Archiv Für Naturgeschichte
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ZOBODAT - www.zobodat.at Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database Digitale Literatur/Digital Literature Zeitschrift/Journal: Archiv für Naturgeschichte Jahr/Year: 1864 Band/Volume: 30-1 Autor(en)/Author(s): Malmgren Anders Johan Artikel/Article: Kritische Übersicht der Fisch-Fauna Finlands. 259-351 © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at landeskulturdirektion Oberösterreich; download www.ooegeschichte.at Kritische Uebersicht der Fisch-Fauna Finlaiids. Von Dr. Anders Johan fflalnigren. Aus dem Schwedischen von Dr. C. F. Frisch. Die ersten Nachrichten über die Fischfauna Finlands hat P.A. Gadd geliefert in seinem ,.Förfök tili Ichthyo- o logia Fennica", aufgenommen in Abo Tidningar 1771, S. 153 und 163, so wie 1772. S. 364 u. 372. Sein Verzeich- niss, welches offenbar mit Leitung der Arbeiten Linne's entworfen ist und sich nur in sehr wenigen Fällen auf eigene Erfahrung oder Autopsie gründet, nimmt leider all- zuviele Arten auf, welche niemals an unsern Ostseeküsten gefunden sind und dort niemals gefunden werden können, als dass man diesem „Versuche" das Verdienst zuschrei- ben könnte, zur Verbreitung der Kenntniss über die ichthyologischen Verhältnisse unseres Landes wesentlich beigetragen zu haben. Von grösserem Werthe ist Dr. 1 Radloff's Verzeichniss der Fische Alands ), welches, wenn auch keineswegs vollständig, vor Gadd's Arbeit den Vorzug besitzt, dass die Bestimmungen und die sy- stematischen Benennungen richtig sind bis auf drei Aus- nahmen. Mit Leitung dieser Vorarbeiten von Gadd und Ra dlo ff arbeitete S adelin in Fauna Fennica II, 1819 ein allgemeines Verzeichniss über die Fischarten aus, welche nach seiner Ansicht der Fauna Finlands angehör- ten. Alle von Gadd und Radioff angeführten Arten nahm er ohne die geringste Bedenklichkeit auf, und die Anzahl solcher, die unmöglich unserer Fauna ange- 1) Beskrifning öfver Aland 1795. S. 232. © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 260 Malmgren: hören können, wurde von Sadelin noch mit einigen Arten vermehrt. Durch ein solches Verfahren wurde der landeskulturdirektion Oberösterreich; download www.ooegeschichte.at ichthyologische Theil seiner Fauna Fennica gänzlich un- brauchbar. Die vielen darin vorkommenden ungereim- ten Angaben zur Widerlegung aufzunehmen, würde uns allzu weit führen und überdies für die Wissenschaft von gar keinem Nutzen sein. Set den Zeiten Sadelin's hat kein Zoolog es bei uns der Mühe werth erachtet, mit Anwendung der nöthigen Kritik die sparsamen Notizen über die Fischfauna Fin- lands zu sammeln, welche zerstreut in den verschiedenar- tigsten Schriften zu finden sind, oder selbst diesen Theil unserer Fauna einer gründlichen , auf eigene Erfahrung gestützten Bearbeitung zu unterwerfen. Wenn ich jetzt mit einer, hauptsächlich auf eigene Erfahrung gegrün- deten Darstellung über die Grundzüge der Fischfauna Finlands hervorzutreten wage , so geschieht dieses mit dem Bewusstsein, dass auch dieser Versuch in mancher Rücksicht noch unvollständig und vieler Zusätze und Ver- besserungen bedürftig ist. Gleichwohl hege ich die Hoff- nung, dass dieser Aufsatz für eine künftige vollständigere Bearbeitung der Fischfauna Finlands nicht ganz un- brauchbar befunden werden wird. Das Gebiet, von dessen Fischfauna diese Abhand- lung die Grundzüge darzulegen bestimmt ist, wird nicht eingeschlossen von den nach Gutdünken gezogenen Gren- zen, welche Finland in politischer Hinsicht von den an- grenzenden Staaten absondern, sondern vielmehr von den sogenannten natürlichen Grenzen Finlands. Im Norden grenzt unser Fauna- Gebiet an den Waranger -Fjord und das Eismeer, im Westen an den bosnischen Meerbusen, im Süden an den finnischen, und im Osten an das weisse Meer und an die tiefen Waldgegenden zwischen diesem Meere und dem östlichen Ufer des Ladoga-Sees. Zwi- schen dem bosnischen Meerbusen und dem Waranger- fjord ist gegen die Skandinavische Halbinsel keine natür- liche Grenze vorhanden, daher wir uns hier mit der po- © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Kritische Uebersicht der Fisch-Fauna Finlands. 