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Abschlussbericht Final Results 2016-2018

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Inhalt

1 Vorbemerkungen 4

2 Hintergründe zum Projekt KEEAS 5 2.1 Entstehung 5 2.2 Projektförderung durch Mittel der Europäischen Kommission 5 2.3 Projektpartner 6 2.4 Ziele 6

3 Zum Phänomen „Clankriminalität“ 7 3.1 Definitorischer Ansatz 7 3.2 Allgemeine Lage 8 3.3 Gegenstand der Auswertung 9 3.3.1 Mhallamiye 9 3.3.2 „Echte“ Libanesen 10 3.4 Herausforderungen an eine Lagedarstellung 10

4 Maßnahmen im Projekt KEEAS 11 4.1 Literaturauswertung 11 4.2 Fokusgruppeninterviews 11 4.3 Investitionen in Technik und IT‐Infrastruktur 11 4.4 Netzwerkbildung, Informationsaustausch 12 4.5 Fachkonferenzen 12 4.6 Zusammenarbeitsformen im Kontext der „Clankriminalität“, Initiierung von Kontrollmaßnahmen 13 4.7 Initiierung von Auswerteprojekten und Ermittlungsverfahren 14 4.8 Politikberatung, Öffentlichkeitsarbeit 14 4.9 Forschungsprojekte, Aus‐ und Fortbildung 15 4.10 Fazit 15

Abschlussbericht

5 Projektergebnisse / Situationsbeschreibung NRW 16 5.1 Räumliche Schwerpunkte 16 5.2 Delinquenz 17 5.3 Schnittmengen zu anderen Phänomenen 18 5.3.1 Rocker‐Milieu 18 5.3.2 Rapper‐Milieu, Boxer‐Szene 18 5.3.3 Rezeption in den Medien 19 5.3.4 Shisha‐Bar‐Szene 19 5.3.5 Car‐Poser‐Szene / Profilierungsfahrten / Raser‐Szene 20 5.4 Bewaffnung 20 5.5 Paralleljustiz, Friedensrichter 20 5.6 Prävention 21

6 Handlungsempfehlungen 23

7 Aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen 23 7.1 Kriminelle Kooperationen und Konfliktpotentiale 23 7.2 Finanzermittlungen 24 7.3 Entwicklung valider Datenbestände 24 7.4 Einheitliche Definition 25 7.5 Herausforderungen für die Justiz 25 7.6 Wissenschaft und Forschung 26

8 Ausblick 27

1 Vorbemerkungen

Das geschlossene Auftreten von Mitgliedern Ziel dieses Dokumentes ist es, einen Überblick türkisch‐arabischstämmiger Großfamilien in über die im Rahmen der Projektarbeit auf nati‐ der Öffentlichkeit und die ihnen zuzurechnen‐ onaler und internationaler Ebene gewonnenen de Delinquenz haben sich – unter dem Ober‐ Erkenntnisse zu geben, soweit diese geeignet begriff „Clankriminalität“ – zum Gegenstand sind, in der Öffentlichkeit kommuniziert zu der öffentlichen Diskussion entwickelt. Der werden.[1] Auf dieser Grundlage und vor dem Begriff implementiert sowohl die Sicherheit Hintergrund der erkannten Problemfelder sind des Einzelnen im öffentlichen Raum als auch polizeiliche Einflussmöglichkeiten identifiziert die Sorge um die Entstehung segregierter und Handlungsempfehlungen für die polizeili‐ Räume und paralleler Gesellschaften. Insofern che Aufgabenbewältigung entwickelt worden. verfügt das Thema türkisch‐arabischstämmiger „Clankriminalität“ neben der polizeilichen Be‐ Das LKA NRW ist als Herausgeber verantwort‐ deutung auch über eine politische bzw. gesell‐ lich für diese Publikation. Die Europäische schaftliche Dimension. Kommission, welche das Projekt ko‐finanziert hat, haftet weder für die Inhalte noch die wei‐ Der hier vorgelegte Abschlussbericht enthält tere Nutzung der in diesem Dokument enthal‐ Resultate des im Landeskriminalamt Nord‐ tenen Informationen. Der Begriff und das Logo rhein‐Westfalen (LKA NRW) im Laufe von zwei KEEAS sind eine Adaption des vollständigen Jahren bearbeiteten Analyseprojekts „Krimina‐ Projekttitels. litäts‐ und Einsatzbrennpunkte geprägt durch ethnisch abgeschottete Subkulturen (KEEAS)“.

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2 Hintergründe zum Projekt KEEAS

2. 1 Entstehung gegenseitiger Verpflichtungen ist ebenso wie der in diesem Zusammenhang oftmals genutz‐ Im Frühjahr 2016 hat das Ministerium des In‐ te Begriff der „Clankriminalität“ zwangsläufig nern des Landes Nordrhein‐Westfalen (IM verallgemeinernd und nicht ausreichend für NRW) das LKA NRW beauftragt, eine interdis‐ eine trennscharfe Identifizierung und Bewer‐ ziplinär angelegte Strukturanalyse zu „Krimina‐ tung eines Sachverhaltes im Einzelfall. Hierzu litäts‐ und Einsatzbrennpunkten geprägt durch wären jeweils ergänzende Erhebungen und ethnisch abgeschottete Subkulturen“ (KEEAS) Konkretisierungen notwendig. Gleichwohl wird durchzuführen. im Weiteren zur Reduktion der Komplexität als auch zur Erleichterung der Lesbarkeit vereinfa‐ Die Analyse ist durch eine Projektgruppe in‐ chend von Angehörigen türkisch‐ nerhalb des Dezernats 14 „Auswerte‐ und Ana‐ arabischstämmiger Personengruppen gespro‐ lysestelle OK“ (AStOK) erstellt und Ende Okto‐ chen, die im Rahmen einer typischen Phäno‐ ber 2018 zum Abschluss gebracht worden. menologie von Straftaten und Ordnungswid‐ rigkeiten polizeiliche Bedeutung erlangt haben. Inhaltlich befassten sich die Mitarbeiterinnen Die hier gewählte Herangehensweise indiziert und Mitarbeiter[2] der Projektgruppe mit dem die dringende Notwendigkeit, das Thema der polizeilich relevanten Agieren und insbesonde‐ „Clankriminalität“ auch über die Laufzeit des re der Delinquenz krimineller Angehöriger von Projektes KEEAS hinaus mit Blick auf seine in‐ Großfamilien türkisch‐arabischstämmiger Her‐ haltlichen und definitorischen Grenzen – unter kunft. Der Untersuchungsgegenstand wurde zu Einbeziehung der Wissenschaft und Forschung Projektbeginn in Absprache mit dem IM NRW – genauer zu untersuchen. insoweit konkretisiert, dass – in erster Linie vor dem Hintergrund aktueller polizeilicher Ein‐ satzerfahrungen als auch der Kriminalitätsbe‐ 2.2 Projektförderung durch Mittel lastung – der Schwerpunkt des Projektes KEE‐ AS auf kriminelle Angehörige türkisch‐ der Europäischen Kommission arabischstämmiger Familien in NRW gelegt worden ist, die über Migrationsbezüge zum Die Projektinitiative KEEAS stellte in Abstim‐ Libanon verfügen. mung mit dem IM NRW einen Antrag auf Ge‐ währung einer Zuwendung aus dem „Inneren Die Migrationsgeschichte der hier in Rede ste‐ Sicherheitsfonds, Teilbereich Sicherheit“ der henden Personengruppen wie auch deren EU‐Fondsverwaltung (Internal Security Funds). Lebenssituation in Deutschland ist komplex, Den Zuwendungsbescheid erhielt das LKA NRW empirisch kaum detailscharf zu erheben und am 17.10.2016. Die von der Europäischen von vielfältigen Wirkungszusammenhängen Kommission bewilligten Fördermittel dienten geprägt. Der Begriff „Clan“ als Synonym für die im Projektablauf in erster Linie der Teilfinanzie‐ ethnisch oder familiär gegründete Struktur rung projektbezogener Personalkosten sowie

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der Beschaffung von Informations‐ und allge‐ 2.4 Ziele mein‐operativer Technik zur Unterstützung der

Polizei NRW bei der Einsatzwahrnehmung und Mit dem Projekt KEEAS verfolgt das LKA NRW der Kriminalitätsbekämpfung. Darüber hinaus den Anspruch, den bereits seit 2008 im Dezer‐ wurden die Fördergelder zur Gewährleistung nat 14 (AStOK) bestehenden Auswerteschwer‐ konkreter Auswertungen sowie zur Durchfüh‐ punkt Familienclans zu erweitern sowie das rung von Besprechungen und Konferenzen Phänomen und die Verflechtungen von Ange‐ verauslagt. hörigen türkisch‐arabischstämmiger Großfami‐ lien hinsichtlich ihrer Bedeutung und Auswir‐ Ziel sämtlicher Projektinitiativen war die Opti‐ kungen auf die tägliche polizeiliche Einsatz‐ mierung der polizeilichen Aufgabenwahrneh‐ wahrnehmung und die Kriminalitätsbekämp‐ mung an Kriminalitäts‐ und Einsatzbrennpunk‐ fung zu analysieren. ten in NRW.

Die vorrangigen Ziele des Projektes KEEAS sind:

• Erfassung der Kriminalitäts‐ und Einsatzbe‐ 2.3 Projektpartner lastung, verursacht durch Angehörige tür‐ kisch‐arabischstämmiger Familienverbände Als vertraglich eingebundene Projektpartner • Aus‐ und Bewertung der Einsatz‐ und Si‐ beteiligten sich das Bundeskriminalamt (BKA), cherheitslage, soweit Bezüge zu Fragen der das Zollkriminalamt (ZKA), die Bundespolizei inneren Sicherheit offensichtlich sind (BPol) sowie die Landeskriminalämter Nieder‐ sachsen und Bremen; das LKA unter‐ • Initiierung von operativen Auswerteprojek‐ stützte das Projekt in beratender Funktion. ten und Ermittlungsverfahren im Kontext Weitere Expertisen steuerten Experten aus der „Clankriminalität“, sowohl im Land Städten und Kommunen bei, in denen das NRW, im Bund als auch international Thema „Clankriminalität“ durch Angehörige • Entwicklung von Handlungsempfehlungen türkisch‐arabischstämmiger Großfamilien eine für die polizeiliche Aufgabenwahrnehmung besondere Bedeutung besitzt. an phänomenbezogenen Kriminalitäts‐ und

Einsatzbrennpunkten. Eine enge Zusammenarbeit entwickelte sich darüber hinaus im Austausch mit Justizbehör‐ den sowie der Wissenschaft und Forschung.

Über die europäische Polizeibehörde Europol wurden zudem Informationen und Datenbe‐ stände aus dem europäischen Ausland – insbe‐ sondere aus Schweden und Dänemark – einbe‐ zogen.

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3 Zum Phänomen „Clankriminalität“

3.1 Definitorischer Ansatz Behörden und Institutionen sowie deren aktive Behinderung und Einschüchterung Der Begriff „Clankriminalität“ ist nicht ab‐ schließend definiert. Weder auf Bundes‐ noch • Ideologische Legitimation des kriminellen auf Ebene des Landes NRW besteht ein ein‐ Handelns (Abwertung der Opfer bzw. heitliches Verständnis darüber, welche Krite‐ Feindseligkeit gegenüber der Umwelt) als rien einen „Clan“ ausmachen, ab wann eine Zeichen von Stärke Gruppierung darunter fällt oder welche Phä‐ nomene und Sachverhalte unter „Clankrimina‐ • Aufbau einer „Paralleljustiz“ zur internen lität“ zu subsumieren sind. Konfliktlösung durch nach innen gerichtete Sanktionsmechanismen und Repressionen Ein „Clan“ kann unterschiedliche Gruppierun‐ (insbesondere durch den Einsatz von sog. gen umfassen, die grundsätzlich durch eth‐ Friedensrichtern) nisch geschlossene Systeme und abgeschotte‐ te, teilweise auf die Familienzugehörigkeit • Zwangscharakter der Eheschließung inner‐ reduzierte Strukturen geprägt sind. halb der eigenen Familie oder der eigenen Ethnie zur gemeinsamen Machtsteigerung „Clankriminalität“ zeichnet sich aus durch die Verantwortlichkeit von Mitgliedern ethnisch • Nach außen dokumentiertes Macht‐ und abgeschotteter Familienstrukturen, die unter Gewinnstreben, auch durch die Besetzung Missachtung staatlicher Strukturen, der öffentlicher Räume. Rechtsordnung und des gesellschaftlichen Werteverständnisses eine eigene, streng hie‐ Für die Arbeit im Projekt KEEAS ist eine im LKA rarchische, delinquente Subkultur bildet. NRW entwickelte Definition „Clankriminalität“ als Grundlage für die notwendigen Zuschrei‐ Die wesentlichen Kriterien sind: bungsprozesse genutzt worden:

• Zugehörigkeit zum „Clan“ ausschließlich „Der Begriff ‚Clankriminalität‘ umfasst die vom über das Kriterium der Verwandtschaft Gewinn‐ oder Machtstreben bestimmte Bege‐ („Familie als kriminelle Solidargemein‐ hung von Straftaten unter Beteiligung Mehre‐ schaft“) rer, wobei

• Segmentäre, hierarchisch (meist patriarcha‐ • in die Tatbegehung bewusst die gemeinsa‐ lische) geprägte Struktur, die nach dem me familiäre oder ethnische Herkunft als Prinzip der gemeinsamen Abstammung or‐ verbindende, die Tatbegehung fördernde ganisiert ist oder die Aufklärung der Tat hindernde Komponente einbezogen wird, • Ablehnung der deutschen Rechtsordnung sowie der Zusammenarbeit mit staatlichen

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• die Tatbegehung von einer fehlenden Ak‐ „Tumultlagen“ Bedrohungen, Beleidigungen, zeptanz der deutschen Rechts‐ oder Wer‐ Nötigungen, Körperverletzungs‐ und sonstige teordnung geprägt ist, und Gewaltdelikte. Mehrfach kam es zu Angriffen auf eingesetzte Polizeibeamte, aber auch Ein‐ • die Straftaten einzeln oder in ihrer Gesamt‐ satzkräfte von Ordnungsbehörden oder der heit von erheblicher Bedeutung sind.“ Rettungsdienste. Die Störer sind im Rahmen solcher Einsätze von der Polizei kommunikativ Der Betrachtungshorizont des Begriffes „Clan“ bzw. durch deeskalierenden Einfluss selten zu ist für die Belange des Projektes KEEAS inso‐ erreichen. weit verengt, als dass Gegenstand der Auswer‐ tung ausschließlich solche kriminellen Clan‐ Neben der Bedeutung für die polizeiliche Ein‐ strukturen waren, deren typischer Handlungs‐ satzwahrnehmung „auf der Straße“ sind Ange‐ rahmen sich in der offensiven und öffentlich‐ hörige aus den Clanfamilien ausweislich poli‐ keitswirksamen Beanspruchung regionaler zeilicher Auswertungen häufig in Straftaten in‐ oder krimineller Aktionsräume dokumentiert. volviert, auch solche, die der Organisierten Vor dem Hintergrund der aktuellen polizeili‐ Kriminalität (OK) zugerechnet werden müssen. chen Erkenntnisse in NRW hat diese Begren‐ Phänomenologisch ist in erster Linie auf Ge‐ zung des Begriffes „Clankriminalität“ eine Fo‐ walt‐ und Rohheitsdelikte, aber auch Eigen‐ kussierung ausschließlich auf türkisch‐ tums‐ und Betäubungsmittelkriminalität hin‐ arabischstämmige Großfamilien zur Folge, zuweisen. Daneben gewinnen Straftaten zum deren Angehörige der Bevölkerungsgruppe der Nachteil älterer Menschen (das sog. Call‐ID‐ Mhallamiye zuzuordnen oder libanesisch‐ Spoofing)[3], das betrügerische Handeln im stämmig sind. Rahmen von Tätigkeiten der Dienstleistungs‐ branche (wie Schlüsseldienste, Kfz‐Vermietung

und ‐Verleih) und schließlich nicht genehmigte 3.2 Allgemeine Lage Geldtransferdienstleistungen sowie Geldwä‐ schehandlungen an Bedeutung.

