Berichte 12006 Projekte, Veröffentlichungen, Veranstaltungen und Positionen des Difu Standpunkt Neue Projekte 2 Integration und sozialräumliche 28 Aktivierung von Gewerbeflächen- Segregation sind kein Widerspruch! potenzialen durch E-Government Difu-Forschungsergebnisse 29 Repräsentative Umfrage zum und Veröffentlichungen kommunalen E-Government 4 Die Denkmaltopographie als 30 Wissensbilanzierung für regionale Erfassungsstrument und kultur- Innovationsnetzwerke geschichtliches Unternehmen Was ist eigentlich? 8 Steuerung des ÖPNV durch 31 Segregation Funktionale Leistungsbeschreibung Fortbildung und 8 Umweltfreundlicher, attraktiver und Veranstaltungen leistungsfähiger ÖPNV 31 Gender Mainstreaming im 14 Zukunft von Stadt und Region: Städtebau: Von der Theorie zur Forschungsergebnisse des Projekts Praxis Stadt 2030 erschienen 32 Lange Nacht der Wissenschaften: 20 Kommunales Handeln für Umwelt Das Difu ist auch 2006 dabei und Gesundheit 33 Neu im Difu-Internet 22 Brachflächenrecycling: Heraus- forderungen, Lösungen, Nutzen! 33 Exklusiv für Zuwender 24 Kommunale Unternehmen tragen 34 Das Difu trauert um fünzig Prozent der kommunalen Dieter Sauberzweig Investitionen 35 Mediennachlese 25 Stadt und Fußball 35 Impressum 26 Soziale Stadt-Infos: Newsletter- 36 Bestellschein Deutsches Institut für Urbanistik Serie zum Bund-Länder-Programm 27 netWORKS-Papers: Publikations- serie zur kommunalen Infrastruk- tur frei im Internet zugänglich 28 New Occasional Papers

Stand: 20. März 2006 Forschung und Dienstleistungen für die deutschen Städte Standpunkt Integration und sozialräumliche Segregation sind kein Widerspruch! Die Förderung der Integration von Zuwanderern unter den Bedingungen der sozialräumlichen Segregation ist eine zentrale Herausforderung der kommunalen Integrationspolitik

Gegenwärtig wird in der öffentlichen Dis- bezeichnet, wenn sie ohne Zwang erfolgt kussion über Integration meist im Zusam- und Personen ähnlichen Lebensstils und menhang mit Problemen und misslungener ähnlicher Milieus, wie Künstler, Studenten Integration geredet. Demnach scheinen Inte- oder junge Familien in einem Wohngebiet in gration und das Leitbild der multikulturellen großer Zahl als Mieter und Eigentümer woh- Stadt gescheitert, von Parallelgesellschaften nen. In der aktuellen Diskussion und den ist die Rede. Zuwanderer werden zuneh- Medien werden jedoch Gebiete, in denen mend als Problemgruppen bezeichnet, die Zuwanderer in hoher Anzahl leben, als inte- anders leben, sich separieren, sich nicht an grationshemmend und als Ausdruck bewus- die Normen, Werte und Gesetze der Mehr- ster Desintegration gewertet. Nicht ausrei- heitsgesellschaft anpassen wollen. Das Bild chend differenziert werden hierbei die einer segregierten Stadt(-gesellschaft) wird Gründe und Ursachen für eine sozialräumli- gezeichnet, wobei in öffentlicher Diskussion che Ausdifferenzierung der Gebiete. Weit und Medien die Begriffe Ghetto, Parallelge- verbreitet ist hingegen die normative Annah- Bettina Reimann sellschaft und ethnische Kolonie undifferen- me, dass soziale und ethnische Mischung ziert und meist negativ besetzt verwendet auf städtischer und Quartiersebene gut ist werden. Übersehen wird hierbei, dass ethni- und die Integration fördert. Prägend hierfür sche Segregation nicht nur negative, sondern sind das Leitbild der „gesunden sozialen Mi- auch positive Effekte haben kann. Dies wur- schung“ und die Maxime der Vermeidung de untersucht und empirisch nachgewiesen. ethnisch homogener Stadtteile. Denn Gebiete, in denen mehrheitlich Zu- wanderer wohnen und arbeiten, können für Segregation ist jedoch vorrangig kein Aus- die dort lebenden Menschen – insbesondere länder-, sondern ein Armutsproblem. Die für Neuzuwanderer – positive Funktionen Konzentration von Einwanderern in von Ar- haben. Hier finden sich beispielsweise eth- mut und Arbeitslosigkeit geprägten Stadttei- nische Netzwerke als unterstützende Struk- len ist vor allem eine Folge der Segregation turen für die Integration in fremde Orte und nach sozialer Lage. Zuwanderer sind in be- Strukturen, in der Regel eine ethnische Infra- sonders hohem Maße von Arbeitslosigkeit struktur sowie vielfältige Dienst- und Hilfe- und Armut betroffen und sie leben häufig in leistungen auf informeller Ebene. Quartieren, die aufgrund fehlender Ulla-Kristina Schuleri-Hartje Ressourcen auch als benachteiligende Quar- Es ist wichtig, die Möglichkeiten der sozial- tiere bezeichnet werden. Diese räumliche räumlichen Integration in einem breiteren Konzentration von Zuwanderern in bestimm- Kontext zu betrachten. Nur so wird deutlich, ten Quartieren ist oft nicht selbst gewählt, dass Integration und Segregation nicht sondern Ergebnis von Zwängen und Diskri- Widersprüche und wechselseitige Aus- minierungen auf dem Wohnungsmarkt. Sie schlusskriterien sind, sondern dass Integra- ist auch ein Resultat sozial selektiver Wan- tion auch in segregierten Gebieten möglich derungen (Wegzug Besserverdienender). ist. Ob es uns gefällt oder nicht – wir müssen Integration unter den Bedingungen lernen zu akzeptieren, dass Stadtplanung der sozialräumlichen Segregation und Wohnungspolitik keine wirksamen In- Realität und auch Normalität in vielen Groß- strumente bieten, um eine einmal entstande- städten ist eine sozialräumliche Ausdifferen- ne sozialräumliche Segregation einfach wie- zierung und Segregation der Wohnbevölke- der aufzulösen. Die notwendige Neuaus- rung – das heißt eine räumliche Abbildung richtung der Integrationspolitik erfordert da- sozialer Ungleichheiten – nach Herkunft, her auch einen Perspektivwechsel, für den Ethnie, sozialer Lage und Lebensstil. Segre- sich bereits die ehemalige Beauftragte der gation an sich wird dann nicht als Problem Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge

2 Difu-Berichte 1/2006 und Integration, Marieluise Beck eingesetzt projekt „Zuwanderer in der Stadt“. Sie ent- Tipps zum Weiterlesen hat. Sie plädierte dafür, weniger die Konzen- halten eine Vielzahl von Anregungen und ■ Bericht der Unabhängigen tration von Zuwanderern als vielmehr die guten Beispielen zu verschiedenen Hand- Kommission „Zuwande- Folgen der Konzentration von Armut und so- lungsfeldern: Migrantenökonomie, Schule rung“, 2001. zialer Benachteiligung in den Stadtteilen zu und Bildung, Städtebau und soziales Zu- http://www.zuwanderung.de bekämpfen. sammenleben, Wohneigentumsbildung von /downloads/Zuwanderungs Migranten, Teilhabe- und Mitwirkungsmög- bericht_kurz.pdf. Mit dieser politischen Ausrichtung sind zwei lichkeiten, Gestaltung der Freiräume und des ■ Gutachten, die Grundlage Fragen verknüpft: Wie kann die Integration Wohnumfeldes. Wichtig ist, dass Kommunen des Berichts sind, finden Sie von Zuwanderern in der Stadt unter den Be- bei der Umsetzung solcher Maßnahmen unter der Internetadresse dingungen der sozialräumlichen Segregation Grundsätze beachten, wie http:// www.bmi.bund.de/ gefördert werden? Was können Kommunen (durch Eingabe der Stich- ■ Maßnahmen der Stabilisierung und Inte- wörter Zuwanderung und und Wohnungsunternehmen dazu beitragen, gration im Wohnquartier frühzeitig und Gutachten im „Suche-Feld” um die Integration von Zuwanderern vor Ort damit präventiv einsetzen, kommt man zu den Gutach- zu verbessern? Damit wird Segregation nicht ■ Integration vor Ort als Querschnittsaufga- ten). per se bewertet bzw. abgewertet. Vielmehr be verstehen und auf städtischer Ebene ■ Häußermann, Hartmut / sind die Vorteile (wie integrationsfördernde ganzheitlich angelegte und ämterübergrei- Kronauer, Martin /Siebel, Netzwerke, ethnische Ökonomie) und fende Konzepte entwickeln, Walter, (Hrsg.), Nachteile (Gefahr sozialer Marginalisierung An den Rändern der Städte. und Abschottung) ethnisch segregierter Ge- ■ auf Quartiersebene Netzwerke zwischen 2004. biete für Zuwanderer und Neuzuwanderer den Maßnahmeträgern und den sonstigen ■ „Zuwanderer in der Stadt. zu diskutieren. Integration und Segregation Akteuren schaffen und fördern (Quartier- Expertisen zum Projekt“, stehen nicht notwendig im Widerspruch zu- management), Verbundpartner des Projekts einander. Ethnisch segregierte Gebiete sind ■ die Selbstorganisation von Zuwanderern (Hrsg), Darmstadt 2005. auch Orte der Integration und ein Potenzial stärken und mit Migrantenorganisationen http://www.zuwanderer-in- für die Produktivität der Stadt. zusammenarbeiten. der-stadt.de/803.php. ■ „Zuwanderer in der Stadt. Wachsende Bedeutung des Quartiers Unsicherheiten diskutieren und Empfehlungen zur stadt- für die Integration im sozialräum- Wissensdefizite abbauen räumlichen Integrations- lichen Prozess politik”, Verbundpartner des In den Kommunen bestehen insbesondere Projekts (Hrsg.), Darmstadt Diese Argumentation berücksichtigt, dass mit Blick auf das Thema Segregation Unsi- 2005. sich in bestimmten Quartieren Formen der cherheiten. Segregation und ethnisch homo- http://edoc.difu.de/orlis/ sozio-ökonomischen Benachteiligung und gene Gebiete werden einseitig negativ be- DF9070.pdf. massive Probleme konzentrieren und dass wertet. Von der Herausforderung, sozial- dies häufig Gebiete sind, in denen Zuwan- räumliche Integration unter den Bedingun- derer in hoher Anzahl leben. Ein besonderes gen der Segregation zu fördern, sind viele Problem ist, dass immer weniger Personen, Kommunen überfordert. Sie verstehen diese insbesondere Zuwanderer, über den Arbeits- mancherorts als Rückzug der Politik, als Re- markt integriert sind. Quartier, Wohnung signation vor den Anforderungen der Zu- und Wohnumfeld gewinnen damit für den wanderung und als Aufgabe der benachtei- Erfolg von Integrationsprozessen und für ein ligten Gebiete. Zudem besteht auch zwi- relativ konfliktfreies Zusammenleben an Be- schen wissenschaftlichen Positionen zur so- deutung. Wohnung und Wohnumfeld sind zialräumlichen Segregation und einer darauf dabei einerseits Integrationsfaktoren und aufbauenden Integrationspolitik sowie Posi- Handlungsfelder im Integrationsprozess, an- tionen der Wohnungswirtschaft und der dererseits bilden sie den sozialräumlichen Kommunen eine Kluft. Diese Kluft gilt es zu Hintergrund für strukturelle Integrationspro- schließen und einen Kommunikationspro- zesse wie Spracherwerb, Bildung, Ausbil- zess über Chancen und Perspektiven der so- dung und Beruf sowie gesellschaftliche Parti- zialräumlichen Integration in den Kommu- zipation. Eine Integrationspolitik sollte daher nen und zwischen Akteuren mit unterschied- noch stärker als bisher das Wohnquartier in lichen Interessen in Gang zu setzen, um den Fokus aller Maßnahmen zur Förderung neue Perspektiven zu eröffnen und unge- der sozialräumlichen Integration stellen. nutzte Potenziale, zu erschließen. Maßnahmen, Aktivitäten und Mittel sollten auf ausgewählte Gebiete konzentriert wer- den. Dr. rer. soc. Bettina Reimann Telefon: 030/39001-191 Segregation als Folge von Entwicklungen, E-Mail: [email protected] auf die Kommunen kaum Einfluss nehmen können, anzuerkennen, bedeutet aber nicht, Dipl.-Volksw. dass Städte und Quartiere keine Handlungs- Ulla-Kristina Schuleri-Hartje möglichkeiten haben. Dies belegen die Emp- Telefon: 030/39001-234 fehlungen des Expertenforums im Verbund- E-Mail:[email protected]

Difu-Berichte 1/2006 3 Die Denkmaltopographie als Erfassungsinstrument und kultur- geschichtliches Unternehmen

sind breit angelegt. Der Begriff Denkmalto- pographie bedeutet das Erfassen und Be- schreiben von Denkmälern nach ihren ört- lich-räumlichen und teilweise auch land- schaftlichen Bezügen. Denkmaltopogra- phien bilden Denkmäler und Ensembles flä- chendeckend und systematisch in Text, Bild und Kartierung ab. Mit Hilfe dieser nach Stadt- und Landkreisen geordneten Inventar- reihe sollen Denkmäler in Deutschland in einer möglichst einheitlichen Form beschrie- ben und dokumentiert werden.

Ziel der Untersuchung ist es, zunächst einen Überblick über Stand und Standard der To- pographiebände zu geben und darauf auf- bauend exemplarische, zumeist neuere Denkmaltopographien im Hinblick auf ihren Erkenntnis- und Informationswert zu evalu- ieren. Im Vergleich sind Konzepte und in- haltliche Schwerpunkte herausgearbeitet. Analysiert werden auch Rahmenbedingun- gen der Bearbeitung von Denkmaltopogra- phien, ihre vielfältige Nutzung und Anwen- dung.

Die Denkmaltopographie als neue Form der Besonders inhaltsreiche und methodisch Denkmalbeschreibung und Denkmaldoku- interessante Topographiebände wurden aus- mentation hat in der staatlichen und kom- gewählt, anhand von Text- und Bildaus- munalen Denkmalpflege einen hohen Stel- schnitten vorgestellt und – wo sinnvoll und lenwert. Als Instrument der Denkmalpflege nötig – kommentiert. und Grundlage für die Bauleitplanung ist die Denkmaltopographie der Bundesrepublik Deutschland beispiellos in Europa. Mit Hilfe der Publikationsreihe „Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland“ wird der Denkmalbestand in den deutschen Bundes- ländern systematisch erfasst. Zugleich liefert die Reihe kulturhistorische Grundlagen und Informationen für das gegenwärtige Planen und Bauen in den Städten und Landkreisen und fördert das Geschichts- sowie Denkmal- bewusstsein in der Öffentlichkeit. Nach 25 Erscheinungsjahren ist eine kritische inhaltli- che Würdigung dieser Inventarreihe ange- bracht. Der vorliegende Band soll dazu bei- tragen, die Bedeutung und Notwendigkeit von Denkmaltopographien für die konkrete Vermittlung von Denkmalwerten darzulegen und Entscheidungsträgern in den Kommu- nen, den Ländern, dem Bund und der inte- ressierten Öffentlichkeit nahe zu bringen.

Aufgabe, Ziel und Zweck der „Denkmalto- pographie Bundesrepublik Deutschland“

4 Difu-Berichte 1/2006 Folgende Aspekte und Fragen werden näher beleuchtet:

Stand der Denkmalerfassung in Denkmaltopographien ■ Wie verbreitet ist die Denkmaltopogra- phie? ■ Welchen Stand hat die Bearbeitung von Denkmaltopographien erreicht?

Aufbau, Inhalte und Schwerpunkte von Denkmaltopographien ■ Wie stellt sich die Denkmaltopographie in den einzelnen historisch-kulturellen Be- standteilen dar? ■ Welche Anforderungen müssen die Denk- maltopographien erfüllen? ■ Was leistet die Denkmaltopographie als Instrument der Denkmalerfassung? ■ Welche stadt-, stadtbau-, architektur- und sozialgeschichtlichen Informationen lie- fern die Denkmaltopographien? ■ Welche biographischen Informationen zu Architekten und Gartenarchitekten liefern die Denkmaltopographien? ■ Welche Optimierungen von Denkmalto- pographien sind sinnvoll und denkbar? Fürth und historische Kulturlandschaft am Beispiel der Stadt Nördlingen sowie der Wirkungen und Akzeptanz Landkreise Lüneburg und Tirschenreuth. ■ Was leistet die Denkmaltopographie für ihre Adressaten: Denkmalpfleger, Planer Mit Ausnahme der Bürgerhäuser handelt es und Architekten und die interessierte Öf- sich bei diesen Schwerpunkten um „moder- fentlichkeit? ne Themen“, die in der Architekturgeschich- ■ Ist die Denkmaltopographie ein geeigne- te und in der Denkmalkunde in den letzten tes Instrument für die städtebauliche 20 Jahren an Bedeutung gewonnen haben. Denkmalpflege? Die Forschungsergebnisse beruhen auf Er- ■ Welche Resonanz erzielen die Denkmal- kenntnissen aus Text- und Inhaltsanalysen, topographien? ■ Welchen Stellenwert hat die Denkmalto- pographie für die präventive Denkmal- pflege? Insgesamt 14 Topographiebände aus unter- schiedlichen Bundesländern wurden im Hin- blick auf wichtige methodische Aspekte und inhaltliche Themen ausgewählt:

■ Bestandteile und Materialien (Texte, Fotos, Karten und Pläne) von Topographien am Beispiel des Hamburger Bezirks Harburg, der Stadt Wiesbaden (mit dem Schwerge- wicht auf den Villengebieten), der Main- zer Altstadt (mit den Stadterweiterungen und Vororten) sowie Kiel; ■ bau- und stadtbaugeschichtliche Schwer- punkte, beispielsweise mittelalterliche Bürgerhäuser in der Stadt Regensburg, Vil- len und Gärten sowie Siedlungen in ein- zelnen Ortsteilen von Berlin wie Grune- wald und Reinickendorf, Industriebauten und Industrieanlagen in der Stadt Ebers- walde, öffentliche Freiräume in der Stadt

Difu-Berichte 1/2006 5 aus der einschlägigen Sekundärliteratur so- Verständlich geschriebene, wissenschaftlich wie auf gezielten Expertengesprächen, die fundierte und anschaulich illustrierte Denk- die Forschungsarbeit durch praktische As- maltopographiebände fördern das Denkmal- pekte und Urteile ergänzen. bewusstsein der Stadt- und Landkreisbewoh- ner und die Sensibilität der Denkmaleigen- Die Denkmaltopographien leisten als Instru- tümer für ihren Besitz. Die systematische ment der Denkmalerfassung einen wichtigen Durchsicht der „Denkmaltopographie Beitrag zur Verbreitung denkmalpflegeri- Bundesrepublik Deutschland“ offenbart, scher Anliegen. Mit diesem Corpuswerk lag dass mit dieser Publikationsreihe den Städ- im Jahr 2004 bundesweit für mindestens 15 ten und Landkreisen Grundlagen, Leitlinien Prozent der Stadt- und Landkreise eine Er- und Orientierung in der Diskussion um fassung des vielfältigen und reichen Denk- Denkmalschutz und Denkmalpflege ver- malbestandes in Buchform vor. Als vorzügli- mittelt werden. In jedem einzelnen Fall bie- che Geschichts-, Bilder- und Lesebücher lie- tet die Denkmaltopographie ein hervorra- fern die Denkmaltopographien eine Fülle gendes Instrument, das öffentliche Interesse von stadt-, stadtbau-, architektur- und an historischen Zeugnissen zu wecken und sozialgeschichtlichen Informationen. zu erläutern.

Als eines der Hauptziele der Denkmaltopo- Nur durch eine aktive Denkmalpolitik und graphien gilt es, eine Beschreibung der je- nicht durch Sanktionen lassen sich die Bür- weiligen Stadt- und Landkreisgeschichte so- ger für die Erhaltung des kulturellen Erbes wie der urbanen bzw. regionalen Entwick- sensibilisieren. Wichtige Voraussetzungen lung anhand von Denkmälern vorzuneh- einer bürgernahen, präventiven Denkmal- men. Die Analyse der untersuchten Bände pflege sind: zeigt, dass das angestrebte Ziel erreicht wur- ■ die Erforschung der baulichen Dokumente de. Dies gilt in gleichem Maße für andere der Vergangenheit, Aufgaben der Denkmaltopographie, wie bei- ■ die frühzeitige Information und Beratung spielsweise die Fortschreibung der Denk- der Denkmaleigentümer, mallisten und die Einarbeitung neuer Infor- mationen. ■ die umfassende Aufklärung der Öffent- lichkeit und ■ die Qualifizierung der Planungen der kommunalen Verwaltungen.

Für die vorbeugende, präventive Denkmal- pflege hat die Denkmaltopographie einen hohen Stellenwert.

