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Grundlagenbericht der Interkommunalen Arbeitsgruppe (IKA) zu den Chancen und Risiken einer Fusion der Einwohnerge- meinden und Wolfisberg

(Fusionsabklärungsbericht)

Vers 2.1 21. Januar 2019

Der vorliegende Fusionsabklärungsbericht soll den Stimmberechtigten der Einwohner- gemeinden Niederbipp und Wolfisberg als Grundlage für die Willensbildung hinsichtlich der Urnenabstimmung vom 19. Mai 2019 betreffend die Fusion der beiden Gemeinden dienen.

Fusionsabklärungsbericht

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung ...... 4

TEIL A: Schlüsselkriterien und Vorgehen ...... 5 2 Schlüsselkriterien für die Bewertung der Fusion ...... 5 2.1 Kurzinformationen zur neuen Gemeinde ...... 5 2.2 Übersicht über die Chancen und Risiken ...... 6 3 Vorgehen im Rahmen der Fusionsabklärungen ...... 19 3.1 Ausgangslage ...... 19 3.2 Projektorganisation ...... 19 3.3 Projektphasen ...... 20

TEIL B: Abklärungen nach Themen ...... 21 4 Politische Strukturen und Verwaltungsorganisation ...... 21 4.1 Ausgangslage ...... 21 4.2 Politische Strukturen und Verwaltungsorganisation nach der Fusion ...... 22 4.3 Würdigung ...... 29 5 Finanzen ...... 30 5.1 Ausgangslage ...... 30 5.2 Auswirkungen einer Fusion ...... 34 5.3 Würdigung ...... 35 6 Infrastruktur ...... 36 6.1 Stromversorgung ...... 36 6.2 Wasserversorgung ...... 37 6.3 Abwasserentsorgung ...... 38 6.4 Abfallentsorgung ...... 40 6.5 Strassen ...... 40 6.6 Werkhof ...... 41 6.7 Investitionen im Bereich Tiefbau ...... 42 6.8 Würdigung ...... 43 7 Bildung ...... 44 7.1 Ausgangslage ...... 44 7.2 Auswirkungen der Fusion ...... 45 7.3 Austrittsmodalitäten aus den Schulgemeindeverbänden ...... 48 7.4 Würdigung ...... 49 8 Raumplanung / Bau ...... 50 8.1 Baubewilligungswesen ...... 50 8.3 Hochbauten ...... 52 8.4 Würdigung ...... 53

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9 Sicherheit ...... 54 9.1 Polizeiaufgaben ...... 54 9.2 Feuerwehr ...... 55 9.3 Zivilschutz / a.o. Lagen ...... 55 9.4 Schiesswesen ...... 56 9.5 Friedhof / Bestattungswesen ...... 57 9.6 Einwohnerkontrolle ...... 58 9.7 Würdigung ...... 58

TEIL C: Fusionsvertrag und Fusionsreglement ...... 60 10 Abstimmung über den Fusionsvertrag und das Fusionsreglement ...... 60 10.1 Zeitpunkt der Abstimmung und zuständiges Organ ...... 60 10.2 Abstimmungsfrage ...... 60 11 Hinweise zum Inhalt des Fusionsvertrags und des Fusionsreglements ...... 61 11.1 Fusionsvertrag ...... 61 11.2 Fusionsreglement ...... 61

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1 Einleitung

Die Gemeinden Niederbipp und Wolfisberg waren in den Jahren 2015-2017 am Fusi- onsabklärungsprojekt Nord beteiligt. Dieses wurde von den Stimmberech- tigten der beteiligten Gemeinden im September 2017 an der Urne insgesamt deutlich verworfen. In der Gemeinde Wolfisberg stimmte aber eine grosse Mehrheit der Stimmberechtigten einer Fortführung des Fusionsprojekts zu. Auch die Behörden von Wolfisberg erachten einen Zusammenschluss der Gemeinde Wolfisberg mit einer anderen Gemeinde als dringend angezeigt. Die Gemeinde Niederbipp hat ihrerseits zum Ausdruck gebracht, dass das „Nein“ zu einer Grossfusion in der Subregion Oberaargau Nord keine Ableh- nung zur „Aufnahme“ kleinerer Nachbargemeinden, namentlich der Gemeinde Wolfis- berg, in die Gemeinde Niederbipp sei. Vor diesem Hintergrund haben die zuständigen Organe der Gemeinden Niederbipp und Wolfisberg direkt nach der Abstimmung im September 2017 die Aufnahme von Fu- sionsverhandlungen beschlossen und ein entsprechendes Projekt gestartet. Eine Inter- kommunale Arbeitsgruppe wurde damit beauftragt, die Chancen und Risiken einer Fu- sion in einem Grundlagenbericht darzustellen. Dieser liegt nun vor. Ziel war es zunächst, den Stimmberechtigten bereits im September 2018 eine Vorlage – mit einer Fusion per 1. Januar 2019 – zu unterbreiten. Gestützt auf die ersten Abklä- rungen der Teilprojekte konnte die Arbeitsgruppe Ende Mai 2018 einen ersten Entwurf des Fusionsabklärungsberichts, des Fusionsvertrags und des Fusionsreglements zur Kenntnis nehmen. Da einzelne Fragen vertiefter Abklärung bedurften, hat die Arbeits- gruppe entschieden, zunächst zusätzliche Abklärungen zu treffen und den vorgesehe- nen Fusionszeitpunkt um ein Jahr, auf den 1. Januar 2020, zu verschieben. Die Ab- stimmung wird neu am 19. Mai 2019 stattfinden. Mit der vorgesehenen Fusion wird die Einwohnergemeinde Wolfisberg in die administ- rative Struktur der Einwohnergemeinde Niederbipp eingebettet. Mit einer Grösse von rund 5'000 Einwohnerinnen und Einwohnern ist die Gemeinde Niederbipp in der Lage, die Erfüllung der kommunalen Aufgaben – alleine oder im Verbund mit anderen Ge- meinden – nachhaltig zu gewährleisten. Die Bewohnerinnen und Bewohner von Wolfis- berg profitieren damit von einer zukunftsfähigen Struktur und Organisation der Ge- meinde sowie von einem sehr gesunden Finanzhaushalt der Einwohnergemeinde Nie- derbipp. Auf der anderen Seite wird Niederbipp bei einer Fusion um die schöne Ort- schaft Wolfisberg ergänzt und damit um eine Facette reicher. Die Ortschaft Wolfisberg wird auch bei einer Fusion ihre „Identität als Dorf“ weitgehend behalten. Insbesondere werden kulturelle und gesellschaftliche Veranstaltungen – wie beispielsweise der jähr- lich stattfindende Neujahrsapéro und die 1. August-Feier – auch nach der Fusion durchgeführt. Die Einwohnergemeinde Niederbipp kann mit einer Zustimmung zur Fu- sion zeigen, dass sie ihre Verantwortung als regional starke, sich weiter entwickelnde Gemeinde wahrnimmt. Dazu gehört auch die Solidarität mit kleineren Gemeinden, die alleine kaum über die Struktur verfügen, um die Herausforderungen der Zukunft sicher zu meistern. Auf den Finanzhaushalt von Niederbipp hat die Aufnahme der Gemeinde Wolfisberg nur einen sehr geringen Einfluss. Die Arbeitsgruppe empfiehlt den Stimmberechtigten der Einwohnergemeinden Niederbipp und Wolfisberg, dem Fusionsvertrag und dem Fusionsreglement an der Urnenabstimmung am 19. Mai 2019 (Fusionsbeschluss) zuzustimmen.

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TEIL A: Schlüsselkriterien und Vorgehen

2 Schlüsselkriterien für die Bewertung der Fusion

Im Folgenden werden die wesentlichen Kriterien, welche beim Entscheid betreffend die Fusion der Einwohnergemeinden Niederbipp und Wolfisberg von Bedeutung sind, dar- gestellt.

2.1 Kurzinformationen zur neuen Gemeinde

Gemeindegebiet: Durch die Aufnahme der Einwohnergemeinde Wolfisberg umfasst die fusionierte Einwohnergemeinde Niederbipp das Gemeindegebiet der bisherigen Einwohnergemeinden Niederbipp und Wolfisberg:

Basiskarte (inkl.Einwohnerzahl:Nomenklaturplan) des Kca.anto 5'0ns B00ern Bemerkungen: Freier Text m it m ax. 120 Zeichen Kartenherr: Amt für Geoinformation des Kantons Bern Copyright: Name© Kanton Ber:n / © swisstopo / © Tom TEinwohnergemeindeom , swisstopo Niederbipp Detaillierte Angaben zu C opyright un d L egende sind dem verlinkten Dokumen t zu entn ehmen: https://w ww.m ap.apps.be.ch/pub/pub/doku/basis_de.pdf Erstellt für M assstab 1:40.000 Für Richtigkeit und VollstäWappen:ndigkeit der D aten w ir d keine Haftung übernommen. Rechtlich verbindliche Auskünfte sind beim Kartenherrn einzuholen. Erstellungsdatum 24.05.2018

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2.2 Übersicht über die Chancen und Risiken

Identität

Fakten Für die Einwohnerinnen und Einwohner von Niederbipp wird die Fusion kaum spürbare Auswirkungen haben. Für sie bleibt im All- tag „alles beim Alten”. Für die Einwohner von Wolfisberg bringt eine Fusion zweifelsfrei erhebliche Neuerungen mit sich. Der Weg zur Verwaltung und ab dem Schuljahr 2021/2022 zudem der Weg zur Schule verändern sich deutlich. Auch nach einer Fusion bleibt ein „Wolfisberger“ aber ein „Wolfisberger“. Die Ortschaft behält ihr Wappen und die Postadressen lauten weiterhin auf Wolfisberg.

Chancen Die politischen Strukturen haben nur einen geringen Einfluss auf die Identität als Dorfbewohnerin bzw. Dorfbewohner. Das Dorf- und das Vereinsleben werden sich auch nach einer Fusion weiter- hin in den Dörfern abspielen. „Wolfisberg bleibt Wolfisberg“.

Risiken Die „politische Gemeinde Wolfisberg“ wird bei einer Fusion von Niederbipp aufgenommen; besteht also danach nicht mehr selb- ständig weiter. Dadurch geht zwangsläufig auch politische Auto- nomie verloren.

Hinweise Personen, welche derzeit in Wolfisberg ihren Heimatort haben, werden nach einer Fusion Niederbipp als Heimatort führen. Eine Änderung der Ausweisschriften ist deshalb aber nicht erforderlich. Zudem kann der bisherige Heimatort Wolfisberg in den Ausweis- schriften in Klammern ergänzt werden. Auch in anderen amtlichen Ausweisschriften, welche neu erstellt werden, wird der neue Gemeindename aufgeführt sein.

Vereinsleben / Kulturelle Aktivitäten

Fakten Bestand, Namen und Aktivitäten der Vereine sowie auf privater Basis getragene kulturelle Aktivitäten sind von einer Fusion der Einwohnergemeinden Niederbipp und Wolfisberg nur mittelbar be- troffen. Für alle Vereine gelten nach einer Fusion für Unterstüt- zungen die Rechtsgrundlagen der Einwohnergemeinde Nieder- bipp. Das alte Schulhaus in Wolfisberg kann einstweilen – während mindestens vier Jahren ab dem Fusionszeitpunkt – von den Ver- einen weiterbenutzt werden. Für die Vereine von Niederbipp wird die Fusion zu keinen Verän- derungen führen.

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Chancen Die Fusion bringt für die Bewohner der Ortschaft Wolfisberg die Chance, kulturelle Besonderheiten bewusst zu pflegen. Die Ein- wohnergemeinde Niederbipp wird den Erhalt der kulturellen Iden- tität von Wolfisberg unterstützen.

Risiken Die Einwohnergemeinde Niederbipp wird mittelfristig – nach Ab- lauf der „Besitzstandsgarantie“ von vier Jahren – die Nutzung des alten Schulhauses in Wolfisberg prüfen. Derzeit lassen sich keine Aussagen dazu machen, welchen Einfluss dies auf die Nutzung durch die Vereine hat. Angestrebt wird eine künftige Nutzung, die sowohl den Nutzungsbedürfnissen der Bevölkerung von Wolfis- berg als auch den finanziellen Interessen der Gemeinde Nieder- bipp entspricht. Sollte eine Nutzung des alten Schulhauses durch die Vereine langfristig nicht mehr möglich sein, würde die Einwoh- nergemeinde Niederbipp den Vereinen alternative Räumlichkeiten zur Verfügung stellen.

Hinweise Die Ortschaft Wolfisberg erhält in der Kommission Gesellschaft, Kultur und Sport einen festen Vertretungsanspruch. Sollte im Rahmen der sich derzeit in Bearbeitung befindenden Reorganisa- tion der politischen Strukturen die Kommission Gesellschaft, Kul- tur und Sport aufgehoben werden, gilt der ständige Vertretungs- anspruch für die thematisch entsprechende „Nachfolgekommis- sion“.

Politische Strukturen

Fakten Die politischen Strukturen der fusionierten Gemeinde entsprechen grundsätzlich den Strukturen der heutigen Einwohnergemeinde Niederbipp bzw. den Strukturen, die sich die Einwohnergemeinde Niederbipp im Rahmen der derzeit laufenden Strukturüberprüfung geben wird. Die Stimmberechtigten der Einwohnergemeinde Wolfisberg wer- den zu Stimmberechtigten der Einwohnergemeinde Niederbipp und äussern ihren politischen Willen an der Gemeindeversamm- lung in Niederbipp sowie an der Urne. Der Gemeinderat Wolfisberg wird per 31. Dezember 2019 aufge- löst.

Chancen Die Ortschaft Wolfisberg erhält übergangsrechtlich, für ein Jahr ab dem Fusionszeitpunkt (d.h. bis zum Ende der ordentlichen Legis- latur der Behörden von Niederbipp), einen Vertretungsanspruch im Gemeinderat Niederbipp (wird durch den Gemeindepräsiden- ten wahrgenommen) sowie in der Baukommission, in der Bil- dungskommission und in der Werkkommission. Damit können An- liegen aus der Ortschaft Wolfisberg in Zusammenhang mit dem

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Vollzug der Fusion in die entsprechenden Gremien eingebracht werden. In der Kommission öffentliche Sicherheit und in der Kommission Gesellschaft, Kultur und Sport erhält die Ortschaft Wolfisberg ei- nen permanenten Vertretungsanspruch. Damit wird einerseits si- chergestellt, dass die örtlichen Kenntnisse in der Kommission öf- fentliche Sicherheit weiterhin vertreten sind, andererseits soll den kulturellen Besonderheiten von Wolfisberg in der Kommission Ge- sellschaft, Kultur und Sport Rechnung getragen werden. Vor dem Hintergrund der sehr ungleichen Einwohnerzahlen der beiden fu- sionierenden Gemeinden werden der Ortschaft Wolfisberg damit vergleichsweise grosse „Sonderrechte“ eingeräumt. Sollten im Rahmen der Reorganisation die Kommission Gesell- schaft, Kultur und Sport und/oder die Kommission öffentliche Si- cherheit aufgehoben werden, gilt der vorgesehene ständige Ver- tretungsanspruch der Ortschaft Wolfisberg für die thematisch ent- sprechenden „Nachfolgekommissionen“. Werden die Kommissio- nen ersatzlos aufgehoben, so erlischt auch der Vertretungsan- spruch der Ortschaft Wolfisberg.

Risiken Indem der Gemeinderat Wolfisberg aufgelöst und die Einwohner- gemeinde Wolfisberg in die politischen Strukturen der Einwohner- gemeinde Niederbipp integriert werden, verliert die Einwohnerge- meinde Wolfisberg an Autonomie.

Hinweise Die Stimmberechtigten von Wolfisberg sind bereits zur Gemeinde- versammlung der Einwohnergemeinde Niederbipp im Herbst 2019 teilnahme- und stimmberechtigt.

Verwaltungsorganisation

Fakten Der Verwaltungsstandort Wolfisberg wird aufgelöst; einziger Ver- waltungsstandort ist Niederbipp. Die Verwaltung von Niederbipp bleibt strukturell unverändert und erfüllt ab dem Fusionszeitpunkt alle Verwaltungsaufgaben sowohl für die Ortschaft Niederbipp als auch für die Ortschaft Wolfisberg. Für die Einwohner der Gemeinde Niederbipp werden keine Aus- wirkungen der Fusion zu erkennen sein.

Chancen Die Verwaltung wird für alle Einwohner der fusionierten Gemeinde zeitlich (Öffnungszeiten) sehr gut zugänglich sein.

Risiken Der Weg zur Verwaltung wird für die Einwohner von Wolfisberg deutlich weiter.

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Hinweise Im Bereich der Zentralverwaltung (administrative Tätigkeiten im Verwaltungsgebäude in Niederbipp) ist keine Aufstockung der personellen Ressourcen vorgesehen.

Steuerhaushalt (Finanzen)

Fakten Es ist davon auszugehen, dass der kumulierte Aufwand der bei- den Gemeinden bei einer Fusion nicht abnehmen wird. Einspa- rungen im Personalbereich werden voraussichtlich durch einen Anstieg des Sachaufwands (z.B. Strassenunterhalt, Bildung/ Schulbus) aufgehoben. Dementsprechend ist über das Ganze ge- sehen kaum mit einem Sparpotential zu rechnen.

Chancen Für die Einwohnerinnen und Einwohner von Wolfisberg wird die Fusion zu einer erheblichen Entlastung bei den Gemeinde- und den Liegenschaftssteuern führen.

Risiken Eine Fusion führt – jedenfalls rechnerisch – zu einer Mehrbelas- tung des Finanzhaushalts der Einwohnergemeinde Niederbipp um rund 0,2 Steuerzehntel. Da sich die Einwohnergemeinde Nieder- bipp in einer guten finanziellen Verfassung befindet, müssen die Steuerpflichtigen aber auch bei einer Fusion nicht mit einer Erhö- hung der Steueranlage rechnen. Bei der Senkung der Steueran- lage für die Gemeindesteuern an der Gemeindeversammlung von Niederbipp im Dezember 2018 (von 1,35 auf 1,30 Einheiten) wur- den die finanziellen Auswirkungen einer Fusion mit Wolfisberg be- reits berücksichtigt.

Hinweise Aufgrund der sehr ungleichen Einwohnerzahlen der beiden Ge- meinden ist der Einfluss einer Fusion auf den Steuerhaushalt der Einwohnergemeinde Niederbipp gering. Sollte sich der Finanz- haushalt mittelfristig (in die eine oder andere Richtung) anders entwickeln, als dies derzeit angenommen wird, hätte dies kaum einen Zusammenhang mit der Fusion.

Gebührenbelastung

Fakten Die Gebühren für Ver- und Entsorgung werden (mit Ausnahme der Stromversorgung, siehe Kap. 2.2.11) harmonisiert. Massge- bend sind die Gebührenansätze von Niederbipp. Da die Gebührenbelastung insgesamt von vielen Faktoren ab- hängt und das Verhältnis von Grund- und Verbrauchsgebühren unterschiedlich ist, lassen sich keine individuellen Aussagen zur Gebührenbelastung machen. Insgesamt liegt die Gebührenbelastung pro Kopf heute in der Ein- wohnergemeinde Wolfisberg höher als in der Einwohnergemeinde 9 Fusionsabklärungsbericht

Niederbipp. Modellrechnungen zeigen aber, dass bei „Durch- schnittshaushalten“ in Wolfisberg nicht mit einer Entlastung zu rechnen ist, sondern vielmehr mit einer gewissen Mehrbelastung zu rechnen ist.

Chancen Aufgrund der insgesamt deutlich grösseren Umsätze in den spezi- alfinanzierten Gebührenbereichen ist bei den Gebühren eine Kon- tinuität für die Bevölkerung von Wolfisberg gewährleistet.

