Gemeinsam für unsere Zukunft

Regionalstrategie zur Sicherung und Weiterentwicklung der Daseinsvorsorge im Landkreis Hersfeld-Rotenburg

Landkreis Hersfeld-Rotenburg Landkreis Hersfeld-Rotenburg Gemeinsam für unsere Zukunft

Grußwort

Wir können mit Zuversicht vorausschauen

„Regionalstrategie zur Sicherung und Weiterent- wicklung der Daseinsvorsorge im Landkreis Hers- feld-Rotenburg“ – so lautet unsere Antwort auf die infrastrukturellen Herausforderungen des De- mografischen Wandels in unserem Kreis und in der gesamten Region.

In den zurückliegenden Monaten haben mehr als 200 Bürgerinnen und Bürger aus dem gesamten Landkreis, unterstützt durch externe Expertinnen und Experten, Fakten zusammengetragen, schon eingetretene oder erst mögliche Entwicklungen diskutiert und daraus Handlungs- und Lösungsstra- tegien erarbeitet. Es geht darum, unseren Land- kreis erfolgreich für die Zukunft aufzustellen. Das ist eine große Aufgabe, aber sie muss jetzt ange- gangen werden, wenn wir nicht den Anschluss ver- lieren wollen.

Die Themenbereiche „Ärztlic he Versorgung“, danke dem Bundes-Bauministerium ebenso, wie „Technische Infrastruktur“ mit dem Schwerpunkt dem Hessischen Wirtschaftsministerium und den Abwasser, „Bildung“, besonders Grundschulen, Expertinnen und Experten, den Bürgermeistern, „Innenentwicklung“ mit dem Fokus auf den Leer- Ortsvorstehern und allen Bürgerinnen und Bür- ständen und „Seniorenversorgung“ sowie die er- gern, die mitgemacht haben. Sie alle haben ein gänzenden Themen Mobilität, Gemeinwesen und Stück Zukunft für unsere Heimat entwickelt. Kinder- und Jugendbeteiligung wurden im Rahmen des Modellprojektes bearbeitet. Denn mit dem Die monatelange Arbeit hat sich gelohnt! Wir kön- grundlegenden Wandel in der Landwirtschaft, die nen mit Zuversicht vorausschauen in der Gewiss- jahrhundertelang insbesondere die ländlichen heit, dass wir über kluge Konzepte verfügen, wie Strukturen prägte, trifft jetzt eine Entwicklung zu- wir die Zukunft der kleiner werdenden Gemein- sammen, die zu nachhaltigen Veränderungen in schaft erfolgreich gestalten können. Mit der vorlie- vielen Siedlungen, Orts- und Stadtteilen, Kerndör- genden Publikation haben wir eine fundierte Pla- fern und sogar Innenstädten führen wird. nung für eine gute Zukunft unserer Heimat!

Dieser Wandel will bewältigt sein. Dazu benötigen wir kluge Köpfe mit guten und praktikablen Ideen. Das „Modellvorhaben der Raumordnung“ (MORO) hat als Prozess beides erbracht – und im vorl iegen- den Bericht sind die Ergebnisse zusammengetra- gen und als Strategie für die regionale Daseinsvor- sorge zusammengefasst.

Ich danke allen Akteurinnen und Akteuren, die Dr. Karl-Ernst Schmidt sich in diesen Prozess eingebracht haben. Ich Landrat

3 Landkreis Hersfeld-Rotenburg

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis ...... 4 Abbildungsverzeichnis ...... 5 1 Einleitung ...... 7 2 Strategie und Projekte ...... 12 3 Prozess- und Arbeitsstruktur ...... 16 4 Ergebnisse der thematischen Arbeitsgruppen ...... 19 4-1 Bildung ...... 19 4-2 Ärztliche Versorgung ...... 23 4-3 Seniorenversorgung ...... 27 4-4 Innenentwicklung ...... 30 4-5 Technische Infrastruktur ...... 34 5 Verstetigung und Monitoring ...... 37 Anhang: Projektideen im Wettbewerb „Hier will ich sein – Hier werd´ ich alt!“...... 39 Impressum ...... 56

4 Inhaltsverzeichnis Gemeinsam für unsere Zukunft

Abbildung 19: Beispiel eines Leerstands ...... 31 Abbildungsverzeichnis Abbildung 20: Dorferneuerungsprojekt Bebra-Asmushausen ...... 33 Abbildung 1: Bevölkerungsentwicklung im Landkreis Hersfeld-Rotenburg Abbildung 21: Arbeitsgruppe 2000-2010 ...... 9 Innenentwicklung ...... 34 Abbildung 2: Bevölkerungsentwicklung Abbildung 22: Lage, Größe und Betreiber im Landkreis Hersfeld-Rotenburg 2010-2030 der Kläranlagen im Landkreis ...... 35 nach Altersklassen...... 10 Abbildung 23: Arbeitsgruppe Technische Abbildung 3: Einwohnerveränderung Infrastruktur...... 36 der Städte und Gemeinden im Landkreis ...... 10 Abbildung 24: Schematische Darstellung ...... 36 Abbildung 4: Projektideenaufruf ...... 12 Abbildung 25: Zukünftige Abbildung 5: Siegerfoto zum Wettbewerb Projektorganisation...... 38 „Hier will ich sein, hier werd‘ ich alt!“ ...... 13 Abbildung 26: Qualitätskriterien für ein Abbildung 6: Ergebnis-Folie Monitoring-System ...... 39 aus der Arbeitsgruppe „Senioren“...... 15 Abbildung 27: Flyer mobiLa – Abbildung 7: Organigramm/ das mobile Dienstleistungs-Netzwerk ...... 41 Prozessstruktur ...... 16 Abbildung 28: Beispiel für ein Wohnobjekt Abbildung 8: MORO Lenkungsgruppe ...... 17 in ...... 42 Abbildung 9: MORO Koordinierungsgruppe . . . . 17 Abbildung 29: Schaubild Altenhilfe- und Abbildung 10: Arbeitsgruppe Senioren ...... 18 Generationen Netzwerk Alheim...... 43 Abbildung 11: Teilnehmende der Abschluss- Abbildung 30: Herbert Mühlbauer, Bebra...... 44 veranstaltung im Kreisjugendhof Rotenburg a. d. ...... 19 Abbildu ng 31: Wohnen in Ronshausen – Leben in vertrauter Gemeinschaft Abbildung 12: Entwicklung der Anzahl zwischen Klötze und Linde ...... 45 der Kinder und Jugendlichen 2011 bis 2030 (Index: 2011=100%) ...... 20 Abbildung 32: Schaubild Modell Dorfschwester ...... 46 Abbildung 13: Entwic klung der Anzahl der Kinder im Grundschulalter ...... 21 Abbildung 33: Barrierefreier Bungalow...... 47 Abbildung 14: Altersstruktur der im Landkreis Abbildung 34: Beispielfläche Hersfeld-Rotenburg praktizierenden „Hönebacher Dorfwiese“ ...... 48 Hausärzte (Stand: April 2010) ...... 24 Abbildung 35: Holzbau Kühlborn, Abbildung 15: Erreichbarkeit Hausärzte Spangenberg ...... 49 mit dem Pkw in 2012 ...... 25 Abbildung 36: Luisa Kühn und Jaqueline Feik Abbildung 16: Entwicklung der Menschen bei der Erarbeitung eines Besuchsplans ...... 50 in der Altersklasse 65+ bis 2030 bzw. Abbildung 37: Schaubild aus Bewerbung ...... 51 Entwicklung des Pflegebedarfs ...... 28 Abbildung 38: Planbeispiel aus Abbildung 17: Kommunen mit besonders Wettbewerbsbeitrag...... 52 hohem Anstieg des Unterstützungsbedarf der älteren Bevölkerung durch Abbildung 39: Entwurfsskizze Reduzierung familiärer Hilfe...... 29 3 Generationenhaus ...... 53 Abbildung 18: Generationenübergreifendes Abbildung 40: Titelblatt des Unterstützungsangebot ...... 30 Wettbewerbsbeitrag „Land (er)Leben“ ...... 54

Inhaltsverzeichnis 5 Landkreis Hersfeld-Rotenburg

6 Gemeinsam für unsere Zukunft

1 Einleitung Dipl. Ing. Roland Peter Der Landkreis Hersfeld-Rotenburg hat sich im bun- Amt für Boden - desweiten Wettbewerb von über 150 Regionen er- management – folgreich im Modellvorhaben der Raumordnung Homberg (Efze) (MORO) „Aktionsprogramm regionale Daseinsvor- sorge“ durchgesetzt und gehört zu den 21 ausge- wählten Gewinnern. Ziel der Erarbeitung einer Regionalstrategie Da- seinsvorsorge ist es, die Auswirkungen der demo- grafischen Änderungen (zunehmende Alterung so- Was nehmen Sie als Teilnehmer aus den wie Rückgang der Bevölkerung) auf ausgewählte Arbeitsgruppen-Sitzungen mit? Bereiche der Daseinsvorsorge zu untersuchen und Die übergreifende Themenbearbeitung war Lösungen zu entwickeln. Dabei geht es nicht nur sehr effektiv, an den Problemlösungen müsste um eine „Anpassung“ – was in vielen Fällen gleich- weitergearbeitet werden. bedeutend mit einem Rückgang der Anzahl an An- geboten ist –, sondern vielmehr um „Gestaltung“, also die Entwicklung neuer Angebotsformen oder neuer Wege, um auch in Zukunft eine gute und be- darfsgerechte Versorgung garantieren zu können. tereinander ist ein weiterer wesentlicher Ansatz Der Wettbewerb wurde vom Bundesministerium der hier vorliegenden Regionalstrategie Daseins- für Verkehr, Bau- und Stadtentwicklung gemein- vorsorge. Obwohl in thematischen Arbeitsgruppen sam mit den Ländern finanziert. gearbeitet wurde, sind die Wechselwirkungen der Im Zeitraum von Anfang 2012 bis Ende 2013 Themen untereinander, beispielweise die Bedeu- wurde eine Regionalstrategie Daseinsvorsorge er- tung eines Schulstandorts oder einer Hausarztpra- arbeitet. Folgende Merkmale sind hierbei prä- xis für die Entwicklung einzelner Ortsteile, von Be- gend: deutung und wurden berücksichtigt. Damit wurde nicht nur sektoral die jeweils inhaltlich-fachliche Ebene bearbeitet, sondern die Zusammenhänge Langfristiger Planungshorizont (2030) und Wechselwirkungen wurden in die Entwick- Die Regionalstrategie Daseinsvorsorge wurde vor lungsstrategie einbezogen. dem Hintergrund der prognostizierten Bevölke- rungsentwicklungen bis zum Jahr 2030 erarbeitet. Breite Be teiligung von Expertinnen und Experten Damit wird ein längerfristiger Entwicklungstrend sowie Bürgerinnen und Bürgern als Ausgang aller weiteren Überlegungen zu- grunde gelegt, der beispielsweise für künftige bau- Die wesentliche Arbeit in den fünf Arbeitsgruppen liche Investitionen notwendig ist. Gleichzeitig wird erfolgte durch Fachexpertinnen und –experten so- mit dem langen Planungszeitraum auch ein kreati- wie Vertreterinnen und Vertreter von Vereinen, ves Nachdenken über die meist engen Grenzen Verbänden, Institutionen sowie Kommunalpoliti- der einzelnen Themen (z.B. gesetzliche Standards) kerinnen und -politiker. Zusätzlich arbeiteten Bür- hinaus möglich, da unterstellt wird, dass sich Ge- gerinnen und Bürger intensiv mit, so dass u.a. setze, Vorgaben oder Rahmenbedingungen bis auch die Sicht von Nutzerinnen und Nutzern über zum Jahr 2030 ändern können und werden. eine qualitative Bedarfserfassung berücksichtigt werden konnte. Darüber hinaus war bei der Ent- wicklung von Szenarien die Festlegung, was ist zu- Interdisziplinärer Ansatz mutbar, was wünschenswert, was notwendig und Die Berücksichtigung von Verknüpfungen bzw. Ab- was ein Standard, der auch aufgegeben werden hängigkeiten der einzelnen Themen mit- und un- könnte, sehr bedeutsam.

Einleitung 7 Landkreis Hersfeld-Rotenburg

„Chefsache“ „Technische Infrastrukturen“ wurden mit breiter Die Regionalstrategie Daseinsvorsorge ist unter Fe- Beteiligung von lokalen Expertinnen und Experten derführung von Landrat Dr. Karl-Ernst Schmidt so- sowie Bürgerinnen und Bürgern konkrete Hand- wie seiner Vertreterin, der Ersten Kreisbeigeord- lungsempfehlungen erarbeitet. neten Elke Künholz, erarbeitet worden. Beide haben die Wichtigkeit dieser Regionalstrategie da- Verstetigung durch unterstrichen, dass sie das zentrale Ent- Mit der Regionalstrategie Daseinsvorsorge Hers- scheidungsgremium, die Lenkungsgruppe, leiteten feld-Rotenburg liegt ein entscheidender Meilen- und die Entwicklung der Strategie als Zukunftsauf- stein für die Zukunft vor. Dieser bildet den Aus- ga be des Kreises von Beginn an angesehen haben. gangspunkt für die Umsetzung der genannten konkreten nächsten Schritte, die Entwicklung wei- Beteiligung der Politik terer Umsetzungsprojekte im Sinne der Strategie Die Regionalstrategie Daseinsvorsorge ist mit Betei- sowie die weitere Bearbeitung von relevanten ligung von den Bürgermeistern der 20 Städte und Themenfeldern. Die Erarbeitung des Regionalen Gemeinden sowie von den Gremienvertreterinnen Entwicklungskonzeptes sowie die Fortschreibung und Gremienvertretern des Landkreises erarbeitet der jeweiligen Fachplanungen, die vor allem in worden. Denn die ausgewählten Themen liegen Verantwortung des Kreises liegen, werden folgen. nicht nur in der Zuständigkeit des Landkreises, son- Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Verstetigung dern berühren die Verantwortungsbereiche von der Zusammenarbeit sowie in der Fortschreibung Städten und Gemein den, die an der Erarbeitung der der erhobenen Daten (siehe Kapitel Verstetigung Strategie sowie deren Umsetzung maßgeblich mit- und Monitoring). wirken bzw. dafür zuständig sind. Durch die aktive Beteiligung der politischen Vertreterinnen und Ver- In keinem Thema startete der Landkreis Hersfeld- treter ist es gelungen, die Erarbeitung der Regional- Rotenburg neu. In den vergangenen Jahren sind strategie Daseinsvorsorge von Anfang an so zu kon- bereits viele Aktivitäten unternommen worden. zipieren, dass sie zur breit getragenen und Neu ist, dass in einem Zeitraum von fast zwei Jah- parteiübergreifenden Strategie geworden ist. ren mit umfangreicher externer Unterstützung und externem Fachwissen sehr intensiv an der Erarbei- Strategie und ko nkrete Projekte tung der Regionalstrategie Daseinsvorsorge gear- beit et werden konnte, deren Ergebnis nun vorliegt. Parallel zur Entwicklung der Strategie wurden be- reits erste konkrete Projekte umgesetzt. Dies ei- Damit ist ein weiterer wichtiger Schritt gemacht nerseits über den Wettbewerb „Hier will ich sein, worden, den der Landkreis auf dem Weg zur Ent- hier werd´ ich alt“, der im Sommer 2013 prämiert wicklung einer Zukunftsstrategie geht. Gleichzeitig wurde sowie durch die Verknüpfung mit bereits ist es ein „Zwischenschritt“, denn der Prozess zur bestehenden Projekten, wie beispielsweise der Anpassung und Gestaltung ist damit nicht abge- Hausarztakademie Hersfeld-Rotenburg oder den schlossen, sondern startet mit der Umsetzung der mit Leader-Mitteln geförderten Projekten zur In- genannten Handlungsstrategien. nenen twicklung. Diese Verknüpfung von strategi- scher Planung mit der konkreten Umsetzung wird Demografischer Wandel – Was heißt das für den auch in Zukunft fortgeführt, beispielsweise im Landkreis Hersfeld-Rotenburg? Rahmen des Umsetzungsprojektes „Erprobung neuer Wege der ärztlichen Versorgung und Senio- Mit dem seit einigen Jahren verstärkt verwende- renversorgung im Landkreis Hersfeld-Rotenburg“. ten Begriff „Demografischer Wandel“ werden meist drei unterschiedliche Entwicklung zusam- mengefasst: „älter“, „weniger“ und „bunter“. Dies Entwicklung von Handlungs- und Anpassungs- bedeutet erstens, dass der Anteil der älteren Per- strategien sonen an der Gesamtbevölkerung zunimmt, zwei- Für die Themen „Ärztliche Versorgung“, „Senioren- tens die Gesamtbevölkerung zurückgeht und drit- versorgung“, „Bildung“, „Innenentwic klung“ und tens, dass der Anteil an Personen mit

