STADT

B-Plan Nr. 61 „Gewerbegebiet Süd II“

Zusammenfassung und Abwägung der Stellungnahmen aus der Öffentlichen Auslegung nach § 3 Abs. 2 BauGB sowie der Beteiligung der Behörden und sonstigen Träger öffentlicher Belange nach § 4 Abs. 2 BauGB sowie Abstimmung mit Nachbargemeinden nach § 2 Abs. 2 BauGB

03.03.2021 (Beteiligungszeitraum 20.11.2020 – 21.12.2020)

Stellungnahmen Seite

1 Kampfmittelräumdienst Schleswig-Holstein ...... 2 2 Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr S-H ...... 2 3 Archäologisches Landesamt SH ...... 3 4 Kreis Segeberg ...... 3 5 Handwerkskammer Lübeck ...... 8 6 Deutsche Telekom Technik GmbH ...... 9 7 Vodafone GmbH / Vodafone Kabel Deutschland GmbH ...... 9 8 AKN Eisenbahn GmbH ...... 9 9 Bad Bramstedt Netz GmbH ...... 9 10 Schleswig-Holstein Netz AG ...... 10 11 Schleswig-Holstein Netz AG – 110kV Fremdplanung ...... 10 12 Gewässerpflegeverband ...... 11 13 Gewässerpflegeverband Osterau ...... 12 14 BUND ...... 12 15 Amt Bad Bramstedt-Land ...... 44 16 Private Person A ...... 46 17 Private Person A - vertreten durch Rechtsanwälte Günther ...... 46 18 Private Person B - Reit- und Fahrverein „An der “ e.V...... 72 19 Private Person C - Reiterbund Segeberg-Neumünster e.V...... 78

Verfasser:

PLANERGRUPPE

STADTPLANER | ARCHITEKTEN LANDSCHAFTSARCHITEKTEN www.ac-planergruppe.de

Bearbeitung: Dipl.-Ing. Martin Stepany

Stadt Bad Bramstedt – BP 61 „GE-Süd-II“ Entwurf (ÖA) Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange und Abwägungsvorschläge 03.03.2021

NR STELLUNGNAHMEN ABWÄGUNGSVORSCHLÄGE

1 Kampfmittelräumdienst Schleswig-Holstein Az.: 2020-B-297

1.1 (...) hiermit teile ich Ihnen mit, dass für das Gebiet (siehe Betreffzeile) keine Auskunft zur Kampfmit- telbelastung gern. § 2 Abs. 3 Kampfmittelverord- nung S-H erfolgt. Eine Auskunftseinholung beim Kampfmittelräumdienst S-H ist nur für Gemeinden vorgeschrieben, die in der benannten Verordnung aufgeführt sind. 1.2 Die Gemeinde/Stadt Bad Bramstedt liegt in kei- nem uns bekannten Bombenabwurfgebiet. Für die Kenntnisnahme durchzuführenden Arbeiten bestehen aus Sicht Berücksichtigung als Hinweis in Planunterlagen des Kampfmittelräumdienstes keine Bedenken. Zufallsfunde von Munition sind jedoch nicht gänz- lich auszuschließen und unverzüglich der Polizei zu melden. (siehe Merkblatt).

2 Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr S-H Az.: 46204-Itzehoe-555.811-60.004, vom 03.12.2020

2.1 Mit dem Planverfahren soll die planerische Ent- wicklung im Bereich südlich des Lohstücker Weg- es (Bundesstraße 4 -B 4-), westlich der Bundes- straße 206 (B 206) und nördlich des Siggenweges fortgesetzt werden. Das Plangebiet liegt südlich der B 4 und westlich der B 206. Beide Bundes- straßen sind in diesem Bereich anbaurechtlich als „freie Strecke" eingestuft. Die verkehrliche Er- schließung des ausgewiesenen Plangebietes ist über die Erschließung des Bebauungsplanes Nr. 58 an die B 4 vorgesehen. 2.2 In meiner Stellungnahme vom 17.04.2020 zum Verfahren nach § 4 Absatz 1 zum Bebauungsplan Nr. 61 habe ich die Vorlage einer verkehrstechni- schen Untersuchung gefordert. Ihrem Anschreiben lag ein Verkehrsgutachten zum Bebauungsplan Nr. 58, Stand 13.07.2018, erstellt durch das Inge- nieurbüro WWK Wasser- und Verkehrs- Kontor GmbH, bei. Dieses wurde im Verfahren nach § 4 Absatz 2 BauGB zum Bebauungsplan Nr. 58 nach dem HBS-Programm Knobel überprüft. Diese Kenntnisnahme Überprüfung ergab u.a., dass am Knotenpunkt „B Die VTU zum BP 58 (wvk 2018) hat bereits die 4 / Bleeck / Butendoor" die zusätzlichen Verkehre potenziellen Verkehre aus den beiden westlich aus der über die Erschließung des Bebauungspla- angrenzenden Entwicklungsabschnitten (vorlie- nes Nr. 58 hinausgehenden, weiteren potentiellen gender BP 61 sowie BP 66) berücksichtigt. Es ist Gewerbe- und Sondergebietsentwicklungen im insofern keine weitere VTU erforderlich. Prognose-Planfall nur dann leistungsfähig abgewi- ckelt werden können, wenn kapazitätssteigernde Maßnahmen, wie der Ausbau des Knotenpunktes oder Verkehrsverlagerungen, erfolgen.

2.3 Gegen den vorgelegten Bebauungsplan Nr. 61 der Stadt Bad Bramstedt habe ich nur dann keine Berücksichtigung Bedenken, wenn folgender Punkt berücksichtigt Die VTU liegt bereits vor (s.o). Mit dem dort emp- wird: 01. Die aus dem Baugebiet resultierenden fohlenen Ausbau des Knotenpunktes kann der aus verkehrlichen Auswirkungen auf die Knotenpunkte allen drei Entwicklungsabschnitten (BP 58 / 61 / „B 4 /Am Waldbad/ B-Plan Nr. 58" sowie „B 4 / 66) zu erwartende Verkehr leistungsfähig abgewi- Bleeck / Butendoor'' sind durch eine Verkehrs- ckelt werden.

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technische Untersuchung (VTU) nachzuweisen und dem Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr Schleswig-Holstein, Standort Itzehoe, Breitenbur- ger Straße 37, 25524 Itzehoe, Fachbereich 462, zur Prüfung vorzulegen. 2.4 Lichtsignaltechnische Belange sind mit dem Fach- Kenntnisnahme bereich 441, Herrn Hoffmann (Tel.: 0451/371- 2162), LBV.SH Standort Lübeck, zu klären. 2.5 Diese Stellungnahme bezieht sich im straßenbau- lichen und straßenverkehrlichen Bereich nur auf Straßen des überörtlichen Verkehrs mit Ausnahme der Kreisstraßen. Eine zusätzliche Stellungnahme in straßenbaulicher und verkehrlicher Hinsicht durch das Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Technologie und Tourismus des Landes Kenntnisnahme Schleswig-Holstein erfolgt nicht.

3 Archäologisches Landesamt SH Az.: bplan61-Bad Bramstedt-SE/, vom 01.12.2020

3.1 (...) wir können zurzeit keine Auswirkungen auf archäologische Kulturdenkmale gern. § 2 (2) DSchG in der Neufassung vom 30.12.2014 durch die Umsetzung der vorliegenden Planung feststel- len. Daher haben wir keine Bedenken und stim- Kenntnisnahme men den vorliegenden Planunterlagen zu.

3.2 Der überplante Bereich befindet sich jedoch teil- weise in einem archäologischen lnteressensge- biet, daher ist hier mit archäologischer Substanz d.h. mit archäologischen Denkmalen zu rechnen. Wir verweisen deshalb ausdrücklich auf § 15 DSchG: Wer Kulturdenkmale entdeckt oder findet, hat dies unverzüglich unmittelbar oder über die Gemeinde der oberen Denkmalschutzbehörde mitzuteilen. Die Verpflichtung besteht ferner für die Eigentümerin oder den Eigentümer und die Besit- zerin oder den Besitzer des Grundstücks oder des Gewässers, auf oder in dem der Fundort liegt, und für die Leiterin oder den Leiter der Arbeiten, die zur Entdeckung oqer zu dem Fund geführt haben. Die Mitteilung einer oder eines der Verpflichteten befreit die übrigen. Die nach Satz 2 Verpflichteten haben das Kulturdenkmal und die Fundstätte in unverändertem Zustand zu erhalten, soweit es ohne erhebliche Nachteile oder Aufwendungen von Kosten geschehen kann. Diese Verpflichtung erlischt spätestens nach Ablauf von vier Wochen seit der Mitteilung. Archäologische Kulturdenkmale sind nicht nur Funde, sondern auch dingliche Zeugnisse wie Veränderungen und Verfärbungen in der natürlichen Bodenbeschaffenheit. Für Fragen Kenntnisnahme stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung. Hinweis in Planunterlagen ist bereits erfolgt. Anlage: Auszug aus der Archäologischen Lan- desaufnahme

4 Kreis Segeberg Az.: 61.00.7 vom 21.12.2020

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4.1 Tiefbau Der Tiefbau ist nicht betroffen. Untere Bauaufsichtsbehörde Kenntnisnahme Keine Stellungnahme.

4.2 Vorbeugender Brandschutz Die brandschutztechnischen Bedenken zur 1. Beteiligung konnten bis jetzt nicht ausgeräumt werden! Gemäß der Begründung soll die Lösch- wasserversorgung über das Trinkwassernetz ge- Berücksichtigung im Rahmen der Erschließungs- sichert werden. Durch die Festsetzung der abwei- planung chenden Bauweise können Gebäude mit Ausdeh- Der vorbeugende Brandschutz ist nach demselben nungen von mehr als 50 m errichtet werden. Damit Prinzip wie im rechtswirksamen Plangebiet 58 sind Gewerbebetriebe mit großen Grundflächen vorgesehen. Die Stadt Bad Bramstedt geht inso- unter Anwendung der Industriebaurichtlinie mög- fern davon aus, dass auch hier die Löschwasser- lich. Für diese Gebäude sind ggf. Löschwasser- versorgung gesichert werden kann. mengen von 192 m3/h für 2 Stunden sicherzustel- len. Erfahrungsgemäß kann das Trinkwassernetz diese großen Löschwassermengen nicht liefern.

4.3 Kreisplanung Keine Anregungen. Untere Denkmalschutzbehörde Kenntnisnahme Keine denkmalrechtlichen Bedenken.

4.4 Untere Naturschutzbehörde Durch den Bauleitplan werden die Belange des Naturschutzes und der Landschaftspflege gem. § 1 Abs. 5 Ziffer 7a, 7b und 7g BauGB in folgender Weise berührt. Allgemeine Vorschriften (Kapitel 1 BNatSchG / LNatSchG) „Natur und Landschaft sind […] im besiedelten und unbesiedelten Bereich nach Maßgabe der nachfolgenden Absätze so zu schützen, dass 1. die biologische Vielfalt, 2. die Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Na- turhaushalts einschließlich der Regenerationsfä- higkeit und nachhaltigen Nutzungsfähigkeit der Naturgüter sowie 3. die Vielfalt, Eigenart und Schönheit sowie der Erholungswert von Natur und Landschaft auf Dauer gesichert sind; der Schutz umfasst auch die Pflege, die Entwicklung und, soweit erforder- lich, die Wiederherstellung von Natur und Land- schaft“ (§1 Abs. 1 BNatSchG).“ 4.5 Dieser allgemeine Grundsatz des Naturschutzes und der Landschaftspflege ist neben den weiteren Zielen insbesondere gem. § 1 Abs. 2 bis 6 BNatSchG sowie § 1 LNatSchG im Rahmen der weiteren Planung so weit wie möglich zu berück- sichtigen. Hierzu gehören – auch vor dem Hinter- grund des Klimawandels - aufgrund der verdichte- ten Bebauung sowie ausgeprägter stadtklimati- scher Effekte im Geltungsbereich bzw. seinem Umfeld insbesondere auch folgende konkretere Zielformulierungen: „Den Erfordernissen des Klimaschutzes soll so- wohl durch Maßnahmen, die dem Klimawandel

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entgegenwirken, als auch durch solche, die der Anpassung an den Klimawandel dienen, Rech- nung getragen werden“ (§1a Abs. 5 BauGB). „Luft und Klima [sind] auch durch Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege zu schützen; dies gilt insbesondere für Flächen mit günstiger lufthygienischer oder klimatischer Wir- kung […]“ (§ 1 Abs. 3 Satz 1 Nr. 4 BNatSchG). „Freiräume im besiedelten und siedlungsnahen Bereich einschließlich ihrer Bestandteile, wie […] Bäume und Gehölzstrukturen, […] sind zu erhalten und dort, wo sie nicht in ausreichendem Maße vorhanden sind, neu zu schaffen“ (§ 1 Abs. 6 BNatSchG).“

4.6 Da hier ein Gewerbegebiet mit hohem Versiege- lungsgrad (GRZ 0,8) entstehen soll, sind die vor- gesehenen Anpflanzungsfestsetzungen für Bäume Der Stellungnahme wird nicht gefolgt. entlang der Planstraßen nicht ausreichend, um Die Festsetzungen entsprechen denen des Er- einen Effekt für das o.g. Ziel zu erreichen. So sind schließungs- und Begrünungskonzeptes für den auch an der Nordseite der geplanten Straßenver- Gesamtbereich Gewerbegebiet-Süd. kehrsfläche ergänzende Baumanpflanzungen Die Straßenbäume haben einen Abstand von ca. vorzusehen, weiterhin sollte der Abstand zwischen 17 m zueinander; daran soll festgehalten werden. den Baumanpflanzungen entlang der inneren Er- Die Festsetzung zur Dachbegrünung auf Gebäu- schließungsstraßen von 20 auf max. 15 m redu- den mit flachen Dächern trägt zur weiteren Mini- ziert werden. mierung der Auswirkungen auf die genannten Die Festsetzung zur Dachbegrünung auf Gebäu- Schutzgüter bei. den mit flachen Dächern wird begrüßt.

4.7 Landschaftsplanung (Kapitel 2 BNatSchG / LNatSchG) Die Inhalte der Landschaftsplanung sind gem. § 9 Abs. 5 BNatSchG sowie § 1 Abs. 6 Ziffer 7g BauGB in der Planung sowohl hinsichtlich der Bestandsaufnahme und Bewertung als auch hin- sichtlich der Zielsetzung für den betroffenen Vor- habenraum zu berücksichtigen. Mit der Festset- zung eines ca. 10 m breiten Grünflächenstreifens zwischen neuem Gewerbegebiet und vorhandener Wohnbebauung und den dort geplanten Bauman- Kenntnisnahme pflanzungen entspricht die Planung den Zielen des Der genannte südliche Grünstreifen ist 15 m tief. Landschaftsplans der Stadt Bad Bramstedt.

4.8 Allgemeiner Schutz von Natur und Landschaft / Eingriffsregelung (Kapitel 3 BNatSchG / LNatSchG) Im Zusammenhang mit der Bauleitplanung sind gem. § 1 Abs. 6 Ziffer 7 BauGB die Belange des Naturschutzes und der Landschaftspflege zu be- rücksichtigen. Hierzu gehört auch die Abarbeitung der Eingriffsregelung gem. § 1a Abs. 3 BauGB. Die inhaltlichen Anforderungen ergeben sich aus dem Runderlass „Verhältnis der natur- schutzrechtlichen Eingriffsreglung zum Baurecht“ (MELUR vom 9. Dezember 2013, verlängert bis 2023). Die Baumanpflanzungen auf der Grünfläche zwi- Berücksichtigung bei der Umsetzung der Bepflan- schen vorhandener und GE-Bebauung sollten zung. vornehmlich im nördlichen Bereich zum GE vorge- sehen werden, um die neuen Bebauungsrand mit

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bis zu 12 m hohen Gebäuden optisch einzubin- den. Dem ermittelten Kompensationsbedarf für Boden- versiegelung und Überplanung von Grünland so- wie Verrohrung eines Grabenabschnitts und den dafür geplanten Kompensationsmaßnahmen in- nerhalb und außerhalb des Plangeltungsbereichs Kenntnisnahme wird zugestimmt.

4.9 Biotopverbund und –vernetzung sowie geschützte Teile von Natur und Landschaft (Kapitel 4 Ab- schnitt 1 BNatSchG / LNatSchG) Knicks, gesetz- lich geschützt gemäß § 30 BNatSchG i.V.m. § 21 LNatSchG. Der geplanten Rodung und dem zu erwartenden Funktionsverlust von Knicks und Feldhecken, geschützt gemäß § 21 LNatSchG i.V.m. § 30 BNatSchG, wird auf Grundlage der dargelegten Kompensationsmaßnahmen im Grun- de zugestimmt. Die für die Knickbeseitigungen Kenntnisnahme und Berücksichtigung und –beeinträchtigungen noch zu beantragenden Die Anträge auf Ausnahmen gemäß § 51 Ausnahmen gemäß § 51 BNatSchG sind rechtzei- BNatSchG werden rechtzeitig gestellt. tig vor Durchführung der Baufeldräumung mit kon- kreten Angaben zur geplanten Kompensation bei der unteren Naturschutzbehörde des Kreises Se- geberg zu beantragen.

4.10 ERGÄNZENDER HINWEIS: Es wird vorsorglich darauf hingewiesen, dass Entscheidungen hin- Kenntnisnahme sichtlich des Biotopschutzes nicht der kommuna- len Abwägung zugänglich sind bzw. nicht im Er- messen der planende Gemeinde liegen (vgl. Kapi- tel 5.2.2. der o.g. Durchführungsbestimmungen, Kapitel 2.9 Erlass ‚Verhältnis der naturschutzrecht- lichen Eingriffsregelung zum Baurecht‘ sowie Ka- pitel 9.3 des Erlasses ‚Verfahren bei der Aufstel- lung von Bauleitplänen und Satzungen des allge- meinen Städtebaurechts nach dem BauGB).

4.11 Netz „Natura 2000“ (Kapitel 4 Abschnitt 2 BNatSchG / LNatSchG) Nördlich des Lohstücker Wegs befindet sich das FFH-Gebiet DE 2026-303 "Osterautal". Eine direk- te Betroffenheit des Gebietes ist nicht gegeben. Die vorliegende FFH-Verträglichkeitsvorprüfung für den B-Plan Nr. 61 kommt zu dem Ergebnis, dass die Umsetzung des B-Plans Nr. 61 insge- samt zu keinen Beeinträchtigungen des o.g. FFH- Gebiets in seinen für die Erhaltungsziele oder den Schutzzweck maßgeblichen Bestandteilen führen wird. Diesem Ergebnis kann gefolgt werden. Kenntnisnahme

4.12 Schutz der wildlebenden Tiere und Pflanzenarten, ihrer Lebensstätten und Biotope / Artenschutz (Kapitel 5 BNatSchG / LNatSchG) Auf Grundlage der Ergebnisse des Artenschutz- rechtlichen Fachbeitrags gemäß § 44 BNatSchG zur Aufstellung des B-Plans Nr. 61 (Verfasser: B.i.A. - Biologen im Arbeitsverbund, Stand 23.09.2020) kann nicht ausgeschlossen werden, dass es bei der Baufeldräumung zur Umsetzung

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des B-Plans Nr. 61 zu Verstößen gegen die Zu- griffsverbote des § 44 Abs. 1 BNatSchG kommen kann. Um das Eintreten von artenschutzrechtlichen Zu- griffsverboten zu vermeiden, sind daher die nach- richtlich in den Teil B Text des B-Plans Nr. 61 übernommen Hinweise zum Artenschutz (Einhal- Berücksichtigung tung bestimmter Zeiträume für eine konfliktfreie Die entsprechenden Hinweise werden beachtet. Baufeld-räumung) zu beachten.

4.13 Erholung in Natur und Landschaft (Kapitel 7 BNatSchG / LNatSchG): Nicht erkennbar betroffen Kenntnisnahme Auf den o.g. erforderlichen Rückbau der zwi- schenzeitlich erweiterten Knicklücke als Bauzu- fahrt in das geplante Gewerbegebiet wird verwie- Betrifft BP 58! sen.

4.14 Wasser – Boden – Abfall SG Abwasser Aus Sicht der Schmutzwasserbeseitigung beste- hen gegen das Vorhaben keine Bedenken. Kenntnisnahme

4.15 Aus Sicht der Niederschlagswasserbeseitigung Berücksichtigung kann derzeit keine abschließende Beurteilung des Die Niederschlagswasserbeseitigung ist nach Vorhabens erfolgen. Es bestehen Bedenken. In demselben Prinzip wie im rechtswirksamen Plan- der Begründung wird beschrieben, dass „die Ober- gebiet 58 vorgesehen. Auf Basis des dort geplan- flächenentwässerung analog zum Bebauungsge- ten Entwässerungsprinzips ist die Entwässerungs- biet Nr.58 erfolgt. Das dort vorhandene Entwässe- planung erarbeitet worden. Aufgrund der dort er- rungskonzept wird ergänzt“. Erst wenn dieses folgten Genehmigung sowie der weitergehenden vorliegt und mit der unteren Wasserbehörde Abstimmung mit der Wasserbehörde geht die Stadt (Sachgebiet Abwasser) abgestimmt wurde, kann Bad Bramstedt davon aus, dass eine Genehmi- dem Bebauungsplan aus Sicht der Nieder- gung vorbehaltlich der Einreichung der kompletten schlagswasserbeseitigung zugestimmt werden. Es Genehmigungsunterlagen in Aussicht gestellt wer- ist u.a. der Nachweis zu erbringen, dass der Dros- den kann. selabfluss über den Vorfluter (Verbandsgraben) Auf der Ebene der Entwässerungsplanung und - schadlos abgeleitet werden kann. genehmigung werden die entsprechenden Nach- Bis zur Vorlage entsprechender Nachweise ist die weise geführt und die Genehmigung beantragt. Oberflächenentwässerung nicht sichergestellt!

4.16 SG Gewässerschutz Von der Bauleitplanung wird ein Fließgewässer i.S. § 3 Nr. 1 Wasserhaushaltsgesetz betroffen. Die Erfüllung der Unterhaltungspflicht für das be- troffene Gewässer obliegt dem Gewässerpflege- verband Schmalfelder Au. Es wird in dessen Anla- genverzeichnis unter der Nr. 142 geführt. Das Gewässer verläuft an der nördlichen Grenze und dient auch der Vorflut westlich und nördlich des Plangebietes gelegener Grundstücke. Wie diese Vorflut dauerhaft gesichert werden soll, ist darzu- stellen. Obschon ich bereits zur ersten Beteiligung auf diesen Umstand hingewiesen hatte, fehlen Aussagen auch jetzt noch. Mit Umsetzung des B- Planes soll das Gewässer aufgehoben (also i.S. § 67 Abs. 2 WHG ausgebaut) werden. U.a. auch hierfür wurde im Zusammenhang mit dem be- nachbarten B-Plan 58 eine UVP-Vorprüfung durchgeführt. Mit Datum vom 15.04.2019 konnte ich aufgrund dessen der Stadt Bad Bramstedt die Genehmigungsfähigkeit nach § 68 Abs. 2 WHG in Die Inaussichtstellung wird zur Kenntnis genom-

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Aussicht stellen. Ich gab mit diesem Datum auch men. Hinweise zu Inhalten eines entsprechenden An- Auf der Ebene der Entwässerungsplanung und - trages auf Gewässerausbau. Ein Antrag liegt mir genehmigung werden die entsprechenden Nach- indes bis heute nicht vor. Ich weise hiermit auf § weise geführt und die Genehmigung beantragt. 103 WHG hin. Demnach kann ein Gewässeraus- bau ohne Zulassung mit einem Bußgeld bis 50.000 € belegt werden.

4.17 SG Bodenschutz Aufgrund zu erwartender hoher Hintergrundgehal- te anorganischer und organischer Schadstoffe ist eine Verwertung überschüssigen Oberbodens und anfallenden Bodenaushubs ohne vorherige Analy-

T tik nicht möglich. Bei Hinweisen auf torf- oder Berücksichtigung durch Aufnahme unter „Hinwei- muddehaltige Böden sollten diese hinsichtlich se“. einer möglichen Gefährdung der Bebauung durch Methan untersucht und bewertet werden. Mächtig- keiten und Zusammensetzung von Weichschich- ten können kleinräumig stark schwanken. Sie sind nicht nur hinsichtlich der Standsicherheit des Bau- grundes, sondern können auch im Hinblick auf Methan- und Kohlendioxidvorkommen in der Bo- denluft von Bedeutung sein. Hinweise zum siche- ren Bauen bei Bodenluftbelastungen natürlichen Ursprungs können dem Leitfaden der Stadt Ham- burg „Methan aus Weichschichten“ entnommen werden.

4.18 SG Grundwasserschutz Es ist mit hohen Grundwasserständen zu rechnen. Sollte bei Baumaßnahmen eine Bauwasserhaltung notwendig sein, ist eine entsprechende Erlaubnis rechtzeitig, mindestens vier Wochen vor Beginn, Berücksichtigung durch Aufnahme unter „Hinwei- bei der unteren Wasserbehörde des Kreises Se- se“. geberg zu beantragen. Schichten und Stauwasser wird wasserrechtlich als Grundwasser betrachtet. Bei der weiteren Planung ist zu beachten, dass verhältnismäßige technische Maßnahmen zur Begrenzung des Wasserzustroms einzuplanen sind, um die Umweltauswirkungen durch die Was- serhaltungsmaßnahme auf das unbedingt not- wendige Ausmaß zu beschränken.

4.19 GW Geothermie Keine weiteren Hinweise oder Anregungen. Kenntnisnahme

SG Abfall / Umweltbezogener Gesundheits- schutz / Sozialplanung / Verkehrsbehörde / Klimaschutz Keine Stellungnahme. Kenntnisnahme

5 Handwerkskammer Lübeck Az.: vom 04.12.2020

5.1 (...) nach Durchsicht der uns übersandten Unterla- gen teilen wir Ihnen mit, dass in obiger Angele- genheit aus der Sicht der Handwerkskammer Kenntnisnahme Lübeck keine Bedenken vorgebracht werden.

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Sollten durch die Flächenfestsetzungen Hand- werksbetriebe beeinträchtigt werden, wird sachge- rechter Wertausgleich und frühzeitige Benachrich- tigung betroffener Betriebe erwartet.

6 Deutsche Telekom Technik GmbH Az.: 200373 002, vom 23.11.2020 6.1 Zu der o. g. Planung nehmen wir wie folgt Stel- lung: Gegen die o.a. Planung haben wir keine Bedenken. Nach derzeitigem Stand versorgen wir Kenntnisnahme B-Plan mit FTTH.

7 Vodafone GmbH / Vodafone Kabel Deutsch- land GmbH Az.: vom 10.12.2020 7.1 (...) Im Planbereich befinden sich Telekommunika- tionsanlagen unseres Unternehmens, deren Lage auf den beiliegenden Bestandsplänen dargestellt Berücksichtigung ist. Wir weisen darauf hin, dass unsere Anlagen Die Bestandspläne bzw. vorhandenen Leitungen bei der Bauausführung zu schützen bzw. zu si- werden bei der Bauausführung beachtet. chern sind, nicht überbaut und vorhandene Über- deckungen nicht verringert werden dürfen. (...)

8 AKN Eisenbahn GmbH Az.: vom 27.11.2020

8.1 (...) gegen die Aufstellung des B-Planes Nr. 61 der Stadt Bad Bramstedt entsprechend den vorgeleg- ten Unterlagen bestehen von Seiten der AKN kei- ne Bedenken, wenn die nachfolgend aufgeführten Bemerkungen und Hinweise Berücksichtigung finden: Kenntnisnahme 1. Die AKN haftet für keinerlei Schäden, die sich Die Hinweise wurden bereits in den BP übernom- aus der Eigenart ihres Eisenbahnbetriebes erge- men. ben. Hierzu können auch keine Forderungen we- gen der vom Schienenverkehr hervorgerufenen Immissionen, insbesondere Verkehrsgeräusche und sonstige in den gesetzlichen Vorschriften behandelte Auswirkungen, geltend gemacht wer- den 9 Bad Bramstedt Netz GmbH Az.: vom 02.12.2020

9.1 zum Bebauungsplan Nr. 61 (Gewerbegebiet Süd- II) in Bad Bramstedt bestehen grundsätzlich keine Kenntnisnahme Bedenken. Unsere Aussagen zur frühzeitigen Beteiligung haben weiterhin Bestand.

Stellungnahme vom 27.03.2020 (frühz. Beteiligung)

9.2 Zu dem Bebauungsplan Nr. 61 in Bad Bramstedt be- Kenntnisnahme stehen grundsätzlich keine Bedenken.

Im Westen des räumlichen Geltungsbereiches befinden sich 11 kV Mittelspannungskabel der Stadtwerke Bad Bramstedt Netz GmbH und der Schleswig-Holstein Netz AG (siehe Leitungsübersicht – B-Plan 61). Diese Leitungen sind zurzeit noch in Betrieb und sollen mit dem Neubau des Umspannwerkes Bad Bramstedt Die vorhandenen Leitungen werden durch entsprechen-

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außer Betrieb gehen. Bis zu diesem Zeitpunkt berück- de Festsetzungen berücksichtigt. sichtigen Sie bitte das beigefügte Merkblatt zum Schutz von Versorgungsanlagen (Anlage).

Im Nordosten des räumlichen Geltungsbereichs befin- den sich weitere Leitungen der Stadtwerke Bad Bramstedt Netz GmbH für Strom und Gas, die im Zuge der Erschließung des B-Plan 58 zur Ausführung kom- Berücksichtigung durch Darstellung in der Begründung. men. Sie sind in der beigefügten Leitungsübersicht noch als Planung dargestellt. Eine Erschließung mit Gas erfolgt im B-Plan 58. Somit ist eine Erschließung des B-Plan 61 aus dem fertigen ersten Abschnitt eben- falls möglich, falls gewünscht. Die beiden letzten Sätze unter Ziffer 9.2 der Begründung zum B-Plan 61 können gestrichen werden.

10 Schleswig-Holstein Netz AG Az.: vom 02.12.2020

10.1 (...)zu dem Bebauungsplan Nr. 61 in Bad Bramstedt bestehen seitens der Schleswig- Holstein Netz AG grundsätzlich keine Bedenken. Kenntnisnahme

Im Nordosten des räumlichen Geltungsbereichs befindet sich eine 110 kV Hochspannungsfreilei- tung (siehe Leitungsübersicht – 110 kV). In der Begründung zum Vorentwurf wurde diese Freilei- tung bereits unter Ziffer 3 „Aktuelle Nutzung“, un- ter Ziffer 4 „Planerische Konzeption“ und Ziffer 12 „Nachrichtliche Übernahmen / Hinweise“ Kenntnisnahme berücksichtigt. Unsere Fachabteilung wird gege- benenfalls eine separate Stellungnahme verfassen und wird diese Mail in Kopie erhalten.

10.2 Im Westen des räumlichen Geltungsbereiches befinden sich 11 kV Mittelspannungskabel der Stadtwerke Bad Bramstedt Netz GmbH und der Schleswig-Holstein Netz AG (siehe Lei- Berücksichtigung tungsübersicht – B-Plan 61). Diese Leitungen sind zurzeit noch in Betrieb und sollen mit Neubau des Umspannwerkes Bad Bramstedt außer Betrieb gehen. Bis zu diesem Zeitpunkt berücksichtigen Sie bitte das beigefügte Merkblatt zum Schutz von Versorgungsanlagen (Anlage).

10.3 Im Nordosten des räumlichen Geltungsbereichs befinden weitere Leitungen der Stadtwerke Bad Bramstedt Netz GmbH die als Planung ebenfalls Berücksichtigung in der Leitungsübersicht enthalten sind. Die Lei- tungen wurden bereits verlegt, die Revision dazu wurde aber noch nicht fertig gestellt!

11 Schleswig-Holstein Netz AG – 110kV Fremdplanung Az.: vom 17.12.2020

11.1 (...)im Bereich der Planauskunft verläuft die oben genannte 110-kV-Freileitung der Schleswig- Holstein Netz. Sie erhalten einen Lage-/Profilplan zur Information über den Freileitungsverlauf. Es ist zwingend notwendig, die Angaben in unseren

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Anhängen zu beachten und einzuhalten!

Wir empfehlen, bei der Planung einen seitlichen Abstand des Bauvorhabens zur Leitungsach- se (Verbindungslinie der Mastmitten) von 50 m einzuhalten. Damit wird in der Regel ein ausrei- chender Abstand zum Schutzbereich der 110 kV Leitung sichergestellt für einen uneingeschränkten und gefahrlosen Einsatz von Kränen oder Bauge- rüsten. Vorgesehene Reklameeinrichtungen, Fah- nenstangen, Beleuchtungseinrichtungen sowie Anpflanzungen unterliegen den Angaben der Bau- höhen innerhalb des Leitungsschutzbereiches. Diese sind im Vorwege mit uns abzustimmen. Aufschüttungen oder kurzzeitige Erdablagerungen innerhalb des Leitungsschutzbereiches dürfen nur mit unserer Zustimmung und erst, nachdem die Einhaltung der Sicherheitsabstände geprüft wor- den ist, vorgenommen werden. In der Baube- schränkungszone dürfen keine hochwüchsigen Bäume angepflanzt werden. Empfehlenswert sind standortgerechte Wildgehölze wie Büsche und Sträucher bis zur Kategorie Großsträucher, die mit geringer Wuchshöhe einen ausreichenden dauer- Berücksichtigung haften Abstand zu den Leiterseilen einhalten.

11.2 1) Verantwortlichkeiten und Rahmenbedingun- gen bei Baumaßnahmen innerhalb des Lei- tungsschutzbereiches a. Verantwortlichkeiten Berücksichtigung (...) 11.3 b. Rahmenbedingungen Innerhalb des Leitungsschutzbereiches unterlie- gen die maximalen Arbeits- und Bauhöhen einer Begrenzung. einer Begrenzung. Grundsätzlich müssen jegliche Baumaßnahmen innerhalb des Leitungsschutzbereiches durch die Schleswig- Holstein Netz genehmigt werden. Die Breite des Leitungsschutzbereiches für die 110 kV Freileitung beträgt ca.60,00 m, d. h. jeweils ca. 30,00 m von der Leitungsachse nach beiden Seiten. Grundlage für diese Stellungnahme ist aber die individuelle Schutzbereichsbreite des betroffenen Mastfeldes, in dem Ihr Bauvorhaben liegt. Ein Mastfeld um- fasst die Fläche zwischen zwei Freileitungsmas- ten, welche von den Seilen überspannt wird im ruhenden und ausgeschwungenen Zustand der Berücksichtigung Seile zuzüglich eines seitlichen Schutzabstandes von 3 m bei 110 kV Leitungen.

11.4 2) Arbeiten in der Nähe der 110 kV Freileitung (...) Berücksichtigung 11.5 3) Ergänzende Hinweise (...) Berücksichtigung

12 Gewässerpflegeverband Schmalfelder Au Az.: vom 10.12.2020

12.1 (...) Wir verweisen auf unsere Stellungnahme vom Berücksichtigung 21.04.2020, die auch weiterhin Bestand hat. Auf der Ebene der Entwässerungsplanung und -

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genehmigung werden die entsprechenden Nach- weise geführt und die Genehmigung beantragt. Stellungnahme vom 21.04.2020 (frühz. Beteiligung)

12.2 Wir weisen darauf hin, dass im Planbereich B-Plan 61 das unterhaltungspflichtige Verbandsgewässer 142 des Berücksichtigung GPV Schmalfelder verläuft. Aus der Planung geht nicht Veränderungen an den Verbandsgewässern werden mit hervor, wie mit diesem Gewässer verfahren werden dem GPV abgestimmt und in der Begründung entspre- soll. Wir bitten hier um genauere Angaben der Planung. chend beschrieben.

12.3 Eine Gewässerausbau- oder Aufhebung/Verlegung des Berücksichtigung Gewässers bedarf der Zustimmung des Gewässerpfle- Für die Gewässerumbauten sind Anträge beim Kreis zu geverbandes Schmalfelder Au und ist von der Unteren stellen – diese Anträge erfolgen unabhängig vom B- Wasserbehörde des Kreises Segeberg zu genehmigen. Plan. Dazu werden auch die Verbände beteiligt.

12.4 Es wird auf den benachbarten B-Plan Nr. 58 Bezug Der Antrag zum Gewässerausbau ist gestellt und liegt genommen. Auch hier wurde in der Stellungnahme des dem Kreis vor. Es wurde vom Kreis Segeberg im Zuge GPV Schmalfelder Au auf diverse Verbandsgräben der Prüfung festgestellt, dass der Gewässerausbau hingewiesen, die in der Planung keine Berücksichti- einen Eingriff in die Natur und Landschaft bedeutet und gung fanden. Die Genehmigung eines Gewässeraus- dieser auszugleichen ist. Die erforderlichen Ausgleichs- baus durch die UWB des Kreises Segeberg liegt dem maßnahmen werden im Zuge des noch aufzustellenden Verband bisher nicht vor. landschaftspflegerischen Begleitplanes zum Gewässer- ausbau behandelt und geregelt.

12.5 Der GPV Schmalfelder Au ist verpflichtet, das digitale Gewässeranlagenverzeichnis fortzuschreiben. Die Berücksichtigung Genehmigung der Wasserbehörde sowie aktuelle Die Genehmigung der Wasserbehörde sowie aktuelle Planunterlagen für veränderte Gewässer sind dem Planunterlagen für veränderte Gewässer werden dem GPV Schmalfelder Au nach Bauabnahme zur Verfü- GPV Schmalfelder Au nach Bauabnahme zur Verfügung gung zu stellen, um die aktuellen Daten einpflegen zu gestellt. können.

12.6 Wir verweisen auf die Satzung des Verbandes, die einzuhalten ist. Hier insbesondere auf §§ 5 und 6: (...) Die vollständige Verbandssatzung ist einzusehen unter Berücksichtigung www.gpv-schmalfelder-au.de

13 Gewässerpflegeverband Osterau Az.: vom 14.12.2020 13.1 (...) bzgl. folgender Ausgleichsfläche (Flurstück 140, Flur 5, Gemarkung Bad Bramstedt) bitten wir nur um Einhaltung der §§ 5 und 6 unserer Sat- zung. Berücksichtigung D.h. einen 5 m Streifen für Unterhaltungsarbeiten Der Vorbehalt wird in die textliche Festsetzung T am Moorgraben lassen. (Ziff. 11) aufgenommen. Ansonsten betrifft das Gebiet für den BP Nr. 61 den Gewässerpflegeverband Schmalfelder Au. Die Ausgleichsfläche ist aber auf dem Gebiet des Ge- wässerpflegeverbandes Osterau.