Neue Anforderungen an die Denkmaltopo- graphien werden im Hinblick auf die Einbin- dung des Denkmalbestandes in die histori- sche Kulturlandschaft gestellt. Im Einlei- tungsteil, der seit den 1980er-Jahren erheb- lich an Bedeutung gewonnen hat, wird die historische Kulturlandschaft der jeweiligen Region in jüngeren Topographiebänden vor allem in Bayern, aber auch in Baden-Würt- temberg, beispielhaft beschrieben.

Eine Chance der Denkmaltopographie liegt darin, bis dahin vernachlässigte Gebiete und Bereiche – wie zum Beispiel die Gründer- zeitviertel oder auch die Siedlungen der Jahrhundertwende und der 1920er-Jahre bis hin zu den Bauten der 1950er- und 1960er- Jahre sowie die historischen Gärten und Freiräume – in eine denkmalkundliche Untersuchung einzubeziehen. „Unbeque- me” Denkmäler der 1930er- und 1940er- Jahre sollten genauso wie Industrie- und Ver- kehrsanlagen in den Denkmaltopographien enthalten sein.

6 Difu-Berichte 1/2006 Trotz des hohen Stellenwerts der Boden- torische Erkenntnisse zu gewinnen. Deutlich Weitere Informationen: denkmalpflege und der erheblichen Gefähr- wird auch der Beitrag der Denkmalfor- Dr.-Ing., Dipl.-Soz. dung der Bodendenkmäler durch Bauvorha- schung zur Architektur, Stadt-, Dorf- und So- Claus-Peter Echter ben wurde die Archäologie bisher nur unzu- zialgeschichte seit dem Beginn der 1980-er Telefon: 0221/340308-11 reichend in das Unternehmen Denkmalto- Jahre. E-Mail: [email protected] pographie integriert. Die Verknüpfung von Bau- und Bodendenkmalpflege ist jedoch Die Denkmaltopographien tragen zu einer Bestellung: zweifellos sinnvoll. Die Topographie bietet Neubewertung des reichen und vielfältigen siehe Bestellschein die Möglichkeit, den bekannten Bestand an Denkmalbestandes in Deutschland bei. Die Bodendenkmälern in einer Stadt zu doku- bis Anfang des Jahres 2004 insgesamt er- mentieren. schienenen 124 Bände der Publikationsrei- he „Denkmaltopographie Bundesrepublik Es ist bedauerlich, dass das Problem der Deutschland“ bilden eine vorzügliche Mate- Fortschreibung von Denkmaltopographien rialsammlung über historische Bauten und bislang weitgehend ungelöst ist und nur in ihr Umfeld, deren wissenschaftlicher Wert wenigen Fällen bisher eine zweite oder drit- weit über die Topographie hinausgeht und te Auflage möglich war. Wünschenswert wä- mit jedem Band in seiner Bedeutung weiter re eine Überarbeitung der Denkmaltopogra- wächst. phien generell etwa in einem Abstand von zehn Jahren. Künftig werden die Bände auch Dank gilt der Deutschen Stiftung Denkmal- im Internet präsentiert; dies würde die Fort- schutz, die die Publikation mit einem schreibung wesentlich erleichtern. Druckkostenzuschuss gefördert hat.

Die bundesweit unterschiedliche Anlage der Bearbeitungsstand „Denkmaltopographie Bundesrepublik Topographiebände im Hinblick auf die Dar- Deutschland“ April 1988, Januar 1997, Januar 2004* stellung der Einzeldenkmäler bzw. Ensem- bles sowie den Umfang und Stellenwert des Bundesland Zahl der erschienenen Bände Kartenteils wird gelegentlich beklagt. Zwei- April 1988 Januar 1997 Januar 2004 fellos erfolgt die Umsetzung der Richtlinien zur Erstellung der Denkmaltopographie in Baden-Württemberg - - 1 den Bundesländern uneinheitlich. Im Hin- blick auf die Abstimmung der länderspezifi- Bayern 4 12 21 schen Ansätze besteht ein Desiderat. Ziel dieser Anstrengungen kann allerdings nicht Berlin - 4 7 eine normierte Denkmaltopographie sein. Brandenburg - 3 9 Die Denkmaltopographien spiegeln die Be- sonderheiten der einzelnen Länder und Re- Bremen 3 3 3 gionen, ihre baukulturellen Unterschiede 2 3 5 und die jeweiligen Schwerpunkte bei den Denkmalgattungen wider. Hessen 6 17 29

1 Der Nutzen der vorliegenden Untersuchung Lübeck - - - Mecklenburg- zur „Denkmaltopographie Bundesrepublik - - - Deutschland“ liegt in der Aufbereitung his- Vorpommern torischer Grundlagen für Anwendungsfelder Niedersachsen 8 14 19 in der Denkmalpflege, in der Sanierung, für Nordrhein-Westfalen das Bauen im Bestand sowie nicht zuletzt in Rheinland 1 - 2 2 der Freiraum- und Bauleitplanung. Denk- Westfalen 1 - - - maltopographien sind unabdingbar für das Verständnis der gebauten Umwelt und Vo- Rheinland-Pfalz 5 16 22 raussetzung für die Entwicklung nachhalti- Saarland - - - ger Konzepte der Erhaltungs- und Entwurfs- planung für das historische Erbe. Sachsen - 1 4

Der reich bebilderte Band ist vor allem für Sachsen-Anhalt - - - Denkmalpfleger von Interesse, aber auch für Schleswig-Holstein - 1 2 Architekten und Stadtplaner, mit Denkmal- schutz befasste Kommunalpolitiker, Kunst- Thüringen - - - und Architekturhistoriker, engagierte Denk- maleigentümer sowie für historisch interes- Insgesamt 28 76 124 sierte Bürger. Ihnen allen kann die vorlie- * Quellen: Vereinigung der Landesdenkmalpfleger in der Bundesrepublik gende Forschungsstudie dazu dienen, lokal- Deutschland und Claus-Peter Echter geschichtliche Informationen und kulturhis- 1 Eigenes Landesamt/Amt für Denkmalpflege.

Difu-Berichte 1/2006 7 Funktionale Leistungsbeschreibung Ein neues Instrument zur Steuerung des kommunalen ÖPNV

Der öffentliche Personennahverkehr ist im Ausschreibungswettbewerb ausgelöst wer- Umbruch. Dabei ist seine Bedeutung für ur- den und steuerliche Nachteile im Querver- banes Leben in den Städten nicht nur unbe- bund entstehen. Es bestehen aber im Rah- stritten, es stellen sich sogar neue Aufgaben, men einer Betrauung ausreichende Gestal- die bisher nur unvollkommen wahrgenom- tungsmöglichkeiten, Leistungen der Ver- men werden. Die öffentliche Debatte über kehrsunternehmen wesentlich konkreter zu „Feinstaub in der Stadt” hat in den letzten beschreiben, als dies bisher in der Mehrzahl Jahren zum Beispiel gezeigt, dass der ÖPNV der Nahverkehrspläne geschieht. nicht a priori umweltfreundlich ist, sondern dass leere, rußende Busse auch Teil des Pro- Ob durch eine differenzierte Ausgestaltung blems sein können. der Betrauung oder auf dem Wege der wett- bewerblichen Umgestaltung des öffentlichen Aufgrund der knappen öffentlichen Kassen Nahverkehrs – für Kommunen bestehen auf fordern die Stadtkämmerer eine höhere Effi- jeden Fall große Chancen, ein attraktives zienz kommunaler Unternehmen und setzen Verkehrsangebot bei effizientem Einsatz öf- häufig Reduzierungen der Zuschüsse durch. fentlicher Mittel sicherzustellen. Dabei Die Stadtwerke erwirtschaften nicht mehr kommt es entscheidend darauf an, dass der die Erträge früherer Zeiten. Damit steht den Aufgabenträger – also in der Regel die Kom- Verkehrsunternehmen auch weniger Geld mune – für die ÖPNV-Leistungen die richti- aus dem Querverbund zur Verfügung. Die gen Vorgaben macht. Im Kontext werden Schülerbeförderung und die daran gekoppel- häufig Befürchtungen hinsichtlich eines te Förderung sind rückläufig. überregulierten und unflexiblen ÖPNV laut, wenn dieser in alleiniger Verantwortung des Veränderte europäische und deutsche Rah- Aufgabenträgers, ohne Einbeziehung vor- menbedingungen zum Vergabe- und Beihil- handener Kompetenz und vorhandenen ferecht haben in den letzten Jahren den Know-hows von Verkehrsunternehmen, or- Handlungsspielraum kommunaler Verkehrs- ganisiert wird. unternehmen zunehmend eingeengt. Auch Umweltfreundlicher, Gerichtsurteile und europäischen Verord- Als eine Möglichkeit, die Kompetenzen und attraktiver und leistungs- nungsentwürfe mindern die Flexibilität. Marktnähe der ÖPNV-Anbieter umfassend fähiger ÖPNV – ein zu nutzen, wird diskutiert, die ÖPNV-Leis- Handbuch Dabei ist der Qualitätsstandard des deut- tungen nicht detailliert vorzugeben („kons- schen ÖPNV auch im internationalen Ver- truktive“ Leistungsbeschreibung), sondern Von Volker Eichmann, Felix gleich anerkannt gut. Die kommunalen Ver- sich stattdessen auf Zielvorgaben zu be- Berschin, Tilman Bracher und kehrsunternehmen haben in der Mehrzahl schränken und ÖPNV-Leistungen „funktio- Matthias Winter (im Auftrag des erhebliche Fortschritte bei ihrer Restrukturie- nal“ zu beschreiben. Umweltbundesamtes) rung gemacht und sind wettbewerbsfähiger 2006. 344 S., 43 Abb., 35 Tab., geworden. Auch die Leistungen eines wettbewerblich Schutzgebühr Euro 32,– organisierten ÖPNV-Angebots müssen inte- ISBN 3-88118-395-7 Notwendig ist jedoch eine neue Aufgaben- griert werden. Einerseits betrifft dies die Aus- teilung zwischen den Städten und ihren Ver- gestaltung gegenüber dem Fahrgast, der ein Das Handbuch richtet sich an kehrsunternehmen. Effizienzsteigerung und einheitliches System und eine relativ einheit- Planer und Verkehrsfachleute in Planungsämtern, bei Aufgaben- die Umsteuerung auf neue Ziele und Aufga- liche Oberfläche erwartet, andererseits sind trägern, lokalen Nahverkehrs- ben, deren Erfüllung auch evaluiert wird, dies die gegenseitigen Abhängigkeiten von gesellschaften und Verkehrs- können nicht im Selbststeuerungsprozess er- ÖPNV und Individualverkehr. Im Falle des verbünden sowie kommunalen reicht werden. Die Kommunen sollten als Ausschreibungswettbewerbs gilt es, neue In- und privaten Verkehrsunter- Aufgabenträger des ÖPNV, unabhängig von tegrationsdefizite im ÖPNV, die aus der Kon- nehmen. ihrer Eigentümerfunktion, die Leistungen be- kurrenz verschiedener Anbieter entstehen schreiben, die von den Verkehrsunterneh- können, zu vermeiden. Detaillierte Infos: men erbracht werden sollen. http://www.difu.de/ Eine funktionale Leistungsbeschreibung soll publikationen/difu-berichte/ Gegen die vertragliche Vereinbarung von unternehmerische Flexibilität und bewusste 4_05/05.phtml Leistung und Gegenleistung wird einge- Zielsetzung und Steuerung durch den Aufga- wandt, dass dadurch Tatbestände begründet benträger verbinden. Bislang sind funktiona- Bestellung: würden, die eine Vergabe erforderlich ma- le Leistungsbeschreibungen oder solche Ver- siehe Bestellschein chen. Damit würde ein nicht erwünschter gaben in Deutschland im ÖPNV so gut wie

8 Difu-Berichte 1/2006 nicht durchgeführt worden. Auch aus dem Funktionale Leistungsbeschreibung eines ÖPNV-Netzes Ausland liegen nur wenige Erfahrungen vor. Sie beziehen sich auf die Vergabe von Re- gionalverkehrsleistungen oder von Stadtver- kehr in Mittel- und Kleinstädten. Die aus ei- ner eventuellen Vergabe ganzer Teilbereiche innerhalb des eng verflochtenen Netzes ei- ner Großstadt oder eines Ballungsraums ent- stehenden Probleme und Integrationsanfor- derungen sind bislang noch kaum themati- siert worden. Gerade in Großstädten wird aber vielfach die Forderung nach Nutzung des Know-how der vorhandenen, teilweise gut eingeführten und erfolgreichen Unter- nehmen gestellt.

Die neue Difu-Veröffentlichung demon- striert, wie eine funktionale Leistungsbe- schreibung unter den Rahmenbedingungen einer Großstadt prinzipiell durchführbar ist und wie möglichen Integrationsdefiziten und Abgrenzungsproblemen begegnet wer- den kann. Dabei wird vorausgesetzt, dass ei- ne „Leistungsbeschreibung für eine funktio- nale Vergabe“ im Prinzip höhere Anforde- rungen als eine „funktionale Leistungsbe- Deutsches Institut für Urbanistik schreibung als Bestandteil eines Betrauungs- aktes“ erfüllen muss. Dies gilt besonders für Dabei wurden die Leistungen weitgehend den Ausschluss von Missbrauchsmöglichkei- funktional beschrieben. In Amersfoort exis- ten. Nachfolgend wird daher häufig nur der tierte beispielsweise die Anforderung, ein weitergehende Fall, nämlich die Ausschrei- Netz mit maximal 400 m Fußweg zur näch- bung und Vergabe, behandelt. sten Haltestelle für mindestens 95 Prozent der Einwohner zu bedienen, ergänzt um ei- Bisherige Erfahrungen mit funktio- ne Wunschliste bestimmter zu bedienender nalen Leistungsbeschreibungen und Ziele. Der Gewinner bot 60 Prozent mehr Ausschreibungen Leistung für den bisherigen Zuschussbetrag. Im In- und Ausland wurden bislang nur ver- Auch der gebotene Bonus ab einem Wachs- gleichsweise wenige Erfahrungen mit funk- tum der Personenkilometer um mehr als tionalen Vergaben im ÖPNV gesammelt. Die zwei Prozent konnte Anreize setzen, bislang meisten Erfahrungen liegen aus Schweden wurden sechs Prozent Zuwachs erzielt. Et- und den Niederlanden vor, in Deutschland was anders wurde die finanzielle Kompo- wurden bislang nur vereinzelt Vergaben mit nente in Seeland geregelt, dort gab es in ei- funktionalen Elementen ausgestaltet. nem der ausgeschriebenen Netze einen Zu- schuss von einem Euro pro zusätzlich erziel- Im schwedischen Helsingborg wurde das tem Euro Fahrgeldeinnahme. Stadtverkehrsnetz funktional vergeben. Nach großen Vorschusslorbeeren und zu- Problematisch waren die teilweise fehlende nächst guten Erfahrungen wird das Projekt oder nicht offen gelegte Bewertungsskala so- mittlerweile als gescheitert betrachtet, und wie außerdem auch Fehlplanungen seitens das Verkehrsunternehmen schreibt rote Zah- der neuen Unternehmen, bedingt durch len. Die Ursachen liegen unter anderem in mangelnde Ortskenntnisse. der Einnahmenaufteilung und einer auto- freundlichen Politik der Stadt. Durch Netto- In Deutschland gibt es erste Erfahrungen in vertrag wurde der Aufgabenträger des Risi- Elmshorn und aus einem virtuellen Test in kos einer autofreundlichen Politik entbun- Hann. Münden. Nur im Eisenbahnbereich den, es fehlten aber vertragliche Absiche- wurde eine Ausschreibung tatsächlich rungen für das Unternehmen gegen daraus durchgeführt, die Marschbahn (Hamburg – erwachsende Probleme. Westerland) in Schleswig-Holstein. Kennzei- chen waren ein offenes Fahrzeugkonzept In den Niederlanden fanden funktionale Ver- und Mindeststandards für Reise- und Takt- gaben unter anderem in Amersfoort für ein zeiten. Dem Verkehrsunternehmen werden mittleres Stadtbusnetz und in der Provinz innerhalb der Grenzen vorgegebener Ver- Seeland für den Regionalverkehr statt. bund- und Fernverkehrstarife Möglichkeiten

Difu-Berichte 1/2006 9 Konstruktive Leistungsbeschreibung eines ÖPNV-Netzes ■ Angebotswertung und Vertragsgestaltung sind für den Aufgabenträger anspruchsvol- ler und aufwändiger. ■ Politisch sind funktionale Ausschreibun- gen teilweise schwer durchsetzbar (Furcht vor Verlust des politischen Handlungs- spielraums).

Außerdem lassen sich die bisherigen funk- tionalen Vergaben hinsichtlich bestimmter Parameter des Leistungsumfangs und der Vertragsgestaltung beschreiben:

■ Bevorzugt werden kompakte Busnetze, da dort kaum infrastrukturelle Vorgaben er- forderlich sind. ■ Tendenziell gibt es größere Lose, damit der Betreiber möglichst viele Stellschrau- ben für den Markterfolg in der Hand hat; Beispiele sind ganze Stadtbusnetze oder gesamte Landkreise. ■ Der Grad der Vernetzung ist gering, je we- niger verkehrliche Abhängigkeiten von an- deren Netzen ausgeschriebene Lose besit- zen, desto geeigneter sind sie für funktio- nale Vergaben. Allerdings spricht eine Ver- bundintegration an sich nicht gegen eine funktionale Ausschreibung. Deutsches Institut für Urbanistik ■ Eine Übertragung von Kompetenzen der taktischen Ebene auf den Betreiber setzt zu eigener Tarifpolitik und Fahrgastgewin- eine ausreichend lange Vertragsdauer vo- nung eingeräumt. raus, damit Auswirkungen von Verände- rungen für ihn spürbar sind. Die bisherigen Erfahrungen zeigen folgende ■ Nettoverträge sind zu empfehlen, da der Vor- und Nachteile bei funktionalen Verga- Betreiber ansonsten nur die zwingend ver- ben im ÖPNV: langten Mindeststandards erfüllen würde. Allenfalls käme ein Bruttovertrag mit Vorteile scharfen Erlösanreizelementen in Be- ■ Die Auswahl an Alternativen ermöglicht tracht. eine wirtschaftlichere Beschaffung. ■ Problematisch ist die Einbeziehung flexib- ■ Vorhandene unternehmerische Potenziale ler Angebotsformen aufgrund juristischer werden geweckt und genutzt. Probleme. Vor allem die vergleichende ■ Die allokative Effizienz im Rahmen der Bewertung ist ein bislang nicht gelöstes Vorgaben des Aufgabenträgers wird ge- Problem. Ebenso beeinflussen auch die steigert. unzureichenden Möglichkeiten innerhalb ■ Der Aufgabenträger kann sich auf seine des Personenbeförderungsgesetzes „eigentlichen“ Aufgaben (Strategie, Ver- (PBefG) zu flexiblen Bedienformen diesen kehrspolitik) konzentrieren. Aspekt. Letztere Problematik stellt sich allerdings generell bei flexiblen ÖPNV- ■ Verkehrsunternehmen mit Planungs- und Angeboten und unabhängig von der Ver- Marketingkompetenzen haben Vorteile gabeform. gegenüber reinen Fahrdienstgesellschaften.

Nachteile Funktionale Leistungsbeschreibungen ■ Der Aufwand für Bieter ist deutlich höher ohne Vorfestlegung der Bedienungs- (Planungskosten, Kompetenzerweiterung). formen ■ Die höheren Kosten der Bieter schlagen Das ursprünglich noch aus dem Jahr 1935 sich teilweise in höheren Preisen nieder. stammende Personenbeförderungsgesetz geht vom Regelfall des klassischen Linien- ■ Es besteht eine geringere Wettbewerbsin- verkehrs mit Strecken-, Haltestellen- und tensität, nicht alle Verkehrsunternehmen Fahrplanbindung aus (§ 42 PBefG). Andere können oder wollen an funktionalen Ver- Bedienungsformen sind nur begrenzt mög- gaben teilnehmen.

10 Difu-Berichte 1/2006 lich. Häufig ist eine Anpassung des recht- ■ Vorgabe der Angebotsstruktur und -dichte, lichen Rahmens erforderlich. ■ Vorgabe der Rahmenbedingungen der be- trieblichen Leistungen, Funktionale Leistungsbeschreibungen sollten ■ Vorgaben für qualitätssichernde und at- nicht eine vorgegebene Bedienungsform – traktivitätssteigernde Maßnahmen, gemeinhin ausschließlicher Linienverkehr ■ Maßgaben für Infrastruktur, Fahrzeuge, mit Bussen etc. – enthalten. Verkehrsunter- Ausstattung und Umweltbelange, nehmen erhielten sonst keine Gelegenheit, beispielsweise herkömmliche Linienverkeh- ■ Tarifstruktur. re mit bedarfsorientierten Produkten bzw. flexiblen Modulen wie Anruf(sammel)taxis, Diese Vorgaben wurden in der Erarbeitung öffentlichen Mieträdern, Mietautos oder der Leistungsbeschreibung für eine virtuelle Ähnlichem je nach erwarteter Nachfrage zu funktionale Vergabe als Grundlage gewählt. kombinieren oder verschiedene zielgrup- Hinzu kamen gebietsspezifische Anforde- penspezifische Angebote einzuführen. rungen.

