ZOBODAT - www.zobodat.at

Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database

Digitale Literatur/Digital Literature

Zeitschrift/Journal: Archiv für Lagerstättenforschung der Geologischen Bundesanstalt

Jahr/Year: 1991

Band/Volume: 13

Autor(en)/Author(s): Oberhauser Rudolf

Artikel/Article: Zur Hydrogeologie des Rheintals zwischen Illfächer und Diepoldsauer Rheinschlinge, der Talränder und des Freschengebietes 101-110 ©Geol. Bundesanstalt, Wien; download unter www.geologie.ac.at

Arch. f. Lagerst.forsch. Geol. B.-A. ISSN 0253-097X S.101-110 Wien, Juni 1991

Zur Hydrogeologie des Rheintals zwischen IIIfächer und Diepoldsauer Rheinschlinge, der Talränder und des Freschengebietes

Von RUDOLF OBERHAUSER*) Mit 2 Abbildungen und 1 Tafel (Beilage)

Vorarlberg Österreichische KarteI: 50.000 Rheintal Blätter 110, 111, 141, 142 Hydrogeologie

Inhalt

Zusammenfassung 101 Abstract 101 1. Übersicht 101 2. Vom Laternser Tal über die Valdunafurche zum IlImündungsbereich 102 3. Vom Hörnlegrat zwischen Hoher Kugel und Hohem Freschen übers Vorderland zur Frutzmündung und über den Blattenberg in Richtung Kamor 106 4. Von Schuttannen - Fluher Eck nach Hohenems und Götzis und über die Inselberge zum Semelen- und Chienberg . 106 5. Von Emsrütti und den Klienfelsen über Altach zum linksrheinischen Talrand zwischen Kobelwies und Altstätten 107 6. Das Hintere MeIlental und das Hintere -Tal 108 7. Ausblick 108 Literatur 108

Zusammenfassung

Die Trink- und Nutzwassergewinnung wird in immer größerem Umfang auf 111- und Rheinbegleitgrundwässer ausgerichtet. Daneben sollten Talrandwässer, die aus Karstgebieten gespeist werden, und Schuttquellen im Gebirge mehr beachtet werden. Auf Möglichkeiten einer Gewinnung von mineralisiertem Thermalwasser aus dem Rheintaluntergrund wird verwiesen.

Hydrogeological Observations in the Valley Between the Mouth of the River '" and Diepoldsau, on the Valley Slopes and in the Freschen Area Abstract

The sources of drinking water are the groundwater flows beside the rivers III and Rhine. There are also other possibili- ties for exploiting water of good quality in aquifers within the valley borders which are supplied mainly by karst wells, and from talus springs higher up in the mountains. Mineralized thermal water might be exploited from the deeper underground of the Rhine valley.

1. Übersicht kirch: 1100 mm), die aber von der Ebene zum Gebirge hin rasch zunehmen (Ebnit: 2200 mm). Zur Lektüre dieser Arbeit ist die Benutzung der Geo- Daher sind die Einzugsgebiete der Gewässer im Ge- logischen Karte1: 25.000 (R. OBERHAUSER, 1982) nütz- birge, u.a. die Schrattenkalk-Karstgebiete dort, dem lich. Sie liegt auch den Heimatbüchern von Hohenems Wasserangebot nach höher zu bewerten! Im nieder- und Götzis bei und weist die geologischen Bildungen schlagsärmeren Tal tritt der mächtige und unverfestigte der Rheinebene und des rahmenden Gebirges aus. Verlandungskörper des vergangenen Rheintalsees zu- Ebenso sollten die Erläuterungen hiezu (R. OBERHAU- tage. Er entstand aus Grundmoräne, ausschmelzender SER, 1991) konsultiert werden. Gletscherfracht, absinkender Trübe, Deltaschüttungen, Die Rheinebene zeigt von Norden nach Süden ab- Fluß- und Bachablagerungen, Eintrag von Tairand- nehmende Jahresniederschläge (: 1500; Feld- schutthalden her, sowie Windeintrag. So verfüllte sich

*) Anschrift des Verfassers: Dr. RUDOLFOBERHAUSER,Geologische Bundesanstalt, Rasumofskygasse 23, A-1031 Wien.

