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DORFERNEUERUNG PÖHLDE (Stadt Herzberg am , Landkreis )

Grünplanerischer Beitrag

Büro für Landschaftsplanung MEXTORF Dipl.-Ing. Helmut Mextorf LandschaftsArchitekt AK Nds Friedrichshagener Straße 15 31840 Hessisch Oldendorf Tel. 05158-2224 / Fax 05158-2299

Stand: 25. Mai 2011 302 Dorferneuerung Pöhlde – Grünplanerischer Beitrag Seite 2

Titelbild: Naturdenkmal „1000jährige Linde“ in prachtvoller Herbstfärbung

PROJEKTBERICHT „Dorferneuerung Pöhlde – Grünplanerischer Beitrag“

Inhalt Seite

A Bestandsanalyse ...... 4

1 Allgemeine Vorbemerkungen...... 4

2 Pöhldes Lage im Naturraum ...... 4

3 Abgrenzung des Bearbeitungsgebietes / Geltungsbereich...... 5

4 Zu berücksichtigende Planungen und sonstige Sachverhalte / Vorgaben ...... 5 4.1 Schutzgebiete und –objekte ...... 5 4.2 Landschaftsrahmenplan für den Landkreis Osterode ...... 6

5 Bestandsaufnahme und Bewertung ...... 6 5.1 Flächennutzungen und Strukturen im Überblick ...... 6 5.2 Siedlungsstruktur, Ortsbild...... 9 5.2.1 Ortsränder ...... 9 5.2.2 Ortseingänge / Straßen, Wege und Plätze ...... 10 5.2.3 Grünstrukturen / Gärten / Gewässer...... 18 5.3 Lebensräume / Dorfökologie...... 30 5.4 Gestaltungselemente...... 35

B Planerischer Teil ...... 36

6 Freiraumbezogenes Leitbild und grünplanerische Ziele für die dörfliche Entwicklung ...... 36

7 Maßnahmen– und Gestaltungsvorschläge...... 36 7.1 Vorschläge für öffentliche Maßnahmen ...... 36 7.1.1 Ansatz und Zusammenstellung ...... 36 7.1.1.1 Maßnahmen mit Plandarstellungen...... 36 7.1.1.2 Maßnahmen bzw . Gestaltungsempfehlungen ohne Plandarstellungen ...... 54 7.1.2 Weitere Empfehlungen für die Gestaltung und Erhaltung öffentlicher Räume...... 54 7.2 Empfehlungen zur Gestaltung privater Gärten und Freiflächen...... 61

8 Kostenschätzung für öffentliche Maßnahmen ...... 67

Literatur / Quellenangaben ...... 68

Abbildungen Abb. 1 Die Lage Pöhldes Raum...... 4 Abb. 2a+b Geltungsbereich der Dorferneuerungsplanung ...... 5 Abb. 3 Luftbild mit Geltungsbereich der Dorferneuerung ...... 7 Abb. 4 -99 Fotos zum aktuellen Gebietszustand ...... 9 - 30 Abb. 100 Fledermaus-Lebensräume...... 34 Abb. 101-106 Fotos zum aktuellen Gebietszustand ...... 35 Abb. 107 Beispiel „Baumtor“ mit Aufpflasterung am Sägewerk...... 53 Abb. 108 Raumbildung durch Bäume an der Kreuzung König-Heinrich-Platz / Lindenstraße ...... 53 Abb. 109 Grünkulisse in der Mathildenstraße ...... 53 Abb. 110 Beispiel für die Umgestaltung des Mühlengrabens...... 53 Abb. 111 Prinzipien zur Gestaltung von Kreuzungen, Einmündungen und Straßenabschnitten ...... 56 Abb. 112 Beispiel für einen neuen Geländertyp an Gewässern ...... 58

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Inhalt (Fortsetzung) Seite

Abb. 113a+b Gestaltung einfacher, rustikaler Sitzbänke ...... 58 Abb. 114a+b Farbenfrohe niedrige Bepflanzung von Restflächen im Straßenraum...... 60 Abb. 115 Beispiele für die Positionierung von Bäumen im Vorgartenbereich...... 62 Abb. 116 Angemessene Einfriedungen zur Verwendung im Dorf ...... 63

Tabellen Tab. 1 Eigenschaften und Gestaltungsqualität öffentlicher Straßen, Wege und Plätze ...... 12 Tab. 2 Gefährdung der dörflichen Tier- und Pflanzenwelt...... 32 Tab. 3 Lebensraumstrukturen und daran allgemein gebundene Arten in Ortslagen ...... 33 Tab. 4 Obstbäume als Lebensraum...... 34 Tab. 5 Planungs- und Gestaltungsziele für die öffentlichen Maßnahmen 1 – 10 ...... 38 Tab. 6 Kostenschätzung für Maßnahmen im öffentlichen Bereich ...... 67

Textkarten 1 Flächennutzungen und Strukturen (Bestand) ...... 8 2 Ortsbild (Bestand) ...... 11 3 Bereiche für öffentliche Maßnahmen...... 37

Maßnahmenkarten 4 Maßnahme 1: Gestaltung Lindenstraße / Grundvariante...... 41 Variante 1...... 42 5 Maßnahme 2: Gestaltung Pfalzstraße / Grundvariante ...... 43 Variante 1 (Blatt1) ...... 44 Variante 1 (Blatt 2) ...... 45 6 Maßnahme 3: Parkplatz Kirche / „Am Sumpf“ mit Zufahrt ...... 46 7 Maßnahme 4: Eingrünung Ortsrand Nord ...... 47 8 Maßnahme 5: Am Mühlengraben ...... 48 9 Maßnahme 6: Spielplatz und Mühlengraben Ortsmitte...... 49 10 Maßnahme 7: Wegeverbindung „Auf der Gehre“ mit Anbindung an die Brandenburger Straße...... 50 11 Maßnahme 8: Fußw eg an der Beber...... 51 12 Maßnahme 9: Gestaltung „Im Sumpfe (Teich mit Umfeld) ...... 52

Anhang 1 Gehölzarten-Liste zur Verwendung für den öffentlichen Raum ...... 69 2 Ausdauernde Kletterpflanzen ...... 70 3 Übersicht „Vögel und Fledermäuse an Gebäuden“ ...... 71 4 Gesetzlich geschützte Biotope ...... 72

Fotos: MEXTORF

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A Bestandsanalyse 1 Allgemeine Vorbemerkungen Verfahrensablauf und Inhalte von Dorferneuerungsplanungen sind in Niedersachsen nicht verbindlich bzw. rechtlich normiert. Es besteht daher eine relativ große Gestaltungsfreiheit bei der Projektbearbei- tung, das gilt auch für grünplanerische Aspekte. Daraus ergibt sich im Einzelfall und damit auch für Pöhlde ein Handlungsspielraum, der angesichts der Vielfalt und Verschiedenheit niedersächsischer Dörfer auch notwendig und geboten ist. Gleichwohl haben sich in Bezug auf Vorgehensweise und In- halte bewährte Standards herausgebildet, die auch in diesem Grünplanerischen Beitrag zur Dorfer- neuerung Pöhlde zugrundegelegt werden. Unter den von SCHOLLES (2006) allgemein umschriebenen Einzelzielen der Dorferneuerung sollen mit Blick auf diesen Fachbeitrag aber insbesondere zwei inhaltliche Anforderungen hervorgehoben werden: • Bewahrung bzw. Wiederherstellung der dörflichen ökologischen Eigenart und Vielfalt • Einbindung des Dorfs in die Landschaft Dabei ist der erarbeitete Dorferneuerungsplan als Rahmen für die weitere Entwicklung des Ortes zu sehen. Nach LANDZETTEL (1985, S. 5) ist dabei nicht schematisiert, sondern vielmehr „auf die besondere Situation eines Dorfes einzugehen. Der unverwechselbare Charakter eines Dorfes ist festzustellen; seine Möglichkeiten sind zu ergründen und damit in Bezug zu bringen, damit das Wesen des Dorfes auch in seinen Wandlungen weiter lebt“. Und in Bezug auf die nötige Akzeptanz einer solchen Pla- nung gilt auch heute noch: „Ohne die anzustrebende positive Mitwirkung vieler bleibt auch die Dorfer- neuerungsplanung in ihren Wirkungsmöglichkeiten begrenzt. Dorferneuerungsplanung wird nieman- dem aufgezwungen – sie setzt gerade auf Grund der Freiwilligkeit positive Motivationen in Richtung Gemeinsamkeit frei“ (ebenda, S. 7). Diesen Leitgedanken ist auch bei der Dorferneuerung Pöhlde und speziell diesem Grünplanerischem Beitrag Rechnung getragen worden.

2 Pöhldes Lage im Naturraum Pöhlde ist eine von insgesamt fünf Ortschaften der Stadt . Der Ort liegt südlich der Stadt Herzberg zwischen der Oder-Niederung im Norden von Pöhlde und dem Hangfuß des bewalde- ten Höhenzuges „“ im Süden der Ortslage (siehe Abb. 1).

Abb. 1: Die Lage Pöhldes im Raum (Quelle: LGN 2003) Naturräumlich gehört Pöhlde zum engeren südwest-lichen Harzvorland, speziell zur Untereinheit „Terrassen der , Oder und “ (LANDKREIS OSTE-RODE 1998). Weite Teile der östlichen und westlichen Pöhlder Umge- bung sind durch großflächige, intensive landwirtschaftli- che Nutzung (Acker, Grünland) gekennzeichnet, in der Oder-Niederung ist auch ein höherer Anteil extensiver Grünlandnutzung zu finden. Der Rotenberg südlich von Pöhlde ist vorwiegend mit Laubmischwald (vorherr- schend: Buche), untergeordnet auch mit Nadelholz, be- stockt. Raumgliedernde Gehölzbestände und –kulissen finden sich außer am Rotenberg vor allem entlang der Oderniederung, im Pöhlder Wald nordöstlich des Ortes sowie untergeordnet und in der Regel nur lückig auch an Straßen, Wegen und Gewässern in der Pöhlder Feld- mark. Wegen des karstigen Untergrundes bzw. aufgrund der geologischen Voraussetzungen gilt der Raum als erdfallgefährdet, der Bereich „Im Sumpfe“ ist ein an- schauliches Beispiel dafür. Das Klima der submontanen Berglandregion zeigt nach Angaben des NLfB (1980) große regionale Unterschiede: mittlere bis hohe Jahresniederschlägen von 650 – 850 mm/a, eine mittlere Lufttempera- tur im Jahresdurchschnitt von 8,5 o C, eine klimatische Wasserbilanz mit geringem bis mittlerem Was- serüberschuß von 100 – 300 mm/a und hohem Defizit (50 – 75 mm/a) im Sommerhalbjahr sowie lan- ge Vegetationszeiten (Ø 220 – 230 Tage/a; mit zunehmender Höhenstufe jedoch kürzer).

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3 Abgrenzung des Bearbeitungsgebietes / Geltungsbereich Ausgehend von den allgemeinen Anforderungen einer Dorferneuerungsplanung und in Verbindung mit dem Sachverhalt, dass die Förderung von Maßnahmen z.B. in Neubaugebieten nicht möglich ist, wur- de für das Dorferneuerungsverfahren Pöhlde der in Abb. 2 dargestellte Geltungsbereich abgegrenzt. Er konzentriert sich damit vorrangig auf den in der Bausubstanz älteren, historisch geprägten Kernort im Verlauf von Lindenstraße, König-Heinrich-Platz, Burgstraße, Klosterstraße / Im Zühl und Pfalzstra- ße, bezieht aber auch die Straßenzüge Mühlenstraße, Brandenburger Straße, Herzberger Straße, Am Bruch und Am Mühlengraben mit ein. Auch die Gewässerläufe Mühlengraben und Beber sind Be- standteil des Geltungsbereiches.

Abb. 2a + b: Geltungsbereich der Dorferneuerungsplanung Diese Abgrenzung ist das Ergebnis eines Abstimmungsprozes- ses unter Beteiligung der Stadt Herzberg am Harz, des Amtes für Landentwicklung Göt- tingen, der Planer so- wie der im Arbeitskreis Beteiligten. Sie um- fasst im Wesentlichen den alten Pöhlder Ortskern einschließlich wichtiger Anbindungen an das bestehende Verkehrs- und Wegenetz als auch die genannten Gewässer als wichtige ortsbildprägende Land- schaftselemente im Raum. Darüber hinaus wurden sowohl ein landwirtschaftlicher Betrieb in der Oderbreite (s. Abb. 2a) nördlich der Ortslage als auch ein Betrieb südöstlich von (s. Abb. 2b) ebenfalls in den Geltungs- bereich mit einbezogen. Vor dem Hintergrund hier vorrangig zu entwickelnder öffentlicher Maßnahmen werden die außerhalb liegenden Hofstellen jedoch nachfolgend nicht detaillierter betrachtet.

4 Zu berücksichtigende Planungen und sonstige Sachverhalte / Vorgaben Wenngleich die Dorferneuerungsplanung in freiwilliger Verantwortung der Stadt Herzberg am Harz aufgestellt wird und die Planung keine Verbindlichkeit z.B. gegenüber Dritten wie den Bürgern, Grundeigentümern o.a. besitzt, hat sie doch als raumgestaltende kommunale Planung andere raum- wirksame Planungen zu berücksichtigen bzw. auf vorliegende örtliche oder überörtliche Planungen und Vorgaben einzugehen oder zumindest hinzuweisen. Im Einzelfall lassen sich daraus u.U. auch wichtige Planungshinweise und Anregungen für die zukünftige Dorfentwicklung ableiten. Dabei ist die Dorferneuerungsplanung insgesamt auch einer nachhaltigen städtebaulichen Entwicklung verpflichtet, das schließt auch Grünstrukturen mit ein.

4.1 Schutzgebiete und -objekte Baumschutzsatzung Eine Baumschutzsatzung, die bei der Planung und vor allem bei der späteren Durchführung von Maß- nahmen im Rahmen der Dorferneuerung zu beachten wäre, liegt derzeit für die Stadt Herzberg am Harz nicht vor. Naturschutzrechtliche Schutzgebiete und –objekte In enger Benachbarung zum Ort ist die Oderniederung nördlich von Pöhlde sowohl Naturschutzgebiet (NSG 10 „Oderaue“) als auch FFH-Gebiet (FFH 134 „Sieber, Oder, Rhume“). Der zusammenhängen- de Kern-Geltungsbereich der Dorferneuerung überlagert sich nicht mit den beiden Schutzgebieten, aber der Bereich des einbezogenen landwirtschaftlichen Betriebes nördlich der Oder überschneidet sich in seinem südlichen Teil geringfügig mit dem FFH-Gebiet. Außerdem ist die 1000jährige Linde auf der Südseite der Lindenstraße innerhalb des Geltungsberei- ches als Schutzobjekt (hier: Naturdenkmal) wie folgt ausgewiesen (STADT HERZBERG 2010; LAND- KREIS OSTERODE 1998). OHA 16 Gerichtslinde in Pöhlde Rest einer ca. 1000 Jahre alten Linde mit Bedeutung für die Heimatkunde

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Im Bereich des Plangebietes sind außerdem folgende Biotope mit gesetzlichem Schutz nach § 30 BNatSchG vorhanden (LANDKREIS OSTERODE 2010 + STADT HERZBERG am HARZ 2011):

Bezeichnung Kurzbeschreibung Lage Nr. 4327/30/07 Röhrichte (seggen-, binsen- oder hochstaudenreiche Naßwiesen), „Berggärten“ südlich des Ortes Sümpfe Nr. 4327/30/09 Quellbereiche (seggen-, binsen- oder hochstaudenreiche Naßw iesen), „Berggärten“ südlich des Ortes Sümpfe Nr. 4327/30/11 Sumpf (natürliche Höhlen und Erdfälle) „Im Sumpfe“ (Kernort)

Die annähernde Lage der Biotope ist im Anhang 4 dargestellt.

4.2 Landschaftsrahmenplan für den Landkreis Osterode Für den Pöhlder Siedlungsraum und damit auch speziell für den Geltungsbereich der Dorferneuerung (Ausnahme: Gehöft in der Oderbreite) sind nur wenige spezielle Maßnahmenempfehlungen bzw. Ein- zelziele zur weiteren Entwicklung dargestellt. So wird der Freiraum (örtliche Bezeichnung: Gehre / Sumpf) zwischen Klosterstraße, Brandenburger Straße sowie Pfalz- und Mühlenstraße als „innerörtliche Grünfläche mit besonderer Bedeutung für das Ortsbild, des Ortsklima und als innerörtlicher Lebensraum für entsprechende Tier- und Pflanzenarten“ eingestuft. Es wird empfohlen, diesen Freiraum zu erhalten und nicht für Bebauung oder Verkehrsflä- chen zu nutzen. Der Bereich zwischen der Beber und dem nördlichen Waldrand des Rotenberges (örtliche Bezeich- nung: In den Berggärten) ist als „Gebiet zur Erhaltung sowie zur Schaffung bzw. Wiederherstellung wichtiger Grünlandbereiche für Naturhaushalt / Landschaftsbild“ u.a. dargestellt. Für den Bachlauf der Beber zwischen der Herzberger Landstraße am Sägewerk und der Straße Am Bruch wird das „vorrangige Renaturieren oder Rückbauen eines nur bedingt naturnahen oder natur- fernen Abschnittes des Gewässers …“ empfohlen. In Bezug auf die Begrenzung für die Entwicklung von Wohnen / Gewerbe / Industrie soll sich der nörd- liche Siedlungsrand nicht über die Linie Schießplatz / Jugendheim / Sportplatz etc. weiter hinaus nach Norden ausdehnen. Und schließlich sollen insbesondere die östlichen / nordöstlichen Ortsrandlagen z.B. durch Gehölzpflanzungen am Ortsrand oder an Straßen und Wegen in ihrer Gestaltung verbessert werden. Näheres ist dem umfangreichen Gesamtwerk des LRP (LANDKREIS OSTERODE 1998) zu entneh- men.

5 Bestandsaufnahme und Bewertung 5.1 Flächennutzungen und Strukturen im Überblick Einen ersten groben Überblick über die Siedlungs- und Freiraumstruktur von Pöhlde liefert das Luftbild in Abb. 3. Daraus wird deutlich, dass es sich bei dem alten Siedlungskern (vor Ort noch kenntlich an den überwiegend mit roten Tonziegeln eingedeckten Gebäuden) um ein langgestrecktes Straßendorf handelt. In Karte 1 ist dann als Momentaufnahme (Ende 2009) der aktuelle Bestand an Flächennutzungen und Strukturen im Geltungsbereich der Dorferneuerungsplanung und seiner Randbereiche zu Beginn der Planung festgehalten. Aufgrund des bei Dorferneuerungen gegebenen Planungsmaßstabes und der Aufgabenstellung kann solch eine Bestandserfassung aber nur eine begrenzte Tiefenschärfe haben, es kann nicht der letzte Baum oder das letzte Detail erfasst werden. Deutlich wird dennoch ein sehr vielfältiges und vorwiegend kleinteiliges Mosaik aus Siedlungsflächen mit Gärten und anderen öffentli- chen und privaten Freiräumen, Verkehrsflächen, Gehölzbeständen, landwirtschaftlich genutzten Flä- chen usw., wie es zunächst typisch für die Mehrzahl niedersächsischer Dörfer ist. Auffällig und für viele Dörfer des Harzvorlandes kennzeichnend ist auch in Pöhlde die kleinteilige Par- zellierung beiderseits der Hauptstraßenzüge, verbunden mit einem sehr engen Gebäudestand bzw. sehr hoher Gebäudedichte (dabei hoher Anteil an Fachwerkgebäuden) und daher vielfach geschlos- senen Gebäudefronten entlang der Straßen. Dahinter liegen meistens zugehörige schmale Garten- parzellen, die hier vielfach noch als Grabeland, oft auch als Obstwiese bzw. Obstgärten, aber teils auch schon als Freizeitgärten genutzt werden. Nördlich bzw. nordöstlich des Geltungsbereiches schließen ausgedehnte Neubaugebiete (Wohnbauflächen) einschließlich Schulgelände, Friedhof u.a. an. Bestimmendes Bauwerk im Ort ist die Kirche. Am südöstlichen Ortsausgang ist als größerer gewerblicher Komplex ein Sägewerk vorhanden.

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Durch die Vielzahl der noch wirtschaftenden Haupt-, Neben- und Zuerwerbsbetriebe ist Pöhlde in sei- ner Struktur noch sehr stark landwirtschaftlich ausgerichtet, wobei neben den größeren Ackerschlägen nördlich des Ortes vor allem auch Grünland prägend ist (westlich und östlich des Ortes; Berggärten am Rotenberg; Bereich Gehre / Sumpf im Kernort). Für den Ort ganz wichtige Landschaftsstrukturen sind die Gewässer. Sie bestimmen den Charakter des Ortes wesentlich mit, tragen enorm zur gestalterischen Belebung im Ortsbild bei und sind daher auch für Freizeit und Erholung von Bedeutung. Zu nennen sind hier der durch Dolinenbildung (Erdfall) entstandene Teich in der Gehre / Im Sumpf, die am nördlichen Hangfuß des Rotenberges entlang flie- ßende Beber sowie der in der östlichen Hälfte des Kernortes verlaufende Mühlengraben. Die durchgängigen, meist langgestreckten Straßenzüge im Ort weisen sehr unterschiedliche Ausbau- zustände und Grünausstattungen auf. Kennzeichnend für Pöhlde ist, dass sich sowohl die Pfalzstraße nach Norden als auch die Lindenstraße nach Osten hin breit öffnen und so großzügige öffentliche Räume bzw. Plätze entstehen lassen. Der Ort ist recht reich an dörflichen Gehölzstrukturen, prägend für Pöhlde ist vor allem die Vielzahl an (meist geschnittenen / geköpften) Lindenbäumen. Auf Höfen, auf Weiden oder auch in Gärten findet man gelegentlich noch dorftypische Kleintierhaltung (Hühner, Gänse, Enten). Abb. 3: Luftbild mit Geltungsbereich der Dorferneuerung

(Quelle: GOOGLE Earth 2010)

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Karte 1: Flächennutzungen und Strukturen (Bestand)

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5.2 Siedlungsstruktur, Ortsbild In der Karte 2 sind wesentliche Informationen zum Thema „Ortsbild“ und dabei schwerpunktmäßig für den Kernbereich des Geltungsbereiches zusammengestellt.