14 BUND Az.: SE-2020-180-1 BPlan 61 vom 21.12.2020 14.1 (...) Schutzgut Pflanzen: Kenntnisnahme Zu Teil A Planzeichnung BPlan 58-1 (22.09.2020): Der am Ostrand des Geltungsbereichs des B- Wie bereits in der Frühzeitigen Beteiligung der Plans Nr. 61 vorhandene Gehölzsaum an Gewäs- Öffentlichkeit ausgeführt, verlangen wir den Erhalt sern (HRe) mit Großbaumbestand wird bereits im des gesetzlich geschützten Knicks entlang der angrenzenden rechtsgültigen B-Plan Nr. 58 als zu Westseite der Teilfläche 3 mit Graben (Verband- erhaltend festgesetzt. Auch in diesem B-Plan wird gewässer 142, wird zukünftig als Vorflutergraben er durch eine angrenzende Grünfläche geschützt, für das anfallende Oberflächenwasser geführt). Im die gleichzeitig eine durch T-Linie gekennzeichne- BPlan 58/61-Grenzbereich erstreckt er sich über te Maßnahmenfläche darstellt. Die Erhaltungsfest-

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187 m (Streckenmessumg mit „Digitaler Atlas setzung bleibt bestehen. Nord“) an der östlichen Grenze des Entwurfs des BPlans 61. Aus der Planzeichnung zum BPlan 58 ist nicht ersichtlich ob der Knick im Bereich der öffentlichen oder privaten Grünfläche liegt. 14.2 Im Vorschlag zur Behandlung wurde dazu vom Kenntnisnahme beauftragten Stadtplaner eingewandt: „Hier befin- Die Gehölzstruktur am Ostrand des Geltungsbe- det sich kein gesetzlich geschützter Knick.“ Bei reichs wurde im Rahmen der aktuellen Kartierung dieser Feststellung wurde auch im Rahmen der als Gehölzsaum an Gewässern (HRe) entspre- Sitzung des Planungs- und Umweltausschusses chend der Kartieranleitung des Landes angespro- am 28.09.2020 geblieben, obwohl ich die entspre- chen. Der fehlerhaften Einschätzung des Einwen- chende gesetzliche Lage dazu in der Einwohner- ders, dass es sich bei der Struktur um ein gesetz- fragestunde erläutert habe. Es kann durchaus lich geschütztes Biotop gemäß § 30 BNatSchG sein, dass der begutachtende Landschaftsplaner i.V.m. § 21 LNatSchG handelt, kann nicht beige- über seine Systematik der Biotoptypen- und Nut- treten werden. zungstypenkartierung Bescheid weiß. Jedoch ist Hierbei handelt es sich um eine gutachterliche darauf hinzuweisen, dass für die Frage ob es sich Einstufung. Die Gehölzstruktur wird als zu erhal- um einen Knick handelt oder nicht, der Gesetzge- tend festgesetzt. ber eindeutige Aussagen unter Verweis auf den Die Darstellung ist bereits im angrenzenden §30 BNatSchG und § 21 des LNatSchG und dem rechtsgültigen B-Plan Nr. 58 enthalten und wird im dazu gehörenden Knickerlass des MELUR vom B-Plan Nr. 61 beibehalten. 20. Januar 2017 vorgegeben hat. Hier gilt zum ersten §21 Abs. 2 Nr. 1 LNatSchG: „„Weitere ge- setzlich geschützte Biotope im Sinne des § 30 Absatz 2 Satz 2 BNatSchG sind: 4. Knicks“. Zudem ist auf Seite 124 der „Erläute- rungen zur Kartierung von gesetzlich geschützten Biotopen in SH“ die Definition gegeben, was als Knick zu bezeichnen ist, wozu auch Gehölzreihen auf ebenem Boden gehören. 14.3 Es gilt zur Definition von Knicks u.a. der § 1 Nr. 10 BiotopVO-SH: „An aktuellen oder ehemaligen Grenzen landwirt- Kenntnisnahme schaftlicher Nutzflächen oder zur Kompensation von Eingriffen in Natur und Landschaft angelegte und mit vorwiegend heimischen Gehölzen, Graso- der Krautfluren bewachsene Wälle mit oder ohne Überhälter. Knicks sind auch entsprechend Satz 1 angelegte Wälle ohne Gehölze und ein- oder mehrreihige Gehölzstreifen zu ebener Erde. Über- hälter sind im Knick stehende Bäume mit einem Stammumfang von mindestens einem Meter ge- messen in einem Meter Höhe über dem Erdbo- den.“ 14.4 Diese rechtliche Definition als Knick in Schleswig- Holstein trifft auf das „Gehölz“ am Graben auf der Westseite der Teilfläche GE3 zu - die entspre- Betrifft B-Plangebiet Nr. 58; hier nicht relevant chenden Eigenschaften sind vorstehend unterstri- chen, 17 Überhälter liegen vor. Es wird in der Kar- te GOF 3/Biotoptypen aus Kartierersicht als „HRe - Gehölzsaum an Gewässern“ bezeichnet, nicht als „HWy - Typischer Knick“ (Biotoptyp D 6100 - Wallhecke) charakterisiert. Dabei ist diese Zuord- nung wegen ihrer Schriftgröße kaum lesbar und auch vor dem schematischen Hintergrund mit Bäumen und Grabenverlauf kaum auffindbar. Dies steht im Widerspruch zu den Anforderungen an eine korrekte Darstellung und ist so nicht regel- konform. Zudem fehlt ordnungswidrig für diesen „untypischen“ Knick auf ebener Erde nach Lan-

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desgesetzgebung die nötige Ausweisung als ge- setzlich geschütztes Biotop mit Kennzeichnung „§“. Da ein durchgehender Bewuchs mit hölzernen Gewächsen vorhanden ist, ist die Kennzeichnung als Knick notwendig. 14.5 Diese notwendige Zuordnung hätte den Gutach- Kenntnisnahme tern bekannt sein müssen. Die „Rote Liste der gefährdeten Biotoptypen Deutschlands“ von 2017 (BfN Naturschutz und Biologische Vielfalt 156, S. 481) weist ausdrücklich auf die besondere gesetz- liche Lage in Schleswig-Holstein hin. Für ganz Deutschland gilt dieser Biotoptyp als besonders gefährdet! Im Merkblatt BF4 vom 18.12.2008 des Kreises Segeberg „Biotopförderung Knicks“ steht entsprechend auf Seite 2 „Neuanlage“, dass Knicks auf einem Wall oder zu ebener Erde ange- legt werden. Die Gehölzliste zeigt aus dem vor- stehenden Knick entsprechend die Arten Esche, Feldahorn, Bergahorn, Stieleiche, Weiden (beson- ders die Silberweide), Haselnuß, Schwarzerle, Eingriffliger Weißdorn, Gemeine Heckenkirsche, Gemeiner Schneeball, Hartriegel, Holunder, Pfaf- fenhütchen, Schlehe, Brombeer-Wildarten, Hunds- rose, Holzbirne (dominante Arten unterstrichen). Er kann damit als Knick feuchter Standorte mit vorherrschenden Weichhölzern beschrieben wer- den. 14.6 In der folgenden Tabelle sind die Bäume in die- wie vor sem Knick mit Umfang und Besonderheiten aufge- führt (bei mehreren Teilstämmen Summe U), und ob eine Festsetzung vorliegt, nichtkartierte rot:

14.7 Direkt anschließend befinden sich im Süden au- Kenntnisnahme ßerhalb der BPlan-Gebiete zwei weitere land- Im B-Plan Nr. 61 wird lediglich der Gehölzbestand schaftsbestimmende Kopfweiden mit Umfängen im Geltungsbereich dargestellt. von 240 und 290 cm. 14.8 Es ist in diesem Zusammenhang hervorzuheben, Kenntnisnahme dass der vorliegende Knick im BP/58+61-Gebiet In der Bestandsbeschreibung des Grünordneri- im Süden und dem Nordende an der nördlichen schen Fachbeitrages (GOF) wird aufgeführt, dass Grenze von GE 3 vor der Gabelung der Hauptzu- in dem Gehölzsaum Kopf-Weiden vorhanden sind. fahrt in das Gewerbegebiet Süd 7 Kopfweiden mit mehr als 200 cm Umfang in 1 m Höhe aufweist und eine mit 120 cm am Nordende. Vorhanden sind eine Vielzahl an Höhlungen, grober Borke und Totholzbereichen, die wertvolle Lebensräume für seltene Epiphyten, Pilze, Farne, Moose, Höh- lenbrütervögel, Fledermäuse, Käfer und Schmet- terlingen bieten („Rote Liste der gefährdeten Bio-

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toptypen Deutschlands“ von 2017, BfN Natur- schutz und Biologische Vielfalt 156, Kennziffer 41.05.02). Kopfweiden stellen einen eigenen Bio- toptyp (41.05.02) dar, der im Gebiet stark gefähr- det ist (Stufe 2). 14.9 Zusätzlich gilt in diesem Zusammenhang auch der Kenntnisnahme besondere Schutz von Landschaftsbestimmenden Der am Ostrand vorhandene Gehölzsaum an Ge- Großbäumen. Im besprochenen Knick liegen 14 wässern (HRe) mit Großbaumbestand wird bereits entsprechende Großbäume vor, darunter die im angrenzenden rechtsgültigen B-Plan Nr. 58 als Kopfweiden, eine mehrstämmige Kopfweide zu erhalten festgesetzt. Diese Festsetzung bleibt (durch Knicken entstanden, 5 Mehrstammerlen im B-Plan Nr.61 unverändert bestehen. (durch knicken vor längerer Zeit entstanden) und eine Stieleiche. Im Erlass „Durch- führungsbestimmungen zum Knickschutz“ des MELUR-SH heißt es dazu auf Seite 9 unter 3.4. Überhältermanagement; Schutz der land- schaftsbestimmenden oder ortsbildprägenden Biotopbäume: Definitionen: Überhälter gemäß § 1 Nummer 10 Satz 3 Biotopverordnung sind im Knick stehende Bäume mit einem Stammumfang von mindestens einem Meter gemessen in einem Meter Höhe über dem Erdboden. Landschaftsbestimmende oder ortsbildprägende Bäume oder Baumgruppen ge- mäß § 8 Absatz 1 Nummer 9 und § 21 Absatz 4 Nummer 3 LNatSchG Bäume oder Baumgruppen sind dann landschaftsbestimmend oder ortsbild- prägend, wenn sie die Eigenart des Landschafts- bildes bzw. des Ortsbildes wesentlich mitgestal- ten. In der Regel erfüllen Bäume mit einem Stammumfang von zwei Metern gemessen in ei- nem Meter Höhe oder Baumgruppen mit entspre- chendem Erscheinungsbild diese Merkmale. Die tabellarisch genannten Großbäume erfüllen diese Definitionen, sie sind Überhälter und Land- schaftsbestimmende Bäume oder Baumgruppen (im vorliegenden Knick in drei Gruppen angeord- net). Die drei fehlenden mehrstämmigen Erlen und die Kopfweide am Südende müssen als land- schaftsbestimmende Großbäume ergänzt werden. Alle in der obigen Tabelle mit „Festsetzung fehlt“ sind entsprechend festzusetzen. Ich weise ausdrücklich darauf hin dass damit auch Verbote gelten (weiter auf S. 9): „Folgende Maßnahmen sind als erhebliche Beein- trächtigung des Knicks nicht zulässig: · das Fällen von Überhältern außerhalb des regelmäßigen Turnus des „Auf–den- Stock-Setzens“, die Redu- zierung des Kronenvolumens der zu erhaltenden Überhälter um mehr als 1/5 (20%), · das Fällen von Überhältern ab einem Stammumfang von 2 m gemessen in 1 m Höhe. 14.10 Gegen diese Verbote wurde im Zusammenhang Die Einwendung bezieht sich nicht auf Regelungs- mit dem nordseitigen Knick am Siggenweg am inhalte des B-Plans 61. Südende des BPlan-58 wissentlich von der Stadt Bad Bramstedt verstoßen. Eine gesetzeswidrige Fällung von 16 landschaftsbestimmenden Groß- bäumen (Fotos der Bäume mit Größenmessung und Fällung liegen vor) wurde trotz meiner Be- schwerde noch nicht mit einer erhöhten Ersatz-

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pflanzung ausgeglichen. Nimmt man die Baum- schutzsatzung als Grundlage für Ersatzpflanzun- gen, so hat die Stadt zu beachten: „§8 Ersatzpflanzungen: (1) Ersatzpflanzungen im Geltungsbereich der Satzung hat vorzunehmen oder eine Ausgleichs- zahlung hat zu leisten, wer: 1. auf der Grundlage einer Befreiung nach § 4 Abs. 2 oder einer Ausnahme nach § 5 Abs. 1 oder Abs. 2 einen Baum beseitigt; 2. geschützte Bäume beseitigt, zerstört, oder sol- che Handlungen durch Dritte wissentlich duldet, ohne dass eine Ausnahme oder Befreiung vorliegt. (2) Die Anzahl der vorzunehmenden Ersatzpflan- zungen nach Abs. 1 Nr. 1 richtet sich nach dem Stammumfang (gemessen in 1,30 m Höhe) des jeweils gefällten Baumes in folgenden Verhältnis- sen: - bis 95 cm Stammumfang (Stammdurchmesser bis 30,0 cm) = 2 Ersatzpflanzungen - > 95 - 157 cm Stammumfang (Stammdurchmesser > 30,0 - 50,0 cm) = 3 Ersatzpflanzungen - > 157 cm Stammumfang (Stammdurchmesser > 50,0 cm) = mindestens 5 Ersatzpflanzungen. In den Fällen des Absatzes 1 Nr. 2 ist die sich ergebende An- zahl von Bäumen zu verdreifachen. Der letzte Satz trifft zu, damit ergeben sich wegen Stamm- umfängen von > 157 cm (D > 50 cm) 5 x 16 = 80 Ersatzbäume 3 x 80 = 240 Ersatzbäume (von D je 14-16 cm in 1,30 m Höhe). die innerhalb eines Jahres zu pflanzen sind (bzw. Ersatz durch Bäu- me mit größerem Durchmesser in geringerer Zahl. 14.11 Vorsorglich ist auch auf den Punkt 4 Seite 10 des Kenntnisnahme der Zitate aus dem Erlass zu vorstehend genannten Erlasses hinzuweisen: "Durchführungsbestimmungen zum Knickschutz" „4. Knicks im Innenbereich: (MELUR 2017). Die Vorgaben des Erlasses wur- Knicks sind unabhängig von ihrem Standort, also den im Rahmen dieses Verfahrens korrekt umge- auch im Siedlungsraum, geschützt. Um den Erhalt setzt. der Knicks mit ihren ökologischen Funktionen zu gewährleisten, werden folgende Empfehlungen für den Knickschutz in der Bauleitplanung gegeben: · Erhalt und Pflege der Knicks kann optimal gewähr- leistet werden, wenn diese im öffentlichen Eigen- tum stehen bzw. verbleiben. · Dem Knickschutz kann besonders Rechnung getragen werden, wenn ein Verbund zum Außen- bereich aufrechterhalten oder durch Neuanlage geschaffen wird. Die Isolierung von Teilabschnit- ten von Knicks beispielsweise durch Rodung und Anlage von Zufahrten führt zu Funktionseinbußen beim Knickschutz, die zusätzlichen Ausgleich auch für die verbleibenden, isolierten Restbestän- de rechtfertigen können. · Der Knick innerhalb und angrenzend an einen Bebauungsplan kann nur dann als unbeeinträch- tigt im Sinne des Gesetzes beurteilt werden, wenn die Bebauung einen ausreichenden Abstand ein- hält. Dieses ist im Einzelfall zu entscheiden. Es wird empfohlen, für bauliche Anlagen 1H Abstand, mindestens aber drei Meter ab Knickwallfuß ein- zuhalten.

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· Sofern eine Beeinträchtigung der Knickfunktio- nen nicht ausgeschlossen werden kann, ist im Rahmen der Bauleitplanung über einen angemessenen Ausgleich zu entscheiden (siehe Ziffer 5.2). 14.12 Weiterhin findet sich der Knick mit 2 Abschnitten Kenntnisnahme im Landschaftsplan der Stadt Bad Bramstedt vom 01.10.1998, verfasst von „Bendfeldt + Partner, Kiel“. Auch in der Umweltprüfung zur 2. Änderung des Flächennutzungsplans der Stadt Bad Bramstedt sind die entsprechenden Abschnitte als gesetzlich geschützt aufgeführt, erstellt von der Firma Bendfeldt, Herrmann und Franke 2012. Dies ist die gleiche Firma, die auch die späteren Grünordnungspläne im Gewerbegebiet Süd er- stellt hat. 14.13 Es ist als nicht sachgerechte Einordnung zu be- Kenntnisnahme zeichnen, dass nicht auf die früheren Bestands- Die Gehölzstruktur wurde im Landschaftsplan von aufnahmen zurückgegriffen wurde. Dort ist der 1998 als Knick geführt, in der 1. Änd. des Land- Knick mit den Bezeichnungen K511im Süden (81 schaftsplans von 2013 wurde sie als Gehölzsaum von 187 m) und K540 im Norden (106 von 187 m) an einem Graben kartiert. Im Rahmen der aktuel- und der Kennzeichnung „§ 15b LNatSchg“ aufge- len Kartierung wurde sie als Gehölzsaum an Ge- führt. Auch auf Luftbildern ist klar ersichtlich, dass wässern (HRe) entsprechend der aktuellen Kar- er als typischer Knick landwirtschaftlicher Nutzflä- tieranleitung des Landes SH angesprochen. chen zu bezeichnen ist. Er trennt im BPlan-Gebiet Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass vor- innerhalb der Flur 8 die Flurstücke 426 (westliche handene Kartierungen, die älter als 5 Jahre sind, Hälfte von GE3/BP 58) und 449 (östlicher Teil von durch eine Kontrolle und Neukartierung vor Ort zu BP61). Auch diese Quelle für sachgerechte Aus- aktualisieren und an die aktuelle Sach- und wertung von Quellen fehlt. Rechtslage anzupassen sind.

14.14 Grünordnerischer Fachbeitrag BPlan 58-1: Die Einwendung bezieht sich nicht auf Regelungs- Die Planzeichnung beruht auf dem Umweltbericht, inhalte des B-Plans 61. dieser auf dem Grünordnerischen Fachbeitrag und dieser auf dem Artenschutzrechtlichen Fachbei- trag. Entsprechend wirken sich Fehler auf einer Ebene konsequent auf die nächste Ebene aus. Im GOF wird der vorstehend beschriebene Knick nicht unter den rechtlichen Bindungen genannt (Ges. gesch. Biotope gemäß § 30 BNatSchG i. V. m. § 21 LNatSchG“). 14.15 GOF Karten: Die Einwendung bezieht sich nicht auf Regelungs- In der Karte GOF Biotoptypen 1.Änd. B-Plan Nr. inhalte des B-Plans 61. 58 sind nur 12 Bäume („HEy Laubbaum“) im Plan- Der Gehölzsaum befindet sich am Ostrand des gebiet dargestellt: Geltungsbereichs und wird als flächige Gehölz- * 4 im nördlichen Großbaumabaschnitt K540 - 2 struktur dargestellt, die Darstellung einzelner fehlen Bäume erfolgte lediglich zusätzlich ohne konkrete * 5 im mittleren Großbaumabschnitt K540 - 1 fehlt Einmessung der vorhandenen Bäume. Da die * 3 im südlichen Großbaumabschnitt K511 - 1 fehlt Gehölzstruktur insgesamt erhalten werden soll, ist Diese Karte ist unvollständig und muß entspre- eine punktgenaue Darstellung des Baumbestan- chend ergänzt werden. Dabei fehlt jeder Hinweis des in diesem Zusammenhang nicht relevant. auf den gesetzlichen Schutzstatus, was ebenfalls ergänzt werden muß. Entsprechend fehlt in der Karte GOF Biotoptypen und Planung die korrekte Zahl der landschaftsbestimmenden Großbäume. Zusätzlich ist der Knick K511+K540 nicht als „ge- setzlich geschütztes Biotop (gemäß § 30 BNatSchG iVm § 21 LNatSchG)“ verzeichnet. Die 5stämmige Erle mit summarisch 497 cm Umfang im alten Graben (4. Baum von unten) ist durch eine extra Festsetzung in der privaten Grünfläche

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zu sichern (Knickharfencharakter, gesetzlich ge- schützt). Eine Ausweitung der öffentlichen Grünfläche in diesem Bereich auf Kosten der pri- vaten Grünfläche ist zum Schutz dieses land- schaftsbestimmenden Baumes nötig (s. Knicker- lass). Auffällig ist die gezeigte Zahl von im BPlan 58 festgesetzten Baumpflanzungen. An der Er- schließungsstraße sind 38 Bäume eingezeichnet, davon wurden aber nur 32 gepflanzt. Eine Nach- pflanzung ist dringend erforderlich. Zusätzlich ist nachzuweisen wo die vorgesehenen 5 Bäume an der nunmehr obsoleten Verkehrsfläche bes. Zw.best. im Norden und Osten der Fläche GE1 gepflanzt werden. 14.16 Die 8 Bäume, die laut Plan gleichmäßig an der Die Einwendung bezieht sich nicht auf Regelungs- Südgrenze der Teilfläche GE3 im Bereich zwi- inhalte des B-Plans 61. schen Siggenweg und Knick K511 gepflanzt wer- den sollten, wurden mittig mit breiten Lücken links und rechs gesetzt. Diese Anordnung sorgt für keine Durchgrünung. Eine Nachpflanzung in den Lücken wird gefordert. 14.17 In der 3. GOF-Karte „Biotoptypen, Eingriffe und Die Einwendung bezieht sich nicht auf Regelungs- Maßnahmen“ sind inhalte des B-Plans 61. * die fehlenden landschaftsbestimmenden Groß- bäume zu ergänzen * diese Bäume als zu erhalten zu kennzeichnen * der Knick K511/K540 an der Westgrenze der Teilfläche GE3 als solcher zu benennen und sein gesetzlicher Schutz anzuzeigen (s.o.). Da es sich hierbei um Ausgleichsmaßnahmen handelt sind die GOF-Karten entsprechend zu aktualisieren. Sie stellen nicht den für die Beteili- gung der Öffentlichkeit maßgeblichen Zustand dar und eine erneute Auslegung wird erforderlich. 14.18 In den GOF-Karten ist eine Lücke im Knick 512 Die Einwendung bezieht sich nicht auf Regelungs- (nördlich des Siggenwegs) unterhalb des Wende- inhalte des B-Plans 61. hammers der Erschließungsstraße in einer Breite von 3 m eingezeichnet. Tatsächlich liegt eine Lücke von 11,8 m Breite vor, hervorgerufen durch die Erschließungsmaßnahmen am BPlan 58 die gegen die Festlegungen in Satzung B. Text auch vom Siggenweg aus erfolgten. Es wurde rechts- widrig eine stabile Verbindung zwischen dem Sig- genweg und dem Wendehammer von 4 m Breite erstellt mit einer ebenen befestigten Anbindung an die Erschließungsstraße. An dieser Stelle wurden entgegen den GOF-Karten die Randsteine bis auf 2 cm in den Boden abgesenkt, im Gegensatz zu 12 cm Höhe im weiteren Straßenverlauf in der Kehre. Sie wurde auch aktuell zum Zwecke der Baumpflanzungen von Gartenbaufahrzeugen ge- nutzt. Zusätzlich fehlt der Grünstreifen an dieser Anbindungsstelle, der ansonsten den Geh- und Radweg von der Straße trennt und in den GOF- Karten als „SVo Straßenbegleitgrün“ bezeichnet wird. Letztere Aussage ist irreführend, da Gehölz in Form der Baumpflanzungen vorhanden ist. 14.19 Planzeichnung BPlan 58-1 Satzung Teil A: Die Einwendung bezieht sich nicht auf Regelungs- Straßenbegleitgrün inhalte des B-Plans 61. In der Planzeichnung ist der Randstreifen „Stra-

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ßenbegleitgrün ohne Gehölze“ am Wendehammer zu ergänzen und im gesamten Bereich der Er- schließungsstraße entsprechend zu differenzieren von der fälschlicherweise einheitlichen Kenn- zeichnung als Straßenverkehrsfläche. Zur Anlage und Pflege sollte der „Handlungsleitfaden Stra- ßenbegleitgrün“ des MELUND vom 1.12.2020 konsultiert werden, um das Potenzial der Flächen für den Naturschutz in der Stadt auszuschöpfen. Zum Vergleich kann auch die praxisnahe Hand- lungsempfehlung „Straßenbegleitgrün - Hinweise zur ökologisch orientierten Pflege von Gras- und Gehölzflächen an Straßen“ des Verkehrsminsteri- ums Baden-Württemberg herangezogen werden. 14.20 Für die Festlegungen zu erhaltender Bäume im Die Einwendung bezieht sich nicht auf Regelungs- Teil B Text der Satzung BPlan 58-1 ist die Ge- inhalte des B-Plans 61. samtzahl der vorhandenen Bäume in den Knicks 512 und 511/540 entsprechend konkret anzuset- zen und in Teil A Planzeichnung sind alle Bäume korrekt zu verzeichnen.

14.21 Zu Teil A Planzeichnung BPlan 61 (22.09.2020) und GOF: Kenntnisnahme Im Grünordnerischen Fachbeitrag (GOF) der Fir- ma Bendfeldt, Hermann, Franke aus Kiel wird unter 3.2.1.1 Biotoptypen - Bestand zum Knick an der östlichen Grenze zum BPlan 58 GE 3 ausge- sagt: Seite 7 oben: „Zudem sind in Nordsüd- Richtung gliedernde Gehölzstrukturen vorhanden.“ Und weiter unter „Gehölzstrukturen: Entlang der Flurgrenzen, die überwiegend in Nordsüd- Richtung verlaufen, sind ein typischer Knicks (HWy) sowie eine ebenerdige typische Feldhecke (HFy) ausgebildet. Der Knick weist einen niedrigen Wall auf, der Gehölzbewuchs ist überwiegend strauchig (u. a. mit Holunder, Weißdorn, Eber- esche, Hainbuche, Birke, Rose). Erwähnenswert sind zwei große Überhälter, bei denen es sich um mächtige Stiel-Eichen mit gut ausgebildeten Kro- nen handelt. Der Gehölzbewuchs der östlich gele- genen Feldhecke weist die gleichen Arten auf, hier sind jedoch neben Stiel-Eichen insbesondere gro- ße Kopf-Weiden vorhanden. Am Ostrand des Gel- tungsbereichs ist ein Gehölzsaum an Gewässern (HRe) an einem Graben vorhanden. Dieser weist zahlreiche Bäume (u. a. Kopf-Weiden, Schwarz- Erle, Stiel-Eiche und Weiden) mit strauchigem Unterwuchs auf. Er befindet sich teilweise im Gel- tungsbereich des angrenzenden B-Plangebiet Nr. 58 und wird hier durch die Ausweisung einer Grünfläche geschützt. Der Knick, die Feldhecke und der Gehölzsaum am Graben besitzen als artenreiche und strukturierende Landschaftsele- mente für den Naturhaushalt eine besondere Be- deutung. Knicks und Feldhecken sind zudem nach § 30 BNatSchG i.V.m. § 21 LNatSchG geschützt. 14.22 Auch hier wird der „Gehölzsaum am Graben“ nicht Die Gehölzstruktur am Ostrand des Geltungsbe- als gesetzlich geschütztes Biotop behandelt (letz- reichs wurde im Rahmen der aktuellen Kartierung ter Satz im Zitat), und damit sind auch hier die als Gehölzsaum an Gewässern (HRe) angespro- Vorschriften zur entsprechenden Pflege (Pflichten chen. Der fehlerhaften Einschätzung des Einwen-

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und Empfehlungen zur guten fachlichen Praxis, ders, dass es sich bei der Struktur um ein gesetz- zulässige und unzulässige Maßnahmen) und Ver- lich geschütztes Biotop gemäß § 30 BNatSchG bote, wie oben zum entsprechenden Knick aufge- i.V.m. § 21 LNatSchG handelt, kann nicht beige- führt, festzusetzen. Da laut vorstehenden Aussage treten werden. Hierbei handelt es sich um eine beide B-Plangebiete den Knick beinhalten, muß gutachterliche Einstufung. Die Gehölzstruktur wird auch für beide B-Pläne der entsprechende Schutz als zu erhaltend festgesetzt. für diesen Grenzknick gelten. Die Darstellung ist bereits im angrenzenden rechtsgültigen B-Plan Nr. 58 enthalten und wird im B-Plan Nr. 61 beibehalten.

14.23 Was in dem vorstehenden Zitat als Knick und Die im Geltungsbereich vorhandenen Gehölzstruk- Feldhecke aufgeführt wird sind zusammen mit der turen wurden im Rahmen der aktuellen Kartierung Baumreihe an der Westgrenze laut Landschafts- entsprechend der aktuellen Kartieranleitung des plan 2003 die Knicks 532, 531 und 535. Die Landes SH neu erfasst und ggf. als gesetzlich Knicks 532 und 531 sind aktuell teilweise stark geschützte Biotope gemäß § 30 BNatSchG i.V.m. durch Pferde gestört, die rechtswidrig nicht an der § 21 LNatSchG gutachterlich eingestuft. Beschädigung und Zerstörung von Bäumen und Gewässerbegleitender Gehölzsaum, Knicks, Feld- Büschen gehindert wurden und werden. Da die hecken und Baumreihen bleiben insgesamt oder Stadt seit Monaten im Besitz der Flächen ist, ist in Teilabschnitten erhalten. sie verantwortlich für die Knickschädigung und verstößt wissentlich gegen den Knickschutz. Der Schutzstatus für die Knicks 531 und 532 wird als typische Feldhecke in der GOF-Karte 6 kartiert, der gesetzliche Schutz gilt auch hier wie für einen Knick. Ein Schutzstreifen von 50 cm Breite vom Rand des Knicks ist abzugrenzen und eine Durchweidung des Knicks sowie die Beschädi- gung des Knicks durch Viehtritt, bzw. Pferde (s. Durchführungsbestimmungen zum Knickschutz, MELUR 20.1.2017). Der Knick 535 ist beseitigt Dies ist nicht Regelungsinhalt des B-Plans Nr. 61. und durch eine Baumreihe ersetzt. Damit ist zu prüfen, ob dabei die Rechtmäßigkeit gewahrt blieb. 14.24 Im Umweltbericht zum BPlan58-1 vom Sept. 2020 Die Einwendung bezieht sich nicht auf Regelungs- heißt es unter 1.4.2 Schutzgebiete und -objekte: inhalte des B-Plans 61. „Im Geltungsbereich sind die vorhandenen Knicks und Feldhecken sowie die Allee aus jungen Linden am Lohstücker Weg als gesetzlich geschützte Biotope gemäß § 30 BNatSchG i.V.m. § 21 LNatSchG anzu- sprechen. Und weiter steht unter 1.4.4. „Berücksichtigung der Ziele des Umweltschutzes bei der Aufstellung der 1. Änderung des B-Plans Nr. 58: ...Auf gemeindlicher Ebene ist bisher keine bauliche Entwicklung der Fläche geplant. Als naturschutzrecht- lich geschützte Objekte sind die gemäß § 30 BNatSchG i.V.m. § 21 LNatSchG gesetzlich geschützten Biotope zu berücksichtigen. Allgemein sind die geltenden Vor- schriften zum besonderen Artenschutz gemäß BNatSchG einzuhalten. Unter 2.2.5 Schutzgut Pflanzen wird dennoch widerrechtlich versäumt, den im GOF falsch als einfachen „Gehölzsaum am Graben“ entspre- chend als ges. gesch. Biotop mit einzubeziehen. Es liegt eine erhebliche Beeinträchtigung des Schutzguts Pflan- zen vor, die besondere Bedeutung des Gehölzsaums am Graben, der rechtlich betrachtet ein Knick ist, wird nicht in den textlichen Festsetzungen genannt. Die auf S. 12 GOF genannte Pflanzung von Laubbäumen ist nur mit 3 Bäumen durchgeführt worden. 14.25 Auf S. 16 werden am Südrand des Gebiets BP61 Die erforderlichen Baumrodungen und der erfor- nur 12 Laubbäume festgesetzt. Die wegen der derliche Kompensationsbedarf wurden im Rahmen vorstehend genannten Erfassungsmängel weite- der Eingriffsregelung zum B-Plan Nr. 61 korrekt ren nötigen Ersatzpflanzungen müssen z.T. hier erfasst und ermittelt. Die Kompensation wird durch getätigt werden. 12 Bäume auf 225 m stellen kei- die Pflanzung einer entsprechenden Anzahl von

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ne Durchgrünung dar, die Bäume stehen 20 m Ersatzpflanzungen im Geltungsbereich vollständig voneinander entfernt, 15 m sind genug. abgegolten. 14.26

14.27 Fazit Knicks: Kenntnisnahme Im Gebiet der BPläne 58 und 61 gingen insgesamt Die Längen der durch die B-Pläne Nr. 58 (inkl. 1. 1039 m Knick verloren (s. Tabelle Knickbilanz Änd.) sowie Nr. 61 betroffenen Knickabschnitte unten). wurden im Rahmen der Eingriffsregelungen kor- Es ist zu prüfen, ob die Knickdichte im Raum unter rekt erfasst, der Kompensationsbedarf ermittelt die Grenze von 80 m/ha durch die geplanten und durch entsprechende Neuanlagen bzw. Abbu- BPläne sinkt und damit eine weitere Verringerung chungen von Knick-Ökokonten vollständig kom- durch weitgehenden Verlust der Knicks im BPlan pensiert. Für die Überplanung der Knicks bzw. 61 ausnahmslos verboten ist. Dabei müßte auch Feldhecken wurden und werden entsprechende die Knickbeseitigung im nördlich der Osterau ge- Anträge auf Ausnahme von dem Verbot der legenen Niederungstal (an, in und um die BPläne Knickbeseitigung (mit Berücksichtigung der ver- 47, 49, 55, 57) bis zur Ortsumgehung mit einge- bleiben-den Knickdichte) bei der UNB des Kreises rechnet werden. Bevor diese Prüfung nicht durch- Segeberg gestellt. geführt wurde, kann über den Entwurf der BPläne Aussagen zu Inhalten des B-Plans Nr. 58, 1. Ä. 58/1. Änderung und 61 nicht entschieden werden. sind hier nicht zu betrachten.

14.28 Schutzgut Tiere: Die besondere Bedeutung der Fledermausquartie- re in den Knicks 511/540, 532 und 531 in den Entwürfen der BPläne 58-1 bzw. 61 14.29 BPlan 61: Kenntnisnahme In Abb. 7 des Grünordnerischen Fachbeitrags zum Für den Plan Nr. 61 wurde ein Artenschutzrechtli- BPlan 61 wird die besondere Bedeutung der cher Fachbeitrag (BiA 2020) erstellt. Die ange- Knickstrukturen im Gebiet ersichtlich: sprochene Gehölzstruktur (Knick 511 gemäß LP Knick 511: Hier wird nur Tagesquartiereignung 1998) befindet sich außerhalb des Geltungsbe- ausgewiesen. Jedoch bieten die vorhandenen reichs, der nördlich anschließende gewässerbe- Großbäume zusammen mit den beiden großen gleitende Gehölzsaum wurde als zu erhalten fest- Kopfweiden in der direkten Fortsetzung im Süden gesetzt. des Planungsgebiets auf Grund der vorhandenen (Zur Info: Für die B-Pläne Nr. 58 und Nr. 61 wurden Arten- tiefen Risse und Höhlungen Potenzial für Winter- schutzrechtliche Fachbeiträge (BiA 2018 bzw. 2020) erstellt. quartiere und Wochenstuben. Dieses Potenzial Für den Geltungsbereich des B-Plans Nr. 58 wurde im April 2017 eine Höhlenbaumkartierung durchgeführt, für den Gel- wird vermutlich auch genützt, da Flüge von mittel- tungsbereich des B-Plans Nr. 61 im März 2020. Die als zu

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großen Fledermäusen schon im späten Winter erhalten markierten Gehölzbereiche am Süd und Südwestrand (März) und im Herbst (Oktober und November, wurden 2017 nicht vertiefend betrachtet, es wurde Tagesquar- tierseignung und Potential für Wochenstuben festgestellt. 2020 auch am Tag!) im Gebiet auf baumbewohnende wurden für den B-Plan Nr. 61 die Gehölzbestände nochmals Fledermäuse hinweisen. näher bezüglich ihrer Quartierseignung betrachtet. In diesem Rahmen wurde für den Gehölzsaum am Ostrand neben Ta- gesquartierseignung im Süden auch zwei Bäume mit Eignung als Wochenstuben- bzw. Winterquartier gefunden.)

14.30 Knick 540: Dem Großbaumbestand im mittleren In dem entsprechenden Gehölzsaum wurden im Bereich des Knicks wird kein Fledermauspotenzial Jahr 2020 im nördlichen Abschnitt zwei Höhlen- zugeordnet. Jedoch liegen 2 Kopfweiden von 220 strukturen erfasst, die eine potenzielle Eignung als und 300 cm Umfang vor, die geeignete Strukturen Wochenstubenquartier besitzen. Eine Quartier- für Tagesquartier, Winterquartier und Wochenstu- struktur besitzt darüber hinaus eine Eignung als ben aufweisen. Zusätzlich liegen zwei vielstämmi- Winterquartier. Beide Bäume mit Quartierstruktu- ge Erlen mit einer Anzahl von Tagesquartierhabi- ren bleiben erhalten, sodass hinsichtlich des Quar- taten vor. tierverlustes keine Beeinträchtigungen abzuleiten Knick 532: Hier wurde der südliche Großbaumbe- sind. stand nicht beachtet. Auch dort liegen Strukturen Die südlichen Großbaumbestände in den als vor, die für Fledermausruhehabitate geeignet sind. "Knick 532" und "Knick 531" bezeichneten Ge- Knick 531: Auch hier wurde der südliche Groß- hölzstrukturen liegen außerhalb des Plangebietes baum nicht beachtet. und werden demnach von den Planungen nicht in Zum Artenspektrum der Fledermäuse im arten- Anspruch genommen. schutzrechtlichen Fachbeitrag BPlan 61 Auf Seite Kenntnisnahme. Es ist durchaus möglich, dass 14 werden die folgenden Arten genannt: Breit- weitere Arten im weiteren Umfeld des Plangebie- flügelfledermaus, Zwergfledermaus, tes auftreten. Entscheidend für die Eingriffsbewer- Mückenfledermaus, Rauhautfledermaus (Anhang tung ist die Bedeutung des Plangebietes als Quar- IV FFHRL), Großer Abendsegler, Wasserfleder- tierstandort und/oder Jagdgebiet der Arten. Diese maus und Braunes Langohr. Im Managemantplan wird für die genannten Arten als gering eingestuft. des FFH-Gebiets 2026-303 Osterau werden zu- Es ist nicht auszuschließen, dass das Plangebiet sätzlich Teichfledermaus (Myotis dasycneme) und von diesen Arten vereinzelt überflogen wird, eine Fransenfledermaus (Myotis nattereri) genannt. besondere oder gar essenzielle Bedeutung kann Diese Arten wurden auch beim Planfeststellungs- dem Plangebiet nicht zugeschrieben werden. Die verfahren der Umgehungsstraße für den Bereich Arten bevorzugen deutlich Gebiete mit Gewässern der Osterauquerung aufgeführt. und strukturreichen Waldbeständen.

