Gemeinde Seeon-Seebruck Landkreis

48. Änderung des Flächennutzungsplanes

Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau

Begründung mit Umweltbericht 01. Juli 2019

Vorhabensträger: Gemeinde Seeon-Seebruck Römerstraße 10 83358 Seebruck

Verfasser: aquasoli Ingenieurbüro Inh. Bernhard Unterreitmeier Haunertinger Straße 1a 83313

Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht

INHALTSVERZEICHNIS

Städtebauliche Begründung ...... 5

1 Vorbemerkung ...... 5

2 Planungsanlass und Planungsziel ...... 5

3 Planungsrechtliche Situation ...... 6 3.1 Regionalplan ...... 6 3.2 Gesetzliche Grundlagen ...... 10 3.3 Genehmigte Kiesabbauflächen in der Gemeinde Seeon-Seebruck ...... 10 3.4 Bedarfsermittlung des örtlichen und überörtlichen Kiesabbaus ...... 11

4 Vorgehensweise zur Ermittlung der Konzentrationszone(n) ...... 14 4.1 Tabuzonen ...... 14 4.1.1 Harte Tabuzonen ...... 16 4.1.1.1 Bestehende Bebauung in Siedlungsgebieten ...... 16 4.1.1.2 Übergeordnete Verkehrsflächen ...... 16 4.1.1.3 Gewässer ...... 16 4.1.1.4 Übersichtskarte harte Tabuzonen ...... 17 4.1.2 Weiche Tabuzonen ...... 17 4.1.2.1 Siedlungsflächen ...... 18 4.1.2.2 Hochspannungstrassen und Gasleitungen ...... 18 4.1.2.3 Gemeinde-/ Gemeindeverbindungsstraßen ...... 18 4.1.2.4 Flächen mit bereits abgebauten Kiesvorkommen bzw. genehmigter Kiesabbau ...... 19 4.1.2.5 Altlastenverdachtsflächen ...... 19 4.1.2.6 Amtlich verzeichnete Bau- und Bodendenkmäler ...... 19 4.1.2.7 Naturschutzgebiete (NSG) nach § 23 BNatSchG ...... 19 4.1.2.8 Landschaftsschutzgebiet (LSG) nach § 26 BNatSchG ...... 20 4.1.2.9 NATURA 2000 ...... 21 4.1.2.10 Naturdenkmal nach § 28 BNatSchG ...... 21 4.1.2.11 Geschützte Landschaftsbestandteile nach § 29 BNatSchG...... 21 4.1.2.12 Amtlich kartierte Biotope ...... 21 4.1.2.13 Ökoflächenkataster ...... 22 4.1.2.14 Flächen mit Bedeutung gemäß Artenschutzkartierung ...... 22 4.1.2.15 Flächen mit besonderer Bedeutung für den Artenschutz ...... 22 4.1.2.16 Wald ...... 23 4.1.2.17 Trinkwasserschutzgebiete (Zone 1 bis 3) ...... 25 4.1.2.18 Festgesetzte und vorläufig gesicherte Überschwemmungsgebiete ...... 26 4.1.2.19 Wasserwirtschaftliche Vorranggebiete ...... 26 4.1.2.20 Landschaftliches Vorbehaltsgebiet nach Regionalplan ...... 26 4.1.2.21 Abstandsflächen ...... 27 4.1.2.21.1 Abstandsflächen zur Bebauung 27 4.1.2.21.2 Abstandsflächen zur Infrastruktur 28 4.1.2.21.3 Abstandsflächen zu Gewässern 28 4.1.2.21.4 Abstandsflächen zu Trinkwassergewinnungsanlagen 28

1 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht

4.1.2.21.5 Abstandsflächen zu Schutzgebieten nach Naturschutzgesetz 28 4.1.2.21.6 Abstandsflächen zum Wald 29 4.1.2.22 Übersichtskarte weiche Tabuzonen ...... 30 4.2 Eignungsbewertung/ Bewertung konkurrierender Belange, Konzentrationszone(n) ...... 31 4.2.1 Vorkommen von Lagerstätten ...... 33 4.2.1.1 Geomorphologische Gegebenheiten im Gemeindegebiet ...... 33 4.2.1.2 zu erwartende Kiesvorkommen im Gemeindegebiet ...... 34 4.2.1.3 Verschneidung Gebiete außerhalb von Tabuzonen mit zu erwartenden Kiesvorkommen ...... 36 4.2.2 Kriterien zur Reduzierung des Flächenverbrauchs ...... 37 4.2.2.1 Festlegung Mindestgröße ...... 37 4.2.2.2 Vorgaben zum Flächenzuschnitt ...... 39 4.2.3 Trockenabbau – ausreichender Grundwasserflurabstand ...... 41 4.2.4 Festlegung von Gebieten, die „hohe Wahrscheinlichkeit mächtiger und qualitativ guter Kiesvorkommen“ haben – Qualitätssicherung ...... 43 4.2.5 erforderliche Entfernung zu Siedlungsgebieten und sonstigen Flächen und Objekten, die gegenüber den Auswirkungen eines Rohstoffabbaus besonders empfindlich sind ...... 45 4.2.6 Flächenverfügbarkeit ...... 46 4.2.7 Würdigung weiterer Kriterien für die Standortwahl sind gemäß der „Richtlinie für Anlagen zur Gewinnung von Kies, Sand, Steinen und Erden“ ...... 47 4.2.7.1 Auswirkungen auf Naturhaushalt, Landschaftsbild, Grundwasser, oberirdische Gewässer und benachbarte Wassernutzungen ...... 47 4.2.7.2 konkurrierende Flächennutzungen ...... 48 4.2.7.3 Transportmöglichkeiten und verkehrsmäßige Anbindung der Abbauflächen sowie räumliche Zuordnung zu Bedarfsschwerpunkten ...... 48 4.2.7.4 mögliche Folgefunktion/-nutzung...... 49 4.2.8 Fazit - Zusammenstellung Abwägung-Kriterien ...... 49 4.2.9 Erweiterung bestehenden Kiesabbaus ...... 50 4.3 Planerische Entscheidung / Wahl geeigneter Standorte ...... 51

5 Inhalt der Flächennutzungsplanänderung ...... 52 5.1 Ausweisung von Konzentrationszonen für den Kiesabbau ...... 52 5.2 Dargestellte Konzentrationszonen und davon überlagerte Darstellungen ...... 52 5.3 Vermeidungs-, Minimierungs- und Ausgleichsmaßnahmen ...... 55 5.4 Folgenutzung ...... 56 5.5 Umsetzung der Planung ...... 56

Umweltbericht ...... 57

1 Einleitung ...... 57 1.1 Kurzdarstellung des Inhaltes und der wichtigsten Ziele der Flächennutzungsplan-Änderung ...... 57 1.2 Darstellung der in einschlägigen Fachgesetzen und Fachplänen festgelegten Ziele des Umweltschutzes und ihre Berücksichtigung ...... 58

2 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht

2 Bestandsaufnahme und Bewertung der Umweltauswirkungen einschließlich der Prognose bei Durchführung der Planung ...... 62 2.1 Merkmale des Standortes und Abgrenzung des Untersuchungsgebietes ...... 62 2.1.1 Beschreibung und Analyse der Umwelt anhand der Schutzgüter...... 62 2.1.2 Naturschutzrechtlich geschützte Gebiete und Bestandteile der Natur ...... 62 2.1.3 Schutzgut Boden und Fläche ...... 63 2.1.4 Schutzgut Grundwasser ...... 63 2.1.5 Schutzgut Oberflächen- und Niederschlagswasser ...... 64 2.1.6 Schutzgut Klima ...... 64 2.1.7 Schutzgut Fauna und Flora, biologische Vielfalt ...... 64 2.1.8 Schutzgut Mensch ...... 66 2.1.9 Schutzgut Landschaft/Landschaftsbild ...... 66 2.1.10 Schutzgut Kultur- und Sachgüter ...... 67 2.1.11 Wechselwirkung zwischen den Schutzgütern ...... 67 2.2 Merkmale des Vorhabens ...... 67 2.3 Prognose über die Entwicklung des Umweltzustandes bei Durchführung der Planung...... 69 2.3.1 Schutzgut Klima/Luft ...... 69 2.3.2 Schutzgut Boden ...... 70 2.3.3 Schutzgut Flächen ...... 71 2.3.4 Schutzgut Grundwasser ...... 71 2.3.5 Schutzgut Oberflächenwasser ...... 72 2.3.6 Schutzgut Flora und Fauna...... 72 2.3.7 Schutzgut Mensch ...... 73 2.3.8 Schutzgut Landschaftsbild ...... 75 2.3.9 Schutzgut Kultur-/Sachgüter ...... 76 2.3.10 Erhaltungsziele und der Schutzzweck der Natura 2000-Gebiete ...... 76 2.3.11 Störfallbetrieb ...... 76

3 Prognose über die Entwicklung des Umweltzustandes bei Nichtdurchführung ...... 76

4 Geplante Maßnahmen zur Vermeidung, Verringerung und zum Ausgleich der nachteiligen Umweltauswirkungen ...... 77 4.1 Maßnahmen zur Vermeidung und Verringerung ...... 77 4.2 Eingriffsbilanzierung/naturschutzrechtlicher Ausgleich ...... 78

5 Prüfung alternativer Standorte ...... 78

6 Beschreibung der Methodik, Hinweise auf Schwierigkeiten und Kenntnislücken ...... 78 6.1 Methodik und Vorgehen ...... 78 6.2 Schwierigkeiten und Kenntnislücken ...... 79

7 Maßnahmen zur Überwachung der Umweltauswirkungen (Monitoring) ...... 79

3 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht

8 Zusammenfassung ...... 80

9 Literatur ...... 83 9.1 Gesetze ...... 83 9.2 Richtlinien, Merkblätter ...... 83 9.3 Pläne und Kartenwerke...... 84 9.4 Sonstige Quellen...... 84

10 Abkürzungsverzeichnis ...... 85

Anhang

Anhang 1: Karte harte Tabuzonen für den Kiesabbau in Seeon-Seebruck Anhang 2: Karte weiche Tabuzonen für den Kiesabbau in Seeon-Seebruck

4 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht

Städtebauliche Begründung 1 Vorbemerkung Die Gemeinde Seeon-Seebruck besitzt für die städtebauliche Ordnung und Entwicklung ihres Gemeindegebiets einen rechtsgültigen Flächennutzungsplan (seit 1974), der durch inzwischen 47 Flächennutzungsplanänderungen geändert wurde. Der Gemeinderat Seeon-Seebruck hat die Aufstellung der 48. Änderung des Flächennutzungs- plans „Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszone Kiesabbau“ in der öffentlichen Sitzung am 23. Juli 2018 beschlossen, um im Gemeindegebiet den zukünftigen Kiesabbau zu steuern. Es handelt sich dabei um einen Sachlichen Teilflächennutzungsplan gemäß § 5 Abs. 2b BauGB, der eigenständig neben dem rechtswirksamen Flächennutzungsplan steht.

2 Planungsanlass und Planungsziel Bei Kiesabbau-Vorhaben handelt es sich gemäß § 35 Abs. 1 BauGB um privilegierte Vorhaben im Außenbereich, die grundsätzlich überall im Gemeindegebiet zulässig sind, wenn öffentliche Belange nicht entgegenstehen und eine ausreichende Erschließung gesichert ist. Die letztend- liche Entscheidung über die Zulässigkeit von Vorhaben im Außenbereich obliegt dem Landrat- samt als endgültige Genehmigungsbehörde. § 35 Abs. 3 Satz 3 BauGB ermöglicht der Gemeinde jedoch die Lenkung, Regulierung und Konzentration von Kiesabbauvorhaben auf geeignete Standorte und den Ausschluss von Ab- bauvorhaben im übrigen Gemeindegebiet. Auch aus diesem Grund empfiehlt das Landratsamt Traunstein, im Flächennutzungsplanverfahren einen sachlichen Teilflächennutzungsplan „Kon- zentrationszonen Kiesabbau“ aufzustellen. Die im sachlichen Teilflächennutzungsplan „Konzentrationszonen Kiesabbau“ dargestellten Kiesabbauflächen sollen als Konzentrationszonen wirken, d. h. ein Kiesabbau an anderer Stelle ist nach § 35 III 3 BauGB sodann regelmäßig unzulässig. Voraussetzung dafür ist ein das ge- samte Gemeindegebiet betrachtendes, nachvollziehbares Standortkonzept. Die Gemeinde Seeon-Seebruck hat im Jahr 2013 das Ingenieurbüro aquasoli, Siegsdorf, beauftragt, ein erstes Konzept zur Lenkung des Kiesabbaus im Gemeindegebiet zu erstellen. Nun wird angestrebt dieses Konzeptes aus dem Jahr 2013 zu aktualisieren und zu ergänzen und geeignete Kon- zentrationszonen für den Kiesabbau im sachlichen Teilflächennutzungsplan „Konzentrations- zonen Kiesabbau“ darzustellen. Ziel der Planung ist es das künftige Abbauvorhaben auf geeignete Flächen zu konzentriert, der Schwerlastverkehr im Gemeindegebiet auf ein verträgliches Maß beschränkt und der örtliche Bedarf an Kies für die kommenden 25 Jahre gedeckt werden kann. Bis dato bestehende Abgrabungsrechte bleiben hiervon unberührt. Die Planung der Gemeinde dient der Deckung des örtlichen Bedarfes an Kies für die nächsten 25 Jahre (Planungshorizont) und muss aber zugleich nach dem Verhältnis von Potentialflächen zu den ausgewiesenen Konzentrationsflächen generell auch ausreichend bemessen werden, um dem Kiesabbau sub- stanziell Raum zu verschaffen. Ebenso erfolgt die Ermittlung und Bemessung möglicher Kie- sabbauflächen unter den Gesichtspunkten „sparsamer Umgang mit Fläche“ und Ressourcen sowie keiner übermäßigen Belastung der Gemeindebürger. Die Ausweisung von kommunalen Konzentrationsflächen (für Kiesabbau) im Flächennutzungs- plan dient somit der Ordnung des Kiesabbaus im Gemeindegebiet, da damit der Ausschluss von Abbau auf andern Flächen einhergeht. Ziel der Festlegung von Konzentrationsflächen ist

5 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht es einem dezentralen Kiesabbau und unkontrollierter Ausdehnung von Abbauflächen entge- genzuwirken. Zugleich können Eingriffe in den Naturhaushalt und das Landschaftsbild, die mit dem Rohstoffabbau einhergehen, minimiert werden.

3 Planungsrechtliche Situation 3.1 Regionalplan

Das Gemeindegebiet von Seeon-Seebruck liegt in der Region 18 „Südostoberbayern. Der Regionalplan enthält im Teil B „Fachliche Ziele und Grundsätze“ unter B V „Gewerbliche Wirtschaft, Arbeitsmarkt, Energieversorgung und Abfallwirtschaft“ (in der 5. Fortschreibung des Regionalplans, Stand 19.11.2005) sowohl zeichnerische Darstellungen als auch textliche Aus- führungen über die Ziele und Grundsätze des Kiesabbaus. Im Gemeindegebiet von Seeon-Seebruck befinden sich keine Vorrang- oder Vorbehaltsgebiete für den Abbau von Bodenschätzen. Die Ausweisung von Vorrang- und Vorbehaltsgebieten dient in erster Linie der Sicherung der Rohstoffversorgung zur Deckung des derzeitigen und künftigen regionalen und überregionalen Bedarfs.

Der Regionalplan Südostoberbayern legt folgende fachliche Festsetzungen (Auszug aus B V 6) Grundsätze und Ziele zur Sicherung und Gewinnung von Bodenschätzen fest und erläutert diese in der Begründung (Stand 19.11.2005) wie Folgt:

Festsetzungen Begründung 6.1 G Sicherung: Die in der Region vorhandenen zu 6.1 G Sicherung: (…) Die Erschließung und Gewinnung Bodenschätze sollen langfristig gesichert und bei der regionalen Lagerstätten dient nach LEP B II 1.1.1.1 Bedarf für die Rohstoffversorgung erschlossen neben der Sicherung der regionalen Rohstoffversorgung werden. auch dem überregionalen Bedarf. Auf einen verstärkten Einsatz von umweltunschäd- Von besonderer Bedeutung sind in der Region die Lagerstät- lichen Ersatzrohstoffen und die Wiederverwendung ten von Kies, Lehm und Festgestein. Diese Rohstoffe haben von Baustoffen soll hingewirkt werden. große Bedeutung für die örtliche Versorgung und sind dar- über hinaus als ein wichtiger Wirtschaftsfaktor anzusehen. Trotz der reichlichen Vorkommen ist bei allen natürlichen Rohstoffen zu berücksichtigen, dass ihre Verfügbarkeit be- grenzt ist und die abbauwürdigen Lagerstätten wertvoll sind. Bei allen Baumaßnahmen sollte deshalb verstärkt auf den Einsatz umweltunschädlicher Ersatzstoffe und auf die Wie- derverwendung von Baustoffen hingewirkt werden. (…) 6.2 Z Ordnung: Die Gewinnung der oberflächenna- zu 6.2 Z Ordnung: Im Landesentwicklungsprogramm Bayern hen Bodenschätze soll durch die Ausweisung von ist bestimmt, dass für die Gewinnung von Bodenschätzen in Vorrang- und Vorbehaltsgebieten geordnet werden. den Regionalplänen Gebiete zur Deckung des derzeitigen Der Abbau der Bodenschätze soll in der Regel auf und künftigen regionalen und überregionalen Bedarfs vorge- diese Vorrang- und Vorbehaltsgebiete konzentriert sehen werden (LEP B II 1.1.1.1). Diese Forderung beruht werden. auf Außerhalb der Vorrang- und Vorbehaltsgebiete soll Auch außerhalb der Vorrang- und Vorbehaltsgebiete bleibt ein Abbau grundsätzlich nicht zugelassen werden in ein Abbau möglich. Nicht zugelassen werden soll ein Abbau besonders schützenswerten Landschaftsteilen, grundsätzlich lediglich in besonders schützenswerten Land- sofern der Eingriff in Natur und Landschaft durch schaftsteilen, sofern der Eingriff in Natur und Landschaft Ausgleichsmaßnahmen nicht kompensiert werden durch Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen nicht kompensiert kann. werden kann. Im Gemeindegebiet von Seeon-Seebruck befinden Als besonders schützenswerte Landschaftsteile gelten dabei sich derzeit keine Vorrang- oder Vorbehaltsgebiete insbesondere für den Abbau von Bodenschätzen. - besonders bedeutende, weithin einsehbare Landschaftstei-

6 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht

Festsetzungen Begründung le wie Höhenrücken, Kuppen und Hanglagen, - Schutz- und Erholungswälder, - Fluss- und Seeuferbereiche, die ökologisch oder für das Landschaftsbild wertvoll oder - der Allgemeinheit für Erholungszwecke vorzuhalten sind, u. - Moore und ökologisch wertvolle Verlandungszonen. Ob besonders schützenswerte Landschaftsteile betroffen sind, ist in jedem Einzelfall zu prüfen. Als Ausnahme vom Ausschluss besonders schützenswerter Landschaftsteile kommen nur besonders seltene oder sehr hochwertige Vor- kommen (z.B. bei bestimmten Festgesteinen) in Betracht. Beim Abbau außerhalb von Vorrang- oder Vorbehaltsgebie- ten kommt der Gewinnung von Bodenschätzen bei der Ab- wägung mit anderen Nutzungsansprüchen aus regionalpla- nerischer Sicht kein besonderes Gewicht zu. Nicht gewerblich genutzte Kleinstgruben für den Eigenbedarf der Gemeinden o.ä. sind von dieser Regelung nicht betrof- fen. Die zu Siedlungsflächen, Erholungsgebieten, Wäldern, Bio- topen oder Gewässern erforderlichen Mindestabstände können in den Regionalplankarten aus Maßstabsgründen nicht dargestellt werden und sind deshalb in den jeweiligen Genehmigungs- bzw. Bauleitplanverfahren zu regeln. 6.3 Abbau zu 6.3.1 G Bodenaufschlüsse für die Gewinnung von ober- 6.3.1 G Der Abbau der Bodenschätze ist in Ab- flächennahen Bodenschätzen können den Naturhaushalt, stimmung mit den Belangen der Wasserwirtschaft, das Landschaftsbild, den Erholungswert sowie die landwirt- des Naturschutzes und der Land- und Forstwirt- schaftlich genutzten Flächen beeinträchtigen. Eine geschick- schaft durchzuführen. Für die Wasserversorgung te Planung der Abbaufolge und eine gute Einbindung und genutzte oder bedeutsame Grundwasservorkom- Eingrünung können diese Beeinträchtigungen jedoch verrin- men sollen nicht beeinträchtigt werden. gern. Im Interesse eines sparsamen Verbrauchs von Flächen und Rohstoffen soll auf einen möglichst vollständigen Abbau der Rohstoffe hingewirkt wer- den. Allerdings soll der Abbau im tertiären Hügel- land auf den Trockenabbau und in den Flusstälern auf die quartären Ablagerungen beschränkt wer- den. Nassabbau soll nur im Ausnahmefall erfolgen. (…). Großflächiger Abbau soll nach einem abgestimmten Gesamtkonzept in einzelnen Abschnitten erfolgen. Voraussetzung für neue Bauabschnitte ist, dass die Rekultivierung der abgeschlossenen Bereiche er- folgt oder zumindest eingeleitet ist. 6.3.2 Z Falls beim Abbau in der Nähe von Wäldern, zu 6.3.2 Z Alle Abbaumaßnahmen verändern den Wasser- Gewässern oder anderen ökologisch wertvollen haushalt und können somit Einfluss auf benachbarte Flä- Flächen empfindliche Ökosysteme geschädigt chen haben. Abhängig von verschiedenen Faktoren wie werden können, soll ein ausreichender Abstand Himmelsrichtung oder Hängigkeit des Geländes wirken sich eingehalten werden. Auf ökologisch empfindlichen diese unterschiedlich auf die benachbarten Ökosysteme Flächen soll kein Abbau durchgeführt werden, so- aus. Bei der genauen Abbauplanung und im Genehmi- fern diese dadurch nachhaltig beeinträchtigt wer- gungsverfahren ist deshalb auf ausreichende Abstände zu den. empfindlichen Lebensräumen zu achten. Ein Abbau in Ge- bieten mit wertvollem Naturhaushalt, in Schutzgebieten und landschaftlichen Vorbehaltsgebieten oder Schwerpunktge- bieten des Naturschutzes nach dem Arten- und Bio- topschutzprogramm (ABSP) sowie in Wäldern mit besonders bedeutsamen Waldfunktionen widerspricht den Gedanken zum Schutz der Natur und sollte deshalb unterbleiben. Ebenso dürfen deshalb ökologisch empfindliche Flächen nach Art. 13 d Abs. 1 BayNatSchG nicht abgebaut werden. Allerdings muss dabei überprüft werden, ob ein Abbau eine

7 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht

Festsetzungen Begründung dauerhafte Schädigung der Natur bewirkt, oder ob durch entsprechende Renaturierungsmaßnahmen die Schädigung nur als vorübergehend anzusehen ist und längerfristig even- tuell sogar eine Verbesserung der Situation erreicht werden kann. 6.3.3 G Die Lärmbelastungen der Anwohner, die zu 6.3.3 G: Der Abbau von Bodenschätzen ist immer mit beim Abbau der Rohstoffe, bei der Weiterverarbei- Lärm verbunden. Maschinenlärm, Sprengungen und Lkw- tung oder beim Transport entstehen, sollen mög- Verkehr belasten die Bewohner der umliegenden Gemein- lichst gering gehalten werden. den. Durch die Festlegung von abbaufreien Zeiten, durch Nach Beendigung des Abbaus sollen die in Zu- ausreichende Abstände zu den Siedlungsgebieten und ggf. sammenhang damit errichteten baulichen Anlagen Lärmschutzwälle sowie durch eine optimierte Lkw- und technischen Einrichtungen umgehend beseitigt Erschließung lassen sich die Beeinträchtigungen von Bevöl- und die Rekultivierungsmaßnahmen durchgeführt kerung und Natur verringern. werden. Im Interesse einer zügigen Rekultivierung und Nachfolge- nutzung der abgebauten Entnahmestellen sollten die Unter- nehmer die technischen Anlagen, die für den Abbau erfor- derlich waren, unter Beachtung der Belange des Natur-, Landschafts- und Artenschutzes so schnell wie möglich beseitigen, damit die Rekultivierung frühzeitig abgeschlos- sen werden kann und die Störung des Landschaftsbildes schnell wieder beseitigt wird. 6.4 Nachfolgenutzung zu 6.4.1 G: Bei jeder größeren Abbaumaßnahme sollte eine 6.4.1 G Allgemein: Abgebaute Flächen sollen Zug Gliederung in einzelne Abbauabschnitte und eine entspre- um Zug mit dem Abbaufortschritt wieder in die chende abschnittsweise Rekultivierung vorgesehen werden, Landschaft eingegliedert und einer geordneten um die Beeinträchtigung der Umwelt auf das unabdingbar Folgenutzung zugeführt werden. notwendige Maß zu reduzieren. Die Art der Folgenutzung soll für jedes Abbaugebiet An die Wiedereingliederung größerer Abbaugebiete stellen in einem mit den zuständigen Fachbehörden abge- die einzelnen Fachbereiche wie Naturschutz, Wasserwirt- stimmten Gesamtkonzept festgelegt werden. Damit schaft und Land- und Forstwirtschaft sowie die Anwohner sollen nach Beendigung des Abbaus eine Bereiche- und die Erholungssuchenden unterschiedliche Anforderun- rung des Landschaftsbildes erreicht und neue Le- gen. Um diese koordinieren zu können, ist ein abgestimmtes bensräume für Pflanzen und Tiere geschaffen wer- Gesamtkonzept für Rekultivierung und Nachfolgenutzung den. Als Ausgleich für die Beeinträchtigungen der erforderlich. Darin können Flächen festgelegt werden, die Natur sollen - abhängig von den ökologischen Aus- einen Ausgleich für die Beeinträchtigungen des Naturhaus- wirkungen des Eingriffs und von der Bonität der haltes schaffen sollen. Grundsätzlich bedeutet jeder Abbau landwirtschaftlichen Flächen - als Richtwert 30 % eine Beeinträchtigung der Natur durch die zusätzlichen Ver- der intensiv genutzten Flächen als Ausgleichsflä- kehrsbelastungen, die Verlärmung der Landschaft sowie chen für den Naturhaushalt zur Verfügung gestellt durch die Störungen im Landschaftsbild und im natürlichen werden. Bodenaufbau. Zur Sicherung der ökologischen Vielfalt von Flora und Fauna sind deshalb in den ökologischen Rekulti- vierungskonzepten Ausgleichsflächen für die Anpflanzung von Feldgehölzen, Feldrainen oder Baum- und Buschgrup- pen sowie in Teilbereichen für die Entwicklung von Trocken- und Feuchtstandorten sowie Sukzessionsflächen vorzuse- hen. Ein Wert von durchschnittlich 30 % hat sich in den vergangenen Jahren als praktikabel und angemessen her- ausgestellt und dient auch bei Raumordnungsverfahren als Richtwert bei durchschnittlichen Bedingungen. 6.4.2 Nachfolgefunktionen bei Nassabbau zu 6.4.2.1 Z Die Verfüllung von Kiesgruben mit offen geleg- 6.4.2.1 Z Im Nassabbau ausgebeutete Flächen tem Grundwasser ist aus wasserwirtschaftlicher Sicht zu sollen wegen der nur schwer auszuschließenden vermeiden. Da eine lückenlose Kontrolle des verwendeten Risiken für das Grundwasser nicht verfüllt werden. Materials nicht möglich ist, besteht bei einer direkten Verfül- lung von Baggerseen nach einer Nassauskiesung die Gefahr der Grundwasserverunreinigung. Geeignetes Material für eine Wiederverfüllung steht nach den bisherigen Erfahrun- gen nicht immer ausreichend zur Verfügung. 6.4.2.2 G Sie sollen entsprechend der örtlichen Zu 6.4.2.2 G Durch die Neuanlage von Baggerseen kann die Nachfrage teilweise als Erholungsseen angelegt Vielfalt der Landschaft erhöht werden und den Freizeitbe- und genutzt, teilweise als Landschaftsseen mit dürfnissen der Bevölkerung und der Fremdenverkehrsgäste Flachwasserzonen und Inseln gestaltet werden. Ein entgegengekommen werden. Gleichzeitig können durch angemessener Anteil soll zu Biotopen oder zu Le- geschickte und attraktive Gestaltung der Anlagen empfindli-

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Festsetzungen Begründung bensräumen für seltene Arten von Pflanzen und che Seen und Flüsse in der Umgebung entlastet werden. Tieren entwickelt werden. Daneben muss ein angemessener Anteil der neuen Gewäs- ser als Ausgleichsfläche für Biotopentwicklung und als Le- bensraum für Pflanzen- und Tierwelt zur Verfügung gestellt werden. Bei diesen Bereichen ist durch entsprechende Ge- staltung der Ufer und ihrer Umgebung und ergänzende Maßnahmen wie Einzäunungen o.ä. sicherzustellen, dass sie nicht in die Erholungsgebiete einbezogen werden. 6.4.3 Nachfolgefunktionen bei Trockenabbau zu 6.4.3.1 Z Im näheren Grundwassereinzugsgebiet von 6.4.3.1 Z Bei Trockenabbau im näheren Grundwas- Trinkwassergewinnungsanlagen, die oberflächennahe sereinzugsgebiet von Trinkwassergewinnungsanla- Grundwasservorkommen erschließen, ist eine Wiederverfül- gen, die oberflächennahe Grundwasservorkommen lung - außer mit Abraum von der Lagerstätte selbst und mit erschließen, soll eine Wiederverfüllung mit orts- unverwertbaren Lagerstättenanteilen – wegen der nicht fremdem Material unterbleiben. Als Nachfolgenut- ausreichenden Kontrollierbarkeit des Verfüllmaterials mit zung soll eine land- bzw. forstwirtschaftliche oder dem Vorsorgegrundsatz beim Grund- und Trinkwasser- eine ökologische Nachfolgefunktion vorgesehen schutz nicht vereinbar. Nach dem Abbau verbleiben in der werden. Dies gilt für im Regionalplan festgelegt Regel nur noch so geringmächtige Deckschichten, dass Vorrang- und Vorbehaltsgebiete: ihnen kein wesentliches Eliminations- und Rückhaltevermö- gen gegenüber Schadstoffen und damit keine ausreichende Schutzfunktion für das Grundwasser mehr zukommt. Als Nachfolgefunktion ist deshalb eine extensive Nutzung des Geländes vorzusehen, von der kein Schadstoffeintrag zu erwarten ist. Insbesondere soll auf Bauschuttverfüllung und Recyclinganlagen verzichtet werden. 6.4.3.4 G Die übrigen trocken abgebauten Flächen Zu 6.4.3.4 G Bei Trockenabbau ist in der Regel zumindest sollen im Regelfall wieder mit grundwasserun- eine Teilverfüllung anzustreben, um die gewachsene Kultur- schädlichem Material verfüllt und anschließend landschaft grundsätzlich in ihrem Erscheinungsbild zu erhal- ihrer ursprünglichen Nutzung zugeführt werden. Die ten. In Einzelfällen kann eine Neugestaltung nach dem Ab- vor dem Abbau bewaldeten Flächen sollen wieder bau dazu beitragen, die landschaftliche Attraktivität und den aufgeforstet werden. Für die Begründung von Wald Erholungswert der Landschaft zu steigern. Bei der Verfüllung aufgrund extremer Standortbedingungen ungeeig- kommt es darauf an, umweltunschädliches Material zu ver- nete Teilflächen sollen der Sukzession überlassen wenden. Hier ist deshalb eine besondere Kontrolle erforder- werden. Gegebenenfalls noch erforderlicher Wal- lich, um das Grundwasser nicht zu verschmutzen und einen dersatz ist auf Flächen außerhalb der Abbaugebiete Schadstoffeintrag zu vermeiden. Das Verfüllmaterial muss zu leisten. Bei einer Aufforstung sind artenreiche nachweislich grundwasserunschädlich sein. Der abgetrage- und standortgerechte Mischwälder anzustreben. ne Mutterboden und der für Baurohstoffe nicht verwendbare Die Nachfolgenutzung soll das Landschaftsbild und Rohboden sollten während der Abbauzeit sorgfältig gelagert die ökologische Wertigkeit der Landschaft verbes- und nach Abschluss der Verfüllung wieder aufgebracht wer- sern. Ausgleichsflächen sollen überwiegend zur den. Abpufferung ökologisch wertvoller Bereiche und zur Speziell bei den Abbaugebieten im voralpinen Hügel- und Verbesserung des Biotopverbundsystems dienen Moorland ist bei der Rekultivierung sowie der Planung der oder bei Bedarf für die Neuanlage von Hecken, Nachfolgenutzung darauf zu achten, dass sich die Abbau- Gehölzstrukturen und Wald genutzt werden. stellen nach dem Abschluss der Arbeiten wieder gut in die insgesamt ökologisch hochwertige Umgebung einfügen. Wegen der hohen Anzahl von Feuchtgebieten sind in der Vergangenheit häufig die intensiv landwirtschaftlich genutz- ten Flächen den Biotopen ziemlich nahe gekommen. Hier können durch die Anlage von extensiv genutzten Pufferflä- chen die wertvollen Gebiete besser geschützt werden. Zu- sätzlich können gezielt Trittsteine in einem Biotopverbund- system angelegt werden, um einer Verinselung der einzel- nen Biotope und damit einer langfristigen Entwertung entge- genzuwirken.

