Hfk Aktuell 2010
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Hochschule für Kirchenmusik Heidelberg Heft 5 Oktober 2010 Inhaltsverzeichnis Vorwort 1 Im Fokus: Singen 2 Wolfgang Neumann: Der singende Mensch 2 Carsten Klomp: Singen in der Kirche – Erfahrungsbericht eines Praktikers 4 Elisabeth Bengtson-Opitz: Anti-Aging für die Stimme – Ein Trainingsprogramm für den strapazierten Stimmapparat 10 Friedhilde Trüün: Da staunt die Maus – Elementare Übungen für das Singen mit Kindern 18 Bernd Stegmann: Lebendiges Instrument Chor 23 Gerd-Peter Murawski: … mit einer guten Gesangstechnik: Ja! – Interview über das Thema Popgesang 28 Matthias Kreplin: Wie bleiben wir eine singende Kirche 33 Wolfgang Herbst: Die Gesänge der Neandertaler 37 Essays 39 Michael Zink: Individualität und Einheit – Zyklische Aspekte in Schumanns Gedichten der Königin Maria Stuart op. 135 39 Gerhard Luchterhandt: Auf dem Weg zur improvisierten Passacaglia 43 Interview 48 HfK-Absolventen an prominenten Kirchenmusikerstellen – KMD Johannes Matthias Michel 48 Akzente 52 Robert Schumann in Heidelberg 52 20 Jahre Inge-Pittler-Förderpreis an der HfK 54 Orchesterstudientage an der HfK Heidelberg 55 Vertraut den neuen Wegen … – Über das Auslandsstudium der Kirchenmusik in Kanada 57 Berichte 61 1. Heidelberger Wettbewerb für junge Organistinnen und Organisten (U 16/U 21) 61 Meisterkurs für junge Organisten/-innen mit Gerhard Luchterhandt und Martin Sander 62 Erstmalig: LO-Kompaktphase in Schlüchtern 63 Jahrestagung des Landesverbandes Evang. KirchenmusikerInnen in Baden 66 Bruno-Herrmann-Preisträgerkonzerte | Inge-Pittler-Gesangswettbewerb | Konzerte des Badischen Kammerchores 67 Chorprobenphase auf dem Fehrenbacher Hof | Heidelberger Erstaufführung der „Missa da camera“ 68 Kinderchorkurs mit Prof. Werner Schepp | Besondere Erfolge unserer Studierenden 69 Impressum 70 Personen und Daten 71 Veranstaltungen 71 Nachrufe 73 AbsolventInnen | Neue Studierende 75 Absolventinnen und Absolventen der HfK an hauptamtlichen Stellen in der EKD 77 80. Geburtstag Prof. Zimmermann | Einführung Dr. Kreplin | Verabschiedungen | Wer ist wo? | Kurzmeldungen 79 Außerhochschulische Aktivitäten der Lehrkräfte 80 Das Letzte 84 Vorwort 1 Liebe Leserin, lieber Leser, herzlich willkommen zur Lektüre von HfK aktuell, den Nachrichten aus der Heidelber- ger Hochschule für Kirchenmusik. Der Geburtstag von Robert Schumann jährt sich 2010 zum 200. Mal. Ist diese Tatsa- che für eine Zeitschrift, welche sich mit Themen der Kirchenmusik und dem Studien- betrieb angehender Kantorinnen und Kantoren befasst, besonders erwähnenswert? Es stimmt zwar – Schumann bricht in seinen „Musikalischen Haus- und Lebens– regeln“ an zahlreichen Stellen eine Lanze für unser Metier: Gehst du an einer Kirche vorbei und hörst Orgel darin spielen, so gehe hinein und höre zu. Wird es dir gar so wohl, dich selbst auf die Orgelbank setzen zu dürfen, so versuche deine kleinen Finger und staune vor dieser Allgewalt der Musik. – Oder: Singe fleißig im Chor mit, namentlich Mittelstimmen. Dies macht dich musikalisch. Auch wirbt er nachdrücklich für unser pädagogisches Ansinnen: Es ist des Lernens kein Ende. Ja sogar die materiellen Erwartungen unseres Berufsstandes