Acht verkehrspolitische Forderungen der VCD-Kreisgruppe Oberhavel an den Landkreis

Mobilität ermöglichen 1. In Oberhavel haben laut einer Erhebung des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) 16 Prozent der Menschen nicht einmal Zugang zu einem Mindestangebot an Bus- und Bahnverbindungen. Sie müssen weite Wege zurücklegen, um den Öffentlichen Personennahverkehr zu erreichen: mehr als 600 Meter bis zur nächstgelegenen Bushaltestelle bzw. mehr als 1,2 Kilometer bis zur nächsten Bahnhaltestelle mit mindestens 20 Abfahrten pro Tag. Der für den Busverkehr verantwortliche Landkreis bietet neben der Gewährleistung des Schüler*innenverkehrs wenig Mobilität an, die den Bedürfnissen im Berufs-, Freizeit und Tourismusverkehr entspricht. Die Bedienhäufigkeiten und Betriebszeiten vieler Buslinien sind unzureichend. Erforderliche Verbindungen über Kreisgrenzen hinaus, beispielsweise in den , fehlen. Der VCD Oberhavel fordert vom Kreistag und der Kreisverwaltung, die Erreichbarkeit von Bus und Bahn für die Menschen in Oberhavel zu verbessern und Mindeststandards für die Bedienung von Städten und Gemeinden, Ortsteilen und Dörfern zu definieren. Bis zum Jahr 2025 müssen wenigstens 90 Prozent der Menschen in Oberhavel Zugang zum Mindestangebot nach BBSR-Standard haben. Darüber hinaus ist der Landkreis gefordert, Bedienfrequenz und Betriebszeiten im Busverkehr bedarfsgerecht zu verbessern sowie kreisübergreifende Buslinien einzurichten. 2. Vier der neun S-Bahnhöfe in Oberhavel sind nicht ausreichend mit dem Busverkehr verknüpft (weniger als 20 Fahrten pro Tag). Drei S-Bahnhöfe (, Lehnitz, Schönfließ) verfügen sogar über keinerlei Busanbindung. Der VCD Oberhavel fordert vom Kreistag und der Kreisverwaltung, jeden Bahnhof im Kreisgebiet mit Zubringer-Busverkehren anzuschließen. Ab 2020 muss zumindest jeder S-Bahnhof mit mindestens zwei Buslinien und mindestens 20 Fahrten je Linie und Werktag angebunden sein. 3. In Oberhavel ist in den vergangenen Jahrzehnten das Schienennetz geschrumpft. Damit muss endgültig Schluss sein. Die Menschen im Landkreis wollen mehr und nicht weniger Schienenverkehr. Das vom Verkehrsverbund - in Zusammenarbeit mit den Landesregierungen, den Landkreisen und der Deutschen Bahn entwickelte Konzept i2030 wird vom VCD Oberhavel unterstützt. Im i2030- Konzept vorgesehene Reaktivierungen wie die Wiederinbetriebnahme des zweiten Gleises von nach Tegel für den Regionalverkehr (Durchbindung nach Berlin-Gesundbrunnen als „-Express“) oder die Reaktivierung der Strecke von

