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Bezirksamt Neukölln von ERHALTUNGSVERORDNUNG Information zum Erhalt der Siedlung KRUGPFUHLSIEDLUNG ERHALTUNGSVERORDNUNG KRUGPFUHLSIEDLUNG

Tennis plätze

210 212 206 208 202 204 34 196 200 192 194 190 36 186 188 184 180 182 170

40

3

164 2

Spielplatz . 29 63 65 1

Straße aße 12 Straße 158 2 3 17 Buschkrugallee 154 156 62 152 1 64 150 1 30 2 1 Malchiner

146 148 12 4 r Dürtenst 19 144 A Rambowstraße46 Allee 140 48 142 1 1 136 138 25 134 24 1 22 50 132 22 27

18

3 r Kita Havermannst 2 52

65 36 29 3 51 53 Parchimer

5 47 57 67 Spiel 41 35 39 43 61 Herse- 31 38 Straße 29 / platz Dömitzer 21 73

7 19 4 30 56 Straße 50 60 62 47 58 5 48 75 3 70 Krugpfuhl 1 Hanne 16 18 76 57 58 6 80 56

4 60 2 Nüte

Onkel- Spielplatz 99

13 62 45 49

39 41 43 47 51 53 55 57 59 61 63 eterower 65 67 15 33 35 37 69

T 27 29 31 71 73 23 25 17 21 17 19 Fritz-Reuter-Allee 15 11 13 9 5 7

Geltungsbereich des Erhaltungsgebietes Krugpfuhlsiedlung 01 BEZIRK NEUKÖLLN VON BERLIN

Liebe Bürgerinnen und Bürger der Doch diese städtebauliche Rarität ist gefähr- Ich wünsche mir, dass insbesondere die Eigen- Krugpfuhlsiedlung, det. Wie Beispiele in dieser Siedlung zeigen, tümer, Bauherren und Bewohner uns bei dem kann die verständliche Suche vieler Bau- Anliegen unterstützen, das Gebiet der Krug- wer vom Ortsteil Britz in Neukölln spricht, herren nach kostengünstigen bautechnischen pfuhlsiedlung in seiner Eigenart dauerhaft zu meint in aller Regel zuerst den ehemaligen Lösungen, fehlendes Fingerspitzengefühl oder erhalten. ländlichen Vorort , das über 625 Jahre einfach nur Ratlosigkeit im Umgang mit der Aktive Mitwirkung setzt zunächst vor allem alte Dorf Britz, dessen traditionelles Erschei- Architektur entscheidende Verfremdungen Verständnis, aber auch Orientierung voraus. nungsbild weitestgehend bewahrt werden der Gebäude hervorbringen. Deshalb gilt es nun, für die Qualitäten zu wer- konnte. ben und einen Rahmen zu setzen, um auch Um einer solchen Entwicklung vorzubeugen, für kommende Generationen dieses Gebiet in Nach der Eingemeindung zu Berlin im Jahre hat das Bezirksamt Neukölln am 5.12.2006 seiner Erscheinungsform zu bewahren. 1920 erhielt die Entwicklung dieses Ortsteils beschlossen, die Krugpfuhlsiedlung durch eine neue Impulse. Die Stadt Berlin kaufte 1924 „Erhaltungsver­ordnung“ unter Schutz zu stel- Ich hoffe, das Informationsmaterial kann Ihr das Gut Britz und leitete mit dem Bau der len. Diese Verordnung gemäß § 172 Absatz 1 Interesse, vielleicht auch Ihre Begeisterung Großsiedlung Britz eine neue Ära des moder- Satz 1 Nr. 1 des Baugesetzbuches (BauGB) für diesen einzigartigen Teil des Bezirkes Neu- nen Städtebaus ein. über die Erhaltung baulicher Anlagen und der kölln wecken. städtebaulichen Eigenart des Gebietes „Krug- Die in diesem Gebiet ab der 1920er- pfuhlsiedlung“ wurde durch Veröffentlichung Jahre entwickelten großen Wohnanlagen im Gesetz- und Verordnungsblatt für Berlin gehören zu den herausragenden wohnungs- vom 1.11.2008 rechtskräftig. politischen Reformprojekten der Weimarer Republik. Die architektonische Entwicklung Der Bezirk hat sich diese Entscheidung nicht Ihr von 1925 bis 1931 ist an diesem Standort das leicht gemacht, schließlich muss künftig für Besondere und Einmalige innerhalb unseres jedes Bauvorhaben eine zusätzliche Geneh- Bezirkes. migung erteilt werden. Um sicher zu sein, hier- für ausreichend Argumente zu haben, gingen Im ersten Bauabschnitt der Großsiedlung Britz der Festsetzung der Erhaltungsverordnung entstand 1925-27 die Siedlung am Krugpfuhl, umfangreiche Untersuchungen der Bau- und später von den Bewohnern auch „Eierteich“ Freiraumstruktur voraus. Hierdurch konnte Thomas Blesing genannt. Das gestalterische Konzept dieser letztlich der Schutzanspruch großer Teile des Siedlung ist bis heute gut erhalten und erlebbar. Gebietes belegt werden. Bezirksstadtrat ERHALTUNGSVERORDNUNG KRUGPFUHLSIEDLUNG GESCHICHTE UND 02 ENTWICKLUNG DER SIEDLUNG

