unter anderem dem neugotischen Aussichts- Aus der Arbeit der turm Hessenstein, dem Lübecker Holstentor, dem Alten Pastorat in Meldorf, der Gutsanlage Denkmalpflege 2006 Weissenhaus, dem Konventualinnenhaus Klos- terhof 9 in sowie den Herrenhäusern in Mit den folgenden Berichten blickt die schles- Borstel und wirksam geholfen wig-holsteinische Denkmalpflege auf die inten- werden konnte. Allerdings muss angemerkt sive denkmalpflegerische Arbeit im Jahr 2006 werden, dass eine Förderung aus dem Sonder- zurück. Aufgrund der Eigenständigkeit der Han- programm Baudenkmalpflege einen in der sestadt hat die Denkmalpflege für das Stadtge- Höhe vielfachen Mitteleinsatz von anderer biet Lübecks keine Berücksichtigung gefunden. Seite voraussetzt, der sich nur für eine begrenzte In kurzen informativen Beiträgen berichten die Zahl zumeist prominenter Kulturdenkmale er- Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Landes- reichen lässt. Dennoch darf die Berücksichti- amtes über aktuelle Bau- und Restaurierungs- gung der Denkmalpflege beim Einsatz von Son- maßnahmen sowie über interessante Neuig- dermitteln für investive Zwecke als hoffnungs- keiten aus den unterschiedlichen Arbeitsgebie- volles Zeichen gewertet werden, da sich schein- ten der Denkmalfachbehörde des Landes. Bei bar die Erkenntnis durchgesetzt hat, dass die der Auswahl der Objekte und Themen waren Fördergelder nicht nur den Kulturdenkmalen in wir bemüht, die denkmalpflegerischen Aktivi- Schleswig-Holstein zugute kommen sondern täten und nach Möglichkeit auch die Denkmal- sich gleichermaßen auch förderlich auf die mit- landschaft Schleswig-Holsteins in ihrer ganzen telständische Wirtschaft auswirken. Der Kon- Vielfalt vorzustellen und dabei gleichzeitig die junktur belebende und Beschäftigung sichernde Beispielhaftigkeit der Maßnahmen und die Be- Aspekt des Wirtschaftsfaktors Denkmalpflege deutung der betroffenen Kulturdenkmale nicht dürfte insbesondere für den arbeitsplatzinten- außer Acht zu lassen. Bei 128 im Jahre 2006 mit siven Bereich des Bauhandwerks wichtig sein. Landesmitteln der Denkmalpflege geförderten Von gleichbleibender Bedeutung für die Moti- Objekten konnte angesichts des begrenzten vation von Denkmaleigentümern und deren Be- Platzes im Berichtsteil eine vollständige Dar- reitschaft für einen denkmalgerechten Umgang stellung der Maßnahmen nicht das Ziel sein. mit ihren historisch wertvollen Kulturdenkma- Mein Dank gilt den Kolleginnen und Kollegen len sind die Steuervergünstigungen, die als in- im eigenen Haus, die mit der Erstellung der direkte Förderungen der öffentlichen Hand im Texte zusätzliche Arbeit auf sich genommen ha- Rahmen der Einkommensteuergesetzgebung ben und den Mitgliedern der Redaktion für ihre vom Landesamt für Denkmalpflege für Denk- Geduld und den Nachdruck, mit der sie die kon- mal erhaltende Aufwendungen bescheinigt zeptionelle Weiterentwicklung der Zeitschrift werden können. Das Volumen für das Jahr betrieben haben. Gleicher Dank gilt den am Er- 2006 belief sich auf eine Gesamtsumme von folg der Maßnahmen beteiligten Architekten, knapp € 11 Millionen, die sich auf 162 Ab- Handwerkern, Restauratoren und Denkmalpfle- schreibungsfälle verteilten. gern für ihren nicht immer einfachen Einsatz. Veröffentlichungen, in denen Forschungser- Die denkmalpflegerische Arbeit kann immer gebnisse oder ganz allgemein das Denken und nur so erfolgreich sein, wie die Denkmaleigen- Handeln der Denkmalpflege vorgestellt werden tümer bereit sind, sich mit großem persönlichen und die Berichterstattung über die Arbeitser- Einsatz und viel Verständnis um die Erhaltung gebnisse sind seit je her fester Bestandteil einer ihres Denkmals zu bemühen. Deshalb gilt ihnen aktiven Öffentlichkeitsarbeit des Amtes. Darü- mein besonderer Dank. ber hinaus bilden die finanzielle Unterstützung In den zurückliegenden Jahren sind dem Lan- sowie die persönliche und kompetente Bera- desamt für Denkmalpflege zum Erhalt profaner tung, die die Denkmalpflegerinnen und Denk- Kulturdenkmale und kunsthistorisch bedeu- malpfleger in Schleswig-Holstein den Eigentü- tender Kirchenausstattungen Zuwendungsmit- mern denkmalgeschützter Objekte regelmäßig tel in gleichbleibender Höhe von € 767.000 zu- zukommen lassen, die wesentlichen Eckpfeiler gewiesen worden. Zweckgebunden für die In- für die hohe Akzeptanz der Denkmalpflege. Es standsetzung des Schlosses Eutin und des Euti- bleibt zu hoffen, dass die Personalentwicklung ner Schlossgartens standen 2006 € 600.000 in der Denkmalverwaltung auf kommunaler, aus dem Landeshaushalt zur Verfügung. Über- wie auf Landesebene dem personalintensiven aus motivierend und hilfreich wirkten sich die „Faktor Beratung“ in angemessener Weise zur Unterstützung der Baudenkmalpflege im Rechnung tragen wird. Investitionsprogramm „Schleswig-Holstein- Fonds“ zusätzlich für das Jahr 2006 bereitge- Dr. Michael Paarmann stellten € 330.000 Fördergelder aus, mit denen Landeskonservator

115 wurden beseitigt. Die knappen zur Verfü gung Ahrensburger Reithalle – stehenden finanziellen Mittel haben eine ernst- hafte Auseinandersetzung mit den Denk- Kulturzentrum Marstall malschutzbehörden entbehrlich gemacht, die nun voll funktionsfähig neue stählerne Emporen verhindern wollten. So ist lediglich außer den im offen geblieben Dach- stuhl verlegten Rohren für die Be- und Ent- Kreis Herzogtum Lauenburg, Ahrensburg, lüftung die in tiefem Rot gehaltene Bühne wie Lübecker Straße 4–10 ein großes Möbel als plastischer Kör per in die Halle ge stellt wor den. Das neue Foyer mit Gar- 1987 war es der Stadt Ahrensburg gelungen, deroben, Toiletten und Nebenräumen präsen- den dem Schloss gegenüberliegenden Marstall- tiert sich als eine auf die Grundformen redu- komplex zu erwerben, der seit 1933 unter- zierte Verlängerung der Reithalle mit ihrem fla- schiedlichsten kommerziellen Nutzungen ge- chen Satteldach bis fast auf die Länge des Mar- dient hatte, zuletzt als Teppichverkaufslager. stalls. Durch einen verbindenden und glei cher- Im Jahr 2000 konnten die Sanierungsarbeiten maßen trennenden Glasspalt fällt Streiflicht auf am eigentlichen Marstallgebäude, einem drei- die frühere äußere Giebelwand, und die Ver- kleidung aus anthrazitfarbenen großformatigen Platten gibt dem neuen Volumen etwas Proviso- risches. Erschwert wurde die Sanierung des Reitstalls durch die Auflage, eine hoch wirksame Schall- däm mung zum direkt anschließenden Marstall nachzuweisen, weniger als Garantie für akus- tisch wirklich getrennte Veranstaltungen in bei- den Raumgruppen, sondern um den im nörd- lichen Seitenflügel des Marstalls verbliebenen privaten Nutzer nicht zu belästigen. Es ist der Stadt Ahrensburg über Jahrzehnte mit Geld und guten Worten nicht gelungen, den Teil eigen- tümer vom öffentlichen Charakter des Gebäu- deensembles zu überzeugen und zum Auszug zu bewegen. [Be]

Marstall und Neubau in Verlängerung der Reithalle.

flügligen Backsteinbreitbau von 1845 mit flach übergiebeltem Mittelrisalit, abgeschlossen wer- den. Die Stallhalle war zum Ausstellungsraum geworden, ein Seitenflügel zum Restau rant. Die direkt zum ehemaligen Wirtschaftshof hin nach dem Brand von 1896 angebaute Reithalle sollte zeitlich unmittelbar anschließend restau- riert und um einen Foyerneubau für eine von- einander unabhängige Nutzung beider Gebäu- deteile ergänzt werden. Bis dahin diente der nun aufgewertete Marstall der alten Reithalle quasi als Foyer. Probleme mit der Finanzierung der Baumaßnahmen verzögerten die Fertigstel- lung bis 2006. Nach den Plänen der Architekten Hage + Grie- senberg, Ahrensburg, ist aus der ehemaligen Reithalle ein multifunktionaler Veranstaltungs- Blick in die ehemalige Reit- saal geworden. Spätere Einbauten wie die beid- halle. seitigen roh gezimmerten hölzernen Emporen Das neue Foyer zwischen Reithalle und Marstall.

116 Wiederbelebung eines Pavillon Amönenhöhe. Ausflugslokals – Pavillon auf der Amönenhöhe instand gesetzt

Kreis Steinburg, Oelixdorf-Voßkate, Breitenburger Weg

Aus dem Jahre 1764 ist überliefert, dass Graf Friedrich zu Rantzau, vor allem aber seine Frau und die Familie mit dem Hofstaat bevorzugt die Anhöhe oberhalb der Störschleife zwischen It- zehoe und Breitenburg aufsuchten, spazieren delholz erneuert. Die Fußpunkte der Holzstän- gingen, Tee tranken und die Aussicht genossen. der wurden in stählerne Stützenfüße gesetzt Über zehn Jahre lang war es ein Lieblingsauf- und das Fachwerkhäuschen in Gänze überholt. enthalt der Gräfin, nach der der Platz heute noch Dabei orientierte sich die Farbgebung an der benannt ist (Amöne = die Anmutige). Dann vorgefundenen Situation, die Hölzer wurden wurde es, nachdem ab 1772 ein Pächter einen dunkelgrün, die geputzten Flächen gebrochen Ausschank betrieb, zunehmend ein Ausflugslo- weiß gefasst. Zur Verlängerung der Nutzungs- kal für Itzehoer und Steinburger, später mit Ka- zeiten wurde die Beleuchtung im Haus und un- russell und Militärkonzerten. ter dem Vordach erweitert. Schon im warmen Nachdem jüngst ein neuer Pächter das Restau- Frühjahr 2007 zeigte sich, dass das gerettete rantgebäude/Jagdhaus aufwändig saniert hatte, Kulturdenkmal wieder den Mittelpunkt der An- trat der schlechte bauliche Zustand des histo- lage bildet. [Be] rischen Pavillons unter hohen Bäumen direkt Blick vom Pavillon auf die Störschleife. am Störhang besonders hervor, mehr noch, es wurde deutlich, dass er das eigentliche Identität stif tende Element der Lokalität darstellt. Zusam- men mit der Eintragung in das Denkmalbuch ge- lang 2006 die Sanierung des markanten Bau- werkes aus dem letzten Drittel des 18. Jahr hun- derts, das aus einem achteckigen pyramidalen Reetdach auf acht mit Schnitzereien verzierten Holzstüt zen über einer vor längerer Zeit aus Beton erneuerten achteckigen Bodenplatte be- steht. In der Mitte der derart überdachten Ter- rasse steht ein in sich geschlossenes Fachwerk- gebäude mit quadratischem Grundriss. War zuerst eine Neueindeckung des Daches in Blech oder alternativ der Abbruch geplant ge- wesen, konnte schließlich das Bauwerk unter Leitung der AG Plandreieck, Elmshorn, durch- repariert werden. Das Dach wurde neu mit Reet ein- bzw. überdeckt, die Dachspitze nach Vor- bild aus Zinkblech und die Traufbohlen aus Na-

117 Landesamt für Denkmalpflege förderten die Neue Staudenbeete für Sparkassenstiftung, die Gemeinde Malente und konnten Leader+ Mittel durch den Kurdirektor, die Sonnenterrassen im Herrn Kurz, eingeworben werden. Kurpark Bad Malente Für die Staudenplanung nach historischen Plä- nen von Plomin haben sich besonders Ludger Horstkamp und Swantje Duthweiler verdient Kreis Ostholstein, Bad Malente-Gremsmühlen, gemacht: 21 verschiedene Stauden, wie z.B. Kurpark das kastanienblättrige Schaublatt und verschie- dene Goldkolben-Sorten, Solitärgräser, wie z. Der Kurpark in Malente entstand ab 1962 auf B. China-Schilf, sowie sechs verschiedene Ge- dem bewaldeten Brahmberg und im Auebereich hölze, darunter z.B. so Exoten wie die Japa- der Schwentinewiese auf fast 6 ha, ausgestattet nische Aralie, die Catalpa oder der rote Perü- mit Freilichtbühne, Musikpavillon, Aussichts- ckenstrauch, konnten historisch ermittelt und in plätzen, Kaminhäusern, Kneippbecken und verschiedenen Staudengärtnereien gefunden zahlreichen blühenden Stauden und Gehölzen. und bestellt werden. 2003 wurde er als ein herausragendes Garten- Es galt, den Plominschen „Vegetationsbil- und Architekturensemble der Nachkriegsmo- dern“, die er in seinem Buch „Der vollendete derne in das Denkmalbuch des Landes einge- Garten“ 1975 programmatisch vorgestellt tragen. Der ostholsteinische Architekt Peter hatte, möglichst nahe zu kommen. Plomins Arp und der Hamburger Gartenarchitekt Karl Gestaltungsprinzip besteht darin, die verschie- Plomin schufen hier ein selten schönes und bis denen Vegetationsbilder eines Gartens so mit- heute funktionierendes Landschaftskunstwerk, einander zu kombinieren, dass einerseits die das trotz dem aufgestauten Sanierungsbedarf, einzelne Pflanze aber auch die Pflanzengesell- erstaunlich gut erhalten war. Während die mit schaften gemäß den Standorteinflüssen, den über 700.000 Euro EU-Fördergeldern finan- unterschiedlichen Farben und Gewächshabita zierte Restaurierung des vorderen Brahmberg- im Jahreslauf zusammen aufwachsen können. Teils noch Baustelle ist, begann der Verein Alles ist Kunst und Natur im Dienst der Funk- „Freunde des Kurparks e.V.“ mit der Wieder- tion. Insofern könnte man Plomins „Stil“, der herstellung der attraktiven Staudenbeete an der an die Traditionen des Gartenfunktionalismus Schwentinewiese. der 1920er Jahre nahtlos anschließt, charakte- Langwierige Planungen für die Staudenbe- risieren als einen auf „Vegetationsbilder“ fo- schaffung und die Einwerbung von Sponsoren- kussierten Gartenfunktionalismus. Für ihn ist geldern waren vorausgegangen bis endlich die der Gartenarchitekt weniger ein Künstler oder Die Raumstaffelung mit Blick Kurverwaltung die Plöner Fa. Smid, mit der Architekt, sondern vielmehr ein Pflanzenken- auf die Sumpfzypressen be- Ausführung beauftragen konnte. Neben dem ner, der möglichst alle Pflanzen kennen muss, standene Schwentinewiese ist um so ständig wechselnde Wirk- und Erlebnis- wieder hergestellt. räume für die Menschen schaffen zu können. Die rhythmische Reihung der Sonnenterras- sen, die den Besucher zum Sonnenbad einla- den, wird unterbrochen von dunklen, kontras- tierenden Gehölzgürteln. Tiefe Sichtachsen auf die blütenreiche Wiesenlandschaft symbo- lisieren harmonische Kindheitserinnerungen. Durch die zunehmende Beschattung der al- ternden Großgehölze ging es nicht um eine schlichte „Rekonstruktion“ der Beete nach historischen Vorlagen, sondern die Pflan- zungen mussten an die geänderten Standortbe- dingungen angepasst werden. Dies geschah ganz im Sinne Plomins. Seine exotischen Pflanzenzusammenstellungen entsprechen ganz dem offenen Geist der Nachkriegsmo- derne, in der die Deutschen nach den Erfah- rungen sozialer und kultureller Isolation ver- suchten, in eine internationale Zukunft aufzu- brechen. Diesen demokratischen Geist sym- bolisiert der Kurpark bis heute. [My]

118 schichte brachte ein Hamburger Informatiker Windmühle der sich mit dem Erwerb einen Jugendtraum er- füllte. Zielstrebig nahm der neue Mühlenbesit- „Margaretha“ in zer die ersten Sanierungsarbeiten, die anfäng- Bergenhusen lich auf insgesamt etwa zehn Jahre eingeschätzt wurden schon kurz nach dem Erwerb der Mühle auf. Mühlenbauer Hoop wurde eingeschaltet, Kreis Schleswig-Flensburg, Bergenhusen, um eine Zeichnung für die neue Kappe zu zeich- Möhlenbarg 4 nen. Das Dach wurde abgedichtet, die zerstör- ten Ziegel des Unterbaus ersetzt und dort eine Bergenhusen, das in topografisch exponierter kleine Wohnung nach Plänen der Architekten Lage auf einem Geestrücken der Eider-Treene- Jüchser und Mumm eingerichtet. Das Ziel die Sorge Niederung liegt, wurde bereits 1304 als Windmühle wieder windgängig herzustellen Windmühle „Margaretha“ „Beveringhusen“ (Bewer = Biber) erwähnt. wurde 2005 dank beharrlichen Einsatzes des 1983. Außerhalb Schleswig-Holsteins ist Bergen- neuen „Windmüllers“ erreicht. Windmühle husen vor allem als „das Storchendorf“ be- „Margaretha“ erhielt eine neue Kappe inklu- kannt. Aus fünf vor rund 300 Jahren trockenge- sive Windrose, Flügelwelle, Achsrad, Bunkel legten Seen entstanden fünf Köge. Die Köge und Bremse, auch die neuen Segelgatter-Flügel bieten heute Nahrungsgrundlage für die Stör- strecken sich nun wieder in den Himmel. [Ma] che, die Jahr für Jahr im April an ihre Horste nach Bergenhusen zurückkehren und hier eine Windmühle „Margaretha“. der größten Weißstorchkolonien Europas gebil- det haben. Markante Bauten im Ortsbild bilden insbesondere die barocke Saalkirche von 1712, das Pastorat von 1735, der Bruhn-Hof mit Stor- chennest auf dem Dach und – heute wieder – die im Ortsteil Lüttensee gelegene Windmühle „Margaretha“. Für Bergenhusen sollen bis etwa 1680 die Einwohner des Kirchspiels, die im Stapelholmer Gebiet wohnten, der ehemaligen Zwangsmühle „pflichtig“ gewesen sein. Die heutige Mühle wurde 1891 nach einem Brand neu aufgebaut. Die Holländermühle mit massivem Unterbau aus den für diese Gegend typischen gelben Ziegeln errichtet, wurde 1957 auf Elektrobetrieb umgestellt, die Stilllegung des Mühlenbetriebs erfolgte 1960, die Kappe wurde abgenommen und der Rumpf mit Blech verkleidet. Ursprünglich war die Mühle mit Ja- lousieflügeln und Windrose ausgerüstet. Zum Zeitpunkt des Erwerbs 1991 durch den neuen Eigentümer war die Mühlentechnik jedoch noch weitgehend im überkommenen Zustand erhalten: Königswelle, Stirnrad (teilweise), ein Stockrad mit Klüver, und ein Mahlgang. Außer- dem waren noch ein Sackaufzug, Elevator, Silo, Steinkamm, Trieur, eine elektrische Schlag- mühle und diverse Gerätschaften wie Sack- waage, Sackkarren etc. vorhanden. Die kons- truktiven Teile des Achtkants waren relativ gut erhalten, Rumpfbleche reparatur-, Pappdach einschließlich Unterkonstruktion instandset- zungs- sowie die einzelnen Dielenböden erneu- erungsbedürftig. Die zur Hälfte erneuerten Zie- gel des Unterbaus waren aufgefroren und muss- ten vordringlich erneuert werden. „Frischen Wind“ in die abwechslungsreiche Mühlenge-