Risiken Bei den Einwohnerinnen und Einwohnern von Wolfisberg könnte aus den neuen Bemessungsgrundlagen eine Mehrbelastung bei den Gebühren resultieren (namentlich bei hohem Wasserver- brauch).

Hinweise Da die Gebührenerlasse der Einwohnergemeinde Niederbipp für das gesamte Gemeindegebiet weitergelten, wird die Fusion bei den Einwohnerinnen und Einwohnern von Niederbipp nicht zu un- mittelbaren Änderungen bei den Gebühren führen.

Bildung (Schulorganisation)

Fakten Ab dem Schuljahr 2021/2022 werden grundsätzlich alle Schülerin- nen und Schüler der Gemeinde die Schulen in Niederbipp besu- chen. Die Einwohnergemeinde Niederbipp wird ab diesem Datum einen Schülertransport für die Schülerinnen und Schüler aus Wolfisberg organisieren (zwei Hinfahrten morgens, Rück- und Hinfahrt am Mittag, zwei Rückfahrten nachmittags). Die Mitgliedschaften im Schulverband Wolfis- berg (Kindergarten, Unterstufe und Mittelstufe) sowie im Oberstu- fenschulverband Wiedlisbach „S1W“ (Oberstufe) werden gekün- digt.

Chancen / Im Bildungsbereich ergeben sich für die Einwohnerinnen und Ein- Risiken wohner von Wolfisberg erhebliche Veränderungen. Die Einwoh- nergemeinde Niederbipp verfügt über gute und moderne Schulen. Die Schulbehörden erachten den Wechsel demnach primär als Chance. Es mag aber auch Eltern von Schülerinnen und Schülern aus Wolfisberg geben, welche den Unterricht an den bisherigen Standorten bevorzugt hätten – für diese könnte die Fusion in die- sem Bereich als Risiko bewertet werden.

Hinweise Schülerinnen und Schüler aus Wolfisberg, die bereits im Schuljahr 2020/2021 die Schule im Oberstufenzentrum Wiedlisbach besu- chen, dürfen die Schule dort beenden. Sie bzw. die Eltern sind ab August 2021 aber selbst für den Schulweg verantwortlich (kein von der Gemeinde organisierter bzw. finanzierter Schülertransport nach Wiedlisbach ab August 2021).

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Schülerinnen und Schüler aus Wolfisberg, die im Schuljahr 2021/2022 das sechste Schuljahr besuchen, dürfen mit Blick auf den bevorstehenden Übertritt in die Oberstufe die Primarschule in Rumisberg beenden. Die Oberstufe wird anschliessend in Nieder- bipp besucht. Sie bzw. die Eltern sind ab August 2021 selbst für den Schulweg verantwortlich (kein von der Gemeinde organisier- ter bzw. finanzierter Schülertransport nach Rumisberg ab August 2021).

Gemeindeliegenschaften

Fakten Das Verwaltungsgebäude der Gemeinde Niederbipp wird unver- ändert weiter betrieben. Das Verwaltungsgebäude in Wolfisberg (altes Schulhaus) wird entwidmet und ins Finanzvermögen überführt. Für einen Zeitraum von vier Jahren ab der Fusion wird die Möglichkeit der (teilweisen) Weiternutzung durch die Bevölkerung und die Vereine von Wolfis- berg zugesichert. Über die weitere Verwendung der Liegenschaft entscheidet alsdann das zuständige Organ der Einwohnerge- meinde Niederbipp. Beim Entscheid über die Verwendung der Liegenschaft sollen auch, aber nicht ausschliesslich, finanzielle Aspekte berücksichtigt werden. Eine teilweise Weiternutzung durch die Bevölkerung von Wolfisberg und namentlich die Vereine wird angestrebt. Der Burgergemeinde Wolfisberg wird ein unlimi- tiertes Vorkaufsrecht eingeräumt. Nicht betroffen von der Entwidmung des Verwaltungsgebäudes ist das Feuerwehrmagazin in Wolfisberg – dieses wird unverändert weiterbenutzt.

Chancen / Die teilweise Benutzung des Verwaltungsgebäudes in Wolfisberg Risiken (altes Schulhaus) durch Vereine wird einstweilen weitergeführt, von der Gemeinde Niederbipp aber im Rahmen der Verwaltung des Finanzvermögens überprüft. Es lassen sich derzeit keine langfristigen Aussagen zur Nutzung des Gebäudes machen. Sollte eine Nutzung des alten Schulhau- ses von Wolfisberg für die Vereine langfristig nicht mehr möglich sein, würde die Einwohnergemeinde Niederbipp den Vereinen al- ternative Räumlichkeiten zur Verfügung stellen.

Hinweise Für die Einwohnergemeinde Niederbipp sind in diesem Punkt keine Änderungen zu erwarten.

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Raumplanung

Fakten Es kann davon ausgegangen werden, dass die fusionierte Ge- meinde dem Raumtyp „Agglomerationsgürtel- und Entwicklungs- achsen“ zugeordnet wird, allerdings mit der präzisierenden Um- schreibung, dass dies nur die Ortschaft Niederbipp betrifft. Die Ortschaft Wolfisberg wird weiterhin zum Raumtyp „Hügel- und Berggebiete“ gehören. Diese Raumtypen sind massgebend für die künftige Berechnung der Baulandreserven.

Chancen Der Handlungsspielraum in Bezug auf die Raumplanung wird bei einer Fusion minim grösser, insbesondere im Hinblick auf die neuen, regionalen Richtpläne (Kantonaler Richtplan 2030) und die anstehende Umsetzung der Kulturlandinitiative.

Risiken Die einzelnen Bürgerinnen und Bürger aus Wolfisberg haben we- niger politischen Einfluss, um allenfalls unliebsame Planungs- massnahmen zu verhindern. Solche sind in der Ortschaft Wolfis- berg aber ohnehin aus rechtlichen Gründen nur sehr einge- schränkt möglich.

Hinweise Um krasse Ungleichheiten zu verhindern, sind die Regelungen zur Abschöpfung von planungsbedingten Mehrwerten auf den Fu- sionszeitpunkt hin zu vereinheitlichen (die bisherige Regelung der Einwohnergemeinde Niederbipp gilt für die gesamte Gemeinde). Die notwendigen Anpassungen in der baurechtlichen Grundord- nung Wolfisberg im Bereich „Begriffe und Messweisen im Bauwe- sen“ sind nach der Fusion durch die Einwohnergemeinde Nieder- bipp an die Hand zu nehmen (Umsetzungsfrist läuft bis zum 31. Dezember 2020).

Wasserversorgung / Abwasserentsorgung

Fakten Die Wasserbezugsorte werden durch eine Fusion nicht verändert. Die Wasserversorgungen bleiben bestehen. Die Aufgaben der WABI AG werden unverändert weitergeführt, namentlich im Be- reich der Primärversorgung. Die neue Gemeinde wird Mehrheits- aktionär der WABI AG und hat auch eine Mehrheit im Verwal- tungsrat. Das Kanalisationsnetz wird unverändert betrieben. Die Einwoh- nergemeinde Niederbipp wird Mitglied des Gemeindeverbandes der Abwasser- und Fernwärmeregion Wangen-Wiedlisbach (GAFWW), der das Abwasser von Wolfisberg übernimmt. Das Ab- wasser der Ortschaft Niederbipp wird weiterhin durch die private ARA der Kimberly Clark Niederbipp gereinigt.

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Für die Wasser- und Abwassergebühren gelten die jeweils gülti- gen Reglemente der Gemeinde Niederbipp.

Chancen Die Wasserversorgung und die Abwasserentsorgung können mit den bestehenden technischen Strukturen weiter betrieben wer- den. Die Gebühren für die Abwasserentsorgung werden für die Bewoh- nerinnen und Bewohner von Wolfisberg sinken.

Risiken Die Gebühren für das Trinkwasser steigen für die Bewohnerinnen und Bewohner von Wolfisberg deutlich an. Der Einfluss der einzelnen Bürgerinnen und Bürger aus Wolfis- berg bei politischen Fragestellungen die Wasserversorgung be- treffend (namentlich Investitionen) wird kleiner.

Hinweise Die beiden Spezialfinanzierungen für die Wasserversorgung wer- den in der neuen Gemeinde zusammengeführt. Gleiches passiert mit den beiden Spezialfinanzierungen für die Abwasserentsor- gung. Investitionen und Betriebskosten werden aus diesen „gemeinsa- men Kassen“ finanziert – unabhängig von den unterschiedlichen technischen Strukturen.

Stromversorgung

Fakten Die Onyx Energie Netze AG versorgt die Ortschaft Wolfisberg als Grundversorger und Netzbetreiber. Niederbipp hat und betreibt ein eigenes Stromnetz (Trafostatio- nen, Mittelspannungs- und Niederspannungsnetz). Die Geschäfts- führung wird von der Onyx Energie Mittelland AG wahrgenom- men. Nach einer Fusion gibt es in der Gemeinde Niederbipp damit zwei Versorgungsgebiete mit unterschiedlicher Gebühren- bzw. Preis- struktur. Eine einheitliche Preisstruktur lässt sich aufgrund der strengen Vorgaben der ElCom rechtlich nicht einführen. Chancen Rechtlich und tatsächlich sind die Versorgung der beiden Ort- schaften mit Strom durch zwei unterschiedliche Grundversorger und die unterschiedlichen Gebühren- bzw. Preisstrukturen kein Problem.

Risiken Die unterschiedliche Gebührenstruktur für den Strom könnte – zu- mal in den anderen Ver- und Entsorgungsbereichen eine Gebüh- renvereinheitlichung stattfindet – von Einwohnern aus Wolfisberg als ungerecht empfunden werden.

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Hinweise Für den Bereich der Stromversorgung in der Gemeinde Nieder- bipp ist die bestehende Spezialfinanzierung weiterzuführen. Die Gebühren für den Strom in der Ortschaft Niederbipp sind grund- sätzlich zweckgebunden zu verwenden.

Abfallentsorgung

Fakten Der Kehricht der fusionierten Gemeinde wird bei der KEBAG in Zuchwil entsorgt. Der Vertrag der Einwohnergemeinde Niederbipp mit der Firma Staub AG betreffend die Kehrichtabfuhr wird weitergeführt. Für die Einwohner von Niederbipp ergeben sich mit der Fusion keine Veränderungen bei der Abfallentsorgung.

Chancen Die heutige Lösung im Bereich Haushaltskehricht kann ohne Än- derungen nahtlos weitergeführt werden. Für die Grünabfuhr in der Ortschaft Wolfisberg wird der kürzlich beim Feuerwehrmagazin installierte Grüncontainer weiterbetrie- ben. Die Kosten für die Grüngutentsorgung (Kosten des Abtrans- ports im Umfang von ca. CHF 5'800.- pro Jahr) werden über eine Jahresvignette (pro Haushalt), die bei der Einwohnergemeinde Niederbipp gekauft werden kann, finanziert. Bei der Berechnung der Kosten für die Vignette werden ausschliesslich die Entsor- gungskosten, nicht aber der Verwaltungsaufwand für die Vignet- tenadministration und die Benutzung des öffentlichen Grundes, berücksichtigt. Unter der Annahme, dass mindestens 60 Haus- halte von Wolfisberg eine solche Vignette kaufen werden, ist mit Kosten von jedenfalls unter CHF 100.- pro Haushalt zu rechnen.

Risiken Für die Einwohnerinnen und Einwohner der Ortschaft Wolfisberg ergibt sich aufgrund der neu zu bezahlenden Jahresvignette für die Grünabfuhr eine Mehrbelastung.

Hinweise Die Grundgebühren für die Abfallentsorgung werden in der neuen Gemeinde vereinheitlicht.

Strassennetz

Fakten Das Strassennetz der Gemeinde bleibt mit der Fusion unverän- dert. Der betriebliche und der bauliche Unterhalt der Strassen so- wie der Winterdienst erfolgen durch den Werkhof Niederbipp bzw. allenfalls unter Verantwortung des Werkhofs auf vertraglicher Ba- sis durch Dritte.

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Die Neueinreihung der Kantonsstrassen wird gleichzeitig mit den künftigen Gesamtüberarbeitungen des Strassennetzplans durch den Regierungsrat verfügt. Die Gesamtüberarbeitungen erfolgen alle acht Jahre; das nächste Mal im Jahr 2021, danach im Jahr 2029. Für das Jahr 2021 ist mit keinen fusionsbedingten Veränderungen auf dem Gemeindege- biet zu rechnen.

Chancen Eine Gemeindefusion schafft neue Möglichkeiten bei der Bewirt- schaftung des Strassennetzes in Wolfisberg (siehe dazu auch Kap. 2.2.14).

Risiken Die Kantonsstrasse 1440 im Korridor Wiedlisbach-Rumisberg- Wolfisberg-Niederbipp wird vom Tiefbauamt des Kantons Bern als lokale Verbindung zwischen Gemeinden angesehen, die nicht dem regionalen Verkehr dient. Im Rahmen der Gesamtüberarbeitung des Strassennetzplans im Jahr 2029 könnte eine Neueinreihung der Verbindung Wolfisberg- Niederbipp zur Diskussion stehen.

Hinweise Strassen der Burgergemeinde Wolfisberg und der Flurgenossen- schaft Rumisberg Wolfisberg bleiben weiterhin in deren Eigentum. Vertraglich vereinbarte Unterhaltsbeiträge sind nach der Fusion von der Einwohnergemeinde Niederbipp zu zahlen.

Werkhof

Fakten Der Werkhof von Niederbipp wird die Arbeiten für die Ortschaft Wolfisberg übernehmen. Der Stellenetat wird leicht erhöht, damit der Wegmeister aus Wolfisberg integriert werden kann.

Chancen Der «1-Mann-Betrieb» der bisherigen Einwohnergemeinde Wolfis- berg fällt weg. Vom Standort Niederbipp aus können Teams gebil- det werden, die auch Arbeiten ausführen können, die mehr als «2 Hände» benötigen – ohne Zuzug von Drittfirmen. Dadurch sind auch die Stellvertretungen gewährleistet. Zudem kann der Pikettdienst im Winter auf mehrere Personen aufgeteilt werden.

Risiken In der kleineren Ortschaft Wolfisberg könnte die visuelle Präsenz des «Wegmeisters» abnehmen. Zudem wird es für die Einwohne- rinnen und Einwohner von Wolfisberg schwieriger, mit einem An- liegen direkt auf den «Wegmeister» zuzugehen.

Hinweise Der Werkhof ist namentlich für den baulichen und betrieblichen Unterhalt der Strassen (inkl. öffentliche Plätze), den Winterdienst und den Unterhalt der Fliessgewässer, sowie für den Unterhalt

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der Wasser- und Abwasserleitungen (ohne die Anlagen der WABI AG), zuständig. Für den Winterdienst werden sowohl für die Ortschaft Niederbipp als auch für die Ortschaft Wolfisberg, wie bisher, Drittfirmen bzw. nebenamtlich entschädigte Helfer beigezogen.

Polizeiaufgaben / Einwohnerkontrolle

Fakten Die kommunalen Polizeiaufgaben (namentlich Kontrolle des ru- henden Verkehrs, Sicherheitspolizei, kurzfristige Signalisationen, Gewerbepolizei, Einwohner- und Fremdenkontrolle) werden im bisherigen Leistungsumfang von Niederbipp für die fusionierte Gemeinde weitergeführt. Durch die Fusion ändert sich weder die polizeiliche Bedrohung noch das Sicherheitsbedürfnis der Bevölkerung.

Chancen Im Vergleich zu den derzeitigen Abläufen und Prozessen in Wol- fisberg werden die Abläufe im Bereich der Polizeiaufgaben – na- mentlich auch bei der Einwohner- und Fremdenkontrolle – stan- dardisierter erfolgen.

Risiken Die zentrale Verwaltungsführung in Niederbipp führt zu längeren Wegen für die Bevölkerung von Wolfisberg.

Hinweise Die Übernahme der Einwohnerdaten von Wolfisberg in die Ein- wohnerkontrolle von Niederbipp wird manuell erfolgen, da eine automatische Migration in das RUF System mit erheblichen Kos- ten verbunden wäre. Migriert werden nur aktuelle Daten.

Feuerwehr

Fakten Die «Feuerwehr Bipp» bleibt bei einer Gemeindefusion unverän- dert bestehen. Einzige Partnergemeinde ist nach der Fusion Wal- liswil bei Niederbipp.

Chancen Die gut organisierte Feuerwehr bleibt bestehen. Die Ortschaft Wolfisberg erhält einen festen Sitz in der Kommission öffentliche Sicherheit, damit die Ortskenntnisse weiterhin vertreten sind.

Risiken Keine veränderten Risiken im Bereich Feuerwehr auszumachen

Hinweise Mögliche neue Auflagen der Gebäudeversicherung (GVB) an die Organisation der Feuerwehr können in diesem Bericht nicht antizi- piert werden; diese wären aber ohnehin unabhängig von einer Fu- sion.

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Zivilschutz

Fakten Für den Bereich Zivilschutz / a.o. Lagen ändert sich durch eine Fusion in organisatorischer Hinsicht grundsätzlich nichts. Weiterhin ist der Gemeindeverband Bevölkerungsschutz Oberaar- gau West zuständig

Chancen Keine Veränderung bei einer Fusion zu sehen.

Risiken Die neue Gemeinde verliert an der Delegiertenversammlung des Gemeindeverbandes leicht an Stimmkraft. Diese sinkt von derzeit gemeinsamen 10,6% auf neu 8,7%.

Hinweise Mit der Fusion sind für die Aufgabenerfüllung im Bereich Zivil- schutz / a.o. Lagen keine Veränderungen zu erwarten.

Friedhof und Bestattungswesen

Fakten Bestattungen von verstorbenen Bürgerinnen und Bürgern aus Wolfisberg erfolgen neu auf dem Friedhof Niederbipp, oder – auf Wunsch der Verstorbenen bzw. Hinterbliebenen – weiterhin in (als Auswärtige und damit kostenpflichtig).

Chancen Die Wahl der letzten Ruhestätte bleibt gewahrt.

Risiken Die emotionale Bindung an die bisherige Begräbnisstätte in Oberbipp kann beeinträchtigt werden. Bei Einwohnerinnen und Einwohnern von Wolfisberg, die der evangelisch-reformierte Kirchgemeinde Oberbipp angehören, wird die Fusion dazu führen, dass für Abdankungsfeiern die Kirche in Oberbipp, für die Bestattung aber der Friedhof in Niederbipp „zu- ständig“ ist.

Hinweise Die Einwohnergemeinde Niederbipp wird zunächst im Umfang des Ortsteils Wolfisberg Mitglied im Begräbnisverband Oberbipp. Die Mitgliedschaft wird mit der ordentlichen Kündigungsfrist von einem Jahr aufgelöst.

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Individuelle und institutionelle Sozialhilfe

Fakten Der Regionale Sozialdienst (RSD) bleibt unverändert bestehen und ist für die individuelle Sozialhilfe der fusionierten Gemeinde zuständig. Das Angebot der institutionellen Sozialhilfe bleibt bestehen. Dazu gehört namentlich der Gemeindeverband Alterszentrum Jurablick, der von einer Fusion nicht betroffen ist.

Chancen Für die Einwohnerinnen und Einwohner von Wolfisberg wird das Angebot im Bereich der institutionellen Sozialhilfe grösser.

Risiken Ansprüche auf Belegungsplätze (z.B. im Alterszentrum Jurablick) werden neu über die gesamte Gemeinde zugeteilt. Die Ortschaft Wolfisberg hat demnach keine für sie bzw. ihre Bewohner garan- tierten Plätze.

Hinweise Die Aufgabenerfüllung im Bereich der institutionellen Sozialhilfe (z.B. Kita, Jugendfachstelle) ist nach der Fusion durch die fusio- nierte Gemeinde zu überprüfen.

