Spessartmuseum Residenz der Grafen von

Lohr am war im Mit- Das Spessartmuseum im Schloß wur- telalter Hauptort der Gra- de 1936 gegründet. Träger ist heute der fen von Rieneck, eines Landkreis Main-. Unter dem reichsweit bedeutenden Thema „Mensch und Wald“ präsentiert Adelsgeschlechts. Am An- das Museum im Zug einer Neukonzep- fang steht ein „Graf Ger- tion seit 1980 Vergangenheit und Ge- hard“, der am Ende des 11. genwart eines der größten zusammen- Jahrhunderts über das hängenden Waldgebiete Deutschlands, Gebiet zwischen Neustadt das in vielem beispielhaft für die Ent- am Main, und Karl- wicklungen auch in anderen Waldregi- stadt herrschte und die onen steht. Das Leben der meisten Ämter des Burggrafen von Spessartbewohner war zwischen 1750 Mainz und Vogtes des und 1950 von Dürftigkeit und Not be- Mainzer Erzstifts bekleide- stimmt. Wie sie mit Einfallsreichtum und te. Gerhards Erbe war sein Geschick überlebten und gelegentlich Schwiegersohn Graf Ar- auch zu bescheidenem Wohlstand ge- Die älteste bekannte Darstellung deutet das Schloss der Gra- fen von Rieneck in seinem ursprünglichen Zustand mit einem nold von Loon, aus einem langten, zeigt das Museum auf über zusätzlichen Obergeschoss an. Heute reicht der Giebel zwi- lothringischen Hochadels- In der Glasabteilung des Spessartmuseums hängt 2000 qm in vier Ebenen. schen den Türmen nur noch bis zur deren Dachansatz. ein Lohrer Prunkspiegel des 18. Jahrhunderts, geschlecht mit Sitz in Borg- der so genannte Schneewittchenspiegel. loon (im Osten des heutigen Belgiens) stammend. Um die Mitte des 12. Jahr- hunderts nannte sich Graf Ludwig I. zusätzlich „Graf von Rieneck“, wohl nach Steinhauer, Schmiede, Häfner (Töpfer), Zimmerleute, Schiffbauer, Wagner, der rheinischen Burg Rheineck einer verwandten Familie, deren Herrschafts- Büttner, Schreiner, Glasmacher und andere Gewerbetreibende machten sich bereich er - vergebens - beanspruchte. „Rieneck“ meinte jedoch die fränki- die vorhandenen Rohstoff- und Energiequellen, Wasser und Holz, zunutze schen gräflichen Machtgebiete. Um 1196 wurden die bislang gemeinsam re- und schufen neben einfachen Gebrauchsgegenständen auch Luxusproduk- gierten Herrschaften Loon und Rieneck getrennt. te für die höchsten Kreise der Gesellschaft. Dabei war der Spessart nichts weniger als „hinterwäldlerisch“: Bereits in früheren Jahrhunderten setzte man Durch kaiserliche Verlei- die jeweils neueste Technik hungen und geschickte ein, vor allem im Bereich der Heiratspolitik konnten die Eisenverarbeitung, Glas- Rienecker ihren fränki- und Spiegelherstellung. Die schen Herrschaftsbe- obrigkeitlich gelenkte Be- reich Zug um Zug erwei- siedlung der Waldregion, die tern. Ende des 13. Jahr- Bewirtschaftung des ge- hunderts gehörten dazu: waltigen, aber nicht uner- ein Großteil des Spess- schöpflichen Holzbestands arts, Teile des Maindrei- und die Erschließung als ecks, der Raum um Jagdrevier gestalteten die Grünsfeld sowie Streube- „Natur“ schon seit dem Mit- sitz von der Nahe bis zum telalter großteils zur Kultur- Steigerwald. Wandgemälde im Obergeschoss des Schlosses mit einer Minne- landschaft um. Was es mit den Spessarträubern auf sich hat, erfahren Sie in szene des 15. Jahrhunderts. der spannenden „Räuber“-Abteilung. In Originalobjekten und In- szenierungen stellt das Museum das Jagd- und Forstwesen vor, die Welt der Mit den Nachbarn, dem Erzstift Mainz kleinen Leute und der sie beherrschenden großen Herren, ebenso wie das und dem Hochstift Würzburg, kam es Milieu der legendären