BT Drs. 19/204
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Deutscher Bundestag Drucksache 19/204 19. Wahlperiode 08.12.2017 Vorabfassung Gesetzentwurf der Abgeordneten Christian Lindner, Stephan Thomae, Dr. Marco Buschmann, Jimmy Schulz und der Fraktion der FDP - Entwurf eines Gesetzes zur Stärkung der Bürgerrechte wird (Bürgerrechtestärkungs-Gesetz – BüStärG) durch A. Problem Das Verhältnis zwischen Freiheit und Sicherheit ist aus der Balance geraten. Die Rechte der Bürgerinnen und Bürger sind durch den Gesetzgeber in der letzten Legislaturperiode in einer Vielzahl von Fällen unverhältnismäßig eingeschränkt worden. Zwar muss der Staat seine Bürger vor den Bedrohungen durch Krimina- die lität und Terrorismus schützen. Er hat hierbei jedoch die Grenzen zu beachten, die das Grundgesetz dem staatlichen Handeln zieht. Diese Grenzen hat die Bundes- regierung mehrfach überschritten. Selbst aber wenn der Gesetzgeber die äußersten lektorierte Grenzen des Verfassungsrechts einhält, ist es verfassungspolitisch nicht klug, diese ohne überzeugende Gründe auszureizen. Erforderlich ist daher eine Trendwende in der Innen- und Rechtspolitik. Die Grundrechte der Bürgerinnen und Bürger müssen wieder respektiert werden und als Grund statt nur als Grenze staatlichen Handelns Beachtung finden. Das gilt auch in der Auseinandersetzung mit Kriminalität und Terrorismus und beim Vor- gehen gegen Hassrede im Internet. Daher ist es erforderlich, diese Trendwende mit ersten Schritten zu beginnen. Dazu gehört die Abschaffung der verfassungs- widrigen und europarechtswidrigen Vorratsdatenspeicherung sowie des verfas- Fassung sungsrechtlich mindestens zweifelhaften Netzwerkdurchsetzungsgesetzes B. Lösung Der Gesetzgeber darf die erforderliche Kurskorrektur nicht in die Hände der Ge- richte legen, sondern muss selbst tätig werden. Dies gilt umso mehr, wenn – wie im Fall der Vorratsdatenspeicherung – der Europäischen Gerichtshof (EuGH) be- reits unmissverständlich festgestellt hat, dass diese Maßnahme gegen die europä- ischen Grundrechte verstößt und deutsche Gerichte – wie das OVG Münster – ersetzt. dieser Ansicht ebenfalls folgen. In einer Rechtsgemeinschaft wie der Europäi- schen Union muss die Bundesrepublik Deutschland die Rechtsprechung des EuGH umsetzen; nur so kann sie den Respekt vor der Rechtsprechung des EuGH auch glaubwürdig von anderen Mitgliedstaaten einfordern. In einem ersten Schritt werden daher die Regelungen zur anlasslosen Speicherung von Telekom- munikationsverbindungsdaten gemäß §§ 113a ff. TKG aufgehoben. Drucksache 19/204 – 2 – Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode Ebenso wird das Netzwerkdurchsetzungsgesetz (NetzDG) aufgehoben, da von Vorabfassung den bußgeldbewehrten Pflichten zur Löschung innerhalb starrer Fristen das Risiko einer vorsorglichen Löschung zulässiger Meinungen ausgeht. Die Pflicht zur Be- stellung eines Zustellungsbevollmächtigten wird in das Telemediengesetz (TMG) übernommen und erweitert. Im Übrigen erscheint es zweifelhaft, ob dem Bund für die Regulierung von Telemedien im Umgang mit rechtswidrigen Inhalten die Gesetzgebungszuständigkeit zusteht. C. Alternativen Keine. D. Haushaltsausgaben ohne Erfüllungsaufwand Keine. - wird E. Erfüllungsaufwand E.1 Erfüllungsaufwand für Bürgerinnen und Bürger durch Keiner. E.2 Erfüllungsaufwand für die Wirtschaft Keiner. Der Wegfall der Vorratsdatenspeicherung von Verkehrsdaten führt zu ei- ner Senkung der Kosten der bisher verpflichteten Telekommunikationsanbieter. die E.3 Erfüllungsaufwand der Verwaltung Keiner. lektorierte F. Weitere Kosten Keine. Fassung ersetzt. Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 3 – Drucksache 19/204 Entwurf eines Gesetzes zur Stärkung der Bürgerrechte Vorabfassung (Bürgerrechtestärkungs-Gesetz – BüStärG) Vom … Der Bundestag hat das folgende Gesetz beschlossen: Artikel 1 Änderung des Telekommunikationsgesetzes - Das Telekommunikationsgesetz vom 22. Juni 2004 (BGBl. I S. 1190), das zuletzt durch Artikel 10 Absatz 12 wird des Gesetzes vom 30. Oktober 2017 (BGBl. I S. 3618) geändert worden ist, wird wie folgt geändert: 1. In der Inhaltsübersicht werden die Angaben zu den § 113a bis § 113g wie folgt gefasst: „§ 113a (weggefallen) § 113b (weggefallen) durch § 113c (weggefallen) § 113d (weggefallen) § 113e (weggefallen) § 113f (weggefallen) § 113g (weggefallen)“. die 2. Die § 113a bis § 113g werden aufgehoben. lektorierte Artikel 2 Änderung der Strafprozessordnung Die Strafprozessordnung in der Fassung der Bekanntmachung vom 7. April 1987 (BGBl. I S. 1074, 1319), die zuletzt durch Artikel 2 des Gesetzes vom 30. Oktober 2017 (BGBl. I S. 3618) geändert worden ist, wird wie folgt geändert: 1. § 100g wird wie folgt geändert: a) Absatz 2 wird aufgehoben. Fassung b) Absatz 3 wird Absatz 2 und Satz 2 wird aufgehoben. c) Die Absätze 4 und 5 werden aufgehoben. 2. In § 100j Absatz 2 werden nach den Wörtern „§ 113 Absatz 1 Satz 3“ das Komma und die Wörter „§ 113c Ab- satz 1 Nummer 3“ gestrichen. 3. § 101a wird wie folgt geändert: a) Absatz 1 wird wie folgt gefasst: „(1) Bei Erhebungen von Verkehrsdaten nach § 100g gelten § 100a Absatz 3 und 4 und § 100e entsprechend mit der Maßgabe, dass in der Entscheidungsformel nach § 100e Absatz 3 Satz 2 auch die ersetzt. zu übermittelnden Daten und der Zeitraum, für den sie übermittelt werden sollen, eindeutig anzugeben sind. Bei Funkzellenabfragen nach § 100g Absatz 2 genügt abweichend von § 100e Absatz 3 Satz 2 Nummer 5 eine räumlich und zeitlich eng begrenzte und hinreichend bestimmte Bezeichnung der Te- lekommunikation.“ b) Absatz 3 Satz 2 wird aufgehoben. Drucksache 19/204 – 4 – Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode c) Die Absätze 4 und 5 werden aufgehoben. Vorabfassung d) Absatz 6 wird Absatz 4. 4. § 101b Absatz 5 wird wie folgt geändert: a) In Nummer 1 werden in dem Satzteil vor Buchstabe a die Wörter „100g Absatz 1, 2 und 3“ durch die Wörter „100g Absatz 1 und 2“ ersetzt. b) Nummer 2 wird wie folgt geändert: aa) Buchstabe c wird aufgehoben. bb) Die Buchstaben d und e werden die Buchstaben c und d. 5. In § 160a Absatz 5 werden die Wörter „§§ 97, 100d Absatz 5 und § 100g Absatz 4“ durch die Wörter „§§ 97 und 100d Absatz 5“ ersetzt. 6. In § 477 Absatz 2 Satz 4 werden nach den Wörtern „§ 100i Abs. 2 Satz 2“ das Komma und die Wörter „§ 101a Absatz 4 und 5“ gestrichen. - wird Artikel 3 Änderung des Justizvergütungs- und -entschädigungsgesetz Die Anlage 3 des Justizvergütungs- und -entschädigungsgesetzes vom 5. Mai 2004 (BGBl. I S. 718, 776), durch das zuletzt durch Artikel 5 Absatz 2 des Gesetzes vom 11. Oktober 2016 (BGBl. I S. 2222) geändert worden ist, wird wie folgt geändert: 1. Die Nummern 202, 301, 304, 307, 309, 311, 315 bis 317, 319 und 401 werden aufgehoben. 