101 ©Geol. Bundesanstalt, Wien; download unter www.geologie.ac.at

eine durch Eis- und Flußerosion längs Vorzeichnungen schichten, Wangschichten, Globigerinenmergel, Eozän- der Bruchtektonik der Ost-Westalpengrenze gekerbte sandsteine, Rudachbachschichten, Wildflyschquarzite, Hohlform nach und nach mit Ton, Sand, Kies, Berg- Reiselsberger Sandstein, Planknerbrückenserie sowie sturz und Schutt. Sie war nördlich des Kummen über Molassenagelfluh. Lediglich Nummuliten- und Litho- 600 m tief! thamnienkalke sowie Liebensteiner Kalk können in den Dabei dominiert das Feinkorn als Seeton mit gewalti- höheren Stockwerken als verkarstungsfähig gelten, bil- gen Kubaturen die Tiefen des Tales und wurzelfernere den jedoch nur Kleinaufschlüsse. Bereiche sowohl des Rheinstrichs, als auch der Fächer Nicht nur im Gebirge sondern auch am Talrand ist und Kegel der von den Talseiten zufließenden Gewäs- die quartäre Bedeckung für den Hydrogeologen sehr ser und Gerinne. So finden sich wassererfüllte Sande wichtig. In ihr verbindet sich Gebirge und Rheintalsee- und Kiese in größeren Mengen nur im unmittelbaren verlandungskörper durch untergreifende oder sich ver- Flußstrich des Rheins sowie im IlIfächer und in wurzel- zahnende Moränen und Verbauungssedimente, Berg- nahen Anteilen der Schuttkegel der Seitenbäche. stürze, Schutthalden sowie vor allem Mur- und Man spricht hier von Begleitgrundwasser, das der Schwemmkegel: hier sind der Wasserwegsamkeiten Qualität nach vom liefernden Fließgewässer abhängig Legion. Hier erfolgt der Kontakt zwischen fließendem ist. Jenes der III kann man durch einen erhöhten Sulfat- Bergwasser und stagnierendem Talgrundwasser. und Strontiumgehalt, den ihm sein gipsreiches kalkal- Auf dem Gebirge selber sind es weniger die Moränen pines Einzugsgebiet mitgibt, chemisch immer abgren- als die mehr Porenraum bietenden, grobklastischeren zen (vgl. G. MÜLLER,1969). Anteile der eiszeitlichen Verbauungssedimente (Kies Zur Torfablagerung kam es nur in Stiliwasserberei- und Sand), welche oft in Verbindung mit gravitativer chen geringer Tiefe. Ein derzeitiger mittlerer Wasser- Hangauflockerung große Wassermengen speichern stand auf 396 m NN im etwa 12 km nördlich anschlie- können, ebenso Blockwerk und Hangschutt von Hart- ßenden Bodensee erlaubt in der Rheinaue und in der gestein; Quelltuffe signalisieren hier Austritte. anschließenden Zwischenzone zu den Nebengerinnen Die beigegebenen Schnitte (Abb. 1; Taf. 1) mögen hin, bei Höhen von etwa 408 m südlich Diepoldsau und einerseits den Aufbau des Rheintalsee-Verlandungskör- etwa 430 m an der Liechtensteiner Grenze, infolge der pers, andererseits die Verfaltung der wasserwegsamen Stauwirkung eine nennenswerte Grundwasserbewe- Gesteine (z.B. Schrattenkalk) mit ihrer dichten Über- gung nur in den obersten Anteilen des Verlandungskör- bzw. Unterlagerung, demonstrieren. Hydrogeologisch am wichtigsten ist die so nicht ersichtliche Wasser- pers. Dabei bestimmen die relativen Pegelstände des Gewässernetzes die jeweiligen Fließrichtungen, heute wegsamkeit im Streichen! Abb. 2 bemüht sich um eine vor allem zwischen Rhein- und Begleitkanälen. In den Gesamtdarstellung des Rheintales und seiner Ränder in Gebieten, wo das Grundwasser sich nicht bewegen Kartenform: in ihr kann man die Wegsamkeit im Strei- chen erkennen. . kann, fehlt auch oberflächennah der Sauerstoff und be- Im einzelnen wurde vor allem aus den Arbeiten von steht eine hohe Mineralisierung mit namentlich für Trinkwasser zu hohen Eisen- und Mangangehalten. R. OBERHAUSER(1970, 1973), E. WEBER,M . KOBEL,H. LOACKERet al. (1978), F. SAXER(1969), P. STARCK Ein weiterer Blick auf die Karte läßt erkennen, daß (1970), H. LOACKER(1971), M. KOBEL& R. HANTKE der von SSW nach NNE fließende Alpenrhein ein ihm (1979) sowie M. EBERLE(1987) u.a., zusammengefaßt beiderseits talwärts von Südwesten und Nordosten her und ergänzt sowie gebietsmäßig erweitert. Auch die äl- zustrebendes Faltengebirge durchbricht, wobei, wie teren Arbeiten von H. LUGERund L. KRASSERsind wich- westlich Oberriet oder am Kummenberg besonders tig. auffällig, Brüche mitwirken. Vor allem in Rheintalnähe Die Beschreibung folgt dem Faltenstreichen von großflächig aufgeschlossene Schrattenkalke bilden zu- Nordost nach Südwest und stellt so fortlaufend ge- sammen mit aufliegendem klüftigem Gaultsandstein dankliche Verbindungen von Berg und Tal her, und nur und Seewerkalk einen verkarstungsfähigen Komplex, segmentweise verfolgen wir den Weg der Talgewässer der von etwa 80 m im Süden bis gegen 150 m Mächtig- in Richtung Bodensee. keit im Norden anschwellen kann, und vielerorts unter- irdisch Karstwässer der Talebene zuführt. Kieselkalk und kalkiges Valangien sind zwar klüftig, neigen jedoch viel weniger zu Verkarstung und bieten, da weniger 2. Vom Laternsertal aufgeschlossen, auch weniger Oberfläche zur Wasser- über die Valdunafurche aufnahme an. Während wir also in den das Faltenge- zum IIImündungsbereich rüst bildenden Altschichten der Säntisdecke, vor allem in den Schrattenkalkgebieten und untergeordnet auch Das Hintere Laternsertal wird ab Innerlaterns großflä- in den Kieselkalkgebieten des Freschenstockes mit chig von Reiselsberger Sandstein gebildet, welcher Wasserwegsamkeiten tiefer im Berg rechnen müssen, stark verwittert und teilweise in Grobblockwerk aufge- gilt das für die anderen geologischen Körper des Fels- löst ist. Dies bedingt teilweise für den Westhang des untergrundes, welche stratigraphisch oder tektonisch Gehrenfalben sowie fast vollständig für den Südhang unter- oder aufliegen, nicht. des Gapfohl auf einer Fläche von etwa 4 km2 eine un- Es sind das die mergelige Unterkreide sowie die terirdische Entwässerung, welche Großquellen in den Jungschichtenverbände der Säntisdecke, Schuppenzo- Gerstenböden unter der Straße alimentiert. Weitere ne, Flysche und Molasse. Hier bedarf es tiefgründiger Quellen finden sich nördlich Bad Laterns unterhalb des selektiver Verwitterung mit nachfolgenden Verstürzun- Roßbodens sowie im Stürcherwald oberhalb Innerla- gen, Rutschungen und Sackungen unter Einbeziehung terns; nur letztere werden für die Wasserversorgung grobblockiger Anteile, um Hohlräume für Wasserspei- genutzt. Unmittelbar bei Bad Laterns wurden Eisen- cherung und Wegsamkeiten zu schaffen. Besonders quellen gefaßt, welche aus Schutt austreten; L. KRAS- geeignet hiefür sind: kalkigere Anteile von Drusberg- SER(1949, S. 72) berichtet über erhöhten Eisengehalt

102 ©Geol. Bundesanstalt, Wien; download unter www.geologie.ac.at

\/aldunata/ -- ...... ------...... - ...... Valduna Egethen Tenesser Kopf ...... Ir} . """'.J?I _' -t ......

Bahn Hohe'r Sattel

südwestlich Rungels Runde Weiher

Göfis - Hofen

Straße Hoch Känzele nach Göfis Bahnho) Feldkirch I

Känzele Göfis - Ste; n Feldkirch

NW SE

o 500m

QUARr~R HELVETIKUM .....::.. Säntisdecke .. " '. .' Hangschutt [2]:::.:'::.':: ~ Amdener Mergel Schrattenkai k Sedimente des verlandenden ~ [OJ mTIITl Rheintal-und Walgausees Seewerkalk ~ Drusbergschichten ~ Glaziale Schotter CJ ~ und Moräne E3 Gaultgrünsandstein [[[]]] Kieselkalk Wasserentnahme o Wasserentnahme eventuell möglich

Abb. 1. Sechs Schnitte durch den Talrand von Feldkirch bis .