scheint er im Blick gehabt zu haben: Die Kunst ist nicht da, um Reich- tümer zu erwerben…. Doch – Spaß beiseite – dieser Großmeister des romantischen Kunstliedes ist doch wohl für die Kirchenmusik eher eine Randerscheinung. An Robert Schumann soll in der vorliegenden Ausgabe dennoch aus zwei Gründen erinnert werden. Zum einen weilte dieser vielleicht typischste Exponent der deutschen Romantik eine Zeit lang in Heidelberg, der Stadt mit einer geradezu magischen Anziehungskraft für Künstler und Dichter des 19. Jahrhunderts. Waren es auch nur knapp anderthalb Jahre (Mai 1829 bis September 1830), so hat er doch in seinen vielen Briefen und Tagebucheintragungen ein besonderes Gespür für den ein- maligen Reiz dieses Ortes zum Ausdruck gebracht. Daher durchziehen dieses Heft Zitate aus der Feder Schumanns zu seinem damaligen Aufenthaltsort. Das Schöne daran ist: Auch wir Heutige können noch so vieles davon nachempfinden und, was seine Liebe zu dieser Stadt anbelangt, dick unterstreichen. Der zweite, nicht weniger wichtige Grund, Schumann hier zu erwähnen, ist: Der damals an der Heidelberger Universität als Jurastudent eingeschriebene junge Mann fand in dieser Zeit zu seiner eigentlichen Berufung als Musiker. Er rang in einem Alter, in dem sich unsere heutigen Studierenden befinden, mit sich, die Weichen für sein zukünftiges Leben neu zu stellen und entschied sich ja dann bekanntermaßen für die Musik. In Robert Schumann, so denke ich, können unsere Studierenden einen Partner sehen, einen Partner aus einer ganz anderen Lebenswirklichkeit zwar, aber dennoch jemand, der ihnen über- raschend nahe rücken kann und die eigene Entscheidung für die Musik sicherer macht. Der Fokus dieser Ausgabe von HfK aktuell ist auf das Singen gerichtet. Der kantorale Bereich war zwar immer schon ein zentraler Aspekt der Kirchenmusik, hier allerdings wird er geweitet und spezifiziert. Pop-Gesang, Singen mit Kindern, Singen mit Seniorinnen und Senioren sind inzwischen wichtige Betätigungsfelder der Kirchenmusik geworden. Den Interviewpartne- rinnen Christiane Brasse-Nothdurft, Ann Malcolm und Nicole Metzger danke ich sehr herzlich für ihre Beiträge zum Thema Popgesang. Der Lektüre besonders empfohlen seien auch die fundierten Artikel von Friedhilde Trüün und Elisabeth Bengtson-Opitz. Ich freue mich auf ihre Kurse im nächsten Jahr an unserer Hochschule. Wie bleibt die evangelische Kirche auf Dauer eine singende Kirche? Seien Sie, liebe Leserin, lieber Leser, eingeladen, sich gemeinsam mit den beiden Autoren der entsprechenden Artikel – Carsten Klomp und Matthias Kreplin – Gedanken über dieses perspektivisch so wichtige The- ma zu machen. Auch in dieser Ausgabe sind wieder zahlreiche Autorinnen und Autoren unseres Hauses vertreten. Ihnen gilt mein besonde- rer Dank. Zeigen diese längeren oder auch kürzeren Beiträge doch zweierlei: welch großes Potential in unserer Heidelberger Hochschule steckt und wie sehr sich Studierende wie Lehrende mit unserem Haus identifizieren. KMD Prof. Bernd Stegmann, Rektor 2 Im Fokus Im Fokus: Singen © Stiftsmusik Stuttgart gend, würde so ein Aufatmen inmitten treibender Gefühle Der singende Mensch und Handlungen bedeuten. von Wolfgang Neumann 2. Seine Überzeugungskraft Wer