Landespflege und Naturschutz

Windenergieanlage Gimbweiler 2 im Kreis ist nicht genehmigungsfähig Vom Versagen kommunaler Planungshoheit und naturschutz- fachlicher Planungsbeiträge

Die Firma Geres hat bei der Kreisverwaltung Birkenfeld einen Antrag auf Errichtung einer Windindustrieanlage in der Gemarkung Gimbweiler (Verbandsgemeinde Birken- feld) eingereicht. Die Kreisverwaltung hat eine Umweltverträglichkeitsprüfung gefor- dert, weil der geplante Standort in einem Rotmilan-Dichtezentrum liegt. Dieses Dichtezentrum wurde schon 2011 im Rahmen der Kartierung windkraftsensibler Abb.1: Windräder bei Gimbweiler in einem Dichtezentrum der Rotmilanverbrei- Vogelarten im , die auch grenznahe tung. (Foto: W. Weitz) Bereiche in Rheinland-Pfalz erfasste, ausge- wiesen. Die rheinland-pfälzische Landesre- führte Studie wurde das Dichtezentrum Planungsphase nachweislich vom Rotmilan gierung hatte sich trotz ihrer ehrgeizigen bestätigt. besetzt war. Mindestens eine der Gimbweiler Windradpläne geweigert, solch eine Erfas- Es ist schon jetzt ein unverantwortlicher Anlagen steht sogar innerhalb des 1000 m- sung windkraftsensibler Vogelarten zu Zustand, dass in diesem Gebiet mit einer Radius um den Horst, hätte also gar nicht beauftragen. Deshalb lagen in unserem hohen Revierdichte des Rotmilans bereits genehmigt werden dürfen. Hier handelt es Bundesland keine Erkenntnisse über diesen die Rotoren von 19 Windenergieanlagen ste- sich somit um einen offensichtlichen Rechts- Verbreitungsschwerpunkt vor. Im Land- hen, zurückzuführen vor allem auf die man- verstoß, der allerdings nicht der Kreisverwal- schaftsinformationssystem der Natur- gelhafte Steuerung des Windradbaus in tung als Genehmigungsbehörde anzulasten schutzverwaltung war hier kein einziges Rheinland-Pfalz. Ein Rotmilanhorst südlich ist, weil sie im naturschutzfachlichen Pla- Rotmilanvorkommen verzeichnet. Zudem , westlich Gimbweiler, wird seit vie- nungsbeitrag des Antragstellers nicht über hatte die Verbandsgemeinde Birkenfeld die len Jahren von den saarländischen Ornitholo- den Horst informiert worden war. Planungshoheit der Kommunen dazu gen kontrolliert und als alljährlich besetzter Weil die Kreisverwaltung Birkenfeld inzwi- genutzt, den Planvorbehalt für Windener- Rotmilanhorst geführt. Trotzdem wurden im schen vom saarländischen amtlichen Natur- gienutzung im Flächennutzungsplan aufzu- 1500 m-Umfeld dieses Horstes neun Wind- schutz, nicht von der Antragstellerin, auf den heben, also praktisch die gesamte Fläche für energieanlagen gebaut, ohne dass dieser Horst südlich Leitzweiler aufmerksam den Windradbau freizugeben. Die Erfas- Horst berücksichtigt wurde. Es wurden keine gemacht worden war, forderte sie für die sung und Berücksichtigung der Rotmilanre- Aktionsraumanalysen durchgeführt, weil der nunmehr beantragte Anlage, die äußerst viere war damit den naturschutzfachlichen Horst in den naturschutzfachlichen Pla- knapp außerhalb des 1000 m-Radius liegt (je Planungsbeiträgen der Antragsteller über- nungsbeiträgen der Antragsteller - aus wel- nach Windrichtung greifen die Rotoren lassen. Weil nach und nach deutlich wurde, chen Gründen auch immer - nicht angege- jedoch in die 1000 m-Zone), eine Aktions- dass bei diesem Procedere die Milanvor- ben wurde. raumanalyse. kommen kaum berücksichtigt wurden, Alle vier in der Gemarkung Gimbweiler schon Die Ergebnisse dieser Aktionsraumanalyse hatte der Verein für Heimatkunde Birkenfeld bestehenden Windenergieanlagen befinden offenbaren das erschreckende Ausmaß der mit Spendengeldern (!) eine Rotmilankartie- sich im 1500 m-Umfeld dieses Horstes und Gefährdung der lokalen Rotmilanpopulati- rung finanziert. Durch diese vom Fachbüro wurden ohne Vorlage einer Aktionsraum- on durch die schon bestehenden Windener- MILVUS aus Diefflen (Saar) 2015 durchge- analyse genehmigt, obwohl der Horst in der gieanlagen: Von 19 Windenergieanlagen POLLICHIA- KURIER 32 (3) –2016 LANDESPFLEGE UND NATURSCHUTZ 51

