Das SportInterview der Woche – Heute mit Axel Kruse, ehemaliger deutscher Profifußballer

Axel Kruse wurde am 28. September 1967 in Wolgast geboren und als Talent sowie DDR- Jugendnationalspieler bei Hansa Rostock ausgebildet. Dort spielte er bis zu seiner Flucht nach Westberlin (1989). In der Fußball war er von 1989 – 1996 bei Hertha BSC, und dem VfB Stuttgart aktiv. 1996 kehrte er zur Hertha zurück und beendete dort seine Fußballkarriere. Wie auch Manfred Burgmüller startete er einen Neuanfang im American Football. Mit den Berlin Thunder (NFL) holte er als Topscorer zwei World Bowl-Titel bevor er sich 2003 endgültig vom Profigeschäft verabschiedete. Heute ist er als Mitinhaber der Film- und Fernsehproduktionsfirma farbfilm media in Berlin tätig und arbeitet zudem als Experte und Reporter für das DSF und das Pay TV Angebot der Telekom LIGA!total. (Infos: www.farbfilmmedia.de)

SportConcierge: Axel, Du bist ein Hertha-Idol und häufig denken Leute, Du seist aufgrund deiner einmaligen Art und Deiner Hertha-Geschichte somit auch ein echtes Berliner Urgestein, was sich bei genauer Betrachtung Deines Lebenslaufs nicht bestätigt. Du bist nämlich in Wolgast geboren und erst kurz vor der Wende in Berlin gelandet. Was hat Dich letztlich dazu bewogen, hier Wurzeln zu schlagen und was macht diese Stadt sportlich so sexy?

Axel Kruse: Berlin hat einfach eine Vielzahl von Top-Vereinen in unterschiedlichsten Sportarten, wie ALBA im Basketball, die Eisbären im Eishockey oder Hertha im Fußball. Hinzu kommt die Austragung sportlicher Highlights, wie die Fußball- oder Leichtathletik-WM. Ich war erstmals von 1989-1991 in Berlin und habe mich prompt verliebt. Stadt, Leute, die schnoddrige Art der Berliner – viele kommen damit nicht klar, ich bin aber selbst so. All das hat mir gefallen und als ich von Hertha zu Frankfurt wechselte war klar: Ich komme wieder! Hinzu kam die Tatsache, dass Hertha wieder sexy wurde und das erleichterte die Entscheidung noch.

SportConcierge: Bleiben wir gleich mal beim Thema – schafft Hertha das Wunder?

Axel Kruse: Man hat zumindest im Rahmen der Möglichkeiten die richtigen Leute verpflichtet. Mit der dazugehörigen Portion Glück ist alles möglich.

SportConcierge: Du bist selbst noch Mitglied des Clubs und eng mit der Hertha verbunden – blutet Dir gerade im Rückblick auf die glorreiche Rückkehr ins Oberhaus nicht das Herz, wenn Du auf die Tabelle und die aktuelle Situation schaust?

Axel Kruse: Klar ist die aktuelle Situation alles andere als berauschend und die Lage ernst. Das haben auch alle Mitwirkenden begriffen, aber wichtig ist doch, was hinten bei rauskommt. Vielleicht liegt in der aktuellen Situation gar eine Chance, denn mir ist eine Hertha, die unser Berliner Publikum mit einem Wunder vom Hocker reißt lieber, als eine graue Maus, die im Mittelfeld herumgurkt.

SportConcierge: Das sehe ich ähnlich. Gerade im Olympiastadion, das kein reines Fußballstadion ist, springt der Funke viel zu selten über. Die aktuelle Lage tut ihr übriges. Das war zu Deiner aktiven Zeit noch anders?!

Axel Kruse: Ich werde nie die Partie gegen Lautern im Aufstiegsjahr 1997 vergessen, als Hertha wiedererwachte. Wir rechneten damals mit rund 40.000 Besuchern, beim Warm-Up waren es bereits 50.000 und als ich das Team zu Spielbeginn als Kapitän aufs Feld führen durfte, peitschten uns 76.000 Mann zum 2:0 Erfolg. Erst hinterher erfuhren wir, dass man noch tausende nach Hause schicken musste, weil das Stadion restlos überfüllt war. Solche Momente, diese einzigartige Atmosphäre sowie die Aufbruchstimmung vergisst man nicht, und noch heute sprechen mich vor allem junge Leute darauf an. Hertha muss wieder emotionalisieren und hat das Zeug dazu!

SportConcierge: Das nehme ich mal als Schlusswort mit. Ich bin jetzt allemal emotionalisiert und freue mich auf die Partie gegen Gladbach am kommenden Samstag. Tickets hat uns Hertha BSC netterweise zur Verfügung gestellt und diese werden wir selbstverständlich hier verlosen. Axel, Dir ganz herzlichen Dank für Deine Zeit und alles Gute für die Zukunft! Wir bleiben am Ball...