Zeitschrift Für Württembergische Landesgeschichte

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Zeitschrift Für Württembergische Landesgeschichte Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte Herausgegeben von der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg unddem Württembergischen Geschichts- und Altertumsverein 66.Jahrgang W. Kohlhammer Verlag Stuttgart 2007 0'1-/ A ~ll~ Die Welfen Adelsentwürfe im hohen Mittelalter Von BERND SCHNEIDMÜLLER, MATIHIAS BECHER, THOMAS ZOTZ und WERNER HECHBERGER Adelshaus oder Wechselrahmen? Einführung in Wege der Welfenforschungl Von BERND SCHNEIDMÜLLER Seit ihren Anfängen als kritische Wissenschaft beschäftigt sich die Geschichtsfor- schung mit den Welfen. Kein geringerer als Gottfried Wilhelm Leibniz finanzierte mit dem reich dotierten Auftrag zu einer fürstlichen Hausgeschichte/ den Großteil seiner Arbeit, auch wenn diese zum Leidwesen seiner Gönner leider nicht die ersehnte Hi- storia domus hervorbrachte. Die welfischen Wünsche an der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert waren klar formuliert. Die Größe des Hauses sollte aus einer glorreichen Vergangenheit entwickelt werden. Geschichte als Argument - Geschichte als Waffe: Das Recht auf die neunte Kurfürstenwürde im Heiligen Römischen Reich war damit ebenso gut zu begründen wie der Anspruch auf den englischen Throrr'. Mit dem Ende der Monarchien verwandelte sich das Interesse an europäischer Adelsgeschichte. Begleitet von manchen Welfentaten rückte das fürstliche Haus im- mer wieder in den Brennpunkt des öffentlichen wie des wissenschaftlichen Interesses. I Einleitende Worte zur Sektion .Die Welfen. Adelsentwürfe im hohen Mittelalter" auf der Jahrestagung der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg am 24.06.2005 in Weingarten. 2 Gottfried Wilhelm Leibniz: Schriften und Briefe zur Geschichte. Bearbeitet, kommentiert und hg. von Malte-Ludolf Babin/Gerd van den Heuvel (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen 218). Hannover 2004. J Armin Reese: Die Rolle der Historie beim Aufstieg des Welfenhauses 1680-1715 (Quellen und Darstellungen zur Geschichte Niedersachsens 71). Hildesheim 1967 - Horst Eckert: Gott: fried Wilhelm Leibniz' Scriptores Rerum Brunsvicensium. Entstehung und historiographische Bedeutung (Veröffentlichungen des Leibniz-Archivs 3). Frankfurt am Main 1971 - Günter Scheel: Braunschweig-Lüneburgische Hausgeschichtsschreibung im 18. und 19.Jahrhundert im Anschluß an das historiographische Erbe von G. W. Leibniz. In: Beiträge zur niedersächsischen Landesgeschichte. Hg. von Dieter Brosius/Martin Last. Hildesheim 1984. S.220-239 - Leibniz und Niedersachsen. Hg. von Herbert Breger/Friedrich Niewöhner (Studia Leibnitiana. Sonder- heft 28). Stuttgart 1999. Zum welfischen Aufstieg im 17.118. Jahrhundert Georg Schnath: Ge- schichte Hannovers im Zeitalter der neunten Kur und der englischen Sukzession 1674-1714, 5 Bde. (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hannover, Oldenburg, Braun- schweig, Schaumburg-Lippe und Bremen [bzw.: der Historischen Kommission für Niedersach- sen und Bremen] 18). Hildesheim (Leipzig) 1938-1982. Adelshaus oder Wechselrahmen? 