Deutsches Institut Für Urbanistik
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Berichte 12006 Projekte, Veröffentlichungen, Veranstaltungen und Positionen des Difu Standpunkt Neue Projekte 2 Integration und sozialräumliche 28 Aktivierung von Gewerbeflächen- Segregation sind kein Widerspruch! potenzialen durch E-Government Difu-Forschungsergebnisse 29 Repräsentative Umfrage zum und Veröffentlichungen kommunalen E-Government 4 Die Denkmaltopographie als 30 Wissensbilanzierung für regionale Erfassungsstrument und kultur- Innovationsnetzwerke geschichtliches Unternehmen Was ist eigentlich? 8 Steuerung des ÖPNV durch 31 Segregation Funktionale Leistungsbeschreibung Fortbildung und 8 Umweltfreundlicher, attraktiver und Veranstaltungen leistungsfähiger ÖPNV 31 Gender Mainstreaming im 14 Zukunft von Stadt und Region: Städtebau: Von der Theorie zur Forschungsergebnisse des Projekts Praxis Stadt 2030 erschienen 32 Lange Nacht der Wissenschaften: 20 Kommunales Handeln für Umwelt Das Difu ist auch 2006 dabei und Gesundheit 33 Neu im Difu-Internet 22 Brachflächenrecycling: Heraus- forderungen, Lösungen, Nutzen! 33 Exklusiv für Zuwender 24 Kommunale Unternehmen tragen 34 Das Difu trauert um fünzig Prozent der kommunalen Dieter Sauberzweig Investitionen 35 Mediennachlese 25 Stadt und Fußball 35 Impressum 26 Soziale Stadt-Infos: Newsletter- 36 Bestellschein Deutsches Institut für Urbanistik Serie zum Bund-Länder-Programm 27 netWORKS-Papers: Publikations- serie zur kommunalen Infrastruk- tur frei im Internet zugänglich 28 New Occasional Papers Stand: 20. März 2006 Forschung und Dienstleistungen für die deutschen Städte Standpunkt Integration und sozialräumliche Segregation sind kein Widerspruch! Die Förderung der Integration von Zuwanderern unter den Bedingungen der sozialräumlichen Segregation ist eine zentrale Herausforderung der kommunalen Integrationspolitik Gegenwärtig wird in der öffentlichen Dis- bezeichnet, wenn sie ohne Zwang erfolgt kussion über Integration meist im Zusam- und Personen ähnlichen Lebensstils und menhang mit Problemen und misslungener ähnlicher Milieus, wie Künstler, Studenten Integration geredet. Demnach scheinen Inte- oder junge Familien in einem Wohngebiet in gration und das Leitbild der multikulturellen großer Zahl als Mieter und Eigentümer woh- Stadt gescheitert, von Parallelgesellschaften nen. In der aktuellen Diskussion und den ist die Rede. Zuwanderer werden zuneh- Medien werden jedoch Gebiete, in denen mend als Problemgruppen bezeichnet, die Zuwanderer in hoher Anzahl leben, als inte- anders leben, sich separieren, sich nicht an grationshemmend und als Ausdruck bewus- die Normen, Werte und Gesetze der Mehr- ster Desintegration gewertet. Nicht ausrei- heitsgesellschaft anpassen wollen. Das Bild chend differenziert werden hierbei die einer segregierten Stadt(-gesellschaft) wird Gründe und Ursachen für eine sozialräumli- gezeichnet, wobei in öffentlicher Diskussion che Ausdifferenzierung der Gebiete. Weit und Medien die Begriffe Ghetto, Parallelge- verbreitet ist hingegen die normative Annah- Bettina Reimann sellschaft und ethnische Kolonie undifferen- me, dass soziale und ethnische Mischung ziert und meist negativ besetzt verwendet auf städtischer und Quartiersebene gut ist werden. Übersehen wird hierbei, dass ethni- und die Integration fördert. Prägend hierfür sche Segregation nicht nur negative, sondern sind das Leitbild der „gesunden sozialen Mi- auch positive Effekte haben kann. Dies wur- schung“ und die Maxime der Vermeidung de untersucht und empirisch nachgewiesen. ethnisch homogener Stadtteile. Denn Gebiete, in denen mehrheitlich Zu- wanderer wohnen und arbeiten, können für Segregation ist jedoch vorrangig kein Aus- die dort lebenden Menschen – insbesondere länder-, sondern ein Armutsproblem. Die für Neuzuwanderer – positive Funktionen Konzentration von Einwanderern in von Ar- haben. Hier finden sich beispielsweise eth- mut und Arbeitslosigkeit geprägten Stadttei- nische Netzwerke als unterstützende Struk- len ist vor allem eine Folge der Segregation turen für die Integration in fremde Orte und nach sozialer Lage. Zuwanderer sind in be- Strukturen, in der Regel eine ethnische Infra- sonders hohem Maße von Arbeitslosigkeit struktur sowie vielfältige Dienst- und Hilfe- und Armut betroffen und sie leben häufig in leistungen auf informeller Ebene. Quartieren, die aufgrund fehlender Ulla-Kristina Schuleri-Hartje Ressourcen auch als benachteiligende Quar- Es ist wichtig, die Möglichkeiten der sozial- tiere bezeichnet werden. Diese räumliche räumlichen Integration in einem breiteren Konzentration von Zuwanderern in bestimm- Kontext zu betrachten. Nur so wird deutlich, ten Quartieren ist oft nicht selbst gewählt, dass Integration und Segregation nicht sondern Ergebnis von Zwängen und Diskri- Widersprüche und wechselseitige Aus- minierungen