Fusionskosten

Fakten In Zusammenhang mit der Umsetzung der Fusion werden zusätz- liche Kosten anfallen (z.B. für den Austritt aus dem Schulverband Farnern Rumisberg Wolfisberg, für die Datenmigration, die Ge- schäftsübernahme etc.).

Chancen Der Kanton Bern leistet zur Deckung der Fusionskosten einen Beitrag von ca. CHF 470'000. Dieser Betrag wird die unmittelbaren Fusionskosten decken.

Risiken Aufgrund der übersichtlichen Verhältnisse ist nicht damit zu rech- nen, dass die Fusionskosten wegen Unvorhergesehenem „aus dem Ruder laufen“.

Hinweise Die Fusionskosten sind mit Blick auf die Unterstützung des Kan- tons Bern kein Grund gegen eine Fusion. Umgekehrt kann dieser Beitrag aber auch kein Argument für eine Fusion sein.

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3 Vorgehen im Rahmen der Fusionsabklärungen

3.1 Ausgangslage

Mit Blick auf das festgelegte Ziel, eine Fusion der Einwohnergemeinden Niederbipp und Wolfisberg zum 1. Januar 2020 vollziehen zu können, und vor dem Hintergrund, dass auf den Grundlagen der im Herbst 2017 abgeschlossenen Fusionsabklärungen der Gemeinden der Subregion Oberaargau Nord weitergearbeitet werden konnte, wur- den die Projektorganisation und der Projektablauf einfach gehalten. Aufgrund der sehr ungleichen Einwohnerzahlen der am Fusionsprojekt beteiligten Ge- meinden (Gemeinde Niederbipp ca. 4'800 Einwohner gegenüber rund 200 Einwohner in der Gemeinde Wolfisberg) war allen Beteiligten von Beginn an klar, dass es bei die- ser Fusion um eine „Aufnahme“ der Einwohnergemeinde Wolfisberg in die Einwohner- gemeinde Niederbipp geht. Rechtlich wird diese Form der Fusion als so genannte Ab- sorption bezeichnet (vergleiche auch Art. 4c Abs. 1 Bst. a des Gemeindegesetzes: „Gleichartige Gemeinden können sich zusammenschliessen, indem eine oder mehrere Gemeinden von einer anderen Gemeinde aufgenommen werden [Absorptionsfusion]“).

3.2 Projektorganisation

Die Projektorganisation wurde wie folgt festgelegt: • Eine Interkommunale Arbeitsgruppe bearbeitet das Projekt. Sie setzt sich aus den Gemeinderatsmitgliedern der beiden Gemeinden und den Verwal- tungskadern zusammen.

• Ein Projektausschuss bestehend aus den beiden Gemeindepräsidien und der Gemeindeschreiberin von Wolfisberg sowie dem Gemeindeschreiber von Nie- derbipp koordiniert die Arbeiten, namentlich die Teilprojekte.

• Es waren ursprünglich fünf Teilprojekte vorgesehen (Staat/Organisation, Fi- nanzen, Bildung, Sicherheit, Bau/Planung). Um die zeitlichen Vorgaben einhal- ten zu können, wurden die Teilprojekte während der Projektarbeit in Ad-hoc- Arbeitsgruppen umgewandelt. Ab dem Sommer 2018 wurden die Themen im Wesentlichen direkt im Projektausschuss oder in der Interkommunalen Arbeits- gruppe behandelt.

• Es wurde eine externe Begleitung (Recht & Governance, Bern) für die Fachbe- ratung, die Moderation der Sitzungen und für das Projektsekretariat beigezo- gen.

• Die Projektarbeiten wurden vom Amt für Gemeinden und Raumordnung (AGR) begleitet. Eine Vertreterin des AGR nahm an den Sitzungen der Inter- kommunalen Arbeitsgruppe teil.

• Die Rechnungsführung erfolgt durch die Gemeinde Niederbipp.

19 Fusionsabklärungsbericht

Die Projektorganisation lässt sich graphisch wie folgt darstellen:

3.3 Projektphasen

Das Fusionsprojekt ist in drei Phasen gegliedert: Phase I: Grundlagenbericht der IKA In einem Grundlagenbericht werden die grundsätzlichen Fragestellungen aufgearbeitet und die nötigen Informationen bereitgestellt, damit die zuständigen Organe der beteilig- ten Gemeinden die Chancen und Risiken einer Fusion abschätzen können. Mit Blick auf die insgesamt eher geringen Handlungsspielräume wurde – entgegen der zunächst bestehenden Absicht – darauf verzichtet, eine öffentliche Mitwirkung bei der Bevölkerung durchzuführen. Es finden aber zwei Informationsveranstaltungen (eine in Wolfisberg, eine in Niederbipp) für die Bevölkerung statt. Ein Grundsatzbeschluss ist in diesem Projekt nicht vorgesehen.

Phase II: Abstimmung über den Fusionsvertrag und das Fusionsreglement In der zweiten Phase werden den Stimmberechtigten der Einwohnergemeinden Nie- derbipp und Wolfisberg der Fusionsvertrag und das Fusionsreglement zur Abstimmung unterbreitet. Die Abstimmung findet am 19. Mai 2019 statt. Im Falle eines positiven Entscheids zum Fusionsvertrag gilt, unter Vorbehalt der Ge- nehmigung durch den Regierungsrat, die Fusion als zustande gekommen.

Phase III: Umsetzung Die dritte Phase umfasst die Umsetzung der Fusion nach einem zustimmenden Ent- scheid. Ergebnis der Phase III: Die neue Gemeinde ist per 1. Januar 2020 aktiv.

20 Fusionsabklärungsbericht

TEIL B: Abklärungen nach Themen

Im Teil B des vorliegenden Berichts werden die Erkenntnisse im Rahmen des Fusions- abklärungsprojekts nach Themenbereichen geordnet wiedergegeben.

4 Politische Strukturen und Verwaltungsorganisation

4.1 Ausgangslage

Die Einwohnergemeinden Niederbipp und Wolfisberg sind aufgrund ihrer sehr unter- schiedlichen Einwohnerzahlen auch sehr unterschiedlich organisiert. • Oberstes Organ sind die Stimmberechtigten. Diese üben ihre politischen Rechte auf kommunaler Ebene an der Gemeindeversammlung bzw. an der Urne aus. • Der Gemeinderat setzt sich in der Einwohnergemeinde Niederbipp aus 7, in der Einwohnergemeinde Wolfisberg aus 5 Mitgliedern zusammen. • Die Einwohnergemeinde Niederbipp verfügt mit der Baukommission, der Bil- dungskommission, der Finanzkommission, der Kommission Gesellschaft, Kultur und Sport, der Kommission öffentliche Sicherheit und der Werkkommission über sechs ständige Kommissionen mit Grundlage im Organisationsreglement der Gemeinde. Die Einwohnergemeinde Wolfisberg hat nur eine vergleichbare Exekutivkommission: die Werkkommission. Die Gemeinde Niederbipp ist aktuell daran, die politischen Strukturen und Ab- läufe zu überprüfen (Projekt „Strategie 2040+“). Es geht in diesem Zusammen- hang darum, den steigenden Herausforderungen an die Verwaltung und die Be- hörden gerecht zu werden. Die Ergebnisse dieser Überprüfung werden mut- masslich in einer Revision der organisationsrechtlichen Grundlagen der Ein- wohnergemeinde Niederbipp münden. Die Umsetzung würde zum 1. Januar 2021 erfolgen und damit nach der im vorliegenden Fusionsprojekt vorgesehe- nen Übergangsphase. • Die Einwohnergemeinde Niederbipp verfügt über eine in Abteilungen geglie- derte Verwaltung (Präsidialabteilung, Bauabteilung, Finanzabteilung, Schule), die an neun Halbtagen pro Woche geöffnet ist. Alle Stellvertretungen sind gere- gelt. Die Verwaltung der Einwohnergemeinde Wolfisberg ist zeitlich an zwei Halbtagen pro Woche erreichbar, wobei zusätzlich individuelle Termine verein- bart werden können. Die Verwaltung besteht im Wesentlichen aus der im Teil- zeitpensum angestellten Gemeindeschreiberin. Zu den Aufwendungen für die Verwaltungen siehe auch Kap. 5.1 hiernach zu den Finanzen.

21 Fusionsabklärungsbericht

4.2 Politische Strukturen und Verwaltungsorganisation nach der Fusion

Einleitung Die politische Organisation ist im Organisationsreglement (OgR) der Einwohnerge- meinde Niederbipp festgelegt. Das OgR der Einwohnergemeinde Niederbipp hat nach der Fusion für die fusionierte Gemeinde Gültigkeit. Es wird im Folgenden darauf verzichtet, die (bereits bestehende) Organisation der Ein- wohnergemeinde Niederbipp im Einzelnen wiederzugeben, zumal sich im Bereich der politischen Strukturen und der Verwaltungsorganisation für die Einwohnerinnen un Ein- wohner aus Niederbipp grundsätzlich nichts ändert. Der Fokus wird in den nachstehen- den Ausführungen auf die Veränderungen mit Blick auf die Integration der Einwohner- gemeinde Wolfisberg in die Einwohnergemeinde Niederbipp gelegt. Wie bereits dargelegt, ist in Zusammenhang mit dem Projekt „Strategie 2040+“ mit Än- derungen in den organisationsrechtlichen Grundlagen der Einwohnergemeinde Nieder- bipp zu rechnen. Es versteht sich, dass die Ergebnisse des Projekts „Strategie 2040+“ im vorliegenden Bericht noch nicht berücksichtigt werden können.

Namen und Wappen Der Gemeindename der aufnehmenden Gemeinde bleibt, wie bei einer Absorptionsfu- sion üblich, unverändert. Die fusionierte Gemeinde trägt demnach den Namen Ein- wohnergemeinde Niederbipp. Ebenfalls unverändert bleibt das Wappen der Einwohnergemeinde Niederbipp:

Im Geschäftsverkehr wird die Einwohnergemeinde Niederbipp auch künftig das fol- gende Logo verwenden:

22 Fusionsabklärungsbericht

Die Ortschaftsbezeichnung „Wolfisberg“ bleibt aber bestehen. Die Gemeindefusion hat namentlich keinen Einfluss auf: - Die Wohnadresse. - Bezeichnungen in Firmennamen. - Vereinsnamen. - Vereinswappen. - Strassenschilder (Für die Beschriftung der Strassenschilder gemäss Strassenverkehrsrecht wer- den die bisher verwendeten Namen weiter gelten).

Das Wappen der Gemeinde Wolfisberg wird demnach nicht „verschwinden“. Die Funk- tion als Gemeindewappen der Einwohnergemeinde kommt ihm aber nicht mehr zu.

Die Burgergemeinde Wolfisberg wird weiterhin das dargestellte Wappen verwenden.

Politische Strukturen a) Stimmberechtigte Die Stimmberechtigten der heutigen Einwohnergemeinde Wolfisberg werden zu Stimmberechtigten der Einwohnergemeinde Niederbipp. Die Stimmberechtigten beschliessen über die ihnen durch das Organisationsreglement der Einwohnergemeinde Niederbipp zugewiesenen Aufgaben an der Gemeindever- sammlung und an der Urne. Die Gemeindeversammlung wird in der Ortschaft Nieder- bipp stattfinden. Aufgrund der Möglichkeit zur brieflichen Abstimmung ist es nicht vorgesehen, bei Ur- nenabstimmungen in der Ortschaft Wolfisberg ein Wahl- oder Abstimmungslokal zu be- treiben. Als übergangsrechtliche Bestimmung ist es vorgesehen, dass die Einwohner von Wol- fisberg bereits an der Gemeindeversammlung der Einwohnergemeinde Niederbipp im Herbst 2019 teilnehmen und abstimmen können. Namentlich können die Stimmberech- tigten von Wolfisberg so auch über das Budget 2020 der fusionierten Einwohnerge- meinde Niederbipp abstimmen. b) Rechnungsprüfungsorgan Das Rechnungsprüfungsorgan der Einwohnergemeinde Niederbipp bleibt unverändert bestehen.

23 Fusionsabklärungsbericht

Die Rechnungsprüfungskommission der Einwohnergemeinde Wolfisberg wird nach der Prüfung der Rechnung 2019 (der Einwohnergemeinde Wolfisberg) aufgelöst. c) Gemeinderat Der Gemeinderat Niederbipp bleibt mit unveränderter Ressortzuteilung bestehen. Er wird für eine Übergangsphase von einem Jahr durch den Präsidenten der Einwohner- gemeinde Wolfisberg ergänzt. Dieser bekleidet während dieser Zeit das Spezialressort „Umsetzung Gemeindefusion mit Wolfisberg“. Im Falle eines Ausscheidens rückt der Vizepräsident der (früheren) Einwohnergemeinde Wolfisberg nach. Der Gemeinderat Niederbipp umfasst demnach während einer Dauer von einem Jahr (1. Januar 2020 bis 31. Dezember 2020) insgesamt acht Mitglieder. Der Gemeinderat Wolfisberg wird per 31. Dezember 2019 aufgelöst. Die Gesamterneuerungswahlen im Jahr 2020 erfolgen gemäss dem OgR der Einwoh- nergemeinde Niederbipp wie bis anhin (es werden sieben Sitze besetzt). Es besteht kein Sitzanspruch für eine Person aus der Ortschaft Wolfisberg. d) Baukommission Die Baukommission Niederbipp bleibt bestehen, wird für eine Übergangsphase von ei- nem Jahr aber durch eine vom Gemeinderat Wolfisberg (im Herbst 2019) zu bestim- mende Person aus der bisherigen Einwohnergemeinde Wolfisberg ergänzt. Im Falle ei- nes Rücktritts dieser Person vor Ablauf der Legislaturperiode wählt der Gemeinderat Niederbipp eine zusätzliche Person mit Wohnort Wolfisberg in die Kommission. Die Baukommission Niederbipp umfasst demnach während einer Dauer von einem Jahr (1. Januar 2020 bis 31. Dezember 2020) sechs Mitglieder. Ab dem 1. Januar 2021 umfasst die Baukommission – wie im OgR vorgesehen – wieder fünf Mitglieder. Es besteht nach der Übergangsphase kein Sitzanspruch in der Baukommission für eine Person aus Wolfisberg. e) Bildungskommission Die Bildungskommission Niederbipp bleibt bestehen, wird für eine Übergangsphase von einem Jahr aber durch eine vom Gemeinderat Wolfisberg (im Herbst 2019) zu be- stimmende Person aus der bisherigen Einwohnergemeinde Wolfisberg ergänzt. Im Falle eines Rücktritts dieser Person vor Ablauf der Legislaturperiode wählt der Gemein- derat Niederbipp eine zusätzliche Person mit Wohnort Wolfisberg in die Kommission. Die Bildungskommission Niederbipp umfasst demnach während einer Dauer von ei- nem Jahr (1. Januar 2020 bis 31. Dezember 2020) sechs Mitglieder. Ab dem 1. Januar 2021 umfasst die Kommission wieder – wie im OgR vorgesehen – fünf Mitglieder. Es besteht nach der Übergangsphase kein Sitzanspruch in der Bildungskommission für eine Person aus Wolfisberg. f) Finanzkommission Die Finanzkommission Niederbipp bleibt unverändert bestehen. Es ist keine Ergänzung (auch nicht während einer Übergangsphase) vorgesehen.

24 Fusionsabklärungsbericht

g) Kommission Gesellschaft, Kultur und Sport Die Kommission Gesellschaft, Kultur und Sport Niederbipp bleibt bestehen. Die Ort- schaft Wolfisberg erhält einen dauernden Vertretungsanspruch in der Kommission. Da- mit soll der kulturellen Identität von Wolfisberg Rechnung getragen werden. Insbeson- dere sollen Anlässe wie die 1. August-Feier und der Neujahrsapéro in Wolfisberg auch nach einer Fusion durchgeführt werden. Bis zu den ordentlichen Kommissionswahlen bzw. bis zum Beginn der nächsten Legis- laturperiode wird die Kommission um eine vom Gemeinderat Wolfisberg (im Herbst 2019) zu bestimmende Person aus der bisherigen Einwohnergemeinde Wolfisberg er- gänzt. Im Falle eines Rücktritts dieser Person vor Ablauf der Legislaturperiode wählt der Gemeinderat Niederbipp eine zusätzliche Person mit Wohnort Wolfisberg in die Kommission. Die Kommission Gesellschaft, Kultur und Sport Niederbipp umfasst dem- nach während einer Dauer von einem Jahr (1. Januar 2020 bis 31. Dezember 2020) acht Mitglieder. Ab 1. Januar 2021 umfasst die Kommission wieder sieben Mitglieder. Die Wahl der Kommissionsmitglieder erfolgt durch den Gemeinderat Niederbipp, der den Vertretungsanspruch der Ortschaft Wolfisberg zu beachten hat. Sollte im Rahmen der Reorganisation (Projekt „Strategie 2040+“) die Kommission Ge- sellschaft, Kultur und Sport aufgehoben werden, gilt der vorgesehene ständige Vertre- tungsanspruch der Ortschaft Wolfisberg für die thematisch entsprechende „Nachfolge- kommission“. Wird die Kommission ersatzlos aufgehoben, so erlischt auch der Vertre- tungsanspruch der Ortschaft Wolfisberg. h) Kommission öffentliche Sicherheit Der Sitzanspruch der Ortschaft Wolfisberg in der Kommission öffentliche Sicherheit bleibt bestehen. Damit wird gewährleistet, dass die örtlichen Kenntnisse von Wolfis- berg weiterhin in der Kommission vertreten sind. Die derzeitige Vertretung der Einwoh- nergemeinde Wolfisberg gilt für eine Übergangsphase von einem Jahr (1. Januar 2020 bis 31. Dezember 2020) als gewählt. Im Falle eines Rücktritts der bisherigen Vertre- tung sowie bei den ordentlichen Wiederwahlen per 1. Januar 2021 erfolgt die Wahl durch den Gemeinderat Niederbipp. Der Vertretungsanspruch der Ortschaft Wolfisberg ist bei allen Ersatz- oder Wiederwahlen zu beachten. Sollte im Rahmen der Reorganisation (Projekt „Strategie 2040+“) die Kommission öf- fentliche Sicherheit aufgehoben werden, gilt der vorgesehene ständige Vertretungsan- spruch der Ortschaft Wolfisberg für die thematisch entsprechende „Nachfolgekommis- sion“. Wird die Kommission ersatzlos aufgehoben, so erlischt auch der Vertretungsan- spruch der Ortschaft Wolfisberg. i) Werkkommission Die Werkkommission Niederbipp bleibt bestehen, wird für eine Übergangsphase von einem Jahr aber durch eine vom Gemeinderat Wolfisberg (im Herbst 2019) zu bestim- mende Person aus der bisherigen Einwohnergemeinde Wolfisberg ergänzt. Im Falle ei- nes Rücktritts dieser Person vor Ablauf der Legislaturperiode wählt der Gemeinderat Niederbipp eine zusätzliche Person mit Wohnort Wolfisberg in die Kommission. Die Werkkommission Niederbipp umfasst demnach während einer Dauer von einem Jahr (1. Januar 2020 bis 31. Dezember 2020) acht Mitglieder.

25 Fusionsabklärungsbericht

Es besteht nach der Übergangsphase kein Sitzanspruch für eine Person aus Wolfis- berg. Die Werkkommission Wolfisberg wird per 31. Dezember 2019 aufgelöst.