14.31 Zu 8. Konfliktanalyse 8.2 Fledermäuse: Die Empfindlichkeit der auftretenden Arten be- Licht ist ein erheblicher Störfaktor für viele Fle- schränkt sich auf das Braune Langohr (Licht und dermausarten (s.u. Dietz, Helversen, Nill: Hand- Lärm) und die Wasserfledermaus (Licht). Während buch der Fledermäuse Europas und Nordwestafri- baubedingte Auswirkungen nicht relevant sind, kas, Kosmos 2007). Deshalb sind die angeführten weil die Bauausführung außerhalb der Aktivitäts- artenschutzrechtlichen Vermeidungs- und Aus- zeit, also am Tage stattfindet, ist eine anlagenbe- gleichsmaßnahmen ungenügend und müssen dingte Beeinträchtigung der lichtempfindlichen korrigiert werden. Die Bauzeitenregelung hilft Arten tatsächlich nicht von der Hand zu weisen. nicht, da in unmittelbarer Nähe lärm- und lichtin- So kann nicht ausgeschlossen werden, dass so- tensive Arbeiten durchgeführt werden (Erschlie- wohl die Wasserfledermaus als auch das Braune ßungsstraße für BP61, Erschließung und Bebau- Langohr die im Plangebiet des B-Plans Nr. 61 ung der Gewerbeflächen). Damit bestehen Zu- vorhandenen Quartierstrukturen als Wochenstu- griffsverbote nach § 44 Abs. 1 BNatSchG. Diese ben nutzen. Eine zu intensive Beleuchtung der Aussage gilt auch für die Zeit nach Bebauung der Quartierstrukturen kann die Quartiereignung her- Flächen. Laut BImSchG § 22 Abs. 1 S. 1 gelten absetzen bzw. vollständig verhindern. Hierdurch die sogenannten Betreiberpflichten. Hier sind im würde das Verbot des § 44 Abs. 1 Nr. 3 Gebiet insbesondere die Vermeidungspflicht und BNatSchG berührt. die Minimierungspflicht zu nennen, um schädliche Zur Vermeidung des Verbotstatbestandes wird für Umwelteinwirkungen, hier die erhebliche Beein- den Geltungsbereich des B-Plans Nr. 61 ein fle- trächtigung der lokalen Fledermauspopulationen, dermausfreundliches Lichtkonzept berücksichtigt zu verhindern (s.a. Schutz von Arten vor Glas und (LED-Beleuchtung, nach unten scheinende Licht- Licht, 2019, BfN). kegel, geregelte Abschaltzeiten etc.) 14.32 Im „Leitfaden zur Neugestaltung und Umrüstung von Außenbeleuchtungsanlagen, BfN Skript 543, heißt es dazu auf S.51:

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„Nach der Abwehrpflicht (§ 5 Abs. 1 Nr. 1 BIm- SchG) sind Lichtanlagen so zu errichten und zu betreiben, dass von diesen keine schädlichen Umwelteinwirkungen ausgehen. Dies schließt technische (z.B. UV-Filter) als auch nicht techni- sche Maßnahmen (z. B. Beschränkung der Be- triebszeiten) mit ein. Die Vorsorgepflicht (siehe Kasten 6) (§ 5 Abs. 1 Nr. 2 BImSchG) verlangt auch dann die Vornahme von Vermeidungsmaßnahmen nach dem Stand der Technik, wenn Unsicherheiten verbleiben, ob die von der Anlage hervorgerufenen Lichtimmissi- onen schädliche Umwelteinwirkungen verursa- chen. Da Lichtimmissionen bekanntermaßen mit Ausnahme bei einigen Arten von Fledermäusen die lokalen Population erheblich schädigen kön- nen und in der näheren Umgebung nach Süden bis zur Schmalfelder Au und nach Norden an die Osterau entsprechende empfindliche Vorkommen vorhanden sind, müssen die Vorsorge- und die Abwehrpflicht exakt ausgearbeitet werden und konkrete Maßnahmen festgesetzt werden. Dies wird in der vorliegenden artenschutzrechtlichen Prüfung negiert, spielt in der Umweltprüfung ent- sprechend keine Rolle und fehlt damit auch in der Satzung. Diese Unterlagen sind nachzubessern und erneut in einer Öffentlichkeitsbeteiligung aus- zulegen. 14.33 Unter 8.2 Fledermäuse auf S. 20 des ASchrFB heißt es: „Abweichend von der grundsätzlich anzuwenden- Kenntnisnahme den Einzelfallprüfung für Arten des Anhang IV der Das zitierte Vorgehen berücksichtigt sehr wohl die FFH-Richtlinie werden die im Plangebiet nachge- artspezisch unterschiedlichen Empfindlichkeiten wiesenen und vorhabensbedingt betroffenen Fle- gegenüber den Vorhabenswirkungen. Keine der dermausarten im Folgenden als Gruppe behan- Wirkungen bleibt bei einer einheitlichen Betrach- delt. Dies erscheint insofern zulässig, als dass die tung der Fledermäuse als Gruppe unbeachtet. möglichen artspezifischen Wirkungen nicht nur für Dies gilt auch für den Wirkfaktor Licht (s.o.). die jeweilige Art angenommen und ggf. wirkungs- mindernde artbezogene Maßnahmen genannt werden, sondern für alle Arten angenommen wer- den. Es ist also ausgeschlossen, dass artspezifi- sche Wirkungen unbeachtet bleiben.“ Offensicht- lich ist es hier nicht bekannt, dass es durchaus artspezifische Unterschiede bei den Fledermäu- sen zu Lichtemissionen gibt, sodass artspezifsche Maßnahmen geplant werden müssen. 14.34 „Tagesverstecke und Balzquartiere sind gemäß Ein Ausgleich der verlustigen Tagesquartiere ist LBVSH & AfPE (2016) nicht als essenzielle Le- nicht erforderlich, da im näheren und weiteren bensstätten für Fledermäuse anzusehen. Da im Umfeld der Plangebietes zahlreiche Altbäume mit Umfeld des Plangebietes ausreichend Habi- Tagesquartierpotenzial vorhanden sind. Diese tatstrukturen mit einer Eignung für Tagesverstecke liegen z. B. im Siedlungsbereich, entlang der und Balzquartiere vorhanden sind bzw. erhalten Bahnlinie, im Talraum der Schmalfelder Au sowie bleiben, in welche die Fledermäuse wechseln im Talraum der Osterau. Zudem ist zu berücksich- können, wird trotz des Verlusts von Tagesverste- tigen, dass die Altbäume mit Tagesquartierpoten- cken im Eingriffsbereich die Funktionalität der zial innerhalb des Plangebietes größtenteils erhal- Fortpflanzungs- und Ruhestätten im räumlichen ten bleiben. Die Erhaltung der ökologischen Funk- Zusammenhang vollständig erhalten bleiben.“ Es tionalität der Fortpflanzungsstätte im räumlichen fehlt die Verortung der Habitatstrukturen mit einer Zusammenhang ist im Zusammenhang mit Ta- Eignung für Tagesverstecke und Balzquartiere. gesquartieren nur dann nicht gegeben, wenn im Ein Nachweis einer ausreichenden Zahl dieser Umfeld der verlustigen tagesquartiere keine aus-

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Habitate erfolgt hier nicht. Eine erhebliche Schädi- reichenden Ausweichmöglichkeiten bestehen. gung der lokalen Populationen kann mangels die- Dies ist nur der Fall, wenn die in Anspruch ge- ser Daten nicht ausgeschlossen werden. Die voll- nommenen Gehölze in einem sehr gehölzarmen ständige Erhaltung der ökologischen Funktionalität Landschaftsraum liegen. Dies ist im Zusammen- der Fortpflanzungsstätte im räumlichen Zusam- hang mit den Planungen nicht der Fall. menhang kann nicht angenommen werden. Durch das Maß der baulichen Nutzung mit der GRZ 0,8 bleiben nur 20% freie Fläche auf den Gewerbe- grundstücken erhalten und der Anteil an öffentli- chen und privaten Grundflächen ist demge- genüber sehr gering. Damit kann nicht wie auf Seite 20 behauptet, werden, dass noch eine Eig- nung als Jagdhabitat gegeben ist. Das Zugriffs- verbot wird verletzt. 14.35 In ca. 100 m Entfernung von der Erschließungs- Kenntnisnahme. Es ist wenig wahrscheinlich, aber straße an südlich der B4 befinden sich Wochen- durchaus möglich, dass die Bechsteinfledermaus stubenquartiere von Bechsteinfledermäusen (Myo- im weiteren Umfeld des Plangebietes vorkommt. tis bechsteinii), eine weitere in ca. 400 m Entfer- Entscheidend für die Eingriffsbewertung ist die nung im FFH-Gebiet, sonographisch nachgewie- Bedeutung des Plangebietes als Quartierstandort sen. Es besteht auch der Verdacht auf Winter- und/oder Jagdgebiet der Art. Diese wird für die quartiere in diesem Gebiet. Diese Art ist beson- Bechsteinfledermaus als gering eingestuft. Es ist ders licht- und geräuschempfindlich und damit nicht auszuschließen, dass das Plangebiet von durch die Erschließung und den Betrieb des Ge- der Art vereinzelt überflogen wird, eine besondere werbegebiets Süd stark gefährdet. Die Art findet oder gar essenzielle Bedeutung kann dem Plan- sich in den Roten Listen von Schleswig-Holstein gebiet nicht zugeschrieben werden. Die Bechst- und Deutschland als stark gefährdet. einfledermaus bevorzugt deutlich Gebiete mit strukturreichen Waldbeständen. 14.36 Bernotat und Dierschke (Übergeordnete Kriterien Kenntnisnahme. Die zitierte Veröffentlichung ist zur Bewertung der Mortalität wildlebender Tiere im bekannt. Die Erkenntnisse sind seit Längerem Rahmen von Projekten und Eingriffen, 3. Fassung bekannt und sind auch der Arbeitshilfe "Fleder- 2016) listen die Fledermausarten in Abb. 3 auf mäuse und Straßenbau" (LBV SH 2011) zu ent- Seite 33 im Hinblick auf die populationsbiologische nehmen, die die landesspezifische Grundlage zur Sensitivität gegenüber anthropogener Mortalität in Beurteilung von Beeinträchtigungen von Fleder- den Stufen 4 - eher hoch bis 2 - sehr hoch auf der mäusen bei verschiedenen Planungen darstellt. 9-stufigen Skala. Für den Mortalitäts- Die Fassung von 2011 liegt den Artenschutzbe- Gefährdungsindex liegen Breitflügelfledermaus richten für die B-Pläne Nr. 58 und Nr. 61 zugrun- (II.5), Teichfledermaus (II.4) und Bechsteinfleder- de. Kürzlich ist eine überarbeitete Fassung er- maus (II.4) im roten Bereich, Großer Abendseg- schienen. ler(III.6), Braunes Langohr (III.6), Fransenfleder- maus (III.6) und Rauhautfledermaus (III.7) im orangenen Bereich und die Zwergfledermaus im gelben Bereich (IV.8). Als Aggregation von Popu- lationsbiologischem Sensitivitätsindex und Natur- schutzfachlichem Wert- Index hat diese Zuord- nung eine artspezifische Bedeutung mit Konse- quenzen für die Behandlung in planerischer Hin- sicht um die eingriffsbedingte Mortalität zu ermit- teln. Im vorliegenden artenschutzrechtlichen Fachbeitrag werden nur pauschalisierte Aussagen zu der ganzen Artengruppe gemacht. Da Fleder- mäuse populationsbiologisch betrachtet generell zu den K-Strategen gehören müssen hier beson- ders hohe Ansprüche an die Bewertung anthropo- gener Störungen gestellt werden. Diesem An- spruch wird der ASchrFB nicht gerecht. 14.37 Fledermäuse haben eine Strukturbindung beim Die Aussagen sind korrekt. Die Hinweise auf kon- Flug, fliegen also entlang von Landschaftselemen- krete Quartiervorkommen von Breitflügelfleder- ten wie oberhalb von Wäldern, aber auch Gebäu- maus und Zwergfledermaus bestätigen die korrek- den (Großer Abendsegler), oder linearen Struktu- te Erarbeitung der Potenzialanalyse in den jeweili- ren wie Knicks, Fließgewässern und Straßen (z.B. gen Artenschutzberichten, die beide Arten als

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Breitflügelfledermaus). Damit sind anthropogen "vorkommend" aufführen. bedingte Verluste durch Maßnahmen zur Errich- tung eines Bauvorhabens und seinen Betrieb ab- zuschätzen. Nur so kann sichergestellt werden, dass die sogenannte Bagatellgrenze nicht überschritten wird und ein signifikant erhöhtes Tötungsrisiko eintritt. Beispielsweise liegen min- destens zwei Quartiere von Breit- flügelfledermäusen unmittelbar imSüden des BPlan 61-Gebiets. Die Ausflüge sind mit Photos und Filmen belegt, vom Leiter des Noctalis in Bad Segeberg bestätigt und bei der Fledermausstelle des NABU nach Lokaltermin mit Herrn Lensinger sind die Quartiere gemeldet. 14.38 Die Wochenstuben umfassen jeweils mindestens Es ist auch korrekt, dass mit Errichtung der umge- 10 adulte Individuen, die über den Flächen des setzten und geplanten Gewerbegebiete Nah- GGSüd bevorzugt jagen. Sie werden gefährdet rungshabitate der Breitflügelfledermaus verloren durch Licht, da sie Lichtquellen anfliegen und gehen. Die Art ist in hohem Maße an Grünlandflä- dadurch leicht zu Verkehrsopfern werden können chen im Umfeld ihrer Gebäudequartiere angewie- (Handbuch der Fledermäuse Europas und Nord- sen. Dabei werden beweidete Flächen bevorzugt. westafrikas, Dietz, Helversen, Nill, Kosmos 2017 Es ist aber offensichtlich, dass zum einen zwi- und Bernotat-Dierschke, s.o. S. 130). Der prog- schen Siggenweg und Segeberger Straße sowie nostizierte Verkehr von ca. 12000 Kfz/Tag auf der zum anderen südlich der Segeberger Straße Erschließungsstraße von der B4, bzw. auf der B4 Grünlandkomplexe vorhanden sind, die großflä- selbst, die GGSüd-bedingt höhere Frequenzen chig und gut strukturiert ausgebildet sind. Ausrei- aufweisen wird, dürfte gerade in den Frühjahres- chende Jagdhabiate stehen somit in Quartiernähe und Herbstmonaten zu einer signifikanten Erhö- nach wie vor zur Verfügung. Ein verstärktes Aus- hung des Tötungsrisikos führen. Die weitreichende weichen auf die Grünlandbereiche östlich der Versiegelung im gesamten BPlan-Gebiet wird B 206 muss somit nicht zwingend abgeleitet wer- auch zum Aufsuchen weiter entfernter Nahrungs- den. reviere führen und damit durch den Überflug der Es ist selbstverständlich nicht auszuschließen, B206 (Siggenweg-Redder unterbrochen, Überflug dass Breitflügelfledermäuse nicht auch die Grün- auf Strassenhöhe wegen Dammlage) zu einem landkomplexe östlich der B 206 zum Jagen nut- erhöhten Tötungsrisiko beitragen. Bernotat und zen. Die Art fliegt aber weniger strukturgebunden Dierschke (Lit. s.o.) belegen das signifikant erhöh- als beispielsweise die kleineren Arten der Gattun- te Kollisionsrisiko von Fledermäusen an Straßen. gen Pipistrellus und Myotis. Ein Überflug "auf Bechsteinfledermaus, Wasserfledermaus und Straßenhöhe" wegen der Dammlage ist daher Teichfledermaus zeigen ein sehr hohes Kollisions- nicht zwingend abzuleiten. Vielmehr ist davon risiko. Ein hohes Kollisionsrisiko weisen Fransen- auszugehen, dass die Breitflügelfledermaus die fledermaus und Zwergfledermaus (europaweit Gehölzreihe entlang des Siggenwegs als Leit- höchste Totfundzahlen) auf. Mindestens zwei struktur nutzt, die sich östlich der B 206 fortsetzt. Zwergfledermauskolonien befinden sich in Ge- Aufgrund der Orientierung an den Gehölzen und bäuden ndl des Siggenwegs/südlich des BPlan- der vergleichsweise geringen Breite der Trasse 61-Gebiets (Filmnachweis und Sonographie, be- der B 206 ist für die Breitflügelfledermaus nicht stätigt vom Leiter des Noctalis/Bad Segeberg, davon auszugehen, dass sie einem erhöhten Kol- gemeldet bei der NABU-Fledermausstelle nach lisionsrisiko ausgesetzt ist. Lokaltermin mit Herrn Lensinger). Aber selbst bei Die Breitflügelfledermaus ist wenig lichtempfind- einem niedrigen allgemeinen Kollisionsrisiko kann lich. Sie nutzt u. a. Lichtquellen zur Insektenjagd. situationsspezifisch eine signifikant erhöhte Morta- Ein sich hieraus ergebendes Kollisionsrisiko ist für lität auslösen (s. vorstehend für Breit- die Planungen zum B-Plan Nr. 61 nicht zu erken- flügelfledermaus). nen, da innerhalb des geplanten Gewerbegebietes keine hohen Geschwindigkeiten für Fahrzeuge erlaubt sind. Die Zwergfledermaus und weitere Arten bevorzu- gen auf ihrer Jagd deutlich strukturiertere Land- schaftsausschnitte und jagen hauptsächlich im Windschatten von Gebäuden, Waldrändern und linearen Gehölzbeständen. Diese sind im näheren Umfeld um die Siedlungsquartiere verstärkt in den Talbereichen von Ohlau und Schmalfelder Au

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sowie in den knickreichen Offenlandbereichen beiderseits der Segeberger Straße zu finden. Ein erhöhtes Kollisionsrisiko, dass sich durch Jagdha- bitat-Verlagerung ergeben könnte, ist nicht abzu- leiten. 14.39 Insekten und Licht Entsprechende Aussagen zu Lichtimmissionen Kenntnisnahme gelten auch für den Schutz von Insekten. Die Die Straßenbeleuchtung ist kein Regelungsinhalt Auswirkungen falsch konzipierter Lichtanlagen des B-Plans und damit außerhalb des B- (Beleuchtungsstärke, Lichtfarbe, Dauer der Planverfahrens zu klären. Lichtemission) führen zu erheblichen Nachteilen durch die Tötung von Insekten. Zu beachten ist die Grundsätzlich ist es aktuell u. a. aus Gründen des gebietstypische Unzumutbarkeit, da durch die Insektenschutzes sinnvoll, insekten- und fleder- noch vorhandene relative Reichhaltigkeit der Bio- mausfreundliche Beleuchtungsmittel (z. B. LED) zönose eine zu große Zahl von Insekten getötet mit warmweißem Licht zu verwenden, die zudem wird und damit das Insektensterben verschärft nach unten abstrahlend ausgerichtet sind. Ein wird. Die Lebensgemeinschaft in den nahen FFH- entsprechender Hinweis wird in die Planunterla- T und Naturschutz-Gebieten lebt von den Insekten gen aufgenommen. als einer biomassedominierenden Komponente zur Aufrechterhaltung des ökologischen Gleich- gewichts. Die Vorbelastung durch Lichtemissionen in den neuen BPlangebieten nördlich der Osterau, südlich der Bimöhler Straße ist bereits erheblich. Die Umgehungsstraße trägt ihren Teil zur weiteren Verringerung der Insektenzahlen in der Oster- auniederung bei. 14.40 BPlan 58-1: Die Aussagen zum Schutzgut Tiere/Fledermäuse Die Anmerkung bezieht sich nicht auf Regelungs- und Insekten wie vorstehend zum BPlan 61 gelten inhalte des B-Plans Nr. 61. vollinhaltlich auch für den BPlan 58-1! Zusätzlich ist anzumerken: An dem zu den beiden festgesetzten Bäumen direkt benachbarten Wendekreisel der Erschlie- ßungsstraße steht eine neu errichtete Straßen- lampe, die grellweißes Licht in großer Höhe weit in die Umgebung abstrahlt. Sowohl die direkt be- nachbarten „Fledermausbäume“, als auch die nahebei angebrachten Fledermauskästen („Er- satzquartiere“) werden rechtlich unzulässig ange- strahlt (s.u. zu Fledermäuse und Licht). Damit wird gegen den Verbotstatbestand Abs. 1 Nr. 2 des BNatSchG verstoßen: Es ist verboten 2. Tiere der streng geschützten Arten und der europäischen Vogelarten während der Fortpflan- zungs-, Aufzucht-, Mauser-, Überwinterungs- und Wanderzeiten erheblich zu stören; eine erhebliche Störung liegt vor, wenn sich durch die Störung der Erhaltungszustand der lokalen Population einer Art verschlechtert. Die Straßenlampe ist an dieser Stelle abzuschal- ten. 14.41 Hinzuzufügen ist, dass von uns bereits gerügt (28.03.2019) und Beschwerde darüber vorgetra- Kenntnisnahme gen wurde, dass die vorhandenen Ersatzquartiere Die Umsetzung der Maßnahme gehört nicht zu immer noch nicht erstellt sind. Damit wird auch den Regelungsinhalten des B-Plan Nr. 61. gegen die Satzung zum BP58 verstoßen: BP58-1.6.8.5 ZuTeil B -Text IV. NACHRICHTLI- Zur Info: Die 4 künstlichen Ersatzkastenquartiere (Kom- CHE Ü̈ BERNAHMEN / HINWEISE – Artenschutz bination aus wartungsfreien Spaltenkästen und war- „Fü r den Verlust von zwei Bä̈ umen mit potentiellen tungsfreien und nicht in Brutvogel-Konkurrenz stehen-

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Wochenstubenquartieren fü r Fledermä̈ use sind den Fledermausgroßraumhöhlen) sollten gemäß Aus- vorgezogen und ortsnah 4 Ersatzquartiere aufzu- sagen des GOF des B-Plans Nr. 58 vorgezogen und haängen (CEF- Maßnahme). Es wird jeweils eine ortsnah in dem Gehölzsaum am Südwestrand aufge- Kombination aus wartungsfreien Spaltenkästen hängt werden, der gleichzeitig den Ostrand des Gel- tungsbereichs des B-Plans Nr. 61 darstellt. sowie wartungsfreien und nicht in Brutvogelkon-

kurrenz stehenden Fledermausgroßraumhöhlen

der Firma Hasselfeldt empfohlen, die in Clustern

von je einem Spalten- und einem Höhlenkasten

ortsnah aufgehängt werden sollten.“ Diese CEF-

Maßnahme wurde widerrechtlich bis heute nicht

durchgeführt. Erst nach Aufforderung wurde der

vierte Kasten aufgehängt. Alle 4 Kä̈ sten sind vom Die Anmerkung bezieht sich nicht auf Regelungs- gleichen einfachen Typus. Weder die vorgeschrie- inhalte des B-Plans Nr. 61. benen Spaltenkästen, noch die vorgeschriebenen Fledermaus-Großraumhöhlen sind angebracht. Sie entsprechen damit nicht den Anforderungen an den Ausgleich. Die vorhandenen falschen, einfachen Fledermaushöhlen sind frei aufgehä̈ ngt (schwingen schon bei geringem Wind) und werden teilweise von Meisen als Nisthöhlen bezogen, da sie nicht spezifisch genug fü r die ausschließende Nutzung durch Fledermäuse konstruiert sind. Am 10.03.2020 wurden die Fledermaushö̈ hlen von Beschäftigten des Gartenamts „gereingt“. Dabei wurden Nester entfernt und evtl. auch Fledermäu- se gestö̈ rt. Damit wird gegen § 44 Absw. 1 BNatuSchG verstoßen. 14.42 Es handelt sich, wie bereits ausgeführt, um deut- Die Anmerkung bezieht sich nicht auf Regelungs- lich mehr Bäume mit Fledermaus-Ruhehabitaten. inhalte des B-Plans Nr. 61. Zum Einen wurden die Großbäume am Siggen- weg nicht auf Fledermäuse untersucht mit der Begründung, dass sie erhalten bleiben (was zum Teil wie beschrieben nicht eingehalten wurde). Zum Anderen sind am Knick K511+540 an der Südwestgrenze des BP58-Gebiets erhebliche Fledermaus-Ruhestätten vorhanden, die hier nicht berücksichtigt wurden. Dies hat zur Folge, dass Schädigungstatbestände nach § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG eintreten werden. Gerade die Maß- nahme Bauzeitenregelung zur Gehölzbeseitigung verhindert nicht die Tötung von Individuen, da mehr Winterquartiere auch in diesen Flächen wie beschrieben zu erwarten sind und auch auf die nicht zu beseitigenden Winterquartierbäume ent- sprechende erheblich schädliche Umwelteinwir- kungen auftreten werden. 14.43 Im GOF BPlan 58-1 heißt es unter 3.2.2 Tie- re/3.2.2.1 Tiere - Bestand Säugetiere: Im Süden und Südwesten sind randlich am Plan- gebiet weiterhin alte Weiden, Schwarz-Erlen und Stiel-Eichen vorhanden, die größere Spalten, Stamm- oder Astabrisse, Totholz und/ oder Aus- faulungshöhlen aufweisen (siehe Höhlenbaumkar- tierung, B.I.A. 2018). Für die randlichen bestehen somit Tagesquartiereignungen für Fledermäuse. Im südlichen Geltungsbereich weisen wenige Bäume eine Eignung als Wochenstubenquartier auf. Ein Potenzial als Winterquartier für Fleder- mäuse zeigte bereits 2018 kein Gehölz im überplanten Gebiet.

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14.44 Mit dieser Aussage wird die Aussage im Gutach- Eine Struktur im benannten Gehölzbestand wurde ten desselben Gutachters im BPlan 61-Entwurf- im Rahmen des B-Plans Nr. 61 im Jahr 2020 vor- GOF widersprochen. Das „Gehölz“ an der sorglich als Winterquartier kartiert. Dies hat jedoch südwestlichen Grenze weist Tagesquartier-, Wo- keine Auswirkungen auf die ehemaligen Bewer- chenstubenquartier- und Winterquartierpotential tungen, da die Quartierstruktur erhalten bleibt, weil auf (und wird auf Grund eigener Messungen mit die Bäume im rechtsgültigen B-Plan Nr. 58 bereits zwei verschiedenen professionellen Ultraschall- als "zu erhaltend" festgesetzt werden. messgeräten auch entsprechend faktisch genützt). Damit stimmen auch die Bewertungen unter 3.2.2.2 nicht und auch nicht die Festsetzungen im Entwurf der Satzung. Ein Schutz der Fledermäuse im besonders genutzten Grenzbereich zum BPlan 61 ist durch geeignete Festsetzungen im Randbe- reich („öffentliche Grünfläche“) zu gewährleisten. Entsprechende Aussagen gelten zu den veran- schlagten Restknickflächen im BP 61Gebiet, K532(Osten) und K531(Westen). 14.45 Nichtbeachtung des Hinweises auf das Vor- kommen von besonders geschützten Wirbello- senarten im Knick 511/540 des geplanten Ge- werbegebiets Süd und benachbarten Arealen: Schutzgut Tiere - Wirbellose: Kenntnisnahme 1. Moschusbock - Aromia moschata: Grundsätzlich war davon auszugehen, dass auch Ich hatte in meiner Stellungnahme zum BPlan 58 im Geltungsbereich des B-Plans Nr. 61 verschie- auf das Vorkommen des Moschusbocks in den dene national besonders geschützte Arten weit Kopfweiden hingewiesen. Auf Seite 10 stand da- verbreitet waren, wie z. B. der Moschusbock, ver- zu: schiedene Laufkäfer-Arten oder die Weinberg- „Ergänzungen zu 6 Bestand: schnecke. Es wurde daher im Rahmen der Ermitt- Moschusbock (Aromia moschata): lung der Kompensationsmaßnahmen ein funktio- Die genannten Kopfweiden sind typischer Lebens- naler Kompensationsansatz gewählt. Damit konn- raum des mehrfach beobachteten Moschusbocks. te im Rahmen der erforderlichen naturschutzrecht- Die Art ist gemäß BNatSchG und BArtSchV "be- lichen Kompensation gewährleistet werden, dass sonders geschützt". Wegen der nicht artangepass- die Lebensstätten der nur national besonders ge- ten Begehungszeiten zur Entdeckung der Adulten schützten Arten hinreichend berücksichtigt wur- konnte diese wichtige Kopfweidenart nicht ent- den. deckt werden. Entsprechende Aussagen können auch zu anderen besonders und streng ge- schützten Arten aus den im Gebiet artenreich vor- kommenden Gruppen der Laufkäfer und der Wild- bienen gemacht werden.Bild vom 27.5.2018, Sig- genweg 5b, männlicher Moschusbock, zu Gast im Garten: ... Seite 11: Dazu heißt es vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit:" Welche Schutzmaßnahmen für besonders geschützte und streng geschützte Arten gelten, ist in den Paragra- fen 44 ff des BNatSchG festgelegt. In Paragraf 44 finden sich die geltenden Vorschriften zu Zugriffs- verboten, Besitzverboten und Vermarktungsverbo- ten. Die Zugriffsverbote – wie zum Beispiel Tö- tungsverbote, Entnahmeverbote, Verletzungsver- bote – gelten sowohl für besonders geschützte wie auch für streng geschützte Arten. Erhebliche Stö- rungen sind während der Fortpflanzungs-, Auf- zucht-, Mauser-, Überwinterungs- und Wanderzei- ten zu unterlassen. Erhebliche Störungen liegen vor, wenn sich durch die Störung der Erhaltungs- zustand der lokalen Population verschlechtert." Da

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im weiteren Umkreis keine größeren Weichholz- auen oder Kopfweidenreihen mit Altbäumen vor- handen sind, ist hier von einer lokalen Population dieser geschützten Art auszugehen. Bei allen Eingriffen an mit Bockkäfern besetzten Bäume ist eine naturschutzrechtliche Genehmigung erforder- lich. Der Moschusbock legt seine Eier in vorge- schädigtes Frischholz. Die Larven fressen das Weidenholz. Besonnte Stämme und Starkäste werden bevorzugt. Nach drei Jahren folgt die Ver- puppung. Von Ende Mai bis September sind die tagaktiven Käfer in der Umgebung bei der Nah- rungsaufnahme (Zuckersäfte) unterwegs. Bei ge- nehmigten Entlastungsschnitten zur Verringerung der Windlast müssen deshalb einzelne Starkäste stehen bleiben. Bei genehmigten Fällungen müssen entsprechende Neuanpflanzungen an sonnigen, windgeschützten Stellen in direkter Nähe durchgeführt werden.“ 14.46 Und in der Stellungnahme zum Artenschutzbeitrag schrieb ich: „Moschusbock (Aromia moschata): gemäß BNatSchG und BArtSchV der Schutzstatus „besonders geschützt“ Trotz ihrer gut erhaltenen Population im Plangebiet wurde die Art nicht berücksichtigt. Sie muß entsprechend abgehan- delt werden, um Störungs- und Tötungsverbot nicht wirksam werden zu lassen.“ Der Arten- schutzrechtliche Fachbeitrag wurde nicht entspre- chend aktualisiert. 14.47 Und zum Schutzgut Tiere hatte ich entsprechend vermerkt: „• erheblich erhöhte Gefährdung der lokalen Mo- schusbockpopulation durch falsche Baumpflege und Baumfällung, besonders von Weiden“ In den Abwägungsvorschlägen zu meiner Stellungnahme zum ursprünglichen BPlan 58 wurde das genannte und dokumentierte Moschusbockvorkommen nicht erwähnt. Dies ist ein eindeutiger Verstoß gegen den Artenschutz und stellt ein Abwägungsdefizit dar. In den Erläuterungen zur Kartierung von ge- setzlich geschützten Biotopen in SH, 2015 steht dazu: „Neben der Beachtung der Fristen gemäß LNatSchG sind auch weitere Belange des Arten- schutzes bei Knick- und Heckenpflege zu beach- ten (z. B. Larvenhabitate des Moschusbockes in Weidenstämmen...“. Aus diesem Grund weise ich mit allem Nachdruck noch einmal auf dieses Vorkommen der beson- ders geschützten Art (BNatSchG § 7 Abs. 2 Nr.13 und Nr.14, inkl. EG-VO Nr. 338/97) in den Kopf- weiden im Grenzgebiet von BPlan-58(1. Ände- rung) und 61 hin. Auch verweise ich auf die ver- pflichtenden Pflegemaßnahmen. Im weiten Um- kreis sind keine weiteren Vorkommen und auch keine weiteren Kopfweidenbestände mit entspre- chendem Alter bekannt, weshalb die lokale Popu- lation mit besonderer Umsicht zu beachten ist. 14.48 2. Laufkäfer - Carabidae

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Nicht beachtet wurden die Laufkäfer, von denen einige Arten im Gebiet vorkommen, darunter auch Calosoma auropunctatum. Dies mag an Begehun- gen zu klimatisch ungeeigneten Zeitpunkten lie- gen. Obwohl im GOF BPlan58-1 auf Seite 6 unter „Besonders und streng geschützte Arten gemäß § 7 Abs. 2 BNatSchG“ steht, dass mit dem Vorkom- men von Laufkäferarten zu rechnen ist, wurden zu den Insekten keine entsprechenden Untersuchun- gen durchgeführt. Es heißt auf Seite 9 nur: „Im Rahmen des B-Plans Nr. 58 erfolgte eine Erfas- sung relevanter Tierarten (Brutvögel, Fleder- mäu- se mit Höhlenbaumkartierung, Amphibien) sowohl durch gezielte Geländeerhebungen innerhalb des überplanten Raumes und im nahen Umfeld (Sommer 2017) als auch durch eine Abfrage und Auswertung vorhandener Daten durch das Büro BIOLOGEN IM ARBEITSVERBUND (B.I.A.). Für alle weiteren Tiergruppen wurde eine reine Poten- zialanalyse auf Grundlage der Geländebegehun- gen und der Datenabfrage erarbeitet. Hier liegt ein Vergehen gegen die Naturschutzbe- stimmungen vor. Trotz meiner Stellungnahme der Öffentlichkeitsbeteiligung zum BPlan 58 mit der Nennung der Laufkäfer wurde die besonders schützenswerte Carabidaefauna nicht gezielt un- tersucht. Der § 44 BNatSchG wird widerrechtlich nicht beachtet. 14.49 Im folgenden Umweltbericht zum BPlan58-1 wird auf Seite 7 wiederholt, dass mit dem Vorkommen von besonders und streng geschützten Laufkäfer- arten zu rechnen ist. Auf Seite 13 findet sich in der Folge unter „2.1.1.6 Schutzgut Tiere“ die fol- gende Aussage: „Im Rahmen des B-Plans Nr. 58 erfolgte zur Er- fassung relevanter Tierarten sowohl gezielte Ge- ländeerhebungen im überplanten Raum und na- hen Umfeld als auch eine Abfrage und Auswer- tung vorhandener Daten (B.I.A. 2018)). Dabei beschränkten sich die Geländekartierungen auf die planungsrelevanten Artengruppen der Brutvö- gel, Fledermäuse (Höhlenbaumkartierung) und Amphibien. Für alle weiteren Tiergruppen wurde eine reine Potenzialanalyse auf Grundlage der Geländebegehungen und der Datenabfrage erar- beitet.“ Die Aussage zeigt, dass eine Berücksichtigung von bekannten Vorkommen ignoriert wird. Den Vorgaben des BNatSchG wird nicht Folge geleistet. In „Verhältnis der natur- schutzrechtlichen Eingriffsregelung zum Baurecht - Anlage: Hinweise zur Anwendung der natur- schutzrechtlichen Eingriffsregelung in der verbind- lichen Bauleitplanung“ heißt es dazu : „3.4 Beein- trächtigung gefährdeter Arten und angrenzender Lebensräume werden, unabhängig von gegebe- nenfalls nach § 44 Abs. 4 BNatSchG erforderli- chen Maßnahmen, in den Fällen der Nummer 3.1 und 3.2 von dem Eingriff gefährdete Pflanzen- und Tierarten (Rote Listen- Arten) betroffen, so sind –

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gegebenenfalls über die in den o.g. Nummern genannten Ausgleichsmaßnahmen hinaus – Aus- gleichsmaßnahmen erforderlich, durch die die gestörten Standort- und Habitatbedingungen wie- derhergestellt werden. Der Umweltbericht erfüllt nicht diese an ihn gestellten Anforderungen und wird als unvollständig zurückgewiesen. Im Um- weltbericht zum BPlan 61 werden die entspre- chenden unvollständigen Aussagen gemacht und deshalb gilt die vorstehende Stellungnahme ent- sprechend. 14.50 2. Weinbergschnecke - Helix pomatia Das gesagte gilt auch für die lokale Population der Kenntnisnahme Weinbergschnecke. Auch die lokale Population an Die Weinbergschnecke stellt eine besonders ge- und im Knickstreifen 511/540 hatte ich in der Stel- schützte Art, jedoch keine Anhang IV-Art dar. lungnahme zum BPlan 58 genannt und sie wurde in den Abwägungsvorschlägen mit keinem Wort Im Hinblick auf den besonderen Artenschutz nach erwähnt. § 44 Abs. 1 BNatSchG sind zwingend alle europa- Damit liegt auch hier ein Abwägungsdefizit vor. rechtlich geschützten Arten zu berücksichtigen Deshalb weise ich im Zusammenhang mit dieser (alle europäischen Vogelarten und alle in An- Stellungnahme zu den B-Plänen 58-1 und 61 noch hang IV der FFH-Richtlinie aufgeführte Arten). Die einmal auf das Vorkommen hin. Alleine in 2020 lediglich nach nationalem Recht besonders ge- hatte ich 9 Individuen markiert und immer wieder schützten und streng geschützten Arten können auf meinem Grundstück gefunden (jeweils wieder dann von der artenschutzrechtlichen Prüfung aus- freigesetzt an der BPlan-Grenze im Knick). Auch genommen werden, wenn es sich bei dem zu prü- die Weinbergschnecken sind nach Bundesarten- fenden Projekt um ein nach § 15 BNatSchG zu- schutzverordnung und FFH-Richtline (Anhang 5) lässiges Vorhaben oder ein Vorhaben im Sinne besonders geschützt und damit ist § 44 Abs. 1 Nr. des § 18 Abs. 2 Satz 1 BNatSchG handelt, das 1 und Abs. 2 BNatSchG zu beachten. Im Arten- nach den Vorschriften des Baugesetzbuches zu- schutzrechtlichen Fachbeitrag findet sich dazu lässig ist (Privilegierung gemäß § 44 Abs. 5 keine Erwähnung. Im Umweltbericht zum BPlan BNatSchG). 61 werden die entsprechenden unvollständigen Aussagen gemacht und deshalb gilt die vorste- hende Stellungnahme entsprechend. 14.51 Fazit: Berücksichtigung von Tierarten in den In den Artenschutzrechtlichen Fachbeiträgen sind Gutachten und Fachbeiträgen der BP58-1 und zwingend alle europarechtlich geschützten Arten 61 (europäische Vogelarten, Arten des Anhang IV der Der Artenschutzrechtliche Fachbeitrag und die FFH-Richtlinie) zu berücksichtigen. Die lediglich darauf aufbauenden Gutachten (GOF und Um- nach nationalem Recht besonders geschützten weltbericht) müssen aktualisiert werden, da die und streng geschützten Arten können von der Grundlagen für ihre Erstellung unvollständig sind. artenschutzrechtlichen Prüfung ausgenommen Im GOF BP58-1 fehlen unter „Besonders und werden, da es sich bei den zu prüfenden Projek- streng geschützte Arten gemäß § 7 Abs. 2 ten um Vorhaben im Sinne des § 18 Abs. 2 Satz 1 BNatSchG“ Arten, andere werden absolut unzu- BNatSchG handelt, die nach den Vorschriften des reichend „abgearbeitet“. BauGB zulässig ist (Privilegierung gemäß § 44 Abs. 5 BNatSchG). Grundsätzlich war davon auszugehen, dass in den Geltungsbereichen der B-Pläne verschiedene national besonders geschützte Arten weit verbrei- tet waren, wie z. B. der Moschusbock, verschie- dene Laufkäfer-Arten oder die Weinbergschnecke. Es wurde daher im Rahmen der Ermittlung der Kompensationsmaßnahmen ein funktionaler Kom- pensationsansatz gewählt. Damit konnte im Rah- men der erforderlichen naturschutzrechtlichen Kompensation gewährleistet werden, dass die Lebensstätten der nur national besonders ge- schützten Arten hinreichend berücksichtigt wur- den.

