Aus Der Praxis
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
Aus der Praxis Wo Wasser und Daten zusammenfließen Ein VPN-Projekt bei Emschergenossenschaft/ Lippeverband Journal Als vor mehr als hundert Jahren die Emscher stellenweise rückwärts zu flie- Münster Coesfeld ßen begann und ganze Stadtviertel mit verschmutztem Wasser überflutete, konnte nur ein einheitlicher Plan Ret- Dülmen Borken tung bringen. In einer großen Kraft- Drensteinfurt Lüdinghausen Ahlen anstrengung gelang es der Emscher- Haltern genossenschaft, die wasserwirtschaft- Schermbeck Werne Lippe lichen Folgen von rascher Industria li- Wesel Lünen Lippborg sierung bei gleichzeitigen bergbau- Hamm Ahse Lippe Marl bedingten Bodensenkungen für das Dorsten Datteln Waltrop Ruhrgebiet zu bewältigen. Dinslaken Herten Gelsenkirchen Seseke Rhein Dortmund Heute sind die Fördertürme der Ze- Werl Soest chen fast vollständig verschwunden. Unna Nun hat sich die Emschergenossen- schaft in Essen einer neuen gewaltigen Verbandsgebiet Polderflächen Kläranlage Entwässerungspumpwerk Aufgabe gestellt und begonnen, den Wasserlauf Kläranlage stillgelegt Entwässerungspumpwerk neu im Betrieb Fluss von Holzwickede und Dortmund bis zu seiner Mündung in Dinslaken Einzugsgebiet Lippeverband (Stand: Janaur 2002). durch unterirdische Abwasserrohre vom Schmutz zu befreien und wieder zu renaturieren. Mit einer Investitions- Recklinghausen summe von 4,4 Milliarden Euro wird 31 eines der umfangreichsten wasserwirt- Gelsen- 2 Dinslaken Ober- kirchen hausen3 Bottrop her 42 schaftlichen Projekte über einen Zeit- 2 Emsc Castrop- Rauxel raum von rund 30 Jahren realisiert. 45 Herne in 42 he Eine andere aktuelle Herausforde- R 40 rung für die regionale Wasserwirtschaft Duisburg 3 Bochum Dortmund betrifft den Hochwasserschutz. Gerade 2 40 Essen 43 Witten im Emschergebiet mit seinen Polderge- Mülheim bieten, die tiefer liegen als der Gewäs- serspiegel, ist dies ein wichtiges The- Genossenschaftsgebiet Polderflächen Kläranlage Entwässerungspumpwerk ma. Wasserlauf Schlammbehandlungsanlage Und: In dieser dicht besiedelten Re- gion sind die Flächen bis zu 60 % ver- Einzugsgebiet der Emschergenossenschaft (Stand: 2002). siegelt. Das erfordert einen sehr schnel- len Informationsaustausch. Denn ist der Starkregen erst einmal da, muss digen Einsatz von Pumpen würde das mengen, etc.) sowie deren automati- sofort reagiert werden.“ Ohne den stän- Ruhrgebiet regelrecht „absaufen“. sierte Übermittlung an die Zentrale. Darum gehört für die EG und ihren Dies erleichtert die Erstellung von Sta- Schwesterverband für das Lippegebiet, tistiken, darauf basierenden Vorhersa- Emschergenossenschaft/ den Lippeverband, die Sicherung des gen sowie die Steuerung von Prozessen Lippeverband (EG/LV) Abflusses, der Hochwasserschutz und (z. B. Förderung der Pumpwerke und da- Die Emschergenossenschaft wurde die Gewässerunterhaltung neben der mit Wasserstandsregelung). Des wei te- 1899 als erster deutscher Wasser- Abwasserreinigung zu den wichtigsten ren greifen alle Mitarbeiter auf zentrale wirtschaftsverband in Bochum ge- Aufgaben. Dazu betreiben die Verbän- Anwendungen wie ERP, E-Mail und gründet. Dieses Modell war Vorbild de mit ihren ca. 1400 Mitarbeitern an