5.2.1 Ortsränder Aufgrund der Lage Pöhldes am Hangfuß des bewaldeten Rotenberges entfaltet der größte Teil des südlichen Ortsrand keine Fernwirkung in die Offenlandschaft, vielmehr ist er nur als „Rückansicht“ der Gebäude, Gärten und sonstigen Freiflächen vom Fußweg aus an der Beber erlebbar. Demgegenüber sind insbesondere im nordwestlichen bzw. nordöstlichen Bereich als Folge vor allem großflächiger jüngerer Wohnbebauung die Ortsränder aus der Umgebung z.T. weithin einsehbar. Es fehlen in weiten Teilen wirksame Eingrünungen, die für einen harmonischen, gestalterisch überzeu- genden Übergang zwischen Siedlung und Offenlandschaft unverzichtbar sind. Insbesondere für den auf der Herzberger Straße von Norden her anreisenden Besucher wird der Kontrast zwischen unzu- reichend eingegrüntem Ortsrand und dem Hintergrund des Höhenzuges „Rotenberg“ besonders deut- lich (Abb. 4). Vereinzelt sind solche Defizite auch am nordwestlichen Ortsrand festzustellen, diese Be- reiche wurden in der Karte 1 entsprechend gekennzeichnet. Das dem Ortsrand im Westen vorgelager- te, leicht zum Ort hin abfallende Grünland wirkt teils abmildernd auf die Ortsrandgestaltung, weil es Distanz schafft, es sind dort außerdem auch einige sehr harmonisch erscheinende Ortsrandabschnitte vorhanden (Abb. 6). Der Ortsrand beiderseits der Oderbrücke nördlich der Pfalzstraße ist gut einge- grünt. Allerdings gibt es auch innerhalb des Ortes Blickbeziehungen auf „innere Siedlungsränder“ wie z.B. im Bereich „Gehre“, die derzeit gestalterisch stark defizitär sind (vgl. Abb. 5), dies wurde jedoch in Karte 2 nicht gesondert gekennzeichnet. Als stark landschaftlich störendes Bauwerk ist die Stahlgittermast-Freileitung nördlich des Ortes zu nennen. Andererseits sind von den Straßen und Wegen an den Siedlungsrändern teils sehr weitreichende at- traktive Sichtbeziehungen in die umgebende Landschaft möglich. Die nachstehenden Abb. 4 - 8 veranschaulichen exemplarisch diese Sachverhalte. Abb. 4: Panorama-Ansicht des nördlichen Ortsrandes von der Herzberger Straße aus

Abb. 5: Schlecht eingegrünter „innerer Ortsrand“ Abb. 6: Harmonische Ortsrandgestaltung west- südlich der Brandenburger Straße lich der Pfalzstraße

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Abb. 7: Gut eingegrünter Ortsrand am Abb. 8: Weiträumige Blickbeziehung in die Ortsausgang in Richtung Rhumspringe Beber-Niederung östlich von Pöhlde

5.2.2 Ortseingänge / Straßen, Wege und Plätze Ortseingänge Für den ersten Eindruck, den ein Besucher beim Erreichen Pöhldes erhält (und das erfolgt in der Re- gel über die Hauptverkehrsstraßen), sind neben dem Blick aus der Ferne vor allem die Torsituationen an den Ortseingängen (Abb. 9 – 11) wichtig – wenn sie als solche vorhanden und erlebbar sind. Die hier bedeutsamen drei Bereiche (Pfalzstraße im Nordwesten, Herzberger Straße (L 530) sowohl im Nordosten als auch im Südosten) sind in dieser Hinsicht unterschiedlich ausgeprägt, eine Tor- Situation ist aber in Bezug auf die Ortseinfahrt nur nördlich der Pfalzstraße durch die Oderbrücke ge- geben, die Ortsausfahrt könnte im Kreuzungsbereich mit der Oderstraße noch klarer ausgeprägt sein. Zwar gibt es an der Herzberger Straße nach Norden noch innerhalb des Ortes jüngere Straßenbäume und Reste einer älteren Obstbaumreihe, ein überzeugender gestalterischer Abschluß bzw. „Einstieg“ in den Ort ist am Ortsrand jedoch nicht erlebbar. Auch am südöstlichen Ortseingang ist dieses Defizit erkennbar. Das schlägt sich sekundär z.B. auch auf teils zu hohe Geschwindigkeiten bei der Einfahrt in den Ort nieder. Im Südosten kommt dabei hinzu, dass unmittelbar beiderseits der Straße Betriebs- flächen des Sägewerks liegen und betriebliche Vorgänge sich im Sinne von Querverkehr auch über die Straße erstrecken. Entsprechend besteht vereinzelt Gestaltungsbedarf, um an diesen Stellen nach Möglichkeit klarere Eingangs- bzw. Torsituationen zu entwickeln. Abb. 9: L 530, Blickrichtung nach Abb. 10: Ende der Pfalzstraße Abb. 11: L 530, Blick nach Süd- Norden zum Ortsrand mit Blick nach Norden osten zum Ortsausgang

Straßen; Wege und Plätze Wie alle Siedlungsstrukturen ist auch Pöhlde geprägt durch eine Vielzahl öffentlicher Straßen, Wege und Plätze, die als öffentliche Räume erlebbar und nutzbar sind und mit ihrem recht unterschiedlichen Charakter das spezifische Erscheinungsbild des Ortes prägen. Dabei sind auch große Unterschiede im Ausbauzustand, in der Durchgrünung, in der Verkehrsbelastung sowie im Nutzungsmix (ruhender / fließender Verkehr) festzustellen. Die wichtigsten der im Geltungsbereich der Dorferneuerung liegenden öffentlichen Verkehrsflächen werden in Bezug auf ihre Eigenschaften in der nachstehenden Tab. 1 kurz skizziert. Dabei veran- schaulichen jeweils exemplarische Fotos einige ausgewählte Situationen der öffentlichen Freiräume bzw. Straßenzüge und Plätze.

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Karte 2: Ortsbild (Bestand)

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Tab. 1: Eigenschaften und Gestaltungsqualität wichtiger öffentlicher Straßen, Wege und Plätze Bereich Beschreibung von Zustand und Gestaltungsqualität Einschätzung Herzberger Hauptverkehrsachse in Nord-Süd-Richtung und Hauptlast des Durchgangsver- Als Landesstraße im Straße (L 530) kehrs, relativ breiter Verkehrsraum bzw. Querschnitt einschließlich größerem Rahmen der Dorfer- Kreuzungsbereich mit Lindenstraße und König-Heinrich-Platz; im Geltungsbe- neuerung nicht ohne reich der Dorferneuerung defizitäre Ausstattung mit Straßenbäumen, im Seiten- Weiteres durch die raum sowohl Gehwege als auch Rasen- und Schotterflächen, kaum Wohnge- Gemeinde überplan- bäude als anliegende Nutzungen, Querverkehr aus Sägewerksbetrieb über die bar Straße hinweg, keine klare Ortseingangssituation und dadurch teils erhöhte Geschwindigkeiten von Fahrzeugen bei Einfahrt in das Dorf Abb. 12: Herzberger Straße im Kreuzungsbereich mit der Lindenstraße

Lindenstraße Ruhigere Wohnstraße mit Asphaltdecke und beidseitigen hochgesetzten Geh- Besonderer wegen (Materialvielfalt: Platten, Pflaster, Asphalt, Beton); weitgehend ge- Gestaltungsbedarf schlossene dichte Bebauung im Seitenraum; beiderseits der Fahrbahn im west- lichen Bereich zunächst schmalere, sich dann nach Osten hin aufweitende öf- fentliche Flächen, die westlich meist durch gebäudebezogene unterschiedlich gestaltete Vorgärten (Hecken, Rasen, Beete, Stellplätze, Zuwege und Zufahr- ten) und im östlichen Bereich vorwiegend durch große Rasenflächen geprägt sind; im mittleren und östlichen Bereich Linden (meist Kopfbäume, teils alleear- tig) als Charakteristikum straßenbegleitend, so dass sich eine insgesamt groß- zügige Raumsituation ergibt, die sich im nördlichen Teil der Pfalzstraße sehr ähnlich widerspiegelt; im östlichen Bereich der Lindenstraße allerdings werden die großzügigen Frei- bzw. Rasenflächen stark durch geschotterte Zufahrten zersplittert; z.T. Zäune und Bänke vorhanden; besondere Attraktion ist die „1000jährige Linde“ (Gerichtslinde) Abb. 13: Westlicher Teil der Linden- Abb. 14: Platzartiger Straßenraum straße mit Linden und Freiflächen

Dammweg Kurze und schmale Nebenstraße mit sanierter Asphaltdecke, aber unbefestig- Kaum im Focus des ten Seitenräumen; keine Gehwege; Mühlengraben als begleitendes Gewässer, „öffentlichen Blicks“, vereinzelt Gehölzbestand im Seitenraum kein besonderer Abb. 15: Dammweg (Blick von Osten); rechts der trockenliegende Mühlengraben Gestaltungsbedarf

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König-Heinrich- Großzügig umgestalteter Platz im Kreuzungsbereich mit der Herzberger Stra- Besonderer Gestal- Platz ße; wichtige Erschließungsfunktion für den westlichen Teil des Ortes; Fahrbahn tungsbedarf nur für einschließlich mit Asphaltdecke, sonst dorfgerechte Pflasterung auf Gehwegen, Stellplätzen den Spielplatz am etc.; vorwiegend klein- bis sehr kleinkronige Straßenbäume, lediglich eine Spielplatz westlichen Ende, größerkronige Linde und eine mittelkronige Hainbuche; Pflanzbeete zur L 530 nicht aber für den hin pflegebedürftig; am Westende ein Spielplatz am Bach mit Baum, Brücke, Hauptplatz Zäunen, Rutsche; es fehlt ein prägender Baum im Kreuzungsbereich mit der L 530 Abb. 16: Blick nach Osten in den Abb. 17: Platz im Übergangsbereich König-Heinrich-Platz zur Herzberger Straße

..

Abb. 18: Spielplatz links im Bild hinter der Brücke

Burgstraße Gut bzw. neu ausgebauter Straßenzug im Ortskern mit teils sehr breitem Quer- Besonderer Gestal- einschließlich schnitt; Fahrbahn und Stellplätze sowie Gehwege annähernd höhengleich; bei- tungsbedarf nur für kleinerer derseits weitgehend geschlossene und dabei teils sehr dichte kompakte Be- die kleine Grünflä- Grünfläche bauung; allerdings sehr defizitäre Grünausstattung: lediglich eine Säulenhain- che am östlichen buche in der Mitte des Straßenzuges sowie drei ältere Kopflinden auf der klei- Ende, nicht aber für nen Grünfläche am Bach am östlichen Beginn der Straße, diese Grünfläche den Hauptstraßen- bietet aufgrund der Lage am Bach noch gestalterisches Entwicklungspotential; zug; nach Möglichkeit Ausstattung mit Beton-Pflanzkübeln sollte keine gestalterische Dauerlösung jedoch Grünausstat- sein; tung verbessern Abb. 19: Blick in die westliche Burgstraße Abb. 20: Blick in den östlichen Teil

Abb. 21: Kleine bachnahe Grünfläche am östlichen Beginn der Burgstraße

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Am Mühlen- Schmaler Straßenzug mit Asphaltdecke in unterschiedlichem Erhaltungszu- Besonderer graben stand; abschnittsweise einseitig Gehweg vorhanden; Mühlengraben fast durch- Gestaltungsbedarf gängig als offenes, vollständig ausgebautes Fließgewässer parallel zur Straße vorhanden, dazwischen teils ausgefahrener Rasenstreifen als Bankett; insbe- sondere die straßenseitige Einfassungsmauer des Gewässers in sehr schlech- tem baulichen Zustand bzw. abgängig; am westlichen Ende als prägende grö- ßere Einzelbäume ein Apfel- und ein Walnußbaum in Rasenflächen vorhanden; Einfassung des Mühlengrabens setzt sich bis zur alten Mühle beidseitig mit Be- tonmauern fort, einige Brücken bzw. Überfahrten zu den Privatgrundstücken vorhanden; am östlichen Ende eine Erle am Ufer sowie eine kleine ungestaltete Grünfläche mit drei Kopflinden; im mittleren Bereich eine markante alte Kopf- weide sowie zwei größere Birken am Bach vorhanden Abb. 22: Bach im westlichen Straßen- Abb. 23: Bach im mittleren Stra- abschnitt ßenabschnitt

Abb. 24 und 25: Bacheinfassung am westlichen Ende; Mühlengraben trocken im November 2009

Im Zühl Kurzes Straßenstück mit zwei platzartigen Erweiterungen zwischen Kloster- Kein besonderer Ge- und Pfalzstraße; Gehwege hochgesetzt und mit unterschiedlichen Materialien staltungsbedarf befestigt; insgesamt vor allem in den Platzbereichen hinreichende Grünausstat- tung Abb. 26: Westl. Teil der Straße „Im Zühl“ Abb. 27: Östliche platzartige Aufweitung mit guter Grünausstattung

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Klosterstraße Wie die Burgstraße ein gut bzw. neu ausgebauter Straßenzug im Ortskern mit Kein besonderer Ge- teils sehr breitem Querschnitt; Fahrbahn und Stellplätze sowie Gehwege annä- staltungsbedarf, aber hernd höhengleich; beiderseits weitgehend geschlossene und dabei sehr dichte Durchgrünung könnte kompakte Bebauung; defizitäre Grünausstattung nur im westlichen Abschnitt; im westlichen Bereich im östlich platzartig aufgeweiteten Bereich im Übergang zur Mühlenstraße und verbessert werden zur Burgstraße ist dagegen eine hinreichende Grünausstattung gegeben; Aus- stattung mit Beton-Pflanzkübeln sollte keine gestalterische Dauerlösung sein; Abb. 28: Blick auf den Platzbereich der Abb. 29: Übergang vom Platzbereich in ... Klosterstraße

Abb. 30: Mittlerer Teil der Klosterstraße Abb. 31: Übergang zur Straße „Im Zühl“

Im Sumpf Kurze und schmale, geschotterte und teils in schlechtem Ausbauzustand be- Besonderer Gestal- (mit Anbindung findliche Stichstraße von der Brandenburger Straße in den Freiraum Gehre / Im tungsbedarf in Form an die Sumpf bis zum Kirchengrundstück; Bebauung nur im nördlichen Bereich; kein von Befestigung Kosterstraße) Durchgangsverkehr, aber bedeutsam für innerörtliche und insbesondere land- und Anlage von wirtschaftliche Erschließung, für Spaziergänger und Radfahrer sowie auch zur Stellplätzen an der rückwärtigen Anbindung an die Kirche; südliche Fortsetzung: als schmaler, Kirche grüngesäumter unbefestigter Weg bis zur Klosterstraße Abb. 32: Straße „Im Sumpf“ mit Blick Abb. 33: Blick von der Mathildenstraße von Norden auf die Kirche nach Süden in den „Sumpf“

Abb. 34: Blick von der Klosterstraße auf den Weg in die Gehre / Im Sumpf

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Pfarrgasse Kurzer und schmaler, bogenförmiger Erschließungsweg mit Anbindung an den Gestaltungsbedarf Platz vor der Kirche; teils wichtig für die rückwärtige Erschließung der anliegen- allenfalls in Bezug auf den Wohngebäude; Befestigung in Asphalt und Pflaster, kein Begleitgrün vor- eine einheitliche Be- handen und aus Platzgründen auch nicht möglich festigung Abb. 35: Südliches Ende (Einmündung Abb. 36: Blick in Richtung Kirche an der Straße „Im Zühl“)

..

Brandenburger Langgestreckter, breiter Straßenzug mit beiderseits aufgelockerter Wohnbe- Gestaltungsbedarf Straße bauung von der Pfalzstraße bis zur Mühlenstraße; am westlichen Ende ein wird gesehen sowohl Gewerbebereich; höhergesetzte Gehwege abschnittsweise ein- oder beidseitig im Hinblick auf akzen- mit heterogenen Befestigungen, Straße asphaltiert; vor allem im westlichen und tuierte Gehölz- mittleren Bereich im Seitenraum breitere Rasenstreifen, teils als Böschungen; pflanzungen auf dem im öffentlichen Raum fehlen gliedernde bzw. raumbildende Gehölzstrukturen nördlichen Rasen- Abb. 37: Blick zum westlichen Ende der Abb. 38: Grasböschungen an der Nord- streifen als auch in Brandenburger Straße seite der Straße Bezug auf anteilige Fahrbahnsanierung

Abb. 39: Prägende Gehölzbestände nur Abb. 40: Blick zum westlichen Ende der auf privaten Grundstücken Brandenburger Straße

Mathildenstraße Kurzer, vergleichsweise breiter Straßenzug mit lockerer Randbebauung ein- Insgesamt kein be- schließlich westlich begleitendem Grünstreifen mit kleinkronigen Einzelbäumen; sonderer Gestalt- einseitig hochgesetzer Gehweg mit heterogenen Befestigungen; Einzelbäume ungsbedarf, aber Be- z.T. in abgängiger Betonfläche tonfläche durch Abb. 41: Blick von Süden in die Abb. 42: Blick von Norden in die Rasen und / oder ge- Mathildenstraße Mathildenstraße ordnete Stellflächen ersetzen

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Pfalzstraße Überwiegend Wohnstraße mit Asphaltdecke und beidseitigen hochgesetzten Besonderer (ab Zuweg zum Gehwegen (Materialvielfalt: Platten, Pflaster, Asphalt, Beton): im Süden sehr Gestaltungsbedarf Pfarrhaus bis zur dichte und nach Norden auf der Ostseite auflockernde Bebauung; beiderseits Oderstraße) der Fahrbahn im südlichen Bereich zunächst schmalere, sich dann nach Nor- den hin aufweitende öffentliche Flächen, die wesentlich durch Rasen geprägt sind; außerdem Linden (meist Kopfbäume, teils alleeartig) als Charakteristikum straßenbegleitend, so dass sich eine insgesamt großzügige Raumsituation ergibt, die sich in der Lindenstraße sehr ähnlich widerspiegelt; im südlichen Be- reich teils größerflächige, z.T. abgängige Befestigung (Platten, Beton, Pflaster), dabei Einzelbäume teils ohne ausreichenden Wurzelraum, das gilt auch für die Linde an der Einmündung der Angerstraße; im Norden ist auf der Westseite eine größere Schotterfläche (Nutzung als Stell- und Wirtschaftsfläche) vorhan- den, die das räumliche Gesamtbild der großzügigen grünen Freiräume stört; keine Vorgärten im eigentlichen Sinne, sehr heterogene Erschließung (Zuwegungen) der Gebäude Abb. 43: Südlicher Teil im Bereich des Abb. 44: Einseitige Baumreihe und Voll- Zuweges zur Kirche befestigung auf der Westseite

Abb. 45: Abzweig zur Brandenburger Abb. 46: Baumstandort ohne Wurzelraum Straße, Blick nach Norden in schadhafter Befestigung

Abb. 47: Linde im Einmündungsbereich Abb. 48: Zuwegungen an Gebäuden der Angerstraße und Linden in Rasenflächen

Abb. 49: Schotterfläche im nördlichen Abb. 50: Blick von der Einmündung der Bereich Angerstraße nach Norden

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Mühlenstraße Im südlichen Bereich sehr enger, ausgebauter und nach Norden hin deutlich Kein besonderer Ge- aufgeweiteter Straßenzug; Bebauung im Süden recht dicht und im Norden teils staltungsbedarf, aber fehlend; abschnittsweise einseitig höhengleiche oder auch hochgesetzte Geh- Eingrünung des Ver- wege vorhanden, Seitenflächen teils aber auch unbefestigt; nördlich im Seiten- sorgungsbauwerkes raum ein Grünstreifen mit Einzelbäumen vorhanden, gleichzeitig dort aber auch geboten; ggf. auch ein Versorgungshäuschen mit starkem Eingrünungsbedarf; im Süden eine grö- Bacheinfassung er- ßere Linde am „Schrägen“, dort sowie auch an der Mühle offene Teilstücke des neuern wie für den Mühlengrabens vorhanden; Gewässer an der Mühle mit Betonwandungen ein- Straßenzug „Am gefaßt, davor an der Straße eine schmale Rasenböschung; im Bachufer am Mühlengraben“ be- „Schrägen“ liegt eingebaut ins Ufer ein alter Mühlstein schrieben Abb. 51: Bäume am nördlichen Ende Abb. 52: Versorgungsgebäude im der Mühlenstraße Straßenseitenraum

Abb. 53: Mühlengraben unmittelbar vor Abb. 54: Ausgebauter Straßenteil mit dem Mühlengebäude Linde am „Schrägen“

...

5.2.3 Grünstrukturen / Gärten / Gewässer Grünflächen und Freiräume Alte Dörfer leben vom Freiraum und von ihren Grünstrukturen in Verbindung mit der gewachsenen Bausubstanz. Das gilt auch für Pöhlde und dabei insbesondere für den alten Ortskern. Im Gegensatz zu den Neubausiedlungen mit ihrer Geradlinigkeit und Gleichförmigkeit ist im alten Dorf das Verwinkel- te, das Unregelmäßige mit noch relativ viel Freiraum insbesondere im rückwärtigen Bereich der Ge- bäude, aber auch in einigen Straßenzügen und Plätzen, prägend. Das geht allerdings einher mit einer oft dichtgedrängten Aneinanderreihung der Gebäude in Straßenzügen wie Kloster-, Burg-, Linden- oder auch Pfalzstraße. Auch lassen Gärten und Gebäude oft bereits einen leisen Hauch von Verfall erkennen, der in Dörfern oftmals länger geduldet wird als in städtischen Siedlungen. Das Werden und Vergehen ist hier näher erlebbar, das macht ja auch gerade den Reiz von Dörfern aus. Und dennoch ruhen gerade die alten Dorflagen sehr stark in sich, bieten oft über Jahrzehnte und Jahrhunderte ein kontinuierliches Bild. Bedeutsame Freiräume sind die Straßen und Plätze, dort spielt sich das „öffentliche Leben“ ab. Als wichtige Plätze im Sinne dörflicher Freiräume gelten hier z.B. der König-Heinrich-Platz, der platzartige Straßenraum im Übergang zwischen Burg- und Klosterstraße am Gasthaus „Zum Schrägen“, der Frei- raum um die Kirche, die großzügigen Aufweitungen der Linden- bzw. Pfalzstraße sowie auch der Be- reich um den Teich „Im Sumpf“. Eine Besonderheit stellt zweifelsohne der gesamte innerdörfliche,

Planungsbüro Mextorf — 31840 Hessisch Oldendorf 302 Dorferneuerung Pöhlde – Grünplanerischer Beitrag Seite 19 stark durch Grünland geprägte unbebaute Freiraum im Bereich „Gehre / Im Sumpf“ dar, der hier ein Gefühl von Offenlandschaft mitten im Dorf vermittelt. König-Heinrich-Platz, Burgstraße und Klosterstraße wurden in den vergangenen Jahren bereits umge- staltet bzw. ausgebaut und zeigen in Materialverwendung und Gestaltungscharakter recht gelungene, mit der dörflichen Architektur weitgehend im Einklang stehende Freiflächen, deren Elemente sich durchaus in anderen öffentlichen Räumen wie Lindenstraße, Am Mühlengraben, Mühlenstraße oder auch Pfalzstraße wiederfinden könnten bzw. sollten, weil dort gestalterisch, funktional und teils von der Ausstattung her Defizite gegeben sind. Anzumerken ist in diesem Zusammenhang jedoch, dass im umgestalteten Straßenzug „König- Heinrich-Platz / Burgstraße / Klosterstraße“ dennoch einige gestalterische Defizite bestehen, die aber nachträglich behoben werden könnten. Denn der Straßenzug ist aufgrund der weitgehend vollbefestig- ten Querschnittsgestaltung in Teilabschnitten defizitär in seiner Grünausstattung: die übergangsweise zur Bepflanzung aufgestellten Betonröhren sind keine wirklich dörflichen Gestaltungselemente und wirken eher als Fremdkörper. Neben Art und Umfang der Befestigung, der Raumtiefe / dem Querschnitt, der Einrichtungen, der Nut- zung o.a. kommt nämlich der Ausstattung mit Grünstrukturen eine zentrale Bedeutung für das Er- scheinungsbild und die Qualität solcher Freiräume zu. So fehlen raumbildende Baumbestände an ei- nigen Plätzen bzw. in einigen Straßenzügen wie z.B. in der Burg-, Kloster- oder auch Brandenburger Straße oder auch auf Teilen der Herzberger Straße als Durchgangsstraße (vgl. hierzu auch die Dar- stellungen in Karte 1). Mit zunehmendem Versiegelungsanteil und steigendem Verkehrsaufkommen nimmt dabei die Qualität bzw. Attraktivität dieser Freiräume für das Verweilen, Spazierengehen, Sitzen etc. ab. Das in den wenigen angrenzenden Gärten vorhandene Grün kann diese Defizite in der Regel nicht auffangen, es sei denn, es handelt sich um so einen stattlichen Einzelbaum wie den Tulpenbaum (Liriodendron) im Garten des „Schrägen“ (vgl. Abb. 55). An einigen Stellen fehlen also Einzelbäume als Orientierungspunkte, Schattenspender sowie zur Raumgliederung. Vereinzelt könnten Straßenzü- ge bzw. Wegeführungen durch Baumpflanzungen auch noch stärker gegliedert bzw. betont werden. Aus den vielfältigen kleinteiligen Dekorationsansätzen der Anwohner in Burg- und Klosterstraße (vgl. Abb. 57 – 60) lässt sich jedenfalls ein starker Gestaltungswille und auch ein Bedarf an Grünelementen ableiten. Abb. 55: Einzelbaum auf Privatgrundstück mit Abb. 56: Pflanzung auf öffentlicher Grünfläche prägender Wirkung im Straßenraum ohne Raumwirkung

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Abb. 57 bis 60: Beispiele für fehlendes Grün im öffentlichen Raum, kompensiert durch private Gestaltungsansätze: Abb. 57: Pflanzkübel im Gehwegbereich Abb. 58: Eingangsdekoration

Abb. 59: Betonung des Hauszugangs Abb. 60: Hofabgrenzung durch Topfpflanzen

Andererseits sind einzelne Straßenzüge wie die Lindenstraße bzw. die Pfalzstraße oder Freiräume wie im Umfeld der Kirche sehr gut ausgestattet mit Grünstrukturen (großzügige Rasenflächen, Linden oder andere Bäume). Insgesamt ist der Grünflächen- bzw. Gehölzanteil innerhalb der alten Ortslage eigentlich nur ungünstig verteilt, die Gründe liegen in der historischen Siedlungsentwicklung. Grünstrukturen im Bereich öffentlicher Freiräume sind damit auch ein Schwerpunkt des landschafts- planerischen Beitrages zur Dorferneuerung.