In einigen Städten NRWs stellen die Polizei‐ Die ethnische Geschlossenheit spielt bei der und Kommunalbehörden fest, dass Mitglieder Begehung von Straftaten in diesem Kontext türkisch‐arabischstämmiger Großfamilien, eine herausragende Rolle. Gemeinsame famili‐ teilweise in größeren Gruppenverbänden, zu‐ äre Hintergründe und Abstammung sowie nehmend durch aggressives Auftreten, Ord‐ verwandtschaftliche Verflechtungen sind nungsstörungen und Straftaten die Bevölke‐ Kennzeichen der besonderen strukturbilden‐ rung einschüchtern und bestimmte regionale den Kraft der Familienverbände. Die Einbezie‐ Räume augenscheinlich für sich reklamieren. hung von Familienmitgliedern in die Begehung Einsatzkräfte berichten von einer offenen von Straftaten schafft eine Voraussetzung für Feindseligkeit, einer hohen und unmittelbar effektive Abschottung, die durch eine bewusst geäußerten Aggressivität, Respektlosigkeit und gelebte sprachliche und kulturelle Abgrenzung Gewalteskalation, die vielfach das Ziel verfol‐ verstärkt wird. Dabei fördert die rigorose Ein‐ gen, polizeiliche oder behördliche Maßnahmen bindung in den Familienverbund letztlich die zu beeinflussen oder zu unterbinden. Phäno‐ Bildung von Parallelgesellschaften bzw. Subkul‐ menologische Bedeutung haben in derartigen turen, die auf einem übersteigert ausgelebten

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Ehrbegriff basieren und über formale Ent‐ Die Migration der Mhallamiye aus der Türkei in scheidungs‐ und Sanktionsmechanismen ver‐ den Libanon begann aufgrund religiöser und fügen. Dazu gehören u. a. die Vertrauenswah‐ gesellschaftlicher Unterdrückung in den rung nur innerhalb der eigenen Familie, die 1920er Jahren. Bis in die späten 1940er Jahre aggressiv verteidigte Abgrenzung gegenüber wanderten bis zu 100.000 Mhallamiye aus und anderen Bevölkerungsgruppen oder Familien‐ siedelten im Libanon überwiegend unter pre‐ verbänden und die bereitwillige Gewaltan‐ kären sozioökonomischen Verhältnissen in wendung zur Durchsetzung der Familieninte‐ tribalen Strukturen. Während einige Stämme ressen. Delinquenz dient insbesondere für eingebürgert wurden, lebten andere staaten‐ nicht integrierte Jugendliche mit niedrigem los im Libanon. Die sich ab den 1980er Jahren Bildungsniveau als Sprungbrett für die Etablie‐ anschließende Migration der Mhallamiye nach rung in der ethnisch geprägten Community Westeuropa ist auf den Ausbruch des Libanon‐ und als Zugang zu materiellen Statussymbolen. krieges ab dem Jahr 1982 und anhaltende Kämpfe zurückzuführen. Das Aussageverhalten der Clanangehörigen gegenüber der Polizei ist gekennzeichnet von Nach der Einreise in das Bundesgebiet gaben der Ablehnung regulär‐staatlicher Interventio‐ die aus dem Libanon kommenden Flüchtlings‐ nen zugunsten einer umfassenden Abschot‐ gruppen gegenüber den deutschen Behörden tung und der Nutzung ethnienspezifischer Kon‐ in der Regel an, einen Asylantrag stellen zu fliktlösungsprozesse – bis hin zur Entwicklung wollen, wobei sie ihre türkische Staatsangehö‐ nichtstaatlicher justizieller Systeme –. rigkeit verschwiegen. Gründe hierfür waren u. a., dass türkische Staatsangehörige in den 1990er Jahren weder als Asylbewerber aner‐ kannt wurden noch unter die Härtefall‐ 3.3 Gegenstand der Auswertung regelungen der Länder fielen. Unter Verwen‐ dung zum Teil „gefälschter“ arabischer Namen Vor dem Hintergrund der aktuellen polizeili‐ siedelten sich die aufgrund fehlender Original‐ chen Erkenntnisse erfolgte eine Schwerpunkt‐ ausweisdokumente als „ungeklärte Staatsan‐ setzung ausschließlich auf Angehörige türkisch‐ gehörige“ eingeordneten Personen überwie‐ arabischstämmiger Großfamilien, die der Be‐ gend in Berlin, Bremen, Niedersachsen und völkerungsgruppe der Mhallamiye zuzuordnen Nordrhein‐Westfalen an. Angesichts ausblei‐ oder libanesisch‐stämmig sind. bender Mitwirkung der Betroffenen konnte erst vor einigen Jahren durch behördliche Er‐ mittlungen festgestellt werden, dass es sich bei 3.3.1 Mhallamiye diesen tatsächlich (auch) um türkische Staats‐ angehörige handelt. Als Folge führen viele Die in Deutschland überwiegend in Clanstruk‐ Clanfamilien sowohl einen arabischen als auch turen lebenden Mhallamiye und die sog. unge‐ einen türkischen Familiennamen. klärten Staatsangehörigen aus dem Libanon stammen ursprünglich aus Ostanatolien Im Falle einer belegten türkischen Staatsange‐ (Grenzgebiet zwischen der Türkei, Syrien und hörigkeit sind die Voraussetzungen für einen dem Libanon). weiteren Verbleib im Bundesgebiet nicht mehr erfüllt, so dass ein Großteil dieser Personen zur

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Ausreise aus dem Bundesgebiet aufgefordert rungsgruppe der Mhallamiye zugehören oder wurde. Eine Abschiebung konnte jedoch we‐ libanesischstämmig sind, führt zu vielschichti‐ gen fehlender Mitwirkung der Betroffenen an gen Erhebungs‐ und Abgrenzungsproblemen der Registrierung bzw. Passersatzpapierbe‐ und ist nur unter Inkaufnahme von Unschärfen schaffung bisher nur selten durchgeführt wer‐ möglich. Die Staatsangehörigkeit kann kein den. Vielmehr leben zahlreiche Personen im deskriptives Kriterium sein, da die hier identifi‐ Status der (Ketten‐)Duldung; insbesondere zierten Angehörigen der Clanfamilien über auch die zweite und dritte Generation dieser unterschiedlichste Staatsangehörigkeiten ver‐ aufgrund hoher Geburtenraten schnell an‐ fügen bzw. als staatenlos oder mit ungeklärter wachsenden Bevölkerungsgruppe. Nach wie Nationalität geführt werden. Oftmals ist auch vor weigern sich viele Betroffene, an der Iden‐ die deutsche Staatsangehörigkeit verliehen titätsklärung und Passbeschaffung aktiv mit‐ worden. Zudem nutzen viele der Angehörigen zuwirken. der Familienclans parallel neben ihrem libane‐ sischen zusätzlich den türkischen Namen. Schließlich existieren trotz eines engen familiä‐ 3.3.2 „Echte“ Libanesen ren Verwandtschaftsverhältnisses häufig un‐ terschiedliche Schreibweisen einzelner Famili‐ Neben den oben skizzierten Mhallamiye stellen ennamen, die eine Identifizierung des zu analy‐ solche Personen, die ursprünglich im Libanon sierenden Personenkreises erschweren. Ethni‐ siedelten und ebenfalls ab den 1980er Jahren sche Kriterien stellen i.d.R. keine für die Aufga‐ als libanesische Bürgerkriegsflüchtlinge nach benwahrnehmung der Kommunalverwaltun‐ Deutschland migrierten („echte“ Libanesen), gen (Meldebehörden) zentralen Merkmale dar. die zweite hier betrachtete Personengruppe dar. Im Wissen um die oben skizzierten Einschrän‐ kungen ist familiennamengebundenen Recher‐ Der identische Migrationshintergrund (Liba‐ chen ein besonderes Gewicht mit Blick auf eine non) führt bei beiden Gruppen (Mhallamiye Lagedarstellung zur „Clankriminalität“ beizu‐ und „echte“ Libanesen) zu vielfältigen Paralle‐ messen. Diese Herangehensweise entwickelt, len – insbesondere die Identifikation des Ein‐ auch als Ergebnis polizeilicher Erfahrungen aus zelnen in erster Linie anhand familiärer und anderen Ländern, die stärkste Aussagekraft ethnischer Kriterien. Auch gibt es eine Vielzahl zum Phänomen. Die Ziele der Auswertungen von Parallelen mit Blick auf Aspekte der polizei‐ im Rahmen des Projektes KEEAS waren aus‐ lichen Einsatzwahrnehmung sowie Kriminali‐ schließlich an der Identifizierung regionaler tätsbekämpfung. Insofern wird es als zulässig Schwerpunkte und phänomenologischer Er‐ angesehen, beide Bevölkerungsgruppen ge‐ kenntnisse orientiert. Mit der Fokussierung auf meinsam zu betrachten. den Familiennamen ist ein nutzbarer Weg zur Generierung polizeilichen Wissens zum Thema

„Clankriminalität“ gefunden worden. Es be‐ 3.4 Herausforderungen an eine steht keinesfalls die Absicht, mit den namen‐ Lagedarstellung gebundenen Recherchen Angehörigen von Clanfamilien generell ein kriminelles Stigma

zuschreiben zu wollen. Die Identifizierung türkisch‐arabischstämmiger

Personen, die als Clanangehörige der Bevölke‐

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4 Maßnahmen im Projekt KEEAS

Im Rahmen der Projektlaufzeit sind eine Viel‐ ung, der Bekämpfung der allgemeinen und zahl von Maßnahmen initiiert worden, die ganz schließlich der Bekämpfung der Organisierten überwiegend auch nach Ende des Projektes Kriminalität (OK) verfügen, sind im Rahmen KEEAS Wirkungen entfalten werden: jeweils eines Workshops aufgefordert worden, ihre Erfahrungen und Einschätzungen im Kon‐

text der „Clankriminalität“ zu schildern und zudem Handlungsempfehlungen für die poli‐ 4.1 Literaturauswertung zeiliche Praxis zu artikulieren.

Mit Unterstützung wissenschaftlicher Mitarbei‐ In einem vierten Workshop wurden Mitarbei‐ ter ist der aktuell in Europa vorliegende For‐ ter der Justiz – Richter und Staatsanwälte – schungsstand im Kontext der Mhallamiye so‐ unter der Prämisse befragt, ihre Expertise zur wie sonstiger libanesischer Familienverbände justiziellen Praxis einzubringen und Vorschläge sowohl mit Blick auf ethnologische, historische zur Unterstützung des strafprozessualen Er‐ als auch mikro‐soziologische Kriterien analy‐ mittlungsverfahrens bzw. der richterlichen siert und zusammengefasst worden. Soweit Hauptverhandlung zu formulieren. angesichts der in weiten Teilen defizitären Forschungslage zum Thema „Clankriminalität“ Die Inhalte der Interviews wurden transkribiert möglich, sind im Rahmen der Literaturauswer‐ und mit einem Programm zur qualitativen In‐ tung auch kriminologische Aspekte eingeflos‐ haltsanalyse[4] ausgewertet. Die so generierten sen. Ergebnisse dienten insbesondere der Identifi‐ zierung polizeilicher Handlungsfelder, der Kon‐ Der Ergebnisbericht zur Literaturauswertung kretisierung technischer Bedarfe und schließ‐ ist in erster Linie als Grundlage für die Weiter‐ lich der Formulierung von Handlungsempfeh‐ entwicklung von Präventionsmaßnahmen als lungen. Letztere betreffen sowohl die polizeili‐ auch für die Initiierung von Forschungsvorha‐ che Einsatzwahrnehmung und Kriminalitätsbe‐ ben genutzt worden. kämpfung, bieten aber auch vielfältiges Poten‐ tial für Präventions‐ und Schulungsmaßnah‐ men.

4.2 Fokusgruppeninterviews

Mit Unterstützung projektexterner Moderato‐ 4.3 Investitionen in Technik und ren wurden vier Expertenworkshops / Fokus‐ IT‐Infrastruktur gruppeninterviews durchgeführt, an denen jeweils zehn bis zwölf Personen teilnahmen. Mit den Mitteln aus der Förderung des Internal Mit dem Thema aus eigenem Erleben befasste Security Funds (ISF) sind Investitionen in tech‐ Polizeibeamte, die über vielfältige Erfahrungen nische Ausrüstungsgegenstände mit dem Ziel im Rahmen der täglichen Einsatzwahrnehm‐ getätigt worden, die Kriminalitätsbekämpfung

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im Kontext des Projektes KEEAS zu unterstüt‐ konnten auf Ebene des Bundes als auch dar‐ zen bzw. die Rahmenbedingungen zur Wahr‐ über hinaus ausgeweitet werden. nehmung polizeilicher Einsätze – auch unter dem Aspekt der Eigensicherung von Polizeibe‐ Der EU‐weit ausgerichtete Informationsaus‐ amten – zu verbessern. tausch, insbesondere mit den Projektpartnern, den Polizeien anderer Länder und des Bundes, Teile der technischen Ausrüstung wurden den den Polizeibehörden in Schweden und Däne‐ Projektpartnern zur Verfügung gestellt. Eine mark und mit der europäischen Polizeibehörde Nutzung der technischen Geräte ist – orientiert Europol, hat sich als geeigneter Ansatz erwie‐ an den Förderbedingungen – auch langfristig sen, die internationalen Verflechtungen der gesichert. kriminellen Angehörigen der Clanfamilien auf‐ zuzeigen, Schlüsselpersonen und Organisatio‐ Gleiches gilt für die ebenfalls mit Fördermitteln nen zu identifizieren, mögliche Entwicklungen finanzierten Maßnahmen zur weiteren Verbes‐ zu antizipieren, eine bestmögliche Beschrei‐ serung der bereits bestehenden IT‐ bung der Lage zu gewährleisten und schließlich Infrastruktur der Polizei NRW, die in Absprache Anhaltspunkte für die Generierung von Aus‐ mit dem Landesamt für Zentrale Polizeiliche werteprojekten und Ermittlungsverfahren zu Dienste Nordrhein‐Westfalen (LZPD) orientiert sammeln. Basis des Informationsaustausches am Landesstandard umgesetzt wurden. Auch waren die in den Polizeibehörden bereits vor‐ hier ist die Nachhaltigkeit der Investitionen, die handenen bzw. ergänzend erfassten Informa‐ in erster Linie die Möglichkeiten der polizeili‐ tionen (auch in elektronischer Form), ebenso chen Auswertung bzw. Verfahrensgenerierung das konzeptuelle und strukturelle Wissen der verbessern sollen, gesichert. Mitarbeiter, die sich teilweise schon über ei‐ nen langen Zeitraum mit der Kriminalität von Über einen Monitoringprozess ist die fortlau‐ Angehörigen ethnisch abgeschotteter Subkul‐ fende Information der Projektorganisation turen befassen. KEEAS über den Einsatz der angeschafften technischen Ausrüstungsgegenstände sowie Im Rahmen der rechtlichen Rahmen‐ der IT‐Infrastrukturen gewährleistet, auch über bedingungen sind die so zusammengeführten das Projektende hinaus. Informationen in technische Systeme einge‐ pflegt worden, um auch langfristig auf einen zur Bekämpfung der „Clankriminalität“ nutzba‐ ren und ständig aktualisierten Datenbestand 4.4 Netzwerkbildung, zugreifen zu können. Informationsaustausch

Der weitere Ausbau eines Netzwerkes der Si‐ 4.5 Fachkonferenzen cherheitsbehörden mit dem Ziel des verbesser‐ ten Informationsaustausches im Kontext der In den Jahren 2016 bis 2018 fanden drei durch „Clankriminalität“ genoss im Rahmen der Pro‐ die Projektorganisation KEEAS initiierte und jektarbeit KEEAS besondere Priorität. Bereits ausgerichtete Konferenzen zum Thema „Clan‐ bestehende Zusammenarbeitsformen in NRW kriminalität“ statt.