Großsiedlung Britz 1925-1931 - Lageplan der Gesamtanlage mit der benachbarten Beamtensiedlung (Quelle: Junghans, Kurt: 1880-1938, 2. Aufl., Berlin 1983)

Historische Ansicht Havermannstraße

Für die Errichtung von Wohnanlagen auf dem mischten Bauweise“. Vorgesehen wurden gro- Während die Gebäude der Krugpfuhlsiedlung Gelände des früheren Rittergutes Britz wurde ße Bauflächen mit einer höheren Randbe- mit traditionellen und romantisierenden Ele- 1925 von der Stadt Berlin ein Generalbebau- bauung mit Mietwohnungen und Grünflächen menten gestaltet sind, errichteten Taut und ungs- und Fluchtlinienplan aufgestellt. und einer niedrigeren Innenbebauung mit Wagner die „Rote Front“ und das Hufeisen in Dieser gliederte das Gebiet in zwei Teile. Reihenhäusern und Gärten. Das Konzept ist ihrer bewusst sachlichen und modernen Ar- Die Stadt Berlin verkaufte das Gelände 1925 der Versuch, die städtische Wohnform des chitektur als Pendant zu dieser Siedlung. an zwei große Wohnungsbaugesellschaften, Mietshauses mit der Gartenstadtidee zu kom- die DeGeWo und die Gehag. Die DeGeWo binieren. Im Juli 2008 wurde die denkmalgeschützte errichtete östlich der Fritz-Reuter-Allee die zusammen mit fünf wei- Krugpfuhlsiedlung und die Gehag westlich da- Mit der Zweiteilung des Gebietes durch den teren „Siedlungen der Berliner Moderne“ in die von die Hufeisensiedlung. „Grünen Ring“ - der Fritz-Reuter-Allee - ent- UNESCO-Liste des Welterbes aufgenommen. standen zwei räumlich gegenüberstehende Im Rahmen des hiermit verbundenen „Um- Das städtebauliche Grundkonzept der Groß- Bereiche, die sich durch die unterschiedliche gebungsschutzes“ spielt der Erhalt der Krug- Siedlung Britz basierte auf der Idee der „ge- Architektur voneinander abgrenzen. pfuhlsiedlung eine wichtige Rolle.

03 BEZIRK NEUKÖLLN VON BERLIN

Übersicht Farbtypen Farbton Keim Nr. Farbton Keim Nr.

BUSCHKRUGALLEE 88H 70 weiß 366 ocker

44H 50 ziegelrot 47H 60 hell-violett MALCHINER STR.

484 ziegelrot hell 802 anthrazit ONKEL-HERSE-STR.

37H 54 gelb 44H 60 rosa DÜRTENSTR. STR.

PARCHIMER ALLEE PARCHIMER

702 blau 346 gelb-ocker* HAVERMANNSTR. RAMBOW- 77H 54 hellblau 88H 70 weiß* DÖMITZER STR.

Ursprüngliches Farbkonzept der Siedlung

* Farbtöne der Mietshausbebauung HANNE (Quelle: Gutachten Planungsgruppe Ferdinand und NÜTE Reimers, 1983)

FRTZ-REUTER-ALLEE TETEROWER-STR.