Vorgärten Ganz allgemein sind Vorgärten gestaltete private oder auf öffentlichem Grund durch Anlieger gestalte- te Bereiche, die dem öffentlichen Raum zugewandt und daher auch für jedermann einsehbar und er- lebbar sind, sie bestimmen in vielen Dörfern das Erscheinungsbild von Straßen und Plätzen ganz we- sentlich mit. Im Altdorf von Pöhlde und damit im Geltungsbereich der Dorferneuerung gilt das nur sehr begrenzt, denn in den meisten Straßenzügen sind keine Vorgärten vorhanden, dies ist eher in jünge- ren Siedlungsbereichen wie z.B. entlang der Brandenburger Straße der Fall. Trotz der wenigen gestalteten Vorgartenbereiche ist in der Gestaltungsqualität eine sehr große Band- breite festzustellen, und in manchen Fällen lassen sie eine attraktive und insbesondere dörfliche Ge- staltung vermissen (Abb. 61 + 66). Das betrifft oft sowohl die Einfriedungen (Zäune, Mauern, Tore) als auch die Materialien sowie die eigentlichen Gartenflächen, die oft vollständig mit Platten oder Pflaster befestigt, mit Nadelgehölzen bepflanzt, als Stellflächen für Abfallbehälter genutzt werden oder auch als PKW-Stellplätze hergerichtet sind. Vor allem die Verwendung dorfgerechter Materialien, Bauwei- sen und auch Bepflanzungen könnte hier wirksam Abhilfe schaffen, in jedem Fall sollte dabei ein stimmiges Ensemble von Gebäude und Vorgarten angestrebt werden. Die Dorferneuerung sollte daher für die Anlieger als Gelegenheit genutzt werden, neben Umbau und Sanierung von Gebäuden auch ansprechende Umgestaltungen von (Vor)Gärten vorzunehmen.

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Abb. 61 bis 66: Beispiele für unterschiedlich gestaltete Vorgartenbereiche: Abb. 61: Dorfgerechte Gestaltung mit Hecken Abb. 62: Gut gestalteter Übergang zum öffent- und Staketenzaun lichen Raum

Abb. 63: Zerschneidung des großzügigen öf- Abb. 64: Sitzmöglichkeit und spärliche Be- fentlichen Freiraums durch Hecken pflanzung vor dem Haus und Koniferen

Abb. 65: Sehr heterogene, uneinheitliche Abb. 66: Wenig dorfgerechte Gestaltung; starker Gestaltung benachbarter Grundstücke Kontrast zum übrigen Straßenraum

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Gärten Besonders wichtig und prägend für das Bild eines typischen Dorfes sind auch in Pöhlde die vielen pri- vaten Grünflächen, d.h. hier die eigentlichen Gärten in den rückwärtigen Bereichen der Bebauung. Charakteristisch für Pöhlde und viele andere Dorflagen des Harzvorlandes ist dabei analog zu den kompakten baulichen Strukturen eine Gliederung dieser Gartenflächen in viele schmale, aber meist langgestreckte Gartenparzellen, die sich dennoch trotz aller Einfriedungen wieder zu großzügigen in- nerdörflichen Freiräumen summieren. Durch das Wegesystem im Ort bzw. in den Randlagen (z.B. Fußweg an der Beber, Weg in der Gehre, Wirtschaftsweg an der Pumpstation westlich der Ortslage, Jahnstraße u.a.) sind diese Flächen mit prägenden Obstbäumen und Obstwiesenfragmenten, Grünlandresten, mit Grabeland und Rabatten u.a. über das Erlebnis bzw. vielfältige attraktive Blickbeziehungen in großen Teilen auch der Öffent- lichkeit gut zugänglich. Allerdings sind im Einzelfall auch wenig dörfliche Entwicklungen bzw. Negativ- beispiele festzustellen, wie Abb. 70 zeigt. Verschiedentlich (und dabei vorwiegend den Freiflächen um ältere Fachwerk-Gebäudesubstanz zu- geordnet) finden sich noch Reste wirklich dörflicher Nutzgärten (Abb. 67 + 68). Der Begriff „Bauern- garten“ soll hier absichtlich nicht weiter verwendet werden, da das, was vielfach darunter bildlich ver- standen wird (insbesondere W egeachsenkreuz mit Buchsbaumschnitthecken) in der Form früher nicht unbedingt die übliche Grundausstattung dörflicher Gärten war. Alles in allem vermittelt Pöhlde aufgrund gerade dieser gebäudebezogenen Garten- und Freiflächen auch heute noch ein typisch ländlich-bäuerliches, in sich ruhendes Erscheinungsbild. Abb. 67: Beispiel für das, was gemeinhin unter Abb. 68: Klassischer dörflicher Mix aus Grabe- einem bäuerlichen Garten verstanden land, Obstbäumen, Rasen und wird (Beeren-)Sträuchern / Rabatten

Abb. 69: Typischer streifenförmiger Garten im Abb. 70: Völlig überformter, nicht mehr dörf- rückwärtigen Bereich der Gebäude licher Gartenstreifen

Laubbäume: Einzelbäume, Baumreihen, Baumgruppen Pöhlde ist das Dorf der Linden. Nicht nur, dass mit der 1000jährigen Gerichtslinde (Naturdenkmal) ein ehrwürdiges, stattliches Exemplar dieser Baumart (Abb. 71) vorhanden ist, sondern auch, weil Linden zwei ganz wichtige innerdörfliche Frei- bzw. Straßenräume gestalterisch prägen und beherrschen: die Lindenstraße und die Pfalzstraße.

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Abb. 71: Naturdenkmal „1000jährige Linde“ in der Lindenstraße Linden finden sich aber auch noch an anderen Stel- len im Ort, bei den Vertretern dieser Baumart han- delt es sich dabei vielfach um ältere Kopf-bäume, teils aber auch um jüngere Nach-pflanzungen. Be- dingt vor allem durch Rückschnitte, aber auch durch Befestigungen im Wurzelraum sind allerdings man- che Einzelbäume geschädigt (z.B. Hohlraum- bzw. Faulstellenbildung, Risse; gelegentlich auch Spit- zendürre). Über das Dorfgebiet (d.h. hier speziell im Geltungs- bereich der Dorferneuerung) verteilt sich darüber hinaus eine breitere Palette weiterer heimischer bzw. naturraumtypischer Laubbäume (Esche, Ei- che, Ahorn, Birke, [Kopf]Weide, Kastanie, Walnuß u.a.). Gelegentlich trifft man im neu gestalteten öffentlichen Raum auch kleinkronige Arten wie Säulen- Hainbuche und Kugelahorn. Ausgesprochen naturraumfremde Arten wie Gingko, Magnolie o.a. triff man zumindest im öffentlichen Raum des Altdorfes nicht, dagegen herrscht in den Privatgärten und natürlich auch in den neueren Wohnsiedlungen verstärkt die Tendenz vor zur Verwendung dessen, was Baumschulen an sog. exoti- schen Gehölzen bereithalten. Das schließt nicht aus, dass im Einzelfall ein exotischer Baum wie der Tulpenbaum (Liriodendron tulipifera) im Garten des „Schrägen“ eine beachtliche Raumwirkung und gerade in der Herbstfärbung eine farbenfrohe imposante Erscheinung darstellt (s. Abb. 73). Gerade deswegen ergibt sich für die älteren landwirtschaftlich geprägten Bereiche Pöhldes vielfach noch der Eindruck eines weitgehend stimmigen, harmonisch gewachsenen Ortsbildes. Architektur, Nutzung und Grün ergänzen sich noch vielfach, hier bilden Gebäude, Freiräume und Baumbestand eine in Neubaugebieten so nicht mehr zu erreichende Einheit und die Proportionen zwischen Gebäu- debestand und alter Baumsubstanz sind oft noch stimmig. Insbesondere Großbäume, Baumreihen und -gruppen gliedern, markieren und beleben Plätze und andere Freiräume (vgl. auch Karte 1), begleiten Straßen und Wege, runden den Ortsrand ab und er- leichtern Bewohnern und Besuchern die Orientierung im Ort. Sie leiten teils auch gestalterisch in die umgebende Landschaft über. Darüber hinaus tragen sie durch Beschattung, Filterwirkung, Verduns- tung oder Windschutz beträchtlich zum Ausgleich des Kleinklimas im Ort bei und bieten einer Vielzahl von teils auf die jeweilige Baumart spezialisierten Tierarten (Vögel und Säugetiere, Weichtiere, Käfer u.a.) Nahrung, Brut- und Nistplätze, Ansitzwarten oder Deckung. Mit ihrem jahreszeitlichen Wechsel in der Belaubung, mit Blüten und Früchten und mit der Fähigkeit einiger Arten, sehr große Kronenvolumina auszubilden, sind sie wertvolle Gestaltungselemente im dörflichen Raum und angemessene natürliche Gegenstücke zu den vom Menschen geschaffenen Bauwerken. Die Abb. 72 - 75 vermitteln exemplarisch einige Eindrücke über die Wirkungen von Bäumen im Orts- bild und dabei speziell im öffentlichen Raum. Abb. 72: Birke und alte Kopfweide am Abb. 73: Tulpenbaum (Garten „Zum Schrägen“) Mühlengraben im prachtvollen Herbstlaub

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Abb. 74: Stattlicher Bergahorn (Mathildenstraße) Abb. 75: Baum-Ensemble im Umfeld der Kirche

Obstbäume Im alten Pöhlder Ortskern bzw. in dessen Randlagen sind in den Gärten vielfach auch noch Obstbäu- me vieler Gattungen (Äpfel, Birnen, Zwetschen, Pflaumen, Kirschen) vorhanden, wie auch aus Karte 1 ersichtlich (Anm.: Walnussbäume mit einbezogen). Dabei besteht hinsichtlich Alter, Größe und Erhal- tungszustand der Bäume ein breites Spektrum. Vielfach werden die Bäume aus Platz- und Nutzungs- gründen kleingehalten, in Dorfbereichen mit mehr Freiraum finden sich vielfach auch noch ältere, mächtigere Exemplare. In Karte 1 wurde der Anteil an Flächen mit höherem Obstbaumanteil (ausge- sprochene Obstwiesen, Grünland mit einzelnen Obstbäumen, Gärten mit erhöhtem Anteil dieser Strukturen) entsprechend gekennzeichnet. Abb. 76: Typische dörfliche Obstwiese zwischen Pfalzstraße und „Im Sumpf“ Obstbäume in Nutzgärten, Kleingärten sowie auf Grünland (vgl. „Grünland“) gehören traditionell zum Bild eines typischen Dorfes dazu. Sie sind in Ver- bindung mit landwirtschaftlichen Gebäuden die Ve- getationsstrukturen, die nach gängigem Verständnis mit dem Begriff „Dorf“ verbunden werden. Neben ihrer (leider schwindenden) Bedeutung für die Ver- sorgung versinnbildlichen sie außerdem mit ihrem Blühen und Fruchten sehr stark den jahreszeitlichen Wandel. Sie sind oftmals auch charakteristische Elemente des Überganges vom Ort in die umge- bende Landschaft und stellen mit ihrem Struktur- reichtum (z.B. Höhlen) und Nahrungsangebot (z.B. hohes Aufkommen von Insektenlarven an Altbäu- men als Nahrungsgrund-lage vieler Vogelarten) wichtige Lebensraumelemente für die Tierwelt dar. Der Erhaltung von insbesondere älteren Obstgehölzen sowie ggf. auch der Wiederentwicklung solcher Strukturen sollte im Rahmen der Dorferneuerung entsprechende Bedeutung beigemessen werden.

Nadelgehölze (Koniferen) Sie beherrschen vielfach das Bild der Gärten bzw. Freiräume in den neueren Siedlungsbereichen und spiegeln leider auch in älteren Dorflagen zunehmend das wider, was sich in den stadtnahen, verdich- teten Wohngebieten schon lange etabliert hat – die Tendenz zu scheinbar pflegeleichten, laubfreien, adretten und gleichbleibend grünen Gärten.

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Die Verwendung immergrüner Gehölze, d.h. insbesondere Nadelgehölze, in alten Dorflagen ist jedoch nicht typisch für den ländlichen Raum gewesen, und auch in Pöhlde sind die älteren landwirtschaftlich geprägten Bereiche bzw. die rückwärtigen Gärten der Gebäude durch solche standortuntypischen Gehölzpflanzungen bislang nur begrenzt überformt worden und konnten auch deswegen ihren attrak- tiven Charakter bewahren. Im Vergleich zu Laubbäumen / Laubgehölzen wirken Nadelbäume gestal- terisch streng, starr und düster (sofern es sich nicht gerade um gelbe oder bläuliche Kulturformen handelt) und bieten im jahreszeitlichen Erscheinungsbild fast kaum Abwechslung bzw. Veränderung. So sind in Pöhlde in den Privatgärten denn auch vielfach schon Nadelgehölze (Fichten, Tannen, Le- bensbäume, Zypressen u.a.m.) anzutreffen, die im Einzelfall aber teils nicht stimmig im dörflichen Ge- samtbild wirken, wenn sie z.B. das typische lindengeprägte Bild in der Pfalzstraße überlagern und ei- gentlich stören, wie die Abb. 77 zeigt, oder wenn sie wenig dorftypisch und beliebig austauschbar neue Straßenzüge prägen (Abb. 78). Abb. 77: Nadelbäume im Seitenraum der Pfalz- Abb. 78: Grünstrukturen, wie sie in jeder städ- straße im Kontrast zum „Linden“-Thema tisch geprägten Siedlung zu finden sind

Fassadenbegrünung Sie ist ein wichtiges gestalterisches Bindeglied zwischen Gebäuden und umgebenden Freiräumen bzw. Gärten mit ihrer Vegetation. Einsetzbar ist sie für die Abmilderung „harter“ architektonischer Strukturen (z.B. große tür- und fensterlose Wände, für Gebäudekanten und –winkel) oder greller Farbgebungen an Fassaden, zur Betonung von Vertikalstrukturen, Eingängen etc. durch Vegetation oder auch als „Produktionsstandort“ für Reben oder Spalierobst. Rank- und Kletterpflanzen können darüber hinaus die bauphysikalischen Eigenschaften von Außenwänden verbessern helfen, da sie begrenzt auch Feuchteschutz und in heißen Sommern z.B. auch Abkühlungswirkung bieten. Im Geltungsbereich der Dorferneuerung finden sich auch einige gute Beispiele für Fassadenbegrü- nungen (Abb. 79 - 82), dabei werden Efeu, Jungfernrebe (Wilder Wein, Mauerwein) oder Rosen ver- wendet. Das relativ pflegeaufwendige, aber aufgrund von Blüten und Früchten und seiner eigenwilli- gen Struktur bzw. Wuchsform besonders attraktive Spalierobst ist in Pöhlde allerdings kaum noch an- zutreffen. Dargestellt sind aber auch Beispiele für weniger gelungene bzw. fehlende Fassadenbegrünungen, um die Bandbreite des Möglichen aufzuzeigen. Abb. 79: Fassadenbegrünung an einem Neben- Abb. 80: Fassadenbegrünung durch vorgesetzte gebäude zum Straßenraum hin Bäume

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Abb. 81: Umrankung eines Einganges Abb. 82: Begrünung eines mit Platten ver- hängten Giebels

Abb. 83: Zuviel des Guten vor einer schönen Abb. 84: Fassadenflächen mit starkem Bedarf Fachwerkfassade nach Begrünung

Grünland (einschließlich Obstwiesen) Auch diese Nutzungsform prägt das ältere Dorf ganz wesentlich mit, sie war traditionell begründet durch die Notwendigkeit zu hofnahen Weideflächen. Grünland schafft die für das typische Erschei- nungsbild eines Dorfes notwendige Distanz der Gebäude untereinander, gelegentliche Beweidung durch Vieh- bzw. Kleinvieh oder auch freilaufendes Geflügel runden das Bild des ländlichen Lebens-

Planungsbüro Mextorf — 31840 Hessisch Oldendorf 302 Dorferneuerung Pöhlde – Grünplanerischer Beitrag Seite 27 raumes ab. Der Erhaltung, Pflege und ggf. (Wieder-)Entwicklung dieser ortsbildprägenden Strukturen sollte in der Dorferneuerung daher ebenfalls Bedeutung beigemessen werden, zumal Bereiche wie „In der Gehre“ als innerörtlicher Freiraum oder auch „In den Berggärten“ als wichtiger Distanzstreifen zum Waldrand unverwechselbare Merkmale von Pöhlde darstellen. Daher sollte der Freihaltung solcher Bereiche von Bebauung oder auch Aufforstung bzw. Waldentwicklung ein besonderes Augenmerk zu- kommen. Abb. 85: Innerdörfliches Grünland „In der Gehre“ mit Weg und Gehölzstrukturen

Abb. 86: Grünland „In den Berggärten“ zwischen Beber und Wald; rechts der Fußweg am Bach

Gewässer Pöhlde ist ein Dorf, das gerade im altdörflichen Gefüge ganz wesentlich durch Fließgewässer geprägt wurde und wird. So erstreckt sich der historisch gewachsene, langgezogene Ortskern in Ost-West- Richtung durch die Beber-Niederung entlang dieses Gewässers, das wiederum dem Hangfuß des Rotenberges folgt. Fast parallel dazu erstreckt sich der Mühlengraben, der das für den Betrieb der al- ten Mühle (derzeit: Wasserkraftnutzung) im Ortskern erforderliche Wasser vom östlichen Ortsrand heranführt, in der Ortsmitte aber nach Süden abschwenkt und dort der Beber zugeführt wird. Neben diesen Fließgewässern ist im Bereich Gehre / Im Sumpf in einem früheren Erdfall noch ein großer Teich als Stillgewässer vorhanden. Alle Gewässer des Ortes sind aufgrund ihrer Zugänglichkeit von großer Bedeutung für die siedlungs- bezogene Nah- und Feierabenderholung. Mühlengraben und Beber könnten innerhalb der Ortslage kaum unterschiedlicher ausgeprägt sein. Während die Beber zwar einen weitgehend begradigten Verlauf aufweist und in Teilen auch ausge- baut ist, so erscheint sie doch in weiten Abschnitten als mäßig naturnahes Fließgewässer mit gras- und krautreichen Randstreifen, abschnittsweisen Gehölzbeständen und ohne Staustufen oder Sohl- stürze. Ihr kommt deshalb mit ihren gewässerökologischen Funktionen Bedeutung als Lebensraum im landschaftlichen Biotopverbund zu. Als „Schwachstelle“ ist dabei der Bereich am Sägewerk zu sehen, in dem die Holzanlieferung erfolgt, denn dort wird das Nutzholz auf quer über dem Bach liegen Stäm- men abgeladen bzw. dem Sägewerk zugeführt (s. Abb. 88), dabei fallen in starkem Maße Rindenteile in das Gewässer und tragen dort zur (vermeidbaren) Sauerstoffzehrung bei. Über die Beber führt eine Vielzahl kleiner Brücken zur Erschließung der rückwärtigen Gartenflächen. Die starke Häufung solcher teils recht unterschiedlich ausgeformter Bauwerke ist aber eher ein gestal- terisches Manko als ein gewässerökologisches Problem. Allerdings sind gerade die an der Beber im Zug des begleitenden Fuß- bzw. Wanderweges vorhandenen öffentlichen Holzbrücken (s. Abb. 89) teils sanierungsbedürftig. Außerhalb der Ortslage setzt sich der Bach mit begleitenden Gehölzkulissen fort.

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Abb. 87: Beber zwischen Dorf und Rotenberg Abb. 88: Stoff- bzw. Rindeneintrag am Sägewerk

Abb. 89: Alte Holzbrücke östlich des Sägewerkes Abb. 90: Zusammenfluß von Beber (rechts) und Mühlengraben (links)

Demgegenüber ist der Mühlengraben ein reines gewässertechnisches Zweckbauwerk und in seinem Ausbauzustand derzeit als absolut naturfern bzw. technisch einzustufen, auch ist eine ökologische Durchgängigkeit nicht gegeben. Es ist fast durchgängig beidseitiger Uferverbau (Beton, Palisaden, sonstige Mauern) vorhanden, so dass dieser Wasserlauf über seine reine Wassertransportfunktion hinaus der Aufgabe, ein attraktives natürliches Gestaltungselement im Siedlungsraum darzustellen, derzeit überhaupt nicht gerecht wird. Hier besteht auf weiten Strecken hoher Gestaltungsbedarf, dem allerdings aufgrund des teilweisen Verlaufs auf Privatgrundstücken (dabei kleinräumig auch unter Ge- bäuden) und auch der im Dorf teils begrenzten Platzverhältnisse sehr enge Grenzen gesetzt sind. Hinzu kommt, dass die Ufereinfassungen in weiten Teilen abgängig bzw. baufällig und gerade die Übergänge zum öffentlichen Straßenraum unbefriedigend hergerichtet sind. Hinzu kommt, dass der Mühlengraben einmal im Jahr (Oktober / November) für ca. jeweils eine Wo- che trockengelegt wird, um Unterhaltungsarbeiten an der Mühle durchzuführen. In diesem Zeitraum werden auch abschnittsweise (insbesondere an Gebäudesockeln) regelmäßig neue Bitumen- oder Teeranstriche an Ufereinfassungen bzw. Fundamenten vorgenommen, was weder für die Gewässer- ökologie noch aufgrund der schwarzen Farbgebung für das Erscheinungsbild zuträglich ist. Abb. 91: Mühlengraben am Sägewerk Abb. 92: Mühlstein im Uferverbau

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Abb. 93: Mühlengraben südlich der Burgstraße Andererseits ist gerade der Mühlegraben aufgrund seiner Lage mitten im Dorf, seiner unmittelbaren Zugänglichkeit im Straßenseitenraum, seines klaren Wassers und seiner Fließgeschwindigkeit geradezu prädestiniert als Element der Ortsgestaltung, so dass hier akuter Handlungsbedarf gesehen wird. Im kurzen Gewässerabschnitt am Gasthaus „Zum Schrägen“ war bei trockengefallenem Bach erkenn- bar, dass in die Uferbefestigung ein alter Mühlstein eingebaut wurde (s. Abb. 92). So ein Element typi- scher historischer Gewässernutzung könnte sicher an anderer Stelle viel besser zur Geltung kommen und von seiner ursprünglichen Funktion „erzählen“. Weitere Abbildungen zu diesem Gewässer wurden bereits bei der Beschreibung des Straßenzuges „Im Mühlegraben“ dargestellt (vgl. Kap. 5.2.2).