261 litischen begnügen müssen, die wir uns bis an den inner- sten Theil des Warangerfjordes fortgezogen denken. Die landeskulturdirektion Oberösterreich; download www.ooegeschichte.at natürliche östliche Grenze von dem weissen Meere bis an den Ladoga wird gebildet von den weiten mit tiefem Walde bedeckten Heiden und Sandrücken mit dazwischen liegenden Morästen, welche sich von der südwestlichen Ecke des weissen Meeres in südwestlicher Richtung im Westen des Onega-Sees bis an das östliche Ufer des Ladoga ausbreiten.) Näher bestimmt meinen wir, dass diese Grenze gezogen werden müsse im Osten des Sees Wig und des Flusses Wig in fast gerader Richtung nach der Gegend des östlichen Ufers des Ladoga, wo die po- litische Grenze ist. Von hier wird die Grenze in süd- westlicher Richtung quer über den Ladoga fortgeführt bis in die Gegend südlich von Kexholm, wo die politi- sche Grenze wiederum mit der natürlichen zusammenfällt. Das Flussthal der Newa, das des Swir und den Onega- see können wir nicht zu den natürlichen Grenzen Fin- lands zählen, denn hier begegnet uns schon ein so mäch- tiges mittel-europäisches und russisch-asiatisches Element in der Fauna und Flora, dass die Grenze hier nicht län- ger scharf oder natürlich wird. Flussthäler und Land- seen können im Allgemeinen nicht als natürliche Gren- zen dienen, während dagegen ausgedehnte Sandfelder mit tiefen und mächtigen Wäldern eine weit sichrere Scheide- mauer zwischen verschiedenen Fauna- und Floragebieten bilden. Diese Gebiete bestehen hier auf der einen Seite in dem skandinavisch-finnischen und auf der anderen in dem mitteleuropäischen und russisch-asiatischen. Die sämmtlichen skandinavischen Naturforscher, die finnischen mit eingerechnet, welche sich ein Verdienst um die finnische Naturgeschichte erworben haben, als W. Nylander, J. E. Bonsdorff, A. v. Nord mann, Th. Saelan und M. v. Wright, haben angenommen, und einige z. i 1 , B. W. Nylander und W. L 1 j e b o r g, mit deutlichen und klaren Thatsachen bewiesen, dass die natnrhistorische Grenze zwischen dem skandinavisch-fin- nischen und dem russisch-sibirischen Gebiete von dem weissen Meere und dem Landstriche zwischen diesem © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 262 Malmgren: Meere und dem Ladoga gebildet wird. Wenn auch ich diese Grenze als die einzige natürliche aufstelle, so ge- landeskulturdirektion Oberösterreich; download www.ooegeschichte.at schieht das nicht in Folge eines willkührlichen Einfalles oder auf den Grund eines bequemen Autoritätsglaubens, sondern in Uebereinstimmung mit der Forderung der Naturnotwendigkeit. Alles im Westen dieser Grenze ist skandinavisch-finnisch, sei es in geognostischer, zoolo- gischer oder botanischer Hinsicht, ja ich möchte geneigt sein hinzuzufügen auch in ethnographischer. Im Osten beginnen Russland und Sibirien. Die Anzahl der bis jetzt innerhalb des auf solche Weise begrenzten Finlands mit Bestimmtheit gefundenen Fischarten beträgt 80; doch ist dabei wohl zu bedenken, dass ein ansehnlicher Zuwachs in unserer Fauna von un- serer Küste des Eismeeres und des weissen Meeres zu er- warten ist, wenn diese erst der Gegenstand sorgfältiger Untersuchungen werden wird. Die von dieser Küste bis jetzt mit Gewissheit bekannten Fische bestehen aus 33 Arten, von denen 7 ausschliesslich vom weissen Meere bekannt sind, nämlich : Cottns quadricornis, Liparis linea- tus , Anarrhichas pantherinus, Platessa Dvinensis , Gadus Navaga, Gadus Saida und Clnpea Harengus v. membras. Von den übrigen 26 Arten leben 23 auch in West-Finmar- ken, die übrigen 3 Arten dagegen gehören der hochnordi- schen Meerfauna an, nämlich : Liparis barbatus Spitzber- gen, Phobetor tricuspis Grönland und Spitzbergen, und Aspidophorus decagonus nur Grönland. Es bestätigt sich also auch bei der Fischfauna, was man aus vielen Grün- den zu vermuthen Anlass hat, dass die marine Fauna an dieser Küste eine Mischung von Thierformen ist, die drei verschiedenen Stämmen oder Fauna-Gebieten angehören, nämlich dem skandinavisch - europäischen, dem grönlän- disch - spitzbergenschen und dem russisch - sibirischen. Das russisch - sibirische Element tritt im weissen Meere schon an der westlichen Küste desselben merklich hervor, ist aber an der östlichen besonders deutlich ausgeprägt. Es lässt sich auch voraussehen, dass von der Ostsee- seite und vielleicht auch von dem südlichen Theile des Ladoga die eine und die andere, unsere Gestade zufällig © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Kritische Uebersicht der Fisch-Fauna Finlands. 263 besuchende Art künftig in der Fauna Finlands einen Platz erhalten wird, und es wäre mit keiner Schwierigkeit verbunden, landeskulturdirektionschon im Voraus Oberösterreich;ein downloadVerzeichniss www.ooegeschichte.atüber diese ein möglichen Acquisitionen zu entwerfen ; doch muss solches Verfahren vermieden werden, weil es leicht zu Missbräuchen und Missverständnissen Anlass geben kann. Es ist früh genug, dieselben in die Fauna zu introdu- ciren, wenn sie erst in unserem Faunagebiete angetroffen worden sind. Unsere eigentlichen Süsswasserfische, 38 Arten bil- dend, kommen auch in der skandinavischen Halbinsel vor, doch mit Ausnahme zweier, nämlich der über ganz Finland verbreiteten Cobitis barbatula, so wie des Pelecus eultratus, welcher bis jetzt mit Gewissheit nur vomLadoga bekannt ist. Beide stammen augenscheinlich