Verwaltung a) Ort Einziger Verwaltungsstandort ist Niederbipp. Es wird keine Aussenstelle in Wolfisberg geführt. Das Verwaltungsgebäude in Wolfisberg (altes Schulhaus) wird entwidmet und ins Fi- nanzvermögen überführt. Für einen Zeitraum von vier Jahren ab der Fusion wird die Möglichkeit der (teilweisen) Weiternutzung durch die Bevölkerung und die Vereine von Wolfisberg zugesichert. Über die weitere Verwendung der Liegenschaft entscheidet alsdann das zuständige Organ der Einwohnergemeinde Niederbipp. Beim Entscheid über die Verwendung der Liegenschaft sollen auch, aber nicht ausschliesslich, finanzi- elle Aspekte berücksichtigt werden. Eine teilweise Weiternutzung durch die Bevölke- rung von Wolfisberg und namentlich die Vereine wird angestrebt. Der Burgergemeinde Wolfisberg wird ein unlimitiertes Vorkaufsrecht eingeräumt. Im Falle, dass die Räume von den Vereinen nicht weiterbenutzt werden können, wer- den geeignete Alternativen zur Verfügung gestellt. Nicht betroffen von der Entwidmung des Verwaltungsgebäudes ist das Feuerwehrma- gazin – dieses wird unverändert weiterbenutzt. b) Verwaltungsangestellte Die Aufgaben der Zentralverwaltung werden für das gesamte neue Gemeindegebiet (inkl. Wolfisberg) von den bisherigen Verwaltungsangestellten in Niederbipp wahrge- nommen. Die Gemeindefusion führt demnach zu keiner Aufstockung des Stellenetats im Bereich der Zentralverwaltung. Für die Bereiche der dezentralen Verwaltung (Stras- senunterunterhalt, Winterdienst etc.) wird auf die Ausführungen im entsprechenden Ka- pitel verwiesen. Das Arbeitsverhältnis mit der Gemeindeschreiberin von Wolfisberg wird zum Fusions- zeitpunkt von der Einwohnergemeinde Niederbipp übernommen. Die Gemeindeschrei- berin von Wolfisberg wird nach der Fusion für die erforderlichen Abschlussarbeiten in der Gemeinde Wolfisberg (Übergabe der Akten und von Dokumenten etc.) zuständig sein. Es ist vorgesehen, das Arbeitsverhältnis nach Beendigung der Abschlussarbeiten aufzulösen, zumal die betreffende Person bereits das Rentenalter erreicht hat. Im Bereich der Finanzverwaltung werden keine Arbeits- oder Mandatsverhältnisse von Wolfisberg übernommen. Die Abschlussarbeiten werden durch die Finanzverwaltung Niederbipp erledigt. Betreffend die Arbeits- und Mandatsverhältnisse im Bereich der dezentralen Verwal- tung (Strassenunterunterhalt, Winterdienst etc.) wird auf die Ausführungen im entspre- chenden Kapitel verwiesen.

26 Fusionsabklärungsbericht

Vereine Die Fusion hat keinen direkten Einfluss auf den Bestand und die Namen der Vereine mit Sitz in Wolfisberg. Die Dorfvereine der Gemeinde Wolfisberg werden nach der Fusion gemäss den Rechtsgrundlagen der Gemeinde Niederbipp unterstützt. Dies gilt auch für eine allfäl- lige Weiterbenützung der Infrastruktur in Wolfisberg (altes Schulhaus). Für die Vereine von Niederbipp wird die Fusion zu keinen Veränderungen führen. Die Einwohnergemeinde Niederbipp wird mittelfristig die Nutzung des alten Schulhau- ses in Wolfisberg prüfen. Derzeit lassen sich keine Aussagen dazu machen, welchen Einfluss dies auf die Nutzung durch die Vereine hat. Sollte eine Nutzung durch die Ver- eine nicht mehr möglich sein, würde die Einwohnergemeinde Niederbipp alternative Räumlichkeiten zur Verfügung stellen. Die Ortschaft Wolfisberg erhält in der Kommission Gesellschaft, Kultur und Sport einen festen Vertretungsanspruch.

Weitergeltung der Erlasse Die Fusion der Einwohnergemeinden Niederbipp und Wolfisberg erfolgt durch eine so genannte Absorption (Aufnahme) der Einwohnergemeinde Wolfisberg durch die Ein- wohnergemeinde Niederbipp. Dies bedeutet, dass das Organisationsreglement der Einwohnergemeinde Niederbipp ab dem 1. Januar 2020 für das gesamte neue Gemeindegebiet gilt. Der Beschluss ei- nes neuen Organisationsreglements ist nicht erforderlich. Auch hinsichtlich der weiteren, bestehenden Reglemente und Verordnungen gilt: Ab dem 1. Januar 2020 finden die heutigen Erlasse der Einwohnergemeinde Niederbipp auf alle Einwohner bzw. das gesamt Gemeindegebiet Anwendung. Die Erlasse der Einwohnergemeinde Wolfisberg werden per 31. Dezember 2019 grundsätzlich aufgehoben. Eine Weitergeltung von Erlassen der Einwohnergemeinde Wolfisberg ist lediglich im Bereich der baurechtlichen Grundordnung vorgesehen.

Übernahme Rechtsverhältnisse Die Einwohnergemeinde Niederbipp tritt im Umfang der bisherigen Rechte und Pflich- ten der aufgenommenen Gemeinde Wolfisberg deren Rechtsnachfolge an (so ge- nannte Universalsukzession). Alle sich im Eigentum der Einwohnergemeinde Wolfisberg befindenden Grundstücke werden im Fusionsvertrag aufgelistet. Die Einwohnergemeinde Niederbipp führt die zum Zeitpunkt des Zusammenschlusses hängigen Geschäfte der Gemeinde Wolfisberg weiter. Namentlich werden die folgenden Verträge der Einwohnergemeinde Wolfisberg auf die Einwohnergemeinde Niederbipp übertragen: - Vereinbarung zum Unterhalt der Buechmattstrasse Wolfisberg (Vereinbarung mit der Burgergemeinde Wolfisberg). - Flurgenossenschaft Rumisberg-Wolfisberg.

27 Fusionsabklärungsbericht

Es erfolgt eine umfassende Prüfung der Verträge der Einwohnergemeinde Wolfisberg. Wo es erforderlich ist, werden Verträge gekündigt oder angepasst.

Gemeindeverbindungen / Beteiligungen an externen Verwaltungsträgern Die Mitgliedschaften bei Gemeindeverbindungen und die Beteiligungen an externen Verwaltungsträgern werden in den themenbezogenen Kapiteln des vorliegenden Be- richts erörtert. Grundsätzlich gilt, dass ohne Kündigung der Mitgliedschaft bzw. Verkauf der Beteili- gungen die Einwohnergemeinde Niederbipp im Umfang der bisherigen Rechte und Pflichten in die Rechtsstellung der Einwohnergemeinde Wolfisberg eintritt. Bei den folgenden Gemeindeverbänden ist ein Austritt vorgesehen: - Schulverband Farnern Rumisberg Wolfisberg (Kindergarten, Unter- und Mittel- stufe) - Schulverband Wiedlisbach (Oberstufe) - Begräbnisgemeindeverband Oberbipp Unverändert weitergeführt werden die Mitgliedschaften im Gemeindeverband der Ab- wasser- und Fernwärmeregion Wangen-Wiedlisbach, im Gemeindeverband Alterszent- rum Jurablick und im Gemeindeverband Regionale Sozialdienste Niederbipp. Bei der Wabi AG wird die Fusion dazu führen, dass die Einwohnergemeinde Nieder- bipp im Verwaltungsrat der Gesellschaft über eine Mehrheit verfügen wird.

Burger- und Kirchgemeinde Eine Fusion hat keinen unmittelbaren Einfluss auf die Burgergemeinden. Auch nach ei- ner Fusion der Einwohnergemeinden können die Burgergemeinden rechtlich so organi- siert werden, dass sich weder beim Stimmrecht noch beim Burgernutzen etwas ändert. Verträge zwischen Burgergemeinden und Einwohnergemeinden werden von der fusio- nierten Gemeinde übernommen. Eine Fusion hat keinen Einfluss auf Bestand, Zuständigkeiten und Funktionsweise der Kirchgemeinden. Diese gemeinderechtlichen Körperschaften bestehen unabhängig von der Einwohnergemeinde.

28 Fusionsabklärungsbericht

4.3 Würdigung

Bei einer Würdigung der Fusion aus Sicht der politischen Strukturen und der Verwal- tungsorganisation ist nach den beiden involvierten Einwohnergemeinden zu differen- zieren:

Einwohnergemeinde Niederbipp Aus Sicht der Einwohnergemeinde Niederbipp bzw. der Einwohnerinnen und Einwoh- ner aus Niederbipp bringt eine Fusion mit der Gemeinde Wolfisberg keine spürbaren Veränderungen. Der Verwaltungsstandort und die Abteilungsorganisation bleiben gleich. Auf politischer Ebene gewähren die Übergangsbestimmungen eine sinnvolle In- tegration der Gemeinde Wolfisberg in die Strukturen der Einwohnergemeinde Nieder- bipp. Die ständigen Vertretungen von Wolfisberg in der Kommission öffentliche Sicher- heit und in der Kommission Gesellschaft, Kultur und Sport garantieren zudem, dass in den Bereichen Sicherheit und Kultur die Sichtweisen von Wolfisberg Berücksichtigung finden. Für Niederbipp geht es bei der Fusion mit der Einwohnergemeinde Wolfisberg nicht da- rum, die eigenen Strukturen weiterzuentwickeln oder darum, regional an Bedeutung zu gewinnen. Dazu dient vielmehr das derzeit laufende Projekt „Strategie 2040+“. Die Ein- wohnergemeinde Niederbipp kann mit einer Zustimmung zur Fusion aber zeigen, dass sie ihre Verantwortung als regional starke Gemeinde wahrnimmt. Dazu gehört auch die Solidarität mit kleineren Gemeinden, die alleine nicht über eine zukunftsfähige Struktur verfügen. Mit Wolfisberg wird das Territorium der Gemeinde Niederbipp zudem um eine wunderschöne Ortschaft erweitert, die zur Naherholung einlädt.

Einwohnergemeinde Wolfisberg Für die Einwohnerinnen und Einwohner aus Wolfisberg bringt eine Fusion zweifelsfrei erhebliche Neuerungen mit sich. Der Weg zur Verwaltung wird weiter und auf die Dorf- politik kann nicht mehr so unmittelbar Einfluss genommen werden. Die grosse Zustim- mung der Wolfisberger zum Grundsatzentscheid beim Fusionsabklärungsprojekt Ober- aargau Nord hat aber gezeigt, dass die Bevölkerung in Wolfisberg zu diesem Schritt bereit ist. In der Gemeinde Niederbipp besteht für die Einwohnerinnen und Einwohner aus Wol- fisberg eine sehr gut organisierte Verwaltung mit Fachabteilungen, die in der Lage ist, die immer komplexer werdenden Gemeindeaufgaben fachgerecht zu erfüllen. Die heute in Wolfisberg gelebte Verwaltungsstruktur mit Kleinpensen und weit fachüber- greifend tätigem Verwaltungspersonal stellt ein Modell dar, dass den Anforderungen der Zukunft kaum gewachsen ist. Die Bewohnerinnen und Bewohner von Wolfisberg profitieren bei einer Fusion von ei- ner zukunftsfähigen Struktur und Organisation der fusionierten Gemeinde Niederbipp.

29 Fusionsabklärungsbericht

5 Finanzen

5.1 Ausgangslage

Eigenkapitel / Vermögenswerte Beide Gemeinden verfügen über einen gesunden Haushalt und über ein recht hohes Eigenkapital, wobei Wolfisberg den besseren Wert aufweist.

Eigenkapital Steuerhaushalt Niederbipp Wolfisberg (Bilanzüberschuss, Reserven (Geschäftsjahr 2016, (Geschäftsjahr 2016, und Neubewertungsreserven) Quelle: Finsta) Quelle: Finsta)

Eigenkapital pro Einwohner CHF 892 CHF 1’230

Ein ähnliches Bild ergibt sich bei den Spezialfinanzierungen. Wolfisberg verfügt hier über grössere Kapitalreserven pro Kopf in CHF.

Eigenkapital Niederbipp Wolfisberg Spezialfinanzierungen (Geschäftsjahr 2016, (Geschäftsjahr 2016, (Spezialfinanzierungen inkl. Quelle: Finsta) Quelle: Finsta) Werterhalte)

Eigenkapital pro Einwohner CHF 2’491 CHF 3’603

Bei einer Fusion werden alle Bilanzwerte per 1. Januar 2020 auf die fusionierte Ge- meinde Niederbipp übertragen. Die fusionierte Gemeinde übernimmt alle Aktiven und Passiven der ehemaligen Gemeinden Niederbipp und Wolfisberg. Die Spezialfinanzie- rungen werden entsprechend den gesetzlichen oder reglementarischen Vorgaben wei- tergeführt. Verwaltete unselbständige Stiftungen gehen ebenfalls auf die fusionierte Gemeinde über. Die Zweckbestimmung bleibt auch für die neue Gemeinde verbindlich. Änderun- gen sind nur im Rahmen der rechtlichen Bestimmungen (Art. 93 Gemeindeverordnung) möglich und unterliegen der Genehmigung des Amtes für Gemeinden und Raumord- nung (AGR). Ein Ausgleich von Vermögensdifferenzen bei einer Fusion zwischen den beiden Ge- meinden bzw. ihren Bewohnerinnen und Bewohnern ist nicht möglich.

30 Fusionsabklärungsbericht

Gemeinde- und Liegenschaftssteuern Die Steueranlage der Gemeinde Niederbipp ist mit 1.30 Einheiten eine der tiefsten im Oberaargau. Die Gemeinde Wolfisberg musste ihre Steueranlage in den letzten Jahren erhöhen. Sie liegt aktuell bei 1.89 Einheiten.

Steueranlage Niederbipp Wolfisberg (Geschäftsjahr 2019) (Geschäftsjahr 2019)

Gemeindesteuer 1.30 Einheiten 1.89 Einheiten

Liegenschaftssteuer 1 Promille 1.5 Promille des amtlichen Werts des amtlichen Werts

Der harmonisierte Ertragsindex (HEI), welcher die Steuerkraft der Gemeinde wieder- gibt, unterscheidet sich nicht allzu stark. Niederbipp ist etwas ertragskräftiger (HEI 93.98) als Wolfisberg (HEI 81.36).

Gebühren Generelle Aussagen bei den spezialfinanzierten Gebührenbereichen sind grundsätzlich mit Vorsicht zu geniessen, da sich aus diesen nur bedingt Schlüsse auf die individuel- len Belastungen der Einwohnerinnen und Einwohner ziehen lassen. Als Vergleichs- grösse wird üblicherweise die Gesamtbelastung der Gebührenbereiche pro Kopf ver- wendet. Zieht man diese Vergleichsgrösse im vorliegenden Fall bei, so zeigt sich das folgende Bild:

Demnach erhebt die Einwohnergemeinde Wolfisberg pro Kopf insgesamt die höheren Gebühren (Spezialfinanzierungen Wasser, Abwasser und Abfall) als die Einwohnerge- meinde Niederbipp (vgl. aber die Modellrechnung auf der folgenden Seite, bei der die Gebührenbelastung der „Vergleichsfamilie“ in Niederbipp höher ist als die Gebührenbe- lastung der Familie in Wolfisberg). Nicht berücksichtigt sind beim Abfall die Mengen- bzw. Sackgebühren, die nicht von den Einwohnergemeinden vereinnahmt werden.

31 Fusionsabklärungsbericht

Modellrechnung betr. der finanziellen Belastung Nachfolgend wird die finanzielle Belastung von zwei fiktiven Familien aus Niederbipp und Wolfisberg verglichen. Beide Familien haben zwei Kinder, sind konfessionslos und verfügen über ein steuer- bares Einkommen von CHF 70'000. Sie sind Besitzer eines Einfamilienhauses mit ei- nem amtlichen Wert von CHF 450'000. Im Jahr verbrauchen sie 200 m³ Wasser. In bei- den Haushalten lebt ein Hund. In der folgenden Tabelle wird die Steuer- und Gebührenbelastung (basierend auf den Steueranlagen und Gebührentarifen 2018, Angaben ohne allfällige Mehrwertsteuer) dieser beiden erwähnten Familien aus Niederbipp und Wolfisberg verglichen:

Steuer oder Gebühr Familie in Niederbipp, Familie in Wolfisberg, jährliche Belastung jährliche Belastung in CHF in CHF

Gemeindesteuer CHF 3’344 CHF 4’682 (steuerbares Einkommen von CHF 70'000)

Liegenschaftssteuer CHF 450 CHF 675 (amtlicher Wert von CHF 450'000)

Total Steuerbelastung CHF 3’794 CHF 5’357

Wasserverbrauch CHF 400 CHF 250 (200 m³ pro Jahr)

Grundgebühr Wasser CHF 400 CHF 115 (DN 20 mm, 30 Belastungs- werte, Zählermiete)

Abwasserverbrauch CHF 260 CHF 600 (200 m³ pro Jahr)

Grundgebühr Abwasser CHF 213 CHF 75 (DN 20 mm)

Hundesteuer (1 Hund) CHF 90 CHF 60

Abfallgrundgebühr CHF 120 CHF 180 (2 volljährige Personen) Sperrgut, Grüngut und Altöl inbegriffen

Total Gebührenbelastung CHF 1’483 CHF 1’280

Belastung insgesamt CHF 5'277 CHF 6’637 (Steuern und Gebühren)

32 Fusionsabklärungsbericht

Gemäss dieser Modellrechnung ist die Gebührenbelastung in der Einwohnergemeinde Wolfisberg tiefer als in der Einwohnergemeinde Niederbipp. Aufgrund der deutlich tiefe- ren Steueranlage – und damit der tieferen Steuerbelastung bei den Gemeindesteuern – ergeben sich aber Einsparungen, welche die Mehrbelastung bei den Gebühren mehr als kompensieren. Insgesamt ist die finanzielle Belastung der Familie in der Einwoh- nergemeinde Niederbipp deutlich niedriger als in der Einwohnergemeinde Wolfisberg.

Personalaufwand In Gemeinden mit einer sehr kleinen Einwohnerzahl sind die Personalaufwendungen pro Einwohner grundsätzlich relativ hoch. Dies zeigt auch der Vergleich zwischen den beiden Gemeinden Niederbipp und Wolfis- berg.

Personalaufwand Niederbipp Wolfisberg (Geschäftsjahr 2016) (Geschäftsjahr 2016)

Personalaufwand pro Kopf CHF 615 CHF 1’053

Auch dieser Vergleich ist aber mit Vorsicht zu geniessen. Der Personalaufwand einer Gemeinde pro Einwohner hängt nämlich erheblich von zwei Faktoren ab: • Erstens steigt der Personalaufwand durch die Übernahme von selbst gewählten Aufgaben (Artikel 61 des Gemeindegesetzes). • Zweitens sinkt der Personalaufwand, wenn Aufgaben an Dritte ausgelagert wer- den (z.B. Abfallabfuhr, Friedhofgärtnerarbeiten).

Würdigung der Ist-Situation Im Sinne einer Würdigung der Ist-Situation kann festgestellt werden, dass die beiden Einwohnergemeinden Wolfisberg und Niederbipp über einen gesunden Haushalt und über ein recht hohes Eigenkapital verfügen. Hinsichtlich der finanziellen Belastung der Einwohnerinnen und Einwohner der beiden Gemeinden bestehen aber – strukturell be- dingte – Unterschiede: Während die Einwohnerinnen und Einwohner der Gemeinde Niederbipp im regionalen Vergleich einer tiefen Steuerbelastung ausgesetzt sind, ist in der Einwohnergemeinde Wolfisberg die Steuerbelastung überdurchschnittlich hoch. Bei der Gebührenbelastung sind Vergleiche schwierig. Bei der Analyse der Aufwen- dungen pro Kopf ist die Belastung in der Einwohnergemeinde Wolfisberg höher. Die Modellrechnung zeigt aber eine Mehrbelastung der Vergleichsfamilie von Niederbipp bei den Gebühren.