Das Stillgewässer „Im Sumpf“ ist naturgemäß ganz anders ausgeprägt. Hier liegt der Reiz mehr in der Ruhe des Wassers, der Größe des Teiches und der schönen Lage am inneren Ortsrand. Daraus ergibt sich insgesamt ein hohes Potential für die innerörtliche Nah- und Feierabenderholung gerade auch in Verbindung mit dem grünlandbetonten Freiraum der Gehre als „grüner Insel“ im Dorf. Allerdings sind verschiedene gestalterische Mängel erkennbar, auch zeigen Gestaltung und Inventar einfach Alterungserscheinungen. Plastikrohre als Zu- bzw. Abläufe, dazu die unter dem Wasserspie- gel sichtbare Einfassung mit alten Straßenleitplanken, marode Holzbänke und auch zwei in die Jahre gekommene Holzhüttchen lassen die Gestaltung dieses eigentlich schönen Platzes nicht mehr zeit- gemäß erscheinen. Hinzu kommt, dass die im Grundsatz positiv zu beurteilende Grün- bzw. Gehölzkulisse heute eine weitgehende Beschattung der Freiflächen um den Teich bewirkt. Hier wird also insgesamt stärkerer Gestaltungs- und Modernisierungsbedarf gesehen. Abb. 94: Teicheinfassung aus alten Leitplanken Abb. 95: Das lange Plastikrohr stört den unter dem Wasserspiegel sichtbar Blick auf das Wasser

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5.3 Lebensräume / Dorfökologie „Dorfökologie“ Ökologie als Lehre vom Haushalt der Natur, als Wissenschaft vom Stoff- und Energiehaushalt der Bi- osphäre und als Wissen um die Wechselbeziehungen zwischen Lebewesen und den abiotischen Um- weltfaktoren ist zunächst allumfassend. Es gibt keine Ökologie nur im Dorf, nur im Wald oder nur in der Offenlandschaft. Alles ist über vielfältige Wechselbeziehungen miteinander verknüpft und steht in ständigem Austausch. Pflanzen und Tiere gehören dabei genauso dazu wie Boden, Wasser, Klima und Luft sowie Stoff- und Energiekreisläufe oder auch die durch den Menschen bedingte Nutzungsart und –intensität. Dorfökologie umschreibt daher lediglich, daß im Dorf im Vergleich zu anderen abgrenzbaren Struktu- ren wie z.B. Städten, Wäldern, Offenlandschaften, Gewässern etc. eben andere, speziell an die Be- dingungen dörflicher Bau- und Lebensweisen bzw. Nutzungsformen angepaßte ökologische Verhält- nisse herrschen, die aber nach grundlegend gleichen Prinzipien funktionieren wie in anderen Struktu- ren auch. Letztendlich geht es um die Frage, welche Strukturen und Wirtschaftsweisen innerhalb dörf- licher Siedlungen geeignete Standort- und Lebensraumvoraussetzungen für die Tier- und Pflanzen- welt aufweisen (können). In dieser Hinsicht war über die Jahrhunderte die Landwirtschaft mit ihrer Art und Intensität der Bewirt- schaftung und mit den für sie typischen Bauweisen ein wesentlich bestimmender Faktor. Das dadurch über historische Zeiträume gewachsenes Struktur- und Nutzungsmuster, das noch heute in weiten Teilen Pöhldes charakteristisch ist (z.B. Bestand an alten Fachwerkhäusern und Gehöften; dörfliche Freiräume und Gärten, hoher Anteil an älteren Obstbäumen; Kleinviehhaltung; nutzungsfreie Restflä- chen u.a.m.), kann daher im Grundsatz auch als Bestandteil des freiraumbezogenen Leitbildes für die zukünftige Dorfentwicklung dienen (vgl. Kap. 6). Das setzt aber voraus, dass man z.B. gelegentlich auch tierische „Mitbewohner“ wie etwa Fledermäuse, Eulen, Schwalben, Hornissen u.a. in Gebäuden toleriert und dafür die baulichen Bedingungen erhält bzw. neu schafft oder dass auch in Gärten und auf anderen Freiflächen Pflanzenarten geduldet oder gefördert werden, die sonst keine Standortvo- raussetzungen im Dorf mehr finden. In diesem Zusammenhang soll darauf hingewiesen werden, daß es durchaus Aktivitäten in Pöhlde gibt, die sich diesen Zusammenhängen widmen, als Beispiel soll das an der Kirche aufgestellte „Insektenhotel“ (Abb. 98) genannt werden. Abb. 96: Vollversiegelte Fläche ohne Lebens- Abb. 97: Schwalbennester unter einem Raumfunktionen (Pfalzstraße) Dachkasten (am König-Heinrich-Platz)

Abb. 98: An der Kirche: Anschauungsbeispiel Abb. 99: Gänse im Bereich „In den Berggärten“ für Insektenlebensräume

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Die daraus abzuleitende Anforderung sollte aber sein, generell an Gebäuden, in Gärten, auf Hofflä- chen oder auch in öffentlichen Räumen geeignete Lebensraumstrukturen zu sichern, vorzuhalten und ggf. wieder zu entwickeln. Damit wird auch klar, daß unter dem Stichwort „Dorfökologie“ im Rahmen der Dorferneuerung eigent- lich mehr zu verstehen ist als nur das Pflanzen von Bäumen, das Aufhängen von Nistkästen oder das Sauberhalten von öffentlichen Grünflächen. Im Rahmen der konkreten maßnahmenorientierten Dorferneuerungsplanung können allerdings Aspek- te wie die Nutzungsintensität in der Landbewirtschaftung, Fragen des Bodenschutzes, der Sicherung hinreichend guter Wasserqualitäten in Fließgewässern oder auch Aspekte des dörflichen Geländekli- mas kaum in planerische Maßnahmen einfließen, wenn sie nicht gerade Sekundäreffekte der konkret vorgeschlagenen Einzelmaßnahmen sind. Letztendlich ist es eine Frage der Bewusstseinsbildung und der Toleranz des Einzelnen, welchen Stellenwert er ökologischen Aspekten bei seinem Handeln (Bauen und Gestalten, Wirtschaften, Nutzen, Gartengestaltung und –pflege u.a.) einräumt. Speziell für die Dorferneuerungsplanung Pöhlde und deren spätere Umsetzung bedeutet das, dass verstärkt auf • die Sicherung und Entwicklung charakteristischer dörflicher Grün- bzw. Freiraumstrukturen, • das Wechselspiel von Freiräumen und baulichen Anlagen, • die Sicherung und Entwicklung von Strukturen und Lebensraumqualitäten für die Tier- und Pflanzenwelt sowohl auf Freiflächen als auch an Gebäuden einschließlich Aspekten der Biotop- vernetzung, • das Erscheinungsbild, die Einpassung und auch die Anbindung des Ortes im Landschaftsgefüge, • die Fließgewässer und ihre ökologische Funktionsfähigkeit als wesentliche prägende, gestaltende und biotopvernetzende Landschaftsstrukturen geachtet werden sollte.

Dorfpflanzen Typisch dörfliche (Ruderal)Pflanzen konnten in Pöhlde zunächst kaum festgestellt werden. Das mag zum Einen am relativ späten Zeitpunkt der Bestandserfassung liegen (November 2009). Zum Anderen kann im Rahmen der Dorferneuerungsplanung nur mit einer begrenzten inhaltlichen und methodi- schen Tiefenschärfe erfaßt werden. Sicher und erkennbar aber ist auch in Pöhlde, daß mit dem fortschreitenden und tiefgreifenden Struk- turwandel in der Landwirtschaft (Rückgang der Betriebszahlen; weniger Viehhaltung, Mechanisierung der Landbewirtschaftung; Sanierung von Gebäuden etc.) und damit auch verbunden dem Verlust von dorftypischen Kleinstrukturen wie Misthaufen, Jauchegruben, ggf. Natursteinmauern, freilaufendem Geflügel u.a. sowie mit dem verstärkten Einzug eher städtischer Sauberkeits- und Ordnungsvorstel- lungen in die Dörfer auch hier die Standortbedingungen für Pflanzenarten wie Guter Heinrich, Herzge- spann, Schwarznessel, Bilsenkraut, Gänsemalve u.a.m. weitgehend verschwunden sind. Diese Arten sind heute auch kaum noch im Wissen um typisch dörfliche Pflanzen verankert. Selbst typische Rude- ralpflanzen wie das Schöllkraut sind kaum noch anzutreffen. Das Vorkommen von Arten wie der Wei- ßen und Roten Taubnessel ist eng an Geflügelhaltung gebunden, da diese Arten gerne solche Stan- dorte besiedeln, an denen der Boden immer wieder z.B. von Hühnern aufgekratzt wird, so daß der Kleintierhaltung durchaus auch für die dörfliche Artenvielfalt Bedeutung zukommt. Welche Risiken für den Fortbestand der für ländliche Siedlungslagen typischen Tier- und Pflanzenwelt bestehen, zeigt die Übersicht in Tab. 2. Es wird in diesem Zusammenhang empfohlen, im Ort ggf. eine Gruppe aus Interessierten zu bilden, die sich dieser Thematik verstärkt annimmt und Möglichkeiten für Wiederentwicklung bzw. Fortbe- stand solch dörflicher Lebensraumstrukturen auslotet.

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Tab. 2: Gefährdung der dörflichen Tier- und Pflanzenwelt

aus: AID (1988)

Tiere / Lebensräume Dörfer und insbesondere alte landwirtschaftlich geprägte Ortskerne sind auch wertvolle Lebensräume für die Tierwelt. Anders als Vögel, Igel, Schmetterlinge o.a. führen jedoch viele Arten / Artengruppen ein eher unscheinbares Dasein, gehören aber genauso zum Lebensraumgefüge und zur Nahrungs- kette dazu. Vorkommen von Tierarten in ländlichen Dorflagen umfassen in der Regel Singvögel, Elstern und Krä- hen, Schwalben, Greifvögel wie Turmfalken und Sperber, Eulen / Schleiereulen, Amphibien (Erdkrö- ten, Grasfrösche, Molcharten), Steinmarder, Bilche (z.B. Siebenschläfer), Fledermäuse, Igel, Fische in Gewässern, Schmetterlinge, Libellen und andere. Einige dieser Arten sind mittlerweile selten und im Bestand gefährdet, die meisten von ihnen sind nach Naturschutzrecht außerdem besonders oder so- gar streng geschützt. Entsprechend hoch ist die Bedeutung von Gewässern mit ihren Ufern, von He- cken und Gebüschen, von alten Laubbaum- und sonstigen Gehölzbeständen, Obstbäumen und - wiesen, Wildblumenwiesen, Gärten, Kirch- und anderen Türmen, Ställen, Scheunen, Dachgiebeln u.a. als Lebensräume für solche Tierarten. In Tab. 3 ist dazu eine Zuordnung von Tierartengruppen zu be- sonderen Lebensraumstrukturen zusammengestellt. Für Pöhlde liegen einige konkrete Angaben zu Artenvorkommen vor. So wurden vom NABU Osterode (RACKOW 2010) folgende Angaben zu Fledermausvorkommen mitgeteilt: Arten: - Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus), Wochenstuben und Einzelfunde, Flug- und Detektorbeobachtungen - Braunes Langohr (Plecotus auritus), Sommerquartier, Totfund - Großes Mausohr (Myotis myotis), Männchen-Sommerquartier - Kleine Bartfledermaus (Myotis mystacinus), Männchen-Sommerquartier, Einzelfunde - Großer Abendsegler (Nyctalus noctula), Flug- und Detektorbeobachtungen - Wasserfledermaus (Myotis daubentonii), Flug- und Detektorbeobachtungen

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Das belegt, dass in Pöhlde und Umgebung derzeit noch strukturelle Lebensraumvoraussetzungen für das Vorkommen dieser Arten bestehen, ohne dass hier jedoch Angaben zu Umfang oder Erhaltungs- zustand der jeweiligen Populationen möglich wären. Ähnliches gilt für das Vorkommen von Vogelarten und anderen, hierzu hat Pastorin MARWEDE (2010) Angaben und Eindrücke wie folgt übermittelt: „… Folgende Vogelarten kommen vor: Schleiereulen (2-3 Paare in Kirchnähe, manchmal Brutpaar in der Kirche); Turmfalken (mehrere, regelmäßig 1-2 Brutpaare in der Kirche); Käuzchen (am Waldrand; Rotmilan (regelmäßiger Überflug); Sperber, Habicht (gelegentliche „Besuche“ bei den Taubenschlägen); Mauerersegler (relativ konstante Menge in den letzten Jahren); Schwalben (leicht abnehmend); Buntspecht und Grünspecht …..Spatzen (wieder zunehmend); Meisen (Sumpf-, Blau-, Kohl-); diverse Singvögel (von Amsel bis Zeisig); Elstern und Krähen; gele- gentliche Besuche von Weißstörchen“. Und weiter: „ Gesichtet wurden Marder, Bilch, vermutlich auch Sieben- schläfer ….. Zahl der Hornissen nimmt vermutlich zu“. Als Vorkommen im Raum bekannt sind auch Rauch- und Uferschwalbe sowie gelegentlich der Schwarzstorch (WALTER mdl. 21.06.2010). Genauere Bestandsaufnahmen würden sicherlich ein viel breiteres Artenspektrum im Ort nachweisen können, dies ist jedoch im Rahmen einer Dorferneuerung nicht leistbar und auch nicht notwendig. Welche Lebensräume bzw. Brutbiotope an Gebäuden insbesondere von Vögeln und Fledermäusen angenommen werden, verdeutlicht über die Tab. 3 hinaus auch die im Anhang 3 beigefügte Übersicht. Tab. 3: Lebensraumstrukturen und daran allgemein gebundene Arten in Ortslagen

Quelle: DBV (1990)

Wichtig für den Fortbestand artenreicher Lebensgemeinschaften im Dorf ist daher die Erhaltung alter, strukturreicher Bausubstanz (z.B. Giebelöffnungen / „Uhlenfluchten“) in Verbindung mit grünbetonten, wenig genutzten Freiflächen. Darauf sollte zukünftig insbesondere bei der Umnutzung / Umgestaltung leerstehender landwirtschaftlicher Bausubstanz Rücksicht genommen werden. Aber auch Lebensraumangebote wie Steinhaufen, Ablagerungen bzw. Stapel von Holz / Geäst, offene Böden (z.B. Wasserpfützen auf unbefestigten Wegen als Baumaterialquelle für Schwalben als typisch dörflicher Vogelart), Baumhöhlen oder ungenutzte Restflächen gehören dazu. Bedeutsam ist auch ein angemessenes, gut vernetztes Biotop- bzw. Strukturangebot im landschaftlichen Umfeld des Dorfes. Erhöhtes Sauberkeits- und Ordnungsdenken ist mit den natürlichen Lebensraumansprüchen der hei- mischen Tier- und auch Pflanzenwelt dabei oft nicht vereinbar. Auch zum Themenkomplex „Fauna“ könnte im Ort eine Interessengruppe gebildet werden, sofern nicht schon örtliche Verbände dieses abdecken.

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Wie wichtig gerade Obstbäume und Obstwiesen für die Tierwelt sind, geht aus der Übersicht in Tab. 4 hervor. Die Abb. 100 skizziert danach ganz allgemein Lebensraumstrukturen für einige Fledermausar- ten in Dorf und Parklandschaft. Tab. 4: Obstbäume als Lebensraum

aus: U.A.N. 1989

Abb. 100: Fledermaus-Lebensräume

Quelle: NLVA (1988)

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5.4 Gestaltungselemente Einfriedungen Ein besonders harmonisches dörfliches Ortsbild ergibt sich immer dann, wenn Gebäude, Freiflächen und Einfriedungen gestalterisch miteinander stimmig sind. Das gilt vor allem für die Bereiche privater Grundflächen, die an der Schnittstelle zum öffentlichen Freiraum (z.B. Gärten und Vorgärten; Stell- plätze, Höfe) liegen. Dabei treten dann besondere Kontraste auf, wenn modernere Baustoffe, auffälli- ge Farbgebung und mangelnde handwerkliche Verarbeitung auf althergebrachte Bauweisen und Ma- terialien treffen und im Einzelfall unmittelbar nebeneinander anzuschauen sind. Daher ergibt sich bei einer Vielzahl von Einfriedungen in der Pöhlder Ortslage ein starker Gestaltungsbedarf. Wie in vielen anderen Dörfern auch ist gerade bei Einfriedungen das Spektrum an Gestaltungsbeispie- len und verwendeten Materialien sehr breit, wobei die typischen dörflichen Bauweisen (Holz- Staketenzäune; schmiedeeiserne Gitter, Naturstein- und auch Ziegelmauern, Hecken) ganz allgemein auf dem Rückzug sind. Dafür sind neben Geschmacksfragen heute oft auch Kostengründe oder Gründe der Unterhaltung maßgeblich. Für Pöhlde vielfach typisch sind Einfriedungen aus hohen grauen Betonpfosten in Verbindung mit Ma- schendraht (s. Abb. 101), wobei diese Zäune (insbes. die Betonteile) aufgrund von Alterungsprozes- sen oft nicht mehr ansehnlich sind. Auch sonst sind hinsichtlich Materialverwendung und –kom- bination, Farbgebung etc. viele gestalterisch nicht stimmige Einfriedungen im alten Ortskern anzutref- fen. Abb. 101: Sehr hohe Beton- Abb. 102: „doppelte“ Einfriedung Abb. 103: Bohlenzaun und pfosten mit aus Klinker + Holz und Metall-Stabgitter Maschengitter Hecke als Kombination

Es gibt aber auch einige schöne Beispiele für althergebrachte dorfgerechte Einfriedungen in Pöhlde, wie die nachstehenden Abb. 104 -106 zeigen. Abb. 104: Staketenzaun Abb. 105: Schnitthecke Abb. 106: Alter Eisenzaun mit Ornamentik

Weiterführende Informationen zum Themenkomplex „Einfriedungen“ finden sich auch im Dorferneue- rungsplan.

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B Planerischer Teil 6 Freiraumbezogenes Leitbild und grünplanerische Ziele für die dörfliche Entwicklung Die folgenden allgemeinen grünplanerischen Entwicklungsziele sollen im Sinne eines Leitbildes für die zukünftige freiraumbezogene Entwicklung von Pöhlde zugrundegelegt und so weit wie möglich bei al- len öffentlichen und möglichst auch privaten Maßnahmen berücksichtigt werden: • Entwicklung bzw. Gestaltung landschaftsgerechter Übergänge zwischen Ortsrändern und der an- grenzenden Offenlandschaft; • Sicherung angemessener Grün- bzw. Freiflächenanteile als prägende Elemente eines typischen Dorfes, und dabei speziell auch • langfristige Sicherung des innerörtlichen Freiraumes „Gehre / Im Sumpf“ durch Verzicht auf Be- bauung, Aufforstung oder andere raumbeanspruchende Nutzungen; • Verwendung möglichst dorfgerechter Baumaterialien bei Hoch- und Tiefbauten einschließlich der Gestaltung von Gärten u.a.; • Sanierung abgängiger Verkehrsflächen und Steigerung der Attraktivität öffentlicher Verkehrsräume durch Umgestaltung mit dorfgerechten Materialien einschließlich Verbesserung des innerörtlichen Wegenetzes für Fußgänger und Radfahrer; dabei insbesondere auch • die Sicherung und behutsame Weiterentwicklung der für Pöhlde typischen aufgeweiteten grünbe- tonten Straßenräume in der nördlichen Pfalz- und der östlichen Lindenstraße mit großzügigen Ra- senflächen und Linden als Leit-Baumart; • nachträgliche behutsame Verbesserung der Durchgrünung in den bereits ausgebauten Straßen- zügen Burgstraße und Klosterstraße; • Herausarbeiten bzw. Gestalten von Tor-Situationen an wichtigen Ortseingangsbereichen; • Sicherung und Entwicklung der Still- und Fließgewässer als wichtige Lebensräume, Elemente des Biotopverbundes sowie als bedeutsame Strukturen für die innerörtliche Gestaltung, Freizeitnut- zung und örtliche Naherholung, dabei insbesondere auch eine deutliche • Verbesserung des Mühlengrabens durch Neugestaltung / Neufassung von Uferbereichen. Diese Aspekte sollen sowohl über den zeitlichen Förderrahmen der Dorferneuerung als auch über den Geltungsbereich hinaus eine Orientierung für die zukünftige Ortsentwicklung darstellen.

7 Maßnahmen- und Gestaltungsvorschläge 7.1 Vorschläge für öffentliche Maßnahmen 7.1.1 Ansatz und Zusammenstellung 7.1.1.1 Maßnahmen mit Plandarstellungen Die Bestandsaufnahme hat gezeigt, dass Pöhlde in Verbindung mit der historischen Bausubstanz noch über viele wichtige, typisch dörfliche Elemente in Bezug auf Nutzungen, Gärten, Freiräume ein- schließlich Gewässer, sonstige Grünausstattung wie z.B. Einzelgehölze sowie auch Lebensraumstruk- turen für die dörfliche Flora und Fauna verfügt und in Teilen auch wirklich schöne städtebauliche Situ- ationen vorweisen kann. Gleichwohl wird in vielerlei Hinsicht Gestaltungsbedarf insbesondere für die öffentlichen Räume gesehen, vieles davon wurde bereits in der Bestandsanalyse angesprochen. Mit den nachfolgend dargestellten und zur Umsetzung konkret vorgeschlagenen öffentlichen Maß- nahmen (vgl. Karte 3) sollen daher insbesondere das Erscheinungsbild und damit die Freiraum- und Aufenthaltsqualität einiger als gestaltungsbedürftig eingestufter öffentlicher Straßen, Wege und Plätze verbessert werden. Hinzu kommen Vorschläge zur Ortsrandgestaltung durch Bepflanzung, zum Aus- bau des Wanderweges an der Beber, zur Verbesserung der Ausstattung mit Grünstrukturen und vor allem auch zur gestalterischen Aufwertung (eigentlich: Sanierung) des Mühlengrabens zumindest im Straßenzug „Am Mühlengraben“. Im Rahmen einer Dorferneuerung kann realistischerweise allerdings nicht das ganze Dorf, d.h. z.B. das gesamte Straßen- und Wegenetz, flächendeckend erneuert werden. Das ist weder finanzierbar noch in einem überschaubaren zeitlichen Rahmen leistbar. Hinzu kommt, dass bereits einige Straßen- züge (König-Heinrich-Platz, Burg- und Klosterstraße) recht gut erneuert wurden und dort eigentlich nur noch nachrangiger Gestaltungsbedarf speziell im Hinblick auf die Ausstattung mit Grünstrukturen (d.h. raumbildende Bepflanzung) gesehen wird. Für solche Fälle werden Einzelempfehlungen ausgespro- chen. Außerdem können viele der aufgezeigten Gestaltungsprinzipien ohne Weiteres auf andere Straßen- oder Gewässerabschnitte, die hier nicht konkret als öffentliche Maßnahmen dargestellt wer- den, übertragen und ggf. auch nach Beendigung der Förderperiode durchgeführt werden. Bei allen Vorschlägen soll dem noch stark dörflichen Charakter des Ortes Rechnung getragen und sol- len funktionale Defizite gemindert oder beseitigt werden. Viele Einzelmaßnahmen dienen insbesonde- re über Gestaltung, spätere Bauausführung und Material der räumlichen Gliederung, der Reduzierung von Fahrgeschwindigkeiten, aber auch der gestalterischen und funktional sicheren Trennung von ru- hendem und fließendem Verkehr. Auch soll den Defiziten in der Durchgrünung der öffentlichen Ver- kehrsräume entgegengewirkt und sollen vorhandene charakteristische Bestände in gleicher Art er- gänzt werden.