Die Krugpfuhlsiedlung wurde 1925-27 nach schossige Mehrfamilienhausbebauung abgrenzen. Die stadträumliche Konzeption wurde durch ein den Plänen der Architekten Engelmann und Die Straßenverschwenkungen und Kreuzungs- abgestimmtes Farbkonzept betont. Fangmeyer errichtet. Hier wurde der Versuch bereiche wurden durch Vor- und Rücksprünge unternommen, trotz weitgehender Typisierung der Hausfronten aufgelockert sowie durch der einzelnen Bauteile in Anlehnung an tradi- gezielte Lückenbildung abwechslungsreich In der Krugpfuhlsiedlung wurden im südlichen tionelle Bauformen, Farbgebung und Gruppie- gestaltet. und nördlichen Bereich einige Gebäude durch rung der Baukörper, historische Straßenbilder Kriegseinwirkungen zerstört. Diese sind in aufzunehmen. An der Buschkrugallee sind zu beiden Seiten etwas veränderter Form und Konstruktion des Krugpfuhls bis an die Fritz-Reuter-Allee nach 1949 wieder aufgebaut worden. Dabei Es entstanden 892 Wohnungen und 11 Läden. öffentliche Grünanlagen mit Spielplätzen und erhielten die Obergeschosswohnungen der Die Bebauungsform der Siedlung ist durch eine Promenadenwegen angelegt worden. mehrgeschossigen Randbebauung Balkone differenzierte Raumabfolge von zweigeschos- Die Parkanlage um den Krugpfuhl als zen- und die Giebelformen wurden vereinfacht. sigen Einfamilienreihenhäusern gekennzeich- trales Element der Siedlung stellt gleichzeitig Die ursprünglichen Blendgiebel wurden u.a. net, die sich von den umgebenden Hauptver- das Bindeglied zur Hufeisensiedlung mit dem aus bautechnischen Gründen durch einfache kehrsstraßen durch eine vorwiegend dreige- Hufeisenteich dar. Giebel ersetzt. ERHALTUNGSVERORDNUNG KRUGPFUHLSIEDLUNG GRÜNDE FÜR 04 DIE ERHALTUNGSVERORDNUNG Wie im vorangegangenen Kapitel erläutert, ist die Krugpfuhlsiedlung ein herausragendes histo- risches Zeugnis der städtebaulichen und gesellschaftlichen Entwicklung der 1920er Jahre.

Obwohl Kriegseinwirkungen und vielfältige Veränderungen der Bausubstanz Spuren hinterlas- sen haben, hat die Siedlung in ihrer Gesamtheit die besondere Eigenart und das in sich ge- schlossene Erscheinungsbild bewahrt.

Diese Besonderheit gilt es, für die Zukunft zu bewahren und nach den heutigen Nutzungsanfor- derungen behutsam weiter zu entwickeln.

In den Nachkriegsjahren sowie seit der Privatisierung der Reihenhauszeilen ab 1976 wurden durch die DeGeWo und die neuen Eigentümer vielfältige Veränderungen an den Gebäuden und den Außenanlagen vorgenommen. Dies entsprang dem nachvollziehbaren Bedürfnis, die Gebäude den Anforderungen an gesunde, moderne und energieeffiziente Verhältnisse anzu- passen.

Diese Bedürfnisse der Bewohner und Nutzer stehen der Notwendigkeit der Erhaltung der be- sonderen städtebaulichen Eigenart der Siedlung gegenüber. Es gilt, für alle Beteiligten tragfä- hige Lösungen zu schaffen, die die Erhaltungsziele mit den Nutzungsanforderungen in Einklang bringen.

Wir wollen verhindern, dass der ursprüngliche Charakter der Siedlung, der nicht nur für sich gesehen, sondern insbesondere als Teil der Großsiedlung Britz von großer städtebaulicher Be- deutung ist, verloren geht. Diese Gefahr besteht vor allem durch den Um- und Ausbau der vorhandenen Gebäude durch überdimensionierte Dachausbauten, Anbauten, Fassaden- oder Fensterveränderungen. Aber auch durch viele Detailänderungen, z.B. bei der Farbgebung oder der Materialwahl tritt ein schleichender Prozess ein, der das Gesamtbild schließlich zerstört.

Die Erhaltungsverordnung ist ein unkompliziertes Steuerungs- und Sicherungsinstrument der Stadtentwicklung. Kernpunkt der Verordnung ist die Pflicht zur Einholung einer Genehmigung für alle beabsichtigten baulichen Veränderungen, egal ob es sich dabei um kleine oder große, Reihenhaushälfte in der Hanne Nüte nach historischem baugenehmigungsfreie oder –pflichtige Maßnahmen oder verfahrensfreie Bauvorhaben handelt. Farbkonzept (Gutachten Ferdinand und Reimers, 1983) 05 BEZIRK NEUKÖLLN VON BERLIN

Darstellung der ursprünglichen Einfamilienhaus- und Mietshausbauung nach historischem Farbkonzept (aus: Gutachten Planungsgruppe Ferdinand und Reimers,1983)