119 zeigt Szenen aus der Geschichte Karls des Die Restaurierung Großen. Die Gemälde gelten als einziges Bei- spiel monumentaler Historienmalerei des 19. der Gemälde aus Jahrhunderts in Schleswig- Holstein. dem Kaulbachsaal im Nach der Kartierung von Schäden, der Auswer- tung der Klimaaufzeichnungen und der konser- Herrenhaus Breden eek vatorischen Sicherung, wurden sie Anfang des Jahres 2003 zum Schutz vor Diebstahl, Vanda- lismus und Substanzschädigung durch Bau- Kreis Plön, , Gut Bredeneek mängel (Feuchte eintrag hinter den Gemälden) aus dem seit längerem leer stehenden Herren- Das unweit von Preetz gelegene Bredeneek haus ausgebaut und nach Schloss Gottorf in das birgt eines der stattlichsten neoklassizistischen Depot des Landesmuseums verbracht. Wäh- Herrenhäuser Norddeutschlands. Es ist 1898– rend das Restauratorenteam Simmert & Freitag 1902 von A. Petersen aus Altona für den 1873 in den preußischen Adelstand erhobenen Bankier und Großkaufmann Conrad Hinrich II. von Donner inmitten eines ausgedehnten Land- schaftsparks errichtet worden. Im Hauptflügel befindet sich hinter dem Entree eine zentrale, tonnengewölbte, mit Oberlicht und prächtiger Jugendstilverglasung ausgestattete Querhalle, an die sich gartenseitig eine Enfilade großer Räume vom so genannten Kaulbachsaal bis zum Gartensaal anschließt. Die vier großformatigen Ölgemälde auf Lein- wand wurden von August von Kreling (1819– 1876) auf Empfehlung dessen Schwiegervaters Wilhelm von Kaulbach (1804–1874) zwischen Das Gemälde wird mit Liften erschütterungsfrei aus der 1862 und 1866 für das nicht mehr erhaltene Vertäfelung gehoben und abgesenkt. „Donner-Schloss“ in Hamburg-Ottensen ge- malt. Bei der Überführung der Gemälde aus Ot- tensen 1910 wurden Veränderungen an den die zwei kleineren Formate an der Nordwand Bildformaten vorgenommen. Vier kleinere Ge- „Kaiser Karl hält Gericht über die Kirchenfürs- mälde sind 1977 verkauft worden. ten“ und „Erstürmung der Eresburg“ in aufge- Der drei Meter hohe Gemäldezyklus im ehe- spanntem Zustand transportieren konnten, mals als Speisesaal genutzten Kaulbachsaal mussten die zwei über sechs Meter breiten Kaulbachsaal nach der Res- Großformate der Süd- und Ostwand „Die Hof- taurierung. schule Kaiser Karls in der Pfalz zu Ingelheim“ und „ Kaiser Karl beschützt die hilflosen Lands- leute gegen die räuberischen Normannen“ auf nach Maß angefertigte Transport- und Lager- trommeln gerollt werden. Herrenhaus Bredeneek hatte mit den Eheleuten Paustian verantwortungsvolle neue Eigentümer erhalten, so dass die Gemälde nach über drei Jahren wieder zurückgeführt und in situ restau- riert werden konnten. Die Auswertung der Raumklimamessung im Jahreszyklus zeigte, dass der Kaulbachsaal auf eine Beheizung mit einem nahezu zeitgleichen, raschen Abfall der relativen Luftfeuchte reagiert. Außerdem gleicht sich der Raum aufgrund seiner großen Fenster- flächen mit Einfachverglasung rasch den äuße- ren Klimawerten an. Die zukünftige Temperie- rung des Raumes ist angesichts der Gefahr von Trockenschäden an Gemälden und Holzpanee- len eine große Herausforderung. [Lö]

120 Ein aktuelles digitales Baumkataster für den Emkendorfer Gutsgarten

Kreis Rendsburg-Eckernförde, Emkendorf, Gut Emkendorf

Selten gibt es eine Gelegenheit im Rahmen von Diplomarbeiten historische Gärten und Parks auch digital kartieren zu lassen. Eine solche ak- tuelle Bestandsaufnahme wäre für alle denk- Ausschnitt aus der topografisch-militärischen Karte des Majors Varendorf (1789–1796). malgeschützten Anlagen im Lande erforder- lich, aber für die rund 400 denkmalgeschützten Gartenanlagen ist das finanziell nicht leistbar. So war es ein Glücksfall, dass die beiden Stu- dentinnen der Landschaftsarchitektur der Hochschule Neubrandenburg, Andrea Schwarz und Inke Meyer, ihre Diplomarbeit zum Guts- garten in Emkendorf schrieben. Die alten Gutsgärten im Lande sind im 18. Jahr- hundert kartografisch nur in der so genannten Varendorfschen Karte als Grundrisssignaturen erfasst. Die ersten topografischen Karten (TK), die die preußischen Landvermesser ab den 1870er Jahren aufnahmen, zeigen zwar die to- pografischen Strukturen und Höhenlinien ex- akt, sind aber im Maßstab 1:25 000 aufgenom- Topografische Karte aus der Preußenzeit 1877 von 1877. Nutzgarten und Park werden durch men, so dass die Binnenstrukturen eines Gar- Schraffuren und Baumwölkchen dargestellt. tens sich nur grob darstellen. Hinzu kommt, dass die ehemals verwendeten (Nutz-)garten- und Parksignaturen seit über 20 Jahren nicht mehr verwendet werden. Das gesamte Gut wurde vermessen, wobei die Grundkarte (GK) im Maßstab 1:5000 und die Flurkarte im Maßstab 1:2000 als Grundlage für die Lage der Häuser und der Gewässer herange- zogen wurden. Mit einer lasergesteuerten Ver- messungsstation, die die Hochschule Neubran- denburg zur Verfügung stellte, wurden sämt- liche Parkbäume, Waldränder und einige Wege sowie ausgewählte Geländepunkte vermessen. Insgesamt 1344 Messpunkte (mit jeweils drei Koordinaten) mussten abgelesen, im Feldbuch notiert und in die Computerkarte per Hand ein- Aktuelle Topografische Karte von 1996. Zwischen Nutzgarten und Park wird heute in der getragen werden. So konnten 1342 Bäume bei Darstellung nicht mehr unterschieden. 70 Standortveränderungen der Station aufge- nommen werden. Die gesammelten Daten wur- den mit Hilfe des Programms VectorWorks Ar- Gartenpläne des Architekten Carl Gottlob Horn chLand10.1. in die zuvor überarbeiteten digi- (1734–1807), der ab 1791 für Julia geb. Schim- talen Karten eingetragen. melmann (1762–1816) und Fritz von Revent- Eine wahre Herkulesarbeit, die eine ausge- low (1754–1828) auf Emkendorf tätig wurde. zeichnete Grundlage darstellt für die Doku- Dass der bekannte Landschaftsgartenentwurf mentation des aktuellen Zustands sowie für die aus seiner Feder tatsächlich ausgeführt wurde, Verifizierung der im Gutsarchiv erhaltenen ist nun bewiesen. [My]

121 ihren zugehörigen Bauten, die für Schleswig- Orangerie- und Holstein einzigartig ist. Rund zwanzig ver- schiedene Bau- und zugehörige Gartentypen Gewächshauskultur konnte Thietje archivalisch belegen. Dabei un- in Eutin – Neues zur terliegen gerade die Gartenteile, die auch öko- nomischen Ansprüchen gerecht werden muss- Baugeschichte ten, ständiger – manchmal sogar –jahresrhyth- mischer Veränderungen. Die bauhistorische Erforschung der noch vor- Kreis Ostholstein, Eutin, Schloss handenen Orangerie, des Warmhauses und des Neuholländerhauses sowie des Pforthäuschens In früheren Zeiten enthielten alle anspruchs- übernahm der Lübecker Bauforscher Dr. Mi- vollen Gärten Orangerien, Glas- und Gewächs- chael Scheftel mit Angela Gude, die geophysi- häuser, in denen kälteempfindliche Pflanzen kalischen Untersuchungen des Küchengarten- den Winter über konserviert wurden. Von den geländes führte Herr Dr. Stümpel vom Geowis- ursprünglichen Gebäuden zur Überwinterung senschaftlichen Institut der Christian-Albrecht- exotischer Pflanzen sind heute in Deutschland Universität durch, und ein Grabungsteam des schätzungsweise noch rund 300 historische Archäologischen Landesamtes unter Leitung Orangerie- und Gewächshausbauten erhalten. von Mario Pahlow unternahm Suchgrabungen Das dürften nicht mehr als zehn Prozent des ur- im Gelände zur Verifizierung der Lage einiger sprünglichen Bestands sein. In Schleswig-Hol- Gebäude, der Mauern und Wege. Das wich- stein sieht es nicht anders aus, daher ist beab- tigste Ergebnis dieser Arbeiten war, dass der Zitrusfrüchte sind auch schon sichtigt, die historische Orangerie im Eutiner Orangerieentwurf von Georg Greggenhofer in Eutin im 17. Jahrhundert Küchengarten wieder aufzubauen und sie ihrer von 1768 nie umgesetzt wurde, vielmehr wurde überliefert. Gouache von Hans ursprünglichen Funktion zurückzugeben: im das Gebäude, das auf den barocken Garten zu- Simon Holtzbecker aus dem Winter ein Haus für den Schutz exotischer rückgeht, viele Male umgebaut und umge- Gottorfer Codex, um 1650. Pflanzen und im Sommer Gartenfestraum des nutzt. Eutiner Schlosses zu werden. In Zukunft soll der Küchengarten mit seinen Bauten wieder zusammen mit der 1,8 ha großen Küchengartenfläche genutzt werden. Nicht nur aus denkmalpflegerischer, sondern auch aus museumspädagogischer Perspektive enthält der Siegerentwurf (vgl. S. 69–74) ein Konzept, in dem neben historischen, musealen auch tou- ristische Belange integriert werden. Beispiele aus anderen Gärten in Deutschland, aber auch in Holland, England und Schweden zeigen, dass ein solches Konzept nicht nur zu weiteren Attraktivitätssteigerungen führt, sondern dass auch Einnahmen erzielt werden können, die der Stiftung Schloss Eutin zu Gute kommen. [My]

Das Heft von Gisela Thietje: 300 Jahre Oran- gerie- und Gewächshauskultur in der Eutiner Residenz (= Schriftenreihe des Arbeitskreises Orangerie in Deutschland e.V., Band 4), Pots- dam 2006, kann beim Landesamt für Denkmal- pflege erworben werden.

Die Orangerie im Eutiner Küchengarten(Bauaufmaß Ar- chitektengruppe Plandreieck Rechtzeitig zu Beginn es europaweiten Wettbe- Elmshorn, 1998). werbs konnte Frau Gisela Thietje ihre For- schungsergebnisse zur Bau- und Gartenge- schichte der Gewächshäuser im Küchengarten veröffentlichen. Die jahrelangen, notwendig peniblen Auswertungen der Originalquellen, die in den verschiedenen Archiven erhalten wa- „Situations-Plan des Groß- ren, stellen eine detektivische Meisterleistung herzoglichen Schlosses und Schlossparks zu Eutin 1862“, Thietjes dar. In Eutin beeindruckt besonders die von Vermessungsconducteur über dreihundert Jahre andauernde Kontinuität Francke (Ausschnitt). der Bewirtschaftung der Nutzgartenflächen mit 122 Das Fachwerkhaus in der Was macht das Passage. Fachwerkhaus in der Flensburg Galerie?

Flensburg, Holm 59

In Flensburg ist im November 2006 die „Flens- burg Galerie“ eröffnet worden. Es ist eine La- denpassage der ganz besonderen Art, denn sie überbaut nicht nur einen Teil des Flensburger Altstadtgebietes sowie des inzwischen archäo- logisch ergrabenen historischen Hafens, son- dern auch zwei Häuser aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Wie das? Das heutige Haus Holm 59 sollte an- fangs ebenfalls dem ehrgeizigen Projekt der Ladengalerie weichen. Doch das Landesamt für Denkmalpflege stimmte einem Abbruch nicht zu und erwirkte gemeinsam mit der Un- teren Denkmalschutzbehörde, dass das Haus in das architektonische Konzept der Galerie ein- gebunden wurde. Das eigentlich aus zwei Ge- bäuden bestehende Haus wurde 1560 (d) und 1632 (d) erbaut. Der ältere Fachwerkbau weist als Besonderheit an der Südseite eine Galerie gesetzt sein und dem Betrachter wird es nun- auf und muss entsprechend im 16. Jahrhundert mehr als Haus im Haus in Erinnerung bleiben. wesentlich freier gestanden haben als heute, Das auf diese Weise Kulturdenkmale ihrer Iden- worauf nicht zuletzt auch sein aufwändiges tität und ein Stück weit auch ihrer Authentizität Zierfachwerk hinweist. Das jüngere Vorderge- beraubt werden, steht außer Frage. Doch ange- bäude ist sicher in Nachfolge eines Vorgänger- sichts der Schnelllebigkeit heutiger Architek- baus entstanden. tur, ist nicht unwahrscheinlich, dass diese denk- Beide Bauten zählen zu den ältesten Profan- malpflegerische Sonderlösung bald vergessen bauten Flensburgs und ihr Verlust hätte eine sein wird und das 450 Jahre alte Fachwerkhaus schmerzlich Lücke in das baukulturelle Erbe Holm 59 wieder Wind und Wetter strotzen darf. dieser so besonderen Stadt gerissen. Nachdem Nach Schließung einiger heute sinnlos geöff- Wand- und Bodenoberflächen frei gelegt wur- neter Gefache wird ihm das zweifellos gelin- den, zeigte sich, dass das Haus auch im Inneren gen. [Ha] noch beredtes Zeugnis seiner Geschichte abzu- Eingang zur Passage vom Sü- dermarkt aus. legen vermag. Diese Befunde zu sichern, wenn möglich zu zeigen und Farbfassungen entspre- chend des Befundes zu wiederholen, war, ne- ben einer Reduzierung der gestellten Nutzungs- anforderungen, das denkmalpflegerische Ziel. Wenngleich die Maßnahme schließlich unter einem fast unzumutbaren enormen Zeitdruck durchgeführt werden musste und noch einige Nachbesserungen erforderlich sein werden, ist sie im Ergebnis doch mehr als zufrieden stel- lend. Es besteht kein Zweifel an der Richtigkeit des Erhaltes des Gebäudes, wohingegen dessen Wirkung im Inneren der Passage zumindest aus der Sicht eines Denkmalpflegers zuweilen recht merkwürdig anmutet. Denn zumindest der hin- tere Gebäudeteil ist seines genius loci, des für Flensburg so typischen Hofes beraubt. Er wird für lange Zeit nicht mehr Wind und Wetter aus-

123 felten Garderobe. Bemerkenswert sind die De- Frank Lloyd Wright in tails, wie der integrierte Schirmständer oder ein zweibeiniges Ablagetischchen. Der Boden ist Flensburg – Villa mit aus Solnhofener Platten, während in den Wohn- hochwertiger Ausstattung und Essräumen Parkettböden den Eindruck der ebenfalls holzvertäfelten Räume bestimmen. Kunstvoll sind die einzelnen Paneele entspre- Flensburg, Marienhölzungsweg 81 chend ihrer Maserung angeordnet. Die reiche Ausstattung des Hauses setzt sich im ersten Die Villa im Marienhölzungsweg wurde 1934 Obergeschoss fort, doch begegnen uns hier nach Plänen der Flensburger Architekten Er- nicht nur bleiverglaste Fenster nach einem Vor- hardt und Carstens für Hans Timmann erbaut. bild Frank Lloyd Wrights, sondern auch eine Es ist eine der letzten Villen, die entlang dieser funktionale und in weiß gestrichene hölzerne Straße unter anderem von Architekten wie G. Ausstattung. Durch den Verkauf der Villa wur- Rieve und eben Erhardt und Carstens seit der den die Denkmalbehörden auf die wertvolle Mitte der 1920er Jahre erbaut wurden. Ausstattung der Villa aufmerksam, so dass eine Der nahezu quadratische Baukörper weist ein Unterschutzstellung des gesamten Gebäudes weit auskragendes flaches Walmdach mit einer erfolgte. Die neuen Eigentümer konnten davon Kronendeckung auf. Das heute ausgebaute überzeugt werden, nicht nur das äußere der Dach wird über bislang zwei breit lagernde Villa weitestgehend in seinem Erscheinungs- Dachgauben belichtet, die zum Teil mit bleiver- bild zu erhalten, sondern auch die bauzeitliche glasten Fenstern versehen sind. Während die Ausstattung, die mit den eigenen Wünschen Straßenfassade einer stilistisch traditionellen nach Gestaltung in Einklang zu bringen war. Detail der Garderobe (Schirm- Form folgt, ist die Gartenfassade mit ihrem Zugestanden wurde der Dachausbau, der eine ständer). Runderker, der Fenstereinteilung und der ge- weitere gartenseitige Gaube, in Angleichung an putzten weißen Balkonbrüstung eher der Mo- die bauzeitlichen Gauben erforderlich machte. derne verpflichtet. Die Buntglasfenster wurden zu Kastenfenstern Diese Janusköpfigkeit, die den Bau so überaus ausgebaut. Im oberen Stockwerk wurde eine spannend macht, findet sich auch im Inneren Wand versetzt, um die Raumeinteilung den Be- des Gebäudes wider. Über einen Windfang ge- dürfnissen der Eigentümer besser anzupassen. langt man in einen gediegenen holzvertäfelten Die Holzpaneele aber blieben weitestgehend Flur mit einer abgetrennten ebenfalls holzvertä- erhalten. Um einen Seiteneingang zu ermögli- Blick in den vertäfelten Wohn- chen, wurden eine neue Tür und das Holzpaneel raum. unauffällig und dabei die Substanz schonend miteinander verbunden. Mit dem Erhalt der In- nenausstattung ist ein wichtiges denkmalpfle- gerisches Anliegen erfüllt worden. [Ha]

Bleiverglastes Fenster.