13 Der Verkauf zentraler Stücke der mittelalterlichen Repräsentationskunst verdeutlich- te den alten Rang. Die Veräußerung des grandiosen Welfenschatzes, der welfischen Münzsammlung oder des Evangeliars Heinrichs des Löwen und Mathildes, 1983 das teuerste Buch der Welt, machte über die Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts den Zauber einer einzigartigen, einer europäischen, einer mäzenatischen Hofkultur offenkundig". Zum öffentlichen Interesse gehörte das wissenschaftliche dazu. In den letzten 50 Jahren entfaltete sich die moderne Adelsforschung vor allem aus Fallstudien zu den mittelalterlichen Welfen. Sie waren weitaus mehr als beliebige Beispiele. Vielmehr bot die einzigartige schriftliche wie künstlerische Überlieferung aus dem Umkreis der fürstlichen Familie die Wegmarken für die Interpretation von Geschichtswissen- schaft, Kunstgeschichte oder Germanistik'', Der räumliche wie funktionale Wandel adliger Lebenswelten, das Bewußtsein als konstituierende Grundlage von Rang, die Spannung regionaler Verortung und europäischer Handlungsbezüge - all das wurde immer wieder und gerade aus der schwäbischen, bayerischen oder sächsischen Über- lieferung aus welfischem Umkreis beschrieben. Die Freiburger Schule um Gerd TeI- lenbach und andere haben hier seit den 1950er Jahren Bahnbrechendes geleistet. Na- men wie Josef Fleckenstein", Kar! Schrnid", Hansmartin Schwarzmaier'', Otto Ger- 4 Das Evangeliar Heinrichs des Löwen. Kommentar zum Faksimile. Hg. von Dietrich Kötz- sehe. Frankfurt am Main 1989.Vgl. auch: Der Welfenschatz und sein Umkreis. Hg. von Joachim EhlerslDietrich Körzsche, Mainz 1998 - Heinrich der Löwe. Herrschaft und Repräsentation. Hg. vonJohannes Fried/Ono Gerhard Oexle (Vorträge und Forschungen 57). Ostfildern 2003- Helmarshausen. Buchkultur und Goldschmiedekunst im Hochmittelalter, Hg. von Ingrid Baumgärtner. Kassel 2003. 5 Interdisziplinäre Ansätze in: Heinrich der Löwe und seine Zeit. Herrschaft und Repräsenta- tion der Welfen 112S-1235. Katalog der Ausstellung Braunschweig 1995. 3 Bände. Hg. von Jo- chen LuckhardtlFranz Niehoff. München 1995 - Die Welfen und ihr Braunschweiger Hof im hohen Mittelalter. Hg. von Bernd Schneidmüller (Wolfenbütteler Mittelalter-Studien 7).Wiesba- den 1995. 6 Hier wie in den folgenden Anmerkungen muß aus der Fülle einschlägiger Publikationen ei- ne knappe Auswahl getroffen werden. Josef Fleckenstein: Über die Herkunft der Welfen und ihre Anfänge in Süddeutschland. In: Studien und Vorarbeiten zur Geschichte des großfränkischen und frühdeutschen Adels. Hg. von Gerd TeIlenbach (Forschungen zur oberrheinischen Landes- geschichte 4). Freiburg i. Br. 1957. S.71-136. 7 Wegweisend Karl Schmid: Welfisches Selbstverständnis. In: Adel und Kirche. Festschrift Gerd TeIlenbach. Hg. von Josef Fleckenstein/Karl Schmid. Freiburg/BasellWien 1968. S.389- 416. Zusammenfassend Karl Schmid: Geblüt, Herrschaft, Geschlechterbewußtsein. Grundfra- gen zum Verständnis des Adels im Mittelalter. Hg. von Dieter MertenslThomas Zotz (Vorträge und Forschungen 44). Sigmaringen 1998. 