Jede beabsichtigte Maßnahme muss zunächst werden. Dazu ist eine frühzeitige Beratung im Neben der Steuerungsmöglichkeit von Ände- auf ihre Vereinbarkeit mit den Erhaltungszielen Fachbereich Stadtplanung dringend anzura- rungen und Nutzungsänderungen sowie von überprüft werden. Dies kann nur durch die all- ten. Neubauten (hier: Garagen und Nebenanla- gemeine Genehmigungspflicht gewährleistet Von der Genehmigungspflicht sind betroffen: gen) soll auch der Rückbau (Beseitigung) von werden. ¬ der Rückbau, baulichen Anlagen, die besonders erhaltens- ¬ die Änderung, wert sind, verhindert werden. Durch die Verordnung soll die Sensibilität der ¬ die Nutzungsänderung, Eigentümer und Nutzer für die besondere Be- ¬ die Errichtung baulicher Anlagen. deutung der Siedlung gestärkt und eine Ab- Bauliche Maßnahmen sollen im Sinne des stimmung aller beabsichtigten Maßnahmen Eine Genehmigung darf nur versagt werden, Erhalts der städtebaulichen Eigenart auf der vor deren Beginn erreicht werden. wenn das Vorhaben die städtebaulichen Ziele Grundlage des ursprünglichen Planungskon- der Erhaltungsverordnung beeinträchtigt. zeptes und dessen Gestaltungsvorgaben von In jedem Einzelfall soll ein gemeinsamer Weg Dies gilt auch für Vorhaben, die bauordnungs- Engelmann und Fangmeyer durchgeführt wer- zur Erfüllung möglichst aller Belange gesucht rechtlich keiner Genehmigung bedürfen. den. ERHALTUNGSVERORDNUNG KRUGPFUHLSIEDLUNG BESCHREIBUNG DES GEBIETES 06 Stadtgestalt Hauptmerkmal der Stadtgestalt ist der planmäßig angelegte Siedlungsgrundriss mit eindeutiger Die Merkmale der Bebauung sind vor allem Abgrenzung der Siedlung durch die umgebenden Hauptsammelstraßen, der überwiegend gleich- die dreigeschossige Randbebauung (Miets- mäßigen Parzellenstruktur und der Aufteilung der Grundstücke in Vorgärten, Wohnbebauung häuser) und die zweigeschossige Reihenhaus- und rückwärtige Freiflächen (Gärten). Die geschwungenen Straßenführungen im Innern der bebauung (Einfamilienhäuser) im Innenbereich Siedlung, die Anlage der Straßenräume und die Platzsituationen sind typisch für diesen Ort. Der mit unterschiedlich langen Gebäudeeinheiten. Krugpfuhl bildet den landschaftlich geprägten Mittelpunkt der Siedlung. Die Wohngebäude werden ergänzt durch Gar- ten- und Gerätehäuser, die überwiegend an der hinteren Grundstücksgrenze der Reihen- hausbebauung stehen.

Neben der Anordnung der Gebäude besitzen die Freiflächen einen prägenden Charakter. Die Grünanlage um den Krugpfuhl mit verschie- denen Zugängen und die Spielplatzanlage südlich des Pfuhls mit Verbindung zu den Grün- flächen an der Buschkrugallee sind die Haupte- lemente der Siedlung. Im Bereich der Mietshäuser sind rückwärtig zu- sammenhängende Grünflächen mit Kinderspiel- plätzen angeordnet. Historische Ansicht Fritz-Reuter-Allee Historische Ansicht Hanne Nüte mit Giebelhäusern Zwischen Havermannstraße, Onkel-Herse- Straße und der Dürtenstraße sind Baum- pflanzungen in der Buschkrugallee vorhan- den, während sich im übrigen Gebiet Bäume teilweise in den Vorgärten und rückwärtigen Gartenbereichen befinden.

Ein System von Wirtschaftswegen dient vor allem der rückwärtigen Erschließung der Haus- gärten.

Straßenansicht Fritz-Reuter-Allee, 2006 Straßenansicht Hanne Nüte mit Giebelhäusern, 2008 (die Dachaufbauten wurden Anfang der 1990er Jahre errichtet) (die Giebel wurden wegen bautechnischer Gründe vereinfacht) 07 BEZIRK NEUKÖLLN VON BERLIN Ortsbild Das Ortsbild des Erhaltungsgebietes wird vor allem durch die gestalterischen Merkmale der Gebäude geprägt. Die Elemente der Stadtge- stalt in Verbindung mit den wiederkehrenden Gebäudetypen und Gestaltungsmerkmalen an den Gebäuden vermitteln den einheitlichen Eindruck der Krugpfuhlsiedlung.

