Stellungnahme zur Aufstellung des Managementplanes für das FFH-Gebiet 2024- 391, Teilgebiet Bramau, Hudau, Ohlau, Mühlenau/Schirnau

Zu den prioritären Arten im Gebiet DE-2024-391:

Der Fischotter ist mittlerweile als Faunabestandteil im Gebiet gesichert festgestellt. Seine Einbe- ziehung in die prioritären Arten ist damit erforderlich (Seite 13 FFH-Arten). Von 2010 bis 2012 wurden im „Holsteiner Auenland“ Trittsiegel und Losungen festgestellt. Die Beobachtungen wurden im Auftrag des Ministeriums für Landwirtschaft und Forsten des Landes Schleswig- Holstein in Zusammenarbeit mit Stiftung Wasser, Otter, Mensch durchgeführt und führten zu positiven Ergebnissen bei Föhrden-Barl an der Bramau, an der Stör, der Osterau und der Schmal- felder Au. Diese Fundumstände sind auf Seite 16 zu ergänzen (Quelle LLUR) und entsprechend in die Erhaltungszielen auf Seite 18 unter Code a) von besonderer Bedeutung einzufügen.

Entsprechend gibt es Daten zum Fledermausbestand. Im Rahmen der Frühzeitigen Beteiligung der Öffentlichkeit für das Bauvorhaben B-Plan Nr. 53 der Stadt wurden im Juli 2013 im Untersuchungrahmen für die Umweltprüfung von der Fimra Bioplan Zwerg-, Rauhaut, Wasser-, Breitflügelfledermaus und Großer Abendsegler registriert.

Zu den Lebensräumen im Gebiet DE_2014-391

Es reicht nicht , die „Erhaltung von naturnahen Fließgewässerzuständen“ zu konstatieren. Die Bewirtschaftung im angrenzenden Grün- und Ackerland führt durch immer stärkere Belastung mit Agrochemikalien, Mist, Gülle und Agrogasabfällen (früher „Biogas“) zur Verschlechterung des Fließgewässerzustandes. Dies ist insbesondere im Bereich der Gemeinden Föhrden-Barl und Hagen in unmittelbarer Nähe zur Bramau (Bramau br 10) und der Gemeinde Nützen in unmittelbarer Nähe zur Mühlenau (Mühlenau/Schirnau br 13) und Ohlau (Ohlau br 07) zu beobachten. Die Feststellung auf Seite 19 des Managementplans - „Hier sind künftig flächendeckende Ansätze zur Reduzierung der Nährstofffracht erforderlich.“ – deckt sich nicht mit der folgenden Aussage, die genannten Auenabschnitte wären durch durchgängig begleitendes Grünland gegen Nährstoffeinschwemmungen befriedigend abgepuffert. Die Düngung dieser Grünflächen bewirkt direkt die Nährstoffzufuhr.

In diesen Gebieten massiert sich der Maisanbau mit benachbarten Agrogas-Großanlagen. Besondere gewässerschützende Auflagen sind gerade den gewässernahen Agrogasanlagen in diesen Bereichen zu erteilen, damit es nicht zu schwerwiegenden Störungen, wie kürzlich im Bereich der Hardebek/Brokenlander Au kommt. Schadstoffkonzentrationen müssen innerhalb der Grenzwerte bleiben. Der Managementplan gibt zu vorhandenen Belastungen und ihrer Eindämmung durch geeignete Maßnahmen wie erweiterte Gewässerrandstreifen mit besonderen Auflagen für die Landwirtschaft keine Auskunft.

Im Gebiet zwischen Hitzhusen und Föhrden-Barl existieren noch bis an die Bramau reichende, z.T. gestörte Feuchtwiesen-, Röhricht- und Auwaldbestände u.ä.. Diese Bestände sind zwar in den Karten zum Bestand an Biotoptypen aufgeführt, aber nur innerhalb der Grenzen des FFH- Gebiets. In den entsprechenden Maßnahmeplänen fehlen trotz entsprechender Forderungen im Managementplan Aussagen zu weitergehenden Entwicklungsmaßnahmen. Gerade in diesem Bereich vor der Eindämmung ab Wrist müssten wegen benachbarter Intensivlandwirtschaft und Winterüberflutungsflächen neben Sommerniedrigwasser verstärkt Entwicklungsmaßnahmen festgeschrieben werden. Die Kontaktlebensräume sind zu sichern und weiterzuentwickeln.