8 Einleitung Gemeinsam für unsere Zukunft

Abbildung 1: Bevölkerungsentwicklung im Landkreis Hersfeld-Rotenburg 2000-2010 / Datenquelle: Hessisches Statistisches Landesamt

Migrationshintergrund wächst. Die Zunahme von Auch für die Zukunft wird erwartet (siehe Prog- Personen mit Migrationshintergrund ist vor allem nose des Hessischen Statistischen Landesamtes), in städtischen Räumen zu beobachten, hingegen in dass die Bevölkerung weiter abnehmen wird, und ländlichen Räumen der Rückgang der Bevölkerun- zwar im Zeitraum von 2011 bis 2030 kreisweit um gen sowie eine Zunahme älterer Personen. 16 % auf dann voraussic htlich 101.100 Einwohne- rinnen und Einwohner. Die Entwicklungen der Vergangenheit im Landkreis Hersfeld-Rotenburg zeigen, dass im Zeitraum von Prognosen sind Bevölkerungsvorausberechnungen, 2000 bis 2010 die Bevölkerung von 130.700 auf bei denen bestimmte Annahmen (Geburten- und 122.200 abgenommen hat, das entspricht einem Sterberate sowie Zu- und Fortzüge) für die Zukunft Rückgang um 6,5 %. Die Bevölkerungsentwicklung unterstellt werden. setzt sich dabei aus der natürlichen Bevölkerungs- entwicklung (Geburten und Sterbefälle) und den Deshalb sind die Prognosen in regelmäßigen Ab- Wanderungen (Zu- und Fortzüge) zusammen. ständen zu überprüfen. Gleichwohl gehen alle Ak- teurinnen und Akteure im Kreis sowie in den Städ- Der Rückgang der Anzahl der Menschen im Land- ten und Gemeinden davon aus, dass ein weiterer kreis Hersfeld-Rotenburg erklärt si ch einerseits da- Rückgang der Bevölkerung zu erwarten ist und alle durch, dass die Anzahl der Geburten die Anzahl Möglichkeiten der Gegensteuerung ggf. einen et- der Sterbefälle nicht kompensieren kann. Zum An- was geringeren Rückgang zur Folge haben werden, deren übersteigt die Anzahl der Fortzüge die An- an der grundsätzlichen Tendenz jedoch nichts ver- zahl der Zuzüge um rund 440 pro Jahr. ändern.

Einleitung 9 Landkreis Hersfeld-Rotenburg

Abbildung 2: Bevölkerungsentwick- lung im Landkreis Hersfeld-Rotenburg 2010-2030 nach Alters- gruppen / Datenquelle: DISR, Datenbasis: Spie- kermann & Wegener

Abbildung 3: Einwohnerveränderung der Städte und Ge- meinden im Landkreis / Datenquelle: Spieker- mann & Wegener

10 Einleitung Gemeinsam für unsere Zukunft

Der Rückgang der Bevölkerung verteilt sich un- gleich auf die Altersgruppen. So wird die Anzahl an Dagmar Kindern und Jugendlichen im Zeitraum von 2011 Wendrich-Moritzen bis 2030 voraussichtlich um etwa 25 % abnehmen. Regierungspräsidium Die Altersgruppe der 21 bis 64-jährigen um ca. 23 % abnehmen. Demgegenüber wird die Alters- Dezernat Regional - gruppe der 65-jährigen teilweise deutlich zuneh- planung, Bau- und men. Wohnungswesen, Wirt- Im Ergebnis wird erwartet, dass beispielweise in schaft der Stadt Bad Hersfeld der Bevölkerungsrückgang bis zum Jahr 2030 insgesamt nur 8 % beträgt, Was nehmen Sie als Teilnehmerin aus den demgegenüber in einzelnen kleineren Gemeinden Arbeitsgruppen-Sitzungen mit? ein Rückgang von bis zu 30 % vorhanden sein wird. Eine Vorfestlegung auf Einzelthemen kann sinn- Der Rückgang der Bevölkerung verteilt sich nicht voll sein, wenn die Gesamtproblematik bekannt gleichmäßig auf die Städte und Gemeinden oder ist und das Projekt eine kurze Laufzeit hat. die einzelnen Ortsteile. Deshalb wurde vom Büro Spiekermann & Wegener eine kleinräumige Bevöl- kerungsprognose erstellt (vgl. Abb. 3). Vor diese m Hintergrund wurden die eingangs ge- nannten Infrastrukturen Bildung, Ärztliche Versor- gung, Seniorenversorgung, Innenentwicklung und Technische Infrastrukturen ausgewählt, da bei de- nen die höchste Handlungsnotwendigkeit und gleichzeitig die größte Handlungsmöglichkeit gese- hen wurde.

Einleitung 11 Landkreis Hersfeld-Rotenburg

2 Strategie und Projekte

Konkrete Projekte zur Steigerung der Attraktivität und damit zur Verbesserung der Zukunftsfähigkeit des Landkreises wurden und werden im Rahmen des Modellvorhabens in den zwei Themenberei- chen umgesetzt, die den höchsten Handlungsbe- darf aufweisen. Einerseits die Verbesserung der Lebens- und Wohnsituation von Seniorinnen und Senioren und andererseits die langfristige Sicherung der ärztli- chen Versorgung. Damit wird vor allem die zen- trale Herausforderung des demografischen Wan- dels, die deutliche Zunahme älterer Personen in den Mittelpunkt gerückt. Weitere Themen des demografischen Wandels, die bereits bearbeitet wurden, werden in Verant- wortung von Kreis und Kommunen und über die Nutzung anderer Förderprogramme umgesetzt. Aus diesem Grund wurden bereits während der Bearbeitung des Modellprojektes, Projekte zur Umsetzung für diese Bereiche entwickelt und ein- geleitet. Die Vorhaben wurden im Rahmen des Abbildung 4: Projektideenaufruf / Quelle: Landkreis Hersfeld-Rotenburg Bundesprojektes gefördert.

Umsetzungsprojekt 1: Menschen im Landkreis für Fragen der langfristi- Wettbewerb „Hier will ich sein – gen Sicherung von Daseinsvorsorgeangeboten und Hier werd´ ich alt!“ -leistungen zu sensibilisieren, die Mitwirkungsbe- Bereits im laufenden Prozess zur Erarbeitung der reitschaft zu stärken und verschiedene Projekt- Regionalstrategie Daseinsvorsorge hat der Land- ideen für kurzfristig realisierbare Handlungsan- kreis Hersfeld-Rotenburg im Januar 2013 einen sätze zu sammeln. Wettbewerb unter dem Titel „Hier will ich sein – Die 14 eingegangenen Wettbewerbsbeiträge wur- Hier werd´ ich alt!“ öffentlich ausgelobt. Damit den durch eine hochkarätig besetzte Jury bewer- wurden alle Interessierten aufgefordert, Projekt- tet und im Rahmen der MORO-Abschlussveran- ideen zum Thema „Wohnen älterer Menschen im staltung am 30. August 2013 öffentlich vorgestellt. Jahr 2030“ einzureichen. Aus den vom Bund bereitgestellten Finanzmitteln Den Hintergrund für diesen Projektaufruf bildet konnten fünf Projektideen prämiert werden: der künftige Anstieg der Anzahl älterer und auch Mit dem ersten Preis wurde das Projekt „Dorf- hochbetagter Menschen im Landkreis Hersfeld-Ro- schwester“ ausgezeichnet. tenburg und die damit verbundene Zielsetzung, die Wohn- und Lebenssituationen der Senio rinnen Den Kern dieses praxisbezogenen Konzeptes bildet und Senioren zu verbessern. Im Fokus der Aus- eine hauptamtliche Dorfschwester, die die ortsan- schreibung standen dabei die Stärkung der Teilha- sässigen Seniorinnen und Senioren im alltäglichen bemöglichkeiten sowie die Sicherung des Zugangs Leben unterstützt. Dies beinhaltet z.B. Hilfe bei zu Angeboten der Daseinsvorsorge. Die Form ei- Besorgungen und Erledigungen (Erhalt der Mobili- nes Wettbewerbs eröffnete die Möglichkeit, die tät), einen Wäsche-Service sowie als ein zentrsale

12 Strategie und Projekte Gemeinsam für unsere Zukunft

Element des Konzeptes ein „offenes Ohr“ für die Den mit 7.000 € dotierten zweiten Preis erhielten älteren Menschen und damit die Sicherung der so- Harald und Luisa Kühn für ihr Projekt „Licheröder zialen Teilhabe. Potenzial-Landkarte für das Miteinander der Gene- rationen und für ein selbstbestimmtes Leben im Das Konzept sieht vor, die Dorfschwester aus Alter.“ „Nutzerbeiträgen“ zu bezahlen. Schon bei 50 Se- niorinnen und Senioren und 50 € pro Person las- Im Rahmen des Projektes sollen die in der Dorfge- sen sich so tragfähige Strukturen etablieren. Das meinschaft vorhandenen vielfältigen Talente und Projekt wurde für den Schenklengsfelder Ortsteil Fähigkeit en zur Entwick lung lokaler Beratungs- Erdmannrode entwickelt. und Unterstützungsangebote für ein selbstbe- stimmtes Leben im Alter aktiviert, auf einer Poten- Das von Dr. Stefan Eick, Bernd Stumpf, Gunther zial-Landkarte sichtbar und so für das Miteinander Schramm, Jürgen Opfer und Wolfgang Vollroth verfügbar gemacht werden. eingereichte und mit einem Preisgeld von 10.000 € dotierte Projekt wurde von der Jury als außeror- Die Gemeinde Alheim wurde für ihr Projekt „Al- dentlich praxisbezogen gelobt. Es ist gut geeignet, heim voller Energie“ mit dem dritten Preis und die umfassende Betreuung älterer Menschen dau- 4.000 € ausgezeichnet. Der Wettbewerbsbeitrag erhaft sicherzustellen, vielfält ig, realisierbar und fi- fokussiert auf die Absicherung und Ausweitung nanzierbar. Eine Umsetzung sei „aus dem Stand“ der Angebotsqualit äten im bereits bestehenden in allen Dörfern möglich. FamilienVitalZentrum im Ortskern. Teil der Idee ist

Abbildung 5: Siegerfoto zum Wettbewerb „Hier will ich sein, hier werd‘ ich alt!“ / Quelle: Landkreis Hersfeld-Rotenburg

Strategie und Projekte 13 Landkreis Hersfeld-Rotenburg die Gründung eines Generationenhilfevereins „Wir Umsetzungsprojekt 2: für uns – Bürgerhilfe Alheim“, der dazu beitragen „Erprobung neuer Wege der ärztlichen soll, Nachbarschaftshilfe zu leisten und künftig Versorgung und Seniorenversorgung noch stärker auf die Bedürfnisse der Menschen in im Landkreis Hersfeld-Rotenburg“ den Ortsteilen einzugehen. Die „Erprobung neuer Wege der ärztlichen Versor- Die Jury vergab darüber hinaus zwei mit je 2.000 € gung und Seniorenversorgung im Landkreis Hers- dotierte Sonderpreise: feld-Rotenburg“ leitet sich direkt aus den Ergeb- Den ersten Sonderpreis erhielt die AG Zukunfts- nissen der beiden Themenbereiche „Ärztliche werkstatt Ronshausen für den Wettbewerbsbei- Versorgung“ und „Seniorenversorgung“ ab und trag „Leben in vertrauter Gemeinschaft“. Die Pro- soll die bereits bestehenden Aktivitäten bündeln. jektidee setzt auf die besonderen Qualitäten einer gut vernetzten dörflichen Gemeinschaft und zielt Im Kern soll ein Gesundheitspräventionsnetzwerk auf die Stärkung der Wohn- und Lebensqualität, aufgebaut werden, um älteren Menschen in unse- um insbesondere älteren Menschen ein selbstbe- rem Landkreis ein langes, selbstbestimmtes Leben stimmtes, eigenverantwortliches und generatio- zu Hause zu ermöglichen und zu sichern – dies ist nenübergreifendes Zusammenleben zu ermögli- gleichbedeutend mit einer hohen Lebensqualität chen. und greift die Bedürfnisse der älteren Generation Der zweite Sonderpreis wurde dem Senioren- und auf, möglichst lang im eigenen Wohnumfeld woh- Behindertenbeirat der Gemeinde Schenklengsfeld nen zu können und dabei gut versorgt zu werden. für ihre Ausarbeitung zum seniorengerechten Um- feld in der Gemeinde verliehen. Kernbestandteil Die bereits heute vorhandenen Aktivitäten und des Wettbewerbsbeitrages ist die Seniorenanlage Ressourcen sollen besser aufeinander abgestimmt, „Miteinander in Schenklengsfeld“, in der Tagesak- verknüpft und weiterentwickelt werden, insbeson- tivitäten für ältere Menschen angeboten werden dere die Hausarztakademie Hersfeld-Rotenburg und die so einen wichtigen Beitrag zur (Re-)Inte- e.V., das Modell VERAH und die bereits beg onne- gration in die Gemeinschaft ermöglicht. nen Aktivitäten aus dem ersten Umsetzungspro- jekt. Hierfür werden in den kommenden zwei Jah- Zudem wird der Beitrag „Land (er)leben“ von der ren (bis Ende 2015) Bundes- und Landesmittel in Converticon GmbH, Mar tin und Daniel Knauff so- Höhe von 140.000 Euro eingesetzt. wie Thomas Schaumlöffel als „innovative Idee“ an den Bund weitergegeben. Der Wettbewerbsbei- trag fokussiert sich auf die Begrenzung des demo- grafischen Wandels in ländlichen Regionen bei gleichzeitiger Entschärfung der prekären Wohnsi- tuation in Großstädten am Beispiel des Landkrei- ses Hersfeld-Rotenburg sowie am Main. Im Konzept werden Vorteile für alle beteiligten Ak- teursgruppen herausgearbeitet, die sich aus frei- willigen Umzügen kinderreicher Familien, die in den Ballungszentren von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen sind, in ländlichere Räume ergeben könnten.