Für die Wahl geeigneter Standorte ergeben sich aus regionalplanerischer Sicht somit folgende Rahmenbedingungen und Anforderungen:  Der Abbau der Bodenschätze soll in der Regel auf Vorrang- und Vorbehaltsgebiete kon- zentriert werden.

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 In Seeon-Seebruck ist derzeit kein Vorrang- oder Vorbehaltsgebiet ausgewiesen.  Jedoch ist auch außerhalb der Vorrang- und Vorbehaltsgebiete ein Abbau möglich, wobei grundsätzlich ein Abbau in besonders schützenswerten Landschaftsteilen nicht zu- gelassen werden soll, sofern der Eingriff in Natur und Landschaft durch Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen nicht kompensiert werden kann.

3.2 Gesetzliche Grundlagen Kiesabbauvorhaben bedürfen grundsätzlich einer fachrechtlichen Zulassung. Gemäß dem Bayerischen Abgrabungsgesetz (BayAbgrG) Art 6 sind Abgrabungen genehmigungspflichtig. Keiner Genehmigung bedürfen u.a. Abgrabungen mit einer Grundfläche bis zu 500 m² und ei- ner Tiefe von bis zu 2 m (Abs. 2 Nr. 1), wenn die Abgrabung einer anderen öffentlich- rechtlichen Zulassung bedarf (Abs. 2 Nr. 2) oder die Abgrabung liegt unter bestimmten Um- ständen im Geltungsbereich eines Bebauungsplans im Sinn des § 30 BauGB (Abs. 2 Nr. 3), oder die Abgrabung bedarf keiner Umweltverträglichkeitsprüfung nach Art. 8 BayAbgrG unter den Voraussetzungen des Art. 73 Abs. 1 Satz 3 BayBO. Kiesabbauvorhaben sind gemäß § 35 Abs. 1 Nr. 3 BauGB als privilegierte Vorhaben grund- sätzlich zulässig, wenn öffentliche Belange nicht entgegenstehen und die Erschließung aus- reichend gesichert ist. Bisher ist im Gemeindegebiet von Seeon-Seebruck die Zulassungsfä- higkeit von Vorhaben zum Kiesabbau v. a. an das Nicht-Entgegenstehen Öffentlicher Belange gebunden. Durch das gegenständliche Konzept und die damit verbundene konzentrierende Darstellung von Konzentrationszonen Kiesabbau im Flächennutzungsplan ist künftig eine akti- ve Einflussnahme/ Steuerung der Gemeinde diesbezüglich möglich. § 35 Abs. 3 Satz 3 BauGB besagt: „Öffentliche Belange stehen einem Vorhaben nach Absatz 1 Nr. 2 bis 6 [BauGB] in der Regel auch dann entgegen, soweit hierfür durch Darstellungen im Flächennutzungsplan oder als Ziele der Raumordnung eine Ausweisung an anderer Stelle er- folgt ist.“ Dieser Satz ermöglicht der Gemeinde die Lenkung, Regulierung und Konzentration von Kiesabbauvorhaben auf geeignete Standorte und den Ausschluss von Abbauvorhaben im übrigen Gemeindegebiet. Der Kiesabbau ist als temporäre Nutzung mit anschließender Rekultivierung zu werten und steht daher Darstellungen im Flächennutzungsplan nicht entgegen, die nicht im grundsätzli- chen Konflikt zum Kiesabbau stehen. Naturschutzfachliche Unterlagen zur Bearbeitung der Eingriffsregelung (landschaftspflegeri- scher Begleitplan) und zur speziellen artenschutzrechtlichen Prüfung sind in der Regel im Rahmen des konkreten Antrages auf Genehmigung vorzulegen. Die Rechte aus bestehenden Abgrabungsgenehmigungen genießen Bestandsschutz, weshalb eine Nichteinbeziehung in die Konzentrationsflächen keine Auswirkungen hat.

3.3 Genehmigte Kiesabbauflächen in der Gemeinde Seeon-Seebruck Im Gemeindegebiet vom Seeon-Seebruck gibt es derzeit eine genehmigte und noch in Abbau befindliche Kiesabbaufläche:  im nordöstlichen Gemeindegebiet bei Holzen. Dort ist eine Abbaufläche von insgesamt ca. 3,1 ha genehmigt. Das noch verbliebene genehmigte Abbauvolumen ist nicht bekannt.

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Abbildung 1: Karte bestehende Kiesabbaufläche im Gemeindegebiet (bei Holzen)

3.4 Bedarfsermittlung des örtlichen und überörtlichen Kiesabbaus

Ziel der Gemeinde ist die Sicherstellung der Deckung des örtlichen Bedarfs an Kies und Sand für die Bevölkerung von Seeon-Seebruck aus Lagerstätten im eigenen Gemeindegebiet. Um die Zukunftsfähigkeit des Konzeptes sicherzustellen, wird der örtliche Kiesbedarf für die kommenden 25 Jahre (2019 + 25 Jahre = 2044) ermittelt. Grundlegende Eingangsgrößen zur Ermittlung sind die Einwohnerzahl bzw. die zu erwartende Einwohnerzahl für die Gemeinde Seeon-Seebruck bis 2044 sowie die Verbrauchsmenge von Kies pro Einwohner im Jahr. Bei den Eingangsgrößen sind in der Literatur bzw. einschlägigen Quellen verschieden Werte veröffentlicht. Um auf der sicheren Seite zu liegen und einen aus- reichenden Kiesbedarf zu ermitteln, werden bei der nachfolgenden Ermittlung die maximalen Werte für Bevölkerungszahl und Kiesverbrauch berücksichtigt.

11 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht

Einwohnerzahl Seeon-Seebruck Gemäß „Statistik kommunal“ 2017 (Quelle: Bay. Landesamt für Statistik, Feb. 2018) lag die Einwohnerzahl in Seeon-Seebruck am 31.12.2016 bei 4.575 Einwohnern. Bis 2028 wird vom Bay. Landesamt für Statistik (2016) für Seeon-Seebruck ein Bevölkerungsstand von 4.390 Einwohnern berechnet, also ein nach derzeitigen Einschätzungen der Gemeinde nicht zu er- wartender Bevölkerungsrückgang von 1,4 %. Für 2044 liegt keine Prognose vor. Laut dem Demographie-Spiegel für Bayern des Bay. Landesamt für Statistik (April 2018) wird im Landkreis Traunstein bis 2034 die Einwohnerzahl gegenüber 2014 zunehmen (um 2,5 bis 7,5%). Um auf der sicheren Seite zu liegen, wird der prognostizierte landkreisweite Anstieg der Bevölkerung (max. 7,5 % in 20 Jahren entspricht 0,375 %/Jahr) auch auf die Gemeinde Seeon- Seebruck übertragen. Bis 2044 sind in Seeon-Seebruck damit bezogen auf den Ausgangswert von 4.575 Einwohnern max. 5.038 Einwohner anzusetzen. Berechnung Einwohner bis 2044: 4.575 EW (2016) + (4.575 EW x 7,5 %/20 Jahre x 28 Jahre) = 5.055 EW (2044)

Kiesbedarf / Einwohner (drei Berechnungsvarianten) In der Veröffentlichung „Rohstoffe in Bayern“ hat das Bayerische Staatsministerium für Wirt- schaft, Verkehr und Technologie (2002) den Kies- und Sandverbrauch für Hoch- und Tiefbau to Kies+Sand in Bayern für das Jahr 2010 auf 85,3 Mio. /Jahr (S. 56) prognostiziert, bei einer Steige- rung des Bedarfes von 2000 bis 2010 um 11,5 % an mineralischen Rohstoffen für Bayern. 95 % der Gesamtproduktion an Kies und Sand werden dabei im Bausektor verwendet (S. 32). D.h. 2010 wurde für Bayern ein Verbrauch von Kies und Sand von insgesamt 89,8 Mio. to Kies+Sand /Jahr ermittelt. Dies entspricht bei 12,54 Mio. Einwohnern in Bayern im Jahr 2010 rechne- risch einem jährlichen Kies- und Sand-Verbrauch pro Einwohner und Jahr von ca. 7,16 t Kies+Sand /EW und Jahr (Quelle: https://www.rohstoffstrategie-bayern.de/fileadmin/user_upload /stmwi/Publikationen /Rohstoffe_in_Bayern.pdf). Der Bayerische Industrieverband Baustoffe, Steine und Erden e.V. beziffert 2009 den Bedarf an mineralischen Rohstoffen in Bayern auf rund 150 Mio. Tonnen jährlich, davon allein rund 120 Mio. Tonnen Sand, Kies und Schotter für die Bauwirtschaft. „Für jeden Einwohner bedeutet dies, dass er pro Tag über 30 kg benötigt“ (Quelle: Bayerischer Industrieverband Baustoffe, Steine und Erden e.V., URL.: https://www.biv.bayern/rohstoffe/wer-braucht-sie). Dies entspricht bei 12,54 Mio. Einwohnern in Bayern und einem Jährlichen Bedarf von 120. Mio. Tonnen für die Bauwirtschaft rechnerisch einem jährlichen Kies- und Sand-Verbrauch pro Einwohner und to Kies+Sand Jahr von ca. 9,57 /EW und Jahr. Der Industrieverband Steine und Erden ermittelte im Jahr 2009, dass die Produktion an Kiesen und Sanden einschließlich Quarzsanden in Deutschland bei rund 254 Mio. Tonnen lag, das sind rund 3,1 Tonnen pro Kopf der Bevölkerung (URL.: http://www.verband-steine-erden.de/ statistik1/verbrauch).

Kiesbedarf für Seeon-Seebruck in den nächsten 25 Jahren Die Zahlen für den Bedarf an Kies und Sand pro Jahr und Einwohner schwanken in den drei Veröffentlichungen relativ stark. Auch dem Landratsamt liegen keine lokal spezifischen Werte vor. Der Pro-Kopf-Bedarf schwankt wohl v. a. in Anhängigkeit der konjunkturellen Lage (Bau- Boom, oder –Flaute). Im Landkreis Traunstein gibt es keinen Erfahrungswert (Tel. mit Hr. Dis- terer, Landratsamt Traunstein, am 28.09.2018), der den in der Literatur veröffentlichenden An-

12 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht gaben zum Verbrauch der Realität am nächsten kommt. Die Berechnung erfolgt daher mit allen drei Werten: Berechnung:

to Faktor Industrieverband Steine 5.055 Einwohner x 3,1 /Einwohner und Jahr x 25 Jahre = 391.763 to und Erden to Faktor Bayerisches Staatsminis- 5.055 Einwohner x 7,16 /Einwohner und Jahr x 25 Jahre = 904.845 to terium für Wirtschaft, Verkehr und Technologie (2002) to Faktor Bayerischer Industrie- 5.055 Einwohner x 9,57 /Einwohner und Jahr x 25 Jahre = 1.209.409 to verband Baustoffe, Steine und Erden e.V.

Für die Umrechnung des prognostizierten Kiesbedarfs für Seeon-Seebruck bis 2044 von Ton- nen (to) in Kubikmeter (m³) wird eine spezifische Dichte von Kies, die zwischen 1,95 und 1,5 to/m³ liegt, mit 1,5 to/m³ angenommen, um auf der sicheren Seite zu sein. Berechnung: Faktor Industrieverband Steine und 391.763 to / 1,5 to/m³ = 261.175 m³ Erden Faktor Bayerisches Staatsministeri- 904.845 to / 1,5 to/m³ = 603.230 m³ um für Wirtschaft, Verkehr und Tech- nologie (2002) Faktor Bayerischer Industrieverband 1.209.409 to / 1,5 to/m³ = 806.273 m³ Baustoffe, Steine und Erden e.V.

Der gemeindliche Bedarf an Kies soll vollständig innerhalb des Gemeindegebietes von Seeon- Seebruck gedeckt werden. Nach Angabe des Landratsamtes findet im Landkreis Traunstein fast ausschließlich Trockenabbau statt, der eine maximale Abbautiefe von höchstens Grund- wasserniveau + 2 Meter hat. Die Abbautiefen liegen im Landkreis Traunstein nach Angaben von Hr. Disterer im Mittel bei 15 bis 20 m. Um auch hier auf der sicheren Seite zu sein (und wirklich ausreichend Fläche zu ermitteln), wird in der nachfolgenden Berechnung von einer Abbautiefe von 10 m (abzügl. 1 m Oberboden und Rotlage = 9 m) ausgegangen. Es ergibt sich damit folgender Flächenbedarf für die De- ckung des gemeindlichen Bedarfes an Kies und Sand in Seeon-Seebruck bis 2044: Berechnung: Faktor Industrieverband Steine und 261.175 m³ / 9 m = 29.019 m² = 2,90 ha 0,06 % Erden der Gemeindefläche (47,92 km²) Faktor Bayerisches Staatsministeri- 603.230 m³ / 9 m = 67.026 m² = 6,70 ha 0,14 % um für Wirtschaft, Verkehr und Tech- der Gemeindefläche nologie (2002) (47,92 km²) Faktor Bayerischer Industrieverband 806.273 m³ / 9 m = 89.586 m² = 8,96 ha 0,19 % Baustoffe, Steine und Erden e.V. der Gemeindefläche (47,92 km²)

Die Konzentrationszone für den Kiesabbau in Seeon-Seebruck sollte zur Deckung des örtli- chen Bedarfs bis ins Jahr 2044 rechnerisch eine Fläche von mind. 2,90 bis 8,96 ha aufwei- sen. Die Ermittlung der Größe der Konzentrationsflächen allein auf den örtlichen Bedarf abzustellen ist allerdings nicht ausreichend. Dem Kiesabbau ist in substanzieller Weise Raum zu verschaf-

13 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht fen, so dass eine Gesamtbetrachtung vorzunehmen ist, die auch eine Relation herstellt zwi- schen den im Gemeindegebiet verfügbaren Kiesvorkommen einerseits und den tatsächlich ausgewiesenen Positivflächen, die im nachfolgenden Kapitel 4 ermittelt werden.

4 Vorgehensweise zur Ermittlung der Konzentrationszone(n) Voraussetzung einer wirksamen Konzentrationsflächendarstellung ist ein schlüssiges, gesamt- räumliches Planungskonzept, das sich über das gesamte Gemeindegebiet erstreckt. Die Planung von Konzentrationsflächen für Kiesabbauvorhaben erfolgt im Wesentlichen in fol- genden Prüfungsschnitten (vgl. auch BVerwG v. 13.12.2012, NVwZ 2013, 519):  Ermittlung von Tabuzonen (harte und weiche Tabuzonen)  Eignungsbewertung: o Ermittlung von Potentialflächen, Flächen auf denen Rohstoff verfügbar ist o Abzug der Tabuflächen von den Potentialflächen o Festlegung weiterer Kriterien zur weiteren Abgrenzung von Potentialflächen: Abwägung der verbleibenden Potentialflächen mit anderen Belangen/Kriterien  Darstellung von „Konzentrationszone(n) Kiesabbau“ im Flächennutzungsplan

Das Vorgehen ist dabei an die „Richtlinie für Anlagen zur Gewinnung von Kies, Sand, Steinen und Erden“ des Bayerischen Staatsministeriums für Landesentwicklung und Umweltfragen vom 09.06.1995 angelehnt.

4.1 Tabuzonen

Tabuzonen sind Zonen im Gemeindegebiet, die für den Kiesabbau nicht vorgesehen sind bzw. nicht zur Verfügung stehen. Innerhalb harter Tabuzonen kommt eine Nutzung zur Rohstoffge- winnung aus rechtlichen oder tatsächlichen Gründen nicht in Betracht. In weichen Tabuzonen wäre eine Rohstoffgewinnung zwar tatsächlich oder rechtlich möglich bzw. nicht von vornherein auszuschließen, die planende Gemeinde wendet jedoch aufgrund eigener planerischer Entscheidungen Kriterien an, wonach die Kiesabbaunutzung zur Vermei- dung hierdurch ausgelöster Konflikte am jeweiligen Standort trotzdem unterbunden werden soll. Die Tabuzonen basieren auf der „Richtlinie für Anlagen zur Gewinnung von Kies, Sand, Stei- nen und Erden“, Nr. 4 (Bayerisches Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfra- gen, 1995). Die für Seeon-Seebruck gewählten harten Tabuzonen für den Kiesabbau sind Flä- chen/Gebiete, die auch der BayVGH (BayVGH v.12.2.2015) als harte Tabuzonen anerkennt.

Nachfolgend sind aus der „Richtlinie für Anlagen zur Gewinnung von Kies, Sand, Steinen und Erden“ ungeeignete Standorte und regelmäßig ungeeignete Standorte für den Abbau von Roh- stoffen aufgeführt sowie Standorte mit besonderer Gewichtung anderer Belange.

14 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht

„Ungeeignete Standorte“ gemäß Punkt 4.1.1 der „Richtlinie für Anlagen im Gemeindegebiet zur Gewinnung von Kies, Sand, Steinen und Erden“ vorhanden Nationalparke (§ 24 BNatSchG und Art. 13 BayNatSchG) Naturschutzgebiete (§ 23 BNatSchG) einschließlich einstweilig nach Art. 54 Abs. 2 BayNatSchG sichergestellter Gebiete und geplanter Schutzgebiete, für die das Veränderungsverbot nach Art. 54 Abs. 3 BayNatSchG gilt Naturdenkmäler (§ 28 BNatSchG) einschließlich einstweilig nach Art. 54 Abs. 2 BayNatSchG sichergestellter Gebiete und geplanter Schutzgebiete, für die das Veränderungsverbot nach Art. 54 Abs. 3 BayNatSchG gilt Landschaftsbestandteile (§ 29 BNatSchG), soweit sie nicht ersetzbar sind die Umgebung der vorgenannten Gebiete, Bestandteile und Flächen, soweit sich der Abbau nachteilig auf sie auswirken kann, Pufferzonen werden be- rücksichtigt Naturwaldreservate (Art. 12a BayWaldG) festgesetzte, vorläufig gesicherte und geplante Trinkwasserschutzgebiete (§ 51 WHG) qualitative Heilquellenschutzgebiete (§ 53 Abs. 4 WHG) wasserwirtschaftliche Vorranggebiete, die in Regionalplänen ausgewiesen sind „In der Regel ungeeignete Standorte“ gemäß Punkt 4.1.2 der „Richtlinie für Anlagen zur Gewinnung von Kies, Sand, Steinen und Erden“ Landschaftsschutzgebiete (§ 26 BNatSchG)

Schutzzonen von Naturparken (§27 BNatSchG)

Landschaftsbestandteile und Grünbestände (§ 29 BNatSchG), soweit sie nicht unter Nr. 4.1.1 fallen Feuchtflächen, Mager- und Trockenstandorte im Sinn des Art. 23 Abs. 1 BayNatSchG in Verbindung mit § 30 BNatSchG; Biotopkartierung ferner ihre unmittelbare Umgebung, soweit sich der Abbau nachteilig auf sie auswirken kann Wiesenbrüter-Lebensräume (ehem. Art. 6d Abs. 2 BayNatSchG) schützenswerte Biotope der Biotopkartierungen, insbesondere mit einem vom Bayerischen Landesamt für Umweltschutz geprüften Vorschlag zur Inschutznahme nach Art. 7, 9 oder 12 BayNatSchG landschaftsprägende, für den Naturraum typische Bereiche und kulturhistorisch bedeutende Landschaftsteile beinhaltet z.B. in Ensem- bles, Landschaftsprägen- den Denkmäler u. LSG Schutz- und Bannwald (Art. 10, 11 in Verbindung mit Art. 9 BayWaldG) sowie Wald in Gebieten mit geringem Waldanteil (Bewaldung unter kein Schutz- und Bann- 20 %) wald vorh.; ca. 35 % Waldanteil im Gemeindegebiet Bereiche von Einzugsgebieten öffentlicher Trinkwassergewinnungsan- lagen, in denen ein Abbau und die Folgefunktion zu nachteiligen (Einzugsgebiet durch Einwirkungen auf das Grundwasser führen. Schutzgebiete abgesi- chert)

15 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht

„Standorte mit besonderer Gewichtung anderer Belange“ gemäß Punkt 4.1.3 der „Richtlinie für Anlagen zur Gewinnung von Kies, Sand, Steinen und Erden“ Waldflächen, die im Waldfunktionsplan (Art. 6 BayWaldG) mit besonderen Schutz−, Erholungs- und Sonderfunktionen belegt sind landschaftliche Vorbehaltsgebiete Überschwemmungsgebiete (Art. 76 WHG)

4.1.1 Harte Tabuzonen In harten Tabuzonen kommt aus rechtlichen oder tatsächlichen Gründen eine mögliche Roh- stoffgewinnung nicht in Betracht. Als harte Tabukriterien erkennt der BayVGH (BayVGH v.12.2.2015) nachfolgende Kriterien an:  Bestehende Bebauung in Siedlungsgebieten  Übergeordnete Verkehrsflächen  Gewässer Diese Kriterien werden auch in der Gemeinde Seeon-Seebruck als harte Tabukriterien für Kies- abbau festgelegt.

4.1.1.1 Bestehende Bebauung in Siedlungsgebieten Eine Ausschlussfläche für Kiesabbau sind bestehende Siedlungsflächen. Siedlungsbereiche stehen grundsätzlich nicht für Kiesabbau zur Verfügung. Für die Ermittlung der tatsächlich bebauten Flächen wurden die bestehenden Gebäude (außer Hütten, Stadel im Außenbereich) aus der Flurkarte entnommen.

4.1.1.2 Übergeordnete Verkehrsflächen Übergeordnete Verkehrsflächen stellen eine harte Tabuzone für den Kiesabbau dar und wer- den als Abbauflächen ausgeschlossen. Hierunter fallen in Seeon-Seebruck folgende Straßen:  Staatsstraßen (St 2093, St 2095, St 2094)  Kreisstraßen (TS 31, TS 33, TS 14) Im Gemeindegebiet bestehen keine Bundesstraßen und keine Gleisanlagen.

4.1.1.3 Gewässer Im Gemeindegebiet liegen die Seen Chiemsee, Klostersee bei Seeon sowie weitere kleinere Seen, v. a. westlich des Klostersees. In den Gewässern und Seeufern wird im Gemeindegebiet kein Kiesabbau zugelassen. Auch die Flüsse und Ischler Achen sowie in/an kleineren Bächen und Gräben soll kein Kiesabbau stattfinden.

16 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht

4.1.1.4 Übersichtskarte harte Tabuzonen

Abbildung 2: Karte harte Tabuzonen für den Kiesabbau im Gemeindegebiet Seeon-Seebruck Siehe auch Karte 1 im Anhang.

4.1.2 Weiche Tabuzonen In weichen Tabuzonen ist eine Rohstoffgewinnung aus rechtlichen oder tatsächlichen Gründen zwar eventuell möglich, jedoch wendet die planende Gemeinde, die Gemeinde Seeon- Seebruck, aufgrund eigener planerischer Entscheidungen Kriterien an, wonach die Kiesab- baunutzung zur Vermeidung hierdurch ausgelöster Konflikte am jeweiligen Standort unterbun- den wird. Teilweise wurden die von der Gemeinde Seeon-Seebruck als weiche Tabuzonen definierten Kriterien vom BayVGH als harte Tabukriterien anerkannt (z.B. Trinkwasserschutz- gebiete, Hochspannungstrassen) und sind eigentlich nicht in Frage zu stellen. Die Gemeinde wägt diese dennoch gegenüber dem Kiesabbau ab. Auch im Regionalplan wird auf dieses Vorgehen verwiesen: „Beim Abbau außerhalb von Vor- rang- oder Vorbehaltsgebieten kommt der Gewinnung von Bodenschätzen bei der Abwägung mit anderen Nutzungsansprüchen aus regionalplanerischer Sicht kein besonderes Gewicht zu.“

17 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht

(Regionalplan Begründung zu 6.2), d.h. die Nutzungsansprüche sind gegeneinander abzuwä- gen. Diese Abwägung erfolgt in den nachfolgenden Ausführungen.

4.1.2.1 Siedlungsflächen Bestehende sowie geplante Siedlungsflächen, sollen nicht für den Kiesabbau zur Verfügung stehen. Hier wird dem Schutzgut „Mensch und Wohnen“ eine weitaus größere Bedeutung bei- gemessen als der Kiesgewinnung, so dass neben tatsächlich bebauten Flächen (harte Tabuzone) alle Siedlungsflächen im weiteren Sinn (inkl. Gärten, Freiflächen, ganze Orts- und Wohngebiete etc.) als Tabuflächen für den Kiesabbau von der Gemeinde festgelegt werden. Auch bestehende sowie im Flächennutzungsplan dargestellte Gewerbe- und Industriegebiete stehen für den Kiesabbau nicht zur Verfügung, da die Gemeinde der gewerblichen Nutzung ebenfalls eine höhere Bedeutung beimisst als der Kiesgewinnung. Die Abgrenzung von Siedlungsflächen erfolgt anhand der Darstellungen im Flächennutzungs- plan und den rechtsgültigen Bebauungsplänen sowie der Darstellung von „Siedlungsflächen“, „Siedlungsflächen mit besonderer Funktion“ sowie „Industrie- und Gewerbeflächen“ in der Digi- talen Ortskarte (DOK) im Maßstab 1:10.000 (Quelle: Bay. Landesamt für Vermessung u. Bay- ernAtlas 2019). Im Flächennutzungsplan als Siedlungsbereiche (Wohn-, Dorf- und Mischgebiet, teils auch Sondergebiet und Gewerbegebiete) dargestellt sind Seeon, Seebruck, Truchtlaching und Roitham. Hinzu kommen im FNP kleinere Ortschaften, wie Fembach, Lambach, Watten- ham, Seeon-Klosterweg und Leiten. Die Siedlungsgebiete (in der Digitalen Ortskarte als Sied- lungsflächen und Siedlungsflächen mit besonderer Funktion sowie Industrie- und Gewerbeflä- chen dargestellt) außerhalb der im FNP dargestellten Bereiche wurden der Digitalen Ortskarte entnommen. Darin sind neben größeren Weilern, wie Ischl, Pavolding, Eglhart oder Burgham, auch eine Vielzahl kleinerer Weiler und Einzelanwesen beinhaltet.

4.1.2.2 Hochspannungstrassen und Gasleitungen Im Süden des Gemeindegebietes verläuft eine Hochspannungsleitung (110-kV- Bahnstromleitung Rosenheim-Traunstein des DB Energie GmbH): von West nach Ost: nördlich der St 2095 bzw. des Ortsgebietes von Seebruck und im Norden des Grabener Mooses. Ge- biete unter der Hochspannungsleitung kommen für eine Kiesgewinnung nicht in Betracht, da für die Gemeinde hier grundsätzlich nicht die Möglichkeit besteht, diese zu verlegen. Auch übergeordnete Gasleitungen (Ferngas und Gashochdruckleitungen) werden als Tabuzo- nen für den Kiesabbau definiert, da auch hier für die Gemeinde grundsätzlich nicht die Mög- lichkeit besteht, diese zu verlegen.

4.1.2.3 Gemeinde-/ Gemeindeverbindungsstraßen Gemeindestraßen und Gemeindeverbindungsstraßen sind wichtige Bausteine des gemeindli- chen Verkehrs und sollen als solche erhalten werden. In der Gemeinde Seeon-Seebruck sollen Kiesabbauflächen nicht im Bereich von Gemeindestraßen und Gemeindeverbindungsstraßen verortet werden.

18 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht

4.1.2.4 Flächen mit bereits abgebauten Kiesvorkommen bzw. genehmigter Kiesabbau Bereits ausgekieste Flächen und Flächen mit laufendem Kiesabbau, werden als möglicher neuer Standort für den weiteren Kiesabbau ausgeschlossen. Dort ist mit keinen bzw. keinen nennenswerten Kiesvorkommen mehr zu rechnen. Im Gemeindegebiet besteht derzeit nur ein laufender Kiesabbau. Siehe Kap. 3.3. Dem Land- ratsamt (Genehmigungsbehörde für Kiesabbauvorhaben) sind keine (größeren) abgeschlosse- nen Kiesabbauten aus den letzten (15) Jahren bekannt.

4.1.2.5 Altlastenverdachtsflächen Im Altlastenkataster sind flächenhafte und punktuelle Altlastenverdachtsflächen verzeichnet. Für das Gemeindegebiet von Seeon-Seebruck sind im landkreisweiten Altlastenkataster derzeit vier Altlastenverdachtsflächen vorhanden. Nach Maßgabe der Gemeinde soll im Bereich von Altlasten und -Verdachtsflächen kein Kiesabbau zugelassen werden.

4.1.2.6 Amtlich verzeichnete Bau- und Bodendenkmäler Bau- und Bodendenkmäler, Ensembles und Landschaftsprägende Denkmäler sind in der Denkmalliste des Bay. Landesamt für Denkmalpflege verzeichnet. Im Gemeindegebiet von Seeon-Seebruck sind derzeit in der Liste des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege (Stand 02.03.2019) 89 Baudenkmäler und 35 Bodendenkmäler gelistet. Die Baudenkmäler überschneiden sich in der Regel mit Siedlungsgebieten / bebauten Flächen, die bereits als (teils harte) Tabuzonen definiert sind und ohnehin nicht für den Kiesabbau zur Verfügung ste- hen; ebenso (die vorhandenen landschaftsprägenden) Ensembles (das Kloster Seeon und die Pfarrkirche St. Johannes Bapt. in Truchtlaching). Darüber hinaus gibt es in Seeon-Seebruck 35 Bodendenkmäler, die sich am Nordufer des Chiemsees und entlang der Alz konzentrieren. Für eine Vielzahl der Bodendenkmäler ist das Benehmen mit der Gemeinde noch nicht hergestellt. Die Gemeinde setzt jedoch alle Bau- und Bodendenkmäler, Ensembles und Landschaftsprägende Denkmäler, die derzeit in der Liste des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege aufgeführt und im BayernAtlas bzw. Bayerischen Denkmalatlas dargestellt sind, als weiche Tabuzonen fest. Die Begründung für die Bedeutung und den Erhalt von Denkmälern auch gegenüber möglicher anderer Nutzungen liefert bereits Art. 1 BayDSchG: „Denkmäler sind von Menschen geschaffene Sachen oder Teile davon aus vergangener Zeit, deren Erhaltung wegen ihrer geschichtlichen, künstlerischen, städtebauli- chen, wissenschaftlichen oder volkskundlichen Bedeutung im Interesse der Allgemeinheit liegt.“ Auch die „Richtlinie für Anlagen zur Gewinnung von Kies, Sand, Steinen und Erden“ benennt landschaftsprägende, für den Naturraum typische Bereiche und kulturhistorisch bedeutende Landschaftsteile, zu denen z.B. Ensembles und landschaftsprägende Denkmäler zählen als „in der Regel ungeeignete Standorte“ für den Abbau von Rohstoffen.

