Dieses Faltblatt wird im Rahmen des Besucher- Liebe Besucherinnen, liebe Besucher! informationssystems (BIS) für Naturschutzgebiete und NATURA 2000-Gebiete in Schleswig-Holstein vom Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Der Kudensee ist einer der letzten nicht trockenge- Räume des Landes Schleswig-Holstein (LLUR) herausgegeben. Dieses und weitere Faltblätter des BIS Kudensee und Umgebung legten Marschseen Dithmarschens. Bereits 1938 können kostenlos beim LLUR bestellt werden: • Hamburger Chaussee 25, 24220 Flintbek, Tel.: 04347 / 704 - 230 wurde der See als Naturschutzgebiet „Vogelfreistätte E-Mail: [email protected] Kudensee“ mit rund 83 ha dem Schutz des Reichs- • Unter www.umweltdaten.landsh.de/bestell/publnatsch.html können die Faltblätter ebenfalls angefordert oder auch als digitale naturschutzgesetzes unterstellt. Mit der Landesver- Version aufgerufen werden. (QR-Code oben) ordnung über das Naturschutzgebiet „Kudensee und Finanzierung Umgebung“ von 1992 wurde das NSG auf 246 ha Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung des Landes erweitert und der See mit seinem Röhrichtsaum so- Schleswig-Holstein wie den im Süden und Westen angrenzenden Spül- Durchführung feldern und Feuchtgrünlandflächen geschützt. Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein Er dient als Brut-, Rast- und Nahrungsgebiet vieler Gebietsbetreuung z. T. gefährdeter Vogelarten. Seine naturnahen Ufer Landesjagdverband Schleswig-Holstein e. V. aus Schilfröhricht und Bruchwald stellen einen beru- Böhnhusener Weg 6, 24220 Flintbek Tel.: 04347 / 90870 higten Rückzugsraum für die Pflanzen- und Tierwelt www.ljv-sh.de dar. Die angrenzenden Feuchtgrünlandflächen sind Landessportfischerverband Schleswig-Holstein e.V. besonders für Wiesenvögel und rastende Durch- Papenkamp 52, 24114 Kiel Tel. 0431 / 67 68 18 zügler im Winterhalbjahr von Bedeutung. Die Flä- www.lsfv-sh.de chen sind Eigentum der Stiftung Naturschutz Schles- wig-Holstein. Kreis Untere Naturschutzbehörde Stettiner Straße 30, 25746 Tel.: 0481 / 97 - 0 www.dithmarschen.de

Die Stiftung Naturschutz arbeitet mit ihrem Flächenerwerb, ihren Maßnahmen und ihrem Management daran, die Naturschutzziele in diesem Gebiet zu verwirklichen. www.stiftungsland.de

Dieses Gebiet ist Bestandteil des europäischen ökologischen Netzes „NATURA 2000“. www.natura2000.schleswig-holstein.de

Fotos Hecker (Titelbild: Rohrammer, 5,9), Daunicht (1,3,4,7), Lau (2,10,11,12,16), 1 Stecher (6), Schmidt (8,15), Mordhorst (13), Uferschnepfe LLUR-Archiv (14)

Redaktion, Grafik Planungsbüro Mordhorst-Bretschneider GmbH und Herstellung Kolberger Straße 25, 24589 Nortorf Tel: 04392 / 69271, www.buero-mordhorst.de Juli 2017 - Internetversion 51-20

2 3 4 8 Die Schilfröhrichte am Büttler Kanal sind Lebensraum einer artenrei- Schilfrohrsänger Rohrweihe „Halmwald“ aus Schilf-Rohr chen Tierwelt.