Die Straßenräume sind gleichmäßig in Fahr- bahn mit beidseitigen Gehwegen gegliedert. Der Gehölzbestand, der in den Straßenraum hineinragt, befindet sich in den Vorgärten, die teilweise mit Stützmauern aus Naturstein ein- gefasst sind. Die Vorgärten der dreigeschos- sigen Mietshausbebauung sind ohne Einfas- sungen ausgeführt. Gebäude mit Erker in der Malchiner Straße, 2009 Giebelständiges Doppelhaus in der Onkel-Herse-Straße, 2009

In der mehrgeschossigen Straßenrandbebau- und historischen Haustüren sind insbesonde- ung überwiegen traufständige Gebäude, wäh- re an den Straßenfassaden noch sehr häufig rend im Innern der Siedlung auch giebelstän- vorzufinden. dige Gebäude typisch sind. Vorherrschende Dachform ist das ziegelge- Der ursprünglich vorhandene Kellenputz und deckte Satteldach mit rotbraunen Falzziegeln die Farbgebung der Bauzeit sind nur noch ver- und Regenrinnen und -fallrohren aus Zink. Die einzelt vorzufinden. Gestaltungselemente wie Dächer waren ursprünglich nicht ausgebaut. Erker und profilierte Türfaschen sind weitest- Der nachträgliche Dachausbau Anfang der gehend erhalten, ebenso Fensterläden in den 1990er Jahre in der mehrgeschossigen Miets- Erdgeschossen. hausbebauung ist teilweise zu groß dimensi- oniert. Im Bereich der Reihenhausbebauung Die typisch stehenden und liegenden Formate sind ebenfalls Dachausbauten entstanden, die der mit Sprossen gegliederten Holzfenster das Ortsbild teilweise stören.

Mietshausbebauung Fritz-Reuter-Allee, 2009 ERHALTUNGSVERORDNUNG KRUGPFUHLSIEDLUNG ZIELE 08 Erhaltung und Gestaltung Rückbau baulicher Anlagen Fassadengestaltung Die Beseitigung von Wohngebäuden ist nicht Bauzeitliche Fassadenschmuckelemente und zulässig. Einzelne Rückbaumaßnahmen, die vorspringende Bauteile wie Erker, Risalite oder zur Wiederherstellung des Gebäudes und des- profilierte Türfaschen sind zu erhalten und bei sen ursprünglichem Erscheinungsbild führen, Sanierungsmaßnahmen wieder herzustellen. sind erwünscht. Die Fassaden sind nach historischem Vorbild zu gestalten. Außenwandverkleidungen z. B. Nutzung aus Klinker, Holz, Glas oder Metall sind nicht Die vorhandene Wohnnutzung soll grundsätz- zulässig. lich erhalten werden, wobei nicht störendes Die Fassaden können mit Vollwärmeschutz Gewerbe oder Dienstleistungsgewerbe (z. B. verkleidet werden, wenn dies bauphysikalisch Arztpraxen oder Ladengeschäfte) sich harmo- erforderlich ist. Voraussetzung dafür ist, dass nisch einfügen kann. straßenseitig die Fassadenelemente und die mineralische Putzstruktur nach historischem Bauweise, Geschossigkeit, Grundstück Vorbild wieder aufgebracht werden (Wärme- Die vorhandene Bauweise soll erhalten blei- dämmung max. 10 cm). ben. Eine Aufstockung (Erhöhung um ein wei- Die farbliche Gestaltung der Gebäude soll nach teres Geschoss) der Wohngebäude ist nicht dem ursprünglichen Farbkonzept ausgeführt zulässig. Die Baukörper müssen in ihrer Kubatur werden (ermittelt in dem Gutachten von Reimers und typischem Grundaufbau erhalten bleiben. und Ferdinand, Berlin 1983). Bauliche Wohnraumerweiterungen dürfen nur Der Anbau von zusätzlichen Balkonen oder Log- Blick in die Malchiner Straße, 2008 bei den Einfamilienreihenhäusern im Erdge- gien ist grundsätzlich nicht zulässig. schoss auf der Gartenseite erfolgen. Alle baulichen Maßnahmen sind künftig so Fassadenöffnungen für Fenster und Türen im auszuführen, dass das überlieferte Ortsbild Der Vorgartenbereich ist von Bebauung freizu- Originalzustand müssen erhalten werden bzw. nicht beeinträchtigt wird. Ursprüngliche Bau- halten. Die historischen Stufenanlagen und in ihrer ursprünglichen Dimension wieder her- teile sollen gesichert bzw. nach historischem Geländer an den Gebäuden sind zu erhalten gestellt werden. Die Klappfensterläden in den Vorbild wieder hergestellt werden. Für den oder mit den ursprünglichen Materialien wie- Erdgeschossen sind zu erhalten oder nach ori- Umgang mit der historischen Bausubstanz der herzustellen. Hauseingangswege sollen ginalen Abmaßen wieder herzustellen. Rollä- wurden deshalb Ziele formuliert, die den Ei- mit kleinteiligem Mosaik-Pflaster in der histo- den an Fenstern sind nur dann zulässig, wenn gentümern helfen sollen, ihre baulichen Maß- rischen Breite erhalten oder wieder herge- die Rolladenkästen innenliegend angebracht nahmen an den Gebäuden im Sinne des Er- stellt werden. sind und die Fenstergröße nicht verändern. halts der Siedlung auszuführen. 09 BEZIRK NEUKÖLLN VON BERLIN Gestaltung Fenster und Türen