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Karte 3: Bereiche für Öffentliche Maßnahmen

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Bei allen Umgestaltungen öffentlicher Straßenzüge, Plätze, Wege und sonstiger Freiräume sollte ins- besondere auch z.B. die Verkehrssicherheit für Klein- und Schulkinder berücksichtigt und ggf. verbes- sert werden, auch werden behindertengerechte Gestaltungslösungen (Stichwort: Barrierefreiheit) emp- fohlen. Eine Übersicht über die im Rahmen der Dorferneuerung erarbeiteten und empfohlenen öffentlichen Maßnahmen zeigt die Karte 3. Die darin dargestellten Maßnahmen Nr. 1 – 10 sind im kommunalen Verantwortungsbereich umsetzbar. Diese Maßnahmen wurden innerhalb des Arbeitskreises im Laufe des Planungsprozesses diskutiert und abgestimmt, im Einzelfall wurden dabei auch Varianten vorgelegt und Entscheidungen für ganz bestimmte Planungslösungen getroffen. Nachfolgend werden diese Maßnahmen jeweils kurz beschrieben (Tab. 5), mit Ausnahme der Maß- nahme 10 (Brandenburger Straße) auch in detaillierteren Plänen dargestellt und teils durch weitere Skizzen veranschaulicht. Im Anschluss daran werden noch allgemeine Empfehlungen für die Gestal- tung öffentlicher Räume, Einrichtungen und sonstiger Ausstattungen gegeben. Einzelheiten sind auch den jeweiligen Textbausteinen bzw. Erläuterungen auf den Kartendarstellun- gen zu entnehmen. Tab. 5: Planungs- und Gestaltungsziele für die öffentlichen Maßnahmen 1 – 10 (s. Karte 3) Nr. Bezeichnung Kurzerläuterung der Planungs- und Gestaltungsziele in Karte 3 1 Lindenstraße Der großzügige, sich nach Osten hin öffnende Charakter des Straßenraumes mit seinen beiden prägenden Bestandteilen „Rasenflächen“ und „Linden“ soll langfristig gesichert werden; zu diesem Zweck soll im östli- chen Straßenabschnitt auf der Südseite die Vielzahl geschotterter Zufahrten arrondiert bzw. neu geordnet und zukünftig auf klar definierte, mit dorfgerechtem Pflaster ausgestattete Anbindungen an die Lindenstraße begrenzt werden, begleitend können einige Stellplätze in Längsaufstellung vorgesehen werden. Die nicht mehr benötigten Schotterflächen sollen in Rasen umgew andelt werden, damit die Grünflächen ihre Großzü- gigkeit w iedererlangen. Der eigentliche Straßenzug wird unter Berücksichtigung des landwirtschaftlichen Verkehrs neu hergestellt. Die Gehw ege und Parkplätze sollen dorfgerecht neu gepflastert werden. Auf den Seiten 41 und 42 sind zwei Ausbauvarianten dargestellt. Das Naturdenkmal „1000jährige Linde“ könnte durch eine informativ gestaltete Infotafel in Verbindung mit einer attraktiven Sitzmöglichkeit auf einer kleinen separaten Pflasterfläche noch w irksamer herausgestellt werden. Die Gestaltung sollte sensibel erfolgen, der Schutz des Baumes mit Wurzelbereich hat Vorrang. Die vorhandenen, teils alleeartigen Lindenreihen sollten an geeigneten Stellen ergänzt und damit als linien- hafte Strukturen noch etwas klarer herausgearbeitet werden; dabei w ird empfohlen, entlang der Nordseite der Fahrbahn an geeigneten Stellen auch einzelne Linden bis zur Kreuzung mit der Herzberger Straße vor- zusehen. Gleichzeitig w ird empfohlen, zumindest auf der Südseite der Lindenstraße die in den Raum bis an die Fahr- bahn heranreichenden Heckenstrukturen und teils auch Nadelgehölzpflanzungen zurückzunehmen, um da- durch w ieder eine tiefere Raumw irkung zu erzielen, in diesem Zusammenhang sollte auch der Jägerzaun, der optisch einen Querriegel im Raum darstellt (vgl. Titelbild) entfernt werden. Vorhandene Gestattungsverträge mit Anliegern über eigene Befestigungen von Gehwegen bzw. über Grün- flächenpflege sollten überprüft und den neuen Gegebenheiten angepasst werden. Die auf der Nordseite der Lindenstraße vorhandenen Zuwegungen und Zufahrten zu einzelnen Grundstü- cken sollten nach einheitlichen Kriterien und mit einheitlichen Materialien (w ie die neuen Zuwegungen auf der Südseite) dorfgerecht gepflastert werden, um ein für den gesamten Straßenzug stimmiges Gesamtbild zu erzielen. 2 Pfalzstraße Wie bei der Lindenstraße soll auch hier der großzügige, sich nach Norden hin öffnende Charakter des Stra- ßenraumes mit seinen beiden prägenden Bestandteilen „Rasenflächen“ und „Linden“ langfristig gesichert werden; zu diesem Zw eck sollte z.B. der vor Haus-Nr. 41 im nördlichen Straßenabschnitt auf der Westseite vorhandene geschotterte Platz w ieder weitgehend in die Grün- bzw. Rasenflächen integriert werden. Die beiderseits der Pfalzstraße vorhandenen Zuwegungen und Zufahrten zu den Grundstücken müssen natürlich erhalten bleiben, sollten aber auf jeweils erforderliche Mindestbreiten reduziert und dabei nach einheitlichen Kriterien und mit einheitlichen Materialien dorfgerecht gepflastert werden, um ein für den ge- samten Straßenzug stimmiges Gesamtbild zu erzielen. Der eigentliche Straßenzug wird unter Berücksichtigung des landw irtschaftlichen Verkehrs neu hergestellt. Die Gehw ege und Parkplätze sollen dorfgerecht neu gepflastert werden. Eine mögliche Variante (Grundvariante Seite 43) stellt die Anlegung eines einheitlich gepflasterten Weges vor den Gebäuden der Haus-Nrn. 17 – 31 im Charakter eines Gehw eges zur durchgängigen Erschließung dar. Bei dieser Variante wäre zu überlegen, ob in diesem Abschnitt dann auf den vorhandenen Gehweg unmittelbar an der Fahrbahn verzichtet werden könnte. Eine w eitere Ausbauvariante (Seiten 44 und 45) sieht einen beidseitigen Gehweg entlang der Fahrbahn vor. Die Gehwege und die Parkplätze sollen dorfgerecht neu gepflastert werden. Der eigentliche Straßenzug wird unter Berücksichtigung des landwirtschaftlichen Verkehrs hergestellt. An verschiedenen Stellen können begleitend Stellplätze in Längsaufstellung vorgesehen werden, im südli- chen Bereich an der Kurve mit Anbindung an das Pfarrhaus bzw. am Zugang zur Kirche wird empfohlen, die Situation für den ruhenden Verkehr klarer herauszuarbeiten und einige Stellplätze anzulegen.

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Tab. 5 (Fortsetzung) 2 Fortsetzung Die vorhandenen, teils alleeartigen Lindenreihen sollten an geeigneten Stellen ergänzt und damit als linien- hafte Strukturen noch etwas klarer herausgearbeitet werden; dabei w ird auch empfohlen, im Bereich der Kreuzung mit den Straßen „Am Schützenplatz“ und „Oderstraße“ als Abschluß gezielt eine Art Torsituation durch Pflanzung von zwei Linden zu schaffen. Im nördlichen Bereich sollten die in den Rasenflächen vorhandenen Nadelgehölze entfernt werden. 3 Parkplatz Kirche / Entw icklung eines zusätzlichen, klar strukturierten Parkplatzangebotes unmittelbar nördlich des Kirchenge- Am Sumpf ländes einschließlich einiger Behindertenparkplätze; das Angebot soll der Entlastung der Park- bzw . Ver- kehrssituation in der Pfalzstraße dienen; begleitend vorgesehen ist die Befestigung (Pflasterung) des We- ges „Am Sumpf“ mit dorfgerechtem Pflaster; die Stellplätze w erden so angeordnet, dass landw irtschaftlicher Verkehr auch weiterhin den Weg in Richtung Teich / Dorf passieren kann, sonstiger Durchgangsverkehr soll ausgeschlossen bleiben Die Verkehrsflächen werden durch gestaltende Gehölzpflanzungen eingefasst. 4 Eingrünung Verbesserung der Ortsrandeingrünung; dies kann durch abschnittsweise bzw. lockere Bepflanzung entlang Ortsrand Nord von Wirtschaftswegen erfolgen, wobei sich Heckenabschnitt und Obst- bzw. höherwachsende Laubbäume abw echseln sollten; dreireihige Pflanzungen reichen dafür aus, unterhalb der Freileitung sollten nur Straucharten gepflanzt werden. Alternativ können auch unmittelbar am Orts- bzw. Siedlungsrand geschlossene Heckenzeilen mit Einzel- bäumen als Überhältern angelegt werden. Dadurch soll ein ansprechend gestalteter Ortsrand bzw. Übergang von der Siedlung in die Offenlandschaft erzielt und dem sich von Norden auf der Herzberger Straße dem Ort nähernden Besucher ein attraktiveres Bild auf den Ortsrand als bisher geboten werden. 5 Am Mühlen- Es w ird empfohlen, den gesamten Straßenzug mit Mühlengraben im Sinne eines Ensembles aus Straßen- graben raum und begleitendem Gew ässer neu zu gestalten. Der Straßenzug selbst sollte einschließlich der Gehwegbereiche (soweit sie erforderlich sind) höhengleich dorfgerecht gepflastert werden, wobei der Pflasterbelag im Bereich der Anbindung nachgeordneter Straßen zumindest in anderer Verlegerichtung, ggf. aber auch um einige Zentimeter höhergesetzt, ausgeführt wer- den sollte, um w ichtige Schnittstellen des öffentlichen Raumes zu kennzeichnen; das dient insgesamt der gestalterischen Aufwertung des Straßenraumes, der klaren Abgrenzung zu anderen Verkehrsachsen und der Gliederung des langgezogenen eintönigen Straßenzuges; die Pflasterungen werden im Bereich der vor- handenen Mühlengraben-Brücken bis an diese herangeführt. An einigen Stellen können begleitend Stellplätze in Längsaufstellung vorgesehen werden, sie w erden durch niedrige Gehölzpflanzungen eingefasst. Grundsätzlich soll das bisherige Prinzip eines schmalen Grünstreifens (Rasen) zwischen Bach und Straße beibehalten w erden; um jedoch zukünftig das Befahren mit entsprechenden Schäden zu vermeiden, sollte das Rasenband mit einem Hochbord abgesetzt werden. Die Einfassung des Mühlengrabens ist auf weiten Strecken dringend sanierungsbedürftig; daher w ird emp- fohlen, diese Einfassungen unter Verwendung ansprechenden regionalen Natursteinmaterials (passend zum Pflastermaterial für die Straße) neu aufzubauen, zweckmäßig erscheint hier die Ausführung mit groß- formatigen Blöcken; da auf der Südseite des Gewässers viele Privatgrundstücke betroffen sind und ent- sprechende Abstimmungen erfahrungsgemäß recht schwierig sind, sollte in jedem Fall aber zumindest die nördliche Uferseite, also die dem öffentlichen Raum bzw. der Straße zugewandte Gewässerseite neu ge- staltet werden; dabei bietet es sich an, in die neue Ufermauer gelegentlich einen kleinen treppenartigen Zu- gang zum Wasser zu integrieren oder die Mauer auf einigen kurzen Abschnitten zu erhöhen und als Sitz- möglichkeit auszubilden. Am nordwestlichen Ende weitet sich der Straßenzug derzeit mit einer größeren Rasenfläche auf, dort w ird empfohlen, auch den Mühlengraben angemessen aufzuweiten und eine größere Wasserfläche zu schaffen; in der zeichnerischen Darstellung w ird eine freie Aufweitungsform mit Ausführung einer Ufermauer w ie im übrigen Gewässerbereich empfohlen, möglich ist jedoch auch eine strengere Form und / oder der Herstel- lung eines abgeflachten, nicht mit einer Natursteinmauer gefassten Gewässerrandes (z.B. Steinschüttung). Begleitend könnten an der Mühlengrabenaufweitung Sitzmöglichkeiten im Charakter der Mühlengrabenein- fassung (also z.B. als kniehohe Natursteinblöcke) auf einem kleinen platzartig befestigten Bereich geschaf- fen und durch eine wasser- oder mühlenbezogene Skulptur bzw. durch ein Kunstobjekt ergänzt werden. Der Walnussbaum sowie der Apfelbaum am Nordw estende des Straßenzuges sollten erhalten bleiben und in die Planung integriert w erden, ebenso sollten die markante alte Kopfweide (empfohlen: Rückschnitt) und die beiden Birken im mittleren Abschnitt als raumwirksame Gehölze unbedingt erhalten bleiben. 6 Spielplatz und a) Östlicher Bereich / Spielplatz Mühlengraben Der Spielplatz zeigt Alterungserscheinungen, ist stark verschattet und könnte attraktiver gestaltet werden; Ortsmitte deshalb wird empfohlen, die beiden Linden zurückzuschneiden, um für bessere Licht- und Besonnungsverhältnisse zu sorgen, dadurch können auch die Standortbedingungen für die darunterliegen- de Rasenfläche verbessert werden. Durch die Herstellung eines klar eingefassten Sandspielbereichs in Verbindung mit einer kindergerechten, robusten (Hand)Pumpe und höhengestuften Wasserbecken kann hier in Bachnähe das Thema „Wasser“ für das Kinderspiel aufgegriffen werden. Da die vorhandenen Einfriedungen nicht zu einander passen und teils auch schon älter und unansehnlich sind, w ird die Herstellung eines neuen, dorfgerechten Zaunes mit zugehörigen Toren empfohlen. In der zeichnerischen Darstellung umfasst die Einfriedung nicht die ebenfalls zur Erneuerung vorgeschlage- ne Brücke, diese sollte auch zukünftig allgemein zugänglich sein. Bei der vorgeschlagenen Lösung ist der Spielplatz auf der Innenseite, d.h. am nördlichen Bachufer, auch weiterhin durch einen Zaun vom Gew ässer abgetrennt.

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Tab. 5 (Fortsetzung) 6 Fortsetzung Alternativ könnte in dem Bereich auch die Bacheinfassung, die auch dort zur Erneuerung empfohlen w ird, einfach höher ausgeführt werden als attraktive Natursteinmauer. b) Westlicher Bereich / Mühlengraben mit Grünfläche an der Burgstraße Für das Gew ässer Mühlengraben gelten hier die gleichen Gestaltungskriterien bzw. –ansätze wie unter Nr. 5 beschrieben, d.h. neben der Neugestaltung des Straßenraumes (dorfgerechtes Pflaster, einige Stellplätze anlegen) soll vor allem die Sanierung der Ufereinfassungen des Gewässers (hier: beide Ufer) durchgeführt werden; das erfordert allerdings die Beseitigung der Erle, die derzeit genau im Uferbereich steht, ihr Verlust kann durch die Pflanzung einer Linde wieder ausgeglichen werden. Im Zusammenhang damit w ird empfohlen, die kleine dreiecksförmige Grünfläche zwischen Burgstraße und Bach neu und ansprechend zu gestalten, als kleinen Platz dorfgerecht zu pflastern und dabei auch einen Zugang zum Bach mit einigen Stufen herzustellen, Sitzmöglichkeiten beiderseits des Baches werden emp- fohlen (Bänke; alternativ auch hier ggf. Natursteinblöcke passend zur neuen Ufereinfassung), auch sollen die vorhandenen Linden in die neue Gestaltung integriert werden, einige niedrige Gehölzpflanzungen tra- gen zur Gliederung und gestalterischen Bereicherung des Platzes bei. Korrespondierend mit dem gegenüberliegenden Spielplatz w ird empfohlen, das am Bach bzw . an der Stra- ßenüberfahrt vorhandene Geländer durch eine attraktive dorfgerechte Lösung zu ersetzen. 7 Wegeverbindung Diese Wegeverbindung ist bedeutsam für innerörtliche Erholung und Erschließung; außerdem ist sie in ih- „Gehre“ rer derzeit ländlichen (nämlich unbefestigten) Ausprägung typisch für alte Ortslagen; es w ird deshalb emp- mit Anbindung fohlen, lediglich die Stichstraße am Spielplatz von der Brandenburger Straße in die Gehre hinein mit dorf- an die Branden- gerechter Pflasterung zu befestigen, eine Breite von ca. 3,0 m scheint ausreichend; von dort aus sollte der burger Straße Weg bis zur Anbindung an die Mühlenstraße durch Sanierung der wassergebundenen Wegedecke ange- messen befestigt werden, eine Breite von 2,0 m scheint dafür ausreichend; der westliche Wegeabschnitt von der Stichstraße am Spielplatz bis zum Weg „Am Sumpf“ sollte als typischer dörflicher Gras- bzw. Wie- senweg in seiner jetzigen Form erhalten w erden, sofern dort nicht ebenfalls eine wassergebundene Befes- tigung für notwendig erachtet wird; einem gelegentlichen Heckenrückschnitt steht nichts entgegen. 8 Fußweg an der Der Wanderweg südlich entlang der Beber stellt eine w ichtige und im Grundsatz attraktive, aber nicht in Beber allen Bereichen derzeit gut nutzbare Wegeverbindung für die örtliche Naherholung dar, so dass Verbesse- rungen notwendig sind. Es w ird daher empfohlen, den bereits früher einmal befestigten Wegeabschnitt zwischen dem Sägew erk im Osten und der alten Holzbrücke im Bereich „Untere Dorfwiese“ grundlegend zu erneuern; dazu sollte die teils noch sicht- bzw. nutzbare wassergebundene Wegedecke in einer Breite von 1,8 bis 2,0 m saniert wer- den; am östlichen Wegebeginn sollten Absperrpoller aufgestellt werden, um das Befahren zu unterbinden; stark überhängender Gehölzbewuchs sollte entfernt und der Weg dadurch freigeschnitten werden. Im w estlich daran anschließenden Abschnitt bis zum Ortsrand sollte der Weg dann in gleicher Weise fort- gesetzt, d.h. ausgebaut und auch durch Poller am Westende gegen Befahren gesichert werden, so dass sich eine zukünftig deutlich attraktivere durchgängige Wanderwegverbindung ergibt. Am Zusammenfluß von Mühlgraben und Beber bietet sich die Aufstellung einer landschaftsgerechten ein- fachen Bank an, ggf. auf einer kleinen gepflasterten Fläche und ergänzt durch einige Blockstufen als Bach- zugang. Die schmale alte Holzbrücke (bei Feuchtigkeit sehr glatte Oberfläche) sollte durch ein neueres dezentes Bauw erk mit rutschfester Oberflächengestaltung ersetzt werden, diese Empfehlung gilt auch für die gleich- artige Brücke über die Beber östlich des Sägewerks am Tafelwehr Mühlengraben / Beber. 9 Im Sumpfe Die Freiräume um den Teich „Im Sumpfe“ haben durch Alterungserscheinungen an Attraktivität eingebüßt, (Teich das zeigt sich z.B. an den teils abgängigen Sitzbänken und den beiden im Osten des Teiches stehenden mit Umfeld) Hütten (inclusive Toilettenhäuschen), hinzu kommen ein hohes Maß an Verschattung, einige im Uferbe- reich sichtbare PVC-Rohre (Überläufe) sowie die dicht unter dem Wasserspiegel liegende abschnittsweise Uferbefestigung mit alten Straßenleitplanken. Die beiden Holzhütten sowie das alte Mobiliar sollten entfernt werden, Überläufe sollten zukünftig so aus- gestaltet sein, dass sie kaum noch wahrnehmbar sind. Um die Aufenthalts- bzw. Freiraumqualität zu verbessern und hier w ieder einen attraktiveren Treffpunkt herzurichten, w ird empfohlen, den unmittelbar am Ufer stehenden Gehölzsaum zu entfernen, um mehr Licht in die Fläche zu bekommen und den Raum insgesamt zu öffnen bzw. großzügiger zu gestalten; dies kann unterstützt werden dadurch, dass die Hecke am westlichen Weg entfernt und durch eine ortstypi- schen Zaun (einschließlich zweier Tore) ersetzt wird, das erhöht die Transparenz des gesamten Teichum- feldes; alternativ könnte auf eine Einzäunung auch ganz verzichtet werden. Sow ohl der Gehölzsaum zur nördlich angrenzenden „Gehre“ hin als auch der flächige Gehölzbestand süd- lich und östlich können erhalten bleiben, wenn nicht ein vollständig um den Teich herumgeführter Weg als sinnvoll erachtet wird. Eine halboffene einsehbare Schutz- / Grillhütte (Öffnung zum Weg hin) in Verbindung mit einer an den Teich sow ie an den Wirtschaftsweg angebundenen Pflasterfläche und einem ergänzenden wassergebun- denen Weg sollen den Aufenthalt am Teich attraktiver machen, unterstützt durch eine oder zwei einfache Sitzmöglichkeiten (ggf. einfache langgestreckte Natursteinblöcke). Die Leitplanken als Ufereinfassungen sollten entfernt und auf ähnlicher Länge durch eine attraktive Uferbe- festigung z.B. mit einer Natursteinmauer analog zur neuen Mühlengrabeneinfassung neu gestaltet werden. 10 Brandenburger Die Fahrbahnflächen des Straßenzuges sind in w eiten Teilen sanierungsbedürftig, die entlang der Nordsei- Straße te vorhandenen Rasenböschungen reichen für eine raumwirksame Grünausstattung nicht aus. Es w ird daher empfohlen, den Straßenzug im Bereich der Anbindung nachgeordneter Straßen dorfgerecht aufzupflastern, um wichtige Schnittstellen des öffentlichen Raumes zu kennzeichnen; das dient insgesamt der gestalterischen Aufwertung des Straßenraumes, der klaren Abgrenzung zu anderen Verkehrsachsen und der Unterbrechung des langgezogenen eintönigen Asphaltbandes; begleitend sollten zur räumlichen Gliederung schmalkronige Einzelbäume in die Rasenböschungen gesetzt werden.

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Karte 4 – Maßnahme 1: Gestaltung „Lindenstraße“ / Grundvariante

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Karte 5 – Maßnahme 2: Gestaltung „Pfalzstraße“ / Grundvariante

Planungsbüro Mextorf — 31840 Hessisch Oldendorf 302 Dorferneuerung Pöhlde – Grünplanerischer Beitrag Seite 44 zu Karte 5 – Maßnahme 2: Gestaltung „Pfalzstraße“ / Variante 1 (Blatt 1)

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Karte 6 – Maßnahme 3: Parkplatz Kirche einschl. „Am Sumpf“

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Karte 7 – Maßnahme 4: Eingrünung Ortsrand Nord

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Karte 8 – Maßnahme 5: Gestaltung „Am Mühlengraben“

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Karte 9 – Maßnahme 6: Spielplatz und Mühlengraben Ortsmitte

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Karte 10 – Maßnahme 7: Wegeverbindung „Auf der Gehre“ mit Anbindung an die Brandenburger Straße

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Karte 11 – Maßnahme 8: Fußweg an der Beber

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Karte 12 – Maßnahme 9: Im Sumpfe (Teich mit Umfeld)

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Abb. 107: Beispiel „Baumtor“ mit Aufpflasterung Abb. 108: Raumbildung durch Bäume an der am Sägewerk Kreuzung Kg-Heinr.-Platz / Lindenstraße

Abb. 109: Grünkulisse in der Brandenburger Straße

Abb. 110: Beispiel für die Umgestaltung des Mühlengrabens (vgl. hierzu auch Abb. 23)

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7.1.1.2 Maßnahmen bzw. Gestaltungsempfehlungen ohne Plandarstellungen Eine Dorferneuerung muß notwendigerweise räumliche Schwerpunkte setzen, dies ist mit den Maßnahmevorschlägen 1 – 10 (vorangegangenes Kap.) geschehen. Darüber hinaus verbleiben aber punktuell Ansatzmöglichkeiten für weitere Verbesserungen der Orts- gestaltung, die hier aufgezeigt werden sollen. Dabei kann unterschieden werden zwischen solchen, die innerhalb des Geltungsbereiches der Dorferneuerung und solchen, die außerhalb liegen. Diese werden nachfolgend als Empfehlungen zusammengestellt.