Für die Erprobung bietet sich ein schrittwei- Der eigentliche „Praxistest“ einer funktiona- ses Vorgehen an. Die Leistungsbeschreibung len Leistungsbeschreibung fand in zwei von flexiblen Bedienungsformen sollte zu- Workshops statt. Beteiligt waren ein Gutach- nächst in geeigneten Gebieten – wie zum terkonsortium von einer Anwaltskanzlei und Beispiel dünner besiedelten Randgebieten zwei Beratungsunternehmen sowie die Pro- oder nachfrageschwächeren Randzeiten – jektgruppe. Gegenstand des Praxistests war erprobt werden. Es sollte eine Modellregion, die Auswahl des Untersuchungsgebiets und in der auf Basis von Ausnahmetatbeständen die dazu erforderliche Konkretisierung der die rechtliche Regulierung suspendiert wird, Kriterien als auch die Bewertung der von der geschaffen werden. Projektgruppe entworfenen funktionalen Leistungsbeschreibung. Dazu wurden einer- Praxistest: virtuelle funktionale Aus- seits die für die Anwendungsbereiche gelten- schreibung für Berlin-Spandau den konkreten Ziele des Landes Berlin er- In einem „virtuellen Test“ wurden vom Difu mittelt (Stadtentwicklungsplan Verkehr und wesentliche Elemente einer funktionalen Nahverkehrsplan) und andererseits die Eig- Ausschreibung simuliert – mit einer Ausnah- nung dieser Merkmale für funktionale Aus- me: Es wurden keine Preise bestimmt. Ent- schreibungen nach den Erfahrungen und sprechend haben an dem Testverfahren we- Einschätzungen des Gutachterkonsortiums der die ausschreibenden Stellen (Aufgaben- festgestellt. Wettbewerbsrechtliche Rahmen- träger) noch Verkehrsunternehmen (Anbieter bedingungen (erschöpfende Leistungsbe- und Leistungserbringer) teilgenommen. schreibung, Risikoübertragung, Gleichbe- handlung) und die Adaption von Wettbe- Das gewählte Testverfahren bezog sich also werbserfahrungen aus England, Skandina- im Wesentlichen auf den Entwurf einer funk- vien und den Niederlanden sind als Grund- tionalen Leistungsbeschreibung. Es hatte fol- lage dieser Einschätzungen zu nennen. Im gende Bestandteile: Ergebnis wurde eine Liste von 13 Leistungs- merkmalen festgelegt. Die Projektgruppe er- ■ Die Ausschreibung sollte ohne echte An- gebote erfolgen (virtuell). mittelte in einem virtuellen Test die Tauglich- keit der entworfenen Leistungsbeschreibung ■ Funktionale Leistungsbeschreibungen für eine funktionale Ausschreibung. Dazu wurden von der Projektgruppe für das wurde nicht der Versuch unternommen, den Testgebiet erstellt. Ablauf einer Ausschreibung zu simulieren, ■ In zwei Workshop-Runden hat ein Gut- sondern es wurden am konkreten Beispiel achterkonsortium die Gebietsauswahl und gezielt Missbrauchsmöglichkeiten antizipiert Entwürfe funktionaler Leistungsbeschrei- und zugleich aber auch die Notwendigkeit bungen beurteilt und in den Gesamtzu- von Festlegungen hinterfragt, die die Gestal- sammenhang von Vergabe und tungsfreiheit der Anbieter einschränken. Vertrag/Controlling eingeordnet. Außerdem wurden mögliche Anreizelemente hinsichtlich ihres potenziellen Beitrags zur Der Berliner Nahverkehrsplan hat ein aus- Zielerreichung eingeschätzt. Daraus wurden führliches Anforderungsprofil, das teilweise in einem letzten Arbeitsschritt erste Hin- sehr genaue Vorgaben zur Gestaltung des weise zur Bewertung funktionaler Angebote ÖPNV-Angebots macht, im Einzelnen fol- abgeleitet. gende: Im Ergebnis wurde die Machbarkeit funktio- ■ Vorgabe der Verbindungs- und Bedie- nungsstandards, naler Ausschreibungen bestätigt. Hohe An- forderungen werden an die Bestimmtheit der

Difu-Berichte 1/2006 11 Liste zwingend notwendiger Merkmale einer Leistungsmerkmale gestellt. Einerseits sollten funktionalen Leistungsbeschreibung* diese ausreichend konkret bestimmt sein und auch bewusste Missinterpretationen möglichst ausgeschlossen werden, anderer- seits sollten die Merkmale in der Summe noch genügend Gestaltungsfreiheiten lassen.

■ Erschließungsgrad Umweltstandards sollten in der Regel als Festlegung einer prozentual zu erschließenden Einwohnerzahl innerhalb technische Normen vorgegeben sein. Es eines bestimmten Einzugsbereichs um die Haltestellen wird empfohlen, wirksame Anreize für Fahr- gastzugewinne zu schaffen, um über dieses ■ Fahrgastzahlen Erfolgskriterium (Fahrgastgewinnung) weite-

■ Feste Verknüpfungspunkte re Qualitätsanforderungen reduzieren zu können. ■ Vorgabe bestimmter, anzufahrender Verknüpfungspunkte Die Analyse und Diskussion der Leistungs- ■ Taktvorgaben/Bedienzeiten beschreibung bestätigte nochmals die hohen Mindeststandards entsprechend den Vorgaben des Nahverkehrsplans Anforderungen, die eine funktionale Vergabe

■ Reisezeiten auch an einen Aufgabenträger stellt. So er- Mindeststandards entsprechend den Vorgaben des Nahverkehrsplans gab sich ein umfangreicher Bedarf an Infor- mationsgrundlagen über das Gebiet, die im ■ Einsparungen/Investitionsquote Falle einer Ausschreibung vorgelegt werden müssen, um allen potenziellen Bietern hin- ■ Reinvestition von Erträgen für Fahrgastgewinne reichende Informationen zur Verfügung zu ■ Zielvorgabenliste stellen und unbillige Risiken auszuschlie- (Vorgabe planerisch bzw. aus sozialen Gründen etc. ßen. Dazu zählen unter anderem: fester, anzusteuernder Haltestellen bzw. Quellen/Ziele, die allein aus öko- ■ Einwohnerdichtekarte bzw. Einwohnerver- nomischen Gründen nicht zwingend angesteuert werden).Auflistung anzu- steuernder Ziele (Krankenhäuser, Friedhöfe, Schulen, soziale und kulturelle teilung, Einrichtungen). Es zeigte sich allerdings, dass für bestimmte Ziele keine ■ Angaben zur Qualität des MIV-Angebots weiteren Vorgaben nötig sind, sofern durch die Vertragsgestaltung dem und zu Restriktionen für den MIV, Unternehmen hinreichend Anreize für eine eigenständige Kundenakquise ■ Modal-split-Informationen, möglichst gegeben werden. Eine entsprechende Ausrichtung des Netzes an solchen nicht nur zum Stadtbezirk, sondern auf Zielen ist damit ohne explizite Vorgaben gewährleistet. Der Aufgabenträger sollte sich allerdings die entsprechende Nachsteuerung über mögliche zu- kleinteiliger Basis, sätzliche, entsprechend zu entgeltende Vorgaben offen halten. ■ Hinweise zur Befahrbarkeit von Straßen, soweit sie über die StVO hinausgehen. ■ Emissionswerte Mindeststandards entsprechend den Vorgaben des Nahverkehrsplans Außerdem ergaben sich weitere Anforderun- sind hier nötig, falls Emissionswerte unterhalb gesetzlicher Grenzwerte gen der Integration in das Berliner Gesamt- angestrebt werden, da diese Zielsetzung nicht zu den originär im Unter- netz sowie der Abstimmung mit den benach- nehmerinteresse liegenden gehört. barten und teilweise in das Untersuchungs- ■ „Kundenprämie“ gebiet hineinreichenden ÖPNV-Angeboten (differenziert nach Fahrgastzahl, Fahrausweisarten, Vermeidung der anderer Verkehrsunternehmen: Prämierung von Zwangskunden) Abstimmung mit anderen ■ Kundenzufriedenheit (vorhandenen) Angeboten

■ Marketing, Corporate Identity and Corporate Design Der Umgang mit vorhandenen, aus dem Umfang der Vergabe ausgeschlossenen ■ Vertrieb und Verkauf ÖPNV-Angeboten wird grundsätzlich als Wagnis des Anbieters definiert. Allerdings ist derzeit problematisch, dass eine Änderung * Für den untersuchten Fall wurde eine Liste zwingend notwendiger Merkmale der zum Zeitpunkt der Vergabe vorhandenen definiert. Diese Liste wurde für das Testgebiet Berlin-Spandau genauer ausge- sonstigen ÖPNV-Angebote sich während der führt. Dabei orientierte sich die Leistungsbeschreibung hinsichtlich der be- Vertragslaufzeit nicht ausschließen lässt. Der trieblich-verkehrlichen Merkmale an den Vorgaben des Nahverkehrsplans. Für Angaben zu Reisezeiten oder aus Gründen der Daseinsvorsorge gewünschte Aufgabenträger kann hier nur ebenfalls ein Ziele wie Schulen und Krankenhäuser war eine überschlägige Aufnahme und Mindestangebot als Rahmen vorgeben. Ver- Analyse der entsprechenden möglichen Vorgaben im Untersuchungsgebiet flechtungen mit den außerhalb liegenden selbst nötig. Auf die genauere Ausführung der finanziellen Elemente wurde Bereichen sind ebenfalls kaum funktional verzichtet, hier wurden lediglich die entsprechenden Grundsätze der Ausge- darzustellen. staltung angeführt. Angebote außerhalb des eigentlichen Vergabegebiets Generell sollten ÖPNV-Angebote nur inner- halb des Gebiets funktional beschrieben

12 Difu-Berichte 1/2006 werden. Im Falle einer Erschließung aus dem Ergebnisse Gebiet heraus nach außen sollten Linien Funktionale Leistungsbeschreibungen und dort konstruktiv vorgegeben werden, inner- erst recht Ausschreibungen sind für die Auf- halb des Gebietes dagegen funktional. Auf- gabenträger mit hohen Anforderungen ver- gabe des Aufgabenträgers ist es, durch ent- bunden. Daher ist ein umfangreiches Wissen sprechende Linienbündelung innerhalb des über Verkehr, Strukturen usw. erforderlich. Nahverkehrsplans diejenigen Linien vorzu- Das Bild der umfangreichen Merkmalkatalo- geben, die jeweils zu einem Vergabegebiet ge konstruktiver – im Gegensatz zu schlan- gehören. Aber auch Bereiche außerhalb sind ken funktionalen – Leistungsbeschreibungen zu bedienen und als konstruktiver Bestand- ist hinsichtlich des damit verbundenen Ar- teil einer funktionalen Vergabe zu beschrei- beitsaufwands irreführend. ben. Geeignet sind funktionale Ausschreibungen Bedienformen besonders für geschlossene Verkehrsräume, Funktionale Vorgaben für Bedarfsverkehre die als einzelnes Los vergeben werden kön- (z.B. Anrufbus) konnten nicht abschließend nen und geringe Anforderungen an die Inte- geklärt werden. Eine Möglichkeit wurde le- gration externen Verkehrs stellen. diglich in einer zeitlich bestimmten Option alternativer Bedienformen für Randbereiche Die hohen Integrationsanforderungen ver- gesehen. Generell muss derzeit aber schon dichteter, komplexer und vernetzter ÖPNV- aufgrund rechtlicher Erwägungen die Bedie- Systeme in Großstadträumen sind derzeit nungsform in der funktionalen Ausschrei- eher mit konstruktiven Ausschreibungen zu bung vorgegeben bzw. beschrieben werden. erfüllen. Wenn es gelingt, entscheidende In- tegrationsprobleme funktionaler Leistungs- Tarifintegration beschreibungen – wie beispielsweise bei Eine Integration in den Verbundtarif wird als konkurrierendem Parallelverkehr von ge- Vorgabe für unabdingbar gehalten. Neben bietsbezogenem und ausstrahlendem ÖPNV dieser Einbindung sollte aber die Möglich- oder Anschlusssicherheit bei Umsteigepunk- keit eines Inseltarifs eingeräumt werden, da- ten – zu lösen, ist aber auch eine weiterge- mit Unternehmen zusätzliche Handlungs- hende Entwicklungsperspektive von funktio- spielräume bekommen. In den Workshops nalen Ausschreibungsverfahren denkbar. wurde die Auffassung vertreten, dass eine funktionale Ausschreibung sogar einen Insel- Eine funktionale Ausschreibung ohne Vor- tarif voraussetze, damit das Verkehrsunter- festlegung der Bedienungsform ist an einen nehmen hinreichende Handlungsoptionen geschlossenen Verkehrsraum mit geringen habe. Im Fallbeispiel Berlin sind Inseltarife Anforderungen an die Integration externer zwar bislang nicht zulässig, aber die abwei- Verkehrsangebote gebunden. Weitergehende chenden Stadttarife für Potsdam-Branden- Anwendungen werden davon abhängen, wie burg, Cottbus und Frankfurt/Oder lassen zu- kontraproduktive Konkurrenzen unterschied- mindest eine Option für eine abweichende licher Betreiber und andere Fehlentwicklun- Tariflösung bei Sicherstellung der grundsätz- gen (bespielsweise mangelnde Bündelung lichen Integration in den Verbund sichtbar von bündelungsfähigem Verkehr) vermieden werden. Auch der hohe Binnenverkehrsan- werden können. teil im Untersuchungsgebiet lässt einen zu- sätzlichen Inseltarif akzeptabel erscheinen. Funktionale Leistungsbeschreibungen sind außerdem als Bestandteil von Betrauungsak- ten zu empfehlen. Hierbei kann wegen feh- lender Restriktionen des Vergabeverfahrens von größeren Freiheitsspielräumen ausge- gangen werden. Die besonderen Integra- tionsanforderungen von ÖPNV-Systemen in Großstädten lassen sich mit der Betrauung eines einzigen Verkehrsunternehmens umge- hen. Leistungs- und Qualitätsziele können besser aus dem Nahverkehrsplan abgeleitet und evaluiert werden. Weitere Informationen: Dipl.-Ing. Michael Lehmbrock Telefon: 030/39001-252 E-Mail: [email protected]

Bestellung: siehe Bestellschein

Difu-Berichte 1/2006 13 Zukunft von Stadt und Region Eine Publikationsreihe stellt die Projektergebnisse des Forschungsverbundes „Stadt 2030“ vor

Das Thema Zukunft ist von aktueller Rele- jekte und der Begleitforschung des Difu vor- vanz für Stadtentwicklung, Stadtforschung gelegt. Hierbei folgen die Bände I bis III den und Stadtgesellschaft. In den Feuilletons gro- thematischen Schwerpunkten des For- ßer Zeitungen, in Fachkreisen, in Politik und schungsverbundes „Integration“ (Band I), Wissenschaft wird intensiv diskutiert, vor „Regionalisierung“ (Band II) und „Identität“ welchen Herausforderungen die Gesellschaft (Band III). Ein zusätzlicher Band „Lokale De- in der Zukunft stehen wird, und darüber mokratie“ (Band IV) wurde ergänzt, da eine nachgedacht und geforscht, was wir über die Reihe von Projekten neben ihrer Grundthe- Zukunft wissen und wo Unsicherheiten und matik auch Vorstellungen und Konzepte zur Wissenslücken bestehen. Die Fokussierung Zukunft lokaler Demokratie entwickelt hatte. auf das Thema Zukunft ist eng verknüpft mit Die Bände I, III und IV werden im Folgenden der Steigerung von Komplexität in der globa- vorgestellt (die Bände I und II sind bereits er- lisierten Welt, mit schnellem Wandel und schienen; die Bände III und IV erscheinen im hierdurch verstärktem Steuerungs- sowie ersten Quartal 2006). Die Ergebnisse des Wissensbedarf. Eine besondere Rolle kommt Bandes II wurden bereits im Heft 4/2005 zu- dabei den Städten zu, denn vor allem dort sammengefasst (Difu-Berichte 4/2005). vollzieht sich ganz konkret ein tief greifen- der gesellschaftlicher und technologischer Zukunft von Stadt und Region (Band I): Wandel. In den Städten offenbaren sich die- Integration und Ausgrenzung in der se Auswirkungen des Wandels am deutlich- Stadtgesellschaft sten. Ein qualitativ neuer Handlungs- und Etwa ein Drittel der beteiligten Projekte war Veränderungsdruck entsteht, wenn Bevölke- dem thematischen Schwerpunkt Integration rungsverlust, Alterung der Gesellschaft und zuzuordnen, da diese mit ihren Zukunfts- wirtschaftlicher Strukturbruch zusammen- konzepten und Leitbildern eine Antwort auf treffen. Hier sind bereits heute die Konse- künftig wachsende Integrationsprobleme der quenzen zu ahnen, die sich aus demographi- modernen Stadt und Stadtgesellschaft su- schem Wandel, technologischer Entwick- chen. Angesichts zunehmender sozialer Un- lung, Internationalisierung, wachsender lo- gleichheiten und einer wachsenden Hetero- kaler Verflechtung und Städtekonkurrenz er- genität der Stadtgesellschaft zeichnet hierbei geben. die Mehrheit der Projekte das Bild einer segregierten, zuweilen unsozialen, unsolida- Diese Veränderungen erfordern neue Ant- rischen und ungerechten Stadt. worten auf grundlegende Fragen, die bei- spielsweise die Stadtorganisation und deren Gemeinsam ist allen Beiträgen, dass sie die politische Legitimation sowie Identität und Frage zu beantworten suchen, auf welcher Integrationsleistung von Städten betreffen. Ebene Kommunen ansetzen müssen, um ihre Gefordert sind neue Lösungsideen, die eine Integrationsleistung und -kraft bestmöglich dauerhafte Balance zwischen kurzfristig zu zu entfalten. Wege und Möglichkeiten, Vi- bewältigenden Tagesanforderungen und der sionen und Konzepte werden ausgelotet, das notwendigen Beachtung langfristiger Ent- verfassungsrechtlich verankerte Gut der wicklungen gestatten. „gleichwertigen Lebensverhältnisse“ zu ge- währleisten. Dabei wird in den Konzepten Mit dem Forschungsverbund „Stadt 2030“ vor allem darauf gesetzt, benachteiligte wurde im Jahr 2000 vom Bundesministerium Gruppen zu befähigen und zu unterstützen, für Bildung und Forschung (BMBF) eine For- ihre Rechte zu nutzen. Ein anderer Weg be- schungsinitiative ins Leben gerufen, die da- steht in der Stärkung bürgerschaftlichen En- rauf zielt, Stadtforschung und Stadtpolitik gagements. Dieses soll dazu beitragen, das über unmittelbare Tagesprobleme hinaus zur Solidaritäts- und Integrationsdefizit der Entwicklung langfristiger Perspektiven und Stadt(-gesellschaft) durch den Einsatz sozia- Problemlösungen anzuregen. Gefördert wur- len Kapitals – und damit durch die Befähi- den 21 Projekte, an denen 33 Städte beteiligt gung, eigene Ressourcen zu mobilisieren – waren, wissenschaftlich begleitet vom Deut- auszugleichen. schen Institut für Urbanistik (Difu). In seinem einleitenden Essay „Integration Mit der Publikationsreihe „Zukunft von Stadt und Urbanität – eine problematisch gewor- und Region“ werden die Ergebnisse der Pro- dene Beziehung“ erörtert Hartmut Häußer-

14 Difu-Berichte 1/2006 mann Integrationsprobleme moderner Ge- sellschaften. Der Autor macht deutlich, dass in wissenschaftlichen Diskursen und in der Stadtpolitik oft Unterschiedliches gemeint ist, wenn von Integration die Rede ist. Pro- blembeschreibung und Handlungsanforde- rungen unterscheiden sich grundsätzlich je nachdem, ob es um die Integration bestimm- ter Gruppen „in die“ Gesellschaft – und da- mit die Reaktion auf ein gruppenbezogenes Integrationsproblem – geht oder um die Inte- gration „der“ Gesellschaft als solcher, also den Zusammenhalt und die Stabilität der Gesellschaft.

Im Beitrag „StadtRegion Stuttgart 2030 – In- tegration in einer segregierten Stadtregion“ von Susanne Albrecht und Richard Reschl wird die Herausforderung kommunaler Inte- grationspolitik in der wirtschaftlich dynami- schen Stadtregion Stuttgart diskutiert. Kom- munale Integrationspolitik, so das Autoren- team, muss Konzepte entwickeln, die Zu- wanderung akzeptieren und unterstützen und partizipative Ansätze enthalten. Dies wird als schwierige Aufgabe charakterisiert, da die mentale Bereitschaft, sich auf der kommunalen Ebene auf eine verstärkte Zu- wanderung einzulassen, kritisch einge- schätzt wird.