sog. Spessarträuber, die als Außenseiter der Gesell- zu juristischen und militärischen Aus- schaft ihre eigene Subkultur pflegten. einandersetzungen. Lohr wurde zur Re- Die Glasabteilung mit Objekten aus sechs Jahrhunderten zeigt, warum die sidenzstadt ausgebaut. An der Nord- Produktion von Hohl- und westecke des planmäßig vergrößerten Flachglas Lohr und dem Spes- Orts ließ Gerhard V. von Rieneck (um sart einen „internationalen“ Ruf 1310 – 1381) ab 1330 einen neuen bescherte. Ein Besuch im Herrschaftssitz errichten (der alte befand Spessartmuseum ermöglicht sich neben der heute St. Michael geweih- eine unterhaltsame und kom- ten Pfarrkirche), die Keimzelle des Loh- pakte Orientierung über den rer Schlosses. Spessart als „Wald gewordene Ältester Teil des Komplexes ist der von Geschichte“. zwei Türmen flankierte Mittelteil. Noch zur Rienecker Epoche wurde er erwei- tert. – Die Spätzeit der Rienecker war Viel Spaß bei einer Kinderaktion im geprägt von fortschreitendem Land- und Spessartmuseum Prunkofen im Schloss aus dem 16./17. Jahr- Machtverlust. The counts of Rieneck started building the castle in the 1300’s. The hundert. building has been subjected to major constructional changes, mainly Nach ihrem Aussterben 1559 fielen das Schloß und der größte Teil des ver- after the demise of the Rieneck family in 1559. Up to the beginning of the 19th century the building was owned by the Electors of Mainz. Since 1814, when bliebenen Herrschaftsbereichs Lohr had become Bavarian, it was the seat of the court of justice, and up to 1973 it an die Lehensherren, die Kur- served as the county seat. Since 1936 the Spessart Museum has been growing in its fürsten und Erzbischöfe von rooms, offering you entertaining and compact information on the Spessart region, a Mainz. Sie veränderten den Bau forest full of history. vom 16. bis zum 18. Jahrhun- C’est au 14e siècle que les comtes de Rieneck ont commencé à ériger dert. 1814 kam Lohr zu Bayern, le château, et c’est surtout après l’extinction de ceux-ci en 1559 que das Schloß wurde Sitz des mainte main y a apporté des modifications, quelquefois assez profondes. Landgerichts, des Vorläufers des Les archevêques de Mayence étaient en possession du bâtiment jusqu’au début du Bezirks- und schließlich des 19e siècle. A partir de 1814, maintenant appartenant au royaume bavarois, il logeait la cour de justice, et, jusqu’en 1973, une sorte de sous-préfecture ( Landratsamt ) y Landratsamts Lohr (bis 1973). était installée. En 1936, le musée du Spessart y a été fondé, musée qui vaut vraiment Heute ist hier das Spessartmu- la visite: c’est là-bas que vous pouvez vous orienter bien intensément sur tout ce que seum untergebracht. représente le Spessart. On y apprendra à connaître une variante d’histoire qui est Im Eingangsbereich des Spessartmuseums wurde ein ori- étroitement et inextricablement liée aux denses forêts de ces montagnes de hauteur ginaler Kramladen des 19./20. Jahrhunderts eingerichtet. moyenne.

©Archäologisches Spessart-Projekt e.V. Weitere Informationen bei: Der europäische Kulturweg in wurde realisiert im Archäologisches Rahmen des Projekts »Pathways to Cultural Landscapes« mit Spessart-Projekt e.V. Förderung der Stadt Lohr sowie mit Unterstützung des Spessart- Schlossplatz 4 museums, Reinhold Scherg und der Fa. Müller Feinmechanik 63739 . Spessartkarte aus dem Pfinzing-Atlas, Staats- www.spessartprojekt.de archiv Nürnberg (Nürnberger Karten und Pläne, Rep. 58, 230). [email protected]

European Pathways to Cultural Landscapes