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In einer am 30.11.2016 durchgeführten ersten erfolgte ein Ausblick auf gemeinsam geplante Tagung sind Führungskräfte der Polizei des Handlungsschritte in NRW zum zukünftigen Landes NRW über das Projekt KEEAS und die Umgang mit dem Phänomen „Clankriminali‐ damit verfolgten Ziele informiert worden. Situ‐ tät“. ationsbeschreibungen auf Ebene des Landes sowie des Bundes, die Schilderung von Einsatz‐ lagen und Ermittlungsverfahren, aber auch Erläuterungen zu ethnologischen und histori‐ 4.6 Zusammenarbeitsformen im schen Aspekten, waren eingebettet in das Ziel Kontext der „Clankriminalität“, der Veranstalter, verantwortliche Mitarbeiter Initiierung von Kontrollmaß‐ vorrangig aus den Polizeibehörden für das nahmen Thema „Clankriminalität“ und die später noch folgenden Initiativen zu sensibilisieren. Insbesondere im Zusammenhang mit dem

Betrieb von Shisha‐Bars, aber auch anderen Mit der zweiten, am 20.11.2017 durch‐ Formen szenetypischer Gastronomie (Lokalitä‐ geführten KEEAS‐Konferenz war der Anspruch ten, Dienstleister, Kioske), können sich Rück‐ verbunden, über Handlungsoptionen zur Be‐ zugsräume für kriminelle „Clans“ bilden. Die kämpfung der „Clankriminalität“ auf polizeili‐ Häufung solcher zum Teil anmeldefreier Ge‐ cher und kommunaler Ebene zu informieren. werbebetriebe in einzelnen Straßen und Quar‐ Im Rahmen eines Workshops hatten die Konfe‐ tieren mehrerer Städte in NRW wie auch die renzteilnehmer zudem die Gelegenheit, Erfah‐ damit verbundene Gefahr der Bildung segre‐ rungen aus Sicht der polizeilichen, kommuna‐ gierter Räume machen eine Kontrolle dieser len und justiziellen Tätigkeit „vor Ort“ zu schil‐ Szene notwendig. Vor dem Hintergrund der im dern und gemeinsam über Handlungskonzepte Projekt KEEAS gewonnenen Erkenntnisse und und Maßnahmen zur Problemlösung zu disku‐ Erfahrungen sind die Polizei‐ und Kommunal‐ tieren. behörden in NRW, aber auch Dienststellen der

Steuerfahndung und des Zolls, im Rahmen von Die Abschlusskonferenz des Projektes KEEAS Besprechungen und anderen Formen des In‐ am 24.09.2018 diente dazu, verantwortliche formationstransfers auf die besondere Bedeu‐ Führungskräfte des Innen‐ und Justizressorts tung der Clankriminalität und ihre Auswirkun‐ sowie Polizeipraktikern über die im Projekt gen auf die Gastronomieszene in NRW hinge‐ gewonnenen Erkenntnisse, die in den vergan‐ wiesen worden. genen zwei Jahren erfolgten Initiativen und weitere Ergebnisse der Projektarbeit zu infor‐ Ab Juli 2018 hat die Landesregierung NRW den mieren. Anlässlich der Konferenz beleuchteten operativen Kontrolldruck auf die kriminelle polizeiliche Experten aus dem In‐ und Ausland, Szene verstärkt. Die im Kontext des Projektes Angehörige der Kommunalverwaltungen, Wis‐ KEEAS im LKA NRW als auch in vielen Polizei‐ senschaftler und Medienvertreter das Thema behörden vorhandenen Erkenntnisse und de‐ „Clankriminalität“ aus ihrer Sicht und legten zentralen Konzepte zum Phänomen dienten damit den Grundstein für eine auch in der dabei als Hilfestellung für die Identifizierung Öffentlichkeit wahrgenommene Reaktion der kriminogener Orte und relevanter Personenge‐ Ordnungs‐ und Sicherheitsbehörden auf ein flechte. kriminalpolitisch herausragendes Thema. Auch

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Auf regionaler Ebene existieren aktuell vielfäl‐ Soweit sich während der Projektlaufzeit im tige Kooperationsformen und Einsatzkonzepte, Rahmen der polizeilichen Analyse der Clan‐ auf deren Basis die Polizeibehörden – häufig strukturen Hinweise auf kriminelle Personen‐ gemeinsam mit anderen Beteiligten (z. B. geflechte oder den konkreten Anfangsverdacht Kommunalverwaltung, Zoll, Träger der freien einer Straftat ergeben haben, sind die so ent‐ Wohlfahrtspflege) – sowohl die Bekämpfung standenen Auswerteprojekte oder strafpro‐ der „Clankriminalität“ intensivieren als auch zessualen Ermittlungsverfahren durch die Zur‐ präventiv wirkende Konzepte erarbeiten. Die verfügungstellung von Informationen aus dem Expertise zur Initiierung bzw. Begleitung sol‐ Projekt KEEAS gefördert worden. cher Zusammenarbeitsformen basiert zum Teil auf Informationen und Einschätzungen, die im Auf Initiative des Projektes KEEAS und seiner Rahmen des Projektes KEEAS zusammengetra‐ Projektpartner wurde eine gemeinsame gen worden sind. Details zu den so entwickel‐ Schwerpunktsetzung auf Ebene des Bundes ten Handlungskonzepten werden für innerpoli‐ diskutiert. Der Beschluss der 38. Sitzung der zeiliche Bedarfsträger in einem separaten Bei‐ „Kommission Organisierte Kriminalität“ (KOK) heft zu diesem Abschlussbericht vorgestellt (s. übertrug NRW die Federführung in einer Ar‐ Pkt. 6). beitsgruppe mit Vertreten des BKA und der Landeskriminalämter Berlin, Bremen und Nie‐ Eine Meta‐Analyse der bereits existenten so‐ dersachsen, um einen Vorschlag für die weite‐ wie während des Projektablaufs KEEAS neu re Behandlung des Themas „Clankriminalität“ entwickelten Konzepte führte zur Identifizie‐ auf Ebene des Bundes zu entwickeln. Das Ar‐ rung von Best Practices, die den Behörden in beitsgruppenergebnis ist Gegenstand der Be‐ NRW und den Projektpartnern im Rahmen von fassung in der 39. Sitzung der KOK am Besprechungen und Konferenzen, aber auch 17./18.10.2018, um über eine bundesweite über andere Formen der Informationsvermitt‐ Schwerpunktsetzung bzw. Projektierung abzu‐ lung (Intranet, Fortbildungsveranstaltungen), stimmen. zugänglich gemacht wurden.

4.8 Politikberatung, 4.7 Initiierung von Auswerte‐ Öffentlichkeitsarbeit projekten und Ermittlungs‐ verfahren Die Bekämpfung der „Clankriminalität“ entfal‐ tet eine erhebliche kriminalpolitische sowie Eines der erfolgsbestimmenden Handlungsfel‐ mediale Relevanz. Diese hat sich im Laufe der der im Rahmen des Projektes KEEAS war die Projektarbeit sowohl aufgrund aktueller Ein‐ Intensivierung der Zusammenarbeit und des satz‐ und Kriminalitätslagen als auch als Ergeb‐ Informationsaustausches auf sowohl nationa‐ nis von Initiativen der Projektorganisation ler als auch internationaler Ebene, mit dem KEEAS deutlich gesteigert. Der kriminalpoliti‐ Ziel, Auswerteprojekte bzw. strafprozessuale sche Schwerpunkt „Clankriminalität“ ist im Ermittlungsverfahren zu initiieren. Koalitionsvertrag der Landesregierung NRW 2017 – 2022 festgeschrieben. Das LKA NRW ist mit der Erstellung eines Lagebildes „Bekämp‐

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Abschlussbericht fung der Clankriminalität“ beauftragt. Parallel einen kontinuierlich geführten Diskussions‐ hat die Landesregierung NRW operative Ein‐ prozess mit ethnologisch, soziologisch sowie satzmaßnahmen in den Kreispolizeibehörden kriminologisch ausgerichteten Forschungsein‐ (KPB) intensiviert, wobei der Schwerpunkt der richtungen in Deutschland. Gegenstand der Initiativen im Ruhrgebiet liegt. Debatte war dabei u. a. die Frage, inwieweit zukünftig Forschungsprojekte durch die im Diese Initiativen sind nicht allein auf Aspekte Projekt KEEAS gewonnenen Erkenntnisse un‐ der Repression und der Prävention begrenzt, terstützt werden können. Dies betrifft u. a. sie dienen ebenfalls der Information der Öf‐ Fragen des justiziellen Umgangs mit dem The‐ fentlichkeit über ein kriminalpolitisch aktuelles ma „Clankriminalität“, z. B. mit Blick auf die Phänomen. Der Dialog mit der Öffentlichkeit ist Risiken der Entwicklung paralleler justizieller langfristig angelegt und wird, z. B. im Rahmen Strukturen. der „Ruhrkonferenz 2018“, eine Beteiligung der Bürger an der Gestaltung der Sicherheits‐ Ebenfalls waren Projektmitarbeiter in die Kon‐ politik in NRW gewährleisten. zeptionierung neuer sowie die inhaltliche An‐ reicherung bereits existierender zentraler Auch war das Thema „Clankriminalität“ Gegen‐ Fortbildungsmaßnahmen durch das Landesamt stand von Führungs‐ und Fachtagungen des IM für Aus‐ und Fortbildung der Polizei NRW (LAFP NRW, in welchen sowohl Aspekte der Krimina‐ NRW) eingebunden. litätsbekämpfung, der allgemeinen Einsatz‐ wahrnehmung als auch der Durchführung von Maßnahmen der Verkehrsüberwachung auf‐ griffen wurden. Parallel dazu waren Mitarbei‐ 4.10 Fazit ter aus dem Projekt KEEAS im Rahmen von Anfragen aus der Politik und den Medien in Über eine Vielzahl durch das Projekt KEEAS diversen beratenden oder unterstützenden entwickelter Initiativen ist es gelungen, das in Funktionen eingebunden. NRW vorhandene polizeiliche Wissen über „Clankriminalität“ umfassend zu erweitern, Abschließend ist zusammen zu fassen, dass die Polizeivollzugsbeamte für die Phänomenologie durch die Projektorganisation KEEAS gestalte‐ der „Clankriminalität“ sowie der von ihren ten Initiativen eine große Resonanz in der Öf‐ Akteuren ausgehenden Gefahren zu sensibili‐ fentlichkeit entfaltet und Bedeutung sowie sieren ‐ und damit letztendlich die polizeilichen Ausmaß von „Clankriminalität“ in das Bewusst‐ Fähigkeiten und Kompetenzen für die Einsatz‐ sein der Öffentlichkeit gerückt haben. wahrnehmung und Kriminalitätsbekämpfung zu stärken.

Die hier skizzierten vielschichtigen Initiativen 4.9 Forschungsprojekte, Aus‐ und haben es ermöglicht, einen Überblick über die Fortbildung landesweit im Kontext der Bekämpfung der „Clankriminalität“ umgesetzten polizeilichen Die im Rahmen der Literaturauswertung ge‐ Konzepte und die aktuell existierenden krimi‐ wonnenen Erkenntnisse zur Forschungslage im nellen Personenstrukturen und deren Zusam‐ Kontext der Clanfamilien waren Grundlage für menarbeitsformen zu generieren und aus die‐

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sem Wissenstand heraus Empfehlungen für scheidungen in NRW. Die aktuell im Kontext Best Practices zum repressivem und präventi‐ der „Clankriminalität“ umgesetzte Schwer‐ vem polizeilichem Handeln zu entwickeln. Dar‐ punktsetzung in NRW steht in engem Zusam‐ über hinaus bilden die sowohl im Rahmen der menhang mit den durch die Projektgruppe Projektorganisation als auch in den regionalen KEEAS gesetzten Initiativen. Polizeibehörden im Verlaufe des Projektes KEEAS gewonnenen Erkenntnisse eine erwei‐ terte Grundlage für kriminalpolitische Ent‐

5 Projektergebnisse / Situationsbeschreibung NRW

Das vorrangige Ziel des Projektes lag in der nicht nur für europäische Maßstäbe sehr groß. Identifizierung und Beschreibung in NRW exis‐ Günstiger Wohnraum sowie familiärer Nach‐ tierender Kriminalitäts‐ und Einsatzbrennpunk‐ zug haben dazu geführt, dass sich in den ver‐ te. Ergänzend sollte die Erkenntnisstruktur im gangenen 30 Jahren insbesondere im Ruhrge‐ Bereich ethnisch abgeschotteter Subkulturen biet große Familienverbände konzentriert ha‐ bundesweit verbessert werden. Ein Überblick ben. Deren Siedlungsgebiete korrespondieren über die aktuelle Situation wird im Folgenden häufig mit lokalen Kriminalitätsbrennpunkten. insoweit skizziert, als dass in diesem Dokument Im Informationsaustausch mit den örtlich zu‐ keine Inhalte aufgegriffen und beleuchtet wer‐ ständigen Polizeibehörden sowie den Städten den, die den Charakter vertraulicher Informa‐ und Kommunen ergibt sich eine räumliche tionen haben, welche ausschließlich für den Konzentration vor allem in den Städten Bo‐ Dienstgebrauch der Polizei bestimmt sind.[5] chum, Dortmund, Duisburg, Essen, Gelsenkir‐ Die Benennung von Personen oder Familien‐ chen und Recklinghausen sowie in einigen an namen, die Schilderung konkreter Sachverhalte diese Städte angrenzenden Landkreisen. oder aber die Beschreibung kriminaltaktischer oder kriminalstrategischer Überlegungen kön‐ Eine Auswertung polizeilicher Daten führte zu nen nicht Gegenstand dieses öffentlich publi‐ ergänzenden Hinweisen auf Ansiedlungen in zierten Abschlussberichtes sein. weniger intensiv besiedelten Räumen, sofern dort niedrige Lebenshaltungskosten (insbes.

Wohnungsmieten) existieren. Die Kreise Bor‐ ken, Coesfeld, Düren oder Mettmann sind 5.1 Räumliche Schwerpunkte Beispiele für eine solche Siedlungspraxis der Clanfamilien. Da der ausländerrechtliche Status Die räumliche Siedlungspraxis türkisch‐ vieler Clanangehöriger keine Arbeitsaufnahme arabischstämmiger Clanfamilien innerhalb von zulässt, entfalten Pull‐Faktoren des Arbeits‐ NRW ist nur zum Teil nachvollziehbar. Es exis‐ marktes für die Wahl des Wohnsitzes weniger tieren diverse Familien, denen zwischen 250 Relevanz als z. B. billiger Wohnraum oder be‐ und über 1.000 Personen angehören. Mit zehn reits angesiedelte Familien gleicher Ethnie. oder sogar mehr Kindern sind die Familien

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Abschlussbericht

Die Familien leben in den Ballungsgebieten arabischstämmigen Familienclan zuzurechnen jeweils dicht beieinander und pflegen unterei‐ sind, dominieren, jedenfalls für den Phäno‐ nander, zur Restfamilie im Libanon bzw. der menbereich der OK, Delikte der Betäubungs‐ Türkei, Syrien oder anderen Staaten, intensive mittel (BtM)‐Kriminalität – primär Einfuhr‐ Kontakte. Durch die Mobilität ihrer Angehöri‐ schmuggel und Handeltreiben mit Kokain so‐ gen und vorwiegend intra‐ethnischer Ehe‐ wie gewerbsmäßige Bandenhehlerei, Betrugs‐ schließungen sind die Clanfamilien internatio‐ delikte und Urkundenfälschungen. Fokussiert nal vernetzt, verwandtschaftlich verflochten auf die Allgemeine Kriminalität sind Clanmit‐ und agieren mit einer erheblichen Dynamik glieder überdurchschnittlich häufig in Roh‐ zunehmend über NRW hinaus (bundesweit heitsdelikte involviert – u. a. schwere oder und international). Diese Ausgangssituation ist auch vorsätzlich begangene einfache Körper‐ Basis für kriminelle Aktivitäten in Form einer verletzungen, Bedrohung, Widerstand gegen gesicherten Vorbereitung und Durchführung die Staatsgewalt und Beleidigungen. Häufig von Straftaten bis hin zur Beutesicherung und liegt den Auseinandersetzungen eine Über‐ Bereicherung innerhalb der eigenen Familie. schneidung von Interessen und in der Folge Die zentrale Bedeutung des Familienverbundes eine Eskalation von Streitigkeiten zwischen für das kriminelle Handeln der Clanangehöri‐ verfeindeten Gruppierungen (anderen Clanfa‐ gen dokumentiert darum die Notwendigkeit milien oder sonstigen Gruppierungen im Mili‐ einer an den Familienstrukturen orientierten eu) um kriminelle Märkte oder innerorganisa‐ polizeilichen Auswerte‐ und Ermittlungstätig‐ torische Aspekte zugrunde, die oftmals unter keit. Nutzung von Hieb‐, Stich‐ und Schlagwerkzeu‐ gen sowie, wenn auch selten, Schusswaffen Mitglieder türkisch‐arabischstämmiger Clan‐ ausgetragen werden. strukturen sind außerhalb von NRW in erster Linie in den Bundesländern Berlin, Bremen und Ebenfalls ein häufig berichteter Grund für ge‐ Niedersachsen präsent und kriminell aktiv. Die walttätige Auseinandersetzungen in der Öf‐ Verfolgung clanbasierter Kriminalität ist in fentlichkeit und damit verbundene Tumultla‐ diesen Ländern ebenfalls Schwerpunkt der OK‐ gen sind Streitigkeiten zwischen einzelnen Bekämpfung. Europaweit lässt sich die Vertei‐ Clanfamilien, die Ausdruck sowohl von Konflik‐ lung der Clanmitglieder auf die Praxis der An‐ ten im Rahmen der Begehung von Kriminalität siedlung als Bürgerkriegsflüchtlinge aus dem (z. B. Revierkämpfe) als auch innerfamiliärer Libanon und dem damit einhergehenden Fami‐ Themen (z. B. Ehrverletzungen) sein können. liennachzug zurückführen; die Präsenz in den Ländern der EU variiert clanbezogen. Neben Darüber hinaus sind Mitglieder türkisch‐ einer Siedlungskonzentration in Deutschland arabischstämmiger Clanfamilien im aktuell ist eine hohe Dichte der Clanfamilien in prosperierenden Phänomenbereich des „Call‐ Schweden und Dänemark gegeben. ID‐Spoofing“ aktiv. Überwiegend in der Türkei werden hierbei betrügerische Callcenter be‐ trieben, die mit gefälschter Anruferkennung 5.2 Delinquenz und gezielten Nötigungshandlungen bevorzugt in Deutschland ansässige Senioren telefonisch

In Ermittlungsverfahren in NRW, deren Tatver‐ kontaktieren und unter einem Vorwand zu dächtige (TV) ethnisch einem türkisch‐ Geldzahlungen veranlassen.