33 Fusionsabklärungsbericht

5.2 Auswirkungen einer Fusion

Finanzielle Auswirkungen im Allgemeinen Die Steueranlage und die Gebührenhöhe bzw. die Gebührenbemessung werden – mit Ausnahme der Gebühren bzw. Preise für den Strom – in der fusionierten Gemeinde harmonisiert. Unter der (vorsichtigen) Annahme, dass der kumulierte Aufwand der beiden Gemein- den bei einer Fusion nicht abnehmen wird – mit anderen Worten kein erhebliches Sparpotential besteht –, führt die Fusion nach dem unter Ziff. 5.1 hiervor Geschriebe- nen zwangsläufig zu einer Belastung des Finanzhaushalts von Niederbipp. Aufgrund der ungleichen Bevölkerungszahl der beiden Gemeinden hält sich die rech- nerische Mehrbelastung allerdings im Rahmen. Die Steuererträge der fusionierten Ge- meinde sinken jährlich um knapp CHF 130'000, was ungefähr 0.2 Steuerzehnteln ent- spricht. Rein rechnerisch gesehen müsste die Steueranlage der Einwohnergemeinde Niederbipp nach der Fusion demnach 1.32 betragen. Gemäss dem aktuellen Finanzplan der Gemeinde Niederbipp kann indessen davon ausgegangen werden, dass keine Steuererhöhung erforderlich ist. Aufgrund aktueller Hochrechnungen kann damit gerechnet werden, dass die Steueran- lage in der Einwohnergemeinde Niederbipp wie folgt aussehen wird:

Steueranlage Niederbipp Wolfisberg

Aktuelle Steueranlage (2019) 1.30 Einheiten 1.89 Einheiten

Arithmetische Steueranlage 1.32 Einheiten 1.32 Einheiten nach Fusion (2020)

Geplante Steueranlage nach 1.30 Einheiten 1.30 Einheiten Fusion (2020)

Die tiefe Steueranlage – auch nach der Fusion – geht nicht auf das Konto von Optimie- rungen bzw. zulasten der Aufgabenerfüllung der fusionierten Gemeinde, sondern ist ein Resultat der finanziellen Gesundheit der Einwohnergemeinde Niederbipp. Das Investitionsprogramm der Einwohnergemeinde Niederbipp muss bei einer Fusion nicht angepasst werden. Alle im Investitionsprogramm der Gemeinde Wolfisberg vor- gesehenen Investitionen unterschreiten die in der Einwohnergemeinde Niederbipp gel- tende Aktivierungsgrenze von CHF 50'000 (vgl. Art. 79a Gemeindeverordnung). Dem- entsprechend würde der Aufwand für Investitionen in Wolfisberg direkt der Erfolgsrech- nung der fusionierten Gemeinde belastet. Im jährlichen Durchschnitt sind es gerade einmal CHF 20'000, also kein für die Erfolgsrechnung der Einwohnergemeinde Nieder- bipp bedeutsamer Betrag.

Organisation Die neue Gemeinde wird unverändert über ein Ressort Finanzen und eine Finanzabtei- lung verfügen. Weder auf politischer Ebene noch in der Verwaltung führt die Fusion zu Änderungen an den bestehenden Strukturen in der Einwohnergemeinde Niederbipp.

34 Fusionsabklärungsbericht

Durch Rationalisierungsmassnahmen könnten die Stellenprozente der Finanzabteilung von kumuliert aktuell 240% (Niederbipp 200%, Wolfisberg 40% - Angabe basiert auf dem Stellenplan vor dem Weggang der Finanzverwalterin im Sommer 2018) auf 200% reduziert werden.

Fusionskosten In Zusammenhang mit der Umsetzung der Fusion werden zusätzliche Kosten anfallen (z.B. für den Austritt aus dem Schulverband Farnern Rumisberg Wolfisberg, für die Da- tenmigration, die Geschäftsübernahme etc.). Der Kanton Bern unterstützt fusionierende Gemeinden mit einem Beitrag. Dieser be- rechnet sich nach den Bestimmungen des Gemeindefusionsgesetzes und beträgt im Falle einer Fusion der Gemeinden Niederbipp und Wolfisberg einmalig ungefähr CHF 470'000. Es ist davon auszugehen, dass dieser Betrag für Transaktionskosten in Zu- sammenhang mit der Fusion eingesetzt werden muss.

5.3 Würdigung

Der kumulierte Aufwand der beiden Gemeinden wird bei einer Fusion voraussichtlich nicht abnehmen. Einsparungen im Personalbereich werden vermutlich durch einen An- stieg des Sachaufwands (z.B. Strassenunterhalt, Bildung/Schülertransport) kompen- siert. Dementsprechend ist über das Ganze gesehen kaum mit einem Sparpotential (durch die Fusion) zu rechnen. Aufgrund der bestehenden, strukturellen Unterschiede belastet eine Fusion der Ein- wohnergemeinden Niederbipp und Wolfisberg die Gemeinde Niederbipp rechnerisch mit ungefähr 0.2 Steuerzehnteln. Da sich die Einwohnergemeinde Niederbipp in einer guten finanziellen Verfassung befindet, müssen die Steuerpflichtigen in naher Zukunft trotz der Fusion nicht mit einer Erhöhung der Steueranlage rechnen. Es ist davon auszugehen, dass in der fusionierten Gemeinde die aktuellen Gebühren der Gemeinde Niederbipp in unveränderter Höhe zur Anwendung kommen. Die Steuer- anlage der fusionierten Gemeinde wird voraussichtlich bei 1.30 zu liegen kommen. Zusammenfassend kann demnach festgestellt werden, dass eine Fusion aus finanziel- ler Sicht für die Gemeinde Niederbipp zwar keine Vorteile bringt, die rechnerische Mehrbelastung aber umgekehrt ohne Weiteres verkraftbar erscheint. Die Einwohnerinnen und Einwohner der Gemeinde Wolfisberg profitieren bei einer Fu- sion von einer deutlich tieferen Steueranlage.

35 Fusionsabklärungsbericht

6 Infrastruktur

Die Einwohnergemeinden Niederbipp und Wolfisberg sind im Bereich Infrastruktur sehr unterschiedlich organisiert. Die nachstehenden Erläuterungen geben eine Übersicht über die wichtigsten Aufgaben im Bereich Infrastruktur, insbesondere in den Bereichen Werkhof, Ver- und Entsor- gung. An die Ist-Situation schliessen jeweils direkt die Ausführungen zu den Auswir- kungen einer Fusion an.

6.1 Stromversorgung

Das Eigentum am Stromversorgungsnetz, die Unterhaltspflicht und die Tarifgestaltung sind in den beiden Gemeinden derzeit wie folgt geregelt:

Niederbipp Wolfisberg

Wem gehört Energienetz? Gemeinde Onyx - Netze Wer ist für Unterhalt zuständig? Gemeinde Onyx - Netze Wer bestimmt Energietarife? Gemeinde Onyx - Netze

Die Einwohnergemeinde Niederbipp besitzt und betreibt ein eigenes Stromnetz (Tra- fostationen, Mittelspannungs- und Niederspannungsnetz). Die Geschäftsführung erfolgt durch die Onyx Energie Mittelland AG. Das Stromnetz in Wolfisberg ist im Eigentum der Onyx Energie Netze AG, welche zur BKW-Gruppe gehört. Es besteht ein Vertrag zwischen der Gemeinde und dem Ener- gieversorgungsunternehmen betreffend Versorgung der Stromkunden sowie den Bau, Betrieb, Erweiterung, Erneuerung und Instandhaltung des Elektrizitätsnetzes. Die Stromtarife sind in der Einwohnergemeinde Niederbipp derzeit deutlich niedriger als in der Einwohnergemeinde Wolfisberg. Bei einer Fusion der beiden Gemeinden würden weiterhin zwei Versorgungsgebiete mit unterschiedlicher Gebühren- bzw. Preisstruktur bestehen. Eine einheitliche Preisstruk- tur lässt sich aufgrund der strengen Vorgaben der Eidgenössischen Elektrizitätskom- mission (ElCom) rechtlich nicht einführen. Rechtlich und tatsächlich sind die Teilversorgung der Gemeinde mit Strom und die un- terschiedlichen Gebühren/Preise in Niederbipp und Wolfisberg kein Problem. Die deut- lich unterschiedlichen Tarife könnten aber von den Einwohnern von Wolfisberg als un- gerecht empfunden werden. Die Einwohnergemeinde Wolfisberg erhält derzeit von der Onyx Energie Netze AG ca. CHF 8'500.00 pro Jahr für die Benutzung des öffentlichen Grundes (sog. Abgaben an Gemeinwesen). In Niederbipp wird der Stromtarif mit keiner Abgabe für die Benützung des öffentlichen Grundes belastet.

36 Fusionsabklärungsbericht

6.2 Wasserversorgung

Organisation Die Wasserversorgung ist in den beiden Gemeinden derzeit wie folgt organisiert:

Niederbipp Wolfisberg

Wer ist für Wasserversorgung zuständig? Gemeinde Gemeinde Wer ist für Unterhalt zuständig? Gemeinde Gemeinde WABI AG WABI AG Primärversorger? Niederbipp Niederbipp

Die Gemeinden Niederbipp und Wolfisberg sind in der Wasserverbund Bipperamt AG (WABI AG) zusammengeschlossen. Eine weitere Aktionärin ist die Gemeinde Oberbipp. Die Wasserversorgung der fusionierten Gemeinde bleibt in ihren jetzigen Strukturen bestehen. Niederbipp übernimmt im Rahmen der so genannten Gesamtrechtsnach- folge automatisch den Aktienanteil der Gemeinde Wolfisberg und vereint nach einer Fusion somit 65% des Aktienkapitals. Der Aktionärsbindungsvertrag mit der Gemeinde Oberbipp bleibt ohne Änderungen bestehen – eine Anpassung an die veränderten Ver- hältnisse (nur noch zwei Vertragspartner) ist nicht erforderlich. Die beiden Verwal- tungsratssitze, die derzeit der Einwohnergemeinde Wolfisberg zustehen, entfallen mit der Fusion aber. Die WABI AG ist auch nach einer Fusion für die Primärleitungen zuständig. Die Ein- wohnergemeinde Niederbipp ist zuständig für das gemeindeeigene Verteilnetz in den Ortsteilen Niederbipp und Wolfisberg. Die WABI AG und die fusionierte Gemeinde Niederbipp zeichnen zusammen für die Generelle Wasserplanung (GWP) verantwortlich (siehe dazu nachstehend Kap. 6.3). Die Wasserbezugsorte werden durch eine Fusion nicht verändert. Im Bereich Wasserversorgung wird es bei einer Fusion eine einheitliche Gebühren- struktur (für einmalige und wiederkehrende Gebühren) für das gesamte Gebiet der Ein- wohnergemeinde Niederbipp geben. Die Spezialfinanzierungen werden zusammenge- führt. Die Gebührenmessung erfolgt nach einer Fusion anhand der heutigen Rechtsgrundla- gen der Einwohnergemeinde Niederbipp. Es ist davon auszugehen, dass die Höhe der Gebühren durch eine Fusion nicht verändert wird.

37 Fusionsabklärungsbericht

Generelle Wasserversorgungsplanung Die Generelle Wasserversorgungsplanung (GWP) für das Verteilnetz ist sowohl für Niederbipp als auch für Wolfisberg erstellt. Die GWP zeigen das folgende Bild über die anstehenden und realisierten Kosten:

Niederbipp Wolfisberg Total Erfasste GWP Kosten 4 550 000.00 800 000.00 5 350 000.00 Ausgeführte GWP Massnahmen 1 505 000.00 700 000.00 2 205 000.00 Verbleibende GWP Massnahmen 3 045 000.00 100 000.00 3 145 000.00 Realisierungsgrad 33.08% 87.50% 41.21%

Die fusionierte Gemeinde ist weiterhin für das Gemeindenetz bezüglich Erneuerung und Unterhalt bzw. Reparatur zuständig. Die WABI AG ist für die Wasserbeschaffung, den Wassertransport zwischen den Ver- bundgemeinden, die Wasserspeicherung sowie den Unterhalt und die Erneuerung der Verbundleitungen zuständig. Eine Fusion ändert daran nichts. Die vorgesehenen Investitionen in die Generelle Wasserversorgungsplanung, ohne den auf die WABI AG anfallenden Teil, sehen folgendermassen aus:

Niederbipp Wolfisberg Total GWP Kosten offen 3 045 000.00 100 000.00 3 145 000.00

Wasser, Ausgleich 214 937.00 175 830.00 390 767.00 Wasser, Erhalt - - - Total Wasser 214 937.00 175 830.00 390 767.00

Überschuss GWP -2 830 063.00 75 830.00 -2 754 233.00

Zusammen mit der WABI AG sollen die GWP-Massnahmen nach einer Fusion neu er- arbeitet werden. Somit sind die dargestellten Zahlen mit Vorsicht zu geniessen.

6.3 Abwasserentsorgung

Organisation Die Abwasserentsorgung ist in den Gemeinden Niederbipp und Wolfisberg derzeit wie folgt organisiert:

Niederbipp Wolfisberg

Welcher ARA ist Gemeinde Kimberly Clark GAFWW angeschlossen? Niederbipp

Die Einwohnergemeinde Wolfisberg ist Mitglied des Gemeindeverbandes der Abwas- ser- und Fernwärmeregion Wangen-Wiedlisbach (GAFWW). Die Einwohnergemeinde Niederbipp ist an die private Kläranlage von Kimberly Clark angeschlossen. Der Ver- trag der Einwohnergemeinde Niederbipp betreffend den Anschluss an die Kläranlage

38 Fusionsabklärungsbericht

von Kimberly Clark läuft bis zum 31. Dezember 2026; er wird von einer allfälligen Fu- sion nicht berührt. Mit der Fusion wird die Einwohnergemeinde Niederbipp Mitglied des Gemeindeverban- des GAFWW, wobei sie lediglich im Umfang des Ortsteils Wolfisberg in die Rechtsstel- lung der bisherigen Einwohnergemeinde Wolfisberg eintritt. Aus Sicht des Gemeinde- verbandes führt die Fusion dementsprechend zu keinen Änderungen. Das Abwasserreglement der Einwohnergemeinde Wolfisberg wird bei einer Fusion auf- gehoben. Nach der Fusion wird das Abwasserreglement der Einwohnergemeinde Nie- derbipp für das gesamte Gemeindegebiet gültig sein. Demnach wird auch die beste- hende Gebührenstruktur der Einwohnergemeinde Niederbipp für das gesamte Gemein- degebiet anwendbar sein. Es ist davon auszugehen, dass die Höhe der Gebühren durch eine Fusion nicht verändert wird.

Generelle Entwässerungsplanung Die Generelle Entwässerungsplanung (GEP) ist in der Einwohnergemeinde Wolfisberg neu erstellt worden. Der in der nachfolgenden Tabelle wiedergegebene Investitionsbe- darf der Einwohnergemeinde Niederbipp basiert auf Zahlen zu Beginn des Fusionspro- jekts. Während des Fusionsprojekts eingetretene Veränderungen wurden nicht berück- sichtigt. Die vorgesehenen GEP-Massnahmen werden von der fusionierten Gemeinde vollzo- gen. Diese werden aus der mit den Abwassergebühren gespeisten Spezialfinanzierung Abwasser finanziert. In finanzieller Hinsicht zeigt sich das folgende Bild:

Niederbipp Wolfisberg Total GEP Kosten offen 4 755 000.00 129 000.00 4 884 000.00

Abwasser, Ausgleich 2 610 802.00 228 945.00 2 839 747.00 Abwasser, Erhalt 4 889 825.00 233 022.00 5 122 847.00 Total Abwasser 7 500 627.00 461 967.00 7 962 594.00

Überschuss GEP 2 745 627.00 332 967.00 3 078 594.00 Die derzeit vorgesehenen GEP-Investitionen sind demnach bereits zu 100% durch die vorhandenen Ausgleichs- und Erhaltskonten der Spezialfinanzierungen gesichert. Nicht berücksichtigt sind bei den Kosten gemäss GEP die Infrastrukturkosten des Ge- meindeverbandes GAFWW.

39 Fusionsabklärungsbericht

6.4 Abfallentsorgung

Die Entsorgung des Haushaltskehrichts ist in den beiden Gemeinden Niederbipp und Wolfisberg derzeit gleich organisiert:

Niederbipp Wolfisberg Welche Kehrichtverbrennungsanlage? KEBAG Zuchw il KEBAG Zuchw il Staub AG Staub AG Wer transportiert Kehricht? Niederbipp Niederbipp Der Kehricht wird demnach von beiden Gemeinden bei der KEBAG in Zuchwil entsorgt. Die Kehrichtabfuhr wird von der Firma Staub AG auf vertraglicher Basis durchgeführt. Der bestehende Vertrag der Staub AG mit der Einwohnergemeinde Wolfisberg wird in gleichbleibendem Umfang in den Vertrag mit der Einwohnergemeinde Niederbipp inte- griert. Der Entsorgungshof in Niederbipp steht allen Einwohnerinnen und Einwohnern der fu- sionierten Gemeinde zur Verfügung. Die Grünabfuhr in Niederbipp (durch die Ernst Gerber AG) wird ohne Änderungen wei- tergeführt. Für die Grünabfuhr in der Ortschaft Wolfisberg wird der kürzlich beim Feuerwehrmaga- zin installierte Grüncontainer weiterbetrieben. Die Kosten für die Grüngutentsorgung (Kosten des Abtransports im Umfang von ca. CHF 5'800.- pro Jahr) werden über eine Jahresvignette (pro Haushalt), die bei der Einwohnergemeinde Niederbipp gekauft wer- den kann, finanziert. Bei der Berechnung der Kosten für die Vignette werden aus- schliesslich die Entsorgungskosten, nicht aber der Verwaltungsaufwand für die Vignet- tenadministration und die Benutzung des öffentlichen Grundes, berücksichtigt. Unter der Annahme, dass mindestens 60 Haushalte von Wolfisberg eine solche Vignette kau- fen werden, ist mit Kosten von unter CHF 100.- pro Haushalt zu rechnen.

6.5 Strassen

Die Strassennetze der beiden Gemeinden weisen die folgende Länge auf:

Niederbipp Wolfisberg Total Strassen (km) Kat 2 20.03 20.03 Kat 3 32.53 6.29 38.82 Total 52.55 6.29 58.84 Velowege 1.55 1.55 Wanderwege 15.49 3.81 19.30 Gesamthaft verfügen die Gemeinden über rund 59 km Strassen, 20 km Wanderwege und 1.5 km Velowege. Das Strassennetz der Gemeinde bleibt mit der Fusion unverändert. Der betriebliche und der bauliche Unterhalt der Strassen sowie der Winterdienst erfolgt durch den Werkhof der Einwohnergemeinde Niederbipp bzw. allenfalls auf vertraglicher Basis durch Dritte. Siehe dazu auch die Ausführungen im anschliessenden Kap. 6.6 zum Werkhofpersonal.