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14.52 Stattdessen heißt es z.B. im Artenschutzrechtli- Die Einwendung bezieht sich nicht auf Regelungsinhalte chen Fachbeitrag des BP58-1: des B-Plans 61. „Im Plangeltungsbereich ist nach der Umsetzung des B-Plans Nr. 58 aufgrund des hohen Versiege- lungsgrades nur noch mit dem Vorkommen weni- ger besonders geschützter (sämtliche vorkom- mende europäische Vogelarten, alle Amphibien-, Wildbienen- und Laufkäferarten, einzelne Säuge- tierarten) bzw. streng geschützter Arten (u. a. Fle- dermäuse) gemäß § 7 Abs. 2 Nr. 13 bzw. Nr. 14 BNatSchG zu rechnen. Diese Aussage ist wertlos, da sie nicht auf die aktuell vorkommenden Arten konkret eingeht (s.o.). Die vorliegende 1. Änderung des BPlans 58 hat die aktuelle Lage vor Ort zu berücksichtigen, von hoher Versiegelung kann noch lange nicht gesprochen werden. 14.53 Schutzgut Biologische Vielfalt Umweltprüfung B-Plan 61: „Umweltbericht“ Die Umweltprüfung bewertet das Schutzgut wie folgt: „Potentiell im Baumbestand vorhandene Fleder- mausquartiere würden aufgrund möglicher Vor- kommen seltener Arten aus dem Anhang IV der FFH- Richtlinie besondere Bedeutung besitzen. Dem übrigen Pflanzen- und Tierbestand wird be- Kenntnisnahme züglich der biologischen Vielfalt eine allgemeine Die getroffenen Aussagen sind korrekt. Bedeutung zugeordnet.“ Hier wird verkannt, dass in Nähe zum Gewerbe- Hier sind die Auswirkungen durch den weiter ent- gebiet Süd und damit auch zum Gebiet des fernt liegenden B-Plan Nr. 61 zu beurteilen. Aus BPlans 61 das FFH-Gebiet Osterautal liegt mit diesem resultieren keine weitergehenden Beein- Immissionsgefährdung durch Bau und Betrieb des trächtigungen; auch kumulative Schädigungen Gewerbegebiets und das FFH-Gebiet Mittlere sind ausgeschlossen. Stör, Bramau, Bünzau entsprechender Gefähr- dung. Damit kommt es zu einer potenziellen Ge- fährdung der dort vorhandenen gefährdeten und besonders gefährdeten Arten. Dazu zählen nicht nur alle vorkommenden Fledermausarten, sondern auch die Neunaugenarten. 14.54 Auf Seite 18 unter 2.2.1.7 werden die Auswirkun- gen wie folgt prognostiziert: „Es sind keine erheblichen Auswirkungen auf die biologische Vielfalt zu erwarten. Überörtlich be- Kenntnisnahme deutsame Schutzgebiete oder überörtlich bedeut- Die UNB hat in ihrer Stellungnahme das Ergebnis same Lebensräume besonders gefährdeter Arten der FFH-Verträglichkeitsvorprüfung zum B-Plan sind nicht betroffen. Nr. 61 als korrekt akzeptiert. Diese Prognose entbehrt jeglicher Grundlage. Die Die gutachterliche Bewertung der Wirkungen ist Verfasser des Umweltberichts haben sich nicht hinreichend belegt. Der unbegründeten Vermu- einmal die Mühe gemacht ihre per Copy and Pas- tung einer fehlerhaften Bewertung kann nicht bei- te-Methode verfasste Zusammenstellung auf den getreten werden. B-Plan 61 zu spezifizieren, wie sich beispielsweise auf Seite 21 offenbart:

UB „Im Folgenden werden einige für den B-Plan Nr. Berichtigung erfolgt. 58 möglichen Wirkungsfolgen dargestellt, die durch die Wechselwirkungen ausgelöst werden.“ Allerdings werden im Folgenden dann einige der relevanten Wirkungsfolgen angerissen, wie im Zusammenhang mit Bodenversiegelung, Gehölz- verlust, Luftschadstoff- und Lärm-Immissionen. Wie weiter vorstehend ausgeführt fehlt der Ein-

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fluss von Licht. Unter „2.2.3.1 Auswirkungen auf Natura 2000- Gebiete“ wird behauptet: “...Die Möglichkeit von Beeinträchtigungen von Zielarten des FFH-Gebiets (Arten des Anhang II FFH- RL sowie charakteristische Arten der Le- bensraumtypen) kann aufgrund der fehlenden Auswirkun gen des Projekts ebenfalls ausge- schlossen werden. Das Projekt wird damit insge- samt zu keinen Beeinträchtigungen des Gebiets in seinen für die Erhaltungsziele oder den Schutz- zweck maßgeblichen Bestandteilen führen.“ 14.55 Zur FFH-Verträglichkeitsvorprüfung des BPlans 61 Die FFH-Verträglichkeitsvorprüfung der selben Firma BDA wie der Umweltbericht wird als Grund für diese Behauptungen genannt und deshalb im Folgenden dazu Stellung genommen: Kenntnisnahme B-Plan Nr. 61 "Gewerbegebiet Süd II" der Stadt Die UNB hat in ihrer Stellungnahme dem Ergebnis Bad Bramstedt, Kreis Segeberg FFH- der FFH-Verträglichkeitsvorprüfung zum B-Plan Verträglichkeitsvorprüfung gemäß § 34 BNatSchG Nr. 61 zugestimmt. für das FFH-Gebiet DE-2026-303 "Osterautal" Die Beschränkung der Verträglichkeitsvorprüfung auf das FFH-Gebiet Osterautal ist unzulässig, da durch den möglichen Eintrag von Schadstoffen aus dem Bau und Betrieb auf dem Gelände des BPlans 61 auch Auswirkungen auf das FFH- Gebiet Mittlere Stör, Bramau, Bünzau möglich sind. Signifikante Wirkungen ergeben sich unter Berücksichtigung des Umfelds im FFH-Gebiet Osterautal. Unter „Erläuterung zu den Monitoring- Ergebnissen aus der FFH-Gebiets- und Vogel- schutzgebiets- Suche“ (schleswig- holstein.de/DE/Fachinhalte) sind Übergangs- und Kontaktbiotope bei FFH-Gebietenzu berücksichtigen: „Übergangsbiotope sind Biotope, die auf Grund ihrer individuellen Ausprägung gemäß den fachli- chen Vorgaben (u. a. Schleswig-Holstein spezifi- sche LRT-Steckbriefe) nicht eindeutig einem Le- bensraumtyp (LRT) gemäß Anhang I FFH-Fauna- Floar-Habitat Richtlinie zugeordnet werden kön- nen. Übergangsbiotope werden einem - in der Regel dem räumlich direkt angrenzenden - Be- zugs-LRT zugeordnet, da für den jeweiligen LRT bestimmende Arten an der Vegetation signifikant beteiligt sind oder besondere LRT-spezifische Strukturen/Funktionen vorhanden sind. Bei Pla- nungen sind die Ausprägungen der Übergangsbio- tope, hinsichtlich einer eindeutigen Zuordnung zu einem LRT, zu prüfen. 14.56 Diese Definition trifft auf das Landschaftsschutz- Kenntnisnahme gebiet im Anschluß an den westlichen Endab- Es gibt eine FFH-Verträglichkeitsvorprüfung, die schnitt des FFH-Gebiets Osterautal (westlich der die Wirkungen des B-Plans Nr. 61, welche für das B206) zu. Das Gebiet (im wesentlichen die Flä- Schutzgebiet keine maßgebliche Relevanz haben, chen zwischen Osterau und Lohstücker Weg) wird angemessen und korrekt bewertet. im Managementplan zu keinem der dort genann- ten LRT zugeordnet. Besondere LRT-typische Arten kommen jedoch in der terrestrischen Vege- taton dieser Übergansbiotope vor (z.B. Arten von

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besonderer Beutung der LRT 6430 Feuchte Hoch- staudenfluren der planaren und montanen bis alpinen Stufe und LRT 9190 Alte bodensaure Ei- chenwälder auf Sandebenen mit Quercus robur, LRT nährstoffarmer Teich auf Moorboden und prioritäre LRT 91DO Moorwälder und 91EO Au- enwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excel- sior (Alno-Padion, Alnion incanae, Salicion albae). Eines der Schutzziele ist die Wiederherstellung des LRT Moorwald. 14.57 Die genannten LRT sind als besonders empfind- lich gegenüber Schadstoffeinträgen aus dem Ver- kehr bekannt. Hier sind insbesondere primäre Emissionsprodukte (Stickoxide und Kohlenstoffdi- oxid) zu nennen, sekundäre Emissionsprodukte (Salpetersäure, Nitrat, Feinstaub, Ozon) aber auch Straßen-, Karosserie- und Reifenabrieb (u.a. Fein- staub, viele Metalle und organische Schadstoffe). Das Verkehrsgutachten vom 13.7. 2018 prognos- tiziert nach einer arithmetischen Mittelwertbildung auf dem Gelände des BP58 2988 Kfz/24h davon 674 Lkw genannt. Unter 3.4 Verkehrsaufkommen potentieller Entwicklungsflächen werden 4 ha Net- tobaulandfläche für potentielle Gewerbefläche angeführt und darauf ein Verkehrsaufkommen von 1406 Kfz/24h bei 318 Lkw berücksichtig. Für 4 ha Nettobaulandfläche des Sondergebiets werden 7698 Kfz/24 h bei 68 Lkw berücksichtigt. Dabei werden für die B4 als durchschnittliche Tagesver- kehrsstärke beim Prognosenullfall 2030 auf dem Abschnitt westlich der Erschließungsstraße 7900 Kfz/24h, davon 360 Lkw-Anteil und für den Ab- schnitt östlich 7800 Kfz/24 h genannt. Der Prog- nose-Planfall zeigt danach 15100 Kfz/24h bei 740 Lkw-Anteil westlich und 12700 Kfz/24h bei 1040 Lkw östlich. 14.58 Das bedeutet, dass die Belastung der umliegen- den Gebiete durch die Zunahme von 7900 Kfz-360 Lkw/24h auf 13900 Kfz-890 Lkw/24 h im Bereich der Abzweigung der Erschließungsstraße steigen wird. Das bedeutet eine Steigerung um den Faktor 1,76 bei Kfz und bei Lkw um den Faktor 2,47. Entsprechend ist mit einer ungefähren Verdoppe- lung der Schadstoffemissionen zu rechnen und damit von einer deutlichen Verschlechterung des Erhaltungszustands der LRT im FFH-Gebiet Os- terautal. Für Menschen und allgemein tierische Organismen ist der typische Reifenzusatzstoff 6PPD hochgiftig (https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/35276 00418.mb79324d0055). 6PPD reagiert als An 17 tioxidationsmittel mit sauerstoffhaltigen Verbin- dungen, z.B. Ozon zu 6PPD-Chinon. Dieser Stoff ist an allen verkehrsreichen Orten der Welt zu finden und ein starkes Fischgift (tötet z.B. Lachs bei Konzentrationen in Wasser von 1 Mikrogramm/Liter, „Z Tian et al, Science, 2020, DOI: 10.1126/science. abd6951“ und „C J Walsh et al, J. N. Am. Benthol. Soc., 2005, 24, 706 (DOI: 10.1899/04-028.1)).

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14.59 Durch den relativ ähnlichen Stoffwechsel von Fi- schen und Rundmäulern ist anzunehmen, dass auch die vorkommenden Neunaugenarten (Arten von besonderer Bedeutung Anhang II FFH-RL) besonders empfindlich sind. Da der Wirkungsme- chanismus noch nicht genau bekannt ist muß als worst case-Annahme von einer vergleichbaren Toxizität ausgegangen werden. Allgemein ist aus Untersuchungen an Ratten bekannt, dass Leber, Nieren und blutbildendes System angegriffen wer- den. Neunaugen können dabei als Adulte auf dem Weg zu ihren mehr oder weniger weit auenauf- wärts gelegenenen Laichgebieten betroffen sein und viel intensiver ihre Larvenstadien (Querder), die mehr (Meerund Flußneunauge) oder weniger (Bachneunauge) weit im Verlauf von bis zu 18 Jahren auenabwärts über viele Stationen wan- dern. Dabei sind letztere im Sediment eingegra- ben und filtern zur Ernährung Mikroalgen aus dem Wasser. Da nur unbelastete bis mäßig belastete Fließgewässer angenommen werden, stellen Ein- träge von Nitrat (überwiegend aus dem motorisier- ten Verkehr) eine wesentliche Gefährdung dar. Die starke Nitratbelastung der Ohlau und die mangels Beschattung hohen Wassertemperaturen sind mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Grund für das dort fast vollständige Erlöschen der Vorkom- men dieser proritären Arten. Als Gefährdungsur- sachen werden organische bzw. hydrochemische Belastungen im Gewässer genannt. 14.60 Die Neunaugenarten im Gebiet sind: 1096 Bachneunauge (Lampetra planeri), RL SH 2002 3, BRD 2, besonders geschützt nach BNatSchG 1099 Flussneunauge (Lampetra fluviatilis), RL SH 2002 3, BRD 2 1095 Meerneunauge (Petromyzon marinus), RL SH 2002 2, BRD 2 Hinweis: Seit der Erstellung der Roten Liste SH Neunaugen und Fische haben sich die Bestände im Gebiet negativ entwickelt, sodaß eher von einer Erhöhung der Gefährdung um je eine Stufe aus- zugehen ist. 14.61 Im Berichtszeitraum 2013-2018 zum Erhaltungs- zustand der Lebensraumtypen gemäß der FFH- Richtlinie für die Arten des Anhangs II in Schleswig-Holstein wurde für die atlantische biogeografische Region (Bad Bramstedter Auen gehören dazu) folgende Ergebnisse für die Neunaugen veröffent- licht: Bachneunauge: Verbreitung günstig (d.h. weit verteilt, hauptsäch- lich in der Geest, Stör nur bis IZ); Population ungünstig - unzureichend Habitat ungünstig - unzureichend Zukunftsaussichten ungünstig - unzureichend Gesamtbewertung ungünstig - unzureichend Flussneunauge: Verbreitung ungünstig - unzureichend

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Population ungünstig - unzureichend Habitat ungünstig - unzureichend Zukunftsaussichten ungünstig - unzureichend Gesamtbewertung ungünstig - unzureichend Meerneunauge: Verbreitung ungünstig - unzureichend Population unbekannt (zu geringe Funde, oft nur von einer Laichgrube oder 1 - 2 Adulten) Habitat ungünstig - unzureichend Zukunftsaussichten unbekannt (hoffnungslos?) Gesamtbewertung ungünstig - unzureichend 14.62 Das Bachneunauge ist eine Art von Bedeutung, Flussneunauge und Meerneunauge sind Arten von Besonderer Bedeutung. Für alle Neunaugenarten hat Schleswig-Holstein eine nationale Verantwor- tung. Es ist anzunehmen, dass durch die räumli- che Nähe und die Hauptwindrichtung von Südwesten ein signifikant erhöhter Schadstoffein- trag in die nahe Osterau erfolgt und damit eine Verschlechterung des Erhaltungszustands der sehr kleinen lokalen Populationen im Osterautal stattfindet. Seit Jahren gibt es keine gesicherten Nachweise von Meerneunaugen, nur noch sehr wenige Flussneunaugen und wenige Bach- neuneugenfunde. stattfindet. Eine entsprechend sorgfältige FFH-Prüfung muß erfolgen. Eine nur geringfügig weitere Verschlechterung des Erhal- tungszustandes könnte im FFH-Gebiet zum Erlö- schen der Neunaugen führen, derentwegen hauptsächlich das FFH-Gebiet deklariert wurde. Zu berücksichtigen ist auch, dass die Schadstoff- last durch den kaum geschützten Wasserlauf der Osterau durch Bad Bramstedt getragen wird, auf dem Weg mit weiteren Schadstoffen angereichert wird und sich schließlich mit der Hudau zur Bra- mau vereinigt, Teil des FFH-Gebiets Mittlere Stör, Bünzau. 14.63 Konsequenzen für das FFH-Gebiet Mittlere Stör, Bramau, Bünzau: Aussagen zu der Situation der Neunaugenarten im FFH-Gebiet Osterau gelten entsprechend für das FFH-Gebiet Mittlere Stör, Bramau und Bünzau. Hier spielen jedoch Emissionen auf dem Luft- und dem Wasserweg eine Rolle und führen zu einer höheren Belastung des FFH-Gebiets Mittlere Stör, Bramau, Bünnzau. Dieses Gebiet ist für die Erhal- tung der Meerneunaugen und Flußneunaugen von besonderer Bedeutung und von Bedeutung für die Bachneunaugen und die Rapfen. Als übergreifendes Ziel ist die Erhaltung von Kontakt- lebensräumen wie offenen Seitengewässern, Quellen, Bruch und Auwäldern, Röhrichten, Seg- genriedern, Hochstaudenfluren, Streu- und Nass- wiesen und der funktionalen Zusammenhänge. Als Ziele für die Arten Meerneunauge und Flußneun- auge (von besonderer Bedeutung) gelten die Er- haltung - sauberer Fließgewässer mit kiesig- steinigem Substrat, - rmöglichst geringer anthro- pogene Feinsedimenteinträge in die Laichgebiete, - eines der Größe und Beschaffenheit des Gewäs-

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sers entsprechenden artenreichen, heimischen und gesunden Fischbestandes in den Neunau- gengewässern insbesondere ohne dem Gewässer nicht angepassten Besatz mit Forellen sowie Aa- len und - bestehender Populationen. 14.64 Von Bedeutung ist hier der Begriff des Kontaktbio- tops (Erläuterung zu den Monitoring-Ergebnissen aus der FFH-Gebiets- und Vogelschutzgebiets- Suche“ (schleswig-holstein.de/DE/Fachinhalte): „Kontaktbiotope sind eindeutig keine LRT, sondern grenzen an LRT oder Übergangsbiotope an und dienen der Sicherung und Stabilisierung der le- bensraumtypischen Funktionen. Kontaktbiotope sind naturnahe Biotope als Teil einer standortge- mäßen natürlichen Biotopabfolge, wie z. B. ein Bruchwald als äußerer, nicht mehr zum LRT ge- rechneter Teil des Verlandungsbereich eines Sees oder auch halbnatürliche Biotope, die einer land- wirtschaftlichen Nutzung unterliegen, wie z. B. Nass-/Feuchtgrünländereien im Umfeld von Moo- ren oder naturnahen Gewässern. Kontaktbiotope finden in der Flächenstatistik der LRT keine Berücksichtigung, sind jedoch bei Entwick- lungsüberlegungen beispielsweise im Rahmen der Managementplanung besonders zu würdigen. 14.65 Die Verknüpfung auf dem Wasserweg läuft über Kontakt- und Übergansbiotope wie folgt: 1. Nass-/Feuchtgrünländereien auf dem Gebiet des GGSüd mit hohem Grundwasserstand, d.h. die südliche Hälfte des Gebiets im Bereich BPlan 58 und BPlan 61 2. Schmalfelder Au-Verbandsgewässer Graben VG 142 BPlan 61/ BPlan 58/58_1 O->S->SO 500m, 3. Mündung VG 142 über Rohrverbindung unter dem Siggenweg in Schmalfelder Au- Verbandsgewässer VG 140, fließt 268 m nach Süden, Mündung VG 141, nach 172 m Querung der Straße Hamwinsel, 200m in einem 2020 rena- turierten Bachbett mit kiesig-steinigem Substrat, 4. Mündung VG 140 in die Schmalfelder Au mit 2020 renaturiertem Bachbett mit kiesig-steinigem Substrat, 400m; faktisches FFH-Gebiet; 19 5. Zusammenfluß mit der Ohlau zur Hudau, 2019 renaturiert mit vielen Mäandern und Bachbett mit kiesig-steinigem Substrat, FFH 6. Zusammenfluß mit der Osterau zur Bramau, FFH Die Schmalfelder Au hat die letzten aktiven Laichplätze der Flussneunaugen im Gebiet, auch deshalb wurde sie mit bislang mehreren Millionen DM, später Euro seit den Achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts an mehreren Stellen renatu- riert. Die folgende Karte zeigt die Renaturierungs- abschnitte 2020 (Kosten knapp 1 Million Euro). Damit soll diese Au zwischen A7 und Bad Bramstedt wieder auch für die Meerneunaugen ertüchtigt werden. Die folgende Hudau (Name für das Gewässer nach Zusammenfluss von Ohlau und Schmalfelder Au) wurde 2019 für ca. 400000 € renaturiert. Am folgenden Beginn der Bramau

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liegt der letzte aktive Nachweis der Meerneunau- gen. Bachneunaugen finden sich noch an mehre- ren Stellen. 14.66 Das VG 140 wurde renaturiert um das benötigte kiesig-steinige Substrat für den Bau der Eiabla- gemulde der Bachneunaugen und der Flussneun- augen zu schaffen. Bachneunaugen finden auch noch oberhalb des renaturierten Bereichs entlang dem Siggenweg geeignete Strukturen. Wichtig für den funktionellen Zusammenhang ist der unge- störte Wasserzufluss aus dem Gebiet östlich der B206. Die im Artenschutzrechtlichen Fachbeitrag genannten „Fische“ im VG 142 sind mit Sicherheit zumeist Dreistachlige Stichlinge. Sie kommen auch als Fressfeinde für die Eier und das erste Querderstadium der Neunaugen in Frage. 14.67

14.68 Im Mai 2020 wurde dem Graben VG142 am Knick K540 (Grenze BP61-BP58 durch einen weiter östlich im BP 58 angelegten neuen Graben das Wasser entzogen. Als Verstoß gegen das Tö- tungsverbot muß gewertet werden, dass sich zu diesem Zeitpunkt noch Jungstadien von Erdkröten und Grasfröschen und evtl. Moorfröschen im VG 142 aufhielten (ASRFB BPlan 58), die beim Zu- schütten des südlichen Grabenverlaufs zum Sig- genweg lebendig „beerdigt“ wurden. Dass noch Amphibien und evtl. auch Fische vorhanden waren zeigte sich am Besuch durch jagende Grau- und einen Silberreiher kurze Zeit vor der illegalen Akti- on. Zu meiner Beschwerde bei der Unteren Natur- schutzbehörde und schließlich der Kreisaufsicht hat das Bauamt der Stadt Bad Bramstedt bis dato keine diesbezügliche Antwort gegeben. 14.69 Der neue Graben wird nicht mehr als Verbandgra- ben vom Typ Kleines Fließgewässer geführt, son- dern ist nur noch eine offene Entwässerungsanla- ge. Sie soll das gedrosselte und vorgereinigte Wasser in das VG 140 als Vorfluter übergeben. Damit wird jedoch in keiner Weise ausgesagt, was unter vorgereinigtem Wasser zu verstehen ist, nach welchen Verfahren und Vorschriften die Vor- reinigung zu geschehen hat. Es ist auch nicht denkbar, dass die weiter oben genannten Schad- stoffe durch eine „Vorreinigung“ sicher entfernt

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werden können. Der Begriff „Vorreinigung“ impli- ziert, dass eine eigentliche Reinigung noch erfolgt. Wie und wo das zu geschehen hat bleibt offen. Diese Art von Planung ist fahrlässig und als unzu- lässig zu bezeichnen. Es wird gefordert, dass ent- sprechende Festsetzungen schon im BPlan- Verfahren erfolgen. 14.70 Hinzu kommt, dass für die Dimensionierung der Rückhaltungsbecken nur ein 30-jährliches Regen- ereignis nach veralteten Durchschnittswerten (15 Minuten) angesetzt wird (gemäß Abwägungsvor- schlag zur Öffentlichkeitsbeteiligung BPlan 58). Bei jedem stärkeren Regenereignis, wie es in den letzten Jahren regelmäßig auftrat, fließt Oberflä- chenwasser ungereinigt in die Vorfluter, auch das Wasser von Straßenoberflächen kann dann nicht mehr gesichert in Kläranlagen überführt werden. Zwischen 2002 und 2017 wurden 3654 Starkre- genfälle in Schleswig-Holstein registriert. Der Kreis Segeberg lag in den am zweitstärktsten betroffe- nen Gebieten von Starkregen und Dauerregen.

14.71 Leicht lösliche Stoffe aus den Emissionen und Abrieben von Kfz und Gewerbebetrieben gelangen über den Luftweg auch auf kurze Distanz direkt auf die unbebauten Oberflächen und in die Grä- ben und werden durch eine Vorreinigung nicht entfernt. Die zweite Hauptwindrichtung ist Nordost. Damit werden emittierte Schadstoffe bzw. ihre Transmissionsprodukte auch bis in die aufwändig renaturierte Niederung der Schmalfelder Au und die Au selbst gelangen und die begleitende Vege- tation verändern. Entgegen den Erhaltungszielen droht damit eine Eutrophierung mit einer erhebli- chen Verschlechterung der Situation. Wie im Fall des FFH-Gebiets würde sich dies in einer signifi- kanten Verschlechterung der lokalen Populationen der Neunaugen auswirken, was bei den geringen lokalen Populationsgrößen leicht zu einem Erlö- schen führen kann.

14.72 Fazit FFH-Vorprüfung BPlan 61: Die vorstehend ausgeführten Daten und Zusam- menhänge widerlegen die argumentativ leere Be- hauptung, dass eine FFH-Prüfung nicht nötig ist. Kenntnisnahme Die Beschreibung der Schutzgebiete und ihrer Die UNB hat in ihrer Stellungnahme das Ergebnis Erhaltungsziele ist unvollständig. Die relevanten der FFH-Verträglichkeitsvorprüfung zum B-Plan Wirkfaktoren des Vorhabens werden ungenügend Nr. 61 als korrekt akzeptiert. beschrieben. Das Vorhaben löst mit großer Si- Die gutachterliche Bewertung der Wirkungen ist

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cherheit eine Beeinträchtigung der Erhaltungsziele hinreichend belegt. Der unbegründeten Vermu- aus. Eine Kumulierung mit Auswirkungen von tung einer fehlerhaften Bewertung kann nicht bei- benachbarten Vorhaben (BP 58-1, BP 66, SO getreten werden. Fachmarktzentrum, SO nördlich der Segeberger Straße, SO Kurpark südlich der Segeberger Stra- ße (s. vorletzte Abbildung) wird mit an Sicherheit Hier sind die Auswirkungen durch den weiter ent- grenzender Wahrscheinlichkeit zur Vernichtung fernt liegenden B-Plan Nr. 61 zu beurteilen. Aus von proritären Lebensraumtypen und Erlöschen diesem resultieren keine weitergehenden Beein- der Populationen der Geschützten und Besonders trächtigungen; auch kumulative Schädigungen Geschützten Neunaugenarten und der Rapfen sind ausgeschlossen. Die vorgelegte FFH- führen. Die genannte kumulative Auswirkung wird Verträglichkeitsvorprüfung zur konkreten Planung auch im Umweltbericht BPlan 61 zu „2.2.6 Kumu- wird weiterhin als zutreffend angesehen. lierung mit Auswirkungen von benachbarten Vor- haben“ fälschlicherweise verneint. Die Durch- führung einer FFH-Verträglichkeitsprüfung ist aus diesen Gründen zwingend erforderlich. Eine Vergleichbarkeit der Wirkungen der 1. Ände- Zur FFH-Verträglichkeitsvorprüfung des rung des B-Plans Nr. 58 mit den Wirkungen des B- BPlans 58-1 Plans Nr. 61 kann in Art, Umfang sowie der Pau- Da sich diese FFH-Verträglichkeitsvorprüfung mit schalität der Annahme nicht nachvollzogen wer- der zum BPlan 61 inhaltlich weitestgehend deckt, den. gelten die dazu gemachten Ausführungen vollin- Die vorgelegte FFH-Verträglichkeitsvorprüfung zur haltlich wie vorstehend beschrieben auch für den konkreten Planung wird weiterhin als zutreffend BPlan 58-1. angesehen. 14.73 Schutzgut Boden Umweltbericht zum BPlan 61: S. 10 Beschreibung: „Sie (die Böden) sind bzgl. der bodenkundlichen Feuchtestufe überwiegend als schwach trocken einzustufen, im Nordosten hingegen ist ein Be- reich als mittel bzw. schwach feucht anzuspre- chen. Kenntnisnahme GOF BPlan 61 S. 5: identische Aussage zur Die Aussagen zum Schutzgut Boden beruhen auf Feuchtestufe. Diese Aussage basiert auf einer der Auswertung vorhandener Daten und Gutach- Momentaufnahme: Tatsächlich liegt großflächiger ten und sind korrekt wiedergegeben. als in der Karte GOF-Biotoptypen angegeben grund- und staufeuchter kurzzeitig überfluteter Boden vor mit mesophilem Grünland. Dies wird auch aus der Hydrogeologischen STN vom 12.07.2018 ersichtlich, in der Werte von 0,1≤1 m in der Fläche und der Umgebung festgestellt wur- den. Es handelt sich um Relikte des noch bis ca. 1980 vorhandenen Niedermoors in der Gegend. Auf Seite 5 Mitte wird der oberflächennahe Grundwasserleiter entsprechend bestätigt.

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14.74 GOF S. 17 Auswirkungen auf das Schutzgut Kenntnisnahme Boden: Die Aussagen in dem Grünordnerischen Fachbei- „Dauerhafter Verlust von Bodenfunktionen (Spei- trag zu dem B-Plan Nr. 61 wurden auf der Grund- cherfunktion, Reglerfunktion, Lebensraum) durch- lage der Ergebnisse durchgeführter Untersuchun- Überbauung und Neuversiegelung (Gebäude, gen und Berechnungen getroffen. Stellplätze, Verkehrsflächen) von Böden.“ Der dauerhafte Verlust der Speicher- und Reglerfunk- tion stellt für die anliegende Wohnbebauung eine wesentliche Bedrohung durch den möglichen Elementarschadenfall Hochwasser dar. Da eine Aufschüttung der Gewerbeflächen auf ca. 12 m Die folgenden Einwendungen beziehen sich nicht entgegen den eigentlich in der Planzeichnung auf Regelungsinhalte des B-Plans 61. vorgesehenen 11,5 m erfolgen soll, analog zur vorliegenden Bauhöhe von 12 m NHN der Er- schließungsstraße Grünholm im südlichen Bereich des BPlan 58, die ebenfalls eigentlich auf 11,5 m NHN festgesetzt war. Durch unsere Lage auf 10 m NHN sind wir damit bei besonders ergiebigen Re- genfällen direkt betroffen. Eine Ableitung überschießender Wassermengen muß durch ei- nen Graben in der südlich abgrenzenden „Öffentli- chen Grünfläche, Zweckbestimmung Schutzgrün“ erfolgen. Er kann am Ostende des BPlan 61- Gebiets direkt in den Ersatzgraben für das VG 142 einleiten. Aufstauungsbuckel könnten zusätzlich dazu beitragen, eine Versickerung zu erreichen (Schutzgut Grundwasser) 14.75 GOF S. 21 6.2.21 Eingriffe in Boden und Kom- pensationsbedarf „Im Plangeltungsbereich werden flächig Gewerbe- Kenntnisnahme gebiete mit einer GRZ von 0,8 vorgesehen. Eine Diese Aussage entspricht lediglich dem Wortlaut weitere Überschreitung durch Stellplätze und Ne- des § 19 BauNVO. Sie bedeutet nicht, dass solche benanlagen ist nicht vorgesehen.“ Diese Aussage grundsätzlich vorgesehen sind oder zugelassen steht im Widerspruch zur Aussage auf Seite 3 des werden. Umweltberichts: „Jedoch können weitere Überschreitungen in ge- Der Berechnung der erforderlichen Kompensation ringfügigem Ausmaß zugelassen werden.“ Damit für die Versiegelung von Boden liegt eine maximal würde das Minimierungsgebot verletzt und eine mögliche GRZ von 0,8 zugrunde. weitergehende Versiegelung leicht gemacht. Die Grenze von 0,8 muß durch Festsetzung die maximale Überbauung und Versiegelung darstel- len, ansonsten drohen Konflikte mit der Erfüllung des Kompensationsbedarfs. 14.76 Schutzgut Wasser: Umweltbericht zum BPlan 61: S. 11 Beschreibung: „Das Gebiet wird zudem über mehrere Gräben Kenntnisnahme entwässert.“ Diese Aussage ist falsch. Es gibt nur Gemeint sind mehrere Grabenabschnitte des Ver- den Graben 142. GOF S. 17 Auswirkungen auf bandsgrabens Nr. 142. das Schutzgut „Verringerung der Grundwasser- neubildungsrate durch Ableitung des Oberflä- Die Anlage eines neuen Grabens im Geltungsbe- chenwassers von befestigten Oberflächen. Be- reich ist nicht vorgesehen. Die Kompensation wird schleunigung des Zuflusses von Oberflächenwas- an anderer Stelle im Stadtgebiet geleistet. ser in die Vorfluter.“ Siehe oben GOF S. 17 Aus- wirkungen auf das Schutzgut Boden GOF S.22 6.2.1.2 Eingriff in Graben und Kompensationsbe- darf Wie oben beschrieben ist es erforderlich an der Südgrenze einen entsprechenden Graben neu anzulegen. GOF S 29 und S. 30: Wie oben beschrieben kann der Ausgleich für die

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Verrohrung und darüber hinaus direkt im BPlan 61- Gebiet erfolgen. Dies ist auch die Prämisse für derartige Maßnahmen. 14.77 Schutzgut Klima: Umweltbericht zum BPlan 61: Kenntnisnahme S. 11 2.1.1.3 Schutzgut Klima Die kleinräumige Die Wirkungen auf das Schutzgut Klima sind im Stückelung des Gewerbegebiets Süd erlaubt keine GOF und Umweltbericht abschließend bewertet Aussagen, wie sie im GOF und UB gemacht wer- worden. Aufgrund der nur allgemeinen Bedeutung den. Da es sich im Ganzen um ein großräumiges des Gebiets für den Luft- und Klimahaushalt und Verfahren auf unbelastetem Gebiet im Aussenbe- der Tatsache, dass östlich der Ortsumgehung reich handelt ist entsprechend nur eine Gesamtbe- B 206 bzw. der geplanten Gewerbegebiete um- trachtung des Gewerbegebiets sinnvoll und fach- fangreiche Grün- und Freiflächen verbleiben, sind lich und gesetzlich nach den Vorgaben für Pla- die Wirkungen auf das Schutzgut als unerheblich nungsvorhaben vorgeschrieben. Mit der vorlie- zu bewerten. genden Planung wird der Klimawandel geleugnet und werden umgekehrt Anstrengungen unter- nommen das Stadtklima nachhaltig zu verschlech- tern. 14.78 In unserer Stellungnahme zur Frühzeitigen Beteili- gung BPlan 61 hatten wir zum Schutzgut Klima geschrieben: „Zu berücksichtigen sind der Bericht Integriertes Klimaschutzkonzept für den Kreis Segeberg, März 2012 und die Veröffentlichung Klimaschutz und Klimaanpassung in der Bauleitplanung, Handrei 23 chung Kreis Segeberg 2019. Es wird bewusst in Kauf genommen, dass die wesentliche Verklei- nerung der Frischluftschneisen in Bad Bramstedt für das lokale Klima und auch die Lärm- und Schadstoffbelastung signifikante Auswirkungen hat. Der unbebaute Grünraumkeil von Osten wird durch die Planung des Gewerbegebiets Süd bis hin zur Umgehungsstraße zunehmend ersatzlos vernichtet. Bei sonnigen Wetterlagen im Sommer- halbjahr werden dadurch bei den dafür typischen ONO-Wind-verhältnissen die Emissionen aus Ver- kehr und Gewerbe in Richtung Innenstadt getra- gen. Dort liegt die Grundbelastung 2020 bei ge- schätzten 20600 Kfz/h (Prognose der Erhebung von Masuch und Olbrisch, 2012). Die letzten be- kannten Verkehrszählungen stammen von 2012 mit 16660 Kfz/h. Damals war die Verkehrszunah- me durch die Entwicklung der Wohngebiete Bis- senmoor und Südlich der Bimöhler Straße und der Gewerbegebiete noch nicht entsprechend berücksichtigt. Als Reinluftgebiet darf Bad Bramstedt schon einige Zeit nicht mehr bezeichnet werden. Die Schäden an der Gesundheit der Be- völkerung, insbesondere Atemwegs-, Herz- und Kreislaufkrankheiten werden signifikant zunehmen (Schutzgut Mensch betroffen).“ Zu diesem Ab- schnitt wurde kein „Behandlungsvorschlag“ gege- ben. Eine Abwägung fehlt. 14.79 In unserer Stellungnahme zur Frühzeitigen Beteili- Die folgenden Einwendungen beziehen sich nicht gung BPlan 58-1 hatten wir zum Schutzgut Klima auf Regelungsinhalte des B-Plans 61. geschrieben: „Schutzgüter Klima und Luft: Auf Seite 6 werden im 1. Absatz die Schutzgüter Klima und Luft angesprochen. Auch hier muß eine Betrachtung des gesamten Gewerbegebiets Süd

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und auch des Sondergebiets südlich der B206 alt durchgeführt werden, um die Einflüsse darzustel- len. Die Abbildung im Anhang 2 zeigt die vorhan- denen Frischluftschneisen, die Klima und Luftqua- lität beeinflussen. Es wird deutlich, dass die aktu- Das Plangebiet befindet sich in einem bereits elle Lage geprägt ist von einer sehr eingeengten durch Ortsumgehung B 206, Lohstücker Weg und Frischluftschneise im Westen und einer ausge- AKN-Trasse verkehrlich vorbelasteten Bereich. prägten im Osten. Die schlechte Luftqualität im Östlich angrenzend bleiben weiträumige, unzer- Stadtzentrum wird noch relativ gemildert durch die schnittene Grünlandbereiche und nördlich die vorhandenen Frischluftschneisen. Die ostseitige Osterau mit angrenzenden Talraum als klimawirk- Frischluftschneise wird durch die gesamten ge- same Räume erhalten. Der B-Plan Nr. 61 wird planten Gewerbegebiete um ca. 50 % verkleinert. keine maßgebliche Veränderung der Verkehrsbe- Eine signifikante Verschlechterung der Luftqualität lastung bedingen. und des Klimas ist zu prognostizieren. Dies wird sich auf uns als Anwohner und insbesondere für die Mehrheit der Bevölkerung im Stadtzentrum erheblich auswirken. Als Beispiel sei nur die so- wieso bereits schlechte Schadstoffsituation her- vorgerufen durch die aktuelle Verkehrsbelastung genannt, die zu einer Lösung von Bad Bramstedt als Luftkurort führte. Hierzu hieß es im „Behand- lungsvorschlag“: „Die Frischluftschneise entlang der Osterau bleibt unverändert bestehen und funktioniert weiterhin.“ Diese Aussage ist nicht korrekt in Bezug auf unse- re Stellungnahme. Durch das Gewerbegebiet Süd wird 50 % der Frischluftschneise vernichtet. Rech- net man die geplanten Sondergebiete nördlich und südlich der aufgelassenen Segeberger Straße hinzu, so sind es 70 % Verlust. Die Schutzgüter Klima und Luft sind mit der vorliegenden Planung nicht angemessen behandelt.