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Eine weitere Ausprägung clantypischer Krimi‐ gruppe immer wieder im Bereich des Schmug‐ nalität stellt die Nutzung des Kraftfahrzeugge‐ gels und illegalen Handels mit Arzneimitteln werbes i. w. S. dar. Diese oftmals in einen lega‐ und Plagiaten. len Rahmen gekleidete Tätigkeit bietet den logistischen Rahmen für den BtM‐Handel und ‐Schmuggel sowie für alternative, nicht regu‐ 5.3 Schnittmengen zu anderen [6] lierte Formen des Geldtransfers , aber auch Phänomenen für die Unterstützung jedweder kriminellen Handlung durch die Möglichkeit der Zurverfü‐ gungstellung von Kraftfahrzeugen. Die beson‐ 5.3.1 Rocker‐Milieu dere Affinität des Clanmilieus zu hochmotori‐ sierten Fahrzeugen dokumentierte sich in der Türkisch‐arabischstämmige Gruppierungen Vergangenheit häufig in der Nutzung des öf‐ bzw. einschlägige Einzelpersonen verfügen fentlichen Raumes für „Car‐Posing“ und damit über belegte Verbindungen in das Rockermi‐ in Verbindung stehende Delikte (Fahrzeugren‐ lieu. In NRW sind Bezüge zu traditionellen nen im öffentlichen Verkehrsraum, technische Gruppierungen („Hells Angels MC“, „Bandidos Manipulation an Kraftfahrzeugen). MC“) sowie auch zu rockerähnlichen Gruppie‐ rungen festzustellen. Es ist bekannt, dass die In der Vergangenheit sind immer wieder Mit‐ Infiltration der Charter und Chapter durch glieder aus Clanfamilien in Strafverfahren we‐ türkisch‐arabischstämmige Clanangehörige gen Wuchers eingebunden gewesen, die in Gegenstand der Diskussion auf Ebene der Füh‐ erster Linie mit dem Betrieb von Schlüssel‐ rung der Outlaw Motorcycle Gangs (OMCGs) in diensten im Zusammenhang stehen. Deutschland ist. Aus polizeilicher Sicht sei schließlich noch auf international angelegte Geldwäschehandlun‐ gen hingewiesen, die ebenfalls mit der Bege‐ 5.3.2 Rapper‐Milieu, Boxer‐Szene hung nicht genehmigter Bargeldtransferge‐ schäfte einhergehen. Diese stellen, ähnlich wie Durch die offensive Nutzung sozialer Medien die Tätigkeit im Fahrzeuggewerbe, deliktisches erlangt das Rapper‐Milieu und die damit ver‐ Handeln in der Ausprägung eines „crime as a bundene Rapper‐Subkultur Bedeutung im Zu‐ service“ dar. sammenhang mit der Delinquenz von Angehö‐

rigen türkisch‐arabischstämmiger Großfami‐ Verschiedene Zollfahndungsämter, insbeson‐ lien. Für Angehörige der jeweiligen Ethnien dere in NRW und Niedersachsen, führten in sind Aktivitäten in dieser Szene häufig ein ers‐ den vergangenen Jahren zahlreiche Verfahren ter Schritt auf eine gesellschaftlich wahrge‐ gegen TV, im Schwerpunkt Angehörige der nommene Ebene. Mhallamiye, wegen des Einfuhrschmuggels von und des Handels mit unversteuerten Zigaret‐ In der Rapper‐Szene – jedenfalls in der Aus‐ ten und insbesondere unversteuertem Was‐ prägung der sog. Gangster‐Rapper – findet serpfeifentabak (WPT). Das Shisha‐Bar‐Milieu eine Vermischung legaler und illegaler Aktivitä‐ wird überwiegend von Personen mit Bezügen ten statt; aus der Vermarktung „eigener” Rap‐ zu Clanfamilien kontrolliert. Darüber hinaus per und Labels entwickelt sich erhebliches ermitteln die Zollbehörden bei dieser Täter‐ wirtschaftliches Potential. Tatsächlich existie‐

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Abschlussbericht rende oder inszenierte Konflikte in der Szene 5.3.4 Shisha‐Bar‐Szene werden in sozialen Netzwerken ausgetragen, verstärkt und bilden häufig die Grundlage für Bei der Befassung mit begleitenden Erschei‐ gewalttätige Auseinandersetzungen. Die ag‐ nungsformen der „Clankriminalität“ verdient gressive Kommunikation des Rapper‐Milieus die Shisha‐Bar‐Szene besondere Aufmerksam‐ spricht in den sozialen Netzwerken direkt An‐ keit, da sie sich landesweit in fast allen Kom‐ gehörige aus den türkisch‐arabischstämmigen munen in NRW ausbreitet und eine Kommuni‐ Familien an und ist u. a. geeignet, den Einstieg kations‐ und Rückzugsebene für kriminelle in eine kriminelle Karriere zu fördern. Clanmitglieder darstellt. Auch dienen diese Lokale häufig als „Büro“ für sog. Friedensrich‐ Eine sich entwickelnde Boxerszene bildet ein ter. ethnisch weitgehend geschlossenes Milieu, in dem sich sportliche Ambitionen einzelner Shisha‐Bars sind Teil einer sich entwickelnden Clanmitglieder mit einem gesellschaftlichen Jugendkultur, aber auch Treffpunkte subkultu‐ Umfeld verbinden, in welchem kriminelle reller und krimineller Strukturen und dienen Handlungen besprochen werden. Auch bieten damit als Ausgangspunkt für logistische, soziale die Wettkämpfe ein Podium für die Zurschau‐ und informationelle Kontakte. Insbesondere im stellung von Hierarchien und Einflusssphären Ruhrgebiet werden Shisha‐Bars von Angehöri‐ in den „Clans“. Im Rahmen polizeilicher Aus‐ gen türkisch‐arabischstämmiger Clanfamilien wertungen sind Bezüge aus der Boxerszene zielgerichtet über Strohleute eröffnet. heraus zu Personengeflechten offenkundig geworden, die der OK zugeordnet werden Die Bedeutung des Shisha‐Bar‐Milieus im Zu‐ müssen. sammenhang mit kriminellen Aktivitäten be‐

stätigen Erkenntnisse des Zolls genauso wie Rückmeldungen aus den Polizeibehörden, in 5.3.3 Rezeption in den Medien denen die Shisha‐Bar‐Szene vor dem Hinter‐ grund lokaler Konzepte im Rahmen eines ad‐ Das Agieren krimineller Angehöriger der ministrativen Ansatzes verstärkt aufgeklärt und „Clans“ basiert zu einem großen Teil auf der kontrolliert wird. Der häufig für einen auch Interaktion mit der Öffentlichkeit – das insze‐ finanziell erfolgreichen Betrieb einer Shisha‐ nierte Auftreten im öffentlichen Raum ebenso Bar notwendige Verkauf unversteuerten Was‐ wie in den sozialen (Facebook, Twitter, Insta‐ serpfeifentabaks und die damit unmittelbar gram) oder traditionellen Medien (Zeitungen, zusammenhängende illegale Einfuhr wird sei‐ Fernsehen). Inwieweit die Thematisierung von tens der Zollbehörden durch stetig steigende „Clankriminalität“ – z. B. im Rahmen von Fern‐ Sicherstellungsmengen und hohe Beanstan‐ sehserien („Four Blocks“) oder journalistischen dungsquoten mit Blick auf die kontrollierten Formen der Berichterstattung – geeignet ist, Lokalitäten belegt. den selbstgewählten Nimbus der Clanangehö‐ rigen zu fördern und damit einen Anreiz für In Shisha‐Bars entwickeln sich zudem häufig Jugendliche bietet, sich zur Ansehenssteige‐ Gesundheitsgefahren durch den Betrieb der rung in kriminellen Clanstrukturen zu engagie‐ Wasserpfeifen, da durch die Vorbereitung und ren, ist bislang nicht untersucht. das Rauchen von Shisha‐Pfeifen, verbunden mit baulichen Mängeln und einer fehlenden

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Belüftung, eine gefährliche Kohlenmonoxid‐ Situation in Teilen der Türkei sowie in Syrien Belastung (CO) für Gäste und Kontrollpersonal und die in diesen Regionen hohe Verfügbarkeit entstehen kann. Die steigende Anzahl an Mel‐ von Schusswaffen, teilweise auch Kriegswaf‐ dungen über Kohlenmonoxid‐Vergiftungsfälle fen, sind geeignet, das Gefährdungspotential im Zusammenhang mit dem Konsum von Was‐ zu erhöhen. Konflikte, bei denen der Einsatz serpfeifen bestätigt das Gefahrenpotential für von (Schuss‐) Waffen eine zentrale Rolle spiel‐ die Gesundheit, welches vom Betrieb von te, sind in der Vergangenheit insbesondere in Shisha‐Bars ausgeht. Schweden aufgetreten.

5.3.5 Car‐Poser‐Szene / 5.5 Paralleljustiz, Friedensrichter Profilierungsfahrten / Raser‐Szene „Paralleljustiz“ stellt eine Form unzulässiger Streitbeilegung außerhalb der Rechtsordnung Angehörige türkisch‐arabischstämmige „Clans“ dar, die im Verborgenen agiert und Ausdruck präsentieren sich in der Öffentlichkeit und in eines anderen tradierten Werte‐ und Normsys‐ sozialen Medien häufig im Zusammenhang mit tems ist.[7] Häufig ist die Ausübung und Inan‐ der Nutzung hochmotorisierter Luxusfahrzeu‐ spruchnahme alternativer Konfliktregelungs‐ ge und kommentieren diese in sozialen Medi‐ mechanismen weniger auf eine rechtsfeindli‐ en. Dieses Auftreten soll sowohl die Ablehnung che Gesinnung zurückzuführen, sondern be‐ der geltenden Rechtsordnung dokumentieren ruht auf kulturell geprägten Gewohnheiten aus als auch der Demonstration des erreichten den unterschiedlichen Herkunftsländern der Wohlstands sowie des Status in der ethnischen Beteiligten. Konflikte werden von den Clanan‐ Community dienen. Der offensiv dokumentier‐ gehörigen häufig als reine Privatsache angese‐ te Besitz materieller Güter (Pkw, Schmuck, hen, in die sich der Staat nicht „einzumischen“ Kleidungsstücke) wird in den Familien unmit‐ hat. Zudem bestehen Informations‐ und Ver‐ telbar mit den Begriffen „Macht“ und „Stärke“ trauensdefizite im Hinblick auf den Rechtsstaat assoziiert und bildet die Grundlage für den als Grund für den Rückgriff auf eigene Schlich‐ Status des Einzelnen in der ethnischen Com‐ tungsmechanismen. Aufgrund der in den Her‐ munity. kunftsländern der Clanfamilien gewonnenen Lebenserfahrung nehmen diese den Staat und seine Organe als feindliches Unterdrückungs‐ 5.4 Bewaffnung instrument wahr. Es herrscht häufig Unkennt‐ nis über die Grundsätze des deutschen Rechts, In der Vergangenheit ist es im Clanmilieu wie‐ das zudem als sanktionsarm und „schwach“ derholt zu Streitigkeiten zwischen einzelnen bewertet wird. Familien bzw. Gruppen gekommen, bei denen es zum Einsatz von Schuss‐, Stich‐ oder Wissenschaftlich angelegte Untersuchungen Schlagwaffen kam. Die hier im Rahmen von wie auch die im Rahmen des Projektes KEEAS Auswertungen gewonnenen Erkenntnisse deu‐ gesammelten Erkenntnisse erlauben bislang ten jedenfalls auf Kontakte einzelner Clanmit‐ keine verlässliche Quantifizierung des Ausma‐ glieder in Milieus hin, in denen mit verbotenen ßes einer möglichen Existenz paralleler justizi‐ Waffen gehandelt wird. Die instabile politische eller Systeme.[8] Der Koalitionsvertrag der Lan‐

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Abschlussbericht desregierung NRW für die Legislaturperiode der Clanfamilien mit Bezügen zur Kriminalität 2017‐2022 sieht die Erstellung eines Lagebildes (Aufteilung von Einflusssphären, z. B. beim zum Phänomen der Paralleljustiz in NRW vor. BtM‐Handel). Ob diese Autoritäten auch über Dieses Lagebild wird vom „Zentrum für Inter‐ quasi‐justizielle Kompetenzen verfügen (als kulturelle Kompetenz der Justiz NRW“ in enger sog. Friedensrichter) und deren Einfluss damit Zusammenarbeit mit dem Ministerium der über die Funktion eines Mediators hinausgeht, Justiz erstellt. Um die Erscheinungsform von ist bislang nicht belegt. Paralleljustiz in einer Art und Weise zu be‐ leuchten, die neue, weiterführende Erkennt‐ nisse liefert und gleichzeitig in die Lage ver‐ 5.6 Prävention setzt, wirkungsvolle Abwehr‐ bzw. Korrek‐ turmechanismen zu entwickeln, wird für die Typisch für das Verhaltensrepertoire der Clan‐ Erstellung des Lagebildes „Paralleljustiz“ ein angehörigen mit türkisch‐arabischstämmigem mehrschichtiger Ansatz zum Tragen kommen. Migrationshintergrund ist das Bestreben, ihren Dabei soll eine fundierte wissenschaftliche Anspruch auf Vormachtstellung gegenüber der Erforschung des Phänomens unter ethnologi‐ Öffentlichkeit aggressiv zur Schau zu stellen. schen und rechtswissenschaftlichen Aspekten Dies geschieht auch in der Überzeugung, dass eine wesentliche Grundlage des Lagebildes strafprozessuale oder ausländerrechtliche darstellen. Als Ausdruck der Folgen mangeln‐ Maßnahmen sich als ungeeignet erweisen, sie der Integration und eines ungewissen Aufent‐ in ihrem kriminellen Expansionsdrang zu hin‐ haltsstatus vieler Libanesen und Mhallamiye dern. Verhaltensänderungen im Milieu der dient die außergerichtliche Streitbeilegung Clanfamilien können in erster Linie durch früh‐ auch dazu, Öffentlichkeit zu vermeiden und zeitige, zeitnahe und konsequente Reaktionen möglicherweise Abschiebungen zu verhindern. auf Rechtsverletzungen (auch in Form parallel Rechtsstaatlich problematisch ist die Ableh‐ umgesetzter vermögensabschöpfender Maß‐ nung staatlicher Institutionen und des staatli‐ nahmen), flankiert von intensiven Bemühun‐ chen Sanktionsmonopols durch das Aufstellen gen um die Integration der nachwachsenden eigener Regeln und ungeschriebener Gesetze Generation, bewirkt werden. vor allem auf dem Rechtsgebiet des Straf‐ und Vertragsrechts sowie des Familien‐ und Erb‐ Diesen Ansatz verfolgen diverse kriminalprä‐ rechts. ventive Initiativen in NRW[9], die in verschiede‐ nen Städten kriminalitätsgefährdeten Kindern Es muss für NRW als belegt angesehen wer‐ und Jugendlichen in besonderen sozialen Prob‐ den, dass sich zur Regelung von Ehrverletzun‐ lemlagen helfen, Wege aus der Kriminalität zu gen und zur Durchsetzung von Familieninte‐ finden. Es handelt sich um den Ansatz, päda‐ ressen innerhalb wie außerhalb der Clanfamilie gogische Fachkräfte einzubinden und individu‐ mittlerweile Ausprägungen strukturell veran‐ ell, z. B. durch aufsuchende Sozialarbeit, die kerter außerstaatlicher Konfliktregulierungs‐ Ursachen für individuelle Kriminalität zu identi‐ mechanismen mit eigenen Sanktionsformen fizieren. Pädagogische Fachkräfte koordinieren entwickelt haben. Dabei fungieren in „libanesi‐ die Netzwerkarbeit und erstellen unter Berück‐ schen“ Milieus als Schlichter eingesetzte Fami‐ sichtigung integrativer Ansätze (z. B. Planun‐ lienoberhäupter oder Clanälteste auch zur gen und Anregungen des Jugendamtes) ein Klärung spezifischer Fragestellungen innerhalb passgenaues kriminalpräventiv wirkendes An‐

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gebot für die betroffenen Kinder, Jugendlichen Personen gezielt den Ausstieg aus dem krimi‐ und deren Familien. nellen Lebensstil zu ermöglichen.