Straßenansicht Fritz-Reuter-Allee, 2009 Straßenansicht Giebelhaus Hanne Nüte, 2009 Straßenansicht Reihenendhaus Dömnitzer Straße, 2007

Fenster und Haustüren zu erhalten bzw. entsprechend der ursprüng- Neue Hauseingangstüren müssen in Form, Die originalen oder dem Original nachgebau- lichen Konstruktion nachzubauen. In den Material, Gliederung und Ausgestaltung des ten Holzkastendoppelfenster und Haustüren mehrgeschossigen Wohnbauten sind neue Türblattes dem historischen Vorbild entspre- aus Holz sind zu erhalten. In den Einfamilien- Fenster ca. 10 cm von der Fassade zurück- chen. häusern sind neue Fenster fassadenbündig gesetzt analog dem historischen Vorbild ein- einzubauen und sollen sich hinsichtlich Format, zubauen. Die Fenster in der Gartenfassade Grundlage für die farbliche Gestaltung der Gliederung, Teilung und Material am ursprüng- der Reihenhausbebauung sollen sich an der Fenster und Haustüren sowie deren Einfas- lichen Bild orientieren. ursprünglichen Größe orientieren, können sungen bildet ebenfalls das historische Farb- Vor die Fassade tretende „Blumenfenster“ im ohne Sprossen jedoch mit mindestens einer konzept (Gutachten von Reimers und Fer- 1. Obergeschoss der Einfamilienhäuser sind vertikalen Gliederung ausgeführt werden. dinand, Berlin 1983). ERHALTUNGSVERORDNUNG KRUGPFUHLSIEDLUNG 10 Dachgestaltung und Anbauten Dachgestaltung: Die vorhandenen ursprünglichen Satteldächer sind zu erhalten (Neigung ca. 45°). Sie sollen vorzugsweise mit matten naturro- ten unglasierten Biberschwanzziegeln in Kro- nendeckung oder mit Flach- bzw. Falzziegeln gedeckt werden. Engobierte Ziegel oder andersfarbiges Dach- eindeckungsmaterial ist nicht zu verwenden.

Dachausbauten dürfen das bauzeitliche Er- scheinungsbild des Daches nicht wesentlich verändern. Auf den Dächern der Reihenhausbebauung sind straßenseitig nur Dachflächenfenster und Ausstiegsluken zulässig. Gartenseitig sind stehende Gauben zulässig. Dacheinschnitte dürfen im Rahmen des Dachgeschossausbaus nicht zur Anwendung kommen. Grünfläche mit dem Krugpfuhl und Gartenansicht der Einfamilienhausbebauung Hanne Nüte, 2006