103 ©Geol. Bundesanstalt, Wien; download unter www.geologie.ac.at

Abb.2. Grund- und Bergwasser im Rheintal und an seinen Hängen zwischen IIIschwemmkegel und Diepoldsauer Rheinschlinge. Die Profilnummern beziehen sich auf Tafel 1 (Beilage). und Schwefelwasserstoff-Geruch. Das westliche La- gen bei Brederis wurde er ebenfalls von alters her ternsertal verläuft bis Vorderlaterns in stark mergelbe- durch Brunnen genutzt (M. LUGER, 1953). Beim Bahn- tonten Abfolgen mit kleineren Schuttquellen. Der Kie- hof Rankweil im wurzelnahen Frutzfächer liegt das selkalk der Übleschlucht ist teilweise verkarstet und Grundwasser noch 25-31 m tief. alimentiert unmittelbar die . Im Gebiet von Altenstadt haben wir über die Furche Unterhalb Morsch im Mühltobel scheint der dort stir- von Levis mit einer ersten Alimentation von Ilibegleit- nende Schratten kai k-Gault-Seewerkal k-Falten schenkel grundwasser zu rechnen, was P. STARCK (1970, S. 471), ein größeres Einzugsgebiet über Suldis und die Schrat- auch mittels Sulfatnachweis sicherstellt. Es umfließt tenkalkstirn bei der Frutzbrücke unterirdisch in den den Ardetzenberg und wird bei Gisingen wieder dem Frutzfächer abzuleiten. Vielleicht bestehen auch Ver- IlIfächer einverleibt. bindungen im Schrattenkalk zum Valdunatal-Ausgang? Hier könnte am unmittelbaren Talrand der Ei- Jedenfalls entwässern die großflächigen Schrattenkal- senbahnhaltestelle Amberg versucht werden, TaIrand- kareale von Übersaxen bis beiderseits des Valdunata- wasser zu gewinnen, das sowohl vom Berg als auch les in dieses und sind so einem paraglazialen IlIfächer aus der IIlversickerung in den Schrattenkalk im 111- tributär. Im Talgrund erfolgen Wasserentnahmen für schluchtausgang herstammen könnte (vgl. Abb. 1). Je- Rankweil (vgl. Abb. 1). Längs der Straße nach Meinin- doch könnte hier der Ambergtunnel verunreinigen, so-

104 ©Geol. Bundesanstalt, Wien; download unter www.geologie.ac.at

~ Karst mit Einzugsgebieten von Oberflächen- und Schuttwässern Wasserführende Moräne, Verbauungssediment sowie Hangschutt - ohne abführende Karstwege D (gute Wasserqualität, jedoch wechselnde, meist geringe Ergiebigkeit), auf dichtem Untergrund Kalkiger, z.T. auch sandiger Mergel, stark wechselnd und im Verwitterungsbereich mit offenen Klüften ~ (gute Wasserqualität und stark wechselnde Ergiebigkeit) Hartgestein mit offenen Klüften, teilweise verkarstet ~ (mit verteiltem Wasserzufluß in die querenden Bäche) ~/'''-..IKarstwasserweg rn Karstwasser-Abfluß ins Tal LZJ Wahrscheinliche Austrittstelle des Karstwassers und sein möglicher Verlauf im Tal [Z] Talrand mit dichtem tieferen Felsuntergrund

~ Talrand mit infolge Verkarstung durchlässigem Felsuntergrund Unter der Talebene vergrabene durchlässige Schutthalde [ZJ (Grundwasser wechselnder Qualität, mit großer Ergiebigkeit)

Begleitgrundwasser und Bergwasserstrom ~ (in Flußnähe meist gute Qualität und teilweise ergiebig) Infiltrationswasser [U] (Fließrichtung abhängig von relativen Wasserständen der Flüsse und Kanäle)

Sonstiges oberflächennahes Grundwasser der Talebene D (meist geringere Qualität und geringe Ergiebigkeit) Schuttkegel eines Baches (Grundwasser von wechselnder Qualität in größerer Tiefe, meist geringe Ergiebigkeit) ~ Torfboden ~ (Grundwasser schlechter Qualität und geringer Ergiebigkeit) Ci[] Quelltuff o Schwefelquellen von Hohenems-Schwefel und Nofels [TI Bohrung Hohenems-Landhaus

Isohypse der Untergrundhohlform bei Hohenems

Größerer Wasseraustritt

Schiffslände "Zum Pur" (bis zum 17. Jh.) daß auch andere Positionen zu überprüfen wären. Die ist im zentralen und unteren Bereich noch unbesiedelt Inselberge Ardetzenberg-Blasenberg und Schellenberg und von Wald bedeckt. Leider wurde im Bereich Rüte- dürften nach allen Seiten auf Karstwegen Wässer ab- nen im großen Umfang durch lange Zeit Müll abgela- geben. gert; eine Sanierung ist geplant, jedoch sehr problem- In der Talung SE des Schellenberges befindet sich reich. Zudem schränken offene Baggerseen bei Brede- nach M. KOBEL & R. HANTKE(1979, S. 52) in von Kies ris eine Grundwassernutzung weiter ein. erfüllten alten Wasserläufen in etwa 10m Tiefe ge- Auf den Grundwasserisohypsen-Karten von WEBER& spanntes Grundwasser, das der III zuströmt. Am West- LOACKER(1978) fällt auf, daß zwischen Noteis und den hang des Schellenberges nahe der Grenze werden von Rütenen rechtsufriges Grundwasser aut die linke Seite l. KRASSER(1949, S. 73) Schwefelwasseraustritte ver- wechselt und oberhalb des Matschelser Bergle dem meidet, die mit dem Pyritgehalt der Gaultgrünsandstei- Rhein zufließt. Hier wären auch große Entnahmen rela- ne zusammenhängen sollen und genutzt wurden; Tal- tiv problemlos, zumal Feinkornsedimente abdecken. randauftrieb in Klüften ist möglich. Die Kiesschicht ist im IIlmündungsbereich ca. 30 m Vorwiegend aus Kies und Sand aufgebaut ist auch dick, und wird von einen Seetonkomplex unterlagert. der heutige IIlfächer, das bedeutendste Grundwasser- Tat. 1, Schnitt 3, erläutert die geologischen Verhältnis- hoffnungsgebiet des südlichen Bodenseerheintales. Er se im großen. Offensichtlich hat der Rhein hier das Bü-

