Welterbe Oberes Mittelrheintal – Bodennutzungen in Einer Alten Kulturlandschaft –
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
Regionen Welterbe Oberes Mittelrheintal – Bodennutzungen in einer alten Kulturlandschaft – Von Gerd Kramer Seit Mitte 2002 gehört das Obere Mittelrheintal zum UNESCO-Welt- erbe. Der Konvention zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt, die 1972 ins Leben gerufen wurde, gehören heute 178 Staa- ten an. Nach dem Speyerer Dom (1981) und Trier mit seinen römi- schen Baudenkmälern, dem Dom und der Liebfrauenkirche (1986) ist das Obere Mittel- rheintal bereits die dritte Kultur- bzw. Naturstätte in Rheinland-Pfalz, die in die Liste der rund 800 Welterbestätten aufgenommen wurde. Kulturlandschaften als Welterbe seits und kulturellem Schaffen andererseits. Die als Welterbe anerkannte Region „Obe- Die zur Kategorie der Kulturlandschaften zäh- res Mittelrheintal“ ist der südliche, rund lenden Gebiete erhalten ihren Schutzwert 65 km lange Abschnitt des Mittelrheinge- aus den intensiven und dauerhaften Wech- biets, definiert als das Durchbruchstal des selbeziehungen zwischen Naturraum einer- Rheins durch das Rheinische Schiefergebir- Exkurs Bezeichnung und Abgrenzung des Welterbegebiets Der geographische Bereich Oberes Mittelrheintal reicht von Bingen und Rüdesheim bis kurz vor die Südspit- ze von Oberwerth in Koblenz unter Einschluss teils enger, teils weiter gefasster Bereiche der begleitenden Hochflächen. Die Abgrenzung des Welterbegebietes Oberes Mittelrheintal orientiert sich bei seiner Kernzone im Wesentlichen an dem geographischen Bereich. Die begleitenden Hochflächen sind ganz allgemein bis zu den Außengrenzen der Verbandsgemeinden bzw. bis zur Wasserscheide dieser Zone als Rahmenbereich zu- geordnet worden. Wegen der historischen Bedeutung für das Obere Mittelrheintal umfasst das Kerngebiet der Welterbestätte auch die Altstadt von Koblenz bis zur Mosel sowie Altstadt und Festung von Ehrenbreitstein. Das Welterbe hat eine Fläche von rund 620 km2, wovon die Kernzone rund 273 km2 einnimmt. Rheinland-Pfalz und Hessen sind an der Welterbestätte gemeinsam beteiligt, davon Rheinland-Pfalz mit Teilen der kreisfreien Stadt Koblenz und der Landkreise Mainz-Bingen, Mayen-Koblenz, des Rhein-Hunsrück-Kreises und des Rhein- Lahn-Kreises. Aus Hessen gehört ein Teil des Rheingau-Taunus-Kreises zur Welterbestätte. Die genaue Abgrenzung des Welterbegebietes ist den topographischen Freizeitkarten „UNESCO-Welterbe Oberes Mittelrheintal“ zu entnehmen, die das rheinland-pfälzische und das hessische Landesvermessungs- amt gemeinsam herausgegeben haben. Quelle: Ministerium für Wissenschaft, Weiterbildung, Forschung und Kultur Rheinland-Pfalz, Sekretariat für das Welterbe in Rheinland-Pfalz; online im Internet: URL: http://www.welterbe-mittelrheintal.de (Stand: 8.12.2004). 