 BauNVO erforderliche Gliederung des Gebie- Emissionsverhalten im Planungsgebiet - aber auch tes ein. Gerade den nahe zur schutzbedürftigen Be- umgekehrt. Der fixe Maßstab ist der einzuhaltende bauung gelegenen Gewerbegrundstücken wird ein Immissionsgrenzwert am IO außerhalb des Plange- geringeres Emissionsverhalten zugewiesen, damit biets. Daher sind Emissionskontingente und Ab- sich dort ruhigere Betriebe ansiedeln können. Die standsvorgaben (z.B. der Abstandserlass NRW) je- Bauleitplanung begegnet damit dem durch sie her- weils Instrumente zur Gliederung eines Baugebiets vorgerufenen Konflikt. nach besonderen Eigenschaften der dort (zulässi- gen) Betriebe und Anlagen, um Nutzungskonflikte zu lösen (siehe weiterführend: Fickert / Fieseler / Schimpfermann / Stühler, 13. Aufl. 2018, BauNVO § 1 Rn. 92-98). 15.6 Es wird noch ausführlich aufgezeigt werden, dass Der Stellungnahme wird nicht gefolgt. die Emissionskontingentierung hier fehlerhaft ange- Die Behauptung ist nicht richtig. Unter der Berück- wandt wird. Insbesondere sind die festgesetzten sichtigung der ermittelten Emissionskontingente Emissionskontingente für ein Gewerbegebiet zu zzgl. Zusatzkontingent sind umfassende in Gewer- niedrig. D.h. im Ergebnis, dass der Abstand zu ge- begebieten zulässige Tätigkeiten möglich. Die ring ist. Zudem zeigt die fehlende Einarbeitung der grundlegenden Emissionskontingente liegen Emissionskontingentierung in die Planzeichnungen tags/nachts zwischen 63/48 dB(A)/m² und 65/62 der B-Pläne, die fehlende Begründung für die Glie- dB(A)/m². Die Planungspegel der DIN 18005 derung der Gebiete und i.Ü. das Heranziehen der „Schallschutz im Städtebau“ tags und nachts liegen falschen Rechtsgrundlage in den textlichen Festset- für Gewerbegebiete bei 60 dB(A)/m² und für Indust- zungen, dass die Gemeinde das Instrumentarium riegebiete bei 65 dB(A)/m². Eine Gliederung des der Emissionskontingentierung nicht voll umfäng- Gewerbegebietes ist hier gegeben. Die nah der Be- lich erfasst hat. Zudem ersetzt die Emissionskontin- bauung liegende Fläche GE3 weist die niedrigsten gentierung nicht den Abwägungsprozess nach § 1 zulässigen Emissionskontingente von 63/48 Abs. 7 BauGB, sondern verlangt einen solchen ex- dB(A)/m² auf; die weiter entfernten Teilflächen dür- plizit. Ein Abwägungsvorgang unter Beachtung und fen mehr Lärm emittieren und weisen daher höhere Gegenüberstellung von öffentlichen und privaten Emissionskontingente zwischen 65/50 dB(A)/m² Belangen - hier also zur Gemengelage - kann den und 65/62 dB(A)/m² auf. Es wird deutlich, dass nahe Begründungen überhaupt nicht entnommen wer- zur schutzbedürftigen Bebauung damit eher Gewer- den. Sie fällt vollständig aus. bebetriebe zulässig werden, wie sie auch in Misch- gebieten zu finden wären, während weiter entfernt

210303_BP58-1ae_Abwaegung.docx Seite 49

Stadt Bad Bramstedt – BP 58, 1. Ä. „GE-Süd“ Entwurf (ÖA) Stellungnahmen Privater und Abwägungsvorschläge 03.03.2021

NR STELLUNGNAHMEN ABWÄGUNGSVORSCHLÄGE

Gewerbebetriebe eines Gewerbegebietes anzusie- deln sind. Diesen stehen insbesondere Emissions- kontingente zur Verfügung, wie sie auch in Indust- riegebieten als Maßstab anzulegen wären. Es ist daher falsch zu behaupten, dass die Emissionskon- tingente für ein Gewerbegebiet zu gering wären. Hinzu kommt, dass ein Gewerbebetrieb mit seinen einzelnen Tätigkeiten auch stärker emittieren kann, wenn er auf seinem Grundstück und in seiner Pro- duktion entsprechende Schallschutzmaßnahmen an der Schallquelle vorsieht. Es handelt sich vorliegend nicht um eine Gemenge- lage, sondern vielmehr um ein Aneinandergrenzen unterschiedlicher Nutzungsgebiete. Vor diesem Hintergrund hat die Stadt Bad Bramstedt die genannten Belange bewertet und ab- gewogen und auf dieser Grundlage die entspre- chenden Festsetzungen getroffen.

15.7 2. D.h. unabhängig von der Frage, ob das Instrument der Emissionskontingentierung hier rechtsfehlerfrei Anwendung findet, was zu verneinen ist, lässt die derzeitige Planung eine abwägungsgerechte Kon- fliktlösung vollständig vermissen. Dabei hätte durch die bereits im Jahr 2019 absehbare Änderung des Bebauungsplans Nummer 58 und durch die Aufstel- lung des Bebauungsplans Nummer 61 die Chance ergriffen werden können, den o.g. Nutzungskonflikt endgültig zu lösen und ein modernes Nebeneinan- der zwischen Wohnnutzung und erforderlicher Wirt- schaftsstärkung in Bad Bramstedt zu ermöglichen. Denn bereits Ende 2019 war durch Presseberichte allgemein bekannt geworden, dass der ursprüngli- che Anlass für die Konzeption des Bebauungsplans Nummer 58, nämlich ein Logistikzentrum für den Der ursprüngliche Anlass für die Konzeption des BP Asklepios Konzern, aufgrund eines neuen Boden- 58 war nicht das Logistikzentrum für Asklepios! gutachtens wegfallen würde (ein Umstand, auf den unsere Mandanten bereits hingewiesen haben). In dem o.g. Gespräch wurde deutlich, dass eine Än- derung des Bebauungsplans Nummer 58 sehr wahrscheinlich erforderlich werden würde und fer- nerhin, dass die Schutzbedürftigkeit der Wohnbe- bauung bei der geplanten Aufstellung des Bebau- ungsplans Nummer 61 mehr Beachtung finden solle.

15.8 In diesem Zusammenhang schlugen unsere Man- Ein Lärmschutzwall erfordert aufgrund der weiträu- danten vor, dass vor allem ein breiter Grünstreifen migen Ausdehnung eines Gewerbegebietes eine zwischen bestehender Wohnbebauung und dem unverhältnismäßige Höhe. Eine exemplarische Pro- Gewerbegebiet Süd hierfür nützlich ist, soweit auf beberechnung zeigt für einen nächtlichen Pla- diesem ein natürlicher Lärm- und Lichtschutz, z.B. nungspegel von 60 dB(A)/m² eine Wand- oder Wall- in Form eines begrünten Lärmschutzwalls, errichtet höhe von 19 m. Selbst bei einer Kontingentierung wird. Diesbezüglich wurden sogar Pläne überreicht. auf nachts 50 dB(A)/m² wäre noch eine Höhe von Es wurden zudem Überlegungen genannt, anstatt 8 m erforderlich, um den Immissionsrichtwert einzu- eines Gewerbegebiets ein Mischgebiet auszuwei- halten. Solche Maßnahmen würden die Erschlie- sen (denkbar wäre auch ein urbanes Gebiet), um ßungskosten steigern und auf alle Grundstücke um- den offensichtlichen Nutzungskonflikt zu lösen. gelegt werden, auch auf solche, die keine nächtli- Ebenso wurde die Festsetzung einer südlichen Rie- chen Emissionen hervorrufen. Eine solche Heran- gehensweise ist daher nicht gerechtfertigt.

210303_BP58-1ae_Abwaegung.docx Seite 50

Stadt Bad Bramstedt – BP 58, 1. Ä. „GE-Süd“ Entwurf (ÖA) Stellungnahmen Privater und Abwägungsvorschläge 03.03.2021

NR STELLUNGNAHMEN ABWÄGUNGSVORSCHLÄGE

gelbebauung angesprochen, als aktive Schutzmaß- Die in beiden Bebauungsplänen festgesetzten nahme. Nach dem Gespräch reichten unsere Man- Emissionskontingente folgen ja gerade der Gliede- danten formhalber eine Rügeschrift nach § 215 rung der Nutzungsintensität und kommen daher der BauGB ein, erhoben aber aufgrund der absehbaren von den Einwendern geäußerten Vorstellung zur Neuplanung keinen Normenkontrollantrag. Ausweisung von Misch- oder Urbanem Gebiet ent- gegen, welche ja genau dieser Intention folgt. Eine alleinige Ausweisung als Mischgebiet regelt dage- gen keinesfalls die auftretenden Emissionen und die daraus hervorgerufenen Immissionen an der schutzbedürftigen Bebauung. Auch in einem sol- chen Fall würde die Einhaltung des Immissions- richtwertes der TA Lärm an der schutzbedürftigen Bebauung gelten, genau wie für das jetzt geplante Gewerbegebiet, genau der gleiche Immissionsricht- wert. Selbst ohne die bauleitplanerisch vorgenommene Emissionskontingentierung wären sich ansiedelnde Gewerbebetriebe bereits allein auf Grundlage der TA Lärm verpflichtet in der Gesamtheit aller Be- triebe die Immissionsrichtwerte der TA Lärm einzu- halten. Überspitzt gesagt bedürfte es für das Ver- hältnis Gewerbe zu Wohnen nicht einmal einer bau- leitplanerischen Festsetzung, da dies bereits durch die TA Lärm geregelt wird. 15.9 Tatsächlich wird- wie erwartet - der Bebauungsplan Nr. 58 geändert, was zeitgleich mit der Aufstellung des Bebauungsplans Nr. 61 erfolgt. In keiner der Planungen finden sich etwaige Überlegungen wie- Die Behauptung ist nicht richtig; es wird eine 15 m der. tiefe Grünfläche als Pufferzone vorgesehen. Die Begründung zum Bebauungsplan Nr. 61 ist diesbezüglich sogar inkonsistent. Während die süd- lichen Grünstreifen in der Planzeichnung teilweise mit der Zweckbestimmung „Schutzgrün" festgesetzt werden, ohne dies weiter zu erläutern, wird in der Planzeichnung auf S. 5 der Begründung der südli- che Grünstreifen als „Pufferzone" (ggf. Lärmschutz / Entwässerung)" bezeichnet. Dazu heißt es im Fol- genden: „Nach Süden grenzen Wohn- und gemischt ge- nutzte Grundstücke an. Um gegenüber den dort be- findlichen schutzbedürftigen Nutzungen einen an- gemessenen Abstand einhalten zu können, wird durchgängig ein 15 m tiefer Pufferstreifen vorgese- hen, der im Osten an die Gehölz- und Grünstruktu- ren am Siggenweg anbindet. Innerhalb dieses Strei- fens können grüngestalterische Maßnahmen zur Abschirmung des Gewerbegebietes zu den südlich davon gelegenen Nutzungen vorgesehen werden." (S.6)

15.10 Weiter unten in der Begründung heißt es bzgl. der Grünflächen: „Die südlich gelegene öffentliche Grünfläche bildet einen Pufferstreifen gegenüber der im Süden gele- genen schutzbedürftigen Wohn- und Mischnutzung. Dieser Streifen soll in Anbindung an die östlich ge- legenen Strukturen am Siggenweg möglichst natur- Die Schlussfolgerung kann nicht nachvollzogen nah gestaltet werden" (S. 9). Von einer ausreichen- werden. den Schutzwirkung der Festsetzungen wird also Es wurde gutachterlich festgestellt, dass neben der nicht ausgegangen. Geeignete Festsetzungen nach

210303_BP58-1ae_Abwaegung.docx Seite 51

Stadt Bad Bramstedt – BP 58, 1. Ä. „GE-Süd“ Entwurf (ÖA) Stellungnahmen Privater und Abwägungsvorschläge 03.03.2021

NR STELLUNGNAHMEN ABWÄGUNGSVORSCHLÄGE

§ 9 Abs. 1 Nr. 24 BauGB (Anlagen und Vorkehrun- Emissionskontingentierung keine weiteren Festset- gen zum Schutz vor schädlichen Umwelteinwirkun- zungen nach § 9 Abs. 1 Nr. 24 BauGB (Anlagen und gen) werden nicht gewählt. Die Pufferzone alleine Vorkehrungen zum Schutz vor schädlichen Umwelt- ist ungenügend. einwirkungen) erforderlich sind.