105 ©Geol. Bundesanstalt, Wien; download unter www.geologie.ac.at

helgewölbe aufgebrochen, dem in des Mat- Weiler bringt der Südschenkel des von paraglazialen schelser Bergle südlich der IIlmündung zugehört. So- Trockentälern wiederholt verletzten Schönbauergewöl- wohl dieses als auch das anschließende Dätzengewöl- bes Karstwässer übern Sattelberg in Richtung unter- be alimentiert an einigen Stellen auf Karstwegen in die halb des Frutzknie, wo auch die Quellgräben des Rheinebene, ebenso der Lienzbachfächer. Große Koblacher Kanals einsetzen. Karstwassermengen aus wenig besiedelten Gebieten Der hier unter der Frutz durchgeführte Ehbachkanal sollten hier dem Rheinbegleitgrundwasser zufließen! mündet dann 1 km nördlich ihrer Mündung als letztes (vgl. Blatt Säntis 1 : 25.000, H. EUGSTERet aI., 1982). rechtsrheinisches Gerinne noch in den Alpenrheinka- Während in Vorarlberg die Abtrennung der Rheinzu- nal. Er wird vor allem von der Nafla, welche aus dem flüsse und ihre getrennte Zuführung über Kanäle zum Valdunatal heraus kommt, und über Altenstadt-Brede- Bodensee erst nach der Frutzmündung und der Eh- ris zufließt, genährt. Im Ortsgebiet von Meiningen stei- bachzuleitung nach Frutzunterquerung mit dem Kobla- len sich zunehmend stärker werdend Grundwasserver- cher Kanal anfängt, beginnt diese linksrheinisch schon bindungen mit dem IlIfächer und dem Rhein ein, wobei mit dem Rheintaler Binnenkanal weit oberhalb der 111- ein etwa 400 m breiter Streifen beiderseits des Rheins mündung und der letzte Zufluß zum Rhein ist die Mün- einen hohen Sulfat- und geringen Karbonatgehalt auf- dung des Werdenberger Binnenkanals beim Bühel. Ab- weist, was das hier eindringende IIlwasser anzeigt und wärts der genannten Letztzuflüsse gibt es von den es deutlich von lokalem Grundwasser mit niederem Rheintal-Gerinnen zum Rhein nur noch Verbindungen Sulfat- und hohem Karbonatgehalt abtrennen läßt, ge- übers Grundwasser, welches hier dadurch in durchläs- nerell steht dabei zwischen dem Rhein und den Be- sigen Bereichen immer wieder erneuert wird! gleitkanälen bis zur Felsschwelle -Montlingen hin, ein etwa 20 m mäch.tiger Grundwasserträger, vor- wiegend aus Kies, zur Verfügung. Dieser wird von fein- körnigeren Seeablagerungen unterlagert. Linksrheinisch sind Bergwasserzuflüsse südlich Blat- 3. Vom Hörniegrat zwischen Hoher Kugel ten längs des Berges zum Kanal anzunehmen. Nachge- und Hohem Freschen übers Vorderland zur wiesen wurden sie hier im Winkel bei der Kote 428 Frutzmündung und über den Blattenberg (Werben). Infolge eines geplanten Atomkraftwerks lie- in Richtung Kamor gen hier sehr gründliche Untersuchungen vor, die sich über mehrere Jahre hinzogen (vgl. M. KOBELin E. WE. Abgesehen von den Liebensteiner Kalken des südli- BERet ai, 1978, S. 155-160). Weiterer Zufluß ist südlich chen Vorgipfels der Hohen Kugel befinden sich im Be- vom Hirschensprung vom Hard und Kamor her über reich der Wasserscheide Rhein - Dornbirner Ach nur eine unterirdische Alimentation des Schuttkegels von noch im Firstgebiet verkarstungsfähige Gesteine, weI- Rüthi anzunehmen. che über eine Schrattenkalkstirn unterirdisch Wasser in Richtung Talebene bei Röthis abführen. Dieser Berg- wasserstrom wurde leider durch die Mülldeponie in der Trockentalfurche westlich Viktorsberg belastet. Karst- wege sind auch von der Letze herunter in Richtung 4. Von Schuttannen - Fluher Eck Steinbruch möglich. Genutzt wird eine Karstquelle in nach Hohenems und Götzis einer kleinen Höhle nördlich des Sanatoriums Viktors- und über die Inselberge berg: das Gamsloch. Weitere Karstwege gibt es vom zum Semelenberg und Chienberg Firstgipfel in Richtung Almeinalp und Rohrwald, wo ein Sackungsgebiet dadurch zusätzliches Wasser be- Hier in den nördlichsten Anteilen der Säntisdecke kommt. Dies wäre dann auch der letzte Schrattenkalk- dominieren in ihren Altschichten kalkige und unterge- zug; weiter in Richtung Freschen ist die Vermergelung ordnet sandige Hartgesteine, sodaß großflächige Ver- vollzogen, und die in der Tiefe aufbrechenden Kiesel- karstungen verbunden mit Karst- und Kluftwegsamkei- kalke können seine hydrogeologische Bedeutung nicht ten tiefer ins Gebirge seine Hydrogeologie und jene der erreichen. Vermergelter Schrattenkalk und Gault, ver- Talränder bestimmen. sackte Drusberg- und Wangschichten sowie Fraxerner Sowohl das in seinem achsialen Abstieg vom Fluher Grünsand sorgen im Fröhdisch- und Mühltobelgebiet Eck übern Strahlkopf und Kapf zum Götzner Berg und mit dem Quartär immer wieder für kleine Quellen, letz- zum Kummen immer breiter werdende Götznergewölbe tere drei auch im Gebiet von Weiler - Fraxern - Millrüt- als auch das im Gegensatz dazu von der Staufenspitz ti - Hohe Kugel. So werden Wasseraustritte aus Wang- zum Schwarzen- und Ranzenberg und zur Emshalde im schichtenschutt oberhalb Orsanken-Moos für die Ver- Abtauchen rasch kleiner werdende und bei Bad sorgung von Meschach genutzt. Schwefel verschwindende Staufenspitzgewölbe, führen Ein ergiebigeres Angebot aus auflagernden Verbau- in großem Umfang Wässer zu den Talrändern zwischen ungssedimenten bewirkt im Bereich Mühltobel-Schuler- Hohenems-Ortsmitte, Götzis und Koblach-Straßenhäu- tobel bei Röthis Quelltuff-Ausscheidungen. Hier könnte sero Soweit sie nicht gleich überfließen, wie das Stau- nach H. LOACKER(vgl. R. OBERHAUSER,1973) über fenspitzgewölbe mit den Lediquellen durch den Gsohl- künstliche Versickerungen aus begleitenden Bächen, bach-Anschnitt, nehmen sie oberflächennahe Anteile das Wasserangebot mit geringen Kosten massiv ver- der zum Boden des fossilen Rheintalbodensees hinun- bessert werden. Taf. 1, Schnitt 2, zeigt hier Schotter ter führenden Schutthalden und Bergstürze in Besitz über dichtem Gebirge. Nördlich der Fröhdisch ent- und drängen die dort befindlichen, stagnierenden, sau- springt die Quelle von Bad Röthis aus Moränenschutt erstoffarmen Wässer je nach Zufluß mehr oder weniger über Oberkreidemergeln. ab. Hier können sie sich auch über größere Distanzen Neben lokalem Kleinquellenangebot namentlich aus in locker gepacktem Material an dichten Talrändern au- versackten Wangschichten im Gebiet von Fraxern - ßen vorbeibewegen zu den jeweils tiefsten Stellen zwi-