4.1.2.7 Naturschutzgebiete (NSG) nach § 23 BNatSchG Grundsätzlich gilt nach Regionalplan Begründung zu 6.3.2 Z „Ein Abbau in Gebieten mit wert- vollem Naturhaushalt, in Schutzgebieten und landschaftlichen Vorbehaltsgebieten oder Schwerpunktgebieten des Naturschutzes nach dem Arten- und Biotopschutzprogramm (ABSP) sowie in Wäldern mit besonders bedeutsamen Waldfunktionen widerspricht den Gedanken zum Schutz der Natur und sollte deshalb unterbleiben. Ebenso dürfen deshalb ökologisch emp- findliche Flächen nach Art. 13 d Abs. 1 BayNatSchG (mittlerweile Art. 23 BayNatSchG) nicht abgebaut werden.“

19 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht

Naturschutzgebiete sind in der „Richtlinie für Anlagen zur Gewinnung von Kies, Sand, Steinen und Erden“ als ungeeignete Standorte für Abbau von Rohstoffen definiert. Naturschutzgebiete sind gemäß BNatSchG „rechtsverbindlich festgesetzte Gebiete, in denen ein besonderer Schutz von Natur und Landschaft in ihrer Ganzheit oder in einzelnen Teilen erforderlich ist 1. zur Erhaltung, Entwicklung oder Wiederherstellung von Lebensstätten, Biotopen oder Le- bensgemeinschaften bestimmter wild lebender Tier- und Pflanzenarten, 2. aus wissenschaftlichen, naturgeschichtlichen oder landeskundlichen Gründen oder 3. wegen ihrer Seltenheit, besonderen Eigenart oder hervorragenden Schönheit. Alle Handlungen, die zu einer Zerstörung, Beschädigung oder Veränderung des Naturschutz- gebiets oder seiner Bestandteile oder zu einer nachhaltigen Störung führen können, sind nach Maßgabe näherer Bestimmungen verboten.“ (§ 23 BNatSchG) Naturschutzgebiete sind Gebiete von hoher naturschutzfachlicher Wertigkeit und sind durch Verordnungen geschützt. Aufgrund der hohen Wertigkeit stellt die Gemeinde Naturschutzgebie- te als für den Kiesabbau nicht zulässig dar. Im Gemeindegebiet befindet sich das Naturschutzgebiet „Seeoner See“, das in mehrere Teil- flächen untergliedert ist.

4.1.2.8 Landschaftsschutzgebiet (LSG) nach § 26 BNatSchG Landschaftsschutzgebiete „sind rechtsverbindlich festgesetzte Gebiete, in denen ein besonde- rer Schutz von Natur und Landschaft erforderlich ist“ (§ 26 BNatSchG). Nach Definition des BNatSchG (§ 26) dienen Landschaftsschutzgebiete „1. zur Erhaltung, Entwicklung oder Wiederherstellung der Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushalts oder der Regenerationsfähigkeit und nachhaltigen Nutzungsfähigkeit der Naturgüter, einschließlich des Schutzes von Lebensstätten und Lebensräumen bestimmter wild lebender Tier- und Pflanzenarten, 2. wegen der Vielfalt, Eigenart und Schönheit oder der besonderen kulturhistorischen Bedeu- tung der Landschaft oder 3. wegen ihrer besonderen Bedeutung für die Erholung. (2) In einem Landschaftsschutzgebiet sind unter besonderer Beachtung des § 5 Absatz 1 und nach Maßgabe näherer Bestimmungen alle Handlungen verboten, die den Charakter des Ge- biets verändern oder dem besonderen Schutzzweck zuwiderlaufen.“ (§ 26 BNatSchG) Im Gemeindegebiet von Seeon-Seebruck wird den vorhandenen Landschaftsschutzgebieten ein hoher Stellenwert eingeräumt, dem mehr Gewicht beigemessen wird als dem Kiesabbau. Auch für ein Unterlassen von Rohstoffabbau in Landschaftsschutzgebietes liefert die Begrün- dung (zu 6.3.2 Z) des Regionalplans, die im obigen Kapitel zitiert ist. Im Gemeindegebiet Seeon-Seebrucks erstreckt sich entlang der Alz das Landschaftsschutzge- biet LSG "Oberes Alztal" und am Chiemsee das LSG „Schutz des Chiemsees, seiner Inseln und Ufergebiete in den Landkreisen Rosenheim und Traunstein als LSG ("Chiemsee- Schutzverordnung")“, die für den Kiesabbau nicht zur Verfügung stehen. Gemäß BayVGH (Stand vom 12.2.2015) wären Landschaftsschutzgebiete sogar als harte Tabuzone für den Kiesabbau zu bewerten.

20 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht

4.1.2.9 NATURA 2000 NATURA 2000-Gebiete unterliegen nach EU-Recht bzw. BNatSchG einem strengen Schutz und deren Zustand (Erhaltungsziele oder für deren Schutzzweck maßgeblichen Bestandteilen) darf nicht erheblich beeinträchtigt, verändert oder verschlechtert werden. Im Gemeindegebiet soll im Bereich von NATURA 2000-Gebieten kein Kiesabbau stattfinden. Sie werden als Aus- schlussflächen für Kiesabbau in Seeon-Seebruck festgelegt. Im Gemeindegebiet gibt es mehrere NATURA 2000 -Gebiete. Diese finden ihren Schwerpunkt:  am Chiemsee  FFH-Gebiet 8140-372 „Chiemsee“ und entlang der  FFH-Gebiet 8041-302 „Alz vom Chiemsee bis Altenmarkt“ Alz  SPA-Gebiet 8140-471 „Chiemseegebiet mit Alz“  um Seeon  FFH-Gebiet 8040-371 „Moorgebiet von Eggstätt-Hemhof bis und entlang der Seeon“ Ischler Achen:  SPA-Gebiet 8040-471 „Moorgebiet von Eggstätt-Hemhof bis Seeon“

4.1.2.10 Naturdenkmal nach § 28 BNatSchG Im Gemeindegebiet bestehen derzeit zwei Naturdenkmäler. Dies ist eine Linde in Pavolding und ein Toteisloch südwestlich von Kirchseeon. Diese wertvollen Landschaftselemente sollen dauerhaft erhalten werden. Aus diesem Grund wurden sie als Naturdenkmal unter Naturschutz gestellt und stehen durch Festlegung der Gemeinde daher auch nicht für den Kiesabbau zur Verfügung.

4.1.2.11 Geschützte Landschaftsbestandteile nach § 29 BNatSchG Geschützte Landschaftsbestandteile sind im Gemeindegebiet von Seeon-Seebruck nicht vor- handen (Quelle: Liste des Landkreises Traunstein URL.: https://www.traunstein.com/wTraunstein/ver-waltung/aemter/sg414/Dokumente/ Geschuetz- te_Landschaftsbestandteile.pdf und telefonische Mitteilung der Unteren Naturschutzbehörde).

Weitere Schutzgebiete nach Naturschutzgesetz, wie z. B. Nationalpark, sind im Gemeindege- biet von Seeon-Seebruck nicht vorhanden.

4.1.2.12 Amtlich kartierte Biotope Mit der Biotopkartierung Bayern werden schutzwürdige ökologisch wertvolle Lebensräume in Bayern erfasst. Der Schwerpunkt der Erfassung liegt dabei bei den nach § 30 BNatSchG und Art. 23 BayNatSchG gesetzlich geschützten Biotopen sowie bei den Lebensraumtypen der „Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie“ (FFH-RL). Die Biotope werden nach vegetationskundlich- strukturellen Kriterien im Maßstab 1:5.000 abgegrenzt. (LfU: Biotopkartierung Bayern, Stand 03/2017). Biotope sind von naturschutzfachlicher Bedeutung und Wertigkeit. Biotope unterliegen teilweise dem Schutz nach § 30 BNatSchG und dürfen demnach grundsätzlich nicht zerstört werden. Im Gemeindegebiet von Seeon-Seebruck soll im Flächennutzungsplan kein Kiesabbau im Bereich

21 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht dieser ökologisch wertvollen Flächen dargestellt werden. Auch vom BayVGH wurde die hohe Bedeutung von Biotopen gegenüber Kiesabbau anerkannt: Flächen der amtlichen Biotopkartie- rung wurden vom BayVGH (Stand v.12.2.2015) sogar als harte Tabuzonen für den Kiesabbau nicht in Frage gestellt. Die „Richtlinie für Anlagen zur Gewinnung von Kies, Sand, Steinen und Erden“ definiert „Feuchtflächen, Mager- und Trockenstandorte im Sinn des Art. 23 Abs. 1 Bay- NatSchG in Verbindung mit § 30 BNatSchG; ferner ihre unmittelbare Umgebung, soweit sich der Abbau nachteilig auf sie auswirken kann“ als „In der Regel ungeeignete Standorte“ für den Kiesabbau und unterstreicht die Entscheidung der Gemeinde Seeon-Seebruck, Biotope als Tabuzonen zu definieren.

4.1.2.13 Ökoflächenkataster

Ausgewiesene Flächen für Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwick- lung von Natur und Landschaft = gemeldete Ausgleichsflächen Ausgewiesene Flächen für Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Natur und Landschaft sind naturschutzrechtliche Ausgleichsflächen, die im Rahmen von Bauleitplan- verfahren oder anderen Eingriffsvorhaben festgesetzt wurden. Sie sind dem Bayerischen Ökoflächenkataster zu melden (Typ 1). Die Gemeinde Seeon-Seebruck legt gemeldete Aus- gleichsflächen als Tabuflächen fest, da diese zum einen durch z.B. Bebauungspläne festge- setzt und damit verbindlich sind, und zum anderen häufig eine hohe naturschutzfachliche Wer- tigkeit aufweisen.

Ökokontoflächen und Ankaufsflächen Im Bayerischen Ökoflächenkataster werden neben Ausgleichsflächen (Typ 1), auch Ankaufs- flächen (Typ 2), sonstige Flächen (Typ 3) und Ökokontoflächen (Typ 4) geführt. In Seeon- Seebruck sind davon nur Ankaufsflächen (Typ 2) und Ökokontoflächen (Typ 4) vorhanden. Da es sich hierbei um naturschutzfachlich wertvolle Flächen bzw. Flächen handelt, die als Aus- gleich für künftige Eingriffe genutzt werden sollen (und teils auch bereits als solche hergestellt sind), definiert die Gemeinde diese Flächen als weiche Tabuzonen: also Flächen, auf denen kein Kiesabbau stattfinden soll.

4.1.2.14 Flächen mit Bedeutung gemäß Artenschutzkartierung In der Artenschutzkartierung Bayern (ASK) sind zahlreiche Gebiete in Seeon-Seebruck ver- zeichnet. Diese liegen schwerpunktmäßig am nördlichen Chiemseeufer, Grabener Moos und Gemeindemoos/Bartelmä nördlich von Seebruck, an der Alz und anschließenden Strukturen, am Klostersee sowie kleineren Seen, Moorgebiete und Wälder im Nordwesten, Westen und Südwesten von Seeon sowie im Pavoldinger Moos. Die in der ASK aufgeführten Flächen sind i.d.R. wertvolle Flächen und Lebensräume für, teils nach Roter Liste geschützte, Flora und Fauna. Diese naturschutzfachlich wertvollen Flächen werden aus der Kulisse möglicher Stand- orte für den Kiesabbau ausgenommen. Im Gemeindegebiet von Seeon-Seebruck gibt es gemäß den ASK-Daten keine Wiesenbrüter- gebiete und auch keine Wiesenbrütergebiete nach Verordnung.

4.1.2.15 Flächen mit besonderer Bedeutung für den Artenschutz Auf eine gemeindeweite Untersuchung von Flächen, die eine besondere Bedeutung für den Artenschutz aufweisen, wurde aufgrund des enormen Aufwandes verzichtet. Dieses Kriterium

22 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht wurde insoweit berücksichtigt, dass ASK-Flächen als Tabuzonen gelten. Zudem wird für die später vorgeschlagenen Konzentrationszonen eine Abschichtung zum speziellen Artenschutz vorgenommen (siehe Umweltbericht), um eventuelle weitere artenschutzrechtlich besonders wertvolle Flächen, die nicht in der ASK erfasst sind, im weiteren Verfahren zu berücksichtigen und ggf. auszuschließen.

4.1.2.16 Wald Über das Gemeindegebiet von Seeon-Seebruck sind zahlreiche Wälder verteilt. Große, zu- sammenhängende Waldgebiete liegen im Nordosten und Osten von Seeon, nördlich von Egl- hart, nördlich der Linie Pavolding-Roitham-Ischl, südlich von Ebering und im Westen und Nor- den von Burgham.

Waldfunktionsplan In den Waldfunktionsplänen werden gemäß Bayerischem Waldgesetz Nutz-, Schutz- und Erho- lungsfunktionen der Wälder sowie ihre Bedeutung für die biologische Vielfalt dargestellt und bewertet sowie die zur Erfüllung der Funktionen und zum Erhalt der biologischen Vielfalt erfor- derlichen Ziele und Maßnahmen sowie Wege zu ihrer Verwirklichung formuliert. Sie stellen damit besonders bedeutsame Waldgebiete heraus. Wälder mit besonderer Bedeutung für den Bodenschutz schützen gefährdete Standorte so- wie benachbarte Flächen vor den Auswirkungen von Wasser- und Winderosion, Rutschungen, Steinschlag, Aushagerung und Humusabbau. Gemäß Art. 10 Abs. 1 Nr. 2 und 3 BayWaldG ist Schutzwald Wald auf Standorten, die zur Verkarstung neigen oder stark erosionsgefährdet sind, oder Wald, der dazu dient, Felsstürzen, Steinschlägen, Erdabrutschungen, Bodenverwe- hungen oder ähnlichen Gefahren vorzubeugen oder die Flussufer zu erhalten. Wald mit besonderer Bedeutung für das Landschaftsbild dient der Bewahrung der Eigen- art, Vielfalt und Schönheit der Landschaft. Es handelt sich vor allem um Wälder, die das Land- schaftsbild prägen, in exponierten Lagen stocken und weithin sichtbare Waldränder vor allem in waldarmen Gebieten. Erholungswälder dienen der Erholung und dem Naturerlebnis ihrer Besucher in besonderem Maße. „Erholungswald (der Intensitätsstufe I) wird v.a. in der Umgebung und im Siedlungsbe- reich von Städten, Fremdenverkehrs- und Kurorten sowie an Schwerpunkten des Erholungs- verkehrs erfasst. Er wird von so vielen Erholungssuchenden aufgesucht, dass in der Regel Maßnahmen zur Lenkung des Besucherstromes und Erholungseinrichtungen erforderlich sind. Erholungswald der Intensitätsstufe II wird ebenfalls stark besucht, nicht jedoch in gleichem Ma- ße wie bei Stufe I.“ Wald mit besonderer Bedeutung als Lebensraum und für die biologische Vielfalt dient auf- grund seiner außergewöhnlichen standörtlichen Voraussetzungen oder seiner Struktur dem Erhalt schützenswerter Lebensräume und seltener Arten. Wälder, die unter dieser Kategorie erfasst sind, dienen insbesondere dazu die biologische Vielfalt des Waldes zu erhalten und erforderlichenfalls zu erhöhen. Wald, der dem lokalen Immissionsschutz dient, mindert schädliche Einwirkungen und Be- lastungen durch Gase, Stäube oder Aerosole und verbessert dadurch die Luftqualität für die zu schützenden Bereiche wie Siedlungen, Erholungsgebiete sowie land- und forstwirtschaftliche Nutzflächen. Er liegt zwischen Emittenten und schutzbedürftigen Objekten.

23 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht

Im Gemeindegebiet von Seeon-Seebruck sind gemäß dem Waldfunktionsplan folgende Waldgebiete mit besonderen Funktionen hinterlegt:

Funktion nach Gebiet Waldfunktionsplan:  Erholungsfunktion  Gesamtes Waldgebiet „Weinbergholz“ zwischen Seeoner Klos- tersee und Griessee/Brunnensee  Bodenschutz  Waldgebiet zwischen Massing Mühle und Heutal, südöstlich von Holzen  Waldgebiet an der Alz bei Point  Waldgebiet (Hang) bei Leiten  Waldgebiet „Weinberg“ (Teilgebiet, U-förmig) nördlich des Klos- tersees  Waldgebiet (Teilgebiet, Dreieck) zwischen Seeleitensee und Thalham  Wald mit besonde-  Grabener Moos rer Bedeutung als  Wald auf Alzinsel südlich von Höllthal Lebensraum  Südleite Waldgebiet „Weinbergholz“ nördlich/nordwestlich See-  Wald mit besonde- oner Klostersee rer Bedeutung für das Landschafts-  Waldgebiet südlich Griessee/Brunnensee (entlang Gemeinde- bild grenze) und  Südostleite Waldgebiet zwischen Maisham und Leiten  Wald mit besonde-  Südleite Waldgebiet westlich von Roitham, zw. Roitham und rer Bedeutung für Pavolding den Immissions-  Waldgebiet „Ameisenberg“ südlich des Bannsees, nordwestlich schutz von Gasteig

 Waldgebiet „Pavoldinger Moos“ und „Weberzipf“ östlich von Pa- volding, zwischen TS33 und Gemeindegrenze  Waldgebiet „Burghamer Holz“, „Burghamer Filz“ und „Millerloch- holz“ östlich von Seeon, zwischen Burgham und Fembach, nördlich der St 2095  Waldgebiet östlich Seeleitensee  Wald mit besonde-  Wald südwestlich des Thauernhauser Sees (Seebichl) rer Bedeutung als Lebensraum

Im Waldfunktionsplan kommt den oben genannten Wäldern eine besondere Bedeutung als Lebensraum, für das Landschaftsbild, für den Immissionsschutz, für den Bodenschutz und/oder die Erholungsfunktion zu (siehe Ausführungen oben). Im Gemeindegebiet Seeon-Seebruck sollen insbesondere diese Wälder nicht für den Abbau von Kies zur Verfügung stehen, um die genannten wichtigen Waldfunktionen dauerhaft sicher zu stellen und, auch nicht temporär für den Zeitraum des Abbaus bis zu einer möglichen Wiederaufforstung, zu unterbinden.

24 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht

Naturwaldreservate und Bannwald Bannwald ist Wald, der aufgrund seiner Lage und seiner flächenmäßigen Ausdehnung vor al- lem in Verdichtungsräumen und waldarmen Bereichen unersetzlich ist. Er erfüllt unter anderem wertvolle Leistungen für Klima, Wasserhaushalt und die Luftreinhaltung und dient in besonde- rem Maße dem Schutz vor Immissionen. Im Gemeindegebiet gibt es nach Auskunft der Unteren Naturschutzbehörde am LRA TS keine Naturwaldreservate sowie keinen Bannwald.

Wald allgemein „Der Wald hat besondere Bedeutung für den Schutz von Klima, Wasser, Luft und Boden, Tie- ren und Pflanzen, für die Landschaft und den Naturhaushalt. Er ist wesentlicher Teil der natürli- chen Lebensgrundlage und hat landeskulturelle, wirtschaftliche, soziale sowie gesundheitliche Aufgaben zu erfüllen. Der Wald ist deshalb nachhaltig zu bewirtschaften, um diese Leistungen für das Wohl der Allgemeinheit dauerhaft erbringen zu können“. (Art. 1 Abs. 1 BayWaldG)

Die Waldflächen im Gemeindegebiet wurden anhand der Darstellung von „Laubwald / Nadel- wald“ in der Digitalen Ortskarte (Maßstab 1:10.000) abgegrenzt. In Seeon-Seebruck nehmen Waldflächen insgesamt ca. 1660 ha des ca. 4780 ha großen Ge- meindegebietes ein, was knapp unter 35 % der Gemeindefläche entspricht. Damit liegt der Waldanteil im Gemeindegebiet über dem in der „Richtlinie für Anlagen zur Gewinnung von Kies, Sand, Steinen und Erden“ angegebenen Wert von 20%, der einen Ausschluss von Kie- sabbau im Wald aufgrund „in der Regel ungeeigneter Standorte“ definiert. Dennoch wird im Gemeindegebiet von Seeon-Seebruck der Erhaltung von Waldflächen, insbe- sondere in Anbetracht ihrer Bedeutung z. B. für Klima, Wasserhaushalt, Landschaftsbild und Luftreinhaltung, ein höherer Stellenwert beigemessen als der Zulassung von Kiesabbau. Zudem gilt es grundsätzlich Wald zu erhalten: „Jede Handlung, durch welche die Produktions- kraft des Waldbodens vernichtet oder wesentlich geschwächt oder durch welche der Waldbo- den beseitigt wird (Waldzerstörung), ist verboten“ (Art. 9. BayWaldG), außer die Erlaubnis zur Rodung ist erteilt. Dies lehnt sich an die Entscheidung des OVG Magdeburg an, wonach Waldflächen eine wei- che Tabuzone bilden. So stehen im Gemeindegebiet von Seeon-Seebruck Waldflächen gene- rell nicht für den Abbau von Kies zur Verfügung.

4.1.2.17 Trinkwasserschutzgebiete (Zone 1 bis 3) Im Gemeindegebiet von Seeon-Seebruck liegen folgende Trinkwasserschutzgebiete:  nordwestlich von Seebruck bei Burgham,  nordwestlich von Ischl (zwischen Baderpoint und Bauschberg)  nordwestlich von Perading, nordöstlich von Truchtlaching  bei Grilleck (großteils im Gemeindegebiet Altenmarkt an der Alz). Für den Fassungsbereich, die engere Schutzzone und auch die weitere Schutzzone der Trink- wasserschutzgebiete sind gemäß der Schutzgebietsverordnungen in der Regel Veränderungen und Aufschlüsse der Erdoberfläche, selbst wenn Grundwasser nicht aufgedeckt wird, verboten bzw. nur zulässig, wenn die Schutzfunktion der Grundwasserüberdeckung hierdurch nicht we-

25 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht sentlich gemindert wird. Dies kann bei Abbauvorhaben in der Regel nicht gewährleistetet wer- den. Da die Versorgung mit Trinkwasser für die Gemeinde einen extrem hohen Stellenwert hat, werden Trinkwasserschutzgebiete (Zonen 1 bis 3) als weiche Tabuzonen definiert. Trinkwas- serschutzgebiete stehen in Seeon-Seebruck für Kiesabbau nicht zur Verfügung. Festgesetzte, vorläufig gesicherte und geplante Trinkwasserschutzgebiete werden in der „Richtlinie für Anla- gen zur Gewinnung von Kies, Sand, Steinen und Erden“ klar als „Ungeeignete Standorte“ für Abbauvorhaben erklärt. Die Richtlinie benennt zudem „Bereiche von Einzugsgebieten öffentlicher Trinkwassergewin- nungsanlagen, in denen ein Abbau und die Folgefunktion zu nachteiligen Einwirkungen auf das Grundwasser führen“ als „in der Regel ungeeignete Standorte“. Der Schutz der öffentlichen Trinkwassergewinnungsanlagen und deren Einzugsgebiete sind bereits durch die Zonen 1 bis3 der jeweiligen Trinkwasserschutzgebiete abgedeckt, so dass darüber hinaus keine zusätzlichen Gebiete als Tabuzonen definiert werden.

Auch Heilquellenschutzgebiete (§ 53 Abs. 4 WHG) sind gemäß der „Richtlinie für Anlagen zur Gewinnung von Kies, Sand, Steinen und Erden“ als „Ungeeignete Standorte“ zu bewerten. Im Gemeindegebiet von Seeon-Seebruck sind keine Heilquellenschutzgebiete vorhanden.

4.1.2.18 Festgesetzte Überschwemmungsgebiete (Art. 61 und 62 BayWG) und vorläufig gesicherte Überschwemmungsgebiete Entlang der Alz ist ein großflächiges Überschwemmungsgebiet festgesetzt. Festgesetzte Über- schwemmungsgebiete werden als weiche Tabuzonen für den Kiesabbau definiert (vgl. OVG Magdeburg). Überschwemmungsgebiete (Art. 61 und 62 BayWG) sind in der „Richtlinie für An- lagen zur Gewinnung von Kies, Sand, Steinen und Erden“ als „Standorte mit besonderer Ge- wichtung anderer Belange“ (4.1.3) definiert und sollen nicht als Abbauflächen dienen. Für den Chiemsee wurde ein Überschwemmungsgebiet ermittelt und vorläufig gesichert. Die- ses vorläufig gesicherte Überschwemmungsgebiet betrifft auch die Uferbereiche des Chiem- sees im Gemeindegebiet von Seeon-Seebruck. Vorläufig gesicherte Überschwemmungsgebie- te werden ebenfalls als weiche Tabuzonen für den Abbau von Kies festgelegt.

4.1.2.19 Wasserwirtschaftliche Vorranggebiete In den wasserwirtschaftlichen Vorranggebieten gemäß Regionalplan „soll dem Schutz des Grundwassers Vorrang vor anderen raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen einge- räumt werden. Nutzungen, die mit dem Schutz des Grundwassers nicht vereinbar sind, sind ausgeschlossen.“ „Die wasserwirtschaftlichen Vorranggebiete dienen der vorläufigen großräu- migen Sicherung des Grundwassers zur Trinkwassernutzung.“ (Regionalplan IV, 2.2 und zu 2.2). Im Gemeindegebiet von Seeon-Seebruck ist kein wasserwirtschaftliches Vorranggebiet gemäß Regionalplan vorhanden.

4.1.2.20 Landschaftliches Vorbehaltsgebiet nach Regionalplan Landschaftliche Vorbehaltsgebiete sind gemäß Regionalplan „Gebiete, in denen den Belangen des Naturschutzes und der Landschaftspflege besonderes Gewicht zukommt, [sie] werden als

26 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht landschaftliche Vorbehaltsgebiete ausgewiesen. In diesen sollen die Leistungsfähigkeit des Naturhaushalts und das Landschaftsbild nachhaltig gesichert werden. Die Charakteristik der Landschaft und ihrer Teilbereiche soll erhalten werden. Größere Eingriffe in das Landschafts- gefüge sollen vermieden werden, wenn sie die ökologische Bilanz deutlich verschlechtern.“ (Regionalplan 2018) Da die Gemeinde Seeon-Seebruck eine sehr stark touristisch geprägte Gemeinde ist und zudem künftig den ökologischen Belangen verstärkt Rechnung getragen werden soll, werden die landschaftlichen Vorbehaltsgebiete als weiche Tabuzonen definiert in denen somit kein Kiesabbau stattfinden soll. Das östliche und südöstliche Gemeindegebiet von Seeon-Seebruck liegen weitgehend inner- halb des landschaftlichen Vorbehaltsgebietes Nr. 26 „Seen und Feuchtgebiete zwischen und Rimsting“. Entlang der Alz ist das landschaftliche Vorbehaltsgebiet Nr. 27 „Alztal vom Chiemsee bis Altenmarkt a.d. Alz“ ausgewiesen, das neben der Alz auch ihre Aue und angren- zende Strukturen umfasst.

4.1.2.21 Abstandsflächen Als weiche Tabukriterien erkennt der BayVGH (BayVGH v.12.2.2015) Abstandsflächen an, die aus landschaftsplanerischer Sicht gewählt oder vergrößert wurden. Die in Kap. 4.1.1 und 4.1.2 angeführten weichen und harten Tabuzonen werden jeweils um die im Folgenden festgelegten Abstandsflächen vergrößert.

4.1.2.21.1 Abstandsflächen zur Bebauung Um schädliche Umwelteinwirkungen gegenüber Wohnbebauung durch den Kiesabbau zu ver- meiden, werden als weiche Tabuzone für den Kiesabbau Abstände zur Bebauung festgelegt. Dies erfolgt in Anlehnung an das Merkblatt des LfU „Anforderungen zum Lärmschutz bei der Planung von Abbauflächen für Kies, Sand und andere Bodenschätze“ (2003). Die Vermeidung erheblicher Belästigungen durch Geräusche und die Einhaltung der Immissi- onsrichtwerte wird für den Abbau von Kies sichergestellt, wenn folgende Mindestabstände der Abbauflächen nicht unterschritten werden:  zu reinen Wohngebieten (WR) 300 m  zu allgemeinen Wohngebieten (WA und W) 200 m  zu Mischgebieten (MI) 150 m.

Auch für im Flächennutzungsplan als GE-Gewerbegebiet, MD-Dorfgebiet, MI-Mischgebiet, SO- Sondergebiet dargestellte Flächen wird ein Mindest-Abstand von 150 m zu Kiesabbauflächen definiert. Dorfgebiete umfassen neben Wirtschaftsstellen land- und forstwirtschaftlicher Betrie- be, der Unterbringung von nicht wesentlich störenden Gewerbebetrieben sowie der Versorgung der Bewohner des Gebiets dienenden Handwerksbetrieben auch Wohnen, so dass hier ein entsprechender Schutzabstand (wie im Mischgebiet) gewählt wird. Das gleiche gilt für Gewer- begebiete, da hier zumeist auch eine Wohnnutzung für Betriebsleiter/Betriebsangehörige zuge- lassen ist. Auch die im Gemeindegebiet dargestellten Sondergebiete dienen fast ausnahmslos störungsempfindlichen Nutzungen (z. B. SO Lebenshilfe, SO Gastronomie), so dass auch hier ein Puffer von 150 m festgelegt wird. Die Gemeinde räumt dem Wohnen, in Innen- wie auch in Außenbereichen, eine besondere Wertigkeit und auch Schutzbedürftigkeit ein. So wird auch für (Wohn-)Bebauung im Außenbe-

27 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht reich bzw. Wohnbebauung außerhalb der im Flächennutzungsplan festgelegten Wohn- und Mischgebiete ein Abstand vom 150 m zu möglichen Kiesabbauflächen gewählt.

4.1.2.21.2 Abstandsflächen zur Infrastruktur Gemäß der „Richtlinien für Anlagen zur Gewinnung von Kies, Sand, Steinen und Erden“ (1995), Punkt 4.2.1.6 müssen Abstandsflächen eingehalten werden, „um benachbarte Grund- stücke und Anlagen vor Beeinträchtigungen durch den Abbau zu schützen und die Gestaltung und künftige Nutzung der Abbaufläche zu sichern“. Kiesabbauflächen müssen gemäß der Richtlinie einen Abstand von mind. 20 m zu öffentlichen Straßen, Bahnlinien und Freileitungen haben. Daher werden entlang der übergeordneten Straßen (Kreis- und Staatsstraßen) sowie entlang der Gemeinde- und Gemeindeverbindungsstraßen beidseits 20 m als Tabuzone defi- niert. Gemäß Angaben der DB Energie GmbH besitz die 110 kv Bahnstromleitung Rosenheim – Traunstein einen Schutzstreifen beidseits von je 30 m bezogen auf die Leitungsachse, deren Bestand und Betrieb zur Aufrechterhaltung der Bahnstromversorgung auf Dauer gewährleistet sein muss. Auch für übergeordnete Gasleitungen (Ferngas und Gashochdruckleitungen) wird ein Puffer von 10 m gewählt, in dem kein Kiesabbau stattfinden darf.

4.1.2.21.3 Abstandsflächen zu Gewässern Kiesabbauflächen müssen gemäß der „Richtlinien für Anlagen zur Gewinnung von Kies, Sand, Steinen und Erden“ (1995), Punkt 4.2.1.6 einen Abstand von mind. 60 m zu Gewässer I. und II. Ordnung haben. Dies ist notwendig, um „benachbarte Grundstücke und Anlagen vor Beein- trächtigungen durch den Abbau zu schützen und die Gestaltung und künftige Nutzung der Ab- baufläche zu sichern“. Das Gemeindegebiet von Seeon-Seebruck durchfließt nur die Alz als Gewässer I. Ordnung. Der Chiemsee ist als Gewässer I. Ordnung eingestuft. Von beiden Gewässern, Alz und Chiem- see, ist ein Puffer von mind. 60 m von Kiesabbau frei zu halten. Zudem soll Kiesabbau nicht unmittelbar angrenzend an kleinere Gewässer stattfinden. Entlang der Ischler Achen, Gewässer III. Ordnung, soll in einem Abstand von 50 m beidseits kein Kie- sabbau stattfinden, entlang kleinerer Bäche und Gräben in einem 25 m Puffer beidseits. Eben- so sollen Kiesabbauflächen einen Abstand von mind. 50 m zu den Ufern von Seen, wie Klos- tersee, Seeleitensee, Bannsee, Luginger See, sowie weiterer kleinerer Seen und Altwässer der Alz aufweisen.

4.1.2.21.4 Abstandsflächen zu Trinkwassergewinnungsanlagen Zum Schutz von öffentlichen Trinkwassergewinnungsanlagen wird beim in Seeon-Seebruck ausschließlich zugelassenen Trockenabbau das festgesetzte Trinkwasserschutzgebiet als Tabuzone als ausreichend angesehen, damit mögliche Beeinträchtigungen des wertvollen Schutzgutes Trinkwasser mit großer Wahrscheinlichkeit vermieden werden können.

4.1.2.21.5 Abstandsflächen zu Schutzgebieten nach Naturschutzgesetz Naturschutzgebiete (NSG) sind, wie in Kap. 4.1.2.7 erläutert, aus naturschutzfachlicher Sicht sehr wertvolle Gebiete, die konkret bestimmte Lebensräume und Gebiete schützen. In der Re- gel sind die Abgrenzungen des NSG verhältnismäßig eng abgegrenzt. Um Beeinträchtigungen dieser wertvollen Gebiete durch einen möglichen Kiesabbau zu verhindern, wählt die Gemein- de einen Puffer von 100 m um die NSG, in dem kein Kiesabbau stattfinden soll.