124 den Setzungsrisse fachgerecht geschlossen Instandsetzung werden. Architektonische Details an den Fens- tereinfassungen und den äußeren Holzteilen eines historistischen wurden originalgetreu wiederhergestellt. Die Wohnhauses in Flensburg Holzfenster wurden soweit erforderlich erneu- ert und – ohne Verlust an Gestaltqualität – mit Isolierverglasungen energetisch „aufgerüstet“. Flensburg, Nerongsallee 13 Die erhaltenswerte Innenausstattung, insbeson- dere die hölzerne Geschosstreppe, die Fül- Im Stadtplan von 1779 ist die Nerongsallee lungstüren sowie die noch vorhandenen, alten noch als Feldweg verzeichnet der nach seinem Dielenböden wurden aufgearbeitet bzw. wie- Ausbau zur Straße im Jahre 1885 nach dem derhergestellt. Der sanierungsbedürftige Vor- Flensburger Kaufmann, Senator und könig- zustand bedingte auch die komplette Erneue- lichen Agenten Gottfried Johann Nerong be- rung bzw. Modernisierung der Haustechnik. nannt wurde. Noch bis in die 1880er Jahre war Lediglich geringe Eingriffe führten zu einer der Marienhof von 1777 die einzige Bebauung neuen, auf die Familienbedürfnisse der Bau- der in leichtem Bogen zwischen Marienhöl- herren ausgerichteten Grundrisskonzeption. zungsweg und Friedhofstraße verlaufenden Das nun als Einfamilienhaus konzipierte Ge- Blick ins Treppenhaus. Straße. Der erste Abschnitt der heutigen Allee bäude, ist heute durch Verlagerung der Küche wurde im ausgehenden 19. Jahrhundert mit den zur Straßenseite mit dem erweiterten Wohnbe- Villenbauten Nr. 2, 4, 11 und 13 ausgebaut. reich zur ruhigeren Gartenseite hin ausgerich- Haus Nr. 13 wurde 1899 von Zimmermeister L. tet. Hier hat der Architekt die Gestaltungsfrei- Hentschel mit zweigeschossigem Giebel- und heit genutzt, um der neu geschaffenen Diele eingeschossigem traufenständigen Teil errich- eine leichte und moderne Terrassenkonstruk- tet. Das Äußere des roten Backsteinbaus wird tion vorzulagern. Auch in anderen Bereichen durch geputzte Eckrustizierungen und Fenster- wurde die Grundhaltung, einerseits denkmal- einfassungen, die erst 1953 verglaste Veranda werte Ausstattung zu bewahren bzw. wieder- sowie die für die Bauzeit typische Holzzier an herzustellen sowie andererseits Neues als bele- Freigespärren und Gauben geprägt. Die neuen bende Ergänzung hinzuzufügen, konsequent Eigentümer planten nach Sanierung, Wieder- durchgehalten. Architekt und engagierten Bau- herstellung und Modernisierung die Nutzung herren ist es gelungen, ein in seinem konstruk- als Einfamilienhaus. Das Flensburger Archi- tiven Bestand bedrohtes Kulturdenkmal zu er- tektenbüro Lorenzen veranlasste zunächst eine halten und durch einen neuen Jahresring zu be- Untersuchung auf möglichen tierischen bzw. reichern. [Ma] pflanzlichen Holzbefall. Der festgestellte Nerongsallee 13. Schwammbefall, vorwiegend an den Auflagern der Deckenbalken sowie an Teilen der Dach- konstruktion, erwies sich allerdings nicht als die größte Gefährdung der historischen Bau- substanz. Die Beseitigung der Ursachen für die bestandsgefährdenden Risse in den Wänden wurde zur vordringlichen Aufgabe. Aufbauend auf das Bodengutachten, das eine „geologische Grenze“ zwischen tonigem Boden und einer mit Flugsand verfüllten Senke mitten unter dem Gebäude vermutete, sah das statische Gutach- ten eine Nachgründung mit schlanken Unter- presspfählen direkt unter den tragenden Außen- /Innenwänden bzw. deren gemauerte Funda- mente vor. Die Ausführung der Nachgründung, die auch Gruben im Inneren des teilunterkeller- ten Hauses bedingten, erforderte die unerschüt- terliche Zuversicht der Bauherren. Nachdem diese Arbeiten abgeschlossen waren, konnten nun auch die zum Teil weit auseinanderklaffen-

125 Vorgehen der denkmalgerechten Instandset- Eine Schablonenmalerei zung dieser Wohnung eine Grundlage zu schaf- fen, wurde im Einvernehmen mit dem Eigentü- in Friedrichstadt – mer ein Restaurator beauftragt, die Wandober- Zeitschichten flächen zu untersuchen und zu überprüfen, ob die zum Teil sehr losen Oberflächen noch gesi- im Denkmal chert werden können. Es kam auch eine Schab- lonenmalerei zum Vorschein, deren Restaurie- rung möglich erschien. Die losen Malschichten Kreis Nordfriesland, Friedrichstadt, wurden durch eine Hinterfüllung mit einem Mittelburgwall 34 thermoplastischen Festigungsmittel gefestigt und die losen Putzschichten durch Injektion Wenn ein Haus aus dem 17. Jahrhundert viel zu stabilisiert. Die erhaltenen Malereien wurden erzählen weiß und jahrhundertealte Zeitschich- retuschiert und nur größere Fehlstellen ergänzt. ten enthält, ist das auch für den Denkmalpfleger Hierzu wurde eine entsprechende Schablone immer wieder eine Überraschung und Grund zur hergestellt. Der obere Wandfries war nicht Freude. Wie aber sollen die verschiedenen Zeit- schabloniert, sondern freihändig gemalt und schichten erhalten bleiben, zumal wenn ein Ei- wurde entsprechend ergänzt beziehungsweise gentümer für die Modernisierung seiner Woh- retuschiert. Schablonenmalereien, die sich vor nung schon ganz konkrete Vorstellungen, im allem im 19. und frühen 20. Jahrhundert größter besten Falle mit seinem Architekten, entwickelt Beliebtheit erfreuten, sind lange Zeit als min- hat? Eine durch den Bauherrn erwünschte Bege- derwertige Raumausstattung des „nur Wieder- hung des Hauses Mittelburgwall 34 in Fried- holens“ angesehen worden. Seit einigen Jahren richstadt ließ erahnen, dass in diesem Haus meh- aber bemüht man sich vor allem bei Kirchenre- rere Zeitschichten erhalten sind, die es unbe- novierungen um die Wiedergewinnung dieser dingt zu bewahren galt. Neben einem Alkoven, bauzeitlichen Innenraumgestaltungen. Im pri- waren es hier bauzeitliche Türen, Böden, Fens- vaten Bereich dürften restaurierte Schablonen- ter sowie Balkendecken und ein historisches malereien noch Seltenheitswert besitzen. Da- Treppenhaus. Letztendlich waren es die Wando- bei stellen sie ein wichtiges Zeugnis der Wohn- berflächen, die viel über die Wohngeschichte kultur über viele Jahrhunderte hinweg dar. Die des Hauses zu erzählen wussten. Verbreitung der Muster ist meist regional be- Nachdem das erste Obergeschoss durch Aus- dingt und an die örtlichen Malermeister und de- zug der Mieter leer stand, wurden die jüngsten ren Repertoire an Schablonen gebunden. Sie Tapeten abgenommen. Die ersten Putz- lassen sich aber in allen Baugattungen, z.B. in schichten, die zu Tage kamen, waren zum Er- Kirchen, öffentlichen Bauten, bürgerlichen staunen aller mit mehreren Schichten gut erhal- Wohnbauten bis hin zu bäuerlichen Anwesen tener Anstriche versehen. Um für das weitere finden. [Ha] Schablonenmalerei nach der Wiederherstellung.

Schablonenmalerei, Schäden.

126 Remonstrantisch- Remonstrantenkirche. Reformierte Kirche zu Friedrichstadt

Kreis Nordfriesland, Friedrichstadt, Prinzessstraße

Die Stadt Friedrichstadt mit ihren rund zwei- einhalbtausend Einwohnern versammelt seit ihrer Gründung 1621 viele verschiedene Reli- gionsgemeinschaften, die alle ihre baulichen Spuren hinterlassen haben. So wird die Stadt in weiter flacher Landschaft noch heute von den Türmen der Ev.-Luth. Kirche sowie dem Turm der Remonstrantisch-Reformierten Kirche überragt, während sich die Katholischen Kir- che, die Synagoge und das Gotteshaus der Men- noniten in die kleinstädtische Bebauung ein- fügen. Die Remonstrantisch-Reformierte Kirche, 1854 als Ersatz für einen in den Wirren des Krieges von 1850, zerstörten Baues errichtet, ist ein für die Westküste in jeder Hinsicht be- sonderes Gebäude. Bei dem klassizistischen Kirchengebäude, das auf holländische Vor- bilder zurückgeht, handelt es sich um einen des inneren, tragenden Holzgerüstes, das na- Putzbau, was bereits auf die Problematik in hezu vollkommen verrottet war. Daneben dem feuchten und salzigen Klima der West- musste die Kupfereindeckung erneuert bzw. wo küste hinweist. Dieser „ewigen“ Baustelle galt möglich gelötet werden. Im Hinblick auf die es einmal mit sachkundiger Analyse zu begeg- weitere Instandsetzung der Fassaden und des nen, um selbst noch auf den zweiten Blick un- Turmes unterhalb der Laterne wurde deutlich, verständliche Bauschäden nachhaltig beheben dass auch ein Neuanstrich nicht zu umgehen zu können. Das Bauwerk zu begreifen und ihm war. Die Grundlage hierzu war eine restaurato- mit einer denkmalgerechten Instandsetzung zu rische Untersuchung, die seitens des Landes- begegnen, war Anliegen aller Beteiligten. amtes durchgeführt wurde. Die Analyse ergab Starke Putzschäden im Sockelbereich der Kir- eine kräftig rote Wandfassung auf einem grauen che sowie statische Probleme an der Laterne Zementputz. Eine mikrochemische und spek- des Turmes, machten eine Instandsetzung zwin- troskopische Untersuchung ergab, dass es sich gend erforderlich. Die Sanierung der Laterne um eine kalk- und zementhaltige Schlämme beinhaltete vor allem die statische Sicherung handelt. Auf dieser Schlämme sitzen mehrere spätere Farb- und Grundierungsschichten, die Kirche im Stadtbild. der bauzeitlichen Farbigkeit leider nicht mehr folgten. Um diesem bedeutenden Kirchenbau sein bauzeitliches Erscheinungsbild wenigsten annähernd wiederzugeben, folgt der Neuan- strich heute dem Befund (NCS: S 30 30 R). Ab- gesetzt von den Putzoberflächen sind die Kapi- telle der Lisenen und Säulen des Gebäudes in Weiß gestrichen. Auch der noch auszuführende Sockelputz wird entsprechend des Befundes er- gänzt bzw. erneuert werden. Die Maßnahme wurde unter anderem seitens des Landesamtes für Denkmalpflege und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz sowie des Schleswig-Holstein Detail Mauerwerk. Fonds gefördert. [Ha]

127 Schloss Glücksburg – Kalkanstrich in Fort- setzung alter Tradition

Kreis Schleswig-Flensburg, Glücksburg, Schloss Glücksburg

Schloss Glücksburg, 1583–87 von Nic. Kareis erbaut, zählt zu den bedeutendsten Wasser- schlössern Nordeuropas. Die Baugeschichte des Schlosses ist mit Carl-Heinrich Seebachs Arbeit über das Schloss Glücksburg so gut er- forscht, dass wir uns bei der Vorbereitung der 2005/06 anstehenden Maßnahme, zunächst auf die technischen Details beschränken konnten. Was wir alles über Glücksburg im Zuge dieser Maßnahme erfahren würden, ahnte 2005 nie- mand (vgl. auch Carl Heinrich Seebach, Schloß Glücksburg, Neumünster 1979; Heiko K. L. Schulze, Die Bauten des Rudeklosters in Glücksburg im 13. Jahrhundert – Zur Architek- Nordfassade vor der Sanierung. tur der Zisterzienser in Norddeutschland, in: Schäden im Fenstersturz- DenkMal! 13, 2006, S. 40–48). Es ging allein bereich. darum, den Fassadenanstrich zu erneuern, tungsfragen. Erst nachdem das Landesamt nachdem der letzte Kalkanstrich, der in den nachweisen konnte, dass das Schloss über Jahr- 1980er Jahren aufgebracht worden war, teil- hunderte hinweg ausschließlich gekalkt wor- weise stark abgewittert war. Taubenkot, Algen- den ist, zeigte sich der Bauherr traditionsbe- und Flechtenbefall hatten die Schlossfassaden wusst und stimmte dem neuen Kalkanstrich zu. nicht nur unansehnlich werden lassen, sondern Es wurde ein holzgebrannter, mindestens 36 hinterließen auch zunehmend Schäden, was Monate alter Sumpfkalk verwendet, dem zur durch eine mangelnde Wasserabführung und besseren Standfestigkeit eine geringe Menge geringe Dach- und Traufenüberstände weiter an Leinöl zugegeben wurde. In fünf- bis sechs begünstigt wurde. Im Vorfeld der Maßnahme Arbeitsgängen wurde der Anstrich aufgetragen. kam es zu einer längeren Diskussion, ob erneut Im Laufe der Arbeiten wurde offensichtlich, ein traditioneller Kalkanstrich aufgebracht wer- dass weitere Schäden zu beheben sind. Die ver- den sollte oder aber ein Silikatanstrich. Neben mutlich bei der Sanierung im frühen 20. Jahr- der vor allem den Bauherren bewegenden Frage hundert als Ersatz für hölzerne Fensterstürze nach der Haltbarkeit eines erneuten Kalkanstri- eingebrachten stählernen Träger, mussten we- ches, ging es den Architekten um Gewährleis- gen Korrosion entfernt werden. Man entschied sich für eine handwerklich traditionelle Lö- Schloss Glücksburg. sung, indem mit neuen Ziegel Entlastungs- stürze gemauert wurden, die mit reinem Kalk- mörtel überputzt wurden. Um einer zukünf- tigen Verschmutzung durch Taubenkot vorzu- beugen, wurde eine kaum sichtbare Tauben - abwehr an der Fassade angebracht. Fehlstellen in den Fugen des Sockelbereiches mussten großflächig ergänzt werden. Auch kleinere Re- paraturarbeiten an den Dachflächen mussten ausgeführt werden. Es war ein Glück, dass seine Hoheit Prinz Christoph sich den fachlichen Argumenten des Landesamtes für Denkmal- pflege gegenüber offen zeigte und somit auf einen Anstrich verzichtet wurde, der die Diffu- sionsfähigkeit der Fassade eingeschränkt hätte. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz und das Landesamt für Denkmalpflege haben die Maß- nahme unter anderen finanziell unterstützt. [Ha] 128 vierung 1722 Teile des ehemaligen gotischen Die Restaurierung des Altars und der Figuren übermalt wurden, lässt sich bisher nicht sagen. Ebenso ist ungewiss, ob Hl. Michael in der Kirche sowohl der gotische Altar als auch ein barocker zu Gudow Altar nebeneinander bestanden haben und an- schließend zu einem Werk zusammengefügt wurden. Das in den Barockaltar integrierte go- Kreis Herzogtum Lauenburg, Gudow, tische Schnitzretabel unter dem Einfluss von Kirche St. Marien, Hauptstraße Meister Bertram gilt neben den Altären in Pe- tersdorf und Cismar zu den wertvollsten im Die gefasste Eichenholzskulptur des „HL. Mi- Lande. Der zeittypische Fassungsaufbau über chael“ aus dem Altar der St. Marienkirche in partieller mennigeroter Grundierung lässt eben- Gudow wird um 1400 datiert. Ihre Untersu- falls Vergleiche zu Petersdorf und Cismar zu. chung und Restaurierung erfolgte im Rahmen Nahezu identisch in seiner Körperhaltung er- Der Fassungsaufbau der der Praktikantenausbildung in der Restaurie- scheint der Hl. Michael aus dem ehemaligen gotischen Figur rungswerkstatt des Landesamtes für Denkmal- Hochaltar von 1425 aus der Klosterkirche in pflege. Parallel dazu erstellte Restaurator Al- Preetz, der sich heute im Nationalmuseum in win Beetz das Restaurierungskonzept für den Kopenhagen befindet. gesamten Altar und führte als ersten großen Ar- Restaurierungspraktikantin Kerstin Marwik beitsschritt die dringend erforderliche Konser- festigte die akut gefährdete Fassung, wie es be- vierung der Schreinfassung vor Ort durch. Die reits 1974 und 1984 Restaurator Botho Man- Konservierung der Figuren führte er in seiner newitz getan hatte. Die Fassungslockerungen Lübecker Werkstatt aus. Der aus der Klosterkir- waren durch Klimaschwankungen entstanden. che des Benediktinerinnenklosters Lüne bei Jetzt wurden auch barocke Übermalungsreste, Lüneburg stammende gotische Schnitzaltar die bei der 1957 durchgeführten Restaurierung kam Mitte des 17. Jahrhunderts als Stiftung in nicht vollständig entfernt worden waren, abge- die Kirche zu Gudow. Joachim Werner von nommen. Nach der Freilegung präsentieren Bülow ließ ihn wenige Jahre später unter (aus sich das fragmentarisch erhaltene Azuritblau heutiger Sicht schmerzlichen) Verlusten im Stil der Mantelunterseiten und die qualitätvolle des Barock umbauen und entsprechend ergän- Fassung des Inkarnats wieder unverfälscht. Der zen. Ob bereits jetzt oder während einer Reno- Drache, der nur noch in der mennigeroten Un- termalung überliefert ist, war ursprünglich ver- silbert und rot gelüstert. Reste schwarzer Über- malung können Indiz dafür sein, dass die Sil- berauflage durch Oxidation verschwärzte und somit als verfälschte Vorlage für die schwarze Übermalung der Barockzeit diente. Die Freile- Praktikantin in der Restau- gung der 1950er Jahre gelang dann wohl nur rierungswerkstatt des Lan- noch auf die mennigerote Untermalung. [Lö] desamtes für Denkmalpflege, Kerstin Marwik, bei der Frei- legung der Inkarnatfassung.

Der Hl. Michael nach seiner Restaurierung. 129 stehenden Herrenhauses gab Anlass für um- Herrenhaus Güldenstein fangreiche Mauerwerksausbesserungen und eine Ertüchtigung der Fenster. Kreis Ostholstein, Harmsdorf, Die Entscheidung, das Herrenhaus weiterhin Gut Güldenstein als ‚Einfamilienhaus‘ zu nutzen, ist aus Sicht der Denkmalpflege zu begrüßen. Für den Bau- Das 1726–28 von dem Eutiner Hofbaumeister herrn bedeutete dies aufgrund der festgestellten R. M. Dallin errichtete Herrenhaus des Gutes Baumängel allerdings eine nicht unerhebliche Güldenstein, Gemeinde Harmsdorf, zählt auf- finanzielle Belastung. Bei einer errechneten grund seiner ausgewogenen Proportionen, der Nutzfläche von 1290 m2 und einem Raumvolu- dekorativen Farbigkeit und einer hochkarätigen men von 9450 m3 mussten die Sanierungskos- Innenausstattung zu den Hauptwerken spätba- ten überschaubar gehalten werden. Zudem wur- rocker Profanarchitektur im Lande. Im Jahre den bei einer restauratorischen Befunduntersu- 2006 konnte eine lange und umfangreiche Sa- chung wertvolle Ausmalungen festgestellt, de- nierungsmaßnahme beendet werden. Sechs ren Freilegung wünschenswert erschien. Hinzu Jahre zuvor hatte der Eigentümer nur eine äu- kamen die Restaurierung wertvoller Holzfuß- ßere Instandsetzung geplant. Das undichte böden und reich im Bandelwerkstil dekorierter Dach sollte repariert und die Dachrinnen erneu- Stuckdecken. ert werden. Eine bauliche Bestandaufnahme Die vollständige Erneuerung der Haustechnik, brachte die traurige Gewissheit, dass sowohl auf Denkmalbaustellen häufig ein Problem, die Dachkonstruktion als auch das Mauerwerk wurde so sorgfältig geplant, dass keine Ein- vom Hausschwamm befallen waren. Besonders griffe in die historischer Substanz notwendig große Schäden wiesen die eingemauerten wurden. Schwellenhölzer auf, an denen zusätzlich Mo- Eine wesentliche Bereicherung stellt die Wie- der- und Braunfäule festgestellt wurde. derherstellung der barocken Treppensituation Der erste Bauabschnitt befasste sich mit der Be- in der Eingangshalle dar. Durch die Öffnung hebung der Schäden in Dach und Fach. Die eines vermauerten Bogenfeldes in der Ein- komplette Dachkonstruktion musste instand gangsachse erhielt die Halle ihre Transparenz gesetzt, Schwamm befallene Bereiche erneuert und ihren optischen Bezug zum Land- und das Dach mit naturroten Tonpfannen neu schaftspark zurück und kann nunmehr wieder eingedeckt werden. Nachträglich aufgebrachte als vorzügliches Belegstück für die hohe Quali- Gauben wurden entfernt, so dass sich die Dach- tät barocker Raumkunst in Schleswig-Holstein fläche wieder ohne Störungen zeigt. Die auf- gelten. wändige Einrüstung des rückwärtig im Wasser Dem Wunsch des Bauherrn folgend wurde auch Herrenhaus Güldenstein. die Erschließung des weiträumigen Land- schaftsparks diskutiert. Da das Herrenhaus dreiseitig von Wasser umgeben ist, war die Er- reichbarkeit vor allem eines vor der Ostfassade gelegenen, privaten Gartenbereichs vorrangig zu lösen. Die Errichtung einer Außentreppe, die durch Baubefunde und alte Abbildungen nach- gewiesen werden konnte, bietet nun wieder eine optimale Verbindung nach draußen. Nach siebenjähriger Bauzeit darf festgestellt werden, dass die Sanierung des Herrenhauses Güldenstein gelungen ist. Dem Engagement der Eigentümerfamilie ist es zu danken, dass eines der wertvollsten barocken Herrenhäuser Schleswig-Holsteins wieder viel von seinem ehemaligen Glanz zurück erhalten hat. [Kö]

130 St.-Severin-Kirche in Hademarschen – Brand und Wiederaufbau einer Kirche

Kreis Rendsburg-Eckernförde, Hanerau-Hade- marschen, Kirche St. Severin, Kaiserstraße