14 Strategie und Projekte Gemeinsam für unsere Zukunft

Abbildung 6: Ergebnis-Folie aus der Arbeitsgruppe „Senioren“ / Quelle: Landkreis Hersfeld-Rotenburg

Im Einzelnen geht es um: Die Koordination und Umsetzung liegt in der Ver- • Die Einführung von kommunalen Seniorenbe- antwortung des Landkreises Hersfeld-Rotenburg. treuungen (KSB) in einzelnen Städten und Ge- meinden. Hierdurch sollen niedrigschwellige und wohnortnahe aufsuchende Betreuungsangebote entwickelt und erprobt werden. Weitere Informationen erhalten Sie bei: Fachdienst Senioren, • Die Sicherung einer ausreichenden medizini- Herr Dirk Hewig, Tel: 06621-873702, schen Versorgung. Dies bezie ht sich sowohl auf Mail: [email protected] die Erreichbarkeit bzw. räumliche Verteilung der Hausärzte, wie auch auf akzeptable Wartezeiten und im (Kapazitäten) und die weitere Umsetzung von Büro des Landrats, Delegationsmodellen „Versorgungsassistent/in Frau Anja Csenar, T el: 06621-879101, in der Hausarztpraxis“ (VERAH). Mail: [email protected]

• Die Koordination und fachliche Unterstützung dieser neuen Einrichtungen bzw. Angebote. Ins- besondere in Bezug auf Fragen von Grenzen eh- renamtlichen Engagements und damit dem Übergang hin zu professionellen Angeboten so- wie der Verknüpfung von VERAH, KSB, Hausärz- ten, kommunalen und kreisweiten Aktivtäten.

Strategie und Projekte 15 Landkreis Hersfeld-Rotenburg

satzes war es, die demografischen Herausforde- 3 Prozess- und Arbeitsstruktur rungen im Landkreis Hersfeld-Rotenburg langfris- tig zu bewältigen, deshalb wurde auch für die Ver- Die Regionalstrategie Daseinsvorsorge wurde in ei- stetigung vereinbart, die Arbeitsstrukturen weiter nem prozessorientieren Ansatz mit breiter Beteili- fortzuführen. gung von über 200 Akteurinnen und Akteuren er- arbeitet. Zentrale Arbeits- und Die Arbeits- und Entscheidungsstruktur ist in drei Ent scheidungs strukturen waren dabei die Len- Ebenen unterteilt: kungsgruppe, das Prozessmanagement und die fünf Arbeitsgruppen. Sie wurden ergänzt durch öf- fentliche Veranstaltungen, Bürgerwerkstätten, Vernetzungsworkshops und den Projektideen- Wettbewerb. Insgesamt wurden vorhandene Strukturen und Ar- beitsebenen integriert. Um Doppelstrukturen zu vermeiden, wurden neue Strukturen nur ergän- zend aufgebaut. Ziel des prozessorientierten An-

Abbildung 7: Organigramm/Prozessstruktur / Quelle: Landkreis Hersfeld-Rotenburg

16 Prozess- und Arbeitsstruktur Gemeinsam für unsere Zukunft

Lenkungsgruppe Die Lenkungsgrup- pe unter Leitung von Landrat Dr. Karl-Ernst Schmidt sowie seiner Vertre- terin, der Ersten Kreisbeigeordneten Elke Künholz war das zentrale Ent- scheidungsgremium im Erarbeitungspro- zess und wird für die Verstetigung fortgeführt. Ihr ge- hören Entschei- Abbildung 8: MORO Lenkungsgruppe / dungsträgerinnen und Entscheidungsträger an so- Quelle: Landkreis Hersfeld-Rotenburg wie Vertreterinnen und Vertreter der Fachdienste Bauordnung, Senioren, Schulverwaltung und Länd- licher Raum, das Leader-Regionalmanagement, die sches Sozialministerium, Kultusministerium) und das Zukunftsakademie Hersfeld-Rotenburg e.V., die in- Regierungspräsidium Kassel sowie die Hessen-Agen- terkommunale Zusammenarbeit Bebra, Rotenburg tur vertreten. a.d. Fulda und Alheim (ZuBRA), die Fraktionsvorsit- zenden der Kreistagsfraktionen sowie die Diakonie In der breit aufgestellten Lenkungsgruppe erfolgte als Wohlfahrtsverband. Zusätzlich waren Ministe- die inhaltliche Vernetzung der Arbeitsgruppen, rien und Landesbehörden (Hessisches Ministerium wurden wesentliche Entscheidungen getroffen für Wirtschaft, Verkehr und Landesplanung, Hessi- und der Gesamtprozess gesteuert.

Koordinierungsgruppe – Projektleitung Zukunftsfragen, im Büro des Landrats. Sie ist für die Die Koordinierungsgruppe stellt die Verbindungen Prozesskoordination und Abwicklung der Finanzen zwischen der Lenkungsgruppe und der kooperativen verantwortlich. Arbeitsebene dar. Sie besteht aus Anja Csenar und Marion Gümpel von der Kreisverwaltung, die dem Landrat Dr. Karl-Ernst Schmidt bzw. der Ersten Kreis- beigeordneten Elke Künholz direkt zugeordnet sind sowie der Leader-Regionalmanagerin Sigrid Wet- terau. Somit bestehen auch in der Koordinierungs- gruppe eine breite inhaltliche Ausrichtung und die Verknüpfung unterschiedlicher Themen.

Ein weiterer Vorteil der Koordinierungsgruppe ist, dass sowohl Akteurinnen und Akteure innerhalb der Kreisverwaltung wie auch außerhalb direkt ange- sprochen werden, da sich die unterschiedlichen Zu- ständigkeit und Verantwortungsbereiche ergänzen. Die Koordinierungsgruppe wird auch weiterhin ihre Aufgabe für die Verstetigung übernehmen. Die Pro- Abbildung 9: MORO Koordinierungsgruppe / jektleitung unterliegt Anja Csenar, Beauftragte für Quelle: Landkreis Hersfeld-Rotenburg

Prozess- und Arbeitsstruktur 17 Landkreis Hersfeld-Rotenburg

Die kooperative Arbeitsebene – Fünf thematische Arbeitsgruppen Die kooperative Ar- beitsebene ist mit fünf thematischen Arbeitsgruppen das Kernstück für die Erarbeitung der Re- gionalstrategie Da- seinsvorsorge. Hier wurden mit jeweils 15 bis 30 Vertrete- rinnen und Vertre- tern der Fachämter, von Vereinen und Verbänden, Bürger- meistern sowie in- teressierten Bürge- rinnen und Bürgern in durchschnittlich fünf Sitzungen die vorliegenden Ergeb- nisse erarbeitet. Die Abbildung 10: Arbeitsgruppe Senioren / Quelle: Landkreis Hersfeld-Roten burg Arbeitsgruppen wurden bei der Erarbeitung durch unterschiedliche Fachbüros für Datenanalysen, planungsrechtliche Fragen, die Entwicklung von Prognosen und Szenarien sowie Moderation un- terstützt. Für die Verstetigung werden die Arbeits- gruppen fortbestehen, die externe Unterstützung wird in nächster Zukunft entfallen.

Prozessbegleitung - Begleitforschung Die Bietergemeinschaft Deutsches Institut für Stadt und Raum e.V. (DISR) und das Büro der Orga- nisationsberatung Ehring & Kühn GbR haben die Prozessbegleitung übernommen. Das Büro Spie- kermann & Wegener, Stadt und Regionalfor- schung, ist für die Begleitforschung „Zentrale Da- tendienste“ zuständig.

18 Prozess- und Arbeitsstruktur Gemeinsam für unsere Zukunft

Ilse Koch Dipl. Ing. Stadträtin Roland Peter Magistrat Bebra Amt für Boden - management Homberg (Efze)

Was hat Ihnen Ihr Engagement „gebracht“ – Was möchten Sie uns für die Umsetzungs- persönlich und beruflich? phase mit auf den Weg geben? Es war einfach ein Gewinn mitzuarbeiten, es Sagt den Bürgern die Wahrheit! war keinesfalls etwas für die „Schublade“.

Öffentlichkeitsarbeit Modellvorhaben sowie die Möglichkeiten der Mit- Ergänzend zur Arbeits- und Entscheidungsstruktur wirkung genauso informiert, wie erste Diskussio- ist über verschiedene Formate und Veranstaltun- nen über Handlungsnotwendigkeiten und Zielset- gen die breite Öffentlichkeit informiert bzw. zum zungen der ausgewählten Infrastrukturen geführt. Mitarbeiten aufgefordert worden. Eine kontinuier- Ein weiterer Meilenstein der breiten Öffentlich- liche Berichterstattung und Informationen erfolg- keitsbeteiligung war die Durchführung des Pro- ten über die Pressestelle sowie die Internetseite jektideen-Wettbewerbs (siehe Abschnitt Umset- des Landkreises. Diese wird auch in Zukunft fort- zungsprojekt I). geführt werden. Anfang 2013 wurde eine große öffentliche Veranstaltung – eine Bürgerwerkstatt Der Abschluss stellte die Veranstaltung Ende Au- mit ca. 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern gust 2013 dar, zu der die prämierten Wettbe- durchgeführt. In diesem Rahmen wurde über das werbsbeiträge bekannt gegeben wurden.

Abbildung 11: Abschlussveranstaltung im Kreisjugendhof in Rotenburg a. d. Fulda / Quelle: Landkreis Hersfeld-Rotenburg

Prozess- und Arbeitsstruktur 19 Landkreis Hersfeld-Rotenburg

4 Ergebnisse der thematischen 4-1 Bildung Arbeitsgruppen Die Arbeitsgruppe zum Handlungsfeld Bildung fo- kussierte die Bearbeitung nach einem thematisch Im Rahmen der Erarbeitung der Regionalstrategie sehr breiten Einstieg vor allem auf die Grundschul- wurde für jedes der fünf ausgewählten Handlungs- versorgung im Landkreis Hersfeld-Rotenburg. felder eine thematische Facharbeitsgruppe einge- setzt. Diese haben sich im Bearbeitungsprozess Herausforderungen mit den bestehenden und künftig zu erwartenden Aufgrund des zu erwartenden Rückgangs der An- Herausforderungen im jeweiligen Infrastrukturbe- zahl der Kinder im Grundschulalter um rund ein reich befasst und Anpassungsstrategien für die Si- Viertel werden voraussichtlich an mehreren cherung bedarfsgerechter Versorgungsqualitäten Grundschulstandorten die heute gesetzlich vorge- unter den Bedingungen der demografischen Ent- sehenen Mindestschülerzahlen künftig nicht mehr wicklungen entwickelt und diskutiert. erreicht werden. Dies betrifft nach den Vorausbe- Die wesentlichen Ergebnisse der thematischen Ar- rechnungen von den insgesamt 31 Grundschulen beitsgruppen werden in diesem Abschnitt zusam- im Landkreis menfassend dargestellt. • 13 Grundschulen, die bis zum Jahr 2030 weniger als 80 Schülerinnen und Schüler, also keine vier Jahrgangsstufen mit mindestens 20 Schülerinnen und Schülern je Klasse sowie • 8 Grundschulen, die bis zum Jahr 2030 sogar we- niger als 52 Schülerinnen und Schüler bzw. weni- ger als 13 Schülerinnen und Schüler pro Jahr- gangsstufe haben werden.

Abbildung 12: Entwicklung der Anzahl der Kinder und Jugendlichen 2011 bis 2030 (Index: 2011=100%) / Datenquelle: Spiekermann & Wegener

20 Bildung Gemeinsam für unsere Zukunft

Abbildung 13: Entwicklung der Anzahl der Kinder im Grundschulalter / Datenquelle: Datenbasis Spiekermann & Wegener

Die durch das Hessische Kultusministerium vorge- • Handlungsbedarf voraussichtlich bis etwa zum gebene Mindestschülerzahl für die Grundschulen Jahr 2022 in Ronshausen und Nentershausen, liegt bei 52 Schülerinnen und Schülern. Dies ent- spricht vier Jahrgangsstufen mit je einer Schul- • Handlungsbedarf voraussichtlich bis etwa zum klasse mit mindestens 13 Schülerinnen und Schü- Jahr 2025 in Wildeck-Hönebach und Bebra-Wei- lern. terode sowie Nach den Ergebnissen der Modellrechnungen be- • Handlungsbedarf voraussichtlich bis etwa 2030 steht bei den acht Grundschulen mit besonders in Bebra-Breitenbach. hohem Schülerrückgang

• kurzfristiger Handlungsbedarf in Heringen-Wöl- Der Rückgang der Anzahl der Schülerinnen und fershausen, Breitenbach a. Herzberg sowie in Schüler wird sich voraussichtlich auch über das Cornberg, Jahr 2030 hinaus weiter fortsetzen.

