Meinungsfreiheit Journalismus Unter Druck Kampf Gegen Hass Im Netz

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Meinungsfreiheit Journalismus Unter Druck Kampf Gegen Hass Im Netz FEBRUAR 2-2020 6,90 € | 8,90 sFr Magazin für globale Entwicklung und ökumenische Zusammen arbeit Meinungsfreiheit Journalismus unter Druck Kampf gegen Hass im Netz BANGLADESCH: Irrsinn Kohlekraft | PROSTITUTION: Zum Verkauf www.welt-sichten.org www.welt-sichten.org wie ein Stück Fleisch | BOLIVIEN: Christus versus Pachamama Jetzt spenden SPINAS CIVIL VOICES PK 60-707707-2 Gemeinsam für eine Landwirtschaft, die unsere Zukunft sichert. sehen-und-handeln.ch OEK20_Menschli_220x287_Welt-Sichten_UC_D.indd 1 10.01.20 10:46 EDITORIAL 3 Liebe Leserinnen und Leser, Melanie Kräuter in Deutschland sind das Recht auf freie Meinungsäußerung und die Pressefreiheit Redakteurin im Grundgesetz verankert. Und doch waren hier in einer repräsentativen Studie des Allensbach-Instituts zwei Drittel der Befragten der Ansicht, man müsse „sehr auf- passen, zu welchen Themen man sich wie äußert“. Ob damit die Meinungsfreiheit bei uns abnimmt, ist umstritten. Eindeutig gefährdet ist sie aber in großen Teilen des globalen Südens. In Mexiko zum Beispiel müssen Medienschaffende wegen ih- rer Arbeit um ihr Leben fürchten. Juliane Matthey hat für uns zusammengefasst, wo Journalisten ermordet, verhaftet oder zensiert werden, aber auch, wo sich die Presse- freiheit verbessert hat. Wie Journalisten im globalen Süden von deutschen Organi- sationen fortgebildet werden, hat sich mein Kollege Moritz Elliesen angeschaut. Wie wichtig Journalismus als vierte Gewalt ist, macht Christian Putsch in seinem Artikel über das AmaBhungane-Kollektiv klar: Dessen Recherchen zum größten Korruptions- skandal Südafrikas haben maßgeblich zum Sturz von Präsident Jacob Zuma beigetragen. Nicht zufällig versuchen Afrikas Machthaber immer Viele Journalisten im globalen Süden müssen wieder, das Internet zu blockieren, berichtet Abdi Latif Dahir. wegen ihrer Arbeit um ihr Leben fürchten – etwa in Mexiko. Andere Politiker nutzen soziale Medien für Propa- ganda – zum Beispiel in Indien. Die regierende BJP- Partei verhält sich besonders widersprüchlich, schreibt Sangeeta Mahapatra: Zum einen hat sie selbst Wahlkampf über soziale Netzwerke betrieben, zum anderen gibt sie vor, dort Falschinformationen und Hetze bekämpfen zu wollen. Und Bernd Ludermann wendet sich gegen die Vorstellung, Meinungsfrei- heit bedeute, einfach alles sagen zu dürfen – ohne Rücksicht auf den Tatsachengehalt. In Bolivien versuchen rechte Katholiken, nach dem Rücktritt von Evo Morales die alte Ordnung wiederherzustellen, berichtet Matthew Casey. Odile Jolys hat für uns im Sene- gal Frauen besucht, die Fisch verarbeiten; ihre Einkommen und eine Haupteiweißquelle der Bevölkerung sind in Gefahr, weil Fabriken immer mehr Sardinellen zu Fischöl oder Tierfutter verarbeiten. Und Barbara Crossette erklärt, warum die UN-Frauenorganisa- tion UN-Women mit Frauenrechtlerinnen streitet: Soll Prostitution überall legal sein? Eine anregende Lektüre wünscht | 2-2020 4 INHALT ES G IMA TTY TTY E G IA G V G BLOOMBER / EE J MUKHER . A Mitarbeiterinnen der indischen Webseite Vishwas News prüfen Nachrichten und Videos auf Facebook. In Indien wird über die sozi- 12 alen Netzwerke zunehmend gegen Minderheiten gehetzt. 