106 ©Geol. Bundesanstalt, Wien; download unter www.geologie.ac.at

schen den Schuttfächern hin, wo sie austreten. So am kann. Es erfolgen hier bedeutende Entnahmen für die Kalkofen nordöstlich Straßenhäuser (30 lis Zufluß zum Rheintal-Gemeinden sowie Hohenems und Dornbirn, Kaltbrunnenbach während einer Trockenperiode am 10. was die Grundwassererneuerung zusätzlich aktiviert, 2. und 43 lis am 7. 4. 1973), und mit dem Bützenbach jedoch seine Qualität immer stärker an jene der Ober- (der Quelle der Hohenemser Ache 11 lis am 10. 2. und flächenwässer bindet! 8 lis am 7. 4. 1973) oberhalb Hohenems-Schwefel. Die Vom Blattenberg bestehen Verbindungen zum links- Götzis mitversorgende Möslequelle liegt unter dem rheinischen Begleitgrundwasserstrom. In den die Ober- Prallhang einer alten Rheinschlinge zwischen Götzis rieter Talebene entlang des Talrandes untergreifenden und Altac~: Neben dem komplex gebauten Schuttkegel vergrabenen Schutthalden sehe ich Wasserwegsamkei- von Götzis, alimentiert hier direkt (oder indirekt über ten, welche aus dem Gebirge einfließende Karst- und letzteren) der inverse Schrattenkalk, welcher im Unter- Oberflächenwässer von Westen her den Rheinbegleit- grund den Talrand vom Kobel bis zur Ortsmitte domi- grundwässern zuführen. Bergwasseraustritte am Tal- niert. Taf. 1, Schnitt 2, erläutert den Untergrund im Be- rand werde von H. EUGSTERet al. (1960, S. 80) vom reich Götzis - Kobel - Sonderberg. Ostfuß des Chapf und des Semelenberges sowie vom Im Mösle werden Entnahmen bis 23 lis getätigt. In Nordfuß des Blattenberges gemeldet und wurden ver- den Schuttfächern selber namentlich im zentralen Teil, zeichnet; weitere Karst- und Schuttquellen finden sich liegt der Grundwasserspiegel wie vorher auch in Rank- im Gebirge u.a. im Freienbachtal, worauf die Wasser- weil relativ tief. Der Schrattenkalk vom Kummenberg versorgung von Oberriet früher ausgerichtet war. hat in Koblach mit dem Winkelbrünneli einen Karstwas- serüberlauf nahe der Straßengabel westlich vom Klet- tergarten (9 lis am 7. 4. 1973). Ein weiterer kleiner Aus- tritt befindet in der Talfurche hinter dem Boxberg, wo 5. Von Emsrütti und den Klienfelsen der Egelseegraben entspringt. über Altach Vor der allgemeinen Grundwasserabsenkung führten diese Überläufe noch viel reichlicher Wasser. So ver- zum linksrheinischen Talrand sorgten die Bütze über die Hohenemser Ache und die zwischen Kobelwies und Altstätten Möslequelle über den Gillbach nahe der Kapelle Bau- ren bei Altach (Flurname: Zum Pur), mit ihrem Zusam- Eine über Emsrütti verlaufende und das Gebirge ge- menfluß zur Gießen einen Kanal, über den Getreide- gen den Talrand absetzende Verschiebungsfläche läßt schiffe hereingezogen werden konnten, bis im 17 Jh. dort unter Allvionen die verkarsteten und stark durch der Rhein versandete (R. GIESINGER,1989). talrandparallele Klüfte aufgelockerten, vorwiegend in- " versen Unter-Mittel kreide-Abfolgen der Hohenemser Im Gebirge gibt es auch größere Schuttquellen. Zu Falte gegen die mergelbetonte Synklinale von Emsrütti nennen wären die Hochquelle von Götzis am Eingang abstoßen (Schnitt 1). Dadurch dürfte ein größerer Was- der Örflaschlucht, welche bei extremer Trockenheit bis serzufluß in ihre Karst- und Kluftsysteme nur aus dem auf 1,5 lis zurückgehen kann aber auch die ungenützte Quartär der Emsrüttifurche möglich sein. Eine Karstent- Buwaldquelle in Hohenems südlich der Ranzenbergal- wässerung zum Talrand hin erfolgt im invers abtau- pe mit mehreren Austritten auf 960-980 m NN. chenden Schrattenkalk bei Oberklien und es dürften Die akratische Schwefelquelle von Bad Schwefel hier durch einen aus den Rheintalluvionen noch her- südlich Hohenems tritt dort hinter der Kapelle aus der ausschauenden Bergsturz, größere natürliche Reservo- tektonisch unter die Aue abtauchenden Seewerkalk- irkapazitäten zur Verfügung stehen; die Wässer werden stirn des Staufenspitzgewölbes aus. Ihre Mineralisation von den Wasserwerken Dornbirn abgepumpt. wird dem Pyritgehalt im Gault-Seewerkalk-Kontaktbe- Auch weiter längs des Talrandes in Richtung Pfarrkir- reich zugeschrieben. Nach W. KRIEG(1983, S. 25) ist che Hohenems befinden sich in den durch Abbau ein- sie mit 476,6 mgll mineralisiert davon 6,46 mgll Hydro- geebneten Talrandschutthalden ausgebaggerte kleine sulfid, sowie Sulfat aber auch viel Chlor und Kieselsäu- Grundwasserseen. re mit Bindungen an Na, Ca, Mg (Analyse Scheminzky Den von Emsrütti nach Südosten aufsteigenden 1950). Ihre konstant erhöhte Temperatur (15,6°C) ver- Hang queren hangparallel Nummulitenkalk- und Grün- langt eine gegen andere Wässer isolierte Zufuhr im sandsteinzüge des Eozäns der Haslachzone, wodurch Streichen aus dem Berginnern oder, was ich für wahr- in dieser mergelbetonten Zone Wasserwege in Rich- scheinlicher halte, einen steilen Aufstieg aus größeren tung Südwesten Quellaustritte mit Tuffstein neben der Tiefen im Talrandbereich. Vor allem im letzteren Falle Schuttannenstraße und am Tugstein ermöglichen. Auch könnte ein den Grundwasserspiegel absenkendes Ab- im Kontakt ValangienlQuartär finden sich in Stecken- pumpen der vorher erwähnten Bützenbachquelle die wegen (nahe und jenseits des Blattrandes) Quellen mit Schüttung der Schwefelquelle reduzieren. Tuffbildung, welche genutzt werden. Für den Rhein und seinen Begleitgrundwasserstrom Die Bohrung Landhaus, welche nur 1,5 km von ändern sich die Bedingungen nach dem Durchfluß der Schloßberghang entfernt auf Thermalwasser angesetzt Engstelle zwischen dem Südwestsporn des Kummen war und bis zum Felsuntergrund in 592 m Tiefe trocken und dem Montlinger Berg. Es erfolgt ein rasches An- blieb, zeigt, daß hier keine Wasserwegsamkeiten vom schwellen des, nach M. EBERLE(1987, S. 199) von III Gebirge her vorliegen. Sogar die 5 m dicke Kiesschicht und Frutz gelieferten Kieskörpers von 20 auf 40 m. Es zwischen dem hier 585 m mächtigen Seetonkomplex wurden am Zapfenbach sogar 48 m mächtige, Kies-do- und dem Felsuntergrund erbrachten keinen verwertba- minierte und daher grundwasserreiche Alluvionen er- ren Zufluß! Ebenso wenig der Flysch im Untergrund bohrt, wodurch eine verstärkte Grundwassererneue- (bis 750 m). Nur ganz ungewöhnliche topographische rung sowohl direkt aus dem Rhein, als auch aus den und geologische Umstände konnten ein solches Resul- Schweizer Binnenkanälen und dem Koblacher Kanal er- tat zeitigen. Fast jede andere Lokation in geringerem z.w.ungenwird, wobei letzterer dadurch austrocknen Abstand vom Talrand weiter südlich hätte eventuell so-

