Emotionen, Geschichte Und Historisches Lernen
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Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND Eckert. Die Schriftenreihe Studien des Georg-Eckert-Instituts zur internationalen Bildungsmedienforschung Band 133 Herausgegeben von Simone Lässig Redaktion Susanne Grindel, Roderich Henrÿ und Wibke Westermeyer Die Reihe ist referiert. Wissenschaftlicher Beirat Konrad Jarausch (Chapel Hill/Berlin) Heidemarie Kemnitz (Braunschweig) Frank-Olaf Radtke (Frankfurt) Manfred Rolfes (Potsdam) Peter Vorderer (Amsterdam) Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND Juliane Brauer / Martin Lücke (Hg.) Emotionen, Geschichte und historisches Lernen Geschichtsdidaktische und geschichtskulturelle Perspektiven Mit 12 Abbildungen V&R unipress Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISBN 978-3-8471-0064-5 Gedruckt mit freundlicher Unterstützung des Georg-Eckert-Instituts, Braunschweig, der Freien Universität Berlin und des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung, Berlin. 2013, V&R unipress in Göttingen / www.vr-unipress.de Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Printed in Germany. Druck und Bindung: CPI Buch Bücher.de GmbH, Birkach Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND Inhalt Grußwort ................................... 7 I. Zur Einführung Juliane Brauer und Martin Lücke Emotionen, Geschichte und historisches Lernen. Einführende Überlegungen . ................................ 11 Jörn Rüsen Die Macht der Gefühle im Sinn der Geschichte. Theoretische Grundlagen und das Beispiel des Trauerns . ................... 27 II. Zum systematischen Ort von Emotionen Wolfgang Hasberg Emotionalität historischen Lernens. Einblicke in und Ausblicke auf empirische Forschung . ................... 47 Juliane Brauer Empathie und historische Alteritätserfahrungen . ...... 75 Martin Lücke Fühlen – Wollen – Wissen. Geschichtskulturen als emotionale Gemeinschaften ................................ 93 III. Grundbegriffe der Geschichtskultur Carlos Kölbl Emotionspsychologie und Geschichtsbewusstseinsforschung – eine fruchtbare Kontaktperspektive? Begriffe, Relationierungen, Unterricht . 109 Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND 6 Inhalt Johannes Meyer-Hamme »I never liked history at school.« Identitäten und Emotionen beim historischen Lernen . ...................125 Bärbel Völkel Verstörende Imaginationen. Gedanken zum Zusammenhang von historischen Imaginationen und Emotionen . ......139 Michele Barricelli Historisches Lernen und narrative Emotion. Anmerkungen zu einer erzähltheoretisch orientierten Geschichtsdidaktik, die Gefühle respektiert 165 IV. Begegnungen mit der Vergangenheit – Medien und Orte Vadim Oswalt Kondensierte Gefühle im Kompaktmedium des Geschichtsunterrichts? Aspekte der Vermittlung von Emotionen in aktuellen Geschichtsschulbüchern . ...................185 Alina Bothe und Rolf Sperling Trauma und Emotion im virtuellen Raum. Historisches Lernen über die Shoah mit virtuellen Zeugnissen . ...................201 Berit Pleitner Kundschafter in einer anderen Welt? Überlegungen zur Funktion der Emotionen in Living-History-Darstellungen . ......223 Matthias Heyl Mit Überwältigendem überwältigen? Emotionen in KZ-Gedenkstätten . 239 Alfons Kenkmann Schriftzeugnis – Bildquelle – Re-enactment. Emotionen und Medien im Prozess historischen Lernens . ...................261 Bea Lundt Die alten bösen Lieder und die neuen Emotionen. Transkulturelles historisches Lernen in Ghana (Westafrika) . ......277 Kurzvita Autoren . ...................303 Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND Grußwort Gefühle sind geschichtsmächtig und geschichtsträchtig. Auf dieser Grundannahme basiert die Geschichte der Gefühle, wie sie seit 2008 im gleichnamigen For- schungsbereich am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin erforscht wird. Gefühle verknüpfen Menschen miteinander, aber auch mit der Natur und mit Dingen. Sie sind ansteckend und handlungsrelevant, sie stiften Beziehungen oder provozieren Konflikte. Gefühle sind daher bevorzugter Gegenstand von Manipu- lation und Instrumentalisierung, in politischen und wirtschaftlichen Zusammen- hängen ebenso wie im privaten und zivilgesellschaftlichen Bereich. FürdieVerge- sellschaftung von Menschen übernehmen sie eine tragende Rolle – das allein sollte ihnen einen prominenten Platz in der Geschichtsschreibung garantieren. Doch auch die Gefühle selbst haben eine Geschichte. Empfindungen und ihr Ausdruck sind kulturell geformt und werden sozial erlernt. Gesellschaften