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Konkrete Maßnahmen fehlen in den Maßnahmekarten (trotz der Feststellungen auf Seite 9 des Managemantplans). Im Maßnahmeblatt Nr. 1 muß als notwendige Erhaltungsmaßnahme festgelegt werden: - Verbot in einem 10m-Streifen ab Böschungsoberkante zu pflügen, zu düngen, Pflanzenschutzmittel auszubringen, Grünland umzubrechen und standortgerechte Gehölze zu entfernen. Diese Maßnahme deckt sich damit erst mit den entsprechenden Maßnahmen in Blatt 2 („10 m-Breite“).

Erschwerend wirkt sich über weite Bereiche des Gewässersystems die unnatürliche Verbauung und Einengung durch zu geringe Abstände von bewirtschafteten Flächen aus. Es kann nur zum geringen Teil davon gesprochen werden, daß ein naturnaher Zustand besteht. Im Gegenteil müßte als übergreifendes Ziel die Herstellung naturnaher Zustände über weite Bereich des Systems formuliert werden, um der EU-Wasserrahmenrichtlinie gerecht zu werden. Von übergreifender Bedeutung ist gerade die Wiederherstellung naturnaher Fließgewässerzustände zu nennen und nicht nur die Erhaltung der kurzen Abschnitte. Zu fordern ist auch die entsprechende Lokalisierung naturnaher Abschnitte im beigefügten Kartenwerk. Im Managementplan selbst ist auf Seite 7 der naturferne Zustand konstatiert: „Untersuchungen zum Makrozoobenthos stellen fest, dass trotz der vom Naturzustand weit entfernten gewässermorphologischen Gegebenheiten, Reste einer bachtypischen Fauna vorhanden sind.“

Die Feststellung der Wasserqualität mit Gewässergüteklasse II für alle Fließgewässer im Gebiet zeigt die dringend nötige Durchführung von Maßnahmen. Entsprechend ist auf Seite 5 unter „1.2 Verbindlichkeit“ festgelegt: Neben notwendigen Erhaltungs- und ggf. Wiederherstellungsmaß- nahmen werden hierbei ggf. auch weitergehende Maßnahmen zu einer wünschenswerten Entwicklung des Gebietes dargestellt.“ Genau diese Maßnahmen fehlen in den Plänen weitestgehend. Die auf Seite 12 im ersten Absatz genannten Vorplanungen nach WRRL für die Gebietsteile Ohlau und Mühlenau/Schirnau sind weder spezifiziert, noch in den Plänen gekennzeichnet. Die Maßnahmenblätter müssten ebenfalls entsprechend ergänzt werden. Es fehlen geegnete Maßnahmen zur weiteren Rückverbauung der Gewässer um einen natürlicheren Verlauf sicherzustellen.

Die Karten berücksichtigen nicht die Umgehungsstraße der B 206 im Gebiet Bad Bramstedt. Damit fehlen insbesondere die neuen Zuflussverhältnisse im Bereich der Gemeinde Hitzhusen, wie das Regenwasserrückhaltebecken südwestlich der Verbindung mit der Hauptstraße/alte B 206). Es ist auch festzustellen, daß wichtige Kontaktlebensräume in den Karten 2a_Bestand_Biotoptyp_Seiten 1-7 nicht aufgeführt sind. Diese Kontaktlebensräume sind zwar unter den übergreifenden Zielen genannt, nicht jedoch kartiert. Sie sorgen jedoch für die natürliche Fließgewässerdynamik und weitgehend natürlichen Sedimentations- und Strömungverhältnisse des Fließgewässersystems, des Lebensraums und der Lebensraumtypen und müssen deshalb spezifische aufgeführt werden.