15.11 In der Begründung des Bebauungsplans Nr. 61 fin- Kenntnisnahme den sich entsprechende Überlegungen also nicht Gerade dies ist falsch. Die TA Lärm beurteilt ja ge- wieder. Der Bebauungsplan Nr. 58 bleibt diesbe- rade die Gesamtbelastung, die durch alle Anlagen züglich unverändert. Erschwerend kommt hinzu: In hervorgerufen wird, für welche die TA Lärm gilt. Das der lärmtechnischen Untersuchung (LTU) zum B- heißt jeder sich ansiedelnde Betrieb muss ermitteln, Plan Nr. 61 werden aktive Lärmschutzmaßnahmen welchen Lärm seine dann vorhandene Nachbar- als „nicht unbedingt geeignet bezeichnet" und so- schaft bereits emittiert. Zusammen dürfen sie den dann aber vorgeschlagen, dass die Aufstellung von Immissionsrichtwert nicht überschreiten. Lärmschutzanlagen im Rahmen des jeweiligen Gerade durch die Emissionskontingentierung wird Baugenehmigungsverfahrens eines jeden einzel- jeder Teilfläche des Gewerbegebietes ein Emissi- nen Gewerbeobjektes geplant werden könnten onskontingent zugeordnet, um genau die hier ange- (LTU, 09. September 2020, S.9). Solche Überle- führte Anwendung des Irrelevanzkriteriums der TA gungen gehören in den Abwägungsprozess. Zudem Lärm zu verhindern. Aus den Emissionskontingen- ist dies eine unzulässige Konfliktverlagerung in spä- ten werden Immissionsbeiträge an den maßgeben- tere Genehmigungsverfahren. Denn im Rahmen den Immissionsorten außerhalb des Geltungsberei- des Baugenehmigungsverfahrens gilt nur das Re- ches berechnet, wobei die Summe aller Immissi- gelungsregime der TA-Lärm. Dort wird aber nur der onsbeiträge aller Teilflächen den dort geltenden Im- einzelne Betrieb genehmigt und keine Gesamt- missionsrichtwert der TA Lärm nicht überschreitet. schau der Lärmbelastung angestellt. Zudem wird Im Abschnitt 2.5 der LTU wird die Vorgehensweise i.d.R. versucht, mit der 6 dB(A) Irrelevanzschwelle im Übrigen genau beschrieben. zu arbeiten. Dies führt in der Summation aber i.d.R. Die DIN 45691 empfiehlt die Festsetzung der Be- zu Grenzwertüberschreitungen an den IOs. Dies wi- rechnungsmethode zum Nachweis der Einhaltung derspricht gerade dem Gedanken Emissionskontin- der Emissionskontingente; dies ist die Berechnung gentierung. Auch ist unklar, wie aktive Lärmschutz- nach TA Lärm. maßnahmen im Baugenehmigungsverfahren Be- Jeder Bauantragsteller hat die Erfüllung der Fest- achtung finden sollen. Solche Maßnahmen können setzungen des B-Planes nachzuweisen. Sind die dem Bauantragsteller nicht auferlegt werden, so- von seinem Vorhaben ausgehenden Emissionen weit der Antragsteller sie nicht explizit beantragt. höher als die im B-Plan festgesetzten, ist das Vor- Deswegen muss zuvor in der Bauleitplanung eine haben unzulässig. Der Bauantragsteller hat sein Konfliktlösung gefunden werden. Betrieb so zu organisieren, dass die Einhaltung der aus den im B-Plan festgesetzten Emissionskontin- gente berechneten zulässigen Immissionsanteilen an der schutzbedürftigen Bebauung gewährleistet ist (z.B. entsprechende Gebäudestellung, Abschir- mungen, Einsatz von leiseren Geräten, zeitliche Be- triebsbeschränkungen, usw.). Gerade solche bei- spielhaften Maßnahmen sind regelmäßig Auflagen des Baugenehmigungsverfahrens, da sie individuell für den Einzelfall gelten und somit nicht als allge- meingültige Festsetzung in einem Bauleitplanver- fahren abgegolten werden können. 15.12 In diesem Zusammenhang hätte die oben ange- sprochene Riegelbebauung als Festsetzung im B- Plan erfolgen können, z.B. mit der Maßgabe, dass Kenntnisnahme die südliche Gewerbebebauung (Grenzwand) keine Der Planungsanlass für das Plangebiet (gewerbli- (geöffneten) Fenster vorsehen darf- dies käme akti- che Entwicklung) besteht nach wie vor; es ist nicht vem Schallschutz am nächsten. Festsetzungen erkennbar, warum sich durch die 1. Änderung des nach dem Maß der baulichen Nutzung bleibt die BP 58 die konkrete Nutzung ändern sollte. Planung aber schuldig. Außer der maximalen Ge- Gerade die Betrachtung der gewerblichen Gesamt- bäudegröße gibt es fast überhaupt keine Vorgaben belastung erfolgt mit der Fortschreibung durch den über das Maß der baulichen Nutzung. B-Plan Nr. 61 und der dort bereits in Aussicht ge- Und: Obwohl der bekannte Planungsanlass für den nommenen Erweiterungsflächen. Auch wird dort Bebauungsplan Nr. 58 wegfällt und sich damit die bereits die vorhandene gewerbliche Vorbelastung konkrete Nutzung absehbar ändert, bleiben die ent- durch den B-Plan Nr. 20 mit berücksichtigt. Diese

210303_BP58-1ae_Abwaegung.docx Seite 52

Stadt Bad Bramstedt – BP 58, 1. Ä. „GE-Süd“ Entwurf (ÖA) Stellungnahmen Privater und Abwägungsvorschläge 03.03.2021

NR STELLUNGNAHMEN ABWÄGUNGSVORSCHLÄGE

scheidenden Lärmgutachten (Gewerbelärm, Ver- Betrachtung stellt sicher, dass durch sämtliche vor- kehr) unverändert. Zudem: Die Emissionskontin- handenen und zukünftigen gewerblichen Anlagen gentierung wird auf das Plangebiet Nr. 61 und wei- die Immissionsrichtwerte der TA Lärm an der tere Flächen schlicht weitergeführt, ohne dass für schutzbedürftigen Bebauung eingehalten werden. das gesamte Plangebiet ein Schallrahmenplan er- Eine Überlagerung des Gewerbelärms und des Ver- stellt wurde, um das potentielle Emissionsverhalten kehrslärms kommt aufgrund unterschiedlicher Be- im gesamten Gewerbegebiet - einschließlich des urteilungszeiträume, insbesondere nachts, und der (Gewerbe)Verkehrs - zu erfassen und prognostizie- Berücksichtigung von unterschiedlichen Berech- ren zu können. Dies ist aber zwingend erforderlich, nungsverfahren nicht in Betracht. Im Übrigen ist der sowohl rechnerisch als auch für die Abwägungsent- Verkehrslärm der Planstraße dargestellt; die Immis- scheidung. Wie sonst soll die Gemeinde darüber sionsgrenzwerte und selbst die niedrigeren Orien- befinden können, ob die bereits jetzt beabsichtigte tierungswerte werden außerhalb des Geltungsbe- Erweiterung des Gewerbegebiets noch verträglich reiches werden stark unterschritten. ist?

15.13 Hierbei steht das Wohnhaus der Eheleute ... im Mit- Kenntnisnahme telpunkt der Gesamtplanung für das Gebiet. Dies Das Wohnhaus der Eheleute ... steht keineswegs umfasst neben den Bebauungsplänen Nr. 58 und „... im Mittelpunkt der Gesamtplanung für das Ge- 61 noch den Bebauungsplan Nr. 66 und drei weitere biet“. Sondergebiete, was die folgende Abbildung, erstellt Gemessen am eingefügten „modifizierten Luftbild“ durch unsere Mandanten verdeutlicht: gibt es tatsächlich zwei geplante Sondernutzungs- bereiche auf Flächennutzungsplanebene. Es han- delt sich zum einen um den Teilbereich, der mit „Sondergebiet Fachmarktzentrum“ bezeichnet ist und so im Rahmen der rechtswirksamen Fassung der 2. Änderung des FNP der Stadt Bad Bramstedt auch dargestellt ist. Durch die aktuell laufenden Pla- nungen, die weiter unten ja auch zitiert werden, wird die flächenhafte Ausdehnung dieser Sonderbauflä- che erheblich reduziert und nach den Entwicklungs- vorstellungen der Stadt in seiner Zweckbindung auf einen „Baumarkt“ geändert und für ein eventuelles Ansiedlungsinteresse planerisch ( derzeit unverän- dert ) auf FNP-Ebene vorgehalten. Daneben gibt es perspektivisch ebenfalls bisher le- diglich im Rahmen der vorbereitendenden Bauleit- planung südlich der Segeberger Straße den als Sonderbaufläche dargestellten Bereich des neuen (oder zweiten) Kurschwerpunktes. Die südlich des entstehenden Gewerbegebietes, zwischen diesem und dem zuvor beschriebenen Sondergebiet 2. Kurbereich als „neues Sonderge- biet“ bezeichneten Flächen sind im Rahmen der geltenden (rechtswirksamen) städtebaulichen Pla- nungen, die sich ebenfalls auf die Darstellung im FNP, genauer in der geltenden 2. Änderung des FNP beschränken, als potenzielle Gewerbebauli- che Flächen dargestellt. Von einer Sondergebiets- entwicklungsperspektive kann daher jedenfalls der- zeit nicht die Rede sein.

15.14 In diesem Zusammenhang wurden mit Bekanntma- Kenntnisnahme chung vom 30.11.2020 die Aufstellungsbeschlüsse Es ist zulässig, das Schallgutachten zum B-Plan Nr. zur 14. Änderung des Flächennutzungsplanes 61 heranzuziehen, denn es berücksichtigt den Ge- (FNP) der Stadt Bad Bramstedt für den Bereich werbelärm sowohl aus dem B-Plan Nr. 20 (SO Ein- „westlich der Straße Grünholm, südlich der B 4 zelhandel) als auch aus dem B-Plan Nr. 58 mit der (Lohstücker Weg) und östlich der AKN-Trasse" so- 1. Änderung sowie aus den möglichen Erweite- wie des Bebauungsplanes Nr. 66 (GE-Süd, III. Bau- rungsflächen nordwestlich des B-Plans Nr. 61. Es abschnitt) der Stadt Bad Bramstedt für den Bereich erfolgt damit eine Betrachtung der gewerblichen „westlich der Straße Grünholm, südlich der B 4 Gesamtbelastung durch Lärm. Über das gesamte

210303_BP58-1ae_Abwaegung.docx Seite 53

Stadt Bad Bramstedt – BP 58, 1. Ä. „GE-Süd“ Entwurf (ÖA) Stellungnahmen Privater und Abwägungsvorschläge 03.03.2021

NR STELLUNGNAHMEN ABWÄGUNGSVORSCHLÄGE

(Lohstücker Weg) und östlich der AKN-Trasse" ver- Gebiet zwischen der AKN-Strecke im Westen und öffentlicht und die frühzeitige Öffentlichkeitsbeteili- der Bundesstraße B 206 im Osten. Mit der Zielset- gung nach § 3 Abs. 1 BauGB ist auf die Zeit vom zung die maximal zulässigen Immissionsrichtwerte 11.12.2020 bis zum 22.01.2021. Soweit den veröf- der TA Lärm durch die Gesamtbelastung nicht zu fentlichten Unterlagen zu entnehmen, werden die überschreiten. Lärmgutachten zu dem BPlan Nr. 58 und Nr. 61 her- angezogen, also keine eigenen Untersuchungen, obwohl die öffentliche Beteiligung hierzu nach § 3 Abs. 2 BauGB noch nicht einmal abgeschlossen ist.

15.15 Es ist einer Kommune unbenommen, ein Gesamt- Wie vor. gebiet in mehrere Bauleitpläne aufzuteilen, nicht je- Die Emissionskontingentierung berücksichtigt ja ge- doch durch eine Salamitaktik die Belastungssitua- rade die bereits vorhandene Vorbelastung durch tion für Anwohner sukzessive zu intensivieren, ohne Gewerbelärm und tariert die Emissionskontingente planübergreifend die Gesamtbelastung entspre- hier zwischen dem B-Plan Nr. 58, dem B-Plan chend den Erfordernissen der Bauleitplanung fest- Nr. 61 und den nordwestlichen Erweiterungsflächen zustellen und ihrer Abwägung zuzuführen. Diese unter Berücksichtigung des SO Einzelhandels so fehlende Gesamtbetrachtung hat nicht nur Auswir- aus, dass die Immissionsrichtewerte der TA Lärm kungen auf die Rechtmäßigkeit der Bauleitplanung, an der schutzbedürftigen Bebauung eingehalten sondern auch auf die späteren Genehmigungsver- werden. fahren für die Gewerbebetriebe, weil jeder Geneh- Eine Salamitaktik erfolgt hier nicht. Im Gegenteil migung dieser Rechtsmangel anhaftet und ein Ver- nehmen alle Gebietsentwicklungen aufeinander Be- stoß gegen das Rücksichtnahmegebot aus § 15 zug und berücksichtigen sich gegenseitig. Da der B- BauNVO droht. Daher ist es angezeigt, die Gesamt- Plan Nr. 58 zeitlich zuerst entwickelt wurde, liegen auswirkungen zu eruieren, bevor die einzelnen Be- diesem höhere Emissionskontingente zugrunde, bauungspläne aufgestellt werden. sodass den nachfolgenden B-Plänen nur noch ge- ringere Emissionsanteile zu geordnet werden kön- nen. Was im Übrigen aufgrund deren Nähe zu der schutzbedürftigen Bebauung zusätzlich nachvoll- ziehbar ist. Der Gesamtauswirkung wird durch die Immissions- richtwerte der TA Lärm eine obere Grenze gesetzt, an die sich die Emissionskontingente anpassen. Ein besonderes Eruieren ist daher nicht sinnvoll oder gar notwendig.

15.16 3. Die Gemeinde ist dazu aufgerufen, von der derzei- Der Stellungnahme wird nicht gefolgt. tigen Planung Abstand zu nehmen und die Entwick- Die genannten Belange sind ausreichend berück- lung ihres Gemeindegebiets zu überdenken. In An- sichtigt worden. betracht der Einigungs- und Dialogbereitschaft un- serer Mandanten - die als Plannächste einen voll- gerichtlichen Überprüfungsanspruch haben (§ 47 VwGO) - ist es nicht zu erklären, weshalb auf die ohnehin berücksichtigungspflichten Belange nicht in Form der vorgeschlagenen Schutzvorkehrungen eingegangen wird. Die vorgelegte Planung wird nicht akzeptiert werden können.