legen emotionale Normen fest. Sie geben vor, was jemand in einer bestimmten Situation oder gegenüber einer anderen Person und Sache fühlen darf. Sie sanktionieren, wie sich Gefühle zeigen sollen, und wirken dank solcher Ausdrucksregeln auf die Art und Weise des Fühlens ein. Diese historische VariabilitätvonGefühlen und Ge- fühlsrepräsentationen gilt es zu bedenken. Im Sommer 2011 fand im Max-Planck-Institut für Bildungsforschung eine ge- meinsam mit dem Arbeitsbereich Didaktik der Geschichte der Freien Universität Berlin organisierte Tagung statt, die neuere Überlegungen zur Geschichte der Ge- fühle mit Konzepten zum historischen Lernen zusammenbrachte und um eine weitere Perspektive ergänzte. Historisches Lernen, so wie es auf der Tagung dis- kutiert wurde, ist demzufolge nicht nur ein Lernen über die GefühleinderGe- schichte, sondern auch ein Lernen mit deneigenenGefühlen, die in der Begegnung mit Geschichte entstehen. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND 8 Grußwort Der vorliegende Band bündelt, vertieft und erweitert die damaligen Diskussionen zum Verhältnis von Geschichte, Emotionen und historischem Lernen. Damit schafft er die Voraussetzung, die Geschichte der Gefühle in ihrer faszinierenden Variabilität und Komplexität im weiten Feld der Geschichtskultur zu verankern. Ute Frevert Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND I. Zur Einführung Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND Juliane Brauer und Martin Lücke Emotionen, Geschichte und historisches Lernen. Einführende Überlegungen Interesse, Langeweile, Neugierde, Irritation, Trauer, Mitleid, Abscheu, Faszina- tion sind nur einige der vielen Gefühlslagen, die unsere Begegnung mit Ge- schichte begleiten und unser Verständnis von vergangenen Menschen und deren Schicksalen prägen können. Der Besuch von historischen Orten, von Ge- schichtspräsentationen in Museen, von Gedenkstätten oder Denkmalen, das Anschauen von multimedialen historischen Dokumentationen im Fernsehen oder Internet, aber auch die Arbeit mit vermeintlich »trockenen« Geschichts- (lehr)büchern – all diese Auseinandersetzungen mit Geschichte führen rasch zu der Einsicht, dass Gefühle ein substanzieller Teil von Geschichtskultur sind. Dabei ist ihre Rolle ambivalent. Emotionen können den Zugang zur Vergan- genheit öffnen oder verschließen. Manchmal entstehen sie unbewusst während der Begegnung mit Geschichte. Manchmal werden sie in historischen Lern- prozessen eigens modelliert oder sogar bewusst unterdrückt. Darüber hinaus sind Gefühle Teil der Vergangenheit selbst: Die Geschichten vergangener Men- schen und Zeiten erzählen von Liebe, Hass, Wut, Trauer, Vertrauen oder Zu- neigung – Emotionen, die den Lauf historischer Ereignisse offenbar maßgeblich mitbestimmten. Geschichte wird in unserer Gegenwart also auf unterschiedliche Weise emotional rezipiert, präsentiert und erzählt, was zumindest bei den Professionals der Geschichts- und Gedenkkultur auf ein gespaltenes Echo trifft.1 Der vorliegende Band begibt sich auf die Suche nach den Funktionen von Emotionen und nach ihrem systematischen Ort in den vielschichtigen Prozes- sen, in denen sich Individuen vergangene Wirklichkeiten als Geschichte an- eignen. Diese Frage ist nicht neu – und dennoch bisher weitgehend unbeant- wortet geblieben. Hier sollen Antworten gegeben werden, indem die geistes- und kulturwissenschaftliche Emotionenforschung mit den spezifischen Herausfor- 1 Siehe beispielsweise die Dokumentation über das 9. Berlin-Brandenburgische Forum für zeitgeschichtliche Bildung, Juni 2012 im LaG-Magazin 2012; siehe auch die aktuelle Diskus- sion um das pädagogische Konzept der Gedenkstätte Hohenschönhausen: Neiss 2011 und die Reaktion darauf von den Lehrern der Pädagogischen Arbeitsstelle der Gedenkstätte; Harfst u.a. 2012. Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND 12 Juliane Brauer und Martin Lücke derungen historischen Lernens in einen produktiven Dialog tritt. Historisches Lernen wird nicht ausschließlich auf den Geschichtsunterricht im Klassenzim- mer begrenzt. Historisches Lernen verstehen die Herausgeber vielmehr als das Resultat einer Begegnung mit Geschichte, die an ganz unterschiedlichen Orten, unter Nutzung vielfältiger Medien und bei Menschen jeden Alters stattfinden kann: bei der Lektüre von Geschichtscomics oder historischen Romanen ebenso wie beim Ansehen von Geschichtsdokumentationen im Fernsehen oder der Interpretation einer historischen Quelle im schulischen Geschichtsunterricht, in Gedenkstätten, Bibliotheken und Museen genauso wie in den eigenen vier Wänden. Genutzt wird