Beispielsweise finden sich im Bereich westlich von Hitzhusen mehrere Teiche mit Abfluss in die Bramau (zwischen Km 9,8 und 11,3 der B 206 alt). Die südlich der Straße gelegenen Teiche dienen als Fischteiche, verschlechtern also eher die naturnahen Verhältnisse in der Bramau durch Nährstoffeintrag. Der große Teich im Norden ist hingegen von einem privat erstellten Biotop umgeben, in dem Schellente und Eisvogel brüten, die beide wiederum auf die Aue zur Nahrungsaufnahme angewiesen sind.

In der Karte 2a – Seite 4 fehlen Auwaldabschnitte im Bereich von Bad Bramstedt östlich der B4, hauptsächlich zwischen Golfplatz und Kliniken an der Ohlau bis hin zur Brücke der K 81. Hier sind nur 2 sehr kurze Teile aufgeführt, die in Länge und Breite nicht den vorhandenen Bestand wiedergeben. Tatsächlich sind beidseitig der Ohlau hier wertwolle Erlenbestände mit

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Überflutungsbereichen vorherrschend. Wie schon in Karte n zu Föhrden-Barl ist hier eine stärkere Berücksichtigung der vorhandenen Kontaktlebensräume zu fordern. Eine Beschränkung auf die Grenzen des FFH-Gebiets wird nicht den Anforderungen an die Überlebensfähigkeit des Gebiets gerecht, wenn nur ein schmaler Gewässerrandstreifen vorhanden ist. Ein im Gebiet beginnender Auwald muß auf ganzer Breite mit aufgeführt sein, damit Maßnahmen zur Wiederherstellung eines naturnahen Zustandes zum Ziel führen können.

Im Abschnitt der Hudau im Bereich von Bad Bramstedt existieren nicht unwesentliche Gewässerbereiche, die sowohl für die Störung, als auch die zukünftige Verbesserung des FFH- Gebiets von Bedeutung sind. Zudem ist der gesamte Verlauf der Hudau Bestandteile des bestehenden FFH-Gebiets und muß auch im Managementplan stärker berücksichtigt werden. Zum Erreichen eines guten Zustands im Sinne der Wasserrahmenrichtlinie von 2000 gehören neben dem weitgehend natürlichen Vorkommen von Pflanzen und Fischen in den Gewässern die Durchgängigkeit von Bächen und Flüssen für alle Lebewesen, nicht nur für die primären Lebensraumtypen.

Entsprechend ist im Managementplan auch die Sicherung und Verbesserung der Situation des FFH-Gebiets in Bad Bramstedt konkreter festzuschreiben. Es wird angeregt, statt „möglichst naturnahe Gestaltung der Uferbereiche“ unter Maßnahme „naturnahe Gestaltung“ festzuschreiben und statt „zur Ufersicherung sollten bei Bedarf bevorzugt Erlen gepflanzt werden...“ ist die Aussage „zur Ufersicherung sind bei Bedarf Erlen zu pflanzen“ geeigneter, die Ausnahmen nicht zur Regel werden zu lassen. In diesem Zusammenhang sei auch auf Pläne der Stadt hingewiesen, den Erlenbruchwald in Nachbarschaft zum Golfplatz in der Breite wesentlich zu beschneiden, aus Gründen der Verkehrssicherheit an der angrenzenden B4.

Es reicht nicht aus, in der Karte 3_Maßnahmen_Seite4, „Möglichst naturnahe Uferentwicklung in den Park- und Grünflächenbereichen von Bad Bramstedt“ zu nennen. Möglichst naturnah ist nicht naturnah und muß deshalb konkretisiert werden. Entsprechend ist auch der letzte Absatz auf Seite 19 zur Uferstruktur des südlichen Bramauufers in Bad- Bramstedt-Aukamp zu unverbind-lich durch eine Aussage „könnte naturnaher gestaltet werden“. Der Abschnitt ist naturfern gestaltet und muß gemäß WRRL geändert werden.