Maßnahmen innerhalb des Geltungsbereiches der Dorferneuerung • Im Bereich des südöstlichen Ortseinganges am Sägewerk erscheint es sinnvoll, an der L 530 eine Torsituation durch die Pflanzung von zwei großkronigen Laubbäumen (vgl. Abb. 107) zu schaffen, ggf. in Verbindung mit einer angemessenen Querschnittsreduzierung im Rahmen des straßenpla- nerisch Zulässigen. Neben einer akzentuierten Gestaltungswirkung durch die Betonung des Sied- lungsbeginns kann damit ggf. auch eine Reduzierung der Einfahrtsgeschwindigkeit in den Ort be- wirkt werden. • An der Anbindung des König-Heinrich-Platzes an die Herzberger Straße (L 530) sollten zur gestal- terischen Betonung des relativ großen Platzbereiches ebenfalls ein oder zwei weitere großkronige Laubbäume gepflanzt werden (vgl. Abb. 108), die dort überwiegend vorhandenen kleinkronigen Bäume können diese Aufgabe nicht hinreichend erfüllen. • der geschotterte Teil des Wirtschafts- bzw. Fußweges in der Gehre sollte im oberen Schichtaufbau saniert bzw. durch das Aufbringen von Mineralgemisch so saniert werden, daß keine Schlaglöcher und Pfützen verbleiben. Der westliche Teilbereich ist derzeit ein Rasenweg und sollte auch zu- künftig als dörflicher Wiesenweg so belassen werden. • Ausstattungselemente wie Bänke, Tische o.ä. in öffentlichen Räumen sollten, sofern sie in schlechtem baulichen Zustand, unansehnlich oder gar abgängig sind (z.B. an der Kirche, an der Beber, Pfalzstraße) gegen neue dorfgerechte Lösungen ausgetauscht werden. Dabei sollte auf at- traktive Standorte bzw. Blickbeziehungen geachtet werden. • Es wird empfohlen, die Anlieferung von Stammholz an das Sägewerk so zu organisieren oder die bautechnischen Voraussetzungen dafür zu schaffen, daß der umfangreiche Eintrag von Rindenab- fällen in die Beber reduziert und damit eine Minderung der gewässerökologischen Belastungen er- zielt wird. • Das kleine, im dörflichen Ortsbild eher als Fremdkörper wirkende Versorgungsgebäude in der Mühlenstraße sollte durch eine geeignete Fassadenbegrünung (siehe z.B. Liste mit Pflanzenemp- fehlungen im Anhang Nr. 2) ansprechender gestaltet werden. • Der Mühlengraben im Bereich des Sägewerkes, des Dammweges und auch am „Schrägen“ soll- ten bei Bedarf und Finanzierbarkeit wie in Maßnahme 5 skizziert saniert werden. • Für den kleinen Platz zwischen Mathildenstraße und Pfalzstraße (= „Grünanlage“ auf Flurstück 356/6) wird folgendes vorgeschlagen: Dorfgerechte Pflasterung des Stichweges, Entfernung der niedrigen Zierstrauchhecke, Ersetzen der vorhandenen Bank durch eine Rundbank um den Baum herum, Neueinsaat der Rasenfläche und dichte Pflanzung von Blumenzwiebeln (Narzissen, Kro- kusse) als Frühjahrsblüher sowie zukünftig vor allem regelmäßige Unterhaltungspflege.

Maßnahmen außerhalb des Geltungsbereiches der Dorferneuerung • Die entlang der Herzberger Straße noch vorhandenen, aber teils sehr lückigen Baumreihen (Rest- bestände von Obstbäumen und anderen Laubbäumen) könnten durch gleichartige Ergänzungs- pflanzungen wieder aufgefüllt und der breite öffentliche Straßenraum dadurch wieder mit einer ge- stalterisch überzeugenden, raumbildenen Grünkulisse ausgestattet werden. Damit könnte auch am nördlichen Ortseingang wie südöstlich am Sägewerk ebenfalls eine klarere Torsituation durch die Pflanzung von zwei großkronigen Laubbäumen mit gleichartigen Effekten geschaffen werden. • Es wird vorgeschlagen, an Wegen bzw. geeigneten Stellen der Feldmark, an Gewässern etc. ver- einzelt weitere rustikale Sitzgelegenheiten (s. Abb. 113a+b) aufzustellen, damit sich insbesondere ältere Mitbürger bei Spaziergängen gelegentlich ausruhen können.

7.1.2 Weitere Empfehlungen für die Gestaltung und Erhaltung öffentlicher Räume Allgemeines Bei der Gestaltung öffentlicher Räume, d.h. Straßen, Wege und Plätze etc., sollten einige wichtige Prinzipien bzw. Gestaltungsmerkmale und -elemente im Vordergrund stehen und immer wieder (dabei ggf. auch modifiziert) aufgegriffen werden, das hängt von der jeweiligen Situation ab. Gestalterisch wirkungsvoll und überzeugend kann es darüber hinaus auch sein, diese Gestaltungsprinzipien in an- grenzenden privaten Räumen (z.B. Vorgärten, Zufahrten, offenen Carports, Hauszugängen etc.) auf- zunehmen und bis an die Gebäude heranzuführen. Das kann sich z.B. ausdrücken • in der Verwendung bestimmter, wiederkehrender Pflaster- oder sonstiger Belagsmaterialien für die Flächenbefestigung, für Mauern, Einfriedungen etc., • in der Wiederholung bestimmter Muster bei der Aufpflasterung von Straßenkreuzungen und –einmündungen bzw. -abschnitten (vgl. Abb. 111),

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• in der Detaillierung bestimmter Verlegemuster, Materialkombinationen, Pflastergrößen, Farbvariationen oder sonstigen Anordnungen / Ausformungen von Pflasterbelägen, • in der Einbringung und gezielten, sparsamen und dabei aber doch auffälligen und als „Roter Faden“ wahrnehmbaren besonderen Einrichtungen wie z.B. Stelen / Steinen als Säulen, Na- tursteinblöcken als Sitzgelegenheit, Hinweisschildern oder sonstigen Accessoires, • durch die Verwendung eines einheitlichen dorfgerechten Leuchtentyps für die Straßen- und Platzbeleuchtung, • in der Verwendung dorfgerechter Bauweisen und Materialien (s.u.) für Einfriedungen (be- sondere Stichworte: Fußgängerbrücken über die Beber; Geländer z.B. an Spielplätzen, Ge- wässern oder sonstigen Grünflächen), • durch die bevorzugte Pflanzung naturraumtypischer bzw. heimischer Gehölze für die Raum- gliederung (Bäume) und Flächengestaltung (vor allem Sträucher) u.a.m., wobei innerhalb von Pöhlde auch weiterhin Linden bevorzugt werden sollten.

Viele dieser Prinzipien lassen sich bereits aus den Kartendarstellungen für die öffentlichen Maßnah- men 1 – 10 ablesen, manches soll anschließend noch verdeutlicht werden. Dabei sind die nachfolgenden Ausführungen als Empfehlungen zu sehen. Im Rahmen der spä- teren Umsetzung kann, sofern stichhaltige Gründe dafür vorliegen, aber auch davon abgewi- chen werden. Wichtig ist bei allem, dass der dörfliche Charakter des alten Pöhlder Ortskerns erhalten bleibt, dass dabei aber auch Möglichkeiten der behutsamen Weiterentwicklung ge- nutzt werden. • Um diesen Charakter zu erhalten, wird dringend empfohlen, den großen innerdörflichen Freiraum „Gehre / Im Sumpf“ räumlich möglichst vollständig und dabei möglichst im Grünlandcharakter zu erhalten, es ist ein unverwechselbarer Bestandteil von Pöhlde. Insbesondere sollte in diesem Be- reich keine weitere Bebauung erfolgen. • Ähnlich sollte mit dem Freiraum im Bereich der Flurbezeichnung „In den Berggärten“ zwischen der Beber und dem Wald am Rotenberg verfahren werden. Zwar ist dort Bebauung ohnehin auszu- schließen, dort ist aber der Fortbestand der markanten langgestreckten Grünachse mit dem freien Blick durch Waldentwicklung oder langfristiges Brachfallen gefährdet. Die Freihaltung als Grün- landstreifen am Hang wird daher empfohlen, das schließt die Entfernung kleiner Laub-, Misch- oder Nadelwaldriegel mit ein. Ausdrücklich erwünscht dagegen ist in diesem Bereich die Sicherung von Grünland mit Obstwiesencharakter, entsprechend wird die Nachpflanzung von Obstbäumen empfohlen.

Gestaltung von Kreuzungen, Einmündungen und Straßenabschnitten In Abb. 111 sind grundsätzliche Beispiele für Aufpflasterungen von Kreuzungen, Einmündungen und Straßenabschnitten dargestellt, die so in jedem öffentlichen Verkehrsraum angewandt werden kön- nen, und zwar zunächst unabhängig von der Materialverwendung (s.u.). Damit können die bisherigen grauen Asphaltbänder unterbrochen, Verkehrsflüsse sichtbar gemacht, betont oder auch unterbrochen bzw. verlangsamt werden, das Ortsbild wird belebt und es entstehen auch Querungshilfen / -bereiche für den nichtmotorisierten Verkehr. Unter „Aufpflasterung“ wird dabei nicht das Anlegen von Bodenwellen bzw. das abrupte Anheben des Fahrbahnbelages um 10, 15 oder mehr Zentimeter verstanden, sondern lediglich der durch die Pflas- terung an sich schon bewirkte Effekt, denn allein durch den Belagwechsel und die damit verbundene Rauhigkeit soll insbesondere dem Autofahrer sowohl visuell als auch beim Überfahren akustisch Vor- sicht signalisiert und die Notwendigkeit zur Rücksichtnahme in Erinnerung gebracht werden. Mit den entsprechend in Abb. 111 skizzierten und in den konkreten Maßnahmenvorschlägen 1 - 10 vielfach enthaltenen Bereichen für Aufpflasterungen können so Längsverkehre entschleunigt und Querverkehre deutlicher angezeigt werden.

„Shared Space“ Nach gängiger Praxis werden in Deutschland ruhender und fließender Verkehr voneinander getrennt, in der Regel sind deshalb höhergelegte, durch Bordsteine abgegrenzte Gehwege neben den Fahr- bahnen vorhanden, so auch vielfach in Pöhlde. Bei der Umgestaltung von Straßenzügen bzw. Verkehrsflächen und Plätzen sollte jedoch im Sinne des „Shared Space“-Ansatzes1 versucht werden, möglichst homogene Ebenen ohne Höhenversprünge zu schaffen und so nach Möglichkeit allein durch räumliche Gliederung, Möblierung, Belagsstrukturen etc. ein konfliktarmes Miteinander der Verkehrsteilnehmer im öffentlichen Raum herzustellen.

1 „Shared Space steht für eine Gestaltung des öffentlichen Raumes, in dem Verkehr, Verweilen und andere räumliche Funktionen miteinander im Gleichgewicht sind. Man teilt sich den Raum mit den Benutzern anderer Verkehrs mittel, nicht im Sinne von >separieren<, sondern von >gemeinsam nutzen<“ (SCHLANSKY 2009)

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Dieses ist auch im Zusammenhang mit der Empfehlung zu sehen, den öffentlichen Schilderwald aus- zudünnen (s.u.) und läßt sich realistischerweise eher in nachgeordneten (kommunalen) Straßen um- setzen als etwa in der Herzberger Straße als Landesstraße. Abb. 111: Prinzipien zur Gestaltung von Kreuzungen, Einmündungen und Straßenabschnitten durch Aufpflasterung

Durch die Herstellung höhengleicher Mischverkehrsflächen können außerdem sehr kleinräumige bzw. schmale Straßenzüge (soweit dort noch hochliegende Gehwege vorhanden sind) in ihrer Raumwir- kung optisch großzügiger erscheinen. Ein gutes Beispiel dafür, wie im Rahmen einer Dorferneuerung höhengleiche Mischverkehrsflächen in Verbindung mit einer wirksamen Entschilderung des Ortes (s.u.) umgesetzt wurden, kann z.B. im Dorf Ottenstein (Landkreis Holzminden) besichtigt werden.

Dorfgerechte Materialien In den Kartendarstellungen für öffentliche Maßnahmen wird durchgängig von der Verwendung dorfge- rechter Materialien gesprochen. Das ist zunächst ein weiter Begriff, der noch der Präzisierung bedarf. In Anlehnung an historische Bauweisen bzw. an den überwiegend alten Gebäudebestand (viel Fach- werk, oft mit Natursteinsockeln; vereinzelt Ziegelgebäude u.a.) im Altdorf sowie auch vor dem Hinter- grund früher üblicher Straßen-, Wege- oder Platzbefestigungen, wäre eigentlich als 1. Wahl ein regio- naltypisches Natursteinpflaster das gebotene Material zur Verwendung bei der Umgestaltung öffentli-

Planungsbüro Mextorf — 31840 Hessisch Oldendorf 302 Dorferneuerung Pöhlde – Grünplanerischer Beitrag Seite 57 cher Räume. Angesichts der dafür aufzuwendenen Kosten und ggf. auch der Rohstoffverfügbarkeit stellt sich damit die Frage nach geeigneten Alternativen. Denkbar sind als 2. Wahl auch gebrauchte Natursteinpflaster aus regionalem Material, aber für bestimmte Bereiche auch Pflasterklinker, wobei die gleichzeitige Verwendung von Naturstein und Pflasterklinker meist problemlos möglich ist, sofern Farben und Formate miteinander harmonieren. Als 3. und letztendlich realistischerweise finanzierbare Wahl kommen dann attraktive bzw. hochwertige Beton-Pflasterprodukte in Frage, wie beispielsweise am König-Heinrich-Platz bzw. in der Burg- und Klosterstraße auch schon verwendet. Da die Umgestaltung öffentlicher Flächen gerade heute ganz wesentlich von den Kosten abhängt, wird der Blick deshalb hier vorrangig auf kostensparende Lösungen zu richten sein. Das kann bedeu- ten, dass z.B. bei der Umgestaltung insbesondere breiterer Straßenzüge abschnittsweise auch intakte Asphaltdecken erhalten werden, wie in den konkreten Maßnahmenvorschlägen auch vielfach sichtbar. Das tut der gestalterischen Gesamtidee jedoch keinen Abbruch, sofern zumindest ein raumwirksamer Anteil an Pflasterungen mit dorfgerechten Materialien dabei herauskommt.

Gestalterischer „Roter Faden“ Die Herausarbeitung eines gestalterischen roten Fadens, der weite Teile des Geltungsbereiches der Dorferneuerung durchziehen und das Dorf wesentlich mit prägen könnte, ist zu überlegen. Es bietet sich für diesen Zweck an, ein durchgängiges Gestaltungselement auszuwählen, welches an geeigne- ten Stellen des (Alt)Dorfes wiederkehrt. Dies könnte z.B. dadurch erfolgen, daß als Sitzmöglichkeiten im öffentlichen Freiraum, an Gewässern u.a. (d.h. sowohl bei den vorgeschlagenen Maßnahmen 1- 10) als auch an anderen Stellen des Geltungsbereichs und ggf. auch des übrigen Dorfes langge- streckte, rustikale und unterhaltungsfreie Natursteinblöcke ausgewählt werden.

Beleuchtung Innerhalb der Ortschaft sind im Bestand verschiedene Straßenlampen-Typen vorzufinden, die mögli- cherweise auch mit unterschiedlichen Leuchtmitteln ausgestattet sind. Nach näherer örtlicher Prüfung sollte die Beleuchtung im Einzelfall ergänzt werden, wobei auf eine möglichst durchgängige Verwen- dung nur eines Lampentyps zu achten ist. In diesem Zusammenhang wird auf das derzeitige Förderprogramm des Landes Niedersachsen zur Modernisierung kommunaler Straßenbeleuchtung hingewiesen („Richtlinie über die Gewährung von Zuwendungen zur Förderung von Maßnahmen zur energieeffizienten Straßenbeleuchtung“; veröffent- licht am 29.07.2009 im Nds. Ministerialblatt Nr. 30). Besondere Sorgfalt sollte auf die Auswahl konkreter Lampenstandorte gelegt werden. Es sollte ver- mieden werden, dass Straßenlampen unmittelbar vor Fensteröffnungen oder auch zu dicht an Haustü- ren stehen oder gar das Erscheinungsbild besonders attraktiver Fassaden(teile) entwerten. Es bietet sich an, Lampen z.B. auf der Grenzlinie zwischen zwei Häusern zu setzen. Auch sollte darauf geach- tet werden, dass, sofern Lampen in Benachbarung zu neu gepflanzten Bäumen stehen, nicht schon nach wenigen Jahren der gewünschte Ausleuchtungseffekt durch das wachsende Kronenvolumen bzw. die Belaubung zunichtegemacht wird oder die Bäume einseitig zurückgeschnitten werden müs- sen.

„Entschilderung“ statt Beschilderung Auch in Pöhlde ist eine Vielzahl von Schildern, Tafeln, Info-Kästen, Wegweisern, Infoeinrichtungen u.a. vorhanden, die der Orientierung, der Verkehrslenkung und -regulierung sowie auch der Informati- on über den Ort und spezielle Einrichtungen dienen. Im Einzelfall kann das auch zur regelrechten Reizüberflutung führen, das Ortsbild wird so mit einer Vielzahl von Verkehrszeichen und Ähnlichem belastet. Dabei ließe sich manches auch anderes regeln. Wenn z.B. im Rahmen der zukünftigen Umsetzung öffentlicher Maßnahmen auch der Aspekt des „Shared Space“ (s.o.) Berücksichtigung finden soll(te), dann böte sich die Chance, auch den Schil- derwald, soweit es die Verkehrsregulierung betrifft, gleich effektiv mit auszudünnen. In den weniger stark befahrenen Straßenzügen könnte allein durch schlichte Rechts-vor-Links-Regelung eine Redu- zierung des Schilderwaldes möglich werden. Unterstützt werden könnte dies durch die Absenkung durchgängiger Bordsteine bzw. den Einbau durchgängiger Tiefbordsteine vor jeweils nachgeordneten Straßen / Einmündungen, wie im genannten Beispieldorf Ottenstein anschaulich feststellbar war. Eine solche abgesenkte Bordsteinführung wird deshalb als generelles Planungsziel empfohlen und sollte bei der Baudurchführung umgesetzt werden. Durch genaue Prüfung könnten überdies Doppelbeschilderungen vermieden und z.B. auch veraltete Hinweise oder abgängige Einrichtungen entsorgt werden. Auch sollte geprüft werden, ob tatsächlich jedes Schild oder jede Hinweistafel einen eigenen Pfosten benötigt, oder ob nicht manches zusam- mengefasst werden kann. Das Dorf sollte unter diesen Aspekten gezielt und gründlich abgegangen

Planungsbüro Mextorf — 31840 Hessisch Oldendorf 302 Dorferneuerung Pöhlde – Grünplanerischer Beitrag Seite 58 werden (z.B. durch eine kleine Arbeitsgruppe oder Kommission), um entsprechende Entschilderungsvorschläge aufzulisten.

Geländer an Gewässern Grundsätzlich sollten die Fließgewässer in Pöhlde auch zukünftig möglichst geländerfrei bleiben. Soll- ten jedoch an besonderen Stellen Geländer an Gewässern unverzichtbar sein oder erneuert werden müssen (vgl. z.B. Maßnahme Nr. 6), sollte eine möglichst dorfgerechte Variante gewählt werden, die gerade auch im Altdorf mit dem Gebäudebestand harmoniert. Angestrebt wird ein ansprechend gestal- tetes Modell in möglichst dunkelgrüner Farbgebung mit einer Höhe von 1,0 m, wie in Abb. 112 darge- stellt. Ein solcher Geländertyp entspricht den Anforderungen des Gemeinde-Unfallhaftpflichtversiche- rungsverbandes. Abb. 112: Beispiel für einen neuen Geländertyp an Gewässern

Bänke, Sitzmöglichkeiten Wege und Plätze mit attraktiven Blickbeziehungen sowie Randbereiche von Fließgewässern eignen sich besonders gut zum Verweilen. An geeigneten Stellen sollten daher auch Bänke aufgestellt bzw. Sitzmöglichkeiten geschaffen werden. Eine einfache rustikale Gestaltung (siehe Abb. 113a+b) und Verwendung heimischer Harthölzer (Eiche, Robinie) entspricht dabei am ehesten den Anforderungen des Dorf- und Landschaftsbildes, solche einfachen Sitzmöglichkeiten eignen sich insbesondere für Be- reiche mit starkem Landschaftsbezug (z.B. Radwanderweg Herzberg-Rhumspringe; Wirtschaftswege in der Feldmark; Waldränder und Gewässerufer). Die Aufstellung derartiger Bänke könnte z.B. im Rahmen der Maßnahmen 1 + 7 oder ggf. auch 6 er- folgen. Darüber hinaus eignen sich aber auch andere Standorte in der Umgebung von Pöhlde, wie z.B. der landwirtschaftliche Wirtschaftsweg westlich des Ortes. Abb. 113a+b: Gestaltung einfacher, rustikaler Sitzbänke (links in Holz; rechts als Natursteinblock)

Bepflanzung öffentlicher Räume In allen Vorschlägen für öffentliche Maßnahmen sind Gehölzpflanzungen als wichtige Bestandteile der Gestaltungsansätze enthalten, schließlich gehört und damit Gehölzbestand seit jeher zum dörflichen Erscheinungsbild. Es ist deshalb notwendig, noch näher auf die Verwendung geeigneter Gehölze und anderer Pflanzen im öffentlichen Raum einzugehen. Generell wird empfohlen, möglichst nur standortgerechte, naturraumtypische bzw. heimische Laubge- hölze sowie Obstgehölze zu verwenden. Das gilt vor allem dann, wenn ausreichend Platz vorhanden oder Pflanzung im Übergang zur Offenlandschaft bzw. außerhalb der Siedlung vorgenommen werden soll. Für diese Fälle ist eine entsprechende Artenliste im Anhang (Nr. 1) beigefügt. Die hier vorgeschlagenen öffentlichen Maßnahmen 1 bis 10 liegen aber weitgehend im dörflichen Siedlungsraum bzw. betreffen vielfach Verkehrsflächen und andere öffentliche Räume, in denen ent- weder nicht genug Platz zur Verfügung steht oder aus gestalterischen Gründen die heimischen Ge- hölze nicht verwendet werden können bzw. sollen. Hier kann auch die Verwendung anderer Arten an-

Planungsbüro Mextorf — 31840 Hessisch Oldendorf 302 Dorferneuerung Pöhlde – Grünplanerischer Beitrag Seite 59 gemessen sein. Die in Pöhlde an verschiedenen Stellen verwendeten Säulen-Hainbuchen sind jeden- falls gut für diesen Zweck geeignet und sollten durchaus auch als eigenständiges durchgängiges Be- pflanzungsthema aufgefaßt und weitergeführt werden. Generell nicht empfohlen wird jedoch die Verwendung von Nadelgehölzen (Koniferen) jedweder Art im öffentlichen Raum, sie entsprechen nicht dem dörflichen Charakter. Als standortheimische Baumarten für den öffentlichen dörflichen Raum werden hier insbesondere empfohlen: großkronige Arten: mittel- und kleinkronige Arten Berg- und Spitzahorn Hainbuche (auch Säulenform) Stieleiche Vogelbeere Esche Feldahorn Sommer- und Winterlinde Rot- und Weißdorn sowie andere Dorn-Arten Sandbirke Roßkastanie Vogelkirsche Walnuß

Pflege von Einzelbäumen (Großbäumen) Der Erhaltungszustand der Großbäume, älteren Einzelbäume sowie sonstigen raumwirksamen Bäume im öffentlichen Grün bzw. Raum von Pöhlde ist sehr unterschiedlich ausgeprägt. Dabei soll die 1000jährige Linde als Besonderheit und Einzelfall einmal außen vor gelassen werden. Insbesondere von den vielen Linden in Pöhlde sind die jüngeren relativ gesund, vor allem dann, wenn sie erst weni- ge oder gar keine Rückschnittmaßnahmen hinter sich haben. Bei den älteren sind vielfach Hohlstellen oder Risse zu finden. Soweit die Standsicherheit des Baumes dadurch insgesamt nicht beeinträchtigt ist und keine Astbruchgefahr o.ä. besteht, ist das auch hinnehmbar, als Kopfbäume behandelte Bau- marten bilden immer solche Hohl- und Faulstellen aus. Im Einzelfall kann natürlich ein stark geschä- digter Baum auch mal ersetzt werden, dabei sollte jedoch gerade innerhalb von Baumreihen oder Al- leen wieder die gleiche Art nachgepflanzt werden, um das Gesamtbild zu erhalten, wobei in Pöhlde den Linden der Vorzug zu geben ist. Insgesamt sollte immer eine fachlich qualifizierte Unterhaltungspflege (insbesondere richtige Schnitt- führung bei Auslichtung oder Rückschnitt, soweit erforderlich) gesichert werden.