40 Fusionsabklärungsbericht

Der Vertrag betreffend die Schneeräumung in Wolfisberg wird zum Fusionszeitpunkt von der Einwohnergemeinde Niederbipp übernommen. Die Einwohnergemeinde Nie- derbipp wird den Bedarf für diese Leistungen für den Winter 2020/2021 überprüfen. Die Neueinreihung von Kantonsstrassen wird gleichzeitig mit künftigen Gesamtüberar- beitungen des Strassennetzplans durch den Regierungsrat verfügt werden. Die Ge- samtüberarbeitungen erfolgen alle acht Jahre, das nächste Mal im Jahr 2021. Gemäss Schreiben des Tiefbauamtes des Kantons Bern vom 9. April 2018 ist nicht da- von auszugehen, dass als Folge einer Fusion bereits im Jahr 2021 zusätzliche Kan- tonsstrassen an die Gemeinde übergehen. Frühestens würde eine solche Überführung für das Jahr 2029 geprüft. Nach einer Fusion werden, zu gegebener Zeit, die tatsächlichen Verhältnisse bezüglich der Verkehrskorridore und der Zentrumsstruktur der fusionierten Gemeinde zu beurtei- len sein. Im Jahr 2029 könnte sich namentlich die Frage einer Neueinreihung des Kor- ridors Wiedlisbach-Rumisberg-Wolfisberg-Niederbipp (KS 1440), für den Abschnitt Wolfisberg – Rumisberg, stellen. Das Tiefbauamt des Kantons Bern liess diesbezüglich verlauten, die Strasse habe bereits heute den Charakter einer Verbindung zwischen zwei Gemeinden und diene nicht dem regionalen, sondern dem lokalen Verkehr. Die Strassen der Burgergemeinde Wolfisberg und der Flurgenossenschaft Rumisberg Wolfisberg bleiben weiterhin in deren Eigentum. Die bestehenden Verträge betreffend von der Gemeinde zu entrichtende Unterhaltsbeiträge gehen im Rahmen der Gesamt- rechtsnachfolge (Universalsukzession) auf die Einwohnergemeinde Niederbipp über.

6.6 Werkhof

In der Einwohnergemeinde Niederbipp gibt es einen gut funktionierenden Werkhof mit vier Vollzeitangestellten und einer auszubildenden Person. In der Einwohnergemeinde Wolfisberg werden die notwendigen Arbeiten durch einen Wegmeister im Nebenamt (mit einem Pensum 10-20%, im Stundenlohn ohne Grund- gehalt angestellt) ausgeführt. Der Werkhof in Niederbipp wird nach einer Fusion grundsätzlich auch die Arbeiten in Wolfisberg in den folgenden Bereichen übernehmen (bzw. bei einer Erfüllung durch Dritte die Verantwortung für die Aufgabenerfüllung tragen): Ø Baulicher Strassenunterhalt Ø Betrieblicher Strassenunterhalt Ø Winterdienst (vgl. aber die Ausführungen in Ziff. 6.5 sowie den letzten Absatz dieses Kapitels) Ø Fliessgewässer / Gewässerunterhalt Ø Unterhalt / Pflege öffentliche Anlagen Ø Dienstleistungen für Dritte Ø Abfallentsorgung (exkl. Hauskehricht) Ø Kanalisationsunterhalt Ø Wasserversorgung: Brunnenmeister

41 Fusionsabklärungsbericht

Ab dem Fusionszeitpunkt werden die in Wolfisberg anfallenden Arbeiten im Stellenetat des Werkhofs Niederbipp berücksichtigt. Der Wegmeister der Einwohnergemeinde Wolfisberg wird, sofern er dies wünscht, auf den Fusionszeitpunkt hin – auf Grundlage der bestehenden Entschädigungsmodalitäten und im bestehenden Umfang – von der Einwohnergemeinde Niederbipp übernommen. Ebenfalls übernommen werden der Brunnenmeister der Einwohnergemeinde Wolfis- berg sowie die weiteren im Stundenlohn und/oder mit Kleinpensen im Unterhalt oder in der Reinigung arbeitenden Personen, die derzeit für die Einwohnergemeinde Wolfis- berg tätig sind. Damit soll insbesondere sichergestellt werden, dass direkt im An- schluss an die Fusion keine Arbeiten unerledigt bleiben. Die Einwohnergemeinde Niederbipp wird die genannten Vertragsverhältnisse nach er- folgtem Vollzug und Erledigung der Abschlussarbeiten überprüfen. Für den Winterdienst werden wie bisher die bestehenden Drittfirmen / Helfer sowohl für die Einwohnergemeinde Niederbipp als auch für die Einwohnergemeinde Wolfisberg beigezogen.

6.7 Investitionen im Bereich Tiefbau

Im Bereich Tiefbau (ohne GEP und GWP) sind folgende Investitionen für Neubauten und Sanierungen geplant:

Niederbipp Wolfisberg Total Geplante Neuinvestitionen 2019 1 550 000.00 20 000.00 1 570 000.00 im Tiefbau: 2020 860 000.00 20 000.00 880 000.00 2021 2 260 000.00 20 000.00 2 280 000.00 2022 1 150 000.00 20 000.00 1 170 000.00 Total 5 820 000.00 80 000.00 5 900 000.00

Wie bereits unter Kap. 5.2.1 festgehalten, muss das Investitionsprogramm der Einwoh- nergemeinde Niederbipp bei einer Fusion nicht angepasst werden, da die in der Ge- meinde Wolfisberg vorgesehenen Investitionen die in der Einwohnergemeinde Nieder- bipp geltende Aktivierungsgrenze von CHF 50'000 nicht erreichen. Die vorgesehenen Investitionen in Wolfisberg werden mit anderen Worten der laufenden Rechnung belas- tet.

42 Fusionsabklärungsbericht

6.8 Würdigung

Gestützt auf Erfahrungen in ähnlichen Konstellationen ist davon auszugehen, dass der Aufwand in der neuen Gemeinde für den Bereich Infrastruktur nicht tiefer ausfallen wird als das heutige Ausgabentotal für diesen Bereich in den beiden bestehenden Gemein- den. Sparpotential ist in diesem Bereich nicht zu sehen. Zu beachten ist, dass die technischen Infrastrukturen mit einer Fusion nicht geändert werden. So wird aufgrund der technischen Gegebenheiten die Abwasserentsorgung der Ortschaft Wolfisberg auch künftig über den Gemeindeverband GAFWW erfolgen. Die Vereinheitlichung bei den Gebühren auf Grundlage der bestehenden Gebühren- strukturen der Einwohnergemeinde Niederbipp wird für die Bewohnerinnen und Be- wohner von Wolfisberg zu Änderungen bei der Gebührenbelastung führen. Insgesamt muss – trotz tieferer Aufwendungen pro Kopf in der Einwohnergemeinde Niederbipp – gestützt auf Modellrechnungen (siehe dazu Kap. 5.1 hiervor) davon ausgegangen wer- den, dass die Gebührenbelastung für die Einwohnerinnen und Einwohner von Wolfis- berg steigen wird. Indem die bestehenden Vertragsverhältnisse zunächst überführt werden, ist sicherge- stellt, dass alle Aufgaben auch unmittelbar nach einer Fusion in Wolfisberg erfüllt wer- den. Ob und in welchem Umfang die bestehenden Rechtsverhältnisse mit nebenamt- lich beschäftigten Personen in der Gemeinde Wolfisberg von der Einwohnergemeinde Niederbipp später weitergeführt werden, haben die zuständigen Organe der Einwoh- nergemeinde Niederbipp zu gegebener Zeit zu bestimmen.

43 Fusionsabklärungsbericht

7 Bildung

7.1 Ausgangslage

Im Bereich Bildung bestehen derzeit kaum Berührungspunkte zwischen den Gemein- den Niederbipp und Wolfisberg. Für die Einwohnerinnen und Einwohner von Wolfis- berg mit schulpflichtigen Kindern werden sich im Falle einer Fusion deshalb in diesem Bereich die grössten Veränderungen ergeben.

Situation in Niederbipp Die Einwohnergemeinde Niederbipp bietet alle Stufen und Niveaus gemäss dem Volks- schulgesetz in der eigenen Schule an. Eine interkommunale Zusammenarbeit erfolgt lediglich im Bereich des Spezialunterrichts. Organisiert ist die Schule Niederbipp wie folgt:

Die Klassen werden pro Jahrgang in der Regel doppelt geführt bzw. in der Oberstufe als parallele Sek- und Real-Klassen. Derzeit werden fünf Kindergartenklassen und eine Einschulungsklasse geführt. Seit dem Jahr 2010 besteht in Niederbipp eine Tagesschule. In den Räumlichkeiten der Schulanlage Wydenstrasse können die Kinder essen, lernen, spielen, basteln, ma- len etc. Auch die Aussenanlagen und die Turnhalle stehen der Tagesschule für ver- schiedene Aktivitäten zur Verfügung. Die Kinder erledigen unter Aufsicht, und wenn nö- tig mit Unterstützung, ihre Hausaufgaben. Das Angebot der Tagesschule richtet sich an alle Kinder ab Kindergartenalter bis zum Schulaustritt. Die Tagesschule findet während 38 Wochen pro Jahr an fünf Tagen in der Woche statt. Gestützt auf einen entsprechenden Kreditbeschluss in der Höhe von CHF 9,7 Mio. wurde in den letzten Jahren eine Schulhaussanierung und Erweiterung durchgeführt. Die Schule Niederbipp verfügt über eine moderne Infrastruktur.

44 Fusionsabklärungsbericht

Situation in Wolfisberg In der Gemeinde Wolfisberg findet kein Schulunterricht mehr statt. Das alte Schulhaus Wolfisberg wird derzeit als Verwaltungsgebäude genutzt, steht Vereinen und Gruppie- rungen zur Verfügung und wird teilweise an Private vermietet. Zur Erfüllung der Aufgaben gemäss dem Volksschulgesetz hat sich die Einwohnerge- meinde Wolfisberg zwei Gemeindeverbänden angeschlossen und diesen die Schulho- heit übertragen. Der Schulverband Farnern Rumisberg Wolfisberg ist zuständig für den Kindergar- ten, die Unterstufe und die Mittelstufe (d.h. von der Einschulung bis und mit der 6. Klasse). Der Unterricht des Kindergartens und der Primarstufe erfolgt für alle drei Mit- gliedsgemeinden im neu erstellten Schulhaus in Rumisberg. Die Schulkinder werden mit dem öffentlichen Bus der Aare Seeland mobil AG befördert. Derzeit führt die Schule eine Kindergartenklasse, eine Klasse für das 1.-3. Schuljahr und eine Klasse für das 4.-6. Schuljahr. Der Unterricht der Oberstufe (7. bis 9. Klassen) wird im Oberstufenzentrum Wiedlis- bach besucht. Mitglieder des Oberstufenschulverband Wiedlisbach sind die Ge- meinden Attiswil, Farnern, Oberbipp, Rumisberg, Wiedlisbach und Wolfisberg. Der Schülertransport erfolgt ebenfalls mit dem öffentlichen Bus der Aare Seeland mobil AG.

7.2 Auswirkungen der Fusion

Für die Bewohner von Niederbipp, namentlich die schulpflichtigen Kinder, ändert sich mit einer Fusion im Bereich Bildung grundsätzlich nichts. Die Schülerinnen und Schüler besuchen weiterhin die bestehenden Schulen in der Gemeinde. Das Angebot bleibt un- verändert. Gestützt auf Planrechnungen ist es denkbar, dass die zusätzlichen Kinder aus Wolfis- berg dazu führen, dass in Niederbipp zusätzliche Klassen zu eröffnen bzw. zu führen sind. Freilich wäre für die Eröffnung einer zusätzlichen Klasse die Fusion keinesfalls monokausal. Vielmehr erreichen in den nächsten Jahren ohnehin kinderreiche Jahr- gänge das Schulalter und es befindet sich die Einwohnergemeinde Niederbipp (auch ohne Fusion) seit Jahren in einer Entwicklung mit steigenden Bevölkerungs- und Schü- lerzahlen. Die knapp 200 zusätzlichen Einwohnerinnen und Einwohner aus Wolfisberg sind für die Schule Niederbipp demnach kein entscheidender Faktor. Da sich für Niederbipp mit der Fusion im Bereich Bildung grundsätzlich nichts ändert, fokussieren die nachstehenden Erläuterungen die Situation für die Schülerinnen und Schüler aus Wolfisberg.

45 Fusionsabklärungsbericht

Grundsatz: Besuch der Schulen in Niederbipp ab dem Schuljahr 2021/22 Bei einer Fusion geht nach einer Übergangszeit (siehe dazu das Unterkapitel 7.2.3) die Schulhoheit für die Ortschaft Wolfisberg per 31. Juli 2021 von den Schulgemeindever- bänden an die Gemeinde Niederbipp über.

Ab dem Schuljahr 2021/2022 werden demnach grundsätzlich alle Schülerinnen und Schüler der Einwohnergemeinde Niederbipp – d.h. namentlich auch jene aus der Ortschaft Wolfisberg – die Schulen in Niederbipp besuchen.

Eine Weiterführung der Teilmitgliedschaft der Einwohnergemeinde Niederbipp im Schulverband Farnern Rumisberg Wolfisberg und im Oberstufenschulverband Wiedlis- bach – bezogen auf die Ortschaft Wolfisberg – wäre einerseits in organisatorischer Hinsicht unzweckmässig, da nicht zu rechtfertigende Doppelspurigkeiten entstehen würden. Andererseits wäre dies auch in finanzieller Hinsicht für die Einwohnerge- meinde Niederbipp uninteressant. Pro Schülerin bzw. Schüler, die bzw. der nicht in der Einwohnergemeinde unterrichtet wird, fallen bei der Gemeinde rund CHF 10’000- pro Jahr an externen Schulungskosten an.

Schülertransport Die Einwohnergemeinde Niederbipp wird ab August 2021 einen Schülertransport für die Schülerinnen und Schüler aus Wolfisberg organisieren. Dieser Schülertransport steht allen schulpflichtigen Kindern (Kindergarten, Unterstufe, Mittelstufe und Oberstufe) kostenlos zur Verfügung. Der Ein- und Ausstieg des Schü- lertransports befindet sich voraussichtlich beim Bahnhof in Niederbipp. Die Kindergar- tenkinder werden auf dem Weg zwischen dem Bahnhof und dem Kindergarten von der Schule beaufsichtigt. Der Schülertransport wird während der Schulzeit mindestens wie folgt zwischen den Ortschaften Wolfisberg und Niederbipp verkehren: • Zwei Hinfahrten morgens (zu 7.30 Uhr und zu 8.20 Uhr). • Eine Rückfahrt nach Wolfisberg am Mittag, direkt nach Unterrichtsende. • Eine Hinfahrt nach Niederbipp zu Beginn des Nachmittagsunterrichts (aus- ser am Mittwoch). • Zwei Rückfahrten am Nachmittag (ausser am Mittwoch). In der Schule Niederbipp steht bei „Lücken“ zwischen Unterrichtsende und Abfahrt des Schülertransports ein Aufenthaltsraum zur Verfügung. Kindergarten- und Unterstufen- kinder werden in dieser Zeit betreut. Ob der Schülertransport von der Gemeinde selbst (mit eigenen Angestellten) durchge- führt wird oder die Aufgabe an einen Dritten ausgelagert wird, ist derzeit noch offen. Dies werden die zuständigen Organe der Einwohnergemeinde Niederbipp bis zum Au- gust 2021 zu entscheiden haben. Erste Abklärungen haben gezeigt, dass die Durch- führung eigener Schülertransporte vermutlich kostengünstiger wäre. Damit verbunden wäre aber ein nicht zu unterschätzender administrativer Aufwand. Die bisherigen Kostenschätzungen sind noch vage. Aufgrund erster Richtofferten und Angaben aus Nachbargemeinden ist von Kosten im mittleren fünfstelligen Bereich pro Jahr auszugehen.

46 Fusionsabklärungsbericht

Übergangslösungen a) Schuljahr 2019/2020 und 2020/2021 Nach der Fusion tritt die Einwohnergemeinde Niederbipp zunächst in die Rechtsstel- lung der Einwohnergemeinde Wolfisberg als Mitglied im Schulverband Farnern Rumis- berg Wolfisberg und als Mitglied im Oberstufenschulverband Wiedlisbach ein. Die Rechte und Pflichte werden aber nur bezogen auf die Ortschaft Wolfisberg (mit der ent- sprechenden Kostentragung) übernommen. Beide Gemeindeverbände sehen eine zweijährige Kündigungsfrist vor. Beim Schulver- band Farnern Rumisberg Wolfisberg ist die Kündigung auf Ende des Schuljahres, beim Oberstufenschulverband Wiedlisbach auf Ende des Kalenderjahres möglich. Die rechtzeitige Kündigung aus dem Schulverband Farnern Rumisberg Wolfisberg ist demnach trotz Verschiebung des Abstimmungstermins weiterhin möglich. Dies bedingt aber, dass an der Gemeindeversammlung von Wolfisberg im Frühjahr 2019 der ent- sprechende Beschluss gefasst wird. Die Austrittsmodalitäten bezogen auf das noch nicht abgeschriebene Verwaltungsvermögen sind vertraglich festzulegen. Der Austritt aus dem Oberstufenschulverband Wiedlisbach ist aufgrund der Verschie- bung des Zeitpunkts der Fusion nicht mehr per Ende Schuljahr 2020/2021 möglich. Die Kündigung wird an der Gemeindeversammlung von Wolfisberg im Frühjahr 2019 be- schlossen und erfolgt per Ende Kalenderjahr 2021. Voraussichtlich ist davon aber nur ein Kind betroffen, weshalb davon ausgegangen werden darf, dass der Gemeindever- band den Besuch der Schule Niederbipp für dieses Kind bewilligen wird. Der spätere Austritt aus dem Gemeindeverband führt aber dazu, dass die Einwohnergemeinde Nie- derbipp für das Kalenderjahr 2021 die nach OgR vorgesehenen Beiträge zu leisten hat. Bis zum Ende des Schuljahres 2020/2021 verbleibt die Schulhoheit demnach bei den genannten Gemeindeverbänden. Bis zum 31. Juli 2021 besuchen die Schülerinnen und Schüler aus Wolfisberg demnach wie bisher die Schulen in Rumisberg (Kindergarten, Unter- und Mittel- stufe) bzw. Wiedlisbach (Oberstufe). b) Ab dem Schuljahr 2021/2022 Vom Grundsatz, dass ab August 2021 alle schulpflichtigen Kinder aus Wolfisberg die Schule in Niederbipp besuchen, bestehen die folgenden Ausnahmen: • Kinder, die bereits im Schuljahr 2020/2021 die Schule in Wiedlisbach besu- chen, dürfen die Schule dort beenden. Sie bzw. die Eltern sind ab August 2021 aber selbst für den Schulweg verantwortlich. Die Gemeinde Niederbipp organi- siert ab dem Schuljahr 2021/2022 keinen Schülertransport nach Wiedlisbach und kommt auch nicht für entsprechende Kosten auf. • Kinder, die im Schuljahr 2021/2022 das sechste Schuljahr besuchen, dürfen mit Blick auf den bevorstehenden Übertritt in die Oberstufe die Primarschule in Ru- misberg beenden. Die Oberstufe wird anschliessend in Niederbipp besucht. Sie bzw. die Eltern sind ab August 2021 diesfalls aber selbst für den Schulweg ver- antwortlich. Die Gemeinde Niederbipp organisiert ab dem Schuljahr 2021/2022 keinen Schülertransport nach Rumisberg und kommt auch nicht für entspre- chende Kosten auf.

47 Fusionsabklärungsbericht

• Denkbar sind im Weiteren besondere familiäre oder gesundheitliche Konstellati- onen, die es aus Gründen des Kindeswohls als angezeigt erscheinen lassen, einen auswärtigen Schulungsort zu bewilligen. Solche Bewilligungen werden in- dessen nur restriktiv, gestützt auf ein begründetes Gesuch, erteilt. Die Ausnahmen müssen jeweils formal, gestützt auf Art. 7 Abs. 2 des Volksschulgeset- zes, von der Bildungskommission Niederbipp gewährt werden.