Gartenseitige Anbauten: Bei den Einfamilienreihenhäusern sind einge- schossige Anbauten zur Wohnraumerweite- rung zulässig. Diese sind so zu bemessen, dass sie sich dem Hauptbaukörper in ihren Abmes- sungen und ihrer Gestaltung unterordnen. Sie können als Massivbau oder als Stahl-Glas- Konstruktion (z. B. Wintergarten) ausgeführt werden. Als Dachform sind ausschließlich flach ge- neigte Pultdächer zulässig, dies gilt auch für Terrassenüberdachungen. Zurückhaltender Dachgeschossausbau auf der Straßenseite der Anbauten auf der Gartenseite der Einfamilienreihenhausbebauung, Einfamilienreihenhäuser, 2007 Sommer 2006 11 BEZIRK NEUKÖLLN VON BERLIN Nebenanlagen und Einfriedungen Neubauten: Einfriedungen: Bauliche Anlagen, die neu errichtet werden Die Vorgärten können durch Rasenkanten- sollen, müssen sich entsprechend des ur- steine begrenzt werden. Zäune im Vorgarten- sprünglichen Haustyps bezüglich Lage, Pro- bereich sind bei den Einfamilienhausgruppen portion, Nutzung, Gestaltung und der Mate- nur ausnahmsweise nach historischem Vorbild rialien einfügen. zulässig (flache Holzstaketenzäune). Rückwär- tig können Maschendrahtzäune gesetzt wer- Nebenanlagen: den. Die historischen Einfriedungen mit Natur- Garagen, Carports oder Kfz-Stellplätze kön- steinmauern sind unbedingt zu erhalten. nen mit oder ohne Abstand seitlich zu vor- handenen Gebäuden errichtet werden, soweit Werbeanlagen: dies planungsrechtlich zulässig ist. Garagen Werbeanlagen (z. B. Schilder und Transparen- und Carports sind gegenüber dem Hauptbau- te) sind nur im Erdgeschoss und an der Stätte körper um 1 m zurückzusetzen. der Leistung genehmigungsfähig, wenn sie Solarenergieanlagen, Antennen, Klimaanlagen sich harmonisch in das Fassadenbild einfügen. o.ä. werden nur zugelassen, wenn sie vom öf- Das Aufstellen von sonstigen Werbeträgern fentlichen Raum nicht einsehbar sind. ist nicht zulässig.

Erhaltenswerte historische Natursteinmauer, 2007

Vorgartenbereiche Hanne Nüte, 2007 Einfriedung Mietshausbebauung, 2009 Garage an einem Endhaus, 2007 ERHALTUNGSVERORDNUNG KRUGPFUHLSIEDLUNG ANTRAGSVERFAHREN 12 Genehmigung Zur Erhaltung der städtebaulichen Eigenart Bezirksamt Neukölln von Berlin, Abt. Bauwesen, nahmen ohne Genehmigung durchführt, han- der Krugpfuhlsiedlung bedürfen gemäß § 172 Amt für Planen, Bauordnung und Vermessung, delt ordnungswidrig. Dies kann mit einer Geld- Abs. 1 Nr. 1 BauGB die Beseitigung, die Än- Fachbereich Stadtplanung buße geahndet werden. derung, die Nutzungsänderung oder die Er- Karl-Marx-Straße 83, 12040 Berlin richtung baulicher Anlagen der Genehmigung Haben Sie vor, bauliche Veränderungen auf Ih- nach § 173 BauGB. Für ein Genehmigungsverfahren gemäß § 173 rem Grundstück vorzunehmen, empfehlen wir Wird ein Genehmigungsverfahren nach der BauGB sind ein formloser Antrag und Unterla- dringend, sich vorab im Fachbereich Stadtpla- Bauordnung für Berlin (BauOBln) durchge- gen einzureichen, die die geplanten Baumaß- nung beraten zu lassen. führt, so wird die Genehmigung nach § 173 nahmen umfassend darstellen. Genaue Infor- BauGB mit der Baugenehmigung erteilt. mationen erhalten Sie auf der Homepage des Bezirksamtes Neukölln (www.berlin.de/ba- Sprechzeiten: Bei verfahrensfreien und anzeigepflichtigen neukoelln/verwaltung/erhaltungsgebiete.html). Dienstag und Donnerstag: 9.00 bis 14.00 Uhr Bauvorhaben nach BauOBln ist im Geltungs- und nach telefonischer Vereinbarung bereich der Erhaltungsverordnung die Geneh- Die Erteilung einer Genehmigung ist gebüh- Telefon: 6809-3512 migung nach § 173 separat einzuholen beim: renpflichtig. Wer genehmigungspflichtige Maß- e-mail: [email protected]