107 ©Geol. Bundesanstalt, Wien; download unter www.geologie.ac.at

gar artesische Wässer aus dem Rheintalseeverlan- ungssedimenten aufnehmen und nach Westen oder dungskörper oder aus dem unterlagernden kalkigen Nordwesten abführen. Helvetikum erbringen müssen. Unterirdische Wasserwege von der Dornbirner Ach Auch mineralisierte Thermalwässer, wie sie in Hohen- Tal in Richtung Rheintal oder Bregenzerach sind auf ems-Schwefe zutage treten, sind zu erwarten und wä- Blatt Dornbirn Süd nicht verifizierbar; auf Blatt Dorn- ren ergiebig, wo Blockmoräne, Schutt oder Schotter- birn Nord sind diesbezügliche Überlegungen anzustel- vorkommen mit größeren Porositäten in der Tiefe ein- len, vor allem über Wegsamkeiten zur Bregenzerach. geschlossen vorliegen - oder auch fossiler Karst mit Hohlräumen. Wie die obersten 50 m der Bohrung (teilweise mit Rheinkies) zeigen wurden sie vom vorrückenden Fluß 7. Ausblick beeinflußt. In der nahen Diepoldsauer Rheinschlinge wird seit der Flußableitung Kies gebaggert. Das zuflie- Das nördlichste Alpenrheintal und der nördlich an- ßende Grundwasser wird dem Scheibenbach zugeführt. schließende Bodenseeraum befriedigte den in den letz- ten Jahren sehr rasch ansteigenden Wasserbedarf sei- Mit dem Isenriet schon vor dem Diepoldsauer Durch- ner Bewohner mittels moderner Pump- und Beförde- stich beginnend, erstreckt sich nach Westen und Süd- rungstechnik aus dem unmittelbaren Begleitgrundwas- westen ein sehr großes Riedgebiet mit schlechten serstrom des Rheines und aus großen Tiefen des Bo- Grundwasserqualitäten, das vom Binnenkanal gequert densees. wird. Der Talrand von Kobelwies bis Eichenberg-Büel Man vertraut dabei auf eine auch in Zukunft ausrei- wird bis Hueb von Wangschichten sowie Kalken und chende Qualität dieser sehr großen Vorräte. Man hielt Sandsteinen des Eozän dominiert, welche in Klüften es nicht für nötig, sich intensiver mit der Erweiterung Wasser führen dürften, was auch für den Chapf südlich und dem Schutz des Wasserangebotes aus Quellen Büel gilt. Ansonsten läßt der mergelige Talrand im all- des Talrandes und des Gebirges zu befassen. Man sah gemeinen nur Oberflächenabfluß zu, was auch für die nicht zielstrebend nach und überprüfte ausreichend nach Norden anschließende Molasse gilt; der Nagel- durch künstlichen Aufschluß, ob nicht weiter oben im fluhzug des Forst könnte etwas Kluftwasser ins Tal ein- speisen. Gebirge, oder weiter talaufwärts, noch ein bisher unge- nütztes Angebot vorliegen könnte - wie dies in jenen Teilen des Nordalpenrandes geschieht, wo kein großer Fluß und kein sehr tiefer See zur Verfügung stehen. Auch ausgewiesenen Vorräten dieser Art wurde nicht 6. Das Hintere MeIlental die nötige Beachtung geschenkt. Eine solche wäre und das Hintere Dornbirner Ach-Tal auch darum wichtig, weil Quellenwässer u.U. eine Ver- weildauer im Untergrund von Wochen bis mehreren Hier sind wir in einem Gebiet wo von Nordwesten Monaten haben und tiefe Grundwässer uralt sein kön- nach Südosten der Schrattenkalk quer zu den Falten nen, sodaß ihre Nutzung, z.B. während einer radioakti- rasch total vermergelt. Zugleich werden die Kieselkalke ven Belastung, sehr hilfreich wäre. Zudem würden mit unterlagerndem, kalkigem Valangien ca. 100 m HochqLJelienkeine Pumpförderung brauchen! mächtig und felsbildend, können aber nicht hydrogeo- Für Überlegungen solcher Art ist es unerläßlich, den logisch die Bedeutung das Schrattenkalkes überneh- Walgau mit einzubeziehen. Von besonderem Interesse men, da sie nicht im gleichen Umfang Oberflächen bil- in dieser Hinsicht sind dort die Kluftwässer in den den und infolge des hohen Kieselsäuregehaltes der Hauptdolomitschüsseln des westlichen Rätikons, die Kieselkalke nur teilweise verkarsten können. Zweifellos dort von den dem Walgau zustrebenden Bächen ange- nehmen sie im MeIlental Wässer auf und speisen sie schnitten werden und u.a. Feldkirch mitversorgen. Hin- talwärts in Sackungsmassen mit schwer durchschau- ten im Walgau am Hangenden Stein und im Eingang baren Wegsamkeiten ein; Quellen finden sich vor allem zum Montafon fließen Hauptdolomitwässer beidseitig dort, wo letzere den Valangienmergeln aufliegen. am Talrand aus (vgl. H. LOACKER,1971, Abb. 3). Allein Im Dornbirner Ach-Gebiet (Achrein, Valors) und in auf der Rätikonseite bei Lorüns meldet H. LOACKER den Quellbächen der Gunzenache wird der Kieselkalk (S. 446) die Winterschüttung mit Niedrigstwerten von jeweils durch Bacherosion geöffnet, und dürfte dann 0,54 m3/s. Dem Einzugsgebiet nach könnte es noch Wasser abgeben. Gleiches gilt für langgezogene Vor- mehr sein, vielleicht wurde nicht alles erfaßt? Teilweise kommen von reliktischem Schrattenkalk und Grünsand- erhöhter Gipshärte könnte mit Spürsinn ausgewichen stein von Jägerswald über lIgenwaid - Hinterschanern werden. Für die Austritte oberhalb Nenzing gibt er in Richtung Obersehren Alp. Auch die versackten 1971, S. 443, im Gamperdonatal im Bereich Kühbruck Wangschichten von der Ach zur Hohen Kugel hinauf - Weißbach für den Winter 1971 Zuflußmengen von und ihre Verbände nach Osten in Richtung Großer 0,74 m3/s an. Wald alimentieren. Eindruckvoll sind Wasserspenden Mit einer langen Verweildauer dieser Wässer im Berg aus dem verklüfteten Flysch der Müselalpe in Richtung ist zu rechnen, was ihre Beachtung als Überbrückungs- Rudachbach auf etwa 1220 m. reserven im Katastrophenfall nahelegt. In der paragla- Valangienkalk, Schrattenkalk, Gault und Seewerkalk zialen Furche östlich Bad Schnifis alimentieren die alimentieren von Staufen und von Kamm Bocksberg - Montiolaquellen aus tiefgründig aufgelockertem Flysch Schöner Mann auf Karstwegen zum Bruderbach und zwischen 0,12 und 0,18 m3/s, welche über den zur Achschlucht, ebenso der Bergsturz vom Hackwald Schwarzbach abfließen. u.a. mit der Loserquelle. Die am Blattrand anstoßenden Auch die durch den Stollen zum Walgauwerk zwi- verkarstungsfähigen Oberflächen zwischen Ach- schen Frastanz und Beschling übergeleiteten Hochge- schlucht und Weißenfluh, können Tagwässer und sol- birgswässer hätten nach wenig aufwendiger Aufberei- che aus den hier mächtigen Moränen- und Verbau- tung Trinkwasserqualität und sind vermutlich in einem