15.17 II. Die folgende Stellungnahme beschränkt sich auf die Behandlung von Lärm- und Lichtimmissionen und betrifft die 1. Änderung des Bebauungsplans Nr. 58 und den Bebauungsplan Nr. 61 gleicherma- ßen. 1. Gewerbelärm - Emissionskontingentierung (EK) Wie oben kurz angesprochen, wird der Bewältigung des Gewerbelärms durch die Emissionskontingen- tierung begegnet. Zur besseren Übersicht werden

210303_BP58-1ae_Abwaegung.docx Seite 54

Stadt Bad Bramstedt – BP 58, 1. Ä. „GE-Süd“ Entwurf (ÖA) Stellungnahmen Privater und Abwägungsvorschläge 03.03.2021

NR STELLUNGNAHMEN ABWÄGUNGSVORSCHLÄGE

die Festsetzungen kurz dargestellt (a). Sodann wird erläutert, dass die festgesetzten Emissionskontin- gente nicht mit den Vorgaben der einschlägigen Rechtsgrundlage § 1 Abs. 4 BauNVO und höchst- richterlicher Rechtsprechung vereinbar sind (b ). Im Fortgang werden weitere Fehler oder zumindest Unstimmigkeiten aufgezeigt (c.) 15.18 a) Berücksichtigung aa) 1. Änderung Bebauungsplan Nr. 58 Die Be- Die in Klammern genannten Bezüge zum Immissi- handlung des Gewerbelärms bleibt zum ursprüngli- onsschutz werden berichtigt zu: §9 Abs. 1 BauGB, T chen Bebauungsplan Nr. 58 unverändert. Aus Ziff. §1 Abs. 4 Satz 1 Nr. 2 BauNVO. 8.1 der textlichen Festsetzungen wird (vermeintlich) Die Überschrift 8.1 wird ergänzt um §1 Abs. 4 Satz auf Grundlage vom § 9 Abs. 1 BauGB, § 1 Abs. 1 1 Nr. 2 BauNVO. Die Überschrift 8.2 wird ergänzt Nr.1 und 2 i.V.m. § 11 Abs. 2 S. 1 BauNVO festge- um § 9 Abs. 1 Nr. 24 BauGB legt, dass innerhalb des B-Planes Nr. 58 nur Be- triebe und Anlagen zulässig sind, deren Lärmemis- Berücksichtigung sionen soweit begrenzt sind, dass die Emissions- Es handelt sich um redaktionelle Unstimmigkeiten; kontingente LEK gemäß DIN 45691 tags (06.00 - es muss 48 bzw. 50 dB(A)/m² heißen. 22.00 Uhr) von 63 bzw. 65 dB(A)/m2 und nachts (22.00 - 06.00 Uhr) von 50 bzw. 53 dB(A)/m2 nicht Berücksichtigung überschritten werden. Die Prüfung der Einhaltung Es handelt sich um redaktionelle Unstimmigkeiten; erfolgt nach der DIN 45691, Abschnitt 5. Das Plan- es muss 48 bzw. 50 dB(A)/m² heißen. Es gilt die gebiet wird tatsächlich in 3 Teilgebiete untergliedert: Plan-Darstellung in Anhang 3.1 der LTU 2018; die [Abb. aus Teil B - Text, Ziff. 8.1] Angaben werden entsprechend korrigiert. Dort wird der Nachtwert aber mit 50/48 dB(A) ange- Es wird eine Darstellung gemäß Anhang A.4 der geben. In der LTU 2018, S. 15, sind die Zahlen DIN 45691 gewählt, welche das jeweils gebietsbe- ebenfalls divergierend. zogene Emissionskontingent tabellarisch darstellt und damit dem späteren Anwender die Addition ab- nimmt. Diese Darstellung kommt den Vorstellungen des Einwenders (s.u. unter Nr. 15.20) entgegen. 15.19 Für die im „Lageplan" dargestellten Gebiete (außer- halb des Plangebiets) werden Zusatzkontingente LEK.zus. festgesetzt, die auf das Emissionskontin- gent LEK aufgerechnet werden. Die Gebiete sind in einer Tabelle zusammengefasst und Zusatzkontin- gente für Tag und Nacht angesetzt (LEK+ Lek,zus). Diese Summe darf einen We1i von maximal 65 dB(A)/m2 tags und nachts nicht überschreiten. Zum Schutz der direkt angrenzenden Bebauung Siggen- weg/ Segeberger Straße werden für diese keine Zu- satzkontingente vergeben. 15.20 Zur Festlegung von Zusatzkontingenten für ein- Berücksichtigung zelne Immissionsorte sieht die DIN 45691 eine Re- Die DIN 45691 sieht eine Festlegung von Zusatz- gelung in Anhang A Nr. A.3 vor. In der lärmtechni- kontingenten über den Anhang A.2 mittels Rich- schen Untersuchung wird aber auf Nr. A.4 DIN tungssektoren vor. Gleiches macht der Anhang A.4 45691 verwiesen (S. 13), obwohl dort gebietsbezo- der DIN 45691, welcher in Richtung von Gebieten gene BK-Festsetzungen geregelt werden. Die IOs die Zusatzkontingente auf die Grundkontingente

in der Tabelle entsprechen ganzen Straßenzügen, addiert. In der LTU handelt sich daher um eine z.T. ganzen B-Plänen. Eine teilgebietsbezogene Kombination des Vorgehens nach Anhang Nr. A.2 Festsetzung von EK nach Nr. A.4 DIN 45691 erfolgt (Richtungssektoren) und Nr. A.4 (Gebiete), der je aber nicht, sondern explizit die Erhöhung der EK Gebiet ein zu addierendes Zusatzkontingent

durch Zusatzkontingente. Dies ist aber nur für ein- vergibt. Zur Verdeutlichung wird dem Einwender T zelne Immissionsorte zulässig. Auf diese Unstim- gefolgt und die Darstellung gänzlich auf Nr. A.4 der migkeit wird weiter unten ( c.) eingegangen werden. DIN 45691 geändert; die Angaben werden entspre- Nach den Ausführungen der lärmechnischen Unter- chend angepasst. suchung (LTU) sollen die rechnerisch möglichen Es ist falsch, dass eine Erhöhung der Emissions- Zusatzkontingente zur Berücksichtigung zukünfti- kontingente nur für einzelne Immissionsorte zuläs- ger Entwicklungen anderweitiger Gebiete außer- sig ist. Die Anhänge A.2 und A.4 sehen dies für halb des Geltungsbereichs nicht gänzlich ausge- ganze Gebiete in verschiedenen Himmelsrichtun- gen vor.

210303_BP58-1ae_Abwaegung.docx Seite 55

Stadt Bad Bramstedt – BP 58, 1. Ä. „GE-Süd“ Entwurf (ÖA) Stellungnahmen Privater und Abwägungsvorschläge 03.03.2021

NR STELLUNGNAHMEN ABWÄGUNGSVORSCHLÄGE

schöpft worden sein (S.13). Zumindest für den Sig- genweg/ Segeberger Straße gilt dies aber nicht. Kenntnisnahme Es wurden repräsentative nächstgelegene Immissi- onsorte in den in der LTU 2018 in Anhang 1.1 dar- gestellten Gebieten betrachtet. Der ungünstigste Immissionsort eines Gebietes bestimmt damit je- weils die maximal mögliche Zusatzbelastung bei der späteren Berechnung der zulässigen Immissi- onsanteile eines Vorhabens. Da in Richtung Wes- ten, Norden und Osten deutlich höhere Zusatzkon- tingente möglich wären, die dann Emissionen von in ferner Zukunft liegenden Entwicklungen be- schränken würden, wurde eine Deckelung der Zu- satzkontingente vorgenommen. In Richtung des Gebietes Siggenweg/Segeberger Straße werden dagegen keine Zusatzkontingente vorgesehen. Das nächstgelegene Gebäude Sig- genweg 5b bestimmt hier die Grund-Emissionskon- tingente. Eine weitere Erhöhung der Schallabstrah- lung in diese Richtung ist nicht möglich.

15.21 Ein Betrieb ist nach den Festsetzungen zulässig, Kenntnisnahme. wenn der nach TA-Lärm berechnete Beurteilungs- pegel Lärm jeweils betrachteten Immissionsort in- nerhalb der oben genannten Gebiete den Immissi- onsanteil einhält oder unterschreitet, der aus dem für das Betriebsgrundstück festgesetzten Emissi- onskontingent zzgl. Zusatzkontingent berechnet wird. Ein Vorhaben ist auch dann zulässig, wenn der nach TA Lärm berechnete Beurteilungspegel Lärm jeweils betrachteten Immissionsort den Im- missionsrichtwert nach TA Lärm um mindestens 15 dB(A) unterschreitet. Für Immissionsorte innerhalb des B-Plans sind die allgemeingültigen Regelungen der TA Lärm zu berücksichtigen. 15.22 Festsetzungen zum Schutz gegen Verkehrslärm er- Kenntnisnahme folgen für schutzbedürftige Räume innerhalb des B- Plans durch Lärmpegelbereiche und den Verweis auf die DIN 4109-1. Die Festsetzungen für IOs in- nerhalb des Plangebiets werden hier nicht weiter vertieft. Aus der Begründung zur 1. Änderung des B-Plans Nr. 58 ergibt sich überhaupt keine Begründung zu den EK. - obwohl sämtliche Gutachten hierzu noch- mal ausgelegt wurden. In der Begründung zum ur- sprünglichen B-Plan Nr. 58 werden unter Ziff 10.1. die Ergebnisse der lärmtechnischen Untersuchung (LTU) zusammengefasst. Selbstständige planeri- sche Erwägungen finden sich nicht, insb. nicht zur Gliederung des Gebiets oder der Schutzbedürftig- keit der umliegenden Wohnbebauung. Die Begründung und Darstellung der EK. ergibt sich damit vollständig aus der LTU, auf deren Inhalt noch eingegangen wird. 15.23 ab) Bebauungsplan Nr. 61 Im B-Plan Nr. 61 finden sich entsprechende Fest- Betrifft BP 61; nicht relevant für BP 58, 1. Änderung setzungen bzw. die gleiche Systematik für die EK. Innerhalb des B- Planes Nr. 61 sind nur Betriebe und Anlagen zulässig, deren Lärmemissionen so- weit begrenzt sind, dass die Emissionskontingente

210303_BP58-1ae_Abwaegung.docx Seite 56

Stadt Bad Bramstedt – BP 58, 1. Ä. „GE-Süd“ Entwurf (ÖA) Stellungnahmen Privater und Abwägungsvorschläge 03.03.2021

NR STELLUNGNAHMEN ABWÄGUNGSVORSCHLÄGE

LEK gemäß DIN 45691 tags (06.00 - 22.00 Uhr) von 57 bis 60 dB(A)/m2 und nachts (22.00 - 06.00 Uhr) von 40 bis 45 dB(A)/m2 nicht überschritten werden. Die Prüfung der Einhaltung erfolgt nach der DIN 45691, Abschnitt 5. Das Plangebiet wird in 4 Teile gegliedert: [Abb. aus Teil B - Text, Ziff. 8.1] Kenntnisnahme Das ist richtig so, denn das im Plan dargestellte Außerdem werden Zusatzkontingente für Tag und Grund-Emissionskontingent bestimmt sich allein Nacht festgelegt, ebenfalls nicht für den Siggen- aus den Immissionsorten im Gebiet Siggenweg/Se- weg/Segeberger Straße. Für die Erweiterungsflä- geberger Straße. Eine stärkere Abstrahlung von chen, die außerhalb des Geltungsbereichs liegen, Lärm in diese Richtung ist nicht möglich, da ande- erfolgt ebenfalls bereits eine EK und eine Gliede- renfalls die Immissionsrichtwerte der TA Lärm rung des Gebiets. Der B-Plan Nr. 58 und dessen EK durch die Gesamtbelastung überschritten würden. werden aber nicht dargestellt. Im Übrigen entspre- Daher gilt für diese Richtung, wie auch in Richtung chen die Festsetzungen den o.g. auch hinsichtlich Westen zum Gebiet Vogelstande kein Zusatzkon- des Schutzes vor Verkehrslärm. tingent. In der Begründung zum B-Plan Nr. 61 werden eben- Das ist falsch, die Emissionskontingente des B-Pla- falls nur die Ergebnisse der LTU v. 09.09.2020 dar- nes Nr. 58 werden in Anhang 1.1 dargestellt. Zudem gestellt, aber keine städtebauliche Begründung ge- erfolgt für den B-Plan Nr. 58 in Anhang 1.2 über 10 liefert. Seiten die Berechnung der Vorbelastung nach dem Auf die LTU wird noch eingegangen werden. Verfahren der TA Lärm, welche im B-Plan Nr. 61 und für die nordwestlichen Erweiterungsflächen gilt.

15.24 b) Die EK der 1. Änderung des B-Plan Nr. 58 und des Widerspruch B-Plan Nr. 61 sind, unabhängig von abwägungser- Die Rechtsprechung lässt eindeutig und unmissver- heblichen Unstimmigkeiten mit der DIN 45691, mit ständlich eine Emissionskontingentierung zu. höchstrichterlicher Rechtsprechung nicht vereinbar. Grundsatz dabei ist aber, dass jeder nach §8 BauNVO in einem Gewerbegebiet zulässige Betrieb sich bei den Emissionskontingenten ansiedeln kann. Dies wird durch betriebsspezifische Lärm- schutzmaßnahmen, angepasst auf die erforderli- chen Bedürfnisse, möglich. 15.25 aa) Zunächst ist darauf hinzuweisen, dass die Rechtsgrundlage für die Festsetzung von EK § 1 Abs. 4 Nr. 2 S. 1 BauNVO ist. Danach können Bau- gebiete nach der Art der Betriebe und Anlagen und deren besonderen Bedürfnissen und Eigenschaften gegliedert werden. Die Festsetzungen können auch für mehrere Gewerbegebiete einer Gemeinde im Verhältnis zueinander getroffen werden, § 1 Abs. 4 Kenntnisnahme S. 2 BauNVO. Die Gliederung eines Gewerbege- Durch die mit den LTUs erfolgte Gliederung der Ge- biets in mehrere Teilgebiete mit unterschiedlichen biete werden Bereiche geschaffen, in denen sich Lärmkontingenten kann eine solche Gliederung nahe der schutzbedürftigen Bebauung typischer- sein, da das Emissionsverhalten von Anlagen und weise Betriebe ansiedeln werden, die wenig emit- Betrieben eine besondere Eigenschaft darstellt. Es tieren bzw. die wenig Aufwand an betrieblichen ist nicht ersichtlich, dass in den LTUs eine rechtlich Lärmschutzmaßnahmen bedürfen. In den abgele- korrekte Einordnung der EK erfolgte. Die Rechts- genen Bereichen zur B 206 werden stärker emittie- grundlage wird samt der rechtlichen Voraussetzun- rende Betriebe auch mit Nachtbetrieb liegen. Folg- gen nicht genannt. In den textlichen Festsetzungen lich resultiert eine Gliederung des Gebietes nach der B-Pläne wird eine andere Rechtsgrundlage ge- der Eigenart der Betriebe. nannt. Insbesondere ist § 11 Abs. 2 BauNVO nicht einschlägig, es handelt sich hier nicht um Sonder- gebiete, sondern um Gewerbegebiete nach § 8 BauNVO.