Mietshausbebauung in der Hanne Nüte, 2007 Hanne Nüte im Frühling, 2007 BEZIRK NEUKÖLLN VON BERLIN Verordnungstext Erhaltungsverordnung bau, die Änderung, die Nutzungsänderung oder die Verletzung von Verfahrens- und Formvorschriften Errichtung baulicher Anlagen der Genehmigung. sowie die beachtlichen Mängel des Abwägungs- gemäß § 172 Abs. 1 Nr. 1 BauGB (2) Die Genehmigung zum Rückbau, zur Änderung vorgangs gemäß § 215 Abs. 1 des Baugesetzbuchs für das Gebiet Krugpfuhlsiedlung oder Nutzungsänderung darf nur versagt werden, und § 32 Abs. 2 des Gesetzes zur Ausführung des im Bezirk Neukölln von Berlin, Ortsteil Britz wenn die bauliche Anlage allein oder im Zusam- Baugesetzbuchs unbeachtlich. menhang mit anderen baulichen Anlagen das Orts- (2) Die Beschränkung des Absatzes 1 gilt nicht, Vom 16. Oktober 2008 bild, die Stadtgestalt oder das Landschaftsbild prägt wenn die für die Verkündung dieser Verordnung oder sonst von städtebaulicher, insbesondere ge- geltenden Vorschriften verletzt worden sind. Auf Grund des § 172 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 des Bauge- schichtlicher oder künstlerischer Bedeutung ist. setzbuchs (BauGB) in der Fassung vom 23. Sep- (3) Die Genehmigung zur Errichtung der baulichen § 5 Ordnungswidrigkeiten tember 2004 (BGBl. I, S. 2414), zuletzt geändert Anlage darf nur versagt werden, wenn die städte- Wer eine bauliche Anlage innerhalb des Geltungs- durch Artikel 1 des Gesetzes vom 21. Dezember bauliche Gestalt der gemäß § 1 geschützten Sied- bereichs dieser Verordnung ohne die dafür nach 2006 (BGBl. I, S. 3316), in Verbindung mit § 30 lung durch die beabsichtigte bauliche Anlage beein- § 2 erforderliche Genehmigung rückbaut oder än- des Gesetzes zur Ausführung des Baugesetzbuchs trächtigt wird. dert, handelt gemäß § 213 Abs. 1 Nr. 4 des Bauge- (AGBauGB) in der Fassung vom 7. November 1999 setzbuchs ordnungswidrig und kann gemäß § 213 (GVBl. S. 578), zuletzt geändert durch Artikel 3 des § 3 Zuständigkeit Abs. 2 des Baugesetzbuchs mit einer Geldbuße bis Gesetzes vom 3. November 2005 (GVBl. S. 692), Die Genehmigung wird durch das Bezirksamt Neu- zu fünfundzwanzigtausend Euro belegt werden. wird verordnet: kölln von Berlin erteilt. § 6 Inkrafttreten § 1 Geltungsbereich § 4 Verletzung von Vorschriften Diese Verordnung tritt am Tag nach der Verkündung Der Geltungsbereich dieser Verordnung umfasst das (1) Wer die Rechtswirksamkeit dieser Verordnung im Gesetz- und Verordnungsblatt für Berlin in Kraft. innerhalb der in der beiliegenden Karte durch eine überprüfen lassen will, muss durchgehende Linie eingegrenzte Gebiet zwischen 1. eine Verletzung der im Gesetz zur Ausführung der Teterower Straße im Norden, der Buschkrugal- des Baugesetzbuchs enthaltenen Verfahrens- und Berlin, den 16. Oktober 2008 lee im Osten, der Parchimer Allee im Süden und der Formvorschriften innerhalb von zwei Jahren, Fritz-Reuter-Allee im Westen, im Bezirk Neukölln 2. beachtliche Mängel des Abwägungsvorgangs Bezirksamt Neukölln von Berlin von Berlin, Ortsteil Britz. Die Karte im Maßstab 1: nach § 214 Abs. 3 Satz 2 des Baugesetzbuchs in- 5000 ist Bestandteil dieser Verordnung. nerhalb von einem Jahr seit der Verkündung dieser B u s c h k o w s k y B l e s i n g Verordnung schriftlich gegenüber dem Bezirksamt Bezirksbürgermeister Bezirksstadtrat § 2 Gegenstand der Verordnung–Genehmigungspflicht Neukölln von Berlin, Abteilung Bauwesen geltend (1) Zur Erhaltung der städtebaulichen Eigenart des machen. Der Sachverhalt, der die Verletzung oder (Veröffentlicht im Gesetz- und Verordnungsblatt für Gebietes aufgrund seiner städtebaulichen Gestalt den Mangel begründen soll, ist darzulegen. Nach Berlin, 64. Jahrgang, Nr. 27 am 1. November 2008, bedürfen in dem in § 1 bezeichneten Gebiet der Rück- Ablauf der in Satz 1 genannten Fristen werden die S. 300/301) Erhaltungsverordnung Information zum Erhalt der Krugpfuhlsiedlung

Herausgeber: Bezirksamt Neukölln von Berlin, Abteilung Bauwesen Amt für Planen, Bauordnung und Vermessung Fachbereich Stadtplanung

Konzept, Gestaltung, Satz: Planungsgruppe WERKSTADT, Berlin

Fotos: FB Stadtplanung Neukölln Planungsgruppe WERKSTADT historische Fotos u. Karten: Fotoarchiv Museum Neukölln

Druck: GUTENDRUCK, Berlin

April 2009