Die um 1200 errichtete Feldsteinkirche aus flach gedecktem Langhaus, eingezogenem Chor und gewölbter Halbrundapsis, die später nach Westen verlängert wurde und einen Rund- turm nach der Bauweise der sog. Vizelinskir- chen erhielt, „vereinheitlichte“ 1749 Landes- Modell des Kirchenneubaus baumeister Johann Georg Schott, Heide, nach (Arch. ppp+hühn). den Vorstellungen des 18. Jahrhunderts. Der Chorbogen entfiel (einen neuen, größeren Bo- gen brachte die Kirchenrenovierung 1963/64), Fenster wurden vergrößert und ein Walmdach mit Dachreiter erstreckte sich über das Kir- chenschiff und die nördlichen Anbauten, ver- gleichbar seinen Kirchen in Tellingstedt und Wesselburen. Unter dem Dach blieb die roma- nische Nordwand mit zwei alten Fenstern und der ursprünglichen Außenhaut in Gipsguss er- halten, die nach dem verheerenden Kirchen- brand im Dezember 2003 wieder hervortrat, als nur noch die Grundmauern der Kirche bestan- den. Vom Findungsprozess der Kirchengemeinde, der Erforschung und dem noch andauernden Wiederaufbau der Brandruine soll hier nur ein kurzer Zwischenbericht gegeben werden. Nach Blick von Süden während des Abschluss der archäologischen Grabung und Wiederaufbaus. der Konservierung historischer Befunde unter einem Notdach fand ein Architektenwettbe- werb statt, den Architekt Andreas Christian Hühn, Hamburg, gewann (Architekten ppp + hühn). Er trug dem Wunsch der Kirchenge- meinde nach mehr Helligkeit Rechnung, indem er ein umlaufendes Lichtband unter dem Sattel- dach anordnete und zudem die zugemauerten Fenster und das Portal auf der Nordseite öffnete und verglaste. Da die Wände des barocken An- baus wegfielen, schälte sich die romanische Feldsteinkirche heraus, die um flach gedeckte Nebenräume zu Seiten eines intimen Hofes an der Nordseite, einen separaten Glockenturm und einen Sakristeianbau am Altarraum in glei- cher Formensprache bereichert wurde. Die Gie- bel des Kirchenschiffs wurden in Anlehnung an die romanische Gussschalentechnik in Beton Romanisches Fenster. neu hergestellt. Nach einer umfänglichen Si- cherung der brandgeschädigten Mauern durch Verpressung und Vernadelung wurden die ro- manischen Wandoberflächen restauriert und zur Vereinheitlichung geweißt (Rest. Christian Blick in das Kirchenschiff nach Westen vor Einbau der Leonhardt, Mönkeberg). [Jo] Emporen. 131 chert und die dortige Bühnenausstattung res- Gasthof Klint in tauratorisch untersucht. Im Dezember 2006 wurden der Saal und die bewegliche Bühnen- Heidmühlen – Ländlicher ausstattung unter Denkmalschutz gestellt. Saal und gemalte Die stark überarbeitete Saaldecke soll wieder eine weißliche Deckenfassung erhalten, dieser Bühnenprospekte ersten Fassung entspräche ein heller grünlich- grauer Grundton der Türen und des Tresens. Es spricht jedoch Einiges dafür, die gemalte Mase- Kreis Segeberg, Heidmühlen, Am Klint 38 rierung, die heute die gesamte hölzerne Aus- stattung bedeckt und vermutlich zwischen den In wilhelminischer Zeit entstand aus dem Kern Weltkriegen entstand, als im Wesentlichen ein- eines Fachhallenhauses der verzweigte Agglo- heitliche „Zeitschicht“ zu erhalten. meratsbau mit separaten Trakten für Landwirt- Der Proszeniumsvorhang mit aufgemalter roter Draperie kann nach oben hinter eine fest mon- tierte gemalte Schabracke aufgerollt werden, zwei seitliche Kulissen ergänzen dieses Bild. Der knappe Bühnenraum dahinter wird mittels aufrollbarer Prospekte und der Standkulissen wahlweise in eine romantische Auenlandschaft oder ein gründerzeitliches Interieur verwan- delt. Die ländliche Bühnenausstattung ist in dieser schönen Vollständigkeit selten anzutref- fen, eine sichere Datierung steht noch aus, sie ist mutmaßlich um 1910, also zeitgleich mit dem Saal, entstanden. Der Zustand der teil- weise bereits aufgedoppelten Gewebe und de- ren Befestigung an den Spannstangen gibt An- lass zur Sorge. Die von der Restauratorin emp- fohlene Reinigung und Sicherung wird hoffent- lich nicht mehr lange auf sich warten lassen. Die Fenstersanierung barg eine Überraschung: Für die vierflügeligen einfachverglasten Saal- Proszeniumsvorhang mit auf- fenster waren Reparatur und Ertüchtigung ver- gemalter Draperie. einbart worden, wie der Denkmalpfleger schaft und Gaststätte mit Saalbetrieb. Außer- meinte, natürlich in situ. Günstiger waren dann halb der Ortslage landschaftlich reizvoll gele- aber Ausbau samt Blockzargen, Reparatur in gen, diente der Gasthof auch als Ausflugsziel in einem neuen Bundesland und Wiedereinbau die Sommerfrische. mit tadellosem Farbfinish aus der Lackierwerk- Mit ähnlicher Nutzungsvorstellung machten statt. Der ahnungslose Denkmalpfleger mochte sich die neuen Eigentümer im Herbst 2005 an sich angesichts des Ergebnisses von seinem Irr- Blick in den Festsaal. Büh- seine denkmalgerechte Instandsetzung. Baube- tum, es handele sich um originalgetreue Nach- nenbild einer romantischen gleitend wurden Farbbefunde im Festsaal gesi- bauten, nur zögerlich verabschieden (Restaura- Auenlandschaft. torische Voruntersuchung: Marion Eifinger; Architekt: Hermann Wedig). [Ba]

132 gründete zusammen mit dem Handwerksmeis- Hessenstein – ter Howaldt die Maschinenfabrik und Eisengie- ßerei in Kiel, die spätere Howaldtswerft. Neugotischer Die bereits zwanzig Jahre zuvor bemängelten Aussichtsturm in Panker Mauerarbeiten hatten zu erheblichem Sub- stanzverlust geführt: Die halbsteinig gemauerte Außenschale besaß keinen kraftschlüssigen Kreis Plön, Panker, Hessenstein Verbund mit der Innenschale. Der alte Mörtel zwischen den zwei Mauerschichten bestand Auf dem 127 m hohen Pielsberg errichtete nur noch aus Sand, der bei Steinauswechse- Landgraf Friedrich von Hessen in den Jahren lungen großflächig wegbröselte. Die in den 1839–41 einen Aussichtsturm in neugotischen 1980er Jahren angebrachten Plomben aus ze- Formen. Von der Plattform aus kann der Besu- menthaltigem Mörtel und die mit Beton vergos- cher bei guter Sicht einen sehr schönen Blick senen Hohlräume zwischen den Mauer- über die Probstei und nach Nordosten bis zu schichten hatten sich von der Innenschale ge- den Dänischen Inseln genießen. Der Pflegeauf- löst und drohten abzustürzen. wand für den exponierten Turm erwies sich in Die Sanierung des Hessensteins konnte Ende den vergangenen Jahrzehnten als sehr hoch. 2006 beendet werden. Nun befindet sich der Vandalismus und mangelnde Bauunterhaltung Turm in einem Zustand, der für die kommenden führten bereits in den frühen 1970er Jahren zu Jahrzehnte keine umfangreichen Reparaturen einer größeren Sanierungsmaßnahme, bei der mehr erwarten lässt. Mit der Montage der bau- unter anderem die Außenhaut saniert und im In- rechtlich geforderten Absturzsicherung können neren ein zementhaltiger Putz aufgebracht die Besucher jetzt wieder gefahrlos von der wurde. Diese Maßnahmen erwiesen sich als obersten Plattform die Aussicht genießen. [Kö] nicht nachhaltig, da schon zehn Jahre später der Turm erneut saniert werden musste. Auch im Hessenstein. Jahr 1983 beendete Maßnahmen waren man- gelhaft, so dass erhebliche Nacharbeiten not- wendig waren. Die seitens der Denkmalschutz- behörden geforderten Nachbesserungen wur- den jedoch nicht in dem notwendigen Umfang ausgeführt. Im Jahr 2004 zeigten sich wieder erhebliche Schäden, die umgehend hätten behoben werden müssen, doch blieb eine Instandsetzung auf- grund fehlender Gelder aus. Erst nach der Schließung des Turmes im darauf folgenden Jahr konnten notwendige Zuwendungen bereit- gestellt werden. Nachdem erste Arbeiten noch 2005 mit der finanziellen Unterstützung durch den Schleswig-Holstein Fonds begonnen wor- den waren, erfolgte im Jahre 2006 die Grundsa- nierung. Es stellte sich heraus, dass die Sanie- rungsmaßnahmen der frühen 1980er Jahre die Zerstörung des Turmes erheblich beeinflusst hatten. Die Geschossdecken mussten komplett erneuert werden, da der Beton Risse aufwies und die Stahlträger starke Korrosionsschäden zeigten. Die gusseiserne Treppe wurde ausge- baut und restauriert. Dabei stellte der Schmied fest, dass nicht nur gebrochene Stufen zu repa- rieren waren. Sämtliche Auflager der Stufen so- wohl in der Wand, als auch auf den Setzstufen waren so knapp bemessen, dass ein Zusammen- bruch der Treppe drohte. Bei Recherchen zur Treppe konnte der Erbauer ermittelt werden. Entgegen der Annahme, die gusseiserne Treppe sei aus der Ahlmann-Gie- ßerei in Büdelsdorf, stellte sich heraus, dass sie das Meisterstück des in Kiel lebenden Schmieds Johann Schweffel (1796–1865) war. Dieser

133 Nach 60 Jahren wieder wetterfest – Zur Sanierung des Flandernbunkers in Kiel

Kiel, Hindenburgufer

Im Februar 2001 gelang es dem „Verein Mahn- mal Kilian e.V.“, den ehemaligen Marinehoch- bunker am Hindenburgufer zu erwerben (vgl. Von besonderer Bedeutung für Schleswig-Hol- stein, Neue Objekte unter Denkmalschutz, hier: Flandernbunker in Kiel. In: DenkMal! Jg. 13/2006, S. 116–117). Der Verein hatte sich 1995 mit dem Ziel gegründet, die Überreste des denkmalgeschützten U-Boot-Bunkers Kilian in der Kieler Innenförde zu erhalten und als Mahn- mal zu nutzen, die dann 2000 trotz massiver Wi- derstände dem Hafenausbau zum Opfer gefal- len sind. Schon im Mai 2002 war die Ruine des Verglaste Fensteröffnung. Flandernbunkers soweit hergerichtet, dass sie der Öffentlichkeit als Erinnerungs- und Bil- dungsstätte zugänglich gemacht werden konnte. tisch geworden. Von vornherein war die Lösung Nachdem 2005 mit der Sanierung des Daches ver worfen worden, die Wunden auch in ables- ein erster Schritt für einen sicheren Feuchtig- barer Form wieder zu schließen. Neben den keitsschutz des Gebäudes getan werden konnte, Nutzungseinschränkungen hätte sie zu einer wurde 2006 mit einer Verglasung der Wandöff- Verflachung des letzten Jahresringes, der Ent- nungen das Nutzungsspektrum nachhaltig er- festigung, geführt. Die unregelmäßige Form weitert. der Wand durchbrüche mit technisch be ding ten 1945 war der Bunker durch das Einbrechen von rauen Kantenoberflächen führte dann zum Aus- vier großen geschossübergreifenden und zwei schluss der Rahmenlösung. Ein schon durch die klei neren, insgesamt ca. 100 m2 großen Öff- hohen Scheibengewichte nicht eben zierlicher nungen in die 2,5 m2 starken Stahl be ton wände eingestellter Rahmen hätte durch die not- entfestigt worden. Damit war er nicht nur als wendigen ungleichmäßigen Randanschlüsse Schutzbau untauglich, sondern auch für viele sehr massig gewirkt. Man ent schloss sich end- andere Nutzungen klimatechnisch problema- lich, die Scheiben, im Erdgeschoss Isolierver- glasung, unter Aufgabe von Substanz, aber op- Flandernbunker. tisch weniger beeinträchtigend in die massiven Leibungen einzufräsen. Die Glasscheiben sind rahmenlos in 15 cm tiefe und 6 cm breite Schlitze einge passt und ange dichtet. Auf De- ckenebene unterstützen Stahlträger die neuen Fenster, in die Öffnungen integriert sind, die eine permanente Lüftung des Baues sicherstel- len, aber auch geschlossen werden können. Dünne Metallstege verbinden die in der Fläche herstellungs technisch not wendigen Glasstöße. Die gewählte Fensterkonstruktion mit ihrem Höchstmaß an Transparenz lenkt nicht von der Monumentalität des Ursprungsbaues und der Massivität des Eingriffs der Entfestigung ab und gibt den Blick auf den Marinestützpunkt frei. Der weitere Ausbau des Flandernbunkers durch den Verein kann jetzt witterungsunab- hängig erfolgen. [Be]

134 Etagenmeierei, Margarinefabrik, Musikschule – Verwandlungen eines Kieler Industriedenkmals

Kiel, Schwedendamm 10–12

1986 hatte das Landesamt für Denkmalpflege als 10. Heft der Reihe „Baudenkmale in Ge- fahr“ den ehemaligen Milchhof in Kiel-Gaar- den vorgestellt. Es sollte 20 Jahre dauern, die Gefahr endgültig abzuwenden. 1928 wurde der nach Plänen des Architekten Johann Theede am Schwedendamm errichtete Milchhof in Betrieb genommen. In dem Stahl- betonbau mit expressionistischer Ziegelverklei- dung wurden die Milchkannen mit einem Pater- Innenraum im Obergeschoss. nosterwerk in das oberste Geschoss transpor- baut werden, die Hotel-Planung und der halb- tiert. Von hier floss die Milch ohne Pumpen von fertige Treppen hausturm blieben auf der Stre- einer Bearbeitungsstation zur nächsten in die cke. 1998 wechselte die gesamte Liegen schaft darunter liegenden Geschosse. Eine ausführ- im Laufe einer Zwangsverstei gerung den Ei- liche Besprechung in der Deutschen Bauzei- gentümer, der 2002 durch seinen Archi tek ten tung belegt das allgemeine Interesse an der als Ulrich Steuber eine Sanierungsplanung für ein einzigartig angesehene Konzeption. Die über Künstlerhaus vorlegte. Finanzierungsprobleme mehrere Etagen angeordnete Meierei bewährte führten zur Aufgabe dieser Idee. Endlich kam sich jedoch nicht. Bereits zu Beginn der 1930er es nach anhaltenden kontrovers geführten politi- Jahre richtete die Firma Seibel eine Mar- schen Diskussionen 2005 zur Genehmigung für garinefabrik in dem Gebäude ein, die ihre Pro- einen Umbau zum Musikschulzentrum, der tat- duktion bis Ende der 1970er Jahre aufrechter- sächlich ausgeführt und der Stadt Kiel nach hielt. Anschließend wurde das Gebäude als La- Fertigstellung im Oktober 2006 langfristig ger genutzt. Der zwischenzeitlich funktions- überlassen wurde. lose und baufällige Schornstein wurde 1984 Das halbfertige Erschließungsbauwerk wurde abgebrochen. als notwendiges Treppenhaus weitergebaut. Im Pläne, direkt nach Osten anschließend ein Übrigen sorgte schon der äußerst knappe Fi- Großkino mit sechs Sälen zu errichten und die nanzrahmen dafür, dass die offenen Raumstruk- zentralen Einrichtungen und Restaurants in der turen und Details weitestgehend erhalten blie- ehemaligen Margarinefabrik anzuordnen, zer- ben, auch wenn sich dies für die Nutzung z. B. schlugen sich. 1992 wurde die Umnut zung ge- aus akustischen Gründen inzwischen als nicht meinsam mit dem westlich benachbarten, eben- optimal herausstellte. Es gelang des Weiteren, falls un genutzten Hass’schen Speicher von alle zugesetz ten bauzeit lichen Fensteröff- 1905 zum Appartementhotel und Restaurant nungen wiederherzustellen, nicht jedoch die ur- bei gleich zeitiger Errichtung von 130 Woh- sprünglich prägende Gliederung durch die nungen im weiteren Umfeld genehmigt. Kurz klein formatigen einscheibigen Gussfenster. vor Fertigstellung der ersten Wohnungen und Isolierverglaste Metallfenster mit deutlich lie- eines gemeinsamen modernen Erschließungs- gendem großem Scheibenformat machen die bauwerks zwischen den beiden Baudenkmalen Umnutzung ablesbar. – Der benachbarte meldete der Bauherr 1994 Insolvenz an. Die Hass’sche Speicher wartet noch auf seine Ret- Weitgehend erhaltenes Trep- Wohnungen konnten an schließend zu Ende ge- tung. [Be] penhaus.

135 Mars-Skipper-Hof in Kotzenbüll – Haubarg als Ort der Sinne

Kreis Nordfriesland, Kotzenbüll, Gardinger Chaussee 3

Der um 1800 erbaute Mars-Skipper-Hof ist ein weit in die Landschaft wirkender Haubarg auf einer hohen Warft mit einem Vierkant, beste- hend aus vier Ständern. Bereits in den 1980er Jahren war der Haubarg mit Unterstützung des Landesamtes für Denk- malpflege einer umfangreichen Instandsetzung unterzogen worden, wobei vor allem der Wohn- teil unter Berücksichtigung seiner überlieferten Struktur und Substanz instandgesetzt wurde. Teile des Mauerwerks am Haubarg mussten da- mals erneuert werden, doch immerhin blieb der Scheunen- und Stallteil des Haubargs unausge- baut ohne Nutzung erhalten. 2003 sollte sich Blick auf einen Ständer. dies nach einem Eigentümerwechsel zunächst ändern. Das Reetdach sollte aus Brandschutz- genüber offen zeigte, für die Gästezimmer ein gründen einem Blechdach weichen, um den eigenes Gebäude auf der Warft zu errichten. Ausbau des Haubargs mit Zimmern für Ferien- Dafür mussten zwar Bedenken bezüglich des gäste zu ermöglichen. Keine gewöhnlichen Umgebungsschutzes zurückgestellt werden, Gäste werden hier erwartet, sondern vor allem der Haubarg und dessen Konstruktion aber blei- Kinder mit unterschiedlichen Wahrnehmungs- ben nun weiter erfahrbar und von Brandschutz- problematiken, die hier therapiert werden sol- maßnahmen größeren Ausmaßes verschont. len. Um das unkonventionelle Projekt zu beför- Statt des Bleches hat der Haubarg eine Reet- dern, mussten auch unkonventionelle Wege be- dacherneuerung erfahren. Im Inneren wurde schritten werden. Das bauliche, bereits geneh- das Ständergerüst zimmermannsgerecht in- migte Konzept wurde noch einmal geändert, standgesetzt. Aus Sicherheitsgründen konnte nachdem sich die Denkmalpflege der Idee ge- leider der noch im Stallbereich erhaltene alte Ziegelboden nicht an Ort und Stelle bleiben. Mars-Skipper-Hof. Der notwendige Einbau von Werkstätten für die Therapien und Sanitäranlagen sowie weiterer Räume wurde in das Gebäude so eingefügt, dass dessen Struktur noch erfahrbar ist. Auch die neue Glastür, die das Scheunentor ersetzt, fügt sich angenehm in das Gesamtbild ein. Im Wohnteil des Hauses brauchten nur kleine Re- paraturen durchgeführt zu werden, zudem wurde ein Windfang eingebaut. Hier ist nicht nur ein Garten der Sinne, sondern gleich ein ganzer Ort für die Sinne entstanden, der von seiner Geschichte und seiner früheren Nutzung zu erzählen weiß. Der Garten des Mars-Skipper-Hofes wird heute auch durch die, für die Therapie notwendigen „Geräte“ geprägt, ohne dass jedoch in seine Struktur eingegriffen wurde. So geht es auch hier um den Einklang von Altem und Neuem. Vor allem aber wurde ein Haubarg gerettet, ohne dass er wesentliche Veränderungen erfuhr. [Ha]

136 St.-Peter-Kirche in Krempe

Kreis Steinburg, Krempe, Kirche St. Peter, Am Kirchhof

In der flachen Krempermarsch ist der streng ku- bisch geformte Turm der St.-Peter-Kirche für die weithin sichtbare Silhouette der Kleinstadt Krempe charakteristisch, auch wenn zwischen dem leuchtturmartigen Kirchturm und Markt- platz ein maßstabsfremder Geschäftsbau einge- zwängt wurde. Die mittelalterliche, St. Petri ge- weihte Backsteinkirche mit stattlichem West- turm, von schwedischen Truppen zum Pulver- lager umfunktioniert, wurde 1814 durch eine Explosion bis auf die Grundmauern zerstört. 1828–32 nahm der königliche Landbaumeister Friedrich Chr. Heylmann, Altona, nach Plänen des dänischen Oberbaudirektors Christian Fre- derik Hansen den Neubau der spätklassizisti- Kirchenschiff, Blick nach Osten. schen Emporensaalkirche vor. Stahlbetondecke soll die weitere Ansammlung Eine hohe sandsteinerne Portikus mit Pilastern von Kondensatfeuchtigkeit verhindern, die den und Flachgiebel an der Turmwestseite führt in Schwammbefall gefördert hatte. In das Mauer- den lang gestreckten Saalbau aus gelben Zie- werk einbindende Holzteile und die Decken in geln mit eingebauten Emporen. Unter halb- Turm und Sakristei mussten durch Stahlbau- runder, durch breite Gurte gegliederter Holz- teile ersetzt worden, wobei über die Sicherung tonne ist das Mittelschiff auf eine erhöhte, halb- und den Wiedereinbau der Stuckdecke im runde Apsis mit kassettierter Viertelkuppel ge- Turmraum noch Unklarheit besteht. Der größte richtet. Runde Pfeilerarkaden sind gegen Teil der Fenster war dagegen in Holz zu erneu- schmale, von Emporen eingenommene Seiten- ern und gegen das Mauerwerk hin abzugren- schiffe geöffnet. Im Westen wurde die ursprüng- zen. Für die Erneuerung der Farbfassung im lich von zwei dorischen Säulen getragene Or- Kircheninneren, die in den Wandtönen und mit gelempore nachträglich vorgezogen. Die Wän- bronzierten Kapitellen und Balustraden nur de unterhalb der Empore haben in den 1960er leicht vom bisherigen Erscheinungsbild ab- Jahren eine Vorsatzschale erhalten. weicht, liegt eine Befunduntersuchung vor Überall dort, wo die innere Holzkonstruktion (Rest. Andrea Junken-Warnecke, Wedel). Hier- mit der Außenwand verbunden ist, also in den von wird weiter zu berichten sein, ebenso von Bereichen der Schwellen, Balkenlager und der Restaurierung des Altargemäldes und vom Schäden (Schwammbefall) am Holzfenster, ist jetzt in einem so erheblichen Wunsch des Kirchenkreises, zur kostspieligen Fenster. Maße Schwammbefall (serpula lacrimans) fest- Finanzierung der Instandsetzung Gemein- gestellt worden, dass eine materialgerechte Sa- deräume im Kircheninneren einzurichten. [Jo] nierung im Bestand großenteils nicht mehr in Frage kam (Architekturbüro Wuttke + Keke- ritz, Neumünster; Holzschutz Kurt Joseph, It- zehoe). Bereits 1965/67 sind größere Arbeiten im Dach- stuhl ausgeführt worden, u.a. durch den Einzug einer Betondecke, doch offenbar wurden die Mauerkrone und Konstruktionshölzer nur man- gelhaft gegen Schwammbefall behandelt. An- laschungen jüngerer Zeit waren schon wieder von Myzel überwachsen. So mussten jetzt die Decken über den Emporen komplett erneuert werden. Statt der Putz- wurden glatt gestri- chene Gipskartondecken als neue Bauteile er- stellt. Eine umlaufende Lüftungsfuge unter der Nördliche Empore mit abgetrennten Deckenbalken.