15.26 bb) Bei der Festsetzung von Lärmkontingenten sind zwingende handwerkliche Besonderheiten zu be- achten. Zu der Zulässigkeit der Lärmkontingentie- rung hat das BVe1wG in seiner Entscheidung vorn

210303_BP58-1ae_Abwaegung.docx Seite 57

Stadt Bad Bramstedt – BP 58, 1. Ä. „GE-Süd“ Entwurf (ÖA) Stellungnahmen Privater und Abwägungsvorschläge 03.03.2021

NR STELLUNGNAHMEN ABWÄGUNGSVORSCHLÄGE

07.12.2017 -4 CN 7/16 grundlegend entschieden: „Dem Tatbestandsmerkmal des Gliederns wird nur Kenntnisnahme Rechnung getragen, wenn das Baugebiet in ein- Genau dieses Vorgehen ist hier erfolgt. Der B-Plan zelne Teilgebiete mit verschieden hohen Emissi- Nr. 58, wie auch der B-Plan Nr. 61 und auch die onskontingenten zerlegt wird (vgl. BVerwG, Be- nordwestlichen Erweiterungsflächen wurden in Teil- schluss vorn 9. März 2015 - 4 BN 26.14 – BauR gebiete mit verschieden hohen Emissionskontin- 2015, 943 <944>). Die Festsetzung eines einheitli- genten zerlegt. chen Emissionskontingents für das gesamte Bau- gebiet ist von der Ermächtigungsgrundlage des § 1 Abs. 4 Satz 1 Nr. 2 BauNVO nicht gedeckt (so auch OVG Koblenz, Urteil vom 2. Mai 2011 – 8 C 11261/10 - NVwZ-RR 2011, 858 <859>; Fi- scher/Tegeder, BauR 2007, 323 <326>). Der Be- stimmung des§ 1 Abs. 4 Satz 1 Nr. 2 BauNVO wird es nicht gerecht, wenn die gedankliche Unterteilung des Plangebiets in 1 m2 große Teilflächen gleicher Geräuschemission als Gliederung verstanden wird (a.A. Steger/ Numberger/Hunecke, Lärmbekämp- fung 2017, 27 <32> ). Die Vorschrift ermöglicht eine räumliche Zuteilung von Emissionsrechten, nicht Es erfolgt hier keine baugebietsübergreifende Glie- aber deren das gesamte Baugebiet erfassende Be- derung über das gesamte Stadtgebiet. Dies ist auch schränkung. Die Voraussetzung für eine bauge- nicht die Intention dieser Bauleitplanung. Denn mit bietsübergreifende Gliederung gemäß § 1 Abs. 4 den festgesetzten Emissionskontingenten und Zu- Satz 2 BauNVO, dass neben dem emissionskontin- satzkontingenten ist es möglich innerhalb des Gel- gentierten Gewerbegebiet noch (mindestens) ein tungsbereiches der B-Pläne jeden nach §8 Gewerbegebiet als Ergänzungsgebiet vorhanden BauNVO in einem Gewerbegebiet zulässigen Be- ist, in welchem keine Emissionsbeschränkungen trieb anzusiedeln. Zum einen, da im B-Plan Nr. 58 gelten (BVerwG, Beschlüsse vom 18. Dezember bereits das Grund-Kontingent mit tags 65 dB(A) be- 1990 - 4 N 6.88 - Buchholz 406.11 § 1 BauGB Nr. reits den Planungspegel der DIN 18005 „Schall- 50 S. 28 und vom 9. März 2015 - 4 BN 26.14 - BauR schutz im Städtebau“ für Industriegebiete erreicht, 2015, 943 <944>), gilt entsprechend für die interne welches durch die Zusatzkontingente in nördlicher Gliederung nach§ 1 Abs. 4 Satz 1 Nr. 2 BauNVO. und östlicher Richtung noch deutlich gesteigert Macht eine Gemeinde nur von dieser Norm Ge- wird. Zum anderen, weil ein sich ansiedelnder Be- brauch und verzichtet auf eine baugebietsübergrei- trieb auf dem eigenen Grundstück Lärmschutzmaß- fende Gliederung, muss gewährleistet bleiben, dass nahmen treffen kann, z.B. entsprechende Gebäu- vom Typ her nicht erheblich belästigende Gewerbe- destellung, Abschirmungen, Einsatz von leiseren betriebe aller Art im Gewerbegebiet ihren Standort Geräten, zeitliche Betriebsbeschränkungen, usw. finden können (vgl. Söfker, in: Ernst / Zinkahn / Hier wird allein das Urteil zitiert, an welches sich die Bielenberg / Krautzberger, BauGB, Stand August hier erfolgte Bauleitplanung hält. Ein jeder nach §8 2017, § 1 BauNVO Rn. 63). Das bedeutet, dass es BauNVO nicht erheblich belästigende Gewerbebe- in einem nach § 1 Abs. 4 Satz 1 Nr. 2 BauNVO in- trieb ist, wie zuvor erläutert innerhalb der B-Pläne tern gegliederten Baugebiet ein Teilgebiet ohne Nr. 58 und 61 sowie der Erweiterungsflächen mög- Emissionsbeschränkung oder, was auf dasselbe lich. hinausläuft, ein Teilgebiet geben muss, das mit Darüber hinaus kann ein Gewerbebetrieb selbst auf Emissionskontingenten belegt ist, die jeden nach § einem nicht kontingentierten Grundstück nicht un- 8 BauNVO zulässigen Betrieb ermöglichen. Ge- endlich emittieren sondern wird durch die TA Lärm schuldet ist dies dem Umstand, dass auch bei An- begrenzt, welche ebenfalls eine Beurteilung der Ge- wendung des § 1 Abs. 4 BauNVO die allgemeine samtbelastung durch alle Gewerbebetriebe erfor- Zweckbestimmung der Baugebiete zu wahren ist dert. Auch auf dem unkontingentierten Grundstück (vgl. BVerwG, Beschluss vom 6. Mai 1996 - 4 NB ist der Betrieb daher nicht frei von Einschränkungen 16.96 - Buchholz 406.12 § 1 BauNVO Nr. 22 S. 7). und muss die Emissionen seiner Nachbarbetriebe Will eine Gemeinde eine oder mehrere Arten von mit berücksichtigen. Nutzungen aus dem gesamten Baugebiet aus- schließen, steht ihr nur der Weg über § 1 Abs. 5 BauNVO zur Verfügung (Fickert/Fieseler, BauNVO, 12. Aufl. 2014, § 1 Rn. 83). BVerwG, Urteil vom 07. Dezember 2017 -4 CN 7/16-, BVerwG 161, 53-59,- juris Rn. 15 [Hervorhebung nur hier]. 15.27 Das BVerwG hat mit seiner grundlegenden Ent- Wie vor.

210303_BP58-1ae_Abwaegung.docx Seite 58

Stadt Bad Bramstedt – BP 58, 1. Ä. „GE-Süd“ Entwurf (ÖA) Stellungnahmen Privater und Abwägungsvorschläge 03.03.2021

NR STELLUNGNAHMEN ABWÄGUNGSVORSCHLÄGE

scheidung zum einen klargestellt, dass ein Bauge- biet in mindestens zwei Teilgebiete mit unterschied- lichem EK gegliedert werden muss und zum ande- ren, dass mit der EK die Zweckbestimmung eines Gewerbegebiets nicht unterlaufen werden darf. Hierfür darf ein Teilbereich des Gewerbegebiets überhaupt nicht mit einem EK versehen werden o- der aber ein EK vorsehen, das hoch genug ist, um alle in einem Gewerbegebiet zulässigen Betriebe zu ermöglichen. Diese rechtliche Einschränkung gilt auch für Industriegebiete, obgleich dort v.a. stö- rende Gewerbebetriebe zulässig sind, was ein be- sonders hohes Emissionskontingent verlangt. Siehe hierzu: BVerwG, Beschluss vom 07. März 2019-4 BN 45/18-,juris. Die Entscheidung des BVerwG löst die Frage aus, wie hoch ein Lärmkontingent sein muss, damit die Gebietstypik des jeweiligen Baugebiets gewahrt werden kann, siehe anstatt vieler: Guggemos / Storr, Konsequenzen aus der Entscheidung des BVerwG für die Lärmkontingentierung von Ge- werbe- und Industriegebieten, I+E 2018, S. 173. Erste Fachgerichte haben hierzu Lösungsansätze entwickelt und erste Untergrenzen festgesetzt. Nachtwerte von maximal 45 db(A) wurden u.a. vom OVG Münster als zu niedrig angesehen, Genau diese Werte des OVG Lüneburg werden im OVG Münster (10. Senat), Urteil vom 02.03.2020- B-Plan Nr. 58 in den Teilgebieten 1 und 2 bereits als 10 A 1136/18 = BeckRS 2020, 5457, Rn. 49 m.w.N. Grund-Emissionskontingent festgesetzt, welches in Das OVG Lüneburg sah es als zumindest ausrei- westlicher, nördlicher und östlicher Richtung tags chend an, wenn in einem Gewerbegebiet ein Teil- auf 67 dB(A)/m² und nachts in nördlicher und östli- bereich 65(tags) / 50 dB(A)(nachts) zulässt, cher und südöstlicher Richtung auf 56 bis 65 OVG Lüneburg (1. Senat), Urteil vom 18.07.2019 - dB(A)/m² gesteigert wird. 1KN78/17 = BeckRS 2019, 38385, 3. LS. Warum es auf eine rechnerische Erhöhung des Das OVG Greifswald wiederum geht davon aus, Emissionskontingentes in bestimmte Richtungen dass 60 dB(A) tags wie nachts anzusetzen sind, nicht ankäme ist unverständlich, denn gerade die- Oberverwaltungsgericht für das Land Mecklenburg- ses Verfahren entspricht dem Standardvorgehen Vorpommern, Urteil vom 11. September 2019- 3 K der TA Lärm welches explizit die Einhaltung der Im- 149/15,- juris Rn. 35. Auf die Festsetzung von Rich- missionsrichtwerte an einzelnen Immissionsorten tungssektoren (A.2 DIN 45691) und damit einer prüft und darauf zugeschnitten Lärmschutzmaß- rechnerischen Erhöhung des Emissionskontingents nahmen entwickelt, wie beispielsweise die Einhau- käme es hierbei nicht an, weil die Einschränkung, sung von Anlieferzonen, die Positionierung von Ab- Emissionen nur in eine bestimmte Richtung ab- luftöffnungen, den Einsatz von Schalldämpfern. Ge- strahlen zu können, bei den Betrieben bliebe und rade diese Maßnahmen zielen darauf ab in be- damit nicht jeder zulässige Betrieb ermöglicht stimmte Richtungen nicht zu viel zu emittieren. werde, Oberverwaltungsgericht für das Land Meck- Aus der durch die Einwender getroffene Schlussfol- lenburg-Vorpommern, Urteil vom 11. September gerung ließe sich erstens folgern, dass eine Fest- 2019 - 3 K 149/15 -, Rn. 41, juris. setzung von Emissionskontingenten nicht erforder- Dies gilt gleichermaßen für die Zusatzkontingente lich ist, da dies ohnehin durch die TA Lärm geregelt nach A.3 DIN 45691 oder gebietsbezogene EK würde. Zweitens, dass selbst die Festsetzung eines nach A.4 DIN 45691, weil damit im Ergebnis immer aktiven Lärmschutzwalles beispielsweise zur Be- eine Beschränkung zum Schutz einzelner IO's oder bauung Siggenweg allein dem Schutz eines einzel- Gebiete einhergeht. nen Immissionsortes oder Gebietes diene und da- So wohl auch: OVG Lüneburg, Urteil vom 24. Okto- mit nicht zulässig wäre. ber 2018 - 1 KN 157/16,- juris, Rn. 45.

15.28 cc) Überträgt man diese Rechtsprechung auf die hiesige Planung, folgt hieraus deren Unzulässigkeit. Wie vor. Hierbei ist festzustellen, dass eine vollständige Kontingentierung der Baugebiete erfolgt, also keine Freifläche bleibt. Keines der Teilgebiete weist ein

210303_BP58-1ae_Abwaegung.docx Seite 59

Stadt Bad Bramstedt – BP 58, 1. Ä. „GE-Süd“ Entwurf (ÖA) Stellungnahmen Privater und Abwägungsvorschläge 03.03.2021

NR STELLUNGNAHMEN ABWÄGUNGSVORSCHLÄGE

Lärmkontingent aus, das ausreichend ist, um alle zulässigen Betriebe eines Gewerbegebiets zuzu- lassen. Bei dem zulässigen Nutzungsumfang ist auch zu beachten, dass eine Einschränkung des Gebiets nur hinsichtlich größerer Einzelhandelsbe- triebe (unter bestimmten Bedingungen) festgesetzt wurde sowie für Vergnügungsstätten, ansonsten das Gewerbegebiet nicht eingeschränkt wurde (Ziff. 1 der textlichen Festsetzungen). Folgt man der Auffassung des OVG Greifwalds, weist keines der Teilgebiete ein ausreichendes Es scheint hier schlicht der Planungswert der DIN Kontingent von 60 dB(A)(tags) /60 dB(A) (nachts) 18005 „Schallschutz im Städtebau“ durch das Urteil im B-Plan Nr. 58 oder Nr. 61 aus, ebenso nicht die übernommen worden zu sein. Dies hätte aber zur Erweiterungsflächen. Aber auch wenn man ein Folge, dass ein etwa 10 ha großes Gewerbegebiet niedrigeres EK für ausreichend hält, ist das EK im erst in einem Abstand von 550 m zum nächsten All- B-Plan Nr. 61 bereits wg. des niedrigen Nachtwer- gemeinen Wohngebiet und von 300 m zum nächs- tes von 45dB(A) unzureichend und damit unzuläs- ten Mischgebiet oder Gebäude im Außenbereich sig. liegen dürfte, was selbst in der Siedlungsstruktur Das EK im B-Plan Nr. 58 weist zwar immerhin einen Schleswig-Holsteins schwer möglich ist. Tageswert von 65 dB(A) aus, aber nur einen Nacht- Hinzu kommt, dass der Anteil von Betrieben mit tat- wert von 50 dB(A), was aber mindestens mit erheb- sächlichem Nachtbetrieb in einem Gewerbegebiet licher Unsicherheit behaftet ist. Denn der erforderli- äußerst gering ist, so dass es einem nächtlichen che „Mindestemissionswert" von tags 60 dB(A) und Pegel von 60 dB(A) tatsächlich nicht bedarf. nachts 60 dB(A) scheint sich allgemein durchzuset- Sollte in einem solchen B-Plan auf dem Nachbar- zen, grundstück eine Betriebsleiterwohnung zugelassen vgl. Kuchler, jurisPR-UmwR 3/2018 Anm. 1; Heils- sein, würden sich selbst aus der TA Lärm heraus horn/Kohnen, Geräuschkontingentierung nach DIN Beschränkungen für den nachts emittierenden Be- 45691, UPR 2019, S. 81 (82f)); Guggemos/ Storr, trieb ergeben, sodass die 60 dB(A) hypothetisch I+ E 2018, S. 173. bleiben. Gerade die zitierte Abhandlung von Heilhorn/Koh- nen führt in einem sehr anschaulichen Beispiel (UPR 3/2019 S.83) eines 10 ha großen Gewerbe- gebietes aus, dass das Berechnungsverfahren nach DIN 45691 deutliche Sicherheiten im Ver- gleich zum Verfahren nach der DIN 18005 aufweist, da erstere nur die Minderung infolge des Abstandes berücksichtigt. So kann für dieses Beispiel auch ein Emissionskontingent von 58 dB(A)/m² als uneinge- schränkt gelten. An anderer Stelle (UPR 3/2019 S. 84) wird durch Heilshorn/Kronen ausgeführt: „Eine Forderung von Emissionspegeln von 60 bzw. 65 dB(A)/ m² tags und nachts für Gewerbe- bzw. Industriegebiete lässt sich daraus jedoch nicht überzeugend ablei- ten. Aus einem unterhalb dieser Werte liegenden Geräuschkontingent ergibt sich nämlich für sich ge- nommen nicht, dass bestimmte Arten gewerblicher Anlagen in dem Gebiet unzulässig sind. … Daher ist auch allein die Unterschreitung eines flächenbe- zogenen Schallleistungspegels von 60 dB(A)/m² in einem Gewerbegebiet durch ein Emissionskontin- gent noch kein hinreichender Grund für die An- nahme, es würden bestimmte Arten von Betrieben ausgeschlossen.“ Hier wird deutlich, dass sich kei- neswegs der Wert von 60 dB(A) durchsetzt.