28 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht

Auch NATURA 2000-Gebiete schützen Lebensräume und Arten von europarechtlicher Bedeu- tung. Mögliche Beeinträchtigungen eines NATURA 2000-Gebietes erfolgen im Zuge einer FFH- Verträglichkeitsabschätzung oder SPA-Verträglichkeitsabschätzung, auch wenn ein Projekt nicht direkt im Gebiet liegt, sondern nur in dessen Nähe. Aus diesem Grund wird für NATU- RA 2000-Gebiete kein Puffer gewählt, sondern es müsste im Einzelfall geprüft werden ob ein Vorhaben (auch Kiesabbau) zu Beeinträchtigungen des Schutzgebietes und seiner Erhaltungs- ziele führt/führen kann und damit nicht zulässig wäre. Kiesabbauflächen sollen auch nicht amtlich kartierte Biotopflächen berühren oder zerstören. Da die biotopkartierten Flächen nur die tatsächlich wertvollen Bereiche umfassen, wird von der Gemeinde festgelegt, dass Kiesabbauflächen mindestens einen Abstand von 10 m zu Biotopen wahren müssen, damit keine Beeinträchtigungen der Biotope entstehen.

4.1.2.21.6 Abstandsflächen zum Wald Waldgebiete inkl. eines 10 m breiten Pufferstreifens zum Waldrand werden im Gemeindegebiet von Seeon-Seebruck als Ausschlussflächen für Kiesabbau festgelegt. Durch den Puffer können neben dem Schutz des Traufbereiches vor allem die Funktionen der Waldränder (z.B. Flugkor- ridor für Fledermäuse, Lebensraum einer Vielzahl von Tier-und Pflanzenarten in diesem Über- gangslebensraum) und deren Charakteristik (weitgehend) erhalten werden.

29 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht

4.1.2.22 Übersichtskarte weiche Tabuzonen

Abbildung 3: Karte weiche Tabuzonen für den Kiesabbau im Gemeindegebiet Seeon-Seebruck

Siehe auch Karte 2 im Anhang.

30 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht

4.2 Eignungsbewertung/ Bewertung konkurrierender Belange, Konzentra- tionszone(n) Wesentliche Kriterien für die Standortwahl sind gemäß der „Richtlinie für Anlagen zur Ge- winnung von Kies, Sand, Steinen und Erden“, Punkt 4.1.4, folgenden Kriterien:  Kriterien der „Richtlinie für Anlagen zur Berücksichtigung im Konzept der Gemeinde Gewinnung von Kies, Sand, Steinen und Seeon-Seebruck Erden“, Punkt 4.1.4,  Mächtigkeit der Lagerstätte, damit mög- in Kap. 4.2.1 bis 4.2.4 berücksichtigt. lichst wenig Fläche beansprucht wird  Auswirkungen auf Naturhaushalt, Land- weitgehend durch Tabuzonen berücksichtigt, schaftsbild, Grundwasser, oberirdische zusätzlich Kap. 4.2.3 und 4.2.7.1 Gewässer und benachbarte Wassernut- zungen  konkurrierende Flächennutzungen weitgehend durch Tabuzonen berücksichtigt, zusätzlich Kap. 4.2.6 und 4.2.7.2  Qualität des Rohstoffvorkommens im in Kapitel 4.2.4 Hinblick auf die beabsichtigte Verwen- dung

 Transportmöglichkeiten und verkehrs- in Kap. 4.2.7.3 mäßige Anbindung der Abbauflächen sowie räumliche Zuordnung zu Bedarfs- schwerpunkten  erforderliche Entfernung zu Siedlungsge- weitgehend durch Tabuzonen (Kap. 4.1.1.1, bieten und sonstigen Flächen und Objek- 4.1.2.1 und 4.1.2.21) berücksichtigt, weiter ten, die gegenüber den Auswirkungen Würdigung in Kap. 4.2.5 eines Rohstoffabbaus (z.B. Staub, Lärm, Erschütterung) besonders empfindlich sind  mögliche Folgefunktion“ derzeit nicht bekannt. Müssen auf Ebene des Abbauantrages geregelt werden. s. auch Kap. 4.2.7.4

Zur Eingrenzung gut geeigneter Abbauflächen werden von der Gemeinde neben den Tabuzo- nen (Kapitel 4.1) weitere Kriterien in Anlehnung an Punkt 4.1.4 der „Richtlinie für Anlagen zur Gewinnung von Kies, Sand, Steinen und Erden“ formuliert. Definiertes Ziel der Gemeinde ist es, gut für den Kiesabbau geeignete und gut nutzbare Gebiete auszuweisen, wobei insgesamt auf einen sparsamen Umgang von Fläche hingewirkt wird, also ein geringer Flächenverbrauch angestrebt wird. Grundsätzlich wird von der Gemeinde eine Gleichbehandlung aller Gemeinde- teile angestrebt, unter der Prämisse, dass sich die Gebiete nach fachlichen Kriterien für den Kiesabbau eignen.

Dazu werden in einem ersten Schritt Flächen im Gemeindegebiet analysiert, in den auf Grund- lage der geomorphologischen Gegebenheiten Kiesvorkommen zu erwarten sind.

31 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht

1. Vorkommen von Lagerstätten Als Potentialflächen werden nur Gebiete betrachtete, die außerhalb der unter Kapitel 4.1 defi- nierten Tabuzonen liegen und in denen aus Erkenntnissen der geomorphologischen Gegeben- heiten mit hoher Wahrscheinlichkeit mächtige und qualitativ gute Kiesvorkommen zu erwarten sind.

Im nächsten Schritt werden Kriterien für die Potentialflächen definiert mit dem Ziel den Flä- chenverbrauch zu reduzieren. 2. Kriterien zur Reduzierung des Flächenverbrauchs  Mindestgröße von Kiesabbauflächen  Vorgaben zum Flächenzuschnitt

Ein künftiger Kiesabbau in der Gemeinde Seeon-Seebruck soll nur im Trockenabbau erfolgen. Daher kommen nur Gebiete in Frage, die einen ausreichenden Grundwasserflurabstand auf- weisen, um (effektiv und wirtschaftlich) Trockenabbau betreiben zu können. Ein ausreichender Grundwasserflurabstand ist auch unter dem Gesichtspunkt „Reduzierung des Flächenbedarfs“ notwendig, um mit der Auskiesung in die Tiefe gehen zu können. 3. ausreichender Grundwasserflurabstand

Nach Anwendung dieser Kriterien verbleibt noch eine Vielzahl an möglichen Abbauflächen für Kies. Daher kommen weitere Kriterien zur Anwendung: Unter dem Aspekt, sparsam mit Fläche und Ressourcen umzugehen, legt die Gemeinde im Rahmen ihrer Planungshoheit fest, dass in der weiteren Betrachtung nur Gebiete mit einer zu erwartenden hohen Wahrscheinlichkeit mächtiger und qualitativ guter Kiesvorkommen weiter verfolgt werden. Durch diese Qualitätssi- cherung wird versucht einer guten Qualität des Rohstoffvorkommens im Hinblick auf die beab- sichtigte Verwendung, die derzeit nicht bekannt ist, beizukommen. 4. Festlegung auf Gebiete der Kategorie I – „hohe Wahrscheinlichkeit mächtiger und qualita- tiv guter Kiesvorkommen“ (Qualitätssicherung)

Als weiterer Punkt ist für die noch verbleibenden, möglichen Potentialflächen des Kiesabbaus detailliert, über die Tabuzonen hinaus, zu prüfen ob an den jeweiligen Standorten die erforder- lichen Entfernung zu Siedlungsgebieten und sonstigen Flächen und Objekten, die gegenüber den Auswirkungen eines Rohstoffabbaus besonders empfindlich sind, ausreichend berücksich- tigt wurden. Als nächstes Eignungskriterium wird daher angesetzt: 5. erforderliche Entfernung zu Siedlungsgebieten und sonstigen Flächen und Objekten, die gegenüber den Auswirkungen eines Rohstoffabbaus besonders empfindlich sind

Zuletzt werden Gebiete, von denen der Gemeinde explizit bekannt ist, dass die Flächeneigen- tümer keinerlei Interesse haben dort Kiesabbau zu betreiben, aufgrund fehlender Flächenver- fügbarkeit aus dem Pool der Potentialflächen genommen. Obwohl es sich beim Flächennut- zungsplan um ein Instrument der vorbereitenden Bauleitplanung handelt, das für die kommen- den 20 – 25 Jahre gelten soll, ist dies aus Sicht der Gemeinde notwendig, um zu vermeiden, dass im Flächennutzungsplan Gebiete für den Kiesabbau dargestellt werden, welche am Ende nicht abgebaut werden können.

32 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht

6. Flächenverfügbarkeit

Für die möglichen verbleibenden Flächen für Kiesabbau werden zudem folgende Kriterien überprüft  Auswirkungen auf Naturhaushalt, Landschaftsbild, Grundwasser, oberirdische Gewässer und benachbarte Wassernutzungen  konkurrierende Flächennutzungen  Transportmöglichkeiten und verkehrsmäßige Anbindung der Abbauflächen sowie räumli- che Zuordnung zu Bedarfsschwerpunkten

Abschließend wird für die Potentialflächen, mit Mindestgröße 5 ha und Breite mind. 40 m und ausreichendem Grundwasserflurabstand, die Beurteilung der genannten fachlichen Kriterien in einer Tabelle zusammengestellt. Nur Flächen, welche alle Kriterien für geeignete Abbauflächen in Anlehnung an die „Richtlinie für Anlagen zur Gewinnung von Kies, Sand, Steinen und Erden“ und die durch die Gemeinde erweiterten Kriterien erfüllen, werden von der Gemeinde als Ab- bauflächen (Konzentrationszone Kiesabbau) definiert.

4.2.1 Vorkommen von Lagerstätten

4.2.1.1 Geomorphologische Gegebenheiten im Gemeindegebiet Das Gemeindegebiet ist hinsichtlich seiner Geomorphologie (nach Darga 2009) deutlich in ei- nen südlichen und einen nördlichen Teil zu untergliedern. Das südliche Gemeindegebiet ist von Bach- und Flussauen sowie Tiefenlagen mit Moorböden und anmoorigen Böden des Holozäns geprägt. Diese werden von Jungmoränen und Jung-Endmoränen durchzogen. Nördlich der Ischler Achen beginnen die Schmelzwasserschotter und Schotterfluren aus würmeiszeitlichen Ablagerungen mit Ebinger Stufe, Gwenger Stufe sowie Niederterrassenschotter, in die Jung- und Jungendmoränen eingeschlossen sind.

33 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht

Abbildung 4: Karte Geomorphologie im Gemeindegebiet nach Darga

4.2.1.2 zu erwartende Kiesvorkommen im Gemeindegebiet Die geomorphologischen Einheiten (nach Darga) wurden hinsichtlich der zu erwartenden Kies- vorkommen in vier Kategorien eingeteilt (Einteilung durch IB Gebauer, Herr Smettan): I - hohe Wahrscheinlichkeit mächtiger und qualitativ guter Kiesvorkommen (orange) II - Kiesvorkommen möglich, weniger gute Qualität als Kategorie I (gelb) III - lokale Kiesvorkommen möglich, keine gute Qualität zu erwarten (grün) IV - keine Kiesvorkommen zu erwarten (blau) Nachfolgende Abbildung zeigt die räumliche Verteilung dieser Kategorien.

34 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht

Abbildung 5: Karte zu erwartende Kiesvorkommen im Gemeindegebiet

Tabelle 1: Zusammenstellung zu erwartende Kiesvorkommen im Gemeindegebiet

Fläche Flächenanteil Kiese der Kategorie I 7,4 km² 16 % Kiese der Kategorie II 4,3 km² 9 % Kiese der Kategorie III 22,1 km² 46 % Kiese der Kategorie IV 14,1 km² 29 %

Gemeindegebiet gesamt 47,9 km² 100 %

Gebiete, die mit hoher Wahrscheinlichkeit mächtige und qualitativ gute Kiesvorkommen erwar- ten lassen (Kategorie I, orange) sind im Bereich von Ablagerungen der Ebinger Stufe und Gwenger Stufe zu erwarten. Die Niederterrassenschotter bergen Kiesvorkommen der Katego- rie II (gelb) und weisen damit voraussichtlich weniger gute Kies-Qualität und Mächtigkeit auf als die Ebinger Stufe und Gwenger Stufe. Kiese der Kategorien I und II gelten als für den Ab- bau als grundsätzlich geeignet. Sie sind fast ausschließlich im nördlichen Gemeindegebiet zu verorten sowie bei Ebering und Pattenham und vereinzelt entlang der Ischler Achen. Gebie- te der Kategorie I und II umfassen eine Fläche von 11,7 km², das entspricht ca. 25 % des Ge- meindegebietes.

35 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht

Abbildung 6: Karte zu erwartende Kiesvorkommen Kat. I und II im Gemeindegebiet

Die geomorphologischen Gegebenheiten lassen im südlichen Gemeindegebiet deutlich weni- ger gute und mächtige Kiesvorkommen erwarten. In den Jung- und Jung-Endmoränen- Ablagerungen sind zwar lokal Kiesvorkommen möglich, deren Qualität und Mächtigkeit ist je- doch gering (Kategorie III, grün). In den Aue- und Moorböden sind keine Kiesvorkommen zu erwarten (Kategorie IV, blau).

4.2.1.3 Verschneidung Gebiete außerhalb von Tabuzonen mit zu erwartenden Kiesvor- kommen Im nachfolgenden Analyse-Schritt werden im Gemeindegebiet von Seeon-Seebruck alle Gebie- te, die weder als weiche noch harte Tabuzonen gemäß Kapitel 4.1 definiert sind, mit den zu erwartenden Kiesvorkommen überlagert. Da nach Einschätzung eines Fachexperten nur in Gebieten der Kategorien I und II Kiesabbau sinnvoll ist, werden im weiteren Verlauf nur Flä- chen der Kategorie I und II betrachtet, die außerhalb von Tabuzonen liegen. Bei dieser Ver- schneidung ergeben sich im Gemeindegebiet Seeon-Seebruck Potentialflächen mit Kiesen der Kategorie I auf 157 ha und mit Kiesen der Kategorie II auf 67 ha, insgesamt also 224 ha. Diese Gebiete liegen v.a. im Nordosten der Gemeinde. Teils hängen die Gebiete großflä- chig zusammen, teils handelt es sich um kleine Einzelflächen.

36 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht

Abbildung 7: Karte Verschneidung Gemeindegebiet abzüglich der harten und weichen Tabuzonen, über- lagert mit Kiesvorkommen der Kat. I und II

Verschneidung: Gemeindegebiet – (harte Tabuzonen + weiche Tabuzonen ) – (Gebiete Kat. III + Gebiete Kies- vorkommen Kat. IV) = Potentialflächen (1. Stufe)

4.2.2 Kriterien zur Reduzierung des Flächenverbrauchs

4.2.2.1 Festlegung Mindestgröße Zur Festlegung von Konzentrationszonen für den Kiesabbau werden im folgenden Schritt Min- destgrößen für Abbauflächen definiert. Es gibt keine gesetzliche Grundlage, wie groß Kiesab- bauflächen mindestens sein müssen. Das Landratsamt Traunstein, Herr Disterer, hat die Erfah- rungen aus den letzten ca. 15 Jahren, dass Kiesabbauvorhaben, die beim Landratsamt - stein beantragt werden, i.d.R. eine Größe von mind. 5 bis 7 ha haben (selten auch 3 ha). Begründet liegt die Festlegung einer Mindestgröße für Abbauflächen in der Wirtschaftlichkeit (für den Unternehmer), v.a. aber auch im Aspekt eines möglichst geringen Flächenverbrau- ches. Auf kleinen Flächen ist der Aufwand zur Erschließung des Rohstoffvorkommens verhält- nismäßig größer und der Bedarf an Abbau-Flächen größer, da auch hier Flächen für den um- gebenden Wall und vor allem von Böschungen benötigt werden, die nicht ausgekiest werden können. Die Gemeinde legt daher fest, dass für die Konzentrationsflächenausweisung nur Ge- biete mit einer zusammenhängenden Flächengröße von mind. 5 ha herangezogen werden

37 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht sollen. Nachfolgende Tabelle gibt eine Übersicht über die somit verbleibenden 15 potentiellen Kiesabbauflächen mit einer Flächengröße von ca. 188 ha.

Tabelle 2: mögliche Kiesabbauflächen nach Verschneidung 1 (Gemeindegebiet - Tabuflächen im Be- reich von Kiesvorkommen der Kat. I und II), Mindestgröße 5 ha

Nr. Gebiet Name Größe Kiese der Kategorie 1 Engeringer Feld West 14,34 ha II 2 Engeringer Feld Ost 8,01 ha II 3 Niereiterfeld 18,62 ha I 4 Erschlecht 13,59 ha II 5 Lochenhäusl Nord 9,85 ha II 6 Lochenhäusl Süd 9,41 ha v.a. II 7 Brandl 24,21 ha I 8 Großfeld (Steinrab-Süd) 7,67 ha I 9 Steinrab Nord + Eglhart Süd 26,41 ha I 10 Egelsee 5,84 ha I 11 Ischler Feld 13,42 ha I 12 Badepoint 6,10 ha I 13 Ebering West 15,02 ha I 14 Ebering Süd 5,94 ha I 15 Pattenham 9,05 ha I Summe 187,47 ha

38 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht

Abbildung 8: Karte mögliche Kiesabbauflächen nach Verschneidung (Gemeindegebiet - Tabuflächen im Bereich von Kiesvorkommen der Kat. I und II), zusammenhängenden Flächengröße von mind. 5 ha.

4.2.2.2 Vorgaben zum Flächenzuschnitt Neben der Mindestgröße von 5 ha ist auch die Form der möglichen Kiesabbauflächen ent- scheidend, um möglichst sparsam mit der Fläche umzugehen (möglichst geringer Flächenver- brauch) und die Abbauflächen auch wirtschaftlich nutzen zu können (Wirtschaftlichkeit für den Unternehmer). Bei einer anzunehmenden Abbautiefe von 10 m und einer Böschungsneigung von 45 bei nichtbindigen oder weichen Böden bzw. 60° bei steifen oder halbfesten Böden (vgl. Merkblatt Kiesgruben des Landkreis Traunstein) und einer gewünschten Abbaufläche auf der Gruben- sohle von mind. 20 m Breite, sollte die mögliche Kiesabbaufläche an der schmalsten Stelle eine Breite von mind. 40 m (gemessen an der Geländeoberfläche) nicht unterschreiten. Daher wur- den im nächsten Analyseschritt im GIS alle Flächen oder Flächenteile (ab-)geteilt bzw. entfernt, die schmäler als 40 m sind. Dadurch entfällt die Potentialfläche 12 gänzlich und die übrigen Flächen werden zumeist in ihrem Flächenzuschnitt angepasst, verkleinert oder Teilbereiche müssen entfallen. Nachfolgende Tabelle gibt eine Übersicht über die verbleibenden potentiellen Kiesabbauflä- chen mit Mindestgröße 5 ha und Mindestbreite der Abbaufläche von 40 m, mit einer Gesamt- größe von ca. 164 ha.

39 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht

Tabelle 3: mögliche Kiesabbauflächen nach Verschneidung (Gemeindegebiet - Tabuflächen im Bereich von Kiesvorkommen der Kat. I und II), Mindestgröße 5 ha und Breite mind. 40 m

Nr. Gebiet Name Größe bei Berücksichtigung Kiese der Flächenzuschnitt (Breite mind. 40 m) Kategorie 1 Engeringer Feld West 10,57 ha II 2 Engeringer Feld Ost 7,09 ha II 3 Niereiterfeld 18,62 ha I 4 Erschlecht 13,10 ha II 5 Lochenhäusl Nord 8,82 ha II 6 Lochenhäusl Süd 8,90 ha v.a. II 7a Brandl Ost 10,11 ha I 7b Brandl West 12,14 ha I 8 Großfeld (Steinrab-Süd) 7,67 ha I 9a Steinrab Nord 17,09 ha I 9b Eglhart Süd 8,87 ha I 11 Ischler Feld 13,19 ha I 13 Ebering West 15,02 ha I 14 Ebering Süd 5,78 ha I 15 Pattenham 6,70 ha I Summe 163,66 ha

40 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht

Abbildung 9: Karte mögliche Kiesabbauflächen mit zusammenhängenden Flächengröße von mind. 5 ha und mind. 40 m Breite, überlagert mit Kiesvorkommen der Kat. I und II

Eine weitere Eingrenzung bzw. Ausschluss von Flächen aufgrund eines ungünstigen Flächen- zuschnitts erfolgte in diesem Analyseschritt nicht.

4.2.3 Trockenabbau – ausreichender Grundwasserflurabstand Ein künftiger Kiesabbau in der Gemeinde Seeon-Seebruck soll nur im Trockenabbau erfolgen. Gemäß der „Richtlinien für Anlagen zur Gewinnung von Kies, Sand, Steinen und Erden“ gilt, „bei Trockenabbau muss in der Regel ein Mindestabstand von 2 m zum höchstmöglichen Grundwasserstand eingehalten werden. Zur Festlegung der Abbausohle sind in der Regel mehrjährige Grundwasserbeobachtungen erforderlich. Ansonsten ist ein entsprechend hoher Sicherheitszuschlag einzuhalten. Grundwasser darf auch vorübergehend nicht angeschnitten werden. Ein Abbau im Grundwasserschwankungsbereich ist wie Nassabbau zu betrachten. Grundwasserabsenkungen für einen Trockenabbau der Lagerstätte sind wasserwirtschaftlich nur vertretbar, wenn das entnommene Wasser wieder dem Grundwasser zugeführt wird. Diese gestattungspflichtigen Grundwasserbenutzungen (§ 3 Abs. 1 Nr. 5, 6 WHG [nun § 90 WHG]) und ihre Auswirkungen auf Wasser- und Naturhaushalt sind zu untersuchen und in den An- tragsunterlagen nachzuweisen.“ (Bekanntmachung des Bayerischen Staatsministeriums für Landesentwicklung und Umweltfragen2002). Da ein Trockenabbau eine maximale Abbautiefe von höchstens Grundwasserniveau + 2 Meter haben muss, sind Gebiete mit einem niedrigen Grundwasserflurabstand nicht geeignet. Dies ist auch mit dem Grundsatz der Gemeinde „Sparsamer Umgang mit Fläche“ geschuldet. Abbau-

41 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht flächen sollen in die Tiefe gehen (können), um mit demselben Abbauvolumen nicht unnötig Flächen zu verbrauchen. Die Gemeinde legt daher fest, dass von den bisher eingegrenzten Gebieten, die sich für den Kiesabbau eignen, nur Gebiete als Potentialflächen definiert werden, welche einen Grundwas- serflurabstand von mind. 12 m aufweisen. Der Wert rührt aus einer angesetzten Abbautiefe von mind. 10 m + 2 m Abstand zum Grundwasser. Die Angaben zum Grundwasserstand sind aus der hydrogeologischen Karte von Bayern (1:50.000 Blatt 8140 Traunstein; Herausgegeben vom Bayerischen Geologischen Landesamt 1983) entnommen. Sie stellen nur Anhaltspunkte dar. Genauere und belastbare Daten liegen derzeit nicht flächendeckend vor und sind erst durch Aufschlussbohrungen im Zuge der künfti- gen Abbauanträge zu erhalten. Tabelle 4: Grundwasserflurabstände im Bereich der möglichen Kiesabbauflächen nach Verschneidung, Mindestgröße 5 ha und Breite mind. 40 m

Nr. Gebiet Name Größe bei Be- Kiese GOK* GW** Stand müNN GW Flurab- rücksichtigung der Ka- müNN stand Flächenzuschnitt tegorie 1 Engeringer Feld 10,57 ha II 559-556 ca. 525 31-34 m West

2 Engeringer Feld 7,09 ha II 559-551 ca. 525 - 519 26-40 m Ost

3 Niereiterfeld 18,62 ha I 548-539 ca. 519-515 20-33 m

4 Erschlecht 13,10 ha II 558-548 ca. 528-510 20-48 m

5 Lochenhäusl 8,82 ha II 548-541 ca. 520-510 21-38 m Nord

6 Lochenhäusl 8,90 ha v.a. II 552-542 ca. 525-505 17-47 m Süd

7a Brandl Ost 10,11 ha I 525-511 ca. 500 11-25 m

7b Brandl West 12,14 ha I 517-513 ca. 500 13-17 m

8 Großfeld 7,67 ha I 537-531 ca. 510-504 21-33 m (Steinrab-Süd)

9a Steinrab Nord 17,09 ha I 532-523 ca. 510-504 13-28 m

9b Eglhart Süd 8,87 ha I 532-529 ca. 520 9-12 m

11 Ischler Feld 13,19 ha I 538-533 ca. 520 13-18 m

13 Ebering West 15,02 ha I 548-531 ca. 537 (Hausbrunnen in 0-16 m Ebering) bis 532 (amtl. Messstelle in Pattenham) 14 Ebering Süd 5,78 ha I 545-535 ca. 537 (Hausbrunnen in 0-13 m Ebering) + 532 (amtl. Messstelle in Pattenham) 15 Pattenham 6,70 ha I 543-528 ca. 532 (amtl. Messstelle 0-14 m in Pattenham) bis 529 (Quelle nördl. Patten- ham) Summe 163,66 ha

* GOK = Geländeoberkante (Quelle: BayernAtlas) ; **GW = Grundwasserstand (Quelle: hydrogeologischen Karte von Bayern (1:50.000 Blatt 8140 Traunstein)

42 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht

Aufgrund zu erwartender, geringer Grundwasserflurabstände (Angaben aus der hydrogeologi- schen Karte von Bayern 1:50.000) müssen für einen gut nutzbaren Trockenabbau folgende Gebiete ausgeschlossen werden:  9b – Eglhart Süd  13 – Ebering West  14 – Ebering Süd  15 – Pattenham

Es verbleiben somit 11 Gebiete mit ca. 128 ha an möglichen Kiesabbauflächen.

4.2.4 Festlegung von Gebieten, die „hohe Wahrscheinlichkeit mächtiger und qualitativ guter Kiesvorkommen“ haben – Qualitätssicherung In der Vorauswahl wurden Gebiete der Kategorie I – „hohe Wahrscheinlichkeit mächtiger und qualitativ guter Kiesvorkommen“ und Kategorie II „Kiesvorkommen möglich, weniger gute Qua- lität als Kategorie I“ für die Ausweisung von Konzentrationsflächen in Betracht gezogen. Aufgrund der großen möglichen Kiesabbauflächen (ca. 128 ha nach Abzug der Gebiete mit zu geringem Grundwasserflurabstand) nach den ersten Analyseschritten entscheidet die Gemein- de, Kiesabbauflächen nur in Bereichen auszuwählen, in denen mit hoher Wahrscheinlichkeit mächtige und qualitativ gute Kiesvorkommen (Kategorie I) zu erwarten sind. Begründet liegt dies darin, möglichst gute Kiese mit möglichst mächtigen, zu erwartenden Kiesvorkommen für den Abbau auszuweisen; ebenfalls unter dem Aspekt „sparsamer Umgang mit Fläche“. Denn es ist davon auszugehen, je besser die zu gewinnenden Kiese und je mächtiger die Kies- schichten sind, um so geringer ist der Flächenbedarf zur Stillung des örtlichen Bedarfs. Durch den Ausschluss von Gebieten mit zu erwartenden Kiesen der Kategorie II entfallen fol- gende Gebiete als Potentialflächen:  1 und 2 - Engeringer Feld (West und Ost).  4 - Erschlecht  5 und 6 - Lochenhäusl (Nord und Süd)

Es verbleiben 6 Gebiete mit ca. 79 ha an möglichen Kiesabbauflächen.

43 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht

Abbildung 10: Karte mögliche Kiesabbauflächen mit zusammenhängenden Flächengröße von mind. 5 ha und mind. 40 m Breite, Grundwasserabstand von mind. 12 m und mit Kiesvorkommen der Kat. I

Qualität des Rohstoffvorkommens im Hinblick auf die beabsichtigte Verwendung Derzeit liegen keine Erkenntnisse über die beabsichtigten Verwendungen des abzubauenden Kieses in Seeon-Seebruck vor. Es ist anzunehmen, dass, analog zur Hauptverwendung in Bayern, Kiese v.a. für die Bauwirtschaft benötigt werden (Quelle: https://www.biv.bayern/rohstoffe/wer-braucht-sie). In der Vorauswahl werden nur Gebiete der Kategorie I – „hohe Wahrscheinlichkeit mächtiger und qualitativ guter Kiesvorkommen“ für die Analyse von Konzentrationsflächen in Betracht gezogen (siehe Kap. 4.2.2.3). Genauere Angaben zur Qualität der Rohstoffvorkommen liegen derzeit nicht vor und können ohne detaillierte Untersuchungen nicht getroffen werden. Bei Steinrab und Eglhart gab es nach Erkenntnissen der Gemeinde in der Vergangenheit kleinere Kiesgruben, die ein gutes Kiesvorkommen in diesen Gebieten zeigen. Geologische Untersu- chungen oder Aufschlüsse gibt es in diesen und auch in den übrigen Gebieten nicht. Es ist davon auszugehen, dass Kiese der Kategorie I – „hohe Wahrscheinlichkeit mächtiger und qualitativ guter Kiesvorkommen“ der zu unterstellenden beabsichtigten Haupt- Verwendungen, der Bauwirtschaft, sicher genügen.

44 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht

4.2.5 erforderliche Entfernung zu Siedlungsgebieten und sonstigen Flächen und Objekten, die gegenüber den Auswirkungen eines Rohstoffabbaus beson- ders empfindlich sind Bestehende Bebauung sowie Siedlungsflächen wurden als Tabuzonen für den Kiesabbau defi- niert. Um schädliche Umwelteinwirkungen des Kiesabbaus (z. B. Staub, Lärm, Erschütterung) auf Wohnen von vornherein zu berücksichtigen, wurden Mindestabstandsflächen als Tabuzo- nen für die Kiesabbau definiert: Puffer von 300 m (für reines Wohnen) bzw. 200 m (für allge- meines Wohnen) und 150 m (für alle anderen Bebauungen). Siehe Kapitel 4.1.2.21. Die Berücksichtigung der erforderlichen Entfernung zu Siedlungsgebieten und sonstigen Flä- chen und Objekten, die gegenüber den Auswirkungen eines Rohstoffabbaus besonders emp- findlich sind, ist damit grundsätzlich bereits durch die Festlegung von Tabuzonen erfolgt, wird von der Gemeinde jedoch für die verbleibenden Potentialflächen im Einzelfall nochmals vertieft betrachtet. Hierbei gelten als zu beachtende Kriterien:  Freihalten von Flächen mit Bedeutung für die ortsnahe Erholungsnutzung, für das Land- schaftsbild / Ortsränder  Berücksichtigung von bedeutsamen Gebieten der Erholungsnutzung oder von kulturellen Einrichtungen sowie deren Umgebung

Nr. Gebiet Name Bewertung 3 Niereiterfeld Siedlungsgebiete und sonstige Flächen und Objekte, die gegenüber den Auswirkungen eines Rohstoffabbaus besonders empfindlich sind, sind im Wirkbereich der möglichen Abbauflächen nicht unmittelbar be- troffen. Die mögliche Abbaufläche liegt in Norden des Weilers Eglhart in einer Senke, an drei Seiten umgeben von Wald, und ist vom Weiler aus nicht direkt einsehbar. 7a Brandl West Größere Siedlungsgebiete und sonstige Flächen und Objekte, die ge- genüber den Auswirkungen eines Rohstoffabbaus besonders empfind- lich sind, sind im Wirkbereich der möglichen Abbauflächen nicht unmit- telbar betroffen. Jedoch sind Beeinträchtigungen für die Weiler Brandl und Mörn möglich. 7b Brandl Ost Größere Siedlungsgebiete und sonstige Flächen und Objekte, die ge- genüber den Auswirkungen eines Rohstoffabbaus besonders empfind- lich sind, sind im Wirkbereich der möglichen Abbauflächen nicht unmit- telbar betroffen. Jedoch sind Beeinträchtigungen für den Weiler Brandl möglich. 8 Großfeld Größere Siedlungsgebiete und sonstige Flächen und Objekte, die ge- (Steinrab-Süd) genüber den Auswirkungen eines Rohstoffabbaus besonders empfind- lich sind, sind im Wirkbereich der möglichen Abbauflächen nicht unmit- telbar betroffen. 9a Steinrab Nord Größere Siedlungsgebiete und sonstige Flächen und Objekte, die ge- genüber den Auswirkungen eines Rohstoffabbaus besonders empfind- lich sind, sind im Wirkbereich der möglichen Abbauflächen nicht unmit- telbar betroffen. Jedoch Beeinträchtigungen für die Weiler Steinrab und Apperting möglich. 11 Ischler Feld Lage nahe des Wohnortes Seeon und dem weit über den Ort hinaus bekannten Klostersee und dem Kloster Seeon. Lage am gut einsehba-

45 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht

ren südlichen Ortsrand, an einer Zufahrtsstraße zum Ort. Zudem liegt die Fläche in unmittelbarer Nähe zu Schule und Sportplatz. An diesem Standort muss den Belangen „Wohnen“, „Naherholung/Tourismus“ so- wie „attraktives Landschafts- und Ortsbild“ mehr Gewichtung beigemes- sen werden als einem möglichen Kiesabbau.