137 giebelseitigen Räume das gesamte Dachge- Dorfschule in Kühren schoss nicht für Wohnzwecke nutzbar ist. Die zum Teil mit festem Zementmörtel versehenen Kreis Plön, Helmstorf-Kühren, Karkdoorstraat 2 Fugen konnten behutsam – ohne die Backsteine zu beschädigen – entfernt werden. Die neu ein- Vom Dornröschenschlaf zur „Miss Denkmal gebrachte Fugenmischung erfolgte in enger 2006“ titelte eine Zeitung anlässlich der Verlei- Abstimmung mit der Denkmalpflege und ist hung des ersten Preises für Denkmalpflege des ausgezeichnet gelungen. Die Holzarbeiten Sparkassen- und Giroverbandes am 22. Januar führte ein örtlicher Zimmereibetrieb aus, des- 2006 für die Sanierung der ehemaligen Dorf- sen junger Handwerksmeister sich aufgeschlos- schule in Kühren, Gemeinde Helmstorf. sen für denkmalpflegerische Belange zeigte. Im Jahr 2003 fand der erste Ortstermin zwi- Besonders erfreulich war die Instandsetzung schen den Eigentümern und den Vertretern der sämtlicher originaler Fenster, die trotz ihrer Denkmalschutzbehörden statt. Dabei infor- teilweise erheblichen Schäden alle restauriert mierten die Bauherren über ihr Sanierungsvor- wurden. Auch hier erwies sich die Zusammen- haben des kurz zuvor erworbenen, um 1820 er- arbeit zwischen dem Handwerker in der Nach- bauten Schulgebäudes mit rückwärtiger Fach- barschaft und dem Bauherren als ideal. werkscheune. Bereits bei den ersten Gesprächen Angespornt durch die gelungene Fenstersanie- zeichnete sich eine gute Zusammenarbeit zwi- rung verbesserte der Bauherr den Wärmeschutz schen den Behördenvertretern und den neuen der einfachverglasten Fenster. Er selbst kons- Eigentümern ab. Aufgrund des recht knappen truierte Innenfenster als so genannte Winter- Budgets mussten viele Arbeiten von den Bau- fenster. Hierbei wird ein Isolierglas durch sehr herren in Eigenleistung ausgeführt werden. So- schlanke Rahmen gefasst, die der Handel nicht fern fachkundige Hilfe notwendig war, beauf- anbietet. Lange verbrachten die Eigentümer tragte man erfahrene Handwerksbetriebe. mit der Suche des richtigen Farbtones der Fens- Die über Jahre andauernde Instandsetzung des ter und Türen. Durch intensive Beratung konnte Gebäudes konnte 2006 abgeschlossen werden. nicht nur das denkmalgerechte Farbmaterial, Das Ergebnis zeigt einen vorbildlichen Um- sondern auch die annähernd authentische Farb- gang mit der Außenhaut. Das stark verwitterte wahl gefunden werden. Die originale Haupt- Reetdach musste erneuert werden, doch ver- treppe wurde wieder gefunden und an ihrem ur- zichteten die Bauherren dabei auf neue Belich- sprünglichen Standort eingebaut. Zwei Neben- tungsmöglichkeiten, so dass mit Ausnahme der treppen wurden modern in Stahl erneuert und bilden so einen gelungenen Kontrast zur restau- Ehem. Schule in Kühren. rierten Außenfassade. Im Inneren erfuhr das ehemalige Klassenzim- mer eine Renaissance. Die von den vorherigen Eigentümern eingebaute Wohnung konnte komplett entfernt werden. Der nun zurückge- wonnene große Klassenraum wurde saniert und steht heute für kulturelle Veranstaltungen zur Verfügung. Fußböden und Türen arbeitete man auf und komplettierte den recht originalen Ge- samteindruck der ehemaligen Schule. Aus denkmalpflegerischer Sicht wünscht man sich mehr derartige Bauherren, deren Betreu- ung zwar zeitintensiv, aber effektiv ist. Diese Baumaßnahme zeichnet sich dadurch aus, dass hier ohne die Hilfe eines Architekten eine erst- klassige Sanierung durchgeführt worden ist. Ein Grund für dieses Ergebnis scheint die grundsätzlich positive Einstellung der Bau- herren zu den Behördenvertretern und den Handwerkern zu sein. [Kö]

138 Denkmalbereich Lauenburger Unterstadt – Erfahrungen nach fünf Jahren

Kreis Herzogtum Lauenburg, Lauenburg

Das mit der Novellierung des Schleswig-Hol- steinischen Denkmalschutzgesetzes 1996, und damit fast vier Jahrzehnte nach seiner Verab- schiedung, eingeführte Instrument des Denk- malbereichs hat bisher keine flächendeckende Verbreitung im Lande erfahren. Ein Grund da- für dürfte im späten Zeitpunkt seiner Einfüh- rung liegen. Die rund zwanzig Jahre jüngeren Heutiger Zustand eines Ge setze an derer Bundesländer waren von An- Daches mit rückgebauten fang an damit ausgestat tet und konnten zu einer weiteres möglich war. Nach einem weder bau- Dachflächenfenstern. Zeit mit weniger ausgeprägter Staatsverdros- noch denkmalrechtlich genehmigten Spitzbo- senheit umgesetzt werden. In Schleswig-Hol- denausbau eines Hauses in der Elbstraße direkt stein sind immerhin 2000 das Dorf Sieseby in unter halb des Schlosses und von dort gut ein- Schwansen nach Überwindung erheblicher Wi- sehbar, präsentierte sich die östliche Dach- derstände, 2001 die Eisenbahnersiedlung in fläche mit 16 Dachflächenfenstern. Gegen die Büchen, 2002 große Teile der Lauenburger Un- denkmalrechtliche Versagung des nachträglich terstadt und 2003 die ehemalige Wehrmachts- einge reichten Bauantrages legte die Eigentü- siedlung Oher Weg in Glin de, das so genannte merin Widerspruch und dann Klage ein. Erst Negerdorf, als Denkmalbereiche geschützt beim Ortstermin mit dem Verwaltungsgericht worden. Die geplanten Auswei sungen der Gar- reifte ihre Einsicht, dass die Dachlandschaft der tenstadt Elmschenhagen-Nord in Kiel und des Unterstadt durch derartige Maßnahmen Scha- Beamtenviertels in der Kanal ar beitersiedlung den nehme könne. Es kam zu einer Reduzie- in Brunsbüttel scheiterten nach umfangreichen rung auf heute 7 Fenster. Man mag darüber dis- Vorarbeiten. kutieren, ob die Abwägung zwischen den Be- Im ausgedehnten Lauenburger Denkmalbe- langen der Betroffenen und denen der Allge- reich konnten in den vergangenen fünf Jahren meinheit korrekt vorgenommen worden ist. unter günstigen Rahmenbedingungen überaus [Be] positive Erfahrungen gemacht werden. Die Stadt, die um die Ausweisung gebeten hatte, sieht bis heute in der „Landesverordnung über den Denkmalbereich Lauenburger Unterstadt vom 3. Januar 2002“ ein Instrument zur Er- haltung der Attraktivität ihrer historischen Un- terstadt und unter stützt die engagierte Denkmal- pfle ge rin des Kreises Herzogtum Lauenburg, Frau Britt Månsdotter, bei ihrer zusätzlichen Arbeit vor Ort. Neben den „normalen“ denk- malrechtlichen Genehmigungsverfahren für Veränderungen an den zahlreichen individuell geschützten Gebäuden und in ihrem Umge- bungsschutzbereich vor allem in der Elbstraße, gibt es jährlich durchschnittlich 6 Verfahren, die dem Schutzzweck der Verordnung entspre- chend „den Siedlungsgrundriss und das Er- scheinungsbild erhalten“ helfen (§ 3 Satz 1), z. B. beim Austausch von Fenstern in nicht indivi- duell geschützten Objekten oder der Verhinde- rung von Straßenmöblierung. Gelingt es normalerweise im Beratungsge- spräch, einvernehmliche Lösungen zu finden, gab es bisher einen Fall, in dem das nicht ohne Lauenburg, Blick in die Elbstraße 139 Löhrstorfer Bogenbrücke gerettet

Kreis Ostholstein, Neukirchen-Löhrstorf, Dazendorf-Godderstorfer Au

Die Einbogenbrücke über die Dazendorf-God- derstorfer Au aus grob behauenen und fast ohne Mörtel gefügten Granitquadern gehört zu den letzten authentisch erhaltenen Bogenbrücken im Kreis Ostholstein. Sie war früher Teil der Wegeverbindung zwischen den Ortschaften Oelendorf und Sütel und damit einer der ältes- wurde schließlich ganz aufgegeben. Der Stich- ten Fernwege (Pilgerwege) in der Region, der weg von der neuen Straße und die Bogenbrücke aus dem südskandinavischen Raum über Lü- konnten fortan nur noch als Zuwegung zu dem beck in die Mitte Europas führte. dahinter liegenden Flurstück – dem Kuhberg – benutzt werden. Ausbleibende Pflege und wachsende Belastungen durch landwirtschaft- liche Maschinen förderten den Verfall der Brü- cke und machten ihre Sperrung für jedweden Fahrzeugverkehr notwendig. Die wachsende Mobilität der Bevölkerung führte schließlich auch zur Aufgabe des Fußwegs entlang des Bahndamms von Sütel zum Bahnhof Neukir- chen, der im Zuge der Brückensanierung neu angelegt wurde. Wegen ihrer Seltenheit und hohen geschicht- lichen Bedeutung wurde die Einbogenbrücke über die Dazendorf-Godderstorfer Au im Jahre 1990 mit folgender Begründung unter Denk- malschutz gestellt: „Die Brücke über die Da- zendorf-Godderstorfer Au bei Löhrstorf ent- stammt wahrscheinlich noch dem 18. Jahrhun- dert. Es handelt sich um eine Einbogenbrücke aus Granit, die infolge der Aufhebung des darü- ber führenden Feldweges von modernen Anfor- derungen verschont geblieben ist und im unver- änderten Zustand eindrucksvoll Zeugnis ablegt für die Kunst des Wege- und Brückenbaus Bogenbrücke in Löhrstorf. früherer Zeiten. Sie zählt zu den letzten erhal- Um 1600 hatte das auf dem Gut Löhrstorf an- tenen technischen Kulturdenkmalen dieser Art, sässige Adelsgeschlecht der Rantzaus am Aus- die einst in Schleswig-Holstein durchaus ver- lauf des ehemaligen Mühlenteiches einen breitet waren, uns heute jedoch wegen ver- Damm für eine Wassermühle errichten lassen. kehrstechnischer Erfordernisse nur noch in we- Reste der Mühle, die um 1800 niedergelegt und nigen Exemplaren überkommen sind.“ durch die im Zweiten Weltkrieg zerstörte Berg- Wegen Einsturzgefahr wurde die Bogenbrücke mühle bei Seekamp ersetzt wurde, waren noch im Jahr 2000 bis auf ihr steinernes Grundgerüst lange im Böschungsbereich an der Ostseite der freigelegt und im Auftrage des Landesamtes für Steinbrücke zu erkennen. Der Bau des Dammes Denkmalpflege durch Studenten der Fachhoch- machte schließlich besagte Bogenbrücke über schule Hamburg, Fachbereich Architektur, auf- dem Durchlass erforderlich. In der Vahrendorf- gemessen und dokumentiert. Die bauliche In- schen Karte von 1789–96 ist die Lage der Brü- standsetzung erfolgte im Sommer 2006 unter cke mit einem roten Kreis gekennzeichnet. Wiederverwendung zahlreicher aus dem Bach- Als 1932 eine neue Straßenverbindung von bett und den Böschungen geborgener Steine, Löhrstorf nach Sütel gebaut wurde, verlor der die nach dem Aufmaß und alten Fotos wieder Weg über die Brücke seine Bedeutung und eingebaut wurden. [Kö]

140 Sanierungskonzept erstellt worden (Arch. Geschlechterfriedhof in Christine Scheer). Zur Öffentlichkeitsarbeit gehören Informationsschilder und -tafeln auf Lunden dem Gelände, eine Ausstellung in der Kirche wie auch ein sechseckiger Pavillon als „Info- Kreis Dithmarschen, Lunden, P.-H.-Kühl-Platz Punkt“ am Rande des Friedhofs (Konzept Hans-Joachim Mocka, Redaktion Isabel Son- Das von der backsteinernen Umfassungsmauer nenschein, Architektur Christine Scheer). Eine bis zur St.-Laurentius-Kirche ansteigende Grä- informative Broschüre mit dem Titel „Bauern- berfeld gilt als Denkmal der freien Dith- geschlechter zwischen Zeit und Ewigkeit“ ist marscher Bauerngeschlechter. Darauf deuten bereits 2006 gedruckt worden. Die Restaurie- mit Gras bewachsene Aufschüttungen auf noch rung des mehrfach gebrochenen Armentisches, 13 erhaltene Gruftgewölbe dieser Familienver- der Gruftplatten und Stelen erfolgt nach der bände hin. 66 sandsteinerne Abdeckplatten und Aufstellung eines Leistungsverzeichnisses die großenteils frei aufgestellten Stelen erzäh- (Regina Schwarzburg) durch Steinrestaurator len in Inschriften, Wappen, Hausmarken und fi- Herbert Böllner. Dazu gehört das Abgießen der gürlichen Reliefs die besondere Geschichte besonders wertvollen Stelen als „Sicherungs- Dithmarschens. Dass hier einflussreiche Fami- kopie“. Alle Tätigkeiten werden von Matthias lienverbände ihre Toten in gemauerten, tonnen- Günther vom Büro „Region Nord“ als Projekt- förmigen Grüften beisetzten, die über einen mit leiter koordiniert. U.a. bleibt die Umsetzung einem Deckstein verschlossenen Treppen- des Bepflanzungsplans und die Eingangsge- schacht zugänglich sind, blieb in Lunden bis staltung zur zugänglichen Sulemannen- und zur Anlage des neuen Friedhofs am Ortsrand Nannengruft noch zu realisieren. 1875 Tradition. Mit den Worten des Provinzialkonservators Ursprünglich gliederten vier Wege den Fried- Sauermann im Tätigkeitsbericht 1938 lässt sich hof, an die sich die einzelnen Grabstätten reih- auch dieser Bericht schließen: „Der noch etwas ten. Die „Patina eines alten Kirchhofes“ gab künstliche Ausdruck des Friedhofs wird sich ihm 1938/39 der bekannte Gartenarchitekt erst mit der Zeit verlieren, wenn die neu gesetz- Harry Maaß aus Pönitz. Sein Rundweg, der ten Pflanzen und Sträucher das Gelände bewu- Pflanzplan (Landschaftsar- zum Verweilen einlud, führte zu allen Steinen chern.“ [Jo] chitekt Horst Günter Lange, und Gewölben. Hamburg). Die Wiederherstellung dieses Wegenetzes, die Sanierung der backsteinernen Umfassungs- mauer, die als Rest einer mittelalterlichen Be- festigung von 1476 angesehen wird, sowie die Konservierung der wertvollen Steine standen und stehen im Mittelpunkt des mit EU-Mitteln geförderten Projektes, für das bereits 2001 ein erstes Konzept erstellt worden ist (Thomas Benk u. Manfred Kulmer). Inzwischen liegt ein vom Landesamt in Auftrag gegebenes garten- historisches Gutachten vor (Landschaftsarchi- tekt Horst Günter Lange 2003 ff.). Geomagne- tische Messungen ermöglichten die zerstö- rungsfreie Erkundung verborgener Gruftanla- gen (Dr.-Ing. Stümpel, Christian-Albrecht-Uni- versität Kiel). Um ihren Zustand zu erkunden und Sanierungsmöglichkeiten auszuloten, wur- de einer der Gewölbekeller geöffnet (Wolfgang Bauch, Archäologisches Landesamt Schles- wig-Holstein). Inzwischen hat das Jugendaufbauwerk Dith- marschen die wassergebundenen Wegeflächen und die Treppe und Pflasterung des Hauptwegs wiederhergestellt (Leitung Hr. Nikisch). Nach wissenschaftlicher Grabung, Aufmaß und Bau- alterskartierung ist für die Friedhofsmauer ein