Für Esslingen untersuchen Dorothee Bau- mann und andere in ihrem Beitrag „Leitbil- der und Konzepte zur Integration von Mi- granten“ die Voraussetzungen und Möglich- keiten partizipativer Leitbildentwicklung in einem benachteiligten Stadtteil. Die Bewoh- nerschaft des Stadtteils wünscht ein gutes Zusammenleben unterschiedlicher ethni- scher Gruppen und zeichnet das Bild eines ethnisch vielfältigen Stadtteils. Dieses Wunschszenario setzt voraus, dass insbeson- dere die Zuwanderer sozial und strukturell lererst über die Qualifizierung der Versor- Foto: Wolf-Christian Strauss besser integriert sind, als dies bislang der gungsleistungen gewährleisten soll. Der Bei- Fall ist. Damit dies gelingt, so die zentrale trag für Leipzig nähert sich der Stadt, ähnlich Forderung, müsse die Stadt geeignete Rah- wie jene für Saarbrücken und Esslingen, mit menbedingungen schaffen. einem genauen Blick auf räumliche Diffe- renzierungen und Unterschiede. Der Auch der Beitrag aus Saarbrücken von Bern- Schwerpunkt des ersten Teils, verfasst von hard Faller und anderen, „Stadtteilentwick- Ulrich Pfeiffer und Lucas Porsch, richtet sich lung als Baustein kommunaler Sozialpoli- auf die „Chancen und Risiken der Leipziger tik“, verortet das zentrale Integrationspro- Stadtentwicklung“ unter den Vorzeichen der blem in Stadtteilen, die von der gesamtstäd- demographischen Trends sowie auf die Fol- tischen Entwicklung längerfristig abgekop- gen für Infrastruktur und öffentliche Dienst- pelt sind. Erforderlich sei, so die Argumenta- leistungen. Der zweite Teil des Beitrags, von tion, eine neue dezentralisierte Sozialpolitik. Marta Doehler-Behzadi ausgearbeitet, wid- Deren Ziel: die Sicherstellung gleichwertiger met sich dem Thema „Die schrumpfende Lebensbedingungen. und perforierte Stadt“.

Die Beiträge aus und für Stuttgart, Esslingen In den folgenden Beiträgen aus München, und Saarbrücken sind Ausdruck der Suche Bremen und Dietzenbach werden Perspekti- nach neuen Wegen einer Kommunalpolitik, ven der Bürgergesellschaft diskutiert. Ange- die soziale Teilhabe nicht allein, aber zual- sichts massiver Krisen der modernen Gesell-

Difu-Berichte 1/2006 15 Stadt Dietzenbach hervor. Die Autoren be- zeichnen alle Versuche der baulichen und sozialen Integration Dietzenbachs als unge- eignet, sind sie doch Ansätze, die sich an dem Bild von einem städtischen Ganzen orientieren, das es nicht gibt und auch nicht mehr geben wird. Vor diesem Hintergrund wird ein neuer Planungsansatz für die Innen- entwicklung der Stadt konzipiert und experi- mentell erprobt. Ankerpunkte sind Eigenini- tiative und Partizipation der Bewohnerschaft. Im Ergebnis zeigen sich Voraussetzungen und Chancen von bürgerschaftlichem Enga- gement in einer individualisierten und multi- ethnischen Gesellschaft.

Im letzten Beitrag diskutiert und kommen- tiert Bettina Reimann in „Perspektiven der Stadtgesellschaft: Partizipation, Integration und Ausgrenzung“ die unterschiedlichen Zu- Foto: Wolf-Christian Strauss schaft wird – stärker als in den anderen Bei- gänge und Konzepte der Projekte. trägen – für eine Förderung und Nutzung zi- vil- und bürgergesellschaftlicher Ressourcen Zukunft von Stadt und Region (Band III): plädiert. Dimensionen städtischer Identität Sieben Projekte im Forschungsverbund Für München greifen Detlev Sträter und an- „Stadt 2030“ zählen zum Schwerpunkt dere in ihrem Beitrag „Solidarische Bürger- „Identität“. In diesen Projekten dominierten gesellschaft München 2030: Urbane Ge- Fragen und Probleme der Stadtkultur, der je- meinschaftlichkeit als Alternative zur Ellen- weiligen Stadttradition, des Selbstverständ- bogengesellschaft?“ das Problem auf, dass nisses einer Stadt und ihrer Bevölkerung. die wirtschaftliche Dynamik Münchens so- Während es anfangs eher überraschte, dass ziale Disparitäten verschärft und den Fortbe- sich eine so große Gruppe von Projekten ex- stand der Stadtgesellschaft als Solidarge- plizit mit Identitäts- und Stadtkulturproble- meinschaft unterminiert. Dieser Krise soll men befassen wollte, wurde doch im Verlauf dadurch begegnet werden, dass Betroffene der Arbeit im Forschungsverbund sehr bald zu Mit-Akteuren und Mit-Produzenten bei die Plausibilität dieses Zugang deutlich. der Schaffung sozialer Güter und Dienste Auch auf kommunaler, auf städtischer Ebe- werden. Hierfür muss, so die Schlussfolge- ne, also auf der mehr oder weniger klar be- rung des Autorenteams, die Kommune Gele- stimmter Kollektive scheint sich das zu be- genheiten zum bürgerschaftlichen Engage- stätigen, was von individuellen Identitätsfra- ment eröffnen. gen des Einzelnen bekannt ist. Je intensiver ein Wandel, je gravierender die Veränderung Der Beitrag für Bremen von Ulrich Mücken- in der Umwelt, um so größer die Verunsiche- berger und Günter Warsewa, „Zeitgerechtig- rungen, die dann zu einer Neuanpassung, zu keit als Lebensqualität“, sieht für die Hanse- einer Neuausrichtung auf diese veränderte stadt eine positive Zukunftsperspektive mit Umwelt führen. Auffällig ist, dass gegenüber Bezug auf bürgerschaftliche Ressourcen. Die den anderen thematischen Schwerpunktbän- Autoren entwickeln mit ihrem Plädoyer für den des Forschungsverbunds „Stadt 2030“ Zeitgerechtigkeit als Bürgerrecht eine neue mehr Projekte aus den neuen Bundesländern sozialpolitische Kategorie. Auf stadtgesell- und mehr Städte, die das Thema Stadt- schaftlicher Ebene beschreiben sie „Patch- schrumpfung bearbeiten, vertreten sind. work“-Familien, Nachbarschaften und mi- lieuspezifische Unterstützungsnetzwerke als Alle drei Projekte aus den neuen Bundeslän- neue Formen der Gemeinschaftlichkeit, die dern – „Beeskow“, „Eisenhüttenstadt“, „Gu- eine andere Zeitpolitik erfordern, als sie in ben/Gubin“ – sind mit einem derartigen der individualisierten Gesellschaft angemes- Wandel, der das Mark dieser Städte berührt, sen ist. konfrontiert. Alle drei Städte, wenn man das Projekt Guben/Gubin hier einmal nur auf Der Beitrag für Dietzenbach von Claudia Be- die Stadt Guben bezieht, verlieren Einwoh- cker und anderen, „Dietzenbach 2030 – ein ner, ohne dass ein Ende der Schrumpfung neuer Planungsansatz für die Innenentwick- klar abzusehen wäre. Und alle drei Städte lung der Stadt“, hebt die räumliche Frag- durchlaufen einen Umbruch ihrer ökonomi- mentierung und soziale Segregation der schen Basis, der eine Neuorientierung erfor-

16 Difu-Berichte 1/2006 dert. So versucht die Stadt Beeskow sich auf gladbach von einem solchen Wandel betrof- die Qualitäten eines kleinen Landstädtchens fen, wie es im Beitrag des Autorenteams in reizvoller landschaftlicher Lage zu besin- Christoph Hagen, Annette Schwalm und Tor- nen, um eventuell in einem ökologischen, sten Stamm „Gesamtstädtische Identität und umweltfreundlichen, nahräumlichen Tou- ihre Bedeutung für zukünftige Handlungsfä- rismus und als Wohnort für Pendler eine higkeit in Mönchengladbach“ dargelegt neue Grundlage zu finden. Durch einen wird. In Zeiten des Wachstums und der zu- Rückgriff auf Zeiten vor dem Zweiten Welt- mindest hinreichenden kommunalen Bud- krieg soll diese Identität des gleichermaßen gets konnten die drei Ortsteile der Stadt, Traditionellen wie Modernen „erfunden“ ehemalige selbstständige Ortschaften, die werden, wie es Ulf Matthiesen in seinem durch Gebietsreform zur Stadt Mönchen- Beitrag „Von der wiedergefundenen Identität gladbach verbunden werden, alle mit einer einer Kleinstadt im ländlichen Raum Ost- kompletten Infrastrukturausstattung versehen deutschlands – identitätspolitische und iden- werden, einschließlich zentraler Einrichtun- titätstheoretische Anmerkungen zum Projekt gen in jedem Ortsteil, um deren Tradition als Beeskow“ darlegt. Für Eisenhüttenstadt sucht autonome Gemeinden gerecht zu werden. das Autorenteam Christoph Haller, Kerstin Unter neuen Knappheits- und Schrump- Jahnke und Gerald Leue im Beitrag „Annä- fungsbedingungen ist diese „Üppigkeit“ herung an Identität und Image einer Stadt im nicht mehr durchzuhalten. Vor allem zentra- Wandel“ zwei Seiten der Stadt miteinander le Einrichtungen müssen in einem Zentrum in Beziehung zu setzen: die traditionelle In- konzentriert werden. Aus der Sicht der je- dustrieproduktion und ihre Lebensformen weils anderen muss das als Ungleichheit einerseits und die neue Entwicklung hin zu und Ungerechtigkeit, als unbegründete einer Dienstleistungsgesellschaft anderer- Übervorteilung wahrgenommen werden, seits. Dabei wird die Schwierigkeit des Iden- wenn es nicht gelingt – und das ist der An- titätsverlustes aufgezeigt. Die Suche nach ei- satz des Projekts – eine „gemeinsame“, eine nem neuen Leitbild der einstigen „Wohn- Mönchengladbacher Identität herzustellen, stadt am Stahlwerk“ gestaltet sich schwierig. in die alle Ortsteile so eingebunden sind.

Die Stadt Guben hat nicht nur im Zuge des Auch das Projekt der Stadt Kiel verfolgt ei- Zusammenbruchs der DDR ihre gesamte nen Mentalitätswandel. Das Kieler Projekt ökonomische Basis – in der Textilindustrie – sieht die Zukunft Kiels zunehmend in wis- verloren, sie wurde darüber hinaus im Zwei- senschaftlichen, touristischen und medizini- ten Weltkrieg fast komplett zerstört und ist schen Dienstleistungen „rund um das Was- seitdem auf der Suche nach ihrem Zentrum. ser“, weniger in dessen industrieller und lo- Unternommen wird der schwierige Versuch, gistischer Nutzung. Ein solcher Wandel der das alte Zentrum aus der Verbindung und Stadt zum norddeutschen Wissenschafts-, Kooperation mit dem polnischen Gubin wie- Gesundheits- und Tourismuszentrum könne der zu finden. Das auch diese Rückbesin- aber nur erreicht werden, wenn das Wasser nung auf eine Stadtgeschichte nur aus einem der Kieler Förde aus seiner ausschließlich möglichst breiten Konsens der Stadtbevölke- oder doch ganz überwiegend industriellen rung gelingen kann, dass darüber hinaus ei- Nutzung befreit und als wieder gewonnene ne Anerkennung dieser Kooperationsnot- Erlebnisqualität in die Stadt re-integriert wer- wendigkeit mit der polnischen Seite unab- de. Nur in zeitlich weiter Vorausschau, im dingbar ist, verleiht dem Projekt seine Bri- Konsens und mit langem Atem ließe sich ei- sanz und Aktualität als ein „europäisches ne solche Planung durchhalten, wie es Projekt“ über die Geschicke dieser beiden Hans-Jürgen Behnke und Michael Melzer in Städte hinaus. Dies stellt das Autorenteam ihrem Beitrag „Auf zu neuen Ufern– Hin zu Olaf Kube, Heinz Nagler und Frank Schwart- einer neuen Identität?“ anschaulich darle- ze in seinem Beitrag „Stadt-Raum-Identität. gen. Städtische Neuorientierung in der deutsch- polnischen Doppelstadt Guben-Gubin“ an- Als Stadt, in der sich ein derartiger Bruch in schaulich dar. manifester Weise vollzieht, untersucht das Projekt Günzburg die Konsequenzen der Auch wenn der demographische und ökono- Standortentscheidungen eines international mische Wandel die westdeutschen Städte – tätigen Spielwaren- und Freizeitparkkon- noch – nicht in der gleichen Härte erfasst hat zerns, in der unmittelbaren Nachbarschaft wie die der neuen Bundesländer, stehen sie der Stadt Günzburg einen Freizeitpark zu er- dennoch vor ähnlichen Zukunftsproblemen, richten, der an einem Tag mehr Besucher an- die zu Herausforderungen für ein als selbst- ziehen soll, als die Stadt Günzburg Einwoh- verständlich geltendes Selbstverständnis ner aufweist. Und die Befunde sind höchst zum Identitätsproblem werden können. In überraschend, wie das Autorenteam Daniel sehr typischer Weise ist die Stadt Mönchen- P. Meister, Hans Prinzing und Matthias Holz

Difu-Berichte 1/2006 17 in seinem Beitrag „Günzburg oder Legoburg Diese sollen zum einen benachteiligten Be- – Chancen und Risiken eines Identitätspro- völkerungsgruppen eine größere Mitsprache zesses“ herausstellt. Die Stadt Günzburg und in der Kommunalpolitik sichern und zum an- der Freizeitpark scheinen sich darauf einzu- deren relevante Akteure durch den Aufbau stellen, nebeneinander zu existieren, wohin- neuer Akteursnetze enger in den politischen gegen das weiter entfernte Ulm in einen sti- Prozess einbinden. Darüber hinaus knüpfen mulierenden Einfluss aus dem Freizeitpark die Überlegungen an den ebenfalls zuneh- geraten könnte, vorausgesetzt eine weitsich- mend konstatierten Steuerungsverlust des tige Regionalpolitik nutzt diese Chancen Staates an und werfen Fragen nach den Ak- und Möglichkeiten. Anregungen für eine sol- teuren, Zeitpunkten und Inhalten möglicher che Kooperation von moderner Dienstleis- Einflussnahme auf politische Entscheidungen tung und Region zu geben, ist Ziel des Pro- auf. jekts. An diese Überlegungen knüpfte ein Großteil Den Ansatz einer stadtkulturellen Identitäts- der am Forschungsverbund „Stadt 2030“ be- politik verfolgt das Projekt „Erlangen”. Die teiligten Städteprojekte an. Quer zu den drei Autoren Andreas Schröer und Dieter Ross- thematischen Schwerpunkten Integration, meissl gehen in ihrem Beitrag „Gesundheits- Regionalisierung und Identität bearbeiteten stadt Erlangen: Öffentliche Lernprozesse in sie Fragen und Problemstellungen zur Zu- einer zukunftsorientierten Stadt“ davon aus, kunft lokaler Demokratie. Erkennbar wurde, dass die Stärken der Stadt im Gesundheits- dass die politische Institution Stadt sowohl wesen liegen. Auf dieser Basis entsteht das in ihren territorialen Grenzen, als auch in ih- kommunalpolitische Ziel, Erlangen zur „Ge- rer ausschließlichen Fundierung auf dem re- sundheitshauptstadt Deutschlands“ zu ent- präsentativen Mandat als nicht mehr hinrei- wickeln. Um dieses Image in der Stadt zu chend handlungsfähige politische Einheit ge- verankern und zu einer Identität zu ent- sehen wird. Dieses Manko führte in den wickeln, werden gesundheitspädagogische Städteprojekten zur Suche nach „direkten“ Programme geschaffen, die sich vorrangig an Beteiligungsformen als Ergänzungen zur re- Bevölkerungsgruppen wenden, die traditio- präsentativen Demokratie. Gleichzeitig wur- nell einem ausgeprägten Gesundheitsbe- den neue kommunale und regionale Bünd- wusstsein eher fern stehen. Über ein imagi- nisse und Kooperationsformen thematisiert näres, nur medial bestehendes „Haus für Zu- und realisiert. In den Projektansätzen wurde kunft“ sollen darüber hinaus öffentliche Dis- Bezug genommen auf die Prozessdimensio- kurse zum Gesundheitswesen aber auch zu nen von Politik und ihre institutionellen Re- anderen Fragen der Kommunalpolitik ange- geln, die Prozesse bzw. Kooperation steuern regt werden. und spezifische Strukturmuster von Interor- ganisations- und Akteursbeziehungen auf- In einem abschließenden Kommentar aus weisen. Dieser Auseinandersetzung mit den Sicht der Begleitforschung zieht Albrecht Chancen lokaler Demokratie widmet sich Göschel vor dem Hintergrund der Projekter- der vierte Band der Beiträge zum For- gebnisse zum Themenfeld Identität ein Resü- schungsverbund „Stadt 2030“. mee. Einen allgemeinen Kommentar zum Themenfeld Identität stellt Sigurd Trommer In seinem einleitenden Essay „Lokale Demo- den Beiträgen des Bandes voran. kratie – zur aktuellen Lage“ greift Heinrich Mäding aktuelle Diskussionen zur Krise und Zukunft von Stadt und Region (Band IV): zukünftigen Rolle der Kommunalpolitik auf, Chancen lokaler Demokratie um mögliche Entwicklungen repräsentativer Sowohl formalisierte Partizipation als auch Demokratie auf der lokalen Ebene zu skiz- Formen repräsentativer Demokratie werden zieren. Anknüpfend an eine auch in Zukunft zunehmend als unzureichend empfunden, ungebrochene Bedeutung der Kommunen um dem Anspruch bürgernaher, lokaler Poli- als Ort und Schule lokaler Demokratie stützt tik gerecht zu werden. Wenngleich die loka- er seine Überlegungen einerseits auf aktuel- le Ebene nach wie vor als der zentrale Ort le Veränderungen im lokalen politisch-admi- für bürgerschaftliches Engagement sowie die nistrativen System und andererseits auf die Einbindung und Aktivierung der Bürger gilt, Identifizierung unterschiedlicher Bürgerrol- wird sie mit Blick in die Zukunft als Ort de- len. mokratischer Sozialisation, der Stärkung des Gemeinsinns und als Plattform zur Bekämp- In ihrem Beitrag „Bürgerbeteiligung 2030: fung der „Politikverdrossenheit“ zunehmend Strategien für einen benachteiligten Stadt- in Zweifel gezogen bzw. kritisch hinterfragt. teil“ diskutieren Sylvia Greiffenhagen, Katja Ohne die formalisierten Verfahren der Wil- Neller und Isabell Thaidigsmann die Voraus- lensbildung ersetzen zu wollen, wird des- setzungen, Chancen und Probleme von Bür- halb verstärkt nach Ergänzungen gesucht. gerbeteiligung in einem Esslinger Stadtteil.