15.29 dd) Natürlich ist für die umliegende Bebauung eine Widerspruch niedrigere Emissionskontingentierung von Vorteil. Wie zuvor erläutert kommt es nicht auf die abstrakte Jedoch ist zunächst festzustellen, dass die festge- Größe des Emissionskontingentes und schon gar nicht nur allein des Grundkontingentes an, wenn in

210303_BP58-1ae_Abwaegung.docx Seite 60

Stadt Bad Bramstedt – BP 58, 1. Ä. „GE-Süd“ Entwurf (ÖA) Stellungnahmen Privater und Abwägungsvorschläge 03.03.2021

NR STELLUNGNAHMEN ABWÄGUNGSVORSCHLÄGE

setzten Emissionskontingente für das Gewerbege- andere Himmelsrichtungen mehr emittiert werden biet Süd zu niedrig und damit fehlerhaft sind. Inwie- kann. Denn es gelten immer die immissionsschutz- weit dies ggf. geheilt werden kann, ist hier nicht zu rechtlichen Anforderungen der TA Lärm, selbst für entscheiden und in Anbetracht des gebietsübergrei- uneingeschränkte Gewerbegebiete. fenden, durchgehend niedrigen Emissionskontin- In diesem Zusammenhang sei nochmals auf die Ab- gents, eher zweifelhaft. handlung von Heilshorn/Kohnen (UPR 3/2019 S.86) Entscheidender als die Höhe des EK ist für unsere verwiesen: „Wie bereits dargelegt, müssen Ge- Mandanten, dass die EK als Konfliktlösungsinstru- werbe- und Industriegebiete oftmals Rücksicht auf mentarium zwischen der emittierenden Gewerbe- vorhandene schutzbedürftige Nutzungen nehmen. nutzung und der schutzbedürftigen Bebauung (dem Dies führt praktisch zu Einschränkungen der an- Wohnhaus) isoliert betrachtet kein geeignetes In- siedlungsfähigen Betriebstypen oder der Notwen- strumentarium dafür ist, diesen Nutzungskonflikt zu digkeit von Schallschutzmaßnahmen, ohne dass lösen. Durch die gewählt niedrige Emissionskontin- dadurch die Zweckbestimmung des Gebiets zwin- gentierung ist die Beschränkung der zulässigen gend beeinträchtigt wäre. Dies gilt gerade auch in Nutzung des Gewerbegebietes bezweckt. Dies ist den Fällen, in denen eine Kontingentierung über- wie dargelegt unzulässig. Hierfür sieht § 1 Abs. 5 haupt erforderlich ist, da deren Zweckmäßigkeit zu- BauNVO eigene Regelungen vor. mindest potentielle Konflikte mit schutzbedürftigen Der eigentliche Zweck der EK liegt vielmehr in der Nutzungen voraussetzt. Auch eine nicht mit einer internen Gliederung eines Baugebiets zur Vertei- Geräuschkontingentierung überplante Teilfläche ei- lung der zulässigen Gesamtemission, um ein soge- nes Gewerbe- oder Industriegebiets oder ein ent- nanntes Windhundrennen zwischen den Betrieben sprechendes Ergänzungsgebiet ermöglichen oft- im Gewerbegebiet zu verhindern. Ein solches ist im- mals nicht die angesprochene Schallabstrahlung. mer dann der Fall, wenn der erste sich ansiedelnde Dies kann sich auch aus einer Vorbelastung außer- Betrieb alle zulässigen Emissionen ausschöpft und halb des Plangebiets ergeben, die bei der Ermitt- auf diese Weise die Ansiedelung weiterer Betriebe lung der Gesamtbelastung zu berücksichtigen ist verhindert, vgl. Fricke, Lärmemissionskontingente (Nr. 2.4. TA Lärm). (Entsprechendes gilt für eine in Bebauungsplänen, UPR 2015, 92 (94). Geräuschkontingentierung, vgl. Nr. 3.4 DIN 45691). Auch dann können grundsätzlich emissionsinten- sive Betriebe etwa aufgrund von Abschirmungen o- der Lärmschutzmaßnahmen erreichen, dass an ei- ner nahegelegenen Wohnbebauung die Immissi- onsrichtwerte der TA Lärm eingehalten werden.“

15.30 Anders ausgedrückt: Die Emissionskontingentie- Kenntnisnahme rung dient zunächst der Konfliktbewältigung inner- Mit der DIN 45691 erfolgt die interne Konfliktbewäl- halb des Plangebiets zwischen der dort zulässigen tigung zunächst zur Vermeidung des „Windhund- Gewerbenutzung. Der hieraus ggf. resultierende prinzips“, nach dem der erste sich ansiedelnde Be- Schutz von außerhalb dem Gebiet liegenden Nut- trieb sämtliche mögliche Immissionsanteile in der zungen ist zwar erklärter Zweck der DIN 45691, Nachbarschaft ausschöpft. Diesen liegen aber die aber bauplanungsrechtlich lediglich ein Reflex der grundsätzlichen immissionsschutzrechtlichen An- Baugebietsgliederung nach § 1 Abs. 4 forderungen zugrunde, sodass mit der Emissions- S. 1 Nr. 2 BauNVO. Auf die Zwecksetzung der DIN kontingentierung eine Einhaltung der Immissions- 45691 kommt es rechtlich aber nicht an. So sieht richtwerte sichergestellt wird. die DIN 45691 als weiteres Instrumentarium auch Ein Verweis auf Zaunwerte hat hier nichts mit der die Immissionskontingentierung vor, die als Zaun- Sache zu tun und wird im gesamten Verfahren nicht wert unzulässig ist. Hierauf weist die DIN 45691 verwendet, geschweige denn genannt. selbst hin (B.l DIN 45691). D.h., maßgeblich ist nur die bauplanungsrechtliche Zulässigkeit, nicht hinge- gen was technisch möglich und ggf. sinnvoll er- scheint, solange der Gesetzgeber hierfür die Geset- zeslage nicht anpasst. 15.31 Für bestehende Gemengelagen kann es nach der Kenntnisnahme Rechtsprechung sachgerecht sein, einen bestehen- den Nutzungskonflikt durch eine Emissionskontin- gentierung langfristig zu lösen, da sich Gemengela- gen zuvor meist über Jahrzehnte aufgebaut haben (Nebeneinander von Wohnen und Gewerbe) und für die Wohnbebauung im Vergleich zur Anwen-

210303_BP58-1ae_Abwaegung.docx Seite 61

Stadt Bad Bramstedt – BP 58, 1. Ä. „GE-Süd“ Entwurf (ÖA) Stellungnahmen Privater und Abwägungsvorschläge 03.03.2021

NR STELLUNGNAHMEN ABWÄGUNGSVORSCHLÄGE

dung der TA-Lärm (samt Irrelevanzschwelle) hier- durch eine Verbesserung erreicht wird. Hier verhält es sich aber gerade anders. Das weitgehend unein- geschränkte Gewerbegebiet Süd entsteht neu und rückt an die schutzbedürftige Nutzung heran. Eine Vorbelastung der Wohnbebauung, gerade am Sig- genweg, besteht auch nach Auffassung der Gut- achter nicht (LTU 20. August 2018, Kap. 2.5.2, S. 10). Nach der LTU 2020 für den B-Plan Nr. 61 wird nur die Vorbelastung des B-Plan Nr. 58 angesetzt (LTU 2020, S. 14). Dies zeigt also, dass eine rele- vante Vorbelastung nicht besteht, mithin keine Ge- mengelage. 15.32 Als prioritäres Schutzinstrumentarium in der Bau- Widerspruch leitplanung sind daher ausreichende Abstände zu In der zitierten Abhandlung von Heilshorn/Konen beachten. Die eigentlich notwendigen Abstände (UPR 3/2019) wird deutlich und an eingängigen Bei- zwischen einem uneingeschränkten Gewerbege- spielen erläutert, dass es nicht allein auf die Ab- biet mit ausreichend hohen flächenbezogenen stände oder die Höhe des Emissionskontingentes Schallleistungspegel (60/60) und einem allgemei- ankommt. Es könnte vielmehr auch in andere Rich- nen Wohngebiet (das für die südliche Bebauung an- tungen mehr Geräusch emittiert werden. Lärm- genommen wird) variieren je nach Gebietsgröße schutzmaßnahmen für einzelne Betriebe wären und liegen bspw. zwischen 700 - 2000 m bei einer darüber hinaus bei alleiniger Anwendung der TA Gebietsgröße von 20 ha. siehe hierzu Berechnung Lärm immer zu bedenken. (siehe hierzu die voran- und tabellarische Darstellung; Heilshorn / Kohnen, gegangenen Erläuterungen) Geräuschkontingentierung nach DIN 45691, UPR 2019, S. 81 (82f). 15.33 In diesem Zusammenhang ist im Rahmen der Bau- Der hier zitierte Beschluss des OVG Schleswig und leitplanung zwingend der sog. Trennungsgrundsatz auch der Vorinstanz zu Geruchsimmissionen redu- nach§ 50 BImSchG zu beachten. Denn das Gebot ziert sich darauf, dass eine heranrückende schutz- gerechter Abwägung (§ 1 Abs. 7 BauGB) erfordert bedürftige Nutzung im nachgeordneten Verfahren eine Berücksichtigung gesunder Wohnverhältnisse keinen Einfluss mehr auf die Emissionen des dort (§ 1 Abs. 6 Nr. 1 BauGB) ebenso wie die Beachtung vorhandenen Landwirtschaftlichen Betriebes neh-

des Gebots, die für eine Bebauung vorgesehenen men kann. Flächen so einander zuzuordnen, dass schädliche Für den Fall des B-Planes Nr. 58 liegt der Fall aber Umwelteinwirkungen so weit wie möglich vermie- genau andersherum. Eine an die schutzbedürftige den werden (§ 50 Satz 1 BimSchG), OVG Schles- Bebauung heranrückende emittierende Nutzung wig Beschl. v. 3.5.2016- 1 LA 3/14 = BeckRS 2016, kann sehr wohl im nachgeordneten Verfahren in ih- 54596 Rn. 13. ren Emissionen reglementiert werden. Dies erfolgt Das OVG führt aus: hier zunächst auf der Ebene der Bauleitplanung und „Insbesondere bei einer Neuplanung von bisher un- im weiteren im Baugenehmigungsverfahren nach bebauten Flächen kommt dem Trennungsgrund- der TA Lärm, welche selbst ohne Emissionskontin- satz des § 50 BImSchG als Element geordneter gent für einen gewerblichen Betrieb gelten würde. städtebaulicher Entwicklung eine besondere Be-

deutung zu (OVG Lüneburg, U. v. 25. Juni 2001 - 1 Das OVG führt das nebenstehende Zitat wie folgt K 18,50/00 -, NVwZ-RR 2002, 172; Beschl. d. Se- weiter fort: nats v. 09.11.2011 - 1 MR 5/11 -). Die Prognose, „Sofern - ausnahmsweise - eine Trennung nebenei- dass vorhandene Emissionsquellen die immissions- nander liegender, miteinander unverträglicher Nut- relevanten Richtwerte „gerade eben" einhalten wer- zungen unterbleiben soll, muss dies durch beson- den, genügt den o. g. planerischen Anforderungen dere Umstände städtebaulich begründet sein. Bei aus § 1 Abs. 3, Abs. 6 S. 1 und Abs. 7 BauGB und einer Neuüberplanung "auf der grünen Wiese" gel- dem Trennungsgebot nach § 50 BImSchG nicht, ten insoweit strengere Anforderungen als bei einer wenn die Gemeinde die vorgesehene bauliche Nut- Planung im "Bestand" oder in dicht besiedelten Ge- zung zur Vermeidung absehbarer Immissionskon- bieten.“ flikte auch an anderer Stelle ihres Gemeindegebie- Gerade diese besonderen städtebaulichen Gründe tes planen kann", OVG Schleswig Beschl. v. liegen hier vor, denn die Stadt plant mit dem B-Plä- 3.52016-1 LA 3/14 = BeckRS 2016, 54596 Rn. 14. nen Nr. 58 und 61 eine gewerbliche Entwicklung im Schnittpunkt der beiden Landesentwicklungsach- sen der Bundesautobahnen A 7 und A 20 gemäß dem Landesentwicklungsplan 2010. Dies erfolgt ge- rade im östlichen Stadtgebiet mit den sehr guten

210303_BP58-1ae_Abwaegung.docx Seite 62

Stadt Bad Bramstedt – BP 58, 1. Ä. „GE-Süd“ Entwurf (ÖA) Stellungnahmen Privater und Abwägungsvorschläge 03.03.2021

NR STELLUNGNAHMEN ABWÄGUNGSVORSCHLÄGE

verkehrlichen Verknüpfungen für den überörtlichen Verkehr. Gleichwohl gliedert sich das Gebiet in den heutigen äußeren Siedlungsrand ein, der seinen B Abschluss mit dem Übergang in die freie Land- schaft östlich der Ortsumfahrung findet. Diese Lage begünstig daher für die Nahmobilität die Nutzung al- ternativer Verkehrsmittel zum Kfz. So liegt der Bahnhof in einer fußläufigen Entfernung von rund 1.000 m und eine Anbindung an das städtische Radverkehrsnetz mit einer typischen Fahrradentfer- nung von unter 3 km ist gegeben. Es liegen daher bedeutende städtebauliche Gründe für eine Ge- bietsentwicklung an dieser Stelle vor. Die Begrün- dung wird entsprechend ergänzt.