auf dem Wohnungsmarkt. Sie schlusskriterien sind, sondern dass Integra- ist auch ein Resultat sozial selektiver Wan- tion auch in segregierten Gebieten möglich derungen (Wegzug Besserverdienender). ist. Ob es uns gefällt oder nicht – wir müssen Integration unter den Bedingungen lernen zu akzeptieren, dass Stadtplanung der sozialräumlichen Segregation und Wohnungspolitik keine wirksamen In- Realität und auch Normalität in vielen Groß- strumente bieten, um eine einmal entstande- städten ist eine sozialräumliche Ausdifferen- ne sozialräumliche Segregation einfach wie- zierung und Segregation der Wohnbevölke- der aufzulösen. Die notwendige Neuaus- rung – das heißt eine räumliche Abbildung richtung der Integrationspolitik erfordert da- sozialer Ungleichheiten – nach Herkunft, her auch einen Perspektivwechsel, für den Ethnie, sozialer Lage und Lebensstil. Segre- sich bereits die ehemalige Beauftragte der gation an sich wird dann nicht als Problem Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge 2 Difu-Berichte 1/2006 und Integration, Marieluise Beck eingesetzt projekt „Zuwanderer in der Stadt“. Sie ent- Tipps zum Weiterlesen hat. Sie plädierte dafür, weniger die Konzen- halten eine Vielzahl von Anregungen und ■ Bericht der Unabhängigen tration von Zuwanderern als vielmehr die guten Beispielen zu verschiedenen Hand- Kommission „Zuwande- Folgen der Konzentration von Armut und so- lungsfeldern: Migrantenökonomie, Schule rung“, Berlin 2001. zialer Benachteiligung in den Stadtteilen zu und Bildung, Städtebau und soziales Zu- http://www.zuwanderung.de bekämpfen. sammenleben, Wohneigentumsbildung von /downloads/Zuwanderungs Migranten, Teilhabe- und Mitwirkungsmög- bericht_kurz.pdf. Mit dieser politischen Ausrichtung sind zwei lichkeiten, Gestaltung der Freiräume und des ■ Gutachten, die Grundlage Fragen verknüpft: Wie kann die Integration Wohnumfeldes. Wichtig ist, dass Kommunen des Berichts sind, finden Sie von Zuwanderern in der Stadt unter den Be- bei der Umsetzung solcher Maßnahmen unter der Internetadresse dingungen der sozialräumlichen Segregation Grundsätze beachten, wie http:// www.bmi.bund.de/ gefördert werden? Was können Kommunen (durch Eingabe der Stich- ■ Maßnahmen der Stabilisierung und Inte- wörter Zuwanderung und und Wohnungsunternehmen dazu beitragen, gration im Wohnquartier frühzeitig und Gutachten im „Suche-Feld” um die Integration von Zuwanderern vor Ort damit präventiv einsetzen, kommt man zu den Gutach- zu verbessern? Damit wird Segregation nicht ■ Integration vor Ort als Querschnittsaufga- ten). per se bewertet bzw. abgewertet. Vielmehr be verstehen und auf städtischer Ebene ■ Häußermann, Hartmut / sind die Vorteile (wie integrationsfördernde ganzheitlich angelegte und ämterübergrei- Kronauer, Martin /Siebel, Netzwerke, ethnische Ökonomie) und fende Konzepte entwickeln, Walter, (Hrsg.), Nachteile (Gefahr sozialer Marginalisierung An den Rändern der Städte. und Abschottung) ethnisch segregierter Ge- ■ auf Quartiersebene Netzwerke zwischen Frankfurt 2004. biete für Zuwanderer und Neuzuwanderer den Maßnahmeträgern und den sonstigen ■ „Zuwanderer in der Stadt. zu diskutieren. Integration und Segregation Akteuren schaffen und fördern (Quartier- Expertisen zum Projekt“, stehen nicht notwendig im Widerspruch zu- management), Verbundpartner des Projekts einander. Ethnisch segregierte Gebiete sind ■ die Selbstorganisation von Zuwanderern (Hrsg), Darmstadt 2005. auch Orte der Integration und ein Potenzial stärken und mit Migrantenorganisationen http://www.zuwanderer-in- für die Produktivität der Stadt. zusammenarbeiten. der-stadt.de/803.php. ■ „Zuwanderer in der Stadt. Wachsende Bedeutung des Quartiers Unsicherheiten diskutieren und Empfehlungen zur stadt- für die Integration im sozialräum- Wissensdefizite abbauen räumlichen Integrations- lichen Prozess politik”, Verbundpartner des In den Kommunen bestehen insbesondere Projekts (Hrsg.), Darmstadt Diese Argumentation berücksichtigt, dass mit Blick auf das Thema Segregation Unsi- 2005. sich in bestimmten Quartieren Formen der cherheiten. Segregation und ethnisch homo- http://edoc.difu.de/orlis/ sozio-ökonomischen Benachteiligung und gene Gebiete werden einseitig negativ be- DF9070.pdf. massive Probleme konzentrieren und dass wertet. Von der Herausforderung, sozial- dies häufig Gebiete sind, in denen Zuwan- räumliche Integration unter den Bedingun- derer in hoher Anzahl leben. Ein besonderes gen der Segregation zu fördern, sind viele Problem ist, dass immer weniger Personen, Kommunen überfordert. Sie verstehen diese insbesondere Zuwanderer, über den Arbeits- mancherorts als Rückzug der Politik, als Re- markt integriert sind. Quartier, Wohnung signation vor den Anforderungen der Zu- und Wohnumfeld gewinnen damit für den wanderung und als Aufgabe der benachtei- Erfolg von Integrationsprozessen und für ein ligten