im Untersuchungsbereich befinden sich entdeckt oder gemeldet wurden. Dass jede weitere Windenergieanlage eine zehn im Bereich hoher bis sehr hoher Rotmi- angesichts der geschilderten, für die Rotmi- zusätzliche Gefährdung der Population mit lanaktivität, also in der Tabuzone, in der lanpopulation desaströsen Situation hier sich und würde damit einen eklatanten Ver- Windenergieanlagen nicht genehmi- noch ein weiteres Windrad beantragt wird, stoß gegen den § 44 (1) 2 des Bundesnatur- gungsfähig sind - darunter auch eine der ist nur mit grundsätzlicher Missachtung schutzgesetzes darstellen, weil sich durch schon bestehenden Gimbweiler Anlagen. naturschutzfachlicher Belange zu erklären. die zusätzliche Störung „der Erhaltungszu- Da der Rotmilanhorst südlich Leitzweiler bei Angesichts der oben dargelegten Gefähr- stand der lokalen Population verschlech- der Planung der meisten dieser Anlagen, dung der Rotmilanpopulation, die daraus tert. Die Kreisverwaltung als Genehmi- auch der Gimbweiler Windräder, nachweis- resultiert, dass infolge mangelhafter natur- gungsbehörde ist daher gut beraten, den lich besetzt war, müssten folgerichtig die schutzfachlicher Planungsbeiträge zahlrei- Antrag abzulehnen. Genehmigungen für diese Anlagen durch che Windenergieanlagen in einem Dichte- die Kreisverwaltung Birkenfeld widerrufen zentrum der Art genehmigt wurden, ist hier Willi Weitz, Birkenfeld werden. NABU und POLLICHIA haben im keine weitere Windenergieanlage mehr Harry Neumann, Quirnbach / Kreis Birkenfeld mehrfach nachgewiesen, genehmigungsfähig, gleich in welche Akti- Westerwald dass Horste seitens der Antragsteller nicht vitätszone sie eingeordnet wird. Hier bringt

 Das Umweltministerium wurde wiederholt auf diesen Missstand hingewiesen und reagiert darauf regelmäßig mit der Behauptung, der Rotmilan sei durch den „Naturschutzfachli- chen Rahmen zum Ausbau der Windenergienutzung in Rheinland-Pfalz“ ausreichend geschützt. Spätestens, wenn versucht werden sollte, den Schutzabstand noch weiter zu reduzieren, werden wir wissen, dass der Natur- und Artenschutz auf dem Altar einer fal- schen und ideologisch motivierten Energiewende geopfert werden soll.

Ihre Mithilfe ist gefragt! Impressum Herausgeber: POLLICHIA Verein für Naturforschung und Sandmücken werden ein zunehmendes Problem in Deutschland. Aufgrund der sich verän- Landespflege e.V. dernden Klimaverhältnisse haben sich die Lebensbedingungen der Sandmücken in den Erscheinungsweise des POLLICHIA-Kuriers: letzten Jahren entwickelt und verbessert. Vierteljährlich Bisher kommen sie eher im mediterranen Raum vor, wo sie Viren sowie auch Hautkrank- ISSN 0936-9348 heiten (insbesondere Leishmaniose) übertragen können. Häufig sind Hunde betroffen Auflage: 3500 Stück und nicht selten werden infizierte Hunde nach Deutschland eingeführt. Zur Krankheits- Redaktion: Heiko Himmler übertragung kann es kommen, wenn Erreger in Form von infizierten Hunden und Überträ- Redaktionsadresse: ger (Vektoren = Sandmücken) in einem Gebiet auftreten. Seit Jahren kann man Sandmü- Heiko Himmler, Große Ringstraße 45, cken in Südwestdeutschland nachweisen. 69207 Sandhausen In meiner Doktorarbeit an der Universität Heidelberg will ich die Verbreitung (Vorkommen) (mail: [email protected]) der Sandmücken und mögliche Krankheitsübertragungen in Südwestdeutschland unter- POLLICHIA-Geschäftsstelle Erfurter Straße 7 suchen. 67433 Neustadt/Wstr. In Deutschland wurden bisher zwei Arten nachgewiesen: Phlebotomus masscittii und (mail: [email protected]) Phlebotomus perniciosis. Die erstgenannte Art brütet bevorzugt in lehmgestampften Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben Scheunen und Ställen, die windgeschützt sind, mit hoher Luftfeuchte und organischem nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers Material. Die zweite kommt weitflächiger vor und kann besonders über Krankheitsfälle wieder. Die Autoren sind für den Inhalt ihrer Bei- infizierter Hunde – Leishmaniose bei Hunden, die nicht im Ausland waren – bestimmt wer- träge verantwortlich. Die Redaktion behält sich vor, eingesandte Beiträge zu kürzen. den. Einzelpreis: Euro 2,00 Ich bitte Sie daher, mir entweder Lokalitäten und Informationen naturbelassener Scheu- (für POLLICHIA-Mitglieder im Jahresbeitrag nen oder Vorkommen von mit Leishmaniose infizierten Hunden zu melden. abgegolten) So können Sie mit mir in Kontakt treten: Die Wiedergabe in anderen Printmedien oder im Internet ist bei Angabe des POLLICHIA-Kuriers Fr. cand. sc. hum. Sandra Oerther, [email protected] als Originalquelle grundsätzlich zulässig. Telefon +49 (0) 6343-3089002 Redaktionsschluss für das nächste Heft: 9. September 2016 Herzlichen Dank schon im Voraus für Ihre Mithilfe! Satz und Druck: Maierdruck · 67360 Lingenfeld www.maierdruck.de · Tel. 0 63 44 / 93 90 57