15.34 Von diesem allgemeinen Grundsatz kann in beste- Kenntnisnahme henden Gemengelagen gegebenenfalls abwä- Die Emissionskontingentierung sorgt über die fest- gungsgerecht abgewichen werden. Eine Gemeinde gesetzten zulässigen Emissionsanteile dafür, dass darf jedoch nicht selbst ohne zwingenden Grund die die Einhaltung der Immissionsrichtwerte der TA Voraussetzungen für die Berücksichtigung von Vor- Lärm an der schutzbedürftigen Bebauung gewähr- belastungen schaffen. Siehe zu diesem Grundsatz: leistet ist. Damit werden schädliche Umwelteinwir- BVerwG, Beschluss vom 22. Juni 2006 – 4 BN kungen in gleichem Maße vermieden, denn eine 17/06,- juris Rn. 5. Eine Gemengelage bzw. eine freie Positionierung eines Gewerbegebietes unter Vorbelastung für die Wohnbebauung besteht aus- Nutzung der nötigen Abstände würde ebenfalls nur drücklich nicht. Insofern kann keine Ausnahme ge- für die Einhaltung der Immissionsrichtwerte sorgen. macht werden. Eine Bauleitplanung ist fernerhin re- gelmäßig verfehlt, wenn sie unter Verstoß gegen den Trennungsgrundsatz dem Wohnen dienende Gebiete anderen Gebieten so zuordnet, dass schädliche Umwelteinwirkungen auf die Wohnge- biete nicht so weit wie möglich vermieden werden, Bayerischer Verwaltungsgerichtshof, Beschluss vom 30. Oktober 2014-1NE14.1548,- juris Rn. 16. 15.35 Das gilt natürlich verstärkt im umgekehrten Fall. Ne- Kenntnisnahme ben ausreichendem Abstand zwischen den konflikt- In dem zitierten Beschluss des OVG Schleswig geht trächtigen Nutzungen können - soweit Abstände es wiederum, wie schon im oben aufgeführten Be- nicht realisierbar oder aus zwingenden Gründen schluss, um ein geplantes Wohngebiet, das an ein nicht geboten sind - Nutzungsbeschränkungen und bestehendes Gewerbegebiet bzw. einen dort gele- die Festlegung von Flächen für Lärmschutzmaß- genen Einzelbetrieb heranrückt, sodass dieser Ein- nahmen in Betracht kommen, siehe mit weiteren schränkungen zu befürchten hat. Nachweisen: Jarass BimSchG, 13. Aufl. 2020, Bim- Die B-Pläne Nr. 58 und 61 hingegen sichern über SchG § 50 Rn. 18. Soweit die Gemeinde den Gehalt die Emissionskontingente und die ohnehin gelten- des Trennungsgrundsatzes verkannt und diesen den immissionsschutzrechtlichen Anforderungen demzufolge im Ergebnis unzutreffend gewichtet nach TA Lärm die Einhaltung der Immissionsricht- hat, stellt dies einen erheblichen Abwägungsfehler werte an der Wohnbebauung ab. dar, OVG Schleswig, Beschl. v. 29. l 0.2020 - 1 MR 9/20 = BeckRS 2020,30237 Rn. 67.

15.36 ee) Hieraus ergibt sich folgende Konsequenz: Die Abstände zur Wohnbebauung sind mit hier lediglich Widerspruch 38 m deutlich zu gering. Soweit hieran festgehalten Ein vorauseilender aktiver Lärmschutz unter Zu- werden soll (was mit Blick auf § 50 BImSchG frag- grundelegung von nächtlichen Emissionskontin- lich ist), bedarf es anderer Festsetzungen. Dafür ist genten von 60 dB(A)/m², wie sie durch die Einwen- prioritär auf aktiven Schutz nach § 9 Abs. 1 Nr. 24 der als zutreffend erachtet werden hätte eine Höhe BauGB zurück zu greifen, siehe zum V 01Tang ex- von 19 m zur Folge. Dies ist neben der städtebauli- plizit auch Heilshorn/Kohnen, Geräuschkontingen- chen Unverträglichkeit jedoch abzulehnen, da die tierung nach DIN 45691, UPR 2019, S. 81 (82f). Da- Kosten auf die Erschließungskosten umgelegt wür- her ist der südliche Teilbereich des gesamten Ge- den und somit alle Grundstücke beteiligt wären, werbegebiets Süd, einschließlich geplanter Erwei- selbst wenn sie keinen Nachtbetrieb durchführen. terungsflächen, durch geeignete Festsetzung so zu Es würde nur einer fiktiven Situation vorgebeugt.

210303_BP58-1ae_Abwaegung.docx Seite 63

Stadt Bad Bramstedt – BP 58, 1. Ä. „GE-Süd“ Entwurf (ÖA) Stellungnahmen Privater und Abwägungsvorschläge 03.03.2021

NR STELLUNGNAHMEN ABWÄGUNGSVORSCHLÄGE

konzipieren, dass die südlich anschließende Be- Hinzu kämen statische und bodenmechanische bauung ausreichend geschützt werden kann. Schwierigkeiten, denn ein 19 m hoher Wall hätte Hierfür ist beispielsweise neben der Festsetzung eine Fußbreite von rund 60 m. Eine solche Maß- von aktivem Schallschutz (§ 9 Abs. 1 Nr. 24 Bau nahme, deren Notwendigkeit zudem in Frage steht, GB) auch die Anordnung der Bettiebe innerhalb des ist daher abzulehnen. Gebietes zu regeln und in diesem Zusammenhang die oben angesprochene Riegelbebauung festzu- setzen. Hierbei kann auch festgesetzt werden, dass die Gewerbebetriebe am südlichen Ende des Ge- werbegebiets keine zu öffnenden Fenster in Rich- tung der Wohnbebauung einbauen dürfen, ggf. auch eine Fassadenbegrünung zum Ausgleich der Schadstoffbelastung (sowie aus optischen Gründen). Fernerhin ist die zulässige Nutzung innerhalb des Gebietes zu überdenken und entsprechend von § 1 Diese Sichtweise wird, wie zuvor erläutert nicht ge- Abs. 5 BauNVO einzuschränken. Noch einmal: die teilt. Vorstellungen Nutzungskonflikt mit der Emissions- kontingentierung lösen zu können ist rechtlich nicht haltbar. Hierfür sehen BauGB und BauNVO andere Instrumente vor. 15.37 In Anbetracht der jüngeren Rechtsprechung des Diese Sichtweise wird, wie zuvor erläutert nicht ge- BVerwG sowie der Fachgerichte hierzu und der An- teilt. zahl von Bebauungsplänen, die aufgrund fehlerhaf- ter Emissionskontingentierung aufgehoben worden sind, ist mit Verwunderung festzustellen, dass die Gemeinde sich allein auf dieses Instrumentarium stützt, ohne eigene Überlegungen zur Konzeption ihres Gewerbegebiets anzustellen. Dies ist weder bauplanungsrechtlich zulässig noch erfüllt es die Anforderungen an eine gerechte Abwägungsent- scheidung (§ 1 Abs. 7 BauGB), die jede planende Kommune selbstständig treffen muss. Hier muss leider von einem vollständigen Abwägungsausfall ausgegangen werden.

15.38 c.) Zudem leidet die Festsetzung der Emissionskontin- gentierung an weiteren Fehlern und Ermittlungsde- fiziten und weist Unstimmigkeiten mit der DIN 45691 auf (aa). Außerdem besteht hinsichtlich eini- ger Aspekte zumindest Klärungsbedarf (bb ). Die folgenden Rügen beziehen sich ebenfalls auf den B-Plan Nr. 58 (1. Änderung) sowie den B-Plan Nr. 61 gleichermaßen. aa) (1) Gliederung des Baugebiets fehlt in der Plan- zeichnung Nach der PlanZV müssen Darstellungen, Festset- zungen, Kennzeichnungen und nachrichtliche Übernahmen hinreichend deutlich erkennbar sein. Aus der Planzeichnung muss der Inhalt der Bauleit- pläne eindeutig dargestellt oder festgesetzt werden. Berücksichtigung Nach Ziff. 15.14 Anlage zur PlanZV ist hierfür die Die Emissionskontingente sind in den textlichen Abgrenzung unterschiedlicher Nutzungen, z. B. von Festsetzungen durch Lageplan, Tabelle und ent- Baugebieten, oder Abgrenzung des Maßes der Nut- sprechende textliche Vorschriften dargestellt. zung innerhalb eines Baugebiets (z. B. § 1 Abs. 4 § Der B-Plan Nr. 58 wird durch die Verkehrsflächen in 16 Abs. 5 BauNVO) als Planzeichen aufzunehmen. die Teilflächen 1 bis 3 gegliedert. Dieser Zusam- Auch nach Ziff. 4.6 DIN 45691 sind in der Planzeich- menhang zwischen der Beikarte im Text und der nung die Grenzen der Teilflächen festzusetzen und

210303_BP58-1ae_Abwaegung.docx Seite 64

Stadt Bad Bramstedt – BP 58, 1. Ä. „GE-Süd“ Entwurf (ÖA) Stellungnahmen Privater und Abwägungsvorschläge 03.03.2021

NR STELLUNGNAHMEN ABWÄGUNGSVORSCHLÄGE

in den textlichen Festsetzungen die Werte der Plandarstellung in Teil A ist unzweifelhaft ersicht- Emissionskontingente anzugeben (tabellarisch). lich. In den Planzeichnungen für den B-Plan Nr. 58 Der Anregung wird trotzdem teilweise gefolgt. Es T (1.Änderung) und dem B-Plan Nr. 61 sind die Teil- erfolgt eine weitergehende tabellarische Darstel- gebiete (GE 1, GE 2a usw.) nicht eingezeichnet. lung mit Bezug auf die Teilflächen und der in Rich- Aus der Planzeichnung ergibt sich die Gliederung tung der Gebiete zulässigen Emissionskontingente des Gebiets also überhaupt nicht. als Summe aus Grundkontingent und Zusatzkontin- gent.

15.39 (2) Textliche Festsetzung uneindeutig Die textlichen Festsetzungen sind uneindeutig und Wie vor entsprechen nicht den tabellarischen Darstellungs- vorgaben aus Ziff. 4.6 DIN 45691 (siehe dort). Die textlichen Festsetzungen werden hier durch eine kleine Planzeichnung („Lageplan") in den textlichen Festsetzungen dargestellt, was unzulässig ist, denn solche Angaben gehören explizit in die Planzeich- nung. Zudem ist der Lageplan bei einem Ausdruck kaum zu erkennen und dürfte daher zu unbestimmt sein. Typischerweise wird für die textlichen Festset- zungen eine tabellarische Darstellungsform nach 4.6 DIN 45691 gewählt.

15.40 (3) Fehlerhafte Gliederung Die Gliederung (im „Lageplan") ist zudem willkürlich Kenntnisnahme und damit rechtsfehlerhaft. In Ziff. 4.3 DIN 45691 Die Gliederung erfolgt entsprechend der sich durch wird darauf hingewiesen, dass die Art und Weise die Verkehrsflächen ergebenden Teilflächen. Sie zweckmäßiger Gliederung von den örtlichen Gege- folgt dabei dem, auch durch die Einwender gefor- benheiten und der beabsichtigten Nutzung abhängt. derten, städtebaulichen Grundsatz der Zuordnung Entscheidend ist damit die gemeindliche Zielset- der Gebiete unterschiedlicher Nutzungen zueinan- zung, die mit dem Bebauungsplan umgesetzt wer- der. So werden kleinteiligere, das Wohnen weniger den soll, vgl. Fischer/Tegeder, Geräuschkontingen- störende Nutzungen in die Teilfläche 3 verlagert, tierung-Din 45691, BauR 2007, 323 (362). Hier wird während intensivere Nutzungen auch mit größerem die Gliederung der Baugebiete städtebaulich über- Flächenbedarf in den Teilflächen 1 und 2 vorgese- haupt nicht begründet. Aus den LTUs ergibt sich hen. hier nur: Durch diese Festsetzung ergibt sich eine anlagen- „Es erfolgt eine Gliederung des Gebietes in Teilflä- bzw. betriebsbezogene Gliederung der Gebiete, chen und eine Einteilung der Emissionskontingente ohne dass detaillierte Zulässigkeiten oder Aus- in Abhängigkeit der Lage zu besonders schutz- schlüsse von Nutzungen formuliert werden müss- bedürftigen Gebieten" (LTU 09.09.2020, S. 16 Kap. ten. Konkret erfolgt diese von der Stadt Bad 3.2.2). Die Gliederung ist rechnerisch nachvollzieh- Bramstedt zum Schutz der außerhalb des Plange- bar, aber keine städtebauliche Begründung. Die bietes liegenden schutzbedürftigen Nutzungen ge- Gliederung erfolgte demnach aus der Modellierung forderten und vorgesehenen Gliederung durch ent- der Emissionskontingente, ohne dass die Ge- sprechende Berücksichtigung der festgesetzten meinde damit eine bestimmte Aufteilung der Nut- Emissionskontingente im jeweiligen Baugenehmi- zung bezweckte. Dabei wäre eine anlagen- bzw. gungsverfahren. betriebsbezogene Gliederung der Gebiete erforder- lich (siehe Wortlaut § 1 Abs. 4 BauNVO).

15.41 (4) Unzureichender Verweis auf die DIN 45691 Kenntnisnahme Die Bekanntgabe der DIN 45691 und die zwingende Möglichkeit der Einsichtnahme in den Verwaltungs- gebäuden fehlt (BVerwG, Beschluss vom 29.07.2010, 4 BN 21.10,-juris).

15.42 (5) Festlegung der Zusatzkontingente Die Festsetzung der Zusatzkontingente entspricht Berücksichtigung weder A.3. DIN 45691 noch A.4 DIN 45691. Nach Wie zuvor zu Nr. 15.20 erläutert wurde eine Form A.3 DIN 45691 können für einzelne Immissionsorte der Festsetzung nach den Anhängen A.2 und A.4 Zusatzkontingente berechnet werden, an denen die der DIN 45691 gewählt.