Das Gebiet 11 – Ischler Feld hat nach Einschätzung und Abwägung der Gemeinde nicht die erforderliche Entfernung zu Siedlungsgebieten und sonstigen Flächen und Objekten, die ge- genüber den Auswirkungen eines Rohstoffabbaus besonders empfindlich sind. Dort wird den Belangen „Wohnen“, „Naherholung/Tourismus“ sowie „attraktives Landschafts- und Ortsbild“ von der Gemeinde mehr Gewicht beigemessen als einem möglichen Kiesabbau, zumal im Gemeindegebiet noch ausreichend Gebiete mit guter Eignung für den Kiesabbau vorliegen. Das Gebiet 11 – Ischler Feld entfällt für eine mögliche Darstellung als Kiesabbaufläche.

Es verbleiben somit 5 Gebiete mit ca. 66 ha an möglichen Kiesabbauflächen

4.2.6 Flächenverfügbarkeit Als weiteres Kriterium ist die „Flächenverfügbarkeit/Abbauwille“ zu berücksichtigten. Aus Sicht der Gemeinde soll im Flächennutzungsplan kein Kiesabbau auf Flächen/Gebieten darge- stellt werden, in denen in den nächsten Jahren und Jahrzehnten (Planungshorizont 25 Jahre) ein Kiesabbau aufgrund fehlender Flächenverfügbarkeit bzw. fehlendem Abbauwillen der Ei- gentümer nicht zu erwarten ist. Daher werden Flächen, von denen der Gemeinde (Information von Herrn Bgm. Ruth am 24.1.19 und 30.1.19 per Mail) bekannt ist, dass die Flächeneigentü- mer einen Kiesabbau keinesfalls auf Ihren Flächen ausführen wollen und in der absehbaren Zukunft ausführen werden (weil die Flächen z.B. dringend für den angrenzenden landwirt- schaftlichen Betrieb benötigt werden), aus dem Pool der Potentialflächen genommen.  Für das Gebiet 7a - Brandl West liegen der Gemeinde Erkenntnisse vor, dass im zentra- len Bereich des Gebietes mind. drei der flächenmäßig großen Grundstücke (mind. 60 % der Fläche des Gebietes 7a) nicht für einen Kiesabbau zur Vergnügung stehen werden. Und auch für eine weitere Fläche kann nach Einschätzung der Gemeinde mit keiner Be- fürwortung von Kiesabbau gerechnet werden (ca. 20 % der Gesamtfläche). Durch Entfer- nung der nicht verfügbaren Flurstücke würde nur noch ein kleiner Anteil verbleiben, der zudem nicht zusammenhängt. Aufgrund der nicht gegeben Grundstücksverfügbarkeit des Gebietes 7a ist es aus Sicht der Gemeinde nicht sinnvoll, den Bereich 7a „Brandl West“ für die Darstellung als Konzentrationszone für Kiesabbau im Flächennutzungsplan weiter zu verfolgen.

 Auch für das Gebiet 7b - Brandl Ost ist der Gemeinde bekannt, dass nur flächenmäßig untergeordnete Teilbereiche für einen Kiesabbau verfügbar wären. Die zentralen Flurstü- cke stehen nicht für Kiesabbau zur Verfügung. Diese nehmen knapp 70 % der Fläche der gesamten Potentialfläche 7b ein. Auch für die östlichen Flurstücke wird von der Gemeinde angenommen, dass eine Zustimmung zum Kiesabbau unsicher ist (Knapp ¼ von 7b). Auf- grund der nicht gegeben Grundstücksverfügbarkeit des Gebietes 7b ist es aus Sicht der Gemeinde nicht sinnvoll, den Bereich 7b „Brandl Ost“ für die Darstellung als Konzentrati- onszone für Kiesabbau im Flächennutzungsplan weiter zu verfolgen.

Auch das Kriterium „Transportmöglichkeiten und verkehrsmäßige Anbindung der Abbau-

46 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht

flächen“ (siehe nachfolgendes Kapitel 4.2.7) ist für die Flächen 7a „Brandl West“ und 7 b „Brandl Ost“ als negativ zu bewerten. Die Gebiete in Brandl haben keine direkte Anbin- dung an eine übergeordnete Straße. Die Anbindung an die TS 14 nach Norden oder an die TS 31 im Westen müsste über längere Strecken über eine kleine Gemeindestraße erfol- gen, wobei mehrere Weiler von der Anbindung durch eine Durchfahrung betroffen wären.

 Der Gemeinde ist derzeit bekannt, dass der Bereich von Steinrab Nord (9a) größtenteils nicht für einen möglichen Kiesabbau verfügbar ist oder in absehbarer Zeit verfügbar sein wird, v.a. der/die Eigentümer der nördlichen und östlichen Teilbereiche stehen einem mög- lichen Kiesabbau ablehnend gegenüber. Die verbleibenden Flächen sind nicht unmittelbar zusammenhängen und weisen nur eine geringe Flächengröße auf. Eine Weiterverfolgung der verbleibenden Teilgebiete ist nicht zielführend.

 Nach Einschätzung und Erkenntnis der Gemeinde Seeon-Seebruck sind die Gebiete 3 „Niereiterfeld“ sowie auch Großteils 8 „Großfeld“ (Steinrab Süd) für einen möglichen Kie- sabbau verfügbar.

Gebiete, über die explizit bekannt ist, dass für einen Großteil bzw. überwiegenden Teil der be- troffenen Grundstücke kein Abbauwille durch die Flurstücks-Eigentümer vorliegt und auch in den kommenden Jahren nicht zu erwarten ist, werden nicht weiter als Potentialflächen verfolgt und nicht für die Darstellung als Konzentrationszone für Kiesabbau im Flächennutzungsplan vorgesehen. Dies sind die Gebiete 7a „Brandl West“, 7b „Brandl Ost“ und 9a „Steinrab Nord“.

Fazit Es verbleiben die zwei Gebiete 3 „Niereiterfeld“ und 8 „Großfeld“ (Steinrab Süd) als Potential- flächen, mit einem Flächenumfang von insgesamt 26,29 ha: Nr. Gebiet Name Flächengröße 3 Niereiterfeld 18,62 ha 8 Großfeld (Steinrab-Süd) 7,67 ha Summe 26,29 ha

4.2.7 Würdigung weiterer Kriterien für die Standortwahl sind gemäß der „Richt- linie für Anlagen zur Gewinnung von Kies, Sand, Steinen und Erden“, Punkt 4.1.4

4.2.7.1 Auswirkungen auf Naturhaushalt, Landschaftsbild, Grundwasser, oberirdische Gewässer und benachbarte Wassernutzungen Um Auswirkungen auf wertvolle Bestandteile des Naturhaushaltes, auf oberirdische Gewässer und benachbarte Wassernutzungen zu vermeiden, wurden die unter 4.1. genannten Tabuzo- nen festgelegt, die nicht für den Abbau von Kies zur Verfügung stehen. So werden von vornhe- rein bedeutsame Elemente des Naturhaushaltes, bedeutsame oberirdische Gewässer und be- nachbarte Wassernutzungen für den Kiesabbau nicht zur Verfügung stehen.

47 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht

Wirkungen auf das bzw. der Zusammenhang mit dem Grundwasser werden durch das Kriteri- um „Trockenabbau – ausreichender Grundwasserflurabstand“ im vorausgehenden Kapitel 4.2.3 berücksichtigt. Für die verbliebenen zwei Potentialflächen sind die Wirkungen eines möglichen Kiesabbaus auf das Landschaftsbild im Vorfeld abzuschätzen. „Besonders bedeutende, weithin einsehbare Landschaftsteile wie Höhenrücken, Kuppen und Hanglagen“ gelten als besonders schützens- werte Landschaftsteile. Dort sollte ein Abbau nicht zugelassen werden, außer es erfolgt ein Ausgleich/Ersatz (Quelle: Regionalplanung Begründung zu 6.2.) Werden die verbliebenden Flächen 3 – Niereiterfeld und 8 - Großfeld (Steinrab-Süd) hinsicht- lich ihrer Auswirkungen auf das Landschaftsbild betrachtet, zeigt sich, dass diese beiden nicht in Gebieten mit „besonders bedeutenden, weithin einsehbaren Landschaftsteilen wie Höhenrü- cken, Kuppen und Hanglagen“ liegen. Das „Niereiterfeld“ liegt nördlich von Eglhart in einer nicht einsehbaren Senke, in einem kaum frequentierten Gebiet. Im Norden, Osten und Nord- westen wird das Areal von Wald umgeben und ist von dort nicht einsehbar. Auch von Eglhart aus ist die mögliche Abbaufläche kaum einsehbar, dort sind die Gebäude eher Richtung Süden orientiert. Auch das „Großfeld“, südwestlich von Steinrab, liegt in keinem Gebiet, das sich hin- sichtlich des Landschaftsbildes besonders auszeichnet – auch hier befinden sich keine weithin einsehbaren Landschaftsteile.

4.2.7.2 konkurrierende Flächennutzungen Maßgebliche andere und konkurrierende Flächennutzungen wurden weitgehend bereits unter Punkt 4.1 berücksichtigt. Auch durch Einbeziehung des Kriteriums „Flächenverfügbarkeit“ (Kap. 4.2.6) wird die „konkurrierende Flächennutzung“ insofern mitberücksichtigt, da hier die Grund- stückseigentümer die die derzeitige oder auch andere geplante Flächennutzung (z.B. landwirt- schaftliche Nutzflächen) über einen möglichen Kiesabbau stellen, in dem sie die Flächen nicht für Kiesabbau zur Verfügung stellen werden/wollen und damit den Kiesabbau dort nicht ermög- lichen. Die möglichen Abbauflächen für Kies liegen außerhalb von Siedlungen, Wald, Gewässern, Mooren und Infrastruktur (Tabuflächen). Sie liegen weitestgehend im Bereich landwirtschaftli- cher Nutzflächen. Hierbei ist davon auszugehen, dass die Gebiete alle gut für die landwirt- schaftliche Nutzung (als Acker oder Grünland) geeignet sind. Brachflächen sind nicht bekannt. Eine temporäre Nutzungskonkurrenz mit der Landwirtschaft (während Abbau bis Wiederverfül- lung) ist bei allen Potentialflächen möglich.

4.2.7.3 Transportmöglichkeiten und verkehrsmäßige Anbindung der Abbauflächen so- wie räumliche Zuordnung zu Bedarfsschwerpunkten Bei der Auswahl von Gebieten als Konzentrationszonen für den Kiesabbau sollen die Erreich- barkeit der Abbauflächen und Transportmöglichkeiten von und zu den Abbauflächen und die verkehrsmäßige Anbindung der Potentialflächen berücksichtig werden. Eine günstige Erschlie- ßung der Abbauflächen möglichst durch übergeordnete Straßen ist positiv zu bewerten. Zudem ist zu berücksichtigen, ob und in welchem Ausmaß durch die Zufahrt bzw. den Abtransport (LKW-Fahrten) zum/vom Abbaugebiet Wohn-/Siedlungsbereiche von vorhabensbedingten Im- missionen (Lärm, Staub, Abgase) direkt betroffen sind. Da das Konzept zur Ermittlung von Konzentrationszonen für den Kiesabbau für den gemeindli- chen Bedarf ausgelegt ist, ist als Bedarfsschwerpunkt das Gemeindegebiet selbst zu nennen. Wo im Gemeindegebiet Kies benötigt wird, kann aufgrund des Konzeptes nicht ermittelt wer-

48 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht den. Dementsprechend können an dieser Stelle keine Transportwege zu den Bedarfsschwer- punkten bewertet werden, lediglich kann die Anbindung an übergeordnete Straßen geprüft werden. Für das Gebiet 3 – „Niereiterfeld“ ist eine Anbindung nach Nordwesten durch den Wald über einen weitgehend bestehenden Waldweg an die TS 31 nach Norden vorgesehen. Und von der TS 31 zu den jeweiligen Bedarfsgebieten. Für die Anbindung an die TS 31 sind keine Sied- lungsgebiete von der Durchfahrung betroffen. Das Gebiet 8 – „Großfeld (Steinrab-Süd)“ liegt hinsichtlich Erschließung und Anbindung an das übergeordnete Straßennetz sehr günstig. Die Fläche liegt direkt an der TS 31, bzw. könnte auch im Osten und Westen über bestehende Waldwege/Straßen an Steinrab angebunden werden. Es sind keine Siedlungsgebiete von Durchfahrung/Transport betroffen, bis die überge- ordnete Straße erreicht wird.

4.2.7.4 mögliche Folgefunktion/-nutzung Auf Ebene des Konzeptes zu Ermittlung von Konzentrationszonen für den Kiesabbau kann auf mögliche Folgefunktion/-nutzung v.a. insofern eingegangen werden, indem auf die übergeord- neten Vorgaben aus dem Regionalplan verwiesen wird. Im Rahmen der Antragsunterlagen für spätere Abbauvorhaben muss die Folgenutzung konkre- tisiert werden, wobei die Vorgaben aus dem Regionalplan zu beachten sind. Gemäß Regionalplan (6.4.1 G) gilt: „Abgebaute Flächen sollen Zug um Zug mit dem Abbau- fortschritt wieder in die Landschaft eingegliedert und einer geordneten Folgenutzung zugeführt werden. Die Art der Folgenutzung soll für jedes Abbaugebiet in einem mit den zuständigen Fachbehörden abgestimmten Gesamtkonzept festgelegt werden. Damit sollen nach Beendi- gung des Abbaus eine Bereicherung des Landschaftsbildes erreicht und neue Lebens- räume für Pflanzen und Tiere geschaffen werden …“ Gemäß dem Leitfaden des Landkreises Traunstein ist nach Abschluss des Kiesabbaus das ursprüngliche Geländeniveau wieder herzustellen, evtl. ist auch die Herstellung einer anderen Geländestruktur möglich, wenn dies im Genehmigungsverfahren so festgelegt wurde. Im Landkreis Traunstein findet in der Regel ein Trockenabbau statt. Im Gemeindegebiet von Seeon-Seebruck soll ausschließlich Trockenabbau zugelassen werden. Gemäß Regionalplan sollen die Abbauflächen „wieder mit grundwasserunschädlichem Material verfüllt und anschlie- ßend ihrer ursprünglichen Nutzung zugeführt werden ….“ (Regionalplan 2006, 6.4.3.4 G). Bei Trockenabbau im näheren Grundwassereinzugsgebiet von Trinkwassergewinnungsanlagen, die oberflächennahe Grundwasservorkommen erschließen, gilt: Als Nachfolgenutzung soll eine land- bzw. forstwirtschaftliche oder eine ökologische Nachfolgefunktion vorgesehen werden. Der Flächennutzungsplan ermöglicht keine anderweitige Nachfolgenutzung außer der im rechtskräftigen Flächennutzungsplan oder in der gegenständlichen Flächennutzungsplanände- rung dargestellten Nutzung. Sollten zu einem späteren Zeitpunkt anderweitige Nutzungen ge- plant sein, muss der rechtliche Rahmen dafür i.d.R. durch eine Flächennutzungsplanänderung geschaffen werden.

4.2.8 Fazit - Zusammenstellung Abwägung-Kriterien Nachfolgende Tabelle stellt mögliche Kiesabbauflächen im Gemeindegebiet zusammen, die außerhalb von Tabuflächen im Bereich von Kiesvorkommen der Kat. I und II liegen, eine Min- destgröße von 5 ha und Breite mind. 40 m haben. Neben den Gebieten und deren Flächengrö-

49 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht

ßen sind die im vorangegangenen Kapitel 4.2 genannten Kriterien der Flächenauswahl zu- sammengestellt. Unter Berücksichtigung dieser Kriterien verbleiben die Flächen 3 und 8, die auf Basis der vorhandenen Daten bedarfsgerecht als Trockenabbau abgebaut werden können und keinen anderen, in diesem Gutachten betrachteten, Flächenansprüchen und Kriterien ent- gegenstehen.

Tabelle 5: Zusammenstellung der Potentialflächen und Kriterien der Flächenauswahl

Nr. Gebiet Name Flächengröße ausreichender hohe Qualität Flächenverfüg- Gebiet auf- Grundwasser- des zu erwar- barkeit zu er- grund aller flurabstand tenden Kieses warten Kriterien gut als (Kat. I) Konzentrati- onszone geeig- net 1 Engeringer 10,57 ha unbekannt Feld West 2 Engeringer 7,09 ha unbekannt Feld Ost 3 Niereiterfeld 18,62 ha 4 Erschlecht 13,10 ha unbekannt 5 Lochenhäusl 8,82 ha unbekannt Nord 6 Lochenhäusl 8,90 ha unbekannt Süd 7a Brandl Ost 10,11 ha 7b Brandl West 12,14 ha 8 Großfeld 7,67 ha (Steinrab- Süd) 9a Steinrab 17,09 ha Nord 9b Eglhart Süd 8,87 ha unbekannt 11 Ischler Feld 13,19 ha unbekannt 13 Ebering West 15,02 ha unbekannt 14 Ebering Süd 5,78 ha unbekannt 15 Pattenham 6,70 ha unbekannt Farberläuterung: grün = gegeben; rot = nicht gegeben; weiß = unbekannt

4.2.9 Erweiterung bestehenden Kiesabbaus Eine Erweiterung des bestehenden Kiesabbaus bei Holzen ist aufgrund der von der Gemeinde festgelegten Ausschlussflächen für Kiesabbau (insbesondere Bodenschutzwald nach Wald- funktionsplan, Wald inkl. Pufferflächen, Siedlungsgebiete im Außenbereich inkl. Pufferfläche und Straße inkl. Pufferstreifen) nicht möglich.

50 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht

4.3 Planerische Entscheidung / Wahl geeigneter Standorte

Gemäß Beschluss des Gemeinderates in der Sitzung vom 2.4.19 werden die Potentialflächen 3 Niereiterfeld und 8 Großfeld (Steinrab Süd) als Konzentrationszonen für den Kiesabbau, die als „Konzentrationszonen Kiesabbau“ im Flächennutzungsplan Eingang finden sollen, festgelegt. Die Gebiete wurden für die Darstellung im Flächennutzungsplan hinsichtlich Abgrenzung noch geringfügig angepasst. Dies liegt darin begründet, dass die Flächenanalyse im Maßstab 1 : 25.000 bzw. 1:10.000 erfolgt ist und bei detaillierter Prüfung im kleineren Maßstab des Flä- chennutzungsplanes (1:5.000) noch Details der Abgrenzungen modifiziert werden können.

51 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht

5 Inhalt der Flächennutzungsplanänderung 5.1 Ausweisung von Konzentrationszonen für den Kiesabbau Die Gemeinde nutzt mit der Konzentrationsflächendarstellung die Möglichkeit einer positiven Steuerung des Kiesabbaus im Gemeindegebiet von Seeon-Seebruck. Hierdurch kann der Kie- sabbau auf zwei Standorte mit ausreichender Größe zur Deckung des örtlichen Bedarfes kon- zentriert und die negativen Auswirkungen der Vorhaben auf die Umwelt minimiert werden. Aus- schlaggebend sind hierbei die Wahl von geeigneten, umweltverträglichen Standorten und die Deckung des örtlichen Bedarfes an Kies (für die kommenden 25 Jahre). Zur Deckung des regionalen Bedarfes an Kies sind im Regionalplan Vorrang- und Vorbehalts- gebiete für den Kiesabbau dargestellt. Diese liegen außerhalb des Gemeindegebietes. Der Geltungsbereich der 48. Änderung des Flächennutzungsplanes umfasst das gesamte Ge- meindegebiet. Durch die 48. Flächennutzungsplanänderung werden 26,29 ha des 47,92 km² (4792 ha) gro- ßen Gemeindegebietes als Konzentrationszone für den Kiesabbau dargestellt und dort grund- sätzlich Kiesabbau ermöglicht. Hinzu kommt die derzeit genehmigte, teils abgebaute Kiesgrube bei Holzen mit einer Größe von 3,1 ha. In Summe stehend mit den geplanten Konzentrations- zonen für den Kiesabbau und dem genehmigten Kiesabbau ca. 0,61 % der Gemeindefläche für Kiesabbau zur Verfügung. Diese Flächengröße/-Anteil ist geeignet, um der privilegierten Nut- zung (Kiesabbau) in substanzieller Weise Raum zu verschaffen, wie es die Rechtsprechung fordert. Weniger Fläche für einen möglichen Kiesabbau zur Verfügung zu stellen, ist aus Sicht der Gemeinde in Abstimmung mit dem Landratsamt und juristischem Beistand nicht ausrei- chend und daher auch nicht zielführend.

Ausgangspunkt der Betrachtung ist der örtliche Bedarf der nächsten 25 Jahre. Jedoch reicht es nicht aus, bei der Ermittlung der Größe der Konzentrationsflächen allein auf den örtlichen Be- darf abzustellen. Damit dem Kiesabbau substanziell Raum verschafft wird, ist vielmehr auch eine Gesamtbetrachtung vorzunehmen, die auch eine Relation herstellt zwischen den im Ge- meindegebiet verfügbaren Kiesvorkommen einerseits und den tatsächlich ausgewiesenen Po- sitivflächen. Das Gebiet der Gemeinde Seeon-Seebruck umfasst 47,9 km². Auf einer Fläche von 7,4 km² werden Kiesvorkommen mit sauberer und mächtiger Qualität (Kategorie I), auf einer Fläche von 4,3 km² mit minder guter Qualität erwartet (25 % des Gemeindegebiets). Auch unter Berücksichtigung der dargestellten Tabuzonen verbleiben Kiesabbauflächen der Katego- rien I und II auf einer Fläche von 188 ha mit geeignetem Flächenzuschnitt. Durch die Auswei- sung der Konzentrationszonen Niereiterfeld und Großfeld/Steinrab-Süd wird Kiesabbau nur noch auf einer Fläche von 26,29 ha ermöglicht. Dies entspricht 0,54 % des Gemeindegebiets. Unter diesen Voraussetzungen wird dem Kiesabbau im Gemeindegebiet hinreichend Raum verschafft, zumal in benachbarten Gemeinden vergleichbare geologische und naturräumliche Verhältnisse zu erwarten sind.

5.2 Dargestellte Konzentrationszonen und davon überlagerte Darstellun- gen Mit der 48. Änderung des Flächennutzungsplanes stellt die Gemeinde Seeon-Seebruck zwei Konzentrationszonen für den Kiesabbau dar: das „Niereiterfeld“, nördlich von Eglhart, und das „Großfeld”, südwestlich von Steinrab.

52 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht

Innerhalb dieser Konzentrationszonen für Kiesabbau ist die Gewinnung von Kies im Trocken- abbau zulässig. Außerhalb der dargestellten Konzentrationszone für Kiesabbau sind im Gel- tungsbereich der Änderung des Flächennutzungsplanes, der das gesamte Gemeindegebiet von Seeon-Seebruck umfasst, keine weiteren Abgrabungen zum Zwecke der Gewinnung von Kies zulässig. Abgrabungen, die keiner Genehmigung gemäß Art. 6 des Bayerischen Abgra- bungsgesetzes bedürfen, sind weiterhin zulässig.

Der rechtskräftige Flächennutzungsplan stellt derzeit im Bereich der beiden geplanten Konzent- rationszonen Kiesabbau „Niereiterfeld“ und „Großfeld“ (Steinrab Süd) keine Abbauflächen für Bodenschätze dar. Die mit der 48. Änderung des Flächennutzungsplanes dargestellten Konzentrationszonen für Kiesabbau überlagern gemäß rechtskräftigem Flächennutzungsplan ausschließlich Flächen für die Landwirtschaft. Die Darstellungen des Flächennutzungsplans widersprechen somit nicht der vorliegenden Kon- zentrationsflächenplanung.

Abbildung 11: Ausschnitt aus rechtskräftigem FNP – Bereich Niereiterfeld

53 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht

Abbildung 12: Ausschnitt aus 48.FNP-Änderung mit Darstellung Konzentrationszone – Bereich Niereiter- feld

Abbildung 13: Ausschnitt aus rechtskräftigem FNP – Bereich Großfeld

54 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht

Abbildung 14: Ausschnitt aus 48.FNP-Änderung mit Darstellung Konzentrationszone – Bereich Großfeld

5.3 Vermeidungs-, Minimierungs- und Ausgleichsmaßnahmen

Gemäß § 14 BNatSchG stellt der Abbau von Kies einen Eingriff in Natur und Landschaft dar. Ein Eingriff liegt vor, wenn es zu „Veränderungen der Gestalt oder Nutzung von Grundflächen oder Veränderungen des mit der belebten Bodenschicht in Verbindung stehenden Grundwas- serspiegels [kommt], die die Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushalts oder das Landschaftsbild erheblich beeinträchtigen können“ (§ 14 BNatSchG). Gemäß § 15 BNatSchG ist der Verursacher von Eingriffen verpflichtet, vermeidbare Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft zu unterlassen; unvermeidbare Beeinträchtigungen sind durch Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege auszugleichen (Ausgleichsmaßnahmen) oder zu ersetzen (Ersatzmaßnahmen). Durch die Festlegung der Konzentrationszonen für Kiesabbau wurden Abbauvorhaben in wert- vollen Gebieten für den Naturhaushalt und das Landschaftsbild ausgeschlossen und damit durch die getroffene Standortwahl die Eingriffe in den Naturhaushalt und das Landschaftsbild bereits im Voraus zum Teil vermieden und minimiert. Zudem wurde durch Beschränkung des Kiesabbaus auf zwei geeignete Standorte der Umgriff der negativen Auswirkungen durch Kie- sabbau weitgehend minimiert. Die verbleibenden negativen Auswirkungen des Vorhabens und die verbleibenden, nicht ver- meidbaren, Eingriffe in den Naturhaushalt sich im Rahmen der Antragsunterlagen zum jeweili- gen Abbau zu ermitteln und geeignete Maßnahmen zur Kompensation auszuwählen, zu planen und umzusetzen. Zur Ermittlung des Kompensationsbedarfs und -umgriffes ist die Bayerische Kompensationsverordnung anzuwenden unter Verwendung der „Arbeitshilfe zur Anwendung der Bayerischen Kompensationsverordnung (BayKompV) bei Rohstoffgewinnungsvorhaben mit Best-Practice-Beispielen und Vorschlägen zum Umgang mit artenschutzrechtlichen Belangen“.

55 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht

5.4 Folgenutzung

Die Folgenutzung von Kiesabbauvorhaben wird i.d.R. erst durch die einzelnen Abbauanträge geregelt. An dieser Stelle wird auf die übergeordneten Vorgaben, Grundsätze und Begründung des Regionalplans verwiesen, die zu beachten sind, ebenso wie die Vorgaben aus dem „Merk- blatt Kiesgruben“ des Landkreises, wonach nach Abschluss des Kiesabbaus das ursprüngliche Geländeniveau wieder herzustellen, evtl. ist auch die Herstellung einer anderen Geländestruk- tur möglich, wenn dies im Genehmigungsverfahren so festgelegt wurde. Der Flächennutzungsplan ermöglicht keine anderweitige Nachfolgenutzung außer der im rechtskräftigen Flächennutzungsplan oder in der gegenständlichen Flächennutzungsplanände- rung dargestellten Nutzung. Sollten zu einem späteren Zeitpunkt anderweitige Nutzungen ge- plant sein, muss der rechtliche Rahmen dafür i.d.R. durch eine Flächennutzungsplanänderung geschaffen werden.

5.5 Umsetzung der Planung

Nach Planreife der 48. Änderung des Flächennutzungsplans sind künftig beantragte Kiesab- bauvorhaben nur mehr in den beiden dafür vorgesehenen Konzentrationszonen zulässig. Die mit einem Antrag auf Abbaugenehmigung zu beachtenden Vorschriften und notwendigen Auflagen werden durch diese Änderung des Flächennutzungsplans nicht vorweggenommen. Die zu berücksichtigenden Belange, Vorgaben und Anforderungen an den Kiesabbau sind in folgenden derzeit gültigen Richtlinien und Merkblättern zusammengestellt:  „Richtlinie für Anlagen zur Gewinnung von Kies, Sand, Steinen und Erden vom 09.06.1995 des Bayerisches Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen  „Anforderungen zum Lärmschutz bei der Planung von Abbauflächen für Kies, Sand und andere Bodenschätze“, Stand Juli 2003 Bayerisches Landesamt für Umwelt - LfU  „Merkblatt Kiesgruben – Genehmigung für Abgrabungen, Verfüllung und Rekultivierung“ Stand Februar 2017 vom Landratsamt Traunstein, Untere Abgrabungsbehörde

56 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht

Umweltbericht 1 Einleitung Die Umweltprüfung ist gemäß Baugesetzbuch (BauGB) für Bauleitpläne, Flächennutzungsplan (vorbereitender Bauleitplan) und der Bebauungsplan (verbindlicher Bauleitplan), verpflichtend. Der Umweltbericht als deren wesentlicher Bestandteil bildet die Grundlage für die Beteiligung der Öffentlichkeit und stellt eine sachgerechte Abwägung der Umweltbelange dar. Die Anlage 1 des BauGB zu § 2 Abs. 4 und den §§ 2a und 4c BauGB bildet die Grundlage für die erforderli- chen Inhalte und die Struktur des Umweltberichtes. Das BauGB formuliert in § 1 Abs. 6 Nr. 7 die Belange des Umweltschutzes, einschließlich des Naturschutzes und der Landschaftspflege, die bei der Aufstellung von Bebauungsplänen insbesondere zu berücksichtigen sind. Der Umweltbericht wird Bestandteil der Flächennutzungsplanänderung.

Mit der 48. Änderung des Flächennutzungsplanes plant die Gemeinde Seeon-Seebruck die Darstellung von zwei Konzentrationszonen für den Kiesabbau: das „Niereiterfeld“, nördlich von Eglhart, und das „Großfeld”, südwestlich von Steinrab.

1.1 Kurzdarstellung des Inhaltes und der wichtigsten Ziele der Flächen- nutzungsplan-Änderung Mit der 48. Änderung des Flächennutzungsplans der Gemeinde Seeon-Seebruck stellt die Ge- meinde Seeon-Seebruck zwei Bereiche im Flächennutzungsplan als Konzentrationszone für Kiesabbau dar:  Planbereich Nr. 1 „Niereiterfeld“: ca. 1,5 km nordöstlich des Orszentrums von Seeon, nörd- lich des Weilers Eglhart, mit einer Fläche von ca. 18,50 ha.  Planbereich Nr. 2 „Großfeld“: ca. 1,8 km östlich des Ortszentrums von Seeon, im Südwes- ten des Weilers Steinrab, mit einer Fläche von ca. 7,79 ha. Der Geltungsbereich der 48. Flächennutzungsplanänderung umfasst das gesamte Gemeinde- gebiet von Seeon-Seebruck. Die beiden genannten Bereiche, Planbereich1 „Niereiterfeld“ und Planbereich Nr. 2 „Großfeld“, werden als Konzentrationszone für Kiesabbau dargestellt. Innerhalb dieser dargestellten Kon- zentrationszone für Kiesabbau ist die Gewinnung von Kies im Trockenabbau zulässig. Außer- halb der dargestellten Konzentrationszone für Kiesabbau sind im Geltungsbereich der Ände- rung des Flächennutzungsplanes, also im gesamten übrigen Gemeindegebiet von Seeon- Seebruck, keine weiteren Abgrabungen zum Zwecke der Gewinnung von Kies zulässig. Abgra- bungen, die keiner Genehmigung gemäß Art. 6 des Bayerischen Abgrabungsgesetzes bedür- fen, sind weiterhin zulässig. Die Planbereiche 1 und 2 sind im rechtsverbindlichen Flächennutzungsplan der Gemeinde Seeon-Seebruck jeweils als Flächen für die Landwirtschaft dargestellt und somit dem Außen- bereich zuzuordnen.