Bildung 21 Landkreis Hersfeld-Rotenburg

Standpunkt heute! Elke Künholz Insbesondere vor dem Hintergrund des demografi- schen Wandels spielt die Verbesserung der Bil- Erste dungschancen für alle eine wichtige Rolle. Bereits Kreisbeigeordnete beim Aufbau der Bildungsregion Hersfeld-Roten- Landkreis burg bestand daher eine wichtige Zielstellung in Hersfeld-Rotenburg der strukturellen Vernetzung der Bildungsaktivitä- ten vor Ort. Dabei liegt der Fokus insbesondere auf den Schnittstellen und Übergängen (vgl. dazu auch Modellprogramm „Interkulturelles Über- gangsmanagement im Landkreis Hersfeld-Roten- burg). Was nehmen Sie als Teilnehmerin aus den Arbeitsgruppen-Sitzungen mit? Zielsetzungen der Arbeitsgruppe Die Zusammenarbeit von Schulen, staatlichem Die Zielsetzung der Arbeitsgruppe besteht unter Schulamt, Kreis und politischen Vertretern hat dem Motto „kurze Beine – kurze Wege“ in der Si- das Verständnis untereinander gefördert. cherung einer ortsnahen Grundschulversorgung Jetzt heißt es Umsetzen – auf allen Wegen. mit hoher pädagogischer Unterrichts- und Betreu- ungsqualität. Diese Zielsetzung wird von allen relevanten Akteu- rinnen und Akteuren, Eltern, Ko mmunen, Kreis- nen und Schülern entgegen. Gleichwohl wirkt das schulverwaltung und Staatlichem Schulamt Vorhandensein einer örtlichen Grundschule auf getragen. Zugleich sollen Möglichkeiten zur Ganz - die Standortattraktivität einer Kommune, so dass tages betreuung ausgebaut werden. Die zentrale mit dem Erhalt von Bildungsinfrastrukturen häufig normative Zielsetzung besteht damit darin, in je- berechtigte Hoffnungen auf günstigere Wande- der Kommune mindestens eine Grundschule zu er- rungsbilanzen verbunden sind. Daraus könnten halten. sich voraussichtlich zusätzlich positive Effekte durch Steuereinnahmen bzw. Einnahmen aus dem Ergebnisse und Handlungsempfehlungen kommunalen Finanzausgleich ergeben. Beim Unterschreiten der gesetzlich vorgesehenen Das Vorhandensein einer Schule vor Ort bietet da- Mindestschülerzahlen sollen die Standorte vor al- rüber hinaus einen günstigen Anknüpfungspunkt lem in kleineren Gemeinden als sogenannte Klein- für die Umsetzung der anstehenden Gestaltungs- schulen gesichert und weiterentwickelt werden. strategien in anderen Infrastrukturbereichen wie Dies soll die Möglichkeit beinhalten, Schülerinnen z.B. die Gewinnung medizinischen und pflegeri- und Schüler in maximal zwei jahrgangsübergrei- schen Fachpersonals. fenden Klassen für die Jahrgangsstufen 1 und 2 bzw. 3 und 4 zu unterrichten. Da rund 90 % des Fahrgastaufkommens im Öffent- lichen Personennahverkehr (ÖPNV) im Landkreis Die Arbeitsgruppe spricht sich darüber hinausge- Hersfeld-Rotenburg auf Schülertransporte entfal- hend dafür aus, die maximale Schülerzahl für den len, lässt der Erhalt von Grundschulen gleicherma- jahrgangsstufenübergreifenden Unterricht auf 16 ßen die Sicherung der ÖPNV-Anbindung für Be- Schüle rinnen und Schüler herabzusetzen, um Un- wohnerinnen und Bewohner weniger zentraler terricht in der gewünschten pädagogischen Quali- Ortsteile an die Ortsteile mit Schulangebot erwar- tät zu ermöglichen. ten. Der Erhalt einer möglichst dezentralen Grund- Der Erhalt einer dezentralen Grundschulstandort- schulstandortstruktur kommt – sofern die Unter- struktur sowie die geforderte Herabsetzung der richts- und Betreuungsqualität gesichert ist – im Mindestschülerzahlen zielen auf die Sicherung ei- Sinne kurzer Schulwege vor allem den Schülerin- ner hochwe rtigen Unterrichts- und Betreuungs-

22 Bildung Gemeinsam für unsere Zukunft qualität. Für den Landkreis als Schulträger ist der Erhalt der Schulen gegenüber einer perspektivi- schen Schließung zunächst kostenneutral, da wich- tige Sanierungsarbeiten ohnehin kurzfristig durch- zuführen sind. Kosteneinsparungen ließen sich, wie erste Praxis- erfahrungen bereits zeigen, realisieren, wenn sich Grundschulen eines Schulverbundes z.B. Sekretari- ats- oder Hausmeisterstellen teilen. Die Arbeit sgruppe empfiehlt, das entwickelte Kon- zept – Etablierung von jahrgangsstufen-übergrei- fendem Unterricht in Kleinschulen und Einrichtung von Schulverbünden – sukzessive dort umzuset- zen, wo der Schülerrückgang entsprechenden Handlungsbedarf begründet. Bei der Bildung von Schulverbünden kann ggf. eine vorzeitige Einbeziehung von Grundschulen in ei- nen zu gründenden Verbund sinnvoll sein. Dies könnte sich vor allem für Bebra anbieten. Die Umsetzung der Handlungsempfehlungen der Arbeitsgruppe sollte im Rahmen der Fortschrei- bung des Schulentwicklungsplanes überprüft wer- den und bei festgestelltem Bedarf erfolgen. Diese Strategie kann jedoch nur erfolgreich umge- setzt werden, wenn auch die Vorgaben des Landes bezüglich Mindestschülerzahlen sowie der perso- nellen Ausstattung der Schulen entsprechende Möglichkeiten eröffnen.

Bildung 23 Landkreis Hersfeld-Rotenburg

4-2 Ärztliche Versorgung zu regeln, also die Nachbesetzung von freiwerden- Die Diskussionen in der Arbeitsgruppe „Ärztliche den Hausarztstellen mit jungen Medizinerinnen Versorgung“ konzentrierten sich auf die Sicherung und Medizinern sicherzustelle n. der hausärztlichen Versorgung. Dies ist vor dem Hintergrund, dass bereits heute in einzelnen Kommunen keine oder nur wenige Herausforderungen Hausärztinnen bzw. Hausärzte zur Verfügung ste- Etwa die Hälfte der 90 im Landkreis Hersfeld-Ro- hen, für die künftige Versorgungssituation von be- tenburg praktizierenden Hausärztinnen und Haus- sonderer Bedeutung. ärzte sind nach Zahlen der Kassenärztlichen Verei- nigung mindestens 55 Jahre alt, rund ein Drittel Im Zentrum der Anforderungen an die hausärztli- sogar 60 Jahre oder älter. In den kommen den Jah- che Versorgung stehen im Landkreis Hersfeld-Ro- ren ist also mit dem altersbedingten Ausscheiden tenburg die Wohnortnähe bzw. die gute Erreich- zahlreicher Hausärzte zu rechnen. barkeit hausärztlicher Versorgungsangebote sowie die Sicherung ausreichender Behandlungskapazi- Gleichzeitig zeigen die Diskussionen im Landkreis täten, die sich in geringen Wartezeiten auf einen Hersfeld-Rotenburg und die Erfahrungen in vielen Termin bzw. kurzen Wartezeiten im Wartezimmer eher ländlich geprägten Regionen, dass Schwierig- sowie ausreichend Zeit für Gespräche, Erläuterun- keiten bestehen, eine umgehende Praxisnachfolge gen und medizinische Behandlung zeigen.

Abbildung 14: Altersstruktur der im Landkreis Hersfeld-Rotenburg praktizierenden Hausärzte (Stand: April 2010) / Quelle: Kassenärztliche Vereinigung Hessen

24 Ärztliche Versorgung Gemeinsam für unsere Zukunft

Abbildung 15: Erreichbarkeit Hausärzte mit dem Pkw in 2012 / Datenquelle: Spiekermann & Wegener

Die Sicherung einer wohnortnahen hausärztlichen Hausärzten sowie dem Hessischen Hausärztever- Versorgung wirkt zudem auf die lokale Standortat- band die Ausbildung, Qualifizierung und Beglei- traktivität, die ebenfalls Effekte auf die Wande- tung angehender Ärztinnen und Ärzte vor Ort und rungsbilanzen haben könnte. Eine weitere zentrale leistet so einen zentralen Beitrag zur Sicherung Verknüpfung ergibt sich im Zusammenhang mit des medizinischen Nachwuchses im Landkreis den Ansätzen zur Sicherung der Wohn- und Le- Hersfeld-Rotenburg. bensqualität einer künftig wachsenden Zahl von Seniorinnen und Senioren, für die eine wohnort- Das Projekt wurde bereits im Jahr der Gründung nahe medizinische Versorgung besonders wichtig im Wettbewerb „Menschen und Erfolge“ durch ist. das Bundesminister ium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung mit einem Preis ausgezeichnet. Standpunkt heute! Die Arbeitsgruppe konnte auf einer fundierten Zielsetzungen der Arbeitsgruppe Problemanalyse sowie bereits auf dieser Basis an- Die zentrale Zielsetzung besteht in der Organisa- gestellten Überlegungen und entwickelten kon- tion der Wiederbesetzung möglichst vieler dieser zeptionellen Handlungsansetzen aufbauen. In die- Hausarztstellen, die aus Gründen des Alters der sem Zusammenhang ist insbesondere die Sitzinhaberinnen und –inhaber künftig aufgegeben Gründung der Hausarztakademie Hersfeld-Roten- werden und unbesetzt bleiben könnten. burg im Juni 2011 zu nennen. Unter diesem Dach sichert der Landkreis Hersfeld-Rotenburg gemein- Dies ist insbesondere deswegen wichtig, da die Al- sam mit den örtlichen Kliniken, niedergelassenen terung der Bevölk erung besondere Anforderungen

Ärztliche Versorgung 25 Landkreis Hersfeld-Rotenburg an die hausärztliche Versorgung erwarten lassen. gangsbedingungen für die Einstellung von Fach- Dies liegt vor allem daran, dass ältere Personen kräften, die Medizinerinnen und Mediziner von häufiger zum Hausarzt gehen und deshalb die Verwaltungstätigkeiten entlasten. Dies würde dazu Nachfrage nach ärztlichen Leistungen nicht pro- führen, dass mehr Zeit für die Versorgung der Pa- portional zum Bevölkerungsrückgang geringer tientinnen und Patienten zur Verfügung stünde, wird. Zur Sicherung der hausärztlichen Versorgung also mehr hausärztliche Versorgungskapazitäten sind damit künftig neben der Kassenärztlichen Ver- geschaffen würden. einigung auch Landkreis und Kommunen gefor- dert. Mehrbehandlerpraxen eignen sich zudem beson- ders für die Anstellung von Versorgungsassisten- tinnen bzw. Versorgungsassistenten in der Haus- Ergebnisse und Handlungsempfehlungen arztpraxis (VERAH). Damit werden medizinische Mit der Hausarztakademie Hersfeld-Rotenburg ist Fachkräfte bezeichnet, die als Angestellte der eine wichtige Institution geschaffen worden, mit Hausarztpraxen Hausbesuche vornehmen und die der die Ausbildung junger Hausärztinnen und Hausärzte durch hochqualifizierte Unterstützungs- Hausärzte in der und für die Region ermöglicht leistungen entlasten. Damit ließe sich die Wohn- wird. ortnähe der hausärztlichen Versorgung aufrechter- halten oder sogar ausweiten. Dieser wichtige Anknüpfungspunkt für die regio- Ergänzend zum Modell VERAH sind zudem auch nale allgemeinärztliche Versorgung soll in Zukunft Kooperationen mit Pflegedienstleistern möglich, gestärkt werden, um den Verbleib von hie r ausge- vorausgesetzt, dass dort die notwendigen fachli- bildeten Hausärztinnen und Hausärzten zu ge- chen Voraussetzungen gegeben sind. währleisten. Dies soll vor allem durch eine Erwei- terung der Aktivitäten der Hausarztakademie sowie die Ausweitung der Kooperationen mit be- stehenden Hausarztpraxen sichergestellt werden.

Ergänzend dazu bedarf es nach Auffassung der Ar- beitsgruppe der Schaffung von Rahmenbedingun- gen, die die Bedürfnisse junger Medizinerinnen und Mediziner berücksichtig en: Dies umfasst ne- ben dem Wunsch nach Teilzeittätigkeit vor allem auch der Ermöglichung einer Tätigkeit im Ange- stelltenverhältnis, die von Nachwuchsfachkräften häufig gewünscht wird. Hier soll sowohl auf die Joachim Lindner Kassenärztliche Vereinigung als auch auf das Hessi- Ärztlicher Direktor/ sche Sozialministerium eingewirkt werden, um das Klinik am Hainberg komplizierte und langwierige Genehmigungsver- Bad Hersfeld fahren für die Anstellung von Ärztinnen und Ärz- ten zu beschleunigen und zu vereinfachen.

Die Arbeitsgruppe empfiehlt in diesem Zusam- menhang, die Anzahl der Mehrbehandlerpraxen im Landkreis zu erhöhen. Damit könnte Nach- wuchsmedizinerinnen und -medizinern die ge- Was hat Ihnen Ihr Engagement „gebracht“ – wünschte Tätigkeit im Angestelltenverhältnis er- persönlich und beruflich? möglicht werden. Gleichzeitig erlauben Praxen mit mehreren Ärzten ein modernes und rationales Ar- Als „Kliniker“ habe ich viel von den niedergelas- beitsmanagement sowie einen effizienteren -Ein senen Kollegen gelernt, die Kooperation muss satz der oft kostenintensiven Gerätschaften. Diese sektorenübergreifend organisiert werden. Form der Praxisorganisation bietet günstige Aus-

26 Ärztliche Versorgung Gemeinsam für unsere Zukunft

Außerdem soll durch den Aufbau eines Versor- gungsverbandes sichergestellt werden, dass Pra- Dr. med. xen, die aufgrund des bevorstehenden Ruhestan- Jörg Merkel des des Sitzinhabers und bei fehlendender Hausarzt Nachfolgeregelung, übernommen und fortgeführt Gemeinschaftspraxis werden können. Dies ist für die Sicherung der Alheim-Heinebach hausärztlichen Versorgungssituation im Landkreis von besonderer Bedeut ung: In Zulassungsbezirken wie dem Landkreis Hersfeld-Rotenburg, in denen nach den Statuten der aktuellen Bedarfsplanung rechnerisch keine Unterversorgung besteht, fallen Hausarztstellen, die sechs Monate oder länger Was nehmen Sie als Teilnehmer aus den nicht nachbesetzt werden können, weg. Die Siche- Arbeitsgruppen-Sitzungen mit? rung der Hausarztstellen ließe sich durch Über- Die Bestätigung, dass nur Mehrbehandlerpra- nahme von Seiten des Versorgungsverbandes er- xen zu geeigneten Lösungsansätzen führen. reichen. Eine wichtige Rolle kommt zudem auch den örtli- Was möchten Sie uns für die Umsetzungs- chen Bürgermeistern zu: Die Arbeitsgruppe regt phase mit auf den Weg geben? an, dass die Bemühungen um die Sicherung der Eine professionelle Besetzung der weiteren Ver- hausärztlichen Versorgungsqualität auch in Zu- netzungsarbeit ist dringend erforderlich. kunft durch die Bürgermeister unterstützt wird, in- dem enge Kontakte mit den örtlich niedergelasse- nen Hausärztinnen und Hausärzten gepflegt werden, um Handlungserfordernisse frühzeitig zu erkennen und die Sicherung der Nachfolge auch von dieser Seite aus unterstützen zu können. Mit der Umsetzung des Konzeptes kann dem be- vorstehenden Defizit an ärztlichem Personal wirk- sam entgegengewirkt werden. Zugleich kann das Leistungsvermögen der Hausärztinnen und Haus- ärzte deutlich erhöht werden. Unter diesen Vo- raussetzungen können nach Auffassung der Ar- beitsgruppe im Landkreis Hersfeld-Rotenburg die bevorstehenden Herausforderungen in der medizi- nischen Versorgun g bewältigt werden.