14.80 Schutzgut Mensch: Umweltbericht zum BPlan 58-1: S. 11 2.1.1.3 Schutzgut Mensch Beschreibung: Die folgenden Einwendungen beziehen sich nicht „Der Plangeltungsbereich wird heute größtenteils auf Regelungsinhalte des B-Plans 61. als Gewerbegebiet genutzt.“ Diese Aussage ent- spricht nicht der Realität. Eine gewerbliche Nut- zung ist nicht erkennbar. Dagegen wird der Be- reich von vielen Menschen als Spielplatz (zB. Mo- dellautorennen), Sportplatz (z.B. Skaten), zum Spazierengehen, Radfahren und Hundeausführen und Training genutzt. Bewertung: „Bewertungskriterien: Wohnfunktion sowie Erho- lungswirksamkeit der Landschaft, Gesundheit. Der Geltungsbereich weist bisher keine Wohnfunktion auf. Ihm wird bezüglich der Erholungsfunktion aufgrund der mangelnden Erschließung eine all- gemeine Bedeutung zugeordnet. Dem südlich befindlichen Siggenweg hingegen lokal eine be- sondere Bedeutung.“ Diese Aussage deckt sich mit unseren Aussagen zur Wohnfunktion. Am südlich befindlichen Siggenweg befindet sich ein Reines Wohngebiet. 14.81 Zu 2.2.1.9 Auswirkungen auf das Schutzgut Die folgenden Einwendungen beziehen sich nicht Mensch auf Regelungsinhalte des B-Plans 61. „Mit der Umsetzung des B-Planes werden in der

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Nähe zum westlich der AKN- Trasse gelegenen Verbrauchermarkt weitere großflächige wohnort- nahe und insbesondere verkehrlich gut angebun- dene Einkaufsmöglichkeiten angeboten.“ Diese Aussage ist unsinnig. Unsere diesbezügliche früheitige Stellungnahme wurde wie folgt behan- delt: „Im Gewerbegebiet ist Einzelhandel verbo- ten.“ 14.82 Zu 2.2.2 Wechselwirkungen zwischen den ein- Die folgenden Einwendungen beziehen sich nicht zelnen Belangen des Umweltschutzes auf Regelungsinhalte des B-Plans 61. Auf Seite 22 werden mögliche Wirkungsfolgen . dargestellt, die durch die Wechselwirkungen aus- gelöst werden, darunter heißt es auch: „Luftschadstoff-Immissionen (Verkehr) - Eintrag der Feststoffe in die Luft - Beeinträchtigung von Menschen und Tieren durch Luftschadstoffe sowie durch den Eintrag von Schadstoffen in die Nah- rungskette. Lärmimmissionen (Verkehr) - Verbreitung der verkehrsbedingten Lärmemissi- onen über die Luft (Schallwellen) – Beeinträchti- gung von Tieren sowie Beeinträchtigung des menschlichen Wohlbefindens durch hohe Lärm- pegel (Gesundheitsstörungen) - Beeinträchtigung der Erholungsfunktion für den Menschen.“ Diese Wirkungsfolgen sind den Auswirkungen auf das Schutzgut Mensch zuzufügen.

15 Amt Bad Bramstedt-Land Az.: vom 09.12.2020 15.1 (...) die amtsangehörigen Gemeinden Bimöhlen, Föhrden-Barl, Hitzhusen, Fuhlendorf und Weddel- brook werden regelmäßig angeschrieben als Nachbargemeinden der Stadt Bad Bramstedt. 15.2 Die Bramau entsteht in Bad Bramstedt beim Zu- sammenfluss der Osterau und der Hudau. Die Os- terau führt ihr Wasser bereits aus Bimöhlen, erhält durch die Holmau in Bad Bramstedt noch mehr Wasser. Die Hudau entsteht durch den Zusam- menfluss der Schmalfelder Au mit der Ohlau im Bereich des Verlobungsweges in Bad Bramstedt (Köhlerhofpark, Drei-Auen-Brücke, Haus an den Auen). Nach relativ kurzer Strecke im Stadtgebiet Bad Bramstedt fließt hinter der Schlosswiese die Hudau noch kurz vorbei, bevor die Vereinigung der Hudau mit der Osterau auf Höhe der Brücke Glückstädter Straße zur Namensgebung Bramau Der Stellungnahme wird teilweise gefolgt. führt. Die Bramau führt nun weiter durch Hitzhus- Um die Situation an den Fließgewässern nicht zu en, Föhrden-Barl und Wrist. Dort fließt die Bramau verschlechtern werden die Einleitmengen aus dem in die Stör, bis zur Nordsee. Ein System, B-Plan auf ein Minimum reduziert, in der Größen- welches Ihnen bekannt sein wird. Unsere Ge- ordnung des landwirtschaftlichen Abflus-ses. Auf meinden Föhrden-Barl und Hitzhusen liegen - wie Maßnahmen die außerhalb des B-Planeinflusses auch die Gemeinde Wrist an dem Gewässer Bra- stehen kann in diesem Verfahren kein Einfluss mau. Alle Anlieger - auch die an weiter oben lie- genommen werden. genden Fließgewässern - gehen davon aus, dass Die Erarbeitung eines wasserwirtschaftlichen Kon- zusätzliche versiegelte Flächen in stets erweiter- zeptes ist von daher entbehrlich. ten und neu entwickelten Baugebieten/Gewerbe-/ Mischgebieten in Bad Bramstedt immer mehr hyd- Bei der Planung der in Rede stehenden Bauge- raulischen Stress in der Bramau - und damit auch biete wird der Schutz des Gewässers durch ge- bei den anliegenden Kommunen - verursachen. eignete Maßnahmen (s.o.) gewahrt. Ggfls. rele- Um die Problematik zu lösen und sich der Zu- vante Vorschriften und Regelungen zu Niede-

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sammenhänge klar zu werden, bitten wir, ein was- rungsflächen und in Gewässerschutzbereichen ser-wirtschaftliches Konzept zu erarbeiten. Ziel- werden berücksichtigt. setzung wäre, innerhalb von Bad Bramstedt ent- sprechende Polderflächen für die Zwischenspei- cherung von großen Wassermengen (auch durch Oberflächenwasser) auszuweisen. Hierdurch könnten zumindest 10jährige Ereignisse ab gepuf- fert werden. Die immer dichter an die Gewässer heranrücken- de Bebauung muss verhindert werden, um so den Schutz des Gewässers weiterhin zu wahren. Ebenso muss die immense bauliche Verdichtung an ursprünglichen Niederungsflächen und in Ge- wässerschutzbereichen verhindert werden. Dies ist auch schon beim B-Plan Nr. 58, hier 1. Ände- rung und dem B-Plan Nr. 61 zu berücksichtigen.

Von folgend aufgeführten Behörden und sonstigen Träger öffentlicher Belange wurden keine Beden- ken oder Anregungen geäußert (mit Schreiben vom):

1. Bundespolizeidirektion Bad Bramstedt (20.11.2020) 2. Nachbargemeinden Schmalfeld, Hasenmoor, Lentföhrden (14.12.2020) 3. IHK Lübeck (21.12.2020)

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Öffentlichkeitsbeteiligung in Form einer öffentlichen Auslegung gemäß § 3 Abs. 2 BauGB

Bei der Öffentlichkeitsbeteiligung wurden privaterseits folgende Bedenken oder Anregungen vorgebracht.

16 Private Person A Az.: vom 21.12.2020 16.1 Stellungnahme weitestgehend identisch mit Stel- lungnahme BUND (lfd. Nr. 6); ergänzend lediglich zwei Absätze:

16.2 Die Aussage des Bauamtes, es handle sich um Betrifft BP 58, 1. Ä.; hier nicht relevant einen Geh- und Radweg kann so nicht akzeptiert werden. Dafür sind 4 m und der ebene direkte Anschluß an die Fahrbahn nicht nötig. Ein Rückbau muß entsprechend auf 1,5 m Breite erfolgen. Dabei sind die Randsteine zur sicheren Abtrennung von Geh- und Radweg auf die Höhe von 12 cm hochzusetzen und der Grünstreifen dort herzustellen.

16.3 Zu diesen und ähnlichen Auswirkungen haben s.dort wir eine rechtsanwaltliche Stellungnahme durch die Kanzlei Rechtsanwälte Günther und Partner- schaft Hamburg fertigen lassen, deren Inhalte wir vollumfänglich vertreten.

17 Private Person A - vertreten durch Rechtsan- wälte Günther Az.: 00604/18 /R ISP vom 21.12.2020

17.1 1 (...) wir legitimieren uns erneut für die Eheleute Schäffler, wohnhaft im Siggenweg Sb, 24576 Bad Bramstedt. Eine anwaltliche Vollmacht liegt Ihnen bereits vor. Zu der 1. Änderung des Be- bauungsplans Nr. 58 und der gleichlaufenden Aufstellung des Bebauungsplans Nr. 61 nehmen wir Namens und im Auftrage unserer Mandanten nach § 3 Abs. 2 BauGB, insb. zur Immissionsbe- lastung, Stellung (II.) Zunächst erlauben wir uns eine grundsätzliche Anmerkung zur Konzeption des Gewerbegebiets Süd und dem bisherigen Verfahren (1). Die folgenden Ausführungen wer- den als jeweilige Stellungnahme in beide Beteili- gungsverfahren nach § 3 Abs. 2 BauGB einge- bracht. Unsere Mandanten werden zusätzlich eine weitere Stellungnahme selbstständig einrei- chen. 17.2 1. Im Zusammenhang mit der Aufstellung des Be- bauungsplans Nr. 58 kamen wir Ende 2019 in Ihrem Hause zusammen (Ihr Zeichen III Do-Js), um die Ihnen bekannte Belastung der Eheleute Schäffler durch das heranrückende Gewerbege- biet Süd zu besprechen. Nach dem sehr kon- Der Behauptung zu dem Gesprächsergebnis wird struktiven Gespräch wurde deutlich, dass eine widersprochen. Überarbeitung des Bebauungsplans Nr. 58 erfor- derlich werden würde. Zudem gab es sehr kon- krete Überlegungen, die schutzbedürftige Wohn-

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bebauung bei der Aufstellung des Bebauungs- plans Nr. 61 mehr zu berücksichtigen. Nunmehr, ein Jahr später, muss festgestellt werden, dass die Planung weitgehend unverändert geblieben ist und die Belastung der Wohnbebauung noch zunehmen wird. Daher ist von der derzeitigen Planung Abstand zu nehmen und die Gemeinde dazu aufgerufen, eine echte planerische Konflikt- bewältigung zu finden. Hierzu im Einzelnen:

17.3 1. Die unumstrittene Belastung unserer Mandanten Die Behauptung, es bestehe eine unumstrittene resultiert aus der bewusst gewählten kleinräumi- Belastung wird zurückgewiesen. gen Distanz zwischen dem geplanten Gewerbe- gebiet Süd, bestehend aus mehreren Bebau- ungsplänen, und der älteren schutzbedürftigen Wohnbebauung am Siggenweg / Segeberger Straße. Durch die kleinräumige Distanz - den Die Stadt Bad Bramstedt schafft hier keine neue geringen Abstand - wird ein Nutzungskonflikt Gemengelage, sondern ein deutlich von der beste- geschaffen, der zuvor überhaupt nicht bestand. henden Wohnnutzung im Süden abgesetztes neu- Diese sogenannte Gemengelage zwischen es Gewerbegebiet, welches die gesetzlichen Vor- schutzbedürftiger Wohnbebauung und Gewerbe- schriften, insbesondere in Bezug auf den Immissi- gebieten (oder Industriegebieten) ist nicht unüb- onsschutz – gestützt auf entsprechende Fachgut- lich, erwächst aber normalerweise über Jahr- achten – einhält. zehnte durch eine parallele und unkoordinierte Gebietserweiterung und löst gegenseitige Rück- Kenntnisnahme sichtnahmepflichten aus. Hier wird aber - ohne Die angemessenen Schutzvorkehrungen vor Ge- zwingendes Erfordernis - eine vollkommen neue werbelärm werden auf Ebene der Bauleitplanung Gemengelage zulasten der Wohnbebauung ge- durch die Festsetzung von Emissionskontingenten schaffen, indem das Gewerbegebiet Süd unmit- gewährleistet. Auf die seitens der Einwender an- telbar an die Wohnbebauung heranrückt, ohne gespielten aktiven Lärmschutzmaßnahmen wie dass eine geeignete Trennung mit Schutzvorkeh- z.B. ein Lärmschutzwall wird bewusst verzichtet, rungen erwogen wird. Diese Gemengelage führt da aufgrund der weiträumigen Ausdehnung eines zwar nicht ausschließlich, aber vor allem zu einer Gewerbegebietes dieser eine unverhältnismäßige erheblichen Zunahme von Lärm-, Schadstoff- Höhe erreichen müsste. Gegebenenfalls erforderli- und Lichtimmissionen im Wohngebiet, insb. am che aktive Lärmschutzmaßnahmen sind durch die Wohnhaus unserer Mandanten, das nur 38 Meter Einzelvorhaben zu errichten, um die aus den vom Plangebiet entfernt liegt. Emissionskontingenten je Grundstück herrühren- den zulässigen Immissionsanteile an der nachbar- schaftlichen Bebauung einzuhalten.

17.4 Dieser unstreitige· Umstand ist deswegen be- Kenntnisnahme; wie vor merkenswert, weil in der Praxis i.d.R. der gegen- Richtig ist, dass die heranrückende Bebauung den teilige Fall vorzufinden ist, also Wohnbebauung hervorgerufenen Konflikt lösen muss. Falsch ist, an ein bestehendes Gewerbegebiet heranrückt dass passive Lärmschutzmaßnahmen bei Gewer- und daher bereits in der Bauleitplanung für die belärm zum Zuge kommen können. Diese wirken Wohnbebauung der Schutz derselben durch ge- durch Bauteilverbesserungen beim Übergang des eignete Festsetzungen Berücksichtigung finden Schalls von außen nach innen. Sie schützen dabei muss (z.B. durch die Festsetzung von passivem aber nicht den maßgebenden Immissionsort außen Schallschutz). Andernfalls drohen aufgrund unzu- vor dem zu öffnenden Fenster. lässigen Gewerbelärms Einschränkungen für die Gewerbebetriebe, sodass die Gewerbetreiben- Gerade mit den hier festgesetzten Emissionskon- den häufig gegen die Bauleitplanung vorgehen. tingenten reagiert die Bauleitplanung auf die erfor- Hier ist es aber umgekehrt. Der zukünftige Nut- derliche Konfliktlösung, in dem sie über diese je- zungskonflikt geht von der heranrückenden Ge- dem Gewerbegrundstück nur einen fest definierten werbenutzung aus, sodass in dieser Bauleitpla- Anteil an zulässigen Immissionen an den Immissi- nung eine Konfliktlösung zu finden ist. onsorten der schutzbedürftigen Nachbarschaft zuspricht. Damit wird sichergestellt, dass die Summe aller Gewerbebetriebe den zulässigen

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Immissionsrichtwert der TA Lärm an der schutzbe- dürftigen Bebauung nicht überschreitet. Die Bau- leitplanung reagiert damit darauf, dass zum Zeit- punkt der Planaufstellung ja gar nicht bekannt ist, welche Arten von Betrieben mit unterschiedlichsten Emissionsverhalten sich ansiedeln. Sie kommt damit sowohl dem „Windhundprinzip“ als auch einer Richtwertüberschreitung infolge mehrerer für sich genommen irrelevant beitragender Gewerbe- betriebe zuvor. 17.5 Zur Bewältigung zumindest des Gewerbelärms wird in der Planung, bzw. durch die beauftragten Planer, die sogenannte Emissionskontingentie- rung gewählt. Hierdurch soll das Emissionsver- halten innerhalb des Planungsgebiets gesteuert werden, um somit die Immissionsgrenzwerte an der Wohnbebauung außerhalb des Planungsge- biets einhalten zu können. Hierfür werden flä- chenbezogene Schallleistungspegel im Plange- biet je m2 festgelegt. Ausgehend von den Immis- sionsgrenzwerten an einem schutzbedürftigen Immissionsort außerhalb des Plangebiets (IO) kann anhand der zu berechnenden Schallaus- breitung (anhand der DIN 45691) das maximal zulässige Emissionsverhalten im Plangebiet (bzw. eines Teils davon) errechnet werden. Die- ses Instrumentarium ist, anders als bloße Zaun- werte, grundsätzlich zulässig, da hierdurch die zulässige Nutzung innerhalb des Plangebiets bauplanungsrechtlich geregelt wird (nach den Kenntnisnahme besonderen Eigenschaften der Betriebe und An- Richtig, ein größerer Abstand oder eine weniger lagen, § 1 Abs. 4 BauNVO). Letztlich liegt darin schutzbedürftige Bebauung lassen höhere Emissi- im Ergebnis aber eine Abstandsberechnung. onen zu. Daher stellt sich die nach §1 Abs. 4 Satz Denn je größer der Schallausbreitungsweg (also 1 Nr. 2 BauNVO erforderliche Gliederung des Ge- die Distanz von IO und Emittenten), desto größer bietes ein. Gerade den nahe zur schutzbedürftigen ist das zulässige Emissionsverhalten im Pla- Bebauung gelegenen Gewerbegrundstücken wird nungsgebiet - aber auch umgekehrt. Der fixe ein geringeres Emissionsverhalten zugewiesen, Maßstab ist der einzuhaltende Immissionsgrenz- damit sich dort ruhigere Betriebe ansiedeln kön- wert am IO außerhalb des Plangebiets. Daher nen. Die Bauleitplanung begegnet damit dem sind Emissionskontingente und Abstandsvorga- durch sie hervorgerufenen Konflikt. ben (z.B. der Abstandserlass NRW) jeweils In- strumente zur Gliederung eines Baugebiets nach besonderen Eigenschaften der dort (zulässigen) Betriebe und Anlagen, um Nutzungskonflikte zu lösen (siehe weiterführend: Fickert / Fieseler / Schimpfermann / Stühler, 13. Aufl. 2018, BauN- VO § 1 Rn. 92-98). 17.6 Es wird noch ausführlich aufgezeigt werden, dass Der Stellungnahme wird nicht gefolgt. die Emissionskontingentierung hier fehlerhaft Die Behauptung ist nicht richtig. Unter der Berück- angewandt wird. Insbesondere sind die festge- sichtigung der ermittelten Emissionskontingente setzten Emissionskontingente für ein Gewerbe- zzgl. Zusatzkontingent sind umfassende in Gewer- gebiet zu niedrig. D.h. im Ergebnis, dass der begebieten zulässige Tätigkeiten möglich. Die Abstand zu gering ist. Zudem zeigt die fehlende Emissionskontingente liegen tags/nachts zwischen Einarbeitung der Emissionskontingentierung in 57/40 dB(A)/m² und 65/65 dB(A)/m². Die Pla- die Planzeichnungen der B-Pläne, die fehlende nungspegel der DIN 18005 „Schallschutz im Städ- Begründung für die Gliederung der Gebiete und tebau“ tags und nachts liegen für Gewerbegebiete i.Ü. das Heranziehen der falschen Rechtsgrund- bei 60 dB(A)/m² und für Industriegebiete bei 65 lage in den textlichen Festsetzungen, dass die dB(A)/m². Eine Gliederung des Gewerbegebietes Gemeinde das Instrumentarium der Emissions- ist hier gegeben. Die im BP 61 nah der Bebauung kontingentierung nicht voll umfänglich erfasst hat. liegende Fläche „GE-Süd“ weist in westliche und

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Zudem ersetzt die Emissionskontingentierung südliche Richtung die niedrigsten zulässigen Emis- nicht den Abwägungsprozess nach § 1 Abs. 7 sionskontingente von 57/40 dB(A)/m² auf; die wei- BauGB, sondern verlangt einen solchen explizit. ter entfernten Teilflächen „GE-Nord“ dürfen mehr Ein Abwägungsvorgang unter Beachtung und Lärm emittieren und weisen daher höhere Emissi- Gegenüberstellung von öffentlichen und privaten onskontingente von bis zu65/65 dB(A)/m² auf. Es Belangen - hier also zur Gemengelage - kann wird deutlich, dass nahe zur schutzbedürftigen den Begründungen überhaupt nicht entnommen Bebauung damit eher Gewerbebetriebe zulässig werden. Sie fällt vollständig aus. werden, wie sie auch in Mischgebieten zu finden wären, während weiter entfernt Gewerbebetriebe eines Gewerbegebietes anzusiedeln sind. Diesen stehen insbesondere Emissionskontingente zur Verfügung, wie sie auch in Industriegebieten als Maßstab anzulegen wären. Es ist daher falsch zu behaupten, dass die Emissionskontingente für ein Gewerbegebiet zu gering wären. Hinzu kommt, dass ein Gewerbebetrieb mit seinen einzelnen Tätigkeiten auch stärker emittieren kann, wenn er auf seinem Grundstück und in seiner Produktion entsprechende Schallschutzmaßnahmen an der Schallquelle vorsieht. Es handelt sich vorliegend nicht um eine Gemen- gelage, sondern vielmehr um ein Aneinandergren- zen unterschiedlicher Nutzungsgebiete. Vor diesem Hintergrund hat die Stadt Bad Bramstedt die genannten Belange bewertet und abgewogen und auf dieser Grundlage die ent- sprechenden Festsetzungen getroffen. 17.7 2. D.h. unabhängig von der Frage, ob das Instru- ment der Emissionskontingentierung hier rechts- fehlerfrei Anwendung findet, was zu verneinen ist, lässt die derzeitige Planung eine abwägungs- gerechte Konfliktlösung vollständig vermissen. Dabei hätte durch die bereits im Jahr 2019 ab- sehbare Änderung des Bebauungsplans Nummer 58 und durch die Aufstellung des Bebauungs- plans Nummer 61 die Chance ergriffen werden können, den o.g. Nutzungskonflikt endgültig zu lösen und ein modernes Nebeneinander zwi- schen Wohnnutzung und erforderlicher Wirt- schaftsstärkung in Bad Bramstedt zu ermögli- chen. Denn bereits Ende 2019 war durch Pres- seberichte allgemein bekannt geworden, dass der ursprüngliche Anlass für die Konzeption des Der ursprüngliche Anlass für die Konzeption des Bebauungsplans Nummer 58, nämlich ein Lo- BP 58 war nicht das Logistikzentrum für Asklepios! gistikzentrum für den Asklepios Konzern, auf- grund eines neuen Bodengutachtens wegfallen würde (ein Umstand, auf den unsere Mandanten bereits hingewiesen haben). In dem o.g. Ge- spräch wurde deutlich, dass eine Änderung des Bebauungsplans Nummer 58 sehr wahrschein- lich erforderlich werden würde und fernerhin, dass die Schutzbedürftigkeit der Wohnbebauung bei der geplanten Aufstellung des Bebauungs- plans Nummer 61 mehr Beachtung finden solle.

17.8 In diesem Zusammenhang schlugen unsere Ein Lärmschutzwall erfordert aufgrund der weit- Mandanten vor, dass vor allem ein breiter räumigen Ausdehnung eines Gewerbegebietes Grünstreifen zwischen bestehender Wohnbebau- eine unverhältnismäßige Höhe. Eine exemplari- ung und dem Gewerbegebiet Süd hierfür nützlich sche Probeberechnung zeigt für einen nächtlichen

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ist, soweit auf diesem ein natürlicher Lärm- und Planungspegel von 60 dB(A)/m² eine Wand- oder Lichtschutz, z.B. in Form eines begrünten Lärm- Wallhöhe von 19 m. Selbst bei einer Kontingentie- schutzwalls, errichtet wird. Diesbezüglich wurden rung auf nachts 50 dB(A)/m² wäre noch eine Höhe sogar Pläne überreicht. Es wurden zudem Über- von 8 m erforderlich, um den Immissionsrichtwert legungen genannt, anstatt eines Gewerbegebiets einzuhalten. Solche Maßnahmen würden die Er- ein Mischgebiet auszuweisen (denkbar wäre schließungskosten steigern und auf alle Grundstü- auch ein urbanes Gebiet), um den offensichtli- cke umgelegt werden, auch auf solche, die keine chen Nutzungskonflikt zu lösen. Ebenso wurde nächtlichen Emissionen hervorrufen. Eine solche die Festsetzung einer südlichen Riegelbebauung Herangehensweise ist daher nicht gerechtfertigt. angesprochen, als aktive Schutzmaßnahme. Die in beiden Bebauungsplänen festgesetzten Nach dem Gespräch reichten unsere Mandanten Emissionskontingente folgen ja gerade der Gliede- formhalber eine Rügeschrift nach § 215 BauGB rung der Nutzungsintensität und kommen daher ein, erhoben aber aufgrund der absehbaren der von den Einwendern geäußerten Vorstellung Neuplanung keinen Normenkontrollantrag. zur Ausweisung von Misch- oder Urbanem Gebiet entgegen, welche ja genau dieser Intention folgt. Eine alleinige Ausweisung als Mischgebiet regelt dagegen keinesfalls die auftretenden Emissionen und die daraus hervorgerufenen Immissionen an der schutzbedürftigen Bebauung. Auch in einem solchen Fall würde die Einhaltung des Immissions- richtwertes der TA Lärm an der schutzbedürftigen Bebauung gelten, genau wie für das jetzt geplante Gewerbegebiet, genau der gleiche Immissions- richtwert. Selbst ohne die bauleitplanerisch vorgenommene Emissionskontingentierung wären sich ansiedelnde Gewerbebetriebe bereits allein auf Grundlage der TA Lärm verpflichtet in der Gesamtheit aller Be- triebe die Immissionsrichtwerte der TA Lärm ein- zuhalten. Überspitzt gesagt bedürfte es für das Verhältnis Gewerbe zu Wohnen nicht einmal einer bauleitplanerischen Festsetzung, da dies bereits durch die TA Lärm geregelt wird. 17.9 Tatsächlich wird- wie erwartet - der Bebauungs- plan Nr. 58 geändert, was zeitgleich mit der Auf- stellung des Bebauungsplans Nr. 61 erfolgt. In keiner der Planungen finden sich etwaige Über- Die Behauptung ist nicht richtig; es wird eine 15 m legungen wieder. tiefe Grünfläche als Pufferzone vorgesehen. Die Begründung zum Bebauungsplan Nr. 61 ist diesbezüglich sogar inkonsistent. Während die südlichen Grünstreifen in der Planzeichnung teilweise mit der Zweckbestimmung „Schutzgrün" festgesetzt werden, ohne dies weiter zu erläu- tern, wird in der Planzeichnung auf S. 5 der Be- gründung der südliche Grünstreifen als „Puffer- zone" (ggf. Lärmschutz / Entwässerung)" be- zeichnet. Dazu heißt es im Folgenden: „Nach Süden grenzen Wohn- und gemischt ge- nutzte Grundstücke an. Um gegenüber den dort befindlichen schutzbedürftigen Nutzungen einen angemessenen Abstand einhalten zu können, wird durchgängig ein 15 m tiefer Pufferstreifen vorgesehen, der im Osten an die Gehölz- und Grünstrukturen am Siggenweg anbindet. Inner- halb dieses Streifens können grüngestalterische Maßnahmen zur Abschirmung des Gewerbege- bietes zu den südlich davon gelegenen Nutzun- gen vorgesehen werden." (S.6)

17.10 Weiter unten in der Begründung heißt es bzgl.

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der Grünflächen: „Die südlich gelegene öffentliche Grünfläche bildet einen Pufferstreifen gegenüber der im Süden gelegenen schutzbedürftigen Wohn- und Mischnutzung. Dieser Streifen soll in Anbindung an die östlich gelegenen Strukturen am Siggen- weg möglichst naturnah gestaltet werden" (S. 9). Die Schlussfolgerung kann nicht nachvollzogen Von einer ausreichenden Schutzwirkung der werden. Festsetzungen wird also nicht ausgegangen. Es wurde gutachterlich festgestellt, dass neben der Geeignete Festsetzungen nach § 9 Abs. 1 Nr. 24 Emissionskontingentierung keine weiteren Fest- BauGB (Anlagen und Vorkehrungen zum Schutz setzungen nach § 9 Abs. 1 Nr. 24 BauGB (Anlagen vor schädlichen Umwelteinwirkungen) werden und Vorkehrungen zum Schutz vor schädlichen nicht gewählt. Die Pufferzone alleine ist ungenü- Umwelteinwirkungen) erforderlich sind. gend.

17.11 In der Begründung des Bebauungsplans Nr. 61 Kenntnisnahme finden sich entsprechende Überlegungen also Gerade dies ist falsch. Die TA Lärm beurteilt ja nicht wieder. Der Bebauungsplan Nr. 58 bleibt gerade die Gesamtbelastung, die durch alle Anla- diesbezüglich unverändert. Erschwerend kommt gen hervorgerufen wird, für welche die TA Lärm hinzu: In der lärmtechnischen Untersuchung gilt. Das heißt jeder sich ansiedelnde Betrieb muss (LTU) zum B-Plan Nr. 61 werden aktive Lärm- ermitteln, welchen Lärm seine dann vorhandene schutzmaßnahmen als „nicht unbedingt geeignet Nachbarschaft bereits emittiert. Zusammen dürfen bezeichnet" und sodann aber vorgeschlagen, sie den Immissionsrichtwert nicht überschreiten. dass die Aufstellung von Lärmschutzanlagen im Gerade durch die Emissionskontingentierung wird Rahmen des jeweiligen Baugenehmigungsver- jeder Teilfläche des Gewerbegebietes ein Emissi- fahrens eines jeden einzelnen Gewerbeobjektes onskontingent zugeordnet, um genau die hier an- geplant werden könnten (LTU, 09. September geführte Anwendung des Irrelevanzkriteriums der 2020, S.9). Solche Überlegungen gehören in den TA Lärm zu verhindern. Aus den Emissionskontin- Abwägungsprozess. Zudem ist dies eine unzu- genten werden Immissionsbeiträge an den maß- lässige Konfliktverlagerung in spätere Genehmi- gebenden Immissionsorten außerhalb des Gel- gungsverfahren. Denn im Rahmen des Bauge- tungsbereiches berechnet, wobei die Summe aller nehmigungsverfahrens gilt nur das Regelungsre- Immissionsbeiträge aller Teilflächen den dort gel- gime der TA-Lärm. Dort wird aber nur der einzel- tenden Immissionsrichtwert der TA Lärm nicht ne Betrieb genehmigt und keine Gesamtschau überschreitet. der Lärmbelastung angestellt. Zudem wird i.d.R. Im Abschnitt 2.5 der LTU wird die Vorgehensweise versucht, mit der 6 dB(A) Irrelevanzschwelle zu im Übrigen genau beschrieben. arbeiten. Dies führt in der Summation aber i.d.R. Die DIN 45691 empfiehlt die Festsetzung der Be- zu Grenzwertüberschreitungen an den IOs. Dies rechnungsmethode zum Nachweis der Einhaltung widerspricht gerade dem Gedanken Emissions- der Emissionskontingente; dies ist die Berechnung kontingentierung. Auch ist unklar, wie aktive nach TA Lärm. Lärmschutzmaßnahmen im Baugenehmigungs- Jeder Bauantragsteller hat die Erfüllung der Fest- verfahren Beachtung finden sollen. Solche Maß- setzungen des B-Planes nachzuweisen. Sind die nahmen können dem Bauantragsteller nicht auf- von seinem Vorhaben ausgehenden Emissionen erlegt werden, soweit der Antragsteller sie nicht höher als die im B-Plan festgesetzten, ist das Vor- explizit beantragt. Deswegen muss zuvor in der haben unzulässig. Der Bauantragsteller hat sein Bauleitplanung eine Konfliktlösung gefunden Betrieb so zu organisieren, dass die Einhaltung der werden. aus den im B-Plan festgesetzten Emissionskontin- gente berechneten zulässigen Immissionsanteilen an der schutzbedürftigen Bebauung gewährleistet ist (z.B. entsprechende Gebäudestellung, Ab- schirmungen, Einsatz von leiseren Geräten, zeitli- che Betriebsbeschränkungen, usw.). Gerade sol- che beispielhaften Maßnahmen sind regelmäßig Auflagen des Baugenehmigungsverfahrens, da sie individuell für den Einzelfall gelten und somit nicht als allgemeingültige Festsetzung in einem Bauleit- planverfahren abgegolten werden können. 17.12 DIn diesem Zusammenhang hätte die oben ange- esprochene Riegelbebauung als Festsetzung im Kenntnisnahme

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s B-Plan erfolgen können, z.B. mit der Maßgabe, dass die südliche Gewerbebebauung (Grenz- wand) keine (geöffneten) Fenster vorsehen darf- dies käme aktivem Schallschutz am nächsten. Festsetzungen nach dem Maß der baulichen Nutzung bleibt die Planung aber schuldig. Außer der maximalen Gebäudegröße gibt es fast über- haupt keine Vorgaben über das Maß der bauli- chen Nutzung. 17.13 Und: Obwohl der bekannte Planungsanlass für Der Planungsanlass für das Plangebiet (gewerbli- den Bebauungsplan Nr. 58 wegfällt und sich da- che Entwicklung) besteht nach wie vor; es ist nicht mit die konkrete Nutzung absehbar ändert, blei- erkennbar, warum sich durch die 1. Änderung des ben die entscheidenden Lärmgutachten (Gewer- BP 58 die konkrete Nutzung ändern sollte. belärm, Verkehr) unverändert. Zudem: Die Emis- Gerade die Betrachtung der gewerblichen Ge- sionskontingentierung wird auf das Plangebiet samtbelastung erfolgt mit der Fortschreibung durch Nr. 61 und weitere Flächen schlicht weitergeführt, den B-Plan Nr. 61 und der dort bereits in Aussicht ohne dass für das gesamte Plangebiet ein genommenen Erweiterungsflächen. Auch wird dort Schallrahmenplan erstellt wurde, um das potenti- bereits die vorhandene gewerbliche Vorbelastung elle Emissionsverhalten im gesamten Gewerbe- durch den B-Plan Nr. 20 mit berücksichtigt. Diese gebiet - einschließlich des (Gewerbe)Verkehrs - Betrachtung stellt sicher, dass durch sämtliche zu erfassen und prognostizieren zu können. Dies vorhandenen und zukünftigen gewerblichen Anla- ist aber zwingend erforderlich, sowohl rechne- gen die Immissionsrichtwerte der TA Lärm an der risch als auch für die Abwägungsentscheidung. schutzbedürftigen Bebauung eingehalten werden. Wie sonst soll die Gemeinde darüber befinden Eine Überlagerung des Gewerbelärms und des können, ob die bereits jetzt beabsichtigte Erwei- Verkehrslärms kommt aufgrund unterschiedlicher terung des Gewerbegebiets noch verträglich ist? Beurteilungszeiträume, insbesondere nachts, und der Berücksichtigung von unterschiedlichen Be- rechnungsverfahren nicht in Betracht. Im Übrigen ist der Verkehrslärm der Planstraße dargestellt; die Immissionsgrenzwerte und selbst die niedrigeren Orientierungswerte werden außerhalb des Gel- tungsbereiches werden stark unterschritten.