108 ©Geol. Bundesanstalt, Wien; download unter www.geologie.ac.at

viel geringeren Maß Nitrat- und Pestizid-gefährdet als EUGSTER,H., FRÖHLICHER,H., SAXER,F. (1960): Blatt St. Gal- Rheininfiltrat. Dies gilt nicht in gleicher Weise für die len-Appenzell. - Erläuterungen Geol. Atlas Schweiz, sehr großen Grundwasser-Vorkommen der Walgauebe- 1 : 25.000, 23, Bern. neo Das anschließende, dicht besiedelte Rheintal bis EUGSTER,H. et. al. (1982): Blatt 1115 Säntis. - Geol. Atlas Schweiz 1 : 25.000, Basel. unterhalb Hohenems wurde bereits erläutert, es sei aber noch einmal auf die Grundwässer im IIlfächer, das GIESINGER,R. (1989): Schiffahrt auf dem Rhein. - Briefl. Mitt., Begleitgrundwasser des Rheins sowie Talrand- und Altach. Bergwässer hingewiesen. Für Großentnahmen von 111- HANTKE,R. (1979): Die Geschichte des Alpen-Rheintales in begleitgrundwasser vermutlich geeignet wäre das Areal Eiszeit und Nacheiszeit. - Jber. Mitt. oberrhein. geol. Ver., südöstlich des Matschelser Bergle und das Augebiet N.F., 61, Stuttgart. westlich Meiningen. Für solche von Rheinbegleitgrund- HEISSEL,W., OBERHAUSER,R. & SCHMIDEGG,O. (1967): Geologi- wasser bewährt sich das Grundwasserfeld längs des sche Karte des Walgaues 1 : 25.000, Geol. B.-A., Wien. Rheines von Koblach bis Mäder. Auf der Schweizer Seite ist das Gebiet zwischen Werdenberger sowie KOBEL,M. & HANTKE,R. (1979): Zur Hydrogeologie des Rhein- Rheintaler Binnenkanal und Rhein in gleicher Weise tales von Sargans bis zum Bodensee. - Jber. Mitt. oberr- nutzbar. Vor allem sind Positionen zu prüfen, wo Tal- hein. geol. Ver., N.F., 61, Stuttgart. KRAPF,Ph. (1901): Die Geschichte des Rheins zwischen Bo- rand- und Rheinbegleitgrundwasser sich nähern oder densee und Ragatz. - Schriften des Vereins für Geschichte zusammenfinden, wie im Bereich Bühel und bei Blatten des Bodensees und seiner Umgebung, 30, Lindau. südlich Oberriet. KRASSER,L. (1955): Die Grundwasservorkommen des Vorarl- Ein größeres Quellenangebot ist im Hinteren Latern- berger Bodenseerheintales. - R. V. KLEBELSBERG-Festschrift sertal im Gebiet des Reiselsberger Sandsteins bekannt der Geol. Ges. Wien, Band 48 der Mitteilungen, Wien. (z.B. Gerstenböden vor Bad Laterns) oder wäre aufzu- KRASSER,L. (1949): Heilquellen. - Heimatkunde von Vorarl- spüren, auch das Gebiet zwischen Düns und Satteins berg, Bregenz. ist diesbezüglich prüfenswert. KRIEG,W. (1983): Das Schwefelbad. - Hohenems, Natur und Abgesehen vom genutzten Grundwasserstram im Wirtschaft, Bd. III der Gesamtdarstellung, Hohenems. Valdunatal und seiner Fortsetzung in Richtung Brede- LOACKER,H. (1971): Berg- und Grundwasserverhältnisse im 111- ris, wäre der Talrand im und nordöstlich des Ortsberei- gebiet. - Verh. Geol. B.-A. Wien. ches von Götzis wieder in größerem Umfang höffig. Im LUDWIG,A., SAXER,F., EUGSTER,H. & FRÖHLICHER,H. (1949): Gebirge wurden Möglichkeiten im Bereich Mühletobel Blatt St. Gallen-Appenzell. - Geologischer Atlas der - Schulertobel diskutiert. Schweiz 1 : 25.000, Bern. Ungenützte Quellen und Hoffnungsgebiete für Wäs- LUGER, M. (1953): Die Gruppenwasserversorgung in Vorarl- ser in der Tiefe gibt es noch vielerorts am höheren Tal- berg. - Gas, Wasser, Wärme, 7, Heft 9, Wien. rand und im Gebirge, doch ist immer zu bedenken, daß es sich beim Felsuntergrund um eine stark mergelbe- MÜLLER,G. (1969): Hohe Strontium-Gehalte und