57 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht

1.2 Darstellung der in einschlägigen Fachgesetzen und Fachplänen fest- gelegten Ziele des Umweltschutzes und ihre Berücksichtigung

Folgende Datengrundlagen, Fachgesetze oder Fachpläne und technische Verfahren wurden bei der Erarbeitung des Umweltberichtes berücksichtigt:  BauGB - Baugesetzbuch  BauNVO - Baunutzungsverordnung  BayAbgrG - Bayerisches Abgrabungsgesetz  BayBO - Bayerische Bauordnung  BayDSchG - Bayerisches Denkmalschutzgesetz  BayKompV - Verordnung über die Kompensation von Eingriffen in Natur und Landschaft (Bayerische Kompensationsverordnung)  BayNatSchG - Bayerisches Naturschutzgesetz  BayWaldG - Waldgesetz für Bayern  BayWG - Bayerisches Wassergesetz  BBodSchG - Bundes-Bodenschutzgesetz  BNatSchG - Bundesnaturschutzgesetz  WHG - Wasserhaushaltsgesetz

 Anforderungen zum Lärmschutz bei der Planung von Abbauflächen für Kies, Sand und andere Bodenschätze (LfU, Stand Juli 2003)  Arbeitshilfe zur Anwendung der Bayerischen Kompensationsverordnung (BayKompV) bei Rohstoffgewinnungsvorhaben mit Best-Practice-Beispielen und Vorschlägen zum Umgang mit artenschutzrechtlichen Belangen. Stand: März 2017 (Bayerisches Landesamt für Um- welt – LfU 2017)  Der Umweltbericht in der Praxis - Leitfaden zur Umweltprüfung in der Bauleitplanung (Oberste Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern 2007)  Merkblatt Kiesgruben – Genehmigung für Abgrabungen, Verfüllung und Rekultivierung (Landratsamt Traunstein, Untere Abgrabungsbehörde, Stand Februar 2017)  Richtlinie für Anlagen zur Gewinnung von Kies, Sand, Steinen und Erden (BayStMLU, Stand 09.06.1995)

 Regionalplan Südostoberbayern, Region 18 (Stand Mai 2019)  Landesentwicklungsprogramm Bayern (Stand 21.02.2018)  ABSP - Arten- und Biotopschutzprogramm Bayern – Landkreis Traunstein (LfU 2008)  Auszug der Artenschutzkartierung (ASK) Bayern (LfU 2018)  Bayerischer Denkmal-Atlas (Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege 2019)  Bayern Atlas (Bay. Staatministerium für Finanzen, Landesentwicklung und Heimat 2019)  Bayern Viewer Denkmal (Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege 2019)  Biotopkartierung (LfU 2019)  FisNatur Online (LfU 2019)

58 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht

 Geomorphologische Karte des Inn-Chiemsee-Gletschers 1:100.000 (Darga, 2009)  hydrogeologische Karte von Bayern (1:50.000, Blatt 8140 Traunstein)  Übersichtsbodenkarte von Bayern 1:25.000 (LfU)  Verkehrsmengenkarte 2015 (Oberste Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr).

Im Rahmen der Flächennutzungsplanänderung wurde jeweils eine „Artenschutzrechtliche Kurzbetrachtung zum Vorhaben 48. Änderung des Flächennutzungsplanes der Gemeinde Seeon-Seebruck“ für die beiden Bereiche „Großfeld“ (Steinrab) und „Niereiterfeld“ vom Büro natureconsult, mit jeweils Stand 04. April 2019, erstellt.

Allgemeine Vorgaben Die allgemeinen gesetzlichen Grundlagen, wie das Baugesetzbuch, das Naturschutzgesetz und das Bundes-Bodenschutzgesetz wurden berücksichtigt. Gemäß § 1 Abs. 5 BauGB sollen Bauleitpläne „eine nachhaltige städtebauliche Entwicklung, die die sozialen, wirtschaftlichen und umweltschützenden Anforderungen auch in Verantwor- tung gegenüber künftigen Generationen miteinander in Einklang bringt, und eine dem Wohl der Allgemeinheit dienende sozialgerechte Bodennutzung gewährleisten.“ Das BauGB stellt in § 1 (6) eine anzustrebende angemessene Gestaltung des Orts- und Landschaftsbildes dar. Zudem ist im Baugesetzbuch formuliert, dass mit Grund und Boden sparsam und schonend umgegan- gen werden soll (§ 1a). Des Weiteren ist für die Bauleitplanung das Naturschutzgesetz zu berücksichtigen, wonach Eingriffe in den Naturhaushalt und das Landschaftsbild zu vermeiden bzw. auszugleichen sind. Im rechtsverbindlichen Flächennutzungsplan der Gemeinde Seeon-Seebruck sind die durch die Änderung betroffenen Bereiche als Flächen für die Landwirtschaft dargestellt und somit dem Außenbereich zuzuordnen. Gemäß § 35 Abs.1 Nr.3 Baugesetzbuch ist im Außenbereich u.a. ein Vorhaben nur zulässig, wenn öffentliche Belange nicht entgegenstehen, die ausreichende Erschließung gesichert ist und wenn es z.B. einem ortsgebundenen gewerblichen Betrieb dient; diese Privilegierung greift beim Kiesabbau. § 35 Abs. 3 Satz 3 BauGB ermöglicht der Gemeinde die Lenkung, Regulie- rung und Konzentration von Kiesabbauvorhaben auf geeignete Standorte und den Ausschluss von Abbauvorhaben im übrigen Gemeindegebiet. § 35 Abs. 3 Satz 3 BauGB lautet: „Öffentliche Belange stehen einem Vorhaben nach Absatz 1 Nr. 2 bis 6 [BauGB] in der Regel auch dann entgegen, soweit hierfür durch Darstellungen im Flächennutzungsplan oder als Ziele der Raumordnung eine Ausweisung an anderer Stelle erfolgt ist.“ Davon macht die Gemeinde Seeon-Seebruck im Rahmen der 48. Änderung des Flächennutzungsplanes gebrauch. Ein möglicher Kiesabbau in Seeon-Seebruck ist damit künftig in den Konzentrationszonen für Kiesabbau möglich, unterliegt aber der Genehmigung. Dabei sind die gesetzlichen Vorgaben aus Baurecht, Wasserrecht, Abfallrecht, Flurbereinigungsrecht, Naturschutzrecht Denkmal- schutzrecht und Waldrecht, soweit betroffen, einzuhalten. Siehe hierzu auch „Richtlinien für Anlagen zur Gewinnung von Kies, Sand, Steinen und Erden - Bekanntmachung des Bayeri- schen Staatsministeriums für Landesentwicklung und Umweltfragen (2002)“.

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Landesentwicklungsprogramm (Stand 2018) Im Landesentwicklungsprogramm wird im Kapitel 5.2 auf Bodenschätze eingegangen. 5.2 Bodenschätze 5.2.1 Vorrang- und Vorbehaltsgebiete für Bodenschätze (Z) In den Regionalplänen sind Vorrang- und Vorbehaltsgebiete für die Gewinnung von Steinen und Erden für den regionalen und überregionalen Bedarf festzulegen. …. 5.2.2 Abbau und Folgefunktionen (G) Die Eingriffe in den Naturhaushalt und das Landschaftsbild durch die Gewinnung von Bodenschätzen sollen so gering wie möglich gehalten werden. (G) Abbaugebiete sollen entsprechend einer vorausschauenden Gesamtplanung, soweit möglich Zug um Zug mit dem Abbaufortschritt, einer Folgefunktion zugeführt werden. (Z) Für die Vorranggebiete nach 5.2.1 sind in den Regionalplänen Folgefunktionen festzulegen.“ „Zu 5.2.1 (B) Die heimischen Bodenschätze bilden wichtige Grundlagen für die wirtschaftliche Entwicklung Bayerns. Die Sicherung der Versorgung mit oberflächennahen Rohstoffen sowie die Ordnung und Koordinierung der Rohstoffgewinnung liegen daher im öffentlichen Interesse. Diesem öffentlichen Interesse wird mit der Festlegung von Vorrang- und Vorbehaltsgebieten für die Rohstoffgewinnung in den Regionalplänen entsprochen. Bei der Festlegung dieser Gebiete kommt neben allen anderen berührten fachlichen Belangen den Anforderungen an die Verkehrsanbindung sowie dem Trinkwasser-, Boden- und Grundwasserschutz besondere Bedeutung zu. Steine und Erden – wie Tone, Sande, Kiese und Natursteine – kommen in Bayern verhältnismäßig häufig und in größerem Umfang vor. Sie sind über die Festlegung von Vorrang- und Vorbehaltsgebie- ten Bodenschätze (VRG und VBG Bodenschätze) für den regionalen und überregionalen Bedarf mindestens für den Zeithorizont der Regionalpläne bedarfsabhängig zu sichern. Zu 5.2.2 (B) Zur Minimierung der durch die Gewinnung von Bodenschätzen verursachten Eingriffe in den Naturhaushalt und das Landschaftsbild tragen der Rohstoffabbau in zusammenhängenden Abbaugebieten (Konzentration), der flächensparende Abbau, der Abbau möglichst mächtiger Lagerstätten und die möglichst vollständige Nutzung der Vorkommen bei. Während des Rohstoffabbaus werden der Land- und Forstwirtschaft Flächen entzogen, können Schutzgüter wie das Landschaftsbild und Lebensräume für Pflanzen und Tiere beeinträchtigt werden, andererseits können aber auch Lebensräume für gefährdete Arten entstehen. Die mit dem Abbau einhergehenden unvermeidbaren Beeinträchtigungen sollen nach erfolgtem Rohstoffabbau soweit möglich beseitigt werden. Zu den hierfür geeigneten Rekultivierungsmaßnahmen gehören die Rückführung der Flächen in die land- und forstwirtschaftliche Nutzung, sofern das Grundwasser nicht aufgedeckt ist, die Bereicherung des Landschaftsbildes und die Schaffung neuer Lebensräume für Pflanzen und Tiere sowie die Schaffung von Erholungsräumen. Mit einer abschnittsweisen Rekultivierung kann erreicht werden, dass die Inanspruchnahme von Flächen sowohl auf den abbautechnisch notwendigen Umfang als auch auf das zeitlich notwendige Maß begrenzt bleibt. Um eine ungeordnete Nachfolgenutzung zu vermeiden, haben die Träger der Regionalplanung bereits bei der Festlegung jedes Vorranggebiets für die Rohstoffsicherung verbindlich festzulegen, auf welche Weise die Rekultivierung, Wiederverfüllung oder sonstige Wiedernutzbarmachung – wozu auch die Schaffung ökologischer Ausgleichsflächen gehört – durchgeführt werden soll. Als Folgefunktion kommen insbesondere Land- und Forstwirtschaft, Biotopentwicklung sowie Erholung in Frage.“ (Landesentwicklungsprogramm 2018, S. 64 ff.)

Regionalplan Im Regionalplan der Region 18 wird ausführlich auf das Thema Kiesabbau eingegangen. Aus- führungen hierzu sind im Kapitel 3.1 der Begründung zur 48. Flächennutzungsplanänderung enthalten.

60 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht

Für die Wahl geeigneter Standorte für den Abbau von Bodenschätzen ergeben sich aus regio- nalplanerischer Sicht somit folgende Rahmenbedingungen und Anforderungen:  Der Abbau der Bodenschätze soll in der Regel auf Vorrang- und Vorbehaltsgebiete kon- zentriert werden.  In Seeon-Seebruck ist derzeit kein Vorrang- oder Vorbehaltsgebiet ausgewiesen.  Auch außerhalb der Vorrang- und Vorbehaltsgebiete ist ein Abbau möglich, wobei ein Abbau in besonders schützenswerten Landschaftsteilen grundsätzlich nicht zugelassen werden soll, sofern der Eingriff in Natur und Landschaft durch Ausgleichs- und Ersatz- maßnahmen nicht kompensiert werden kann. Diese Vorgaben wurden im Rahmen des umfassenden Konzeptes zur Ermittlung geeigneter Abbauflächen (siehe Kapitel 4 der Be- gründung zur 48. Flächennutzungsplanänderung) berücksichtigt. Die Ermittlung und Kom- pensation von Eingriff in Natur und Landschaft durch geeignete Ausgleichs- und Ersatz- maßnahmen erfolgt nicht auf Ebene des Flächennutzungsplanes sondern in den jeweiligen Unterlagen zur Beantragung von Abbauvorhaben.

ABSP - Arten- und Biotopschutzprogramm Bayern (2008) Das ABSP (Arten- und Biotopschutzprogramm Bayern – Landkreis Traunstein), herausgege- ben vom Bayerischen Landesamt für Umwelt, trifft für den Bereich der Konzentrationszonen keine punktuellen Aussagen. Das Plangebiet 2 „Großfeld“ liegt am Rand (noch innerhalb) des Landesweiten Entwicklungs- schwerpunktes bzw. Verbundachse der Eggstätt-Hemhofer Seenplatte und Seeoner Seen, im Gebiet E:  „E - Optimierung des Biotopverbunds der Hoch- und Niedermoore, Streu- und Nasswiesen im BayernNetz Natur-Projektgebiet „Eggstätt-Hemhofer Seenplatte und Seeoner Seen“ (in Zusammenarbeit mit dem Landkreis Rosenheim) durch Umsetzung des Pflegekonzepts (Zielarten: Zwerglibelle – Nehalennia speciosa, Schwarzblauer Wiesenknopf- Ameisenbläuling – Glaucopsyche nausithous, Heller Wiesenknopf-Ameisenbläuling – G. teleius, Großes Wiesenvögelchen – Coenonympha tullia, Gentiana pneumonanthe, Liparis loeselii, Spiranthes aestivalis): – Wiedervernässung entwässerter Hochmoore zur Einleitung der Renaturierung – Fortführung der Pflegemaßnahmen auf Niedermoorflächen zur Erhaltung der Moor- und Streuwiesenvegetation, in Einzelfällen Aufnahme der Pflege erforderlich – Extensivierung landwirtschaftlicher Nutzung auf angrenzenden Flächen zur Minderung des Nährstoffeintrags“ Das „Niereiterfeld“ liegt knapp außerhalb dieses Gebietes „E“. Die Aussagen und grundsätzlichen Ziele des ABSP werden in der 48. Flächennutzungsplanän- derung berücksichtigt und nicht beeinträchtigt.

Weitere Pläne Ziele und Vorgaben aus weiteren Plänen, wie Waldfunktionsplan, wurden bei der Auswahl der Konzentrationszonen für Kiesabbau (Tabuzonen) berücksichtigt. Siehe hierzu Begründung, Kapitel 4.

61 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht

2 Bestandsaufnahme und Bewertung der Umweltauswirkungen ein- schließlich der Prognose bei Durchführung der Planung 2.1 Merkmale des Standortes und Abgrenzung des Untersuchungsgebie- tes 2.1.1 Beschreibung und Analyse der Umwelt anhand der Schutzgüter Die von der 48. Flächennutzungsplanänderung direkt betroffenen Konzentrationszonen, im weiteren Plangebiete genannt, liegen im nördlichen Gemeindegebiet von Seeon-Seebruck. Dabei liegt der Planbereich Nr. 1, das „Niereiterfeld“, ca. 1,5 km nordöstlich des Ortszentrums von Seeon und nördlich des Weilers Eglhart. Der Planbereich Nr. 2, das „Großfeld“, liegt ca. 1,8 km östlich des Ortszentrums von Seeon, im Südwesten des Weilers „Steinrab“. Das Groß- feld liegt dabei unmittelbar nördlich der TS 31. Beide Änderungsbereiche werden derzeit als landwirtschaftliche Nutzflächen bewirtschaftet.

Abbildung 15: Lageplan (Quelle: BayernAtlas 2019)

Nachfolgend werden die einzelnen Schutzgüter in den Änderungsbereichen anhand des der- zeitigen Bestandes und der aktuellen Darstellung im Flächennutzungsplan beschrieben.

2.1.2 Naturschutzrechtlich geschützte Gebiete und Bestandteile der Natur Die Plangebiete 1 und 2 betreffen keine Schutzgebiete nach Naturschutzgesetz. Das Gebiet westlich und nordwestlich von Seeon ist naturschutzfachlich von sehr hoher Wer- tigkeit, und ist daher als FFH-Gebiet und SPA-Gebiet „Moorgebiet von Eggstädt-Hemhof bis Seeon“ sowie als Naturschutzgebiet „Seeoner See“ ausgewiesen. Das Niereiterfeld liegt ca. 1,6 km nordöstlich des Klostersees und ca. 1,5 km östlich des Seeoner Seen. Der Abstand vom

62 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht

Gebiet „Großfeld“ zu den Schutzgebieten beträgt mind. 1,4 km. Auch die Alz, mit dem FFH- Gebiet Alz vom Chiemsee bis Altenmarkt liegt mind. 350 m von Gebiet „Großfeld“ entfernt. Auch liegen keine Flächen der amtlichen Biotopkartierung in den beiden Planbereichen 1 und 2 bzw. in deren näherer Umgebung.

2.1.3 Schutzgut Boden und Fläche Die beiden Planbereiche liegen in der Naturraum-Haupteinheit „Voralpines Moor- und Hügel- land“ und der Untereinheit „Eiszerfallslandschaft Rimsting-Seeon“ bzw. ganz am nördlichen Rand des „Niereiterfeldes“ in der Untereinheit „Jungmoränenlandschaft des Inn-Chiemsee- Hügellandes“ (FISNatur 2019). Gemäß der Geologische Karte von Bayern 1: 500.000 (Bayer- nAtlas 2019) liegen beide Gebiete hauptsächlich im Bereich von „Schotter, würmzeitlich (Nie- derterrasse, Spätglazialterrasse; in Alpentälern auch frühwürmzeitlich“, Material „Kies, sandig“, randlich berühren beide auch „Jungmoräne (würmzeitlich) mit Endmoränenzügen, z.T. mit Vor- stoßschotter“, Material „Kies, sandig bis tonig-schluffig“. Das „Niereiterfeld“ liegt gemäß Darga 2009 in der geomorphologischen Einheit „Niederterras- senschotter, homolog. Stufen“, der Bereich 2 (Großfeld) in der Ebinger Stufe. Siehe hierzu Be- gründung, Kapitel 4.2.1. Im Gemeindegebiet von Seeon-Seebruck sind im Regionalplan keine Vorbehaltsgebiet für die Gewinnung von Bodenschätzen, auch für Kies und Sand, dargestellt. Das „Niereiterfeld“ (545 müNN bis 539 müNN) liegt in einer größeren Senke, nördlich einer Jungmoräne, auf der der Weiler Eglhart liegt. Im Süden reicht das Plangebiet randlich in die Leite der Moräne (ca. bis 548 müNN). Das „Großfeld“ ist eine relativ eben Fläche, die von Südwest nach Nordost leicht abfällt, von ca. 534,5 müNN auf ca. 531,5 müNN. In der Umgebung von Steinrab gibt es mehrere Boden- denkmäler. Ausführungen hierzu siehe Kapitel 2.1.10.

Gemäß Bodenübersichtkarte von Bayern (Maßstab 1:25.000, Quelle LfU) liegen im Großfeld „22b Fast ausschließlich Braunerde und Parabraunerde aus kiesführendem Lehm (Deckschicht oder Verwitterungslehm) über Carbonatsandkies bis -schluffkies (Schotter)“, im Bereich Nierei- terfeld ebenfalls 22b Fast ausschließlich Braunerde und Parabraunerde aus kiesführendem Lehm (Deckschicht oder Verwitterungslehm) über Carbonatsandkies bis -schluffkies (Schotter)“ und im Westen „22c Fast ausschließlich Braunerde und Parabraunerde aus kiesführendem Lehm (Deckschicht oder Verwitterungslehm) über tiefem Carbonatsandkies bis -schluffkies (Schotter)“. Boden erfüllt natürliche Bodenfunktionen als Lebensgrundlage und Lebensraum für Menschen, Tiere, Pflanzen und Bodenorganismen, als Bestandteil des Naturhaushaltes, insbesondere mit seinen Wasser- und Nährstoffkreisläufen sowie als Abbau-, Ausgleichs- und Aufbaumedium für stoffliche Einwirkungen aufgrund der Filter-, Puffer- und Stoffumwandlungseigenschaften (vgl. § 2 Abs. 2 BBodSchG). In den beiden Plangebieten wird die obere Bodenschicht derzeit durch intensiv landwirtschaftliche Nutzung überprägt. In den beiden Plangebieten ist nach Angabe der Gemeinde und gemäß des Altlastenkatasters des Landratsamtes Traunstein nicht mit Altlasten zu rechnen.

2.1.4 Schutzgut Grundwasser Detaillierte Angaben zum Grundwasser in den beiden Planbereichen liegen nicht vor.

63 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht

Für das Niereiterfeld (Geländeoberkante bei ca. 548-539 müNN) ist die nächstgelegene Grundwasserhöhengleichen-Linie in der hydrogeologischen Karte von Bayern (1:50.000, Blatt 8140 Traunstein) mit 515 müNN angegeben, und ein Hausbrunnen bei Schachen weist einen Wasserstand von 519 müNN auf. Es ist daher von einem Grundwasserflurstabstand in der Größenordnung von 20 bis 33 m auszugehen. Auch für das Großfeld ist gemäß der hydrogeologischen Karte von Bayern (1:50.000, Blatt 8140 Traunstein) mit einem Grundwasserflurabstand von 20 bis mehr als 30 m auszugehen. Für das Großfeld (GOK ca. 537-531 müNN) zeigt die nächst gelegene Grundwasserhöhenglei- chen-Line 510 müNN an, ein Hausbrunnen in Steinrab einen Wasserstand von 504 müNN. Eine Beeinträchtigung des Grundwassers kann derzeit potentiell durch die landwirtschaftliche Nutzung erfolgen, wobei diese aufgrund der mächtigen Überdeckung sehr gering ist.

2.1.5 Schutzgut Oberflächen- und Niederschlagswasser In den Änderungsbereichen liegen keine Oberflächengewässer, keine Still- und keine Fließge- wässer. Das anfallende Niederschlagswasser verdunsten auf der Fläche. Bei starken Niederschlägen kann das Niederschlagswasser dem Geländeverlauf folgend an der Geländeoberfläche abflie- ßen.

2.1.6 Schutzgut Klima Die Jahresmitteltemperatur im Gemeindegebiet von Seeon-Seebruck beträgt ca. 8°C, die Jah- resniederschlagsumme liegt im Bereich von 1.100 bis 1.300 mm (LfU Geofachdatenatlas 2017). Großräumig herrscht eine Westwindzone vor, wobei der Wind auch von der örtlichen Topographie beeinflusst wird. Lokal fließen im Änderungsbereich 1 (Niereiterfeld) von den höheren gelegenen Bereichen im Süden Luftströme Hangabwärts in Richtung Norden. Im Großfeld ist der lokale Luftstrom auch von den topographischen Rahmenbedingungen geprägt, und Luft fließt tendenziell vom höher gelegenen Bereich im Süden (südlich der Straße) in den relativ ebenen Bereich zwischen TS 31 und Erlenbergleiten ab. Am Niereiterfeld stellt sich die Situation so dar, dass es keine angrenzenden Siedlungsflächen gibt, die aus Richtung Niereiterfeld mit Frisch- und Kaltluft versorgt würden. Im Bereich 2 liegt nordöstlich des Änderungsbereiches der Weiler Steinrab. Kaltluft bildet sich über gehölzfreien Flächen mit niedriger Vegetation. Über den landwirtschaft- lichen Nutzflächen (Grünland- und Ackerflächen) der Planbereiche kann Kaltluft entstehen. Gehölz- und Waldflächen, die der Entstehung von Frischluft dienen, liegen in den Gebieten nicht vor. Allerdings sind die beide Plangebiete umgebenden Waldflächen für die Frischluft- produktion von Wert. Die beiden Plangebiete haben aufgrund der derzeitigen landwirtschaftlichen Nutzung eine ge- wisse Bedeutung für die Kaltluftentstehung und kaum eine Bedeutung für die Frischluftentste- hung. Für die Lufthygiene kommt den Plangebieten insgesamt eine eher geringe bis mittlere Bedeutung zu.

2.1.7 Schutzgut Fauna und Flora, biologische Vielfalt Das Plangebiet 1 „Niereiterfeld“ wird von intensiv landwirtschaftlich genutzten Flächen (Acker, v.a. Mais, und Grünland, in großen Feldschlägen) bestimmt. Ganz im Süden reicht der

64 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht

Änderungsbereich etwas in eine Leite, die beweidet wird. Innerhalb des Gebietes verlaufen mehrere wassergebundene Wirtschaftswege, gesäumt von artenarmen Grassäumen. Die Ve- getationsbestände (A11 - Intensiv bewirtschaftete Äcker, G11 - Intensivgrünland, V32 - Wirt- schaftswege, befestigt, K11 - Artenarme Säume und Staudenfluren) im Plangebiet 1 sind aus naturschutzfachlicher Sicht, in Anlehnung an die Biotopwertliste nach der Bayerischen Kom- pensationsverordnung, von geringer Wertigkeit. Wertvolle Vegetationsbestände fehlen im Ge- biet. Es ist als arten- und strukturarm zu bewerten. Der Planbereich 1 wird im Norden, Osten und Nordwesten durch ein zusammenhängendes Waldgebiet der Waldbestände Schachen, Eglharterin und Nähreit begrenzt. Nach Süden schließen landwirtschaftlich genutzte Flächen an, unmittelbar angrenzend hauptsächlich beweidete Hänge. Im Gebiet „Niereiterfeld“ finden keine bedeutsamen Tierarten relevante Lebensräume. Es gibt keine ASK-Nachweise im Gebiet und in der unmittelbaren Nähe. Gemäß Einschätzung der saP sind auf Basis der vorliegenden Sekundärdaten und der Verhältnisse im Plangebiet Brutvor- kommen einer Reihe von Offenlandarten nicht auszuschließen. Hierzu zählen Kiebitz, Feldler- che, Feldschwirl, Wachtel und ggf. auch Rebhuhn. Es ist davon auszugehen, dass z.B. auch Wild das Gebiet als Teilebenraum nutzt, wobei diese in angrenzende Gebiete mit derselben Eignung ausweichen können. Eine systematische Kartierung oder Nachweise von Tierarten gibt es derzeit nicht. Auch in den angrenzenden landwirtschaftlichen Flächen im Osten und Süden zeigt sich kein Arten- und Strukturreichtum. Der umgebende Wald, v.a. der Waldrand, kann z.B. von Fledermäusen als Leitlinie genutzt werden.

Auch das Plangebiet 2 „Großfeld“ bestimmen intensiv landwirtschaftlich genutzten Flächen (Acker und Grünland in großen Feldschlägen). Es ist ebenfalls als arten- und strukturarm zu bewerten, es liegen keine wertvollen Vegetationsbestände, wie Gehölze oder artenreiche Hochstaudenfluren, vor. Die vorhandenen Vegetationsbestände (v.a. A11 - Intensiv bewirt- schaftete Äcker und G11 – Intensivgrünland) sind aus naturschutzfachlicher Sicht, in Anleh- nung an die Biotopwertliste nach der Bayerischen Kompensationsverordnung, von geringer Wertigkeit. Die landwirtschaftlichen Nutzflächen erstreckten sich über das Plangebiet hinaus weiter in Richtung Norden/Nordosten und umgeben großflächig den Weiler Steinrab. Im Süden grenzt die Kreisstraße TS 31 an das Plangebiet 2 an. Im Norden/Nordwesten und Westen wie auch teils im Osten liegen Waldgebiete. Entsprechend der arten- und strukturarmen Vegetationsbestände bietet des Plangebiet 2 auch keine bedeutsamen Lebensräume für die Fauna. Im Gebiet und in der näheren Umgebung gibt es keine Nachweise aus der ASK. Wie im Gebiet 1 sind auf Basis der vorliegenden Sekundär- daten und der Verhältnisse im Gebiet Brutvorkommen von einer Reihe von Offenlandarten nicht auszuschließen. Hierzu zählen Kiebitz, Feldlerche, Feldschwirl, Wachtel und ggf. auch Rebhuhn. Eine Kartierung oder Nachweise der Arten besteht nicht. Weitere Tierarten, die ihre Kernhabitate außerhalb haben, könnten das Plangebiet als Teilhabitat, z. B. Nahrungshabitat nutzen. Z.B. können Vogelarten aus umliegenden Nisthabitaten das Plangebiet zur Nahrungs- suche nutzen. Der Waldrand im westlichen Projektgebiet, kann von Fledermäusen als Leitlinien genutzt werden, ist jedoch selbst von der Maßnahme nicht betroffen.

Beide Gebiete sind in Summe als relativ arten- und strukturarm zu bewerten. Die gebotenen Lebensräume und Habitate für Flora und Fauna sind von eher geringer Wertigkeit.

65 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht

2.1.8 Schutzgut Mensch

Wohnen Die beiden Plangebiete liegen außerhalb von Siedlungsgebieten/bebauten Gebiete und weisen zudem folgende Mindestabstände zu diesen auf:  zu reinen Wohngebieten (WR) 300 m  zu allgemeinen Wohngebieten (WA und W) 200 m  zu Dorf- und Mischgebieten (MI) 150 m. Der Bereich 1 „Niereiterfeld“ liegt nördlich des Weilers „Eglhart“ (Abstand mind. 150 m) und nordwestlich von „Aign“ (Abstand mind. 150 m) sowie östlich von Schachen und der Bebauung an der Rabender Straße (Abstand mind. 430 m). Die nächst gelegene Siedlung zum Plangebiet „Großfeld“ ist Steinrab (Abstand mind. 150 m).

Lärm/ Emissionen Auf Ebene dieser Flächennutzungsplanänderung liegt kein Immissionsschutzgutachten vor. Das Plangebiet „Niereiterfeld“ liegt mind. 160 m nördlich der TS 14 (Seeon-Altenmarkt) und ca. 400 m östlich der TS 31. Zwischen TS 14 und Planbereich liegt ein Geländerücken, der Lärmeintrag von der Straße ins Gebiet weitgehend unterbindet. Die TS 31 ist von durch ein Waldgebiet vom Plangebiet getrennt. Relevanten Lärmemissionen von den Straßen in das Plangebiet 1 bestehen nicht. Im Plangebiet „Großfeld“, das fast unmittelbar nördlich der TS 31 liegt, liegen Vorbelastungen durch Lärmimmissionen vor, die durch den Straßenverkehr auf der TS 31 hervorgerufen wer- den. Der DTV beträgt dort 3.546 KfZ/24 Stunden und 224 Schwerverkehr /24 Stunden (Zähl- stellennummer 80409756 südöstlich von Seeon) (Quelle: Verkehrsmengenkarte 2015, Oberste Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr).

Erholung Die beiden Gebiete „Niereiterfeld“ und „Großfeld“ haben keine besondere Bedeutung für die Erholungsnutzung. Sie werden intensiv landwirtschaftlich genutzt und sind selbst für die Erho- lungsnutzung nicht attraktiv. Das Gebiet „Niereiterfeld“ liegt entfernt von Siedlungsgebieten sowie Rad- und Wanderwegen. Am westlichen Rand des Gebietes „Großfeld“ verläuft auf einem Waldweg ein lokaler Wander- und Radweg. Ebenfalls im westlichen Teil des Gebiete liegt einer von mehreren hallstadtzeitli- chen Grabhügeln, die es im Umgriff von Steinrab gibt. Der Grabhügel, der auch ein Boden- denkmal ist, wurde aus der Konzentrationszone für Kiesabbau ausgespart. Er ist durch eine Zuwegung und Informationstafel touristisch erschlossen. Südlich der TS 31 verläuft straßenbe- gleitend ein Geh- und Radweg. Die Wälder in der näheren Umgebung sind nicht als Wälder mit besonderer Bedeutung für das Landschaftsbild oder Erholungswälder im Waldfunktionsplan dargestellt.

Gesundheit Die beiden Plangebiete liegen in keinen bedeutsamen Gebieten für die menschliche Gesund- heit. 2.1.9 Schutzgut Landschaft/Landschaftsbild Das Plangebiet „Niereiterfeld“ wird von seiner Lage in einer Senke nördlich der Jungmoräne bestimmt. Das Gebiet selbst ist relativ eben und wird durch intensiv landwirtschaftliche Nutzung

66 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht

(v.a. Maisacker) geprägt. Landschaftsbild prägende Elemente fehlen im Gebiet. Von außen ist das Gebiet kaum einsehbar, außer in geringem Maße von Eglhart aus, wobei sich die Bebau- ung nach Süden orientiert, also weg von der Konzentrationszone. Im Westen, Norden und Osten liegen wenig erschlossen Waldgebiete. Der Bereich „Großfeld“ liegt unmittelbar nördlich der TS 31. Das von der Kreisstraße und dem Weiler Steinrab aus gut einsehbare Gebiet ist relativ eben und wird von intensiv landwirtschaft- licher Nutzung (v.a. Maisacker) geprägt. Der angrenzende Waldbestand im Norden und Wes- ten bildet eine Kulisse, wobei die großen Einzelbäume am Waldrand (an der westlichen Grenze des Gebietes) das lokale Landschaftsbild aufwerten. Das Bodendenkmal „Turmhügel des ho- hen Mittelalters“ im Westen der Konzentrationszone (von dieser ausgespart) ist von einer Baumgruppe um-/bestanden, die das lokale Landschaftsbild bereichert. Im Planbereich selbst fehlen das Landschaftsbild prägende Elemente. .