210303_BP58-1ae_Abwaegung.docx Seite 65

Stadt Bad Bramstedt – BP 58, 1. Ä. „GE-Süd“ Entwurf (ÖA) Stellungnahmen Privater und Abwägungsvorschläge 03.03.2021

NR STELLUNGNAHMEN ABWÄGUNGSVORSCHLÄGE

festgesetzten Emissionskontingente die Planwerte Der Anregung wird insofern gefolgt, als dass eine deutlich unterschreiten würden. Diese Immissions- tabellarische Darstellung mit Bezug auf die Teilflä- orte und Zusatzkontingente sind im Bebauungsplan chen und der in Richtung der bezeichneten Gebiete (Planzeichnung) festzusetzen und ebenfalls in den zulässigen Emissionskontingente als Summe aus textlichen Festsetzungen tabellarisch darzustellen. Grundkontingent und Zusatzkontingent dargestellt Die Darstellung dieser Immissionsorte in der Plan- wird. zeichnung erfolgt ebenfalls nicht. Im „Lageplan" Dem Anwender wird damit die ansonsten im Bau- werden in den textlichen Festsetzungen auch nicht genehmigungsverfahren erforderliche Summenbil- einzelne Immissionsorte, sondern ganze Stra- dung zweier Werte abgenommen. ßenzüge oder B-Pläne als Gebiete bezeichnet, bei denen das Zusatzkontingent anzurechnen sei. Die gewählte Festsetzung von Zusatzkontingenten ent- spricht daher offenkundig nicht den Vorgaben von A.3 DIN 45691. Zusatzkontingente für ganze Ge- biete festzusetzen ist nicht zulässig. Sodann heißt es in den Festsetzungen: „Bei der Prüfung der planungsrechtlichen Zulässig- keit des Vorhabens sind Immissionsorte außerhalb des Geltungsbereiches des B- Planes Nr. 61 zu berücksichtigen. "Diese jeweiligen Immissionsorte sind also nicht eindeutig identifizierbar. Dies liegt daran, dass eine Identifizierung und Untersuchung der spezifischen IOs nicht erfolgte (Ermittlungsdefi- zit). Die fehlende Vorgabe der IOs im Bebauungs- plan stellt überdies einen schwerwiegenden Rechtsfehler dar. Denn hierdurch ist die Vorgabe, Immissionsorte außerhalb des Geltungsbereichs zu berücksichtigen zu unbestimmt, vgl. hierzu: OVG Lüneburg, U1ieil vom 10. August 2010-1 KN 218/07, juris Rn. 132. In einem Genehmigungsverfahren eines Betriebes Denn im Genehmigungsverfahren für einen Betrieb wird, wie nach dem Verfahren nach TA Lärm üblich weiß der Gutachter nicht, welcher Immissionsort als der ungünstigste Immissionsort einer Richtung bzw. Berechnungsgrundlage herangezogen werden innerhalb eines Gebietes betrachtet. Hier bedarf es muss. Deswegen sind diese in die Planzeichnung keiner Festsetzung eines besonderen Immission- ausdrücklich aufzunehmen. Um ganze Gebiete sortes. Denn dann wäre dieser auch für die Nutzung auszuwählen bzw. für bestimmte Richtungen Zu- der Richtungssektoren erforderlich. satzweise zu bestimmen, sind aber die sog. Rich- tungssektoren nach A.2 DIN 4591 geeignet. 15.43 Die gewählte Festsetzung von Zusatzkontingenten Die im Bebauungsplan festgesetzten Zusatzkontin- entspricht auch nicht A.4 DIN 45691, worauf in der gente beziehen sich auf die in der Tabelle aufge- LTU aber verwiesen wird (LTU 09.09.2020, S. 16). führten Gebiete. Für diese werden die Emissions- Denn nach A.4 DIN 45691 können im Bebauungs- kontingente um die in der Tabelle genannten Werte plan Emissionskontingente abweichend für unter- erhöht. Damit entspricht das Verfahren dem An- schiedliche Gebiete unterschiedlich hoch festge- hang A4 der DIN 45691. Abweichend dazu werden

setzt werden. Dafür kann für bestimmte Gebiete au- die summierten erhöhten Werte jedoch nicht ein- ßerhalb des Planungsraumes (z.B. von einem zeln in einer Tabelle dargestellt, wie dies der An- Wohngebiet der Teil WA-West und der Teil WA- hang A4 vorschlägt. Nord) für jedes Teilgebiet innerhalb des Plangebiets Eine tabellarische Darstellung derer Art wird jedoch T unterschiedliche Emissionskontingente festgesetzt ergänzt werden. werden. Die Bezeichnung Zusatzkontingente findet sich in A.4 DIN 45691 aber nicht. Die Darstellung der gebietsbezogenen Emissionskontingentierung verlangt, dass für jedes Teilgebiet ein EK, bezogen auf jeden Teilbereich außerhalb des Planungsrau- mes, tabellarisch dargestellt wird (Siehe A.4 DIN 45691). Dies erfolgte hier ebenfalls nicht. Die gewählte Festsetzung von Zusatzkontingenten für grob in einem „Lageplan" markierte Gebiete hat keine Grundlage in der DIN 45691.

210303_BP58-1ae_Abwaegung.docx Seite 66

Stadt Bad Bramstedt – BP 58, 1. Ä. „GE-Süd“ Entwurf (ÖA) Stellungnahmen Privater und Abwägungsvorschläge 03.03.2021

NR STELLUNGNAHMEN ABWÄGUNGSVORSCHLÄGE

15.44 (6) Schutzgebietseinstufung Siggenweg Der Bereich Siggenweg/Segeberger Straße ist nicht als allgemeines Wohngebiet, sondern als reines Wohngebiet einzustufen. Am Siggenweg befinden sich 9 Wohngebäude und ein Wohnheim. Davon sind 7 Gebäude Einfamilienhäuser, 2 Doppelhäuser und das Wohnheim (mit Betreuung für Kinder und Jugendliche, einem Hort und Kindergarten). Die tat- sächliche Nutzung entspricht daher einem WR. Da- her sind die Grenzwerte tags 50 dB(A) und nachts 35 dB(A) als Gesamtimmissionswert anzusetzen. Über die Schutzbedürftigkeit der Gebiete außerhalb des Planungsraumes hat die Gemeinde eine Abwä- gungsentscheidung zu treffen, die vollgerichtlich überprüfbar ist. Hierbei kommt es auf die tatsächli- che Nutzung an, wie in den LTUs richtig erkannt wird. Lediglich die Schutzeinstufung ist nicht sach- gerecht, zumindest für den Siggenweg.

15.45 (7) Fehlende Prüfung aktiver Schallschutzmaß- Kenntnisnahme nahen Ein vorauseilender aktiver Lärmschutz unter Zu- In der LTU vom 20.08.2018 zum B-Plan Nr. 58 wird grundelegung von nächtlichen Emissionskontin- auf S. 8 dargestellt, dass aktive Lärmschutzmaß- genten von 60 dB(A)/m², wie sie durch die Einwen- nahmen nur bedingt geeignet seien, da der der als zutreffend erachtet werden hätte eine Höhe Lä11nschutz nur durch städtebaulich unvertretbar von 19 m zur Folge. Dies ist neben der städtebauli- hohe Abschirmungen erreicht werden könnte, zum chen Unverträglichkeit jedoch abzulehnen, da die anderen entstehe aufgrund der Einhaltung der not- Kosten auf die Erschließungskosten umgelegt wür- wendigen Grenzabstände zu den Nachbargrund- den und somit alle Grundstücke beteiligt wären, stücken ein zusätzlicher Platzbedarf. Die Aufstel- selbst wenn sie keinen Nachtbetrieb durchführen. lung von Lärmschutzanlagen könne zwischen den Es würde nur einer fiktiven Situation vorgebeugt. unmittelbar nebeneinander liegenden Wohn- und Hinzu kämen statische und bodenmechanische Gewerbeg1·undstücken sinnvoll sein. Dadurch Schwierigkeiten, denn ein 19 m hoher Wall hätte würden die ebenerdig stattfindenden lärmemittie- eine Fußbreite von rund 60 m. Eine solche Maß- renden Vorgänge auf den Betriebsgrundstücken zu nahme, deren Notwendigkeit zudem in Frage steht, den unteren Geschossen und Außenwohnberei- ist daher abzulehnen. chen der direkten Nachbarschaft wirksam abge- schirmt. In der LTU vom 09.09.2020 zum B-Plan Nr. Lärmschutzmaßnahmen werden dann sinnvoll, 61 werden diese Ausführungen wiederholt (S.9). wenn sie auf ein konkretes Vorhaben abgestimmt Dort findet sich der Zusatz: werden können. Dies wird auch in der Abhandlung „Das Erfordernis und die Ausbildung einer solchen Heilshorn/Kohnen (UPR 3/2019) deutlich. Bei der aktiven Lärmschutzmaßnahme sind daher im Rah- hier vorliegenden Angebotsplanung können dage- men des jeweiligen Baugenehmigungsverfahrens gen wegen der flächenhaften Ausdehnung keine eines jeden einzelnen Gewerbeobjektes zu pla- sinnvollen Lärmschutzmaßnahmen abgeleitet wer- nen." (LTU 2020, S. 9, Kap. 2.2). den. So wäre eine von den Einwendern vorgeschla- Aus den Ausführungen werden in doppelter Hin- gene geschlossene Südfassade ohne Fenster, bei sicht Planungsfehler offenbart: einer Büronutzung ohne Sinn, da keine Emissionen Zum einen wurden andere Festsetzungen zum entstehen. Schutz der umliegenden Wohnbebauung schlicht nicht geprüft, insb. nicht die oben erwähnten Fest- setzungen. Es kann nur wiederholt werden, dass sich die Gemeinde (nicht die beauftragten Gutach- ter) hierüber Gewissheit zu verschaffen hat. Aktive Schallschutzmaßnahmen drängen sich gerade dort auf, wo der Abstand zur Wohnbebauung besonders gering ist, weil dort ein Abschirmeffekt (Lärm +opti- sche Beeinträchtigung) effektiv erreicht werden kann. Erst ab einem großen Abstand zwischen Emittent und Immissionsort werden die Abschirmef- fekte durch Schallschutzwände geringer (wobei aber v.a. der Höhenunterschied zu beachten ist,

210303_BP58-1ae_Abwaegung.docx Seite 67

Stadt Bad Bramstedt – BP 58, 1. Ä. „GE-Süd“ Entwurf (ÖA) Stellungnahmen Privater und Abwägungsvorschläge 03.03.2021

NR STELLUNGNAHMEN ABWÄGUNGSVORSCHLÄGE

eine pauschale Betrachtung verbietet sich). 15.46 Letztlich erkennen dies auch die Gutachter mit dem Allein aus den immissionsschutzrechtlichen Anfor- Verweis darauf, aktive Schallschutzmaßnahmen im derungen nach der TA Lärm muss ein Vorhabenträ- Baugenehmigungsverfahren zu prüfen. Jedoch ist ger mit Lärmschutzmaßnahmen rechnen. Diese in rechtlicher Hinsicht festzustellen, dass es sich um Maßnahmen können auch über aktive Lärmschutz- eine unzulässige Konfliktverlagerung in spätere maßnahmen hinausgehen und eine Begrenzung Verwaltungsverfahren handelt. Aktive Schallschutz- von Schallleistungspegeln, Betriebszeiten oder maßnahmen können einem Bauantragsteller nicht sonstigen organisatorischen Regelungen umfas- aufgezwungen werden. Solche werden aus Kosten- sen, welche nicht über einen Bebauungsplan fest- gründen auch nicht freiwillig beantragt würden. So- gesetzt werden können. Insbesondere dann nicht, weit bereits im Bauleitplanverfahren erkannt wird, wenn es sich um einen Angebotsbebauungsplan dass zumindest die unmittelbar angrenzende handelt, in dem die zukünftigen Betriebe nicht be- Wohnbebauung durch aktive Lärmschutzmaßnah- kannt sind. men effektiv geschützt werden kann, muss die Ge- meinde sicherstellen, dass solche auch errichtet werden. Nochmal: Hierfür sieht das BauGB Festsetzungsmöglichkei- ten vor. Hiervon ist Gebrauch zu machen. Denn das Bauplanungsrecht regelt die Nutzbarkeit der Grund- stücke in öffentlich-rechtlicher Beziehung auf der Grundlage objektiver Umstände und Gegebenhei- ten mit dem Ziel einer möglichst dauerhaften städ- tebaulichen Ordnung und Entwicklung. Hierfür ist nicht erst in einem späteren Schritt die TALärm her- anzuziehen: BVerwG, Urteil vom 29. November 2012-4 C 8/11 - , BVerwGE 145, 145-153,- juris.

Genauso wenig, wie in einem späteren Genehmi- gungsverfahren auf passiven Schallschutz verwie- sen werden kann (BVerwG a.a.0.) kann in einem späteren Baugenehmigungsverfahren auf aktiven Schallschutz verwiesen werden, soweit die Ge- meinde mangels bauplanungsrechtlicher Festset- zung diesen nicht durchsetzen kann. Es geht auch nicht darum, ob ein einzelner Betrieb mit oder ohne aktiven Schallschutz die erforderlichen Grenzwerte für sich einhält. Es geht darum, dass die Gemeinde bei Aufstellung eines Bebauungsplans abwägungs- gerecht davon ausgehen kann, dass es keinen un- zumutbaren Nutzungskonflikt durch die Bauleitpla- nung geben wird. Dabei ist hier (wohl) unstreitig, dass ein solcher Nutzungskonflikt aber besteht. Die Emissionskontingentierung alleine kann diesen nicht lösen, da keine Gemengelage besteht (unab- hängig von der Fehlerhaftigkeit der EK und dem Verstoß gegen den Trennungsgrundsatz). 15.47 Die Gemeinde hat als Planungsträgerin daher um- fangreich im Bauleitplanverfahren zu prüfen, wel- che Lärmschutzmaßnahmen geeignet sind und so- dann eine gerechte Abwägungsentscheidung zu treffen.

15.48 (8) (Planerische) Vorbelastung/ Erforderlichkeit Kenntnisnahme eines Schallrahmenplanes Für den B-Plan Nr. 58 war eine Ermittlung der Vor- Die Ermittlung der Vorbelastung nach DIN 3.4 DIN belastung aufgrund des Abstandes der nächst ge- 45691 ist unzureichend. legenen gewerblichen Nutzungen entbehrlich. Die Hierbei ist die tatsächlich vorhandene Vorbelastung weiteren Entwicklungsstufen des Gewerbegebietes an den maßgeblichen Immissionsorten außerhalb Süd waren unkonkret. Erst mit dem B-Plan Nr. 61 des Planungsraumes einerseits und die planerische

210303_BP58-1ae_Abwaegung.docx Seite 68

Stadt Bad Bramstedt – BP 58, 1. Ä. „GE-Süd“ Entwurf (ÖA) Stellungnahmen Privater und Abwägungsvorschläge 03.03.2021