Ärztliche Versorgung 27 Landkreis Hersfeld-Rotenburg

4-3 Seniorenversorgung wird in diesem Zuge insbesondere auch die Anzahl Ein wesentliches Kennzeichen des demografischen der Menschen im Alter von 80 Jahren oder älter. Wandels sind Verschiebungen in der altersstrukt u- Diese Entwicklung vollzieht sich grundsätzlich in rellen Zusammensetzung der Bevölkerung – allen Kommunen des Landkreises – gleichwohl gibt insbesondere die Zunahme der Anzahl der Men- es Unterschiede in Ausprägung und Dynamik der schen im Seniorenalter. Mit der Sicherung der Ver- Entwicklung. Wenngleich in unterschiedlichem sorgungs- und Unterstützungsstrukturen für eine Maße ist jedoch davon auszugehen, dass im Zuge wachsende Anzahl von Menschen im höheren dieses Alterungsprozesses in allen Kommunen des oder hohen Alter hat sich die Arbeitsgruppe Senio- Landkreises der Bedarf na ch pflegerischen Unter- renversorgung befasst. stützungsangeboten grundsätzlich zunehmen wird. Herausforderungen Gemessen an den heutigen Bedarfen verfügt der Im Landkreis Hersfeld-Rotenburg ist heute etwa Landkreis über leistungsfähige Strukturen und viel- ein Fünftel der Bevölkerung älter als 65 Jahre. Im fältige Angebote in der Seniorenbetreuung sowie Jahr 2030 werden Menschen dieses Alters rund in der stationären und ambulanten Versorgung mit ein Drittel der Bevölkerung ausmachen. Ansteigen pflegerischen Versorgungsleistungen.

Abbildung 16: Entwicklung der Menschen in der Altersklasse 65+ bis 2030 bzw. Entwicklung des Pflegebedarfs / Datenquelle: Spiekermann & Wegener

28 Seniorenversorgung Gemeinsam für unsere Zukunft

wartung schwierig werden könnte, professionelle pflegeri- scher Unterstützungsleistungen – vor allem Leistungen im Be- reich der vollstationären Dau- erpflege – aus eigenen Mitteln zu finanzieren. Dies könnte zu einem erheblichen Anstieg der Kosten für Hilfen zur Pflege führen, die der Landkreis als Sozialhilfeträger zu tragen Abbildung 17: Kommunen mit besonders hohem Anstieg des Unterstützungsbedarf der hätte. älteren Bevölkerung durch Reduzierung familiärer Hilfe (Quelle: Berechnungen des DISR) Datenquelle: DISR: Übertragung der Fallzahlen der Pflegestatistik für den Landkreis Hersfeld- Rotenburg auf die prognostizierten Daten von Spiekermann & Wegner

Herausforderungen ergeben sich jedoch in dem Nach Berechnungen der zuständigen Stelle des Maße, in dem die Anzahl der älteren und alten Landkreises ist bis zum Jahr 2030 für die Pflege Menschen sowie der Pflegebedarf zunehmen wer- von Seniorinnen und Senioren im Bereich der Sozi- den. Aufgrund des erfreulichen Umstandes einer alaufwendungen eine Kostensteigerung von mehr längeren Lebenserwartung lassen sich somit Hand- als 60 % wahrscheinlich. Je nach Rechenweg könn- lungsbedarfe für die Sicherstellung sowohl statio- ten die Mehrkosten für Sozialhilfeaufwendungen närer als auch ambulanter Unterstützungsleistun- zwischen 2 und 2,6 Mio. Euro pro Jahr liegen. gen ableiten. Als zentrale Herausforderung ergibt sich aus die- Für einen Großteil der Seniorinnen und Senioren sen Gründen, für eine wachsenden Anzahl von Se- stellt die Mögl ichkeit zum Verbleib in einer eige- niorinnen und Senioren Möglichkeiten zum Ver- nen Wohnung den zentralen Wunsch für das Le- bleib in der eigenen Häuslichkeit zu schaffen und ben im Alter dar. Die Sicherung pflegerischer Un- pflegerische Unterstützungsleistungen , die allge- terstützungsleistungen wird im ambulanten meine Versorgung sowie die gesellschaftliche Teil- Bereich zum Einen durch ambulante Pflege- habe zu ermöglichen und sicherzustellen. dienste, zum Anderen jedoch durch ehrenamtliche oder halb-ehrenamtliche bzw. zum Großteil durch Standpunkt heute! Familienangehörige, Freundinnen, Freunde oder Nachbarinnen und Nachbarn sichergestellt. In die- Anknüpfungspunkte für weitere Maßnahmen be- sem Zusammenhang ergibt sich eine besondere stehen durch die vielfältigen Strukturen im Bereich Herausforderung durch den absehbaren Rückgang der Altenhilfe im Landkreis Hersfeld-Rotenburg. der Anzahl der Menschen in den Altersgruppen, Dies umfasst die bestehenden Dienstleistungsan- die diese häusliche Pflege vornehmlich gewährleis- gebote im Bereich der stationären und ambulan- ten. Dies könnte dazu führen, dass Menschen sta- ten Pflege, lokal und regional tätige Organis atio- tionäre Betreuungsleistungen nachfragen müssen nen (z.B. Landfrauen, Verein für ehrenamtliche – auch wenn ambulante Unterstützungsleistungen Bürgerbetreuung, das Projekt „Gemeinsam gegen eigentlich ausreichen würden. Einsamkeit“, die Ehrenamtsagentur des Landkrei- ses, Sportvereine, Senioren-Beratung Waldhessen Abbildung 17 zeigt eine Auswahl der Kommunen, oder den Pflegestützpunkt) sowie weitere Aktivitä- in denen sich ein besonders hoher Unterstüt- ten auf Ebene der Kommunen im Landkreis. zungsbedarf durch einen starken Rückgang der fa- miliären Hilfe ergeben könnte. So besteht bereits heute ein vielfältiges Spektrum an Angeboten für Seniorinnen und Senioren bzw. Handlungsbedarfe für den Kreis ergeben sich ins- zur Unterstützung pflegender Zugehöriger: Es um- besondere auch dadurch, dass es für eine wach- fasst u.a. Beratungs- und Schulungsangebote für sende Zahl von Menschen aufgrund der Rentener- helfende und pflegende Zugehörige, Angebote zur

Seniorenversorgung 29 Landkreis Hersfeld-Rotenburg

Ergebnisse und Handlungsempfehlungen Ilse Koch Die Koordination der bereits bestehenden vielfälti- Stadträtin gen Angebote und Aktivitäten des Landkreises im Magistrat Bebra Bereich der Betreuungs- und Versorgungsange- bote für Seniorinnen und Senioren soll künftig durch die Senioren-Beratung Waldhessen sicher- gestellt werden. Im Zusammenwirken mit Land- kreis und den Kommunen sollen Angebote künftig bedarfsgerecht ausgebaut werden. Den zweiten Kernbestandteil des Seniorenkonzep- Was nehmen Sie als Teilnehmerin aus den tes bildet der Einsatz einer Kommunalen Senioren- Arbeitsgruppen-Sitzungen mit? betreuung (KSB). Die zentrale Aufgabe dieser KSB besteht darin, den Hilfe- und Unterstützungsbe- Laien und Fachleute haben gleichberechtigt darf von Seniorinnen und Senioren im Einzelfall zu über Visionen und Lösungen nachgedacht. erfassen, Präventionsmaßnahmen einzuleiten so- wie die benötigten Hilfe- und Unterstützungsleis- tungen vor Ort zu veranlassen. Kommunikationspflege einschließlich Korrespon- Dabei soll eine enge Zusammenarbeit mit der Se- denzhelferinnen und -helfern, Begleitdiensten für nioren-Beratung Waldhessen, dem Pflegestütz- Behördengänge sowie Sportvereine mit speziellen punkt sowie Hausarztpraxen und Versorgungsas- Angeboten für ältere Menschen. sistentinnen und -assistenten in der Hausarztpraxis (VERAHs) sichergestellt werden. Zielsetzungen der Arbeitsgruppe Der Einsatz der KSB trägt somit dazu bei, das be- Die Arbeitsgruppe hat vor diesem Hintergrund als reits bestehende Angebot künftig noch gezielter Zielsetzungen festgelegt auf die Bedarfe einer quantitativ wachsenden Ziel- • älteren und alten Menschen eine hinreichende gruppe abstimmen zu können. Versorgung für einen den individuellen Vorstel- Finanzmittel für den zusätzlichen Personaleinsatz lungen entsprechenden Lebensabend zu sichern be i der Senioren-Beratung Waldhessen bzw. für sowie die KSB stehen zunächst aus dem durch Bundes- • die Voraussetzungen für eine möglichst lange ei- und Landesmittel geförderten Umsetzungsprojekt genständige Haushaltsführung zu schaffen. „Erprobung neuer Wege der ärztlichen Versorgung und Seniorenversorgung im Landkreis Hersfeld-Ro- Um diese Zielsetzungen erreichen zu können, sol- tenburg“ zur Verfügung. len • Kontaktgelegenheiten erhalten oder geschaffen werden, um Vereinsamung entgegenzuwirken und eine bedarfsgerechte Betreuung zu gewähr- leisten, • Möglichkeiten zum Erhalt der physischen Leis- tungsfähigkeit im Rahmen der Gesundheitsprä- vention geschaffen und ausgebaut werden und • gleichzeitig die ambulante Grundversorgung als Sicherung existenzieller Lebensvoraussetzungen gewährleistet werden (z.B. Sicherung von Ver- sorgungsfunktionen, z.B. gut erreichbare medizi- Abbildung 18: Generationenübergreifendes Unterstützungs- nische Grundversorgung). angebot / Quelle: Landkreis Hersfeld-Rotenburg

30 Seniorenversorgung Gemeinsam für unsere Zukunft

4-4 Innenentwicklung Die zentralen Fragen lauten: • Wie können Ortskerne wiederbelebt und die In- Herausforderung nenentwicklung zielgerichtet gestärkt werden Durch den Rückgang der Bevölkerung sowie die (auch mit Blick auf die anderen Infrastrukturbe- Entwicklungen der letzten Jahrzehnte zeigen sich reiche wie Wasser-/ Abwasser, Bildung, ärztliche gravierende Veränderungen in unseren Städten Versorgung etc.)? und Gemeinden. Es mehren sich Geschäftsleer- • Wo ist Rückbau sinnvoll, wie kann Rückbau reali- stände in den Innenstädten und Kernbereichen, siert und finanziert werden? leerstehende Wohngebäude und unangepasste Neubauten prägen nicht nur vereinzelt das Bild. • Wie können schnelle Lösungen (konzeptionell, Die baulichen Aktivitäten lassen teilweise nach und rechtlich, finanziell) zur Umnutzung leer stehen- es besteht die Gefahr, dass einzelne Ortsteile so der Gebäude aussehen? unattraktiv werden, dass die heute schon geringer gewordenen Nachfrage gänzlich zum Erliegen • Welche nicht oder zu wenig vorhandenen Wohn- kommt. Dies führt insgesamt zu deutlichen Beein- formen (Größe, Raumaufteilung, Ausstattung trächtigungen der Ortsbilder. Gleichzeitig fehlen etc.) sollten sich in unserer Region weiterentwi- Flächen für neue, baulich angepasste Entwicklun- ckeln? Wie kann Politik und Verwaltung auf diese gen in den Innenbereichen. Entwicklung einwirken und wie kann der Gebäu- debestand daran angepasst werden? Zusätzlich verschärft die Konkurrenz um die gerin- ger werdende Nachfrage nach Wohnraum den • Wie können dabei die verschie denen Belange Wettbewerb der Kommunen untereinander und des Denkmalschutzes, Naturschutzes usw. regio- ein „weiter wie bisher“ bringt keine Lösung. nal einbezogen werden?

Abbildung 19: Beispiel eines Leerstands / Quelle: Regionalforum Hersfeld-Rotenburg

Innenentwicklung 31 Landkreis Hersfeld-Rotenburg

• Welche Möglichkeiten der Flächenbevorra- tung/Baulandmobilisierung für Kommunen kön- Dagmar nen in der Region nachhaltig umgesetzt werden Wendrich-Moritzen (planerische Grundlagen, Möglichkeiten für Zwi- Regierungs - schenerwerb, Finanzierungsmodelle, Zuschüsse präsidium Kassel für Rückbau, Handlungsmöglichkeiten für die Kommunen)? Dezernat Regional - planung, Bau- und Ziel der Arbe itsgruppe war es, die Innenbereiche Wohnungswesen, zu stärken und dem drohenden oder zunehmen- Wirtschaft den Leerstand entgegen zu wirken. Dies umfasst Abriss, Umbau, Brachflächenreaktivierung und ins- Was hat Ihnen Ihr Engagement „gebracht“ – gesamt die Nutzung der Chancen für die Innenent- persönlich und beruflich? wicklung als Identifikations-, Treff- und/oder Ver- sorgungspunkte der Orte. Die Problemlage ist in den Regionen mit Überal- terung und Bevölkerungsrückgang weitgehend Die besondere Herausforderung besteht darin, identisch. Das Problem ist aber nicht die sin- dass die Immobilien meist Privateigentümern ge- kende Nachfrage nach Wohnraum, sondern der hören, Wohnungsbauges ellschaften kaum eine Verfall der Gebäude. Der Abbruch von Gebäu- Rolle spielen und deshalb die Handlungs- und Ge- den sollte gefördert werden. Dorftypisch sind staltungsmöglichkeiten für jeden Einzelfall geprüft Freiflächen innerhalb der Bebauung. Dies stellt werden müssen. keine Beeinträchtigung desOrtsbild es dar.