Fachanwendungen zu. Die bisherige für weitere Wasserverbände; darun- mehr als 45 Betriebsstätten Pumpwer- Kommunikation der Betriebsstätten mit ter den 1926 ins Leben gerufenen ke, Bauhöfe, Kläranlagen. Dazu kom- der Zentrale basierte auf ISDN-Wählver- Lippeverband. Heute arbeiten beide men zahlreiche Abwasserkanäle, Deich- bindungen. Diese Situation stellte das unter dem Dach einer einheitlichen anlagen und Regenrückhaltebecken. Unternehmen zunehmend vor Proble- Unternehmensstruktur mit dem Sitz Wesentlicher Teil dieser Aufgabe ist me. Neben der geringen Übertragungs- in Essen zusammen. die permanente Überwachung aller Pa- bandbreite summierten sich die Kosten rameter (Pegelstände, Niederschlags- für die WAN-Infrastruktur durch die häu- 534 147 (2006) Nr. 7-8 Wasser · Abwasser Aus der Praxis figen und lange andauernden Wählver- bindungen. Denn das Informationsvolu- men eines jeden Standortes wuchs kon- tinuierlich an und gleichzeitig wurden immer mehr Außenstellen in den Da- tenfluss eingebunden. Journal Darum sollte ein Vorprojekt erste Kosteneinsparungspotentiale identifi- zieren und gleichzeitig die Möglichkei- ten für die Nutzung weiterer Dienste durch bessere Anbindung der Betriebs- stätten (höhere Bandbreite) untersu- chen. Das Team spezifizierte den exakten Bedarf der einzelnen Standorte. Was sind die Aufgaben und Prioritäten je- der Betriebsstelle und welche Übertra- gungsraten benötigen diese internen Kunden? Alte Emscher. Die hier gewonnenen Erkenntnisse bildeten dann die Basis für ein Projekt zur Optimierung der gesamten Kom- eigene Mitarbeiter auch noch zu Netz- auch Leistungsfähigkeit und Fachkun- munikationsstruktur. Möglichst viele werk-Spezialisten schulen zu müssen. de des Anbieters.“ Darum entschieden Prozesse sollten zukünftig ‚online’, Beim Studium der daraufhin einge- sich EG/LV im Oktober 2004 für den IT- transparent und weitestgehend papier- henden Angebote zeigte sich jedoch, Dienstleister und Internet-Service-Pro- los ablaufen können – angefangen von dass teilweise nur Standardlösungen vider Dr. Bülow & Masiak GmbH in Marl. der Materialbeschaffung bis hin zur beschrieben wurden. „Scheinbar hat- Dieses Unternehmen war in seinem vernetzten Weitergabe der Wetterpro- ten sich einige Anbieter gar nicht mit Konzept auf die individuellen Wünsche gnosen und strategische Hochwasser- unseren speziellen Anforderungen aus- von EG/LV sehr spezifisch eingegangen szenarien. Gleichzeitig wurde, damit einandergesetzt.“ und hatte sich auch schon bei vorange- auch der Grundstein für den Zugriff auf Kai Mannke und sein Team waren gangenen Aufträgen als kompetenter eine optimierte, standortunabhängige dagegen von mittelständischen Unter- Ansprechpartner erwiesen. Außerdem Unternehmenskommunikation (Intra- nehmen ein anderes Engagement ge- betreut es in einem ähnlich gelagerten net) gelegt. wohnt. „Zu einem wirtschaftlichen An- Referenzprojekt bei Radio NRW in gebot gehören ein günstiger Preis, aber Oberhausen ein abhör- und ausfallsi- Keinen Lieferanten sondern einen Partner Im Jahre 2004 führten EG/LV schließlich eine europaweite Ausschreibung durch: Die Planung, Umsetzung und Betreuung eines abhörsicheren Intra- nets für die über vierzig Betriebsstätten sollte