Zudem haben sich an der Ohlau oberhalb der Drei-Auen-Brücke an mehreren Standorten Bestände des Riesenbärenklau (Heracleum mantegazzianum) entwickelt, die trotz Meldung an die Stadt nicht nachhaltig beseitigt wurden. Entsprechendes gilt für große Bestände des Japanischer Knöterich (Fallopia japonica, syn. Reynoutria japonica) im Verlauf der Hudau, auch auf städtischen Flächen (z.B. um die Kanulände an der „Schloßbrücke“). Entgegen den Aussagen im Maßnahmenblatt 3 handelt es sich nicht um kleine, sondern flächendeckende Vorkommen, die bereits einen größeren Aufwand zur Beseitigung erfordern. In diesem Zusammenhang sollte oberhalb der Drei-Auen-Brücke auch eine Sandfangzone eingerichtet werden (Maßnahme).

Das FFH-Gebiet befindet sich nicht in einem naturnahen Zustand. Eindämmungen, Begradigungen und Inanspruchnahme der Randflächen durch naturferne Landwirtschaft führen über weite Gebiete zu nötigen Entwicklungsmaßnahmen. Es ist deshalb unverständlich, daß sich die in den beigefügten Karten genannten Maßnahmen weitestgehend auf das Erstellen und Aufstellen von BIS-Infotafeln beschränken sollen. Dies gilt insbesondere für die Abschnitte entlang der Bramau und der Ohlau und Mühlenau/Schirnau, die von Maisanbau besonders betroffen sind. Hier findet besonders viel Pestizideintrag statt. Die im Herbst und Frühjahr zu beobachtende Praxis der Verwendung von Glyphosat zur „Anbauflächenbereinigung“ ist in unmittelbarer Nachbarschaft der Auen und ihrer Bachzuflüsse nicht akzeptabel. Angesichts der neuen Beurteilung von Glyphosat als wahrscheinlich krebserregend beim Menschen durch die WHO ist eine vorbeugende Maßnahme im Managementplan festzulegen.

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Zum Erreichen des „guten Zustands“ im Sinne der Wasserrahmenrichtlinie gehören sanierte, naturnahe und naturbelassene Uferzonen. Die Entwicklung dieser Zonen zieht im vorgelegten Entwurf zum Managementplan nur sehr geringe Auenabschnitte in Betracht. Für die Erhaltung des Lebensraums und seiner Bewohner sind konkrete Maßnahmen auszuarbeiten, z.B. Überflutungsflächen auszweiten, Feuchtwiesen und Feuchtwälder zu entwickeln. Das Hochwasser vom Winter 2014_2015 zeigt die Notwendigkeit dieser Maßnahmen. Die im Uferbereich der Auen in Bad Bramstedt überquellenden Abwassergullies, die in beiden letzten Wintern überflutete Kläranlage mit ihrer Belastung zeigen die schwerwiegenden Folgen bei nicht vorgeschriebenen Maßnahmen zur Erhaltung der Gewässerreinheit.

Im Bereich der Bramau nüssen dringend weitere Überschwemmungsgebiet festgesetzt werden, insbesondere in Bad Bramstedt bis Schmalfeld und um Föhrden-Barl. Die schlechte Bewertung der Auen im Rahmen der bundesweiten Untersuchung von 2009 zeigt die Notwendigkeit einer Entwicklung zum ökologisch guten Zustand. Bis 2021 muß dieses Ziel erreicht sein, sonst drohen EU-Klagen, durch die Schleswig-Holstein schon einmal scheiterte.

Das Gebiet DE-2024-391 ist nur durch eine entsprechende Unterschutzstellung der mit ihrem Einzugsbereich als Lebensraum für die genannten Arten von besonderer Bedeutung und Bedeutung überlebensfähig. Es ist dringend erforderlich die Ausweisung der Schmalfelder Au als Naturschutzgebiet im Maßnahmenkatalog festzuschreiben.

i. A.

Dr. Maximilian Schäffler BUND LV-SH

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