02 2005 Statistische Monatshefte Rheinland-Pfalz 59 Regionen ge. Im Mittelrheingebiet zwischen Bingen ben zu können, kann demzufolge nur ein an- und Koblenz hat das seit Jahrtausenden an- nähernd deckungsgleiches Gebiet definiert dauernde Wirken der Menschen eine Land- werden, für das Gemarkungs- oder Ge- schaft geformt, die in ihrer kulturhistorischen meindeergebnisse vorliegen. Bedeutung einmalig ist. Unter anderem aufgrund der starken topo- In diesem Beitrag werden, ohne Anspruch grafischen Höhenunterschiede und der ver- auf Vollständigkeit, anhand ausgewählter schiedenartigen Bodennutzung zwischen Daten amtlicher Statistiken für das Mittel- den im Rheintal und den in den Seitentälern rheingebiet typische Ausprägungen vorge- bzw. auf den Höhen von Hunsrück und Tau- stellt. Wesentliche Quellen hierfür bilden Er- nus gelegenen Orten wurde das Gebiet ge- gebnisse der Flächenerhebung und der markungs- bzw. gemeindescharf in vier Teil- Agrarstatistiken zur Bodennutzung. gebiete aufgegliedert. Es sind dies die Talorte links und rechts des Rheins sowie die links- bzw. rechtsrheinischen Ortslagen in den Sei- tentälern und Höhengebieten. Aufbereitung statistischer Ergebnisse für eine Region „Oberes Mittelrheintal“ Der hessische Teil des Welterbes (die Ge- nur näherungsweise möglich meinden Lorch und Assmannshausen) wird nicht betrachtet. Koblenz und Bingen wur- Gebietsabgren- Grundsätzlich besteht die Schwierigkeit, die den nur mit den Gemarkungen Koblenz-Stol- zung des Welterbes folgt regional auf Verwaltungsbezirke (in der Regel zenfels und Bingen-Bingerbrück einbezo- nicht den auf Gemeindeebene oder aber bei Flächen- Grenzen von gen. Lahnstein und Boppard sind je nach Verwaltungs- daten auch auf Gemarkungsebene) ver- statistischer Datenlage vollständig als Stadt bezirken dichteten statistischen Angaben für ein nach oder mit Gemarkungen teilweise (Lahnstein anderen Kriterien abgegrenztes Gebiet wie ohne Niederlahnstein, Boppard ohne die Ge- das Obere Mittelrheintal auszuwerten. Seine markungen Oppenhausen, Herschwiesen, Grenzen richten sich definitionsgemäß nach Udenhausen und Buchholz) im betrachte- der Schutzwürdigkeit der Kulturgüter bzw. ten Gebiet enthalten. Das gesamte Gebiet, der Kulturlandschaft und nehmen auf den gemarkungs- bzw. gemeindescharf ab- Grenzverlauf von Verwaltungsbezirken nur gegrenzt, umfasst eine Fläche von rund bedingt Rücksicht. 500 km2 (48 639 ha, das sind 2,4% der Flä- che von Rheinland-Pfalz), die in den folgen- Um das Obere Mittelrheintal mit Daten aus den Darstellungen als repräsentativ für das den genannten Quellen ungefähr beschrei- Obere Mittelrheintal betrachtet wird (siehe Schaubild 1). Die in Anlehnung an die naturräumliche Glie- 1) Mit der vorgenommenen Auswahl von Orten und Ortslagen wurde versucht, sich an das Gebiet Nr. 290 „Oberes Mittelrheintal“ aus der naturräumlichen Gliederung derung ausgewählten Tallagen1) entsprechen Deutschlands anzunähern. Dieses rund 200 km2 große Gebiet zwischen der Bin- ger Pforte im Süden und dem Koblenzer Taltrichter im Norden wird östlich und allerdings nur in etwa der „Kernzone“ des westlich gegen des beiderseitige Hochland am Hang der Trogfläche um 350 m UNESCO-Gebietes, so wie die sich seitlich Höhe abgegrenzt. Überschlägig ergibt sich so ein etwa drei Kilometer breiter Strei- fen entlang des 62 km langen Flussabschnittes. anschließenden Hochflächen nur einen gro- Siehe hierzu: Meynen, E. / Schmithüsen, J. (Hrsg., 1953 ff.): Handbuch der natur- ben Maßstab für den „Rahmenbereich“ des räumlichen Gliederung Deutschlands. Remagen/Bad Godesberg, 4./5. Lieferung 1957, S. 419-422. Weltkulturerbes bilden. 