141 St.-Salvator-Kirche auf Pellworm

Kreis Nordfriesland, Pellworm, Kirche St.-Sal- vator, Alter Kirchenweg

Die ehemalige Hauptkirche der Pellworm- Harde vom Ende des 12. Jahrhunderts, besser bekannt als die Alte Kirche, war von der Katas- trophenflut 1634 verschont geblieben, die die Insel Alt-Nordstrand in mehrere Teile zerrissen hat. Das breite Kirchenschiff unter einer Holz- Blick auf die wieder hergestellte Westfassade, rechts die Turmruine. balkendecke und der eingezogene, rechteckige Chor mit Apsis sind aus Sandstein, Tuff und Ziegeln, mit reicher romanischer Bauzier und jüngerer Ausstattung errichtet. Das besondere Der Ostgiebel über dem Schiff ließ sich gegen Kennzeichen der 1913 in den östlichen Bautei- alle Bedenken unter Auswechselung besonders len erneuerten Kirche ist der backsteinerne schadhafter Steine sanieren. Die nach 1848 an- Westturm vom Ende des 13. Jahrhunderts, der gesetzten östlichen Stützpfeiler wurden nicht seit seinem Teileinsturz 1611 als markantes ersetzt, da sie in ihrer Substanz abgängig waren Seezeichen dient. und auch ihre Wirksamkeit angezweifelt wor- 1972–1983 wurde die Turmruine instand ge- den ist. Als problematisch erwiesen sich der setzt. Jetzt gaben Substanzschäden am Kir- Ausbau alter Eisenanker und die Reparatur der chenschiff den Ausschlag für eine weitere jeweils in einem Stück hergestellten Stahlguss- Grundinstandsetzung (Arch. Heike Lambrecht, fenster. Von der archäologischen Grabung im Schleswig). Zunächst waren die kostbare Orgel Inneren der Kirche, bei der Reste des Funda- Arp Schnitgers (1711) und zahlreiche Ausstat- ments der wohl noch im 13. Jahrhundert nieder- tungsstücke gegen Feuchteeintrag und Staub gelegten Westwand und Anzeichen für die Ver- einzupacken bzw. einzuhausen, wenn nicht eine längerung der Kirchwarft gefunden wurden, Auslagerung möglich war. Das mit zementhal- soll noch gesondert berichtet werden (Hans Joa- tigem Mörtel verfugte und verputzte Backstein- chim Kühn, Archäologisches Landesamt mauerwerk der Langhauswände wurde wegen Schleswig-Holstein). Sie erfolgte im Zuge des fehlender Diffusionsfähigkeit abgestockt und Bodenaushubs für den neuen Ziegelsteinboden mit Kalkputz versehen. Bei der nach dem über einer kapillarbrechenden Blähtonschicht. Turmeinsturz neu aufgeführten Westwand, die Dieser Bodenaufbau soll dazu beitragen, die bis keinen Anstrich getragen hat, wurde zunächst zu 95-prozentige relative Luftfeuchtigkeit zu eine Holzverkleidung vorgesehen, schließlich mindern. Ein Kiesbett vermittelt im Randbe- eine weitgehende Neuverblendung in Ziegel- reich zu den sanierten Umfassungswänden. mauerwerk vorgenommen. Über die Unterkonstruktion der Orgelempore Innenraum nach der Sanie- wurde nachgedacht, und die Kellerdecke im Be- rung, Blick nach Osten. reich der Orgelpfeiler rückgebaut. Arbeiten im Außenbereich betrafen den Rundweg um die Kirche, den separaten Glockenstapel sowie die Vorplatzgestaltung. Zurückgestellt sind die Er- neuerung des zurzeit mit PU-Schaum verklebten Tonpfannendaches und ein Anstrich der neu ver- putzten Außenwände. Baulicher Holzschutz sind noch Thema, ebenso die Lüftung und Tem- perierung des bislang mit einer Elektro-Fuß- bodenheizung erwärmten Kirchenraums, so- dann der Wiedereinbau der ausgelagerten Aus- stattung, wie des historischen Gestühls mit den schmiedeeisernen Eingangsbögen, die Reini- gung von Orgel und Altar und die Restaurierung von Ausstattungsstücken, wie des Leinwandge- mäldes „Jüngstes Gericht“, das mit seinem Keil- rahmen über bemalten Bohlen montiert war, die wiederum dasselbe Thema zeigen. [Jo]

142 eine Landschaft, die umgeben ist von funktio- Die Gartenhöfe der nalen Grünräumen, die individuelle Wohnbe- dürfnisse erfüllen. Das Spiel mit den Gegen- Siedlung „Marienhöhe“ sätzen von formal-architektonischer Gestal- in Quickborn – tung aller Elemente und Einbettung in die na- turnahe Landschaft und die farbenprächtigen Handreichung für Gärten zeichnet noch heute – trotz aller Über- wucherungen des Gehölzbestandes – die Sied- den interessierten lung aus. Die nach den verheerenden Zerstörungen des Gartenbesitzer Zweiten Weltkrieges für eine immer breiter werdenden Mittelschicht geschaffenen Wohn- Kreis Pinneberg, Quickborn, Marienhöhe häuser, nach dem amerikanischen Vorbild „Bungalows“ genannt, mit zugehörigen Wohn- In der reizvollen Heide- und Waldlandschaft gärten, nach der funktionalistischen Theorie nördlich von Hamburg bei Quickborn entstand „Gartenhöfe“ genannt, symbolisieren die neuen Wohnhof mit den typischen im Auftrag der Betreuungs- und Wohnungs- demokratischen und liberalen Ideen. Stabgitterwänden von Lüttge baugesellschaft (BEWOBAU) ab 1963/64 eine Im Auftrag des Landesamts für Denkmal- (links) und den riesigen Glas- Bungalow-Siedlung nach amerikanischem pflege erstellte die Hamburger Gartenarchi- türen zwischen Wohnzimmer Vorbild. Architekt war Prof. Richard Neutra tektin Gudrun Lang eine Handreichung für die und Sonnenterrasse von Neu- (1892–1970) in Zusammenarbeit mit dem Eigentümer der Neutra-Siedlung, die Hilfe- tra (Foto 1966). Hamburger Gartenarchitekten Gustav Lüttge stellung für die Pflege der Gehölze, die Res- (1909–1968). Sie entwarfen neun verschie- taurierung von Wege- und Plattenbelägen und dene Typen von ein- und zweigeschossigen die (Wieder-)beschaffung einzelner, teilweise Flachdachhäusern mit dazugehörigen Garten- verloren gegangener Gartenelemente geben höfen, die wie in einem Baukastensystem von soll. Der Leitfaden enthält auch Lieferadres- den Käufern zusammengestellt werden konn- sen, Zeichnungen der typischen Stabgitter- ten. Kennzeichen der Siedlung sind eine ein- wände und Pflanzenlisten. So können die Ei- heitliche, modulartige Verwendung industriell gentümer die charakteristischen Struktur- und gefertigter und genormter Materialien und Gestaltungselemente denkmalgerecht erhal- Ausstattungselemente, wie z.B. quadratische ten und (weiter-)entwickeln. Beton-Platten, Stabgitterzäune und Eternit- Rankzäune sowie Beeteinfassungen aus Waschbeton. Auf asymmetrischen Grund- stücksgrundrissen wurden die Wege- und Ter- rassenflächen durchweg orthogonal angelegt. Die Prinzipien der modernen funktionalisti- schen Architektur lassen sich auch an der Durchdringung von Außen- und Innenraum sehr deutlich veranschaulichen: Der Raum „fließt“, ohne dass starre Abgrenzungen sicht- bar werden, so dass in der Tiefe gestaffelte Räume entstehen, die in einander übergehen und so ein großzügiges Raumangebot auf klei- ner Fläche anbieten. Innen- und Außenraum stehen gleichwertig nebeneinander, Wohn- und Gartenräume unterliegen den gleichen archi- tektonischen Raumideen: An der Wohnstraße liegt ebenerdig ein grüner Vorgarten ohne Zaun, eine Zufahrt führt gerade zur Garage, die rückwärtig in einen Küchenhof führt, in den die Glasfront der Küche des Wohnhauses hin- einreicht. Vom Wohnzimmer aus kann man Typische Einfassung eines durch riesige Glaswände mit Schiebemecha- Staudenbeets am Rasenspiegel mit „schwebendem“ Wasch- nismus die befestigte Terrasse betreten, die ei- Auf einer öffentlichen Veranstaltung, bei der betonbalken, der durch die nen Blick über den eigentlichen Wohngarten zahlreiche Eigentümer teilnahmen, wurde die Schattenkante hervorgerufen mit diagonalem Rasenstück ermöglicht, das Broschüre von der Verfasserin vorgestellt. An- wird. mit architektonisch gefassten Zierbeeten um- nelie Fesser von der Unteren Denkmalschutz- schlossen ist. Die Grenzen des Grundstücks behörde des Kreises Pinneberg und der Steuer- sind so abgepflanzt, dass feste Grenzziehungen sachbearbeiter des Landesamtes, Albrecht Bar- nicht sichtbar werden. So bekommt man das thel, halfen dabei die vielen Fragen der Anwe- Gefühl, im Grünen zu Wohnen, eingebettet in senden zu beantworten. [My] 143 Restaurierung des Steintorhauses beim Ratzeburger Dom abgeschlossen

Kreis Herzogtum Lauenburg, Ratzeburg, Domhof 30

Nach siebenjähriger Bauzeit konnte die Grund- sanierung des Steintorhauses abgeschlossen Blick in den gesicherten Dachstuhl. werden, die im Jahr 2000 mit einer Notsiche- rung des wieder zu Wohnzwecken hergerichte- ten Gebäudes begann. Trotz der vielen Köche, Die Sanierungsarbeiten erstreckten sich auf das die dabei mitwirkten, und ungeachtet der wech- Innere und Äußere des vordem ausschließlich selnden Finanzierungsmodelle und lange feh- zu Wohnzwecken genutzten zweigeschossigen lender Nutzungskonzepte ist eine hoffentlich Backsteingebäudes mitsamt der Durchfahrt nachhaltige Instandsetzung gelungen, wie sie und des pfannengedeckten Satteldaches. Der seit dem 18. Jahrhundert wiederholt angemahnt nach außen geneigte Südgiebel und die mit al- worden ist. tem Holz reparierte Fachwerkwestwand ließen Die historisch wie baukünstlerisch bedeut- sich durch die Stützkonstruktion aus Stahl er- samen Bauten, die ehem. Bischofskurie und das halten, auf die sich nun auch die Deckenbalken Tordurchfahrt nach der Mau- so genannte Steintor, liegen unmittelbar vor und der neue Pfettendachstuhl abstützen. Dabei erwerksanierung. dem Dom am Fuße des Domhügels und gehö- blieben die Sparren des alten Dachstuhls unter- ren mit der Bischofskirche Heinrichs des Lö- halb der Schalung in dem neu gewonnenen wen und dem Kloster zum mittelalterlichen Be- Großraum sichtbar, der mit dem holzverschal- stand des Domhofes. Anfang des 13. Jahrhun- ten „Gefängnis“ und zusätzlichen Galerien an derts errichtet, stellen sie nicht nur eine bau- den Giebelwänden schließlich als Bibliothek liche Einheit mit der angrenzenden Klausur und des Predigerseminars hergerichtet worden ist. des Domes dar, sondern sie sind zu den ältesten Bei den vier über zwei Geschosse reichenden Profanbauten des Landes zu rechnen. Wohnungen sind zunächst die jüngeren und Dom und wiederhergestelltes Steintorhaus. jüngsten Einbauten entfernt worden, bevor es an die Sanierung der Böden und Decken ging. Die noch mittelalterliche Bausubstanz ist ledig- lich übertüncht worden, so dass sich alte Öff- nungen und Wölbungen abzeichnen, neue Wände dagegen sind mit Lehm verputzt, histo- rische Innenwände aus Fachwerk sichtbar be- lassen. Das Land Schleswig-Holstein förderte die Sa- nierungsmaßnahme als Patron des kirchenpoli- tisch zur mecklenburgischen Landeskirche zäh- lenden Doms, der durch die Nordelbische Kir- che verwaltet und durch das Gebäudemanage- ment Schleswig-Holstein (GMSH), Zweig- niederlassung Lübeck-Itzehoe, baufachlich und durch das Baudezernat des Kirchenamtes und das Landesamt in Fragen der Denkmal- pflege betreut wird. Die eigentliche Planung lag in den Händen von Prof. Dr. Dierk Kasper, Hamburg, der sich nach der Aufnahme der De- cken und Böden weiterer Sondergutachter be- diente (Statikbüro Karl Brammer, Kronsha- gen). Die Sanierung der benachbarten Bischofs- herberge, Domhof 31, steht noch aus. [Jo]

144 Scheune auf Hof Redingsdorf

Kreis Ostholstein, Süsel-Bujendorf, Gut Redingsdorf

Der Hof Redingsdorf zählt zu den wenigen noch komplett erhaltenen Vierseithöfen in Ost- holstein. Die südliche Fachwerkscheune mit ei- ner Länge von 44 m, einer Breite von 21,80 m und einer Gesamthöhe von fast 16 m wies der- art gravierende Gründungsprobleme auf, dass der Eigentümer befürchtete, sie werde die Win- terstürme nicht überstehen. Sofort durchge- führte Sicherungsmaßnahmen im Herbst 2005 stabilisierten zwar das Fachwerkgefüge, jedoch nicht den Unterbau. Für das Jahr 2006 mussten daher durchgreifende Sanierungsarbeiten durchgeführt werden. Die Scheune. südliche Traufwand ist aufgrund der nahen Lage chen Moorboden gefahrlos stabilisieren ließen. zur historischen Uferlinie auf nicht tragfähigem Große Teile der Sockelfläche konnten im Be- Untergrund errichtet. Im Laufe der Zeit sackte stand wieder in die ursprüngliche Lage zurück- das Fundament ab. Über mehr als 10 m Länge gezogen werden. Die darauf befindliche Fach- knickte sowohl der Sockel als auch die darauf werkkonstruktion wurde daraufhin ebenfalls befindliche Fachwerk-Außenwand nicht nur instand gesetzt. durch vertikale, sondern auch durch horizontale Im Herbst 2006 konnte die Sanierung der Kräfte um ca. 0,5 m aus der Senkrechten nach Traufwand beendet werden. Damit ist zwar erst Außen. Trotz der im Jahr 2005 durchgeführten ein Teil der Gesamtsanierung abgeschlossen, Sicherungsarbeiten drohte bei einem Auskni- die Standsicherheit der Scheune aber ist, zu- cken des Sockels die gesamte Außenwand ein- mindest mittelfristig, wieder hergestellt. Bis- zustürzen und so das komplette Tragwerk der lang nicht beendet ist die statische Sicherung Dachkonstruktion nach sich zu ziehen. der tragenden Fachwerkkonstruktion im Inne- Mit großem Engagement betrieb der Eigentü- ren. Diese Maßnahme wird voraussichtlich im mer die Sanierung. Nachdem der Sockel kom- Jahr 2007 fertig gestellt sein. [Kö] plett freigelegt worden war, stellte sich heraus, Erneuerung einer Fachwerk- wand. dass die Scheune in dem schadhaften Bereich lediglich auf Punktfundamenten ruhte. Die Gründung bestand aufgrund des moorigen Bo- dens nur aus einzelnen großen, schweren Find- lingen. Zwischen diesen Fundamentbereichen hatten die Erbauer eine Bogenkonstruktion ge- schaffen, auf die die mächtige Außenwand er- richtet wurde. Ziel war es, diese ungewöhnliche Konstruktion zu erhalten. Dazu waren erhebliche statische Aufwendungen notwendig. Bei der Sanierung des Fundamentes und des Sockels hatte man darauf zu achten, dass die Fachwerkkonstruk- tion so gesichert wurde, dass es nicht zum Ein- sturz der Scheune kam. Im Inneren leitete man mit Zugbändern und Aussteifungsmaßnahmen die Kräfte ab, im Äußeren konnte man die Traufwand mittels Streben abfangen, die sich aufgrund der trockenen Witterung auf dem wei-

145 Villa Dobbertin in Reinbek – Architekturfarben der 1920er Jahre kehren zurück

Kreis Stormarn, Reinbek, Goetheallee 3

Die renommierten Hamburger Architekten Hermann Distel (1875–1945) und August Gru- Die Originalfarbigkeit (ocker/zementgrau) ist ein kaum bitz (Distel & Grubitz) erweiterten 1923/24 für verzichtbares Gestaltungselement dieser neoklassizisti- den Großhandelskaufmann Carl Dobbertin eine schen Architektur. historistische Villa auf 900 m² Wohnfläche. Zu den Bauten der Architekten gehören das Vorle- in den Fassaden durch breite Gesimsbänder ge- sungsgebäude der Universität Hamburg an der teilt. Die Schauseiten des Hauses, deren rund- Moorweide (1912), die St.-Stephanus-Kirche bogige Fenster mit Fensterläden verschlossen (1912) in Eimsbüttel, der Molenhof im Kontor- werden können, werden architektonisch jeweils hausviertel (1924–26) und der Grundbau der individuell betont: im Westen befindet sich der Hamburger Staatsoper (1925/26 mit Linne- Haupteingang mit vorgelagertem, ausschwin- bach). Die in den Proportionen und einigen De- gendem Balkon als Überdachung einer Auf- tails neoklassizistische Villa Dobbertin zeigt in oder Vorfahrt. Der Vorbau gliedert sich asym- Vorhalle im Bauzustand, De- ckendetail. Deckenstuck und Farbwahl Einflüsse von Ex- metrisch durch fünf Säulenpaare dorischer Ord- pressionismus und Art Decó. nung, breites Gesims und Balusterbrüstung des Der Denkmalschutzurkunde vom 21.7.1998 Balkons.“ zufolge ist sie „ein winkelig angelegter, zwei- Nachdem die Freie- und Hansestadt Hamburg geschossiger, verputzter Backsteinbau unter das Gebäude bis in jüngere Zeit als sozialpäda- Die große Erschließungsdiele flachem Walmdach. Die beiden Geschosse sind gogische Ausbildungsstätte genutzt hatte („Vic- erhielt an Decke und Wänden tor-Gollancz-Haus“), gelangten Villa und Park eine bauzeitliche Farbfassung. 2004 in fürsorgliche private Hände. Im Som- mer 2006 wurde die ursprüngliche, von neu- tralen Anstrichen verdeckte, kräftige Architek- turfarbigkeit im Inneren erkundet. In die groß- zügige Eingangshalle mit dunkel getönter Holz- balkendecke und die Erschließungsbereiche mit ebensolcher, hölzerner Ausstattung kehrte das originale Farbkonzept in befundgetreu er- gänzender Rekonstruktion, zurück in den üb- rigen Räumen wurden die Befunde kongenial interpretiert. Am markanten Eingangsvorbau und auf den benachbarten Wandflächen wurden der ocker- farben durchgefärbte Außenputz („Terra Se- rena“) und die scharierten Betonflächen mit Förderung des Landesamtes modellhaft freige- legt und gereinigt. Der Originalmörtel wurde analysiert und unter restauratorischen Maßga- ben nachgestellt. Langfristig wird eine voll- ständige Freilegung und Restaurierung der his- torischen Fassaden angestrebt (Restauratorin Marion Eifinger, Putzproben Fa. Jahn-NL, Ar- chitekt Abd Rabbo). [Ba]

146 Landhaus Ramm in Rendsburg – Der Reiz des Fragmentarischen

Kreis Rendsburg-Eckernförde, Rendsburg, Adolf-Steckel-Str. 22

Nach Plänen des Architekten Hermann Rohwer 1927 erbaut, gehört das Landhaus für Pastor Ramm zu den qualitätvollen Wohnhäusern und Siedlungsbauten, die das Gesicht der Stadt in der Weimarer Zeit prägten. Rohwer verband hier den Heimatschutzstil mit expressionisti- schen Zitaten und vorsichtigen Anleihen beim Neuen Bauen. 1937 war das pastorale Anwesen durch einen gestalterisch angepassten Funkti- onsbau mit Amtsstuben, Remise und Nebenge- lassen ergänzt und zu einem Forstgehöft umge- nutzt worden. Im Juli 2005 wurde das Wohn- haus seines besonderen baukünstlerischen Wer- Das Freilegungsfenster zeigt, tes wegen unter Denkmalschutz gestellt. wie die originale Mehrfarbig- Bereits im März 1997, anlässlich der Grundsa- durch Farbschnitte ermittelt, und deren bemer- keit die feingliedrige Architek- nierung, hatte der in Gestaltungsdingen kun- kenswert kontrastreiche Originalfarbigkeit in tur differenziert, hier am De- ckenanschluss zum Vorraum. dige Eigentümer den Denkmalschutzbehörden der Außenansicht wiederhergestellt, ein we- seine Farb(be)funde nach Abnahme der Tape- sentlicher Schritt zur Wiedergewinnung der äu- ten mitgeteilt (Auszug: „Garderobe, Gesims = ßeren Architekturfarbigkeit (Restauratorin: Holz mokkabraun, Wand kirschrot; Windfang = Marion Eifinger, Hamburg). [Ba] obere Wandhälfte kirschrot, untere Hälfte creme; Eckprofile orange…; Schlafzimmer = hellblau; Kinderzimmer= leuchtendviolett; Gästezimmer West= rostrot“.). Aus der Aufzäh- lung wird verständlich, warum er gegen eine befundgetreue Rekonstruktion der Raumfarben zunächst Bedenken trug. In einigen Räumen hielt sie dann doch Einzug, andere wurden we- niger „anstrengend“ gestrichen. Das Wohnhaus betritt man über einen kleinen Windfang, der in ein detailreich ausgestaltetes Entree führt. In der Decke des Vorflurs sind mit diagonaler Verleistung Kassetten angedeutet. Den eingezogenen Durchgang zur Treppendiele begrenzen deckenhohe Pfeiler mit rechteckig genuteten Kapitellen. Die Amtsrestauratorin Birgid Löffler-Dreyer und die Praktikantin Ju- lia Langenbacher brachten im Mai 2005 meh- rere Farbschnitte an, welche die bauzeitliche Mehrfarbigkeit erkennen ließen, allerdings auch den beträchtlichen Freilegungsaufwand. Im Januar 2006 wurden dann gleichwohl gut bemessene Befundfenster angelegt. Dem heu- tigen Zustand mit einem exemplarisch freige- legten Kapitell samt anschließender Decken- partie und einem Befundfeld in der Abseitenab- kleidung unter dem Treppenlauf haftet der Reiz des Fragmentarischen an. Weitere Freilegung des Originalbefunds oder die kostengünstigere Die mittleren 1920er Jahre Farbrekonstruktion auf dem Bestand sind denk- kannten keine Scheu vor stärksten Farbkontrasten, hier bare Optionen. Im Sommer 2006 wurde der die Haustür mit befundge- bauzeitliche Anstrich der Hauseingangstür treuer Farbrekonstruktion. 147 Zur Restaurierung von gotischen Wandmalereien im ehemaligen Graukloster in Schleswig