Ähnliche Initiativen existieren auch in anderen Es ist als Ergebnis von Experteninterviews im Ländern bzw. Staaten (Dänemark, Schweden). Projekt KEEAS erkennbar geworden, dass re‐ So konnten im Rahmen des Informationsaus‐ pressive Maßnahmen gegenüber notorisch tausches bei einer dänischen Brennpunktpoli‐ kriminellen Clanmitgliedern nur geringen prä‐ zeistation in Vollsmose, einem Vorort von ventiven Einfluss entfalten. Deutliche general‐ Odense, Erfahrungen mit einem dort prakti‐ präventive und kriminalitätsbegrenzende Wir‐ zierten Präventionsmodell gemacht werden. kungen gegenüber dieser Personengruppe Dort handeln Polizei und Sozialarbeiter als dürften in erster Linie aufenthaltsbeendende organisatorische Einheit und kombinieren Maßnahmen haben. Angesichts des aufent‐ staatliche „soft‐power“ und „hard‐power“, um haltsrechtlichen Status vieler Clanmitglieder, positive Verhaltensansätze von Clanangehöri‐ ihrer fehlenden Mitwirkung und der außenpoli‐ gen zu erkennen und Ansatzpunkte im Hinblick tischen Implikationen, die mit Bemühungen auf „Aussteigewillige“ zu finden. Der nicht‐ um Abschiebungen einhergehen, werden auf‐ kriminellen Bevölkerung im „Ghetto“ wird enthaltsbeendende Maßnahmen, insbesonde‐ durch eine Null‐Toleranz‐Strategie signalisiert, re in den Libanon, derzeit de facto nicht dass man ihren Lebensraum lebenswert und durchgeführt. sicher machen möchte. Grundlegende Basis in diesem „Dialog‐Projekt“ ist Wissen zu Einzel‐ personen in den Clanfamilien. Diese Informati‐ onen dienen polizeilichen Einsatzkräften und Streetworkern dazu, die „stärkenden“ Gangstrukturen aufzubrechen und einzelnen

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Abschlussbericht

6 Handlungsempfehlungen

Der im Projekt KEEAS erfolgte Austausch über Die zur Unterstützung der Tätigkeit der Polizei‐ effektiv wirkende konzeptionelle Ansätze zur behörden formulierten Handlungsempfehlun‐ Begegnung der vielschichtigen Probleme im gen umfassen u. a. taktische Maßnahmen und Kontext türkisch‐arabischstämmiger Familien‐ Verhaltenshinweise, die als Verschlusssache zu clans zeigt auf, dass polizeiliche Initiativen und behandeln sind. Sie können nicht Gegenstand eine Null Toleranz‐Strategie allein nicht ausrei‐ eines der allgemeinen Öffentlichkeit zur Verfü‐ chen, eine grundsätzliche Reduktion der „Clan‐ gung gestellten Abschlussberichtes sein. Die kriminalität“ zu bewirken. Für ausstiegswillige Handlungsempfehlungen sind darum in einem Clanmitglieder müssen Signale gesetzt werden, Beiheft zusammengefasst, welches denjenigen die zeigen, dass sich nicht‐kriminelles Verhal‐ Publikationen beigelegt ist, die an innerpolizei‐ ten lohnt. Dies bedingt integrierte und von liche Bedarfsträger adressiert sind. einer Vielzahl unterschiedlicher Akteure getra‐ gene Ansätze.

7 Aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen

7.1 Kriminelle Kooperationen und aber auch aus dem Ausland, deuten – nicht Konfliktpotentiale zuletzt vor dem Hintergrund der aktuellen Migrationsentwicklung – auf sich verstärkende

Konflikte mit kriminellen Angehörigen von in Aktuell sind Schnittmengen und Ko‐ Deutschland ansässigen irakischen, palästinen‐ operationen zwischen Angehörigen türkisch‐ sischen und syrischen Großfamilien hin. Die arabischstämmiger Familienclans und der Ro‐ weiterhin hohen Gewinnpotentiale, insbeson‐ ckerszene zu beobachten. Ebenfalls wird von dere der Markt illegaler Betäubungsmittel, der Zusammenarbeit der Familienclans mit aus lassen Verteilungskämpfe zwischen türkisch‐ Albanien stammenden Organisationen berich‐ arabischstämmigen Familienclans und anderen tet. Perspektivisch ist eine zunehmend po‐ sich neu etablierenden arabischstämmigen lykriminelle und insbesondere ethnienüber‐ Strukturen erwarten. In wieweit auch die reli‐ greifende Kooperation mit anderen kriminellen giöse Verortung der einzelnen Gruppen das Organisationen wahrscheinlich. Dabei sind Risiko birgt, sich zum Argumentationsmuster Auseinandersetzungen um kriminelle Märkte für Konflikte untereinander zu entwickeln, zu erwarten, die sich auch in öffentlich wahr‐ kann aus hiesiger Sicht nicht abschließend nehmbaren Gewaltaktionen dokumentieren beurteilt werden. Ein solches Potential ist je‐ werden. doch naheliegend. Erste Hinweise aus anderen Bundesländern,

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7.2 Finanzermittlungen Bedeutung für das Selbstverständnis der krimi‐ nellen Clanmitglieder und deren Vorgehen bei

der Begehung von Straftaten sind (Pkt. 3.1). Auswertungen der OK‐Dienststellen in NRW Für die polizeiliche Reaktion auf diese Entwick‐ weisen auf eine erhebliche wirtschaftliche lung, insbesondere für kriminalpolizeiliche Aus‐ Potenz einzelner Personen oder Familienver‐ wertungen und die darauf basierende Generie‐ bände hin. Diese zeigt sich in der szenetypi‐ rung und Durchführung von Ermittlungsverfah‐ schen Nutzung teurer Pkw, in einer über sozia‐ ren, sind Kenntnisse über die familiären Struk‐ le Netzwerke offensiv verbreiteten Zur‐ turen und clanübergreifende Verflechtungen schaustellung von Bargeldvermögen oder von zentraler Bedeutung. sonstiger Luxusartikel bis hin zum Kauf von

Immobilien. Bislang mangelt es an abschlie‐ Die dazu erforderliche Profilbildung anhand ßenden Analysen insbesondere im Zusammen‐ ethnischer Gemeinsamkeiten sowie familiärer hang mit dem Kauf von Immobilien und der Existenz wird sich dem Vorwurf einer weniger sich daran anschließenden Nutzung. am konkreten Tatverdacht als an der gruppen‐

spezifischen Herkunft orientierten Bewertung In diesem Zusammenhang sind (Finanz‐) Er‐ aussetzen müssen. Von Seiten der Projekt‐ mittlungen unter Einbindung der Kommunen, gruppe KEEAS wird keine zielführende Alterna‐ u. a. der Grundbuchämter und der kommuna‐ tive zur Gewinnung von Hintergrundinformati‐ len Datenbestände von erheblicher Bedeutung onen über Strukturen und Verantwortlichkei‐ für eine erfolgreiche Kriminalitätsbekämpfung. ten gesehen als die Auswertung der Familien‐

strukturen. Die Rapper‐Szene spielt als Wirtschaftsfaktor eine Rolle und ist Gegenstand der öffentlichen Die Nutzung eines länderübergreifenden, Diskussion über neu sich entwickelnde kultu‐ technologiegestützten Rechercheansatzes ist relle Einflüsse im Musikbusiness. Auf einer zentral für die Aufhellung des Dunkelfeldes. gesellschaftlich wahrgenommenen Ebene fin‐ Die Anforderungen an die Interoperabilität von det hier eine Vermischung von legalen mit Datenbeständen werden perspektivisch höher illegalen Aktivitäten statt, die das Potential für werden. Dies betrifft den innerpolizeilichen u. a. Geldwäschehandlungen oder Steuerdelik‐ Datenaustausch mit den Ländern und dem te bietet, allerdings auch über integratives und Bund, aber auch die Kommunikation mit ande‐ damit präventives Potential verfügt. Auch hier ren Behörden und Organisationen. Dies ver‐ können Finanzermittlungen dazu dienen, ins‐ deutlicht, jedenfalls aus Sicht der polizeilichen besondere steuerlich relevante Sachverhalte Auswerter und Ermittler, die Notwendigkeit zu identifizieren und zu verfolgen. der systematischen Zusammenführung von Daten und der Entwicklung einer gemeinsa‐ men Plattform für den Austausch von Erkennt‐ 7.3 Entwicklung valider Daten‐ nissen. Dabei ist die Wahrung datenschutz‐ bestände rechtlicher Erfordernisse ebenso sicherzustel‐ len, wie die Gewährleistung der technischen Bereits an anderer Stelle ist darauf hingewie‐ Datensicherheit. sen worden, dass die familiäre Struktur und die Verortung in einer Ethnie von grundlegender

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Abschlussbericht

7.4 Einheitliche Definition Die Erfahrungen von Polizei und Justiz müssen als Grundlage für Handlungskonzepte zur Ver‐

meidung derartiger, von Beeinflussungen, Die Entwicklung eines einheitlichen Verständ‐ Drohungen und Störungen geprägter Situatio‐ nisses vom Begriff „Clan“ bzw. „Clankriminali‐ nen im Vorfeld und während der gerichtlichen tät“, verbunden mit einer bundesweit einheit‐ Verhandlungen herangezogen und genutzt lichen Definition, welche geeignet ist, einen werden. Bedingt durch die Auswerte‐ und Ana‐ Konsens in diesem Zusammenhang herzustel‐ lyseproblematik zu den hier lebenden Großfa‐ len, stellt eine weitere Herausforderung dar. milien (s. Pkt. 3.4) sowie ihrer abgeschotteten Auf Basis der bereits gewonnenen weitrei‐ Strukturen ist das Dunkelfeld erheblich; hier‐ chenden Erkenntnisse in NRW ist eine NRW‐ unter dürften insbesondere Bedrohungs‐ und spezifische Begriffsdefinition, wie unter Pkt. Gefährdungssituationen für potentielle Zeugen 3.1 beschrieben, erarbeitet worden. Eine bun‐ oder Opfer fallen, die von der Kriminalität tür‐ desweit abgestimmte Definition und ein ein‐ kisch‐arabischstämmiger Familienclans betrof‐ heitliches Melde‐ und Erfassungsverhalten fen sind. Unterstützt werden sollen auch Sach‐ einschlägiger Sachverhalte und Ermittlungsver‐ bearbeiter in den Kommunen, die mit Versu‐ fahren muss folgen, um aussagekräftige Lage‐ chen der Einflussnahme auf administrative bilder generieren und Lageentwicklungen er‐ kennen zu können. Prozesse – z. B. durch Einschüchterung oder Bedrohung – konfrontiert werden.

Das Niedersächsische Justizministerium hat, 7.5 Herausforderungen für die nachdem es u. a. zu konkreten Bedrohungen Justiz von Angehörigen der Justiz gekommen ist, die Zeugenschutzmaßnahmen erforderlich mach‐ Hauptverhandlungen mit Prozessbeteiligten ten, Handlungsempfehlungen für die beschrie‐ aus dem Milieu türkisch‐arabischstämmiger benen Szenarien entwickelt.[10] Auch in Berlin Familienverbände ziehen in den betroffenen sind Maßnahmen entwickelt worden, die dazu Polizeibehörden häufig aufwändige Gefähr‐ dienen, die Sicherheit der eingesetzten Polizei‐ dungsbeurteilungen und ressourcenintensive beamten zu gewährleisten. Einsatzmaßnahmen nach sich. So wird über zeitintensive und von Konflikten geprägte ge‐ Das unmissverständliche Signal an die kriminel‐ richtliche Hauptverhandlungen und Sitzungs‐ len Clanangehörigen darf nicht mit dem Poli‐ verläufe im Kontext „libanesischer“ Angeklag‐ zeieinsatz enden. Die gerichtliche Hauptver‐ ter berichtet. Im Vorfeld und während der handlung muss zeitnah stattfinden. Das gilt im Verhandlungen vor Gericht ist es häufig zu Übrigen auch für polizeiliche bzw. ordnungs‐ Einflussnahmen auf Mitbeschuldigte und Zeu‐ behördliche Bearbeitung von Ordnungswidrig‐ gen, ungebührlichem Verhalten sowie aggres‐ keiten sowie die Umsetzung darauf bezogener siven Drohungen gegenüber den Prozessbetei‐ Sanktionen. ligten gekommen. Offene Anfeindungen und massive Bedrohungen des Gerichts erfolgen Das in NRW in einigen Städten verfolgte Kon‐ durch die Beschuldigten selbst, deren Fami‐ zept „Staatsanwalt vor Ort"[11] mit dem Ziel, lienangehörige sowie durch beauftragte Zu‐ direkt in den betroffenen Stadtteilen anzuset‐ schauer. zen und justizielle Prozesse zu beschleunigen

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und zu optimieren, bietet präventives und gen des Themas „Clankriminalität“ in seiner repressives Potential. Die Bündelung von Ver‐ Kriminalistisch‐Kriminologischen Forschungs‐ fahren gegen individuelle Beschuldigte schafft stelle (KKF). Ähnliche Initiativen gibt es auch in die Voraussetzungen für eine umfassende Be‐ anderen Forschungseinrichtungen der Polizei‐ rücksichtigung der kriminellen Karriere des en des Bundes und der Länder. Es wird an‐ Beschuldigten sowie seiner Persönlichkeit und geregt, diese Initiativen – wenn sachgerecht – dient somit der Formulierung einer angemes‐ zu bündeln. Die organisationsübergreifende senen Klageschrift. Zusammenarbeit in einem gemeinsamen For‐ schungsprojekt eröffnet Möglichkeiten einer ganzheitlichen und überregionalen Betrach‐ 7.6 Wissenschaft und Forschung tung, erleichtert die Generierung von For‐ schungsmitteln und bietet schließlich Chancen Da sich in der vergangenen Dekade die Größe für eine forschungsgestützte Bekämpfungspoli‐ der hier zu untersuchenden Population durch tik. Dabei kann das aktuell vom Max‐Planck Zuwanderung und eine hohe Geburtenrate in Institut für ethnologische Forschung (Hal‐ den Familien stark erhöht hat und sich die le/Saale) durchgeführte Forschungsprojekt Phänomenologie türkisch‐arabischstämmiger „Konfliktregulierung in Deutschlands pluraler TV erst in den vergangenen Jahren deutlicher Gesellschaft“, in welchem die Konfliktlösungs‐ ausgeprägte, andererseits das Thema bislang mechanismen u. a. im Milieu der Mhallamiye ausschließlich vor dem Hintergrund nichtstaat‐ explizit untersucht werden, für die Strafverfol‐ licher Konfliktlösungsprozesse („Paralleljustiz“) gungsbehörden als Basis für neue Erkenntnisse wissenschaftlich untersucht worden ist, be‐ sowie als Ansatz für Handlungsalternativen [12] steht in diesem Kontext ein Forschungsdefizit. dienen. Aktuell stehen keine für eine Lagedarstellung unmittelbar nutzbaren wissenschaftlichen Untersuchungen, z. B. über die Gruppengröße bestimmter türkisch‐arabischstämmiger Fami‐ lienverbände, zur Verfügung.

Eine langfristige und ganzheitliche Bekämpfung der „Clankriminalität“ muss auf einem validen Forschungsstand zu ethnologischen, soziologi‐ schen, kriminologischen und schließlich polizei‐ wissenschaftlichen Aspekten beruhen. Dies betrifft gleichermaßen Fragen der Prävention und des polizeilichen Handelns sowohl im Rahmen der Einsatzwahrnehmung im täglichen Dienst als auch der Kriminalitätsbekämpfung. Das LKA NRW prüft aktuell die Initiierung eines Forschungsprojektes zu einzelnen Ausprägun‐

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Abschlussbericht

8 Ausblick

Die im Rahmen des Projekts KEEAS gewonne‐ Nur so können Spielräume für clangesteuerte nen Erkenntnisse weisen auf ein erhebliches Einflussnahmen jedweder Art und in der Kon‐ kriminelles Potential und einen hohen Grad sequenz parallel existierender Rechtssysteme der Vernetzung von kriminellen Angehörigen vermieden werden, zumal aktuell weitere Eth‐ türkisch‐arabischstämmiger Großfamilien un‐ nien (z. B. Iraker, Palästinenser, Syrer) zu ähnli‐ tereinander hin. Deutlich wird dies durch die chen Vorgehensweisen neigen und türkisch‐ deliktische Bandbreite teilweise schwerer arabischstämmigen Familienclans keine Bei‐ Straftaten, die bewusste Ablehnung der Mehr‐ spiel‐ / Vorbildfunktion zukommen darf. heitsgesellschaft und ihrer sozialen Normen sowie das ausschließlich familienzentrierte Als Ergebnis der hier vorgelegten Auswertung Denken und Handeln der Clanmitglieder. steht die Prognose, dass die aus ethnisch ab‐ geschotteten Subkulturen heraus erwachsende Die Polizei und die Justiz werden auch in Zu‐ Kriminalität zukünftig von zunehmender Rele‐ kunft aufgrund des hohen Ab‐ vanz für die polizeiliche Einsatzwahrnehmung schottungsgrades innerhalb der Familienclans, und Kriminalitätsbekämpfung sein wird. Inso‐ eines hohen Mobilisierungspotentials, der fern wird das Thema „Clankriminalität“ seine aufgrund hoher Geburtenrate weiter steigen‐ aktuelle kriminalpolitische und gesellschaftspo‐ den Zahl der Clanmitglieder und der Ableh‐ litische Bedeutung auch in Zukunft nicht ein‐ nung deutscher Gesetze und Normen vor be‐ büßen. sondere Herausforderungen gestellt. Vom polizeilichen und justiziellen Handeln muss in Die hier vorgenommene exemplarische Be‐ diesem Zusammenhang ein eindeutiges Signal trachtung türkisch‐arabischstämmiger „Clans“ der Reaktions‐ und Steuerungsfähigkeit sowie steht dabei für Entwicklungen, die sich in der der konsequenten Anwendung des geltenden Zukunft sehr wahrscheinlich auch mit Blick auf Rechts ausgehen. andere abgeschottet lebende Subkulturen in NRW ausprägen werden.

27 Endnotenverzeichnis

[1] Vorbehaltlich entgegenstehender Bestimmungen der Verschlusssachenanweisung NRW (VSA NRW).