25 Große Auswahl an verschiedenen Sichtweisen: Zeitungsverkäufer in Kano, einer Stadt im Norden Nige- rias, haben verschiedene Blätter im Angebot. In vielen Ländern hat sich der Arbeitsalltag für Medienschaf- fende verschlechtert. Und wie weit die Meinungsfreiheit reicht, wird SCHWERPUNKT: MEINUNGSFREIHEIT auch zunehmend heftig in sozialen Netzwerken debattiert. 12 Journalismus unter Druck TITELBILD: THE NEW YORK TIMES/REDUX/LAIF Weltweit hat sich die Situation für Journalisten verschlechtert – auch in Europa und den USA Juliane Matthey 18 Kritische Fragen unerwünscht Fünf „welt-sichten“-Korrespondentinnen berichten über ihre Arbeit 20 Die Unbestechlichen Wie die Journalisten des amaBhungane-Zentrums in Südafrika zum Fall von Präsident Jacob Zuma beigetragen haben Christian Putsch Titelthemen 22 Hilfe für eine starke vierte Gewalt Deutsche Organisationen zur Medienentwicklung unterstützen Journalisten im Süden Moritz Elliesen 25 Gegen den Hass im Netz In Indien sind Politiker für die Hetze in sozialen Medien mitverantwortlich Sangeeta Mahapatra 28 Wenn Afrikas Machthaber den Stecker ziehen Immer wieder sperren Regierungen das Internet – mit mäßigem Erfolg Abdi Latif Dahir 30 Der Staatschef meint ja bloß Nicht alle Meinungen müssen in politischen Debatten gleichermaßen Teile der Auflage enthalten je ernst genommen werden eine Beilage von Agiamondo e.V. und von Brot für die Welt sowie eine Bernd Ludermann Eigenbeilage von . 2-2020 | INHALT 5 STANDPUNKTE 6 Auftakt 8 Interview: „Das ist absoluter Irrsinn“ Gespräch mit dem Umweltaktivisten Anu Muhammad über Kohlekraft in Bangladesch 10 Kommentar: Gut gebrüllt, Eskabo! Die SPD- Spitze fordert weniger Waffenexporte – Selbst- kritik wäre ein guter Anfang Moritz Elliesen ES G IMA 10 Kommentar: Auf Kosten einer unabhängigen TTY TTY Entwicklungspolitik. Nach dem Brexit wird das E P/G britische Entwicklungsministerium stärker natio- AF nalen Interessen dienen Banges Warten: Junge Männer in Kampala in Uganda verfolgen in Tillmann Elliesen einem Wettbüro ein Fußballspiel der englischen Premier League. Die Anbieter von Sportwetten erobern den afrikanischen Markt. 40 11 Leitartikel: Der kurze Arm der Weltjustiz. Der Internationale Strafgerichtshof könnte besser arbeiten, doch sein Kernproblem ist politisch Bernd Ludermann BEWEGUNGSMELDER 32 Herausgeberkolumne: Der freiwillige Ansatz hat weltweit versagt WELT-BLICKE Bernd Nilles 34 Bolivien: Christus versus Pachamama 32 Fünf Fragen an: Richard Matey von der Abibi- Rechte Katholiken wollen die alte Ordnung wiederherstellen man-Stiftung aus Ghana Matthew Peter Casey JOURNAL 37 Senegal: Fisch für den Trog statt für den Teller Obwohl Fisch eine Haupteiweißquelle ist, wird ein großer Teil 52 Berlin: Das Entwicklungsministerium will die des Fangs zu Tierfutter verarbeitet Liste seiner Partnerländer kürzen Odile Jolys 54 Brüssel: Der Vertrag zwischen der EU und den 40 Sportwetten: Geld auf ferne Kicker setzen AKP-Ländern wird nicht rechtzeitig fertig Wettbüros erobern den afrikanischen Markt – die sozialen Kosten sind hoch 55 Schweiz: Die Schweizer Armee will sich stärker Christopher Bunn im Ausland engagieren 42 Prostitution: Zum Verkauf wie ein Stück Fleisch 57 Österreich: Die