Kreis Schleswig-Flensburg, Schleswig, Rathausmarkt 1

Das so genannte Graukloster entstand 1234 auf den Fundamenten des alten dänischen Königs- Heiligenfiguren (Mitte 14. Jahrh.) auf der Westwand nach hofes. Der Name Graukloster leitet sich von der Restaurierung. den grauen Kutten der Franziskaner-Mönche ab, die einst in dem Kloster lebten. Nach der Reformation 1517 überließ Herzog Friedrich I. ten wieder entdeckt und anschließend freige- das Kloster der Stadt, die die Gebäude als Ar- legt sowie restauriert worden. Die älteste Dar- menstift für Schleswiger Bürger umfunktio- stellung ist auf 1280 datiert und zeigt eine nierte. Kreuzigungsszene auf quadratischem Putz- Durch sämtliche Ritzen ist Brandstiftung hatte 2005 zu einem ver- grund. Im Mittelalter war es durchaus üblich, Ruß in den „Gotischen Saal“ eingedrungen. Die große heerenden Feuer im Untergeschoss des heute nur die Bereiche zu putzen, die auch bemalt Hitzeeinwirkung verursachte als Rathaus genutzten Gebäudes geführt. Der wurden. Die übrigen Wandflächen wurden häu- Verfärbungen des Deckenan- unmittelbar an den Brandherd angrenzende fig mit einer Rotschlämme und weißen Fugen strichs. „Gotische Saal“ war durch die enorme Ruß- belegt (vgl. Sommerrefektorium im Lübecker und Hitzeentwicklung stark in Mitleidenschaft Burgkloster). Die anderen Wände zeigen Frag- gezogen. Erfreulicherweise wurde bei den mente figürlicher Malerei (stehende Heiligenfi- Löscharbeiten sehr behutsam vorgegangen, so guren u.a.), die ca. 50 bis 60 Jahre später auf ei- dass sich der Feuchteeintrag durch Löschwas- ner vollständig geputzten Fläche entstanden Gotischer Saal mit der Kreu- ser sehr gering hielt. Erst 1980 waren die Wand- sind. Neben der Verdunklung durch den schwar- zigung (Ende 13. Jahrh.) auf malereien des 13. und 14. Jh. bei Umbauarbei- zen und fettigen Russbelag, hatten v.a. die um- der Ostwand nach der Restau- fangreichen Putzergänzungen und Retuschen rierung. der letzten Restaurierung unter der Hitzent- wicklung sehr gelitten. Die Deckenbalken zeigten Verfärbungen des Anstrichs durch aus- getretenes Leinölbindemittel. Die Restaura- toren Sabine Hengstler und Christian Leon- hardt hatten nicht nur von der Holzbalkendecke bis zum letzten Winkel der Halle alles vom di- cken, fettigen Rußbelag zu reinigen. Sie muss- ten auch sämtliche Retuschen und Ergänzungen der vorangegangenen Restaurierungen, die sich jetzt gelb verfärbt präsentierten und die Wand- flächen in einen unruhigen Flickenteppich ver- wandelt hatten, aufwändig überarbeiten. So- fern diese bei der Reinigung nicht gehalten wer- den konnten, mussten sie ersetzt werden, um wieder ein harmonisches Erscheinungsbild prä- sentieren zu können. Die Deckenbalken, die mit einem speziellen Strahlverfahren gereinigt wurden und die erneuerten Dielen, sind mit Kalkfarbe gestrichen worden. Die Kosten der Maßnahme sind überwiegend durch die Gebäu- debrandversicherung abgedeckt worden. [Lö]

148 tigte Hauptgebäude der Blomenburg konnte Die Blomenburg in dieses Ziel aufgrund der zu geringen Mittelbe- reitstellung durch die Investoren nicht erreicht werden. Die Blomenburg präsentiert sich dem Besucher Kreis Plön, Selent, Blomenburg heute aus denkmalpflegerischer Sicht in einem unbefriedigenden Zustand. Wer die Ausstrah- „Blomenburg: Dunkle Stunde des Denkmal- lung einer Höhenburg nach den Ideen der deut- schutzes“. So titelte eine Zeitung nach der Ein- schen Burgenromantik sucht, die dem Erbauer weihung des Technologiezentrums auf dem Graf Otto von Blome für sein Jagdschloss mit Gelände der Blomenburg am 25. August 2006. der vorzüglichen Lage auf einer bewaldeten In seiner Eröffnungsrede hatte der Grundeigen- Anhöhe über dem Selenter See vor Augen stan- tümer mit den Denkmalschutzbehörden abge- den, wird sich enttäuscht abwenden. Nach wie rechnet und in offener Polemik deren „Macht“ vor warten die neugotische Ausmalung und kritisiert. Dem Thema wurde auch in der an- Ausstattungsdetails der Räume auf ihre kom- schließenden „Podiumsdiskussion“ breiter plette Freilegung und eine angemessene Res- Raum gegeben: Am Projekt beteiligte Investo- taurierung. Auch unterblieb die Rekonstruktion ren und Architekten stellten publikumswirk- des ursprünglichen Zugangs zum Festsaal, des- sam ihr persönliches Verhältnis zur staatlichen sen geringe Öffnungsbreite das Verständnis der Denkmalpflege dar. Bedauerlicherweise erhielt Raumfolge im „piano nobile“ erheblich stört. die Denkmalpflege keine Möglichkeit zur Stel- In einigen stuckierten Räumen der Wohnetage lungnahme. machte das Nutzungskonzept den Einbau sani- Dem Eklat vorausgegangen waren sechs Jahre tärer Einrichtungen notwendig. Technisch zäher Verhandlungen. Im Jahr 2000 hatte der scheint die Blomenburg den Ansprüchen einer neue Eigentümer die Öffentlichkeit über seine zeitgemäßen Tagungsstätte angepasst. Nach Planungen für ein Existenzgründerzentrum auf denkmalpflegerischer Einschätzung lassen dem Blomenburg-Gelände informiert. Neben zahlreiche Details und Ausstattungselemente der 1844–1848 errichteten neugotischen Burg- allerdings einen sensiblen Umgang mit den anlage, der einzigen ‚Höhenburg‘ in Schles- bau- und kunstgeschichtlichen Werten des wig-Holstein, war der zu ihrer landschaftlichen Denkmals vermissen. Inszenierung angelegte Waldpark zu überpla- Das denkmalpflegerische Fazit der Gesamtbau- nen. Trotz zahlreicher Bedenken verschiedener maßnahme ist ernüchternd: Ein mit über 90 % Träger öffentlicher Belange fand dieses Vorha- aus öffentlichen Mitteln gefördertes Projekt hat ben eine breite politische Unterstützung. den geschichtlichen Wert der Blomenburg und Die Bebauung von 18,4 ha sensibler Fläche im seines landschaftsgärtnerisch gestalteten Um- Außenbereich konnte denkmalrechtlich nicht feldes sowie die für Schleswig-Holstein einzig- beeinflusst werden, wohl aber die Errichtung artigen, weit ausstrahlenden kulturlandschaft- eines Bürogebäudes mit ca. 6500 m² Nutzfläche lichen Bezüge der Höhenburg nachhaltig be- direkt unterhalb des Burgbergs. Vorrangiges einträchtigt. [Kö] Ziel der Denkmalpflege war der Erhalt der Technologiezentrum an der wichtigsten Blickbeziehungen zwischen Burg Blomenburg. und Landschaft sowie die Freistellung des Burgberges durch Abbruch des in den 1960er Jahren für das damalige Landesjugendheim neu errichteten Bettenhauses. Nach langen Debat- ten wurde das Baufenster für den Neubau schließlich festgelegt. Aufgrund problemati- scher Abstände zu benachbarten Gebäuden musste der Neubau schließlich höher als ge- plant errichtet werden, zum Nachteil des Er- scheinungsbildes der Höhenburg. Derartige Abweichungen vom genehmigten Bebauungs- plan führten zu erheblichen Zeitverzögerungen, die ungerechterweise der Denkmalpflege an- lastet wurden. Mit dem Bau des Technologiezentrums war für die Denkmalpflege die Hoffnung auf eine qua- litätvolle Sanierung des historischen Gebäude- bestandes verbunden. Für das in seinem Er- scheinungsbild und seiner Substanz durch falsche frühere Nutzungen stark beeinträch -

149 denfleth/Steinburg. Als Vorlagen für die immer Altar der Kirche in Siek wiederkehrenden Reliefszenen aus dem Alten und Neuen Testament dienten Stiche von Eti- restauriert enne Delaune (1518/19–1583) und Hendrik Goltzius (1558–1617). Kreis Stormarn, Siek, Friedenskirche, Ob der Sieker Altar einmal wie die oben ge- Kirchenweg nannten Altäre polychrom gefasst war, ist ebenso ungewiss wie sein ursprünglicher Auf- Die Reliefs aus dem Altar der Kirche in Siek bau. Bei einem Brand der Kirche 1880 konnten sind von Hein Baxmann d.J. wohl um 1620 aus nur die Relieftafeln und einige Figuren gerettet Eichenholz geschnitzt worden. Ob es sich dabei werden. Spätestens bei der Neukonzeption des um Teile des verschollenen Altars von 1616 aus Altars 1883 im neugotischen Stil ist dann auch Moorfleth handelt, darf spekuliert werden. Die die Fassung, sei sie ursprünglich oder in der Ba- Werke des bedeutendsten Hamburger Holzbild- rockzeit entstanden, verloren gegangen. Die hauers der Spätrenaissance findet man v.a. in Reliefs erhielten nun die zeittypische dunkel- den Hamburger Vier- und Marschlanden. Be- braune Fassung. 1955 wurden sie auf der Grund- kannt sind v.a. die Altäre in Allermöhe und lage eines Entwurfs von Prof. Dr. Grundmann Ochsenwerder. Ein weiterer Altar steht in Bei- in ein neues Gehäuse in Anlehnung an den Stil des frühen 17. Jahrhunderts integriert. Fassma- Altar nach der Restaurierung. ler Fred Ther aus Hamburg entfernte zuvor den braunen Asphaltlack und „räucherte“ die Ei- chenholzreliefs mit Salmiakbeize. Anschlie- ßend wurde die Oberfläche gebürstet und po- liert. Partiell scheint mit dunkler Wasser- bzw. Dispersionsfarbe retuschierend nachgeholfen worden zu sein. Das neue Gehäuse wurde über Kreidegrund neu gefasst und mit partiellen Ver- goldungen geschmückt. Zuletzt präsentierten sich die Reliefs sehr inho- mogen in ihrer Oberfläche. Das Konglomerat aus Staub- und Rußablagerungen verbunden mit den Resten der Schwärzung und die Offen- porigkeit des Holzes durch das Ablaugen wäh- rend der letzten Restaurierungen, erzeugten ei- nen ungepflegten, stumpfen Eindruck und min- derten die Plastizität der Reliefs. Ziel der Restaurierung war neben den Arbeiten am Gehäuse, wie Prävention gegen Schimmel- befall und Holzschädlinge sowie Reinigung, Fassungsfestigung und Ausspänung geöffneter Leimfugen, besonders die Reinigung und die Wiederherstellung der Plastizität der Reliefs. Die Wiederherstellung der Schwärzung als his- torische Fassung wurde angesichts der hand- werklich fehlgeschlagenen Ausführung und der damit verbundenen Verunklärung des Erschei- nungsbildes, besonders auch auf Wunsch der Gemeinde, verworfen. Andrea Junken-Warne- cke reinigte die qualitätvoll und feinteilig ge- schnitzten Reliefs und versah sie mit einem schützenden und glättenden Firnisüberzug. Das Phänomen der unterschiedlich aus dem Stamm geschnittenen Hölzer innerhalb einer Reliefta- fel musste durch partielle Pigmentierungen ausgeglichen werden. Ein Problem, das nach historischen Fotografien zu urteilen, bereits vor der Neugestaltung des Altares 1955 bestanden hatte. [Lö]

150 Die Früchte 50 arbeitsreicher Denkmalschutz Jahre: Das sog. „Denkmal- buch“ im Aktenschrank. Im Laufe des Jahres 2006 konnten 98 Neu- einträge bzw. Eintragungs-Erweiterungen im Denkmalbuch zugunsten von insgesamt 159 einzelnen Kulturdenkmalen von besonderer Bedeutung gemäß §§ 5 und 6 Denkmalschutz- gesetz Schleswig-Holstein (DSchG) vorge- nommen werden. Bei 38 Denkmalbucheintra- gungen musste wegen besonderer Gefährdung der Sofortvollzug des Denkmalschutzes gem. § 80 VwGO angeordnet werden. In zwei Fäl- len wurde der vorläufige Denkmalschutz ge- mäß § 7 DSchG angeordnet; davon konnte ein Objekt in das reguläre Eintragungsverfahren übergeleitet werden, während der andere Fall durch unverzügliche Abbruchmaßnahmen er- ledigt wurde. In sechs Fällen mussten Lö- schungen im Denkmalbuch erfolgen, weil die betreffenden Objekte vernichtet bzw. ihre Denkmaleigenschaften verloren gegangen wa- ren. Gegen 26 Denkmalbucheintragungen wurde Widerspruch eingelegt; vier dieser Wi- dersprüche wurden wieder zurückgezogen. Das Amt erteilte 46 abschlägige Widerspruchs- bescheide, die zum Teil auf bereits im Vorjahr eingegangene Vorgänge zurückwirkten. Ge- gen sechs Denkmalbucheintragungen wurde Klage erhoben, die in einem Fall wieder zu- rückgezogen wurde. Nach Objektarten aufgeschlüsselt zählten 35,6 % aller im Jahre 2006 eingetragenen Ob- jekte zur Gruppe der Wohnbauten, 13,2 % zu Bauernhöfen, 8,2 % zu Stadträumen, 6,3 % zu Gartenelementen und 5,7 % zu Kirchen. Gar- ten- und Parkanlagen sowie Versorgungsbauten waren mit jeweils 4,4 %, Mühlenbauten und Wehrbauten mit je 2,5 %, Bauten der Gastrono- mie, Kulturbauten und Verkehrsbauten mit je Mühsam bewegt sich der In- 1,9 %, Bauteile und Ausstattungen, Denkmäler, ventarisator … Geschäftshäuser, Gutsanlagen und kirchliche pulkralbauten, Sportstätten, Verwaltungsge- Gebäude mit je 1,3 % sowie Firmengebäude, bäude und sonstige Anlagen mit jeweils 0,6 % Justizgebäude, Klöster, Produktionsstätten, Se- aller geschützten Objekte vertreten. [The]

151 Konversion militärischer Anlagen

Nachdem mit dem ersten Workshop zur Stand- ort- und Liegenschaftskonversion der Landes- regierung im November 2004 das konkrete Nachdenken über den Umgang über die von der Konversion betroffenen militärischen Anlagen begonnen hatte, wurde das Landesamt für Eingangsrelief der Kaserne in Boostedt bei Neumünster, Denkmalpflege bereits kurze Zeit später zu 1950er Jahre. einem ergänzenden Workshop eingeladen und damit früh beteiligt. Es wurde empfohlen, ge- meinsame Ortsbegehungen der oberen Denk- Tanklager, Gerätelager, Magazine und schlichte malbehörden mit anderen Fachbehörden zu or- Dienstgebäude aus den 1960er bis 1980er Jah- ganisieren, um so möglichst zeitnah Aussagen ren. Für einige wenige, auch ältere Objekte wa- Schleswig, Kaserne „Auf der über mögliche Denkmalschutzauflagen zu er- ren in früheren Jahren bereits Aussagen getrof- Freiheit“, Tür zu einem Mann- halten. fen worden. Hier wäre im Rahmen der Neube- schaftenhaus. Im Februar 2005 begann die konkrete Arbeit wertung sicherlich noch die eine oder andere des Landesamtes für Denkmalpflege, das auf veränderte Einstufung möglich gewesen, auf der Grundlage der zur Verfügung gestellten Un- Grund der zum Teil bereits weit fortgeschritte- terlagen eine Begehung und Bewertung etwa nen Planungen wurde aber darauf verzichtet. der Hälfte aller in Frage kommender Objekte – Aus der vorpreußischen, also dänischen Zeit etwa 80 – vornahm. Eine Reihe von vor allem stehen die wenigen, erhaltenen militärischen technischen Anlagen schied bei einer Vorab- Anlagen bereits seit langem unter Denkmal- Beurteilung von vorneherein aus, da sie erkenn- schutz (z.B. Reste der barocken dänischen See- bar von keinerlei Interesse waren, wie beispiels- festung in Kiel). Aus preußischer Zeit sind voll- weise Richtfunkanlagen und Funksendestellen, ständig erhaltene Anlagen im Lande nur noch Schießanlagen, Versorgungs-, Munitions- und selten erhalten. Im Rahmen der Konversion Schwimmhalle in List/Sylt von konnten aus dieser Epoche einige Gebäude der 1935/36. Eiderkaserne in Rendsburg und ein Speicher bereits unter Denkmalschutz gestellt werden. Interessanter waren jene nahezu vollständig er- haltenen Kasernen des Dritten Reiches. Neben der bereits z.B. eingetragenen Marseille-Ka- serne in Appen (kein Konversionsobjekt) mit all ihren Gebäuden wurden die Feldwebel- Schmid-Kaserne in Rendsburg, das Offizier- heim der Marineversorgungsschule in List auf Sylt, zwei Flughallen des Marineflughafens in Sylt-Ost, sowie einzelne Gebäude der Kaserne Carlshöhe in Eckernförde und der Eggerstedt- Kaser ne in Pinneberg für den Denkmalschutz ausgewählt und bereits teilweise in das Denk- malbuch eingetragen. Als Kulturdenkmale wur- den darüber hinaus die Marineversorgungs- schule in List/Sylt, die Marinekaserne in Glück- stadt oder die Hindenburg-Kaserne in Neu- münster eingestuft. Kasernen der Nachkriegs - zeit – etwa die Liliencron-Kaserne in Kelling - husen, die Lettow-Vorbeck-Kaserne in Bad Segeberg oder die Freiherr-von-Fritsch-Ka- serne in Breitenburg – erfüllten nicht die Krite- rien des Denkmalschutzgesetzes. Im April 2006 wurden die Ergebnisse den beteiligten Gremien und Ausschüssen vorgelegt. [Schu]

152 Th. Möller: Lönne auf Jütland, „Quer durch Bauer Geerd Peter Jensen Schleswig-Holstein“ – Schmidt, 1937. Fotoausstellung im Landesamt