NR STELLUNGNAHMEN ABWÄGUNGSVORSCHLÄGE

Vorbelastung (noch nicht bestehende Betriebe und wurden diese umfassender umrissen. Daher be- Anlagen außerhalb des Bebauungsplangebietes) rücksichtigt der B-Plan Nr. 61 sowohl die vorhan- andererseits zu beachten. Bei der Ermittlung der dene gewerbliche Nutzung westlich der Bahnstre- (planerischen) Vorbelastung von Betrieben im Um- cke, als auch den B-Plan Nr. 58 als Vorbelastung feld des Plangebietes kann es ausreichend sein, und die weiteren Entwicklungsflächen als zukünf- deren Emissionen in einer „worst-case-Betrach- tige Erweiterungsflächen. Es wird daher die Vorbe- tung" abzuschätzen, um somit auf der „sicheren lastung und Planungsabsicht der Gemeinde zutref- Seite" zu sein. Soweit die Vorbelastung zu niedrig fend abgebildet. angesetzt wird, trägt die planende Gemeinde das Risiko, dass sich ihre Bauleitplanung aufgrund aus- reichender Ermittlung als abwägungsfehlerhaft er- weist. So liegt es hier: Eine Ermittlung der Vorbelastung erfolgte bei Auf- stellung des B-Plans Nr. 58 zunächst nicht. Dies ist mit Blick auf die planerische Vorbelastung durch die bereits damals bezweckte Erweiterung des Gewer- begebiets Süd zweifelhaft. Bereits bei Aufstellung des B-Plans Nr. 58 hätte eine Gesamtbetrachtung der zu erwartenden Gesamtemissionen für das Ge- werbegebiet zzgl. der Sondergebietsflächen durch einen sog. Schallrahmenplan erfolgen müssen, siehe zum Schallrahmenplan bei einem Gewerbe- und Industriegebiet ebenfalls aus mehreren B-Plä- nen: OVG Lüneburg(!. Senat), Urteil vom 14.08.2018 - 1KN154/12 = BeckRS 2018, 40777. Das Fehlen der erforderlichen vorangehenden Ge- samtbetrachtung zeigt sich an den deutlich niedri- geren Emissionskontingenten im B-Plan Nr. 61 und den Erweiterungsflächen als im B-Plan Nr. 58. Dies führt zu einer sehr ungleichen und ungerechten Verteilung der Emissionskontingente im Gesamtge- biet zulasten der Wohnbebauung am Siggenweg. Denn dort ist das EK deutlich höher als weiter west- lich. Bei einer sachgerechten Gesamtbetrachtung wären die hohen EK natürlich in den nördlicheren Teilbereich des Gewerbegebiets Süd ausgewiesen worden, um die südliche Wohnbebauung effektiv zu schützen. 15.49 Eine schalltechnische Gesamtbetrachtung wurde Kenntnisnahme mit der LTU für den B-Plan Nr. 61 nicht ausreichend Die Vorbelastung wurde in einem angemessenen nachgeholt (LTU 09.2020, S. 12 ff). Angesetzt wur- Umfang ermittelt. den die Emissionen des Nahversorgungszentrums Der B-Plan Nr. 38 liegt südlich der Segeberger südlich des Lohstücker Weges (B 4) sowie pla- Straße und wirkt daher auf andere Immissionsorte nungsrechtlich die Emissionen durch den B-Plan an den Südfassaden der Gebäude Siggenweg ein. Nr. 58. Eine Gesamtbetrachtung des Gebietes fehlt Während die B-Pläne Nr. 58, 61, die Erweiterungs- aber weiterhin. flächen und der B-Plan Nr. 20 auf Immissionsorte Fraglich ist, ob das umliegende Mischgebiet (B- an den nördlichen Fassaden wirken. Plan Nr. 38) nicht hätte berücksichtigt werden müssen. In jedem Fall aber hätte die planerische Vorbelastung durch die Gewerbegebiete (B-Plan Nr. 49) bzw. die drei Sondergebiete (SO „Kurpark"; SO „Nördlich der Sondergebiet Straße" und das SO „Fachmarktzentrum" (Erw. Fläche 4) genauer be- trachtet werden müssen. Es ist absehbar, dass das EK für die Erweiterungsfläche 4 (Fachmarkzentrum mit Parkplatz) nicht ausreichend ist. Zudem ist die ermittelte Vorbelastung·des Nahversorgungszent- rums (B-Plan Nr. 20) veraltet und nicht nachvoll- ziehbar. Die Lärmuntersuchung stammt von 1992 und entspricht nicht mehr der realen Lärmsituation.

210303_BP58-1ae_Abwaegung.docx Seite 69

Stadt Bad Bramstedt – BP 58, 1. Ä. „GE-Süd“ Entwurf (ÖA) Stellungnahmen Privater und Abwägungsvorschläge 03.03.2021

NR STELLUNGNAHMEN ABWÄGUNGSVORSCHLÄGE

Die Verkehrszählung ist nicht mehr aktuell; Be- triebserweite1ungen wurden nicht beachtet (B-Plan Nr. 20, „Lohstücker Weg", 7. Änderung, 09.09.2014). Zur Ermittlung der Vorbelastung sind zunächst die maximal zulässigen Lärmemissionen der bestehen- den Gebiete bzw. existierenden Betriebe im Einwir- kungsbereich zu ermitteln. Hierfür sind i.d.R. zu- nächst Befragungen bei den bestehenden Betrie- ben durchzuführen, um das reale Emissionsge- schehen rechnerisch abbilden zu können. Bei der planerischen Vorbelastung muss eine worstcase- Betrachtung, einschl. aller B-Pläne (58; 61, 66 so- wie der Sondergebiete (auch Erw. Fläche 4, Fach- markt)) angesetzt werden. Die Ermittlung ist nach- Die Immissionsrichtwerte am Immissionsort Sig- vollziehbar in der lärmtechnischen Untersuchung genweg 5b werden nicht überschritten. Der Ge- darzustellen. Hierbei ist zwingend auch der Ver- samtimmissionswert von 55 dB(A) tags und 40 kehrslärm als Gewerbelärm zu berücksichtigen dB(A) nachts ist einzuhalten. Dieser entspricht den (Ziff. 7.4 TALärm „Berücksichtigung von Verkehrs- Immissionsrichtwerten der TA Lärm. Die Vorbelas- geräuschen" und in diesem Zusammenhang v.a. tung beträgt 53,2 dB(A) tags bzw. 38,2 dB(A) möglicher Parkplatzlärm). nachts. Der Planwert von 50 dB(A) tags bzw. 35 Auch diese Untersuchung ist leider nicht vollstän- dB(A) nachts weist die noch möglichen zusätzlichen dig. Nicht nachvollziehbar ist i.Ü. und bedarf der Immissionsbeiträge aus, die in der Summe aus al- Klärung, weswegen die Planwe1ie am 10 Sig05b.1 len geplanten gewerblichen Teilflächen des B-Pla- sowohl für den Tag als auch den Nachtzeitraum be- nes Nr. 61 und der Erweiterungsflächen an diesem reits überschritten werden (LTU 2020, S.32, 33). Immissionsort noch beitragen dürfen.

15.50 bb) Zumindest klärungsbedürftig ist: (1) Umsetzung im Genehmigungsverfahren Es werden keine Immissionskontingente festge- Erläuterungsbedarf besteht, inwiefern das ange- setzt. Das Emissionskontingent bezieht sich auf die setzte Prüfungsschema im Genehmigungsverfah- Schallabstrahlung je Quadratmeter Grundstücksflä- ren mit den Vorgaben von Ziff. 5 DIN 45691 über- che aus dem Geltungsbereich in eine Richtung der einstimmt. Denn Immissionskontingente sind Gebiete. grundsätzlich unzulässig. (2) Höhenberechnung/ Betrachtung des 10 Ein Feh- Gemäß DIN 45691 muss die Berechnung der Ge- ler wird fernerhin vermutlich bei der Eingabe der z- räuschkontingentierung ohne Berücksichtigung der Koordinate gemacht. Hier ist zu beachten, dass Topographie erfolgen. Sie berücksichtigt allein die durch die Aufschüttung um 2 m im gesamten Gebiet geometrische Ausbreitungsdämpfung über die Ent- auf 12 m NHN entgegen der Planung von 11,5 NHN fernung. Die Höhenlage der Quelle oder des Immis- eine Überhöhung von 2 m im Vergleich zur Höhen- sionsortes wird damit nicht berücksichtigt. lage von Siggenweg 5 B mit 9,70 stattfindet. Dem- nach muss nicht die Höhe von 3 m, sondern 5,3 m eingetragen werden (siehe LTU 2020, Anlage 1.2, Die Berechnung des Emissionskontingentes be- S. 7.) Ein weiterer Fehler resultiert aus der Nicht- rücksichtigt für ein Gebiet repräsentative Immissi- berücksichtigung der bewohnten drei Geschosse onsorte. Sie werden gemäß Nr. 4.4 der DIN 45691 unserer Mandanten. Ein Schlaf- und ein Arbeits- so gewählt, dass bei Einhaltung der Planwerte an Zimmer befinden sich im 2. Geschoss nach Osten diesen Orten auch im übrigen Einwirkungsbereich und ein Schlaf- und Wohnzimmer im 3. Geschoss keine Überschreitungen von Planwerten zu erwar- nach Norden. Mangels Spezifizierung der maßgeb- ten sind. Die tatsächliche Geschossigkeit ist zu die- lichen IOs sind diese nicht hinreichend untersucht sem Zeitpunkt der Aufstellung des allgemeingülti- worden. gen B-Planes irrelevant.

15.51 cc) Zusammenfassend ist zu wiederholen, dass die Behandlung des Gewerbelärms stark defizitär ist Kenntnisnahme und zahlreiche Angriffspunkte bietet. Erneut sehen wir uns dazu veranlasst hervorzuheben, dass diese Fehler durch unsere Mandanten in einem Normen- kontrollantrag nach§ 47 VwGO gerügt werden kön- nen oder aber inzident bei jeder Baugenehmigung.

210303_BP58-1ae_Abwaegung.docx Seite 70

Stadt Bad Bramstedt – BP 58, 1. Ä. „GE-Süd“ Entwurf (ÖA) Stellungnahmen Privater und Abwägungsvorschläge 03.03.2021

NR STELLUNGNAHMEN ABWÄGUNGSVORSCHLÄGE

2. Optische Immissionen: Insb. Licht und Rücksicht- nahmegebot vollkommen unberücksichtigt blieben optische Immissionen, insb. Lichtemissionen, die durch den Verkehr im Gewerbegebiet mitentstehen werden. V.a. das Scheinwerferlicht von den in das Gebiet hineinfahrenden Verkehren wird umittelbar auf das Wohnhaus unserer Mandanten fallen, da der von Norden kommende Straßenverlauf in das Gebiet und das Wohnhaus eine Sichtlinie bilden. Auch die Bewältigung eines absehbaren Konflikts mit Lichtimmissionen hat im Bebauungsplan zu er- folgen, soweit nicht sichergestellt ist, dass in einem späteren Verwaltungsverfahren der Konflikt sach- gerecht gelöst werden kann, OVG Koblenz Urt. v. 22.12.2010- 8 C 10600/10.0VG = BeckRS 2011, 45201, 3. LS (dort bejaht für eine Flutlichtanlage, da im B-Plan dies- bezüglich textliche Festsetzungen getroffen wur- den). Dies ist bei Lichtimmissionen durch den Straßen- verkehr nicht denkbar. Auch hier kommen nur Ab- schirmungen in Betracht. In diesem Zusammen- hang ist fernhin zu beanstanden, dass durch das Heranrücken des Gewerbegebiets zusammen mit dem noch geplanten Sondergebiet die bestehende Wohnbebauung unzulässig „eingebaut" wird, also ein Verstoß gegen das allgemeine Rücksichtnah- megebot erfolgt. Dieser Umstand ist ebenfalls evi- dent, wird aber ebenfalls keinem Abwägungspro- zess (§ 1 Abs. 7 BauGB) unterzogen. Zu berück- sichtigen sind auch die Auswirkungen der Lichtimmissionen des Gewerbegebiets für die um- liegende Wohnnutzung sowie für die bislang un- berührte Umwelt vor Ort. Hierbei ist bereits im Bau- leitplanverfahren die ggf. erforderliche Umsetzung von Vermeidungsmaßnahmen zu prüfen (§ 22 Abs. 1 S. 1 Nr. 1 BimSchG), (Huggins/Schlacke, Schutz von Arten vor Glas und Licht, 2019, S. 146 ff; Couzinet, Zulässigkeit von Im- missionen, 2007, S. 428 ff; Jarass BimSchG, 13. Aufl. 2020, § 22 Rn. 61).

15.52 3. Berücksichtigung von Verkehrslärm außer- halb des Planungsraumes (Umweltprüfung, § 2 Abs. 4 BauGB) Fernerhin ist die fehlende Ermittlung von Umweltbelastungen durch die Planung außerhalb des Planungsgebiets, insb. zu Verkehrslärm und Licht- Luftschadstoffen, zu 1ügen, was nach§ 2 Abs. 4 i.V.m. Anlage 1 Nr. 2 Buchst. a BauGB aber zwingend erforderlich ist, OVG Hamburg, Beschl. v. 8.1.2020 - 2 Bs 183/19 = NVwZ 2020, 406 Rn. 41. Dem Umweltbericht zum B-Plan Nr. 61 vom Kenntnisnahme 09.2020 sind entsprechende Untersuchungen und Durch die 1. Änderung des B-Plans Nr. 58 werden Angaben überhaupt nicht zu entnehmen. Es erfolgt keine maßgeblichen zusätzlichen Belastungen aus- nur ein Verweis auf das Lärmgutachten Verkehr von gelöst. 2018. Die vorgelegten Verkehrsgutachten betrach- Der B-Plan Nr. 61 ist hier nicht relevant. ten aber nur das Plangebiet intern, nicht die außer- halb liegenden Flächen. Die Beurteilung im Umwelt-

210303_BP58-1ae_Abwaegung.docx Seite 71

Stadt Bad Bramstedt – BP 58, 1. Ä. „GE-Süd“ Entwurf (ÖA) Stellungnahmen Privater und Abwägungsvorschläge 03.03.2021

NR STELLUNGNAHMEN ABWÄGUNGSVORSCHLÄGE

bericht, wonach es für das Schutzgut Mensch zu ei- ner positiven Entwicklung kommen wird (Umweltbe- richt 2020, S. 19, Kap. 2.2.1.9) ist daher gewagt. Die Auswirkungen auf das Schutzgut Luft außerhalb des Plangebiets werden offenkundig nur geschätzt. Auch dies ist unzureichend (Umweltbericht 2020, S. 18, 2.2.1.4). Im Ergebnis ist die Verkehrsbelastung und die Belastung mit Licht- und Luftschadstoffen außerhalb des Gebietes zu ermitteln und zu bewer- ten.

15.53 III. Abschließend ist erneut auf die grundsätzliche Eini- gungsbereitschaft unserer Mandanten ebenso hin- zuweisen wie auf den Umstand, dass diese Pla- nung sicherlich nicht akzeptiert werden wird. Zu- sätzlich weisen wir darauf hin, dass die vorgelegte Stellungnahme nicht alle Prüfungsfragen um die Rechtmäßigkeit eines BPlans umfasst (z.B. Verfah- rensfehler, Erforderlichkeit § 1 Abs. 3 BauGB, Maß der baulichen Nutzung), was in Anbetracht der feh- lerhaften Behandlung der Immissionsbelastung Der Stellungnahme wird nicht gefolgt. auch nicht erforderlich ist. Die Planung ist - ggf. un- Aus den vorstehenden Ausführungen zur Entgeg- ter Einbeziehung unserer Mandanten - zu korrigie- nung der Stellungnahmen ergibt sich, dass die Pla- ren. nung fachlich und rechtlich einwandfrei aufgestellt worden ist.

* * *

210303_BP58-1ae_Abwaegung.docx Seite 72