Standpunkt heute! Was möchten Sie uns für die Umsetzungs- Die Hintergründe für diese Entwicklungen sind phase mit auf den Weg geben? vielfältig: Ein genereller Rückgang der Bevölkerung Es wurde deutlich, dass Konzepte nicht an den und damit ein Nachfragerückgang ist eine Ursa- Grenzen des Landkreises enden, weil die Bezüge che. Die stärkere Förderung von Neubauten ge- und Vernetzungen über diese Grenze hinweg genüber Bestandsimmobilien wurde vor einigen bestehen. Jahren geänd ert – vielleicht für ländliche Räume zu spät. Die teils überhöhten Erwartungen von Im- mobilienbesitzern, die selbst leerstehende Ge- bäude nicht veräußern, tragen auch dazu bei, dass Beispiel: Dorferneuerung in Asmushausen Abriss, Umwandlung und Wiedernutzung von Bra- chen – also neue Chancen für die Ortsentwicklung Im Rahmen der Dorferneuerung entwickelten die - verhindert werden. Bürger aus dem Bebraer Ortsteil den Wunsch, die alte und teilweise vom Verfall bedrohte Ortsmitte In den letzten Jahren wurde im Rahmen der Um- wieder zu beleben. setzung des LEADER-Prozesses durch das Landrats- amt und die Kommunen eine umfangreiche Unter Federführung des Fachdienstes Ländlicher Bestandsaufnahme „siedlungsstruktureller Pro- Raum in Kooperation mit dem Amt für Bodenma- blembereiche“ durchgeführt. Im Ergebnis liegt nagement Homberg/Efze, der Stadt Bebra und ver- eine flächendeckende Kartierung aller Orte im schiedener Fachbehörden wurde gemeinsam mit Landkreis vor, die zusammen mit Daten der Alters- den Bürgern ein Konzept zur Neugestaltung der struktur zu „Problemindikatoren“ weiterentwi- Ortsmitte auf der Basis eines städtebaulichen Ent- ckelt wurden. wurfs entwickelt. Dabei stellten sich alle regiona- len Akteure den Herausforderungen des Struktur- Über die Programme der Dorferneuerung sowie wandels und schufen im Jahr 2013 durch u.a. das Stadtumbauprogramm des Landes Hessen Neuordnung und Abbruch die Voraussetzungen sind in einzelnen Kommunen bereits konkrete zur Entwicklung eines ansprechenden dörflichen b auliche Maßnahmen erfolgt. Wohnumfeldes.

32 Innenentwicklung Gemeinsam für unsere Zukunft

Abbildung 20: Dorferneuerungsprojekt Bebra-Asmushausen / Quelle: Landkreis Hersfeld-Rotenburg

Mit dem Gesamtprojekt wird in beispielhafter • Rückbau gestalten Weise eine Ortsmitte wieder zukunftsfähig und at- Städtebauliche Entwicklungsziele sollen festge- traktiv gemacht. legt werden, um die Chancen des Bedarfsrück- gangs, beispielsweise die Gestaltung von Freiflä- chen in den Innenbereichen und damit die Ergebnisse und Handlungsempfehlungen Aufwertung der benachbarten Bestandsimmobi- Die Handlungsempfehlungen für das Thema In- lien zu erreichen. Weiterhin sollen Rahmenpläne nenentwicklung umfassen vier Kernbereiche: zur Steuerung des Rückbaus entwickelt werden – ggf. in Form ein es Muster-Rahmenplans. • Innenentwicklung vor Außenentwicklung Dies bedeutet die vorrangige Entwicklung im Be- • Flächenverfügbarkeit stand – also der Innenentwicklung – vor der Aus- Anwendung von städtebaulichen und baurechtli- weisung neuer Bauflächen sowie die Ausweisung chen Instrumenten zur Mobilisierung von Immo- neuer Bauflächen, die für den Bedarf unbedingt bilienbrachen (s.u.) und Anwendung von Mitteln notwendig sind, im Innenbereich. für Ausgleichsmaßnahmen zum Erwerb von Im- mobilienbrachen mit dem Ziel der Umnutzung • Abgestimmte Flächenentwicklung für die Ortsentwicklung. Zwischen benachbarten Kommunen soll die künftige Flächenentwicklung abgestimmt wer- Zur Umsetzung der Handlungsempfehlungen ist den, um Konkurrenz zu vermeiden. Hierzu ist eine umfangreiche bauplanungsrechtliche Exper- eine gemeinsame Vermarktung von Flächen (Ge- tise erstellt worde n, in der die Handlungsmöglich- werbe- und Wohnbauflächen sowie von „Proble- keiten, die durch die aktuelle Novelle des Bauge- mimmobilien“) zu entwickeln. setzbuchs gegeben sind, geprüft wurden. Dies

Innenentwicklung 33 Landkreis Hersfeld-Rotenburg

damit Gestaltungsregeln auf Unmut oder Wider- Volker Dietz stand bei der Bevölkerung, insbesondere den be- Architekt troffenen Immobilieneigentümern, stoßen kann. Bad Hersfeld Drittens hängen die Handlungsmöglichkeiten, wie beispielsweise der Erwerb von Immobilien, we- sentlich von der kommunalen Haushaltslage ab. Die Rolle des Kreises beschränkt sich vor a llem auf die Bereiche Vernetzung, Austausch sowie die Un- terstützung bei der Erprobung neuer Wege. Die Information und Diskussion der hier erreichten Was hat Ihnen Ihr Engagement „gebracht“ – Ergebnisse auf kommunaler Ebene ist im Hinblick persönlich und beruflich? auf eine abgestimmte Flächenentwicklung und Die Entwicklung von Szenarien erlernt. Erken- sparsamere Neuausweisungen eine direkt anste- nen individueller Chancen und Gefahren in der hende Aufgabe für die nächsten Jahre. Ziel sollte Zukunft der jeweiligen Kommune. es sein, eine gemeinsame Selbstverpflichtung der Kommunen für eine abg estimmte Flächenentwick- Was möchten Sie uns für die Umsetzungs- lung zu erreichen. Eine Mustersatzung für einen phase mit auf den Weg geben? Rahmenplan zur Innenentwicklung könnte vom Umsetzung! Vermittlung der Ergebnisse. Wei- Kreis erstellt und den Kommunen zur Verfügung terbetreuung. Alles Gute! gestellt werden, damit die Kommunen neue Wege erproben können. Dazu gehört auch, eine stärkere Vernetzung bzw. Information der Kommunen untereinander anzu- regen und ggf. zu organisieren. Der Aufbau und betrifft insbesondere Bebauungspläne für die In- die Pflege eines gemeinsamen Datenpools für ge- nenentwicklung und beschleunigte Verfahren, Vor- werbliche Problemimmobilien sowie deren Ver- kaufsrechte, Bau- oder Modernisierungsgebote, marktung werden empfohlen. Zusätzlich kann der Rückbau- und Entsiegelungsgebote, Enteignungen Landkreis durch die Bereitstellung von Daten und oder Abbruch- oder Beseitigungsanordnungen. als Vertretung von kommunalen Interessen in Richtung Land und Bund auftreten. Zusammenfassend wurde deut- lich, dass erstens die Kommu- nen die Hauptakteure für die Umsetzung dieser Strategie sind. Hier sind durch die ge- meinsame Erarbeitung im MORO-Prozess sowie durch verschiedene interkommunale Zusammenarbeiten bereits erste konkrete Schritte unter- nommen worden. Zweitens setzt die Umsetzung bzw. Anwendung des planungs- rechtlichen Instrumentariums wesentlich vom politischen Wil- len der Städte und Gemeinden voraus, dass die Anwendung der untersuchten Eingriffs- und Abbildung 21: Arbeitsgrupe Innenentwicklung / Quelle: Landkreis Hersfeld-Rotenburg

34 Innenentwicklung Gemeinsam für unsere Zukunft

4-5 Technische Infrastruktur der Bevölkerungszahl kaum vertretbar: Mit dem Rückgang der Einwohnerzahl sinken auch Wasser- Die Arbeitsgruppe im Themenbereich „Technische verbrauch und Abwasseraufkommen ab. Hinzu Infrastruktur“ setzte sich mit den Themen Frisch- kommt, dass in zunehmendem Maße technische wasserver- und Abwasserentsorgung auseinander. Lösungen für sparsamen Wasserverbrauch umge- Der Fokus der Überlegungen lag insbesondere auf setzt werden, wodurch die Nachfrage zusätzlich den Anpassungsbedarfen, die sich in Bezug auf die sinkt. Kläranlagen ergeben. Je nach Höhe des Nachfragerückgangs kann dies erhebliche Folgewirkungen haben: Bei längeren Herausforderungen Standzeiten des Trinkwassers kann es durch- Ablö In Teilbereichen besteht bei den technischen Infra- sung von Schwemmstoffen in den Leitungen zu strukturen zur Trinkwasserver- und Abwasserent- Verunreinigungen kommen. Vor allem im Sommer sorgung im Landkreis Hersfeld-Rotenburg schon kann dadurch sogar eine Wiederverkeimung des heute Handlungsbedarf: Anpassungsnotwendigkei- Wassers eintreten. Bei der Abwasserableitung ten bestehen für Teile der Anlagen und Netze insbe- kann es hingegen in den Kanälen aufgrund des sondere dadurch, dass sich mit einigen der Kläran- verringerten Durchsatzes zu Ablagerungen kom- lagen nicht überall und zu jeder Zeit die men, die wiederum im Sommer zu Geruchsbelästi- vorgegebenen Grenzwerte einhalten lassen. Eine gungen und ggf. auch zu einer verstärkten Korro- umfangreiche Sanierung oder gar der Neubau von sion führen können. Daher ist auch mit einem Anlagen und Leitungsnetzen ist jedoch vor dem Anstieg von Spüleinsätzen zu rechnen, um derar- Hintergrund des absehbar eintretenden Rückgangs tige Probleme in den Griff zu bekommen.

Abbildung 22: Lage, Größe und Betreiber der Kläranlagen im Landkreis / Quelle: Landkreis Hersfeld-Rotenburg, Datenquelle: Spiekermann & Wegener

Technische Infrastruktur 35 Landkreis Hersfeld-Rotenburg

Abbildung 23: Arbeitsgruppe Technische Infrastruktur / Quelle: Landkreis Hersfeld-Rotenburg

Der Rückgang der Einwohnerzahl hat zudem eine erhebliche Kostendimension: Die Ausgaben für den Erhalt und Betrieb der Infrastrukturen gehen nicht in dem Maße zurück wie die Verbrauchsmen- gen. Im Gegenteil könnten sich die Gesamtkosten für zusätzliche Maßnahmen zum Erhalt der Versor- gungsqualität (wie z.B. Spülmaßnahmen) oder spe- zifische Anforderungen an die Einleitung von Ab- wasser in Fließgewässer vor allem in ländlichen Räumen sogar erhöhen. Dies stellt vor allem kleinere Gemeinden vor er- hebliche Finanzierungsschwierigkeiten. Gleichzei- tig verteilen sich die Kosten für den Erhalt und Be- trieb auf immer weniger Netznutzerinnen und –nutzer, so dass die einwohner bezogenen Kosten in Teilräumen mit Bevölkerungsrückgängen ohne entsprechende Anpassungen der Infrastrukturen zum Teil erheblich ansteigen könnten.

Abbildung 24: Schematische Darstellung / Quelle: Leitfaden zur Modernisierung von Abwasserstrukturen im ländlichen Raum, Dr. Ing. Jürgen Wiese

36 Technische Infrastruktur Gemeinsam für unsere Zukunft

Der Leitfaden enthält die Beschreibung von Maß- Dr. Ing. nahmen Jürgen Wiese Gesellschaft für • zur Optimierung bestehender Abwassersysteme kommunale (z.B. durch den Einsatz von Mess- und Automati- Umwelttechnik mbH onstechnik, verfahrenstechnis che Optimierung Fulda oder Maßnahmen zur Energieoptimierung),

• zur Ertüchtigung und Umnutzung im Bestand (z.B. Abwasserteichanlagen oder Tropfkörperan- lagen) sowie Was möchten Sie uns für die Umsetzungs- phase mit auf den Weg geben? • zur Einführung dezentraler Lösungskonzepte Aufgrund der langen Abschreibungs- und Sys- mittels Kleinkläranlagen. tembindungsdauer müssen wir genau prüfen, wann und wo wir mit dem Anpassungsprozes- Um Handlungsbedarfe jedoch überhaupt frühzei- sen in der technischen Infrastruktur beginnen. tig erkennen und Maßnahmen rechtzeitig einlei- Das „Wie“ haben wir hingegen weitgehend er- ten zu können, sind umfassende Informationen arbeitet. über den bestehenden Leistungsstand der Infra- strukturen erforderlich. Die Möglichkeit der Dar- stellung mit Hilfe des Geodateninformationssys- tems (GIS) konnte durch das beteiligte Amt für Bodenmanagement dargestellt werden. Allerdings zeigt sich schon jetzt, dass nicht alle Kommunen Zielsetzungen der Arbeitsgruppe im Landkreis Hersfeld-Rotenburg über vollständige Vor diesem Hintergrund bestand die Zielsetzung und gepflegte Kanal- und Wasserleitungskataster der Arbeitsgruppe darin, Konzepte für eine Klä- verfügen. Daher besteht ein wichtiger Ansatz- rung des Abwassers zu entwickeln, die die demo- punkt zur Sicher ung der Zukunftsfähigkeit der grafischen Veränderungen berücksichtigen, um ge- Frisch- und Abwasserinfrastrukturen in der Ver- setzlich vorgegebene Standards finanzierbar vollständigung der Planwerke sowie der Zusam- einhalten zu können. menführung in eine gemeinsame Grundlage zur Beurteilung der Handlungserfordernisse in Bezug Die intensive Diskussion in der Arbeitsgruppe auf die technischen Infrastrukturen. zeigt, dass die südlichen und nordöstlichen Kom- munen (orangen Kennzeichnung) in Zukunft den Parallel zu diesen lokal und regional ansetzenden größten Handlungsbedarf haben werden (siehe Maßnahmen ist gemeinsam mit anderen Regionen Abbildung 22). vorgesehen, der Landes- und Bundesebene zu ver- deutlichen, dass sich aus neuen, durch die EU vor- Ergebnisse und Handlungsempfehlungen gegebene Standards zur Abwasserklärung vor al- Zur Unterstützung der Kommunen beim Umgang lem in ländlichen Räumen hohe Anforderungen mit diesen Herausforderungen wurden von einem und Kosten ergeben, die die finanzielle Leistungs- Abwasserexperten die technischen Möglichkeiten kraft vieler Kommunen übersteigen. Die Zielset- zur Anpassung und Nachbesserung der Anlagen in zung besteht darin, auf die Umsetzung eines spe- einem Leitfaden zusammengestellt. Dieser bie tet ziellen Förderprogramms zur Unterstützung der die Möglichkeit, geeignete Lösungsansätze einzu- Kommunen bei den Anpassungserfordernissen grenzen sowie eine Grobabschätzung der entste- hinzuwirken – oder aber, die Diskussion über eine henden Kosten durchzuführen. Auf dieser Grund- mögliche Veränderung der geschaffenen Stan- lage kann ein Ingenieurbüro eine detaillierte dards und der Vorgaben zu ihrer Umsetzung er- passgenaue technische Lösung ausarbeiten. neut anzustoßen.