2. Vor Nummer 315 werden die Wörter „Die Auskunft erfolgt für eine Fläche und es muss auf Verkehrsdaten nach § 113b Abs. 2 bis 4 TKG zurückgegriffen werden:“ aufgehoben. die Artikel 4 lektorierte Änderung des Netzwerkdurchsetzungsgesetzes Das Netzwerkdurchsetzungsgesetz in der Fassung der Bekanntmachung vom 1. September 2017 (BGBl. I S. 3352) wird aufgehoben. Artikel 5 Änderung des Telemediengesetzes1 Fassung Das Telemediengesetz vom 26. Februar 2007 (BGBl. I S. 179), das zuletzt durch Artikel 1 des Gesetzes vom 28. September 2017 (BGBl. I S. 3530) geändert worden ist, wird wie folgt geändert. 1. Dem § 2 Satz 1 wird folgende Nummer 7 angefügt: „7. sind „Soziale Netzwerke“ Telemediendiensteanbieter, die mit Gewinnerzielungsabsicht Plattformen im Internet betreiben, die dazu bestimmt sind, dass Nutzer beliebige Inhalte mit anderen Nutzern teilen oder der Öffentlichkeit zugänglich machen. Plattformen mit journalistisch-redaktionell gestalteten An- geboten, die vom Diensteanbieter selbst verantwortet werden, sowie Plattformen zur Individualkom- munikation gelten nicht als soziale Netzwerke im Sinne dieses Gesetzes.“ ersetzt. 1 Notifiziert gemäß der Richtlinie (EU) 2015/1535 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 9. September 2015 über ein Informa- tionsverfahren auf dem Gebiet der technischen Vorschriften und der Vorschriften für die Dienste der Informationsgesellschaft (ABl. L 204 vom 17.9.2015, S.1). Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode – 5 – Drucksache 19/204 2. § 14 Absatz 3 wird wie folgt gefasst: Vorabfassung „(3) Der Diensteanbieter darf darüber hinaus im Einzelfall Auskunft über bei ihm vorhandene Be- standsdaten erteilen, soweit dies zur Durchsetzung zivilrechtlicher Ansprüche wegen einer schwerwiegenden Verletzung des Persönlichkeitsrechts durch strafbare Inhalte erforderlich ist.“ 3. Nach § 15a wird folgender Abschnitt 5 eingefügt: „Abschnitt 5 Soziale Netzwerke § 16 Inländische Zustellungsbevollmächtigte - (1) Anbieter sozialer Netzwerke haben im Inland einen Zustellungsbevollmächtigten zu benennen, soweit sie ihren Sitz im Inland haben oder ihr Angebot auf Personen im Inland ausrichten. An diese Person wird können Zustellungen in Gerichtsverfahren vor deutschen Gerichten sowie in Verwaltungsverfahren und strafrechtlichen Ermittlungsverfahren bewirkt werden. Das gilt auch für die Zustellung von Schriftstücken, die solche Verfahren einleiten oder der außergerichtlichen Geltendmachung zivilrechtlicher Ansprüche die- nen. durch (2) Für Auskunftsersuchen einer inländischen Strafverfolgungsbehörde ist eine empfangsberechtigte Person im Inland zu benennen. Die empfangsberechtigte Person ist verpflichtet, auf Auskunftsersuchen nach Satz 1 48 Stunden nach Zugang zu antworten. Soweit das Auskunftsersuchen nicht mit einer das Ersuchen erschöpfenden Auskunft beantwortet wird, ist dies in der Antwort zu begründen. (3) Name und Anschrift des Zustellungsbevollmächtigten im Sinne des Absatzes 1 und der empfangs- berechtigten