18 Difu-Berichte 1/2006 Ziel des Esslinger Projekts ist es, ein Leitbild patorischen Elementen. Kritisch setzen sich Weitere Informationen: für eine zukunftsfähige Demokratie im Stadt- die Autoren mit den Gründen für den gegen- Dr. rer. pol. Stephanie Bock teil mit jenen Bewohnern zu entwickeln, die wärtig allerorten zu vernehmenden Ruf nach Telefon: 030/39001-189 es meist nicht gewohnt sind, ihre Interessen Bürgerbeteiligung auseinander und stellen E-Mail: [email protected] zu artikulieren und durchzusetzen: Zuwan- am konkreten Beispiel dar, dass im Erlanger derer sowie sozial und ökonomisch benach- Projekt, aber nicht nur dort, die notwendige Dr. rer. soc. Bettina Reimann teiligte Bevölkerungsgruppen. Die neue Bür- politische Rahmung fehlt. Partizipation ist Telefon: 030/39001-191 gerrolle wird nicht selbstverständlich und nach Darstellung und Einschätzung der Au- E-Mail: [email protected] voraussetzungslos angenommen. Viele Be- toren daher vielerorts eine symbolische In- wohner sehen sich nicht als „Dritter Akteur“ szenierung; Gestaltungsfreiräume und -mög- Bestellung: im kommunalen Kräftedreieck des Modells lichkeiten werden den Bürgern nicht einge- VS Verlag für Sozialwissen- der Bürgerkommune, sondern erwarten räumt. Vielmehr diene die Öffentlichkeitsbe- schaften kompensatorische städtische und staatliche teiligung bzw. Partizipation der Legitimation Abraham-Lincoln-Str. 46 Leistungen, um soziale und stadträumliche einer Imagepolitik. 65189 Wiesbaden Benachteiligungen auszugleichen. Telefon: +49 (0) 611/7878-0 Katja Friedrich und andere diskutieren in Telefax: +49(0) 611/7878-400 Auch Stefan Böhm-Ott und andere richten in dem Beitrag „Görlitz/Zgorzelec: Szenarien- http://www.vs-verlag.de/ ihrem Beitrag „Bürgerschaftliche Interessen geleitete Strategie- und Leitbildentwicklung als zentrale Ressource kommunaler Selbst- in einer Zwei-Nationen-Stadt“ die besonde- verwaltung“ ihr Hauptaugenmerk auf die Ak- ren Rahmenbedingungen einer interkommu- tivierung bislang eher beteiligungsferner Be- nalen grenzüberschreitenden Kooperation völkerungsgruppen, formulieren gleichzeitig an der deutsch-polnischen Grenze. Reflek- jedoch eine große Skepsis gegenüber her- tiert werden die Erfahrungen mit dem Auf- kömmlichen, zielorientierten Planungen und bau deutsch-polnischer Akteursnetzwerke, bisherigen partizipativen Ansätzen. Mit Hilfe mit vertrauensbildenden Kommunikations- eines neuen Mediums der Kommunikation – prozessen sowie der Verstetigung dieser Ko- einer ästhetischen Setzung – gelingt es dem operation, die als wichtiger Ansatz für den experimentellen Projekt, der sozial unglei- kontinuierlichen Aufbau grenzüberschreiten- chen Verteilung von Mitwirkungschancen der Politikstrukturen und den gemeinsamen entgegenzuwirken. Dass dies notwendig ist, Leitbildprozess gewertet werden. wird im Beitrag unmissverständlich betont: Die Bürgerschaft müsse von ihrer Gewohn- Mit dem Politikfeld der Zeitpolitik entwirft heit, ihre Bedürfnisse durch andere erfüllen Ulrich Mückenberger in seinem Beitrag zu lassen, Abstand nehmen. „Neue lokale Governance und Recht auf ei- gene Zeit“ ein neues Handlungsfeld auf Im Stuttgarter Beitrag „Soziale Stadtentwick- kommunaler Ebene und diskutiert die Kate- Foto: Wolf-Christian Strauss lungsperspektiven und teilräumliche Szena- gorie des Zeitwohlstands sowie das Recht rien – Neue Medien als Instrumente der Par- auf Zeit als Bestandteile einer demokrati- tizipation“ von Helmut Bott, Axel Fricke und schen Zeitpolitik. Eine Voraussetzung für Johann Jessen wird ebenfalls ein methodi- diese lokale Zeitpolitik sind veränderte Ak- scher Ansatz entwickelt und bewertet, der teurskonstellationen, das heißt eine neue darauf zielt, partizipative Prozesse zur Stadt- Form lokaler Governance, die im Rahmen entwicklung und deren Perspektiven auszu- des Bremer Projekts in so genannten Zeit- lösen. Als Instrument werden hierfür neue pakten erprobt wurden. Medien, als Methode die Szenarienentwick- lung gewählt. Beide werden aufgrund ihrer Im letzten Beitrag „Zur Zukunft lokaler De- besonderen Kommunikationsfunktionen als mokratie in der Stadt 2030: Zwischen kom- geeignet bewertet, auch beteiligungsferne munaler Bürgergesellschaft und exklusiven Bevölkerungsgruppen einzubinden. Hervor- Governance-Netzwerken“ diskutieren und gehoben wird, wie schwierig es ist, die Er- kommentieren Stephanie Bock und Bettina gebnisse dieser Beteiligung, Ideen, Leitbilder Reimann die unterschiedlichen Zugänge und und Vorschläge, in die Politik zu kommuni- Konzepte der Projekte. zieren und einzubringen.

In dem Beitrag „Integration durch Öffentlich- keitsbeteiligung? Ergebnisse einer Studie zum Projekt Erlangen 2030“ bewerten Ul- rich Wenzel und Jan Weyand die partizipa- torische Leitbildentwicklung kritisch. Die Kritik richtet sich jedoch nicht – wie im Diet- zenbacher Projekt – primär auf die Heraus- forderung, ein Leitbild zu entwickeln, son- dern auf die Kopplung desselben mit partizi-

Difu-Berichte 1/2006 19 Kommunales Handeln für Umwelt und Gesundheit – Gute-Praxis-Beispiele

Im Themenfeld „Umwelt und Gesundheit“ auf die Zusammenhänge zwischen Umwelt haben in den letzten Jahren vor allem Ge- und Gesundheit sowohl für Umwelt- und sundheitsvorsorge und Gesundheitsförde- Gesundheitsakteure – innerhalb und außer- rung an Bedeutung gewonnen. Dabei sind halb der Verwaltung – als auch für die Kom- neben Initiativen und Aktivitäten des Bundes munalpolitik sowie die Bürger erforderlich. und der Länder auch Maßnahmen der Städ- Dabei favorisieren die meisten Vor-Ort-Ak- te, Gemeinden und Kreise von Bedeutung. teure Informationen und Arbeitshilfen in Besonders auf lokaler Ebene zeichnet sich Form von Gute-Praxis-Beispielen gegenüber Handlungsbedarf bei der Entwicklung nach- grundlagenorientierten Handbüchern. haltig gesundheitsverträglicher Umweltver- hältnisse ab. Die aktuelle Diskussion um die Ziel des zweiten Projektabschnitts war es da- Reduzierung der Feinstaubbelastung in den her, für das kommunale Handeln eine dem Kommunen ist hierfür nur ein Beispiel. Informationsbedarf der Vor-Ort-Akteure ent- Lärm-, Strahlen- und Trinkwasserschutz, um- sprechende pragmatische Arbeitshilfe mit weltschonende und gesundheitsfördernde Gute-Praxis-Beispielen sowie mit Anregun- Mobilität sowie die Schaffung eines gesun- gen, Hilfestellungen und Kontakten für das den Wohnumfelds, ausreichender Erho- Themenfeld „Umwelt und Gesundheit“ zu lungsflächen und von Spiel- und Bewe- erstellen und somit auf der kommunalen gungsräumen sind weitere wichtige Hand- Ebene Anreize für weitere Initiativen im All- lungsfelder kommunalen Handelns für Um- tagshandeln zu schaffen. Insbesondere Zu- Weitere Informationen welt und Gesundheit. sammenhänge zwischen Umwelt und Ge- zum Forschungsprojekt sundheit, konkrete Kooperationen zwischen Vor allem die gesundheitlichen Auswirkun- Umwelt- und Gesundheitsakteuren sowie Deutsches Institut für Urbanistik gen aus Umweltveränderungen erfordern die Umsetzungsebene stehen dabei im Dipl.-Ing. Christa Böhme auch auf der kommunalen Ebene eine inten- Mittelpunkt. Zugleich wird versucht, Mehr- Telefon: 030/39001-291 sive Zusammenarbeit der Bereiche Umwelt wert, Nutzen und Vorteile der Projekte für E-Mail: [email protected] und Gesundheit. Eine bewusste und syste- die unterschiedlichen Beteiligten im Sinne matische Verbindung von Umwelt und Ge- von „Win-win-Situationen“ als Hauptprinzip Expertise sundheit ist aber vielerorts noch nicht aus- erfolgreicher Kooperation aufzuzeigen. reichend gelungen. Dies zeigen die Ergeb- http://edoc.difu.de/orlis/ DF9853.pdf nisse der Expertise, die in dem vom Umwelt- Die Gute-Praxis-Beispiele illustrieren be- www.apug.de/lokales/ bundesamt (UBA) und Bundesumweltminis- währte Lösungsansätze nachvollziehbar und agenda21-handbuch.htm terium im Rahmen des Aktionsprogramms sollen sowohl zum „Nachmachen“ als auch Umwelt und Gesundheit (APUG) geförder- zu eigenen Ideen anregen. Dabei wird nicht ten Forschungsprojekt „Lokale Agenda 21 – darauf gezielt, dass die Gute-Praxis-Beispie- Gute-Praxis-Beispiele Umwelt und Gesundheit“ vom Difu gemein- le eins zu eins in anderen Kommunen umge- http://edoc.difu.de/orlis/ sam mit mehreren Kooperationspartnern im setzt werden. Dies wird aufgrund der indivi- DF10033.pdf. ersten Projektabschnitt erstellt wurde. Die duellen und heterogenen Ausgangsbedin- www.apug.de/lokales/ agenda21-handbuch.htm Expertise wurde als „UBA-Text 3/2006” so- gungen in den Kommunen meist nicht mög- wie als Online-Dokument auf der Difu-Ho- lich sein. Die Beispiele können aber Anre- mepage veröffentlicht. Kooperationspartner gungen für bedarfsgerechte sowie personal- Onlineportal sind agenda-transfer, Agentur für Nachhaltig- und finanzwirtschaftlich tragfähige Aktivitä- agenda-transfer keit GmbH; Hochschule Magdeburg-Sten- ten in der eigenen Kommune geben. Die M.A. Marcus Pierk dal, Fachbereich Sozial- und Gesundheits- Sammlung richtet sich an alle für die kom- Telefon: 0228/60461-32 E-Mail: pierk@agenda- wesen; Institut für Medizinsoziologie am munale Bearbeitung des Themenfeldes „Um- transfer.de Universitätsklinikum Eppendorf der Univer- welt und Gesundheit“ zuständigen Akteurs- Internet: www.la21-umwelt- sität Hamburg und das Landesinstitut für den gruppen. Hierzu zählen verwaltungsinterne gesundheit.de Öffentlichen Gesundheitsdienst NRW. Umwelt- und Gesundheitsakteure, Kommu- nalpolitik, Nichtregierungsorganisationen, Bezugadresse Um die Einbindung und Bearbeitung des Vereine, Selbsthilfegruppen, Bildungsein- UBA-Texte 3/2006 Themenfeldes „Umwelt und Gesundheit“ richtungen, Krankenkassen, Ärzteschaft so- Umweltbundesamt durch horizontale Vernetzung und Zu- wie Bürger. APUG-Geschäftsstelle sammenarbeit in den Kommunen zu fördern, PF 330022, 14195 Berlin sind insbesondere Informationen, Aufklä- Bei der Auswahl von für das Themenfeld E-Mail: [email protected] rung und Bewusstseinsbildung in Hinblick „Umwelt und Gesundheit“ relevanten Hand-

20 Difu-Berichte 1/2006 lungsfeldern wurde zwischen strategischen Gute-Praxis-Beispiel Schadstoffbelastung in Innenräumen und inhaltlichen Handlungsfeldern unter- im Handlungsfeld Heidelberg, Baden-Württemberg schieden. Auch wenn die Übergänge zwi- Luftqualität in Umwelt- und Gesundheitsschutz stehen im Mittelpunkt des schen diesen beiden Handlungsfeldtypen Innenräumen Heidelberger Untersuchungsprogramms „Schadstoffbelas- zum Teil fließend sind, wird mit dieser tung in Innenräumen“. In allen Kindertagesstätten und in 33 Unterteilung eine Akzentsetzung zugunsten von 36 Schulen der Stadt wurden im Rahmen des Pro- gramms Schadstoffuntersuchungen durchgeführt. Die strategisch-grundsätzlicher und damit kom- Untersuchungsergebnisse konnten für die Erstellung von plexerer Handlungsfelder einerseits und stär- Handlungsempfehlungen genutzt werden. Auf ihrer Basis ker auf Einzelthemen sowie Einzelmaßnah- wurden konkrete Maßnahmen ergriffen (z.B. bauliche Sanie- men und -projekte bezogene Handlungsfel- rungen oder der Austausch von Materialien), die dazu bei- der andererseits vorgenommen. Im Einzel- tragen, dass die Umweltbelastungen zurückgehen und die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen geschützt wird. nen werden folgende strategische und in- haltliche Handlungsfelder behandelt: Gute-Praxis-Beispiel Bus mit Füßen – Pilotprojekt für Mobilitäts- im Handlungsfeld management an Schulen ■ Strategische Handlungsfelder Umweltschonende und München, Bayern ● Entwicklung von Leitbildern und Zielen gesundheitsfördernde Aus England kommt die Idee des „Walking Bus“, die in ● Verträglichkeitsprüfungen bei kommu- Mobilität München aufgegriffen wurde, um den umweltfreundlichsten nalen Planungen und Vorhaben Bus, den „Bus mit Füßen“, zu schaffen und in den Straßen- verkehr zu schicken. Bereits an fünf Münchner Grundschu- ● Einbindung des Themenfeldes „Umwelt len „fahren“ die Kinder der ersten und zweiten Klassen in und Gesundheit“ in integrative Pro- Begleitung engagierter Eltern mit diesem Bus zur Schule. gramme Die Projektumsetzung wird vom Verein „Green City“ koordi- niert und vom Referat für Gesundheit und Umwelt der Lan- ● Berichterstattung deshauptstadt München gezielt gefördert. Die Kinder sollen ● Bildungs- und Beratungsarbeit nach einem halben Jahr selbstständig zu Fuß zur Schule ge- hen können. Die Devise lautet: Raus aus dem Auto und rein ● Öffentlichkeitsarbeit in den „Bus mit Füßen“!

■ Inhaltliche Handlungsfelder ● Reinhaltung der Außenluft Gute-Praxis-Beispiel Gesundheits- und Umwelttage im Handlungsfeld Rostock, Mecklenburg-Vorpommern ● Luftqualität in Innenräumen Öffentlichkeitsarbeit Die jährlichen Rostocker Umwelt- und Gesundheitstage ver- ● Strahlenschutz am Beispiel Mobilfunk folgen das ambitionierte Ziel, Gesundheits- und Umweltthe- men sowie die Leitbilder „Gesunde Stadt“ und „Lokale ● Lärmbekämpfung Agenda 21“ öffentlichkeitswirksam zu verknüpfen und das ● Gewässer-, Grundwasser- und Trink- Thema umweltbezogene Gesundheitsförderung der Bevöl- wasserschutz kerung nahe zu bringen. Auf einem Umwelt- und Gesund- heitsmarkt, der gleichsam den Auftakt für die Umwelt- und ● Bodenschutz, Abfallwirtschaft und Alt- Gesundheitstage bildet, präsentieren sich Selbsthilfegrup- lastenmanagement pen, Vereine, Krankenkassen und viele andere Akteure und ● Umweltschonende und gesundheits- bieten Beratung an. Die Veranstaltung mit ihren mannigfalti- fördernde Mobilität gen und öffentlichkeitswirksamen Programmbausteinen trägt dazu bei, Belange von Umwelt und Gesundheit öffent- ● Wohnumfeldverbesserung lich zu diskutieren und in eine nachhaltige Stadtentwicklung ● Umweltbezogene Spiel- und Bewe- zu integrieren. gungsförderung

Die Erstellung der einzelnen handlungsfeld- Finanzierung, zu Laufzeit sowie zu weiteren bezogenen Kapitel wurde nach einem ein- Informationen und Ansprechpartnern. Die heitlichen Gliederungsmuster vorgenom- kürzeren Beispieldarstellungen beschränken men: Die Darstellung der Handlungsfelder sich dagegen auf eine knappe Projektbe- umfasst jeweils eine knappe „theoretische“ schreibung sowie Angaben zu weiteren In- Einführung zur Ausgangslage, zur Relevanz formationen und Ansprechpartnern. des Handlungsfelds für das Themenfeld „Umwelt und Gesundheit“ sowie zu existie- Die „Gute-Praxis-Beispiele” sind in der Rei- renden kommunalen Strategien im Hand- he UBA-Texte veröffentlicht und stehen als lungsfeld. Hieran schließt sich die Darstel- Volltext im Internet zur Verfügung. Gleich- lung von drei bis vier ausgewählten Praxis- zeitig bilden sie den Grundstein für das von Beispielen an, von denen jeweils zwei aus- agenda-transfer betreute Online-Portal „Lo- führlich und ein bis zwei kürzer beschrieben kale Agenda 21 – Umwelt und Gesundheit“. sind. Die ausführliche Beispieldarstellung Das Portal bietet die Möglichkeit, weitere umfasst neben einer kurzen Zusammenfas- Gute-Praxis-Beispiele aus Kommunen aufzu- sung, einer Projektbeschreibung und einer nehmen. Hierfür sind Hinweise aus der kriterienbezogenen Gute-Praxis-Begründung kommunalen Praxis herzlich willkommen! auch Angaben zu Erfolgsfaktoren/Ratschlä- gen für Nachahmer, zu Projektträger und Be- teiligten, zu Zielgruppen, Projektkosten und

Difu-Berichte 1/2006 21 Brachflächenrecycling. Heraus- forderungen, Lösungen, Nutzen! Abschlussveröffentlichung im Rahmen der deutsch- amerikanischen Forschungskooperation

Weitere Informationen: Deutsch-amerikanische Forschungs- Dokumentation der deutsch-amerikani- Dipl.-Ing. agr. Thomas Preuß kooperation schen Abschlusskonferenz in Berlin Telefon: 030/39001-265 Das Bundesministerium für Bildung und For- Die am 18. und 19. April 2005 in Berlin E-Mail: [email protected] schung (BMBF) und die United States Envi- durchgeführte deutsch-amerikanische Ab- ronmental Protection Agency (US EPA) star- schlusskonferenz stand unter dem Thema Bestellung: teten 1990 eine bilaterale Zusammenarbeit „Brachflächenrecycling. Herausforderungen, siehe Bestellschein auf dem Gebiet der Altlastensanierung. Die Lösungen, Nutzen!“ Im Zentrum der Konfe- im Dezember 2005 abgeschlossene Phase III renz mit 150 Experten aus Deutschland und Eine kostenlose PDF-Vollver- der deutsch-amerikanischen Forschungsko- den USA standen die im Rahmen des For- sion der Start-Up-Arbeitshilfe operation stand unter der Überschrift „Nach- schungsvorhabens von einem internationa- kann per E-Mail angefordert haltige Ressourcenschonung – Flächenma- len Team aus Wissenschaftlern und Prakti- werden bei: nagement und Flächenrecycling – Sustain- kern erarbeiteten neuen Instrumente für ein [email protected] able Ressource Conservation – Land Ma- nachhaltiges Flächenrecycling. Darüber hi- Die Beta-Version von SMARTe nagement/Site Recycling“. Im Rahmen die- naus wurde ein Überblick über die während steht im Internet bereit: ser Zusammenarbeit fanden fünf bilaterale der dreijährigen Forschungskooperation be- www.smarte.org Workshops statt, die bereits dokumentiert handelten Themenschwerpunkte zum Flä- wurden. Im Frühjahr 2005 wurde eine vom chenrecycling gegeben. Difu organisierte deutsch-amerikanische Ab- schlusskonferenz in Berlin veranstaltet, de- Die Dokumentation, die umfangreiche über- ren Ergebnisse nun veröffentlicht werden. setzte Texte sowie englischsprachige Vor- tragsfolien umfasst, enthält Beiträge US- Die deutsch-amerikanische Ein wesentlicher Baustein des transatlanti- amerikanischer und deutscher Experten über Arbeitsgruppe vor dem Ernst- schen Lernprozesses war der Austausch von den Aufbau und die Inhalte der neuen Instru- Reuter-Haus in Berlin Wissen und Erfahrungen zwischen amerika- mente sowie über die Anforderungen an und Foto: Difu, 2005. nischen und deutschen Wissenschaftlern, die Lösungsansätze für ein nachhaltiges vor allem aber auch kommunalen Praktikern Brachflächenrecycling. im Hinblick auf geeignete Strategien und Instrumente des Flächenrecyclings. Brachflächenrecycling: Anforderungen und Lösungsansätze Sowohl in Deutschland als auch den USA wird die Revitalisierung von Brachflächen bereits seit geraumer Zeit von der Politik als wichtiges Handlungsfeld angesehen. Mit der Realisierung neuer Nutzungen auf alten Flä- chen können Umweltprobleme, städtebauli- che Missstände sowie wirtschaftliche und soziale Probleme gelöst werden. Eine zen- trale Rolle kommt in beiden Ländern hierbei Kommunen und privaten Akteuren zu, die über ein enormes Brachflächenpotenzial verfügen.