60 Statistische Monatshefte Rheinland-Pfalz 02 2005 Regionen S 1 Gemarkungen im Oberen Mittelrheintal nach Teilgebieten Stolzenfels Oberlahnstein Rhens Hinterwald Niederspay Brey Braubach Oberspay Filsen Osterspai Boppard Kamp-Bornhofen Dahlheim Lykershausen Bad Salzig Weyer Prath Kestert Weiler Nochern Hirzenach Ehrenthal Wellmich Lierschied Rheinbay Holzfeld Auel Werlau Reitzenhain Patersberg Reichenberg St. Goar Biebernheim St. Goars- hausen Urbar Bornich Weisel Niederburg zu Dörscheid Dörscheid Damscheid Oberwesel Sauerthal Kaub Laudert Wiebelsheim Dellhofen Langenscheid Perscheid Bacharach Teilgebiete: Breitscheid am Rhein, rechtsrheinisch (10) Steeg Manubach Oberdiebach am Rhein, linksrheinisch (14) Niederheimbach Seitentäler und Höhengebiete, (19) Oberheimbach linksrheinisch Trechtingshausen Seitentäler und Höhengebiete, rechtsrheinisch (15) ( ) Anzahl der Gemarkungen Weiler bei Bingen Bingerbrück Grenzen des UNESCO-Gebietes: Kernzone Rahmenbereich Siedlungsflächenanteil relativ gering Ackerbau, Grünlandwirtschaft und Weinbau vielfältig genutzte Gegend. Städte mit gro- Dem Betrachter präsentiert sich das Obere ßen, zusammenhängenden Siedlungs-, Ge- Mittelrheintal heute als von kleinstädtischen werbe- und Industriegebieten fehlen sowohl und dörflichen Siedlungen geprägte, dicht im Rheintal als auch auf den Hochflächen, bewaldete und landwirtschaftlich durch sind aber eingangs (Bingen) und ausgangs 02 2005 Statistische Monatshefte Rheinland-Pfalz 61 Regionen Nutzung der Bodenfläche in Rheinland-Pfalz und in den Gemeinden im S 2 Oberen Mittelrheintal 2004 % 70 58,0 60 50 42,5 40,9 40 30 26,4 20 11,2 13,7 10 4,5 3,0 0 Siedlungs- und Landwirtschaftsfläche Waldfläche Sonstige Flächen Verkehrsfläche Gemeinden im Oberen Mittelrheintal Rheinland-Pfalz (Koblenz) des Tales zu finden. Als natürliche 44,5% der gesamten Siedlungs- und Ver- Trasse wird das Rheintal für den Straßen-, kehrsfläche aus. Im Oberen Mittelrheintal ist Schienen- und Schiffsverkehr genutzt. dieses Verhältnis noch deutlicher ausgeprägt: Gebäude- und Freiflächen sind hier nur mit Dieser subjektive Gesamteindruck des Kul- 33,7%, Verkehrsflächen dagegen mit 51,3% turlandschaftsbildes wird weitestgehend an der Siedlungs- und Verkehrsfläche be- durch die Daten der Flächenerhebung2) für teiligt. die Hauptnutzungsarten Siedlungen und Ver- Auch in der gegenüber dem Land geringe- kehr, Landwirtschaft und Wald bestätigt: Der ren Bevölkerungsdichte im Oberen Mittel- Siedlungs- und Verkehrsflächenanteil ist nur rheintal kommt diese Gewichtsverschiebung wenig kleiner als im Landesdurchschnitt, der zum Ausdruck. Betrachtet man die Ver- Waldanteil ist verglichen mit dem Anteil im kehrsfläche genauer, so unterscheidet sich Land zu Lasten der Landwirtschaftsfläche das Obere Mittelrheintal vom Landesdurch- deutlich höher. schnitt vor allem durch den höheren Anteil von (Eisen-)Bahngelände (6,1% der Ver- Mehr Verkehrs- Die Siedlungs- und Verkehrsfläche setzt sich fläche – weniger kehrsfläche, Land: 3,2%). Siedlungen im Wesentlichen aus der Gebäude- und Frei- fläche und der Verkehrsfläche zusammen; die ebenfalls dazu gehörende Erholungsflä- che sowie die Betriebsflächen (ohne Ab- Nicht nur Loreleyfelsen bauland) und Friedhöfe sind flächenmäßig von untergeordneter