kennt nicht die Redewendung aus Volkes Mund vom Aus der Antike ist uns folgendes Bild überliefert: „Brustton der Überzeugung“! Dem Sänger, der es ver- Der Mensch, als Leier ausgespannt zwischen Himmel und steht, seinen ganzen Körper klanglich einzubeziehen, Erde; ein Instrument, auf welchem die Götter zu spielen nehmen wir seine Aussage eher ab als einem, dessen belieben. Klangschönheit allenfalls an eine Kunstblume erinnert. Na- Das dem Menschen gegebene Instrument ist seine Stim- türlich erliegen wir der Wirkung des gesprochenen Wortes me. Als Singender kommt er diesem Bild vielleicht am ganz ähnlich. Nicht nur Politiker und Manager haben er- nächsten. kannt, dass Stimmbeherrschung wie Körpersprache die Wirkung ihrer Worte entscheidend beeinflussen kann. Sin- Was nun ist das Besondere am singenden Menschen? gen ist eine Tätigkeit, an welcher die Aktion des Zwerch- fells großen Anteil hat. Zwerchfellgesteuerte Vorgänge wir- 1. Gehobene Sprache ken ansteckend, Lachen oder Weinen sind beste Beispie- Nicht allein durch fixierte Tonhöhe, Melodik und Rhythmus le dafür. Das Zwerchfell des Zuhörenden übernimmt die ist die singende Sprache aus dem Alltag herausgehoben, Zwerchfellaktion des Singenden ähnlich wie eine in Reso- jeder musikalische Stil entwickelt seine eigene Sprach- nanz befindliche Stimmgabel die Schwingungen einer an- form. Vom „stilo rappresentativo“ der Alten Musik über die deren. Parlandokunst der Italiener bis zur Dramatischen Dekla- mation der Spätromantik reichen die Formen der mittei- 3. Spontaneität lenden Gesangskunst. Manchmal ist der Hörer hingerissen von einer Gesangs- Aus der Notwendigkeit, in die dramatischen Handlungsab- darbietung, ohne sich über die Ursachen im Klaren zu läufe der ersten Opern Ruheräume einzufügen, in welchen sein. Der Vortrag scheint aus dem Augenblick heraus ge- die Musik länger beim seelischen Zustand der handeln- boren zu sein; der Zuhörer denkt keinen Moment daran, den Personen verweilen konnte, scheint sich die Form der wie viel Zeit der Vortragende mit Studium und Übung zu- Arie entwickelt zu haben. „Aria“, soviel wie „Luft“ besa- gebracht haben mag. Im Fokus 3 Die deutsche Gesangspädagogin Franziska Martienssen- überzeugte er den befreundeten Abt zu einem Versuch mit Lohmann nannte Spontaneität die „schönste Frucht jenes der Wiedereinführung der alten Tagesabläufe. Er berichtet, Reifevorgangs, der zu den Quellen der Natur zurück- dass die aufmunternde Wirkung schlagartig einsetzte, führt...“, in welchem der Hörer vor „vollendeter Natur“ nachdem die Mönche ihr Singpensum wieder aufgenom- steht. „Auch in ihm ist die Wirkung des Spontanen dann men hatten. eine spontane.“ Tomatis gelangte zu der Erkenntnis, dass nichts so dy- namisiere wie die eigene gute Stimme des Menschen. 4. Eutonischer Zustand Die Vorgänge im Körperlichen wie auch im Seelischen 7. Ein Spielender zu sein beim Singen lassen sich gut mit dem Begriff der Eutonie Schiller prägte das Wort: „Der Mensch ist nur da ganz als ein harmonischer Spannungszustand zwischen Ver- Mensch, wo er spielt.“ Wir sprechen von Klavierspiel, von krampfung (Überspannung) und Schlaffheit (Unterspan- Geigenspiel, manchmal von einer Spielernatur oder vom nung) beschreiben. Dieser