[2] Zur Erleichterung der Lesbarkeit wird das generische Maskulinum verwendet – die weibliche Form ist dabei immer eingeschlossen.

[3] Hierunter ist die telefonisch Kontaktaufnahme von Clanmitglieder bei Senioren zu verstehen, im Rahmen derer unter Vorspiegelung einer vermeintlichen Tätigkeit als Polizeibeamter die Angerufenen genötigt werden, Wertgegenstände oder Bargeld auszuhändigen.

[4] Programm MaxQDA – Programm zur qualitativen Inhaltsanalyse.

[5] Im Sinne der Verschlusssachenanweisung NRW (VSA NRW).

[6] Sog. Hawala-Banking. Ein weltweit eingesetztes informelles Zahlungssystem, welches seine Wurzeln in der frühmittelalterlichen Handelsgesellschaft des Vorderen und Mittleren Orients hat. Mit dem Hawala-System kann Geld schnell, vertraulich und sehr kostengünstig transferiert werden. In Deutschland ist Hawala-Banking ohne Genehmigung und Kontrolle der Bundesanstalt für Finanzdienstaufsicht (BaFin) strafbar.

[7] Bericht „Zentrum für Interkulturelle Kompetenz der Justiz NRW“ (ZIK) v. 08.06.2018 (VS-NfD).

[8] Als Beispiel sei auf das Forschungsprojekt „Paralleljustiz“ von Rohe/Jaraba (Universität Erlan- gen/Nürnberg) hingewiesen, welches im Jahre 2015 im Auftrag der Senatsverwaltung für Justiz und Verbraucherschutz Berlin durchgeführt worden ist.

[9] Z.B. die Initiative „Kurve kriegen" der Landesregierung NRW mit örtlicher Schwerpunktsetzung in derzeit 18 Kreispolizeibehörden.

[10] Justizministerium des Landes Niedersachsen, Handreichung zum Umgang mit besonders belastenden Strafverfahren (VS-NfD).

[11] Justizielles Projekt „Staatsanwälte vor Ort“ u.a. in Duisburg, seit Juni 2018.

[12] Das Projekt wird durch das im Justizministerium NRW angesiedelte „Zentrum für interkulturelle Kommunikation“ (ZIK) unterstützt. Das ZIK ist u.a. damit beauftragt, ein Lagebild „Paralleljustiz“ zu erstellen.

Impressum

Projektleitung

Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen Abteilung 1, Dezernat 14 Auswerte- und Analysestelle Organisierter Kriminalität (AStOK) Telefon +49 211 939 0 [email protected]

Herausgeber

Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen Völklinger Straße 49 40221 Düsseldorf / www.lka.nrw.de

Konzept & Gestaltung Umschlag

Lars Möller Telefon +49 176 480 80 400 [email protected]

Druck

Richter Druck- und Mediencenter GmbH & Co. KG Telefon +49 2747 92 14 0 [email protected]

Alle Rechte vorbehalten. © LKA NRW, 2018

English Version

Table of Contents

1 Preliminary remarks 4

2 Background on the KEEAS Project 5 2.1 Origin 5 2.2 Project funding by the European Commission 5 2.3 Project partners 6 2.4 Aims 6

3 The phenomenon of “clan crime” 6 3.1 Definitional approach 6 3.2 General situation 7 3.3 Object of evaluation 8 3.3.1 Mhallami 8 3.3.2 “True” Lebanese 9 3.4 Challenges of a situation report 9

4 Measures within the framework of the KEEAS Project 10 4.1 Literature analysis 10 4.2 Focus group interviews 10 4.3 Investments in technology and IT infrastructure 11 4.4 Networking and exchange of information 11 4.5 Expert conferences 12 4.6 Forms of collaboration within the context of crime families / Initiation of control measures 12 4.7 Initiation of intelligence analyses criminal proceedings 13 4.8 Policy advice / Public relations 13 4.9 Research projects / Education and training 14 4.10 Conclusion 14

2

Final Results

5 Project results / Situation report North Rhine‐Westphalia 15 5.1 Geographical focus areas 15 5.2 Delinquency 16 5.3 Areas of overlap with other phenomena 17 5.3.1 Outlaw motorcycle gangs 17 5.3.2 Rap scene / Boxing scene 17 5.3.3 Media reception 17 5.3.4 Hookah lounge scene 17 5.3.5 Car tuning poseur scene / Speeding and boasting 18 5.4 Weaponry 18 5.5 Parallel justice / Arbitrators 18 5.6 Prevention 19

6 Recommended actions 20

7 Current trends and future challenges 20 7.1 Collaboration between criminal groupings and potential for conflict 20 7.2 Financial investigations 21 7.3 Establishment of valid databases 21 7.4 Uniform definition 22 7.5 Challenges for the judicial system 22 7.6 Science and research 22

8 Prospects 23

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1 Preliminary remarks

The unified stance of members of Turkish‐ The aim of this document is to provide an extended families in public and the de‐ overview of the knowledge gained within the linquency attributed to them have – under the framework of the project on a national and umbrella term “clan crime” – become a matter international level, to the extent to which they of public interest. The term encompasses both may be made publicly available.[1] Based on the public safety of the individual citizen and this and against the backdrop of the problem the concern about the emergence of segregat‐ areas identified, areas of potential police influ‐ ed spaces and parallel societies. As a result, in ence have been established and recommenda‐ addition to its relevance to the police work, tions for countermeasures and police actions the issue of Turkish‐Arabic “clan crime” also have been developed. has a political and social dimension. As the publisher of this document, the State This final report presents findings of the two‐ Office of Criminal Investigation of North Rhine‐ year‐long research project “Ethnically Homog‐ Westphalia is responsible for the final report. enous Subcultures as Key Areas of Crime and As the co‐financer, the European Commission Police Operation (KEEAS)” of the State Office of is not liable for the content nor the further use Criminal Investigation of North Rhine‐ of the information included in this document. Westphalia (LKA NRW). The KEEAS name and logo are adaptations of the full (German) project title “Kriminalitäts‐

und Einsatzbrennpunkte geprägt durch eth‐ nisch abgeschottete Subkulturen”

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Final Results

2 Background on the KEEAS Project

2.1 Origin Notwithstanding, in order to reduce the com‐ plexity and to facilitate comprehension, the In spring 2016 the Ministry of the Interior of groups of persons in question shall be referred North Rhine‐Westphalia commissioned the to Turkish‐Arabic people who have attained State Office of Criminal Investigation to con‐ particular relevance to police work through a duct an interdisciplinary structural analysis of specific pattern of criminal and regulatory of‐ Ethnically Homogenous Subcultures as Key fences. The approach taken here indicates the Areas of Crime and Police Operation (KEEAS)”. stringent necessity to – with the involvement This analysis was carried out by a task force of of science and research – further investigate Department 14 “Organised Crime intelligence the issue of “clan crime” in regard to its sub‐ Units” (AStOK) and completed at the end of stantial and definitional limitations even be‐ October 2018. yond the term of Project KEEAS.

The members of the task force investigated the actions relevant to police work and, more 2.2 Project funding by the notably, the delinquency of criminal members of extended families of Turkish‐Arabian de‐ European Commission scent. Prior to the launch of Project KEEAS, the focus of the investigation is – in consultation In consultation with the Ministry of the Interi‐ with the Ministry of the Interior and against or, Project KEEAS applied for subsidy out of the the background of operational experience and Internal Security Funds of the EU Fund Admin‐ crime rates – placed on criminal members of istration. The State Office of Criminal Investiga‐ extended families of Turkish‐Arabian origin tions received approval on October 17, 2016. with migratory background in . The funds granted by the European Commis‐ sion were primarily spent on the partial financ‐ The migratory history of these groups and their ing of project‐related personnel expenses, as life situation in Germany are complex, hard to well as on the procurement of technical ascertain in detail, and characterised by vari‐ equipment facilitating police operations and ous interrelated effects. The term “clan” as a crime control in North Rhine‐Westphalia. Addi‐ synonym for an ethnic or family structure with tionally, the funds were disbursed to ensure mutual commitments or obligations, as well as precise evaluations and to hold meetings and the term “clan crime” often employed in this conferences. context are inevitably generalising and insuffi‐ cient for a detailed identification and evalua‐ All project initiatives aimed at optimising police tion on an ad hoc basis, which would require work on high‐crime‐density areas in North further investigation and substantiation. Rhine‐Westphalia.

5

2.3 Project partners seeks to expand the focus on family clans, set by Department 14 (AStOK) in 2008, and to

further analyse the phenomenon and the in‐ The Federal Criminal Police Office (BKA), the terconnectedness of members of extended Customs Criminal Investigation Office (ZKA), families of Turkish‐Arabian origin, both for the the Federal Police (BPol) and the State Offices daily police work and for crime control in gen‐ of Criminal Investigation of Lower Saxony and eral. Bremen were contractual project partners. The

State Office of Criminal Investigation of Berlin Primary objectives of Project KEEAS are: assisted the project in advisory capacity. Addi‐ tional expert opinions were contributed by  Ascertaining the level of crime and the specialists from cities and municipalities par‐ caseload generated by members of Turk‐ ticularly affected by “clan crime” committed by ish‐Arabian family associations members of extended families of Turkish‐ Arabian origin. Aside from that, the close col‐  Evaluating and addressing the security laboration with judicial authorities as well as situation, insofar as matters of internal with scientists and researchers proved to be security are ostensibly affected fruitful. The European police authority Europol  Initiating operational intelligence analyses also shared information and data pools from and criminal proceedings in the context of other European countries, most notably Swe‐ “clan crime” on the state, federal and in‐ den and . ternational level

 Drafting recommended actions for the police work on crime hotspots related to 2.4 Aims the phenomenon.

With Project KEEAS, the State Office of Crimi‐ nal Investigation of North Rhine‐Westphalia

3 The phenomenon of “clan crime”

3.1 Definitional approach group may be classified as a “clan”, or which circumstances are to be subsumed under “clan crime”. The term “clan crime” has not been conclu‐ sively defined among police forces. Neither on A “clan” may comprise various groupings char‐ the federal nor the state level has a common acterised by ethnically homogenous systems understanding been reached of what criteria and isolated structures, at times reduced to constitute a “clan”, from which point on a family affiliation. “Clan crime” is characterised by members of ethnically homogenous family

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Final Results structures forming a strictly hierarchical delin‐ “The term ‘clan crime’ comprises the commis‐ quent subculture of their own rejecting gov‐ sion of offences by a number of individuals in ernment structures, the legal system and social the pursuit of profit and power, with values.  the common family or ethnic decent as a Its essential criteria are: unifying element conducive to the com‐ mission of the offence or obstructive to its  “Clan” affiliation only through family ties solving, (the family as a criminal community of sol‐ idarity)  the commission of the offence being characterised by a rejection of the Ger‐  Segmental, hierarchical (mostly patriar‐ man legal system or social values, and chal) structure based on common ances‐ try  the individual or combined offences being considerably important.”  Rejection of the German legal system and unwillingness to cooperate with state au‐ thorities or government agencies, includ‐ The scope of the term “clan” has been nar‐ ing the obstruction and intimidation of rowed within the context of Project KEEAS to said government bodies only include criminal clan structures whose operational framework expresses itself in the  Ideological legitimation of criminal activi‐ offensive and high‐profile encroachment on ties (depreciation of victims, hostility to‐ regional or criminal spaces. Against the back‐ wards one’s environment) as a sign of drop of current police intelligence, the nar‐ strength rowed definition of “clan crime” results in an  Establishment of “parallel justice” for set‐ exclusive focus on extended families of Turk‐ tling internal differences by means of in‐ ish‐Arabian descent whose members are affili‐ ternal sanctions and repression (particu‐ ated with the ethnic group of Mhallami or are larly by assigning arbitrators) of Lebanese descent.

 Mandatory marriage within the family or one’s own ethnic group to increase one’s power 3.2 General situation

 Externally communicated pursuit of pow‐ In some cities in North Rhine‐Westphalia, po‐ er and profit, also by appropriating public lice and local authorities have observed that spaces. members of Turkish‐Arabic extended families have – at times in larger groups – increasingly For the work within Project KEEAS a definition been intimidating the general public through of “clan crime” developed by the State Office aggressive disruptive or criminal behaviour and of Criminal Investigation was used a basis for have apparently been claiming certain regional the necessary attribution: spaces for themselves. Local forces report open hostility, a high level of immediate ag‐

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gression, blatant disrespect, and escalation of tions, and the willingness to violently pursue violence, often with the aims of disrupting or family interests. Particularly for non‐integrated preventing police operations or administrative adolescents with a low level of education, de‐ measures. Particularly noteworthy are verbal linquency provides a stepping‐stone to estab‐ abuse, coercion, battery, and other violent lish oneself within the ethnic group and to offences. Several incidents of assault on police obtain material status symbols. officers, but also on operatives of other regula‐ tory authorities or emergency services, have Clan members tend to refuse to give state‐ been reported. In the context of these opera‐ ments to or otherwise cooperate with the po‐ tions, the offenders tend to resist communica‐ lice, and often demonstrate a rejection of state tive or deescalating attempts made by the interventions. Instead, they opt for further police. isolation and conflict resolution within the ethnic group – eventually leading to the for‐ Aside from their significance for police opera‐ mation of non‐governmental judicial systems. tions such as patrol duty, members of clan families are often involved in criminal activities and even organised crime. Particularly note‐ worthy in this context are violent offences and 3.3 Object of evaluation brutality, but also property and drug offences. In addition, crimes against senior citizens (so‐ Against the backdrop of current police intelli‐ called Caller ID spoofing) [2], fraudulent conduct gence, the narrowed definition of “clan crime” within the service industry (key services, car results in an exclusive focus on extended fami‐ rental services, and unauthorised money trans‐ lies of Turkish‐Arabian descent whose mem‐ fers as well as money laundering) have been bers are affiliated with the ethnic group of increasing. Mhallami or are of Lebanese descent.

The ethnic homogeneity is of particular im‐ portance in the context of committing criminal 3.3.1 Mhallami offences. A shared family background and fam‐ ily ties are characteristic of the structural in‐ The Mhallami, who in Germany live predomi‐ tegrity of these family associations. Involving nantly within clan structures, and the so‐called family members in the commission of criminal “persons with undetermined nationality from offences creates the conditions for effective Lebanon” originate from East Anatolia (the isolation, intensified by a deliberately different border region between , Syria and Leb‐ linguistic and cultural way of life. The tight anon). family bond facilitates the genesis of parallel Mhallami immigration from Turkey to Lebanon societies and subcultures with an exaggerated began in the 1920s due to religious and social sense of honour and formal decision‐making oppression. Up until the late 1940s, up to and sanction mechanisms of their own, includ‐ 100,000 Mhallami emigrated and settled in ing a sense of trust that does not extend be‐ Lebanon, mostly under precarious circum‐ yond the family, a xenophobic dissociation stances and within tribal structures. While from other ethnic groups or family associa‐ some tribes were naturalised, other remained

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Final Results stateless in Lebanon. The subsequent Mhalla‐ migrated to Germany in the 1980s as refugees mi migration to in the 1980s is of the Lebanese War (“True” Lebanese) form attributable to the outbreak of the Lebanon the second group considered here. War in 1982 and to continued fighting. Both groups (Mhallami and “True” Lebanese) Upon entering the German federal territory, show striking parallels in their respective mi‐ refugees from Lebanon often declared their gratory backgrounds (Lebanon) and their sig‐ wish to apply for asylum while keeping their nificance to police work and crime control, Turkish citizenship secret, partly due to Turkish with particular emphasis on the individual citizens not being recognised as eligible for identification mostly based on family or ethnic asylum nor falling under the hardship provision affiliation. Accordingly, both ethnic groups may in the 1990s. Having been declared “persons be analysed alongside each other. with undetermined nationality” due to missing identification documents, they settled in Ber‐ lin, Bremen, Lower Saxony and North Rhine‐ Westphalia using “false” Arabic names. Due to 3.4 Challenges of a situation a continuing lack of cooperation on their part, report it was only a few years ago that their (part‐) Turkish citizenship was officially determined. The identification of persons of Turkish‐ As a result, many clan families have both Ara‐ Arabian descent who, as clan members, are bic as well as Turkish family names. either affiliated with the Mhallami group or of Lebanese origin results in complex investiga‐ Upon confirmation of Turkish citizenship, the tion and delimitation problems and requires a prerequisites for remaining in Germany are no certain tolerance of a lack of conceptual clari‐ longer fulfilled. As a consequence, a large part ty. Citizenship alone cannot be considered a of these individuals have been requested to sufficient descriptive criterion, as the members leave Germany. Deportation, however, could of clan families considered here have different not have been carried out so far due to lack of nationalities or are considered stateless or of cooperation of the persons concerned on reg‐ undetermined nationality. In many cases even istration and passport replacement procure‐ German citizenship has been granted. In addi‐ ment. In fact, a large number of persons live in tion to that, several family clan members use a state of repeated renewals of suspension of their Turkish names along with their Lebanese deportation, particularly the second and third ones. Also, despite close family ties, various generation of this ‐ due to high birth rates – spellings of individual family names exist, rapidly growing ethnic group. which complicates the identification of a par‐

ticular group of persons.