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Hennigsdorf nach für den S-Bahn-Verkehr begrüßen wir ausdrücklich. Dennoch: Die i2030-Maßnahmen bleiben hinter den Notwendigkeiten im Kreis zurück. Der VCD Oberhavel fordert vom Kreistag und der Kreisverwaltung, die Reaktivierung von Schienenstrecken und Haltepunkten im Landkreis voranzutreiben. Der Kreis sollte schnellstmöglich die volkswirtschaftliche Sinnhaftigkeit der Reaktivierung des 1997 stillgelegten Abschnitts der Heidekrautbahn von Wensickendorf nach gutachterlich prüfen lassen und im Falle eines positiven Ergebnisses planerisch in Vorleistung gehen. Auch die Wiederinbetriebnahme von Haltepunkten sollte geprüft und beim Land eingefordert werden. Verkehrssicherheit verbessern 4. In Oberhavel ist die Zahl der im Straßenverkehr Schwerverletzten im Zeitraum von 2014 bis 2018 um fünf Prozent gestiegen, die der Leichtverletzten sogar um sieben Prozent (jeweils im Vergleich zum Fünfjahreszeitraum von 2009 bis 2013). Die Zahl der Verkehrstoten im Landkreis ist in den vergangenen fünf Jahren lediglich um 14 Prozent zurückgegangen, in Brandenburg um 19 Prozent (jeweils ohne Bundesautobahnen). Von 2014 bis 2018 starben im Landkreis 54 Menschen im Straßenverkehr, darunter 13 Radfahrer und 5 Fußgänger. Der Landkreis veröffentlicht die Opferzahlen nur sporadisch und nicht vollständig. Auch gibt es keinerlei konkrete Ziele für die Verkehrssicherheit im Landkreis. Der VCD Oberhavel fordert vom Kreistag und der Kreisverwaltung, sich konkrete Ziele für die Verbesserung der Verkehrssicherheit zu setzen und jährlich einen Verkehrssicherheitsbericht zu veröffentlichen. Die Zahl der Verkehrstoten muss von 2020 bis 2024 im Fünfjahresmittelwert mindestens halbiert werden (im Vergleich zum Zeitraum 2010-2014). Richtschnur sollte die „Vision Zero“ des VCD- Bundesverbandes sein, zu der sich auch das Land Brandenburg bekennt. 5. Seit 2017 ist Tempo 30 streckenbezogen auch auf Vorfahrtsstraßen erlaubt und soll vor Kitas, Schulen, Altenheimen und Krankenhäusern die „Regel“ sein. Die Straßenverkehrsbehörde hat eine Übersicht mit den Schulen, Kitas, Altenheimen und Krankenhäusern im Landkreis erstellt und alle Standorte auf Tempo 30-Tauglichkeit geprüft. Der VCD Oberhavel hat das Landratsamt per Brief gebeten, ihm die Liste mit den Standorten und die Prüfungsergebnisse zukommen zu lassen – bislang vergeblich. Der VCD Oberhavel fordert kreisweit Tempo 30 (alternativ: Zebrastreifen) vor Schulen, Kitas, Altenheimen und Krankenhäusern. Das Landratsamt muss die bereits erstellte Liste aller Einrichtungen samt Prüfergebnissen auf Tempo 30- Tauglichkeit veröffentlichen.

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Fahrradverkehr attraktiver machen 6. Der Bund hat einen „Nationalen Radverkehrsplan“, das Land Brandenburg hat eine „Radverkehrsstrategie 2030“ und der Kreis Oberhavel hat – kein Radverkehrskonzept. Der VCD Oberhavel fordert vom Kreistag und der Kreisverwaltung die Erarbeitung und Verabschiedung einer „Radverkehrsstrategie OHV 2030“, die sowohl den Fahrradtourismus als auch den Alltagsradverkehr berücksichtigt. Die Radverkehrsstrategie für den Landkreis muss Ziele und konkrete Umsetzungspläne für die Verbesserung des Radverkehrs an Kreisstraßen und ein Gesamtkonzept für die bessere Verknüpfung von Fahrradabstellplätzen und ÖPNV- Haltestellen bzw. Bahnhöfen enthalten. Auch die Fahrradmitnahme im ÖPNV sollte mit einem Konzept hinterlegt sein. 7. Eine Radverkehrsförderung im Kreis braucht Kontinuität, effiziente Organisationsstrukturen sowie eine angemessene und verlässliche Ausstattung mit Personal und Finanzmitteln. Der VCD Oberhavel fordert vom Kreistag und der Kreisverwaltung die Schaffung eines/r Radverkehrsbeauftragten des Landkreises mit den entsprechenden Kompetenzen für die Steuerung und Koordinierung Dezernats-übergreifender Aktivitäten. Darüber hinaus sollte der Landkreis Oberhavel Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundliche Kommunen des Landes Brandenburg werden, in dem bereits die Hälfte der Umlandlandkreise mitarbeitet. Demokratische Teilhabe in Mobilitätspolitik ausbauen 8. Im Landkreis Oberhavel wurde 1996 zur Beratung und Unterstützung des Landkreises ein Nahverkehrsbeirat gebildet, in dem neben den politischen Verantwortungsträgern auch Vertreter*innen der Zivilgesellschaft vertreten sind, darunter der VCD- Landesverband. Die Einbeziehung von Verbänden aus der Zivilgesellschaft begrüßen wir. Allerdings tagt der Beirat seit Beginn nicht-öffentlich, was die Gesellschaft als Ganzes von den Beratungen ausschließt. Der VCD Oberhavel fordert den Kreistag auf zu beschließen, dass die Sitzungen des Nahverkehrsbeirates öffentlich stattfinden, damit Strategien und Fragestellungen des ÖPNV in einer breiteren Öffentlichkeit diskutiert und Lösungsvorschläge eingebracht werden können.

VCD-Kreisgruppe Oberhavel

Diese acht Punkte sind am 23. August 2019 von der Mitgliederversammlung der VCD- Kreisgruppe Oberhavel in einstimmig als „Verkehrspolitische Forderungen an den Landkreis Oberhavel“ beschlossen worden.

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