Theodor Möller (1873–1953) hinterließ dem Landesamt für Denkmalpflege 1950 sein Foto- archiv mit etwa 6000 Aufnahmen der Zeit ab 1900. Von Beruf Lehrer hatte ihn bereits in jun- gen Jahren die Leidenschaft zum Fotografieren gepackt. Eine Auswahl dieser bemerkens- werten Zeitdokumente zeigte das Landesamt aus Anlass des Tags der Deutschen Einheit am 3. Oktober 2006 in einer Ausstellung in seinen Räumen. Ein Fotoband mit etwa 300 Abbil- dungen ist in Vorbereitung. Möller versuchte auf seinen zahlreichen Rei- bel- oder Winterstimmungen kamen hinzu. sen „quer durch Schleswig-Holstein“, die Dass bei allem der Blick für Eingriffe des Men- landschaftstypischen ländlichen und klein- schen in die Natur nicht verloren ging, belegen städtischen Bauwerke zu dokumentieren. zahlreiche Fotos etwa von Kiesgruben oder Selbst auf einem Bauernhof aufgewachsen, Steinbrüchen. war ihm diese Welt vertraut, wie die Men- Möller dokumentierte aber das Land mit seiner schen, die in ihr lebten und arbeiteten. Und so Kamera nicht aus Selbstzweck. Dazu war er zu entstanden neben den heimatkundlichen, eher sehr auch gleichzeitig Pädagoge. Zahlreiche dokumentarischen Architekturfotos zahlreiche Veröffentlichungen und Bilderreihen spiegeln Aufnahmen von arbeitenden Menschen auf das „Gesicht der Heimat“ – so sein erster Buch- den Höfen, auf dem Feld, in den Werkstätten titel – wider. Sein breites Wissen konnte er in und Häfen. Aber auch eine stimmungsvolle über 35jähriger Lehrertätigkeit weiter reichen, Dokumentation von Dörfern und von Wohn- und letztlich profitieren wir noch heute vom und Lebenskultur, die uns heute, weil weitge- Nachlass dieses außergewöhnlichen Heimat- Theodor Möller (1873–1953). hend verloren, so fremd und fern anmutet. forschers, Denkmalpflegers und Fotografen. Und immer wieder porträtierte er Menschen [Schu] mit seiner Kamera, verstärkt in den 1930er Jah- ren, oft in ganzen Serien von Fotos ein und der- selben Familie. Stolz zeigten die Menschen – in ihren Trachten festtäglich gekleidet – ihren bäu- erlichen Reichtum in der guten Stube. Möller zeigte aber auch die ganze Bandbreite der hand- werklichen und bäuerlichen Welt, die schwere alltägliche Arbeit: Tagelöhner bei einer Rast, Hufschmied, Bauern beim Pflügen und Dre- schen, Frauen auf dem Hof beim Melken, But- tern, Brotbacken, am Spinnrad, beim Weben oder am Sot, beim Wasserholen. Männer beim Kartoffelschälen, Sensenschleifen oder Torf- stechen. Und immer wieder Häfen und die Fi- scher bei ihrer schweren Arbeit, beim Entladen ihres Fanges, beim Netzeflicken. Eine besondere Liebe galt der Natur und Land- schaft. Bei den Landschaftsaufnahmen deckte er die gesamte Vielfalt schleswig-holsteinischer Eigenarten ab, von den Halligen und Inseln mit ihren schroffen Kliffs über die karge Geestland- schaft bis hin zur fruchtbaren, hügeligen ost- holsteinischen Güterlandschaft mit ihren Knicks und Wäldern. Flussniederungen, Al- Th. Möller: Nordmarsch-May- leen, Wälder, Baumgruppen und einzelne enswarf, die 73jährige Frau Bäume waren bevorzugte Motive, reizvolle Ne- Paulsen, 1937. 153 stimmliche Höchstleistungen ab. Spontan konn- Rasen, Rosen und ten zusätzliche Führungen angeboten werden, um dem Massenandrang zumindest halbwegs Rabatten – gerecht zu werden. drei grüne Tage des Erstmalig in diesem Jahr fand die zentrale Auf- taktveranstaltung bereits am Samstag auf dem offenen Denkmals Gut Wensin im Kreis Segeberg statt. Nach Be- grüßungen des Hausherrn Herrn Hanns-Chris- tian Hastedt und dem Landrat des Kreises, Herrn Wie immer fand am zweiten Sonntag im Sep- Georg Görrissen, führte Landeskonservator tember der bundesweite „Tag des offenen Denk- Dr. Michael Paarmann in das Thema ein. Der mals“ statt. Der strahlende Sonnenschein lockte Chef der Staatskanzlei Heinz Maurus eröffnete bis zu 40.000 Menschen zu den Denkmalen, im voll besetzten Saal des Gutsspeichers den darunter mehr als 40 historische Gärten und Denkmaltag offiziell. Das mit Mitteln der Spar- Parks in Schleswig-Holstein. Unter kundiger kassenstiftung, des Denkmalfonds sowie des Führung vermittelten Gartenarchitekten und Landesamts für Denkmalpflege aufwändig res- Eigentümer beim Rundgang durch die jewei- taurierte barocke Gartentor wurde zum Publi- ligen Objekte tiefe Einblicke in die Entste- kumsmagneten. Mit der Restaurierung dieses hungsgeschichte und die Bedeutung der Anla- schmiedeeisernen Tors lieferte Kunstschmied gen. Ausgestattet mit aktuellen Plänen und his- Lange ein Meisterstück ab (vgl. S. 79–81) torischen Abbildungen konnte man den Besu- In einem Fachvortrag erläuterte die Verfasserin chern auch verloren gegangene Partien und die fast vierhundertjährige Geschichte der Gär- einstige Ausstattungsgegenstände räumlich ver- ten an den Herrenhäusern. Dieses private Gar- deutlichen. tenkulturerbe prägt besonders die Güterland- Neben den sonst zugänglichen Schlossgärten in schaften in der ostholsteinischen Schweiz, in Gottorf, Eutin, Glücksburg, Kiel, Plön und Ah- Plön, im Herzogtum Lauenburg, im Dänischen rensburg, oder den öffentlichen Parks wie dem Wohld, in Schwansen und im Segeberger und Christiansenpark in Flensburg, dem Alten Bo- Pinneberger Land. Die Gutsgärten sind in ih- tanischen Garten in Kiel oder dem Friedenshain rem Bestand am stärksten gefährdet. und dem Gerisch-Park in Neumünster waren Die Geschichte beginnt mit den ersten Renais- besonders die privaten Herrenhausgärten be- sancegärten Heinrich Rantzaus auf seinen rund gehrte Besuchsobjekte. In Niendorf a.d. Steck- 50 Burgen, erreicht ihren Höhepunkt in den Ba- nitz, in Weißenhaus, Warnsdorf und in der Guts- rockgärten des 18. Jahrhunderts und in den aus- Der Eigentümer führt durch gärtnerei Sierhagen, in Hanerau, in Glasau, Tra- gedehnten, landschaftlich-ländlichen Parks des seinen gut gepflegten Ba- venthal, Wensin und Seedorf, in Neverstaven 19. Jahrhunderts, und findet ihren Endpunkt in rockgarten Wensin, den wohl und Jersbek fanden Führungen mit bis zu 60 der aus England kommenden Landhausbewe- ältesten noch erhaltenen Her- Personen statt und verlangten den Vortragenden gung. Die Gartenarchitekten Harry Maasz und renhausgarten in Schleswig- Erwin Barth sind die führenden Vertreter dieses Holstein. Stils nach 1900 und so ist der im Jahr 1910/11 entworfenen Landhausgarten in Warnsdorf mit großartigem Blick auf den Hemmelsdorfer See einer der letzten noch erhaltenen Landhausgär- ten dieser Gartenreformepoche. Die Hamburger Kollegen luden bereits am Frei- tag zu einer ganztägigen Fachtagung in den Hörsaal der Bucerius Law School ein. Unter dem Titel „Hamburger Grün: Parkgestalter und Parkperspektiven“ wurden Werk und Leben der bedeutendsten Gartenarchitekten des 20. Jahr- hunderts von Jacob Ochs, Leberecht Migge, Otto Linne bis zu Gustav Lüttge, sowie die be- deutendsten Hamburger Gartendenkmale wie der Jenischpark, der Stadtpark und Hammers Park vorgestellt. Der übergreifende Beitrag zur Geschichte des Baumschulwesens im südlichen Schleswig-Holstein sowie das spannende, ak- tuelle Projekt der Wasserkunstinsel Kaltenhof rundeten das Programm vorzüglich ab. Die Ta- gung endete mit einer Podiumsdiskussion. [My]

154 Denkmal-Datenbank

Nachdem die bisherigen, auf eine Vielzahl selb- ständiger Datenbankanwendungen verteilten objektbezogenen Datenbestände im Amt be- reits 2005 in eine auf Basis von Microsoft AC- CESS 2002 vom Verfasser selbst entwickelte relationale Datenbank (Denkmal-Information- Schleswig-Holstein: DISH) überführt, somit unter einer einheitlichen Benutzeroberfläche im internen Netzwerk zusammengefasst und für alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Amtes zusammenhängend nutzbar gemacht werden konnten, stand im Jahre 2006 eine in- haltliche Aufbereitung der in weiten Bereichen fehlerbehafteten, unvollständigen oder auch mehrfach vorhandenen Datensätze im Vorder- grund. So mussten allein im Bereich der Topo- graphiebearbeitung etwa 2000 Datensätze, die aufgrund unterschiedlicher Bearbeitungszu- Geschütztes Kirchhofen- stände in verschiedenen Datei-Versionen im semble: St. Maria Magdalena Zuge des Datenimports als Dubletten angefal- korrekte Erfassung in der Datenbank in An- zu Mustin (Kreis Herzogtum len waren, nach zeitaufwändiger Sichtung und spruch. In Schleswig-Holstein wurden bislang Lauenburg). inhaltlicher Zusammenfassung wieder gelöscht 367 Kirchen unter Denkmalschutz gestellt, da- werden. Großen Raum nahm auch der müh- von ein großer Teil in den Jahren 1968/69 mit- same Abgleich der Datenbankinhalte mit den in tels eines straffen Verwaltungsverfahrens ein- mittlerweile 14.000 Objekt- und Ortsakten do- schließlich ihrer zugehörigen umfriedeten kumentierten Informationen ein, der auch in Kirchhofbereiche. Dabei ist leider nicht doku- den kommenden Jahren noch weiter fortgesetzt mentiert worden, welche zugehörigen Einzel- werden muss. So sind bislang noch keineswegs objekte (Wälle und Mauern, Torbauten, Mauso- alle aktenkundig erfassten Kulturdenkmale leen und Gruftanlagen, Grabmale, Baumkränze vollständig in der Datenbank präsent, und selbst und Alleen etc.) im jeweiligen Fall als denkmal- bei der fortlaufenden Digitalisierung der Denk- relevanter Bestandteil des Kirchhofbereiches malbucheinträge finden sich immer wieder ge- geschützt wurden. Um die Datenbank entspre- schützte Objekte, die bei früheren Verwaltungs- chend aufzubereiten, hat der Verfasser 2005/06 vorgängen anscheinend vergessen worden sind. fast alle unter Denkmalschutz stehenden Kirch- Insbesondere im Abgleich mit den seitens der höfe begangen und die zugehörigen Denkmal- Unteren Denkmalschutzbehörden der Kreise Elemente im Rahmen einer Kurzinventarisation und kreisfreien Städte geführten Handlisten nä- erfasst. Die datenbankmäßige Auswertung die- hern wir uns aber immer weiter dem eigenen ser Bereisung dauert noch an. [The] Anspruch, alle bislang erkannten Kulturdenk- male mit unserer Denkmal-Datenbank erschlie- Denkmal-Information-Schles- ßen zu können. Die digitale Objektliste, in der wig-Holstein: DISH. auch zahlreiche mittlerweile zerstörte Denk- male enthalten sind, umfasst aktuell über 21.000 Datensätze. Im Zuge weiterer Aktenauswer- tung, Denkmalkarteierfassung, Topographie- bearbeitung, Abgleich mit den Kreislisten so- wie sorgfältiger Dokumentation aller Denk- malbewertungen im aktuellen Tagesgeschäft wächst der Bestand laufend an. Nach zuverläs- siger Schätzung ist mit einer Gesamtmenge von etwa 25.000 bestehenden Kulturdenkmalen (nach heutiger Rechtsgrundlage) zu rechnen. Darüber hinaus werden auch die Objektdaten nicht mehr erhaltener Denkmale zu wissen- schaftlichen Zwecken erfasst bzw. weiterhin vorgehalten werden müssen. Viel Zeit nahm weiterhin eine bereits 2005 be- gonnene Nacherhebung der unter Denkmal- schutz stehenden Kirchhöfe für die inhaltlich 155 1960 plus – Architektur der 1960er Jahre: Ein Thema der Denkmalpflege!

In den vergangenen Jahren wurden in der Zeit- schrift des Landesamtes für Denkmalpflege „DenkMal!“ immer wieder Berichte über Bau- Ansgar Kirke von Kay Fischer in Flensburg. ten und Gärten aus der Zeit nach 1945 veröf- fentlicht und damit Kulturdenkmale einer Ar- chitekturepoche vorgestellt, deren Denkmal- rinnen und Bürgern auf massives Unverständ- wert im Bewusstsein vieler als solche noch nis. Wir müssen daher unsere Vermittlungsauf- nicht wie selbstverständlich verankert ist. gabe gerade in diesem Bereich intensivieren. Meist waren es Objekte, deren Unterschutz- In Schleswig-Holstein sind es neben den Kir- stellung bereits vollzogen oder vorbereitet chenbauten vor allem private und öffentliche Ansgar Kirke von Kay Fischer wurde. Bei der Bewertung der Bauten dieser Bauten, wie Wohnhäuser, Rathäuser, Bildungs- in Flensburg. Zeit orientieren wir uns am bundesweiten Stan- bauten bis hin zu Sportanlagen oder Bauten für dard, der sich auf eine Fülle von wissenschaft- den Tourismus, die unsere Aufmerksamkeit lichen Publikationen stützt. Auch speziell für verdienen. Wie für alle anderen Denkmale den Bestand in Schleswig-Holstein liegen be- auch, gilt es auch hier, nach deren Bedeutung reits einige Publikationen vor. Seit 2005 be- zu fragen, ihren geschichtlichen Hintergrund müht sich das Landesamt trotz seiner dünnen und ihre architekturhistorische Bedeutung zu Personaldecke verstärkt darum, die Architek- ermitteln. Im Rahmen einer Tagung des Deut- tur der 1950er bis 1970er Jahre zu erfassen, zu schen Nationalkomitees für Denkmalschutz bewerten und gegebenenfalls in das Denkmal- im April 2007 mit dem Titel „1960 plus – ein buch des Landes einzutragen. Dieses, zurzeit ausgeschlagenes Erbe?“ hat sich das Landes- Universität Kiel, Sportfo- auch bundesweit virulente denkmalpflege- amt für Denkmalpflege bei der Vorbereitung rum II, 1975/76 erbaut nach rische Anliegen stößt zuweilen bei Bürge- und in Vorträgen in besonderem Maße enga- Entwürfen von M. von Gerkan giert. Auf dieser Tagung, der eine Podiumsdis- und V. Marg, Klaus Nickels. kussion zum Thema unter anderem mit Vertre- tern des Deutschen Bundestages vorgeschaltet war, wurde deutlich, dass durch eine Reihe ge- lungener Sanierungen die Akzeptanz für Bau- ten der 1960er und 1970er Jahre stetig steigt. Es wurde aber auch deutlich, dass wir – und da- mit auch das schleswig-holsteinische Amt – di- ese Architektur noch stärker thematisieren müssen. Werden diese Bauten, die heute viel- fach sanierungsbedürftig sind, denkmalge- recht instand gesetzt, dann werden sie meist auch wieder als wichtiger Bestandteil des bau- kulturellen Erbes verstanden. Schleswig-Hol- stein besitzt mit Bauten zum Teil international renommierter Architekten wie z.B. Kay Fisker, Arne Jacobsen, Richard Neutra oder Klaus Ni- ckels, Meinhard von Gerkan und Volkwin Marg auch ein bedeutendes Erbe dieser Zeit, das wir uns erhalten sollten. [Ha]

156 Teilband Eckernförde. Zu der reinen Objekt- Denkmaltopographie übersicht im Rendsburger Raum kommen eben die Geschichte und die Hinterlassenschaften Rendsburg der bedeutendsten dänischen Reichsfestung ne- ben Kopenhagen, sowie die ausgeprägte Ver- Der vierte Band der „Denkmaltopographie kehrslandschaft als groß dimensionierter Kno- Bundesrepublik Deutschland“ (wie sie über- tenpunkt aus Landstraße, Wasserstraße und Ei- greifend in fast allen Bundesländern, bis auf das senbahn, die in ihrer historischen Dimension widerspenstige Baden-Württemberg, im Ober- weit ins Mittelalter zurück reicht und überhaupt titel heißt) für Schleswig-Holstein ist nach den an der Kreuzung von Ochsenweg und Eider- drei kreisfreien Städten Kiel, Flensburg und strom zur Gründung von Burg und Ortschaft Neumünster nun Rendsburg gewidmet. Da Lü- geführt hatte. beck immer noch außerhalb der Zuständigkeit Damit entstand einschließlich der genannten des Kieler Landesamtes liegt, werden die wei- Umlandgemeinden, die heute nahezu über- teren Bände in unserem Bundesland die beste- gangslos mit dem städtebaulichen Gefüge der henden Flächenkreise behandeln, noch unbe- Kreisstadt verwoben sind, ein weiterer, in sich einflusst durch die gegenwärtige Diskussion abgerundeter Stadtband, der sich vom Umfang über ihre Abschaffung. in etwa an den Band Neumünster anschließen Die Auswahl des behandelten Bereichs für wird. Ein zweiter Teilband sollte dann das ge- den unmittelbar vor der Veröffentlichung ste- samte Kreisgebiet und die ehemalige Kreis- henden Teilband 4.1 des Kreises Rendsburg- stadt Eckernförde umfassen. Ob er allerdings in Eckernförde, der neben der Kreisstadt Rends- dieser Grobplanung erscheinen wird, steht mo- burg auch die umliegenden Gemeinden Büdels- mentan im Zweifel. Abzuwarten bleibt, ob die dorf, Schacht-Audorf, Osterrönfeld und Wes- geplante Novellierung des schleswig-holstei- terrönfeld umfasst, ist nicht nur inhaltlich nischen Denkmalschutzgesetzes mit dem sinnvoll, sondern auch losgelöst von Unwäg- Wechsel vom konstitutiven Denkmalschutzver- Denkmaltopographie barkeiten künftiger Kreisreformen zu sehen. zur Erstellung einer Liste und damit zu Rendsburg. Inhaltlich sinnvoll, weil die historische und einer einheitlichen Kategorie von Kulturdenk- städtebauliche Entwicklung aller in den Band malen auch einen geänderten Ansatz zur Inven- aufgenommenen Gemeinden eng miteinander tarisation der Denkmale nach sich ziehen wird. verzahnt ist, bis hin zur wiederholt auftretenden Erfasst die bisherige Topographie schleswig- Merkwürdigkeit, dass die zwei Seiten einer holstein-spezifisch alle Kulturdenkmale ohne Straße zu unterschiedlichen politischen Ge- Rücksicht auf ihren Schutzstatus nach gelten- meinden gehören oder diese Gemeinden Enkla- dem Gesetz, würde demgegenüber die künftige ven ineinander bilden. Mit solchem Erkennt- Topographie gleichbedeutend sein mit der Lis- nisgewinn mag die Topographie auch ein Denk- tenerfassung, d.h. die Topographie würde die anstoß sein, vielleicht nicht bei der angeblichen offizielle Liste der geschützten Kulturdenk- Kleinteiligkeit der Kreise, sondern bei der re- male werden. Ob damit auch über die bisherige alen Kleinteiligkeit der Gemeindestrukturen Form der Veröffentlichung nachzudenken ist, mit einer Reform anzusetzen. darüber ist hier nicht weiter zu spekulieren, zu- Im Übrigen und vor allem ist die Topographie mal sie auch unter dem Gesichtspunkt weiterer jedoch das offizielle Verzeichnis der vorhande- personeller Einsparungen zu sehen sein wird. nen und festgestellten Kulturdenkmale in ih- Die Denkmaltopographie Rendsburg ist nach rem städtebaulichen und landschaftlichen Zu- der ersten Inventarisation durch Richard Haupt sammenhang. Die Denkmaltopographie, die 1888, in der im Wesentlichen die beiden großen anfangs vielfach als eine Leicht-Version des Kirchen der Stadt behandelt wurden, nach der traditionellen Großinventars missverstanden im Zweiten Weltkrieg stecken gebliebenen Ver- wurde, gewinnt ihre genuine Bedeutung daraus, öffentlichung des Großinventars für den dama- dass sie das Einzeldenkmal in eben diesen, ligen Kreis Rendsburg und nach der Kunsttopo- letztlich kulturlandschaftlichen Kontext stellt graphie von 1969, in der Rendsburg immerhin und ihm damit auch neue Qualitäten zuweist. mit 77 Objekten vertreten war, die erste Ge- Die zunächst angestellte Überlegung, den samtdarstellung aller nach heutigen Maßstäben großen Kreis in zwei Bänden zu bearbeiten, die als Kulturdenkmale eingestuften Elemente. Sie Bezug auf die beiden Altkreise Rendsburg und umfasst – mit den genannten umliegenden Ge- Eckernförde nehmen sollten, wurde verworfen, meinden zusammen – deutlich mehr als die weil die Bände zu ungleichgewichtig werden zehnfache Menge. Hierzu zählen Einzelgebäu- würden. Der Ballungsraum Rendsburg hätte de, Gebäudegruppen, unterschiedlichste Ver- mit dem umliegenden ehemaligen Kreisgebiet kehrselemente, Parks, Friedhöfe, Denkmale, ein deutliches Übergewicht gegenüber einem Grabmale etc. [La]

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