2.1.10 Schutzgut Kultur- und Sachgüter In den beiden Plangebieten sind keine bedeutenden Kultur- oder Sachgüter vorhanden. Bau- und Bodendenkmäler liegen in den abgegrenzten Konzentrationszonen selbst nicht vor (Bayer- nAtlas 2018). In der Umgebung von Steinrab gibt es mehrere Bodendenkmäler. Das Bodendenkmal „Turm- hügel des hohen Mittelalters“ (D-1-8040-0034; Benehmen nicht hergestellt, nachqualifiziert) liegt im Norden der Flur-Nr. 1646 und 1539/11. Die Konzentrationszone „Grossfeld“ wurde an dieser Stelle ausgespart, so dass das Bodendenkmal zwar unmittelbar angrenzt aber selbst außerhalb liegt. Nördlich angrenzend an die Konzentrationszone liegt das großflächige Boden- denkmal „Grabhügel mit Bestattungen der Hallstattzeit“ (Aktennummer: D-1-8040-0032; Be- nehmen nicht hergestellt, nachqualifiziert) .

2.1.11 Wechselwirkung zwischen den Schutzgütern Über die immer vorhandenen Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Schutzgütern hinaus sind keine besonders hervorzuheben.

2.2 Merkmale des Vorhabens

Gemäß Anlage 1, Abs. 2b BauGB hat im Umweltbericht zu erfolgen „eine Prognose über die Entwicklung des Umweltzustands bei Durchführung der Planung; hierzu sind, soweit möglich, insbesondere die möglichen erheblichen Auswirkungen während der Bau- und Betriebsphase der geplanten Vorhaben auf die Belange nach § 1 Absatz 6 Nummer 7 Buchstabe a bis i zu beschreiben, unter anderem infolge Punkte: aa) des Baus und des Vorhandenseins der geplanten Vorhaben, soweit relevant ein- schließlich Abrissarbeiten In den Konzentrationszonen für Kiesabbau, „Niereiterfeld“ und „Großfeld“, sind Kiesabbauvor- haben auf einer Größe von insgesamt max. 26,29 ha, inkl. Randflächen/Nebenanlagen, mög- lich. Die Abbautiefe ist in den jeweiligen Unterlagen zur Beantragung des Kiesabbaus zu be- schreiben und im Genehmigungsbescheid festzulegen. Dabei muss die Abbausohle bei Tro- ckenabbau in der Regel einen Mindestabstand von 2 m zum höchstmöglichen Grundwasser- stand einhalten.

67 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht

Während des Abbaus von Kies, der sich in der Regel in mehreren Abschnitten und über mehre- re Jahre erstreckt, entstehen Emissionen, v.a. Lärm und Staub, die v.a. in den Abbaugebieten selbst und der unmittelbaren Umgebung, aber auch entlang der Transportwege auftreten. Während des Abbaus von Kies und des Betriebes der Kiesgruben gehen derzeit landwirtschaft- lich genutzte Flächen verloren. Nach Abschluss der Kiesentnahmen ist i.d.R. eine Wiederver- füllung der Abbaustellen auf das vorherige Geländeniveau vorgesehen mit anschließender Re- kultivierung, z.B. land- oder forstwirtschaftlichen Nutzung, die es im Genehmigungsbescheid festzulegen gilt. bb) der Nutzung natürlicher Ressourcen, insbesondere Fläche, Boden, Wasser, Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt, wobei soweit möglich die nachhaltige Verfügbarkeit dieser Ressourcen zu berücksichtigen ist Ausführung siehe Kap. 2.3.1 bis 2.3.6 cc) der Art und Menge an Emissionen von Schadstoffen, Lärm, Erschütterungen, Licht, Wärme und Strahlung sowie der Verursachung von Belästigungen, Während des Kiesabbaus entstehen Emissionen. Dabei ist hauptsächliche durch Abbau und Transport mit Staub, Schadstoffen und Lärm zu rechnen. Die Emissionen sind auf die Dauer der Auskiesung und Wiederverfüllung (i.d.R. mehrere Jahre und v.a. wochentags, nicht nachts) beschränkt. Aus diesem Grund wurden für mögliche Abbauflächen nur Gebiete ausgewählt, welche die Vorgaben und Mindestabstände zu sensiblen Gebieten, wie Wohnen, nach den einschlägigen Leitfäden einhalten. Ausführung siehe Kap. 2.3.7 sowie Kap. 4 der Begründung. dd) der Art und Menge der erzeugten Abfälle und ihrer Beseitigung und Verwertung Mit Kiesabbauvorhaben ist keine relevante Abfallerzeugung, -entsorgung oder -verwertung verbunden. ee) der Risiken für die menschliche Gesundheit, das kulturelle Erbe oder die Umwelt (zum Beispiel durch Unfälle oder Katastrophen) Ausführung siehe Kap. 2.3.7 und 2.3.9 ff) der Kumulierung mit den Auswirkungen von Vorhaben benachbarter Plangebiete un- ter Berücksichtigung etwaiger bestehender Umweltprobleme in Bezug auf möglicher- weise betroffene Gebiete mit spezieller Umweltrelevanz oder auf die Nutzung von natür- lichen Ressourcen In benachbarten Plangebieten sind keine Vorhaben/Projekte bekannt, die in „Kumulierung mit deren Auswirkungen unter Berücksichtigung etwaiger bestehender Umweltprobleme in Bezug auf möglicherweise betroffene Gebiete mit spezieller Umweltrelevanz oder auf die Nutzung von natürlichen Ressourcen“ mit der Darstellung von Konzentrationszonen für den Kiesabbau zu relevanten Umweltauswirkungen führen. Im Norden von Seeon-Seebruck bestehen Kiesgruben und ggf. sind in den Nachbargemeinden weitere Abbauvorhaben geplant. Jedoch sind in Sum- mation mit den möglichen Abbauvorhaben in den Konzentrationszonen für Kiesabbau in See- on-Seebruck keine relevanten Umweltauswirkungen zu erwarten.

68 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht gg) der Auswirkungen der geplanten Vorhaben auf das Klima (zum Beispiel Art und Ausmaß der Treibhausgasemissionen) und der Anfälligkeit der geplanten Vorhaben ge- genüber den Folgen des Klimawandels, Ausführung siehe Kap. 2.3.1. hh) der eingesetzten Techniken und Stoffe; Dazu sind keine Aussagen auf Ebene des Flächennutzungsplanes möglich.

2.3 Prognose über die Entwicklung des Umweltzustandes bei Durchfüh- rung der Planung Durch die Änderung des Flächennutzungsplanes wird noch kein Baurecht im Sinne des § 30 BauGB geschaffen. Allein auf Grund der Flächennutzungsplanänderung ergeben sich daher keine Veränderungen für Naturhaushalt und Landschaftsbild. Bei den nachfolgenden Prognosen über die Entwicklung des Umweltzustandes bei Durchführung wird von einem Kie- sabbau durch nachgelagerte Genehmigungsverfahren ausgegangen. Dabei können auf der Ebene des Flächennutzungsplanes nur in dieser Maßstabsebene bekannte Rahmenbedingun- gen und Vorgaben berücksichtigt werden, das genaue Maß sowie die detaillierte Art und Weise der Nutzung sind in dieser Planungs-Ebene noch nicht bekannt. Nachfolgend werden die Auswirkungen der 48. Flächennutzungsplanänderung auf die Schutz- güter beschrieben.

2.3.1 Schutzgut Klima/Luft Die darzustellenden Kiesabbauflächen betreffen Acker- und Grünflächen und damit Flächen, die der Kaltluftentstehung dienen. Von einer spürbaren Verschlechterung der Kaltluftentste- hung ist dabei jedoch nicht auszugehen, zumal im Umgriff der beiden Konzentrationszonen für Kiesabbau weite Offenlandflächen vorliegen. Wald- und Gehölzflächen, die der Frischluftent- stehung dienen, sind nicht betroffen. Der großräumige Luftstrom sowie die Frischluftversorgung von an die Abbauflächen angren- zenden Siedlungsgebieten werden durch die Darstellung der Konzentrationszonen für den Kie- sabbau und den dadurch möglichen Kiesabbau nicht gefährdet. Eine großräumige, dauerhafte Veränderung der thermischen Eigenschaften durch den möglichen Kiesabbau in „Niereiterfeld“ und „Großfeld“ sind nicht zu erwarten. Sehr lokal sind diesbezüglich während des Betriebs der Kiesgruben Wirkungen möglich. Temporär entstehen während des Betriebs von Kiesgruben (Abbau und Wiederverfüllung) erhöhte Schadstoff- und Staubemissionen. Es wird neben den Abbau-, Aufbereitungs- und Ver- ladetätigkeiten in den Kiesgruben zudem zu einem Anstieg des an- und abfahrenden Verkehrs kommen. Dabei verursachen v.a. die Bagger-, Lader- und LKW-Bewegungen Lärm-, Schad- stoff und Staubemissionen. Luftschadstoffe, u. a. die klimarelevanten Gase Kohlenstoffdioxid

(CO2), Stickoxide (NOx) und Kohlenwasserstoffe aus Benzol und Rußpartikeln, werden freige- setzt. Die Emissionen entstehen temporär, werden jedoch voraussichtlich zu keinen messbaren Veränderungen der lokalen Luftqualität und dauerhaft zu keinen nennenswerten Auswirkungen auf Klima/Luftqualität/Lärm führen. Gemäß „Arbeitshilfe zur Anwendung der Bayerischen Kom- pensationsverordnung (BayKompV) bei Rohstoffgewinnungsvorhaben mit Best-Practice- Beispielen und Vorschlägen zum Umgang mit artenschutzrechtlichen Belangen“ des LfUs soll-

69 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht ten Emissionen, die während der Abbauphasen entstehen, durch geeignete Maßnahmen, die im Zuge der jeweiligen Abbauantrages bzw. Genehmigung festgelegt werden, vermieden bzw. minimiert werden. Für geeignete Maßnahmen wird in der Arbeitshilfe auf Anlage 4.2 der Bay- KompV verwiesen. Für die 48. Änderung des Flächennutzungsplanes und die dadurch möglichen Kiesabbauflä- chen im „Niereiterfeld“ und „Großfeld“ ist keine besondere Anfälligkeit gegenüber den Fol- gen des Klimawandels (z.B. Hochwasser, Trockenheit, Erwärmung, etc. und deren Folgen) zu erwarten. Gemäß § 1 Abs. 6, Nr. 7 h) BauGB ist in der Umweltprüfung die Erhaltung der bestmöglichen Luftqualität in Gebieten zu betrachten, in denen die durch Rechtsverordnung zur Erfüllung von Rechtsakten der Europäischen Union festgelegten Immissionsgrenzwerte nicht überschritten werden. Ein entsprechendes Gebiet ist in Seeon-Seebruck nicht bekannt.

Schutzgut baubedingte anlagebedingte betriebsbedingte Erheblichkeit gesamt Erheblichkeit Erheblichkeit Erheblichkeit Klima/Luft mittel mittel mittel mittel

2.3.2 Schutzgut Boden Durch den möglichen Kiesabbau kommt es zu deutlichen Eingriffen in Boden. Auf max. 26,29 ha wird der Abbau bis in eine Tiefe von i.d.R. 2 m über dem höchsten Grundwasserstand möglich sein. Dabei erfolgt neben dem Abtrag des Mutterbodens auch ein Eingriff/Abtrag der tieferen Bodenschichten. Es kommt zu Eingriffen in den gewachsenen Boden, zur Veränderun- gen der Lagerung und der Geomorphologie. Zudem gehen die natürlichen Bodenfunktionen während des Kiesabbaus vollständig verloren, z. B. die Funktion des Bodens Schadstoffe wirk- sam zurückzuhalten, festzulegen oder abzubauen, ebenso gehen die Regulations-, Filter- und Lebensraumfunktion verloren. Die Böden in den Konzentrationszonen weisen aufgrund der landwirtschaftlichen Nutzung Vorbelastungen auf und sind nicht unbeeinflusst. Nach Abschluss der Auskiesung werden die Abbauflächen i.d.R. wieder auf das bisherige Ge- ländeniveau verfüllt. Die Wiederverfüllung hat gemäß dem Leitfaden zur Verfüllung von Gruben und Brüchen sowie Tagebauen - Eckpunktepapier (Bay. Staatsministerium für Umwelt, Ge- sundheit und Verbraucherschutz, 2005) zu erfolgen. Ein naturnahes Bodenleben und die natür- lichen Bodenfunktionen können jedoch nur mittel- bis langfristig annähernd wieder hergestellt werden. Die Bodendenkmäler „Turmhügel des hohen Mittelalters“ (D-1-8040-0034) und „Grabhügel mit Bestattungen der Hallstattzeit“ (Aktennummer: D-1-8040-0032), die im Umgriff des Großfeldes bekannt sind, liegen außerhalb der Konzentrationszone und sind von einem möglichen Kiesab- bau nicht durch Flächeninanspruchnahme oder Eingriffe in den Boden betroffen. Siehe hierzu auch Kapitel 2.3.9.

Schutzgut baubedingte anlagebedingte betriebsbedingte Erheblichkeit gesamt Erheblichkeit Erheblichkeit Erheblichkeit Boden mittel mittel mittel mittel

70 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht

2.3.3 Schutzgut Flächen Ziel der Gemeinde ist es durch die Festlegung von Konzentrationszonen für den Kiesabbau in der 48. Änderung des Flächennutzungsplanes Kiesabbauflächen bereit zu stellen, die den örtli- chen Bedarf von Seeon-Seebruck für die kommenden 25 Jahre decken können. Eine großflä- chige Bereitstellung von Kiesabbauflächen für den Bedarf weit über das Gemeindegebiet hin- aus, ist nicht das Ziel. Durch die 48. Flächennutzungsplanänderung werden 26,29 ha des 47,92 km² (4792 ha) gro- ßen Gemeindegebietes als Konzentrationszone für den Kiesabbau dargestellt und dort grund- sätzlich Kiesabbau ermöglicht. Hinzu kommt die derzeit genehmigte, teils abgebaute Kiesgrube bei Holzen mit einer Größe von 3,1 ha. In Summe stehend mit den geplanten Konzentrations- zonen für den Kiesabbau und dem genehmigten Kiesabbau ca. 0,61 % der Gemeindefläche für Kiesabbau zur Verfügung. Diese Flächengröße/-Anteil ist geeignet, um der privilegierten Nut- zung (Kiesabbau) in substanzieller Weise Raum zu verschaffen, wie es die Rechtsprechung fordert. Weniger Fläche für einen möglichen Kiesabbau zur Verfügung zu stellen, ist aus Sicht der Gemeinde in Abstimmung mit dem Landratsamt und juristischem Beistand nicht ausrei- chend und daher auch nicht zielführend. Gemäß § 1a BauGB soll mit „Grund und Boden“ sparsam und schonend umgegangen werden, ebenso soll gemäß Landesentwicklungsprogramm (2018, S. 64 ff.) „der Rohstoffabbau in zu- sammenhängenden Abbaugebieten (Konzentration), der flächensparende Abbau, der Abbau möglichst mächtiger Lagerstätten und die möglichst vollständige Nutzung der Vorkommen“ zur „Minimierung der durch die Gewinnung von Bodenschätzen verursachten Eingriffe in den Na- turhaushalt und das Landschaftsbild“ beitragen. Der Grundsatz des Flächensparens wurde bei der Auswahl möglicher Konzentrationszonen für den Kiesabbau umfassend berücksichtigt, in dem z. B. Standorte gewählt werden mit zu erwartenden guten und mächtigen Kiesvorkommen und ausreichend Grundwasserflurabstand. Zudem wurden Mindestgrößen der Gebiete von 5 ha und Mindestbreiten der Abbauflächen an der Geländeoberkante von 40 m als Auswahlkrite- rien festgelegt, um möglichst wenig Verluste durch nicht auskiesbare Böschungen zu erzeu- gen, was insgesamt zu einer Flächeneinsparung für benötigte Kiesabbauflächen führt. Abbauvorhaben können durch die von der Gemeinde festgelegten Tabuzonen (Kapitel 4 der Begründung) nur auf Offenflächen, v.a. landwirtschaftlichen Nutzflächen, verortet werden. Nach Abschluss des Abbaus besteht, je nach Rekultivierungsplan der jeweiligen Antragsunterlagen, die Möglichkeit die Abbaugebiet anschließend wieder einer landwirtschaftlichen Nutzung zuzu- führen.

Schutzgut baubedingte anlagebedingte betriebsbedingte Erheblichkeit gesamt Erheblichkeit Erheblichkeit Erheblichkeit Fläche gering gering gering gering

2.3.4 Schutzgut Grundwasser In den beiden Konzentrationen für Kiesabbau ist mit einem Grundwasserflurabstand von min- destens 20 bis 30 m zu rechnen. Durch den Kiesabbau, der nur im Trockenabbau stattfinden darf, darf nicht ins Grundwasser eingegriffen werden. Die grundwasserführende Schicht (höchster Grundwasserstand) muss beim Trockenabbau mind. 2 m überdeckt sein. Im Rahmen der Antragsunterlagen für den jeweiligen Kiesabbau muss vom Vorhabensträger gemäß Merk- blatt des Landkreises zwingend ein hydrogeologisches Gutachten beigefügt werden, das diese Thematik einzelfallspezifisch untersucht.

71 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht

Die Schutzfunktion des Bodens, der derzeit das Grundwasser um mehr als 20 m überdeckt, wird während des Kiesabbaus bis zur Wiederverfüllung reduziert.

Schutzgut baubedingte anlagebedingte betriebsbedingte Erheblichkeit gesamt Erheblichkeit Erheblichkeit Erheblichkeit Grundwasser gering-mittel gering-mittel gering gering

2.3.5 Schutzgut Oberflächenwasser Es liegen keine Oberflächengewässer in den Konzentrationszonen und unmittelbar angren- zend.

Schutzgut baubedingte anlagebedingte betriebsbedingte Erheblichkeit gesamt Erheblichkeit Erheblichkeit Erheblichkeit Oberflächenwasser nicht betroffen nicht betroffen nicht betroffen nicht betroffen

2.3.6 Schutzgut Flora und Fauna Die Darstellung von Konzentrationszonen für den Kiesabbau und der dadurch später mögliche Kiesabbau bedeuten zunächst einen Eingriff in bestehende Vegetationsbestände. In beiden Gebieten sind intensiv landwirtschaftlich genutzte Wiesen und v.a. Äcker, sowie in „Niereiter- feld“ auch Feldwege und artenarme Krautsäume betroffen. Die betroffenen Vegetationsbestän- den sind aus naturschutzfachlicher Sicht von geringer Wertigkeit (Biotop- und Nutzungstypen nach Biotopwertliste: A11, G11, V32, K11). Die vorhandenen Vegetationsbestände und die dort vorhandenen Lebensräume gehen mit dem Abbau zunächst verloren. Als Lebensräume für die Tierwelt sind die betroffenen Gebiete aufgrund mangelnder Strukturen als weniger wertvoll einzustufen. Betroffene Arten, wie Hasen, können voraussichtlich in an- grenzende Gebiete ausweichen. In den betroffenen landwirtschaftlichen Nutzflächen sind ge- mäß saP Brutvorkommen von Offenlandarten, Kiebitz, Feldlerche, Feldschwirl, Wachtel und ggf. auch Rebhuhn, nicht auszuschließen. Zu Minimierung möglicher Eingriffe in die potentiel- len Habitate bzw. Verluste von Brutplätzen, ist gemäß saP die Untersuchung der Artvorkom- men im Rahmen der Genehmigung des jeweiligen Abbaus als Brutvogelkartierung vorgegeben. Kartierung entsprechend den Methodenstandards zur Erfassung von Brutvögeln in Deutsch- land (Südbeck et al. 2005), mit voraussichtlich mindestens sieben Begehungen zwischen An- fang März (Abendbegehung Balz Rebhuhn, Tagbegehung Kiebitz) und Juli (Abendbegehung Balz Wachtel), dabei sollte die Kartierung ein bis zwei Jahre vor einem beabsichtigten Abbau durchgeführt werden, um bei einer Notwendigkeit von CEF-Maßnahmen keine Verzögerung des Abbaubeginns zu riskieren. Zu den angrenzenden Waldgebieten bzw. Waldrändern wurde bei der Abgrenzung der Kon- zentrationszonen ein Mindestabstand von 10 m für die Kiesabbaugebiete festgelegt (vgl. Kapi- tel 4.1.2.21.6 der Begründung). So sind keine relevanten Beeinträchtigungen der Waldränder zu erwarten, welche z. B. Fledermäuse als Leitlinien nutzen könnten oder die z. B. Arten der Halboffenlandschaft und Zauneidechse nutzen könnten. Insgesamt kann die Funktion des Wal- des und Waldrandes durch den festgelegten Mindestabstand auch bei Realisierung von Kie- sabbauvorhaben innerhalb der Konzentrationszonen erhalten werden.

72 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht

Während der Vorbereitung, Auskiesung und Wiederverfüllung sind Störungen (Beunruhigung, Lärm, Staub, etc.) für die Fauna zu erwarten. V.a. bei Steinrab (Großfeld) liegen Vorbelastun- gen durch die angrenzende Kreisstraße vor. Im Niereiterfeld und dessen Umgriff entstehen durch den möglichen Abbau Störungen in einem Gebiet, das bislang v.a. nur durch die land- wirtschaftliche Nutzung betroffen ist. Lärm/Beunruhigungen z. B. angrenzender Straßen oder Siedlungsgebiete liegen im Bestand dort nicht bzw. kaum vor. Da es in den Konzentrationszo- nen und unmittelbar angrenzend nach derzeitigem Kenntnisstand keine relevanten und stö- rungssensiblen Tierlebensräume gibt, sind die betriebsbedingten Störungen/Beunruhigungen von untergeordneter Bedeutung. Grundsätzlich können in den Abbauflächen/Kiesgruben und deren Randbereichen temporär neue Lebensräume entstehen. Auch die Ansiedlung von seltenen und geschützten Tier- und Pflanzenarten, die in den Abbaustellen Lebensraum finden, ist möglich bzw. sogar wahrschein- lich. Dabei stellen die Abbaustellen häufig Sekundärlebensräume von Arten dar, die ursprüng- lich in gestörten Systemen, wie Flussauen, ihren Lebensraum finden, z. B. Flussregenpfeifer, Gelbbauchunke, Zauneidechse und diverse Insekten sowie Pflanzenarten wie z.B. Lavendel- weide. Ob und wie sich solch wertvollen Lebensräume in den möglichen Abbaustellen im „Niereiterfeld“ und „Großfeld“ entwickeln, kann derzeit nicht prognostiziert werden. Dies hängt unter anderem vom genauen Abbauvorgehen und der Rekultivierung ab. Nach Abschluss des Kiesabbaus bzw. der Abgrabungsabschnitte sollen die Abbaustellen mit dem Abbaufortschritt „wieder in die Landschaft eingegliedert und einer geordneten Folgenut- zung zugeführt werden“ (Regionalplan). Dies ist in einem Gesamtkonzept mit den Antragsun- terlagen darzustellen. Gemäß Merkblatt Landkreis Traunstein ist „nach Abschluss des Kiesab- baus (ist) das ursprüngliche Geländeniveau wieder herzustellen. Eventuell ist auch die Herstel- lung einer anderen Geländestruktur möglich.“ Im Genehmigungsverfahren wird die Folgenut- zung festgelegt. Denkbare Nutzungen sind landwirtschaftliche Nutzfläche, Acker oder Wiese, Wald, Biotop, Trocken- oder Feuchtgebiet oder ohne weitere Behandlung (natürliche Sukzessi- on) (Merkblatt Landkreis Traunstein 2017, S. 13). Damit ist nach Abschluss des Abbaus davon auszugehen, dass auf den Flächen Vegetationsbestände und Lebensräume von mind. dersel- ben naturschutzfachlichen Wertigkeit wie im Bestand entwickelt werden, unter Einbeziehung der notwendigen Kompensationsflächen/-maßnahmen insgesamt sogar höherwertiger. Die entstehenden Eingriffe in Biotop- und Nutzungstypen sowie auch artenschutzrechtliche Betroffenheiten sind in den jeweiligen Antragsunterlagen zu erarbeiten und notwendige Kom- pensationsmaßnahmen bzw. für den speziellen Artenschutz Vermeidung-/Minimierungs- und Ausgleichsmaßnahmen zu entwickeln und festzulegen. Hierzu ist die „Arbeitshilfe zur Anwen- dung der Bayerischen Kompensationsverordnung (BayKompV) bei Rohstoffgewinnungsvorha- ben mit Best-Practice-Beispielen und Vorschlägen zum Umgang mit artenschutzrechtlichen Belangen“ des LfU anzuwenden.

Schutzgut baubedingte anlagebedingte betriebsbedingte Erheblichkeit gesamt Erheblichkeit Erheblichkeit Erheblichkeit Flora/Fauna mittel mittel mittel mittel

2.3.7 Schutzgut Mensch

Wohnen Wie in Kapitel 2.1.8 ausgeführt liegen die Konzentrationszonen und damit die möglichen Kie- sabbauflächen außerhalb von Siedlungsbereichen und halten die geforderten Mindestabstände

73 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht gemäß des Vorgaben aus „Anforderungen zum Lärmschutz bei der Planung von Abbauflächen für Kies, Sand und andere Bodenschätze“ (LfU 2003) ein. Direkte Beeinträchtigen sowie auch übermäßige indirekte Beeinträchtigungen/Belastung z. B. durch den Lärm beim Abbau und der Wiederverfüllung sind nicht zu erwarten. Wichtig für das „Wohnen“ ist, dass Transportwe- ge/Anbindungen von den möglichen Kiesgruben in den Konzentrationszonen bis zu übergeord- neten Straßen keine Siedlungsgebiete durchfahren.

Lärm/Emissionen Durch den Abbau von Kies (Herstellung und Betrieb der Kiesgrube) bis zur Wiederverfüllung und die dadurch verursachten Transportbewegungen entstehen Emissionen, v.a. Lärm und Staub. Auf Ebene des Flächennutzungsplanes ist noch keine Immissionsschutzrechtliche Un- tersuchung möglich und nötig. Bei Bedarf ist den Genehmigungsunterlagen ein Immissions- schutzrechtliches Gutachten beizufügen (vgl. „Merkblatt Kiesgruben“ des Landkreises Traun- steins), das einzelfallspezifisch auf die Themen Lärm und Staub eingeht. Das Plangebiet „Niereiterfeld“ liegt nördlich des Weilers „Eglhart“ (Abstand mind. 150 m) und nordwestlich von „Aign“ (Abstand mind. 150 m) sowie östlich von Schachen und der Bebauung an der Rabender Straße (Abstand mind. 430 m). Die geforderten Mindestabstände zu Sied- lungsgebiete, u.a. um Lärmbelastungen in diese zu vermeiden/minimieren, sind eingehalten. Bei dem Gebiet handelt es sich um einen Bereich, in dem im IST-Zustand bis auf die landwirt- schaftliche Nutzung, kaum anthropogen verursachte, relevante Lärmbelastungen vorliegen. Der Abtransport des Kieses/Zufahrt zu diesem Standort soll nach Norden/Nordosten durch den Wald (Waldweg) auf die TS 31 erfolgen, so dass kein Siedlungsgebiet durch den Transport - zumindest bis an eine übergeordnet Straße- betroffen ist. Das Plangebiet „Großfeld“ liegt mind. 150 m vom nächsten Siedlungsgebereich Steinrab und ca. 200 m vom nächstgelegenen Wohngebäude entfernt. Auch an diesem Standort werden die Vorgaben des Merkblattes „Anforderungen zum Lärmschutz bei der Planung von Abbauflächen für Kies, Sand und andere Bodenschätze“ (2003) eingehalten, um schädliche Umwelteinwir- kungen gegenüber Wohnbebauung durch den Kiesabbau zu vermeiden. Die Anbindung an die übergeordnet Straße TS 31, die direkt im Süden an die mögliche Abbaufläche angrenzt, kann direkt erfolgen, ohne dass Siedlungsgebiete betroffen wären. Gerüche, die sich negativ v.a. auf das Schutzgut Mensch auswirken können, entstehen durch den möglichen Kiesabbau nicht.

Erholung Das Vorhaben entwickelt keine direkten Auswirkungen auf die Erholungsnutzung, da in beiden Konzentrationszonen und damit möglichen Abbaugebieten selbst keine bedeutsamen Elemen- te für die Erholungsnutzung liegen. Am Bodendenkmal „Turmhügel des hohen Mittelalters“, der aus der Konzentrationszone Kie- sabbau „Großfeld“ ausgespart ist, kann kein Kiesabbau stattfinden. Indirekte Wirkungen kön- nen durch den Kiesabbau in unmittelbarer Nähe entstehen, z. B. Lärm, Staub, etc. Allerding wird der umgebende 2 m hohe Schutzwall um die Kiesgrube (vgl. Merkblatt Landkreis Traun- stein 2017, S.4) diese Wirkungen abmildern. Der Schutzwall schirmt die mögliche Kiesgrube und deren Wirkungen auch vom Waldweg im Westen sowie vom Geh- und Radweg südlich der TS 31 etwas ab. Die Nutzbarkeit der Wege bleibt uneingeschränkt erhalten.

Gesundheit Für das Wohlbefinden und die menschliche Gesundheit sind neben dem Wohnen/Wohnumfeld, Erholungsmöglichkeiten und guter Luftqualität auch geringe Lärmbelastungen relevant. Die bereits ausgeführten Wirkungen auf Klima/Luft, Wohnen, Lärm/Emissionen und Erholung wir-

74 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht ken dabei auf den Menschen, wobei keine der durch die Planung vorgerufenen Wirkungen ge- eignet ist, die menschliche Gesundheit zu beeinträchtigen. Gesundheitsbezogene Auswirkun- gen der Planung sind nicht zu erwarten.

Bevölkerung/Versorgung Mit der Darstellung von Konzentrationszonen für den Kiesabbau in der 48. Flächennutzungs- planänderung ist auf einer Fläche von max. 26,29 ha in Seeon-Seebruck neuer Kiesabbau möglich. Der rechnerisch ermittelte örtliche Bedarf an Kies für die Gemeinde Seeon-Seebruck (vgl. Kap. 3.4 der Begründung) kann damit mehr als gedeckt werden. Die Versorgung der örtli- chen Bevölkerung mit Kies ist für die kommenden 25 Jahre (rechnerisch) sichergestellt.

Schutzgut baubedingte anlagebedingte betriebsbedingte Erheblichkeit gesamt Erheblichkeit Erheblichkeit Erheblichkeit Mensch gering bis mittel gering bis mittel gering bis mittel gering bis mittel

2.3.8 Schutzgut Landschaftsbild Während des Kiesabbaus erfährt das Landschaftsbild temporäre Beeinträchtigungen, die durch den Abbau an sich wie auch den Betrieb der Kiesgrube bedingt sind. Das „Niereiterfeld“ und „Großfeld“ liegen nicht in Gebieten, die hinsichtlich ihrer Bedeutung für das Landschaftsbild eine übergeordnete Bedeutung einnehmen. Es handelt sich um intensiv landwirtschaftlich ge- nutzte Flächen, die selbst keine bedeutsamen Elemente für das Landschaftsbild enthalten. Das „Niereiterfeld“ liegt in einer Senke nördlich von Eglhart und ist von den umliegenden Wei- lern und Straßen kaum einsehbar, so dass bei einem möglichen Kiesabbau zwar das Land- schaftsbild beeinträchtigt wird, dies aber von der menschlichen Betrachtung weitgehend ver- borgen bleibt. Aufgrund des relativ ebenen Geländes im „Großfeld“ und den Offenlandflächen Richtung Osten und Süden ist der mögliche Abbaustandort dort sehr gut einsehbar, auch von der Kreisstraße im Süden und dem Waldweg im Westen. Die Abbaufläche ist i.d.R. durch einen Schutzwall (Höhe 2 m) zu umgeben, der die geforderte Abstandsfläche zu Nachbargrundstü- cken (5 m) sicherstellt und zugleich als Sichtschutz dient. Er unterbindet direkte Blicke in die Abbaustellen und kann bei entsprechender Begrünung sogar zu einer Aufwertung für das Landschaftsbild beitragen. Nach Abschluss des Kiesabbaus bzw. Ende von Abbauabschnitten sind Kiesgruben zu rekulti- vieren. Ein Rekultivierungsplan ist den jeweiligen Antragsunterlagen für den Kiesabbau beizu- legen. Eine landschaftsverträgliche Gestaltung und Nachnutzung ist hierbei anzustreben, so dass dauerhaft keine Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes verbleiben bzw. dieses ggf. sogar aufgewertet werden kann. Das Merkblatt des Landkreises Traunstein zur „Genehmigung für Abgrabung, Verfüllung und Rekultivierung“ (2017) besagt: „Nach jedem Abgrabungsab- schnitt ist mit der Verfüllung des ausgebeuteten Kiesgrubenbereichs zu beginnen. Eine durch- dachte Planung über die Abgrabungs- und Verfüll-Abschnitte ist hierbei von Bedeutung. Nach Abschluss des Kiesabbaus ist das ursprüngliche Geländeniveau wieder herzustellen. Eventuell ist auch die Herstellung einer anderen Geländestruktur möglich.“ Im Genehmigungsverfahren wird die Folgenutzung festgelegt. Denkbare Nutzungen gemäß Merkblatt Landkreis Traunstein (2017, S. 13) sind:  landwirtschaftliche Nutzung (Acker oder Wiese),  Wald,

75 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht

 Biotop,  Trocken- oder Feuchtgebiet oder  ohne weitere Behandlung, der natürlichen Sukzession überlassen.