Zivilgesellschaft hofft auf ein In den Vereinten Nationen streiten Frauen über die Legalisierung gutes Verhältnis zur türkis-grünen Regierung von Prostitution Barbara Crossette 59 Kirche und Ökumene: Die Religionsführer im Libanon wollen keine Revolution 46 Irak: „Die Gefahr ist ein politisches Chaos“ Gespräch mit der Islamexpertin Sabrina Mervin über die Folgen 60 Global Lokal: Bei der fairen Beschaffung sind der Tötung des iranischen Generals Suleimani andere Länder in Europa deutlich weiter als Deutschland 48 Bolivien: Der Baumeister von El Alto Der Architekt Freddy Mamani knüpft an das Erbe seiner indigenen 61 Personalia Vorfahren an Knut Henkel SERVICE 62 Filmkritik 62 Rezensionen 66 Kulturtipp / Impressum | 2-2020 6 STANDPUNKTE auftakt .COM N OO rt LOBECA G É, WWW. É, TT A PP HA C ICK ICK TR PA KURZ ERklÄRT Bezahlen per Handy hilft den Armen nicht Herr Hilbig, mit dem Bezahldienst Wer profitiert davon? Geldtransferdienste betragen die M-Pesa kann man in Kenia über Die Telefongesellschaft Safaricom, Gebühren sogar bis zu 45 Prozent. das Handy Geld an andere über- die den Dienst betreibt, und das Wie sollen Arme sich das leisten? weisen und Rechnungen bezahlen. britische Unternehmen Vodafone, Das wird oft als Beispiel angeführt, das mit 40 Prozent beteiligt ist. Das heißt, M-Pesa könnte nützlich wie die Digitalisierung zur Reduzie- Auf M-Pesa entfallen in Kenia 95 sein, es sollte nur billiger werden, rung von Armut beitragen kann. Sie Prozent Marktanteil bei mobilen etwa durch mehr Konkurrenz? zweifeln daran. Warum? Bezahldiensten. Aufgrund dieser Ja, das wäre sinnvoll, ist aber nicht Sven Hilbig M-Pesa ist insofern eine Erfolgsge- Monopolstellung können sie Prei- einfach. Die Digitalisierung ist ist beim Hilfswerk schichte, als sich der Dienst stark se diktieren und so hohe Gebüh- gerade dadurch gekennzeichnet, Brot für die Welt verbreitet hat. In Kenia nutzen 27 ren verlangen. dass die großen Technologiekon- verantwortlich für Millionen Menschen seine Mög- zerne Monopole aufbauen. Sie die Themen lichkeiten. Aber laut einer inter- Es gibt aber Studien, die Hinwei- sind oft der einzige Anbieter einer Handelspolitik nen Evaluierung des britischen se geben, wie M-Pesa armen Men- bestimmten Dienstleistung, oder und Digitalisie- Entwicklungsministeriums DFID, schen hilft. Etwa dadurch, dass die sie erschweren den Kunden einen rung. das M-Pesa finanziell und mit bessergestellte Tante in der Stadt Wechsel zu anderen Anbietern. Lobbyarbeit gefördert hat, hat der dem armen Neffen auf dem Land Hinter M-Pesa steckt im Grunde Dienst keine armutsmindernde Geld schicken kann, was vor M-Pe- das gleiche Geschäftsmodell wie Wirkung: Die Mehrzahl der Nutzer sa nicht möglich war. bei Facebook oder Google. Wir lebt oberhalb der Armutsschwel- Diese Studien weisen jedoch nicht müssen da kritischer hinschauen. le. Ein zweiter Grund für meine darauf hin, dass auf jede Überwei- Skepsis ist, dass zu wenig berück- sung mit M-Pesa bis zu elf Prozent Welche weiteren Risiken bergen sichtigt wird, wer tatsächlich von Gebühren entfallen, bei Über- mobile Bezahldienste? M-Pesa profitiert. weisungen auf andere mobile Sie erschweren zudem die Durch- 2-2020 | auftakt STANDPUNKTE 7 Reife Leistung
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