Sr/Ca-Ver- hältnisse im Bodensee-Wasser und in den Wässern des AI- tonte Verfaltungszone handelt, in der im Regelfall der penrhein-Einzugsgebietes. - Gas und Wasserfach, 110, rasche Oberflächenabfluß vorherrscht und nur, wie Wien. wiederholt erörtert, spezielle Umstände ein größeres Wasserangebot erbringen können. Diese müssen ge- OBERHAUSER,R. (1970): Zur Hydrogeologie des Vorarlberger meinsam mit der Schuttüberlagerung von Fall zu Fall Rheintales zwischen Feldkirch und Hohenems-Klien unter erkundet und dann, oft mittels Grabungen oder Boh- besonderer Berücksichtigung der Bergwasserzuflüsse. - rungen, auf ihre Nutzbarkeit überprüft werden. Verh. Geol. B.-A., Wien. In Talmitte zwischen Feldkirch und Götzis wäre zu OBERHAUSER,R. (1972): Geologisches Gutachten über das Ge- überprüfen, ob tiefliegende Kalke mit Warmwasser in biet des Walgaues nach Fragestellung der Raumplanung. - Unveröff. Ber. für die Vorarlberger Landesregierung, Wien - ihren Kluft- und Karstwegen nicht zur balynologischen Bregenz. Nutzung oder zur Gewinnung geothermaler Energie OBERHAUSER,R. (1973): Geologische Gutachten über das Ge- dienen könnten. Positionen, wo solche Wässer durch biet des oberen Vorarlberger Rheintales nach Fragestellung Bohrungen erschlossen werden könnten, wurden in der Raumplanung. - Unveröff. Ber. für die Vorarlberger Lan- den Schnitten von Taf. 1 verzeichnet. Natürlich gibt es desregierung, Wien - Bregenz. solche nicht nur dort, sondern auch in Fortsetzungen OBERHAUSER,R. (1982): Geologische Karte der Republik Öster- außerhalb der Schnittführungen. reich 1 : 25.000, Blatt St. Gallen Süd und Dornbirn Süd. - Geol. B.-A. Wien. OBERHAUSER,R. (1983): Zur geologischen Eigenart. - Hohe- nems, Natur und Wirtschaft, Bd. III der Gesamtdarstellung, Hohenems. OBERHAUSER,R. (1988): Zur Geologie von Götzis. - Götzner Heimatbuch, 1. Teil, Götzis. OBERHAUSER,R. (1991): Erläuterungen zu Blatt St. Gallen Süd Literatur U. Dornbirn Süd 1 : 25.000. - Geol. B.-A., Wien. ALLEMANN,F., SCHWIZER,B. & MARTIN,B. (1985): Geologische Karte des Fürstentums Liechtenstein 1 : 25.000. - Regie- SAXER, F. (1969): Erläuterungen zur Grundwasserkarte des rung FL, Vaduz. Kantons St. Gallen 1 : 100.000. - Bericht (Jahrbuch) der St.Galiischen Naturforsch. Ges., 79, St. Gallen. BLUMRICH,J. (1941/42): Geschichte der Auflandung des Bo- SCHREIBER,H. (1910): Die Moore Vorarlbergs und des Fürsten- denseerheintals. - Schr. Ver. Gesch. Bodensee, 68, Fried- tums Liechtenstein in naturwissenschaftlicher und techni- richshafen. scher Beziehung. - Deutsch-Österr. Moorverein, Staab. STARCK,P. (1970): Über die Grundwasserverhältnisse in Vor- EBERLE,M., (1987): Zur Lockergesteinsfüllung des St. Galler- arlberger Bodenseerheintal, unter besonderer Berücksichti- und Liechtensteiner Rheintales. - Ecl. geol. Helv., 80, Ba- gung der Flußwasserinfiltration. - Festband d. Geol. Inst., sel. 300-Jahrfeier Univ., Innsbruck.

109 ©Geol. Bundesanstalt, Wien; download unter www.geologie.ac.at

WEBER,E., BERTSCHINGER,H., GARTMANN,R., KOBEL,M., LOAK- KERH. & NANNY,P. (1978): Der Grundwasserstrom des AI- penrheins. - Wasser, Energie, Luft, 5, Baden, Aargau. WILDt,W. (1984): Isohypsenkarte der quartären Felstäler in der Nord- und Ostschweiz, mit kurzen Erläuterungen. - Eclogae geol. Helv., 77/3, Basel. .

Manuskript bei der Schriftleitung eingelangt am 10. April 1991.

110'