17.14 Hierbei steht das Wohnhaus der Eheleute ... im Kenntnisnahme Mittelpunkt der Gesamtplanung für das Gebiet. Das Wohnhaus der Eheleute ... steht keineswegs Dies umfasst neben den Bebauungsplänen Nr. „... im Mittelpunkt der Gesamtplanung für das Ge- 58 und 61 noch den Bebauungsplan Nr. 66 und biet“. drei weitere Sondergebiete, was die folgende Gemessen am eingefügten „modifizierten Luftbild“ Abbildung, erstellt durch unsere Mandanten ver- gibt es tatsächlich zwei geplante Sondernutzungs- deutlicht: bereiche auf Flächennutzungsplanebene. Es han- delt sich zum einen um den Teilbereich, der mit „Sondergebiet Fachmarktzentrum“ bezeichnet ist und so im Rahmen der rechtswirksamen Fassung der 2. Änderung des FNP der Stadt Bad Bramstedt auch dargestellt ist. Durch die aktuell laufenden Planungen, die weiter unten ja auch zitiert werden, wird die flächenhafte Ausdehnung dieser Sonder- baufläche erheblich reduziert und nach den Ent- wicklungsvorstellungen der Stadt in seiner Zweck- bindung auf einen „Baumarkt“ geändert und für ein eventuelles Ansiedlungsinteresse planerisch ( derzeit unverändert ) auf FNP-Ebene vorgehalten. Daneben gibt es perspektivisch ebenfalls bisher lediglich im Rahmen der vorbereitendenden Bau- leitplanung südlich der Segeberger Straße den als Sonderbaufläche dargestellten Bereich des neuen (oder zweiten) Kurschwerpunktes. Die südlich des entstehenden Gewerbegebietes, zwischen diesem und dem zuvor beschriebenen Sondergebiet 2. Kurbereich als „neues Sonderge-

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biet“ bezeichneten Flächen sind im Rahmen der geltenden (rechtswirksamen) städtebaulichen Pla- nungen, die sich ebenfalls auf die Darstellung im FNP, genauer in der geltenden 2. Änderung des FNP beschränken, als potenzielle Gewerbebauli- che Flächen dargestellt. Von einer Sondergebiets- entwicklungsperspektive kann daher jedenfalls derzeit nicht die Rede sein.

17.15 In diesem Zusammenhang wurden mit Bekannt- Kenntnisnahme machung vom 30.11.2020 die Aufstellungsbe- Es ist zulässig das Schallgutachten zum B-Plan Nr. schlüsse zur 14. Änderung des Flächennut- 61 heranzuziehen, denn es berücksichtigt den zungsplanes (FNP) der Stadt Bad Bramstedt für Gewerbelärm sowohl aus dem B-Plan Nr. 20 (SO den Bereich „westlich der Straße Grünholm, Einzelhandel) als auch aus dem B-Plan Nr. 58 mit südlich der B 4 (Lohstücker Weg) und östlich der der 1. Änderung sowie aus den möglichen Erweite- AKN-Trasse" sowie des Bebauungsplanes Nr. 66 rungsflächen nordwestlich des B-Plans Nr. 61. Es (GE-Süd, III. Bauabschnitt) der Stadt Bad erfolgt damit eine Betrachtung der gewerblichen Bramstedt für den Bereich „westlich der Straße Gesamtbelastung durch Lärm. Über das gesamte Grünholm, südlich der B 4 (Lohstücker Weg) und Gebiet zwischen der AKN-Strecke im Westen und östlich der AKN-Trasse" veröffentlicht und die der Bundesstraße B 206 im Osten. Mit der Zielset- frühzeitige Öffentlichkeitsbeteiligung nach § 3 zung die maximal zulässigen Immissionsrichtwerte Abs. 1 BauGB ist auf die Zeit vom 11.12.2020 bis der TA Lärm durch die Gesamtbelastung nicht zu zum 22.01.2021. Soweit den veröffentlichten überschreiten. Unterlagen zu entnehmen, werden die Lärmgut- achten zu dem BPlan Nr. 58 und Nr. 61 herange- zogen, also keine eigenen Untersuchungen, ob- wohl die öffentliche Beteiligung hierzu nach § 3 Abs. 2 BauGB noch nicht einmal abgeschlossen ist.

17.16 Es ist einer Kommune unbenommen, ein Ge- Wie vor. samtgebiet in mehrere Bauleitpläne aufzuteilen, Die Emissionskontingentierung berücksichtigt ja nicht jedoch durch eine Salamitaktik die Belas- gerade die bereits vorhandene Vorbelastung durch tungssituation für Anwohner sukzessive zu inten- Gewerbelärm und tariert die Emissionskontingente sivieren, ohne planübergreifend die Gesamtbe- hier zwischen dem B-Plan Nr. 58, dem B-Plan Nr. lastung entsprechend den Erfordernissen der 61 und den nordwestlichen Erweiterungsflächen Bauleitplanung festzustellen und ihrer Abwägung unter Berücksichtigung des SO Einzelhandels so zuzuführen. Diese fehlende Gesamtbetrachtung aus, dass die Immissionsrichtewerte der TA Lärm hat nicht nur Auswirkungen auf die Rechtmäßig- an der schutzbedürftigen Bebauung eingehalten keit der Bauleitplanung, sondern auch auf die werden. späteren Genehmigungsverfahren für die Ge- Eine Salamitaktik erfolgt hier nicht. Im Gegenteil werbebetriebe, weil jeder Genehmigung dieser nehmen alle Gebietsentwicklungen aufeinander Rechtsmangel anhaftet und ein Verstoß gegen Bezug und berücksichtigen sich gegenseitig. Da das Rücksichtnahmegebot aus § 15 BauNVO der B-Plan Nr. 58 zeitlich zuerst entwickelt wurde, droht. Daher ist es angezeigt, die Gesamtauswir- liegen diesem höhere Emissionskontingente zu- kungen zu eruieren, bevor die einzelnen Bebau- grunde, sodass den nachfolgenden B-Plänen nur ungspläne aufgestellt werden. noch geringere Emissionsanteile zu geordnet wer- den können. Was im Übrigen aufgrund deren Nähe zu der schutzbedürftigen Bebauung zusätzlich nachvollziehbar ist. Der Gesamtauswirkung wird durch die Immissions- richtwerte der TA Lärm eine obere Grenze gesetzt, an die sich die Emissionskontingente anpassen. Ein besonderes Eruieren ist daher nicht sinnvoll oder gar notwendig.

17.17 3. Die Gemeinde ist dazu aufgerufen, von der der- Der Stellungnahme wird nicht gefolgt. zeitigen Planung Abstand zu nehmen und die Die genannten Belange sind ausreichend berück-

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Entwicklung ihres Gemeindegebiets zu überden- sichtigt worden. ken. In Anbetracht der Einigungs- und Dialogbe- reitschaft unserer Mandanten - die als Plan- nächste einen vollgerichtlichen Überprüfungsan- spruch haben (§ 47 VwGO) - ist es nicht zu erklä- ren, weshalb auf die ohnehin berücksichtigungs- pflichten Belange nicht in Form der vorgeschla- genen Schutzvorkehrungen eingegangen wird. Die vorgelegte Planung wird nicht akzeptiert wer- den können. 17.18 II. Die folgende Stellungnahme beschränkt sich auf die Behandlung von Lärm- und Lichtimmissionen und betrifft die 1. Änderung des Bebauungsplans Nr. 58 und den Bebauungsplan Nr. 61 gleicher- maßen. 1. Gewerbelärm - Emissionskontingentierung (EK) Wie oben kurz angesprochen, wird der Be- wältigung des Gewerbelärms durch die Emissi- onskontingentierung begegnet. Zur besseren Übersicht werden die Festsetzungen kurz darge- stellt (a). Sodann wird erläutert, dass die festge- setzten Emissionskontingente nicht mit den Vor- gaben der einschlägigen Rechtsgrundlage § 1 Abs. 4 BauNVO und höchstrichterlicher Recht- sprechung vereinbar sind (b ). Im Fortgang wer- den weitere Fehler oder zumindest Unstimmig- keiten aufgezeigt (c.) 17.19 a) Berücksichtigung aa) 1. Änderung Bebauungsplan Nr. 58 Die Be- Die in Klammern genannten Bezüge zum Immissi- handlung des Gewerbelärms bleibt zum ur- onsschutz werden berichtigt zu: §9 Abs. 1 BauGB, sprünglichen Bebauungsplan Nr. 58 unverändert. §1 Abs. 4 Satz 1 Nr. 2 BauNVO. T Aus Ziff. 8.1 der textlichen Festsetzungen wird Die Überschrift 8.1 wird ergänzt um §1 Abs. 4 Satz (vermeintlich) auf Grundlage vom § 9 Abs. 1 1 Nr. 2 BauNVO. Die Überschrift 8.2 wird ergänzt BauGB, § 1 Abs. 1Nr.1und2 i.V.m. § 11 Abs. 2 S. um § 9 Abs. 1 Nr. 24 BauGB 1 BauNVO festgelegt, dass innerhalb des B- Planes Nr. 58 nur Betriebe und Anlagen zulässig Berücksichtigung sind, deren Lärmemissionen soweit begrenzt Es handelt sich um redaktionelle Unstimmigkeiten; sind, dass die Emissionskontingente LEK gemäß es muss 48 bzw. 50 dB(A)/m² heißen. DIN 45691 tags (06.00 - 22.00 Uhr) von 63 bzw. 65 dB(A)/m2 und nachts (22.00 - 06.00 Uhr) von Berücksichtigung 50 bzw. 53 dB(A)/m2 nicht überschritten werden. Es handelt sich um redaktionelle Unstimmigkeiten; Die Prüfung der Einhaltung erfolgt nach der DIN es muss 48 bzw. 50 dB(A)/m² heißen. Es gilt die 45691, Abschnitt 5. Das Plangebiet wird tatsäch- Plan-Darstellung in Anhang 3.1 der LTU 2018; die lich in 3 Teilgebiete untergliedert: [Abb. aus Teil Angaben werden entsprechend korrigiert. B - Text, Ziff. 8.1] Es wird eine Darstellung gemäß Anhang A.4 der Dort wird der Nachtwert aber mit 50/48 dB(A) DIN 45691 gewählt, welche das jeweils gebietsbe- angegeben. In der LTU 2018, S. 15, sind die zogene Emissionskontingent tabellarisch darstellt Zahlen ebenfalls divergierend. und damit dem späteren Anwender die Addition abnimmt. Diese Darstellung kommt den Vorstel- lungen des Einwenders (s.u. unter Nr. 15.20) ent- gegen.

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17.20 Für die im „Lageplan" dargestellten Gebiete (au- ßerhalb des Plangebiets) werden Zusatzkontin- gente LEK.zus. festgesetzt, die auf das Emissi- onskontingent LEK aufgerechnet werden. Die Gebiete sind in einer Tabelle zusammengefasst und Zusatzkontingente für Tag und Nacht ange- setzt (LEK+ Lek,zus). Diese Summe darf einen We1i von maximal 65 dB(A)/m2 tags und nachts nicht überschreiten. Zum Schutz der direkt an- grenzenden Bebauung Siggenweg/ Segeberger Straße werden für diese keine Zusatzkontingente vergeben. 17.21 Zur Festlegung von Zusatzkontingenten für ein- Berücksichtigung zelne Immissionsorte sieht die DIN 45691 eine Die DIN 45691 sieht eine Festlegung von Zusatz- Regelung in Anhang A Nr. A.3 vor. In der lärm- kontingenten über den Anhang A.2 mittels Rich- technischen Untersuchung wird aber auf Nr. A.4 tungssektoren vor. Gleiches macht der Anhang A.4 DIN 45691 verwiesen (S. 13), obwohl dort ge- der DIN 45691, welcher in Richtung von Gebieten bietsbezogene BK-Festsetzungen geregelt wer- die Zusatzkontingente auf die Grundkontingente den. Die IOs in der Tabelle entsprechen ganzen addiert. In der LTU handelt sich daher um eine Straßenzügen, z.T. ganzen B-Plänen. Eine teil- Kombination des Vorgehens nach Anhang Nr. A.2 gebietsbezogene Festsetzung von EK nach Nr. (Richtungssektoren) und Nr. A.4 (Gebiete), der je A.4 DIN 45691 erfolgt aber nicht, sondern explizit Gebiet ein zu addierendes Zusatzkontingent die Erhöhung der EK durch Zusatzkontingente. vergibt. Zur Verdeutlichung wird dem Einwender Dies ist aber nur für einzelne Immissionsorte gefolgt und die Darstellung gänzlich auf Nr. A.4 der zulässig. Auf diese Unstimmigkeit wird weiter DIN 45691 geändert; die Angaben werden ent- unten ( c.) eingegangen werden. Nach den Aus- sprechend angepasst. führungen der lärmechnischen Untersuchung Es ist falsch, dass eine Erhöhung der Emissions- (LTU) sollen die rechnerisch möglichen Zusatz- kontingente nur für einzelne Immissionsorte zuläs- kontingente zur Berücksichtigung zukünftiger sig ist. Die Anhänge A.2 und A.4 sehen dies für Entwicklungen anderweitiger Gebiete außerhalb ganze Gebiete in verschiedenen Himmelsrichtun- des Geltungsbereichs nicht gänzlich ausge- gen vor. schöpft worden sein (S.13). Zumindest für den Siggenweg/ Segeberger Straße gilt dies aber Kenntnisnahme nicht. Es wurden repräsentative nächstgelegene Immis- sionsorte in den in der LTU 2018 in Anhang 1.1 dargestellten Gebieten betrachtet. Der ungünstigs- te Immissionsort eines Gebietes bestimmt damit jeweils die maximal mögliche Zusatzbelastung bei der späteren Berechnung der zulässigen Immissi- onsanteile eines Vorhabens. Da in Richtung Wes- ten, Norden und Osten deutlich höhere Zusatzkon- tingente möglich wären, die dann Emissionen von in ferner Zukunft liegenden Entwicklungen be- schränken würden, wurde eine Deckelung der Zusatzkontingente vorgenommen. In Richtung des Gebietes Siggenweg/Segeberger Straße werden dagegen keine Zusatzkontingente vorgesehen. Das nächstgelegene Gebäude Sig- genweg 5b bestimmt hier die Grund- Emissionskontingente. Eine weitere Erhöhung der Schallabstrahlung in diese Richtung ist nicht mög- lich.

17.22 Ein Betrieb ist nach den Festsetzungen zulässig, Kenntnisnahme wenn der nach TA-Lärm berechnete Beurtei- lungspegel Lärm jeweils betrachteten Immission- sort innerhalb der oben genannten Gebiete den Immissionsanteil einhält oder unterschreitet, der aus dem für das Betriebsgrundstück festgesetz- ten Emissionskontingent zzgl. Zusatzkontingent

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berechnet wird. Ein Vorhaben ist auch dann zu- lässig, wenn der nach TA Lärm berechnete Beur- teilungspegel Lärm jeweils betrachteten Immissi- onsort den Immissionsrichtwert nach TA Lärm um mindestens 15 dB(A) unterschreitet. Für Im- missionsorte innerhalb des B-Plans sind die all- gemeingültigen Regelungen der TA Lärm zu berücksichtigen. 17.23 Festsetzungen zum Schutz gegen Verkehrslärm Kenntnisnahme erfolgen für schutzbedürftige Räume innerhalb des B-Plans durch Lärmpegelbereiche und den Verweis auf die DIN 4109-1. Die Festsetzungen für IOs innerhalb des Plangebiets werden hier nicht weiter vertieft. Aus der Begründung zur 1. Änderung des B- Plans Nr. 58 ergibt sich überhaupt keine Be- gründung zu den EK. - obwohl sämtliche Gutach- ten hierzu nochmal ausgelegt wurden. In der Begründung zum ursprünglichen B-Plan Nr. 58 werden unter Ziff 10.1. die Ergebnisse der lärm- technischen Untersuchung (LTU) zusammenge- fasst. Selbstständige planerische Erwägungen finden sich nicht, insb. nicht zur Gliederung des Gebiets oder der Schutzbedürftigkeit der umlie- genden Wohnbebauung. Die Begründung und Darstellung der EK. ergibt sich damit vollständig aus der LTU, auf deren Inhalt noch eingegangen wird. 17.24 ab) Bebauungsplan Nr. 61 Im B-Plan Nr. 61 finden sich entsprechende Festsetzungen bzw. die gleiche Systematik für s.dort die EK. Innerhalb des B- Planes Nr. 61 sind nur Betriebe und Anlagen zulässig, deren Lärmemis- sionen soweit begrenzt sind, dass die Emissions- kontingente LEK gemäß DIN 45691 tags (06.00 - 22.00 Uhr) von 57 bis 60 dB(A)/m2 und nachts (22.00 - 06.00 Uhr) von 40 bis 45 dB(A)/m2 nicht überschritten werden. Die Prüfung der Einhaltung erfolgt nach der DIN 45691, Abschnitt 5. Das Plangebiet wird in 4 Teile gegliedert: [Abb. aus Teil B - Text, Ziff. 8.1] Kenntnisnahme Das ist richtig so, denn das im Plan dargestellte Außerdem werden Zusatzkontingente für Tag Grund-Emissionskontingent bestimmt sich allein und Nacht festgelegt, ebenfalls nicht für den Sig- aus den Immissionsorten im Gebiet Siggen- genweg/Segeberger Straße. Für die Erweite- weg/Segeberger Straße. Eine stärkere Abstrahlung rungsflächen, die außerhalb des Geltungsbe- von Lärm in diese Richtung ist nicht möglich, da reichs liegen, erfolgt ebenfalls bereits eine EK anderenfalls die Immissionsrichtwerte der TA Lärm und eine Gliederung des Gebiets. Der B-Plan Nr. durch die Gesamtbelastung überschritten würden. 58 und dessen EK werden aber nicht dargestellt. Daher gilt für diese Richtung, wie auch in Richtung Im Übrigen entsprechen die Festsetzungen den Westen zum Gebiet Vogelstande kein Zusatzkon- o.g. auch hinsichtlich des Schutzes vor Verkehrs- tingent. lärm. In der Begründung zum B-Plan Nr. 61 wer- Das ist falsch, die Emissionskontingente des B- den ebenfalls nur die Ergebnisse der LTU v. Planes Nr. 58 werden in Anhang 1.1 dargestellt. 09.09.2020 dargestellt, aber keine städtebauliche Zudem erfolgt für den B-Plan Nr. 58 in Anhang 1.2 Begründung geliefert. über 9 Seiten die Berechnung der Vorbelastung Auf die LTU wird noch eingegangen werden. nach dem Verfahren der TA Lärm, welche im B- Plan Nr. 61 und für die nordwestlichen Erweite- rungsflächen gilt.

17.25 b) Widerspruch

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Die EK der 1. Änderung des B-Plan Nr. 58 und Die Rechtsprechung lässt eindeutig und unmiss- des B-Plan Nr. 61 sind, unabhängig von abwä- verständlich eine Emissionskontingentierung zu. gungserheblichen Unstimmigkeiten mit der DIN Grundsatz dabei ist aber, dass jeder nach §8 45691, mit höchstrichterlicher Rechtsprechung BauNVO in einem Gewerbegebiet zulässige Be- nicht vereinbar. trieb sich bei den Emissionskontingenten ansiedeln kann. Dies wird durch betriebsspezifische Lärm- schutzmaßnahmen, angepasst auf die erforderli- chen Bedürfnisse, möglich. 17.26 aa) Zunächst ist darauf hinzuweisen, dass die Rechtsgrundlage für die Festsetzung von EK § 1 Abs. 4 Nr. 2 S. 1 BauNVO ist. Danach können Baugebiete nach der Art der Betriebe und Anla- gen und deren besonderen Bedürfnissen und Eigenschaften gegliedert werden. Die Festset- zungen können auch für mehrere Gewerbegebie- Kenntnisnahme te einer Gemeinde im Verhältnis zueinander ge- Durch die mit den LTUs erfolgte Gliederung der troffen werden, § 1 Abs. 4 S. 2 BauNVO. Die Gebiete werden Bereiche geschaffen, in denen Gliederung eines Gewerbegebiets in mehrere sich nahe der schutzbedürftigen Bebauung typi- Teilgebiete mit unterschiedlichen Lärmkontingen- scherweise Betriebe ansiedeln werden, die wenig ten kann eine solche Gliederung sein, da das emittieren bzw. die wenig Aufwand an betriebli- Emissionsverhalten von Anlagen und Betrieben chen Lärmschutzmaßnahmen bedürfen. In den eine besondere Eigenschaft darstellt. Es ist nicht abgelegenen Bereichen zur B 206 werden stärker ersichtlich, dass in den LTUs eine rechtlich kor- emittierende Betriebe auch mit Nachtbetrieb lie- rekte Einordnung der EK erfolgte. Die Rechts- gen. Folglich resultiert eine Gliederung des Gebie- grundlage wird samt der rechtlichen Vorausset- tes nach der Eigenart der Betriebe. zungen nicht genannt. In den textlichen Festset- zungen der B-Pläne wird eine andere Rechts- grundlage genannt. Insbesondere ist § 11 Abs. 2 BauNVO nicht einschlägig, es handelt sich hier nicht um Sondergebiete, sondern um Gewerbe- gebiete nach § 8 BauNVO.

17.27 bb) Bei der Festsetzung von Lärmkontingenten sind zwingende handwerkliche Besonderheiten zu beachten. Zu der Zulässigkeit der Lärmkontin- gentierung hat das BVe1wG in seiner Entschei- dung vorn 07.12.2017 -4 CN 7/16 grundlegend Kenntnisnahme entschieden: Genau dieses Vorgehen ist hier erfolgt. Der B-Plan „Dem Tatbestandsmerkmal des Gliederns wird Nr. 58, wie auch der B-Plan Nr. 61 und auch die nur Rechnung getragen, wenn das Baugebiet in nordwestlichen Erweiterungsflächen wurden in einzelne Teilgebiete mit verschieden hohen Teilgebiete mit verschieden hohen Emissionskon- Emissionskontingenten zerlegt wird (vgl. tingenten zerlegt. BVerwG, Beschluss vorn 9. März 2015 - 4 BN 26.14 – BauR 2015, 943 <944>). Die Festset- zung eines einheitlichen Emissionskontingents für das gesamte Baugebiet ist von der Ermächti- gungsgrundlage des § 1 Abs. 4 Satz 1 Nr. 2 BauNVO nicht gedeckt (so auch OVG Koblenz, Urteil vom 2. Mai 2011 – 8 C 11261/10 - NVwZ- RR 2011, 858 <859>; Fischer/Tegeder, BauR 2007, 323 <326>). Der Bestimmung des§ 1 Abs. 4 Satz 1 Nr. 2 BauNVO wird es nicht gerecht, wenn die gedankliche Unterteilung des Plange- biets in 1 m2 große Teilflächen gleicher Ge- räuschemission als Gliedernng verstanden wird Es erfolgt hier keine baugebietsübergreifende (a.A. Steger/ Numberger/Hunecke, Lärmbekämp- Gliederung über das gesamte Stadtgebiet. Dies ist fung 2017, 27 <32> ). Die Vorschrift ermöglicht auch nicht die Intention dieser Bauleitplanung. eine räumliche Zuteilung von Emissionsrechten, Denn mit den festgesetzten Emissionskontingen-

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nicht aber deren das gesamte Baugebiet erfas- ten und Zusatzkontingenten ist es möglich inner- sende Beschränkung. Die Voraussetzung für halb des Geltungsbereiches der B-Pläne jeden eine baugebietsübergreifende Gliederung gemäß nach §8 BauNVO in einem Gewerbegebiet zuläs- § 1 Abs. 4 Satz 2 BauNVO, dass neben dem sigen Betrieb anzusiedeln. Zum einen, da im B- emissionskontingentierten Gewerbegebiet noch Plan Nr. 61 bereits das Grund-Kontingent mit tags (mindestens) ein Gewerbegebiet als Ergän- 60 dB(A) bereits den Planungspegel der DIN zungsgebiet vorhanden ist, in welchem keine 18005 „Schallschutz im Städtebau“ für Gewerbe- Emissionsbeschränkungen gelten (BVerwG, Be- gebiete erreicht, welches durch die Zusatzkontin- schlüsse vom 18. Dezember 1990 - 4 N 6.88 - gente in nördlicher und östlicher Richtung noch Buchholz 406.11 § 1 BauGB Nr. 50 S. 28 und deutlich gesteigert wird. Zum anderen, weil ein sich vom 9. März 2015 - 4 BN 26.14 - BauR 2015, ansiedelnder Betrieb auf dem eigenen Grundstück 943 <944>), gilt entsprechend für die interne Lärmschutzmaßnahmen treffen kann, z.B. ent- Gliederung nach§ 1 Abs. 4 Satz 1 Nr. 2 BauNVO. sprechende Gebäudestellung, Abschirmungen, Macht eine Gemeinde nur von dieser Norm Ge- Einsatz von leiseren Geräten, zeitliche Betriebsbe- brauch und verzichtet auf eine bauge- schränkungen, usw. bietsübergreifende Gliederung, muss gewährleis- Hier wird allein das Urteil zitiert, an welches sich tet bleiben, dass vom Typ her nicht erheblich die hier erfolgte Bauleitplanung hält. Ein jeder nach belästigende Gewerbebetriebe aller Art im Ge- §8 BauNVO nicht erheblich belästigende Gewer- werbegebiet ihren Standort finden können (vgl. bebetrieb ist, wie zuvor erläutert innerhalb der B- Söfker, in: Ernst / Zinkahn / Bielenberg / Krautz- Pläne Nr. 58 und 61 sowie der Erweiterungsflä- berger, BauGB, Stand August 2017, § 1 BauNVO chen möglich. Rn. 63). Das bedeutet, dass es in einem nach § 1 Darüber hinaus kann ein Gewerbebetrieb selbst Abs. 4 Satz 1 Nr. 2 BauNVO intern gegliederten auf einem nicht kontingentierten Grundstück nicht Baugebiet ein Teilgebiet ohne Emissionsbe- unendlich emittieren, sondern wird durch die TA schränkung oder, was auf dasselbe hinausläuft, Lärm begrenzt, welche ebenfalls eine Beurteilung ein Teilgebiet geben muss, das mit Emissions- der Gesamtbelastung durch alle Gewerbebetriebe kontingenten belegt ist, die jeden nach § 8 erfordert. Auch auf dem unkontingentierten Grund- BauNVO zulässigen Betrieb ermöglichen. Ge- stück ist der Betrieb daher nicht frei von Ein- schuldet ist dies dem Umstand, dass auch bei schränkungen und muss die Emissionen seiner Anwendung des § 1 Abs. 4 BauNVO die allge- Nachbarbetriebe mitberücksichtigen. meine Zweckbestimmung der Baugebiete zu wahren ist (vgl. BVerwG, Beschluss vom 6. Mai 1996 - 4 NB 16.96 - Buchholz 406.12 § 1 BauN- VO Nr. 22 S. 7). Will eine Gemeinde eine oder mehrere Arten von Nutzungen aus dem gesam- ten Baugebiet ausschließen, steht ihr nur der Weg über § 1 Abs. 5 BauNVO zur Verfügung (Fickert/Fieseler, BauNVO, 12. Aufl. 2014, § 1 Rn. 83). BVerwG, Urteil vom 07. Dezember 2017 -4 CN 7/16-, BVerwG 161, 53-59,- juris Rn. 15 [Hervorhebung nur hier].

17.28 Das BVerwG hat mit seiner grundlegenden Ent- Wie vor. scheidung zum einen klargestellt, dass ein Bau- gebiet in mindestens zwei Teilgebiete mit unter- schiedlichem EK gegliedert werden muss und zum anderen, dass mit der EK die Zweckbe- stimmung eines Gewerbegebiets nicht unterlau- fen werden darf. Hierfür darf ein Teilbereich des Gewerbegebiets überhaupt nicht mit einem EK versehen werden oder aber ein EK vorsehen, das hoch genug ist, um alle in einem Gewerbe- gebiet zulässigen Betriebe zu ermöglichen. Diese rechtliche Einschränkung gilt auch für Industrie- gebiete, obgleich dort v.a. störende Gewerbebe- triebe zulässig sind, was ein besonders hohes Emissionskontingent verlangt. Siehe hierzu: BVerwG, Beschluss vom 07. März 2019-4 BN 45/18-,juris. Die Entscheidung des BVerwG löst die Frage

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aus, wie hoch ein Lärmkontingent sein muss, damit die Gebietstypik des jeweiligen Baugebiets gewahrt werden kann, siehe anstatt vieler: Gug- gemos / Storr, Konsequenzen aus der Entschei- dung des BVerwG für die Lärmkontingentierung von Gewerbe- und Industriegebieten, I+E 2018, S. 173. Erste Fachgerichte haben hierzu Lösungsansät- ze entwickelt und erste Untergrenzen festgesetzt. Nachtwerte von maximal 45 db(A) wurden u.a. Genau diese Werte des OVG Lüneburg werden im vom OVG Münster als zu niedrig angesehen, B-Plan Nr. 61 in den Teilgebieten Nord und Süd OVG Münster (10. Senat), Urteil vom als Grund-Emissionskontingent in nördlicher und 02.03.2020-10 A 1136/18 = BeckRS 2020, 5457, östlicher Richtung festgesetzt. In diese Richtungen Rn. 49 m.w.N. steigert es sich nachts zudem auf bis zu Das OVG Lüneburg sah es als zumindest ausrei- 60 dB(A)/m². chend an, wenn in einem Gewerbegebiet ein Warum es auf eine rechnerische Erhöhung des Teilbereich 65(tags) / 50 dB(A)(nachts) zulässt, Emissionskontingentes in bestimmte Richtungen OVG Lüneburg (1. Senat), Urteil vom 18.07.2019 nicht ankäme ist unverständlich, denn gerade die- - 1KN78/17 = BeckRS 2019, 38385, 3. LS. ses Verfahren entspricht dem Standardvorgehen Das OVG Greifswald wiederum geht davon aus, der TA Lärm welches explizit die Einhaltung der dass 60 dB(A) tags wie nachts anzusetzen sind, Immissionsrichtwerte an einzelnen Immissionsor- Oberverwaltungsgericht für das Land Mecklen- ten prüft und darauf zugeschnitten Lärmschutz- burg-Vorpommern, Urteil vom 11. September maßnahmen entwickelt, wie beispielsweise die 2019- 3 K 149/15,- juris Rn. 35. Auf die Festset- Einhausung von Anlieferzonen, die Positionierung zung von Richtungssektoren (A.2 DIN 45691) von Abluftöffnungen, den Einsatz von Schalldämp- und damit einer rechnerischen Erhöhung des fern. Gerade diese zielen darauf ab in bestimmte Emissionskontingents käme es hierbei nicht an, Richtungen nicht zu viel zu emittieren. weil die Einschränkung, Emissionen nur in eine Aus der durch die Einwender getroffene Schluss- bestimmte Richtung abstrahlen zu können, bei folgerung ließe sich erstens folgern, dass eine den Betrieben bliebe und damit nicht jeder zuläs- Festsetzung von Emissionskontingenten nicht sige Betrieb ermöglicht werde, Oberverwaltungs- erforderlich ist, da dies ohnehin durch die TA Lärm gericht für das Land Mecklenburg-Vorpommern, geregelt würde. Zweitens, dass selbst die Festset- Urteil vom 11. September 2019 - 3 K 149/15 -, zung eines aktiven Lärmschutzwalles beispielswei- Rn. 41, juris. se zur Bebauung Siggenweg allein dem Schutz Dies gilt gleichermaßen für die Zusatzkontingente eines einzelnen Immissionsortes oder Gebietes nach A.3 DIN 45691 oder gebietsbezogene EK diene und damit nicht zulässig wäre. nach A.4 DIN 45691, weil damit im Ergebnis im- mer eine Beschränkung zum Schutz einzelner IO's oder Gebiete einhergeht. So wohl auch: OVG Lüneburg, Urteil vom 24. Oktober 2018 - 1 KN 157/16,- juris, Rn. 45.

17.29 cc) Überträgt man diese Rechtsprechung auf die Wie vor. hiesige Planung, folgt hieraus deren Unzulässig- keit. Hierbei ist festzustellen, dass eine vollstän- dige Kontingentierung der Baugebiete erfolgt, also keine Freifläche bleibt. Keines der Teilgebie- te weist ein Lärmkontingent aus, das ausreichend ist, um alle zulässigen Betriebe eines Gewerbe- gebiets zuzulassen. Bei dem zulässigen Nut- zungsumfang ist auch zu beachten, dass eine Einschränkung des Gebiets nur hinsichtlich grö- ßerer Einzelhandelsbetriebe (unter bestimmten Bedingungen) festgesetzt wurde sowie für Vergnügungsstätten, ansonsten das Gewerbe- gebiet nicht eingeschränkt wurde (Ziff. 1 der textlichen Festsetzungen). Es scheint hier schlicht der Planungswert der DIN Folgt man der Auffassung des OVG Greifwalds, 18005 „Schallschutz im Städtebau“ durch das Ur- weist keines der Teilgebiete ein ausreichendes teil übernommen worden zu sein. Dies hätte aber

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Kontingent von 60 dB(A)(tags) /60 dB(A) (nachts) zur Folge, dass ein etwa 10 ha großes Gewerbe- im B-Plan Nr. 58 oder Nr. 61 aus, ebenso nicht gebiet erst in einem Abstand von 550 m zum die Erweiterungsflächen. Aber auch wenn man nächsten Allgemeinen Wohngebiet und von 300 m ein niedrigeres EK für ausreichend hält, ist das zum nächsten Mischgebiet oder Gebäude im Au- EK im B-Plan Nr. 61 bereits wg. des niedrigen ßenbereich liegen dürfte, was selbst in der Sied- Nachtwertes von 45dB(A) unzureichend und lungsstruktur Schleswig-Holsteins schwer möglich damit unzulässig. ist. Das EK im B-Plan Nr. 58 weist zwar immerhin Hinzu kommt, dass der Anteil von Betrieben mit einen Tageswert von 65 dB(A) aus, aber nur tatsächlichem Nachtbetrieb in einem Gewerbege- einen Nachtwert von 50 dB(A), was aber mindes- biet äußerst gering ist, so dass es einem nächtli- tens mit erheblicher Unsicherheit behaftet ist. chen Pegel von 60 dB(A) tatsächlich nicht bedarf. Denn der erforderliche „Mindestemissionswert" Sollte in einem solchen B-Plan auf dem Nachbar- von tags 60 dB(A) und nachts 60 dB(A) scheint grundstück eine Betriebsleiterwohnung zugelassen sich allgemein durchzusetzen, sein, würden sich selbst aus der TA Lärm heraus vgl. Kuchler, jurisPR-UmwR 3/2018 Anm. 1; Beschränkungen für den nachts emittierenden Heilshorn/Kohnen, Geräuschkontingentierung Betrieb ergeben, sodass die 60 dB(A) hypothetisch nach DIN 45691, UPR 2019, S. 81 (82f)); Gug- bleiben. gemos/ Storr, I+ E 2018, S. 173. Gerade die zitierte Abhandlung von Heil- horn/Kohnen führt in einem sehr anschaulichen Beispiel (UPR 3/2019 S.83) eines 10 ha großen Gewerbegebietes aus, dass das Berechnungsver- fahren nach DIN 45691 deutliche Sicherheiten im Vergleich zum Verfahren nach der DIN 18005 auf- weist, da erstere nur die Minderung infolge des Abstandes berücksichtigt. So kann für dieses Bei- spiel auch ein Emissionskontingent von 58 dB(A)/m² als uneingeschränkt gelten. An anderer Stelle (UPR 3/2019 S. 84) wird durch Heilshorn/Kronen ausgeführt: „Eine Forderung von Emissionspegeln von 60 bzw. 65 dB(A)/ m² tags und nachts für Gewerbe- bzw. Industriegebiete lässt sich daraus jedoch nicht überzeugend ablei- ten. Aus einem unterhalb dieser Werte liegenden Geräuschkontingent ergibt sich nämlich für sich genommen nicht, dass bestimmte Arten gewerbli- cher Anlagen in dem Gebiet unzulässig sind. … Daher ist auch allein die Unterschreitung eines flächenbezogenen Schallleistungspegels von 60 dB(A)/m² in einem Gewerbegebiet durch ein Emis- sionskontingent noch kein hinreichender Grund für die Annahme, es würden bestimmte Arten von Betrieben ausgeschlossen.“ Hier wird deutlich, dass sich keineswegs der Wert von 60 dB(A) durchsetzt.