auf der Basis von SDSL-Verbin- dungen realisiert werden. Außerdem wollte man die permanente Überwa- chung des Systems auch in den Hän- den des Anbieters legen, so dass Eng- pässe schon möglichst früh vom Spezi- alisten erkannt werden konnten. „Wir suchten einen verlässlichen Partner und keinen Lieferanten“, erzählt IT-Gruppenleiter Kai Mannke, „einen Partner, der einerseits die große Kom- plexität des Projektes beherrschte und andererseits die Systemverantwortung Kai Mannke und Gerhardt Bülow vor einem Modell des „automatischen Inspektors“, ein auch für die zukünftige Weiterentwick- schwimmendes Inspektions- und Reinigungssystem, das durch die Kanäle gleiten und jede lung übernahm.“ Dies ersparte EG/LV, Störung des Abflusses zuverlässig erkennen und beseitigen wird. Wasser · Abwasser 147 (2006) Nr. 7-8 535 Aus der Praxis cheres Netzwerk – wodurch die 44 Lo- Zugang zum öffentlichen Internet ist kalradiostationen aus ganz Nordrhein- nur über die mit einer Firewall gesi- Westfalen mit der Zentrale sehr effi- cherte Zentrale möglich. MARL zient und schnell kommunizieren Zur Sicherung eines störungsfreien DORTMUND kön nen. Datentransportes wurde die zur Verfü- DBMG.net Journal gung stehende Infrastruktur analysiert. INTRANET-EG/LV Essen „Bei dieser Auswahl der Leitungen ha- ESSEN Hohe Ausfallsicherheit ben wir dann auf drei unterschiedliche EG/LV Zentrale durch heterogene Netze Anbieter zurückgegriffen“, erklärt Mar- tin Seine von der Dr. Bülow & Masiak In enger Zusammenarbeit mit EG/LV GmbH, „denn ein heterogenes Netz ist IT-Struktur. entwickelte die Dr. Bülow & Masiak immer sicherer als das eines einzelnen GmbH dann zwischen den Außen- Carriers.“ Wenn dessen Netz ausfällt, standorten und der Zentrale in Essen bricht auch die gesamte Kommunika- künftig begnügen will. Das Monitoring ein Virtual Private Network (VPN). We- tion des Anwenders zusammen, bei ist auch für EG/LV jederzeit einsehbar. der die einzelnen Knoten noch die da- mehreren Anbietern sind dagegen im- Diese Transparenz stärkt einerseits das zugehörenden Pfade sind dabei aus mer nur Teilbereiche oder Teilstrecken gegenseitige Vertrauen und sensibili- dem öffentlichen Internet zu erreichen, betroffen. „Die Nutzung der Leitungen siert beide Parteien für die sich immer so dass der Zugriff auf Daten durch von drei Carriern ermöglichte uns au- weiter ändernden Anforderungen des unbeteiligte Dritte ausgeschlossen ist. ßerdem in die Fläche zu gehen, so dass Netzes. Durch den Einsatz von Cisco-PIX Fire- wir z. B. auch entlegene Pumpstationen Dabei sind vor allem die voraus- walls in den Außenstandorten und der auf dem kürzesten Wege einbinden schauenden Strategien und die Erfah- Zentrale wird der vollständig verschlüs- konnten“, ergänzt Martin Seine. rungen eines IT-Dienstleisters gefragt - selte Datentransport zwischen den An seinen drei eigenen Standorten um etwa ein Netz über den aktuellen VPN-Teilnehmern sichergestellt. Der „sammelt“ der Provider dann alle ein- Bedarf hinaus skalierbar auszulegen. gehenden EG/LV-Daten ein. So laufen So hätte beispielsweise für den An- in Essen die von der Deutschen Tele- schluss der Zentrale eine Bandbreite Dr. Bülow & Masiak GmbH kom transportierten Informationen zu- von 34 Mbit