Technische Infrastruktur 37 Landkreis Hersfeld-Rotenburg

5 Verstetigung und Monitoring Joachim Lindner Ärztlicher Direktor/ Die Arbeits- und Entscheidungsstrukturen, die Klinik am Hainberg während der Erarbeitung der Regionalstrategie Bad Hersfeld Daseinsvorsorge aufgebaut wurden, haben sich als wirksam und effizient erwiesen. Mit der Erarbei- tung der Regionalstrategie Daseinsvorsorge sind jedoch die demografischen Herausforderungen weder bewältigt noch abschließend bearbeitet. Mit der Regionalstrategie liegt jetzt ein strategi- sches Instrument vor, das in Zukunft umgesetzt, Was möchten Sie uns für die Umsetzungs- fortgeschrieben, erweitert und teilweise durch phase mit auf den Weg geben? Projekte konkretisiert werden soll. Wichtig ist, die Zusammensetzung der Arbeits- gruppen beizubehalten; evtl. mehr „Experten“ Vor diesem Hintergrund wurde vereinbart, dass und „Patientenvertreter“ mit einbeziehen. die bewährten Arbeits- und Entscheidungsstruktu- ren fortgeführt werden sollen. Die Lenkungs- gruppe wird auch in Zukunft die Steuerung über- nehmen und ist verantwortlich für die Fortsetzung

Abbildung 25: Zukünftige Projektorganisation / Quelle: Landkreis Hersfeld-Rotenburg

38 Verstetigung und Monitoring Gemeinsam für unsere Zukunft

Abbildung 26: Qualitätskriterien für ein Mo- nitoring-System / Quelle: Potenzial entwickeln – Organisations- beratung Ellen Ehring

und Umsetzung der Regionalstrategie sowie der Monitoring im Laufe der Erarbeitung entwickelten konkreten Die Daten und Prognosen geben den aktuellen Maßnahmen. Auch die Kontakte mit den Vertrete- Stand der jeweiligen Themen wieder. Sie müssen rinnen und Vertreter des Landes, des Regierungs- jedoch in Zukunft in regelmäßigen Abständen fort- präsidiums sowie der Hessen-Agentur sollen fort- geschrieben werden, um zu prüfen, ob die darauf geführt werden, indem sie als beratende aufbauenden Analysen und Strategien für die Mitglieder themenbezogen dem Gremium weiter- künftige Entwicklung im Landkreis weiterhin zu- hin angehören. treffend und angemessen sind. So kann die Ent- wicklungsplanung bei Veränderungen der ange- Gleichzeitig wird die kooperative Arbeitsebene nommenen Rahmenbedingungen oder durch fortgeführt, da hier die wesentlichen strategischen heute noch nicht absehbarer Einflüsse modifiziert Inhalte und Maßnahmen entwickelt und künftig und nachjustiert werden. umgesetzt werden sollen. Darüber hinaus sollen die Ergebnisse in fachplanerische Konzepte und Es müssen nicht alle Daten dazu fortgeschrieben Projekte, wie beispielsweise den Schulentwick- werden, sondern es ist ausreichend, wenn wesent- lungsplan konkretisiert und umgesetzt werden. lic he Indikatoren und Kennzahlen geprüft werden. Hierzu gehört mindestens eine Prüfung der Bevöl- Die Erarbeitung des neuen Regionalen Entwick- kerungsentwicklungen in den Städten und Ge- lungskonzeptes im Zuge der Bewerbung für die meinden. Weitere Kennzahlen werden von der neue EU-Förderperiode im Zeitraum von 2014 bis Lenkungsgruppe im Rahmen der Verstetigung dis- 2020 soll auf den erarbeiteten Ergebnissen und Er- kutiert und festgelegt. Auf der Grundlage dieser kenntnissen aufbauen und sie durch weitere Re- regelmäßigen Fortschreibung soll in den Arbeits- gionalentwicklungsthemen ergänzen. Auch die für gruppen geprüft werden, ob die Konzepte, Strate- die breite Öffentlichkeit konzipierten Veranstal- gien und Maßnahmen beibehalten oder angepasst tungen werden in Zukunft fortgeführt. werden sollen.

Verstetigung und Monitoring 39 Landkreis Hersfeld-Rotenburg

Anhang:

Projektideen im Wettbewerb „Hier will ich sein – Hier werd’ ich alt“

40 Projektideen Gemeinsam für unsere Zukunft

Unterstützung beim Kochen, Haushaltshilfe im mobiLA – Das mobile Dienstleistungs-Netzwerk des BezirksLandFrauenvereins Rotenburg Krankheitsfall • Betreuung und Begleitung von Senioren, Ein- Kurzbeschreibung kaufsservice, Hilfe bei Behördengängen Das mobile Dienstleistungs-Netzwerk will mit sei- • Hilfe bei Gartenarbeit und Grabpflege nen Angeboten Die Kosten für das Angebot sind moderat gestaltet, • zum Erhalt des vertrauten Lebensumfeldes und damit ältere Menschen, Familien und Personen mit einer selbstbestimmten und eigenverantwortli- geringerem Einkommen die Angebote nutzen kön- chen Lebensführung der Älteren beitragen nen. • flexible Angebote für Familien schaffen Jahresbeitrag Mitgliedschaft im mobiLA-Netzwerk: • und durch Erwerbsmöglichkeit die Einkommens- 60,00 € / Honorar pro geleisteter Arbeitsstunde: situation der Frauen un d Männer, die als Dienst- 11,00 € / Vermittlungsprovision: 15% des Honorars leister/innen tätig werden, verbessern. an mobiLA. Aufgaben des täglichen Bedarfs und der Versorgung, Das Dienstleister- Team besteht aus kompetenten, die (eingeschränkt oder voll umfänglich) nicht zuverlässigen und flexiblen Frauen und Männern, mehr selbst oder von Familienangehörigen über- die den kompletten Service auf selbstständiger Ba- nommen werden können, werden vom Team des sis anbieten. Der Verein unterstützt die Mitglieder mobilen Dienstleistungsnetzwerkes mobiLa ausge- bei der Organisation sowie bei der Vermittlung führt. Die Dienstleistungsangebote sind breit gefä- von Aufträgen. Dazu unterhält er eine Geschäfts- chert und richten sich nach den fachlichen Kompe- stelle, die sich über Vermittlungsprovision der tenzen der Mitglieder. Die Angebote umfassen Dienstleister/innen finanziert keine Leistungen, die in Kammern oder Verbänden Beitrag wurde eingereicht von: organisiert sind, es sei denn, die jeweiligen Mit- Gudrun Raschke, Geschäftsführerin des Bezirks- glieder von mobiLa bringen eine entsprechende LandFrauenVereins Rotenburg a. d. Fulda berufliche Qualifikation mit. Dienstleistungsange- Telefon 06627-9158930 bote sind beispielsweise: Mail: mobila-netzwerk.de • Reinigungsarbeiten, Bügel- und Wäscheservice, www.mobila-etzwerk.de

Abbildung 27: Flyer mobiLa – das mobile Dienstleistungs- Netzwerk / Quelle: mobiLa

Projektideen 41 Landkreis Hersfeld-Rotenburg

Die Seniorenanlage hält spezielle Räumlichkeiten Senioren- und Behindertenbeirat „Miteinander“ in Schenklengsfeld für Tagesaktivitäten vor, wie beispielsweise Senio- rencafe, Küche für gemeinsames Essen, Leseraum mit Bibliothek, Werkstätten, Räumlichkeiten für Kurzbeschreibung therapeutische Kurse und Behandlungen, Sport. Die Seniorenanlage „Miteinander in Schenklengs- Für Hobby-Gärtner könnte ein Garten zur Verfü- feld“ ist ein Ort, der ein Angebot für viele Tagesak- gung stehen. tivitäten älterer Menschen und Singles im Alter bereit hält und sie verstärkt in das Miteinander Ein „Haus- und Hofmeister Ehepaar mit Kindern“ der Gesellschaft (re-) integriert. Sie dient der Ent- wohnt vor Ort und bewältigt unter Anleitung eines lastung der Familienangehörigen, denen tagsüber bei der Gemeinde angestellten „Managers“ oder eine Betreuung der Eltern oder Großeltern nicht durch Beauftragung durch einen Förderverein, mit möglich ist. professionellen und ehrenamtlichen Helfern das Tagesprogramm. Das Projekt will zum Erhalt des vertrauten Lebens- umfelds beitragen, neue Erwerbsmöglichkeiten Ein Wohnobjekt im Zentrum von Schenklengsfeld schaffen und mehr Gemeinschaftsleben initiieren. wäre das Wunschobjekt. Es trägt zur Verbesserung des Orts-Erscheinungs- bildes und des Infrastrukturangebotes sowie zur Beitrag wude eingereicht von: Vermeidung von Leerstand bei. Senioren- und Behindertenbeirat Die Seniorenanlage ist KEIN Alten- und Pflege- „Miteinander“ in Schenklengsfeld; heim, auch kein Betreutes Wohnen im Heim der Edith Vollmer herkömmlichen Art. Eine stationäre Pflege findet Telefon 06629-92020 NICHT statt. Mail: standesamt@s chenklengsfeld.de

Abbildung 28: Beispiel für ein Wohn- objekt in Schenklengs- feld / Quelle: Senioren- und Behindertenbeirat „Miteinander“ Schenklengsfeld

42 Projektideen Gemeinsam für unsere Zukunft

zu leisten und noch stärker auf die Bedürfnisse der Gemeinde Alheim – „Alheim voller Energie“ Menschen in den Ortsteilen eingehen. Ziel ist, der Erhalt des vertrauten Lebensumfeldes, Kurzbeschreibung Förderung des Gemeinschaftslebens von Jung und Die Gemeinde Alheim will mit dem Wettbewerbs- Alt, Vermeidung von Einsamkeit, Erhöhung der Le- beitrag das schon vorhandene FamilienVitalZen- bensqualität und der Orts-Attraktivität für Zuzüg- trum, das vielfältigste Angebote für Jung, Alt und ler. Familien bereitstellt, absichern. Genannt seien hier auszugsweise: Elternkurse, Veranstaltungen Beitrag wurde eingereicht von: der Gemeindejugendpflege, Erzählcafes, genera- Gemeinde Alheim tionenüberg reifende Angebote, DreiGeneratio- Jennifer Freund nenKino (3GKino), Integrations- und Lebensbera- Telefon 06623-920011 tungsangebote. Mail: freund@alh eim.de Das FamilienVitalZentrum im Innerortskern befin- www.alheim.de det sich in direkter Nachbarschaft zur Kindertages- stätte, zur Umwelt Grundschule, zum Haus der Ge- nerationen und zum Wohnkonzept 55+. Ein sich in der Gründung befindlicher Generatio- nenhilfe Verein „Wir für uns- Bürgerhilfe Alheim“ soll zukünftig dazu beitragen, Nachbarschaftshilfe

Abbildung 29: Schaubild Altenhilfe- und Generationen Netzwerk Alheim / Quelle: Gemeinde Alheim

Projektideen 43 Landkreis Hersfeld-Rotenburg

Fonds zur Finanzierung von Senioren- und Pflegeimmobilien

Kurzbeschreibung Finanzierung von Senioren- und Pflege-Immobi- lien, zugeschnitten auf regionale Bedürfnisse: Über einen Fonds oder eine Genossenschaft zur Finanzierung von Senioren- und Pflegeheimen, soll der Beitrag durch eine Bürgerfinanzierung vor Ort Wertschöpfung generieren. Niedrigere Mindestbeteiligungsbeiträge (deutlich unter 20.000 €), flexib lere Teilnahmemöglichkei- ten, wie monatliches Ansparen oder erleichterte Anteilsübertragung, von potenziellen Bewohnern oder Bürgerinnen und Bürgern der Region sollen einen Verbleib und eine Streuung der Wertschöp- fung in der Region zur Folge haben. Die beteiligten (Privat)-personen erhalten hier mehrere Vorteile. Alle an der Finanzierung Beteiligte • haben im Bedarfsfall Vorrang für die Belegung ei- Abbildung 30: Herbert Mühlbauer, Bebra / ner Wo hnung, Quelle: Herbert Mühlbauer • können an das Vesorgungskonzept der Einrich- tung angegliedert werden, solange sie noch in ihrem „alten“ Zuhause leben und • werden bei der Planung zur Einrichtung einge- bunden. Für die Umsetzung des Modells wird das AWO-Al- tenzentrum Wildeck-Obersuhl vorgeschlagen.

Beitrag wurde eingereicht von: Herbert Mühlbauer, Bebra Telefon 06622-919944 Mail: [email protected]

44 Projektideen Gemeinsam für unsere Zukunft

AG 4 Zukunftswerkstatt Ronshausen: Leben in vertrauter Gemeinschaft

Kurzbeschreibung Das entwickelte Quartierskonzept setzt auf die be- sonderen Qualitäten einer gut vernetzten dörfli- chen Gemeinschaft. Es zeigt Chancen auf für eine neue Wohn- und Lebensqualität –insbesondere für ältere Menschen – um ein selbstbestimmtes, ei- genverantwortliches und generationenübergrei- fendes Zusammenleben zu ermöglichen. Zugleich soll es einen Kernbereich von Ronshausen neu be- leben und dient dem Erhalt wertvoller Bausub- stanz.

Beitrag wurde eingereicht von: Arbeitsgruppe 4 der Zukunftswerkstatt Ronshausen Rainer Lang Telefon 06622-915992 Mail: [email protected]

Abbildung 31: Wohnen in Ronshausen – Leben in vertrauter Gemeinschaft zwischen Klötze und Linde / Quelle: Zukunftswerkstatt Ronshau- sen

Projektideen 45 Landkreis Hersfeld-Rotenburg

Das Konzept „Dorfschwester“ leistet einen Beitrag Dr. Stefan Eick, Jürgen Opfer, zum Erhalt des vertrauten Lebensumfeldes, zur Gunther Schramm, Wolfgang Vollrodt „Dorfschwester“ Schaffu ng neuer Erwerbsmöglichkeiten, ermög- licht ein „Mehr“ an Gemeinschaftsleben und ver- bessert das Infrastrukturangebot. Kurzbeschreibung Das Konzept „Dorfschwester“ soll die umfassende Die Finanzierung der „Dorfschwester“ soll über ei- Betreuung der Senioren im Dorf dauerhaft sicher- nen Teilnehmerbeitrag von monatlich 50,00 Euro stellen. abgedeckt werden. Sie gewährleistet in Zusammenarbeit mit den am- Beitrag wurde eingereicht von: bulanten Pflegediensten und der Versorgungsas- sistentin Hausarzt (VERAH), die ganzheitliche Ver- Dr. Stefan Eick, Jürgen Opfer, Gunther Schramm, sorgung der Senioren zum Schutze, zur Wolfgang Vollrodt Wiederherstellung und zur Wahrung der Gesund- Schenklengsfeld-Erdmannrode heit und Selbständigkeit. Telefon 06629-807991 Mail: [email protected] Ihr obliegt die Koordination un d Leitung ehren- amtlicher Helfer, kann im Rahmen eines Mobili- tätskonzeptes eine Mitfahrerbörse koordinieren. Sie hält Kontakt zu Familienangehörigen, Verwand- ten und lokalen Versorgungseinrichtungen.