17.30 dd) Widerspruch Natürlich ist für die umliegende Bebauung eine Wie zuvor erläutert kommt es nicht auf die abstrak- niedrigere Emissionskontingentierung von Vorteil. te Größe des Emissionskontingentes und schon Jedoch ist zunächst festzustellen, dass die fest- gar nicht nur allein des Grundkontingentes an, gesetzten Emissionskontingente für das Gewer- wenn in andere Himmelsrichtungen mehr emittiert begebiet Süd zu niedrig und damit fehlerhaft werden kann. Denn es gelten immer die immissi- sind. Inwieweit dies ggf. geheilt werden kann, ist onsschutzrechtlichen Anforderungen der TA Lärm, hier nicht zu entscheiden und in Anbetracht des selbst für uneingeschränkte Gewerbegebiete. gebietsübergreifenden, durchgehend niedrigen In diesem Zusammenhang sei nochmals auf die Emissionskontingents, eher zweifelhaft. Abhandlung von Heilshorn/Kohnen (UPR 3/2019 Entscheidender als die Höhe des EK ist für unse- S.86) verwiesen: „Wie bereits dargelegt, müssen re Mandanten, dass die EK als Konfliktlösungs- Gewerbe- und Industriegebiete oftmals Rücksicht instrumentarium zwischen der emittierenden auf vorhandene schutzbedürftige Nutzungen neh- Gewerbenutzung und der schutzbedürftigen Be- men. Dies führt praktisch zu Einschränkungen der bauung (dem Wohnhaus) isoliert betrachtet kein ansiedlungsfähigen Betriebstypen oder der Not-

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geeignetes Instrumentarium dafür ist, diesen wendigkeit von Schallschutzmaßnahmen, ohne Nutzungskonflikt zu lösen. Durch die gewählt dass dadurch die Zweckbestimmung des Gebiets niedrige Emissionskontingentierung ist die Be- zwingend beeinträchtigt wäre. Dies gilt gerade schränkung der zulässigen Nutzung des Gewer- auch in den Fällen, in denen eine Kontingentierung begebietes bezweckt. Dies ist wie dargelegt un- überhaupt erforderlich ist, da deren Zweckmäßig- zulässig. Hierfür sieht § 1 Abs. 5 BauNVO eigene keit zumindest potentielle Konflikte mit schutzbe- Regelungen vor. dürftigen Nutzungen voraussetzt. Auch eine nicht Der eigentliche Zweck der EK liegt vielmehr in mit einer Geräuschkontingentierung überplante der internen Gliederung eines Baugebiets zur Teilfläche eines Gewerbe- oder Industriegebiets Verteilung der zulässigen Gesamtemission, um oder ein entsprechendes Ergänzungsgebiet er- ein sogenanntes Windhundrennen zwischen den möglichen oftmals nicht die angesprochene Betrieben im Gewerbegebiet zu verhindern. Ein Schallabstrahlung. Dies kann sich auch aus einer solches ist immer dann der Fall, wenn der erste Vorbelastung außerhalb des Plangebiets ergeben, sich ansiedelnde Betrieb alle zulässigen Emissi- die bei der Ermittlung der Gesamtbelastung zu onen ausschöpft und auf diese Weise die Ansie- berücksichtigen ist (Nr. 2.4. TA Lärm). (Entspre- delung weiterer Betriebe verhindert, vgl. Fricke, chendes gilt für eine Geräuschkontingentierung, Lärmemissionskontingente in Bebauungsplänen, vgl. Nr. 3.4 DIN 45691). Auch dann können grund- UPR 2015, 92 (94). sätzlich emissionsintensive Betriebe etwa aufgrund von Abschirmungen oder Lärmschutzmaßnahmen erreichen, dass an einer nahegelegenen Wohnbe- bauung die Immissionsrichtwerte der TA Lärm eingehalten werden.“

17.31 Anders ausgedrückt: Die Emissionskontingentie- Kenntnisnahme rung dient zunächst der Konfliktbewältigung in- Mit der DIN 45691 erfolgt die interne Konfliktbewäl- nerhalb des Plangebiets zwischen der dort zuläs- tigung zunächst zur Vermeidung des „Windhund- sigen Gewerbenutzung. Der hieraus ggf. resultie- prinzips“, nachdem der erste sich ansiedelnde rende Schutz von außerhalb dem Gebiet liegen- Betrieb sämtliche mögliche Immissionsanteile in den Nutzungen ist zwar erklärter Zweck der DIN der Nachbarschaft ausschöpft. Diesen liegen aber 45691, aber bauplanungsrechtlich lediglich ein die grundsätzlichen immissionsschutzrechtlichen Reflex der Baugebietsgliederung nach § 1 Abs. 4 Anforderungen zugrunde, sodass mit der Emissi- S. 1 Nr. 2 BauNVO. Auf die Zwecksetzung der onskontingentierung eine Einhaltung der Immissi- DIN 45691 kommt es rechtlich aber nicht an. So onsrichtwerte sichergestellt wird. sieht die DIN 45691 als weiteres Instrumentarium Ein Verweis auf Zaunwerte hat hier nichts mit der auch die Immissionskontingentierung vor, die als Sache zu tun und wird im gesamten Verfahren Zaunwert unzulässig ist. Hierauf weist die DIN nicht verwendet, geschweige denn genannt. 45691 selbst hin (B.l DIN 45691). D.h., maßgeb- lich ist nur die bauplanungsrechtliche Zulässig- keit, nicht hingegen was technisch möglich und ggf. sinnvoll erscheint, solange der Gesetzgeber hierfür die Gesetzeslage nicht anpasst. 17.32 Für bestehende Gemengelagen kann es nach Kenntnisnahme der Rechtsprechung sachgerecht sein, einen bestehenden Nutzungskonflikt durch eine Emis- sionskontingentierung langfristig zu lösen, da sich Gemengelagen zuvor meist über Jahrzehnte aufgebaut haben (Nebeneinander von Wohnen und Gewerbe) und für die Wohnbebauung im Vergleich zur Anwendung der TA-Lärm (samt Irrelevanzschwelle) hierdurch eine Verbesserung erreicht wird. Hier verhält es sich aber gerade anders. Das weitgehend uneingeschränkte Ge- werbegebiet Süd entsteht neu und rückt an die schutzbedürftige Nutzung heran. Eine Vorbelas- tung der Wohnbebauung, gerade am Siggenweg, besteht auch nach Auffassung der Gutachter nicht (LTU 20. August 2018, Kap. 2.5.2, S. 10). Nach der LTU 2020 für den B-Plan Nr. 61 wird nur die Vorbelastung des B-Plan Nr. 58 ange-

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setzt (LTU 2020, S. 14). Dies zeigt also, dass eine relevante Vorbelastung nicht besteht, mithin keine Gemengelage. 17.33 Als prioritäres Schutzinstrumentarium in der Bau- Widerspruch leitplanung sind daher ausreichende Abstände zu In der zitierten Abhandlung von Heilshorn/Konen beachten. Die eigentlich notwendigen Abstände (UPR 3/2019) wird deutlich und an eingängigen zwischen einem uneingeschränkten Gewerbege- Beispielen erläutert, dass es nicht allein auf die biet mit ausreichend hohen flächenbezogenen Abstände oder die Höhe des Emissionskontingen- Schallleistungspegel (60/60) und einem allge- tes ankommt. Es könnte vielmehr auch in andere meinen Wohngebiet (das für die südliche Bebau- Richtungen mehr Geräusch emittiert werden. ung angenommen wird) variieren je nach Ge- Lärmschutzmaßnahmen für einzelne Betriebe wä- bietsgröße und liegen bspw. zwischen 700 - 2000 ren darüber hinaus bei alleiniger Anwendung der m bei einer Gebietsgröße von 20 ha. siehe hierzu TA Lärm immer zu bedenken. (siehe hierzu die Berechnung und tabellarische Darstellung; Heils- vorangegangenen Erläuterungen) horn / Kohnen, Geräuschkontingentierung nach DIN 45691, UPR 2019, S. 81 (82f). 17.34 In diesem Zusammenhang ist im Rahmen der Der hier zitierte Beschluss des OVG Schleswig Bauleitplanung zwingend der sog. Trennungs- und auch der Vorinstanz zu Geruchsimmissionen grundsatz nach§ 50 BImSchG zu beachten. reduziert sich darauf, dass eine heranrückende Denn das Gebot gerechter Abwägung (§ 1 Abs. 7 schutzbedürftige Nutzung im nachgeordneten Ver- BauGB) erfordert eine Berücksichtigung gesun- fahren keinen Einfluss mehr auf die Emissionen der Wohnverhältnisse (§ 1 Abs. 6 Nr. 1 BauGB) des dort vorhandenen Landwirtschaftlichen Betrie- ebenso wie die Beachtung des Gebots, die für bes nehmen kann. eine Bebauung vorgesehenen Flächen so einan- Für den Fall des B-Planes Nr. 61 liegt der Fall aber der zuzuordnen, dass schädliche Umwelteinwir- genau andersherum. Eine an die schutzbedürftige kungen so weit wie möglich vermieden werden (§ Bebauung heranrückende emittierende Nutzung 50 Satz 1 BimSchG), OVG Schleswig Beschl. v. kann sehr wohl im nachgeordneten Verfahren in 3.5.2016- 1 LA 3/14 = BeckRS 2016, 54596 Rn. ihren Emissionen reglementiert werden. Dies er- 13. folgt hier zunächst auf der Ebene der Bauleitpla- Das OVG führt aus: nung und im Weiteren im Baugenehmigungsver- „Insbesondere bei einer Neuplanung von bisher fahren nach der TA Lärm, welche selbst ohne unbebauten Flächen kommt dem Trennungs- Emissionskontingent für einen gewerblichen Be- grundsatz des § 50 BImSchG als Element geord- trieb gelten würde. neter städtebaulicher Entwicklung eine besonde- re Bedeutung zu (OVG Lüneburg, U. v. 25. Juni Das OVG führt das nebenstehende Zitat wie folgt 2001 - 1 K 18,50/00 -, NVwZ-RR 2002, 172; Be- weiter fort: schl. d. Senats v. 09.11.2011 - 1 MR 5/11 -). Die „Sofern - ausnahmsweise - eine Trennung neben- Prognose, dass vorhandene Emissionsquellen einanderliegender, miteinander unverträglicher die immissionsrelevanten Richtwerte „gerade Nutzungen unterbleiben soll, muss dies durch be- eben" einhalten werden, genügt den o. g. plane- sondere Umstände städtebaulich begründet sein. rischen Anforderungen aus § 1 Abs. 3, Abs. 6 S. Bei einer Neuüberplanung "auf der grünen Wiese" 1 und Abs. 7 BauGB und dem Trennungsgebot gelten insoweit strengere Anforderungen als bei nach § 50 BImSchG nicht, wenn die Gemeinde einer Planung im "Bestand" oder in dicht besiedel- die vorgesehene bauliche Nutzung zur Vermei- ten Gebieten.“ dung absehbarer Immissionskonflikte auch an Gerade diese besonderen städtebaulichen Gründe anderer Stelle ihres Gemeindegebietes planen liegen hier vor, denn die Stadt plant mit dem B- kann", OVG Schleswig Beschl. v. 3.52016-1 LA Plänen Nr. 58 und 61 eine gewerbliche Entwick- 3/14 = BeckRS 2016, 54596 Rn. 14. lung im Schnittpunkt der beiden Landesentwick- lungsachsen der Bundesautobahnen A 7 und A 20 gemäß dem Landesentwicklungsplan 2010. Dies erfolgt gerade im östlichen Stadtgebiet mit den sehr guten verkehrlichen Verknüpfungen für den überörtlichen Verkehr. Gleichwohl gliedert sich das Gebiet in den heutigen äußeren Siedlungsrand ein, der seinen Abschluss mit dem Übergang in die freie Landschaft östlich der Ortsumfahrung findet. Diese Lage begünstig daher für die Nahmobilität die Nutzung alternativer Verkehrsmittel zum Kfz. So liegt der Bahnhof in einer fußläufigen Entfer- nung von rund 1.000 m und eine Anbindung an

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das städtische Radverkehrsnetz mit einer typi- schen Fahrradentfernung von unter 3 km ist gege- ben. Es liegen daher bedeutende städtebauliche Gründe für eine Gebietsentwicklung an dieser Stelle vor. Die Begründung wird entsprechend ergänzt.

17.35 Von diesem allgemeinen Grundsatz kann in be- Kenntnisnahme stehenden Gemengelagen gegebenenfalls ab- Die Emissionskontingentierung sorgt über die fest- wägungsgerecht abgewichen werden. Eine Ge- gesetzten zulässigen Emissionsanteile dafür, dass meinde darf jedoch nicht selbst ohne zwingenden die Einhaltung der Immissionsrichtwerte der TA Grund die Voraussetzungen für die Lärm an der schutzbedürftigen Bebauung gewähr- Berücksichtigung von Vorbelastungen schaffen. leistet ist. Damit werden schädliche Umwelteinwir- Siehe zu diesem Grundsatz: BVerwG, Beschluss kungen in gleichem Maße vermieden, denn eine vom 22. Juni 2006 – 4 BN 17/06,- juris Rn. 5. freie Positionierung eines Gewerbegebietes unter Eine Gemengelage bzw. eine Vorbelastung für Nutzung der nötigen Abstände würde ebenfalls nur die Wohnbebauung besteht ausdrücklich nicht. für die Einhaltung der Immissionsrichtwerte sor- Insofern kann keine Ausnahme gemacht werden. gen. Eine Bauleitplanung ist fernerhin regelmäßig verfehlt, wenn sie unter Verstoß gegen den Trennungsgrundsatz dem Wohnen dienende Gebiete anderen Gebieten so zuordnet, dass schädliche Umwelteinwirkungen auf die Wohn- gebiete nicht so weit wie möglich vermieden wer- den, Bayerischer Verwaltungsgerichtshof, Be- schluss vom 30. Oktober 2014-1NE14.1548,- juris Rn. 16. 17.36 Das gilt natürlich verstärkt im umgekehrten Fall. Kenntnisnahme Neben ausreichendem Abstand zwischen den In dem zitierten Beschluss des OVG Schleswig konfliktträchtigen Nutzungen können - soweit geht es wiederum, wie schon im oben aufgeführten Abstände nicht realisierbar oder aus zwingenden Beschluss, um ein geplantes Wohngebiet, das an Gründen nicht geboten sind - Nutzungsbe- ein bestehendes Gewerbegebiet bzw. einen dort schränkungen und die Festlegung von Flächen gelegenen Einzelbetrieb heranrückt, sodass dieser für Lärmschutzmaßnahmen in Betracht kommen, Einschränkungen zu befürchten hat. siehe mit weiteren Nachweisen: Jarass Bim- Die B-Pläne Nr. 58 und 61 hingegen sichern über SchG, 13. Aufl. 2020, BimSchG § 50 Rn. 18. die Emissionskontingente und die ohnehin gelten- Soweit die Gemeinde den Gehalt des Tren- den immissionsschutzrechtlichen Anforderungen nungsgrundsatzes verkannt und diesen demzu- nach TA Lärm die Einhaltung der Immissionsricht- folge im Ergebnis unzutreffend gewichtet hat, werte an der Wohnbebauung ab. stellt dies einen erheblichen Abwägungsfehler dar, OVG Schleswig, Beschl. v. 29. l 0.2020 - 1 MR 9/20 = BeckRS 2020,30237 Rn. 67. 17.37 ee) Hieraus ergibt sich folgende Konsequenz: Die Widerspruch Abstände zur Wohnbebauung sind mit hier ledig- Ein vorauseilender aktiver Lärmschutz unter Zu- lich 38 m deutlich zu gering. Soweit hieran fest- grundelegung von nächtlichen Emissionskontin- gehalten werden soll (was mit Blick auf § 50 genten von 60 dB(A)/m², wie sie durch die Ein- BImSchG fraglich ist), bedarf es anderer Festset- wender als zutreffend erachtet werden hätte eine zungen. Dafür ist prioritär auf aktiven Schutz Höhe von 19 m zur Folge. Dies ist neben der städ- nach § 9 Abs. 1 Nr. 24 BauGB zurück zu greifen, tebaulichen Unverträglichkeit jedoch abzulehnen, siehe zum V 01Tang explizit auch Heils- da die Kosten auf die Erschließungskosten umge- horn/Kohnen, Geräuschkontingentierung nach legt würden und somit alle Grundstücke beteiligt DIN 45691, UPR 2019, S. 81 (82f). Daher ist der wären, selbst wenn sie keinen Nachtbetrieb durch- südliche Teilbereich des gesamten Gewerbege- führen. Es würde nur einer fiktiven Situation vorge- biets Süd, einschließlich geplanter Erweiterungs- beugt. Hinzu kämen statische und bodenmechani- flächen, durch geeignete Festsetzung so zu kon- sche Schwierigkeiten, denn ein 19 m hoher Wall zipieren, dass die südlich anschließende Bebau- hätte eine Fußbreite von rund 60 m. Eine solche ung ausreichend geschützt werden kann. Hierfür Maßnahme, deren Notwendigkeit zudem in Frage ist beispielsweise neben der Festsetzung von steht, ist daher abzulehnen. aktivem Schallschutz (§ 9 Abs. 1 Nr. 24 Bau GB)

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auch die Anordnung der Bettiebe innerhalb des Gebietes zu regeln und in diesem Zusammen- hang die oben angesprochene Riegelbebauung festzusetzen. Hierbei kann auch festgesetzt wer- den, dass die Gewerbebetriebe am südlichen Ende des Gewerbegebiets keine zu öffnenden Fenster in Richtung der Wohnbebauung ein- bauen dürfen, ggf. auch eine Fassadenbe- grünung zum Ausgleich der Schadstoffbelastung (sowie aus optischen Gründen). Diese Sichtweise wird, wie zuvor erläutert nicht Fernerhin ist die zulässige Nutzung innerhalb des geteilt. Gebietes zu überdenken und entsprechend von § 1 Abs. 5 BauNVO einzuschränken. Noch einmal: die Vorstellungen Nutzungskonflikt mit der Emis- sionskontingentierung lösen zu können ist recht- lich nicht haltbar. Hierfür sehen BauGB und BauNVO andere Instrumente vor. 17.38 In Anbetracht der jüngeren Rechtsprechung des Diese Sichtweise wird, wie zuvor erläutert nicht BVerwG sowie der Fachgerichte hierzu und der geteilt. Anzahl von Bebauungsplänen, die aufgrund feh- lerhafter Emissionskontingentierung aufgehoben worden sind, ist mit Verwunderung festzustellen, dass die Gemeinde sich allein auf dieses Instru- mentarium stützt, ohne eigene Überlegungen zur Konzeption ihres Gewerbegebiets anzustellen. Dies ist weder bauplanungsrechtlich zulässig noch erfüllt es die Anforderungen an eine gerech- te Abwägungsentscheidung (§ 1 Abs. 7 BauGB), die jede planende Kommune selbstständig treffen muss. Hier muss leider von einem vollständigen Abwägungsausfall ausgegangen werden. 17.39 c.) Zudem leidet die Festsetzung der Emissionskon- tingentierung an weiteren Fehlern und Ermitt- lungsdefiziten und weist Unstimmigkeiten mit der DIN 45691 auf (aa). Außerdem besteht hinsicht- lich einiger Aspekte zumindest Klärungsbedarf (bb ). Die folgenden Rügen beziehen sich eben- falls auf den B-Plan Nr. 58 (1. Änderung) sowie den B-Plan Nr. 61 gleichermaßen. aa) (1) Gliederung des Baugebiets fehlt in der Planzeichnung Nach der PlanZV müssen Darstellungen, Fest- setzungen, Kennzeichnungen und nachrichtliche Übernahmen hinreichend deutlich erkennbar sein. Aus der Planzeichnung muss der Inhalt der Bauleitpläne eindeutig dargestellt oder festge- Berücksichtigung setzt werden. Nach Ziff. 15.14 Anlage zur PlanZV Die Emissionskontingente sind in den textlichen ist hierfür die Abgrenzung unterschiedlicher Nut- Festsetzungen durch Lageplan, Tabelle und ent- zungen, z. B. von Baugebieten, oder Abgrenzung sprechende textliche Vorschriften dargestellt. des Maßes der Nutzung innerhalb eines Bauge- Der B-Plan Nr. 61 wird durch die gebietsinterne biets (z. B. § 1 Abs. 4 § 16 Abs. 5 BauNVO) als Verkehrsfläche bzw. deren Verlängerung in die Planzeichen aufzunehmen. Auch nach Ziff. 4.6 Teilflächen GE-Nord und GE-Süd gegliedert. Die- DIN 45691 sind in der Planzeichnung die Gren- ser Zusammenhang zwischen dem Lageplan im zen der Teilflächen festzusetzen und in den Teil B: Text und der Plandarstellung in Teil A ist textlichen Festsetzungen die Werte der Emissi- unzweifelhaft ersichtlich. onskontingente anzugeben (tabellarisch). Der Anregung wird trotzdem teilweise gefolgt. Es In den Planzeichnungen für den B-Plan Nr. 58 erfolgt eine weitergehende tabellarische Darstel- (1.Änderung) und dem B-Plan Nr. 61 sind die lung mit Bezug auf die Teilflächen und der in Rich-

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Teilgebiete (GE 1, GE 2a usw.) nicht eingezeich- tung der Gebiete zulässigen Emissionskontingente net. Aus der Planzeichnung ergibt sich die Glie- als Summe aus Grundkontingent und Zusatzkon- derung des Gebiets also überhaupt nicht. tingent.

17.40 (2) Textliche Festsetzung uneindeutig Die textlichen Festsetzungen sind uneindeutig Wie vor und entsprechen nicht den tabellarischen Dar- stellungsvorgaben aus Ziff. 4.6 DIN 45691 (siehe dort). Die textlichen Festsetzungen werden hier durch eine kleine Planzeichnung („Lageplan") in den textlichen Festsetzungen dargestellt, was unzulässig ist, denn solche Angaben gehören explizit in die Planzeichnung. Zudem ist der La- geplan bei einem Ausdruck kaum zu erkennen und dürfte daher zu unbestimmt sein. Typischer- weise wird für die textlichen Festsetzungen eine tabellarische Darstellungsform nach 4.6 DIN 45691 gewählt.

17.41 (3) Fehlerhafte Gliederung Die Gliederung (im „Lageplan") ist zudem will- Kenntnisnahme kürlich und damit rechtsfehlerhaft. In Ziff. 4.3 DIN Die Gliederung erfolgt entsprechend der sich durch 45691 wird darauf hingewiesen, dass die Art und die Verkehrsflächen ergebenden Teilflächen. Sie Weise zweckmäßiger Gliederung von den örtli- folgt dabei dem, auch durch die Einwender gefor- chen Gegebenheiten und der beabsichtigten derten, städtebaulichen Grundsatz der Zuordnung Nutzung abhängt. Entscheidend ist damit die der Gebiete unterschiedlicher Nutzungen zueinan- gemeindliche Zielsetzung, die mit dem Bebau- der. So werden kleinteiligere, das Wohnen weniger ungsplan umgesetzt werden soll, vgl. Fi- störende Nutzungen in die Teilfläche GE-Süd ver- scher/Tegeder, Geräuschkontingentierung-Din lagert, während intensivere Nutzungen auch mit 45691, BauR 2007, 323 (362). Hier wird die Glie- größerem Flächenbedarf in der Teilfläche GE-Nord derung der Baugebiete städtebaulich überhaupt vorgesehen. nicht begründet. Aus den LTUs ergibt sich hier Durch diese Festsetzung ergibt sich eine anlagen- nur: bzw. betriebsbezogene Gliederung der Gebiete, „Es erfolgt eine Gliederung des Gebietes in Teil- ohne dass detaillierte Zulässigkeiten oder Aus- flächen und eine Einteilung der Emissionskontin- schlüsse von Nutzungen formuliert werden müss- gente in Abhängigkeit der Lage zu besonders ten. Konkret erfolgt diese von der Stadt Bad schutzbedürftigen Gebieten" (LTU 09.09.2020, S. Bramstedt zum Schutz der außerhalb des Plange- 16 Kap. 3.2.2). Die Gliederung ist rechnerisch bietes liegenden schutzbedürftigen Nutzungen nachvollziehbar, aber keine städtebauliche Be- geforderten und vorgesehenen Gliederung durch gründung. Die Gliederung erfolgte demnach aus entsprechende Berücksichtigung der festgesetzten der Modellierung der Emissionskontingente, ohne Emissionskontingente im jeweiligen Baugenehmi- dass die Gemeinde damit eine bestimmte Auftei- gungsverfahren. lung der Nutzung bezweckte. Dabei wäre eine anlagen- bzw. betriebsbezogene Gliederung der Gebiete erforderlich (siehe Wortlaut § 1 Abs. 4 BauNVO).

17.42 (4) Unzureichender Verweis auf die DIN 45691 Kenntnisnahme Die Bekanntgabe der DIN 45691 und die zwin- gende Möglichkeit der Einsichtnahme in den Verwaltungsgebäuden fehlt (BVerwG, Beschluss vom 29.07.2010, 4 BN 21.10,-juris).

17.43 (5) Festlegung der Zusatzkontingente Die Festsetzung der Zusatzkontingente ent- Berücksichtigung spricht weder A.3. DIN 45691 noch A.4 DIN Wie zuvor zu Nr. 17.21 erläutert wurde eine Form 45691. Nach A.3 DIN 45691 können für einzelne der Festsetzung nach den Anhängen A.2 und A.4 Immissionsorte Zusatzkontingente berechnet der DIN 45691 gewählt. werden, an denen die festgesetzten Emissions- Der Anregung wird insofern gefolgt, als dass eine kontingente die Planwerte deutlich unterschreiten tabellarische Darstellung mit Bezug auf die Teilflä-

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würden. Diese Immissions-orte und Zusatzkon- chen und der in Richtung der bezeichneten Gebie- tingente sind im Bebauungsplan (Planzeichnung) te zulässigen Emissionskontingente als Summe festzusetzen und ebenfalls in den textlichen aus Grundkontingent und Zusatzkontingent darge- Festsetzungen tabellarisch darzustellen. Die stellt wird. Darstellung dieser Immissionsorte in der Plan- Dem Anwender wird damit die ansonsten im Bau- zeichnung erfolgt ebenfalls nicht. Im „Lageplan" genehmigungsverfahren erforderliche Summenbil- werden in den textlichen Festsetzungen auch dung zweier Werte abgenommen. nicht einzelne Immissionsorte, sondern ganze Straßenzüge oder B-Pläne als Gebiete bezeich- net, bei denen das Zusatzkontingent anzurech- nen sei. Die gewählte Festsetzung von Zusatz- kontingenten entspricht daher offenkundig nicht den Vorgaben von A.3 DIN 45691. Zusatzkontin- gente für ganze Gebiete festzusetzen ist nicht zulässig. Sodann heißt es in den Festsetzungen: „Bei der Prüfung der planungsrechtlichen Zuläs- sigkeit des Vorhabens sind Immissionsorte au- ßerhalb des Geltungsbereiches des B- Planes Nr. 61 zu berücksichtigen. "Diese jeweiligen Im- missionsorte sind also nicht eindeutig identifizier- bar. Dies liegt daran, dass eine Identifizierung und Untersuchung der spezifischen IOs nicht erfolgte (Ermittlungsdefizit). Die fehlende Vorga- be der IOs im Bebauungsplan stellt überdies einen schwerwiegenden Rechtsfehler dar. Denn hierdurch ist die Vorgabe, Immissionsorte außer- halb des Geltungsbereichs zu berücksichtigen zu unbestimmt, vgl. hierzu: OVG Lüneburg, U1ieil In einem Genehmigungsverfahren eines Betriebes vom 10. August 2010-1 KN 218/07,juris Rn. 132. wird, wie nach dem Verfahren nach TA Lärm üblich Denn im Genehmigungsverfahren für einen Be- der ungünstigste Immissionsort einer Richtung trieb weiß der Gutachter nicht, welcher Immissi- bzw. innerhalb eines Gebietes betrachtet. Hier onsort als Berechnungsgrundlage herangezogen bedarf es keiner Festsetzung eines besonderen werden muss. Deswegen sind diese in die Plan- Immissionsortes. Denn dann wäre dieser auch für zeichnung ausdrücklich aufzunehmen. Um ganze die Nutzung der Richtungssektoren erforderlich. Gebiete auszuwählen bzw. für bestimmte Rich- tungen Zusatzweise zu bestimmen, sind aber die sog. Richtungssektoren nach A.2 DIN 4591 ge- eignet. 17.44 Die gewählte Festsetzung von Zusatzkontingen- Die im Bebauungsplan festgesetzten Zusatzkon- ten entspricht auch nicht A.4 DIN 45691, worauf tingente beziehen sich auf die in der Tabelle aufge- in der LTU aber verwiesen wird (LTU 09.09.2020, führten Gebiete. Für diese werden die Emissions- S. 16). Denn nach A.4 DIN 45691 können im kontingente um die in der Tabelle genannten Wer- Bebauungsplan Emissionskontingente abwei- te erhöht. Damit entspricht das Verfahren dem chend für unterschiedliche Gebiete unterschied- Anhang A4 der DIN 45691. Abweichend dazu wer- lich hoch festgesetzt werden. Dafür kann für be- den die summierten erhöhten Werte jedoch nicht stimmte Gebiete außerhalb des Planungsraumes einzeln in einer Tabelle dargestellt, wie dies der (z.B. von einem Wohngebiet der Teil WA-West Anhang A4 vorschlägt. und der Teil WA- Nord) für jedes Teilgebiet in- Eine tabellarische Darstellung derer Art wird je- nerhalb des Plangebiets unterschiedliche Emis- doch ergänzt werden. sionskontingente festgesetzt werden. Die Be- zeichnung Zusatzkontingente findet sich in A.4 DIN 45691 aber nicht. Die Darstellung der ge- bietsbezogenen Emissionskontingentierung ver- langt, dass für jedes Teilgebiet ein EK, bezogen auf jeden Teilbereich außerhalb des Planungs- raumes, tabellarisch dargestellt wird (Siehe A.4 DIN 45691). Dies erfolgte hier ebenfalls nicht. Die gewählte Festsetzung von Zusatzkontingen- ten für grob in einem „Lageplan" markierte Gebie- te hat keine Grundlage in der DIN 45691.

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17.45 (6) Schutzgebietseinstufung Siggenweg Der Bereich Siggenweg/Segeberger Straße ist nicht als allgemeines Wohngebiet, sondern als reines Wohngebiet einzustufen. Am Siggenweg befinden sich 9 Wohngebäude und ein Wohn- heim. Davon sind 7 Gebäude Einfamilienhäuser, 2 Doppelhäuser und das Wohnheim (mit Betreu- ung für Kinder und Jugendliche, einem Hort und Kindergarten). Die tatsächliche Nutzung ent- spricht daher einem WR. Daher sind die Grenz- werte tags 50 dB(A) und nachts 35 dB(A) als Gesamtimmissionswert anzusetzen. Über die Schutzbedürftigkeit der Gebiete außerhalb des Planungsraumes hat die Gemeinde eine Abwä- gungsentscheidung zu treffen, die vollgerichtlich überprüfbar ist. Hierbei kommt es auf die tatsäch- liche Nutzung an, wie in den LTUs richtig erkannt wird. Lediglich die Schutzeinstufung ist nicht sachgerecht, zumindest für den Siggenweg.

17.46 (7) Fehlende Prüfung aktiver Schallschutz- Kenntnisnahme maßnahen Ein vorauseilender aktiver Lärmschutz unter Zu- In der LTU vom 20.08.2018 zum B-Plan Nr. 58 grundelegung von nächtlichen Emissionskontin- wird auf S. 8 dargestellt, dass aktive Lärm- genten von 60 dB(A)/m², wie sie durch die Ein- schutzmaßnahmen nur bedingt geeignet seien, wender als zutreffend erachtet werden hätte eine da der Lä11nschutz nur durch städtebaulich un- Höhe von 19 m zur Folge. Dies ist neben der städ- vertretbar hohe Abschirmungen erreicht werden tebaulichen Unverträglichkeit jedoch abzulehnen, könnte, zum anderen entstehe aufgrund der Ein- da die Kosten auf die Erschließungskosten umge- haltung der notwendigen Grenzabstände zu den legt würden und somit alle Grundstücke beteiligt Nachbargrundstücken ein zusätzlicher Platzbe- wären, selbst wenn sie keinen Nachtbetrieb durch- darf. Die Aufstellung von Lärmschutzanlagen führen. Es würde nur einer fiktiven Situation vorge- könne zwischen den unmittelbar nebeneinander beugt. Hinzu kämen statische und bodenmechani- liegenden Wohn- und Gewerbeg1·undstücken sche Schwierigkeiten, denn ein 19 m hoher Wall sinnvoll sein. Dadurch würden die ebenerdig hätte eine Fußbreite von rund 60 m. Eine solche stattfindenden lärmemittierenden Vorgänge auf Maßnahme, deren Notwendigkeit zudem in Frage den Betriebsgrundstücken zu den unteren Ge- steht, ist daher abzulehnen. schossen und Außenwohnbereichen der direkten Nachbarschaft wirksam abgeschirmt. In der LTU Lärmschutzmaßnahmen werden dann sinnvoll, vom 09.09.2020 zum B-Plan Nr. 61 werden diese wenn sie auf ein konkretes Vorhaben abgestimmt Ausführungen wiederholt (S.9). Dort findet sich werden können. Dies wird auch in der Abhandlung der Zusatz: Heilshorn/Kohnen (UPR 3/2019) deutlich. Bei der „Das Erfordernis und die Ausbildung einer sol- hier vorliegenden Angebotsplanung können dage- chen aktiven Lärmschutzmaßnahme sind daher gen wegen der flächenhaften Ausdehnung keine im Rahmen des jeweiligen Baugenehmigungs- sinnvollen Lärmschutzmaßnahmen abgeleitet wer- verfahrens eines jeden einzelnen Gewerbeobjek- den. So wäre eine von den Einwendern vorge- tes zu planen." (LTU 2020, S. 9, Kap. 2.2). schlagene geschlossene Südfassade ohne Fens- Aus den Ausführungen werden in doppelter Hin- ter, bei einer Büronutzung ohne Sinn, da keine sicht Planungsfehler offenbart: Emissionen entstehen. Zum einen wurden andere Festsetzungen zum Schutz der umliegenden Wohnbebauung schlicht nicht geprüft, insb. nicht die oben erwähnten Festsetzungen. Es kann nur wiederholt werden, dass sich die Gemeinde (nicht die beauftragten Gutachter) hierüber Gewissheit zu verschaffen hat. Aktive Schallschutzmaßnahmen drängen sich gerade dort auf, wo der Abstand zur Wohn- bebauung besonders gering ist, weil dort ein Abschirmeffekt (Lärm +optische Beeinträchti- gung) effektiv erreicht werden kann. Erst ab ei-

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nem großen Abstand zwischen Emittent und Immissionsort werden die Abschirmeffekte durch Schallschutzwände geringer (wobei aber v.a. der Höhenunterschied zu beachten ist, eine pauscha- le Betrachtung verbietet sich).

17.47 Letztlich erkennen dies auch die Gutachter mit Allein aus den immissionsschutzrechtlichen Anfor- dem Verweis darauf, aktive Schallschutzmaß- derungen nach der TA Lärm muss ein Vorhaben- nahmen im Baugenehmigungsverfahren zu träger mit Lärmschutzmaßnahmen rechnen. Diese prüfen. Jedoch ist in rechtlicher Hinsicht festzu- Maßnahmen können auch über aktive Lärm- stellen, dass es sich um eine unzulässige Kon- schutzmaßnahmen hinausgehen und eine Begren- fliktverlagerung in spätere Verwaltungsverfahren zung von Schallleistungspegeln, Betriebszeiten handelt. Aktive Schallschutzmaßnahmen können oder sonstigen organisatorischen Regelungen einem Bauantragsteller nicht aufgezwungen wer- umfassen, welche nicht über einen Bebauungsplan den. Solche werden aus Kostengründen auch festgesetzt werden können. Insbesondere dann nicht freiwillig beantragt würden. Soweit bereits nicht, wenn es sich um einen Angebotsbebau- im Bauleitplanverfahren erkannt wird, dass zu- ungsplan handelt, in dem die zukünftigen Betriebe mindest die unmittelbar angrenzende Wohnbe- nicht bekannt sind. bauung durch aktive Lärmschutzmaßnahmen effektiv geschützt werden kann, muss die Ge- meinde sicherstellen, dass solche auch errichtet werden. Nochmal: Hierfür sieht das BauGB Festsetzungsmöglich- keiten vor. Hiervon ist Gebrauch zu machen. Denn das Bauplanungsrecht regelt die Nutzbar- keit der Grundstücke in öffentlich-rechtlicher Be- ziehung auf der Grundlage objektiver Umstände und Gegebenheiten mit dem Ziel einer möglichst dauerhaften städtebaulichen Ordnung und Ent- wicklung. Hierfür ist nicht erst in einem späteren Schritt die TALärm heranzuziehen: BVerwG, Urteil vom 29. November 2012-4 C 8/11 -, BVerwGE 145, 145-153,- juris.

Genauso wenig, wie in einem späteren Geneh- migungsverfahren auf passiven Schallschutz verwiesen werden kann (BVerwG a.a.0.) kann in einem späteren Baugenehmigungsverfahren auf aktiven Schallschutz verwiesen werden, soweit die Gemeinde mangels bauplanungsrechtlicher Festsetzung diesen nicht durchsetzen kann. Es geht auch nicht darum, ob ein einzelner Betrieb mit oder ohne aktiven Schallschutz die erforderli- chen Grenzwerte für sich einhält. Es geht darum, dass die Gemeinde bei Aufstellung eines Bebau- ungsplans abwägungsgerecht davon ausgehen kann, dass es keinen unzumutbaren Nutzungs- konflikt durch die Bauleitplanung geben wird. Dabei ist hier (wohl) unstreitig, dass ein solcher Nutzungskonflikt aber besteht. Die Emissions- kontingentierung alleine kann diesen nicht lösen, da keine Gemengelage besteht (unabhängig von der Fehlerhaftigkeit der EK und dem Verstoß gegen den Trennungsgrundsatz). 17.48 Die Gemeinde hat als Planungsträgerin daher umfangreich im Bauleitplanverfahren zu prüfen, welche Lärmschutzmaßnahmen geeignet sind und sodann eine gerechte Abwägungsentschei- dung zu treffen.