Schutzgut baubedingte anlagebedingte betriebsbedingte Erheblichkeit gesamt Erheblichkeit Erheblichkeit Erheblichkeit Landschaftsbild gering bis mittel gering bis mittel gering gering bis mittel

2.3.9 Schutzgut Kultur-/Sachgüter Nach derzeitigem Kenntnisstand sind keine Kultur- und Sachgüter von der Flächennutzungs- planänderung betroffen. Die Bodendenkmäler „Turmhügel des hohen Mittelalters“ (D-1-8040- 0034) und „Grabhügel mit Bestattungen der Hallstattzeit“ (Aktennummer: D-1-8040-0032) lie- gen außerhalb der Konzentrationszone Kiesabbau „Großfeld“ und sind von einem möglichen Kiesabbau nicht direkt durch Flächeninanspruchnahme betroffen. Im Zuge des Abbaus evtl. zutage tretende Bodendenkmäler unterliegen der Meldepflicht nach Art. 8 Denkmalschutzgesetz (DSchG) und sind unverzüglich dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege bekanntzumachen.

Schutzgut baubedingte anlagebedingte betriebsbedingte Erheblichkeit gesamt Erheblichkeit Erheblichkeit Erheblichkeit Kultur-/Sachgüter nicht betroffen nicht betroffen nicht betroffen nicht betroffen

2.3.10 Erhaltungsziele und der Schutzzweck der Natura 2000-Gebiete In und im näheren Umgriff der beiden Konzentrationszonen für Kiesabbau befinden sich keine NATURA 2000-Gebiete. Durch die 48. Änderung des Flächennutzungsplanes entstehen daher keine Auswirkungen auf „die Erhaltungsziele und den Schutzzweck der Natura 2000-Gebiete im Sinne des Bundesnaturschutzgesetzes“, welche gemäß § 1 Abs. 6 Nr. 7 Buchstabe b BauGB zu berücksichtigen sind.

2.3.11 Störfallbetrieb Nach Auskunft der zuständigen Immissionsschutzbehörde (Herr Karrasch, Landratsamt Traun- stein, Sachgebiet Immissionsschutz) ist im Gemeindegebiet von Seeon-Seebruck kein Störfall- betrieb im Sinne der Seveso-III-RL bekannt (vgl. § 1 Abs. 6 Nr. 7 Buchstabe j BauGB). Durch die 48. Änderung des Flächennutzungsplanes selbst werden keine Vorhaben zulässig, durch welche schwere Unfälle oder Katastrophen zu erwarten sind.

3 Prognose über die Entwicklung des Umweltzustandes bei Nicht- durchführung

76 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht

Würde es nicht zur Darstellung von Konzentrationszonen für den Kiesabbau im Flächennut- zungsplan und damit möglichen Realisierungen von Kiesabbauvorhaben im Niereiterfeld und Großfeld kommen (vgl. Anlage 1 Abs. 2 Nr. a BauGB), ist zu erwarten, dass dort eine weitere landwirtschaftliche Nutzung der Flächen erfolgt, wie sie im Flächennutzungsplan dargestellt und derzeit auch ausgeübt wird. Die nach § 35 Abs. 3 Satz 3 BauGB ermöglichte Lenkung, Regulierung und Konzentration von Kiesabbauvorhaben auf geeigneten Standorten und den Ausschluss von Abbauvorhaben im übrigen Geltungsbereich (gesamtes Gemeindegebiet), die die Aufstellung eines sachlichen Teilflächennutzungsplan „Kiesabbau“ mit sich bringt, wäre dann nicht gegeben. Voraussichtlich würde es dann weiterhin zur Beantragung von über das gesamte Gemeindegebiet verteilten Kiesabbauvorhaben kommen, die nach § 35 Abs. 1 Nr. 3 BauGB als privilegierte Vorhaben grundsätzlich zulässig sind, wenn öffentliche Belange nicht entgegenstehen und die Erschlie- ßung ausreichend gesichert ist. Die letztendliche Entscheidung über die Zulässigkeit von Vor- haben im Außenbereich obliegt dem Landratsamt (Genehmigungsbehörde) und nicht der Ge- meinde. Es würde dann zu einer Ausweisung von Kiesabbaugebieten an anderer Stelle mit insgesamt vermutlich deutlich größerer Gesamtabbaufläche kommen, die aller Voraussicht nach auch mit größeren Eingriffen in den Naturhaushalt und das Landschaftsbild und vor allem auch Belastungen für die Einwohner der Gemeinde Seeon-Seebruck verbunden wären.

4 Geplante Maßnahmen zur Vermeidung, Verringerung und zum Ausgleich der nachteiligen Umweltauswirkungen 4.1 Maßnahmen zur Vermeidung und Verringerung

Im Rahmen der artenschutzrechtlichen Kurzbetrachtungen zu den Vorhaben 48. Änderung des Flächennutzungsplanes der Gemeinde Seeon-Seebruck „Kiesabbau östlich Seeon, Einzelbe- reich Nr. 3 Niereiterfeld“ sowie „Kiesabbau östlich Seeon, Einzelbereich Nr. 1 Steinrab“ wurden folgende Maßnahmen formuliert:

Erfassung Feldvogelfauna (saP, sonstige Maßnahme S-01) für Bereich „Niereiter- feld“ und „Großfeld“  Durch das Vorhaben kann es gem. Worst-Case zum Verlust bzw. zur erheblichen Funkti- onsminderung von Brutplätzen bzw. Revieren von Arten des Offenlandes bzw. des Halbof- fenlandes kommen. Hier sind v. a. Kiebitz, Feldlerche, Feldschwirl, Wachtel und Rebhuhn zu nennen. Einige der Arten u. a. Kiebitz, Feldlerche und Rebhuhn befinden sich landes- weit in einem schlechten (U2) Erhaltungszustand. Bei einem Vorkommen der Arten im Gebiet besteht die Notwendigkeit zur Durchführung von vorgezogenen Kompensations- maßnahmen (CEF-Maßnahmen) oder kompensatorischen Maßnahmen (FCS- Maßnahmen). Diese können z. B. in der Aufwertung bzw. Bereitstellung von Ersatzhabita- ten, der Anlage von Feldlerchenfenstern oder Blühstreifen ggf. integriert in den Abbaube- trieb stattfinden, sind aber immer i. B. auf die betroffene Art hin zu gestalten. Da die Vor- gabe von Maßnahmen gem. einer Worst-Case-Annahme im Rahmen der Flächennut- zungsplanung ohne weitere Kenntnisse zu den tatsächlichen Artvorkommen fachlich nicht vertretbar ist, wird stattdessen die Untersuchung der Artvorkommen im Rahmen der Ge- nehmigung des jeweiligen Abbaus entsprechend den Methodenstandards zur Erfassung von Brutvögeln in Deutschland (Südbeck et al. 2005) als Brutvogelkartierung vorgegeben. Da hierbei neben den Feldvogelarten Kiebitz, Feldlerche und Feldschwirl auch Rebhuhn

77 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht

und Wachtel zu betrachten ist, sind hierzu voraussichtlich mind. sieben Begehungen zwi- schen Anfang März (Abendbegehung Balz Rebhuhn, Tagbegehung Kiebitz) und Juli (Abendbegehung Balz Wachtel) vorzusehen. Da zur Umsetzung ggf. erforderlicher CEF- Maßnahmen ein zeitlicher Vorlauf bis zum Beginn der Abbautätigkeit erforderlich ist, wird empfohlen die Kartierung ein bis zwei Jahre vor einem beabsichtigten Abbau durchzufüh- ren.

Minimierungsmaßnahme - Erhalt von wertgebenden Lebensräumen (saP, M-01) für Bereich „Niereiterfeld“ und „Großfeld“  Um vermeidbare Verluste von Lebensstätten und Habitaten von europarechtlich geschütz- ten Tierarten, v. a. von Vögeln der Waldränder und der Halboffenlandschaft, aber auch der Zauneidechse zu vermeiden, wurde der Erhalt von funktional wertgebenden Lebensräu- men bei der Auswahl der Konzentrationsgebiete zum Kiesabbau berücksichtigt. So wurde von wertgebenden Habitaten oder Biotopen der Bayerischen Biotopkartierung ein entspre- chender Abstand eingehalten. Diese Abstandsflächen sind von abbaubedingten Eingriffen, auch der Verwendung als Zufahrt oder als Lagerflächen, z. B. für abgeschobenen Oberboden freizuhalten.

4.2 Eingriffsbilanzierung/naturschutzrechtlicher Ausgleich Die Eingriffsbilanzierung und der naturschutzrechtliche Ausgleich haben im Rahmen des jewei- ligen Abbauantrages zu erfolgen. Hierbei ist die Bayerische Kompensationsverordnung (Bay- KompV) anzuwenden unter Verwendung der „Arbeitshilfe zur Anwendung der Bayerischen Kompensationsverordnung (BayKompV) bei Rohstoffgewinnungsvorhaben mit Best-Practice- Beispielen und Vorschlägen zum Umgang mit artenschutzrechtlichen Belangen“.

5 Prüfung alternativer Standorte Im Rahmen eines umfassenden Konzeptes wurden mögliche Standorte für Kiesabbau im ge- samten Gemeindegebiet gesucht. Dabei haben sich die beiden Konzentrationszonen „Niereiter- feld“ und „Großfeld“ als umweltverträglichste und beste Standorte im Gemeindegebiet von Seeon-Seebruck herausgestellt. Das Konzept sowie die Auswahlkriterien sind der Begründung zur 48. Flächennutzungsplanänderung, Kapitel 4 zu entnehmen. 6 Beschreibung der Methodik, Hinweise auf Schwierigkeiten und Kenntnislücken 6.1 Methodik und Vorgehen

Die Erstellung des Umweltberichts erfolgt auf der Grundlage des Leitfadens „Der Umweltbericht in der Praxis – Leitfaden zur Umweltprüfung in der Bauleitplanung“ (Bayerisches Staatsministe- rium für Landesentwicklung und Umweltfragen 2003). Die Ermittlung der Eingriffe in den Natur- haushalt und das Landschaftsbild erfolgt im Rahmen der Genehmigungsunterlagen für die ein- zelnen Kiesbauvorhaben. Dabei ist die Bayerischen Kompensationsverordnung und der Leitfa- dens „Arbeitshilfe zur Anwendung der Bayerischen Kompensationsverordnung (BayKompV) bei Rohstoffgewinnungsvorhaben mit Best-Paractice-Beispielen und Vorschlängen zum Umgang mit artenschutzrechtlichen Belangen“ anzuwenden.

78 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht

Das Vorgehen der Umweltprüfung und die Untersuchungstiefe für die FNP-Änderung wurden mit Gemeinde und Landratsamt (Baurecht) abgestimmt. Dabei wurde festgelegt den Bestand anhand der Auswertung vorhandener Datengrundlagen sowie einer Bestandserhebung vor Ort zu bewerten, sowie eine artenschutzrechtliche Kurzbetrachtung (in Abstimmung mit der UNB) durchzuführen. Die Eingriffsbilanzierung sowie die Festlegung von Vermeidungs- und Verringe- rungsmaßnahmen sowie Kompensationsmaßnahmen werden im Zuge der Vorhabens- Genehmigung der einzelnen Abbauanträge ermittelt. Auf einen Scoping-Termin wurde von Seiten der Gemeinde verzichtet. Jedoch fanden im Vor- feld mehrere Abstimmungstermine zwischen Gemeinde, mit juristischem Beistand, und Land- ratsamt (Baurecht) und telefonische Abstimmungen mit der Unteren Naturschutzbehörde statt, sowie zwei öffentliche Informationsveranstaltungen für die Bürger der Gemeinde Seeon- Seebruck.

6.2 Schwierigkeiten und Kenntnislücken

Die Prognose der Umweltauswirkungen konnte auf dem Planungsstand und -tiefe eines Flä- chennutzungsplanes erfolgen, mit entsprechendem Maßstab und grundlegenden Kenntnissen über Kiesabbauvorhaben. Detaillierte Angaben, Ausplanungen etc. und dementsprechend ge- nauere Möglichkeiten zur Prognose der Umweltauswirkungen der Vorhaben können erst mit den jeweiligen Antragsunterlagen zu den einzelnen Kiesabbauvorhaben vorliegen. Zum derzeitigen Planungsstand und -tiefe sind die vorhandenen Datengrundlagen ausreichend und die Auswirkungen waren entsprechend zu prognostizieren. Details müssen im Rahmen der Antragsunterlagen (z. B. im Landschaftspflegerischen Begleitplan, Unterlage zur speziellen artenschutzrechtlichen Prüfung und hydrogeologischen Gutachten) weiter ausgearbeitet wer- den.

7 Maßnahmen zur Überwachung der Umweltauswirkungen (Monito- ring)  Im Rahmen der einzelnen Genehmigungsunterlagen ist ein Hydrogeologisches Gutachten erforderlich und ggf. ein Monitoring der Grundwasserstandes im Bereich / Umgriff von Kiesgruben, welches die Ganglinien des Grundwassers im Gebiet dokumentiert und kon- trolliert.  Im Rahmen der einzelnen Genehmigungsunterlagen ist ein Landschaftspflegerischer Be- gleitplan gefordert, der den naturschutzfachlichen Eingriff des Vorhabens (Kompensati- onsbedarf) ermittelt und Ausgleichsmaßnahmen entwickelt. Diese sind umzusetzen.  Die im Rahmen der „Artenschutzrechtliche Kurzbetrachtung zum Vorhaben 48. Änderung des Flächennutzungsplanes der Gemeinde Seeon-Seebruck“ für die beiden Bereiche Großfeld (Steinrab) und „Niereiterfeld“ vom Büro natureconsult entwickelten Maßnahmen sind für die Erstellung der Antragsunterlagen bzw. als Minimierung bei den einzelnen Vor- haben einzuhalten.

79 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht

8 Zusammenfassung Die Gemeinde Seeon-Seebruck stellt mit der 48. Änderung des Flächennutzungsplanes zwei Konzentrationszonen für den Kiesabbau dar: das „Niereiterfeld“, nördlich von Eglhart, und das Gebiet „Großfeld”, südwestlich von Steinrab. Der Änderungsbereich der Flächennutzungs- planänderung umfasst das gesamte Gemeindegebiet. Die beiden Konzentrationszonen für den Kiesabbau umfassen eine Größe von gesamt 26,29 ha. Innerhalb dieser Konzentrationszonen für Kiesabbau ist die Gewinnung von Kies im Trockenabbau zulässig. Außerhalb der dargestell- ten Konzentrationszonen für Kiesabbau sind im Geltungsbereich der Änderung des Flächen- nutzungsplanes (gesamtes Gemeindegebiet von Seeon-Seebruck) keine weiteren Abgrabun- gen zum Zwecke der Gewinnung von Kies zulässig. Abgrabungen, die keiner Genehmigung gemäß Art. 6 des Bayerischen Abgrabungsgesetzes bedürfen, sind weiterhin zulässig. Durch die 48. Änderung des Flächennutzungsplanes allein ergeben sich keine Veränderungen für Naturhaushalt und Landschaftsbild, jedoch werden in den Konzentrationszonen für Kiesab- bau durch nachgelagerte Genehmigungsverfahren Kiesabbauvorhaben möglich. Die Prognose über die Entwicklung des Umweltzustandes, welche nachfolgend zusammengefasst ist, bezieht sich darauf. Das Schutzgut Klima/Luft erfährt durch die 48. Änderung des Flächennutzungsplanes und den dadurch möglichen Kiesabbau im „Niereiterfeld“ und „Großfeld“ mittlere Beeinträchtigungen, welche v.a. durch die während des Betriebes von Kiesgruben entstehenden Emissionen be- dingt sind. Es sind keine relevanten Flächen der Kalt- und Frischluftentstehung betroffen. Der großräumige Luftstrom sowie die Frischluftversorgung von Siedlungsgebieten werden nicht beeinträchtigt. Für das Projekt ist keine besondere Anfälligkeit gegenüber den Folgen des Kli- mawandels zu erwarten. Durch die 48. Änderung des Flächennutzungsplanes und die dadurch möglichen Kiesabbauflä- chen im „Niereiterfeld“ und „Großfeld“ wird auf einer Fläche von max. 26,29 ha der Abbau von Kies bis in eine Tiefe von i.d.R. 2 m über dem höchsten Grundwasserstand möglich sein. Dies führt zu Eingriffen in das Schutzgut Boden von mittlerer Schwere. Nach Abschluss der Aus- kiesung werden die Abbauflächen wieder verfüllt. Die Wiederverfüllung hat gemäß dem Leitfa- den zur Verfüllung von Gruben und Brüchen sowie Tagebauen - Eckpunktepapier (Bay. Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz, 2005) zu erfolgen. Durch die Darstellung von Konzentrationszonen für den Kiesabbau und den möglichen Kiesab- bau entstehen für das Schutzgut Fläche geringe Beeinträchtigungen, denn bezogen auf das gesamte Gemeindegebiet wird ein relativ geringer Flächenanteil für Kiesabbau vorgesehen. Indem vorab nur Standorte als Konzentrationszonen für Kiesabbau ausgewählt wurden, die Kriterien wie z.B. zu erwartenden guten und mächtigen Kiesvorkommen und ausreichend Grundwasserflurabstand erfüllen, wird dem Grundsatz des § 1a BauGB, dem sparsam und schonenden Umgang mit Grund und Boden, Rechnung getragen. Für das Schutzgut Grundwasser entstehen geringe Beeinträchtigungen. Als Konzentrations- zonen für Kiesabbau werden nur Gebiete dargestellt, die einen relativ hohen Grundwasserflur- abstand aufweisen. Zudem wird in der Flächennutzungsplanänderung Trockenabbau festge- legt, so dass die grundwasserführende Schicht (höchster Grundwasserstand) mind. 2 m über- deckt ist. Das Schutzgut Oberflächengewässer ist von der Flächennutzungsplanänderung nicht betrof- fen. Es liegen keine Oberflächengewässer in den Konzentrationszonen und unmittelbar an- grenzend. Die Konzentrationszonen für Kiesabbau „Niereiterfeld“ und „Großfeld“ weisen im Bestand Ve- getationsbestände von geringer Wertigkeit auf. Durch die mögliche Herstellung von Kiesgru- ben, entstehen dort zunächst einen Eingriffe in bestehende Vegetationsbestände. Grundsätz-

80 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht lich können in den Abbauflächen/Kiesgruben und deren Randbereichen temporär neue Le- bensräume entstehen, u.U. für seltenen und geschützten Tier- und Pflanzenarten. Die entste- henden Eingriffe in Biotop- und Nutzungstypen sowie auch artenschutzrechtliche Betroffenhei- ten sind in den jeweiligen Antragsunterlagen für Abbauvorhaben detailliert zu untersuchen und geeignete Vermeidung-/Minimierungs- und Ausgleichsmaßnahmen zu entwickeln und festzule- gen. Für das Schutzgut Flora und Fauna sind durch die 48. Änderung des Flächennutzungs- planes und die dadurch möglichen Kiesabbauflächen mittlere Beeinträchtigungen zu erwarten. In und im näheren Umgriff der Konzentrationszonen für Kiesabbau befinden sich keine NATU- RA 2000-Gebiete, so dass keine Wirkungen des Vorhabens auf „die Erhaltungsziele und den Schutzzweck der Natura 2000-Gebiete“ entstehen. Die Änderung des Flächennutzungsplanes lässt für das Schutzgut Mensch gering bis mittel negative Wirkungen erwarten. Die Konzentrationszonen und damit die möglichen Kiesab- bauflächen liegen außerhalb von Siedlungsbereichen und halten die geforderten Mindestab- stände ein. Durch den Betrieb von Kiesgruben entsteht Emissionen, v.a. Lärm und Staub. Die- se sind bei Bedarf durch ein Immissionsschutzrechtliches Gutachten, das den Genehmigungs- unterlagen beizufügen ist, einzelfallspezifisch zu untersuchen. Das Vorhaben entwickelt keine direkten Auswirkungen auf die Erholungsnutzung. Die Versorgung der örtlichen Bevölkerung mit Kies ist durch die möglichen Kiesabbauflächen in den Konzentrationszonen „Niereiterfeld“ und „Großfeld“ für die kommenden 25 Jahre (rechnerisch) sichergestellt. Die Darstellung von Konzentrationszonen für den Kiesabbau und der dadurch später mögliche Kiesabbau führen für das Landschaftsbild zu geringen bis mittleren Auswirkungen, welche durch den temporären Kiesabbau (voraussichtlich über mehrere Jahre hinweg) entstehen und v.a. lokale Wirkungen entfalten. Zur Reduzierung der Eingriffe in das lokale Ortsbild sollten in den Unterlagen zur Beantragung von Kiesabbauvorhaben sowohl temporäre Maßnahmen zur Eingrünung entwickelt werden als auch eine landschaftsverträgliche Rekultivierung ausgeführt werden. Nach derzeitigem Kenntnisstand sind keine Kultur- und Sachgüter von der Flächennutzungs- planänderung betroffen. Die an das „Großfeld“ angrenzenden Bodendenkmäler liegen außer- halb der Konzentrationszone für Kiesabbau und sind daher von einem möglichen Kiesabbau nicht direkt durch Flächeninanspruchnahme betroffen. Würde es nicht zur 48. Änderung des Flächennutzungsplanes mit Darstellung von Konzentrati- onszonen für den Kiesabbau und eine damit mögliche Realisierung von Kiesabbauvorhaben im Niereiterfeld und Großfeld kommen, ist zu erwarten, dass dort weiter eine landwirtschaftliche Nutzung der Flächen erfolgt, wie sie im Flächennutzungsplan dargestellt und derzeit auch aus- geübt wird. Ohne die Flächennutzungsplanänderung wären die nach § 35 Abs. 3 Satz 3 BauGB ermöglichte Lenkung, Regulierung und Konzentration von Kiesabbauvorhaben auf geeigneten Standorten und der Ausschluss von Abbauvorhaben im übrigen Geltungsbereich (gesamtes Gemeindegebiet) nicht gegeben. Voraussichtlich würde es dann weiterhin zur Beantragung von über das gesamte Gemeindegebiet verteilten Kiesabbauvorhaben kommen, die nach § 35 Abs. 1 Nr. 3 BauGB als privilegierte Vorhaben grundsätzlich zulässig sind, wenn öffentliche Belange nicht entgegenstehen und die Erschließung ausreichend gesichert ist. Die letztendliche Ent- scheidung über die Zulässigkeit von Vorhaben im Außenbereich obliegt dabei dem Landrats- amt (Genehmigungsbehörde) und nicht der Gemeinde.

81 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht

Ausfertigung: Siegsdorf, 01.07.2019 Seeon-Seebruck, ………………..

...... Ralf Schindlmayr Bernd Ruth, Erster Bürgermeister Landschaftsarchitekt aquasoli Ingenieurbüro GF: Bernhard Unterreitmeier Haunertinger Str. 1a 83313 Siegsdorf

82 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht

9 Literatur 9.1 Gesetze

BauGB - Baugesetzbuch in der Fassung der Bekanntmachung vom 3. November 2017 (BGBl. I S. 3634) BauNVO - Baunutzungsverordnung in der Fassung der Bekanntmachung vom 21. November 2017 (BGBl. I S. 3786) BayAbgrG - Bayerisches Abgrabungsgesetz (BayAbgrG) vom 27. Dezember 1999 (GVBl. S. 535, BayRS 2132-2-B), das zuletzt durch § 1 Abs. 161 der Verordnung vom 26. März 2019 (GVBl. S. 98) geändert worden ist. BayBO - Bayerische Bauordnung (BayBO) in der Fassung der Bekanntmachung vom 14. Au- gust 2007 (GVBl. S. 588, BayRS 2132-1-B), das zuletzt durch § 1 Abs. 156 der Verord- nung vom 26. März 2019 (GVBl. S. 98) geändert worden ist. BayDSchG - Bayerisches Denkmalschutzgesetz (BayDSchG) in der in der Bayerischen Rechtssammlung (BayRS 2242-1-WK) veröffentlichten bereinigten Fassung, das zuletzt durch § 1 Abs. 255 der Verordnung vom 26. März 2019 (GVBl. S. 98) geändert worden ist. BayKompV - Verordnung über die Kompensation von Eingriffen in Natur und Landschaft (Baye- rische Kompensationsverordnung – BayKompV) Vom 7. August 2013. BayNatSchG - Bayerisches Naturschutzgesetz (BayNatSchG) vom 23. Februar 2011 (GVBl. S. 82, BayRS 791-1-U), das zuletzt durch § 1 Abs. 339 der Verordnung vom 26. März 2019 (GVBl. S. 98) geändert worden ist. BayWaldG - Waldgesetz für Bayern (BayWaldG) in der Fassung der Bekanntmachung vom 22. Juli 2005 (GVBl. S. 313, BayRS 7902-1-L), das zuletzt durch § 1 Abs. 337 der Verord- nung vom 26. März 2019 (GVBl. S. 98) geändert worden ist. BayWG - Bayerisches Wassergesetz (BayWG) vom 25. Februar 2010 (GVBl. S. 66, 130, BayRS 753-1-U), das zuletzt durch § 1 Abs. 324 der Verordnung vom 26. März 2019 (GVBl. S. 98) geändert worden ist. BBodSchG - Bundes-Bodenschutzgesetz vom 17. März 1998 (BGBl. I S. 502), das zuletzt durch Artikel 3 Absatz 3 der Verordnung vom 27. September 2017 (BGBl. I S. 3465) geändert worden ist. BNatSchG - Bundesnaturschutzgesetz vom 29. Juli 2009 (BGBl. I S. 2542), das zuletzt durch Artikel 8 des Gesetzes vom 13. Mai 2019 (BGBl. I S. 706) geändert worden ist. WHG - Wasserhaushaltsgesetz vom 31. Juli 2009 (BGBl. I S. 2585), das zuletzt durch Artikel 2 des Gesetzes vom 4. Dezember 2018 (BGBl. I S. 2254) geändert worden ist.

9.2 Richtlinien, Merkblätter

BayStMLU - Bayerisches Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen (1995): Richtlinie für Anlagen zur Gewinnung von Kies, Sand, Steinen und Erden vom 09.06.1995. Bayerisches Landesamt für Umwelt - BayLfU (2003): Anforderungen zum Lärmschutz bei der Planung von Abbauflächen für Kies, Sand und andere Bodenschätze, Stand Juli 2003. Landratsamt Traunstein, Untere Abgrabungsbehörde (2017): Merkblatt Kiesgruben – Geneh- migung für Abgrabungen, Verfüllung und Rekultivierung. Stand Februar 2017.

83 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht

Bayerisches Landesamt für Umwelt – LfU (2017): Arbeitshilfe zur Anwendung der Bayerischen Kompensationsverordnung (BayKompV) bei Rohstoffgewinnungsvorhaben mit Best- Practice-Beispielen und Vorschlägen zum Umgang mit artenschutzrechtlichen Belan- gen. Stand: März 2017

9.3 Pläne und Kartenwerke Bayerisches Geologischen Landesamt (1983) hydrogeologischen Karte von Bayern (1:50.000 Blatt 8140 Traunstein) – Grundwasseroberfläche (ca. MW). Bayerisches Landesamt für Umwelt - LfU (2008): ABSP - Arten- und Biotopschutzprogramm Bayern – Landkreis Traunstein. Bayerisches Landesamt für Umwelt - LfU (2018): Auszug der Artenschutzkartierung (ASK) Bayern. Bayerisches Landesamt für Umwelt - LfU (2019): Biotopkartierung Bayern. URL.: https://www.lfu.bayern.de/natur/doc/liesmich_bk.pdf Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie (2018): Verord- nung über das Landesentwicklungsprogramm Bayern (LEP), Vom 22. August 2013, ge- ändert durch Verordnung vom 21. Februar 2018. URL.: https://www.landesentwicklung- bayern.de/instrumente/landesentwicklungsprogramm/ Darga, R. (2009): Geomorphologische Karte des Inn-Chiemsee-Gletschers 1:100.000. Regionaler Planungsverband Südostoberbayern (2018): Region 18 „Südostoberbayern“. Stand 11.06.2018. Altötting. URL.: http://www.region-suedostoberbayern.bayern.de /regionalplan/text/ Bayerisches Landesamt für Umwelt – LfU: Übersichtsbodenkarte von Bayern 1:25.000 Gemeinde Seeon-Seebruck: Flächennutzungsplan, aktueller Stand inkl. aller Änderungen.

9.4 Sonstige Quellen

Bay. Landesamt für Statistik (2017): Gemeinde Seeon-Seebruck 09 189 143 - Eine Auswahl wichtiger statistischer Daten - Querschnittsveröffentlichungen – Z50021 201700 – Baye- risches Landesamt für Statistik kommunal 2017. URL.: https://www.statistik.bayern.de/statistikkommunal/09189143.pdf Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Verkehr und Technologie (2002): Rohstoffe in Bayern – Situation – Prognose - Programm. München. Bayerischer Industrieverband Baustoffe, Steine und Erden e.V (2018): Service: Zahlen, Daten, Fakten. URL.: https://www.biv.bayern/service/zahlen-daten-fakten/ Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege (2019): Bayerischer Denkmal-Atlas Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege (2019): Bayern Viewer Denkmal. Bayerisches Landesamt für Statistik (2016): Demographie-Spiegel für Bayern - Berechnungen für die Gemeinde Seeon-Seebruck bis 2028 - Beiträge zur Statistik – A182C2 201551 – Demographie-Spiegel für Bayern bis 2028. Stand: April 2016. URL.: https://www.statistik.bayern.de/statistik/gemeinden/09189143.pdf Bayerisches Landesamt für Umwelt - LfU (2019): Bayerisches Fachinformationssystem Natur- schutz - Online-Viewer (FIN-Web)

84 Sachlicher Teilflächennutzungsplan Konzentrationszonen Kiesabbau Begründung und Umweltbericht

Bayerisches Staatministerium für Finanzen, Landesentwicklung und Heimat (2019): Bay- ern Atlas Industrieverband Steine und Erden e. V. Neustadt/Weinstraße (2018): Statistik - VERBRUACH. URL.: http://www.verband-steine-erden.de/statistik1/verbrauch Landratsamt Traunstein (2018): Liste des Landkreises Traunstein – Geschützte Landschafts- bestandteile. URL.: https://www.traunstein.com/wTraunstein/ver- waltung/aemter/sg414/Dokumente/ Geschuetzte_Landschaftsbestandteile.pdf Natureconsult (2019a): Artenschutzrechtliche Kurzbetrachtung zum Vorhaben 48. Änderung des Flächennutzungsplanes der Gemeinde Seeon-Seebruck – „Kiesabbau östlich See- on, Einzelbereich Nr. 1 Steinrab“. Stand 04. April 2019. Natureconsult (2019b): Artenschutzrechtliche Kurzbetrachtung zum Vorhaben 48. Änderung des Flächennutzungsplanes der Gemeinde Seeon-Seebruck – „Kiesabbau östlich See- on, Einzelbereich Nr. 3 Niereiterfeld“. Stand 04. April 2019. Oberste Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr (2015): Verkehrsmengenkarte 2015.

10 Abkürzungsverzeichnis BayVerwG - Bayerisches Verwaltungsgericht BayVGH - Bayerischer Verwaltungsgerichtshof BVerwG - Bundesverwaltungsgericht DTV - durchschnittlicher täglicher Verkehr FFH - Flora Fauna Habitat GOK - Geländeoberkante GW - Grundwasserstand LSG - Landschaftsschutzgebiet NSG - Naturschutzgebiet SPA - Special Protected Area (Vogelschutzgebiet) UNB - Untere Naturschutzbehörde

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