Abbildung 32: Schaubild Modell Dorfschwester / Quelle: Dr. Stefan Eick, Jürgen Schramm, Wolfgang Vollrodt

46 Projektideen Gemeinsam für unsere Zukunft

Beitrag wurde eingereicht von: Mario und Silke Klingenhöfer - Mehrgenerationenhaus Mario und Silke Klingenhöfer, Bebra Telefon 06622-916556 Kurzbeschreibung Mail: [email protected] Mit diesem Beitrag soll das vertraute Lebensum- feld erhalten und mehr Gemeinschaftsleben geför- dert werden. Ziel ist auch, die Vermeidung des Pflegeheims für die Großeltern. Aufgrund persönlicher Schicksalsschläge in der Fa- milie erwägt das junge Ehepaar Klingenhöfer einen barrierefreien Bungalow zu bauen, damit die bei- den fast 90jähri gen Großeltern nicht in ein Pflege- heim müssen. Die zusätzlichen Mehrkosten gegen- über dem ursprünglich vorgesehenen Einfamilienhaus betragen werden mit ca. 50.000 € beziffert. Abbildung 33: Barrierefreier Bungalow / Quelle: Mario und Silke Klingenhöfer

Projektideen 47 Landkreis Hersfeld-Rotenburg

Beitrag wurde eingereicht von: Selzer Konzepte – Senioren WG im Grünen Selzer-Konzepte, Martina Selzer, Wildeck Telefon 06678-919169 Kurzbeschreibung Mail: [email protected] www.selzer-konzepte.de Die Senioren WG im Grünen – konzipiert als Neu- bau – soll der Vereinsamung Älterer entgegenwir- ken UND Ort der Begegnung für die übrigen Dorf- bewohner sein. Jeder Bewohner verfügt über einen eigenen Wohnbereich, eigenen oder ge- meinsamen Gartenbereich und zusätzlich sind Ge- meinschaftseinrichtungen zum Kochen vorhanden. Der Beitrag eignet sich zur Umsetzung in kleineren Dörfern, insbesondere in Orten, die keine eigene Versorgungs-Infrastruktur (Einkaufsmöglichkeiten) mehr haben. Voraussetzung ist ein großer Bau- platz. Wohngemeinschaft und Dorf hätten positive Wechselwirkungen aufeinander: durch den neu geschaffenen sozialen Ortsmittelpunkt steigt die Wohnqualität auch für die Dorfbewohner, vor al- lem die Älteren.

Abbildung 34: Beispielfläche „Hönebacher Dorfwiese“ / Quelle: Selzer Konzepte

48 Projektideen Gemeinsam für unsere Zukunft

Beitrag wurde eingereicht von: Initiative Wohnen im Alter- Das Ringhaus als Seniorenwohnanlage Selzer-Konzepte, Martina Selzer, Wildeck Telefon 06678-919169 Kurzbeschreibung Mail: [email protected] www.selzer-konzepte.de Alleinstehenden älteren Menschen, ohne nah wohnende Angehörige, soll ein Leben in Gemein- schaftgegen Vereinsamung ermöglicht werden. Eine architektonische Umsetzung für ein Zusam- menleben von 8-14 Personen bietet eine ange- messene Kombination aus Rückzugsmöglichkeiten und Gemeinschaftseinrichtungen. Mit dem flexi- blen Ringhau s-Modul der Fa. Holzbau Kühlborn in Spangenberg lassen sich mehrere Module variabel kombinieren, um große Grundflächen zu erzielen. Die Module lassen sich barrierefrei und kosten- günstig zu einem größeren Ganzen verbinden. Der Energieverbrauch ließe sich durch eine Wärme- pumpe und Photovoltaik-Anlage (rechnerisch) ab- decken.

Abbildung 35: Modell eines Ringhaus Moduls / Quelle: Holzbau Kühlborn, Spangenberg – Selzer Konzepte

Projektideen 49 Landkreis Hersfeld-Rotenburg

Ziel ist es das Selbsthilfepotenzial der Einwohner- Licheröder Potenzial-Landkarte für das Mitei- schaft zu aktivieren, Teilhabe zu organisieren, das nander der Generationen und selbstbestimmte Lebensführung im Alter Dorf als lebendigen Begegnungsort zu verstehen, Wissen und Erfahrungen von Menschen unter- schiedlichen Alters und sozialen Hintergrundes zu- Kurzbeschreibung sammen zu bringen, und Verbundenheit unterei- Licherode entwickelt aus „eigener Kraft“ Bera- nander zu stärken. tungs- und Unterstützungsangebote für ein selbst- bestimmtes Leben im Alter. Dies geschieht, indem Beitrag wurde eingereicht von: sich die Dorfgemeinschaft auf die vielfältigen Ta- lente und Fähigkeiten der jungen und alten Dorf- Harald und Luisa Kühn, Alheim-Licherode bewohner/innen besinnt. Telefon 05664-930993 Mail: [email protected] Diese werden mit einer Potenzial-Landkarte sicht- [email protected] bar und für das Miteinander verfügbar gemacht.

Abbildung 36: Luisa Kühn und Jaqueline Feik bei der Erarbeitung eines Besuchsplans / Quelle: Harald und Luisa Kühn

50 Projektideen Gemeinsam für unsere Zukunft

VR-Immobilien & Service GmbH

Kurzbeschreibung Die VR – Bank als Dienstleister arbeitet seit 2007 zum Thema „Demografischer Wandel“, um zu- kunftsfähige Lösungen für die Region zu finden. Dabei wurden auch Ideen entwickelt, die neben den Sparten Immobilienvermittlung und Hausver- waltung, über den gewöhnlichen Dienstleistungs- umfang einer Bank hinausgehen. Der Beitrag soll Senioren den Lebensabend im Eigenhe im ermögli- chen, indem Unterstützung in Bereiche angeboten wird, die Pflegeinstitute gewöhnlich nicht abde- cken; beispielsweise Gebäudepflege, Zahlungsver- kehr, Betrugsprävention, Behördenmanagement, Abwesenheitsservice und Telefonservice.

Beitrag wurde eingereicht von: VR-Immobilien & Service GmbH, Oliver Woschek, Bad Hersfeld Telefon 06621-163701 Mail: [email protected] www.vr-is.de Abbildung 37: Schaubild aus Bewerbung / Quelle: VR Immobilien & Service GmbH

Projektideen 51 Landkreis Hersfeld-Rotenburg

moderne Wohnfunktionen notwendigen Einrich- Architektenbüro Dorbritz: Kurze Wege zum Mittendrin tungen wie Loggien, Freisitze, technische Einrich- tungen und Aufzüge VOR das Gebäude gelegt wer- den. Im Innern des Gebäudes wird sich auf die Kurzbeschreibung reine Sanierung beschränkt. Damit werden Bau- In Bad Hersfeld besteht die Problematik, geeig- kosten eingespart, wertvolle Bausubstanz erhalten nete Nutzungen für die stadt- und ortsbildprä- und gleichzeitig entsteht eine neue, gestalterisch gende zum Teil historische Bausubstanz zu finden. hochwertige Architektur als Symbiose von Alt und Gleichzeitig besteht ein zunehmender Bedarf an Neu. Wohn- und Lebensraum für die älter werdende Bevölkerung. Deren Bedarfe sind: Bestmögliche Beitrag wurde eingereicht von: Versorgung und Infrastruktur, Kommunikatives Architekturbüro Dorbritz, Bad Hersfeld Umfeld und kurze Wege zum Mittendrin und nach Telefon 06621-9297-0 Möglichkeit Erhalt oder Verbesserung der ge- Mail: offi[email protected] wohnten Wohnqualität. www.dorbritz.de Der Wettbewerbsbeitrag hebt darauf ab, Zielkon- flikte zwischen Bedarf, Bauweise und denkmalpfle- gerischen Aspekten aufzulösen – indem: alle für

Abbildung 38: Planbeispiel aus Wettbewerbsbeitrag / Quelle: Architekturbüro Frank Dorbritz

52 Projektideen Gemeinsam für unsere Zukunft

Einmal gebaut, kommt das 3 GHaus den nächsten Dipl. Ing. Helmuth Glaser Planungs- und Ingenieurbüro, „3Generationenhaus“ Generationen zugute. Die Erstellungskosten sind für den „Durchschnittsbauherrn“ erschwinglich. Erstellt in Modul- oder Holzrahmenbauweise kön- Kurzbeschreibung nen die Häuser im Kreis Hersfeld-Rotenburg gefer- Der Architekt hat einen Pflegefall in der Familie als tigt und überall in Deutschland montiert werden. Anlass genommen, schon junge Bauherren bei der Planung zu sensibilisieren, dass es sinnvoll ist, bar- rierefrei und behindertengerecht für mehrere Ge- Beitrag wurd e eingereicht von: nerationen ausgelegt, zu bauen; weil damit das Dipl. Ing. Helmuth Glaser Wohnen im eigenen Haus bis ins hohe Alter er- Planungs-und Ingenieurbüro, Rotenburg a.d. Fulda möglicht wird. Telefon 06623-919585 Mail: [email protected] Anford erungen an das Haus sind eine ökologische, energieeffiziente und unterhaltungsarme Bau- weise, nachhaltige Baustoffe, kein Sondermüll, keine Wohngifte. Das Haus ist flexibel und kann mit geringfügigen Kosten, Veränderungen im Le- ben der parallel lebenden Generationen gewähr- leisten. Die Wohnqualität ist gewährleistet, da jedes Ge- schoss einen Wintergarten, Terrasse oder Balkon hat - dazu gleich oder nachrüstbar.

Abbildung 39: Entwurfsskizze 3 Generationenhaus / Quelle: Planungs- und Ingenieurbüro Dipl. Ing. Helmuth Glaser

Projektideen 53 Landkreis Hersfeld-Rotenburg

ren) abgeleitet werden. Im Wesentlichen müssen Land (er)leben nur Gelder aufgewendet werden, die ohnehin schon eingeplant sind, wie bspw. Wohngeld für die Langzeitarbeitslosen in Frankfurt oder Dorfsanie- Kurzbeschreibung rungsmittel im Landkreis. Ansonsten wird das Pro- Ziel ist die Begrenzung des demografischen Wan- jekt im Wesentlichen von privaten Investoren und dels in ländlichen Regionen bei gleichzeitiger Ent- Teilnehmern getragen. Der größte Aufwand liegt schärfung der prekären Wohnsituation in Groß- für die beteiligten Kommunen in der Initialisie- städten am Beispiel von Frankfurt/Main und dem rung, Koordination und Betreuung des Projektes. Landkreis Hersfeld-Rotenburg. Die Fragestellung Doch die Chancen für alle Beteiligten rechtfertigen lautet: diesen Aufwand,“ so die Autoren. Kann ein freiwilliger Umzug kinderreicher Fami- lien, die in Frankfurt von Langzeitarbeitslosigkeit Beitrag wurde eingereicht von: betroffen sind, in Dörfern des Landkreises Hers- Converticon GmbH, Niederlassung Bad Hersfeld; feld-Rotenburg Synergien für alle Beteiligten frei- Martin und Daniel Knauff, Thomas Schaumlöffel setzen? Inwieweit kann dies politisch förderungs- Telefon 06621-18830 würdig gestaltet werden? Und unter welchen Mail: m.knauff@converticon.net Voraussetzungen wären Investoren bereit, leer www.converticon.com stehende, dörfliche Immobilien zu sanieren und zu vermieten? Im bestmöglichen Fall könnte die Fa- milie diese Immobilie selbst erwerben, wenn sie wirtschaftlich erstarkt ist. Im Konzept werden die Vort eile für die vier ge- nannten Akteursgruppen heraus gearbeitet. Für den Landkreis Hersfeld-Rotenburg werden bei- spielsweise folgende Vorteile genannt: Vereine könnten wieder Jugendliche gewinnen; die hiesigen Arbeitsagenturen können gezielt Ar- beits- und Ausbildungsstellen an hochmotivierte Menschen vergeben. Denn Menschen, die bereits einen Umzug auf sich genommen haben, um ihre persönliche Lebenssituatio n nachhaltig zu verbes- sern, werden auch hochmotiviert mit den Agentu- ren an der Vermittlung ihrer Arbeitskraft arbeiten. Durch das vorrangige Gewinnen kinderreicher Fa- milien wird dem demografischen Wandel entge- gengewirkt. Ein weiterer Vorteil liegt in der Erhal- tung der dörflichen Bausubstanz. Zur Unterstützung der Integration der Familien in die Dorfstruktur sind im Konzept Patenschaften durch Senio ren vorgesehen. Die Antragsteller ziehen folgendes Fazit: „Durch einen Umzug von Langzeitarbeitslosen Fa- milien in kleine Dörfer können erhebliche Vorteile für alle beteiligten Akteure (Familien, Stadt Frank- Abbildung 40: Titelblatt des Wettbewerbsbeitrag „Land (er)Leben“ / furt, Landkreis Hersfeld-Rotenburg und Investo- Quelle: Converticon GmbH

54 Projektideen Gemeinsam für unsere Zukunft Impressum Herausgeber Kreisausschuss des Landkreises Hersfeld-Rotenburg Friedloser Str. 12 36251 Bad Hersfeld

Verfasser Martin Albrecht, Büro Gertz Gutsche Rümenapp, Hamburg Dr. Michael Glatthaar, Büro proloco Glatthaar/Lehmann, Göttingen, Bremen

Unter Mitwirkung von Anja Csenar, Marion Gümpel, Sigrid Wetterau

Layout und Druck Deutsches Institut für Stadt und Raum e.V. Glockdruck GmbH & Co. KG

Bildnachweis Kreisausschuss des Landkreises Hersfeld-Rotenburg

Hinweis Die hier vorliegende Kurzfassung der Ergebnisse aus dem Modellvorhaben Regionalstrategie Daseinsvorsorge basiert auf dem ausführlichen Ergebnisbericht der MORO-Region Hersfeld-Roten- burg, den detaillierten Ergebnissen und Expertisen zu den Themen Innenentwicklung und Wasser/ Abwasser sowie auf ergänzenden Informationen, die im Rahmen von Gesprächen mit der Projekt- koordinierung und den Leiterinnen und Leitern der Arbeitsgruppen gewonnen wurden.