7.3 Austrittsmodalitäten aus den Schulgemeindeverbänden

Wie bereits erwähnt, sehen sowohl der Schulverband Farnern Rumisberg Wolfisberg als auch der Oberstufenschulverband Wiedlisbach eine zweijährige Kündigungsfrist vor. Zuständig für den Beschluss über den Austritt aus den Gemeindeverbänden sind die Stimmberechtigten im Rahmen der Gemeindeversammlung. Es erscheint zweckmässig, dass im Falle der Zustimmung zur Fusion am 19. Mai 2019 die Stimmberechtigten von Wolfisberg an der kurz darauf stattfindenden Gemeindever- sammlung den Austritt aus den beiden Gemeindeverbänden beschliessen und der Ge- meinderat von Wolfisberg die Kündigungsschreiben noch vor Ende Schuljahr 2018/2019 absendet. Sollte die Gemeindeversammlung von Wolfisberg den Austritten aus den Gemeinde- verbänden nicht zustimmen, müsste eine Gemeindeversammlung der fusionierten Ein- wohnergemeinde Niederbipp die entsprechenden Beschlüsse fällen und der Gemein- derat Niederbipp die Austritte kommunizieren. Wäre dies erforderlich, würde sich der Wechsel der Schulhoheit (und alle damit zusammenhängenden Aufgaben, namentlich der Schülertransport) verschieben. Beide Gemeindeverbände sehen in ihren organisationsrechtlichen Grundlagen vor, dass austretende Gemeinden keinen Anspruch auf Rückerstattung geleisteter Beiträge und Auszahlung von Vermögensanteilen haben. In den Organisationsreglementen der beiden Gemeindeverbände ist zudem festgehal- ten, dass die austretenden Verbandsgemeinden anteilsmässig für die zum Zeitpunkt des Austritts bestehenden Schulden des Verbandes haften. Die Haftung beschränkt sich dabei auf die Netto-Schulden des Gemeindeverbandes, da für Verbindlichkeiten zunächst das Verbandsvermögen haftet. Die Netto-Schulden entsprechen dem noch nicht abgeschriebenen Verwaltungsvermögen des Gemeindeverbandes. Beim Schulverband Farnern Rumisberg Wolfisberg beträgt das Verwaltungsvermögen Ende 2016 rund CHF 620'000. Bis zum Zeitpunkt des Verbandsaustritts (Ende Schul- jahr 2020/2021) wird sich dieser Betrag um die bis dahin erforderlichen Abschreibun- gen weiter reduzieren. Der Anteil Wolfisberg am Kostenverteilschlüssel beträgt rund 22%. Beim Oberstufenschulverband Wiedlisbach beträgt das nicht abgeschriebene Verwal- tungsvermögen per Ende 2016 lediglich rund CHF 67'000, womit zum Austrittszeit- punkt bei einem prozentualen Kostenanteil der Gemeinde Wolfisberg von rund 3,5% praktisch kein Haftungsbetrag verbleibt. Insgesamt kann der Haftungsbetrag für die Austritte aus den bestehenden Gemeinde- verbänden auf ca. CHF 120'000.- beziffert werden. Es handelt sich um Transaktions- kosten der Fusion, für die der Beitrag des Kantons Bern für die Fusion gedacht ist. Der Steuerhaushalt der Einwohnergemeinde Niederbipp wird demnach durch die Austritte

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aus den Gemeindeverbänden bzw. durch die Haftung für Netto-Schulden der Gemein- deverbände zum Zeitpunkt des Austritts de facto nicht belastet. Es ist vorgesehen, die Austrittsmodalität aus dem Schulverband Farnern Rumisberg Wolfisberg mit einem Vertrag zwischen der Einwohnergemeinde und dem Gemeinde- verband zu regeln. Beim Oberstufenschulverband Wiedlisbach erscheint eine solche Austrittsvereinbarung demgegenüber nicht erforderlich. Da kaum aktiviertes Verwal- tungsvermögen besteht und im Schuljahr 2021/2022 wahrscheinlich nur ein einziger Schüler aus Wolfisberg die Oberstufe in Wiedlisbach besuchen wird, reicht voraus- sichtlich ein einfaches Kündigungsschreiben zur Regelung der Verhältnisse.

7.4 Würdigung

Da die Einwohnergemeinde Wolfisberg im Bereich Bildung derzeit auf interkommunaler Ebene mit anderen Gemeinden zusammenarbeitet, ergeben sich für die Einwohnerin- nen und Einwohner von Wolfisberg mit schulpflichtigen Kindern hier erhebliche Verän- derungen. Die Einwohnergemeinde Niederbipp verfügt über eine gute und moderne Schule mit zeitgemässer Infrastruktur. Die Schulbehörden sind überzeugt, dass die Schule Nieder- bipp auch für die Kinder aus Wolfisberg ein Ort sein wird, an dem sie sich wohl fühlen und in einem von Achtung und Vertrauen geprägten Klima die Kenntnisse und Fertig- keiten erlernen, welche die Grundlage für die berufliche Ausbildung, für den Besuch weiterführender Schulen und für das lebenslange Lernen darstellen. Fusionsbedingte Veränderungen im Bereich Bildung, namentlich der Wechsel des Schulorts bei einer fusionierten Gemeinde, stellen erfahrungsgemäss Risiken für den Fusionsprozess dar. So mag es Eltern von Schülerinnen und Schülern aus Wolfisberg geben, welche den Unterricht an den bisherigen Standorten in Rumisberg und Wiedlis- bach bevorzugen würden. Die Schule Niederbipp wird aktiv auf die Eltern schulpflichti- ger Kinder in Wolfisberg zugehen und versuchen, ihr Vertrauen zu gewinnen.

49 Fusionsabklärungsbericht

8 Raumplanung / Bau

Die baurechtlichen Grundordnungen in den Einwohnergemeinden Niederbipp und Wol- fisberg sind auf einem unterschiedlichen Stand und das Bauwesen ist – strukturell be- dingt – ungleich organisiert. Die nachstehenden Erläuterungen geben eine Übersicht der wichtigsten Aufgaben in den Bereichen Raumplanung und Bau. An die Ist-Situation schliessen jeweils direkt die Ausführungen zu den Auswirkungen einer Fusion an.

8.1 Baubewilligungswesen

Die Bauverwaltung und das Baubewilligungswesen sind in den beiden Gemeinden der- zeit wie folgt organisiert:

Niederbipp Wolfisberg Bauverwaltung Eig BV Eig BV Gemeinde / Baubewilligungsbehörde Gemeinde RSTH

Gibt es eine Baukommission? Ja Nein Die Gemeinde Niederbipp verfügt über die volle Baubewilligungskompetenz gemäss Art. 33 Abs. 3 des kantonalen Baugesetzes (BauG). Wolfisberg hat die Baubewilli- gungskompetenz für kleine Gemeinden nach Art. 33 Abs. 2 BauG. In der Einwohnergemeinde Niederbipp besteht eine Baukommission. Diese ist die or- dentliche Baubewilligungsbehörde der Gemeinde. Die Baukommission ist damit zu- ständig für die Durchführung des Baubewilligungsverfahrens nach den kantonalen Bestimmungen (Koordinationsgesetz, Baugesetz sowie die dazugehörigen Dekrete und Verordnungen). Die Geschäfte werden durch die spezialisierte Bauverwaltung der Einwohnergemeinde Niederbipp vorbereitet und vollzogen. Wolfisberg hat keine ständige Baukommission. Die „klassischen“ Aufgaben einer Bau- kommission werden durch den Gemeinderat Wolfisberg wahrgenommen. Bei einer Fusion werden die Baukommission Niederbipp und die Bauverwaltung Nie- derbipp ohne organisatorische Änderungen in der Lage sein, die zusätzlich anfallenden Baugesuche aus der Ortschaft Wolfisberg zu behandeln. Der zusätzliche Aufwand wird für die Organe der Einwohnergemeinde Niederbipp kaum spürbar sein. Damit während einer Übergangsphase die besonderen Anliegen von Wolfisberg hinrei- chend Berücksichtigung finden, wird die Baukommission Niederbipp während einem Jahr (vom 1. Januar 2020 bis zum 31. Dezember 2020) durch ein zusätzliches Mitglied aus Wolfisberg ergänzt. Die Baukommission Niederbipp umfasst demnach während ei- ner Dauer von einem Jahr (2020) sechs Mitglieder. Das Bauinspektorat in Niederbipp übernimmt neben dem Baubewilligungsverfahren auch die Bauaufsicht und die Baupolizei für das gesamte Gemeindegebiet. Im Weiteren obliegt der Abteilung Bau der Einwohnergemeinde Niederbipp die Verwal- tung der gemeindeeigenen Hochbauten (Finanz- und Verwaltungsvermögen).

50 Fusionsabklärungsbericht

8.2 Baurechtliche Grundordnung

Im Bereich der baurechtlichen Grundordnung hat die Erhebung bei den beiden Ge- meinden das folgende Bild ergeben:

Niederbipp Wolfisberg Zonenplanung Genehmigt 10.12.2012 04.02.1996 Baureglement Genehmigt 11.06.2012 04.02.1996 Die geltenden baurechtlichen Grundlagen sind in Wolfisberg demnach 20 Jahre alt. Eine Anpassung an die Vorgaben der kantonalen Verordnung über die Begriffe und Messweisen im Bauwesen (BMBV) ist noch nicht erfolgt. Die Mehrwertabgabe zur Ab- schöpfung planungsbedingter Mehrwerte wird in der Gemeinde Wolfisberg nach dem alten Baugesetz des Kantons Bern mit Verträgen geregelt. Dies ist mit dem neuen Baugesetz (gültig seit dem 1. April 2017) gem. Art 142 ff. BauG nicht mehr zulässig. Die baurechtliche Grundordnung der Einwohnergemeinde Niederbipp ist zwar erst sechs Jahre alt, das kommunale Baureglement von Niederbipp hat aber gewisse Män- gel beziehungsweise Unklarheiten, die in nächster Zeit bereinigt werden sollen. Die Vorgaben der BMBV wurden im Baureglement der Einwohnergemeinde Niederbipp umgesetzt. Die Bestimmungen über die baurechtliche Grundordnung der bisherigen Einwohnerge- meinden Wolfisberg und Niederbipp (Baureglement, Zonenplan, Überbauungsordnun- gen) bleiben bis zur nächsten Ortsplanung der Einwohnergemeinde Niederbipp in Kraft. Nach der Fusion hat die fusionierte Gemeinde ein Jahr Zeit, d.h. bis zum 31. Dezem- ber 2020, um die Vorgaben der BMBV für die Ortschaft Wolfisberg umzusetzen. Die Umsetzung wird durch eine Anpassung der bestehenden baurechtlichen Grundlagen der Gemeinde Wolfisberg erfolgen. Da die Einwohnergemeinde Wolfisberg nur drei re- guläre Bauzonen kennt, dürfte sich der Aufwand für die Anpassungen in Grenzen hal- ten. Die Gemeindeversammlung von Niederbipp hat an der Gemeindeversammlung im Juni 2018 ein neues Mehrwertabgabereglement beschlossen, das den Vorgaben des kanto- nalen BauG entspricht. Dieses Reglement wird ab dem Fusionszeitpunkt auch für die Ortschaft Wolfisberg gültig sein. Die gemeinsame Planung hat das Ziel, die baurechtlichen Grundordnungen (inkl. Nut- zungsplan) zu harmonisieren sowie über das gesamte Gemeindegebiet die Richtpläne für eine nachhaltige Entwicklung zu erlassen. Dies erfolgt unter Berücksichtigung des neuen Raumplanungsgesetzes (RPG). Für die Harmonisierung der baurechtlichen Grundordnungen wird die fusionierte Gemeinde sowohl das Verfahren als auch den Zeitplan festlegen müssen. Im Rahmen der Fusion werden die baurechtlichen Grund- ordnungen der beiden Gemeinden – wie dargelegt – „zusammengefügt“ aber nicht har- monisiert bzw. überarbeitet. Die derzeitigen baurechtlichen Grundordnungen werden demnach ab dem 1. Januar 2020 zunächst territorial unverändert weitergelten. Die fusionierte Einwohnergemeinde Niederbipp wird eine (Teil-)Ortsplanungsrevision nach einer Fusion so schnell wie möglich an die Hand nehmen. Aufgrund der beste- henden Anpassungsfristen an die BMBV, wird die fusionierte Gemeinde Niederbipp aber in zwei Schritten vorgehen müssen:

51 Fusionsabklärungsbericht

• Zunächst erfolgt eine Anpassung der baurechtlichen Grundordnung für den Ortsteil Wolfisberg (Anpassung an die BMBV). • In einem zweiten Schritt erfolgt eine Ortsplanungsrevision für die gesamte Ge- meinde. Für den Ortsteil Niederbipp ist dabei zu beachten, dass das AGR pra- xisgemäss erst nach ca. acht Jahren auf eine neue Ortsplanung eintritt. Haben sich die Verhältnisse geändert, kann dies auch früher sein. Bis eine materielle Ortsplanung der fusionierten Gemeinden kommunal beschlossen werden kann, werden aber wohl ohnehin mindestens zwei Jahre vergehen. Bis dahin wird die Ortsplanung von Niederbipp neunjährig sein und die Planbeständigkeit keine Rolle mehr spielen. Die fusionierte Gemeinde wird dem Raumtyp „Agglomerationsgürtel- und Entwick- lungsachsen“ zugeordnet, allerdings mit der präzisierenden Umschreibung, dass der Ortsteil Wolfisberg dem Typ „Hügel- und Berggebiete“ zugerechnet wird. Diese Raum- typen sind massgebend für die künftige Berechnung der Baulandreserven. Die fusio- nierte Gemeinde wird bei der Umsetzung der kantonalen Richtpläne über gewisse zu- sätzliche Handlungsspielräume verfügen; diese werden aber minim sein. Namentlich zum Arrondieren von bestehenden Bauzonen kann die fusionierte Gemeinde zwar keine Neueinzonungen vornehmen, jedoch die vorhandenen Baulandreserven, an den Bedürfnissen orientiert, neu organisieren. Die Bauabteilung der Einwohnergemeinde Niederbipp wird nach dem Geschriebenen während einigen Jahren mit zwei unterschiedlichen Baureglementen arbeiten müssen. Dies erscheint – mit Blick auf die voraussichtlich bescheidene Anzahl von Baugesu- chen in der Ortschaft Wolfisberg – ohne Weiteres zumutbar und dürfte in der Praxis nicht zu Problemen führen.

8.3 Hochbauten

Verwaltungsvermögen Der Gebäudeversicherungswert der Hochbauten im Verwaltungsvermögen beträgt in den beiden Gemeinden:

Verwaltungsvermögen

Gemeinde GVB Wert Einwohnerzahl pro Einwohner

Niederbipp CHF 49 826 000 4800 CHF 10 380

Wolfisberg CHF 1 852 000 185 CHF 10 011

Total bzw. Durchschnitt CHF 51 678 000 4985 CHF 10 367 über beide Gemeinden

52 Fusionsabklärungsbericht

Bei einer Fusion werden praktisch ausschliesslich Hochbauten im Verwaltungsvermö- gen der Einwohnergemeinde Niederbipp weitergenutzt. Weitergenutzt wird in Wolfis- berg das Feuerwehrmagazin. Die Liegenschaften der Einwohnergemeinde Niederbipp sind in gutem und gebrauchs- fähigem Zustand. Erforderliche Sanierungs- und Erneuerungsprojekte sind im Investiti- onsplan enthalten. Gestützt auf Erfahrungswerte müssen in den kommenden Jahren für Unterhalt und Sanierung zwischen CHF 310’000 und CHF 520'000 zur Verfügung gestellt werden. Dies entspricht 0.6 bis 1% des Gebäudeversicherungswertes. Folgende Neuinvestitionen / Sanierungen sind für Hochbauten des Verwaltungsvermö- gens in den nächsten 4 Jahren vorgesehen:

Niederbipp Wolfisberg Total Geplante Neuinvestitionen 2019 100 000.00 100 000.00 in Anlagen: 2020 560 000.00 560 000.00 2021 210 000.00 210 000.00 2022 500 000.00 500 000.00 Total 1 370 000.00 - 1 370 000.00

Finanzvermögen Hochbauten, die im Finanzvermögen geführt werden, erfüllen per Definition keine öf- fentlichen Aufgaben, sondern dienen durch ihren Vermögenswert bzw. Ertrag der Ge- meinde. Entsprechend sind sie im Eigenkapital aufgeführt und thematisch unter diesem Titel zu behandeln. Mit der Fusion wird das Verwaltungsgebäude der Einwohnergemeinde Wolfisberg (al- tes Schulhaus) vom Verwaltungs- in das Finanzvermögen überführt werden. Die Nut- zung der Liegenschaft ist derzeit noch offen. Darüber werden die zuständigen Organe der fusionierten Gemeinde zu bestimmen haben.

8.4 Würdigung

Der mit einer Fusion zusammenhängende, zusätzliche Spielraum im Bereich der Orts- planung ist zu gering, um diesen als Vorteil einer Fusion in die Waagschale legen zu können. Spürbare Auswirkungen sind in den Bereichen Bau und Raumplanung von ei- ner Fusion nicht zu erwarten. Als unglücklich ist es zu bezeichnen, dass nach einer Fusion zunächst eine Revision der baurechtlichen Grundordnung von Wolfisberg erfolgen muss, da die Übergangsfrist zur Anpassung des Baureglements von Wolfisberg an die Vorgaben der BMBV nur noch bis Ende 2020 läuft und bis dahin eine komplette Ortsplanungsrevision für das gesamte Gemeindegebiet der fusionierten Gemeinde Niederbipp zeitlich nicht möglich sein wird. Die vorläufige Weitergeltung von zwei unterschiedlichen baurechtlichen Grundordnun- gen für die Ortschaften Niederbipp und Wolfisberg sollte von der Bauabteilung der Ein- wohnergemeinde Niederbipp ohne grössere Probleme zu managen sein, zumal nur mit einer bescheidenen Anzahl von Baugesuchen für die Ortschaft Wolfisberg zu rechnen ist.

53 Fusionsabklärungsbericht

9 Sicherheit

Betreffend die Sicherheitsaufgaben der Gemeinde werden die folgenden Bereiche ei- ner Beurteilung resp. Analyse unterzogen: 1. Polizeiaufgaben 2. Feuerwehr 3. Zivilschutz 4. Schiesswesen 5. Friedhof / Bestattungswesen 6. Einwohnerkontrolle An die Darstellung der heutigen Situation schliessen jeweils direkt die Ausführungen zu den Auswirkungen einer Fusion an.

9.1 Polizeiaufgaben

Während die kommunalen Polizeiaufgaben in der Einwohnergemeinde Niederbipp von Bedeutung sind, ist dieser Bereich in der Gemeinde Wolfisberg vernachlässigbar. Dies zeigt u.a. die folgende Erhebung:

Niederbipp Wolfisberg

Kaufen Sie bei der Kantonspolizei Ja Nein Leistungen ein?

Kaufen Sie Sicherheitsdienstleistungen bei Ja Nein privaten Dritten ein?

Orts- bzw. Gemeindepolizeireglement Ja Nein vorhanden?

Die Einwohnergemeinde Niederbipp hat mit der Kantonspolizei Bern (im Folgenden: KAPO) einen Leistungseinkaufsvertrag gemäss Art. 12c Abs. 1 des Polizeigesetzes (PolG) abgeschlossen. Bei der Firma 24 Security werden zusätzliche Sicherheitsleis- tungen zur Durchsetzung von kommunalen Verboten bzw. Nutzungseinschränkungen und im präventiven Bereich eingekauft. Der Vertrag der Einwohnergemeinde Niederbipp mit der Firma 24 Security wird bei ei- ner Fusion im gleichen Umfang beibehalten. Es ist nicht damit zu rechnen, dass auch Sicherheitsleistungen in der Ortschaft Wolfisberg erforderlich sind. Der Leistungseinkaufsvertrag mit der KAPO bleibt ebenfalls unverändert bestehen. Die insgesamt 50 kostenlosen Interventionen pro Jahr gelten alsdann aber für das gesamte Gemeindegebiet, was zu einer gewissen Schlechterstellung führt. Vor dem Hinter- grund, dass im letzten Erhebungsjahr lediglich zwei Interventionen der Kantonspolizei auf dem Gemeindegebiet von Wolfisberg erfolgt sind, ist diese Schlechterstellung aber minimal. Tritt das neue Polizeigesetz des Kantons Bern in Kraft, ergeben sich ohnehin Änderungen bei der Finanzierung der Polizeiarbeit. Allfällige Mehrbelastungen hätten keinen Zusammenhang mit der Fusion.