Lebensraum Schilf Ein Paradies für die Vogelwelt Schilfröhricht nimmt eine besondere Stellung zwi- Im ungestörten Schilfgürtel des Sees brüten Rohrdom- Rohrdommeln (5) sind haus- schen Wasser und Land ein. Die Pflanzen besitzen huhngroße Reihervögel. Sie mel und Rohrweihe. Zur Nahrungssuche watet der Sil- sind sehr scheu und nachtak- ein weitreichendes unterirdisches Wurzelsystem, das berreiher am Ufer entlang. In den Röhrichten entlang tiv. Mit ihrer Federzeichnung den Boden festigt und so den Uferbereich vor Ero- und Körperhaltung sind sie der Gräben und des Büttler Kanals leben Schilfrohr- im Halmwald der Schilfpflan- sion schützt. sänger und Rohrammer. zen hervorragend getarnt Im Schilfröhricht lebt eine große Zahl an Vogelarten. und ihrem Lebensraum aus- 5 Die feuchten Niederungen werden insbesondere von gezeichnet angepasst. Zwischen den Halmen jagt der Schilfrohrsänger nach Watvögeln wie Kiebitz, Rotschenkel, Uferschnepfe und Insekten und baut neben der Rohrammer sein Nest. Als Lebensraum bevorzugt Säbelschnäbler, aber auch vom Wiesenpieper zur Auf- der Kiebitz (6) flache, weithin Auch die Rohrweihe brütet hier. Sie ernährt sich vor- zucht der Jungen genutzt. offene Flächen mit niedrigem zugsweise von Kleinsäugern und Jungvögeln. Pflanzenbewuchs. Daher sind Außerhalb der Brutzeit ist das Grünland ein wichtiges die feuchten Wiesen des Na- Als Nahrungsgrundlage dient den Vögeln ein Heer Rast- und Überwinterungsgebiet für nordische Durch- turschutzgebietes ein optima- aus Insekten und anderen Wirbellosen, die über oder les Brutgebiet. zügler. Tausende Pfeif-, Spieß-, Krick- und Knäkenten unter Wasser im Röhricht leben. Die aus dem Was- sowie Scharen von Grau-, Nonnen- und Kanadagän- ser ragenden Teile der Sumpfpflanzen sind bis in die sen finden sich ein. Die Vögel nutzen die feuchten Spitzen hinein von einer vielfältigen Tierwelt besiedelt. Wiesen zur Nahrungssuche und den See vor allem als Die hohlen Halme des Balz- und Schlafplatz. Mit ihrem melodischen, zwei- Schilfs dienen Grab- silbigen Ruf machen auch die durchziehenden Gold- 6 wespen, Gallmücken, regenpfeifer immer wieder auf sich aufmerksam. Halmfliegen und eini- Ebenso wie der Kiebitz be- Sogar der Seeadler findet im störungsarmen Natur- vorzugt der Rotschenkel (7) gen Schmetterlingsar- schutzgebiet geeignete Brutbedingungen vor. Mit et- feuchte Wiesen. Er ist durch in- ten als Brut- und Über- tensive Grünlandbewirtschaft was Glück kann er bei seinen Ausflügen beobachtet mit Entwässerung und frühen winterungskammern werden. Schnittzeitpunkten gefährdet. ihrer Larven. Im Naturschutzgebiet findet er gute Brutbedingungen vor. Seeadler 7 9 ATKIS® DGM2, DTK5 © GeoBasis-DE/LVermGeo SH (www.LVermGeoSH.schleswig-holstein.de)

Nach Kuden Richtung Burg

10 11 Sumpf-Hornklee Sumpf-Vergissmeinnicht

Æý Æó Æý

Richtung GewässerÆý Röhricht/Nieder- moor/Sumpf 12 13 Feuchtwald Wasserfeder Froschbiss Wald/Gehölz

Grünland Staudenflur/ Sukzession Æý

Informationstafel Æó

! ! Æý

! Aussichtspunkt

Parkplatz

Æý Wanderweg Æó Radweg Grenze 0 250 500 14 15 Naturschutzgebiet m Strauß-Gilbweiderich Gelbe Wiesenraute Standort Æý Æó Seltene Pflanzen

An den ungestörten Ufern des Kudensees und den Wiesen im Naturschutzgebiet wachsen seltene und bedrohte Pflanzen. Es sind Pflanzen mit speziellen Lebensraumansprüchen wie feuchte oder nasse Bö- den. Sie sind landesweit durch die für eine intensive Landwirtschaft notwendige Entwässerung und Dün- gung in ihrem Bestand bedroht und aus diesem Grund auch in der Roten Liste Schleswig-Holsteins verzeich- 16 net. Im Naturschutzgebiet können Vorkommen dieser Blick über die Wiesen im Süden des Naturschutzgebietes auf die Hochbrücke bei Arten für die Zukunft bewahrt werden.

© Kort & Matrikelstyrelsen 1994 ◄ Vahrendorfsche Karte (1789- 1796). Während die Wasserflä- Entstehung der Kudenseeniederung che im 18. Jahrhundert noch etwa 500 Hektar aufwies, verringerte die- se sich durch Entwässerung der Nie- In der vorletzten Kaltzeit (Saale-Komplex) wurde die derung, vor allem durch den Bau des Nord-Ostsee-Kanals und den Einsatz heutige Geestkante als 10 - 40 m hoher Kliffrand in des Kudenschöpfwerkes, auf etwa 25 der Linie Kuden - St. Michaelisdonn - und wei- Hektar. ter nördlich bis Tondern von den Eismassen der Glet- scher aufgeschoben. Heute ermöglicht die Höhe einen guten Blick über die gesamte Niederung. Während der Weichselkalt- zeit (vor ca. 20.000 Jahren) war das Nordseebecken eisfrei und die Geestsander von Schmelzwasserrinnen Kudenseeniederung durchzogen. Es folgte eine Zeit starker Klimaschwan- kungen, die den Meeresspiegel steigen und wieder Donnlinie sinken ließen. Ein Donn ist eine geologische Forma- Im heutigen Dithmarschen wurde eiszeitliches Bo- tion. Er bezeichnet einen alten Strand- denmaterial der Geest durch Brandung und Strömung wall, der schon lange nicht mehr vom Meer beeinflusst wird und nun im parallel zur Küste verfrachtet und zu Nehrungen auf- „Landesinneren“ liegt. Im Gegensatz geworfen, so dass die heutige Donnlinie entstand. Die zu den wenig belastbaren Marschbö- den ist hier der Boden als Baugrund landwärtige Kudenseeniederung wurde dadurch vom geeignet. Deshalb wurden mensch- Meereseinfluss abgeschnitten, das ablaufende Bin- liche Siedlungen auf diesen ehema- ligen Strandwällen, der „Donnlinie“, nenwasser staute sich. In der von Sturmfluten der errichtet. Nordsee z. T. noch überfluteten Niederung entwickel- ten sich im Rahmen der Verlandung Bruchwälder und Moore.