3.3.2 “True” Lebanese Ethnic criteria are not usually considered cen‐ tral to the work of local authorities (registra‐ Aside from the abovementioned Mhallami, tion offices). The evaluation of the project has individuals who used to live in Lebanon and given the impression that standard procedures

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in the administrative work of registration or KEEAS aimed exclusively at identifying regional immigration authorities do not exist, regularly foci and phenomenological insight. Focusing resulting in untraceable personal data. on the family name provided new avenues for gathering police intelligence on “clan crime”. In light of the abovementioned limitations, The name‐based investigations are by no investigations on the basis of family names means intended to ascribe a criminal stigma to play a major role in issuing a situation report members of clan families in general. on “clan crime”. This approach yields the high‐ est validity, as corroborated by the experience of police officers in other countries. Project

4 Measures within the framework of the KEEAS Project

During the project term, a variety of measures 4.2 Focus group interviews were implemented that will mainly take effect after Project KEEAS has ended: In collaboration with moderators external to

the project, four expert workshops/focus group interviews with ten to twelve partici‐ 4.1 Literature analysis pants each were conducted. Police officers with extensive first‐hand experience from daily In collaboration with research assistants, the police work, prevention and control of com‐ current state of research in Europe on mon crime, and from the fight against organ‐ Mhallami and other Lebanese family associa‐ ised crime were – each in a different workshop tions was analysed and aggregated in regard to – asked to share their respective experiences ethnological, historical and micro‐sociological with and their assessments of “clan crime” and criteria. Wherever possible – considering the to give recommendations and further guidance often fragmentary research on “clan crime” – for the police work. criminological aspects were taken into ac‐ count. In a fourth workshop, members of the judicial systems (judges and prosecutors) were asked The final report on the literature analysis was to share their expertise and to offer recom‐ primarily used for the further development of mendations concerning the criminal proceed‐ preventive measures, as well as for the imple‐ ings and main hearings related to the matter. mentation of research projects. The interviews were transcribed and analysed by means of a programme for qualitative con‐

10

Final Results tent analysis.[3] The results proved conducive 4.4 Networking and exchange of to determining areas of police activity, to as‐ information sessing technical needs, and to issuing recom‐ mendations for action (the latter primarily with The further expansion of a network of safety regard to police operations and crime control, authorities with the aim of enhancing the ex‐ but also with a view to potential preventive change of information on “clan crime” was a and training measures. key priority of Project KEEAS. Collaborations within North Rhine‐Westphalia that had al‐ ready existed prior to the project were ex‐ 4.3 Investments in technology and tended to the federal level and beyond. IT infrastructure The EU‐wide exchange of information – partic‐

ularly with the project partners, other state The financial means obtained from the Internal and federal police forces, the police authorities Security Funds (ISF) allowed for the procure‐ in and Denmark, and with Europol has ment of technical equipment facilitating crime proven to be effective in uncovering the inter‐ control within the framework of Project KEEAS national ties of criminal members of clan fami‐ and police operations in general, particularly lies, in identifying key figures and organisa‐ with regard to the protection of police officers tions, predicting potential developments, en‐ intervening in incidents. The technical equip‐ suring an optimal situation description, and in ment was partly made available to the project gathering evidence for the implementation of partners. Subject to the conditions for funding, evaluation projects and investigation proce‐ a long‐term use of the equipment can be en‐ dures. The information already available to the sured. police authorities or (electronically) supple‐

mented, as well as the conceptual and struc‐ The same applies to the improvements made tural expertise of the project members, part of to the already existing IT infrastructure of the whom had already been involved in the inves‐ North Rhine‐Westphalia police, which were tigation of crimes committed by members of also financed through means of the funds, and ethnically homogenous subcultures, served as which were implemented in consultation with the basis for the exchange of intelligence. the State Office for Central Police Services

(LZPD) in accordance with state standards. The In compliance with legal conditions, the infor‐ sustainable use of these investments, primarily aimed at facilitating police evaluations and mation gathered in this manner was entered into the technical systems in order to provide procedures, is equally ensured. an updateable database for the long‐term con‐ trol of “clan crime”. A monitoring process makes the exchange of information of Project KEEAS through the new‐ ly procured technical equipment and the IT infrastructure possible – even beyond the pro‐ ject term.

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4.5 Expert conferences potential future collaborations in North Rhine‐ Westphalia on the issue of “clan crime” were

introduced. Between 2016 and 2018 three conferences on “clan crime” were held, initiated and hosted by Project KEEAS. 4.6 Forms of collaboration within At the first congress (held on November 30, the context of crime families / 2016), senior law enforcement officials in Initiation of control measures North Rhine‐Westphalia were informed about Project KEEAS and its objectives. Situation de‐ scriptions on a state and federal level, reports Along with other establishments/venues typi‐ on police operations and investigation proce‐ cal of the milieu (service providers, kiosks), dures, and even notes on ethnological and hookah lounges in particular may provide historical aspects were discussed with the aim hideaways for criminals affiliated with clan of sensitising mainly police officers to the topic structures. The increasing number of such (in of “clan crime” and the initiatives to come. part) licence‐free businesses on some streets or in certain neighbourhoods within several The second KEEAS conference (held on No‐ municipalities in North Rhine‐Westphalia as vember 20, 2017) aimed at providing infor‐ well as the potential emergence of segregated mation on courses of action to combat “clan spaces related thereto necessitate controlling crime” both on a police operational and on a the milieu. In meetings and through other municipal level. In addition to that, participants means of information exchange, the insights were given the opportunity to share their ex‐ and experiences gained within the framework periences from a law enforcement, municipal of Project KEEAS were used to make police and or judicial perspective and to discuss strategic municipal authorities in North Rhine‐ concepts and measures at a workshop. Westphalia, but also tax investigation and cus‐ toms departments aware of the particular The final conference of Project KEEAS (held on importance of “clan crime” control and its September 24, 2018) was devoted to inform‐ effects on the gastronomic scene of the feder‐ ing responsible officials from the Ministry of al state. the Interior and the Ministry of Justice as well as representatives from law enforcement As of July 2018, the state government of North about the initiatives and findings resulting Rhine‐Westphalia has increased the investiga‐ from the work within Project KEEAS during the tive pressure on the criminal scene. The in‐ last two years. The conference gave German sights and local concepts accumulated through and foreign law enforcement experts, officials Project KEEAS at the State Office of Criminal of local authorities, scientists and media repre‐ Investigation and several other police depart‐ sentatives the opportunity to share their par‐ ments helped identify criminogenic localities ticular perspective on “clan crime”, thus laying and networks. the foundation for a publicly noticeable reac‐ tion of administrative and security authorities Various forms of cooperation and operational to a major issue of criminal policy. Moreover, concepts exist on a regional level, which serve

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Final Results as a basis for the intensification of the fight were supported with intelligence gathered against “clan crime” and the development of within the framework of Project KEEAS. preventive measures by police authorities – often in collaboration with other actors (local On the initiative of Project KEEAS and its pro‐ authorities, customs offices, non‐statutory ject partners of other German states, the Fed‐ welfare providers). The expert knowledge of eral Police, the customs authority, and the launching and sustaining such forms of coop‐ Federal Criminal Police Office, collective priori‐ eration originates in part from intelligence and ties on the federal level were decided on. By a assessments gathered within the framework of resolution of the 38th meeting of the “Commis‐ Project KEEAS. Further details on developed sion for Organised Crime” (KOK), North Rhine‐ actions plans will be revealed on a later date. Westphalia has been appointed head of a working group with representatives of the A meta‐analysis of the concepts predating Federal Criminal Police Office and the State Project KEEAS and those developed as part of Offices of Criminal Investigation of Berlin, Bremen and Lower Saxony – to draft a pro‐ the project resulted in the drafting of best posal for the further handling of “clan crime” practices made available to authorities and on the federal level. The results of this working administrative bodies in North Rhine‐ group were subject of a referral by the 39th Westphalia and to the project partners meeting of the KOK on 17‐18 October 2018 to through meetings and conferences, but also decide on a nationwide prioritisation or project through other means of information exchange development. (intranet, training courses).

4.8 Policy advice / Public relations 4.7 Initiation of evaluation

projects and investigation The fight against “clan crime” is a prominent procedures issue relevant to both criminal policy and the media. Its impact has grown during the course One of the activities responsible for the suc‐ of the project, due to the development of the cess of Project KEEAS was the intensification of crime situation as well as the initiatives the collaboration and information exchange on launched as part of Project KEEAS. The focus of both the national and international level with criminal policy on “clan crime” has been for‐ the aim of launching evaluation projects and malised in the coalition agreement of North investigation procedures. Rhine‐Westphalia 2017‐2022. The State Office of Criminal Investigation has been commis‐ sioned to give an overview of the fight against During the project term, all operational anal‐ “clan crime”. At the same time, the state gov‐ yses and criminal proceedings initiated in reac‐ ernment has expanded the operational tion to evidence pointing to criminal groupings measures of local police authorities (with a or to initial suspicion of a criminal offence focus on the Ruhr district).

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The initiatives are not limited to repressive and Project members were also involved in the preventive measures, but also aims at inform‐ development and enhancement of existing ing the public about a topical phenomenon of training programmes of the police forces in criminal policy. The dialogue with the public is North Rhine‐Westphalia. intended to continue in the long term and will ensure the participation of the public sphere in shaping the security policy in North Rhine‐ 4.10 Conclusion Westphalia, e.g. within the framework of the

“Ruhrkonferenz 2018/2019”. The various initiatives emerging from Project

KEEAS resulted in a substantially more com‐ The issue of “clan crime” was also the subject prehensive knowledge of “clan crime” and an of management and expert conferences organ‐ increase in police competences with regard to ised by the Ministry of the Interior, where as‐ police operations and crime control. pects of crime control, police operations in general and traffic monitoring were addressed. The multilayered initiatives outlined here have At the same time, members of Project KEEAS provided an overview of police concepts re‐ worked with policymakers and media repre‐ garding the fight against “clan crime” in North sentatives in an advisory capacity. Rhine‐Westphalia and raised awareness of the

phenomenology and the danger posed by of‐ In conclusion, the initiatives launched as part fenders among police officers – and thus finally of Project KEEAS met with a significant public strengthened capabilites and competences of response and have put the importance and the police to combat “clan crime” and to execute extend of “clancrime” into the public focus. police operations.

Based on this knowledge, recommendations 4.9 Research projects / Education with respect to best practices of repressive and preventive police actions have been devel‐ and training oped. Furthermore, the insight gained by re‐ gional police authorities through the project The insights into the research situation on clan organisation and Project KEEAS itself forms a families gained from the analysis of the perti‐ strong basis for the decision‐making practice of nent literature formed the basis for an ongoing criminal policy in North Rhine‐Westphalia. The dialogue with ethnological, sociological or current focus on “clan crime” in the state is criminological research institutes in Germany. closely related to the initiatives arising from The discussion revolved around the question Project KEEAS. to what extent the information gathered through Project KEEAS may benefit research projects in the future. This involves, among others, the question of how the judicial system may address the issue of “clan crime” in the future, e.g. in regard to the potential emer‐ gence of parallel judicial structures.

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Final Results

5 Project results / Situation report North Rhine‐Westphalia

The primary objective of the project was the The analysis of police data pointed to settle‐ identification and definition of existing crime ments of clan families in less densely populat‐ hotspots in North Rhine‐Westphalia. In addi‐ ed areas with relatively low cost of living (no‐ tion to that, further insight into ethnically ho‐ tably rent), e.g. the districts of Borken, mogenous subcultures was to be gained Coesfeld, Düren and Mettmann. As the legal throughout Germany. In the following, an status of many clan members does not permit overview of the current situation will be given them to hold a job, the pull factors of the la‐ only to the extent that no confidential or clas‐ bour market tend to carry less weight in the sified information (restricted to police‐internal choice of residence than, for instance, afforda‐ use) will be divulged.[4] No persons shall be ble housing or the proximity to other members named, nor shall any specifics with respect to of the same family or ethnic group. the description of operative tactics or police strategies be included in this public document. Within the conurbations the families tend to live close to one another and to maintain regu‐ lar contact with family members in Lebanon, 5.1 Geographical focus areas Turkey, Syria or other countries. Due to the mobility of their members and the tendency to marry within one’s ethnic group, clan families The settlement of Turkish‐Arabic clan families often run an international network of mem‐ in North Rhine‐Westphalia is only partly trace‐ bers capable of acting dynamically even (and able. Some families have between 250 and increasingly) beyond North Rhine‐Westphalia 1,000 members. With sometimes ten or more (nationwide and internationally). These cir‐ children, the individual families can be consid‐ cumstances form the basis for criminal activi‐ ered exceptionally large, not only by European ties, with a safe framework for planning and standards. Affordable housing and family reu‐ committing criminal offences and the possibil‐ nification have led to a concentration of larger ity to secure stolen goods within the family. family associations within the Ruhr district in Therefore, the central role of the clan mem‐ the last 30 years, whose residential areas often bers’ family ties in the context of their criminal coincide with local crime hotspots. The ex‐ activities necessitates police investigations change of information with local police author‐ based on family affiliation. ities has revealed a regional concentration particularly in the independent cities of Bo‐ Outside of North Rhine‐Westphalia, members chum, Dortmund, Duisburg, Essen, Gelsenkir‐ of Turkish‐Arabic clan structures tend to en‐ chen and Recklinghausen as well as in several gage in criminal activity in the federal states of neighbouring districts. Berlin, Bremen and Lower Saxony. Combating clan‐based crime is an integral part of the fight

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against organised crime in these states as well. Another manifestation of clan‐related criminal Throughout Europe the distribution of clan activity involves the motor trade. Benefitting members can be traced back to the diaspora of from the purportedly legal framework, delin‐ the Lebanese civil‐war refugees and the con‐ quents exploit the logistic infrastructure for comitant family reunifications; their represen‐ drug trafficking and alternative, non‐regulated tation within EU countries varies depending on forms of money transfer[5], as well as for any the clan. Aside from Germany Sweden and other conceivable criminal activity through the Denmark show a high concentration of clan provision of motor vehicles. The clan milieu’s families. particular affinity towards (tuned) motorised vehicles has become apparent by their use of

public space for “car posing” and offences related thereto (car races on public roads, 5.2 Delinquency modification of the performance or appear‐ ance of vehicles). Investigation procedures in North Rhine‐ Westphalia with suspects affiliated with Turk‐ In the past, criminal proceedings on account of ish‐Arabic family clans show a high rate of usury in connection with key services have drug‐related offences (mainly illegal import repeatedly been initiated against members of and trafficking of cocaine, receiving, fraud, and clan families. document forgery) within the field of organ‐ ised crime. Relating to general crime, clan From a police operational point of view, inter‐ members are frequently involved in violent national money laundering activities in connec‐ offences (e.g. grievous bodily harm, wilful as‐ tion with unauthorised cash transactions6 sault, intimidation, civil disorder, and verbal should also be mentioned. Along with the abuse). In many cases altercations arise from abovementioned activities within the motor territorial conflicts between opposing groups trade industry, they constitute a criminal activ‐ (other clan families or, in one case, a motorcy‐ ity in the form of “crime as a service”. cle gang) and revolve around criminal markets or family‐internal matters (e.g. violation of In the last years, several customs investigation honour). They often involve the use of edged, offices – especially in North Rhine‐Westphalia pointed or trauma weapons, as well as – albeit and Lower Saxony – have initiated proceedings rarely – firearms). (mostly against Mhallami) on account of illegal import and trafficking of untaxed cigarettes Apart from this, members of Turkish‐Arabic and, most notably, water pipe tobacco. The clan families frequently engage in the booming hookah lounge scene is largely controlled by phenomenon of Caller ID spoofing. This in‐ persons with clan family affiliations. In addition volves fraudulent call centres (mainly in Tur‐ to that, customs authorities frequently investi‐ key), from which (predominantly German) gate this group of delinquents in connection senior citizens are called using a false caller ID with contraband and illegal trade of pharma‐ with the aim of coercing the receiver of the call ceuticals and counterfeit products. into making payments under some pretext.