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17.49 (8) (Planerische) Vorbelastung/ Erforderlich- Kenntnisnahme keit eines Schallrahmenplanes Für den B-Plan Nr. 58 war eine Ermittlung der Vor- Die Ermittlung der Vorbelastung nach DIN 3.4 belastung aufgrund des Abstandes der nächst DIN 45691 ist unzureichend. gelegenen gewerblichen Nutzungen entbehrlich. Hierbei ist die tatsächlich vorhandene Vorbelas- Die weiteren Entwicklungsstufen des Gewerbege- tung an den maßgeblichen Immissionsorten au- bietes Süd waren unkonkret. Erst mit dem B-Plan ßerhalb des Planungsraumes einerseits und die Nr. 61 wurden diese umfassender umrissen. Daher planerische Vorbelastung (noch nicht bestehende berücksichtigt der B-Plan Nr. 61 sowohl die vor- Betriebe und Anlagen außerhalb des Bebau- handene gewerbliche Nutzung westlich der Bahn- ungsplangebietes) andererseits zu beachten. Bei strecke, als auch den B-Plan Nr. 58 als Vorbelas- der Ermittlung der (planerischen) Vorbelastung tung und die weiteren Entwicklungsflächen als von Betrieben im Umfeld des Plangebietes kann zukünftige Erweiterungsflächen. Es wird daher die es ausreichend sein, deren Emissionen in einer Vorbelastung und Planungsabsicht der Gemeinde „worst-case-Betrachtung" abzuschätzen, um zutreffend abgebildet. somit auf der „sicheren Seite" zu sein. Soweit die Vorbelastung zu niedrig angesetzt wird, trägt die planende Gemeinde das Risiko, dass sich ihre Bauleitplanung aufgrund ausreichender Ermitt- lung als abwägungsfehlerhaft erweist. So liegt es hier: Eine Ermittlung der Vorbelastung erfolgte bei Aufstellung des B-Plans Nr. 58 zunächst nicht. Dies ist mit Blick auf die planerische Vorbelas- tung durch die bereits damals bezweckte Erwei- terung des Gewerbegebiets Süd zweifelhaft. Bereits bei Aufstellung des B-Plans Nr. 58 hätte eine Gesamtbetrachtung der zu erwartenden Gesamtemissionen für das Gewerbegebiet zzgl. der Sondergebietsflächen durch einen sog. Schallrahmenplan erfolgen müssen, siehe zum Schallrahmenplan bei einem Gewer- be- und Industriegebiet ebenfalls aus mehreren B-Plänen: OVG Lüneburg(!. Senat), Urteil vom 14.08.2018 - 1KN154/12 = BeckRS 2018, 40777. Das Fehlen der erforderlichen vorangehenden Gesamtbetrachtung zeigt sich an den deutlich niedrigeren Emissionskontingenten im B-Plan Nr. 61 und den Erweiterungsflächen als im B-Plan Nr. 58. Dies führt zu einer sehr ungleichen und ungerechten Verteilung der Emissionskontingen- te im Gesamtgebiet zulasten der Wohnbebauung am Siggenweg. Denn dort ist das EK deutlich höher als weiter westlich. Bei einer sachgerech- ten Gesamtbetrachtung wären die hohen EK natürlich in den nördlicheren Teilbereich des Gewerbegebiets Süd ausgewiesen worden, um die südliche Wohnbebauung effektiv zu schützen. 17.50 Eine schalltechnische Gesamtbetrachtung wurde Kenntnisnahme mit der LTU für den B-Plan Nr. 61 nicht ausrei- Die Vorbelastung wurde in einem angemessenen chend nachgeholt (LTU 09.2020, S. 12 ff). Ange- Umfang ermittelt. setzt wurden die Emissionen des Nahversor- Der B-Plan Nr. 38 liegt südlich der Segeberger gungszentrums südlich des Lohstücker Weges (B Straße und wirkt daher auf andere Immissionsorte 4) sowie planungsrechtlich die Emissionen durch an den Südfassaden der Gebäude Siggenweg ein. den B-Plan Nr. 58. Eine Gesamtbetrachtung des Während die B-Pläne Nr. 58, 61, die Erweiterungs- Gebietes fehlt aber weiterhin. flächen und der B-Plan Nr. 20 auf Immissionsorte Fraglich ist, ob das umliegende Mischgebiet (B- an den nördlichen Fassaden wirken. Plan Nr. 38) nicht hätte berücksichtigt werden müssen. In jedem Fall aber hätte die planerische Vorbelastung durch die Gewerbegebiete (B-Plan Nr. 49) bzw. die drei Sondergebiete (SO „Kur-

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park"; SO „Nördlich der Sondergebiet Straße" und das SO „Fachmarktzentrum" (Erw. Fläche 4) genauer betrachtet werden müssen. Es ist ab- sehbar, dass das EK für die Erweiterungsfläche 4 (Fachmarkzentrum mit Parkplatz) nicht ausrei- chend ist. Zudem ist die ermittelte Vorbelas- tung·des Nahversorgungszentrums (B-Plan Nr. 20) veraltet und nicht nachvollziehbar. Die Lär- muntersuchung stammt von 1992 und entspricht nicht mehr der realen Lärmsituation. Die Ver- kehrszählung ist nicht mehr aktuell; Betriebser- weite1ungen wurden nicht beachtet (B-Plan Nr. 20, „Lohstücker Weg", 7. Änderung, 09.09.2014). Zur Ermittlung der Vorbelastung sind zunächst die maximal zulässigen Lärmemissionen der bestehenden Gebiete bzw. existierenden Betrie- be im Einwirkungsbereich zu ermitteln. Hierfür sind i.d.R. zunächst Befragungen bei den beste- henden Betrieben durchzuführen, um das reale Emissionsgeschehen rechnerisch abbilden zu können. Bei der planerischen Vorbelastung muss eine worstcase- Betrachtung, einschl. aller B- Pläne (58; 61, 66 sowie der Sondergebiete (auch Erw. Fläche 4, Fachmarkt)) angesetzt werden. Die Immissionsrichtwerte am Immissionsort Sig- Die Ermittlung ist nachvollziehbar in der lärm- genweg 5b werden nicht überschritten. Der Ge- technischen Untersuchung darzustellen. Hierbei samtimmissionswert von 55 dB(A) tags und 40 ist zwingend auch der Verkehrslärm als Gewer- dB(A) nachts ist einzuhalten. Dieser entspricht den belärm zu berücksichtigen (Ziff. 7.4 TALärm Immissionsrichtwerten der TA Lärm. Die Vorbelas- „Berücksichtigung von Verkehrsgeräuschen" und tung beträgt 53,2 dB(A) tags bzw. 38,2 dB(A) in diesem Zusammenhang v.a. möglicher Park- nachts. Der Planwert von 50 dB(A) tags bzw. 35 platzlärm). dB(A) nachts weist die noch möglichen zusätzli- Auch diese Untersuchung ist leider nicht voll- chen Immissionsbeiträge aus, die in der Summe ständig. Nicht nachvollziehbar ist i.Ü. und bedarf aus allen geplanten gewerblichen Teilflächen des der Klärung, weswegen die Planwe1ie am 10 B-Planes Nr. 61 und der Erweiterungsflächen an Sig05b.1 sowohl für den Tag als auch den diesem Immissionsort noch beitragen dürfen. Nachtzeitraum bereits überschritten werden (LTU 2020, S.32, 33).

17.51 bb) Zumindest klärungsbedürftig ist: Es werden keine Immissionskontingente festge- (1) Umsetzung im Genehmigungsverfahren setzt. Das Emissionskontingent bezieht sich auf Erläuterungsbedarf besteht, inwiefern das ange- die Schallabstrahlung je Quadratmeter Grund- setzte Prüfungsschema im Genehmigungsverfah- stücksfläche aus dem Geltungsbereich in eine ren mit den Vorgaben von Ziff. 5 DIN 45691 Richtung der Gebiete. übereinstimmt. Denn Immissionskontingente sind grundsätzlich unzulässig. Gemäß DIN 45691 muss die Berechnung der Ge- (2) Höhenberechnung/ Betrachtung des 10 Ein räuschkontingentierung ohne Berücksichtigung der Fehler wird fernerhin vermutlich bei der Eingabe Topographie erfolgen. Sie berücksichtigt allein die der z-Koordinate gemacht. Hier ist zu beachten, geometrische Ausbreitungsdämpfung über die dass durch die Aufschüttung um 2 m im gesam- Entfernung. Die Höhenlage der Quelle oder des ten Gebiet auf 12 m NHN entgegen der Planung Immissionsortes wird damit nicht berücksichtigt. von 11,5 NHN eine Überhöhung von 2 m im Ver- gleich zur Höhenlage von Siggenweg 5 B mit 9,70 stattfindet. Demnach muss nicht die Höhe Die Berechnung des Emissionskontingentes be- von 3 m, sondern 5,3 m eingetragen werden rücksichtigt für ein Gebiet repräsentative Immissi- (siehe LTU 2020, Anlage 1.2, S. 7.) Ein weiterer onsorte. Sie werden gemäß Nr. 4.4 der DIN 45691 Fehler resultiert aus der Nichtberücksichtigung so gewählt, dass bei Einhaltung der Planwerte an der bewohnten drei Geschosse unserer Mandan- diesen Orten auch im übrigen Einwirkungsbereich ten. Ein Schlaf- und ein Arbeits- Zimmer befinden keine Überschreitungen von Planwerten zu erwar- sich im 2. Geschoss nach Osten und ein Schlaf- ten sind. Die tatsächliche Geschossigkeit ist zu

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und Wohnzimmer im 3. Geschoss nach Norden. diesem Zeitpunkt der Aufstellung des allgemeingül- Mangels Spezifizierung der maßgeblichen IOs tigen B-Planes irrelevant. sind diese nicht hinreichend untersucht worden.

17.52 cc) Zusammenfassend ist zu wiederholen, dass die Kenntnisnahme Behandlung des Gewerbelärms stark defizitär ist und zahlreiche Angriffspunkte bietet. Erneut se- hen wir uns dazu veranlasst hervorzuheben, dass diese Fehler durch unsere Mandanten in einem Normenkontrollantrag nach§ 47 VwGO gerügt werden können oder aber inzident bei jeder Baugenehmigung. 2. Optische Immissionen: Insb. Licht und Rück- sichtnahmegebot vollkommen unberücksichtigt blieben optische Immissionen, insb. Lichtemissi- onen, die durch den Verkehr im Gewerbegebiet mitentstehen werden. V.a. das Scheinwerferlicht von den in das Gebiet hineinfahrenden Verkeh- ren wird umittelbar auf das Wohnhaus unserer Mandanten fallen, da der von Norden kommende Straßenverlauf in das Gebiet und das Wohnhaus eine Sichtlinie bilden. Auch die Bewältigung eines absehbaren Konflikts mit Lichtimmissionen hat im Bebauungsplan zu erfolgen, soweit nicht sicher- gestellt ist, dass in einem späteren Verwaltungs- verfahren der Konflikt sachgerecht gelöst werden kann, OVG Koblenz Urt. v. 22.12.2010- 8 C 10600/10.0VG = BeckRS 2011, 45201, 3. LS (dort bejaht für eine Flutlichtanlage, da im B-Plan diesbezüglich textliche Festsetzungen getroffen wurden). Dies ist bei Lichtimmissionen durch den Straßen- verkehr nicht denkbar. Auch hier kommen nur Abschirmungen in Betracht. In diesem Zusam- menhang ist fernhin zu beanstanden, dass durch das Heranrücken des Gewerbegebiets zusam- men mit dem noch geplanten Sondergebiet die bestehende Wohnbebauung unzulässig „einge- baut" wird, also ein Verstoß gegen das allgemei- ne Rücksichtnahmegebot erfolgt. Dieser Um- stand ist ebenfalls evident, wird aber ebenfalls keinem Abwägungsprozess (§ 1 Abs. 7 BauGB) unterzogen. Zu berücksichtigen sind auch die Auswirkungen der Lichtimmissionen des Gewer- begebiets für die umliegende Wohnnutzung so- wie für die bislang unberührte Umwelt vor Ort. Hierbei ist bereits im Bauleitplanverfahren die ggf. erforderliche Umsetzung von Vermeidungs- maßnahmen zu prüfen (§ 22 Abs. 1 S. 1 Nr. 1 BimSchG), (Huggins/Schlacke, Schutz von Arten vor Glas und Licht, 2019, S. 146 ff; Couzinet, Zulässigkeit von Immissionen, 2007, S. 428 ff; Jarass Bim- SchG, 13. Aufl. 2020, § 22 Rn. 61).

17.53 3. Berücksichtigung von Verkehrslärm außer- halb des Planungsraumes (Umweltprüfung, § 2 Abs. 4 BauGB) Fernerhin ist

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die fehlende Ermittlung von Umweltbelastungen durch die Planung außerhalb des Planungsge- biets, insb. zu Verkehrslärm und Licht- Luft- schadstoffen, zu 1ügen, was nach§ 2 Abs. 4 i.V.m. Anlage 1 Nr. 2 Buchst. a BauGB aber zwingend erforderlich ist, OVG Hamburg, Beschl. v. 8.1.2020 - 2 Bs 183/19 = NVwZ 2020, 406 Rn. 41. Kenntnisnahme Dem Umweltbericht zum B-Plan Nr. 61 vom Durch BPlan 61 werden keine maßgeblichen zu- 09.2020 sind entsprechende Untersuchungen sätzlichen Belastungen ausgelöst. und Angaben überhaupt nicht zu entnehmen. Es erfolgt nur ein Verweis auf das Lärmgutachten Verkehr von 2018. Die vorgelegten Verkehrsgut- achten betrachten aber nur das Plangebiet intern, nicht die außerhalb liegenden Flächen. Die Beur- teilung im Umweltbericht, wonach es für das Schutzgut Mensch zu einer positiven Entwicklung kommen wird (Umweltbericht 2020, S. 19, Kap. 2.2.1.9) ist daher gewagt. Die Auswirkungen auf das Schutzgut Luft außerhalb des Plangebiets werden offenkundig nur geschätzt. Auch dies ist unzureichend (Umweltbericht 2020, S. 18, 2.2.1.4). Im Ergebnis ist die Verkehrsbelastung und die Belastung mit Licht- und Luftschadstoffen außerhalb des Gebietes zu ermitteln und zu be- werten.

17.54 III. Abschließend ist erneut auf die grundsätzliche Einigungsbereitschaft unserer Mandanten eben- so hinzuweisen wie auf den Umstand, dass diese Planung sicherlich nicht akzeptiert werden wird. Zusätzlich weisen wir darauf hin, dass die vorge- legte Stellungnahme nicht alle Prüfungsfragen um die Rechtmäßigkeit eines BPlans umfasst (z.B. Verfahrensfehler, Erforderlichkeit § 1 Abs. 3 BauGB, Maß der baulichen Nutzung), was in Anbetracht der fehlerhaften Behandlung der Im- Der Stellungnahme wird nicht gefolgt. missionsbelastung auch nicht erforderlich ist. Die Aus den vorstehenden Ausführungen zur Entgeg- Planung ist - ggf. unter Einbeziehung unserer nung der Stellungnahmen ergibt sich, dass die Mandanten - zu korrigieren. Planung fachlich und rechtlich einwandfrei aufge- stellt worden ist.

18 Private Person B - Reit- und Fahrverein „An der Bramau“ e.V. Az.: vom 07.01.2021 18.1 (...)1. Einleitung Der Reit und Fahrverein (nachstehend Verein) ist Allgemein: ein gemeinnütziger Verein, der seit 1950 besteht Die Stadt Bad Bramstedt realisiert mit dem ab- und an der Segeberger Straße sein Vereinsge- schnittsweise planerischen Vollzug der verbindli- lände mit Reithalle und Reitplatz hat. chen Bauleitplanung im Bereich des Quartiers Ziele des Vereins sind: zwischen der AKN-Trasse, dem Lohstücker Weg § Die Gesundheitsförderung und Förderung der und der Ortsumgehungsstraße B 206 langfristig Lebensfreude aller Mitglieder, insbesondere bestehende Entwicklungsvorstellungen einer ge- der Jugend im Rahmen der Jugendpflege werbebaulichen Nutzung. Bereits mit der durch Reiten, Fahren und Voltigieren. 2012/2013 erfolgten Aufstellung der 2. Änderung § Die Ausbildung von Reiter, Fahrer und Pferd des Flächennutzungsplanes ist auf vorbereitender

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in allen reiterlichen Disziplinen. Planungsebene eine perspektivische Entwicklung § Ein breit gefächertes Angebot in den Berei- mit – damals noch nur teilweise – künftigen Ge- chen des Breiten - und Leistungssports aller werbenutzungen aufgezeigt worden. reiterlichen Disziplinen. Das Plangebiet des B-Planes Nr. 61 grenzt nun- § Die Interessenvertretung des Vereins im mehr im Westen an das bestehende Gelände des Rahmen seiner gemeinnützigen Tätigkeit ge- Reit- und Fahrvereins. Im gegenwärtigen Entwick- genüber den Behörden und Organisationen lungsstadium wird also eine künftige gewerbebau- auf der Ebene der Gemeinde und im Reiter- liche Nutzung an bestehende Vereinsgelände an- bund Segeberg e. V. grenzen, keineswegs wird jedoch bereits in diesem § Die Förderung des Reitens in der freien Planungsabschnitt eine weitere Einschränkung Landschaft zur Erholung im Rahmen des durch nutzungsbedingte Verkehrsentwicklungen Breitensports potenziert. Die herannahende mögliche § und die Unterstützung aller Bemühungen zur Lärmemission begrenzt sich folglich zunächst auf Pflege der Landschaft und zur Verhütung von die gewerbebauliche Nutzung einer vergleichswei- Schäden. se kleinteiligen Teilfläche östlich der Anlage des § Die Mitwirkung bei der Koordinierung aller Vereins. Maßnahmen zur Verbesserung der Infra- Der Reit- und Fahrverein bzw. deren Vereinsanla- struktur für Pferdesport und Pferdehaltung. ge hat sicher Bestandsschutz und kann auf dieser Grundlage die Anlage auch weiterhin betreiben. Die Mitgliederstruktur des Vereins umfasst alle Soweit mit der dann folgenden weiteren Entwick- Altersklassen und beinhaltet aktive Mitglieder, lung der zu überplanenden Flächen des Vereins fördernde Mitglieder und Ehrenmitglieder. Der mit dem ebenfalls bereits in Aufstellung befindli- Verein leistet in seiner Gemeinnützigkeit einen chen Bebauungsplan Nr. 66 die sich damit ab- Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt, zeichnenden Nutzungskonflikte weiter verschärfen, bietet vielfältige Möglichkeiten verschiedener ist sicher mittelfristig mit einer erforderlichen Ver- Freizeitgestaltungen und trägt zum Erwerb wich- lagerung der Einrichtungen des Reit- und Fahrver- tiger sozialer Kompetenzen, wie gegenseitige eins zu rechnen. Die Stadt Bad Bramstedt ist sich Rücksichtnahme oder die angemessene Vertre- der Bedeutung des Vereins für den lokalen Pfer- tung eigener Interessen bei und fördert diese. desport durchaus bewusst und wird im Rahmen Der Verein organisiert regelmäßige Turniere und der ihr gegebenen Möglichkeiten bei der Suche bietet seinen Mitgliedern verschiedenste Unter- eines Ersatzstandortes genauso wie bei der orga- richts, -Trainings- und Weiterbildungsmöglichkei- nisatorischen Abwicklung einer Betriebsverlage- ten an. Reithalle und Außenreitplatz sind dabei rung behilflich sein. für den Verein von existenzieller Bedeutung und unterliegen regelmäßiger Nutzung.

18.2 Nach Sichtung aller öffentlich zugänglichen Un- terlagen stellt der Verein fest, dass um das Ver- einsgelände herum ein Gewerbegebiet entstehen soll. In allen öffentlich zugänglichen Fachbeiträ- gen, Gutachten und Planungsdokumenten ist die Existenz unserer Reithalle und unseres Reitplat- zes an keiner Stelle vermerkt. Lediglich in der 1. Die Behauptung ist nicht richtig. Änderung des Landschaftsplans der Stadt Bad Der Stadt Bad Bramstedt ist die Existenz der Reit- Bramstedt (Stand 2013) existiert ein entspre- anlage sehr wohl bekannt und bewusst; es hat chender Verweis. dazu auch bereits Gespräche mit den Beteiligten Es darf daher angenommen werden, dass die gegeben. Existenz unseres Vereins und der Bestand unse- Die Reitanlage liegt außerhalb des BP 61; die rer Halle und unseres Reitplatzes bei der Pla- Bestandskarten stellen die westlich davon angren- nung dieser umfangreichen Gewerbeansiedlung zenden Nutzungen dar. offenbar keine Rolle gespielt hat.

18.3 2. Art und Umfang der Planung Nachfolgend wollen wir Art und Umfang der vor- liegenden Planung skizzieren. 2.1.Gebäude Gemäß planungsrechtlicher Festsetzung sind für das Gewerbegebiet Gewerbebetriebe aller Art zulässig, die Gebäudehöhe beträgt 12 Meter, also bis zu 4 Stockwerke. Ferner sind Gebäude

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in offener Bauweise mit über 50 m Gebäudelänge zulässig. 18.4 2.2. Lage und Ausdehnung Das geplante Gewerbegebiet verläuft nach dem aktuellen Stand des Bebauungsplanes 61 mit seiner südlichen Grenze annähernd parallel zur Segeberger Straße. Der westliche Rand des Ge- werbegebiets verläuft in voller Länge parallel zum Gelände des Vereins bzw. parallel zur Reithalle und dem sich daran anschließenden Reitplatz. Zwischen der Westgrenze des Gewerbegebietes Der Baumbestand entlang der westlichen Gebiets- und dem Gelände des Reitvereins verbleibt ein grenze bleibt erhalten; daran grenzt ein 5 m breiter Streifen, der nur wenige Meter breit ist. Der Pa- Grünstreifen, der den Baumbestand sichert und rallel zur Halle bestehende Baumbestand bleibt einen entsprechenden Abstand baulicher Nutzung augenscheinlich erhalten. Die externe Erschlie- zur Grundstücksgrenze gewährleistet. ßung erfolgt über eine Planstraße vom Lohstü- cker Weg. Die bestehende Planung weist am nördlichen Rand eine von West nach Ost verlau- fende Planstraße aus, die im Nordwesten in ei- nem Wendehammer mündet. Dieser Wende- hammer grenzt direkt an das Nordöstliche Ende des Reitplatzes. Der Bebauungsplan Nr. 66 mit Stand 02.12.2020 weist das Flurstück 182/3, auf dem sich Reithalle und Reitplatz befinden, bereits als Gewerbege- Betrifft BP 66 und nicht den hier vorliegenden BP biet aus. [Abb 1 Darstellung Gewerbegebiet Süd] 61. Ein vorgesehener 15 m tiefer Pufferstreifen am südlichen Rand des Gewerbegebiets verläuft mitten durch die Reithalle hindurch.

18.5 2.3. Lärmemissionen Aus den verfügbaren Informationen werden die zu erwartenden bzw. ermittelten Emissionswerte für Verkehr und Gewerbe aufgezeigt. 2.4. Verkehrslärm Für das Gewerbegebiet gilt ein Orientierungswert von 65 dB(A) und ein Grenzwert von 69 dB(A). Die lärmtechnische Untersuchung ergibt für den nördlichen Bereich des Reitplatzes einen Lärm- pegelbereich (LPB) nach DIN4109-1 von LPB IV. Das entspricht einem Schalldruckpegel von >65 bis <70 dB(A). Für die im B-Plan 61 vorgesehene Planstraße B wird für das Jahr 2030 ein Ver- kehrsaufkommen von 267 Kfz/h tagsüber prog- nostiziert. Daraus ergibt sich ein Schalldruckpe- gel von 59,8 dB(A). Die Immissionsgrenzwerte der 16. BImSchV für den Bau bzw. die Änderung von Straßen (WA tags 59 dB(A), nachts 49 dB(A)) werden mit vorliegender Planung über- Kenntnisnahme schritten. Dabei ist zu berücksichtigen, dass für Für das Gewerbegebiet Süd (BPläne 58, 61 und den Bebauungsplan Nr. 61 und 58 in der städte- 66) sind Lärmtechnische Untersuchungen zu den baulichen Begründung ein Schalldruckpegel von Aspekten Verkehrs- und Gewerbelärm durchge- bis zu 65 dB(A)/m² bzw. ein Orientierungswert führt worden. Auf dieser Grundlage sind entspre- von 65 dB(A) aufgeführt sind. Die in der Lärm- chende Festsetzungen getroffen worden, die auch technischen Untersuchung angegebenen Prog- die umgebenden schutzbedürftigen Nutzungen nosen für das Verkehrsaufkommen im Jahr 2030 berücksichtigt. geht augenscheinlich von falschen Grundlagen Bei Umsetzung dieser Festsetzungen werden die aus bzw. stützen sich auf Verkehrsstärkemes- gültigen Werte bezüglich Immissionsschutz einge- sungen, die an nicht repräsentativen Werktagen halten. durchgeführt wurden.

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18.6 2.5.Gewerbelärm Innerhalb des B-Planes Nr. 61 wird planerisch s.o. das maximale Gesamtkontingent in der Summe aus Emissionskontingent und Zusatzkontingent auf 65 dB(A)/m² begrenzt. Ein Emissionskontin- gent von 65 dB(A)/m² entspricht dem Planungs- pegel der DIN 18005 [5] für Industriegebiete (GI). Bereits 65 Dezibel gelten als Lautstärkepegel, der Reaktionen wie Veränderungen der Pulsfre- quenz oder Adrenalinausschüttungen verursa- chen kann. 18.7 3. Auswirkungen für den Verein Für den Verein stellt die Realisierung des Ge- s.o. werbegebiets einen erheblichen Nachteil durch eine erhebliche Nutzungseinschränkung dar. Nachteile ergeben sich durch die zu erwartenden Lärmemissionen, durch den zusätzlichen Ver- kehr, wie auch durch den Gewerbelärm. Hinzu kommt, dass das Verkehrsgeschehen selbst eine starke Einschränkung für den Reitbetrieb dar- stellt, weil das Verkehrsgeschehen – gerade im Güterkraftverkehr, also mit großen LKW - bei Pferden oftmals Stresssituationen auslöst. Schließlich darf befürchtet werden, dass der Reitverein an Zulauf verlieren wird, weil die Lage in Mitten eines Gewerbegebiets eher untypisch ist und viele Reiter von einer Nutzung der Ver- einshalle und des Reitplatzes abschrecken wird. 18.8 3.1. Lärmemissionen Durch das Gewerbegebiet entsteht Verkehrslärm s.o. und Gewerbelärm, der den Reitbetrieb stört. Das betrifft sowohl Unterrichtsveranstaltungen in der Halle wie auch sonstige Veranstaltungen in der Halle. Die Nutzung des Außenreitplatzes wird durch die zu erwartenden Lärmemissionen stark eingeschränkt. 18.9 3.2. Verkehrsgeschehen Durch die Planstraße B und den geplanten Wen- s.o. dehammer wird ein Verkehrsgeschehen erwartet, das den Reitbetrieb stark einschränken wird. Das Reiten auf dem Reitplatz wird kaum mehr mög- lich sein, weil der zu erwartende Güterkraftver- kehr sowohl Pferde als auch Reiter ablenken wird und die Tiere in Angst und Panik versetzen kann. Gerade der am nordöstlichen Rand des Reitplat- zes geplante Wendehammer schafft durch ent- sprechendes Rangieren und Wenden von Fahr- zeugen eine Atmosphäre, die für Pferd und Reiter eher bedrohlich, denn als natürliches Ereignis wahrgenommen werden wird. 18.10 3.3.Gewerbegeschehen Durch die in unmittelbarer Anlehnung an das s.o. Gelände des Reitvereins geplanten Gewerbeflä- chen und die zu erwartende Gewerbetätigkeit verschiedenster Betriebe können Lärmemissio- nen und Gewerbebetrieb zu einer Atmosphäre führen, die den Reitbetrieb, Unterrichtsbetrieb, Schulungen und Veranstaltungen erheblich ein- schränken und /oder unterbinden.

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18.11 3.4. Standortverschlechterung Durch die Realisierung der geplanten Gewerbe- s.o. gebiete erleidet der Reitverein erhebliche Nach- Es ist im Übrigen bereits seit Aufstellung der 2. teile durch eine Reduzierung des Vereins Ver- Änderung des Flächennutzungsplanes (2011) mögens, welches maßgeblich aus Reithalle und bekannt, dass die Stadt Bad Bramstedt in dem Reitplatz besteht. Es kann von einem erheblichen Bereich zwischen AKN-Trasse, Lohstücker Weg Vermögensverlust ausgegangen werden, weil und neuer Umgehungsstraße einen großen Ge- Grund und Boden innerhalb eines Gewerbege- werbestandort entwickeln möchte. bietes einen geringeren Wert besitzen, als wenn sich diese wie bisher naturnah, in Wiesen und Feldern gelegen, befinden. 18.12 3.5.Qualität Licht und Luft Durch die planungsrechtliche Festsetzung von s.o. Gebäudehöhen, Gebäudelängen und dem prog- nostizierten bzw. dem erwartbaren Verkehrsge- schehen rund um das Vereinsgelände, befürchtet der Verein eine erhebliche Verschlechterung von Licht und Luftqualität. Zudem ist eine Verschat- tung des Vereinsgeländes zu befürchten, die eine weitere Beeinträchtigung für den Verein darstellt. 18.13 3.6. Bebauungsgrenzen Die in der Entwurfsplanung vorgesehenen Be- s.o. bauungsgrenzen zu Reithalle und Reitplatz sind unklar. Augenscheinlich und unter Berücksichti- gung eingangs erwähnter, generell fehlender Berücksichtigung des Vereins fürchtet der Verein eine Beeinträchtigung durch grenznahe Bebau- ung bzw. fehlende Berücksichtigung der hier vorhandenen Aktivitäten von Menschen und Tier. 18.14 3.7. Einschränkung Freiluftsport Der Pferdesport ist ein Teilbereich des Sports, s.o. der alle Sportarten umfasst, die mit dem Pferd als Partner ausgeübt werden. Dieser Sport wird so- wohl im Innenbereich wie auch im Außenbereich betrieben. Durch die vorliegende Planung sehen wir kaum noch Möglichkeiten, diesen Sport auch weiterhin im Außenbereich, nämlich auf unserem Reitplatz zu praktizieren. Neben einer zu erwar- tenden Verschlechterung der Luftqualität und einer zusätzlichen Lärmbelastung durch Ver- kehrslärm und Gewerbelärm sehen wir im Be- sonderen das Verkehrsgeschehen und auch das Gewerbegeschehen als starke Einschränkung für die Ausübung des Reitsports. Wie in Abbildung 1 dargestellt, ist am Rande unseres Reitplatzes ein Wendehammer vorgesehen. Die Planungen des B-Plans Nr. 66 sehen gar eine Planstraße vor, die sich durch unseren Reit- Betrifft BP 66 und nicht den hier vorliegenden BP platz hindurchzieht. Selbst für Menschen, denen 61. der Reitsport völlig fremd ist, wird nachvollziehbar sein, dass die Ausübung von Reitsport neben wendenden Sattelzügen und rangierenden 40- Tonnern nicht nur unmöglich erscheint, sondern ernsthafte Risiken beinhaltet. 18.15 3.8. Einschränkungen Reitsportliche Veran- staltungen In der Vergangenheit hat der Verein regelmäßig s.o. Turniere ausgerichtet. Teilnehmende Reiter sind mit Pferdegespannen angereist und konnten diese auf benachbarten Feldern abstellen. Neben

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diesen benötigten Stellflächen waren hier eben- falls Bewegungs- und Rangierflächen für Mensch und Tier vorhanden. Diese Flächen sind unab- dingbar und grundsätzliche Voraussetzung für die Ausrichtung von Turnieren. 18.16 3.9. Einschränkung in der Realisierung der Vereinsziele Im näheren Umkreis sind wir der einzige gemein- s.o. nützige Reitverein. Die eingangs aufgeführten Ziele unseres Vereins lassen sich mit der vorlie- genden Planung nicht in Einklang bringen. Im Bereich der Nachwuchsförderung sehen wir gro- ße Schwierigkeiten, weil wir in der Ausübung von Ausbildung und Unterricht stark eingeschränkt werden. 18.17 3.10. Mitgliederschwund Durch die Realisierung der geplanten Gewerbe- s.o. gebiete und Berücksichtigung die vorstehend aufgeführten Aspekte zu Lärm, Verkehrsgesche- hen und Standort ist zu befürchten, dass sich viele Mitglieder vom Verein abwenden werden. Der Verein sieht hierin eine existenzielle Gefahr. Sinkende Mitgliedszahlen führen zu sinkenden Mitgliedsbeiträgen. Die Vereinstätigkeit kosten- deckend fortzuführen wird so erschwert Zugleich reduzieren sich die Möglichkeiten für den Verein, Veranstaltungen und Turniere auszurichten. Die- se müssen in der Regel vorfinanziert werden, geben dem Verein mithin aber auch Möglichkei- ten, Einnahmen zu generieren.

18.18 4. Bisherige Reaktion Am 03.03.2020 hat ein Termin mit Herrn Dorow s.o. vom Bauamt und Mitgliedern unseres Vereins stattgefunden. Darin hat der Verein bereits zu den vorstehend aufgeführten Themen vorgetra- gen. Damals war allerdings Art und Umfang der Planung und im Besonderen die Auswirkungen für den Verein noch nicht so deutlich erkennbar. Herr Dorow hat bei dem Termin eine Idee mögli- cher Ausweichflächen für den Verein formuliert, ohne jedoch konkrete Vorschläge dazu auszufüh- ren. Rückblickend entsteht der Eindruck, die von uns vorgetragenen Bedenken sollten zerstreut werden.

5. Zusammenfassung Der Verein bittet die Stadt bei der weiteren Pla- nung grundsätzlich um Berücksichtigung und Einbeziehung zur Würdigung unserer Belange. Der Verein steht einer Lösung, die eine Verlage- rung des Vereinsgeländes beinhaltet grundsätz- lich aufgeschlossen gegenüber. Bei Fortbestand des Vereins an seinem jetzigen Grundstück for- dert der Verein die Berücksichtigung der vorge- tragenen Einschränkungen und daraus ableitend Maßnahmen, um die Einschränkungen bestmög- lich zu minimieren. Dazu zählt die Bestätigung der Schutzwürdigkeit der Reithalle nebst Reit-

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platz mit allen sich daraus ergebenden Festle- gungen hinsichtlich Lärmschutzmaßnahmen und geeigneten Pufferstreifen die an den nördlich, westlich und östlich angrenzenden Gewerbeflä- chen einzuhalten sind. Der Verein möchte auch weiterhin seine von Gemeinnützigkeit und Ehren- amt getragenen Aktivitäten fortsetzen und damit nicht zuletzt auch die Attraktivität unserer Stadt, das Freizeit Angebot und die gemeinnützige Ar- beit bereichern. Wir würden uns sehr freuen, Die Stadt Bad Bramstedt ist sich der Bedeutung wenn in einem persönlichen Gespräch mit den des Vereins für den lokalen Pferdesport durchaus Entscheidungsträgern die anstehenden Verände- bewusst und wird im Rahmen der ihr gegebenen rungen erläutert werden könnten und mögliche Möglichkeiten bei der Suche eines Ersatzstandor- Alternativen für den Verein entwickelt werden tes genauso wie bei der organisatorischen Abwick- könnten. lung einer Betriebsverlagerung behilflich sein.

19 Private Person C - Reiterbund Segeberg- Neumünster e.V. E-Mail vom 06.01.2021

19.1 W ie ich kürzlich erfahren habe weist der Bebau- Die Stadt Bad Bramstedt realisiert mit dem ab- ungsplan 61 für das Industriegebiet Süd eine schnittsweise planerischen Vollzug der verbindli- Straßenbebauung unmittelbar neben den beste- chen Bauleitplanung im Bereich des Quartiers henden Reitplatz des Reit- und Fahrvereins an zwischen der AKN-Trasse, dem Lohstücker Weg der Bramau aus. und der Ortsumgehungsstraße B 206 langfristig Durch diese geplante Bebauung und dem zu bestehende Entwicklungsvorstellungen einer ge- erwartenden Verkehrsaufkommen würde die werbebaulichen Nutzung. Bereits mit der Nutzung des Reitplatzes für den Trainings- und 2012/2013 erfolgten Aufstellung der 2. Änderung Unterrichtsablauf in einem erheblichen Maße des Flächennutzungsplanes ist auf vorbereitender gestört werden, da es keine nennenswerte Puf- Planungsebene eine perspektivische Entwicklung ferzone zwischen dem Reitplatz und dem geplan- mit – damals noch nur teilweise – künftigen Ge- ten Wendehammer gibt. werbenutzungen aufgezeigt worden. Der Reitsport unterliegt der Zusammenarbeit mit Das Plangebiet des B-Planes Nr. 61 grenzt nun- dem Pferd - einem Fluchttier. Daraus ergibt sich, mehr im Westen an das bestehende Gelände des dass die Arbeit, das Training, in einem Umfeld Reit- und Fahrvereins. Im gegenwärtigen Entwick- der Ruhe stattfinden sollte um ein gefährdungs- lungsstadium wird also eine künftige gewerbebau- freies Ablauf zu gewährleisten. Nach der Fertig- liche Nutzung an bestehende Vereinsgelände an- stellung des Wendehammers und auch schon in grenzen, keineswegs wird jedoch bereits in diesem der Bauphase wird dieses nicht gegeben sein. Planungsabschnitt eine weitere Einschränkung Der Reitplatz wird für den Reitbetrieb in weiten durch nutzungsbedingte Verkehrsentwicklungen Teilen unnutzbar werden. potenziert. Die herannahende mögliche Der Reit- und Fahrverein an der Bramau hat das Lärmemission begrenzt sich folglich zunächst auf Gelände an der Segeberger Straße in Erbpacht die gewerbebauliche Nutzung einer vergleichswei- und führt diese Anlage durch die ehrenamtlichen se kleinteiligen Teilfläche östlich der Anlage des Mitglieder, die sich mit ihrem Engagement der Vereins. Durchführung des Reitsports, der Förderung der Der Reit- und Fahrverein bzw. deren Vereinsanla- Jugendarbeit und dem Tierschutz verpflichtet ge hat sicher Bestandsschutz und kann auf dieser sehen. Für viele Mitglieder ist diese Reitanlage Grundlage die Anlage auch weiterhin betreiben. die einzige Möglichkeit einen Reitplatz zu nutzen. Soweit mit der dann folgenden weiteren Entwick- Diese Mitglieder machen den Großteil des Verei- lung der zu überplanenden Flächen des Vereins nes aus. Wird ihnen nun ein erheblicher Störfak- mit dem ebenfalls bereits in Aufstellung befindli- tor auferzwungen, so befürchte ich, dass der chen Bebauungsplan Nr. 66 die sich damit ab- Verein bereits mittelfristig durch einen Mitglieder- zeichnenden Nutzungskonflikte weiter verschärfen, schwund erhebliche Einbußen haben wird und ist sicher mittelfristig mit einer erforderlichen Ver- die Anlage nicht mehr halten kann. lagerung der Einrichtungen des Reit- und Fahrver- Dieses kann nicht im Sinne einer Stadtplanung eins zu rechnen. Die Stadt Bad Bramstedt ist sich sein. der Bedeutung des Vereins für den lokalen Pfer- Als Vorsitzende des Reiterbundes ist es mir ein desport durchaus bewusst und wird im Rahmen großes Anliegen alle Reitersportler bei der Aus- der ihr gegebenen Möglichkeiten bei der Suche übung ihres Sportes zu unterstützen. Daher eines Ersatzstandortes genauso wie bei der orga-

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möchte ich Sie um einem Gesprächstermin bit- nisatorischen Abwicklung einer Betriebsverlage- ten, ggf. um eine Ortsbegehung gerne mit dem rung behilflich sein. Vorstand des Reitvereines zusammen.

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