8 Hansmartin Sclnaarzmaier: Die Welfen und der schwäbische Adel im 11. und 12.Jahrhun- dert in ihren Beziehungen zum Vinschgau. In: Der Vinschgau und seine N achbarräume. Hg. von Rainer Loose. Bozen 1993.S.83-98 - ders.: Dominus totius domus comitisse Mathildis. Die Wel- fen und Italien im 12. Jahrhundert. In: Festschrift Eduard Hlawitschka. Hg. von Karl Rudolf SchnithlRoland Pauler (Münchener Historische Studien. Abteilung Mittelalterliche Geschichte 5). Kallmünz 1993.S.283-305 =ders., Uta von Schauenburg, die Gemahlin Welfs VI. In: WeHVI. Hg. von Rainer Jehl (Irseer Schriften 3). Sigmaringen 1995. S.2~2 - ders.: Wege des schwäbi- 14 Bernd Scbneidmidler hard Oexle9,Johannes Friedlo,Joachim Ehlers!', Michael Borgolte'j, Gerd Althoff"! oder Stefan Weinfurter14 zeigen an, daß führende deutsche Mediaevisten mit Welfen- forschung Geschichte schrieben. So entwickelten sich im letzten Viertel des 20. Jahr- hunderts methodische Debatten, die das Fach und seinen Umgang mit den Quellen im Kern berührten. Wie sollte, wie konnte, wie durfte man ein Memorialbild wie die be- rühmte Krönungsminiatur Heinrichs des Löwen und Mathildes im Welfenevangeliar sehen Adels nach Italien im 12.Jahrhundert. In: Schwaben und Italien im Hochmittelalter. Hg. von Helmut Maurer/Hansmartin SchwarzmaierfThomas Zotz (Vorträge und Forschungen 52). Stuttgart 2001. S.151-174. Zusammenfassend ders: Der Ausgang der Stauferzeit (1167-1269). In: Handbuch der baden-württembergischen Geschichte. Bd.l, 1:Von der Urzeit bis zum Ende der Staufer. Hg. von Meinrad Schaab/Hansmartin Schwarzmaier. Stuttgart 2001. S.52~19. 9 Otto Gerhard Oexle: Die "sächsische Welfenquelle" als Zeugnis der welfischen Hausüber- lieferung. In: Deutsches Archiv 24 (1968) S.435-497 - ders.: Bischof Konrad von Konstanz in der Erinnerung der Welfen und der welfischen Hausüberlieferung während des 12.Jahrhundens. In: Freiburger Diözesan-Archiv 95 (1975) S.7-40 - ders.: Welfische und staufische Hausüberliefe- rung in der Handschrift Fulda D 11 aus Weingarten. In: Von der Klosterbibliothek zur Landesbi- bliothek. Hg. von Artur BraII. Stuttgart 1978. S.203-231 - ders.: Adliges Selbstverständnis und seine Verknüpfung mit dem liturgischen Gedenken - das Beispiel der Welfen. In: ZGO 134 (1986) S.47-75 - ders.: Die Memoria Heinrichs des Löwen. In: Memoria in der Gesellschaft des Mittelalters. Hg. von Dieter Geuenich/Otto Gerhard Oexle (Veröffentlichungen des Max- Planck-Instituts für Geschichte 111). Göttingen 1994. S.I28-177 - ders: Welfische Memoria. Zugleich ein Beitrag über adlige Hausüberlieferung und die Kriterien ihrer Erforschung. In: Die Welfen und ihr Braunschweiger Hof (wie Anm.5) S.61-94. 10 Johannes Fried: Königsgedanken Heinrichs des Löwen. In: Archiv für Kulturgeschichte 55 (1973) S.312-351 - ders.: Der Löwe als Objekt. Was Literaten, Historiker und Politiker aus Heinrich dem Löwen machten. In: Historische Zeitschrift 262 (1996) S.673-693. 11 Joachim Eblers: Ausgewählte Aufsätze. Hg. von Martin Kintzinger/Bernd Schneidmüller (Berliner Historische Studien 21). Berlin 1996- ders.: Heinrich der Löwe. Europäisches Fürsten- tum im Hochmittelalter (Persönlichkeit und Geschichte 154/155). Göttingen/Zürich 1997 - ders: Literatur; Bildung und Wissenschaft am Hof Heinrichs des Löwen. In: Kultureller Aus- tausch und Literaturgeschichte im Mittelalter. Hg. von Ingrid KastenlWerner Paravicini/Rene Perennec (Beihefte der Francia 43). Sigmaringen 1998.S.61-74 - ders: Heinrich der Löwe in den Urkunden Friedrich Barbarossas. In: Frühmittelalterliche
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