Wurzelraum für Großbäume / Einzelbäume Große vitale Bäume im Siedlungsbereich benötigen entsprechend gute Standortvoraussetzungen: Möglichst optimalen Wasser- und Nährstoffhaushalt, gute Belüftung im Wurzelraum, Schutz vor me- chanischen Verletzungen und Schadstoffeinwirkungen und ausreichend Platz zur Entfaltung ihres vol- len naturgegebenen Erscheinungsbildes. Baumscheiben von nur wenigen Quadratmetern Größe wie z.B. für die Linde an der Kreuzung Pfalzstraße / Angerstraße oder auch sonst in der Pfalzstraße (vgl. Abb. 46) sind dafür völlig unzureichend. Wo immer möglich, sollte eine Fläche von der annähernde Größe des Traufbereiches (= Kronendurchmesser) unbefestigt und frei von Belastungen (auch Bo- denverdichtung durch z.B. Befahren) bleiben. Nur so können Entwicklung und Bestand der Gehölze langfristig gewährleistet werden. Bei Neuanpflanzungen von Bäumen wie Eiche, Esche, Linde, Walnuß, Kastanie, aber auch Obst u.a. sollte dies so weit wie möglich berücksichtigt werden. Bei vorhandenen markanten und ortsbildprägenden Bäumen, die in oder dicht an Pflaster-, Beton-, Asphaltflächen o.ä. stehen, sollte der Wurzelraum so weit wie möglich und behutsam entsiegelt wer- den.

Stauden, Gräser und Farne an Straßen, öffentliche Plätzen und Gebäuden Vielfach verbleiben im Übergang zwischen privaten (Vor-)Gärten und öffentlichen Räumen wie Stra- ßen, Wegen und Plätzen unterschiedlich breite Randstreifen, die der Gestaltung und Unterhaltung be- dürfen. Derartige Restflächen bzw. Teilbereiche von Parkstreifen entlang von Straßen o.ä. müssen aber nicht unbedingt vollständig zugepflastert, mit Chemieeinsatz dauerhaft „sauber“ gehalten oder immer nur als monotone Scherrasenstreifen hergerichtet werden. Sie können stattdessen anspre- chend gestaltet und mit wenig Aufwand z.B. durch die Anlieger gepflegt werden, wie die Beispiele in Abb. 114a+b zeigen. Verwendet wurden dort z.B. Polsterstauden und mittelhohe robuste Gartenstau- den wie Frauenmantel, Staudengeranien, Wolfsmilch, Tulpen und Perlhyazinthen sowie auch ver- schiedene Gräser. Dies ließe sich auch noch durch kleine Einzelsträucher anreichern.

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Abb. 114a+b: Farbenfrohe niedrige Bepflanzung von Restflächen im Straßenraum (Beispiele aus anderen Gemeinden)

Eine Vielzahl von robusten bodendeckenden Stauden, Gräsern oder auch Farnen eignet sich sowohl von den Standortansprüchen und den Pflegebedingungen als auch vom Habitus her für öffentliche Straßenräume der Maßnahmen 1 - 10. In Frage kommen neben robusten Pflanzengattungen wie Frauenmantel, Herbstaster, Fetthenne, Lavendel, Schleifenblume, (Polster)Phlox oder Steinbrechar- ten auch Stauden wie z.B. schattenverträgliche Geranium-Arten, Geum- und Heuchera-Sorten, Hosta- Arten, Goldnessel, Lungenkraut-Arten, Tellima-, Tiarella- und Waldsteinia-Arten, Omphalodes, Kleines Immergrün, Steinsame, Viola-Arten, Wild-Astern und viele andere; Gräser der Gattungen Luzula, Carex, Pennisetum, Miscanthus, Stipa und andere sowie Farne wie z.B. Dryopteris-, Polystichum-, Athyrium-Arten.

Grün- und Restflächenpflege Vegetationsflächen (Gehölzpflanzungen, Rasen und Wiesen, auch Brach- bzw. Ruderalflächen ein- schließlich Graben- und Gewässerränder) bedürfen zwar gelegentlich der Unterhaltung. Dies sollte jedoch immer vor dem Hintergrund gesehen werden, daß im Dorf das Wachsen und Vergehen deutli- cher erlebbar bleibt als in ausschließlich auf Sauberkeit und Ordnung ausgerichteten städtischen Grünflächen. Pflege sollte also möglichst extensiv erfolgen, der Einsatz von Herbiziden, Dünger, Torf o.ä. ist nicht notwendig. Durch gelegentliche mechanische Bearbeitung können Pflanzungen „unkraut“frei gehalten werden. Bei Beschränkung auf wenige Schnitte im Jahr können Rasen, Wiesen oder auch Brachfluren mit ihrer Blütenvielfalt zur Bereicherung des Dorfbildes beitragen und ein breiteres Angebot an Le- bensraumstrukturen für die dörfliche Tierwelt vorhalten. Insbesondere sollte an geeigneten unbefestig- ten Seitenstreifen entlang von Straßen, Wegen, Mauern, Gebäuden, Hecken oder Zäunen auch die Möglichkeit zur Eigenentwicklung erhalten werden, damit sich dort für den Siedlungsraum charakteris- tische Ruderalfluren ansiedeln können. Dabei ist allerdings eher unwahrscheinlich, daß sich die für Dörfer typischen Pionier- bzw. Wildpflanzengemeinschaften wie z.B. Schwarznessel-Saum, Guter Heinrich-Gesellschaft, Gänsemalven-Gesellschaft o.a. wieder ansiedeln, da Standortvoraussetzungen wie das Offenhalten des Bodens durch Enten und Hühner oder starke Düngung durch Geflügel bzw. an Misthaufen oder Jauchegruben so heute zumindest in öffentlichen Freiräumen natürlich nicht wie- derherstellbar sind. In Privatgärten oder auf Flächen mit Kleinvieh- bzw. Geflügelhaltung bestehen da- gegen Chancen, solche Pflanzengesellschaften wieder zu entwickeln. In jedem Fall kann das Offenhalten der Böden auf Säumen und Restflächen in Verbindung mit exten- siver oder unterlassener Pflege Lebensräume für Tiere und Pflanzen im Ort schaffen und so einen wertvollen Beitrag zur Dorfökologie leisten.

Gewässerunterhaltung Auch die Beber ist wichtiger Lebensraum und trägt wesentlich zur Biotopvernetzung zwischen Sied- lung und Offenlandschaft bei. Pflege- und Unterhaltungsarbeiten (Gewässerböschungen, begleitende Gehölzsäume, Räumung von Sohlbereichen) sollten daher so behutsam wie möglich und nur im un- abdingbaren Umfang durchgeführt werden. In der Regel ist es nicht notwendig, Gewässerufer mehr- malig im Jahr zu mähen. Eine einmalige Mahd im Spätsommer oder auch eine Mahd im 2-jährigen Rhythmus reichen meist aus und sind aus hydraulischen Gesichtspunkten (Hochwasserabfluß) un- problematisch. Räumarbeiten erfolgen aus Gründen des Biotopschutzes zweckmäßigerweise während der Wintermonate. Wo immer es möglich ist und keine Konflikte mit Zielen des Hochwasserschutzes

Planungsbüro Mextorf — 31840 Hessisch Oldendorf 302 Dorferneuerung Pöhlde – Grünplanerischer Beitrag Seite 61 zu erwarten sind, sollten Prozesse der natürlichen Gewässerentwicklung geduldet (Kolkbildung, Kies- bänke, Steil- und Flachuferzonen) werden, Pflanzungen von Weiden etc. können dabei zur Ufersiche- rung beitragen. Die gelegentlich im Uferbereich anzutreffenden Nadelbäume sollten daher durch sol- che standortgerechten Laubgehölze ersetzt werden. Die dadurch entstehenden Lebensraumstruktu- ren sind für die heimische Tier- und Pflanzenwelt wertvoller als Schüttungen von Wasserbausteinen oder andere künstliche Uferbefestigungen.

7.2 Empfehlungen zur Gestaltung privater Gärten und Freiflächen Aus der Bestandsaufnahme ist deutlich geworden, aus welchen Freiräumen, Gärten und Strukturele- menten sich die Freiräume in Pöhlde zusammensetzen und daß sie zusammen mit der Vielzahl insbe- sondere an Fachwerkgebäuden den unverwechselbaren Charakter des Dorfes prägen. Vor diesem Hintergrund sind die nachfolgenden allgemeinen Empfehlungen zur Erhaltung, Entwick- lung und Gestaltung von privaten Gebäuden und Anwesen zu verstehen.

Allgemeines Das Erscheinungsbild privater Gärten bestimmt den Charakter eines Dorfes ganz wesentlich mit. Da- bei sind es vor allem Eigenschaften wie die Größe und Anordnung der Gärten bzw. Freiräume sowie ihre Ausstattung mit Gehölzbeständen (einschließlich Ostbäume) in Verbindung mit alter Fachwerkbe- bauung und mit der typischen landwirtschaftlichen, unregelmäßig angeordneten Gebäudesubstanz, die Pöhlde reizvoll und unverwechselbar machen. Das gilt für die alte Ortslage. Hier sollte der Erhal- tungsaspekt im Vordergrund stehen. Für ältere Neubaugebiete, jüngere Neubaugebiete sowie mögliche zukünftige Baugebiete gilt das meist nicht. Andere Grundstücksgrößen und regelmäßig angeordnete Bebauung, das Fehlen typischer Elemente wie z.B. Obstwiesen oder auch Stauden- und Gemüsegärten und eine stark auf die Ein- heitssortimente von Baumschulen ausgerichtete Bepflanzung mit hohem Nadelgehölzanteil sind be- reits Ausdruck von Verstädterungstendenzen. Hier und bei ggf. zukünftigen Baugebieten sollte im Hinblick auf Grünstrukturen und Gestaltung der Außenanlagen der Entwicklungsaspekt im Vorder- grund stehen. Die nachfolgenden Empfehlungen sollen daher dazu beitragen, auch in Pöhlde private Gärten und Freiräume möglichst dorfgerecht zu erhalten und zu gestalten. Dabei ist auch zu bedenken, daß Gär- ten / Freiräume einen möglichst engen gestalterischen Bezug zu dem auf dem jeweiligen Grundstück vorhandenen oder geplanten Gebäude aufweisen sollten. Es sollten sowohl Gebäude und Garten un- tereinander harmonieren als auch mit der dörflichen Umgebung bzw. dem öffentlichem Raum korres- pondieren.

Garten“thema“ Ein Gartenthema wie z.B. Rosen-, Natur-, Lauben-, Stauden- Stein-, Wasser- oder Terrassengarten etc. kann sich ausdrücken in der vorrangigen Verwendung einzelner Pflanzengruppen (z.B. Stauden, Rosen, ein- oder zweijährige Sommerblumen), durch Verwendung möglichst einheitlicher Materialien für alle Pflasterflächen, durch wiederholte Verwendung bestimmter Ausstattungselemente oder auch durch geschickte Ausnutzung und Betonung von Geländehöhen. Aber auch der Nutzgarten an sich (Grabeland, begleitet von Obstbäumen und Beerensträuchern) kann insbesondere im Altdorf ein Thema sein, um den Fortbestand dieser typischen „bäuerlichen“ Wirtschaftsweise im Erscheinungsbild des Ortes zu sichern. Auch Farben können bei Materialwahl und Pflanzenverwendung ein Gartenthema sein, indem z.B. die in einem Baugebiet ggf. vorgeschriebene Dachfarbe auch für Mauern und Pflasterungen verwendet wird, um Wohn- und Nebengebäude gestalterisch einzubinden. Mit ebenfalls farblich oder auch struk- turell angepaßten weiteren Gestaltungs- und Ausstattungselementen (z.B. Rankgerüste, Zäune, Lau- ben) können außerdem Räume im Garten gebildet werden. Typisch für ländlich-dörfliche Gärten ist eine meist klare räumliche Gliederung in Obst-, Blumen- und Gemüsegarten. Diese Gliederung kann sowohl mit Pflanzen (z.B. Hecken, Spalierobst, Obstbaumrei- hen, Beerensträucher) erfolgen als auch durch Einrichtungen wie Zäune oder Pergolen.

Vorgärten Vorgärten als Grünflächen im Übergangsbereich zur Öffentlichkeit bestimmen in vielen Dörfern ganz wesentlich das Erscheinungsbild eines Wohngebietes bzw. eines Dorfes. Im Altdorf von Pöhlde und damit im Geltungsbereich der Dorferneuerung gilt das aufgrund der spezifischen Siedlungsentwick- lung nur begrenzt, dennoch soll hier ein kurzer Exkurs erfolgen, zumal dieser Beitrag durchaus auch Anregungen für die übrigen Bereiche des Dorfes geben soll.

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Eine abgestimmte Ausstattung mit Gehölzen, Stauden, Sommerblumen etc. an der Schnittstelle zum öffentlichen Freiraum bereichert das Dorf. Vorgärten, die weitgehend zugepflastert bzw. bekiest sind oder die nur als Abstellplätze für Auto, Mülltonne u.a. dienen, wirken dagegen wenig einladend. Hier kommt es darauf an, attraktiv und harmonisch gestaltete Übergänge zwischen öffentlichem und privatem Raum herzustellen, dabei ist eine auch nachbarlich abgestimmte Gestaltung und Bepflan- zung durchaus förderlich. An dieser räumlichen Schnittstelle kann auch durch entsprechende Grüngestaltung bereits ein wichti- ger Beitrag zur Belebung des Dorfes, zur Einbindung von Haupt- und Nebengebäuden sowie zur räumlichen Orientierung geleistet werden, indem z.B. an geeigneten Stellen angemessen große Bäu- me („Hausbäume“) positioniert werden, die entweder den Hauszugang, einen Seiteneingang, eine Zu- fahrt oder beide Grundstücksseiten betonen. Einige Beispiele dafür sind in Abb. 115 beigefügt. Derar- tige Anordnungen von Bäumen als vertikale, gliedernde und belebende Strukturelemente sollten sich innerhalb des Ortes bzw. innerhalb von Straßenzügen durchaus auch wiederholen. Abb. 115: Beispiele für die Positionierung von Bäumen im Vorgartenbereich

Einfriedungen: Zäune, Hecken, Mauern Für viele ältere dörfliche Ortslagen in Niedersachsen sind Grundstückseinfriedungen mit Staketenzäu- nen (Holz, Senkrechtlattung) typisch. In Pöhlde sind sie zwar kaum (noch) anzutreffen, sie sollten aber trotz des im Vergleich zu anderen Materialien erhöhten Unterhaltungsaufwandes verstärkt Verwen- dung finden, da es sich um natürliche, regenerierbare Baustoffe handelt und weil solche Zäune das landläufige typische Bild dörflicher Einfriedungen verkörpern. In Verbindung mit Strauch- und Stau- denpflanzungen oder auch einigen Obstbäumen ergibt sich dann schnell das gewünschte dörfliche Erscheinungsbild. Kombinationen mit Sockeln und ggf. auch Pfeilern aus Ziegeln oder Naturstein sind dabei durchaus möglich. In jedem Fall sollten Einfriedungen weitgehend mit Material und Gestaltung des zugehörigen Hauptgebäudes korrespondieren. Die in Pöhlde dagegen vielfach anzutreffenden Einfriedungen aus grauen Betonpfosten mit Drahtge- flecht sollten in diesem Sinne ersetzt werden. In Abb. 116 sind einige mögliche dorfgerechten Einfrie- dungen dargestellt. Nicht dorfgerecht und wenig ansprechend sind Mauern aus reinem Beton, Strukturbeton, Betonform- teilen, Riemchen u.ä.. Sie kontrastieren meist stark zum übrigen dörflichen Umfeld (Gebäude, Gärten, Straßenraum) und sind in der Herstellung oft auch teuer. Sie sollten möglichst nicht verwendet wer- den. Auch wird Eigentümern empfohlen, im Zuge der Umsetzung öffentlicher Maßnahmen z.B. bei der Umgestaltung von Straßenzügen oder Plätzen ihre an solche Vorhaben angrenzenden Mauern o.ä. in die o.g. dorfgerechten Einfriedungen wie Naturstein- / Trockenmauern, Staketenzäune oder auch He- cken umzuwandeln.

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Abb. 116: Angemessene Einfriedungen zur Verwendung im Dorf

Häufiger vertreten waren früher vielfach auch Einfriedungen aus Metall (z.B. Schmiedeeisen, Guß), oft mit reichhaltiger Ornamentik (vgl. Abb. 106). Ihre Erhaltung sollte, soweit erforderlich, durch gründliche Restaurierung gesichert werden. Es gibt mittlerweile aber auch eine breite Palette ansprechender neuer Metallgitterzaun-Produkte im Fachhandel, die durchaus als dörfliche Einfriedungen empfohlen werden können. Wichtig ist dabei, dass vor allem keine silbrig glänzenden Oberflächen (Verzinkung) zur Verwendung kommen, sondern gedeckte Farbtöne wie etwa Dunkelgrün, Rotbraun, ein mattes, dunkles Blaugrün oder ggf. auch Schwarz.

Einfriedungen mit (Schnitt-)Hecken aus Laubgehölzen sind im alten Ortskern von Pöhlde ebenfalls kaum zu finden, sie gehören aber durchaus in dörfliche Siedlungslagen hinein. Solche natürlichen Ge- staltungselemente sollten sowohl im alten Ortskern wieder aufgegriffen, vor allem aber auch in den übrigen Baugebieten verstärkt verwendet werden. Ein bis zwei Schnitte im Jahr sind nicht aufwendiger als der Anstrich eines Zaunes oder einer Mauer, auf jeden Fall aber billiger und umweltverträglicher. Hecken aus naturraumtypischen Arten wie Hainbuche, Feldahorn, Weißdorn oder Liguster sind dorf- gerechte Gestaltungselemente (auch Torbögen lassen sich damit herstellen) und können außerdem z.B. noch Vogelarten Nistmöglichkeiten und Unterschlupf bieten. Für niedrigwüchsige Hecken inner- halb von Gärten eignet sich insbesondere Buchsbaum (Buxus sempervirens). (Schnitt-)Hecken aus Nadelhölzern (Lebensbaum, Wacholder, Eibe, Fichte) sind dagegen nicht dorfgerecht und gestalte- risch für das Dorfbild problematisch, sie werden daher nicht empfohlen.

Befestigung von Wegen, Terrassen, Zufahrten, Höfen Beim Bau von Wegen, Terrassen, Zufahrten o.a. werden Böden befestigt bzw. versiegelt. Die Be- schränkung auf das wirklich notwendige Maß leistet einen Beitrag zum Bodenschutz. Bei Verwendung durchlässiger („versickerungsaktiver“) Beläge (z.B. breitfugig verlegtes Pflaster) oder auch durch Sammlung in einer Zisterne o.ä. kann so auch bei der Gartengestaltung ein Beitrag zur Regenwasser- rückhaltung geleistet werden. Auch Rasenwege sind begehbar und entsprechen dem dörflichen Um- feld. In älteren Bereichen des Ortes sollte für jedes Grundstück geprüft werden, ob nicht versiegelte Flä- chen oder zumindest Teile davon zurückgebaut, rekultiviert und ggf. durch geeignete Bepflanzung ge- stalterisch aufgewertet werden können.

Natursteinpflaster ist ausgesprochen dorfgerecht und sollte verstärkt auch im privaten Bereich ver- wendet werden, sofern nicht aus Kostengründen auf die heute breite Palette verfügbarer rustikaler Be- tonprodukte zurückgegriffen werden muß. Wassergebundene lehmige Wegedecken mit gelegentlichen kleinen Pfützen oder auch offene Lehm- plätze, Kleinstgewässer mit Lehm- bzw. Tondichtung sind oft wertvolle und unverzichtbare Material- quellen z.B. für den Nestbau der Schwalben. Solche Strukturen sollten erhalten und auch an geeigne- ten Stellen (auch in Gärten) neu geschaffen werden.

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Fassadenbegrünung Die Begrünung von Fassaden mit geeigneten Pflanzen an der Schnittstelle zwischen Architektur und Freiraum bzw. Garten bietet reichhaltige Gestaltungsmöglichkeiten. Sie wird immer dort sinnvoll und notwendig, wo wenig Platz für andere Pflanzungen (z.B. Bäume) zur Verfügung steht, wo große Fas- sadenflächen ohne Öffnungen in ihrem Erscheinungsbild verbessert bzw. abgemildert werden müssen oder wo einfach Wände, Mauern und Gebäude gestalterisch bereichert werden sollen. Kletterpflanzen wirken dabei sowohl über ihre Zweigstruktur als auch über das Formenspektrum ihrer Blätter, über Farbwandel im Herbst, über Blütentracht sowie teils auch über Fruchtbehang (geeignete Arten: vgl. Liste im Anhang Nr. 2). Über rein gestalterische Aufgaben hinaus haben Fassadenbegrünungen aber noch weitere Vorteile: Sie bieten insbesondere vielen Insekten, anderen Kleintieren oder auch Vögeln Nahrung, Nistmög- lichkeit oder Deckung, außerdem dienen sie durch ihre ausgleichende Wirkung dem Klimaschutz un- mittelbar am Gebäude und bieten im vollbelaubten Zustand teils auch Feuchteschutz. Sofern die Fassaden bzw. Bauwerke, an die Kletterpflanzen gepflanzt werden sollen, bautechnisch in Ordnung sind, verursachen solche Bepflanzungen auch keine Schäden.

Nutzgärten Dem Zeitgeist entsprechend sind die meisten Gärten in den jüngeren Ortslagen heute reine Freizeit- und Erholungsgärten, vereinzelt lässt sich diese Entwicklung auch schon in den rückwärtigen Gärten des Altdorfes von Pöhlde feststellen. Der Nutzaspekt, d.h. die Produktion von Obst und Gemüse, von Sommerblumen, Stauden, Kräutern und Gewürzen ist nur noch untergeordnet gegeben. Gerade die- ses ist jedoch im Altdorf vielfach noch prägend für dörfliche Gärten. Nach Möglichkeiten sollten solche Nutzgärten mit der meist gut erkennbaren räumlichen Trennung von Grabeland (Gemüse, Kräuter etc.) und Stauden, durchsetzt mit einzelnen Obstbäumen, weitergeführt oder wieder entwickelt wer- den. Die Bewirtschaftung, Aufbereitung und Bevorratung bedeutet sicherlich eine Menge Arbeit, aber die Qualität und Menge des selbst Erzeugten und vielleicht auch die Freude an der Gartenarbeit wie- gen die Mühen wieder auf. Letztendlich kann damit ein ganz wesentlicher Beitrag für die Erhaltung ei- nes stimmigen ländlichen Ortsbildes geleistet werden.