Um die zahlreichen Facetten der Praxis der Brachflächenrevitalisierung eingehender zu analysieren, wurden im Rahmen bilateraler Workshops die Themen „ökonomische Ins- trumente“, „Projektmanagement und Marke- tingstrategien“, „Risikomanagement und -kommunikation“, „soziale Aspekte des Flä- chenrecyclings“ sowie „nachhaltiges Flä- chenrecycling“ erörtert und dokumentiert. Die stets an konkreten Modellstandorten ge- spiegelten Erfahrungen wurden anlässlich der Abschlusskonferenz nochmals in ge-

22 Difu-Berichte 1/2006 straffter Form dargestellt und bilden den sind ein weiterer wesentlicher Baustein des Tipps zum Weiterlesen: ersten Schwerpunkt der neu erschienenen Start-Up-Plans, der damit für potenzielle In- ■ Preuß, Thomas/Barczewski, Abschlussveröffentlichung. vestoren und Geldgeber von Interesse sein Baldur/Schrenk, Volker/We- dürfte. Daher werden auch Möglichkeiten ber, Karolin (Hrsg.) (2005), Nachhaltige Wiedernutzung Neue Instrumente für ein nachhaltiges der Projektfinanzierung und das Manage- und Revitalisierung von Brachflächenrecycling ment möglicher finanzieller Risiken themati- Brachflächen. Dokumenta- Anknüpfend an die in fünf bilateralen the- siert. Weiterhin sind kulturelle und soziale tion des 5. deutsch-amerika- matischen Workshops ermittelten Erkennt- Aspekte der Brachflächenrevitalisierung nischen Workshops nisse und Praxiserfahrungen erarbeitete das Gegenstand des Plans, in welchem Aspekte „Sustainable Reuse and deutsch-amerikanische Forschungsteam der Denkmalpflege, der sozialen Stadterneu- Revitalization of Potentially neue Instrumente, die die Praxis des nach- erung bis hin zu Qualifizierungsmaßnahmen Contaminated Sites. New haltigen Brachflächenrecyclings unterstützen im Rahmen der Brachflächenrevitalisierung Directions, Tools and Con- und verbessern sollen: ausgeführt werden können. Eine eigens hier- cepts“ vom 15.-17.9.2004 in für erarbeitete Arbeitshilfe bündelt die St. Louis, Missouri, Berlin ■ Flächenrecycling-Arbeitshilfe und Start- (Difu-Materialien 10/2005). Up-Plan-Brachflächen für die Brachflä- Grundlagen für die Erarbeitung eines Start- Up-Plans. Eine kostenlose PDF-Vollversion ■ Preuß, Thomas/Barczewski, chenbearbeitung in der Bundesrepublik Baldur/Schrenk, Volker/ der Arbeitshilfe zur Erstellung von Start-up- Deutschland, Weber, Karolin (Hrsg.) Plänen kann beim Difu angefordert werden. ■ SMARTe für die US-amerikanische Praxis (2005), Soziale Aspekte des Die Erarbeitung von Start-Up-Plänen wird der Brachflächenrevitalisierung (SMART = Flächenrecyclings in den seit 2005 anhand verschiedener Flächenre- Sustainable Management Approaches and Städten. Dokumentation des cyclingprojekte getestet. 4. deutsch-amerikanischen Redevelopment Tools). Workshops „Soziale Aspekte Aufbau der Instrumente, Zielrichtung und Das US-amerikanische SMARTe ist ein inter- des Flächenrecyclings“ am erste praktische Erfahrungen bilden den netbasiertes Entscheidungsinstrument, das 17./18.6.2004 in Leipzig, Schwerpunkt der Abschlussveröffentlichung. den an der Flächenrevitalisierung beteiligten Berlin (Difu-Materialien Akteuren hilft, Szenarien einer künftigen 9/2005). Der Start-Up-Plan ist ein auf die konkrete Wiedernutzung zu entwickeln und zu prü- ■ Preuß, Thomas/Barczewski, Brachfläche zugeschnittener ganzheitlicher fen. SMARTe besteht aus mehreren Haupt- Baldur/Schrenk, Volker/We- Projekt- und Businessplan. Dieser konzen- komponenten. In einem ersten Schritt wur- ber, Karolin (Hrsg.) (2005), Flächenrecycling – Risikobe- triert sich auf diejenigen Daten zur Informa- den umfangreiche Informationen zum The- wertung und Risikokommu- tion, Kommunikation, Projektplanung und menbereich Flächenrecycling und Altlasten nikation, Dokumentation des Mittelakquise, die für die jeweilige Zielgrup- erfasst und strukturiert. So können mit Hilfe 3. deutsch-amerikanischen pe von vorrangiger Bedeutung sind. Die Er- der SMARTe-Ressource Online-Informatio- Workshops „Environmental stellung des Plans steht am Beginn der Reali- nen unter anderem über Revitalisierungsstra- Risk Assessment and Risk sierung eines Flächenrecycling-Projekts. Er tegien, zur Finanzierung des Flächenrecy- Communication“, Berlin bündelt in strukturierter Form verfügbare In- clings, über Sanierungsverfahren, zur Bür- (Difu-Materialien 2/2005). formationen aus Katastern und Informations- gerbeteiligung, über Haftungsfragen, zur Ri- ■ Tomerius, Stephan/ systemen, Betriebsunterlagen, Erkundungs- sikobewertung sowie über Best Practices im Barczewski, Baldur/Knob- daten, flächenbezogenen (in)formellen Pla- Flächenrecycling abgerufen werden. Ein in- loch, Judit/Preuß, Thomas/ nungen, Gutachten sowie Konzeptionen und tegriertes Tutorial erleichtert Nutzern die sys- Schrenk, Volker (Hrsg.) Programmen aus Stadtverwaltung und Kom- tematische Erschließung aller Informationen. (2004), Flächenrecycling – Projektmanagement und munalpolitik. Der Plan erläutert zu Beginn Im nächsten Schritt sollen bis zum Jahr 2007 Marketingstrategien, Doku- Visionen im Sinne der Entwicklung oder Ver- die im SMARTe gebündelten Informationen, mentation des 2. deutsch- mittlung von Leitbildern, die für Flächenre- die bereits jetzt ohne Analysesystem abruf- amerikanischen Workshops cyclingprojekte ausschlaggebend sein kön- bar sind, zu einem elektronisch gestützten „Auf dem Weg zu wirtschaft- nen. Auch werden planerische Aspekte be- Entscheidungsinstrument weiterentwickelt lichem Flächenrecycling – zogen auf wesentliche Verfahrensanforde- werden. Eine Beta-Version von SMARTe Projektmanagement und rungen zusammenfassend dargestellt. kann kostenlos genutzt werden (Open-Sour- Marketingstrategien“, Berlin ce-Software) und ist im Internet verfügbar. (Difu-Materialien 4/2004). Bei der Erstellung des Plans sind wichtige ■ Tomerius, Stephan/ Aspekte der Grundstücksaufbereitung und Beide Instrumente sollen die an Brachflä- Barczewski, Baldur/ sonstige umweltfachliche Sachverhalte sind chenprojekten beteiligten Akteure bei der Er- Knobloch, Judit/Preuß, zu beachten. Dabei ist zwischen Vorhaben arbeitung von Entwicklungsprojekten unter- Thomas/ Schrenk, Volker zu unterscheiden, die eine Altlastensanie- stützen und stellen die Wechselwirkungen (Hrsg.) (2003), Finanzierung von Flächenrecycling. För- rung im Sinne des Bundesbodenschutzgeset- zwischen planerischen, ökonomischen, so- derprogramme, öffentliche zes (BBodSchG) umfassen und den (zahlen- zialen und ökologischen Aspekten der und private Finanzierungs- mäßig überwiegenden) Projekten, in denen Brachflächenrevitalisierung dar. Die Instru- instrumente sowie Fallbei- Baugrund, Abbruchmaßnahmen und Abfälle mente richten sich an Grundstückseigentü- spiele aus den USA und zu potenziellen Mehrkosten führen können. mer, Sanierungspflichtige, Kommunen, Lan- Deutschland, Berlin (Difu- desverwaltungen, Anwohner und Betroffene, Materialien 8/2003). Die wirtschaftlichen Aspekte – hier insbe- Politiker, Investoren und Banken, Immobi- sondere Fragen der Markterkundung, der lienentwickler, Verbände sowie an Wissen- Bestellung: Vermarktung sowie der Kosten und Erlöse – schaft und Fachöffentlichkeit. www.difu.de/publikationen/ [email protected] Difu-Berichte 1/2006 23 Kommunale Unternehmen tragen rund fünfzig Prozent der kommunalen Investitionstätigkeit

Unternehmen zu beobachten, die zu mehr Kommunale Investitionen 2002 nach Rechtsform als 50 Prozent in kommunaler Hand sind. einschließlich kommunaler Unternehmen, Einrichtungen und Fonds sowie Deren Investitionen werden insbesondere kommunale Funktionen der Stadtstaaten (ohne Kreditgewerbe) durch privatrechtlich organisierte Unterneh- men (AG, GmbH) getätigt, danach folgen die Eigenbetriebe als öffentlich-rechtliche Orga- nisationsform. Hauptträger der Investitionen sind die Branchen Energie- und Wasserver- sorgung, ÖPNV, Wohnungsverwaltung, Krankenhauswesen sowie Abwasserbeseiti- gung.

Von 1992 bis 2004 sind die kommunalen Ausgaben für Sachinvestitionen in den Käm- mereihaushalten, also ohne kommunale Unternehmen, im Trend stark zurückgegan- gen. In den alten Bundesländern betrug der Rückgang preisbereinigt 40 Prozent, in den neuen Bundesländern sogar mehr als die Quelle: Statistisches Bundesamt und Difu Deutsches Institut für Urbanistik Hälfte. Auch für das Jahr 2005 zeichnet sich ein Rückgang der Investitionstätigkeit ab. In- zwischen ist das Investitionsvolumen so nie- Die Diskussion über kommunale Investitio- drig, dass es von den Abschreibungen auf nen konzentriert sich meist auf Baumaßnah- das Sachvermögen übertroffen wird, das men und Erwerb von Sachen, die über kom- heißt, die Kommunen verlieren an Bausubs- munale Kämmereihaushalte durchgeführt tanz. Auch im Vergleich der EU 15-Staaten werden. Neue Auswertungen der Statistik liegt die Höhe der Investitionen des Staates über öffentliche Fonds, Einrichtungen und pro Einwohner am unteren Ende der Skala. Unternehmen (FEU) ermöglichen es nun, die Investitionstätigkeit aller Einrichtungen und Schließlich lassen sich alle Investitionen des kommunalen Bereichs zusammenführen. 51 Prozent des Investitionsvolumens waren im Bau- und Ausrüstungsinvestitionen sowie Abschreibungen der Jahre 2002 in den Kämmereihaushalten zu Gemeinden in Deutschland nach der Volkswirtschaftlichen verzeichnen, auf kommunale Unternehmen Gesamtrechnung 1991 bis 2004 entfielen 47 Prozent, der Rest wurde von Zweckverbänden mit kameraler Buchfüh- rung erbracht. Die neu erschienene Be- standsaufnahme des Difu gibt auch einen Überblick über die Aufgabenstruktur aller kommunalen Sachinvestitionen.

Weitere Informationen: Dipl.-Volkswirt Michael Reidenbach Telefon: 030/39001-295 E-Mail: [email protected]

Bestellung: Quelle: Statistisches Bundesamt Deutsches Institut für Urbanistik siehe Bestellschein

24 Difu-Berichte 1/2006 Stadt und Fußball

Das neue Heft der Informationen zur moder- kalstudien zur Bedeutung des Betzenbergs Weitere Informationen: nen Stadtgeschichte beschäftigt sich – nicht für Kaiserslautern von Markwart Herzog und Dr. Christoph Bernhardt ganz zufällig im Jahr der Weltmeisterschaft – zur nationalsozialistischen Sportpolitik in Telefon: 03362-793280 mit dem Themenschwerpunkt „Stadt und Frankfurt am Main, wo die kommunale Füh- Fußball“. Der verantwortliche Herausgeber rung – letztlich erfolglos – während des Na- Der Band erscheint Ende Mai Professor Franz-Josef Brüggemeier von der tionalsozialismus die Stadt als Sport- und 2006 pünktlich zur WM. Be- Universität Freiburg i.Br. betont in seiner Fußballstadt national zu profilieren suchte, stellt werden kann das Halb- Einleitung, dass dieses Themenfeld bislang runden den Themenschwerpunkt ab. Der jahresheft dann wie üblich sowohl in der Stadt- als auch der Sportge- Forschungsbericht zu „Fußball und Stadt im beim Difu: schichte vernachlässigt wurde, obwohl in deutschsprachigen Raum im späten 19. und dieser Beziehung – auch ungeachtet des ak- frühen 20. Jahrhundert“ von Christian Koller http://www.difu.de/ tuellen Anlasses – viele wichtige Erkennt- komplettiert den international ausgerichte- publikationen/ims/ nisse für eine moderne Stadtgeschichte zu ten Artikel von Matthew Taylor und belegt E-Mail: [email protected] Tage zu fördern sind. Beispielsweise hin- die mittlerweile doch beachtliche Breite und Telefon: 030/39001-253 sichtlich der Entstehung spezifischer Stadt- inhaltliche Komplexität der fußball- und Telefax: 030/39001-275 bzw. Stadtteilidentitäten, der Integration sporthistorischen Forschung. In der Leitre- bzw. Abgrenzung von Migranten. zension bespricht Jürgen Denzel die Studie von Stefan Nielsen, Sport und Großstadt, Die im Themenschwerpunkt versammelten 1870-1930, Frankfurt/M. 2002. Beiträge beleuchten daher zahlreiche dieser Aspekte. Der britische Sporthistoriker In der Rubrik „Forum“ diskutiert Matthew Matthew Taylor diskutiert, ausgehend von Gandy (London) die neuere anglo-amerika- dem Mutterland des Fußballs Großbritan- nische Debatte über „Cyborg Urbanization“ nien, anhand neuerer Forschungsliteratur und das Verhältnis von virtuellen, sozialen die sehr innigen Beziehungen zwischen der und physischen Dimensionen der modernen Entstehung und Ausbreitung des organisier- Stadt. Er hebt die dabei relevanten Bezüge ten Fußballs und der Urbanisierung, der zu früheren „organizistischen“ Stadtkonzep- Herausbildung spezifisch städtischer Iden- ten sowie zur Rolle städtischer Infrastruktu- titäten, mit europäischer Perspektive. Beiträ- ren als Schnittstellen zwischen Individuum ge von Stefan Goch und Matthias Marschik und Stadt hervor und lotet die Relevanz die- untersuchen die vielschichtige Rolle von ser Debatten für die stadthistorische For- Stadien in der und für die Stadt, Goch spe- schung aus. ziell am Beispiel von Gelsenkirchen, Mar- schik insbesondere auch im Hinblick auf die Weitere Beiträge berichten über Tagungen Nutzung von Stadien jenseits unmittelbar etwa der Deutschen Japanologen über , sportlicher Zwecke, etwa für politische „‚Spatial Turn /Urban Spaces in Japan“, über Großkundgebungen, aber auch als Massen- den Kongress des ‚Council for European Ur- , gefängnis in Zeiten politischer Repression. banism im September 2005 in Berlin sowie Jürgen Denzel hinterfragt in „Die Stellung über die Tagung „Symbolic Constructions of der Kommunen zum Fußball im deutschen the City“ des ‚Center for Metropolitan , Kaiserreich“ die häufig postulierte Fort- Studies , Berlin vom Dezember 2005. schrittlichkeit deutscher Großstadtverwal- Schließlich wird die ‚Internationale Kommis- , tungen und dokumentiert deren eher elitäre sion für Städtegeschichte vorgestellt. In der Sportförderung, wo Fußball bis unmittelbar Rubrik „Mitteilungen“ finden sich unter an- in die Jahre vor dem Ersten Weltkrieg heftig derem Informationen zu zahlreichen für um Anerkennung seitens der Stadtverwal- 2006 und 2007 angekündigten stadtge- tung ringen musste und häufig noch das Tur- schichtlichen Konferenzen im In- und Aus- nen oder Oberschichten-Sportarten wie Ten- land. nis bevorzugt behandelt wurden. Erst der preussische Jugendpflegeerlass von 1911 so- wie der Beschluss, die Olympischen Spiele von 1916 in Berlin auszutragen, brachten hier eine Wende zu Gunsten der Förderung des Sports, nicht nur des Fußballs. Zwei Lo-

Difu-Berichte 1/2006 25 „Soziale Stadt Info“ – der Newsletter zum Bund-Länder- Programm Soziale Stadt

Weitere Informationen: Gestartet im Juli des Jahres 2000 mit einer Soziale Stadt in die Verwaltungsvereinba- achtseitigen Ausgabe, hat der Newsletter rung zwischen Bund und Ländern aufge- Dr.-Ing. Heidede Becker „Soziale Stadt Info“ sich mittlerweile zu ei- nommen. In dem Info wird – als Momentauf- Telefon: 030/39001-298 nem stark nachgefragten Medium des Pro- nahme zur stadtteilbezogenen Integrations- E-Mail: [email protected] gramms „Soziale Stadt” entwickelt. Die in- politik – nach integrationsfördernden Strate- zwischen 18 veröffentlichten Ausgaben sind gien und Projekten, aber auch nach Hemm- Klaus-Dieter Beißwenger jeweils unterschiedlichen Themenschwer- nissen der Integration gefragt. Telefon: 030/39001-282 punkten gewidmet und werden auch kom- E-Mail: [email protected] plett im Internet veröffentlicht. Negative Images haften Gebieten hartnäckig an und wirken auf die Quartiersöffentlich- http://www.sozialestadt.de/ Herausgeber der 24 bis 36 Seiten umfassen- keit zurück – oft sind Distanzierung, Hoff- veroeffentlichungen/newsletter/ den Hefte ist die Difu-Projektgruppe Soziale nungslosigkeit, Aggressivität und Unsicher- Stadt – von 2000 bis 2003 in der Funktion heitsgefühle die Folgen. Vor diesem Hinter- der Programmbegleitung und seitdem als grund thematisierte das Info 18 – betitelt mit Bundestransferstelle Soziale Stadt. „Quartiersimage, Sicherheit und Öffentlich- keit im Stadtteil“ – Imagekampagnen, Mar- In dem in unregelmäßigen Abständen er- ketingstrategien und gebietsbezogene Ansät- scheinenden Newsletter wird über Erfahrun- ze der Kriminalprävention, mit denen pro- gen bei der Programmumsetzung, aktuelle blematischen Entwicklungen gegengesteuert Entwicklungen in den Stadtteilen der Sozia- wird. len Stadt, beispielhafte Projekte und Maß- nahmen sowie über Veranstaltungen berich- Stadtquartiere, in denen sich Arbeitslosig- tet. In der Rubrik „Soziale Stadt – meine keit, Armut, Vernachlässigung und soziale Sicht“ äußern sich Menschen, die sich für Konflikte konzentrieren, finden sich nicht die Stabilisierung und Verbesserung von Le- nur in Deutschland – im letzten Jahrzehnt bens- und Wohnverhältnissen in den be- sind in vielen europäischen Staaten gebiets- nachteiligten Quartieren engagieren, zu ih- bezogene und integrativ angelegte Program- ren Erfahrungen und Positionen. me etabliert worden, mit denen der Heraus- bildung solcher Stadtteile begegnet werden Die letzten drei Ausgaben widmeten sich soll. Deshalb wird die neunzehnte Ausgabe den Themen „Bildung“, „Integration“ und des Infos zur Sozialen Stadt im Juni 2006 „Image“ als zentrale Handlungsfelder der in- (wie auch bereits das Info 14) als Beitrag tegrierten Stadtteilentwicklung: zum internationalen Erfahrungsaustausch zweisprachig erscheinen (englisch/deutsch). Unbestritten erweist sich die Bildungssitua- Die Autoren beleuchten das Thema „Lokale tion in den Programmgebieten der Sozialen Ökonomie“ im internationalen Vergleich. Stadt teilweise als dramatisch. Deshalb wur- Der internationale Erfahrungsaustausch de mit dem Info 16 der Themenschwerpunkt muss an Gewicht gewinnen, denn es wächst „Bildung im Stadtteil“ aufgegriffen und auf- die Notwendigkeit, gute Praxisbeispiele aus gezeigt, wie dringlich es ist, in den Quartie- dem Ausland und für das Ausland nutzbar zu ren der Sozialen Stadt ein offensives gebiets- machen sowie transnationale Netzwerke bezogenes Bildungsmanagement aufzubau- aufzubauen. en, das sozial- und familienpolitische Maß- nahmen einschließt. Daneben lassen Pro- Alle Soziale Stadt Infos können im Internet jektbeispiele viel versprechende innovative abgerufen werden. Die Druckversion – so- Ansätze erkennen, die aber bisher noch Aus- weit noch verfügbar – kann kostenlos per E- nahmen darstellen. Mail oder auf dem Postweg an die Adresse des Difu angefordert werden. Im Info 17 geht es um eine der großen Zu- kunftsfragen für Städte und Gemeinden, die „Integration von Migrantinnen und Migran- ten“. Dieses Handlungsfeld wurde 2005 als Maßnahmenschwerpunkt für das Programm

26 Difu-Berichte 1/2006 Publikationsserie zur kommunalen Infrastruktur im Internet zugänglich netWORKS informiert mit einer Vielzahl von Veröffentli- chungen über die Zukunft der kommunalen Infrastruktur