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Final Results

5.3 Areas of overlap with other An ethnically largely homogenous boxing scene phenomena is emerging, where individual clan members’ sporting ambitions collide with a social envi‐

ronment in which criminal activities are dis‐ 5.3.1 Outlaw motorcycle gangs cussed. Moreover, matches and competitions offer a stage for flaunting hierarchies and Turkish‐Arabic groups and pertinent individuals spheres of influence among the “clans”. Police have been found to have ties to outlaw motor‐ evaluations have uncovered connections be‐ cycle gangs. In North Rhine‐Westphalia, con‐ tween the boxing scene and circles affiliated nections to traditional groups (Hells Angels, with organised crime. Bandidos) as well as to other biker‐like groups have been uncovered. It has been ascertained that the infiltration of the charters and chap‐ 5.3.3 Media reception ters by Turkish‐Arabic clan members has been the subject of discussion on the executive level Criminal activities of clan members are often of the outlaw motorcycle gangs in Germany. related to some form of public interaction – e.g. self‐presentation in public or on social

(Facebook, Twitter, Instagram) or traditional 5.3.2 Rap scene / Boxing scene media (newspapers, TV). No data exists on the extent to which the treatment of “clan crime” Through the aggressive use of social media, in, for instance, TV shows (“Four Blocks”) or the rap scene and its affiliated subculture have news coverage fosters the self‐chosen nimbus been gaining importance in the context of of clan members and, in doing so, gives an criminal activities engaged in by members of incentive for adolescents to engage within extended families of Turkish‐Arabian origin, criminal clan structures. who often regard the scene as a stepping‐ stone to public awareness. 5.3.4 Hookah lounge scene The rap scene – at least in its manifestation as gangster rap – features a blending of legal and In the context of concomitant phenomena of illegal activities; the commercialisation of “in‐ “clan crime” the hookah lounge scene, becom‐ house” rappers and labels has significant eco‐ ing increasingly popular throughout nearly nomic potential. Actual or staged conflicts every community in North Rhine‐Westphalia within the scene are argued out and exacer‐ and providing criminal clan members with bated on social media and frequently form the communicative spaces and hideaways, de‐ basis for violent confrontations. The aggressive serves particular attention. In addition, these communication of the rap scene attracts localities frequently function as offices for arbi‐ members of families of Turkish‐Arabian origin trators. and facilitates the start of a criminal career. Hookah lounges form part of an emerging youth culture, but also serve as meeting points

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for subcultural or criminal elements and there‐ ing) is associated with “power” and “strength” fore constitute a potential hub of logistic and within the clan community. social contacts and information procurement.

Especially in the Ruhr district, hookah lounges are often opened by members of Turkish‐ Arabian clan families through strawpersons. 5.4 Weaponry

Findings shared by customs authorities and by Altercations and armed conflicts (involving the police authorities investigating the hookah use of edged, pointed or trauma weapons) lounge scene against the backdrop of local between individual families and groups of the concepts within an administrative framework clan milieu have been repeatedly reported. confirm the importance of the milieu in the Considering the historical and cultural back‐ context of criminal activities. The sale of un‐ ground of the groups involved, armed conflicts taxed, illegally imported water pipe tobacco is concerning territorial claims or violation of common practice at hookah lounges, as shown honour are to be expected. The intelligence by confiscation and complaint numbers at gathered throughout the project points to customs authorities. contacts of individual clan members in the illegal arms trade milieu. The unstable political The waterpipes at hookah lounges have also situation in parts of Turkey and in Syria and the frequently proven to be a source of health concomitant high availability of firearms (in‐ risks, as the processes of vaporisation and cluding military‐grade weapons) further in‐ smoking may – in combination with structural crease the risk potential. Conflicts revolving defects such as lack of ventilation – result in an around the use of firearms have been reported overexposure of customers and staff to carbon primarily in Sweden. monoxide. The increasing number of carbon monoxide poisonings in connection with hook‐ ah smoking corroborates the hazardous poten‐ 5.5 Parallel justice / Arbitrators tial of hookah lounges.

“Parallel justice” describes a form of inadmis‐ sible dispute settlement outside the legal sys‐ 5.3.5 Car tuning poseur scene / tem. It is practised in secret and reflects a for‐ Speeding and boasting eign value system.[6] Employing alternative forms of conflict resolution is commonly not Members of Turkish‐Arabian “clans” tend to due to unlawful convictions but to cultural publicly pose with tuned motorised vehicles practices in the different countries of origin of and to present themselves accordingly on so‐ the people in question. Clan members tend to cial media. This demeanour demonstrates the consider conflicts as an internal matter best clan members’ wealth and status attained and resolved without government intervention. their rejection of the legal system. Flaunting Additionally, a lack of trust and the resulting material status symbols (cars, jewellery, cloth‐ withholding of information from the constitu‐ tional state provide further justification of in‐ ternal dispute settlement. The clan families’

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Final Results experiences in their respective home countries 5.6 Prevention causes them to perceive government bodies as instruments of repression. They are often un‐ The typical behaviour of clan members of Turk‐ familiar with the principles of German law, ish‐Arabian descent involves the desire to pub‐ which is also considered lacking sanctions and licly flaunt one’s claim to supremacy, holding “weak”. the belief that judicial or legal measures will

prove ineffective at hindering their criminal Scientific research – such as the investigations expansionism. A behavioural shift within clan conducted within the framework of Project families may be achieved through quick and KEEAS – has yet to yield reliable numbers on resolute reactions to infringements (including the magnitude of parallel judicial systems.[7] the freezing of assets) in tandem with intensive Berlin, Bremen and Essen are particularly af‐ efforts at integrating the following generation. fected. In light of their insufficient integration and their uncertain resident status, many Leb‐ This approach is taken by several initiatives for anese and Mhallami view extrajudicial dispute crime prevention in North Rhine‐Westphalia[8], settlement as an opportunity to avoid the pub‐ which are aimed at offering at‐risk children lic and, in consequence, deportation. The re‐ and youths in various cities alternatives to a jection of state institutions and the govern‐ life of crime. Through outreach work pedagog‐ mental prerogative to impose sanctions in ical experts attempt to identify the individual favour of individual rules and unwritten laws causes for taking up a criminal career. In con‐ presents itself as problematic from a constitu‐ sideration of integrative approaches (e.g. sug‐ tional perspective, particularly with regard to gestions offered by the youth welfare office), family and inheritance law. they are also responsible for networking and

developing individual measures for preventing The establishment of non‐governmental dis‐ crime for the people concerned as well as their pute settlement mechanisms (especially in families. regard to violations of honour or the pursuit of family interests within or outside the family) Similar initiatives exist in other countries (e.g. with their own individual sanctions has be‐ Denmark and Sweden). A visit of a Danish po‐ come evident in North Rhine‐Westphalia. lice station at a focal point of criminal activity Within the “Lebanese” scene, the patriarch or (Vollsmose/Odense) provided insights into the clan eldest often exercises the function of an workings of a successful prevention model. In arbitrator, which includes the responsibility to Vollsmose/Odense police and social workers resolve family‐specific issues in connection form an organisational unit, combining gov‐ with criminal activity (such as territorial ques‐ ernmental “soft” and “hard” power to detect tions, e.g. in the drug trafficking scene). It is yet signs of positive behaviour and willingness to to be determined whether these authorities quit the scene in clan members. Through a hold quasi‐judicial responsibilities (in which zero tolerance policy, they also send the signal case their function would exceed the responsi‐ to the non‐criminal population of the “ghetto” bilities of a mediator). that their neighbourhood is to be made safe and liveable. This form of “dialogue‐based”

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project relies heavily on the operatives’ famili‐ ing a residence are likely to achieve results arity with individual members of clan families. with regard to exhaustive prevention. In light This information enables the police and social of many clan members’ resident status, their workers to break up supporting gang struc‐ unwillingness to cooperate and foreign policy tures and to offer individual clan members a issues that further complicate deportation, way out of their criminal lives. residence‐terminating measures (especially involving deportation to Lebanon) are current‐ Expert interviews conducted within the ly not being taken. framework of Project KEEAS have shown that repressive actions against notoriously criminal clan members yield only little success in terms of crime prevention. Only measures terminat‐

6 Recommended actions

The exchange of information within Project which requires the joint effort of various ac‐ KEEAS about effective conceptual measures tors. The recommended actions developed to against the complex issues revolving around facilitate police operations contain tactic Turkish‐Arabian family clans has shown that means and behavioural rules and must there‐ police initiatives and a zero tolerance policy fore have to be treated as confidential. For this alone do not suffice to substantially reduce reason they cannot be included in a published organised “clan crime”. Clan members willing final report and are therefore part of a sup‐ to quit the scene must be given incentives, plement made available to police officials.

7 Current trends and future challenges

7.1 Collaboration between of an increasingly poly‐criminal collaborative criminal groupings and network including other criminal organisations and transcending ethnic groups is highly likely potential for conflict in the foreseeable future. Territorial disputes over criminal markets, possibly entailing vio‐ Certain overlaps and collaborations between lent actions in public, are to be expected. members of Turkish‐Arabian family clans and the motorcycle club scene can be observed. Initial reports from other federal states, but Family clans have also been known to asso‐ also from abroad, point to growing conflicts ciate with Albanian organisations. The forming with criminal members of Iraqi, Palestinian and Syrian family associations in Germany – partly

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Final Results in light of the current migratory trend. Due to 7.3 Establishment of valid the continuously high profit potential (particu‐ databases larly of illegal drug trafficking), territorial or distribution conflicts between Turkish‐Arabian As already mentioned, the family structure and family clans and the emerging Arab organisa‐ the affiliation with one’s ethnic group are cen‐ tions are to be expected. The potential of con‐ tral to the criminal clan members’ self‐ flicts revolving around the religious orientation perception and their modus operandi in the of the groups in question cannot be fully as‐ commission of crime (see 3.1). Knowledge of sessed at this point but appears to be high. family structures and ties extending beyond clans are essential for an effective police re‐ sponse to this phenomenon, particularly for 7.2 Financial investigations intelligence work and the initiation and con‐ duct of criminal proceedings. The necessary Analyses performed by Organised Crime Units profiling based on common ethnicity and fami‐ in North Rhine‐Westphalia indicate a signifi‐ ly affiliation will inevitably face the criticism of cant economic potential of individual persons being based on group membership rather than and family associations, which manifests itself well‐founded suspicion. Project KEEAS has yet in the purchase of expensive motorised vehi‐ to determine a promising alternative for gath‐ cles and/or real estate and a flaunting of finan‐ ering intelligence on interconnections and cial assets on social media. As of yet, there has responsibilities to the investigation of family been no conclusive analysis of the subsequent structures. use of the real estate purchased. Supranational, technology‐based research In this context, financial investigations with the plays a vital role in investigations of the scene, help of the databases of local authorities (e.g. bringing with it higher demands on the in‐ land registries) have proven to be an effective teroperability of databases in the future. This tool for the fight against crime. concerns the police‐internal exchange of data on the state and federal level, but also the The rap scene presents another economic collaboration with other authorities and organ‐ factor and contributes to the public debate on isations, and further demonstrates – at least emerging cultural influences in the music in‐ according to police analysts and investigators – dustry. Legal activities blend with illegal ones the need for a common platform for sharing on a public level, which holds the potential for intelligence. Concerns with regard to data pro‐ money laundering and tax offences, but also tection and data security are justified but can‐ for measures of integration and prevention. not belie the fact that a higher degree of data Financial investigations may help reveal facts compatibility with the aim of mutual exchange pertaining to tax issues in this regard, too. is fundamental to the successful fight against “clan crime”.

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7.4 Uniform definition be provided for caseworkers of local authori‐ ties, who find themselves confronted with Another challenge lies in reaching a single def‐ attempts at tampering with administrative inition of the terms “clan” and “clan crime” processes. that can be used nationwide. Based on the In reaction to judicial officers being threat‐ insights gained throughout North Rhine‐ ened, which required witness protection Westphalia, a state‐specific definition has been measures, the Ministry of Justice of Lower developed (see 3.1). A shared definition and Saxony has issued a list of recommended ac‐ uniform procedures for reporting and record‐ tions for preventing and dealing with the ing pertinent information and investigations on abovementioned issues.[9] Measures have also a national level are required to draw up con‐ been taken in Berlin to ensure the safety of clusive overviews of the situation and to be police officers. able to detect and predict developments.

The unequivocal signal sent to criminal clan members must not end with police operations. 7.5 Challenges for the judicial Criminal proceedings must be initiated system promptly. The same applies to the handling of criminal offences and the implementation of Main hearings involving parties from Turkish‐ sanctions by the police and regulatory agen‐ Arabian family associations often require elab‐ cies. orate risk assessment and operative police measures. Trials of “Lebanese” defendants The concept of “on‐site prosecution”[10] in sev‐ have been reported to be exceptionally time‐ eral cities in North Rhine‐Westphalia aims at consuming and conflict‐ridden. There have expediting and optimising judicial processes in been numerous reports of pressuring of co‐ the districts affected by “clan crime” and holds defendants and witnesses, disorderly conduct both preventive and repressive potential. Bun‐ and intimidations of prosecutors by the de‐ dling proceedings against individual incrimi‐ fendants, their families or planted audience nated persons makes it possible to compre‐ members prior to or during trials. hensively consider their criminal careers and their personalities, thus facilitating the drafting The experiences gained from police operations of appropriate complaints. and judicial proceedings need to be taken into account for the development of strategic con‐ cepts for avoiding such disruptions and intimi‐ 7.6 Science and research dations. Due to the problematic nature of in‐ vestigating and assessing extended families The growth of the ethnic group in question residing in Germany (see 3.4) – including their due to migration and a high birth rate during reclusive structures – the estimated number of the last decade, as well as the fact that the unknown cases is considerable. Such cases relevance of the phenomenon of Turkish‐ mostly involve the intimidation of potential Arabian suspects for the police work has only witnesses or victims of crimes committed by developed during the last years, have resulted Turkish‐Arabian family clans. Support shall also

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Final Results in a research gap, added to by the fact that Kriminologische Forschungsstelle, KKF). Similar scientific research on the issue has been focus‐ initiatives exist at other police research insti‐ ing exclusively on non‐governmental dispute tutes on the national and state level. A merger settlement. As of now, no scientific research of these initiatives – where appropriate – is (e.g. on the size of certain family associations currently being considered. A collaboration of of Turkish‐Arabian descent) exists that could different organisations on a joint research pro‐ be employed to issue a situation report. ject allows for a holistic and supraregional view, facilitates the raising of research funds Any long‐term and comprehensive fight and provides opportunities for research‐based against “clan crime” – i.e. preventive crime control. measures, standard police operations and crime control – must be rooted in valid re‐ The research project “Conflict Regulation in search on ethnological, sociological and crimi‐ Germany’s Plural Society” of the Max Planck nological aspects and Polizeiwissenschaft (po‐ Institute for Social Anthropology (Halle/Saale), lice science). The State Office of Criminal Inves‐ which focuses on conflict resolution mecha‐ tigation of North Rhine‐Westphalia is currently nisms of, among others, the Mhallami, pro‐ looking to initiate a research project on select‐ vides law enforcement agencies with new in‐ ed manifestations of “clan crime” at its crimi‐ sights and a basis for alternative courses.[11] nological research centre (Kriminalistisch‐

8 Prospects

The insights gained within the framework of and to uncompromisingly apply the law. This is Project KEEAS point to a substantial criminal the only way to obviate clan influence and, in potential and an elaborate network of mem‐ consequence, a parallel judicial system. In par‐ bers of Turkish‐Arabian extended families, as ticular because at present other ethnic groups the wide range of (mostly serious) criminal tend to show similar behavioural pattern and offences, the rejection of the majority society clans of Turkish Arabian origin shall not serve and its social norms, and the exclusively family‐ as an example. centred mindset of clan members clearly This report finishes with the prognosis that demonstrate. crime originating from ethnically homogenous

subcultures will play an increasingly large role Police and judiciary will continue to face con‐ for police operations and crime control in the siderable challenges due to the isolation of future. As a consequence, the issue of “clan family clans, their high mobilisation potential, crime” will not lose any of its current criminal‐ their continuing growth (owing to a high birth and socio‐political relevance. The illustrative rate), and their rejection of German laws and focus on Turkish‐Arabian “clans” is equally norms. Police and judicial actions need to une‐ conclusive with regard to the potential future quivocally signal responsiveness and control, developments within other homogenous sub‐ cultures in North Rhine‐Westphalia.

23 Endnotes

[1] Subject to conflicting provisions according to the Classified Information Act of NRW.

[2] Caller ID spoofing refers to the practice of clan members calling senior citizens under the pretence of being a law enforcement officer where the receiver of the call is coerced into delivering valua- bles or cash.

[3] MaxQDA - Programme for qualitative content analysis.

[4] In compliance with the Classified Information Act of NRW (VSA NRW).

[5] So-called hawala banking. An informal value transfer system with origins in the early medieval trade in the Middle East. The hawala system allows for a fast, confidential and cost-effective trans- fer of funds. The use of hawala banking without the approval and control of the Federal Financial Services Supervisory Authority (Bundesanstalt für Finanzdienstaufsicht) is considered a punishable offence in Germany.

[6] Report “Zentrum für Interkulturelle Kompetenz der Justiz NRW” (ZIK) from June 8. 2018 (VS-NfD).

[7] One such example is the research project “Parallel Justice“ carried out on behalf of the Senate Ad- ministration for Justice and Consumer Protection in Berlin in 2015.

[8] E.g. the initiative “Kurve kriegen” of the state government of North Rhine-Westphalia with a cur- rent regional focus on 18 local police departments.

[9] Ministry of Justice of Lower Saxony, Handreichung zum Umgang mit besonders belastenden Strafverfahren - VS-NfD (“Handout on Dealing with Exceptionally Onerous Criminal Proceedings“).

[10] Judicial project “Staatsanwälte vor Ort” (“On-site prosecution”) e.g. in Duisburg, implemented in June 2018.

[11] The project is supported by the Centre for Intercultural Competence of the Ministry of Justice, which has been commissioned to develop an overview of the situation of „parallel justice“.

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