54 Fusionsabklärungsbericht

Das Gemeindepolizeireglement der Einwohnergemeinde Niederbipp gilt nach einer Fu- sion für das gesamte Gemeindegebiet.

9.2 Feuerwehr

Die Einwohnergemeinden Niederbipp und Wolfisberg bilden zusammen mit der Gemeinde Walliswil bei Niederbipp die «Feuerwehr Bipp». Die Feuerwehr ist im so genannten Sitzgemeindemodell organisiert; Sitzgemeinde ist Niederbipp. Die Vorgaben der Gebäudeversicherung des Kantons Bern (GVB) in Bezug auf die Einsatzdistanzen werden eingehalten. Die eher neuere Organisation hat sich bewährt und ist von der Fusion lediglich insoweit betroffen, als der Anschlussvertrag der Ein- wohnergemeinde Wolfisberg mit der Gemeinde Niederbipp hinfällig wird. Der An- schlussvertrag mit der Einwohnergemeinde Walliswil bei Niederbipp erfährt keine Än- derung. Die Ortschaft Wolfisberg erhält einen Vertretungsanspruch in der Kommission öffentli- che Sicherheit der Gemeinde Niederbipp. Das bisherige Mitglied der Einwohnerge- meinde Wolfisberg gilt für ein Jahr (vom 1. Januar 2020 bis zum 31. Dezember 2020) als gewählt. Danach erfolgt die Wahl durch den Gemeinderat Niederbipp, der den Ver- tretungsanspruch der Ortschaft Wolfisberg zu beachten hat.

9.3 Zivilschutz / a.o. Lagen

Die Aufgaben des Zivilschutzes und die kommunalen Aufgaben bei ausserordentlichen Lagen werden für beide Gemeinden durch den Gemeindeverband Zivilschutz Oberaar- gau West erfüllt. Der Gemeindeverband umfasst 21 Gemeinden. Heute besitzen die beiden Gemeinden Niederbipp und Wolfisberg im Verbandsparla- ment zusammen fünf von total 47 Stimmen, was 10,6% der Stimmkraft ausmacht. Die fusionierte Gemeinde verliert eine Stimme und wird mit vier von 46 Stimmen 8.7% der Stimmkraft besitzen. Der Gemeindeverband gliedert sich hinsichtlich der Aufgabenerfüllung je Aufgabenge- biet in maximal fünf geografische Teilregionen. Je eine Vertretung der Teilregionen bil- den zusammen den Verbandsrat. Innerhalb dieser Teilregionen werden auch die regio- nalen Führungsorgane (RFO), welche den Anforderungen des übergeordneten Rechts entsprechen, eingesetzt. Mit der Fusion sind für die Aufgabenerfüllung im Bereich Zivilschutz / a.o. Lagen keine Veränderungen zu erwarten.

55 Fusionsabklärungsbericht

9.4 Schiesswesen

Im Bereich Schiesswesen hat eine Erhebung bei den beiden Gemeinden das folgende Bild ergeben:

Niederbipp Wolfisberg Total

Betreiben Sie einen Scheibenstand? Ja Nein

Wenn nein, wo bieten Sie die Niederbipp Schiessgelegenheit an? Ja, Wenn ja, Ist der Scheibenstand saniert? Teilweise komplett

Anzahl Scheiben in Betrieb 10 0

Anzahl Scheiben zu sanieren 0 6

Kosten für Kugelfänge - - -

Kosten für Sanierung Erdreich - 165 000.00 165 000.00

Die Einwohnergemeinde Niederbipp besitzt einen eigenen Scheibenstand, der sowohl im Bereich des Kugelfangs als auch im Erdreich mehrheitlich saniert ist. Die beste- hende Anlage kann ohne Anpassungen weiter betrieben werden. Da die Sanierungen grossmehrheitlich vollzogen sind, werden keine wesentlichen Kosten auf die fusionierte Gemeinde zukommen. Der Schützenverein Wolfisberg hat sich 1997 aufgelöst. Das Schützenhaus wurde ab- gebrochen und die Erde um das Schützenhaus ersetzt. Kugelfang und Zeigerunter- stand wurden eingezäunt. Ende 1997 wurde der Vertrag zwischen der Gemeinde Wol- fisberg und der Gemeinde Niederbipp zur Mitbenutzung der Schiessanlage Antern auf- gelöst. 20% der Kosten für noch nicht ausgeführte Sanierungsarbeiten in Wolfisberg (ge- schätzte Totalkosten: CHF 165'00) werden durch die fusionierte Gemeinde zu tragen sein (ausmachend ca. CHF 33'000). Die erwähnten Kosten basieren auf Erfahrungs- werten. Um exakte Zahlen zu haben, müsste durch einen Spezialisten eine Boden- probe entnommen und analysiert werden. Gemäss den Angaben im Geoportal zu be- lasteten Standorten ist davon auszugehen, dass die geschlossene Schiessanlage Wol- fisberg in den nächsten zehn Jahren nicht saniert werden muss. Das kantonale Amt für Wasser und Abfall (AWA) kontaktiert die Gemeinden von sich aus, sobald eine Unter- suchung respektive Sanierung erforderlich wird. Bei der stillgelegten Schiessanlage Wolfisberg wird dies vermutlich, wie bereits erwähnt, erst nach dem Jahr 2027 der Fall sein.

56 Fusionsabklärungsbericht

9.5 Friedhof / Bestattungswesen

Die Erhebung zum Friedhofs- und Bestattungswesen zeigt, dass diese Bereiche in den beiden Gemeinden sehr unterschiedlich organisiert sind:

Niederbipp Wolfisberg

Gibt es in Ihrer Gemeinde einen Friedhof? Ja Nein Sind Sie Mitglied in einem Gemeinde- Nein Ja verband?

Begräbnisv. Wenn ja, in welchem? Oberbipp

Ist die Bestattung für Ihre BürgerInnen Ja Nein gebührenfrei? Gemeinde- Bestattungswesen an Dritte ausgelagert? Nein verband

Die Einwohnergemeinde Niederbipp betreibt einen eigenen Friedhof. Die Bestattung ist für alle verstorbenen Einwohnerinnen und Einwohner kostenlos. Die Fusion bringt für Niederbipp im Bereich Friedhof / Bestattungswesen keine Änderungen. Die Einwohnergemeinde Wolfisberg ist Mitglied im Begräbnisverband Oberbipp (Ge- meindeverband). Verstorbene Einwohnerinnen und Einwohner werden bis anhin auf dem Friedhof in Oberbipp beigesetzt. Alle Bestattungen auf dem Friedhof Oberbipp sind kostenpflichtig. Mit der Fusion wird die Einwohnergemeinde Niederbipp vorübergehend Mitglied im Be- gräbnisverband Oberbipp. Die Gemeinde Niederbipp tritt im Umfang der bisherigen Gemeinde Wolfisberg in die Rechtsstellung ein – die Mitgliedschaft im Gemeindever- band beschränkt sich demnach auf die Ortschaft Wolfisberg. Die „Teilmitgliedschaft“ der Einwohnergemeinde Niederbipp im Begräbnisverband Oberbipp erscheint nicht zweckmässig. Es ist deshalb vorgesehen, möglichst bald aus dem Begräbnisverband Oberbipp auszutreten. Die Kündigungsfrist beträgt ein Jahr auf Ende eines Kalender- jahrs. Beschliesst die Gemeindeversammlung von Wolfisberg im Herbst 2019 den Aus- tritt aus dem Begräbnisverband Oberbipp, endet die Mitgliedschaft demnach auf den 31. Dezember 2020. Für das zu diesem Zeitpunkt noch nicht abgeschriebene Verwal- tungsvermögen des Gemeindeverbands haftet die Einwohnergemeinde Niederbipp an- teilsmässig, entsprechend dem Verteilschlüssel im Organisationsreglement des Be- gräbnisverbands Oberbipp (berechnet mit den Daten der Ortschaft Wolfisberg). Bestattungen von verstorbenen Einwohnerinnen und Einwohnern aus Wolfisberg erfol- gen ab diesem Zeitpunkt grundsätzlich auf dem Friedhof Niederbipp. Auf Wunsch der Verstorbenen bzw. Hinterbliebenen ist aber weiterhin eine Bestattung auf dem Friedhof Oberbipp möglich. Es findet diesfalls der Tarif für Auswärtige Anwendung. Im Jahr 2020 werden die Kosten für Bestattungen von verstorbenen Einwohnern der Gemeinde Wolfisberg auf dem Friedhof Oberbipp von der Gemeinde Niederbipp getra- gen. Damit wird eine Gleichbehandlung der Bewohner der Ortschaften Niederbipp und Wolfisberg sichergestellt. Ab dem Jahr 2021 erfolgen die Bestattungen auf dem Fried- hof Niederbipp und es finden generell die Rechtsgrundlagen der Einwohnergemeinde Niederbipp Anwendung.

57 Fusionsabklärungsbericht

Es ist zu beachten, dass die evangelisch-reformierte Kirchgemeinde Oberbipp und der Begräbnisverband Oberbipp in keinem rechtlichen Zusammenhang stehen. Kirchge- meinde und Bestattungswesen bzw. Friedhof können unabhängig voneinander organi- siert werden. Die Kirchgemeinde ist eine eigenständige, unabhängige öffentlich-rechtli- che Körperschaft. Das Bestattungswesen hingegen eine Aufgabe der Einwohnerge- meinde. Eine allfällige Mitgliedschaft der Bewohner von Wolfisberg in der evangelisch-refor- mierten Kirchgemeinde Oberbipp wird von einer Fusion demnach nicht berührt. Für die Kirchliche Unterweisung (KUW) der Kinder aus Wolfisberg wird somit weiterhin die Kirchgemeinde Oberbipp zuständig sein.

9.6 Einwohnerkontrolle

Die Aufgaben der Zentralverwaltung – und damit auch der Einwohner- und Fremden- kontrolle – werden nach der Fusion für das gesamte Gemeindegebiet (inkl. Wolfisberg) von den Verwaltungsangestellten in Niederbipp erfüllt. Die Übernahme der Einwohnerdaten von Wolfisberg in die Einwohnerkontrolle von Nie- derbipp wird manuell erfolgen, da eine automatische Migration in das RUF System mit erheblichen Kosten verbunden wäre. Migriert werden nur aktuelle Daten. Um historische Daten im Bedarfsfall abrufen zu können, wird der derzeit bestehende Computer der Verwaltung von Wolfisberg in der Gemeindeverwaltung von Niederbipp installiert. Sollte diese Lösung in der Praxis zu Problemen führen, werden die nicht ak- tuellen Daten auf Listen ausgedruckt und im AXIOMA System hinterlegt.

9.7 Würdigung

Im Bereich Sicherheit ergeben sich faktisch nur für das Bestattungs- und Friedhofswe- sen Änderungen. Indem die Einwohnergemeinde Niederbipp diesen Bereich – nach dem Austritt aus dem Begräbnisverband Oberbipp – auch für die Ortschaft Wolfisberg wahrnehmen wird, könnte es hier auf emotionaler Ebene zu gefühlten Beeinträchtigun- gen bei den Einwohnerinnen und Einwohnern von Wolfisberg kommen (aufgrund der emotionalen Bindung zur Ruhestätte von verstorbenen Verwandten). Die Wahl der letz- ten Ruhestätte bleibt aber gewahrt. Es wird weiterhin auch eine Bestattung auf dem Friedhof Oberbipp möglich sein; Anwendung findet diesfalls aber der Tarif für Auswär- tige des Begräbnisverbands Oberbipp. Bei Teilen der Bevölkerung wird der Umstand, dass sie weiterhin Mitglied der evange- lisch-reformierten Kirchgemeinde Oberbipp sind, das Bestattungs- und Friedhofswesen aber nach der Fusion von die Einwohnergemeinde Niederbipp wahrgenommen wird, möglicherweise nicht verstanden werden. An den Schnittstellen zwischen Kirchgemein- den und politischen Gemeinden (namentlich die Schnittstelle Kirche – Friedhof einer- seits und die Schnittstelle Volksschule – Kirchliche Unterweisung andererseits) kann die Fusion in einer Übergangszeit zu Unsicherheiten bei den Mitgliedern der evange- lisch-reformierten Kirchgemeinde Oberbipp, die in Wolfisberg wohnen, führen.

58 Fusionsabklärungsbericht

Aus Sicht der öffentlichen Aufgabenerfüllung sind nach der Fusion und dem Austritt der Gemeinde aus dem Begräbnisverband Oberbipp keine Probleme beim Bestattungswe- sen und beim Friedhof zu erwarten. Alle anderen Sicherheitsaufgaben, namentlich die Polizeiaufgaben, die Aufgaben der Feuerwehr und des Zivilschutzes (inkl. a.o. Lagen) sowie das Schiesswesen, können nach einer Fusion – mit vernachlässigbaren Veränderungen – wie bisher weitergeführt werden. Der Aufwand für die Datenmigration im Bereich der Einwohnerkontrolle ist zu den Transaktionskosten der Fusion zu rechnen. Der vom Kanton Bern zu erwartende Bei- trag an die Fusion dient zur Deckung solcher Fusionskosten. Indem nur die aktiven Da- ten migriert werden, bleibt der Aufwand überschaubar.

59 Fusionsabklärungsbericht

TEIL C: Fusionsvertrag und Fusionsreglement

10 Abstimmung über den Fusionsvertrag und das Fusionsreglement

10.1 Zeitpunkt der Abstimmung und zuständiges Organ

Die Stimmberechtigten der Einwohnergemeinden Niederbipp und Wolfisberg werden am 19. Mai 2019 an der Urne (Urnenabstimmung) über den Fusionsvertrag und das Fusionsreglement abstimmen. Wird der Fusionsvertrag von den Stimmberechtigten beider Gemeinden (mehrheitlich) angenommen, kommt die Fusion per 1. Januar 2020 zustande. Sollte der Fusionsvertrag, nicht aber das Fusionsreglement angenommen werden, wird den Stimmberechtigten eine angepasste Fassung des Fusionsreglements im Herbst 2019 nochmals zur Beschlussfassung vorgelegt werden. Sollte auch dieses abgelehnt werden, so gelten ab dem 1. Januar 2020 die Rechtsgrundlagen der Einwohnerge- meinde Niederbipp für die fusionierte Gemeinde. Vorbehalten bleibt einzig die bau- rechtliche Grundordnung von Wolfisberg bezogen auf die Ortschaft Wolfisberg. Wird nur das Fusionsreglement, nicht aber der Fusionsvertrag angenommen, ist das Fusionsvorhaben gescheitert. Es ist diesfalls keine erneute Abstimmung über den Fusi- onsvertrag vorgesehen.

10.2 Abstimmungsfrage

Zur Abstimmung vorgelegt werden der Fusionsvertrag und das Fusionsreglement. Der vorliegende Grundlagenbericht dient einzig der Information der Bevölkerung. Es wird über den Grundlagenbericht nicht Beschluss gefasst und er hat damit auch keine rechtsverbindlichen Wirkungen beim Vollzug der Fusion. Die Abstimmungsfrage bzw. die Abstimmungsfragen lauten demnach wie folgt:

Wollen Sie dem Fusionsvertrag zwischen der Einwohner- Antwort gemeinde Niederbipp und der Einwohnergemeinde Wolfis-

berg zustimmen?

______

Wollen Sie dem Reglement über die Fusion der Einwohner- Antwort gemeinden Niederbipp und Wolfisberg (Fusionsreglement)

zustimmen?

______

Damit die Vorlagen als angenommen gelten, müssen sowohl die Stimmberechtigen der Einwohnergemeinde Niederbipp als auch die Stimmberechtigten der Einwohnerge- meinde Wolfisberg (mit der Mehrheit der abgegebenen, gültigen Stimmen) zustimmen. Stimmberechtigt sind die in kommunalen Angelegenheiten Stimmberechtigten der bei- den Einwohnergemeinden. 60 Fusionsabklärungsbericht

11 Hinweise zum Inhalt des Fusionsvertrags und des Fusionsreglements

11.1 Fusionsvertrag

Die Stimmberechtigten der an einer Fusion beteiligten Gemeinden entscheiden nach Art. 4e des Gemeindegesetzes über den Zusammenschluss im Rahmen der Abstim- mung über den Fusionsvertrag. Der Fusionsvertrag enthält die für den Vollzug des Zu- sammenschlusses nötigen Regelungen. Er regelt insbesondere • den Zeitpunkt des Zusammenschlusses, • den Namen und die Grenzen der neuen Gemeinde, • die Grundzüge der Organisation der neuen Gemeinde, • die Beschlussfassung über den ersten Voranschlag (Budget) für die neue Ge- meinde, • die Beschlussfassung über das Fusionsreglement. Eigentlicher Kern des Fusionsvertrags bildet die Umsetzung der in Kapitel 4.2 des vor- liegenden Grundlagenberichts dargestellten politischen Strukturen und der Verwaltungsorganisation nach der Fusion. Auf eine Wiederholung der einzelnen Punkte wird, unter Verweis auf das Kapitel 4.2 hiervor, an dieser Stelle verzichtet. Die Gemeinden verpflichten sich mit Abschluss des Fusionsvertrages, keine dem Vertrag zuwiderlaufenden Handlungen vorzunehmen. Die Übernahme von neuen Auf- gaben sowie der Beschluss über Ausgaben (inkl. den Ausgaben nach Art. 100 Abs. 2 der Gemeindeverordnung gleichgestellter Geschäfte), die in die Zuständigkeit der Stimmberechtigten fallen, bedürfen der Zustimmung der anderen Gemeinde.

11.2 Fusionsreglement

Die Weitergeltung von Erlassen, Vorschriften und Plänen der aufgehobenen Gemeinde Wolfisberg ist in einem Fusionsreglement festzuhalten (Art. 4f des Gemeindegesetzes). Das Reglement über die Fusion der Einwohnergemeinden Niederbipp und Wolfisberg (Fusionsreglement) sieht vor, dass alle Erlasse der bisherigen Einwohnergemeinde Niederbipp ab dem Zeitpunkt der Fusion für das gesamte Gemeindegebiet der fusio- nierten Einwohnergemeinde Niederbipp gelten und umgekehrt alle Erlasse der Einwoh- nergemeinde Wolfisberg auf diesen Zeitpunkt ausser Kraft treten. Davon ausgenom- men ist einzig die baurechtliche Grundordnung der Einwohnergemeinde Wolfisberg, die bezogen auf die Ortschaft Wolfisberg bis zur nächsten Ortsplanungsrevision gültig bleibt. Im Weiteren enthält das Fusionsreglement die erforderlichen Bestimmungen zur Ver- tretung der Ortschaft Wolfisberg im Gemeinderat und in den Kommissionen der Ein- wohnergemeinde Niederbipp (gemäss den Ausführungen in Kap. 4.2 hiervor) sowie die diesbezüglichen Übergangsbestimmungen. Das Fusionsreglement tritt am 31. Dezem- ber 2020 – wenn die Fusion vollzogen und alle Abschlussarbeiten erledigt sind – ohne Weiteres ausser Kraft.

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