Vor dem Hintergrund der gesamtwirtschaft- Heft: 10 Neue Räume technischer Infra- lichen Bedeutung kommunaler Infrastruktur struktursysteme Forschungsstand und -pers- und den zu lösenden Aufgaben in diesem pektiven zu räumlichen Aspekten des Wan- Bereich wurde der Forschungsverbund dels der Strom- und Wasserversorgung in netWORKS gegründet. In dem interdiszipli- Deutschland nären Verbund sollen Reform- und Lösungs- möglichkeiten – insbesondere auch hinsicht- Heft: 11 Privatisierung und Vergaberecht in lich der kommunalen Infrastruktur – erarbei- der Wasserwirtschaft tet werden. Die Forschungsergebnisse er- scheinen in der Reihe netWORKS-Papers. Heft: 12 Sicherung kommunaler Gestal- Alle Papers stehen kostenfrei im PDF-Format tungsmöglichkeiten in unterschiedlichen Pri- im Internet bereit. Auch weitere Informatio- vatisierungsformen – Beispiel Wasserversor- nen über die Forschungsarbeit sind im Inter- gung net zu finden. Heft: 13 Netzgebundene Infrastrukturen un- Heft: 1 Transformationsprozesse in netzge- ter Veränderungsdruck – Gender-Analyse am bundenen Infrastruktursektoren. Neue Pro- Beispiel ÖPNV blemlagen und Regulationserfordernisse Heft: 14 Naturale Aspekte sozial-ökologi- Heft: 2 Netzgebundene Infrastrukturen un- scher Regulation. Bericht aus dem Analyse- ter Veränderungsdruck – Sektoranalyse Wasser modul „Ressourcenregulation“ im Verbund- vorhaben netWORKS. Heft: 3 Netzgebundene Infrastrukturen unter Veränderungsdruck – Sektoranalyse Heft: 15 Ansätze zur sozial-ökologischen ÖPNV Regulation der Ressource Wasser

Heft: 4 Netzgebundene Infrastrukturen Heft: 16 Handelbare Wasserrechte. Stand unter Veränderungsdruck – Sektoranalyse der internationalen Debatte Telekommunikation Heft: 17 Benchmarking in der Wasserwirt- Heft: 5 Netzgebundene Infrastrukturen schaft – Möglichkeiten und Grenzen einer unter Veränderungsdruck – Sektoranalyse Erweiterung des Benchmarking um ökolo- Stromversorgung gische und soziale Aspekte

Heft: 6 Örtliche und überörtliche wirt- Heft: 18 Water Governance – Partizipation schaftliche Betätigung kommunaler Unter- in der Wasserversorgung nehmen. Zum aktuellen Diskussionsstand über die rechtlichen Möglichkeiten und Heft: 19 Handelbare Wasserentnahme- Weitere Informationen: Grenzen in Literatur und Rechtsprechung rechte als Ergänzung der ordnungsrecht- Dipl.-Sozialökonom/ lichen Vergabepolitik? Dipl.-Volkswirt Jens Libbe Heft: 7 Benchmarking-Konzepte in der Telefon: 030/39001-115 Wasserwirtschaft: zwischen betrieblicher Heft: 20 Privatisierung und Kommerzialisie- E-Mail: [email protected] Effizienzsteigerung und Regulierungsinstru- rung als Herausforderung regionaler Infra- ment. Dokumentation des Symposiums am strukturpolitik. Eine Untersuchung der Berli- Bestellung: 28.4.2004 in Frankfurt a.M. ner Strom-, Gas- und Wasserversorgung so- Doris Becker wie Abwasserentsorgung. Sekretariat netWORKS Heft: 8 Gemeinwohlsicherung als Heraus- Telefon: 030/39001-264 forderung – umweltpolitisches Handeln in Heft: 21 Neue Räume der Wasserwirtschaft. Telefax: 030/39001-241 der Gewährleistungskommune. Theoretische Untersuchungen zur Trinkwasserver- und E-Mail: [email protected] Verortung der Druckpunkte und Veränderun- Abwasserentsorgung in den Regionen Mün- gen in Kommunen chen, Hannover und Frankfurt (Oder). Download: http://www.networks-group.de/ Heft: 9 Sozial-ökologische Regulationen veroeffentlichungen

Difu-Berichte 1/2006 27 New Occasional Papers The „Occasional Papers” are a collection of articles in languages other than German that have been written for various events such as conventions and conferences

All „Occasional Papers” in Public Private Partnerships: Principles, Contents of the Environmental Report – the internet: Chances and Risks Practice test of the German Building Act http://www.difu.de/ 2006, 9 p, By Werner Heinz in six German towns publikationen/liste.phtml? http://www.difu.de/english/occasional/05- 2005, 8 p., By Arno Bunzel kategorie=Occasional+Papers heinz-ppp.shtml http://www.difu.de/english/occasional/05- bunzel_environmental-report.shtml Public Private Partnership Projects in Monitoring – German implementation of 2006, 8 p., By Busso Grabow (Project Mana- Article 10 SEA Directive and practice ger), Michael Reidenbach, Manuela Rott- test of the regulation mann, Antje Seidel-Schulze, Supported by 2005, 8 p., By Franciska Frölich the PPP Task Force at the BMVBW and the http://www.difu.de/english/occasional/05- Technische Universität (TU) Berlin froelich_monitoring.shtml http://www.difu.de/english/occasional/ 06ppp.pdf

Interessierte Städte gesucht... … zur Mitwirkung im Projekt „Aktivierung von Gewerbeflächenpotenzialen durch E-Government”

Im Rahmen des BMBF-Forschungsschwer- ■ den systematischen Austausch unter den punktes „Forschung für die Reduzierung der Verantwortlichen für Stadtplanung und Flächeninanspruchnahme und ein nachhal- Wirtschaftsförderung unter Hinzuziehung tiges Flächenmanagement (REFINA)“ wurde externer Experten zum Corporate Real das Difu zusammen mit seinem Verbund- Estate Management zu organisieren, partner GEFAK (Gesellschaft für angewandte ■ daraus abgeleitet den systematischen Da- Kommunalforschung mbH) aufgefordert, ei- tenaustausch zwischen Marktteilnehmern nen Antrag auf Forschungsförderung zu stel- (Eigentümer, Immobilienvermittler, Sys- len. In dem geplanten Projekt sollen Pro- tembetreiber) und Kommunen auf der Ba- blemlösungen am praktischen Beispiel erar- sis von definierten Schnittstellen zwischen beitet werden. Dazu werden noch Städte den IKT-Systemen zu konzeptionieren und und Gemeinden, die Interesse haben, sich in Pilotlösungen umzusetzen sowie als Praxispartner zu beteiligen, gesucht. För- ■ die Instrumente in die E-Government-Ak- dermittel dafür stehen in Aussicht. tivitäten der jeweiligen Kommune bzw. Region einzupassen, um Bezüge zu flan- Ziel des Projekts ist die Erarbeitung und pi- kierenden Aktivitäten der Flächenwieder- lothafte Umsetzung von integrierten (ge- nutzung zu erreichen (z.B. potenzial- schäftsprozess- und organisationsübergrei- orientierte Ansätze der Wirtschaftsförde- fenden) IKT-Lösungen im Rahmen kommu- rung, regionale Einbindung). naler und regionaler E-Government- und Flächenmanagementstrategien. Dabei soll Voraussetzung für eine Mitwirkung ist ein eine bessere Nutzung und Wiederverwer- starkes Eigeninteresse in der Umsetzung ent- tung von Flächenpotenzialen im Bestand so- sprechender Lösungen. Bei mehreren Inte- wie die flankierende Optimierung von Orga- ressenbekundungen werden Difu-Zuwen- nisation, Prozessen und Marketingwissen er- derstädte grundsätzlich vorgezogen. Von reicht werden. Vorteil ist die Anwendung des bundesweit Weitere Informationen: marktführenden Kommunalen Wirtschafts- Dr. rer. pol. Busso Grabow Im Einzelnen geht es darum, am Beispiel Informations-Systems KWIS. Interessensbe- Telefon: 030/39001-248 ausgewählter Fallstudien kundungen sind bis 15. April 2006 abzuge- E-Mail: [email protected] ben.

28 Difu-Berichte 1/2006 Repräsentative Umfrage zum kommunalen E-Government

Eine seriöse und repräsentative Bestandsauf- tion), Signaturanwendungen, beispielhafte Weitere Informationen: nahme des kommunalen E-Government liegt Lösungen (in der Selbsteinschätzung), Wirt- Dr. rer. pol. Busso Grabow in Deutschland derzeit nicht vor. Die letzte schaftlichkeitsrechungen, finanzielle und Telefon: 030/39001-248 breit angelegte und repräsentative Umfrage personelle Voraussetzungen für die Verwirk- E-Mail: [email protected] (mit einem Rücklauf von knapp 70 Prozent lichung von E-Government, Zusammenar- aller größeren Städte), datiert von Anfang beit mit Kommunen, Bund und Ländern, 2001, wurde vom Deutschen Institut für Ur- Bereitschaft zur Mitarbeit an Standardisie- banistik im Rahmen der MEDIA@Komm- rungen, Verknüpfung mit Verwaltungsmoder- Begleitforschung durchgeführt. Der Bedarf nisierung, Prozessoptimierungen, Qualifika- an entsprechenden Informationen ist jedoch tion, Partnerschaften, Informiertheit, Infor- hoch, bei den kommunalen Praktikern ge- mationsbedarfe, Bekanntheit und Nutzen nauso wie bei den politisch-strategischen von MEDIA@Komm-Transfer. Akteuren (kommunale Spitzenverbände, Länder, Bund). Gute, zuverlässige und reprä- Durch die vorgegangenen Umfragen des sentative Aussagen sind notwendige Grund- Difu und Verwendungen teilweise identi- lage für politisch-strategische Entscheidun- scher Fragestellungen sind Zeitreihen mög- gen. Für die Kommunen sind diese Ergeb- lich. Auch die Entwicklung des kommunalen nisse auch interessant, um auf deren Basis E-Government von 1997 bis 2005 lässt sich eine bessere Selbsteinschätzung vornehmen dokumentieren. zu können. Bei der Befragung geht es da- rum, dem „Wildwuchs“ an E-Government- Methodisch ist die Erhebung als schriftliche Umfragen seriöse und „autorisierte“ Erhe- Umfrage bei den Fachverantwortlichen mit bungen entgegen zu setzen. Partner bei der größtenteils geschlossenen Fragestellungen Befragung ist die KGSt. Alle drei kommuna- angelegt. Im Januar 2006 wurde eine Voller- len Spitzenverbände (DST, DStGB,DLT) hebung bei allen Städten und Gemeinden unterstützen die Umfrage ausdrücklich. mit mehr als 50.000 Einwohnern vorgenom- men. Darüber hinaus wurde eine repräsenta- Die Befragung umfasst folgende tive Stichprobe bei Städten und Gemeinden Themen: unter 50.000 Einwohnern und Landkreisen, Strategie/Ziele, Projektorganisation und die Mitglied bei der KGSt sind, gezogen. Die -management, IuK-Infrastruktur in der Ergebnisse werden im zweiten Quartal 2006 Kommunalverwaltung, Stadtportale, veröffentlicht. Alle an der Umfrage Beteilig- Umsetzungsstand E-Government-Angebote ten erhalten zeitnah und exklusiv den Zu- nach Zielgruppen und Komplexität (Informa- gang zu den ausführlichen Ergebnistabellen. tion, Kommunikation, Transaktion, Partizipa-

Quelle: Emmendinger TORheiten, Verena und Klaus Nunn, 2004

Difu-Berichte 1/2006 29 Wissensbilanzierung für regionale Innovationsnetzwerke Difu koordiniert neues EU-Projekt RICARDA

Die Initiierung und Unterstützung von Netz- Instrument der Wissensbilanzierung (intel- werken zwischen Unternehmen, For- lectual capital reporting), das eine struktu- schungseinrichtungen und intermediären rierte Darstellung des intellektuellen Kapi- Institutionen gehört seit einigen Jahren zum tals einer Organisation mittels Indikatoren festen Repertoire kommunaler und regiona- ermöglicht. Nachdem zahlreiche Firmen be- ler Wirtschaftsförderungen in Deutschland. reits positive Erfahrungen mit diesem Instru- Solche institutionalisierten Netzwerke (oder ment gemacht haben, zielt RICARDA darauf „Cluster“) sollen durch die Bündelung von ab, die Methode der Wissensbilanzierung Ressourcen, Wissenstransfer und Lerneffekte von der Unternehmensebene auf regionale auch zur Innovations- und Wettbewerbsfä- Netzwerke und Cluster zu übertragen. higkeit der Beteiligten beitragen. Mittlerwei- le ist unbestritten, dass das Gelingen solcher Im Rahmen von RICARDA werden in der Re- potenzialorientierter Ansätze von bestimm- gion Stuttgart sowie drei weiteren Regionen ten Voraussetzungen abhängig ist. Es sind in Österreich, Schweden und Ungarn zu- gerade immaterielle Faktoren, wie die Kom- nächst Wissensbilanzen für ausgewählte Weitere Informationen: petenz und Motivation der teilnehmenden Netzwerke erarbeitet. Praxispartner in der Dipl.-Verw.Wiss. Daniel Zwicker Organisationen und ihrer Repräsentanten, Region Stuttgart ist das Virtual Dimension Telefon: 030/39001-154 die Strukturen der Zusammenarbeit sowie Center (Fellbach), eines der 14 von Region E-Mail: [email protected] die Verknüpfungen ins regionale und überre- und Kommunen initiierten Kompetenz- und gionale Umfeld, die für das Management Innovationszentren mit dem Schwerpunkt Dipl.-Geogr. Holger Floeting solcher Cluster von Bedeutung zu sein schei- Virtuelle Realität, Visualisierung und Simula- Telefon: 030/39001-221 nen. Instrumente zur Bilanzierung dieser im- tion. Im nächsten Schritt wird mit regionalen E-Mail: [email protected] materiellen Faktoren oder – anders ausge- Akteuren der Wirtschafts-, Forschungs- und drückt – das intellektuelle Kapital solcher Technologiepolitik das Potenzial für eine re- www.ricarda-project.org Netzwerke steht daher im Mittelpunkt eines gionale Politikberatung mit Hilfe von Wis- neuen Difu-Projekts. sensbilanzen ausgelotet. Die Ergebnisse der vier Regionen werden anschließend verglei- Im Projekt „Regional Intellectual Capital Re- chend ausgewertet. Die Projektergebnisse porting – Development and Application of a fließen schließlich in ein Handbuch ein, das Methodology for European Regions (RICAR- die Erfahrungen und Anwendungsmöglich- DA)“ entwickelt das Difu zusammen mit sie- keiten der Wissensbilanzierung für regionale ben weiteren Partnern in den nächsten zwei Netzwerke praxisnah aufarbeiten wird. Jahren Werkzeuge, die das Management sol- RICARDA: Wissenschaftler und cher Netzwerke unterstützen und Entschei- Projektpartner sind vier regionale Institutio- Praktiker aus vier Ländern zum dungsträger auf städtischer und regionaler nen – die Wirtschaftsförderung Region Stutt- Projektauftakt im Difu. Ebene informieren sollen. Grundlage ist das gart GmbH (WRS), die Steiermärkische Lan- desregierung, Abt. Wirtschaft und Arbeit (A), die Kista Science City AB, Stockholm (SE) und die West Pannon Regional Development Agency (HU) – sowie vier Forschungsein- richtungen. Neben dem Difu, das sowohl die Projektkoordination als auch zentrale inhalt- liche Bausteine übernimmt, sind dies das Institut für Technologie- und Regionalpolitik der Joanneum Research Forschungsgesell- schaft mbH (Graz), das Centre of Excellence for Science and Innovation Studies des Royal Institute of Technology, KTH (Stockholm) so- wie das West Hungarian Research Institute (Györ). Einen wichtigen Akteur der Regional- und Forschungspolitik konnte dieses Konsor- tium bereits von seinem Untersuchungsan- satz überzeugen: die Europäische Kommis- sion fördert RICARDA innerhalb ihres 6. For- schungsrahmenprogramms.

30 Difu-Berichte 1/2006 Was ist eigentlich Segregation?

Segregation ist nichts anderes als eine räum- stils und ähnlicher Milieus – beispielsweise liche Abbildung sozialer Ungleichheit in ei- Künstler, junge Familien oder Migranten – ner Gesellschaft. Alle Bewohner einer Stadt ein Wohngebiet einem anderen vorziehen kennen das Phänomen, dass sich soziale und dort in großer Zahl als Mieter und Ei- Gruppen unterschiedlich auf Wohnstandorte gentümer wohnen, ist dies kein Problem. Im verteilen. Die Qualität des Wohnstandortes Gegenteil, es können sich Netzwerke und korrespondiert häufig mit dem sozialen Sta- Unterstützungsstrukturen bilden. Erst wenn tus der Gruppe: So gibt es so genannte Stu- sich die Segregation verbindet mit einer dentenviertel, Armutsviertel, Stadtteile, in deutlichen Ungleichverteilung von Lebens- denen überwiegend Migranten, ältere Men- chancen und gesellschaftlichen Privilegien schen oder Familien leben. Segregation be- über die in Frage stehenden sozialen Grup- schreibt also die räumliche Absonderung ei- pen, wird sie zu Ausgrenzung, Ghettoisie- ner Bevölkerungsgruppe nach Merkmalen rung und Diskriminierung. Diese unfreiwilli- wie sozialer Schicht, ethnisch-kulturellem ge Form der Segregation ist nicht Ergebnis Hintergrund oder Lebensstil. Dies ist Realität einer Wohnstandortwahl, sondern von und Normalität in vielen Großstädten. Auch Zwängen, beispielsweise des Wohnungs- wenn Segregation in den Medien häufig als marktes. Die bestehenden sozialen Un- Problem dargestellt wird, wird Segregation gleichheiten werden durch die räumliche an sich nicht als problematisch erfahren. Konzentration von sozial und ökonomisch Wenn die Segregation freiwillig geschieht, Benachteiligten noch verstärkt. das heißt, wenn Personen ähnlichen Lebens-

Gender Mainstreaming im Städtebau Von der Theorie in die kommunale Praxis

Im Rahmen der Abschluss-Veranstaltung des Termin: 23. Mai 2006 ExWoSt-Forschungsvorhabens „Gender Ort: Dorint Sofitel Kongress Hotel Köln Mainstreaming im Städtebau” werden die Ergebnisse der Modellvorhaben einer brei- Interessierte können ihr Interesse an der Ver- ten Öffentlichkeit vorgestellt und die Chan- anstaltung per E-Mail bekunden, sie werden cen der neuen Gleichstellungsstrategie Gen- dann über die Einzelheiten der Veranstal- der Mainstreaming offen und kritisch disku- tung informiert. tiert. Das Forschungsvorhaben wurde im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr, Nähere Informationen: Bauwesen und Stadtentwicklung (BMVBS), Dr. rer. pol. Stephanie Bock betreut vom Bundesamt für Bau und Raum- Telefon: 030/39001-189 ordnung (BBR), vom Deutschen Institut für E-Mail: [email protected] Urbanistik gemeinsam mit den Planungsbü- ros „Büro für integrierte Planung Berlin” und Susanna Mayer „plan-werkStadt Bremen” in den vergange- Telefon: 030/39001-237 nen beiden Jahren durchgeführt. E-Mail: [email protected] (Sekretariat) Herzlich eingeladen sind zu der gemeinsa- men Veranstaltung von BMVBS, BBR und http://www.bbr.bund.de/exwost/ Deutschen Städtetag (DST) sowohl diejeni- forschungsfelder/ff_index.html gen, die sich schon immer gefragt haben, was es mit dem sperrigen Begriff auf sich hat, als auch alle Interessierten sowie Exper- ten.