Pflanzenauswahl für Gärten • KONIFEREN / NADELGEHÖLZE Sie sollten nach Möglichkeit nicht verwendet werden, zumindest nicht im Altdorf in Benachbarung zu Fachwerkhäusern oder alten Ziegelbauten und auch nicht im Übergangsbe- reich zu öffentlichen Freiräumen oder in der Nähe von Gewässern. Sie sind nicht dorfgerecht, wirken das ganze Jahr über streng und düster und lassen den typischen jahreszeitlichen Wan- del der lebendigeren Laubgehölze mit Austrieb, Blüte, Fruchtbehang, Herbstfärbung und Win- terruhe vermissen. Es wird empfohlen, auch in Privatgärten Nadelholzbestände mittelfristig durch geeignete dorfty- pische Laubgehölze einschließlich Obstgehölze zu ersetzen. • OBSTGEHÖLZE Obstgehölze einschließlich Nussbäume gehören eigentlich zu den wesentlich prägenden Be- standteilen unserer Dörfer. Erfreulicherweise sind sie im alten Pöhlder Ortskern noch vielfach präsent. Über ihren Nutzaspekt hinaus bieten Obstgehölze im Laufe des Jahres vor allem mit Blühen und Fruchtbehang ein abwechslungsreiches Erscheinungsbild und sind außerdem hochwertige Lebensraumbestandteile für die dörfliche Tierwelt. Grundsätzlich geeignet sind die im Anhang Nr. 1 für die Offenlandschaft bzw. für den öffentli- chen Raum genannten Arten und Sorten. Innerhalb der Ortslage kann dabei das Sortenspekt- rum individuell nach Geschmack durchaus erweitert werden. Hinzu kommen selbstverständlich Artengruppen wie Sauerkirschen oder auch die etwas in Ver- gessenheit geratenen Quitten mit ihren prächtigen Blüten und Früchten. Auf den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln kann bei geeignetem Standort bzw. geeigneter Pflanzenwahl ohne nennenswerte Ertrags- oder Qualitätseinbußen meist vollständig verzichtet werden. Das kommt auch der Vielzahl von Insekten, Vögeln, Kleinsäugern u.a., die vor allem von Blüten und Früchten leben, entgegen und vermeidet Schadstoffbelastungen von Nahrungs- kette, Boden und ggf. auch Grundwasser. Als Sonderform des Obstgehölzaufbaus ist das Spalierobst zu nennen. Zwar war es derzeit in Pöhlde bei der Bestandserfassung kaum feststellbar. Es ist aber eine (allerdings pflegeintensi- ve) dörflich-ländliche Form der Gehölzkultur, die neben Aufgaben der Fassadenbegrünung z.B. vor Hauswänden auch hinter Sitzbereichen oder zur Quartierbildung in (Nutz-) Gärten gestalte- risch gut eingesetzt werden kann.

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• LAUBGEHÖLZE Die zur Verwendung im öffentlichen Raum (siehe Anhang Nr. 1) genannten naturraumtypischen Baum- und Straucharten können und sollten natürlich auch bei der Gestaltung von Gärten in- nerhalb der Ortslage sowie besonders auch an Ortsrändern (vor allem in Neubaugebieten) ver- wendet werden. Sie garantieren nach ausreichender Entwicklungszeit einen harmonischen, landschaftsgerechten Übergang von den bebauten Siedlungslagen in die Umgebung und bie- ten, anders als viele nichtheimische Ziergehölze, außerdem auch Nahrungsgrundlagen und Le- bensraumstrukturen für die dörfliche Tierwelt. Darüber hinaus sind Hunderte anderer Gattungen, Arten und Sorten von Laubgehölzen im Baumschulhandel erhältlich. Es ist dabei oft schwer abzugrenzen, was davon nun ausgespro- chen dörflich ist und was nicht. Auf jeden Fall sollen auch individuelle Gestaltungsspielräume erhalten werden, hier werden lediglich Empfehlungen ausgesprochen, die das Gesamtbild des Dorfes im Blick haben. Baumarten: Geeignet sind bei entsprechend verfügbarem Platz großkronige Baumarten wie Esche, Eiche, Ulme, Roßkastanie, Sommer- und Winter-Linde, Berg- und Spitz-Ahorn, Walnuß sowie in Ge- wässernähe ggf. auch Rot-Erle und Silber-Weide oder Esche. Bei wenig verfügbarem Platz (z.B. in Vorgärten, an Grundstücksgrenzen, auf insgesamt kleinen Grundstücken) braucht auf Bäume nicht verzichtet zu werden. Geeignet sind hier vor allem Obstbäume, aber auch kleinkronige Laubbäume wie z.B. Rot- und Weiß-Dorn, Apfel-Dorn, Pflaumen-Dorn, Hahnen-Dorn, Eberesche (= Vogelbeere), Hainbuche (z.B. Säulenform), Feld- Ahorn, Blumen-Esche und Kugel-Robinie, Kugel-Ahorn o.a.. Höhere Sträucher: Gut geeignet für die Verwendung als Ziergehölze in dörflichen Gärten sind Bauernjasmin (Philadelphus coronarius) sowie andere Arten der Gattung Philadelphus, Felsenbirnen-Arten (Gattung Amelanchier), Hartriegel-Arten (Gattung Cornus; mit Ausnahme buntlaubiger Sorten), Goldregen (Gattung Laburnum), Sommerflieder (Gattung Buddleia), Flieder (Gattung Syringa), Hortensien (Gattung Hydrangea), Geißblatt- bzw. Heckenkirschen-Arten (Gattung Lonicera), Perlmuttstrauch (Kolk witzia), Garten-Eibisch (Gattung Hibiscus), Weigelien (Gattung Weigela), Schneeball-Arten (Gattung Viburnum), Spier-Sträucher (Gattung Spiraea), Zier-Johannisbeeren (Gattung Ribes) u.a.m.

• KLETTERPFLANZEN Eine Übersicht geeigneter Schling-, Rank- und Kletterpflanzen ist im Anhang Nr. 2 beigefügt.

• ROSEN Rosen sind traditionell Bestandteil dörflicher Gärten, ihre Verwendung wird hier ausdrücklich empfohlen. Ihren Wuchs- und Blütenformen bzw. –farben entsprechend sind sie vielseitig ein- setzbar, eine komlette Auflistung geeigneter Wildarten und Kultursorten würde hier allerdings den Rahmen sprengen. Es sind viele altbewährte Sorten Handel, die sich als robust, wüchsig und gestalterisch zeitlos erwiesen haben. Grundsätzlich können Rosen Verwendung finden – zur Begrünung von Türen und Toren, Bögen, Spalieren oder Pergolen, – als dekorative Einzelsträucher, – für Duftakzente im Erlebnisgarten, – zur Berankung von Hauswänden, – gruppenweise als Beetpflanzen oder auch – zur Bodenbedeckung.

• STAUDEN / SOMMERBLUMEN Auch bewährte, robuste hochwachsende Stauden sowie ein- bzw. zweijährige Sommerblumen sind traditionell Bestandteile dörflicher (Nutz-)Gärten. Als besonders typisch und geeignet sind hier zu nennen (aus Gründen der im Handel verfügbaren Arten- und Sortenvielfalt erfolgt auch hier nur die Angabe der Gattungen):

Stauden: Pfingstrosen (Gattung Paeonia) Funkien (Gattung Hosta) Taglilien (Gattung Hemerocallis) Akelei (Gattung Aquilegia) Rittersporn (Gattung Delphinium) Eisenhut (Gattung Aconitum) Lupine (Gattung Lupinus) Margeriten (Gattung Chrysanthemum) Gemswurz (Gattung Doronicum) Chrysantheme (Gattung Chrysanthemum) Fetthenne (Gattung Sedum) Frauenmantel (Gattung Alchemilla) Lavendel (Gattung Lavandula) Mohn (Gattung Papaver) Flammenlume (Gattung Phlox) Schleierkraut (Gattung Gypsophila)

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Prachtspiere (Gattung Astilbe) Aster (Gattung Aster) Staudenwicke (Gattung Lathyrus) Tränendes Herz (Gattung Dicentra) Sonnenbraut (Gattung Helenium) Sonnenhut (Gattung Rudbeckia) Glockenblume (Gattung Campanula) Schafgarbe (Gattung Achillea) Japan-Anemone (Gattung Anemone) Geißbart (Gattung Aruncus) Schwertlilien (Gattung Iris) Salbei (Gattung Salvia) Goldraute (Gattung Solidago) Königskerze (Gattung Verbascum) und viele andere mehr. Ein- und Zweijährige Sommerblumen: Das bunte Bild eines ländlichen Gartens wird vielfach mitbestimmt durch einjährige Som- merblumen (z.B. Ringelblume, Löwenmaul, Sommeraster, Studentenblume, Wicke, Son- nenblume, Strohblume, Jungfer im Grünen, Kapuzinerkresse, Malven und andere). Sie sind sämtlich sehr blühfreudig, einige liefern bis spät in den Herbst auch Schnittblumen. Zweijährige wie Fingerhut, Vergißmeinnicht, Nachtkerze, Goldlack, Stiefmütterchen, Bart- nelke oder auch Eselsdistel sind teils hochdekorative Einzelpflanzen, teils gute Schnittblu- men und einige von ihnen versamen sich regelmäßig wieder und „wandern“ so über die Jah- re durch den Garten. Eine gute Ergänzung zu all den genannten Stauden und Sommerblumen ist die große Gruppe der Gewürz- und Küchenkräuter wie Liebstöckel, Bohnenkraut, Borretsch, Kerbel, Zitronenmelisse, Majoran u.a.. Sie können direkt genutzt, aber auch zur Gestaltung einge- setzt werden.

Pflege von Gärten Erfahrungsgemäß können hinreichende Erträge bei Obst, Gemüse und Schnittblumen bei den vor Ort gegebenen Böden auch ohne Düngung erzielt werden. Meistens ist auch der Einsatz von Spritzmitteln gegen sog. „Schädlinge“ verzichtbar und die Eindämmung von „Unkräutern“ kann durch regelmäßige mechanische Bodenbearbeitung auch ohne weiteres geleistet werden. Dafür ist die Ernte dann rück- standsfrei, Böden und Grundwasser werden nicht belastet. Auch die Verwendung von Torf ist in der Regel überflüssig und vermeidbar, wirkungsvoller für Boden- struktur und Nährstoffkreislauf ist die Produktion von eigenem Kompost. Der größte Teil des im Garten anfallenden Biomaterials einschließlich Laub, Rasenschnitt und ein- bis zweijährigen Zweigen kann mit gutem Erfolg kompostiert oder (als gehäckseltes Strauchwerk) auch zum Mulchen verwendet wer- den, Biotonne und Grünschnittabfuhr sind im ländlichen Raum eigentlich überflüssig. In Randbereichen sollten außerdem Wildkräuter ruhig einmal geduldet werden, sie können (wie z.B. der Klatschmohn) durchaus das Gesamtbild des Gartens bereichern. Und in einem Reisig- oder Steinhaufen in einer Ecke des Gartens können Igel, Eidechse und Blindschleiche, Weinbergschnecke und viele andere Unterschlupf und Nahrungsangebot finden. Klinisch saubere Gärten bieten kaum Lebensraumstrukturen für Tiere! Insbesondere Grünland (Rasen, Wiesen, Obstwiesen) gewinnt mit abnehmender Pflegeintensität an Lebensraumbedeutung für die daran gebundene Tierwelt. Weniger häufig gemähte Rasenflächen sind meist blütenreicher und damit eine ergiebigere Nahrungsquelle für Insekten als die im wöchentlichen Rhythmus gemähten Zierrasen. Bei der Pflege sollte man also bedenken, ob nicht z.B. kleinere Teil- flächen etwas länger bis zur nächsten Mahd liegen bleiben können. Bei Obstwiesen reicht ein zwei- bis viermaliger Schnitt im Jahr eigentlich aus.

Gebäude als Lebensräume Aufgrund der vielfältigen alten Bausubstanz ist in Pöhlde noch ein gutes Struktur- bzw. Lebensraum- angebot für die dörfliche Tierwelt gegeben, das lässt sich auch aus den bekanntgewordenen Tierar- tenvorkommen ablesen. Tiere wie Rauch- und Mehlschwalben, Käuze und Eulen, Turmfalke, Fleder- mäuse, Wespen und Hornissen und viele andere gehören zum typischen Dorfbild und -leben dazu. Da sie in der Regel an alte, hohlraumreiche Gebäudestrukturen (landwirtschaftliche Gehöfte, Fachwerk- gebäude, Türme; vgl. hierzu auch Anhang Nr. 3) gebunden sind, ist deren Erhaltung in Verbindung mit einem Minimum traditioneller Wirtschaftsweisen (z.B. Vieh- und Geflügelhaltung) unverzichtbar. Bei allen Sanierungs-, Um- und Ausbauarbeiten insbesondere an alten Scheunen, Schuppen, Dach- böden, Kellern, am Kirchturm, an Fachwerkhäusern u.a. sollte vorab sorgfältig geprüft werden, welche Tierarten dort zur Zeit vorkommen und ob die beabsichtigte Maßnahme eine Gefährdung ihres Le- bensraumes darstellt. Meist kann mit wenig Aufwand die Zugänglichkeit von Dachböden, Giebeln etc. gewährleistet werden. Bestehende Einfluglöcher, Lüftungsschlitze u.a. sollten unbedingt offengehalten werden. Der Einbau von Lüftungsziegeln, das Belassen schmaler Spalte unterhalb der Dachtraufe o.ä. kann dieses unterstützen. Wo dies nicht möglich ist, sollten an anderen geeigneten Stellen ersatzwei- se Nisthilfen (z.B. Eulenkästen, Steinkauzröhren u.a.) geschaffen werden. Das insbesondere an Neubauten festzustellende hermetische Abdichten jedenfalls sollte bei der Sa-

Planungsbüro Mextorf — 31840 Hessisch Oldendorf 302 Dorferneuerung Pöhlde – Grünplanerischer Beitrag Seite 67 nierung alter Bausubstanz nicht alleiniges Ziel sein. Auch sind heute z.B. fledermausfreundliche Holz- schutzmittel oder –verfahren (Heißluftverfahren) zum Gebäudeschutz verfügbar. Alles in Allem sollten im Dorf auch ruhig einmal „tierische Mitbewohner“ geduldet werden. In diesem Zusammenhang soll daher auf die Broschüre „Nistmöglichkeiten und Quartierangebote an Gebäuden für Vögel und Fledermäuse“ von POTT-DÖRFER & SCHUPP (1995) hingewiesen werden.

Nistkastenprogramm des NABU Osterode In diesem Zusammenhang soll ausdrücklich hervorgehoben werden, dass sich der NABU Osterode bereiterklärt hat, im Rahmen der Dorferneuerung Pöhlde insgesamt 100 Nistkästen wie folgt zur Ver- fügung zu stellen:

(RACKOW, Mail v. 28.01.2010) Damit kann ein wertvoller Beitrag zum Erhalt von Lebensraumstrukturen für die dörfliche Fauna geleis- tet werden.

8 Kostenschätzung öffentliche Maßnahmen Für die Dorferneuerung Pöhlde wird vom Amt für Landentwicklung Göttingen ein Finanzierungsrah- men aufgestellt. Dazu ist es erforderlich, den annähernden voraussichtlichen Kostenrahmen für die öffentlichen Maßnahmen Nr. 1 – 11 abzuschätzen. Dieser ist in der nachfolgenden Tab. 6 zusammen- gestellt, soweit im Rahmen dieses Fachbeitrages möglich. Die darin enthaltenen Kostenangaben sind unabhängig davon zu sehen, ob sie zur Zeit überhaupt förderfähig und finanzierbar sind. Ein wichtiges Kriterium wird in diesem Zusammenhang auch sein, inwieweit und in welchem Umfang die Stadt Herzberg am Harz Mittel zur notwendigen Kofinanzierung in ihren Haushalt einstellen kann. Tab. 6: Kostenschätzung für Maßnahmen im öffentlichen Bereich Maßnahme Bezeichnung Hinweis Brutto-Summe Nr. [ca. €] 1 Lindenstraße 750.000,00 2 Pfalzstraße 750.000,00 3 Parkplatz Kirche / Am Sumpf 170.000,00 4 Eingrünung Ortsrand Nord Kalkulation nur für die beiden nördlichen Wirt- 15.000,00 schaftswege 5 Am Mühlengraben Berücksichtigung nur der straßenzugewand- 560.000,00 ten Bacheinfassung 6 Spielplatz + Mühlengraben Ortsmitte 225.000,00 7 Wegeverbindung Gehre 70.000,00 8 Fußw eg an der Beber 95.000,00 9 Im Sumpfe 110.000,00 10 Brandenburger Straße 1.000.000,00 11 Grünfläche Mathildenstraße 5.000,00 Summe Kosten öffentliche Maßnahmen Nr. 1 – 11 voraussichtlich insgesamt 3.750.000,00

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Literatur / Quellenangaben

Amt für Landentwicklung Göttingen: w ebsite, Stand 03.12.2008 BauGB >>> Baugesetzbuch (BauGB) i. d. F. d. Bek. Vom 23.9.2004 (BGBl. I S. 2414), zuletzt geändert durch Art. 1 des Gesetzes vom 21.12.2006 (BGBl. I S. 3316) DBV >>> Naturschutzbund Deutschland e.V.: „Lebensraum Garten“.- Merkblatt 90/8-026, Hannover 1990 LANDKREIS : Landschaftsrahmenplan des Landkreises Osterode am Harz (1998) LANDKREIS OSTERODE AM HARZ: Schreiben IV.1/2128-2010 vom 04.11.2010 mit Angaben zu gesetzlich geschützten Bio- topen LANDZETTEL, W.: Dorferneuerung in Niedersachsen.- Hrsg: Der Nieders. Minister für Ernährung, Landwirtschaft und Fors- ten, Hannover 1985 LGN >>> LANDESVERMESSUNG UND GEOBASISINFORMATION NIEDERESACHSEN: TK 1:25.000, Blatt 4327 und 4328 im Harz, Ausgabe jeweils 2003 MARWEDE, B.: Mail mit Angaben zu Vogelarten vom 20.01.2010 NDS. Ministerium für den ländlichen Raum, Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz: Richtlinie über die Gew ährung von Zuwendungen zur integrierten ländlichen Entw icklung (ZILE).- RdErl.d.ML v. 29.10.2007 -306- 60119/3- / VORIS 78350 NLfB >>> NIEDERS. LANDESAMT für BODENFORSCHUNG: Karten des Naturraumpotentials von Niedersach- sen und Bremen. Bodenkundliche Standortkarte 1:200.000, Blatt Göttingen; Hannover 1980 NLVwA >>> NIEDERS. LANDESVERWALTUNGSAMT –Fachbehörde für Naturschutz-: Fledermäuse.- Merkblatt Nr. 8, 9. Auflage, Hannover 1988 POTT-DÖRFER, B. & D. SCHUPP: Nistmöglichkeiten und Quartierangebote an Gebäuden für Vögel und Fledermäuse.- In- formationsdienst Naturschutz Niedersachsen 6/95, 15. Jg. S. 133-152, Hannover 1995 RACKOW / NABU Osterode: Mail mit Angaben zu Fledermausvorkommen vom 08.01.2010 RACKOW / NABU Osterode: Mail zum Nistkastenprogramm v. 28.01.2010 SCHLANSKY, A.: Raumteiler. Gleiche Flächen und gleiche Rechte für alle im Verkehr – kann „Shared Space“ in Deutsch- land funktionieren“.- In: Deutsches Architektenblatt 07/09, S. 12 SCHOLLES, F.: Planungsmethoden am Beispiel der Dorfentw icklung.- Institut für Umweltplanung, Abt. Landesplanung und Raumforschung - Universität Hannover, zuletzt geändert am 06.05.2006 STADT HERZBERG am HARZ: Fax v. 25.05.2011 mit Angaben zu gesetzlich geschützten Biotopen

ANHANG ÜBERSICHT ÜBER DIE IM ANHANG BEIGEFÜGTEN UNTERLAGEN

Anhang- Unterlage Nr. :

1 Gehölzarten-Liste zur Verwendung für den öffentlichen Raum

2 Ausdauernde Kletterpflanzen

3 Übersicht „Vögel und Fledermäuse an Gebäuden“

4 Gesetzlich geschützte Biotope

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Anhang-Nr. 1: Gehölzarten-Liste zur Verwendung für den öffentlichen Raum (d.h. naturraumtypische, standortheimische Laubgehölze) Großkronige / hochwachsende Laubbäume: Esche Fraxinus excelsior Stiel-Eiche Quercus robur Feld-Ulme Ulmus minor Flatter-Ulme Ulmus laevis Bergahorn Acer pseudoplatanus Spitzahorn Acer platanoides Winterlinde Tilia cordata Sommerlinde Tilia x hollandica

an Gew ässern auch: Bruch-Weide Salix fragilis Silber-Weide Salix alba

klein- und mittelkronige Laubbäume: Hainbuche Carpinus betulus Feldahorn Acer campestre Sandbirke Betula pendula Vogelbeere Sorbus aucuparia

an Gew ässern auch: Rot-Erle Alnus glutinosa

Sträucher: Haselnuß Corylus avellana Wald-Geißblatt Lonicera periclymenum Weißdorn Crataegus laevigata Roter Hartriegel Cornus sanguinea Pfaffenhütchen Euonymus europaeus Holunder Sambucus nigra Hunds-Rose Rosa canina Kornelkirsche Cornus mas Liguster Ligustrum vulgare Schlehe Prunus spinosa Schneeball Viburnum opulus Traubenkirsche Prunus padus Sal-Weide Salix caprea

an Gew ässern auch: Purpur-Weide Salix purpurea Korb-Weide Salix viminalis Mandel-Weide Salix triandra

Anmerkung: Aus gestalterischen Gründen kann es darüber hinaus sinnvoll sein, z.B. auch schmalkronige Formen oder Kugelformen einzelner Gattungen zu verwenden.

Obstgehölze: Wildarten wie Holz-Apfelbaum Malus communis Holz-Birne Pyrus pyraster Kulturarten: Äpfel, z.B. alte Sorten wie Klarapfel, Graham, Geflammter Cardinal, Gelber Edelapfel, Danziger Kantapfel, Gravensteiner, Ontario-Apfel, Jakob Lebel u.a.m Birnen, z.B. alte Sorten wie Gellerts Butterbirne, Clapps Liebling, Gute Graue, Köstliche von Charneu, Pastorenbirne u.a.m Steinobst, wie z.B. Hauszwetsche, Bühler Frühzwetsche, Große Grüne Reneclaude, Große Schwarze Knorpelkirsche, Kassins Frühe Herzkirsche u.a.m

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Anhang-Nr. 2: Ausdauernde Kletterpflanzen

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Anhang-Nr. 3: Übersicht „Vögel und Fledermäuse an Gebäuden“ (Beispiele)

aus: NABU (o.J.)

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Anhang-Nr. 4: Gesetzlich geschützte Biotope

Hinweis: Lage annähernd, maßgeblich sind die amtlichen Karten / Verzeichnisse –Angaben nach: LANDKREIS OSTERODE (2010) und STADT HERZBERG am HARZ (2011)–

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