Difu-Berichte 1/2006 31 Lange Nacht der Wissenschaften Difu lädt herzlich zum Einblick in seine Forschung ins Berliner Ernst-Reuter-Haus ein

Unter dem Motto „Forschung für die Stadt Vorträge und Themeninseln von morgen“ präsentiert das Difu am ■ Was geht mich eigentlich die EU an? 13. Mai 2006 ab 17 Uhr im Berliner Ernst- Kurzvortrag mit Diskussion (17:30 Uhr) Reuter-Haus wieder Wissenswertes rund um Themeninsel das Thema Stadt. Das Institut bietet bereits ■ Feinstaub, Lärm, Blei im Wasser – Gesund im dritten Jahr Kurzpräsentationen mit an- leben in der Großstadt? schließender Diskussionsmöglichkeit zu Themeninsel unterschiedlichen Stadt-Themen an. An ■ Immer weniger und immer älter – Wohin Ernst-Reuter-Haus verschiedenen „Themeninseln” kann mit führt die demographische Entwicklung Straße des 17. Juni 112 den Wissenschaftlern gesprochen werden, in Deutschland? 10623 Berlin darüber hinaus gibt es Infomaterial zu den Kurzvortrag mit Diskussion (19:30 Uhr) S-Bahn: Tiergarten jeweiligen Themen. ■ Tüchtig gegen süchtig – vorbildliche Bei- Die kleinen Besucher der Langen Nacht er- spiele kommunaler Suchtprävention wartet wieder ein spezielles Kinderpro- Themeninsel gramm. Das Ernst-Reuter-Haus kann im ■ Was macht eigentlich ein Quartier- Rahmen angebotener Führungen erkundet manager? werden; Filmvorführungen, eine Rallye und Themeninsel Live-Musik runden das Programm ab. In Ko- ■ Rechtsextrem? Was nun? Merkmale des operation mit Violence Prevention Network Rechtsextremismus, Entwicklungen und e.V. werden Besuchern Möglichkeiten der Handlungsstrategien dagegen Prävention von Gewalt, Fremdenfeindlich- Kurzvortrag mit Diskussion (21:30 Uhr) keit und Extremismus präsentiert und in Ko- Themeninsel operation mit dem Umweltbundesamt wird über Möglichkeiten des gesunden Lebens in Führungen durch das Ernst-Reuter- der Stadt informiert. Haus Weitere Informationen: jeweils 18:00 Uhr und 20:00 Uhr Sybille Wenke-Thiem Das detaillierte Difu-Programm mit genauen Telefon: 030/39001-208/209 Zeiten, Namen und ausführlicheren Infos E-Mail: [email protected] wird im April auch auf der Difu-Homepage Kinderprogramm http://www.difu.de unter http://www.difu.de zu finden sein. (17:00 bis 21.00 Uhr) ■ Grüße aus Berlin: Wir gestalten Gruß- karten ■ Berlin-Quiz für kleine Leute ■ Ballonflugwettbewerb

Stadt-Rallye mit „Diplom“ (ab 17.00 Uhr)

Live-Musik (ab 21.00 Uhr)

Difu-Kino: „Berlin – Ecke Bundesplatz“ ■ „Alte Freunde“ (17:00 Uhr) ■ „Vereinigungen“ (19:00 Uhr) ■ Publikumsgespräch mit Filmemacher Detlef Gumm (20:30 Uhr) ■ „Kinder! Kinder!“ (21:00 Uhr) ■ „Recht und Ordnung“ (23:00 Uhr)

32 Difu-Berichte 1/2006 Neu im Difu-Internet

Lokale Agenda 21 – Umwelt und Ge- Proceedings: 4th seminar of the PlanNet sundheit (Teil 2). Gute-Praxis-Beispiele Europe network on strategic environ- Im Auftrag des Umweltbundesamtes mental assessment (SEA) of urbanism http://edoc.difu.de/orlis/DF10033.pdf plans and programs http://plannet.difu.de/2005/proceedings/ German Journal of Urban Studies 2005_plannet-proceedings.pdf ■ „Europe and German Cities“ Issue Vol. 45 (2005) No. 2 netWORKS-Papers, Nr. 20, 21 http://www.difu.de/publikationen/ ■ Neue Räume der Wasserwirtschaft dfk/en/05_2/welcome.shtml http://edoc.difu.de/orlis/DF10173.pdf

■ „Local Economic Policy“ ■ Privatisierung und Kommerziali- Issue Vol.46 (2005) No. 1 sierung als Herausforderung regiona- http://www.difu.de//publikationen/ ler Infrastrukturpolitik dfk/en/05_1/welcome.shtml http://www.networks-group.de/ veroeffentlichungen/DF9968.pdf Public Private Partnership Projects in Weitere Papers: siehe Seite 27 Germany http://edoc.difu.de/orlis/DF10102-english- summary.pdf

Exklusiv für Difu-Zuwender

Publikation: Europäisches Umweltrecht Vortrag: Neue Entwicklungen für den und Stadtentwicklung kommunalen Radverkehr http://www.difu.de/extranet/publikationen/ http://www.difu.de/extranet/vortraege/ ai/870.pdf 06bracher-fahrrad-kiel.pdf

Publikation: Die Sachinvestitionen der Vortrag: Stadt 2030 – Ergebnisse und Kommunen und ihrer Unternehmen – offene Fragen eine Bestandsaufnahme http://www.difu.de/extranet/vortraege/ http://www.difu.de/extranet/publikationen/ 06-goeschel-stadt2030.pdf ai/868.pdf

Vortrag: „Stadtquartiere im Umbruch“. Weitere Informationen: Publikation: Deutsche Städte und Gutachten „Kommunale Planungspraxis Susanne Plagemann, M.A. Globalisierung – Annäherung an ein quo vadis“ Telefon: 030/39001-274 komplexes Thema http://www.difu.de/extranet/vortraege/ E-Mail: [email protected] http://www.difu.de/extranet/publikationen/ 06stadtquartiere.pdf ai/862.pdf Rat- und Verwaltungsmitglie- Seminarbericht: Monitoring in der Vortrag: Migration und Segregation in der Difu-Zuwenderstädte ha- Bauleitplanung – Wege zur praxisge- Deutschland. Konsequenzen für die ben einen kostenfreien Zu- rechten Umsetzung Wohnungswirtschaft gang zum Difu-Extranet http://www.difu.de/extranet/seminare/ http://www.difu.de/extranet/vortraege/ http://www.difu.de/extranet/. berichte/seminarbericht.phtml?id=106 06-reimann-migration.vortrag.phtml Der Zugang ist – technisch bedingt – entweder pauschal Vortrag: Innere Sicherheit, Sicherheits- Vortrag: Lärmminderungsplanung. für die gesamte Stadt einge- technologien und Urbanität Stand der nationalen Gesetzgebung richtet oder es werden Pass- http://www.difu.de/extranet/vortraege/ http://www.difu.de/extranet/vortraege/05- wörter vergeben. Weitere In- 06-floeting-sicherheitstechnologien.pdf rottmann-laermminderungsplanung.phtml formationen zum Verfahren er- halten Sie unter: Aufsatz: Neues Wohnen in der Innen- Vortrag: Mobilität und Siedlung 2050 stadt – wohin treibt die Stadtgesell- http://www.difu.de/extranet/vortraege/05- http://www.difu.de/extranet/ schaft? mobilitaet-2050.pdf extranet-info/zugangs http://www.difu.de/extranet/vortraege/ bedingungen.phtml 05-bruehl-wohnen.phtml

Difu-Berichte 1/2006 33 Das Deutsche Institut für Urbanistik trauert um

PROF. DR. DIETER SAUBERZWEIG

Institutsleiter von 1981 bis 1991

Mit Dieter Sauberzweigs beruflichem Wir- ressenpolitische Instrumentalisierung zu si- ken ist keine Einrichtung in Berlin so eng chern war. Seine lange Erfahrung im Deut- und so lange verbunden gewesen wie das schen Städtetag kam ihm genauso zugute Deutsche Institut für Urbanistik. Nach Wolf- wie seine Sensibilität im Umgang mit Men- gang Haus und Erika Spiegel übernahm er schen und gerade auch mit jungen Wissen- 1981 die Leitung des noch jungen Instituts. schaftlern.

Durch seine kollegiale und kooperative Füh- Denn neben seinem Beruf im Difu und noch rung prägte er dessen interdisziplinären und viele Jahre danach hat Dieter Sauberzweig praxisorientierten Charakter. eine Honorarprofessur im Fach Kommunal- politik an der nicht gerade bequem erreich- Er führte das Institut sicher durch die Fähr- baren Universität Konstanz Semester für Se- nisse der 80er Jahre, als es galt, das Interesse mester wahrgenommen. Er bewährte sich der einzelnen Städte an einer wissenschaft- dort als ein engagierter, motivierender Leh- lichen Fundierung ihres Handelns zu we- rer, ein sorgfältiger und fairer Prüfer, Eigen- cken und wachzuhalten und die Erwartun- schaften, die auch seinen Führungsstil im gen mit einem deutschlandweit wirksamen Difu mitbestimmten. Institut angewandter Stadtforschung auch zu erfüllen. Seine persönlichen Netzwerke und Dieter Sauberzweig ist zu sehen als doppel- seine gewinnende Art hat er immer wieder ter Brückenbauer: aus der Wissenschaft in neu für diese als wichtig erkannte Aufgabe die kommunale Praxis, aber auch zurück aus aktiviert. dieser Praxis in die wissenschaftliche Ausbil- dung und Arbeit. Sein Wissen, seine Erfah- Tief überzeugt von der großen, jahrtausen- rung, sein Urteil teilte er gern. Seinen brei- dealten Bedeutung der Städte für die Ent- ten Erfahrungsschatz und sein sicheres Urteil wicklung der Gesellschaft wie der einzelnen zu den zentralen Fragen der Stadtpolitik Bürgerinnen und Bürger, hoch engagiert für konnte jeder nutzen. die Aufgabe, die Städte bei ihrem breit gefä- cherten kommunalen Handeln wissenschaft- Mit seiner Fähigkeit zuzuhören und seiner lich zu unterstützen, hat er der gemeinsa- menschlichen Wärme hat er im Institut eine men Arbeit eine klare, qualitätsbewusste Atmosphäre der Toleranz begründet. Er war Richtung gewiesen. sachlich, aber nicht trocken, aufrecht, aber nicht steif, zugewandt und herzlich, auch im Sichere Führung, dies gilt auch für das inne- Disput. In dieser seiner Art bleibt Dieter Sau- re Selbstverständnis des Instituts, in dem berzweig eine vorbildhafte Persönlichkeit. Er nicht nur der Brückenschlag zwischen Wis- hat ein reiches Leben vollendet, Liebe, senschaft und Praxis oder zwischen den Dis- Freundschaft und Anteilnahme gegeben und ziplinen seine helfende Hand brauchte, son- empfangen. Im Institut, aber auch weit darü- dern in dem auch die wissenschaftliche ber hinaus, war er geachtet und beliebt, Autonomie gegen eine vordergründige inte- bleibt er unvergessen.

34 Difu-Berichte 1/2006 Impressum Mediennachlese Berichte Projekte, Veröffentlichungen, Veranstaltungen und Positionen des Difu ... „Freies Wort” sprach mit einem erfahre- http://www.kommunalweb.de: Dieses kom- nen Experten für städtebauliche Prozesse – munale Portal des Deutschen Instituts für Ur- Herausgeber Dr. Rolf-Peter Löhr – über Chancen und banistik (DIFU) in Berlin hat eine benutzer- Deutsches Institut für Urbanistik Möglichkeiten, die sich mit der Neubele- freundliche Oberfläche und wendet sich Postfach 120321 bung dieser Immobilie verbinden. Löhr ist gleichermaßen an die kommunale Praxis D-10593 Berlin stellvertretender Leiter des Deutschen Insti- und die Forschung. Es gibt Links zu Fachzeit- http://www.difu.de tuts für Urbanistik in Berlin. Er begleitet die schriften, Gesetz- und Verordnungsblättern, Diskussionen mit der Bevölkerung und wei- Messen und Ausstellungen; eine Suchfunk- Redaktion teren beteiligten Akteuren wie etwa den tion erleichtert die Arbeit. KGSt INFO, 1/06 Cornelia Schmidt Wohnungsbaugesellschaften und der Ver- Anne Potraffke (Praktikantin) kehrsgesellschaft zum Stadtumbau in Suhl- Stadtmarketing – Status Quo und Perspekti- Sybille Wenke-Thiem (V.i.S.d.P.) Nord und zur Perspektive dieses Wohnge- ven: Das Buch der AKP-Lesern bekannten bietes. ... Freies Wort, 14.3.2006 Difu-Mitarbeiter Florian Birk, Busso Grabow Layout+DTP und Beate Hollbach-Grömig wird Anfang Elke Postler, Eva Hernandez (Titel) ... vor allem in größeren Kommunen gelten 2006 erscheinen. ... AKP, 1-2/06 Public-Private-Partnerschaften als eine Wun- derwaffe gegen leere Kassen. Sie erwarten ... Im Mittelpunkt der vom Deutschen Institut Buchbestellung „Effizienzsteigerungen und Beschleuni- für Urbanistik (Difu) ... erstellten Sammlung (bitte schriftlich): gungswirkungen“, heißt es in einer Studie stehen gemeinsame Handlungsfelder von Telefax: 030/39001-275 E-Mail: [email protected] des Deutschen Instituts für Urbanistik. Diese Umwelt und Gesundheit. ... Die Sammlung Telefon: 030/39001-253/-256 Erwartungen würden „in aller Regel“ auch illustriert bewährte Lösungsansätze nach- erfüllt. Allerdings werde gern vernachlässigt, vollziehbar und regt sowohl zum Nachma- dass PPP-Projekte meistens hohe Betriebs- chen als auch zur Entwicklung eigener Ideen Redaktionskontakt und Berichteverteiler ausgaben nach sich ziehen, „die teilweise an. ...das rathaus, 1/06 deutlich höher sind als die Investitionskos- Difu-Pressestelle Telefon: 030/39001-208/-209 ten“. ... Tagesspiegel, 4.3.2006 Eben noch ... hatte er seinen 80. Geburtstag Telefax: 030/39001-130 feiern können. Nun ist er plötzlich verstor- E-Mail: [email protected] ... Deregulierung und Liberalisierung im glo- ben: Dieter Sauberzweig, der 1977 der erste balen Maßstab haben vor allem auf Seiten West-Berliner Senator einer eigenständigen Online-Newsletter-Abo: der Wirtschaft zu signifikanten Veränderun- Kulturverwaltung wurde und den Stil dieses gen geführt. ... Die damit induzierte Trans- Amtes in seinen vier Jahren zu prägen wus- http://www.difu.de/difu-news formation kommunaler Strukturen lässt sich ste. ... Der Stadt als Lebensform galt seine, allerdings in kein allgemeingültiges Schema hinter der Sachbezogenheit beinahe ver- Erscheinungsweise pressen. ... Autor Werner Heinz nähert sich steckte Liebe; vom Städtetag, wo seine poli- vierteljährlich diesem komplexen Thema in den Bereichen: tische Laufbahn begann, bis zum Deutschen Wirtschafts- und Arbeitsmarktsituation, Be- Institut für Urbanistik in Berlin, das er ... Jahrgang völkerungsstruktur und soziale Verhältnisse, 1981 übernahm und in dem er seine Fähig- Jahrgang 32 kommunale Siedlungsstruktur, Handlungs- keiten einmal mehr zur Geltung bringen spielräume und Anpassungsstrategien. konnte: wirkungsvoll, auch ohne öffentli- ISSN ... Anhand vieler Beispiele zeigt der Autor ches Brimborium. Tagesspiegel, 29.12.2005 ISSN 1439-6343 Handlungsversuche und allgemeine Strate- gien vieler Städte in Deutschland auf und „Schrumpfen ist keine Schande“, sagt Profes- Lesbarkeit spiegelt diese im Globalisierungskontext ... . sor Heinrich Mäding vom Institut für Urba- Nur zur einfacheren Lesbarkeit IHK-Wirtschaftsmagazin Nordschwarzwald, nistik. Der Städtebauexperte will den Kom- wird darauf verzichtet, stets 3-2006 munen Mut machen, den unaufhaltsamen männliche und weibliche Schreib- Bevölkerungsverlust als Chance für neue formen zu verwenden. ... „Der Traum vom Eigenheim im Grünen Perspektiven zu begreifen. … Westdeutsche steht nicht mehr ganz oben auf der Prioritä- Zeitung, 27.12.2005 Druck ten-Liste”, bestätigt Stadtplaner Hasso Brühl P&R Druck, Berlin. vom Deutschen Institut für Urbanistik. ... … „Wohnen wird noch mehr als bisher ein Gedruckt auf umweltfreundliches Brühl ist Autor der ersten Studie in Deutsch- Arrangement auf Zeit“, bestätigt Albrecht Papier ohne optische Aufheller, land, die die Rückkehr des Wohnens in die Göschel, Projektleiter am Deutschen Institut holz- und chlorfrei. Innenstadt als generellen Trend beschreibt. für Urbanistik. „Mieten, kaufen, verkaufen, Fazit der Untersuchung: Menschen würden zu zweit, alleine, mit Freunden, mit der Abdruck nicht ins Umland „flüchten”, wenn sie in der Kleinfamilie oder in einer Zweckgemein- Frei, bei Nennung der Quelle. Stadt adäquaten Wohnraum fänden. schaft – die Formen wechseln im Laufe der Belegexemplar/-Link an die ... Handelsblatt, 11.1.2006 eigenen Biografie schnell.“ … Stuttgarter Redaktionsanschrift erbeten. Nachrichten, 16.12.2005

Difu-Berichte 1/2006 35 2006 Bestellschein

Deutsches Institut für Urbanistik, Postfach 12O321, D-1O593 Berlin Fax: O3O/39OO1-275, Telefon: O3O/39OO1-256 /-253 1 E-Mail: [email protected], Internet: http://www.difu.de Vorname und Name:

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Bitte senden Sie mir ein Verzeichnis aller lieferbaren Difu-Publikationen zu (kostenfrei). Bitte nehmen Sie mich in Ihren E-Mail-Newsletter auf (erscheint kostenfrei ca. zweimal im Monat).

Difu-Beiträge zur Stadtforschung Arbeitshilfen __Expl. Funktionale Beschreibung von ÖPNV in Städten __Expl. Umweltfreundlicher, attraktiver und leistungs- Von Michael Lehmbrock u.a. fähiger ÖPNV – ein Handbuch 2006. Bd. 44. Ca. 180 S., ca. 24,– Euro Von Volker Eichmann u.a. ISBN 3-88118-410-4 (In Vorbereitung) (Im Auftrag des UBA, Fachbetreuer: M. Bölke) 2006. 344 S., Schutzgebühr 32,– Euro __Expl. Die Denkmaltopographie als Erfassungsinstru- ISBN 3-88118-395-7 ment und kulturgeschichtliches Unternehmen Von Claus-Peter Echter __Expl. Umweltprüfung in der Bauleitplanung 2006. Bd. 43. 376 S., vierfarbiger Abbildungsteil, Von Arno Bunzel 39,– Euro, ISBN 3-88118-409-0 2005. 160 S., Schutzgebühr 28,– Euro ISBN 3-88118-388-4 __Expl. Stadtmarketing – Status quo und Perspektiven Hrsg. von Florian Birk, Busso Grabow und __Expl. Die Satzungen nach dem Baugesetzbuch Beate Hollbach-Grömig 2. Aufl. unter bes. Berücksichtigung des EAG Bau 2004 2006. Bd. 42. 324 S., zahlreiche Abb., Tab., Übers., Von Anton Strunz und Marie-Luis Wallraven-Lindl 32,– Euro, ISBN 3-88118-404-X 2005. 170 S., Schutzgebühr 28,– Euro ISBN 3-88118-376-0 __Expl. Wohnen in der Innenstadt – eine Renaissance? Von Hasso Brühl u.a. 2005. Bd. 41. 336 S., 29,– Euro Aktuelle Information ISBN 3-88118-392-2 __Expl. Europäisches Umweltrecht und Stadtentwicklung __Expl. Verkehrssystem und Raumstruktur Ein aktueller Überblick über für die Kommunen relevante Neue Rahmenbedingungen für Effizienz und Nachhaltigkeit umweltpolitische Initiativen und Strategien Von Michael Lehmbrock u.a. Von Manuela Rottmann 2005. Bd. 40. 408 S., 18 Abb., 39 Tab., 38,– Euro 2006. 24 S., Schutzgebühr 5,– Euro ISBN 3-88118-390-6 __Expl. Die Sachinvestitionen der Kommunen und ihrer Unternehmen – eine Bestandsaufnahme Materialien Von Michael Reidenbach 2006. 12 S., Schutzgebühr 5,– Euro __Expl Brachflächenrecycling: Herausforderungen, Lösungen, Nutzen! __Expl. Deutsche Städte und Globalisierung Dokumentation der deutsch-amerikanischen Abschluss- Annäherung an ein komplexes Thema konferenz „Brownfield Redevelopment: Challenges, Solu- Von Werner Heinz tions, Benefits!“ 2006. 12 S., Schutzgebühr 5,– Euro Hrsg. von Thomas Preuß u.a. __Expl. Kommunale Umwelt gesundheitsfördernd Bd. 1/2006. Ca. 260 S., Schutzgebühr ca. 23,– Euro gestalten – Praxis der Lokalen Agenda 21 ISBN 3-88118-412-0 (In Vorbereitung) Von C. Böhme, B. Reimann und U. Schuleri-Hartje __Expl. Die Beteiligung an kommunalen Bürgerumfragen 2005. 16 S., Schutzgebühr 5,– Euro 1970–2004 Ein Beitrag zur Methodenforschung Von Michael Bretschneider Zeitschriften Bd. 11/2005. 60 S., Schutzgebühr 15,– Euro __Expl. Deutsche Zeitschrift für Kommunalwissenschaften ISBN 3-88118-406-6 (DfK) Halbjahresschrift, Heft II/2005 __Expl. Nachhaltige Wiedernutzung und Revitalisierung „Europa und die Kommunen“ von Brachflächen 132 S., Einzelpreis 20,– Euro, Jahresabo (2 Hefte) 35,– Euro, ISBN 3-88118-405-8, ISSN 1617-8203 Dokumentation eines deutsch-amerikanischen Workshops Hrsg. von Thomas Preuß u.a. __Expl. Deutsche Zeitschrift für Kommunalwissenschaften Bd. 10/2005. 198 S., Schutzgebühr 20,– Euro (DfK) Halbjahresschrift, Heft I/2005 ISBN 3-88118-403-1 „Kommunale Wirtschaftspolitik“ 140 S., ISBN 3-88118-396-5

Forschung und Dienstleistungen für die deutschen Städte